Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst - soFid

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Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst - soFid
soFid - Sozialwissenschaftlicher
Fachinformationsdienst
01/2007
Migration und ethnische Minderheiten
GESIS-IZ Bonn 2007
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst
soFid
Migration und ethnische Minderheiten
Band 2007/1
bearbeitet von
Hermann Schock
mit einem Beitrag von
Susanne Worbs
Informationszentrum Sozialwissenschaften Bonn 2007
ISSN:
Herausgeber:
Bearbeitung:
Programmierung:
Druck u. Vertrieb:
0938-6033
Informationszentrum Sozialwissenschaften der Arbeitsgemeinschaft
Sozialwissenschaftlicher Institute e.V., Bonn
und Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
(Tel. 0911-943-7010, Fax 0911-943-7099)
90461 Nürnberg, Frankenstraße 210
Hermann Schock unter Mitarb. von Peter Schimany
Udo Riege, Siegfried Schomisch
Informationszentrum Sozialwissenschaften
Lennéstr. 30, 53113 Bonn, Tel.: (0228)2281-0
Printed in Germany
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Inhalt
Susanne Worbs
"Parallelgesellschaften" von Zuwanderen in Deutschland?...............................................................7
Forschungs- und Literaturinformationen Einführung………………………………………...31
1
Demographie und statistische Informationen ..................................................................35
2
Migrationsmotive und -verhalten ....................................................................................48
3
Internationale Migration und Länderstudien ...................................................................66
4
Sozioökonomische Aspekte der Migration......................................................................73
4.1
Sozioökonomische Aspekte der Migration: Folgen für Volkswirtschaft,
Arbeitsmarkt (-politik) und Soziale Sicherung.................................................................73
4.2
Sozioökonomische Aspekte der Migration: Folgen für Betriebe und die
Arbeitsplatzbedingungen, Ausländer als Unternehmer ....................................................99
5
Politische und rechtliche Aspekte der Migration ..........................................................110
5.1
Politische und rechtliche Aspekte der Migration, Ausländerpolitik und -recht,
Einwanderungspolitik ....................................................................................................110
5.2
Asylpolitik und Asylrecht, Abschiebung ......................................................................134
5.3
Vertriebenen- und Aussiedlerpolitik/recht ....................................................................137
5.4
Migrationspolitik und -recht im europäischen Rahmen ................................................139
5.5
Migrationspolitik und -recht im internationalen Rahmen .............................................151
6
Staatsbürgerschaft und Einbürgerung, Menschen- und Minderheitenrechte ................153
7
Politische und soziale Partizipation von Migranten und Selbstorganisationen ............179
8
Staatliche und private Migrations- und Minderheitenarbeit ..........................................195
9
Migration im kommunalen Kontext ..............................................................................211
10
Migration und Gesundheit.............................................................................................223
11
Sozialisation junger Migranten .....................................................................................231
12
Vorschulische, schulische und berufliche Bildung junger Migranten und
Weiterbildung.................................................................................................................257
13.1
Lebenslagen und soziale Integration von Migranten und Minderheiten ......................311
13.2
Die Lage der Türken .....................................................................................................342
14
Remigration...................................................................................................................350
15
Migration und Medien ...................................................................................................355
16.1
Nation, Ethnizität und Kultur ........................................................................................366
16.2
Rassismus und Diskriminierung ....................................................................................399
17
Geschichte der Migration ..............................................................................................434
Register
Hinweise zur Registerbenutzung ...................................................................................................455
Personenregister ............................................................................................................................457
Sachregister ...................................................................................................................................471
Institutionenregister.......................................................................................................................499
Anhang
Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur ..........................................................................511
Zur Benutzung der Forschungsnachweise .....................................................................................511
Informations- und Dienstleistungsangebot
des Informationszentrums Sozialwissenschaften
und des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge……………………………………………..513
„Parallelgesellschaften“ von Zuwanderern in Deutschland?
Susanne Worbs
Abstract
Der vorliegende Beitrag setzt sich mit der Diskussion über „Parallelgesellschaften“ von Zuwanderern in Deutschland auseinander. Ziel ist dabei, die oft undifferenzierte Verwendung dieses Begriffes
zu hinterfragen und das verfügbare Wissen aus theoretischen Diskursen und empirischen Arbeiten
für ausgewählte Bereiche zusammenzutragen. Dazu werden zunächst die vorliegenden Definitionsansätze für „Parallelgesellschaften“ vorgestellt und diskutiert, ebenso wie verwandte Begriffe und
Konzepte. Nach einem Blick auf frühere Epochen und in andere Länder erfolgt die Darstellung des
wissenschaftlichen Kenntnisstandes zu verschiedenen Aspekten von „Parallelgesellschaften“ (Rolle
von ethnischen Kolonien im Integrationsprozess, Mediennutzung und räumliche Segregation von
Zuwanderern, Mehrindikatorenstudien). Im Fazit erfolgt eine Einschätzung, wie real die Gefahr von
„Parallelgesellschaften“ in Deutschland ist, und inwieweit das Konzept für weitere Analysen geeignet erscheint.
1
1
Einführung
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einem Begriff, der seit einigen Jahren immer wieder auftaucht,
wenn es um die Integration von Zuwanderern (nicht nur) in Deutschland geht. Fast könnte man sagen: Ein Gespenst geht um. Es ist das Gespenst der „Parallelgesellschaften“, deren Existenz von
manchen vorausgesetzt, von anderen bestritten wird. Einige Beispiele aus aktuellen Medien- und
Wissenschaftsbeiträgen:
Bei einem Kongress zur Zukunft der Städte im November 2006 fordert Bundeskanzlerin Angela
Merkel von Zuwanderern, „die zum Teil quasi in Parallelgesellschaften versuchen, ihr Leben zu gestalten, und von vornherein nicht bereit sind, die deutsche Sprache zu lernen“, einen Mentalitätswandel. Alles andere führe zu einer „nicht akzeptablen Entwicklung“ (Merkel 2006).
In einem Artikel für „Spiegel Online“ begründet im gleichen Monat der türkischstämmige Grünen-Politiker Cem Özdemir seine Entscheidung für einen Umzug in den Berliner Bezirk Kreuzberg.
Unter der Überschrift „Hinziehen statt Weggucken“ plädiert er dafür, „keine Parallelgesellschaft
bzw. Parallelgerichtsbarkeit [zu] dulden, wo radikale Organisationen ‚Abtrünnige’ bestrafen,
Schutzgelder erpresst werden, Arbeitgeber ihre Angestellten verprügeln und Drogenhändler unbehelligt ihren Geschäften nachgehen können“ (Özdemir 2006).
Aus dem baden-württembergischen Rastatt wird im Januar 2007 bekannt, dass die Stadt beschlossen
hat, den muttersprachlichen Unterricht an den Schulen abzuschaffen. Einem Bericht der „Frankfurter
Rundschau“ zufolge begünstigt der Zusatzunterricht nach Ansicht des Oberbürgermeisters die Bil-
1
Die Verfasserin dankt Peter Schimany, Axel Kreienbrink, Stefan Rühl und Harald W. Lederer für ihre Anmerkungen und Hinweise zu diesem Text.
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„Parallelgesellschaften“ von Zuwanderern in Deutschland?
dung von Parallelgesellschaften. Migrantenkinder vergeudeten damit nur „wichtige Zeit, die sie
sinnvollerweise mit der Konversation deutscher Sprache nutzen könnten“ (Irle 2007).
Andere Autoren sind dagegen der Meinung, die Bildung von Parallelgesellschaften durch Zuwanderer sei eine „Legende“ (Gaitanides 2001), ein „deutscher Mythos“ (Nowak 2006), der Terminus ein
„verheerender Kampfbegriff“ (Öhler 2005). Auch renommierte Vertreter der Migrations- und Integrationsforschung gehen auf Distanz: Parallelgesellschaften im strengen Sinne gäbe es in Deutschland kaum (Bade 2006), das Problem würde schlimmer gemacht als es ist (Esser 2007).
Der vorliegende Beitrag versucht, diesen widersprüchlich anmutenden Sichtweisen und Entwicklungen auf den Grund zu gehen. Im Kern geht es bei der Debatte über Parallelgesellschaften um
folgende Fragen:
1. Gibt es empirische Hinweise, dass sich Zuwanderer in Deutschland – beziehungsweise bestimmte Gruppen von Zuwanderern – von der Mehrheitsgesellschaft abschotten? Nehmen solche Abschottungstendenzen im Zeitverlauf zu, und welche Ursachen könnten sie haben? Erfolgt der
Rückzug in die „Parallelgesellschaften“ freiwillig oder gezwungenermaßen?
2. Wie sind Abschottungstendenzen, wenn es sie denn gibt, im Hinblick auf den Integrationsprozess
zu beurteilen?
3. Erweist sich im Endergebnis der Begriff „Parallelgesellschaften“ als ein Konzept, das der Realität in der Bundesrepublik angemessen ist und sich für sozialwissenschaftliche Analysen eignet?
Zur Beantwortung dieser Fragen wird in Kapitel 2 zunächst ein breiterer Rahmen gesteckt, indem die
Herkunft des Begriffes „Parallelgesellschaften“ und seine Karriere im öffentlichen Sprachgebrauch
rekonstruiert werden. Anschließend werden Definitionsansätze verschiedener Autoren sowie verwandte Begriffe vorgestellt. Ein Blick in die Geschichte und über die Landesgrenzen hinweg soll es
dem Leser ermöglichen, das Phänomen „Parallelgesellschaften“ nicht nur im Kontext der gegenwärtigen deutschen Migrationsdebatte zu sehen.
Kapitel 3 gibt einen Überblick über den einschlägigen wissenschaftlichen Diskurs. Dieser besteht einerseits aus einem theorieorientierten Strang, der sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen lässt
und um den Begriff der „ethnischen Kolonie“ kreist. Andererseits gibt es empirische Arbeiten, aus
denen sich konkrete Hinweise auf die Existenz oder Nicht-Existenz von „Parallelgesellschaften“ ableiten lassen. Beispielhaft werden hierbei für die aktuelle Zuwanderungssituation in Deutschland die
Bereiche Mediennutzung und räumliche Segregation betrachtet. Zudem wird auf Studien eingegangen, die die Fragestellung nach den „Parallelgesellschaften“ und deren Wirkungen auf die Integration von Zuwanderern anhand mehrerer Indikatoren zu beantworten suchen. Diese Studien greifen
zum Teil das Konzept der ethnischen Kolonie aus dem theoretischen Diskurs auf und wenden es auf
konkrete Zuwandererviertel in deutschen Städten an.
Im Kapitel 4 erfolgt eine Zusammenfassung sowie eine Einschätzung des Phänomens „Parallelgesellschaften“ in Deutschland anhand der vorliegenden Erkenntnisse. Damit sollen auch die oben gestellten Fragen vorläufig beantwortet werden. Abschließend werden Empfehlungen für künftige
Forschungsaktivitäten gegeben.
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„Parallelgesellschaften“ von Zuwanderern in Deutschland?
2
9
Zum Begriff „Parallelgesellschaften“
2.1 Herkunft und Verwendung des Begriffes
Der Terminus „Parallelgesellschaften“ bezog sich zunächst auf die Länder des früheren Ostblocks
und die dortigen Versuche von oppositionellen Gruppen, eigene und unabhängige gesellschaftliche
Institutionen aufzubauen, z.B. Gewerkschaften und Verlage (Meyer 2002: 193f). Damit hatte der Begriff im Westen auch zuerst eine positive Bedeutung, weil er mit Widerstand gegen die kommunistischen Regimes assoziiert wurde. Dies änderte sich, als der Terminus in den 1990er Jahren Eingang in
die Migrationsdebatte fand. Als einer der ersten Verwender des Begriffes in diesem Kontext gilt der
Bielefelder Soziologe Wilhelm Heitmeyer. Er äußerte in einem Interview mit der „ZEIT“ im Jahr
1996, es bestehe die Gefahr, „dass religiös-politische Gruppen eine schwer durchschaubare
‚Parallelgesellschaft’ am Rande der Mehrheitsgesellschaft aufbauen könnten“ (Heitmeyer 1996).
Hintergrund war eine Untersuchung der Forschungsgruppe um Heitmeyer zu islamischem Fundamentalismus unter türkischen Jugendlichen.
Verstärkten Auftrieb erhielt die Debatte durch die Terroranschläge vom 11. September 2001, und besonders ab dem Jahr 2004, ausgelöst durch die Ermordung des Filmemachers Theo van Gogh in den
Niederlanden. Im gleichen Jahr belegten die „Parallelgesellschaften“ im Wettbewerb zum „Wort des
Jahres“ der Gesellschaft für deutsche Sprache den zweiten Platz, geschlagen nur von „Hartz IV“. Der
Begriff wird inzwischen kontinuierlich sowohl in wissenschaftlichen Beiträgen, als auch in politischen Statements verwendet. Er ist jedoch „in der Sache schillernd und weitgehend unbestimmt
geblieben“ (Meyer 2002: 195).
Weniger unbestimmt sind hingegen die Zuwanderergruppen, auf die der Begriff in Deutschland angewandt wird. Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf türkischen Migranten, wofür es mehrere naheliegende Gründe gibt. Es handelt sich erstens um die mit Abstand größte und damit sichtbarste Gruppe
von ausländischen Staatsangehörigen in Deutschland (ca. 1,7 Millionen Menschen), die noch ergänzt
wird durch schätzungsweise 700.000 eingebürgerte Personen türkischer Herkunft. Zweitens wird die
Integration der türkischstämmigen Migranten allgemein als unzureichend eingeschätzt, und die Diskussion um „Parallelgesellschaften“ greift vielfach auf Zahlen und Fakten aus dem allgemeinen Integrationsdiskurs zurück. Drittens handelt es sich um eine überwiegend muslimische Zuwanderergruppe. Wie die obige Darstellung der „Karriere“ des Begriffes Parallelgesellschaften gezeigt hat, ist er
eng mit einer möglichen fundamentalistischen oder terroristischen Bedrohung durch den Islam verbunden. Migranten aus muslimisch geprägten Ländern stehen damit weitaus stärker im Verdacht,
gefährliche „Parallelgesellschaften“ zu bilden, als Angehörige anderer Religionsgemeinschaften
(Luft 2002, Pfahl-Traughber 2005).
Neben den türkischstämmigen Migranten tauchen im Diskurs um „Parallelgesellschaften“ gelegentlich noch die (Spät-)Aussiedler auf, die ebenfalls eine große Zuwanderergruppe in Deutschland darstellen. Andere Nationalitäten spielen nur unter Sammelbegriffen wie „arabisch“ eine Rolle. Nicht
verwendet wird der Begriff im Hinblick auf illegale Migranten, was im ersten Moment erstaunlich
scheint. Diese nach Herkunftsländern heterogen zusammengesetzte Gruppe könnte man durch den
fehlenden Aufenthaltsstatus und die daraus resultierende Lebensweise in der Anonymität durchaus
als „Parallelgesellschaft“ ansehen. Zugleich handelt es sich hierbei aber um Zuwanderer, die im All-
10
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„Parallelgesellschaften“ von Zuwanderern in Deutschland?
tag weitgehend unsichtbar sind und somit vielleicht eher in einer „Schattengesellschaft“ leben.2 Die Debatte um „Parallelgesellschaften“ konzentriert sich hingegen ganz offensichtlich auf große und sichtbare
Gruppen, deren Aufenthalt an sich nicht in Frage gestellt wird, wohl aber ihre Lebensweise. Dabei wird
ein hoher Grad an interner Homogenität der Gruppe unterstellt (siehe dazu auch Kapitel 4).
2.2 Definitionen und verwandte Begriffe
Es wurde bereits erwähnt, dass der Begriff „Parallelgesellschaften“ trotz seiner häufigen Anwendung inhaltlich unbestimmt geblieben ist. Den wohl bekanntesten Versuch, konkrete Kriterien für eine Definition vorzulegen, hat der Politikwissenschaftler Thomas Meyer unternommen. Er bezeichnet als Parallelgesellschaften soziale Kollektive, „auf die in ausschlaggebendem Maße die folgenden
Merkmale zutreffen:
§ sozial homogen oder heterogen;
§ ethno-kulturell bzw. kulturell-religiös homogen;
§ nahezu vollständige lebensweltliche und zivilgesellschaftliche sowie weitgehende Möglichkeiten
der ökonomischen Segregation;
§ nahezu komplette Verdoppelung der mehrheitsgesellschaftlichen Institutionen;
§ formal freiwillige Form der Segregation;
§ siedlungsräumliche oder nur sozial-interaktive Segregation, sofern die anderen Merkmale alle erfüllt sind“ (Meyer 2002: 196; Hervorhebung im Original).
In ähnlicher Weise hat der Historiker Klaus J. Bade (2004) folgende vier Merkmale einer Parallelgesellschaft genannt:
§ eine monokulturelle Identität,
§ ein freiwilliger und bewusster sozialer Rückzug auch in Siedlung und Lebensalltag,
§ eine weitgehende wirtschaftliche Abgrenzung,
§ eine Doppelung der Institutionen des Staates.
Insbesondere gegen den differenzierten Kriterienkatalog von Meyer kann man einwenden, dass er
die Latte für die Existenz von Parallelgesellschaften relativ hoch legt (Halm/Sauer 2006b). Dies betrifft vor allem die Doppelung von Institutionen des Staates bzw. der Mehrheitsgesellschaft, die in
kompletter Form wohl kaum je gegeben sein wird. Meyer hat diesen Punkt selbst im Hinblick auf das
Rechtssystem aufgegriffen. Von einem eigenständigen Rechtskreis kann seiner Meinung nach „faktisch […] auch dann gesprochen werden, wenn ein erheblicher sozialer oder sozio-kultureller Druck
innerhalb der betreffenden Gemeinschaft besteht, wesentliche staatlich garantierte Grundrechte
nicht zu nutzen oder im Streitfall nicht die staatlichen Gerichte, sondern ‚eigen-ethnische’ bzw. ‚kulturell-religiöse’ Schiedsstellen anzurufen und sich deren Urteil zu unterwerfen“ (Meyer 2002: 196).
Es gibt Hinweise, dass solche Phänomene in bestimmten Zuwanderermilieus in Deutschland tatsächlich existieren; sie werden beispielsweise von Özdemir (2006) in seinem eingangs zitierten Artikel
unter dem Stichwort „Parallelgerichtsbarkeit“ beschrieben. Meyer schlägt vor, in Fällen, wo nur
dieses eine Kriterium einer Verdoppelung des Rechtssystems formal nicht erfüllt ist, von „unvollständigen Parallelgesellschaften“ zu sprechen.
2
Vgl. den Titel eines von 1993-1998 in den Niederlanden durchgeführten Projektes zu illegaler Migration:
„Die unbekannte Stadt“ (Burgers/Engbersen 1999).
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„Parallelgesellschaften“ von Zuwanderern in Deutschland?
11
Trotz dieser Relativierungen – man beachte auch die Worte „in ausschlaggebendem Maße“ in der
Einleitung zu Meyers Definition – bleibt der Eindruck bestehen, dass die beiden genannten Kriterienkataloge bei einer statischen Betrachtungsweise wahrscheinlich nie als erfüllt gelten können. Sie
beschreiben quasi den imaginären Endpunkt einer parallelgesellschaftlichen Entwicklung. Halm und
Sauer (2006b: 19) plädieren deshalb für eine dynamische Sicht der entsprechenden Indikatoren unter
der Fragestellung, ob es eine Entwickung hin zur oder weg von einer Parallelgesellschaft gibt. Sie haben diesen Anspruch auch mit eigenen empirischen Daten umgesetzt (siehe Kapitel 3.2.3). Auf der
Ebene der Definitionen hat Kandel (2004) dementsprechend eine „Minimaldefinition“ von Parallelgesellschaften vorgeschlagen, die bereits dann greift, wenn „sechs Grundelemente im Entstehen
begriffen sind und dieser Entstehungsprozess empirisch einigermaßen präzise beobachtet werden
kann:
1. Kommunikationsabbruch zur Mehrheitsgesellschaft durch nachhaltige sprachliche, religiös-kulturelle und alltagsweltliche Segregation,
2. sozial-ökonomische Segregation (Aufbau alternativer Ökonomien und Arbeitsmärkte),
3. Abgrenzung durch Aufbau von Parallelinstitutionen (z.B. im Bereich Bildung und Freizeit),
4. Verdichtung sozialer Kontrolle gegenüber den Mitgliedern des sozialen Kollektivs bis zu psychischem und physischem Zwang (das Kollektiv wird zum Gefängnis),
5. faktische Verhinderung der Inanspruchnahme der von der demokratischen Rechtsordnung gewährten individuellen Menschen- und Grundrechte,
6. Forderungen nach Ausbildung eines selbstverwalteten Rechtsbezirkes, in dem islamisches Recht
[…] neben der für alle geltenden Rechtsordnung Anwendung finden soll“ (Kandel 2004: 10).
Abgesehen von dem bereits erwähnten Zeitaspekt unterscheidet sich diese Definition inhaltlich von
denen Meyers und Bades vor allem in zwei Punkten: Eigens hervorgehoben werden die sprachliche
Segregation und der Kommunikationsabbruch, und die Frage der sozialen Kontrolle und eines eigenen Rechtssystems wird in drei eigene Punkte 4) bis 6) aufgefächert. Dies ist vor dem Hintergrund
der eigentlichen Thematik von Kandels Beitrag zu sehen, nämlich des organisierten Islams in
Deutschland. Auffallend ist zudem, dass der Autor die siedlungsräumliche Segregation nicht eigens
erwähnt, die in der Alltagswahrnehmung häufig den Kern von „Parallelgesellschaften“ bildet. Ähnlich zu den bereits vorgestellten Definitionen sind hingegen die Punkte einer religiös-kulturellen und
sozialen (lebensweltlichen) Segregation, der ökonomischen Segregation und der Ausbildung paralleler Institutionen. Diese Kriterien können damit als Kernbestand der bisherigen Definitionsversuche
von „Parallelgesellschaften“ gelten.
Abschließend zu diesem Kapitel soll noch auf einige Begriffe eingegangen werden, die gelegentlich
synonym zu „Parallelgesellschaften“ verwendet werden.3 An erster Stelle ist das „Ghetto“ zu nennen. Der wesentliche Unterschied zu „Parallelgesellschaften“ ist darin zu sehen, dass Ghettos durch
äußeren Zwang entstehen, also nicht durch freiwillige Segregation. Zudem bezieht sich dieser Begriff typischerweise auf Wohngebiete, die fast ausschließlich Angehörige einer (ethnischen oder religiösen) Gruppe beherbergen, beispielsweise die von Schwarzen bewohnten Teile amerikanischer
3
Es gibt einen weiteren Begriff, der zwar nicht synonym, aber relativ häufig komplementär zu den „Parallelgesellschaften“ verwendet wird, nämlich die „Leitkultur“. Dieser Terminus wurde – allerdings mit dem Zusatz „europäisch“ – von Bassam Tibi geprägt (Tibi 1998). In seinen Schriften findet sich auch die damit verbundene Warnung vor der fortschreitenden Ausbreitung von Parallelgesellschaften. Im Zusammenhang
diskutiert werden beide Konzepte auch von Oberndörfer (2001), Meyer (2002) und Nowak (2006).
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„Parallelgesellschaften“ von Zuwanderern in Deutschland?
Städte (Häußermann/Siebel 2001: 41). Solche Konzentrationen sind in deutschen Städten vereinzelt in
bestimmten Wohnblöcken und Straßenzügen gegeben, nicht jedoch auf der Ebene ganzer Stadtteile
(vgl. Kapitel 3.2.2).
Schwieriger ist die Grenzziehung zu den Begriffen „ethnische Enklaven“ oder „ethnische Kolonien“,
die sich als „Formen sozialer, kultureller, religiöser und politischer Selbstorganisation ethnischer
Minderheiten“ (Heckmann 1992: 96) definieren lassen. Hier geht es um freiwillige Organisationsformen, die auch nicht zwingend mit segregierten Wohnbezirken verbunden sein müssen. Im Unterschied zu den „Parallelgesellschaften“ steht bei diesen Begriffen nicht die Abschottung zur Mehrheitsgesellschaft im Vordergrund. Statt dessen werden die positiven Potenziale der Koloniebildung
für die Integration der Zuwandernden betont. Die zugrunde liegenden empirischen Phänomene sind
jedoch sehr ähnlich zu denen des „Parallelgesellschafts“-Diskurses. Wie im Kapitel 3.1 gezeigt wird,
stammen deshalb auch wesentliche Elemente dieses Diskurses ursprünglich aus theoretischen
Debatten der Migrationsforschung über ethnische Kolonien.
Nicht vorrangig auf Zuwanderer und ethnische Minderheiten angewandt werden schließlich die Begriffe „Subkultur“ und „Milieu“. Sie zielen auf die soziokulturelle Pluralisierung moderner Gesellschaften im Allgemeinen, auf die Ausdifferenzierung von Lebenslagen und Lebensstilen, die im
Prinzip auch ohne Zuwanderung stattgefunden hätte (aber von ihr verstärkt wird). Gegner der Rede
von den (gefährlichen) „Parallelgesellschaften“ von Zuwanderern argumentieren in diesem Sinne,
dass es keine homogene Mehrheitsgesellschaft gibt, sondern dass auch diese in zahlreiche kleine und
große „Parallelgesellschaften“ zerfällt. Diese Argumentationsfigur wird im Kapitel 2.3 noch einmal
aufgegriffen.
Am Ende der definitorischen Betrachtungen bleibt festzuhalten, dass der Begriff „Parallelgesellschaften“ eine spezifische Konnotation hat, die keinem der anderen genannten Begriffe innewohnt.
Prägend ist die Vorstellung einer freiwilligen, sich auf alle Lebensbereiche erstreckenden Segregation einer als homogen wahrgenommenen ethno-kulturellen bzw. ethno-religiösen Minderheit. Damit
verbunden ist die Befürchtung, innerhalb der „Parallelgesellschaften“ liefen undurchsichtige, kriminelle und/oder gegen die Werteordnung der Mehrheitsgesellschaft gerichtete Vorgänge ab, welche
die staatliche Sicherheit gefährden.
Im folgenden Kapitel soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit sich dieser Vorstellung entsprechende Erscheinungen auch schon in früheren Epochen und in anderen Ländern gezeigt haben, und ob
es auch noch andere „Parallelgesellschaften“ außer denen von Zuwanderern gibt. Der in der Überschrift angesprochene „Tellerrand“ ist insofern der der gegenwärtigen deutschen Migrationsdebatte.
2.3 Ein Blick über den Tellerrand
Historisch betrachtet ist es keineswegs neu, dass Immigranten im Aufnahmeland die räumliche und
soziale Nähe von Menschen gleicher Herkunft suchen. So wurden im Zuge der deutschen Amerikaauswanderung des 19. Jahrhunderts ganze Dörfer durch Kettenwanderungen sukzessive in die neue
Heimat „verpflanzt“ (vgl. Kamphoefner 2006 für die westfälische Region). Auch in Großstädten wie
Chicago bildeten sich deutsche Kolonien, innerhalb derer praktisch alle Bedürfnisse befriedigt werden konnten, „von lokalen Versicherungsgesellschaften bis zu Banken, von auf ethnische Produkte
spezialisierten Lebensmittelläden bis zu Kneipen, von Kirchen bis zu Konfessionsschulen, von
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„Parallelgesellschaften“ von Zuwanderern in Deutschland?
13
Turnvereinen bis zu Karnevalsgesellschaften, von Geheimlogen bis zu sozialistischen Klubs“ (Keil
1984: 404).
Ein ähnliches Beispiel bildeten die Ruhrpolen in Deutschland, die sich bis Anfang des 20. Jahrhunderts – circa dreißig Jahre nach Beginn ihrer Einwanderung – bereits ein umfangreiches Vereinsnetz
und eine eigene Gewerkschaft der Bergleute und Hüttenarbeiter geschaffen hatten. Lucassen (2005)
schildert für diese Migrantengruppe, wie die entsprechende Infrastruktur auch in Reaktion auf den
Assimilationsdruck des preußischen Staates entstand. Dieser versuchte beispielsweise nicht nur, die
alleinige Verwendung der deutschen Sprache in der Öffentlichkeit durchzusetzen, sondern richtete
im Jahr 1909 sogar eine polizeiliche „Polenbeobachtungsstelle“ in Bochum ein. Auch wenn dieses
historische Beispiel im Vergleich zu den heutigen Zuwanderergruppen in Deutschland einige Besonderheiten aufweist4, so zeigen sich doch auch verblüffende Parallelen insbesondere zu türkischen
Migranten: „Perceived as alien group in the localities where they settled, coming from a lower-class
background, and being allocated to inferior positions on the labour market, […] the Poles […] developed a separate ethnic subculture, stimulated by residential concentrations, church affiliations, and a
rich associational life“ (Lucassen 2005: 73). Noch interessanter ist allerdings die längerfristige Entwicklung: Durch externe und interne Prozesse (unter anderem interethnische Heiraten und Namensänderungen) gingen die einst als „Gefahr für die Nation“ angesehenen polnischen Einwandererkolonien schließlich weitgehend in der deutschen Gesellschaft auf. Ähnliche Entwicklungen lassen sich
auch für die eingangs erwähnten deutschen Einwanderer in Amerika zeigen (Blaschke 1992).
Insofern ist für diese beiden Beispiele der Einschätzung von Walter (2006) zuzustimmen, dass
anfängliche Segregation zur anschließenden Integration geführt habe.
Im Hinblick auf aktuellere Erfahrungen anderer Länder mit „Parallelgesellschaften“ drängt sich das
Beispiel der Niederlande auf. Dort lässt sich eine spezifische Kombination aus allgemeiner gesellschaftlicher Entwicklung und der Integrationspolitik gegenüber Zuwanderern nachvollziehen, die
mit dem Begriff der „Versäulung“ umschrieben ist. Die niederländische Gesellschaft war seit der
Mitte des 19. Jahrhunderts mehr oder weniger komplett in vier „Säulen“ segmentiert (Protestanten,
Katholiken, Sozialisten, Liberale), zwischen denen ein Austausch praktisch nur auf der politischen
Ebene und über Eliten stattfand. Die lebensweltliche Segregation der genannten Bevölkerungsgruppen wurde fundiert durch das Recht, jeweils eigene, staatlich geförderte Institutionen zu begründen,
z.B. Schulen, Krankenhäuser, Rundfunkanstalten, Gewerkschaften und Arbeitgeberorganisationen
(Doomernik 2003: 170f.). Obwohl dieses Gesellschaftsmodell in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts an Bedeutung verlor, prägte es die staatliche Politik gegenüber Zuwanderern in den 1970er und
1980er Jahren in hohem Maße. Dies geschah auf mehrere Arten: erstens durch die Definition der Immigranten als ethno-kulturelle Gruppen bzw. Minoritäten, zweitens durch die Möglichkeit, ebenfalls
eigene Institutionen auszubilden (z.B. islamische Grundschulen), drittens durch die Übertragung des
„konsensualen“ Politikstils, wie er für die versäulte Gesellschaft typisch war (Bruquetas-Callejo et
al. 2006: 23).
4
Insbesondere ist damit die Tatsache angesprochen, dass bis 1919 kein eigener polnischer Staat existierte
und man dementsprechend nationalistische Umtriebe der Polen in Deutschland fürchtete. Dies verlieh dem
Argwohn gegen die polnischen „Parallelgesellschaften“ einen besonderen Auftrieb. Andere Umstände der
damaligen Zeit können dagegen als integrationsfördernd angesehen werden, z.B. dass die Ruhrpolen – anders als die heutigen Zuwanderergruppen in Deutschland – in eine dünn besiedelte Region ohne etablierte
Mehrheitsgesellschaft kamen. Ein größerer Teil von ihnen ist zudem nach dem 1. Weltkrieg nach Belgien
und Frankreich weitergewandert (Häußermann/Siebel 2001: 67ff.).
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„Parallelgesellschaften“ von Zuwanderern in Deutschland?
Die niederländische Integrationspolitik war damit, pointiert ausgedrückt, zunächst sogar eine ausdrückliche Einladung an Migranten zur Bildung von „Parallelgesellschaften“. Eigenethnische Organisationen wurden großzügig gefördert, die Einbindung ins politische Geschehen erfolgte gemäß der
Landestradition über die Eliten an der Spitze der jeweiligen „Säulen“. Allerdings ist inzwischen eine
deutlich erkennbare Abkehr von dieser Politik erfolgt. Meyer (2002: 219) verweist in diesem Zusammenhang auf die Ergebnisse einer Vergleichsstudie über die Niederlande und Deutschland, die feststellt, dass das niederländische Modell einer „Versäulungs-Integration“ zwar auf der sozio-kulturellen Ebene der Anerkennung unterschiedlicher Identitäten zum Erfolg geführt habe. Die sozio-ökonomische Integration sei auf diesem Weg jedoch nicht gelungen (Duyvene de Wit/Koopmans 2001).
Kehrt man an dieser Stelle in den deutschen Diskurs zurück, so finden sich auch hier Argumente, die
auf allgemeine gesellschaftliche Differenzierungsprozesse rekurrieren und die „Normalität“ von
Parallelgesellschaften nicht nur unter Zuwanderern hervorheben. Auch ohne eine ausgeprägte Versäulungstradition wie in den Niederlanden ist die Gesellschaft in Deutschland seit den 1970er Jahren
durch eine immer stärkere soziokulturelle Pluralisierung gekennzeichnet, mithin durch eine Vielzahl
von Milieus, Lebenswelten, Subkulturen oder eben „Parallelgesellschaften“ (vgl. die Begriffsdiskussion unter 2.2). Gern genannte Beispiele sind hierbei Yuppies, Punks, Lesben und Schwule sowie
„Aussteiger“ aller Art. Autoren wie Oberndörfer (2001) und Gestring (2005) halten deshalb der
Angst vor den „Parallelgesellschaften“ von Zuwanderern entgegen, sie sei antimodern, antiurban
und blind für die Wirklichkeit. Freie Gesellschaften erlaubten es eben gerade ihren Bürgern, „sich zu
Gruppen und Lebenswelten eigener Wahl zusammenzuschließen, sich dabei von anderen abzusondern und nicht in einer homogenen Mischmasch-Gesellschaft mit jedermann Händchen halten zu
müssen“ (Oberndörfer 2001). Noch weiter geht die Kritik von Kaloianov (2006), der argumentiert,
es gäbe akzeptierte „Mainstream-Parallelgesellschaften“ und nicht akzeptierte „parallelgesellschaftliche Parallelgesellschaften“. Den Mitgliedern der letzteren bliebe das Privileg versagt, ihrer „Parallelgesellschaft“ problemlos angehören zu dürfen – ja, sie sollten durch den politischen und medialen
Aufschrei noch von ihrem letzten Zufluchtsort vor Diskriminierung seitens der Mehrheit vertrieben
werden (Kaloianov 2006: 9).
Wie lässt sich der „Blick über den Tellerrand“ damit bilanzieren? Geschichtliche Erfahrungen legen
zunächst einmal nahe, die räumliche und soziale Segregation von Zuwanderern mit einer gewissen
Gelassenheit zu sehen. Dergleichen hat es in Einwanderungsländern immer gegeben, mit guten
Gründen (siehe Kapitel 3.1) und zumeist ohne langfristig negative Folgen. Dabei sollte jedoch im
Hinblick auf die Zuwanderergruppen im gegenwärtigen Deutschland nicht vergessen werden, dass
die angeführten „historischen“ Integrationsprozesse – beispielsweise die der Ruhrpolen – sich über
mehrere Generationen hinweg und teilweise unter anderen Voraussetzungen als heute vollzogen.
Auch die Argumente hinsichtlich der „Normalität“ von parallelgesellschaftlichen Strukturen aller
Art in modernen Gesellschaften haben ihre Plausibilität. Sie beziehen sich aber bei genauerem Hinsehen oft nur auf Subkulturen und Milieus, also nicht auf „komplette“ Parallelgesellschaften. Zudem
laufen sie Gefahr zu übersehen, dass ein Rückzug in die eigene Gruppe durchaus problematische
Wirkungen für die Betreffenden haben kann, gerade im Fall von Zuwanderern. Die Diskussion des
niederländischen Versäulungsmodells hat mit der nicht gelungenen sozio-ökonomischen Integration
hierzu ein wichtiges Stichwort geliefert. Im Folgenden soll daran anknüpfend der im strengeren Sinne wissenschaftliche Diskurs über die Erscheinungsformen und Wirkungen von „Parallelgesellschaften“ dargestellt werden, beginnend mit dem Begriff der ethnischen Kolonie.
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„Parallelgesellschaften“ von Zuwanderern in Deutschland?
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Der wissenschaftliche Diskurs
3.1 Beiträge zur Rolle von ethnischen Kolonien im Integrationsprozess
Es wurde bereits dargestellt, dass sich schon im 19. Jahrhundert „parallelgesellschaftliche“ Strukturen bei Immigrantengruppen in Amerika und Europa herausbildeten. Sie entstanden – und entstehen
bis heute – vor allem durch Kettenmigrationsprozesse. Ebenfalls bis ins 19. Jahrhundert zurück reichen Schriften der Migrationssoziologie, die sich mit der Frage befassen, welche Auswirkungen diese „ethnischen Kolonien“5 auf den Integrationsprozess der Zuwanderer im Aufnahmeland haben. Für
die deutsche Debatte war der Beitrag von Georg Elwert aus dem Jahr 1982 wesentlich. Er (re-)formulierte die sogenannte Binnenintegrationsthese: „Eine stärkere Integration der fremdkulturellen Einwanderer in ihre eigenen sozialen Zusammenhänge innerhalb der aufnehmenden Gesellschaft – eine Binnenintegration also – ist unter bestimmten Bedingungen ein positiver Faktor für ihre Integration in eine
aufnehmende Gesellschaft“ (Elwert 1982: 718; Hervorhebung durch die Verfasserin).
Elwert nennt drei positive Wirkungen der Binnenintegration: die Vermittlung von Selbstbewusstsein, kultureller Identität und Handlungsfähigkeit, die Vermittlung von Alltagswissen, und die Konstitution der Einwanderer als pressure group im öffentlichen Diskurs. Ethnische Kolonien, so könnte
man allgemeiner formulieren, sind ein Schutz- und Orientierungsraum für ihre Mitglieder in einer
zunächst fremden Umgebung. Heckmann (1992: 111) führt dementsprechend folgende Funktionen
der Kolonie an:
§ Neueinwandererhilfe;
§ Stabilisierung der Persönlichkeit/Entlastungsfunktion;
§ Selbsthilfe;
§ kulturspezifische Sozialisation der Nachfahren;
§ soziale Kontrolle und
§ Interessenartikulation und –vertretung nach außen.
Diese positiven Wirkungen werden in der wissenschaftlichen Debatte bislang nicht ernsthaft bestritten. Sie sind auch unmittelbar eingängig, wenn man sich die Situation eines Neuzuwanderers vor Augen hält: Der enge räumliche und soziale Kontakt zu Landsleuten unterstützt ihn oder sie bei den ersten Schritten in der Aufnahmegesellschaft, z.B. bei der Wohnungs- und Arbeitssuche. Die entscheidende Frage ist jedoch, ob die ethnische Kolonie im Zeitverlauf eine Durchgangsstation, eine
Schleuse ist – oder ob sie sich zu einer Falle wandelt, die Migranten längerfristig vom Zugang zur
und vom Aufstieg in der Mehrheitsgesellschaft fern hält. An diesem Punkt setzt die Kritik an der
„Binnenintegrationsthese“ an. Elwert selbst hat bereits Formen der Binnenintegration beschrieben,
die gesellschaftliche Integration ausschließen oder verhindern. Er benennt das Infragestellen des gesellschaftlichen Gewaltmonopols, soziale Isolatbildung und Nicht-Lernfähigkeit der Kultur der Immigranten (Elwert 1982: 724f.). Die Beispiele hierfür muten erstaunlich aktuell an, so weist er z.B.
für den ersten Punkt auf innerfamiliäre Gewalt in türkischen Familien hin, die unter Hinweis auf die
„vermeintliche Stammeseigenart“ nur zögerlich strafverfolgt würde.
5
Der Begriff „Kolonie“ hat seinen Ursprung wahrscheinlich auch darin, dass (angeworbene) ausländische
Arbeitskräfte zunächst häufig in bestimmten Regionen angesiedelt wurden und in Gemeinschaftsunterkünften oder eigens von den jeweiligen Unternehmen errichteten Werkssiedlungen wohnten.
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„Parallelgesellschaften“ von Zuwanderern in Deutschland?
Andere Autoren haben diese Kritikpunkte aufgegriffen und weiter ausgebaut. So räumt zwar auch
Esser (1986; 2001) die persönlichkeitsstabilisierende Wirkung von ethnischen Kolonien für ihre
Mitglieder ein. Er sieht jedoch die Gefahr einer kulturellen und sozialen Abschottung und der Ausgliederung aus den strukturellen Aufstiegsmöglichkeiten der Aufnahmegesellschaft, für die die ethnische Kolonie die erforderlichen Qualifikationen nicht bereitstellen kann. Besondere Bedeutung haben in diesem Zusammenhang die erstmals von Wiley (1970) beschriebenen „Mobilitätsfallen“: Ethnische Kolonien bieten bei einer gewissen Größe und institutionellen Ausstattung immer auch die
Möglichkeit von Karrieren innerhalb ihrer Grenzen, z.B. als Händler von herkunftslandspezifischen
Lebensmitteln. Diese „internen“ Karrieren erscheinen attraktiv, weil sie oftmals leichter und mit höherer Erfolgswahrscheinlichkeit zu realisieren sind als ein mühsamer Aufstieg in der Mehrheitsgesellschaft. Sie sind jedoch zugleich eine Falle, weil sie vorhandene Potenziale nicht nutzen und ethnische Schichtungen verfestigen. Diese Gefahren bestehen besonders für die Folgegenerationen der
Zuwanderer (Esser 2001: 69). In diesem Sinne spricht auch Heckmann (1992: 115) von der „Gefahr
einer ethnischen Selbstgenügsamkeit“. Bade (2006: 6) bezeichnet die Inklusion von Immigranten in
ethnischen Kolonien als „Umweg mit einer mehr oder minder langen Verzögerung des Integrationsprozesses“. Schließlich gibt es auch Stimmen wie die des Politikwissenschaftlers Stefan Luft, der
ethnische Kolonien ausschließlich mit „sich dynamisch entwickelnder Desintegration in deutschen
Städten“ (Luft 2006: 66) in Verbindung bringt.
Zusammengefasst geht es also beim Diskurs über ethnische Kolonien weniger um die Frage von deren Existenz, sondern um ihre Funktionen und Wirkungen für die betreffenden Zuwanderer und die
Gesamtgesellschaft. Die meisten Autoren sehen für die Kolonien eine Ambivalenz zwischen persönlicher Stützungsfunktion und gesellschaftlichem Integrationshindernis (Meyer 2002: 219). Gefahren
für die Integration ergeben sich vor allem daraus, dass sozio-ökonomische Aufstiegsprozesse behindert und ethnische Schichtungen verfestigt werden, wie es im Kapitel 2.3 bereits für die Niederlande
erwähnt wurde. Dies kann besonders dann eintreten, wenn sich ethnische Kolonien nicht nur durch
konstante Neuzuwanderung erhalten, sondern eine Eigendynamik entwickeln, die durch Abschottungsprozesse von beiden Seiten – Mehrheitsgesellschaft und Zuwanderer – gefördert wird. Es erfolgt dann quasi kein „Durchlauf“ bei den Koloniemitgliedern. Auf ein weiteres Problem solcher
Verfestigungen weist wiederum Meyer (2002: 204f.) hin: Ein bestimmtes Maß an Vertrauen und verbindendem Sozialkapital zwischen den Mitgliedern einer Gesellschaft sei grundlegend für die politische Kultur der Demokratie. Ethno-kulturelle bzw. kulturell-religöse „Parallelgesellschaften“
erzeugten jedoch eine Form der ausschließenden Gruppensolidarität, die dieses Vertrauen gerade
nicht entstehen lasse, sondern die gesellschaftlichen Gruppen einander entfremde.
3.2 Ausgewählte empirische Befunde für die Bundesrepublik Deutschland
Nachdem bislang die definitorischen und theoretischen Aspekte des Diskurses über „Parallelgesellschaften“ beleuchtet wurden, soll nun die empirische Realität in Deutschland in den Blick rücken.
Hierfür könnte eine Vielzahl von Einzelindikatoren und –studien herangezogen werden, z.B. zur
Sprachverwendung, zu den sozialen Kontakten, zum Heiratsverhalten und zu den ökonomischen
Aktivitäten von Zuwanderern. Da eine solch breite Betrachtung jedoch den Rahmen dieses Aufsatzes
sprengen würde, sollen beispielhaft nur zwei Bereiche untersucht werden, nämlich die Mediennutzung (3.2.1) und die räumliche Segregation (3.2.2). Für diese beiden Bereiche liegt ein vergleichsweise breiter Korpus an Literatur vor. Das Kapitel 3.2.3 befasst sich mit Studien, die sich der Frage
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nach den „Parallelgesellschaften“ bzw. den „ethnischen Kolonien“ in Deutschland anhand mehrerer
Indikatoren nähern.
3.2.1 Mediennutzung
Die Mediennutzung von Zuwanderern in Deutschland wird schon seit den 1960er Jahren untersucht.6
Ein besonderer Schwerpunkt lässt sich auch hier wieder bei Studien zu türkischen Migranten feststellen. Gerade für diese Zuwanderergruppe gibt es inzwischen ein breites Angebot an muttersprachlichen Zeitungen sowie Radio- und Fernsehkanälen, die über Satellit und Kabel empfangen werden
können. Die „parallelgesellschaftliche“ Vermutung lautet in diesem Falle: Türkische Migranten nutzen überwiegend oder ausschließlich türkischsprachige Medien, was ihre Integration in die deutsche
Gesellschaft behindert. Umgekehrt ist der Konsum deutschsprachiger Medien der Integration förderlich, weil damit die Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache und mit modernen Gesellschaftsbildern gefördert wird.
