Programmheft - Deutsche Akademie für Fußball
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Programmheft - Deutsche Akademie für Fußball
Deutscher Fußball-Kulturpreis 2007 Rund um die Preise Tafelhalle Nürnberg, 5. Okt. 2007 Inhalt 1 3 4 Programm Gala 2007 Jedem Sieger eine Trophäe: MAX Morlock, der Namenspatron Die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur und ihre Mitglieder 6 „Lernanstoß“ – Der Fußball-Bildungspreis 2007 7 Die Preisträger: Richard-von-Weizsäckerschule Münster und Lernzentrum 1. FC Union Berlin 9 Lobende Erwähnung: Stadtbibliothek Mönchengladbach 10 Die Bewerber 13 Die Jury 14 15 18 19 27 Fußballbuch des Jahres 2007 Preisträger: Ronny Blaschke Die Platzierungen im Überblick Die Nominierungen Die Jury 28 29 30 31 Fangesang des Jahres 2007 Preisträger: Fans des 1. FSV Mainz 05 Die Platzierungen im Überblick Die Jury 32 32 33 35 Walther-Bensemann-Preis 2007 Über Walther Bensemann und den Preis Preisträger: Alfredo Di Stéfano Die Jury 36 37 38 39 Fußballspruch des Jahres 2007 Die vier besten Sprüche in den Halbfinals Die Platzierungen 5 bis 11 im Überblick Die Jury 40 Impressum und Dankeschön Die Gala zur Preisverleihung Freitag, 5. Oktober 2007, 20 Uhr Tafelhalle Nürnberg 1 Programm „Lernanstoß“ – Der Fußball-Bildungspreis 2007 Verleihung an die beiden Preisträger Richard-von-Weizsäckerschule Münster und Lernzentrum 1. FC Union Berlin Lobende Erwähnung für die Stadtbibliothek Mönchengladbach Würdigung durch den Juryvorsitzenden Prof. Dr. Dieter H. Jütting, Universität Münster Preisverleihung durch Dr. Thomas Seng, TESSLOFF Verlag Fußballbuch des Jahres 2007 Verleihung an Ronny Blaschke, Autor und Sportjournalist Würdigung durch Jurorin Birgit Schönau, Die ZEIT, SZ Preisverleihung durch Theophil Graband, easyCredit Fangesang des Jahres 2007 Verleihung an die Fans des 1. FSV Mainz 05, vertreten durch Trainer Jürgen Klopp und Thomas Beckmann vom Fanprojekt Mainz Laudator: Günther Koch, BR, Radio- und TV-Reporter Preisverleihung durch Markus Stodden, Kulmbacher Brauerei Durch den Abend führen Sie Walther-Bensemann-Preis 2007 Verleihung an Alfredo Di Stéfano Würdigung durch Rainer Holzschuh, kicker-sportmagazin Preisverleihung durch die Juroren Dr. Ulrich Maly, Rainer Holzschuh, Karl-Heinz Heimann, Theophil Graband Fußballspruch des Jahres 2007 LIVE-Abstimmung des Publikums über den Fußballspruch des Jahres 2007 mit dem Kabarettisten und „Spielleiter“ Django Asül Katrin Müller-Hohenstein Geboren in Erlangen, bekannt als Frontfrau des „aktuellen sportstudio“. Bei der Premieren-Gala zum Deutschen FußballKulturpreis 2006 bekun-dete sie öffentlich Sympathien für den Club und den FC Bayern München. Seit September 2007 ist sie Moderatorin beim Hörfunksender Bayern 1. Jochen Hieber Kulturredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Von 2001 bis 2005 moderierte er den „Weimarer Salon“ im MDR-Fernsehen. Vor und während der WM 2006 reiste er als Intendant und Moderator mit André Hellers FußballGlobus durch Deutschland: Ende 2006 aber forderte er André Heller in einem 11-FreundeInterview „zum Duell“. Wichtigste Spielregel: Alle Preise sind zeitlich bezogen auf Leistungen einer „Saison“ – also auf den Zeitraum von August 2006 bis Juli 2007. Django Asül ist Kabarettist und Comedian. Seit zehn Jahren ist er mit Soloprogrammen auf Tournee. Bundesweite Bekanntheit durch diverse Fernsehauftritte. 2007 servierte er bei der Starkbierprobe auf dem Münchner Nockherberg eine besonders bissige „Fastenpredigt“. Yogo Pausch ist als Schlagzeuger und Percussionist weit über die Grenzen Nürnbergs hinaus bekannt. Markenzeichen: Enfant terrible mit zuschlagendem Charme. Er präsentiert rasante Rhythmen mit Bällen und Trommeln – Ballmusik eben. 2 Showband:Budde Thiem & Friends 11 After-Show-Party im Foyer • Mixed Zone mit Preisträgern, Juroren, Autoren, Akademiemitgliedern und allen Gästen • Drinks und Häppchen: Das Gelbe Haus Catering • Ausstellung „Sportfoto des Jahres“, präsentiert von kicker-sportmagazin • Filme - Real Madrid vs Eintracht Frankfurt – das Europacupfinale 1960 im Glasgower Hampden Park mit dem dreifachen Torschützen Alfredo Di Stéfano -„Flemish Fields“ von Hans van der Meer – Gewinner in der Kategorie SHORTKICKS 2007 beim 3. Internationalen Fußballfilmfestival „11mm“ des rührigen Vereins „Brot und Spiele“ in Berlin • Signierstunde mit Fußballbuch-Autoren am Büchertisch, mit freundlicher Unterstützung des Buchhaus CAMPE • Fußballskulpturen von Clemens Heinl Heinl ist freischaffender Bildhauer aus Schwabach, zur WM 2006 schuf er die „Nationalmannschaft 2006“ – 12 Fußballerstatuen in Lebensgröße aus Pappelholz. Einige „Spieler“ stehen im Eingangsbereich der Tafelhalle, präsentiert von easyCredit. Was haben Fußball und Musik gemeinsam? Beide funktionieren überall auf der Welt. Die Formation um den Nürnberger Pianisten Budde Thiem unternimmt heute Abend eine musikalische Reise um die Welt – von China, Südamerika bis in die Alpen. Uwe „Budde“ Thiem (Piano), Andrej Lobanov (Trompete), Norbert Meyer-Venus (Bass) und Werner Treiber (Schlagzeug) arbeiten in vielfältigen Konstellationen und sind in allen Stilen zu Hause. Seit 2005 gibt es an der Musikschule Nürnberg einen neuen Kinder- und Jugendchor. Das Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 15 Jahren. Der Chor und sein Leiter, Hartmut Kawohl, streben künstlerisches Niveau an. So erhalten die Chormitglieder z.B. eine professionelle Stimmbildung. Höhepunkt im Jahresprogramm ist die traditionelle Eröffnung des Nürnberger Christkindlesmarkts. Der Junge Chor ist allerdings auch für die ein oder andere Überraschung gut ... Inszenierung, Bühnenbild: Günter Joschko, Birgitt Glöckl, Christoph Zitzmann Beratung: Maren Zimmermann, Susanne Pische Mediaeinspielungen: Claus Winter Tafelhalle: Technische Leitung: Gunnar Tippmann, Neil Greig; Betriebsbüro: Viola Krimmling; Intendanz: Michael Bader Der Deutsche Fußball-Kulturpreis Jedem Sieger eine Trophäe: MAX Morlock, der Namenspatron Die Preisfigur für die Gewinner des Deutschen Fußball-Kulturpreises trägt den Namen MAX, in Würdigung des großen Club- und Nationalspielers der 1940er bis 1960er Jahre sowie Weltmeisters von 1954, Max Morlock. Morlock war Zeit seines Lebens als vorbildlicher Sportler bekannt und blieb trotz seiner sportlichen Erfolge stets menschlich und bescheiden. Max Morlock wurde 1925 in Nürnberg geboren und wuchs im Stadtteil Gleißhammer auf. Nach zwei Jahren in der Jugend der SpVgg Eintracht Nürnberg wechselte er 1940 zum damaligen Rekordmeister 1. FC Nürnberg, wo er schon als 16-Jähriger in der ersten Mannschaft spielte. Nach dem Krieg führte er den Club 1948 zur Deutschen Meisterschaft, was er 13 Jahre später noch einmal wiederholen konnte. 1961 wurde er zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt, später mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. Als rechter Halbstürmer war Morlock zugleich Spielmacher und Torjäger. Er spielte rund 900 Mal in der ersten Mannschaft der Rot-Schwarzen und erzielte dabei fast 700 Tore. Bei der Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz gelangen ihm sechs Treffer für Deutschland, darunter auch der wichtige 1:2Anschlusstreffer im Finale gegen Ungarn. Neben diesen sportlichen Erfolgen war es vor allem sein diszipliniertes, bodenständiges und bescheidenes Wesen, das Max Morlock weit über Nürnbergs Grenzen hinaus so beliebt machte. 1964 beendete Morlock seine Karriere mit stolzen 39 Jahren und betrieb in der Folge ein LottoToto-Geschäft. Er starb 1994 in Nürnberg, bleibt aber bis heute unvergessen. Nicht nur die Älteren, die ihn noch auf dem Platz erleben konnten, erinnern sich gerne an ihren „Maxl“. Bis heute gilt Max Morlock als sportliches und menschliches Vorbild. Die etwa 40 cm großen MAX-Preisfiguren aus Terracotta werden vom Nürnberger Bildhauer Robert „Bubi" Scholz angefertigt. Der gelernte Steinmetz studierte Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg und ist seit 1996 freischaffend tätig. Neben figürlich-plastischen Arbeiten in Stein, Gips oder Ton beschäftigt sich Scholz mit Druckgrafik, Aquarell und Mosaiken. In Nürnberg, Fürth, Erlangen, Saarbrücken und Amsterdam wurden seine Arbeiten ausgestellt. 3 4 Kunststücke für Kombinierer: Die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur stellt sich vor Die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur wird getragen von der Stadt Nürnberg, unterstützt von kicker-sportmagazin und gefördert von „easyCredit“. Sie ist seit Oktober 2004 am Ball und begreift den Fußball als wichtigen Teil der Alltagskultur: Die Akademie bespielt das Niemandsland zwischen Sportteil und Feuilleton und hat so ein neues Kompetenzzentrum zu Themen jenseits des reinen 1:0 etabliert. Im Vorfeld der WM 2006 aufgestellt, ist sie heute eine zentrale Anspielstation auf dem Feld der Fußball-Kultur im ganzen Land. Seit dem „Testspiel“ 2004 und dem Aufeinandertreffen von Prominenz aus Politik, Sport, Kultur und Wissenschaft – u.v.a. mit Otto Schily und Edmund Stoiber, Theo Zwanziger, Paul Breitner, Oliver Bierhoff, Urban Priol oder Horst-Eberhard Richter – stehen immer wieder ungewöhnliche Begegnungen auf dem Programm. 2005 etwa bei „Fußball und Nation“ mit den Bundestrainern Jürgen Klinsmann, Joachim Löw, Andreas Köpke sowie Kulturtheoretiker Klaus Theweleit und ZEIT-Redakteur Christof Siemes; oder beim Forum „Fans, Fairplay und Fußballwerte“ im Vorfeld der WM 2006 mit Vertretern von Faninitiativen, DFB und Sicherheitsbehörden. In der Spielzeit 2006 ging es u.a. um die Themen „Fußball im Nationalsozialismus“ und „Frauen, Männer und der Fußball“ – und natürlich um die WM, als sich im Nürnberger „Ballazzo“ ein KulturLounge-Programm während der gesamten Weltmeisterschaft um den populärsten Kult unserer Zeit drehte: den Fußball. Spielbericht Saison 2006/2007 – einige Highlights 7. Oktober 2006 Deutscher Fußball-Kulturpreis 2006: Gala zur Preisverleihung Der Deutschen Fußball-Kulturpreis feierte 2006 Premiere. Vier Preise wurden bei der feierlichen Gala mit vielen prominenten Gästen verliehen. Erster Träger des Walther-Bensemann-Preises: Franz Beckenbauer 11. Mai 2007 Podium: Die Welt zu Gast im Stadion? Bei Rassismus und Randale gefordert: Sport, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Bei einer vielbeachteten Podiumsdiskussion im Rahmen der Jahreskonferenz der „Europäischen StädteKoalition gegen Rassismus“ diskutierten u. a. UN-Sonderberichterstatter Doudou Diène, FCN-Trainer Hans Meyer, Prof. Dr. Gunter A. Pilz mit Moderator Hans Böller über die wachsende Zahl rassistisch motivierter Gewalttaten im deutschen Fußball. 1./2. Juni 2007 Kick it like Beckett! Die Deutsche Nationalmannschaft der Schriftsteller liest und spielt auf Während eines Trainingscamps in Nürnberg gab sich die Deutsche Autoren-Nationalmannschaft mit u.a. Moritz Rinke, Albert Ostermaier, Thomas Brussig und Filmemacher Sönke Wortmann auch bei einer „Mannschaftslesung“ im Staatstheater die Ehre. Trotzdem konnten sich die Dichter unter ihrem Trainer Hans Meyer tags darauf auf dem Rasen gegen ein hochkarätig besetztes Team der Akademie knapp durchsetzen. In den Reihen der Akademie u. a. Rainer Holzschuh (kicker), Günther Koch (BR), Jürgen Kaube (FAZ), Christof Siemes (ZEIT), Ronny Blaschke, Manfred Wasner, Jochen Wagner ... www.fussball-kultur.org Die Internet-Seite der Akademie erfreut sich seit ihrer Einführung im April 2006 stetig wachsender Beliebtheit. Inzwischen nutzen monatlich über 300.000 Besucher das bundesweit einzigartige Portal: um sich über aktuelle Themen und Veranstaltungen auf dem Feld der Fußballkultur zu informieren, um die vielfältigen Linklisten zu durchstöbern oder bei „Historischen Fundstücken“ über Skurrilitäten vergangener Fußball-Jahrzehnte zu schmunzeln. Die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur Die Mitglieder der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur 5 Institutionen und ihre Vertreter Stadt Nürnberg: Dr. Ulrich Maly kicker-sportmagazin: Rainer Holzschuh, Nürnberg Land Bayern: Dr. Edmund Stoiber, München Bayerischer Rundfunk: Prof. Dr. Thomas Gruber, München Goethe-Institut: Prof. Dr. Jutta Limbach, München Deutscher Volkshochschul-Verband e.V.: Prof. Dr. Rita Süssmuth, Bonn Adolf-Grimme-Institut: Uwe Kammann und Heinz Günter Clobes, Marl Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft: Prof. Dr. Bernd Strauß, Münster Fraunhofer Gesellschaft: Prof. Dr. Heinz Gerhäuser, Erlangen/München Frankfurter Allgemeine Zeitung, Feuilleton: Andreas Platthaus, Frankfurt/Main Die ZEIT, Ressort Leben: Moritz Müller-Wirth, Hamburg Süddeutsche Zeitung, Ressort Sport: Ludger Schulze, München FussballD21 (Stiftung Jugendfußball): Jürgen Klinsmann, Kalifornien/USA und Katja Lenditsch, Nürnberg Akademisches Fußball-Team der Uni Münster: Prof. Dr. Dieter H. Jütting, Münster Institut für moderne Kunst Nürnberg: Manfred Rothenberger, Nürnberg Kulturpolitische