Jeden Tag ein neues Schulbuch

Transcrição

Jeden Tag ein neues Schulbuch
Meine Zeitung
Frankfurter Schüler lesen die F.A.Z.
Frankfurter Allgemeine Zeitung · 21. Juni 2010 · Nr. 140
Medium
für Schüler
Über die Zeitung als
Unterrichtsmaterial
Von Roland Kaehlbrandt
N
Volles Programm: Sketche und Musik von Schülen der Helmholtzschule und des Riedberg-Gymnasiums, Preise für die Lehrerin Christine Mannes überreicht von Ministerin Dorothea Henzler, für die besten Langzeitarbeiten
an Michael Micudaj von Basketball-Star Pascal Roller und an Sarah Süßenberger von der Reiterin und Unicef-Repräsentantin Ann Kathrin Linsenhoff. Den Familienpreis übergab die Euro-Maus aus dem Europa-Park.
Jeden Tag ein neues Schulbuch
J
eden Tag eine Seite hat Michael Micudaj zusammengestellt. Er hat sich
intensiv mit dem Wirtschaftsteil der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung beschäftigt. Artikel ausgeschnitten und
kommentiert und eigene Zeichnungen
zur Illustration angefertigt. Drei mit Hingabe gestaltete Bände umfasst die Langzeitarbeit des Schülers der Klasse 5a des
Gymnasiums Riedberg. Und diese Arbeit
zeigt aufs Beste, wofür das Projekt „Meine Zeitung“ steht: nämlich dafür, schon
ganz jungen Menschen die Möglichkeit
zu geben, sich mit einer Tageszeitung zu
beschäftigen, sich durch schwierige Texte zu arbeiten, das Medium Zeitung näher kennenzulernen und sich mit ihr
kritisch auseinanderzusetzen. Ein Lernziel, das allerhand Einsatz erfordert,
nicht nur von den Schülern, sondern
auch von den Lehrern und zum Teil auch
den Eltern.
Vier Monate Zeitungslektüre, Lese-Tagebücher, Interviews, Rechercheausflüge
und Abgabetermine – Schüler und Lehrer von 32 Klassen der Jahrgangsstufen 5
bis 8 aus 17 Schulen haben das in diesem
Frühjahr wieder auf sich genommen.
Das ist nicht selbstverständlich in einer
Zeit, in der beständig über die hohen Belastungen für Lehrende und Lernende
diskutiert wird. Tägliches Zeitunglesen
steht schließlich in keinem Lehrplan.
Dennoch haben es die Projektlehrer verstanden, die Zeitung in den Unterricht
einzubeziehen und sie als Arbeitsmaterial zu nutzen. Zum Teil auch ganz handfest, so wie Christine Mannes, Lehrerin
Die Schüler und Lehrer
des Projekts „Meine
Zeitung“ haben viel
geleistet und das wurde
bei einer Zeitungs-Gala
in der Frankfurter
Alten Oper gefeiert.
E
Giganten
unter Druck
s knattert und scheppert. Alles
dreht sich, und die Fließbänder
machen einen Looping nach dem
anderen. Überall fahren Gabelstapler
umher. Was ist das? Nein, es ist nicht die
Werkstatt von Daniel Düsentrieb. Es ist
das Druckzentrum Mörfelden-Walldorf.
Jeden Abend laufen hier die Maschinen heiß und verwandeln so im Jahr
100 000 Tonnen Papier in Zeitungen.
1991 wurde dieses Druckzentrum eröffnet. Seit 2000 gibt es hier die neuen Maschinen: Sie sind zusammen 157 Meter
lang, 16 Meter hoch, 6 Meter breit, wiegen etwa 4000 Tonnen und verbrauchen
im Monat ganze 90 Liter Farbe.
Hier wird unter anderem die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) gedruckt. Natürlich sind nicht alle Exemplare, die hier gedruckt werden, für Frankfurt. Die meisten werden vom Frankfurter Flughafen in 140 Länder der Welt verschickt. Die F.A.Z. wird aber nicht nur in
Mörfelden-Walldorf gedruckt. Weitere
Druckzentren sind in Potsdam, in Maisach bei München und seit 2007 auch in
Madrid. Am Tag schaffen diese vier Druckereien rund 500 000 Exemplare der
F.A.Z. Würde man alle Bögen einer Ta-
Von Patricia Andreae,
Wolfgang Eilmes (Fotos)
Schüler erleben, wie die
F.A.Z. aufs Papier kommt
Alles Papier
Foto Verena Müller
der Klasse 8a der Geschwister-SchollSchule aus dem Frankfurter Stadtteil
Heddernheim, deren Schüler sich die Artikel nicht nur mit Hilfe von Glossaren
erschlossen, sondern die Zeitung auch
noch als Material für Skulpturen benutzt
haben. Für diesen ganzheitlichen Einsatz wurde Christine Mannes der Titel
„Kreative Zeitungslehrerin“ verliehen,
den ihr die hessische Kultusministerin
Dorothea Henzler am Freitagnachmittag
überreichte. Sie lobte den Einsatz der
Lehrer, die mit der Zeitung schließlich jeden Tag ein neues Schulbuch zu bewältigen gehabt hätten.
Einsatz für das Projekt haben auch viele Eltern gezeigt. In manchen Familien
wurden regelmäßige Debatten zu aktuellen Themen geführt, in anderen lasen sie
sich gegenseitig aus der Zeitung vor. Weil
solches Engagement gefördert und belohnt werden soll, haben die Projektverantwortlichen der F.A.Z. und der Stiftung
Polytechnische Gesellschaft in diesem
Jahr erstmals auch einen Preis vergeben,
der die Mitarbeit der Familie belohnt. Er
ging an Marion Wirths, die ihren Sohn
Nils Rublevski intensiv dabei unterstützt
hat, für seine Langzeitarbeit alle Tierparks in der Rhein-Main-Region zu besuchen und dies zu dokumentieren.
Eine ganz besondere Arbeit haben
auch Anne Jungkenn und Aylin Okandan
erarbeitet. Sie haben ihr gesammeltes Material über Barack Obama nicht nur ausgeschnitten und kommentiert. Sie haben
eine Art Wandzeitung daraus gemacht
mit eigenen Zusammenfassungen. Die Ar-
tikel dazu befinden sich in Taschen an
den Seiten und können herausgezogen
werden. Ganz besonders beeindruckt hat
die Jury auch die Arbeit von Sarah Süßenberger aus der Klasse G7a der Schule
am Ried. Sie hat sich nämlich am Beispiel der Naturkatastrophe in Haiti damit auseinandergesetzt, wie eine Zei-
Die Preisträger
Für die besten Langzeitarbeiten aus
den Klassen 5 und 6:
1. Michael Micudaj, Klasse 5a, Gymnasium Riedberg
2. Sophie Grapentin, Klasse 6c, Heinrich-von-Gagern-Gymnasium
3. Jeannette Dao, Klasse 5c, Gymnasium Riedberg
Aus den Klassen 7 und 8:
1. Sarah Süßenberger, Klasse G7a,
Schule am Ried
2. Jimmy Mosebach und Adel Afifi ,
Klasse 7d, Helmholtzschule
3. Camilla Köllner, Klasse 7d , CarlSchurz-Schule
Sonderpreis: Anne Jungkenn und Aylin Okandan, Klasse G7a, Schule am
Ried
„Kreative Zeitungslehrerin“ ist:
Christine Mannes, Lehrerin der Klasse
8a Geschwister-Scholl-Schule
Den Familienpreis erhält: Marion
Wirths und ihr Sohn Nils Rublevskis,
Klasse 6b, Carl-Schurz-Schule
gesauflage hintereinanderlegen, käme
man von Frankfurt bis Salt Lake City.
Die Technik ist dabei ganz simpel: Alles beginnt mit den Druckplatten. Von ihnen werden vier nebeneinander auf den
Druckformzylinder gespannt. Zunächst
wird an den richtigen Stellen der Druckplatten die Farbe aufgetragen. Dann
dreht sich der Druckformzylinder weiter
und überträgt die Farbe auf ein Gummituch, welches auf den Gummituchzylinder gespannt ist. Am Ende druckt das
Gummituch den Text auf das recycelte
Zeitungspapier, welches vorher mit Wasserdampf besprüht wird. In einer Sekunde werden so 13 Meter Papier bedruckt.
Gigantisch ist auch das Papierlager.
Dort sind fast 8000 Tonnen Papier gelagert. Diese Menge reicht aus, um vier Wochen lang Zeitungen zu drucken.
Das ganze Drucken läuft auch unter
Zeitdruck, schließlich hat ein Teil der Zeitung eine weite Reise vor sich. Manchmal werden im Laufe des Abends auch
noch wichtige Details nachgetragen. Deshalb kann es passieren, dass die Leute in
Amerika eine etwas andere Zeitung haben als wir.
Ötzi in der Druckerei
Realität von Henri Jacques und Sidney Geiß
Aus der Klasse 6b der Carl-Schurz-Schule
Ich wusste nicht, wo ich war, aber ich
glaubte, ich war in Ohmacht gefallen. Na
ja egal, jetzt war ich hier und kam wahrscheinlich nie wieder raus aus diesem
Gruselhaus. Ich ging weiter und sah,
dass in einem Raum ganz viele braune
Rollen standen. Ich ging näher ran und
sah, dass die Rollen Zeichen am Bauch
hatten. Ich ging weiter und zuckte zusammen: da, ein Regenmacher, der Wasserdampf spuckte. Ich ging schnell weiter
und blieb stehen, denn was ich sah, machte mir Angst. Was war das? Ich näherte
mich dem lauten vor sich hin schnurrenden Gerät, hatte aber zu viel Angst und
rannte, so schnell ich konnte, weiter. Ich
ging eine Leiter hoch und kam in einen
völlig neuen Raum. Was war das denn
hier? Nur Dinger und Rollen, die sich umkreisten und Farbe so schnell ausspuckten, dass einem fast schwindelig wurde.
Da rannte ich wieder weiter. Ich musste
husten und bekam keine Luft mehr. Da
wurde mir alles zu viel, und ich lief davon.
Fiktion von Charlotte Schoenebeck
ichts ist älter als die Zeitung von
gestern“, lautet ein bekannter
Satz. Stimmt das eigentlich? Wer
einen Blick auf die Langzeitarbeiten
wirft, die Frankfurter Schüler in dem
Projekt „Meine Zeitung – Frankfurter
Schüler lesen die F.A.Z.“ in den vergangenen Monaten erstellt haben, kann daran zweifeln. Die Schüler aus den Klassen fünf bis sieben haben die Zeitung
nämlich nicht in erster Linie als tagesaktuelle Nachrichtenbörse benutzt, sondern sie wochenlang auch quer zur Aktualität gelesen und neu gestaltet.
Eine Schülerin hat das Thema Schule
und Bildung beobachtet und dazu eine
eigene Zusammenstellung angefertigt,
die von der Frankfurter Bildungsdezernentin Jutta Ebeling bis zur Vietnamesisch-Deutschen Universität in Saigon
reicht. Eine andere Schülerin hat sich
mit dem Feuilleton beschäftigt. Sie hat
aus ihrer Sicht besonders interessante
Artikel ausgewählt und intensiv kommentiert, durchaus kritisch übrigens,
wenn sie bestimmte Aspekte eines Themas vermisste. Sie führte gewissermaßen ein Gespräch mit der Zeitung. Ein
Schüler hat wochenlang den Wirtschaftsteil studiert. Seine Kommentare und
Zeichnungen zeugen von echtem wirtschaftlichem Interesse, das bis zu eigenen Investitionsüberlegungen führt.
Eine Schülerin befasste sich mit Museen, Theatern und Gemälden und steuerte eigene Zeichnungen bei. Zwei Jungs
nahmen die Oper unter die Lupe und interviewten den Intendanten Bernd Loebe. Eine Schülerin hat die Nachrichten
über Naturkatastrophen, insbesondere
auf Haiti, zum Thema gemacht.
Die Zeitung ist für die Schüler ein offenes Buch, dessen Seiten sie nach ihren eigenen Interessen zusammenstellen und kommentieren. Dass sie dabei
unter der Anleitung ihrer Lehrerinnen
und Lehrer auch die Qualität verlässlicher Nachrichten und differenzierter
Sprache zu schätzen lernen, ist ein gewollter Effekt. Gewiss, so mancher Artikel ist für Zehn- bis Dreizehnjährige
schwer zu lesen. Dem steht aber die Erfahrung gegenüber, dass es zu fast jedem vorstellbaren Thema eine unglaubliche Fülle von sorgfältig aufbereiteten
Zahlen, Daten, Fakten und Hintergrundinformationen wie auch Bildern
und Statistiken gibt. Das macht Eindruck auf die Kinder. Und es zeigt ihnen, dass die Zeitung durchaus einmal
Teil ihres alltäglichen Lebens sein kann
– so wie sie es vier Monate lang für fast
1000 Frankfurter Schüler war.
tung über ein solches Ereignis berichtet,
und Diagramme erstellt, die deutlich machen, wie intensiv anfangs die Berichterstattung ist und wie sie nach einiger Zeit
immer weniger wird. Eine Arbeit, die eindrucksvoll zeigt, wie schnell das öffentliche Interesse oft nachlässt und ein Ereignis dem vorherigen den Rang abläuft.
Solche Beispiele stehen für das, was
das Projekt „Meine Zeitung“ zum Ziel hat,
Der Autor Roland Kaehlbrandt ist Vorstandsvornämlich das Medium kennen- und nutzen
sitzender der Stiftung Polytechnische Gesellzu lernen und nebenbei vieles über die
schaft. Die Stiftung führt in Kooperation mit
Welt zu erfahren. Darum gehört es auch
der F.A.Z. das Projekt „Meine Zeitung – Frankfurter Schüler lesen die FAZ“ zur Leseförderung
dazu, dass die Klassen sich auch einmal
in der Sekundarstufe durch.
auf Recherche-Tour begeben und versuchen, ihre Eindrücke und Erkenntnisse für
diese Zeitung niederzuschreiben. Die Ergebnisse dieser journalistischen Ausflüge
finden sich auf den folgenden Seiten – mit
Rücksicht auf die Autoren weitgehend in
der Originalfassung. Mal haben ganze
Klassen gemeinsam geschrieben, mal
einzelne Schüler. Manch einer hat
(siehe „Ötzi“-Text unten) das Erlebte in einen fiktiven Zusammenhang gestellt. Die Texte sind so unterschiedlich wie die einzelnen
Schüler, Klassen und Schulformen. Jene, die hier keinen Platz
mehr gefunden haben, können demnächst nachgelesen werden auf der
Internetseite www.fazschule.net unter „Meine Zeitung“. Dort finden
auch Lehrer, die Interesse daran haben, an dem Projekt vielleicht im
nächsten Jahr einmal mit ihrer
Klasse teilzunehmen, alle notwenF.A.Z.-Herausgeber Werner D’Inka
digen Informationen.
mit Roland Kaehlbrandt
FAZSCHULE.NET
Das Schulportal der
Frankfurter
Allgemeinen Zeitung
IC
FAZSCHH BIN
ULE.NET
Das Schulp
ortal der
Frankfurt
er Allgem
einen Zei
Als überregionale Qualitätszeitung hat es sich die F.A.Z. seit Jahren
zur Aufgabe gemacht, Medien- und Themenkompetenz von Schülern
zu fördern. Der Wert und Nutzen des Kulturguts Tageszeitung und
die damit verbundene Bildungs- und Orientierungsfunktion soll
dabei schon frühzeitig an junge Menschen vermittelt werden.
Besuchen Sie www.fazschule.net und erfahren Sie mehr über das
Projekt- und Serviceangebot der F.A.Z. für Schulen und Lehrer.
tung
Meine Zeitung
SEITE B 8 · MO NTAG, 21 . JUNI 2 0 1 0 · N R. 1 4 0
F R A N K F U RT E R A L LG E M E I N E Z E I T U N G
Nicht nur schauen, sondern auch anfassen
Im Frankfurter
Kindermuseum lernen
Schüler das Leben
unter der Oberfläche
der Stadt kennen. Sie erfahren viel über Wasserleitungen und Kanäle,
aber auch über Ratten
und Gesteinsschichten.
