ORTE DER ROMA UND SINTI 12.2. BIS 17.5. 2015 - Romano
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ORTE DER ROMA UND SINTI 12.2. BIS 17.5. 2015 - Romano
romano centro heft nr. 82, MAI 2015 ROMANE THANA ORTE DER ROMA UND SINTI 12.2. BIS 17.5. 2015 WIEN MUSEUM KARLSPLATZ romano centro Editorial Liebe LeserInnen und Leser! Die Ausstellung „Romane Thana – Orte der Roma und Sinti“, die von 12.2. bis 17.5.2015 im Wien Museum zu sehen war, war ein voller Erfolg. Wir möchten in dieser Ausgabe einen Rückblick auf ein erfolgreiches Projekt bieten, das vom Verein Romano Centro in den letzten Jahren mit sehr viel Aufwand und Energie verfolgt wurde, und das wohl wie kein anderes vorher die Roma/Romnja und Sinti/Sintize als wichtigen Teil der österreichischen Gesellschaft dazustellen vermochte. „Eine anspruchsvolle, erhellende Schau.“ Salzburger Nachrichten Bei Redaktionsschluss Ende April zeichnete sich schon ab, dass am Ende über 20.000 Personen die Ausstellung im Wien Museum besucht haben werden, an Spitzentagen war sie so voll, dass sich die BesucherInnen bei den einzelnen Stationen anstellen mussten. Über 800 Personen bei der Eröffnung zeigten schon am Beginn, dass das Interesse der Menschen an diesem Thema sehr groß ist. Auch die Verweildauer der BesucherInnen laut den Beobachtungen der AufseherInnen war überdurchschnittlich hoch und zeigt, dass den BesucherInnen sehr viel an interessanten Objekten, Bildern, Texten, Fotos und Videos geboten wurde. Die Rückmeldungen, die wir von den Besu- „Romane Thana. Orte der Roma und Sinti“ ist ein sehr cherInnen bekommen, verdienstvolles Projekt. Es entmystifiziert die Lebensweisind durchwegs sehr gut, se von Zuwanderern, die seit dem Mittelalter in Eurund zwar sowohl von opa zu Hause sind, jedoch als „fahrendes Volk“ und den Roma/Romnja als als „Zigeuner“ diffamiert und verfolgt wurden – und auch von den Gadsche. häufig noch immer werden. Das sogenannte FremIm Gästebuch der Aus- de wird in dieser Schau vertraut, indem Vertreter diestellung finden sich viele, ser Gemeinschaften über ihre Geschichte berichten.“ auch sehr persönliche Die Presse Einträge, von denen wir einige auch in diesem Heft wiedergeben. Die Niederlande sind ebenso vertreten. Auch Einträge kommen nicht nur von öster- in den Medien war die Ausstellung stark reichischen BesucherInnen, Länder wie präsent und wurde vor allem wegen Ungarn, Serbien, Deutschland, Schweiz, des partizipativen Ansatzes sehr positiv Italien, USA, Mexico, Spanien oder die beschrieben. 2 Das Rahmenprogramm der Ausstellung war dicht und vielfältig: Vorträge, Diskussionen, Filme, Präsentationen von Studien, Stadtspaziergänge, Konzerte und Workshops für Kinder sorgten für sehr viel Interesse bei den BesucherInnen. Wir danken Marcus Wiesner für die fotografische Dokumentation der Ausstellung und das Titelbild! Die Redaktion • „Die Ausstellung lädt zum Verweilen ein. Man erfährt viel Neues, ist aber auch dazu angehalten, nachzudenken, selbst Interpretationen zu finden.“ Wiener Zeitung romano centro Editorialno intereso le manušêngo pe kaća tematika sî desja baro. Vi le vrjami, sode vrjama aśile Kuč phralalen thaj phejalen, kaj ginaven amaro žurnalo! E egzibicija „Romane Thana - Orte der Roma und Sinti“ kaj sîkadili kat 12.02 źi ka 17.05.2015 ando Wien Museum, sas jeg baro uspexo. Katka, ande kaća edicija kames te das jeg retrospekcija pe jeg uspešno projekto. Pe kodja sama musaj sas o Romano Centro pe palune bêrš te ćidel sja peski zor taj energija. O projekto birindas angluji data te prezentiril le Řomengi taj Sintongi ljuma, sar jek importantno kotor kata la austrijako društvo. „ Jeg ambiciozno, iluminativno egzibicija“ Salzburger Nachrichten Po redakcijako agor pe palune djes le apriloskê, dićol, kê źi po agor avile maj but de 20.000 vizitorja te dikhên e egzibicija ande Museum Wien. Vunivar sas la egzibicijaki sala kadići pherdi kê le vizitorja sas te aźukêren angla l’ diferentni stacije. Već o pîterimos la egzibicijako - kaj avile maj but de 800 vizitorja - sîkadja kê o jakê vizitorija, nego vi kata vizitorja kata Ungro, kataj Srbija, kata o Njamco, kataj Švajcarska, kataj Italija, „Romane Thana - Orte der Roma und Sinti“ sî jek desja kata l’ USA, kata Meksivredno projekto. O projekto demistificiril le trajosko modo ko taj kataj Holandija. Vi kata l’ imigrantur, save trajin de kata o maškaruno šêlutno ande medije e egzibicija sas prezentirime zurales bêrs ande Evropa khêre, taj sas taj sî butivar źi ajdes difataj specifično anda pesko mirime taj progonime sar „phirimasko narodo“ taj sar participativno kocep„Zigeuner“. O takovzano „strêjino kêrdjol le manušêngê to desja pozitivno evaande kaća egzibicija prinźando, kodolasa kê reprezen- luirime. O programo la tantur kata kadala komune vorbin pa peski biografija.“ egzibicijako sas ande but Die Presse fjal: Vorbakê prezentacije, diskusije, filmur, stule vizitorja pe egzibicija sas, palaj vorbi le dijengê prezentacije, foroskê ekskursije, stražarengê, desja lungo taj sîkavel kê čačes koncertur taj śavořêngê bućakê seminarur but interesantni patretur, tekstur, fotogra- anzarde svakone vizitorjoskê but djeli kaj fije taj videovour sîkadile. perenas leskê pe dragomaste. E exo, kaj arêsel amen kata l’ vizitorja, vi Řomendar taj vi gaźendar, sî desja pozitivno. Pe la egzibicijaki gostongi knjiga arakhadon but ramome komentarur, anda lende sî vi but personalni komentarur, vuni anda lende arakhên vi ande kado žurnalo. Le komentarur aven na numa kata austri- E redakcija • „E egzibija akharel peskê vizitorjon maj but te aśên. Le vizitorja sićon but neve djeli taj von len jek stimulacija, korkořo te maren peski godji, korkořo te arakhên interpretacije.“ Wiener Zeitung Romane Thana – Orte der Roma und Sinti Idee AutorInnen: Andrea Härle Gerhard Baumgartner, Usnija Buligović, Barka Emini, Robert Gabris, Lilly Habelsberger, Gilda Horvath, Manuela Horvath, Stefan Horvath, Willi Horvath, Rabie Perić, Žaklina Radosavljević, Barbara Tiefenbacher, Marius Weigl, Manuel Weinrich, Tamara Weinrich KuratorInnen Andrea Härle, Cornelia Kogoj, Werner Michael Schwarz, Michael Weese, Susanne Winkler Gefördert durch BKA Volksgruppenabteilung BMBF, ERSTE Stiftung MA 7, Nationalfonds Zukunftsfonds Beteiligte Organisationen: Romano Centro www.romano-centro.org Initiative Minderheiten www.initiative.minderheiten.at www.gastarbajteri.at Wien Museum Karlsplatz www.wienmuseum.at Landesmuseum Burgenland www.burgenland.at/landesmuseum Impressum Medieninhaber: Romano Centro – Verein für Roma Hofmannsthalgasse 2/Lokal 2, 1030 Wien, Tel.: 0043-1-749 63 36. Fax: 0043-1-749 63 36-11, www.romano-centro.org, E-Mail: [email protected] ZVR-Zahl: 183794011 Bankverbindung: Bank Austria (BLZ 12000), Kontonummer: 00 671 106 508, BIC: BKAUATWW IBAN: AT70 1200 0006 7110 6508 Gefördert vom Bundeskanzleramt aus den Mitteln der Volksgruppenförderung. Redaktion: Ferdinand Koller, Andrea Härle, Petra Cech, Mozes F. Heinschink, Christiane Fennesz-Juhasz, Žaklina Radosavljević, Samuel Mago, Barbara Tiefenbacher, Thomas Weiss GastautorInnen/MitarbeiterInnen dieses Heftes: Usnija Buligovic, Gilda Horvath, Manuela Horvath, Willi Horvath, Manuel Weinrich, Tamara Weinrich, Tobias Neuburger, Wolfgang Kos, Cornelia Kogoj Übersetzungen: Mozes F. Heinschink, Emmerich GärtnerHorvath(S. 13, 15) Titelbild: Marcus Wiesner, Barka Emini Fotos/Bilder: Mirjam Karoly (S. 2), Kollektiv Kramar Fischka (S. 4, 6, 8, 16, 18, 23), Wien Museum (S. 5, 21, 33 kleines Bild, 25), Sabine Schwaighofer (S. 7), Susanne Winkler (S. 9), Marcus Wiesner (S. 10, 11, 12,14, 17, 19, 21, 22, 24, 27 ), Archiv Eveline Rabold (S. 13), Robert Gabris (S. 15), Gerhard Jordan (S. 20), Barbara Tiefenbacher (S. 28), Marietta Herfort (S. 29), Romano Centro (S. 30). Grafik: Artemiss, Karin Reinberg Druck: Donau Forum Druck Ges. m. b. H. Erklärung gemäß Mediengesetz: Romano Centro ist die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift des Romano Centro – Verein für Roma und richtet sich an Mitglieder und Interessierte. Die Beiträge von GastautorInnen spiegeln deren Meinung und nicht notwendigerweise die Ansichten der Redaktion wider. romano centro Romane Thana Eine überfällige Ausstellung Von Wolfgang Kos, Direktor Wien Museum Klischees und Vorurteile in uns allen Spuren hinterlassen hat. Diese zu erkennen und zu destabilisieren ist eines der Anliegen von Romane Thana. So erst kann offener Raum für zum Teil überraschende Einblicke in die Vielfalt von Lebenssituationen im heutigen Österreich entstehen. Ein Roman des ungarischen Autors József Holdosi, der vom Schicksal einer RomaFamilie handelt, wurde vor 30 Jahren auf Deutsch unter dem romantisierenden Titel Die Straße der Zigeuner veröffentlicht. Die Neuausgabe vermeidet das diskriminierende Wort »Zigeuner«, nun heißt das Buch Die gekrönten Schlangen. Ein kleines Indiz für spürbare Veränderungen in der Außenwahrnehmung ebenso wie in der Eigensicht der Roma. Die Durchsetzung des Begriffs „Roma“ im offiziellen, medialen und zum Teil auch im privaten Sprachgebrauch ist in den letzten 20, 30 Jahren gelungen. Wie tief das wirkt, muss offen bleiben. Die Roma und ihre Wirklichkeiten sind sichtbarer geworden, ihre lange Geschichte der Ausgrenzung, die schließlich zur fast völligen Vernichtung im Nationalsozialismus führte, ging zumindest ansatzweise in den historischen Diskurs und in die Erinnerungskultur ein. I st der Zeitpunkt da, um mit einer Ausstellung wie dieser auch über eine engagierte Szene hinaus breites, auf Empathie gegründetes Interesse hervorzurufen? Es wäre schade, würde sie nur als „verdienstvoll“ oder „wichtig“ bezeichnet werden. Das Wien Museum versteht sich als Bildungs-Drehscheibe, ganz im klassischen Sinn, jedoch hoffentlich ohne Zeigestab. Beim Thema Roma und Sinti ist die Wissensbasis besonders lückenhaft, übrigens auch in der Forschung. Dazu kommt, dass die Hartnäckigkeit weit zurückreichender Der überwiegende Teil der heute in Österreich lebenden Roma kam – ich bin sicher nicht der Einzige, dem das nicht bewusst war – im Zuge der Arbeitsmigration ins Land, zumeist aus dem ehemaligen Jugoslawien, zuletzt vor allem als sozial Deklassierte aus Ländern wie Rumänien oder der Slowakei. Die meisten leben in Wien, nicht alle definieren sich als Roma, viele geben sich nicht zu erkennen, um unbehelligt leben zu können. Selbsttarnung aus Angst: eine von vielen Leidenskomponenten. und Sinti-Community. Dabei wird Wien als wichtiger Lebensort sichtbar: Die Recherchen führten zu den verschwundenen Höfen der Lovara in Floridsdorf ebenso wie in die Wohnungen der Hausbesorger oder in das AKH, wo viele Roma als Reinigungskräfte tätig sind. Könnte der zunehmende gesellschaftspolitische Rückenwind überschätzt werden? „Die Wirklichkeit sieht anders aus“, schreibt die Journalistin Gilda-Nancy Horvath, speziell dann, wenn man den Blick auf ganz Europa ausweitet: „14 Millionen Roma und Sinti, gemieden von der Politik, als ‘Zigeuner’ und ‘Kinderdiebe’ geächtet, als Nachbarn undenkbar.“ In zu vielen Ländern kulminiert der Antiziganismus in gewalttätigen, von Hass getriebenen Ausbrüchen. Der Pegel der Verfolgung und Existenzbedrohung kann jederzeit nach oben gehen. 2004 fand im Wien Museum die von der Initiative Minderheiten entwickelte Ausstellung Gastarbajteri. 40 Jahre Arbeitsmigration statt, die auf erstaunlich große Resonanz stieß und in der internationalen Diskussion zu einem Referenzmodell wurde. Auch beim gemeinsamen Projekt Romane Thana, bei dem so viele Kompetenzträger zusammenwirkten, hoffen wir auf Folgewirkungen. Ich freue mich, dass die Ausstellung ein Jahr nach der Premiere und der kuratorischen und gestalterischen Fertigstellung in Wien auch im Landesmuseum „Es wurde schon Zeit für diese geschichtliche Darstellung. Endlich für meinen Vater. Danke.“ 2012 konnten Andrea Härle (Romano Centro) und Cornelia Kogoj (Initiative Minderheiten) das Wien Museum von der Idee und den Zielen der Ausstellung überzeugen. Das Grundkonzept wurde dann gemeinsam mit den ausstellungserfahrenen Museumskuratoren weiterentwickelt und konkretisiert. Der Diskussionsbedarf war groß, war doch allen bewusst, wie viel diskursive Genauigkeit diese Thematik erfordert. Immer wieder fiel der Begriff „Gegenperspektiven“. Stets wurden Roma ja von außen beschrieben, dargestellt und klassifiziert. Das führte zur Dominanz stereotypisierender Darstellungsformen – ob romantisch verklärender oder von rassistischer Verachtung bestimmter. Das Fehlen von Selbstrepräsentation wird vor allem von Jüngeren nicht mehr länger akzeptiert, die die Definitionsmacht über die eigene Identität einfordern. Daraus ergab sich eine partizipative Dramaturgie: Im Zentrum der Ausstellung stehen elf künstlerische und dokumentarische Beiträge von „Gastautoren“ aus der Roma- 4 „Danke für diese Ausstellung – wir hoffen, sie hilft gegen Vorurteile und Diskriminierung.“ Burgenland zu sehen sein wird. Zum Abschluss darf ich speziell jenen danken, die seitens des Wien Museums Schlüsselrollen spielten und Ausstellung und Katalog gut ins Ziel brachten: Susanne Winkler (Kuratorin), Werner Michael Schwarz (Kurator), Bärbl Schrems (Produktionsleitung). Für die Gestaltung gilt mein Dank Alexander Kubik (Architektur), Olaf Osten (Ausstellungsgrafik) und Katharina Gattermann (Kataloggrafik). • romano centro Romane Thana Jeg egzibicija, savi sas de demîlt te sîkadol Katar o Wolfgang Kos, direktori kata o Wien Museum „Die Straße der Zigeuner”, jek romano kata le ungrosko avtoro József Holdosi, anklisto anglal de 30 bêrš tela kodo romantično titulo pe njamcicko śib. O romano sîkavel o trajo jeka řomana familjako, kaj sî lakê śinado. E nevi edicija la knjigaki či maj hasnil la diskriminacijaki vorba »Zigeuner«, nego o nevo titulo la knjigako bušol akana „Die gekrönten Schlangen“. Kodja sî je cîgno sêmno kaj aparentno pařuglol e percepcija le Řomengi paj rig le gaźengi taj sîkavel sar dikhên pe le Řom korkořo peskê jakhênca. E implementacija la vorbaki »Roma« ande oficialno, medijako taj parcionalno privatno śibako sektoro ande palune 20, 30 bêrš sas desja efektivno. Sode aśêla kodo efekto i pe vrjama kaj sî angla amende, kodja kam sîkavla numa o futuro. Le Řom taj lengê realitetur kêrdile maj aparentni, lengi dumutuji historija la ekskluzijakî, kaj andja skoro o totalno xaimos le Řomengo tela Hitleroskê manuša, arakhlja, barem rudimentalno, pesko than ande memorijaki kultura taj ando historično diskurso. A rêslo li o momento, jekha egzibicijasa, sar kaj sî kaća, te źungavas o intereso le manušêngo, savo aśêl pe empatija le manušêngi taj kaj nakhavel e normalno angažirime scena? Bezêx avlas, te mothol pe paj egzibicija numa kaj sî »importantno« taj sî la lakê »merite«. O Wien Museum haćardol sar edukacijakî platforma, vorta pe klasično sama, numa na kadja te sîkavel sja le najesa. Pe sama Řom taj Sinti sî le źanglimaski baza desja fragmentarno haj kodja važîl vi ande nauka. Paša kodja avel, kaj o zuralimos kata l’ demîltune kližejur taj predrasude mêklja peskê vurme vi ande amende savořênde. Te las sama pe kodja taj te kêras kak destabilizacija kližejongî, sa kodja sî e želja kata Romane Thana. Samo pe kaća sama šaj te pîterdjol jek le Řomengo adjesutno trajo ande Austrija. Le maj but Řom, kaj trajin adjes ande Austrija, avile ande amaro them pe sama kataj bućaki migracija. Pe angluno than avile Řom katar e demîltuji Jugoslavija, ande paluji vrjama avile but Řom sar socialno deklasirime źene anda l’ thema sar kaj sî kodja e Rumunija vaj e Slovakija. Me gîndiv, kaj či sîm me o jekutno, kaj či źanglja sja pa kodja. Le maj but Řom trajin ando Beči, aj but lendar či sîkaven pesko řomanimos, but Řom trajin garudes, te bi trajinas bi bajosko. Garudimos daratar: kodja sî numa jek komponenta kata maj but dukhakê komponente. E Andrea Härle (Romano Centro) taj e Cornelia Kogoi (Initiative Minderheiten) źangle ando bêrš 2012 te ubedin o Wien Museum kata l’ ideje taj kata l’ ciljur la egzibicijakê. La bazako koncepto formirisarde taj konkretisarde atunč kethane maj dur le muzejumoskê kuratorur kaj sî len jeg barvalo egzibicijengo źanglimos. La diskusijaki potreba sas desja bari, savořê źene AKH, kaj kêren but Řom bući pe grižimaski taj vužarimaski sama. Daštilas bi te avel, te kaća socio-politikaki zor po dumo le Řomengo kam avel prja bari? »O realiteto sî xancî aver«, ramol e žurnalistkinja Gilda-Nancy Horvath, vorta atunči kana dikhês pe antrego Evropa: »14 miji Řom taj Sinti sî mêkle rigate katar e politika, sî dikhle tele le gaźendar sar ›Zigeuner‹ taj ›raklořêngê čora‹, sar komšije naj akceptirime«. Ande prja but thema barilo o anticiganizmo taj sîkavel pe ande violentni, dušmanicka atake. O levelo le progonosko taj le trajoska grožnjako šaj te buhljol pe svako vrjama. Najis pala kodja egzibicija - te del o Del, te ažutil kontra predrasude taj diskriminacija. źanenas sode but diskursivno precizija rodel kaća tematika. Permanentno ašundilo o svato „kontraperspektive“. Mindig dićile, klasifirisajle taj opisisajle le Řom avrutnja percepcijatar. Kodja zurardja e dominacija kata stereotiposkê sîkavimaskê forme – vaj pe romantično taj luvudimaski sama vaj pe rasističko taj dušmanicko sama. E maj têrni řomaji generacija či maj akceptiril o nango than kataj samoprezentacija, voj rodel zurales te aśêl e definicija pa pesko identiteto late. Anda kodja anklisti jeg participativno dramaturgija: Ando maškar la egzibicijako arakhadon 11 artistički taj dokumentarni kontribucije kata ›gostongê avtorja‹, „De dumult sas te kêřel pe kaća historjaki save aven kataj Řomengi taj Sintongi rig. pezentacija. Akana pala muřo dad. Najis.