Gesellschaft: Dr. Norbert Sievers, Bonn und Axel Sedlack, Unna Deutsche Akademie Rom Villa Massimo: Dr. Joachim Blüher, Rom Bundesvereinigung soziokultureller Zentren: Bernd Hesse, Kassel und Rainer Bode, Münster Evangelische Akademie Tutzing: Dr. Friedemann Greiner, Tutzing Koordinationsstelle Fan-Projekte bei der dsj (KOS): Michael Gabriel, Volker Goll, Frankfurt/Main „F_in“ Netzwerk Frauen im Fußball: Antje Hagel, Offenbach, Nicole Selmer, Hamburg, Almut Sülzle, Marburg, Heidi Thaler, Wien Persönlichkeiten aus Fußball, Kultur, Medien, Wissenschaft, Gesellschaft Prof. Dr. Jean-Christophe Ammann · Django Asül · Christoph Bausenwein Marc Becker · Dr. Günther Beckstein · Bernd-M. Beyer · Christoph Biermann Prof. Dr. Günter Blamberger · Ronny Blaschke · Hans Böller Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Brüggemeier · Thomas Brussig · Anja Bühling Friedrich Christian Delius · Gerd Dembowski · Jürgen Egger · Christian Eichler Lutz Engelke · Stefan Erhardt · Jürgen Ertelt · Doris Fitschen · Oliver Fritsch Bernd Gäbler · Prof. Dr. Gunter Gebauer · Prof. Dr. Hermann Glaser Karl-Heinz Heimann · Dr. Markwart Herzog · Jochen Hieber · Michael Horeni Jürgen Kaube · Prof. Dr. Guido Knopp · Günther Koch · Philipp Köster Renate Künast · Prof. Dr. Claudia Kugelmann · Erich Laaser · Prof. Dr. Manfred Lämmer Jürgen Leinemann · Dr. Mario Leis · Matti Lieske · Corny Littmann · Dr. Peter März Dr. Markus Merk · Hans Meyer · Katrin Müller-Hohenstein · Norbert Niclauss Albert Ostermaier · Prof. Dr. Gunter A. Pilz · Urban Priol · Fedor Radmann Prof. Dr. Horst-Eberhard Richter · Prof. Dr. Karl Riha · Moritz Rinke · Jürgen Rollmann Alex Rühle · Otto Schily · Johann-G. Schlüper · Gerd Schmelzer · Renate Schmidt Thomas Schneider · Birgit Schönau · Dirk Schümer · Dietrich Schulze-Marmeling Dr. Norbert Seitz · Dr. Christof Siemes · Dirk Storck · Prof. Dr. Klaus Theweleit Pfr. Hans-Georg Ulrichs · Pfr. Dr. phil. Jochen Wagner · Dr. Uwe Wiemann Andreas Wittner · Arnd Zeigler · Rainer Zietsch Stand September 2007 In memoriam: Kevin Coyne, † Dezember 2004, Friedrich Karl Waechter, † September 2005 „Lernanstoß“ – Der Fußball-Bildungspreis 2007 6 Der Fußball-Bildungspreis ist ein Förderpreis für innovative pädagogische Projekte, die sich an Jugendliche bis 18 Jahren richten und Fußball erfolgreich als Mittel der Bildungsarbeit einsetzen. Er ist eine Auszeichnung für Modellvorhaben, z.B. aus den Bereichen Sport, Leseförderung, Film, Kunst oder interkulturelle Erziehung, die es verstehen, die Lust von Kindern und Jugendlichen am Fußball mit innovativer Bildungsarbeit zu verbinden, die ein spielerisches Lernen ermöglichen, die Neugier auf Themen auch jenseits des Fußballs wecken und dabei Eigeninitiative und Partizipation anregen. Der Preis betont den Vorbildcharakter und soll ermutigen, auf diesen Wegen weiterzugehen. Bewerben konnten sich pädagogische Projekte aus ganz Deutschland, die zwischen August 2006 und Juli 2007 durchgeführt wurden, mit einer Zielgruppe von Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahren. Prämiert werden konnten auch früher begonnene, jedoch bis zu diesem Zeitraum weitergeführte Projekte; die Bewerbungsfrist endete am 17. Juni. Die Nachhaltigkeit der Projekte war ein positives Kriterium bei der Preisvergabe. Die fachkundige Jury aus den Bereichen Bildungspolitik und -wissenschaft, Sport- und Kulturwissenschaft entschied auf Basis der eingereichten Unterlagen und persönlichen Fachkenntnisse. Ausgezeichnet werden die Projektverantwortlichen. Preisträger 2006: Straßensport Ostfildern und Edith-Stein-Schule Aichach Die Auszeichnung „Lernanstoß“ – Der FußballBildungspreis wird durch die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur vergeben. Der Preis ist mit 5.000 e dotiert, gestiftet vom TESSLOFF Verlag Laudator: Prof. Dr. Dieter H. Jütting, Leiter des Instituts für Sportkultur und Weiterbildung, Universität Münster Lernanstoß – Der Fußball-Bildungspreis Die Auszeichnung „Lernanstoß“ – Der Fußball-Bildungspreis wird 2007 an zwei Projekte vergeben: • Richard-von-Weizsäckerschule Münster • Lernzentrum 1. FC Union Berlin Richard-von-Weizsäckerschule Münster: „Gemeinsam sind wir stark“ Integration von verhaltensauffälligen Sonderschülern in einen Sportverein An der Richard-von-Weizsäckerschule in Münster werden Kinder und Jugendliche mit Auffälligkeiten im schulischen Verhalten und im sozial-emotionalen Bereich unterrichtet, die vorübergehend oder dauerhaft keine Regelschule besuchen können. Eine Gruppe von 14 verhaltensauffälligen und emotional gestörten Schülern im Alter von 9 bis 11 Jahren wird dort in einer Fußball-AG betreut. Eine Integration der zumeist aus problematischen Familienverhältnissen stammenden Kinder in reguläre Sportvereine ist auf Grund ihrer Verhaltensweisen und ihrer Aggressivität nicht möglich. In der verhaltenstherapeutisch begleiteten AG haben sie die Möglichkeit einmal pro Woche zusammen Fußball zu spielen. Dabei erlernen die Kinder exemplarisch Trainingsabläufe, verbessern ihre fußballerischen Fähigkeiten und lernen sportrelevante Verhaltensweisen kennen. Mittels einer Punkteverteilung erhalten sie nach jedem Training eine Rückmeldung. Erwünschtes Verhalten wird mit Punkten belohnt, wodurch die Schüler sich eine komplette Fußballausrüstung vom Trikot bis zu den Stutzen erarbeiten können. Das Anreizsystem hilft den Kindern, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren und sich an Normen und Regeln zu halten. Nach erfolgreicher Teilnahme am Programm traten die Schüler als Fußballmannschaft des SV Blau-Weiß Aasee bei der Winterhallenrunde an. Dabei verhielten sich die Spieler ausgezeichnet und konnten z.B. auch Niederlagen gut hinnehmen. Auch bei den Stadtmeisterschaften der Grundschulen in Münster nahm die Fußball-AG erfolgreich teil. Ein weiterer Höhepunkt für die Gruppe war ein gemeinsames Training mit den Spielern von Preußen Münster. Das Projekt wird im nächsten Schuljahr fortgesetzt. Die Kinder erlangten im Verlauf die sozialen Kompetenzen, die für diese Integration in einen Sportverein nötig sind. Besonders lobenswert ist die Kooperation zwischen Verein und Sonderschule, da gerade verhaltensauffällige Kinder normalerweise kaum eine Chance haben, in einen Sportverein aufgenommen zu werden. Durch die Auszeichnung mit dem „Lernanstoß 2007“ soll diese Zusammenarbeit als Vorbild und Mutmacher für Förder- und Sonderschulen hervorgehoben werden und zeigen, was ohne großen finanziellen Aufwand, mit Kreativität und persönlichem Einsatz möglich ist. Austragungsort: Münster Träger: Richard-von-Weizsäckerschule, Förderschule mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung der Stadt Münster www.sfe-muenster.de, www.muenster.org/bw-aasee 7 8 Lernzentrum 1. FC Union Berlin Ergänzende Bildungsangebote direkt auf dem Vereinsgelände Nach dem Vorbild der „study support centres“ englischer Fußballvereine wurde beim 1. FC Union Berlin ein Lernzentrum eingerichtet. Das Projekt wurde von der Fan- und Mitgliederabteilung in diesem Jahr ins Leben gerufen – in enger Zusammenarbeit mit dem British Council in Berlin und dem Fanprojekt der Sportjugend Berlin. Eine finanzielle Förderung erfolgte durch den Europäischen Sozialfonds aus Mitteln des Lokalen Sozialen Kapitals, die Firma Nuon Stadtlicht unterstützte das Projekt durch weitere Sachmittel wie Laptops. Zur Zeit stellt der 1. FC Union Berlin Räumlichkeiten in der alten Geschäftsstelle und im VIP-Bereich zur Verfügung. Nach dem geplanten Umbau des Stadions soll das Lernzentrum direkt in den Stadionbereich integriert werden. Das Zentrum stellt ein ergänzendes Bildungsangebot zu Schule und Ausbildungsvorbereitung dar. Zielgruppe sind Jugendliche im Alter von 13 bis 25 Jahren aus den Bezirken Treptow und Köpenick. Vor allem die unmittelbare Nähe zum Verein und zum Stadion „An der alten Försterei“ motiviert die Jugendlichen, sich zu beteiligen. Das Bildungsangebot ist vielfältig, wobei die Schwerpunkte in Zusammenarbeit mit mehreren Schulen abgesprochen werden. Es gibt sowohl Einzelveranstaltungen als auch kontinuierliche Angebote. Das Spektrum reicht von Vorbereitungskursen in Deutsch, Mathematik und Englisch über das Erlernen von Präsentationstechniken und Training im freien Sprechen bis hin zu Konfliktmanagement-Seminaren. Ein nachhaltiger Effekt soll durch die Einbindung in die Netzwerke des Vereins und die Berufswegeplanung erzielt werden. Neben der Vorbereitung auf Eignungsund Einstellungstests werden – in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft – auch Schulpraktika angeboten, wodurch eine bessere Vermittlung auf dem ersten Arbeitsmarkt erreicht werden soll. In der Veranstaltungsreihe „Union Hautnah“ lernten Schülerinnen und Schüler in fünf Blöcken die verschiedenen Arbeitsbereiche im Verein kennen, wobei der Schwerpunkt auf Kommunikationstechniken lag. Nach dem Erlernen von z. B. Fragetechniken nahmen die Jugendlichen an einer Stadionführung teil und erhielten Einblicke in die Arbeit eines Mannschaftsleiters. Ein Sportjournalist berichtete über seine Arbeit und die Schüler hatten die Möglichkeit hinter die Kulissen der Liveübertragung des Spiels Union Berlin gegen Dynamo Dresden zu schauen. Das Gelernte wendeten die Jugendlichen schließlich selbst an, indem sie vor laufender Kamera Interviews mit verschiedenen Personen des Vereins führten. Als Abschluss von „Union Hautnah“ waren die Teilnehmer bei einem Spieltag mit „all area cards“ im Stadion unterwegs und gewannen so einen Einblick in alle Aufgaben, die während eines Regionalligaspiels anfallen. Das Lernzentrum hilft Jugendlichen aus einem schwierigen sozialen Umfeld, das Positive am Lernen selbstständig zu erkennen. Durch belohnende Förderung wird das Selbstbewusstsein der Teilnehmer gestärkt. Sie lernen Eigenverantwortung zu übernehmen und neue Ressourcen für sich zu entdecken. Gerade bei einem Verein wie Union Berlin, der zahlreiche Fans mit schwierigem sozialen Hintergrund hat, kann ein Lernzentrum viel Positives bewegen. Der engagierten Arbeit der ProjektmitarbeiterInnen wird mit dem Preis Anerkennung gezollt. Der Preis soll die Verantwortlichen dazu ermutigen, das Projekt fortzuführen und auszubauen. Das Lernzentrum des 1. FC Union Berlin zeigt eindrucksvoll, dass selbst ein Regionalligist mit sehr begrenztem Budget in der Lage ist, eine spannende und erfolgreiche außerschulische Bildungsarbeit zu leisten und so als Vorbild für andere Vereine zu dienen. Fan- und Mitgliederabteilung Austragungsort: Berlin, Treptow/Köpenick Träger: 1. FC Union Berlin (Fan- und Mitgliederabteilung) www.fuma.fc-union-berlin.de www.fc-union-berlin.de Lernanstoß – Der Fußball-Bildungspreis Weitere Auszeichnung der Jury: Eine lobende Erwähnung für ... „Bücher haben Gewicht“ – Sprach- und Leseförderung in einer fußballbegeisterten Region „Bücher haben Gewicht“ ist eine Initiative zur Sprach- und Leseförderung der Stadtbibliothek Mönchengladbach in Zusammenarbeit mit Borussia Mönchengladbach. Über die Einbindung des Borussia-Maskottchens Jünter soll die Identifikation mit dem Fußball genutzt werden, um bei Kindern für das Lesen zu werben. Der als Fohlen maskierte Jünter kann von Bildungseinrichtungen ins Haus geholt werden. Er besucht die Kindergärten und Grundschulen und bringt aktuelle Kinderliteratur mit. Als „Gegenleistung“ müssen die Kinder ein kleines Programm entwickeln. Dies kann zum Beispiel eine Lesestunde mit selbst erdachten Geschichten der Kinder oder auch ein selbst gebasteltes Buch sein. Die Aktion ist jederzeit wiederholbar und hat, gerade wegen der großen Popularität des Fußballs in der Region, eine enorme Breitenwirkung. Durch die Verbindung von Fußball und Lesen können auch Jungen an Literatur herangeführt und für Bücher begeistert werden. Seit Beginn des Projektes im Jahr 2006 wurden über 2000 Kinder erreicht. Die Initiative „Bücher haben Gewicht“ setzt erfolgreich öffentlich den Fußball als Mittel der Bildungsförderung ein. In seinem Kinder- und Jugendmagazin „Jünters Welt“ berichtet Borussia Mönchengladbach regelmäßig über aktuelle Aktionen rund um das Projekt. Inzwischen wurde die Aktion auch auf den Landkreis Viersen ausgeweitet, weitere Standorte sollen folgen. Besonders lobenswert ist die pädagogische Arbeit im Kindergartenbereich, die sonst nur sehr selten gewürdigt wird. Aus diesem Grund erhält „Bücher haben Gewicht“ eine lobende Erwähnung bei der Verleihung des „Lernanstoß 2007“. Die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit spendete an die verantwortliche Stadtbibliothek Mönchengladbach ein umfangreiches Bücherpaket. Weitere Mitglieder der Jury, sowie der TESSLOFF Verlag und die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur spendeten ebenfalls Bücher. Austragungsorte: Mönchengladbach, Viersen Träger: Stadtbibliothek Mönchengladbach zusammen mit dem VfL Borussia Mönchengladbach www.stadtbibliothek-mg.de www.borussia.de 9 Alle