Eine Sichtung der Forschungsliteratur erlaubt folgende Schlussfolgerungen:
Im Vergleich zu anderen Zuwanderergruppen scheinen türkischstämmige Migranten tatsächlich eine
vergleichsweise hohe Affinität zu muttersprachlichen Medienangeboten zu haben. Dies ergeben Studien, bei denen mehrere Nationalitäten vergleichend zu ihrer Mediennutzung befragt wurden, beispielsweise die Repräsentativuntersuchung 2001 (Venema/Grimm 2002: 51f.) und die Untersuchung „Viele Welten leben“ über junge Frauen mit Migrationshintergrund in Deutschland (BoosNünning/Karakasoglu 2004: 296ff.). Allerdings dürfte dieser Befund auch damit zusammenhängen,
dass für die türkischen Zuwanderer in viel höherem Maße als bei anderen Gruppen überhaupt ein entsprechendes muttersprachliches Angebot vorhanden ist. Dieses größere Angebot wiederum entstand
wahrscheinlich durch eine lohnende, weil große Zielgruppe mit entsprechenden türkischen Sprachkenntnissen.
Praktisch alle Studien treffen über türkische Migranten zugleich die Aussage, dass ein großer Teil
von ihnen komplementär zu den türkischen auch deutschsprachige Medienangebote nutzt. Dies gilt
besonders für das mit Abstand wichtigste Medium, das Fernsehen. Beispielhaft hierfür ist die im Jahr
2000 durchgeführte Studie von Weiß und Trebbe im Auftrag des Bundespresseamtes zu nennen. Anhand einer Befragung von 1.842 türkischstämmigen Migranten kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass nur 17% aller Türken in Deutschland ausschließlich türkischsprachige Medien konsumieren. 28% wählen exklusiv Angebote auf Deutsch, jeder zweite nutzt beide Arten (Weiß/Trebbe 2001:
30). Zu den beiden letztgenannten Gruppen gehören wenig überraschend vor allem jüngere, besser
gebildete Zuwanderer mit entsprechenden deutschen Sprachkenntnissen. Eine aktuelle Studie im
Auftrag des WDR bestätigt dieses Ergebnis anhand einer für Nordrhein-Westfalen repräsentativen
6
Einen Überblick über die Forschungsgeschichte bieten Müller (2005) und speziell für das türkische Fernsehen Aumüller (2006). In jüngster Zeit hat sich ein spezieller Forschungszweig zur Mediennutzung entwickelt, der hier nicht näher behandelt werden soll. Dabei geht es um die Frage, inwiefern (exzessiver) Medienkonsum die Schulleistungen und die Kriminalitätsraten von deutschen und ausländischen Kindern beeinflusst.
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Befragung von 503 Personen türkischer Herkunft im Alter von 14-49 Jahren (Simon/Kloppenburg
2006: 21).7
Die Dominanz des Fernsehens unter türkischen Zuwanderern ist mit einer „enormen Unterhaltungslastigkeit“ (Müller 2005: 381) verbunden, sprich mit einem bevorzugten Konsum türkischer wie
deutscher Privatsender. Der Kommunikationswissenschaftler Kai Hafez hat in einer ebenfalls für das
Bundespresseamt durchgeführten qualitativen Untersuchung darauf hingewiesen, dass dieser Umstand zu einem „Loch der politischen Information“ gerade bei jüngeren Türken führen könne (Hafez
2002: 68). Sie nutzen türkische Zeitungen und Nachrichtensendungen nicht (mehr), unter anderem
wegen Verständnisschwierigkeiten, und sind in den deutschen Medien auf Unterhaltungsangebote
fixiert. Letzteres dürfte allerdings auch für große Teile ihrer deutschen Altersgenossen gelten, was
die Frage aufwirft, was „Integration“ im Medienkontext bedeutet.
Der vielleicht wichtigste Befund liegt jedoch darin, dass der Zusammenhang zwischen Mediennutzung und Integration im Lichte empirischer Ergebnisse keineswegs so eindeutig erscheint wie eingangs postuliert. So bildet Hafez (2002) in seiner Studie, die auf 93 Tiefeninterviews mit türkischen
Migranten basiert, sechs Nutzertypen. Drei von ihnen nutzen zwar ausschließlich oder ganz überwiegend türkische Medien, sie beinhalten aber Personen, die beispielsweise deutsche Freunde haben,
keine Rückkehrpläne hegen und dem deutschen politischen System stärker vertrauen als dem türkischen (sog. Diaspora-Nutzer). Umgekehrt werden auch „Assimilationsnutzer“ beschrieben, die nur
deutsche Medien nutzen, aber dennoch bestimmte Integrationsvorbehalte haben können (beispielsweise keine Ehe mit Deutschen wollen). Einen nochmals anderen Blickwinkel bietet die vom Berliner Institut für Vergleichende Sozialforschung durchgeführte Analyse von türkischen Fernsehprogrammen (Aumüller 2006). Hierfür wurden die kompletten Programme von zwölf in Deutschland zu
empfangenden Sendern zwei Wochen lang einer Inhaltsanalyse unterzogen. Betrachtet wurde unter
anderem, inwieweit traditionelle Wertvorstellungen, Frauen- und Familienbilder und religiöse Inhalte eine Rolle spielen. Obwohl die meisten der türkischsprachigen Fernsehangebote in Deutschland
nach wie vor in der Türkei produziert werden, konnte insgesamt „keine Behinderung der Integration
durch türkische Sendeinhalte“ festgestellt werden (Aumüller 2006: 309).
Abschließend ist bei der Mediennutzung zu erwähnen, dass sich die genannten Studien ganz überwiegend auf klassische Medien (Zeitungen, Zeitschriften, Hörfunk und Fernsehen) beziehen. Die
Nutzung neuer Medien wie des Internets ist für Migranten vergleichsweise noch wenig untersucht,
allerdings gibt es Hinweise, dass hier deutschsprachige Angebote bevorzugt werden (Schulte 2003).
3.2.2 Wohnsegregation
Wie in fast allen Zuwanderungsländern konzentrieren sich in Deutschland Migranten in großen Städten und dort in bestimmten Stadtteilen. Diese räumliche Segregation ist einer der meistbenutzten
Aufhänger der Debatte um Parallelgesellschaften und in gewisser Weise ihr Kern. Die Formulierung
„Türkenviertel als soziale Brennpunkte“, wie sie kürzlich in einem Interview zu lesen war, macht die
weit verbreitete Bewertung von Zuwandererquartieren deutlich: Sie werden als ethnisch homogen
7
Im Sinne einer objektiven Betrachtung soll an dieser Stelle erwähnt werden, dass es auch Gegenstimmen
zum Befund der „Komplementärnutzung“ gibt. Müller (2005) führt neben methodischen Einwänden vor allem Studien der Marktforschungsgesellschaft Data 4U an, die zu dem Ergebnis kommen, dass zwar
deutschsprachige Medien durchaus genutzt werden, jedoch in viel geringerem zeitlichem Umfang als türkischsprachige. Auch dazu gibt es jedoch gegenteilige Befunde (Salentin 2004), so dass eine eindeutige
Tendenz in dieser Frage nicht festgestellt werden kann.
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und als sozial problematisch, sprich integrationshemmend wahrgenommen. Als integrationsfördernd wird demgegenüber eine „Mischung“ von Zuwanderern und Einheimischen in den verschiedenen Wohngebieten einer Stadt angesehen. Dieser desegregative Ansatz hat lange Zeit die Wohnungsund Stadtpolitik in Deutschland geprägt, wird allerdings inzwischen kritisiert.8
Segregation als ungleichmäßige Verteilung von Bevölkerungsgruppen im städtischen Raum ist ein
universelles Phänomen, das sich weit in die Geschichte zurückverfolgen lässt. Neben ethnischer Segregation gibt es auch solche nach religiösen, sozialen oder demographischen Kriterien, beispielsweise nach Altersgruppen. Ferner ist zwischen freiwilliger und erzwungener Segregation zu unterscheiden. Erstere ist vor allem bei Gruppen mit hohem sozio-ökonomischem Status zu beobachten, die
entsprechende Wahlmöglichkeiten auf dem Wohnungsmarkt haben. An den „Reichenvierteln“ lässt
sich auch die durchaus unterschiedliche Bewertung ablesen, die Segregation von Fall zu Fall erfährt:
„Räumliche Konzentration wird nur dann als Problem betrachtet, wenn es sich um die Absonderung
von Gruppen handelt, deren Andersartigkeit von der Mehrheit als bedrohlich definiert wird. Nicht
die Perfektion oder der Grad der Abgrenzung, sondern die Akzeptanz der durch Abgrenzung sichtbar
werdenden Kultur ist das Problem“ (Häußermann/Siebel 2001: 52). Dementsprechend hat auch noch
niemand die „soziale Durchmischung“ oder gar die Auflösung von Wohnquartieren gefordert, in
denen überwiegend wohlhabende Menschen leben.
Die in Deutschland vorhandenen räumlichen Konzentrationen von Migranten sind zum Teil freiwillig entstanden, also durch eine subjektive Neigung, dorthin zu ziehen, wo schon viele Landsleute
oder zumindest „Ausländer“ wohnen. Entsprechende Präferenzen wurden in empirischen Untersuchungen für verschiedene Zuwanderergruppen gezeigt (Bürkner 1998 für Spätaussiedler, Venema/Grimm 2002 für Türken, Jugoslawen, Italiener und Griechen). Im Sinne der unter 2.2 behandelten Definitionen wäre dies „freiwillige Segregation“ und damit ein Kriterium von „Parallelgesellschaften“. Als mindestens ebenso bedeutsam für die Wahl des Wohnstandortes müssen allerdings
objektive Zwänge eingeschätzt werden. So werden einige Zuwanderergruppen in den ersten Jahren
ihres Aufenthaltes in Deutschland bestimmten Wohnorten und dort Stadtvierteln mit Beständen des
sozialen Wohnungsbaus zugewiesen; dies gilt insbesondere für Spätaussiedler (Worbs et al. 2005).
Weiterhin haben auch Migranten ohne Wohnortzwang im Durchschnitt ein geringeres Einkommen
als Einheimische und deswegen geringere Wahlmöglichkeiten auf dem Wohnungsmarkt. Verstärkt
wird dies durch offizielle oder inoffizielle Zuzugssperren bzw. „Ausländerquoten“ in bestimmten
Straßenzügen oder Wohnblocks und durch Diskriminierungen seitens einzelner Vermieter. Zudem
suchen Migranten Wohnraum sehr viel häufiger durch informelle Kanäle und weniger über Zeitungsanzeigen und Makler als das bei Deutschen der Fall ist, was wiederum die Wahrscheinlichkeit
erhöht, dass sie in ethnisch segregierten Vierteln fündig werden. Die vorhandenen Konzentrationen
müssen also als Resultat verschiedener Prozesse gesehen werden. Entgegen der Interpretation im
Sinne freiwilliger „Parallelgesellschaften“ sehen Autoren wie Häußermann und Siebel (2001: 35)
und die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration (2005:119) die
8
Diese Kritik ist durchaus grundsätzlicher Art. Beispielhaft lässt sich das Expertenforum im Projekt „Zuwanderer in der Stadt“ der Schader-Stiftung zitieren: „Wir müssen uns von der Vorstellung lösen, dass die
‚Mischung’ von Zuwanderern und Einheimischen in den Wohnquartieren der Städte ein handhabbares Instrument zur Integration der Zuwanderer in die Aufnahmegesellschaft ist. Freiwillige ethnische Segregation ist weder zu vermeiden noch ist sie von vornherein schädlich für eine erfolgreiche Integration von Zuwanderern“ (Verbundpartner 2005: 19). Wie diese Einschätzung zustande kommt, wird in den folgenden
Abschnitten des hier vorliegenden Textes verdeutlicht.
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gegenwärtige Wohnsegregation von Zuwanderern in Deutschland als weitgehend durch die
beschriebenen Faktoren erzwungen an.
Wie groß das absolute Ausmaß der räumlichen Segregation ist, lässt sich nicht ohne Weiteres beantworten. Bei einer Betrachtung einzelner deutscher Städte bzw. Stadtteile wird zumeist der Ausländeranteil herangezogen, der über alle Nationalitäten summiert. Auf städtischer Ebene werden hierbei
Werte bis zu 26% erreicht9, auf Stadtteilebene können die Werte noch höher liegen. Zudem unterschätzt der Ausländeranteil die tatsächliche Zahl zugewanderter Bewohner durch die Nichtberücksichtigung von Eingebürgerten und Spätaussiedlern mit deutscher Staatsangehörigkeit.10 Durch das
geringere Durchschnittsalter der ausländischen Bevölkerung ergibt sich außerdem der Effekt, dass
die Segregation z.B. in Kindertagesstätten und Schulen im Einzelfall bis zu 100% erreichen kann.
Alle diese Zahlen beziehen sich aber wohlgemerkt auf Ausländer als „Sammelgruppe“ und eine
überschaubare Zahl an Stadtteilen in Deutschland.
Im internationalen Vergleich wird dagegen immer wieder darauf verwiesen, dass die Segregation in
Deutschland relativ moderat sei und dass die Zuwandererviertel zumeist multiethnisch sind, anders
als beispielsweise in Frankreich, Großbritannien oder den USA. Eine aktuell laufende Untersuchung
der Berliner „Arbeitsstelle Interkulturelle Konflikte und gesellschaftliche Integration“ kommt zu
dem Ergebnis, dass Türken nur in 121 der untersuchten 1.810 kleinräumigen Gebietseinheiten in 33
westdeutschen Städten zehn oder mehr Prozent der Bevölkerung stellen. Sie sind außerdem durchaus
nicht immer die dominierende Migrantengruppe: In jeweils einem Drittel der Untersuchungsgebiete
leben entweder mehr Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien oder aus der ehemaligen Sowjetunion (Schönwälder 2006: 23).11
Im zeitlichen Verlauf wird die Segregation der ausländischen Bevölkerung durch so genannte Segregationsindizes abgebildet.12 Entsprechende Untersuchungen für deutsche Städte (Friedrichs 1998 für
Köln, Düsseldorf und Duisburg, Kapphan 2000 für Berlin, Bartelheimer 2000 für Frankfurt/Main,
Grabowski et al. 2002 für Hamburg) zeigen eine abnehmende Segregation von Ausländern, also einen Trend zur gleichmäßigeren Verteilung im Stadtgebiet. Strohmeier (2006: 30f.) findet für sechs
Städte in Nordrhein-Westfalen eine teils abnehmende, teils zunehmende Segregation. Das Konzept
des Segregationsindex weist allerdings einige Schwierigkeiten bei seiner Interpretation auf. Besonders hervorzuheben ist, dass eine statistisch abnehmende Konzentration von Ausländern soziale Polarisierungen verdecken kann: Wenn erfolgreich integrierte Zuwanderer bestimmte Stadtviertel ver-
9 Stadt Offenbach am Main, Stand 31.12.2005, nach Angaben des Statistischen Bundesamtes.
10 Umgekehrt kann durch die Betrachtung nach der Staatsangehörigkeit auch nicht verfolgt werden, wenn diese Gruppen in „bessere“ Stadtviertel ziehen. Dies dürfte insbesondere bei Eingebürgerten relevant sein, die
nach den vorliegenden empirischen Untersuchungen im Vergleich zu Ausländern derselben Herkunft besser integriert sind.
11 Basis dieser Untersuchung sind Daten der „Innerstädtischen Raumbeobachtung“ des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, die sich auf Gebietseinheiten mit durchschnittlich 8.000 Bewohnern beziehen.
12 Diese Indizes beziehen sich auf die Verteilung einer Bevölkerungsgruppe im Bezug auf die Gesamtbevölkerung einer Gebietseinheit. Sie lassen sich interpretieren als der prozentuale Anteil der Gruppe, der umziehen müsste, um eine Gleichverteilung im jeweiligen Gebiet zu erzielen. Je höher der Index, desto größer ist
also die Segregation.
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lassen, nimmt zwar die Streuung der Wohnstandorte zu.13 Zugleich konzentrieren sich jedoch in den
ursprünglichen Quartieren in zunehmendem Maße sozial schwache Gruppen, und zwar Zuwanderer
und Einheimische. Diese soziale Entmischung, das Zurückbleiben von „Armen, Alten, Arbeitslosen
und Ausländern“ in bestimmten Stadtteilen, wird mittlerweile als eines der größten Probleme der
Stadtentwicklung angesehen. Es handelt sich dabei also weniger um ethnische als um „Unterschichten“-Konzentrationen. Das Leben in diesen Stadtteilen ist in mehrerer Hinsicht problematisch: Zum
einen steigen die interethnischen Spannungen, weil gerade die Bevölkerungsgruppen aufeinandertreffen, die zu wechselseitiger Toleranz am wenigsten bereit und in der Lage sind. Zum anderen sind
Lebensqualität und Lebenschancen der Bewohner insgesamt gravierend beeinträchtigt, beispielsweise
dadurch, dass allein ihre Wohnadresse als Ausschlusskriterium bei der Arbeitssuche wirken kann.
Ein weiterer Befund im Hinblick auf die räumliche Segregation ist, dass ein eigenständiger negativer
Effekt der ethnischen Konzentration im Wohnviertel auf die Integration von Zuwanderern in
Deutschland bislang nicht nachgewiesen werden konnte. Eine ganze Reihe von Untersuchungen
kommt hier zu übereinstimmenden Resultaten: Schon im Jahr 1990 zeigte Alpheis (zitiert in Häußermann/Siebel 2001: 55) in einer Segregationsstudie in fünf deutschen Großstädten, dass die ethnische
Struktur des Wohngebietes keinen Einfluss auf die soziale Assimilation von Türken hat. Entscheidend für die Aufnahme von interethnischen Kontakten sind nach Alpheis individuelle Faktoren wie
die Sprachkenntnisse und das soziale Milieu im Elternhaus. Salentin (2004) konstatiert anhand einer
2001 durchgeführten Befragung unter türkischen, italienischen, vietnamesischen und srilankischen
Migranten, dass das Leben in segregierten Wohnlagen nur schwach und nicht konsistent mit der Zahl
deutscher Freunde, dem Konsum deutschen Fernsehens und dem Besuch deutscher Sportvereine zusammenhängt. Positiv formuliert bedeutet dies z.B., dass Bewohner von „Ausländervierteln“ tendenziell ebenso viele deutsche Freunde haben wie Zuwanderer, die außerhalb solcher Viertel leben.
Eine ausführliche Untersuchung der Effekte räumlicher Konzentration hat schließlich Drever (2004)
mit Daten des Sozio-Ökonomischen Panels auf der Ebene von Postleitzahlenbezirken vorgelegt. Zuwanderer in ethnisch segregierten Bezirken sind danach zwar weniger zufrieden mit der Lebensqualität in ihrer Nachbarschaft, ihre soziale und identifikative Integration und das Bewahren kultureller
Traditionen hängen aber nicht vom Wohnstandort ab. Entscheidend sind vielmehr individuelle Faktoren wie Generationenzugehörigkeit und Bildungsstand, insbesondere aber der ethnische Hintergrund. Türken neigen unabhängig vom Wohnort stärker zu eigenethnischen Bezügen als Spätaussiedler. Drever kommt deshalb zu der Schlussfolgerung, die räumliche Nähe von „co-ethnics“ werde
in ihren Effekten überschätzt, und zwar sowohl von ihren (wissenschaftlichen und politischen) Gegnern als auch von ihren Befürwortern. Durch moderne Transport- und Kommunikationsmittel würden soziale Beziehungen auch über größere Entfernungen geknüpft und aufrechterhalten.14
Einschränkend muss an dieser Stelle bemerkt werden, dass sich die genannten Studien auf erwachsene Migranten und die Wirkungen des Wohnviertels beschränken. Nicht im Fokus sind dabei die Folgen der Segregation im Bereich Kindertagesstätten und Schulen, die für die betroffenen Kinder und
Jugendlichen durchaus negativ sein können. Neben Auswirkungen auf die schulischen Leistungen
geben noch nicht veröffentlichte Untersuchungen Hinweise darauf, dass die sozialen Netzwerke von
13 Vgl. z.B. Zdrojewski und Schirner (2005), die entsprechende Umzugsbewegungen für Türken in Nürnberg
belegen. Andererseits zeigt Strohmeier (2006), dass Türken in Köln im Jahr 2000 faktisch noch genauso
segregiert wohnten wie 1980, so dass die Ergebnisse für diese Gruppe uneinheitlich sind.
14 Ähnlich auch Bürkner (1998), der für Spätaussiedler in acht deutschen Städten Anfang der 1990er Jahre
feststellte, dass „die Auswirkungen der kleinräumlichen Wohnsegregation auf das soziale Verhalten gering
[bleiben]“ (Bürkner 1998: 67).
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Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund stark von der Schülerschaft der besuchten
Schule abzuhängen scheinen (Schönwälder 2006: 24). Dies würde bei einer entsprechend segregierten Schule bedeuten, dass kaum inter-ethnische Kontakte mit Deutschen bestehen. Zudem wäre es
wünschenswert, dass die Datenbasis von Segregationsuntersuchungen insgesamt verbreitert würde,
da sich die vorgestellten Untersuchungen oft nur auf einzelne Städte beziehen. Einen stärker flächendeckenden Ansatz versprechen die schon mehrfach zitierten Untersuchungen der Berliner „Arbeitsstelle Interkulturelle Konflikte und gesellschaftliche Integration“, die mit Daten der innerstädtischen
Raumbeobachtung für eine größere Zahl von deutschen Städten arbeiten (siehe Fußnote 11).
3.2.3 Mehrindikatorenstudien
Es gibt in Deutschland nur sehr wenige Untersuchungen, die sich dem Thema „Parallelgesellschaften“ anhand mehrerer Indikatoren nähern. An erster Stelle sind dabei die Veröffentlichungen von
Halm und Sauer15 zu nennen. Sie beruhen auf den seit 1999 durchgeführten Mehrthemenbefragungen des Zentrums für Türkeistudien (ZfT) unter türkischstämmigen Migranten in Nordrhein-Westfalen. Die Daten beziehen sich damit zwar nur auf ein Bundesland, jedoch lebt dort immerhin ein Drittel aller Türken in Deutschland. Pro Jahr werden rund 1.000 Personen ab 18 Jahren telefonisch
befragt.
Halm und Sauer beziehen sich in ihren Analysen explizit auf die Parallelgesellschafts-Definition von
Meyer (vgl. Kapitel 2.1) und setzen diese in Indikatoren um, die in den Mehrthemenbefragungen erhoben werden. So wird das Kriterium der „kulturell-religiösen Homogenität“ anhand der Religionszugehörigkeit und der Religiosität operationalisiert, die „lebensweltliche Segregation“ anhand der
Kontakte und Freizeitbeziehungen zu Deutschen, und die „Verdoppelung von Institutionen“ anhand
der Mitgliedschaft in Vereinen oder Verbänden. Weitere Indikatoren sind der Wunsch nach Kontakten mit Deutschen und die Diskriminierungswahrnehmung (für das Kriterium „freiwillige Segregation“) und die Einschätzung der ethnischen Zusammensetzung des Wohnviertels (für das Kriterium
„siedlungsräumliche Segregation“). Die entsprechenden Querschnittsdaten werden jeweils im Zeitverlauf betrachtet, um eine Entwicklung hin zu oder weg von „Parallelgesellschaften“ beurteilen zu
können. Zudem werden die Befragten anhand ihrer Angaben jeweils in segregiert und nicht
segregiert lebende Personen unterschieden, um so die zahlenmäßige Bedeutung und die Charakteristika der Angehörigen einer türkischen „Parallelgesellschaft“ benennen zu können.
Die aktuellste der vorliegenden Veröffentlichungen (Halm/Sauer 2006a) betrachtet den Zeitraum
1999-2005 und kommt ähnlich wie die vorhergehenden zu dem Schluss, dass die untersuchten Merkmale nicht auf das Anwachsen von abgeschotteten Teilen der türkischen Zuwandererbevölkerung
hindeuten. Nur die (muslimische) Religiosität ist im Untersuchungszeitraum relativ deutlich gestiegen von 57 auf 76% der Befragten, die sich als eher oder sehr religiös definieren. Die übrigen Indikatoren zeigen ein stabiles Niveau der Einbindung in „deutsche“ Lebenszusammenhänge. So hatten
90% der Befragten im Jahr 2005 über Grußkontakte hinausgehende Kontakte zu Deutschen in mindestens einem Lebensbereich, 57% lebten in überwiegend deutsch geprägten Wohnvierteln und 40%
waren in deutschen Vereinen oder Verbänden Mitglied (teilweise parallel zur Mitgliedschaft in türkischen Organisationen). Ebenfalls stabil geblieben ist der Anteil der segregiert lebenden Migranten,
die in mindestens drei der untersuchten Bereiche den „Grenzwert“ überschritten (also z.B. sehr religiös, Organisation nur in türkischen Vereinen, Leben in einem Viertel mit überwiegend türkischer
Bevölkerung). Er betrug im Jahr 2005 16% der Befragten. Dabei handelt es sich überproportional
15 Im Literaturverzeichnis unter Halm/Sauer 2004, 2006a und b sowie für 2005 unter Sen/Halm/Sauer.
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häufig um Angehörige der ersten Migrantengeneration, aber auch um als Erwachsene nachgereiste
Ehepartner der zweiten Generation (Halm/Sauer 2006a: 91). Diese Personengruppen weisen tendenziell eine schlechtere Bildungs- und Berufsposition und ein geringeres Einkommen auf. Die Autoren
bemerken an dieser Stelle jedoch, dass der Zusammenhang von sozialer und struktureller Integration
insgesamt nur gering ausgeprägt sei. Auch sozial gut integrierte Migranten würden vielfach keine
adäquaten strukturellen Platzierungen erreichen, mithin verdecke die „Parallelgesellschafts“-Diskussion einen wesentlichen Teil von sozio-ökonomischen Desintegrationsprozessen.
Einen anderen Mehrindikatoren-Ansatz verfolgte eine Untersuchung des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld (Salentin 2004). Dabei hat man sich –
dem theoretischen Diskurs über ethnische Kolonien folgend – mit der Frage auseinandergesetzt, ob
die Partizipation an der deutschen Gesellschaft und an der Migrantengesellschaft in Konkurrenz zueinander stehen oder nicht. Herangezogen wurden dazu Befragungsdaten aus dem Jahr 2001 von türkischen, italienischen, vietnamesischen und srilankischen Migranten (jeweils rund 800 Personen ab
16 Jahren). Diese Daten bilden u.a. die sozialen Kontakte, den Medienkonsum, den Besuch von Vereinen, die Sprachkenntnisse, das Interesse an Wirtschaft und Politik und die stereotype Wahrnehmung von Deutschen bzw. Landsleuten durch die untersuchten Personen ab. Im Ergebnis zeigte sich
über alle untersuchten Nationalitätengruppen hinweg, dass die Partizipation an der Migranten- und
an der Mehrheitsgesellschaft nicht in Konkurrenz zueinander stehen. „Vielmehr sind die gut in die
Migrantengesellschaft integrierten tendenziell auch eng mit der Mehrheitsgesellschaft verbunden.
Ein solcher Zusammenhang konnte auf der Ebene der informellen Sozialkontakte, des Medienkonsums und der Einstellungen […] aufgezeigt werden“ (Salentin 2004: 114). Hinsichtlich des Integrationsverlaufs in der Generationenfolge werden für die zweite Migrantengeneration „deutliche
Assimilationsprozesse im Medienkonsum-, Kontakt- und Sprachverhalten“ sowie ein Rückzug aus
Migrantenorganisationen festgestellt (ebd.).
Sowohl die Bielefelder Studie als auch die Veröffentlichungen des Zentrums für Türkeistudien beruhen auf quantitativen Umfragedaten. Hingegen hat Ceylan (2006) eine konkrete „ethnische Kolonie“
in Deutschland mittels qualitativer Forschung untersucht, nämlich den von türkischen Migranten dominierten Duisburger Stadtteil Hochfeld.16 Im Mittelpunkt stehen dabei die Moscheen und Caféhäuser des Stadtteils als Kristallisationspunkte des sozialen Lebens. Ceylan zeigt anhand der Entwicklung und der Funktionen dieser Institutionen zunächst auf, wie stark sich die türkische Bevölkerung
im Zeitablauf differenziert hat (und wie wenig angemessen es deshalb ist, sie aufgrund der räumlichen Konzentration auch als soziale Einheit wahrzunehmen). Hinsichtlich der Wirkungen der Kolonie-Institutionen auf den Integrationsprozess stellt der Autor die gleichen Ambivalenzen fest, wie sie
schon aus der theoretischen Diskussion bekannt sind: Integrative und desintegrative Funktionen stehen nebeneinander, „die gesamte ethnische Kolonie als Parallelgesellschaft zu definieren ist deshalb
zu undifferenziert“ (Ceylan 2006: 256). Er sieht deshalb im Resultat zwei mögliche Optionen für die
künftige Entwicklung: Werden die Kolonien sich selbst überlassen, drohen Ausgrenzung, Stagnation
und Regression, wie sie in der empirischen Untersuchung bereits im Caféhaus-Milieu von Hochfeld
festgestellt wurden (bis hin zu illegalem Glücksspiel und Prostitution). Die andere Option besteht in
einer Anerkennung, Stärkung und Anbindung der ethnischen Kolonien durch die Kommunen, um
dadurch ihre positiven Potenziale für die gesamtstädtische Entwicklung zu nutzen.
16 Ein ähnlich gelagerter Beitrag (Retterath 2006) befasst sich mit der russlanddeutschen Kolonie in Freiburg.
Der Autor hebt in der Tradition der „Binnenintegrationsthese“ vor allem die positiven Aspekte der Koloniebildung hervor. Auf eine ausführliche Darstellung wird an dieser Stelle verzichtet, auch weil Retteraths
Beitrag im empirischen Teil weit weniger ausführlich ist als der von Ceylan.
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„Parallelgesellschaften“ von Zuwanderern in Deutschland?
Fazit und Ausblick
Am Ende dieses Beitrages wird der Bogen zurück zum Anfang geschlagen: Wie real ist das „Gespenst“ der Parallelgesellschaften von Zuwanderern in Deutschland? Wie angemessen ist der Begriff
als analytisches Konzept, und welche Forschungsperspektiven ergeben sich? Die Sichtung von theoretischer und ausgewählter empirischer Literatur hat folgende Resultate erbracht:
1) Die angeführten empirischen Untersuchungen legen nahe, dass die Abschottungstendenzen von
Zuwanderern in Deutschland in ihrem Ausmaß überschätzt werden. Abgesehen vom Indikator
„muslimische Religiosität“ in den Studien des Zentrums für Türkeistudien gibt es auch keine
Hinweise auf eine Zunahme der Abschottung im Zeitverlauf (wobei man geteilter Meinung sein
kann, ob Religiosität an sich schon mit einem Rückzug von der Mehrheitsgesellschaft gleichzusetzen ist). Dieser Befund gilt auch und gerade für türkische Migranten, ungeachtet der Tatsache,
dass sie „absolut“ gesehen stärkere eigenethnische Bezüge aufweisen als andere Zuwanderergruppen.
2) Es lässt sich nicht feststellen, dass die Einbindung von Zuwanderern in eigenethnische Strukturen
stets und eindeutig negativ mit der Integration in die Aufnahmegesellschaft zusammenhängt. Auf
die zumindest ambivalenten Wirkungen der ethnischen Koloniebildung haben zahlreiche theoretische Beiträge hingewiesen. Ähnliche Aussagen finden sich in den zitierten empirischen Arbeiten hinsichtlich der Mediennutzung und der räumlichen Segregation von (vorwiegend türkischen) Zuwanderern in Deutschland, und auch in den Arbeiten, die den Koloniebegriff für Untersuchungen konkreter Stadtviertel anwenden. Teilweise ist die Aussage sogar umgekehrt: Zuwanderer mit einer engen Einbindung in „Binnenstrukturen“ sind tendenziell auch eng mit der Mehrheitsgesellschaft verbunden (Salentin 2004).
An dieser Stelle mag der Einwand erhoben werden, dass die Wissenschaft besorgniserrengende Entwicklungen übersehe, die die Schlagzeilen bestimmen und eben doch auf „Parallelgesellschaften“ in
Deutschland hindeuteten. Stichworte hierzu sind Ehrenmorde, die jüngsten Gewaltausbrüche von
Migrantenjugendlichen in Berliner Stadtteilen, oder die Entwicklung der islamistischen Szene. Diese
Fakten und Geschehnisse existieren unzweifelhaft und sind alles andere als erfreulich. Sie zeigen,
dass es sowohl in bestimmten Teilen deutscher Städte, als auch bei bestimmten Zuwanderergruppen
massive soziale Probleme gibt, die den Zusammenhalt der Gesellschaft gefährden. Zudem entziehen
sich Phänomene wie die genannten zum Teil auch sozialwissenschaftlichen Untersuchungen, weil
sich die betreffenden Personengruppen nur schwer für Befragungen oder Beobachtungen gewinnen
lassen. Insgesamt ist zu vermuten, dass sich besser integrierte Zuwanderer generell stärker an
wissenschaftlichen Studien beteiligen als schlechter integrierte und dass dadurch eine positive
Verzerrung der Ergebnisse entsteht.
Dennoch wäre es verfehlt, der Wissenschaft deshalb Blindheit vorzuwerfen. Denn erstens haben viele der in diesem Beitrag vorgestellten Studien durchaus auf die möglichen problematischen Folgen
von ethnischer Koloniebildung hingewiesen oder sie empirisch benannt. Erinnert sei z.B. an die in
den ZfT-Untersuchungen identifizierte Gruppe von „segregierten“ türkischstämmigen Migranten,
zu denen auch nachgezogene Ehepartner der zweiten Generation gehören. Zweitens vermag die wissenschaftliche Sichtweise bestimmte Erscheinungen zu hinterfragen, die oft vorschnell mit „Parallelgesellschaften“ in Verbindung gebracht werden, obwohl es sich eigentlich um soziale und nicht um
ethnische Probleme handelt. Im Abschnitt über die räumliche Segregation (3.2.2) ist dies besonders
deutlich geworden. Und drittens zeigen die vorliegenden empirischen Studien ebenso ein Stück Rea-
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„Parallelgesellschaften“ von Zuwanderern in Deutschland?
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lität wie die Negativschlagzeilen – nur eben eine Realität, die im medialen und politischen Diskurs
oft kaum wahrgenommen wird. Die Übereinstimmung der wissenschaftlichen Befunde, die gegen eine Verfestigung und Ausbreitung von „Parallelgesellschaften“ sprechen, lässt den Schluss zu, dass
dieser weniger furchterregende Realitätsanteil de facto sehr groß ist.
An dieser Stelle ist es außerdem unerlässlich, die Rolle der Aufnahmegesellschaft in den Blick zu
nehmen. Sie kann die Bildung von „Parallelgesellschaften“ durch Zuwanderer unfreiwillig durch
verschiedene Mechanismen fördern – schon dadurch, dass sie deren Existenz als gegeben voraussetzt und dabei die jeweils „verdächtigen“ Gruppen als homogene Einheit wahrnimmt. Eine solche
Homogenität ist aber in der Realität kaum jemals gegeben. Die empirischen Befunde sprechen für
Zuwanderer in Deutschland eher vom Gegenteil, nämlich einer zunehmenden Differenzierung und
Polarisierung von Lebenslagen innerhalb der einzelnen Gruppen. Negativ grundierte Fremdbilder
wirken jedoch auf die von ihnen Betroffenen zurück und fördern Rückzugstendenzen, die vielleicht
zuvor gar nicht in diesem Maße gegeben waren (vgl. Leibold/Kühnel/Heitmeyer 2006 im Hinblick
auf Muslime). Das Gleiche gilt für bestimmte institutionelle Arrangements, die geeignet sind, das
Gefühl der Nicht-Zugehörigkeit zu fördern, beispielsweise das bis zum Jahr 2000 in Deutschland
geltende Staatsangehörigkeitsrecht. Und nicht zuletzt sind es ganz alltägliche Prozesse, die zu einer
wechselseitigen Aufschaukelung von Abgrenzungen führen können. Dies reicht von scheinbar
harmlosen Vorgängen wie der Umgehung des Wohnortprinzips bei der Schulanmeldung von Kindern, um diese nicht in die „Ausländerschule“ schicken zu müssen, bis hin zu gewalttätigen
Übergriffen auf den jeweiligen „Gegner“ (sei dieser nun ein deutscher Polizist oder ein türkischer
Migrant).
Im Hinblick auf die Forschung muss noch einmal darauf hingewiesen werden, dass der vorliegende
Beitrag aus Platzgründen nicht das gesamte Spektrum relevanter empirischer Untersuchungen berücksichtigen konnte. Exemplarisch ausgewählt wurden mit der Mediennutzung und der räumlichen
Segregation zwei Bereiche, über die erstens viele negative Annahmen hinsichtlich einer Abschottung von Zuwanderern kursieren und die zweitens aber auch relativ gut erforscht sind. Ebenso wichtig wären im Hinblick auf die im Kapitel 2.2 behandelten Definitionen des Begriffes „Parallelgesellschaften“ Indikatoren zum Sprachverhalten, zur Partnerwahl und zu den sozialen Kontakten von Zuwanderern sowie zur Rolle ethnischer Ökonomien. Ein ganz eigenes Feld bildet schließlich die Frage, welche Rolle ethnische Selbstorganisationen und Eliten für die Entwicklung von Zuwandererkolonien spielen. Hierzu gibt es unterschiedliche Einschätzungen: Autoren wie Meyer (2002) und Kandel (2004) vertreten eine skeptische Sichtweise und sehen ethnische Organisationen und Eliten in
Deutschland „eher als Identitätswächter denn Integrationslotsen“ an (Kandel 2004: 14). Andere wie
z.B. Walter (2006) verweisen darauf, dass sich in historischer Perspektive solche Strukturen genau
dann aufgelöst hätten, als ihre Anliegen in der Mehrheitsgesellschaft Gehör fanden („self-elimination by success“).
Für die zukünftige Forschung erscheint das Konzept der „Parallelgesellschaften“ durchaus anwendbar, allerdings mit einigen Beschränkungen. Es trifft erstens – nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen – nur sehr begrenzt auf die Realität in Deutschland zu. Wichtig ist in diesem Zusammenhang
der schon angeführte Hinweis von Halm und Sauer (2006b), dass die „Parallelgesellschafts“-Diskussion vorhandene strukturelle Integrationsprobleme auch bei sozial gut integrierten Migranten nicht
erfasst. Der Begriff sollte daher nicht als (vermeintlich alles erklärendes) Schlagwort verwendet werden, sondern als Referenzpunkt für die Beurteilung von Entwicklungen im Zeitverlauf. Hierbei kann
auf die vorliegenden Definitionsansätze zurückgegriffen werden, die konkrete Kriterien für „Parallelgesellschaften“ benennen. Die Umsetzung in messbare Indikatoren ist dabei sicher noch verbes-
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„Parallelgesellschaften“ von Zuwanderern in Deutschland?
serbar, denn eine ex-post-Operationalisierung wie in den Veröffentlichungen von Halm und Sauer
wird meistens nicht ganz befriedigend ausfallen.
Auch die Untersuchung konkreter ethnischer Kolonien wie in der Arbeit von Ceylan (2006) verspricht einen Erkenntnisgewinn, ebenso wie Kommunalanalysen, die sich unabhängig von der Zusammensetzung der Bewohnerschaft mit der Entwicklung in bestimmten Stadtteilen beschäftigen.
Das „Zentrum Demokratische Kultur“ hat solche Arbeiten für Berliner Quartiere vorgelegt und untersucht unter anderem islamistische „Parallelgesellschaften“ in Kreuzberg (ZDK 2003). Schließlich
erscheint auch eine weitere kontinuierliche Beobachtung von Einzelfeldern wie der Mediennutzung
angezeigt. Hierzu können auch repräsentative, möglichst wiederholt durchgeführte Querschnittsbefragungen verschiedener Migrantengruppen einen Beitrag leisten, beispielsweise die früher im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und jetzt vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
durchgeführte „Repräsentativbefragung“ von großen Ausländergruppen in Deutschland.
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Autoreninformation
Susanne Worbs ist Diplom-Soziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Zuvor war sie mehrere Jahre am „europäischen forum für migrationsstudien
(efms)“ in Bamberg tätig. Ihre Tätigkeitsschwerpunkte sind Statistiken in den Bereichen Migration,
Integration und Asyl sowie Integrationsforschung und –berichterstattung.
Kontakt:
Tel.: 0911-943-4502
E-mail: [email protected]
Forschungs- und Literaturinformationen - Einführung
Das Informationszentrum Sozialwissenschaften (IZ) bietet mit dem „Sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst“ (soFid) zweimal jährlich aktuelle Informationen zum Thema „Migration und
ethnische Minderheiten“ an.
Quelle der im jeweiligen soFid enthaltenen Informationen sind die vom IZ produzierten Datenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) sowie FORIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften). Die Datenbank SOLIS stützt sich vorwiegend auf deutschsprachige Veröffentlichungen, d.h. Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Beiträge in Sammelwerken sowie auf Graue Literatur in den zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. Das IZ beobachtet die juristische Fachliteratur nicht und kann deswegen für den Migrationskontext relevante
rechtswissenschaftliche Veröffentlichungen nur dann nachweisen, wenn sie in z.B. politikwissenschaftlichen Zeitschriften oder Sammelbänden enthalten sind. Suchbar sind diese Literaturinformationen in den Informationsdatenbanken ASYLIS/MILo des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge [www.bamf.de]. Die jeweils relevanten Referenzen in diesen Dienst einzubeziehen, ist leider
aus technischen Gründen z.Z. noch nicht möglich. Weiterhin ist auf die Dienste des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung zu verweisen (Anschrift: Schloss-Straße 29,
D-60486 Frankfurt am Main; Tel.: (x49) 69 2 47 08 - 0, Fax: (x49) 69 2 47 08 -444, E-Mail:
[email protected] sowie Internet-Angebot: www.dipf.de. Sie vervollständigen den Überblick über alle
Facetten interkultureller Bildung und informieren auch über z.B. schularten- und schulstufenspezifische Unterrichtshilfen.
FORIS wird durch jährliche Erhebungen in den deutschsprachigen Ländern und Auswertungen verschiedenster Quellen gespeist und deckt die sozialwissenschaftliche Forschung im weiteren Sinne
ab. Befragt werden hier auch rechts- und erziehungswissenschaftliche Institute. Es liegt im Ermessen
und Selbstverständnis der jeweiligen Wissenschaftler, ob sie uns Informationen über laufende Forschungsprojekte etc. zur Verfügung stellen. Im folgenden Dokumentationsteil des soFid’s sind Literaturhinweise durch ein „-L“ nach der laufenden Nummer gekennzeichnet, Forschungsnachweise
durch ein „-F“. Im Gegensatz zu Literaturhinweisen, die jeweils nur einmal gegeben werden, kann es
vorkommen, dass ein Forschungsnachweis in mehreren aufeinander folgenden Ausgaben des soFid
erscheint. Dies ist gerechtfertigt, weil Forschungsprojekte häufig ihren Zuschnitt verändern. Es handelt sich also bei einem erneuten Nachweis in jedem Falle um eine aktualisierte Fassung, die Rückschlüsse auf den Fortgang der Arbeiten an einem Projekt zulässt.
***
Die dem Dokumentationsteil zugrunde liegende thematische Gliederung entstand in Zusammenarbeit mit dem früheren Landeszentrum für Zuwanderung Nordrhein-Westfalen, das Ende 2005 in
das Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen
eingegliedert wurde. Maßgebend für die Kapitelbildung sind einerseits die inhaltlichen Schwerpunktsetzungen der Migrationsforschung sowie andererseits der pragmatische Gesichtspunkt des Literaturzugangs und der Forschungsmeldungen beim IZ. Das soFid-Konzept erlaubt für jede Informationseinheit nur eine einmalige Zuordnung zu einem Kapitel. Auch Beiträge mit übergreifenden Themenstellungen können aus diesem Grund nur einmal verortet werden. Der Nutzer kann ergänzend
das Sachregister zu Hilfe nehmen. Verwertet sind dort nahezu alle Suchbegriffe, die aus dem sozial-
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
Einführung
wissenschaftlichen Thesaurus des IZ den Informationseinheiten bei der Inhaltserschließung zugeordnet wurden. Die Suchbegriffe haben partiell verallgemeinernden Charakter (wegen der intendierten Postkoordination), was bei der vorliegenden einstufigen Registerverwertung aus Kapazitätsgründen z.Z. nicht anders machbar ist.
Den Kapiteln sind folgende Inhalte zugeordnet:
Kapitel 1 „Demographie und statistische Informationen“ enthält Beiträge zur internationalen Migration und zur Binnensituation.
Vorwiegend soziologische und psychologische Aspekte von Ein- und Auswanderung sind Inhalt des
zweiten Kapitels „Migrationsmotive und -verhalten“.
Im dritten Kapitel „Internationale Migration und Länderstudien“ werden themenübergreifende
Studien zum weltweiten Wanderungsgeschehen sowie zur spezifischen Situation in einzelnen Ländern rubriziert. Deutschland einbeziehende vergleichende Untersuchungen und Berichte zu westlichen Industriestaaten sind – soweit zutreffend – den jeweils spezifischen Kapiteln zugeordnet, dem
Nutzerinteresse nach erweiterter Orientierung entsprechend. Aus diesem soFid ausgeschlossen ist jedoch die besondere Entwicklungsländer-Problematik.
Mit seiner Themenstellung „sozioökonomische Aspekte der Migration“ auf Makro- und Mikroebene ist das vierte Kapitel sehr weit gespannt. Es umfasst im ersten Teil insbesondere die volkswirtschaftlichen und Arbeitsmarkteffekte von Ein- und Auswanderung sowie die migrationsinduzierten
Herausforderungen an die Systeme der Sozialen Sicherung. Der zweite Teil sammelt alle Arbeiten,
die sowohl die konkrete Beschäftigung von Ausländern wie auch ihre individuelle Situation am Arbeitsplatz betreffen. Schließlich sind auch Studien zur Tätigkeit von Ausländern als Unternehmer
enthalten.
