Berliner Morgenpost 9. August 2016

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Berliner Morgenpost 9. August 2016
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Berliner Morgenpost 9. August 2016
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B.Z. 31. Juli 2016
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American Rebel 12. Juni 2016
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Berliner Abendblatt 18. Mai 2016
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Berliner Zeitung, 2. April 2016
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Zitty, Ende März 2016
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Reinickendorfer Allgemeine Zeitung, 31. März 2016
Reinickendorfer Allgemeine Zeitung, 25. Februar 2016
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Das Blättchen, 18. Januar 2016
19. Jahrgang | Nummer 2 | 18. Januar 2016
Auf ein Neues! Auszüge aus dem Artikel
Berlins modernes Volkstheater, das Prime Time Theater, schreitet mit dem aktuellen Stück seiner Sitcom „Gutes Wedding, schlechtes
Wedding“ (GWSW) neuen Zeiten entgegen.
Die 101. Folge „Auf ein Neues!“ hat (…) der langjährige Co-Regisseur Philipp H. Lau (…) geschrieben, zusammen mit Hausherrn Oliver Tautorat
inszeniert, und das Ensemble hat die Bühnencharaktere selbst weiter entwickelt.
(…) Nach der Feuerkatastrophe hat Ahmed seine bisherige Imbissbude zu einem „Döner Diner“ veredelt, und die schwangere Sabrina
(Alexandra Marinescu) scheint mit Curly (Oliver Tautorat) glücklich zu werden – wenn sie nur nicht unter so starken Stimmungsschwankungen
leiden würde! Die Freunde Tömle und Üwele aus dem Prenzlauer Berg haben nach der Männerstillgruppe nun die Mäbamme, die männliche
Hebamme, ins Leben gerufen. Was die Schauspieler Daniel Zimmermann und Philipp Lang als Schwangerengymnastik mit dem jungen Paar
anstellen, wird so fröhlich ausgekostet, dass ein Stammzuschauer bestätigte, er habe schon lange in diesem Theater nicht mehr so gelacht –
und das will etwas heißen!
Während zuletzt das eine und andere Mal bei GWSW einzig der fröhliche Kalauer regierte, ist die neue Folge kabarettistischer geworden. Da
gibt es Anspielungen auf aktuelle Ereignisse in Neukölln und Köln, und Ahmed wünscht sich, dass seine Tochter Ratte (Cynthia Buchheim) erste
Präsidentin der Türkei wird, denn mit Erdogan sei er nicht recht einverstanden. So etwas hat man hier lange nicht mehr gehört und wünscht
sich mehr davon!
Frank Burkhard
Gutes Wedding, schlechtes Wedding, Folge 101: Auf ein Neues!, bis 19.2. täglich außer dienstags und mittwochs, 20.15 Uhr, Prime Time Theater
Wedding, Müller-/Burgsdorfstraße
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Weddingweiser, 2. Oktober 2015
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egotrip Onlinemagazin, 4. Oktober 2015
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Welt am Sonntag, 23. August 2015
Ist das noch Theater oder schon Zirkus? Postbote Kalle, gelbes Schlabber-T-Shirt, Vokuhila, betritt die Bühne. Gespielt wird er von Oliver
Tautorat, Theaterleiter und Mitbegründer des Prime-Time-Theaters, in dem seit zwölf Jahren die Theater-Sitcom "Gutes Wedding, schlechtes
Wedding" läuft. Mehrmals zogen sie um, heute spielen sie mit 230 Plätzen in der Burgsdorfstraße in Wedding. Die hundertste Folge des
Formats wird mit der besonderen Musical-Edition "Wedding-Story" gefeiert.
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Tautorat heizt zu Beginn seinem Publikum ein, er lässt sie auf Kommando grölen, verteilt Süßigkeiten an die Gäste und ruft: "Ist hier jemand
aus Zehlendorf angereist? Danke dafür!" Man merkt: Hier läuft es ein bisschen anders als bei Brecht und Shakespeare.
