Mitten im Strom soll man die Pferde nicht wechseln

Transcrição

Mitten im Strom soll man die Pferde nicht wechseln
Wolfgang Mieder
„Mitten im Strom soll man die Pferde nicht wechseln“
Zur Geschichte eines deutsch-amerikanischen Sprichworts
Abstract
While scholars have thus far primarily concerned themselves with the linguistic
borrowing of individual words between the German and Anglo-American languages,
there clearly are also examples of proverbs that are taken over from one linguistic
culture to the other. This is certainly the case with the proverb-pair "Mitten im Strom
soll man die Pferde nicht wechseln / Don't swap horses in the middle of the stream." Until now it has
been assumed that the proverb originated with Abraham Lincoln, but it is more
likely that German immigrants of the first half of the nineteenth century carried the
not particularly well known proverb to America with them. After Lincoln employed
it in English translation in 1864 during his reelection campaign, the proverb became
very popular in the United States. As can be seen from numerous contextualized
references found in the German mass media, the English version of the proverb has
now been "reborrowed" into the German language by way of loan translations. Both
lexicographers and paremiographers have now registered it as a German proverb,
usually with reference to Lincoln. By now it has gained an impressive currency in
German political rhetoric, just as it continues to be used in American political speech
or whenever an argument is being made against change in any type of leadership.
0.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Einleitung
Lehnsprichwörter
Abraham Lincolns Rolle
Amerikanische Belege
Deutscher Frühbeleg
Lexikographische Erfassung
Belege aus den Massenmedien
Literatur
0. Einleitung
Das Interesse an Wortentlehnungen aus dem Angloamerikanischen hat eine
wahre Flut an wissenschaftlichen Untersuchungen und Wörterbüchern hervorgebracht, die sich jedoch fast ausschließlich mit Einzelwörtern befassen (vgl.
Yang 1990, Brinkmann et al. 1992, Busse 1993, Fink 1997, Fink et al. 1997,
Glahn 2000, 171, Plümer 2000). Kaum beachtet hat man dabei, dass selbstverständlich auch Phraseologismen als englische Entlehnungen oder als deutsche
Lehnübersetzungen aufgegriffen worden sind. Das gilt selbst für das eigentlich
sehr gründlich zusammengestellte dreibändige Anglizismen-Wörterbuch (vgl. Cars-
W. Mieder, „Mitten im Strom soll man die Pferde nicht wechseln“
107
tensen / Busse 1993-1995, Bd. 1, 41*-43*, 73*), wo nur sehr wenige formelhafte
Ausdrücke verzeichnet sind. Allerdings hat Broder Carstensen in seinen Publikationen in aller Kürze hin und wieder auf eingedeutschte angloamerikanische
Lehnwendungen hingewiesen (vgl. Carstensen / Galinksy 1963, 23, Carstensen
1965, 248-252). Jedoch dreht es sich immer wieder nur um einige Beispiele, wie
etwa das Beste aus etwas machen (to make the best of something), im gleichen Boot sitzen (to be in
the same boat) (vgl. Peil 1986, Mieder 1995a, 140-159, Mokienko 1997), grünes Licht
geben (bekommen) (to give [get] the green light), die Schau stehlen (to steal the show), (rund um die
Uhr (round the clock) (vgl. Heydel 1973, Carstensen 1977) und eine gute Zeit haben (to
have a good time). Immerhin hat Martin Lehnert solchen angloamerikanischen
Lehnwendungen ein kleines Kapitel gewidmet (1990, 125-131), doch fehlen
auch hier detaillierte diachronische und synchronische Belege zu den einzelnen
Phraseologismen. Was den phraseologischen Einfluss der deutschen Sprache auf
das Angloamerikanische betrifft, so ergibt sich ein ebenso unzufriedenstellendes
Bild. Wieder hat man sich vor allem mit Entlehnungen einzelner Wörter befasst, und an phraseologische Einheiten scheint man dabei nicht gedacht zu
haben.
1. Lehnsprichwörter
Mit Bezug auf Satzphraseme, und zwar speziell Sprichwörter, sieht die Lage
noch schlimmer aus. So gibt es nur sehr wenige Einzeluntersuchungen zu angloamerikanischen Sprichwörtern, die im Deutschen als Lehnübersetzungen
existieren, und der Weg von deutschen Sprichwörtern in die englische Sprachwelt ist ebenfalls kaum erforscht worden. Immerhin ist es mir gelungen, für die
im Englischen gängigen Sprichwörter Don't throw the baby out with the bath water und
The apple doesn't fall far from the tree an Hand von zahlreichen Belegen nachzuweisen,
dass diese auf die deutschen Sprichwörter Man muß das Kind nicht mit dem Bade
ausschütten und Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm zurückgehen (Mieder 1993, 193224, Mieder 2000a, 109-144). Lexikographen und Parömiographen haben bisher
kaum auf diesen deutsch-englischen Sprichwortaustausch geachtet. Vielmehr
hat man sich damit zufriedengestellt, für zweisprachige Wörterbücher und
Sprichwörtersammlungen äquivalente Sprichwörter zu verzeichnen. Vergessen
hat man dabei gerade die angloamerikanischen Sprichwörter, die seit dem
Zweiten Weltkrieg im Deutschen auf dem Wege der Lehnübersetzung so geläufig geworden sind, dass sie als neue deutsche Sprichwörter zu gelten haben und
gelegentlich den herkömmlichen Äquivalenten Konkurrenz machen (vgl. Mieder 1999b, 25-29).
Sprichwörtliche Lehnübersetzungen sind natürlich nichts Neues. Viele
klassische, biblische und mittellateinische Sprichwörter sind auf diesem Wege
in die Volkssprachen gelangt, so dass man in der Tat von einer beachtlichen
108
ZGL 33. 2005, 106-124
Anzahl von „Lehnsprichwörtern“ sprechen kann (vgl. Seiler 1921-1924, Taylor
1931, 43-52, Röhrich / Mieder 1977, 37-40). Wie verwickelt die Ermittlung
solcher internationalen Entlehnungsprozesse ist, wenn man historische, geographische und sprachkulturelle Details einbezieht, haben zwei finnische Studien an Hand zahlreicher europäischer Belege aufgezeigt (Tallgren-Tuulio 1932,
Kuusi 1994). Nur sollte die Erforschung der Lehnsprichwörter sich nicht lediglich mit älteren Kulturepochen befassen, denn moderne Entlehnungen sind
wegen der stets anwachsenden europäischen und globalen Bedeutung des Englischen verstärkt zu beobachten. Durch die breite interkulturelle, sozialpolitische
Kommunikation in der Europäischen Gemeinschaft entwickeln sich neue gemeineuropäische Sprichwörter, die besonders durch die große Macht der Massenmedien ihre Verbreitung finden. Das gemeinsame Haus Europa wird in
Zukunft auch zu innovativen völkerverbindenden Sprichwörtern führen (vgl.
Mieder 1999a, 961-962).
Die angloamerikanische lingua franca führt inzwischen in der Werbung, der
Presse und der Literatur zur Aufnahme englischsprachiger Sprichwörter, die
teilweise ohne Übersetzung in Texte eingebaut werden, wie etwa First things first,
Winning isn't everything, Nobody is perfect, Time is money und My home is my castle. Dabei
hätte man für das zuletzt genannte Sprichwort eigentlich das seit Jahrhunderten
im Deutschen umlaufende äquivalente Rechtssprichwort Mein Haus ist meine Burg
wählen können (Mieder 1975, 77-78). So zeigt sich selbst im Gebrauch von
Sprichwörtern die unnötige Tendenz, dass identische englische Texte tradierte
deutsche Sprichwörter verdrängen.
