American Dream
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American Dream
published by YACHTS · ISLANDS · HORIZONS · N ° 1 3 · AUTUMN 2 0 1 4 PortrÄtistin der Klassiker Dominique PÉrotin Portraitiste of the Classics Die Rückkehr der Königsklasse 12mR-YachtEN The Return of the KINGS’ Class Die vergessene Insel SaAremAa The Forgotten Island 192457 410009 13 Deutschland 10,00 E österreich 10,50 E schweiz 17,00 SFR Leseprobe Excerpt 4 1 American Dream GenieSSen wie die Gentlemen – und ihre Ladys – in den USA der 20er und 30er Jahre. Möglich ist Dies jetzt auf einer originalen Commuteryacht in Bremen von detlef jens 46 E r war ein Mann mit schier unfassbarem Reichtum und er hatte ganz offenbar Geschmack – jedenfalls, was Yachten anbetraf. Neben seinen drei schlossartigen Anwesen und einem privaten Eisenbahnzug ließ er sich bei der »New York Yacht Launch & Engine Co.« eine der schönsten Commuteryachten (vgl. auch GOOSE Nummer 1) bauen: Corporate Jets gab es zu seiner Zeit, vielleicht zum Glück, noch nicht. Die Rede ist von Edward Townsend Stotesbury (1849 bis 1938), über 55 Jahre lang Partner von J. P. Morgan und der reichste Mann Philadelphias mit, im Jahre 1927, einem geschätzten Vermögen von rund 100 Millionen US-Dollar; nach heutigen Maßstäben wären das rund 1,3 Milliarden. Damals, wie gesagt, unfassbar viel – heute hingegen soll sich alleine der Reichtum von Bill Gates auf 76 Milliarden US-Dollar belaufen. Wie auch immer, Stotesbury hatte lange Zeit seines Lebens Geld wie Heu – er war auch ein leidenschaftlicher und höchst anerkannter Pferdezüchter – und scheute sich nicht, es mit vollen Händen auszugeben. Seine insgesamt sechs Yachten gehörten daZwei Eigner, zwei Epochen: Edward T. Stotesbury, links, und Georg Papp, rechts // bei noch lange nicht zu den teuersten HobTwo owners, two eras: Edward T. Stotesbury, left, and Georg Papp, right bys. Ganz oben auf der Liste der Ausgaben stand »Whitemarsh Hall«, auch bekannt als das »Versailles von Amerika«. Das Haus hatte 147 Zimmer sich selbst benutzt hat – ist die fünfte Stotesbury-Yacht. Sie und wurde in fünfjähriger Bauzeit etwas außerhalb von Phila- lief im November 1930 vom Stapel, früher als ursprünglich delphia in einem prächtigen Park aufgestellt, in dem alleine 70 von Stotesbury geplant. Eigentlich sollte seine Yacht erst im Gärtner nach dem Rechten schauten. Eine Million Unterhalt Frühjahr 1931 gebaut werden, doch dann zog er seine Bestelim Jahr soll es, damals schon, gekostet haben, »Whitemarsh lung vor, um drohende Entlassungen auf der Werft, während Hall« in Schuss zu halten. Hinzu kamen noch die beiden nur der Wirtschaftskrise von 1930, abzuwenden. Tatsächlich soll unwesentlich bescheideneren Anwesen »El Mirasol« in Palm Stotesbury, der ausgekochte Banker, auch ein großzügiger Beach, Florida, und »Wingwood« in Bar Harbour, Maine. Mäzen von Kunst und Oper gewesen sein. Wie sehr ihn der Was, so mag man da fragen, ist dagegen eine 23,5 Meter lange Börsencrash von 1929 selbst getroffen hat, ist nicht überliefert. Yacht mit einer Besatzung von ein paar Mann? Immerhin hat Allerdings – das will eine Kommission nach seinem Tode im Stotesbury seine Yacht intensiv genutzt, nämlich tatsächlich Mai 1938 errechnet haben – habe er sich in seinen späten Jahals bevorzugtes Transportmittel zwischen eben diesen Häu- ren auf einem finanziellen Harakirikurs befunden: Noch zwei sern und, immer mal wieder, einem Zwischenstopp in New Jahre, so wird dort behauptet, und er wäre Bankrott gewesen. York bei seinem Partner John Pierpont Morgan, der natürlich Schon 1936 soll Stotesbury zu seinem Stiefsohn gesagt haben: auch eine Commuteryacht besaß. »Es ist gut, dass du das reichste Mädchen der Welt geheiratet hast, denn von mir wirst du nur sehr wenig bekommen. Die bis heute erhaltene und gerade erst sorgfältig restau- Ich habe mein Vermögen selbst erarbeitet und ich werde es rierte Nedeva – der Name setzt sich zusammen aus »Ned«, auch selbst verschleudern!« Jenes reichste Mädchen der Welt dem Spitznamen von Stotesbury, und »Eva«, dem Namen, war übrigens Doris Duke, Tochter des Konzerngründers von den seine zweite Frau Lucretia Bishop Roberts Cromwell für »American Tobacco«. 47 Als Stotesbury diese Worte zu seinem Stiefsohn sprach, hatte er sich bereits eine noch größere Yacht gekauft: die sechste und letzte Nedeva, 100 Fuß lang, allerdings aus zweiter Hand. So ist Nedeva Nummer 5, die extra für ihn gebaut wurde, durchaus interessanter. 