“ Pe kodja sama sîkadol o Beči sar jek desja importantno trajimasko than: Le rešerše arêsle źi ka l’ Lovarengê avlije kaj sas maj pîterdo than kaj del amen partikularni perspek- anglal ando Floridsdorf taj arêsle vi ande l’ votive taj pîtrela amare jakha pala diverziteto kata nungur kata l’ „Hausbesorger“ vaj ando špitali 5 Ando bêrš 2004 sîkadili e egzibicija Gastarbajteri. 40 Jahre Arbeitsmigration ando Wien Museum pe inicijativa kata e Initiative Minderheiten. E rezonanca pe kaća egzibicija sas desja bari taj avili ande maškar-themutni diskusija jek Referenzmodell. Vi ka amaro zajedničko projekto Romane Thana, kaj kooperisarde kadići kompetentni źene, nadis ame te buhljol o efekto la egzibicijako sja maj but. Lošav, ka e egzibicija kam sîkadol vi ando Landesmuseum Burgenland, aj kodja jeg bêrš pala lako pîterimos taj pala lako artisticko gêtimos ando Beči. Po gor kamav te najisarav partikularno savořêngê, save khêlde šêrutne role pe rig kata Wien Museum taj save formirisarde o katalogo pe laśi sama: Muřo najisarimos źal karing: e Susanne Winkler (kuratorkinja), o Werner Michael Schwarz (kuratori), e Bärbl Schrems (produkcijaki direkcija). Muřo najisarimos pala prezentacija źal karing o Alexander Kubik (arxitektura), o Olaf Osten (egzibicijaki grafika) taj e Katharina Gattermann (katalogoski grafika). • romano centro Romane Thana Minderheitengeschichte im Museum? Von Cornelia Kogoj, Initiative Minderheiten bilden. Kontextualisiert werden diese Beiträge durch einen historischen Teil, gezeigt werden aber auch die Selbstorganisationen als Orte politischer Emanzipation. Gleichzeitig war es aber auch wichtig, von aktuellen Fragestellungen auszugehen. So werden die BesucherInnen gleich am Eingang mit einer Doppelconférence konfrontiert: Gilda Horvath und Manuela Horvath diskutieren darüber, was eine Ausstellung für eine Minderheit leisten kann und wo ihre Grenzen liegen. Was wird ausgestellt? Die Konstruktion der „Zigeuner“ stellt in der europäischen Kunst, Musik und Literatur eines der großen Themen dar. Mit dem Aufkommen der Fotografie werden Roma zu Objekten fotografischen Begehrens. Fast alle überlieferten Aufnahmen sind nicht von Angehörigen der Minderheit selbst aufgenommen worden. Bildmedien hatten und haben auf die gesellschaftliche Konstruktion der „Zigeuner“ Als Andrea Härle mit der Idee einer Ausstellung zur Geschichte der Roma und Sinti in Österreich an die Initiative Minderheiten herantrat, war uns bald klar, dass wir auf den bewährten Ansatz der Ausstellung Gastar-bajteri – 40 Jahre Arbeitsmigration (2004) zurückgreifen würden. Auch diese Geschichte sollte aus der Sicht ihrer Protagonisten erzählt „Vielen Dank für diese unglaublich toll gelungene werden und sie sollten aktiv Ausstellung. Endlich setzt man sich mit der Geschichin die Produktion involviert te der Roma und Sinti auseinander. Die Mischung aus sein. Bezogen auf die Frage der Quellen, die über die Roma berichten, und solchen, Repräsentationsformen von die sie selbst sprechen lassen, ist wunderbar gelungen Minderheiten im musealen, und so lebendig.“ medialen und politischen Raum stellten sich in diesem Projekt maßgeblichen Einfluss. Fotos über Roma aus drei Fragen: dem heutigen Burgenland und Ungarn hatte unter anderem in den 1930er Jahren Alfred Ruhmann gemacht. Die Fotos zeigen Frauen, Männer und Kinder – die Frauen oft nackt – vor ihren ärmlichen Behausungen. Diesen Einbindung der Perspektiven der Roma und Bildern werden Fotografien gegenübergestellt, Sinti Community? Auch wenn MigrantInnen und Minderheiten- die Ruhmann von seiner eigenen bürgerlichen gruppen in den letzten Jahren als Zielgruppen Familie gemacht hat. In diesem Nebeneinanvon Museen stark umworben werden, so sind der verweisen die beiden Bildgruppen auf den sie meist als „die Anderen“ inszeniert. Um dem Blick des Fotografen, der diese zwei Welten entgegenzuwirken, haben wir elf Personen aus festgehalten hat, seine „eigene“ und die „exoden unterschiedlichen Roma-Communities tisch-fremde“, und erzählt so viel mehr über angefragt, ausgehend von einem konkreten ihn als über die „Lebensweise der Roma“. DemOrt Beiträge für die Ausstellung zu gestalten. gegenüber stehen Fotos, die unter anderem Das Ergebnis sind unterschiedliche Erzäh- elegante Frauen und Männer in der Mode der lungen und Orte, die den Kern der Ausstellung 1970er Jahre zeigen. 6 Der Verfolgungsgeschichte ist ein großer Teil der Ausstellung gewidmet. Genauso wichtig ist aber, den Umgang der Menschen mit diesem Leid zu zeigen. Hier sind insbesondere die politischen Kämpfe zu berücksichtigen, die dafür notwendig waren. Museen als Gedächtnis- und Repräsentationsorte für Minderheiten? „Die klassischen nationalen Gedächtnisorte und -rituale sind für Immigranten nicht anschlussfähig“ (Regina Wonisch, 2012). Dieser Befund ist auch auf Roma und Sinti übertragbar. Ihre Sicht auf ihre eigene Geschichte war bislang nicht in den Museen in Österreich zu sehen. Spätestens seit Group Material im New York der späten 1970er Jahre damit begann, Konventionen von Ausstellungs- und Museumsdisplays zu hinterfragen, in dem andere Bevölkerungsschichten in die Ausstellungsproduktion miteinbezogen wurden, gibt es einen Diskurs darüber, wie Geschichte von Minderheiten in Museen eingeschrieben werden kann. Romane Thana erzählt keine abgeschlossene Geschichte, sondern einen Prozess der Aushandlung zwischen Roma und Nichtroma über die schwierige Frage der Repräsentation und Darstellbarkeit von Minderheitengeschichte. Mit dieser Herangehensweise hinterfragen wir nicht nur gängige Ausstellungspraxen, sondern das Museum als Institution, in der bislang vor allem „authentische“ Objekte aus den Communities gefragt waren, während die Communities selbst meist nur am Rand eingebunden wurden. Wichtig war dabei die Verschränkung von Erfahrungs- mit historischem Wissen, sowie mit repräsentationskritischen Fragestellungen. Die Beteiligung der ProtagonistInnen ist im Fall von Romane Thana als Methode zu werten, die ein gegenseitiges Lernen voneinander möglich gemacht hat. Dass sich das Wien Museum nach Gastarbajteri gemeinsam mit dem Burgenländischen Landesmuseum erneut auf eine solche Vorgangsweise eingelassen hat, stimmt hoffnungsvoll für einen anderen Umgang mit Minderheitengeschichte. • romano centro Romane Thana E historija le minoritetongi ando muzejumo? Katar e Cornelia Kogoj, Initiative Minderheiten Kana e Andrea Härle avili ka e Initiative Minderheiten, peska idejasa, te sîkadol jek egzibicija pe sama kata l’ Řom taj Sinti ande Austrija, sas amengê sîgo jasno, kê šaj te haznis e laśi maladi struktura kataj egzibicija Gastarbajteri – 40 Jahre Arbeitsmigration (2004). Amari želja sas, vi kaća historija te sîkadol andaj percepcija kata l’ protagonistur, te aven vi von aktivno involvirime ande la egzibicijakî produkcija. Pe sama, save minoritetongê prezentacijakê forme te aven maj laśe pala muzealno, medijalno thaj politikako sektoro, vazdinisajle pa kodo projekto trin puśimata: Te aven uključime le percepcije kata le Řomengo taj Sintongo them? Ande palune bêrš sas migrantur taj minoritetongê grupe, kata l’ muzejumur sja maj but losarde taj prenzentirime, numa von sas sja maj but prezentirime sar le “avera”. Te bi formirisas kaća data jek aver koncepto, jek kontra-koncepto, puśljam deš-u-jek źenen kata diferentni Řomengê grupe, e egzibicija von te formirin peskê kontribucijenca, amenca kethane. Le kontribucije sas te teljaren kata kak konkretno than. O rezultato sî diferentni thana thaj raportur, kaj formirin o fokuso la egzibicijako. Sar konteksto paša kodola kontribucije sî vi jek historijako sektoro. Sîkade aven vi le Řomengê samo-oganizacije sar thana kataj politikaki emancipacija. Pe isto vrjama sas desja importantno, te teljaras aktualnone puśimatanca. Već pe kapija kam aven la egzibicijakê vizitorja konfrontirime jekha diskusijasa kaj ankêren duj řomaja śeja: E Gilda Horvath taj e Manuela Horvath diskutuin pa kodja, so šaj te anel jeg egzibicija le Řomengê taj kaj sî e granica la egzibicijakî. Save buća te sîkaven pe ande egzibicija? E konstrukcija kata le “Zigeuner” sî jeg bari tema ande la evropaki kultura, muzika taj literatura. Desar buflili e tradicija la fotografijakî, vi le Řom sî o subjekto kata l’ fotografi- jakê ambicije. Skoro sja le historični fotografije, kaj sî amen pa l’ Řom, či kêrde le le Řom, nego kêrde le le gaźe. Le bildongê medije sas len taj sî len jek reprezentativno impakto pe konstrukcija la publikaki, čê percepcija sî la publika pa l’ „Zigeuner“. Fotografije pa l’ adjesutne burgenlandicka taj ungricka Řom kêrdja ande l’1930-utne bêrš, maškar avera, vi o Alfred Ruhmann. Leskê patretur sîkaven Řomnjan, Řomen taj śavořên – le źuvljan sîkavel butivar vi nangês – angla lengê čořîvane kolibe. Kodole patretongê konfrontiril o Ruhmann patretur, kaj kêrdja vov kata peski buržoaskî familija. Kado paraleliteto kata kadala duj diferentni patretongê grupe, sîkavel laśes e percepcija le fotografoskî, savo slikosardja duj diferentni ljume: Korkořo „peskî lično“ ljuma taj jeg „egzotičnostrêjino“ ljuma. Le patretur mothon maj but pa les nego te mothon but pa „trajosko modo” le Řomengo. Ando kontrasto pe kodo sî amen vi fotografije, save sîkaven, maškar aver, elegantni Řoma thaj Řomnja hurjarde ande moda kata l’ 1970-utne bêrš. Jeg baro egzibicijako sektoro sî śinado le progonoska historijakê. Importantno sî vi kodja, te sîkadol sar trajin le Řom peska dukhasa taj peskê řanime trajosa. Katka musaj sî te las sama vi pe l’ politikakê marimata, kaj sas te aven pala kodja. Žaklina Radosavljević, Cornelia Kogoj und Rabie Perić-Jasar konvencinje kata egzibicijengê taj muzejumongê displejur, ande save sî uključime vi aver populacijakê grupe ande egzibicijengî produkcija. De kata kuća vrjama egzistiril jek diskurso pa kodja, sar šaj te sîkavel pe ande l’ muzejumur le minoritetongi historija. Romane Thana či sîkavel jeg agorisardi historija, nego sîkavel jek medijacijako proceso maškar Řom taj gaźe paj sama: Sar te reprezentiril pe taj sar te sîkavel pe e historija kata minoritetur? Kodola metodasa puśas na numa, sode relevantni sî la egzibicijakê prakse, nego puśas v’ o „Butivar najis pala kodja fantastično taj maladi egzbicija. muzejumo sar instituBarem akana teljarel jek konfrontacija la historijasa kata l’ cija, savi źi akana rodja Řom taj Sinti. E mikstura, kata le xajinga kaj vorbin pa l’ “autentični” objektur kata Řom taj kaća so von pestar mothon, sî maladi, fantastično l’ komune aj le komune sas numa marginalno taj desja źuvindi.“ uključime. Importantno sas pala kaća egzibicija, te avel o praktično źanglimos phanglo la histoMuzejumur sar memorjakê taj reprezentacirijakê źanglimasa taj te thon pe kritični prejakê thana le minoritetongê? “Le klasični nacionalni memorjakê thana taj zentacijakê puśimata. Le protagonistongî koritualur palaj imigrantur naj vorta kompa- operacija sî ando slučajo kata Romane Thana tibli” (Regina Wonisch, 2012). Kodja važîl vi jek metoda, savi permitil, te sićon savořê źene pala l’ Řom taj pala l’ Sinti. Lengi percepcija jeg – avrestar. Pala e egzibicija Gastarbajteri pa peskî historija nas te dikhêl pe źi akana losarde o Wien Museum taj o Burgenlänande la Austrijakê muzejumur. Po gor kata disches Landesmuseum pale kasavi bućaki l’ 1970-utne bêrš teljardja ando New York metoda, kodja barjarel e nada pala jeg aver e Group Material taj tholas puśimata pa l’ postupko le minoritetonga historijasa. • 7 romano centro Romane Thana Zur Geschichte der Ausstellung Romane Thana – Orte der Roma und Sinti Von Andrea Härle nisse: Oberwart 1995, Ortsname und Jahreszahl als Koordinaten und Synonym für eines der schwersten Attentate der zweiten Republik. Eine weitere Dimension kommt dazu: An vielen Orten Europas müssen Roma und Sinti bis heute darum kämpfen, bleiben zu dürfen. Es kommt zu Übergriffen durch rassistisch verhetzte Nicht-Roma ebenso wie zu geplanten, amtlich angeordneten Räumungen. läuft Gefahr, Ethnisierungen und Exotisierungen zu unterstützen. Sie muss daher vermitteln können, dass es nicht möglich ist, falschen Bildern einfach richtige entgegenzusetzen, denn die Wirklichkeit ist vielstimmig. Die Ausstellung muss auch den BesucherInnen aus der Mehrheitsgesellschaft Anschlussmöglichkeiten zum eigenen Leben bieten, Identifikationsmöglichkeiten, das Erkennen gemeinsamer Geschichte – und gemeinsamer Orte. Fragestellungen und Ziele Welche konkreten Orte können die Geschichte und Gegenwart der Roma und Romnja, Für die Recherche ergaben sich zunächst folOrtlosigkeit ist ein zentrales Element der der Sinti und Sintize in Österreich erzählen? gende Bereiche: Orte am Rand (Siedlungen unterstellten Identitätslosigkeit des antizigani- Welche Plätze waren und sind für die unter- im Burgenland, städtische Randlagen), Orte stischen Blicks. Roma und Sinti werden auch schiedlichen Roma- und Sinti-Gruppen in am Weg (Durchreiseplätze, das Fahren als Myheute noch vielfach als „Nomaden“ gesehen, Österreich relevant? Und welche Orte können thos), Orte der Verfolgung (Konzentrationslaobwohl der größte Teil seit Jahrhunderten sess- die Geschichte derjenigen erzählen, die als ger, temporäre Sammellager, Verstecke), Orte haft ist. Unterstellt werden damit verbunden „GastarbeiterInnen“ oder Flüchtlinge nach Ös- im Verborgenen („Normalisierung“ nach dem terreich gekommen sind? Eine Hypothese war, Genozid), Neue Orte (Orte, die für neu zuauch Heimatlosigkeit und Unzuverlässigkeit. dass Roma von der Mehrheitsgesellschaft auch gewanderte Roma von Bedeutung sind), Orte anhand der Orte (fehl-)identifiziert werden, der Selbstorganisation (Vereine, Versamman denen sie leben oder arbeiten: lungsorte) sowie Orte der Gadsche, womit vor „Bin Jahrgang 1938, und habe als Kind bei meiner Die Romasiedlung am Rand des allem Institutionen des kulturellen GedächtOma in Lackenbach das Schicksal der Roma erlebt. Dorfes, der Gehsteig, auf dem nisses (der Mehrheitsbevölkerung) gemeint Danke für diese schöne Ausstellung.“ gebettelt wird. An anderen Ar- waren. Erste Überlegungen wurden bereits im beitsorten, in der Schule oder im Rahmen der ROMALE!2010 präsentiert und Krankenhaus, als Angestellte oder Unterneh- sind ab 2012 gemeinsam mit den Kooperatiieses und andere Stereotype erleichtern merInnen werden sie nicht als Roma erkannt. onspartnern Initiative Minderheiten, Wien die Abgrenzung von Roma als den „ganz Das Leben im Verborgenen, wie Ceija Stojka es Museum und Burgenländisches LandesmuseAnderen“. Dass eine Ausstellung die Orte der genannt hat, ist vielfach ein „Erfolgsrezept“, er- um weiterentwickelt worden. Roma und Sinti thematisiert, mag daher zu- möglicht in gewissem Maße sozialen Aufstieg Die Beiträge der Communities nächst überraschen. Ein erster Impuls dazu und vermindert die Diskriminierung. Ein entscheidender Schritt dabei war die Einergab sich für mich bei der Lektüre autobiografischer Aufzeichnungen, in denen häufig Orte Neben der Frage der Sichtbarkeit ging es vor beziehung von AutorInnen aus unterschiedganz konkret, bis hin zu Adressen genannt allem um die Frage der Repräsentation und um lichen Roma-Communities, die die elf zentrawurden: Wohnorte, Arbeitsorte, Wallfahrts- die Frage, in wieweit die Ausstelorte, Verstecke. Orte des Zwangs und der Ver- lung historisch sein muss, um die „Wir sind Menschen, gut, dass diese Ausstellung es folgung, aber auch Orte des Friedens und der Gegenwart verstehen zu können. wieder einmal bewusst macht. DANKE!