2 Krieg und Frieden

Transcrição

2 Krieg und Frieden
Inhaltsverzeichnis
2
Krieg und Frieden
Einstiegsdoppelseite
Afghanistan in Friedens- und Kriegszeiten
2
4
1 Nachkriegsordnungen im Vergleich
Der Vertrag von Versailles
Von Jalta nach Potsdam
Neue Wege der Friedenssicherung – Völkerbund und UNO
5
2 Politik nach 1918 und nach 1945 im Vergleich
„Back to Normalcy“ – Rückzug statt Friedenspolitik
Japanische Aggressionen stören den Frieden
Faschistische Eroberungen – Beschwichtigungen der Alliierten
„Der große Diktator“ – Wie Charlie Chaplin den Einmarsch in Österreich sah
Internationale Wirtschaftspolitik nach 1918
ExpertInnengespräch: Fragen zum Zweiten Weltkrieg
1945 – eine veränderte Welt
Wirtschaftspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg
7
7
8
8
8
9
10
10
3 Imperien zerfallen infolge der Weltkriege
Vom Osmanischen Reich zur modernen Türkei
Von der Habsburgermonarchie zur Ersten Republik
Das Ende des Kolonialismus nach dem Zweiten Weltkrieg
ExpertInnengespräch: Der Prozess der Entkolonisierung
11
11
12
12
4 Alltagsleben in Krieg und Frieden
Die „neue Frau“ zwischen Wunschbild und Wirklichkeit
Bruch mit der Moderne – das NS-Frauenbild
Männerwelten – Frauenwelten nach dem Krieg
Es geht aufwärts! Von der Notstands- zur Wohlstandsgesellschaft
12
13
13
14
5 Die „heißen Phasen“ des Kalten Krieges
Erste Schritte in den Kalten Krieg
Korea – die erste „heiße Phase“
Am Rande des Dritten Weltkrieges – die Kubakrise
Der Krieg in Vietnam
Der Nahostkonflikt
Die BRD – vom „Bollwerk gegen den Kommunismus“ zur Wiedervereinigung
Letzter Höhepunkt und Ende des Kalten Krieges
14
15
15
15
16
16
17
Methode: Das Lied als historische Quelle
17
6 Krieg ohne Ende – Kleine Geschichte des Kongo
Transfer-Einheit zum Abschluss von Kapitel 2
Die Kolonie Belgisch-Kongo bis zur Unabhängigkeit
Die nachkoloniale Ära
19
19
20
Kopiervorlagen
K2
Freundeskreis: Leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte (Liedtext)
21
1
2
Krieg und Frieden
Themen und Aufbau
Konzept- bzw. aspektorientierte Themen:
Krieg und Frieden
Methodenorientiertes Thema:
Das Lied als historische Quelle
Gegenwartsbezug als Kapiteleinstieg:
Bildquelle: 05. März 2009, in der afghanischen Stadt Herat stationierte US-Soldatinnen unterhalten
sich auf der Straße mit einheimischen Kindern, ein Afghane in Zivilkleidung nähert sich der Gruppe, im
Hintergrund sieht man zwei verschleierte Frauen. Das Foto vereint Krieg und (Sehnsucht nach)
Frieden in einem Bild.
Textquellen: Ausschnitte aus den Jugendbüchern „Drachenläufer“ (Khaled Hosseini) und „Hesmats
Flucht“ (Wolfgang Böhmer) zeigen zwei sehr persönliche Sichtweisen von Jugendlichen auf
Afghanistan in Friedenszeiten (Hosseini) und während des Krieges (Böhmer).
• Das wesentliche didaktische Strukturprinzip dieses Kapitels ist der Vergleich. Erster und Zweiter
Weltkrieg werden einander gegenübergestellt. Dieser „andere“ Zugang nimmt die beiden Kriege
aus dem chronologischen Narrativ heraus und führt „automatisch“ in ein analytisches Denkmuster.
Der Vergleich macht offensichtlich, dass unterschiedliche politische Vorgangsweisen zu
unterschiedlichen Ergebnisse führen: Während die Friedenbemühungen nach 1918 scheiterten,
entstand nach 1945 unter der Schirmherrschaft der USA für große Teil Europas eine nachhaltige
Friedensordnung.
• Der Vergleich der beiden Weltkriege wird auf insgesamt vier Ebenen durchgeführt:
Nachkriegsordnungen im Vergleich
Politik nach 1918 und nach 1945 im Vergleich
Imperien zerfallen infolge der Weltkriege
Alltagsleben in Krieg und Frieden
• In einem ExpertInnengespräch beantwortet der Historiker Rolf Steininger wichtige Fragen zum
Zweiten Weltkrieg. Die Beschäftigung mit dem „Kalten Krieg“ als Folgeerscheinung des Zweiten
Weltkrieges bildet den Abschluss des Abschnittes „Wissen erwerben“.
• Im Methodenteil „Das Lied als historische Quelle“ wird eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für die
Analyse von Liedern vorgestellt. Als Beispiele dienen zwei Songs mit dem Thema Krieg aus den
1980er Jahren, „Amerika“ von Herbert Grönemeyer und „Russians“ von Sting.
• Der Transfer-Abschnitt beschäftigt sich mit dem Kongo, einem von jahrzehntelanger Ausbeutung
und jahrelangen Kriegen bzw. Bürgerkriegen geprägten Gebiet. Die „Kleine Geschichte des Kongo“
von der kolonialen Besitznahme durch Belgien bis heute geht der Frage nach, weshalb ein so
rohstoffreiches Land derzeit zu den ärmsten Staaten der Welt gehört.
Einstiegsdoppelseite
Seite 48/49
Lösungsvorschläge
Bildinformationen: Foto einer Straßenszene in der afghanischen Stadt Herat während des Krieges,
US-Soldatinnen im Kontakt mit einheimischen Kindern
© Jalil Rezayee, EPA/picturedesk.com, 2009
• Lage: Herat liegt im Nordwesten Afghanistans und ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz.
• Zeitleiste “Afghanistan seit 1970“:
1973: Staatstreich General Daouds: Ende der Monarchie und Ausrufung der Republik
1978: Putsch der Marxistischen Partei mit Unterstützung der UdSSR – Errichtung der
Demokratischen Volksrepublik
1979–1983: Einmarsch sowjetischer Truppen. Die USA unterstützen die Widerstandsgruppe der
Mudschaheddin – Bürgerkrieg wird zum Stellvertreterkrieg; Massenflucht nach Pakistan und
in den Iran. Verurteilungen der sowjetischen Invasion durch UNO-Vollversammlung
1988/89: Abzug sowjetischer Truppen
2
•
•
•
•
•
1992: Errichtung der Islamischen Republik Afghanistan; interne Machtkämpfe; unabhängige
Lokalregierungen
1996: Radikal-islamische Taliban nehmen Kabul ein – Errichtung eines islamischen
„Gottesstaates“; Krieg gegen die vereinigte „Nordallianz“; Massaker der Taliban an der
Zivilbevölkerung; restriktive Reformen v. a. gegenüber Frauen (z. B.
Ganzkörperverschleierung)
2001: Nach „09/11“ Angriff der „Koalition gegen den Terror“ unter UN-Mandat (ISAF) und USFührung gegen Taliban und al-Qaida, Einnahme Kabuls, Einsetzung von Harmid Karzai als
Chef der Interimsregierung (ab 2004 Präsident)
2002: Große Stammesversammlung zur Unterstützung der Regierung; UN-Wiederaufbau- und
Stabilisierungsprogramm; Kämpfe der Warlords in Ost und Nord
2005: Erste freie Wahlen in Afghanistan
Ab 2006: Terroranschläge der Taliban gegen Zivilisten und ISAF-Truppen (Unterstützung und
Ausbildung der Terroristen durch Pakistan)
2011: Stetiger Anstieg der „Friedenstruppen“ (2011: 100.000 US-Soldaten); weitere Attentate
2014: Vollständiger Truppenabzug der NATO und der USA geplant
Linktipps: www.bpb.de/ [Afghanistan und Pakistan]; www.spiegel.de/flash/flash-23924.html
Mögliche Bildunterschriften: US-Soldatinnen beschenken afghanische Kinder / „Atempause“ / „Wie
lange noch?“
Bildanalyse:
Es sind 10 Personen dargestellt.
Mögliche Unterscheidungen: Kleidung (Uniform der US-Soldatinnen, Verschleierung islamischer
Frauen, neutrale Kleidung der Kinder und des Mannes); statische Position oder Bewegung; Blick in
die Kamera, Blick anderswohin; Lächeln oder ernster bzw. fragender Gesichtsausdruck;
einheimisch oder fremd
Aktivitäten: Eine lächelnde Soldatin spricht mit afghanischen Kindern, sie hält Geschenke in der
Hand und gestikuliert; ihre Kameradin sieht in eine andere Richtung, auch sie wirkt entspannt. Zwei
der fünf Buben blicken in die Kamera, zwei sehen auf die Gegenstände in der Hand der Soldatin,
ein Bub hat die Augen geschlossen. Der Mann im Hintergrund trägt Schuhe in der Hand, er hat die
Augen fast geschlossen. Die beiden verschleierten Frauen beachten die Szene auf der Straße
nicht.
Anmerkung: Genaueres zur Fotoanalyse vgl. GO! 6, S. 173 ff.
Kriegseinsatz oder Friedensmission?
Die Szene wirkt friedlich, die Stimmung scheint nicht allzu bedrückt – allerdings lächeln nur die
Soldatinnen. Das Bild vermittelt den Eindruck eines Friedenseinsatzes, 2009 herrschte jedoch
Krieg gegen die Taliban. Das Foto könnte z. B. eine Pressefotografin, ein Kriegsreporter oder eine
Soldatin gemacht haben.
Entscheidend für die Argumentation ist das Verständnis von „Politik“, entweder als Interaktion
zwischen Staaten (eher Clausewitz‘ Verständnis) oder als Synonym für die Sorge um die
Menschenrechte, für Demokratie und Schutz des Lebens etc.