weiteren Bewerbungen für den „Lernanstoß 2007“ im Überblick 10 05er-Kids Club „Lernen und Erleben wie die Profis“ Der Kids Club des 1. FSV Mainz 05 richtet sich an Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren. Für einen geringen Monatsbeitrag können jährlich mehrere pädagogisch begleitete Erlebnistage besucht werden, die in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Partnerinstitutionen stattfinden. Dabei werden fußballübergreifende Werte, soziale Verhaltensweisen und Allgemeinwissen vermittelt. Austragungsort: Mainz Träger: 1. FSV Mainz 05 e.V. www.05er-kidsclub.de Doppelpass Streetsoccer im Zusammenspiel rechtsgefährdeter Jugendszenen mit Straßensozialarbeit, Sportpädagogik und politischer Bildung Regelmäßige Streetsoccer-Angebote und Turniere ermöglichen direkte Kontakte zu Jugendlichen aus der rechten Szene. Die gemeinsame sportliche Tätigkeit soll zu einer psychischen und sozialen Stabilisierung der gefährdeten Jugendlichen führen. Dabei werden verschiedene Netzwerke der teilnehmenden Gemeinden genutzt. Esslinger Sporttheater Interpretation der Fußball-WM Die Mädchen des Sporttheaters Esslingen entwickeln jährlich mehrere Showtänze. Im Rahmen der Fußball-WM 2006 kreierte die Gruppe mit 50 Teilnehmerinnen drei Tänze zu den Themen „Die Welt zu Gast bei Freunden“, „FußballLänderspiel“ und „Keine Macht den Drogen“. Austragungsort: Esslingen Träger: Esslinger Sporttheater www.esslinger-sporttheater.de FairLife In der niederschlesischen Jugendbegegnungsstätte Kreisau trafen sich 24 deutsche und polnische Jugendliche und nahmen gemeinsam an sportlichen Aktivitäten, Diskussionen und Ausflügen teil. Dabei setzten sie sich mit Themen wie Fairness, Zivilcourage und Gewaltlosigkeit auseinander. Solche Begegnungen sollen in Zukunft mehrmals jährlich angeboten werden. Austragungsort: Kreisau und Berlin Träger: Kreisau-Initiative Berlin e.V. www.kreisau.de Ein Projekt im Rahmen der Vereinsjugendarbeit: Unter künstlerischer Anleitung fertigten Jugendliche im Alter von 14 bis 16 Jahren künstlerische Arbeiten, die auf dem vereinseigenen Erfahrungspark dauerhaft ausgestellt werden. Football United – Open Space Gegen Gewalt und Rassismus auf dem Fußballplatz In mehreren deutschen Städten finden Aktionstage statt, bei denen sich Jugendliche mit dem Thema Gewalt und Rassismus auseinandersetzen. Die Jugendlichen erarbeiten in Gruppen nach der „Open Space“-Methode Lösungsvorschläge und präsentieren diese. Dabei werden sie von Sachverständigen unterstützt. Ergänzt werden die Aktionstage durch ein Fußballturnier. Austragungsort: Hövelhof Träger: Sport- und Jugendclub Hövelriege e.V. www.sjc-hoevelriege.de Austragungsort: Berlin, Naumburg, Kalbe, Gardelegen Träger: Cultures Interactive e.V. www.football-united.de Austragungsort: Saarlouis, Dillingen, Püttlingen, Friedrichsthal Träger: AWO Landesverband Saarland www.awo-saarland.de Drachenbau Lernanstoß – Der Fußball-Bildungspreis FtK – Fußball trifft Kultur In einem Modellprojekt werden zunächst zwei Gruppen von Schulkindern betreut. Neben regelmäßigem Fußballtraining in der Fußballschule von Eintracht Frankfurt erhalten die Kinder zusätzlichen Unterricht und werden durch außerschulische Aktionen an Bildung und Kultur herangeführt. Dadurch soll das soziale und kommunikative Verhalten in der Gruppe verbessert werden. Austragungsort: Frankfurt Träger: Frankfurt Book Fair Literacy Campaign www.litcam.de „Fußball Gott“ – Eine Tournee durch Programmkinos, Schulen und Kirchen Für einen Dokumentationsfilm wurden Fußballstars zu ihrem Leben und zu ihrem Glauben befragt. Die bundesweiten Filmvorführungen wurden mit Diskussionsrunden, Konzerten und Informationsveranstaltungen kombiniert. Kindern und Jugendlichen sollten die Themen Religion und Hilfsbereitschaft näher gebracht werden. Die Tournee wird 2008 fortgesetzt. Geist ist geil Die Jugendmannschaften des SC Fortuna Köln tragen Begriffe, Symbole und Sätze aus Kunst und Kultur auf dem Trikot. Die Auseinandersetzung der Nachwuchskicker mit diesen Begriffen findet bei Museumsbesuchen und Kunstaktionen statt. Austragungsort: Köln Träger: Cornel Wachter (Künstler) + SC Fortuna Köln www.fortuna-koeln.de/jugend.php Hamburg–Marseille Vertiefung der jugendlichen Kontakte Eine Gruppe jugendlicher Fußballfans verbrachte im Rahmen eines interkulturellen Jugendaustausches eine Woche in Marseille. Neben Grundzügen der französischen Sprache lernten die TeilnehmerInnen, einer anderen Kultur mit Offenheit und Interesse zu begegnen. Austragungsort: bundesweit Träger: David Kadel (Produzent) + Kindernothilfe www.fussball-gott.com Austragungsort: Hamburg, Marseille Träger: Verein Jugend und Sport e.V., Fanladen FC St. Pauli www.jugend-sport.de www.stpauli-fanladen.de Fußballpost Schülerinnen und Schüler eines Förderzentrums für geistig behinderte Kinder drehten einen Kurzfilm zum Thema „Fußball verbindet die Welt“. Der Film wurde als „Einladung“ zu einer „Fußball-Sportwoche“ gezeigt, die gemeinsam mit zwei anderen Schulen durchgeführt wurde. Die Veranstaltung warb für mehr Toleranz zwischen Schülern deutscher und ausländischer Herkunft sowie im Umgang mit Behinderten. Kooperation zwischen der TuSG Ritterhude und dem SOS Kinderdorf Kinder des SOS Kinderdorfes in Worpswede nehmen kostenlos am Vereinsleben und an allen sportlichen Aktivitäten der TuSG Ritterhude teil. Im Kinderdorf wurde ein Trainingsplatz hergerichtet, auf dem gemeinsam trainiert wird. Austragungsort: Berlin Träger: Förderzentrum Finkenkrug-Schule www.finkenkrug-schule.cidsnet.de Austragungsort: Ritterhude, Worpswede Träger: TuSG Ritterhude www.tusg-ritterhude.de Lernen über Grenzen Tschechische und deutsche Kinder im Alter von 7 bis 14 Jahren trainieren mehrmals pro Woche gemeinsam im deutsch-tschechischen Grenzgebiet. Zusätzlich erhalten die Kinder Sprachunterricht in multinationalen Gruppen und verbringen im Rahmen eines Schüleraustausches Ferien im Nachbarland. Außerdem findet jährlich eine Mini-EM statt, bei der Nachwuchsmannschaften aus ganz Europa gegeneinander antreten. Austragungsort: Rehau/Hof, Vierländereck Bayern, Böhmen, Thüringen, Sachsen Träger: Deutsch-Tschechische Fußballschule www.dtfs.de „Magda kickt mit Lena“: Turbine Girls Camp 2006 Bereits zum zweiten Mal nahmen Mädchen aus Potsdam und Wroclaw an einem sportlich und pädagogisch betreuten Fußballcamp teil. Die überwiegend aus sozial benachteiligten Familien stammenden Mädchen verbrachten dabei jeweils eine Woche in beiden Städten und übten bei einem abwechslungsreichen Programm (in Kooperation mit verschiedenen Kinderund Jugendeinrichtungen gestaltet) den respektvollen Umgang miteinander. Austragungsort: Potsdam, Wroclaw Träger: F.C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz www.turbine-girls-camp.de 11 12 Schule im Stadion: Das BVB-Lernzentrum TaFI – Talentförderzentrum Fußball in Indersdorf Nach englischem Vorbild haben benachteiligte Jugendliche in den Räumlichkeiten „ihres“ Stadions die Möglichkeit, ergänzende Bildungsangebote wahrzunehmen. In Zusammenarbeit mit Jugendamt und Schulen werden Medienkompetenz, Persönlichkeitsbildung und Kommunikationsfähigkeit der Teilnehmer gestärkt. Außerdem gibt es Maßnahmen zur Konfliktbewältigung und zum Berufseinstieg. Durch die enge Zusammenarbeit mit ihrem Verein (z. B. Spielerbesuche im Unterricht) sind die Jugendlichen besonders motiviert. In Kooperation mit den Indersdorfer Schulen werden fußballerische Talente im Alter von 10 bis 18 Jahren speziell gefördert. Neben der sportlichen und schulischen Ausbildung wird dabei auf das Erlernen sozialer Kompetenzen Wert gelegt. Austragungsort: Dortmund Träger: Fanprojekt Dortmund www.fanprojekt-dortmund.de Sport und/oder Gewalt An zahlreichen Dresdner Schulen wurden mit Schülern der Klassen 5 bis 12 mehrere Veranstaltungen zur Gewaltprävention durchgeführt. Außerdem wurde mit dem „Fair geht vor“-Schulcup ein Fußballturnier ins Leben gerufen, das nur mit einer guten Fairplay-Wertung gewonnen werden kann. Austragungsort: Dresden Träger: DSC – Fanprojekt www.dsc-fanprojekt.de Austragungsort: Markt Indersdorf Träger: Realschule Vinzenz von Paul, Indersdorf www.t-a-f-i.de „Team 2013“ In einem Modellprojekt steht ein Kompetenzpool aus Trainern und Betreuern den Fußballern des Jahrganges 1994 bis zu ihrem Übertritt in den Seniorenbereich im Jahr 2013 zur Seite. Er soll ihre optimale Entwicklung, auch außerhalb des Vereins, sichern helfen. Austragungsort: Wittlich Träger: SV Lüxem, SV Wittlich www.sv-luexem.de, www.sv-wittlich.de Teamtraining: „Meine Mannschaft – Ein Team“ Durch ein spezielles Teamtraining sollen die sozialen Kompetenzen der Nachwuchsspieler im Verein verbessert werden. Dabei arbeitet der Verein mit einem Sport- und Erlebnispark zusammen. Außerdem werden interessierte Jugendliche zu sog. Teamern augebildet. Austragungsort: Viermünden/Schreufa Träger: TSV Viermünden/Schreufa www.tsv-viermuendenschreufa.de/fussball/jugendfussball.php „Verlacht, verboten und gefeiert“: Ausstellung zur Geschichte des Frauenfußballs in Deutschland Eine Wanderausstellung informiert über die wechselvolle Geschichte des Frauenfußballs. Die Schau wird bundesweit gezeigt. Austragungsort: Aachen, Wanderausstellung bundesweit Träger: Volkshochschule Aachen www.vhs-aachen.de/docs/aktuelles/ ausstellungen/857.detail.htm „youPS-Net“ – Jugendpartizipation durch Fußball Im Rahmen von „youPS-Net“ erfolgte ein Erfahrungs- und Strategieaustausch von Verantwortlichen in der Jugendförderung. Dabei wurde ein Konzept zur Verknüpfung von Fußball und Jugendpartizipation entwickelt. Die Modellphase des Projekts fand mit Jugendlichen aus Deutschland, Polen, Großbritannien und Frankreich statt. Austragungsort: Hannover, Zakopane, Bolton, Lille Träger: Profondo, Hannover www.profondo.org Lernanstoß – Der Fußball-Bildungspreis Die Jury 13 Prof. Dr. Dieter H. Jütting Sportsoziologe Universität Münster Vorsitzender der Jury Anja Bühling Tessloff Verlag, Nürnberg Gerd Dembowski Sozialwissenschaftler, Berlin Antje Hagel Netzwerk Frauen im Fußball „F_in“, Offenbach Gül Keskinler DFB-Integrationsbeauftragte, Frankfurt Dr. Peter März Hans Meyer Bayerische LandesTrainer, Nürnberg zentrale für politische Bildungsarbeit, München Prof. Dr. Gunter A. Pilz Sportsoziologe, Universität Hannover Dr. Uwe Wiemann Dozent und Fachautor, Dortmund Rüdiger Heid Interkulturelle Straßen-Liga, München Norbert Niclauss Referent beim Kulturstaatsminister, Berlin Fußballbuch des Jahres 2007 14 Die WM-„La Ola“ auf dem deutschen Buchmarkt ist abgeebbt, doch auch im Jahr danach erschienen eine ganze Menge lesenswerter Fußballbücher. Die Auszeichnung „Fußballbuch des Jahres“ prämiert das beste deutschsprachige Buch der Saison mit eindeutigem Bezug zu Themen rund um den Fußball. Dazu zählen auch Übersetzungen ins Deutsche. Berücksichtigt werden Werke aus allen Gattungen: gleich ob Belletristik (inkl. Drama und Lyrik), Sachbuch oder wissenschaftliche Studie, Kinderund Jugendbuch oder auch anspruchsvoller, literarisch kommentierter (Foto-)Bildband. Zur Wahl standen ausschließlich Bücher, die zwischen August 2006 und Juli 2007 erstmals in deutscher Sprache erschienen sind. Eine Jury aus elf namhaften Sport- und Feuilletonjournalisten traf eine Auswahl: Jede/r JurorIn nominierte bis Ende Juli einen persönlichen Favoriten. Die literarische Top-Elf wurde im August im Internet veröffentlicht, zusammen mit einer lobenden Würdigung des jeweiligen Buches. Schließich stimmte die Jury über die elf nominierten Bücher ab. Preisträger 2006: „Über Fußball“ von Jorge Valdano Die Auszeichnung „Fußballbuch des Jahres“ wird durch die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur vergeben. Der Preis ist mit 5.000 e dotiert, gestiftet von easyCredit. Laudatorin: Birgit Schönau, DIE ZEIT, Süddeutsche Zeitung Jury-Vorsitzender: Dr. Christof Siemes, stellvertretender Chefredakteur Feuilleton, DIE ZEIT Fußballbuch des Jahres Die Auszeichnung „Fußballbuch des Jahres“ erhält 2007 Ronny Blaschke für sein Buch „Im Schatten des Spiels“ Ronny Blaschke: Wie es zu meinem Buch kam »Es war 1993, ich hatte gerade die Grundschule verlassen, als meine Eltern mich zum ersten Mal allein ins Ostseestadion ließen. Anfangs war der Respekt vor der Fankurve noch zu groß, und so verfolgten meine Freunde und ich die Spiele des FC Hansa Rostock aus dem Familienblock. Wir beobachteten die Lage eine Saison lang. Dann stellten wir uns zu den Hartgesottenen in die Kurve, brüllten und klatschen, wie es für Fans gang und gäbe ist, endlich, darauf hatten wir gewartet. Jahrelang. Ronny Blaschke Doch die Freude war schnell vorüber. Es blieb auf den Rängen nie bei Gesängen und Kraftausdrücken: Sobald farbige Spieler des Gegners am Ball waren, hallten Affenlaute durch das Stadion, und kaum jemand schien sich daran zu stören. Wir fragten unsere Platznachbarn, warum sie sich aufführten wie Urwaldbewohner, sie hoben meistens die Schultern