G Zeitzeugen
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IG Zeitzeugen 10.14 Politische Ereignisse 2015 Erinnerungen zum 13. Februar 1945 in Dresden Fünf Kriegsjahre hindurch war Dresden ein Zufluchtsort für Menschen, die den Bombenangriffen in anderen Städten entkommen waren. In meine Schulklasse kamen Kinder aus Hamburg, Köln und Hannover, die von ihren Verwandten aufgenommen wurden, um hier unter geschützten Bedingungen leben und lernen zu können. Alle Kultureinrichtungen wurden geschlossen, die älteren Schüler wurden zur Arbeit in Rüstungsbetrieben oder zur Flak (Fliegerabwehr) verpflichtet. Die ersten Bomben fielen im Oktober 1944, dann erneut im Januar 1945. Fast in jeder Nacht heulten die Alarmsirenen und wir gingen vollständig bekleidet ins Bett, um schnell in den Keller zu gelangen. In den Nachrichten verfolgten wir den Frontverlauf, der bereits die Reichsgrenze überschritten hatte. Ein Ende des Schreckens wurde mit Ungeduld und gleichzeitig mit Besorgnis erwartet. Dann kam dieser Faschingsdienstag, der 13. Februar 1945. Zum fröhlichen Feiern war ohnehin niemanden zumute. In unserem Haus wohnte ein SA-Mann, der zur Kraftfahrerstaffel von Gauleiter Mutschmann gehörte. Er wurde an diesem Tag außerplanmäßig zum Dienst einberufen und knatterte mit seinem Motorrad davon. Später erfuhren wir, dass der Gauleiter mit seinem Gefolge diese Nacht im Jagdschloss Grillenburg im Tharandter Wald verbracht hat. Der Fliegeralarm kam diesmal zeitig schon vor 22 Uhr. Wer noch etwas trödelte mit dem Abstieg in den Keller, dem wurden schnell Beine gemacht. Der Himmel wurde von einem Dröhnen erfüllt, wie wir es nie zuvor gehört hatten und auch nie vergessen werden. Wir lagen auf dem Boden des Kellers und wussten nicht, wie wir dahin gekommen waren. Wir hatten von Schrecken gelähmt auch kein Zeitgefühl, ob der Angriff Minuten oder Stunden dauerte. – Unser Haus befand sich östlich vom Stadtzentrum und wurde nicht vollständig zerstört. Auf dem Boden gab es einige Brandherde und alle Fensterscheiben waren zersprungen. Am Morgen entdeckten wir vor der Haustür eine riesige Fliegerbombe, die nicht explodiert war. Mehrere Tage sind wir darüber geklettert, ehe sie schließlich abgeholt wurde. 2 oder 3 Tage wurde es nicht hell, die Sonne war vom Feuersturm verdunkelt. Asche und Brandreste wurden durch die Straßen getrieben. Die Stadt brannte 5 Tage lang, und als wir uns dem Zentrum nähern konnten, sahen wir, dass es nicht mehr vorhanden war. Unsere Schule war schwer beschädigt und mehrere Lehrer und Schüler, die zur Luftschutzwache dort eingesetzt waren, verloren ihr Leben. Alle Menschen, die das Inferno überlebt hatten, vereinten sich in dem Schwur „Nie wieder Krieg“. Das sollte nie vergessen werden. Ursula John Ursula John, 2015-01-18 Dresdner Seniorenakademie Wissenschaft und Kunst