77 Fuß Länge (23,5 Meter) war damals eine beliebte Größe für Yachten dieser Art. Groß genug, um den üblichen Komfort – Salon und Deckflächen für die Gäste, einige Schlafkammern mit ordentlichen Bädern und eine große Küche, in der für die Gesellschaften an Bord standesgemäß gekocht werden konnte, sowie die bescheideneren Unterkünfte für die Besatzung – unterbringen zu können, aber nicht zu groß, um nicht zu langsam zu werden. Allerdings – im Gegensatz zu seinem Partner Morgan, der den New York Yacht Club damals so ziemlich aufmischte mit seinen riesigen Yachten – blieb Stotesbury mit seiner Nedeva eher zurückhaltend. Das Schiff entstammt einer Semi-Custom-Serie, basiert also auf einem Standardrumpf, der von zwei Benzinmotoren der »20th Century Manufacturing Company« auf maximal 15 Knoten angetrieben wurde. Damit gehörte diese Yacht auch nicht zu den Rennern unter den Commutern, war aber von einer klassischen Eleganz und einem besonderen Stil geprägt. Mit einem großen Sonnendeck, das von der Achterkante der Brücke bis zum Heck reichte, vier Kabinen (mit zwei Bädern), in denen bis zu sechs Personen 48 übernachten konnten, und – vorne auf dem Hauptdeck – einer Kombination aus Salon und Essraum. Nachdem Stotesbury dieses Schiff verkaufte, begann dessen wechselvolle Geschichte unter den verschiedensten Eignern, in deren Verlauf sie auch lange Jahre in Alaska verchartert und am Ende sogar für Angelfahrten genutzt wurde. In einem entsprechend desolaten Zustand war sie, als der heutige Eigner, Georg Papp, sie entdeckte. Allerdings wusste der, worauf er sich einließ, hatte er doch schon Erfahrungen mit einem ähnlichen Projekt gemacht: der Restaurierung der etwas kleineren, rund 15 Meter langen Motoryacht Nan, ebenfalls aus den Staaten kommend, ebenfalls mit klassischen Linien und aus Holz gebaut. Diese Yacht war es dann auch, die den gelernten Schiffbauer, der heute eine Werbeagentur betreibt, letztendlich zur Nedeva geführt hat. Das – und Papps kombinierte Talente: seine maritimen Gene als Schiff bauer sowie sein ästhetisches Empfinden als Designer, Artdirector und Inhaber einer Agentur, die sich auch mit der Positionierung von Marken und deren Identität beschäftigt. Denn darum geht es ihm letztendlich, hier wie dort, bei den Marken, die er betreut, wie bei den Yachten, die er restauriert: den Kern zu entdecken – und zu präsentieren. weiterlesen Enjoy it like gentlemen – and their ladies – did in the USA of the 1920s and 1930s. The experience is now possible on board an original commuter yacht in Bremen by detlef jens H e was a man of almost unlimited means and he obviously had taste – at least where yachts were concerned. In addition to his three, castle-like properties and a private railway train, he had one of the finest commuter yachts (see also GOOSE Issue 1) built for him by the New York Yacht Launch & Engine Co. Luckily in those days corporate jets were still something of the future. The person of interest here is Edward Townsend Stotesbury (1849–1938). For over 55 years he was a partner of J.P. Morgan and the richest man in Philadelphia with an estimated fortune of 100 million dollars in 1927, which by today’s standards would be around 1.3 billion. At the time an incredible amount – today, for instance the wealth of Bill Gates is estimated at around 76 billion. Whatever the case, for a long period of his life he rolled in money – Stotesbury was also a passionate and highly renowned horse breeder – and did not hesitate to spend it extravagantly. His total of six yachts were by far not the most expensive of his hobbies. Topping the list of expenses was Whitemarsh Hall, also known as »the Versailles of America«. The house took five years to build, had 147 rooms and was situated just outside of Philadelphia in a magnificent park, which alone needed 70 gardeners to look after things. It is said that it cost a million a year just to keep Whitemarsh Hall in gleaming condition. In addition there were two only slightly more modest estates: El Mirasol in Palm Beach, Florida, and Wingwood in Bar Harbor, Maine. So what, one might ask, is a mere 23.5-metre yacht with a crew of just a few men by comparison? After all, Stotesbury used his yacht intensively, namely as the preferred mode of transport between these houses and, from time to time, for a stopover in New York with his