Vergleichstest Kompaktklasse

Transcrição

Vergleichstest Kompaktklasse
Vergleichstest Kompaktklasse
Die Hersteller
stecken viel Arbeit
in die Entwicklung,
auto motor und
sport ins Testen
54 6/2013
im vErGlEiCH
ford foCus 1.6 ECoboosT: 150 PS,
0–100 km/h in 8,9 s, ab 21 570 Euro
Honda CiviC 1.8 i-vTEC: 142 PS,
0–100 km/h in 8,8 s, ab 18 950 Euro
Kia CEE’d 1.6 Gdi: 135 PS,
0–100 km/h in 9,2 s, ab 18 190 Euro
opEl asTra 1.4 Turbo ECoflEx: 140
PS, 0–100 km/h in 8,8 s, ab 19 045 Euro
sKoda oCTavia 1.4 Tsi: 140 PS,
0–100 km/h in 8,3 s, ab 19 690 Euro
ToyoTa auris 1.8 vvT-i Hsd: 136 PS,
0–100 km/h in 11,0 s, ab 22 950 Euro
vW Golf 1.4 Tsi aCT: 140 PS,
0–100 km/h in 8,3 s, ab 23 975 Euro
Lohnt der
ganze Aufwand?
Hybrid, Motor-Downsizing, Zylinderabschaltung – braucht es das eigentlich alles
für den Testsieg? Der neue, technisch hochgerüstete Toyota Auris Hybrid und der
pragmatische Skoda Octavia fordern die etablierte Kompakt-Konkurrenz heraus.
6/2013 55
Vergleichstest
D
er vierte Mensch auf dem Mond? Der
siebte am Nordpol? Der 14. auf dem
Mount Everest? Kennt keiner, weil
wir die feiern, die mutig neue Wege beschreiten und nicht diejenigen, die gefahrloser hinterherlaufen. Doch dass Mut mitunter nichts anderes ist als die Fehleinschätzung von Risiko, mussten auch viele
innovative Autohersteller erfahren. So dauerte es fast ein Jahrzehnt, bis sich Toyotas
Hybrid-Pioniertaten auszahlten. Der SkodaErfolg wiederum basiert darauf, gut abgesicherte VW-Technik zum günstigen Preis
anzubieten. Haben innovativere Kompakte
gegen dieses Erfolgsrezept noch Chancen?
Ford: der Handling-Künstler
Beispielsweise der Ford Focus, der hier mit
dem 1,6-Liter-Ecoboost-Motor antritt. 150
PS leistet der Hightech-Vierzylinder im Focus, und er gefällt mit guten Manieren,
wenn auch nicht mit überragenden Verbrauchswerten. Er zeigt einmal mehr, dass
Downsizing-Turbos nicht unbedingt besonders sparsam sind. Zumal der Ford-Vierzylinder – obwohl der stärkste im Test –
keine besseren Fahrleistungen bietet als
Wir feiern immer
diejenigen, die mutig
voranschreiten. Dabei
ist Mut oft nur die
Fehleinschätzung von
Risiko, wie auch Autohersteller wissen
simplere Motoren der Konkurrenz. Das bereits viel gelobte Fahrwerk des Kompaktklasse-Ford präsentiert sich in diesem Vergleich erneut in Hochform. Es geht auch
ohne Adaptivdämpfer, mag man da der Konkurrenz zurufen. Der Focus federt leer wie
beladen hervorragend, und er biegt zudem
am lässigsten um die Ecken.
Die Sekundärtugenden sind dagegen
nicht so Sache des Focus. Sein Platzangebot
ist bestenfalls befriedigend, der Kofferraum
knapp bemessen, und die Übersichtlichkeit
sowie die Bedienung sind eher bescheiden.
Das ist schade, denn der kompakte Kölner
ist ein preiswertes Angebot. Selbst in der
hier getesteten Titanium-Ausstattung kostet
er deutlich weniger als 25 000 Euro.
