mein auto, dein auto akkordeon aus solarzellen knick in

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mein auto, dein auto akkordeon aus solarzellen knick in
tr.0512.014-015
19.04.2012
12:49 Uhr
Seite 14
FORSCHUNG
UND PRODUKTE
VERKEHR
ENERGIE
MEIN AUTO,
DEIN AUTO
AKKORDEON AUS SOLARZELLEN
ganzen Tag herum. Das Berliner Start-up Carzapp ermöglicht es privaten Haltern,
ihre Wagen in dieser Zeit zu
vermieten. Dazu wird ein
kleines Kästchen („ZappKit“)
im Pkw installiert. Es enthält
ein Mobilfunk- sowie ein
GPS-Modul, und per dazugehöriger App lassen sich die
Türen entriegeln. So brauchen sich Mieter und Vermieter nicht mehr persönlich
zu treffen, um den Schlüssel
zu übergeben. Der kann im
Auto bleiben, denn das Kit
enthält eine Wegfahrsperre.
Die Preise kann der Vermieter innerhalb gewisser
Grenzen selber festlegen.
Mitgründer Oliver Lünstedt
rechnet für einen Mittelklassewagen mit etwa vier Euro
pro Stunde plus Kilometerpauschale – inklusive Versicherung und Provision.
Bei den ersten 1000 Teilnehmern will Carzapp die Kits
auf eigene Kosten installieren. Um schwarze Schafe
unter Mietern und Vermietern zu identifizieren, können
sie sich über die App gegenseitig bewerten. Im Mai soll
in Berlin ein Beta-Test mit
hundert Autos beginnen,
im Spätsommer der Regelbetrieb.
GREGOR HONSEL
L I N K www.carzapp.net
Carzapp macht das Smartphone
zum Autoschlüssel.
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Ein Team des Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat der Fotovoltaik jetzt die dritte Dimension erschlossen und die energieproduzierenden Zellen in Würfel- und Turmform angeordnet. Damit gelang es den Wissenschaftlern, die Ausbeute
deutlich zu steigern – bis auf das Zwanzigfache im Vergleich
zu flachen Modulen auf der gleichen Grundfläche.
Neben der größeren Gesamtfläche der dreidimensionalen
Konstruktionen sind dafür auch die vertikalen Anteile der
Fotovoltaik-Module verantwortlich: Sie liefern vor allem
morgens, abends und im Winter viel Strom, wenn die Sonne
näher am Horizont ist. Bei der klassischen Anordnung flach
auf dem Dach wird während dieser Zeiten hingegen kaum
Energie produziert.
Berechnungen haben gezeigt, dass komplexe Formen
die größten Gewinne bringen – etwa Würfel mit leicht
Türme aus Solarzellen könnten
eingedrückten Oberflächen. Sie sind aber nur mit großem
künftig den Strom
Aufwand zu produzieren und steigern im Vergleich zu
für Elektrofahreinfacheren geometrischen Formen die Ausbeute nur um
zeuge produzieren. 10 bis 15 Prozent. Der größte Prototyp der MIT-Forscher
ist ein Turm in Form eines Akkordeons, der zusammengefaltet an seinen Einsatzort transportiert werden kann und in Zukunft beispielsweise Ladestationen für Elektrofahrzeuge mit Strom versorgen könnte.
CHRISTIAN BUCK
KAMERATECHNIK
KNICK IN DER OPTIK
Die neue Kamera „Cornar“ kann um die Ecke sehen: Forscher des MIT nutzen
dafür einen Laser, der extrem kurze Lichtimpulse mit einer Dauer von wenigen Femtosekunden aussendet – eine Femtosekunde ist der milliardste Teil
einer Millionstelsekunde. Die Lichtpakete werden an Wänden und Objekten
reflektiert und gelangen so auch an Stellen, die dem direkten Blick entzogen
sind. Werden sie von dort wieder zurückgeworfen, kann ein Detektor sie
aufzeichnen. Aus der Zeitdifferenz zwischen Aussenden und Empfangen der
Laserpulse kann ein Computer den zurückgelegten Weg berechnen und so
live die dreidimensionale Beschaffenheit und die Bewegungen verdeckter
Objekte rekonstruieren – mithilfe mathematischer Verfahren aus der Computergrafik und der medizinischen Bildgebung.
