华东里工大学
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Erfahrungsbericht Praxissemester an der East China University of Science & Technology (ECUST) 华东里工大学 Torben Au Informationstechnologie & Gestaltung International (IGI) 6. Fachsemester Sommersemester 2010 01. März – 26. August 2010 Vorbereitung Neben meinem eigenen Interesse an der fernöstlichen Kultur (hauptsächlich Japan und China) hat mir vor allem die Teilnahme am Chinabuddy-Projekt der FH Lübeck dabei geholfen, mich auf kulturelle Eigenheiten sowie Geschichte und Politik vorzubereiten. In erster Linie zählen dazu das Interkulturelle Training, der Schnupper-Sprachkurs und natürlich der Umgang mit „echten“ Chinesen. Nachdem feststand, dass ich für das Shanghai-Stipendium zu den Auserwählten gehörte, musste alles Organisatorische erledigt werden. Dazu gehörte erst einmal die Buchung des Fluges, die ich mit meiner Mitstipendiatin Filiz gemeinsam vornahm, zumal es mein allererster Flug überhaupt werden sollte und sie dort schon einiges an Erfahrung aufweisen konnte. Über das Internet konnten wir so recht früh bei EMIRATES Hin- & Rückflug über Dubai für nicht einmal 700 Euro ergattern. Je länger man wartet, desto teurer werden Flüge auch… Neben dem Shanghai-Stipendium konnte ich auch noch ein Reisekosten-Stipendium von InWEnt (www.inwent.org) bekommen, das mir diese Kosten rückerstattet. Dafür ging es für einen Tag nach Bonn zu einem Seminar, ähnlich dem Interkulturellen Training, wo man für fremde Kulturen sensibilisiert wurde. Nach dem Auslandspraktikum wird es noch ein Auswertungsseminar in Bonn geben, zudem wird ein Bericht wie dieser erwartet. Obendrein kann man von InWEnt zusätzliche Hilfe im Notfall erwarten und Leute kennen lernen, die ebenfalls im gleichen Zeitraum in derselben Ecke der Welt ein Praktikum absolvieren. Sollte es mit einem derartigen Stipendium nicht klappen, besteht auch noch die Möglichkeit, sich Reisekosten vom DAAD teilweise rückerstatten zu lassen. Für mich musste dann auch noch ein Reisepass beantragt werden, dies ging mit einem biometrischen Passbild und Fingerabdrucknahme in wenigen Tagen über die Bühne. Mit dem neuen Reisepass, einem weiteren Passbild, der Einladung der ECUST und dem ausgefüllten Formular des Konsulats (von der China-Koordination der FHL oder unter www.chinabotschaft.de ausdruckbar) ging es nach Hamburg zur Chinesischen Botschaft, um ein Studenten-Visum zu beantragen. Möchte man es am selben Tag schon wieder mitnehmen, muss man es bis 11 Uhr eingereicht haben und 30 Euro bezahlen, ansonsten 15 Euro und 4 Tage warten. Bei mir war es geldtechnisch und zeitlich gesehen günstiger, es um 11:30 Uhr schon wieder abzuholen. Von meinem Zweitstipendium aus musste ich auch noch eine Auslandskrankenversicherung abschließen, was nach einem Besuch bei meiner Krankenkasse aber auch nicht allzu schwierig war. Die nicht allzu kleine Summe musste dann allerdings auch noch recht bald überwiesen werden. Von meinem Hausarzt gab es noch eine Impfung gegen Hepatitis A, alles andere (Hepatitis B, Tetanus, Diphtherie, Polio und Typhus) war soweit ohnehin noch vorhanden. Auslandssemester in Shanghai (Campus) Auf dem Campus der ECUST wurden wir im Lizhi-Wohnheim untergebracht, in dessen 2. Stock auch das Sino-German College of Technology liegt, in dem unsere Ansprechpartnerinnen Frau Zhang und Frau Yang zugegen waren. Unsere im Vergleich zu denen der Chinesen fast schon luxuriösen Zimmer lagen im 14. Stock (auf dieser Seite des Gebäudes ganz oben) und waren klein, aber fein. Neben Bett mit deutlich harter Matratze (an die man sich jedoch schnell gewöhnt), Computertisch, Nacht- und Kleiderschrank gibt es noch einen kleinen Kühlschrank und einen Fernseher, den ich jedoch kaum benutzt habe. Jedes Zimmer hat auch ein kleines Bad mit Waschbecken und Toilette sowie freier Dusche – soll heißen, man klappt besser den Klodeckel hoch und richtet sich darauf ein, dass das Bad nach der morgendlichen Dusche schwimmt, was