“ Prosperität. Dazu kam die Auseinandersetzung Die letzte Frage ist sehr stark mit mit Gedenk- und Erinnerungsorten des Geno- der Frage der Repräsentation verknüpft, da wir len Beiträge der Ausstellung gestalteten, zum zids: Gräber, die Roma im Burgenland nach erst für die Gegenwart über Selbstzeugnisse Teil zu schon bekannten Orten, zu denen sie ihre eigenen, sehr persönlichen Geschichten ihrer Rückkehr aus den Konzentrationslagern verfügen. erzählten, zum größeren Teil aber zu Orten – für jene Angehörige errichten ließen, die den NS-Terror nicht überlebt hatten. Sie wollten Eine Ausstellung über die Geschichte realen und metaphorischen – , von denen wir dort gedenken, wo sie lebten, wo die später einer ethnischen Gruppe, oder in diesem so nichts wussten. Einen Einblick in diese BeiErmordeten gelebt hatten, nicht an einem Ort Fall mehrerer ethnischer Gruppen, die träge bekommen Sie auf den folgenden Seiten. des Grauens. Oder neuere schmerzhafte Ereig- als eine einzige wahrgenommen werden, D u 8 romano centro Romane Thana Pa o drom la egzibicijako “Romane Thana“ Katar e Andrea Härle kata ‘l koncentracijakê logorja. Von kamle kote Jeg egzibicija paj historija kata jek etnijaki grute den pe godji peskê mulengê, kote kaj von tra- pa, vaj pe kaća sama pa maj but etnijakê grupe, jin taj kaj trajisarde maj anglal lengê manuša taj save dikhên pe avrjal sar numa jeg etnijakî grupa, na pe ‘k than mundarimasko. Vaj katka maj neve ušoro šaj te xoxadjol te del dumo e etnizacija taj dukhane pecimata: Oberwart 1995, le thanesko egzotikacija. Importantno sî te sîkavel, kê či źal, anav taj le bêršesko datumo sar kordinate taj si- te thos pe xoxavne patretongo than čače malade nonimo pa maj pharo atentato ande dujto repu- patretur, kê o realiteto sî fjal de fjal. E egzibicija blika. Maj jek aver dimensija pašê: Pe but Evro- sî te anzarel šansa vi le źenengê kata majoritetopakê thana sî te maren pe Řom taj Sinti źi ajdes, te mêken len le raj „Amen sam manuš, mišto-j kê kaća egzibicija sîkavel te aśên po than. Butivar pecin pe amengê kodja maj jeg data. NAJIS!“ zorakê atake kata gaźengê rasistur taj evakuacije, rajendar planirime taj zapovedime. sko društvo, te arakhên von konekcijakê punktur peskê trajosa, sî te anzarel lengê šajimata palaj identifikacija, te arakhên punktur kata jeg Puśimata taj ciljur Save konkretni thana daštin te mothon amen- zajedničko historija – taj kata zajednički thana. gê vareso paj historija taj paj adjesuji vrjama le Řomengi taj Sintonengi ande Austrija? Pala rodimos aśile kadala djeli losarimaskê: Save thana sas taj sî relevantni pala diferentni Thana pe rig (Řomengê bêšîmangê thana Ande l’ jakha kata l’ anticiganistur sî le Řom Řomengê taj Sintongê grupe ande Austrija? ando Burgenland, pe foroskê podja), thana po źene bi thanesko bi identitetosko. Le Řomen Save thana daštin te mothon amengê vareso pa drom, (thana kaj lendar nakhês, das Fahren als taj Sintonen dikhên von butivar vi adjes sar kodola Řom kaj avile ande Austrija sar „gastar- Mythos), thana progonoskê (koncentracijakê „nomadur“, mada te trajin le maj but Řom pe bajteri“ vaj sar našade manuš? Jek hipoteza sas, logorja, temporarni ćidimaskê logorja, garu‘k than aj kodja već vuni śêla bêrš. Kodolasa kê le gaźe (mis)-identificirin le Řomen pe sama dimaskê thana), garade thana („normalizacibufljaren von peskê xoxavne ideje, te le Řomen le thanengi, kaj trajin vaj kaj kêren von bući: Le ja“ pala o genocido), neve thana (thana kaj sî naj dadesko them taj naj von manuša peska Řomengê bêšîmangê thana po gor le gavesko, importantni pala l’ Řom kaj neve avile), thana kata samo-organizacija (organizacije, ćidimaskê vorbakê. „Bijandilem ando bêrš 1938, sar bêjato živisardem thana) thaj thana le gaźengê, kaj sî institucije kaj muři mami ando Lackenbach o trajo kaj sas le kata kulturaki memorija (kata majoritetosko them). Gîndur pa kodja sama sas prezentirime Řomenge śinado. Najis pala kaća šukar egzbicija.“ već ando ramo kata ROMALE!2010. De kata o bêrš 2012 bufljardjam kadala projektoskê po trotoaro kaj mangên. Pe aver bućakê thana, ado stereotipo taj vi aver stereotipur ažutin le gaźengê te cîrden jek linija maškar peste ande škola vaj ande špita, sar službenikur vaj gîndur kethane la ko-operacijakê partneronca taj maškar l’ Řom sar desja „diferentni manuša“. bizničarja či prinźanen le gaźe le Řomen. O Initiative Minderheiten, Wien Museum taj BurTe thol jeg egzibicija “Romane Thana“ ando trajo ando garudimos, sar e Ceija Stojka mal- genländisches Landesmuseum. fokuso la tematikako kam avel vuni źenengê adja, sî butivar jeg „malado drom“, savo kêrel varesar čudno. Jek angluno impulso pîterdilo e maladi socialno integracija maj ušoro taj savo Le kontribucije kata o řomano them Jek importantno paso pe kodja sama sas e komangê kana čitosardem avtografijakê rama, ande cîgnjarel e diskriminacija. operacija le avtoronca kata diferentno řomano savende arakhadile butivar desja konkretni thana taj butivar i konkretni adrese: Bêšîmaskê thana, Paša o puśimos pa kodja, so te dikhêl pe taj so them, kaj formirisardja le dešujek centralni bućakê thana, svunci thana, garudimaskê thana, na te dikhêl pe, aśilo jek puśimos paj reprezen- kontribucije la egzibicijakê, parcialno pa već thana la zorakê taj le progonoskê, numa vi thana tacija. Jeg aver puśimos sas, kaći sî te avel e egzi- prinźande thana, pa save von mothode peskê la pačake taj le prosperitetoskê. Paša kodja sas e bicija historično, te šaj te haćardol pe vi e adje- personalni pecimata, pe maj buteste numa sas konfrontacija memorjakê thanenca taj memorja- suji vrjama. Kado paluno puśimos sî phanglo le pa ‘l thana - realni taj metaforični- kaj nas amen longê thanenca kaj tordjon pe genocidoski sama: puśimasa kataj reprezentacija, kê tek kata adje- lendar čisosko źanglimos. Jek ideja pa kodola kontribucije kam avel tume te čitona le riga limorja, kaj vazde le Burgenlandoskê Řom peskê suji vrjama sî amen „Selbstzeugnisse“. pala kodola. mundarde njamnongê, kana avile von palpale K u 9 romano centro Romane Thana Fortsetzung von Seite 8 Wien – die Traumstadt der Roma Von Usnija Buligović Als ich von Andrea Härle und Cornelia Kogoj gefragt wurde, ob ich bei der Ausstellung „Romane Thana“ mitmachen möchten, habe ich sofort gewusst: ich widme mich dem Thema Migration. Ich war sehr froh, endlich die Gelegenheit zu haben, Roma als Teil der österreichischen „Gastarbeiter“-Geschichte in so einem Rahmen darzustellen. Und das fast 50 Jahre nach der ersten „Gastarbeiter“-Migrationswelle aus Jugoslawien. V iele „Jugoslawen“, die in den 60ern und 70ern nach Wien gekommen sind, waren Roma. Die meisten haben ihre Roma-Identität bewusst versteckt, um hier ein neues Leben anzufangen, ohne Vorurteile und Diskriminierungen. Für viele war das das erste Mal, dass sie die gleichen Chancen hatten wie die anderen. „Ist sehr schön geworden, toll der partizipative Ansatz.“ In meinem Beitrag wollte ich zwei Themen aufgreifen: Wien als Traumstadt der Roma und Roma und Arbeit. Sowohl das Thema „Arbeit“ als auch „die Stadt Wien“ sind sehr weit von den Vorstellungen entfernt, die die Mehrheitsbevölkerung von den Roma hat. Trotz der dunklen Geschichte der Roma in Österreich: Wien war und ist eine Traumstadt für viele Roma vom Balkan. Über die Jahre hatte Wien eine besondere Attraktivität und Anziehungskraft für viele Generationen, die im Zuge von mehreren Migrationswellen nach Österreich gekommen sind: in den 60er und 70er Jahren, während des Kriegs in Jugoslawien in den 90er Jahren, nach der Abschaffung der Visumspflicht im Jahr 2009. Auch in der neuen Migrationswelle der Roma aus der Vojvodina (Provinz in Nordserbien), steht die Stadt Wien ganz oben auf der Liste. Einerseits liegt es an der besonders günstigen geographischen Lage, die Ost- und Westeuropa gut verbindet. Zur serbischen Grenze sind es nur 420 km. Zudem war Wien schon immer eine Prestigestadt, und ihre Attraktivität mag sicher auch an ihrer Hochkultur liegen. Das zweite Thema, welches ich unbedingt ansprechen wollte ist Arbeit, Roma/Romnja als ArbeiterInnen. Das Bild, welches man über die Roma in den Medien hat, ist meistens negativ besetzt. Ganz selten werden wir in einem Arbeitsmarktkontext dargestellt, meist nur negativ als Bettler, Arbeitslose oder Sozialschmarotzer. Der Grund dafür liegt unter anderem in der Tatsache, dass die meisten, die sich gut integriert und den sozialen Aufstieg geschafft haben, sich als Roma nicht outen und als Roma nicht sichtbar sind. Genau das möchte ich aber aufzeigen: Die meisten sind das Gegenteil von dem, was alle glauben, ganz normale ArbeiterInnen oder auch AkademikerInnen, teilweise auch sehr erfolgreiche Musiker, Geschäftsleute und stolze Wiener, die hierher gekommen sind, in der Hoffnung , hier für sich und ihre Familie bessere Chancen zu haben. Genau so wie es in einem bekannten Roma-Lied heiß: „Ando Bečo me ka-džava, me ka-džava, bare love me kerava, me kerava“ (Ich werde nach Wien kommen und viel Geld verdienen). • 10 Weiße Flecken Romane Thana als Versuch, die Geschichte der Roma und Sinti zu kartografieren, machte – nicht unerwartet – auch die vielen weißen Flecken deutlich, die diese Landkarte aufweist. Selbst die im Vergleich zu anderen Zeiträumen noch relativ gut erforschte Geschichte des Genozids an den österreichischen Roma und Sinti ist angesichts des Ausmaßes und der Bedeutung in vielen Teilen noch nicht systematisch aufgearbeitet, etwa was die Verfolgung und Deportation der Wiener Roma und Sinti betrifft. Die Geschichte der Roma und Sinti in Österreich vor und nach dem Zweiten Weltkrieg ist abgesehen vom Burgenland und teilweise Oberösterreich kaum erforscht. Während zur Sprache, Musik und Literatur der Roma in Österreich einige Untersuchungen vorliegen, die auch die kulturellen Äußerungen von zugewanderten Roma umfassen, ist die Geschichte der Roma-Migration nach 1945 nach Österreich (Ungarn 1956, Tschechoslowakei 1968, Jugoslawien ab 1965 und Kriegsflüchtlinge aus Bosnien und Kosovo ab 1991 bzw. 1998) noch kaum erforscht. Erst seit 2011 liegen durch eine im Auftrag der AK Wien durchgeführte Studie wichtige empirische Daten zur Bildungs- und Beschäftigungssituation von Roma-MigrantInnen vor, die die eklatant schlechtere Situation von zugewanderten Roma belegen. Es ist zu hoffen, dass mit den Plänen zu einem Archiv der Migration hier Wesentliches nachgeholt wird und dass neben der dringend erforderlichen Aufarbeitung der Dokumente und Archivalien auch Selbstzeugnisse der Roma und Sinti, Dokumentationen ihrer Lebensgeschichte und –erfahrungen gesichert und diskutiert werden. Ein Ausstellungsprojekt wie Romane Thana kann diese Lücken nicht füllen, sondern wird sie zwangsläufig abbilden, damit aber auch darauf hinweisen und ein paar Anregungen bieten. • romano centro Romane Thana Kontinuacija katar e rig 9 E Vijena – le Řomengo suno Katar e Usnija Buligović Kana puśle ma e Andrea Härle taj e Cornelia Kogoj, te sî ma man volja te formiriv i me jek kotor kataj egzibicija „Romane Thana“, źanglem anda jek: te losarav e tema: „Řoma taj migracija“. Zurales lošajlem kê anzardili mangê e šansa, te sîkavav le Řomen sar kotor kata la austrijaki gastarbajterongî historija ando ramo kata kasavo importantno taj oficialno ramo aj kodja sî 50 bêrš pala angluno „gastarbajterongo“ migracijako talaso andaj Jugoslavija. E dujto tematika, pa savi kamlem te divaniv, sî e bući. Le Řom/Řomnja sar bućakê manuš. O patreto, kaj sîkaven le medije pal’ Rom sî butivar negativno. Desja řařo sîkaven von le Řomen ando konteksto la bućakê marketosko nego sja maj but sîkaven von negativni patretur: Le Řom sar kořovecur, le Řom sar bibućarne vaj le Řom sar socialni parazitur. Jeg razlogo pa kodja djela sî o fakto, kê le maj but Řom, save laśes integririsajle ando društvo taj save arêsle jeg desja laśo socialno standardo či maj kamen te sîkaven pe sar Řom nego garaven pesko řomanimos. „Šukar avili, fantastično sî e participativno formacija.“ B ut „jugoslovenur“ kaj avile ande šov-vardeš-utne taj jefta-var-deš-utne bêrš ande Vijena sas Řom. Le maj but lendar garavnas pesko řomano identiteto te bi teljarenas katka jekhê neve trajosa, bi predrasudengo, bi diskriminacijako. Bute Řomengê sas kodja e angluji data te aven le len le isti šanse sar i le gaźen. Ande muři kontribucija kamlem te sîkavav duj teme: „E Vijena – le Řomengê suno“ taj „le Řom taj e bući“. E tematika „bući“ taj vi o foro Vijena sî desja dur katar le ideje, save sî le gaźen pa l’ Řom. Numa vorta kodja kamav te sîkavav: Le maj but Řom naj kodja so savořê lendar gîndin. Von kêren normalno bući vaj sî pe akademijakê bućakê thana, butivar sî le ašunde muzičarja taj bizničarja taj barimangê Vijenakê manuša, save avile ando foro Vijena te bi arakhênas katka maj laśe trajimaskê šanse pala peste taj pala peski familija. • Vorta kadja sar kaj ramol ande k’ ašundi řomaji djili: „Ando Bečo me ka-džava, me ka-džava, bare love me kerava, me kerava”. Katka suprotno kata l´ Řomengi kali historija ande Austrija: Bute Řomengê anda Balkano sas taj sî e Vijena jek fantastično foro. Bute generacijengê, kaj avile maj bute migracijakê talasenca ande Austrija, sas e Vijena bêršenca jek desja atraktivno taj fantastično foro: Von avile ande šov-var-deš-utne taj jefta-var-deš-utne bêrš, ande inja-var-deš-utne bêrš pe vrjama kata la Jugoslavijako marimos taj pale ando bêrš 2009 kana či maj trubusardja viza pala e Austrija. Vi ande nevo migracijako talaso le Řomengo andaj Vojvodina (o regijono ande severno Srbija) aśêl o foro Vijena o angluno than la migracjako. Pe jeg rig sî e Vijena kasavo malado geografijako than kaj laśes phandel e istočno Evropa la zapadnona Evropasa. Katkar źi ka srbijakî bar sî numa 420 km. Pe aver rig, o foro Vijena sas sadajek jek ašundo foro kaj lesko atraktiviteto aśêl vi ande leski vuči kultura. Nangê thana Řomane thana sar jek zumavimos, te sîkavel pe le Řomengi taj Sintongi historija pe sama kata ‘k kartografija. Kodo zumavimos sîkadja – na biažukêrdo – kê aśên još but nangê thana pe kaća themeski karta. Vi e historija kata o genocido pa la Austrijakê Řom taj Sinti, kaj sî analizirime relativno laśes, pale još uvek naj dosta prinźandi ande peskê but diferentni detajlur, po eksemplo o progono taj e deportacija kata le Bečeskê Řom taj Sinti. E historija kata ‘l Austrijakê Řom taj Sinti angla taj pala o dujto ljumako marimos, - rigate kata o Burgenland taj kotora kata o Oberösterreich - daba prinźandi la čiti analizirime. Paj śib, muzika taj literatura le Řomengi egzistirin vuni publikacije taj analize, save ramon vi pa kulturakê produktur le Řomendar kaj avile anda l’ aver thema, numa paj historija kataj Řomengi migracija pala o bêrš 1945 ande Austrija (kata o Ungro 1956, kata e Čexoslovakija 1968, kataj Jugoslavija de kata o bêrš 1965 taj kata l’ marimaskê migrantur andaj Bosna taj anda Kosovo de kata o bêrš 1991 taj 1998) dabi naj amen dokumentacija. Tek de kata o bêrš 2011 sî amen importantni empiriski podatke kata migracijakê Řom, kaj sîkaven e eklatantno bilaśi situacija kataj edukacijaki taj bućaki situacija le Řomengi, kaj avile sar migrantur ande Austrija. Kadala podatke arakhadon ande ‘k studija kaj teljardja e AK Wien ando bêrš 2011. Te del o Del, te realizuin pe le planura pala ‘k migracijako arxivo, te kêrel pe so sas te kêrel pe źi adjes aj te del o Del pašaj dokomentacija taj arxivacija le dokumentongi, te dokumentirin pe, te sigurin pe taj te diskutuin pe le Řomengê taj Sintongê Selbstzeugnisse, lengê trajoskê biografije taj trajoskê tradicije. Jek egzibicijako projekto, sar kaj sî „Romane Thana“ našti te pherel sja le nangê thana kaj aśile, numa šaj te sîkavel le taj šaj te anzarel vuni laśe ideje. • 11 romano centro Romane Thana 4. Februar 1995: Der Bombenanschlag gegen die Volksgruppe der Roma Von Manuela Horvath nach Ende des Zweiten Weltkrieges miterleben, wie zwei seiner Enkelsöhne auf brutale Weise ermordet wurden. Nicht nur bei ihm, sondern auch bei anderen KZ- Überlebenden kam die Angst vor einer erneuten Verfolgung wieder hoch. In den Medien wurde anfangs berichtet, dass die Behörden nicht wissen, ob es ein rassistisch motivierter Angriff auf die Volksgruppe wäre oder ob es sich um eine „Zigeunerfehde“ handelte. Und das, obwohl Es wurden zwei Roma und zwei Nicht-Roma interviewt um zu zeigen, dass der rassistisch motivierte Anschlag über die Volksgruppe hinaus für Entsetzten gesorgt hat. Obwohl es nach dem Attentat auch Personen gab, die sich sehr abfällig über das Attentat und über die Volksgruppe geäußert haben. Meine Interviewpartner waren am Attentatsort und erzählen wie sie vor zwanzig Jahren den tragischen Angriff auf die Volksgruppe und das plötzliche öffentliche Interesse erlebt haben „Ich wollte diese Ausstellung sehen, in der Hoffnung, und was sich in den Jahren nach dass es irgendwo an der Wand ein Bild von meiner dem Attentat für und mit der Mutter gibt. Sie kam aus Oberwart. Die Jahre [in] Volksgruppenarbeit verändert hat. Auschwitz haben ihr den Verstand geraubt. Sie hatte einen Verfolgungswahn. Darum weiß ich so wenig.