2 Krieg und Frieden
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2 Krieg und Frieden
Inhaltsverzeichnis 2 Krieg und Frieden Einstiegsdoppelseite Afghanistan in Friedens- und Kriegszeiten 2 4 1 Nachkriegsordnungen im Vergleich Der Vertrag von Versailles Von Jalta nach Potsdam Neue Wege der Friedenssicherung – Völkerbund und UNO 5 2 Politik nach 1918 und nach 1945 im Vergleich „Back to Normalcy“ – Rückzug statt Friedenspolitik Japanische Aggressionen stören den Frieden Faschistische Eroberungen – Beschwichtigungen der Alliierten „Der große Diktator“ – Wie Charlie Chaplin den Einmarsch in Österreich sah Internationale Wirtschaftspolitik nach 1918 ExpertInnengespräch: Fragen zum Zweiten Weltkrieg 1945 – eine veränderte Welt Wirtschaftspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg 7 7 8 8 8 9 10 10 3 Imperien zerfallen infolge der Weltkriege Vom Osmanischen Reich zur modernen Türkei Von der Habsburgermonarchie zur Ersten Republik Das Ende des Kolonialismus nach dem Zweiten Weltkrieg ExpertInnengespräch: Der Prozess der Entkolonisierung 11 11 12 12 4 Alltagsleben in Krieg und Frieden Die „neue Frau“ zwischen Wunschbild und Wirklichkeit Bruch mit der Moderne – das NS-Frauenbild Männerwelten – Frauenwelten nach dem Krieg Es geht aufwärts! Von der Notstands- zur Wohlstandsgesellschaft 12 13 13 14 5 Die „heißen Phasen“ des Kalten Krieges Erste Schritte in den Kalten Krieg Korea – die erste „heiße Phase“ Am Rande des Dritten Weltkrieges – die Kubakrise Der Krieg in Vietnam Der Nahostkonflikt Die BRD – vom „Bollwerk gegen den Kommunismus“ zur Wiedervereinigung Letzter Höhepunkt und Ende des Kalten Krieges 14 15 15 15 16 16 17 Methode: Das Lied als historische Quelle 17 6 Krieg ohne Ende – Kleine Geschichte des Kongo Transfer-Einheit zum Abschluss von Kapitel 2 Die Kolonie Belgisch-Kongo bis zur Unabhängigkeit Die nachkoloniale Ära 19 19 20 Kopiervorlagen K2 Freundeskreis: Leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte (Liedtext) 21 1 2 Krieg und Frieden Themen und Aufbau Konzept- bzw. aspektorientierte Themen: Krieg und Frieden Methodenorientiertes Thema: Das Lied als historische Quelle Gegenwartsbezug als Kapiteleinstieg: Bildquelle: 05. März 2009, in der afghanischen Stadt Herat stationierte US-Soldatinnen unterhalten sich auf der Straße mit einheimischen Kindern, ein Afghane in Zivilkleidung nähert sich der Gruppe, im Hintergrund sieht man zwei verschleierte Frauen. Das Foto vereint Krieg und (Sehnsucht nach) Frieden in einem Bild. Textquellen: Ausschnitte aus den Jugendbüchern „Drachenläufer“ (Khaled Hosseini) und „Hesmats Flucht“ (Wolfgang Böhmer) zeigen zwei sehr persönliche Sichtweisen von Jugendlichen auf Afghanistan in Friedenszeiten (Hosseini) und während des Krieges (Böhmer). • Das wesentliche didaktische Strukturprinzip dieses Kapitels ist der Vergleich. Erster und Zweiter Weltkrieg werden einander gegenübergestellt. Dieser „andere“ Zugang nimmt die beiden Kriege aus dem chronologischen Narrativ heraus und führt „automatisch“ in ein analytisches Denkmuster. Der Vergleich macht offensichtlich, dass unterschiedliche politische Vorgangsweisen zu unterschiedlichen Ergebnisse führen: Während die Friedenbemühungen nach 1918 scheiterten, entstand nach 1945 unter der Schirmherrschaft der USA für große Teil Europas eine nachhaltige Friedensordnung. • Der Vergleich der beiden Weltkriege wird auf insgesamt vier Ebenen durchgeführt: Nachkriegsordnungen im Vergleich Politik nach 1918 und nach 1945 im Vergleich Imperien zerfallen infolge der Weltkriege Alltagsleben in Krieg und Frieden • In einem ExpertInnengespräch beantwortet der Historiker Rolf Steininger wichtige Fragen zum Zweiten Weltkrieg. Die Beschäftigung mit dem „Kalten Krieg“ als Folgeerscheinung des Zweiten Weltkrieges bildet den Abschluss des Abschnittes „Wissen erwerben“. • Im Methodenteil „Das Lied als historische Quelle“ wird eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Analyse von Liedern vorgestellt. Als Beispiele dienen zwei Songs mit dem Thema Krieg aus den 1980er Jahren, „Amerika“ von Herbert Grönemeyer und „Russians“ von Sting. • Der Transfer-Abschnitt beschäftigt sich mit dem Kongo, einem von jahrzehntelanger Ausbeutung und jahrelangen Kriegen bzw. Bürgerkriegen geprägten Gebiet. Die „Kleine Geschichte des Kongo“ von der kolonialen Besitznahme durch Belgien bis heute geht der Frage nach, weshalb ein so rohstoffreiches Land derzeit zu den ärmsten Staaten der Welt gehört. Einstiegsdoppelseite Seite 48/49 Lösungsvorschläge Bildinformationen: Foto einer Straßenszene in der afghanischen Stadt Herat während des Krieges, US-Soldatinnen im Kontakt mit einheimischen Kindern © Jalil Rezayee, EPA/picturedesk.com, 2009 • Lage: Herat liegt im Nordwesten Afghanistans und ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. • Zeitleiste “Afghanistan seit 1970“: 1973: Staatstreich General Daouds: Ende der Monarchie und Ausrufung der Republik 1978: Putsch der Marxistischen Partei mit Unterstützung der UdSSR – Errichtung der Demokratischen Volksrepublik 1979–1983: Einmarsch sowjetischer Truppen. Die USA unterstützen die Widerstandsgruppe der Mudschaheddin – Bürgerkrieg wird zum Stellvertreterkrieg; Massenflucht nach Pakistan und in den Iran. Verurteilungen der sowjetischen Invasion durch UNO-Vollversammlung 1988/89: Abzug sowjetischer Truppen 2 • • • • • 1992: Errichtung der Islamischen Republik Afghanistan; interne Machtkämpfe; unabhängige Lokalregierungen 1996: Radikal-islamische Taliban nehmen Kabul ein – Errichtung eines islamischen „Gottesstaates“; Krieg gegen die vereinigte „Nordallianz“; Massaker der Taliban an der Zivilbevölkerung; restriktive Reformen v. a. gegenüber Frauen (z. B. Ganzkörperverschleierung) 2001: Nach „09/11“ Angriff der „Koalition gegen den Terror“ unter UN-Mandat (ISAF) und USFührung gegen Taliban und al-Qaida, Einnahme Kabuls, Einsetzung von Harmid Karzai als Chef der Interimsregierung (ab 2004 Präsident) 2002: Große Stammesversammlung zur Unterstützung der Regierung; UN-Wiederaufbau- und Stabilisierungsprogramm; Kämpfe der Warlords in Ost und Nord 2005: Erste freie Wahlen in Afghanistan Ab 2006: Terroranschläge der Taliban gegen Zivilisten und ISAF-Truppen (Unterstützung und Ausbildung der Terroristen durch Pakistan) 2011: Stetiger Anstieg der „Friedenstruppen“ (2011: 100.000 US-Soldaten); weitere Attentate 2014: Vollständiger Truppenabzug der NATO und der USA geplant Linktipps: www.bpb.de/ [Afghanistan und Pakistan]; www.spiegel.de/flash/flash-23924.html Mögliche Bildunterschriften: US-Soldatinnen beschenken afghanische Kinder / „Atempause“ / „Wie lange noch?“ Bildanalyse: Es sind 10 Personen dargestellt. Mögliche Unterscheidungen: Kleidung (Uniform der US-Soldatinnen, Verschleierung islamischer Frauen, neutrale Kleidung der Kinder und des Mannes); statische Position oder Bewegung; Blick in die Kamera, Blick anderswohin; Lächeln oder ernster bzw. fragender Gesichtsausdruck; einheimisch oder fremd Aktivitäten: Eine lächelnde Soldatin spricht mit afghanischen Kindern, sie hält Geschenke in der Hand und gestikuliert; ihre Kameradin sieht in eine andere Richtung, auch sie wirkt entspannt. Zwei der fünf Buben blicken in die Kamera, zwei sehen auf die Gegenstände in der Hand der Soldatin, ein Bub hat die Augen geschlossen. Der Mann im Hintergrund trägt Schuhe in der Hand, er hat die Augen fast geschlossen. Die beiden verschleierten Frauen beachten die Szene auf der Straße nicht. Anmerkung: Genaueres zur Fotoanalyse vgl. GO! 6, S. 173 ff. Kriegseinsatz oder Friedensmission? Die Szene wirkt friedlich, die Stimmung scheint nicht allzu bedrückt – allerdings lächeln nur die Soldatinnen. Das Bild vermittelt den Eindruck eines Friedenseinsatzes, 2009 herrschte jedoch Krieg gegen die Taliban. Das Foto könnte z. B. eine Pressefotografin, ein Kriegsreporter oder eine Soldatin gemacht haben. Entscheidend für die Argumentation ist das Verständnis von „Politik“, entweder als Interaktion zwischen Staaten (eher Clausewitz‘ Verständnis) oder als Synonym für die Sorge um die Menschenrechte, für Demokratie und Schutz des Lebens etc. Pro: Wenn Diplomatie, Wirtschaftspolitik etc. versagen, kann man auf militärischem Weg zum Ziel kommen; Krieg als letzte Option; nicht jeder Krieg ist schlecht (Theorie vom „gerechten Krieg“); der Krieg ist nach Clausewitz ja der Politik untergeordnet, nicht eigenständig; Krieg folgt den Grundmustern der Diplomatie: er muss vorbereitet, ein Ziel erarbeitet und verfolgt werden, er ist Mittel zum Zweck; der Blick in die Geschichte und die Gegenwart zeigt, dass Krieg nicht zu verhindern ist. Contra: Krieg ist gescheiterte Politik; Politik bedeutet nicht, den anderen auszuschalten, sondern Kompromisse einzugehen; durch Kriege werden Menschen getötet, nicht geschützt; gerade die „anderen Mittel“ des Krieges (Töten, Zerstören) können nicht mit Politik, Demokratie etc. in Einklang gebracht werden; Rechtfertigung für Krieg stützt sich nur auf die eingeschränkte Sichtweise der Kriegführenden; Kriege entwickeln eine zerstörerische Eigendynamik, sie lösen niemals politische oder soziale Probleme, sondern verschärfen sie eher. Linktipp: www.clausewitz.com/ [Vom Kriege – Band 3, Buch 8, Kapitel 6 B] Keine Musterlösung möglich. 