allerdings auch nach gar nicht allzu langer Zeit weggetrocknet ist. Ein Wasserschieber hilft dabei auch gut nach. Gegen Dreck und tierische Untermieter ist hingegen kaum ein Ankommen, man kann quasi jeden Tag fegen, Staubwischen lohnt eigentlich nicht… Mit den Steckdosen ist es ebenfalls eine Sache: Entweder sind sie schon belegt oder werden vom Mobiliar verdeckt, so musste ich mir zunächst einmal eine Steckerleiste besorgen. Immerhin sind keine Adapter nötig: Die StromWerte stimmen mit den deutschen überein und die Steckdosen an sich geben keinerlei Steckerform vor, sondern sind für mehrere Formen offen. Ebenfalls recht offen ist die Fensterfront, es zieht selbst wenn die Balkontür geschlossen ist. Für die Temperierung des Raumes ist eine Klimaanlage vorhanden, die anfangs aber nur ein Tropfen auf den heißen (bzw. kalten) Stein war, bis herauskam, wie man sie zum vollen Einsatz ihrer Möglichkeit bringen konnte. Jedes Stockwerk des Wohnheimes hat eine Gemeinschaftsküche, in der allerdings nur mit Woks gekocht werden kann (in der Verwaltung hingegen gibt es für deutsche Gastprofessoren auch eine deutsche Küche), und eine Waschküche mit Wasserkocher und zwei Waschmaschinen, die allerdings nur durch Zentrifugalkraft schleudern und leicht trocknen können und selbst mit Wasser (aus dem Schlauch oder Kocher) befüllt werden müssen. Die gewaschene Wäsche muss man schließlich noch zum endgültigen Trocknen auf den Balkon hängen – dort sind zwei Wäscheleinen vorhanden, hängen allerdings teilweise ziemlich hoch, so dass man schon zu Wäschebügeln & Co. greifen sollte. Ansonsten sind im Wohnheim noch diverse andere Nationalitäten untergebracht, die meisten sind wohl Koreaner und Franzosen, darunter viele Afro-Franzosen. Der Campus ist eine kleine Welt für sich mit einer Einkaufsstraße, mehreren Basketball- und Fußballplätzen sowie einen regulären Sportplatz mitsamt Center und Schwimmbad. Interessant ist, dass überall Boxen stehen, die zu bestimmten Tageszeiten für musikalische Berieselung sorgen. Auf der zentralen Wiese kann man unter einer großen Mao-Statue gut entspannen und es gibt auch hier und dort versteckte Winkel, z.B. einen alten Schrein inmitten eines Waldstückes innerhalb der Flussbiegung – obwohl diese mitten auf dem Campus liegt, ist dort niemand und man hat ungestörte Zeit für sich. Es gibt etwa acht Mensen auf dem Campus, die sich in zweierlei Hinsicht unterscheiden: In den einen kann man sich zu bestimmten Zeiten gewünschte Speisen auf ein Tablett füllen lassen oder auch mitnehmen, in den anderen wird einem zu jeder Tageszeit frisch zubereitet. Mir persönlich waren eigentlich die Tablettmensen lieber, dort gab es eine größere Auswahl und mehr, was mir schmeckte. Der Negativpunkt waren die Zeiten: Mittag gibt es von 11 bis 12 Uhr, Abendessen von 17 bis 18 Uhr. Insgesamt sind diese Mensen auch preiswerter, selten habe ich mehr als 50 Cent bezahlt, manchmal gar nur um die 35 Cent. Da aber alle Mensen hauptsächlich jeden Tag immer nur wieder dasselbe anbieten, hat man ziemlich schnell alles durchprobiert und sehnt sich nach Abwechslung… Außerhalb des Campus findet man glücklicherweise etliche Imbissstände und Restaurants, von der kleinen Suppenküche über Lokale bis hin zum Edelrestaurant. Bis das eigene Internet in Gang gesetzt wurde, hat es eine gute Woche gedauert – für die Zeit bis dahin gibt es auch eine Bibliothek, in der man für 2 RMB pro Stunde online gehen kann. Für die 6 Monate Internetanschluss haben wir sofort zu Beginn 650 RMB gezahlt, man kann es allerdings auch jeden Monat neu beantragen oder zusammen einen Gemeinschaftsanschluss beantragen – uns erschien Ersteres aber als beste Wahl, da der Gemeinschaftsanschluss gerne mal einige technische Probleme mit sich bringt. Zu Anfang kam es dann auch oft vor, dass das Internet versagt hat – die versprochenen 2 MB/s waren wohl auch mehr eine Wunschvorstellung als Realität… Leider traf die chinesische Internetzensur dann auch auf