“ Manuela Horvath vor dem Foto ihres Großvaters Michael Horvath Der Bombenanschlag in Oberwart riss am 4. Februar 1995 vier Männer in den Tod. Peter Sarközi, Josef Simon sowie die Brüder Karl und Erwin Horvath wohnten in der RomaSiedlung am Stadtrand von Oberwart. S chon Monate vor dem Attentat kam es immer wieder vor, dass sich Unbekannte nach Einbruch der Dunkelheit im Wald und in der Siedlung herumtrieben. Die vier Männer waren oft nachts in und rund um die Siedlung unterwegs um den oder die Missetäter aufzuspüren und den Siedlungsbewohnern ein Gefühl von Sicherheit zu geben. In den Morgenstunden vom 5. Februar 1995 fand Fredi, ein gehörloser Siedlungsbewohner, der Onkel von Karl und Erwin Horvath, auf einer Straße, die nur von Roma frequentiert wurde, die vier toten Männer. Polizei, Rettung und Journalisten trafen am Unglücksort ein. Ratlosigkeit, Trauer und Angst machten sich unter den Siedlungsbewohnern breit. Michael Horvath, der selbst das Konzentrationslager überlebt hatte, musste fünfzig Jahre man die Blechtafel mit der Aufschrift „Roma zurück nach Indien“ am Tatort gefunden hatte. Von klein auf waren mir die Begriffe „Konzentrationslager“, „Mauthausen“ und „Auschwitz“ vertraut. Mein Großvater Michael Horvath sprach oft über die grausamen Erlebnisse und Geschehnisse im Konzentrationslager. Geschwiegen wurde bei uns in der Familie nicht. Für die Ausstellung „Romane Thana – Orte der Roma und Sinti“, habe ich einen für mich emotionalen, traurigen und zugleich schrecklichen und furchteinflößenden Ort gewählt. Bis zum Attentat – damals war ich zehn Jahre alt – hatte ich eine unbeschwerte und schöne Kindheit und dachte nicht, dass es noch immer Menschen gibt, die etwas gegen uns Roma haben könnten. In der Roma-Siedlung wurden alle Häuser durchsucht, auch unsere Kinderzimmer. Das hat bleibende Spuren bei mir hinterlassen. Die Tragödie von Oberwart hat auf die damalige Situation der Roma aufmerksam gemacht und einen großen Teil der Mehrheitsbevölkerung wachgerüttelt. Politiker wurden vermehrt zu Unterstützern der Volksgruppe, Personen des öffentlichen Lebens zeigten sich solidarisch mit uns Roma. Stellvertretend für die vier Opfer habe ich vier Männer zu einem Video-Interview eingeladen. 12 Außerdem habe ich mit Geschwistern von Karl, Erwin, Peter und Josef gesprochen, um Kurzbiografien schreiben zu können. Josef Simon – geborener Nardai 18.01.1955 – 04.02.1995 Josef wurde von klein auf Hompa gerufen. Mit seinen Eltern und vier Geschwistern wohnte er bis zum Bau des Krankenhauses in der alten Roma-Siedlung. Anfang der 70er Jahre übersiedelt die Familie in die neue Roma-Siedlung. Hompa besuchte die Volksschule Oberwart. Sein Vater arbeitete am Bau in Wien, er verstarb mit sechsundfünfzig Jahren. Hompa arbeitete lange bei einer Baufirma in Oberwart. Wie andere Männer aus der Siedlung, begann auch er später nach Wien zu pendeln. In seiner Jugend war es für Roma nicht möglich einen Beruf zu erlernen. Mit seiner Frau, einer NichtRomni, und den gemeinsamen fünf Kindern wohnten sie in seinem Elternhaus. Hompa war in der Siedling sehr beliebt, denn egal ob Waschmaschinen oder Autos reparieren, Boden oder Fließen legen, Hompa half seinen Nachbarn wo er konnte. Peter Sarközi 25.08.1968 – 04.02.1995 Bis zum sechsten Lebensjahr wuchs Peter mit seinem älteren Bruder bei der Großmutter mütterlicherseits in Stegersbach auf. Peters u romano centro Romane Thana 4. feberi 1995: O bombakero atentato gejng i flogoskeri grupn le Romendar La Manuela Horvathatar O bombakero atentato Erbate ando 4. Feberi 1995 schtar murschenge o ileto koschtalintscha. Peter Sarközi, Josef Simon sar o phrala Karl taj Erwin Horvath andar i flogoskeri grupn le Romendar andar o Burgenland sina taj andi Roma sidlung upri rik Erbatar atschnahi. chael Horvath, butvar pedar ada bibastalo keripe ando logertscha phukavlahi. Ande amari familija mindig pedar vakerdo ulo. Le artschijipeske „Romane Thana thana le Romendar taj Sintijendar“, me jek emocijonali, brigaschno taj bibastalo than arodijom. Dschi uso atentato – akor me desch berscha phurani somahi – man jek schukar mar masektscha anglo atentato mindig vala- tschavengeri cajt sina taj na gondoko, kada schitikno ovlahi ando vesch phir- linahi, hot manuscha del, saven valahi. O schtar murscha butvar andi rat andi laso gejng o Roma hi. Andi Roma sidlung dromeske sina te dikel ko phirel taj le sidling o cile khera ar rodim ule, avre Romenge o esbe lipe te del, hot tafka va- te amare tschavengere khera. Adaj lako upre lende dikel. Hora ratschaske ando duk mange pal atschini. I tragedija Erbatar upri situacija le Romendar „Avilem kaj egzibicija la nadasa, te arakhav varekaj upre sikatscha taj jek baro falato le po zîdo jek patreto muřa dako. Voj sas anda Ober- gadschendar tschangado ulo. Politiwart. Le bêrš [ando] Auschwitz line laki godji. Sas kertscha la flogoskera grupnake pola persekucijaki manija. Anda kodja źanav numa moschinde, dschene andar o pradimo dschivipe le Romenca solidarisch xancî.“ pumen sikade. I 5. Feberi 1995 o Fredi, jek kaschuko Rom, o batschi le Karl taj Erwin Horvathistar, upre jek drom, kaj tschak o Roma phiren, le schtar murdarde murschen lakla. O harengere, i retung taj o journalistscha upre oda than aun pele. Phare gondi, briga taj dar telal o Roma andi sidling ar pe bulhartscha. O Michael Horvath, savo o logeri prik dschivtscha, iste pantschvar desch berscha palo ar le dujti harburistar iste ada terdschivtscha, sar duj leskere enkl tschavendar upre bibastali koja murdarde ule. Na tschak use leste, ham te use avre logeriskere prik dschivdendar i dar papal ali, hot tradim le on. Ando mediji phendo ulo, hot o birovtschagi na dschanen, te jek rasistischi motivirti aun astaripe upri flogoskeri grupn hi, vaj jek “Zigeunerfehde”. Kekaj jek blehoschni tablina le upre pisinipeha “Roma zurück nach Indien“ upro than, kaj o schtar murdarde ule, laklo ulo. Ojs tikni tschaj imar mange o alava “logertscha”, Mauthausen“ taj „Auschwitz“ prindschardo sina. Mro papu Mi- Le schtar opferenge schtar manuschen me arodijom jeke vidijo vakeripeske. Duj Romenca taj duj gadschenca vakerdo ulo, kaj schaj sikado ol, hot o rasistischi motivirti murdaripe pedar i flogoskeri grupn ari, upre vrischtschanipe kertscha. Kekaj te palo atentato dschene dija, save pedar o atentato taj pedar i flogoskeri grupn prasnahi. Mre vakeripeskere partnertscha uso atentatiskero than sina taj phukan sar on oda angle bisch berscha, o aunastaripe upri flogoskeri grupn taj o interesi le pradipestar terdschivde taj so pe ando berscha palo atentato la floskera grupnakera butjaha irintscha. Me te meg le phenjenca taj phralenca le Karl, Erwin, Peter taj Josefistar vakertschom, kaj harne bijografiji lendar schaj pisinav. Josef Simon – agun Nardai *18.01.1955 - 04.02.1995 Josef imar tiknon Hompa akardo ovlahi. Pra dajaha, pre dadeha taj pre phenjenca taj phralenca ov andi phuri Roma-sidlung, kaj akan i 13 Schtar pajtaschtscha: Erwin Horvath, Karl Horvath, Josef Simon, Peter Sarközi. schpita hi, dschivlahi. Ando kesdipe le 70iger berschendar i familija andi nevi sidlung cidine. Hompa i ischkloa Erbate kherodija. Leskero dad upro bau Betschiste buti kerlahi, ov pantschvardesch taj schov berschenca mulo. Hompa dur use jek bauninipeskeri firma Erbate butschalintscha. Sar avre murscha andar i sidlung, te ov Betschiste gelo buti te kerel. Ande pro ternipe nana leske o schajipe beruf te siklol. Pra Romnaha, jeka gadschaha, taj le pantsch tschavenca on ande leskero dajakero taj dadeskero kher atschnahi. Le Hompa andi sidlung igen kamnahi, kekaj te thojipeskeri maschina vaj verdi te reparirinel vaj flisn te tschil, o Hompa pre nochberenge pomoschinlahi, kaj ov dschanlahi. Peter Sarközi 25.08.1968 – 04.02.1995 O Peter pre phuraneder phraleha dschi use pro schovto dschivipeskero bersch use pri baba, andar la dajakeri rik Schtegate upre bartschino. 1972 le Peteriskeri daj le duj tschavenca use lakero mursch andi Erbakeri Roma-sidlung cidija. O dschivipeskere situacijia odoj feder sina. O Peter butvar pra baba Schtegate kher u romano centro Romane Thana Fortsetzung von Seite 12 Das Blaue Herz Von Robert Gabris D ie Roma-Minderheit wird häufig aufgrund von Armut, Arbeitslosigkeit und Unbeholfenheit negativ betrachtet. Diese Menschen sind ständig mit existenziellen Problemen und Unrecht konfrontiert. Aufgrund dieser sozialen Bedingungen werden viele straffällig und verbringen oft mehrere Jahre im Gefängnis. Auch mein Vater hat viele Jahre im Gefängnis verbracht. Er erzählte mir, dass er dort eine wichtige Rolle hatte: Er war der Tätowierer. Meine Kupferstiche thematisieren den Moment, in dem sich mein Vater schmerzhaft Erinnerungen an seine Familienangehörigen in die Haut ritzt. Er trägt auf seiner Brust und seinen Ohren wichtige Daten: den Todestag der ersten Tochter oder verschiedene Ausschnitte aus den Briefen geliebter Menschen. Als ich ihn nach der Bedeutung seiner AufZeichnungen fragte, hat er mir seine Brust gezeigt und gesagt: „Der Ort meines Lebens ist mein Körper. Da befinden sich alle Wunden und Zeichnungen meiner Vergangenheit. Ich ritze sie mit Nadel und blauer Tinte tief in meine Haut. Meine Familie ist auf meiner Brust verewigt. So werde ich, obwohl ich den Heimatort verlassen habe, mit meinen Geliebten im Gefängnis zusammen sein. Wenn ich eines Tages hier rauskomme, werde ich zu einer Lebensgeschichte. Die nehme ich dann mit ins Grab.“ • Fünf Kupferstiche erzählen die Geschichte eines Roma-Dorfes in der Slowakei. Diese Menschen haben viele Jahre ihres Lebens im Gefängnis verbracht und sich die eigene Lebensgeschichte „Besonders die Arbeiten von Robert Gabris geben einen auf den Körper tätowieren unmittelbaren, persönlichen Eindruck in die Familienlassen. Sie ließen mich das geschichten der Sinti und Roma! Danke!“ gezeichnete Archiv, ihre mit blauer Tinte geritzte Vergangenheit, aufnehmen. Genauso wie allen Robert Gabris (ein Portrait und viele seiner anderen ist es auch den Roma wichtig, eine Kunstwerke siehe RC 76), geboren in Hnusta Familie, eine Zukunft und vor allem eine (SK), studierte Szenographie in Bratislava Geschichte zu haben. Diese Geschichte ist das und Wien. Mehr Informationen finden Sie auf Einzige, was von diesen Menschen bleibt. Sie www.robertgabris.com ist ein ständig arbeitendes Archiv des eigenen Lebens. So habe ich diese Geschichte auf das Blech geritzt, dokumentiert und somit verewigt. 14 Mutter zog mit den zwei Buben Anfang der 70er Jahre zu ihrem Lebensgefährten in die Oberwarter Roma-Siedlung. Die Wohnverhältnisse waren wesentlich besser. Seine Oma war für ihn nach wie vor eine wichtige Bezugsperson. Wie viele andere Roma damals besuchte er die Volks- und Sonderschule. Er hatte auch noch einen jüngeren Halbbruder und Pflegekinder wurden in die Familie aufgenommen. Peter wirkte bei dem Arbeitsprojekt „Aktion 8000“ mit. Danach hielt er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Er war ein sehr herzlicher junger Mann. Am wohlsten fühlte Peter sich unter Roma. Karl Horvath 12.06.1973 – 04.02.1995 Die Brüder Karl und Erwin hatten noch drei Geschwister. Karl war der älteste, Erwin der drittälteste Sohn einer Nicht-Romni und eines Rom aus Oberwart. Der Vater war Altwarenhändler und die Mutter kümmerte sich um den Haushalt und die Kinder. Die Familie wohnte in der Roma-Siedlung in Oberwart auf engstem Raum. 1988 verstarb ihr Vater an einem Herzinfarkt. Eines von Karls Hobbies war es zu malen. Seine Zeit verbrachte er mit gleichaltrigen Jungs aus der Siedlung. Diskothekenbesuche, Keilwerfen und Fußballspielen gehörten zu den Hauptbeschäftigungen der Freunde. Karli arbeitete in einem Ziegelwerk, eine Ortschaft weiter. Auch am Arbeitsprojekt „Aktion 8000“ arbeitete er mit. Erwin Horvath 14.11.1976 – 04.02.1995 Erwin besuchte die Volks- und Hauptschule. Er war ein äußerst freundlicher und netter junger Mann, der stets zu Scherzen aufgelegt war. Auch er verbrachte die meiste Zeit mit Freunden in der Siedlung. Zu seinen Freizeitbeschäftigungen gehörten der Besuch von Discotheken und Kartenspielen mit anderen Siedlungsbewohnern. Nach seinem Schulabschluss war er auf Arbeitssuche. Erwin war ein höflicher junger Mann, dessen unschuldiges Leben genommen wurde noch bevor es richtig begann. • romano centro Romane Thana Kontinuacija katar e rig 13 O vîneto ilo Katar o Robert Gabris O minoriteto le Řomengo dikhêl pe butivar negativno aj kodja anda čořimos, anda Řomengî bibućakî situacija taj anda bibuźanglimos. Permanentno sî von konfrontirime trajoskê problemonca taj diskriminacijasa. Anda socialni čořîvane kondicije aven len butivar problemur le zakonenca taj butivar bêšen von maj but bêrša ande řobija. Vi muřo dad bêšelas but bêrš ande řobija. Vov mothodja mangê, kaj khêlelas vov kote jeg importantno rola: Vov tetovirilas kote le manušên. Muře xarkumakê gravure sîkaven kodo momento, kana řanglja vov peskê ande peski morći peskê dukhane gîndur pa peski familija. Pe lesko kolin taj pe leskê kan ramome sî importantni date: Le merimasko djes kata leski angluji śejořî. Ramome sas vi kotora lilendar kata manuša kaj sas leskê drago. Kana puślem les paj relevansa kata leskê cîrtome patretur, sîkadja vov pe pesko kolin taj mothodja: “Specifično le buća kata o Robert Gabris dine ma jek Panž gravure kaj dikhên direktno taj personalno impresija pa familjengo trajo katka, sîkaven e historija kata kata l’ Sinti taj Řom.” jek Řomengo gav ande Slovakija. Kadala manuša bêšenas bêršenca peskê trajostar ande řobija taj dine “O than muře trajosko sî muřo trupo. Katka te tetovirin peski trajoski biografija pe pesko arakhadon sja le řane taj cîrtime patretur kata trupo. Von mêkle te me snimov lengo cîrtime muřo nakhlo trajo. Me tetoviriv le ekha suvjaarxivo, lengi historija tetovirime vînetona tin- sa taj vînetona tintasa anduxo pe muřî morći. tasa. Sar vi avêre manušêngê sî vi le Řomengê Muřî familija sî pe muřo kolin pala muřo antimportantno, te avel len jek familja, jek futuro rego trajo. Vi te mêklem o than kaj trajisardem, taj specifično jek historija. Kaća historija sî pale kam avav ande řobija kethane muře maj e jek djela so aśêl kadale manušêndar. Voj sî dragone manušênca. Jeg djes kana kam-skêpiv lengê trajosko arxivo savo sî permanentno katar, kam avav me jeg trajoski historija. Kaća aktivno. Kadja, cîrtosardem kaća historija historija kam angêrav manca ando grobo.” gravurasa ando blexo, dokumentirisardem la taj spasisardem la te aśêl ande historija but šêla bêrš. O Robert Gabris (lesko patreto taj leskê artistički djeli dikhên po brojo RC 76) biandilo ande Hnusta/Slovakija. Ande Bratislava studirisardja vov scenografija taj pala kodja studirisardja ka Akademie der bildenden Künste Wien. Maj but informacije arakhên pe: www.robertgabris.com • 15 rodlahi. Oj leske jek barikano dscheno sina. Sar but avre tschave ov taj terne agun andar i sidlung i flogoskeri ischkola taj i sonderschul kher rodija. Le te jek terneder moschtovno phral sina taj te avre tschaven, savi i familija upre lija. Buti ov akor uso butjakero projekto “Akcijona 8000” lakla. Palo kisetinipe le projektostar tikne butjenca pedar o paj pe likerlahi. Ov jek igen vodschikano terno mursch sina. Lek feder leske dschalahi, te ov telal o Roma sina. Karl Horvath 12.06.1973 – 04.02.1995 Le phralen Karl taj Erwin meg trin gschvistertscha sina. O Karl o lek phuraneder sina. Erwin o trito phuraneder tschau sina jeka gadschatar taj jeke Romestar Erbatar. Le Karliskero dad phure kojenca handlinlahi, leskeri daj upro tschave taj upri khereskeri buti diklahi. O Karli pra dajaha, pre dadeha taj pre phenjenca taj phralenca upre vusko than ande jek tikno kher andi Roma-sidlung dschivlahi. 