Das Publikum ist bunt gemischt, junge Paare, fünfzigährige Männercliquen, Kinder, Rentner. Es wird Eiscreme gelöffelt, an Bierkrügen genippt.
Aber für Tautorat ist es genau das, was Theater sein sollte. Bodenständig, unangestrengt. "Für mich ist das immer schön, zu sehen, dass wir ein
Publikum erreichen, das sonst nicht unbedingt ins Theater geht." Auf keinen Fall elitär solle seine Kunst sein, aber trotzdem nicht platt.
"Aber so ist das ja auch im Leben"
"Mitte ist schitte, Prenzlberg is Petting, Real Sex ist only Wedding", sagt der Titelsong. Und die Crew, in der jeder mindestens zwei, aber
meistens drei verschiedene Rollen spielt, verkörpert mit genau dieser Liebe die Weddinger Figuren. Den Dönerbudenbesitzer Ahmed Ölgür,
den Postboten Kalle, Frau Schinkel, die sächsische, sozialismustreue Arbeitsamt-Bürokratin, die fleischsüchtige Ex von Ahmed, die Punkerin
Ratte, die Kiezschlampe Sabrina, die türkischen Gangster-Zwillinge Orkan und Taifun usw. Manche der Charaktere gibt es schon seit Folge eins.
Gehen einem da nicht irgendwann die Ideen aus, fängt man nicht an, sich zu wiederholen? Nein, sagt Tautorat. Genauso wie Berlin entwickle
sich das Leben weiter, und so gebe es genug Input für Autorin Constanze Behrends. Natürlich passieren manchmal ähnliche Sachen, Kalle
komme zum Beispiel immer wieder mit dominanten Frauen zusammen. "Aber so ist das ja auch im Leben."
In der Jubiläumsfolge brennt die Dönerbude "Chez Ölgür" ab, weil die fleischbesessene Ulla die Dichtungen mit Bärchenwurst isolieren wollte.
Nun droht der Aufkauf von zwei Latte macchiato trinkenden Hipster-Schwaben aus Prenzlberg, die einen Männerstillsalon aufmachen
möchten. Frau Schinkel ruft zum Widerstand auf. Denn der Wedding darf niemals in Schwabenhand fallen!
Das alles klingt natürlich reichlich albern, ist aber mit so viel Hingabe inszeniert und gespielt, dass man sie lieben muss, die Weddinger Freaks.
Und trotz der lockeren Atmosphäre sind die Schauspieler professionell, wechseln innerhalb einer Minute vom schwäbischen Bio-Hipster zum
aggressiven Deutsch-Türken, verkörpern ihre Rollen perfekt.
"Sie müssen gute Komödianten sein, gute Solisten, Ensemblespieler, Dialekte können, improvisationsfähig sein", erklärt Tautorat. "Aber
gleichzeitig eine Menschlichkeit haben, fernab von diesem Schauspieler-Getue." Drei Runden Casting muss man bestehen, um in das Ensemble
aufgenommen zu werden.
"Sind die Schwaben denn wirklich so schlimm?"
Sechzig Prozent Stammpublikum sind die Bestätigung des Konzepts. Sie kommen zum Teil seit zehn Jahren zu jeder neuen Folge in die
Müllerstraße. Genau diese Leute sind es, die Oliver Tautorat immer weitermachen lassen. Seine Lieblingsbesucherin ist eine ältere Dame, die
immer mit Mann und Enkelkind kam. Der Mann verstarb. Seither kommt sie weiter regelmäßig zu den Shows. "Ich komme weiter, weil ich dann
meinen Mann lachen höre", erklärte sie Tautorat. Seit 2014 gehört das Prime-Time-Theater zum festen Kulturetat der Stadt Berlin. Eine
Leistung, auf die er sichtbar stolz ist.