Pro:
Wenn Diplomatie, Wirtschaftspolitik etc. versagen, kann man auf militärischem Weg zum Ziel
kommen; Krieg als letzte Option; nicht jeder Krieg ist schlecht (Theorie vom „gerechten Krieg“); der
Krieg ist nach Clausewitz ja der Politik untergeordnet, nicht eigenständig; Krieg folgt den
Grundmustern der Diplomatie: er muss vorbereitet, ein Ziel erarbeitet und verfolgt werden, er ist
Mittel zum Zweck; der Blick in die Geschichte und die Gegenwart zeigt, dass Krieg nicht zu
verhindern ist.
Contra:
Krieg ist gescheiterte Politik; Politik bedeutet nicht, den anderen auszuschalten, sondern
Kompromisse einzugehen; durch Kriege werden Menschen getötet, nicht geschützt; gerade die
„anderen Mittel“ des Krieges (Töten, Zerstören) können nicht mit Politik, Demokratie etc. in
Einklang gebracht werden; Rechtfertigung für Krieg stützt sich nur auf die eingeschränkte
Sichtweise der Kriegführenden; Kriege entwickeln eine zerstörerische Eigendynamik, sie lösen
niemals politische oder soziale Probleme, sondern verschärfen sie eher.
Linktipp: www.clausewitz.com/ [Vom Kriege – Band 3, Buch 8, Kapitel 6 B]
Keine Musterlösung möglich.
3
Afghanistan in Friedens- und Kriegszeiten
Seite 50
Lösungsvorschläge
•
Analyse der Textausschnitte:
Für Amir bedeutete das Drachensteigen Ausleben kindlicher Freiheit, Herausforderung und
Eibindung in eine lebendige Tradition.
Hesmat verlor nach der Machtübernahme der Taliban 1996 Heimat und Familie. Er flüchtete aus
Afghanistan, weil er dort keine Lebensmöglichkeiten für sich sah.
• Exemplarische Recherche zur Entstehung von „Hesmats Flucht“:
Der 1970 geborene Innsbrucker Wolfgang Böhmer ist ORF-Journalist. Seine Tätigkeit als
Auslandskorrespondent führte ihn u. a. nach Afghanistan. Hesmat jedoch traf er in einem SOSKinderdorf in Tirol. Der elfjährige Junge erzählte ihm von seiner Flucht aus Afghanistan nach
Österreich. Interviews im Umfang von 30 Audio-CDs bildeten die Grundlage das Buch.
Linktipps: www.randomhouse.de/cbt/ [Hesmats Flucht]; www.berlinverlag.de/ – Autoren –
Autorensuche [Hosseini]
• Eignung als Informationsquelle und Vertrauenswürdigkeit:
Ein historischer Roman berücksichtigt zwar zeithistorische Gegebenheiten und setzt die Figuren
relativ authentisch in das vergangene Geschehen. Daneben werden jedoch auch erfundene
Gegebenheiten eingefügt. Die Authentizität historischer Romane wird stark von der Qualität der
Recherche zum historischen Hintergrund bestimmt.
Autorinnen und Autoren von Autobiographien erzählen selbst Erlebtes. Dieses Involviert-Sein
bringt zwangsläufig eine subjektive Sicht der Dinge mit sich, die zwar meist fesselt, aber nicht
notwendigerweise einer „vollen“ intersubjektiven/objektiven Wahrheit entspricht.
Vermutlich bieten beide Texte eine Kombination von authentischer und perspektivisch verzerrter
Darstellung.
Zu den Adressatinnen bzw. Adressaten und Zielen der Autoren gibt es Selbstaussagen:
Böhmer in einem auf www.randomhouse.de/cbt abgedruckten Interview:
„[…] es soll zum Nachdenken anregen und zeigen, dass nicht alles schwarz oder weiß ist. Der Begriff
„Flüchtling“ hat leider einen negativen Beigeschmack. Doch jeder Mensch hat eine eigene Geschichte.
Wie Hesmat. Außerdem soll das Buch Interesse wecken für Menschen anderer Herkunft. Deshalb ist
es auch besonders für junge Menschen geeignet, in denen Vorurteile erst gar nicht aufkeimen sollten.“
Interview mit Wolfgang Böhmer,
http://www.randomhouse.de/SPECIAL_zu_Wolfgang_Boehmer_Hesmats_Flucht/aid14254.rhd?mid=2
429, (Oktober 2013)
Die Ziele Hosseinis werden aus dem Interview mit dem Berlin-Verlag deutlich:
„Ich möchte, dass sie sehen, wie die Menschen in Afghanistan gelebt haben, bevor es den Krieg […]
gab. Ich möchte, dass sie verstehen, dass die Dinge, die wir heute in Afghanistan sehen […]
Ursachen haben, die mehrere Jahrhunderte weit zurückreichen. Ich habe versucht, einige dieser
Dinge durch die Erlebnisse von Amir und seines Hazara-Dieners, Hassan, zu beleuchten. Die Leser
sollen die Lektüre des Romans genießen und sich gut unterhalten. Ich möchte, dass die Geschichte
sie berührt, denn Schreiben ist für mich zuallererst Geschichtenerzählen. […]“
Kahled Hosseini. Interview, http://www.berlinverlag.de/autor/autordetails.php?autorid=6, (Oktober
2013)
4
1
Nachkriegsordnungen im Vergleich
1.1 Der Vertrag von Versailles
Seite 52
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Bildinterpretation:
Die historische Distanz zwischen Gegenwart und den dargestellten Ereignissen wird mittels
Perspektive und Farbe ausgedrückt:
• Das am weitesten zurückliegendes Ereignis ist – ausgeführt in fast transparenten Grau- und
Brauntönen – im Hintergrund „ins Bild montiert“: Ein Adeliger und ein Bischof (ver-)beugen sich
(stellvertretend für ihre Stände) vor Ludwig XIV. Frankreich steigt in der Folge politisch wie kulturell
zur führenden Macht Europas auf.
• Zeitlich näher liegt die Proklamation des Deutschen Kaiserreiches am 18. 1. 1871 im Spiegelsaal
des Schlosses. Die Szene ist in der Bildmitte in etwas stärker deckender Malweise mit etwas mehr
Farben (Grau, Weiß, Braun, Rot, Gold) dargestellt und überlagert die Saaltäfelung. Ein vereinigtes
Deutschland hat seinen Erzrivalen Frankreich besiegt und die Führung übernommen.
• Rechts im Vordergrund sieht man die Unterzeichnung des Vertrages im Spiegelsaal von Versailles
am 28. 06. 1919. Diese Szene steht im Zentrum des Blickes, Tisch, Blätter und Personen sind in
kräftigen, deckenden Farben (Braun, Schwarz, Weiß, Grau, Rot) gemalt. Nach dem Ende des
Ersten Weltkrieges bestimmten die Siegermächte über das Schicksal des Deutschen Reichs.
Versailles kann als symbolischer „Schicksalsort Europas“ angesehen werden, da die dort getroffenen
Entscheidungen die Geschichte Europas bis zum Zweiten Weltkrieg entscheidend mitbestimmten.
2 Vergleich 14-Punkte-Programm und Vertrag von Versailles:
• Erfüllt:
„4. Rüstungsbeschränkungen“ (100 000 Mann, Verbot großer Marine- und Luftstreitkräfte); „8.
Rückgabe Elsass-Lothringens“ an Frankreich
• Nicht erfüllt:
„3. Weitgehende Beseitigung aller wirtschaftlichen Schranken …“ (Reparationen,
Rheinlandbesetzung); „9. Berichtigung der Grenzen Italiens nach den genau erkennbaren
Abgrenzungen der Nationen (Südtirol)“
Seite 53
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Grafik-Analyse:
Als „Korridor“ wird der – seit dem Versailler Vertrag – durch Polen führende Zugang zwischen
deutschem Kerngebiet und Ostpreußen bezeichnet.
2 Gründe für die Negativbeurteilung:
Langfristige Schädigung der deutschen Volkswirtschaft durch die Reparationszahlungen
Verlust der Stellung als Militär- und Kolonialmacht, Gebietsverluste
Das Deutsche Reich wurde zum alleinigen Kriegsverursacher erklärt.
3 Der Versailler Friede fiel nicht so hart aus, wie in den Pariser Verhandlungen vorgesehen war, z. B.
blieb die staatliche Einheit erhalten. „Russland“ war u. a. mit der kommunistischen Umgestaltung
und internen Kämpfen beschäftigt. Großbritannien förderte eine „stärkere Position Deutschlands“
gegenüber einem übermächtigen Russland im Sinne der „Balance of Power“. Dadurch konnte
Deutschland seine „Machtposition“ aufrechterhalten, mit größerer außenpolitischer Freiheit in
Südosteuropa.
5
1.2 Von Jalta nach Potsdam
Seite 55
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Vergleich der Vorgangsweisen nach den beiden Weltkriegen:
Unterschiede: nur nach dem Ersten Weltkrieg
• Verlierer bleiben eigenständige Staaten
• Stärkere Zentralisierung in der Verfassung der Weimarer Republik
• Reparationen
• „Kriegsverbrecherprozesse“ durch deutsches Reichsgericht (Leipzig)
• „Friedensverträge“
Unterschiede: nur nach dem Zweiten Weltkrieg
• Errichtung von Besatzungszonen, militärische Präsenz der Besatzungsmächte
• Verankerung des Föderalismus in der Verfassung der BRD 1949
• Wirtschaftsförderung im Westen (Marshall-Plan)
• „Kriegsverbrecherprozesse“ durch Gerichtshöfe der Sieger (Nürnberg), Entnazifizierung
• Keine als Friedensverträge bezeichneten Vereinbarungen
Parallelen: nach Erstem und Zweitem Weltkrieg
• Beschlussfassungen über Zukunft unter Ausschluss der Besiegten
• Entmilitarisierung; Demokratisierung
• Reparationen; Einfluss der „Siegermächte“ in die Wirtschaftspolitik etc.
