Messung der Körperzusammensetzung im Praxisalltag. Genauigkeit

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Messung der Körperzusammensetzung im Praxisalltag. Genauigkeit
PRAXIS
Originalartikel
Praxis 2007; 96: 1717–1725
1717
Medizinische Poliklinik1, Institut für Diagnostische Radiologie2, Rheumaklinik
und Institut für Physikalische Medizin3, Universitätsspital Zürich
L.M. Gerber, 2G. Goerres, 3D. Uebelhart, 1P.M. Suter
1
Messung der Köperzusammensetzung im Praxisalltag
Genauigkeit sowie Sinn und Unsinn von Geräten zur Bestimmung
der Körperzusammensetzung
Measurement of Body Composition in Daily Practice
Zusammenfassung
Zur Erfassung der Körperzusammensetzung stehen nebst anthropometrischen
Messmethoden seit einigen Jahren verschiedene Bioimpedanzmessgeräte (sog.
BIA-Geräte) zur Verfügung, die von den
Herstellerfirmen entsprechend angepriesen werden und von Ärzten und Laien zunehmend eingesetzt werden. Im
ersten Teil unserer Studie untersuchten
wir anhand von 40 normal- bis übergewichtigen Probanden die Messgenauigkeit von 6 BIA-Geräten und 3 Geräten
zur Bestimmung der Hautfaltendicke
im Vergleich zur Dual Energy x-ray Absorptiometry (DXA) als Referenzmethode. In einem zweiten Teil prüften wir bei
155 normal- bis übergewichtigen Personen die klinische Anwendbarkeit der
Messgeräte.
Unsere Studie zeigt, dass die verwendeten Geräte allesamt gut mit der Referenzmethode korrelierten. Bei übergewichtigen Personen (BMI 25 kg/m2) sowie
Frauen mit höherem Körperfettanteil
wurden mit sämtlichen BIA-Geräten,
nicht aber den 3 Hautfaltenkalipern,
leicht bessere Korrelationskoeffizienten
gemessen als bei Männern oder bei Personen mit BMI 25 kg/m2. Bezüglich
der klinischen Anwendbarkeit zeigen
sich die Hautfaltenkaliper aufgrund des
komplizierteren Anwendungsverfahren
und verschiedener potentieller Fehlerquellen als generell weniger benutzer-
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freundlich als die Bioimpedanzmessgeräte. Die verwendeten Geräte sind insgesamt hilfreich bei der Messung der Körperzusammensetzung, einzelne Messwerte müssen aber kritisch hinterfragt
werden.
BIA-Messgeräte sind insbesondere zur
Erfassung einer normalgewichtigen sarkopenen Personen mit hohem Körperfettanteil wichtig, da sich diese Subpopulation mit einer Messung des Körpergewichtes und der Körpergrösse sowie
Berechnung des Körpermassenindexes
(BMI) alleine nicht erfassen lässt.
Schlüsselwörter: Körperzusammensetzung – Fettmasse – Muskelmasse –
Hautfaltenmessung – Body Composition – Adipositas – Bio-Impedanz-Analyse
Einleitung
In den letzten Jahren zeigte sich, dass nicht
nur das absolute Gewicht, sondern auch
die Körperzusammensetzung (insbesondere der Fettanteil und die fettfreie Masse)
für die Diagnostik der Adipositas und die
Betreuung von adipösen Patienten hilfreich sein kann [19,20]. Des weiteren ist die
Fettmasse unabhängig vom Körpergewicht
eine zentrale Determinante des Krankheitsrisikos [36,37]. Deshalb ist eine Bestimmung der Körperzusammensetzung
auch im Praxisalltag sinnvoll. Letzteres gilt
im Besonderen für ältere Menschen mit
Normalgewicht respektive nur leichtem
Übergewicht.
Viele verschiedene Methoden erlauben eine Bestimmung der Körperzusammensetzung, dazu gehören anthropometrische
Messmethoden (Armumfang, TaillenHüftumfang Quotient, Hautfaltendicke),
Bioimpedanzmessungen sowie aufwändigere Untersuchungen wie Hydrodensitometrie oder DXA (Dual Energy X-ray Absorptiometry). Mittlerweile sind zahlreiche Bioimpedanzmessgeräte auf dem
Markt erhältlich, welche auch für die Anwendung im Praxisalltag oder für die Verwendung daheim empfohlen werden. Sowohl der Arzt als auch der Patient sind jedoch aufgrund der grossen Anzahl von verschiedenen Geräten in der Auswahl des
idealen Messgerätes häufig überfordert
und werden durch PR-Anpreisungen irregeführt. Obschon mehrere hundert Studien zum Vergleich einzelner Messverfahren existieren, besteht bis anhin ein Mangel
an Arbeiten, die sich speziell mit den Vorund Nachteilen einzelner Geräte im Praxisalltag befassen und somit dem Benutzer
eine Übersicht erlauben, beziehungsweise
eine Auswahlhilfe bieten. Das Ziel der vorliegenden Studie bestand in einem Gerätevergleich unter spezieller Berücksichtigung
der klinischen Anwendbarkeit.
