Lehrheft 25
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Lehrheft 25
F e r n l e h rg a n g Baubiologie 25 Der Baubiologe in der Praxis Zur Volltextsuche Prof. Dr. Anton Schneider Wolfgang Maes, Sachverständiger für Baubiologie, Journalist Prof. Dr. Volker Zahn, Umweltmediziner und Arzt Reinhard Doser, Unternehmer und Handwerksmeister Karlheinz Müller, Unternehmensberater, Dipl.-Holztechniker, Fa. Baufritz Heinz Steinmeyer, Dipl.-Holztechniker, Naturfarbenhersteller u.a. Dr. Hans Löffland, Ingenieurbüro für Bauökologie Winfried Schneider, Architekt Institut für Baubiologie + Oekologie, 83115 Neubeuern Inhalt Heft 25 Der Baubiologe in der Praxis 1. Vorwort 3 2. Der Baubiologe in der Praxis – Prof. Dr. Anton Schneider 4 3. Was machst Du da als Baubiologe? 20 Wolfgang Maes, Sachverständiger für Baubiologie und Journalist 4. Beziehung der Baubiologie zu den Heilberufen 42 Prof. Dr. Volker Zahn, Umweltmediziner und Arzt 5. Der baubiologische Unternehmer 61 Reinhard Doser, Unternehmer und Handwerksmeister 6. Der baubiologische Unternehmensberater 65 Karlheinz Müller, Dipl.-Holztechniker, Fa. Baufritz 7. Der baubiologische Handwerker 71 Heinz Steinmeyer, Dipl.-Holztechniker, Naturfarbenhersteller, Schreiner u.a. 8. Der baubiologische Ingenieur 81 Dr. Hans Löfflad, Ingenieurbüro für Bauökologie 9. Der baubiologische Architekt 85 Winfried Schneider, Architekt, Mitarbeiter des IBN Anmerkung: Alle Autoren haben die Zusatzqualifikation zum "Baubiologen IBN" erworben 10. Weiterbildung "Baubiologische Messtechnik IBN" 97 11. Gründung einer "Beratungsstelle für Baubiologie IBN" 98 Anhang: • Fragebogen "Baubiologische Hausuntersuchungen" • Baubiologischer Gebäudecheck C Copyright IBN - Neubeuern 5/2005 101 106 Der Baubiologe in der Praxis Kap. 1 25 1. Vorwort A m Ende des Fernlehrgangs möchten wir zunächst allen gratulieren, die den nicht immer einfachen und umfangreichen Lehrgangsinhalt durchgearbeitet haben. Möge Ihnen allen die Baubiologie eine Bereicherung und Orientierung für Ihre berufliche wie private Zukunft sein. Ganz besonders bedanken wir uns bei den mitwirkenden Autorinnen und Autoren und sonstigen Mitarbeitern des Fernlehrgangs für ihre wichtigen und sinnvollen Beiträge. Dieses abschließende Lehrheft soll die Situation verschiedener baubiologisch orientierter Berufsgruppen darstellen, die Möglichkeiten und Notwendigkeiten einer vernetzten, solidarischen Zusammenarbeit beschreiben und das Verständnis füreinander fördern. Den Studierenden werden Perspektiven aufgezeigt, wie man die Baubiologie in seine Arbeit integrieren, seine Existenz sichern bzw. sich beruflich umorientieren kann. Zu diesem Zweck haben wir die Autoren dieses Lehrheftes gebeten, zu folgenden Aspekten Stellung zu nehmen: • Persönliche baubiologische Entwicklung und Stellenwert der Baubiologie im Beruf wie im Privatleben, • Berufsalltag – auch über den Tellerrand des rein baubiologischen Fachwissens hinaus, • Beziehung zu Vertretern anderer (baubiologisch orientierter) Berufsgruppen sowie zu Bauherren bzw. Kunden, • Wege zu einer sinnvollen interdisziplinären Zusammenarbeit und Kooperation. Alle Autoren dieses Lehrheftes sind wichtige Wegbegleiter der Baubiologie. Vorerst werden sich nicht alle baubiologisch orientierten Berufsgruppen in dieser Aufzählung wiederfinden. Im Rahmen der Aktualisierung und Ergänzung des Fernlehrgangs werden deshalb weitere Beiträge folgen. IBN 3 25 Vo r s t e l l u n g d e s Autors s. Rubrik Der Baubiologe in der Praxis Kap. 2 2. Der Baubiologe in der Praxis – Prof. Dr. Anton Schneider “ A u t o re n ” a m A n f a n g d e s F e r n l e h rg a n g s “Ich schlief und träumte, das Leben sei Pflicht. Ich erwachte und sah, die Pflicht war Freude.” Tagore Grundsätzliche Gedanken Bauen und Wohnen sind lebensnotwendig; sie gehören, wie Nahrung und Kleidung zu den Grundbedürfnissen des Lebens. Jeder Mensch lebt in einer Behausung und ursprünglich (teilweise noch heute) bauten sich die Bewohner ihre Häuser eigenhändig, wie im Tierreich. Zum einzelnen Haus gehört auch die nähere und weitere Wohnumwelt, der soziale Aspekt des Wohnens, die Lebensgemeinschaft – nicht nur mit den Nachbarn, sondern auch die Kooperation mit der Natur, mit der lokalen Umwelt. Auch Versorgung (materiell und sozial) und Entsorgung sowie Arbeit, Bildung und Erholung sind Bestandteile dieser Kooperation. Aus dieser Betrachtung wurde die Definition für den neuen Fachbereich formuliert: "Baubiologie ist die Lehre von den ganzheitlichen Beziehungen zwischen den Bewohnern und ihrer Wohnumwelt." Daraus ergeben sich die lebenswichtigen, sinnvollen und umfassenden Anmerkung: Selbstverständlich ist damit stets auch die feminine Form Baubiologin gemeint Aufgaben des Baubiologen, der ein Idealberuf sein kann, wie kaum ein anderer. Laut Schätzung fallen nur ein Drittel aller Berufe unter diese Kategorie, während ein Drittel aller Berufstätigen weitgehend entbehrliche bzw. unnötige und ein weiteres Drittel schädliche Aufgaben leisten. Eigentlich passt der Beruf Baubiologe nicht in die moderne berufliche Entwicklung einer übertriebenen Arbeitsteilung und Spezialisierung, die nur unter rein wirtschaftlichen Prinzipien zu rechtfertigen ist. 4 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 2 25 Vom Standpunkt einer Baufamilie aus betrachtet, besteht in zunehmendem Maße die Notwendigkeit und der Wunsch nach einem Bauberuf mit Vermittler-Funktion; denn wer baut, ist zahlreichen Spezialisten 1 . A rg u m e n t f ü r d e n “Baubiologen IBN” ausgeliefert und deshalb fachlich überfordert. Der Baubiologe soll diese Lücke schließen. Aber ist er nicht auch überfordert? Von ihm wird in erster Linie ein guter praxisnaher Gesamtüberblick über alle baulichen Tätigkeiten erwartet, der laufend aktualisiert werden sollte. Freilich muss er dabei "Mut zur Lücke" haben. Ein Baubiologe als Bauleiter braucht nicht alles selbst zu wissen und zu tun; ähnlich wie der Dirigent eines Orchesters, der gewöhnlich auch nicht alle Instrumente selber spielen kann. Der Baubiologe ist ganzheitlich und interdisziplinär (fachübergreifend) orientiert. Er soll beim Bauen und Sanieren seine besondere Gabe zur Kooperation von Spezialisten einerseits und seiner Auftraggeber andererseits wahrnehmen. Dazu gehören neben fachlichem Können auch ein hohes Maß an Persönlichkeitsbildung, wie Verantwortung, Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft, um als Anwalt des Bauherrn dessen Interessen optimal vertreten zu können. Experten soll er nur nach Bedarf heran- “Fachleute, die von ziehen und ihre Arbeit überwachen. Diese sind wegen ihrer fachlichen immer weniger immer Schmalspurigkeit oft befangen und blind für ganzheitliche Zusammenhänge, häufig sind sie auch auftrags- bzw. interessenpflichtig. mehr wissen, bis sie von nichts alles wissen” Außer den baulichen Fragen soll der Baubiologe auch die gesundheitlichen, ökologischen, ökonomischen und sozialen Ansprüche berücksichtigen. "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut." Goethe Am Einsatz talentierter Baubiologen wird es künftig liegen, inwieweit die gesundheitsschädliche Bausubstanz richtig saniert wird und ob es gelingt, eine zukunftsweisende Bau- und Siedlungskultur mit öko-sozialer und humaner Orientierung aufzubauen. IBN 5 25 Kap. 2 Der Baubiologe in der Praxis Historische Entwicklung Die baubiologische Bewegung begann – aus der Not geboren – in den 60er Jahren. Die Motive ihrer Entstehung sind analog denen der Naturund Umweltschutzbewegung, der Reformhaus- und Naturkostläden, des biologischen Land- und Gartenbaus usw. Grundsätzlich ist es eine von der Gesamtbevölkerung ausgehende Besinnung auf ein naturgemäßes, gesundes, ökologisch orientiertes Leben. Und dies vorwiegend als Folge zunehmender Zivilisationskrankheiten, der Abkehr des Menschen von der Natur sowie sozialer Missstände. Man erkennt als tiefere Ursache des Dilemmas, dass der Mensch als Teil der Natur nur in Harmonie mit den Naturgesetzen geistig, seelisch und körperlich gesund bleiben bzw. werden kann. Das künstliche Leben – inmitten synthetischer Stoffe als Fremdkörper in der Natur – bringt Unordnung und Krankheit mit sich. Die baubiologische Bewegung strebt nach der ursprünglichen Einheit von Mensch – Natur – Architektur. Die eigentliche Ursache der Umkehr lag und liegt somit in der tiefen Einsicht, dass die als falsch und zerstörerisch erkannten Irrwege unserer materialistischen Massengesellschaft verlassen werden müssen, um neue, oft einsame Wege zu gehen. Dazu gehört Mut, Verantwortung und Durchhaltevermögen. An theoretischen Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen mangelte es anfangs, nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern ebenso bei den zuständigen “alten” Berufen (Architekten, Bauingenieure, Bauhandwer2 . A rg u m e n t f ü r d e n “Baubiologen IBN” ker, Soziologen, Arzt, Heilpraktiker usw.). Von ihrer Ausbildung her waren und sind diese auf die neue, mehr oder weniger chaotische, einseitig und materialistisch auf Gewinn ausgerichtete Situation nicht vorbereitet. Gerade bei ihnen verhindert häufig der Berufsstolz (die Arroganz des Fachmanns) das notwendige Umdenken. 6 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 2 25 Man muss diese Zusammenhänge verstehen, um zu erkennen, dass Baubiologie primär eine Laienbewegung ist und dass der neue Beruf Baubiologe auch von daher seine Existenzberechtigung hat und grundsätzlich nicht an einen bestehenden Beruf – am naheliegendsten wäre Architektur – gebunden werden sollte. Dies vor allem so lange nicht, 3 . A rg u m e n t f ü r d e n “Baubiologen IBN” als das Fachgebiet Baubiologie nicht umfassend an den einschlägigen Lehranstalten gelehrt wird. Und daran mangelt es noch weitgehend. An immer mehr Hochschulen werden gewisse ökologische Einflüsse des Bauens in vorhandenen Studiengängen gelehrt. Eine an sich erfreuliche Entwicklung, doch nur unter der Voraussetzung, dass diese Lehre dem ganzheitlichen, objektiven Anspruch wirklich gerecht wird. Und diesbezüglich bestehen erhebliche Zweifel, zumal in der heutigen "Phase der Integration" der Baubiologie, in der sie nicht mehr wie jahrzehntelang ignoriert und/oder bekämpft wird, sondern anerkannt ist, aber auch vermarktet wird. Dies ist eine gefährliche Situation, die viel Aufmerksamkeit, Konsequenz und Verantwortung seitens aller auf dem baubiologischen Sektor Tätigen erfordert. Experten allein können die besonderen Aufgaben der Baubiologie nicht erfüllen. Dazu sind in erster Linie berufene, qualifizierte, kreative Menschen mit einem ökosozialen Bewusstsein nötig. 4 . A rg u m e n t f ü r d e n “Baubiologen IBN” In der Öffentlichkeit traten als erste Baubiologen in den 60er Jahren besonders Dr. med. Hubert Palm und Prof. Hinrich Bielenberg (Tierarzt) auf. Dr. Palm als Arzt wurde bekannt durch zahlreiche Vorträge sowie durch sein Buch "Das gesunde Haus". Prof. Bielenberg hat als Wissenschaftler (Uni Braunschweig) in Tierversuchen den Nachweis erbracht, dass Gesundheit und Leistung von Haustieren, die in mit Naturbaustoffen gebauten Ställen gehalten werden, wesentlich besser sind als wenn sie in Ställen aus synthetischen Materialien leben. IBN 7 25 Kap. 2 Der Baubiologe in der Praxis Im "Forschungskreis Geobiologie" unter Dr. med. Ernst Hartmann befasste man sich auch mit den Standortproblemen und dem Einfluss von Gebäuden auf Gesundheit und Wohlbefinden des Menschen. Als Mitglied dieser Gesellschaft wurde ich mit der Bildung der "Arbeitsgemeinschaft Gesundes Bauen und Wohnen" (AGBW) 1968 beauftragt. Diese Arbeitsgemeinschaft ist die Vorläuferin des 1973 von mir gegründeten und geleiteten ersten "Institut für Baubiologie" (anfangs in Stephanskirchen, dann in Rosenheim). Hauptgrund der damit verbundenen Trennung von der AGBW war eine zu starke Identifizierung der Baubiologie mit Geobiologie und Radiästhesie. Hinzu kamen in zunehmendem Maße spezielle Anforderungen auf baubiologischem Gebiet. Das Image der Radiästhesie war in der Öffentlichkeit schlecht; nicht reproduzierbare Mutungsergebnisse in durch die AGBW durchgeführten Versuchsreihen konnten dieses Negativimage nicht aufwerten. Damit durfte die Baubiologie nicht vorbelastet ihren ohnehin schwierigen Weg antreten. Wissenschaftlich wird man sich in Starke Beeinflussung des Denkens, Fühlens, Wo l l e n s o d e r H a n delns eines Menschen unter Umgehung der rationalen Persönlichkeitsanteile. Täuschung. D i e n i c h t e r f ü l l b a re Wu n s c h v o r s t e l l u n g oder Erwartung, die s u b j e k t i v a l s re a l i s i e r b a r e r l e b t w i rd der Baubiologie aber weiter mit radiästhetischen Fragen befassen. Das gleiche gilt heute übrigens auch für Geomantie und Feng-Shui, zwei umstrittene Lehren, die weitgehend noch nicht wissenschaftlich fundiert sind, sondern mehr oder weniger auf Erfahrungswerten, Suggestion und Illusion beruhen. Mit gesundem Menschenverstand lassen sich deren Ratschläge teilweise auch gewinnen. In die Baubiologie sollten diese Einflüsse vorerst nicht integriert werden. Nur auf wissenschaftlicher Basis hat die Baubiologie eine Chance, anerkannt und ihren besonderen Aufgaben gerecht zu werden. Selbstverständlich kann sich jeder außerhalb der Baubiologie mit den oben genannten Lehren beschäftigen und seine Erfahrungen machen. Auch wenn wissenschaftlich nachvollziehbare Ergebnisse noch fehlen, fördert die kritische Auseinandersetzung damit den sensiblen Umgang mit unserer Umwelt. 8 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 2 25 Erwähnenswert ist an dieser Stelle, dass es mir 1972 erstmals weltweit gelang, an der Fachhochschule Rosenheim einen Lehrauftrag für Baubiologie zu erhalten (im Fachbereich Holztechnik, später auch bei den Innenarchitekten). Die Zustimmung des bayerischen Kultusministeriums war vor allem auf das besondere Interesse an diesem neuen Fach und das Engagement der Studenten zurückzuführen (die Kollegen verhielten sich weitgehend ablehnend). Baubiologie wurde zunächst als Wahlfach, später als Wahlpflichtfach bis 1982 an der FH Rosenheim angeboten. In der Geschichte der Baubiologie war dies sicherlich ein Durchbruch, der immer mehr Nachahmung und damit auch eine öffentliche Anerkennung der Baubiologie finden wird. Schließlich war dieser Lehrauftrag an der FHR auch die Voraussetzung für den Fernlehrgang Baubiologie. Ohne die umfangreichen, zeitaufwändigen und kostspieligen Vorleistungen – (insbesondere Zusammenstellung des Lehrstoffs) – wäre der 1974 staatlich zugelassene Lehrgang wahrscheinlich nicht oder erst viel später zustande gekommen. Durch den Fernlehrgang Baubiologie sind seither rund 8.000 Teilnehmer baubiologisch ausgebildet worden. Aufgrund der Multiplikatorwirkung ein ganz besonderer Erfolg für die Gesamtentwicklung der 5 . A rg u m e n t f ü r d e n “Baubiologen IBN” Baubiologie, der auch die gewachsene Berechtigung dieser Ausbildung und dieses Berufs begründet. Seit 1974 wird auch als wesentlicher Beitrag auf dem Lebensweg der Baubiologie die Fachzeitschrift "Wohnung + Gesundheit" (W+G) sowie die Schriftenreihe "Gesundes Wohnen" herausgegeben. Die Zeitschrift W+G dient nicht nur der Öffentlichkeitsarbeit, sie ist zugleich wichtiges Fachorgan und Bindeglied der Baubiologen und aller am gesunden Bauen und Leben Interessierten. IBN 9 25 Kap. 2 Der Baubiologe in der Praxis Das Verhalten der meisten staatlichen Stellen gegenüber der Baubiologie war und ist als zurückhaltend bis ablehnend einzustufen. Versuche zur Kontaktaufnahme wurden meistens abschlägig beantwortet. Bezeichnend dafür ist eine Aussage von Oskar Schneider, Bundesminister für das Bauwesen in den achtziger Jahren: "Nie wurde so gesund gebaut wie heute". Gegen eine solche "Vogel-Strauß-Politik", die bei Baubehörden auch heute noch weit verbreitet ist, lässt sich schwer ankommen. Hier wird nach dem Motto "das darf nicht wahr sein" argumentiert. Auf Dauer lässt sich die Wahrheit jedoch nicht unterdrücken. s. Lehrheft "Umwelt und Standort", Kap. 2.2 Das zeigt allein der Holzschutzmittel-Skandal. Nach Aussage eines Staatsanwalts während des bekannten langjährigen Frankfurter Holzschutzmittel-Prozesses müssten den Geschädigten zur Wiedergutmachung des angerichteten Schadens (Sanierung, Entsorgung, Therapie, Schmerzens- We r t 1 9 9 5 geld) Beträge in der Größenordnung von 50 Milliarden Euro gezahlt werden. Für Gebäudeschäden wurden weitere 185 Mrd. Euro geschätzt. Haftbar wäre eigentlich der Staat, der die Verbreitung der giftigen Mittel zugelassen hat. Doch man hat es in diesem Prozess erreicht, dass die Betroffenen weitgehend ihrem Schicksal überlassen bleiben. Mit solch unangenehmen Prozessen hat die Baubiologie in der rauhen Praxis leider auch zu tun. Auch das IBN war mehrmals damit konfrontiert, zum Glück erfolgreich. Um diesen Herausforderungen gewachsen vgl. Lehrheft " B a u re c h t . . . " , Kap. 5 zu sein und im Wettbewerb bestehen zu können, ist Kooperation auf lokaler und globaler Ebene wichtig. Nicht egozentrischer Zank und Kampf um Zuständigkeiten und Konkurrenz-Mentalität, wie gewöhnlich, sondern kreatives Wetteifern und Zusammenarbeit beim Aufbau einer human und ökologisch orientierten Wohnumwelt muss das Leitprinzip jedes Baubiologen sein. 10 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 2 25 Das Institut für Baubiologie + Oekologie Neubeuern (IBN), führt die von den Vorgängern 1983 übernommenen Aufgaben als unabhängige private Institution fort. Der ökologische Aspekt wurde mit aufgenommen, um die alles umfassenden Umweltprobleme ("alles steht mit allem in Beziehung"!) stärker zu berücksichtigen. Ergänzend zum Fernlehrgang Baubiologie werden seit 1992 Seminare zur Ausbildung zum "Baubiologischen Messtechniker" angeboten. s. Kap. 10 Die jüngste Kreation des IBN ist die Gründung der "Stiftung Baubio- w e i t e re I n f o s b i t t e logie – Architektur – Umweltmedizin" (BAU). Ihre Aufgaben sind vor allem die Förderung baubiologischer Forschung, Lehre und der prakti- i m I B N a n f o rd e r n oder siehe w w w. b a u b i o l o g i e . d e schen Anwendung. In Notfällen (z.B. unverschuldete Prozessfälle von allg. Bedeutung) soll die BAU solidarisch helfen. Durch diese Einrichtung soll zugleich der nötigen Zusammenarbeit zwischen Bau- und Heilberufen ein Anstoß gegeben werden. Damit ist die Stiftung BAU eine wichtige Basis für alle baubiologisch Tätigen. Diese Institution sollte noch viel mehr als gemeinsame Chance zu aktiven und passiven Initiativen erkannt und genutzt werden. Das IBN pflegt von Anfang an regen Kontakt mit zahlreichen Ländern, in denen zum Teil “Schwesterinstitute” entstanden (Österreich, Italien, Schweiz, Holland, Spanien, Russland, USA, Argentinien, Australien/ Neuseeland, Indien). Als besonders wichtiges Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist die Übersetzung des Fernlehrgangs und dessen Verbreitung in englisch, italienisch und aktuell in spanisch und russisch sprechenden Ländern zu werten. Ein Grundprinzip des IBN war nie der Aufbau einer personell starken Institution, sondern die Koordinierung verschiedenster Fachleute bzw. Institutionen weltweit. Im IBN sollen die Fäden zusammenlaufen und zusammengehalten werden. Nur so kann weltweit vorhandenes Spezialwissen zu einem ganzheitlichen Konzept zusammengeschweißt werden. Allen, die auf diese Weise die Baubiologie mitgetragen und weiterentwickelt haben, möchte ich an dieser Stelle danken. IBN 11 25 Kap. 2 Der Baubiologe in der Praxis Das Berufsbild des Baubiologen In der langen, etwa 40-jährigen Entwicklung hat sich die neue Disziplin Baubiologie und das Berufsbild des Baubiologen geformt. Baubiologen sind berufen (oder sollten es sein), nach dem Motto "gut – wahr – schön" eine "heile Welt" in der nachindustriellen materialistisch orientierten Epoche des 21. Jahrhunderts aufbauen zu helfen. Das mag übertrieben klingen. Aber ohne eine gewisse Utopie und besondere Leitmotive und ohne Begeisterungsfähigkeit sind berufliche Erfolge kaum zu erwarten. "Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist." Victor Hugo Gemessen an den vielseitigen und den weltweit zunehmenden Auf6 . A rg u m e n t f ü r d e n “Baubiologen IBN” gaben der Baubiologie und Ökologie können die beruflichen Chancen des Baubiologen als sehr gut bezeichnet werden. Über alle politischen Grenzen hinweg muss künftig baubiologische und ökosoziale Sanierungsund Aufbauarbeit geleistet werden – möglichst nach dem Prinzip "Hilfe zur Selbsthilfe", damit auch das Umdenken in der Bevölkerung sowie die persönlichen Fähigkeiten der Menschen mobilisiert werden. Es mag vorteilhaft sein, dass es noch kein festgeschriebenes Berufsbild für den Baubiologen gibt. Der freien beruflichen Entfaltung sind dadurch weniger Grenzen gesetzt; situationsgemäß ist der Einsatz flexibel. Im Einzelfall ergeben sich zahlreiche Arbeitsmöglichkeiten für den Baubiologen. Er kann selbständig oder angestellt, allein oder gemeinsam, umfassend oder spezialisiert tätig werden. Anregungen für die Berufsgestaltung ergeben sich anhand der zahlreichen Vorbilder. Das IBN z.B. ist schwerpunktmäßig tätig in der Lehre 12 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 2 25 (Fernlehrgang, Seminare) sowie in der Forschung, Öffentlichkeitsarbeit (Zeitschrift, Schriftenreihe, Vorträge), Beratung, Grundstücks- und Hausuntersuchung, Planung, Prüfung von Baustoffen, laufenden Auswertung der neuen Fachliteratur usw. Diese umfassende Tätigkeit kann nur im Rahmen einer größeren Institution geleistet werden. In der baubiologischen Praxis wurden seit über 25 Jahren zahlreiche Dienstleistungs-, Untersuchungs- und Beratungsstellen gegründet; außerdem spezielle Produktions- und Handelsfirmen. Allein in der Adressenliste "Baubiologische Beratungsstellen" des IBN, die laufend vgl. Kap. 11 in "Wohnung + Gesundheit" veröffentlicht wird, bieten viele Baubiologen ihre Dienste an. Viele Baubiologen arbeiten regional zusammen und einige haben lokale Ökozentren gegründet, eine Entwicklung, die sehr zu empfehlen ist. Denn nur so können die anfallenden Aufgaben optimal erfüllt werden und dadurch ergeben sich viel bessere Möglichkeiten, örtlich wirklich etwas in Bewegung zu setzen, z.B. Ökodörfer zu bauen, politischen Einfluss in besonderen Fragen der Bau- und Siedlungspolitik auszuüben, das Interesse der Bevölkerung für die Baubiologie zu wecken, die Medien für unsere Öffentlichkeitsarbeit zu gewinnen, mit anderen Berufen zu kooperieren, letztlich laufend Aufträge für alle Beteiligten zu erhalten und damit auch Arbeitsplätze zu schaffen. Anstelle der üblichen Konkurrenz sollte in der baubiologischen Berufspraxis das Miteinander, die Kooperation maßgebend sein. Wir sollten auch hier mit gutem Beispiel vorangehen. Schließlich besteht zwischen Zusammenarbeit einerseits und Biologie/ Ökologie, Gesundheit, Humanität, Soziologie, Baukultur andererseits eine Wesensverwandtschaft, die in der baubiologischen Praxis beispielgebend und zukunftsweisend zum Ausdruck gebracht werden könnte. IBN 13 Kap. 2 25 Der Baubiologe in der Praxis Zusammenstellung typischer beruflicher Tätigkeiten des Baubiologen Aus dieser Darstellung und aufgrund der Entwicklung in der Praxis lassen sich folgende Aufgaben für Baubiologen ableiten: 14 1. Beratung privater und öffentlicher Institutionen, gewerblicher Bauherren sowie von Firmen (z.B. Baufirmen, Baustoffhersteller, Handwerker) und von Medizinern 2. Haus- und Standortuntersuchung (besonders als baub. Messtechniker) 3. Bauplanung, Baubleitung und Bauaufsicht (Neubau und Sanierungen), ggf. auch betreuend und/oder mitwirkend 4. Prüfen von Bau- und Leistungsbeschreibungen bzw. Angeboten 5. Angebot baubiologisch orientierter Handwerkerleistungen 6. Anleitende Mithilfe beim Bauen und Sanieren 7. Maklertätigkeit für Immobilien 8. Zusammenarbeit mit Ärzten, Heilpraktikern, Architekten, Bauhandwerkern, Grundstücksmaklern u.a. 9. Koordination von Spezialisten zur Bildung baubiologischer Zentren, die gemeinsam alle einschlägigen Aufgaben erfüllen sollen 10. Öffentlichkeitsarbeit in und mit allen Medien 11. Durchführung von Kursen, Seminaren, Bildungsurlaub usw. 12. Lehre an Ausbildungsstätten aller Art 13. Mitarbeit bei der Stadt- und Dorfsanierung, in Agend 21-Gruppen, und Bürgerinitiativen usw. 14. Organisation und Betreuung beim Aufbau von Ökodörfern und Ökostädten, Heil- und Erholungszentren 15. Politisches Engagement im Rahmen einer demokratischen Gesellschaftsordnung 16. Mitwirkung bei der nötigen baubiologisch orientierten Neufassung von Regeln der Bautechnik und Normung sowie von Verordnungen und Gesetzen 17. Prüfung von Baustoffen, Geräten, Hauspflegemitteln u.a. 18. Maßnahmen gegen Hausschädlinge (Insekten, Pilze u.a.) und Bauschäden aller Art 19. Herstellung und Vertrieb von Baustoffen und -teilen, Installationen, Einrichtungen usw. IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 2 25 20. Förderung der Solararchitektur und regenerativer Energiequellen (Wasserund Windkraft, Erdwärme, Biogas usw.) mit dem Ziel einer lokalen und autarken Energieversorgung 21. Mitwirkung bei der Müllvermeidung, beim Recycling sowie bei einer ökologischen Entsorgung 22. Mithilfe beim Aufbau einer Siedlungskultur auf der Grundlage ethischer, gesundheitlicher, naturgemäßer und ökosozialer Orientierung. Anhand dieser 22 Punkte ergibt sich ein Berufsbild als Orientierungshilfe besonders für den angehenden Baubiologen sowie allgemein zur Darstellung des neuen Berufs in der Öffentlichkeit. Mit solchen einschlägigen Fertigkeiten, die man sich nachträglich bzw. in Ergänzung zur baubiologischen Aus- und Fortbildung u.a. im Rahmen von angebotenen Praktikas im In- und Ausland aneignen kann, lassen sich die persönlichen beruflichen Chancen beliebig erweitern bzw. verbessern. Es wird weiterhin empfohlen, auch die "25 Grundregeln der Baubiologie” im Hinblick auf berufsspezifische Aufgaben und Möglichkeiten zu s. folgende Übersicht prüfen. Diese Grundregeln haben den Zweck, übersichtlich eine ganzheitliche Darstellung über den Idealzustand baubiologischer Häuser und Siedlungen abzugeben. Sie dienen zugleich der beruflichen Orientierung sowie der Fortbildung des Baubiologen. Die zahlreichen Anregungen zur persönlichen Berufsfindung sowie zur Beschreibung des Berufsbildes Baubiologe in folgender Übersicht mögen genügen. Der Baubiologe gehört in erster Linie der Sparte der Sozialberufe an; eine genaue Abgrenzung ist generell und im Einzelfall nicht möglich, weil die Funktionen des Baubiologen sehr vielseitig und ganzheitlich sind. IBN 15 25 25 Grundregeln der Baubiologie 16 Der Baubiologe in der Praxis Kap. 2 Lehrheft Nr. Aufgaben für den Baubiologen 1. Bauplatz ohne natürliche und künstliche Störungen 2 11 19 Standort-, Schlaf-, Arbeitsplatz-Untersuchung mit objektiven Messgeräten. Radiästhetische Tests (mit Mikroorganismen, Pflanzen u.a.) mögl. in Zusammenarbeit mit Ärzten. Aufklärung über die Grenzen der klassischen Radiästhesie. 2. Wohnhaus abseits von Emissions- und Lärmquellen 2 13 14 19 Messung des Lärmpegels, des Geruchs und der Schadstoffbelastung der Außenluft (einschl. Asbest). Erkundigungen einholen über geplante Maßnahmen bzgl. Gewerbeansiedlung, Infrastruktur usw. Schallschutzmaßnahmen aller Art, Pflanzungen als Schallschutz und zur Filterung von Staub. 3. Dezentralisierte, lockere 2 Bauweise in durchgrün- 16 ten Siedlungen 18 19 24 Einfluss auf Siedlungs- u. Städteplanung (u. -Sanierung). Bürgerinitiativen und Wohngesellschaften gründen/betreuen. Das Tabu "Bauen im Außenbereich" hinterfragen ..., ökosoziale Raumordnung durchsetzen. Naturnahe Freiflächengestaltung. 