3 Afghanistan in Friedens- und Kriegszeiten Seite 50 Lösungsvorschläge • Analyse der Textausschnitte: Für Amir bedeutete das Drachensteigen Ausleben kindlicher Freiheit, Herausforderung und Eibindung in eine lebendige Tradition. Hesmat verlor nach der Machtübernahme der Taliban 1996 Heimat und Familie. Er flüchtete aus Afghanistan, weil er dort keine Lebensmöglichkeiten für sich sah. • Exemplarische Recherche zur Entstehung von „Hesmats Flucht“: Der 1970 geborene Innsbrucker Wolfgang Böhmer ist ORF-Journalist. Seine Tätigkeit als Auslandskorrespondent führte ihn u. a. nach Afghanistan. Hesmat jedoch traf er in einem SOSKinderdorf in Tirol. Der elfjährige Junge erzählte ihm von seiner Flucht aus Afghanistan nach Österreich. Interviews im Umfang von 30 Audio-CDs bildeten die Grundlage das Buch. Linktipps: www.randomhouse.de/cbt/ [Hesmats Flucht]; www.berlinverlag.de/ – Autoren – Autorensuche [Hosseini] • Eignung als Informationsquelle und Vertrauenswürdigkeit: Ein historischer Roman berücksichtigt zwar zeithistorische Gegebenheiten und setzt die Figuren relativ authentisch in das vergangene Geschehen. Daneben werden jedoch auch erfundene Gegebenheiten eingefügt. Die Authentizität historischer Romane wird stark von der Qualität der Recherche zum historischen Hintergrund bestimmt. Autorinnen und Autoren von Autobiographien erzählen selbst Erlebtes. Dieses Involviert-Sein bringt zwangsläufig eine subjektive Sicht der Dinge mit sich, die zwar meist fesselt, aber nicht notwendigerweise einer „vollen“ intersubjektiven/objektiven Wahrheit entspricht. Vermutlich bieten beide Texte eine Kombination von authentischer und perspektivisch verzerrter Darstellung. Zu den Adressatinnen bzw. Adressaten und Zielen der Autoren gibt es Selbstaussagen: Böhmer in einem auf www.randomhouse.de/cbt abgedruckten Interview: „[…] es soll zum Nachdenken anregen und zeigen, dass nicht alles schwarz oder weiß ist. Der Begriff „Flüchtling“ hat leider einen negativen Beigeschmack. Doch jeder Mensch hat eine eigene Geschichte. Wie Hesmat. Außerdem soll das Buch Interesse wecken für Menschen anderer Herkunft. Deshalb ist es auch besonders für junge Menschen geeignet, in denen Vorurteile erst gar nicht aufkeimen sollten.“ Interview mit Wolfgang Böhmer, http://www.randomhouse.de/SPECIAL_zu_Wolfgang_Boehmer_Hesmats_Flucht/aid14254.rhd?mid=2 429, (Oktober 2013) Die Ziele Hosseinis werden aus dem Interview mit dem Berlin-Verlag deutlich: „Ich möchte, dass sie sehen, wie die Menschen in Afghanistan gelebt haben, bevor es den Krieg […] gab. Ich möchte, dass sie verstehen, dass die Dinge, die wir heute in Afghanistan sehen […] Ursachen haben, die mehrere Jahrhunderte weit zurückreichen. Ich habe versucht, einige dieser Dinge durch die Erlebnisse von Amir und seines Hazara-Dieners, Hassan, zu beleuchten. Die Leser sollen die Lektüre des Romans genießen und sich gut unterhalten. Ich möchte, dass die Geschichte sie berührt, denn Schreiben ist für mich zuallererst Geschichtenerzählen. […]“ Kahled Hosseini. Interview, http://www.berlinverlag.de/autor/autordetails.php?autorid=6, (Oktober 2013) 4 1 Nachkriegsordnungen im Vergleich 1.1 Der Vertrag von Versailles Seite 52 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Bildinterpretation: Die historische Distanz zwischen Gegenwart und den dargestellten Ereignissen wird mittels Perspektive und Farbe ausgedrückt: • Das am weitesten zurückliegendes Ereignis ist – ausgeführt in fast transparenten Grau- und Brauntönen – im Hintergrund „ins Bild montiert“: Ein Adeliger und ein Bischof (ver-)beugen sich (stellvertretend für ihre Stände) vor Ludwig XIV. Frankreich steigt in der Folge politisch wie kulturell zur führenden Macht Europas auf. • Zeitlich näher liegt die Proklamation des Deutschen Kaiserreiches am 18. 1. 1871 im Spiegelsaal des Schlosses. Die Szene ist in der Bildmitte in etwas stärker deckender Malweise mit etwas mehr Farben (Grau, Weiß, Braun, Rot, Gold) dargestellt und überlagert die Saaltäfelung. Ein vereinigtes Deutschland hat seinen Erzrivalen Frankreich besiegt und die Führung übernommen. • Rechts im Vordergrund sieht man die Unterzeichnung des Vertrages im Spiegelsaal von Versailles am 28. 06. 1919. Diese Szene steht im Zentrum des Blickes, Tisch, Blätter und Personen sind in kräftigen, deckenden Farben (Braun, Schwarz, Weiß, Grau, Rot) gemalt. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges bestimmten die Siegermächte über das Schicksal des Deutschen Reichs. Versailles kann als symbolischer „Schicksalsort Europas“ angesehen werden, da die dort getroffenen Entscheidungen die Geschichte Europas bis zum Zweiten Weltkrieg entscheidend mitbestimmten. 2 Vergleich 14-Punkte-Programm und Vertrag von Versailles: • Erfüllt: „4. Rüstungsbeschränkungen“ (100 000 Mann, Verbot großer Marine- und Luftstreitkräfte); „8. Rückgabe Elsass-Lothringens“ an Frankreich • Nicht erfüllt: „3. Weitgehende Beseitigung aller wirtschaftlichen Schranken …“ (Reparationen, Rheinlandbesetzung); „9. Berichtigung der Grenzen Italiens nach den genau erkennbaren Abgrenzungen der Nationen (Südtirol)“ Seite 53 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Grafik-Analyse: Als „Korridor“ wird der – seit dem Versailler Vertrag – durch Polen führende Zugang zwischen deutschem Kerngebiet und Ostpreußen bezeichnet. 2 Gründe für die Negativbeurteilung: Langfristige Schädigung der deutschen Volkswirtschaft durch die Reparationszahlungen Verlust der Stellung als Militär- und Kolonialmacht, Gebietsverluste Das Deutsche Reich wurde zum alleinigen Kriegsverursacher erklärt. 3 Der Versailler Friede fiel nicht so hart aus, wie in den Pariser Verhandlungen vorgesehen war, z. B. blieb die staatliche Einheit erhalten. „Russland“ war u. a. mit der kommunistischen Umgestaltung und internen Kämpfen beschäftigt. Großbritannien förderte eine „stärkere Position Deutschlands“ gegenüber einem übermächtigen Russland im Sinne der „Balance of Power“. Dadurch konnte Deutschland seine „Machtposition“ aufrechterhalten, mit größerer außenpolitischer Freiheit in Südosteuropa. 5 1.2 Von Jalta nach Potsdam Seite 55 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Vergleich der Vorgangsweisen nach den beiden Weltkriegen: Unterschiede: nur nach dem Ersten Weltkrieg • Verlierer bleiben eigenständige Staaten • Stärkere Zentralisierung in der Verfassung der Weimarer Republik • Reparationen • „Kriegsverbrecherprozesse“ durch deutsches Reichsgericht (Leipzig) • „Friedensverträge“ Unterschiede: nur nach dem Zweiten Weltkrieg • Errichtung von Besatzungszonen, militärische Präsenz der Besatzungsmächte • Verankerung des Föderalismus in der Verfassung der BRD 1949 • Wirtschaftsförderung im Westen (Marshall-Plan) • „Kriegsverbrecherprozesse“ durch Gerichtshöfe der Sieger (Nürnberg), Entnazifizierung • Keine als Friedensverträge bezeichneten Vereinbarungen Parallelen: nach Erstem und Zweitem Weltkrieg • Beschlussfassungen über Zukunft unter Ausschluss der Besiegten • Entmilitarisierung; Demokratisierung • Reparationen; Einfluss der „Siegermächte“ in die Wirtschaftspolitik etc. 2 Der Slogan „Besiegt – Besetzt – Befreit“ trifft auf die Nachkriegsordnung des Zweiten Weltkrieges zu. Nach der „bedingungslosen Kapitulation“ („Besiegt“) wurden Deutschland und Österreich von UdSSR, USA, Großbritannien und Frankreich besetzt und in Zonen eingeteilt („Besetzt“). 