und entgegneten: „Das machen doch alle!" Diese Antwort genügte mir schon damals nicht. Wir standen vier oder fünf Spiele in der Fankurve. Dann ging es zurück in den Familienblock. Dort wurde das rhythmische Klatschen zwar als so störend empfunden wie eine Bohrmaschine am Sonntagmorgen, doch das war mir herzlich egal. Der Zauber der Kurve war für mich verloren gegangen. Meine Eltern fragten mich damals nach jedem Spiel, ob etwas passiert war, sie machten sich Sorgen. Der Fußball galt noch nicht als Kulturgut, er hatte eine raue Schale, und die Zeiten in einer Stadt wie Rostock waren nach der Wende nicht immer einfach. Ich suchte dann nach Ausreden, zog mich zu den Hausaufgaben zurück oder musste dringend noch selbst an meinen Fähigkeiten als Torwart arbeiten. Wenn abends die Nachrichten liefen, verwickelte ich sie in Gespräche. Sie sollten nicht sehen, dass Fans die maroden Holzbänke aus den Verankerungen rissen und sie über den Zaun auf die Gästefans warfen. Sonst hätten sie mich nicht mehr ins Stadion gelassen, nicht mal in den Familienblock. So ging das alle zwei Wochen. Wir beruhigten unsere Eltern und rieten ihnen von einem Stadionbesuch ab. Erwachsene hätten am Wochenende doch schließlich Besseres zu tun. Dass wir selbst schon von Fans des FC St. Pauli oder von Hertha BSC durch die engen Straßen am Stadion gejagt wurden, und dass das Auto des Vaters eines Freundes zertrümmert wurde, erwähnten wir nicht. In eine Schlägerei bin ich nie geraten, manchmal nur mit Glück. Und dennoch fragte ich mich, aus welchem Antrieb sich diese Massen bewegten, welche Ursachen ihrer Wut zu Grunde lagen und warum ausgerechnet mein Verein als Bühne für Brutalität dienen musste. Irgendwann, Hansa spielte wieder in der ersten Liga, verlor ich mehr und mehr die Lust an den Leiden eines Fans. Wir gingen nur noch unregelmäßig ins Stadion. Erst als ich 2001 mein Sportstudium aufnahm, kümmerte ich mich wieder um meine Neugier. Ich verachtete Fächer wie Biomechanik oder Bewegungslehre, aber ich interessierte mich für Sportsoziologie, vor allem für die gesellschaftspolitischen Probleme, die im Fußball wie unter einem Brennglas an Schärfe gewinnen können. Den Wunsch, ein Buch darüber zu schreiben, hatte ich schon damals. Realisieren ließ es sich erst 2005, in meiner Tätigkeit als Journalist. 17 15 16 Was mich nervte, war die populistische Aufarbeitung der Fangewalt durch die Boulevardmedien und die distanzierte Besserwisserei mancher Wissenschaftler. Deshalb verzichtete ich in meinen Recherchen weitgehend auf die Auswertung bestehender Literatur. Es war auch nicht meine Absicht, mich monatelang in Hooligangruppen einzunisten, nur um dann jedes blutige Detail der Gewaltorgien schildern zu können. Das gab es hundertfach und wird es noch hundertfach geben. Stattdessen wollte ich die Zusammenhänge zwischen der Gewalt im Fußball und den Krankheiten der Gesellschaft aufzeigen, vorurteilsfrei und verständlich. Ich habe dann schnell die Erkenntnis gewonnen, dass die Opfer dazu oft mehr sagen können als die Täter. Zwei Jahre dauerten die Recherchen, in dieser Zeit sprach ich mit Fanarbeitern, Aktivisten, Wissenschaftlern, Politikern, Polizisten und Hooligans in Deutschland, England, Italien, Polen, in den Niederlanden, Argentinien, Brasilien und den USA. Über die vielen Eindrücke ließe sich ein weiteres Buch schreiben. Die angenehmsten Begegnungen hatte ich zumeist im Amateurfußball. Schiedsrichter aus der Kreisliga, Spieler von Türkiyemspor oder Funktionäre von TuS Makkabi berichteten frei von Eitelkeiten und Hintergedanken. Sie hätten ihre Geschichten, die oftmals spannender sind als jene aus der rosaroten Bundesliga, schon früher erzählt, es hatte sie bloß selten jemand gefragt. Und so ist „Im Schatten des Spiels“ auch ein Forum für sie geworden, das ihre Sorgen eine Weile länger in der Öffentlichkeit hält. Denn eines haben sie längst gelernt: Die Gewalt im Fußball ist nicht beseitigt, nur weil der schreckhafte Teil der Medien sein Interesse daran verliert.« Ronny Blaschke wurde 1981 in Rostock geboren, wo er dann von 2001 bis 2004 Sport- und Politikwissenschaften studierte. Seit 2005 lebt er in Berlin und ist als freier Sportjournalist regelmäßig tätig für die Süddeutsche Zeitung, die Berliner Zeitung, die Frankfurter Rundschau, die Neue Zürcher Zeitung oder SPIEGEL ONLINE. 2005 wurde er vom Verband Deutscher Sportjournalisten mit dem „Sparkassenpreis für Sportjournalismus“ in der Kategorie Journalistischer Nachwuchs ausgezeichnet. „Im Schatten des Spiels – Rassismus und Randale im Fußball“ ist sein erstes Buch. Fußballbuch des Jahres Ronny Blaschke „Im Schatten des Spiels“ Birgit Schönau nominierte das Buch und schrieb dazu: »Es gibt, grob gesagt, zwei Gattungen von Fußballbüchern: Die literarisch-folkloristische Betroffenheitsliteratur gebildeter Fans und die eher nüchterne und ernüchternde Darstellung der Fußballwelt, wie sie wirklich ist. Mit der ersten Spezies wurde passend zur WM 2006 der Markt nachgerade überschwemmt – die zweite darf nach dem Abpfiff des Großereignisses nun auch wieder auf den Platz. So Ronny Blaschkes „Im Schatten des Spiels“, eine ebenso gewissenhafte wie vorurteilsfreie Recherche über „Rassismus und Randale im Fußball“. Der 26-jährige Blaschke verzichtet auf Sprachpirouetten ebenso wie auf Gemeinplätze und Schuldzuweisungen, er lässt Polizisten und Fanarbeiter genauso zu Wort kommen wie Ultras und wie schwarze Fußballer, die sich in deutschen Stadien diskriminiert fühlen. Ronny Blaschke beschreibt die Lage in Ostdeutschland, er ist aber auch in die Niederlande gefahren, nach England, Italien, und nach Argentinien, um die internationale Hooliganszene zu beschreiben. Er hat herausgefunden, dass Polen die meisten Hooligans Europas hat, und dass die Stadien dort als Treffpunkte für Waffenschmuggler, Drogendealer und Neonazis dienen, übrigens ebenso wie in Italien. Er beschreibt die Situation in der US-amerikanischen Becks-Liga, wo Gewalt in den Stadien eine Rarität ist. Die Kapitel seines Buches verbindet kein erzählerischer Faden – sie sind Mosaikstücke aus Interviews und in sich abgeschlossenen Reportagen, die sich zu einem Gesamtbild offenbar weit verbreiteten „Fan“-Verhaltens fügen: Fußballkonsum und Stadionbesuch als Ventil und Bühne für vermeintlich oder wirklich gesellschaftlich Benachteiligte, aber auch für Outlaws, organisierte Kriminelle und politisch Extreme. Im Schatten des Spiels gedeihen die reaktionärsten Kräfte der Gesellschaft offensichtlich bestens, das Stadion droht jenseits der großen, weltberühmten Fußballopern zum Sammelpunkt für Krawallmacher aller Art zu verkommen. Ein Ort für gewalttätig-anarchische Inszenierungen, die draußen undenkbar wären, deren Drehbücher aber natürlich mit dem Spiel nichts gemein haben. Die Topoi der Hooligans sind und bleiben Rassismus, Antisemitismus und Homophobie, allesamt Tabus der liberalen Gesellschaft – in Polen werden sie allerdings auch von der Regierung gepflegt. Dass die besessensten Konsumenten des Fußballs oft außerhalb des Fußballs stehen, ist längst ein internationales Phänomen – und es ist Blaschkes Verdienst, es umfassend dargestellt zu haben.« 17 18 Fußballbuch des Jahres 2007 – Die Platzierungen im Überblick 1. Im Schatten des Spiels. Rassismus und Randale im Fußball Ronny Blaschke Göttingen 2007, Verlag Die Werkstatt; 240 Seiten; 16,90 e 2. Wie ich einmal vergaß, Schalke zu hassen. Wahre Fußballgeschichten Christoph Biermann Köln 2007, Kiepenheuer und Witsch; 208 Seiten; 7,95 e 3. Fußball! Vorfälle von 1996 bis 2007 Jürgen Roth Münster 2007, M & V Verlags- und Vertriebsgesellschaft; 408 Seiten; 14,00 e 4. Der „Betze“ unterm Hakenkreuz. Der 1. FC Kaiserslautern in der Zeit des Nationalsozialismus Markwart Herzog Göttingen 2006, Verlag Die Werkstatt; 352 Seiten; 24,90 e 5. Hugo Meisl oder: Die Erfindung des modernen Fußballs. Eine Biographie Andreas Hafer, Wolfgang Hafer Göttingen 2007, Verlag Die Werkstatt; 381 Seiten; 29,90 e 6. Zidanes Melancholie Jean-Philippe Toussaint Frankfurt am Main 2007, Frankfurter Verlagsanstalt FVA; 32 Seiten; 6,00 e 7. Die Legende vom Club. Die Geschichte des 1. FC Nürnberg Christoph Bausenwein, Bernd Siegler, Harald Kaiser Göttingen 2006, Verlag Die Werkstatt (überarbeitete Neuausgabe); 456 Seiten; 26,90 e 8. Fußball vs. Countrymusik – Essays, Satiren, Antifolk Gerd Dembowski Köln 2007, Papyrossa Verlag; 156 Seiten; 12,90 e 9. Ein Steilpass aus dem Abseits. NACHSPIEL. Über Befreiungsschläge bei Rudelbildung auf engem Raum Spielvereinigung Zwiebelfisch, Magazin No. 6/2007 Projekt der Freien Hochschule Freiburg Freiburg 2007, Verlag Jos Fritz; 80 Seiten; 10,00 e 10. Von Athen nach Althen. Die Fanszene von LOK Leipzig zwischen Europacup und Kreisklasse Thomas Franke, Veit Pätzug Dresden 2006, SDV Verlags GmbH; 320 Seiten; 23,90 e 11. Grüner Rasen, fette Beute. Die großen Fußballskandale Omar Gisler Berlin 2007, Verlag Neues Leben; 224 Seiten; 16,90 e Alle Titel gibt es am Büchertisch im Foyer – anwesende Autoren signieren Ihr Exemplar gern! Wir danken dem Buchhaus Campe für die Unterstützung. Fußballbuch des Jahres Platz 2 bis 11: Die Nominierungen im Überblick Platz 2 Stefan Erhardt nominierte das Buch und schrieb dazu: »Er kann’s halt einfach. Den Ball auf der Zeile tanzen lassen, ihn am Ende in die nächste prellen, von einem Absatz auf den Christoph Biermann andern lässig rüberschieben, ihn nach genau getimetem Seitenwechsel mit Gefühl in die „Wie ich einmal Bleistiftspitze treiben, wo er ihn mit Effet einnetzt. vergaß, Schalke Er kann’s, und er kann’s nicht lassen: das Fußballgeschichtenerzählen. Und wir Fußballzu hassen. Leser sind froh drum. Wahre FußballChristoph Biermann hat in den letzten Jahren Bücher zum Fußball veröffentlicht, die geschichten“ ihresgleichen suchten insofern, als sie nicht nur die Liebe eines Mannes und Journalisten zu diesem Spiel widerspiegelten, sondern auch von einem tiefer gehenden Verständnis dieses Spiels in all seinen Komplexitäten und Auswirkungen zeugten, tiefer gehend als das Meiste, was zum Thema in gedruckter Form immer wieder auf den Markt geworfen wurde. Ob es Einblicke in die Seelenlandschaften von Fans waren oder kluge Taktikanalysen, eigene Spielerlebnisschilderungen oder ironische Seitenhiebe – immer hatte man als Leser das Gefühl, hier wird man mitgenommen auf eine Reise ins Innerste des Fußballspiels. Nicht zuletzt seine zahlreichen Reportagen und Berichte in Zeitungen wie Süddeutsche oder taz, neuerdings SPIEGEL, haben erheblich dazu beigetragen, den Fußballjournalismus gerade in den Tageszeitungen auf ein neues, höheres Niveau zu heben. Deshalb überrascht es nicht, wenn jetzt die neuen „Wahren Fußballgeschichten“ (so der Untertitel) wiederum von einer Fußballliebe und -leidenschaft zeugen, die einem genau jenes Momentum geben, das Biermann für ein gelungenes Spiel oder auch in der Rekapitulation großer Niederlagen reklamiert: so in dem „Begegnungen mit Gott“ überschriebenen Text, in dem er die Seele Hitzfelds exegetisch seziert, wie sie damals, Stichwort Barcelona, nach jenen dramatischen Schlussminuten und seitdem mit jenem überraschenden Moment umgegangen ist, jener unerklärlichen, manchmal urplötzlich sich Bahn brechenden Triebkraft, die ein Fußballspiel „diffus und groß“ werden lassen kann. Da ist genauestens auf den Punkt gebracht, was die quasi fatale Ästhetik eines Spiels ausmacht. Biermann scheut sich auch nicht vor Superlativen. So setzt er Volker Finke als „Die Stimme der Aufklärung“ ein Denkmal, einem Trainer, der als der Fußballlehrer schlechthin mit seinem Wirken beim SC Freiburg das anfänglich negativ konnotierte Bild vom FußballOberstudienrat ins Positive gewendet hat, vor allem durch die Fähigkeit und den Willen, sich selbst ständig zu hinterfragen: „Denn das ist bemerkenswert an Volker Finke und so gar nicht selbstverständlich: Man lernt immer etwas dazu, wenn man sich mit ihm über Fußball unterhält. Trainer neigen normalerweise dazu [...], sich im Laufe der Jahre zu wiederholen. Man weiß dann schon, was einer in bestimmten Situationen sagen wird, und meistens tut er es auch. Selbst Finke erfindet die Fußballbetrachtung nicht ständig neu, doch er erweitert seine Analyse beharrlich. Das bedeutet: Er ist ein Lehrer, der selbst noch lernt.“ Und begründet, so Biermanns richtige und sprachlich konsequent formulierte Folgerung, damit eine eigene Schule – wie das große Trainer oft tun. Biermann spricht uns aus der Fußballer-Seele mit all seinen kleinen (Blick in die Fan-Kneipe ,Church of Werder’ in Köln) wie großen Betrachtungen (Hollands Fußball-Seele); seine Obsession für den VfL Bochum leugnet er nie, vermag aber auch dort, wo er sein Fan-Herz bloßlegt, immer noch etwas Allgemeines, allgemein Gültiges, somit Lebens-Philosophisches zu zeigen, das alle berührt, die einem Verein nachhängen. Beispielsweise im Text „Schöner 19 20 aufsteigen“, der natürlich vom VfL Bochum und seinen „fünf direkten Bundesligawiederaufstiegen in den letzten 12 Jahren“ handelt, dazu er die Faust’sche Frage stellt: „Doch ist im Kleinen, im Speziellen nicht immer auch das große Ganze verborgen?