Das auffallendste Beispiel dafür ist heute die sich ständig ausbreitende Verwendung des Lehnsprichwortes Der frühe Vogel fängt den Wurm, wobei es sich um
eine wörtliche Übersetzung des seit dem sechzehnten Jahrhundert gängigen
englischen Sprichwortes The early bird catches the bird handelt. Dies ist umso erstaunlicher, da bis jetzt als deutsches Äquivalent das gleichfalls sehr populäre
Sprichwort Morgenstunde hat Gold im Munde gegolten hat (Mieder 1997a). Im Prinzip bestand also absolut keine Notwendigkeit für diese Lehnübersetzung, und
dennoch lassen sich bereits so viele Belege für Der frühe Vogel fängt den Wurm
nachweisen, dass man langsam von einem neuen deutschen Sprichwort sprechen kann (Mieder 2004a). Andere angloamerikanische Sprichwörter, die als
deutsche Lehnübersetzungen einen erheblichen Bekanntheitsgrad erreicht haben, so dass sie als deutschsprachige Lehnsprichwörter betrachtet werden können, sind u. a.: Zum Tango gehören zwei / It takes two to tango (Mieder 1985, 151-154),
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte / A picture is worth a thousand words (Mieder 1992,
191-201 [deutsch], Mieder 1993, 135-151 [englisch]), Nur ein toter Indianer ist ein guter
Indianer / The only good Indian is a dead Indian (Mieder 1995b, 165-174 [deutsch], Mieder 1997b, 138-159 [englisch]), Man soll nicht alle Eier in einen Korb legen / Don't put all
your eggs into one basket (Mieder 2004c), Ein Apfel pro Tag hält den Arzt fern / An apple a
day keeps the doctor away, Das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite des Zaunes / The
W. Mieder, „Mitten im Strom soll man die Pferde nicht wechseln“
109
grass is always greener on the other side of the fence und Gute Zäune machen gute Nachbarn /
Good fences make good neighbors (zu diesen drei Sprichwörterpaaren vgl. Mieder
2004b). Mein internationales Sprichwortarchiv hier an der Universität von
Vermont (Burlington) enthält für all diese Lehnübersetzungen gut zwei Dutzend Belege aus dem letzten Viertel des zwanzigsten Jahrhunderts, was einen
gewissen Bekanntheits- und Verbreitungsgrad unter Beweis stellt. Es kommt
sogar bereits zu sprachspielerischen Varianten dieser neuen Sprichwörter, und
so dürfte es gerechtfertigt sein, diese deutschsprachigen Texte als akzeptierte
Sprichwörter in Wörterbüchern und Sprichwörtersammlungen zu registrieren.
Geschieht dies nicht, so hinken die Lexikographie sowie die Parömiographie
weiterhin der volkssprachlichen Realität hinterher (Doyle 1996). War es noch
vor rund fünfundzwanzig Jahren sehr schwierig, das notwendige Beleg- bzw.
Beweismaterial für die Sprichwörtlichkeit solcher Lehnübersetzungen zu
erbringen, lassen sich die Belegtexte heutzutage durch Datenbanken und mit
Hilfe des Computers bedeutend schneller und in größerer Anzahl ermitteln.
2. Abraham Lincolns Rolle
Doch was hat all dies nun mit dem Sprichwörterpaar Mitten im Strom soll man die
Pferde nicht wechseln / Don't swap horses in the middle of the stream zu tun, und inwiefern
dreht es sich hier um ein deutsch-amerikanisches Sprichwort? Ganz allgemein
sei festgestellt, dass man in Deutschland sowie in Amerika vorwiegend der
Meinung ist, dass es sich ursprünglich um eine von Abraham Lincoln (18091865) geprägte Aussage handelt, die durch die bis heute andauernde Beliebtheit
dieses großen Präsidenten zum Sprichwort geworden ist. Vor dem Ausspruch
von Lincoln ist das Sprichwort im Angloamerikanischen nicht (und auch nicht
im Deutschen) belegt, obwohl ohne Beweisführung behauptet worden ist, dass
es bereits um 1840 in Amerika im Umlauf war (vgl. Funk 1948, 139, Carruth /
Ehrlich 1988, 120, Rees 1993, 232). Auf jeden Fall ist es absolut falsch, wenn
Gerhard Hellwig in seinem Buch der Zitate die Variante Man wechselt das Pferd nicht im
Strom als „Englisches Sprichwort“ identifiziert (Hellwig 1981, 306), denn in das
britische Englisch ist das Sprichwort Don't swap horses in the middle of the stream eindeutig über das amerikanische Englisch gelangt, und zwar erst nachdem es
durch Lincoln populär geworden ist. Sicher ist jedoch, was Abraham Lincolm
am 9. Juni 1864 geantwortet hat, als Vertreter der National Union League ihn
auf dem Parteitag in Baltimore (Maryland) ermunterten, mitten im Bürgerkrieg
zum zweiten Mal für das Präsidentenamt zu kandidieren. Mit typischer Humilität sagte Lincoln Folgendes:
I can only say, in response to the kind remarks [...], that I am very grateful for the
renewed confidence which has been accorded to me, both by the [political] convention and by the National Leage. I am not insensible at all to the personal compli-
110
ZGL 33. 2005, 106-124
ment there is in this; yet I do not allow myself to believe that any but a small portion of it is to be appropriated as a personal compliment. The convention and the
nation, I am assured, are alike animated by a higher view of the interests of the
country for the present and the great future, and that part I am entitled to appropriate as a compliment is only that part which I may lay hold of as being the opinion
of the convention and of the League, that I am not entirely unworthy to be intrusted with the place I have occupied for the last three years. I have not permitted
myself, gentlemen, to conclude that I am the best man in the country; but I am reminded, in this connection, of a story of an old Dutch farmer, who remarked to a
companion once that "it was not best to swap horses when crossing streams." (Basler 1953, Bd. 7, 383-384)
Dieser Text erschien einen Tag später, am 10. Juni 1864, in der New Yorker
Times, Herald, and Tribune, und natürlich verbreitete sich diese Aussage durch die
Presse im ganzen Land. Sie wird bis heute in den vielen Büchern über Lincoln
wiederholt, und selbstverständlich steht sie in den zahlreichen Zitaten- und
Sprichwörtersammlungen. Allerdings wird dabei meist sehr bald, wohl der
lexikographischen Kürze halber, ein äußerst wichtiger Satzteil von Lincolns
kurzer aber berühmt gewordener Ansprache unterschlagen. Der ehrliche Lincoln, im Volksmund als „honest Abe“ bekannt, hatte doch ausdrücklich darauf
hingewiesen, dass seine Verwendung des Sprichwortes auf „a story of an old
Dutch farmer“ zurückgeht. Von einer Erfindung des metaphorischen Sprichwortes seitens Lincoln kann eigentlich nicht die Rede sein. Hätte also der Altmeister der internationalen Sprichwörterforschung Archer Taylor diesen Text
vor sich gehabt, so hätte er folgende Bemerkung in seinem klassischen Buch
über The Proverb eindeutiger formulieren können: "Lincoln said, Don't swap horses
in the middle of a stream. It is generally believed that he was inventing the proverb,
although it is possible that he was merely using one that was already current"
(Taylor 1931, 37). Bemerkt sei jedoch, dass Lincoln durchaus die rhetorische
Gabe hatte, sentenzenhaft und formelhaft zu formulieren. Etliche seiner prägnanten Aussagen sind im Angloamerikanischen längst sprichwörtlich geworden, und meine Untersuchung der acht Bände der Complete Works of Abraham
Lincoln hat den wortkargen Präsidenten als sprichwortreich erwiesen (Mieder
2000b, bes. 34-35).