V
on außen sieht das Gebäude wegen der Bemalung der Fassade etwas seltsam aus. Aber wenn man
hineingeht, sind die Räume in fröhlichen,
bunten Farben gestrichen, einige grün,
manche lila. Es ist angenehm warm. Viele Räume sind vom Flur durch Glasscheiben abgetrennt, so dass man überall hineinschauen kann. In den ersten Raum
kann man über eine Rutsche gelangen.
Die größeren Besucher müssen aber
durch eine Öffnung gehen, die in eine
U-Bahn führt.
Es ist an diesem Morgen nicht viel los.
Als wir kommen, verlassen ein paar Kindergartenkinder das Museum. Ansonsten
sind kaum andere Besucher im Museum.
Das liegt wohl daran, dass viele Kinder
in der Schule sind.
Es gibt Gedrängel am Eingang, und
wir müssen uns noch etwas gedulden, bis
wir wirklich ins Museum dürfen. Aber die
Mitarbeiter kümmern sich um uns. Wir
setzen uns auf den kalten Boden – zum
Glück gibt es Kissen – und schauen auf
eine Wand, auf der man auf einem gemalten Querschnitt von Frankfurt, den Simone Bauer gezeichnet hat, sehen kann, was
auch unter der Erde passiert: Wir sehen
U-Bahnen, Ratten in der Abwasserkanalisation, Knochen, Kleintiere, Gas-, Stromund Wasserleitungen, die in Häuser und
Gebäude führen, den Main, Maikäfer und
viele andere kleine Dinge. Man kann so
viel sehen, dass Franz gleich anfängt, zu
fotografieren.
Endlich geht es los. Wir bekommen erklärt, wie alles ablaufen soll, und werden
in Gruppen eingeteilt, in denen wir durch
das Museum geführt werden. Die ersten
gehen durch das Tor in die U-Bahn. Da es
in einer Gruppe eine Verzögerung gibt,
spielen wir noch schnell etwas, bevor es
dann richtig losgeht: In einem Hörspiel hören wir verschiedene Wassergeräusche:
Trink-, Gießkannen- oder Toilettengeräusche, die wir zuordnen müssen.
Dann endlich können alle in das Museum und sehen viele interessante Ausstellungsräume: zum Beispiel einen Luftschutzbunker, eine U-Bahn-Station oder
einen Biologieraum. In 17 Räumen wird
gezeigt, wie Frankfurt von unten aussieht. Man erfährt in der Führung viele Sachen, die man nicht wusste, zum Beispiel,
dass in der Kanalisation doppelt so viele
Ratten leben wie Menschen in Frankfurt.
Alles ist originalgetreu nachgebaut,
die Räume und Ausstellungsstücke sind
gut beleuchtet; aber „das Schönste ist,
dass man die verschiedenen Museumsstücke anfassen und ausprobieren kann“,
meint Jule, und Anđa, die zusammen mit
Buket in der nachgebauten U-Bahn sitzt,
Kakerlaken und Kellerasseln unter die Lupe nehmen, die Jungen sind begeistert.
stimmt zu. In der Fahrerkabine, in die wir
hineingehen dürfen, sehen wir alle Knöpfe, Bildschirme und Hebel, die ein Fahrer
benutzt. Dort können wir uns als Schaffner verkleiden und alle Knöpfe bedienen.
In einer U-Bahn-Zentrale kann man sogar durch ein Mikrofon sprechen. „Das
macht ziemlich viel Spaß, hierdurch zu
sprechen, weil man am Ende des Tunnels
noch eine nachgebaute Station erkennen
kann, die man ansagen kann“, sagt Leon,
der sich mit Tarek um das Mikrofon strei-
Mit Blaumann und Helm: Fertig zum
Abtauchen in den Kanal
tet. Das findet auch Henrik, der den Simulator bewundert, bei dem ein Beamer anzeigt, wo man gerade fährt. Der Andrang
ist groß, und deshalb können nicht alle in
die U-Bahn. „Das finde ich doof!“, ärgert
sich Sebastian.
Dafür gibt es aber noch andere Sachen,
die man ausprobieren kann: „Wir können
uns als Kanalarbeiter verkleiden“, freut
sich Buket. Annabella sieht komisch damit aus, weil ihr die Gummistiefel bis zu
den Oberschenkeln gehen. „Ziemlich
warm“, stöhnt Henning, „aber ich bin der
Einzige, der die Gasanzeige umhängen
darf“, sagt er stolz. „Leider dürfen wir
nicht in das Kanalloch“, sagt Caro, „darunter befindet sich nämlich ein Laden.“ In
einem andern Raum kann man Kleintiere
durch ein Mikroskop anschauen. Eine
Gruppe sieht Kakerlaken, Benjamin
schaut sich eine Kellerassel an. „Sie hat
kleine graue Punkte“, sagt er erstaunt.
Die Mitarbeiter sind alle sehr engagiert, helfen uns, Fragen zu beantworten
und zeigen uns alles genau. Dennis, der
eine Gruppe führt, gefällt die Arbeit, weil
„ich Kindern was beibringen“ kann. Er arbeitet seit zwei Wochen im Kindermuseum: „Ich brauchte für die Uni ein Praktikum, und sie haben mich hier genommen.“ „Es ist eine Superarbeit, und wenn
die Kinder mitmachen, macht es viel
Spaß“, meint eine andere Mitarbeiterin,
die uns durch das Museum führt.
Und eigentlich machen auch alle mit,
auch wenn wir manchmal etwas laut sind
und die Führerin die ganze Zeit reden
muss. Anđa gefällt der Bio-Raum am besten, genauso wie Talia, die erklärt: „Wir
Fotos privat
müssen uns hier Tiere aussuchen und auf
Blättern Fragen beantworten, zum Beispiel wo sie leben und was sie essen.“ Zur
Auswahl stehen Ratten, Kakerlaken,
Hamster, Füchse, Dachse, Maulwürfe und
Würmer. „Ich habe mir den Fuchs ausgesucht und muss jetzt herausfinden, wo er
lebt“, sagt Julius, während er konzentriert in einem Ordner blättert. Chad füllt
nebenan einen Fragebogen aus, und Tobias lässt sich von der Mitarbeiterin Kleintiere in einer Tupperdose zeigen. „Die
Springmaus kann drei Meter weit springen“, staunt Leon vor einem Informationsschild.
Die Führungen in den Gruppen sind
unterschiedlich: „Wir beantworten keine
Fragen, dafür können wir aber kurze Filme ansehen und echte Ratten anschauen,
die durch ein Rohr laufen“, sagt Jule, und
Florian weiß, dass dieses Rohr die Kanalisation darstellen soll.
Justus hat sich inzwischen abgesetzt
und kümmert sich um das teuerste Ausstellungsstück im Museum: „Ein goldener
Becher aus der Antike“, findet er heraus,
allerdings weiß niemand, wie viel er wert
ist. Es gibt viele alte Gegenstände. Felix
findet ein verrostetes Pferdehufeisen, das
man aber leider nicht anfassen kann, weil
es hinter einer Scheibe liegt. „Ich finde
vor allem den Fünfziger-Jahre-Raum sehr
schön“, meint Jule. Man sieht dort eine
Küche mit vielen alten Küchengeräten,
zum Beispiel einen Schneebesen. Es gibt
auch Alltagsgeräte wie einen Lockenstab,
den Greta gleich ausprobiert, eine altmodische Wärmflasche, ein eisernes Bügeleisen, ein Waschbrett und einen Holzlöffel.
Wir müssen erkennen, welche Gegenstände das sind. Manche sind einfach zu erraten, die Wäschezange halten wir aber zuerst für eine Grillzange oder einen Zeitungshalter, die Kaffeemaschine für einen Milchaufschäumer. Wir finden auch
alte Kleidungsstücke, die wir anprobieren
dürfen. „Die Schuhe sind toll“, sagt Jule,
die goldene Stöckelschuhe anprobiert.
Jasmin zieht die dazu passende Jacke an
und hängt sich die Handtasche um. „Das
sieht witzig aus“, findet Delfina.
Das alles und noch viel mehr gehört zu
der Sonderausstellung „Unter der Stadt“
des Frankfurter Kindermuseums, die bis
zum 24. April zu sehen war. Danach wurde umgebaut, und Anfang des Monats hat
die neue Ausstellung „Schatten und
Licht“ eröffnet.
Das Kindermuseum ist leicht zu finden: Es liegt in der Innenstadt Frankfurts,
an der S- und U-Bahn-Station Hauptwache. Bis dorthin gibt es eine gute Bahnverbindung. Um genau zu sein, liegt das Museum zwischen der B-Ebene der Hauptwache – eine unterirdische Halle mit Läden
– und der Fußgängerzone, der Zeil. Das
gläserne Gebäude ist von innen und außen sehr modern, liegt etwas versteckt an
der Außentreppe. „Wenn man es betritt,
wirkt es kleiner, als es ist“, meint Henrik,
und Peter, der Fakten zum Museum sammelt, staunt, dass sich dahinter rund 1000
Quadratmeter Ausstellung befinden.
Nach fast zwei Stunden sind wir alle
müde, und nicht nur Daniel findet es inzwischen „etwas stickig und warm“. Jetzt
ist aber noch Zeit für Kritik, Lob und die
Auswertung unserer Aufgaben. „Das Museum ist sehr einfallsreich“, meint Greta,
aber Anita kritisiert: „Wir haben gar keine
Zeit gehabt, uns die Sachen alleine anzugucken“. Das finden auch Benjamin und
Peter. Ihnen hat es nicht so gut gefallen,
„weil wir uns in unserer Gruppe nicht frei
bewegen konnten“. Und Anđa ärgert sich,
dass „wir mit der letzten Aufgabe nicht fertig geworden sind.“ Jasmin hat die Führung zu lange gedauert, und in ihrer Gruppe hat man nicht alles sehen können.
„Ich fand es zwar gut, dass wir alles geschafft haben, aber ich konnte nicht nochmal in die U-Bahn, was mir noch besser
gefallen hätte. Ich hätte es besser gefunden, wenn wir etwas zügiger gearbeitet
hätten“, findet Felix, und Leon stimmt
ihm zu. Die Mitarbeiter des Museums finden die meisten geduldig und freundlich.
Julius ist aber nicht mit allen zufrieden.
„Ich habe versucht, die Kassiererin zu fragen, wie viel Umsatz sie im Museum haben. Sie war so beschäftigt, dass ich sie
nicht fragen konnte. Sie musste Blumen
gießen, die Theke wischen, und dann verschwand sie in einem anderen Raum.“
Trotzdem findet fast jeder irgendetwas, was ihm gefallen hat im Kindermuseum, das – wie Sebastian herausfindet –
die Kuratoren des Historischen Museums
gegründet haben.
Es ist auch sehr interessant für Familien und auch für Kindergeburtstagspartys: Während die Kinder herumtoben
oder eine Führung mitmachen, können
die Eltern entweder zuhören oder es sich
auf einem der dort stehenden Stühle bequem machen und die aktuelle Zeitung
vom Zeitungsständer lesen. Unterschiedliche Kaffeesorten werden im Automaten angeboten.
Klasse 5b des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums
Hinter der Bühne
Zu Besuch bei der „Königin“
Erkundungen im Schauspiel Frankfurt
Der Organist und Musik-Professor Martin Lücker erklärt die Orgel der Katharinenkirche
A
lung eines Kostüms kann bis zu einer Woche dauern“, verrät uns Schneidermeisterin Heike Heil, die seit 20 Jahren in der
Kostümabteilung arbeitet. Sie schneidert
am liebsten historische Kostüme aus kostbaren Stoffen. Kostüme, die in einer Produktion auf der Bühne waren, werden
kein zweites Mal verwendet und nur
noch für Proben aus dem riesigen Fundus
geholt.
Doch nicht nur gute Kostüme brauchen die Schauspieler, um auf der Bühne
überzeugend zu wirken, auch eine gute
Maske gehört dazu. Ein Stockwerk tiefer
erwartet uns eine gruselige Szenerie: einzelne Hände, Nasen und andere Körperteile liegen überall herum. Wir befinden
uns in der Maskenabteilung, wo all diese
Sachen hergestellt werden. Maskenbildner knüpfen Perücken und Bärte aus echten Haaren, die pro Kilo 2000 bis
2500 Euro kosten. Sie liegen nach allen
Längen und Farben sortiert in kleinen
Schubladen. Darüber hinaus stellen sie
auch Tiermasken her und sind für Spezialeffekte wie Wunden oder Narben zuständig.
Aber nicht nur Profis, auch Kinder
und Jugendliche haben die Möglichkeit,
am Schauspiel Frankfurt Theater zu spielen: Hoch unter dem Dach der Oper treffen wir am Abend noch einmal Klara
Buchtóva, die mit elf Jugendlichen im
Ballettsaal probt. Vor der riesigen Fensterfront nehmen die Nachwuchsschauspieler verschiedene Spannungszustände
ein. Gemeinsam mit der Tänzerin Wiebke Droege arbeiten sie an dem Projekt
„Bewegte Stimmen“, das im Juni zur Aufführung kommen soll. Viele von ihnen
haben schon früher getanzt oder geschauspielert und wollen später gerne Schauspieler werden. Vielleicht werden auch
sie dann hektisch durch die kleine Pforte
des Schauspiels stürzen und neugierig
das Schwarze Brett studieren.
W
Wie eine Vuvuzela: Der Organist Martin Lücker zeigt den Falk-Schülern, wie Or-
„Ihr wisst ja, dass es hohe und tiefe
Töne gibt und laute oder leise“, meinte
Professor Lücker. „Je größer die Pfeife,
desto tiefer ist ihr Ton.“ Aber Töne haben
auch eine Klangfarbe, und die wird durch
das Ziehen der Register erzeugt. Die Register haben Namen wie Trompete, Flöte,
Posaune, und wenn man daran zieht,
dann klingen die Töne wie diese Instrumente. „Wer will’s mal ausprobieren?“
Unsere Ibtissam meldete sich gleich.
Da man ja nur zwei Hände hat, die auf
den Tasten spielen, kann man das Ziehen
der Registerknöpfe auch vor dem Konzert
an einem eingebauten Computer einstellen – so eine Art Programmierung. Früher haben diese Aufgabe Helfer übernommen, die neben dem Organisten standen,
um an den richtigen Stellen die Register
zu ziehen.
Wenn nun die Orgel gespielt wird,
wird mit Hilfe eines Motors Luft durch
das Instrument geschickt. Die dringt in
die Orgelpfeife und bewegt ein kleines
Plättchen hinter einem Schlitz – und das
macht den Ton. Die Bestandteile einer
Pfeife werden mit Begriffen bezeichnet,
die an Menschen erinnern: Sie besteht
aus einem „Fuß“, hat einen „Mund“ (also
einen Schlitz) mit „Ober- und Unterlippe“
und rechts und links davon einen „Bart“.
Die kleinste Pfeife ist winzig, nur 13 Millimeter hoch, die größte 2,40 Meter. Insgesamt hat die Orgel der Katharinenkirche
4400 Pfeifen. Sie sind entweder aus Blei
und Zinn oder aus Holz.
Herr Lücker hat das Orgelspielen bei
seiner Klavierlehrerin gelernt. Schon im
Alter von zwölf Jahren spielte er das erste
Mal in einer Kirche. Heute ist er nicht nur
Organist der Katharinenkirche, sondern
er unterrichtet auch an der Musikhochschule. Und für alle, die mal seiner Musik
zuhören wollen: Jeden Montag- und Donnerstagnachmittag spielt er in der Katharinenkirche eine halbe Stunde kostenlos Orgel. Hingehen lohnt sich!
Klasse 6b, Heinrich-von-Gagern-Gymnasium
gelpfeifen funktionieren.