1949 wurde die vereinigte Westzone zur BRD, die Ostzone zur DDR erklärt. Österreich erhielt 1955 seine Selbstständigkeit als neutrale Republik. Österreich und Deutschland wurden durch den Sieg der Alliierten vom nationalsozialistischen Regime befreit („Befreit“). Anmerkung: Vgl.: Putzger/Bruckmüller, Historischer Atlas, S. 91, Karte 2; Diercke. Weltatlas Österreich. Fächerübergreifend, S. 65, Karte 3. 3 Ziele des Weltdokumentenerbes („Memory of the World“): Zugänglichmachen und „Sicherung des dokumentarischen Erbes vor Gedächtnisverlust und Zerstörung“.(http://www.unesco.de/mowziele.html, Oktober 2013) Der Zwei-plus-Vier-Vertrag wurde zusammen mit Dokumenten zum Bau und Fall der Berliner Mauer aufgenommen, weil sie „wichtige Bestandteile des politischen und kollektiven Gedächtnisses Deutschlands, Europas und der Welt sind. […] Der Zwei-Plus-Vier-Vertrag von 1990 ist die Grundlage der Wiedervereinigung Deutschlands und ein maßgeblicher diplomatischer Beitrag zur Friedensordnung in Europa. […]“. (Ausschnitt aus der Begründung auf der deutschen UNESCO-Homepage, http://www.unesco.de/berliner_mauer.html, Oktober 2013). 1.3 Neue Wege der Friedenssicherung – Völkerbund und UNO Seite 57 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Bildanalyse, Symbolanalyse: • „Der Sinn von Genf“: Eine von einem Bajonett durchbohrte Taube (Friede) dominiert das Bild, im Hintergrund sieht man das Völkerbund-Gebäude. Die Darstellung reagiert auf die Erschießung zahlreicher Arbeiter durch die Genfer Polizei im Jahr 1932. Der Völkerbund mit Sitz in Genf sollte Frieden und Demokratie sichern, dennoch wurden dort demokratische Aktivisten erschossen, da Kapitalismus und Frieden nicht vereinbar sind. Die Fotomontage verbindet die (An-)Klage über den Tod Unschuldiger und Kritik am Kapitalismus und an der Wahl von Genf als Völkerbund-Sitz. • UNO-Flagge: Die Weltkarte mit den fünf Kontinenten symbolisiert den Interessensbereich der UNO. Der Olivenblätterkranz steht für den Frieden, den zu sichern eine Hauptaufgabe der UNO ist. 2 Vergleich Völkerbundsatzung – UNO-Charta: 6 • Unterschiede bzw. nur in einem Dokument ausdrücklich erwähnt: Völkerbundsatzung: ehrliche und gerechte Beziehungen unter den Nationen; Verpflichtungen gegen Kriegserklärungen; Vertragsverpflichtungen „peinlich zu achten“ UNO-Charta: Überzeugung von den Grundrechten der Menschen, Wert und Würde der Person, Gleichberechtigung der Geschlechter und Nationen, Einsatz für sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt, bessere Lebensbedingungen durch internationale Einrichtungen; „Waffengewalt nur noch im gemeinsamen Interesse“ • Parallelen: Achtung des Internationalen Rechts/Völkerrechts; Förderung friedlichen Zusammenlebens von Nachbarn/Staaten, Einsatz für Weltfrieden und internationale Sicherheit 3 Argumente für die UNO: Gemeinsames Vorgehen mehrerer Staaten ermöglicht es, größeren Druck auf „Aggressoren“ auszuüben (z. B. durch Embargo); multinationale Beschlüsse finden weltweit größere Zustimmung; UNO unterstützt Schaffung eines gemeinsamen Wertekonsenses und Kriterienkataloges; die Arbeitsweise der UNO kommt v. a. kleineren und schwächeren Staaten zu Gute; jedes Land kann spezifische Ressourcen miteinbringen, muss nicht alles leisten (z. B. bei Militäreinsätzen) etc. Linktipp: www.unric.org/de 4 Historischer Hintergrund am Beispiel Srebrenica: Während des Bosnienkrieges (1992–1995) flüchteten tausende muslimische Männer, Frauen und Kinder aus Bosnien-Herzegowina vor der serbisch-nationalistischen Armee unter Radko Mladić. Viele suchten Zuflucht im von der UNO zum Schutzgebiet erklärten Srebrenica. . Am 12./13. Juli fand dort ein Massaker an ca. 8000 Bosniaken statt, das schwerste Kriegsverbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Rolle der Blauhelmsoldaten wird bis heute heftig diskutiert. 2. Politik nach 1918 und nach 1945 im Vergleich 2.1 „Back to Normalcy“ – Rückzug statt Friedenspolitik Seite 58 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Das Adjektiv „ridiculous“ charakterisiert die Haltung der amerikanischen Gesellschaft einige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg: Während unmittelbar nach Kriegsende Heimkehrer fast hysterisch als Helden gefeiert worden waren, wurde Krebs einige Jahre später behandelt, als sei er selbst verantwortlich für seine verspäteten Rückkehr, als sei sie lächerlich, unpassend, ein persönliches Versagen. 2.2 Japanische Aggressionen stören den Frieden Seite 59 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Plakatanalyse: Ein Mandschu-Mädchen und ein chinesischer Junge haken sich bei einem etwas größeren japanischen Burschen unter. Alle drei schwingen Fähnchen, die ihre Nationalitäten ausweisen. Kinder verweisen auf Zukunft, Hoffnung und auf die Verantwortung der Erwachsenen. Der rote Himmel mit gelben Wolken steht als Symbol für Asien (vgl. Aufgabe 2). Die weißen Tauben weisen auf Friedenszeiten hin. Das Gebäude im Hintergrund ähnelt dem japanischen Kaiserpalast in Tokio (Hinweis darauf, dass auch für die Hegemonie Japans in Asien Propaganda gemacht wird). Der Kampf gegen die „europäischen Eindringlinge“ soll Asien einen und Frieden bringen (vgl. Aufgabe 2). 2 Ziel: Schaffung eines autarken Blocks ohne westlichen Einfluss unter Führung Japans, auch durch militärische Mittel (z. B. im Zweiten Weltkrieg) Gründe für das Expansionsstreben: Lebensraumgewinnung; Selbstversorgung mit Rohstoffen und Ende der Abhängigkeit von europäischen Kolonialmächten in Südostasien; Erlangen eines Großmacht-Status über Kolonialbesitz 7 Affronts der Westmächte förderten in Japan für eine anti-westliche Stimmung und größere Zustimmung für die „Co-Prosperity-Sphere“, man warb dort intensiv für ein „Asia for Asians“ – d. h. ohne und gegen „Europäer“ ( Abb. 59.1). 2.3 Faschistische Eroberungen – Beschwichtigungen der Alliierten Seite 60 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Großbritannien und Frankreich scheuten direkte Konflikte, um einen neuerlichen Krieg zu verhindern, Deutschland (und Italien) traten dennoch immer aggressiver auf, und der Krieg konnte letztlich nicht verhindert werden. Trotz des Scheiterns vor dem Zweiten Weltkrieg spielen Überlegungen des Appeasements auch heute noch eine Rolle, z. B. beim Eintreten für oder gegen härtere Maßnahmen und Präventivschläge im Irak-Krieg oder in den Diskussionen über ein (Nicht)Eingreifen in den Bürgerkrieg in Syrien. Allgemein wird das Scheitern des Appeasements von 1938 als warnendes Beispiel für zögernde Politik gegenüber aggressiven Diktatoren verwendet. 2.4 „Der große Diktator“ – Wie Charlie Chaplin den Einmarsch in Österreich sah Seite 61 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Hinter den „bakterischen“ (italienischen) Kulissen ärgert sich Hynkel über die Besetzung der Brennergrenze und reißt Herring = Göring sämtliche Orden ab. Chaplin karikiert die beiden Diktatoren (z. B. Empfang Napalonis am Bahnhof, Szene auf den Friseurstühlen). Der Einmarsch in Österreich erscheint im Film zwar geplant, Hitler ist aber nicht wirklich informiert („Where are we going?“ – „You're invading Osterlich.“) 2 Hitler und Mussolini in Slapstick-Szenen lächerlich zu machen ist eine Möglichkeit für die Aufarbeitung der Geschichte. Die überspritzte Darstellung der Charaktere verweist auf tatsächliche Verhaltensweisen bzw. Eigenschaften (Mussolini als „Möchtegern-Napoleon“, die Inhaltslosigkeit von Hitlers Reden, seine Verschlagenheit in „normaler Sprache“). Die Schlussszene, in der der jüdische Barbier an die Menschlichkeit appelliert, enthält eine ernste Botschaft. Linktipp: www.filmzentrale.com/ [Große Diktator]. 2.5 Internationale Wirtschaftspolitik nach 1918 Seite 62 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Zahlreiche Kriegswaisen und -witwen, die arbeitslosen heimgekehrten Soldaten und der Wiederaufbau der Infrastruktur belasteten die Haushalte der europäischen Staaten. Der Verlust der außereuropäischen Märkte und generelle wirtschaftliche Not ließen Europa in eine jahrelange Depression schlittern. Kriegsverlierer wurden zusätzlich durch die Reparationen belastet. 2 Lösungen aus der Krise versprach man sich etwa durch die „Völkerbundanleihen“ (z. B. für Österreich 1922 und 1932) sowie für Deutschland durch den „Dawes-Plan“ (1924). 