Die aktuelle Immigrationsproblematik und ihre Steuerung auf nationaler Ebene ist Gegenstand des
ersten Abschnitts im fünften Kapitel „Politische und rechtliche Aspekte der Migration“. Im Wesentlichen werden hier Beiträge zur Einwanderungs- und Ausländerpolitik einschließlich spezieller
Regelungen wie z.B. dem Arbeitnehmer-Entsendegesetz erfasst. Aber auch Studien zur Kriminalität
von und an Zuwanderern, zu Rechtsverfolgung und Rechtsprechung sind hier rubriziert. Regelungen
zum Sozialstatus von Ausländern enthält hingegen das Kapitel „Sozioökonomische Aspekte der Migration“.
In einem zweiten Abschnitt dieses Kapitels werden Arbeiten zur Asylpolitik verortet. Behandelt
werden sämtliche asylpolitischen Fragestellungen von der ersten Anhörung bis hin zur Gewährung
von Asyl oder der möglichen Abschiebung. In einem weiteren meist eher dünnen Abschnitt sind Untersuchungen zur Vertriebenen- und Aussiedlerpolitik enthalten. Der europäische Integrationsprozess induziert vielfältige politische Aufgabenstellungen, denen der folgende Abschnitt gewidmet
ist. Hier eingeordnet sind auch die Beiträge, die Handlungsbedarfe der europäischen Partnerländer
behandeln. Im letzten Abschnitt sind Arbeiten zur Entwicklung globaler Problemlagen, zu den internationalen Beziehungen und zu (internationalen) Institutionen enthalten.
Die weit in andere Politik- und Rechtsbereiche hineinreichenden Fragen der „Staatsbürgerschaft
und Einbürgerung” schließen sich im folgenden Kapitel 6 an. Hier bot es sich auch an, Beiträge zur
Umsetzung von Menschen- und Minderheitenrechten einzubringen.
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
Einführung
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Das Sachgebiet „Politische und soziale Partizipation von Migranten und Selbstorganisationen“
folgt als Kapitel 7. Die Partizipation von Zuwanderern am politischen und sozialen Geschehen konkretisiert sich in vielfacher Form, sei es im Rahmen der Interessenvertretung in Ausländerbeiräten,
Parteien, Gewerkschaften (oberhalb der lokalen Ebene) oder Parlamenten. Hier eingegliedert sind
auch Arbeiten zu den Strukturen und Zielen von Migrantenselbstorganisationen.
Das Kapitel 8 „Staatliche und private Migrations- und Minderheitenarbeit“ sollte im Verbund
mit den beiden nachfolgenden „Migration im kommunalen Kontext“ und „Migration und Gesundheit“ gesehen werden. Fokus ist hier die Betreuung von Migranten durch soziale Dienste und verallgemeinert die Ausländer(sozial)arbeit.
Das Kapitel 9 „Migration im kommunalen Kontext“ spiegelt die Facetten politischen Geschehens
auf kommunaler Ebene wider. Schwerpunkte sind hier die konkrete kommunale Integrationsarbeit
sowie sozialräumliche Fragen (Wohnungssituation etc.). Gelegentlich finden sich auch Studien zum
Verhalten von Behörden gegenüber Zuwanderern bzw. zur Frage, wie das Handeln staatlicher Einrichtungen von Hilfesuchenden (subjektiv) erlebt und verarbeitet wird.
Kapitel 10 widmet sich dem Thema „Migration und Gesundheit“. Hier werden Beiträge zu Bedarfssituationen und zu spezifischen Anforderungen an ein migrationssensibles Gesundheitswesen
rubriziert. Aber auch Untersuchungen zum Gesundheitsverhalten von Migranten sind hier eingeordnet. Nicht zuletzt sind auch Beiträge zur psychosozialen Situation und Therapie von durch Verfolgung und Folter gezeichneten Flüchtlingen zu finden.
Die „Sozialisation junger Migranten“ ist Gegenstand des folgenden Kapitels 11. Es erfasst Arbeiten zur familiären und außerfamiliären (Freundeskreis, peergroups etc.) Situation junger Migranten.
Das Folgekapitel 12 „Vorschulische, schulische und berufliche Bildung junger Migranten und
Weiterbildung“ schließt auch die Hochschulausbildung, den Berufseinstieg und die berufliche Integration ein. Weitere abgebildete Untersuchungsfelder können Fragen der vertikalen Mobilität (Karriereaussichten und -barrieren etc.) und nicht zuletzt die Probleme und Chancen im Kontext von interkultureller Erziehung und Multilingualität sein.
In Kapitel 13 „Lebenslagen und soziale Integration von Migranten und Minderheiten“ werden
Beiträge rubriziert, die sich mit übergreifender Perspektive der sozialen Situation von Zuwanderern
und Zuwanderinnen widmen. Hier werden auch spezifische Arbeiten zur Lebenslage einzelner
Gruppen (Frauen, ältere Migranten, Sorben, Aus- und Übersiedler, jüdische Zuwanderer etc.) erfasst. Betrachtungsansätze können im Einzelnen sein: Gruppen- und Sozialstrukturen, soziale Integration bzw. Segregation, Kommunikationsstrukturen, Subjektivität und (Bewältigung von) Fremdheit, Wohnverhältnisse, Kultur und Religion. Arbeiten zur Lebenslage der Türken als größter Einwanderergruppe in Deutschland werden in einem eigenen, zweiten Abschnitt gesammelt.
Obwohl zur „Remigration“ im deutschsprachigen Raum offensichtlich nur wenig geforscht und
publiziert wird, ist diesem Thema ein selbständiges Kapitel 14 vorbehalten. Im Mittelpunkt stehen
hier die Rückwanderungsentscheidungen sowie die Reintegrationsprobleme von Migranten in den
Herkunftsländern.
Das Kapitel 15 „Migration und Medien“ verbindet im Wesentlichen die Bereiche Darstellung der
Migranten in den Medien, das Medienverhalten der Migranten und schließlich die Medien der Migranten.
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
Einführung
Das folgende Kapitel 16 sammelt Beiträge, die das komplexe Wechselverhältnis von „Nation, Ethnizität und Kultur“ thematisieren. Ihm folgt ein zweiter Abschnitt, der Arbeiten zu Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung erfasst.
Der inhaltliche Scope des abschließenden Kapitels 17 ist schließlich die „Geschichte der Migration“. Hier werden Beiträge verortet, die mit lokaler, nationaler oder internationaler Schwerpunktsetzung migrationshistorische Fragen behandeln. Eingeordnet sind weiterhin Arbeiten über Emigrantenschicksale, das Leben im Exil und die (historische) Rückwanderung.
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1 Demographie und statistische Informationen
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1 Demographie und statistische Informationen
[1-L] Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration; europäisches
forum für migrationsstudien -efms- Institut an der Universität Bamberg (Mitarbeiter) (Hrsg.):
Strukturdaten der ausländischen Bevölkerung: Daten - Fakten - Trends, Berlin 2005, 26 S.
(Graue Literatur; URL: http://www.bundesregierung.de/nsc_true/Content/DE/Publikation/IB/Anla
gen/strukturdaten-ausl_C3_A4ndische-bev_C3_B6lkerung,templateId=raw, property=publication
File.pdf/strukturdaten-ausländische-bevölkerung)
INHALT: Als Ausländer gelten alle Personen, die nicht Deutsche nach Art. 116 Abs.1 des
Grundgesetzes sind. Dies können zugezogene Personen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit sein, oder auch deren Nachkommen, die im Land geboren und somit keine Migranten sind. Die Gesamtzahl der Ausländer hängt also nicht nur von der Zu- und Abwanderung,
sondern auch von der Geburtenentwicklung und der Sterblichkeit der ausländischen Bevölkerung sowie von der jeweiligen Einbürgerungspraxis ab. Die vorliegende Studie stellt die
Strukturdaten der ausländischen Bevölkerung in Deutschland dar. Dabei wird sowohl auf die
Gesamtzahlen und die Nationalitäten als auch auf die Alters- und Geschlechtsstruktur eingegangen. Darüber hinaus werden Geburtenentwicklung und Eheschließungen dargestellt. In
Kapitel fünf wird die regionale Verteilung analysiert. Kapitel sechs befasst sich mit der Aufenthaltsdauer und dem Aufenthaltsstatus. Abschließend wird auf die Einbürgerungen eingegangen. (ICD2)
[2-L] Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration; europäisches
forum für migrationsstudien -efms- Institut an der Universität Bamberg (Mitarbeiter) (Hrsg.):
Migrationsgeschehen: Daten - Fakten - Trends, Berlin 2005, 34 S. (Graue Literatur; URL:
http://www.bundesregierung.de/nsc_true/Content/DE/Publikation/IB/Anlagen/migrationsgeschehe
n,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/migrationsgeschehen)
INHALT: Der vorliegende Beitrag untersucht die Migration in Deutschland. Zunächst werden die
Zu- und Fortzüge über die Grenzen Deutschlands dargestellt. Im nächsten Kapitel wird die
Zu- und Abwanderung nach Herkunfts- und Zielländern/-regionen präsentiert. Kapitel drei
unterscheidet die Zu- und Abwanderung nach Staatsangehörigkeit. Im vierten Kapitel wird
die Zu- und Abwanderung nach Bundesländern beleuchtet. Danach erfolgt eine Analyse der
Geschlechts- und Altersstruktur der Zuwanderer. Im sechsten Kapitel werden die Formen der
Zuwanderung nach Deutschland unterschieden nach (1) EU-Binnenmigration von Unionsbürgern, (2) Ehegatten- und Familiennachzug von Drittstaatsangehörigen, (3) Spätaussiedlern, (4) Jüdischen Zuwanderern aus dem Gebiet der ehemaligen UdSSR, (5) Asylzuwanderung, (6) Werkvertrags- und Saisonarbeitnehmern, (7) IT-Fachkräften (Green Card) und (8)
ausländischen Studierenden. (ICD2)
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1 Demographie und statistische Informationen
[3-L] Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration; europäisches
forum für migrationsstudien -efms- Institut an der Universität Bamberg (Mitarbeiter) (Hrsg.):
Deutschland im europäischen Vergleich: Daten - Fakten - Trends, Berlin 2005, 44 S. (Graue
Literatur; URL: http://www.bundesregierung.de/nsc_true/Content/DE/Publikation/IB/Anlagen/mi
gration_3Adeutschland-im-vergleich,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/migration:
deutschland-im-vergleich)
INHALT: Die Wanderungsbewegungen von und nach Deutschland haben sich, wie in den anderen Staaten der Europäischen Union, seit den 1990er Jahren hinsichtlich Herkunft und Zusammensetzung zunehmend diversifiziert. Der jährliche Gesamtwanderungssaldo Deutschlands, d.h. die Differenz der Zu- und Abwanderungen von In- und Ausländern eines Jahres,
fällt mit Ausnahme des Jahres 1998 durchweg positiv aus. Dies gilt für fast alle Staaten der
Europäischen Union. Die Migrationssituation eines EU-Staates lässt sich angesichts der
migrationspolitischen Entwicklungen auf EU-Ebene nicht mehr isoliert betrachten. Die vorliegende Studie zeigt Migrationstendenzen für Deutschland im Vergleich mit anderen EULändern und der Schweiz auf. Hierzu werden die relevanten statistischen Daten vergleichend
dargestellt. (ICD2)
[4-L] Brücker, Herbert; Engerer, Hella; Thießen, Ulrich:
Zuwanderung zum Zwecke der Erwerbstätigkeit im demographischen Wandel: Forschungsprojekt im Auftrag des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, (DIW Berlin: Politikberatung kompakt, 25), Berlin 2006, IV, 100 S. (Graue Literatur; URL:
http://www.diw.de/deutsch/produkte/publikationen/diwkompakt/docs/diwkompakt_2006-025.pdf)
INHALT: Die Expertise untersucht vor dem Hintergrund der Alterung und Schrumpfung der
Bevölkerung und des zurückgehenden Arbeitsangebotes den Einfluss der neuen Arbeitsmigranten auf die längerfristige Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes. Dabei interessierte vorrangig der (potenzielle) Beitrag dieser Erwerbsmigration zur Abfederung des voraussichtlichen Bevölkerungs- und Erwerbspersonenrückgangs in Deutschland, auch im Vergleich zu den heimischen Optionen, mit denen den demographisch bedingten Verlusten auf
den Arbeitsmärkten begegnet werden könnte. Die Arbeit verbindet die Projektionen der Wanderungsbewegungen nach Deutschland mit einer Prognose der Effekte einer Ausweitung des
Arbeitsangebotes durch Zuwanderung. Es werden einzelne Szenarien mit Nettozuwanderung
unterschiedlicher Größe berechnet und die Auswirkungen auf die Volkswirtschaft, die Arbeitslosenrate und die Löhne untersucht. Insgesamt ergibt sich aus der Analyse die Schlussfolgerung, dass unter den Bedingungen des demographischen Wandels die Steuerung der Zuwanderung die Wohlfahrt in Deutschland erhöhen kann, wenn die Eingliederung der Migranten in den Arbeitsmarkt gelingt. Günstig ist daher die Zuwanderung nach Teilarbeitsmärkten,
in denen Bedarf an Arbeitskräften besteht. Bei einer Situation mit hoher Arbeitslosigkeit und
rigiden Arbeitsmärkten ergeben sich höhere Einkommens- und Beschäftigungsgewinne bei
Zuwanderung höher Qualifizierter als bei der von weniger Qualifizierten. Die höher Qualifizierten können zudem bei einer Ausweitung der Produktion die Nachfrage nach weniger Ausgebildeten oder Arbeitslosen steigern. Eine verstärkte Zuwanderung Hochqualifizierter führe
zu einer wachsenden Wirtschaft; die Zuwanderung überwiegend geringer Qualifizierter lasse
die Wirtschaft dagegen schrumpfen. (BAMF)
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[5-L] Brücker, Herbert; Siliverstovs, Boriss:
On the estimation and forecasting of international migration: how relevant is heterogeneity
across countries?, in: Empirical economics : journal of the Institute for Advanced Studies, Vienna, Austria, Vol. 31/2006, No. 3, S. 735-754 (Standort: USB Köln(38)-XH2775)
INHALT: Untersucht werden die Daten von rund 20 Studien zur Abschätzung der Migration nach
Deutschland aus 18 Staaten im Zeitraum 1967 bis 2001. Dabei wird festgestellt, dass die
Wahl des Schätzungssystems einen substantiellen Einfluss auf die Ergebnisse ausübt. Die Variablen und Charakteristika der Schätzverfahren werden im Detail diskutiert. (IAB)
[6-L] Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Hrsg.):
Migration, Asyl und Integration in Zahlen, Nürnberg 2005, 108 S. (Graue Literatur; URL:
http://www.bamf.de/cln_043/nn_564242/SharedDocs/Anlagen/DE/DasBAMF/Publikationen/brosc
huere-statistik.html)
INHALT: "Migration kennt verschiedene Formen der legalen Zuwanderung nach Deutschland.
Nach einem kurzen Einblick in das Zuzugs- und Fortzugsverhalten von Deutschen und Ausländern erhält der Leser zu dem Themenbereich Asyl zahlreiche Detailinformationen hinsichtlich Zugangszahlen, Entscheidungen, anhängige Verfahren. Darüber hinaus wird über
weitere Migrationsarten sowie die Rückkehrförderung informiert. Die Ausländerbestandszahl
ist nicht nur Resultat des Wanderungsgeschehens (Zu- und Abwanderung) eines Landes, sondern wird auch von weiteren Faktoren beeinflusst. Die Gesamtbevölkerung sowie die ausländische Bevölkerung wird hier zum einen in Zeitreihen zum anderen unter verschiedenen Aspekten wie Alter oder Geschlecht näher betrachtet. Das Thema Integration von Migranten beinhaltet unterschiedliche Fassetten, wobei der Spracherwerb, die berufliche Integration und
die Einbürgerung von herausgehobener Bedeutung sind und daher ausgiebig beleuchtet werden. So wird neben allgemeinen Informationen zu den rechtlichen Voraussetzungen die Zahl
der Einbürgerungen nach Rechtsgründen, im Zeitvergleich und nach früherer Staatsangehörigkeit dargelegt. Den Kernbereich bildet die sprachliche Integration anhand von Integrationskursen, unter besonderer Betrachtung von Teilnehmergruppen und Kursarten. Des Weiteren erfolgt die Darstellung der Maßnahmen zur gesellschaftlichen und sozialen Integration
sowie zur sozialen Beratung und Begleitung. Abschließend wird mit Hilfe verschiedener Indikatoren aufgezeigt, dass bei der beruflichen Integration von Migranten in Deutschland weiterhin erkennbare Defizite bestehen." (Autorenreferat)
[7-L] Bundesministerium des Innern; Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bearbeiter)
(Hrsg.):
Migrationsbericht des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge im Auftrag der Bundesregierung (Migrationsbericht 2005), Berlin 2006, 179 S. (Graue Literatur; URL:
http://www.bamf.de/cln_043/nn_991088/SharedDocs/Anlagen/DE/Migration/Downloads/Migratio
nsberichte/migrationsbericht-2005.html)
INHALT: Der Migrationsbericht der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration enthält einen Überblick über das Migrationsgeschehen in Deutschland, über die Herkunfts- und Zielländer, über die Zu- und Fortzüge nach Staatsangehörigkeit und
nach Bundesländern sowie über die Alters- und Geschlechtsstruktur der Einwanderer. Außer-
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1 Demographie und statistische Informationen
dem wird auf einzelne Zuwanderergruppen eingegangen: EU-Binnenmigration von Unionsbürgern, Ehegatten- und Familiennachzug von Drittstaatsangehörigen, Spätaussiedler, jüdische Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, Asylzuwanderung, Kriegs-, Bürgerkriegsund De-facto-Flüchtlinge, Werkvertrags-, Saison-, Gast- und Grenzarbeitnehmer sowie sonstige zeitlich begrenzte Arbeitsmigration aus den neuen EU-Staaten und aus Nicht-EU-Staaten,
IT-Fachkräfte, ausländische Studierende, Rückkehr deutscher Staatsangehöriger. Einzelne
Kapitel widmen sich der unkontrollierten Migration Illegaler, der Zuwanderung im europäischen Vergleich und der Abwanderung aus Deutschland. Die Zahl der Ausländer in Deutschland wird für das Jahr 2004 mit rund 6,7 Millionen Personen beziffert. Nach rund zehnjähriger Stagnation ist Zahl der Ausländer in Deutschland seit dem Vorjahr um mehr als 617.000
Personen gesunken. Die Zuwanderung nach Deutschland geht damit deutlich zurück. Für den
Ehegatten- und Familiennachzug von Drittstaatsangehörigen im Jahr 2005 sind nur noch
53.000 Visa ausgestellt worden - nach 76.000 im Jahr 2003 und 66.000 im Jahr 2004. Mit nur
noch knapp 29.000 Erstantragstellern ging die Zahl der Asylbewerber um fast 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Außerdem sank die Zahl der Spätaussiedler auf 35.000. Der
Anhang enthält eine ausführliche Dokumentation der Daten in Form von Tabellen und Abbildungen. (IAB)
[8-L] Chahrokh, Haleh:
Demographic developments and migration in Europe and the U.S. and resulting consequences, in: Gustav E. Gustenau, Otmar Höll, Thomas Nowotny (Eds.): Europe - USA: diverging
partners, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2006, S. 171-204, ISBN: 3-8329-1397-1 (Standort: UB
Siegen(467)-31PDXC1572)
INHALT: Die zukünftige Bevölkerungsentwicklung unter Einschluss der Migration in den USA
und in Westeuropa wird in vergleichender Perspektive analysiert. Für die USA werden ein
deutlicher Anstieg des Bevölkerungswachstums und Veränderungen in der ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung prognostiziert. In der EU werden ein Rückgang der Bevölkerungszahl und ein Anstieg des Durchschnittsalters der Bevölkerung erwartet, sofern die
Geburten- und Immigrationsraten auf dem bisherigen Niveau verharren. Bis ungefähr 1960
kamen die meisten Immigranten in den USA aus Europa. Seitdem ist dieser Anteil zugunsten
der Immigranten aus Asien und Lateinamerika deutlich zurückgegangen. Auf der anderen
Seite haben Immigrantenströme vor allem aus Nordafrika und den postkommunistischen
Ländern nach Westeuropa deutlich zugenommen. Im Vergleich mit der Entwicklung der
Weltbevölkerung wird die Bevölkerung sowohl die USA als auch Westeuropa in Zukunft geringere Anteile zu verzeichnen haben. (GB)
[9-L] Currle, Edda:
Die Verbesserung der Migrationsstatistik durch den Austausch von Bevölkerungsdaten am
Beispiel der skandinavischen Länder: Studie im Auftrag des Bundesamtes für Migration
und Flüchtlinge, Bamberg 2006, 50 S. (Graue Literatur; URL: http://www.bamf.de/cln_
043/nn_971400/SharedDocs/Anlagen/DE/Migration/Publikationen/Forschung/externe/currleexpertise,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/currle-expertise.pdf)
INHALT: Die vorliegende Studie setzt sich zum Ziel, folgende Fragen zu analysieren: Welche
Bedingungen wären notwendig, das in den nordischen Staaten praktizierte System des Aus-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
1 Demographie und statistische Informationen
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tausches von Bevölkerungsdaten auf Deutschland zu übertragen und somit eine Verbesserung
der deutschen Migrationsstatistik zu erzielen? Die Analyse orientiert sich dabei an den in der
Leistungsbeschreibung vorgegebenen Punkten 1 bis 11 und buchstabiert nach einer Beschreibung des in den nordischen Ländern praktizierten Verfahrens, deren Informationen zum einen
aus Interviews mit Experten für Migrationsstatistiken sowie mit Verwaltungsangestellten in
den nordischen Ländern, zum anderen aus der Analyse von Sekundärliteratur und Informationsgeboten der dortigen Behörden stammen, die Möglichkeiten und Bedingungen für eine
Übertragung auf andere Länder und insbesondere auf Deutschland aus. (ICD2)
[10-L] Dietz, Barbara:
Osteuropäische Migranten in Deutschland: neue Aspekte der Ost-West-Wanderung, in: Winand Gellner, Martin Reichinger (Hrsg.): PIN - Politik im Netz - Jahrbuch 2005 : Deutschland
nach der Bundestagswahl 2005 ; fit für die globalen Aufgaben der erweiterten EU?, Baden-Baden:
Nomos Verl.-Ges., 2006, S. 125-134, ISBN: 3-8329-1877-9 (Standort: UB Paderborn(466)PEN6143)
INHALT: Der Beitrag zeigt an Hand der Migrationsdaten von 1989 bis 2004, dass sich die Zahl
der in Deutschland lebenden Osteuropäer im Laufe der letzten fünfzehn Jahre mit starken
Schwankungen entwickelt. Im Jahr 1992 befanden sich bislang die meisten Personen (ca.
642.000) mit osteuropäischer Staatsangehörigkeit in der Bundesrepublik, von denen mehr als
die Hälfte nach 1989 eingereist war. Bedingt durch geringere Zuzugszahlen und starke Rückwanderungen aufgrund gesetzlicher Änderungen hielten sich im Jahr 1998 nur noch 547.000
Osteuropäer in Deutschland auf, deren Zahl bis Ende 2003 allerdings fast wieder die Rekordmarke von 1992 erreichte. Die größte Gruppe unter den osteuropäischen Migranten
kommt aus Polen (ca. 327.000), gefolgt von Rumänien (89.104), Ungarn (54.714) und Bulgarien (44.300). Mittlerweile nehmen Polen in Deutschland den fünften Platz in der ausländischen Bevölkerung ein. Damit sind sie zahlenmäßig stärker geworden als Portugiesen
(130.000) und Spanier (126.000), die aus den traditionellen Einwanderungsländern der Gastarbeitermigration stammen. Die Bedeutung der polnischen Bevölkerung in Deutschland wird
dadurch unterstrichen, dass polnische Studenten an zweiter Stelle unter den ausländischen
Studierenden - hinter den Studenten aus der Türkei - stehen. Allerdings sind nahezu 80% der
türkischen Studenten in Deutschland Bildungsinländer, während dieser Anteil bei den polnischen Studenten nur 19% ausmacht. (ICA2)
[11-L] Diez Guardia, N.; Pichelmann, K.:
Labour migration patterns in Europe: recent trends, future challenges, (European Economy :
Economic Papers, No. 256), Brüssel: Amt f. amtl. Veröff. d. Europ. Gemeinschaften 2006, 50 S.,
ISBN: 92-79-01197-9
INHALT: "In the last few years, issues related to international migration are receiving increasing
attention from policy makers. This reflects mainly the changes in the magnitude and composition of migration flows. Net migration into the EU has risen again during the period 1998 to
2003. With an overall level of around 4 per thousand, relative immigration levels into the EU
appear to be at present somewhat higher than those into the US (3.3 per thousand). High irregular migration, with estimates of the relation between regular and irregular immigration
running between 1:0,3 and 1:1, and high numbers of asylum applicants indicate an increase in
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migration pressure during the last decade. Major changes in the source and destination of migrants have also taken place: traditional receiving countries have lost prominence while
Southern European countries, who were sending countries until fairly recently, have become
receiving countries, and some Eastern European Member States are now both sending and receiving migrants." (author's abstract)
[12-F] Eckert, J.; Weilandt, C. (Bearbeitung):
Migration von Gesundheitsberufen
INHALT: Im Rahmen der 4. Landesberichterstattung Gesundheitsberufe 2004 in NRW (Ministerium für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie) zur Ausbildungs- und Beschäftigungssituation in akademischen Berufen, Gesundheitsfachberufen und Gesundheitsberufen des dualen Systems bildet die Migration von Angehörigen in Gesundheitsberufen aus EU-Staaten
und Drittländern - aktuell vor dem Hintergrund der EU-Osterweiterung - das Schwerpunktthema. Insbesondere Einwanderungen (einschließlich rechtlicher Grundlagen der Anerkennung) von Angehörigen der Gesundheitsberufe nach Deutschland, speziell aus Osteuropa, aber auch Abwanderungen von Deutschen, besonders von Ärzten, in vor allem grenznahe EUStaaten und die Folgen der Migrationen für Ausbildungsbedarfe und die Beschäftigungssituation in NRW - sowie eine entsprechende Literaturauswertung - sind Gegenstand der Untersuchung.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Weilandt, C.; Eckert, J.: Migration von Angehörigen der Gesundheitsberufe aus EU-Staaten und Drittländern. in: Landesberichterstattung Gesundheitsberufe
NRW 2004. Düsseldorf: MAGS.
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2004-01 ENDE: 2004-12 AUFTRAGGEBER: Forschungsgesellschaft für Gerontologie e.V. Institut für Gerontologie an der Universität Dortmund FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Wissenschaftliches Institut der Ärzte Deutschlands e.V. -WIAD- (Ubierstr. 78,
53173 Bonn)
KONTAKT: Institution (Tel. 0228-8104-172, Fax: 0228-8104-1736, e-mail: [email protected])
[13-L] Europäische Kommission, Statistisches Amt -EUROSTAT- (Hrsg.):
Die ausländische Bevölkerung in den Mitgliedstaaten der EU, (Statistik kurz gefasst : Bevölkerung und soziale Bedingungen, 08/2006), Brüssel 2006, 3 S. (Graue Literatur; URL: http://
epp.eurostat.ec.europa.eu/cache/ITY_OFFPUB/KS-NK-06-008/DE/KS-NK-06-008-DE.PDF)
INHALT: "Die Publikation gibt Informationen über Größe, Zusammensetzung und Veränderung
der nicht-nationalen Bevölkerung in den EU-Mitgliedstaaten ab 1990. Nach den amtlichen
Statistiken der Mitgliedstaaten und Eurostat-Schätzungen belief sich die ausländische Bevölkerung in den Mitgliedstaaten der EU im Jahre 2004 auf rund 25 Millionen oder etwas weniger als 5,5 Prozent der Gesamtbevölkerung der EU. Absolut gesehen sind die meisten ausländischen Mitbürger in Deutschland, Frankreich, Spanien, im Vereinigten Königreich und in Italien wohnhaft. Der Anteil der ausländischen Bevölkerung und ihre Zusammensetzung nach
der Staatsangehörigkeit weist in der EU beträchtliche Unterschiede auf. Die ausländische Bevölkerung ist tendenziell jünger als die einheimische Bevölkerung." (Autorenreferat)
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[14-F] Fleischer, Annett, M.A.; Anderson, Gunnar, Dr. (Bearbeitung); Bledsoe, Caroline, Prof.
(Leitung); Anderson, Gunnar, Dr. (Betreuung):
Transnational vital events: birth, law and migration between Africa and Europe
INHALT: Dynamics of vital events through time and space in the life course; how do immigrant
families constitute their reproductive lives in the new Europe? How do people wrap their
most vital life moments around idiosyncratic and changing rules of belonging in the dynamics
of the new EU? The project: sub-project on West-Africans in Germany involves a contrast
between high and low fertility regime. ZEITRAUM: recent years GEOGRAPHISCHER
RAUM: Germany (Europe), West Africa (Africa)
METHODE: Combine anthropology and demography; bring together analyses usually termed as
"quantitative" and "qualitative"; research in Europe and Africa; subjects: from immigrants to
long-studing citizens DATENGEWINNUNG: Beobachtung, teilnehmend. Gruppendiskussion.
Qualitatives Interview.
ART: Dissertation BEGINN: 2004-10 ENDE: 2007-10 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Max-Planck-Institut für demografische Forschung (Konrad-Zuse-Str. 1, 18057
Rostock)
KONTAKT: Fleischer, Annett (Tel. 0381-2081-140, e-mail: [email protected])
[15-L] Haustein, Thomas; Dorn, Markus:
Ergebnisse der Sozialhilfe- und Asylbewerberleistungsstatistik 2004, in: Wirtschaft und Statistik, 2006, H. 4, S. 377-393 (Standort: UB Bonn(5)-4Z50/35; USB Köln(38)-TXZ126; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: In dem Beitrag werden die hauptsächlichen Bezugsgruppen der Sozialhilfe, der Erwerbsstatus der Sozialhilfeempfänger, die Struktur der arbeitslos gemeldeten Sozialhilfeempfänger, ihr Arbeitskräftepotenzial, ihre Schul- und Berufsausbildung, die Höhe des Anspruchs
sowie die Dauer und Überwindung der Sozialhilfebedürftigkeit dargestellt. Ferner werden die
Hilfen in besonderen Lebenslagen, der Sozialhilfeaufwand und die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beschrieben. "Die Veränderungen in den sozialen Sicherungssystemen im Zuge der neuen Sozialgesetzgebung (Gesetze für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt - so genannte "Hartz-Reformen") haben auch für die Sozialhilfestatistik tief greifende Konsequenzen. Durch die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zum 1.
Januar 2005 werden künftige Daten zur Sozialhilfe nicht mehr mit den Ergebnissen der Sozialhilfestatistik der letzten Jahre vergleichbar sein. Damit wird auch der Beitrag zum letzten
Mal in dieser Form erscheinen." (IAB2)
[16-L] Lanzieri, Giampaolo; Corsini, Veronica:
Bevölkerung und soziale Bedingungen: erste Bevölkerungsschätzungen für 2005, (Statistik
kurz gefasst : Bevölkerung und soziale Bedingungen, 01/2006), Brüssel 2006, 7 S. (Graue Literatur; URL: http://www.eds-destatis.de/de/downloads/sif/nk_06_01.pdf)
INHALT: "Aufgrund der Ende 2005 verfügbaren monatlichen Daten, der letzten Prognosen und
der Einschätzung der Sachverständigen kann man davon ausgehen, dass der Nettozugang internationaler Migranten (Einwanderung minus Auswanderung) in die Europäische Union im
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Jahre 2005 auf rund 1.691.000 Personen im Vergleich zu 1.852.000 Personen im Jahre 2004
abnimmt. Die Zahl der Lebendgeburten wird voraussichtlich im Vergleich zum Vorjahr, als
sie bei 4,80 Millionen lag, leicht ansteigen und 4,82 Millionen erreichen. Auch die Zahl der
Sterbefälle dürfte etwas zunehmen: von 4,35 Millionen im Jahr 2004 auf 4,49 Millionen
2005. Das natürliche Bevölkerungswachstum (Lebendgeburten minus Sterbefälle) wird den
Vorausschätzungen zufolge von 447.000 im Jahre 2004 auf 327.000 im Jahr 2005 spürbar zurückfallen. Demnach dürfte das gesamte Bevölkerungswachstum bei ca. 2,0 Millionen (im
Vergleich zu 2,3 Millionen im Jahre 2004) liegen, so dass die EU am 1. Januar 2006 insgesamt 461,5 Millionen Menschen zählt. Das Bevölkerungswachstum geht in erster Linie auf
die Nettozuwanderung zurück, von der wiederum mehr als die Hälfte (1 Million) auf Italien
und Spanien (mit der höchsten Nettozuwanderung in der EU) zurückzuführen ist. In beiden
Ländern sind die Zahlen allerdings durch Regularisierungsprogramme überhöht und enthalten
Personen, die unter Umständen bereits vor 2005 zugewandert sind. Die Bevölkerung der Beitrittsländer wird am 1. Januar 2006 bei 106,3 Millionen liegen, was im Vergleich zum 1. Januar 2005 einem Anstieg um 803.000 entspricht. Diese Zunahme ist auf das positive natürliche Wachstum (mehr Sterbefälle als Lebendgeburten) zurückzuführen." (Autorenreferat)
[17-F] Lenecke, Kerstin; Schomburg, Harald, Dipl.-Sozialwirt; Teichler, Ulrich, Prof.Dr.Dr.h.c.;
Gottvald, Jaromir; Recotillet, Isabelle; Casey, Thomas; Avveduto, Sveva; Enders, Jürgen; Hansen,
Wendy; Nerdrum, Lars; Giermanowska, Ewa; Canibano, Carolina; Deiaco, Enrico; Pearson, Richard (Bearbeitung):
Human resources in research & development: monitoring system on career paths and mobility flows (MOMO)
INHALT: The objective of the MOMO-project was to collect and to analyse data sources and data
banks on migration flows and career paths of academics and private sector personnel in selected countries of the European Union. This implies international mobility as well as mobility within and across sectors and regions. Primarily, the project's intention was to contribute
to the identification of the requirements and framework conditions for the setting-up of a permanent monitoring function of researchers' career paths and mobility flows in Europe. Therefore, priority was laid on the collection and mapping of official data sources, academic surveys, studies etc. to define methodological and methodical approaches and to identify gaps in
the existing data. In a second step a specific analysis analysed mobility flows (sectoral and
geographical) and trends based on the existing data. Country studies were carried out in France, Germany, UK, Italy, Spain, Norway, Sweden, Poland and Czech Republic. Background:
Not only since the Lisbon summit, it is widely known that the economic development in Europe is increasingly knowledge based and requires highly qualified academics and R&D personnel. Inside Europe, the different political financing on R&D and innovation as well as different working conditions and access to academic career, lead to an increasing migration of
academics and R&D personnel to countries outside and inside of the European countries with
more attractive conditions. This migration is meant when the political-academic debate revolves around terms such as Brain Drain, Brain Gain or Brain Circulation. Deeper understanding of the career paths and mobility of researchers and R&D personnel will be necessary
to better understand the migration and mobility flows in Europe. Research questions were:
What are the Centres of Expertise dealing with these topics in the examined European countries? What kind of data, surveys and study results about these topics is available about and in
the examined European countries? What are the relevant science policy issues for these topics
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in the examined countries? What are methodological and methodical approaches of these data
material and what is the degree of harmonisation? What are the gaps in the existing data and
which are the open research question regarding these topics? What are the necessary conditions for ensuring harmonization of future data registration and for the establishment of an
permanent European monitoring system? GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa, insb. Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien, Spanien, Norwegen, Schweden, Polen, Tschechische Republik
ART: gefördert BEGINN: 2004-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institute for Prospective Technological Studies -IPTSINSTITUTION: Universität Kassel, Internationales Zentrum für Hochschulforschung Kassel INCHER- (Mönchebergstr. 17, 34109 Kassel)
KONTAKT: Schomburg, Harald (Tel. 0561-804-2415 o. -804-2422,
e-mail: [email protected])
[18-L] Milewski, Nadja:
First child of immigrant workers and their descendants in West Germany: interrelation of
events, disruption, or adaptation?, (MPIDR Working Paper, 2006-034), Rostock 2006, 35 S.
(Graue Literatur; URL: http://www.demogr.mpg.de/papers/working/wp-2006-034.pdf);
Forschungsbericht/Nummer: WP 2006-034
INHALT: "This paper investigates the impact of immigration on the transition to motherhood
among women from Turkey, Italy, Spain, Greece, and the former Yugoslavia in West Germany. We apply a hazard regression analysis to data of the German Socio-Economic Panel
study. We distinguish between the first and second immigrant generation. The results show
that the transition rates to a first birth of first-generation immigrants are elevated shortly after
they move country. We trace the elevated birth risks shortly following the immigration back
to an interrelation of events - these are migration, marriage, and first birth. We do not find
evidence of a fertility-disruption effect after immigration. Our analysis indicates that secondgeneration immigrants are more adapted to the lower fertility levels of West Germans than
their mothers' generation." (author's abstract)
[19-L] Oberwittler, Dietrich; Höfer, Sven:
Crime and justice in Germany: an analysis of recent trends and research, (Arbeitsberichte aus
dem Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht Freiburg im Breisgau),
Freiburg im Breisgau 2005, 40 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.iuscrim.mpg.de/forsch/onlinepub/obi_hoefer.pdf)
INHALT: "The article reports trends in crime and criminal justice and reviews publications in key
areas of criminology in Germany. Criminal statistics show divergent trends in recent years
with rising drug and violent offences and stable or falling property offences. Statistics on
sanction practices show a long-term trend towards informal and community sanctions despite
a certain increase of prison sentences in recent years. German reunification and a subsequent
increase in immigration have put some strain on the criminal justice system. On the whole,
however, neither penal practice nor popular attitudes as measured by periodic surveys support
the notion of a 'punitive turn' in Germany. Stability and a certain inertia prevail in German
crime policies. Criminology has not grown into an independent academic discipline but is an
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1 Demographie und statistische Informationen
interdisciplinary research field to which law, psychology, sociology and other disciplines contribute. There is still a noticeable rift in German criminology between 'mainstream' and 'critical' approaches, contributing to a rather incoherent research landscape. Recent research has
particularly focused on youth crime and violence, especially xenophobic violence, on ethnic
minorities, and on organized crime. The review concludes with proposals for strengthening
criminological research in Germany." (author's abstract)
[20-L] Organisation for Economic Co-operation and Development -OECD- (Hrsg.):
International migration outlook: annual report, 2006 edition, Paris: OECD 2006, 329 S.,
ISBN: 92-64-03627-X
INHALT: "This first edition of the International Migration Outlook, a revised and expanded version of what was previously published under the title Trends in International Migration,
brings the reader detailed analysis of recent trends in migration movements and policies in
OECD countries. For the first time, it includes harmonised statistics on long-term international migration inflows for most OECD countries. The report highlights the growing importance of immigrants from Russia, Ukraine, China and Latin America, as well as the increasing
feminisation of the flows. This volume covers the increasing interest of member countries in
the recruitment of highly skilled immigrants as well as the recourse to temporary, often seasonal, low-skilled immigrants. Special attention is paid to improving the management of migration flows and integration policies focusing on programmes for newcomers, from compulsory language courses to job-oriented initiatives, and to the strengthening of anti-discrimination and diversity measures. Developments in international co-operation for labour migration as well as for better border control in the fight against irregular migration are also described, with a special focus on the impact of the European Union enlargement on inflows of
immigrant workers to OECD countries. This publication also includes special chapters dealing with the management of migration inflows through quotas and numerical limits and a new
look at the links between migration, remittances and the economic development of sending
countries. Country notes, under a new format for this edition, describe recent trends in migration movements and policies, including re-designed standardised tables. The statistical annex
contains the latest data on foreign and foreign-born populations, migration flows and naturalisations." (excerpt)
[21-L] Pollern, Hans-Ingo:
Die Entwicklung der Asylbewerberzahlen im Jahre 2005, in: Zeitschrift für Ausländerrecht und
Ausländerpolitik, Jg. 26/2006, H. 9, S. 317-324 (Standort: UuStB (Köln)38-XF442; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag bringt eine Übersicht über die weltweite Entwicklung der Flüchtlinge und
Asylbewerber mit Schwerpunkt Europa und Deutschland im Vergleich von 2004 und 2005,
die Anerkennungsquoten vor dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und den Verwaltungsgerichten sowie über die anhängigen Verfahren und die Verfahrensdauer in Asylsachen
im Jahre 2005." (Autorenreferat)
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1 Demographie und statistische Informationen
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[22-L] Recent demographic developments in Europe 2005, Strasbourg: Council of Europe
2006, 150 S. mit CD-ROM, ISBN: 92-871-5973-4
INHALT: "Recent demographic developments in Europe is an annual Council of Europe publication presenting the latest available information on population developments in 47 European
states: the size of the population and its rate of increase, rates of migration, marriage and divorce, fertility and mortality, and the size of the foreign population. It is prepared by the European Population Committee, which is the Council of Europe's intergovernmental body responsible for demographic information and analysis, in co-operation with national statistics
offices. The report contains an introduction with an executive summary and a Europe-wide
comparative review. The accompanying intercative CD-Rom provides a short national report
for each country with tables presenting the latest developments in the main demographic indicators, and a pyramid describing the age structure of the population in each of the 47 European countries covered." (author's abstract)
[23-L] Schupp, Jürgen; Söhn, Janina; Schmiade, Nicole:
Internationale Mobilität von deutschen Staatsbürgern: Chance für Arbeitslose oder Abwanderung der Leistungsträger?, in: Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft : Demographie, Jg.
30/2005, H. 2/3, S. 279-292 (Standort: UB Bonn(5)-Z77/240; USB Köln(38)-FHM XG02134;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Deutschland verlassen jährlich mehr als 100.000 deutsche Staatsbürger. Die Datenlage
zu dieser Migration ist in Deutschland bislang unzureichend, ein verallgemeinerbares Bild der
sozio-demographischen Zusammensetzung dieser Gruppe lässt sich auf der Basis der amtlichen Statistik schwer zeichnen. Der Beitrag präsentiert eine Bestandsaufnahme vorliegender
Studien sowie Ergebnisse einer auf dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) basierenden
Längsschnittstudie. Im Rahmen dieser Zufallstichprobe privater Haushalte, die seit 1984 in
Westdeutschland und seit 1990 in Ostdeutschland läuft, werden auch Fortzüge von Deutschen
identifiziert. Insgesamt liegen den Analysen die Angaben von 320 repräsentativen Fällen
zugrunde. Inhaltlich zeigen die statistischen Auswertungen, dass die Hochqualifizierten signifikant häufiger unter der Gruppe deutscher Auswanderer zu finden sind, auch wenn sie in absoluten Zahlen nicht die Mehrheit stellen." (Autorenreferat)
[24-L] Siegert, Manuel:
Integrationsmonitoring - State of the Art in internationaler Perspektive: Studie im Auftrag
des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Nürnberg, Bamberg 2006, 122 S.
(Graue Literatur; URL: http://www.bamf.de/cln_042/nn_ 971400/SharedDocs/Anlagen/DE/Migration/Publikationen/Forschung/externe/integrationsmonitoring-expertise.html)
INHALT: Die Expertise ist als deskriptiver 'state-of-the-art'-Report angelegt. Sie bietet einen
Überblick über wesentliche Datenquellen zur Integration von Zuwanderern, über Projekte zur
Datenvereinheitlichung auf europäischer Ebene, über Studien zur Entwicklung von Integrationsindikatoren und zu bereits existierenden Monitoringsystemen (verstanden als regelmäßig
vorgelegte Berichte zum Integrationsstand von Migranten auf empirischer Basis). Als geographische Einheit steht dabei Deutschland im Vordergrund, teilweise auch in regionaler Untergliederung (Integrationsberichte von Ländern und Kommunen). Daneben werden für einige
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
1 Demographie und statistische Informationen
der genannten Themen auch länderübergreifende analytische Studien sowie die Ebene der Europäischen Union und ausgewählte andere EU-Staaten (Österreich, Niederlande, Schweden,
Vereinigtes Königreich) behandelt. (BAMF)
[25-F] Sinn, Annette (Bearbeitung); Kreienbrink, Axel, Dr. (Leitung):
Umfang und Struktur der illegal aufhältigen Migrantenbevölkerung in Deutschland. Eine
Analyse verschiedener Indikatoren
INHALT: Ziel der Arbeit war die kritische Überprüfung der Datenbasis zum Themenfeld illegale
Migration. In der öffentlichen Diskussion werden immer wieder Schätzungen über das Phänomen "Illegalität" verwendet, die stark schwanken. Diese Schätzungen sind oft wenig fundiert und daher als Grundlage für politische Entscheidungen nicht geeignet. Der Bericht
kommt zu dem Schluss, dass die in ihrer Mehrheit in den letzten Jahren rückläufigen Indikatoren es unter Berücksichtigung weiterer Einflussfaktoren plausibel erscheinen lassen, dass
sowohl der Zustrom als auch der Bestand an illegal aufhältigen Migranten in Deutschland zurückgegangen sind. Der Bericht schließt mit der Erörterung verschiedener Handlungsoptionen
zur Verbesserung der statistischen Aussagen zum Phänomen "Illegalität", die sowohl die Erweiterung und Verknüpfung von Speichersachverhalten der Behörden betreffen als auch die
Entwicklung methodisch fundierter Schätzungen. ZEITRAUM: 1991-2005 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Literatur- und Dokumentenanalyse, deskriptive Analyse von Aggregatdaten. Da
eine aussagekräftige Statistik zum Bereich "Illegalität" naturgemäß nicht vorhanden ist, wurden diverse vorhandene Statistiken, die einzelne Aspekte beschreiben, die mit dem Phänomen
"Illegalität" zusammenhängen, als Indikator verwendet. Aus der Kombination der Anzahl der
Statistiken und der Länge der betrachteten Zeiträume lassen sich im Rahmen des "multiplen
Indikatorenansatzes" (Lederer 2004) Hinweise auf die aktuellen Trends illegaler Zuwanderung ableiten. Entsprechend wurden die verfügbaren statistischen Daten von der Bundespolizei, des Bundeskriminalamts, des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, von EURODAC, der Bundesagentur für Arbeit, Schätzung auf kommunaler Ebene und Abgaben sozialer
Einrichtungen miteinander verglichen und in Bezug gesetzt. DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Aggregatdaten (Herkunft der Daten: amtliche Statistik, Geschäftsstatistiken
BAMF).
