SCRi® ist ideal für die Nachrüstung

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SCRi® ist ideal für die Nachrüstung
Interview
„SCRi® ist ideal für die Nachrüstung“
Die anhaltenden Diskussionen um schärfere Umweltstandards beflügelt die Geschäfte der
Emitec GmbH. Wolfgang Maus, Vorsitzender der Emitec-Geschäftsführung, erläutert gegenüber
OEM & Lieferant sein Geschäftsmodell und die technischen Fallstricke in der Umweltdebatte.
Was verbirgt sich hinter dem Firmennamen Emitec?
Maus: Die Gesellschaft für Emissionstechnologie erwirtschaftete mit etwa
800 Mitarbeitern im Jahr 2007 etwa
245 Millionen Euro Umsatz. Unsere
Zentrale nebst Produktion ist in Lohmar
bei Bonn, weitere Produktionsstandorte
unterhalten wir in Thüringen, den USA
(seit 1996) und Indien (seit 2006).
Welche Produkte bietet Emitec an?
Welche Aufgabe hat ein System zur
selektiven katalytischen Reduktion?
Bilder: Emitec
Maus: Wir entwickeln und fertigen Katalysatoren mit metallischem Trägersubstrat und Nebenstrom-Dieselpartikelfilter
für die Serie und Nachrüstung. Außerdem werden wir in Kürze ein effektives
und einfaches System zur selektiven
katalytischen Reduktion anbieten.
SCRi®-Abgassystem für Multicar Fumo mit AdBlue®-Injector.
wir die Nomenklatur SCRi. SCRi ist für
die Erstausrüstung und die Nachrüstung gleichermaßen geeignet. In der
Nachrüstung könnte es seine Wirkung
zunächst schneller entfalten. Beispielsweise kann ein Großteil der vielen Lkw
mit Euro3-Einstufung mit einem zusätzlichen SCRi-System die Euro5-Grenzwerte unterbieten. Derzeit arbeiten wir
an Serieneinführungen für 2011 und folgende Jahre. Unser neuartiges System
hat inzwischen unsere Kunden überzeugt, so dass wir weltweit an vielen
Serienprojekten, beispielsweise auch
im Off-Highway-Bereich, arbeiten.
tikelfiltration unproblematischer, da
es kontinuierlich arbeitet und keine
aufwändigen Regenerationsphasen
benötigt. Platz- und Regelungsaufwand sind deutlich geringer als für ein
System mit geschlossenem Partikelfilter, das periodisch regeneriert werden
muss. Deshalb eignet sich SCRi auch
besonders gut für die Nachrüstung bei
Lkw, Bau- und Landmaschinen und –
sofern Platz vorhanden ist – bei Pkw.
Allerdings muss der Gesetzgeber erst
noch die gesetzlichen Grundlagen für
Testverfahren und Fahrzeugabnahme
definieren.
Bietet Emitec sein SCR-System für
die Erstausrüstung oder die Nachrüstung an?
Ist Ihr SCR-System mit dem von
großen Herstellern vergleichbar?
Haben Sie bei der SCR-Nachrüstung schon Wettbewerber?
Maus: Wir sprechen von einem integrierten System, deshalb verwenden
Maus: Es ist vor allem wegen des
Nebenstrom-Metallfilters für die Par-
Maus: Die Entwicklung und Applikation
eines guten SCR-Systems ist technisch
Maus: Um Kraftstoff zu sparen und
CO 2-Emissionen zu verringern, werden Dieselmotoren immer magerer
betrieben. Dabei entstehen bei der
Verbrennung aber mehr Stickoxide als
bisher. Dies kollidiert mit den Zielen
vieler Städte und Regionen, den Stickoxideintrag drastisch zu reduzieren. Mit
einem SCR-System kann man über die
Abgasnachbehandlung die NOX-Emissionen der Fahrzeuge deutlich verringern und gleichzeitig am Kraftstoff
sparenden Magerbetrieb der Motoren
festhalten.
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Wolfgang Maus (62) studierte Maschinenbau
an der RWTH in Aachen und war dann in der
Entwicklung von Hochtemperatur-Kernreaktoren tätig. 1984 leitete er für den gleichen
Arbeitgeber ein Team, das die Vermarktung
innovativer Techniken im Automobilsektor forcieren sollte. Eine davon war der Metallträger
für Katalysatoren. Für dieses Produkt gründete
er 1986 mit drei Mitarbeitern die Emitec, die
bis heute von den beiden Gesellschaftern
GKN und Continental (früher Siemens) zu je 50
Prozent getragen wird. Wolfgang Maus ist dort
Vorsitzender der Geschäftsführung.
höchst anspruchsvoll. Deshalb ist die
Zahl der Wettbewerber sehr überschaubar.