Dann will ich es aber doch wissen: "Sind die Schwaben denn wirklich so schlimm?" "Neee", lacht Tautorat. Aber dieses Biedere, Esoterisch-ÖkoWeichgespülte, das passe halt nicht nach Wedding. Und dann sagt er seinen besten Satz: "Für mich muss eine Stadt Fragen aufwerfen, ohne
auf alle eine Antwort zu geben." Man muss sich wundern können, Sachen sehen und hören, die man nicht versteht. Und sie dann einfach
hinnehmen.
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Berliner Zeitung, 7. August 2015
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B.Z., 7. August 2015
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Tagesspiegel
7. August 2015
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taz, 1. August 2015
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Neues Deutschland, 1. August 2015
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TIP Stadtmagazin, 30. Juli 2015
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Junge Welt, 7. Mai 2015
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taz, 10. April 2015 / nachtkritik.de
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20. März 2015
von Marcel Nakoinz
„Das Wichtigste im Leben ist der Humor“
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(C) Prime Time Theater (1)/ Martin Chmilecki (2)
Ein einfühlsames Porträt über Oliver Tautorat, den Gründer und Leiter des einzigartigen PrimeTime-Theaters im Wedding.
Alles schwatzt vorfreudig miteinander. Maßanzüge quetschen sich neben Baggy-Pants; Jute-Beutel neben Gucci-Taschen. Ein großer kräftiger
Mann mit falschem Schnurrbart und Vokuhila-Perücke zwängt sich durch die wartenden Gäste im Foyer des Berliner Prime Time Theaters. Vor
der Bar angekommen, verschafft er sich in derbstem Berlinerisch lautstark Gehör. Die Gäste auf der Warteliste kämen auch noch in die
Vorstellung, verkündet er mit geschwollener Brust. Vor der Eingangstür wird vereinzelt gejubelt. Der Mann schaut sich mit ernster Miene um
und fordert die Anwesenden in prolligem Ton auf, sich doch bitteschön mitzufreuen. Tosender Beifall erschallt. Ein Vorgeschmack auf das, was
noch kommen wird. Das ist Oliver Tautorat. In seiner Bühnenrolle des lispelnden Postboten „Kalle“ versteht er es, sich schon vor einer
Vorstellung auf sein Publikum einzustimmen. Als Leiter des Theaters steht er im gelben T-Shirt mit der Aufschrift „Prost“ an der Abendkasse
und begrüßt jeden seiner Gäste selbst. Eine Angewohnheit, die noch aus der Zeit stammt, als es personell gar keine andere Möglichkeit für ihn
gab als die Kasse selbst zu besetzen. Für ihn ist es wichtig, dass sein Theater kein bloßer Kulturbetrieb ist. Das Publikum soll sich bei ihm wie zu
Hause fühlen.
Der Vorführungsraum erinnert an einen Kinosaal. Bequeme rote Stoffsitze, blau gestrichene Wände und eine Kinoleinwand, auf die später die
Bühnenbilder projiziert werden. Kurz vor der Show sucht der 41-jährige Tautorat wieder die Nähe zum Publikum. Er fragt, wie es den Leuten
geht, woher sie kommen und heizt ihnen mit Sprüchen ein. Dabei wirbelt er mit den Armen, als wenn er jeden im Saal umarmen wollte. „Alles
hier ist wie im Swingerclub, jeder kann mit jedem – lachen“, sagt er. „Alles kann …“, und wie auf einem Rockkonzert stimmt das Publikum mit
ein, „nichts muss.“ Wenig später erlischt das Licht. Wie in einer Fernsehserie werden die Charaktere zunächst in einem kurzen Film vorgestellt.
