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KANAREN-KREUZFAHRT
RA
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TOUR 2/ 2007
Kreuzfahrt und RennradWoche? 30 Hobbyradler
probierten diese ungewöhnliche
Kombination auf Madeira und
den Kanaren mit dem Clubschiff
„AIDA blu“. Mit an Bord und
Kapitän an Land: Sprint-Ass und
Vizeweltmeister Erik Zabel
Nah dran: Ausfahrt mit den Profis Enrico Poitschke, Björn Schröder, Erik Zabel
DDAMPFER
Weit weg: Vom Winter ist Ende November auf La Palma nichts zu spüren
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Hoch hinaus: Das schwimmende Clubhotel hat 13 Decks für 1.680 Passagiere
KANAREN-KREUZFAHRT
TEXT: SVEN BREMER
FOTOS: GÜNTER STANDL
E
ine steife, aber frühlingsmilde
Brise streicht über Deck zwölf,
das Thermometer zeigt 21
Grad. Von Santa Cruz de Tenerife
funkeln die Lichter herüber, Ende
November wackelt die Weihnachtsbeleuchtung zwischen den Palmen
bedenklich hin und her. Plötzlich
dröhnt die Schiffssirene in den Abendhimmel. Dreimal ertönt das Typhon,
die „AIDA blu“ legt ab. Während oben
auf dem Pool-Deck bereits die Hüften
im Vier-Viertel-Takt schwingen,
stampfen im Maschinenraum riesige
Dieselmotoren. Auch auf Deck zwei,
im improvisierten Fahrradkeller, wird
gearbeitet, geschraubt und gewienert.
Drei Dutzend Rennmaschinen wollen
landfein gemacht werden für die erste
von fünf Inseln dieser siebentägigen
Kreuzfahrt, für das portugiesische
Madeira. Danach warten die vier
Kanarischen Inseln La Palma, Fuerteventura, Lanzarote und Gran Canaria
auf die Teilnehmer der Aida-Rennradwoche – und auf Erik „Ete“ Zabel, der
mit zwei seiner Kollegen vom MilramTeam, Enrico Poitschke und Björn
Schröder, die Hobbysportler begleitet.
Zusätzlich sind noch drei Rad-Guides
von Aida dabei.
Logbucheintrag: Santa Cruz – Funchal,
Kurs 350 Grad, Wind aus Nordost, Stärke 6.
Die Aida blu stampft durch drei Meter hohe
Wellentäler, 260 Seemeilen bis Madeira.
Nicht allen Landratten bekommt der
kräftige Seegang. Dem einen oder anderen weicht die gesunde Farbe aus
dem Gesicht. Am nächsten Morgen jedoch stehen alle Rennradler wieder fit
an der Pier im Hafen von Funchal, der
Hauptstadt von Madeira, deren weiß
getünchte Häuser sich an die terrassierten, grünen Hänge schmiegen, als
hätte sie Picasso dorthin drapiert. Aber
die steile Küste lässt auch vermuten,
dass die Radtour keine gemütliche
Kaffeefahrt wird. Ganz nach ZabelMotto: „Berge sind der natürliche Feind
des Radfahrers.“ Dann dürfte Madeira
so etwas wie der Erzfeind sein, denn 20
Prozent Steigung sind keine Seltenheit.
Für die wunderschöne Landschaft
mit Bananenplantagen, Weinbergen,
Palmen und einem Meer aus exotischen
Blumen haben nur die fittesten Radler
ein Auge. Während sich Zabel, in seiner
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Feine Orte: Fischerdörfer wie Câmara dos Lobos säumen Madeiras bergige Küste
Karriere nicht gerade als Kletterkünstler in Erscheinung getreten, fröhlich
plaudernd die steilen Rampen hinaufschraubt, quälen sich die meisten
Hobbyradler eher schlecht als recht in
die Höhe. Vorbei an Câmara de Lobos,
wo Winston Churchill häufig seinen
Urlaub verbrachte. „No sports“, hatte
der bekanntlich zu seinem Motto
gemacht. Was einem angesichts der
Plackerei ganz vernünftig vorkommt.