4. Wohnung und Siedlung individuell, naturverbunden, menschenwürdig, familiengerecht und sozial 16 17 18 24 Ähnlich wie Punkt 3. Hausbau betreuen (Eigen- wie Handwerkerleistungen). Künstlerisch Tätige integrieren. Siedlungsgemeinschaften (z.B. Genossenschaft) bilden. Demonstrationsprojekte bauen und durch Medien dafür werben. Senioren, Kinder, Behinderte, Kranke integrieren. 5. Baustoffe natürlich und unverfälscht 4-7 Baustoffprüfung und Auswahl nach ganzheitlichen Kriterien (Herstellung 15 bis Entsorgung bzw. Recycling). Fachliteratur auswerten. Beratung von 23 Baugesellschaften, Architekten, Bauhandwerkern, Baufamilien usw. 6. Natürliche Regulierung 3 der Raumluftfeuchte 7 unter Verwendung 8 feuchteausgleichender Materialien 7. Geringe und rasch abklingende Neubaufeuchte 8. Ausgewogenes Maß von 3,7 Barackenklima verhindern durch richtigen Einsatz speicher- u. dämmfähiger Wärmedämmung und 10 Baustoffe. Beschattung. Passive Sonnenenergie (bes. durch Fenster u. Wände Wärmespeicherung 24 an der Südseite) nutzen. Pfufferzonen im Norden. 9. Optimale Oberflächen- 3 Messung der Temperaturen (Raumluft u. Oberflächen), Temp.-Schwankunund Raumlufttempera- 7,8 gen u. Temp.-Gradienten in den versch. Räumen. Beratung über Sanierungsturen 10 und Verhaltensmaßnahmen (auch zur Energieeinsparung). 10. Gute Luftqualität durch 3 natürlichen Luftwechsel 10 13 CO2- und Schadstoffmessungen. Schulungen zum richtigen Lüften. Fachgerechte Auslegung kontrollierter Lüftungsanlagen bzw. -geräte sowie deren regelmäßige Wartung. 11. Strahlungswärme zur Beheizung 8 10 Konvektion bzw. Strömungswärme ersetzen durch Strahlungwärme (Wandflächenheizung, gemauerte Öfen usw.). Niedrigenergieheizung. 12. Ohne Ausbreitung elektromagnetischer Felder und Funkwellen 7 11 12 Elektromagn. Felder und hochfrequente Wellen messen und vermeiden. Abschirmmaßnahmen. Beratung/Sanierung (gemeinsam mit Elektrofachkraft). Hilfe für Elektrokranke. 13. Erhaltung des natürlichen luftelektrischen Gleichfeldes 7 11 Ionisation und elektr. Gleichfeld in Räumen messen – in Abhängigkeit von Lüftung und Baustoffen. Mangel an Kleinionen (i.d.R. negative Ionen) in bewohnten Räumen verhindern. 14. Keine Veränderung des natürlichen Erdmagnetfeldes 7 11 Magnetfeldmessungen. Störungen (Verzerrung, Erhöhung) besonders an Liege- und Sitzplätzen verhindern helfen. Keine ferromagnetische Baustoffe/ Hilfsstoffe usw. verwenden. Diffusionsfähige und hygroskopische Naturbaustoffe auswählen. Raumluftfeuchte messen. Dampfsperrende Materialien möglichst vermeiden! Sanierungsmaßnahmen zur Vermeidung trockener oder zu feuchter Raumluft – mit Kontrollen (grafische Aufzeichnung). 3 Trockenbaustoffe empfehlen (z.B. Holz, Trockenestrich, trockene Lehmsteine 6,7 und -platten usw.). Messung der Raumluft- und Baustofffeuchte – besonders 13 bei Schimmelproblemen. Beratung über richtiges Lüftungsverhalten. 15 IBN Der Baubiologe in der Praxis 25 Grundregeln der Baubiologie Kap. 2 Lehrheft Nr. Aufgaben für den Baubiologen 15. Verwendung von 7 Baustoffen mit geringer 11 Radioaktivität Grundstück, Baustoffe und Haus bzgl. radioaktiver Strahlung und Radongas untersuchen. Mithilfe bei Wahl der Baustoffe und Betreuung erforderlicher Sanierungsmaßnahmen. 16. Orientierung des Schall- 14 und Vibrationsschutzes 24 am Menschen Bauliche Lärmschutz-Maßnahmen durch entspr. Baustoffauswahl, Bauart bzw. Detailausbildung optimieren. Außen- u. Innenlärm (Tritt- u. Luftschall) messen – Sanierungsmaßnahmen. Evtl. Experten einsetzen (besonders bei schwierigen Vibrationsproblemen und Infrarotschall). 17. Geruchsneutral oder angenehmer Geruch ohne Abgabe von Giftstoffen 3,7 Geruchsprüfungen (Raum u. Baustoffe). Raumluft- und/oder Material13 Analysen. Sorptionsfähige Naturbaustoffe mit angenehmem oder neutralem 23 Eigengeruch einsetzen. 24 18. Weitgehende Reduzierung von Pilzen, Bakterien, Staub und Allergenen 3,4 Messungen, Beratungen und Sanierungen entsprechend dem Standard der 6,7 baubiologischen Messtechnik. 8 13 19. Bestmögliche Trinkwasserqualität 9 Auswahl geeigneter Rohre und Armaturen. Trinkwasseranalysen. Entwicklung und Beratung bzgl. Wassersparkonzepten wie z.B. wassersparende Armaturen, Grau- und Regenwassernutzung 20. Zu keinen Umweltproblemen führend 5 6 9 10 13 19 Sondermüll usw. schon bei der Bauplanung vermeiden. Grundstücksuntersuchung wegen Altlasten (auch Gartenboden infolge Einsatz von Herbiziden, Insektiziden usw.). Verwertung von Abbruchmaterial und Müll. Baustoffe mit geringer Primärenergie und regional vorkommend wählen. Entsorgung von Garten-, Haushaltsabfällen und Fäkalien durch Kompostierung, Pflanzenkläranlage und/oder Humustoilette empfehlen/planen. Fragebogen “Hausuntersuchungen” und Baubiol. Gebäudecheck ausstellen zur ganzheitlichen Bewertung und damit auch zum gesunden Bauen anregen. s. Anlage IBN 25 21. 8 Minimierung des Energieverbrauchs unter 10 weitgehender Nutzung regenerativer Energiequellen 22. Baustoffe bevorzugt aus der Region, den Raubbau an knappen und risikoreichen Rohstoffen nicht fördernd 4 5,7 21 23 Nachwachsende Rohstoffe verwenden (z.B. Holz, Stroh, Wolle, Sisal, Hanf, Kokosfasern, Schilf, Flachs). Verzicht auf Materialien, die aus knappen und/oder umweltproblematischen Rohstoffen (Erdöl, Metalle usw.) hergestellt sind. Baustoffe aus der Region fördern. Weite Transportwege meiden. 23. Naturgemäße Licht-, Beleuchtungs- und Farbverhältnisse 11 12 22 23 Tageslicht weitgehend nutzen. Künstl. Beleuchtung mit Tageslicht-Spektrum. Elektrosmog meiden. Naturfarben verwenden. Variation entspr. den Lieblingsfarben der Bewohner. Licht- u. Farbtherapie (evtl. gemeinsam mit Arzt/Heilpraktiker). Beleuchtungsstärke messen und ggf. optimieren. 24. Anwendung ergonomischer Erkenntnisse zur Raumgestaltung und Einrichtung 20 21 Beratung über Wohnphysiologie und Ergonomie in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen (bes. Schlafplatz-Optimierung). 25. Berücksichtigung harmonikaler Maße, Proportionen und Formen 16 17 Bei Planung von Neu- und Umbauten auf harmonikale, naturgemäße, organische, schöne Gestaltung der Häuser achten; desgleichen beim Siedlungsbau. Optimale Nutzung der passiven und aktiven Sonnenenergie und anderer regenerativer Energiequellen. Niedrigenergie- und Passivhauskonzepte. Energiesparende Heizungskonzepte. 17 25 Der Baubiologe in der Praxis Kap. 2 Der soziale Aspekt ergibt sich aus dem ständigen Kontakt mit Menschen, die Rat und Hilfe brauchen; Fragen der Gesundheitsvorsorge, der Heilung (aufgrund von Diagnose und Therapie/Sanierung) und des Wohlbefindens stehen dabei im Vordergrund. Dies nicht nur bei einzelnen Personen und Familien, sondern auch bei Gemeinschaften, Institutionen, Firmen und ganz allgemein. Besondere Beachtung sollte dabei der Entstehung ökosozialer Siedlungen – (als Lebensgemeinschaften und als Zellen eines gesunden Volkes) – gewidmet sein. An das Wohl der Kinder und an die ungelösten Seniorenprobleme sei dabei besonders gedacht. Die Baubiologie bliebe Stückwerk, wenn sie sich diesen brennenden Fragen nicht vordergründig widmen würde. Ausblick Der Erfolg des Baubiologen bleibt nicht aus, wenn er stets das Beste gibt, wenn er mit Sorgfalt, Fleiß, Ehrlichkeit und Können seinen kleinen und großen Aufgaben nachkommt. Lebenslanges Lernen und – nicht zuletzt – Bilden zu höheren Bewusstseinsstufen sind dafür Voraussetzung. Eine Orientierung des Baubiologen für sein angestrebtes Berufs- und Lebensbild mag die folgende Darstellung über den "Wertewandel in der Gesellschaft" sein. Wertewandel in der Gesellschaft Phase Arbeitsgesellschaft ab 1945 1. Situation Mangel 2. Ziel Überleben Besserleben 3. Einstellung Arbeit als Lebenssinn 4. Ethos Leistung 5. Produktnutzen Gebrauchswert 6. Haltung solidarisch 7. Thema Ökonomie Protestgesellschaft ab 1965 Emanzipation Andersleben Selbstverwirklichung "Anti"-Haltung Erlebniswert egoistisch Ökologie Erlebnisgesellschaft ab 1985 Überfluss Erlebensmaximierung Freizeit als Zeitvertreib Positionsgüter Prestigewert egozentrisch Psychologie Erkenntnisgemeinschaft ab? Sinnsuche Ganzheitliches Leben Freiheit als Lebenssinn Ästhetik Gestaltungswert selbstlos Universalität (Quelle: Götz E. Rehn, Achberger Symposium 1995) 18 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 2 25 Diese Entwicklungsstufen kennzeichnen nicht nur eine Gesellschaft, sondern auch Einzelpersonen. Manche stagnieren bei den primitiven Anfangsstufen, andere überspringen ganze Stufen, um schließlich das Lebensziel und den Sinn des Daseins in der Endstufe der menschlichen Evolution zu suchen. Dies und damit zugleich die Überwindung der Sinnkrise sollte Ziel des Baubiologen sein. Für Zusammenarbeit, nicht nur mit Kollegen sondern auch mit anderen Berufen, sollte der Baubiologe stets offen sein, besonders wenn er sich bei schwierigen Aufträgen nicht sicher ist. Die Gebühren sollten angemessen, rücksichtsvoll und für den Auftraggeber tragbar sein. Zu achten ist auch auf das Image als Baubiologe, das man sich von Anfang an schaffen muss. Auch am guten Ruf der Baubiologie insgesamt sollte er solidarisch mitwirken. Es gilt schließlich, die Berufs- und Lebenserfahrungen an andere, besonders an den baubiologischen Nachwuchs, weiterzugeben. Der erfahrene Baubiologe kann vor allem den Jüngeren eine Chance bei ihrer Existenzgründung geben, indem er sich durch sein Angebot an Kursen, Seminaren, Praktikas usw. an deren Aus- und Fortbildung beteiligt. Möge Ihnen Ihr Traumberuf Erfolg, Zufriedenheit und Lebensfreude bringen! IBN 19 25 Kap. 3 Der Baubiologe in der Praxis 3. Was machst Du da als Baubiologe? Wolfgang Maes, Sachverständigenbüro für Baubiologie und Umweltanalytik (Baubiologie Maes), 41464 Neuss, www.maes.de Seit über 20 Jahren arbeitet Wolfgang Maes für die Baubiologie, fast von Anfang an in enger Zusammenarbeit mit dem IBN. Vor allem ihm ist es s. Kap. 10 und Lehrheft “Strahlung”, Anhang zu verdanken, dass mit der "Baubiologischen Messtechnik" ein wichtiger und international anerkannter, weil objektiv nachvollziehbarer Standard zur Durchsetzung wichtiger baubiologischer Forderungen geschaffen wurde. Zahlreiche Fachartikel in "Wohnung + Gesundheit" ergänzen seine Bücher Ve r t r i e b I B N "Stress durch Strom und Strahlung" und “Stress durch Wohngifte und Pilze”, die sich längst als wichtige Standardwerke der Baubiologie entwickelt haben. Zahlreiche IBN-Seminare zum Thema Messtechnik wurden von ihm ins Leben gerufen und geleitet. Bei der Ausarbeitung der Lehrhefte “Strahlung”, “Elektroinstallation” und “Luft und Schadstoffe” half er beratend mit. Die Baubiologie ist eine junge Wissenschaft. "Was machst Du da als Baubiologe?", werde ich oft gefragt und höre mich dann antworten: "Ich kümmere mich um Umweltrisiken in Häusern." Die nächste Frage ist: "Was macht Häuser so riskant?" Das zum Beispiel: Elektrosmog, Wohngifte, Pilze und andere Störungen. Das wird von Baubiologen analysiert, gemessen, dargestellt und darüber wird aufgeklärt. Ich war 17 Jahre Redakteur einer großen rheinischen Tageszeitung. Hier und in der Freizeit habe ich mich engagiert mit dem vielschichtigen Problem der Wirkungen von Umweltrisiken, besonders von elektromagnetischen Feldern und Schadstoffen, auf biologische Organismen beschäftigt. Da ich zu Schulzeiten in Physik und Chemie immer nur schlechte Noten zu verantworten hatte und auch sonst kaum diesbezügliches Interesse gezeigt habe, kam ich natürlich nicht ganz freiwillig auf die Idee, mich mit diesem Themenkomplex derart intensiv zu befassen. 20 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 3 25 Viele chronische Krankheiten brachten mich erst nach langer Zeit der verzweifelten Suche nach Gründen für meine ständigen Beschwerden unter anderem auch auf die Idee, eine baubiologische Wohnungs- und Schlafplatzuntersuchung durchführen zu lassen. Viele Aktivitäten schulmedizinischer, naturheilkundlicher, psychotherapeutischer und auch alternativer Art zeigten nicht den erhofften Erfolg. Ich war und blieb jahrelang mehr oder minder krank. Die Odyssee durch alle möglichen und unmöglichen schulmedizinischen und naturheilkundlichen Instanzen setzte sich fort. Die Krankenversicherung zahlte weiter. Fachärzte bissen sich an mir die Zähne aus. Der Arbeitgeber musste zu oft ohne mich auskommen. Mir ging es schlecht. Lebensqualität, was war das? Herzanfälle zwangen mich mehrmals in die Intensivstationen der Krankenhäuser. Der Zuckerspiegel wollte nicht besser werden. Allergien und unerträgliches Hautjucken, Schwächeanfälle, kalter Schweiß, Schwindel, Durchblutungsstörungen, Kribbeln in den Gliedmaßen, Kopfschmerzen, Ohrenrauschen, Angst. Immer diese Angst. Zum Schluss Depressionen. Kein klarer Gedanke, keine Lust mehr auf irgendwas, nur noch durchhängen. Es ging nicht mehr ohne Schmerzmittel und Psychopharmaka. Arztbesuche nonstop. Heute beim Kardiologen, morgen beim Hautarzt, übermorgen das x-te EEG beim Neurologen. Wieder eine Computertomografie, noch eine Röntgenaufnahme. Zweimal die Woche beim Psychotherapeuten. Zwei Wochen Urschrei-Therapie in Los Angeles, zwei Wochen Reinkarnations-Therapie in München. Zum Gesundbeter nach Griechenland, zum Handaufleger nach Holland. Dann zum Guru. Hier gab es Encounter, Körperarbeit, Rebirthing, Meditation, Selbsterfahrung. Dünger für die Seele, frischer Wind für die ramponierte Psyche. Aber, der Körper blieb krank. Ernährungsumstellung: statt Pommes nur noch Müsli, statt Cola Kräutertee, statt labberigem Toast kräftiges Vollkornbrot, statt Süßigkeiten einheimisches Obst. Nüsse statt Chips, frisches Gemüse statt Konserven, IBN 21 25 Kap. 3 Der Baubiologe in der Praxis Sojafleisch statt Schweinehaxe, knackige Salate statt Kuchen und Reformhaus statt Supermarkt. Das war überzeugend. Das schmeckte und tat wirklich gut. Trotzdem, Rückfälle kamen bald, ich blieb krank. Vielleicht war es der Standort, die Wohnung, sogar mein Bett? Ich folgte der Anregung eines Naturheilarztes und lud einen Rutengänger in die Wohnung. Vier weitere Rutengängerbesuche folgten in den Wochen danach. Und stets war ich erstaunt über die schillernde Widersprüchlichkeit der Ergebnisse und Interpretationen. Da waren hier eine Wasserader, da ein Currynetz, dann eine Verwerfung im Spiel. Die vielen Aussagen deckten sich in keinem Punkt. Die vermuteten Wasseradern waren mal links im Raum, mal rechts, dann wieder weit hinten. In jedem Fall befanden sie sich unter dem Bett, obwohl jenes schon mehrmals verstellt worden war und jedes Mal woanders stand. Dazu kamen reihenweise ko(s)mische Gitternetze, Benkerstreifen, Hartmannkreuzungen, Uranlagerstätten, Gestirnsstrahlen, abladende Zonen und Mineralölquellen... Die Ruten zuckten, die Pendel kreisten. Der Grundriss meiner Wohnung wurde gnadenlos zugekritzelt mit den verschiedensten und meist als Krebszonen ausgewiesenen geopathischen Quälgeistern. Fünf Grundrisse hatte ich nach fünf Rutengängerbesuchen in meiner Hand. Alle fünf sahen ganz anders aus. Zweifelhafte und teure Entstörvorschläge mit allen möglichen und unmöglichen Matten und Geräten habe ich schon damals skeptisch aufgenommen und vorsichtshalber nicht befolgt. Aber ich wagte das Experiment des nochmaligen Bettplatzwechsels in den kleinen Bereich, der von allen Radiästheten als störfrei übrig gelassen wurde. Der einzige unberührte Fleck auf meinen fünf übereinander geschobenen Grundrissen. Die einzigen als gut bezeichneten Quadratmeter meiner großen schönen Dachgeschosswohnung. Die fünffach so eindringlich zugesagten gesundheitlichen Sanierungserfolge und die mit erhobenen Zeigefingern avisierten Entzugserscheinungen blieben aus. 22 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 3 25 Einige Monate später fand ein vom Hausarzt empfohlener so genannter Baubiologe zahlreiche und offensichtlich recht starke elektrische und magnetische Felder in meinem Schlafraum. Eine Altbauel-Ektroinstallation mit reichlichen Defekten brüchigen Stegleitungen in den Wänden und mangelhafter bzw. nicht vorhandener Erdung, unnötig viele elektrische Geräte, wie Radiowecker, Stereoanlage, Anrufbeantworter, Fernsehapparat, und meterweise unter Spannung stehende Verlängerungskabel in direkter Nähe und unmittelbar unter meinem Bett strahlten um die Wette. Sie setzten meinen Körper derart unter elektrische Spannung, dass auf meiner Haut wahrhaft ein billiger Prüfschraubenzieher, ein simpler Phasenprüfer aus dem Baumarkt, bedrohlich rot aufleuchtete. Ich bin doch keine Steckdose! Auch das Leitungssuchgerät, ebenfalls für ein paar Euro in jedem Elektromarkt erhältlich, summte und schnarrte auf meinen Armen, Beinen, dem Hals, der Nasenspitze… Ich bin doch kein Elektrokabel. Die Felder des knapp einen Meter vom Bett entfernten Sicherungskastens und ein paar Kleintrafos am Kopfende des Bettes sorgten für eine bedenkliche magnetische Zugabe. Ein ständig eingeschaltetes Funkgerät am Kopfende des Bettes (wichtige Journalisten brauchen so was) rundete das stressige Bild ab. Ich befolgte die Sanierungsvorschläge des Fachmanns, ließ zusätzlich noch eine magnetisierte Federkernmatratze aus meinem Bett (eine Kompassnadel drehte sich auf der Liegefläche um die eigene Achse), den knisternd elektrostatisch geladenen Synthetikteppich und die pestizidbehandelten Schurwollbrücken vom Fußboden und den formaldehydausgasenden Billigschrank aus meinem Schlafraum verschwinden und... wurde in den Wochen danach zusehends gesünder! Der erste konkrete Erfolg nach langen Jahren des Leids! Meine Beschwerden verringerten sich schnell. Mir ging es von Tag zu Tag besser. Vier Monate nach den baubiologischen Sanierungen war ich frei von Medikamenten. Schmerzen, Ängste, Depressionen … verschwanden. IBN 23 25 Kap. 3 Der Baubiologe in der Praxis Ich schlief besser ein, besser durch, kürzer, traumloser und wurde frischer wach. Die Welt fühlte sich wieder gut an. Die behandelnden Ärzte schienen eher verwirrt als erfreut. Das ist nun über 20 Jahre her, und rückblickend bin ich dankbar, weil jene Veränderungen mit die wichtigsten und aufbauendsten meines Lebens waren. Diese Provokation veränderte mein Leben. Neugierig, wie Journalisten nun mal sind, begann ich mich theoretisch heftig für das zu interessieren, was mir da praktisch widerfahren war. Darüber wollte ich eine Geschichte für meine Zeitung schreiben. Immerhin hatte ich das beste Fallbeispiel schon parat: mich selbst. Fehlten nur noch die Recherchen für das fachliche Drumherum. Und das wurde schwierig. Es gab nur wenige gut informierte Fachleute, die Erfahrung hatten und für Auskünfte zur Verfügung standen. Deren Aussagen waren teilweise widersprüchlich. Kontakte zu Universitäten und Ärzten endeten oft mit einem Lächeln der alles und nichts wissenden Professoren, Doktoren, Biologen und Physiker. Jede Antwort zog neue Fragen nach sich. Ich war wissbegierig und verwirrt. Die Baubiologie schien mir noch sehr jung zu sein. Ich liebe Dinge, die nicht in vorgedachte Schablonen passen, aber für eine gute und fachlich fundierte Geschichte reichte das noch lange nicht. Die Recherchen gingen weiter, dauern jetzt immer noch an. Die frisch heranwachsende Wissenschaft namens Baubiologie ließ mich nicht mehr los. Der kritisch hinterfragende Journalist war schon lange nicht mehr vom leidenschaftlich experimentierenden und forschenden Privatmann zu trennen. Es gab einige wenige Seminare, an denen ich regelmäßig und begeistert teilnahm, und es gab Fachleute, denen ich über die Schultern gucken durfte und die mir auf die Sprünge halfen. Bald gab es eine stattliche Zahl von teuren Messgeräten, mit denen ich die Nächte und die Wochenenden verbrachte. Lehrgänge über Baubiologie, Umweltanalytik und Naturheilkunde im In- und Ausland faszinierten mich und forderten den letzten Rest der knapp bemessenen Zeit. 24 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 3 25 Meine Anstellung bei der Zeitung habe ich aufgegeben und das Hobby zum Beruf gemacht. Ich wurde in meiner zweiten Lebenshälfte baubiologischer Sachverständiger, blieb aber auch freier Fachjournalist für Umweltfragen. Seit rund 20 Jahren mache ich nun baubiologische Messungen und Beratungen in Häusern, Wohn- und Schlafräumen, an Arbeitsplätzen und auf Grundstücken. Ich halte Vorträge, bilde aus, leite Seminare, mache Öffentlichkeitsarbeit, arbeite für Zeitungen und Fachzeitschriften, gestalte Radio- und Fernsehsendungen mit, werde von Gerichten bestellt, von Ärzten, Therapeuten, Verbänden, Initiativen und Behörden konsultiert und schreibe Gutachten, Informationen, Aufklärungsbroschüren, sogar ganze Bücher. Was für ein toller Beruf. Ein kleines engagiertes Team qualifizierter und baubiologisch erfahrener Mitarbeiter, Partner und Sachbearbeiter steht mir zur Seite. Wir von der "Baubiologie Maes" sind ein unabhängiges Team von Fachleuten und Sachverständigen: Baubiologen, Ingenieure, Chemiker, Biologen, Akademiker, Autodidakten, Wissenschaftler, Praktiker... Wir arbeiten nach dem professionellen "Standard der baubiologischen Messtechnik" und anderen internationalen Richtlinien. Wir kümmern uns um Elektrosmog (also um elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder) und andere Umweltrisiken, wie Radioaktivität und Radon, Wohngifte und das Raumklima, Fasern und Staub, Bakterien und Pilze, Schall und Vibration... Wir messen, prüfen, begutachten, beraten, passen auf, klären auf. Wir alle wollen, dass unsere Kunden (und nicht nur die) risikolos wohnen, schlafen und arbeiten. Unsere Dienstleistung ist die Bewusstmachung und Reduzierung von hausgemachtem Umweltstress im individuell machbaren Rahmen. Wir arbeiten mit vielen Ärzten, einigen Heilpraktikern und Therapeuten eng zusammen, welche ihre Patienten bei auffälligen umweltmedizinischen Diagnosen, beim geringsten Verdacht auf Innenraumprobleme oder auch nur vorsorglich an uns empfehlen, unsere baubiologischen Messungen auf ihre schulmedizinische oder naturheilkundliche Weise IBN 25 25 Kap. 3 Der Baubiologe in der Praxis kontrollieren und die Erfolge der vollzogenen Sanierungen bestätigen. Wir arbeiten auch zusammen mit Bauherren, Architekten und Handwerkern und beraten sie bei Neubauprojekten oder Umbaumaßnahmen. So gibt es inzwischen neben zahlreichen Wohnhäusern auch einige Kliniken, Schulen und Kindergärten, die nach unseren kritischen baubiologischen Maßstäben errichtet oder umgebaut wurden. Weiter werden wir von Verbraucherinitiativen und -verbänden, Krankenkassen und Versicherungen, Umwelt- und Gesundheitsämtern, Bürgerinitiativen und Gerichten gefordert und empfohlen. Wir verwandeln bei einer baubiologischen Untersuchung einen Raum in ein physikalisches Messlabor. Verschiedene Geräte lösen unterschiedliche Messaufgaben: elektrisch, magnetisch, radioaktiv, toxisch, mikrobiologisch... Spannung, Strom, Strahlung, Welle, Ladung... Feldstärke, Dosis, Frequenz, Modulation... Empfindliche Apparate brummen, Zeiger schlagen aus, Schreiber zeichnen auf, Rechner zählen. Nicht Spürbares wird spürbar, nicht Hörbares wird hörbar, nicht Sichtbares sichtbar. Wissen ersetzt Glauben. Information wird zur Grundlage für Entscheidungen und Veränderungen. Der Bundesgesundheitsminister stellt fest: "Jeder dritte ist umweltkrank." Die Krankenkassen bestätigen: "30 % der Versicherten sind durch Umwelteinflüsse krank geworden." Die Weltgesundheitsorganisation WHO veröffentlicht: "Ein Viertel aller Erkrankungen werden durch schlechte Umweltbedingungen verursacht." Die Bauordnung fordert: "Häuser sollen die Gesundheit des Menschen und die natürliche Lebensgrundlage nicht gefährden." Das Erkennen und Vermeiden dieser krankmachenden Einflüsse, dieser schlechten Umweltbedingungen, und das Gewährleisten einer möglichst natürlichen Lebensgrundlage in unserer nächsten Umwelt, speziell in den eigenen vier Wänden, das ist unser Beruf. Wichtig ist die ganzheitliche Betrachtung eines Raumes, damit kein vgl. Kap. 10 und Lehrheft “Strahlung”, Anhang 26 schädigender Faktor übersehen wird. Der "Standard der baubiologischen Messtechnik" und die dazugehörigen “Baubiologischen Richtwerte IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 3 25 für Schlafbereiche” sind die Grundlage. Der Standard besteht aus drei Säulen mit mehreren Unterpunkten. Jeder einzelne dieser Punkte hat seinen Stellenwert bei einer baubiologischen Untersuchung. Jeder einzelne kann das Zünglein an der Waage sein. Ein Spezialist kann durchaus Könner eines Fachgebietes sein: der Chemiker für Löse- und Holzschutzmittel, der Mikrobiologe für Bakterien und Pilze, der Klimatologe für die Luftqualität, der Ingenieur für elektromagnetische Felder. In der Baubiologie kommt es aber auf den Gesamteindruck an, auf den ganzheitlichen Überblick. Wenn Gesundheitsämter und Umweltambulanzen, Universitäten und Institute diesen Gesamtüberblick verlieren und nur Teilinformation in Bezug auf die Wohn- und Arbeitsplatzumwelt bieten, dann liegt eben in dieser Einseitigkeit, in dieser Halbwahrheit eine besondere Gefahr. Das überzeugende, einmalige, konkurrenzlose und unabhängige Konzept der Ganzheitlichkeit, das macht die Baubiologie aus. Der Standard nebst Richtwerten wurde von mir unter Mitarbeit meiner Partner und des IBN erarbeitet und erstmals im Mai 1992 veröffentlicht. Seitdem wird er laufend von einer Sachverständigen-Kommission zusammengestellt und aktualisiert. Wissenschaftler, Ärzte und Kollegen helfen dabei. Der Standard wird inzwischen international als Maßstab für professionelle und ganzheitliche Innenraum-Untersuchungen akzeptiert. Baubiologen, Umweltanalytiker, Institute und Verbände von Europa und den USA bis Australien und Neuseeland arbeiten danach. Die baubiologischen Richtwerte wurden speziell für Schlafplatzbelastungen erarbeitet. Es gibt auf der Welt eine Menge Verordnungen, Richtwerte, Normen, Vorschläge und Empfehlungen, speziell für den Arbeitsplatz, aber nichts für den Schlafbereich. Die baubiologischen Richtwerte sind die ersten, die für Bewertungen an Schlafplätzen konzipiert sind. Es handelt sich um echte Vorsorgewerte. Hier die einzelnen Standardpunkte, die (jeder für sich oder in Wechsel- SBM 2003 wirkung miteinander) biologisch riskant werden können, speziell bei sensiblen oder kranken Menschen, bei Dauereinwirkung und besonders während des regenerierenden Schlafes: IBN 27 25 Kap. 3 Der Baubiologe in der Praxis A Felder, Wellen, Strahlung 1 2 3 4 5 6 7 8 Elektrische Wechselfelder (Niederfrequenz) Magnetische Wechselfelder (Niederfrequenz) Elektromagnetische Wellen (Hochfrequenz) Elektrische Gleichfelder (Elektrostatik) Magnetische Gleichfelder (Magnetostatik) Radioaktivität (Gammastrahlung, Radon) Geologische Störungen (Erdmagnetfeld, Erdstrahlung) Schallwellen (Lärm, Ultraschall, Infraschall, Vibration) B Wohngifte, Schadstoffe, Raumklima 1 2 3 4 5 Formaldehyd und andere giftige Gase Lösemittel und andere leichtflüchtige Schadstoffe Biozide und andere schwerflüchtige Schadstoffe Schwermetalle und andere anorganische Schadstoffe Partikel und Fasern (Staub, Schwebstoffe, Asbest, Mineralfasern...) 