Klasse 7a, Falk-Realschule
n der Pforte des Schauspiels. Die
Tür öffnet und schließt sich immer wieder; Menschen rennen
rein und raus, Schauspieler studieren am
Schwarzen Brett die neuesten Ankündigungen zu Proben und Besetzungen.
Mitten im Gedränge erwarten uns Klara Buchtóva und Reiner Klose, die beiden
Theaterpädagogen des Schauspiels Frankfurt. Sie werden uns in den nächsten eineinhalb Stunden durch die Räume führen, die für die Zuschauer normalerweise unzugänglich sind: durch die Werkstätten und Ateliers, in denen die vielen
verschiedenen Menschen arbeiten, die
zum Gelingen einer Theaterproduktion
beitragen.
Nur mit Mühe folgen wir den Theaterpädagogen, die schnellen Schritts durch
das Labyrinth von Gängen und verschlossenen Türen in Richtung Panoramabar
davoneilen. Hier wollen wir Nora Khuon
treffen. Die Arbeit der 29 Jahre alten Dramaturgin steht ganz am Anfang einer
Theaterproduktion. Dramaturgen bearbeiten Texte so, dass sie auf die Bühne gebracht werden können. Nicht alle Geschichten, die für die Bühne interessant
sind, verfügen über genug Dialoge. Dann
muss die Dramaturgin welche dazuerfinden. „Der Beruf ist nicht immer leicht,
macht aber viel Spaß“, sagt sie. „Um Dramaturgin zu werden, sollte man Spaß an
Texten haben, kommunizieren können,
viel lesen und belastbar sein.“
Wenn der Text für eine Produktion
steht, macht sich der Regisseur Gedanken über die Umsetzung auf der Bühne:
Wie soll das Bühnenbild aussehen, welche Kostüme sollen die Schauspieler tragen, wie sollen sie geschminkt sein? Wir
begeben uns in den hinteren Teil des riesigen Gebäudes. Geräusche von ratternden Nähmaschinen kündigen uns die Kostümabteilung an. Sechs Schneiderinnen
arbeiten hier konzentriert an der Herstellung von Damenkostümen. „Die Herstel-
ow, wie schön“, staunte eine Mitschülerin, als wir am 25. März
2010 die Katharinenkirche an
der Hauptwache betraten. Und dann
schauten wir alle nach oben zur Empore,
auf der sich die „Königin der Musikinstrumente“ mit ihren silberfarbenen Pfeifen
befindet. Sieben Meter hoch und acht Meter breit ist die Orgel. Vor kurzem hatte
sie ihren 20. Geburtstag – 32 Leute haben
22 Wochen gebraucht, um sie zu bauen.
Professor Martin Lücker, der Organist
der Kirche, verschwand erst einmal hinter
seinem Instrument und spielte uns etwas
vor – das dröhnte ganz schön laut durch
den Kirchenraum. Dann kletterten wir
die Treppen zur Empore hoch und lauschten gespannt den Erklärungen des Fachmanns. An einem Modell zeigte er uns,
wie die Töne überhaupt entstehen. Dafür
gibt es nicht nur die Tasten (Klaviatur)
wie bei einem Klavier, sondern auch viele
Pedale, die man mit den Füßen drückt.
Rechts und links von der Klaviatur stecken in einer senkrechten Wand Knöpfe,
an denen man dann ziehen kann – die
nennt man „Register“. 54 hat diese Orgel
davon.
Foto Wolfgang Eilmes
Bild für Bild zum Film – Beispiel für
eine Animation.
Foto Rainer Wohlfahrt
Wie Trickfilme
entstehen
Unterricht im Kino
A
m Freitag saß die ganze 5e im Kinosaal des Metropolis-Kinos.
Dort sollte sie herausfinden,
wie Trickfilme entstehen. Julian Namé
vom Frankfurter Filmmuseum gab erst
mal eine kleine Einführung. Danach
schauten sich alle den Trickfilm „Your
Face“ an. Der Film hat eine Länge von
zirka drei Minuten. Und der Filmmacher musste 5436 einzelne Blätter zeichnen. Für gezeichnete Trickfilme müssen 24 Bilder je Sekunde angefertigt
werden. In diesem Film dreht sich ein
Männerkopf so, dass es eigentlich gar
nicht geht. Namé fragte die 5e, warum
der Film keinen Hintergrund habe? Darauf antwortete eine Schülerin, dass
man sonst nur auf den Hintergrund achten würde und weil das Gesicht im Mittelpunkt stehen soll.
Danach zeigte Namé anhand einer
Schülerin, weshalb man ein Drahtskelett in der Knetfigur braucht. Wenn
kein Draht darin ist, fällt die Knetfigur
um. Wegen der Scheinwerfer fängt die
Knetfigur zudem an zu schmelzen. Der
Draht hält sie aufrecht. Der Mitarbeiter
des Frankfurter Filmmuseums erklärte
ihnen, dass man für jede Bewegung immer ein kleines bisschen den Körper bewegen muss, dann wird ein Foto gemacht und das Ganze wieder von vorne, immer so weiter, und am Ende entsteht ein Film – das ist ziemlich mühsam. Filme mit Knetfiguren brauchen
auch mindestens 24 Bilder je Sekunde.
Sie sind sehr aufwendig, weil man immer die Figur ein kleines Stück bewegen muss und dann ein Foto machen
muss. Die Klasse schaute sich noch weitere Filme an, und der Vormittag war
noch sehr lehrreich.
Zoe & Leah, Klasse 5e der Ernst-Reuter-Schule
Der Pixelmaler
Bei Seurat in der Schirn
D
ie Kunsthalle Schirn in Frankfurt stellte Werke des berühmten, aber jung verstorbenen französischen Malers Georges Seurat aus.
Unsere Klasse war neugierig auf die Ausstellung. Denn in der ganzen Stadt hingen riesige Plakate mit dem Eiffelturm
als Motiv, die für die Ausstellung warben. Zu unserer Überraschung mussten
wir feststellen, dass das Bild in Wirklichkeit ganz klein ist – nicht größer als ein
Zeichenblock.
Das Bild zeigt den noch im Bau befindlichen Eiffelturm in der Malweise,
für die Seurat berühmt geworden ist:
dem Pointillismus. Das bedeutet, der
Maler mischt die Farben nicht, sondern
er setzt Farbtupfer an Farbtupfer, so wie
die Pixel bei einer Digitalkamera. Die
vielen Farbtupfer nebeneinander erzeugen dann das Bild im Auge des Betrachters. Für diese Maltechnik studierte er
ausgiebig wissenschaftliche Bücher zu
Farb- und Wahrnehmungstheorien.
Es gab aber nicht nur kleine Bilder zu
sehen. Das vielleicht schönste und größte, „Der Zirkus“, zeigt eine Szene mit einer Pferdedressur, Clowns, Artisten und
Zuschauern. Seurat hat „Schnappschüsse“ aus dem Alltag gemalt, Menschen
oder Landschaften in wechselndem
Licht. Reich kann Seurat mit seinen Bildern nicht geworden sein, denn er hat
bis zu seinem Tod mit 31 Jahren 1891
nur fünf Bilder verkauft. Das Interesse
an der Ausstellung war riesig. Nicht nur
bei Erwachsenen, sondern auch bei
Schulen. Während unseres Besuches waren bestimmt noch fünf andere Klassen
dort. Aus unserer Klasse hatte am Ende
jeder ein Lieblingsbild gefunden.
Klasse 7a, Anna-Schmidt-Schule
Miniatur: Seurats Eiffelturm
Foto dpa
Meine Zeitung
FRANKFU RT ER A L LG EM E I NE Z E I TU NG
M O N TAG , 2 1 . JU N I 2 0 1 0 · N R . 1 4 0 · S E I T E B 7
Eine Zuflucht auf Zeit
Besuch in einem Frankfurter Frauenhaus mit vielen
neuen Erkenntnissen über Hilfe und Bedürfnisse
G
Im Zeichen des Adlers und des Löwen: Ariane Friedrich im Dress der deutschen Leichtathleten und in der Uniform der hessischen Polizei
Fotos dpa, Marcus Kaufhold
Hochsprung im Zeichen des Tigers
O
hne Tiger bestreitet Ariane Friedrich keinen Wettkampf. Der goldene Anhänger, der Kraft und
Schnelligkeit symbolisiert, war ein ständiger Begleiter an ihrem Schuh, bis er
plötzlich verschwunden war. Deshalb
ließ sie sich den Tiger auf den Rücken tätowieren. Momentan ist er nicht oft zu sehen, denn sie ist verletzt. „Mein größtes
Ziel ist es, wieder gesund zu werden“,
sagt Ariane Friedrich, während sie am
„Therapiemaster“ ihre Übungen macht.
Angefangen hat Ariane Friedrich mit
der Leichtathletik im Alter von sechs Jahren. Schnell wurde ihr klar, dass der
Hochsprung ihre stärkste Disziplin ist.
„Erstens hat der Hochsprung mir Spaß
gemacht, und zweitens war ich immer
die Beste“, erzählt sie.
Der Sport nimmt für Ariane Friedrich
eine ganz wichtige Stelle in ihrem Leben
ein: zwei Trainingseinheiten pro Tag, gesunde Ernährung und genügend Schlaf.
Ihren großen Traum, die Teilnahme
an den Olympischen Spielen, konnte
sich Ariane Friedrich bereits 2008 erfüllen. Für das Jahr 2012 hat sie sich aber
mehr vorgenommen. Diesmal möchte
sie ins Finale kommen und eine Medaille
Ariane Friedrich hat
auch ein Leben außerhalb des Spitzensports.
Seit Januar ist sie
Polizeikommissarin.
erringen. In diesem Jahr sind erst einmal
die Europameisterschaften in Barcelona.
„Wenn ich gut in Form bin, kämpfe ich
natürlich auch dort um eine Medaille.
Das ist ganz klar!“
Aber nicht immer macht ihr das Training Spaß. „Es gibt Tage, da würde ich lieber ein Eis essen gehen“, sagt sie lächelnd. Ihr Trainer Günter Eisinger ergänzt: „Aber nur wenn man trotzdem hingeht, wird man richtig gut. Das ist im
Sport so und auch in der Schule.“ Eine besonders ungewöhnliche und „richtig anstrengende“ Trainingseinheit ist das
Treppenspringen an der Fantribüne in
der Commerzbank-Arena.
„Jeder Mensch hat seine Stärken und
Schwächen. Ein persönliches Vorbild habe ich nicht“, sagt Ariane Friedrich.
„Technisch gesehen ist Heike Henkel ein
Vorbild. Sie hat einen sehr schönen Anlauf und einen schönen Absprung.“
An diesem Morgen musste Ariane
Friedrich besonders früh aufstehen. „Um
6.30 Uhr stand die Doping-Kontrolle vor
der Tür.“ Trotz der damit verbundenen
Unannehmlichkeiten finden sie und ihr
Trainer Doping-Kontrollen richtig. „Man
betrügt sich selbst und andere und schadet seinem Körper“, sagt Günter Eisinger, „jeder Dopingtote ist einer zu viel.“
Aber Ariane Friedrich ist nicht nur im
Sport erfolgreich. Im Januar hat sie ihr
Fachhochschulstudium im Pilotprojekt
„Sportfördergruppe“ der hessischen Polizei mit dem Diplom abgeschlossen und
ist nun ausgebildete Polizeikommissarin.
„In Zukunft werde ich in der Ermittlungsgruppe in Darmstadt arbeiten“, berichtet
sie. Ihr beruflicher Wunsch für die Zukunft ist es, Hundeführerin zu werden.
Zeit für ihren Freund, den Beruf, gute
Freunde und ihre drei Katzen sind ihr
auch sehr wichtig. „Gute Freunde
braucht man nicht viele“, sagt sie nachdenklich. „Man muss aufeinander zählen
können. Auch wenn man sich einmal ein
paar Wochen nicht meldet, ist beim Wiedersehen alles so wie vorher.“
In ihrer freien Zeit faulenzt sie gerne
mal so richtig schön auf der Couch, geht
ins Kino oder hört Musik. Am liebsten
mag sie House, R’n’B und Hiphop, zum
Beispiel David Guetta, aber auch Sade.
Ab und zu malt Ariane Friedrich
auch, liest Comics und hört Hörbücher,
vor allem Vampirromane und andere
phantastische Geschichten. „Ich habe ja
nicht so viel freie Zeit“, sagt sie, „das ist
das Problem.“
„Auf der Straße erkannt zu werden ist
oft sehr unangenehm. Meistens kommen
die Leute nicht direkt auf mich zu, sondern tuscheln nur. Das ist schon irgendwie doof.“ Wenn Ariane Friedrich in der
Öffentlichkeit unterwegs ist, muss sie immer überlegen, was sie sagt oder macht.
Es könnte ja am nächsten Tag in der Zeitung stehen. Selbst ein Vorbild zu sein
konnte sich Ariane Friedrich vor fünf Jahren noch gar nicht vorstellen, und man
merkt, dass es ihr ein bisschen unangenehm ist. Ihre sympathische Offenheit
ohne Starallüren macht sie aber ganz natürlich zu einem Vorbild für viele, gerade
junge Menschen.
Tabea Hoffmann (5a) und Jannis Wahl (5c) mit ih-
ren Klassen des Gymnasiums am Riedberg
Mit Spaß am Ball
Zu viel ist auch ungesund
Auf dem Trainingsplatz des FSV Frankfurt
Im Fitnessstudio trainieren Menschen jeden Alters
A
J
thletik- und Konditionstrainer
Bastian Kliem kennt keine Gnade: „16, 17, 18, 19 und 20“, zählt
er die Liegestütze. Es ist bewölkt und
kühl am Morgen des 15. April auf dem
Trainingsplatz des FSV Frankfurt, der
hinter dem Frankfurter Volksbank-Stadion liegt. Alle bereiten sich auf das gemeinsame Saisonziel vor: den Klassenerhalt. Die Stimmung ist anders, als man
es von einer Mannschaft erwarten würde, die mitten im Abstiegskampf der
Zweiten Fußball-Bundesliga steckt. Die
Spieler wirken gelöst, es wird viel gelacht. Es bleibt sogar Zeit für ein gemeinsames Foto mit einer Schulklasse, die neben einem Rentner und der Müllabfuhr
der einzige Zaungast an diesem Tag ist.
Das Training beginnt mit einem gemeinsamen Warmlaufen, gefolgt von
Kraft- und Dehnübungen, bei denen
Co-Trainer Gerhard Kleppinger und
Kliem kaum Anweisungen geben müssen, denn die Spieler kennen den Trainingsablauf. Cheftrainer Hans-Jürgen
Boysen steht derweil an der Außenlinie
und überwacht die Übungen, ohne dabei einzugreifen. „Am Ende einer Saison ist das Training natürlich weniger intensiv als zu Saisonbeginn“, meint Boysen, der seit 21 Jahren als Trainer arbeitet. „Wegen des hohen Substanzverlustes muss die Trainingsbelastung gut dosiert werden.“
Anschließend beginnt ein Trainingsspiel 11 gegen 11, das verbissen geführt
wird, mit Torchancen auf beiden Seiten.
Doch trotz aller Konzentration wird der
Ball gleich mehrmals über den fünf Meter hohen Zaun geschossen. „Aber am
Ende sind alle Bälle wieder da. Die Spieler müssen sie entweder suchen oder bezahlen“, erzählt Zeugwart Mohamad
Azaouagh lächelnd. Am Ende gewinnt
die Mannschaft ohne Leibchen 2:1.
Nach dem Spiel üben die Spieler Standardsituationen, Flanken und Torschüsse, während die Torhüter ein separates
Torwarttraining absolvieren. Im Interview erklärt Cheftrainer Hans-Jürgen
Boysen, dass er wegen seiner langjährigen Erfahrung die Trainingseinheiten
nicht lange planen müsse: „Etwa eine
dreiviertel Stunde mit Vor- und Nachbereitung für den kompletten Trainingstag.“
Boysens Spieler kommen aus aller
Herren Ländern. Sie sind gerne beim
FSV, obwohl die meisten auch noch einen anderen Beruf erlernt oder ein Fernstudium angefangen haben. „Ich bin
froh, dass ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe“, sagt Kapitän Sead Mehic.