Die Anwesenheit der Profis scheint jedoch Flügel zu verleihen. „Eigentlich
wäre ich da gar nicht hochgekommen,
aber wenn ihr dabei seid, dann wollen
wir es euch natürlich zeigen“, sagt Teilnehmerin Melanie Dollak.
Zabel, Poitschke und Müller wurden
zwar als Trainer der Aida-Rennradwochen angekündigt, sagen aber unisono: „Wir haben Urlaub.“ Alle drei
haben ihre Frauen dabei, und Schröders
Filius rast mit seinem Bobbycar ähnlich
verwegen übers Deck wie der Papa die
Berge hinunter. Den Trainer geben die
Radprofis nur in Ausnahmen. „Da habe
ich schon ein bisschen mehr erwartet“,
sagt Hobbyradler Alfred Beck. „Zabel
ist ja supernett, aber er ist eigentlich
nur seinen Striemel gefahren, ohne sich
mal umzudrehen.“
Anderen ist profunde Anleitung
nicht so wichtig – der Profi zum Anfassen zaubert ihnen auch so ein seliges
Lächeln. „Das ist doch großartig. Sonst
hast du immer diese Distanz zu den
Profis, hier erlebt man sie hautnah und
locker“, outet sich Christoph KnochWeber als echter Fan. Mag es noch so
banal sein, was Zabel erzählt, einige
Große Party: Jeden Abend
auf dem Oberdeck
Spröder Charme: Nicht jedem Radler gefiel der Ritt durch Fuerteventuras Ödnis
Nette Geste: Fahr-Tipps von Profi Björn Schröder
hängen an seinen Lippen als hätte er
gerade das Rad neu erfunden und
nebenbei das Rentenproblem gelöst.
Logbucheintrag: Madeira, wolkenverhangen bei 22 Grad und Windstärke 4 aus
östlicher Richtung.
Den Urlaubern auf dem Clubschiff
gibt Mentaltrainerin Veronika Zickendraht einen Kurs mit dem Titel „Anleitung zum Glücklichsein“. Außerdem
im Programm: „Fettverbrennung, aber
richtig“. Das ist auch für die Radfahrer
angesagt. 80 Kilometer führt die
Kurzer Plausch (oben) auf der Tour durch Lanzarote (unten)
Königstappe durch den Südwesten
Madeiras. Und wer gut in Form ist, der
schüttet auch ohne Frau Zickendraht
Glückshormone aus. Andere schafft
der zweite Tag ganz schön. AidaBiking-Manager Björn Müller gesteht
ein, dass die Chronologie nicht optimal
sei, aber das Schiff könne nicht wegen
der Radler den Kurs ändern.
Logbucheintrag: Funchal – La Palma.
Kurs La Palma, 190 Grad, 246 Seemeilen
bis nach Santa Cruz de La Palma, Windstärke 6 aus östlicher Richtung.
Trotz Strapazen hält am Abend kaum
jemand die so genannte leistungsfördernde Bettruhe ein. Im Gegenteil,
Clubdirektor Richie, fleischgewordene
gute Laune mit breitem Dauergrinsen,
stimmt „Viva Colonia“ an und lässt die
Menge den Refrain mit der Textzeile
„auf der Aida“ singen. Auf dem Pooldeck steppt der Bär. Gefühlte 95
Prozent der Gäste sind textsicher in
Sachen Wolfgang Petri. Wer von deutschen Schlagern eher Ohrensausen
bekommt, muss sich gedulden. Später
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am Abend wird in der Disko auf Deck
14 abgerockt. Wie man Party macht,
hat „Ete“ erklärt, als er während der
Trainingstour auf Madeira kaum einen Schluck Wasser trank: „Du musst
die Körperzellen dehydrieren, so dass
abends an der Bar mehr reinpasst“,
meinte er und lachte glucksend. Einige
sehen deshalb am nächsten Morgen so
aus, als würden sie heute lieber das
„Beauty and Hair“-Angebot auf dem
Schiff wahrnehmen. Glücklicherweise
geht es auf der kleinen, üppig grünen
Insel La Palma weitaus gemächlicher
zu als auf Madeira. Und das, obwohl
sich La Palma mit seinen fast 2.500
Meter hohen Bergen „steilste Insel der
Welt“ nennen darf. Doch die Radstrecke führt überwiegend mit welligem Profil an der Küste entlang.