6 Raumklima (Temperatur, Feuchte, Kohlendioxid, Luftionen, Gerüche...) C Pilze, Allergene, Partikel 1 2 3 4 Schimmelpilze und deren Sporen sowie Stoffwechselprodukte Hefepilze und deren Stoffwechselprodukte Bakterien und deren Stoffwechselprodukte Hausstaubmilben und andere Allergene Im Rahmen des baubiologischen Standards werden weitere Begutachtungen durchgeführt, z.B. der Lichtqualität, Beleuchtungsstärke und UV-Strahlung, der Leitungswasserqualität, von Baumaterialien, Möbeln und anderen Einrichtungen, von Haus- und Holzschädlingen. Viele Punkte stehen in Wechselbeziehung zueinander: Elektrostatik zieht Staub an, und Staub zieht Allergene, Pilze, Biozide oder Radon an und reduziert die Luftionen. Baufeuchte hat Schimmelpilze zur Folge, mangelnde Lüftung kultiviert die Feuchte und lädt Kohlendioxid ein, Kohlendioxid ist wiederum Dünger für Pilze. Ein Wirrwarr von Wechselbeziehungen. Im Biosystem wird das noch interessanter: Elektromagnetische Felder greifen das Immunsystem an, lassen Pilze im Körper schneller wachsen, die ihrerseits dem Immunsystem zusetzen. 28 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 3 25 Elektromagnetische Felder behindern dazu die Schwermetall-Ausscheidung des Körpers, forcieren im Gegenzug die Ausschwemmung von Quecksilber aus Amalgamfüllungen, ein Teufelskreislauf. Teufelskreisläufe dieser Art gibt es viele, besonders auch bei den Luftschadstoffen und Raumklima-Aspekten. Auch deshalb ist es so wichtig, eine Raumuntersuchung ganzheitlich anzugehen und das baubiologische Konzept in möglichst all seinen Punkten zu erfüllen. Umwelt fängt zu Hause an. Umweltbedingte Stressfaktoren gibt es drinnen häufiger als draußen. Hier im Haus tragen wir die Verantwortung und haben eine echte Chance zur Korrektur. Nehmen wir das Schicksal in die eigenen Hände. Halten wir unsere nächste Umwelt, unsere ‘dritte Haut’, die eigenen vier Wände, an erster Stelle den Schlafplatz, in bester Ordnung. Denn nur der kann in Ordnung sein, der in der Ordnung lebt. Die gewonnene baubiologische Erfahrung, der Standard mit seinen Richtwerten, der Umgang mit der Messtechnik, interessante Fallbeispiele und die Begeisterung für diesen spannenden Beruf wurde von mir ausführlich in den beiden Büchern “Stress durch Strom und Strahlung” und “Stress durch Wohngifte und Pilze” beschrieben. Einige meiner Fallbeispiele und andere baubiologische Beiträge wurden in den letzten 15 Jahren in “Wohnung + Gesundheit” veröffentlicht. Ve r t r i e b I B N w e i t e re I n f o r m a t i o n e n w w w. m a e s . d e u n d w w w. b a u b i o l o g i e . d e Was bedeutet Baubiologie für mich, jetzt nach über 20 Jahren praktischer Tätigkeit? Es waren gute 20 Jahre voller Arbeit, Freude und Befriedigung. Ich kann mir keinen sinnvolleren Beruf vorstellen. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass Baubiologie für jeden Architekten zur Selbstverständlichkeit wird, der Arzt die baubiologische Analytik so alltäglich anordnet wie Blutanalysen oder Krankengymnastik, der Kranke stets an diese Möglichkeit denkt, um wieder gesund zu werden, und der Gesunde, um gar nicht erst krank zu werden. IBN 29 25 Kap. 3 Der Baubiologe in der Praxis Vielleicht liegt meine Antwort auf die Frage nach der Notwendigkeit, Sinnhaftigkeit und Attraktivität der Baubiologie auch in einer Geschichte, die 1991 in “Wohnung + Gesundheit” und 2005 in der Neuauflage von “Stress durch Strom und Strahlung” als Nachwort veröffentlicht wurde. Seinerzeit besuchte mich meine Mutter, und auch sie stellte die Frage: “Was ist das eigentlich: Baubiologie?” Meine alte Mutter kommt zu Besuch, sitzt mir gegenüber, fragt und erwartet eine Antwort. “Tja”, höre ich mich sagen und befürchte, dass ihr das nicht reicht. Ich lege die Kuchengabel zur Seite. “Weißt Du, Baubiologie ist...” zögere ich, und sie unterbricht: “Du warst 17 Jahre bei der Zeitung, hast als Redakteur gut verdient, hattest einen soliden Beruf, den schönen Firmenwagen. Die Zukunft, die Rente war sicher.” An so was denken Mütter. “Und nun das. Man sieht Dich nur noch arbeiten, kaum Urlaub, nie Zeit. Was machst Du da, mein Junge?” “Ich mache kranke Häuser gesund”, was Besseres fiel mir nicht ein. Ihre Fragezeichen im Gesicht bleiben. “Ich besuche die Leute mit meinen Messkoffern, packe Geräte aus und zeige, was im Haus ungesund ist.” - “Hhmm”, grübelt sie und blickt über den Brillenrand. “Wodurch werden Häuser krank?” - “Durch Strahlung, Schadstoffe, Bakterien, Schimmel..., die Leute sind schlecht informiert, machen viel falsch. Einiges ist belastend, manches gefährlich, sogar lebensgefährlich, manches ruiniert die Gesundheit, macht krank, raubt Lebensqualität. - “So was gibt’s zu Hause?” - “Leider oft, zu oft, und ich mache das bewusst, kläre auf.” Meine Mutter fängt an, sich zu interessieren: “Woher kommen die Leute?” - “Meist auf Empfehlung von Ärzten, weil sie Beschwerden haben, z.B. Husten von Pilzen, Nervenprobleme von Giften oder Kopfschmerzen von elektromagnetischen Feldern. Manche nur so, weil sie keine Risiken eingehen wollen. Weißt Du noch, damals vor Jahren, als ich so krank war, da hat mir der Arzt die Schlafplatzuntersuchung empfohlen. Ich habe nach dem Besuch des Baubiologen vieles verändert und 30 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 3 25 wurde gesund. Das hat mich provoziert.” - “Stimmt, Du warst sehr krank.” Sorgenfalten legen sich auf ihre Stirn. “Kannst Du davon leben, Junge?” Mutter muss sich immer Sorgen machen. “Ja, ganz gut. Vielleicht nicht so gut wie als Journalist, aber das ist nicht wichtig. Ich habe etwas, was Sinn macht, wo ich drin aufgehe, was ich als Beruf und als Berufung sehe, was mir wichtig ist. Wenn ich nicht davon leben könnte, würde ich es trotzdem tun und nachts Taxi fahren, verstehst Du?” Ich begeistere mich: “Baubiologie ist für mich Arbeit und Hobby. Ich tue, was ich tun will, nicht was ich tun muss. Ich bin frei, unabhängig. Ich kann mir keinen spannenderen Beruf vorstellen und möchte mit keinem tauschen. Diese Mischung aus detektivischer und kreativer Arbeit auf Wegen, die noch nicht ausgetrampelt sind, die von Pionieren erschlossen werden wollen, die einen täglich vor neue Ansprüche stellen, immer wieder überraschen, und das gepaart mit Verantwortungsbewusstsein und Einfühlungsvermögen, das macht mir die Baubiologie so attraktiv. Baubiologen setzen Maßstäbe, beweisen Mut, sind kritisch, sind nicht pflegeleicht. Kommen dann noch so viele positive Rückmeldungen von Kranken, die nach baubiologischen Aktionen wieder gesund wurden, dann wird mir immer wieder klar, wie wichtig der Beruf ist, wie viel Befriedigung er bringt und wie hoch gerade heute sein Stellenwert ist. Weißt Du, das nenne ich Glück.” Ich hole Luft. Mutter schmunzelt. Ich kenne dies Lächeln. Sie ist zufrieden, erst einmal. Sie dreht sich zu meiner Frau und verliert sich in Komplimenten über den selbstgebackenen Kuchen. Ich lehne mich in den Sessel zurück, schließe die Augen und gehe nach innen. Meine Gedanken kreisen um Mutters Fragen und um meine Einstellung zur Baubiologie. Baubiologie. Die Lehre vom gesunden Haus, vom natürlichen, lebendigen Lebensraum. Einem Raum, der arm ist an Risikofaktoren, dafür das Leben, die Vitalität, die Erholung fördert. Baubiologie. Eine junge Wissenschaft. Sie kommt spät. Zu spät? Viele Antworten sind bereits möglich, viele Fragen noch offen, noch mehr Fragen nicht mal gestellt. IBN 31 25 Kap. 3 Der Baubiologe in der Praxis Jahre Erfahrung und eine Menge baubiologischer Untersuchungen liegen hinter mir. Vielen Mitmenschen konnte geholfen werden. Viele Leiden verschwanden mit dem hausgemachten Umweltstress elektromagnetischer, radioaktiver, toxischer, mikrobiologischer oder raumklimatischer Art. Viele Patienten und Ärzte sind begeistert. Ich auch. Da, wo es am wichtigsten wäre, wird am wenigsten getan, zu Hause. Aber hier besteht das größte Risiko. Hier ist der Mensch so oft und lange, wie sonst nirgendwo. Hier, in der entspannenden Schlafphase, ist Körper und Psyche so empfindlich, wie sonst nie. Zu Hause wird alles reingepackt, was schädlich ist, was uns Menschen das Wohlergehen und der Krankenkasse viel Geld kostet. Es wird brav konsumiert, was produziert wird, koste es, was es wolle, nicht nur Geld, auch Gesundheit. Elektrifizierte Schlafplätze, schlimmer als im Cockpit. Funk allerorten. Hoch lebe die Plastikgesellschaft. Stahl in Bett und Bau. Gift in Möbeln, Teppichen, Klebern, Schäumen... Alles dicht eingepackt in Beton und Doppelglas... Ständig die Fenster zu. Dicke Luft. Der Schimmel jubelt, Kohlendioxid triumphiert, Luftionen flüchten, die Wärmeschutzverordnung schmunzelt. Kein Wunder, dass das Immunsystem in die Knie geht. Kein Wunder, dass die Krankenkassen mahnen: “Jeder dritte ist umweltkrank.” Kein Wunder, dass wir empfindlicher und schwächer werden, der letzte Tropfen das körperlich und seelisch überstrapazierte Fass zum Überlaufen bringt. Fortschritt mit Nebenwirkungen. Wo bleibt die Wissenschaft? Verpulvert Steuergelder, um zu beweisen, dass Schädliches nicht schaden kann? Wo wird unabhängig von wirtschaftlichen und politischen Interessen geforscht? Die Wissenschaft degradiert sich zum Gehilfen der Industrie und nimmt für sich in Anspruch, der Maßstab zu sein. Der Glaube an die Allwissenheit der Wissenschaft. Ein Prozent weiß sie, nicht mehr. Weiß nicht, warum Krebs entsteht, warum sich Menschen verlieben, Wildgänse nach Süden ziehen und Aale ins Sargasso-Meer. Weiß kein bisschen, wie die unaufhörliche, raffinierte, destruktive, ja kriminelle Ausbeutung der Natur durch uns Menschen noch gelenkt, beherrscht, gestoppt werden kann. Wo bleibt die Politik? Sie verschanzt sich hinter der 32 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 3 25 Wissenschaft und deckt die Industrie mit menschen- und naturunwürdigen Verordnungen. Darf Wirtschaftswachstum das einzige Ziel sein? Wie lange und wohin soll die Wirtschaft denn noch wachsen? Und um welchen Preis? Wo bleiben die Ärzte? Sie merken an erster Stelle, dass der Mensch immer kränker wird, immer mehr junge Menschen und Kinder. Es ist ein medizinischer Kunstfehler, die krankmachenden Umweltfaktoren daheim und an der Arbeit des Patienten zu übersehen. Wo bleiben die Krankenversicherungen? Die Krankenkosten explodieren ins Unermessliche. In jedem Straßenzug gibt es Ärzte, Heilpraktiker, Psychotherapeuten..., an jeder Ecke Apotheken, auf einem einzigen Quadratkilometer in der Neusser City allein ein Dutzend, und alle haben alle Hände voll zu tun. Wo bleiben die Journalisten? Über jeden Mist wird berichtet, dass Verona Feldbusch zugenommen und Britney Spears Akne hat. Nur nicht über die Grenzenlosigkeit von Grenzwerten. Kaum was über die Gefahr der Handystrahlen, solange Handyhersteller fette Anzeigenkunden sind. Kaum was über die hinsiechenden Wollarbeiter in der dritten Welt, die mit nackten Händen in den giftigen Chemikalien rühren, in die unsere Billig-T-Shirts und Teppiche getränkt werden. Zu wenig darüber, dass die USA in Kyoto wieder nicht unterschrieben haben, um die Treibhausgase und die Erderwärmung bremsen zu helfen, obwohl sie als Mitverursacher der weltweiten Klimakatastrophe mit 36 % an der Spitze stehen. So was will die Welt regieren, in God we trust. Wo bleibt der Konsument? Alles haben, alles kaufen: Die nimmersatte Industrie kann auf ihn bauen, den guten Konsumenten. Wo bleibt der Protest der Lehrer, wenn die Mobilfunklobby den Lehrstoff liefert? Wo bleiben die Priester? “Macht Euch die Erde untertan” - aber nicht so! Religion bedeutet Gottesverehrung nicht Gottesverachtung. Die Baubiologie will Mut machen, das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, da anzusetzen, wo wesentliche Verbesserungen realisierbar sind. Die IBN 33 25 Kap. 3 Der Baubiologe in der Praxis Baubiologie will nicht streiten, sondern handeln, umsetzen. Warten wir nicht, bis die Politiker wach werden, der Gesetzgeber die Erlaubnis erteilt, sich die Wissenschaftler einig werden. Das kann dauern, sehr lange, bis es zu spät ist. Ich höre Dr. Franz Alt sagen: “Wir haben keine Zeit für Pessimismus, auch nicht für Optimismus, aber für Realismus.” Baubiologen tragen Erfahrung zusammen, recherchieren, analysieren, hinterfragen, passen auf, klären auf und helfen heilen. Wir machen keine Probleme, das überlassen wir anderen, der Industrie, den Entwicklungsingenieuren, dem Gesetzgeber..., wir weisen darauf hin und bieten Alternativen. Die Baubiologie steckt in den Kinderschuhen, auch nach 30 Jahren. Das soll nicht daran hindern, mit dem schon Bekannten zu arbeiten, zum Wohle des Menschen und seiner Umwelt. Der beste Garant, Bürge, Anwalt und Maßstab für baubiologisches Arbeiten ist die Natur. Ist die natürliche Ordnung gestört, dann ist es töricht zu glauben, dass das im Laufe der Zeit keine Folgen haben soll. Es entsteht immer lebensfeindliches Chaos, wenn der lebensfreundliche Kosmos in seiner fundamentalen Harmonie gestört wird. Jeder Eingriff in natürliche Abläufe hat früher oder später fatale Folgen gezeigt, jeder. Die Natur rächt sich nicht, sie reagiert, bio...logisch. Lasst die Natur in Ruhe! Sie kann nicht verbessert werden. Die Schöpfung braucht keine Nachhilfe. Die Natur braucht uns nicht, wir brauchen sie. Die Natur ist perfekt, das Leben ein Wunder, die Erde das Paradies! Ernährungsreformer klärten auf: “Lasst Eure Nahrung so natürlich wie möglich sein!”, und lösten eine weltweite Welle zur gesunden Ernährung aus. Die Baubiologie fordert: “Lasst Euren nächsten Lebensraum, Euer Heim, so natürlich wie möglich sein!”, und löst eine weltweite Welle zum gesunden Wohnen aus. Die Zeit ist reif, die Zeit ist überfällig. Paracelsus mahnte: “Wer sich gegen die Natur versündigt, der kommt darin um.” Pestalozzi machte klar: “Früher oder später, aber gewiss immer, wird die Natur auf alles Tun des Menschen reagieren, das wider sie selbst ist.” Schiller wusste: “Nichts führt zu Gutem, wenn es nicht natürlich ist.” Die Indianer verkündeten: “Jeder, der die Erde verletzt, verletzt sich selbst. Alles, was auf Erden wächst, ist Deine Familie.” Ich höre Osho sagen: “Immer wenn der Mensch 34 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 3 25 die Natur durcheinander bringt und seine eigenen Regeln aufstellt, begeht er ein unverzeihliches Verbrechen.” Und: “Das Problem ist nicht, das Natürlichsein zu erlernen, das Problem ist, das Unnatürliche zu verlernen.” Suchen wir von Alaska bis Feuerland, von Sibirien bis Australien, auf dem Gipfel und im Tal: Nirgendwo ist in der Natur ein Lebewesen mit einem Spannungspotenzial von etlichen Volt zu entdecken, nirgendwo eines, das von Strom und Funk durchwirkt wird, nirgendwo zeigt die Kompassnadel statt nach Norden nach Süden, nirgends gibt es Permethrin oder 2000 ppm Kohlendioxid, nirgendwo lässt Synthetik Funken schlagen. Solange die Welt sich dreht, nirgendwo. Nur bei Tante Frieda im Bett und in jedem dritten zivilisierten Schlafgemach auch. Aber unsere neunmalklugen wissenschaftlichen und politischen Kopfakrobaten versuchen mit voller Kraft, das Unbeweisbare zu beweisen: dass das alles nichts ausmacht. So wie Autoabgase nichts ausmachen und Dieselruß, FCKW und Pestizide, Tschernobyl und BSE, Genmanipulation und Waldsterben... Tausende Tiere und Pflanzen sind ausgestorben, die Flüsse und Meere vergiftet, die Böden ausgelaugt, das Grundwasser verschmutzt, die Luft verpestet, die Seelen verkümmert, der Geist abgestumpft. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das Müll produziert, bergeweise, nicht nur auf der Erde, bereits im Weltraum. Und das, weil alles in Ordnung ist? Manchmal weiß ich nicht, ob die Irren vor oder hinter den schützenden Mauern zu finden sind, die Verbrecher vor oder hinter den schützenden Gittern lauern, ob das Geschöpf Mensch der Schöpfung des Schöpfers überhaupt würdig ist. Die Natur ist Maßstab, es gibt keinen anderen. Wir sind Teil der Natur. Wie kann ein Teil klüger sein als das Ganze? Wer das nicht versteht, hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Wer nicht kapiert, dass nur der in Ordnung sein kann, der in der Ordnung lebt, muss mit Konsequenzen rechnen. Wer nicht kapiert, dass Freiheit nur die Folge der Akzeptanz unserer lebenserhaltenden Naturgesetze sein kann, der hat seine ureigene fixe Idee von Freiheit. Das freieste Wesen ist die Krebszelle. Sie hat sich selbstständig gemacht. Sie IBN 35 25 Kap. 3 Der Baubiologe in der Praxis pfeift auf natürliche Ordnung. Sie pfeift darauf, tagein tagaus den ihr zugeordneten Dienst im letzten Winkel des Organismus zu erfüllen. Sie steigt aus. Sie will Sieger werden, Leben beherrschen. Ihr geht es gut dabei, sie empfindet Macht. Sie hat eine Vision von Freiheit, Selbstbestimmung, Unabhängigkeit. Sie funktioniert, wie sie allein es für richtig hält. Sie geht den direkten und entschlossenen Weg zur Durchsetzung ihrer Bedürfnisse: egoistisch, zielsicher, kurzsichtig, unsozial, unmoralisch, respekt- und verantwortungslos. Sie sieht den Vorteil: sich zu bereichern auf Kosten der Anderen. Sie vermehrt sich und wird größer und größer. Sie lebt prächtig und hinterlässt Chaos. Die Krebszelle hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht... Stirbt der Wirt, dann stirbt sie mit. Sie war zu uneinsichtig, zu dumm. Das war ihr letzter Lernprozess. Ist der Mensch die Krebszelle der Erde? Der Mensch hat die Freiheit und das Potenzial der Intelligenz zu entscheiden, ob er in Ordnung leben oder in Unordnung leiden will. Die Natur, das Leben, wird darauf reagieren. Künstlich ist kein Ersatz für biologisch. Kultur kein Ersatz für Natur. Haben kein Ersatz für Sein. Wissen kein Ersatz für Weisheit. Intellekt kein Ersatz für Intelligenz. Fortschritt keine Rechtfertigung für Ausbeutung. Macht kein Freibrief für Zerstörung. Mode keine Entschuldigung für Maßlosigkeit. Geld kein Garant für Glück. Und Unwissenheit kein Schutz vor Konsequenzen. Mein Hobby sind Reptilien. Seit 40 Jahren wandere ich durch die wärmeren Südalpenlandschaften Kärntens, Südtirols und des Tessin, in den Naturschutzgebieten der Abruzzen und der kroatischen Küste. Ich kenne die Biotope ‘meiner’ Eidechsen und Schlangen genau, studiere die Tiere, fotografiere sie und erfreue mich an der Vielfalt der Arten, dem herrlichen Grün der stattlichen Smaragdeidechsen, den blutroten Rückenflecken der grazilen Leopardnattern und dem markanten Zickzackband der giftigen Vipern. Jahrzehnte waren die Tiere in den abgelegenen Gebieten, die man kennen muss und die ein Durchschnittstourist nicht aufsucht, erstaunlich zahlreich. In den Geröllhalden Kärntens oder des Tessiner Maggiatals habe ich an einem günstigen Morgen regelmäßig bis zu 50 Sand- oder Aspisvipern 36 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 3 25 beobachten können, in den Hochlagen der Julischen Alpen ähnlich viele Kreuzottern, sogar schwarze. In den letzten Jahren geht die Zahl rapide zurück. Heute muss man Stunden suchen, um zwei oder drei Tiere zu finden. Woran liegt’s? An der Landschaft hat sich kaum was geändert, keine Neubaugebiete, keine Industrie, kaum Autos, nicht mehr Landwirtschaft als sonst. Dafür seit einigen Jahren mitten in der einst unberührten Natur reichlich Mobilfunk- und andere Sendemasten. Schlangen gehen aufgrund ihrer Länge ideal in Resonanz mit den Funkmikrowellen, sie sind perfekte Antennen. Ist das der Grund? Man muss kein Schlangenliebhaber sein, um den störenden Eingriff in biologische Abläufe, in die natürliche Ordnung zu befürchten. Ihnen fehlen sie vielleicht nicht so, die Schlangen, mir schon, mich macht das traurig, für mich sind sie Teil einer großen intakten Familie, der Familie namens Schöpfung, und wer meiner Familie etwas antut, der soll mich kennen lernen... Es bedrückt mich, dass alle zwei Sekunden ein Stück Urwald der Größe eines Fußballfeldes abgeholzt wird; 80 Prozent des Holzes geht in die Produktion drittklassiger Zeitschriften und Werbebeilagen. Ich bin verwundert über Erwachsene, die ihren Kindern ein Vorbild sein wollen mit dem Handy am Ohr und der Zigarette zwischen den Lippen. Es macht mich wütend, dass in Deutschland laut Gesundheitsministerium jährlich 14.000 Menschen an Dieselabgasen sterben und es derart viele unnötige Jahre lang in deutschen Autos keine Dieselrußfilter gibt, dafür serienmäßig in Frankreich. Ich schüttele mit dem Kopf, dass hochtoxisches Amalgam in unsere Gebisse darf, obwohl es, aus Gebissen entfernt, auf dem Sondermüll entsorgt werden muss. Es verschlägt mir die Sprache, wenn tausende Unschuldige in Bombenhageln sterben, auf der Suche nach den beiden angeblichen Kriegsgründen, den Massenvernichtungswaffen und Osama Bin Laden, welche immer noch nicht gefunden wurden. Ich bin vorsichtig mit Menschen, die so viele Waffen herstellen, dass sie damit unsere Erde zehnmal vernichten könnten; man braucht nicht die Klugheit eines Genies, um zu begreifen, dass einmal schon einmal zu viel wäre. IBN 37 25 Kap. 3 Der Baubiologe in der Praxis Ich koche, wenn die New Yorker 650 ausgediente U-Bahn-Waggons im Meer versenken mit dem Argument, so würden “neue Riffe geschaffen, ideale Biotope, welche Fischschwärme und Muscheln anziehen”; der wahre Grund: kein Schrottplatz wollte die asbesthaltigen und giftstrotzenden Relikte haben. 400 Panzer landen ebenso auf dem US-Meeresgrund, eine Zugabe, noch 400 Riffe mehr. Von 10.000 Schiffswracks ganz zu schweigen: Tanker, Handelsschiffe, Kriegsschiffe, Atom-U-Boote. Ganz zu schweigen auch von den 40.000 Tonnen Öl des Tankerunfalls vor Spanien im November 2002, den 50.000 Tonnen Öl der Exxon Valdez vor Alaska im März 1989 und den 200.000 Tonnen nach der Havarie vor der Normandie im Sommer 1978. Allein in den letzten 10 Jahren sind 500 Tanker untergegangen, mehr als eine halbe Million Tonnen Öl ins Meer geflossen. Ich bin vorsichtig mit Menschen, die zum Schöpfer beten und seine Schöpfung zur Müllhalde zu machen. Wann erscheint endlich der Homo sapiens auf der Bildfläche, der weise Mensch, jene Krone der Schöpfung? Wir sind das! Wir! So viel Vertrauen in uns! Die Anlage ist da, warum entwickeln wir sie nicht? Wir stehen in der Evolutionskette auf höchster Stufe, sind die Spitze des Machbaren, der Stolz der Schöpfung. Wir sind in unserer Anlage viel mehr als wir scheinen, mehr als wir leben, viel besser als unser Ruf! Wann wird die Schöpfung endlich stolz auf seine Krone sein können? Nutzen wir unsere Chance, wachen wir auf, stehen wir auf - für das Leben. Sorgen wir dafür, dass dieser Witz nicht Realität wird: Treffen sich zwei Planeten im All. Sagt der eine: “Du siehst aber schlecht aus.” Sagt der andere: “Ich bin schwer krank, ich habe Homo sapiens.” Sagt der eine: “Nur keine Sorge, das vergeht.” Warum haben so viele Menschen Krebs? Jeder Dritte erkrankt und jeder Vierte stirbt daran, Tendenz steigend, trotz aller medizinischen Fortschritte. Alle zweieinhalb Minuten stirbt allein in Deutschland ein Mensch an Krebs, 600 pro Tag, 220.000 pro Jahr, nicht nur Alte, viele junge Menschen, immer jüngere. Was werden wir unseren Kindern erzählen, wenn der Galopp ins 38 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 3 25 Verderben so weiter läuft? Wie lange wollen wir noch warten? Was muss noch passieren? Da muss es doch Gemeinsamkeiten geben, beim Krebs und bei den vielen anderen fatalen Krankheiten. Überall ähnliche Statistiken, kaum Unterschiede: in Großstädten und auf dem Land, in Industriegebieten und in Kurorten, mit gutem Talsperrenwasser oder miesem Rheinuferfiltrat, in den Dolomiten oder am Meer, bei uns und in anderen Kontinenten, als Privat- oder Kassenpatient. Was könnte der gemeinsame Auslöser sein? Ein befreundetes Ehepaar lebt schon immer auf ihrem Bauernhof in den Bergen Kärntens, fernab vom Lärm und von der Hektik der Zivilisation. Deren Ahnen lebten hier seit Generationen. Es gab keine nennenswerten Krankheiten. Die beiden sind umgeben von kilometerweiten Blumenwiesen, Weiden und Wäldern: frische Luft, keine Industrie, kein Autoverkehr, optimale Luftionen, eigenes reines Quellwasser, frische Salate aus dem Garten, frisches Obst von den Bäumen und Sträuchern, selbstgebackenes Brot, selbstgemachte Butter, selbstgewonnener Honig, selbstgepflückte Kräuter, Tees von den ungedüngten Wiesen, Holz für den Kamin aus dem Wald. Reichlich körperliche Bewegung, kaum Karies, keine Amalgamfüllungen, kein Zahnersatz, ein Leben lang nicht geröntgt, kein übertriebener Medikamentenkonsum, keine Sonnenbrände bis sich die Haut in Fetzen löst, jedes Jahr drei Wochen Fastenkur. Vor 25 Jahren erst bekamen sie Strom, vor 20 Jahren fließendes warmes Wasser... Beide haben seit vier Jahren Krebs, beide haben gleich zwei verschiedene Krebsarten, sie Darm- und Gebärmutterkrebs, er Prostata- und Schilddrüsenkrebs. Was sie im Schlafraum haben, das teilen sie mit Millionen anderen in Stadt und Land: elektrische Spannung im Bett, zehnfach stärker als am PC zulässig; Strom am Kopfende, dreifach über der Computernorm, zweifach über der WHO-Einschätzung eines potenziellen Krebsrisikos. Dazu die magnetischen Federkerne mit 180 Grad Kompassnadeldrehung. Auch sie gehen mit der Zeit: seit fünf Jahren das zum Geburtstag geschenkte DECT-Telefon. Was sie im ganzen Haus haben, das teilen sie ebenfalls mit Millionen anderen: überall Holz mit verschiedenen Holzschutzmitteln im Laufe der Jahrzehnte gestrichen und immer mal wieder aufgefrischt. Dazu IBN 39 25 Kap. 3 Der Baubiologe in der Praxis Mottenpapiere in den Kleiderschränken, Insektensprays und Elektroverdampfer gegen die Mücken, Puder und Köderdosen gegen die Ameisen. Immer die schwarzen und grünen Schimmelpilze an den kühlen und chronisch feuchten Außenwänden, und ständig stur die Fenster zu. Dazu seit 10 Jahren die Fernsehsender zwei Berge weiter und seit fünf Jahren die Mobilfunksender auf dem Hügel gegenüber. Manchmal freue ich mich gar nicht mehr so richtig über Sanierungserfolge, die uns immer wieder zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Manchmal machen sie bei aller Befriedigung auch nachdenklich, weil ich nur ahnen kann, wie viele Menschen es geben muss, deren Leid ausgelöst wurde von den völlig unnötigen und so oft so leicht vermeidbaren Risikofaktoren des Alltags. Es wäre so einfach. 90 Prozent der belastenden Umstände wären mit links in den Griff zu kriegen. Das ginge keinem Industriezweig an den Kragen, im Gegenteil, es würden neue Marktlücken erschlossen. Das widerspräche keiner Politik. Wir fordern nichts Absurdes, wir könnten wirklich besser leben. Nur, wie sagte Albert Einstein: “Die Probleme, die es in der Welt gibt, sind nicht mit der gleichen Denkweise zu lösen, die sie erzeugt hat.” Vermeiden wir ein Zuviel, speziell wenn es um chronische Dauerbelastungen geht. Weniger ist besser. Vorsorge das oberste Gebot. Das ist nicht immer so bequem wie Vitaminpillen, Anti-Aging-Salben oder Fit-Forever-Drinks, aber nachhaltig wirksam. Die Baubiologie ist konstruktiv und will helfen, Stress da zu reduzieren, wo er am geballtesten auftritt, wo Sanierungen machbar, wichtig und in unserer ureigenen Verantwortung liegen: in den eigenen vier Wänden. Baubiologie begnügt sich nicht mit Symptomkompensierung, sie will Ursachenbeseitigung. Baubiologie fängt in den Köpfen und Herzen experimentierfreudiger Menschen an. Sie ist ein gutes Stück Gesundheit, Vitalität und Lebensqualität. Sie ist Dank an die Natur und Achtung vor der Kreatur. 