PDF öffnen - Kindernothilfe
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Detailinformationen Geografie und Klima Der kleine Andenstaat Ecuador verdankt seinen Namen der Äquatorlinie, die sich durch das ganze Land zieht; er verfügt über eine atemberaubende Vielfalt an Landschaften, Tier- und Pflanzenarten und Kulturen. Trotz dieser Vielfalt und touristischen Attraktivität gehören Armut und eine stark ausgeprägte soziale Ungleichheit nach wie vor zur Realität des Landes. Das Land gliedert sich in drei Landschaftszonen: Entlang der Pazifikküste erstreckt sich das westliche Tiefland („Costa“), 50 – 160 km breit; im Norden herrscht tropisch-feuchte Hitze; der Süden ist durch den Einfluss des Humboldtstroms trocken und dürr. Östlich schließt sich die Andenregion („Sierra“) an, die aus zwei in Nord-Süd-Richtung parallel verlaufenden Bergketten (bis 6.000 m Höhe) besteht, zwischen denen eine Hochebene liegt. Höchste Erhebung der Westkette ist der Chimborazo mit 6.267 m, der Ostkette der Cotopaxi mit 5.897 m, einer der höchsten Vulkane der Erde. Das östliche Tiefland („Oriente“) im Stromgebiet des Amazonas nimmt die Hälfte des Staatsgebietes ein. Zu Ecuador gehören noch die Galápagos-Inseln, die wegen ihrer einzigartigen Vielfalt an seltenen Tierarten berühmt sind. Die Bevölkerung lebt etwa zur Hälfte in der „Costa“ und zur Hälfte in der „Sierra“, nur ein ganz kleiner Prozentsatz lebt im „Oriente“. Geschichte und Politik In der Nähe des kleinen Fischerdorfes Valdivia existierte vor fast 6.000 Jahren die älteste bekannte Kultur der Neuen Welt und somit eine der ältesten Zivilisationen der Menschheit. Lange bevor im alten Ägypten das erste Königreich gegründet wurde, gab es hier bereits Siedlungen mit mehr als 2.000 Einwohnern. Ein entwickelter Pflanzenbau ist durch den Anbau von Mais und Baumwolle nachweisbar. Außerdem gab es eine Töpferei und eine Priesterkaste, was auf die Herausbildung staatlicher Strukturen hindeutet. Zur Zeit der Ankunft der Spanier versuchten die Inka, ihre Herrschaft im Bergland Ecuadors zu festigen. Die wichtigsten landwirtschaftlichen Anbauprodukte der damaligen Zeit waren Mais, Maniok, Bohnen, Erdnüsse, Kartoffeln, Tomaten und Kürbisse – alles Produkte, die erst nach und nach durch die spanischen Eroberer auf den Märkten Europas auftauchten. Ecuador erlangte seine Unabhängigkeit von der spanischen Kolonialherrschaft durch einen militärischen Sieg in der Schlacht von Pichincha (1822), der durch General Antonio José de Sucre erfochten wurde. Das von Simón Bolívar gebildete „Großkolumbien“ (die heutigen Staaten Panama, Venezuela, Kolumbien und Ecuador) zerfiel nach kurzer Zeit. Im August 1830 erklärte sich Ecuador zum selbstständigen Staat. Während der Präsidentschaft von García Moreno, der 1861 die Macht übernahm, beherrschte die Katholische Kirche das öffentliche Leben. Während der "Liberalen Revolution" unter Präsident Eloy Alfaro, der 1895 an die Macht kam, fand die Trennung von Kirche und Staat und die Säkularisierung des Bildungswesens statt. Nachdem sich anschließend verschiedene Militärregierungen gegenseitig abwechselten, sieht die Verfassung vom 10. August 1979 ein präsidiales Regierungssystem mit jeweils einmaliger vierjähriger Amtsperiode vor. Der aktuelle Präsident Rafael Correa Delgado wurde 2006 ins Amt gewählt. Mit seiner linksgerichteten politischen Linie