2 Der Slogan „Besiegt – Besetzt – Befreit“ trifft auf die Nachkriegsordnung des Zweiten Weltkrieges
zu. Nach der „bedingungslosen Kapitulation“ („Besiegt“) wurden Deutschland und Österreich von
UdSSR, USA, Großbritannien und Frankreich besetzt und in Zonen eingeteilt („Besetzt“). 1949
wurde die vereinigte Westzone zur BRD, die Ostzone zur DDR erklärt. Österreich erhielt 1955 seine
Selbstständigkeit als neutrale Republik. Österreich und Deutschland wurden durch den Sieg der
Alliierten vom nationalsozialistischen Regime befreit („Befreit“).
Anmerkung: Vgl.: Putzger/Bruckmüller, Historischer Atlas, S. 91, Karte 2; Diercke. Weltatlas
Österreich. Fächerübergreifend, S. 65, Karte 3.
3 Ziele des Weltdokumentenerbes („Memory of the World“): Zugänglichmachen und „Sicherung des
dokumentarischen Erbes vor Gedächtnisverlust und Zerstörung“.(http://www.unesco.de/mowziele.html, Oktober 2013)
Der Zwei-plus-Vier-Vertrag wurde zusammen mit Dokumenten zum Bau und Fall der Berliner Mauer
aufgenommen, weil sie „wichtige Bestandteile des politischen und kollektiven Gedächtnisses
Deutschlands, Europas und der Welt sind. […] Der Zwei-Plus-Vier-Vertrag von 1990 ist die
Grundlage der Wiedervereinigung Deutschlands und ein maßgeblicher diplomatischer Beitrag zur
Friedensordnung in Europa. […]“.
(Ausschnitt aus der Begründung auf der deutschen UNESCO-Homepage,
http://www.unesco.de/berliner_mauer.html, Oktober 2013).
1.3 Neue Wege der Friedenssicherung – Völkerbund und UNO
Seite 57
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Bildanalyse, Symbolanalyse:
• „Der Sinn von Genf“: Eine von einem Bajonett durchbohrte Taube (Friede) dominiert das Bild, im
Hintergrund sieht man das Völkerbund-Gebäude. Die Darstellung reagiert auf die Erschießung
zahlreicher Arbeiter durch die Genfer Polizei im Jahr 1932. Der Völkerbund mit Sitz in Genf sollte
Frieden und Demokratie sichern, dennoch wurden dort demokratische Aktivisten erschossen, da
Kapitalismus und Frieden nicht vereinbar sind. Die Fotomontage verbindet die (An-)Klage über den
Tod Unschuldiger und Kritik am Kapitalismus und an der Wahl von Genf als Völkerbund-Sitz.
• UNO-Flagge: Die Weltkarte mit den fünf Kontinenten symbolisiert den Interessensbereich der
UNO. Der Olivenblätterkranz steht für den Frieden, den zu sichern eine Hauptaufgabe der UNO ist.
2 Vergleich Völkerbundsatzung – UNO-Charta:
6
• Unterschiede bzw. nur in einem Dokument ausdrücklich erwähnt:
Völkerbundsatzung: ehrliche und gerechte Beziehungen unter den Nationen; Verpflichtungen
gegen Kriegserklärungen; Vertragsverpflichtungen „peinlich zu achten“
UNO-Charta: Überzeugung von den Grundrechten der Menschen, Wert und Würde der Person,
Gleichberechtigung der Geschlechter und Nationen, Einsatz für sozialen und wirtschaftlichen
Fortschritt, bessere Lebensbedingungen durch internationale Einrichtungen; „Waffengewalt nur
noch im gemeinsamen Interesse“
• Parallelen: Achtung des Internationalen Rechts/Völkerrechts; Förderung friedlichen
Zusammenlebens von Nachbarn/Staaten, Einsatz für Weltfrieden und internationale Sicherheit
3 Argumente für die UNO: Gemeinsames Vorgehen mehrerer Staaten ermöglicht es, größeren Druck
auf „Aggressoren“ auszuüben (z. B. durch Embargo); multinationale Beschlüsse finden weltweit
größere Zustimmung; UNO unterstützt Schaffung eines gemeinsamen Wertekonsenses und
Kriterienkataloges; die Arbeitsweise der UNO kommt v. a. kleineren und schwächeren Staaten zu
Gute; jedes Land kann spezifische Ressourcen miteinbringen, muss nicht alles leisten (z. B. bei
Militäreinsätzen) etc.
Linktipp: www.unric.org/de
4 Historischer Hintergrund am Beispiel Srebrenica:
Während des Bosnienkrieges (1992–1995) flüchteten tausende muslimische Männer, Frauen und
Kinder aus Bosnien-Herzegowina vor der serbisch-nationalistischen Armee unter Radko Mladić.
Viele suchten Zuflucht im von der UNO zum Schutzgebiet erklärten Srebrenica. . Am 12./13. Juli
fand dort ein Massaker an ca. 8000 Bosniaken statt, das schwerste Kriegsverbrechen in Europa
nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Rolle der Blauhelmsoldaten wird bis heute heftig diskutiert.
2. Politik nach 1918 und nach 1945 im Vergleich
2.1 „Back to Normalcy“ – Rückzug statt Friedenspolitik
Seite 58
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Das Adjektiv „ridiculous“ charakterisiert die Haltung der amerikanischen Gesellschaft einige Jahre
nach dem Ersten Weltkrieg: Während unmittelbar nach Kriegsende Heimkehrer fast hysterisch als
Helden gefeiert worden waren, wurde Krebs einige Jahre später behandelt, als sei er selbst
verantwortlich für seine verspäteten Rückkehr, als sei sie lächerlich, unpassend, ein persönliches
Versagen.
2.2 Japanische Aggressionen stören den Frieden
Seite 59
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Plakatanalyse:
Ein Mandschu-Mädchen und ein chinesischer Junge haken sich bei einem etwas größeren
japanischen Burschen unter. Alle drei schwingen Fähnchen, die ihre Nationalitäten ausweisen.
Kinder verweisen auf Zukunft, Hoffnung und auf die Verantwortung der Erwachsenen. Der rote
Himmel mit gelben Wolken steht als Symbol für Asien (vgl. Aufgabe 2). Die weißen Tauben weisen
auf Friedenszeiten hin. Das Gebäude im Hintergrund ähnelt dem japanischen Kaiserpalast in Tokio
(Hinweis darauf, dass auch für die Hegemonie Japans in Asien Propaganda gemacht wird). Der
Kampf gegen die „europäischen Eindringlinge“ soll Asien einen und Frieden bringen (vgl. Aufgabe
2).
2 Ziel: Schaffung eines autarken Blocks ohne westlichen Einfluss unter Führung Japans, auch durch
militärische Mittel (z. B. im Zweiten Weltkrieg)
Gründe für das Expansionsstreben: Lebensraumgewinnung; Selbstversorgung mit Rohstoffen und
Ende der Abhängigkeit von europäischen Kolonialmächten in Südostasien; Erlangen eines
Großmacht-Status über Kolonialbesitz
7
Affronts der Westmächte förderten in Japan für eine anti-westliche Stimmung und größere
Zustimmung für die „Co-Prosperity-Sphere“, man warb dort intensiv für ein „Asia for Asians“ – d. h.
ohne und gegen „Europäer“ ( Abb. 59.1).
2.3 Faschistische Eroberungen – Beschwichtigungen der Alliierten
Seite 60
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Großbritannien und Frankreich scheuten direkte Konflikte, um einen neuerlichen Krieg zu
verhindern, Deutschland (und Italien) traten dennoch immer aggressiver auf, und der Krieg konnte
letztlich nicht verhindert werden. Trotz des Scheiterns vor dem Zweiten Weltkrieg spielen
Überlegungen des Appeasements auch heute noch eine Rolle, z. B. beim Eintreten für oder gegen
härtere Maßnahmen und Präventivschläge im Irak-Krieg oder in den Diskussionen über ein (Nicht)Eingreifen in den Bürgerkrieg in Syrien. Allgemein wird das Scheitern des Appeasements von 1938
als warnendes Beispiel für zögernde Politik gegenüber aggressiven Diktatoren verwendet.
2.4 „Der große Diktator“ – Wie Charlie Chaplin den Einmarsch in Österreich sah
Seite 61
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Hinter den „bakterischen“ (italienischen) Kulissen ärgert sich Hynkel über die Besetzung der
Brennergrenze und reißt Herring = Göring sämtliche Orden ab. Chaplin karikiert die beiden
Diktatoren (z. B. Empfang Napalonis am Bahnhof, Szene auf den Friseurstühlen). Der Einmarsch in
Österreich erscheint im Film zwar geplant, Hitler ist aber nicht wirklich informiert („Where are we
going?“ – „You're invading Osterlich.“)
2 Hitler und Mussolini in Slapstick-Szenen lächerlich zu machen ist eine Möglichkeit für die
Aufarbeitung der Geschichte. Die überspritzte Darstellung der Charaktere verweist auf tatsächliche
Verhaltensweisen bzw. Eigenschaften (Mussolini als „Möchtegern-Napoleon“, die Inhaltslosigkeit
von Hitlers Reden, seine Verschlagenheit in „normaler Sprache“). Die Schlussszene, in der der
jüdische Barbier an die Menschlichkeit appelliert, enthält eine ernste Botschaft.
Linktipp: www.filmzentrale.com/ [Große Diktator].
2.5 Internationale Wirtschaftspolitik nach 1918
Seite 62
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Zahlreiche Kriegswaisen und -witwen, die arbeitslosen heimgekehrten Soldaten und der
Wiederaufbau der Infrastruktur belasteten die Haushalte der europäischen Staaten. Der Verlust der
außereuropäischen Märkte und generelle wirtschaftliche Not ließen Europa in eine jahrelange
Depression schlittern. Kriegsverlierer wurden zusätzlich durch die Reparationen belastet.
2 Lösungen aus der Krise versprach man sich etwa durch die „Völkerbundanleihen“ (z. B. für
Österreich 1922 und 1932) sowie für Deutschland durch den „Dawes-Plan“ (1924).
3 Nach der Zeit der Hyperinflation entwickelte sich der Schilling zu einer der stabilsten Währungen
Europas, was ihm im Volksmund den Spitznamen „Alpendollar“ einbrachte. Stabilste Währung war
der US-Dollar.