Ein weiteres Video fasst die Handlung des vorangegangen Stückes zusammen. Dann geht das Bühnenlicht an. Als „Tina Tonne“ hat Tautorat
seinen falschen Bart gegen falsche Brüste eingetauscht. Spätestens als er mit seiner Kollegin Cynthia Buchheim Dehnübungen macht und dabei
von Sahnetorten schwärmt, gibt es für das Publikum kein Halten mehr. Ein Volkstheater wie kein anderes
Was hier in der Burgsdorfstraße im Wedding stattfindet, ist weit entfernt vom Betroffenheitstheater einer intellektuellen Elite. Das spiegelt sich
auch im Verzicht auf eine Kontingentierung ermäßigter Karten und Vorverkaufsgebühren wieder. So möchte man es auch weniger gut
situierten Menschen ermöglichen, ein Theater zu besuchen. Die Spielstätte in den ehemaligen Versammlungsräumen des SPDLandesverbandes, die lange leer standen, versteht sich selbst als Volkstheater. „Mich macht es glücklich, Menschen, die sonst nichts
miteinander zu tun haben, an den Abenden unserer Vorstellungen zusammen zu bringen und miteinander lachen zu lassen“, sagt Tautorat. Zu
diesem Zweck ersann er zusammen mit Constanze Behrends, die auch heute noch die Stücke schreibt, eine neue Theaterform: Die
Theatersitcom GUTES WEDDING SCHLECHTES WEDDING.
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Das Theater, welches in einem kleinen angemieteten Raum in der Freienwalder Straße als Projekt von fünf Freunden anfing, steht im Grunde
außer Konkurrenz. Weder klassische Boulevardtheater wie die „Komödie am Kudamm“ oder das „Renaissance Theater“, noch die „Bar jeder
Vernunft“ oder der „Heimathafen Neukölln“ schlagen thematisch in die gleiche Kerbe. Dennoch ist das Haus bis heute auf ausgebuchte
Vorstellungen angewiesen, um sich zu rechnen.
Oliver Tautorats Büro an der Müllerstraße ist ganz in warmen Orangetönen gehalten. An der Wand neben seinem Arbeitsplatz hängt ein Poster
mit dem Konterfei von Homer Simpson. Gleich daneben ein Bild seiner kleinen Tochter, seinem Lebensmittelpunkt. Auf seinem Schreibtisch
eine Berliner Zeitung und ein Magazin über Hundeerziehung. Auf dem Computerbildschirm das Logo des Blogs der Huffington Post. Neben dem
Monitor ein Schild mit der Aufschrift „Captain“. „Es kam immer wieder in meinem Leben vor, dass ich mich als der Kapitän eines Schiffes
gefühlt habe“, sagt er. Wenn er über das Mittelmeer spricht, gerät er ins Schwärmen. Es bedeutet Ruhe für ihn, aber auch Kraft, Sehnsucht und
ein Gefühl von Unendlichkeit. Auf der anderen Seite des Büros steht seine Sammlung von Modellschiffen. Immer wenn seine Reisen ihn ans
Meer führen, bringt er ein neues mit.
Der Arbeitsalltag des Theaterdirektors und künstlerischen Leiters des Hauses ist zweigeteilt. Von morgens um acht bis in den Mittag hinein
führt er Telefonate, bespricht sich mit seinen knapp 20 Mitarbeitern, macht die Finanzkontrolle und trifft sich mit Steuerberatern und
Rechtsanwälten. Nach einer Pause findet er sich am frühen Abend wieder im Theater ein, macht die Kasse und steht zur Prime Time, der
angeblich besten Sendezeit um 20:15 Uhr, auf der Bühne. Nach der Vorstellung tritt er gegen halb elf den Heimweg an. Als einer der letzten
geht der Kapitän von Bord.