verfolgt er einen radikalen Umschwung, durch den vor allem sozial benachteiligte Gesellschaftsgruppen gestärkt werden sollen. Im Namen der "Bürgerrevolution" initiierte er fundamentale Reformen, die in der neuen Verfassung von 2008 deutlich zum Ausdruck kommen. Der Reformkurs der Regierung ist stark von Finanzierung aus Rohstoffexporten abhängig, insbesondere von den Einnahmen aus dem Erdölexport. Im Zuge des Inkrafttretens der neuen Verfassung wurden Neuwahlen notwendig, bei denen Correa 2009 mit großFq„yFiqiFOW„OÄ„jÄW„rF/WpWOlW„zóqkFT Obwohl Rafael Correa in der breiten Masse besonders durch seine Sozialpolitik starken Rückhalt genießt, hat sich in den letzten 5 Jahren eine größere Opposition aus dem linken und dem rechten politischen Lager herausgebildet. Anfang 2013 finden Präsidentschaftswahlen in Ecuador statt. Wirtschaftliche und soziale Situation In den 70er Jahren wurden Erdölförderung und –export stark ausgebaut und gleichzeitig Landwirtschaft und verarbeitende Industrie vernachlässigt. Seit Beginn der 80er Jahre, insbesondere seit dem Erdölpreisverfall 1986, werden jedoch der landwirtschaftliche und der industrielle Sektor wieder verstärkt gefördert. Nach einer sehr starken wirtschaftlichen Krise im Jahr 1999/2000 hat der Kongress den Beschluss gefasst, den US-Dollar als Währung zu etablieren. Dies stabilisierte die Wirtschaft und förderte gleichzeitig ihr Wachstum. Das überdurchschnittliche Wachstum von Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft in den letzten Jahren hat sich auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung stabilisierend ausgewirkt. Heute ist Ecuador einer der größten Seite 2 von 4 Krabbenexporteure der Welt. Allerdings stellt Erdöl mit über 50% der Exporteinnahmen immer noch das wichtigste Exportprodukt dar. Die verarbeitende Industrie konzentriert sich mehrheitlich auf die metropolitanen Zentren Quito und Guayaquil. Die wichtigsten Industriezweige ist die Erdölförderung und Nahrungsmittelproduktion, gefolgt von der Textilindustrie. Von den Erwerbstätigen arbeiten ca. 75% in der Landwirtschaft (Ecuador libro 2008). Wie in den meisten lateinamerikanischen Staaten ist der Bodenbesitz sehr ungleich verteilt. Die meisten Landbesitzer verfügen über einen Hektar Land und nur einige wenige besitzen mehr als 200 Hektar Land. Die Großgrundbesitzer produzieren auf den fruchtbaren Böden für den Export. Im Küstentiefland befinden sich vornehmlich die landwirtschaftlich genutzten Anbaufläche, wo hauptsächlich Exportprodukte (Bananen, Kaffee, Kakao und Zuckerrohr) angebaut werden. In der „Sierra“ liegen Nutzflächen, wo für den Binnenmarkt Weizen, Reis, Mais, Kartoffeln und Gemüse angebaut werden. 13,4% der ecuadorianischen Bevölkerung lebt von weniger als 2$ am Tag, 5,1% von weniger als 1,25$ am Tag (Weltbank 2011). Während der Anteil der ärmsten 10% der Bevölkerung am Bruttoinlandsprodukt 1,2% beträgt, verfügen die reichsten 10% der Bevölkerung über 43,3% (Weltbank 2011). Nur ein geringer Anteil der arbeitenden Bevölkerung war in Ecuador sozial versichert, jedoch wurde mit der Verfassungsänderung der kostenfreie Zugang zur Sozialversicherung, wie auch zum Bildungs- und Gesundheitssystem festgesetzt. Für den Großteil der armen Bevölkerung in den Städten bietet jedoch der „informelle Sektor“ die einzige Einkommensmöglichkeit. In den ländlichen Gebieten