40 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 3 25 Jeder Vierte stirbt an Krebs. Jeder Fünfte ist psychisch krank. Jeder Vierte ist Allergiker, schon jedes vierte Baby. Jeder Dritte hat ein geschädigtes Immunsystem. Jeder Zweite hat Schmerzen. Jeder Zweite nimmt dauerhaft Tabletten. Jeder Zweite schläft schlecht bis miserabel. Jeder Zweite ist unglücklich. Genug!! “Junge!”, höre ich aus weiter Ferne meine Mutter rufen. Ich öffne die Augen. Im Wohnzimmer duftet nach Kuchen. Mutter beugt sich zu mir, lächelt und hebt mahnend den Zeigefinger: “Wie kannst Du nur einschlafen, wenn Du Gäste hast? Ich sage ja, Du arbeitest zuviel. Hast Du wenigstens schön geträumt?” Habe ich das? IBN 41 25 Der Baubiologe in der Praxis Kap. 4 4. Beziehung der Baubiologie zu den Heilberufen Prof. Dr. V. Zahn, Umweltmediziner und bis 2004 Leiter der Frauenklinik am Elisabeth Krankenhaus in Straubing, Kreut 5, 86971 Peiting V on Anfang an war es ein wichtiges Anliegen des IBN, auch Mediziner für die Baubiologie zu gewinnen. Nur so ist es gewährleistet, dass neben der Symptombehandlung frühzeitig auch mögliche Krankheitsursachen aus dem Wohn- und Arbeitsumfeld erkannt werden. Herr Prof. Dr. Zahn steht in engem Kontakt zum IBN, ist ehrenamtlich tätiges Mitglied des Stiftungsvorstandes der vom IBN mit betreuten Stiftung BAU und engagiert sich seit vielen Jahren für die Zusammenarbeit von Baubiologen sowie Verantwortlichen aus Heilberufen. Was ist Umweltmedizin? "Umweltmedizin ist die Lehre von der Erkennung, Erforschung, Beschreibung, Vorbeugung und Therapie umweltbedingter Erkrankungen." Die Umweltmedizin gliedert sich in zwei Hauptgebiete: • Allgemeine Umweltmedizin • Angewandte Umweltmedizin Die allgemeine Umweltmedizin vermittelt schwerpunktmäßig alle Grundlagen, die für die Erkennung, Erforschung und Beschreibung umweltbedingter Erkrankungen sowie für das Verständnis umweltmedizinischer Zusammenhänge erforderlich sind. Schwerpunkte der allgemeinen Umweltmedizin ergeben sich daher aus allen medizinisch relevanten Gebieten, wie Ernährung, Luft, Wasser, Boden, Energie und Strahlung. 42 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 4 25 Wesentliche Punkte der angewandten Umweltmedizin sind: • Klinische Umweltmedizin • Ambulanzen • Spezialsprechstunden • Stationäre Behandlung in Kliniken für Umweltmedizin • Umwelttoxikologie • Wohnmedizin und Umweltallergologie. Aus medizinischer Sicht interessieren vor allem Belastungen der Umwelt mit Schadstoffen und Giften, die durch die biologischen Zyklen in den menschlichen Organismus gelangen und direkt oder indirekt zu akuten und chronischen Gesundheitsbeeinträchtigungen, -schädigungen und z.T. auch zu schweren Erkrankungen führen. Wichtig ist dabei eine systematische Grundlagenforschung über bedeutende biologische Mechanismen und der Zusammenhang mit solchen Schadstoffbelastungen sowie mögliche synergistische Effekte der Einzelbelastungen. Bei der umweltmedizinischen Forschung stellt sich das Problem, dass sich die im Körper ausgelösten Reaktionen keineswegs immer als lineare Beziehung zwischen Konzentration und Expositionsdauer sowie den daraus resultierenden G r a d d e r G e f ä h rd u n g f ü r e i n e n O rg a n i s mus, der sich aus der Häufigkeit und Intens i t ä t a l l e r ä u ß e re n Krankheitsbedingung e n e rg i b t , d e n e n d e r O rg a n i s m u s a u s gesetzt ist gesundheitlichen Auswirkungen darstellen. Auch für allergische Reaktionen gelten nicht immer nur lineare Beziehungen. Sie sind vielmehr von einer Reihe exogener und endogener Faktoren abhängig. Die Erforschung des Zusammenspiels dieser Faktoren ist Gegenstand der Umweltmedizin. Vo n a u ß e r h a l b b z w. innerhalb des Körpers kommende krankheitsauslösende Einflüsse Leider ist die medizinische Ausbildung auf linearem, streng analytischem Denken aufgebaut. Eine hochspezialisierte Ausbildung ist die Folge. Ein komplexes kybernetisches Denken und Wissen ist aber gerade bei Umwelterkrankungen gefragt. IBN 43 25 Der Baubiologe in der Praxis Kap.4 So weiß der Mediziner vom Schadstoffgemisch aus dem Wohn- und Arbeitsumfeld nicht allzu viel, weil nach der Arbeitsmedizin ein Giftstoff mit entsprechendem Grenzwert gefunden werden muss, von dem bereits bekannt ist, welche Erkrankung er hervorruft. Wie wirken Umweltgifte auf den Menschen? Zunächst ist allgemein festzustellen, dass Umweltgifte das Immunsystem schwächen und daraus viele chronische Erkrankungen entstehen können. Man rechnet, dass bis zu 7 Jahre nach Einwirkung der Gifte vergehen können, bis die Krankheit zum Ausbruch kommt. Häufig sind es auch nicht Einzelstoffe, sondern die Vielzahl von schädigenden Einflüssen aus dem physikalischen, chemischen und biologischen Bereich. Akute Erkrankungen durch Einzeldosen, z.B. von Blei, werden von Arbeitsmedizinern diagnostiziert und therapiert. Bei umweltmedizinischen Erkrankungen handelt es sich jedoch um chronische Erkrankungen. In der Medizin ist immer noch sehr strittig, wie verschiedene Substanzen schädigend auf den Körper wirken. Derzeit gilt die Modellvorstellung entspr. folgender Abbildung von Professor Dr. Rea, einem der bekanntesten Umweltmediziner Amerikas: Gesamtkörperüberlastung chemisch: Abb. 1 Prinzip der "Chemischen Sensitivität" nach Prof. Dr. W. J. Rea, Dallas Blei, Cadmium, Aluminium, Quecksilber, Phenole, Pestizide, Fungizide, Nahrungsmittelzusatzstoffe … physikalisch: Elektromagnetische Felder … physischer und psychischer Stress biologisch: Schimmelpilze, Pollen, Stäube Gesamtkörperbelastung Die Gesamtkörperbelastung ist in Form eines Fasses dargestellt. Erst wenn die physikalischen, chemischen, elektrischen und biologischen schädigenden Einflüsse so zahlreich sind, dass das Fass zum Überlaufen kommt und damit eine Gesamtkörper-Überbelastung vorliegt, kommt es zum Ausbruch der Erkrankung. 44 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 4 25 Zurzeit beschäftigen sich die Umweltmediziner z.B. mit den Einflüssen von Quecksilber aus Amalgamfüllungen, mit Holzschutzmitteln, Lösungsmitteln und elektromagnetischen Belastungen. Besonders umweltgefährdete Personengruppen Säuglinge Säuglinge kommen mit einem noch nicht intakten Immunsystem zur Welt. Erst im Laufe der ersten Jahre reift das Immunsystem langsam heran, so dass am Anfang Schadstoffe die verschiedenen Gewebsarten besonders schädigen können. Außerdem ist der Stoffwechsel von Säuglingen besonders hoch, die Atem- und Herzfrequenz schnell, so dass auch daraus ein höherer Schädigungsgrad durch einwirkende Gifte resultiert. Kleinkinder Hier ist die Situation ähnlich wie bei Säuglingen, wenn auch das Immunsystem schon besser ausgebildet ist. Aber auch die Enzyme, die für die Entgiftungsvorgänge verantwortlich sind, befinden sich noch in Ausreifung, so dass besonders Schadstoffe in Kinderzimmern, Schulen oder Kindergärten die Kinder stark belasten können. Sowohl bei Säuglingen als auch bei Kleinkindern kommt noch hinzu, dass sie Gegenstände aller Art in den Mund nehmen, die mit Giften kontaminiert sein können. Außerdem haben sie einen größeren Kontakt zum Boden und können hier mehr Schadstoffe aufnehmen. In diesem Zusammenang sei auch auf die Problematik einer Fußbodenheizung hingewiesen. Frauen Gegenüber Männern haben Frauen ein schwächer ausgebildetes Entgiftungssystem. Einige Enzyme, z.B. in der Leber, sind nicht so ausgebildet wie beim Mann. Es ist auch seit langem bekannt, dass die Frau gegenüber Alkohol eine geringere Toleranzschwelle besitzt und bei chronischem Alkoholkonsum beispielsweise eher zum Leberversagen und zur Leberzirrhose neigt. Der einzige Vorteil gegenüber dem männlichen Geschlecht IBN 45 25 Kap. 4 Der Baubiologe in der Praxis besteht in der Entgiftung während der Schwangerschaft und der monatlichen Periode sowie über die Muttermilch. Seit langem ist bekannt, dass die Frau sich während einer Schwangerschaft zu 20 % über das heranwachsende Kind "entgiften" kann; alle Chemikalien und Schwermetalle sind plazentagängig, d.h. sie gehen über den Blutkreislauf auf das Kind über und werden dort eingelagert. Aus dem toxikologischen Institut in München gibt es Untersuchungen, wonach bereits bei Ungeborenen und Säuglingen in den ersten Lebenswochen hohe Dosen beispielsweise an Quecksilber in Hirn, Leber, Milz, Nieren und Lungen gefunden werden und zwar in Abhängigkeit von der Anzahl der Amalgamfüllungen bei der Mutter. Auch bei Jungtieren hat man Chemikalien aller Art nachweisen können. Chronisch Kranke Chronisch kranke Menschen haben oft eine geringere Funktionsfähigkeit der Nieren, der Leber und des Darms. Auch ist allgemein der Stoffwechsel langsamer, so dass Schadstoffe weniger schnell ausgeschieden werden können. Das Immunsystem ist durch die ständige Gabe von Medikamenten meist deprimiert, so dass die Abwehr gegen Krankheitserreger reduziert ist. Nachdem Haut, Leber, Nieren und Darm unsere Hauptentgiftungsorgane sind, werden chronisch Kranke durch Umweltgifte besonders hart getroffen. Ihr Krankheitsbild verschlechtert sich und oft ist eine Besserung allein durch die Einwirkung von reduzierten Umweltbelastungen nicht möglich. Männer Der ausgereifte Mann ist gegenüber Umweltgiften von allen bisher beschriebenen Personengruppen am wenigsten gefährdet. Die Enzymsysteme zur Entgiftung sind beim Mann gegenüber der Frau relativ gut ausgebildet. Deshalb reagieren Männer beispielsweise gegenüber Alkohol, Nikotin und anderen Schadstoffen wesentlich unempfindlicher. 46 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 4 25 Häufige umweltmedizinische Erkrankungen Die allermeisten Erkrankungen sind schon immer umweltbedingt gewesen. In unserer heutigen Zeit treten aber einige bisher unbekannte Krankheitsbilder auf und seltene Erkrankungen sieht man durch die hohen Umweltbelastungen gehäuft (z.B. Hörsturz, Pilzerkrankung, Zunahme von Haut-, Dickdarm- und Brustkrebs und Allergieformen). Hier nun die 4 am häufigsten diskutierten Erkrankungen: Vielfaches Chemikaliensyndrom (MCS) Die vielfache Chemikalien-Unverträglichkeit MCS ist keine Allergie im multiple chemical sensitivity herkömmlichen Sinne. Der Patient reagiert auf Exposition mit vielen, nicht miteinander verwandten Substanzen mit unterschiedlichen Symptomen verschiedener Organsysteme. Dabei kommen der Hals-Nasen-Rachenraum, das Herz-Kreislauf-System und die Lungen genauso in Frage, wie die Ohren, die Gelenke, die Skelettmuskulatur, der Verdauungstrakt, das Uro-Genitalsystem und das zentrale Nervensystem. Die Symptome sind reproduzierbar. Besonderes Zeichen der MCS ist, dass diese Symptome schon bei Stoffkonzentrationen auftreten, die der Normalbürger teilweise gar nicht wahrnimmt bzw. die beim Gesunden keine Schäden hervorrufen. Einer MCS geht in aller Regel eine einmalig hohe, meist akzidentielle Chemikalienexposition voraus, oder die Patienten waren über Jahre Schadstoffen in geringer Menge ausgesetzt. Besonders Holzschutzmittel werden als nicht zum gewöhnlichen Krankheitsbild g e h ö re n d potenzielle Auslöser einer MCS verdächtigt. Charakteristisch ist weiterhin, dass die Zahl der nicht tolerierten Stoffe im Laufe der Erkrankung zunimmt. Auch die Empfindlichkeit nimmt zu; immer geringere Konzentrationen lösen die Beschwerden aus. Dies kann mit der Zeit zum Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben und zu sozialer Isolation führen. Die Patienten haben oft einen hohen Leidensdruck und meiden die Öffentlichkeit, um sich keiner Reizsituation auszusetzen. IBN 47 25 Kap. 4 Der Baubiologe in der Praxis Eine Hypothese zur Erklärung der MCS-Pathogenese stammt von Dr. Rea: Er vermutet, dass eine Exposition mit Organochlor-Verbindungen wie Pestiziden oder Holzschutzmitteln, sowie mit Schwermetallen der MCS den Weg bereitet. Die Exposition soll die Fähigkeit des Körpers schwächen, mit winzigen Schadstoffmengen umzugehen, bis er schließlich schon auf geringste Mengen von Chemikalien hochsensibel reagiert. Dr. Rea vermutet, dass durch die ursprüngliche Chemikalienbelastung einige Enzyme, die der Organismus dringend zur Entgiftung bräuchte, nicht mehr oder nur noch unzureichend arbeiten. Die Existenz der MCS ist unter Medizinern noch strittig. Die Mehrzahl der Allergologen beispielsweise ist der Meinung, dass eine Substanz in so geringen Konzentrationen keine Gesundheitsstörung auslösen kann, da sie im Epikutantest keine allergische Reaktion hervorruft. Insbesondere die klinischen Ökologen halten dagegen, werden aber vor allem wegen ihrer nicht allgemein anerkannten Methoden nicht ernst genommen. Von denen, die die Relevanz der MCS bestreiten, werden die Patienten zumeist als psychosomatisch oder psychiatrisch krank eingestuft. Eine entsprechende Behandlung zeigt aber meist keine Erfolge. Aus der Auswertung der zur Verfügung stehenden Literatur und aufgrund eigener Erfahrung sollte man unserer Ansicht nach die Existenz dieses Krankheitsbildes akzeptieren, wenn auch manche Diagnosekriterien noch unscharf definiert sein mögen. Differenzialdiagnostisch auszuschließen sind psychosomatische Erkrankungen, Neurosen und depressive Erkrankungen. Häuserkrankheit (Sick-Building-Syndrome SBS) Das Sick-Building-Syndrome ist ein Symptomenkomplex, der bei übermäßiger Belastung in Innenräumen mit einer oder mehreren Substanzen oder auch biologischen Stoffen wie Pilzsporen auftreten kann. Es findet sich gehäuft in klimatisierten Gebäuden, da die zentrale Luftversorgung dieser Häuser Schadstoffe gegebenenfalls weit verteilt und Luftaustausch durch die geschlossenen Fenster nicht stattfindet. 48 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 4 25 Die Diagnose bedeutet detektivische Kleinarbeit. Denn auch wenn mehrere Bewohner oder Nutzer eines krankmachenden Gebäudes an SBS leiden, kann jeder anders reagieren. Häufigste Beschwerden sind Reizungen der Atemwege und der Augen, aber es können auch Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Allergien, Hautreizungen und andere Symptome auftreten. Anders als beim trockenen Auge sind bei den Augenbeschwerden des Sick-Building-Syndromes einige Molekülgruppen identifiziert, die den Beschwerdekomplex auslösen. Dazu gehören beispielsweise erhöhte Konzentrationen von Aminen oder Ammonium- und Sulfhydrylgruppen. Auch organische Kohlenwasserstoffe aus Farben, Formaldehyd, Kohlenmonoxid und -dioxid sowie Pilze und Bakterien aus Klimaanlagen gehören zu den Auslösern. Bei der zum Sick-Building-Syndrome gehörenden verschmutzungsbedingten Augenentzündung findet sich ebenfalls eine verdünnte Lipidschicht des Tränenfilms. Die Eliminierung der auslösenden Substanzen ist die einzige Abhilfe. Lipid: Fett oder fettähnliche Substanz Charakteristisch für alle Erscheinungsformen des Sick-Building-Syndromes ist, dass sie in ihrer Intensität zunehmen, solange der Kranke sich in dem Gebäude aufhält, nach Verlassen desselben oder im Urlaub aber verschwinden oder zumindest nachlassen. Der Patient sollte deshalb versuchen, sich zu erinnern, wann und wo es ihm erstmals schlechter ging, ob es zu diesem Zeitpunkt Veränderungen in seiner Umgebung gab (wie einen Umzug, eine Renovierung oder auch nur ein neues Möbelstück, einen neuen Teppichboden, neue elektronische Geräte usw.), und er sollte sich Notizen machen über den Aufenthalt in verdächtigen Räumen und die Intensität der Krankheitssymptome. Die Konzentration vieler Schadstoffe, wie beispielsweise Formaldehyd, Holzschutz- oder Lösungssmittel sowie Pilzsporen, messen baubiologische Messtechniker bzw. Beratungsstellen oder andere spezialisierte Institutionen. Solche Messungen sollten aus Kostengründen möglichst erst gezielt nach genauer Anamnese veranlasst werden, da sonst unnötige Kosten auflaufen können. Vo rg e s c h i c h t e einer Krankheit nach Angaben des Kranken IBN 49 25 Kap. 4 Der Baubiologe in der Praxis Lässt sich die Schadstoffquelle genau lokalisieren, so sollte sie saniert (z.B. eine mit Pilzsporen verunreinigte Klimaanlage) oder entfernt werden (beispielsweise ein mit Holzschutzmitteln kontaminiertes Möbelstück). In manchen Fällen können leichtflüchtige Substanzen durch intensives Lüften und Heizen reduziert werden. Auch regelmäßige, gründliche Reinigung der Räume hilft, zumindest einen Teil der Schadstoffe loszuwerden. Wichtig ist dabei, keine scharfen oder stark riechenden Putzmittel zu verwenden. Auch sie tragen zum SBS mit bei, ebenso wie Chemikalien in Möbelpolitur, Pflanzenschutzmitteln oder den ohnehin überflüssigen Raumluftsprays und Duftsteinen. Die sollte der SBS-Patient konsequent aus seiner Umgebung verbannen. auch E r s c h ö p f u n g s s y n d ro m b z w. C h ro n i c - f a t i q u e S y n d ro m ( C F S ) Chronisches Müdigkeitssyndrom Das chronische Müdigkeitssyndrom ist ein klinisch definiertes Krankheitsbild, das durch schwere Erschöpfung und eine Kombination von Symptomen charakterisiert wird, bei denen Konzentrationsschwäche und Merkfähigkeitsstörung, Schlafstörungen, Muskel- und Gliederschmerzen im Vordergrund stehen. Die Diagnose kann erst gestellt werden, wenn andere medizinische bzw. psychiatrische Ursachen für chronische Müdigkeit ausgeschlossen worden sind. Für das Müdigkeitssyndrom gibt es bis heute keine wissenschaftlich gesicherten Nachweismethoden. Außerdem gibt es derzeit noch keine definierte Therapieform. Das chronische Müdigkeits- bzw. Erschöpfungssyndrom ist definiert durch das Vorliegen folgender Bedingungen: Der Patient leidet unter einer klinisch gesicherten, ungeklärten, anhaltenden oder wiederkehrenden chronischen Erschöpfung. Sie muss neu oder zeitlich bestimmbar eingesetzt haben und darf nicht bereits lebenslang bestehen. Eine noch anhaltende Überlastung ist als Ursache auszuschließen. Ruhe bringt keine wesentliche Besserung. Die Erschöpfung führt zu einer schwerwiegenden, substanziellen Reduktion der früheren Aktivitäten in Ausbildung und Beruf sowie im sozialen oder persönlichen Bereich. 50 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 4 25 Von den folgenden 8 Symptomen müssen wenigstens 4 für mindestens 6 aufeinanderfolgende Krankheitsmonate anhaltend oder ständig wiederkehrend nebeneinander bestanden haben; sie dürfen der Erschöpfung nicht vorausgegangen sein: • Selbstberichtete Einschränkungen des Kurzzeitgedächtnisses oder der Konzentration, die schwer genug sind, eine schwerwiegende, substanzielle Reduktion der früheren Aktivitäten in Ausbildung und Beruf sowie im sozialen oder persönlichen Bereich zu verursachen • Halsschmerzen • Empfindliche Hals- und Achsellymphknoten • Muskelschmerzen • Schmerzen mehrerer Gelenke ohne Schwellung und Rötung • Kopfschmerzen eines neuen Typs, Musters oder Schweregrades • Keine Erholung durch Schlaf • Zustandsverschlechterung für mehr als 24 Stunden nach Anstrengungen, die früher leicht bewältigt wurden. Abb. 2 Erschöpfungssymptome (CFS) Kopfschmerzen Konzentrations- und Gedächtnisstörungen Keine Erholung durch Schlaf Quelle: Hans-Michael Sobetzko, Arzt Erschöpfung Halsschmerzen empfindliche Lymphknoten im Hals- und Achselbereich Muskelschmerzen Gelenkschmerzen anhaltende Zustandsverschlechterung nach Anstrengungen IBN 51 Der Baubiologe in der Praxis Kap. 4 25 Häufige Berufskrankheiten von Bauhandwerkern Durch schwere körperliche Arbeit ist das Muskel-Skelett-System besonders beansprucht. So finden sich häufig Wirbelsäulenbeschwerden, wie Verspannungen im Hals- und Lendenwirbelsäulenbereich (Hexenschuss), Bandscheibenvorfälle, Schleimbeutelentzündungen der Ellenbogen- und Kniegelenke. Die Überbeanspruchungen führen später häufig auch zu Hüft- und Kniegelenksarthrosen und auch Rheuma, besonders in den Händen und Gelenken, teils auch als Folge von den oft ungeschützten Witterungseinflüssen. Bei Verwendung von Chemikalien treten auch Hautveränderungen und allergische Reaktionen auf. Stein- und Glaswolle können wie Asbest u.a. zu Lungenkrebs führen. Wie kann eine Umwelterkrankung schnell erkannt werden? Seit über 15 Jahren befragen wir unsere Patienten besonders bei chronischen Erkrankungen nach dem seelischen Zustand, der Nahrung und Wohnung, dem Beruf; bei Kindern nach der Beschaffenheit der Schule bzw. des Kindergartens und nach ihren eventuell umweltschädigenden Hobbies. Nach einer einfachen Bewertung (s. folgende Tabelle) gibt es jeweils 0 - 2 Punkte. Punkte 0 1 2 Psyche stark gestresst, belastet angespannt, labil entspannt, stabil Nahrung schadstoffbelastet schadstoffbehaftet schadstoffarm Wohnung schadstoffbelastet schadstoffbehaftet schadstoffarm Beruf, Schule, Kindergarten schadstoffbelastet schadstoffbehaftet schadstoffarm Hobby schadstoffbelastet schadstoffbehaftet schadstoffarm Summe 0–4 5–7 8 – 10 Belastung stark Belastung mäßig Belastung gering dringend behandlungsbedürftig nicht behandlungsbedürftig behandlungsbedürftig Tab. 1 Abschätzung des individuellen Risikos gegenüber Umweltbelastungen, Prof. Dr. med. V. Zahn 52 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 4 25 Wie kann man sich selbst bei einer Umwelterkrankung helfen? Wichtig ist, aus dem übervollen Fass (Gesamtkörper-Überlastung) etwas abzulassen. An erster Stellte gehört dazu der gesunde Schlafraum (z.B. vgl. "Baubiologische die Entfernung der Pressspanmöbel), an zweiter Stelle die Umstellung der Richtwerte für Nahrung, denn in der “normalen” Nahrung finden sich viele Spritzmittel, S c h a f b e re i c h e " , Zusatz- und Konservierungsstoffe. Aber auch die Kleidung muss über- "Strahlung", Anhang Lehrheft prüft werden. Gesamtkörperbelastung Entlastung durch: • • • • • Haussanierung Nahrungsumstellung Darmsanierung Kleideränderung Stressvermeidung (psychisch u. physisch) Abb. 3 Gesundheitsbelastung und -entlastung Umweltmedizinische und baubiologische Ausbildung fürjeden Heilberuf Als Geburtshelfer erlebe ich täglich die Geburt von Kindern. In den Kindern liegt die Zukunft und man hat immer wieder den Gedanken: Wie wird die Zukunft der Umwelt für diese Generation sein? Die Verantwortung, die jeder Erwachsene für die Generation der Neugeborenen hat, wollte ich nicht von mir abschieben und bemühte mich deshalb zunächst intensiv um Fragen der Wertstofftrennung und Vermeidung von Einmalprodukten im Krankenhaus. Hinzu kam noch, dass wir eine Krankenhaus-Neubauplanung realisieren mussten, wobei besonders der Aspekt der Umwelt in der Bauphase immer eine entscheidende Rolle spielte. IBN 53 25 Kap. 4 Der Baubiologe in der Praxis Außerdem waren meine beiden Söhne immer der Ansporn, für die Umwelt Verantwortung zu übernehmen, um nicht eines Tages die Frage gestellt zu bekommen: Vater, hast Du von den Umweltzerstörungen nichts gewusst? Zusammen mit meiner Familie habe ich mir ein baubiologisches Haus gebaut mit solarer Warmwasser- und Stromerzeugung. Unser tägliches Verbraucherverhalten haben wir konsequent nach ökologischen Kriterien ausgerichtet. Seit 2005 bin ich nun im 65. Lebensjahr bei volliger körperlicher und seelicher Gesundheit im (Un-)Ruhestand. Wir sind auf einem Bauernhof nach Peiting in Oberbayern umgezogen und betreiben Bericht s. W+G N r. 1 1 3 einen “Arche Noah Hof ” nach ökologischen Richtlinien. Renovierungen, Neu- und Umbauten erfolgen nach baubiologischen Richtlinien. Im Krankenhaus wird nach einer Umweltfibel gearbeitet, so dass alle Mitarbeiter der Abteilung die Möglichkeit haben, sich entsprechend zu verhalten. Die Patienten erhalten ein entsprechendes Informationsblatt. Aufgrund meiner langjährigen Tätigkeit im umweltmedizinischen Bereich bin ich der Auffassung, dass sich jeder praktizierende Arzt umweltmedizinisch weiterbilden sollte. Einen klinischen Umweltmediziner für alle Erkrankungen wird es nicht geben. Die fachspezifischen Fragestellungen der Umweltmedizin muss jeder einzelne Arzt und Facharzt kennen. Die Medizin ist sowieso ständig im Wandel begriffen, und wir müssen auch die neuen Umweltfaktoren als Ursache von Krankheiten anerkennen. Ich bin der Meinung, dass die Ärzteschaft mit dem zur Verfügung stehenden Repertoire der kassenärztlichen Vorschriften die Fragen der Umweltmedizin im ambulanten Bereich ohne weiteres abdecken kann. Das gleiche gilt natürlich auch für Kliniken. So kann jede einzelne Klinik in ihrem Bereich Umweltfaktoren mit diagnostizieren und therapieren. Ob aufwändige sonstige diagnostische Maßnahmen angeordnet oder z.B. Schwermetalle oder Organochlor-Verbindungen bestimmt werden, ist im Bereich des zur Verfügung stehenden Budgets unerheblich. 54 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 4 25 Die Umweltmedizin entwickelt sich zu einer eigenen Sub-Spezialität. Diese kann aber nicht die Vielzahl der Krankheitsbilder erkennen und behandeln. Für die Forschung ist sicherlich eine hohe Spezialisierung erforderlich. Der praktizierende Hals-Nasen-Ohren-Arzt muss aber beispielsweise die Wirkung belastender Umweltfaktoren, wie Lärm, Schwermetalle und Organochlor-Verbindungen kennen. Umweltmedizin verlangt auch ein politisches Engagement. Das heißt, der Arzt sollte sich zu Umweltfragen z.B. in Kindergärten, Schulen und Arbeitsplätzen ein entsprechendes Wissen aneignen und mit entsprechenden Gremien und Experten intensiv zusammenarbeiten und auseinandersetzen können. Welche Heilberufe sollten eine baubiologische Ausbildung anstreben ? Da Schadstoffe alle möglichen Symptome, wie beispielsweise Hautausschläge, Zahnschmerzen, Wortfindungsstörungen, Hörsturz, auslösen können, sollten alle Berufe, die sich mit Krankheitserkennung, Gesundheitsvorsorge und Heilung beschäftigen, baubiologische Kenntnisse erwerben. Kaum ein anderes Fach wie die Baubiologie kümmert sich so ganzheitlich um die Einflüsse beispielsweise der Wohnung und des Klimas auf das Befinden des Menschen und der belebten Natur. Wenn diese Berufsgruppen sich nun mit dem Leid, den Nöten und den Beschwerden ihrer Heilsuchenden beschäftigen, müssen sie auch die Einflüsse der physikalischen, chemischen, elektrischen und elektromagnetischen Wirkungen kennen. In der Ausbildung der meisten Heilberufe werden ja die Grundlagen der körperlichen und seelischen Funktionsweisen gelehrt. Auch wird physikalisches und chemisches Wissen vermittelt. Ärzte Alle Fachrichtungen der Medizin müssen sich in Zukunft baubiologisches Wissen aneignen. Um spezielle Kenntnisse auf dem Gebiet der Umweltmedizin zu haben, gehört natürlich das Wissen über die Einflüsse der IBN 55 25 Kap. 4 Der Baubiologe in der Praxis Wohnung, Textilien und anderer schädigender Einflüsse zur Diagnose und Therapie von Krankheiten dazu. Besonders müssen Hautärzte, Kinderärzte, Frauenärzte und Nervenärzte baubiologisches Wissen erwerben, denn ein Großteil ihrer Patienten sind u.a. auch umweltmedizinisch erkrankt. So rechnet man heute bereits bei Kleinkindern mit einer überwiegend durch Umwelteinflüsse ausgelösten Allergierate von ca. 30 %. Zahnärzte Die häufigsten Fragestellungen in heutigen umweltmedizinischen Ambulanzen sind die Wirkungen der Schwermetalle auf das allgemeine Wohlbefinden. Besonders die quecksilberhaltigen Amalgamfüllungen lösen eine Unzahl von Beschwerden aus. Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen, z.B. die Tübinger Amalgam-Studie, die eindeutig beweisen konnten, dass die Freisetzung von Quecksilber aus den Amalgamfüllungen den Körper schädigen kann. Heute weiß man genau, dass die Höhe des Quecksilberspiegels von der Anzahl der Amalgamfüllungen abhängt. Aber auch palladiumhaltige Legierungen sind verantwortlich für eine große Anzahl schwerer allgemeiner Erkrankungen im Bereich der inneren Medizin. Kaum ein Fachgebiet in Europa und der Welt ist so intensiv bearbeitet worden, wie die Auswirkungen von Schwermetallen aus Zahnlegierungen. In Deutschland ist bereits das Legen von Amalgamfüllungen bei Kleinkindern und in der Schwangerschaft verboten. Das schwedische Parlament hat ein Gesetz verabschiedet, dass in Zukunft keine Amalgamfüllungen mehr gelegt werden dürfen. Heilpraktiker Sowohl in der Ausbildung als auch in der späteren Berufsausübung beschäftigen sich Heilpraktiker mit baubiologischen Fragestellungen. Der Heilpraktiker ist über Schadstoffwirkungen i.d.R. gut informiert. Besonders chronisch Kranke, die über einen längeren Zeitraum schulmedizinisch diagnostiziert wurden, ohne dass eine rechte Ursache gefunden werden konnte, gehen häufig zu Heilpraktikern. Hier kann durch eine ausführliche Anamnese oft die Ursache der schädigenden Umweltstoffe gefunden werden. 