Der Kapitän von seiner privaten Seite
Tautorat ist dabei nicht nur Geschäftsführer und Gesellschafter des Theaters, sondern auch Inhaber des gastronomischen Betriebs an der
Theaterbar. „Die wirtschaftliche Verantwortung, die ich für diesen großen Betrieb trage, ist enorm. Ich habe Entscheidungen zu treffen, die
wirkliche Konsequenzen nach sich ziehen. Nicht nur für mich allein. In Zukunft würde ich mich in dieser Hinsicht gerne etwas entlasten wollen“,
räumt er ein und zündet sich eine Marlboro an. „Ich habe die meiste Zeit meines Lebens pausenlos gearbeitet. In den letzten zwei Jahren habe
ich angefangen, das etwas herunter zu fahren, damit ich auch einmal Zeit für mich habe. Das lerne ich jetzt erst schätzen.“
Sein Traum ist es, irgendwann nur noch halbjährig zu spielen und dann ein halbes Jahr frei zu haben. Aber das lässt sich momentan nicht
finanzieren. Auch könnte er dann seine Mitarbeiter nur noch saisonal einstellen und das bringt er nicht übers Herz. „Mein soziales
Verantwortungsgefühl ist extrem hoch“, sagt er über sich. Das geht so weit, dass er in besucherschwachen Monaten sogar auf eigene Gehälter
verzichtet und sie sofort in den Betrieb reinvestiert. Auch durch eine schlechte körperliche Verfassung lässt er sich nicht von der Bühne
fernhalten. In den letzten elf Jahren konnte er nur einmal nicht spielen – wegen einer Hirnhautentzündung. Nach drei Tagen stand er wieder
auf der Bühne. Dieser Arbeitseifer steckt an. „Bei 220 Vorstellungen im Jahr haben wir im Schnitt gerade einmal zwei Ausfälle. Alle, die bei uns
auf der Bühne stehen, sind taffe Arbeiter“, so Tautorat, der mit seinem Theater 2011 die Bezirksverdienstmedaille von Berlin-Mitte und 2012
den B.Z.-Kulturpreis gewann.
Kein Rasten, kein Rosten
Tautorat, der seinen französischen Namen aus der Zeit der Hugenottenkriege deutsch ausspricht, wird in Würzburg als das jüngere von zwei
Kindern geboren. Die ältere Schwester ist heute Fremdsprachenlehrerin. Seine Mutter, eine griechische Krankenpflegerin und sein Vater, ein
deutscher Chemiker, ziehen in den ersten zwanzig Jahren seines Lebens aus beruflichen Gründen fast jedes Jahr in eine andere Stadt. Seine
Kindheit verbringt der Deutsch-Grieche darum in ganz Deutschland. Zusätzlich geht es in den Sommerferien meist nach Kavala, in die
Heimatstadt der Mutter im Norden Griechenlands. Diese Unstetigkeit empfindet Tautorat jedoch nie als störend. Sie macht aus ihm vielmehr
einen empathischen Menschen, dem es schon früh leicht fällt, offen und vorurteilsfrei auf Menschen einzugehen. Der selbstbewusste Teenager
entdeckt schnell, dass seine extrovertierte Art eine Gabe ist und lernt sie zu nutzen. Er wird Klassensprecher, Schülersprecher und hört nicht
mehr auf zu reden, egal ob er von etwas genügend Ahnung hat oder nicht. „Ich habe damals eine Menge Leute sehr genervt und musste mich
im Nachhinein bei vielen entschuldigen“, erinnert sich Tautorat.
1992 erlangt er in Würzburg das Abitur im zweiten Anlauf. Hier absolviert er auch seinen Zivildienst in der Schwerstbehindertenpflege. Die
danach angefangene Buchhändlerlehre bricht er ein halbes Jahr später ab. Von da an schlägt er sich so durch. Ein Jahr lang zieht er für ein
Tourneebüro durch ganz Deutschland und plakatiert Strommasten und Litfaßsäulen mit Postern des UFO-Gurus Erich von Däniken. Dabei
arbeitet er mit einem Berliner aus der Technoszene zusammen, der ihm ein erstes Gefühl für die Hauptstadt vermittelt.
Später, während eines Aushilfsjobs im Würzburger Theater Ensemble, entdeckt er seine Lust an der Schauspielerei. Drei Jahre
Schauspielausbildung in München folgen. Diese finanziert er sich komplett selbst und macht dabei Karriere in einem Call-Center, wo er es bis
zum Kommunikationstrainer bringt. Aber er fühlt sich und sein Talent mit Menschen kommunizieren zu können dort deplatziert. Er zieht nach
Berlin-Wedding, in die Nähe von Kai Bagsik, einem Szenenbilder, den er aus seiner Zeit in München kennt. Hier lernt er kurz darauf Constanze
Behrends kennen. Gemeinsam gründen sie 2003 im Soldiner Kiez das Prime Time Theater, welches 2004 zum ersten Mal seine Pforten öffnet.