Logbucheintrag: Santa Cruz de la Palma –
Puerto del Rosario. Kurs 84 Grad, später
90 Grad, Windstärke 2, mit 18,5 Knoten
geht es auf ruhiger See in Richtung
Fuerteventura. 236 Seemeilen bis Puerto
del Rosario.
Einer der Guides macht deutlich, was
er von Fuerteventura hält: „Mülleimer
auf, ‚Fuerte‘ rein. Deckel zu!“ Der
Charme dieser Sand- und Geröllwüste
erschließt sich nur schwer. Zumal auch
die Architektur oft die Frage aufwirft:
Haus oder Baucontainer? „Die Idee,
mit der Aida zu reisen, ist schon klasse“, sagt Enrico Poitschke, „so siehst du
jeden Tag eine ganz andere Landschaft.
Stell dir vor, du müsstest zwei Wochen
auf ‚Fuerte‘ fahren.“ Lieber nicht. Für
Surfer oder Sonnenanbeter mag die
Insel mit ihren schönen Stränden etwas
hergeben, ansonsten, da waren sich die
Radler einig, kann man sich „Fuerte“
weniger Regen als auf den anderen Inseln.
Die Temperaturen an den Küsten sinken
selten unter 20 Grad, im Sommer klettern
sie häufig weit über 30 Grad.
Am Limit: In den Bergen auf La Palma zerfällt das Feld schnell in Grüppchen
INFOS
ZUR ORIENTIERUNG
Die Kanarischen Inseln liegen im Atlantik,
1.100 Kilometer vom spanischen Festland
entfernt, aber nur knappe 100 Kilometer
von Afrika. Geografisch gehören sie zu
Afrika, politisch zu Spanien. Der Archipel
besteht aus sieben Hauptinseln: Teneriffa,
Gran Canaria, Lanzarote, Fuerteventura,
La Palma, La Gomera und El Hierro. Madeira gehört politisch zu Portugal, liegt
nördlich der Kanaren, etwa 1.000 Kilometer südwestlich von Lissabon. Alle Inseln
sind vulkanischen Ursprungs.
MADEIRA: 741 km2; höchster Berg: Pico
Ruivo (1.861 m); Einwohner: 280.000,
Hauptstadt: Funchal (110.000);
Infos: www.madeiratourism.org
LA PALMA: 708 km2; höchster Berg:
Roque de los Muchachos (2.426 m);
Einwohner: 82.000, Hauptstadt: Santa
Cruz (17.000); www.lapalmaturismo.com
FUERTEVENTURA: 1.660 km2; höchster
Berg: Pico de la Zarza (807 m);
Einwohner: 79.000, Hauptstadt:
Puerto del Rosario (28.000);
Infos: www.fuerteventuraturismo.com
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LANZAROTE: 846 km2, östlichste Insel
des Archipels; höchster Berg: Penas del
Chache (671 m); Einwohner: 116.000,
Hauptstadt: Arrecife (41.000);
Infos: www.turismolanzarote.com
GRAN CANARIA: 1.560 km2; höchster
Berg: Pico de las Nieves Gran Canarias
(1.949 m); Einwohner: 790.000, Hauptstadt: Las Palmas (310.000);
Infos: www.grancanaria.com
TENERIFFA: 2.034 km2; höchster Berg:
Teide (3.718 m). Einwohner: 800.000,
Hauptstadt: Santa Cruz (200.000); Infos:
www.turismo-tenerife.com
BESTE REISEZEIT
Madeira hat ganzjährig mildes Klima. So
plötzlich wie das Wetter wechseln kann,
so unterschiedlich ist es auch zwischen
dem feuchten Norden und dem trockenen
Süden, zwischen der sonnigen Küste und
den wolkenverhangenen Bergen. Am häufigsten regnet es von Oktober bis März.
Für die Kanarischen Inseln gilt Ähnliches.