verfügt die Mehrzahl der Kleinbauern über nicht mehr als 1,6 Hektar Land, und davon müssen durchschnittlich sieben Menschen leben. Hinzu kommt, dass dort 38,2% aller Haushalte nicht an die Trinkwasserversorgung angeschlossen sind (INEC 2010). Schmutziges Trinkwasser und Mangelernährung sind Hauptursachen für Infektionskrankheiten. Besonders die Kinder der sozial schwachen Bevölkerung leiden unter Erkrankungen der Haut, der Atemwege sowie des Magen- und Darmtraktes. Bildungssystem 1. Schuljahr: Vorschuljahr 2.– 10. Schuljahr: Grundbildung 11. – 13. Schuljahr: berufsbildende Sekundarstufe für verschiedene Berufsbilder oder allgemeinbildender Zweig zur Vorbereitung auf das Hochschulstudium. Trotz einiger großer F Situation von Kindern Ecuador hat seit Inkrafttreten der UN-Kinderrechtskonvention am 20. September 1990 große Anstrengungen bezüglich der Achtung und des Schutzes von Kindern und Jugendlichen unternommen. In der Verfassung von 1998 wurde Kindern und Jugendlichen erstmals der Bürgerstatus zugesprochen, wodurch sie nun als Träger von Menschenrechten angesehen werden. Ein weiterer fundamentaler Fortschritt ist das Inkrafttreten des Gesetzes zum Schutz der Kinder und Jugendlichen im Jahr 2003, in dem die Organe und Mechanismen des Dezentralisierten Nationalen Systems zum Schutz der Kinder und Jugendlichen definiert sind. Als dritter Meilenstein gilt die in der Verfassung von 2008 festgelegte Garantie der Rechte von Kindern und Jugendlichen durch den Rechtsstaat. Doch trotz der gesetzlichen Grundlage kommt es in der Praxis zu zahlreichen Verletzungen der Rechte von Kindern und Jugendlichen. Oft gehen Rechtsverletzungen mit Armut einher. Insgesamt leben 38,3% der ecuadorianischen Bevölkerung in Armut (INEC 2010), wobei besonders die indigenen und afro-ecuadorianischen Bevölkerungsgruppen von Armut betroffen sind. Kinder und Jugendliche, die unter Armut leiden, haben meist keinen oder nur einen sehr beschränkten Zugang zum Bildungs- und Gesundheitswesen. Zudem leiden sie oftmals unter psychischer und physischer Gewalt in ihren Familie, Gemeinden oder in der Schule. Auch die Gesundheitssituation der Kinder in Ecuador ist nicht zufriedenstellend. Es leiden 9% der Kinder unter 5 Jahren an Mangel- und Unterernährung (Unicef 2009). Besonders betroffen sind indigene Kinder, die in ländlichen Gebieten leben: Von ihnen leiden etwa 46,6% an chronischer Unterernährung. Die Kindernothilfe im Land Die Kindernothilfe begann 1979 in enger Zusammenarbeit mit ecuadorianischen Kirchen, Kinder und Jugendliche aus extrem armen und schwierigen Familienverhältnissen zu unterstützen. Seit vielen Jahren wird die Arbeit durch unser Büro „Kindernothilfe-Ecuador“ (KNH-Ecuador) mit Sitz in Riobamba koordiniert. Ziel der Projektarbeit ist es, Kinder und Jugendliche und ihre Familien zu fördern und Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten. Das Programm konzentriert sich auf die drei ecuadorianische Provinzen Chimborazo, Tungurahua und Guayas, in denen die Kindernothilfe Projekte zur Armutsreduzierung unterstützt. Dabei handelt es sich vor allem um Projekte für indigene Bevölkerungsgruppen und marginalisierte Kinder und Jugendlichen im städtischen Kontext. Die Projekte stehen unter Trägerschaft verschiedener Kirchen und christlicher, nicht staatlicher und Indigener Organisationen. Stand der Länderdaten 21.06.2012