1988 o Karliskero dad pal jek vodschiskero infarkto, mulo. Jek koja, so o Karli meresch kerlahi, o feschtinipe sina. Pri cajt le tschavenca, save asaj phurane sar ov sina, andar i sidlung khetan lo sina. O diskotektscha kher te rodel, krejmpl te khelel taj o lobdakero khelipe le tschavengere koji sina, save on meresch kernahi. O Karli te ando teglengero verk, poar gava adatar bajder, butschalinlahi. Taj te uso butjakero projekto „Akcijona 8000“ use lo sina. Erwin Horvath 14.11.1976 – 04.02.1995 O Erwin i flogoskeri- taj hauptschul kherodija. O Erwin jek loschando taj latscho terno mursch sina, savo mindig meresch dilinipe kerlahi. Te ov but cajt pre pajtaschenca andi sidlung khetan sina. Ande pri naphandlipeskeri cajt ov meresch andi disko dschalahi taj avre dschenenca andar i sidlung kartschi khelahi. Pal leskero ischkolakero kisetinipe, ov upro butjakero rodipe sina. O Erwin jek latscho terno mursch sina, saveske o dschivipe lim ulo, angloda oda tschatscho kesdintscha. • romano centro Romane Thana Der Rock meiner Mutter war mein Sternenzelt Die Sintiza Lilly Habelsberger, geboren 1950 als Tochter einer Überlebenden der Konzentrationslager, setzt sich in ihrem Ausstellungsbeitrag mit der Situation der „zweiten Generation“ auseinander, der Kinder jener Roma und Sinti, die den Völkermord überlebten. In ihren Texten und Bildern verarbeitet sie das schwierige Verhältnis zu ihrer Mutter und setzt sich mit ihrem eigenen Kampf gegen das weitergegebene Trauma auseinander. Der Rock meiner Mutter war mein Sternenzelt. An ihn klammerte ich mich. Er diente nicht nur um Hühner zu verstecken, mein vertrauter Ort, meine Rettung. Er war meine Wahl, das einzige Zeichen. Du, hineingeboren in dein Volk, Traditionen, Sitten und Gebräuche, die, wie mir schienen, nur den Männern dienten. Weit und breit war kein anderer Ort, es bot sich nichts an, nur Ablehnung dort. Später kam es mir vor wie ein böses Spiel. Es war nicht lustig, das Zigeunerleben. Farbe und Fröhlichkeit, nur eine Form. Ein Anstrich, wie man eine Mauer schmückt. Nur eine Fassade, dahinter Gewalt. Du überwandest jegliches Hindernis. Ich brauchte nichts zu tun, außer mich an deinen Rock zu klammern, um zu erstarren vor dem Leben. Genügte nie, dass ich da war, musste dir immer zu Willen sein. Tat ich es nicht, gabst du mir zu verstehen, dass du mich sonst straftest. Anfangs Geborgenheit, dann Unvermögen, mich fähig zu machen für das Leben. Lernte nur, mich auf dich zu konzentrieren. Fühlte mich schuldig, wenn ich ausbrechen wollte, kam immer gleich zurück vor lauter Angst. Wie begegnet man Menschen? Wie spricht man mit ihnen? Zuhören war schon gar nicht möglich! Sie waren immer nur die Bösen. „Ma raki mit lenza, u gadschengeri Muija!“ Auch zu den eigenen Leuten hattet ihr kein Vertrauen, habt immer nur geschimpft. Nie hab ich gute Worte aus deinem Mund gehört. Sechs Jahre verbrachtest du an einem schrecklichen Ort. Eltern, Geschwister, einen Sohn hast du verloren. Trotz allem, dein Wille, deine Kraft waren ungebrochen. Ich erinnere mich, du sagtest: „Ich hau der Welt ein Loch!“ Rebellion war deine Antwort. Heiratetest einen Mann von der Waffen-SS. Diese Kontraste schlugen in meine Seele. Opfer und Täter, Schwarz und Weiß, das war mein Thema. Dieses Gewicht kaum zu ertragen. War niemand da, der dies regulierte. „Großartige Ausstellung! Besonders ‚der Rock meiner Mutter‘ von Lilly Habelsberger hat berührt.“ So eine starke Frau, ich griff immer nach deinem Rock. Du warst reich ausgestattet fürs ÜBERLEBEN. Euer Auftrag: IMMER ERINNERN, NIEMALS VERGESSEN. • „Ich will mich für diese Ausstellung sehr herzlich bedanken, mit Tränen tief berührt verlasse ich diesen Ort, so viele Bilder habe ich abgespeichert. C. Stojka hat mich als junge Frau begeistert, durch sie fand ich zu einem bewussteren Umgang mit Stereotypen. Danke.“ 16 romano centro Internacionalno INTERNACIONALNO Romane Thana E řoča muřa daći sas muřê čerhajangi cerha E Sintica Lilly Habelsberger bijandili ando bêrš 1950. Laki dej nakhadja le Hitleroskê koncentracijakê logorja. Ande laki egzibicijakî kontribucija sîkavel voj e situacija kataj „dujto generacija“, kodja sî le śavořê kata kadala Řom taj Sinti, save źuvindes nakhade o genocido. Ande peskê tekstur taj patretur e Lilly Habelsberger analiziril peski komplikovano relacija peska dasa taj analiziril pesko marimos pesa, kontra peski trauma, savi nakhli kata laki dej ande la. E řoča muřa daći sas muřê čerhajangi cerha. Kaća řoča ćićide muřê najořê. E řoča služîlas na numa te garavel khanjan tala la. Voj sas muřo maj drago than, muřo skêpimos. Voj sas muřo losarimos, voj sas o jek sêmno. Tu, kaj bijandiljan ande ćiro narodo, tradicije, konvencije, praktike, save - kadja dićonas von mangê služinas numa le muršêngê. Sar te maladjos manušênca? Sar kam des duma lenca? Te thos kan nas šansa! Von sas sakana le nasula. “Ma raki mit lenza, u gadschengeri Muija!“ Haj či ande tumare manuša nas tume paćamos, sadajek numa akušênas. „Fantastično egzibicija! Specifično ‚der Rock meiner Mutter‘ kata e Lilly Habelsberger dodiril.“ Kajgod dikhênas le jakha nas kak aver than, khanči aver nas, sar numa e ekskluzija kote. Palal sîkadjilas mangê sja sar jeg čořo khêlimos. O „Zigeunerleben“ nas „lustig“. Boja taj bukurija, jek forma numa. Jek makhlimos, sar kana laśares jeg zîdo. Numa jeg fasada, tala late zor bari. Svako barijera nakhêsas. Mangê khanči aver nas te kêrav, numa te ćićidav zurales e řoča ćiri, te bi cêpênivas le trajostar. Kaj egzistirivas, šoha dosta nas, sakana musaj sas te kandav tu. Te na kandavas tu, mothosas mangê, ka xav štrofo tutar. Anglal paćamos, palal naj maj but zor te gêtiv ma le trajoskê. Sićovas numa, te avav koncentririme pe tu. Haćaravas ma došali, kana kamavas te našav-tar, daratar avavas palpale ande vraz. Anda ćiro muj nikana ašunavas laśe svatur. Šov bêršora sanas pe kak źungalo than. Dad, dej, phrala, pheja taj jekhe śaves xasardjan. Aj pale, ćiri volja, ćiri zor nas phagerdi. Dav ma godji sar phenesas: „Jek grjapa ka-marav ande ljuma!“ Revolta sas ćiro atveto. Mêrîtisajlan ekhe muršesa kata oružjêngi SS. Kadal‘ kontrastur dine ande muřo dji. Viktimo taj aktoro, Kalo taj Parno, kodja sas muřî tema. Kado pharimos daba vazdel pe. Khonik katka nas, te bi laśarelas kodja. Kasavi zurali Řomnji, sadajek azbavas karing ćiri řoca. Tu sanas laśes gêtome te trajis maj dur. Tumari naredba: Sadajek te seras, šoha te na bristas. • „Anda muřo ilo kamav te najisarav tumengê anda kaća egzibicija, asvenca mêkav kako than, kadići but patretur špajxerisardem. E C. Stojka azbadja muřo dji sar têrni źuvlji, latar śićilem jek svesno pozicija pe sama kata l’ stereotipur. Najis.“ 17 romano centro Romane Thana #Webrom2014 - Roma Digital Identities Das Internet als Romano Than / Ort der Roma Von Gilda-Nancy Horvath Das Internet ist der erste Ort, an dem die Roma und Sinti das Bild von sich selbst aktiv mitbestimmen können. Sie tun dies auch bereits. Die meisten allerdings eher unbewusst als mit der Absicht, Stereotype aufzubrechen. Was wäre wohl ein besserer Weg dies aufzuzeigen, als markantes InternetMaterial zu verwenden und eine Botschaft daraus zu machen? D as Internet als Ort der Roma ist eine logische Konsequenz für ein Volk, das sprachlich und geographisch breit aufgestellt ist – politisch jedoch ohne hörbare Stimme. Umso präsenter sind die Roma im Internet. Hunderte Foren/Gruppen auf Facebook dienen dem regen Austausch zu verschiedenen Themen. Während Facebook oder Twitter eher für aktivistische Zwecke genutzt werden, ist Youtube ein beliebtes Mittel zur Selbstdarstellung, Selbstpräsentation und ja ... auch Selbstverzerrung. Die Selbstdarstellung der Roma im Internet beim Thema Fremddarstellung nichts mehr zu lachen. Die Fremddarstellung der Roma und Sinti: Antiziganismus und Medienbilder In dieser Station werden Medienskandale gezeigt, die aus stereotyper Wahrnehmung resultieren. Beispiele wie jenes des griechischen „hellhäutigen Mädchens Maria“, die dank Massenmedien zum Opfer eines nicht existenten „Roma-Menschenhändlerringes“ hochstilisiert wurde, oder der Fall eines albanischen Kriegsphotos von einem Kind mit Waffe in den Händen, das schließlich als Cover für eine Horror-Schlagzeile über Roma in einer Schweizer Zeitung verwendet wurde. Es ist das Ergebnis eines emotional negativ geprägten Konstrukts über Roma, das mittlerweile die Medien prägt und damit wiederum das Bild, das die Gesellschaft von uns – und jedem/jeder Einzelnen von uns – hat. Roma und Sinti waren in der Unterhaltungsund Medienbranche vielfach erfolgreich. Rapper SIDO oder Schlagersängerin Marianne Rosenberg sind offiziell als Sinti „geoutet“. Doch auch die ganz Jungen und Wilden versuchen ihr Glück in Castingshows und im Internet. Vernetzung: Das Internet als Zukunftsfaktor für Roma und Sinti Jetzt da die Videos fertig sind, kann ich nur hoffen etwas geschaffen zu haben, dass auf verschiedene Weise hilft. Ich hoffe, die Roma selbst verstehen es als Hommage an ihre Kreativität. Ich hoffe, Medien empfinden es als Erinnerung an journalistische Grundwerte. Ich hoffe, die Menschen empfinden es als Bereicherung ihres (Web-)Lebens und zuletzt hoffe ich auch, dass ihr Spaß habt beim Ansehen der Videos. Denn bei allem Ernst – manchmal ist ein Lachen online viel wirksamer als jede aktivistische Rede. Gegen das negative Bild von Roma und Sinti kämpfen AktivistInnen in ganz Europa. Sie sind jung, progressiv und modern – das Gegenteil vieler Roma-Vertreter in der Realität. Sie verstehen das Internet als Faktor der gesellschaftlichen Partizipation und nutzen die Möglichkeiten um aufmerksam zu machen: auf ihre Projekte, ihr Engagement, auf sich selbst – als Role-Models. Gilda-Nancy Horvath ist Journalistin, als Aktivistin und Projektmanagerin tätig und beschäftigt sich intensiv mit den Möglichkeiten und Auswirkungen sozialer Medien. In der Installation „#Webrom2014“ reflektiert sie das Selbst- und Fremdbild der Roma und Sinti im Internet. Die Videos der Kollektion #Webrom2014 sind auf youtube im Channel Gilda Horvath online verfügbar. „Vielen Dank an die Autor_innen, an die Community für ihre Offenheit und ihr Angebot an die Mehrheitsgesellschaft. 4 ½ Stunden reichen nicht aus, um alles zu erfahren, was die Ausstellung bietet!“ Der Entertainment-Faktor der Videos mancher Familienfeiern ist höher als bei so mancher ProfiComedy. Nachdem ich insgesamt über 300 Stunden Video-Material gesichtet habe, wurde mir aber auch klar: Diese Videos dienen nicht nur der Selbstdarstellung. Sie sind Kommunikation. Internationaler Maßstab und Botschaft für andere Roma, die sich diese Videos ansehen. Das Selbstbild der Roma und Sinti ist faszinierend vielfältig. Einerseits geprägt von einer Sehnsucht nach einer romantisierten Vergangenheit, andererseits geprägt vom Großstadtstyle in Nike-Sneakers und Hipster-Look. Im Gegensatz dazu gibt es Generation Casting: Die alte und neue Popkultur der Roma 18 • romano centro Romane Thana #Webrom2014 – Roma Digital Identities O interneto sar Romano Than Katar e Gilda-Nancy Horvath O interneto sî o angluno than kaj le Řom taj Sinti aktivno šaj te ko-determinirin pesko patreto pa peste. Aj kodja već kêren. Le maj but manuša kêren kodja avtomatično, bi te na źanen, le ciljosa te peraven negativni kližejur taj stereotipur. So bi avelas jeg maj laśo drom, nego te sîkavel pe sar te hasnil pe jeg markantno internetosko materialo taj te formiril pe anda leste jeg mesaža? trarno pe kodja sî, sar dikhên le gaźe le Řomen, aj kodja naj maj but asavimaskî djela. E strêjinone źenengî prezentacija kata l’ Řom taj Sinti: Anticiganizmo taj medijakê patretur Pe kako than sîkadon medijakê skandalur, save sî o rezultato kata ‘k stereotiposkî percepcija. Eksemplur sî o eksemplo kata e grekoski “parna morćaki sejořî Maria”, savi kêrdili viktimo kata l’ medije, kaj konstruisarde jek “RomaMenschenhändlerring” savo nas egzistentno, vaj o eksemplo kata jek albanicko marimasko interneto sar than le Řomengo sî jek patreto, kaj sîkavel ekhe cîkne śavořes, ande lelogično konsekvencija jekhê narodoski, sko vas jek revolveri. Kako patreto sîkadilo po kaj sî pe sama la geografijaki taj śibaki buhles kavero kata jek švicerskako žurnalo taj kêrdilo egzistentno – numa pe politikakî sama naj les o fokuso kata jek hororosko raporto. Sa kodo sî o rezultato kata jek emocionalno, „Jeg baro najis sja le avtorongê, taj la komunakê pa negativno konstrukto pa l’ Řom, lengi pîterdi pozicija taj pa lengo oferto karing o kaj arakhêl pe ande adjesuji vrjamajoriteto. 4 ½ časur či na arêsen , te sićuvas sja so ma ande l’ medije - taj sîkavel sar o društvo dikhêl amen taj svakones sîkavel e egzibicija!“ amendar. O zuralo glaso. Anda kodja sî le Řom sa maj but reprezentirime po interneto. Vuni šêl fore/grupe po facebook služîn te pařuven von maškar peste fjal de fjal teme. O facebook vaj o twitter služîl maj but palaj aktivističko sama aj o youtube hasnin le Řom rado pala samo-prezentacija, samo-reprezentacija taj vunivar … te sîkaven pestar kak bangořo patreto. E samo-prezentacija le Řomengi ando interneto La prezentacijako faktoro kata l’ videovur, save sîkaven familjakê slave, sî maj vučo sar la prezentacijako faktoro kata kak Profi-Comedy. Kana nakhadem karing 300 časur videovosko materialo sas mangê klaro: Kadala videovur služîn na numa la samo-prezentacijakê, von sî vi komunikacija. Von sî jekh maškar-themutni skala taj mesaža avêre Řomengê, save dikhên kadala videovur. Le Řomengi taj Sintongi samo-percepcija sî diverzno, fjal de fjal. Pe jeg rig arakhas ande late e truš pala jeg romantično nakhli vrjama, pe aver rig arakhas Großstadtstyle pe Nike-Sneakers taj Hipster-Look. Kon- Netvorkingo: O interneto sar le Řomengo taj Sintongo futuricko faktoro Kontra o negativno Řomengo taj Sintongo patreto maren pe aktivistur ande antrego Evropa. Von sî têrne, progresivni taj moderni – von sî o antonimo kodolestar, sar kaj sî but řomane reprezentantur ando realiteto. Von haćaren o interneto sar jek faktoro socialnona participacijako taj von hasnin kaća šansa te cîrden la publikaki sama pe pengê projektur, pe pengo angažmano taj i pe peste sar role-models. Kastingo la generacijako: E puraji taj e nevi Řomengî popkultura Ande zabavaki taj medijaki branža sas le Řom taj Sinti sadajek po angluno than. O raperi SIDO vaj e pop-djilabajitorka e Marianne Rosenberg sî oficialni “geoutet” sar Sinti. Numa vi le maj têrne taj divlji źene zumaven pengi bax pe castingshows taj ando interneto. Akana kaj sî le videovur gata, sî ma numa e nada te formirisardem vareso, so kam ažutil pe maj but fjal. Sî ma e nada, te vi le Řom kam 19 haćaren kodja sar jek paćiv peskê kreativitetoskê taj le medije te haćaren kodja sar memorija pala žurnalistongê Grundwerte. Sî ma e nada te haćaren le manuš sa kodja sar varêso, so barvarel lengo (vebosko-) trajo. Po agor kamav tumengê voja taj bukurija kana dikhên le videovur. Kê čačimasa, vunivar sî jek asamos online maj efektivno nego sar kak aktivističko divano. • E avtorkinja Gilda-Nancy Horvath sî žurnalistkinja taj aktivno sar aktivistkinja taj projektoski manadjerka. Intesivno studiril le šajimata taj implikacije kata l’ socialni medije. Ande instalacija „#Webrom2014” reflektiril voj le Řomengi taj Sintongi samo-percepcija taj le strêjinonengi percepcija pa l’ Řom taj Sinti ando interneto. Le videovur la kolekcijakê #Webrom2014 arakhên po youtube po Channel Gilda Horvath online. romano centro Romane Thana Die Romanti von Floridsdorf Von Willi Horvath Zerfall der Strukturen im Krieg Der Zweite Weltkrieg veränderte natürlich alles. Deportationen, Enteignungen und Zwangsarbeit. Familien brachen zusammen, und alles brach über ihnen ein. Viele flüchteten ins Ausland und kamen nie wieder oder erst viel später. Wo es ging, halfen Floridsdorfer den Rom zu entkommen, gaben ihnen Tipps für die Flucht oder versteckten sie für einen kurzen Zeitraum vor der GESTAPO. Doch große Teile meiner Familie kamen letztlich in verschiedene Konzentrationslager. Viele kamen nicht mehr zurück. Die Stadtexpeditionen von Willi Horvath gehörten zu den Highlights des Rahmenprogramms. Um das Jahr 1920 verließ mein Ururgroßvater Stefan „Rafaika“ Erdely mit seiner Familie seine Heimat Szombathely in Ungarn und siedelte sich am Mühlschüttel in Wien an. Der Mühlschüttel mit der angrenzenden Alten Donau war ein idealer Siedlungsplatz für die Familie Erdely, deren Geschäft seit Generationen der Pferdehandel war. Später gründete sein Neffe, Ludwig „Leitschi“ Horvath, seinen Hausstand auf der Leopoldauerstraße 58. An diesen beiden Orten wohnte, arbeitete und wirkte meine Familie in Floridsdorf. Bis heute lebt ein großer Teil meiner Familie in diesem Bezirk. „Toll diese Ausstellung über uns Rom. Auch vielen Dank an Willi Horvath für den Bericht über die Leopoldauerstr. 58.