Linktipp: http://www.nachrichten.at/ [Notnagel Alpendollar]
8
ExpertInnengespräch: Fragen zum Zweiten Weltkrieg
Seite 64
Lösungsvorschläge
1 Begriffsklärungen, Ergänzungen: Vierjahresplan = auf vier Jahre angelegte Zielsetzung, 1933 zur
Beseitigung der Arbeitslosigkeit bis 1936; 1936 für eine autarke und kriegsfähige Wirtschaft bis
1939.
Linktipps: (wikipedia.org [Vierjahresplan]; www.politik-lexikon.at [Suchbegriff]
2 Der Konflikt mit der UdSSR war unumgänglich, weil die „Eroberung von Lebensraum im Osten“ für
Hitler oberste Priorität hatte. Der Nichtangriffspakt von 1939 war nur strategisches Spiel.
3 Mit dem Krieg (v. a. zur „Lebensraumgewinnung“) ging die Vernichtung der “jüdischbolschewistischen Untermenschen“ einher. Auf die Eroberungstruppen folgten die SS-Einsatzkräfte,
die zusammen mit der Wehrmacht die „Vernichtung der jüdischen Rasse“ durchzuführen und die
„Untermenschen“ zu versklaven und zu liquidieren hatten. Krieg und Vernichtung waren langfristig
geplant.
4 Eventuell hätten die Menschen die langfristigen Ziele Hitlers nicht akzeptiert und Widerstand gegen
den Krieg geleistet. Außerdem hätte sich das Deutsche Reich selbst als Aggressor enttarnt und
damit nicht mehr die Möglichkeit gehabt, am 1. September 1939 „zurückzuschießen“, also sich als
reagierend darzustellen. Das Bündnis mit Stalin ließ einen schnellen, sicheren Sieg im Osten
möglich erscheinen. Von Beginn an einen Zweifrontenkrieg zu führen hätte die Hoffnung auf einen
Sieg wohl verringert.
5 Unterschiede:
• Erster Weltkrieg:
10 Mio. Kriegstote
kein Einzelstaat als Kriegsschuldiger (Begeisterung, Wettrüsten, Imperialismus etc.)
Mittelmächte (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Osmanisches Reich, Bulgarien, [Italien]) vs.
Entente/Alliierte (Großbritannien, Frankreich, Russland, Italien [ab 1915], Japan, USA etc.)
Kriegsschauplatz Europa
militärisches Gleichgewicht
Schützengräben, Stellungskrieg, erste Panzer & U-Boote, vereinzelt Flugzeugeinsatz etc.
Waffenstillstand (Erschöpfung)
• Zweiter Weltkrieg:
60 Mio. Kriegstote (8 Mio. Jüdinnen und Juden)
Deutschland (mit UdSSR) als „Kriegsschuldige“: Überfall auf Polen, ideologische Kriegsziele
Dreimacht (Deutsches Reich, Italien, Japan und kleinere Staaten) vs. Alliierte (Großbritannien,
Frankreich, USA, UdSSR und die halbe Welt)
weltweite Kriegsschauplätze (v. a. Europa, Pazifik, Nordafrika)
militärische Übermacht NS-Deutschlands
Angriffskrieg, „Blitzkrieg“; Panzer; U-Boot-Krieg, große Bedeutung der Luftwaffe etc.
Bedingungslose Kapitulation (Vernichtung)
6 Nach dem Krieg entwickelte sich der „Ost-West-Konflikt“ oder Kalte Krieg. Durch die Vorstöße der
sowjetischen Armee konnte die UdSSR weite Teile Ost-Mittel-Europas unter ihre Kontrolle bringen
und dort kommunistische Systeme etablieren. US-Truppen stießen Richtung Osten gegen die
„Festung Europa“ und das deutsche Kernland vor. Mit der Kapitulation am 7. 5. 1945 war der
gemeinsame Feind besiegt. Kapitalismus und Kommunismus standen sich nun gegenüber – und
Deutschland war „mitten drin“ und bis 1990 geteilt. Konflikte zwischen den beiden Gegnern wurden
außerhalb ihrer Territorien ausgetragen.
7 Die Nachkriegsgeneration hat zwar die materiellen Trümmer der Kriegszeit beseitigt, aber nicht über
die Ereignisse und Erfahrungen an den Fronten, in der Heimat und in den Lagern gesprochen.
Dieser Teil der Vergangenheit wurde nicht aufgearbeitet, sondern verschwiegen und zu vergessen
versucht.
8 Mögliche Gründe:
Sich nicht als Mitschuldige oder MitwisserInnen bekennen können oder empfinden, von sich selbst
enttäuscht sein, sich schuldig fühlen, das damalige Denken und Handeln nach wie vor befürworten
und Ablehnung befürchten, sich quälenden Erinnerungen nicht stellen können oder wollen usw.
9
2.6 1945 – eine veränderte Welt
Seite 66
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Kartenarbeit:
• Satellitenstaaten: DDR, Polen, Tschechoslowakei (CSSR), Ungarn, Rumänien, Bulgarien,
Albanien, Jugoslawien (geringerer sowjetischer Einfluss; ab 1948 „blockfrei“)
• Verlauf des Eisernen Vorhangs: an der Grenze der UdSSR zu Finnland (unbefestigt); der DDR zur
BRD, der CSSR zur BRD und zu Österreich, Ungarn zu Österreich (und zu Jugoslawien),
Rumänien zu Jugoslawien, Bulgarien zu Jugoslawien und zu Griechenland und Türkei, Albanien
zu Griechenland und Jugoslawien (befestigt); durchlässig an der Grenze Jugoslawiens zu Italien,
Österreich und Griechenland
Geringerer Einfluss Moskaus: Ungarn
2 Die USA müssen (auch) den osteuropäischen Staaten helfen, damit sie sich ihrer totalitären Regime
entledigen und ihr Schicksal selbst bestimmen können. Ökonomische und finanzielle Unterstützung
sollen wirtschaftliche Stabilität und geordnete politische Verhältnisse bringen.
3 Bildanalyse und Interpretation:
• Gesamteindruck: Zwei von oben kommende Hände schließen mithilfe des „Bausteines“ BRD den
aus den USA und einigen europäischen Staaten bestehenden Schutzwall, um das Eindringen der
„roten Flut“ in eine idyllische Landschaft zu verhindern.
• Details:
• Dominante Bildelemente sind die Hände, die den Schutzwall schließen, und die noch durch die
Lücke drängende rote Flut. Den Hintergrund bildet der idyllische Garten. Grün, Blau, Weiß →
Hoffnung, Ruhe, Wachstum, Friede; Rot → Aggression, Kampf; Flaggensymbole
• Das Plakat ruft zur Vereinigung der Westmächte und zur Abwehr des sowjetischen Kommunismus
aus dem Osten auf. Es zielt darauf ab, durch Schaffen eines Bedrohungsszenarios durch einen
gemeinsamen Feind Gemeinschaft zu stiften.
4
Literaturtipp: Steininger, Rolf ( 2006): Der Kalte Krieg. Fischer Taschenbuch, S. 4–23, 68–72.
2.7 Wirtschaftspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg
Seite 68
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Das westdeutsche Plakat präsentiert Aufbau und Entwicklung als positive Folgen des MarshallPlans und wirbt für die US-Hilfe.
Das Ostdeutsche Plakat sieht den Plan als Hegemonialinstrument der USA, lehnt ihn ab und
verspricht durch innerstaatliche Verbesserungen Aufschwung.
2 Zusammenfassung und Bewertung:
Gründe für die Hilfe: Zusammenbruch der Wirtschaft während des Krieges, geringe
Zahlungsfähigkeit, steigende Bedürfnisse, Stabilisierung der Situation. Europa sollte finanziell und
materiell unterstützt werden, um seine Wirtschaft aufzubauen und seine Zukunft zu sichern („Hilfe
zur Selbsthilfe“).
Linktipp: http://www.wienerzeitung.at/ [Wie der Westblock entstand].
3 Unterschiede: Ulbricht stellt die BRD als von den USA ausgebeutete Kolonie dar, die
Rohstofflieferungen leisten und Fertigwaren einkaufen muss, um damit die kapitalistische USWirtschaft zu füttern. Die Fakten hingegen zeigen, dass die Mittel des ERP-Fonds von den
einzelnen Regierungen selbst verwaltet wurden; die Initiative lag bei den Staaten selbst. Die USA
leisteten Hilfe in Form von Rohstoffen und Nahrungsmitteln, verursachten also weder
Rohstoffmangel noch Hunger.
10
3
Imperien zerfallen infolge der Weltkriege
3.1 Vom Osmanischen Reich zur modernen Türkei
Seite 69
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Die Gebiete um Anatolien, auf die die Türkei nach dem Ersten Weltkrieg beschränkt wurde, wurden
selbständig bzw. autonom (Armenien, Kurdistan) oder von europäischen Mächten (Griechenland,
Italien, Frankreich) verwaltet. Das Gebiet um den Bosporus und die Dardanellen wurde zur
internationalen Zone erklärt. Mit dem Vertrag von Lausanne (1923) wurden diese Teilgebiete
wieder zu einem türkischen Staat vereint.
2 Republikanisch, revolutionär: Abschaffung des Sultanats bzw. des Kalifats, Einführung von
Verfassung sowie von Straf- und Zivilrecht nach westlichem Vorbild
Nationalistisch: Erhebung von Türkisch zur Landessprache
Volksverbunden: Einführung der allgemeinen Schulpflicht
Laizistisch: Abschaffung der geistlichen Gerichtsbarkeit, Verbot der Vielehe, Verbot von Fez und
Schleier, Auflösung des Derwisch-Ordens, Beseitigung aller religiösen Formeln aus der Verfassung
3 Mustafa Kemal Atatürk reformierte und modernisierte die Türkei nach europäischem Vorbild (z. B.
Einführung des lateinischen Alphabets, Verfassung, Straf- und Zivilrecht nach europäischen
Vorbildern, Laizismus).
