Baumwollanbau - Probleme und Lösungsansätze
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Baumwollanbau - Probleme und Lösungsansätze
Baumwollanbau - Probleme und Lösungsansätze Johanes Agbahey 27.04.2015 1 Benin: das Land der Baumwolle • Baumwolle ist die wichtigste Einkommens- und Devisenquelle Benins (Engels, 2004) • Rund 35% der Fiskaleinnahmen des Staates • Knapp 70% aller Exporterlöse • Nur kleine Textilindustrie • 90% der Baumwollfasen werden für die Weiterverarbeitung exportiert • Production: 174.052 Tonne in 2011/12 (Agritrade, 2014) • Die Hälfte der Beninischen Bevölkerung lebt direkt oder indirekt von der Baumwolle 2 Gliederung • Überblick über die globale Baumwollproduktion • Probleme bei der Baumwollproduktion • Lösungen • Schlussfolgerungen 3 Überblick (1/4) • Baumwolle ist die wichtigste natürliche Faser weltweit mit 40% der Textilproduktion (Chapagain, 2006) • Sie ist die wichtigste nicht zur Nahrungsmittelproduktion dienende, Einkommen generierende Pflanze (Banuri, 1998) • Trägt zum Lebensunterhalt von über 250 mio. Menschen weltweit bei • Schafft eine Beschäftigung für über 7% der Arbeitskräfte in Entwicklungsländern 4 Überblick (2/4) • 73% der Produktion basiert auf Bewässerungssystemen (WWF, 1999) • Über 70% der globalen Baumwollproduktion kommt aus China, USA, Indien, Pakistan und Usbekistan • Baumwollproduktion aus Subsahara-Afrika • • • • 5% der globalen Produktion 10% der international gehandelten Hauptdevisenbringer in vielen Ländern Von Kleinbauern angebaut ohne künstliche Bewässerung 5 Überblick (3/4) • Die Verarbeitung von Baumwolle spielt eine wichtige Rolle im industriellen Sektor • Wichtigster industrieller Sektor in vielen Entwicklungsländern (Bangladesh, Malaysia, Pakistan usw.) • Ebnet den Weg für Industrialisierung im großen Maßstab und für ökonomisches Wachstum • Probleme: Wasserverknappung und Verschmutzung durch die Baumwollverarbeitung, schlechte Arbeitsbedingungen 6 Überblick (4/4) • Fokus: Probleme und Lösungen in der Baumwollproduktion • Probleme: Wasserverknappung und Verschmutzung, Bodenerosion und gesundheitliche Bedenken • Lösungen: GM Baumwolle, Bio-Baumwolle, umwelt- und sozialfreundliche Baumwolle 7 Probleme in Baumwollanbau 8 Wasser (1/5) • Zwei Haupteffekte: • Wasserverknappung: Verdunstung durch die Pflanze, Bewässerung • Wasserqualität: Verschmutzung durch Versickerung von Pestiziden und Dünger Wasserverbrauch: 198.400 mio. m3 (29 m3/Kg Baumwolle) Pflanzenproduktion 5 mio. ton Dünger/Jahr von denen 10% versickern Wasserverbrauch: 0,496 m3/Kg Baumwolle Weiterverarbeitung Verknappung von Ressourcen Verschmutzung von Ressourcen Verknappung von Ressourcen Verschmutzung von Ressourcen Fertiges Baumwollprodukt Quelle: Chapagain (2006) 9 Wasser (2/5) Wasserverknappung • Baumwollkonsum ist verantwortlich für 2,6% der globalen Wassernutzung • Über 53% der weltweiten Baumwollfelder werden bewässert und produzieren 73% des gesamten Ertrags (Chapagain, 2006) • Große Produzenten wie Usbekistan, Pakistan und Ägypten sind Regionen in denen Wasser eine knappe Ressource ist • Durch Wasserentnahme für den Anbau von Baumwolle in Zentralasien hat der Aralsee ca. 60% seine Fläche verloren und 80% seines Volumens 10 Wasser (3/5) Wasserverschmutzung • Baumwolle nutzt nur 2,4% der globalen Ackerfläche aber macht 24% des weltweiten Insektizidmarktes sowie 11% des globalen Pestizidverkaufs aus (WWF, 1999) • Über 10% des zur Düngung eingesetzten Stickstoffs versickert im Grundwasser • Die Versickerung von Nitratdünger führt in Baumwollanbaugebieten zu Algenwachstum und erhöhten Kosten für die Aufbereitung von Trinkwasser 11 Wasser (4/5) • Pestizidrückstände beeinflussen Wasserorganismen und demzufolge die gesamte Nahrungsmittelkette inkl. des Menschen • Die starke Anwendung von Endosulfan und Tihan 175 in der Baumwollkultivierung in Westafrika führte zu: • • • • Einem Massensterben von Fischen und Schalentieren Abnormalitäten in den Fischpopulationen Einer reduzierten Fruchtbarkeitsrate Sterblichkeit von Wasservögeln (Agbohessi, 2015) 12 Wasser (5/5) • 44% der Wassernutzung für Baumwollanbau und weiterverarbeitung wird für den Export genutzt • Europa ist sehr abhängig von Wasser aus anderen Erdteilen für den eigenen Baumwollkonsum • EU25 Länder tragen dadurch indireckt zu 20% der Austrocknung des Aralsees in Zentralasien bei (Chapagain, 2006) • Globaler Wasserverbrauch im Bezug auf Baumwollprodukte: 256 Milliarden m3 (Chapagain, 2006) • Deutschland ist verantwortlich für 10 Milliarden m3 (4%) • Deutschland ist der fünftgrößte virtuelle Importeur von Wasser im Bezug auf den Konsum von Baumwollprodukten 13 Menschliche Gesundheit und Bioiversität (1/2) • Kontakt mit Pestiziden ist krebserregend und schädlich für die Gesundheit • Betroffen sind vor allem Bauern in Entwicklungsländern durch fehlendes Bewusstsein und fehlende Sicherheitsmaßnahmen • In Baumwollanbaugebieten gibt es eine erhöhte Gefahr durch, von Pestiziden kontaminiertes Wasser welches zum Trinken und Reinigen genuzt wird 14 Menschliche Gesundheit und Bioiversität (2/2) • Das Vorkommen von Pestizidvergiftungen wird häufig unterschätzt weil die Symptome nicht ausschließlich dadurch auftreten. • Durch Pestizideinsatz bei der Baumwollproduktion sterben jährlich 20.000 Menschen und 3 Mio. werden leiden unter Vergiftungssymptomen (WWF, 2015) • Die Pestizidnutzung, speziell in Baumwollanbaugebieten, hat ein signifikanten Anstieg von Vogelsterben und die Eliminierung von nützlichen Insekten (z.B. Bienen) bewirkt 15 Bodenerosion (1/1) • Monokulturen und moderne Bodenbearbeitungstechniken in der Baumwollproduktion haben zu Bodenerosion geführt • Abtragung des Oberbodens durch Bodenerosion verursacht durch Wind und Regen • Pestizide hinterlassen Rückstände im Boden die zu Bodenvergiftung beitragen • In Ländern in denen Baumwolle in trockenen Regionen angepflanzt wird, ist die Verdunstung stark und Versalzung unvermeidlich • Die Hälfte des bewässerten Landes in Usbekistan hat an Produktivität verloren durch Versalzung (WWF, 2015) 16 Landnutzungsänderung und die Konkurrenz mit Nahrungsmitteln • In Zentralamerika, mehr als 400.000 ha umgewandelt für Baumwollanbau in den 1970er Jahren wurden • Nur 2% der ursprünglichen Wälder in den zentralamerikanischen Baumwollanbaugebieten sind erhalten geblieben • Der Bau von Staudämmen zur Bewässerung zerstörte erhebliche Bereiche des Flusslebensraum • Aufgrund der höheren Profitabilität hat die Produktion von Baumwolle den Anbau von Nahrungsmitteln ersetzt • Nahrungspflanzen und Baumwolle sind often nicht zur gleichen Zeit produziert 17 Baumwollanbau Lösungsansätze 18 Gentechnisch veränderter Baumwolle (1/2) • Baumwollschädlinge entwickeln Resistenzen gegen die verwendeten Pestizide • Höherer Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln • Eine Lösung steht in gentechnisch modifizierte Baumwolle • Gentechnisch modifizierte baumwolle schützt sich gegen einen Teil der Schädlinge durch ein in die Pflanze integriertes Fraßgift • In den Hauptanbauländern USA, Indien und China sind mittlerweile mehr als 90 Prozent der angebauten Baumwolle genetisch verändert • In Subsahara Afrika, nur in Burkina Faso, Sudan und Südafrika 19 Gentechnisch veränderter Baumwolle (1/2) • Studien über Gen-Baumwolle in Indien zeigten (Herring, 2012): • • • • • Anstieg in Saatkosten von 34% Absenkung des Pestizideinsatzes um 34% Abfall der Kosten für Pestizide um 45% Anstieg des Ertrages um 39% Anstieg des Bruttoeinkommens um 35% • Skepsis bezüglich der Langzeitfolgen des Anbaus gentechnisch modifizierte Pflanzen 20 Bio-Baumwolle (1/2) • Für den Anbau von Bio-Baumwolle nutzen die Bauern keine chemisch-synthesischen Düngelmittel und Pestizide • Die biologische Anbaumethode basiert sehr stark auf dem Verständnis natürliche landwirtschaftlicher Prozesse. • Nutzung natürlicher Arten die resistent sind gegenüber Schädlingen sind • Nutzung botanischer Pestizide (Niemblätter- und Tabakextrakte) • Nutzung organischer Dünger (Kompost oder Mulch) • Anwendung von Fruchtfolgen und Zwischenfruchtbau Niem und Niemblätter 21 Bio-Baumwolle (2/2) • Bio-Baumwollanbau in 20 Länder, wobei Indien, Syrien, Türkei 87% der Produktion ausmachen (Pay, 2009) • Zertifiert Bio-Baumwolle Preis ist rund 20% höher als Konventionel-Baumwolle Preis • Der Anteil an Bio-Baumwolle auf dem globalen Markt ist derzeit noch gering: 0,7% in 2011 (Organic Trade Association, 2012) • Die Produktionskosten sind höher, die Erträge sind geringer, der Arbeitsbedarf ist höher und Investitionen um die Vermischung mit konventioneller Baumwolle zu vermeiden sind nötig 22 Integrierter Baumwollanbau (1/2) • Reduzieren die Schädlingspopulation auf wirtschaftlich vertretbares Niveau und Verwendung von umweltfreundlichen Praktiken • Chemisch-synthesischen Düngelmittel und Pestizide dürfen genutz werden • Nicht wie radikal als Bio-Baumwolle und wird nicht gemäß den International anerkannten Standards für biologische Landwirtschaft • Kann höhere Erträge bei geringeren Kosten zu erreichen • Erhöht Haushaltseinkommen und gleichzeitig umweltfreundlicher 23 Cotton made in Africa Beispiel (2/2) • Gründung im Jahr 2005 • Ziel: Verbesserung der Anbaumethoden und Lebensbedingungen der Baumwollbauern in Subsahara-Afrika • Förderung des Umweltschultzes: ökologische Baumwollanbau • Verbesserung der sozialen Bedingungen: 20 millionen Menschen leben direkt oder indirekt von Baumwolle • Prinzip: Hilfe zur Selbsthilfe durch Handel • Vermitteln den afrikanischen Kleinbauern effiziente und umweltschonende Anbaumethoden 24 Cotton made in Africa Beispiel (2/2) • Aufbau einer internationale Allianz von Textilunternehmen • Die Textilunternehmen fragen den Rohstoff CmiA nach und bezahlen eine Lizenzgebühr für die Nutzung des Zugehörigen Siegels • die Einnahmen aus Lizenzgebühren sind in den Projektregion re-inverstiert • Projektregion: Benin, Burkina-Faso, Elfenbeinküste, Ghana, Kamerun, Malawi, Mosambik, Sambia, Simbabwe. 25 CmiA Wirkungmessung (1/2) • Soziale Auswirkungen • Rund 650.000 Kleinbauern geschult • Produzenten profitieren von fairen Verträgen und pünkticher Bezahlung • Bereits 5,5 millionen Menschen nahmen an der Schulungen zu den Themen Sociales und Gesundheit teil • Ökonomische Auswirkungen • Die Kleinbauern, die Teil der Cotton made in Africa Initiative sind, konnten ihre Ernteergebnisse im Vergleich zu einer Kontrollgruppe durchschnittlich um 23 Prozent steigern 26 CmiA Wirkungmessung (2/2) • Ökologische Auswirkung • Kleinbauern setzen keine künstliche Bewässerung ein und betreiben somit ausschließlich Regenfeldbau • Kleinbauern nutzen nur eine bestimmte Auswahl von Pestiziden • Sie steigen den Einsatz von natürlichen Düngern • Sie arbeiten nach dem Schadschwellenprinzip • CmiA-Baumwolle spart pro Kilogramm Baumwollfaser im Vergleich zum globalen Durchschnitt mehr als 2.100 Liter Wasser und bis zu 40% weniger Treibhausgasemissionen im Vergleich zu konventioneller