Eindeutig steht fest, dass Lincoln dem anscheinend in seinem Land noch
nicht sehr gängigen Sprichwort des „old Dutch farmer's“ tüchtig auf die Sprünge geholfen hat. Bereits am 26. August 1864 schreibt zum Beispiel William
Heartsill, Soldat in der Confederate Army, über seine in der Klemme sitzende
Truppe in sein Tagebuch: "But this is no time for `Swapping horses.' This little
squad must get out of here, and that quick" (Wiley 1954, 215). Dabei handelt es
sich lediglich um eine Anspielung auf das Sprichwort, vielleicht ein Zeichen
dafür, dass es im Volksmund zum Teil schon vor Lincoln bekannt war oder
eben durch Lincoln geläufiger geworden ist. Der Umstand, dass Heartsill das
nur andeutungsweise benutzte Sprichwort in Gänsefüßchen zitiert, könnte ein
W. Mieder, „Mitten im Strom soll man die Pferde nicht wechseln“
111
Hinweis darauf sein, dass er ironisch auf den großen Feind Lincoln der Union
Army anspielt.
3. Amerikanische Belege
Es tut nichts zur Sache, hier nun die gut hundert Belege folgen zu lassen, die ich
in amerikanischen Zeitungen, Zeitschriften und Büchern aufgefunden habe.
Das Sprichwort lebt, und zwar oft mit direktem Bezug auf Abraham Lincoln
als Urheber der darin ausgedrückten Weisheit. An die Stelle des "old Dutch
farmer's" ist Abraham Lincoln gerückt, und seit 1864 hat es kaum einen amerikanischen Präsidenten gegeben, der sich im Wahlkampf zur zweiten Amtsperiode nicht auf Lincoln und „sein“ Sprichwort bezogen hätte. Das gilt ganz besonders für die großen Präsidenten zur Zeit der beiden Weltkriege. So wurde
das Sprichwort zum Slogan während des Wahlkampfs von Woodrow Wilson
im Jahre 1916, der mit dem Lied Never Swap Horses When You're Crossing A Stream
(1916) von Harold Robe (Text) und Jesse Winne (Musik) angeheizt wurde.
Franklin D. Roosevelt benutzte es als Parole in seinen Wahlkämpfen in 1936
und 1940 (Shankle 1941, 44-45, Woods 1945, 38, Safire 1978, 181, Busch 1999).
Im einmaligen dritten Wahlkampf Roosevelts gegen Wendell Lewis Willkie
gaben die Demokraten gar eine 23seitige Broschüre mit dem als Leitmotiv
verwendeten Titel You Will Decide: Is It Time To Change Horses? (Anonym 1940)
heraus. Dabei spielt es keine Rolle, dass Wilson und Roosevelt im Gegensatz zu
dem Republikaner Lincoln Demokraten waren. Ein „Lincoln-Wort“ zur rechten Zeit ist immer gut am Platz!
Heute, mit dem bedauernswerten Abbau der Kulturmündigkeit, scheint
der Name Lincolns immer weniger im Zusammenhang mit dem Sprichwort
aufzutauchen. Das bekannte Dictionary of Cultural Literacy (1988) erwähnt Lincoln
überhaupt nicht mehr: "swap (switch) horses in midstream To change leaders or adopt
a different strategy in the middle of a course of action" (Hirsch / Kett / Trefil
1988, 77). So verselbständigt sich das Sprichwort wieder und kehrt zum anonymen Volksmund zurück. Lincoln's exakter Formulierung It was not best to swap
horses when crossing streams fehlte es sowieso an Prägnanz und Rhythmus, um formelhaft in den Volksmund überzugehen. So überrascht es kaum, dass Lincolns
Aussage, beruhend auf einem Sprichwort eines „old farmer's“, in zahlreichen
Varianten volksläufig geworden ist, wie etwa Don't change horses in the middle of the
stream, Don't change horses crossing a stream, Don't change your horse in the middle of the stream if
you want to keep your trousers dry, Don't swap horses crossing a stream, Don't swap horses in the
middle of the road, Don't swap horses in the middle of the stream und It's no time to swap horses
when you are in the middle of the stream (Mieder / Kingsbury / Harder 1992, 311). Am
bekanntesten dürften die Varianten Don't swap horses in the middle of the stream und
neuerdings auch Don't change (swap/switch) horses in midstream sein, und als solche
112
ZGL 33. 2005, 106-124
gehören sie zweifelsohne zu dem parömiologischen Minimum der angloamerikanischen Sprache.
4. Deutscher Frühbeleg
Doch was hat es nun mit diesem „old Dutch farmer“ auf sich, und welche
deutsch-amerikanischen Zusammenhänge gibt es betreffs des Sprichwörterpaares Mitten im Strom soll man die Pferde nicht wechseln / Don't swap horses in the middle of the
stream? Meine zahlreichen holländischen Sprichwörtersammlungen enthalten
keinen Beleg, und mein Kollege H.L. Cox (Bonn), großer Kenner der niederländischen Sprach- und Sprichwörterforschung, teilte mir auf meine Anfrage
hin am 29. November 2002 brieflich Folgendes mit: „In meiner Belegsammlung
findet sich weder ein historischer noch synchroner Beleg für das Sprichwort 'It
was not best to swap horses when crossing streams'. Ich habe vorsichtshalber
noch mal die Lemmata Pferd und wisselen im 29bändigen 'Woordenboek der
Nederlandsche Taal', Harrebomée und Wander durchgesehen und auch dort
weder einen 1:1 Beleg noch ein synonymes Sprichwort gefunden.“ Außer dem
vielbändigen niederländischen Wörterbuch hatte ich all diese Nachschlagewerke ebenfalls durchgeschaut, ganz besonders selbstverständlich das dreibändige
historisch aufgebaute Spreekwoordenboek der Nederlandsche Taal (1858-1870, Nachdruck 1980) von Pieter Jacob Harrebomée. Und auch in Karl Friedrich Wilhelm Wanders fünfbändigem Deutschem Sprichwörter-Lexikon (1867-1880, Nachdruck 1964) hatte ich es gleichfalls nicht finden können. Doch sagt nicht die
Bibel bereits sprichwörtlich „Suchet, so werdet ihr finden“ (Matthäus 7:7)?
Weiß der Teufel, um einmal redensartlich zu bleiben, wie H. L. Cox und ich
als sachkundige Parömiologen den Beleg in Wander übersehen haben, doch vor
etwa einem halben Jahr habe ich es einfach noch einmal versucht, und siehe da,
Wander hat in der Tat einen Beleg! Übrigens existieren die fünf gewaltigen
Bände Wanders nun auch abrufbar auf einer einzigen CD, und da habe ich das
Sprichwort vor knapp einem Monat auf Anhieb gefunden. Wanders Beleg
lautet folgendermaßen:
Mitten im Strom kann man die Pferde nicht umspannen.
Gegen einen Wechsel der ausführenden Kräfte (Diener, Beamte) zur Unzeit.
(Wander, IV, Sp. 922, Nr. 22)
Interessanter- und bedauerlicherweise gibt Wander in diesem Fall keine Belege
aus früheren Sprichwörtersammlungen. Auch fühlt er sich genötigt, eine kurze
Erklärung hinzuzufügen, was darauf hinausläuft, dass dieser große Kenner des
deutschsprachigen Sprichwörterrepertoires der offensichtlichen Meinung ist,
dass das Sprichwort nicht besonders volksläufig ist. Aber woher hat Wander
dann den Text? Aus den verschiedenen Vorworten zu den einzelnen Bänden
W. Mieder, „Mitten im Strom soll man die Pferde nicht wechseln“
113
geht hervor, dass er nicht nur aus zahlreichen Sammlungen sondern auch direkt
aus der mündlichen Volksüberlieferung geschöpft hat. Exzerpiert und gesammelt hat er jahrzehntelang, und seit 1862 saß er an der endgültigen Ausarbeitung seiner fünf Bände. Drei Jahre, von 1873 bis 1876, hat er allein dazu gebraucht, um den vierten Band endgültig für den Druck vorzubereiten, der dann
mit dem Sprichwort Mitten im Strom kann man die Pferde nicht umspannen im Dezember 1876 erschienen ist. Gleichgültig wann Wander den Text in sein Manuskript aufgenommen hat, es muss vor 1877 gewesen sein.