Linktipp: www.medienwerkstatt-online.de [Atatürk]
3.2 Von der Habsburgermonarchie zur Ersten Republik
Seite 70/71
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Wirtschaftliche Probleme: Wegfall von Rohstoff-, Industrie- und Agrargebieten, Wegfall von
Absatzmärkten, Wegfall des Zuganges zum Meer, überdimensionierte Rüstungsproduktion
gesellschaftliche Probleme: arbeitsuchende Soldaten, Personalüberschuss in der Verwaltung
Identitätsproblem: Wegfall der Kronländer, Neubeginn als Kleinstaat
2 Entwicklungsmöglichkeiten:
(konstitutionelle) Monarchie unter den Habsburgern; eigenständige Republik; Teil der Deutschen
Republik; Teil einer Donauföderation
3 Auch in der Sozialdemokratie gab es Stimmen für einen Anschluss (Deutsch-)Österreichs an die
deutsche Republik: Victor Adler argumentierte, dass sich der deutsche Volksstaat mit seinen
Nachbarländern zu einem „freien Völkerbund“ vereinigen solle, unter der Bedingung, dass die
Völker damit einverstanden seien. Adler hält den Kleinstaat Deutsch-Österreich für wirtschaftlich
nicht überlebensfähig.
4 Vergleich Österreich – Türkei, Gemeinsamkeiten:
Verlierer des Ersten Weltkriegs; harte Bestimmungen in den Friedensverträgen; Zerfall eines
Großreichs in einzelne Gebiete; Entstehung von demokratischen Staaten.
In der Türker gab es jedoch bis 1945 gab es in der Türkei aber nur eine Partei, die Cumhuriyet
Halk Partisi von Kemal Pascha.
Unterschiede:
Die Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns waren selbständige Republiken, die nicht von
europäischen Mächten fremdverwaltet wurden. Die Türkei widersetzte sich den Bestimmungen der
Pariser Friedensverträge erfolgreich und konnte ihr gesamtes Staatsgebiet konsolidieren.
11
3.3 Das Ende des Kolonialismus nach dem Zweiten Weltkrieg
Seite 72/73
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Mögliche Absichten Gandhis:
Rückbesinnung auf die eigene indische Nation, Kultur und Tradition; Ermutigung zum Verzicht auf
Gewalt; Ermutigung zum Boykott der britischen Textilindustrie
2 Mögliche Identitäten:
BewohnerIn eines Stadtteiles/Bezirkes, einer Gemeinde/Stadt, eines Bundeslandes,
ÖsterreicherIn, EuropäerIn, WeltbürgerIn
Linktipp: www.zeit.de [Mali-Abenteuer]
ExpertInnengespräch: Der Prozess der Entkolonisierung
Seite 74/75
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Keine Musterlösung möglich.
2 Begriffe für historische Ereignisse dienen oft nicht nur der Beschreibung, sondern auch der
Interpretation. Schicho geht in der ersten Frage auf folgende Formulierungen ein: „die
Kolonialmacht ‚übergibt‘, ‚schenkt‘ Unabhängigkeit“; „entlässt die Kolonisierten in die
Unabhängigkeit“; „die einheimischen Eliten ‚erkämpfen mit politischen Mitteln die Unabhängigkeit‘“
etc. Auch der Begriff „Dritte Welt“ verleitet zu Fehlinterpretationen(Abwertung dieser Staaten).
3 Von April bis Juli 1994 ermordeten Angehörige der Hutu, die die Mehrheit der Bevölkerung
Ruandas bildeten, zwischen 800 000 und 1 000 000 Tutsi und moderate Hutu auf grausamste Art.
Der Genozid wurzelte in einem Konflikt zwischen der ruandischen Regierung und einer
Rebellenbewegung. Die in Ruanda stationierten UN-Friedenstruppen (UNAMIR, United Nations
Assistance Mission for Rwanda) wurden bei Ausbruch der Gewalt und nach der Tötung von zehn
belgischen Blauhelm-Soldaten verringert. Sie griffen nicht in die Vorgänge ein, weil das UN-Mandat
nur die Erhaltung, nicht aber das Erzwingen des Friedens vorsah.
Linktipps: www.bpb.de [Ruanda],
www.spiegel.de [Genozid in Ruanda; Mein Nachbar, ein Massenmörder]
4
Alltagsleben in Krieg und Frieden
4.2 Die „neue Frau“ zwischen Wunschbild und Wirklichkeit
Seite 77
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Der deutsche Industrielle und Motorsportler Fritz von Opel, auch „Raketen-Fritz“ genannt, galt als
Prototyp des modernen Menschen. Seine Versuche mit Rennautos und Raketen zogen viele
ZuschauerInnen an. Einer Frau wäre seine Karriere vermutlich verwehrt geblieben, die
Durchführung der Experimente hätte wohl als zu gefährlich gegolten; das Universitätsstudium
stand Frauen in den 1920er-Jahren aber bereits offen.
2 Projekte der Moderne, Beispiele:
Kino:
In den 1920ern hatte Deutschland innerhalb Europas die meisten Kinos (ca. 5000), täglich gingen
damals etwa zwei Millionen Menschen ins Kino. Zusätzlich zum Hauptfilm wurden kurze Vor-,
Natur- oder Reisefilme und die Wochenschau gezeigt. Die deutsche UFA (Universum-Film AG in
Potsdam-Babelsberg) produzierte europaweit am meisten Filme. In den 1930ern etablierte sich der
12
Tonfilm in Deutschland.
Linktipp: www.dhm.de [Lichtspiele]
Reformpädagogik:
Die Reformpädagogik der Weimarer Republik entwickelte vor allem die ab etwa 1890
entstandenen Ideen weiter. Wichtige Einflüsse aus dem europäischen Ausland: Montessori- und
Freinet-Pädagogik. Wichtige Richtungen: Jena-Plan-Schule von Peter Petersen, Berliner RütliSchule.
Die von einer sehr liberalen Grundhaltung ausgehenden reformpädagogischen Ansätze waren eng
mit der Jugend-, Frauen- und Arbeiterbewegung verbunden und wurden von der Regierung
unterstützt.
Linktipp: paed.com/reformpaedagogik/
3 Coco Chanel, eine „neue Frau“:
eigentlich Gabrielle Cha[s]nel, 19. 08. 1883–10. 01. 1971, eröffnete 1911 ihr erstes Modehaus in
Paris. Chanel entwarf neue, funktionale Mode und wandte sich damit gegen den bisherigen Stil.
Als finanziell unabhängige, eigenständige Frau mit eigenem Unternehmen, die sich auch modisch
von der Traditionen distanzierte, entsprach sie dem neuen Frauentyp der Moderne.
Die „neue Frau“ Marlene Dietrich:
eigentlich Marie Dietrich, 27. 12. 1901–06. 05. 1992, ausgebildete Konzertgeigerin, ab 1922
Schauspielerin. Der Durchbruch gelang Dietrich mit dem Film „Der blaue Engel“ (1930), danach
stand sie bei Paramount Pictures in den USA unter Vertrag. Angebote der Nationalsozialisten, in
deutschen Filmen mitzuspielen, lehnte sie ab. Ihr androgynes Aussehen und Auftreten (schlanker
Körper, lange Beine, tiefe, erotische Stimme, Hosenanzüge) machten sie ebenso zu einem
Prototyp der „neuen Frau“ wie ihre Lebensweise (finanzielle Unabhängigkeit, sexuelle
Selbstbestimmung).
Linktipp: www.dhm.de [Marlene Dietrich]
4.3 Bruch mit der Moderne – das NS-Frauenbild
Seite 78
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Keine Musterlösung möglich.
4.4 Männerwelten – Frauenwelten nach dem Krieg
Seite 79
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Frauen übernahmen in der Nachkriegszeit innerhalb der Familie oft die Positionen, die traditionell
Männer innehatten. Sie sorgten z. B. für die Ernährung, indem sie „Hamsterfahrten“ aufs Land
machten. Manche Männer erlebten sich aufgrund physischer und/oder psychischer Kriegsschäden
als minderwertig. Andere litten darunter, dass durch die lange Abwesenheit Entfremdung zwischen
ihnen und ihren Familien entstanden war.
2 Viele Frauen waren während des Krieges durch das Übernehmen von (beruflichen, familiären)
„Männeraufgaben“ zu mehr Selbstbewusstsein und Autonomie gelangt. Auch in der Nachkriegszeit
verlangte man von ihnen aktive Mithilfe beim Wiederaufbau („Trümmerfrauen“). Gleichzeitig sollten
sie jedoch in ihre tradierte Rolle als Familien-Versorgerinnen zurückkehren. Die Erfahrungen der
Kriegs- und Nachkriegsjahre führten dazu, dass die tradierten Rollenbilder hinterfragt wurden und
ihre Wirksamkeit und Gültigkeit nicht mehr ungebrochen aufrecht blieb. .
13
4.5 Es geht aufwärts! Von der Notstands- zur Wohlstandsgesellschaft
Seite 80
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Bildanalyse und -interpretation:
Das Foto zeigt eine zerstörte Häuserfront in Innsbruck. Während des Zweiten Weltkrieges hatte
man die Stadt bombardiert. Die Ruinen stehen symbolhaft für die Zerstörungen durch den Krieg.
Die Plakate im Bildvordergrund, die für politische Parteien (ÖVP) und für Lebensmittel (Kaffee,
„Vöslauer“) sowie Bedarfsartikel (Kleidung, Radio) werben, wirken fröhlich und heben sich stark
vom tristen Hintergrund ab. Sie stehen für den Beginn des Aufschwunges und der Entwicklung zur
Wohlstandsgesellschaft.
2 Die Nachkriegszeit war von Konsumgütermangel und Lebensmittelknappheit geprägt. Die
amerikanischen Besatzungssoldaten wurden relativ gut versorgt, u. a. auch mit Schokolade und
Kaugummis, die sie manchmal an österreichische Kinder verschenkten – ähnlich dem Nikolaus,
der traditionell Süßigkeiten an die Kinder verteilt.
3 ZeitzeugInnen-Erinnerungen:
„überall weiße Tücher“: Mit den weißen Tüchern gab die Bevölkerung den alliierten Soldaten zu
verstehen, dass sie keinen Widerstand leisten würde.