“ Es ist, Herr Biermann, es ist, und dank Ihrer präzisen Ent-Deckungen werden sie auch uns offenbar.« Christoph Biermann, geboren 1960, studierte Germanistik und Geschichte in Bochum und lebt heute als Sportkorrespondent von DER SPIEGEL und SPIEGEL ONLINE in Köln. Als freier Autor schreibt er unter anderem auch für taz und 11 Freunde. Neben zahlreichen Publikationen zum Thema Fußball produzierte er auch einige Hörfunkfeatures für den WDR. 2002 wurde er von der Zeitschrift „Der tödliche Pass“ zum Fußballjournalisten des Jahres gekürt. Biermanns Buch „Fast alles über Fußball“ erreichte beim Fußballbuch des Jahres 2006 ebenfalls den zweiten Platz. Platz 3 Jürgen Roth „Fußball! Vorfälle von 1996 bis 2007“ Michael Wulzinger nominierte das Buch und schrieb dazu: »Johannes B. Kerner wird dieses Buch nicht gefallen. Johannes Ballabulli Kerner. Johannes Besinnung Kerner. Johannes Bussi Kerner. Johannes Buddha Kerner. Johannes „Begeisterung im Lande“ Kerner. Der Fernsehschaffende beim ZDF ist erwiesenermaßen der Lieblingsgegner von Jürgen Roth, was man gewiss nicht nur daran erkennt, dass Roth das unaufgelöste B. in Kerners Namen als Allzweckwaffe für seine Attribute benutzt. Johannes Baptist Kerner schreibt er jedenfalls nie. Auch Stefan Effenberg wird dieses Buch nicht gefallen, genauso wenig wie Waldemar Hartmann, Michael Steinbrecher, Dieter Kürten, Karl-Heinz Rummenigge, Franz Beckenbauer, dem Blatter Sepp und vielen anderen mehr. Sie alle sind für den Fußballobservateur Roth wahlweise „Verursacher vieler wesentlicher Weltübel“, „eine Art Wadenkrampf im Kopf, kombiniert mit viskosem Auswurf im Ohr“, „Kleinbürger in Klamotten von der Düsseldorfer Kö“, „lackierte Laberer“ oder ganz einfach „Blubberle“. Für mich hingegen ist „Fußball! Vorfälle von 1996 bis 2007“, eine Anthologie von Texten, die Jürgen Roth in besagtem Zeitraum in Publikationen wie der „Frankfurter Rundschau“, der „taz“, der „Titanic“ oder, man lese und staune, auch im „Schwarzwälder Boten“ veröffentlicht hat, das Fußballbuch schlechthin im Jahr eins nach der „besten WM aller Zeiten“ (Blatter). Und das, obwohl ich beim SPIEGEL arbeite, den Roth en passant als „Forum der ,Reform’-Fundamentalisten und neoliberalen Hetzer“ abkanzelt; dem Magazin aus Hamburg also, in dem zuweilen auch der von mir sehr verehrte Kollege Dirk Kurbjuweit brilliert, den Roth in einer Passage als „Tiefplauderer“ schmäht. Geschenkt. Denn das 408 Seiten starke Opus, dem der Autor das mit Ror Wolf produzierte Hörstück „Das langsame Erschlaffen der Kräfte“ anhängt, kann deshalb auf meine uneingeschränkte Unterstützung bauen, weil es auf einer seltenen Eigenschaft gründet: Das Buch hat Haltung. Roths Texte sind geistreiche, inbrünstige, kompromisslose, anarchische, vor Sprachkunst und Wortwitz strotzende Beiträge eines Gedankenjongleurs, der mit jedem abrechnet, den er als Anstifter, Büttel oder Claqueur des „Geldschaufelfußballs“ ausgemacht hat. Jürgen Roth ist ein genussvoller Mythenzertrümmerer. Ein Luftrauslasser. Ein Entzauberer. Ein Widerstandskämpfer gegen das Banale und ein unverbesserlicher Liebhaber des Spiels, „zu sehr infiziert von diesem immer noch nicht restlos kaputtgetretenen und kaputtvermarkteten seltsamen Faszinosum“. Er setzt dort ein Ausrufezeichen, wo es hingehört: hinter den Fußball. Punkt.« Jürgen Roth, geboren 1968 in Bad Berleburg, studierte Germanistik, Philosophie und Politologie in Tübingen und Frankfurt am Main. Der Buchautor und freie Journalist veröffentlicht regelmäßig Beiträge in taz, Titanic und konkret. Als Herausgeber der vierteiligen CD-Edition „Ror Wolf – Gesammelte Fußballhörspiele“ wurde er 2006 mit dem Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik und dem Preis für das Hörbuch des Jahres ausgezeichnet. Fußballbuch des Jahres Platz 4 Markwart Herzog „Der ‚Betze’ unterm Hakenkreuz. Der 1. FC Kaiserslautern in der Zeit des Nationalsozialismus“ Ludger Schulze nominierte das Buch und schrieb dazu: »In der Regel versucht ein Fußballbuch ja, den Leser am Emotions-Wickel zu packen. Schön, wenn das gelingt. Noch schöner aber ist es, wenn dies eine wissenschaftliche Studie schafft wie „Der ,Betze’ unterm Hakenkreuz“. Dr. Markwart Herzog beschäftigt sich in diesem Buch mit der nationalsozialistischen Vergangenheit des 1. FC Kaiserslautern, was an sich schon ein lobenswertes Unterfangen ist. Bisher haben erst drei Institutionen aus dem Fußball sich der Mühe der Beschäftigung mit der eigenen, teilweise unheilvollen Vergangenheit unterzogen: Schalke 04, Borussia Dortmund und, seit Theo Zwanzigers Amtsantritt als Präsident, auch der DFB in angemessener Weise. Herzog, Doktor der Philosophie und Bildungsreferent der Akademie Irsee, kommt zu einigermaßen überraschenden Schlüssen. Beispielsweise, dass der FCK sich zumindest bis 1936 relativ unbeeindruckt von den Nazi-Herrschern zeigte und sich recht lange gegen die „Arisierung“ wehrte. Was im braunen Sumpf etwas sehr Tröstliches hat: Unsereins, der als Bub Fritz Walters Bücher („3:2“, „11 rote Jäger“) aus den fünfziger und sechziger Jahren regelrecht verschlungen hat, war, weil Walter darin vermeintlich krampfhaft politische Anklänge vermeidet, den Verdacht nicht losgeworden, da könne mehr dahinterstecken. Doch Herzog sei Dank: Fritz Walter war alles andere als ein Nazi, auch wenn er sich vom Regime als Gastspieler in elf verschiedenen Mannschaften zu Propagandazwecken missbrauchen lassen musste. Aber beharrlich hat er den „Deutschen Gruß“ verweigert und niemals einen Brief mit „Heil Hitler“ unterzeichnet. „Der ’Betze’ unterm Hakenkreuz“ ist eine Fundgrube und trotz einer manchmal erdrückenden Fülle von Fakten (1542 Fußnoten), Figuren und Ereignissen ein hoch spannendes Stück Zeitgeschichte.« Markwart Herzog wurde 1958 in Heilbronn am Neckar geboren und studierte in München Philosophie, Theologie und Kommunikationswissenschaft. Nach verschiedenen akademischen Tätigkeiten und seiner mit dem RichardSchaeffler-Preis ausgezeichneten Promotion ist er seit 1997 als Wissenschaftlicher Bildungsreferent der Schwabenakademie Irsee tätig. Er veröffentlichte zahlreiche Beiträge zu Themen der Religions-, Medizin-, Strafrechtsund Sportgeschichte und gab u. a. das Standardwerk „Fußball als Kulturphänomen“ heraus. Platz 5 Andreas Hafer, Wolfgang Hafer „Hugo Meisl oder Die Erfindung des modernen Fußballs. Eine Biographie“ Jürgen Kaube nominierte das Buch und schrieb dazu: »Hugo, wer? Man hat ihn weitgehend vergessen, einen der umtriebigsten Gründer des europäischen Fußballs. Hugo Meisl, Sohn eines böhmischen Textilfabrikanten, war Spieler, Schiedsrichter, Trainer, Manager, Fußballjournalist und Funktionär. Er führte die Auswahl Österreichs durch die einzige international erfolgreiche Periode, die sie je erlebte, zwischen 1919 und den Dreißiger Jahren. Meisl setzte in seinem Land den Profifußball und die erste Profiliga des Kontinents ebenso durch wie den Mitropa-Cup, den ersten europäischen Vereinswettbewerb. Es war die Zeit, in der aber nicht nur die organisatorischen Strukturen des modernen Fußballs entstanden. Die neue Abseitsregel von 1925 – schon zwei und nicht erst drei Spieler zwischen dem Angespielten und der Torlinie heben das Abseits auf – bildete den Hintergrund für die Einführung des Vorstoppers. Die Null sollte stehen, so dachte man in England. Meisl, aufgewachsen mit dem Wiener Kurzpaßspiel, dachte anders: Für das „WM-System“ (2-3-5) brauchte man physisch ungeheuer starke und harte Spieler, und die hatte er nicht. Also kultivierte er das Kombinieren und versuchte zugleich, seinen Stürmern das allzu „weiche" Spiel abzugewöhnen. Hätte die WM 1934 nicht in Italien und mit Schiedsrichtern stattgefunden, die nach Mussolinis Pfeife pfiffen, wäre Meisls Mannschaft damit wohl Weltmeister geworden. Zidanes Melancholie, o.k. – aber was ist sie gegen die Traurigkeit, mit der Österreichs Fußball unterging! 21 22 Die Biographie des 1937 verstorbenen Meisl, die seine Enkel Andreas und Wolfgang Hafer geschrieben haben, ist eine fußballhistorische Leistung ersten Ranges. Sie zeigt in tausend Details, wie sich der Fußball jener Jahre zwischen städtischer Kultur, nationaler Erregung und europäischem Vergleich entwickelt hat. Der Funktionär, der von seinem Beruf aufgezehrt wird, der Diplomat, der ständig Tumulte zwischen den Verbänden glätten muss, der Bürger jüdischer Konfession, dem eben dies zu sein immer wieder vorgehalten wird, der Trainer des „Wunderteams" um Matthias Sindelar – in einer der komplettesten Figuren des europäischen Fußballs zeigt sich hier Kulturgeschichte: glänzend recherchiert, umfassend dokumentiert und ebenso sachlich wie fesselnd aufgeschrieben.« Andreas Hafer, geboren 1951, studierte Geschichte, Mathematik und Philosophie in Darmstadt, Frankfurt am Main und Buffalo (USA) und arbeitet heute als Autor in Schorndorf bei Stuttgart. Neben zahlreichen Veröffentlichungen zur Stadtgeschichte und Geschichte der Technikwissenschaften erschien zuletzt das Theaterstück „Eckermann in Wien“ sowie ein Beitrag über Hugo Meisl in Dietrich Schulze-Marmelings „Strategen des Spiels. Die legendären Fußballtrainer.“ Wolfgang Hafer, 1946 geboren, studierte Geschichte, Germanistik und Politologie in Frankfurt am Main und Berlin. Er lebt und arbeitet heute in Frankfurt und verfasste ein mehrteiliges wirtschaftswissenschaftliches Lehrwerk. Als Mitglied einer Deutsch-Rockband ist er Autor zahlreicher Songtexte und Co-Autor des Beitrags über Hugo Meisl in „Strategen des Spiels. Die legendären Fußballtrainer“. Platz 6 Jean-Philippe Toussaint „Zidanes Melancholie“ Dr. Christof Siemes nominierte das Buch und schrieb dazu: »Okay, eigentlich ist es gar kein Buch, bestenfalls ein Büchlein, 32 Seiten, luftig gesetzt, dazu viele Fotos, ein Anmerkungsteil. Und doch ist es ein großes Buch, widmet es sich doch einem der ikonischen Momente in der Geschichte des Fußballs: Zidanes Kopfstoß gegen Materazzi im Finale der WM 2006. Der Autor war live dabei (die von ihm selbst gemachten Fotos, umbrochen als Sehschlitze in die Metaphysik des Fußballs, zeigen, dass er hinter einem der Tore stand). Gesehen aber hat er die Stierwerdung des Franzosen so wenig wie die meisten im Stadion. Dafür ist ihm dazu mehr eingefallen als den meisten. Der Essay lebt von der Furchtlosigkeit, mit der Toussaint behauptet zu wissen, was in Zidane vorging: „… mit überwältigender Intensität empfand er das Gefühl, da zu sein, einfach nur da zu sein“. Auch im Folgenden spart der belgische Autor nicht mit Thesen, die so steil sind wie Zidanes beste Pässe: „Den Weltmeisterpokal zu schwenken bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als den eigenen Tod zu akzeptieren.“ Zidane, in alter Künstlertradition ein Melancholiker, dem die Vollendung versagt bleibt, „kann die Welt und sich selbst nicht mehr ertragen“, die Form „widersetzt sich ihm“. Höhepunkt ist schließlich Toussaints Erfindung von „Zidanes Paradox“ in Anlehnung an den berühmten Trugschluss des Zenon von Elea: So wie Achill eine Schildkröte nicht einholen kann, wenn sie nur ein bisschen Vorsprung hat, so „hätte Zidanes Kopf niemals den Gegner erreichen können, denn jedesmal, wenn Zidanes Kopf die Hälfte des Weges zurückgelegt hätte, der ihn vom Körper seines Gegners trennte, dann wäre noch die andere Hälfte des Wegs zurückzulegen …“. Alles klar? Das ist Fußballphilosophie auf ihrem nicht unironischen Gipfelpunkt. Deshalb ist „Zidanes Melancholie“ mein Fußballbuch des Jahres.