Damit aber wäre eine Lehnübersetzung aus dem Amerikanischen möglich
und denkbar. Der liberale Wander war Amerikaenthusiast, musste er doch
1850/51 vor der konservativen deutschen Politik auf ein Jahr in die Vereinigten
Staaten fliehen. Kaum zurückgekehrt veröffentlichte er seinen AuswanderungsKatechismus. Ein Rathgeber für Auswanderer (1852), womit er vielen Zeitgenossen den
Weg in die Freiheit ebnete. Sicherlich hat er Zeit seines Lebens das Interesse an
den amerikanischen Zuständen aufrechterhalten, und so überrascht es nicht,
dass der Name Abraham Lincolns dreimal im Zusammenhang folgender
Sprichwörter und Redensarten in seinem Sprichwörter-Lexikon auftritt (auffindbar
durch die CD der digitalen Bibliothek!): Es sind keine holes für neue pegs (II, Sp. 738,
Nr. *4; mit einem Beleg aus einer amerikanischen Zeitung aus dem Jahre
1863!), Gütig gegen alle, ungerecht gegen keinen (V, Sp. 1390, Nr. *2; Die Inschrift an
dem Denkmal des Präsidenten Lincoln, Union Square, Neuyork, lautet: Charity
to all, with malice to none), und auch die Variante Allen wohltun und keinem wehe (V, Sp.
345, Nr. 1; Charity to all with malice to none. So lautet der Sinnspruch am Denkmal
des Präsidenten Lincoln, das sich auf dem Unions-Square in Neuyork befindet).
Interessant ist ebenfalls noch Wanders längere Erklärung für die Redensart Er
ist ein Schneider (IV, Sp. 302, Nr. *89; Ein hagerer, schmächtiger Mensch. Oft
heißt es noch: Er war ein Schneider. Dennoch war Johnson Vicepräsident der
Vereinigten Staaten und wurde nach Lincoln's Ermordung wirklicher Präsident. [...]). „Wander weiß also gut Bescheid über Lincoln, seine Ermordung,
seinen Nachfolger usw. So ist nicht auszuschließen, dass er auch irgendwo eine
Pressenachricht von Lincolns kurzer Rede vom 9. Juni 1864 aufgefangen hat,
die ihn zu der nicht ganz exakten Lehnübersetzung Mitten im Strom kann man die
Pferde nicht umspannen geführt hat.
Möglich ja, aber meiner Meinung nach nicht wahrscheinlich. Wie aus den
soeben erörterten Lincoln-Belegen hervorgeht, ist Wander durchaus willens,
den Namen Lincolns zu erwähnen. Es bestand aber absolut kein Grund, diesen
nicht auch im Falle des „Pferde“-Sprichwortes ins Spiel zu bringen, wenn es
sich tatsächlich um eine Lehnübersetzung handelte. So wird es aber nicht gewesen sein, und Wander hat den Text aus der deutschen Volkssprache aufgegriffen. Enttäuschend bleibt jedoch nach wie vor, dass Wander bis zur Mitte des
zwanzigsten Jahrhunderts den bisher einzigen Beleg liefert! Selbst Wernher
Gorbrachts Sprichwörter und Redensarten vom Pferd (1978) enthält das Sprichwort
114
ZGL 33. 2005, 106-124
nicht. Ich habe Dutzende von Sprichwörtersammlungen durchgeschaut, auch
Klaus Rothers große Dialektsammlung Die schlesischen Sprichwörter und Redensarten
(1928, Nachdruck 1984) aus der Heimat Wanders, doch all meine detaillierten
Nachforschungen blieben ohne Ergebnis.
Doch nun wirklich zu dem „old Dutch farmer“! Wenn Wander das Sprichwort tatsächlich aus dem Volksmund aufgegriffen hat, dann besteht die Möglichkeit, dass deutsche (nicht holländische) Auswanderer dieses scheinbar nicht
stark verbreitete Sprichwort mit nach Amerika genommen haben. Dort aber
hat Abraham Lincoln es aus einer Geschichte eines alten deutschen Bauern
aufgeschnappt, denn die Bezeichnung „Dutch“ galt im frühen Amerika und
teilweise auch heute noch für „Deutsche“ schlechthin. So spricht man bekanntlich immer noch von den „Pennsylvania Dutch“ (auch Pennsylvania Germans),
und auch mein guter Schwiegervater, selbst Immigrantensohn aus Emden,
nannte mich zuweilen „the Dutchman“ und wußte selbstverständlich nur zu
gut, dass ich nicht Holländer bin. Diese „Dutch“-Bezeichnung für deutsche
Einwanderer ist linguistisch leicht erklärbar durch die falsche Aussprache von
„Deutsch“ (Cassidy / Hall 1991, Bd. 2, 241-242, Lighter 1994, Bd. 1, 682-683).
Und so dürfte es sich im Falle Lincolns tatsächlich um einen deutschsprachigen
Bauern gehandelt haben, dessen regional begrenztes Sprichwort, ins Englische
lehnübersetzt und von Lincoln aufgegriffen, einen tollen Erfolg im Land der
unbegrenzten Möglichkeiten verzeichnen konnte. All dies ist durchaus möglich
und meiner Meinung nach sogar wahrscheinlich.
5. Lexikographische Erfassung
Und wie kommt es nun, dass sich das mehr oder weniger im deutschen Sprachraum vergessene Sprichwort in den letzten Jahrzehnten wieder eingestellt hat,
und das mit erheblicher Frequenz, die ganz wie in Amerika nun auch in
Deutschland sowie Österreich und Schweiz einen allgemeinen Verbreitungsund Bekanntheitsgrad erkennen lässt? Die Antwort auf diese Frage hängt mit
den modernen Entlehnungsprozessen zusammen, die die angloamerikanische
Sprache als internationale lingua franca mit sich bringt, und zwar, wie bereits
gezeigt, nicht nur auf dem Gebiet einzelner Lexeme sondern eben auch im
Bereich der Redensarten und Sprichwörter. Im Falle des Sprichwörterpaares
Mitten im Strom soll man die Pferde nicht wechseln / Don't swap horses in the middle of the stream
handelt es sich demnach um ein ursprünglich deutsches Sprichwort, das ins
amerikanische Englisch lehnübersetzt wurde, im Angloamerikanischen dann
eine große Verbreitung erreichte, und das nun als eine Art Rückübersetzung
wieder ins Deutsche gelangt und seine ihm gebührende Volksläufigkeit erfährt.
In der Tat halten viele deutsche Sprachteilnehmer diese ehemals deutsche
Volksweisheit als ein auf Lincoln zurückgehendes neues deutsches Lehn-
W. Mieder, „Mitten im Strom soll man die Pferde nicht wechseln“
115
sprichwort, und so könnte man von einem Primär- und Sekundärursprung
dieses Sprichwortes sprechen. Der eigentliche Ursprung ist deutsch, der zweite
Ursprung amerikanisch, und diese Lehnübersetzung zurück in die deutsche
Sprache ist so erfolgreich verlaufen, dass das Sprichwort heute auch im Deutschen ungemein populär ist.
Dass dem so ist, das zeigt einmal die neuere lexikographische und parömiographische Erfassung des „neuen“ Lehnsprichwortes. Dabei beziehen sich die
Zitatensammlungen seit den 1970er Jahren ganz spezifisch auf Abraham Lincoln, allerdings mit der falschen Aussage, dass er das Sprichwort vor dem Kongress in Washington (es war in Baltimore) ausgesprochen hätte:
Lincoln, Abraham, 16. Präs. der USA (1809-65)
Am besten wechselt man Pferde nicht während einer Flußüberquerung. (One does
not change horses in midstream.) – Dieser Ausdruck (Juni 1864) spielte eine große
Rolle während des Wahlkampfes Roosevelt-Willkie (1940).