VERÖFFENTLICHUNGEN: Kreienbrink, A.; Sinn, A.: Umfang und Struktur der illegal aufhältigen Migrantenbevölkerung in Deutschland. Eine Analyse verschiedener Indikatoren. Working Paper, Nr. 8. Nürnberg: Bundesamt f. Migration u. Flüchtlinge 2007. ARBEITSPAPIERE: Kreienbrink, A.; Sinn, A.: Umfang und Struktur der illegal aufhältigen Migrantenbevölkerung in Deutschland. Eine Analyse verschiedener Indikatoren. Nürnberg: Bundesamt f.
Migration u. Flüchtlinge 2006 (unveröffentl. Bericht - Anlage zu: Illegal aufhältige Migranten
in Deutschland. Datenlage, Rechtslage, Handlungsoptionen. Bericht des Bundesministeriums
des Innern zum Prüfauftrag "Illegalität" aus der Koalitionsvereinbarung vom 1. November
2005, Kapitel VIII 1.2. Berlin 2006).
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2006-03 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: Bundesministerium des Innern FINANZIERER: Institution; Auftraggeber
INSTITUTION: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (90343 Nürnberg)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0911-943-4405, e-mail: [email protected])
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1 Demographie und statistische Informationen
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[26-L] Straubhaar, Thomas; Deitz, Barbara; Hahlen, Johann:
Zuwanderung nach Deutschland: wie zuverlässig ist die Statistik?, in: Ifo-Schnelldienst : Wochenberichte, Jg. 59/2006, Nr. 14, S. 3-12 (Standort: USB Köln(38)-FHM XG1454; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Zuwanderung nach Deutschland und die Integration von Migranten in die deutsche Gesellschaft findet seit einigen Jahren hohe Aufmerksamkeit, und statistische Informationen über das Zuwanderungsgeschehen und über die in Deutschland lebenden Migranten
werden angefordert. Denn um eine erfolgreiche Migrationspolitik zu entwickeln, sind empirisch gesicherte Erkenntnisse erforderlich. Nur wenn die Datengrundlage genügend verlässlich ist, lassen sich brauchbare politische Vorschläge formulieren. Darin sind sich alle Experten einig. Aber wie fundiert und international vergleichbar sind die Informationen, die die
Statistik bereitstellt? Thomas Straubhaar, Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut HWWI, unterstreicht zunächst, dass auf internationaler Ebene nach wie vor gewaltige Differenzen bestehen: 'Trotz vieler Anstrengungen, die durchaus respektable Verbesserungen zur Folge hatten, sind die Migrationsdaten international lediglich bedingt konsistent und damit nur eingeschränkt vergleichbar. Zwischen den Migrationsstatistiken von Weltbank, Eurostat oder OECD klaffen riesige Lücken.' Auch bei den internationalen Grenzübertritten sei es schwierig
bis fast unmöglich, in einer Zeit hoher individueller Mobilität zwischen Reisen aus privaten
oder beruflichen Gründen, Pendelbewegungen, Kurzaufenthalten, saisonaler Mobilität und
dem, was 'Zuwanderung', Aufenthalt und Bleiben wird, zu trennen. Und vor allem bestehe ein
buntes Nebeneinander von amtlicher Zu- und Fortzugsstatistik, Spätaussiedlerstatistik, Asylstatistik, Ausländerzentralregister, Volkszählung, Mikrozensus, Visastatistik und Arbeitsmarkt- und Beschäftigtenstatistik. Sein Fazit: 'Bessere Statistiken wären wünschenswert'.
Auch für Barbara Dietz, Osteuropa-Institut München, gibt die Migrationsentwicklung in
Deutschland Anlass zur Frage, ob grenzüberschreitende Wanderungen adäquat erfasst werden, ob die Daten international vergleichbar sind und ob auch die Folgen von Wanderungen,
d.h. die Bevölkerungsentwicklung nach nationaler/ethnischer Zusammensetzung, die Einbürgerungen, die Integration von Zuwanderern etc. zuverlässig eingeschätzt werden können.
Nach dem heutigen Stand liegen, ihrer Meinung nach, zwar zu einer Reihe von Zuwanderungsfragen in Deutschland einigermaßen zuverlässige Daten vor, es gibt aber noch immer
viel zu viele Fragen im Migrationsbereich, die mit den vorhandenen Informationen nicht beantwortet werden können. Johann Hahlen, Statistisches Bundesamt, verweist in seinem Beitrag darauf, dass, auch wenn die Statistiken zuverlässig durchgeführt werden, gewisse Unschärfen unvermeidlich sind, da die zugrunde liegenden Datenquellen primär Verwaltungszwecken und nicht statistischen Zwecken dienen. Verbesserungen der Datenqualität sollen
vor allem durch einen neuen Mikrozensus im Jahre 2011, aber auch durch eine Vervollständigung der Datenübermittlungspflicht zwischen Melde- und Ausländerbehörden erreicht werden." (Autorenreferat)
[27-L] Weber, Sylvain:
Durées de chômage et nationalités: une analyse empirique pour la Suisse, in: Schweizerische
Zeitschrift für Volkswirtschaft und Statistik, Jg. 142/2006, H. 1, S. 147-193 (Standort: USB
Köln(38)-SA186; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Artikel analysiert die verschiedenen Faktoren, die die Arbeitslosendauer beeinflussen. Im Vergleich zur bestehenden Literatur konzentrieren wir uns mehr auf die Differen-
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
1 Demographie und statistische Informationen
zen, die auf die verschiedenen Nationalherkünfte der Arbeitslosen zurückzuführen sind. Unsere repräsentative Auswahl enthält 74'161 Personen, die während des Zeitraums Januar 2001
- Dezember 2003 der Datenbank AVAM entnommen wurden. Die empirischen Schätzungen
basieren auf einem Verweildauermodell mit stückweise konstanten Hazardraten. Bei gleichbleibenden Konditionen zeigten unsere Ergebnisse, dass Ausländer länger arbeitslos sind als
Schweizer. Weiter entdeckten wir, dass die Arbeitslosendauer in romanischen Kantonen höher ist als in deutschsprachigen Kantonen, wobei das Gegenteil auf Ausländer zutrifft." (Autorenreferat)
2 Migrationsmotive und -verhalten
[28-L] Apitzsch, Ursula:
Kulturelle Entbettung und gegenhegemoniale Netzwerke, in: Das Argument : Zeitschrift für
Philosophie und Sozialwissenschaften, Jg. 48/2006, H. 3 = H. 266, S. 365-380 (Standort: UB Bonn
(5)-Z70/6; USB Köln(38)-XG01665; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Es geht im Folgenden um zwei Trends: die Femininisierung und die Irregularisierung
der Migrationsbewegungen im Zuge der Globalisierung, die zu neuen Mustern der Migration
geführt haben, welche an die Stelle der klassischen Arbeitsmigrationen im Rahmen von Anwerbeverträgen getreten sind. Zugleich soll problematisiert werden, ob die neuen Migrationsbiographien neue Formen 'transnationaler Räume' hervorbringen oder voraussetzen. Dazu soll
vor allem die Natur der Netzwerke diskutiert werden, die jeweils Transnationalität der
Migrantenbiographien möglich machen bzw. erzwingen." (Autorenreferat)
[29-L] Aschauer, Wolfgang:
Transnationale Migration: Analyseebenen und mögliche empirische Zugänge, in: Manfred
Oberlechner (Hrsg.): Die missglückte Integration? : Wege und Irrwege in Europa, Wien: Braumüller, 2006, S. 257-280, ISBN: 3-7003-1573-2 (Standort: THB Aachen(82)-Ld549-10)
INHALT: Globalisierung und Transnationalisierung verstärken die ethnische, soziokulturelle und
sprachliche Pluralisierung von Sozialräumen. Nicht nur, aber auch als Reaktion hierauf entstehen Regionalisierungs- und Re-Nationalisierungsströmungen, die aber den Prozess grenzüberschreitender wirtschaftlicher, politischer, kultureller und sozialer Pluralisierung nicht
aufhalten können. Inwiefern sich diese gegensätzlichen Prozesse sozialstrukturell und sozialkulturell auf Herkunfts- und Aufnahmeländer auswirken, ist derzeit noch eine offene Frage.
Vor diesem Hintergrund fokussiert der Beitrag auf Bedingungen und Auswirkungen transnationaler Migration und versucht im Speziellen Analyseebenen auf sozialstruktureller und kultureller Ebene bereitzustellen. So umfassen die sozialstrukturellen Analyseebenen (1) wirtschaftliche, (2) rechtliche und politische sowie (3) technologische Bedingungen bzw. (4) die
grenzüberschreitende Mobilität. Zur soziokulturellen Analyseebene gehören (1) die ethnischen Netze und (2) die Überwindung soziokultureller Distanzen. Als mögliche empirische
Zugänge zur Thematik der transnationalen Migration eignen sich die sekundäranalytische
Forschung, also die Aufarbeitung verfügbarer Statistiken und Studien, sowie die Feldforschung mit MigrantInnen mit qualitativem und quantitativem Forschungsdesign. (ICG2)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
2 Migrationsmotive und -verhalten
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[30-F] Boldt, Thea, M.A. (Bearbeitung); Rosenthal, Gabriele, Prof.Dr. (Betreuung):
Die biographischen Folgen der Migration für nach Deutschland emigrierte Polen und Polinnen
INHALT: Die geplante Forschungsarbeit beschäftigt sich mit den Biographien von Frauen und
Männern, die sich selbst als Personen polnischer Herkunft betrachten und nach Deutschland
emigriert sind. Es werden sowohl MigrantInnen untersucht, die schon vor Jahren nach
Deutschland einwanderten als auch jene, die erst in jüngster Zeit gekommen sind; sowohl
solche mit deutscher Staatsangehörigkeit als auch ohne; und sowohl solche, die langfristig in
Deutschland bleiben als auch diejenigen, die pendeln. Anders als bei bisherigen Studien, die
sich am Aufenthaltsstatus orientieren, wird in dieser Untersuchung offen an die Gruppe herangegangen. Geplant sind biographisch-narrative Interviews mit diesen Frauen und Männern. Das Interviewmaterial soll mit der Methode der biographischen Fallrekonstruktion ausgewertet werden. Auf dieser Basis kann dann eine theoretische Verallgemeinerung erfolgen.
Zentrale Fragestellung dieser Arbeit ist, wie in der Konstruktion der Biographien von Frauen
und Männern auf die Migrationserfahrung Bezug genommen wird und wie sich dieses im
Prozess der Lebensgeschichte verändert. Unter besonderer Berücksichtigung des genderAspektes soll untersucht werden, wie der Bezug zwischen der Migrationserfahrung und der
Gestaltung der weiblichen und der männlichen Biographie (im Vergleich) entsteht und ebenso
wie die Konstruktionen der Biographien dieser Frauen und dieser Männer die Bedeutungsgebung der Migrationserfahrungen steuern. Es soll herausgearbeitet werden, welche biographischen Konzepte und Handlungsstrategien von diesen Menschen verfolgt werden, welche Bedürfnisse, Erwartungen und Einstellungen mit der Biographie und der Migration verbunden
sind. Im Laufe der Vorarbeit der Bearbeiterin zum geplanten Forschungsvorhaben zeigte sich,
dass diese Personen starken Bezug auf die Kollektivgeschichte ihres Herkunftslandes und auf
die Familiengeschichte in Verbindung mit Deutschland nehmen. Die Vorarbeit weist darauf
hin, dass die Konstruktion der Migration in der Konstruktion der Biographie in engem Zusammenhang mit der deutsch-polnischen Geschichte steht. Nach Meinung der Bearbeiterin
findet aufgrund der gesamthistorischen Veränderungen ständig eine Reinterpretation der
Konstruktion der eigenen Biographie und der eigenen Migrationserfahrung statt. Diese Erkenntnis berührt das in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhundert von George Herbert
Mead diskutierte Verhältnis von Geschichte und Erinnerung oder anders gesagt der Interdependenz zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ähnliche zeittheoretische Überlegungen finden wir bei Edmund Husserl in seiner dialektischen Konzeption von Erlebnis und
Erinnerung. Erinnern basiert, wie Husserl diskutierte, auf einem Vorgang der Reproduktion,
bei dem das Vergangene entsprechend der Gegenwart der Erinnerungssituation und der antizipierten Zukunft einer ständigen Modifikation unterliegt. Diese Modifikationen, die nicht
nur als "Färbungen" der Vergangenheit gesehen werden können, sondern die zu einer "anderen" Vergangenheit führen, beziehen sich jedoch ebenso wie die gestellten und abgewehrten
Fragen an die Vergangenheit auf das Vergangene. Sie können nicht losgelöst von der Vergangenheit interpretiert werden. Die Bearbeiterin wird in ihrer Arbeit u.a. den Fragen nachgehen, in welche selbst- und fremd erlebten historischen Zusammenhänge die weiblichen und
die männlichen Biographien jeweils eingebettet sind und wie sich diese Zusammenhänge im
Laufe der Lebensgeschichte verändern. Welche historischen Ereignisse von polnischen
MigrantInnen in Deutschland als wichtig, welche am Rande und welche überhaupt nicht
wahrgenommen werden. Ebenso sollen Veränderungen von Wahrnehmungen, Einstellungen,
Handlungsstrategien und biographischen Entwürfen in der neuen Situation der Zugehörigkeit
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
2 Migrationsmotive und -verhalten
Polens zur EU beschrieben werden. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Die geplante Arbeit wird in der Tradition der Biographieforschung durchgeführt,
wobei die Prinzipien der Offenheit und Kommunikation als Grundlagen zu sehen sind. Geplant sind ca. 20 biographisch narrativen Interviews mit den Frauen und Familienmitgliedern
der Frauen, die sich zum Interview bereit erklären. Das Interviewmaterial soll mit der Methode der biographischen Fallrekonstruktion nach Rosenthal ausgewertet werden. Auf dieser Basis kann dann eine theoretische Verallgemeinerung erfolgen. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Narrativ-biographisches Interview (Stichprobe: ca. 20).
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2004-10 ENDE: 2007-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Friedrich-Naumann-Stiftung
INSTITUTION: Universität Göttingen, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Methodenzentrum
Sozialwissenschaften (Platz der Göttinger Sieben 3, 37073 Göttingen)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0551-5033477, e-mail: [email protected])
[31-L] Brücker, Herbert; Schröder, Phillipp J.H.:
International migration with heterogeneous migrants: theory and evidence, (Discussion Paper
/ Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 2049), Bonn 2006, 38 S. (Graue Literatur;
URL: http://doku.iab.de/externe/2006/k060327f06.pdf; http://ftp.iza.org/dp2049.pdf)
INHALT: "Temporary migration, though empirically relevant, is often ignored in formal models.
This paper proposes a migration model with hetero-geneous agents and persistent cross country income differentials that features temporary migration. In equilibrium there exists a positive relation between the stock of migrants and the income differential, while the net migration flow becomes zero. Consequently, existing empirical migration models, estimating net
migration flows, instead of stocks, may be misspecified. This suspicion appears to be confirmed by our investigation of the cointegration relationships of German migration stocks and
flows since 1967. We find that (i) panel-unit root tests reject the hypothesis that migration
flows and the explanatory variables are integrated of the same order, while migration stocks
and the explanatory variables are all I(1) variables, and (ii) the hypothesis of cointegration
cannot be rejected for the stock model." (author's abstract)
[32-L] Cerda-Hegerl, Patricia:
"Wo gehst du hin?": Motivationen und Strategien in der Migration von Lateinamerikanerinnen nach Deutschland, in: Lateinamerika Analysen, 2006, H. 2 = H. 14, S. 37-63 (Standort:
USB Köln(38)-XE121; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die internationale Migration ist eines der wichtigsten sozialen Phänomene in Lateinamerika heute. Darunter befinden sich immer mehr Frauen, die im wachsenden informellen
Sektor der reichen Länder ihr Glück versuchen. In dem Artikel werden die Ergebnisse einer
qualitativen Untersuchung über die Arbeitsmigration von Lateinamerikanerinnen nach
Deutschland seit den 1990er Jahren präsentiert. Es werden Motivationen und Strategien erörtert sowie die Bedeutung der Netzwerke für die dokumentierte und nicht dokumentierte Migration dargestellt. Die Autorin versucht, die Migrantinnen selbst erzählen zu lassen, das Phänomen Migration aus der eigenen Perspektive der Akteurinnen zu interpretieren." (Autorenreferat)
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[33-L] Dienel, Christiane:
Abwanderungskulturen in Süditalien: eine Zukunftsvision für Ostdeutschland?, in: Rüdiger
Fikentscher (Hrsg.): Europäische Gruppenkulturen : Familie, Freizeit, Rituale, Halle: mdv, Mitteldt. Verl., 2006, S. 85-98, ISBN: 3-89812-378-2 (Standort: UB Siegen(467)-31NZX5941)
INHALT: In Italien ist es trotz zahlreicher Investitionen in Industrie und Infrastruktur nicht gelungen, den großen sozio-ökonomischen Abstand zwischen dem Norden und Süden (italienisch: Mezzogiorno) zu überbrücken. Die Basilicata ist eines der verlassensten und am stärksten durch jahrzehntelange Abwanderung geprägten Gebiete Europas. Die Autorin zeigt in ihrem Beitrag, dass sich in dieser Region spezifische Abwanderungskulturen, Muster des Weggehens und Wiederkommens sowie einer über zeitliche und räumliche Distanzen fortbestehenden Identität herausgebildet haben. Sie skizziert die beiden großen Auswanderungswellen
im 19. und 20. Jahrhundert, sie geht auf das Beispiel Cirigliano in der Provinz Matera ein und
stellt exemplarische Lebensläufe von Auswanderern und Rückkehrern vor. Sie zeigt außerdem, wie die Strategie der kulturellen Identitätsstiftung und Netzwerkpflege in Süditalien Anregungen für die Zukunft ländlicher Orte in Sachsen-Anhalt geben kann, welche häufig mit
dem Schlagwort der "Mezzogiornoisierung Ostdeutschlands" in Verbindung gebracht werden.
(ICI2)
[34-L] Düvell, Franck:
Europäische und internationale Migration: Einführung in historische, soziologische und
politische Analysen, (Europäisierung : Beiträge zur internationalen und transkulturellen Europadebatte, Bd. 5), Münster: Lit Verl. 2006, IX, 222 S., ISBN: 3-8258-9541-6 (Standort: UB Bonn(5)2006-8612)
INHALT: Der Verfasser behandelt zunächst Grundlagen der Migrationssoziologie und gibt einen
Überblick über historische Beispiele und aktuelle Muster - auch erzwungener - Migration anhand wenig bekannter Fälle. Er arbeitet den Forschungsstand kritisch auf und stellt strukturalistische und behaviouristische Migrationstheorien vor. Auf dieser Basis wird eine Migrationstypologie erarbeitet (Saison-, Pendel-, Transit-, Elite-, Umwelt-, Rückkehrmigration, illegale Migration und Menschenhandel). Im Folgenden werden die sozialen Konsequenzen von
Wanderungsbewegungen von sozialem Wandel über Rassismus bis zur Entwicklungspolitik
thematisiert. Zudem werden ökonomische Folgen von Migration aufgezeigt, wobei Vor- und
Nachteile für alle Beteiligten sichtbar werden. Abschließend geht es um den Zusammenhang
von Globalisierung und Migration sowie um die politischen Implikationen der gegenwärtigen
globalen Wanderungsbewegungen. (ICE2)
[35-L] Faist, Thomas:
The transnational social spaces of migration, (Working Paper / Center on Migration, Citizenship and Development -COMCAD-, No. 10), Bielefeld 2006, 8 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.comcad-bielefeld.de/downloads/workingpaper_10.pdf)
INHALT: Der vorliegende Beitrag befasst sich mit internationalen sozialen Beziehungen und
Verbindungen als Konsequenz von internationaler Migration. Diese transnationalen Räume
entwickeln sich im Kontext moderner Kommunikations- und Informationstechnologie besonders günstig. Der Autor unterscheidet vier Typen transnationaler Räume: (1) kleine Gruppen;
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
2 Migrationsmotive und -verhalten
(2) bestimmte Verwandtschaftsbeziehungen; (3) Interessensnetzwerke zwischen Personen
und Organisationen und (4) transnationale Gemeinschaften und Organisationen. (ICD)
[36-L] Fassmann, Heinz:
Transnationale Mobilität und transnationale Aktionsräume in Europa, in: Paul Reuber, Anke
Strüver, Günter Wolkersdorfer (Hrsg.): Politische Geographien Europas : Annäherungen an ein
umstrittenes Konstrukt, Münster: Lit Verl., 2005, S. 189-204, ISBN: 3-8258-6523-1 (Standort: UB
Bochum(294)-SKB4966)
INHALT: Der Autor zeichnet zunächst die Entwicklung vom klassischen Migrationsbegriff zum
Konzept der Transnationalen Mobilität nach und stellt dessen allgemeine Merkmale, strukturelle Voraussetzungen und neue Raumkonstruktionen dar. Er untersucht anschließend in einer
empirischen Fallstudie die Migrationsbewegungen zwischen Polen und Wien, welche neue
Formen der Grenzüberschreitung erkennen lassen. Denn diese transnationale Mobilität bewegt sich zwischen den klassischen Mustern permanenter Migration und den tradierten Vorstellungen des Pendelns. Die normale Ein- und Auswanderung wird zunehmend durch Pendelwanderung, konjunkturelle Arbeitskräftewanderung, zirkuläre Elitenmigration sowie weitere Formen der transnationalen Mobilität ersetzt. Sie beruht auf einem ethnischen Netz, einer
Reduktion des Zeit-, Kosten- und Müheaufwands bei der Überwindung von Distanzen sowie
auf der Bereitschaft der Akteure, ein "Leben in zwei Gesellschaften" einzugehen. Das transnationale Leben zwischen Aus- und Einwanderergesellschaft führt zu einer räumlichen Aufspaltung des Lebensschwerpunktes und zur Ausbildung hybrider raumbezogener Identitäten
an unterschiedlichen Orten. Diese neue Form der internationalen Mobilität ersetzt dem Autor
zufolge nicht die klassische Form der Aus- und Einwanderung, sondern kommt zusätzlich
hinzu und wird durch die Durchlässigkeit der europäischen Grenzen in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen. (ICI2)
[37-L] Fleischer, Annett:
Family, obligations, and migration: the role of kinship in Cameroon, (MPIDR Working Paper,
2006-047), Rostock 2006, 31 S. (Graue Literatur; URL: http://www.demogr.mpg.de/papers/working/wp-2006-047.pdf); Forschungsbericht/Nummer: WP-2006-047
INHALT: "The aim of this paper is to investigate the influence of family and kin networks on the
individual decision to migrate. The study is based on qualitative ethnographic data collected
during field research in Cameroon and shows the considerable impact of the extended family
on the migrant's decision to leave Cameroon for Germany. Migrants do not necessarily set out
to pursue individual goals. They are often delegated to leave by authority figures in their extended family. The individual is part of an informal reciprocal system of exchange, which is
based on trust, has social consequences, and includes duties and responsibilities for both sides." (author's abstract)
[38-L] Fürstenberg, Friedrich:
Soziale Aspekte der transnationalen Pendelwanderung, in: Anton Sterbling (Hrsg.): Migrationsprozesse : Probleme von Abwanderungsregionen ; Identitätsfragen, Hamburg: R. Krämer,
2006, S. 19-31, ISBN: 3-89622-078-0
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2 Migrationsmotive und -verhalten
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INHALT: Insbesondere im Zusammenhang mit der Osterweiterung der EU findet die grenzüberschreitende Pendelwanderung Beachtung. Ihre Erscheinungsformen sind wesentlich flexibler
als der herkömmlich als Pendelwanderung bezeichnete Sachverhalt der regelmäßigen Arbeitsmobilität zwischen Wohnort und Arbeitsstätte, gegebenenfalls auch im Zusammenhang
mit Saisonarbeit. Die sozialstrukturellen und sozialkulturellen Bedingungen und Auswirkungen dieser neuen regionalen Arbeitsmobilität werden im Hinblick auf die Verhältnisse in
Tschechien und Polen einerseits und Deutschland und Österreich andererseits dargestellt. Es
lässt sich feststellen, dass transnationale Pendelwanderung ein an Bedeutung zunehmender
Begleitumstand europäischer Grenzöffnungen und internationaler Kooperation ist. Allerdings
muss es eine durchsetzbare Rahmenordnung geben, die Orientierungsmaßstäbe für die Entscheidungen der Beteiligten setzt. (GB)
[39-L] Ganga, Deianira; Scott, Sam:
Cultural "insiders" and the issue of positionality in qualitative migration research: moving
"across" and moving "along" researcher-participant divides, in: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research : Theorien Methoden Anwendungen, Vol. 7/2006,
No. 3, 9 S. (URL: http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/3-06/06-3-7-e.pdf)
INHALT: "Positionalität ist bis zum heutigen Tag von Sozialwissenschaftler(inne)n als zentrale
Komponente in dem Prozess qualitativer (und bis zum einen gewissen Grad auch quantitativer) Datenerhebung konzeptionalisiert worden. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, auf dem
Konzept der Positionalität aufbauend insbesondere den Einfluss zu reflektieren, den die Klassen- und Generationszugehörigkeit auf die qualitative Migrationsforschung ausüben können.
Im Einzelnen argumentieren die Autoren, dass der Insiderstatus im Interview eine komplexere und vielschichtigere Größe darstellt als weithin diskutiert. Die Verfasser behaupten, dass
bei Interviews innerhalb der eigenen 'kulturellen' Gemeinschaft Forschende - als Insider - ein
Ausmaß sozialer Nähe erreichen (können), das paradoxerweise die Wachsamkeit der Forschenden und der 'Beforschten' gegenüber den sozialen Trennlinien, die zwischen ihnen existieren, steigert. In dem vorliegenden Beitrag suchen die beiden Autoren ihre Behauptung anhand von zwei Beispielen zu belegen: zum einen untersucht eine italienische Forscherin italienische Zuwanderer(innen) in Nottingham (UK), zum anderen interviewte ein britischer
Forscher Migrant(inn)en britischer Abstammung in Paris (Frankreich). Dabei wird zunächst
gezeigt, wie Forschende im Interviewprozess 'sozial-ökonomisch aufsteigen', um dann darauf
hinzuweisen, dass durch die Möglichkeit einer derartigen 'Statusbewegung' - wenn strategisch
eine Beziehung hergestellt wird - eine gewisse Machtungleichheit unausweichlich ist. Des
Weiteren werden - unter Verweis auf die Konzepte des 'Insiders' und des 'unbeteiligten Beobachters' - Wege vorgestellt, wie Forschende (zumindest teilweise) die Generationengrenzen
innerhalb der eigenen 'kulturellen' Gemeinschaft der Zuwanderer(innen) 'überwinden' können.
Diese methodologischen Reflektionen sind dazu gedacht, zukünftige Untersuchungen, die innerhalb der (eigenen) Zuwanderungsgemeinschaft geführt werden, zu unterstützen und zu
verbessern." (Autorenreferat)
[40-L] Gebhardt, Winfried; Hitzler, Ronald (Hrsg.):
Nomaden, Flaneure, Vagabunden: Wissensformen und Denkstile der Gegenwart, (Erlebniswelten, Bd. 10), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 269 S., ISBN: 3-531-15041-3
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2 Migrationsmotive und -verhalten
INHALT: "'Nomaden', 'Flaneure' und 'Vagabunden' werden in diesem Band als personale Bewegungsmetaphern begriffen - als Metaphern einerseits, die in vielfältigen Variationen und Ableitungen in zeitgenössischen Literaturproduktionen auftauchen, als Metaphern andererseits,
die geeignet erscheinen, reale Lebensvollzüge in modernen Gesellschaften auf dem Weg ins
21. Jahrhundert als 'symptomatisch' zu etikettieren. Beide Facetten der Metaphorik verweisen
somit auf Wissensformen und Denkstile der Gegenwart." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Winfried Gebhardt, Ronald Hitzler und Bernt Schnettler: Unterwegs-Sein - zur Einleitung (9-20); Stefan Müller-Doohm: Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas - zwei Spielarten des öffentlichen Intellektuellen. Soziologische Betrachtungen zum Wandel einer Sozialfigur der Moderne (23-36); Paula-Irene Villa: Fremd sein - schlau sein? Soziologische Überlegungen zur Nomadin (37-50); Sabine Boomers: "It's a No-mad Nomad World": Bruce Chatwin als Protagonist okzidentaler Mobilitätslust (51-64); Ronald Hitzler: Vagabundierende
Geister. Skeptizismus, Irrsinn und Narretei als Irritationen der Wirklichkeit (67-83); Matthias
Junge: Identifikation durch mimetische Imagination und die Bedeutung von Ähnlichkeit für
die Vergesellschaftung (84-99); Michael R. Müller: Entweder - Oder? Über Praktiken der
Selbststilisierung und den postmodernen Mythos vom fragmentierten Selbst (100-112); Markus Schroer: Mobilität ohne Grenzen? Vom Dasein als Nomade und der Zukunft der Sesshaftigkeit (115-125); Matthias Klemm und Michael Popp: Nomaden wider Willen: Der Expatriate als Handlungstypus zwischen Alltagswelt und objektiver Zweckbestimmung (126-139);
Jürgen Zinnecker: Grenzgänger. Denkfigur und Lebensweise der (Post)Moderne? (140-156);
Nicole Hoffmann: Von mobilen Logbüchern und vermeintlichen Ja-Sagern. Das Internet als
Ort mobiler Wissenskonstruktion und -subversion (159-170); Jo Reichertz: Der Nomade als
medial geschulter Darsteller vermeintlicher Aufrichtigkeit? Überlegungen im Anschluss an
Zygmunt Bauman und Richard Sennett (171-185); Frederik S. Pötzsch und Bernt Schnettler:
Bürokraten des Wissens? 'Denkstile' computerunterstützter visueller Präsentationen (186202); Hans-Georg Soeffner: Symbolischer Synkretismus. Von den Niederungen der Unwissenden zu den heiligen Bergen. Anmerkungen zu Traditionskulissen der Lebensreformbewegung und der Esoterik (205-215); Gerhard Mayer und Michael Schetsche: Schamanen - Wanderer zwischen den Welten? (216-227); Winfried Gebhardt: Kein Pilger mehr, noch kein Flaneur. Der "Wanderer" als Prototyp spätmoderner Religiosität. (228-243); Martin Engelbrecht:
Formen des virtuos-religiösen Unterwegsseins in Zeiten der Globalisierung (244-255); Peter
Gross: Paradise lost... Vom Pilger zum Wanderer (256-265).
[41-L] Gross, Dominique M.; Schmitt, Nicolas:
Why do low- and high-skill workers migrate?: flow evidence from France, (CESifo Working
Paper, No. 1797), München 2006, 35 S. (Graue Literatur;
URL: http://doku.iab.de/externe/2006/k061114f11.pdf)
INHALT: "With a focus on the role of cultural clustering and income distribution, this paper
investigates whether standard determinants influence international migration of workers to
France with the same intensity across different skill levels and with or without free mobility.
We find that low-skill migrants respond to most push and pull migration factors. High-skill
migrants however respond only to financial incentives and cultural clustering does not matter.
Migration policy is effective at controlling flows of low-skill migrants but free mobility has
no impact on high-skill flows. Hence, France must rely on growing earnings and skillpremium to attract high-skill workers from high income countries." (author's abstract)
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2 Migrationsmotive und -verhalten
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[42-L] Keller, Johanna:
Neue Nomaden?: zur Theorie und Realität aktueller Migrationsbewegungen in Berlin, (Berliner ethnographische Studien, Bd. 6), Münster: Lit Verl. 2005, 94 S., ISBN: 3-8258-8287-X
(Standort: ULB Münster Zweigbibl. Sozialwiss.(6A)-MS/3550/939)
INHALT: "In Feuilletons und akademischen Debatten zur Globalisierung ist immer häufiger die
Rede von den 'neuen Nomaden'. Gemeint sind sowohl Flüchtlinge aus Not, Globetrotter aus
Lust, Arbeitsmigrantinnen in den Metropolen als auch die Jetsetter einer globalisierten Ökonomie und Kultur. Doch wird ihre Mobilität nicht gleichermaßen als Weltläufigkeit geschätzt.
Die Arbeit zeigt anhand ganz verschiedener Migrationsgeschichten, dass marginalisierte
Migrantlnnen ebenso sehr als Kosmopoliten und Akteure der Globalisierung begriffen werden müssen, wie die hochqualifizierten Spezialistinnen der aufgewerteten Wirtschafts-Technologie- und Wissenschaftsbereiche." (Autorenreferat)
[43-L] Klemm, Matthias; Popp, Michael:
Nomaden wider Willen: Der Expatriate als Handlungstypus zwischen Alltagswelt und objektiver Zweckbestimmung, in: Winfried Gebhardt, Ronald Hitzler (Hrsg.): Nomaden, Flaneure,
Vagabunden : Wissensformen und Denkstile der Gegenwart, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.,
2006, S. 126-139, ISBN: 3-531-15041-3
INHALT: Auf der Basis von Ergebnissen eines DFG-Projekts zum "Glocal Knowledge" bestimmen die Autoren die Merkmale eines prominenten Wanderers zwischen den Welten: Der 'Expatriate' repräsentiert einen Typus, der aufgrund der wachsenden Bedeutung der internationalen Ökonomie zum Leitbild geworden ist. Anders als der Nomade oder Flaneur ist er ein
Ausgesandter, der, mit einem konkreten Auftrag versehen, für einige Zeit im Ausland lebt.
Sein Aufenthalt ist in dreifacher Weise mit der Aneignung und Vermittlung besonderer Wissensformen verbunden: Zum einen soll er sich in der Fremde Wissen im Sinne interkultureller
Kompetenz aneignen. Er hat zudem den Auftrag, ein bestimmtes professionelles Spezialwissen an ausländische Standorte zu transferieren. Und schließlich besteht seine Mission auch
darin, nach der Rückkehr das in der Fremde Erfahrene als neues Wissen daheim einzuspeisen.
Es handelt sich um die Herausbildung einer globalisierten Wissenselite, die zur Lenkung internationaler Wirtschaftsunternehmen prädestiniert ist (GB)
[44-L] Kreutzer, Florian:
Becoming or Being an Expat: was macht den Unterschied? ; Einführungsreferat in die Adhoc-Gruppe 'Biografien, Karrieren und Identitäten transnationaler Migranten', in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32.
Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am
Main: Campus Verl., 2006, S. 3601-3612, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: Bei den transnationalen Migranten, deren Biografien, Karrieren und Identitäten das
Thema der Ad-hoc-Gruppe zum DGS-Kongress sind, handelt es sich nicht um Georg Simmels "Fremden", der heute kommt und morgen bleibt, sondern um jenen "Fremden", der heute kommt und morgen geht. Es handelt sich nicht um transnationale Migranten im Sinne der
bisherigen Forschung zu diesem Thema, sondern vielmehr um die Biografien und Karrieren,
Lebensführung und Identität international hochmobiler Menschen, z.B. World-Bankern und
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EntwicklungshelferInnen, Geschäftsleuten und DiplomatInnen, WissenschaftlerInnen und ITExpertInnen, die von einem Land zum nächsten reisen, aber auch zwischen ihrem Heimatland
und einem oder mehreren Ländern hin und her pendeln, wobei ihr Aufenthaltsstatus vorübergehend ist und sie weiterhin mobil sind. Das Thema der Ad-hoc-Gruppe ist also die globale
Mobilität von "Ex-patriates", die im Unterschied zu Reisekadern oder Touristen für eine mehr
oder weniger befristete Zeit in fremden Ländern leben und arbeiten. Der Autor beschreibt in
seinem Einleitungsbeitrag die empirischen und theoretischen Fragestellungen der Ad-hocGruppe und erörtert die Typen und Prozesse der Akkulturation sowie die Bedeutung von internationalen Karrieren vor dem Hintergrund einer transnationalen Mobilität. (ICI2)
[45-F] Kubis, Alexander, Dipl.-Volksw. (Bearbeitung); Becker, Claudia, Prof.Dr.; Klein, Martin,
Prof.Dr. (Betreuung):
Migration und sektorale Struktur - ein sektorales Migrationsmodell am Beispiel polnischer
und deutscher Regionen
INHALT: Zentraler Schwerpunkt der Promotion ist die Überprüfung der Frage, inwieweit sich
mittels der sektoralen Struktur ein Einfluss auf das regionale Wanderungsverhalten beschreiben lässt. Ihr direkter signifikanter Einfluss auf das makroökonomische Wanderungsverhalten konnte erstmals für die drei Wirtschaftssektoren (primärer, sekundärer und tertiärer
Sektor) in beiden Datensamples nachgewiesen werden. Als weitere Einflussgrößen neben
dem sektoralen Effekt wurden regionale Einkommensunterschiede, die Altersstruktur sowie
die Agglomerationsgröße und die Distanz bestimmt. Zwischen der Migration und der Distanz
existiert ein negativer Zusammenhang, welcher sich zum Beispiel durch die aus dem Neuaufbau soziokultureller Netzwerke resultierenden Bindungskosten erklären lässt. Die Besonderheiten für die polnischen Regionen sowie die Unterschiede zwischen den innerdeutschen
Binnenmigrationströmen (Ost - West, West - West, ...) konnten in das Modell integriert werden. In der Arbeit gelingt es, die umfangreiche Darstellung der Einflussfaktoren auf das Binnenwanderungspotential unter Berücksichtigung sektoraler Strukturen in ein allgemeines
Prognosemodell für den internationalen Migrationsfluss von Polen nach Deutschland zu überführen. Dadurch wurden bezüglich der Szenarien einer räumlichen Entwicklung von Polen
respektive Deutschland wichtige Ergebnisse gewonnen. In Bezug auf die ostdeutschen Bundesländer ergeben sich zentrale Aussagen über ein mögliches interregionales Wanderungspotential zwischen den polnischen und deutschen Regionen, welche sich auf Grund der abgeschlossenen, regionaltheoretischen Überlegungen und ihrer empirischen Befunde eingehend
beschreiben lassen. So liegt der Schwerpunkt eines polnischen Migrationsstromes in die deutschen Regionen nicht in den östlichen NUTS 2 Regionen. Diese konzentrieren sich vielmehr
auf die wirtschaftlich starken westdeutschen Kernregionen sowie Berlin. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland: NUTS 3, Polen: NUTS 2
METHODE: Aus einem mikroökonomisch fundierten Humankapitalansatz heraus, werden aggregierte Daten auf der Mesoebene modelliert und geschätzt. Untersuchungsdesign: Querschnitt
DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Aggregatdaten (Stichprobe: NUTS 3; Herkunft
der Daten: Wanderungsstatistik Deutschland und Polen).
VERÖFFENTLICHUNGEN: Kubis, A.: Sectoral movement as an incentive for interregional
migration. Discussion papers in economics, 42. 2005.
ART: Dissertation BEGINN: 2004-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution
INSTITUTION: Institut für Wirtschaftsforschung Halle -IWH- (Postfach 110361, 06017 Halle)
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2 Migrationsmotive und -verhalten
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KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0345-7753-851, e-mail: [email protected])
[46-L] Lutz, Helma:
Transnationale Dienstleistungen im Haushalt: Migrantinnen als Dienstmädchen in der globalisierten Welt, in: Forum Wissenschaft, Jg. 23/2006, Nr. 3, S. 20-23
INHALT: "Das neue Jahrhundert tritt auf mit einem vor hundert Jahren allmählich verschwindenden Phänomen: Im reichen Teil der globalisierten Welt werden Dienstmädchen gesucht, Immigrantinnen suchen Dienstmädchenarbeit. Diese häufig illegal(isiert)e, fast immer deregulierte Erwerbsarbeit zeigt viele Gesichter: zunächst ein weibliches, denn 'natur'gemäß sind es
Frauen, die diese Arbeit verrichten; Merkmale einer in spezifischer Weise vergeschlechtlichten und vergeschlechtlichenden Arbeit; zusätzliche Hierarchisierungen zwischen Frauen aus
der vormals 'Zweiten' und der 'Dritt(rangig)en' Welt einerseits und aus der 'Ersten' andererseits. Globalisierungsbedingungen. Helma Lutz beschreibt Zusammenhänge und verweist auf
den Forschungsansatz zu 'transnationaler' Migration." (Autorenreferat)
[47-F] Mekhedova, Marina (Bearbeitung); Allemann-Ghionda, Cristina, Prof.Dr. (Leitung):
Identitätsbildung bei international mobilen Personen (IMP)
INHALT: keine Angaben
METHODE: qualitative Untersuchung; Biografieforschung
ART: Eigenprojekt AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät, Pädagogisches Seminar
Professur Allgemeine Pädagogik, insb. international vergleichende und interkulturelle Erziehungswissenschaft (Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0221-470-4025 od. -2452, Fax: 0221-470-6707,
e-mail: [email protected])
[48-F] Münst, Agnes Senganata, Dr.phil.; Dobrochna, Kalina, Dr. (Bearbeitung); Metz-Göckel,
Sigrid, Univ.-Prof.Dr. (Leitung):
Grenzräume - Zwischenräume: Migration polnischer Frauen ins Ruhrgebiet
INHALT: Inwiefern überschreiten Pendelmigrantinnen aus Polen, die in Haushalten in Deutschland arbeiten, die nationalen und kulturellen Grenzziehungen? Welche Strategien setzen sie
ein, um undokumentiert Arbeit zu finden, zu wechseln und mit welchen Perspektiven tun sie
es? Inwiefern greifen sie, in dem sie das Ruhrgebiet ansteuern, auf ein (tiefes) Netzwerk zurück? ZEITRAUM: Januar 2004 bis 31. März 2007 GEOGRAPHISCHER RAUM: Ruhrgebiet
(BRD), Polen
METHODE: Migration als Lebensform (Pendelmigration und Transnationalität); undokumentierte Arbeit, klandestine Lebensweise und Bilokalität; mobile und flexible Arbeiterinnen und
ökonomische Überlebensweise; Einbindung in Netzwerke als Ressource DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 21+20; undokumentierte polnische Pendelmigrantinnen, die in Haushalten im Schneeballsystem im Ruhrgebiet arbeiten und Netzwerke in Restaurants-, Frauen, die zur Haushaltsarbeit ins Ruhrgebiet pendeln, interviewt in Polen). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
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2 Migrationsmotive und -verhalten
VERÖFFENTLICHUNGEN: Münst, Agnes Senganata: Persönliche und ethnische Netzwerke
im Migrationsprozess polnischer Haushaltsarbeiterinnen. ARBEITSPAPIERE: Metz-Göckel,
Sigrid; Lasch, Vera: Care of the elderly in Germany in the asis between public welfare and
private initiative to preserve the quality of life. Moving towards a business approach tosocial
issues. Paper presented to the Conference: A comparative research on migrant care workers in
East Asia and Europe: legal systems, citizenship, conditions of life and work from a gender
perspective. Japan 2006.
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2004-01 ENDE: 2007-03 AUFTRAGGEBER: Volkswagen
Stiftung FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Dortmund, Interdisziplinärer Forschungsschwerpunkt Dynamik der
Geschlechterkonstellationen (44221 Dortmund)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0231-755-5530, Fax: 0231-755-5543,
e-mail: [email protected])
[49-L] Oswald, Ingrid:
Neue Migrationsmuster: Flucht aus oder in "Überflüssigkeit"?, in: Heinz Bude, Andreas Willisch (Hrsg.): Das Problem der Exklusion : Ausgegrenzte, Entbehrliche, Überflüssige, Hamburg:
Hamburger Ed., 2006, S. 200-224, ISBN: 3-936096-69-4
INHALT: Es wird die Frage diskutiert, ob und wie die Migration in moderne westliche Gesellschaften als ein Weg aus oder in die Überflüssigkeit beschrieben werden kann. Von einer direkten Verdrängung einheimischer durch zuwandernde Arbeitskräfte lässt sich ebenso wenig
sprechen wie davon, dass alle Migranten von Überflüssigkeit bedroht sind. Die Prekarisierung
der Arbeitsbedingungen kann innerhalb von sozialen Netzwerken gemindert werden, zumindest in deren unteren Segmenten. Zuwanderer, die in solche Netze eingegliedert sind, haben
daher oft Vorteile gegenüber ähnlich benachteiligten Einheimischen, die infolge einer stärker
individualisierten Lebensführung strategisch unterlegen sind. In den Migrantennetzwerken
wird das Gefühl der Überflüssigkeit, wie es sich in den bedrängten eingesessenen Mittelschichten ausbreitet, nicht genährt, wenn auch um den Preis der persönlichen Abhängigkeit.
(GB)
[50-L] Perchinig, Bernhard:
Migration Studies in Austria - research at the margins?, (KMI Working Paper Series, Nr. 4),
Wien 2005, 15 S. (Graue Literatur; URL: http://www.oeaw.ac.at/kmi/Bilder/kmi_WP4.pdf)
INHALT: Das vorliegende Papier gibt Antwort auf die folgenden Fragen: Gibt es nationale Paradigmen der Migrationsforschung? Werden sie infrage gestellt oder weitgehend geteilt? Wird
die Migration als Teil der Veränderungen der soziostrukturellen Entwicklung reflektiert?