Thema Partikelfilter: Welche Hersteller beliefert Emitec aktuell in
der Erstausrüstung?
Maus: Bei den Pkw ist es der Smart.
Bei Nutzfahrzeugen sind wir derzeit
erfolgreicher, da die Lkw-Hersteller
besonders stark auf den Abgasgegendruck und möglicherweise daraus
resultierende Leistungsverluste und
Verbrauchsanstiege achten. Hier rüsten
wir beispielsweise Lkw von MAN, DAF
und Hyundai mit unseren NebenstromPartikelfiltern aus.
Hat der Skandal mit unwirksamen
Nachrüst-Partikelfiltern auch Auswirkungen auf die Emitec?
Geschäftsbereiche
AUTOMOBILE, CONTRACT, CONTAINER.
AUTOMOBILE: Europäisches Netzwerk
mit 21 Terminals. Transporte per Schiene, Straße und Wasser (5 Mio. Fahrzeuge
p.a.). Marktführer in Europa.
Maus: Ich würde die Auswirkungen
des Nachrüstfilter-Skandals nicht so
hoch einschätzen, da die Nachrüstbereitschaft der Autofahrer ohnehin nicht
hoch war. Erstens gibt es den Zuschuss
für die Nachrüstung nur nachträglich,
der Fahrzeughalter muss zunächst vorfinanzieren. Dann sind die Regularien
der Umweltzonen manchmal so löchrig
– etwa in Köln – dass man teilweise auch
mit einem alten Fahrzeug ohne Nachrüstung seine Ziele noch legal erreicht.
Außerdem werden die grünen Plaketten,
ich sage mal zurückhaltend, etwas zu
lax vergeben.
Greift die Politik noch einmal korrigierend in diesen Themenkomplex
ein?
Maus: Das BMU, das UBA und die
Städte und Gemeinden haben weiterhin
CONTRACT: Supply Chains zur Beschaffung, Produktion und Distribution an
20 Standorten für renommierte Kunden
wie Daimler, VW, Konica Minolta, Tchibo,
Ikea oder Siemens.
CONTAINER: Marktführer in Europa
(14,2 Mio. TEU p.a.). Europäisches
Terminalnetzwerk mit verbundenen
Dienstleistungen einschließlich FeederServices und intermodaler Vernetzung.
Firmensitz/
weitere Niederlassungen
Firmensitz ist Bremen
Weltweit 50 Niederlassungen
Produkte/Dienstleistungen
AUTOMOBILE: Vollständiges logistisches Leistungsprofil für Fertigfahrzeuge einschließlich Kfz-Technik.
CONTRACT: Individuelle Komplettlogistik für Industrie und Handel einschließlich Produktion und Vormontagen.
CONTAINER: Terminal- und Transportnetzwerk einschließlich Kontraktlogistik
für containerisierte Waren.
Jahresumsatz
ca. 950 Mio. Euro
Arbeitsplätze
15.800
NebenstromPartikelfilter
PM-Metalit®.
Geschäftsführung
Detthold Aden (Vorsitzender)
Manfred Kuhr
(stellvertretender Vorsitzender)
Hartmut Mekelburg
Hillert Onnen
Emanuel Schiffer
Ansprechpartner Produkte
Holger Föh
Ansprechpartner Presse
Hartmut Schwerdtfeger
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Interview
nopartikel das Problem sind. Folglich
werden in der Euro6-Norm ab 2014
höchstwahrscheinlich erstmals die Feinpartikel bewertet indem ihre Anzahl gezählt wird. Die endgültigen Werte sind
aber noch in der Diskussion.
ein Interesse, die Partikelfilter-Nachrüstung zu fördern. Offen ist jedoch, wie
die eingebauten unwirksamen Filter
überhaupt ausgetauscht werden können.
Wie gestaltet sich die PartikelfilterNachrüstung bei Nutzfahrzeugen?
Wären sie mit heutiger Technik zu
unterbieten?
Maus: Technisch ist sie in trockenen
Tüchern. Inzwischen sind sich der Bund
und die Länder über die Ausgestaltung
der Lkw-Maut einig. Entschieden ist,
dass die höhere Maut von Euro3-Fahrzeugen für nachgerüstete Lkw mit der
Euro4-Einstufung vermieden werden
kann.