56 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 4 25 Apotheker Der Apotheker und das dazugehörige Personal sind über die Wirkungen ihrer abzugebenden Medikamente gut ausgebildet. Auch wissen sie besonders gut über die Nebenwirkungen von Chemikalien Bescheid. Unter anderem in der Region Regensburg und Straubing haben sich deshalb auch schon die ersten Apotheker zusammengetan, um eine Umweltanalytik in ihren Apotheken anzubieten. Pharmakologisch, pharmazeutisch, chemisch und physikalisch haben Apotheker eine hervorragende Ausbildung. Zusätzliche baubiologische Kenntnisse würden das vorhandene Wissen gut abrunden. Psychologen, Psychotherapeuten, Psychiater Da sich viele Gifte (z.B. Organochlorverbindungen, Schwermetalle) im Hirn ablagern, sind dessen Funktionen, wie seelischer Zustand, Konzentration und Merkfähigkeit, oft empfindlich gestört. Deshalb landen viele Umweltpatienten bei Nervenärzten, weil man eher eine Nervenerkrankung vermutet als eine Umwelterkrankung. Sozialarbeiter Der Umweltkranke leidet häufig durch seine chronische Erkrankung an Arbeitsunfähigkeit, Vereinsamung, Isolation und Ausweglosigkeit. Viele der Umweltpatienten können ihren Beruf nicht mehr ausführen, so dass gerade Sozialarbeiter ein baubiologisches Wissen haben sollten. Mittels einer Diplomarbeit an der Techn. Universität München konnten anhand von Umweltpatienten die psychosozialen Einflüsse sehr gut untersucht werden. Besonders wurde die soziale Isolation von Umweltkranken in Familie, Gesellschaft und Beruf beschrieben. Krankenpflegeberufe Wie Ärzte in allen Bereichen der Medizin, so sollten sich auch die Pflegekräfte für Baubiologie interessieren. Heute gehört schon eine in Krankenhäusern, Rehabilitations- und K u r z e n t re n o d e r Altenheimen umfangreiche Wissensvermittlung im Rahmen der Hygieneausbildung zum Ausbildungsstandard. Umweltmedizinisches Wissen sollte aber auch IBN 57 25 Kap. 4 Der Baubiologe in der Praxis der bereits im Beruf stehende Krankenpfleger nachträglich erwerben. Nur so wird er seine Patienten besser verstehen können und ihnen auch entsprechende Hilfe angedeihen lassen können. Krankengymnasten, Masseure Ein Teil der Schadstoffe wirkt sich auch auf das Knochen- und Muskelsystem aus. Umweltkranke haben oft Verspannungen, Gelenkbeschwerden, Bandscheibensymptome und Einschränkungen des Bewegungsapparates. Nur wenn diese Therapeuten auch die Einflüsse von z.B. Schadstoffen im Schlafraum kennen, können sie ihre Patienten auch verstehen und entsprechende Ratschläge geben. Fachpersonal in Sanitätshäusern Viele chronisch Kranke brauchen entsprechende Hilfen aus Sanitätshäusern, z.B. prothetische Hilfsmittel bei Erkrankungen des Bewegungsapparates und vieles mehr. Auch werden Matratzen, Kleidung, Textilien und andere Hilfsmittel angeboten. Ein Grundwissen in der Baubiologie wäre auch in diesem Bereich von großem Nutzen. ArzthelferInnen Sie sollten natürlich ihren baubiologisch orientierten Arzt unterstützen und Kenntnisse in der richtigen Ausübung ihres Berufes haben. Gerade die Hilfsmittel zur Ausübung des Berufes, wie Computer, Laboreinrichtung, richtige Materialien in der Arztpraxis, aber auch die Einrichtung der Praxis- und Arzträume, können sie bei entsprechender Kenntnis gut beeinflussen. Logopäden Im Bereich der Sprachorgane richten Umweltgifte ebenfalls ihre Schäden an. So findet man beispielsweise bei Lehrern und Lehrerinnen, die in schadstoffbelasteten Schulen lange Jahre unterrichten, besonders viele mit Sprechstörungen. Der Logopäde sollte die Zusammenhänge zwischen den Schadstoffen und der Erkrankung kennen. 58 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 4 25 Hebammen Kein anderer Berufstand kann zu Beginn des neuen Lebens so viele gute Ratschläge erteilen, wie eine Hebamme. Junge Eltern haben die Qual der Wahl bei der Einrichtung des Kinderzimmers (Möbel, Teppich, Tapeten, Matratzen, Babyphon, Elektroinstallation ...), der Säuglingsernährung, der Bekleidung und auf dem unüberschaubaren Markt an Kinderspielzeug. Nachdem die neue Gesetzgebung gerade den Hebammen eine Betreuung der Wöchnerinnen zu Hause ermöglicht, ist hier ein entsprechendes Wissen besonders erforderlich. Gerade Säuglinge und Kleinkinder reagieren auf Umweltgifte besonders, wie oben schon beschrieben. Heilberufe im Tierbereich – z.B. Tierärzte Nachdem die Umweltgifte nicht nur auf die Menschen wirken, sondern auf die ganze belebte Natur, ist auch ein entsprechendes baubiologisches Wissen z.B. bei Tierärzten erforderlich. Wie sind die Ställe eingerichtet, wie erfolgt die Fütterung, wie kann man Umwelterkrankungen auch beim Tier richtig diagnostizieren und therapieren. Jede dieser Berufsgruppen sollte Adresse und Telefonnummer eines in der Nähe der Patienten tätigen Baubiologen, baubiol. Messtechnikers, eines baubiologisch orientierten Architekten sowie von baubiol. ausgebildeten Handwerkern zur Sanierung des Wohnumfeldes zur Hand haben. Wie können Patienten auf mögliche Krankheitsursachen in ihrem Wohn- bzw. Arbeitsumfeld hingewiesen werden? Zunächst gilt eine wichtige Beobachtung aus der täglichen ärztlichen Praxis, dass die chronischen Erkrankungen zunehmen. Wenn der Heilkundige dabei zu keiner bekannten Diagnose kommt und der Patient vielleicht schon eine Reihe von Spezialisten aufgesucht hat und einige davon aus Hilflosigkeit eine psychische Erkrankung vermuten, ist spätestens dann an eine umweltmedizinische Erkrankung zu denken. IBN 59 25 Kap. 4 Der Baubiologe in der Praxis An dieser Stelle kommt es auf eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit an. Jetzt müssen Verantwortliche aus Heilberufen einen Baubiologen mit Messtechnikerfahrung beauftragen, zunächst die Wohnung zu untersuchen. Sollten hier keine Ursachen zu finden sein, ist der Arbeitsplatz bzw. bei Kindern die Schule oder der Kindergarten zu untersuchen. Es bedarf einer großen diplomatischen Fähigkeit, die Verantwortlichen dafür zu gewinnen, denn jeder hat natürlich Angst vor den finanziellen Folgen. 60 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 5 25 5. Der baubiologische Unternehmer Reinhard Doser, Firmeninhaber von "Doser Naturnahes Bauen und Wohnen" und "DHD Doser Holzfaser-Dämmsysteme GmbH", Kienbergstr. 25, 87459 Pfronten, www.doser-dhd.de Herr Doser ist Maurer- und Zimmermeister, Bautechniker und Baubiologe. Er ist Gründer und Inhaber der Firmen "Doser Naturnah Bauen und Wohnen" (Zimmerei - Holzbau- Naturbaustoffhandel - Baubiologische Beratung - Planung - Ausführung - Baubiologisches Fachgeschäft) sowie "DHD Doser Holzfaser-Dämmsysteme GmbH" (Entwicklung von Schallund Wärmedämmsystemen aus Holzfaser sowie Verputzsystemen für Holzhäuser - Herstellung von Naturbaustoffen). Schon beim baubiologischen Studium des "Fernlehrgang Baubiologie" 1983 erlebte ich immer wieder den Aha-Effekt. Hier erfuhr ich in vielen Bereichen die Hintergrunderklärungen für Praktiken, die ich schon lange instinktiv richtig so gedacht oder ausgeführt hatte. Da diese instinktiven Gefühle für die Richtigkeit der baubiologischen Bauweise auch bei den meisten Kunden zu registrieren waren, brauchte ich nur noch den Beweis liefern, dass dies auch funktioniert. Bei meinem ersten Auftrag nach baubiologischen Kriterien stieß ich gleich auf mehrere Probleme, die sich heute sicher nicht mehr so stellen: Problem 1: Der Architekt weigerte sich, die Planung entsprechend den Vorgaben zu erstellen, weil dies angeblich nicht den Regeln der Baukunst entsprach. Als Folge entstand mein Planungsbüro. Problem 2: Die Handwerker redeten auf die Bauherrschaft ein und beschworen sie, keinen solchen "Blödsinn" zu bauen. Hierdurch entstand meine Holzbaufirma. IBN 61 25 Der Baubiologe in der Praxis Kap. 5 Einige Handwerksfirmen, die der Baubiologie wenigstens nicht abgeneigt waren, konnten als Partner gewonnen werden. Diese Firmen sind heute sehr angesehen! Problem 3: Die ausgesuchten Baustoffe waren im konventionellen Baustoffhandel nicht erhältlich. Ich bezog diese direkt vom Hersteller in größeren Mengen. Die Reste legte ich auf Lager. Somit war mein Naturbaustoffhandel gegründet. Da die Kunden auch noch Naturfarben und Putzmittel benötigten, die nirgends erhältlich waren, richtete ich zudem noch ein biologisches Fachgeschäft ein. Hier wird seitdem ein breites Sortiment von Dämmstoffen, Fußböden, Farben, Betten, Pflegemitteln, Holzspielzeug u.a. angeboten. Ein weiteres großes Problem trat erst später auf, als ich eigene Dämmund Verputzsysteme aus reinen Naturmaterialien entwickelte. Nachdem die unzähligen Hürden der Patentierung, Materialprüfungen und Zulassungen überwunden waren, hatte ich große Mühe, die Dämmelemente in der von mir geforderten Qualität und Maßgenauigkeit herstellen zu lassen. Als die Produktionsanlage meines Lieferanten abbrannte, habe ich kurz entschlossen die Produktion der Dämmelemente zu mir nach Pfronten verlegt. Die Rohware wird nach meinen Qualitätsmerkmalen hergestellt und das Endprodukt wird nun viel genauer verarbeitet, als die DIN es vorschreibt. So bin ich auch noch Baustoffhersteller und Systementwickler geworden. Was beim ersten Hausbau 1984 noch durch theoretisches Wissen und Überzeugungsarbeit vorgelegt wurde, konnte von Jahr zu Jahr durch mehr praktische Erfahrung und Referenzen ersetzt werden. Die Firma "Doser Naturnahes Bauen und Wohnen" hat sich seit der Gründung 1984 voll dem biologischen Bauen verschrieben und verarbeitet seitdem ausschließlich Naturbaustoffe. Kompromisslösungen wurden nur geduldet, 62 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 5 25 wenn keine gesundheitliche Gefahr davon ausging. Die 1998 gegründete Firma "DHD Doser Holzfaser-Dämmsysteme GmbH" entwickelt Wärme- und Schalldämmungen sowie Verputzsysteme konsequent aus Naturbaustoffen, stellt diese her und vertreibt sie über den Fachhandel. Gerade diese Konsequenz wird von vielen Kunden sehr geschätzt. Sie fühlen sich geborgen und kommen zu mir, wenn sie in Not sind, weil sogenannte Bauexperten ihre Expertisen anbieten und diese als einzig richtige Möglichkeit verkaufen wollen. In diesen Fällen ist absolute Souveränität gefragt. Wenn man als Außenseiter konventionelle Praktiken und Baustoffe anzweifelt, sollte man nicht nur bessere Argumente, sondern auch bessere Fachkenntnisse aufweisen können. Bei allen Vorteilen, die baubiologisch wertvolle Baustoffe bieten, muss immer die technische Richtigkeit bei deren Anwendung gewährleistet werden. Die anerkannten Regeln der Baukunst sollten dabei richtig angewandt werden. Wir müssen das Bauen nicht neu erfinden, sondern nur positive Erfahrungen weiter ausbauen! Die Vielfalt der Dienstleistungen und Angebote hat allerdings zur Folge, dass die Gesamtverantwortung dementsprechend groß wird. Unser Angebot geht von der ersten Beratung über die Planung, Bauleitung, Materiallieferung, Ausführung der Holzarbeiten, Überwachung der anderen Handwerker bis hin zu physikalischen Berechnungen, Standortuntersuchungen, Herstellung von Baustoffen sowie Entwicklung und Erprobung von Bausystemen. Die erforderliche Sicherheit für diese Verantwortung kann nicht allein auf theoretischem Wissen und technischen Angaben von Baustoffherstellern oder Instituten beruhen. Hierzu sind viele Eigenversuche und praktische Tests nötig. Bis jetzt war auch jeder Bauherr bereit, in gewissem Rahmen neue Techniken oder Materialien einzusetzen, wenn ich mich dafür verbürgt habe. Zugegeben, es ist auch schon mal etwas schief gegangen, aber nie so, dass irreparable Schäden entstanden. IBN 63 25 Kap. 5 Der Baubiologe in der Praxis Es ist wichtig, dass die Ergebnisse dieser Versuche oder besonders Schadensanalysen aus Misserfolgen schnell an die Fachwelt weitergegeben werden. Dies war früher selbstverständlich, da die ganze Bio-Öko-Szene wie eine Familie war, in der man sich gegenseitig kannte und schätzte. Seitdem aber viele konventionelle Hersteller ihre oft zweifelhaften Bioprodukte anbieten und zudem einige Trittbrettfahrer, die von den Pionieren teuer erarbeiteten Eignungsnachweise ausnutzen, um ihre Billig-Ware abzusetzen, ist dies nicht mehr realisierbar. Die Zusammenarbeit mit konventionell denkenden Architekten und Handwerkern ist außerdem im allgemeinen sehr problematisch. Diese sehen ihre Fachkompetenz in Frage gestellt, wenn der Baubiologe mit wenigen Worten sehr einfache logische Konstruktionsvorschläge vorbringt, die ihre, von verschiedenen Superbaustoff-Herstellern hochgemotzten Fachkenntnisse in Frage stellen. Dies darf uns aber nicht entmutigen, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten unseren zweifelsohne richtigen Weg zu gehen. Es ist nicht leicht, gegen einen starken Wind aus Vorurteilen, Unverständnis und Ignoranz zu laufen, aber was hilft's, wenn dies die Richtung zum abgesteckten Ziel ist. “Soll ich mich nur des Windes wegen vom Ziel entfernen? Nicht der Wind, sondern die Segel bestimmen den Kurs!” 64 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap.6 25 6. Der baubiologische Unternehmensberater Karlheinz Müller, Fa. "Baufritz", 87746 Erkheim, www.baufritz.de Die Firma "Baufritz" besteht seit 1896, hat derzeit etwa 220 Mitarbeiter und errichtet Gebäude aller Art in elementierter Holzbauweise, z.B. Außenwände als Blockbohlenwände, Zwillingsholzblockwände mit Kerndämmung aus Hobelpänen. Herr Müller, der diesen Beitrag zusammenstellte, steht der Fa. Baufritz sowie vgl. Lehrheft "Bauweise und Bauart", Kap. 3.3 b deren Kunden seit mehr als 15 Jahren als Berater für baubiologische und ökologische Fragestellungen zur Verfügung. Bei der Firma "Baufritz-Voll-Wert-Haus" kann man das gestiegene Interesse an ökologischen und baubiologischen Häusern sehr gut ablesen. 1989 wurden mit 45 Mitarbeitern Häuser für ca. 2 Millionen Euro errichtet. Heute werden mit 220 Mitarbeitern für ca. 40 Mio. Euro Wohnhäuser, Kindergärten, Gewerbegebäude und Schulen erstellt. Die im Moment rund 220 Kunden im Jahr werfen die unterschiedlichsten Fragen auf: es geht von der baubiologischen Beratung bei der Bauplatzauswahl, der Baustoffauswahl für Keller, Rohbau, Wand- und Bodenbelägen, Verkleidungen, Wohntextilien usw. bis zur Haustechnik. Welche Regenwasser-Nutzungsanlage soll ausgeführt werden? Wie groß soll sie dimensioniert werden? Kommt eventuell eine Grauwasser-Nutzungsanlage infrage, bei der gering verschmutztes Dusch- und Badewasser separat erfasst und gereinigt wird, und anschließend zur Toilettenspülung verwendet werden kann? Welchen Werkstoff soll man für die Trinkwasser-Versorgungs- vgl. Lehrheft "Sanitärinstallation…" leitungen und die Entsorgungsleitungen verwenden? Welche wassersparenden Armaturen sind verfügbar? Lässt es die Gebäudeplanung des Architekten zu, sogenannte Installationsblöcke vorzufertigen? IBN 65 25 Kap. 6 Der Baubiologe in der Praxis Welches Heizsystem soll die Beheizung des künftigen Gebäudes übernehmen? Wie soll sie ausgelegt werden? Ich habe bei vielen Selbstausbauern erfahren, dass die bauseitigen Heizungsfirmen auch in der heutigen Zeit oft keine vgl. Lehrheft "Heizungsinstallation" echte Auslegung vornehmen. Das führt meist zu einer Überdimensionierung der Heizungsanlage, die höhere Investitionskosten und einen dauerhaft zu hohen Energieverbrauch nach sich zieht. Soll eine Solaranlage nur für die Brauchwassererwärmung ausgeführt wer- vgl. Lehrheft " E n e rg i e s p a r k o n z e p t e " den oder soll sie auch heizungsunterstützend sein? Welche Fördermöglichkeiten stehen zur Verfügung? Kann bei Familien mit Stauballergien ein Hausstaubsauger Linderung vgl. Lehrheft "Luft und Schadstoffe" vgl. Lehrheft " E l e k t ro i n s t a l l a t i o n " , verschaffen? Welche Teppiche sind vom Emissionsverhalten her geeignet? Auch im Elektroinstallationsbereich besteht ein großer Beratungsbedarf. Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass der normale Elektrohandwerker mit alternativen Techniken meist wenig Erfahrung hat. Es fängt meist schon bei der Anzahl der Schalter und Steckdosen an. Standardmäßig würden für ein normales Einfamilienhaus zwischen 70 und 90 Dosen gesetzt. Hier sollte jede Baufamilie ihr altes Wohnumfeld kritisch in Augenschein nehmen, wo welche Elektroinstallationen benötigt wurden und wo nicht (klassisches Beispiel: Steckdosen im Gäste-WC, auf die in der Regel ohne Komfortverlust verzichtet werden kann). Darüber hinaus ist eine sparsame Installation meist unproblematischer, was negative Einflüsse des elektrischen Stromes angeht. Anschließend erfolgt die Aufklärung über PVC-freie Kabel und die verschiedenen Abschirmmaßnahmen wie abgeschirmte Kabel, Abschirmfarben und -putze, -vliese und Spezial-Gipskartonplatten für die Abschirmung von Hochfrequenz und elektromagnetischen Einflüssen der Elektroinstallation. Weitere technische Hilfen, wie z.B. Feldfreischalter runden das Angebot ab. 66 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 6 25 Kann ein Bio-Keller ausgeführt werden? Diese Frage wird sehr häufig von Baufamilien gestellt. Hier kann im Vorfeld über spezielle Radon-Kartierungen eine vorsichtige Einschätzung gemacht werden. Letztendlich muss die Situation auf der Baustelle (gasdurchlässiger Untergrund, Erdspalten usw.) entschieden werden. Wenn aus Kostengründen keine Radonunter- vgl. Lehrheft "Baukonstruktion" s. Lehrheft "Strahlung" suchung in Auftrag gegeben wird, werden Lageralternativen für Obst und Gemüse diskutiert, z.B. in abgedeckten Keller-Lichtschächten oder in der Erde vergrabenen alten Waschmaschinentrommeln. Darüber hinaus bin ich als "Baubiologe IBN" bei "Baufritz" in den Prozess der Produkt-Weiterentwicklung eingebunden. In sogenannten "Denkerrunden" werden Ideen aus dem Vorschlagswesen diskutiert und entschieden. Als Umweltschutzbeauftragter arbeite ich bei der permanenten Weiterentwicklung von betrieblichen Umweltschutzmaßnahmen mit. So wurde z.B. für periodisch anfallende verdorbene Molke-Soda-Lösung, die zur Imprägnierung der Spänedämmung benötigt wird, eine kostengünstige und ökologisch einwandfreie Entsorgungsmöglichkeit gesucht. Die Kläranlagen wollten diese Substanz nicht haben, da Molke einen sehr hohen Sauerstoffbedarf beim Abbauprozess im Klärbecken benötigt. Letztendlich blieb nur die Entsorgung als flüssiger Sonderabfall. Es wurden intensive Gespräche mit einem Pflanzenkläranlagenbauer geführt. Am Ende wurde auf dem Firmengrundstück ein ca. 100 m2 großes Loch vgl. Lehrheft " F re i f l ä c h e n " ausgehoben, ca. 1 m tief. Die Abdichtung nach unten erfolgte mit einer dicken PE-Folie. Als Pflanzsubstrat für die Schilfrohrpflanzen-Mischung wurden Feinstspäne verwendet. Die Pflanzen haben die Eigenschaft, durch ihre Stengel Luft in den Wurzelbereich zu leiten. Dort siedeln sich Mikroorganismen an, die die Molke abbauen. Mittlerweile ist das sog. "Vererdungsbeet" gut eingewachsen und erfreut mit den vielen Blüten allerlei Insekten. Die verdorbene Molke wird verdünnt eingeleitet und mit Hilfe eines pH-Wert-Messgerätes wird kontrolliert, wann erneut eine Einleitung erfolgen kann. IBN 67 Kap. 6 25 Der Baubiologe in der Praxis Im Zuge der Kundenvorsorge lasse ich regelmäßig Späneproben aus der laufenden Produktion auf Holzschutzmittel untersuchen (sog. Holzschutzmittel-Screenings, alle 3-5 Wochen). Es wird zwar von allen Lieferanten garantiert, nur unbehandeltes Holz zu liefern, aber in diesem sensiblen Kundenbereich sind Kontrollen unerlässlich. Allen Kunden steht es frei, eine eingehende Information und Aufklärung über alle eingesetzten Materialien zu erhalten. Dazu wurden mehs. Lehrheft " B a u re c h t . . . " , Kap. 6.1 rere Ordner mit Produktblättern, Euro-Sicherheitsdatenblättern und Informationen zu Emissionsprüfungen angelegt, die eingesehen, kopiert oder per E-Mail als PDF-Dokument angefordert werden können. Als Baubiologe bei "Baufritz" führe ich unterschiedlichste Messungen selbst durch – z.B. Raumluftmessungen – bzw. schicke die Proben zur Bestimmung von problematischen Anhaftungen, wie Gifte, Schimmel- Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute pilze o.ä., an Partnerinstitute (z.B. IBN, AGÖF). Um den Kunden eine noch höhere Sicherheit zu gewähren und auch als Vorarbeit für die im Jahre 2001 durchgeführte Allergikerzertifizierung wurden mehr als 450 Baufritz-Voll-Wert-Häuser messtechnisch begleitet. Dazu wurde das Standardprobenahme-Verfahren für Luftschadstoffe (VOC’s, Formaldehyd, Holzschutzmittel) so angepasst, dass Aussagen auch für Probenahmen im Ausbauzustand getroffen werden können. Zur Qualitätssicherung auf der Baustelle führte ich mit Kollegen eine Vorarbeiter-Weiterbildung durch. Die Vorarbeiter wurden auf die Bedeutung der Winddichtigkeit von modernen Niedrigenergiehäusern hinge- s. Lehrhefte "Biol. B a u s t o f f l e h re . . . " , und " E n e rg i e s p a r k o n z e p t e ” wiesen und in die Bedienung der 8 werkseigenen Blower-Door-Anlagen eingeführt. Die Montagekolonnen prüfen seither nach der Rohbaumontage das Gebäude auf Leckagen und dichten bei Bedarf nach. Im Rahmen einer Marktanalyse wurde von mir ein baubiologisch vertret- s. Lehrheft " E n e rg i e s p a r k o n z e p t e " bares Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung gesucht. Ich hatte die Befürchtung, dass es bei zentralen Lüftungssystemen beim Absaugen von staub- und feuchtigkeitsbeladener Luft in ungünstigen Betriebszuständen zu einem Tauwasserausfall im Rohrsystem kommen kann. In Verbindung 68 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 6 25 mit Staub, Milben usw. ist eine "Belagbildung" mit entspr. Pilzwachstum im Leitungssystem denkbar. Keiner der Hersteller von zentralen Lüftungsanlagen konnte ein Konzept zur Reinigung des Luftleitungssystems anbieten. Darüber hinaus verbrauchen einige Anlagen sehr viel Strom (bis zu 150 Watt Dauerleistung), so dass eigentlich kein echter energetischer Nutzen übrigbleibt, vor allem, wenn man das WirkungsgradDilemma bei der Stromherstellung berücksichtigt. Die zweite Variante der Lüftungsanlagen sind dezentrale Reversierlüfter mit Wärmerückgewinnung, die in die Außenwand eingebaut werden. Die Reinigung gestaltet sich denkbar einfach, indem das Gerät geöffnet wird und die Wärmetauscherkassetten herausgenommen werden. Sie können z.B. in der Spülmaschine gereinigt werden. Der Stromverbrauch der Geräte ist mit 6 Watt Dauerleistung in der ersten Stufe äußerst gering. Als Baubiologe arbeite ich in verschiedenen Verbänden und Institutionen mit, z.B. im Technikausschuss der "Arbeitsgemeinschaft Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen", sowie im "Arbeitskreis Energie" im Bund ADNR, Amsdorf w w w. a d n r. i n f o Naturschutz. Darüber hinaus wirke ich bei der Erwachsenen-Fortbildung zum Energieberater der "Renergie-Allgäu" im Praxisteil für baubiologisches Bauen mit. Kempten w w w 2 . a l l g a e u . o rg / re n e rg i e Die Informationsbeschaffung und -verteilung in einem modernen Betrieb muss schnell und effizient sein. So setze ich seit 1998 das Internet als grüne Informationsquelle ein. Egal ob für Solartechnik, CO2-Minderungsmaßnahmen o.ä. das passende Förderprogramm gesucht wird, Stoffrecherchen im Rahmen der Produkt-Weiterentwicklung durchgeführt werden, Kundenanfragen zu speziellen Materialien bearbeitet werden, meist kommt man mit der passenden Suchmaschine zur gewünschten Information. Die Weiterleitung an Partner, Fachberater und Kunden via E-mail ist seit langem Alltag in meinem Tagesablauf als Baubiologe. Die Datenbankerfassung aller Materialien zum Thema Umwelt und Baubiologie ermöglicht allen Mitarbeitern den schnellen Zugriff auf diese vgl. Lehrheft "Ökobilanz ..." Informationen über das firmeneigene Intranet. IBN 69 25 Kap. 6 Der Baubiologe in der Praxis Im Rahmen einer Kooperation mit einem Photovoltaik-Spezialisten wurde auf den Dächern der zentralen Produktionshalle sowie des Vertriebsgebäudes Solartechnik zur Stromerzeugung mit einer Gesamtleistung von über 200 kW installiert. Ich hoffe, der kurze Überblick über meine Arbeit bei Baufritz zeigt, welche vielschichtigen Aufgabenstellungen einem Baubiologen und Umweltschutzbeauftragten gestellt werden. Es ist eine interessante und abwechslungsreiche Tätigkeit. Es ist seit dem ersten Tag äußerst befriedigend, Privatpersonen und Firmen als Berater für eine lebenswerte Zukunft zur Verfügung zu stehen. 70 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 7 25 7. Der baubiologische Handwerker Heinz Steinmeyer, Dipl.-Holztechniker, Naturfarbenherstellung, Schreiner u.a., Angerstr. 