Wenn sie in normaler Straßenkleidung
durch Frankfurt laufen, würde man
nicht denken, dass es sich um Spitzensportler handelt. „Werden Sie eigentlich
von Passanten erkannt?“, fragt eine
Schülerin den 28 Jahre alten Mittelfeldspieler Pekka Lagerblom. „Kommt
schon vor, aber eher nicht“, antwortet
der Finne gut gelaunt.
Der FSV blickt dem Ende der Saison
gelassen entgegen, es fehlt nur noch ein
bisschen Glück, aber, wie Lagerblom betont: „Die Stimmung ist bombastisch.“
Klasse 7a der Musterschule
Training nicht nur bei Sonnenschein:
Der FSV
Foto Bergmann
eder will’s wissen und natürlich
auch wir, die 7d der Helmholtzschule in Frankfurt. Im Rahmen
des „Meine Zeitung“-Recherche-Projekts
wollen wir herausbekommen, wie es in
einem Fitnessstudio zugeht. Unser Besuch geht schließlich ins „Unio“ mitten
in Sachsenhausen.
Wir sind gespannt, wie das werden
wird. Fragen haben wir genügend mitgebracht, aber wird man sich in einem Studio überhaupt um uns richtig kümmern
können?
Bereits beim Hereinkommen sind alle
Zweifel beseitigt. Gleich drei Mitarbeiter
des großzügig angelegten Studios nehmen sich viel Zeit für uns. Wer von uns
dachte, Ächzen und Gewichtestemmen
allein seien der Weg zum Erfolg, erfährt
Neues: „Die Mischung verschiedener
Trainingselemente ist entscheidend“, erklärt uns der Sportwissenschaftler Ivo.
„Denn wer jeden Tag die gleichen Muskelbereiche trainiert, bekommt Schwierigkeiten. Der Körper benötigt beim Muskelaufbau Erholungsphasen.“ Zu viel des
Guten ist also ungesund. Zwei, drei Tage
Training für die gleiche Muskeleinheit
reichen pro Woche aus.
Von einem „knackigen Po und einer
guten Figur“ träumen die Mädchen. Um
den „Bizeps“ drehen sich die Fragen der
Jungs. Typisch. Wir erfahren, dass in das
erfolgreiche Studio täglich weit über 300
Besucher kommen. Aber das Gerücht,
nur gut aussehende und muskulöse Bodybuilder würden in einem Fitnessstudio trainieren, können wir nicht bestätigen. Menschen jeden Alters, besonders
aber Leute mittleren Alters sind hier anzutreffen. Sie absolvieren, wie wir beobachten können, ihre Trainingseinheiten
schon frühmorgens mit vollem Einsatz
und können dabei auf über 80 Kraftund Ausdauergeräte im großen, hellen
Trainingsraum zurückgreifen.
Unser Trainer Ivo zeigt uns, wie man
die Geräte benutzt. So geht es auch den
Besuchern. Jeder, der hier trainiert, hat
die Möglichkeit, einen Lehrer um Hilfe
zu bitten und Rat einzuholen. Wir erfah-
ren, dass morgens eher die Frauen kommen, was auch mit dem Kursangebot
zusammenhängt. Abends ist generell
mehr los, da ja fast alle Erwachsenen
tagsüber arbeiten müssen und erst dann
Zeit haben.
Nach dem anstrengenden Training
sorgt ein Wellnessbereich für das Wohlergehen der Mitglieder. Dorthin gehen
wir aber nicht, stattdessen führt Ivo im
Anschluss an die Geräteübungen mit uns
den ultimativen „Sit-up-Klassenwettbewerb“ durch. Wer das mit den Bauchmuskeln und „Sixpacks“ noch nicht verstan-
Im Studio trainieren dürfen
Jugendliche eigentlich erst
ab 16 Jahren. Mit Einverständnis eines Arztes und
Genehmigung der Eltern
geht es aber schon früher.
den hatte, weiß jetzt Bescheid. Eine
Übung, die wir auch jederzeit zu Hause
durchführen können.
Auf unsere Frage, ob auch „Promis“
im „Unio“ trainieren, antwortet die Trainerin Verena mit einem zurückhaltenden Lächeln: „Frauen der Fußballnationalmannschaft.“ Also wir denken, Genaueres fällt dann wohl unter die Schweigepflicht.
Normalerweise darf man ein Studio
übrigens erst ab 16 Jahren besuchen. Mit
ärztlicher Genehmigung, schriftlichem
Einverständnis der Eltern sowie ausreichender körperlicher Entwicklung darf
man im „Unio“aber auch schon früher
trainieren. Gut für uns, das zu wissen.
Zum Fitsein gehört natürlich auch die
richtige Ernährung. Das wird uns spätestens am Ende unseres Besuches klar.
Frau Buhl, die Geschäftsführerin, kümmert sich für uns persönlich darum. Leckeres Gebäck erwartet uns am Ausgang.
Wir sagen danke für einen interessanten
Besuch im Fitnessstudio.
Klasse 7d der Helmholtzschule
espannt stehen wir alle vor dem
Frauenhaus „Die Kanne“. Der
Name verwundert mich, doch später im Esszimmer des Frauenhauses, in
dem auch Aktivitäten wie Yoga- und Tanzkurse stattfinden, erfahren wir, dass das
Gebäude früher einmal ein Hotel beherbergte. Danach wurde es zuerst eine Drogeneinrichtung und später das Frauenhaus „Die Kanne“. Im Frauenhaus sind
fünf Sozialarbeiterinnen beschäftigt, vier
davon sind für die Frauen zuständig, eine
für die Kinder. Die hauptsächliche Aufgabe der Sozialarbeiterinnen liegt darin, die
Eigenständigkeit der Frauen wiederherzustellen. Dies geschieht mit Hilfe einer dauerhaften Betreuung und regelmäßiger Gesprächer, in denen die Frauen das Erlebte
verarbeiten sollen. Wenn nötig, wird auch
an Therapeuten vermittelt. „Man darf
auch nicht unterschätzen, wie die Frauen
sich selbst gegenseitig helfen“, wird uns
erzählt.
Die Aufmerksamkeit zerreißt dann
plötzlich ein lautes Geräusch. Sofort eilt
eine Sozialarbeiterin aus dem Raum. Wir
erfahren, dass es nur das Telefon war. Dieses Klingeln hören wir während unseres
Besuches oft, denn nicht nur die seelische
Unterstützung der Frauen gehört zu dem
Aufgabenbereich der Sozialarbeiterinnen
im Frauenhaus, auch bei den formellen
Angelegenheiten werden die Frauen unterstützt. Das bedeutet, sie werden zu verschiedenen Ämtern begleitet und beim
Ausfüllen von Formularen unterstützt.
Das Frauenhaus wird mit den nötigen
Mitteln von der Stadt Frankfurt und dem
Land Hessen versorgt. Die Kosten der Unterkunft werden in der Regel vom Jobcenter übernommen; die Betreuung finanziert das Sozialamt. Es gibt allerdings
auch Frauen, die berufstätig sind und ihren Aufenthalt im Frauenhaus somit ganz
oder teilweise selbst finanzieren können.
Insgesamt kann der Tagesablauf von den
Frauen selbst gestaltet werden, solange
niemand gegen die Hausregeln verstößt,
denn dann droht eine Beendigung des
Frauenhausaufenthalts, und die Frau
wird an eine andere Einrichtung weitervermittelt. Die Hausregeln lauten beispielsweise: Jungen über 16 Jahre haben
keinen Zutritt, Drogen jeglicher Art sind
verboten, keine Auskunft über die Mitbewohnerinnen. Und man darf seine Kinder nicht ohne Aufsicht im Frauenhaus
lassen. Für die Kinder gibt es aber auch regelmäßige Zeiten, in denen ein Kinderprogramm stattfindet.
Die Stimmung im Raum ist entspannt,
und die Sozialarbeiterinnen erzählen uns
bereitwillig von ihrem Beruf und ihren Erfahrungen. „Der Job macht super viel
Spaß“, auch wenn er nicht einfach und
der Zeitdruck oft groß ist. Man wird oft
an mehreren Orten gleichzeitig gebraucht. Doch man kommt nicht immer
ans Ziel, denn man kann nicht allen Frauen helfen. „Schade ist es, wenn man sich
bemüht zu helfen, aber die Frauen die Hilfe nicht annehmen können oder wollen“,
hören wir von einer Sozialarbeiterin mit
traurigem Unterton.
Sechs bis acht Monate dauert es meistens, bis die Frauen wieder auf eigenen
Beinen stehen können. 20 Prozent gehen
wieder zurück zu ihrem Partner. Oft bleiben die Frauen nach ihrem Auszug noch
länger in Kontakt mit dem Frauenhaus.
Denn von dem Frauenhaus wird eine
Nachsorge angeboten.
„Gewalt kommt in allen sozialen
Schichten vor“, dieser Satz wiegt schwer.
Denn ein Vorurteil von uns allen war,
dass nur Frauen aus den unteren sozialen
Schichten im Frauenhaus leben, Frauen,
die keine Arbeit haben, keinen Schulabschluss und schon mit 16 mit einem Kind
ins Frauenhaus müssen. Das Haus bietet
Platz für 32 Frauen und Kinder, die
Schutz vor physischer, psychischer oder
sexueller Gewalt suchen. Doch nicht nur
Gewalt ist der Auslöser für eine Flucht
aus dem eigenen Umfeld, auch Angst vor
Zwangsheirat oder Misshandlung durch
die Eltern kann dazu führen.
Eine Sozialarbeiterin berichtet, dass
sich mehr Frauen melden, als sie überhaupt Plätze haben, und dass es für solche
Fälle eine Warteliste gibt, in die man aufgenommen wird. Falls es dringend ist,
kann man an eine andere Einrichtung verwiesen werden, oder man geht im Notfall
ins Obdachlosenheim. Von dem Frauenhaus erfahren die Frauen oft durch Flyer
in Beratungsstellen, die Polizei, mit der
eine feste Zusammenarbeit besteht, das
Telefonbuch, die Internetseite oder das Jugendamt. Aber auch dadurch, dass Frauen, die selbst mal dort gewohnt haben, anderen von Gewalt betroffenen Frauen
vom Frauenhaus erzählen.
Der Umzug ins Frauenhaus ist ein großer Schritt für die Frauen und ihre Kinder
und bringt viele Veränderungen mit sich.
Die Frauen erhalten aber Unterstützung
dabei, sich schnell wieder einen Alltag
aufzubauen. Man geht zur Arbeit, in den
Kindergarten, zur Schule oder erledigt
Einkäufe.
Das Frauenhaus wirkt wie eine Zwischenstation. Wie die Tür zu einem neuen und friedlichen Leben, in dem man
wieder glücklich werden kann.
Sofia Antipina, Klasse 8d des Heinrich-von-Ga-
gern-Gymnasiums
„Meine Zeitung“
Die Sonderseiten „Meine Zeitung“ sind eine
Beilage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung /
Rhein-Main-Zeitung.
Zuständige Redakteure: Patricia Andreae (verantwortlich), Matthias Trautsch. Bildredaktion:
Michael Jung; Grafische Gestaltung: Tobias Stier;
Chefin vom Dienst: Dr. Elena Geus.
Verantwortlich für Anzeigen: Andreas Formen
(Verlagsgeschäftsführer); für Anzeigenproduktion:
Stephan Puls.
Druck: Frankfurter Societäts-Druckerei GmbH,
Frankfurt am Main.
Die Sonderseiten „Meine Zeitung“ und alle in ihr
enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.
© Copyright Frankfurter Allgemeine
Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
Anschrift der Redaktion und des Verlags:
Postanschrift: 60267 Frankfurt am Main; Hausanschrift: Hellerhofstraße 2 – 4, 60327 Frankfurt am
Main, Telefon (0 69) 75 91- 0.
Erziehung
Bildung
Verantwortung
Zukunftsfrage?
Verantwortung!
Wir alle machen uns Gedanken darüber, wie die
Zukunft der heranwachsenden Generationen
aussieht und wie wir die jungen Menschen darauf vorbereiten und ausbilden können.
Als UNESCO-Projektschule haben wir eine klare
Antwort auf diese Frage: Verantwortung übernehmen – im Sinne des sozialen Miteinanders
und der Nachhaltigkeit.
In China, Indien und Kenia sind wir an Projekten zur
Förderung von Bildung, Wissenschaft und Kultur beteiligt. Damit leisten wir einen Beitrag für ein friedliches
Miteinander in der Welt.
Anna-Schmidt-Schule
Gärtnerweg 29
60322 Frankfurt am Main
Telefon (069) 95 50 05-0
www.anna-schmidt-schule.de
Meine Zeitung
SEITE B 6 · MO NTAG, 21 . JUNI 2 0 1 0 · N R. 1 4 0
Perspektive
für die Lehre
F R A N K F U RT E R A L LG E M E I N E Z E I T U N G
Doppelt so hoch wie der Mount Everest
Discounter informiert
über Ausbildungschancen
D
as Riesenunternehmen Lidl zu
Gast an unserer kleinen Schule:
So ähnlich erlebten wir es, als
Herr Diehl, der Bezirksleiter von Hessen und Bayern, zu uns in den Unterricht kam. Er wollte uns das breite Ausbildungsspektrum bei Lidl vorstellen.
Zunächst einmal freute sich jeder
Schüler über die angenehme Unterbrechung des normalen Unterrichts:
Immerhin müssen wir als ehemalige
Hauptschüler und jetzige Zehntklässler in der Realschulklasse sehr viel Unterrichtsstoff bewältigen und formale
Hürden überwinden, um zur Prüfung
überhaupt zugelassen zu werden. (Ab
und zu gilt es leider auch, sich mit Vorurteilen gegen uns „Hauptschüler“ auseinanderzusetzen – mit den berechtigten ebenso wie mit den unberechtigten.) Herrn Diehls Darstellung und
sein Vorschlag, ihn in der Zentrale in
Alzenau in Bayern zu besuchen, interessierte uns aber in der Tat sehr. Viele
meldeten sich, um bei der nächsten Infoveranstaltung dabei zu sein.
Der Tag begann mit einer Leinwandpräsentation. Herr Diehl brachte uns
den Einzelhandel näher. Das Wichtigste ist, so sagte er uns, Motivation, Spaß
und Interesse am Beruf. Im Einzelhandel dauert die Ausbildung drei Jahre,
und es gibt eine Übernahmequote von
86 Prozent. Anschließend bekamen
wir das Lager gezeigt, welches eine
Größe von vier bis fünf Fußballfeldern
hat. Im Lager gibt es verschiedene Abteilungen, in denen man Ausbildungen
machen kann. Das Lager ist in drei Bereiche eingeteilt: Der erste ist der, wo
die Ware angeliefert und mit Gabelstaplern und Hubwagen einsortiert
wird. Der zweite Bereich ist der „Flaschenbereich“, wo alle zurückgegebenen Pfandflaschen in große Würfel gepresst werden. Allein einer dieser Würfel hat einen Wert von 500 Euro. Und
schließlich der dritte: Dort wird die
Ware auf Lastwagen geladen und in
die Filialen geschickt.
Ein Highlight dieser Veranstaltung
war für uns die Teilnahme an einem
Immer gesucht : Mitarbeiter für die
Discountmärkte
Foto Frank Röth
Eignungstest. So konnten wir sehen,
was für diese Ausbildung erwartet
wird, und unseren Wissensstand überprüfen. Als wichtigste Fähigkeiten sollte man ein gutes Allgemeinwissen und
mathematische Kenntnisse mitbringen. Sportlich sollte man auch sein, da
auch körperliche Fitness verlangt wird.