Methodik
Die vorliegende Studie hatte zwei Hauptteile: Teil A: In einem ersten Studienteil erfolgte eine «interne Validierung» aller UnDOI 10.1024/1661-8157.96.44.1717
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tersuchungsgeräte gegenüber einer Referenzmethode (DXA-Messung) anhand einer Gruppe von 40 Probanden. Teil B: In
einem zweiten Studienteil ging es darum,
die einzelnen Methoden im Praxisalltag zu
prüfen. Für diesen Teil erfolgten Messungen bei einem grösseren Kollektiv von 155
Probanden. Weil hier vor allem die praktische Anwendbarkeit geprüft wurde, erfolgten die Untersuchungen unter weniger
standardisierten Bedingungen als im Teil
A. Eine DXA-Messung wurde bei diesem
Kollektiv nicht durchgeführt.
Die Studienpopulationen für den Teil A
und Teil B waren unterschiedlich und wurden wie folgt rekrutiert: Teil A: Es wurden
40 Personen aus dem Bekanntenkreis, beziehungsweise der Hypertoniesprechstunde des Universitätsspitals Zürich rekrutiert, um Individuen mit einem niedrigen
( 19 kg/m2) bis hohen Körpermassenindex ( 30 kg/m2) (Body Mass Index BMI)
einschliessen zu können. Die Population
sollte sehr leichte, stark übergewichtige
und normalgewichtige Personen beinhalten. Der durchschnittliche BMI betrug 26.5
± 5.9 kg/m2 (Mittelwert ± SD). Weitere
Charakteristika der Studienpopulation
sind in Tabelle 1 zusammengefasst. Teil B:
155 Patienten der Medizinischen Poliklinik
des Universitätsspitals Zürich, Probanden
aus dem Bekanntenkreis sowie weitere freiwillige Personen wurden in die Studie eingeschlossen. Der durchschnittliche BMI
dieser Gruppe betrug 25.4 ± 5.0 kg/m2.
Weitere Charakteristika sind in Tabelle 2
zusammengefasst. Zu Beginn der Studie
standen noch nicht alle Untersuchungsgeräte zur Verfügung, sodass die Probandenzahl bei den verschiedenen Geräten geringfügig unterschiedlich war.
Die Messungen erfolgten zwischen 8 Uhr
und 18 Uhr, unabhängig von Nahrungsund Flüssigkeitsaufnahme oder sportlicher
Betätigung. Ausschlusskriterien waren
Herzschrittmacher und Gelenkprothesen
sowie die Unfähigkeit, auf einer Waage zu
stehen. Die Studie wurde vom Ethischen
Komitee der Medizinischen Fakultät der
Universität Zürich genehmigt. Die Teilnahme war freiwillig. Die Probanden wurden schriftlich über die Studie und allfälli-
Tab. 1: Charakteristika (Mittelwert ± SD) der Probanden im Studienteil A
Männer
Frauen
Gesamt
n
12
28
40
Alter (Jahre)
47.8 ± 14.3
42.9 ± 14.5
44.4 ± 14.5
Grösse (cm)
179.2 ± 6.5
166.1 ± 5.7
170.1 ± 8.4
Gewicht (kg)
85.6 ± 19.1
72.8 ± 17.5
76.6 ± 18.7
Body Mass Index (kg/m )
26.6 ± 5.4
26.4 ± 6.1
26.5 ± 5.9
Armumfang (cm)
30.0 ± 3.2
29.0 ± 4.1
29.3 ± 3.8
Bauchumfang (cm)
96.2 ± 15.7
86.4 ± 14.9
89.3 ± 15.6
Hüftumfang (cm)
102.2 ± 7.6
105.1 ± 12.1
104.2 ± 11.0
Waist/hip-ratio
0.9 ± 0.1
0.8 ± 0.1
0.9 ± 0.1
% Fett DXA
23.3 ± 4.8
32.9 ± 7.4
30.0 ± 8.0
% Fett Holtain Kaliper
25.6 ± 6.1
34.7 ± 7.1
32.1 ± 8.0
% Fett Slim Guide Kaliper
25.7 ± 6.0
34.5 ± 7.2
32.1 ± 7.9
% Fett Fat Control Kaliper
25.3 ± 7.3
35.4 ± 7.1
32.6 ± 8.5
% Fett Rowenta
20.3 ± 8.1
34.7 ± 10.5
30.3 ± 11.8
% Fett NAIS
24.9 ± 6.4
34.5 ± 7.5
31.6 ± 8.4
% Fett Omron
23.2 ± 7.9
30.8 ± 10.4
28.5 ± 10.2
% Fett Akern-BIA
26.4 ± 5.0
34.0 ± 5.7
31.8 ± 6.5
% Fett Delwa Star*
25.8 ± 7.6
34.5 ± 8.2
31.6 ± 9.1
% Fett Tanita
21.5 ± 6.9
33.4 ± 9.6
29.8 ± 10.4
2
* Für die Delwa Star-Messungen standen nur 8 Männer und 18 Frauen zur Verfügung
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ge Risiken informiert und haben eine Einverständniserklärung unterzeichnet.
Der konkrete Studienablauf sah wie folgt
aus: Teil A: Alle Messungen erfolgten am
Morgen zwischen 7.30 Uhr und spätestens
11 Uhr im Nüchternzustand. Die Probanden durften am Messtag vorgängig lediglich maximal 2 dl Flüssigkeit, bis spätestens
zwei Stunden vor der Messung, zu sich
nehmen. Sportliche Betätigung war am
Messtag vor den Messungen untersagt. Die
Messungen erfolgten ohne Schmuck, Uhr,
Schuhe oder Kleidung (ausser der Unterwäsche). Als erstes wurde die Körpergrösse gemessen, dann das Körpergewicht
(Tanita TBF-410, Tokyo, Japan). Die DXAMessung wurde in der Regel als letzte Untersuchung durchgeführt. Die Reihenfolge
aller übrigen Untersuchungen war zufällig.