3 Nach der Zeit der Hyperinflation entwickelte sich der Schilling zu einer der stabilsten Währungen Europas, was ihm im Volksmund den Spitznamen „Alpendollar“ einbrachte. Stabilste Währung war der US-Dollar. Linktipp: http://www.nachrichten.at/ [Notnagel Alpendollar] 8 ExpertInnengespräch: Fragen zum Zweiten Weltkrieg Seite 64 Lösungsvorschläge 1 Begriffsklärungen, Ergänzungen: Vierjahresplan = auf vier Jahre angelegte Zielsetzung, 1933 zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit bis 1936; 1936 für eine autarke und kriegsfähige Wirtschaft bis 1939. Linktipps: (wikipedia.org [Vierjahresplan]; www.politik-lexikon.at [Suchbegriff] 2 Der Konflikt mit der UdSSR war unumgänglich, weil die „Eroberung von Lebensraum im Osten“ für Hitler oberste Priorität hatte. Der Nichtangriffspakt von 1939 war nur strategisches Spiel. 3 Mit dem Krieg (v. a. zur „Lebensraumgewinnung“) ging die Vernichtung der “jüdischbolschewistischen Untermenschen“ einher. Auf die Eroberungstruppen folgten die SS-Einsatzkräfte, die zusammen mit der Wehrmacht die „Vernichtung der jüdischen Rasse“ durchzuführen und die „Untermenschen“ zu versklaven und zu liquidieren hatten. Krieg und Vernichtung waren langfristig geplant. 4 Eventuell hätten die Menschen die langfristigen Ziele Hitlers nicht akzeptiert und Widerstand gegen den Krieg geleistet. Außerdem hätte sich das Deutsche Reich selbst als Aggressor enttarnt und damit nicht mehr die Möglichkeit gehabt, am 1. September 1939 „zurückzuschießen“, also sich als reagierend darzustellen. Das Bündnis mit Stalin ließ einen schnellen, sicheren Sieg im Osten möglich erscheinen. Von Beginn an einen Zweifrontenkrieg zu führen hätte die Hoffnung auf einen Sieg wohl verringert. 5 Unterschiede: • Erster Weltkrieg: 10 Mio. Kriegstote kein Einzelstaat als Kriegsschuldiger (Begeisterung, Wettrüsten, Imperialismus etc.) Mittelmächte (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Osmanisches Reich, Bulgarien, [Italien]) vs. Entente/Alliierte (Großbritannien, Frankreich, Russland, Italien [ab 1915], Japan, USA etc.) Kriegsschauplatz Europa militärisches Gleichgewicht Schützengräben, Stellungskrieg, erste Panzer & U-Boote, vereinzelt Flugzeugeinsatz etc. Waffenstillstand (Erschöpfung) • Zweiter Weltkrieg: 60 Mio. Kriegstote (8 Mio. Jüdinnen und Juden) Deutschland (mit UdSSR) als „Kriegsschuldige“: Überfall auf Polen, ideologische Kriegsziele Dreimacht (Deutsches Reich, Italien, Japan und kleinere Staaten) vs. Alliierte (Großbritannien, Frankreich, USA, UdSSR und die halbe Welt) weltweite Kriegsschauplätze (v. a. Europa, Pazifik, Nordafrika) militärische Übermacht NS-Deutschlands Angriffskrieg, „Blitzkrieg“; Panzer; U-Boot-Krieg, große Bedeutung der Luftwaffe etc. Bedingungslose Kapitulation (Vernichtung) 6 Nach dem Krieg entwickelte sich der „Ost-West-Konflikt“ oder Kalte Krieg. Durch die Vorstöße der sowjetischen Armee konnte die UdSSR weite Teile Ost-Mittel-Europas unter ihre Kontrolle bringen und dort kommunistische Systeme etablieren. US-Truppen stießen Richtung Osten gegen die „Festung Europa“ und das deutsche Kernland vor. Mit der Kapitulation am 7. 5. 1945 war der gemeinsame Feind besiegt. Kapitalismus und Kommunismus standen sich nun gegenüber – und Deutschland war „mitten drin“ und bis 1990 geteilt. Konflikte zwischen den beiden Gegnern wurden außerhalb ihrer Territorien ausgetragen. 7 Die Nachkriegsgeneration hat zwar die materiellen Trümmer der Kriegszeit beseitigt, aber nicht über die Ereignisse und Erfahrungen an den Fronten, in der Heimat und in den Lagern gesprochen. Dieser Teil der Vergangenheit wurde nicht aufgearbeitet, sondern verschwiegen und zu vergessen versucht. 8 Mögliche Gründe: Sich nicht als Mitschuldige oder MitwisserInnen bekennen können oder empfinden, von sich selbst enttäuscht sein, sich schuldig fühlen, das damalige Denken und Handeln nach wie vor befürworten und Ablehnung befürchten, sich quälenden Erinnerungen nicht stellen können oder wollen usw. 9 2.6 1945 – eine veränderte Welt Seite 66 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Kartenarbeit: • Satellitenstaaten: DDR, Polen, Tschechoslowakei (CSSR), Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Albanien, Jugoslawien (geringerer sowjetischer Einfluss; ab 1948 „blockfrei“) • Verlauf des Eisernen Vorhangs: an der Grenze der UdSSR zu Finnland (unbefestigt); der DDR zur BRD, der CSSR zur BRD und zu Österreich, Ungarn zu Österreich (und zu Jugoslawien), Rumänien zu Jugoslawien, Bulgarien zu Jugoslawien und zu Griechenland und Türkei, Albanien zu Griechenland und Jugoslawien (befestigt); durchlässig an der Grenze Jugoslawiens zu Italien, Österreich und Griechenland Geringerer Einfluss Moskaus: Ungarn 2 Die USA müssen (auch) den osteuropäischen Staaten helfen, damit sie sich ihrer totalitären Regime entledigen und ihr Schicksal selbst bestimmen können. Ökonomische und finanzielle Unterstützung sollen wirtschaftliche Stabilität und geordnete politische Verhältnisse bringen. 3 Bildanalyse und Interpretation: • Gesamteindruck: Zwei von oben kommende Hände schließen mithilfe des „Bausteines“ BRD den aus den USA und einigen europäischen Staaten bestehenden Schutzwall, um das Eindringen der „roten Flut“ in eine idyllische Landschaft zu verhindern. • Details: • Dominante Bildelemente sind die Hände, die den Schutzwall schließen, und die noch durch die Lücke drängende rote Flut. Den Hintergrund bildet der idyllische Garten. Grün, Blau, Weiß → Hoffnung, Ruhe, Wachstum, Friede; Rot → Aggression, Kampf; Flaggensymbole • Das Plakat ruft zur Vereinigung der Westmächte und zur Abwehr des sowjetischen Kommunismus aus dem Osten auf. Es zielt darauf ab, durch Schaffen eines Bedrohungsszenarios durch einen gemeinsamen Feind Gemeinschaft zu stiften. 4 Literaturtipp: Steininger, Rolf ( 2006): Der Kalte Krieg. Fischer Taschenbuch, S. 4–23, 68–72. 2.7 Wirtschaftspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg Seite 68 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Das westdeutsche Plakat präsentiert Aufbau und Entwicklung als positive Folgen des MarshallPlans und wirbt für die US-Hilfe. Das Ostdeutsche Plakat sieht den Plan als Hegemonialinstrument der USA, lehnt ihn ab und verspricht durch innerstaatliche Verbesserungen Aufschwung. 2 Zusammenfassung und Bewertung: Gründe für die Hilfe: Zusammenbruch der Wirtschaft während des Krieges, geringe Zahlungsfähigkeit, steigende Bedürfnisse, Stabilisierung der Situation. Europa sollte finanziell und materiell unterstützt werden, um seine Wirtschaft aufzubauen und seine Zukunft zu sichern („Hilfe zur Selbsthilfe“). Linktipp: http://www.wienerzeitung.at/ [Wie der Westblock entstand]. 3 Unterschiede: Ulbricht stellt die BRD als von den USA ausgebeutete Kolonie dar, die Rohstofflieferungen leisten und Fertigwaren einkaufen muss, um damit die kapitalistische USWirtschaft zu füttern. Die Fakten hingegen zeigen, dass die Mittel des ERP-Fonds von den einzelnen Regierungen selbst verwaltet wurden; die Initiative lag bei den Staaten selbst. Die USA leisteten Hilfe in Form von Rohstoffen und Nahrungsmitteln, verursachten also weder Rohstoffmangel noch Hunger. 10 3 Imperien zerfallen infolge der Weltkriege 3.1 Vom Osmanischen Reich zur modernen Türkei Seite 69 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Die Gebiete um Anatolien, auf die die Türkei nach dem Ersten Weltkrieg beschränkt wurde, wurden selbständig bzw. autonom (Armenien, Kurdistan) oder von europäischen Mächten (Griechenland, Italien, Frankreich) verwaltet. Das Gebiet um den Bosporus und die Dardanellen wurde zur internationalen Zone erklärt. Mit dem Vertrag von Lausanne (1923) wurden diese Teilgebiete wieder zu einem türkischen Staat vereint. 