Weihnachts- männer aus dem Erzgebirge

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Weihnachts- männer aus dem Erzgebirge
Weihnachtsmänner aus dem
Erzgebirge
und Nudelhölzer und viele weitere nützliche Gegenstände
wurden hergestellt und auf den Märkten der umliegenden
Städte verkauft.
Die Vielfalt der traditionellen
Erzgebirge-Figuren aus Holz geht
auf eine jahrhundertealte Geschichte zurück.
Die Entstehung
der Weihnachtsfiguren
Reiche Erzvorkommen gaben der Region im 12. Jahrhundert den geheimnisvollen Namen «Erzgebirge». Zehntausende von Bergleuten begannen, in unzähligen Gängen
und Minen nach Silber und Kupfer, nach Zinn und Nickel sowie nach Eisen und Spat zu graben. Die Schätze des Erzgebirges waren bald über die Landesgrenzen hinaus bekannt.
Nach Jahrhunderten des Reichtums gingen im 17. und
18. Jahrhundert die Bodenschätze im Erzgebirge langsam
zur Neige. Eine Mine nach der andern musste ihre Tore
schliessen, viele unterirdische Gänge fielen ein und die für
den Bergbau erschlossene Wasserkraft wurde umgenutzt.
Drechselfabriken entstanden und trieben mit den Wasserrädern ihre Drechselbänke an. Die ehemaligen Bergleute
begannen aus den Bäumen der Erzgebirge-Wälder Gebrauchsgegenstände aus Holz zu drechseln. Teller und Löffel, Becher
Eine Anekdote erzählt von der Tochter eines Holzdrechslers, die ein Nudelholz fallen liess, worauf einer der
beiden Griffe abbrach. Zufällig stellte das Mädchen das
Nudelholz auf die frei gewordene Stirnseite. Das Holz sah
jetzt wie eine Puppenfigur aus und bekam deshalb vom
Mädchen ein buntes Gesicht und Kleider aufgemalt.
«Auf der Weihnachtspyramide
drehen sich filigrane Holzskulpturen anmutig im Kreis.»
Schnell begann sich diese Art der Holzfiguren in den
Drechselbetrieben des Erzgebirges zu verbreiten. Mit ihnen
wurde die Malkunst zum Verzieren der Figuren verfeinert.
Mit unzähligen Figurenvariationen fand dieser neue Produktionszweig zur vollen Blüte und stiess auf einen grossen Absatz.
Eine der wohl typischsten Holzskulpturen aus dem Erzgebirge ist die Weihnachtspyramide. Sie ist ein Karussell aus
filigranen Figuren, die sich oft auf mehreren Stockwerken
anmutig im Kreis drehen. Angetrieben wird das Weihnachtskarussell durch einen geschickten Mechanismus: Kerzen rund
um die Pyramide treiben durch aufsteigende Luft ein Flügelrad auf der Pyramidenspitze an, das mit den Drehtellern des
Karussells verbunden ist. Dazu werden die Karussell-Figuren
von den Kerzen in ein stimmiges Licht getaucht.
Aus der Tradition des Bergbaus stammen die lichterrei-
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Die Erzgebirge-Figuren werden in Dutzenden von
Farben und Formen gefertigt.
chen Schwibbogen, die zur Weihnachtszeit in den Fenstern
vieler Häuser leuchten und das weihnachtliche Bild von
Dörfern und Städten prägen. Zu den Zeiten des Bergbaus –
als auch am Weihnachtstag gearbeitet wurde – hängten die
Bergleute an diesem Tag ihre Laternen an die Eingänge und
die Stützbogen der unterirdischen Tunnels. So kam ein kleiner Glanz von Weihnachten in die unterirdischen Gänge.
Die unverkennbaren Lichterbogen zierten über die Jahre
auch die Häuser der Bergarbeiter. Heute sind viele der
kunstvoll angefertigten, hölzernen Schwibbogen elektrisch
beleuchtet. Sie üben dennoch eine unverminderte weihnachtliche Ausstrahlungskraft aus – vor allem auf diejenigen,
die um ihre Entstehung in den dunklen Bergtunnels wissen.
Räuchermännlein und
Nussknacker
Das bemalte Nudelholz wurde zum Paten einer riesigen
Schar von Holzfiguren der verschiedensten Farben und
Grössen. Die Drechselmeister begannen, Holzfiguren herzustellen, die nicht nur schön anzusehen waren, sondern auch
vielfältige Funktionen erfüllten. So entstanden die putzigen
Räuchermännlein.
Neben den verspielten Räuchermännlein wurden grimmig blickende Nussknacker mit kräftigen Körpern gefertigt.
Sie besitzen oft die Gestalt von Furcht einflössenden Obrigkeiten wie Königen und Soldaten. Noch heute zählen die
Nussknacker unter den Liebhabern erzgebirgischer Holzkunst
zu den begehrtesten Holzfiguren. Zu ihnen gesellen sich
kunstvoll gearbeitete Spielzeugfiguren und Tiere. Die grossen Figuren bieten sich zum Spielen und Aufstellen an, die
kleinen zieren manchen zauberhaften Weihnachtsbaum.
Der Zürcher Christkindlimarkt präsentiert ein wahres
Prachtangebot an Holzkunst aus dem Erzgebirge. Am Stand
Nr. 218 finden Sie die abgebildeten Figuren der Spielwarenmacher «Günther» aus Seiffen, einem der Hauptorte
der traditionellen Holzkunst im Erzgebirge. Zahlreiche weitere Stände am Zürcher Christkindlimarkt bieten traditionellen Weihnachtsschmuck an, der die Vorfreude auf Weihnachten aufkommen lässt.
«Gutmütige Weihnachtsmänner
aus Holz verströmen
weihnachtliche Düfte.»
Gutmütige Weihnachtsmänner, strenge Schulmeister und
drollige Bergarbeiter aus Holz wurden mit einem Hohlraum
im Bauch versehen. In diesen Hohlraum wird eine glimmende Räucherkapsel gesetzt, die dem Mund der Figur feine
Rauchschwaden mit würzigen, weihnachtlichen Düften entsteigen lässt.
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