Auf Fuerteventura und Lanzarote ist es
am heißesten, dort fällt auch deutlich
TOURENCHARAKTERISTIK
Auf Madeira reiht sich eine giftige Steigung an die nächste. Auf La Palma, Lanzarote und Fuerteventura geht es moderater
zu, die Tour auf Gran Canaria liegt zwischen den Extremen. Es empfiehlt sich,
ein „Rettungsritzel“ oder eine Kompaktbzw. Dreifachkurbel vorne zu montieren.
Teilweise sind die Straßen vom Feinsten,
andere Abschnitte in erbärmlichem Zustand. Auf Lanzarote und Fuerteventura
ist der Asphalt stellenweise extrem rau.
Vor Anker: zwei Tage auf Madeira
sparen. In einem anderen Punkt waren
dann die Hobbyfahrer einer Meinung:
Enrico Poitschke sei die Nummer eins,
wegen seiner ruhigen und hilfsbereiten Art. Der Milram-Fahrer schiebt
Bedürftige auch schon mal eine 14prozentige Steigung hoch. „Naja,
Enrico ist ja auch als Profi ein Helfer,
ihm liegt das“, glaubt Marion Poser.
„Erik ist da als Siegfahrer vielleicht
schon ein wenig anders gestrickt.“
„Ete“ macht die bisweilen mangelnde Fürsorge mit Berliner Schnauze
und Witz wieder wett. Den heute auf
der Aida angebotenen Kurs „Schlagfertigkeit – sprachlos war gestern“ braucht
er jedenfalls nicht. Aber er hält auch
Distanz zu den Teilnehmern und
latscht beim Frühstück schon mal
grußlos an den Hobbyradlern vorbei.
„Ich kann das verstehen“, sagt Alfred
Beck, „er steht ständig im Fokus und
ANREISE & UNTERKUNFT
Im November 2006 kostete die günstigste
Kabine auf der „Aidablu“ 665 Euro (1.000
Euro mit Flug) mit Vollpension pro Person
und Woche, die Suite rund 1.500 Euro
(1.900 Euro mit Flug). Alle Kabinen haben
Klimaanlage, Dusche und WC. Von mehr
als einem Dutzend deutscher Flughäfen
wird der Flughafen Teneriffa Süd in 4,5 bis
5 Stunden angeflogen, zudem von Linz,
Salzburg und Wien. Für alle Passagiere
wird ein Bus-Transfer (50 Minuten) zum
Hafen in Santa Cruz organisiert.
Die „Aidablu“ ist eines von fünf Schiffen
der Aida-Flotte. Sie wurde 1990 fertig gestellt, 2004 umgebaut, in diesem Jahr allerdings verkauft. Die wichtigsten Daten:
Geschwindigkeit: 20 Knoten; Länge: 245
m; Breite: 32 m; Tiefgang: 8,21 m; Decks:
13; Fahrmotor (Diesel elektrisch): 24.400
kW; Hauptdieselmotor: 38.800 kW;
Passagierkapazität: 1.680 (840 Kabinen);
Besatzungskapazität: 600
In der Wüste: Im Timanfaya-Park auf Lanzarote warten Dromedare auf Touristen
braucht auch mal Abstand.“ Aber Ruhe
zu finden auf einem Clubschiff ist nicht
einfach für den Superstar, der er nicht
sein will. Zabel muss Autogrammjäger
bedienen, Journalisten Fragen beantworten, mit Rentnern fürs Familienfoto
posieren und den Hobbyradlern die
unterschiedlichsten Wünsche erfüllen.
Fitnessstudio und ein „EdutainmentCenter“, in dem PC- oder Malkurse angeboten werden. Radlerbeine können von
Masseuren gelockert werden, wer seine
E-Mails abrufen oder im Netz surfen will,
kann das ebenfalls an Bord erledigen.
ESSEN & TRINKEN
Zwei große Buffet-Restaurants bieten beinahe alles, was das Herz begehrt. Dort
wird auch das üppige Frühstück angerichtet. Ein Asia-Bistro und der California-Grill
ergänzen das Angebot der Selbstbedienungs-Restaurants. Softdrinks, dazu gehört auch ein gezapftes Pils, sowie Tischwein sind im Buffet enthalten. Gourmets
speisen im preisgekrönten und teuren
„Rossini“. Auch im Restaurant „Bella
Donna“ wird à la carte gespeist, dort wird
jedoch nur der Wein extra berechnet. Außerhalb der Restaurants werden Getränke
grundsätzlich in Rechnung gestellt.