2 Republikanisch, revolutionär: Abschaffung des Sultanats bzw. des Kalifats, Einführung von Verfassung sowie von Straf- und Zivilrecht nach westlichem Vorbild Nationalistisch: Erhebung von Türkisch zur Landessprache Volksverbunden: Einführung der allgemeinen Schulpflicht Laizistisch: Abschaffung der geistlichen Gerichtsbarkeit, Verbot der Vielehe, Verbot von Fez und Schleier, Auflösung des Derwisch-Ordens, Beseitigung aller religiösen Formeln aus der Verfassung 3 Mustafa Kemal Atatürk reformierte und modernisierte die Türkei nach europäischem Vorbild (z. B. Einführung des lateinischen Alphabets, Verfassung, Straf- und Zivilrecht nach europäischen Vorbildern, Laizismus). Linktipp: www.medienwerkstatt-online.de [Atatürk] 3.2 Von der Habsburgermonarchie zur Ersten Republik Seite 70/71 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Wirtschaftliche Probleme: Wegfall von Rohstoff-, Industrie- und Agrargebieten, Wegfall von Absatzmärkten, Wegfall des Zuganges zum Meer, überdimensionierte Rüstungsproduktion gesellschaftliche Probleme: arbeitsuchende Soldaten, Personalüberschuss in der Verwaltung Identitätsproblem: Wegfall der Kronländer, Neubeginn als Kleinstaat 2 Entwicklungsmöglichkeiten: (konstitutionelle) Monarchie unter den Habsburgern; eigenständige Republik; Teil der Deutschen Republik; Teil einer Donauföderation 3 Auch in der Sozialdemokratie gab es Stimmen für einen Anschluss (Deutsch-)Österreichs an die deutsche Republik: Victor Adler argumentierte, dass sich der deutsche Volksstaat mit seinen Nachbarländern zu einem „freien Völkerbund“ vereinigen solle, unter der Bedingung, dass die Völker damit einverstanden seien. Adler hält den Kleinstaat Deutsch-Österreich für wirtschaftlich nicht überlebensfähig. 4 Vergleich Österreich – Türkei, Gemeinsamkeiten: Verlierer des Ersten Weltkriegs; harte Bestimmungen in den Friedensverträgen; Zerfall eines Großreichs in einzelne Gebiete; Entstehung von demokratischen Staaten. In der Türker gab es jedoch bis 1945 gab es in der Türkei aber nur eine Partei, die Cumhuriyet Halk Partisi von Kemal Pascha. Unterschiede: Die Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns waren selbständige Republiken, die nicht von europäischen Mächten fremdverwaltet wurden. Die Türkei widersetzte sich den Bestimmungen der Pariser Friedensverträge erfolgreich und konnte ihr gesamtes Staatsgebiet konsolidieren. 11 3.3 Das Ende des Kolonialismus nach dem Zweiten Weltkrieg Seite 72/73 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Mögliche Absichten Gandhis: Rückbesinnung auf die eigene indische Nation, Kultur und Tradition; Ermutigung zum Verzicht auf Gewalt; Ermutigung zum Boykott der britischen Textilindustrie 2 Mögliche Identitäten: BewohnerIn eines Stadtteiles/Bezirkes, einer Gemeinde/Stadt, eines Bundeslandes, ÖsterreicherIn, EuropäerIn, WeltbürgerIn Linktipp: www.zeit.de [Mali-Abenteuer] ExpertInnengespräch: Der Prozess der Entkolonisierung Seite 74/75 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Keine Musterlösung möglich. 2 Begriffe für historische Ereignisse dienen oft nicht nur der Beschreibung, sondern auch der Interpretation. Schicho geht in der ersten Frage auf folgende Formulierungen ein: „die Kolonialmacht ‚übergibt‘, ‚schenkt‘ Unabhängigkeit“; „entlässt die Kolonisierten in die Unabhängigkeit“; „die einheimischen Eliten ‚erkämpfen mit politischen Mitteln die Unabhängigkeit‘“ etc. Auch der Begriff „Dritte Welt“ verleitet zu Fehlinterpretationen(Abwertung dieser Staaten). 3 Von April bis Juli 1994 ermordeten Angehörige der Hutu, die die Mehrheit der Bevölkerung Ruandas bildeten, zwischen 800 000 und 1 000 000 Tutsi und moderate Hutu auf grausamste Art. Der Genozid wurzelte in einem Konflikt zwischen der ruandischen Regierung und einer Rebellenbewegung. Die in Ruanda stationierten UN-Friedenstruppen (UNAMIR, United Nations Assistance Mission for Rwanda) wurden bei Ausbruch der Gewalt und nach der Tötung von zehn belgischen Blauhelm-Soldaten verringert. Sie griffen nicht in die Vorgänge ein, weil das UN-Mandat nur die Erhaltung, nicht aber das Erzwingen des Friedens vorsah. Linktipps: www.bpb.de [Ruanda], www.spiegel.de [Genozid in Ruanda; Mein Nachbar, ein Massenmörder] 4 Alltagsleben in Krieg und Frieden 4.2 Die „neue Frau“ zwischen Wunschbild und Wirklichkeit Seite 77 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Der deutsche Industrielle und Motorsportler Fritz von Opel, auch „Raketen-Fritz“ genannt, galt als Prototyp des modernen Menschen. Seine Versuche mit Rennautos und Raketen zogen viele ZuschauerInnen an. Einer Frau wäre seine Karriere vermutlich verwehrt geblieben, die Durchführung der Experimente hätte wohl als zu gefährlich gegolten; das Universitätsstudium stand Frauen in den 1920er-Jahren aber bereits offen. 2 Projekte der Moderne, Beispiele: Kino: In den 1920ern hatte Deutschland innerhalb Europas die meisten Kinos (ca. 5000), täglich gingen damals etwa zwei Millionen Menschen ins Kino. Zusätzlich zum Hauptfilm wurden kurze Vor-, Natur- oder Reisefilme und die Wochenschau gezeigt. Die deutsche UFA (Universum-Film AG in Potsdam-Babelsberg) produzierte europaweit am meisten Filme. In den 1930ern etablierte sich der 12 Tonfilm in Deutschland. Linktipp: www.dhm.de [Lichtspiele] Reformpädagogik: Die Reformpädagogik der Weimarer Republik entwickelte vor allem die ab etwa 1890 entstandenen Ideen weiter. Wichtige Einflüsse aus dem europäischen Ausland: Montessori- und Freinet-Pädagogik. Wichtige Richtungen: Jena-Plan-Schule von Peter Petersen, Berliner RütliSchule. Die von einer sehr liberalen Grundhaltung ausgehenden reformpädagogischen Ansätze waren eng mit der Jugend-, Frauen- und Arbeiterbewegung verbunden und wurden von der Regierung unterstützt. Linktipp: paed.com/reformpaedagogik/ 3 Coco Chanel, eine „neue Frau“: eigentlich Gabrielle Cha[s]nel, 19. 08. 1883–10. 01. 1971, eröffnete 1911 ihr erstes Modehaus in Paris. Chanel entwarf neue, funktionale Mode und wandte sich damit gegen den bisherigen Stil. Als finanziell unabhängige, eigenständige Frau mit eigenem Unternehmen, die sich auch modisch von der Traditionen distanzierte, entsprach sie dem neuen Frauentyp der Moderne. Die „neue Frau“ Marlene Dietrich: eigentlich Marie Dietrich, 27. 12. 1901–06. 05. 1992, ausgebildete Konzertgeigerin, ab 1922 Schauspielerin. Der Durchbruch gelang Dietrich mit dem Film „Der blaue Engel“ (1930), danach stand sie bei Paramount Pictures in den USA unter Vertrag. Angebote der Nationalsozialisten, in deutschen Filmen mitzuspielen, lehnte sie ab. Ihr androgynes Aussehen und Auftreten (schlanker Körper, lange Beine, tiefe, erotische Stimme, Hosenanzüge) machten sie ebenso zu einem Prototyp der „neuen Frau“ wie ihre Lebensweise (finanzielle Unabhängigkeit, sexuelle Selbstbestimmung). Linktipp: www.dhm.de [Marlene Dietrich] 4.3 Bruch mit der Moderne – das NS-Frauenbild Seite 78 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Keine Musterlösung möglich. 4.4 Männerwelten – Frauenwelten nach dem Krieg Seite 79 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Frauen übernahmen in der Nachkriegszeit innerhalb der Familie oft die Positionen, die traditionell Männer innehatten. Sie sorgten z. B. für die Ernährung, indem sie „Hamsterfahrten“ aufs Land machten. Manche Männer erlebten sich aufgrund physischer und/oder psychischer Kriegsschäden als minderwertig. Andere litten darunter, dass durch die lange Abwesenheit Entfremdung zwischen ihnen und ihren Familien entstanden war. 2 Viele Frauen waren während des Krieges durch das Übernehmen von (beruflichen, familiären) „Männeraufgaben“ zu mehr Selbstbewusstsein und Autonomie gelangt. Auch in der Nachkriegszeit verlangte man von ihnen aktive Mithilfe beim Wiederaufbau („Trümmerfrauen“). Gleichzeitig sollten sie jedoch in ihre tradierte Rolle als Familien-Versorgerinnen zurückkehren. Die Erfahrungen der Kriegs- und Nachkriegsjahre führten dazu, dass die tradierten Rollenbilder hinterfragt wurden und ihre Wirksamkeit und Gültigkeit nicht mehr ungebrochen aufrecht blieb. . 13 4.5 Es geht aufwärts! Von der Notstands- zur Wohlstandsgesellschaft Seite 80 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Bildanalyse und -interpretation: Das Foto zeigt eine zerstörte Häuserfront in Innsbruck. Während des Zweiten Weltkrieges hatte man die Stadt bombardiert. Die Ruinen stehen symbolhaft für die Zerstörungen durch den Krieg. Die Plakate im Bildvordergrund, die für politische Parteien (ÖVP) und für Lebensmittel (Kaffee, „Vöslauer“) sowie Bedarfsartikel (Kleidung, Radio) werben, wirken fröhlich und heben sich stark vom tristen Hintergrund ab. Sie stehen für den Beginn des Aufschwunges und der Entwicklung zur Wohlstandsgesellschaft. 2 Die Nachkriegszeit war von Konsumgütermangel und Lebensmittelknappheit geprägt. Die amerikanischen Besatzungssoldaten wurden relativ gut versorgt, u. a. auch mit Schokolade und Kaugummis, die sie manchmal an österreichische Kinder verschenkten – ähnlich dem Nikolaus, der traditionell Süßigkeiten an die Kinder verteilt. 