Ford Focus
Der Focus integriert Pilot & Co. tief ins etwas unübersichtlich gestaltete Cockpit. An den
kleinen Navi-Bildschirm und die Infotainment-Bedienung gewöhnt man sich – aber ungern
Honda Civic
Ja, stimmt, es gibt begeisterte Civic-Fahrer, die genau diese Cockpit-Architektur besonders mögen. Sie mag mit der Zeit Vorteile haben, mit dem Navi kämpft man aber immer
Kia Cee’d
Eine Taste für jede Funktion, und an Funktionen mangelt es nicht. Doch bis auf das tastenüberfrachtete Lenkrad passt die Bedienung des hochwertig eingerichteten Cee’d
Opel Astra
Honda: nicht schön, aber mutig
Denn mutig ist es, schon in der zweiten Generation ein so betont anderes Modell in der
von konventionellen Kompaktlimousinen
geprägten Golf-Klasse anzubieten. Die vor
56 6/2013
Dass wir uns mit der Zeit an die vielen Schalter, Tasten und den Umgang mit dem Astra
gewöhnt haben, heißt aber nicht, dass wir sie schätzen. Solid-schwere Verarbeitung
Technische Daten und Messwerte
Fahrzeugtyp
Motorbauart/Zyl.-Zahl
Hubraum
cm3
Leistung
kW (PS)
bei 1/min
max. Drehm.
Nm bei 1/min
Leist./Drehmom. E-MotorkW/Nm
Systemleistung
kW (PS)
Schadstoffeinstufung
CO2-Ausstoß
g/km
Leergewicht/Zuladung
kg
Länge × Breite mm
× Höhe
Radstand
mm
Wendekreis li./re.
m
Gepäckraum
L/VDA
Anhängelast/gebremst
kg
Tankinhalt
L
Innenbreite v./h.
mm
Innenhöhe v./h.
mm
Normsitzraum
mm
Testwagenbereifung
Kraftübertragung
Beschleunigung
s
0 –   40 km/h
0 –   80 km/h
0 – 100 km/h
0 – 120 km/h
0 – 130 km/h
0 – 140 km/h
0 – 400 m
Elastizität1)
s
60 – 100 km/h (IV./V. G.)
80 – 120 km/h (V./VI. G.)
Höchstgeschw. km/h
Bremsweg
m
aus 100 km/h kalt leer
aus 100 km/h kalt bel.
aus 100 km/h warm bel.
aus 130 km/h kalt leer
µ-split/aus 100 km/h nass
Testverbrauch L/100 km
min. (ams-Verbrauchsrunde)
maximal
Reichweite
km
NEFZ-Verbrauch L/100 km
Stadt
über Land
gesamt
Innengeräusch
dB(A)
bei   80 km/h
bei 100 km/h
bei 130 km/h
Fahrversuche leer/bel.km/h
Slalom 18 m
ams-Wedelgasse
ams-Ausweichgasse
Ford Focus
1.6 Ecoboost
Titanium
Reihe/4
1596
110 (150)
5700
270 bei 1600
–
–
Euro 5
137
1365/535
4358 × 1823
× 1484
2648
10,8/10,9
363/1148
665/1500
55
1455/1445
1020/925
680
215/50 R 17 W
Continental
Sport Contact 3
Vorderradantrieb
Sechsganggetriebe
Honda Civic
1.8 i-VTEC
Sport
Kia Cee’d
1.6 GDi ISG
Spirit
Opel Astra
1.4 Turbo
Fun
Reihe/4
Reihe/4
Reihe/4
1798
1591
1364
104 (142)
99 (135)
103 (140)
6500
6300
4900
174 bei 4300
165 bei 4850
200 bei 1850
–
–
–
–
–
–
Euro 5
Euro 5
Euro 5
145
124
129
1301/449
1308/412
1454/491
4300 × 1770
4310 × 1780
4419 × 1814
× 1470
× 1470
× 1510
2595
2650
2685
11,4/11,6
11,0/11,2
11,8/11,8
477/1378
380/1318
370/1235
500/1400
600/1400
700/1350
50
53
56
1465/1455
1475/1455
1460/1440
995/940
990/975
1015/970
690
725
720
225/45 R 17 W
205/55 R 16 H