“ W ährend das Klischee von wandernden Roma weit verbreitet ist, so trifft es auf die Lovara-Roma nicht zu. Durch ihren engen Bezug zu den Pferden war ein andauerndes Wandern unmöglich. Die Pferde brauchten Stallungen für die tägliche Pflege, einen Brunnen zum Tränken, Werkzeuge und viel Personal. Schon der Vater von Stefan „Rafaika“ Erdely war Pferdehändler und auch seine Söhne und Schwiegersöhne waren bis zum Zerfall der Branche im Pferdehandel tätig. In jener Zeit, den 1920er- und 1930er-Jahren des vorigen Jahrhunderts, gab es viele Menschen, die sich als Taglöhner ihren Lebensunterhalt mit allen anfallenden Arbeiten verdienten. Diese Männer zogen von Geschäft zu Geschäft um Arbeit zu suchen und landeten auch bei meiner Familie. Wir nannten diese unsere Arbeiter „Romane Gasche“ und sie wurden Freunde der Familie. Sie fuhren mit den Rom unserer Familie gemeinsam auf die Viehmärkte, arbeiteten am Hof und halfen in den Stallungen. Sehr bald waren sie wie Familienmitglieder, schliefen und aßen teilweise auch bei uns und lernten sogar ein paar Brocken unserer Sprache. Die Floridsdorfer akzeptierten ihre „Zigeuner“ und sie gaben uns einen neuen, liebevollen Namen – Romanti. Die „Romanti“, also Rom, waren als gute Geschäftsleute bekannt, man traf sich in den Kaffeehäusern oder in den Sportklubs. Die Rom waren ein Teil von Floridsdorf und wurden respektiert. Damals habe ich diesem Begriff nicht viel Bedeutung beigemessen, doch heute wird mir klar, was für eine bedeutende Rolle die Rom gespielt haben, dass wir ein fixer Teil der Bevölkerung dieses Bezirks geworden sind. Floridsdorf ist unsere Heimat. 20 Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kehrten die Überlebenden wieder nach Floridsdorf zurück. Sie zogen, sofern es diese noch gab, in ihre devastierten Häuser zurück, bauten alles wieder auf. „Eine der besten Ausstellungen, die ich seit langem besucht habe.“ Mittlerweile war der Pferdehandel vom Automobil verdrängt und meine Familie fand im Markthandel mit Stoffen und Teppichen ein neues Betätigungsfeld. Auch nach dem Krieg suchten die Rom aller Altersklassen sowie die Romane Gadsche täglich die Gemeinschaft in den Gehöften meiner Vorfahren. An die 30 Personen tauschten sich dort täglich aus, erzählten von Geschäftserfolgen, planten die nächsten Schritte im Leben. Dafür brauchte es kein Fest, keinen besonderen Anlass. Die meisten dieser Romane Thana sind leider Vergangenheit. Doch ich bin froh diese Tradition noch miterlebt und doch den Schritt in eine moderne Zeit gemacht zu haben. Es ist wie ein Geschenk. Unsere Vorfahren bewahrten trotz aller Schwierigkeiten und Anfeindungen immer ihr Ziel – uns ein besseres Leben zu ermöglichen – fest im Blick. Die Familie und die Tradition, der Respekt vor den Älteren, das gute Auslangen mit Freunden und Geschäftspartnern und der Respekt vor dem Leben – ich glaube, das haben sie mir weitergegeben. Das haben sie mir geschenkt. • romano centro Romane Thana Le Romanti anda Floridsdorf Katar o Willi Horvath Ande 1920-utne taj 1930-utne bêrš trajinas but manuša, save njerinas pesko manřo sar djeseskê bućarja kon kêrenas svako bući sogodi arakhênas. Kadala manuša phirenas than-thanestar, šefto-šeftostar te roden peskê bući taj kadja arêsle vi ka muřî familija. Amen mothasas lengê „Romane gaźe“ aj von avile laśe amala amarja familjakê. Von tradenas kethane le Řomenca kata amari familija pe grastengê forur, von kêrenas bući ande amari avlija taj aźutinas ande štale. Von kêrdile sar familjakê membrur, butivar xanas taj sovenas amende taj sićile i vuni svatur amarja śibakê. Po gor kata dujto ljumako marimos aven le źene, kaj aśile źuvinde, palpale ando Floridsdorf. Te maj egzistirina lengê purane thana, von den ande peskê řîmome khêra, laśaren len taj vazden len pale opre. Paso-pasostar pařuven le vurdona taj le matore o šefto le grastenca, muřî familija arakhêl jek nevi bući, voj bićinel pe l’ forur colur taj poxtana. Pala o marimos roden le Řom i maj dur (têrne, phure taj vi le řomane gaźe) o svako-djesesko kethanimos ande l’ avlije muřê papongê. Karing 30 źene ćiden pe svako djes, kêren svato pa peskê šeftur taj diskutuin so kam „Fantastično kaća egzibicija pa ame Řom. Jek kêren maj dur. Pala sa kodja či trobul baro najis vi le Williskê Horvath anda lesko te avel či soski slava čiti kak specifično razlogo. raporto pa Leopoldauerstr. 58.“ Karing o bêrš 1920 mêklja muře paposko papo o Stefan „Rafaika“ Erdely peska familjasa pesko them o Szombathely ando Ungro taj munčisajlo po Mühlschüttel ando Beči. O Mühlschüttel, kaj sî e puraji dunera pašê, sas jek desja malado bêšîmasko than palaj familija Erdely. Generacijenca kêrlas e familija šefto grastenca. Palal munčisajlo lesko vêro o Ludwig „Leitschi“ Horvath ando Leopoldauerstrasse 58. Pe kodola duj thana bêšelas, trajilas taj kêrlas muřî familija bući ando Floridsdorf. Źi adjes trajin le maj but źene muřa familjakê ande kodo becirko. O Le manuša kata o Floridsdorf akceptuisarde peskê „Zigeuner“ taj dine amen jek nevo, kamado anav „Romanti“. Le „Romanti“ - kodja značîl le Řom - sas prinźande sar laśe bizničarja, von maladjonas ande kafane vaj ande športoskê klubur. Le Řom sas jek kotor kata o Floridsdorf taj sas respektirime. Pe kuća vrjama nas mangê kodo termo vareso baro, tek adjes haćarav, savi importantno rola khêlenas le Řom, kê ame aviljam jek stabilno narodosko kotor kadale becirkosko. O Floridsdorf sî amaro them. Pe vrjama le marimaski xain le strukture O dujto ljumako marimos pařuglja sja. Deportacije, ekspropijacija taj bući pe zor. Le familije xain, taj sja pa lende xail. But źene našên ande strêjini thema taj či maj aven palpale vaj kam aven palpale but vrjama palal. Kaj šaj, kote ažutin le Floridsdorferoskê gaźe le Řomengê te našên, von den len instrukcije našîmaskê vaj garaven len pe skurto vrjama kata o GESTAPO. Numa but źene kata muřî familija arêsen ande diverzni koncentracijakê lagerja. But lendar či maj aven palpale. kližejo pa l’ Řom save phiren sî buhljardo bute thanende ande antrego ljuma le gaźengi, numa či pasuil pala l’ Řom kata e grupa Lovara. E bući grastenca či na mêkelas le te phiren von bare droma. Pala l’ grastengi djesuji grîza trobunas len štale, jek xajing te pijaven le grasten, bućakê alatur taj dosta personalo. Već o dad kata o Stefan „Rafaika“ Erdely kêrlas bući grastenca taj sja kodja vi leskê śave, „Jek kata l’ maj laśe egzibicije kaj dikhlem de leskê źamutre aj kodja źi ka trajilas kaća dulmut.“ bući grastenca. 21 Bezêx sî, kê le maj but Romane Thana sî adjes numa historija. Pale lošav, kaj înkê sas ma šansa te trajiv barem pe skurto vrjama pe kaća tradicija taj te thav o paso ande ‘k moderno vrjama. Kodja sî sar jek baro dařo. Amare papur šoha či xasarde pesko ciljo anda peskê jakha – te sigurin amengê jeg maj laśo trajo - vi te sas len te maren pe pharimatanca taj dušmanijasa. Angla lengê jakha importantno sas e familija, e tradicija, o respekto kata maj phure manuša taj o paćivalo trajo amalenca taj šeftoskê partneronca taj o respekto le trajoskê. Me gîndiv kodja dine ma von taj me sićilem lendar. Kodo sî o dařo lengo. • romano centro ROMANE THANA Ein Lied geht auf die Reise Von Tamara und Manuel Weinrich Dieser Beitrag zweier Geschwister handelt von der Reise eines Liedes, das unter den Sinti und Rom in mehreren Ländern Europas und in den USA Verbreitung fand. Der Komponist Robert Weinrich hat dieses Lied ursprünglich als Liebeslied auf Englisch komponiert. Für Sinti-Missionare aus Frankreich und Holland, die einige Male mit ihren Wohnwägen nach Wien kamen, änderte er den Text in Sintatikes um. Jahre später „Eine schöne Ausstellung, besten Dank übersetzte Robert gemeinsam mit Hojda Stojka den Text ins Romanes der Lovara. dafür. Von einem ehemaligen Insassen des In der Mission Vie et Lumière wird das Lied in jüngster Vergangenheit sogar auf Zigeunerlagers in Birkenau. B 6198.“ Französisch gesungen. Jeg gili źal peskê dromesa Katar e Tamara taj o Manuel Weinrich Kaća kontribucija kaj formisardja o Manuel Weinrich peska phejasa, la Tamarasa, sîkavel o drom kata jeg gili, kaj buhlili maškar le Sinti taj Řom ande maj but Evropakê thema taj ande l’ USA. O komponisto Robert Weinrich kerdja kaća gili pe englezicko śib sar kamimaski gili. Pala Sintongê misionarja kata Francuzo taj andaj Holandija, kaj avile kana taj kana peskê kampingonca ando Beči, pařugla vov o teksto pe l’ Sintongi śib. Vuni bêrš „Jeg šukar egzibicija - Baro najis phenel palal pařuglja vov kethane le Hojda Stojkasa o teksto pe Lovarengi śib. Ando misiono tumengê kata jek demultuno řobo kata o „Vie et Lumière“ gilaben ande paluji vrjama e gili vi pe francuzicko śib. „Zigeunerlager“ Birkenau. B 6198.“ Gawa Diwis – Kado Džejs An diesem Tag Kava divis val tu Miri frajda gjaki bari Dschineh hoski? Me hacum tut, mer tschaj. An diesem Tag bist du gekommen. Meine Freude ist so unfassbar groß. Weißt du, warum? Weil ich dich gefunden habe, meine Liebe/ mein Jesus. Kana hi lichta an mu dschipen. Hajvau i ruva an mu si. Mu schunol u cejlu veltu Tschaj, kaj me tut kamau. Kava divis val tu Miri frajda gjaki bari Dschineh hoski? Me hacum tut, mer tschaj. Kado džejs avilan. Muri voja kadej bari, žanes sostar? Me rakhlem tu, šej hej. Sar o kham si muro trajo. I bari bacht sikaves mange. Taj sako šaj žanel sar si mange. Me feri tu kamav. Kado džejs avilan. Muri voja kadej bari, žanes sostar? Me rakhlem tu, šej hej. Manuel Weinrich 22 • Du lässt die Sonne in meinem Leben erstrahlen. Mein Herz ist erfüllt von Frieden. Die ganze Welt soll erfahren, wie sehr ich dich liebe. • romano centro ROMANE THANA Die Eröffnung am 11. Februar im Wien Museum N ach der Begrüßung von Direktor Wolfgang Kos erläuterten zwei der KuratorInnen Andrea Härle (Romano Centro) und Susanne Winkler (Wien Museum) das Ausstellungskonzept, in dessen Mittelpunkt die Beiträge der Community selbst stehen. Als VertreterInnen dieses Kollektivs präsentierten Usnija Buligović und Willi Horvath ihre spannenden Beiträge zu ihrem persönlichen Romano Than in Wien. Anschließend wurde die Ausstellung von Stadträtin Sandra Frauenberger vor einem übervollen Haus – mit mehr als 800 BesucherInnen – eröffnet. Die renommierte Sängerin Ruzsa Nikolić-Lakatos sorgte mit ihrer Band Ethno Experience für gute und ausgelassene Stimmung, die so manche zum Tanzen motivierte! Usnija Buligović • O puterimos ka 11. februaro ando Wien Museum P ala o divano kata o direktori Wolfgang Kos, kaj motholas savořêngê “mišto avilen”, vorbisarde duj źeja kata l’ kuratorono timo, e Andrea Härle (Romano Centro) taj e Susanne Winkler (Wien Museum) pa koncepto la egzibicijako. Pala kodo koncepto sas ando maškar la egzibicijako te aven le kontribucije kataj řomani komuna. Sar reprezentantur la komunakê prezentirisarde e Usnija Buligović taj o Willi Horvath peskê interesantni kontribucije pa pesko personalno Romano Than ando Beči. Pala kodja pîterdja e raji Sandra Frauenberger kata o forosko saveto e egzibicija ande ‘k pherdi sala; maj but de 800 vizitorja avilesas. E vestome djilabajitorka, e Ruzsa Nikolić-Lakatos andja peska muzikaća bandasa “Ethno Experience” jek vojaki taj lošaki atmosfera aj but źene line bukurjasa te khêlen! • 23 Ruzsa Nikolić-Lakatos & Band romano centro Romane Thana „Bauchfrei, ja oder nein?“ RC: Wie war für dich der Austausch mit den anderen Autorinnen und Autoren? BE: Einige habe ich schon gekannt; für mich war jedoch v.a. der Austausch mit Manuela Horvath sehr spannend, weil ich mit ‚den Burgenland-Roma‘ bislang nichts zu tun hatte. Nun bekamen sie ein Gesicht und ich eine Vorstellung vom Leben der Menschen in Oberwart. Das Attentat in Oberwart habe ich damals als Kind im Fernsehen mitbekommen, aber wenn man dann mit jemanden darüber spricht, der davon betroffen ist, dann kommt man dem Thema um vieles näher. Es ist nicht mehr nur eine Schlagzeile in den Nachrichten, sondern man sieht dann die Menschen, die davon betroffen sind. Barka Emini ist das junge Mädchen auf dem Plakat von Romane Thana und bereitete für die Ausstellung ihre Migrationsbiographie auf. Sie kam als Kind über Umwege von Skopje nach Wien, wo sie auch aufgewachsen ist. Barbara Tiefenbacher sprach mit ihr über ihren Beitrag und wie es ist, in ganz Wien auf einem Plakat abgebildet zu sein. RC: Was hat dich bewogen, an dieser Ausstellung mitzuwirken? BE: Die Ausstellung bietet eine Möglichkeit, Roma an die Öffentlichkeit zu bringen. Bislang blieb es immer im Verborgenen, wer die Roma sind, woher sie kommen. Nun haben wir uns selber sichtbar gemacht. Dass nicht andere über Roma berichten, sondern wir selber über uns, hat mir sehr gut gefallen. Und dass ich die Möglichkeit bekommen habe, mit meiner Migrations- bzw. Religionsbiographie an die Öffentlichkeit zu gehen und sichtbar zu machen, dass es „DIE Roma“ oder „DIE Roma-Religion“ nicht gibt, sondern dass Roma heterogen sind. RC: Wie war für dich der Entstehungsprozess des Ausstellungsprojektes? BE: Es gab einige Treffen, bei denen jeder Autor gezeigt hat, was sein Teil beinhalten wird. Dabei ist auch die Wertschätzung zwischen den einzelnen Personen und für ihre Arbeit gestiegen. Für mich stellte sich auch die Frage, wie viel gebe ich von meinem Privatleben preis. Ich fand es daher gut, dass ich auch selber meinen Katalogbeitrag verfassen konnte, weil mir das die Möglichkeit gab, das zu sagen, was mir wichtig ist. RC: Du bist ja das Mädchen auf dem Plakat der Ausstellung. Wie ist es dazu gekommen? BE: Dieses Foto ist den Kuratoren bereits aufgefallen, als es noch gar nicht als Titelbild zur Debatte stand. Mich hat damals als 16jährige eine Freundin fotografiert. Für mich war es ein ganz normales Foto und als ich dann gefragt habe, warum dieses Foto so besonders ist, haben mir die Kuratoren gesagt, es zeigt eine junge selbstbewusste Romni, abseits der Klischees, es zeigt einen konkreten Ort in Wien, und es ist sozusagen up-to-date. Man sieht auch eine Straßenbahn im Hintergrund, jemand der sich in Wien auskennt, weiß, es ist der 6er. Man hat mich schon auch darauf hingewiesen, dass es als Titelbild in ganz Wien zu sehen sein würde. Für mich stellte sich dann auch die Fra- 24 ge: Bauchfrei, ja oder nein? Ich wollte nämlich nicht, dass damit die gängigen Klischees der hübschen, feurigen, leichtbekleideten „Zigeunerin“ bedient werden, die man ja aus anderen Kontexten kennt. Dann hab ich mir jedoch gedacht, nein, das bin einfach ich. Das war die Mode der 1990er Jahre, egal ob Romni oder nicht. Es haben damals alle bauchfrei getragen. Und es war dann auch ok für mich und als ich den ersten Entwurf gesehen habe, habe ich mir gedacht, wow, cool. Das Foto hat dann für mich auch seine Bedeutung geändert. Es wurde für mich zu einem Foto, das für eine Ausstellung gebraucht wird bzw. diese charakterisiert. RC: Wie ist es nun für dich, in ganz Wien zu „hängen“ und so berühmt zu sein? BE: Mein Sohn ist stolz darauf und wenn er mit seiner Schulklasse – oder auch mit mir – in Wien unterwegs ist, sagt er immer in guter Lautstärke, dass das auf dem Plakat seine Mama ist. Als ich das erste Mal das große Plakat am Wien Museum gesehen habe, hat es bei mir große Emotionen geweckt. Ich stand da und mir sind die Tränen in die Augen geschossen. Es war einfach überwältigend. Nach all dem, was ich bisher in meinem Leben durchgemacht habe – seit meinem 17. Lebensjahr bin ich auf mich allein gestellt –, und nun das! Es war für mich sehr bewegend, mein Foto auf diesem riesengroßen Plakat zu sehen. RC: Was hat die Ausstellung bei dir bewirkt? BE: Die Ausstellung ist nicht mein Verdienst. Aber es kamen dann schon so Gedanken: Sind meine Eltern stolz auf mich, was denken sich nun die Leute, die mich ausgelacht haben, als ich meine Weiterbildung gemacht habe? Und nun habe ich die Bestätigung, dass es wichtig war, an der Ausbildung dran zu bleiben, denn wenn ich auf sie gehört hätte, wäre heute alles ganz anders. Es zeigt hoffentlich der nächsten Generation, dass es wichtig ist, zu seiner Herkunft zu stehen und nach außen zu gehen und sich nicht dafür zu schämen. Je mehr wir Roma an die Öffentlichkeit gehen, umso eher können Vorurteile abgebaut werden. Wenn man öffentlich sagt, ich bin Romni und ich bin normal u romano centro Romane Thana “Nangê pêřesa, va vaj na?” Po plakato kata Romane Thana sî e têrni Řomnji e Barka Emini. Laki egzibicijaki kontribucija sî laki migracijaki biografija. Sar śêjořî avli voj preko Skopje ando Beči taj katka barili. E Barbara Tiefenbacher vorbisardja lasa pa laki kontribucija taj pa kodja sar haćarel pe voj kaj dićol pe svako than ando Beči lako patreto. RC: So sas ćiri angažmanoski motivacija pala kaća egzibicija? BE: Kaća egzibicija del jek šajipe, te aven le Řom anglaj publika. Źi akana sas maj but garado, kon sî le Řom taj katar aven. Akana sîkadjiljam amen korkořo. Amen das duma pa ame taj či maj mothon na numa le gaźe, so sî le Řom, kodja sî taj sas mangê desja drago. Mangê sas drago, kaj sas ma o šajipe te