Welche Rolle spielt die organisatorische und die Finanzmittelstruktur? Gibt es eine gegenseitige Beeinflussung von Forschung und Politik? Der Autor bestreitet, dass es ein nationales
Paradigma der Migrationsforschung gäbe, da es die Existenz einer institutionalisierten akademischen Disziplin mit einem wohl formulierten Subjekt, spezifischen Methoden und einer
klaren Demarkationslinie zur Außenwelt voraussetze. Daher zieht er es vor, die Situation der
Migrationsforschung im Sinne von konkurrierenden Erklärungsmustern als von Paradigmen
zu analysieren, wobei das Konzept eines Erklärungsmusters durch die Vermischung von Diskursen in unterschiedlichen sozialen Feldern gekennzeichnet wird, z.B. Wissenschaft und Po-
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litik. So könne es sein, dass nicht ein einziges großes Erklärungsmuster gefunden werde, sondern eine Schicht unterschiedlicher Geschichten, welche die Interaktion der akademischen
und politischen Entwicklung auf diesem Gebiet reflektierten. (ICDÜbers)
[51-L] Pries, Ludger:
Verschiedene Formen der Migration - verschiedene Wege der Integration, in: Neue Praxis :
Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik, Sonderheft, 2006, H. 8, S. 19-28
(Standort: USB (Köln)38-HP-LS B218; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag geht der übergeordneten Frage nach, wie Formen der Integration und Assimilation in modernen Migrationsgesellschaften zu fassen sind und welche Rolle die Kategorie der Kultur dabei spielt. Angesichts der neueren migrationspolitischen Entwicklungen plädiert der Autor für eine kritische Revision des Verständnisses von Integration, das der Vielfältigkeit von Migrationsprozessen gerecht wird. Die Ausführungen orientieren sich an folgenden Leitfragen: Welche neuen Formen von Migration entstehen im Rahmen wirtschaftlicher, politischer, sozialer und kultureller Globalisierung und Transnationalisierung? Welche
Auswirkungen haben diese veränderten Migrationsformen und -dynamiken auf die soziale
Adhäsion und Inkorporation von Migranten in der Ankunftsgesellschaft, aber vielleicht auch
gleichzeitig in ihrer oder ihrer Eltern Herkunftsgesellschaft? Die Beantwortung umfasst zunächst die Darstellung vier idealtypischer Formen internationaler Migration: (1) Emigration/Immigration, (2) Rückkehr-Migration, (3) Diaspora-Migration sowie (4) Transmigration.
In der Typologie der Migrationsbewegungen wird die bisher vernachlässigte Form der
Transmigration hervorgehoben, die Ländergrenzen transzendiert, dauerhafte transnationale
Sozialräume konstituiert und zu pluri-lokalen Verbundenheiten führt. Auf dieser Grundlage
werden sodann die sich daraus ergebenden Konsequenzen für ein angemessenes Integrationsbzw. Inkorporationsverständnis diskutiert. Die soziale Arbeit mit Migranten erfordert nämlich
ein differenziertes Verständnis der unterschiedlichen Idealtypen von Migranten, weil nur so
auch differenzierte Integrations- und Inkorporationsvorstellungen und -programme entwickelt
werden können. (ICG2)
[52-F] Ruppenthal, Silvia, Dipl.-Soz.; Lück, Detlev, Dipl.-Soz.; Montulet, Bertrand, Dr.; Huynen,
Philippe, Dr.; Bonnet, Estelle, Dr.; Maurines, Béatrice, Dr.; Durand, Lionel, Dipl.-Soz.; Limmer,
Ruth, Dr.; Rosinka-Kordasiewicz, Anna, Dipl.-Soz.; Urbanska, Sylwia, Dipl.-Soz.; Mahia Casado,
Ramón, Prof.Dr.; Ayuso Sánchez, Luis, Dipl.-Soz.; Viry, Gil, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Schneider,
Norbert F., Prof.Dr.; Hubert, Michel, Prof.Dr.; Collet, Beate, Dr.; Bonß, Wolfgang, Prof.Dr.; GizaPoleszczuk, Anna, Dipl.-Soz.; Meil Landwerlin, Gerardo, Prof.Dr.; Kaufmann, Vincent, Prof.Dr.;
Widmer, Eric, Prof.Dr. (Leitung):
Job mobilities and family lives in Europe. Modern mobile living and its relation to quality of
life (JobMob and FamLives)
INHALT: Aims: this project seeks to improve European work-life balance under conditions of
contemporary mobility requirements by gathering and disseminating information for individuals, employers, and policy makers regarding job-related spatial mobility. The aims are to:
1. improve our understanding of structural and cultural conditions under which spatial mobility is realised; 2. enhance individual competencies at managing mobile lifestyle demands; 3.
develop and strengthen political and economic strategies to reduce the strains caused by spa-
60
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tial job mobility. The main outcomes of the project will be available through six national reports and in one comparative report. Main research areas: the questions of interest cover three
main research areas: 1. phenomenology: describing the spread of mobility requirements and
the affected social groups. Describing the various forms in which Europeans meet labour
market demands to become mobile (e.g. daily long-distance commuting, weekly commuting,
relocating, etc.). Describing the quantity and distribution of these realised job mobilities in
the participating countries. 2. Explanation: understanding decision processes regarding job
mobility. Identifying individual motivations and restraints as well as structural and cultural
triggers and barriers to becoming mobile. Identifying motivations and restraints, triggers and
barriers to choosing a specific form of mobility; 3. consequences: identifying the consequences of mobile living under various conditions: the advantages and strains, the impacts on
the job career and on the the private sphere.For the goals 2. and 3., special attention is given
to the interaction of job mobility with family formation, partnership and family development,
partnership and family relations, social integration, subjective well-being, and quality of life.
The explanation 2. draws additionally on individual charasteristics and attitides as well as on
macro and meso level structures and cultures. More information on: http://www.jobmob-andfamlives.eu/project.html . ZEITRAUM: Erhebungszeitraum: April bis Juli 2007 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Belgien, Frankreich, Polen, Spanien,
Schweiz
METHODE: Using a subjectively expected utility approach, the study assumes that individuals
react to occupational mobility demands, following own needs, which interact with subjective
perceptions and priorities. Reflecting rationally about how to handle mobility demands in
their own best interest, individuals consider conditions on the macro, meso, and micro level.
Simultaneously they are influenced in their perceptions and priorities by cultural settings on
the macro, meso, and micro level. This framework is inspired by the concept of motility.
Macro level: individuals take structural conditions into account, such as access to a transportation infrastructure or labour market conditions. Furthermore, they are influenced by mobility cultures in society, such as a general public opinion regarding how much time one should
spend together with the partner and family. Meso level: individuals consider characteristics of
their social network, work place, or town, such as the local labour market or the attractiveness
of spending time in local neighborhoods and clubs. Additionally they are influenced by local
sub-cultures in their network, work place, or town. Micro level: individuals consider their
own skills and their life situation regarding job, family, etc. Simultaneously, they are influenced by their individual beliefs and attitudes. Both, skills, life situation, beliefs, and attitudes
are shaped by socio-demographic characteristics (age, gender, etc.). Between these phenomena and job mobility, reciprocal interactions are assumed. The understanding of these interdependencies is enriched with stress theories and theories of quality of life. More information
on: http://www.jobmob-and-famlives.eu/project.html . Untersuchungsdesign: Querschnitt
DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: 5.300; Bevölkerung im Alter von 25-54 der 6 beteiligten Länder; Auswahlverfahren: Zufall. Stichprobe:
2.000; beruflich mobile Bevölkerung im Alter von 25-54 der 6 beteiligten Länder; Auswahlverfahren: Zufall, Screening). Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Working Paper-Serie unter: http://www.jobmob-and-famlives.eu/
papers.html . ARBEITSPAPIERE: State-of-the-art Report. Bericht an die Europäische Kommission, 273 Seiten.+++Country-specific Background Report. Bericht an die Europäische
Kommission, 172 Seiten.
ART: gefördert BEGINN: 2006-02 ENDE: 2008-08 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Europäische Kommission
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INSTITUTION: Universität Mainz, FB 02 Sozialwissenschaften, Medien und Sport, Institut für
Soziologie Abt. Soziologie der Familie und der privaten Lebensführung (Colonel-KleinmannWeg 2, 55099 Mainz); Universität der Bundeswehr München, Fak. für Pädagogik, Institut für
Soziologie und Gesellschaftspolitik Professur für Allgemeine Soziologie (WernerHeisenberg-Weg 39, 85577 Neubiberg); Université de Lausanne, Faculté des Sciences Sociales et Politiques, Institut de interdisciplinaires d'étude en trajectories biographiques -ITB(Bâtiment Provence, 1015 Lausanne, Schweiz)
KONTAKT: Ruppenthal, Silvia (Tel. 06131-39-20320, e-mail: [email protected])
[53-L] Scheuringer, Brunhilde:
Transnationale Migration als Entgrenzungsphänomen, in: Manfred Oberlechner (Hrsg.): Die
missglückte Integration? : Wege und Irrwege in Europa, Wien: Braumüller, 2006, S. 239-256,
ISBN: 3-7003-1573-2 (Standort: THB Aachen(82)-Ld549-10)
INHALT: Der Beitrag beleuchtet nach einem kurzen Rückblick auf ältere Paradigmen der klassischen Migrationsforschung neuere Ansätze, die sich erkenntnistheoretischer Konstruktionen
bedienen. Hier ist das Wort 'trans' von zentraler Bedeutung, wie etwa in transnationale Migration, transstaatliche Räume, transnationale Sozialräume, transnationale Lebenswirklichkeit,
transnationale Familien, transnationale Gemeinschaften oder Transnationalismus. Hinter diesen Konstruktionen steht die Vorstellung von einem neuen MigrantInnentypus (TransmigrantIn), der zwischen Herkunfts- und Zielland pendelt und neue soziale Felder erschließt, die das
Herkunfts- mit dem Aufnahmeland verbinden. Diese neueren Paradigmen werden zunehmend
hinsichtlich ihrer Relevanz für die Analyse von Wanderungsbewegungen aus Ost- und Südosteuropa in die 'alte' EU-Länder diskutiert. Dies ist ein weiterer Schwerpunkt des Beitrages,
in dem der aktuelle theoretisch-empirische Forschungsstand zu dieser Thematik analysiert
und einem kritischen Diskurs unterzogen wird. Abschließend werden einige daraus resultierende, künftige Forschungsperspektiven aufgezeigt. (ICG2)
[54-L] Schroer, Markus:
Mobilität ohne Grenzen?: vom Dasein als Nomade und der Zukunft der Sesshaftigkeit, in:
Winfried Gebhardt, Ronald Hitzler (Hrsg.): Nomaden, Flaneure, Vagabunden : Wissensformen
und Denkstile der Gegenwart, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 115-125, ISBN: 3531-15041-3
INHALT: Es wird die These vertreten, dass das Leben von Flaneuren, Nomaden, Vagabunden,
Touristen und Kosmopoliten, denen gemeinsam ist, dass sie permanent unterwegs sind, in zunehmendem Maß als typische Lebensform für eine Mehrheit der Weltbevölkerung gelten
kann. Damit kommt es anscheinend zu einem Übergang von einer sesshaften zu einer nomadischen Ära. Es wird gezeigt, dass diese Nomadisierung zu tiefgreifenden räumlichen und architektonischen Veränderungen führt. Ein näherer Blick auf die mobile Architektur zeigt allerdings, dass sich sesshafte und nomadische Lebensformen gegenseitig hervorbringen und
sich immer mehr anzugleichen erscheinen. In einer Welt, in der alle permanent unterwegs
sind, wird Sesshaftigkeit wieder zum Luxus. (GB)
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2 Migrationsmotive und -verhalten
[55-F] Seidel, Nana; Kathmann, Till (Bearbeitung); Mau, Steffen, Prof.Dr.; Verwiebe, Roland,
Dr. (Leitung):
Die Arbeitsmigration deutscher Facharbeiter innerhalb Europas
INHALT: Das Forschungsvorhaben thematisiert die Wechselbeziehung zwischen fortschreitender
Europäisierung und innereuropäischen Wanderungen. Mit der in Maastricht beschlossenen
und zum 1.1.1994 in Kraft getretenen zweiten Stufe der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion wurden die EU-weiten Mobilitätsschranken für die Bürger der Mitgliedsstaaten
weitgehend abgebaut und somit die Voraussetzungen für einen supranationalen europäischen
Arbeitsmarkt geschaffen. Das beantragte Forschungsprojekt untersucht vor diesem Hintergrund mit einer qualitativen empirischen Studie die Migration von deutschen Facharbeitern
innerhalb Europas. Das Anliegen des beantragten Projekts besteht darin, die besonderen Bedingungen innereuropäischer Migration genauer zu untersuchen. Untersuchungsgruppe sind
deutsche Facharbeiter, welche eine neue und zahlenmäßig wichtiger werdende Migrationsgruppe im europäischen Migrationsraum darstellen. Galten Facharbeiter bisher als relativ
immobil, was grenzüberschreitende Mobilität angeht, so haben anhaltende Massenarbeitslosigkeit in der Bundesrepublik und neue Beschäftigungschancen in anderen europäischen Mitgliedsländern zu erhöhter Migration geführt und es ist zu erwarten, dass diese weiter zunimmt. Da das Migrationsverhalten dieser Gruppe bisher kaum erforscht worden ist, besteht
hier ein besonderer Forschungsbedarf. Zentrale Ziele der Untersuchung sind die Erforschung
der Migrationsgründe und der sozialen Netzwerke, die die Migration begleiten bzw. in Folge
dieser aufgebaut werden. Um diese Aspekte zu erfassen, soll eine Mehrfachbefragung durchgeführt werden, mittels der die Migranten sowohl vor wie auch nach dem Migrationsereignis
interviewt werden. Durch diese Anlage wird das Projektvorhaben der zentralen Forderung der
Migrationsforschung gerecht, Migration als Prozess zu verstehen. Dieses Design ermöglicht,
den Migrationsverlauf sehr detailliert nachzuvollziehen. So lassen sich die Migrationsgründe
nicht nur zum Zeitpunkt der Wanderung, sondern auch möglicherweise davon divergierende
Bleibegründe erfassen. Gleiches gilt für die Veränderung und Entstehung sozialer Netzwerke
im Verlauf der Migration. Das Untersuchungsdesign erlaubt, die Veränderungen der sozialen
Integration von Migranten, d.h. ihre Einbindung in Netzwerkstrukturen in der Bundesrepublik, dem Ankunftsland und zwischen diesen beiden Staaten, zu erfassen. Letztendlich kann
mit der geplanten Untersuchung dann auch die Frage beantwortet werden, ob die deutschen
Facharbeiter zu dem neuen und an Bedeutung gewinnenden Migrationstypus der Transmigranten gehören, bei denen die Aus- bzw. Einwanderung nicht als singuläres Ereignis anzusehen ist, sondern die verstärkt in transnationale soziale Netzwerke eingebunden sind. Der
empirische Feldzugang erfolgt über die Kooperation mit EURES-Stellen (die Abkürzung
steht für "European Employment Services") der Europäischen Kommission und Arbeitsverwaltungen bzw. deutschen Kooperationsstellen in Bremen, Hamburg, Niedersachsen und
Mecklenburg-Vorpommern. Der Zugang über diese Organisationen eröffnet die Möglichkeit,
mit den Untersuchungspersonen unmittelbar vor ihrer Migration in Kontakt zu treten und Interviews zu führen. Zur Untersuchung ausgewählte Zielländer der Arbeitsmigration sind Österreich, Norwegen und die Niederlande. Der Interviewleitfaden umfasst Fragen zur beruflichen Karriere, zu Wanderungsgründen, den sozialen Netzwerken, dem verfügbaren Bildungskapital sowie zu den individuellen Handlungsorientierungen. Mit den Migranten soll
ein Kontakt aufgebaut werden, um eine erneute Befragung circa ein Jahr nach dem Wechsel
in ein anderes europäisches Land durchzuführen. Begleitend dazu sollen Mitarbeiter der EURES-Stellen mittels Experteninterviews befragt werden, um zusätzliche Informationen zum
Untersuchungsfeld zu gewinnen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa
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2 Migrationsmotive und -verhalten
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METHODE: Methodik: Datenerhebung: qualitative Wiederholungsbefragung; Auswertung: Typenbildung/ Grounded Theory sowie Einzelfallanalyse. Untersuchungsdesign: Wiederholungsbefragung DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 70; Auswahlverfahren: theoretical sampling). Sekundäranalyse von Aggregatdaten. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Mau, Steffen; Verwiebe, Roland; Kathmann, Till; Seidel, Nana:
Die Arbeitsmigration von Deutschen in Europa - erste Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung. in: Verhandlungsband des 33. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie
2007 (i.E.).
ART: gefördert BEGINN: 2006-06 ENDE: 2007-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Fritz Thyssen Stiftung
INSTITUTION: Universität Hamburg, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Department
Sozialwissenschaften Institut für Soziologie Lehrstuhl für Methoden der empirischen Sozialforschung (Allende-Platz 1, 20146 Hamburg); Universität Bremen, FB 08 Sozialwissenschaften, Graduate School of Social Sciences Chair of Political Sociology (Postfach 330440,
28334 Bremen)
KONTAKT: Verweibe, Roland (Dr. e-mail: [email protected])
[56-L] Treibel, Annette:
Migration als Form der Emanzipation?: Motive und Muster der Wanderung von Frauen, in:
Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): Zuwanderung im Zeichen der Globalisierung :
Migrations-, Integrations- und Minderheitenpolitik, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S.
103-120, ISBN: 3-531-14957-1
INHALT: Der Beitrag befasst sich mit der Frage, wie Migration und Emanzipation zusammenhängen. Die Beantwortung beginnt zunächst mit einem Überblick über die Migration von
Frauen und Mädchen. Dabei geht es einerseits um die Ursachen (Armut, Abenteuer, Kalkulation, Verzweiflung) der unterschiedlichen Formen weiblicher Migration: (1) Fluchtmigration,
(2) Arbeits- und Heiratsmigration sowie (3) Frauenhandel. Ferner wird der Aufenthaltsstatus
und die Arbeitssituation in den Aufnahmeländern, insbesondere in Deutschland, veranschaulicht. Ein weiterer Aspekt stellt die Bedeutung der Netzwerke in den Herkunftsländern und in
den Aufnahmeländern für die Migrantinnen dar. Abschließend werden die verschiedenen
Prozesse und Indikatoren der weiblichen Wanderung im Hinblick auf Emanzipation diskutiert. Sowohl die Sicht, Migrantinnen als besonders emanzipierte, wie auch die andere Sicht,
Migrantinnen als besonders abhängige Frauen zu begreifen, erweist sich als nicht realitätsadäquat. Der sozialen Wirklichkeit angemessen ist eine Perspektive, welche die Heterogenität
unter den Migrantinnen berücksichtigt. (ICG2)
[57-L] Uebelmesser, Silke:
To go or not to go: emigration from Germany, in: German economic review, Vol. 7/2006, No.
2, S. 211-231 (URL: http://www.blackwell-synergy.com/toc/geer/7/2)
INHALT: Die Untersuchung analysiert die qualitativen Aspekte der Auswanderung aus Deutschland unter Berücksichtigung ökonomischer und nichtökonomischer Begründungen. Die mittels Sozioökonomischem Panel ermittelte Bereitschaft zur Emigration lässt sich für Männer
und Frauen durch drei Gruppen von Variablen erklären: individuelle, familien- bzw. haus-
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2 Migrationsmotive und -verhalten
haltsbezogene und regionale Merkmale. Es stellt sich heraus, dass der Bildungshintergrund
und ein westdeutscher Wohnsitz positiv den Willen zur Auswanderung beeinflussen, wohingegen deutsche Staatsangehörigkeit, Alter und familiäre Situation die Merkmale sind, die
damit am negativsten korrelieren. (IAB)
[58-F] Verwiebe, Roland, Dr. (Bearbeitung); Eder, Klaus, Prof.Dr. (Leitung):
Transnationale Mobilität innnerhalb Europas
INHALT: Der Europäisierungsprozess hat in den letzten zwei Jahrzehnten in den Sozialwissenschaften umfangreiche Forschungsaktivitäten ausgelöst. Insbesondere zu der mit der Europäisierung einhergehenden wirtschaftlichen Integration sowie den Prozessen der politischen Integration und der Institutionenbildung sind eine Vielzahl von Publikationen vorgelegt worden. Mit den mittel- und langfristigen sozialstrukturellen Wirkungen des europäischen Integrationsprozesses hat sich die sozialwissenschaftliche Forschung jedoch bislang kaum beschäftigt. Forschungslücken sind sowohl im theoretisch-konzeptionellen als auch im empirischen
Bereich nicht zu übersehen. Dieser Beitrag greift letztere Problematik auf und thematisiert auf
der Grundlage aktueller Daten einer Berliner Pilotstudie die Bedingungen und Folgen innereuropäischer Mobilitätsprozesse. Damit ist die Prämisse verbunden, dass Europäisierung von
Ungleichheit empirisch adäquat durch die Analyse der Lebensverläufe von transnational mobilen Europäern zu fassen ist und sich damit die Konsequenzen innereuropäischer Mobilität
für die Verteilung individueller Lebenschancen gezielt untersuchen lassen.
METHODE: In dem Projekt (Berliner Studie zur transnationalen Mobilität von Europäern BSTME-) wurde neben einer qualitativen Studie von (Berufs-)Biografien auch eine quantitative Untersuchung der Lebensverläufe transnational mobiler Europäer durchgeführt. Ziel war
es Wanderungsbewegungen in die BRD als Fallbeispiel für innereuropäische Mobilität empirisch zu untersuchen. Datenbasis für die quantitativen Analysen ist eine standardisierte, postalische Befragung von 2.043 EU-Bürgern (Italiener, Franzosen, Briten, Dänen, Polen) und einer deutschen Vergleichsgruppe in Berlin. Grundlage der qualitativen Analysen ist eine leitfadengestützte, problemzentrierte Befragung von Italienern, Franzosen, Briten, Dänen und
Polen. Insgesamt wurden 30 Interviews in zwei Wellen zwischen Dezember 2001 und April
2002 bzw. Dezember 2002 und Februar 2003 realisiert. Für die Befragung wurde nicht das
weit verbreitete Schneeballverfahren, sondern eine Gruppe von ca. 200 Personen verwendet,
die per Zufallsauswahl über das Landeseinwohneramt Berlin ermittelt und schriftlich kontaktiert wurden. Auf der Grundlage vorhandener Interviewbereitschaft wurde nach theoretical
sampling die Gruppe der zu Befragenden ausgezählt. Untersuchungsdesign: Panel DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 30; Auswahlverfahren: theoretical sampling). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 2.000; Deutsche, Briten, Franzosen,
Italiener, Dänen, Polen; Auswahlverfahren: Zufall). Sekundäranalyse von Aggregatdaten.
Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Verwiebe, Roland: Innereuropäische Mobilität und soziale Ungleichheit. Eine Triangulation qualitativer und quantitativer Befunde zu Statusveränderungen
im Kontext innereuropäischer Wanderungen. in: Berger, Peter A.; Weiß, Anja (Hrsg.): Transnationalisierung sozialer Ungleichheit. Reihe "Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse". Wiesbaden: VS 2007.+++Verwiebe, Roland: Transnationale Migration in Europa. in:
Kreutzer, Florian; Roth, Silke (Hrsg.): Internationale Karrieren. Biographien, Lebensführung
und Identität. Wiesbaden: VS 2006, S. 301-327.+++Verwiebe, Roland: Die Wanderungs-
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gründe von EU-Migranten. in: Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 2005, 13, S. 131154.
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2002-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät III, Institut für Sozialwissenschaften Lehrbereich Vergleichende Strukturanalyse (Unter den Linden 6, 10099 Berlin);
Universität Hamburg, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Department Sozialwissenschaften Institut für Soziologie Lehrstuhl für Methoden der empirischen Sozialforschung (Allende-Platz 1, 20146 Hamburg)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[59-F] Will, Gisela (Bearbeitung); Kalter, Frank, Prof.Dr. (Leitung):
Soziales Kapital und die Dynamik transnationaler Migrationsbewegungen (Polnisches Migrationsprojekt)
INHALT: Langfristiges Ziel dieses Projektes ist es, die aktuelle und potentielle Dynamik von
Wanderungsbewegungen nach Deutschland zu analysieren, indem 'klassische' Herkunftsländer mit neuen EU-Beitrittskandidaten verglichen werden. Eine erste Pilotstudie soll in Polen
durchgeführt werden. Das theoretische Interesse gilt dabei vor allem dem Einfluss von Netzwerkbeziehungen auf das Migrationsverhalten und der nur eingeschränkten Rationalität bei
den entsprechenden Entscheidungen. Das Projekt knüpft an das vergangene MZES-Projekt
'Migrationspotentiale' an und folgt sehr eng den Ideen des Mexican Migration Project (M
MP), das an den Universitäten von Guadalajara und Philadelphia durchgeführt wird. GEOGRAPHISCHER RAUM: Polen, weitere Herkunftsländer nach erfolgreicher Pilotstudie
METHODE: Primärerhebung DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, face to face
(Stichprobe: 800; Personen; Auswahlverfahren: Zufall).
ART: gefördert BEGINN: 2003-01 ENDE: 2008-08 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Leipzig, Fak. für Sozialwissenschaften und Philosophie, Institut für
Soziologie Lehrstuhl Soziologie und Methodenlehre (Beethovenstr. 15, 04107 Leipzig)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0341-9735661, e-mail: [email protected])
[60-L] Zavos, Alexandra:
Frauenundkinder: die mediale Produktion von Hilfsbedürftigkeit zur Legitimierung von
'Staatsgewalt', in: Das Argument : Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften, Jg.
48/2006, H. 3 = H. 266, S. 391-401 (Standort: UB Bonn(5)-Z70/6; USB Köln(38)-XG01665;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag stellt Flüchtlinge und Fluchtpraktiken aus geschlechtsspezifischer und
feministischer Sicht dar. Es handelt sich um eine diskursanalytische Fallstudie zur lang andauernden Besetzung eines Platzes in Athen durch eine große Gruppe kurdischer Flüchtlinge
im Herbst und Winter 1998. Der Beitrag wendet sich gegen die dominierende maskulinistische Sicht von Politik und Flucht und die im Westen dominierenden Vorstellungen von der
Rückständigkeit nicht-westlicher Frauen. Handlungsformen wie die Besetzung eines öffentlichen Platzes, die die Sichtbarkeit und öffentliche Präsenz von als machtlos gesehenen Akteu-
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2 Migrationsmotive und -verhalten
ren erhöhen, werden als Umkehr dominanter nationalistischer Konstruktionen politischen
Handelns begriffen. (ICEÜbers)
[61-L] Zimmermann, Laura; Gataullina, Liliya; Constant, Amelie; Zimmermann, Klaus F.:
Human capital and ethnic self-identification of migrants, (DIW Diskussionspapiere, 616),
Berlin 2006, 9 S. (Graue Literatur; URL: http://www.diw.de/deutsch/produkte/publikationen/
diskussionspapiere/docs/papers/dp616.pdf; http://ftp.iza.org/dp2300.pdf)
INHALT: "The paper investigates the role of human capital for migrants' ethnic ties towards their
home and host countries. Pre-migration characteristics dominate ethnic self-identification.
Human capital acquired in the host country does not affect the attachment to the receiving
country." (author's abstract)
3 Internationale Migration und Länderstudien
[62-L] Andrijasevic, Rutvica; Bojadzijev, Manuela; Hess, Sabine; Karakayali, Serhat; Panagiotidis, Efthimia; Tsianos, Vassilis:
Turbulente Ränder: Konturen eines neuen Migrationsregimes im Südosten Europas, in:
Prokla : Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft, Jg. 35/2005, Nr. 3 = H. 140, S. 345-362
(Standort: USB Köln(38)-XG3381; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag wendet sich gegen das Diktum von einer "Festung Europa" und zeigt Konfliktfelder auf, die Resultat der aktuellen Wanderungsbewegungen sind. Anhand neuerer Untersuchungen zu Migrationsbewegungen in Südosteuropa werden Transit-Varianten, Schleusertum, die Transformation und Implementation von Asylgesetzen und die vielfältigen Funktionen von Lagern im Kontext einer sich wandelnden Staatlichkeit in der Region behandelt.
(ICEÜbers)
[63-L] Bauböck, Rainer; Perchinig, Bernhard (Hrsg.):
Migrations- und Integrationsforschung in Österreich: Ansätze, Schnittstellen, Kooperationen ; Ergebnisse des Workshops der Arbeitsgruppe EMIS vom 4. und 5. Juli 2003, (KMI
Working Paper Series, Nr. 1), Wien 2004, 41 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.oeaw.ac.at/kmi/Bilder/kmi_WP1.pdf)
INHALT: "Die wissenschaftliche Forschung über Migration und die Integration von MigrantInnen in Österreich ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Im Gegensatz zu anderen
europäischen Staaten bleibt die Forschungslandschaft bisher jedoch institutionell extrem zersplittert und stark von Auftragsforschung abhängig. Es werden neuere Ansätze und Forschungsfragen innerhalb einzelner wissenschaftlicher Disziplinen vorgestellt sowie Schnittstellen und Anschlussmöglichkeiten an benachbarte Disziplinen diskutiert. Dazu wurden die
ReferentInnen ersucht, folgende Punkte zu behandeln: Stärken und Schwächen der österreichischen Migrationsforschung aus der Sicht ihrer Disziplin; die wichtigsten theoretischen und
paradigmatischen Innovationen in den letzten 5-10 Jahren; die drei wichtigsten Forschungs-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
3 Internationale Migration und Länderstudien
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fragen der Migrationsforschung für die nächsten 5 Jahre aus der Sicht ihrer Disziplin; die drei
zentralen Überschneidungs- und Kooperationsfelder mit anderen Disziplinen." (Textauszug).
Inhaltsverzeichnis: Heinz Fassmann: Der österreichische Migrations- und Integrationsbericht
(7-13); Wolfgang Lutz: Migrationsforschung aus der Sicht der Demographie (14-16); August
Gächter: Migrationsforschung aus der Sicht der Ökonomie (17-19); Claire Wallace: Migration research from the point of view of sociology (20-21); Rudolf Feik: Migrationsforschung
aus der Sicht der Rechtswissenschaften, speziell: Fremden und Asylrecht (22-24); Birgit
Weyss: Migrationsforschung aus der Sicht der Rechtswissenschaften, speziell der Menschenrechte (25-26); Heinz Fassmann, Josef Kohlbacher: Migrationsforschung aus der Sicht der
Geographie (27-29); Rainer Bauböck: Migrationsforschung aus der Sicht der Politikwissenschaft (30-34); Michael John: Migrationsforschung aus der Sicht der Sozialgeschichte (3538); Bernhard Perchinig: Zusammenfassung und Schlussfolgerungen (39-41).
[64-L] Borkert, Maren; De Tona, Carla:
HERMES-"Geschichten": eine Analyse der Herausforderungen, denen sich junge europäische Forscher und Forscherinnen in der Migrations- und Ethnizitätsforschung gegenübersehen, in: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research : Theorien Methoden Anwendungen, Vol. 7/2006, No. 3, 11 S. (URL: http://www.qualitative-research.net/fqstexte/3-06/06-3-9-d.pdf)
INHALT: "Aus der Perspektive europäischer Wissenschaftler, die am Beginn ihrer akademischen
Laufbahn stehen, führt der vorliegende Artikel in die zeitgenössische Migrationsforschung
Europas ein. Im Einzelnen wird der Umgang mit Selbst-Reflexivität als einem zentralen Instrument diskutiert, um die qualitative Datenanalyse für die vielfältigen Dimensionen der
heutigen Migrations- und Ethnizitätsforschung in Europa zu sensibilisieren. Als Teil und
Ausdruck dieser Selbstreflexivität trägt der vorliegende Beitrag den vielschichtigen Verbindungen und Beziehungen Rechnung, welche die Interaktion von Forschenden und Forschungsteilnehmenden bestimmen. Es wird gezeigt, wie diese sich sogar noch komplizierter
und verwirrender gestalten, wenn außerhalb des Herkunftslandes eines Wissenschaftlers oder
einer Wissenschaftlerin und innerhalb eines nationalen Kontextes geforscht wird, dem Forschende nicht 'genuin' angehören. In den letzten Jahren hat die Europäische Kommission den
wissenschaftlichen Austausch insbesondere unter jungen akademischen Forschern und Forscherinnen in Europa gefördert. In diesem Zusammenhang wurde insbesondere die Notwendigkeit betont, effektive internationale wie interdisziplinäre Netzwerke zu etablieren; es wurde jedoch nur sehr wenig Aufmerksamkeit der Frage zuteil, wie sehr die Prozesse der Entwurzelung und Wiederverwurzelung (re-grouping), die junge Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in Europa in verstärktem Maß erfahren, deren praktische Forschungserfahrung
erleichtern oder erschweren. Angesichts der spezifischen Komplexität international (vergleichender) Migrationsforschung widmet sich der folgende Beitrag den genannten Fragestellungen auf der Grundlage der Reflektion eigener wissenschaftlicher Erfahrungen und versucht
ein Bewusstsein dafür zu schaffen und Wege dahingehend aufzuzeichnen, wie junge Akademiker und Akademikerinnen in Europa erfolgreich transnationale Forschung betreiben können." (Autorenreferat)
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[65-L] Futo, Peter; Jandl, Michael (Hrsg.):
2005 year book on illegal migration, human smuggling and trafficking in Central and Eastern Europe: a survey and analysis of border management and border apprehension data
from 22 states, Wien 2006, 238 S., ISBN: 3-900411-05-0 (Standort: ZBW Kiel(206)-A247518;
Graue Literatur)
INHALT: "Based on the contributions of the border services of 22 Central and Eastern European
states, the 2005 Yearbook again provides a unique compilation and overview of irregular migration trends in the region. Over the past nine years the annual Yearbook on Illegal Migration, Human Smuggling and Trafficking in Central and Eastern Europe has come to be regarded as an authoritative source of information on recent border trends and in particular on
the phenomena of illegal migration, human smuggling and trafficking. This year's edition
comprehensively covers the region and again features major improvements in the quality and
analysis of the compiled data. Extensive statistical tables provide detailed indicators of illegal
migration for all countries covered, while an expanded qualitative analysis gives the necessary background on the legal and institutional development of border management as well as
detailed assessments on the structure and modus operandi of human smugglers and their operations. An overview chapter provides a summary of the main trends in illegal migration and
human smuggling over the past few years in the region, including long-term trends in border
apprehensions, shifts in source, transit and destination countries, demographic characteristics
of irregular migrants, the relationship between legal and illegal border crossings, new developments in the methods of border crossings and document abuse and on removals of irregular
migrants." (author's abstract)
[66-L] Galtung, Johann:
Globale Migration, in: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): Zuwanderung im Zeichen der Globalisierung : Migrations-, Integrations- und Minderheitenpolitik, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 9-21, ISBN: 3-531-14957-1
INHALT: Der Beitrag beschreibt die Entwicklung bzw. Grundstruktur des Phänomens der globalen Migration, verstanden als Völkerwanderung. Die Entscheidung zur Migration ist das Ergebnis von 'Push'- und 'Pull'-Kräften, 'push away' vom Ort des Weggangs, 'pull' zum Ankunftsort, der überall sein kann. Der Push-Faktor verweist auf einen niedrigeren Lebensstandard, auf das Leiden derjenigen, die eine Migration in Erwähnung ziehen; der Pull-Faktor auf
einen Überschuss an Wissen, auf Ideenreichtum und Netzwerke. Push- und Pull-Faktoren
treffen selten zusammen, was z.T. erklärt, dass die weltweite Migration nicht noch größere
Ausmaße annimmt. In einem ersten Schritt wird auf die (wenig vorhandenen) Grundbedürfnis-, Angleichungs- und Gleichheitsprojekte zur Eindämmung der globalen Migration hingewiesen. Ferner wird aus historischer Perspektive der Verlauf der Migrationsbewegungen von
überbevölkerten in unterbevölkerte Regionen skizziert. Der zweite Schritt widmet sich den
weiteren Migrationsursachen, wobei hier zwischen wirtschaftlicher, politischer und kultureller Schwächung der Bevölkerung differenziert wird. Diese Migrationsfaktoren werden auf die
vier Weltregionen (Nordosten, Nordwesten, Südwesten, Südosten) projeziert, so dass hier eine Übersicht zu den Wanderungsbewegungen und ihren Tendenzen entsteht. (ICG2)
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[67-L] Gdaniec, Claudia:
Immigrantinnen in Smalltown, USA, in: Das Argument : Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften, Jg. 48/2006, H. 3 = H. 266, S. 381-390 (Standort: UB Bonn(5)-Z70/6; USB
Köln(38)-XG01665; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Eine Reform der Einwanderungspolitik ist in den USA heiß umstritten. Es leben ungefähr 12 Millionen Einwanderer ohne Papiere im Land und jedes Jahr kommt es zu einer Million illegaler Einwanderungen. Die Illegalen riskieren ihr Leben, um ihre Familien zuhause
zu unterstützen und um in ihrer neuen Heimat zu Sicherheit, Bildung, Einkommen und Menschenrechten zu kommen. Anders als sonstwo auf der Welt dominieren hier die Frauen bereits seit mehreren Jahrzehnten. Einige lateinamerikanische Staaten weisen einen besonders
hohen Frauenanteil unter den Emigranten auf. Frauen finden in den USA leicht Arbeit im
Dienstleistungssektor, vor allem in Privathaushalten, wo eine hohe Nachfrage nach billiger
Arbeitskraft zur Versorgung von Kindern, Alten und Behinderten besteht. Dieser Beitrag
konzentriert sich auf Einwanderer aus Kolumbien, bei denen nicht die Unterstützung ihrer
Familien, sondern das Entkommen aus einer politisch gefährlichen oder restriktiven Umwelt
im Vordergrund steht - oder einfach die Realisierung ihres Lebenstraumes. (ICEÜbers)
[68-L] Genov, Nikolai:
Multiple Peripherien: soziale Lagen und Migration in Bulgarien, in: Anton Sterbling (Hrsg.):
Migrationsprozesse : Probleme von Abwanderungsregionen ; Identitätsfragen, Hamburg: R. Krämer, 2006, S. 33-50, ISBN: 3-89622-078-0
INHALT: Die Anpassung osteuropäischer Gesellschaften an die globalen Trends führt auch zu
einer bedeutsamen internen Differenzierung in diesen Gesellschaften selbst. Es wird die Frage aufgeworfen, wie unterschiedlich die soziale Lage einzelner Gruppen in der bulgarischen
Gesellschaft ist und wie sich diese Unterschiede auf die Migrationsbereitschaft und das
Migrationsverhalten auswirken. Die Daten einer Umfrage aus dem Jahr 2005 zeigen, dass es
ein verfestigtes tiefes Gefälle zwischen der Hauptstadt und der Provinz gibt. Auch innerhalb
der Peripherie gibt es Differenzierungen zwischen den Siedlungstypen Großstadt, Kleinstadt
und Dorf. Diese Differenzen finden ihren Niederschlag in der sozialen Lage der Einwohner
und können sozial differenzierte Migrationsströme hervorrufen. Dabei wird die interne Migration zwischen den Siedlungstypen von der Emigration ins Ausland unterschieden. Der
Wunsch nach Emigration ins Ausland ist vor allem in der Hauptstadt ausgeprägt. Die Emigration aus Bulgarien bedeutet für das Land den Verlust der bestausgebildeten und unternehmerisch eingestellten Gruppen vor allem aus der Hauptstadt Sofia. (GB)
[69-L] Horst, Cindy:
Connected lives: Somalis in Minneapolis, family responsibilities and the migration dreams of
relatives, (New Issues in Refugee Research : Working Paper, No. 124), Genève 2006, 22 S.
(Graue Literatur; URL: http://www.unhcr.org/cgi-bin/texis/vtx/research/opendoc.pdf?tbl=RESEARCH&id=44b7b6912)
INHALT: "Somalis have migrated and dispersed globally for centuries, but especially since the
civil war, they can be found in almost every country. A lot of research has been done on Somalis across the world, focusing on stayees, Internally Displaced People (IDPs), returnees,
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3 Internationale Migration und Länderstudien
urban refugees, refugees in regional camps and resettled refugees. Yet there are many connections between the lives and livelihoods of these people in different positions. As such, a more
integrated approach that studies their connectedness from the point of view of Somalis in different places is vital; both for an increased understanding of their situation as well as in order
to improve the policies that affect their lives. Research has shown how transnational networks
and flows of remittances, goods and information are essential for the livelihoods of Somalis
in the Dadaab refugee camps of Kenya (Horst 2003). Since an important part of these exchanges take place between the camps and resettlement countries, the question rises how resettled Somalis view these exchanges. In order to understand this, I developed a post-doc research proposal on the position of Somalis in the USA, and more specifically Minneapolis,
and the Netherlands, for which research is ongoing. The focus is on three types of connections. In the first place, what kind of material assistance is provided, what are the capacities
and constraints that Somalis in the West face in this respect, and does their current position
change their willingness to remit (see also Al-Ali et al. 2001)? Secondly, what information
exchanges take place, and how does this affect images of lives in the West and the migration
dreams that are termed 'buufis' in Kenya? Also, does the exchange of such information lead to
shared decision making on livelihood strategies in general and migration options in particular
by family members, across borders? And thirdly, what migration processes are taking place,
related to historical patterns as well as current opportunities? This paper will first outline the
importance of transnational networks for the survival of Somali refugees in Kenyan refugee
camps, discussing both remittance sending and migration dreams. Then, some first impressions will be presented of life in Minneapolis, where the largest Somali community in the
USA currently can be found, based on preliminary fieldwork." (excerpt)
[70-L] Inhetveen, Katharina:
"Because we are refugees": utilizing a legal label, in: Zeitschrift für Rechtssoziologie, Bd.
27/2006, H. 1, S. 109-131 (Standort: USB Köln(38)-XG06262; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "The contribution challenges and differentiates the debate on neo-institutionalism with
an empirical analysis from the core of the international refugee regime. The central point of
reference for this comprehensive institutional regime is the legal label 'refugee.' To understand processes of proliferation, cultural adoptions, and bypasses of such institutional concepts and rules, it is crucial to study their varying interpretations and uses on the micro-level.
This is done here in the case of refugee camps, which represent an organizationally and culturally heterogeneous setting, while its elements are all part of the international refugee regime. Emic modes of interpreting and utilizing this label on camp level are analyzed. Empirically, the contribution is mainly based on research material from a six months field study in
two Zambian refugee camps, conducted in 2003. The use of the refugee label as a legal concept equipped with specific rights is only one possibility of employing the concept. It is interpreted in the frame of 'legalism,' reasoning that being a refugee, and thus vulnerable, implies
certain rights, the fulfillment of which is then claimed. Secondly, camp inhabitants also utilize the refugee label in the interpretative frame of 'compassionism.' Applying to the cultural
connection between refugees and suffering, they expect to evoke compassion and to receive a
pittance. Beside these two utilizations of the 'refugee' label, there are also perspectives that do
not relate to this institutional concept. In a third interpretation, the situation of encampment in
a country of refuge is seen as being a guest, which allows for a temporary acceptance of limi-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
3 Internationale Migration und Länderstudien
71
tations. Fourthly, some camp inhabitants see the camp not as temporary and extraordinary
refuge, but as permanent home, whereby the 'refugee' concept becomes largely irrelevant in
daily life. Interpreting the results in the realm of the sociological neo-institutionalism, the international refugee regime can be seen as a 'world polity' domain. The respective theoretical
approach helps to explain where institutionalized figures like the 'refugee' come from. However, there are great variations in the ways in which these institutional concepts and rules are
employed on the micro-level. Here, 'world polity' research leaves an explanatory desideratum.
The plurality of interpretations and utilizations of the refugee' label indicates an active and refractory functioning of the micro-level, rather than an isomorphic enactment of the legal elements of 'world culture'." (author's abstract)
[71-L] Knudsen, John Chr.:
Capricious worlds: Vietnamese life journeys, (Comparative anthropological studies in society,
cosmology and politics, Vol. 2), Münster: Lit Verl. 2005, IX, 209 S., ISBN: 3-8258-8108-3 (Standort: Bayer. SB München(12)-2006.32464)
INHALT: "'Capricious Worlds' covers a period of 20 years of exile. Through the life journeys of
Vietnamese refugees, the book presents a world rich in experience and wisdom, where the
will to survive is complemented by the skills to do so. Individuals must learn to conquer systems that transform human beings into numbers, and men, women and children into depersonalized figures. The transformations render an unsettling peace that refugees struggle
against, inspired by a search for recognition, a search not only for what is lost, but also for
what might yet be. The book is about refugees en route to, and in, Norway. It also speaks to
the challenges of being exiled in general: a reality for 40 million refugees and internally displaced persons worldwide." (author's abstract)
[72-L] Nuscheler, Franz:
Globalisierung und ihre Folgen: Gerät die Welt in Bewegung?, in: Christoph Butterwegge,
Gudrun Hentges (Hrsg.): Zuwanderung im Zeichen der Globalisierung : Migrations-, Integrationsund Minderheitenpolitik, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 23-35, ISBN: 3-53114957-1
INHALT: Der Beitrag betrachtet das Phänomen der Migration im Zuge des derzeitig zu beobachtenden Globalisierungsprozesses. So wird im ersten Schritt zunächst das Verhältnis von Globalisierung und Migration in seinen Grundstrukturen beschrieben. Dazu gehören (1) die Frage
nach der Entstehung transnationaler Sozialräume, (2) die Wirkungszusammenhänge von Globalisierung und Migration, (3) die Gewinne und Verluste aufgrund der Migration (Humankapital, Ökonomie) sowie (4) die strukturellen Schubfaktoren der weltweiten Migration. Der
zweite Schritt umfasst Prognosen für das 21. Jahrhundert, wobei sich vier Haupttendenzen
herauskristallisieren: (1) eine weitere Globalisierung der Migration, (2) eine weitere Zunahme
der Migration, (3) eine weitere Differenzierung der Migration in Gestalt neuer Migrationsformen sowie (4) eine zunehmende Feminisierung der Migration. Auf dieser Grundlage folgt
im dritten Schritt eine Darstellung der Bedrohungsszenarien und möglicher Strategien zur
Krisenprävention. Hier konzentrieren sich die Ausführungen auf die Entwicklungspolitik und
die Ausgestaltung eines internationalen Migrationsregimes, dem der Autor jedoch nur geringe
72
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
3 Internationale Migration und Länderstudien
Chancen einräumt. Demnach bedarf es einer globalen Verantwortungsethik, die zwar verbal
thematisiert, in die Praxis aber bislang nicht umgesetzt wird. (ICG2)
[73-L] Schlögel, Karl:
Planet der Nomaden, Berlin: wjs-Verl. 2006, 150 S., ISBN: 3-937989-16-1
INHALT: Ein Gespenst geht um, nicht nur in Europa, und es hat viele Namen: Wanderarbeiter,
Fremder, Ausländer, Gastarbeiter, ausländischer Mitbürger, Flüchtling, Asylbewerber, Asylant, Displaced Person, Staatenloser, Apatride, Exilant, Migrant, Emigrant oder Immigrant.