Interessant war auch das fiktive Bewerbungsgespräch. Wir durften uns in die
Rolle der Personalchefs hineinversetzen und die Bewerber in ihren Stärken
und Schwächen einschätzen. Auch
wenn einige von uns einen anderen
Weg einschlagen werden, war der Informationstag sehr lehrreich. Wer soziale
Fähigkeiten wie ein freundliches Lächeln, Hilfsbereitschaft und Engagement besitzt, hat gute Chancen.
Bathuan Bilgic und Eren Dogan,
Klasse 10b Sophienschule
Marktbeobachter: Die Siebtklässler der Carl-Schurz-Schule in der Frankfurter Wertpapierbörse
Foto Wolfgang Eilmes
An diesem Freitag machte die Klasse 7d der Carl-Schurz-Schule eine
Exkursion zur Wertpapierbörse
Frankfurt. Diese war der Abschluss
eines achtwöchigen Zeitungsprojekts, in dem die Schüler und Schülerinnen täglich die F.A.Z. lesen
und auswerten sollten. Zu Beginn
sollten alle ihre Taschen und Jacken in blaue Kisten legen, damit
sie durchleuchtet werden konnten.
Dann mussten die Schüler und
Schülerinnen durch einen Sicherheitsscanner gehen.
Schließlich gab es im 2. Stock
eine Einführung, die Tobias Rank,
ein Mitarbeiter der Börse, leitete.
Alle Zuhörer sollten sich auf die bereitgestellten Stühle setzen. Die
Klasse erfuhr einiges über die Wertpapierbörse und durfte beziehungsweise sollte auch Fragen an Herrn
Rank stellen. Am Anfang erschien
auf der großen Leinwand eine
„Info-Tafel“, auf der die wichtigsten
Ereignisse und Jahreszahlen zur
Entstehung der Wertpapierbörse
Frankfurt standen. Diese wurde im
Jahre 1585 gegründet, früher war
sie eher ein Markt. Erst im Jahre
1879 wurde das Gebäude der Frankfurter Wertpapierbörse errichtet.
Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg fand im Jahre 1945
die Wiedereröffnung statt. Tobias
Rank erzählte außerdem, dass die
Börse 75 Milliarden Wertpapiere
und 40 Tonnen Gold im Frankfurter Stadtteil Hausen lagert. Wenn
man die Papiere aufeinandersta-
peln würde, dann wären sie „doppelt so hoch wie der Mount Everest“, erzählte Tobias Rank. Darüber staunten viele. Schließlich erschien auf der Leinwand noch eine
Seite, auf der die anderen Städte
Deutschlands standen, die auch
eine Wertpapierbörse besitzen:
Hamburg, Berlin, Stuttgart und
München, aber auch Düsseldorf sowie Hannover.
Nach diesem Einstieg in die eigentlichen Zwecke und Aufgaben
einer Wertpapierbörse durften die
Schüler und Schülerinnen von
oben durch eine Glasscheibe aufs
Parkett schauen. Mit Parkett ist der
große Raum gemeint, in dem alle
Mitarbeiter sitzen und arbeiten.
Anschließend wurde ein Interview
mit Herrn Tremmel, der schon seit
40 Jahren an der Börse arbeitet, geführt. Auf die Frage, was ihm an
seinem Beruf am besten gefällt,
antwortete er, dass er immer versuche, in die Zukunft zu blicken und
zu erraten, was noch alles passieren wird. „Und wenn es dann eintrifft, freue ich mich sehr“, meinte
er. Klar war die Antwort auf die
Frage, ob mehr Männer oder Frauen an der Börse arbeiten. Der Männeranteil überwiegt deutlich mit
60 Prozent. Danach machte ein Fotograf der F.A.Z. noch einige Fotos
der Klasse. Somit ging ein informativer und interessanter Vormittag
zu Ende.
Miriam Menge, Klasse 7d, Carl-Schurz-
Schule
Im Gespräch: Peter Bertsch, Leiter des Dorint-Hotels Frankfurt-Sulzbach
Auf Wanderschaft wie die Zimmersleute
Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag für
Sie aus?
Mein Tag beginnt um 6 Uhr. Pünktlich
um halb 8 habe ich meinen ersten Termin. Da laufe ich durch die verschiedenen Abteilungen des Hotels und schaue,
ob zum Beispiel das Frühstück gut angerichtet ist oder ob die Reservierungsannahme funktioniert. Danach sehe ich mir
die Umsätze der verschiedenen Abteilungen vom vorigen Tag an und kann daran
erkennen, ob wir gut gearbeitet haben.
Und dann spreche ich natürlich viel mit
unseren Gästen, dem Kapital unseres Hotels. Ich möchte mit ihnen in Kontakt bleiben und frage sie zum Beispiel, ob das Essen ihren Erwartungen entspricht. Darüber hinaus treffe ich mich mit Firmen
und bespreche mit ihnen Buchungen unserer Konferenzräume. Und so ist ein Arbeitstag dabei mitunter bis zu 16 Stunden
lang – aber es gibt keine langweilige Minute dabei.
Haben Sie abends noch genug Zeit für
die Familie?
Ich muss gestehen, dass die Familie
aufgrund des langen Tages etwas vernachlässigt wird. Wir sind als Hotelier immer
für den Gast da. Meine beiden Söhne sind
mittlerweile erwachsen, aber meine Frau
wäre froh, wenn ich manchmal etwas früher nach Hause käme.
Haben Sie außer dem Dorint-Hotel
Frankfurt-Sulzbach noch andere berufliche Stationen durchlaufen?
Ich bin mittlerweile seit zehn Monaten
hier in Sulzbach, davor habe vier Jahre im
Dorint-Hotel Wiesbaden und in Stuttgart
in zwei sehr großen Hotels gearbeitet.
Vor dieser Zeit war ich zwölf Jahre lang in
der ganzen Welt unterwegs, so zum Beispiel in London, Paris, in vielen Ländern
Afrikas, in den USA, im Nahen und Fernen Osten, nur in Japan und Australien
habe ich noch nicht gearbeitet. Ähnlich
Hoteliers müssen Erfahrungen in der ganzen Welt sammeln. Über seinen Beruf und
über die Besonderheiten des
Dorint-Hotels Frankfurt-Sulzbach spricht Peter Bertsch im
Interview.
wie die Zimmersleute gehen auch die Hoteliers auf Wanderschaft und sammeln Erfahrungen in der ganzen Welt. Unser Arbeitsplatz befindet sich in der ganzen
Welt – und wir lernen dabei fremde Länder, Kulturen, Sprachen und vor allem
Menschen kennen. Was gibt es Schöneres? Und so gehören diese zwölf Jahre zu
den schönsten Jahren meines Lebens.
Was hat Sie zum Wechsel hierher nach
Sulzbach bewegt?
Ich bin hierhin gekommen, weil die Geschäftsleitung in unregelmäßigen Abständen immer rotiert. Da ist ein Wechsel das
Arbeitsplatzes ganz normal. Diese Umbesetzungen kommen manchmal zustande,
wenn es an irgendeinem Standort ein Problem gibt und man einen Spezialisten benötigt, der dieses Problem lösen kann. So
konnte ich in diesem Zusammenhang
auch in Teheran, Kabul oder New York arbeiten.
Wie viele Gäste besuchen das Dorint-Hotel Sulzbach pro Jahr, und wie hoch ist
dabei die Auslastung des Hotels?
Eine gute Frage. Wir unterscheiden
zwei Bereiche: Business- und Resort-Hotels. Unser Hotel hier in Sulzbach ist ein
Business-Hotel. Daher haben wir die
meisten Gäste werktags hier im Haus. Pro
Tag sind es etwa 200 Ab- und Anreisen
hier im Hotel. Freitags nachmittags wird
es immer ein wenig unruhig im Haus,
wenn unsere Besucher nach Hause wollen. Am Wochenende ist es daher immer
etwas ruhiger. Im Jahr ergibt dies im
Schnitt eine Zahl von 62 000 bis 65 000
Übernachtungsgästen. Die Zahl der Tagungsgäste ist mit etwa 118 000 deutlich
höher.
Wie viele Mitarbeiter arbeiten hier im
Hotel?
Auch eine gute Frage. Im Dorint-Hotel
Sulzbach arbeiten 86 fest angestellte Mitarbeiter, darunter befinden sich etwa 20
Auszubildende. Dazu kommen 88 freie
Mitarbeiter, zum Beispiel Reinigungskräfte für unsere großen Verkehrsflächen, die
22 Konferenzräume, 282 Zimmer, die gereinigt werden müssen.
Weltweit hat die Dorint-Kette 3300 Mitarbeiter. Wie hoch ist ungefähr der Umsatz des Dorint-Hotels Sulzbach, und
welchen prozentualen Anteil hat Ihr Hotel, gemessen am Umsatz der Dorint-Kette Deutschland?
Der Jahresumsatz des Sulzbacher Hotels liegt bei etwa 9 Millionen Euro, weltweit erreicht die Dorint-Kette einen Umsatz von zirka 300 Millionen Euro im Jahr.
benötigt dafür auch die Nachfrage der Gäste, dass dieser Service auch bezahlt wird.
Das Dorint-Hotel in Wiesbaden, meine vorige Arbeitsstätte, war zum Beispiel ein
5-Sterne-Hotel, hier in Sulzbach halte ich
die Möglichkeit jedoch für sehr gering.
Haben Sie als Gastgeber schon wichtige
Persönlichkeiten empfangen?
Ja, wir empfangen natürlich auch hochrangige Persönlichkeiten, aber wir haben
im Hotelbereich ein großes Geheimnis:
Wir sprechen nicht darüber, daher kann
ich leider keine Namen nennen, dafür bitte ich um Verständnis. Aber wir haben
regelmäßig Persönlichkeiten aus Politik,
Wirtschaft, Kultur als Gast im Haus.
Der Arbeitstag
von Peter Bertsch
ist lang – aber es
ist keine langweilige Minute dabei.
Foto privat
Seit wann gibt es den Hotel-Standort
Sulzbach?
Dieses Hotel wurde vor 40 Jahren als
Holiday Inn Hotel gebaut. Danach wechselte es zur Accor-Kette und wurde ein Novotel. Seit 10 Jahren ist es nun im Besitz
der Dorint-Hotel-Kette. Im Zuge dieses
Verkaufs und in den letzten Jahren wurden alle Zimmer komplett saniert. In einem Hotel bewegen sich täglich viele
Menschen, so wird spätestens im nächsten Sommer die Hotelhalle saniert.
Gibt es hier in Sulzbach trotz der Ausprägung „Business“ auch Angebote für Kinder?
Selbstverständlich sind bei uns auch Kinder willkommen. So werden Kinder nicht
mit dem vollen Preis berechnet. Wir bemühen uns, trotz unserer Ausprägung „Business-Hotel“, auch ein wenig den Wünschen
der kleinen Gäste zu entsprechen, zum Beispiel beim Lieblingsessen, das von unseren
Köchen extra gekocht wird.
Halten Sie einen 5. Stern für das Sulzbacher Hotel für erstrebenswert oder realisierbar?
Es ist sicherlich möglich, den Service eines 5-Sterne-Hotels anzubieten, aber man
Wie viele Dorint-Hotels gibt es in Europa und in Deutschland?
Es gibt 37 Häuser in ganz Europa, davon befinden sich 30 in Deutschland und
sieben außerhalb Deutschlands.
Ist das Erscheinungsbild Ihres Hotels
sehr stark abhängig von der Konzernleitung, oder haben Sie große Handlungsspielräume?
Das ist unterschiedlich. Treffen wir
Entscheidungen, die zum Beispiel die
bauliche Veränderung ganzer Gebäudeteile betreffen, würden wir das immer in
Abstimmung mit der Hauptverwaltung
durchführen. Denn große bauliche Veränderungen können sowohl wirtschaftlich gut als auch schlecht sein und müssen daher immer abgewogen werden. Besondere Angebote unseres Hauses liegen jedoch in unserem Kompetenzbereich.
Macht das Dorint-Hotel Sulzbach in diesem Zusammenhang eigene Werbung,
oder wird die Werbung vom Konzern aus
organisiert?
Für die Sonderangebote des Hotels machen wir eigene Werbung, jedoch macht
der Konzern für die Dorint-Kette Werbung.
Welche Faktoren beeinflussen die Werbung eines Hotels, und wer ist daran beteiligt?
Unsere Werbung muss den Kunden bewegen und ansprechen. Nur so erfüllt sie
ihren Zweck. Da diese Werbung für uns
sehr wichtig ist, entwerfen wir im Haus
unsere eigene Werbung. So entsteht zum
Beispiel die Werbung für unser Frühstück XXL oder die Restaurants. Allerdings ist bei jeder eigenen Werbung die
Kommunikation mit der Dorint-Hauptzentrale nötig, auch um das Firmenerscheinungsbild zu wahren. Jedoch ist
mündliche Werbung unserer Kunden genauso wichtig wie die schriftliche. Denn
es ist für uns die beste Werbung, einen
Gast zufriedengestellt zu haben.
Die Fragen stellte die Klasse 6b der Main-TaunusSchule, Hofheim.
Ohne Moos nix los
Das Taschengeld sollte mit dem Alter steigen / Jobs oder Flohmarkt als Finanzquellen
H
Weltmeisterlich beraten!
J
etzt können Sie kräftig mitjubeln.
Von der Finanzierung Ihres Wohneigentums bis zur Altersvorsorge –
die Deutsche Vermögensberatung hat
immer die richtige Taktik. Nutzen Sie
einfach die Steilvorlage eines der größten eigenständigen Finanzvertriebe.
Vereinbaren Sie ein unverbindliches
Infogespräch und lassen Sie sich weltmeisterlich beraten.
Informieren Sie sich kostenlos unter
0800 3824000 oder
www.dvag-unternehmensgruppe.com
ast du auch immer zu wenig Geld
in der Tasche? Ein neues Gameboy-Spiel, eine neue CD, ein Eis
oder etwas zum Naschen – all das kostet
Geld. Entweder muss man seine Eltern danach fragen, auf den Geburtstag warten,
oder man hat Glück und bekommt Taschengeld. Dann kann man in einem bestimmten Rahmen selbst entscheiden,
was man sich kaufen möchte. Wie wichtig
das Taschengeld für Kinder ist, weiß auch
Sigrid Kropp-Suttor, Sozialpädagogin und
langjährige Mitarbeiterin des Frankfurter
Kinderbüros. So sollten bereits Kinder unter sechs Jahren etwa 50 Cent pro Woche
bekommen, um den Umgang mit Geld
frühzeitig zu erlernen. Bekommt man jedoch zu viel, lerne man es gar nicht.
Wir haben Mitschüler aus verschiedenen Jahrgangsstufen gefragt, ob sie Taschengeld erhalten, wie viel und was sie
damit anstellen. Dabei kam heraus, dass
es bei den Taschengeldbeträgen eine große Spanne gibt, die von 5 Euro bis zu
150 Euro reicht, allerdings gab hier die betreffende Person an, für wirklich alles aufkommen zu müssen (Schulmaterial, Kleidung et cetera). Zwar ist das Taschengeld
kein Kinderrecht, und somit sind auch keine festen Beträge festgelegt, doch Sigrid
Kropp-Suttor empfiehlt Eltern, Kindern
zwischen 10 und 12 Jahren ungefähr 12
bis 15 Euro pro Monat zu geben. Wir
selbst finden die Regelung, die Höhe des
Taschengeldes dem Jahrgang anzupassen,
Teuer: Sparziel Handy
Foto privat
den man besucht, am besten. Also in der
fünften Klasse 5 Euro pro Woche, in der
sechsten Klasse 6 Euro und so weiter. So
wächst das Taschengeld mit dem Alter angemessen mit.
Viele Schüler und Schülerinnen geben
ihr Geld für Kleidung und Elektrogeräte
aus. Einige kaufen sich auch Essen und
Trinken. Erstaunlicherweise sparen viele
Kinder ihr Geld, ohne dabei ein bestimmtes Ziel zu verfolgen. Anderen reicht der
monatliche Zuschuss einfach nicht.