215/50 R 17 V
Michelin
Continental
Bridgestone
Primacy HP
Premium Contact 2E
Turanza ER300
Vorderradantrieb
Vorderradantrieb
Vorderradantrieb
Sechsganggetriebe Sechsganggetriebe Sechsganggetriebe
Skoda Octavia
1.4 TSI
Elegance
Toyota Auris
1.8 VVT-i HSD
Executive
VW Golf
1.4 TSI ACT
Highline
Reihe/4
Reihe/4
Reihe/4
1395
1798
1395
103 (140)
73 (99)
103 (140)
4500
5200
5000
250 bei 1500
142 bei 2800
250 bei 1500
–
60/207
–
–
100 (136)
–
Euro 5
Euro 5
Euro 6
121
87
109
1293/513
1410/430
1312/468
4659 × 1814
4275 × 1760
4255 × 1790
× 1460
× 1460
× 1452
2667
2600
2637
11,1/11,2
11,5/11,1
11,1/11,0
590/1580
360/1200
380/1270
620/1500
–/–
630/1500
50
45
50
1460/1450
1470/1420
1485/1445
995/970
1010/915
1020/975
725
690
695
225/45 R 17 W
225/45 R 17 W
225/45 R 17 W
Dunlop
Dunlop SP
Dunlop
SP Sport Maxx RT Sport Fast Response SP Sport Maxx RT
Vorderradantrieb
Vorderradantrieb
Vorderradantrieb
Sechsganggetriebe stufenloses Getriebe Sechsganggetriebe
2,2
6,0
8,9
12,8
15,1
17,9
16,5
2,2
6,0
8,8
12,7
14,9
17,9
16,4
2,2
6,2
9,2
13,2
15,4
18,7
16,6
2,0
5,8
8,8
12,7
15,3
18,6
16,4
2,1
5,5
8,3
11,6
13,6
15,9
16,0
2,7
7,3
11,0
16,3
19,6
23,5
17,7
2,0
5,6
8,3
12,0
14,1
16,5
16,0
7,4/10,2
11,1/14,7
210
10,1/13,5
14,4/18,4
215
10,8/14,8
16,2/24,6
195
9,4/14,0
15,4/21,5
202
6,6/8,1
8,8/10,8
215
–/–
–/–
180
7,3/8,7
9,3/11,6
212
34,9
35,8
35,2
59
–/–*
8,3
5,6
10,6
662
Superbenzin
7,6
4,9
5,9
36,0
36,2
36,4
61
–/–*
8,5
5,4
10,5
588
Superbenzin
7,6
5,2
6,1
36,2
36,3
35,5
61
–/–*
8,1
5,4
10,4
654
Superbenzin
6,8
4,5
5,4
36,1
36,5
35,5
61
–/–*
8,6
6,1
10,7
651
Superbenzin
7,1
4,6
5,5
63
65
69
63,3/62,9
128,2/126,1
62
66
69
62,9/62,8
129,8/128,2
64
66
70
60,3/60,2
124,1/121,1
61
64
68
63,1/63,1
133,3/129,8
35,3
34,4
33,7
58
–/–*
7,6
5,2
10,0
657
Superbenzin
6,5
4,6
5,3
62
64
68
62,8/62,6
123,8/123,0
36,8
37,0
35,7
60
–/–*
6,3
4,4
9,7
714
Superbenzin
3,7
3,7
3,8
63
66
69
62,6/62,5
123,0/122,6
35,4
34,1
33,9
57
–/–*
7,3
4,9
9,9
684
Superbenzin
5,8
4,2
4,7
61
64
67
63,4/62,8
130,3/129,8
70,0
70,0
68,0
69,0
70,0
70,0
71,0
Einfahrgeschwindigkeit
51,0
51,0
53,0
57,0
54,0
41,0
49,0
Ausfahrgeschwindigkeit
Festkosten
Euro
86,–
106,–
60,–
66,–
50,–
36,–
28,–
Steuer
237,–
253,–
231,–
255,–
262,–
286,–
223,–
Haftpflicht
94,–
94,–
68,–
80,–
106,–
53,–
73,–
Teilkasko2)
351,–
400,–
360,–
425,–
291,–
453,–
325,–
Vollkasko3)
Unterhaltskst. im Monat4)
214,–
218,–
194,–
203,–
198,–
174,–
188,–
bei 15 000 km/Jahr Euro 393,–
398,–
355,–
372,–
359,–
312,–
354,–
bei 30 000 km/Jahr 24 470,–5)
23 150,–
21 290,–
19 045,–
24 360,–5)
25 500,–
26 615,–6)
Grundpreis
Euro Abstandsregeltempomat
945,–
1990,–7)
–
–
–
–
555,–
480,–
•
380,–
•
•
•
Einparkhilfe hinten
450,–7)
Klimaanlage/-automatik
–/•
–/•
–/•
•/350,–
–/•
–/•
–/•
900,–
710,–
550,–
965,–