Für die BIA-Messungen wurden die Hände
und Füsse getrocknet. Alle BIA-Messungen
und alle Hautfaltenmessungen wurden
von demselben Untersucher (LMG)
durchgeführt. Bei einem Probanden hat
ein anderer Untersucher die Hautfaltendicke gemessen.
Teil B: Patienten der Hypertoniesprechstunde wurden im Anschluss an die regulären Konsultationen über eine Teilnahme
an der Studie befragt. Bei Zustimmung
wurden sie, wie auch die anderen Versuchspersonen, in ein separates Untersuchungszimmer geführt. Als erstes wurden Körpergrösse und Körpergewicht (Tanita TBF410, Tokyo, Japan) gemessen. Danach erfolgten in zufälliger Reihenfolge dieselben
Untersuchungen. Eine DXA-Messung
wurde bei diesen Probanden nicht durchgeführt. Um eine möglichst praxisnahe Situation zu schaffen, durften die Probanden
die Kleidung anbehalten. Schuhe, Socken,
Schmuck sowie weitere Metallgegenstände
mussten abgezogen werden.
Folgende Messungen wurden durchgeführt:
Die Körpergrösse wurde mit einem wandständigen Metermass gemessen. Für das
Körpergewicht verwendeten wir die Tanitawaage (Tanita TBF-410, Tanita Corporation, Tokyo). Der Body Mass Index (BMI,
kg/m2) wurde berechnet. Die Messung des
Bauchumfanges erfolgte in der Mitte zwischen dem Unterrand der letzten Rippe und
dem Beckenkamm, diejenige des Hüftumfanges auf Höhe des Trochanter major. Das
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Verhältnis der beiden Umfänge wurde berechnet (waist/hip-Ratio). Die Messung des
Armumfangs wurde am hängenden nicht
dominanten Arm vorgenommen, in der
Mitte zwischen Akromion und Olekranon.
Die Hautfaltendicke wurde mit folgenden
drei unterschiedlichen Geräten bestimmt:
a) Holtain Metallkaliper (Holtain Ltd., Crymych, UK), b) Kunststoffkaliper der Marke
Slim Guide (Firma Dehag, Deutschland)
und ein Kunststoffkaliper vom Typ Fat
Control Inc. (Fat control Inc., Stewartstown). Folgende Hautfalten wurden je dreimal gemessen: Bizeps-, Trizeps-, Subskapular-, Suprailiakal-Hautfalte. Für die Berechnung und Statistik wurde der Mittelwert aus
den 3 Messungen verwendet. Die Messungen erfolgten jeweils am nicht dominanten
Arm. Die Messtechnik richtete sich nach
den üblichen Richtlinien. Die Berechnung
des Körperfettanteiles erfolgte nach der Methode von Durnin und Womersley [1,2]
Die Bioelektrische Impedanz (BIA) wurde
ebenfalls mit verschiedenen Geräten gemessen. Folgende BIA-Geräte wurden verwendet: Akern Impedance Analyzer, Modell BIA 101/S, mit 4 Elektroden (Akern,
Florenz, Italien und RJL Systems, Detroit,
USA), Omron BF-300 (OMRON Matsusaka Co., Tokyo, Japan), NAIS Body fat watcher (Firma Matsushita Electric Works,
Ltd., Osaka, Japan), Delwa Star WS-FM
(ZEWA Inc., Miami, USA), Tanita TBF-410
Waage (Tanita Corporation, Tokyo), Rowenta Bodymaster (Rowenta, Offenbach,
Deutschland). Bei den Messgeräten Akern,
Omron, NAIS und Delwa Star benutzten
wir für die Berechnung des Fettanteiles das
mit der Tanita TBF-410-Waage gemessene
Gewicht.
Wegen der geringeren Anzahl Probanden,
die mit dem BIA-Gerät Delwa Star untersucht wurden, erfolgten zusätzlich separate Regressionsanalysen für jene 26 Probanden, die alle Geräte benutzten. Zumal die
Resultate dieser Gruppe vom Gesamtkollektiv nicht unterschiedlich waren, wurden
für die Datenanalyse nur die gepoolten Daten des Gesamtkollektives verwendet.
Als Referenzstandard für die Bestimmung
der Körperzusammensetzung diente in
dieser Studie die DXA-Messung, welche in
Zusammenarbeit mit der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin und der Rheu-
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maklinik des Universitätsspitals erfolgte.
Die DXA-Messungen erfolgten mit einem
Gerät vom Typ Hologic QDR 4500 A (Hologic Inc., Bedford, MA, USA). Für die Untersuchung mussten sich die Probanden
ohne Kleidung (ausser Unterwäsche) während 5–10 Minuten völlig ruhig auf die
DXA-Untersuchungsliege legen und durften sich während der eigentlichen Messung, während ca. drei Minuten, nicht bewegen. Weil im Studienteil A das Gerät
Akern von allen Geräten gesamthaft die
beste Korrelation mit DXA zeigte und die
geringste Streubreite aufwies (bei allerdings signifikant höheren Mittelwerten),
verwendeten wir für den Studienteil B
dieses Gerät als Referenzmessmethode für
die Korrelationsanalysen mit den übrigen
Geräten.
Für die statistischen Analysen verwendeten
wir Excel für Windows (Microsoft Corporation, USA). Wenn immer indiziert, wurde ein gepaarter zweiseitiger t-Test durchgeführt. p 0.05 wurde als signifikant betrachtet.