„unheimliche Stille“: Gemeint ist jene Zeit der Ungewissheit, die zwischen dem Untergang des NSRegimes und der Befreiung durch die Alliierten herrschte.
„Gott sei Dank die Amerikaner“: Die BewohnerInnen Westösterreichs waren erleichtert, dass
zunächst US-amerikanischen Soldaten gekommen waren und nicht Angehörige der Roten Armee,
die als potenzielle Vergewaltiger gefürchtet wurden.
„Hamsterfahrten“: Viele Menschen fuhren aus den Städten, in denen es nur wenige Lebensmittel
gab, aufs Land, um dort Nahrungsmittel zu kaufen.
„CARE-Pakete“: Nach dem Krieg wurden im Rahmen von amerikanischen Hilfsprogrammen
Nahrungsmittelpakete nach Deutschland und Österreich geschickt. CARE („Cooperative for
American Remittances to Europe“) war eine private Organisation, an der sich auch die US-Armee
beteiligte. Ein CARE-Paket hatte einen Nährwert von etwa 40 000 Kilokalorien.
„Aus- bzw. Einquartierungen“: Aufgrund von Kriegsschäden mussten sowohl private Haushalte als
auch öffentliche Institutionen, Betriebe usw. ausquartiert und anderswo beherbergt werden. In den
Besatzungsgebieten mussten Gebäude geräumt werden, um die alliierten Soldaten
einzuquartieren. Auch durch Bombenangriffe obdachlos gewordene Menschen wurden in
Wohnungen anderer zwangseinquartiert.
„Balkonhenne“: Manche Familien hielten Hühner am Balkon, um sich selbst mit Eiern versorgen zu
können.
4 Auswirkungen der „großen Geschichte“, Beispiel:
Die Terroranschläge vom 11. September 2001 („große Geschichte“) haben u. a. dazu geführt, dass
die alltäglichen Sicherheitskontrollen an Flughäfen strenger geworden sind.
5 Die „heißen Phasen“ des Kalten Krieges
5.1 Erste Schritte in den Kalten Krieg
Seite 81
Lösung zu Fragen & Aufgaben
1 Truman tritt für einen harten Kurs gegenüber den verhandlungsunwilligen Sowjets ein. Sein
Außenminister Bevin sieht die Russen als aggressive Kriegstreiber. Die sowjetische Ideologie sah
die UdSSR als Wahrer von Demokratie, Frieden und Freiheit, die es gegen die imperialistischen
USA zu verteidigen galt.
14
5.2 Korea – die erste „heiße Phase“
Seite 82
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Bildinterpretation, Aspekte, die die Frau und der Soldat ansprechen könnten:
• Koreanische Frau: japanischer Kolonialismus, Teilung Koreas, neuerliche Gewalt,
Wiedervereinigung; Machtanspruch von Kim Il-Sung; materielle Not (zunächst wegen Japan, dann
geteiltes Land, jetzt Krieg); Flucht aus dem Kriegsgebiet in Richtung Süden, Zurücklassen fast
allen Besitzes usw.
• US-Soldat: schneller Befehl Trumans zum Eingreifen gegen den Angriff der Sowjets auf das freie
Südkorea (1949 räumten USA das Land); Engagement der freien Welt für Südkorea gegen die
kommunistische Aggression (UN-Beschluss); Einnahme von Nordkorea als Ziel usw.
Literaturtipp: Steininger, Kalter Krieg, S. 57–68.
2 Obwohl sich Kim Jong-un in seiner ersten Neujahrsansprache für Entspannung und Kooperation
aussprach, handelt(e) er immer provokativ und aggressiv. So führte Nordkorea im Februar 2013
erste Atomwaffentests durch, denen verschärfte UN-Sanktionen und verstärkte US-Militärmanöver
im Pazifik folgten. Im März drohte Kim Südkorea mit der Kündigung des Waffenstillstandes von
1953 und den USA mit einem nuklearen Angriff, weiters rief er den (völkerrechtlich seit 1953
bestehenden) Kriegszustand gegen den Süden aus. Nach und nach nahm er seine Drohungen
wieder zurück, sodass im Juli 2013 Verhandlungen über die Wiedereröffnung der –2004
gegründeten, im April 2013 geschlossenen – gemeinsamen Sonderwirtschaftszone Kaesŏng
aufgenommen wurden.
Linktipps: www.zeit.de/ [Nordkorea]; www.20min.ch/ [Suchverlauf: Ausland – Dossier – Korea-Krise]
5.3 Am Rande des Dritten Weltkrieges – die Kubakrise
Seite 83
Lösung zu Fragen & Aufgaben
1 Bildanalyse und -interpretation, Karikatur:
Die Geschichte des Kalten Krieges ist auch eine Geschichte des Kräftemessens in den Bereichen
der atomaren Rüstung und strategischen Positionierung von Nuklearwaffen. Wäre das
Kräfteverhältnis zwischen USA und UdSSR in diesen Bereichen aus dem Gleichgewicht gekommen,
hätte dies Atomkrieg und atomare Weltzerstörung bedeuten können.
Die Karikatur zeigt, dass die Atombombe, auf der der Friede (symbolisiert durch das Häuschen und
die Familie im Garten) beruht, in den Abgrund führen kann. 1948 war für die USA laut CIA-Berichten
bereits klar, dass sie das Atommonopol verloren hatten. Der Zeichner erkannte die Gefährlichkeit
des „Wettrüstens“ und stellte die dadurch entstehende „atomare Weltbedrohung“ dar.
1949 zündeten die Sowjets ihre erste Atombombe.
Literaturtipp: Steininger, Kalter Krieg, S. 72–91.
5.4 Der Krieg in Vietnam
Seite 84
Lösung zu Fragen & Aufgaben
1 Das Plakat zeigt den verwundeten „Uncle Sam“ mit Bandagen an Kopf und rechter Hand und in
zerfetzter und schmutziger Kleidung. Sein Blick und die ausgestreckte Hand appellieren an die
BetrachterInnen auf, ihn aus dieser Lage zu befreien.
Anmerkung: Die zunehmenden Erfolge der Guerillatruppen Nordvietnams ab 1968 sorgten für ein
stetiges Sinken der Moral der US-Truppen: Befehlsverweigerungen, Tötungen von Vorgesetzten,
und Drogenkonsum nahmen stark zu. Die große Zahl an Verlusten, die hohen Militärausgaben
sowie die Informationen über äußerst brutale Übergriffe amerikanischer Truppen führten ab Ende
der 1960er Jahre zur Entstehung einer immer stärker werdenden Anti-Kriegsbewegung.
Literaturtipp: Steininger, Rolf (2004): Der Vietnamkrieg. Fischer Taschenbuch.
15
5.5 Der Nahostkonflikt
Seite 85
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Die UN-Resolution von 1947 sah die Bildung eines palästinensischen und eines jüdischen Staates
vor. Jerusalem sollte international verwaltet werden. Israel erstreckte sich entlang des Jordan
nördlich und südlich des See Genezareth, dann westlich an der Küste entlang, im Süden gehörte
ein großer inländischer Streifen südlich des Toten Meeres bis Eilat dazu. Der Rest sollte den
Palästinensern zugesprochen werden.
Nach der Staatsgründung Israels am 14. 5. 1948 verloren die Palästinenser 1/3 ihres Territoriums
und (außer bei Gaza) den Zugang zum Meer. Jerusalem sollte nun gänzlich jüdisch werden. Seit
1967 halten die Israelis auch die jenseits des Jordan gelegenen Golanhöhen besetzt. Der jüdische
Siedlungsbau wurde weiter forciert und die Grenzen wanderten – mit den jüdischen Siedlungen –
weiter nach Osten. Heute leben viele Palästinenser in Enklaven. 2003 begann Israel den Bau
riesiger Sperranlagen, um die Grenze zwischen Kernland und Westjordanland zu sichern. 2010
waren etwa 60 % der über 700 km langen Anlagen fertiggestellt.
Linktipp: http://www.palaestina-israel-zeitung.de/ – Downloads
2 Sichtweise der Unabhängigkeitserklärung Israels:
Die Staatsgründung ermöglicht die Rückkehr der einst vertriebenen Juden in ihr Land, das jüdischen
Volk bekommt damit endlich eine Heimat und einen eigenen Staat.
Sichtweise des Palästinensischen Manifests:
Palästina, die Heimat, die den Palästinensern genommen wurde, muss mit Waffengewalt
zurückerobert werden. Der Zionismus ist rassistisch, aggressiv und faschistisch.
Im Manifest der PLO sind die Erfahrungen der Konflikte und Kriege mit den Israelis (v. a. der SechsTage-Krieg 1967) verarbeitet, die Unabhängigkeitserklärung Israels vertritt v. a. die zionistische Idee
„Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“.
Die Beziehung zwischen Juden und Palästinensern in Israel sind nach wie vor extrem konfliktiv.
Eine Lösung des Konfliktes scheint derzeit nicht möglich. Seit Jänner 2013 wird der Siedlungsbau in
der Westbank wieder forciert. Laut der Zeitung „Ha Aeraetz“ vom 23. 10. 2012 befürwortet eine
Mehrheit der Israelis ein Apartheidregime.
4
Literaturtipp: Steininger, Rolf ( 2006): Der Nahostkonflikt. Fischer Taschenbuch.
5.6 Die BRD – vom „Bollwerk gegen den Kommunismus“ zur
Wiedervereinigung
Seite 87
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Begriffsanalyse und Vergleich:
Beide Bezeichnungen basieren auf dem Bild der Mauer als Schutz vor etwas Feindlichem.
• „Bollwerk gegen den Kommunismus“: Ab 1947 (Bruch zwischen den Verbündeten wurde
offenkundig) sollte die BRD als „Widerstands- und Verteidigungsnest“ gegen die kommunistische
Ideologie und die UdSSR fungieren. Die BRD hatte strategische Bedeutung, weil sie (wie
Österreich) direkt an der Grenze der Einflusssphären lag.