partner, John Pierpont Morgan, who of course also had a commuter yacht. The to this day well preserved and now carefully restored Nedeva – the name is derived from »Ned«, a nickname of Stotesbury and »Eve«, the name that his second wife, Lucretia Roberts Cromwell Bishop, used – is the fifth Stotesbury yacht. She was launched in November 1930, earlier than originally planned by Stotesbury. Actually his yacht wasn’t supposed to be launched until the spring of 1931, but then he pulled his order forward, preventing impending layoffs at the shipyard Schöner Wohnen, damals wie heute – auch die Kabinen wurden sorgfältig und stilgerecht hergerichtet // Stylish living, then and now – the cabins have also been carefully restored with taste during the economic crisis of 1930. In fact Stotesbury, the hard-boiled banker, was also a generous patron of the arts and opera. How badly he was hit by the stock market crash of 1929 himself is not known. However, as was calculated by a committee after his death in May 1938, in his later years he had been heading towards financial suicide: two more years, it is claimed, and he would have been bankrupt. As early as 1936, Stotesbury told his stepson, »It is a good thing that you mar49 Diese yacht hat Geschichte und ist, ganz einfach, einmalig // This yacht has history and is, quite simply, unique Ob unter Palmen damals oder auf der Weser heute: Hier an Bord lässt sich das Leben vortrefflich genießen // Under palm trees (then) or on the River Weser (now) – life can be enjoyed to the full on board this yacht 50 ried the richest girl in the world because you will get very little from me. I have made my fortune myself and I will also squander it myself!« That richest girl in the world by the way was Doris Duke, daughter of the founder of the American Tobacco Company. When Stotesbury said these words to his stepson, he had already bought an even larger yacht: the sixth and final Nedeva, 100 feet long, but second-hand. So Nedeva number 5, which was built specifically for him, is more interesting. 77 feet long (23.5 metres) was then a popular size for yachts of this type. Large enough to accommodate the usual comforts – a living room and deck areas for guests, a few bedrooms with decent bathrooms and a large kitchen, in which meals for the guests on board could be cooked in a befitting manner, as well as the more modest accommodations for the crew – but not so large as to be slow. However, in contrast to his partner Morgan, who at the time stirred up things at the New York Yacht Club with his huge yachts, Stotesbury remained rather modest with his Nedeva. The yacht comes from a semi-custom series, based on a standard hull, which was powered by two petrol engines from the 20th Century Manufacturing Company, and had a maximum of 15 knots. So in fact this yacht was also not one of the racers under the commuter craft, but is characterised by a classic elegance and a special style. With a large sun deck, which extended from the aft edge of the bridge to the stern, four cabins in which up to six people could sleep with two bathrooms and, up front on the main deck, a combined living and dining room. Der Stil an Bord entsteht durch die Summe aller feinen Details // The style on board is defined by the sum of all fine details It was this yacht that had ultimately led the experienced shipbuilder, who today runs an advertising agency, to Nedeva. That and Papp’s combined talents – his maritime genes as shipbuilder as well as his aesthetic tendencies as a designer, art director and owner of an agency that deals with the positioning of brands and their identity. Because that’s what it is all about for him, for both the brands he oversees as well as the yachts he restores: to discover the core, the true meaning – and to present it. read more Fotos: Archiv Papp After Stotesbury sold this yacht her eventful history began under a variety of owners, during which for many years she also chartered in Alaska and in the end was even used for fishing trips. It was therefore in an appropriately desolate condition that the current owner, George Papp, discovered her. However, he knew what he was getting himself into as he already had experience with a similar project: the restoration of the slightly smaller (around 15 metres long) motor yacht Nan, also coming from the States, also built with classic lines and made of wood. 51