Navigationssystem
670,–
990,–
1690,–7)
915,–
–
–
1050,–
Schiebedach
785,–
–
990,–7)
Sitzheizung
255,–
–
•
330,–
•
•
•
1450,–
965,–
850,–
•
Bixenon-Scheinwerfer
960,–
–
1690,–7)
* Test witterungsbedingt nicht möglich; 1) für die Punktwertung sind die im zweithöchsten (60 bis 100 km/h) und höchsten (80 bis 120 km/h) Gang erzielten Werte maßgebend; 2) ohne SB;
3)
mit 150 Euro SB; 4) ohne Wertverlust; 5) inkl. Optionsbereifung, 6) inkl. adaptivem Fahrwerk; 7) Paketinhalt; • = Serie; – = nicht lieferbar
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Vergleichstest
sieben Jahren noch futuristisch anmutende
Form des Honda ist heute vor allem erst mal
unpraktisch. Der Civic ist so unübersichtlich, dass die 690 Euro Aufpreis für die Einparkhilfe vorn und hinten zu den Pf lichtoptionen der Aufpreisliste gehören.
Auf den zweiten Blick hat die ungewöhnliche Form jedoch durchaus auch praktischen Nutzen. In puncto Kofferaumgröße
und maximale Staureserven liegt der Civic
mit dem Octavia an der Spitze, die entsprechenden Volumina (477 und 1378 Liter)
haben fast schon Kombiformat. Außerdem
ist das Civic-Interieur mit den hochklappbaren Rücksitzf lächen variabel und pfiffig
möbliert.
An die Instrumente kann man sich gewöhnen, ebenso an die – sagen wir mal eher
unjapanisch legere – Verarbeitungs- und
Werkstoffqualität. Freilich täte man sich
leichter damit, dem Civic solche Nachlässigkeiten nachzusehen, böte er auf anderen
Gebieten Hervorragendes. Doch der 142 PS
leistende 1,8-Liter-Sauger hat nur Durchschnittliches beizutragen, Verbrauch und
Fahrleistungen liegen im Vergleich eher am
unteren Ende der Tabelle. Etwas wenig für
genau 23 000 Euro – ein Sonderangebot ist
der Honda also nicht.
Skoda Octavia
Der Octavia golft: Die Bedienlogik und eine Vielzahl an Schaltern kommen direkt aus dem
VW. Allerdings wirkt der Octavia nicht ganz so hochwertig. Schlecht ablesbarer Tacho
Toyota Auris
Kia: preiswert und unauffällig
Schön ist es ja nicht, wenn das Allerbeste,
was man über ein Auto sagen kann, dessen
konkurrenzlos lange Garantiezeit ist. Mit
den sieben Jahren des Kia Cee’d kann jedenfalls keiner mithalten. Punkt. Und nun müssen wir uns den weniger schönen Seiten des
koreanischen Kompakten zuwenden, der
hier zeigt, dass mit konventionellen Mitteln
in der eng besetzten Kompaktklasse nicht
mehr viel Staat zu machen ist.
Antrieb und Fahrwerk des Cee’d sind
bestenfalls in Ordnung, Begeisterungsstürme ernten weder der vergleichsweise zähe
Motor noch das polterig-straffe Fahrwerk
und schon gar nicht die indifferente, synthetische Lenkung. Dagegen zählen das gute
Platzangebot und das praxisorientierte
Cockpit zu den angenehmeren Seiten des
Kia, ebenso wie der niedrige, jedoch nicht
sensationell günstige Grundpreis.