« Jean-Philippe Toussaint wurde 1957 in Brüssel geboren und studierte Neuere Geschichte in Paris. Der Juniorenweltmeister im Scrabble von 1973 wandte sich schon während des Studiums dem Schreiben zu. Den ersten Roman „Das Badezimmer“ veröffentlichte er 1985, führte auch Regie bei der Verfilmung dieser Buchvorlage. Weitere Bücher und Filme folgten. Für seinen Roman „Fliehen“ wurde er 2006 mit dem französischen Literaturpreis Prix Médici ausgezeichnet. Nach Aufenthalten in Algerien, Spanien, Deutschland und Japan lebt er heute in Brüssel und auf Korsika. Fußballbuch des Jahres Hans Böller nominierte das Buch und schrieb dazu: »Aus Nürnberg jetzt den Club ins Spiel zu bringen – das könnte wie reiner Lokalpatriotismus wirken. Und, zugegeben: Beim Fußball ist der Franke schließlich Christoph Bausenwein, auch wieder Lokalpatriot. Denn der Club, also der 1.FC Nürnberg, ist nicht mehr der Verein, dessen Schal Bernd Siegler, Harald man lieber verschämt unterm Mantel trug. Sondern ein strahlender junger Pokalsieger mit wunderbaren Fußballern wie Marek Mintal, Robert Vittek, Javier Pinola oder Ivan Saenko. So heißen die Wabras, Wenauers, Kaiser „Die Legende vom Club. Strehls und Leupolds von heute. Wieder einmal, nach vier Jahrzehnten, hat der Club eine prächtige Mannschaft, und man könnte richtig Lust bekommen, ein Buch über diesen 1. FC Nürnberg zu schreiben. Die Geschichte des Das würde trotzdem kein Erfolg. Denn es gibt schon ein solches Buch – und besser als Harald Kaiser, 1. FC Nürnberg“ Christoph Bausenwein und Bernd Siegler kann man über den Club nicht schreiben. Wer jetzt wissen will, was den speziellen Reiz gerade dieses Vereins, dieses leuchtenden Sterns der Fußball-Frühzeit, dieser späteren Skandalnudel und Fahrstuhltruppe, immer ausgemacht hat, erfährt es – auf spannende, kurzweilige Weise, denn die Geschichte ist voller Dramatik, aber auch Komik, und manchmal fesselnd wie ein Krimi. Im vergangenen Herbst ist im sehr schönen Verlag Die Werkstatt die Neuauflage der „Legende vom Club“ erschienen – schon ein Beleg für die Genialität des Autoren-Trios, das erklärtermaßen ahnte, dass irgendetwas passieren würde. Ein paar Monate später war Nürnberg DFB-Pokalsieger. Es war der erste Titel seit 1968, seit 39 Jahren! Volltreffer. Platz 7 Das Buch lebt aber nicht vom Erfolg. Club-Freunde sind keine Erfolgs-Fans, sonst gäbe es längst keine mehr. Vielmehr gelingt es Siegler, Bausenwein und Kaiser, glänzend zu erklären, warum die Menschen so am Fußball – an ihrem Club, in diesem Fall: am Club – hängen, warum dieses Spiel viel mehr ist als immer wieder 90 Minuten kicken. Und deshalb weist dieses Standardwerk weit über den regionalen Rahmen hinaus. Der Fußball prägt die Menschen, überall im Land und auf ganz unterschiedliche Weise – die Autoren machen am Beispiel Nürnberg anschaulich, wie das geschieht. Und dieser 1. FC Nürnberg hat eine Historie, in der nichts fehlt; kein zweiter deutscher Verein hat eine so turbulente Geschichte: Genie und Wahnsinn, Leidenschaft und Schrecken. Nürnberger Fußball hat über ein Jahrhundert das richtige Leben widergespiegelt: mit seinen Arbeitern und Künstlern, mit Größenwahn und mit Bescheidenheit, mit schönen Plänen, enttäuschten Hoffnungen und falschen Propheten. Der Fleißigste kann einfach nur Pech haben – oder im unverhofftesten Moment sein Glück erleben. So war, so ist Nürnberger Fußball. Ein pralles Stück Leben. Und so gibt es in Nürnberg tatsächlich ansonsten ganz und gar vernünftige, weltoffene Menschen, die glauben, dass Unglückssträhnen in ihrem Leben auf das Geburtsjahr 1969 zurückzuführen sind: Da stieg Nürnberg als Deutscher Meister ab. Und der Pokalsieg 2007, der erste Titel im Leben der Neunundsechziger: natürlich ein gutes Omen für das wirkliche Leben, zu dem der Club ja auch gehört, zur Zeit sogar sehr. Soviel Fußball-Philosophie vermitteln die Autoren aber ganz nebenbei – es ist auf keiner Seite ein angestrengt akademisches Werk, sondern einfach ein intelligentes Lese-Vergnügen mit viel fußballerischer Substanz. „Die Legende vom Club“ ist aber natürlich erst recht keine Chronik, obwohl im umfassenden, akribisch recherchierten Anhang keine wichtige Zahl fehlt. Es ist Sport- und Gesellschaftsgeschichte und fußballerisches Sittengemälde – mit viel Herz zu Papier gebracht, aber auch, wo nötig, mit leidenschaftlichem Zorn. Die Autoren bekennen sich zu ihrer Liebe zum Club – aber es ist keine Liebe, die blind macht, sondern eine Liebe, die viele Enttäuschungen überstanden hat, eine besondere Liebe, die vielleicht gar nicht erfährt, wer keine Krisen kennt. Davon berichten die Menschen, die in diesem Buch vorkommen, auch. Wunderschöne Interviews mit Zeitzeugen aus verschiedenen Epochen machen die Vergangenheit lebendig – der beim Club kickende Zwangsarbeiter fehlt so wenig wie jener Röthenbacher Autohändler, der den famosen Mintal angeblich nach Nürnberg lotste. „Die Legende vom Club“ ist ein Buch, das sogar die Liebste im Urlaub liest – durchliest, fast in einem Zuge. Schon lange vor dem Pokalfinale. Wer Fußball liebt, wird „Die Legende vom Club" lieben. Wer lernen will, Fußball zu lieben, kann mit diesem Buch beginnen. Es könnte der Anfang einer wunderbaren Geschichte werden.« 23 24 7 Christoph Bausenwein, geboren 1959 in Nürnberg, studierte Geschichte und Philosophie und ist seit vielen Jahren als Autor und Lektor tätig. Schon 1996 veröffentlichte er zusammen mit Bernd Siegler und Harald Kaiser „Die Legende vom Club“, welche jetzt als komplett überarbeitete Neuauflage um die letzten zehn Jahre ergänzt wurde. Bausenwein war bereits 2006 mit seinem Buch „Geheimnis Fußball“ für das Fußballbuch des Jahres nominiert. Er betreute zudem Ausstellungen wie „100 Jahre 1. FCN“ oder „Die Nürnberger Sportsammlung“ und schreibt immer wieder Biografien von Zeitgenossen. (www.meinememoiren.de) Bernd Siegler, 1957 in Nürnberg geboren, war nach seinem Studium der Sozialwissenschaften viele Jahre für die taz tätig und arbeitet heute in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Klinikum Nürnberg. In Büchern und Dokumentarfilmen beschäftigt er sich mit Politik, Zeitgeschichte und Fußball. Der 1. FC Nürnberg ist dabei immer wieder Thema, beispielsweise in „Das Club-Lexikon“ oder den Filmen „Die Meister“ und „Max Morlock – vom Straßenfußballer zum Weltmeister.“ Harald Kaiser, 1957 in Nürnberg geboren und wie seine beiden Co-Autoren bekennender Club-Fan, studierte Anglistik, Latein und Geschichte in Erlangen, um sich dann beruflich ganz dem Fußball zu widmen. Seit 1982 ist er als Redakteur beim kicker tätig und vertritt das Fachmagazin auch in der Programm- und Planungsgruppe der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur. Platz 8 Gerd Dembowski „Fußball vs. Countrymusik“ Matti Lieske nominierte das Buch und schrieb dazu: »Fußball und Musik, das ist im allgemeinen eine sehr unheilige Verbindung. Fußballsongs sind meist so beklagenswert schlecht, dass man schon das schmalztriefende „You’ll Never Walk Alone“, das ja in Wahrheit gar kein Fußballsong ist, und den harmlosen Pop-Gassenhauer „Football’s Coming Home“ zu den Highlights zählen muss. In deutschen Stadien scheint man zu glauben, dass der Musikgeschmack der Fußballfans irgendwo zwischen Sportfreunde Stiller, De Höhner und Frank Zander oszilliert und dass man das Publikum besonders beglückt, wenn man die Weisen mit orkanartiger Lautstärke aus plärrenden Lautsprechern bläst. Schlimmer ist es eigentlich nur in Holland, wo man vor Länderspielen eine Stunde lang mit einem brüllenden Potpourri aus Schunkelliedern malträtiert wird. Insofern ist es ein ambitioniertes Unterfangen, in einem Buch Fußball mit Musik zu verbinden, und dann auch noch mit Country, einem Genre, dass keineswegs gefeit gegen musikalische Verirrungen ist. Die Art von Countrymusik, die Gerd Dembowski meint, ist allerdings über jeden Zweifel erhaben, denn das Spektrum in seinem Buch „Fußball vs. Countrymusik“ reicht weit über das hinaus, was der unselige Gunter Gabriel, der vom Autor denn auch gebührend sein Fett weg bekommt, den Deutschen einst als Country untergejubelt hat. Texte über Fußball mit Zeilen aus Country- und anderen Songs zu akzentuieren ist jedenfalls eine nette Idee, die der bunten Themenpalette des Buches von Brighton bis St. Pauli, Matthäus bis Maradona, MayerVorfelder bis zum „Fifa-Ungetüm“ Joseph Blatter eine angenehme Würze verleiht. Geprägt sind die einzelnen Kapitel von einer konsequent kritischen Haltung dem Fußball und seinen Phänomenen gegenüber, die auch nicht auf die moderne Mär hereinfällt, dass man den romantisch verklärten „ursprünglichen“ Fußball von seiner modernen kommerziellen Ausprägung trennen kann. Kernstück des Buches sind Texte über die Weltmeisterschaft 2006, in denen dankenswerterweise daran erinnert wird, dass nicht alle die Hymne vom Sommermärchen sangen. Allein die Schlagzeilen- und Zitatensammlung zum angeblich friedlichen, harmlosen und freudvollen neuen Nationalismus wirkt schon in einjähriger Rückschau wahrhaft gruselig. Apart auch die drei geschwärzten Zeilen im letzten Kapitel, wo es offensichtlich um Gerhard Mayer-Vorfelder geht, während andere phantasievolle Charakterisierungen führender Fußballrepräsentanten offenbar unbeanstandet durchgingen. Einwenden mag man, dass für ein Fußballbuch ein bisschen zu viel Musik vorkommt, aber da in den meisten Fußballbüchern viel zu viel Fußball und viel zu wenig Musik vorkommt, ist das in Ordnung.« Fußballbuch des Jahres Gerd Dembowski, geboren 1972 in Recklinghausen, studierte Sozialwissenschaften in Duisburg und lebt heute vorwiegend in Berlin und Brighton. Er hat mehrere zeitkritische Studien zum Thema Fußball veröffentlicht, war längere Zeit Sprecher des Bündnisses Aktiver Fußballfans (BAFF) und engagiert sich heute neben seiner Tätigkeit als Kolumnist der taz für Kampagnen der Organisation Football Against Racism in Europe (FARE). Zudem initiierte er Projekte wie die Wanderausstellungen „Tatort Stadion. Rassismus und Diskriminierung im Fußball“ und „Ballarbeit. Szenen aus Fußball und Migration“, die für bundesweites Aufsehen sorgten. Platz 9 Spielvereinigung Zwiebelfisch, Magazin No. 6/2007 „NACHSPIEL: Ein Steilpass aus dem Abseits. Über Befreiungsschläge bei Rudelbildung auf engem Raum“ Bernd Gäbler nominierte das Buch und schrieb dazu: »Nach der Inflation ist es Zeit für Ästhetik. Es gibt viel weniger Bücher über Fußball, da kommt es erst recht darauf an, dass sie auch so schön sind wie der Fußball. Was aber ist fußballerische Schönheit? Ein Ronaldinho-Solo, vergleichbar mit einem Rilke-Gedicht, wie es Jochen Hieber einst nahe legte? Oder eine Viererkette, die perfekt operiert wie das Bolschoi-Ballett? Nein, die ehrliche Ästhetik des Fußballs ist rauer, ein ständiges Anrennen und Probieren, ein Zitieren bereits bekannter Spielzüge, die immer wieder neue Kombination der Grundelemente: Ballannahme, Stoppen, Passen, Flanken, Schießen. So wirkt auch das Buch – oder sollte man nicht ehrlicher sagen: das Heft? – der Freiburger „Spielervereinigung Zwiebelfisch“. Es sind hübsche Texte darin, von F.C. Delius, Axel Hacke und Jess Jochimsen, verarbeitet sind auch – der Titel lässt es ahnen – ungefähr alle denkbaren Fußball-Metaphern, aber eigentlich geht es um einen anderen, zentralen Gedanken: Wer spielt, gestaltet. Und hier wird das Gestalten geprobt. Schon auf dem Titel eine dezente Verkehrung von Schwarz-Rot-Gold. Der Untergrund wechselt, mal ist er fast transparent, mal von kraftvoller Pappe. Ständig will jeder einzelne Mitspieler zeigen, was er kann: vor allem die Dekonstruktion des Worts, das Spiel mit Buchstaben. Diese Spielvereinigung liebt die Typologie – und: versteckte Überraschungen wie das Daumenkino unten rechts. Es handelt sich um ein Semesterprojekt der Freien Hochschule für Grafik-Design & Bildende Kunst in Freiburg. Das Heft wirkt noch nicht perfekt wie der FC Barcelona in bester Zeit, eher ist es ein Bolzplatz, eine Ansammlung von Trainingseinheiten oder ein erkämpfter Überraschungssieg. Aber das macht gerade den Reiz aus, den Realitätsgehalt des schönen Heftes. Seine Ästhetik versöhnt – nein: konfrontiert – Fanzine und mondäne Arena. Natürlich ist dieses „Nachspiel“ ein ungewöhnliches Fußball-Buch, darum gilt auch für diese Nominierung, was der auch im Heft zitierte Richard Golz den Freiburgern mitgab: „Ich habe nie an unserer Chancenlosigkeit gezweifelt.« Zwiebelfisch – Magazin für Gestaltung ist ein von Studenten der Freien Hochschule für Grafik-Design & Bildende Kunst Freiburg in unregelmäßigen Abständen herausgegebenes Design-Magazin. Initiator und Betreuer der Studienarbeit ist Wolfgang Blüggel, externer Dozent für Grafikdesign. Das Non-Profit-Projekt finanziert sich durch Studentenpartys, Ausstellungen und Events. Während des einjährigen Entstehungsprozesses des Magazins übernehmen die Studenten sämtliche anfallenden Aufgaben, von der Kontaktaufnahme mit Autoren und Werbeagenturen bis zur konkreten gestalterischen Aufbereitung und Produktion. Die Arbeit am ZwiebelfischMagazin bietet den Studenten die Möglichkeit, Erfahrung und Kontakte für den späteren Einstieg ins Berufsleben zu sammeln. 25 26 7 Philipp Köster nominierte das Buch und schrieb dazu: »Es ging Lokomotive Leipzig schon mal besser. Schließlich stand der Klub einst im Europacup-Finale in Athen. Es ging Lokomotive aber auch schon schlechter, vor drei Jahren fing der Verein in der 11. Liga ganz neu an. Pätzug und Franke begleiten die LokThomas Franke, Anhänger auf dieser mitunter bizarr anmutenden Achterbahnfahrt von den Glanzzeiten in den Siebzigern Veit Pätzug bis in die Bezirksliga Leipzig, in der der Klub inzwischen kickt, und verzichten dabei konsequent auf jenen „Von Athen nach Althen. Die Fanszene einschläfernden Duktus, der solche Zeitreisen sonst gerne begleitet. Stattdessen jagen die Texte atemlos und hoch unterhaltsam durch die Jahre. Loks Jahre in der DDR-Oberliga zwischen Anarchie und Stasivon LOK Leipzig zwischen Europacup Willkür, der Niedergang als VfB Leipzig, die Neugründung nach der Pleite als Lokomotive (Spieler Rene Roßberg: „Meine Freundin wird schreien, aber das war besser als Sex“) – all das beschreibt das Buch in und Kreisklasse“ fesselndem Stil und mit Sinn für die gute Pointe selbst in tragischen Situationen, wie dem Verhör eines Lokisten durch zwei Stasi-Offiziere, die ihn zur Denunzierung anderer Anhänger zwingen wollten: „Sie haben mit dieser Person geredet. Wie ist denn der Name? – Weeß ich doch nicht! Na, ich kenne die Leute nur mit‘m Spitznamen! – Dann nennen Sie uns die Spitznamen! – Der hier nennt sich R! – Wollen Sie mich verarschen? Der Mann arbeitet mit Ihnen zusammen im Kollektiv. Da werden Sie ja wohl den Namen wissen! – Ach so, stimmt. Scheiße, ja ...