Alle
p-Wert*
1
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Resultate
Teil A: Der mit den verschiedenen Messmethoden erfasste mittlere Fettanteil aller
40 Studienteilnehmer ist in Abbildung 1
graphisch dargestellt. Mit DXA gemessen
betrug der Fettanteil 30.0 ± 8.0% (Mittelwert ± SD). Der mit der Rowenta-Waage
(30.3 ± 11.8%), dem BIA-Gerät Omron
(28.5 ± 10.2%) und mit der Tanita-Waage
(29.8 ± 10.4%) gemessene mittlere Fettanteil war nicht signifikant verschieden. Die
mit den BIA-Geräten NAIS (31.6 ± 8.4%;
p = 0.002), Akern (31.8 ± 6.5%;
p 0.001), Delwa Star (31.6 ± 9.1%;
p = 0.002) sowie den drei Hautfaltenkalipern Holtain (32.1 ± 8.0%; p 0.001),
Slim Guide (32.1 ± 7.9%; p = 0.002) und
Fat Control (32.6 ± 8.5%; p 0.001) ermittelten Werte waren signifikant höher
im Vergleich zu DXA. Der mit der Rowenta-Waage (34.7 ± 10.5%) und mit der Tanita-Waage (33.4 ± 9.6%) gemessene mittlere Fettanteil war nicht signifikant davon
verschieden. Mit den BIA-Geräten NAIS
Frauen
p-Wert*
Männer
p-Wert*
DXA
2
Rowenta
0.7401
0.0900
0.0380
3
NAIS
0.0021
0.0070
0.1560
4
Omron
0.0525
0.0240
0.9200
5
Akern
0.0004
0.0310
0.0030
6
Delwa Star
0.0017
0.0040
0.1910
7
Tanita
0.7167
0.5770
0.5770
8
Holtain Kaliper
0.0003
0.0111
0.0054
9
Slim Guide Kaliper
0.0024
0.0528
0.0027
10
Fat Control Kaliper
0.0001
0.0012
0.0345
* p Werte für den Unterschied im Vergleich zur DXA-Messung
Abb. 1: Mittelwerte (± sem) des Fettanteiles aller Probanden des Studienteils A mit den verschiedenen Geräten (Gesamtpopulation).
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(34.5 ± 7.5%; p = 0.007), Akern (34.0 ±
5.7%; p = 0.031) und Delwa Star (34.5 ±
7.0%; p = 0.004) war der mittlere Fettanteil
signifikant höher und mit dem BIA-Gerät
Omron (30.8 ± 10.4%; p = 0.024) signifikant niedriger im Vergleich zur DXA-Messung. Die drei Hautfaltenkaliper Holtain
(34.7 ± 7.1%; p = 0.011), Fat Control
(35.4 ± 7.1%; p = 0.001) und Slim Guide
(34.5 ± 7.2%; p = ns) zeigten allesamt höhere Werte als die DXA-Messung an. Der
mittlere Fettanteil der männlichen Probanden betrug mit der DXA-Messung
23.3 ± 4.8%. Von den sechs anderen Geräten zeigten lediglich die Rowenta-Waage
(20.3 ± 8.1%; p = 0.038), das BIA-Gerät
Akern (26.4 ± 5.0%; p = 0.003) sowie die
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drei Hautfaltenkaliper signifikante Unterschiede im Vergleich zur DXA-Messung. In
Tabelle 3 und Abbildung 2 ist die Korrelation der Messresultate der verschiedenen
Messgeräte mit der DXA-Messung aufgezeigt. Für die Gesamtheit der 40 Probanden
ergeben sich Korrelationskoeffizienten r
zwischen 0.880 (Omron) und 0.947
(Akern). Aufgeteilt in zwei Subgruppen nach Geschlecht zeigen sich Korrelationskoeffizienten bei den Frauen zwischen
0.832 (Slim Guide Kaliper) und 0.955
(Akern) sowie bei den Männern (mit geringerer Probandenzahl) zwischen 0.767
(Omron) und 0.938 (Fat Control Kaliper).
Die unterschiedlichen Korrelationskoeffizienten bei Unterteilung in übergewichtige
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(BMI 25 kg/m2) und nicht übergewichtige (BMI 25 kg/m2) Probanden, können
ebenfalls Tabelle 3 entnommen werden.
Bei der Gruppe der übergewichtigen Probanden zeigten sämtliche Messgeräte ausser den drei Hautfaltenkalipern bessere
Korrelationen mit der DXA-Messung. Teil
B: Weil im Studienteil A das Gerät Akern
von allen Geräten gesamthaft die beste
Korrelation mit DXA zeigte und die geringste Streubreite aufwies (bei allerdings
signifikant höheren Mittelwerten), verwendeten wir für den Studienteil B dieses
Gerät als Referenzmessmethode für die
Korrelationsanalysen mit den übrigen
Geräten. Die Korrelationskoeffizienten liegen für die Gesamtheit der Studienpopula-
Abb. 2: Beziehung zwischen dem % Fettanteil gemäss DXA-Messung und dem % Fettanteil ermittelt mittels anderen BIA-Geräten und Kalipern.
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Abb. 3: Beziehung zwischen dem Armumfang, der Waist-Hip-Ratio und dem BMI sowie dem Fettanteil basierend auf der DXA-Messung.
tion zwischen 0.792 (Omron) und 0.912
(Tanita). Wie bereits im Studienteil A ist
die Korrelation mit der Referenzmessmethode bei allen Geräten für Frauen deutlich besser als für Männer. Die Messresultate sollen hier nicht im Einzelnen aufgeführt werden.