Freilich täte
man sich leichter,
dem Civic einige
Nachlässigkeiten
nachzusehen, wenn
er auf anderen
Gebieten Hervorragendes böte
58 6/2013
Alles funktional und solide, aber etwas nüchtern im Auris. Die Kraftflussanzeige, die einen
Drehzahlmesser ersetzt, lernt man so schnell schätzen wie den Wählhebelstummel
VW Golf
Wir vermelden eine Schwäche im edel eingerichteten, eingängig bedienbaren VW: Die
Steuerung des Bordcomputers über Lenkradtasten ist umständlich. Das war’s schon
Opel: nicht neu, aber gereift
Obwohl erst gut drei Jahre auf dem Markt,
ist der Astra inzwischen der Alterspräsident
unter den deutschen Kompakten. A3, Einser, Focus, A-Klasse, Golf – alle sind nun eine
Generation weiter. Doch der Astra wurde
nicht nur älter, sondern vor allem reifer. So
wirkt er spätestens seit dem Facelift letzten
Herbst enorm solide und hat sich wichtige
Sicherheitselemente wie Spurhalte- und
wechselassistent, Verkehrszeichenerkennung oder einen Kollisionswarner angeeignet, zudem überstrahlt er mit seinem hervorragenden, optionalen Adaptivlicht noch
immer viele Konkurrenten. Wie beim Fahr-
werk: Mit Adaptivdämpfern bietet er schunkelfreien Komfort, liegt mit Zuladung sogar
an der Spitze dieses Vergleichs.
Das gelingt ihm bei der Fahrdynamik
wegen seiner rückmeldungsarmen Lenkung
nicht. Biegungen umkurvt der Astra sicher,
aber mit frühem Hang zum Untersteuern,
dazu etwas träge und schwerfällig – weil er
schwer ist; selbst der Auris mit seiner ganzen Hybridtechnik wiegt weniger. So muss
der 1,4-Liter-Turbo nicht nur gegen die lange Übersetzung des hakeligen Sechsganggetriebes ankämpfen, sondern auch gegen
die moppelige Statur des Astra. Das geht bei
dem durchzugsmüden Saugrohreinspritzer
Vergleichstest
Ford Focus
Hohe Innenkante im
363 bis 1148
Liter großen
Kofferraum.
Etwas knapper Knieund Kopfraum hinten
Honda Civic
Viele Mittelklasse-Autos
schaffen
nicht die 477
bis 1378 Liter des Civic.
Hohe, hart
gepolsterte
Rückbank
Kia Cee’d
Auch beim
380 bis 1318
Liter großen
Cee’d-Ladeabteil stört
die Innenkante. Großer, bequemer Fond
Opel Astra
370 bis 1235
Liter packt
der Astra
über die
hohe Ladekante, hinten
fühlt er sich
beengter an,
als er ist
Skoda Octavia
Eine Kofferhalle mit
enormen
590 bis 1580
Litern, dazu
die große
Klappe. Und
viel Knieraum hinten
Toyota Auris
Der variable
Ladeboden
ebnet den
360 bis 1200
Liter großen
Kofferraum.
Knappe
Kopffreiheit
im Fond
VW Golf
Eben einladen mit dem
Zwischenboden: 380
bis 1270 Liter Volumen.
Viel Platz
und Komfort
hinten
60 6/2013
nicht ohne Dröhnen und hohen Verbrauch
ab. Es wird also Zeit für die neuen Turbodirekteinspritzer. Im Astra gibt es schon
einen mit 170 PS.
Skoda: fast eine andere Klasse
Etwas übertrieben könnte man sagen, dass
der VW-Konzern für das, was er an ernsthafter Konkurrenz für den Golf braucht, am
liebsten selbst sorgt. Nach Audi A3 und Seat
León in früheren Vergleichen reiht sich nun
der Octavia ein in die Liste der Zweiten hinter dem Golf. Ja, sie wissen schon ganz genau, was sie tun im Konzern, und so kommt
der Skoda eben das kleine bisschen weniger
materialverliebt und detailperfektioniert
daher, um einen knappen Abstand zu wahren. Er darf fast alles haben vom Golf, selbst
Tasten und Infotainment, und reckt sich
dazu mit einer Länge von 4,57 Metern in die
Mittelklasse.