• „Antifaschistischer Schutzwall“ = die Berliner Mauer, die angeblich vor den Ideen des
kapitalistischen Westens schützen, in Wahrheit jedoch “Republikflucht“ verhindern sollte
2 Kartenarbeit:
britisch: Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Nordrheinwestfalen, NW-Berlin
US-amerikanisch: Hessen, Baden, Bayern, Westen W-Berlins
französisch: Rheinland-Pfalz, Saarland, Württemberg, SW-Berlin
sowjetisch: Mecklenburg, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen, O-Berlin
3 Durch den Todesstreifen verloren viele Menschen ihr Leben, die Mauer machte die DDRBürgerInnen zu „Gefangenen im eigenen Land“. Die Teilung trennte Familien, Freundinnen und
Freunde. Manche Menschen verloren ihren Arbeitsplatz, und viele litten psychisch unter dem leben
in einer geteilten Stadt.
4 Lösungsbeispiel, Brandt:
Brandts offene Haltung gegenüber den kommunistischen Staaten ermöglichte eine Entspannung
16
des Verhältnisses zwischen BRD und DDR. Das Vier-Mächte-Abkommen über West-Berlin (1971)
war ein erster Schritt in Richtung einer Begrenzung des Wettrüstens von USA und UdSSR. Durch
gegenseitiges Entgegenkommen Moskaus und Bonns wurde auch der Grundstein für die
Wiedervereinigung gelegt.
Linktipp: http://www.dhm.de/cgi-bin/lemosuche [Willy Brandt / Helmut Kohl]
Literaturtipp: Schwan, Heribert/Steininger, Rolf (2009): Die Bonner Republik 1949-1998. Ullstein.
5.7 Letzter Höhepunkt und Ende des Kalten Krieges
Seite 88
Lösung zu Fragen & Aufgaben
1 Der Kalte Krieg als Friedensstifter?
Frieden gab und gibt es auch ohne ständiges Bedrohungsszenario, etwa kurz vor Ende des Zweiten
Weltkriegs, als Roosevelt eine Zusammenarbeit mit der UdSSR anstrebte. Sein Nachfolger Truman
war ein Verfechter der „Containment-Policy“ („Eindämmungspolitik“). Ab 1949 verfügten beide
Großmächte über Atomwaffen. Die ständige gegenseitige Bedrohung half ihnen, Verbündete,
Einflusssphären und Absatzmärkte für die eigene Politik, Wirtschaft und Ideologie zu gewinnen. Ob
sie zur Aufrechterhaltung des Friedens beitrug, lässt sich nicht wirklich klären. Sicher ist hingegen,
dass das Wettrüsten des Kalten Krieges die Gefahr einer „Welt-Katastrophe“ in sich barg ( S. 83).
Methode: Das Lied als historische Quelle
Seite 89–91
Zur Bedeutung der vorgestellten Methode
In Liedern spiegeln sich individuelle Gefühle und Haltungen, aber auch zeitspezifische soziale und
politische Positionen. Deshalb sind Lieder als historische Quellen besonders wertvoll. Das Medium
Musik macht die Auseinandersetzung mit Liedtexten für viele Schülerinnen und Schüler außerdem
besonders attraktiv.
Der Geschichtsdidaktiker Michael Sauer betont:
Lieder sind eine im Geschichtsunterricht nur wenig genutzte Quellengattung. Dabei bieten sie
besondere didaktische Vorzüge: Sie dokumentieren vor allem sozial-, alltags- und
mentalitätsgeschichtliche Aspekte der Historie und zeigen häufig eine Perspektive von unten. Ihr
emotionaler Gehalt, der sich besonders über die Musik vermittelt, lädt zur Auseinandersetzung mit
historischen Positionen, Stimmungen, Meinungen und Wirkungsabsichten ein. Durch Hören und
Singen von Liedern lassen sich Schülerinnen und Schüler für historische Themen motivieren. (Michael
Sauer, Lieder im Geschichtsunterricht, in: Geschichte lernen 50 [1996], S. 4).
Die methodische Arbeit mit Liedern erleichtert aufgrund der klaren Perspektivität, Direktheit und
Authentizität der Quellenart den Zugang zu historischen Ereignissen. Sach- und Werturteile werden
emotional formuliert und transportiert. Musik und Text verstärken gegenseitig die inhaltliche Botschaft.
Beim Einsatz im Unterricht wird man den Liedern am besten gerecht, wenn man sie als zentralen
Untersuchungsgegenstand in den Mittelpunkt stellt und von diesem Quellenpunkt ausgehend eine
historische Kontextualisierung vornimmt. In der Eingangsphase des Unterrichts ist das Lied geeignet
zur Illustration, zu Wecken von Problembewusstsein und als Ausgangspunkt zur Formulierung von
Fragen.
17
Seite 90
Lösungsvorschläge für die Anwendungsaufgaben
Analyse des Lieds „Russians“ von Sting
• Schritt 1: Mögliche Assoziationen: empfindsam, klagend, traurig, bedrückend, düster
• Schritt 2: Das Lied handelt von der angespannten Situation im Kalten Krieg. Amerika und die
Sowjetunion stehen einander gegenüber, von den Drohungen Russlands scheint eine große
Gefahr auszugehen.
Titel: Russians. Text: Sting, Sergei Prokofiev. Produktion: Sting, Peter Smith. Entstehungsjahr:
1985. Zielgruppe: Das Lied richtet sich an ein globales, eher westlich orientiertes Publikum.
Am Ende aller Strophen wird im Refrain die Hoffnung formuliert, dass auch die Russen ihre Kinder
lieben und darum ihre Drohungen nicht wahrmachen würden.
Genannt werden „Krushchev“ (1. Strophe), also Nikita Chruschtschow, der von 1958 bis 1964
Regierungschef der UdSSR war, sowie J. Robert Oppenheimer (2. Strophe), der als Vater der
Atombombe gilt, und der US-Präsident Ronald Reagan (3. Strophe).
In der zweiten Strophe wird betont, dass wir alle unabhängig von jeglicher Ideologie „dieselbe
Biologie teilen“, dass wir alle Menschen sind. Sting plädiert für eine friedliche Beilegung des
Konflikts, denn er ist sicher, es könne keinen „winnable war“ geben (3. Strophe). Die Musik passt
gut zum Text, der ein trauriges und bedrohliches Thema behandelt.
• Schritt 3: Mögliche Fragen: Wer war Chruschtschow und womit hat er gedroht? Wie sah das
atomare Waffenarsenal der UdSSR bzw. der USA aus? Welche Rolle spielte Reagan?
Literaturtipp: Rolf Steininger (2004): Der Kalte Krieg.
Analyse des Liedes „Leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte“ der deutschen Hip-Hop-Band
Freundeskreis
• Schritt 1: Mögliche Assoziationen:
verträumt, ruhig, traurig, bedrückend, empfindsam
• Schritt 2: Liedtextanalyse
Der Text thematisiert die „große“ Geschichte, die sich in der persönlichen Geschichte des Sängers
widerspiegelt und geht dabei auf historische Ereignisse des ausgehenden 20. Jhs. ein.
Titel: Leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte. Text und Produktion: Freundeskreis. Sänger:
Max Herre. Entstehungsjahr: 1997. Zielgruppe: Das Lied richtet sich an ein deutschsprachiges
Publikum; da der Refrain aber auf Englisch ist, kann auch eine globalere Zielgruppe angesprochen
werden.
Zeile „You’re just a part of it“: Schlüsselstelle. Jeder ist auf seine Weise Teil der „großen“, globalen
Geschichte. Darum ist es wichtig, sich mit politischen und gesellschaftlichen Themen
auseinanderzusetzen.
Historische Bezugnahmen:
Militärputsch in Chile (1973), der sozialistische Präsident Salvador Allende wurde mit
Unterstützung der USA gestürzt, die Militärs übernahmen unter General Pinochet die Macht. Der
chilenische Sänger Victor Jara, Anhänger Allendes, der sich in seinen Liedern gegen den
Kapitalismus und die USA gewandt hatte, wurde in den ersten Tagen nach dem Militärputsch
gefoltert und ermordet. – „ABC-Schütze“ spielt auf die Situation im Kalten Krieg an, als sich die
USA und die UdSSR mit ABC-Waffen gegenüberstanden. Europa wird als Schauplatz dieser
Auseinandersetzung genannt. – Am 26. 04. 1986 ereignete sich in Tschernobyl (Ukraine) ein
verheerendes nukleares Unglück. Zehn Jahre vorher hatte sich in Meda (Norditalien) ein Unfall in
einer chemischen Fabrik ereignet (Sevesounglück). Im Lied wird kritisiert, dass die
Chemieindustrie nach wie vor floriert und wir auf Kosten anderer Atomstrom nutzen. – Die
irakische Regierung hatte im Jahr 1988 Giftgasangriffe auf die kurdische Bevölkerung in der
Provinz Halabdscha durchgeführt. Die Waffen waren aus Deutschland gekommen. – „Talking ‘bout
the revolution“ ist der bekannteste Song von Tracy Chapman, die diesen Song zum 70. Geburtstag
des Anti-Apartheid-Aktivisten und späteren Präsidenten Nelson Mandela in London aufführte.
• Schritt 3: Mögliche Fragen:
Wie ist die aktuelle Lage in Kambodscha? Wird in Österreich bzw. in der EU auch heute noch
Atomstrom genutzt? Welche aktuellen globalen Ereignisse wirkten bzw. wirken sich auf unser
alltägliches Leben aus?
Hinweis: Auf Kopiervorlage 2 (S. XX) finden Sie den Text Liedes „Leg dein Ohr auf die Schiene der
Geschichte“.