3, 83083 Söllhuben www.steinmeyer-naturfarben.de s. auch Bezugsquellenverzeichnis in " Wo h n u n g + Gesundheit" Heinz Steinmeyer studierte in den 70er Jahren in Rosenheim u.a. bei Prof. Dr. Anton Schneider Holztechnik. Die Berufsperspektiven erschienen ihm unvereinbar mit seiner Weltanschauung und den Grundlagen der Baubiologie. Deshalb machte er sich 1980 unmittelbar nach dem Studium mit der Herstellung natürlicher Mittel für die Holzbehandlung selbständig. Im Lehrheft "Farbe und Oberflächenbehandlung" bringt er als Mitautor seine im Lehrheft langjährigen Erfahrungen ein. Später kamen die Herstellung künstlerisch "Möblierung" sind gestalteter Schreinerarbeiten, baubiologische und geomantische Beratungen, Arbeiten zu sehen Vorträge und Seminare sowie weitere hierzu passende Tätigkeiten hinzu. auch im Rahmen der Er beschäftigt sich seit vielen Jahren auch mit der Kabbala, die einen einige seiner Nahunterrichte zum F e r n l e h rg a n g Einblick in die tiefere Bedeutung und energetische Auswirkung unserer Sprache ermöglicht. Einige Wörter werden im Text beispielhaft erläutert. Der vorliegende Artikel möchte Absolventen vom Fernlehrgang Baubiologie ermutigen und dabei Begeisterung wecken für eine Integration der Lehrinhalte in das alltägliche Leben, vor allem in die berufliche Praxis. Durch das menschliche Verhalten in den letzten Jahrzehnten auf der Erde befindet sich die globale ökologische Situation in einer wachsenden kritischen Situation. Man spricht von Geburtswehen der Menschheit in ein neues Zeitalter. Ökologie und Baubiologie werden sicherlich fundamentale Bestandteile dieser neuen Zeitqualität sein, damit wir Menschen bei den allgemeinen gesundheitlichen Belastungen der modernen, technischen Welt einigermaßen wohlbehalten überleben können. IBN 71 25 Kap. 7 Der Baubiologe in der Praxis Die individuelle Entwicklung des Autors, wie sie in diesem Artikel vorgestellt wird, soll dabei nicht in den Vordergrund treten, sondern es sollen mehr die allgemeinen biologischen Prinzipien sichtbar gemacht werden, wie sie in Einzelschicksalen wirken, besonders wenn Resonanz mit dem aktuellen Zeitgeist besteht. Diese Erkenntnisse können berufsbegleitend eine Bereicherung sein oder wie im vorliegenden Beispiel eine Firmengründung ermöglichen und zur beruflichen Selbständigkeit führen. Die betriebliche Tätigkeit begann 1980 nach Studiumsabschluss als Fortsetzung der Diplomarbeit im “Fachbereich Baubiologie”. Beginn der Firma also damals am Punkt Null, ohne Eigenkapital und Fremdfinanzierung. Ganzheitliches Denken und Handeln bilden dafür eine wesentliche Hilfestellung, weil die weltliche Realität auch als Korrespondenz des inneren Bewusstseins erkannt wird. Damit sind für die betriebliche Entwicklung nicht nur wirtschaftliche Aspekte von grundlegender Bedeutung, sondern auch geistige und ethische Werte üben einen wichtigen Einfluss im planetaren Informationsfeld aus. In der Zwischenzeit hat sich über natürliche Entwicklung ein sehr breites berufliches Spektrum entwickelt: • Gewerbebetrieb für baubiologische Oberflächenprodukte, Fa. Steinmeyer Naturfarben • Schreiner und Holzingenieur: Massivholzmöbel aus einheimischen Hölzern mit biologischen Oberflächen und künstlerischem, modernem Design, Konstruktionen in altbewährter Steckbauweise mit Prana: Eine Art formschlüssigen Verbindungen L e b e n s e n e rg i e , d i e d e n M e n s c h e n d u rc h - • Baubiologische Beratungen und Vorträge • Ausbildung und Tätigkeit in Bereichen wie Geomantie und strömt und von ihm a b g e s t r a h l t w e rd e n kann, z.B. zum Zweck der Heilung Radiästhesie, Pranaheilkunde, Astrologie und Kabbala Dazu entsprechende Seminartätigkeiten und Hausuntersuchungen 72 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 7 25 Wenn in der heutigen Zeit Baubiologie und Ökologie auch wieder nur dazu dienen soll, einen neuen Markt zu “erobern”, oder sich zu Lasten der Allgemeinheit und der Biosphäre zu bereichern, mangelt es meiner Meinung nach am grundsätzlichem Verständnis der biologischen, geistigen und kosmischen Gesetzmäßigkeiten. Dieser kollektive Irrtum und Egoismus ist eine der Ursachen für die Zerstörung der Lebensgrundlagen auf unserer Erde. Ständig wird im Großen wie im Kleinen immer noch Krieg geführt, worüber die weit verbreiteten kollektiven Formulierungen wie “Das kriegen wir schon!”, oder bei Bezahlungen “Was kriegen Sie dafür?” berichten. Die deutsche Sprache ist da sehr deutlich und bringt viel unbewusste Komponenten an die Oberfläche. Probleme werden meist nicht gelöst, sondern zuerst verursacht und dann bekämpft: Arbeitslosigkeit, Inflation, Krankheiten, sogenannte Schädliche, Konkurrenten, andere Konfessionen, Terrorismus. Ökologie ist etwas anderes als dieses kollektive, egoistische Verhalten. Grundprinzipien des Lebens sind damit gemeint, deshalb wertvoll und von elementarer Bedeutung für die Menschheit, ihr Überleben und vor allem auch für eine qualitative Höherentwicklung. Die Natur als Biosphäre genügt als intelligentes Vorbild, weil sie wie bei L i t e r a t u re m p f e h l u n g e n : E . T. 1 0 1 - D i e k o s m i s c h e einem Organismus eine Vielzahl individueller Zellen in eine funktionale, Bedienungsanleitung zur höhere Ganzheit vereint. Aus Zellen werden Organe, dann Organismen 2 0 0 1 Ve r l a g , 1 9 9 5 ( n u r und daraus Kulturen. Eine Vernetzung der unterschiedlichen Qualitäten zu einer organischen, komplexeren Einheit, ein Miteinander, ohne die Nachbarzellen zu betrügen, zu schädigen oder an die Wand zu drücken. Auf natürliche Weise eröffnen sich durch diese Erkenntnisse und Wahr- p l a n e t a re n E v o l u t i o n , noch antiquarisch erhältlich) Ein Buch aus indianischer Sichtweise: “Ansichten eines Wilden über die zivilisierten nehmungen neue Wege für kreatives Arbeiten und Leben, für respekt- Menschen”. vollen Umgang mit den Materialien, Pflanzen, Tieren und Menschen. Xokonoschtletl, Autor und Bezug: Am Pfaffenstiegl 1 84363 Bad Birnbach Aus den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte in dieser Kultur als Baubiologe, Pranaheiler, Geomant, Schreiner, Gärtner, Holzingenieur, Ya n k u i k a n a h u a k @ t online.de Kabbalist und ökologisch orientiertem Erdenbürger mit einer einfachen IBN 73 25 Kap. 7 Der Baubiologe in der Praxis Lebensweise wird mir immer deutlicher bewusst: Der egoistische, ausbeutende, profitgierige Menschentyp verurteilt sich immer selbst zum Leiden, weil er das Gesetz von Ursache und Wirkung destruktiv realisiert. Was der Mensch sät, das wird er ernten. Trotz modernster Medizin und einer noch nie da gewesenen Ärzteschwemme sind über 60 % der Menschen in den Industrieländern krank. Viele Menschen können nur durch aufwändige medizinische Maßnahmen überleben. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs sind inzwischen zur häufigsten Todesursache geworden. Positiv angewendet entfaltet sich dieses sog. karmische Gesetz von Ursache und Wirkung als goldene Regel. Leben, Natur und Arbeit bekommen eine andere Orientierung, besonders durch das wachsende Energiebewusstsein. Dies nicht nur im technisch, physikalischen Sinne, sondern auch aus der Wahrnehmung des Energiekörpers von uns Menschen, der gesamten Biosphäre, des Sonnensystems und des Universums. Als Bewusstsein und Charakter sind wir unsterblich, denn diese Energieformen sind unzerstörbar, nur transformierbar. Dadurch verändert sich die Einstellung über Arbeit und Wirtschaftlichkeit und den Sinn unseres Lebens insgesamt. Der wirtschaftliche Aspekt von Arbeit und Geld steht hierzu nicht im Widerspruch. Dies wäre nur dann der Fall, wenn es ausschließlich um Wirtschaftlichkeit ginge und Arbeit keine sinnvolle Tätigkeit mehr wäre bzw. dabei keine innere geistige Entwicklung mehr stattfände. Dann beginnt das Lebendige wegen Einseitigkeit und Energiemangel krank zu werden. Das Wort “Arbeit” setzt sich aus zwei Worten zusammen und leitet sich ab von den Silben “Ar” bzw. “Aur”, weiterentwickelt “Aurum” bzw. “Aura”, was eine Bezeichnung für den bioenergetischen Körper als lebendige, pulsierende Matrix ist. Eine ältere, äquivalente Beschreibung wäre “das Licht der Seele”. 74 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 7 25 Die zweite Komponente ist “beit”, abgewandelt von “Arbeth”. “Beth” hat eine hebräische Wurzel und taucht bei dem Wort “AlphaBeth” wieder auf. “Beth” versinnbolisiert den weiblichen Aspekt des Geistes, die Schöpfung, die mit der Zahl 2 als Ausdruck Weiblichen, Empfangenden und der Dualität beginnt. “Beth” ist Grundlage von “BioS” und korrespondiert wieder mit BewuSstSein. Diese Wortableitungen lassen aus bio-energetischer Sicht folgende Interpretation zu: Das Potenzial des menschlichen Wesens als Ganzheit von Geist, Seele und Körper im Sinne von Denken, Fühlen und Handeln schöpferisch zur Entfaltung zu bringen und damit Wachstum in Form von Weisheit und Wohlstand (wörtlich gemeint) zu erlangen. Elend entsteht, wenn El endet, d.h. die ganzheitliche Realität des Seins verlassen beendet wird. (El = das Sein). Sprache ist auch Ausdruck von innerer, transpersonaler Intelligenz. Diese Prinzipien sind von allgemeingültiger Natur. Ökologie und Baubiologie formulieren ein ganzheitliches Spektrum an elementaren Grundlagen für eine qualitative und sinnvolle menschliche Entwicklung. Die betriebliche Entwicklung Als Weiterentwicklung meiner Diplomarbeit inspirierte mich Prof. Dr. Schneider zur Produktion natürlicher Holzimprägniermittel und Beizen aus Rindenkonzentraten. Das Herstellverfahren nach alter keltischer Rezeptur war für die Betriebsgründung ideal. Rinde als Rohstoff ist ein Abfallprodukt der Holzverarbeitung und ohne Kosten erhältlich. In alten Waschkesseln wurden wässrige Kompostierungen angesetzt, die Produktion lief an. Durch biologisch-dynamische Experimente und Studien von Mondphasen-Einflüssen konnten sensible Farbtöne entwickelt werden. Während der Schreinerausbildung war es immer frustrierend, ein schönes Möbel am Schluss der Fertigung mit Kunststoffen (Lacksysteme) zu IBN 75 Kap. 7 25 Der Baubiologe in der Praxis überziehen. Neben den gesundheitsschädlichen Dämpfen und der elektrostatischen Aufladung solcher Oberflächen erscheint das Holz auch noch künstlich und leblos. Um die natürliche Schönheit von Holz zu erhalten oder gar aufzuwerten, entwickelte ich in Zusammenarbeit mit dem Institut für Baubiologie weitere hochwertige Oberflächenprogramme für alle Anwendungsbereiche, z.B. Naturharzöle, Bienenwachspräparate, Holzlasuren und Imprägnierungen. Meine Erfahrungen als gelernter Möbelschreiner waren dabei sehr hilfreich. Der Aufbau meiner Firma war wegen der manuellen Herstellung sehr arbeitsintensiv, jedoch ohne Kredite und Fremdfinanzierung möglich (geringe Fixkosten, einfache Lebensweise, Gartenbau). Das "Minimalenergieprinzip" der Natur war Vorbild und Orientierung für die Betriebsstruktur. Aufgrund grundsätzlicher Überlegungen (Einfachheit, Klarheit, Ästhetik ... ), aber auch wegen eingeschränkter Räumlichkeiten und geringer s. Lehrheft "Möblierung" finanzieller Mittel entdeckte ich die alten Holzsteck-Verbindungen wieder, die viele Vorteile bieten, wie z.B.: Kap. 2.3 • alles zerlegbar, dadurch geringer Platzbedarf in der Werkstatt und beim Transport • manuell durchführbar ohne großen und teuren Maschinenfuhrpark • gestalterisch leicht plastizierbar • rationelle Oberflächentechnik mit Naturprodukten • hohe Qualität und Haltbarkeit • Montage- und Reparaturfreundlich • baubiologisch wertvoll Der künstlerische Aspekt der Arbeit gewann immer mehr an Bedeutung. Durch die ganzheitliche Orientierung der Baubiologie wurde mein Bevgl. Lehrhefte "Raum-Form-Maß", " Wo h n p s y c h o l o g i e " u n d " F re i f l ä c h e n " u.a. 76 wusstsein für die schöpferischen Aspekte in der Natur sensibilisiert. Die materielle und funktionale Ausrichtung der modernen Produktionsmethoden wirkte immer armseliger und uninteressanter. IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 7 25 Das in unserem Jahrhundert geprägte Wort "Kunst" hat einen Beigeschmack von künstlich, synthetisch. Es umschreibt genau die Tendenz der Zeit. Moderne Kunst wirkt oft wie ein Schrei aus den Tiefen der Seele, eine Anhäufung von Sinnlosigkeit und Ausdruck einer lebensfeindlichen, profitorientierten Gesellschaft. Schöpferisches Handeln und schöpferische Lebenskraft entspringt aus einer anderen Dimension: Neues kreieren, Erfüllung in der Seele finden. Das Leben und die Natur lassen in ihrer Vielseitigkeit nur Einmaligkeiten entstehen. Darin liegt ein einfaches und tiefes Geheimnis. Zur Realisierung von schöpferischen Handlungen bedarf es lebendiger Ideen und Themen, die sich individuell entwickeln können, wie ein Same einen Baum unter den richtigen Bedingungen hervorströmen lässt; ein Wunder der Biosphäre (= natürliche Materialisation!). Die Vorbilder sind in der Natur überall vorhanden. Durch Technisierung geht der Kontakt und die Wahrnehmung dazu aber immer mehr verloren. In einer Leistungsgesellschaft mit künstlicher Umwelt existiert dafür keine Zeit, weil Zeit als Kostenfaktor definiert wird. Kommerzielles Denken verwandelt die Erzeugnisse der Natur in Waren, während synthetische Produkte, wie ein Loblied für den aus Blindheit geborenen menschlichen Hochmut, hochgejubelt werden. Erst der tiefere, energetische Kontakt mit dem Organismus "Biosphäre" erfüllt das menschliche Bewusstsein mit Achtung und Ehrfurcht vor den schöpferischen Aspekten der Natur und ihrer intelligenten Vollkommenheit. Daraus resultiert eine verantwortungsbewusste und respektvolle Einstellung gegenüber natürlichen Materialien und deren Wachstumsprozessen. "Material" = Mater - Mutter = Schöpfung = l e b e n s g e b ä re n d e s Weil individuelle Realität ein Spiegelbild des Bewusstseins ist, verändert Prinzip sich mit einer so ausgerichteten Wahrnehmung auch die gesamte betriebliche Struktur und Entwicklung. Alles ergibt sich aus einer höheren, ganzheitlichen Ordnung, ähnlich wie ein Organismus seine Zellen steuert. Die Zielsetzung ist dann nicht mehr wirtschaftliches Wachstum, sonder biologische, schöpferische Entfaltung; nicht Quantität, sondern Qualität. Durch sinnvolle Tätigkeiten entsteht innerer Reichtum, IBN 77 25 Kap. 7 Der Baubiologe in der Praxis Zufriedenheit und Freude. Außerdem erübrigen sich aufwändige und kostspielige Werbemaßnahmen, weil die beste Werbung ein begeisterter, zufriedener Kunde und die daraus entstehende Mundpropaganda ist. Immer mehr konnte ich die Erfahrung machen, wie eine höhere Intelligenz (Ganzheit) Kontakte, Materialquellen, zeitliches Timing usw. entstehen lässt und reguliert. Bereits in den ersten Jahren meiner Selbständigkeit entstanden auf diese Weise interessante Kontakte mit Bauherren, Architekten, Handwerksbetrieben und beruflichen Bildungsstätten. Durch Beratungen und Vorträge konnte ich bei vielen Begeisterung für Massivholzbauweisen mit klassischen Holzsteckverbindungen und natürliche Oberflächenbehandlung wecken. Sie kamen später häufig als gute Kundschaft zu mir oder bereicherten anderweitig meinen privaten wie beruflichen Werdegang. Haben Menschen gleiche Interessen, entfaltet sich das Prinzip der morgestaltbildenden phogenetischen Vernetzung. Die sich daraus ergebende Kommunikation in Form von Inspiration, Kritik und Regulation ist für eine betriebliche Entwicklung von großer Bedeutung. = mitten drin sein Den Schlüssel dazu formuliert das Wort "Interesse". Durch Interesse ziehen wir die entsprechenden Informationen, Kontakte und die erfor- U m k re i s o d e r W i r k u n g s b e re i c h derlichen Möglichkeiten "magnetisch" in unseren persönlichen Orbis. Interesse, Begeisterung und Konzentration sind geistige Werkzeuge zur Integration neuer Inhalte in das individuelle Schicksal. Für eine problemlose Verwirklichung ist eine positive karmische Bilanz Voraussetzung. Die Firma ist langsam, dafür stetig und natürlich gewachsen, ohne "Kunstdünger". Die eigene Persönlichkeit konnte sich entsprechend mit entwickeln, gleichzeitig konnte Raum für andere interessante Lebensbereiche bewahrt werden. Langsam gewachsenes Holz ist qualitativ hochwertiger als schnellgewachsenes. Immer wieder erschien dieses Bild als Leitfaden für die betriebliche Zielsetzung. Ein chinesisches Sprichwort lautet: "Nur Unkraut wächst schnell." 78 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 7 25 Den Tagesablauf zeitlich so zu organisieren, dass noch Raum für betriebsexterne Aktivitäten und Weiterentwicklung bleibt, ist bis heute ein wichtiges Bedürfnis geblieben. Deshalb läuft der Betrieb außer zu Stoßzeiten nur halbtags. So war es immer möglich, teils auch nötig, andere Tätigkeiten in den betrieblichen Alltag einfließen zu lassen, wie das Schreinerhandwerk, biologischer Gartenbau, Geomantie, Astrologie, Pranaheilkunde und die Schule der Kabbala. Für manche dieser Fachbereiche führe ich inzwischen regelmäßig Seminare durch. So kommt es zu einer Symbiose im schöpferischen Gesamtprozess, wobei jeder Teilaspekt als Ergänzung und Bereicherung erfahren wird. Nach 6 - 7 Jahren Betriebstätigkeit kam dann die große Versuchung, eine Situation, die viele Unternehmen anstreben: die Expansion in den großen Markt über Zwischenhandel, Baumärkte und andere Großunternehmen. Durch die Baubiologie eröffnete sich ein neuer Markt, der noch dazu eine Überteuerung durch das Zertifikat "bio" erwarten ließ. Die Wirtschaft hatte Beute gerochen. Kurz vorher noch hart bekämpft, auf einmal war alles "bio". Es kamen viele Anfragen aus dem Großhandel, dabei gab es Angebote und Versprechungen, den Umsatz zu vervielfachen. Der Verstand sagte ja und ließ Bilder von der großen Fabrikhalle, laufenden Lkw's und vielen Beschäftigten in einer halbindustriellen Produktion entstehen; eine Vision vom großen Geschäft. Doch das Herz erschrak und bekam Erstickungsanfälle. Ist das noch biologisch und ökologisch? Bis dahin war alles noch Handarbeit und das Herz dabei. Wenn das Herz nicht mehr dabei ist und Maschinen die Produktion übernehmen, dann kann das Produkt in diesem Sinn nicht mehr biologisch sein. Und was bleibt noch übrig von der Krea- "Herz" ist im Hebräischen dasselbe Wo r t w i e " L e b e n " : = "Chleb" tivität? Zudem frage ich mich, ob es stimmig ist, Angestellte zu beschäftigen, die nur eine Teilfunktion an einem Produkt ausüben und immer nur dasselbe machen? Damit die Erde nicht mehr geschändet wird, bedarf es freier, kreativer Menschen, weil jeder Mensch eine einmalige Zelle IBN 79 25 Kap. 7 Der Baubiologe in der Praxis im Organismus Biosphäre ist. Dieses große Lebewesen bleibt nur gesund, wenn seine Zellen im Interesse der Ganzheit frei agieren können. von unten nehmen In einem Unternehmen ist dies so nicht möglich. Obwohl die Wälder weiter sterben und die Menschen immer kränker werden, produziert die Menschheit mehr denn je die Illusion, man könnte nur von Geldscheinen (= Scheinwelt) leben. Zum Glück ist damals mein Herz erschrocken. Ich und meine Familie freuen uns, dass wir bis heute als Hand-Werks-Betrieb mit Direktvertrieb und -versand lebendig (= biologisch) geblieben sind. Wir arbeiten weiterhin manuell (mit Herz) und genießen jeden Tag diesen schöpferischen Freiraum mit seiner unendlichen Fülle. Zu einer gesunden Entwicklung gehören auch Hindernisse und Rückschläge. Jeder Anfang beginnt mit kleinen Schritten und die Verletzlichkeit ist in diesem Stadium größer als im späteren Verlauf. Aus vielen Ebenen der Gesellschaft kamen Angriffe und Widerstände gegen die junge Baubiologie, besonders bei öffentlichen Vorträgen, aber auch versteckt über die Verfilzung von Großindustrie und Obrigkeiten an Schulen und anderen öffentlichen Institutionen. Mit der richtigen Einstellung, Geduld und Offenheit für Kritik führte dies jedoch im nachhinein betrachtet durch Lernbereitschaft, Kooperation, humanes, konsequentes E n e rg i e Handeln und Gelassenheit zu einer Steigerung der inneren Kraft. = aus dem griechis c h e n " e n e rg a i a " = d a s i m Ve r b o rg e nen noch Ruhende, Wichtig ist auch ein tiefes Vertrauen in die Intelligenz des Lebens, vor allem wenn man sich mit dem Wort "biologisch" schmückt. Das betrifft das Ungeoffenbarte vor allem solche Menschen, die alles, was noch im Verborgenen der Zukunft ruht, schon vorher feststellen oder absichern wollen. Wie ein Same einer Pflanze drängt das individuelle und kollektive Schicksal gemäß seiner inneren Programmierung zur Entfaltung. Als Menschen sind wir in der Lage, diese Programmierung frei-willig (= freie Welle) durch Interesse in beliebige Richtungen zu lenken. Wenn die Inhalte ökologischer Natur sind und viele Menschen sich ihrer biologischen Grundlage erinnern, gibt es auch für unsere Kultur wieder einen wachsenden Hoffnungsschimmer am Horizont. 80 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 8 25 8. Der baubiologische Ingenieur Dr. Dipl.-Ing. Hans Löfflad, Ingenieurbüro für Bauökologie, Köln, www.ifb-loefflad.de Glücklich leben und naturgemäß leben ist eins. Lucius Annaeus Seneca ( 4 v. C h r. - 6 5 n . C h r. ) , röm. Philosoph u. Baubiologie, Bauökologie und Holz sind mit meinem Lebensweg fest Dichter verbunden und somit zur Berufung geworden. Natürlich hat es einige Zeit gedauert, bis ich die innere Stimme hörte und, geprägt vom eigenen Erleben, zu gestalten begann. Ich komme aus einer Familie, die seit Generationen mit Holz handelt und es bearbeitet. Von Prof. Anton Schneider hörte ich zum ersten Mal vom gesunden Bauen und Wohnen und konnte während meines Studiums an der Fachhochschule Rosenheim in Vorlesungen und praktischen Übungen z.B. beim Bodenlegen im IBN erste Erfahrungen sammeln. Das schuf eine gute Grundlage für meine Diplomarbeit mit dem Thema „Soda- und Holzaschenlauge als alternative Holzschutzmittel“. Mit viel Idealismus und ganzem Einsatz ging es hinaus in die Berufswelt, in der es für mich zunächst nicht möglich war, meine baubiologischen Ansätze umzusetzen, da es kaum eine Lobby dafür gab. Wir könnten viel, wenn wir zusammenstünden. Friedrich von Schiller (1759-1805), dt. Dichter Wie das Leben so spielt, führte mich mein Beruf als Holzingenieur nach Süd-Ost-Asien, wo die Holzindustrie boomte. Ich entwickelte dort u. a. zusammen mit einem Neuseeländer einen speziellen Ofen, um für die vielen Holzreste, welche dort offen verbrannt wurden, innerhalb von 1 bis 2 Tagen hochwertige Holzkohle herzustellen. Obwohl der traditionelle Prozess der Holzkohlenherstellung 3 bis 4 Wochen dauerte und die IBN 81 25 Kap. 8 Der Baubiologe in der Praxis Umwelt erheblich belastete, wurde dieser Holzkohle-Produktionsofen kaum verkauft. Leider wollte sich zur damaligen Zeit in Süd-Ost-Asien kaum jemand mit Abfällen beschäftigen. Nach 9 Jahren in Süd-Ost-Asien hatte meine Tätigkeit nicht mehr viel mit Ökologie zu tun. Ich fühlte mich dort auf weiter Flur allein, mir fehlten Gespräche und Aktionen mit Gleichgesinnten. In dieser Sinnkrise wurde mir klar, wie wichtig es ist, in Netzwerken, Organisation oder Verbänden mitzuarbeiten bzw. sie mit zu gestalten, um beispielsweise ökologisch sinnvolle Erneuerungen durchzusetzen. So kehrte ich nach Deutschland zurück und brachte mein Wissen auf den neusten Stand, unter anderem durch den „Fernlehrgang Baubiologie“ des IBN. Will Durant (1885-1981), amerik. Kunsthistoriker u. Philosoph Vielleicht wird der Mensch, wenn er seine Umwelt erneuert hat, endlich umkehren und anfangen, sich selbst zu erneuern. Wieder in Deutschland, machte ich einen wichtigen Schritt hin zu mir Köln, w w w. k a t a l y s e . d e selbst und bewarb mich bei der „Katalyse – Institut für angewandte Umweltforschung“. Dort habe ich in den letzten Jahren meiner Tätigkeit den Bereich Bauökologie erfolgreich geleitet. Es war mir immer ein Anliegen, die Kräfte für die Bauökologie zu bündeln und Multiplikatoren zu begeistern. Über viele Kontakte ist es gelungen, den Fachhandel, die Forschungsinstitute und Umweltverbände an einen Tisch zu bringen, den Dialog zwischen den einzelnen Interessensgruppen ins Rollen zu bringen und so u. a. mitzuhelfen, den Grundstein für einige baubiologisch/ökologisch orientierte Institutionen zu legen (Arbeitskreis ökologischer Holzbau AKÖH, Arbeitsgemeinschaft kontrolliert deklarierter Rohstoffe e. V. Arge kdR, ECOHB, Natureplus, Ökobau Rheinland, Zentrum für Kooperatives Lernen und Bauen u. a.). Durch die internationalen Kontakte bin ich als einziger Vertreter der 82 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 8 25 Umweltverbände in der „EU Kommission für Bauschuttnormen“ aktiv gewesen und habe mich dort für die nachhaltige Konzepte eingesetzt. Die Mitgründung der ECOHB hatte für mich besondere Bedeutung, denn nur durch die weltweite Vernetzung von Baubiologen und anderen Fachleuten kann man den allgegenwärtigen Umweltproblemen etwas wirklich Konstruktives entgegensetzen. E u ro p e a n + G l o b a l Network of O rg a n i z a t i o n s f o r E n v i ro n m e n t a l l y Conscious and Healthy Building Im Jahr 1994 gründete ich mein eigenes „Ingenieurbüro für Bauökologie“ in Köln. Damit ist der Anspruch verbunden, mich ausschließlich mit gesunden Materialien, bauphysikalisch sinnvollen Konstruktionen und ökologische Gebäuden zu beschäftigen. Der Mensch ist nicht das Produkt seiner Umwelt – die Umwelt ist das Produkt des Menschen. Benjamin Disraeli (1804-1881), brit. Politiker u. S c h r i f t s t e l l e r, Daraus entwickelte sich meine Doktorarbeit „Das globalrecyclingfähige Haus“ oder wie ein Freund sie scherzhaft bezeichnet: „Der zeitweise bewohnbare Komposthaufen“. Damit sollten Grundlagen für Gebäude geschaffen werden, die mit möglichst vielen naturbelassenen Materialien erstellt werden können. Idealerweise sind das Passivhäuser mit Holzpfahl-Gründung, Decken, Wänden und Dach aus leimfreien gedübelten Holzkonstruktionen, einer Dämmung aus nachwachsenden Rohstoffen sowie Innenwände aus Lehm. Da solche Gebäude nicht erhältlich waren, haben meine Frau Petra und ich eine Firma gegründet, die solche Gebäude erstellt. In dieser für das ganze Baugewerbe schwierigen Zeit haben wir nach zwei Jahren Arbeit immerhin sieben solcher Passivhäuser verkauft und einige Preise dafür erhalten (Umweltpreis von Weleda, Umweltpreis vom BUND, Preis für Nachwachsende Rohstoffe von der Landwirtschaftkammer NRW). IBN 83 25 Kap. 8 Der Baubiologe in der Praxis Was ist mein Erfolgsrezept? Es ist wichtig, dass ich innerlich überzeugt bin von dem, was ich mache. „Innen und Außen“, so würde meine nächste Firma heißen. Das, was innen ist, nach außen bringen – das Äußere dadurch gestalten und dies natürlich im Austausch mit Gleichgesinnten und auch konventionellen Menschen. Nur im Austausch, durch Öffnung und Kontakte schaffen wir Veränderungen, in der Ausgrenzung dagegen das Gegenteil hiervon. Auch wenn bereits viel erreicht wurde, gibt u. a. in der Bauökologie und Baubiologie noch immer viele Aufgaben und Ziele, wie z. B. die Integration baubiologischen Wissens in etablierte Institutionen, eine bessere Schulung aller am Bau beteiligten Handwerker, einer besseren Information und Beratung von Baufamilien, der Entwicklung nachhaltiger und giftfreier Produkte oder in der Qualitätssicherung durch fachlich fundierte Fortbildungen/Schulungen und nicht zuletzt durch die Zertifizierung von Gütesiegeln. Dies alles erfordert einen hohen persönlichen Einsatz. Eine wichtige persönliche Aufgabe ist mir eine auf breiter Basis stehende Entwicklung von Alternativen, die den heutigen Ansprüchen des modernen Lebens gewachsen sind und gleichzeitig sicherstellen, dass unser “Organismus Erde” noch im Gleichgewicht bleibt bzw. dorthin zurück finden kann. So denke ich, dass wir alle, trotz vieler Schwierigkeiten und Rückschläge, das Anliegen des gesunden Bauens und Wohnens weiter voranbringen und es davor bewahren, nur ein kurzlebiger Trend zu sein. Wenn Bauökologie und Baubiologie zur Grundlage im Bauen und Wohnen werden, haben wir einen wesentlichen Anteil daran erbracht, das globale Gleichgewicht zu stabilisieren. Dieses Ziel ist der Mühe wert! J o h a n n Wo l f g a n g von Goethe (1749-1832) 84 Drei Dinge sind an einem Gebäude zu beachten: dass es am rechten Fleck stehe, dass es wohl gegründet ist, dass es vollkommen ausgeführt sei. IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 9 25 9. Der baubiologische Architekt Winfried Schneider, Architekt und Mitarbeiter des IBN Vo r s t e l l u n g d e s Autors siehe Rubrik " A u t o re n " a m A n f a n g Was soll baubiologisches Bauen nicht sein? d e s F e r n l e h rg a n g s Noch immer gibt es viele Vorurteile gegenüber der Baubiologie. Deshalb habe ich mir Gedanken gemacht, was baubiologisches Bauen nicht sein soll. Baubiologisches Bauen abrufbar unter w w w. b a u b i o l o g i e . d e , Rubrik “Über das Institut” • ist nicht Blick zurück in eine scheinbar heile Vergangenheit, sondern Vorsorge um eine lebenswerte Zukunft, • ist nicht Improvisation und Urigkeit, sondern qualitäts- und verantwortungsbewusste Innovation nach ästhetischen Gesichtspunkten, • ist kein Formalismus, sondern orientiert sich am Vorbild Natur mit ihren vielfältigen Formen und Farben (kein Blatt ist wie das andere), • beschränkt sich nicht auf individuelle Einzelvorteile der Bewohner, sondern nimmt Rücksicht auf Mitmenschen (z.B. Nachbarn), Tiere und Pflanzen, • bedeutet nicht nur, einzelne Bauteile weniger giftig zu machen, sondern im ganzheitlichen Sinne für eine gesunde Wohnumwelt zu sorgen, • ist nichts, was man einfach zum normalen Bauen noch hinzufügen kann, sondern erfordert für jede Bauaufgabe von Anfang an ein Gesamtkonzept, • ist kein zusätzlicher Luxus für einige Wenige, sondern soll das zukünftige Bauen auf der ganzen Welt bestimmen, • ist nicht zu teuer, sondern beinhaltet Kosten, welche beim konventionellen Bauen auf die Allgemeinheit (Kranken- und Rentenversicherung, Steuern u.a.) und die Natur (Umweltzerstörung) abgewälzt werden. IBN 85 25 Kap. 9 Der Baubiologe in der Praxis Sind die komplexen Ansprüche der Baubiologie unerfüllbar? Nach dem Studium des Fernlehrgangs Baubiologie mag sich vielleicht mancher überfordert fühlen. Um dieses Gefühl – das auch mir nicht fremd ist – zu relativieren, möchte ich hierzu kurz Stellung nehmen: 1. Kompliziert ist nicht die Baubiologie an sich, sondern der Zustand unserer Zivilisation, für deren Probleme die Baubiologie Lösungen sucht. Bei nach baubiologischen Kriterien geplanten und gebauten Gebäuden und Siedlungen entstehen die meisten Probleme erst gar nicht. 