Seine Abmessungen setzt er in ein üppiges Platzangebot und einen enormen Kofferraum um, der sich durch die sehr große
Heckklappe leicht beladen lässt, nur an
Sperrgut oberhalb von Wohnzimmermöbeln scheitert. Auf der kuscheligen Rück-
Mit seinen Aktivdämpfern bietet der
Opel Astra schunkelfreien Komfort, wirkt
jedoch bei schneller
Kurvenfahrt schwerfällig und träge
bank sitzen die Passagiere gefühlt näher
beisammen als beim Golf, dafür steigert der
Octavia den Knieraum vom Bequemen fast
ins Verschwenderische. Fahrer und Beifahrer beherbergt er ebenso ungedrängt auf
gemütlichen, seitenhaltstarken Sitzen. Das
Verwöhnaroma endet allerdings bei der Federung. Die auf hohe Zuladung ausgelegte
Hinterachse bolzt herb über Unebenheiten,
lässt sich jedoch selbst beladen nicht zu bef lissenerem Federn erweichen.
Dass der Wind bei hohem Tempo etwas
böiger um die Karosse brandet und der sparsame, energische und drehfreudige Motor
etwas präsenter direkteinspritzt, stört dagegen selbst auf langen Autobahntouren
kaum. Im Gegensatz zur nervösen Lenkung,
die aus der Mittellage zappelig anspricht.
Die passt nicht zum besonnenen Handling
des Skoda, der sich nun in der Gutbürgerlichkeit etabliert hat – was sich auch in gar
nicht mal so günstigen Preisen zeigt.
▶
Vergleichstest
+
Das fiel uns besonders auf
Ford Focus
Mehrfach belegte und daher unbeschriftete Tasten erschweren die Bedienung
Opel Astra
Honda Civic
Kia Cee’d
Wie Kinosessel lassen sich die Sitzpolster Drei abrufbare Lenkungskennlinien ändern
hochklappen. Das schafft Platz für ein Rad nichts an der mangelnden Präzision
Skoda Octavia
Der Hybridantrieb
des Auris glänzt auch
in diesem Test mit
hervorragenden Verbrauchswerten und
feiner Lauf kultur
AGR-Sitze (ab 390 Euro) mit gutem Halt,
aber unpraktischer Lehnenverstellung
Toyota Auris
Wer das Ladepotenzial nutzen will, stört
sich an der Stufe bei umgeklappter Lehne
VW Golf
Hightech ganz leicht zu bedienen: WählJoystick und drei Fahrmodischalter
Mit Zylinderabschaltung verbraucht der
VW 0,3 L/100 km weniger als der Skoda
Toyota: brillante Hybridtechnik
ihm gern nachgesehen. Den eher mäßigen
Federungskomfort und das nicht gerade
üppige Platzangebot dürften selbst sehr ökologisch orientierte Käufer als störend empfinden; hier haben andere in dieser Klasse
deutlich mehr zu bieten.
Eher unschön auch die gefühllose Lenkung und die wegen der Energie-Rückgewinnung (Rekuperation) schwer dosierbare
Bremsanlage. Mustergültig fahrsicher ist
der Auris dennoch, schon weil das sehr voreilige ESP fast jeden Hauch von Querdynamik rigoros abwürgt.
Über den Toyota Prius wurde ja gern gesagt,
man wünschte sich den brillanten HybridAntrieb mal in einem besseren Auto. Hier
kommt der neue Auris, der alles besser können soll als sein Vorgänger.
Ja, auch im Auris glänzt der Hybridantrieb mit 136 PS Systemleistung mit einfachster Handhabung, hervorragenden Verbrauchswerten und feiner Lauf kultur. Das
ändert sich jedoch schlagartig, wenn es mal
hurtiger vorwärtsgehen soll. Dann jubelt
der Vierzylinder bei Nenndrehzahl monoton
und lautstark vor sich hin, während der
zwischen den Motoren und dem Planetenradgetriebe verzweigte Kraftf luss den Auris
eher zögerlich beschleunigt. Dass der Toyota zudem kein Handlingwunder ist, sei
62 6/2013
VW: ein Golf für alle Fälle
Ja, der Golf schon wieder auf Platz eins. Und
weil es langsam etwas ermüdend wird, immer seine zahlreichen Vorzüge zu hören,
suchen wir mal nach seinen Schwächen. So,
da hätten wir: die umständliche Bordcomputer-Bedienung, den durchschnittlichen
Federungskomfort bei Beladung, das etwas
softe Schaltgefühl des gut gestuften Sechsganggetriebes, kurze Garantien und den
hohen Preis. Mehr ist nicht.