Beurteilung der klinischen Anwendbarkeit: Auf Grund der einfachen Handhabung und der schnellen Messung wiesen
die BIA-Geräte NAIS, Tanita, Rowenta,
Omron und Delwa Star in Bezug auf
die klinische Anwendbarkeit Vorteile auf
gegenüber den Hautfaltenkalipern, deren Anwendung länger dauerte und die
einige potentielle Fehlerquellen (Ungenauigkeit in der Wahl des Messpunktes,
Unmöglichkeit des Anhebens der Hautfalte und Abrutschen bei adipösen Probanden) aufwiesen. Insbesondere mit den
Plastikkalipern Fat Control und Slim
Guide wiesen die drei nacheinander gemessenen Werte bei einzelnen Personen,
v.a. zu Beginn der Untersuchungen eine
grosse Streubreite auf, da die Ausübung
des richtigen Klemmdruckes eine gewisse
Übung erforderte und da sich die Plastikkaliper bei sehr dicken Hautfalten deformierten.
Diskussion
Unsere Arbeit zeigt, dass alle verwendeten
Geräte zur Nutzung im Praxisalltag geeignet sind. Geringe Unterschiede in der
Messgenauigkeit im Vergleich zur Referenzmessmethode (DXA-Messung) sind
für den Praxisalltag irrelevant. Es scheint,
dass die diesbezügliche Technologie relativ
gut entwickelt ist und auch kleine, kostengünstige Geräte brauchbare Resultate
liefern. Wichtiger ist die Frage, ob derartige Messungen indiziert sind. Wenn ja,
wann? Eine weitere wichtige Frage ist, was
für Konsequenzen aus den Messungen resultieren und last but not least wer diese
Messungen zu bezahlen hat. Einige dieser
Fragen sollen im Folgenden auch angesprochen werden.
Das BIA-Gerät Akern zeigte von allen
Geräten die beste Korrelation mit der
DXA-Messung. Bei Personen mit niedrigerem BMI war die Messgenauigkeit gerin-
Tab. 2: Charakteristika (Mittelwert ± SD) der Probanden Studienteil B
Männer
Frauen
Gesamt
n
57
98
155
Alter (Jahre)
46.4 ± 17.9
41.3 ± 14.9
43.5 ± 6.3
Grösse (cm)
177.3 ± 8.4
164.6 ± 7.0
169.3 ± 9.7
82.3 ± 14.3
67.3 ± 13.5
72.8 ± 15.6
Gewicht (kg)
Body Mass Index (kg/m )
26.3 ± 5.0
24.9 ± 5.0
25.4 ± 5.0
Armumfang (cm)
29.3 ± 3.6
27.6 ± 3.7
28.2 ± 3.7
Bauchumfang (cm)
96.0 ± 14.3
82.6 ± 13.6
87.5 ± 15.3
Hüftumfang (cm)
104.1 ± 8.0
103.3 ± 11.1
103.6 ± 10.0
0.9 ± 0.1
0.8 ± 0.1
0.8 ± 0.1
2
Waist/hip-ratio
% Fett Slim Guide Kaliper
1
22.0 ± 6.6
31.6 ± 6.0
28.3 ± 7.7
% Fett Fat Control Kaliper1
23.1± 7.5
33.0± 6.3
29.6 ± 8.3
% Fett Holtain Kaliper2
21.5 ± 6.3
31.3 ± 6.1
28.3 ± 7.6
% Fett Rowenta
19.8 ± 7.9
32.5 ± 7.9
27.9 ± 10.0
% Fett NAIS3
24.6 ± 6.7
33.0 ± 6.3
29.9 ± 7.6
% Fett Omron
23.2 ± 8.4
30.0 ± 8.7
27.5 ± 9.2
% Fett Akern-BIA
27.5 ± 7.3
33.8 ± 4.9
31.5 ± 6.6
26.0 ± 8.8
33.0 ± 6.9
30.6 ± 8.3
21.3 ± 8.5
31.3 ± 8.0
27.7 ± 9.5
% Fett Delwa Star
% Fett Tanita
1
2
3
4
4
Für die Messungen mit dem Slim Guide Kaliper und Fat Control Kaliper standen nur
39 Männer und 74 Frauen zur Verfügung.
Für die Messungen mit dem Holtain Kaliper standen nur 19 Männer und 44 Frauen zur
Verfügung.
Für die NAIS-Messungen standen nur 56 Männer und 96 Frauen zur Verfügung.
Für die Delwa Star-Messungen standen nur 17 Männer und 31 Frauen zur Verfügung.
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ger, wobei die Werte nach oben abwichen.
Der mit dem BIA-Gerät Akern gemessene
mittlere Fettanteil war bei Frauen gesamthaft signifikant höher und bei Männern signifikant niedriger im Vergleich zur DXAMessung. Das zugrunde liegende Messprinzip mit je einer Elektrode an jeder Extremität gilt seit längerer Zeit als etablierte
Methode zur Erfassung der Körperzusammensetzung [9–12]. Ein gewichtiger Nachteil ist der hohe Preis und die relative Unhandlichkeit, die dieses Gerät nur für Ärzte, die sich speziell mit Stoffwechsel und
Adipositas befassen, attraktiv macht.