Dabei gibt es viele Möglichkeiten, sein
Taschengeld aufzustocken. Zwar dürfen
Kinder und Jugendliche laut Jugendarbeitsschutzgesetz unter 15 Jahren keiner
Erwerbstätigkeit nachgehen, doch können
sie mit Einwilligung der Eltern eine leichte Beschäftigung aufnehmen, wenn sie
das 13. Lebensjahr vollendet haben. Dabei müssen alle Jobs leicht sein und dürfen Sicherheit, Entwicklung und Gesundheit der Kinder nicht gefährden. Zulässige
Beschäftigungen sind zum Beispiel das
Austragen von Zeitungen, Zeitschriften
oder Arbeiten in privaten und landwirtschaftlichen Haushalten.
Im Supermarkt findet man häufig am
Aushang Zettel von Privatpersonen, die
Hilfe brauchen im Garten oder fürs Baby-
sitting. Man könnte auch den Nachbarn
helfen und ihre Brötchen oder Zeitung holen, vielleicht auch mit dem Hund Gassi
gehen. Oder helft euren Eltern, und ihr
verdient womöglich dazu! Wenn man in einem Fach gut ist, kann man auch Nachhilfe geben. Das Gute dabei ist, man wiederholt für sich den Stoff und hilft gleichzeitig jemand anderem. Für ein gutes Zeugnis oder eine gute Arbeit gibt es dann vielleicht auch einen Bonus.
Man kann auch Sachen auf dem Flohmarkt oder über Internetauktionshäuser
verkaufen, die einem zu klein geworden
sind oder einfach keinen Spaß mehr machen, beispielsweise das alte Dreirad oder
„Bob der Baumeister“-Spielzeug.
Die meisten der von uns befragten
Schüler und Schülerinnen müssen sich
nichts dazuverdienen, aber es gibt durchaus Kinder und Jugendliche, die Zeitung
austragen, Putzen gehen, Medikamente
ausfahren oder babysitten.
Wir denken, dass es wichtig ist, selbst
Geld zu verwalten und den richtigen Umgang damit früh zu erlernen. Außerdem
haben wir ganz schön viel erfahren dafür,
dass es immer heißt: „Über Geld spricht
man nicht!“
Klasse 5a, Carl-Schurz-Schule
FRANKFU RT ER A L LG EM E I NE Z E I TU NG
Meine Zeitung
M O N TAG , 2 1 . JU N I 2 0 1 0 · N R . 1 4 0 · S E I T E B 5
Klasse 10b der Sophienschule
Klasse 6b der Main-Taunus-Schule, Hofheim
Klasse 7a der Anna-Schmidt-Schule
Klasse 6 der Privaten Kant-Schule
Klasse 7 der Privaten Kant-Schule
Klasse 5b des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums
Klasse 8 der Privaten Kant-Schule
Klasse 5e der Ernst-Reuter-Schule
Klasse 6c des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums
Klasse 5 der Privaten Kant-Schule
Klasse 5b der Ernst-Reuter-Schule
Klasse 8d des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums
Klasse 6d der Carl-Schurz-Schule
Klasse G7a der Schule am Ried
Klasse 6b des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums
SEITE B 4 · MO NTAG, 21 . JUNI 2 0 1 0 · N R. 1 4 0
Die Klasse 5a der Frankfurter Karmeliterschule
Meine Zeitung
Die Klasse 5c des Gymnasiums am Riedberg
F R A N K F U RT E R A L LG E M E I N E Z E I T U N G
Die Klasse 5a des Gymnasiums am Riedberg
Viele junge
kluge Köpfe
Mehr als 30 Klassen aus 17 Schulen
haben 2010 bei „Meine Zeitung“
mitgemacht. Sie haben nicht nur die
Zeitung gelesen, sondern auch
Themen in Langzeitprojekten verfolgt,
und die meisten haben auch
selbst geschrieben.
Klasse 7 der Freiherr-von-Schütz-Schule für Hörgeschädigte aus Bad Camberg
Die Klassen wurden fotografiert von Wonge Bergmann, Wolfgang Eilmes, Helmut
Fricke, Jens Gyarmaty, Michael Kretzer, Verena Müller, Frank Röth und Lucas Wahl.
Klasse 7b der Georg-Büchner-Schule
7d der Georg-Büchner-Schule
Klasse 7a der Falkschule
Klasse 7b der Falkschule
Die Klasse 7a der Musterschule
Klasse 5a der Carl-Schurz-Schule
Klasse 8a der Geschwister-Scholl-Schule
Klasse 7d der Helmholtzschule
Klasse 7d der Carl-Schurz-Schule
FRANKFU RT ER A L LG EM E I NE Z E I TU NG
Meine Zeitung
M O N TAG , 2 1 . JU N I 2 0 1 0 · N R . 1 4 0 · S E I T E B 3
Im Gespräch: Bürgermeisterin und Bildungsdezernentin Jutta Ebeling (Die Grünen)
„Dieses Gymnasium habe ich mir ausgedacht“
Frau Ebeling, wie wird man eigentlich
Bürgermeisterin?
Die Bürgermeisterin wird vom Stadtparlament gewählt. In den allermeisten Fällen muss man in einer Partei
und dort anerkannt und gemocht sein.
der sozialen Herkunft viel stärker abhängig ist als in anderen Ländern. Insbesondere Kindern, die zu Hause nicht
Deutsch sprechen, fehlt eine individuelle Förderung in der deutschen Sprache.
Außerdem brauchen wir mehr Schulen,
die ganztags arbeiten, in denen man
nicht nur lernt, sondern auch auf spielerische Art und Weise arbeiten kann.
Wollten Sie schon immer Politikerin werden?
Bis ins Alter von 38 Jahren bin ich
überhaupt nicht auf die Idee gekommen, Politikerin zu werden. Ich habe
mich aber immer schon für Politik interessiert, war in der Umwelt- und in
der Frauenbewegung aktiv. Außerdem
empfiehlt es sich immer, vorher einen
anderen Beruf erlernt zu haben, denn
in der Politik sollte man seine Unabhängigkeit bewahren und zum Beispiel
sagen können: Jetzt geht ihr mir aber
so auf den Geist, ich gehe wieder in die
Schule zurück und werde Lehrerin!
Was wollten Sie als Kind werden?
Als ich klein war, wollte ich Löwenbändigerin werden oder Tigerdompteuse, später Tierärztin und dann Schriftstellerin.
Was sind Ihre Aufgaben als Bürgermeisterin?
Als Bürgermeisterin vertrete ich die
Oberbürgermeisterin, wenn Frau Roth
andere Termine wahrnehmen muss.
Zum Beispiel leite ich dann auch die
Magistratssitzung. Es gibt viele Veranstaltungen im Römer, bei denen Schauspieler, alte oder junge Menschen und
ausländische Delegationen begrüßt werden. Außerdem höre ich mir die Nöte
und Sorgen der Bürger an und versuche
wenn möglich etwas dagegen zu unternehmen. Es ist nebenbei etwas ganz Ungewöhnliches, dass zwei Frauen an der
Spitze der Stadtregierung stehen.
Was finden Sie besser, G8 oder G9?
Ich finde es im Prinzip richtig, dass
man in Deutschland auf G8 umgestellt
hat, auch im Vergleich zum Ausland.
Die Umstellung von G9 auf G8 ist allerdings nicht immer gut gelungen. Wenn
man nur acht Schuljahre hat, muss
man seinen Stoff ja anders lernen. Man
hätte besser in der Oberstufe kürzen
und nicht alles in die Mittelstufe packen sollen, wo die Kinder in der Pubertät eh’ ein bisschen von der Rolle sind.
Schulbesuch: Dezernentin Jutta Ebeling stellt sich den Fragen.
Ursprünglich wollte
Jutta Ebeling einmal
Tiger bändigen. Im
Interview spricht sie
über ihre Arbeit als
Bürgermeisterin, das
Bildungssystem und
ihre eigene Schulzeit.
Foto privat
bar, weil die Italiener mich wirklich verstanden und mir zugeklatscht haben.
Die Stadt Frankfurt unter dem Sternenhimmel in Verona vertreten zu können
war ein sehr schönes Erlebnis für mich.
Welche Entscheidung ist Ihnen während
Ihrer Berufstätigkeit besonders schwer
gefallen?
Nach der Wiedervereinigung in den
neunziger Jahren gab es eine Zeit, in
der das Geld sehr knapp war und ich,
obwohl ich das Lesen liebe, auch Bibliotheken schließen musste.
Haben Sie schon einmal einen wichtigen
Termin verpasst, zu dem Sie eingeladen
waren?
Wenn ich in meinem Büro sitze und
die Zeit vergesse, kommt jemand herein und sagt, Frau Ebeling, wir müssen
los. Wenn ich so ein wunderbares Büro
nicht hätte, hätte ich sicher schon viele
Termine verpasst.
Was war bisher Ihr schönstes oder aufregendstes Erlebnis in Ihrem Beruf?
Anlässlich Goethes Geburtstags
konnten Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt per Zug fünf Tage lang die Italienreise Goethes miterleben, und es
wurde Goethe rezitiert. Am Ende der
Veranstaltung wurde ich entgegen jeder Absprache aufgefordert, eine Rede
zu halten. Nun kann ich zwar ein wenig
Italienisch, aber mir ist der Schweiß
ausgebrochen, weil ich mir gar keine
Rede überlegt hatte. Aber dann habe
ich doch geredet und fand es so wunder-
Wie finden Sie das Bildungssystem in
Deutschland? Würden Sie am derzeitigen Bildungssystem etwas verändern,
wenn ja, was?
Ein Grundproblem ist, dass in
Deutschland der Bildungserfolg von
Was ist das Besondere an der Frankfurter Schullandschaft?
Mein Bestreben ist es, dass es für
jede Schülerin und jeden Schüler die
passende Schule gibt, zum Beispiel
nicht nur Gymnasien oder nicht nur Integrierte Gesamtschulen. Wir haben
eine breite Spanne internationaler Bildungseinrichtungen, unter anderen
eine Französische Schule, eine Japanische Schule, eine Europäische Schule,
die Vielfalt der Frankfurter Schullandschaft ist wirklich außergewöhnlich.
Wie finden Sie die Neugründung des
Gymnasiums Riedberg?
Die Frage freut mich besonders, weil
ich mir in gewisser Weise dieses Riedberg-Gymnasium ausgedacht habe. Ich
hatte die Idee, an diesem Ort mit seiner
Nähe zur Uni ein Gymnasium zu gründen, das eine ganz besondere Schule
werden sollte. Und wenn ich sehe,
welch glücklichen Eindruck ihr macht,
dann war die erste Gymnasiumsgründung seit hundert Jahren eine sehr gute
Entscheidung.
Hat sich Schule im Vergleich zu Ihrer eigenen Schulzeit verändert?
Früher waren die Klassen größer,
über 45 Schülerinnen und Schüler in
der 5. Klasse, die Lehrer waren sehr autoritär. Heute sind die Schulen demokratischer geworden: Schülerinnen
und Schüler haben nicht nur Pflichten,
sondern auch Rechte. Ich glaube, dass
ihr manchmal auch viel interessante-
ren Unterricht habt, mit anderen Arbeitsformen als Frontalunterricht. Dabei lernt man das Lernen besser, als
wir es gelernt haben.
Sind Sie gerne zur Schule gegangen?
Meistens bin ich gerne in die Schule
gegangen. Am meisten habe ich mich
aber auf meine Freunde gefreut, denn
ich bin Einzelkind. Meine Schreckensfächer waren Mathe und Latein. Unsere Lateinlehrer waren so autoritär,
dass man nachts nicht schlafen konnte
vor lauter Angst. Wenn man solche
Angst hat, kann man natürlich auch
nicht gut lernen.
Waren Sie eigentlich eine gute Schülerin, was war Ihr Notendurchschnitt?
In einigen Fächern wie Deutsch, Musik, den Sprachen und Kunst war ich
ziemlich gut und in anderen Fächern
ziemlich schlecht, so dass ich euch gestehen muss, dass ich einmal, allerdings mit elf anderen auch, sitzengeblieben bin. Das hat die Sache einfacher gemacht, da man nicht alleine
war. Die Durchschnittsnote war damals nicht so wichtig. Es war wichtig,
dass man das Abitur macht, aber es
war nicht entscheidend, ob man das
jetzt mit 1 oder mit 3 macht.
Können Sie uns SchülerInnen ein paar
Lerntipps geben?
Ihr solltet versuchen, an jedem Tag
und insbesondere in den Fächern, die
euch schwerfallen, etwas Aufregendes
zu entdecken und neugierig zu sein.
Wichtig erscheint mir auch, Arbeiten
nicht aufzuschieben und in aller Ruhe
zu machen, denn unter Druck und
Stress lernt man nicht gut. Das gelingt
mir übrigens auch nicht immer.
Macht Ihnen Ihr Beruf denn Spaß?
Wenn es mir keinen Spaß gemacht
hätte, hätte ich ihn nicht 20 Jahre gemacht. Da man immer nach sechs Jahren wiedergewählt werden muss, hat
man immer wieder die Möglichkeit aufzuhören.
Zum Abschluss würden wir gerne von Ihnen wissen, was Sie gerne in Ihrer Freizeit machen?
Leider ist meine Freizeit vergleichsweise begrenzt. Wenn ich welche habe,
koche oder lese ich, treffe mich mit
Freunden oder spiele gerne.
Das Gespräch führte die Klasse 5c des RiedbergGymnasiums.
Jeder erlebt den Verkehr aus seinem Blickwinkel
Das GoetheGymnasium liegt an
der Friedrich-EbertAnlage, einer großen
Ausfallstraße. Die Klasse 5a hat sich mit dem
Verkehr beschäftigt.
D
ie Stichprobe: Am 15. April 2010
haben die Schüler den Verkehr
rund um ihre Schule an verschiedenen Stationen aufgezeichnet:
Es fuhren zwischen 8.30 und 9 Uhr
1953 Autos vor unserer Schule vorbei;
828 in Richtung Messe und 1125 in Richtung Innenstadt. Gleichzeitig überquerten 115 Fußgänger die Friedrich-EbertAnlage und 111 die Erlenstraße in Richtung Goethe-Gymnasium; 79 Fußgänger
überquerten die Rheinstraße vom Goethe-Gymnasium kommend in Richtung
U-Bahn-Station und umgekehrt. Dafür
standen ihnen 66 Grünphasen zur Verfügung. 95 Fußgänger gingen über Rot. Von
den 1953 Autos fuhren 85 über Gelb und
27 über Rot. In der gleichen Zeit hielten
14 U-Bahnen in der Station „Festhalle/
Messe“; wobei 1025 Fahrgäste ausstiegen
und 168 einstiegen. 10 U-Bahnen waren
pünktlich, 4 unpünktlich. In der gleichen
Zeit hielten 14 Straßenbahnen an der Haltestelle „Hohenstaufenstraße“, und 40
Fahrgäste stiegen ein und 75 aus. Von den
14 Straßenbahnen waren 2 pünktlich. Einmal gab es einen Straßenbahn-Stau, weil
eine Linie nicht weiterfahren konnte, da
sich wegen Überfüllung die Türen nicht
schlossen. Eine Frau mit Koffer, die als
Letzte eingestiegen war, musste wieder
aussteigen, dann konnte die Tür geschlossen werden, und die Bahn fuhr weiter.
Auch der Autoverkehr staute sich – direkt
vor unserer Schule. Einige Autofahrer
hupten. Am 20. April maßen wir vor unserer Schule zwischen 8.30 und 9 Uhr Dezibelwerte zwischen 62 und 78 und einen
Mittelwert von 71. (Die Geräuschpegelmessungen wurden durch Alexander Müller von der Abteilung Bauphysik der Bauperformance GmbH durchgeführt.)