(Kirchberger 1977, 239)
LINCOLN
Sorge um die kommende Entwicklung schwingt in seinen Worten
Es ist nicht gut, mitten im Strom die Pferde zu wechseln,
It is not best to swap horses while crossing the river,
die er am 9.6.1864, ein knappes Jahr vor seiner Ermordung, in einer Rede vor dem
Kongreß sprach.
(Böttcher / Berger / Krolop / Zimmermann 1981, 535)
Es ist nicht gut, mitten im Strom die Pferde zu wechseln.
Oft ist es mit Gefahren, zumindest aber mit Reibungsverlusten verbunden, wenn
man ein eingespieltes Team durch ein anderes ersetzt, bevor ein angestrebtes Ziel erreicht ist. Als Warnung vor diesen Risiken dient dieses Zitat, das aus einer Rede des
amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln vor dem Kongress (1864) stammt: It
is not best to swap horses while crossing the river („Es ist nicht das beste, die Pferde zu wechseln, solange man den Fluss überquert“).
(Scholze-Stubenrecht 1993, 242; identisch auch in Alsleben / Mülverstedt / ScholzeStubenrecht 2002, 206)
Überraschenderweise fehlt das Zitat in Georg Büchmanns Geflügelten Worten
(1995), wo nicht eine der sentenzenhaften Aussagen Lincolns verzeichnet ist.
Dafür aber erscheint die Variante Mitten im Strom kann man die Pferde nicht wechseln
ohne jeglichen Kommentar als deutsches (!) Sprichwort in Horst und Annelies
Beyers Sprichwörterlexikon (1984, 567), was zu erkennen gibt, dass diese beiden
Leipziger Parömiographen Mitte der achtziger Jahre nicht an der Sprichwörtlichkeit dieser so eingängigen Feststellung zweifelten. Da sie keine Quellenbelege bieten, ist leider nicht klar, ob sie hier nun das ursprünglich aber nur bei
Wander belegte deutsche Sprichwort in einer Variante anführen, oder ob sie es
durch den Einfluss der Lehnübersetzung aus dem Amerikanischen kennen.
116
ZGL 33. 2005, 106-124
Auf jeden Fall hält der damals noch in der DDR lebende Schriftsteller
Wolf Biermann (geb. 1936) das Sprichwort für recht bekannt, denn die Einführungsformel „es heißt“ am Anfang seines Gedichts Frage und Antwort und Frage
(1968) weist eindeutig auf den Sprichwortcharakter der folgenden Aussage hin:
Es heißt: Man kann nicht mitten im Fluß die Pferde wechseln
Gut. Aber die alten sind schon ertrunken.
Du sagst: Das Eingeständnis unserer Fehler nütze dem Feind
Gut. Aber wem nützt unsere Lüge?
Viele sagen: Auf die Dauer ist der Sozialismus gar nicht vermeidbar
Gut. Aber wer setzt ihn durch?
(Biermann 1968, 18)
Woher kennt Biermann bereits in den sechziger Jahren das Sprichwort? Hat es
doch unterschwellig hier und da im deutschen Sprachgebrauch seit mindestens
dem neunzehnten Jahrhundert weitergelebt? Biermanns Integrationsweise des
Sprichwortes lässt diese Möglichkeit zu, denn er erklärt es ja mit seiner Eingangsformel für volksläufig. Auch ist allgemein bekannt, dass die angloamerikanische Sprache keinen so großen Einfluss auf das Deutsch der DDR hatte wie
dies in der BRD damals zu beobachten war (Kristensson 1977, Lehnert 1990).
So könnte es sich bei dem Biermann-Beleg durchaus um das ursprünglich deutsche Sprichwort und nicht um die neue Lehnübersetzung aus dem Amerikanischen handeln.
6. Belege aus den Massenmedien
Doch auch in der BRD setzt um diese Zeit die sich ständig ausbreitende Belegwelle des Sprichwortes in den Massenmedien durch, und zwar ohne direkten
Bezug auf Abraham Lincoln. Offensichtlich wird es von den Journalisten als
bekannt vorausgesetzt, ganz wie das im angloamerikanischen Sprachgebrauch
der Fall ist. Wird hier nun ein latentes deutsches Sprichwort wieder belebt,
oder dreht es sich um eine sekundäre Wiedergeburt auf dem Wege der Lehnübersetzung aus dem Angloamerikanischen? Diese Frage ist schwer zu beantworten, aber meiner Meinung nach ist das Phänomen der Entlehnung mit im
Spiel. International arbeitende Journalisten übersetzen oft und gern Sprichwörter aus anderen Sprachkulturen, um ihren Beiträgen eine metaphorische und
volkssprachliche Frische zu verleihen. Da auch im englischen Sprachgebrauch
kaum noch auf Lincolns Verwendung des Sprichwortes hingewiesen wird,
sollte es also nicht überraschen, wenn der bekannte Präsident außer in Zitatensammlungen auch im Deutschen nicht erwähnt wird. Wie natürlich das
W. Mieder, „Mitten im Strom soll man die Pferde nicht wechseln“
117
Sprichwort wieder oder inzwischen in der deutschen Sprache kursiert, das
möge eine kleine Belegkette aus drei Jahrzehnten aufzeigen:
Obwohl nach Meinung der Parteien nicht viel gegen Karl Holzamers Wiederwahl
[zum Intendanten des ZDF] spricht und sich für ihn anführen lässt, dass die Pferde
nicht im Strom gewechselt werden sollten, will sagen, dass er noch den von ihm begonnenen Bau der Sendezentrale zu Ende führen soll, so zeigen sich doch deutliche
Führungsschwächen in seinem Hause.
(Die Zeit, Nr. 7, 16.2.1971, S. 9 [amerikan. Ausgabe])
Einen so umfänglichen Pferdewechsel [Kabinettsumbildung] mitten im Strom hat es
in Bonn bisher nur ein einziges Mal gegeben.
(Die Zeit, Nr. 7, 10.2.1978, S. 1 [amerikan. Ausgabe])
„Wenn meine Tage gekommen sind, werde ich (Ägyptens Numeiris] nicht durch
einen Revolverschuß oder einen Dolchstoß enden“, versicherte er schon vor langer
Zeit. Vertrauen mag er auch auf sein geradezu akrobatisches Geschick, rechtzeitig
im Strom die Pferde zu wechseln, je nach gebotenem Zwang. An die Macht gelangt,
hatte er sich erst mit den Sowjets verbündet, einige Jahre später sagte er sich abrupt
von ihnen los.
(Die Zeit, 5.4.1985, S. 2)
Eine Ablösung erschwert aber vor allem der frühzeitige, vom Kanzler [Kohl] gewiß
gern geförderte Beginn des Wahlkampfes. Mit ihm tritt die politische Regel in Kraft,
nach der die Pferde nicht mitten im Strom gewechselt werden dürfen. Sie gewährt
Kohl eine politische Überlebensgarantie.
(Die Zeit, 6.9.1985, S. 1)
Weil seiner Auffassung nach das Gelingen des Gesamtplans auf dem Spiel stand,
wagte er [Museumsdirektor Knopp] einen Kraftakt, und das für unmöglich Gehaltene gelang. Knopp überzeugte seinen Stiftungsrat (sein Aufsichtsgremium), und
vor drei Monaten wurden gewissermaßen mitten im Strom die Pferde gewechselt.
(Die Zeit, 28.2.1986, S. 89)
Sicher, ein Quantum mehr Liberalismus [...], schließlich auch mehr Bewegung im
Parlament wären vor allem im Ausland recht willkommen gewesen. Offenbar aber
meinten die Kroaten, dass man mitten im Strom nicht die Pferde wechseln soll.
Und Tudjman ist, bei all seinen Fehlern, eine Größe, die man berechnen zu können
glaubt.