Nur wenig schlechtere Korrelationskoeffizienten als das BIA-Gerät Akern weisen die
BIA-Geräte NAIS und Delwa Star auf. Beide sind ebenfalls bei Personen mit niedrigerem BMI ( 25 kg/m2) weniger genau. Der
mittlere Fettanteil ist mit beiden Geräten signifikant höher im Vergleich zur DXAMessung (bei Frauen mehr als bei Männern). Die Handlichkeit und der günstige
Preis sind die Vorteile beider Geräte, die somit für alle interessierten Fachpersonen
oder Laien interessant sind. Die Kombination mit einem Blutdruckmessgerät (Delwa
Star), dessen Genauigkeit wir nicht überprüft haben, macht eigentlich keinen grossen Sinn. Eine regelmässige BlutdruckSelbstmessung ist bei einem grossen Teil
der Hypertoniker sinnvoll. Eine regelmässige Messung der Körperzusammensetzung
ist jedoch nur selten indiziert. Die fast
gleiche Handhabung und die grosse Übereinstimmung der Messgenauigkeit deuten
darauf hin, dass beide Geräte wahrschein-
lich dieselbe elektronischen Algorhithmen
zur Berechnung enthalten.
Eine gute Korrelation mit der DXA-Messung zeigte auch die Tanita-Waage, wobei
bei Personen mit niedrigem BMI generell
zu tiefe Werte und Personen mit höherem
BMI eher zu hohe Werte gemessem wurden. Der mittlere mit der Tanita-Waage gemessene Fettanteil war bei Männern und
Frauen gesamthaft in etwa gleich wie mit
der DXA-Messung. In verschiedenen anderen Studien [13–17,34] konnten ebenfalls
bei unterschiedlichen Probandengruppen
gute Korrelationen zwischen Tanita-Waagen und anderen Referenzmethoden dokumentiert werden, wobei Jartti et al. [13] eine deutlich eingeschränkte Korrelation
zwischen der Tanita TBF 105-Waage und
einem konventionellen BIA-Gerät bei einer
Subgruppe (siebenjährige Jungen und
Mädchen) fanden. Die schlechte Korrelation bei Kindern und Jugendlichen überrascht nicht, zumal die meisten Geräte weder
für diese Altersgruppe entwickelt noch in
dieser Altersgruppe validiert wurden. Der
Vorteil dieses Gerätes ist seine Benutzerfreundichkeit. Für die Dokumentation der
Resultate kann man sich die Daten ausdrucken zu lassen.
Die Rowenta-Waage zeigte bei Personen
mit einem BMI über 25 kg/m2 eine gute
Messgenauigkeit, wobei die Werte allerdings tendenziell zu hoch sind im Vergleich zur DXA-Messung. Bei normalgewichtigen Personen wurden generell zu tiefe
Werte gemessen mit insgesamt deutlich
schlechterer Korrelation zur Referenz-
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messmethode. Die Rowenta-Waage, bezüglich Handhabung und Resultate vergleichbar mit der Tanita-Waage, ist relativ
benutzerfreundlich und billig.
Für das BIA-Gerät Omron BF-300 fanden
wir in unserer Arbeit eine zur DXA-Messung insgesamt befriedigende Korrelation,
die allerdings schlechter war im Vergleich
mit den anderen konkurrierenden Geräten
(s. Tab. 3). Der Fettanteil von normalgewichtigen Personen wurde im Vergleich
mit der DXA-Messung unterschätzt, derjenige von übergewichtigen Personen (BMI
25 kg/m2) eher überschätzt. Zwei andere
Studien [18,35] ergaben ähnliche Resultate. Die Benutzerfreundlichkeit dieses
Gerätes beurteilen wir als gut.
Die drei Hautfaltenkaliper (Holtain, Slim
Guide, Fat Control) zeigten in unserer Studie insgesamt eine befriedigende Korrelation mit der DXA-Messung. Was insbesondere auffiel, ist die grosse Genauigkeit der
Messwerte bei Normalgewichtigen, die auch die meisten BIA-Geräte zum Teil übertraf. Demgegenüber war die Genauigkeit
bei übergewichtigen Personen deutlich
schlechter. Das im Vergleich zur Referenzmessmethode am genauesten und mit Abstand teuerste Kaliper (i.e. Holtain Kaliper)
zeigte sich den anderen beiden lediglich
aus Plastik gefertigten Kalipern nur geringfügig überlegen. Im Studienteil B zeigte sich die Korrelation mit der Referenzmethode bei den Hautfaltenkalipern allerdings als limitierend. Eine mögliche Erklärung ist, nebst der eingeschränkt standardisierten Untersuchungsbedingungen, die
Tab 3: Korrelationskoeffizienten r der einzelnen Messgeräte resp. Messmethoden mit DXA (Teil A)
Vergleich
Gesamt
n
r
Frauen
n
r
Männer
n
r
BMI 25
n
r
BMI 25
n
r
DXA / Rowenta
40
0.918
28
0.885
12
0.874
20
0.803
20
0.930
DXA / NAIS
40
0.932
28
0.926
12
0.830
20
0.862
20
0.940
DXA / Omron
40
0.880
28
0.908
12
0.767
20
0.744
20
0.894
DXA / Akern
40
0.947
28
0.955
12
0.827
20
0.900
20
0.943
DXA / Delwa Star
26
0.937
18
0.934
8
0.897
13
0.859
13
0.944
DXA / Tanita
40
0.927
28
0.903
12
0.868
20
0.850
20
0.929
DXA / Holtain Kaliper
40
0.917
28
0.884
12
0.915
20
0.934
20
0.828
DXA / Slim Guide Kaliper
40
0.885
28
0.831
12
0.921
20
0.835
20
0.817
DXA / Fat Control Kaliper
40
0.909
28
0.874
12
0.938
20
0.929
20
0.815
Für alle r p 0.0
PRAXIS
initial fehlende Erfahrung des Untersuchers mit diesen Geräten, deren Handhabung sicherlich eine gewisse Übung erfordern. Die Hautfaltenmessung gilt als etablierte Methode zur Erfassung des Fettanteiles [1,2,25,28,30,31]. Ein Nachteil ist deren relativ schwierige Handhabung, bzw.
