Mama, ? arroganter - FeWo

Transcrição

Mama, ? arroganter - FeWo
p s y c h o - t r i p
Mama,
was heisst
eigentlich
arroganter
Lackaffe?
Daniel
Lucie
Zwei Familien, ein Ferienhaus: Wie aus ziemlich
besten Freunden in einer Urlaubswoche
plötzlich nicht mehr so gute Freunde wurden
Lilo
fotos I Christina Körte
Arne
Leo
Angela
Anna
140
brigitte
MOM
02 I 2012
Steffi
p s y c h o - t r i p
Familie A
Familie B
1. Tag: Die Anreise
beide sofort eingeschlafen. Da schnarchen sie nun verkrümmt um die
Wette. Steffi sagt: „Dann leg ich mich auch mal hin.“ Sehr gesellig.
Angela: Mutter von
Steffi: Mutter von
Angela: „Wann sind wir endlich
Familie A, ehemals beste
Familie B, ehemals beste
da?“ Ich sage zum 2131. Mal: „Bald!“
Freundin von Steffi (rechts).
Freundin von Angela (links).
Diesmal stimmt’s. Noch 20 Minuten
Arne: Hat das Haus für
Daniel: Hätte ein Haus
den gemeinsamen Familien-
gewählt, das ein wenig
weit von St. Tropez. Leo, 6, und Anna, 4, wollen
urlaub ausgewählt.
windgeschützter liegt.
noch ’ne Pause. „Nix da“, sage ich, „jetzt haltet ihr
Fahre mit Lilo Croissants holen, damit sie nicht das ganze Haus aufweckt.
durch.“ Es wird eng, die anderen sind schon im
Als wir zurückkommen, schlafen die andern immer noch. Dafür will ich heute
Anflug. Die anderen, das sind unsere Freunde Steffi
aber auf den malerischen Wochenmarkt. Mit Angela. Ohne Kinder.
bis zu unserem Ferienhaus in Frankreich. In den
Steffi: War ja klar, dass Lilo, 3, nicht mit den anderen durch­
Hügeln über Gigaro mit Blick aufs Meer, nicht
schläft. Morgens um sieben krakeelt sie in unserem Bett rum. Bin
Leo: Einziger Junge und
Lucie: Anführerin der
mit fast 7 der Älteste (und
Mädchen, 6½, wäre
und Daniel mit ihren Töchtern Lucie, 6, und Lilo, 3.
Lauteste) bei den Kindern.
auch gern die Lauteste.
Wir wollen eine Woche lang gemeinsam Urlaub
so müde. Und einfach neidisch auf alle, die noch pennen (Daniel!).
machen in diesem Haus – und jetzt geht’s um die
Anna: 4, beste Freundin
Lilo: 3, beste Freundin
von Lilo – auch nach den
von Anna – auch nach den
so der Plan. Noch zehn Minuten bis zum Ziel. Leo
gemeinsamen Ferien.
gemeinsamen Ferien.
kotzt hinten die Rückbank voll.
„Wer zuerst da ist,
darf sich die Zimmer
aussuchen“
2. Tag: Das Pool-Desaster
Zimmerverteilung. Wer zuerst da ist, wählt zuerst,
Steffi: „Nee, wir fliegen lieber“, hab
Arne: Bleibe mit Daniel und den
ich gesagt. In der Luft war auch noch
Kindern zurück. Sind uns einig, dass
alles gut, aber bei der Autovermietung
sich die Frauen auch zu Hause prin­
haben sie die vorbestellten Kindersitze nicht. Die
zipiell mehr einbringen könnten, was Kinder und
müssen wir – mit Kindern, aber ohne Sitze – in
Küche anbelangt. Die Solidarität tut kurz gut,
einer anderen Filiale abholen. Keine Lust, mich
bröckelt aber am Pool. Leo, 6, will nicht ins Wasser,
ins fremde Navi einzufuchsen. Verfahr mich total.
zu kalt, und er hat verdammt noch mal recht. Aber
Habe Nervenzusammbruch. Die anderen sind
Lucie, 6, springt rein, als wär’s ’ne Badewanne,
garantiert schon da und die besten Zimmer weg.
und schwimmt meinem Kleinen was vor. Leo sitzt
SMS von Angela: „Leo hat gerade ins Auto
heulend am Beckenrand. Daniel hat Lucie ga­
ge­kotzt.“ Fühle mich gleich viel besser.
rantiert seit einem Jahr auf genau diesen Tag hin­-
Angela: Schön, dass endlich alle da
sind. Beim Ausladen versperrt Steffi
trainiert. Dränge auf zügiges Verlassen des PoolBereichs. Habe den Verdacht, dass die Frauen
irgendwo Kaffee trinken.
mit ihren Mädchen und allem Krempel
die Tür: „Wir gucken uns eine Schnecke an!“
Jetzt müssen wir uns nur noch aufeinander ein­grooven, einen gemeinsamen Rhythmus finden,
Steffi: Der Markt war ja schön, aber
die Er­ziehungs­stile kalibrieren. Dann können wir
heute müssen wir richtig einkaufen.
ganz entspannt auf der Terrasse sitzen (weil die
Machen Angela und ich, kein Problem.