(Die Presse, 4.8.1992, ohne Seitenangabe)
Mitten im Strom soll man eigentlich die Pferde nicht wechseln, aber genau das passiert diese Woche beim Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen. Am Mittwoch
wird ein Nachfolger für Generaldirektor Arthur Dünkel gewählt, der Ende Juni
nach 13jähriger Amtszeit ausscheidet, ohne daß die achte Welthandelsrunde abgeschlossen wäre.
(Salzburger Nachrichten, 8.6.1993, ohne Seitenangabe)
118
ZGL 33. 2005, 106-124
Mitten im Strom der EU-Präsidentschaft wechselt Italien die Pferde. Eine tolle, für
das Ansehen des Landes riskante Operation, aber schließlich unumgänglich für ein
Ende der mutwillig angezettelten Regierungskrise.
(Salzburger Nachrichten, 2.2.1996, ohne Seitenangabe)
Es gebe „keinen sachlichen Grund, diesen hochbefähigten Mann [Roland Schwed]
in die Wüste zu schicken“. Dem Steuerzahler würden aus Machtkalkül heraus Pensionslasten aufgebürdet, und mitten im Strom solle das beste Pferd im Stall gewechselt werden. Das spreche jeder Vernunft Hohn.
(Frankfurter Rundschau, 20.3.1997, S. 6)
Ebenso wenig denkbar ist, dass andere einflussreiche Christdemokraten die Debatte
lostreten, ob Helmut Kohl wirklich der geeignete Kanzlerkandidat ist. „Mitten im
Strom wechselt man nicht die Pferde“, sagt selbst ein Konservativer, der es besser
gefunden hätte, wenn Wolfgang Schäuble ins Rennen gegangen wäre.
(Frankfurter Rundschau, 16.2.1998, S. 3)
Verängstigt klammert sich die CDU an das Prinzip, „die Pferde nicht mitten im
Strom zu wechseln“. Aber das ist die einzige Chance, das andere Ufer lebend zu erreichen, wenn das einzige Pferd kurz vor dem Ertrinken ist.
(Die Zeit, Nr. 15, 2.4.1998, S. 13)
Damit geriet der Regierungssprecher in den Vordergrund des öffentlichen Streites.
Genau dahin gehören Sprecher nicht. Ein erneuter Austausch des Regierungssprechers kommt nicht in Betracht. In der Not hat der Bundeskanzler Hauser berufen
und damit gegen die Erfahrung verstoßen, mitten im Strom solle man nicht die
Pferde wechseln.
(Berliner Zeitung, 6.6.1998, S. 4)
Es ist kein Ausdruck von Nibelungentreue, dass 95% der Delegierten [auf dem FDP
Parteitag in Leipzig] für eine Fortsetzung der Koalition mit der CDU/CSU stimmten. Die Verständigen wissen, daß es nichts nutzt, im Strom die Pferde zu wechseln.
(Salzbuger Nachrichten, 30.6.1998, ohne Seitenangabe)
Die SPD-Führung könnte das Blatt sogar heute noch wenden, wenn sie Momper
zum Verzicht überredet und Klaus Böger ins Rennen schickt. [...] Die Partei könnte
ihre Chancen ruckartig verbessern. Die Funktionäre werden über eine solche Idee
nur milde lächeln. Man wechselt doch nicht die Pferde mitten im Strom. Nur kann
man sich heute schon die langen Gesichter der Genossen vorstellen, wenn am Abend der Wahl die Pferde im Strom kurz vor dem rettenden Ufer untergehen.
(Berliner Morgenpost, 30.8.1999, S. 4)
Bundeskanzler Gerhard Schröder lehnt die von Grünen-Fraktionschef Rezzo
Schlauch angeregten Zuschnittsänderungen der Kabinetts-Ressorts ab. Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye sagte am Mittwoch in Berlin, „mitten im Strom sollte
man weder den Wagen noch die Pferde wechseln“.
(Berliner Zeitung, 8.6.2000, S. 6)
W. Mieder, „Mitten im Strom soll man die Pferde nicht wechseln“
119
Auch ein neues Hochschulgesetz wird diskutiert. Evers befürchtet: Falls er und seine Vizepräsidenten nicht gewählt würden, könnte die TU in der Öffentlichkeit erneut als „reformunfähig“ erscheinen. Er sagte in seiner Wahlrede: „Einmal abgesehen davon, dass man nicht mitten im Strom die Pferde wechselt: Die Universität
muss in dieser Situation mit einer starken Stimme sprechen können.“
(Berliner Zeitung, 18.1.2001, S. 16)
Doch wie man hört, scheint die Sanierung der Bankgesellschaft [in Berlin] auf dem
richtigen Weg zu sein. Leichter Optimismus macht sich breit. Warum soll man da
mitten im Strom die Pferde wechseln? Der Senat darf sich nicht der Chance berauben, das Kreditinstitut wirtschafts- und strukturpolitisch einzusetzen.
(http://www.berlin-brandenburg.dgb.de/article/view/817/1/10: So Dieter Scholz
auf einer Berliner Kundgebung am 27.11.2002)
„Und ich [österreichischer Bankdirektor Karl Samstag] finde, dass es das Allergescheiteste ist, die geordnete Hofübergabe [der Bank Austria] vorzuziehen, um nicht
später, mitten im Galopp die Pferde wechseln zu müssen. Ich glaube, es ist der beste
Zeitpunkt, und ich stehe da nicht im Wege, den Generationswechsel einzuleiten.“
(http://www.news.at/articles/0404/30/73279.shtml: Bericht von Birgit Stadtthaler
vom 19.1.2004)
All diese Belege, die das Sprichwort in seiner gewöhnlichen Satzstruktur oder
in kontextbezogener Auflösung zitieren, lassen erkennen, dass es heutzutage im
Deutschen allgemein gebräuchlich ist. Natürlich fällt dabei auf, dass die Volksweisheit immer wieder mit Bezug auf die Politik verwendet wird, wo es seit eh
und je um Führungskämpfe geht. Auf jeden Fall erweist sich das Sprichwort als
eine völlig natürliche Sprachformel, die nicht verrät, ob sie nun seit langem im
Deutschen gang und gäbe ist, oder ob sie erst nach 1960 als Lehnübersetzung
aus dem Angloamerikanischen wieder an Geltung gewonnen hat. Das zeigen
auch ein anonym abgedruckter Wellerismus (Sagwort) sowie ein neuerer
sprichwörtlicher Aphorismus von Ulrich Erckenbrecht (geb. 1947):
„In der Furt soll man die Pferde nicht wechseln“, sagte der Reiter, als er merkte, daß
er sich auf ein Flußpferd gesetzt hatte.
(Stern, Nr. 48, 22.11.1973, S. 136)
Mitten im Strom soll man nicht die Pferde wechseln. Aber die Esel zumindest.
(Erckenbrecht 1983, S. 47)
Die „Furt“-Variante lässt natürlich die Möglichkeit zu, dass das Sprichwort im
Deutschen doch erheblich älter ist, als der eine Beleg bei Wander anzudeuten
scheint. Immerhin zeigen solche Texte auch, dass mit dem Sprichwort gespielt
wird, ein weiteres Zeichen dafür, dass das Sprichwort heutzutage in der Tat
recht bekannt und gebräuchlich ist. Und diese vier letzten Belege aus den Massenmedien lassen nun wirklich keinen Zweifel mehr zu, denn darin wird mit
den Bezeichnungen „ein altes Sprichwort“, „deutsche Weisheit“, „die Weisheit
120
ZGL 33. 2005, 106-124
erfahrener Fuhrleute“ und „Spruch“ direkt auf die Sprichwörtlichkeit des
Satzphrasems Mitten im Strom soll man die Pferde nicht wechseln hingewiesen:
Ein altes Sprichwort besagt, im Strom wechsele man nicht die Pferde. Mit anderen
Worten, Kohls Niedergang wird durch diese [CDU-interne] Personalentscheidung
keinesfalls aufgehalten. Denn ein wirklicher politischer Richtungswechsel ist damit
nicht auszumachen
(die tageszeitung, 23.8.1989, S. 8)
„Wer einen Bart mit einem anderen tauscht, der verliert beide.“ So lautet die arabische Version der deutschen Weisheit, die Pferde nicht mitten im Strom zu wechseln. Wer gegen solche Erfahrungen handelt, muß schon in einer argen Notlage
sein. Offenbar saßen die Fußball-Verantwortlichen in den Vereinigten Arabischen
Emiraten in einer solchen Klemme.