die dafür notwendige Erfahrung. Unterschiedliche Untersucher messen häufig unterschiedliche Hautfaltendicken [4]. Bekannt ist, wie auch in dieser Studie dokumentiert, die relative Ungenauigkeit bei
adipösen Personen [3]. Wie unsere Studie
zeigte, kann die gut erforschte und etablierte Hautfaltenmessmethode bezüglich
Messgenauigkeit immer noch mit modernen BIA-Geräten mithalten, allerdings nur
bei Personen mit niedrigem Körperfettanteil und nur in der Hand eines geübten Untersuchers. Gemäss unserer und früherer
Studien [5–8] ist ein preisgünstiges Kaliper
anderen teureren Geräten nicht unbedingt
unterlegen. Für Forschungszwecke ist die
Anwendung eines stabilen Holtain Kalipers unausweichlich.
Unsere Studie zeigt, dass die verwendeten,
kommerziell erhältlichen BIA-Geräte zur
Erfassung des Körperfettanteiles hilfreich
sind. Trotz gesamthaft guter Korrelation
mit einer etablierten Referenzmessmethode wurden bei Einzelpersonen mit allen
Geräten zum Teil grössere Abweichungen
von der Referenzmethode gemessen. Der
einzelne Messwert ist somit nur bedingt
zuverlässig. Diese Tatsache wird von unkritischen Käufern dieser Geräte unterschätzt.
Bei schlanken Personen mit niedrigem
Fettanteil ist die Hautfaltenmessmethode
in der Hand eines geübten Untersuchers eine genaue Untersuchungsmethode.
Ohne auf Einzelheiten einzugehen, soll
hier erwähnt werden, dass sich die Interpretation der Resulte weitaus schwieriger
gestaltet als die Messungen. Weitere Arbeiten, welche die Körperzusammensetzung
in Relation zu klinischen Endpunkten
und/oder Risikofaktoren stellen, werden
die Bedeutung der Messung der Körperzusammensetzung im Praxisalltag weiter positionieren und klären. In den letzten Jahren zeigte sich, dass der BMI oder auch die
W/H-Ratio nicht immer ideale Parameter
zur Beschreibung der Köperzusammensetzung (im Besonderen Fettanteil) darstel-
Originalartikel
Praxis 2007; 96: 1717–1725
1723
Key messages
● Die Bestimmung der Körperzusammensetzung im Praxisalltag kann durch verschiedene Methoden bestimmt werden (Hautfaltendicke, Bio-Impedanz Analyse,
DXA u.a.).
● Die routinemässige Bestimmung der Körperzusammensetzung in der Praxis ist sicherlich nicht sinnvoll.
● Eine Erfassung der Körperzusammensetzung mittels z.B. einfachen BIA-Messgeräten ist im Besonderen zur Erfassung einer normalgewichtigen sarkopenen Person
mit hohem Körperfettanteil wichtig. Diese Subpopulation kann mit einer Messung
des Körpergewichtes und der Körpergrösse sowie Berechnung des Körpermassenindexes (BMI) alleine nicht erfasst werden.
Lernfragen
1. Was stellt die wichtigste Indikation zur Bestimmung der Körperzusammensetzung dar?
2. Welche Methoden zur Bestimmung der Körperzusammensetzung sind im Praxisalltag sinnvoll?
3. Gibt es eine Korrelation zwischen der Fettmasse und anderen anthropometrischen Messungen (z.B. BMI, Taillenumfang)?
len. Allerdings zeigte sich auch in unserer
Studie ein sehr gute Korrelation zwischen
z.B. dem BMI und dem Fettanteil erfasst
mittels DXA (Abb. 3). Im Moment ist wohl
die Kombination von BMI und Waist/Hip
Ratio die sinnvollste Methode für den
Praxisalltag. In den letzten Jahren zeichnet
sich jedoch ein Trend ab, sich auf die Messung der Waist zu beschränken. Trotz
dieses zum Teil evidenzbasierten und zum
Teil «marketingorientierten» Trends sollte
im Praxisalltag unbedingt der Hüftumfang
weiterhin gemessen werden, zumal der
Hüftumfang u.a. auch indirekte Hinweise
auf die Muskelmasse geben kann. Der
Muskel stellt die metabolisch aktive Körpermasse dar und sollte nach Möglichkeit
im Praxisalltag beim vorliegen eines metabolischen Risikos erfasst werden. Je nach
klinischer Situation ist die korrekte Erfassung der Muskelmasse wichtiger als die Erfassung der Fettmasse.
Die Messung des Körperfettanteiles und
der fettfreien Masse ist im Besonderen zur
Erfassung der normalgewichtigen sarkopenen Personen mit hohem Körperfettanteil
wichtig, [38] da sich diese Population mit
einer Messung des BMI alleine nicht erfassen lässt. Bei normalgewichtigen Personen
ist der Einsatz von BIA-Geräten im Praxi-
salltag daher hilfreicher als bei adipösen
Personen, die sich mit einer Messung des
BMI erfassen und klassifizieren lassen.