Logbucheintrag: Puerto del Rosario –
Arrecife. Kurs auf die Nachbarinsel Lanzarote, 22 Grad Celsius, Kurs in nördlicher
Richtung, 45 Seemeilen bis Arrecife.
Die längste Etappe der „Tour d’Aida“
ist ein Glanzpunkt der Radwoche. Im
Nationalpark Timanfaya, wo Vulkane
brodeln, fahren die Radler durch eine
KURZPORTRÄTS PROFIS
Erik Zabel (geb. 7.7.1970): Der sechsfache
Gewinner des Grünen Trikots bei der Tour
de France und Vizeweltmeister 2006 ist,
nach Siegen (mehr als 200) gerechnet,
Deutschlands erfolgreichster Profi. Von
1993 bis 2005 fuhr Deutschlands Sportler
des Jahres 2001 für das Team Telekom/
T-Mobile, seit 2006 für Team Milram.
Enrico Poitschke (geb. 25.8.1969): Der
Allrounder begann seine Profikarriere
2000 beim Team Wiesenhof, wo er lange
als Kapitän fuhr. Seit 2006 ist er Kollege
von Erik Zabel beim deutsch-italienischen
Team Milram. Die Tour-de-FranceTeilnahme 2006 verpasste er knapp.
INFORMATIONEN
AIDA-RENNRADWOCHE
Sie kostet zusätzlich 185 Euro. Das eigene
Rad und der Helm (Helmpflicht!) müssen
mitgebracht werden. Der Veranstalter
stellt Riegel und Powergels, Flaschen
sowie ein Trikot. Auf den meisten Touren
war ein Begleitfahrzeug dabei.
SERVICE AN BORD
Neben Bars, Shops, Duty-Free-Verkauf,
Theater sowie einem Casino gibt es ein
AIDA Cruises, Am Strande 3 d,
18055 Rostock, Telefon 0 18 03/
18 22 22 00, www.aida.de
Spanisches Fremdenverkehrsamt
Turespaña, Postfach 15 19 40,
80051 München, Telefon 0 89/5 30 74 60,
www.spain.info; Prospekte unter der
Servicenummer 0 61 23/9 91 34.
ICEP, Portugiesisches Handels- und Touristikamt, Schäfergasse 17, 60313 Frankfurt, Telefon 0 18 05/00 49 30, www.icep.de
Schröder, Zabel, Kapitän Hoppert, Poitschke
Björn Schröder (geb. 27.10.1980): Der
ehemalige Cross-Fahrer begann seine
Profikarriere auf der Straße 2003 beim
Team Wiesenhof und wechselte 2006 zum
Team Milram. Bei der Tour de France 2006
machte er mit einem mutigen Ausreißversuch auf sich aufmerksam.
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KANAREN-KREUZFAHRT
Mondlandschaft aus schwarzem Lavagestein. Die Vulkane schimmern im
sanften Licht in allen erdenklichen
Braun-, Gelb- und Rottönen. Die
Hobbyfahrer sind fasziniert – auch einmal mehr von Björn Schröders Kletterqualitäten. „Ist schon irre, welche Power
die Profis haben“, prustet Thomas
Tagge mit letzter Luft, „Björns Herzfrequenz liegt jetzt wahrscheinlich
knapp über seinem Ruhepuls.“ Während Tagge sich mit 15 Kilometern pro
Stunde die zwölfprozentige Steigung
hochdrückt, flitzt Schröder mit Tempo
40 an ihm vorbei.
Logbucheintrag: Arrecife – Las Palmas de
Gran Canaria. 121 Seemeilen, Kurs SüdWest bei Wind um Stärke 4. Die Temperatur
beträgt 20 Grad.
Gran Canaria ist zwar deutlich bergiger als die Anfahrt auf die ChampsElysées in Paris. Trotzdem ist auf der
Schlussetappe so etwas wie eine Tour
d’Honneur angesagt. Beste Laune unter den Fahrern, man plaudert, lässt die
gemeinsame Zeit Revue passieren.