(die tageszeitung, 15.1.1990, S. 13)
Der oberste Kontrolleur von Deutschlands größtem Geldinstitut hält sich an die
Weisheit erfahrener Fuhrleute: „Im Strom wechselt man die Pferde nicht“
(Die Zeit, Nr. 38, 15.9.1995, ohne Seitenangabe)
Warten wir ab, wie die Wahlen in Sachsen-Anhalt ausgehen. Gibt es erneut bedeutungsschwere Resultate wie an der Leine, wird sie ganz eng für Helmut Kohl. Dann
verliert vielleicht sogar der Spruch an Plausibilität, man dürfe mitten im Strom die
Pferde nicht wechseln. Wenn denn gar kein Strom mehr da ist.
(Frankfurter Rundschau, 7.3.1998, S. 3)
Offen bleibt lediglich, wie alt dieses deutsche Sprichwort nun wirklich ist, das
auf dem Weg über Amerika in der Lehnübersetzung aus Don't swap horses in the
middle of the stream nun ungemein an Popularität zugenommen hat. Im Angloamerikanischen ist es als Lehnübersetzung aus dem Deutschen schon recht
lange allgemein bekannt, nur ist man sich in den Vereinigten Staaten nicht
bewusst, dass es sich um ein deutsch-amerikanisches Sprichwort handelt, das
erst durch Präsident Abraham Lincoln seine große Verbreitung gefunden hat.
Dabei muss es sich mit der Sprichwörtern eigenen Polyfunktionalität und Polysemantizität keineswegs immer auf politische Sachverhalte beziehen, doch
wird es wohl auf lange Zeit hin immer wieder dann auftauchen, wenn es um
ein rhetorisch effektives Argument gegen einen Wechsel in der Politik geht. In
amerikanischen Nationalwahlen ist das seit Lincoln der Fall, und in Deutschland sieht es mittlerweile nicht anders aus. Zweifelsohne also gilt nach wie vor
im Deutschen und Angloamerikanischen das Sprichwörterpaar Mitten im Strom
soll man die Pferde nicht wechseln / Don't swap horses in the middle of the stream.
W. Mieder, „Mitten im Strom soll man die Pferde nicht wechseln“
121
7. Literatur
Ich möchte Kathrin Steyer vom Institut für deutsche Sprache (Mannheim) für ihre
Unterstützung bei der Beschaffung etlicher Belege ganz herzlich danken. Sie wurden
mit Hilfe des von Cyril Belica am IDS entwickelten Korpusrecherche- und Analysesystems COSMAS in den Korpora geschriebener Gegenwartssprache des Instituts für
deutsche Sprache ermittelt, der weltweit größten und aktuellesten Sammlung
deutschsprachiger Korpora.
Alsleben, Brigitte / Mülverstedt, Carolin / Scholze-Stubenrecht, Werner (2002):
Duden. Das große Buch der Zitate und Redewendungen. Mannheim: Dudenverlag.
Anonym (1940): You Will Decide: Is It Time To Change Horses? Chicago: Citizens
Information Committee.
Basler, Roy (Hrsg.) (1953): The Collected Works of Abraham Lincoln. 8 Bde. New
Brunswick, New Jersey: Rutgers University Press.
Beyer, Horst / Beyer, Annelies (1984): Sprichwörterlexikon. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut; Nachdruck München: C.H. Beck, 1985.
Biermann, Wolf (1968): Mit Marx und Engelszungen. Gedichte, Balladen, Lieder.
Berlin: Klaus Wagenbach.
Böttcher, Kurt / Berger, Karl Heinz / Krolop, Kurt / Zimmermann, Christa (1981):
Geflügelte Worte. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut.
Brinkmann, Bettina / Buder, Andreas / Dawin, Andrea / Osburg, Anke (1992): Ein
Staat – eine Sprache? Empirische Untersuchungen zum englischen Einfluß auf
die Allgemein-, Werbe- und Wirtschaftssprache im Osten und Westen Deutschlands vor und nach der Wende. Frankfurt am Main: Peter Lang.
Büchmann, Georg (1995): Geflügelte Worte. 40. Auflage. Hrsg. von Winfried Hofmann. Berlin: Ullstein.
Busch, Andrew E. (1999): Horses in Midstream. U.S. Elections and Their Consequences, 1894-1998. Pittsburgh, Pennsylvania: University of Pittsburgh Press.
Busse, Ulrich (1993): Anglizismen im Duden. Eine Untersuchung zur Darstellung
englischen Wortguts in den Ausgaben des Rechtschreibdudens von 1880-1986.
Tübingen: Max Niemeyer.
Carruth, Gorton / Ehrlich, Eugene (1988): American Quotations. New York: Harper & Row.
Carstensen, Broder (1965): Englische Einflüsse auf die deutsche Sprache nach 1945.
Heidelberg: Carl Winter.
Carstensen, Broder (1977): „Rund um 'rund um die Uhr'.“ In: Der Sprachdienst 21,
S. 81-85.
Carstensen, Broder / Busse, Ulrich (1993-1995): Anglizismen-Wörterbuch. Der
Einfluß des Englischen auf den deutschen Wortschatz nach 1945. 3 Bde. Berlin:
Walter de Gruyter.
Carstensen, Broder / Galinsky, Hans (1963): Amerikanismen der deutschen Gegenwartssprache. Entlehnungsvorgänge und ihre stilistischen Aspekte. Heidelberg:
Carl Winter.
Cassidy, Frederic G. / Hall, Joan Houston (Hrsg.) (1985-1996): Dictionary of American Regional English, bisher 3 Bde. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press.
122
ZGL 33. 2005, 106-124
Doyle, Charles C. (1996): "On 'New' Proverbs and the Conservativeness of Proverb
Dictionaries." In: Proverbium 13, S. 69-84.
Erckenbrecht, Ulrich (1983): Ein Körnchen Lüge. Aphorismen und Geschichten.
Göttingen: Muriverlag.
Fink, Hermann (1997): Von „Kuh-Look“ bis „Fit for Fun“: Anglizismen in der heutigen deutschen Allgemein- und Werbesprache. Frankfurt am Main: Peter Lang.
Fink, Hermann / Fijas, Liane / Schons, Danielle (1997): Anglizismen in der Sprache
der Neuen Bundesländer. Eine Analyse zur Verwendung und Rezeption. Frankfurt am Main: Peter Lang.
Funk, Charles Earle (1948): A Hog on Ice and Other Curious Expressions. New
York: Harper & Row.
Glahn, Richard (2000): Der Einfluß des Englischen auf gesprochene deutsche Gegenwartssprache. Eine Analyse öffentlich gesprochener Sprache am Beispiel von
"Fernsehdeutsch". Frankfurt am Main: Peter Lang.
Gorbracht, Wernher (1978): Wer Glück hat, dem fohlt sogar der Wallach. Sprichwörter und Redensarten vom Pferd. Bad Homburg: Limpert.
Harrebomée, Pieter Jacob (1858-1870): Spreekwoordenboek der Nederlandsche Taal.
3 Bde. Utrecht: Kemink; Nachdruck Amsterdam: Van Hoeve, 1980.
Hellwig, Gerhard (1981): Das Buch der Zitate. München: Mosaik.
Heydel, Jörg (1973): "`Rund um die Uhr'." In: Der Sprachdienst 17, S. 177-179.