“ Der Lokist resümiert: „Die wollten mich unbedingt weich klopfen. Aber nicht mit mir.“ Was auch ein schöner Titel für das Buch gewesen wäre.« Platz 10 Thomas Franke (links) wurde 1977 in Leipzig geboren und absolvierte zunächst eine kaufmännische Ausbildung beim MDR und anschließend ein Studium der Kommunikations-und Medienwissenschaft in Leipzig. Veit Pätzug (rechts), geboren 1972 in Dresden, studierte nach seiner Ausbildung zum Druckformhersteller das Fach Kommunikationsdesign in Halle und ist seit Oktober 2005 selbständig tätig als Grafik-Designer, Journalist und Fotograf. In seinem 2005 erschienenen Buch „Schwarzer Hals, Gelbe Zähne. Fußballfans von Dynamo Dresden“ widmete er sich der Dresdener Fanszene. Platz 11 Omar Gisler „Grüner Rasen, fette Beute. Die großen Fußballskandale“ Harald Kaiser nominierte das Buch und schrieb dazu: »Klar, der Skandal des deutschen Fußballs, das ist und bleibt der des Jahres 1971, in den weit mehr als 50 Spieler, Trainer und Funktionäre der Bundesliga verwickelt waren und der die damals noch blutjunge Liga in ihren Grundfesten erschütterte. In seinem Buch „Grüner Rasen, fette Beute" erzählt Omar Gisler, Journalist bei einer großen Schweizer Nachrichtenagentur, noch einmal die Geschichte jener Bestechungsaffäre, die der Offenbacher Präsident Horst Gregorio Canellas auf seiner Geburtstagsfeier am 6. Juni 1971 ins Rollen brachte. Doch Gisler macht in seinem 224 Seiten starken Werk auch deutlich, dass Betrug, Schiebung und Bestechung, kleinere und größere Skandale den Lauf des Leders seit jeher begleiteten. In seinem faktenreichen, sachlich-nüchtern und dennoch unterhaltsam geschriebenen Buch über die dunkle Seite des Fußballs erzählt er, wie Spiele verschoben, Absprachen getroffen, Schiedsrichter und Spieler bestochen wurden, von den Anfängen des Spiels im 19. Jahrhundert bis hinein in die Gegenwart. Es sind immer wieder die gleichen Geschichten, von Prostituierten, die im Hotelzimmer der Schiedsrichter auftauchen, von Wetten, die auf verschobene Spiele platziert werden, von Mannschaften, die im Spiel gegen einen Abstiegskandidaten plötzlich seltsam müde wirken – spannend liest sich jede einzelne.« Omar Gisler, 1976 in Schattdorf in der Schweiz geboren, studierte an der Universität Basel Geschichte und italienische Literatur. Während seines Studiums arbeitete er als Sportredakteur bei einer Basler Wochenzeitung. Seit Mai 2001 berichtet er als Korrespondent für die Schweizerische Depeschenagentur (SDA) aus dem Tessin. Er lebt heute mit Frau und Kindern im Dorf Castel San Pietro im Mendrisiotto (Tessin). Weitere Buchtitel: „Top Clubs“ und „Fußball-Derbys“ über große Mannschaften und alte Rivalitäten im Fußball. Fußballbuch des Jahres 277 Die Jury Dr. Christof Siemes Hans Böller Stefan Erhardt DIE ZEIT, Hamburg Nürnberger Nachrichten, Der tödliche Pass, Vorsitzender der Jury Nürnberg München Jürgen Kaube Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt a. M./Berlin Philipp Köster 11 Freunde, Berlin Michael Wulzinger Ludger Schulze Süddeutsche Zeitung, DER SPIEGEL, Hamburg München Bernd Gäbler Dozent für Journalistik, Bochum Harald Kaiser kicker-sportmagazin, Nürnberg Matti Lieske Berliner Zeitung, Berlin Birgit Schönau DIE ZEIT, Süddeutsche Zeitung, Rom Fangesang des Jahres 2007 28 Was wäre der Fußball ohne seine Fans – und ihre Stimmgewalt! Die mehr oder weniger derben „Choräle“, die Woche für Woche aus den Fankurven der Stadien schallen, machen den Stadionbesuch vielfach erst zum Erlebnis. Dabei scheiden sich an den Fangesängen in Deutschlands Kurven manchmal auch die Geister. Der passionierte Stadiongänger schätzt in der Regel die Inbrunst aus zehntausend Kehlen. Andere dagegen meinen, die Fans seien auch schon mal kreativer gewesen. Die Akademie wollte es genauer wissen: Was gibt es über das eintönige „Olé, olé“ und „Shalalalala“ hinaus zu hören? Wie steht es mit kreativen, einzigartigen, lustigen oder fies-charmant intonierten Gesängen? Die originellen Lieder aus der Kurve sollen bei der Auszeichnung zum „Fangesang des Jahres“ im Mittelpunkt stehen. Gesucht wurde der beste Fangesang aus dem deutschsprachigen Raum. Neben zahlreichen Liedern aus deutschen Fankurven standen auch Schlachtgesänge aus Österreich und der Schweiz zur Wahl. Kriterien für die Nominierung: Originalität, Kreativität und natürlich die Ohrwurmqualität samt Eignung zum Massenchor. Dabei sollten die Lieder aus der Kurve ‚still alive’ sein, also noch regelmäßig angestimmt werden. In Zusammenarbeit mit dem einschlägig kompetenten Partner www.fangesaenge.de wählte die Jury aus über 2.800 verschiedenen Titeln die besten Fangesänge aus. In die Endauswahl schafften es dann 38 Schlachtgesänge von 27 verschiedenen Vereinen. Die siegreiche Fankurve darf sich über 500 Liter Freibier freuen. Fazit: Es kann zwar nur einen Sieger geben, aber alle 38 nominierten Gesänge stehen um Einiges über der üblichen Durchschnittsdröhnung aus den Stadionlautsprechern. Vergleichsweise also: Ein wahres Kulturgut des Fußballs Der Fangesang des Jahres wird in diesem Jahr erstmals ausgezeichnet. Die Auszeichnung „Fangesang des Jahres“ wird durch die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur vergeben. Der Preis ist mit 500 Litern Bier für die siegreiche Fankurve prämiert, gesponsert von der Kulmbacher Brauerei AG Laudator: Günther Koch, BR, Radio- und TV-Reporter Fangesang des Jahres Die Auszeichnung „Fangesang des Jahres“ geht an die Fans des 1. FSV Mainz 05 für das „Schlumpflied“ Sagt mal, wo kommt Ihr denn her? Aus Rheinhessen, bitte sehr! Seh’n da alle so aus wie ihr? Ja, die seh’n so aus wie wir. Warum seid Ihr all so blau? Weil wir saufen wie die Sau! Nehmt Ihr Riesling mit ins Bett? Ja, sonst sind wir nicht komplett. Gibt’s noch Lauterer in Rheinhessen? Nein, die ham’ wir aufgefressen! Lalalalalalalalalala ... „Wir sind nur ein Karnevalsverein“, schallt es regelmäßig aus der Fankurve der 05er im Mainzer Bruchwegstadion. Dass die Mainzer Anhänger aber viel mehr sind, beweisen sie regelmäßig mit stimmgewaltigem und kreativem Support. Nicht ganz unerwartet geht die Auszeichnung für den „Fangesang des Jahres 2007“ deshalb an die Anhänger des 1. FSV Mainz 05 für ihre Version des Schlumpflieds. Die Methode ist zwar üblich, das Ergebnis aber hat was: Die Mainzer dichteten kurzerhand den Text des bekannten Schlagers von Vader Abraham um. Wenn Vorsänger Rolf Böhme zu seinem „Sagt mal, wo kommt Ihr denn her?“ ansetzt, ist die ganze Südkurve da und antwortet mit einem lautstarken: „Aus Rheinhessen, bitte sehr!“ Und da die 05er nach eigenem Bekunden „saufen wie die Sau“, trifft es sich nicht schlecht, dass die Kulmbacher Brauerei AG dem Sieger 500 Liter Alkohaltiges spendiert. Wenn auch Bier statt des vielbesungenen Weines ... Und die Mainzer Fans haben sich den Preis wirklich redlich verdient, sind sie doch auch für ihre besondere Fairness bekannt. Nicht zuletzt der Fans wegen gewann der 1. FSV Mainz 05 im Jahr seines 100-jährigen Bestehens die Fairplay-Wertung des DFB und durfte am UEFA-Pokal teilnehmen. Stellvertretend für die Siegerkurve nehmen der Mainzer Trainer Jürgen Klopp und der Leiter des „Fanprojekt Mainz 05 e.V.“, Thomas Beckmann, den MAX entgegen. Das Fanprojekt arbeitet seit 1994 mit den Mainzer Fans und beugt so extremistischen Tendenzen im Fanblock vor. Durch präventive Arbeit wird das Gewaltpotential im Stadion erfolgreich entschärft. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Integration von Jugendlichen in die etablierte Fanszene. 29 730 Fangesang des Jahres 2007 Die Platzierungen im Überblick 1. 1. FSV Mainz 05 Schlumpflied 2. FC Erzgebirge Aue Zwei gekreuzte Hämmer und ein großes W Zwei gekreuzte Hämmer und ein großes W, Das ist Wismut Aue, uns’re BSG. Wir kommen aus der Tiefe, Wir kommen aus dem Schacht, Wismut Aue, die neue Fußballmacht. Aue, Aue, Aue, Aue ... 3. 1. FC Köln Weil wir bescheuert sind Jetzt steigen wir wieder auf, dann steigen wir wieder ab. Dann steigen wir wieder auf, und dann steigen wir wieder ab. Das finden wir lustig, weil wir bescheuert sind. 4. Eintracht Braunschweig Zwischen Harz und Heideland 5. Bayern München II Wir lieben die Amateure 6. FC St. Pauli Nous sommes St. Pauli VfL Bochum So gehen die Bochumer, die Bochumer gehen so FC Nürnberg Als ich noch ein ganz kleiner Bub war 9. Bayern München II Griechischer Wein FC Schalke 04 Opa Pritschikowski 11. VfL Bochum Durch die Stadien woll’n wir ziehen Fangesang des Jahres 317 Die Jury Günther Koch Bayerischer Rundfunk, Nürnberg Vorsitzender der Jury Isabella Baier Amt für Kultur und Freizeit, Nürnberg Marc Becker Theaterautor, Oldenburg Christoph Biermann Der SPIEGEL, Köln Oliver Fritsch Online-Journalist, Gießen Volker Goll Sascha Kurth Koordinationsstelle Online-Journalist, Fan-Projekte, Frankfurt Witten Prof. Dr. Bernd Strauß Präsident Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft, Universität Münster Almut Sülzle Netzwerk Frauen im Fußball „F_in“, Marburg Ronny Blaschke Berliner Zeitung, Berlin Manfred Rothenberger Institut für moderne Kunst, Nürnberg Walther-Bensemann-Preis 2007 32 Der Walther-Bensemann-Preis hat eine gewisse Sonderstellung unter den Fußball-Kulturpreisen der Akademie. Er steht zum einen für das Anliegen der Deutschen Akademie für FußballKultur, Fußball über das Spiel hinaus als kulturelles, historisches, soziales und politisches Phänomen zu begreifen. Denn Walther Bensemann war nicht nur ein Fußballpionier, er stand trotz zahlreicher Anfeindungen fest zu seiner Überzeugung, dass der Fußball in besonderem Maße zur Völkerverständigung beitragen kann und soll. Zum anderen wird durch den Walther-BensemannPreis an eine herausragende Person des Sportjournalismus erinnert, die als Gründer und brillante Feder des „kicker“ Wertvolles für die mediale Darstellung des Spiels geleistet hat. Zum Dritten steht dieser Preis für das Bestreben, die Rolle des Fußballs in der politischen Geschichte zu verdeutlichen. Mit der Benennung des Preises nach Walther Bensemann werden Menschen geehrt, die Herausragendes für den Fußball geleistet haben und dabei immer wieder auch gegen den Strom schwimmen mussten. Der Preis zeichnet Personen der Zeitgeschichte aus, deren langjähriges Wirken in der Tradition Walther Bensemanns steht: Ein Sonderpreis für außergewöhnliches Engagement mit Mut und Pioniergeist, für mehr gesellschaftliche Verantwortung, Fairplay und interkulturelle Verständigung im Umfeld des Fußballs. Preisträger 2006: Franz Beckenbauer Der Walther-Bensemann-Preis wird durch die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur vergeben. Er ist mit 10.000 e dotiert, gestiftet vom kicker-Sportmagazin. Laudator: Rainer Holzschuh, Chefredakteur kicker-sportmagazin Walther Bensemann (*1873; † 1934) war einer der großen deutschen Fußballpioniere. Von seinen englischen Mitschülern an einer Schweizer Privatschule erlernte er das Fußballspiel und war von der damals neuen Sportart sofort begeistert. 1889 hob er in Karlsruhe den ersten Fußballverein Süddeutschlands aus der Taufe – den International Football Club. Zwei Jahre später gründete er den Karlsruher FV, der 1910 die Deutsche Meisterschaft gewinnen sollte. In der Folgezeit war Bensemann an zahlreichen Vereinsgründungen beteiligt, unter anderem bei den Vorgängervereinen von Bayern München und Eintracht Frankfurt. Bensemann war auch für die ersten internationalen Vergleiche deutscher Mannschaften verantwortlich. Noch bevor es den Deutschen Fußballbund gab, organisierte er 1899 vier Spiele gegen eine englische Auswahl, die heute als Ur-Länderspiele bekannt sind. Als schließlich im Jahr 1900 der DFB gegründet wurde, war Walther Bensemann ebenfalls mit von der Partie. Bensemann sah den Sport schon immer als ein wichtiges Mittel des Friedens und der Völkerverständigung. In diesem Geist gründete er 1920 den kicker, „als Symbol der VölkerVersöhnung durch den Sport“. Sein sportfeuilletonistischer Stil hat Maßstäbe gesetzt, sein Engagement gegen nationalistische Beschränktheit schaffte ihm viele Feinde. Nach der Machtübernahme durch die Nazis musste Bensemann, der jüdischer Herkunft war, sein Lebenswerk aufgeben und Deutschland verlassen. 1934 starb er in der Schweiz. Walther-Bensemann-Preis Den Walther-Bensemann-Preis 2007 erhält Alfredo Di Stéfano »Wer nun der beste Spieler der Welt sei, darüber wird seit Jahrzehnten heiß diskutiert und nicht selten erbittert gestritten. „Pelé oder Maradona?