Dies sind letztlich Namen für eine uralte, archaische Gestalt - die Gestalt des Nomaden. Der
Nomade symbolisiert ein den Menschen vertrautes Phänomen, denn die freiwillige oder erzwungene Ortsveränderung ist ein Massenphänomen und weltweit befinden sich Millionen
von Menschen auf Wanderung. In Europa ist sie eine große nachholende Bewegung, die aufgestaut war von jener Grenze, die Europa ein halbes Jahrhundert lang teilte. Polnische Handwerker und Studenten, die ins Vereinigte Königreich und nach Irland ziehen, litauische und
estnische Ärzte, die sich in Deutschland oder Frankreich niederlassen, sind nichts anderes als
nachholende Bewegungen in einem offenen Raum und einer "Europäisierung von unten".
Hinsichtlich der damit verbundenen Ängste wird sich zeigen, dass die bürgerliche Gesellschaft über stärkere Ressourcen und Kräfte zur Integration verfügt, als es in einer Situation
der Resignation und der Hilflosigkeit erscheinen mag. In der Geschichte waren es vor allem
die großen Städte, die aus den Fremden Einheimische und aus den Einheimischen Staatsbürger und Patrioten gemacht haben. Im Dschungel der Städte kam es nicht nur zur periodischen
"Wiederkehr der Barbaren", sondern die Städte waren auch Schulen ihrer Disziplinierung und
Zivilisierung. Es gibt keinen Grund, heute daran zu zweifeln, dass sie diese Rolle auch in Zukunft spielen werden. (ICI2)
[74-L] Sterbling, Anton:
Migration und Nationalisierung sozialer Ungleichheit unter besonderer Berücksichtigung
südosteuropäischer Fallbeispiele, in: Sozialwissenschaftliches Journal, Jg. 1/2006, H. 1, S. 38-60
INHALT: Die Modernisierungsprozesse in Osteuropa sowie die Osterweiterung der EU führen zu
erheblichen sozialstrukturellen Verwerfungen, die ihren Ausdruck auch in massiven, sozial
selektiven Migrationsvorgängen finden. Der Verfasser illustriert dies am Beispiel Albaniens,
Bulgariens und Rumäniens. Dabei richtet sich das Augenmerk auf sozialstrukturelle Folgen
im europäischen Sozialraum auf den Ebenen der Verteilungsgegebenheiten, der sozialen Beziehungen und des sozialen Bewusstseins. (ICE)
[75-L] Sterbling, Anton:
Migration aus Südosteuropa: ein Überblick, in: Anton Sterbling (Hrsg.): Migrationsprozesse :
Probleme von Abwanderungsregionen ; Identitätsfragen, Hamburg: R. Krämer, 2006, S. 113-130,
ISBN: 3-89622-078-0
INHALT: Vor dem Hintergrund der historischen Ursachen, Verlaufsformen und Folgewirkungen
der Migrationsvorgänge in Südosteuropa werden paradigmatische Leitgesichtspunkte der
Migrationsforschung in diesem Bereich umrissen. Es lässt sich feststellen, dass Migrati-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
3 Internationale Migration und Länderstudien
73
onsprozesse vielfach als Begleiterscheinungen imperialer Herrschaftsexpansionen auftreten.
Daneben wirken Kriege und Bürgerkriege als Katalysatoren von unfreiwilligen Massenwanderungen, Fluchtbewegungen, Vertreibungen, Deportationen, vor allem im Europa des 20.
Jahrhunderts. Des Weiteren zeigt sich, dass die Wanderungsbewegungen verschiedener Bevölkerungsgruppen häufig langfristig angelegt und in einer komplizierten Weise miteinander
verknüpft und aufeinander bezogen sind. Zwischen räumlichen Wanderungsbewegungen und
sozialer Mobilität bestehen Zusammenhänge, die oft übersehen werden. (GB)
4 Sozioökonomische Aspekte der Migration
4.1
Sozioökonomische Aspekte der Migration: Folgen für
Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt (-politik) und Soziale Sicherung
[76-L] Akkoyunlu, Sule; Kholodilin, Konstantin A.:
What affects the remittances of Turkish workers: Turkish or German output?, (DIW Diskussionspapiere, 622), Berlin 2006, 25 S. (Graue Literatur; URL:
http://www.diw.de/deutsch/produkte/publikationen/diskussionspapiere/docs/papers/dp622.pdf)
INHALT: "In this paper we examine the interactions between the remittances of the Turkish workers in Germany and the output both in Turkey and in Germany. In our analysis we use the
new data set provided by the German monetary authorities, which was never before employed
in the literature and which we consider as a more reliable source than the data sets used in the
other studies. We show that the remittances positively respond to the changes in the German
output and do not react at all to the changes in Turkish output. This finding is consistent with
the 'remittance maximization' and 'inheritance' motives of the migrants' behavior." (author's
abstract)
[77-L] Akkoyunlu, Sule; Siliverstovs, Boriss:
Modelling Turkish migration to Germany, (DIW Diskussionspapiere, 595), Berlin 2006, 16 S.
(Graue Literatur; URL:
http://www.diw.de/deutsch/produkte/publikationen/diskussionspapiere/docs/papers/dp595.pdf)
INHALT: "This study develops a time series model of Turkish migration to Germany for the
period 1963-2004 using the cointegration technique. A single cointegrating relation between
the migration flow variable and the relative income ratio between Germany and Turkey, the
unemployment rates in Germany and Turkey, and the trade variable, that captures intensity of
bilateral economic cooperation, is found. By including the trade variable in the empirical migration function we investigate whether trade and migration are complements or substitutes: a
question on which the theoretical literature does not provide a definite answer. Our results
support the former view." (author's abstract)
74
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
[78-L] Aydemir, Abdurrahman; Sweetman, Arthur:
First and second generation immigrant educational attainment and labor market outcomes:
a comparison of the United States and Canada, (Discussion Paper / Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 2298), Bonn 2006, 50 S. (Graue Literatur;
URL: http://ftp.iza.org/dp2298.pdf)
INHALT: "The educational and labor market outcomes of the first, first-and-a-half, second and
third generations of immigrants to the United States and Canada are compared. These countries' immigration flows have large differences in source countries, scale and timing, and Canada has a much larger policy emphasis on skilled workers. Following from these, the educational attainment of US immigrants is currently lower than that in Canada and the intergenerational transmission of education is expected to cause the gap to grow. This in turn influences earnings. Controlling only for age, the current US second generation has earnings comparable to those of the third, while earnings are higher for the second generation in Canada.
Interestingly, the positive wage gap in favour of first-and-a-half and second generation immigrants in Canada is exceeded by the gap in educational attainment, but a lower immigrant rate
of return attenuates education's impact. Moreover, observable characteristics explain little of
the difference in earnings outcomes across generations in the US but their introduction into an
earnings equation causes the Canadian second generation premium to switch signs and become negative relative to the third." (author's abstract)
[79-F] Birkner, Elisabeth, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Kalter, Frank, Prof.Dr.; Cohen, Yinon,
Prof.Dr.; Haberfeld, Yitchak, Prof.Dr. (Leitung):
Labor market integration: Aussiedler and Jewish immigrants from the former Soviet Union
in Germany and Israel
INHALT: Die Arbeitsmarktintegration von Zuwanderern hängt von einer Reihe von Faktoren ab,
einschließlich der Selektivität von Zuwanderern und den institutionellen Gegebenheiten der
aufnehmenden Gesellschaft. Die geplante Untersuchung zielt darauf ab, das Verständnis für
die Rolle solcher Faktoren durch den Vergleich von Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion in Israel und Deutschland voranzubringen. Anhand der Analyse von Sekundärdaten
in Israel und Deutschland sowie der noch zu erhebenden Daten in beiden Ländern sollen jüdische Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, die seit 1989 nach Israel kommen mit
zwei Zuwanderergruppen, den Aussiedlern und Juden, die aus dem selben Herkunftsland im
selben Zeitraum nach Deutschland zugewandert sind, verglichen werden. Der spezielle Umstand, der Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland und Israel in den
letzten 15 Jahren, ermöglicht die einzigartige Gelegenheit den Prozess der Zuwandererselektivität und ökonomischen Integration rigoroser zu untersuchen, als dies in den bisherigen Untersuchungen getan wurde. 1. Der Vergleich jüdischer Zuwanderer in Israel mit Aussiedlern
in Deutschland ermöglicht zum einen die Untersuchung der Arbeitsmarktintegration von Zuwanderern in verschiedenen Ländern bei Konstanthaltung von Zuwandererherkunft und des
Status des 'bevorzugten Einwanderers' (Sowohl jüdische Zuwanderer in Israel als auch Aussiedler in Deutschland erhalten bei Ankunft die Staatsbürgerschaft und damit verbundene
weitere Rechte). 2. Der Vergleich jüdischer Zuwanderer in beiden Ländern stellt quasi ein natürliches Experiment dar, bei dem Immigranten praktisch die Wahl zwischen zwei Zielländern - Deutschland und Israel - gegeben wird. 3. Der Vergleich von Eigenschaften der nach
Israel und Deutschland Gewanderten wird offen legen, welchen empirischen Status die vor-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
75
herrschenden Selektivitätstheorien haben und wie solche Selektivitätsmuster, zusammen mit
den strukturellen und institutionellen Gegebenheiten in der aufnehmenden Gesellschaft den
Arbeitsmarktintegrationsverlauf beeinflussen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik
Deutschland, Israel
METHODE: Ökonomische Theorie der Migration/ Integration; Sekundäranalysen; Primärerhebung; quantitativ. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte
Befragung, telefonisch (Stichprobe: 1.000; 500 Aussiedler, 500 jüdische Zuwanderer). Sekundäranalyse von Individualdaten (Herkunft der Daten: GSOEP, Israel: Mikrozensus 2005,
Labor Force Survey). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: gefördert BEGINN: 2006-01 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
German-Israeli Foundation for Scientific Research and Development -GIFINSTITUTION: Universität Leipzig, Fak. für Sozialwissenschaften und Philosophie, Institut für
Soziologie Lehrstuhl Soziologie und Methodenlehre (Beethovenstr. 15, 04107 Leipzig)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0341-97-35646)
[80-L] Blanes, Jose V.; Martin-Montaner, Joan A.:
Migration flows and intra-industry trade adjustments, in: Review of World Economics, Vol.
142/2006, No. 3, S. 567-584 (Standort: USB Köln(38)-FHM-Haa34; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Untersucht wird der Zusammenhang zwischen Außenhandel und Migration. Ausgehend von spanischen Erkenntnissen wird ein Grenzindex des intraindustriellen Handels mit
dem Bestand an ausländischen Arbeitnehmern verknüpft - klassifiziert nach Herkunftsland
und beruflicher Situation auf dem spanischen Arbeitsmarkt. Dabei richtet sich das Hauptaugenmerk auf die Möglichkeit, dass existierende Netzwerke ausländischer Arbeitnehmer und
deren Beziehungen zum Herkunftsland die Handelsbeziehungen zum Beschäftigungsland
fördern. Die Ergebnisse belegen einen signifikanten Einfluss der Anzahl von Migranten mit
Arbeitserlaubnis auf die intraindustrielle Handelsanpassung. Die Art dieses Einflusses hängt
von der Beschäftigungsform (angestellt oder selbstständig), der Dauer der Arbeitserlaubnis
und der Berufsgruppe ab. (IAB)
[81-L] Böhmer, Michael:
EU-Osterweiterung und eingeschränkte Arbeitskräftefreizügigkeit: Auswirkungen auf
Deutschland, (Euro-Wirtschaft : Studien zur ökonomischen Entwicklung Europas, Bd. 26), Hamburg: Kovac 2005, XVI, 252 S., ISBN: 3-8300-2151-8 (Standort: UB Bonn(5)-2006/1187)
INHALT: Gegenstand der Untersuchung ist das mit der Osterweiterung der EU 2004 vereinbarte
siebenjährige Migrationsmoratorium. Der Verfasser stellt zunächst den rechtlichen Rahmen
des Beitrittsvertrages und Untersuchungen zu Migrationspotenzial und Wanderungslücke dar,
wobei er auch nach dem Einfluss der Übergangsfrist bei der Arbeitskräftefreizügigkeit auf
das Migrationsvolumen fragt. Vor diesem Hintergrund werden Veränderungen der Migrationsintensität durch die Übergangsfrist in ihren Auswirkungen auf Arbeitsmarkt, Wachstum,
Humankapitalbildung und öffentliche Haushalte untersucht. Zudem wird gefragt, ob das Auslaufen der Übergangsfrist 2011 auf bessere gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen in
Deutschland treffen wird. Wie die Untersuchung zeigt, ist unter den betrachteten von der Übergangsfrist betroffenen ökonomischen Größen kein Bereich erkennbar, der die einge-
76
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
schränkte Arbeitskräftefreizügigkeit in der vereinbarten Form rechtfertigen könnte. Der Verfasser fragt abschließend nach möglichen politischen Alternativen und Optionen. (ICE)
[82-L] Boswell, Christina; Straubhaar, Thomas:
Braucht Deutschland die Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland?, (Focus Migration : Kurzdossier, Nr. 2), Hamburg 2005, 6 S. (Graue Literatur; URL: http://www.focusmigration.de/typo3_upload/groups/3/focus_Migration_Publikationen/Kurzdossiers/KD02_Arbeits
migration.pdf; http://www.focus-migration.de/typo3_upload/groups/3/focus_Migration_Publikationen/Kurzdossiers/PB02_-_Labourmigration.pdf)
INHALT: "Dieses Kurzdossier geht der Frage nach, ob Deutschland trotz der hohen Arbeitslosigkeit die Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland benötigt. Hintergrund der Frage
ist, dass Experten und Arbeitgeber sich besorgt über gegenwärtige und zukünftige Engpässe
auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere in Bezug auf qualifizierte Arbeitskräfte, zeigen. Im
Kurzdossier wird daher untersucht, was Engpässe auf dem Arbeitsmarkt verursacht und wie
akut der Mangel an Arbeitskräften auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist. In seinen Schlussfolgerungen spricht es darüber hinaus Lösungen zur Behebung von Engpässen an, welche ebenfalls die Möglichkeit der Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland miteinschließen." (Autorenreferat)
[83-L] Bruder, Jana; Frosch, Katharina:
Foreign nationality and age - a double drawback for reemployment in Germany?, (ThünenSeries of Applied Economic Theory : Working Paper, No. 63), Rostock 2006, 16 S. (Graue Literatur; URL: http://www.wiwi.uni-rostock.de/~geld/RePEc/pdf/wp63thuenen.pdf)
INHALT: "We analyze reemployment prospects for Germans and non-Germans over the life
course. Older foreigners may experience a double drawback due to health issues, discrimination or differences in occupational structure. This effect might be alleviated by accumulation
of country-specific skills over time and selectivity effects. We apply a piecewise-constant hazard rate model on more than 270.000 unemployment episodes drawn from the social insurance register for male employees aged 25 to 65 years between 1975 to 2001. Foreign nationality lowers reemployment prospects by 7 percentage points. On average, the effect of aging
on reemployment is stronger for non-Germans. The effect of nationality differs strongly between nationalities and ranges from minus 17 percentage points for Greeks up to plus 5 percentage points for people from Ex-Yugoslavia. Aging is particularly a problem for foreigners
from Greece and Turkey: Until age 60, their prospects for reemployment are, on average, about 27 percent below that of natives." (author's abstract)
[84-L] Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Urheber); Deutscher Bundestag Fraktion der
GRÜNEN (Urheber):
Maßnahmen zur Förderung der Integration von Migrantinnen und Migranten in den Arbeitsmarkt: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten und
der Fraktion Die Linke (Drucksache 16/939), in: Verhandlungen des Deutschen Bundestages /
Drucksachen, 2006, Dr. 16/1086, 20 S. (Standort: USB Köln(38)-LS R932; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://dip.bundestag.de/btd/16/010/1601086.pdf)
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4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
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INHALT: Die Fragesteller der Fraktion Die Linke betonen in ihrer kleinen Anfrage die Wichtigkeit der Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt. Die Eingliederung von Migrantinnen
und Migranten in den Arbeitsmarkt wird im wissenschaftlichen Diskurs als Basis und Maßstab für eine erfolgreiche Integration angesehen. Auch in der Politik wird immer wieder auf
diesen Zusammenhang hingewiesen. So wies die damalige Beauftragte der Bundesregierung
für Migration, Flüchtlinge und Integration in einem gemeinsamen Positionspapier mit den in
der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege zusammengeschlossenen Spitzenverbänden (Arbeiterwohlfahrt, Deutscher Caritasverband, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonisches Werk der EKD und Zentrale Wohlfahrtsstelle der Juden) im Oktober 2003 auf die zentrale Rolle von Erwerbstätigkeit für eine
erfolgreiche ökonomische und gesellschaftliche Integration von Migrantinnen und Migranten
hin. Vor diesem Hintergrund legt die Bundesregierung in neun Punkten dar, welche Mittel für
die Arbeitsmarktintegration in der 15. Legislaturperiode zur Verfügung standen, welche in
der laufenden Legislaturperiode bereitgestellt werden und welche Projekte damit gefördert
werden sollen. Eingegangen wird auch auf die Mittel und Projekte des Europäischen Sozialfonds (ESF) und die Maßnahmen zur Integration von Langzeitarbeitslosen mit Migrationshintergrund. (IAB)
[85-L] Chen, Hung-Ju:
International migration and economic growth: a source country perspective, in: Journal of
population economics : journal of the European Society for Population Economics (ESPE), Vol.
19/2006, No. 4, S. 725-748
INHALT: Die Studie analysiert die Auswirkungen der internationalen Migration auf das Wirtschaftswachstum eines Herkunftslandes nach dem Zufallsprinzip. Das Modell berücksichtigt
endogene Fortpflanzungsentscheidungen und unterscheidet zwischen öffentlichen und privaten Schulsystemen. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass Wirtschaftswachstum
entscheidend von der internationalen Migration abhängt, weil die Möglichkeit zur Migration
sowohl Rückwirkungen auf Fortpflanzungsentscheidungen als auch auf die Höhe für schulische Aufwendungen hat. Eine Lockerung der Restriktionen für die Auswanderung hochqualifizierter Arbeitnehmer wird langfristig das Wirtschaftswachstum der Herkunftsländer beschädigen, obwohl kurzfristig auch der Effekt des 'Brain Gain' eintreten kann. Darüber hinaus erweist sich die Wachstumsrate eines Herkunftslandes mit einem privaten Schulsystem als anfälliger für die Möglichkeit der Migration als die eines Landes mit einem öffentlichen Schulsystem. (IAB)
[86-F] Chiswick, Barry R., Prof.Dr.; DeVoretz, Don J., Prof.Dr. (Bearbeitung); Constant, Amelie,
Dr.; Zimmermann, Klaus F., Prof.Dr. (Leitung):
The economics and persistence of migrant ethnicity
INHALT: In December 2004, the Volkswagen Foundation (VolkswagenStiftung) granted five
million Euros to eight research groups to study 'Migration and Integration' for the next three
years. By means of integration policy research projects the initiative of the Volkswagen
Foundation focuses on a productive accompaniment of the forthcoming internationalization
processes of societies. IZA, as one of the funded study groups, started its project on the 'The
Economics and Persistence of Migrant Ethnicity' in April, 2005. It thereby aims to define mi-
78
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
grant ethnicity, measure ethnic capital, and identify the parameters for immigrants' success or
failure in the field of economy and society. The need for additional knowledge about the costs
and benefits of ethnicity and migration has further increased as a result of the effects of globalization, the upcoming demographic burden, and the sluggish economic development in
many parts of the world. A major topic of the IZA project therefore is to identify the forces
which determine immigrant ascension to major indicators of success like citizenship, interethnic marriages and self-employment, as well as to define and measure immigrants' ethnic
capital.
ART: gefördert BEGINN: 2005-04 ENDE: 2008-03 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Volkswagen Stiftung
INSTITUTION: IZA Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH (Schaumburg-Lippe-Str.
9, 53113 Bonn)
KONTAKT: Constant, Amelie (Dr. e-mail: [email protected]); Zimmermann, Klaus F. (Prof.Dr.
e-mail: [email protected])
[87-L] Chiswick, Barry R.; Tram Le, Anh; Miller, Paul W.:
How immigrants fare across the earnings distribution: international analyses, (Discussion
Paper / Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 2405), Bonn 2006, 40 S. (Graue
Literatur; URL: http://ftp.iza.org/dp2405.pdf)
INHALT: "This paper applies the quantile regression methodology to the study of the determinants of the distribution of earnings among the native born and immigrants in the United States and Australia. The analysis for immigrants is performed separately for those from English-speaking and non-English speaking origins. Using Census data, the quantile regressions
permit the measurement of the partial effect of explanatory variables (such as schooling and
experience) and the native born-immigrant earnings differential at the different deciles of the
earnings distribution. Among other findings, the effects on earnings of schooling and labor
market experience are shown to increase at higher deciles. The native-immigrant earnings gap
varies by decile, and in particular increases in the U.S. at higher deciles. Minimum wages in
the U.S. appear to compress earnings at low deciles, while the Australian minimum (administered) wage system appears to compress earnings across the distribution of earnings." (author's abstract)
[88-L] Clark, Ken; Lindley, Joanne:
Immigrant labour market assimilation and arrival effects: evidence from the UK labour
force survey, (Discussion Paper / Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 2228),
Bonn 2006, 36 S. (Graue Literatur; URL: http://ftp.iza.org/dp2228.pdf)
INHALT: "We estimate models of earnings and employment outcomes for a sample of white and
non-white male immigrants drawn from the Labour Force Survey between 1993 and 2002.
Immigrants who arrived to enter the labour market are distinguished from those who arrived
to complete their education. Diverse patterns of labour market assimilation are found depending on ethnicity and immigrant type. Whites tend to do better than non-whites and labour
market entrants do worse than education entrants. There is some evidence of unemployment
rates at time of entry to the labour market being associated with permanently lower earnings
for non-white immigrants." (author's abstract)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
79
[89-L] Clark, Melissa A.; Jaeger, David A.:
Natives the foreign-born and high school equivalents: new evidence on the returns to the
GED, in: Journal of population economics : journal of the European Society for Population Economics (ESPE), Vol. 19/2006, No. 4, S. 769-793
INHALT: Die unterschiedlichen Bildungserträge des General Education Development (GED)Tests für US-amerikanische Inländer und Einwanderer stehen im Mittelpunkt der Untersuchung. Es zeigt sich, dass Einwanderer mit einem GED-Zertifikat, die ihre formale Schulbildung im Ausland absolviert haben, deutlich mehr verdienen als Einwanderer mit einer abgebrochenen oder abgeschlossenen High School-Ausbildung im Ausland. Im Unterschied hierzu verdienen US-amerikanische Inländer mit einem GED-Zertifikat weniger als Inländer mit
einem High School-Abschluss, jedoch mehr als Inländer, die die High School nicht vollständig absolviert haben. Für die Inländer nehmen die Erträge im Laufe des Lebens zu, was nicht
auf Kohorteneffekte zurückgeführt werden kann. Die Ergebnisse zeigen, dass GEDZertifikate auf dem Arbeitsmarkt ein stärkeres Gewicht haben, als das bisherige Forschungsergebnisse nahelegen. (IAB)
[90-L] Constant, Amelie; Gataullina, Liliya; Zimmermann, Klaus F.:
Gender, ethnic identity and work, (DIW Diskussionspapiere, 643), Berlin 2006, 27 S. (Graue
Literatur; URL: http://www.diw.de/deutsch/produkte/publikationen/diskussionspapiere/docs/papers/dp643.pdf; http://ftp.iza.org/dp2420.pdf)
INHALT: "The European Union's strategy to raise employment is confronted with very low work
participation among many minority ethnic groups, in particular among immigrants. This study
examines the potential of immigrants' identification with the home and host country ethnicity
to explain that deficit. It introduces a two-dimensional understanding of ethnic identity, as a
combination of commitments to the home and host cultures and societies, and links it to the
labour market participation of immigrants. Using unique German survey data, the paper identifies marked gender differences in the effects of ethnic identification on the probability to
work controlling for a number of other determinants. While ethnically assimilated immigrant
men outperform those who are ethnically separated and marginalized, they are not different
from those with openness to both cultures. Assimilated immigrant women do better than those separated and marginalized, but those who develop an attachment to both cultures clearly
fare the best." (author's abstract)
[91-L] Deimann, Andreas; Ottersbach, Markus:
Risiken und Chancen in Biographieverläufen hochqualifizierter Migrant(inn)en, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32.
Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am
Main: Campus Verl., 2006, S. 4549-4561, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Die Partizipation von Migrant(inn)en in hochqualifizierten Berufen ist nach wie vor
sehr gering. Zum Beispiel haben in den neuen, anspruchsvollen IT-Berufen nur ca. 3% der
Auszubildenden keine deutsche Staatsangehörigkeit. Die geringe Partizipation von Migrant(inn)en in anspruchsvollen Ausbildungsberufen hat zahlreiche Gründe, die im Rahmen der
Bildungs- und Berufsforschung schon eruiert wurden: Schichten- oder Klassenzugehörigkeit,
80
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
Statuserwerb, Mobilitätsprozesse und soziale Netzwerke, die Verfügung über ökonomisches,
soziales und kulturelles Kapital, aber auch die immer noch zu geringe Beachtung interkultureller Kompetenzen und eine empirisch nachgewiesene institutionelle Diskriminierung von
Migrant(inn)en in der Schule werden als Gründe in der Forschungsliteratur genannt. Allerdings bleiben bei diesen Erklärungsansätzen die einzelnen Stationen und Verläufe der Bildungspfade nach wie vor im Dunkeln. Die entscheidenden Schnitt- und Eckpunkte der Migrations-, Bildungs-und Erwerbsbiographien sind bisher unklar geblieben. Zudem impliziert eine
rein deduktive Betrachtung einen Automatismus, der einer empirischen Überprüfung nicht
standhält. Eine erfolgversprechende methodische Variante, die einen detaillierten und authentischen Einblick in die 'Unsicherheitserfahrungen' und 'Sicherheitskonstruktionen' ermöglicht,
bietet die Biographieforschung. Im Rahmen eines EQUAL-Projekts, das die Autoren im Auftrag des Landeszentrum für Zuwanderung (LzZ) NRW durchführen, sind zahlreiche teils leitfadengestützte, teils narrative Interviews mit sog. Expert(in)en und mit Migrant(inn)en gemacht worden, die einen genaueren Einblick in die Biographieverläufe von Migrant(inn)en
auf ihren Wegen in IT-Berufen ermöglichen. Als ein Ergebnis stellt sich ein vielfältiges Bündel an Risiken bzw. Unsicherheitserfahrungen in den Biographieverläufen dar, denen
zugleich eingeschränkte Chancen bzw. Sicherheitsstrategien gegenüber stehen. Allerdings ist
hier nach dem Migrationskontext, der durch Migrationsgrund, -zeitpunkt und Bildungserwerb
im Herkunftsland bestimmt wird, zu unterscheiden. Neben dem Migrationskontext spielt aber
auch die Art des Umgangs mit der zugewanderten Bevölkerung durch die Aufnahmegesellschaft eine erhebliche Rolle bei der Positionierung dieser Gruppe. Im Rahmen einer Typologie möchten die Autoren Eckpunkte und Pfade der exemplarischen Karriereverläufe präsentieren. Deutlich wird dabei, dass diese zwar migrationsspezifischzu deuten sind, aber nicht
einfach auf ethnische und kulturelle Differenzen reduziert werden können." (Autorenreferat)
[92-L] Derst, Peter; Heß, Barbara; Loeffelholz, Hans Dietrich von:
Arbeitsmarktbeteiligung von Ausländern im Gesundheitssektor in Deutschland: Studie im
Rahmen des Europäischen Migrationsnetzwerkes "Managed migration and the labour market - the health sector", (Working Paper / Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, 6/2006),
Nürnberg 2006, 48 S. (Graue Literatur; URL: http://www.bamf.de/nn_971186/SharedDocs/Anlagen/DE/Migration/Publikationen/Forschung/interne/wp6-arbeitsmarktbeteiligung.html)
INHALT: "Das Working Paper 6 stellt neben der wirtschaftlichen Bedeutung des Gesundheitssektors die rechtlichen Grundlagen für die Zuwanderung von Arbeitskräften im Gesundheitssektor dar und präsentiert für die einzelnen Berufsgruppen und Herkunftsländer detaillierte Daten
zur Beschäftigung. Das Working Paper gibt zunächst einen Überblick über den Gesundheitssektor, um ihn in seiner wirtschaftlichen Bedeutung einordnen zu können. Anschließend wird
erläutert, welche rechtlichen Grundlagen für die Erwerbstätigkeit von Ausländern gelten und
welche speziellen berufsrechtlichen Voraussetzungen bei Gesundheitsdienstberufen erfüllt
werden müssen. Es folgt eine Darstellung der Beschäftigungssituation auf der Basis der Statistiken der Bundesagentur für Arbeit (sozialversicherungspflichtig Beschäftigte) und der
Bundesärztekammer, der Bundeszahnärztekammer sowie der Bundesvereinigung deutscher
Apothekerverbände. Die Datenanalyse umfasst den Zeitraum von 1999 bis 2005 und ermöglicht es somit, die Entwicklung der Zahl der beschäftigten Ausländer in einzelnen Berufsgruppen und aus einzelnen Herkunftsländern herauszustellen." (Autorenreferat)
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4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
81
[93-L] Drever, Anita; Spieß, Katharina:
Netzwerke sind bei der Stellenfindung von Migranten bedeutend, in: Wochenbericht / DIW
Berlin : Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Jg. 73/2006, Nr. 22, S. 327-331 (Standort: USB
Köln(38)-FHM Haa 00474; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In Deutschland sind Migranten weit überdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit betroffen. Wenn darüber nachgedacht wird, wie diese Gruppe von Arbeitslosen bei der Arbeitssuche unterstützt werden kann, ist es hilfreich, sich mit der Stellenfindung von Migranten detailliert zu beschäftigen. Analysen auf der Basis der Daten des vom DIW Berlin in Zusammenarbeit mit Infratest Sozialforschung erhobenen Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zeigen, dass bei der Stellenfindung von Migranten persönliche Netzwerke eine hohe Bedeutung
haben, während anonyme Kanäle, insbesondere die Bundesagentur für Arbeit, eine geringere
Rolle spielen: Fast die Hälfte aller Migranten, die im Jahre 2003 eine neue Stelle angetreten
haben, geben an, diese über persönliche Netzwerke gefunden zu haben, während dies in der
deutschen Vergleichsgruppe nur bei gut 30 Prozent der Fall ist. Es zeigt sich zudem, dass
Migranten, die auf diese Weise eine neue Stellen gefunden haben, Tätigkeiten ausüben, die
mit größeren körperlichen Belastungen verbunden und wahrscheinlich auch wenig zukunftsträchtig sind. Hingegen hängen die Aufstiegsmöglichkeiten und der Verdienst nicht mit der
Art der Stellenfindung zusammen. Für die Ausgestaltung der deutschen Arbeitsmarkt- und Integrationspolitik geben die Ergebnisse Hinweise darauf, dass die persönliche Vernetzung der
Migranten indirekt dazu beiträgt, deren Integration am Arbeitsmarkt zumindest kurzfristig zu
stabilisieren. Langfristig könnte dies aber den Verbleib von Migranten in weniger zukunftsträchtigen Arbeitsmarktsegmenten zementieren. Strategien zur Verbesserung der Arbeitsmarktchancen von Migranten sollten also nicht einseitig auf die Bundesagentur für Arbeit oder persönliche Netzwerke setzen." (Autorenreferat)
[94-L] Europäische Kommission, Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften; European Migration Network (Hrsg.):
An introduction to the EMN Pilot Research Study on the "Impact of Immigration on Europe's Societies", Luxembourg 2006, 37 S., ISBN: 92-894-9505-7 (Graue Literatur; URL: http://
ec.europa.eu/justice_home/doc_centre/immigration/studies/docs/emn_immigration_2006_en.pdf)
INHALT: "In the context of the European Migration Network a large scale study about the impact
of third country immigration into member states of the European Union was produced. Nine
national contact points participated in this endeavour. Studying such impacts is a new area of
research, despite its importance as a background for academic and public debates on immigration, asylum, settlement, and integration. Three main tasks were defined for the study. The
capacities of the network for comparative research should have been evaluated. The state of
knowledge in the countries under review should have been presented. The results were to
contribute to widen the informational and data basis for political debates and decisions. Areas
of study were the impact of immigration on the economies, the cultural contexts, and on the
political structures. This was carried out through desk research and the presentation of country studies." (excerpt)
82
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
[95-L] Europäische Kommission, Generaldirektion Justiz, Freiheit und Sicherheit Direktion B
Zuwanderung, Asyl und Grenzen; European Migration Network (Hrsg.):
Synthesis report of EMN Small Scale Study II: managed migration and the labour market the health sector, Brüssel 2006, 29 S. (Graue Literatur; URL:
http://emn.eurodyn.com/Downloads/download.do;jsessionid=D297ED8B0EBB6E17ACA71C464
C5B801A?fileID=500)
INHALT: "This synthesis report aims to summarise and compare, within a European perspective,
the findings from eleven National Contact Points (Austria, Belgium, Estonia, Germany, Greece, Ireland, Italy, Latvia, Sweden, The Netherlands and the United Kingdom) of the European
Migration Network (EMN), on the current situation of and needs for migrant healthcare workers in the EU - a topic of increasing importance at national, EU and global level. This synthesis report, which is based upon Country Study reports produced by each participating National Contact Point, are primarily intended for policy makers, particularly at national and European levels, as well as relevant administrative bodies, specialists and management personnel in the Health Sector. Given the nature of a synthesis report, more detailed information can
be found in each Country Study, and one is strongly recommended to consult these also. Already presentations by Estonia and Italy of their findings to a wider audience have taken place." (excerpt)
[96-L] Faini, Riccardo:
Remittances and the brain drain, (Discussion Paper / Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit
GmbH, No. 2155), Bonn 2006, 21 S. (Graue Literatur; URL: http://ftp.iza.org/dp2155.pdf)
INHALT: "In most destination countries, immigration policies are increasingly tilted toward the
most skilled individuals. Whether this shift hurts economic prospects in sending countries, as
argued by the traditional brain drain literature, is somewhat controversial. The most recent literature has focused on the link between skilled out-migration and educational achievements.
In this paper, we emphasize a different channel. It is often argued that skilled migrants raise
economic welfare at home thanks to a relatively larger flow of remittances. Skilled migrants
typically earn relatively more and, ceteris paribus, will therefore remit more. However, they
are also likely to spend a longer span of time abroad and also are more likely to reunite with
their close family in the host country. Both factors should be associated with a relatively
smaller flow of remittances from skilled migrants. Hence, the sign of the impact of the brain
drain on total remittances is an empirical question. We first develop a simple model showing
that skilled migrants may have indeed a lower propensity to remit home out of a given flow of
earnings abroad. We then derive an empirical equation of remittances and estimate it on a large panel of developing countries. As a measure of the brain drain, we use the dataset by Docquier and Marfouk (2004) that in turn builds on the pioneering work of Carrington and Detragiache (2004). We find considerable evidence that the brain drain is associated with a
smaller flow of remittances." (author's abstract)
[97-L] Fenge, Robert; Meier, Volker:
Subsidies for wages and infrastructure: how to restrain undesired immigration, (CESifo
Working Paper, No. 1741), München 2006, 30 S. (Graue Literatur; URL: http://www.cesifogroup.de/~DocCIDL/cesifo1_wp1741.pdf)
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4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
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INHALT: "This paper investigates regional or international transfers as a means to prevent immigration into unemployment. We analyze a two-country model with free migration in which
the rich country is characterized by minimum wage unemployment. Matching grants for investment in infrastructure are superior to wage subsidies because the former instrument leads
to a stronger productivity growth in the poor country, reducing both migration flows and unemployment in the rich country. This result is shown to hold for a sufficiently low level of the
regional policy budget. It explains the exclusive use of investment subsidies in the EU."
(author's abstract)
[98-F] Fritz, Barbara, Prof.Dr. (Leitung):
Remittances als Mittel zur makroökonomischen Stabilisierung und Entwicklung? Steuerungsmöglichkeiten transnationaler remittances-Politik
INHALT: Das Teilprojekt untersucht die Möglichkeiten der Regulierung von remittances zum
Zweck der makroökonomischen Stabilisierung und Entwicklung. Als finanzielles Gegenstück
der Migration von Arbeitskräften stellen remittances, die Transfers von Arbeitsmigranten an
zurückgebliebene Familienmitglieder, einen paradigmatischen Fall transnationaler Ressourcenströme dar. Remittances sind inzwischen in vielen Regionen der Welt als "dritte Säule der
Entwicklung" zu werten, da ihr Volumen inzwischen die internationale Entwicklungshilfe
deutlich übersteigt und annähernd so hoch wie die internationalen Direktinvestitionen in Entwicklungs- und Schwellenländer, bei weiter deutlich steigender Tendenz. Angesichts dieser
Entwicklung ist zu fragen, welche governance-Fähigkeiten Staaten zur Steuerung von remittances entwickeln können, die nicht nur das Ziel der Armutsbekämpfung verfolgen, sondern
auf diese Weise auch die Stabilisierung der Zahlungsbilanz verfolgen.
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Freie Universität Berlin, Lateinamerika-Institut Arbeitsbereich Wirtschaftswissenschaften (Rüdesheimer Str. 54-56, 14197 Berlin)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 030-838-53063, Fax: 030-838-55464,
e-mail: [email protected])
[99-L] Grundig, Beate; Pohl, Carsten:
Qualifikationsspezifische Arbeitslosigkeit: Gibt es Unterschiede zwischen Deutschen und
Immigranten?, in: ifo Dresden berichtet, Jg. 13/2006, H. 4, S. 33-36 (URL: http://www.cesifogroup.de/link/ifodb_2006_4_33-36.pdf)
INHALT: "In dem Beitrag wird untersucht, inwiefern sich die Arbeitslosenquoten von Deutschen
und Immigranten in Abhängigkeit ihrer Qualifikation voneinander unterscheiden. Der Vergleich der qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquoten macht deutlich, dass nicht nur unter
den Einheimischen sondern auch unter den Zugewanderten das Risiko der Arbeitslosigkeit
bei den Hochqualifizierten am niedrigsten ausfällt. Ausländische Erwerbspersonen ohne Berufsabschluss und solche mit Berufsabschluss unterliegen wie die Deutschen hingegen einem
höheren Arbeitsmarktrisiko." (Autorenreferat)
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4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
[100-F] Grütter, Max (Leitung):
Rentabilität von im Ausland erworbener Ausbildung auf dem schweizerischen Arbeitsmarkt
INHALT: Auf dem schweizerischen Arbeitsmarkt verdient eine angestellte Person im Mittel Fr.
43.46 pro Stunde, wenn man alle Nationalitäten zusammennimmt; betrachtet man nur die
einheimischen Arbeitnehmer, so erhöht sich dieser Wert leicht, auf Fr. 44.86 (die Werte
stammen von 2002/2003). Sieht man sich hingegen die durchschnittlichen Stundenlöhne von
eingewanderten Arbeitskräften an, so stellt man beträchtliche Differenzen nach nationaler
Herkunft fest. Aus Deutschland eingewanderte (und dort ausgebildete) Personen etwa kommen auf Fr. 53.25; für Finnland beträgt der entsprechende Wert Fr. 55.62, für das Vereinigte
Königreich sind es gar Fr. 65.86. Am entgegen gesetzten Ende der Skala finden sich Herkunfts- (und Ausbildungs)länder wie etwa Italien mit Fr. 37.33 oder die Türkei mit Fr. 32.64.
Diese Unterschiede in den Stundenlöhnen spiegeln natürlich das unterschiedliche Qualifikationsniveau der Immigranten aus den verschiedenen Ländern wider. Darüber hinaus kann man
aber auch annehmen, dass sich Unterschiede in der Qualität der jeweiligen Bildungssysteme
in den Lohndifferenzen niederschlagen. Die vorliegende Untersuchung interessierte sich für
Qualitätsunterschiede zwischen den verschiedenen nationalen Schulsystemen, dies anhand einer Analyse von Daten, die aus den schweizerischen Arbeitskräfteerhebungen (SAKE) 2002
und 2003 stammen und Auskunft geben etwa über die Einkommensverhältnisse von erst nach
Abschluss ihrer Ausbildung im Heimatland in die Schweiz immigrierten Angestellten. Der
Autor verwendet die von Mincer 1974 eingeführte und nach ihm benannte Gleichung, um die
Rentabilität von Bildung und Ausbildung (und insbesondere von in einem anderen Land erworbener Bildung) zu berechnen. Die Ergebnisse bestätigen die vermuteten beträchtlichen
Unterschiede in den Bildungsrenditen je nach Herkunftsland. Schon die Renditen ausschliesslich obligatorischer Schulbildung variieren stark. Für einige Herkunftsländer ergaben sich
vergleichsweise hohe Bildungsrenditen für die obligatorische Schule, während sich darüber
hinaus reichende Bildung nicht mehr wirklich auszahlt. Ein Vergleich der nationalen Ergebnisse in den PISA-Tests mit den Stundenlöhnen der aus den jeweiligen Ländern stammenden
Arbeitkräfte deutet darauf hin, dass die PISA-Tests recht verlässliche Aussagen zum ökonomischen Wert der verschiedenen nationalen Volksschulbildungen erlauben. GEOGRAPHISCHER RAUM: Schweiz
METHODE: Sekundäranalyse; statistische Analyse; Korrelationsanalyse; Mincer-Gleichung
VERÖFFENTLICHUNGEN: Grütter, Max: Returns to Foreign Education. Yet another but different cross country analysis.Zurich: University of Zurich, Institute for Empirical Research in
Economics, May 2005, 23 p. (IEW Working Papers; 246; auch IZA Discussion Paper 1615).
PDF to be found at http://www.iew.unizh.ch/wp/iewwp246.pdf or at http://www.iza.org.+++
ART: Eigenprojekt BEGINN: 2004-01 ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Zürich, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Institut für Empirische Wirtschaftsforschung (Blümlisalpstrasse 10, 8006 Zürich, Schweiz)
[101-L] Hansen, Jörgen; Lofstrom, Magnus:
Immigrant-native differences in welfare participation: the role of entry and exit rates, (Discussion Paper / Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 2261), Bonn 2006, 50 S.
(Graue Literatur; URL: http://ftp.iza.org/dp2261.pdf)
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4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
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INHALT: "This paper analyzes differences in welfare transitions between natives and immigrants
in Sweden using a large representative panel data set, LINDA, for the years 1991 to 2001.
The data contains administrative information on welfare use, country of birth, and time of arrival in Sweden among other things, and provides an excellent opportunity to examine immigrant-native differences in welfare use. The empirical results suggest that the main reason for
the large immigrant-native welfare gap observed in the data is differences in welfare entry
rates. Thus, policies aimed to reduce these transitions may be particularly successful in reducing welfare use in general and the immigrant-native welfare gap in particular." (author's abstract)
[102-F] Henkelmann, Yvonne, Dipl.-Päd. (Bearbeitung); Nohl, Arnd-Michael, Prof.Dr. (Betreuung):
Die Bedeutung von Sprachkenntnissen bei der Arbeitsmarktintegration hochqualifizierter
MigrantInnen
INHALT: Erforschung der Bedeutung der Sprachkenntnisse hochqualifizierter MigrantInnen bei
der Integration in den Arbeitsmarkt. Ergebnisse bisheriger Forschungen zeigen, dass nicht nur
Kenntnisse der Landessprache sondern auch Kenntnisse in transnationalen Sprachen (Weltsprachen) und auch Herkunftssprachen den Zugang zum Arbeitsmarkt eröffnen kann. Welche
Berufsgruppen welche sprachlichen Strategien bei der Arbeitsmarktintegration nutzen, soll in
zwei Ländern, die unterschiedliche Voraussetzungen in den Landessprachen mit sich bringen,
erforscht werden. GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland, Kanada
METHODE: Das Datenmaterial wird mit narrativen biographischen Interviews (Schütze) erhoben
und mit der Dokumentarischen Methode (Bohnsack) ausgewertet. Die Ergebnisse werden
dann auf Grundlage der Kapitaltheorie und dem sprachsoziologischen Ansatz von Pierre
Bourdieu interpretiert. Es werden sowohl solche Hochqualifizierte interviewt, die sich erfolgreich, d.h. innerhalb ihres Berufes oder Qualifikation entsprechend integrieren können und
solche, die derzeit keiner oder einer unterqualifizierten Beschäftigung nachgehen. DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (hochqualifizierte MigrantInnen, die sich heute in
Deutschland oder in Kanada befinden und vor der Migration einen akademischen Abschluss
gemacht haben). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Henkelmann, Yvonne: Kulturelles Kapital und Sprache. Berliner
Arbeiten zur Erziehungs- und Kulturwissenschaft. Logos Verl. 2007 (geplant).