Klasse 5a Goethe-Gymnasium
Mit der Straßenbahn
Ich fahre von Niederrad aus mit der Straßenbahn zur Schule. Wenn ich zur ersten
Stunde Unterricht habe, nehme ich die
Bahn um 7.25 Uhr. An der Station „Niederräder Landstraße“ steige ich ein. Von dort
aus sind es acht Stationen bis zur Haltestelle „Platz der Republik“ in der Nähe des
Hauptbahnhofs. Dort steige ich in die Linie 16 und fahre bis zur „Hohenstaufenstraße“. Jetzt muss ich nur noch die Friedrich-Ebert-Anlage überqueren, um die
Schule zu erreichen. Auf meinem Weg begegne ich anderen Verkehrsteilnehmern.
Alle scheinen ein besonderes Ziel zu haben: ihren Arbeitsplatz. Wenn ich aus
dem Straßenbahnfenster gucke, sehe ich
Autos aller Farben und Marken, aber
auch Radfahrer und zahlreiche Fußgänger. Manche rennen und manche gehen
ruhig ihren Weg entlang.
Die Leute in der Bahn verhalten sich
eher still. Einige lesen die Zeitung oder
ein Buch. Andere stehen einfach nur da
und warten, bis sie aussteigen müssen.
Wieder andere schauen aus dem Fenster.
Ich sehe auch Schüler, die Hausaufgaben
machen. Ich denke über die Schule nach
und überlege, wie der heutige Schultag
wohl ablaufen wird. Ich überlege, was wir
heute im Unterricht behandeln werden.
Und schließlich: Wie wird die Pause verlaufen? Und natürlich hoffe ich, dass wir
nicht zu viele Hausaufgaben aufbekommen werden. Ich rechne schon mal aus,
wann ich wieder zu Hause bin und wie ich
wohl meine Freizeit verbringe.
Um 7.50 Uhr komme ich in der Schule
an. Gleich wird der Unterricht beginnen.
Inzwischen treffen auch meine Mitschüler
und Mitschülerinnen ein.
Wenn ich alleine laufe, dann halte ich
immer meinen Kopf gesenkt. Wozu soll ich
geradeaus schauen? Meine Füße kennen
den Weg in und auswendig. Ich sehe jeden
Tag das Gleiche. Der Boden ist viel interessanter. Ich sehe immer was anderes. Zum
Beispiel Ameisen, die von meinen Füßen
weglaufen, Löcher im Asphalt und das
Muster vom Boden. Außerdem kann man
so besser träumen. Ich träume manchmal
davon, mich zu einer anderen Person zu
verwandeln oder hoch über die Wolken zu
fliegen. Wenn ich dann aufgucke, habe ich
eine ganz schöne Strecke zurückgelegt.
Über die Schule denke ich nicht gerne
nach, weil die Gedanken – Habe ich alles
dabei? Habe ich alle Hausaufgaben gemacht? Wo habe ich als erstes Unterricht? – mich nervös machen.
Ein Menge Kinder haben sich schon
im Hof der Falkschule angesammelt, das
heißt für mich, dass es kurz vor 8 Uhr ist.
Ich renne los. Neben der Baustelle gegenüber der Falkschule steht ein riesengroßes Auto. Ich laufe daran vorbei und beeile mich, über die Ampel zu kommen. Von
weitem sehe ich schon die Schülerwelle.
Die Schülerwelle sind Kinder, die mit der
U-Bahn zur Schule kommen. Es sind
nicht nur ein paar, sondern sehr viele!
Jane hat den Namen Welle erfunden.
Alle drei hintereinanderstehenden
Ampeln sind jetzt grün. Ich renne wieder
los. Um noch die hinterste Ampel auf
grün zu erwischen, muss ich auf den letzten Metern Gas geben.
Sarang Kim
Mit dem Rad
Ich fahre mit dem Fahrrad zur Schule.
Wenn ich zur ersten Stunde Schule habe,
setze ich mich um 7.45 Uhr aufs Fahrrad
und fahre los. Ich versuche, immer früher
in der Schule zu sein als die Schüler, die
mit der U- Bahn kommen. Es kommen immer so viele Schüler aus der U- Bahn Station, dass ich sonst umgerempelt werde.
Auf dem Weg zur Schule sehe ich viele
Leute in Anzügen und Kostümen. Manche haben Aktenkoffer dabei. Die meisten gehen in einem der vielen Hochhäuser arbeiten.
Wenn ich mit meinem Fahrrad an diesen Hochhäusern vorbeifahre und die
Menschen darin verschwinden sehe, stelle ich mir vor, dass sie in einem schönen
Büro ganz oben arbeiten und einen tollen
Blick über die ganze Stadt haben.
Kurz nachdem ich zu Hause losgefahren bin, muss ich über eine kleine Straße
und bin dann auf dem Westendplatz.
Anna Hones
Mit der U-Bahn
Ich fahre mit der U-Bahn zur Schule.
Wenn ich zur ersten Stunde Schule habe,
nehme ich eine U-Bahn um 7.35 Uhr zur
Schule. Ich steige an der Station Holzhausenstraße in die Line U1, U2 oder U3 in
Richtung Südbahnhof ein. Dann fahre ich
vier Stationen bis Willy-Brandt-Platz.
Dort steige ich in die U4 um, und fahre
zwei Stationen weiter zur Station Festhalle/Messe. Um zur U-Bahn zu kommen,
muss ich eine kleine Straße entlanglaufen. Sie ist kurz, und es fahren selten Autos. Am Ende dieser Straße gehe ich nach
rechts und laufe die Eschersheimer Landstraße entlang. Sie ist sehr breit und sehr
lang. Hier fahren sehr viele Autos. Nun
muss ich über die Bremer Straße gehen.
Von allen Seiten kommen Autos. Jetzt ist
die Ampel grün, und ich gehe über die
Straße. Ich muss nur noch ein paar Meter
laufen, und endlich bin ich an der U-Bahn
Station. Schnell laufe ich die Treppe zum
Bahnsteig hinunter. Die U-Bahn fährt
ein. Viele Menschen steigen aus und drängeln an mir vorbei.
Marie-Luise Vörös
Zu Fuß
Ich gehe zu Fuß, weil ich es umweltfreundlicher finde. Manchmal treffe ich
Jane vor der Haustür und wir laufen zusammen zur Schule. Dabei quatschen
wir. Wenn ich zur ersten Stunde gehe,
muss ich um 7.30 Uhr von zu Hause los.
Ich treffe Jane nur zufällig. Heute habe
ich sie nicht getroffen. Wahrscheinlich
ist sie wieder früher losgegangen oder
hat verschlafen. Jedenfalls laufe ich heute also alleine. So was finde ich blöd, weil
alles so langweilig ist.
Dort ist eine große Wiese, und ich sehe
immer Leute, die ihre Hunde ausführen.
Viele Hunde sehen so süß aus, dass ich
denke, ich würde auch gerne einen haben. Dafür habe ich aber eine süße Katze,
die nicht ausgeführt werden muss.
Nach dem Westendplatz fahre ich über
zwei Zebrastreifen, um auf die richtige
Straßenseite zu kommen, die zur Schule
führt. Auf meinem Schulweg begegne ich
auch manchmal Schulkameraden. Ich steige dann ab, schiebe mein Fahrrad und wir
unterhalten uns den restlichen Weg darüber, was wir in den letzten Tagen gemacht haben.
Es ist mir auch schon passiert, dass ich
etwas vergessen habe. Also fahre ich wieder zurück, um es zu holen. Dabei muss
ich mich sehr beeilen, zum Glück ist in unserem Viertel nicht viel Verkehr.
Das letzte Stück Weg kann ich nur
noch langsam fahren, weil viele Schüler
in Gruppen auf dem Bürgersteig laufen,
die auch zur Schule gehen. Wenn ich in
der Schule ankomme, schließe ich mein
Fahrrad ab und habe meistens noch ein
bisschen Zeit, um mit meinen Freunden
zu spielen.
Die Fassade der Schule wird verschönert, der Verkehr bleibt.
Foto Wolfgang Eilmes
Christian Focken
Hinter den
Kulissen
der Politik
Im Römer: Gespräch mit
einem Stadtverordneten
V
ielen Dank, dass ihr mir so aufmerksam zugehört habt“, sagte
Manuel Stock, jüngster Stadtverordneter Frankfurts und Parteimitglied
der Grünen. Knappe zwei Stunden vorher hatten wir uns an der U-Bahn-Station Enkheim getroffen und dachten
noch, was an einem Interview mit einem Stadtverordneten so interessant
sein könnte. Auch der Fußweg mit unserer „PoWi“-Lehrerin Frau Fenge kam
uns allen ewig lang vor. Doch der Gedanke, als Schulklasse mit so einem
wichtigen Mann zu reden und ihm viele
Fragen zu stellen, ging uns nicht aus
dem Kopf, und so gingen wir, die Klasse G7a der Schule am Ried, durch einen
Hintereingang des Frankfurter Römer
in den Sitzungsraum.
Dort angekommen, begrüßt uns der
28 Jahre alte Manuel Stock erst einmal
und stellt sich vor. Dann kann das Interview beginnen. „Was wollen Sie für die
Frankfurter Schüler unternehmen?“,
möchten wir als Erstes wissen. Herr
Stock sagt: „Wir wollen Sozialarbeiter
an allen Schulen einführen und alle
Klassenräume gut gestalten und erneuern.“ Außerdem informiert er uns ausführlich über die verschiedenen Überlegungen zur verkürzten Gymnasialzeit,
die sogenannte G8, was für uns ein besonders interessantes Thema ist. Er erklärt: „Die Schulen sollten selbst entscheiden können, ob sie G8 oder G9
wollen.“ Uns interessiert auch, warum
G8 bei uns nicht so gut funktioniert wie
in anderen Bundesländern. Stock vertritt die Ansicht, dass G8 nicht richtig
ungesetzt wurde und darum die Schüler
zu viel Lehrstoff bewältigen müssten.
Manuel Stock
sitzt für Die
Grünen im
Stadtparlament.
Foto privat
„Wie können sich Kinder in der Politik engagieren?“, fragt unsere Lehrerin
und schneidet damit ein neues Thema
an. Darauf antwortet Stock, die Ortsbeiräte beispielsweise hätten Kinderbeauftragte, an die man sich wenden könne.
Außerdem gebe es in einigen Städten
Kinderparlamente, wo Kinder und Jugendliche Vorschläge machen können.
Wir stellen weitere Fragen, auf die der
Politiker so antwortet, dass wir ihm gut
folgen können.
10.30 Uhr. Frank Feller, der uns netterweise durch den Römer führen wird,
betritt den Tagungsraum. „Nehmt eure
Jacken und Rucksäcke, es geht los!“
Wir laufen durch lange Gänge und endlose Korridore. Auf dem Weg zu unserem ersten Ziel kommen uns viele Leute entgegen, die Sachen tragen oder miteinander reden, denn am nächsten Tag
ist „Tag der offenen Tür“ im Römer.
Durch eine große Tür betritt die Klasse
schließlich einen sehr großen und weiten Raum, den Plenarsaal.
Wir staunen nicht schlecht. Die zahlreichen Stühle, Pulte und das große
Rednerpult mit den vielen Knöpfen dürfen wir inspizieren. Wir stellen Fragen
und bekommen ausführliche Antworten. Fotografieren ist erlaubt, doch während unser Führer spricht, tun wir dies
nicht, weil es ja unhöflich wäre. Die Sitze, auf denen wir Platz nehmen, sind
sehr bequem, dennoch ist es für uns
schwer zu verstehen, wie Politiker es
stundenlang dort aushalten.
Nach dem Gruppenfoto vor dem
Rednerpult gehen wir zu einem weiteren Saal, dem Kaisersaal. Dieser ist
ebenfalls ziemlich groß, aber um einiges kleiner als der Plenarsaal. Das Erste, was uns auffällt, sind die vielen Porträts von Kaisern und ein weiteres
Pult, das verwendet wird, wenn Prominente im Goldenen Buch der Stadt unterschreiben. Wir erfahren eine Menge
über die Gemälde und die Geschichte
der Stadt Frankfurt. Anschließend stellen sich einige an das Pult und lassen
sich fotografieren. Wir sehen auch aus
den Fenstern und erkennen den berühmten Balkon, den wir aber nicht betreten dürfen, weil dies nur für besondere Anlässe vorgesehen ist.
Nach der Führung machen wir erst
mal eine Pause vor dem Römer und sehen ihn uns von außen an. Den Mädchen der Klasse fällt ein Brautpaar auf,
das vor uns auf der Bank sitzt. Wir sprechen uns kurz ab. Als wir wieder aufbrechen, entfernen wir uns zehn Schritte von dem Brautpaar, drehen uns
dann um und rufen ihnen „Viel
Glück!“ zu. Sie lächeln.
Anschließend machen wir uns langsam auf den Rückweg zur U-Bahn,
nicht ohne unsere Lehrerin noch zu einem Zwischenstopp bei der nächsten
Eisdiele zu überreden. Bevor wir an
diesem sommerlichen Tag in die Bahn
steigen, kauft unsere Lehrerin noch
eine Postkarte, auf der wir uns bei
Herrn Stock bedanken.
Klasse G7A der Schule am Ried
Meine Zeitung
SEITE B 2 · MO NTAG, 21 . JUNI 2 0 1 0 · N R. 1 4 0
Mit der Aufzug-Achterbahn zum Garten
Sehen wie
ein Blinder
Dialogmuseum: Eine
Welt im Dunkeln erleben
W
ir haben beschlossen, mit unserer Klasse ins Dialogmuseum zu gehen. Denn wir wollen herausfinden, wie es ist, wenn man
blind ist und die Welt nicht (mehr) sehen kann. Wir wussten nicht, was auf
uns zukommt. Ich erschrecke mich, als
ich aus dem lichterfüllten Raum mitten
ins Dunkle geführt werde. Mit Blindenstöcken zur Orientierung führt uns ein
Blindenführer durch sechs stockfinstere Räume. Im Hintergrund kann ich
unterschiedliche Geräusche hören wie
das Plätschern eines Baches, hupende
Autos auf der Straße und zwitschernde
Vögel.
Trotz der Dunkelheit kann ich mir
vorstellen, wie der Raum aussehen
könnte. Wir hören nicht nur, sondern
können auch viele Dinge ertasten und
spüren, wie Obst und Gemüse in einem nachgestellten Gemüsemarkt.
Schließlich kommen wir in einen Tonraum. Zuerst erklingt kein einziger
Ton, dann setzen wir uns, und es ertönt beruhigende, aber auch schöne
Musik. Es ist der Klangraum. Jetzt
höre ich die Geräusche des Wassers.
Ich steige in ein Boot. Eine kleine
Zurück im Licht
F R A N K F U RT E R A L LG E M E I N E Z E I T U N G
Foto Daniel Pilar
Bootstour über den Main wird simuliert. Ich merke nicht, dass sich das kleine Boot die ganze Zeit auf einer Stelle
hin und her bewegt.
„Der letzte Raum“, sagt unser Führer, „wird eine Dunkelcafeteria sein.“
Nacheinander rutschen wir auf die
Bänke, bekommen gesagt, was man
kaufen kann und wie viel es kostet. Die
blinden Kellner können anhand der
Größe des Geldstückes oder des Geldscheines erkennen, welches es ist, und
geben den passenden Betrag zurück.
Als wir am Ende des Rundgangs ankommen, ist alles so hell.
Ich hatte mich schon an die Dunkelheit gewöhnt. Jetzt weiß ich, dass auch
Blinde auf ihre Art „sehen“ können. Es
war eine neue und aufregende Erfahrung für uns, wie ein Blinder zu „sehen“.
Klasse G7c der Schule am Ried
Der CommerzbankTurm ist ein beeindruckender Bau mit Gärten und Aufzügen. Ein
Besuch auf dem höchsten Dach der Stadt.
Judith sieht fern.
W
ow !“, ruft einer unserer Mitschüler. ,,Ist das hoch!“ Eine andere
sagt verängstigt: „Ich will da
nicht hoch!“ Herr Muschelknautz, der
ehemalige Facilitymanager der Commerzbank, versucht uns zu beruhigen und
meint scherzhaft, das Gebäude sei doch
nur 259 Meter hoch – und damit nur das
zweitgrößte in Europa. Als wir das Gebäude betreten, sehen wir lauter feine Leute
in schönen Anzügen. Zum Staunen bringt
uns auch die hohe Decke.