sîkavav anglaj publika muři migracijaki taj religijaki biografija ta te sîkavav kê “LE Řom” vaj “E řomaji religija” či egzistiril, nego le Řom egzistirin ande but fjal. RC: Sar sas pala tu o kontakto taj le gîndongo pařuglimos le avere avtoronca? BE: Vuni lendar prinźanavas; numa mangê sas, po eksemplo, o kontakto la Manuelasa Horvath desja interesantno, kê źi ka kodja vrjama nas ma bući le Řomenca ka sî anda Burgenland. Akana sîkadili mangê jek faca taj jek ideja pa trajo le manušêngo ando Oberwart. O atentato ando Oberwart dikhavas ande televizija kana sîmas śejořî. Numa kana vorbis pa kodja varekasa, kon avel kotar, atunči avel tukê kaća tema but maj pašê. Atunč naj maj but numa jeg fraza ande l’ žurnalur, nego tu dikhês le manušên direktno angla tute. RC: Sar sas pala tu o štarto la egzibicijakê procesosko? BE: Sas amen vuni maladjimata, kaj svako avtoro sîkavelas, so kam avel lesko bućako sektoro. Pe kodja sama barili e estimacija maškar le mangê, kê kado patreto kam avel sîkado pe antrego Vijena. O puśimos pala ma sas: Tromal te dićol muřo nango pêr vaj na? Kê me či kamlem te zurjarav le tipični kližejur kata e šukar, jagali, dopaš hurjadi „Zigeunerin“, save sî dosta prinźande ande but aver kontekstur. Pala kodja me gîndisajlem, na, me šîm me! Kodja sîm me. Kodja sas e moda kata l’ 1990-utne bêrš, sajek Řomni vaj na. Sovořê phirade pe kuća vrjama e moda nangê pêřeski. Pala ma sas sja OK. Kana dikhlem o angluno disajno, gîndindem, wauu, cool! Pala kodja pařugla o patreto pala ma pesko značajo. O patreto kêrdilo pala ma jek fotografija pala jeg egzibicija, taj karakterisil la. manuš taj e estimacija palaj bući. Mangê thodja pe o puśimos, keći te pîřiv kata muřo privatno trajo. Pala ma sas mišto, kê korkořî tromajlem te ramov e kontribucija pala o katalogo, kê pe kaća sama sas ma šansa te mothav sja kodja, so sî mangê importantno. RC: Tu san e šej kaj sî po plakato la egzibicijako. Sar arêsljan źi kote? BE: Kado plakato pusadja le kuratorongê već ande l’ jakha, kana još nas debata pa plakato. E fotografija kêrdja jeg amalin, kana sîmas deš-ušove bêršêngi. Pala ma sas kaća fotografija jeg desja normalno patreto. Kana me puślem so arakhên von pe ko patreto kadići interesantno, athoska mothode mangê le kuratorur, kaća fotografija sîkavel jeg têrni samopouzdano Řomni, dur kata svako kližejo, pe kak konkretno than ande Vijena aj kako patreto sî vorta malado. Po patreto dićol palal vi jek tramvajo, jek manuš kon prinźanel e Vijena, źanel, kê kodo sî o tramvajo numero šov. Le kuratorur mothode 25 RC: Sar haćares tu, kê ćiro patreto arakhadol pe antrego Vijena aj kêrdiljan vestome? BE: Muřo śav barimasko lo, kana phirel varekaj ande Vijena peska školaka klasasa– vaj manca – mothol vov sadajek glasosa, kê koja po plakato sî leski dej. Kana angluji data dikhlem ma ka o Wien Muzeum po baro plakato sas ma bare emocije. Aśilem angla plakato taj le asva thavdenas anda muřê jakha. Kodo sas jeg baro momento ande muřo trajo. Pala sja so sas te pativ źi akana ande muřo trajo – de kata muřo 17. trajosko bêrš grižîv korkořo pala ma – taj akana kodja! Dirlivo sas pala ma, te dikhav muřo patreto pe kako baro plakato. RC: So pařuglja e egzibicija ande tu? BE: E egzibicija naj muřî zasluga. Numa gîndindem ande ma, dali kêren muřî dej taj muřo dad pesko barimos anda ma taj so gîndin le manuš save prasande ma, kana lem ma la edukacijakê? Aj akana sî ma e konfirmacija, kaj sas importantno, te źav angle muřa edukacijasa, te ašundemas pe lengê vorbi atunč kam avelas adjes sja aver źandes. Te del o Del, sja kodja te sîkavel la têrna generacijakê, kê sî importantno, te na našêl o manuš kata peski řêdêčina, te pîtrel pe karing e ljuma aj te na laźal anda pe- u romano centro Romane Thana Fortsetzung von Seite 24 HausbesorgerInnen und Reinigungskräfte in Wiener Krankenhäusern Žaklina Radosavljević und Rabie PerićJasar haben für die Ausstellung zwei Beiträge zur Arbeitsmigration aus dem ehemaligen Jugoslawien gestaltet und ihren Schwerpunkt dabei auf zwei „typische“ Berufe gelegt: Reinigungskräfte in Wiener Krankenhäusern und HausbesorgerInnen in Wohnhäusern. D wie alle anderen auch, kann ein Dialog stattfinden und Diskriminierung und Antiziganismus vorgebeugt werden. Schnaps aus ihrer Heimat mit, der bei den BewohnerInnen sehr gefragt war. Die Reinigungskräfte in den Krankenhäusern machten durchaus auch negative Erfahrungen in Bezug auf ihre ethnische Zugehörigkeit. „Nein, ich habe nicht gesagt, dass ich Romni bin, sonst hätten sie mich ja gehasst. Ich habe ja gesehen, wie sie die Roma verachteten. Ich musste lügen, sonst hätten sie mich gekündigt“, berichtet eine Frau, die jahrelang in einem Krankenhaus gearbeitet hat. Die Art und Weise, wie das Personal mit den Roma/ Romnja umgegangen ist, die als PatientInnen gekommen sind, machte die Frauen oft tief betroffen und bestärkte sie darin, ihre ethnische Zugehörigkeit zu verbergen. Weil die anderen Angestellten ihren Namen nicht ie kurzen Interviews geben einen sehr interessanten Einblick in die Migrationsgeschichte von Roma/Romnja vom Balkan nach Wien. „Am Südbahnhof konnte man alles bekommen … Arbeit, Wohnung“, beschreibt Herr S. seine Ankunft 1966, wo die ArbeitgeberInnen „Wir fanden die Ausstellung sehr interessant, vor schon auf die ankommenden allem weil wir auch aus Jugoslawien kommen und neuen Arbeitskräfte gewartet deshalb viel verstanden haben und nachvollziehen haben. Manch einer wollte nicht konnten.“ lange bleiben, dass es oft anders gekommen ist, zeigen Aussagen wie diese: „Ich bin hergekommen, um ein richtig aussprechen konnten oder wollten, bisschen Geld zu verdienen, ursprünglich habe wurde eine Frau einfach „Susi“ gerufen. ich geplant, nur zwei bzw. drei Jahre zu bleiben, „Susi, komm hilf uns!“ hat sie in ihrer Zeit im lebe aber mittlerweile seit 33 Jahren in Wien.“ Krankenhaus sehr oft gehört. Geholfen hat sie Die Tätigkeit als HausbesorgerInnen war nicht nur beim Putzen, sondern auch bei vielen unter den neu zugewanderten Roma/Romnja anderen Tätigkeiten, wie etwa beim Baden der sehr gefragt, weil die Wohnung kostenlos zur PatientInnen, wenn diese den Schwestern zu Verfügung gestellt wurde. Viele hätten sich schwer waren. aufgrund der niedrigen Gehälter sonst keine Wohnung für sich und ihre Familien leisten Die Interviews geben einen wertvollen können. Einblick in die Lebens- und Arbeitswelt der Roma/Romnja, die als „GastarbeiterInnen“ Die HausbesorgerInnen berichten auch, dass vom Balkan gekommen sind. Eine Gruppe, die sie ihre Arbeit mit großer Lust und Freude in den Darstellungen über Roma/Romnja in gemacht haben. Herr D. erzählt, er wäre als Österreich (insbesondere in historischen) nur „der singende Hausbetreuer“ bekannt. Das am Rande vorkommt, aber den Großteil der Verhältnis zu den anderen BewohnerInnen Roma-Bevölkerung in Österreich ausmacht. der Häuser war gut, obwohl alle wussten, dass es Roma/Romnja waren, die sich um die Sauberkeit im Haus kümmerten. Geschenke und Spielsachen für die Kinder wurden vorbeigebracht, dafür brachten die HausbesorgerInnen beispielsweise guten • 26 RC: Wie waren die Rückmeldungen deines Umfeldes auf die Ausstellung? BE: Meine Nachbarin und ihre Kinder, die selber Roma sind, berichten mir immer ganz begeistert, wo sie das Plakat gesehen haben. Und auch mein Freund ist sehr stolz auf mich. Er hat scherzhaft gemeint, er wird mir irgendwo mal einen Schnurrbart aufmalen. Auch seine Verwandten sagen immer ganz begeistert: „Du verfolgst uns den ganzen Tag, wenn wir mit den Öffis fahren.“ Als ich meiner Mutter das Plakat gezeigt habe, hat sie ganz angetan und überrascht gemeint: „Katastrofa, katastrofa“– im positiven Sinn. Ein Teil der Ausstellung, mit dem allgemein viele Leute aus dem ehemaligen Jugoslawien etwas anfangen können, ist die Station der Hausbesorger und des Reinigungspersonals. Dort ist ja auch ein Reinigungsmittel ausgestellt, und mein Freund, der kein Rom ist, aber dessen Familie auch aus dem ehemaligen Jugoslawien kommt, meinte scherzhaft zu seiner Mama: „Na, kennst du das Putzmittel?“ RC: Gibt es etwas, das beim nächsten Ausstellungsprojekt anders sein sollte? BE: Ja, ich weiß, die Roma werden mich dafür hauen, wenn ich das jetzt sage, aber: Warum müssen immer die Roma für die Gadsche spielen? Das sollte einmal umgekehrt sein. Ich habe immer ein bisschen Bauchweh bei dieser Verbindung zwischen Roma und Musik, weil da auch viele Stereotypen reinspielen. Jedes Volk hat seine kulturellen Hintergründe, aber warum muss gerade bei Roma immer die Verbindung zur Musik so stark sein? Klar, ich kenne auch die traditionelle Musik und den Tanz, aber den tanze ich bei Festen. Ich tanze auch nicht Wiener Walzer, wenn es um die Orte der Wiener geht. Wir machen eine Ausstellung über die Orte der Roma, aber die Roma müssen singen. Warum holt man nicht jemanden von einer anderen Minderheit dazu? Das wäre Inklusion gewesen ... man hätte die Conchita einladen können, das wäre mal was anderes. • RC: Vielen Dank, Barka, für das Interview. romano centro Romane Thana Kontinuacija katar e rig 25 Hausmajstorja taj manuš kaj šîlaven taj grižîn ande l’ špitalur sko koreno. Sode maj but te pîtras ame amen le Řom la publikakê, kadići sja maj but šaj te cîknjaras predrasude. Kana mothos anglaj publika, me sîm Řomnji taj normalno sîm sar sja le aver manuš, athoska šaj te ankêrdol jeg dialogo kaj avel preventivno pe sama kataj diskriminacija taj kata anticiganizmo. E Žaklina Radosavljević taj e Rabie PerićJasar formirisarde palaj egzibicija Romane Thana duj kontribucije paj bućakî migracija andaj dumultuji Jugoslavija taj thode o centralno punkto la kontribucijako pe duj „tipični“ profesije: Manuš kaj šîlaven taj grižîn ande l’ vijenakê špitalur taj hausmajstorja kata l’ khêra. RC: Sar sas o exo pe egzibicija kata ćire njamur taj kata ćire amala? BE: Muřî komšinica taj lakê śavořê, vi von sî Řom, phenen mangê sadajek barja voljasa, kajgodi dikhle von kado plakato. Taj muřo amal sî desja barimasko anda ma. Phirjasasa mothodja mangê, varekaj kam makhel pe mande mîstac. Vi muřê njamur mothon mangê butivar entuziastično: “Tu progonis amen antrego djes, kana źas amen publikakê trafikosa.” Kana sîkadem muřa dakê o plakato sas voj pozitivno dodirime taj mothodja:”Katastrofa, katastrofa”- pe pozitivno sama. L e skurc intervjuur den jek desja interesantno impresija paj historija la migracijaki kata l’ Řom kaj avile anda Balkano ande Vijena. „Ka Südbahnhof šaj dobisas sja ... bući, vonungo“, serel o S. sar arêšlo lo 1966 ande Vijena. Pe kuća vrjama ažukêrenas le gaźe već pala neve bućarja, kaj arêsenas ande Vijena. Vuni manuš či kamle te aśên but vrjama katka. Numa ando realiteto nas kadja, kodja sîkaven svatur sar kadala: “Avilem kate, te kêrav mangê xancî lovořê, muřo angluno plano sas, te aśav katka duj vaj trin bêršořê. Źi akana nakhle 33 bêrš desar trajiv katka.“ Le Řomengê kaj avile neve ande Vijena, sas e bući sar hausmajstori desja drago, kê lengo vonungo sas bipoćinimasko. But źene naštisardesas te len peskê taj peska familjakê kak vonungo, kê lengî poćin sas prja čîkni. Le hausmastorja mothon, kê von kêrenas peski bući barja lošasa, bukurjasa. O D. mothol, kê vo sî prinźando sar „hausmajstori kaj djilabal“. E kontakto le manušênca, kaj bêšenas ande l’ khêra sas desja laśo, vi te źanenas savořê, kaj vov taj leski familija sas Řom, save grižînas pala „Pala ame sas e egzibicija but interesantno, specifičo pala ame, kaj avas andaj Jugoslavija, haćardjam but taj but buća arakhle pesko than ande amende.“ vužimos ande khêr. Le gaźe denas len prezentur taj igračke pala l’ śavořê, o hausmajstori pale anelas lengê, po eksemplo kak laśi rêćija anda pesko them, sja kodja sas le gaźengê desja drago. Le Řomen/Řomnjan, kaj šîlaven taj grižîn ande l’ špitalur sî len vi negativni eksperianse anda peski etnija. „Na, me či phendem, te sîm me Řomnji, kê te phendemas me, sas te mrzinen Rabie Perić-Jasar man. Kê me dikhlem muřê jakhênca sar prezirin le Řomen. Sas te xoxavav, te na xoxademas, dinesas man drom andaj bući.“, mothol jek Řomnji kaj kêrelas bêršenca bući ande ‘k špitali. Kata o modo sar o personalo tretirilas Řomen/ Řomnjan, kaj sar pacijentur avile ando špitali, šokirilas len taj zurjardja lengi decizija, te garaven pesko etnikako koreno. Anda kodja, kaj le aver źene, save kêrenas lenca bući, či źanenas vaj či kamenas te mothon lengo anav vorta, arkharenas von jekha źuvlja prosto „Susi“. „Susi, avtar aźutisar amen!“ Kasave svatur šaj ašunelas butivar ande vrjama kaj kêrelas bući ando špitali. Voj na numa aźutilas ka l’ vužarimaskê buća nego vi ka but aver buća, sar po eksemplo, kana sas te najaren pe pacijentur, save sas le špilaloskê phejangê prja phare. Le intervjuur den jekh laśi impresija paj trajoski taj bućaki ljuma kata l’ Řom/Řomnja, save avile sar „gastarbajteri“ kata o Balkano.Von sî jek grupa, kaj arakhêl pe ande l’ prezentacije (specifično pe l’ historički prezentacije) pa l’ Řom/Řomnja ande Austrija samo agore, vi te sî kaća grupa o majoriteto kataj řomaji austrijakî populacija. Jek kotor la egzibicijako, kaj sî bute źenengê kataj demultuji Jugoslavija drago, sî o than kata le hausmajstorja taj kata le grižîmasko personalo. Kote arakhadol vi jek vužarimasko sredstvo, aj muřo amal, kaj naj lo Řom, numa leski familija avel andaj puraji Jugoslavija, vov mothodja peska dakê phirasandoj: “Aj prinźanes tu kako vužarimasko sredstvo?” RC: Sî vareso, so bi kêresas aver źandes te kêresas pale jek egzibicijako projekto? BE: Va, źanav, le Řom kam akušên ma pa kodja so kam phenav akana, numa: Sostar bašalen sadajek le Řom le gaźengê? Kodja trobulas te avel kak data naopako. Naj mangê baš drago kaća konekcija maškar le Řom taj e muzika, kê pe kaća sama khêlen diferentni stereotipur jek rola. Svako naorodo sî les peskê kulturakê fundanije, ali sostar musaj sî te avel ka l’ Řom e konekcija la muzikasa kadići zurali? Jasno, vi me źanav e tradicionalno muzika taj o khêlimos, kaj pe l’ slave khêlav. Me či na khêlav “Wiener Walzer” kana sî e tematika la Vijenakê thana. Amen kêras jeg egzibicija pa l’ Řomengê thana aj le Řom sî te djilaban. Sostar či uključil pe vi jekh manuš kata jeg aver minoriteto? Kodja sas te avel „inkluzija“....sostar či akhardjam la Conchita, kodja sas te avel aver vareso. • • 27 RC: Najisarav tuke, Barka, pala ćiro intervjuo. romano centro Berichte Geburtstag einer Ikone Im Kreise ihrer Familie, Freunde und Fans feierte Ruzsa Nikolic-Lakatos am 6. März ihren 70. Geburtstag. Zahlreiche Gäste gratulierten der Künstlerin im Rahmen der Veranstaltung mit Blumen, Torten und Gesang. Lakatos blickt auf eine Karriere voller Erfolge und Anerkennungen zurück. I m Atrium des Wien Museums am Wiener Karlsplatz versammelten sich zahlreiche BesucherInnen, um der Grande Dame der Lovara-Musik zu ihrem Geburtstag zu gratulieren. Die Auftritte von Familienmitgliedern und Wegbegleitern zu Beginn des Abends überraschten die Romni besonders. Vielfach bedankte sie sich beim Publikum für die Kraft, die sie bis heute aus dessen Applaus schöpfen kann. Auf bekannte Lieder der Sängerin folgten Tanz und StandingOvations. Ruzsa Nikolic-Lakatos wurde 1945 in Ungarn geboren und flüchtete mit ihrer Familie während der Revolution 1956 nach Österreich. Im Laufe ihrer Karriere trat sie auf den Bühnen des Burgtheaters und der Staatsoper auf und erreichte in Österreich und auch im Ausland einen hohen Bekanntheitsgrad. 