Wobei der Golf auch mit dem 1,4-LiterTurbobenziner beweist, dass er sein Geld
wert ist. Der Direkteinspritzer schaltet bei
geringer Last zur Verbrauchseinsparung
zwei Zylinder ab, was kaum zu bemerken
wäre, würde nicht ein kleines Symbol im
Mitteldisplay darauf hinweisen. Während
VW durch die 550 Euro teure Technik eine
Einsparung von 0,5 L/100 km verspricht,
blieb der Golf nur 0,3 Liter unter dem ähnlich schweren Skoda Octavia mit dem gleichen 1400er ohne Zylinderabschaltung.
Dennoch ist der VW nach dem Auris Hybrid hier der Sparsamste. Ansonsten ist er:
leicht zu bedienen, hervorragend verarbeitet, geräumig, agil bei sehr hoher Fahrsicherheit und leer oberklassig federnd. Oder kurz,
es ist der Golf – ein Auto, mit dem man sich
sorglos zum Nordpol aufmachte, auf den
Spuren des sowjetischen Journalisten Mark
Trojanowski, der ihn 1936 als Siebter erreichte. Und falls Sie noch wissen wollen,
wer der vierte Mann auf dem Mond und der
14. auf dem Everest waren: Alan Bean und
Avtar Singh Cheema.
Text: Heinrich Lingner, Sebastian Renz
Fotos: Hans-Dieter Seufert
ErgEbnissE
Fazit
Fahrzeugtyp
(Maximalpunktzahl)
Karosserie
Innenmaße
Raumgefühl
Kofferraum
Zuladung
Funktionalität
Instrumente
Rundumsicht
Zusatzausstattung
Qualitätsanmutung
Summe
Sicherheit
(10)
(10)
(15)
(10)
(10)
(10)
(15)
(5)
(15)
(100)
PassiveSicherheitsausstattung
AktiveSicherheit
Licht
Bedienbarkeit
Bremswegkaltleer(100km/h)
Bremsw.kaltbeladen(100km/h)
Bremsw.warmbel.(100km/h)
Verzögerungaus130km/h
Pedalgefühl
Summe
Fahrkomfort
Federungleer
Federungbeladen
Sitzevorn
Sitzehinten
Klimatisierung
Innengeräusch-Messwerte*
Geräuscheindruck
Summe
Antrieb
Laufkultur
Durchzugskraft
Leistungsentfaltung
Schaltung/Getriebeabstufung
Beschl./Höchstgeschwindigkeit
Elastizität
Testverbrauch
Reichweite
Summe
Fahreigenschaften
Handling
Lenkung
Traktion/Wintertauglichkeit
Geradeauslauf/Windempfindl.