Herr Muschelknautz erklärt, dass der
englische Architekt Norman Foster das
Foyer dreieckig gestaltet hat und es nicht,
wie üblich in Hochhäusern, in der Mitte
die Aufzüge gibt. Als das Gebäude 1994
bis 1997 erbaut wurde, galt dies als eine
revolutionäre und eigenwillige Idee. In
der Mitte des Foyers gibt es keine Decke,
sondern man kann bis hoch in den 55.
Stock schauen. Als wir die Aufzüge betreten und der Aufzugführer versucht, uns
das komplizierte Aufzugsnetz zu erklären, blicken ihn viele grübelnde und nachdenkliche Gesichter an.
Denn nicht alle 16 Aufzüge fahren von
der Lobby bis in den 55. Stock. Zwei von
ihnen fahren vom Erdgeschoss bis in den
19. Stock, zwei andere vom 19. in den 36.
Stock. Für zwei jedoch beginnt die Fahrt
erst im 36. Stock, und Endstation ist dann
im 55. Stock. Nur zwei Aufzüge fahren
von der Lobby ganz hinauf bis zum
55. Stockwerk. Eine gelungene Abwechslung sind auch die sechs Glasaufzüge,
durch die man, wenn man mit ihnen
fährt, einen wunderbaren Blick nach draußen hat. Manch einem bleibt jedoch fast
das Herz stehen, wenn der Aufzug mit einer Geschwindigkeit von sechs Metern
pro Sekunde in die Höhe schießt. Als wir
aus den Aufzügen aussteigen, ist die Meinung der Klasse geteilt. Eine Hälfte von
ihnen will nie wieder diesen Aufzug betreten. Der andere Teil der Klasse jedoch bittet Herrn Muschelknautz, noch einmal
mit der „lustigen Achterbahn“ fahren zu
dürfen.
Oben auf dem Dach der Commerzbank angekommen, wird die ansonsten
sehr lebhafte Klasse ruhig und nachdenklich, als sie auf das schöne, aber leider an
diesem Tag etwas vernebelte Panorama
der schönen Stadt Frankfurt blickt. Unsere Lehrerin bittet Herrn Muschelknautz,
doch ein paar wichtige Fakten über die
Commerzbank zu erklären. Herr Muschelknautz versucht uns die Zahlen so an-
Foto privat
Den Sternen
so nah
Ein Blick in den Himmel
und viele Antworten
A
Oase für Bankmitarbeiter: Cafeteria unter Bäumen in einem der oberen Stockwerke des Commerzbank-Turms.
schaulich wie nur möglich darzustellen.
Die Gesamtgrundfläche beträgt 120 736
Quadratmeter. „Wie viele Arbeitsplätze,
schätzt ihr, bietet die Commerzbank?“,
fragt uns Herr Muschelknautz. Die Schüler raten: Es könnten etwa 1500 Arbeitsplätze sein. Aber Herr Muschelknautz
lacht und verrät uns die Zahl von 2400 Arbeitsplätzen. Nach einem kurzen Gruppenfoto verlassen wir das Dach und fahren einige Stockwerke hinunter. Zu unserer Verwunderung sehen wir in dem neumodischen so gepflegtem Hochhaus Bäume wie in der Natur gen Himmel wachsen. Herr Muschelknautz erklärt uns das
beeindruckende Bild folgenden Worten:
Die Pflanzen sorgen für natürliche
Luft und Licht. Die Gärten sind in jedem
vierten Stockwerk wie eine Spirale ausgerichtet. Es gibt insgesamt neun Gärten.
Drei von ihnen sind nach Osten ausgerichtet und haben das Thema asiatische Vegetation. Die drei Gärten, die nach Süden
ausgerichtet sind, entsprechen der mediterranen Vegetation. Die anderen drei
Gärten, die nach Westen ausgerichtet
sind, haben das Thema nordamerikanische Vegetation. Die Gärten sind aber
nicht nur für natürliche Luft und Licht zuständig, sondern sie sind auch noch eine
Energiesparhilfe. Was noch zum Vermindern des Energieverbrauchs beiträgt, ist,
dass das Gebäude von einer zweischaligen Fassade umgeben ist.
Nach dieser doch sehr langen und ausführlichen Erklärung müssen wir leider
schon wieder zurück in die Lobby, da sich
unser Ausflug nach „Mainhattan“ schon
wieder dem Ende zuneigt. Allerdings
lässt Herr Muschelknautz sich doch noch
so viel Zeit, um unsere Fragen und die unserer Lehrerin zu beantworten. Eine Schülerin fragt Herrn Muschelknautz: „Wie
lange braucht ein Aufzug von der Lobby
bis in den 55. Stock?“
„Der Aufzug benötigt ohne Stopps in
anderen Stockwerken 36 Sekunden, bis er
oben angekommen ist“, beantwortet Herr
Muschelknautz. Ein Junge meldet sich zu
Wort und will wissen: „Wie viel hat der
Foto dpa
ganze Spaß gekostet, um das Gebäude zu
bauen?“ Herr Muschelknautz beantwortet die Frage mit einem Lächeln: „558 Millionen Mark (fast 280 Millionen Euro)
hat dieses Gebäude gekostet.“ Und unserer Lehrerin hatte dann zum Schluss
dann noch die Frage, woraus denn das
Hochhaus der Commerzbank eigentlich
gebaut sei. „Das ist etwas kompliziert“,
antwortet unser Begleiter: „Es gibt eine
Stahlbetonkonstruktion, die das Gebäude
sehr erdbebensicher macht. Das komplizierte am Bau dieses Hochhauses war, das
Frankfurt auf einen Lehmboden gebaut
ist und die Stahlstangen sehr tief in den
Boden gesetzt werden mussten, damit es
überhaupt hält.“
Wir bedankten uns bei Herr Muschelknautz für diese tolle Führung und den interessanten Einblick in den Bau des Hochhauses. Dies war ein Ausflug, den wir so
schnell nicht vergessen werden.
Von Lynn, Laura, Sofia, Alexandra, Sophia und ihren Mitschülern aus der Klasse 8a der GeschwisterScholl-Schule
m 17. März war es soweit. Wir –
die Klasse 5 der Karmeliterschule – durften die Sternwarte
des Physikalischen Vereins in Frankfurt am Main besuchen und einen Fachmann zum Thema Weltall befragen.
In der Schule hatten wir schon viele
Fragen aufgeschrieben, die wir Herrn
Heinrich, unserem Sternwartenführer,
gleich zu Anfang unseres Besuches stellen konnten.
Wir nahmen in einem Hörsaal
Platz, dort beantwortete Herr Heinrich alles, was wir wissen wollten. Er
erklärte uns, dass er hier seit mehr als
30 Jahren ehrenamtlich arbeitet und
schon seit seiner Kindheit am Thema
Weltall interessiert ist. Er kann sich
noch gut daran erinnern, wie beeindruckt er war, als er im Fernsehen verfolgte, wie der erste Mensch auf dem
Mond landete.
Wir sprachen außerdem über die
Sternwarte, das Teleskop, die verschiedenen Planeten, Sterne, Sternbilder
und Sternschnuppen. Besonders ausführlich ging Herr Heinrich auf unsere
Fragen zu seinem Spezialgebiet ein:
den Meteoriten. Es war toll, so viel
Neues von einem Fachmann über unser Weltall zu erfahren.
Nach unserem Interview führte uns
Herr Heinrich über eine sehr lange
Treppe zum Teleskopraum hinauf. Wir
betraten den Raum, und das Fenster
zum Himmel öffnete sich. Herr Heinrich richtete das Teleskop aus und erklärte uns, wie man am besten etwas
am Himmel entdecken kann. Jeder probierte das Teleskop einmal aus: Wir waren begeistert.
Jeden Freitag kann man kostenlos
in der Sternwarte die Sterne beobachten. Wir werden bestimmt wieder mal
dort vorbeischauen.
Wir danken Herrn Heinrich, der
uns den Sternenhimmel etwas näher
gebracht hat.
Klasse 5 der Karmeliterschule
Nachwuchs bei den Kattas
Ein guter Riecher für Explosives
Auf der Suche nach Jungtieren im Frankfurter Zoo
Wo Ernst zum Spiel wird: Bei der Hundestaffel arbeiten Tier und Polizist zusammen
D
ie Kattas sind mit den Halbaffen
verwandt und zählen zu der Gruppe der Lemuren, leben in vegetationsarmen Gebieten und sind Bewohner
des Waldes. Sie leben in gemischten Gruppen und ernähren sich hauptsächlich von
Früchten, Blättern, Gräsern und Rinde.
Der Frankfurter Zoo hat eine Familie Kattas, es sind sechs Tiere. Am 11. Februar
kamen zwei Junge zur Welt, am 18. Februar noch einmal ein Junges. Die Paarungszeit der Kattas ist zwischen November
und Dezember.
Die Kattababys verweilen 128 bis 137
Tage im Mutterleib, bis sie geboren werden. Die Geburt verlief im Zoo normal.
Die Mutter brachte ihre Neugeborenen in
ihrem Gehege auf die Welt, während sich
die anderen Tiere um sie herum versammelten. Ein Eingreifen der Tierpfleger
war nicht nötig, weil es nicht zu Komplikationen kam und die Mutter ihre Jungen
auch nicht verstoßen hat. Im Falle einer
Abstoßung wären die Neugeborenen von
den Tierpflegern aufgezogen worden. Die
Kattajungen werden einmal am Tag gefüttert. Von dem Kot werden regelmäßig Pro-
Aufzeichnungen: Falkschüler
vor den Käfigen
der Kattas im
Affenhaus des
Frankfurter
Zoos.
Foto Wonge Bergmann
ben entnommen, um sicherzustellen,
dass sich darin keine Parasiten befinden.
Wir fragen den Tierpfleger: Gab es
auch bei anderen Tieren in letzter Zeit
Nachwuchs? Er antwortet uns, dass der
Zoo ein Buch führt, in dem alle Arten verzeichnet sind. Darin steht auch, dass es
kürzlich auch bei Blauhörnchen und Brillenvögeln Nachwuchs gab. Im Zoo ist das
anders als in der freien Natur. Wir fragen
ihn auch, welche Tiere besonders vermehrungsfreudig sind. Und er antwortet uns,
dass die Nagetiere sehr vermehrungsfreudig seien. Sie bekommen zum Teil mehrmals im Jahr sechs bis acht Junge. Im Gegensatz dazu schlüpfen bei den Vögeln
oft nur ein bis zwei Junge.
Klasse 7b der Falkschule
Mehr Chancen.
Von Anfang an.
Nach dem Abitur wollen Sie jetzt voll
durchstarten: mit einer Ausbildung mit
Zukunft, einem Dualen Studium oder
einem spannenden, studienbegleitenden
Praktikum. In einem Unternehmen*,
das Ihnen exzellente Chancen bietet
und in der weiten Welt der Wirtschaft
zu Hause ist. Wenn das so ist:
What’s next for your future?
www.de.ey.com/karriere
* Der Name Ernst & Young bezieht sich auf alle deutschen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited, einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht.
H
ol Dir den Drecksack“, feuert der
Polizist seinen Hund an. Auf den
Befehl „Fass“, stürzt dieser los.
Er verbeißt sich in den Armschutz der
Person, die in die Rolle des Verbrechers
geschlüpft ist. Erst erstaunt, dann lauthals lachend beobachten wir, wie unsere
Lehrerin von dem 36 Kilogramm schweren Schäferhund zu Fall gebracht wird.
Wir befinden uns auf dem Gelände
der Hundestaffel der Frankfurter Polizei.
Staffel bedeutet „Gruppe“ und die Gruppe, das sind Hund und Hundeführer. Auf
einem großen, grasbewachsenen Platz
stehen verschieden hohe Hürden, eine
Betonröhre und ein Reifen zum Durchspringen. Fröstelnd harren wir auf der
windigen Wiese aus. Schließlich ist es
erst Anfang April. Den Hunden scheint
die Kälte gar nichts auszumachen, aber
sie bewegen sich ja auch. Gerade wird
uns vorgeführt, was die Polizeihunde alles beherrschen: Sie springen durch den
Reifen, kriechen durch die Röhre und
überwinden selbst die Hürden, um die
ich lieber einen Bogen gemacht hätte,
mit scheinbar müheloser Leichtigkeit.
Hier kann sich kein Verbrecher durch
Flucht seiner Verhaftung entziehen!
Andreas Schmidt, einer der Hundeführer, berichtet uns, dass nur mit Lob
und Belohnung gearbeitet wird. Die Belohnung besteht aber nicht aus einem Leckerli, sondern aus einem kurzen Spiel
mit dem Lieblingsspielzeug. „Sonst würden wir unsere Hunde ja mästen“, wirft
seine Kollegin Meike Jagusiak ein.
Die Ausbildung für Polizeihunde dauert nur drei Monate. Sie wird vom angehenden Hundeführer und vom Hund
gemeinsam absolviert. So lernen sie einander kennen und werden ein zusammengeschweißtes Team.
„Mein Hund kennt mich besser als
meine Frau“, sagt Detlev Pecha. „Er verbringt den ganzen Tag mit mir, fährt mit
in den Urlaub und wohnt bei mir zu Hause.“ Sein Schäferhund Pat ist schon elf
Jahre alt.
„Gehen Polizeihunde denn nicht in
Rente“, fragen wir. Der Hundeführer Detlev Pecha erklärt uns, dass Polizeihunde
jedes Jahr eine Prüfung bestehen müssen, wenn sie sie nicht bestehen, werden
sie ausgemustert. Die meisten Hunde
werden von ihren Hundeführern mit
nach Hause genommen. Sie sind dann sozusagen in Rente. Kann der Hundeführer seinen Hund aus irgendeinem Grund
nicht nehmen, wird dieser an Interessenten vermittelt.
Mich hat der Besuch bei der Hundestaffel sehr fasziniert, denn mit Hunden
verband ich bisher nur „Streicheln“,
„Händeabschlecken“ und „Stöckchenwerfen“. Jetzt habe ich mit eigenen Au-
Hundeführerin, Meike Jagusiak, in dem
Gebiet umher und tut so, als ob sie sein
Lieblingsspielzeug versteckt! „Für den
Hund ist das alles nur ein Spiel“, erläutert sie. „Die Bestätigung erfolgt nach
der Suche durch Spielen mit seinem
Spielzeug.“
Jagusiak lässt ihren Hund von der Leine. Erst läuft Luco scheinbar ziellos umher. Er ist immer wieder nahe an der rich-
Der Schüler freut sich, dass er einen Armschutz trägt, sonst wäre der Biss des
Wachhundes wohl recht unangenehm.
Foto privat
gen gesehen, dass Hunde noch viel mehr
können.
Insgesamt sehen wir an diesem Morgen drei Hunde mit ihren Hundeführern.
Alle drei sind Schutzhunde. Sie sind
dazu ausgebildet, ihren Hundeführer
oder andere Personen zu beschützen.
Der fünf Jahre alte Luco ist zusätzlich
noch ein Suchhund. Er kann mit seiner
Nase Sprengstoff und Patronenhülsen
finden. Auch das wird uns demonstriert.
Einer von uns darf eine Patronenhülse
im Gras verstecken. Dann geht Lucos
tigen Stelle. Wir haben es ihm aber auch
besonders schwer gemacht: Über der Patronenhülse liegt ein Schokoriegelpapier. Als Suchhunde werden nur solche
genommen, die ein sehr gutes Riechvermögen besitzen. Überhaupt kann ein
Hund eine Million Mal besser riechen
als der Mensch. Dann legt sich Luco auf
den Boden und zeigt damit an, dass dort
die Hülse liegt. Er hat sie gefunden –
trotz Schokoriegel-Duft!
Sophie Grapentin, Klasse 6c des Heinrich-von-Ga-
gern-Gymnasiums

Documentos relacionados