Kinder ja miteinander spielen) und kühlen Rosé
Beim Frühstück Diskussion mit den Männern,
trinken bis tief in die Nacht (weil die Kinder ja
was das größere Opfer ist: mit den zwei Kleinen in
friedlich in einem Zimmer schlafen und keiner
den größten Supermarkt der Côte d’Azur oder mit
den Babysitter auslösen muss).
den Großen auf Küstenwanderung durchs herrliche
Arne: Dachte, wir trinken heute
142
brigitte
MOM
02 I 2012
3. Tag: Die Opfer-Konkurrenz
Naturschutzgebiet? Treffen erst zum Mittagessen
im Strandrestaurant wieder aufein­ander. Ein
Abend noch was, wenigstens zur
falscher Eindruck entsteht, weil wir Frauen mit den
Begrüßung. Aber Angela und Daniel
Kleinen schon freudig vor einem Berg Muscheln in
haben sich beim Insbettbringen zu den Kleinen
Weißwein sitzen, während die Wandergruppe
unten in die Doppelstockbetten gelegt und sind
aus­gedörrt daherschleicht.
▶
Die Nr. 1 für Familienferien
mit 62 Hotels in 5 europäischen Ländern.
p s y c h o - t r i p
Familie. Ferien.
Familotel.
Arne: Muss dringend das voll­
gekotzte Auto sauber machen. Und
den Elektrogrill aufbauen. Warum
„Eigentlich reicht es doch,
wenn EIN Erwachsener mit
den Kindern zum Strand
geht“, sage ich. Merke:
Das war ein großer Fehler
sind die Gebrauchsanweisungen überall auf der
Sonnenpark
Welt in 20 Sprachen gehalten, mehrere asiatische
Familotel Hochsauerland
• 3 Hallenbäder, Außenpool
• XXL-Abenteuerland, Reithalle
• Baby- und Kinderbetreuung
eingeschlossen, nur in Frankreich nicht? Also,
wenn einer hier die Opfer-Konkurrenz gewonnen
hat, bin ja wohl ich das.
Preis inkl. All-Inclusive Premium
ab € 1.720*
4. Tag: Der Strandausflug
Tel.: 05632 4080
www.sonnenpark.de
Angela: Sage beim Frühstück:
Feldberger Hof
Familotel Hochschwarzwald
„Eigentlich reicht das doch, wenn
• Badeparadies mit 50 m Rutsche
• 1.000 qm Spiel- & Freizeitfläche
• Gratis „Hochschwarzwaldcard“
heute mal nur EIN Erwachsener mit
den Kindern runter zum Strand geht . . . “ Die
Preis inkl. All-Inclusive alkoholfrei
ab € 1.543*
anderen sind spontan begeistert und bedanken
sich vorschnell. Merke, dass ich einen großen
Tel.: 07676 180
www.feldberger-hof.de
Fehler gemacht habe. Komme aus der Nummer
nicht mehr raus. Steffi verschanzt sich sofort im
Allgäuer Berghof
Mietauto, um sich mal in Ruhe „ums Navi zu
Familotel Allgäuer Alpen
kümmern“. Daniel sagt, „endlich Zeit zum Lesen“,
• Mitten im Weltcup-Skigebiet
• Family-Spa mit Wasserrutsche
• Skischule/-verleih im Haus
und schnappt sich „Unendlicher Spaß“ von David
Foster Wallace, das er wegen seiner 1648 Seiten
Preis inkl. Halbpension + Kids All-In.