3 ZeitzeugInnen-Erinnerungen: „überall weiße Tücher“: Mit den weißen Tüchern gab die Bevölkerung den alliierten Soldaten zu verstehen, dass sie keinen Widerstand leisten würde. „unheimliche Stille“: Gemeint ist jene Zeit der Ungewissheit, die zwischen dem Untergang des NSRegimes und der Befreiung durch die Alliierten herrschte. „Gott sei Dank die Amerikaner“: Die BewohnerInnen Westösterreichs waren erleichtert, dass zunächst US-amerikanischen Soldaten gekommen waren und nicht Angehörige der Roten Armee, die als potenzielle Vergewaltiger gefürchtet wurden. „Hamsterfahrten“: Viele Menschen fuhren aus den Städten, in denen es nur wenige Lebensmittel gab, aufs Land, um dort Nahrungsmittel zu kaufen. „CARE-Pakete“: Nach dem Krieg wurden im Rahmen von amerikanischen Hilfsprogrammen Nahrungsmittelpakete nach Deutschland und Österreich geschickt. CARE („Cooperative for American Remittances to Europe“) war eine private Organisation, an der sich auch die US-Armee beteiligte. Ein CARE-Paket hatte einen Nährwert von etwa 40 000 Kilokalorien. „Aus- bzw. Einquartierungen“: Aufgrund von Kriegsschäden mussten sowohl private Haushalte als auch öffentliche Institutionen, Betriebe usw. ausquartiert und anderswo beherbergt werden. In den Besatzungsgebieten mussten Gebäude geräumt werden, um die alliierten Soldaten einzuquartieren. Auch durch Bombenangriffe obdachlos gewordene Menschen wurden in Wohnungen anderer zwangseinquartiert. „Balkonhenne“: Manche Familien hielten Hühner am Balkon, um sich selbst mit Eiern versorgen zu können. 4 Auswirkungen der „großen Geschichte“, Beispiel: Die Terroranschläge vom 11. September 2001 („große Geschichte“) haben u. a. dazu geführt, dass die alltäglichen Sicherheitskontrollen an Flughäfen strenger geworden sind. 5 Die „heißen Phasen“ des Kalten Krieges 5.1 Erste Schritte in den Kalten Krieg Seite 81 Lösung zu Fragen & Aufgaben 1 Truman tritt für einen harten Kurs gegenüber den verhandlungsunwilligen Sowjets ein. Sein Außenminister Bevin sieht die Russen als aggressive Kriegstreiber. Die sowjetische Ideologie sah die UdSSR als Wahrer von Demokratie, Frieden und Freiheit, die es gegen die imperialistischen USA zu verteidigen galt. 14 5.2 Korea – die erste „heiße Phase“ Seite 82 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Bildinterpretation, Aspekte, die die Frau und der Soldat ansprechen könnten: • Koreanische Frau: japanischer Kolonialismus, Teilung Koreas, neuerliche Gewalt, Wiedervereinigung; Machtanspruch von Kim Il-Sung; materielle Not (zunächst wegen Japan, dann geteiltes Land, jetzt Krieg); Flucht aus dem Kriegsgebiet in Richtung Süden, Zurücklassen fast allen Besitzes usw. • US-Soldat: schneller Befehl Trumans zum Eingreifen gegen den Angriff der Sowjets auf das freie Südkorea (1949 räumten USA das Land); Engagement der freien Welt für Südkorea gegen die kommunistische Aggression (UN-Beschluss); Einnahme von Nordkorea als Ziel usw. Literaturtipp: Steininger, Kalter Krieg, S. 57–68. 2 Obwohl sich Kim Jong-un in seiner ersten Neujahrsansprache für Entspannung und Kooperation aussprach, handelt(e) er immer provokativ und aggressiv. So führte Nordkorea im Februar 2013 erste Atomwaffentests durch, denen verschärfte UN-Sanktionen und verstärkte US-Militärmanöver im Pazifik folgten. Im März drohte Kim Südkorea mit der Kündigung des Waffenstillstandes von 1953 und den USA mit einem nuklearen Angriff, weiters rief er den (völkerrechtlich seit 1953 bestehenden) Kriegszustand gegen den Süden aus. Nach und nach nahm er seine Drohungen wieder zurück, sodass im Juli 2013 Verhandlungen über die Wiedereröffnung der –2004 gegründeten, im April 2013 geschlossenen – gemeinsamen Sonderwirtschaftszone Kaesŏng aufgenommen wurden. Linktipps: www.zeit.de/ [Nordkorea]; www.20min.ch/ [Suchverlauf: Ausland – Dossier – Korea-Krise] 5.3 Am Rande des Dritten Weltkrieges – die Kubakrise Seite 83 Lösung zu Fragen & Aufgaben 1 Bildanalyse und -interpretation, Karikatur: Die Geschichte des Kalten Krieges ist auch eine Geschichte des Kräftemessens in den Bereichen der atomaren Rüstung und strategischen Positionierung von Nuklearwaffen. Wäre das Kräfteverhältnis zwischen USA und UdSSR in diesen Bereichen aus dem Gleichgewicht gekommen, hätte dies Atomkrieg und atomare Weltzerstörung bedeuten können. Die Karikatur zeigt, dass die Atombombe, auf der der Friede (symbolisiert durch das Häuschen und die Familie im Garten) beruht, in den Abgrund führen kann. 1948 war für die USA laut CIA-Berichten bereits klar, dass sie das Atommonopol verloren hatten. Der Zeichner erkannte die Gefährlichkeit des „Wettrüstens“ und stellte die dadurch entstehende „atomare Weltbedrohung“ dar. 1949 zündeten die Sowjets ihre erste Atombombe. Literaturtipp: Steininger, Kalter Krieg, S. 72–91. 5.4 Der Krieg in Vietnam Seite 84 Lösung zu Fragen & Aufgaben 1 Das Plakat zeigt den verwundeten „Uncle Sam“ mit Bandagen an Kopf und rechter Hand und in zerfetzter und schmutziger Kleidung. Sein Blick und die ausgestreckte Hand appellieren an die BetrachterInnen auf, ihn aus dieser Lage zu befreien. Anmerkung: Die zunehmenden Erfolge der Guerillatruppen Nordvietnams ab 1968 sorgten für ein stetiges Sinken der Moral der US-Truppen: Befehlsverweigerungen, Tötungen von Vorgesetzten, und Drogenkonsum nahmen stark zu. Die große Zahl an Verlusten, die hohen Militärausgaben sowie die Informationen über äußerst brutale Übergriffe amerikanischer Truppen führten ab Ende der 1960er Jahre zur Entstehung einer immer stärker werdenden Anti-Kriegsbewegung. Literaturtipp: Steininger, Rolf (2004): Der Vietnamkrieg. Fischer Taschenbuch. 15 5.5 Der Nahostkonflikt Seite 85 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Die UN-Resolution von 1947 sah die Bildung eines palästinensischen und eines jüdischen Staates vor. Jerusalem sollte international verwaltet werden. Israel erstreckte sich entlang des Jordan nördlich und südlich des See Genezareth, dann westlich an der Küste entlang, im Süden gehörte ein großer inländischer Streifen südlich des Toten Meeres bis Eilat dazu. Der Rest sollte den Palästinensern zugesprochen werden. Nach der Staatsgründung Israels am 14. 5. 1948 verloren die Palästinenser 1/3 ihres Territoriums und (außer bei Gaza) den Zugang zum Meer. Jerusalem sollte nun gänzlich jüdisch werden. Seit 1967 halten die Israelis auch die jenseits des Jordan gelegenen Golanhöhen besetzt. Der jüdische Siedlungsbau wurde weiter forciert und die Grenzen wanderten – mit den jüdischen Siedlungen – weiter nach Osten. Heute leben viele Palästinenser in Enklaven. 2003 begann Israel den Bau riesiger Sperranlagen, um die Grenze zwischen Kernland und Westjordanland zu sichern. 2010 waren etwa 60 % der über 700 km langen Anlagen fertiggestellt. Linktipp: http://www.palaestina-israel-zeitung.de/ – Downloads 2 Sichtweise der Unabhängigkeitserklärung Israels: Die Staatsgründung ermöglicht die Rückkehr der einst vertriebenen Juden in ihr Land, das jüdischen Volk bekommt damit endlich eine Heimat und einen eigenen Staat. Sichtweise des Palästinensischen Manifests: Palästina, die Heimat, die den Palästinensern genommen wurde, muss mit Waffengewalt zurückerobert werden. Der Zionismus ist rassistisch, aggressiv und faschistisch. Im Manifest der PLO sind die Erfahrungen der Konflikte und Kriege mit den Israelis (v. a. der SechsTage-Krieg 1967) verarbeitet, die Unabhängigkeitserklärung Israels vertritt v. a. die zionistische Idee „Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“. Die Beziehung zwischen Juden und Palästinensern in Israel sind nach wie vor extrem konfliktiv. Eine Lösung des Konfliktes scheint derzeit nicht möglich. Seit Jänner 2013 wird der Siedlungsbau in der Westbank wieder forciert. Laut der Zeitung „Ha Aeraetz“ vom 23. 10. 2012 befürwortet eine Mehrheit der Israelis ein Apartheidregime. 4 Literaturtipp: Steininger, Rolf ( 2006): Der Nahostkonflikt. Fischer Taschenbuch. 