Summary
During the last few years bioimpedance
analysis (BIA) devices have been heavily
promoted for body composition measurements in daily medical practice. The
accuracy of these devices is not exactly
known. Accordingly we compared in this
study 6 different BIA devices , 3 different
skinfold callipers with dual energy x-ray
absorptiometry (DXA) as the reference
methodology. The correlation coefficient between the fat mass assessed by
the BIA devices as compared to the DXA
methodology varied between r = 0.880
and r = 0.947 (p for all 0.001). The accuracy of the measurements was better
in women than in men and better in individuals with a BMI 25 kg/m2 than in
individuals with a BMI 25 kg/m2. For
daily use the BIA devices are much more
user-friendly than the skinfold callipers.
It is obvious that the use of the BIA measurement in daily practice does not help
PRAXIS
much in the assessment of obesity but
more so in the assessment (quantification) of the lean body mass (LBM).
Key words: body composition – skin
fold measurement – fat mass – obesity –
bio-impedance analysis (BIA)
Résumé
Durant ces dernières années, on a assisté
à une publicité importante pour les appareils d’analyse de bioimpédance (BIA)
qui permettent de mesurer la composition du corps en pratique quotidienne.
La précision de ces appareils n’est pas
connue de façon exacte. C’est la raison
pour laquelle nous avons comparé dans
l’étude présentée dans ce travail 6 appareils de BIA différents, trois autres qui
mesurent le pli cutané en utilisant comme référence méthodologique l’absorptiométrie (DXA) avec énergie duale par
rayons X. Le coefficient de corrélation
entre la masseuse graisseuse évaluée par
les appareils BIA comparée à la méthode
par DXA a varié entre une valeur de r =
0.880 à r = 0.947 (p pour tous 0.001).
La précision de ces mesures était meilleure chez les femmes que chez les hommes et chez les personnes avec un BMI
25 kg/m2 que chez ceux avec un BMI
25 kg/m2. En pratique quotidienne, les
appareils de BIA sont bien plus faciles à
utiliser que ceux qui mesurent le pli cutané. Il est évident que la mesure par BIA
n’est pas d’une grande utilité pour évaluer l’obésité mais est beaucoup plus apte à quantifier la masse corporelle maigre
(lean body mass).
Mots-clés: composition corporelle –
mesure dublicutané – masse grasse –
analyse de bioimpédance
Originalartikel
Praxis 2007; 96: 1717–1725
1724
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Antworten zu den Lernfragen
1. Im internmedizinischen Praxisalltag macht die routinemässige
Bestimmung der Körperzusammensetzung keinen Sinn. Oftmals wird die Bestimmung der Fettmasse in der Behandlung/Follow-up der Adipositas als absolute Notwendigkeit dargestellt. Dies überrascht, zumal zwischen dem BMI und der Fettmasse eine sehr gute Korrelation besteht. Die Messung einer
Veränderung der Fettmasse kann allerdings bei bestimmten Patienten auf die Motivation eine stärkere Wirkung haben als die
alleinige Kenntnis des Körpermassenindex und hat entsprechend durchaus seine Berechtigung. Eine Erfassung der Körperzusammensetzung ist zur Erfassung einer normalgewichtigen
sarkopenen Personen mit hohem Körperfettanteil wichtig. Diese Subpopulation kann mit einer Messung des Körpergewichtes
und der Körpergrösse sowie Berechnung des Körpermassenindexes (BMI) alleine nicht erfasst werden.
2. In Einklang mit anderen Studien zeigt auch unsere Arbeit, dass
die verwendeten Methoden zur Bestimmung der Körperzusammensetzung (verschiedene Bio-Impedanz-Geräte, verschiedene
Kaliper zur Hautfaltenmessung) sehr gut mit der Referenzmethode DXA übereinstimmen. Einzig bei extremem Über- oder
36. Hubert HB, Feinleib M et al. Obesity as an independent risk factor for
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38. Dominguez L.J., Barbagallo M. The cardiometabolic syndrome and
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Untergewicht sind die Resultate der Bio-Impedanz und der Kaliper-Messungen im Vergleich zu DXA relativ ungenau. Somit
würden sich grundsätzlich im Praxisalltag alle Methoden eignen. Bio-Impedanz-Geräte sind im Vergleich zu HautfaltenKalipern resp. -Messungen allerdings viel einfacher und schneller zu bedienen und entsprechend geeigneter. Nebst der Genauigkeit der Geräte ist auch die Messtechnik von grosser Bedeutung (z.B. Zeitpunkt der Messung).
3. Zwischen dem BMI und der Fettmasse erfasst mittels DXA zeigte sich erwartungsgemäss eine recht gute Korrelation (r = 0.75).
Diese Beziehung deutet darauf hin, dass im Praxisalltag für die
klinische Betreuung der Patienten nach wie vor der BMI ein
sinnvoller klinischer Parameter ist. Weil Fett mehrheitlich an allen Körperlokalisationen abgelagert wird, zeigt sich auch eine
positive Beziehung zwischen der Fettmasse und dem OberarmUmfang (r = 0.61). Ebenfalls nicht überraschend zeigt sich keine Beziehung zwischen der Fettmasse und dem Verhältnis zwischen Taille/Hüft Umfang (i.e. W/H-Ratio). Um das Fettverteilungsmuster zu erfassen, müssen die entsprechenden Umfänge
gemessen werden. BMI, Taillen- sowie Hüftumfang sollten bei
jedem Patienten gemessen werden.

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