2. Man darf nicht enttäuscht sein, wenn man nicht alles Gelernte bzw. Erstrebenswerte sofort umsetzen kann. Meine Mottos lauten deshalb: "Steter Tropfen höhlt den Stein" und "Fundamental denken – praktisch handeln". Kompromissbereitschaft ist wichtig, aber sicherlich nicht beliebig dehnbar. 3. Die Baubiologie alleine ist trotz ihres ganzheitlichen Ansatzes kein Allheilmittel für alle gesellschaftlichen Fehlentwicklungen. Zur Findung globaler Lösungen ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Vertretern u.a. aus Medizin, Justiz, Wirtschaft (auch Land- und Forstwirtschaft) und Politik sowie Wissenschaftlern zahlreicher Fachgebiete entscheidend. 4. Niemand ist heute noch in der Lage, das gesamte baubiologische Wissen zu beherrschen. Wichtig ist deshalb neben einer gewissen Spezialisierung ein fachübergreifendes breites Grundlagenwissen (Fernlehrgang Baubiologie) als Basis für eine funktionierende Kooperation. 86 IBN Der Baubiologe in der Praxis Wunsch des Bauherrn Vorschlag des Architekten Kap. 9 Vorschlag des von der BaubeStatikers hörde genehmigt ausgeführt von der Baufirma 25 nach der Sanierung Abb. 4 Hier haben alle aneinander vorbeigeredet. Durch interdisziplinäre und kooperative Zusammenarbeit hätte das Ergebnis besser ausfallen können. Mein beruflicher Weg Da mein Vater das IBN aufgebaut hat, war ich praktisch von Anfang an in die Institutstätigkeit eingebunden, anfangs noch als Schüler mit einfachen Hilfsarbeiten z.B. bei der Entwicklung von Naturfarben oder neuen Baustoffen, später zunehmend mit Grundlagen- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Beratungstätigkeiten. Nach Schulabschluss erlernte ich zunächst den Beruf des Schreiners. Damals sah ich jedoch u.a. aus finanziellen Gründen wenig Chancen, in diesem Beruf meine Ideen und Wünsche (kreative Vollholzmöbel und Innenausbauarbeiten, Selbständigkeit) in absehbarer Zeit umsetzen zu können. So studierte ich nach der Lehrzeit Architektur. Gleich nach dem Studium bekam ich einen ersten Planungsauftrag, dann den nächsten usw. Somit konnte ich von Anfang an selbständig arbeiten, was mir sehr wichtig war. Bald arbeiteten auch meine Frau (ebenfalls Architektin) sowie zeitweise auch freie Mitarbeiter und Angestellte mit. Parallel zur Architektentätigkeit war ich immer – mal mehr, mal weniger – auch im IBN tätig. Diese doppelgleisige Arbeitsweise hatte für mich immer positive und negative Aspekte. Positiv wirkte sich aus, dass sich die praktische Architektenarbeit und die mehr theoretisch-wissenschaftliche Institutsarbeit gegenseitig hervorragend ergänzten, beide Bereiche konnten wechselseitig voneinander profitieren. Positiv wirkte IBN 87 25 Kap. 9 Der Baubiologe in der Praxis sich die Doppelgleisigkeit auch existenzsichernd aus, so dass ich von Anfang an in der Lage war, nur Aufträge von Bauherren anzunehmen, die bereit waren, konsequent nach baubiologischen Kriterien zu bauen. Negativ wirkte sich die Doppelgleisigkeit insofern aus, dass ich sie nicht selten auch als substanzzehrende Doppelbelastung empfand. Insgesamt überwogen aber immer die Vorteile. Die laufende Überarbeitung des Fernlehrgangs nimmt einen erheblichen Teil meiner Institutsarbeit ein. Dabei ist mir neben vielen in diesem Lehrheft bereits angesprochenen Aspekten auch folgendes wichtig: • Die Gegner der Baubiologie schlafen nicht, sondern sind oft in der Lage, Baubiologen mit gut ausgearbeiteten Argumenten fachlich in die Enge zu treiben. Nur mit aktuellem und fundiertem Wissen (Bauphysik, Baubiol. Messtechnik, Baurecht …) ist es möglich, in solchen Situationen zu bestehen. • In der Werbung wird zunehmend vieles als baubiologisch/ökologisch dargestellt. Durch ungerechtfertigte Verwendung dieser werbewirksamen Begriffe wird der gute Ruf der Baubiologie missbraucht. Baubiologen sollten deshalb auf der Hut sein, dass die Baubiologie nicht "verwässert" wird. Ein aktuelles Grundlagenwerk ist hierzu notwendig. • Viele meinen, Baubiologie erschöpfe sich z.B. in Baustoff- und Energiesparfragen. Baubiologie ist aber weit mehr, wie der Fernlehrgang klarstellen soll. mehr hierzu s. "Ausblick" am Ende dieses Beitrags • Probleme aufzeigen ist wichtig, Problemlösungen aufzeigen dagegen noch wichtiger. • Der Lehrgang soll motivieren, an einem gesünderen, umweltbewussteren, menschenwürdigeren, kreativeren und besser gestalteten Wohnund Arbeitsumfeld mitzuwirken. Was ist mir bei meiner Arbeit als Architekt besonders wichtig? • Partnerschaftliches Architekten-Bauherren-Verhältnis In gemeinsamer Arbeit und ohne Zeitdruck soll ein Konzept gefunden werden, das den Anforderungen, Wünschen und Möglichkeiten der 88 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 9 25 Bauherren in Gegenwart und Zukunft wirklich entspricht. Das Ergebnis sollen Gebäude sein, die ihre Bewohner bzw. Nutzer in ihrer ganzen Persönlichkeit wiederspiegeln. Lebensbedürfnisse der Allgemeinheit (z.B. Nachbarn) dürfen dabei jedoch nicht vernachlässigt werden. Oft ist das Bauen Auslöser für das Aufbrechen bislang ungelöster zwischenmenschlicher Probleme, die in Gesprächen in offenen Streit ausbrechen können. Auslöser können ganz banale Planungsfragen sein, z.B. wie groß soll die Küche sein, wird ein eigenes Arbeits- oder Haushaltszimmer benötigt, erhält das Kinderzimmer Fenster oder Fenstertüren, welcher Fußboden kommt infrage ...? Wichtig ist, dass der Architekt dann ausgleichend auf oft unterschiedliche Ansprüche der verschiedenen Familienmitglieder bzw. Bauherren reagiert. Keiner der Beteiligten darf "untergebuttert" werden. Die Bauherren sollten ganz gezielt dazu angeregt werden, möglichst vor Fertigstellung der Planung alle Probleme zu lösen. Meist kann der Architekt planerische Alternativen anbieten, die allen Wünschen gerecht werden. In schwierigen Fällen kann es am besten sein, die Planung auf Eis zu legen, bis ein gemeinsam tragbarer Nenner gefunden ist. Voraussetzung für ein Gelingen all dieser Prozesse ist ein besonderes partnerschaftliches Vertrauensverhältnis zwischen Bauherren und Architekt, ähnlich wie zwischen Patient und Arzt. • Stärkung des Selbstbewusstseins der Bauherren Etwa 10.000 Entscheidungen sind im Rahmen eines Einfamilienhauses zu treffen – von Finanzierungs- und Versicherungsfragen, der Wahl des Grundstücks, des Architekten, der Handwerker, Bauart, Baustoffe bis zur Wahl der Wandfarbe, Armaturen, Türdrücker, Lichtschalter, Leuchten, der Bepflanzung im Garten oder dem Möbeltransport-Unternehmen. Viele Bauherren fühlen sich in dieser Situation überfordert und verunsichert und neigen dann unter Zeitdruck zu Fehlentscheidungen, IBN 89 Kap. 9 25 Der Baubiologe in der Praxis zumal sie einem Cocktail an unterschiedlichsten Meinungen und Ratschlägen von Freunden, Verwandten, Handwerkern, Behörden usw. ausgesetzt sind. Hier ist es die Aufgabe des Architekten, die Bauherren regelrecht zu und Einfühlungsvermögen entgegenzuwirken und das Selbstbewusstsein der Bauherren zu stärken. P ro b l e m e . D e r Ä r z t e b u n d s i e h t M i l l i o n e n B r i t e n d a v o n b e t ro f f e n . Z a h l u n g s v e r z u g s t e i g t d e r A l k o h o l - u n d Ta b a k k o n s u m , P a r t n e r s c h a f t e n z e r b re - Zusätzlich ist es aber auch wichtig, Verunsicherungen durch Kompetenz c h e n , A u t o u n f ä l l e p a s s i e re n d e u t l i c h h ä u f i g e r, h i n z u k o m m e n p s y c h i s c h e d a s s E i g e n h e i m b e s i t z e r ü b e rd u rc h s c h n i t t l i c h o f t a n S t re s s u n d A n g s t z u s t ä n d e n l e i d e n . G r u n d i s t d i e S o rg e u m d i e R ü c k z a h l u n g d e r S c h u l d e n . Vo r a l l e m b e i B a u d a r l e h e n s o l l t e n e i n e n Wa r n h i n w e i s t r a g e n “ H y p o t h e k e n g e f ä h rd e n I h re G e s u n d h e i t ” , m e i n t e 2 0 0 4 d e r b r i t i s c h e Ä r z t e b u n d B M A . E i n e S t u d i e e rg a b , schützen und ihre Aufmerksamkeit auf das Wesentliche zu lenken. Vor allem auch im Rahmen meiner Beratungstätigkeit im IBN waren viele Bauherren bereits für den einfachen Tipp dankbar, auf ihre "innere Stimme” zu hören. Wenn z.B. unsympathisch erscheinende Baustoffe, Architekten, Unternehmer oder Handwerker konsequent vermieden werden, wird meist aus einem gesunden Menschenverstand heraus automatisch die richtige Entscheidung gefällt. • Bezahlbares Bauen Unter bezahlbar verstehe ich nicht eine Billigbauweise auf Kosten der Umwelt, der Wohnqualität oder der Unternehmer und Handwerker, sondern gerechte Baupreise, die es entsprechend dem Geldbeutel des Bauherren erlauben, gesund und energiesparend zu bauen und allen Beteiligten gerechte Löhne und Preise zu zahlen (gutes Preis-Leistungs-Verhältnis). Bauherren ist wenig geholfen, wenn sie zwar ein baubiologisches Haus haben, unter den Baudarlehen aber ein Leben lang zu leiden haben – oft am meisten die Kinder. Anstatt bei der Planung, an Baustoffen oder bei Handwerkern zu sparen, ist es besser, die Gebäudegröße u.a. durch “intelligente” Grundrissplanung zu optimieren, Ausbaulösungen anzustreben und Eigenleistung einzubringen. Zudem darf nicht vergessen werden, dass sich die Mehrkosten für eine baubiologische und ökologische Bauweise u.a. durch niedrigere Energiekosten, geringeren Wasserverbrauch und vor allem durch ein gesundes Raumklima und damit hohe Lebensqualität und Gesundheit amortisieren. 90 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 9 25 • Gemeinschaftliches Bauen Durch "Ökosiedlungen" und Nachbarschaftshilfe lässt sich das Wohnumfeld, die Lebensqualität und die ökologische Wertigkeit noch erheblich verbessern, z.B. durch fußgängerfreundliche und kindergerechte Verkehrskonzepte, gemeinsame dezentrale Energieund Abwasserentsorgung, gemeinsame Kinder- bzw. Altenbetreuung, Bau gemeinschaftlich genutzter Räume und Einrichtungen (z.B. Werkstatt, Café, Spielraum für Kinder, Sauna, Abstellräume). Dadurch können die Wohnhäuser kleiner und somit preiswerter gebaut werden. Zu achten ist auch und besonders auf die Schaffung von Arbeitsplätzen vor Ort und damit Stärkung des Selbstversorgerprinzips (z.B. Gärtnerei, Land- und Forstwirtschaft, Bäckerei, Molkerei, erwerbsmäßige Alten- und Kinderbetreuung) sowie auf Lebensraum ohne Hindernisse (Zäune, Straßen) für Wildtiere. • Teamgeist auf der Baustelle Der Bau eines Hauses ist ein Schöpfungsakt, der allen Beteiligten Freude und Befriedigung verschaffen sollte. Menschlichkeit und Vertrauen während der Bauphase können Anregung und Inspiration für alle sein und so zu einer konstruktiven, intelligenten Zusammenarbeit führen. Nicht nur ein sensibler Umgang mit dem Bauplatz und den Baustoffen, sondern auch ein gutes Arbeitsklima auf der Baustelle gehören zu einer ökologisch ausgerichteten Baukultur. Wichtig ist auch, dass die nötige Zeit da ist – "gut Ding will Weile haben". Der Trend zu immer mehr Schnelligkeit bedeutet für alle Beteiligten Stress und nimmt die Freude an der Arbeit, zudem steigt die Gefahr von Ausführungsfehlern. Kreativität, Baukunst, Kultur im positiven Sinne kann nicht unter Zeitdruck entstehen. Jeder Handwerker wie auch die Bauherren verbinden mit einer angenehmen Atmosphäre auf der Baustelle angenehme Erinnerungen an die Bauzeit für ihr ganzes Leben. Persönlich bin ich fest davon überzeugt, dass dies im feinstofflichen Sinne auch die “Schwingung” eines Gebäudes langfristig positiv beeinflusst. IBN 91 25 Kap. 9 Der Baubiologe in der Praxis Hierzu möchte ich von einem Ofenbauer im Allgäu berichten, der auf Baustellen oft zusammen mit den Bauherren zu allererst einen überdachten Lehmofen ins Freie (Bauzeit 1 bis 2 Tage) baut, den alle Beteiligten (Handwerker, Bauherren, Planer …) zum Aufwärmen (auch ihres Essens) verwenden können oder der bei Festen zum Backen z.B. von Pizzas (“Liebe geht durch den Magen”) verwendet werden kann. Schnell ist nach seinen Erfahrungen der Ofen ein willkommener Treffpunkt, um in angenehmer Atmosphäre unter allen Beteiligten Besprechungen durchzuführen. Das Klima auf dem Bau verbessert sich dadurch enorm. Nach Fertigstellung des Gebäudes kann der Ofen je nach Zustand erhalten bleiben oder auch wieder abgerissen werden. • Förderung des Handwerks Handwerkliche Arbeiten strahlen im Gegensatz zu industriellen anonymen Fertigprodukten (z.B. Fenster, Türen, Treppen, Kachelofenbausätze) oder maschinell hergestellten Putzen und Oberflächen eine individuelle Ausdruckskraft, einen gewissen Charme aus. Hinzu kommt, dass handwerkliche Arbeitsplätze in aller Regel humaner sind, als Industriearbeitsplätze. • Einfaches Bauen Verwendung möglichst weniger natürlicher Materialien und Ausführung einfacher, nachvollziehbarer Details. • Kreatives und innovatives Bauen Der Architekt sollte alle Beteiligten zur Umsetzung spontaner und kreativer Ideen ermuntern. Der Maurer kann kleine eckig oder organisch geformte Nischen in die Wände formen oder schöne Natursteine einmauern, der Fliesenleger kann zwischen den Standardfliesen bunte oder vom Töpfer individuell hergestellte Fliesen verstreuen, der Putzer kann plastische Ornamente und Formen in den Putz integrieren usw. s. Lehrheft " B a u re c h t - N o r m u n g - Güteprüfung" u.a. 92 Wichtig ist, sich nicht durch die erdrückende Bürokratie und Verordnungswut unterkriegen zu lassen. Es ist nicht richtig, das Land mit unzähligen Minimalkonsens-Lösungen zu überziehen. Erst Baurechte, IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 9 25 die dem Einzelnen mehr Rechte und Freiheiten geben, werden die Kreativität und Intelligenz jedes Einzelnen besser zur Entfaltung bringen und so ideale Voraussetzungen für eine innovative, ökologisch ausgerichtete Baukultur schaffen. Ich schlage vor, das Baugenehmigungsverfahren umzudrehen, d.h. der Architekt bzw. Bauherr entwickelt zunächst unabhängig von den meisten Vorgaben seine Ideen; als Vorgaben würden z.B. genügen: baubiologisch, ökologisch, sozial ausgewogen, nachbarschaftliche Interessen wahrend. Je nach lokalen Besonderheiten könnten weitere zunächst grob ausformulierte Vorgaben ergänzt werden. • Energiesparendes und gesundes Bauen Energie sparen bzw. regenerative Energiequellen nutzen ja, aber nicht auf Kosten der Gesundheit und Lebensqualität. vgl. Lehrheft " E n e rg i e s p a r k o n z e p t e " • Sensibler und sanfter Umgang mit dem Baugrundstück Möglichst weitgehende Erhaltung der vorhandenen Topografie und vgl. Lehrheft der Pflanzen. Schaffung von Lebensraum für Wildtiere und Insekten " F re i f l ä c h e n " sowie geeigneter Flächen für Gartenbau (Permakultur) usw. Leistungsbild des baubiologischen Architekten Der Planungs- und Bauablauf für baubiologisch konsequente Gebäude und Siedlungen ist i.d.R. wesentlich komplexer als für konventionelle Bauvorhaben. Die Mehrleistungen erfordern nicht selten den doppelten s. Lehrheft "Baukonstruktion" Kap. 2 Zeitaufwand, als Honorar können aber bestenfalls ca. 25 % mehr verlangt werden. Diese Situation erfordert meist ein hohes Maß an Idealismus. Um dennoch bestehen zu können, kann an anderer Stelle Zeit eingespart werden, z.B. durch das Aufbauen von Kooperationen bzw. es können ergänzend Leistungen angeboten, die nicht zum normalen Leistungsbild des Architekten gehören, z.B. baubiologische Beratungen und Messtech- s. folgenden Abschnitt: "Aufbau von Kooperationen" nik, anleitende Tätigkeiten bzw. Mitarbeit im Rahmen von Eigenleistungen, Mithilfe bei der Beschaffung von Baumaterial (Produkt- und Lieferantenauswahl, Mengenermittlung). IBN 93 25 Der Baubiologe in der Praxis Kap. 9 Wichtig ist immer, dass das Honorar angemessen und transparent nachvollziehbar bleibt. Das Verhältnis von Nehmen und Geben soll stimmen. Die Vergabe von Planungsaufträgen für größere Bauvorhaben, wie Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Geschäftshäuser, Banken u.a., wird häufig über Architektenwettbewerbe entschieden. Baubiologisch verantwortungsbewusste Architekten können sich daran meist nicht beteiligen, da baubiologische und ökologische Aspekte in der späteren Realisierungsphase nicht durchsetzbar sind. Zur Änderung dieses Missstandes ist auf allen Ebenen dringender Handlungsbedarf erforderlich. Ermutigen möchte ich an dieser Stelle all diejenigen Architekten, die erschrecken, wenn es u.a. um die zahlreichen Probleme rund um das Leistungsbild, das Baurecht, die Bauabwicklung oder die Architektenhaftung geht und sich und ihre Ideale in diesem Umfeld nicht mehr wiederfinden können, vielleicht gar an ihrem eigentlich so schönen und sinnvollen Beruf zweifeln. Zeigen Sie anderen, was wirklich wichtig ist, zeigen Sie, dass vieles mit Behutsamkeit, Einfühlungsvermögen und Vertrauen auch geht! Lassen Sie nicht zu, dass Ihre Persönlichkeit, Ihre Ideale untergehen. Hierzu folgendes Gedicht: Beinahe ist das Wort "Behutsamkeit" zu einem Fremdwort geworden. Wir reden von Gewalt und Power, von Durchsetzen und Selbstbehauptung. Leistung bestimmt, Härte verspricht Erfolg. Aber ich möchte für die Behutsamkeit leben, für die zarte Annäherung, für die vorsichtige Beschäftigung mit der Welt, für die Begegnung, in der das Ahnen noch einen Platz hat. Durch unsere Behutsamkeit öffnet sich das Leben und zeigt seine zarten Seiten. Durch unsere Vorsicht entsteht, was sonst keine Chance hätte. Durch unsere Verhaltenheit traut sich das Langsame vor. Durch unsere Verletzbarkeit verletzen wir weniger. Durch unsere Zartheit werden wir mit Zartheit beschenkt. Es ist ein Schritt des Vertrauens, in diesen Einstellungen die Kraft zu sehen, die die Welt bewegt. Manchmal ist es gut, nur zu beobachten, wie tief Leben Leben traut. Ulrich Schaffer Kanadischer Schriftsteller ( B ü c h e r u . a . i m K re u z - u n d H e rd e r- Ve r l a g , S t u t t g a r t ) 94 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 9 25 Aufbau beruflicher Kooperationen Der Architekt ist auch Koordinator aller am Bau beteiligten Fachleute. Diese wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe darf jedoch nicht für Chefallüren missbraucht werden, sondern steht gleichberechtigt neben allen anderen Aufgaben. Bauherr Handwerker Baubehörden Baubiologische Messtechniker Baugesetzgeber Abb. 5 Architekt als Koordinator Architekt als Koordinator Geomanten, Feng-Shui-Berater Baubiologische Institute und Beratungsstellen Fachingenieure Statiker, Haustechnik Baustoffhersteller In Zukunft wird es noch wichtiger als bereits heute sein, funktionierende Kooperationen mit gleichgesinnten Menschen aufzubauen; Handwerker-, Architekten-, Baubiologen-, Bauherren-Kooperationen oder auch Kooperationen über alle Berufssparten und -qualifikationen hinweg. Wichtig ist hierbei vor allem Teamgeist und gegenseitiges Vertrauen. Etwa 1/3 der Arbeitszeit (z.B. bei der Erstellung von Leistungsbeschreibungen und Verträgen, bei der Bauüberwachung oder Prüfung der Rechnungen) könnte man m.E. auf diese Weise als Architekt einsparen. So gesehen lohnt sich Engagement in dieser Richtung nicht nur ideell und aus fachlichen Gründen, sondern auch finanziell. Nicht mehr aus dem Kopf gehen mir in diesem Zusammenhang die Worte eines älteren Handwerkers: "Früher galt ein Handschlag noch etwas". IBN 95 25 Kap. 9 Der Baubiologe in der Praxis Jede Kooperation bietet u.a. fachlichen und menschlichen Austausch, Geborgenheit, Möglichkeiten zur Weiterbildung und Existenzsicherung. Aufträge, die man selbst z.B. aus Zeitgründen nicht durchführen kann, können geeignete Kollegen übernehmen. Gemeinsam ist man stärker. Ausblick Viele Baubiologen sind geneigt, die Baubiologie einseitig auf die Anwendung der Baubiologischen Messtechnik und/oder die Verwendung bestimmter Baustoffe und Energiesparen zu reduzieren. Dies sind sicherlich wesentliche Aufgabenstellungen. Leider werden dabei aber viele wichtige, v g l . 2 5 G r u n d re g e l n der Baubiologie, Kap. 2, Übersicht weiterführende Themen ignoriert. Baubiologie im ganzheitlichen Sinne bedeutet viel mehr, nämlich das Streben nach Lebens- und Arbeitsqualität, Gesundheit, Einfachheit, gelebte sinnlich-emotionale Kreativität, Geborgenheit in der gebauten Umwelt, soziales Verhalten, also ein Miteinander statt ein Gegeneinander, Innovation, Frieden schließen mit der Natur ... Lassen Sie sich von diesen Idealen anstecken, überlegen Sie, in welchen Bereichen Sie etwas beitragen und wie Sie in absehbarer Zeit ihr Leben entsprechend umorientieren können! Der Weg mag manchmal steinig sein, das Ziel jedoch ist einfach und erstrebenswert. Alle Kräfte sollten daran gesetzt werden, um Widerstände aufzubrechen, damit Architekten und Handwerker innovativ schöpferische Kräfte ausleben können, kreativ an einer neuen ökologischen Baukultur arbeiten und so interessante, individuelle, innovative und gesunde Behausungen schaffen können. Damit dies möglich ist, bedarf es interdisziplinärer Kooperationen bzw. Teamwork. Nur gemeinsam können die gesteckten Ziele und Erwartungen auch umgesetzt werden. Möge der Fernlehrgang Baubiologie ein Baustein sein, um unseren wunderbaren Planeten zu bewahren und allen Menschen ein friedliches Leben im Einklang mit der Natur zu ermöglichen. Helfen Sie mit! 96 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 10 25 10. Weiterbildung "Baubiologische Messtechnik IBN" D as IBN bietet seit 1992 insbesondere für Absolventen des Fernlehrgang Baubiologie Fortbildungs-Seminare "Baubiologische Messtechnik SBM” an. Die Seminare vermitteln Kenntnisse über die baubiologischen Untersuchungen elektrischer, magnetischer, elektromagnetischer, radioaktiver, geologischer, chemischer, raumklimatischer, mikrobiologischer und sonstiger riskanter Strahlen, Felder, Wellen, Gifte, Gase, Schadstoffe, Störungen und Umwelteinflüsse in Häusern, an Schlaf- und Arbeitsplätzen, auf Grundstücken und von Baustoffen sowie Einrichtungen. Der im Fernlehrgang bereits vorgestellte "Standard der baubiologischen Messtechnik (SBM)" dient als Grundlage. s. Lehrheft “Strahlung”, Anhang Die Fortbildung "Baubiologische Messtechnik" beinhaltet den Besuch von Basis- und Aufbauseminaren. Sie wird ergänzt durch ein Fachliteraturstudium, Erfahrung in der Praxis und einer schriftlichen sowie praktischen Prüfung. Voraussetzungen für die Teilnahme an der Messtechnik-Abschlussprüfung: • Erfolgreicher Abschluss des "Fernlehrgang Baubiologie IBN" • Teilnahme am 8-tägigen Basis-Seminar "Baubiologische Messtechnik" • Besuch der angebotenen zwei jeweils 8-tägigen Aufbau-Seminare "Strahlung" und "Luft" • Sicherheit und Erfahrung im Umgang mit den verschiedenen Messgeräten • Breitgefächertes Literaturstudium Weitere ausführliche Informationen sind beim IBN erhältlich. Seminartermine werden laufend in "Wohnung + Gesundheit" sowie auf den IBN-Internetseiten veröffentlicht. IBN w w w. b a u b i o l o g i e . d e 97 25 Kap. 11 Der Baubiologe in der Praxis 11. Gründung einer " Beratungsstelle für Baubiologie IBN" Die Beratungsstellen haben unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte s. Kap. 10 (z.T. auch "baubiologische Messtechnik IBN"), bieten Hilfe bei allen baubiologischen Fragen an und vermitteln auf Wunsch weitere Sachverständige. Die Beratungsstellen arbeiten eigenverantwortlich. Kurzauskünfte werden in der Regel kostenlos erteilt. Das Beratungsstellenverzeichnis wird u.a. in "Wohnung + Gesundheit" und auf den w w w. b a u b i o l o g i e . d e komplette und Internetseiten des IBN veröffentlicht. Anforderungen an die Beratungsstellen für Baubiologie IBN aktuelle Unterlagen bitte im IBN a n f o rd e r n ! 1. Teilnahme am "Fernlehrgang Baubiologie IBN" mit Prüfungsabschluss. 2. Teilnahme an den vom IBN angebotenen Jahrestreffen für Beratungsstellen-Inhaber. 3. Veröffentlichung der Beratungsstelle im Verzeichnis von "Wohnung + Gesundheit". 4. Ausbildung, Tätigkeit und/oder praktische Erfahrung in der Baubranche, z.B. als Architekt, Bauingenieur, Bauhandwerker. Bei Nachweis können auch Qualifikationen ohne spezielle Berufsausbildung anerkannt werden. 5. Nachweis über den Besitz geeigneter Messgeräte, falls Haus- und Grundstücksuntersuchungen, Schadstoffanalytik bzw. Messtechnik SBM angeboten werden. 6. Führung eines baubiologisch eingerichteten, personell regelmäßig (zumindest halbtags) besetzten und telefonisch erreichbaren Büros 98 IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. 11 25 mit Informationsmaterial, baubiologischer Literatur und nach Möglichkeit Baustoff-Ausstellung (z.B. Regal mit den wichtigsten Baustoffmustern). 7. Die "Baubiologischen Beratungsstellen IBN" verpflichten sich, bei allen baubiologischen Anfragen zu beraten oder zu vermitteln. 8. Abstimmung über die Honorar-Regelung mit dem IBN. Mündliche, telefonische und schriftliche baubiologische Kurzberatungen (unter 10 Minuten) sollten kostenlos erfolgen. Bei längeren Beratungen empfiehlt das IBN 35,- bis 60,- Euro Stundenhonorar. Stand 2005 9. Die Eintragung als "Baubiologische Beratungsstelle IBN" verpflichtet zum Bezug und Durcharbeiten der Aktualisierungs- und Ergänzungslieferungen des "Fernlehrgang Baubiologie". auch als CD-ROM erhältlich 10. Gründliches Lesen von "Wohnung + Gesundheit", um immer auf dem aktuellen Stand der baubiologischen Kenntnisse zu sein. Möglichst auch Mitarbeit sowie Mithilfe zur stärkeren Verbreitung dieser Fachzeitschrift, die als Forum der Baubiologen zu betrachten ist. 11. Regionale Öffentlichkeits- und Zusammenarbeit (örtliche Presse, VHS, Seminare, Behörden, Ärzte, Heilpraktiker, andere Baubiologen, Ökologen und Umweltschützer). 12. Verpflichtung, möglichst unbedenkliche, baubiologisch geprüfte Naturbaustoffe zu verwenden bzw. zu empfehlen sowie die “25 Grundregeln der Baubiologie” des IBN zu berücksichtigen. s. Kap. 2, Übersicht 13. Zusammenarbeit mit dem IBN und mit der Redaktion der Fachzeitschrift "Wohnung + Gesundheit" (z.B. Artikel in W+G), um gemeinsam den vielfältigen, verantwortungsvollen Aufgaben der Baubiologie gerecht zu werden. 