unsere Laptops zu, wird also wohl nicht nur über das Betriebssystem chinesischer Rechner aufrecht erhalten. Diese betraf dann also auch bei uns bestimmte Seiten wie Facebook oder YouTube, ganz zu schweigen von Stream-Seiten, selbst wenn diese (wie z.B. ProSieben.de) legal sein dürften. Eine gute Alternative zum Filmegucken wäre www.youku.com: Einfach den gewünschten Film in der Wikipedia suchen, auf die chinesische Version gehen (in der linken Leiste 中文), dort den Titel kopieren und bei YouKu suchen. Neuere Filme habe ich hingegen vergeblich gesucht, alles andere hat Originalsprache und oftmals auch englische Untertitel. Um mit seinen chinesischen Freunden Kontakt zu halten, bietet sich als Messenger ansonsten QQ International (http://download.imqq.com) an, mir hat sonst auch die chinesische Facebook-Version RenRenWang (www.renren.com, 人 人 网 ) Freude bereitet, allerdings muss man sich dies erst einmal am besten von einem chinesischen Freund erklären lassen, dann ist es jedoch recht simpel. Glück hatten wir auch insofern, dass jeder von uns sofort einen persönlichen Ansprechpartner bekommen hat, die im nächsten Jahr ebenfalls nach Deutschland im Rahmen des deutsch-chinesischen Studienprogramms kommen werden. Beim Ausfüllen der notwendigen Dokumente, dem Erwerb von Handy-SIM-Karte sowie Internetanschluss und beim Erkunden von Campus und der näheren Umgebung waren sie uns eine große Hilfe. Zumindest mit meinem Buddy hatte ich auch die ganze Zeit über Kontakt, wir waren ebenfalls zusammen in einem Vergnügungspark und auf der EXPO und hatten eigentlich auch einen Trip nach Beijing geplant. Auslandssemester in Shanghai (Projekt) Mein ursprüngliches Projekt sollte zunächst mit Programmierung zu tun haben, viel Genaueres konnte ich mir darunter am Anfang nicht vorstellen. Zumindest schien es aber abgesehen davon wenig mit meinem Studiengang zu tun zu haben, und nachdem mein für das Praxissemester zuständiger Prof meinte, eine derartige Aufgabe sei auch zu schwierig für mich, hoffte ich darauf, mit meinem ECUST-Professor etwas anderes aushandeln zu können, zumal ich auch wusste, dass dieses Problem öfter auftrat und eine Änderung durchaus möglich wäre. Wie sich schließlich vor Ort herausstellte, handelte es sich sogar um Maschinencode-Programmierung und mit etwas anderem hatte mein mir zugeteilter Professor ziemlich wenig am Hut… Von daher wurde ich gleich einem anderen Bereich und Professor zugeteilt und landete im LISBI (Laboratory for Intelligent Systems and Biomedical Informatics) bei Prof. Jianhua „Josh“ Zhang, der gar einen deutschen Abschluss abgemacht und sich generell einige westliche Eigenheiten (früher Feierabend, freies Wochenende) angeeignet hat. Zusammen mit seinen Doktoranden forscht er daran, die Usability von Mensch-Maschinen-Kommunikation in Extrem-Stresssituationen zu verbessern, beispielsweise bei der Flugüberwachung, im Kampfjet oder Katastrophenfall, wo es schwierig ist, einen klaren Kopf zu behalten. Für mein Projekt musste ich mich erstmal in die Materie einarbeiten, da sich diese immer noch ziemlich am Rande meiner Studieninhalte bewegte, und schließlich zwei Programme für meine weitere Arbeit besorgen. Dazu gehörte das Simulationsprogramm AutoCAMS 2.0 von der TU Berlin, mit dem wir Experimente durchführen wollten, sowie LISREL zur späteren Auswertung unserer Ergebnisse. Für die erste Phase musste ich beide Programme und den Umgang mit ihnen verstehen lernen. Schließlich folgte die Experimentphase, in der wir in zwölf verschiedenen Durchläufen bei Probanden aus den eigenen Reihen EEG, EOG und EKG aufzeichneten, und schließlich musste ich aus diesen Daten, den Daten der Simulation und Selbsteinschätzungen über Müdigkeit, Angst und Anstrengung versuchen, Korrelationen („abhängige Verbindungen“) zu finden. Dafür standen mir Aufzeichnungen meiner Vorgängerin zur Verfügung, die eine ähnliche Aufgabe mit einem anderen Versuchsaufbau zu bewältigen hatte und an denen ich mich auch orientierte – wie sich schließlich herausstellte, war dies aber der völlig falsche Weg und sie zu keiner wirklichen Lösung gekommen. Von den Studenten im Labor hatte so etwas auch noch nie jemand gemacht und es hatte eine Weile gedauert, bis ich das nötige Schlagwort fand, um herauszufinden, wie man so etwas tatsächlich angeht… Abgesehen davon, dass mir mein Prof in der letzten Phase meiner Aufgabe auch keine große Hilfe war, war er immer sehr um mich bemüht, hatte mir Informationen über Reisetipps u.