18
6
Krieg ohne Ende – Kleine Geschichte des Kongo
Transfer-Einheit zum Abschluss von Kapitel 2
Der Transfer-Abschnitt zeigt anhand eines kurzen historischen Längsschnittes „Geschichte des Kongo
von der Kolonialzeit bis zur Gegenwart“, wie ein an Rohstoffen reiches Land durch europäische und
internationale Einmischung in wirtschaftliche und politische Abhängigkeit gebracht und destabilisiert
wurde. Die Einflussnahme ausländischer Mächte blieb auch nach dem Ende der 75 Jahre dauernden
belgischen Kolonialherrschaft (1985–1960) bestehen. Der Kongo wurde zu einem Spielball der
Mächtigen im Kalten Krieg und es kam zu bürgerkriegsartigen Zuständen. Die Unterstützung des
autoritären Regimes von Diktator Joseph Mobutu durch den Westen prolongierte eine der
korruptesten Diktaturen Afrikas. Nach Mobutus Entmachtung und Tod 1997 brach ein sechsjähriger
Krieg aus, der 2002 offiziell beendet wurde. Dennoch ist der Kongo ist bis heute nicht befriedet und
kommen die Gewinne aus den reichen Rohstoffvorkommen in erster Linie den Industrienationen und
internationalen Konzernen zugute.
6.1 Die Kolonie Belgisch-Kongo bis zur Unabhängigkeit
Seite 92/93
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Tabelle „Rechte der Weißen, Benachteiligung der Schwarzen“:
Rechte der Weißen
- höfliche Anrede per „Sie
- durch Gesetze, die ein „Recht des Stärkeren“ postulieren, ermöglichter Landraub
- Exekutieren eines grausamen Rechts, das Schwarze diskriminiert
Benachteiligung der Schwarzen
- Anrede mit „du“
- Ausgeliefertsein an ein Recht, das Weißen Gewalttaten, Demütigungen und Ermordung Schwarzer erlaubt
- Verfolgung, Inhaftierung und Ermordung aus politischen Gründen
2 Mögliche Reaktionen der belgischen Würdenträger:
Entrüstung, Rede wurden als Provokation, als rebellischer und „undankbarer“ Akt der schwarzen
Bevölkerung empfunden
3 Sicht des Königs:
Die Belgier waren „Kulturbringer“, sie brachten den Bewohnerinnen und Bewohnern des Kongos
die „Zivilisation“ (Infrastruktur, medizinische Versorgung, Bildungseinrichtungen usw.) und
förderten damit die „Entwicklung“ des Kolonialgebietes.
Mögliche Wirkungen auf Afrikanerinnen und Afrikaner:
Die Sichtweise des Königs könnte auf Ablehnung gestoßen sein, Ärger, Empörung und Zorn
hervorgerufen haben, da die Kolonialzeit eine Zeit extremer Diskriminierung, Ausbeutung und
Unterdrückung der Schwarzen war.
4 Mögliche Schlagzeilen:
„Neubeginn im Kongo“, „Aufbruch nach 125 Jahren Unterdrückung“
5 Der Film „Lumumba“ stützt sich im Wesentlichen auf den Dokumentarfilm „Lumumba – Der Tod
des Propheten“ aus dem Jahr 1991, der ebenfalls von Raoul Peck produziert wurde. Viele
Filmszenen sind historischen Fotografien und Filmaufnahmen detailliert nachempfunden.
Link zum Filmheft: http://www.bpb.de/shop/lernen/filmhefte/34089/lumumba
6 Vergleich Originalrede, Filmversion:
Raoul Beck hält sich bei der Darstellung der drei Parlamentsreden eng an das historische Vorbild.
Lumumba zeigt durch seine Mimik und Körperhaltung während der Rede des belgischen Königs
deutlich seine Verachtung, auch die Position von Staatspräsident Kasavubu, der sich bei den
Belgiern bedankt, lehnt Lumumba ab. Er hält – mit großer Entschlossenheit – die letzte Rede und
begrüßt nur seine Landsleute, nicht aber die Belgier. Der Film zeigt auch AfrikanerInnen, die
Lumumbas Rede begeistert im Radio verfolgen und weiße ZuhörerInnen in ablehnender Haltung.
Linktipps zur Originalrede:
www.youtube.com/watch?v=DGdf7wX-E7g (Redeausschnitte)
http://www.youtube.com/watch?v=rzPO4KQCZP8 (gesamte Rede)
19
6.2 Die nachkoloniale Ära
Seite 94/95
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Wichtige Daten für eine Zeitleiste zur kongolesischen Geschichte:
14. Jh.: Gründung des Königreichs Kongo, eines der größten Staatswesen Afrikas
15.–19. Jh.: Portugiesen im Kongo
16. –19. Jh.: Briten und Niederländer als Kolonialherren; Kongolesen und Kongolesinnen als
Sklaven bzw. Sklavinnen nach Amerika verbracht
1885: Der Kongo wird „Privatbesitz“ des belgischen Königs Leopold II.
1959: Unruhen in der Hauptstadt Léopoldville; Belgien zieht sich aus dem Kongo zurück.
30. Juni 1960: Der Kongo wird unabhängig. Kasavubu wird Staatspräsident, Lumumba wird
Ministerpräsident.
1965: Militärputsch Mobutus, Errichtung einer Diktatur (1971–1997: Zaire)
ab 1990: schrittweise Demokratisierung des Systems
1997: Ende der Diktatur Mobutus, Rebellenchef Laurent-Désiré Kabila wird neuer Präsident;
Kongo-Krieg bis 2003
2006: Erstmals seit 1965 wird ein neuer Präsident gewählt: Joseph Kabila
2007–2009: Konflikt im Ostkongo, Vermittlung durch die UNO scheitert
2012: Im Human Development Index der Vereinten Nationen nimmt die Demokratische Republik
Kongo den letzten (186.) Platz ein. Der Staat steht auf dem weltweiten Demokratieindex auf dem
155. von 167 Plätzen und wird der Kategorie „Autoritäres Regime“ zugeordnet.
2 Großbritannien, Portugal, Niederlande, Belgien (im 19. und 20. Jh. Kolonialmächte): wollen sich die
Rohstoffe im Kongo sichern
USA: Unterstützung der Diktatur Mobutus, Antikommunismus im Kalten Krieg
Afrikanische Nachbarstaaten (Simbabwe, Angola, Namibia, Tschad, Sudan, Ruanda, Uganda,
Burundi): Grenzkonflikte, Unterstützung von Rebellenbewegungen
UNO: Sicherung des Friedens im Kongo und des Demokratisierungsprozesses
3 Als „Failed State“ ist der Kongo nicht in der Lage, eine funktionierende Infrastruktur im Land
aufzubauen und zu erhalten; die Interessen der verschiedenen Gruppierungen im Land divergieren
stark; viele Rohstoffvorkommen sind im Besitz ausländischer Investoren.
4 Mögliche Begriffe: Wut, Schmerz, Gewalt, Militär, Unterdrückung
5 Hintergrundinformation: Der Dokumentarfilm (im Original: „King Leopold’s Ghost“, USA 2006, 108
Minuten) von Pipa Scott zeigt den 125 Jahre währenden Kolonialterror im Kongo. Der Film basiert
auf dem Buch von Adam Hochschild aus dem Jahr 2000.
20
Kopiervorlage 2 – Methode: Das Lied als historische Quelle
Kopiervorlage 2
Seite 90
Freundeskreis
Leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte
[Intro]
Viele Menschen schrecken zurück wenn sie „Geschichte“ hör‘n
Geschichte ...
Vier langweilige Stunden pro Woche in der Schule
Oder was, das lange her ist oder immer ohne einen passiert
[Part 1]
1973 – Geburtsjahr
Wichtig für mich als auch geschichtlich
Denn da wurde klar, dass die CIA 'ne Hure war
Chile – Attentat, viele Tote, Allende starb
Tragisch da tragender Mann der unidad popular
C.I.A., Chile Ist Amerikanisch
Victor Jara sang auf Spanisch, seine stimme mahnt dich
Vergiss' die Toten nicht, vergiss' die Diktaturdespoten nicht
1973
Meine Mutter presste, gebar und liebt mich
Trägt mich an der Brust, stillt und wiegt mich
Indes 'ne Mutter mit Sohn in Kambodscha den Schuss zu spät sah
Er wär' wie ich jetzt 23
[Hook]
You're just a part of it
So get to the heart of it
Cause if you don't go
You won't know
You're just a part of it
So get to the heart of it
Cause if you don't go
You're never ever, never ever gonna know
[Part 2]
Ich war ein ABC-Schütze in der Zeit um '80
Man las von ABC-Geschützen in der Zeitung, ein Streit entfacht sich
Und Europa gewählt als Schlachtfeld um die Macht auf der Welt
Euer Opa dacht' vielleicht an damals, als auch er sich auf die Straße stellt
'83, Angst macht sich breit, drei Jahre später Tschernobyl
Seveso sowieso, weh' dem, der noch Atomstrom will
Kennt ihr die Bilder der missbildeten Babys durch Chemie?
Kennt ihr die Villen der Millionäre aus der Industrie?
Wir spielten draußen Fußball als der erste Regen kam
Es ist ein Zufall, dass wir aus 'ner anderen Gegend war'n?
Ich denk' an Kurdistan, Halabdscha, in mir bricht 'was
Nach 'nem halben Jahrhundert tötet wieder deutsches Giftgas
[Hook]
21
Wir war'n 18, Antifas mit Intifada-Schal und Armyparka
Andi war's, der in der Nacht an die Wand in der Schule malte
Nein, gemeint die Intervention im Irak
Die in der Tat viele Menschen mit dem Leben zahlten
Andi sei Kroate, der sein Land verrate, meint sein Vater
Weil er lieber sprühte als mit Handgranaten töten übte
Nur uns're Herzen glühten für die Riots in US-Städten
Uns're Wunderkerzen glühten für Asyl auf Lichterketten
Und als ob sie's wichtig hätten, unter uns die Brandstifter auf Wählerfang
Ich weiß was Tracy Chapman für Mandela sang
„Talkin' 'bout the revolution“
Leg' dein Ohr auf die Schiene der Geschichte
[Hook]
[Bridge]
Anything is connected to anything
Is connected to anything, is connected to anything
Cause you is all and all is you
Is you is all is all is you is all
Anything, anything, anythiAnnotateng
Zit. nach: http://rapgenius.com/Freundeskreis-leg-dein-ohr-auf-die-schiene-der-geschichte-lyrics (Oktober 2013)
22