ab € 2.086*
angeblich schon seit drei Jahren mit in den Urlaub
nimmt. Arne bietet wenigstens noch Hilfe beim
Tel.: 08321 8060
www.allgaeuer-berghof.de
Packen an, weil keins der Kinder seine Badesachen
findet. Bin schon beleidigt und lehne ab. Fühle
Familien-Resort Krone
mich missverstanden und ausgenutzt. Unten am
Familotel Allgäuer Alpen
Meer fragen die Kinder nach einer Minute: „Und
• Eig. Kinderski- & Snowboardschule
• Pony-Haflingerhof mit Reitschule
• 70 Std./Wo. Baby-/Kinderbetreuung
was sollen wir heute am Strand machen?“ Stelle
Preis inkl. Halbpension + Kids All-In.
ab € 1.540*
mich auf lange, betreuungsintensive Stunden ein. Schwitze. Kann nicht ins
Tel.: 08324 982 010
www.bibi.de
Wasser, weil ein Erwachsener ja alle Kinder und Wertsachen im Blick haben
muss. Kann aus dem gleichen Grund weder lesen, heulen noch aufs Klo gehen.
* Familienfestpreis für 2 Erw. u. 1 Kind unter 7 Jahren, 7 Nächte im 2-Raum-App.
Halte drei Stunden durch, bis ein garstiger Wind den Sonnenschirm wegweht.
Versuche, Hilfe/Ablösung/Verstärkung zu ordern. Handy-Tastatur wegen
Sandsturm nicht mehr benutzbar.
Jetzt
Katalog
gratis anfordern!
Daniel, Steffi, Arne: So ein
gemeinsamer Urlaub ist doch eine feine
Sache. Die Ruhe, wegen der man ja ­
eigentlich wegfährt, war heute plötzlich da. Ein magischer Moment, wenn
man weiß, dass man so richtig in den Ferien angekommen ist. Nur Angela
ist irgendwie noch total unentspannt. Kam mit den Kindern gleich wieder
vom Strand zurück. Bloß wegen ein bisschen Wind. Wirkte gereizt.
144
brigitte
MOM
02 I 2012
▶
Schöne-Ferien-Beratung
0800 150 250 8
www.familotel-info.com/138
KINDER, DAS SIND FERIEN.
p s y c h o - t r i p
Stöbere Arne in einer Ecke auf, wo er, aus was für
Gründen auch immer, schmollt. Und gleich
aggressiv wird: „Fährt jetzt der Bus ab, oder was?“
Steffi: Alle Kinder wollen bei mir
einsteigen und nicht in Arnes Auto, das
nach dem Putzen zwar nach Duftbaum
riecht, aber die Kopfnote ist immer noch Kotze.
Biete Arne an, auch sein Navi zu programmieren,
„Kids are like farts, you don’t
mind your own but other
people’s are unbearable“
damit wir aus unseren Bergen rausfinden und
irgend­wann mal in dieses St. Tropez kommen.
Arne sagt: „Danke, ich fahre nach Karte.“ Arrogan­
ter Lackaffe. Habe auf der Fahrt seit Langem
endlich mal wieder ein intensives Paargespräch
mit Daniel, der auch gemerkt hat, dass bei Angela
und Arne echt dicke Luft ist: „Bei denen ist ja ganz
schön der Wurm drin.“ Bin ganz begeistert von
seinem langen Wortbeitrag. Unterhalten uns so
gut wie schon ewig nicht mehr über Gefühle und
Beziehungen. Lege ihm dar, wie ich die Situation
zwischen den beiden einschätze, er versteht mich
sofort und sieht alles ganz genauso. Vergessen
dabei ganz, dass Anna, 4, hinten mit im Auto sitzt.
Daniel: St. Tropez war schön. Hätte
nie gedacht, dass man mit vier Kindern
so entspannt in einer Crêperie sitzen
kann. Nur als Anna plötzlich gefragt hat: „Mama,
was heißt eigentlich arroganter Lackaffe?“, das war
echt peinlich. Überlege, was Steffi auf der Fahrt die
ganze Zeit noch so alles erzählt hat. Hab aber gar
nicht so genau zugehört. 5. Tag: Die Stadtbesichtigung
Arne: Ich wär ja auch mal mit den Kindern runter zum Strand,
kein Problem, aber heute ist es nun wirklich zu kalt und zu windig.
Beim Frühstück denken wir gemeinsam über einen Stadtausflug
nach St. Tropez nach. Lucie, 6, fragt: „Warum sind wir eigentlich nicht wie
sonst nach Mallorca gefahren, da ist es doch immer warm?“ Ihr Vater will
ablenken, lobt scheinheilig unsere schöne Sicht aufs Meer und erzählt dann
irgendwas vom Mistral, vor dem wir hier oben eben ganz schlecht geschützt
seien. Niemand sagt was, aber ich weiß, dass sie es alle denken: Arne hat
dieses Haus ausgesucht. Es gibt keine Dankbarkeit mehr in dieser Welt.