ä. herausgesucht oder mich mit zu Gastvorlesungen genommen. Meinen Arbeitsplatz hatte ich direkt bei ihm im Büro, für das ich gar einen eigenen Schlüssel bekam, wohingegen seine Doktoranden zwei Etagen weiter unten im Labor hockten. Zunächst habe ich mich aufgrund dieser Sonderbehandlung etwas unwohl gefühlt, allerdings schienen sich die Doktoranden daran nicht zu stören und sofern mein Prof nicht anwesend und die Arbeit am Büro-Rechner nicht erforderlich war, habe ich mich auch zu ihnen ins Labor gesetzt. Wirklich gearbeitet wurde da von chinesischer Seite aber kaum: Meist wurde nur gesurft, gespielt, Filme angesehen oder geschlafen… Überhaupt schienen die meisten eher im Labor als im Wohnheim zu wohnen. Nun sind die chinesischen Zimmer zwar in der Regel 4-Bett-Zimmer, aber auch nicht soo schlimm, wie man vielleicht denken könnte – zumindest weiß ich auch, dass sich die chinesischen Studenten in Lübeck in ihren Einzelzimmern auch tierisch einsam vorkamen, von daher ist für sie die Gesellschaft wohl eher positiv als negativ. Die Studenten in meinem Labor waren auch alle besonders nett und hilfsbereit, einige anfangs auch sehr schüchtern. Besonders manche Mädchen hatten einen Narren an mir gefressen, was mich anfangs doch recht überrascht hatte. Ansonsten gab es auch mal gemeinsame Unternehmungen wie eine Grilltour oder einzelne Studenten sind auch mit mir gemeinsam losgezogen. Neben der Projektarbeit gab es auch einen Chinesischkurs, an dem wir kostenlos teilnehmen konnten, nur die Bücher haben 157 RMB gekostet. Der Kurs ist eigentlich ein Studiengang für sich mit den Fächern Intensive Reading (was mehr das Hauptfach war), Extensive Reading (eher Schreiben), Listening und Speaking und fand von Montag bis Freitag von 8:15 bis 11:30 Uhr mit einer Viertelstunde Pause dazwischen statt. Hausaufgaben und Lernen beanspruchten aber auch ihre Zeit, so dass bald keine Zeit mehr blieb, daran teilzunehmen. Einen ersten Test im Hauptfach habe ich noch mitgeschrieben und mit Leichtigkeit bestanden – das Problem waren dabei in keinster Weise die Zeichen, sondern eher das richtige Tönehören, mit dem sich alle Schüler schwer taten, zumal unsere Lehrerin extra nicht auffällig stark betonte. Nach meinen ersten Chinesisch-Kenntnissen aus dem Schnupperkurs der FHL haben mir diese paar Wochen Unterricht aber noch einen ordentlich Schub nach vorne gegeben. Obwohl es doch einige Sonderbarkeiten mit der chinesischen Sprache gibt, ist diese prinzipiell aber auch nicht extrem schwer – Grundlagen sind leicht zu erlernen, zumal es keine sonderliche Grammatik gibt. Die Zeichen folgen auch bestimmten Vorgaben, trotzdem wird man sich längerfristig wohl nur die merken können, die man öfter benutzt oder sieht. Später gab es noch ein paar optionale Kurse am Nachmittag, von denen ich Kalligraphie und chinesisches Malen besucht habe. Der Lehrer für beide Fächer sprach zwar nur Chinesisch, trotzdem konnte man gut verstehen, was er von einem wollte. Zur weiteren Auswahl gab es noch chinesische Geschichte, chinesische Musik, Kung-Fu und HSK-Training, allerdings fanden sich nicht für alle genügend Teilnehmer… Meine Kurse bestanden letztendlich allerdings auch nur drei bzw. zwei festen Teilnehmern. Aufenthalt in China Mit dem Geld aus dem Stipendium (1000 RMB, in etwa 100 Euro) pro Monat kam ich ziemlich gut klar – für das reine Überleben habe ich lediglich gut die Hälfte benötigt, allerdings muss ich wohl dazu sagen, dass ich