Friede den Hütten – Krieg den Palästen
Die Straßen sind vom Schauer der letzten Nacht noch ganz nass. Die Geschäfte und Kneipen, an denen Tautorat vorbeikommt, spiegeln sich in
den Pfützen, zusammen mit den Reflexionen der Sonne. Er läuft nicht schnell, aber zügig. Es scheint, als käme er nie zur Ruhe. Taron, den
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Rhodesian Ridgeback-Rüden an seiner Seite, führt er für eine gute Freundin spazieren, wann immer es die Zeit erlaubt. Der Theaterleiter, der
sich manchmal scherzhaft selbst mit einem Zirkusdirektor vergleicht, trägt eine blaue Jeans und einen grauen Kapuzenpulli. Es macht ihn stolz,
wenn Passanten ihn auf der Straße wiedererkennen. „Ich freue mich, wenn ich merke, dass sich die Menschen mit einem Lächeln im Herzen an
mich erinnern“, sagt Tautorat. Sich selbst berühmt zu nennen, lehnt er jedoch ab.
Stattdessen spricht er von sich mit einem Augenzwinkern als einen „Local Celebrity“, einer Lokalgröße. Auf Fragen den Wedding betreffend,
antwortet Tautorat zwiegespalten. Zum einen gebe es hier so etwas wie eine Gentrifizierung. Die Mieten würden steigen und das sei schlimm.
Zum anderen wüchse das meiste, was im Wedding kulturell entsteht, aus eigenen Strukturen. „Wenn neue Kneipen aufmachen, dann machen
das meist Leute, die von hier sind und das finde ich gut“, meint der Wahlberliner. Der Wedding ist für ihn weiterhin ein Bezirk mit einem
eigenen Gesicht. Rau, direkt, und oft unterschätzt – der perfekte Nährboden für Komödien.
Auf Fragen die Stadt Berlin betreffend, antwortet Tautorat hingegen radikal. Aufgeregt zieht er an seiner Zigarette. „Wenn mich einer fragt, ob
ich dafür sei, eine Oper aufzulösen, bin ich dafür – damit die freie Szene mehr Geld erhält“, sagt er. In der Politik hieße es immer, man wisse
nicht woher das Geld für die freie Theaterszene kommen solle, gleichzeitig würden die großen Häuser aber auch stark überfinanziert, so dieser
weiter. Der Kultursenat Berlin weist solche Vorwürfe von sich. Dort heißt es, dass derartige Sparmaßnahmen weder geplant seien noch ein
wirksames Mittel wären.
„Wir sind bestrebt, die Kooperationsvorhaben der großen Bühnen mit der freien Szene zu unterstützen, und wollen gemeinsame künstlerische
Projekte zukünftig verstärkt fördern“, so Diedrich Wulfert, Sprecher des Kultursenates. Doch Tautorat hält an seiner Meinung fest. Kulturgut
müsse wachsen können und dürfe nicht nur statisch in Form großer Bühnen wie des „Berliner Ensemble“ oder des „Deutschen Theaters“
vorhanden sein. Selbst musste er sich die institutionelle Förderung der Stadt lange erkämpfen. Mittlerweile ist sein Theater im Haushaltsplan
des Senats eingebunden. Doch die Förderung hält sich in Grenzen und so ist er weiterhin größtenteils auf die Einnahmen durch Eintrittsgelder
angewiesen.