Um etwa in ein Zimmer zu sehen, lenken die Forscher den Laserstrahl auf
eine nach außen geöffnete Tür, sodass er von ihrer Oberfläche ins Innere
reflektiert wird. Danach trifft das Licht auf die Objekte und Wände im Raum –
bis seine „Echos“ nach vielen Reflexionen wieder den Detektor erreichen.
Diese Prozedur lässt sich mehrmals wiederholen, sodass der Laser unter
verschiedenen Winkeln den Raum ausleuchten kann.
Künftige Versionen der Kamera sollen zum Beispiel Feuerwehrmännern
zeigen, ob in einem brennenden Gebäude noch Menschen zu retten sind.
Selbst Autos könnten mit ihrer Hilfe irgendwann um die Ecke sehen – indem
sie kurze Laserpulse aussenden, deren Echos darauf hindeuten können, dass
an einer unübersichtlichen Einmündung
gerade Kollisionsgefahr besteht.
L I N K http://tinyurl.com/7s59ecv
CHRISTIAN BUCK
TECHNOLOGY REVIEW | MAI 2012
©
Copyright by Heise Zeitschriften Verlag
links
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Fotos: Carzapp, Allegra Boverman, MPI Informatik
Die meisten Autos stehen den
Wer sagt eigentlich, dass Solarmodule immer flach auf dem Dach liegen müssen?
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12:49 Uhr
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FILM
ANIMIEREN OHNE
MARKIEREN
Ob bei „Herr der Ringe“, „Fluch der Karibik“
oder „Tim und Struppi“ – bei vielen Blockbustern werden Figuren durch ein aufwendiges „Motion-Capture“-Verfahren zum
Leben erweckt. Forscher vom Max-PlanckInstitut für Informatik in Saarbrücken haben
nun einen Weg gefunden, die Bewegungen
von Schauspielern schneller und einfacher
einzufangen.
Bisher bekommen Darsteller dazu Markierungspunkte aufgeklebt, oder sie müssen in
spezielle Anzüge steigen. Eine Software überträgt die gefilmten Bewegungen dann anhand
der Markierungen auf einen computergenerierten Charakter wie „Gollum“ aus „Herr der
Ringe“. Der größte Nachteil dabei: Die Markierungen behindern die Schauspieler. Es gibt
zwar bereits Verfahren, die ohne Markierung
auskommen, aber sie sind auf einen gleichmäßigen Hintergrund angewiesen und tun
sich schwer mit Überlagerungen – etwa wenn
zwei Menschen miteinander kämpfen.
Das Verfahren der Max-Planck-Forscher
versucht erst gar nicht, den Körper eines
Schauspielers exakt zu erfassen. Um Rechenleistung zu sparen, setzt es stattdessen Arme,
Beine und Rumpf aus unscharfen Kugeln
zusammen, deren Größe sich an den statistischen Maßen des menschlichen Körpers
orientiert. Ergebnis ist eine Art verschwommenes Kastanien-Männchen. Das reicht
jedoch aus, um Körperbewegungen auf ein
digitales Skelett mit 58 Gelenken zu übertragen, um anschließend Computerfiguren
zu animieren.
Bei einem Versuch mit zwölf Kameras
konnten die Wissenschaftler sämtliche Probeszenen in Echtzeit erfassen – darunter auch
solche, bei denen sich ähnlich gekleidete Darsteller umarmten oder ein Tisch ihre Körper
teilweise verdeckte. Nun
wollen die
Forscher ein
Unternehmen
gründen. „Es
gab bereits
Gespräche mit
Hollywood“,
sagt Projektleiter Nils
Die Software erkennt, wem
Hasler.
welche Arme gehören.
GREGOR HONSEL
©
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