5.6 Die BRD – vom „Bollwerk gegen den Kommunismus“ zur Wiedervereinigung Seite 87 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Begriffsanalyse und Vergleich: Beide Bezeichnungen basieren auf dem Bild der Mauer als Schutz vor etwas Feindlichem. • „Bollwerk gegen den Kommunismus“: Ab 1947 (Bruch zwischen den Verbündeten wurde offenkundig) sollte die BRD als „Widerstands- und Verteidigungsnest“ gegen die kommunistische Ideologie und die UdSSR fungieren. Die BRD hatte strategische Bedeutung, weil sie (wie Österreich) direkt an der Grenze der Einflusssphären lag. • „Antifaschistischer Schutzwall“ = die Berliner Mauer, die angeblich vor den Ideen des kapitalistischen Westens schützen, in Wahrheit jedoch “Republikflucht“ verhindern sollte 2 Kartenarbeit: britisch: Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Nordrheinwestfalen, NW-Berlin US-amerikanisch: Hessen, Baden, Bayern, Westen W-Berlins französisch: Rheinland-Pfalz, Saarland, Württemberg, SW-Berlin sowjetisch: Mecklenburg, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen, O-Berlin 3 Durch den Todesstreifen verloren viele Menschen ihr Leben, die Mauer machte die DDRBürgerInnen zu „Gefangenen im eigenen Land“. Die Teilung trennte Familien, Freundinnen und Freunde. Manche Menschen verloren ihren Arbeitsplatz, und viele litten psychisch unter dem leben in einer geteilten Stadt. 4 Lösungsbeispiel, Brandt: Brandts offene Haltung gegenüber den kommunistischen Staaten ermöglichte eine Entspannung 16 des Verhältnisses zwischen BRD und DDR. Das Vier-Mächte-Abkommen über West-Berlin (1971) war ein erster Schritt in Richtung einer Begrenzung des Wettrüstens von USA und UdSSR. Durch gegenseitiges Entgegenkommen Moskaus und Bonns wurde auch der Grundstein für die Wiedervereinigung gelegt. Linktipp: http://www.dhm.de/cgi-bin/lemosuche [Willy Brandt / Helmut Kohl] Literaturtipp: Schwan, Heribert/Steininger, Rolf (2009): Die Bonner Republik 1949-1998. Ullstein. 5.7 Letzter Höhepunkt und Ende des Kalten Krieges Seite 88 Lösung zu Fragen & Aufgaben 1 Der Kalte Krieg als Friedensstifter? Frieden gab und gibt es auch ohne ständiges Bedrohungsszenario, etwa kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, als Roosevelt eine Zusammenarbeit mit der UdSSR anstrebte. Sein Nachfolger Truman war ein Verfechter der „Containment-Policy“ („Eindämmungspolitik“). Ab 1949 verfügten beide Großmächte über Atomwaffen. Die ständige gegenseitige Bedrohung half ihnen, Verbündete, Einflusssphären und Absatzmärkte für die eigene Politik, Wirtschaft und Ideologie zu gewinnen. Ob sie zur Aufrechterhaltung des Friedens beitrug, lässt sich nicht wirklich klären. Sicher ist hingegen, dass das Wettrüsten des Kalten Krieges die Gefahr einer „Welt-Katastrophe“ in sich barg ( S. 83). Methode: Das Lied als historische Quelle Seite 89–91 Zur Bedeutung der vorgestellten Methode In Liedern spiegeln sich individuelle Gefühle und Haltungen, aber auch zeitspezifische soziale und politische Positionen. Deshalb sind Lieder als historische Quellen besonders wertvoll. Das Medium Musik macht die Auseinandersetzung mit Liedtexten für viele Schülerinnen und Schüler außerdem besonders attraktiv. Der Geschichtsdidaktiker Michael Sauer betont: Lieder sind eine im Geschichtsunterricht nur wenig genutzte Quellengattung. Dabei bieten sie besondere didaktische Vorzüge: Sie dokumentieren vor allem sozial-, alltags- und mentalitätsgeschichtliche Aspekte der Historie und zeigen häufig eine Perspektive von unten. Ihr emotionaler Gehalt, der sich besonders über die Musik vermittelt, lädt zur Auseinandersetzung mit historischen Positionen, Stimmungen, Meinungen und Wirkungsabsichten ein. Durch Hören und Singen von Liedern lassen sich Schülerinnen und Schüler für historische Themen motivieren. (Michael Sauer, Lieder im Geschichtsunterricht, in: Geschichte lernen 50 [1996], S. 4). Die methodische Arbeit mit Liedern erleichtert aufgrund der klaren Perspektivität, Direktheit und Authentizität der Quellenart den Zugang zu historischen Ereignissen. Sach- und Werturteile werden emotional formuliert und transportiert. Musik und Text verstärken gegenseitig die inhaltliche Botschaft. Beim Einsatz im Unterricht wird man den Liedern am besten gerecht, wenn man sie als zentralen Untersuchungsgegenstand in den Mittelpunkt stellt und von diesem Quellenpunkt ausgehend eine historische Kontextualisierung vornimmt. In der Eingangsphase des Unterrichts ist das Lied geeignet zur Illustration, zu Wecken von Problembewusstsein und als Ausgangspunkt zur Formulierung von Fragen. 17 Seite 90 Lösungsvorschläge für die Anwendungsaufgaben Analyse des Lieds „Russians“ von Sting • Schritt 1: Mögliche Assoziationen: empfindsam, klagend, traurig, bedrückend, düster • Schritt 2: Das Lied handelt von der angespannten Situation im Kalten Krieg. Amerika und die Sowjetunion stehen einander gegenüber, von den Drohungen Russlands scheint eine große Gefahr auszugehen. Titel: Russians. Text: Sting, Sergei Prokofiev. Produktion: Sting, Peter Smith. Entstehungsjahr: 1985. Zielgruppe: Das Lied richtet sich an ein globales, eher westlich orientiertes Publikum. Am Ende aller Strophen wird im Refrain die Hoffnung formuliert, dass auch die Russen ihre Kinder lieben und darum ihre Drohungen nicht wahrmachen würden. Genannt werden „Krushchev“ (1. Strophe), also Nikita Chruschtschow, der von 1958 bis 1964 Regierungschef der UdSSR war, sowie J. Robert Oppenheimer (2. Strophe), der als Vater der Atombombe gilt, und der US-Präsident Ronald Reagan (3. Strophe). In der zweiten Strophe wird betont, dass wir alle unabhängig von jeglicher Ideologie „dieselbe Biologie teilen“, dass wir alle Menschen sind. Sting plädiert für eine friedliche Beilegung des Konflikts, denn er ist sicher, es könne keinen „winnable war“ geben (3. Strophe). Die Musik passt gut zum Text, der ein trauriges und bedrohliches Thema behandelt. • Schritt 3: Mögliche Fragen: Wer war Chruschtschow und womit hat er gedroht? Wie sah das atomare Waffenarsenal der UdSSR bzw. der USA aus? Welche Rolle spielte Reagan? Literaturtipp: Rolf Steininger (2004): Der Kalte Krieg. Analyse des Liedes „Leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte“ der deutschen Hip-Hop-Band Freundeskreis • Schritt 1: Mögliche Assoziationen: verträumt, ruhig, traurig, bedrückend, empfindsam • Schritt 2: Liedtextanalyse Der Text thematisiert die „große“ Geschichte, die sich in der persönlichen Geschichte des Sängers widerspiegelt und geht dabei auf historische Ereignisse des ausgehenden 20. Jhs. ein. Titel: Leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte. Text und Produktion: Freundeskreis. Sänger: Max Herre. Entstehungsjahr: 1997. Zielgruppe: Das Lied richtet sich an ein deutschsprachiges Publikum; da der Refrain aber auf Englisch ist, kann auch eine globalere Zielgruppe angesprochen werden. Zeile „You’re just a part of it“: Schlüsselstelle. Jeder ist auf seine Weise Teil der „großen“, globalen Geschichte. Darum ist es wichtig, sich mit politischen und gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen. Historische Bezugnahmen: Militärputsch in Chile (1973), der sozialistische Präsident Salvador Allende wurde mit Unterstützung der USA gestürzt, die Militärs übernahmen unter General Pinochet die Macht. Der chilenische Sänger Victor Jara, Anhänger Allendes, der sich in seinen Liedern gegen den Kapitalismus und die USA gewandt hatte, wurde in den ersten Tagen nach dem Militärputsch gefoltert und ermordet. – „ABC-Schütze“ spielt auf die Situation im Kalten Krieg an, als sich die USA und die UdSSR mit ABC-Waffen gegenüberstanden. Europa wird als Schauplatz dieser Auseinandersetzung genannt. – Am 26. 04. 1986 ereignete sich in Tschernobyl (Ukraine) ein verheerendes nukleares Unglück. Zehn Jahre vorher hatte sich in Meda (Norditalien) ein Unfall in einer chemischen Fabrik ereignet (Sevesounglück). Im Lied wird kritisiert, dass die Chemieindustrie nach wie vor floriert und wir auf Kosten anderer Atomstrom nutzen. – Die irakische Regierung hatte im Jahr 1988 Giftgasangriffe auf die kurdische Bevölkerung in der Provinz Halabdscha durchgeführt. Die Waffen waren aus Deutschland gekommen. – „Talking ‘bout the revolution“ ist der bekannteste Song von Tracy Chapman, die diesen Song zum 70. Geburtstag des Anti-Apartheid-Aktivisten und späteren Präsidenten Nelson Mandela in London aufführte. • Schritt 3: Mögliche Fragen: Wie ist die aktuelle Lage in Kambodscha? Wird in Österreich bzw. in der EU auch heute noch Atomstrom genutzt? Welche aktuellen globalen Ereignisse wirkten bzw. wirken sich auf unser alltägliches Leben aus? Hinweis: Auf Kopiervorlage 2 (S. XX) finden Sie den Text Liedes „Leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte“. 