14. Gemeinsame Aktionen zum Aufbau regionaler baubiologisch-ökologischer Zentren als Demonstration der baubiologischen Bewegung (z.B. im Rahmen von Ökodörfern). IBN 99 25 Kap. 11 Der Baubiologe in der Praxis 15. Förderung, Mitarbeit und Nutzung der gemeinsamen "Stiftung Baubiologie–Architektur–Umweltmedizin" BAU, die zunehmend Motor der baubiologischen Entwicklung sein soll. Im "Beratungsstellen-Verzeichnis IBN" können unter Weitere Dienstleistungen bis zu 10 zusätzliche Tätigkeiten/Angebote (vereinheitlichte Bezeichnungen) genannt werden. Das IBN entscheidet, ob in Ausnahmefällen eine Eintragung auch bei Nichterfüllung einzelner Voraussetzungen möglich ist. 100 IBN Der Baubiologe in der Praxis Fragebogen Anhang 25 Fragebogen "Baubiologische Hausuntersuchungen" Um genügend Erfahrungs- und Beweismaterial zu sammeln, ist es nötig, umfangreiche Erhebungen durchzuführen. Für Haus- bzw. Wohnungsuntersuchungen wurde ein Fragebogen entworfen, der sich seit vielen Jahren bewährt hat. Unter besonderer Beachtung der Wohnverhältnisse, der Baustoffe und der Wohnungseinrichtung sowie der Messergebnisse soll das Protokoll gemeinsam mit den Bewohnern erstellt werden, wobei auch deren gesundheitliche Beschwerden erfasst werden. Der Auftraggeber erhält eine Kopie des Protokolls und einen Bericht mit Empfehlungen; außerdem ein vorgedrucktes Ergebnisbericht-Formular, das er nach durchgeführter Sanierung (ca. 2 - 3 Monate) an die Untersuchungsstelle schicken soll. Darin soll der Kunde die durchgeführten Sanierungen auflisten und Änderungen des Gesundheitszustandes dokumentieren. Darauf wird besonderer Wert gelegt, um Erfahrungen zu sammeln und um allmählich statistisch auswertbares Material zu gewinnen. Eine Reihe von Merkblättern zur Information der Auftraggeber ergänzen die messtechnische Untersuchung. Der Fragebogen gehört nicht zuletzt in die Hand von Ärzten und Heilpraktikern, die ihn bei der Anamnese mit ihrem Patienten ausfüllen sollten, um gemeinsam mit einem Baubiologen geeignete Therapie- und Sanierungsmöglichkeiten zu eruieren. Jeder, der damit arbeitet, wird wichtiges Erfahrungsgut als Bereicherung der Diagnose und Therapie sammeln können. Der Fragebogen ist sicherlich nicht ganz ausgereift; Verbesserungsvorschläge werden dankbar entgegengenommen. Auch demjenigen, der nicht mit diesem Fragebogen arbeiten wird, bieten sich gute Anregungen zur Sanierung und Prüfung unter Beachtung zahlreicher Krankheiten und Beschwerden einerseits sowie Baumaterialien, Installationen, Einrichtungen usw. andererseits. Zu empfehlen ist auch, die Fragebögen kranken Menschen, die nicht wissen, woher bestimmte Beschwerden kommen, zur Selbstprüfung vorzulegen; so mancher Hinweis bei der Suche nach Krankheitsursachen wird sich damit finden lassen. IBN 101 25 Kap. Anhang Der Baubiologe in der Praxis IBN Institut für Baubiologie + Oekologie Holzham 25, D-83115 Neubeuern Tel. +49 (0) 8035/2039, Fax +49 (0) 8035/8164 E-mail: [email protected] Internet: http://www.baubiologie.de Baubiologische HAUSUNTERSUCHUNG Fragebogen Dieser Fragebogen soll Ihnen helfen, zu überprüfen, ob vorhandene langandauernde Gesundheitsstörungen, die bisher nicht ursächlich geklärt werden konnten, möglicherweise auf baubiologische/elektrobiologische Einflussfaktoren in Ihrer Wohnung/Ihrem Haus zurückzuführen sind. Bitte unterstreichen bzw. ergänzen Sie Zutreffendes oder kreuzen Sie Entsprechendes an. Bei mehreren Mitgliedern der Familie bzw. Wohngemeinschaften, die evtl. wohngeschädigt sind, verwenden Sie bitte von Blatt 4 Kopien. Name/Vorname Adresse Tel.-Nr. Beruf _______________________________ geb. am _________________________ __________________________________________________________________ _______________________________ _______________________________ 1. Standort-Beschreibung (Falls zutreffend: Art, Stärke, Entfernung vom Haus?): Hochspannungsleitung _________________________________________________________ Trafostation __________________________________________________________________ Dachständer oder Erdverkabelung _________________________________________________ Bahnlinie ____________________________________________________________________ UKW- /Fernseh-/ Radar-/Post-/Mobilfunksender _____________________________________ Fabrik/Deponie ________________________________________________________________ Straße (Hauptverkehrs-/Wohn-/Nebenstraße) _______________________________________________ Reines Wohngebiet/Gewerbe- und Wohngebiet ______________________________________ Einwohnerzahl/Bebauungsdichte __________________________________________________ Orientierung der Schlaf- und Wohnräume (Himmelsrichtung )______________________________ _____________________________________________________________________________ 2. Angaben zum Haus/zur Wohnung 1-, 2-, Mehrfamilienhaus/Stockwerke: ______________________________________________ Schlafplatz/in welchem Stockwerk?________________________________________________ Baujahr _____________ Seit wann wohnen Sie in diesem Haus ? ____________________ Renovierung (wann? was?) _________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ 3. m m m 102 Angaben zum Gebäudetyp Ziegelbauweise mit Betondecken m Holzmassivbauweise (z.B. Blockbau) Betonbauweise (auch Außenwände) m Holzleichtbauweise (z.B. Holzrahmenbau) Sonstiges: ________________________________________________________________ IBN Der Baubiologe in der Praxis Kap. Anhang 4. m m m m m Art und Dicke der Wärmedämmung, Stelle der Verwendung Glas-/Steinwolle (mit/ohne Alukaschierung) __________________________________________ Polystyrol _______________________________________________________ PU-Hartschaum _______________________________________________________ Kork _______________________________________________________ Sonstiges _______________________________________________________ 5. m m m m Dacheindeckung Tonziegel _______________________________________________________ Betondachpfannen _______________________________________________________ Metalleindeckung (Metallart angeben!) _____________________________________________ Sonstiges _______________________________________________________ 6. m m m m m Außenverkleidung/Außenanstrich Vollwärmeschutz (z. B. Styropor) _________________________________________________ Asbestzement _______________________________________________________ Kunstharzputz _______________________________________________________ Bio-Putz _______________________________________________________ Sonstiges _______________________________________________________ 7. m m m m m m m m m Innenanstriche / Wandbeläge / Verkleidungen (Stelle der Verwendung/Untergrund?) Kalkanstriche _______________________________________________________ Naturfarben _______________________________________________________ Dispersionsanstrich _______________________________________________________ Tapeten (Rauhfaser, Vinyl, Textil etc.?) ________________________________________________ Fliesen _______________________________________________________ Stein _______________________________________________________ Holz (natur, funiert) _______________________________________________________ Spanplattenpaneel _______________________________________________________ Sonstiges _______________________________________________________ 8. m m m m m m Fußböden (Stelle der Verwendung) PVC-Beläge _______________________________________________________ Linoleum _______________________________________________________ Synth.Teppiche (lose verlegt oder verklebt?) ___________________________________________ Parkett/ Dielen (Oberflächenbehandlung – geklebt, genagelt?) ________________________________ Fliesen _______________________________________________________ Sonstiges _______________________________________________________ 9. m m m m m m m Heizung Zentralheizung (Öl, Gas, Holz) ____________________________________________________ Fußleistenheizung _______________________________________________________ Fußbodenheizung (elektrisch oder mit Wasser) __________________________________________ Nachtspeicherheizung _______________________________________________________ Kachelofen _______________________________________________________ Lüftungsanlage (mit/ohne Wärmerückgewinnung)________________________________________ Sonstiges _______________________________________________________ 25 10. Beleuchtung (mit Raumangaben) m Leuchtstofflampen _______________________________________________________ m Energiesparlampen _______________________________________________________ m Niedervolt-Halogenglühlampen _______________________________________________ m Glühlampen _______________________________________________________ m Sonstiges _______________________________________________________ IBN 103 25 Kap. Anhang Der Baubiologe in der Praxis 11. Elektroinstallation / Elektrogeräte in den Schlaf- und Arbeitsbereichen m m m m m m m m m (Entfernung zum Körper?) Radiowecker Stereoanlage EDV-Anlage Fernseher/Video Schnurloses Telefon Handy Elektroherd Mikrowelle Sonstiges _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ 12. Art der Betten (Matratze, Bettwäsche, Bettdecke etc.) m Federkernmatratze _______________________________________________________ m Schaumstoffmatratze _______________________________________________________ m Latexmatratze _______________________________________________________ m Lattenrost (Metall-/Holzrahmen?) __________________________________________________ m Metallrost _______________________________________________________ m Bettgestell (Holz, Spanplatte, Metall) ________________________________________________ m Sonstiges _______________________________________________________ 13. Möbel (z. B. aus Spanplatten furniert oder beschichtet, Holz, Kunststoff etc.? / Alter? / Raumangabe) ____________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________ Stechender, reizender Geruch in Schränken? ____________________________________________________________________________ 14. Pflanzen (Raumangabe) ____________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________ 15. Haustiere (welche? / Raumangabe) ____________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________ 16. Bau- und Raumluftfeuchte (Mauerfeuchte, Schimmelpilze, Sonstiges?) ____________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________ 17. Wurden Messungen und Sanierungsarbeiten durchgeführt (Zeitraum / welcher Art / Sanierungsmaßnahmen?) ____________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________ 18. Wer bzw. was hat Sie dazu bewogen, eine Hausuntersuchung durchführen zu lassen? ____________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________ 19. Sonstige Bemerkungen (evtl. Rückseite verwenden) ____________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________ 104 IBN Kap. Anhang Der Baubiologe in der Praxis Bestehende Beschwerden m Schlaflosigkeit Müdigkeit (chron.?) m Unwohlsein m Konzentrationsmangel m Herzschmerzen m Kopfschmerzen/Migräne m Nervosität m Unruhegefühl m Depressionen m Agressionen m Reizbarkeit m Augen- u. Schleimhautreizungen m Sehstörungen m Muskelverspannungen m Atemnot m Bronchitis m Rheuma, Gicht m Schwindel m Hautausschlag m Hautjucken m Haarausfall m Taubheitsgefühl m Verdauungsstörungen m Durstgefühle m Metallempfindlichkeit m m Entzündungen Organschmerzen m Infektionsanfälligkeit m Krebs m Lymphknotenschwellungen m m Ohrengeräusche Wetterfühligkeit m Allergie m _________________________ 34 Sonstige _________________ m _________________________ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 25 Unterschiede im Befinden (+/o/-/x) Bei Tag ______________________________ Bei Nacht _____________________________ Zu Hause _____________________________ Am Arbeitsplatz _______________________ Beim Kaufhausbesuch __________________ Beim Fernsehen _______________________ Beim Autofahren _______________________ Bei oder vor Gewitter ___________________ Im Sommer/Winter _____________________ Bei Leuchtstofflicht _____________________ Bei Hauspflegearbeiten __________________ In der Küche __________________________ Bei Lärm ____________________________ Im Urlaub ____________________________ Im Umgang mit ________________________ _____________________________________ _____________________________________ _____________________________________ _____________________________________ + zunehmende Beschwerden o ohne Einfluss - geringe Beschwerden x keine Beschwerden Zusatzfragen Haben Sie bei Haustieren oder Pflanzen negative Veränderungen festgestellt? _____________________________________ _____________________________________ _____________________________________ _____________________________________ Stellen Sie an anderen Orten (z.B. im Urlaub, im Hotel) eine Verbesserung des Gesundheitszustandes fest? _____________________________________ _____________________________________ _____________________________________ _____________________________________ Diagnose des Arztes oder Heilpraktikers: __________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ Behandelnder Arzt/Heilpraktiker: _________________________________________________ _______________________________________________________________________________ Welche Zahnfüllungen (auch Kronen, Spangen etc.) haben Sie ?: (Amalgam, Gold, Silber, Stahl, Kunststoff, Porzellan etc.) ____________________________________________ seit wann ?______________________________________________________________________ IBN __________________________________ _____________________________________ Unterschrift des Wohnungsinhabers Unterschrift des Baubiologen ______________ ______________ Datum Datum 105 25 Kap. Anhang Der Baubiologe in der Praxis B a u b i o l o g i s c h e r Ge b ä u d e c h e c k de s I B N Sie besitzen, mieten oder planen ein Haus/eine Wohnung oder Sie wollen eine Immobilie kaufen. Dann nutzen Sie die Gelegenheit, dies sachgerecht vom Institut für Baubiologie + Oekologie Neubeuern (IBN) oder einer der Baubiologischen Beratungsstellen IBN prüfen zu lassen. Selbst in einem nach ganzheitlichen baubiologischen Kriterien erstellten Gebäude können diverse Mängel auftreten. Wer auf Gesundheitsvors orge und mängelfreie, optimale Bauweise bedacht ist, sollte möglichst schon in der Phase der Bauplanung die Prüfung anhand des baubiologischen Checks nutzen. Ein gesundes und ökologisches Haus rentiert sich allemal. Häufiger geschieht es, dass die Energiekosten nicht den erhofften Werten entsprechen oder die Räumlichkeiten durch Verwendung ungeeigneter Baumaterialien nicht zum wohngesunden Leben beitragen. Vielfach sind es nur Kleinigkeiten, die zum unerwünschten Ergebnis führen, doch scheint es oftmals zu mühselig, eine/n Baubiologin/ en zu beauftragen, die/der berät und die Fehler aufzeigt. Handelt es sich um schwerwiegende Fehler, beispielsweise wie sie bei der Raumteilung oder der Raumhöhe, der Dämmung der Außenwände, dem Beheizen oder dem Schallschutz auftreten können, dann kann dies vielfach zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr oder nur noch mit hohem Aufwand korrigiert werden. Das Checkliste wird von Fachleuten des IBN oder einer Beratungsstelle IBN ausgewertet und mit Empfehlungen versehen. Die Bewertung dient zur Orientierung und enthält ggfs. wertvolle Sanierungsvorschläge. Eine fachlich fundierte Begutachtung vor Ort kann sie jedoch nicht ersetzen. Soweit sinnvoll, kann sie deshalb auch Ratschläge über empfehlenswerte ergänzende Untersuchungen vor Ort Absender Name: ..................................................................................... Straße: .................................................................................... PLZ/Ort: ................................................................................. Telefon/Telefax: ..................................................................... Telefax: .................................................................................. E-Mail: ................................................................................... Beigefügte Anlagen Grundriss/Schnitt Fotos Lageplan Baubeschreibung Detailzeichnungen/Skizzen Sonstiges: .......................................................................... Wünschen Sie die Anlagen zurück? 1. Allgemeine Angaben 1. Baujahr ................. 2. Renovierung, wann, was? ............................................... ......................................................................................... 3. Seit wann wohnen Sie in diesem Haus? ......................... 4. Ich/wir bewohnen das ganze Haus eine Wohnung 5. Wohnfläche gesamt ................... m2 6. Welche Stockwerke werden bewohnt? .......................... 106 Stand 5/2004 enthalten – z. B. Elektrosmog- oder Radioaktivitätsmessungen, Analyse von Schadstoffen und/oder Pilzbelastungen. In diesem Fall werden auch Adressen hierfür geeigneter Fachleute genannt. Sollten Sie Ihr Haus/Ihre Wohnung jetzt oder in Zukunft verkaufen wollen, kann die ausgewertete Checkliste als aussagekräftige Verkaufshilfe genutzt werden. Die Gebühren für diese Leistung betragen 60 Euro je Stunde, jedoch maximal 200 Euro (jeweils + MWSt). Dieser Preis gilt für eine Wohneinheit, z. B. für eine Miet- oder Einliegerwohnung, eine Doppelhaushälfte, ein Reihenoder Einfamilienhaus. Für die Bewertung anderer Gebäude oder mehrerer Wohneinheiten wenden Sie sich bitte vor dem Ausfüllen der Checkliste an das IBN! 10 % der Einnahmen gehen als Spende an die Stiftung BAU (Baubiologie - Architektur - Umweltmedizin). Diese Stiftung dient gemeinnützigen , zukunftsweisend en Zwecken u. a. in Wissenschaft und Forschung, Bildung, Gesundheit, Bau- und Siedlungskultur . Gerne erhalten Sie dazu vom IBN nähere Informationen. Legen Sie der ausgefüllten Checkliste Ihre Anlagen bei und schicken Sie alles an das IBN, Holzham 25, 83115 Neubeuern oder eine der Baubiologischen Beratungsstellen IBN. Hilfreich ist es, wenn Sie einen Grundrissplan mit Ansichten und/oder Fotos vom gebauten oder geplanten Objekt beifügen. Nach 2 - 3 Wochen erhalten Sie Ihre Checkliste mit einer Bewertung und einer Zahlungsbestätigung zurück. Wir versichern Ihnen, dass Ihre ausgefüllte Checklisten nicht an Dritte gegeben wird. Die Checkliste kann auch auf den IBN-Internetseiten, Rubrik "Dienstleistungen", als PDF heruntergeladen werden. 7. Anzahl abgeschlossener Räume ...................................... 8. Ist das Haus/die Wohnung ständig bewohnt? ja nein 9. Anzahl der ständigen Bewohner .................. 10. Ich/wir sind Besitzer Mieter 2. Baukörper 1. Einzelhaus Doppelhaus Reihenhaus Mehrfamilienhaus ................................. 2. Massivbau Massivholzbau Holzleichtbau Fertighaus ..................................................... 3. Garage im Haus am Haus 4. Anzahl der Stockwerke ................... 5. Dachneigungswinkel ................... 6. Dachüberstand, Giebel .......... cm, Traufe .......... cm 7. Besteht ein Kellerzugang aus dem Wohnbereich? ja nein aus dem Treppenhaus? ja nein 8. Ist ein Wintergartenanbau vorhanden? ja nein 11. Besteht ein separater Speicherraum? ja nein IBN Der Baubiologe in der Praxis 25 Anmerkung: Bei den folgenden Kurzbeschreibungen der Bauteile bitte immer Materialdicken angeben! Alternativ aussagekräftige Skizzen/Detailzeichnungen beilegen! 4. Bodenbelag, Art der Verarbeitung im Mörtelbett / mit Dünnbettkleber geklebt genagelt geschraubt 3. Keller 1. Ist ein Keller vorhanden? ja nein teilunterkellert Tiefgarage 2. Kurzbeschreibung der Kelleraußenwände .......................................................................................... .......................................................................................... .......................................................................................... 3. Kurzbeschreibung des Kellerboden-Aufbaus .......................................................................................... .......................................................................................... .......................................................................................... 4. Ist der Keller trocken feucht nass 5. Werden einzelne Kellerräume als Wohnräume genutzt? ja, welche ................................. nein 6. Gibt es um den Keller eine Drainage? ja nein 7. Zwischendecken 1. Sichtbare Deckenbalken ja nein 2. Kurzbeschreibung Zwischendecken .......................................................................................... .......................................................................................... .......................................................................................... 3. Oberflächenbehandlung .......................................................................................... 4. Art der Teppiche/Teppichböden .......................................................................................... 5. Bodenbelag, Art der Verarbeitung: im Mörtelbett / mit Dünnbettkleber freiliegend geklebt genagelt geschraubt 4. Außenwände 1. Kurzbeschreibung Außenwände (bei Verwendung von Holz bitte Holzart, Vollholz, verleimtes Holz, Abstand zum Erdreich angeben!) .......................................................................................... .......................................................................................... .......................................................................................... 2. Wind- und Luftdichtung: Baupappen Dampfbremsen Dampfsperren Holzweichfaser .................................................... 3. Oberflächenbehandlung innen/außen .......................................................................................... .......................................................................................... 4. Ist die Fassade begrünt? ja, mit ....................... nein 5. Innenwände 1. Mauerwände Betonwände Leichtbauwände Vollholz 2. Wie sind die Innenwände verputzt/verkleidet? Kalkputz Kalkzementputz Gipsputz Gipskartonplatten Lehm Holzschalung Sonstiges ..................................................................... Tapeten, Art: ............................................................... 3. Dämmmaterial ................................................................ 4. Oberflächenbehandlung .................................................. ......................................................................................... 6. Erdgeschossböden 1. Kurzbeschreibung Fußbodenaufbau .......................................................................................... .......................................................................................... .......................................................................................... 2. Oberflächenbehandlung .......................................................................................... 3. Art der Teppiche/Teppichböden .......................................................................................... IBN Kap. Anhang freiliegend 8. Dachkonstruktion 1. Sichtbare Sparren ja nein 2. Kurzbeschreibung Dachaufbau .......................................................................................... .......................................................................................... .......................................................................................... 3. Oberflächenbehandlung .......................................................................................... 4. Dacheindeckung Betonstein Bitumenschindeln Ziegel Holzschindeln Ried/Schilf Steinplatten Gründach Blech/Kupfer/Aluminium/Zink Eternit/Asbestzement, Einbaujahr ............................ 9. Fenster und Türen 1. Rahmenmaterial: Holz Kunststoff Aluminium 2. U-Wert der Scheiben ........................................... 3. Fensterfläche gesamt .......................................qm Fensterfläche: Süden ..........qm, Norden ..........qm Westen ...........qm Osten...........qm 4. Welche zusätzliche Fensterausstattung ist vorhanden? Fensterläden Rolläden Jalousien 5. Türmaterial ................................................................... ........................................................................................ 6. Oberflächenbehandlung/Holzschutzmittel Fenster innen ................................................................... Fenster außen .................................................................. Türen ............................................................................. 7. Sind Türdurchgänge mit Schwelle oder ohne Schwelle ausgeführt? 10. Heizung / Warmwasser 1. Welcher Energieträger wird eingesetzt? Erdöl Strom Holz Erdgas Flüssiggas Kohle 2. Heizsystem: Zentralheizung Etagenheizung Einzelöfen .......................................... 107 25 Kap. Anhang 3. Anlagenkapazität in kWh: ........................... 4. Art der Heizung: Gas-/Ölkessel Brennwertkessel Holzvergaser Pelletsheizung Kraft-/Wärmekopplung Wärmepumpe Grund-/Kachelofen offener Kamin Elektrische Nachtspeicheröfen Elektrische Zentralheizung Lüftungsanlage mit integrierter Zuluftheizung ......................................................................... 5. Wie wird die Wärme verteilt? Fußbodenheizung Radiatoren Wandheizung Plattenheizkörper Hypokaustenheizung Fußleisten 6. Energieverbrauch pro Jahr ............ Liter ............ cbm ............kg ............ kWh ............ Ster Holz 7. Liegen Jahres-Heizkosten vor? nein ja ....................Euro 8. Werden Sonnenkollektoren eingesetzt? nein ja ....................Fläche nur für Brauchwasser mit Heizungsanbindung 11. Lüftung 1. Art der Lüftung manuell Lüftungsanlage 2. Kurzbeschreibung der Lüftungsanlage .................................................................................... 3. Gibt es Zuglufterscheinungen? ja nein Wenn ja, wo? ................... 12. Elektroinstallation 1. Alter der Elektroinstallation: .....................Jahre 2. Sind Netzfreischalter vorhanden? zentral pro Raum ................................ 3. Ist eine Fotovoltaik-Anlage vorhanden? nein ja, Fläche ........................ qm 4. Wo befindet sich der Wechselrichter der Fotovoltaik-Anlage? ....................................................... 5. Sind schnurlose Telefone (DECT-Standard) im Einsatz? ja nein 6. Wird eine Niedervoltbeleuchtung eingesetzt? ja nein Wenn ja, in welchen Räumen? ............................................................................... 7. Gibt es eine Leuchtstoffröhren-Beleuchtung? nein ja, im Wohnbereich 8. Sind Fernseher und/oder Computer vorhanden? nein ja, im Wohnbereich 9. Elektroherd ja nein 10. Hausanschluss über Dachständer ja nein 13. Sanitärinstallation 1. Welche Art Trinkwasserrohre werden verwendet? ............................................................................... 108 Der Baubiologe in der Praxis 2. Gibt es einen Trinkwasserfilter? ja nein Wenn ja, Art des Filters? ............................................................................... 3. Wird das Regenwasser genutzt? ja nein Wenn ja, Art der Nutzung? ............................................................................... Waschmaschine Toilettenspülung Gartenbewässerung Brauchwasser 4. Wie hoch ist Ihr jährlicher Wasserverbrauch? ........................ cbm 5. Abwasser über Kanalisation Klärgrube Pflanzenkläranlage ...................................... 14. 1. 2. 3. Umgebung / Nachbarn Gebäudestandort (PLZ/Ort) .................................. Einwohnerzahl ....................... Umgebung: reines Wohngebiet Gewerbe- und Wohngebiet eher städtisch eher ländlich 4. In unmittelbarer Nähe sind/ist ein Industrieanlagen stark befahrene Straßen Müllverbrennungsanlage, Deponie Flughafen lärmende Nachbarn Mobilsender, Entfernung .......... m UKW-, Fernseh-, Radarsender, Entfernung .......... m Trafo, Entfernung..... m Stromleitung, Entfernung ..... m, ........ kV Bahntrasse, elektrisch, Entfernung ...... m sonstige, Sie störende Einrichtung: ............................ 15. Sonstiges 1. Wie empfinden Sie die Akustik im Haus? gut befriedigend schlecht 2. Durch Nachbarlärm im Haus fühle ich mich nicht mittel stark gestört 3. Wie empfinden Sie den Geruch im Haus? angenehm neutral schlecht 4. Entfernung Kompostplatz zum Haus: ........ m 5. Gibt es im Haus Schimmelbefall? ja nein Wenn ja, wo? ........................................................ 6. Sind Sie oder Mitbewohner allergisch veranlagt? ja nein 7. Nutzen Sie regelmäßig ein Handy? ja nein 8. Haben Sie Haustiere? ja, welche ................................ nein 9. Haben Sie Zimmerpflanzen? sehr viele durchschnittlich viele eher wenig 10. Wird in Ihren Wohnräumen geraucht? ja, regelmäßig ja, hin und wieder nein 11. Vorhandene Gesundheitsprobleme, deren Ursache das Wohnumfeld sein könnte/Sonstiges: .......................................................................................... .......................................................................................... .......................................................................................... IBN