kreativholz Broschüre PDF
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Georg Hübner KREATIVHOLZ Vorwort Eigentlich arbeite ich schon immer mit Holz. Als Kind in der väterlichen Kellerwerkstatt, heimlich mit der Stichsäge, später dann im handwerklichen Zweig einer mittleren Schule. Direkt im Anschluss jobbte ich erstmal zwei Jahre bei Schreinern und Zimmermännern, genoss meine Jugend. Doch als es durch meine junge Vaterschaft etwas ernster wurde, begann ich eine wunderbare Lehre beim Kunstschreiner Christian Stacheder in Bad Aibling. In mir entstand eine unbändige Begeisterung für dieses Handwerk und die Gestaltung mit Holz. Ich las eine Menge Bücher, übte verschiedenste Techniken, sammelte allerhand Gehölz, Werkzeuge und Maschinen. Aber vor allem baute ich Möbel um Möbel. 2002 machte ich mich selbstständig und gründete meine Werkstatt in Kolbermoor, die mittlerweile ein handwerkliches Kleinod ist und über eine Menge Spezialitäten verfügt. Seither lebe ich nicht nur davon schöne Möbel aus Holz zu bauen, sondern ich arbeitete für einen Restaurator, einen Bodenleger, Zimmereien, hochwertige Innenausstatter und einen Set-Design-Kulissenbaubetrieb. Ich durfte an einem Palast in Zentralasien riesige Pforten einbauen und am ganzen Balkan Nachrichtentische fürs Fernsehen aufstellen. Zum Anlass des zehnjährigen Bestehens meiner Werkstatt und selbstständigen Tätigkeit, entstand dieses Heft, in dem ich eine Auswahl meiner Möbel mit Beschreibungen zeige. Viel Spaß beim anschauen und lesen. Kolbermoor im September 2012 Georg Hübner Das Gesellenstück Projekt Blumenhocker Diese Arbeit hatte für mich einen starken Symbolcharakter. Das Gesellenstück war für mich die Reifeprüfung meiner Schreinerausbildung. Freilich ist das Möbel Geschmacksache, doch diese komplexen Formen mussten es einfach sein. Außerdem wollte ich alles selbst herstellen. Das 3 mm dicke Sägefurnier der geriegelten Esche und Olive, sogar die polierten Eckzapfenbänder aus Messing waren meine Handarbeit. Erfreulicherweise durfte ich diese kleine Kommode noch zwei weitere Male bauen. Diese Beine gibt es in verschiedenen Variationen: Eine Konturlinie an den Außenseiten des Beines und eine weitere an dessen Innenseiten. Wo diese aneinander treffen, entstehen neue spannende Linien und Schwünge, die einem die Formensprache erklären. Ich konnte nicht genug kriegen vom experimentieren mit freien Formen. Als wir in der Berufsschule einen Blumenhocker konstruieren und bauen sollten, entstand dieser oval-surfbrettartige Couchtisch aus Rüster, welchen man hier im Detail sieht. Wurzelholzstuhl Einer meiner ersten Stühle, aber ein ergonomisches Meisterstück. Man bleibt bequem lange sitzen und schmeichelt das seltene Holz. Sitz und Lehne sind aus geriegelter Esche und auch in der Fläche schön geschwungen. Der Stuhl ist aus dem Wurzelwerk eines sehr alten Apfelbaumes gefertigt. Dieses selten schön gedrehte Material habe ich selbst ausgegraben und geschält. Die vorhanden Wurzeläste gaben in Wuchs und Form vieles vor und doch musste alles arrangiert werden. Das Material ergab genau zwei Stühle. Ich habe nie wieder so schöne Wurzeläste gefunden. Astregal Gerade in den ersten Jahren habe ich sehr viel mit „Wildholz“, wie ich es nenne, gearbeitet. Vor allem das Astregal ist ein häufiges, variantenreiches Möbel in diesem Stil. Es gibt große und kleine Wandregale oder auch freistehende Baumregale mitten im Raum. Dieses Beispiel ist aus einem Weinstock gefertigt und trägt eine kleine Schublade. Die Intarsie der Schubladenfront aus Kirsch- und Ahornsägefurnier ist in Doppelblatttechnik ausgeführt und Shellack handpoliert. Couchtisch Bei diesem Couchtisch habe ich mich streng an sehr alte Verarbeitungsmethoden und Bauweisen gehalten. Beispielhaft hierfür sind das durchgehende Furnierbild aus Olive und die bündig einschlagenden Schubladen, die auf Gleitrahmen laufen. Besonders spannend sind auch die sägerauen Stirnseiten der Zwetschgenholzplatte. Der Tisch besitzt acht Schübe. Auf den oberen kann nach Belieben links und rechts eine Tischverbreitung angebracht werden. Der Synthesizer Ein Musiker brachte mir die Tastatur, das Gerät, Kabel und eine Menge Innereien eines Synthesizers um die herum ich dann dieses Gehäuse baute. Es besteht aus selbst erzeugtem, dicken Olivensägefurnier und Zwetschge. Der Deckel kann einfach aufgeklappt werden, so dass man alle Anschlüsse bequem erreichen kann. Ein Jahr später kam der Kunde wieder, um den Synthesizer im Gehäuse auszutauschen. Durch kleine Abänderungen war das möglich. Der schlichte Stuhl Ein Kunde bat mich vor einiger Zeit um den Entwurf und Bau einer schlichten, zeitlosen Essgruppe. Aus zweidimensionalen Schablonen, welche dem Ermitteln der ergonomischen