Hirsch, E.D. / Kett, Joseph F. / Trefil, James (1988): The Dictionary of Cultural
Literacy. Boston: Houghton Mifflin Company.
Kirchberger, J.H. (1977): Das Große Krüger Zitaten Buch. Frankfurt am Main: Wolfgang Krüger.
Kristensson, Göran (1977): Angloamerikanische Einflüsse in DDR-Zeitungstexten.
Stockholm: Almquist & Wicksell.
Kuusi, Matti (1994): "Research Problems in Loan-Proverbs." In: M. Kuusi: Mind and
Form in Folklore. Selected Articles. Hrsg. von Henni Ilomäki. Helsinki: Suomalaisen Kirjallisuuden Seura, S. 123-130.
Lehnert, Martin (1990): Anglo-Amerikanisches im Sprachgebrauch der DDR. Berlin:
Akademie-Verlag.
Lighter, Jonathan E. (Hrsg.) (1994-1997): Historical Dictionary of American Slang,
bisher 2 Bde. New York: Random House.
Mieder, Wolfgang (1975): Das Sprichwort in unserer Zeit. Frauenfeld: Huber.
Mieder, Wolfgang (1985): Sprichwort, Redensart, Zitat. Tradierte Formelsprache in
der Moderne. Bern: Peter Lang.
Mieder, Wolfgang (1992): Sprichwort – Wahrwort!? Studien zur Geschichte, Bedeutung und Funktion deutscher Sprichwörter. Frankfurt am Main: Peter Lang.
Mieder, Wolfgang (1993): Proverbs Are Never Out of Season. Popular Wisdom in
the Modern Age. New York: Oxford University Press.
Mieder, Wolfgang (1995a): Deutsche Redensarten, Sprichwörter und Zitate. Studien
zu ihrer Herkunft, Überlieferung und Verwendung. Wien: Edition Praesens.
Mieder, Wolfgang (1995b): Sprichwörtliches und Geflügeltes. Sprachstudien von
Martin Luther bis Karl Marx. Bochum: Norbert Brockmeyer.
Mieder, Wolfgang (1997a): „Morgenstunde hat Gold im Munde“: Studien und Belege
zum populärsten deutschsprachigen Sprichwort. Wien: Edition Praesens.
Mieder, Wolfgang (1997b): The Politics of Proverbs. From Traditional Wisdom to
Proverbial Stereotypes. Madison, Wisconsin: University of Wisconsin Press.
W. Mieder, „Mitten im Strom soll man die Pferde nicht wechseln“
123
Mieder, Wolfgang (1999a): „Sprichwörter des Kontinents.“ In: Wulf Köpke und
Bernd Schmelz (Hrsg.): Das gemeinsame Haus Europa. Handbuch zur europäischen Kulturgeschichte. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 956-965.
Mieder, Wolfgang (1999b): „Sprichwörter in den größeren allgemeinen und phraseologischen Wörterbüchern Deutsch-Englisch / Englisch-Deutsch.“ In: Herbert
Ernst Wiegand (Hrsg.): Studien zur zweisprachigen Lexikographie mit Deutsch.
Hildesheim: Georg Olms (=Germanistische Linguistik 143-144), Bd. 4, S. 1-40.
Mieder, Wolfgang (2000a). Strategies of Wisdom. Anglo-American and German
Proverb Studies. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
Mieder, Wolfgang (2000b): The Proverbial Abraham Lincoln. An Index to Proverbs
in the Works of Abraham Lincoln. New York: Peter Lang.
Mieder, Wolfgang (2004a). „Der frühe Vogel und die goldene Morgenstunde. Zu
einer deutschen Sprichwortentlehnung aus dem Angloamerikanischen.“ In: Irma
Hyvärinen, Petri Kallio und Jarmo Korhonen (Hrsg.): Festschrift für Jorma
Koivulehto. Helsinki: Société Néophilologique, S. 193-206.
Mieder, Wolfgang (2004b): „'Ein Apfel pro Tag hält den Arzt fern'. Zu einigen amerikanischen Lehnsprichwörtern im Deutschen.“ Revista de Filologia Alemana
12, S. 135-149.
Mieder, Wolfgang (2004c): „'Man soll nicht alle Eier in einen Korb legen'. Zur
deutschsprachigen Entlehnung eines angloamerikanischen Sprichwortes.“ In: Sinaida Fomina (Hrsg.): Aktuelle Probleme der modernen Sprachforschung und
der Methodik des Fremdsprachenunterrichts. Universität Woronesh, S. 21-31.
Mieder, Wolfgang / Kingsbury, Stewart A. / Harder, Kelsie B. (1992): A Dictionary
of American Proverbs. New York: Oxford University Press.
Mokienko, Valerii M. (1997): „Die russische Geschichte des Amerikanismus 'Wir
sitzen alle in einem Boot'.“ In: Proverbium 14, S. 231-245.
Peil, Dietmar (1986): „'Im selben Boot': Variationen über ein metaphorisches Argument.“ In: Archiv für Kulturgeschichte 68, S. 269-293.
Plümer, Nicole (2000): Anglizismus – Purismus – Sprachliche Identität. Eine Untersuchung zu den Anglizismen in der deutschen und französischen Mediensprache.
Frankfurt am Main: Peter Lang.
Rees, Nigel (1993): Dictionary of Phrase & Allusion. London: Bloomsbury.
Robe, Harold / Winne, Jesse (1916): Never Swap Horses When You're Crossing a
Stream. New York: Leo Feist.
Röhrich, Lutz / Mieder, Wolfgang (1977): Sprichwort. Stuttgart: Metzler.
Rother, Klaus (1928): Die schlesischen Sprichwörter und Redensarten. Breslau: Ostdeutsche Verlagsanstalt; Nachdruck Osnabrück: Reinhard Kuballe, 1984.
Safire, William (1978): Political Dictionary. New York: Random House.
Scholze-Stubenrecht, Werner (1993): Duden. Zitate und Aussprüche. Mannheim:
Dudenverlag.
Seiler, Friedrich (1921-1924): Das deutsche Lehnsprichwort. 4 Bde. Halle / Saale:
Verlag des Waisenhauses.
Shankle, George Earlie (1941): American Mottoes and Slogans. New York: H.W.
Wilson.
Tallgren-Tuulio, O.J. (1932): „Locutions figurées calquées et non calquées. Essai de
classification pour une série de langues littéraires.“ In: Mémoires de la société
néo-philologique de Helsingfors 9, S. 279-324.
124
ZGL 33. 2005, 106-124
Taylor, Archer (1931): The Proverb. Cambridge, Massachusetts: Harvard University
Press; Nachdruck hrsg. von Wolfgang Mieder. Bern: Peter Lang, 1985.
Wander, Karl Friedrich Wilhelm (1852): Auswanderungs-Katechismnus. Ein Ratgeber für Auswanderer, besonders für Diejenigen, welche nach Nordamerika auswandern wollen. Glogau: C. Flemming; Nachdruck hrsg. von Wolfgang Mieder.
Bern: Peter Lang, 1988.
Wander, Karl Friedrich Wilhelm (1867-1880): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. 5
Bde. Leipzig: F. A. Brockhaus; Nachdruck Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1964.
Wiley, Bell Irvin (Hrsg.) (1954): Fourteen Hundred and 91 Days in the Confederate
Army. A Journal Kept by William W. Heartsill. Jackson, Tennessee: McCowatMercer Press.
Woods, Henry W. (1945): American Sayings, Famous Phrases, Slogans, and Aphorisms. New York: Duell, Sloan and Pearce.
Yang, Wenliang (1990): Anglizismen im Deutschen. Am Beispiel des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. Tübingen: Max Niemeyer.
Adresse des Verfassers:
Prof. Dr. Wolfgang Mieder, Department of German and Russian, University of Vermont, 422
Waterman Building, 85 South Prospect Street, Burlington, Vermont 05405, USA; E-mail:
[email protected]

Documentos relacionados