Angela: Einer trödelt immer, wenn man mit acht Leuten
unterwegs ist. Aber muss es ausgerechnet der eigene Mann sein?
Steffi will schon seit einer Stunde los. Das macht mich nervös.
146
brigitte
MOM
02 I 2012
▶
P s y c h o - t r i p
heulen? Und kann nicht einer seiner Eltern ver-
Angela: . . . andererseits rückt man
dammt noch mal was sagen? Ich kann ja nicht,
als Paar auch wieder enger zusam-
dann wären wir sofort geschiedene Leute. Angela
wie schon ewig nicht mehr über Gefühle und
Kopf geschüttelt habe. Fresse Ärger in mich rein.
Be­ziehungen. Lege ihm dar, wie ich die Situation
Stimmt schon, was die Amis sagen: „Kids are like
zwischen Steffi und Daniel einschätze, er versteht
farts, you don’t mind your own but other people’s
mich sofort und sieht alles ganz genauso. Und
are unbearable.“
dann weiß man nach so einem gemeinsamen
Angela: Steffi verkraftet echt nix.
Mädchenmutter. Leo will doch nur
spielen. Und ja: Er kickt die ganze Zeit
irgendwas in der Gegend rum, so sind Jungs nun
mal. Und ja: Er hat sich die sündhaft teure Foie
gras, die Steffi als Delikatesse nach Deutschland
mitnehmen wollte, fingerdick aufs Brot geschmiert, als er allein am Kühlschrank war. Dachte
halt, das sei Leberwurst. Deswegen muss man
sich doch nicht so aufregen. Okay, gesagt hat sie
nichts, aber gedacht. Hab ich genau gesehen. Sie
will, dass ich ihn ordentlich in den Senkel stelle.
Sage erst recht nichts und lasse Leo weiter im
Haus rumkicken, obwohl mich das selber wahn­
sinnig nervt. Fresse Ärger in mich rein. Nehme
den Mädchen den Besen weg. Fege selbst.
6. Tag: Der Lagerkoller-Regentag
men. Unterhalte mich mit Arne so gut
hat schon so komisch geschaut, als ich bloß den
Urlaub ja auch wieder, was man an den eigenen
Kindern hat.
Text I Angela Wittmann, Arne Schenk, Stefanie Hentschel, Daniel Wiese
„Gekocht hat
am Ende auch
keiner mehr“
Arne: Kinder sind beim Packen nicht
kooperativ, sondern extrem nervig,
weil sie ohne Lucie und Lilo nur noch
halb so viel Spaß haben. Muss Daniel unbedingt
fragen, ob sie für den nächsten Sommer eigentlich
schon was geplant haben.
7. Tag: Die Endreinigung
Angela: Jetzt regnet’s auch noch. Komme den Kindern mit
Angela: Endreinigung bleibt, wie zu erwarten, an mir
nützlicher Erlebnispädagogik und drücke ihnen den Besen
hängen. Die anderen müssen gleich nach dem Frühstück zum
in die Hand. Schließlich muss hier ja irgendwer auch mal an
Flughafen. Werden gerade mal so mit dem Packen fertig.
die Endreinigung denken.
Steffi: War mir gleich klar, dass das mit dem Besen keine gute
Säuseln die ganze Zeit: „Tut uns echt total leid, dass wir dir da jetzt gar
nicht mehr helfen können, aber ist doch auch eigentlich alles ganz sauber,
oder?“ Und das in Stereo. Kann’s echt nicht mehr hören. Bin ich froh,
Idee ist. Immer dieser Irrglaube, gerade im Urlaub: mehr Kinder,
wenn die weg sind. Weiß jetzt wieder, warum man ohne Kinder auch nicht
mehr Entlastung. Dabei wird alles doch nur komplizierter: Vier
ohne Not gemeinsam mit anderen Urlaub macht . . .
Kinder wollen natürlich vier Besen. Wir haben aber nur einen. Von allem
braucht man mehr. Und beim Streit potenziert sich dann das Geschrei. Auch
Arne: Sage nach dem Abwinken kurz zu Angela, die gerade
ohne Streit ist der Lärm schon infernalisch. Mir ist klar, dass Leo hier der
die Klos putzt: „Bei denen ist auch ganz schön der Wurm drin.“
einzige Junge ist – aber muss er ständig die Mädchen erschrecken, bis die
Das muntert sie auf.
148
brigitte
MOM
02 I 2012
▶

Documentos relacionados