Baumwolle 27 Schlussfolgerungen (1/3) • Baumwolle gehört zu den wichtigsten Rohstoffen im internationalen Handel • Sie ist Lebensgrundlagen von Millionen Menschen in der ganzen Welt • Sie hat große Auswirkungen auf die Umwelt, Wasserressourcen, Bodenqualität und die Gesundheit des Menschen • Die externen Umweltkosten der Wassernutzung sind nicht im Marktpreis der Baumwoll-Produkte den ausländische Verbraucher zahlen enthalten 28 Schlussfolgerungen (2/3) • Preise und Kennzeichnung sollten den Wasser-Fußabdruck berücksichtigen • Initiativen wie Cotton made in Africa sind interressant • Die Regierungen der Verbraucherländer können durch Produktstandards den Import von umweltfreundlicher Baumwolle Produkte fördern. • Die Regierungen in den Erzeugerländern sollten mehr in die Aufklärung von Kleinbauern und in die Forschung investieren 29 Schlussfolgerungen (3/3) • Verbraucher vor allem in entwickelten Ländern können durch Boykotte mehr Druck auf Einzelhändler ausüben • Einzelhändler könnten damit drohen den Lieferanten zu wechseln um höhere Standards durchzusetzen • Bei Ihrem nächsten Einkauf von Kleidung schauen Sie ob eines der folgenden Logos auf dem Etikett zu finden ist: Fairtrade, Aid by trade, Better Cotton Initiative, Cotton made in Africa, BioBaumwolle • Der Preis von Bekleidung ist wichtig aber die Umwelt ist wichtiger 30 Was machen Sie persönlich um die Produktion von umweltfreundlicher Baumwolle zu fördern? DANKE FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT 31 • WWF (2015): http://wwf.panda.org/what_we_do/how_we_work/businesses/transformi ng_markets/solutions/certification/agriculture/cotton/impacts/ • Agritrade (2014): http://agritrade.cta.int/Agriculture/Commodities/Cotton/Benin-faceschallenges-in-revitalising-cotton-sector • Organic Trade Association (2012): Organic Cotton Facts https://ota.com/sites/default/files/indexed_files/Organic-Cotton-Facts.pdf • CmiA: http://www.cottonmadeinafrica.org/de/ • BetterCottonInitiative: http://bettercotton.org/ 32 • Agbohessi P. T., Toko I. I., Atchou V., Tonato R., Mandiki S.N.M., Kestemont P. (2015) Pesticides used in cotton production affect reproductive development,endocrine regulation, liver status and offspring fitness in African catfish Clarias gariepinus (Burchell, 1822), Comparative Biochemistry and Physiology, Part C 167, pp. 157-172 • Banuri T. (1998) Pakistan: Environmental Impact of Cotton Production and Trade. International Institute for Sustainable Development, 62p. • Chapagain A.K., Hoelsktra A.Y., Savenije H.H.G., Gautam, R. (2006) The water footprint of cotton consumption: An assessment of the impact of worldwide consumption of cotton products on the water resources in the cotton producing countries. Ecological Economics, pp. 186-203. • Heering R.J., Chandrasekhara Rao N. (2012) On the failure of Bt Cotton, Analysing a decade of experience. Conomic and Political weekly Vol. XLVII No.18 • Pay E. (2009) The market for organic and fair-trade cotton fibre and cotton fibre products. FAO, 17p. • WWF (1999) The impact of cotton on fresh water resources and ecosystems. Background paper. WWF, 48p. 33 • Partners CmiA: • Textilunternehmen: PUMA, Schwab, S.Oliver, Tchibo, Tom Tailor, Vlisco, C&A, Cargill, bonprix, BAUR, Penny, Rewe, OTTO, usw. • Regierungsorganisationen, Stifungen und NGOs: GIZ, Welthungerhilfe, WWF, Naturschutzbund Deutschland, Bill & Melinda Gates Foundation, COMPACI, KFW (DEG) usw. • Partners Better Cotton Initiative • Textilunternehmen: H&M, Nike, Adidas, Kathmandu, G-STAR raw, Zeeman, Tesco, Walmart, Levi‘s Strauss, IKEA, usw. • Stifungen: WWF, Solidaridad, Rabobank, Sida, usw. 34