Die ganze private Welt ist Bühne
Es ist gemütlich in Tautorats Wohnung. Die hohen Wände des Altbaus sind in warmen Farben gehalten. Die einzelnen Zimmer sind hell und
gehen vom Flur ab, wie die Äste eines Baumes. Der Geruch von frisch gebratenem Fleisch liegt in der Luft. Die geräumige Küche ist gefüllt mit
allerlei Kochutensilien und zwei Kühlschränken. Einer für das Essen und einer für die Getränke. Wäre er nicht Schauspieler geworden, hätte der
leidenschaftliche Koch wohl sein Hobby zum Beruf gemacht. „Mein großer Traum ist es immer noch, irgendwann einmal eine Kochlehre zu
machen und ein eigenes Restaurant zu haben“, sagt er. Dieser Wunsch erfüllt sich 2011 für eine kurze Zeit beinahe vorzeitig. Doch die „Prime
Time Kantine“, wirft trotz der guten Lage direkt neben seinem Theater kaum Gewinne ab. Da zu dieser Zeit schon viele andere Risiken auf
seinen Schultern lasten, entscheidet er sich dazu, zumindest eines zu minimieren.
Wenn Tautorat Zeit für sich hat, laufen auf dem großen Flachbildschirm neben romantischen Komödien, Tier- und Wissenssendungen vor allem
TV-Serien. Er ist Mitte zwanzig, als ihn diese Begeisterung packt und bis heute nicht wieder loslässt. Der schnelle ehrliche Humor Will Ferrells
wird eines seiner Vorbilder. Heute beeindrucken ihn Comedians wie Kate McKinnon oder Carolin Kebekus. Wenn er es einmal schafft, selbst ins
Theater zu gehen, dann fällt die Wahl meist auf Komödientheater. Beruflich bemerkt Tautorat noch keine Verschleißerscheinungen an sich.
Dafür ist das Bühnenprogramm zu abwechslungsreich, was ihn immer wieder aufs Neue motiviert und fordert.
Früher haben ihn die Rollen von der Arbeit nach Hause begleitet. Mittlerweile trennt er aber Berufs- und Privatleben strikt voneinander.
„Sobald ich private Kleidung trage, bin ich nicht mehr im Theater und absolut authentisch“, sagt er und zerdrückt dabei eine Kippe im
Aschenbecher. Er ist froh über diese Entwicklung. „Damals habe ich meinen Beruf schon sehr stark in mein Privatleben eingreifen lassen, so
dass ich nie abschalten und ich selbst sein konnte. Heute bereue ich das manchmal“, sagt der Mann, der in elf Jahren auf der Bühne schon in
fast 2000 Vorstellungen mitwirkte.
In den letzten Jahren nimmt Tautorat sich darum immer öfter Auszeiten. Wenn er dann abends ausgeht, drehen sich die Fragen1 schnell um
die Schauspielerei. Doch er möchte sich privat nicht in den Vordergrund spielen. Schließlich ist das an fünf Tagen in der Woche sein Beruf. „Im
Grunde bin ich ein ruhiger, aufmerksamer Mensch“, sagt er. Dieser Aufmerksamkeit ist es auch zu verdanken, dass er nie mit den Schauspielern
seines Ensembles aneinander gerät. Wenn die Besetzung wechselt, stellt er sich problemlos auf jeden ein. Das einzige, was ihn in Rage bringt,
ist, wenn man ihn bestiehlt. Als sein Theater noch in den Kinderschuhen steckt, stehlen Jugendliche kurz vor der Vorstellung einen DVD-Player.
Tautorat, der an diesem Abend die Rolle eines Sheriffs spielt, rennt ihnen noch eine Weile in Cowboystiefeln hinterher. „Das war schon
irgendwie ulkig, aber ich habe mich in dem Moment wirklich als Sheriff gefühlt“, sagt er und schmunzelt.
Auch auf der Bühne klingen von Zeit zu Zeit ernstere Töne an. Als Pastor, den alle nur „Vati“ nennen, predigt Tautorat dem Publikum mit
emporgestreckten Armen Sätze wie: „Das Wichtigste im Leben, neben der Liebe, ist der Humor.“ Solche Aussagen sind für ihn mehr als bloße
Floskeln. „Ich bin total gerne Komödiant“, sagt er. „Mit Humor möchte ich die Menschen von ihrem Alltag ablenken und ihre Köpfe öffnen.“
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tip Stadtmagazin Juli 2014
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