“, heißt in jüngerer Zeit eigentlich meist die Frage. Und darum ging es auch einmal in einer hitzigen Debatte unter Weltstars Ende der 80er Jahre. Auf diese beiden Namen spitzte sich die Diskussion zu, als Ferenc Puskas, der große ungarische Fußball-Zauberer, laut dazwischen rief: „Was streitet ihr euch überhaupt, dafür kommt nur einer in Frage, Alfredo Di Stéfano!“ Viele der Ex-Spieler stimmten Puskas zu. Aber eine Einigung auf „Don Alfredo“, wie Di Stéfano oft genannt wurde, war ebenso wenig herbeizuführen, wie auf Maradona oder Pelé. Den Nagel auf den Kopf getroffen hat wohl einer der erfolgreichsten Trainer der Welt, Sepp Herberger, Schöpfer der deutschen Weltmeisterelf von 1954: „Er ist der vollkommene Spieler, von dem jeder Trainer träumt. Der nimmt im eigenen Strafraum dem Gegner den Ball ab, leitet den eigenen Angriff ein und vollendet ihn mit einem Tor! Was Di Stéfano macht, hat Hand und Fuß. Er beherrscht den Ball, denkt voraus, dirigiert seine Mitspieler, denen er in jeder Hinsicht ein Vorbild ist!“ Statistiken sind nicht alles im Fußball. Doch sie sagen eine Menge aus. Zum Beispiel über die Karriere eines Spieler. Alfredo Di Stéfano, am 4. Juli 1926 in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires geboren, spielte von seinem 15. bis zum 23. Lebensjahr für den Spitzenklub River Plate. Er wurde dort argentinischer Meister und Nationalspieler. Danach zog es ihn für vier Jahre nach Kolumbien, dort trug er das Dress der „Millionarios Bogota“. Wieder wurde er – und das gleich viermal – Meister. Er ließ sich einbürgern und bestritt vier Länderspiele für Kolumbien. Nach vier Jahren, 1953, wagte Di Stéfano den Sprung über den Ozean nach Spanien. Eigentlich sollte er dort für den FC Barcelona spielen. Aber Santiago Bernabéu, der „Patron“ von Real Madrid, hatte den Namen Di Stéfano schon lange auf seiner Liste. Er war schneller und Alfredo setzte bei Real seine Unterschrift unter den Vertrag. Mit Alfredo Di Stéfano begann die große Zeit von Real Madrid. Es stimmt, nie gewinnt ein einzelner Spieler eine Meisterschaft alleine. Aber ein Spieler kann allein eine Mannschaft inspirieren, sie zum Erfolg mitreißen. So einer ist Di Stéfano. Real war seit 1933 nicht mehr spanischer Meister geworden. Mit Di Stéfano gelang auf Anhieb die glanzvolle Rückkehr auf den spanischen Meisterthron. Dem Titel 1954 folgten mit Di Stéfano weitere sieben. Doch alles überstrahlte die Siegesserie im 1955/56 erstmals ausgespielten Europapokal der Meister. Real gewann 1956 den ersten und gleich die vier folgenden bis 1960, eine in der Geschichte der Europapokale einmalige Serie. Nur drei Spieler waren in allen fünf Endspielen dabei: Zarraga, Gento – und eben der große „Maestro“ am Dirigentenpult – Alfredo Di Stéfano. 624 Spiele bestritt er von 1953 bis 1964 und erzielte 405 Tore für Real. Als Di Stéfano einmal in eine Formkrise geraten war, wurde Bernabéu von einem Journalisten gefragt, ob der nicht eine Pause verdiente. Da antwortete der Präsident: „Bei Real hat jeder Spieler das Recht, auch mal schlecht zu spielen. Er muss aber erkennen lassen, dass er sich um die bestmögliche Leistung bemüht. Und bei Alfredo habe ich diesen Eindruck immer!“ Auch das spricht sowohl für Di Stéfano wie auch für die Philosophie, die Real zur überragenden Mannschaft machte. Zweimal wurde er zu Europas „Spieler des Jahres“ gewählt: 1957 und 1959. Bei einer Wahl der „Spieler des Jahrhunderts“ kam er 2004 hinter Pelé, Beckenbauer und Cruyff auf Platz vier. 33 374 Auch für Spanien bestritt er 31 Länderspiele (mit 23 Toren). An einer WM hat er jedoch nie teilnehmen können: An der Qualifikation für die Turniere 1950 und 1954 beteiligte sich Argentinien nicht, Spanien (seit 1956 war Di Stéfano spanischer Staatsbürger) schaffte die Qualifikation für die WM ’58 nicht und 1962 gehörte er zwar zu Spaniens Kader, konnte jedoch wegen einer Verletzung nicht spielen. Als Trainer war Di Stéfano nicht ganz so erfolgreich. Immerhin: Den FC Valencia führte er 1971 zur spanischen Meisterschaft und holte 1980 mit diesem Klub auch den Europapokal der Pokalsieger (übrigens mit Rainer Bonhof ), mit Real gewann er 1990 den spanischen Supercup (und begann eine radikale Verjüngung der Mannschaft). In Argentinien führte er zwei Klubs zum Titelgewinn: Boca Juniors (1970) und seinen Heimatverein River Plate (1981). Über allen Erfolgen aber steht der Mensch Alfredo Di Stéfano. Ehrgeizig, selbstbewusst, jedoch nie überheblich, ein „geborener“ Führungsspieler und dennoch mannschaftsdienlich wie kaum ein anderer. Ein im besten Sinne Besessener des Fußballs und Vorbild für viele Generationen. Der 81-Jährige ist heute Ehrenpräsident von Real Madrid und in vielfältiger Form sozial engagiert.« Karl-Heinz Heimann Walther-Bensemann-Preis 357 Die Jury Die Jury wurde gebildet von den Nürnberger Initiatoren der Akademie Dr. Ulrich Maly Karl-Heinz Heimann Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg Herausgeber kicker-sportmagazin Rainer Holzschuh Theophil Graband Chefredakteur kicker-sportmagazin Vorstandsvorsitzender Teambank AG Fußballspruch des Jahres 2007 28 36 „So ist Fußball. Manchmal gewinnt der Bessere“, sagte Lukas Podolski nach der HalbfinalNiederlage gegen Italien bei der WM 2006 – und gewann damit doch noch einen Titel: den Deutschen Fußball-Kulturpreis für den „Fußballspruch des Jahres 2006“. Auch im Jahr eins nach dem Sommermärchen gaben Fußballprofis, Trainer oder Sportreporter wieder allerlei Weisheiten zu Protokoll. Ailton z. B. beglückte uns in gewohnter Manier mit einer kurzen aber treffenden Feststellung: „Musse Tor schießen, iss klar.“ Gerald Asamoah wusste hingegen: „Solange wir an der Spitze bleiben, kann keiner an uns vorbei.“ Zwar hat er damit durchaus Recht, machte seine Rechnung aber ohne die Stuttgarter. Und Harald Schmidt fiel zur alljährlichen Schalker Depression natürlich auch was Passendes ein: „Nur gucken – nicht anfassen!“ Die fach- und sprachkundige Jury der Akademie sichtete zunächst einen riesigen Fundus an Fußballsprüchen. Aus deutschlandweiten Einsendungen und eigenen Vorschlägen bestimmte sie dann in einem ersten Schritt die Top-Elf der Saison, mit einer Einschränkung: Nur die Plätze fünf bis elf wurden bereits fest vergeben. Denn unter den vier von der Jury am besten platzierten Sprüchen wird erst heute Abend der Sieger 2007 gekürt. In zwei Halbfinals und einem Finale treten jeweils zwei Sprüche gegeneinander an. Die Entscheidung über den Gewinner treffen die Gäste der PreisGala. Per Handzeichen und mit Hilfe dieses Programmhefts stimmen sie für ihren Favoriten und wählen so den „Fußballspruch des Jahres 2007.“ Spielleiter der Abstimmung ist ein Mann, der ebenfalls selten um einen guten Spruch verlegen ist: Kabarettist Django Asül. Preisträger 2006: „So ist Fußball. Manchmal gewinnt der Bessere.“ (Lukas Podolski) Die Auszeichnung „Fußballspruch des Jahres“ wird durch die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur vergeben. Die Ausschreibung wurde unterstützt von easyCredit. Der Sieger erhält den Spruch-MAX als symbolische Auszeichnung. Spielleiter der Abstimmung: Django Asül Fußballspruch des Jahres Die vier besten Sprüche 2007 – nominiert für die Endausscheidung „Es muss wieder Spaß machen, die Bayern zu sehen. Und es muss wieder Spaß machen, sie verlieren zu sehen.“ „In schöner Regelmäßigkeit ist Fußball doch immer das Gleiche.“ Hans Meyer vs Hans Meyer ist wohl ebenso einmalig wie repräsentativ für die deutsche Entwicklung nach dem Fall der Mauer. Obwohl er einer der erfolgreichsten Trainer der DDR war, hatte er nach der Wende im gesamtdeutschen Fußball zunächst einen schweren Stand. Erst über den Umweg Holland schaffte er es in die Bundesliga und ist seitdem auch hier sehr erfolgreich. Meyer begeistert Fans und Medienvertreter mit seiner Ironie und bisweilen bissigem Humor. Seine Sprüche könnten ein ganzes Buch füllen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Meyer bei der Wahl zum „Fußballspruch des Jahres 2007“ gleich mit drei Beiträgen nominiert war. Sein philosophisch anmutender Satz „In schöner Regelmäßigkeit ist Fußball doch immer das Gleiche“ schaffte es locker ins Halbfinale. Mit Christian Eichler, Sportkorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und noch 2006 selbst Chef der SpruchJury, gelang einem Journalisten der Sprung ins Halbfinale. Als Zwölfjähriger erlebte Eichler im Jahr 1971 das Bundesligaspiel MSV Duisburg gegen Bayern München auf einem heißen Garagendach. Die Bayern verloren das Spiel mit 0:2 und damit auch die Deutsche Meisterschaft an Borussia Mönchengladbach. Vielleicht dank dieser frühen Prägung sieht Eichler die Bayern bis heute gern verlieren, hält aber auch viel von einem starken Branchen-Primus mit hoher Investitionsbereitschaft. Sein nominierter Spruch lautet deshalb: „Es muss wieder Spaß zu machen, die Bayern zu sehen. Und es muss wieder Spaß machen, sie verlieren zu sehen.“ Christian Eichler „Zwei Dinge weiß ich: Irgendwann müssen wir alle sterben und irgendwann wirst du als Trainer immer entlassen.“ Seinem Image als grimmiger Klaus Augenthaler vs Niederbayer ist Klaus Augenthaler in der vergangenen Spielzeit mal wieder voll gerecht geworden. Seine 42 Sekunden dauernde Pressekonferenz, in der er selbst die Fragen stellte und sogleich beantwortete, ist legendär. Und es gelang ihm, mit zwei Sentenzen für den „Fußballspruch des Jahres 2007“ nominiert zu werden. Kurz bevor „Auge“ seinen Trainerposten beim VfL Wolfsburg tatsächlich verlor, verkündete er der Fußballwelt: „Zwei Dinge weiß ich: Irgendwann müssen wir alle sterben und irgendwann wirst du als Trainer immer entlassen.“ Für diese wahren Worte belohn-ten ihn die Juroren mit dem Einzug ins Halbfinale. „Es ist nicht immer alles wahr, was stimmt.“ Zwar ist der Vorjahressieger Lukas Podolski dieses Mal nicht nominiert, aber immerhin hat er seinem ehemaligen Teamkollegen Stefan Wessels zu einem Platz im Halbfinale verholfen. Dieser kommentierte Anfang der vergangenen Saison die Wechselgerüchte rund um ,Prinz Poldi’ mit der Aussage: „Es ist nicht alles wahr, was stimmt.“ Bei der Abstimmung zum „Fußballspruch des Jahres 2007“ landete er damit einen Volltreffer, obwohl viele Leute noch immer rätseln, was er uns damit eigentlich sagen wollte. Wessels selbst hat den 1. FC Köln inzwischen verlassen und steht jetzt im Tor des englischen Vereins FC Everton. Stefan Wessels 377 738 Fußballspruch 2007 Die Platzierungen 5 bis 11 im Überblick 5. Gerald Asamoah „Solange wir an der Spitze bleiben, kann keiner an uns vorbei.“ 6. Hans Meyer „Wir wollten beide nach Berlin ...“ über Edmund Stoiber auf die Frage, was diesen vom 1. FCN unterscheide) 7. Mehmet Scholl „Wir werden was trinken und dann heulen wir alle. Dann tauschen wir die Frauen und dann geht’s weiter ...“ über die unmittelbaren Pläne nach seinem Abschiedsspiel 8. Harald Schmidt „Nur gucken – nicht anfassen!“ zum Thema Schalke 04 und Meisterschale 9. Uli Hoeneß „Der Weihnachtsmann war noch nie der Osterhase.“ zum Wert der Herbstmeisterschaft 10. Urban Priol „Der deutsche Fußball ist attraktiv wie nie, wenn man von der Bundesliga einmal absieht.“ 11. Jorge Valdano „Der größte Schaden wird durch die Fixierung auf Resultate ausgelöst. Es gibt kaum Journalisten, die gegen das Ergebnis urteilen.“ Carlos Dunga „Ihr seid nie zufrieden. Ihr würdet noch klagen, wenn ich Jesus Christus berufen würde.“ Fußballspruch des Jahres 397 Die Jury Django Asül Kabarettist und Kolumnist, Hengersberg Vorsitzender der Jury Christoph Bausenwein Thomas Brussig Autor, Fürth Autor, Berlin Mario Leis Autor, Bonn Moritz Rinke Autor, Berlin Pfr. Dr. phil. Jochen Wagner Evangelische Akademie, Tutzing Arnd Zeigler Autor und Stadionsprecher, Bremen Christian Eichler Frankfurter Allgemeine Zeitung, Brüssel Michael Horeni Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt am Main Alex Rühle Nicole Selmer Süddeutsche Zeitung, Autorin, Hamburg München 40 Impressum Amt für Kultur und Freizeit der Stadt Nürnberg Deutsche Akademie für Fußball-Kultur Marienstraße 15 90402 Nürnberg Tel. 0911/2 31-70 55 Fax. 0911/2 31-68 09 [email protected] www.fussball-kultur.org Redaktion: Günter Joschko Birgitt Glöckl Christoph Zitzmann Claus Enkler Sebastian Ritter Alexander Kießling Kristina Kaiser Susanne Gumbmann Christel Paßmann Karl-Heinz Heimann Marcus Lehmann Bildnachweis: Karl-Friedrich Hohl, kicker-Bildarchiv, Verlage, privat Grafik: Martin Küchle Zum Schluss noch einmal ein besonderer Dank an alle 48 Mitwirkenden in den fünf Jurys. Und im Namen des Kapitäns des Amts für Kultur und Freizeit, Jürgen Markwirth, bedanken wir uns sehr herzlich beim Akademie-„Trainerstab“ mit Peter Murrmann, Hans Trautenbach und Dr. Uli Glaser. Herzlichen Dank an die Träger, Förderer und Sponsoren der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur Herzlich Willkommen · Welcome