ART: Dissertation BEGINN: 2006-11 ENDE: 2009-11 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution
INSTITUTION: Universität der Bundeswehr Hamburg, FB Pädagogik, Professur für Erziehungswissenschaft, insb. systematische Pädagogik (Postfach 700822, 22008 Hamburg)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 040-6541-2936, e-mail: [email protected])
[103-L] Hertlein, Stefanie; Vadean, Florin:
Rücküberweisungen - Brückenschlag zwischen Migration und Entwicklung?, (Focus Migration : Kurzdossier, Nr. 5), Hamburg 2006, 9 S. (Graue Literatur; URL: http://www.focus-migra
tion.de/typo3_upload/groups/3/focus_Migration_Publikationen/Kurzdossiers/KD05_Rueck.pdf;
http://www.focus-migration.de/typo3_upload/groups/3/ focus_Migration_Publikationen/ Kurzdossiers/PB05_Remit.pdf)
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4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
INHALT: "Mit Rücküberweisung bezeichnet man den Teil des Einkommens, den die Migranten
in Form von Geld oder Gütern vor allem zur Unterstützung ihrer Familien zurück ins Heimatland schicken. Der Hauptteil dieser weltweiten zumeist monetären Ströme kommt den Entwicklungsländern zugute. Ziel dieses Kurzdossiers ist die kritische Auseinandersetzung mit
Rücküberweisungen in ihrer Bedeutung als Bindeglied zwischen Migrations- und Entwicklungsdebatte. Zunächst werden Formen und Motive der Transfers sowie aktuelle Trends und
Daten aufgezeigt. Anschließend wird die Bedeutung von Rücküberweisungen in Bezug auf
Armutsbekämpfung, Einkommensverteilung, Ausgabeverhalten, Bildung und Gesundheit, Investitionen und Wachstum diskutiert. In einem weiteren Abschnitt werden die nationalen
Zahlungsbilanzen in den Entwicklungsländern erörtert. In dem abschließenden Fazit geht es
um die Frage, ob Migration und die dadurch generierten Kapitalflüsse zur Triebfeder für
Entwicklung in Entwicklungsländern werden können." (Autorenreferat)
[104-L] Holst, Elke; Schrooten, Mechthild:
Migration and money - what determines remittances?: evidence from Germany, (DIW Diskussionspapiere, 566), Berlin 2006, 22 S. (Graue Literatur; URL:
http://www.diw.de/deutsch/produkte/publikationen/diskussionspapiere/docs/papers/dp566.pdf)
INHALT: "The determinants of migrants' remittances are the subject of this study based on German SOEP data. For our analysis of the probability and amount of remittances, we do not restrict ourselves on immigrants with a foreign citizenship, but focus on all individuals with a
migration background. Major findings are: first, the degree of integration into German society
matters. Second, the probability to remit is not dominated by income. Third, foreigners living
in Germany are not a homogenous group concerning their remittance behavior: people with
Turkish and former Yugoslavian citizenship, who are facing a comparable strong pressure for
return migration, remit significantly more than others. The study points to potentially interesting directions for future research: (a) deeper investigations of the extent to which the legal
status of the migrant influences cross-border transfer behavior and (b) reconsidering the theoretical arguments since the motive for remittances might have changed during the ongoing
globalization process." (author's abstract)
[105-L] Hönekopp, Elmar:
Realisierung der EU-Erweiterung: Herausforderung für den Arbeitsmarkt in Deutschland
und für die Integration der hier lebenden Migranten und Migrantinnen, in: Heinrich Böll
Stiftung e.V. (Hrsg.): Nachbarschaften in Europa: In neuen Grenzen mit gemeinsamen Perspektiven : Arbeitsmigration als Normalität ; Fachtagung, 23. November 2005, FFFZ Tagungshaus Düsseldorf, 2006, S. 5-44 (Graue Literatur; URL: http://doku.iab.de/externe/2006/k060911f01.pdf)
INHALT: Die Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt nach der EU-Erweiterung lässt sich einerseits durch die Zugangsbegrenzung zum Arbeitsmarkt und die dadurch erzielten Umleitungseffekte charakterisieren, andererseits durch die widersprüchlichen Beobachtungen im Bezug
auf die Entwicklung der Arbeitsmarktsituation für Bürger aus den EU-8-Ländern in Deutschland. In den letzten Jahren ist die Nettozuwanderung aus den EU-8-Ländern nach Deutschland angestiegen, und liegt inzwischen viel höher als die Nettozuwanderung aus der Türkei.
Es scheint insofern eine gewisse Zuwanderung zu geben, die mit der Erweiterung zusammenhängt. Einen Teil der Nettozuwanderung bilden Personen aus den EU-8-Ländern, die im
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4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
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Rahmen der Niederlassungsfreiheit nach Deutschland kommen. Doch die Anzahl der Arbeitnehmer aus EU-8-Ländern ist immer noch sehr gering; ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung
oder an der Gesamtbeschäftigung liegt unter ein Prozent. Die EU-Kommission bewertet die
Erfahrungen mit der Übergangsregelung positiv und kommt zu der Schlussfolgerung, dass
Bürger aus den EU-8-Ländern auf dem Arbeitsmarkt eine komplementäre und keine substitutive Rolle spielen. Eine Hauptschlussfolgerung der Kommission ist, dass sich die einschränkenden Übergangsregelungen nicht wesentlich auf die Wanderungsbewegungen auswirken.
Gleichwohl ist die Verlängerung der Aussetzung der Arbeitnehmerfreizügigkeit keine Lösung, sondern bietet nur einen Aufschub der konstatierten Probleme. Der Arbeitsmarkt sollte
nach Auffassung des Autors allmählich und flexibel so geöffnet werden, wie es nach wirtschaftlicher Logik sinnvoll ist, damit die Arbeitsmärkte sich auf das Jahr 2011 einstellen können. (IAB)
[106-L] Hvinden, Björn:
Is increased cross-border mobility incompatible with redistributive welfare states?: the
North European case, (ZeS-Arbeitspapier, Nr. 2/2006), Bremen 2006, 27 S. (Graue Literatur;
URL:
http://www.zes.uni-bremen.de/pages/download.php?ID=247&SPRACHE=de&TABLE=
AP&TYPE=PDF)
INHALT: "Das Papier untersucht die Behauptung, dass internationale Migration und zunehmende
ethnische Heterogenität die Durchführbarkeit und Legitimität des umverteilenden Wohlfahrtsstaates vor große Herausforderungen stellt. Allerdings kann Einwanderung in europäischen Ländern möglicherweise auch Probleme der demographischen Alterung, von Arbeitskräfteknappheit im Bereich sozialer Dienstleistungen und der Finanzierung künftiger Renten
abmildern. In dem Papier werden drei Betrachtungsweisen daraufhin geprüft, warum eine
insgesamt vorteilhafte Beziehung von Einwanderung und Tragfähigkeit des Wohlfahrtsstaates
bislang nicht erreicht wurde. Nach der ersten Betrachtungsweise wird der umverteilende
Wohlfahrtsstaat gefährdet, weil die durch Zuwanderung gesteigerte ethnische Heterogenität
die soziale Solidarität schwinden lässt. Die zweite Argumentationslinie bezieht sich darauf,
dass die Zuwanderung von Personen - insbesondere aus nicht-westlichen Ländern - mit niedrigem Qualifikationsniveau unverträglich ist mit den negativen Arbeitsanreizen, die durch
recht generöse und leicht zugängliche Leistungen des Wohlfahrtsstaates gesetzt werden. Die
dritte Betrachtungsweise schließlich sieht die Ursachen der Probleme ökonomischer Integration von Immigranten in diskriminierenden Einstellungen und Praktiken von Entscheidungsträgern in den Empfängerländern, wozu insbesondere Arbeitgeber und das Personal in Einrichtungen der Arbeitsmarktpolitik und anderen sozialen Dienstleistungsorganisationen zu
rechnen sind. In dem Papier wird die erste Betrachtungsweise aufgrund von theoretischen
Überlegungen und empirischen Befunden zurückgewiesen. Im Schlussteil wird argumentiert,
dass bessere Längsschnittdaten zu den Beschäftigungskontexten und Arbeitsbedingungen von
Immigranten sowie dem Vorkommen von Diskriminierungen erforderlich sind, um eine Einschätzung der Gültigkeit der zweiten und dritten Argumentationslinie vornehmen zu können."
(Autorenreferat)
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[107-L] Kahanec, Martin:
Ethnic specialization and earnings inequality: why being a minority hurts but being a big
minority hurts more, (Discussion Paper / Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No.
2050), Bonn 2006, 48 S. (Graue Literatur; URL: http://doku.iab.de/externe/2006/k060413f24.pdf;
http://ftp.iza.org/dp2050.pdf)
INHALT: "Social interaction is an important vehicle of human capital acquisition and its efficiency decreases in social distance. In this paper I establish that these two premises, given the
socio-cultural differences between ethnic groups, explain the puzzling evidence that (i) minorities typically earn less than majorities and (ii) this earnings gap is increasing in the relative size of a minority in a given region. In particular, I argue that inter-ethnic social distance
disadvantages smaller ethnic groups in human capital acquisition and that these efficiency
differentials systematically expose minority and majority individuals to different incentives as
concerns their choice of skills. As a result, minority and majority individuals tend to acquire
different (combinations of) skills and the textbook substitution effect drives an efficiency unit
of minority labor to sell at a relatively lower wage in a region with higher percentage of minority people. The conditions under which the efficiency disadvantage of the minority in social interaction and the substitution effect explain the abovementioned empirical findings are
established. In addition, this study offers an answer why some minorities earn more than majorities, why minority individuals tend to spend more time socializing in families than in
schools, and why integration may harm minorities." (author's abstract)
[108-L] Kalter, Frank:
Spezifisches Kapital und strukturelle Assimilation, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale
Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S.
2079-2089, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Im Kern des Transnationalismusansatzes steht die These, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der heutigen Migranten ihre Lebensführung an gesellschaftsübergreifenden Strukturen ausrichte und dass dies das herkömmliche Assimilationsmodell als Integrationsform (zunehmend) ersetze. In die Sprache einer akteurs- und ressourcenorientierten theoretischen Perspektive übersetzt bedeutet dies, dass - neben oderstatt - Investitionen in Aufnahmelandspezifische Kapitalien auch Investitionen in Herkunftsland-spezifische Kapitalien möglich
sind bzw. erfolgversprechende Strategiendarstellen. Gegen diese Position werden in der Literatur vor allem zwei Argumente vorgebracht: Zum einen seien solche Formen der Doppelinvestition höchstens für einen äußerst privilegierten Teil der Migranten realistisch. Zum anderen schieden multiple Integrationsformen aus institutionellen Gründen für bestimmte Teilbereiche - wie etwa das Bildungssystem - aus, die nach wie vor nationalstaatlich geprägt seien
und bestimmte Aufnahmeland-spezifische Kapitalien (wie Sprache) voraussetzten. Da vor allem Bildungsqualifikationen die entscheidende Voraussetzung für den Erfolg auf den modernen Arbeitsmärkten seien, führe deswegen gerade im strukturellen Bereich - zumindest für
die überwiegende Mehrheit der Migranten - kein Weg an der Assimilation vorbei. Vor dem
Hintergrund dieser Diskussion soll in diesem Beitrag die Positionierung von Migranten auf
dem deutschen Arbeitsmarkt empirisch untersucht werden. Ein besonderes Augenmerk gilt
dabei der Frage, wie ausschlaggebend die Rolle Aufnahmeland-spezifischer Kapitalien ist
und ob Herkunftsland-spezifische Kapitalien - unter deren Kontrolle - positive Erträge ver-
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sprechen. Neben der Sprache werden hier auch Freundschaftsstrukturen und Identifikationsindikatoren betrachtet. Die Analysen stützen sich auf Daten des Sozioökonomischen Panels."
(Autorenreferat)
[109-L] Kemnitz, Alexander:
Immigration as a commitment device, in: Journal of population economics : journal of the European Society for Population Economics (ESPE), Vol. 19/2006, No. 2, S. 299-313
INHALT: Die Studie zeigt, dass die Öffnung des Arbeitsmarktes für Einwanderer, die im Durchschnitt schlechter ausgebildet sind als die Einheimischen, Teil einer Regierungspolitik sein
kann, die die Interessen der niedrig qualifizierten Einheimischen vertritt. Dies wird an einem
einfachen Modell der umverteilenden Arbeitslosenversicherung erläutert. Wenn Tarifverträge
abgeschlossen sind, spornt das die Regierung an, die Leistungen für Arbeitslose zu verbessern, was dann wiederum zum Ansteigen der Arbeitslosigkeit führt. Einwanderer können, indem sie Einfluss auf die politische Balance innerhalb eines Wahlkreises nehmen, als eine Art
Bindemittel gegen diese zeitliche Inkonsistenz wirken. Es wird gezeigt, dass diese Möglichkeit noch wesentlich durch Restriktionen bei der politischen Einbürgerung gefördert werden
kann. (IAB)
[110-L] Klaveren, Chris van; Praag, Bernard M .S. van; Maassen van den Brink, Henriette:
A collective household model of time allocation: a comparison of native Dutch and immigrant households in the Netherlands, (Discussion Paper / Forschungsinstitut zur Zukunft der
Arbeit GmbH, No. 2172), Bonn 2006, 35 S. (Graue Literatur; URL: http://ftp.iza.org/dp2172.pdf)
INHALT: "Although the number of immigrant households in the Netherlands is substantial, the
labor supply choices of this group are usually neglected in empirical studies because these
households are usually under-sampled. We use a stratified sample of Turkish, Surinamese/
Antillean and Dutch households that enables us to discuss how two-earner households allocate their time to different activities. In order to do so, we empirically estimate a collective
household labor supply model. The main findings are that: (1) Leisure and household income
are the most important variables in the utility function of the male; (2) Leisure, total household production and total household production interacted with family size are important
variables in the utility function of the female. The latter two are especially important for
Turkish and Surinamese/ Antillean females; (3) The utility of Turkish and Dutch males
weighs slightly more than the utility of the partner in the household utility function. For Surinamese/ Antillean families we find the opposite; (4) Utility weighting depends on the presence of children and on the hourly wage rates of both partners; (5) The labor supply curve is
forward bending for both male and female in terms of their own wage. The labor supply curve
is backward bending for both male and female in terms of the partner's wage. We find this for
all household types; (6) The presence of (more) children reduces the hours of labor supplied
by women and increases the number of hours supplied by men." (author's abstract)
90
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
[111-L] Krieger, Tim:
Renten und Zuwanderung: ein kritischer Überblick über neue Ergebnisse der Forschung, in:
Jahrbuch für Wirtschaftswissenschaften, Bd. 57/2006, H. 1, S. 94-120 (Standort: USB Köln(38)FHM Haa 00957)
INHALT: In der politischen Debatte gilt Einwanderung als eine Option, um das Problem alternder
Gesellschaften entspannter angehen zu können. Gleichzeitig kann man aber eine starke Ablehnung von Einwanderung beobachten. Wirtschaftswissenschaftler haben in jüngster Zeit
begonnen, sich mit der Untersuchung der Wechselwirkung von Migration und Rentensystemen sowie den politischen Implikationen, die sich daraus ergeben, zu beschäftigen. Der Beitrag gibt eine kritischen Überblick über die wissenschaftliche Fachliteratur zu diesem Thema.
Er konzentriert sich auf den grundlegenden Zusammenhang zwischen Renten und Migration
unter Berücksichtigung volkswirtschaftlicher Aspekte und diskutiert die Konsequenzen, die
sich daraus für die europäische Integration ergeben. (IAB)
[112-L] Kühne, Peter:
Flüchtlinge und der deutsche Arbeitsmarkt: dauernde staatliche Integrationsverweigerung,
in: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): Zuwanderung im Zeichen der Globalisierung
: Migrations-, Integrations- und Minderheitenpolitik, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006,
S. 245-258, ISBN: 3-531-14957-1
INHALT: Der Beitrag beschreibt die Arbeitsmarktpolitik in der Bundesrepublik Deutschland im
Kontext der Migrations- und Integrationspolitik. Im Mittelpunkt steht dabei der Umgang mit
der sozialen Gruppe der Flüchtlinge: Nicht allen in Deutschland lebenden Flüchtlingen wird
ein Integrationsangebot zugebilligt, sondern nur der Minderheit mit Asylstatus. Einer Mehrheit so genannter De-Facto-Flüchtlinge, ob mit oder ohne humanitären Aufenthaltstitel, enthält man dieses Angebot vor. Die Darstellung dieser Handhabung gliedert sich in folgende
Punkte: (1) Strukturprobleme des Arbeitsmarktes hinsichtlich der Herausbildung einer underclass und sozialer Exklusion, (2) der Teilarbeitsmarkt für Flüchtlinge, (3) die Schranke des
Arbeitsgenehmigungsrechts sowie (4) die Arbeitssituation von Flüchtlingen 'ohne Papiere'.
Mit Verweis auf die inzwischen veränderte gesellschaftliche Wirklichkeit faktischer Einwanderung plädiert der Autor für eine verbesserte Politik der rechtsförmigen Anerkennung und
sozialen Integration: Geduldete und De-Facto-Flüchtlinge insgesamt sind als Teil der deutschen Gesellschaft zu begreifen und den bereits anerkannten Flüchtlingen rechtlich gleichzustellen. Auch bei ihnen würde damit ein Aufenthaltstitel und ein ungehinderter Zugang zum
Arbeits- und Ausbildungsmarkt bzw. zu einem Hochschulstudium zur Regel. (ICG2)
[113-F] Leiss, Markus, Dipl.-Soz.; Hermes, Kerstin (Bearbeitung); Leicht, René, Dr. (Leitung):
Bedeutung der ausländischen Selbständigen für den Arbeitsmarkt und den sektoralen Strukturwandel
INHALT: Während in den klassischen Einwanderungsländern, wie etwa in den USA und Kanada,
das Thema 'Immigrant Business' schon seit jeher reges Interesse in Politik und Wissenschaft
fand, hat sich in Deutschland bislang weder in der Migrations- noch in der Arbeitsmarkt- oder
Gründungsforschung eine vergleichbare Debatte entzündet. Es mangelt vor allem an komparativen Studien zur Struktur und Entwicklung von Migrantenselbständigkeit in Bezug auf be-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
91
stimmte Herkunftsgruppen und im Vergleich mit der Situation in anderen Ländern. Vor allem
jedoch stellt sich die Frage nach den Begleitumständen und Ursachen der wachsenden unternehmerischen Aktivitäten. Neben den Strukturen, Entwicklungen und Ursachen interessieren
aber auch die Erträge; das heißt, in welcher Weise selbständige Migranten zur wirtschaftlichen Entwicklung, für den Arbeitsmarkt und die strukturelle Integration in Deutschland einen
Beitrag leisten. Vor diesem Hintergrund hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
(BAMF) das ifm Mannheim mit einer Expertise beauftragt. Einen zusätzlichen Schwerpunkt
in der Untersuchung bilden die Implikationen des neuen Zuwanderungsgesetzes. Und hierbei
richtet sich das Interesse auf die Frage, inwieweit die Veränderungen im Aufenthaltsrecht Anreize für die Anwerbung 'neuer Selbständiger' mit kreativem wirtschaftlichen Potenzial schaffen können. Lange Zeit war das Gründungsgeschehen unter Migranten durch die ehemaligen
'Gastarbeiter' und ihre Nachfahren geprägt, deren Humankapitalressourcen nach wie vor mit
großen Defiziten behaftet sind. So mündet der Weg in die Selbständigkeit häufig in traditionelle Sektoren und nicht selten auch in marginale Positionen. Neue Zuwanderungsstrukturen
mögen daher unter Umständen auch die Güte unternehmerischer Aktivitäten erhöhen. Einige
dieser Fragen verlangen den Blick über die Grenzen bzw. darauf, wie und in welchen Bahnen
sich ethnisches Unternehmertum in anderen Ländern entwickelt. Daher soll eine international
vergleichende Untersuchung die Einschätzung erleichtern, unter welchen institutionellen
Rahmenbedingungen das unternehmerische Potenzial von Migranten fruchtbare Impulse erfährt.
ART: Auftragsforschung; Gutachten BEGINN: 2005-10 ENDE: 2006-04 AUFTRAGGEBER:
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Mannheim, Institut für Mittelstandsforschung -ifm- (68131 Mannheim)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0621-181-2788, e-mail: [email protected])
[114-F] Loeffelholz, Hans Dietrich von, Dr. (Bearbeitung):
Fiskalische Kosten der Zuwanderer
INHALT: keine Angaben
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Fiskalische Kosten der Zuwanderer, Endbericht zum Forschungsvorhaben des Sachverständigenrates für Zuwanderung
und Integration. Download unter: http://www.bamf.de/cln 043/nn 566316/SharedDocs/Anlagen/DE/Migration/Downloads/Expertisen/exp-loeffelholz-zuwanderungsrat,templateId=raw,
property=publicationFile.pdf/exp-loeffelholz-zuwanderungsrat.pdf
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2003-11 ENDE: 2004-02 AUFTRAGGEBER: Kommission
für Zuwanderung und Integration FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. -RWI- (Hohenzollernstr. 1-3, 45128 Essen)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0201-8149-252, e-mail: [email protected])
[115-F] Loeffelholz, Hans Dietrich von, Dr. (Bearbeitung):
Wirtschaftsfaktor ältere Migrantinnen und Migranten in Deutschland - Stand und Perspektiven
INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Wirtschaftsfaktor ältere Migrantinnen und Migranten in Deutschland - Stand und Perspektiven, Expertise im Auftrag des
Deutschen Zentrums für Altersfragen für den 5. Altenbericht der Bundesregierung. Download
unter: http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Abteilung3/Pdf-Anlagen/bauer-wirtschaftsfaktor-aeltere-migrantinnen-migranten,property=pdf,bereich=,rwb=true.pdf
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2004-03 ENDE: 2004-05 AUFTRAGGEBER: Kommission
für den 5. Altenbericht der Bundesregierung FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. -RWI- (Hohenzollernstr. 1-3, 45128 Essen)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0201-8149-252, e-mail: [email protected])
[116-L] Manacorda, Marco; Manning, Alan; Wadsworth, Jonathan:
The impact of immigration on the structure of male wages: theory and evidence from Britain, (Discussion Paper / Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 2352), Bonn 2006,
39 S. (Graue Literatur; URL: http://ftp.iza.org/dp2352.pdf)
INHALT: "Immigration to the UK has risen over time. Existing studies of the impact of immigration on the wages of native-born workers in the UK have failed to find any significant effect.
This is something of a puzzle since Card and Lemieux, (2001) have shown that changes in the
relative supply of educated natives do seem to have measurable effects on the wage structure.
This paper offers a resolution of this puzzle natives and immigrants are imperfect substitutes,
so that an increase in immigration reduces the wages of immigrants relative to natives. We
show this using a pooled time series of British cross-sectional micro data of observations on
male wages and employment from the mid-1970s to the mid-2000s. This lack of substitution
also means that there is little discernable effect of increased immigration on the wages of native-born workers, but that the only sizeable effect of increased immigration is on the wages
of those immigrants who are already here." (author's abstract)
[117-L] Mayr, Karin:
Immigration und öffentliche Finanzen aus polit-ökonomischer Sicht, in: WISO : Wirtschaftsund sozialpolitische Zeitschrift des ISW, Jg. 29/2006, Nr. 2, S. 171-186
INHALT: "Von den Einwanderungsländern werden neben Verschlechterungen auf dem Arbeitsmarkt oft auch negative Auswirkungen von Immigration auf die öffentlichen Finanzen befürchtet. Ergebnisse aus der ökonomischen Literatur zu den Auswirkungen von Immigration
auf die öffentlichen Finanzen im Einwanderungsland kommen - unter Verwendung unterschiedlicher Methoden - hingegen häufig zu dem Schluss, dass der Nettobeitrag der Immigrantinnen zum öffentlichen Budget positiv ist. Wie hoch der (positive oder negative) Nettobeitrag von Immigrantinnen zum öffentlichen Budget tatsächlich ist, hängt maßgeblich von
den sozialen und auch politischen Rechten der Immigrantinnen ab. Der Artikel beschreibt
Ansätze zur Regelung von sozialen Rechten von Immigrantinnen, die innerhalb der EU bei
gegebener Arbeitserlaubnis in etwa jenen der Inländerinnen entsprechen. Von politischen
Rechten im Sinn einer Teilnahme an öffentlichen Entscheidungsprozessen (z.B. betreffend
die öffentlichen Transferausgaben) sind Immigrantinnen (Angehörige nicht-inländischer
Staatsbürgerschaft) jedoch typischerweise ausgenommen. Der Artikel beschreibt einige Ergebnisse aus polit-ökonomischen Studien zu Immigration und öffentlichen Finanzen, die den
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
93
politischen Entscheidungsprozess mit in Betracht ziehen bei der Analyse der Auswirkungen
von Immigration als fiskalpolitische Entscheidungsparameter." (Autorenreferat)
[118-L] Michael, Michael S.:
Are migration policies that induce skilled (unskilled) migration beneficial (harmful) for the
host country?, (CESifo Working Paper, No. 1814), München 2006, 34 S. (Graue Literatur; URL:
http://doku.iab.de/externe/2006/k061106f08.pdf)
INHALT: "This paper investigates the welfare consequences of immigration policies in a model
with two types of labour, skilled and unskilled, and international capital mobility. The paper
examines the effect of government policies - which change the immigration cost and causes
immigration of one type of labour - on the welfare of natives when the other type of labour
and/or capital are also mobile. It is shown that in the absence of capital mobility, if skilled
and unskilled labour are highly complementary in production (as attested by many empirical
studies), then a decrease in the immigration cost of the net fiscal contributor skilled labour
decreases the welfare of natives." (author's abstract)
[119-F] Morris, Sharon, MBA (Bearbeitung); Nienhüser, Werner, Prof.Dr. (Betreuung):
A comparison of individual labour market outcomes of immigrants in Australia and Germany
INHALT: Goals: To understand how labour market performance of immigrants differs from natives and from each other; how these differences relate to observed characteristics; how they
change over time. ZEITRAUM: 2004-2009 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik
Deutschland
METHODE: rational choice theory DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten.
ART: Dissertation BEGINN: 2004-11 ENDE: 2009-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Essen, FB Wirtschaftswissenschaften,
Lehrstuhl für Allgemeine BWL, insb. Personalwirtschaft (45117 Essen)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0201-1832310, e-mail: [email protected])
[120-L] Münz, Rainer; Straubhaar, Thomas; Vadean, Florin; Vadean, Nadia:
The costs and benefits of European immigration, (HWWI Policy Report, No. 3), Hamburg
2006, 77 S. (Graue Literatur; URL: http://www.hwwi.org/fileadmin/hwwi/Publikationen/Research/Report/HWWI_Policy_Report_Nr__3.pdf)
INHALT: "In the early 21st century Europe is confronted with an ageing population, stagnating or
even declining native populations, high unemployment and in the most key countries also
with slow economic growth. At the same time Europe remains one of the prime destinations
of international migration. Free movement of people is a means of creating an integrated Europe. Geographic mobility also helps on establishing a more efficient labour market, to the
long-term benefit of workers, employers, taxpayers and EU member states. Thus, the paper
quantifies current migration patterns, it recollects theoretical, and empirical arguments on
94
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
why immigration is so important, to what extent labour mobility allows individuals to improve their job prospects and employers to recruit people with adequate skills. The paper also
discusses what kind of common European policies should be undertaken to optimise benefits
of international migration. All the findings might not only avail understanding the economic
impact of immigration. But they have policy implications for migrant receiving countries in
Europe as well. The aim is to develop a better understanding of how the EU and its member
states could use availability and skills of today's and future immigrant populations in order to
cope with economic and demographic challenges." (excerpt)
[121-L] Nerb, Gernot:
Mögliche Auswirkungen der geplanten EU-Dienstleistungsrichtlinie auf die Wirtschaft
Deutschlands, in: Ifo-Schnelldienst : Wochenberichte, Jg. 59/2006, Nr. 5, S. 19-24 (Standort:
USB Köln(38)-FHM XG1454; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Das ifo Institut und das DIW, Berlin, analysieren die zu erwartenden Struktureffekte
der geplante EU-Dienstleistungsrichtlinie. Danach spricht vieles dafür, dass der Beschäftigungseffekt nach Branchen recht unterschiedlich ausfallen wird. In Deutschland dürfte das
verarbeitende Gewerbe von dem breiteren und preisgünstigeren Angebot von Dienstleitungen, aber auch der leichteren Erbringung von produktbegleitenden Dienstleistungen im europäischen Ausland profitieren. Aber auch der Dienstleistungssektor im engeren Sinn wird im
Durchschnitt von der stärkeren Wachstumsdynamik in Europa positive Impulse erhalten. Dies
trifft vor allem in Unternehmen in humankapitalsintensiven Branchen mit handelbaren Leistungen wie z.B. FuE-Beratung, Dienstleister auf dem Gebiet technisch-physikalischer und
chemischer Analysen, aber auch Werbung zu. Hier eröffnet der in der Regel hohe deutsche
Qualitätsstandard Chancen zu einer Marktausweitung. Auf der anderen Seite sind in Dienstleistungsbranchen, die gekennzeichnet sind durch interregionale Handelbarkeit ihrer Leistungen und einen relativ geringen Anteil an hochausgebildeten Spezialkräften, wie z.B. Baugewerbe, Gebäudereinigung, Kfz-Handel und Personenvermittlung die Risiken durch verstärkten preisgünstigen Dienstleistungsimport relativ groß." (Autorenreferat)
[122-L] Niebuhr, Annekatrin:
Migration and innovation: does cultural diversity matter for regional R&D activity?, (IAB
Discussion Paper : Beiträge zum wissenschaftlichen Dialog aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung, 14/2006), Nürnberg 2006, 34 S. (Graue Literatur; URL: http://doku.iab.de/ discussionpapers/2006/dp1406.pdf; http://www.hwwi.org/fileadmin/hwwi/Publikationen/Research/
Paper/Migration/HWWI_Research_Paper_3-1.pdf)
INHALT: Neueste theoretische Arbeiten befassen sich mit den ökonomischen Kosten- und Nutzeneffekten kultureller Vielfalt in Verbindung mit Einwanderung. Es gibt jedoch kaum empirische Belege für die Auswirkungen kultureller Vielfalt auf die ökonomische Leistungsfähigkeit. Der Beitrag untersucht die Bedeutung der kulturellen Vielfalt der Erwerbsbevölkerung
für den Innovationsausstoß für einen Querschnitt deutscher Regionen. Die Ergebnisse liefern
Hinweise darauf, dass kulturelle Vielfalt in der Tat Auswirkungen auf Innovationsaktivitäten
hat. Sie zeigen, dass Wissensunterschiede und unterschiedliche Fähigkeiten der Arbeitnehmer
mit verschiedenen kulturellen Hintergründen einen positiven Einfluss auf die Leistungsfähigkeit regionaler FuE-Sektoren haben. Eine wichtige Rolle spielen aber auch die Niveaus der
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
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Ausbildung. Die Vielfalt unter den hochqualifizierten Mitarbeitern übt den stärksten Einfluss
auf den Ausstoß von Innovationen aus. (IAB)
[123-L] Nohl, Arnd-Michael; Schittenhelm, Karin; Schmidtke, Oliver; Weiss, Anja:
Kulturelles Kapital in der Migration: ein Mehrebenenansatz zur empirisch-rekonstruktiven
Analyse der Arbeitsmarkintegration hochqualifizierter MigrantInnen, in: Forum Qualitative
Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research : Theorien Methoden Anwendungen, Vol.
7/2006, No. 3, 19 S. (URL: http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/3-06/06-3-14-d.pdf)
INHALT: "Die Arbeitsmarktintegration von hochqualifizierten MigrantInnen kann zur Chance für
Wissensgesellschaften werden, deren Prosperität vom Aufbau kulturellen Kapitals abhängt. In
diesem Beitrag wird ein qualitativer Forschungsansatz vorgestellt, mit dem auf mehreren Ebenen untersucht werden soll, wie MigrantInnen ihr kulturelles Kapital in der Statuspassage
in den Arbeitsmarkt verwerten: Neben der Mikroebene der individuellen biographischen Erfahrung von MigrantInnen findet deren Einbindung in Milieus, soziale Netzwerke und Selbstorganisationen (Mesoebene) ebenso Berücksichtigung wie die Makroebene der rechtlichen
Regulierungen im Rahmen der Einwanderungs- und Arbeitsmarktpolitik. Dem Zusammenhang von Bildungs- und Aufenthaltstiteln beim Übergang in den Arbeitsmarkt gilt in der empirischen Analyse ein besonderes Augenmerk. Daher werden vier Fallgruppen, die systematisch hinsichtlich der Höhe und des Erwerbs ihres Bildungstitels im In- oder Ausland und
bzgl. der Gleich- bzw. Nachrangigkeit ihres Aufenthaltstitels variieren, miteinander verglichen. Um zudem die Kontingenz der meso- und makrosozialen Kontexte der Statuspassagen
in den Arbeitsmarkt zu erfassen, wird die Arbeitsmarktintegration in Deutschland mit derjenigen in Kanada, Großbritannien und der Türkei verglichen." (Autorenreferat)
[124-L] Prinz, Aloys; Kasten, Tanja:
Schützt die Umsetzung der europäischen Entsenderichtlinie vor Lohnkonkurrenz in der EU,
in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium : Zeitschrift für Ausbildung und Hochschulkontakt, Jg.
35/2006, Nr. 4, S. 221-225 (Standort: USB Köln(38)-FHM XG1242; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Im Zuge der EU-Osterweiterung wird der Lohnwettbewerb zwischen den Ländern der
Europäischen Union erheblich intensiviert werden. Das beträchtliche Lohngefälle zwischen
den alten und neuen Mitgliedsstaaten führt in den alten Beitrittsländern bereits zu einer Verdrängung der heimischen Arbeitnehmer durch osteuropäische Billigarbeitskräfte. Zum Schutz
gegen die Billiglohnkonkurrenz aus den osteuropäischen Nachbarstaaten wird in Deutschland
vor allem die Einführung eines allgemein verbindlichen Mindestlohns diskutiert. In dem Beitrag werden die durch diese Maßnahme induzierten Beschäftigungseffekte anhand eines einfachen Arbeitsmarktmodells analysiert." (Autorenreferat)
[125-L] Rupp, Helen:
Migration als Wirtschaftsmodell: die remittances in El Salvador, in: Prokla : Zeitschrift für
kritische Sozialwissenschaft, Jg. 35/2005, Nr. 3 = H. 140, S. 393-406 (Standort: USB Köln(38)XG3381; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
INHALT: Die Heimatüberweisungen von Migranten aus El Salvador in den USA an Freunde und
Verwandte gehört zu den offensichtlichsten Aspekten der Transnationalisierung der Gesellschaft von El Salvador in den letzten Jahren. Die beständig anwachsenden Zahlungsströme
dienen nicht nur dem Unterhalt einer wachsenden Zahl von Haushalten, sie nützen auch der
Volkswirtschaft. Ein auf dem Export von Arbeitskräften beruhendes ökonomisches Modell
vermag daher auch zu erklären, warum der Staat internationale Migration und Heimatüberweisungen lieber ermutigt, als die Gründe für den Massenexodus zu bekämpfen. (ICEÜbers)
[126-L] Stark, Oded:
Work effort, moderation in expulsion, and illegal migration, (ZEF-Discussion Papers on Development Policy, No. 109), Bonn 2006, 11 S. (Graue Literatur;
URL: http://131.220.109.9/fileadmin/webfiles/downloads/zef_dp/zef_dp109.pdf)
INHALT: "Illegale Migranten liefern einen wertvollen produktiven Input: Anstrengung. Aber ihr
Status als Illegale bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit ihrer Ausweisung strikt positiv ist.
Eine Rückkehr in ihre Herkunftsländer bringt dann ein geringeres Einkommen mit sich, wenn
der Arbeitslohn dort niedriger ist als im Zielland. Diese Aussicht führt bei illegalen Migranten dazu, stärkere Arbeitsanstrengungen zu unternehmen als vergleichbare Arbeiter, die solchen Aussichten nicht ausgesetzt sind. Je niedriger die zu erwartenden, alternativen Einkünfte
sind, desto herber fallen die Nachteile für die Migranten bei einer gegebenen Wahrscheinlichkeit der Ausweisung nach ihrer Rückkehr aus und desto stärker sind deshalb ihre Anstrengungen in den Zielländern. Zwar hat das Gastland keinen Einfluss auf die Höhe des Einkommens, welches die illegalen Migranten nach ihrer Rückkehr erwartet, aber auf die Wahrscheinlichkeit ihrer Rückkehr kann es schon einwirken. Bei gegebenem Arbeitslohn im Herkunftsland wird eine höhere Wahrscheinlichkeit der Ausweisung zu mehr Arbeitsanstrengungen durch die illegalen Migranten führen. Folglich führen unterschiedliche Kombinationen
von Wahrscheinlichkeiten der Ausweisung und von Arbeitslöhnen in den Herkunftsländern
zu einem gleichen Maß an Anstrengung. Deshalb können Schwankungen hinsichtlich des
Umfangs, mit dem Zielländer Maßnahmen zur Festnahme und Ausweisung illegaler Migranten durchführen, nicht auf Charakteristika illegaler Migranten selbst zurückgeführt werden,
sondern auf eine im Herkunftsland des illegalen Migranten anzutreffende Situation." (Autorenreferat)
[127-L] Steinhardt, Max:
Arbeitsmarkt und Migration - eine empirische Analyse der Lohn- und Beschäftigungseffekte
der Zuwanderung für Deutschland, (HWWI Research Paper, 3-4), Hamburg 2006, 101 S.
(Graue Literatur; URL:
http://www.hwwi.org/fileadmin/hwwi/Publikationen/Research/Paper/Migration/HWWI_Research
_Paper_3-4.pdf)
INHALT: Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Thema der Arbeitsmarkteffekte der Zuwanderung in Deutschland. Zuwanderung hat in der Bundesrepublik eine lange Tradition und
wird spätestens seit dem Inkrafttreten des Zuwanderungsgesetzes auch von politischer Seite
als Teil der deutschen Realität anerkannt. Eine der zentralen Fragen in der wirtschaftspolitischen Diskussion um Zuwanderung ist, inwiefern sich diese auf die Löhne und die Beschäftigung der inländischen Bevölkerung im Empfängerland auswirkt. Eine häufig geäußerte Be-
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4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
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fürchtung ist, dass es in Folge eines Anstiegs der Zuwanderung zu sinkenden Löhnen und
steigender Arbeitslosigkeit der inländischen Bevölkerung kommt. Die Arbeit versucht, einen
Beitrag zur Klärung dieser Frage zu leisten, indem die Arbeitsmarkteffekte der Zuwanderung
für Deutschland anhand von Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
analysiert werden. Das Ziel ist es, die Auswirkungen der Zuwanderung auf die inländischen
Löhne und die Arbeitslosenquote für Deutschland anhand einer empirischen Untersuchung zu
bestimmen. Zur Schätzung der Lohn- und Beschäftigungseffekte der Zuwanderung wird mit
dem Skill Group Approach von Borjas (2003) ein relativ neuer Ansatz der empirischen
Migrationsforschung angewendet, welcher die Auswirkungen der Zuwanderung auf Beschäftigung und Löhne inländischer Arbeitnehmer auf Basis von Qualifikationsgruppen untersucht.
Der Ansatz reagiert auf die Notwendigkeit, die Heterogenität des Produktionsfaktors Arbeit
in der empirischen Analyse der Zuwanderungseffekte zu berücksichtigen. (ICD2)
[128-L] Straubhaar, Thomas:
Herausforderungen und Perspektiven der Migration im makroökonomischen Kontext,
(HWWI Policy Paper, 3-1), Hamburg 2006, 15 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.hwwi.org/fileadmin/hwwi/Publikationen/Policy/HWWI_Policy_Paper_3-1.pdf)
INHALT: Was ist das Fremde und was ist das Eigene in einem Zeitalter, in dem sich die Wirtschaft globalisiert, die Gesellschaft individualisiert und die Politik internationalisiert? Wer
gehört dazu und wer nicht in einer Welt, in der historisch gewachsene politische, soziale und
ökonomische Verbindungen mit geringen Kosten gekappt werden können und ein Wechsel
von einer Bezugsgruppe zur nächsten vergleichsweise einfach geworden ist? Wer sind "wir"
und wer sind die "andern", wenn aus 25 und bald 27 einzelnen Ländern ein gemeinsames Europa wird, alte nationale Bindungen schwächer und neue funktionale Beziehungsnetze wichtiger werden? Was hält eine Solidargemeinschaft zusammen, wenn die Globalisierungswelle
Grenzzäune wegreißt, Schutzdämme wegspült und gerade den stärkeren Leistungsträger(inne)n - also den Netto-Zahler(inne)n -problemlos ermöglicht, die mit riesigen Finanzierungsschwierigkeiten kämpfenden Wohlfahrtsstaaten zu verlassen. Was macht den Kitt einer
Gesellschaft aus und wer ist in einer offenen Gesellschaft noch bereit, zu bleiben und sich zu
binden? Um diese Fragen geht es in dem vorliegenden Beitrag. (ICD2)
[129-L] Uhlendorff, Arne; Zimmermann, Klaus F.:
Unemployment dynamics among migrants and natives, (DIW Diskussionspapiere, 617), Berlin
2006, 22 S. (Graue Literatur; URL: http://www.diw.de/deutsch/produkte/publikationen/diskussionspapiere/docs/papers/dp617.pdf; http://ftp.iza.org/dp2299.pdf)
INHALT: "Unemployment rates are often higher for migrants than for natives. This could result
from longer periods of unemployment as well as from shorter periods of employment. This
paper jointly examines male native-migrant differences in the duration of unemployment and
subsequent employment using German panel data and bivariate discrete time hazard rate models. Compared to natives with the same observable and unobservable characteristics, unemployed migrants do not find less stable positions but they need more time to find these jobs.
The probability of leaving unemployment also varies strongly between ethnicities, while first
and second generation Turks are identified as the major problem group. Therefore, policy
98
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.1 Sozioökonomische Aspekte: Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Sicherung
should concentrate on the job finding process of Turkish migrants to fight their disadvantages
on the labor market." (author's abstract)
[130-L] Verwiebe, Roland; Eder, Klaus:
The positioning of transnationally mobile Europeans in the German labour market, in: European societies : the official journal of the European Sociological Association, Vol. 8/2006, No. 1,
S. 141-168 (Standort: USB Köln(38)-XH7205)
INHALT: "This article analyses the economic integration of transnationally mobile Europeans
into the German labour market. The measure used for the degree of integration is their relative income. Specifically, the article attempts to answer the question, whether and to which
degree the integration of transnationally mobile Europeans into the labour market depends on
their national origins or on their social origins. Based on the concept of transnational social
mobility which goes beyond classical migration research, we will point out the factors that
position mobile Europeans in the labour market and the feedback effects on national class
systems. The results show that it is not national origin but social-structural characteristics that
explains the positioning of EU-transnationals. The empirical basis of this article is primary
data on Berlin's labour market gathered in the beginning of 2002." (author's abstract)
[131-L] Vobruba, Georg:
EU-Osterweiterung, Illegalität und Arbeitnehmerfreizügigkeit, in: Rolf H. Hasse, Cornelie
Kunze (Hrsg.): Die Arbeitsmärkte in den mittel- und osteuropäischen EU-Beitrittsländern im
Spannungsfeld von Transformation und Globalisierung : 16. Leipziger Weltwirtschaftsseminar,
Leipzig: Leipziger Univ.-Verl., 2003, S. 17-24, ISBN: 3-937209-38-7 (Standort: UB Bonn(5)2004/2069)
INHALT: Politische Integrationsprozesse wie die Osterweiterung der EU lassen sich als ökonomische Reallokationsprozesse verstehen, die zentral den Arbeitsmarkt betreffen. Die Schätzungen der Arbeitskräftemigration in Folge der Osterweiterung mit Arbeitnehmerfreizügigkeit schwanken stark. Gemeinsam ist ihnen allerdings das Manko, dass sie die ermittelten Potenziale an Arbeitsmigration nicht mit der bereits stattgefundenen Arbeitsmigration verrechnen. Die Reaktion des Arbeitsmarktes auf die persistente Nachfrage nach Billigarbeitskräften
bei gleichzeitiger Verteuerung der Arbeitskräfte aus den neuen Mitgliedsländern wird auf der
Angebotsseite dadurch bestimmt, dass sich die Arbeits- und Entlohnungsbedingungen für diese Arbeitskräfte verbessern, die Beschäftigungschancen hingegen verschlechtern. Auf der
Nachfrageseite sind (Lohn-)Kostensteigerungen ebenso denkbar wie eine steigende Nachfrage nach neuen Illegalen aus Ländern jenseits der Neumitglieder. (ICE2)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.2 Sozioökonomische Aspekte: Betriebe
4.2
99
Sozioökonomische Aspekte der Migration: Folgen
für Betriebe und die Arbeitsplatzbedingungen, Ausländer
als Unternehmer
[132-L] Apitzsch, Ursula:
Die Chancen der Zweiten Generation in selbständigen Migrantenfamilien: Intergenerationelle Aspekte, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede :
Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd.
