Der Liebesbrief

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Der Liebesbrief
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Der Liebesbrief
Kröte saß vor der Haustür. Frosch kam vorbei und fragte: »Was ist los mit dir? Du siehst
traurig aus.« »Weißt du, Frosch«, sagte Kröte, »wenn ich auf Post warte, werde ich immer
traurig, richtig unglücklich werde ich dann.« »Warum denn nur?« fragte Frosch. »Weil ich
nie Post bekomme«, sagte Kröte. »Überhaupt nie?« fragte Frosch. »Überhaupt nie«, sagte
5 Kröte. »Mir hat noch nie jemand geschrieben. Jeden Tag schaue ich in den Briefkasten.
Er ist immer leer. Und dann werde ich traurig.« Dann saßen die beiden auf der Treppe
und waren miteinander traurig.
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Plötzlich sagte Frosch: »Ich muss schnell nach Hause. Ich habe was Wichtiges zu tun.« Er
sprang auf und rannte heim. Er nahm einen Bleistift und ein Stück Papier und begann zu
10 schreiben. Das Papier steckte er in einen Umschlag und schrieb darauf:
EIN BRIEF FÜR KRÖTE
Frosch lief aus seinem Haus. Er traf eine Schnecke, die er gut kannte. »Schnecke«, sagte
er, »bitte trage diesen Brief zur Kröte und steck ihn in den Briefkasten.« »Mach’ ich«, sagte
die Schnecke, sofort.«
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Grundschulmagazin | 1 • 2012
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Dann lief Frosch wieder zu Kröte. Sie lag im Bett und schlummerte. »Du, Kröte«, sagte
Frosch. »Willst du nicht aufstehen und auf die Post warten?« »Nein, ich hab’s satt, immer
auf die Post zu warten.« Frosch schaute aus dem Fenster. Die Schnecke war aber noch
nicht da. »Du, Kröte«, sagte Frosch. »Es könnte doch sein, dass dir jemand einen Brief
schickt.« »Nein, ich weiß genau, dass mir keiner einen Brief schickt.«
20 Frosch schaute aus dem Fenster. Die Schnecke war immer noch nicht da. »Warum
schaust du ständig aus dem Fenster?« fragte Kröte. »Weil ich jetzt auf die Post warte«,
antwortete Frosch. »Es kommt aber keine«, behauptete Kröte. »Doch«, sagte Frosch, »weil
ich dir nämlich einen Brief geschrieben habe.« »Du?« rief Kröte. »Was hast du mir denn
geschrieben?« »Ich habe dir geschrieben:
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»Was für ein schöner Brief!« rief Kröte. Dann setzten sich beide vor die Haustür und
warteten gemeinsam auf die Post. Sie warteten einen Tag. Sie warteten zwei Tage. Sie
warteten drei Tage. Nach vier Tagen endlich kam die Schnecke angekrochen und brachte
den Brief von Frosch. »Ein Liebesbrief!« rief Kröte und sie strahlte vor Glück.
Quelle: Arnold Lobel: Frosch und Kröte. Der Liebesbrief. München 1970
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