2011 wurden die Lieder der Lovara von der UNESCO in die Liste des Immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen. Die Künstlerin setzt sich seit Jahrzehnten aktiv für die Volksgruppe der Roma ein und trägt mit ihrem Gesang dazu bei, dass das traditionelle Liedgut der Lovara jüngeren Generationen weitergegeben wird. • Burgenland und verschiedenen VertreterInnen aus der Volksgruppe. Neben Gedichten von Ceija und Mongo Stojka war vor allem die junge Generation der unterschiedlichen RomaCommunities stark vertreten und bereitete mit ihren musikalischen und schauspielerischen Darbietungen den Besucherinnen der Gebetsstunde einen schönen Abend. Der Abend wurde durch eine kleine Agape im Hof des bischöflichen Palais abgerundet und bot die Gelegenheit zum Kennenlernen der unterschiedlichen Communities und war auch Ort des Informationsaustausches verschiedener Roma-Organisationen. Das Team der Roma-Pastoral bedankt sich bei allen, die bei der Organisation und Durchführung der Veranstaltung mitgeholfen haben. • Roma und Sinti-Abend im Dom Europaparlament nimmt Resolution zu 2. August und Antiziganismus an Zum zweiten Mal wurde heuer der internationale Roma Tag im Stephansdom gefeiert. Eine ökumenische Gebetsstunde, zu der Roma und Sinti aus ganz Österreich eingeladen waren, wurde von Roma-Seelsorger Helmut Schüller geleitet. Vorbereitet wurde dieser Abend von der Roma-Seelsorge aus dem Das Europaparlament hat am 15.4.2015 mit großer Mehrheit eine Resolution angenommen, die den 2. August als Europäischen Gendenktag an den RomaVölkermord etablieren möchte. Des Weiteren wurde in der Resolution Antiziganismus verurteilt und die EU-Staaten dazu 28 • aufgerufen, diese Form des Rassismus und die daraus resultierende Diskriminierung effektiv zu bekämpfen. Chor und Lesetheater am 8. April Das erste Wiener Lesetheater veranstaltete in Kooperation mit Romano Centro einen Abend zum Internationalen Roma-Tag im Haus der Begegnung in Wien-Floridsdorf. Gelesen wurden Texte von Ilija Jovanović und Jovan Nikolić. Für musikalische Unterhaltung sorgte der Frauenchor von Ivana Ferencova. • Irina Spataru und Samuel Mago in Strasbourg Irina Spataru und Samuel Mago haben für Romano Centro an einem Seminar des Europarates in Strasbourg teilgenommen. Aus ganz Europa wurden nur 35 Personen ausgewählt – wir sind sehr stolz, dass gleich zwei aus Wien dabei waren. Die jungen Leute wurden eine Woche lang dazu ausgebildet, mit Hilfe des neuen Handbuches „Mirrors“ Gruppenworkshops zum Thema Antiziganismus durchzuführen. • romano centro NEVIMATA Bijandimasko ikonako djes jekha Peska familijasa taj peskê amalenca slavisardja e Ruzsa Nikolic Lakatos ka 6. marto pesko 70. bijandimasko djes. But gosturja avile te sîkaven lakê paćiv luludjanca, tortenca taj giljanca. I Ruzsa del pe godji pe but uspexurja taj paćiva. B ut źene cide pe ando Wien Museum ka o Karlsplatz te sîkaven la Ruszake paćiv. Ande Austrija si voj e maj ašundi gilabajitorka kata Lovarenge gilja. Le prezentacije kata lakê njamur thaj kata lakê amala anglaj rijat lošarde la zurales. Anda pesko ilo naisardja voj la publikakê, savi delas la bari zor thaj voja peskê aplauzosa. Pala lakê but prinźande gilja lja e publika te khêlel taj te kêrel lakê bare ovacije. E Ruzsa Nikolic Lakatos bijandjili 1945 ando Ungro taj našli peska familjasa ande Austrija pe vrjama la revolucijaki 1956. Po drom peska karijerako sas la prezentacije ando Burgtheater thaj vi ande Staatsoper. Voj si ašundi ande Austrija thaj vi ande strêjini thema. Ando bêrš 2011 lja o imaterijalno Kulturerbe kata UNESCO ande Austrija e muzika le Lovarengi thaj vi la Rusza ande peski lista opre. E artistkinja angažuil pe bêršenca pala l’ Rom. E Lovarica kêrel bari kontribucija te na xasajven le tradicionalni Lovarenge gilja. Voj kamel te den pe le gilja maj dur generacija generacijatar. grupa anzardja muzikakê taj khêlimaskê kontribucije, save perenas le vizitorjengê kata řudjimasko časo pe dragomaste. Po agor ankêrdili jek cîkni “Agape” ande biskuposki avlija. Katka sas e šansa, te pařuven le diferentni grupe informacije maškar peste taj te prinźanen jek-avres maj feder. O timo kataj „Roma-Pastoral“ najisarel savořêngê, kaj dine dumo e organizacija taj performacija la slavaki. • La Evropako Parlamento akceptiril e rezolucija pa o 2. avgusto taj pa o anticiganizmo • Řomengi taj Sintongi rjat ande katedrala Već pe dujto data slavisajlo le Řomengo maškar-themutno djes ando „Stefansdom“. Řom taj Sinti andaj antrego Austrija akharde sas pe jek ekomenijako řudjimasko časo. E slava ankêrdja o Helmut Schüller, o rašaj pala l’ Řom, savo planirisardja kaća slava kethane reprezentatonca kataj narodoski grupa taj kata “Roma-Seelsorge” anda Burgenland. Ando programo šaj ašunasas paša aver, e poezija kataj e Ceija taj o Mongo Stojka. E têrni generacija kata diferentni Řomengê 29 O “Erstes Wiener Lesetheater” slavisardja kethane le Romane Centrosa o maškarthemutno Řomengo djes, rjaćate ando Haus der Begegnung, ando Wien-Floridsdorf. Po programo sas e recitacija kata e Ilija Jovanovićoski taj Jovan Nikolićoski poezija. Palaj muzika grižîlas e Ivana Ferencova peskê źuvljangê xorosa. • E Irina Spataru taj o Samuel Mago sas ando Strasburgo La Evropako Parlamento akceptirisardja ka 15.4.2015 bare majoritetosa jeg rezolucija, savi rodel te avel o 2. avgusto la evropako memorjako djes pa l’ Řomengo genocido. Kaća rezolucija osudil vi o anticiganizmo taj rodel, te la evropaka unijakê thema maren pe maj efektivno kontra kaća forma la rasaki taj kontra e diskriminacija, kaj sî o rezultato kata rasizmo. • Xoro taj ginavimasko teatro ka 8. aprilo E Irina Spataru taj o Samuel Mago sas pala o Romano Centro ando Strasburgo pe k’ seminaro kata la Evropako Saveto. Andaj antrego Evropa sas numa 35 źene pe kodo seminaro losarde – aj barimaskê sam, kaj anda Beči duj źene losardile. Le têrnimata sićile antrego jek kurko, te ankêren le ažutimasa kata o nevo manualo “Mirrors” grupengê bućakê seminarur paj tema anticiganizmo. • romano centro REZENSIONEN Ausstellungskatalog Der Katalog ist im Romano Centro zum Preis von 21,80 Euro erhältlich (inkl. Versand in Österreich). Bestellungen bitte unter: 0043 1 7496336 15 oder [email protected] Der Katalog enthält Fotos und kritische Betrachtungen dazu, Abbildungen der Objekte, Interviews, Texte über die Entstehung der Ausstellung und die Beschreibungen aller Ausstellungsteile, insbesondere der Community Beiträge. Zusätzlich dazu bietet der Katalog interessante Beiträge von GastautorInnen und ist dadurch zu einem aufschlussreichen und vielseitigen Nachschlagewerk zum Thema Roma in Österreich geworden. Wien Museum (Hg.): ROMANE THANA. ORTE DER ROMA UND SINTI. Eine Kooperation von Wien Museum, Landesmuseum Burgenland, Initiative Minderheiten, Romano Centro, Hg. v. Andrea Härle et. al., Czernin Vlg., Wien 2015, 254 S., zahlreiche Abbildungen • M argareta Matache: Zehn Jahre um etwas zu verändern. Abbau alter NichtRoma-Privilegien oder Weg in die Integrationsmüdigkeit? • Markus End: Was ist Antiziganismus? • Klaus Michael Bogdal: Die Erfindung der „Zigeuner“. Diskurse über die Romvölker • Erika Thurner: Roma in Österreich, österreichische Roma-Politik . Weichenstellungen in der Zweiten Republik. • M arius Weigl: Fremdmachung und Entrechtung. Der polizeiliche Ordnungsbegriff „Zigeuner“ in Österreich 1918-1938 • Maria Teschl-Nicola: Evidenzen der ‚Zigeunerforschung‘ ... [im Naturhistorischen Museum Wien] • Gerhard Baumgartner: Auf den Spuren der „verschwundenen“ Roma-Siedlungen des Burgenlandes • Gerhard Baumgartner: Der Genozid an den österreichischen Roma und Sinti • Karin Berger: Ceija Stojka – Lebensort. Zum Leben und Schreiben Ceija Stojkas (1933-2013) • Christiane Fennesz-Juhasz: Ein virtueller Romano Than. Die Sammlung Heinschink Schmatz/Petra Wetzel: • S usanne Zugewanderte Roma/Romnja. Ein 30 • • • • • • Blick auf deren Beschäftigungs- und Bildungssituation in Wien Ursula Hemetek: Roma und die Musik Dieter W. Halwachs: Das österreichische Romani-Projekt Beate Eder-Jordan: Literarische Orte der Roma Tímea Junghaus: Widerstand ist nicht genug. Die Rolle der Roma-Kunst unter gegenwärtigen Bedingungen. Martina Kempf-Giefing / Ferdinand Koller / Peter A. Krobath: Unwesen, Schande, Mafia. Zur medialen Darstellung bettelnder Menschen in Österreich Barbara Tiefenbacher: Migration als Überlebensstrategie. Erfahrungen und Sichtweisen von in Graz bettelnden Menschen aus der Slowakei romano centro INTERNACIONALNO REZENSIONEN Iulia-Karin Patrut: PHANTASMA NATION. ‚ZIGEUNER‘ UND JUDEN ALS GRENZFIGUREN DES ‚DEUTSCHEN‘ (1770-1920), Würzburg: Königshausen & Neumann, 2014. Seit Jahrhunderten leben Roma und Sinti in Europa – und seit Jahrhunderten bevölkern ihre stereotypisierten Zerrbilder die deutschsprachige Literatur. Iulia-Karin Patrut widmet sich der Untersuchung der literarischen Figur des ‚Zigeuners‘. Figuren, die sich aus einer eigentümlichen Mischung von Faszination und Abscheu zusammensetzen. Es ist ein monumentales Werk, das nicht nur seitenstark daherkommt, sondern zudem – anders als der Buchtitel vermuten lässt – einen zeitlichen Bogen vom 16. bis ins frühe 20. Jahrhundert spannt und die literarische Inszenierung der ‚Zigeuner‘ von der frühen Neuzeit bis in das Zeitalter der Aufklärung zeigt. Schwerpunkt der Studie ist das 19. Jahrhundert, in dem besonders intensiv an einem kollektiven Entwurf des ‚Deutschen‘ gearbeitet wurde. Der Entwurf einer deutschen Nation, das zeigt Patrut eindrucksvoll anhand unzähliger literarischer Texte, wurde über die stereotype Konstruktion von internen Fremden wie ‚Juden‘ oder ‚Zigeunern‘ überhaupt erst ermöglicht. Sie fungieren als Grenzfiguren des ‚Deutschen‘. Das heißt: Über den Umweg der Zuschreibung phantasierter Eigenschaften an ‚Zigeuner‘ oder ‚Juden‘, wird ein Spiegelbild erschaffen auf dessen Basis überhaupt erst bestimmt werden konnte, was als ‚Deutsch‘ zu gelten hatte. Das literarische Phantasma von den ‚Zigeunern‘ oszilliert je nach historischen Kontext zwischen romantischer Verklärung und diskriminierender Abwertung. Über Leben und Alltag von Roma und Sinti geben die ‚Zigeuner‘ der Literatur jedoch keine Auskunft – die literarische Figur des ‚Zigeuners‘ ist von der gesellschaftlichen Realität abgelöst. Dieses umfassende Werk zeigt vielmehr, dass sie als Ausdruck verborgener Sehnsüchte, als Projektionsfolie und Funktion des ‚Deutschen‘ interpretiert werden müssen. Tobias Neuburger, Universität Innsbruck • Erich Schneller, Annemarie Klinger (Hg.): DAS ATTENTAT VON OBERWART – TERROR, SCHOCK UND WENDEPUNKT, edition lex liszt 12, Oberwart 2015, 158 S. Anlässlich des 20. Jahrestages des Attentates in Oberwart, dem vier Männer zum Opfer fielen, ist dieses Buch erschienen, das Beiträge verschiedener AutorInnen und damals beteiligter Menschen vereint und versucht der Frage nachzugehen, was denn das schwerste rassistisch motivierte Verbrechen der 2. Republik für eine Bedeutung gehabt hätte und immer noch hat. Namhafte AutorInnen wie Doron Rabinovici, Karl-Markus Gauß, Armin Thurnher, oder Marlene Streeruwitz sind ebenso mit Beiträgen vertreten wie Akteure von damals. Aus der Volksgruppe gibt es ein sehr pessimistisches Resümee von Stefan Horvath, andere Vertreter kommen in Interviews zu Wort. Die durchaus interessante Perspektive der Polizei ist durch den schwachen Beitrag von Robert Sturm, dem damaligen Sprecher der „SOKO Briefbombe“, leider nur unzureichend abgedeckt. Die Vorgehensweise der Polizei und des Innenministeriums, Medienberichte und Kommentare von Politikern unmittelbar nach dem Anschlag haben jedoch gezeigt, dass das Attentat nicht nur (wie später bekannt wurde) die Tat eines Einzeltäters ist, sondern „auch Ausdruck einer Grundstimmung war“ (Rabonovici), die von Ausländerfeindlichkeit und Rassismus geprägt war. Diese Grundstimmung und deren politische Rahmenbedingungen werden von Armin Thurnher sehr genau analysiert bevor er sich ausführlich dem Ministerium und dessen unerträglich langer Weigerung widmet, von einem rassistisch motivierten Attentat zu sprechen und damit allen Phantasien einer „Zigeunerfehde“ eine klare Absage zu erteilen. In einem persönlichen und zugleich dokumentarisch-informativen Beitrag beschreibt Peter Wagner zunächst die Anfänge der österreichischen Roma-Bewegung bis zur Anerkennung als Volksgruppe. Den Stein hatten im Februar 1987 junge Roma aus Oberwart ins Rollen gebracht – mit einem (in voller Länge abgedruckten) Brief an den Bundespräsidenten, in dem sie über rassistische Diskriminierung berichteten. In seiner Rekonstruktion des Attentats lässt er ausführlich „den schreibenden“ Stefan Horvath zu Wort kommen. Auch in den Erinnerungen an den „Lebenslehrer“ seiner Jugend, den Oberwarter Musiker Stefan „Purdi Pišta“ Horvath, verdeutlicht er die von Segregation und Ignoranz geprägten Kleinstadtverhältnisse. Streeruwitz sticht mit 31 ihrem Text ebenfalls hervor, nicht nur weil sie eine der wenigen Frauen ist, die in diesem Band vorkommen, sondern in erster Linie aufgrund ihrer scharfen Analyse des Begriffes „Roma Attentat“ und ihrer Kritik an all jenen, die sowohl das Attentat als auch das Gedenken daran für ihre Zwecke vereinnahmen. Ferdinand Koller • Frank Reuter: DER BANN DES FREMDEN. DIE FOTOGRAFISCHE KONSTRUKTION DES „ZIGEUNERS“, Göttingen: Wallstein Verlag, 2014. Mit dem Siegeszug der Fotografie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden stereotype „Zigeuner“-Bilder beliebte Kameraobjekte. Bildmedien besitzen bis heute einen enormen Einfluss auf die Vermittlung antiziganistischer Klischees. Dennoch ist deren Rolle im Prozess der gesellschaftlichen Konstruktion des „Zigeuners“ bisher kaum Gegenstand wissenschaftlicher Forschung geworden. Frank Reuter legt mit diesem Buch nun die erste umfangreiche Studie zur visuellen Dimension des Antiziganismus vor. Die Untersuchung beginnt mit einer Analyse der Funktion der „Zigeuner“- Fotografie im Nationalsozialismus. Hier weist er unter anderem auf die Bedeutung des fotografischen Erbes dieser Zeit für die heutige Erinnerungskultur hin. Der NS-Genozid an den Roma und Sinti ist in den überlieferten Bilddokumenten häufig eine visuelle Leerstelle geblieben, weshalb er auch aus dem kulturellen Gedächtnis ausgeschlossen wurde. Die Wurzeln des antiziganistischen Bildregimes reichen bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück: Illustrierte Presse, Fotopostkarten, Ethnologie und Polizeifotografie popularisierten um die Jahrhundertwende romantisierende und stigmatisierende „Zigeuner“-Bilder. Aus dieser Zeit sind jedoch auch Privat- und Familienfotos von Roma und Sinti überliefert, die Reuter als Gegenerzählung interpretiert. Sie veranschaulichen ein bürgerliches Selbstbild, dass „viele Tsiganologen den ‚Zigeunern’ so vehement absprachen.“ (S. 416) In einem letzten Schritt beleuchtet Reuter die fotografische Repräsentation von Roma und Sinti nach dem Genozid und die sozialkritische Fotografie seit den 1980ern als Gegenströmung zur visuellen Kriminalisierung und Exotisierung. Tobias Neuburger, Universität Innsbruck • Österreichische Post.AG/Sponsoring.Post Vertragsnummer GZ 02Z032851 S, 1030 Wien Wir bieten Unterstützung! Amen das dumo! Diskriminierung? Rassismus? – Diskriminacija? Rasizmo? – Wir bieten Unterstützung! Amen das dumo! Romano Centro unterstützt Betroffene von Diskriminierung und Rassismus durch Beratung und rechtliche Schritte, wenn dies im Einzelfall möglich ist. Wenn Sie Unterstützung benötigen oder jemanden kennen, der Unterstützung benötigt, dann rufen Sie bitte bei Mag. Ferdinand Koller, 01 7496336 12 an oder schreiben eine E-Mail an [email protected]. O Romano Centro del dumo źenen kaj sî dukhade kataj diskriminacija taj kata o rasizmo. O Romano Centro ažutil savetosa taj zakonengê pasonca, te avel kodja pe jek slučajo potrebno. Te trobula tumen ažutimos vaj te prinźanen tumen varekas kas trobul ažutimos, atunči maren sîrma karing o Mag. Ferdinand Koller, tel: 01 7496336 12 vaj ramon jek e-mejlo karing ferdinand. [email protected]. Dokumentation rassistischer Vorfälle Dokumentacija kata rasistički slučajur Der Ende 2013 veröffentlichte Bericht zu Antiziganismus in Österreich (RC Sondernr. 78) hat viel dazu beigetragen, dass Rassismus gegen Roma und Sinti in Österreich verstärkt als Problem wahrgenommen wird. Ende 2015 werden wir wieder einen Bericht zu Antiziganismus veröffentlichen. Wenn sie Zeuge oder Zeugin eines rassistischen Vorfalles geworden sind oder selbst betroffen sind, bitten wir Sie, dies bei uns zu melden (siehe Kontakt Ferdinand Koller oben)! Die Dokumentation dieser Vorfälle ist sehr wichtig, um bewusst zu machen, dass Roma/Romnja auch in Österreich stark von Rassismus betroffen sind. O raporto pa „Anticiganizmo ando Austrija (RC Sondernr. 78)“, kaj anklisto po agor kata o bêrš 2013, ažutisardja but te dikhêl pe o rasizmo kontra Řom taj Sinti ande Austrija sar problemo. Po agor kata o bêrš 2015 kam ankalavas pale jek raporto pa anticiganizmo. Te avilen tumen maturo kata kak rasističko slučajo, řudjis tumen, te javin amengê kodja (dikhen o kontakto opre: ka Ferdinand Koller)! Te bi haćarelas o narodo, kê vi le Řom/Řomnja ande Austrija sî butivar viktimur le rasizmoskê, sî e dokumentacija kata kasave slučajur desja importantno. Sozial- und Frauenberatung O Romano Centro anzarel Řomnjangê taj Řomengê socialno saveto taj vi jekh specifično źuvljango saveto pe njamcicko taj srbicko śib. O saveto del e Danijela Feichtinger, BA. Řudis tumen te roden jek termino pe: 01 7496336 15. Romano Centro bietet Sozialberatung für Frauen und Männer sowie eine spezielle Frauenberatung in deutscher und serbischer Sprache an. Beraterin ist Danijela Feichtinger, BA. Wir bitten um Terminvereinbarung unter 01 7496336 15. Socialno taj źuvljango saveto