18 6 Krieg ohne Ende – Kleine Geschichte des Kongo Transfer-Einheit zum Abschluss von Kapitel 2 Der Transfer-Abschnitt zeigt anhand eines kurzen historischen Längsschnittes „Geschichte des Kongo von der Kolonialzeit bis zur Gegenwart“, wie ein an Rohstoffen reiches Land durch europäische und internationale Einmischung in wirtschaftliche und politische Abhängigkeit gebracht und destabilisiert wurde. Die Einflussnahme ausländischer Mächte blieb auch nach dem Ende der 75 Jahre dauernden belgischen Kolonialherrschaft (1985–1960) bestehen. Der Kongo wurde zu einem Spielball der Mächtigen im Kalten Krieg und es kam zu bürgerkriegsartigen Zuständen. Die Unterstützung des autoritären Regimes von Diktator Joseph Mobutu durch den Westen prolongierte eine der korruptesten Diktaturen Afrikas. Nach Mobutus Entmachtung und Tod 1997 brach ein sechsjähriger Krieg aus, der 2002 offiziell beendet wurde. Dennoch ist der Kongo ist bis heute nicht befriedet und kommen die Gewinne aus den reichen Rohstoffvorkommen in erster Linie den Industrienationen und internationalen Konzernen zugute. 6.1 Die Kolonie Belgisch-Kongo bis zur Unabhängigkeit Seite 92/93 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Tabelle „Rechte der Weißen, Benachteiligung der Schwarzen“: Rechte der Weißen - höfliche Anrede per „Sie - durch Gesetze, die ein „Recht des Stärkeren“ postulieren, ermöglichter Landraub - Exekutieren eines grausamen Rechts, das Schwarze diskriminiert Benachteiligung der Schwarzen - Anrede mit „du“ - Ausgeliefertsein an ein Recht, das Weißen Gewalttaten, Demütigungen und Ermordung Schwarzer erlaubt - Verfolgung, Inhaftierung und Ermordung aus politischen Gründen 2 Mögliche Reaktionen der belgischen Würdenträger: Entrüstung, Rede wurden als Provokation, als rebellischer und „undankbarer“ Akt der schwarzen Bevölkerung empfunden 3 Sicht des Königs: Die Belgier waren „Kulturbringer“, sie brachten den Bewohnerinnen und Bewohnern des Kongos die „Zivilisation“ (Infrastruktur, medizinische Versorgung, Bildungseinrichtungen usw.) und förderten damit die „Entwicklung“ des Kolonialgebietes. Mögliche Wirkungen auf Afrikanerinnen und Afrikaner: Die Sichtweise des Königs könnte auf Ablehnung gestoßen sein, Ärger, Empörung und Zorn hervorgerufen haben, da die Kolonialzeit eine Zeit extremer Diskriminierung, Ausbeutung und Unterdrückung der Schwarzen war. 4 Mögliche Schlagzeilen: „Neubeginn im Kongo“, „Aufbruch nach 125 Jahren Unterdrückung“ 5 Der Film „Lumumba“ stützt sich im Wesentlichen auf den Dokumentarfilm „Lumumba – Der Tod des Propheten“ aus dem Jahr 1991, der ebenfalls von Raoul Peck produziert wurde. Viele Filmszenen sind historischen Fotografien und Filmaufnahmen detailliert nachempfunden. Link zum Filmheft: http://www.bpb.de/shop/lernen/filmhefte/34089/lumumba 6 Vergleich Originalrede, Filmversion: Raoul Beck hält sich bei der Darstellung der drei Parlamentsreden eng an das historische Vorbild. Lumumba zeigt durch seine Mimik und Körperhaltung während der Rede des belgischen Königs deutlich seine Verachtung, auch die Position von Staatspräsident Kasavubu, der sich bei den Belgiern bedankt, lehnt Lumumba ab. Er hält – mit großer Entschlossenheit – die letzte Rede und begrüßt nur seine Landsleute, nicht aber die Belgier. Der Film zeigt auch AfrikanerInnen, die Lumumbas Rede begeistert im Radio verfolgen und weiße ZuhörerInnen in ablehnender Haltung. Linktipps zur Originalrede: www.youtube.com/watch?v=DGdf7wX-E7g (Redeausschnitte) http://www.youtube.com/watch?v=rzPO4KQCZP8 (gesamte Rede) 19 6.2 Die nachkoloniale Ära Seite 94/95 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Wichtige Daten für eine Zeitleiste zur kongolesischen Geschichte: 14. Jh.: Gründung des Königreichs Kongo, eines der größten Staatswesen Afrikas 15.–19. Jh.: Portugiesen im Kongo 16. –19. Jh.: Briten und Niederländer als Kolonialherren; Kongolesen und Kongolesinnen als Sklaven bzw. Sklavinnen nach Amerika verbracht 1885: Der Kongo wird „Privatbesitz“ des belgischen Königs Leopold II. 1959: Unruhen in der Hauptstadt Léopoldville; Belgien zieht sich aus dem Kongo zurück. 30. Juni 1960: Der Kongo wird unabhängig. Kasavubu wird Staatspräsident, Lumumba wird Ministerpräsident. 1965: Militärputsch Mobutus, Errichtung einer Diktatur (1971–1997: Zaire) ab 1990: schrittweise Demokratisierung des Systems 1997: Ende der Diktatur Mobutus, Rebellenchef Laurent-Désiré Kabila wird neuer Präsident; Kongo-Krieg bis 2003 2006: Erstmals seit 1965 wird ein neuer Präsident gewählt: Joseph Kabila 2007–2009: Konflikt im Ostkongo, Vermittlung durch die UNO scheitert 2012: Im Human Development Index der Vereinten Nationen nimmt die Demokratische Republik Kongo den letzten (186.) Platz ein. Der Staat steht auf dem weltweiten Demokratieindex auf dem 155. von 167 Plätzen und wird der Kategorie „Autoritäres Regime“ zugeordnet. 2 Großbritannien, Portugal, Niederlande, Belgien (im 19. und 20. Jh. Kolonialmächte): wollen sich die Rohstoffe im Kongo sichern USA: Unterstützung der Diktatur Mobutus, Antikommunismus im Kalten Krieg Afrikanische Nachbarstaaten (Simbabwe, Angola, Namibia, Tschad, Sudan, Ruanda, Uganda, Burundi): Grenzkonflikte, Unterstützung von Rebellenbewegungen UNO: Sicherung des Friedens im Kongo und des Demokratisierungsprozesses 3 Als „Failed State“ ist der Kongo nicht in der Lage, eine funktionierende Infrastruktur im Land aufzubauen und zu erhalten; die Interessen der verschiedenen Gruppierungen im Land divergieren stark; viele Rohstoffvorkommen sind im Besitz ausländischer Investoren. 4 Mögliche Begriffe: Wut, Schmerz, Gewalt, Militär, Unterdrückung 5 Hintergrundinformation: Der Dokumentarfilm (im Original: „King Leopold’s Ghost“, USA 2006, 108 Minuten) von Pipa Scott zeigt den 125 Jahre währenden Kolonialterror im Kongo. Der Film basiert auf dem Buch von Adam Hochschild aus dem Jahr 2000. 20 Kopiervorlage 2 – Methode: Das Lied als historische Quelle Kopiervorlage 2 Seite 90 Freundeskreis Leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte [Intro] Viele Menschen schrecken zurück wenn sie „Geschichte“ hör‘n Geschichte ... Vier langweilige Stunden pro Woche in der Schule Oder was, das lange her ist oder immer ohne einen passiert [Part 1] 1973 – Geburtsjahr Wichtig für mich als auch geschichtlich Denn da wurde klar, dass die CIA 'ne Hure war Chile – Attentat, viele Tote, Allende starb Tragisch da tragender Mann der unidad popular C.I.A., Chile Ist Amerikanisch Victor Jara sang auf Spanisch, seine stimme mahnt dich Vergiss' die Toten nicht, vergiss' die Diktaturdespoten nicht 1973 Meine Mutter presste, gebar und liebt mich Trägt mich an der Brust, stillt und wiegt mich Indes 'ne Mutter mit Sohn in Kambodscha den Schuss zu spät sah Er wär' wie ich jetzt 23 [Hook] You're just a part of it So get to the heart of it Cause if you don't go You won't know You're just a part of it So get to the heart of it Cause if you don't go You're never ever, never ever gonna know [Part 2] Ich war ein ABC-Schütze in der Zeit um '80 Man las von ABC-Geschützen in der Zeitung, ein Streit entfacht sich Und Europa gewählt als Schlachtfeld um die Macht auf der Welt Euer Opa dacht' vielleicht an damals, als auch er sich auf die Straße stellt '83, Angst macht sich breit, drei Jahre später Tschernobyl Seveso sowieso, weh' dem, der noch Atomstrom will Kennt ihr die Bilder der missbildeten Babys durch Chemie? Kennt ihr die Villen der Millionäre aus der Industrie? Wir spielten draußen Fußball als der erste Regen kam Es ist ein Zufall, dass wir aus 'ner anderen Gegend war'n? Ich denk' an Kurdistan, Halabdscha, in mir bricht 'was Nach 'nem halben Jahrhundert tötet wieder deutsches Giftgas [Hook] 21 Wir war'n 18, Antifas mit Intifada-Schal und Armyparka Andi war's, der in der Nacht an die Wand in der Schule malte Nein, gemeint die Intervention im Irak Die in der Tat viele Menschen mit dem Leben zahlten Andi sei Kroate, der sein Land verrate, meint sein Vater Weil er lieber sprühte als mit Handgranaten töten übte Nur uns're Herzen glühten für die Riots in US-Städten Uns're Wunderkerzen glühten für Asyl auf Lichterketten Und als ob sie's wichtig hätten, unter uns die Brandstifter auf Wählerfang Ich weiß was Tracy Chapman für Mandela sang „Talkin' 'bout the revolution“ Leg' dein Ohr auf die Schiene der Geschichte [Hook] [Bridge] Anything is connected to anything Is connected to anything, is connected to anything Cause you is all and all is you Is you is all is all is you is all Anything, anything, anythiAnnotateng Zit. nach: http://rapgenius.com/Freundeskreis-leg-dein-ohr-auf-die-schiene-der-geschichte-lyrics (Oktober 2013) 22