ziemlich genügsam bin. Ich weiß von anderen, die damit nicht auskamen… Obwohl man auch quasi alles Nötige auf dem Campus bekommen kann, bin ich oftmals in den nahen Supermarkt außerhalb gegangen, um dort gewisse Schnäppchen zu erhalten. Auffällig beim Bezahlen im China ist, dass man eigentlich nur mit Groschen (Jiao) bezahlen muss, aber nicht mit einzelnen Cent (Fen): Beträgt der Endbetrag z.B. 50,98 RMB, bezahlt man tatsächlich nur 50,90 RMB. Der Verkehr ist im Grunde genau so, wie man ihn sich vorstellt: Jeder will der Erste sein, es wird in einer Tour gehupt und eine grüne Ampel heißt noch lange nicht, dass man lebend auf der anderen Seite ankommt: Es gilt das Recht der Stärkeren! Ironischerweise gewöhnt man sich aber schnell daran, beim Straße-Überqueren auf Zweiräder (die so heißen, da dort meist immer zwei Personen drauf sitzen) und Abbieger sowie eilige Taxi-Fahrer von allen Seiten zu achten. Taxis gibt es in allen möglichen Farben, die entsprechenden Firmen zugehören – abgesehen von den roten, denen sollte man möglichst nicht über den Weg trauen… Am besten fährt man mit den türkisenen oder hellgrünen Taxen, Gelb soll auch noch okay sein. Was man nicht erwarten sollte, ist ein Taxi-Fahrer mit Englisch-Kenntnissen: Seit der EXPO gibt es zwar eine kostenlose Service-Nummer, die man in solch einem Fall anrufen kann, man kann als Absicherung zu den eigenen Chinesisch-Kenntnissen den Straßennamen oder Zielort auch in chinesischen Zeichen (Hanzi) abschreiben oder einen eigenen Telefon-Joker anrufen, der dem Fahrer sagt, wo’s hingehen soll. Der Startpreis beträgt 12 RMB, ab einer bestimmten Strecke kommen 2 RMB pro Kilometer dazu, nachts wird es teurer. In Shanghai selbst war ich nie mit einem der normalen Stadtbusse gefahren: Prinzipiell kostet der Fahrpreis aber 2 RMB, die in eine Art Kaffeekasse gesteckt werden, dann muss man nur noch wissen, wo man aussteigen will. Selbst bin ich lieber mit der U-Bahn gefahren: Hierfür kann man sich eine Traffic-Card besorgen, die ähnlich der Mensa-Karte mit Geld aufgeladen wird und die man ebenfalls im Bus benutzen kann. Zugang zur Metro verschafft man sich mittels der Karte durch Drehkreuze und verlässt sie am Zielbahnhof auch genauso wieder, so dass exakt abgerechnet wird: Startpreis sind 3 RMB, konkret dürfte ich aber nie mehr als 5 RMB für eine Strecke bezahlt haben. Die Haltestellen sind in Hanzi und Pinyin (der Umschrift in westliche Buchstaben) aufgeführt, in den U-Bahnen gibt es auch englische Durchsagen und in den meisten davon auch englische Anzeigen. Ansonsten muss man aufpassen, wo man sich gerade befindet. Überfüllt ist die U-Bahn eigentlich nur zur Rushhour, einen Sitzplatz bekommt man in manchen Linien aber trotzdem nur höchst selten. Praktische Tipps Will man im Wohnheim die tatsächliche Leistung der Klimaanlage nutzen, muss hierfür mittels des kleinen Knopfes links des roten Ein-/Ausschalters auf der Fernbedienung der digitale Pfeil im Display auf die linke, zweithöchste Position gebracht werden. Schon können einem kalte Winter- und heiße Sommertage nichts mehr anhaben – zumindest nicht im eigenen Zimmer. Sollte die Toilette nicht abziehen, einfach den Deckel des Spülkastens etwas anheben. Mittel gegen Durchfall sollte man bereits haben und für den Notfall möglichst immer einen chinesischen Freund als „Telefonjoker“ anrufen können. Persönliche Wertung des Aufenthalts Persönlich hat mir der Auslandsaufenthalt sehr viel gebracht, fachlich aufgrund der nicht übereinstimmenden Inhalte natürlich weniger… Da wäre ein Praxissemester in einer deutschen Agentur deutlich effektiver gewesen. Nichtsdestotrotz möchte ich diese Erfahrung und die neuen Freunde nicht missen wollen und würde das Shanghai-Stipendium jedem sofort weiterempfehlen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an die China-Koordination, das SinoGerman College der ECUST, InWEnt, Frau Prof. Romero-Tejedor sowie alle anderen, die mir diese Erfahrung möglich gemacht haben.