Und es wird – wie auf der Schlussetappe der Tour de France – traditionell nicht mehr attackiert. Während
der Tage zuvor hatten einige es schon
mal probiert, die Profis herauszufordern. Die Voraussetzung für die Teilnahme an den Aida-Rennradwochen
waren 6.000-7.000 Trainingskilometer
pro Jahr, was längst nicht alle nachweisen konnten. Einige Hobbysportler
hatten jedoch um die 20.000 Kilometer
auf dem Tacho stehen. „Logisch, dass
die sich mal messen wollten“, lacht
Zabel, „eine Weile haben sie ja auch
mitgehalten, aber wenn sie dann bei
Tempo 60 auf der Windkante fahren
mussten, war es auch gleich Essig.“
Logbucheintrag: Las Palmas – Santa Cruz
de Teneriffa. 67 Seemeilen, Kurs 278 Grad,
mit 16,6 Knoten geht es auf die Passage
nach Teneriffa.
Nach 975 Seemeilen und knapp 400
Radkilometern haben die Radfahrer
das Maßkrug-Stemmen während der
Motto-Party „Alpenglühen“ genauso
überstanden wie die steilen Rampen
auf Madeira. Und während die Räder
auf Deck zwei in den Koffern verschwinden, sind einige bereits fest verabredet zur nächsten Kreuzfahrt per
Fahrrad. Im Sommer cruist die „Aida
viva“ mit Ex-Profi Jens Heppner durch
mediterrane Gefilde – MittelmeerRundfahrt einmal anders.
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Hartes Land: archaisches Lanzarote abseits der Strände
ROUTEN
ROUTE I
MADEIRA
38,5 Kilometer, 1.045 Höhenmeter,
maximal 18 Prozent Steigung
Funchal – Câmara de Lobos – Estreito de
Câmara de Lobos – Cabo Girão – Estreito
de Câmara de Lobos – Câmara de Lobos –
Funchal
Über die Uferpromenade „Avenido do Mar“
geht es in Richtung Câmara de Lobos. Bereits in Funchal warten die ersten Rampen
mit zweistelliger Steigung. Ab dem Küstenort Câmara de Lobos windet sich die Straße
durch Bananenhaine und Weinreben sowie
einige lang gezogene Straßendörfer hinauf
über Estreito de Câmara de Lobos zum Cabo
Girao, Europas höchster Klippe. Auf dem
gleichen Weg geht es steil bergab (Vorsicht:
Funchal hat die wahrscheinlich gefährlichsten Kanaldeckel Europas) zurück zum
„Puerto“, dem Hafen.
Funchal – São Gonçalo – Caniço – Santa
Cruz – Machico – Portela-Pass – Camacha –
Monte – Funchal
Von Funchal führt die Route über Caniço in
Richtung Machico. Fast immer mit Blick aufs
Meer schlängelt sich die alte Küstenstraße
moderat auf und ab durch die blühenden
Gärten Madeiras. Ab Machico geht es hinauf zum Portela-Pass. Von dort oben, nach
einem Kaffee in der urigen Bar, weiter nach
Camacha, das mit rund 800 Metern Höhe
das Dach der zweiten Madeira-Tour bildet.
Nach einem Abstecher ins mondäne und
rund 550 Meter hoch gelegene Monte mit
seinen sehenswerten tropischen Gärten
und Palästen geht es weiter nach Funchal.
Wäre man nicht mit dem Rad unterwegs,
könnte man von Monte aus mit den berühmten Korbschlitten hinunterdüsen.
ROUTE III
LA PALMA
ROUTE II
MADEIRA
80 Kilometer, 2.060 Höhenmeter,
maximal 20 Prozent Steigung
83 Kilometer, 1.170 Höhenmeter,
maximal 13 Prozent Steigung
Santa Cruz de La Plama – Breña Alta – Villa
de Mazo – Tigalate – Monte de Luna –
Von Santa Cruz führt die Straße in Serpentinen hinauf nach Breña Alta. Mit Blick auf die
schwarzen Lavastrände der Ostküste geht
es weiter in Richtung Südspitze von La Palma durch das für seine Töpfer berühmte
Villa de Mazo. Kakteen und Schatten spendende Feigenbäume säumen zunächst die
Straße, die vorbeiführt an Wein- und Tabakfeldern. Ab Villa de Mazo beginnt das
„malpais“, das schlechte Land. Die ersten
Lavafelder erstrecken sich bis zur Küste
herunter, die Straße führt durch lichte
Kiefernwälder, Ausläufer der Cumbre Vieja.