Maße und Winkel dienten, entstand die Reduzierung auf ganz funktionale Dinge: vier Beine und zwei Flächen, die massiv miteinander verzapft sind. Dieser Stuhl besticht durch seine Einfachheit und ist ein zeitloser, moderner Möbelklassiker. Es ist das Möbel, das ich bislang am öftesten baute. Der Freischwinger Ein elegantes Beispiel dafür, wie filigran und doch stabil man mit Holz arbeiten kann. In einer ganzen Reihe von Stühlen die ich damals baute, war der Freischwinger auch eine konstruktive Herausforderung, die ich umsetzen wollte. Die Formteile sind aus Kirsch, die Flächen aus Esche. Garderobenschrank Stuhl mit geschwungener Lehne Die Stollen und Zargen der modernen Stuhlkonstruktion bestehen aus Apfelbaum. Alle Holzverbindungen sind durchgezapft und verkeilt. Die Lehne ist aus dem feinsten Vogelaugenahorn, den ich je in die Finger bekommen habe. Eine filigrane Apfelbaumleiste umrandet die Fläche. Die gepolsterte Sitzfläche ist schön geschwungen und mit Kalbsleder bezogen. Dieser Schrank ist aus einer Reihe in Rüster und Birnbaum gearbeiteter Möbel. Genau genommen bildet er, ergänzt mit einem Schuhschränkchen und einer Bank, eine abgestimmte Garderobeneinrichtung. Durch die Löcher in der Front des Schranks kann auch ein leicht feuchter Mantel noch austrocknen. Die Schubladen im gegenüber liegenden Schuhschrank verfügen über einen Rost anstelle eines Bodens. So können die Schuhe ebenfalls auslüften und trocknen. Kleiderschrank und Modell Als großes Einbaumöbel fügt sich der Schrank in den Raum, ohne ihn optisch kleiner zu machen. Durch das vollflächige Integrieren wirkt das Möbel nicht übermächtig und drückend. Außer der Schiebetüren in Olivesche ist alles aus Eiche gearbeitet. Das kleine Bild zeigt das Modell des Kleiderschranks. Derartige Modelle werden von mir oft vor der Ausführung einer Arbeit zur Veranschaulichung angefertigt. Schachtelregal Dieses Regal ist wahrscheinlich aufgrund der zahlreichen Holzarten, die ich dafür verwendete, eines meiner Lieblingsstücke. Die markante Geometrie fasziniert mich immer wieder aufs Neue. Durch den immergleichen Versatz zwischen den gleichgroßen Korpussen entstehen spannende Konturlinien und Wiederholungen. Dieses Möbel verläuft übers Eck, könnte aber auch gerade montiert oder beliebig erweitert werden. Kommode und Bank Für einen Eingangsbereich entwarf ich eine Möbelserie aus Ahorn und zwei verschiedenen Maserknollenrüster. Die Kommode verfügt über geräumige Schubladen, deren Fronten aus einem großen, durchgängigen Stück Maserfurnier gefertigt wurden. Die kleinen Kästchen mit Schüben sind transportabel. Die Kommode wie auch die Schuhbank dienen zusätzlich als Sitzgelegenheit. Die Schubladen der Schuhbank sind mit einem Rost anstelle eines Bodens gebaut. Links und Rechts finden auch Stiefel ausreichend Platz. Die Griffe habe ich speziell für diese Möbel entworfen. Drei Adern aus schlichtem Rüster umrahmen zwei Flächen aus dunklem Maserknollenrüster. Diese Adern heben den Griff elegant aus der Frontfläche hervor. Turnmöbel Inspiriert durch den Trend, alte ausgediente Turngeräte zu Sitzgruppen umzufunktionieren, entstand diese Essgruppe. Sie besteht aus einem Tisch, einer Truhenbank, einer Springbockbank und zwei Stühlen. Von der Turnkiste bis zum Springbock und Pauschenpferd habe ich Elemente übernommen und bei meinen Möbeln in harmonische Proportionen versetzt. Alle Sitze und das Fußbankerl des Tisches sind mit Kalbsleder bezogen. Die Tischplatte lässt sich zu einem gemütlichen Quadrat aufklappen und ist aus Rüster, die Beschläge aus poliertem Edelstahl gearbeitet. Die Truheneckbank zeigt mit den Zinken und den Grifflöchern Elemente der Turnkiste auf und ist wie auch das Tischuntergestell, die Springbockbank und die Stühle aus Kernesche gefertigt. Moderationstisch TV-Sender Design: Jürgen Bieling Producer: Stephan Müller Realisation: Factory Set Design in Zusammenarbeit mit Marinus Stacheder und Georg Hübner Dank an: Meine Eltern Gerd und Maria Hübner für Familie und Rückhalt. Michael Memminger für viele Fotos und die Gestaltung dieses Hefts. Carmen Harnischmacher auch für tolle Fotos. Christian und Maria Stacheder für die wunderschönen Lehrjahre. Meine Kollegen, den Bildhauer, Schreiner und Innenarchitekten Dieter Krelle und den Kunstschmied Joseph Still für Rat und Tat. Und Marinus Stacheder für Fotos, für das viele gemeinsame Schreinern und einfach dafür, dass er oft handwerklich meine bessere Hälfte ist. Herzlichen Dank an alle für die ich arbeiten durfte und an alle die mich auf vielerlei Art und Weise unterstützt haben. Georg Hübner Georg Hübner Staatsstr. 38 (Rgb) D-83059 Kolbermoor Tel: 0 80 31 - 901 80 67 Mobil: 0179 - 529 10 76 www.kreativholz.com Gestaltung: www.artischocke.net