Wendekreis
Fahrsicherheitleer
Fahrsicherheitbeladen
Fahrdynamik
Summe
Eigenschaftswertung
Umwelt
Minimalverbrauch
Emissionsverhalten
Leergewicht
Stand-undFahrgeräusch
Summe
Kosten
Grundpreis*
Ausstattung*
Aufpreisgestaltung
Wiederverkaufschancen
Festkostenfür5Jahre*
Wart./Rep.100000km*
Kraftstoffkosten100000km*
Garantie
Summe
Gesamtwertung
* Bester erhält volle Punktzahl
(15)
(15)
(10)
(10)
(10)
(5)
(10)
(5)
(5)
VW Golf
1.4 TSI
ACT
Skoda
Octavia
1.4 TSI
9
9
11
9
9
10
12
5
13
9
10
15
10
9
9
10
5
12
Ford
Opel Astra
Toyota
Focus 1.6 1.4 Turbo Auris 1.8
Ecoboost
Ecoflex
VVT-i HSD
8
8
10
10
8
8
9
5
11
8
7
10
10
7
8
8
5
11
8
8
10
8
7
8
8
2
11
Kia
Cee’d 1.6
GDi
Honda
Civic
1.8 i-VTEC
9
9
11
7
8
9
8
3
11
8
7
15
8
9
7
7
2
10
87
89
77
74
70
75
73
9
9
9
9
7
4
9
5
5
10
6
10
10
7
4
9
5
5
9
8
8
7
8
3
7
4
5
9
6
10
7
6
3
7
4
4
10
4
8
7
6
3
7
4
2
8
5
8
9
6
3
7
4
5
8
4
7
7
6
3
6
4
5
(85)
66
66
59
56
51
55
50
(25)
(15)
(20)
(10)
(10)
(10)
(10)
24
11
18
9
9
10
9
20
10
18
9
9
10
8
22
12
16
8
8
9
9
20
12
17
7
8
10
7
18
8
15
7
8
9
5
16
8
12
8
8
9
7
18
9
13
6
8
9
6
(100)
90
84
84
81
70
68
69
(10)
(10)
(5)
(10)
(20)
(20)
(20)
(5)
9
7
5
8
17
12
11
4
8
7
5
8
17
13
10
3
8
8
5
7
15
9
8
3
7
6
3
6
15
2
8
3
7
7
1
9
10
5
15
4
7
6
2
6
14
2
9
3
7
6
2
8
15
3
8
3
(100)
73
71
63
50
58
49
52
(15)
(10)
(10)
(5)
(10)
(25)
(15)
(10)
12
9
8
5
3
24
14
8
12
7
8
4
3
24
14
6
13
9
8
5
4
23
11
7
10
7
8
5
1
23
13
8
8
5
8
4
2
23
13
5
8
5
8
5
3
23
13
5
9
6
8
4
2
22
12
7
(100)
(485)
(20)
(15)
(10)
(10)
83
399
78
388
80
363
75
336
68
317
70
317
70
314
13
13
8
4
13
12
8
5
12
11
7
4
11
12
6
4
15
15
6
5
12
12
8
3
12
11
8
4
(50)
38
38
34
33
41
35
35
(25)
(10)
(5)
(10)
(10)
(15)
(15)
(10)
10
10
4
8
10
13
12
5
16
8
4
7
9
13
11
5
14
9
4
7
9
13
9
5
25
5
3
7
9
13
8
5
12
10
3
8
9
13
15
7
21
6
3
7
9
15
9
10
17
8
3
6
8
13
8
7
(100)
(635)
72
509
73
499
70
467
75
444
77
435
80
432
70
419
1
2
3
4
5
6
7
1 VW
Zwei weitere Angriffe abgewehrt: Mit gutem Komfort,
viel Platz und dem kultivierten, energischen Motor
bleibt der solide, aber
teure Golf das kompakte
Allroundtalent.
2 Skoda
Platz alleine reicht nicht für
Platz eins, den vereiteln die
herbe Federung und die
nervöse Lenkung. Ansonsten: solide, bequem, aber
nicht mehr sehr günstig.
3 Ford
Ein Auto, das gefahren
werden will, mit begeisterndem Handling und feinem
Komfort zum vernünftigen
Preis. Knappes Raumangebot, Bedienung? Vergeben!
4 Opel
Nie war er solider als heute,
federt dazu komfortabel
und kostet wenig. Dass er
eng, unübersichtlich und
umständlich zu bedienen
ist, wissen wir ja.
5 Toyota
Hightech zum Hochpreis:
Mäßiger Komfort und träges
Fahrverhalten kosten den
sehr sparsamen, gut verarbeiteten, reich ausgestatteten Auris viele Punkte.
6 Kia
Bei Verarbeitungsgüte und
Raumangebot ist der Cee’d
vorn dabei, bei den Garantien Spitze. Schwächen
beim Komfort, Antrieb und
Lenkung werfen ihn zurück.
7 Honda
Clevere Variabilität und großes Platzangebot zählen zu
den Stärken des Civic. Mit
mäßigem Komfort und dem
unausgewogenen Fahrwerk
bleibt nur Rang sieben.
6/2013 63

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