Bei Fuencaliente, unweit der Südspitze La
Palmas, ist der Scheitelpunkt der Route erreicht. Hinter Monte de Luna, dem Mondberg, beginnt die lange Abfahrt zurück zum
Hafen von Santa Cruz de la Palma.
Starker Wind: Mühle auf Fuerteventura
ROUTE IV
FUERTEVENTURA
45 Kilometer, 470 Höhenmeter,
maximal 10 Prozent Steigung
Puerto del Rosario – Caldereta – Vallebron –
La Matilla – Tetir – Puerto del Rosario
Von Puerto del Rosario auf der Küstenstraße
Richtung Corralejo. Nach rund zehn Kilome-
tern links abbiegen auf eine langsam ansteigende und ruhige Nebenstrecke. Durch
öde Sand- und Geröllwüste und die kleinen
Orte Caldereta und Vallebron hindurch führt
die Strecke in Serpentinen die Abfahrt hinunter zur Hauptstraße – stets den Tindaya,
den heiligen Berg der Guanchen, der Ureinwohner der Insel, im Blick. An der FV-10
links abbiegen und über welliges Profil und
La Matilla und Tetir zurück nach Puerto La
Rosario. Wer sich die landschaftlich unattraktivste Route der Schiffsreise sparen
will, kann einen Ruhetag an Deck einlegen
oder einen Abstecher an einen der schönen
Strände unternehmen.
ROUTE V
LANZAROTE
102 Kilometer, 1.060 Höhenmeter,
maximal 12 Prozent Steigung
Arrecife – Costa Teguise – Tahiche –
Nazaret – Mozaga – Tiagua – La Santa –
Tinajo – Yaiza – La Geria – Masdache –
San Bartolomé – Arrecife
Von Arrecife führt die Tour zunächst an der
Küste entlang, dann links Richtung Teguise,
vor dem man jedoch in Nazaret links abbiegt und über Tiagua zur Nordküste fährt.
Von La Santa aus geht es weiter über Tinajo
in den Nationalpark Timanfaya, dessen
Beginn die Skulptur eines eisernen Feuerteufels symbolisiert. Durch scheinbar endlose Geröllfelder aus schwarzer Lava, vorbei
an den Feuerbergen. Das Städtchen Yaiza
rechts liegen lassen und hinauf auf die
Hochebene von La Geria, wo der ganz spezielle Weinbau Lanzarotes aus unzähligen
halbrunden Naturstein-Mauern eine Art
landschaftliches Gesamtkunstwerk bietet.
Über San Bartolomé geht es hinab zum
Hafen von Arrecife.
ROUTE VI
GRAN CANARIA
(Transfer zum Monumento Natural de
Bandama)
49 Kilometer, 1.120 Höhenmeter,
maximal 19 Prozent Steigung
Santa Brigida – Vega de San Mateo – Tenteniguada – Valsequillo de Gran Canaria –
Lomitos – Valle de San Roque – La Solana –
Monumento Natural de Bandama
Vom Bandama-Krater aus, in dessen Inneren noch die Wohnhöhlen der Guanchen zu
erkennen sind, geht es über Santa Brigida
nach San Mateo. Brombeerhecken säumen
die kurvenreiche Straße, die durch Plantagen von Walnuss- und Obstbäumen führt.
Hinter San Mateo beginnt eine rasante
Abfahrt hinunter nach Valsequillo und weiter nach Telde und Lomitos durch ein grünes
Tal mit teils bizarren Felsen und schönen
kleinen Dörfern. Einige Kilometer vor Telde
geht es wieder bergauf zum Krater.
ALLE KARTEN: CHRISTIAN ROLLE; HOLZKIRCHEN
Fuencaliente – Tiguerorte – Malpaises –
Breña Baja – Santa Cruz de La Palma
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