Damit ist ein wirtschaftlicher Anreiz
zur Nachrüstung da. Die Kosten für
die Nachrüstung von Euro3 auf Euro4
wären nach etwa neun Monaten durch
die geringere Maut wieder kompensiert.
Analog sollte auch zukünftig bei einer
SCR-Nachrüstung vorgegangen werden. Hiermit ließe sich die komplette
Mautspreizung zur Euro5-Grenzwertstufe vermeiden.
Hat die Nachrüstung für den Spediteur oder Omnibusunternehmer
weitere Vorteile?
Maus: Ja! Ein nachgerüsteter Lkw oder
Omnibus mit Euro4-Einstufung ist auch
als Gebrauchtfahrzeug begehrt, da seine Betriebskosten geringer sind. Das
gilt für Osteuropa, wo demnächst die
Euro4-Grenzwerte mit einigen Jahren
Verzögerung zur EU eingeführt werden.
Folglich sind auch die dortigen Flottenbetreiber an modernen und schadstoffarmen (Gebraucht-)Fahrzeugen interessiert.
Offene Partikelfiltersysteme werden immer noch wegen ihrer angeblich mangelnden Filterwirkung
angeprangert. Was entgegnen Sie
diesem Vorwurf?
Maus: Zunächst muss man wissen,
dass die sichtbaren Partikel – etwa
beim wenig sinnvollen TaschentuchTest – nicht die Problematischen sind.
Die Wissenschaft hat längst bewiesen,
dass die lungengängigen, unsichtbaren
Partikel verringert werden sollten. Und
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Maus: Die aktuell für 2014 diskutierten Werte dürften wohl nicht mehr mit
jedem heutigen Brennverfahren und
jeder aktuellen Filter-Bauart erreicht
werden.
Also wären die EU6-Grenzwerte
Wa s s e r a u f d e n M ü h l e n d e r
Emitec?
Elektrisch beheizbarer Katalysator EMICAT®.
die kleinen lungengängigen Partikel machen einen Großteil der ausgestoßenen
Partikelanzahl aus.
Dank der besseren innermotorischen
Verbrennung werden künftig die Nanopartikel den Löwenanteil stellen und
große sichtbare Rußteilchen immer
weniger werden. Die bisher dominierenden geschlossenen Filter sind aber
vornehmlich auf das Speichern der großen Partikel ausgelegt, erst nach einiger
Betriebszeit halten sie auch die Mehrzahl an Nanopartikeln zurück.
Unsere offenen Nebenstromfilter mit
Vlies hingegen sind auf diese Nanopartikel spezialisiert und haben dafür nachweislich einen vergleichbaren Wirkungsgrad wie geschlossene Filtersysteme.
Wir haben dieses Filterprinzip übrigens
der Natur entlehnt, wo die Grundwasserfiltrierung nach einem ähnlichen
Prinzip abläuft.
Wird diese Sachlage allgemein registriert oder – noch besser – anerkannt?
Maus: Der Gesetzgeber in Brüssel ist
jetzt auch der Meinung, dass die kleinen, in der Anzahl dominierenden Na-
Maus: Sowohl die keramischen als
auch unsere metallischen Filter werden
voraussichtlich gesetzeskonform sein.
Deshalb wird Emitec auch gemeinsam
mit Fahrzeugherstellern technisch/wissenschaftliche Belege dafür sammeln,
dass unser Metallfilter-Konzept optimale Filterwirkungsgrade bei geringem
Druckverlust und Kraftstoffverbrauch
gewährleistet.
Dabei hilft uns, dass es künftig auf die
Anzahl der Partikel ankommt, weniger
auf die Masse.
Welche neuen Produkte für Verbrennungsmotoren wird Emitec in
den nächsten Jahren anbieten?
Maus: Die verbrauchsoptimierten Verbrennungsmotoren senken tendenziell
die Abgastemperatur. Um dann aber
die Katalyse zuverlässig in Gang zu
bringen, eignet sich höchst wirkungsvoll die elektrische Beheizung unserer
Katalysator-Metallträger. Eine Technik,
die Emitec schon seit Jahren zuverlässig beherrscht.
Weniger bekannt ist, dass Emitec einen
deutschen Automobilhersteller bei der
Entwicklung eines thermoelektrischen
Generators unterstützt. Er gewinnt aus
der Wärme des Abgases elektrische
Energie für das Bordnetz.

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