1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 737-751, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "In ihrem Plenumsbeitrag möchte die Autorin auf die spezifischen Allokationsmechanismen des sogenannten 'migrant business' eingehen und sich dabei auch mit den Paradoxien
des 'mixed embeddedness' des Gründungsgeschehens im Rahmen der verschiedenen europäischen Sozialstaatsregime auseinandersetzen. Die in den Migranten-Unternehmungen vorherrschenden Arbeitsformen und die daraus resultierenden Lebensbedingungen werden in der Literatur und im öffentlichen Diskurs sehr unterschiedlich dargestellt. Während in den USA
vom soziologischen Mainstream der Erfolg verschiedener ethnischer Gruppen bei der Etablierung von Nischenökonomien unterstrichen wird, heben feministische sowie vornehmlich europäische AutorInnen die intensiven und aufreibenden Arbeitsbedingungen sowie die Kinderarbeit im häufig informell organisierten Arbeitsprozess hervor. Geschlechts- und generationenspezifische Arbeitsteilung führen zu einem Ungleichgewicht im Hinblick auf den Arbeitseinsatz einerseits und den Vorteil, der aus den Familienbetrieben gezogen wird, andererseits. Das von ihr geleitete EU-Projekt 'Self-employment activities concerning women and
minorities. Their success or failure in relation to social citizenship policies' in acht europäischen Ländern (1997-2001) hat hier genauere Ergebnisse geliefert (Apitzsch/Kontos 2003;
Apitzsch 2004). Die unternehmerische Aktivität von Migranten/innen erwies sich als ein
komplexer Zusammenhang biographischer Strategien zur Überwindung sozialer Ausschlussbarrieren, freilich oft bei gleichzeitiger Akzeptanz hoher sozialer Kosten. Das an diese Ergebnisse anschließende aktuelle Forschungsprojekt 'The Chances of the Second Generation in
Families of Ethnic Entrepreneurs: Intergenerational and Gender Aspects of Quality of Life
Processes' (2003 - 2006) verfolgt das Ziel, die Lebensqualität in Familienunternehmungen
von Migranten zu untersuchen. Insbesondere wird die Lebensqualität der Gründergeneration
mit den sozialen Chancen der zweiten Generation konfrontiert und dabei gleichzeitig die geschlechtsspezifische Dimension dieses Verhältnisses fokussiert. Es wird dabei ein biographieanalytisches Konzept von Lebensqualität entwickelt, welches den Aspekt der Wahlmöglichkeit bei der Gestaltung des eigenen Lebens sowie die Idee der intergenerationalen Nachhaltigkeit umgreift." (Autorenreferat)
[133-L] Becker, Manfred; Seidel, Alina (Hrsg.):
Diversity Management: Unternehmens- und Personalpolitik der Vielfalt, Stuttgart: SchäfferPoeschel 2006, 435 S., ISBN: 3-7910-2495-7
INHALT: "Diversity Management als Unternehmens- und Personalpolitik der Vielfalt gewinnt im
zusammenwachsenden Europa, in der globalisierten Welt der Wirtschaft einerseits und in einer zunehmend von Individualisierung und Liberalisierung geprägten Berufs- und Lebenswelt
andererseits stark an Bedeutung. Diversity Management wird wichtiger Bestandteil der stra-
100
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4.2 Sozioökonomische Aspekte: Betriebe
tegischen Unternehmensführung. Menschen verschiedener Herkunft, Rasse, Kultur, Weltanschauung, Beschäftigte mit sehr unterschiedlicher Fachkompetenz und beruflicher Erfahrung,
mit unterschiedlichem Alter und Geschlecht arbeiten an demselben Fließband, in derselben
Abteilung oder in demselben Projektteam. Obwohl die Vielfalt in vielen Unternehmen nicht
wegzudenkende Realität ist, müssen für die konzeptionelle Absicherung, die praktische Ausgestaltung und die wissenschaftliche Begründung des Diversity Management noch beträchtliche Defizite festgestellt werden. Diversity Management bleibt vielfach Absicht oder Aktionismus. Auch fehlen grundlegende Erkenntnisse zur wissenschaftlichen Absicherung des Diversity Management. Das Buch nimmt für die Aspekte Kontext, Akteure, Ziele, Inhalte und
Methoden eine ausführliche und systematische Bestandsaufnahme zum Diversity Management vor. Die Beiträge des Buches zeigen in einem ausgewogenen Verhältnis von Theorie
und Praxis, wie Diversity Management effizient und zielorientiert zu gestalten ist. Es werden
grundlegende Entwicklungen und aktuelle Trends erörtert und konkrete Beispiele des Diversity Management aus der Praxis vorgestellt." (Autorenreferat)
[134-F] Bednarz-Braun, Iris, Priv.Doz. Dr.; Bischoff, Ursula, Dr. (Leitung):
Auszubildende und junge ArbeitnehmerInnen werden aktiv! Strategien und Maßnahmen
von Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV) zur Förderung der interkulturellen
Beziehungen unter Auszubildenden in industriellen Großbetrieben (Projekt im Rahmen des
Förderprogramms XENOS "Leben und Arbeiten in Vielfalt")
INHALT: Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV) stehen vor der Anforderung, fremdenfeindliche Auseinandersetzungen unter Jugendlichen und Auszubildenden im Betrieb zu lösen
und die Entstehung derartiger Konflikte langfristig zu verhindern. Das Ziel des Projekts ist
die Analyse des Handlungsbedarfs und der Problemlösungsstrategien von Jugend- und Auszubildendenvertretungen aus industriellen Großbetrieben, um auf dieser Grundlage Konfliktbewältigungsprogramme gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zu entwickeln und umzusetzen. Um dies zu erreichen, erfolgt eine Problemanalyse, die sich auf Befragungen von
Auszubildenden und beschäftigten Jugendlichen, von Mitgliedern der JAV und Betriebsräte
sowie von AusbilderInnen, Frauenbeauftragten und Unternehmensleitungen stützt (86 persönliche Interviews und knapp 900 schriftlich befragte Auszubildende). In einem zweiten Schritte werden mit den JAV in Kooperation mit relevanten betrieblichen und gewerkschaftlichen
AkteurInnen Strategien der Konfliktbewältigung, betriebliche Handlungsprogramme und adressatenspezifischen Schulungsmaßnahmen ausgearbeitet. Deren Erprobung und Umsetzung
wird wissenschaftlich begleitet. Das Projekt ist Teil des XENOS-Programms und wird durch
das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds
gefördert. Es kooperiert mit der IG-Metall, die seine Durchführung unterstützt. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Sozialkonstruktionsansatz von Geschlecht und Ethnie DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 86; Auszubildende, junge ArbeitnehmerInnen, Jugend- und
Auszubildendenvertretungen, BetriebsrätInnen, Unternehmensleitungen, GewerkschafterInnen; Auswahlverfahren: Quota). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 1.130;
Auszubildende unter 25 Jahren in vier Großbetrieben der Metallbranche; Auswahlverfahren:
total). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Bednarz-Braun, Iris; Bischoff, Ursula: Azubis wollen kulturelle
Vielfalt. in: Jugendnachrichten - Offizielles Organ des Bayerischen Jugendrings, 2005, H.
1/2, S. 18.+++Bednarz-Braun, Iris; Bischoff, Ursula: Good news: apprentices of different cul-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.2 Sozioökonomische Aspekte: Betriebe
101
tural background get on well with each other. in: DJI Bulletin, Special English edition, 2005,
pp. 6-9.+++Bednarz-Braun, Iris; Bischoff, Ursula: Azubis unterschiedlicher Herkunftskultur
verstehen sich gut. in: ADA-Mentoring, Fachzeitschrift für Mentoring und Gender Mainstreaming in Technik und Naturwissenschaften, 2006, H. 4, S. 19-22. ARBEITSPAPIERE:
Bednarz-Braun, Iris; Bischoff, Ursula: Interkulturalität unter Auszubildenden im Betrieb: eine
Handreichung für die betriebliche Praxis. Halle/ München: Deutsches Jugendinst. 2006, 64 S.
Unter: http://www.dji.de/bibs/224_XENOS-DJI-Handreichung-Betrieb.pdf abrufbar.
ART: Auftragsforschung; gefördert BEGINN: 2003-01 ENDE: 2006-03 AUFTRAGGEBER: Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit FINANZIERER: Industriegewerkschaft Metall
INSTITUTION: Deutsches Jugendinstitut e.V. Abt. Geschlechterforschung und Frauenpolitik
(Postfach 900352, 81503 München)
KONTAKT: Bednarz-Braun, Iris (Dr. Tel. 089-62306-222, e-mail: [email protected]); Bischoff,
Ursula (Dr. Tel. 0345-68178-32, e-mail: [email protected])
[135-L] Behr, Marhild von:
Industriearbeit in interkulturellen Kontexten: Anforderungen und Belastungen an internationalisierten Arbeitsplätzen, in: Wolfgang Dunkel, Dieter Sauer (Hrsg.): Von der Allgegenwart
der verschwindenden Arbeit : neue Herausforderungen für die Arbeitsforschung, Berlin: Ed. Sigma, 2006, S. 111-136, ISBN: 3-89404-545-0
INHALT: Die Autorin problematisiert zu Beginn die selektive Wahrnehmung neuer Herausforderungen und Arbeitsbelastungen, die im Kontext der wirtschaftlichen Globalisierung an internationalisierten Arbeitsplätzen entstehen. Die neuen Anforderungen beziehen sich zum einen
auf die direkte Interaktion und Kommunikation mit fremdkulturellen Personen und zum anderen auf die Bewältigung technisch-fachlicher und praktischer Arbeitsaufgaben an inländischen Arbeitsplätzen mit internationaler Orientierung. Die Autorin skizziert in diesem Kontext drei Ansätze zur Erweiterung der Arbeitsforschung: das Konzept der Kulturübersetzung,
das Konzept der schematischen Normalitätserwartung und das Konzept der Ökonomie der
Verständigung. Anhand empirischer Studien des ISF München zur Internationalisierung kleiner und mittlerer Betriebe zeigt sie anschließend, dass die Besonderheiten interkultureller Arbeit auch dann berücksichtigt werden müssen, wenn es sich um so genannte "Normalarbeitsplätze" von inländischen Fachkräften handelt. Sie beschreibt hierzu exemplarisch Arbeitsplätze an externen personellen und informationstechnischen Schnittstellen, Arbeitsplätze innerhalb der betrieblichen Funktionsbereiche sowie Arbeitsplätze ohne einen erkennbaren internationalen Bezug. Ihr Beitrag schließt mit einer Erörterung der Chancen und Risiken von interkultureller Arbeit im Industriebereich. (ICI2)
[136-F] Bouncken, Ricarda, Univ.-Prof.Dr.habil. (Bearbeitung):
Erfolgsfaktoren von High-Tech Kooperationen: geförderte Kooperationen im Spannungsfeld
der Ko-optation und Innovationen
INHALT: Wie wirken interkulturelle Innovationsteams auf Teamwork-Qualität und Innovationserfolg? Dichte und Intensität von Kommunikation in der Wirkung auf Vertrauen, Opportunismus und Kooperationsverhalten. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
102
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.2 Sozioökonomische Aspekte: Betriebe
METHODE: Interkulturell; Teamforschung; Diversität; Dimensionen; Social network theory.
Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview. Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 40). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: Auftragsforschung; Eigenprojekt; gefördert BEGINN: 2005-07 ENDE: 2008-06 AUFTRAGGEBER: Infineon Technologies AG, München FINANZIERER: Institution; Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Greifswald, Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät, Fach
Wirtschaftswissenschaften Lehrstuhl für Allgemeine BWL und Organisation, Personal sowie
Innovationsökonomie (Friedrich-Loeffler-Str. 70, 17487 Greifswald)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 03834-86-2462, e-mail: [email protected])
[137-F] Bouncken, Ricarda, Univ.-Prof.Dr.habil. (Bearbeitung):
Influences from culturally diverse cross-national teams on innovation processes
INHALT: Wie wirken interkulturelle Innovationsteams auf Teamwork-Qualität und Innovationserfolg?
METHODE: Interkulturell; Teamforschung; Diversität; Dimensionen. Untersuchungsdesign:
Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, standardisiert. Inhaltsanalyse, offen (Stichprobe: 120). Qualitatives Interview. Standardisierte Befragung, face to
face (Stichprobe: 40). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: Eigenprojekt; gefördert BEGINN: 2005-05 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Volkswagen Stiftung
INSTITUTION: Universität Greifswald, Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät, Fach
Wirtschaftswissenschaften Lehrstuhl für Allgemeine BWL und Organisation, Personal sowie
Innovationsökonomie (Friedrich-Loeffler-Str. 70, 17487 Greifswald)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 03834-86-2462, e-mail: [email protected])
[138-F] Brunhs, Kisten, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Bischoff, Ursula, Dr. (Leitung); BednarzBraun, Iris, Ph.D. (Betreuung):
Interethnische Beziehungen zwischen jungen sowie älteren Facharbeiterinnen und Facharbeitern in Großbetrieben (Projekt im Rahmen des Bundesprogramms "XENOS - Leben und
Arbeiten in Vielfalt")
INHALT: Das Projekt beinhaltet eine empirische Analyse der interkulturellen Arbeitsbeziehungen
und es zielt auf die Entwicklung und Umsetzung von arbeitsweltbezogenen Maßnahmen ab,
die eine verständnisvolle Zusammenarbeit von Fachkräften unterschiedlicher Generationen,
Herkunftskulturen und Geschlechter in Großbetrieben fördern. Im Mittelpunkt steht das Anliegen, zur nachhaltigen Förderung interkultureller Beziehungen im Arbeitsleben von jungen
und älteren FacharbeiterInnen beizutragen. Ein vorangegangenes Xenos-Projekt brachte empirische Belege für eine verträgliche und reibungslose Zusammenarbeit unter Auszubildenden
unterschiedlicher ethnischer Herkunft, was u.a. auf deren umfangreiche Erfahrungs- und
Lernprozesse in interethnischen Settings zurückgeführt wird. Nunmehr schließt sich die Frage
an, wie sich die Zusammenarbeit nach Ausbildungsabschluss mit Kolleginnen und Kollegen
sowie Vorgesetzten gestaltet, die in einem eher eigenkulturell geprägten Milieu aufgewachsen
sind und nicht in gleicher Weise über interkulturelle Erfahrungen verfügen. Die Basis der
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.2 Sozioökonomische Aspekte: Betriebe
103
empirischen Analysen zur interkulturellen Zusammenarbeit bilden Interviews mit FacharbeiterInnen sowie Expertengespräche in drei Großbetrieben. In der Auswertung und Analyse der
Interviewergebnisse wird herausgearbeitet: wie die Zusammenarbeit von Arbeitskräften unterschiedlicher Generationen und ethnischer Herkunft verläuft; unter welchen Bedingungen es
zu gelungenen interkulturellen Kooperationen bzw. zu Konflikten kommt; über welche Problemlösungspotenziale die unterschiedlichen Gruppen verfügen und wie sich diese im Arbeitsablauf auswirken. Im Anschluss werden in Workshops mit FacharbeiterInnen sowie betrieblichen AkteurInnen unterschiedlicher Funktionen und Ebenen konkrete betriebliche Maßnahmen und Aktivitäten erarbeitet, die ein verträgliches Zusammenarbeiten unterstützen. Die
wissenschaftliche Begleitung des Erprobungs- und Umsetzungsprozesses soll Einschätzungen
zur Wirksamkeit der entwickelten Konzepte erbringen und dazu beitragen, auftretende Hindernisse und Probleme im interaktiven Austausch einer Lösung zuzuführen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Westdeutschland (München, Stuttgart, Duisburg)
METHODE: Sozialkonstruktionsansatz von Ethnie und Geschlecht. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Dokumentenanalyse, offen (Gleichstellungsvereinbarungen
u.a. betriebliche Dokumente zum Diversity, Personalunterlagen zur herkunftskulturellen Zusammensetzung der Belegschaften; Auswahlverfahren: total). Qualitatives Interview (Stichprobe: 59; jüngere und ältere FacharbeiterInnen unterschiedlicher Herkunftskulturen in Großbetrieben; Auswahlverfahren: Quota). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Betriebsbezogene Berichte zu
den Fallstudien (nicht öffentlich zugänglich).
ART: Auftragsforschung; gefördert BEGINN: 2006-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: Bundesministerium für Arbeit und Soziales Nationale Koordinierungsstelle XENOS FINANZIERER: Industriegewerkschaft Metall
INSTITUTION: Deutsches Jugendinstitut e.V. Außenstelle Halle (Franckeplatz 1, Haus 12-13,
06110 Halle)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0345-68178-32, e-mail: [email protected]); Bearbeiterin (Tel. 08962306-274, e-mail: [email protected]); Betreuerin (Tel. 089-62306-222)
[139-L] Constant, Amelie:
Female proclivity to the world of business, in: Kyklos : Internationale Zeitschrift für Sozialwissenschaften, Vol. 59/2006, No. 4, S. 465-480 (Standort: USB Köln(38)-Haa946; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "This paper investigates entrepreneurial women confronted with the self-employment
or business career choice. Optimistic women have a higher proclivity to be businesswomen.
Businesswomen select self-over paid employment when they are young or old, less educated,
married or with under-age children. There are no significant native-immigrant differences.
However, among immigrant women those who are in Germany 6 to 12 years are more likely
to go into self-employment. These results show that women in Germany who are in their prime working age, educated, not married, and with no under-age children are less likely to
choose self-employment, as it is not viewed as a channel to achieving higher socio-economic
standing." (author's abstract)
104
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4.2 Sozioökonomische Aspekte: Betriebe
[140-L] Fairlie, Robert W.; Woodruff, Christopher:
Mexican entrepreneurship: a comparison of self-employment in Mexico and the United States, (Discussion Paper / Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 2039), Bonn 2006,
62 S. (Graue Literatur; URL: http://doku.iab.de/externe/2006/k060413f11.pdf; http://ftp.iza.
org/dp2039.pdf)
INHALT: "Nearly a quarter of Mexico's workforce is self employed. In the United States, however, rates of self employment among Mexican Americans are only 6 percent, about half the
rate among non-Latino whites. Using data from the Mexican and U.S. population census, we
show that neither industrial composition nor differences in the age and education of Mexican
born populations residing in Mexico and the U.S. accounts for the differences in the self employment rates in the two countries. Within the United States, however, estimates indicate
that low levels of education and the youth of Mexican immigrants residing in the United States account for roughly half of the Mexican immigrant/ U.S. total difference in selfemployment rates for men and the entire difference for women. We also find some suggestive
evidence that for both men and women, Mexican immigrant self-employment rates may be
higher for those who reside in the United States legally and are fluent in English, and for men,
those who live in ethnic enclaves." (author's abstract)
[141-L] Frohnen, Anja:
Diversity in Action: Multinationalität in globalen Unternehmen am Beispiel Ford, (Global
Studies), Bielefeld: transcript Verl. 2005, 243 S., ISBN: 3-89942-377-1 (Standort: USB Köln(38)32A9850)
INHALT: "Globale Unternehmen wollen die kulturelle Heterogenität ihrer Mitarbeiter als personalpolitische Ressource nutzen. Das internationale Management, das lange Zeit mit der Vorstellung einer kulturell homogenen Belegschaft gelebt hat, machte Diversity zum Bestandteil
der offiziellen Konzernpolitik. Diversity Management - so der Fachausdruck - erhebt den Anspruch, die individuelle Verschiedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sinne einer
positiven Wertschätzung wahrzunehmen und Chancengleichheit zu ermöglichen. So viel zum
Anspruch von Diversity Management. Doch wie sieht die Realität von Diversity-Programmen
in globalen Unternehmen aus? Die Studie geht dieser Frage in einer ethnographisch dichten
Beschreibung nach. Die alltägliche multinationale Praxis von Managern und Ingenieuren wird
im Spannungsfeld einer forcierten Globalisierungsstrategie und Diversity-Programmen gezeigt. Auf innovative Weise überträgt die Autorin dazu das ethnomethodologische DoingGender-Konzept auf ein Doing-Nationality-Modell und analysiert mit einer systemtheoretischen Konzeption von Organisation die organisationalen Aspekte der Diversity-Praxis und
Globalisierungsstrategie." (Autorenreferat)
[142-L] Helmolt, Katharina von:
Aspekte der Erforschung interkultureller Kommunikation in Arbeitskontexten, in: Wolfgang
Dunkel, Dieter Sauer (Hrsg.): Von der Allgegenwart der verschwindenden Arbeit : neue Herausforderungen für die Arbeitsforschung, Berlin: Ed. Sigma, 2006, S. 137-143, ISBN: 3-89404-545-0
INHALT: Die Autorin gibt einen kurzen Überblick über die Forschungsansätze, mit denen die
neuen Anforderungen und Belastungen aus interkultureller Arbeit untersucht werden, wobei
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.2 Sozioökonomische Aspekte: Betriebe
105
sie sich auf den speziellen Fall der "Face to Face"-Kommunikation in Arbeitskontexten zwischen Personen unterschiedlicher kultureller Herkunft beschränkt. Die interkulturelle Kommunikation findet in international tätigen Unternehmen auf unterschiedlichen Ebenen statt,
z.B. in der Kommunikation mit unternehmensexternen Kommunikationspartnern wie Kunden, Zulieferern, Finanzierungsinstituten oder Behörden, zunehmend jedoch auch in Kommunikationsprozessen innerhalb von Unternehmen oder bei der Zusammenarbeit in multikulturell zusammengesetzten Arbeits- und Projektgruppen. In der Forschung zur "Face-to-Face"Kommunikation, die seit den 1980er Jahren zahlreiche empirische Untersuchungen durchführt, können drei Perspektiven voneinander unterschieden werden: kulturkontrastierende
Forschungen, interaktionsorientierte Forschungen und Forschungen zum Entstehen von Kultur durch Kommunikation. (ICI2)
[143-F] Jasper, Gerda, Dr.habil. (Bearbeitung); Bührmann, Andrea D., PD Dr.; Wienold, Hans,
Prof.Dr. (Leitung):
Unternehmensgründungen durch Migrantinnen
INHALT: Förderung von Unternehmensgründung durch Migrantinnen; Erforschung des Prozesses der Unternehmensgründung, modellhafte Entwicklung und Erprobung innovativer Beratungsansätze unter Berücksichtigung individueller, arbeitsmarktpolitischer und kultureller
Bedingungen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Ruhrgebiet, Berlin
METHODE: Diskursanalyse; narrative Interviews; Sekundäranalyse. Untersuchungsdesign: Triangulierung mixed methods DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 60).
Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: 500). Diskursanalyse. Feldarbeit durch
Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: gefördert BEGINN: 2006-10 ENDE: 2009-08 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Bundesministerium für Bildung und Forschung
INSTITUTION: Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften,
Institut für Soziologie Lehrstuhl für Soziologie Prof.Dr. Wienold (Scharnhorststr. 121, 48151
Münster)
KONTAKT: Bührmann, Andrea D. (Dr. e-mail: [email protected]); Wienold, Hans
(Prof.Dr. Tel. 0251-8323192, e-mail: [email protected])
[144-F] Juhasz, Anne, Dr.; Hettlage, Raphaela (Bearbeitung); Suter, Christian, Prof.; Schubert,
Renate, Prof. (Leitung):
Der Weg zur Integration? Die Rolle der selbständigen Erwerbstätigkeit von Migrantinnen
und Migranten in der Schweiz
INHALT: Untersucht werden soll, inwiefern Unternehmen, die von Personenausländischer Herkunft gegründet werden, Integrations- bzw. Ausschlussprozesse von MigrantInnen befördern
oder behindern. Das Forschungsinteresse richtet sich auf zwei zentrale Fragen: Erstens soll es
darum gehen, die Gründe, die zur Aufnahme einer selbständigen Erwerbstätigkeit führen, zu
analysieren. Sind es Ausschlussprozesse (z.B. ökonomische oder institutionelle), die zu einer
Unternehmensgründung führen oder handelt es sich um einen Ausdruck von sozialer Integration, welcher es ermöglicht, die vorhandenen Möglichkeiten zum eigenen Vorteil zu nutzen?
Zweitens soll untersucht werden, welche Folgen sich aus der Gründung eines eigenen Unternehmens für die Betroffenen und ihr Umfeld ergeben. Können aus der Unternehmensgrün-
106
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.2 Sozioökonomische Aspekte: Betriebe
dung Integrationsprozesse hervorgehen, und wenn ja, wie verlaufen diese? Da angenommen
wird, dass sowohl geschlechtsspezifische als auch generationenspezifische Unterschiede in
Bezug auf Integrationsprozesse bestehen, sollen diese beiden Aspekte bei den vorliegenden
Fragestellungen vertieft untersucht werden. Das beantragte Forschungsvorhaben verknüpft
quantitative und qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung unter der Perspektive
der zeitlichen Veränderung. Bisherige Zwischenergebnisse: Merkmale der selbständig erwerbstätigen Personen ausländischer Herkunft in der Schweiz: Anhand der Daten der SAKE
2001 und 2003 wurden zunächst die allgemeinen Charakteristika der selbständig erwerbstätigen Personen ausländischer Herkunft untersucht. Die Auswertung der Daten zeigt, dass die
selbständige Erwerbstätigkeit unter Männern nach wie vor verbreiteter ist als unter Frauen
und zwar ungeachtet ihrer Staatsangehörigkeit. In den jüngeren Altersklassen und insbesondere unter Angehörigen der zweiten Ausländergeneration nimmt der Anteil an selbständig
erwerbstätigen Frauen jedoch zu. Die Selbständigen ausländischer Herkunft stellen keine homogene Gruppe dar. Vielmehr kann zwischen einer Art "privilegierter Selbständigkeit" und
einer "nicht-privilegierten Selbständigkeit" unterschieden werden. Zu den "privilegierten
Selbständigen" gehören Personen aus Nord- und Westeuropa sowie aus den USA. Sie verfügen im Vergleich zu den anderen Selbständigen (auch im Vergleich zu den Schweizer Selbständigen) über höhere Ausbildungsabschlüsse, verdienen mehr und arbeiten in Branchen, die
mit einem vergleichsweise hohen Berufsprestige verbunden sind. Zu den "nicht-privilegierten
Selbständigen" gehören hauptsächlich Personen aus Süd- und Osteuropa. Sie arbeiten in
Wirtschaftsabschnitten mit geringerem Prestige (wie etwa Handel- und Reparaturgewerbe,
verarbeitendes Gewerbe und Industrie sowie Baugewerbe) als die anderen Gruppen von Selbständigen, sie verdienen weniger als diese und weisen tiefere Ausbildungsabschlüsse auf.
Auch zwischen der selbständigen Erwerbstätigkeit der ersten und der zweiten Ausländergeneration sind Unterschiede erkennbar, die allerdings nach Herkunftsland variieren. Die zweite
Generation süd- und osteuropäischer Herkunft scheint im Vergleich zur ersten Generation eine soziale Mobilität vollzogen zu haben: Angehörige der zweiten Generation dieser Gruppen
haben im Durchschnitt eine höhere Ausbildung absolviert als Personen der ersten Generation.
Sie arbeiten zudem nicht mehr in den "traditionellen" Bereichen, in welchen die erste Generation tätig ist, sondern sie finden sich vermehrt in Bereichen wie der Informatik, Immobilien
und Vermietung, in Bereichen also, die ein vergleichsweise hohes kulturelles und ökonomisches Kapital erfordern. Die zweite Generation aus nord- und westeuropäischen Ländern hat
dagegen im Durchschnitt eine tiefere Ausbildung absolviert als die erste Generation und sie
arbeitet in Bereichen, die weniger Kapital erfordern. Die Fallzahlen sind hier allerdings gering und daher nur mit Vorsicht zu interpretieren. Weiter wurden auch Segregationsanalysen
durchgeführt. S.a. http://www.sidos.ch/fw_query/siweb2.fwx?htm.sel0=7910. GEOGRAPHISCHER RAUM: qualitative Erhebung wird in Basel-Stadt, Genf und Zürich durchgeführt
METHODE: Das Forschungsvorhaben verknüpft quantitative und qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung und beinhaltet folgende drei Teile: a) Auswertung von aktuellen
Daten der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE 2001 und 2003, mit Migrationsmodul); b) biographische Interviews mit selbständig erwerbstätigen Migrant/innen (N=36); c)
egozentrierte Netzwerkanalyse. DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten; standardisierte Erhebung der Netzwerke (selbständig erwerbstätige Migrant/innen). Qualitatives Interview -biographisch-narrativ- (Stichprobe: je 36; Interviews sowie egozentrierte
Netzwerke).
ART: gefördert BEGINN: 2003-07 ENDE: 2006-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
NFP 51 Integration und Ausschluss
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.2 Sozioökonomische Aspekte: Betriebe
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INSTITUTION: Université de Neuchâtel, Faculté des lettres et sciences humaines, Institut de
sociologie (Pierre-à-Mazel 7, 2000 Neuchâtel, Schweiz); Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Département Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften, Institut für Wirtschaftsforschung (Weinbergstr. 35, 8092 Zürich, Schweiz)
KONTAKT: Suter, Christian (Prof. e-mail: [email protected]); Schubert, Renate
(Prof. e-mail: [email protected])
[145-L] Juhasz, Anne:
Der Weg in die selbständige Erwerbstätigkeit: aus der (alten) Unsicherheit in neue Unsicherheiten?, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede :
Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd.
1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 4562-4571, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Im geplanten Vortrag soll ein aktuelles Projekt über Biographien von selbständig
erwerbstätigen Migrantinnen und Migranten in der Schweiz vorgestellt werden. Im Zentrum
steht einerseits die Frage, inwiefern der Schritt in die selbständige Erwerbstätigkeit eine Reaktion auf Ausschlusserfahrungen und Erfahrungen von sozialer Ungleichheit darstellt und
andererseits, welche Konsequenzen sich aus der Selbständigkeit für die Unternehmerinnen
und Unternehmer sowie für ihr soziales Umfeld ergeben. Inwiefern bestehen Zusammenhänge zwischen biographischen Brüchen und der Entscheidung, sich wirtschaftlich selbständig zu
machen? Inwiefern stellt die Selbständigkeit eine Möglichkeit dar, biographische Unsicherheits- und Krisenerfahrungen (erfolgreich) zu bearbeiten? Und: Inwiefern führt die Selbständigkeit ihrerseits in neue Unsicherheiten und befördert Ungleichheiten, wie etwa Prekarisierung, fehlende soziale Sicherheit oder Selbst- und Fremdausbeutung? Die bisher durchgeführten Interviews zeigen, dass die Selbständigkeit gleichzeitig 'aus der Not' hervorgehen und
der eigenen Selbstverwirklichung dienen kann. Die Gründung eines Unternehmens stellt dabei eine Strategie dar, um biographische Unsicherheiten und Brüche wie etwa Arbeitslosigkeit zu bearbeiten, insofern kann sie auch als individuelle Bearbeitung sozialer Ungleichheit
interpretiert werden. Ein Unternehmen kann darüber hinaus nicht nur für die Gründerinnen
und Gründer selber, sondern auch für deren soziales Umfeld eine stabilisierende Funktion
einnehmen, in dem es etwa einen Begegnungsort darstellt und soziale Zugehörigkeit vermittelt. Ferner lässt sich am Beispiel der Unternehmen von Migrantinnen und Migrantenaufzeigen, wie 'kulturelle' oder 'geschlechtsspezifische' Ressourcen - durchaus bewusst und instrumentell - eingesetzt werden, wenn anderes Kapital zur Erlangung der eigenen Ziele fehlt. Die
nicht intendierte Folge davon ist, dass Differenz konstruiert wird, in der Absicht, erfahrene
Ungleichheiten zu kompensieren oder zu überwinden." (Autorenreferat)
[146-F] Kaya, Bülent (Bearbeitung); Dahinden, Janine, Dr.phil. (Leitung):
Arbeitskräfte mit Migrationshintergrund und ihre potentiellen Ressourcen. Eine Aktionsforschung
INHALT: Seit längerem arbeiten in den Spitälern viele Arbeitskräfte mit Migrationshintergrund
nicht nur im qualifizierten Bereich, sondern auch in unqualifizierteren Tätigkeiten. Die zunehmende Heterogenität der Zusammensetzung der ausländischen Arbeitkräfte geht einher
mit der Pluralisierung der Gesellschaft und damit auch einer zunehmenden Diversität der
Klientel in den Spitälern. Gleichzeitig wird die Forderung nach einer umfassenden Transkul-
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4.2 Sozioökonomische Aspekte: Betriebe
turalisierung des Gesundheitswesen laut, deren vordringlichstes Ziel in einer besseren gesundheitlichen Versorgung der Migrationsbevölkerung liegt. In diesem Zusammenhang widmet sich das vorliegende Projekt der Frage, inwiefern die in den Spitälern tätigen ausländischen Arbeitskräfte über brach liegende Ressourcen verfügen, die einen Beitrag an eine
Transkulturalisierung des Gesundheitswesen leisten könnten. Es gilt zunächst zu beantworten,
welche Rolle und Funktion die ausländischen Arbeitskräfte in den Spitälern einnehmen, welche Tätigkeiten sie ausüben und durch welche Merkmale (Herkunft, Qualifikation, etc.) sie
sich charakterisieren. Im Weiteren interessiert, wie sich die Ressourcen des ausländischen
Personals präsentieren und wie sie bestmöglich abgeholt werden können. GEOGRAPHISCHER RAUM: Schweiz, alle drei Sprachregionen
METHODE: Die Forschungsfragen werden mittels eines dreifachen methodischen Vorgehens
angegangen. 1. Eine Dokumentenanalyse der international verfügbaren Literatur zum Thema
soll Modelle von "guten Praktiken" aufzeigen, wie die Ressourcen von ausländischen Arbeitskräften genutzt werden. 2. Eine Analyse der Volkszählungsdaten soll Aufschluss über
Charakteristika der in den Spitälern arbeitenden Personen mit Migrationshintergrund geben.
3. Und eine Aktionsforschung mit fünf ausgewählten Spitälern zielt darauf ab, die gegenwärtige Situation zu erfassen, Ideen zu entwickeln und gleichzeitig umzusetzen. Durch Interviews und Focusgruppengespräche wird die Interaktion auf der mikrosozialen Ebene in das
Zentrum der Analyse gerückt. Das vorliegende Forschungsvorhaben basiert auf zeitgenössischen ressourcenorientierten Integrationsansätzen. Es zielt aber nicht nur auf eine Wissensgenerierung, sondern gleichzeitig auf eine Sensibilisierung in den Spitäler und auf eine Umsetzung des im Laufe der Forschung erworbenen Wissens ab. DATENGEWINNUNG: Aktenund Dokumentenanalyse, offen; Gruppendiskussion; Qualitatives Interview; Sekundäranalyse
von Aggregatdaten.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Kaya, Bülent; Kamm, Martina; Gabadinho, Alexis: Les employés
migrants dans le domaine de la santé et leurs ressources potentielles: une recherche-action.
Neuchâtel: SFM 2006 (forthcoming).
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2004-03 ENDE: 2005-07 AUFTRAGGEBER: Bundesamt für
Gesundheit -BAG- FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Université de Neuchâtel, Forum Suisse pour l'étude des migrations et de la population (Rue de St-Honoré 2, 2000 Neuchâtel, Schweiz)
KONTAKT: Leiterin (e-mail: [email protected])
[147-L] Meierewert, Sylvia:
The cultural standard research and its implications for managing multinational teams: cooperation with Croatians and Slovenes ; the Austrian perspective, in: Kultursoziologie : Aspekte Analysen Argumente ; wissenschaftliche Halbjahreshefte der Gesellschaft für Kultursoziologie
e.V. Leipzig, Jg. 15/2006, H. 1, S. 27-48 (Standort: USB Köln(38)-XG7307; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "This article examines the impact of different cultural variables in the particular contexts of Austrian, Croatian and Slovenian task groups. Referring to the concept of 'Taxonomy
of Team Processes' developed by Marks, Mathieu and Zaccaro (2001) the author analyzed
about 102 qualitative interviews with managers and identified cultural traits that significantly
influence process dimensions relevant in cooperations. In contrast to other culture studies (see
i.e.: House/ Javidan/ Hanges/ Dorfman, Globe (2002), Hall (2000), Trompenaars (1997) and
Hofstede (2001)) the framework of narrative interviews (Thomas, 1993, 1996) focuses on
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
4.2 Sozioökonomische Aspekte: Betriebe
109
many different cultural variables and on the particular contexts of these variables. The author
identified the following critical elements relevant for interactions in intercultural teamwork:
'Time Concepts in different Context-Situations', 'Level of personal responsibility' and 'Importance of Social Relationships'." (author's abstract)
[148-L] Settelmeyer, Anke; Hörsch, Karola; Dorau, Ralf:
Interkulturelle Kompetenzen von Fachkräften mit Migrationshintergrund: Einsatz und
Wahrnehmung, in: Berufsbildung : Zeitschrift für Praxis und Theorie in Betrieb und Schule, Jg.
60/2006, H. 3, S. 14-17 (Standort: USB Köln(38)-MXG00347; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: Im Rahmen eines Forschungsprojekts des Bundesinstituts für Berufsbildung wurde die
interkulturelle Kompetenz von Fachkräften mit Migrationshintergrund basierend auf Interviews mit Fachkräften und ihren Vorgesetzten untersucht. Interkulturelle Kompetenzen in
Form von Sprachkenntnissen und kulturspezifisches Wissen werden dabei als Zusatzqualifikationen verstanden, die vorhandenes Fachwissen ergänzen. Bei den untersuchten Berufsgruppen handelt es sich um solche, bei denen in hohem Maße Kontakte zwischen Kunden und
Kundinnen und Fachkräften stattfinden können, nationale bzw. internationale Einsatzmöglichkeiten der interkulturellen Kompetenzen potenziell vorhanden sind und die häufig von
Personen mit Migrationshintergrund erlernt werden (Arzthelferin, Einzelhandels-, Speditions, Groß- und Außenhandelskaufmann). Aufgrund der Auswertung der Interviews wird dargelegt, welche der Kompetenzen Fachkräfte im Berufsalltag einsetzen. Dem wird gegenübergestellt, welche dieser Kompetenzen sie bzw. ihre Vorgesetzten wahrnehmen, wenn sie ausdrücklich darauf angesprochen werden. Fazit: Fachkräfte mit Migrationshintergrund setzen
zum Nutzen ihrer Betriebe interkulturelle Kompetenzen in verschiedenen Berufen auf vielfältige Art und Weise ein. Die Wahrnehmung dieses Potenzials sollte jedoch sowohl bei den
Angestellten als auch ihren Vorgesetzten verbessert und gefördert werden, um diese zusätzlichen Kenntnisse und Fähigkeiten und deren Entwicklung zu unterstützen. (IAB)
[149-L] Stumpf, Siegfried:
Interkulturalität in der Personal-, Team- und Organisationsentwicklung, in: Gruppendynamik
und Organisationsberatung : Zeitschrift für angewandte Sozialpsychologie, Jg. 37/2006, H. 1, S.
33-49 (Standort: USB Köln(38)-XB195; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Interkulturalität gewinnt aufgrund zunehmender Internationalisierung und Globalisierung an Bedeutung für die Personalentwicklung, Teamentwicklung und Organisationsentwicklung. Vor diesem Hintergrund werden grundlegende Zusammenhänge zur Rolle der Interkulturalität in diesen drei Gestaltungsfeldern aufgezeigt und es wird ein Überblick zur Forschungslage gegeben. Nach einer Klärung relevanter Grundbegriffe werden interkulturelle
Trainings und interkulturelle Assessment Center als spezifische Personalentwicklungsaktivitäten behandelt, dabei Ergebnisse der Evaluationsforschung dargestellt und Gestaltungsempfehlungen gegeben. Die Teamentwicklung wird in Bezug auf Prozesse und Effektivität in
mehrkulturellen Arbeitsgruppen thematisiert. Bei der Organisationsentwicklung werden mit
der Partizipation und der Gestaltung von Intergruppenbeziehungen zwei wesentliche Aspekte
unter Interkulturalitätsaspekten betrachtet." (Autorenreferat)
110
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5 Politische und rechtliche Aspekte der Migration
5 Politische und rechtliche Aspekte der Migration
5.1
Politische und rechtliche Aspekte der Migration,
Ausländerpolitik und -recht, Einwanderungspolitik
[150-F] Alscher, Stefan, Dipl.-Soz.-Wiss.; Gerdes, Jürgen, Dipl.-Pol.; Spang, Mikale, Dr. (Bearbeitung); Faist, Thomas, Prof.Ph.D. (Leitung):
Demokratische Legitimation von Migrationskontrollpolitik (Teilprojekt B15)
INHALT: Das Teilprojekt untersucht die sich wandelnden Legitimationsprozesse des demokratischen Rechts- und Interventionsstaates angesichts von Verstaatlichung, Internationalisierung
und Globalisierung. Im Zentrum der Analyse stehen die Legitimität und Legitimation von
immigrationsregulierenden Politiken in der Nachkriegszeit in ländervergleichender Perspektive. Die ausgewählten Untersuchungsländer Deutschland, Großbritannien, Schweden und
Spanien unterscheiden sich nach den jeweils vorherrschenden Demokratietypen der Mehrheits- vs. Konsensdemokratie und nach föderalistischen vs. zentralistischen Systemen. Darüber hinaus werden die Konsequenzen der europäischen Integration für nationalstaatliche Politik und demokratische Legitimation berücksichtigt. Im Gegensatz zu bislang dominierenden
Studien im Bereich der Legitimitätsforschung, die sich auf die Legitimität einzelner Institutionen - wie z.B. Parteien, Regierungen, Parlamente, Verfassungsgerichte usw. - konzentriert
haben, wird hier ein Ansatz verfolgt, der die Legitimität des demokratischen Prozesses insgesamt, d.h. unter Beteiligung verschiedener politischer Institutionen und Akteure in den Mittelpunkt stellt. Der Forschungsansatz verfolgt zwei grundlegende Differenzierungen. Erstens
wird davon ausgegangen, dass sich durch Migrationspolitik bedingte Inklusionen und Exklusionen in einem grundlegenden Spannungsverhältnis zwischen dem demokratisch ausgewiesenen Willen der staatlich verfassten politischen Gemeinschaften einerseits und der Menschenrechte der Immigranten andererseits legitimieren müssen. Das Recht der existierenden
politischen Gemeinschaften über den Zugang zum Staatsgebiet zu entscheiden, wird durch
menschenrechtlich legitimierte Ansprüche der Immigranten je nach der Form der Immigration (Arbeitsmigration, ethnische Migration, Familienzusammenführung und Asyl) und den
demokratischen Institutionen in unterschiedlichem Maße relativiert. Dieses Spannungsverhältnis wird im Forschungsprojekt in der Differenzierung einer prozeduralen Legitimitätsdimension, die den Willensbildungs- und Entscheidungsprozess anhand von Kriterien und Indikatoren der Repräsentativität, Verantwortlichkeit, Responsivität und Transparenz untersucht,
und einer materiellen Legitimitätsdimension, die die Korrespondenz von Migrationspolitiken
mit nationalen und internationalen menschenrechtlichen Normen erhebt, operationalisiert. Die
zweite grundlegende Differenzierung betrifft die normative Anerkennungswürdigkeit einer
Politik einerseits und den empirischen Legitimitätsglauben aus der Perspektive politischer
Akteure andererseits. Während in der normativen Dimension geprüft wird, inwiefern die tatsächlichen Entscheidungsprozesse mit demokratietheoretischen Kriterien übereinstimmen,
wird in der empirischen Dimension untersucht, auf Basis welcher Legitimitätsinterpretationen
bzw. -konstruktionen und mittels welcher Legitimationsstrategien relevante politische Akteure bestimmte Migrationspolitiken rechtfertigen und kritisieren. In der empirischen Dimension
werden im Rahmen einer Inhaltsanalyse ausgewählte parlamentarische und öffentliche Beiträge zu bedeutenden Reformen in der Migrationspolitik analysiert und Legitimationsargumente von anderen Argumentationstypen und Sprechakten unterschieden. Das Teilprojekt
zielt insofern darauf, einen empirischen Beitrag über die sich wandelnden Legitimationspro-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.1 Ausländerpolitik
111
zesse von Politik in westlichen Demokratien zu leisten. Das Politikfeld der Immigrationsregulierung ist dafür besonders geeignet, weil die mit der Aufrechterhaltung staatlicher Souveränität notwendig verbundene Kontrolle von Territorium und Staatsvolk in jüngerer Zeit durch
Globalisierungsprozesse substanziell wie symbolisch herausgefordert scheint. Das Projekt
wird durchgeführt im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 584 Das Politische als Kommunikationsraum in der Geschichte. Siehe auch: http://www.uni-bielefeld.de/geschichte/sfb584/
oder http://www.comcad-bielefeld.de .
METHODE: Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen. Aktenanalyse, offen. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Faist, Thomas: Extension du domaine de la lutte: international
migration and security. in: International Migration Review, 36, 2003, 1, S. 7-14.+++Alscher,
Stefan: Knocking at the doors of "Fortress Europe". Migration & Border Control in Southern
Spain & Eastern Poland. CCIS Working Papers, San Diego. 2005.+++Ette, Andreas; Fauser,
Margit: Externalisierung der Migrationspolitik. Der britische und spanische Fall. in: Haug,
Sonja; Swiaczny, Frank (Hrsg.): Migration in Europa. Migration in Europa. Materialien für
Bevölkerungswissenschaft, H. 115. Wiesbaden: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung
2005.+++Faist, Thomas: The migration-security nexus: international migration and security.
in: Bodemann, Y. Michal; Yurdakul, Gökce (eds.): Migration, citizenship and ethnos: incorporation regimes in Germany, Western Europe and North America. Palgrave Macmillan
2006.+++Alscher, Stefan: Grenzüberschreitungen. Aktuelle Berichte und Studien aus der
Migrationsforschung. in: Internationale Politik 61, 2006, 3, S. 128-134.+++Faist, Thomas; Ette, Andreas (eds.): The europeanization of national immigration policies: between autonomy
and the European Union. London: Palgrave Macmillan 2007..+++Fauser, Margit: Transnational migration - a national security risk? Securitization of migration policies in Germany,
Spain and the United Kingdom, Report&Analyses 2/06. Center for International Relations,
Warsaw 2006. ARBEITSPAPIERE: Faist, Thomas; Ette, Andreas; Fauser, Margit; Gerdes,
Jürgen; Prümm, Kathrin: The democratic legitimation of immigration control. Working Paper
5. COMCAD - Center an Migration, Citizenship and Development. Bremen 2005.+++Fauser,
Margit: Transnational migration - a national security risk? Securitization of migration policies
in Germany, Spain and the Unitpd Kingdom. in: Iglicka, Krystyna (ed.): The transatlantic security challenges and dilemmas for the European migration policy project, Vol. 2, transnational migration - dilemmas, Warsaw.+++Ette, Andreas; Fauser, Margit; Gerdes, Jürgen;
Prümm, Kathrin: Migration control, security and immigrant rights in Europe. TranStateWorking Paper, Bremen.
ART: gefördert BEGINN: 2004-01 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: nein
INSTITUTION: Universität Bielefeld, SFB 584 Das Politische als Kommunikationsraum in der
Geschichte (Postfach 100131, 33501 Bielefeld); Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie,
Institut für Weltgesellschaft (Postfach 100131, 33501 Bielefeld); Universität Bielefeld, Fak.
für Soziologie, Center on Migration, Citizenship and Development -COMCAD- (Postfach
100131, 33501 Bielefeld); Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung -BIB- (Postfach 5528,
65180 Wiesbaden)
KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected])
112
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.1 Ausländerpolitik
[151-L] Baringhorst, Sigrid:
Nationaler Zusammenhalt versus kulturelle Vielfalt: die britische Einwanderungs- und Integrationspolitik zwischen globalem Wettbewerb und nationaler Identität, in: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): Zuwanderung im Zeichen der Globalisierung : Migrations-,
Integrations- und Minderheitenpolitik, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 163-181,
ISBN: 3-531-14957-1
INHALT: Der Beitrag liefert einen Überblick über die Zuwanderungs- und Integrationspolitik der
New Labour-Regierungen von 1997 bis 2005 im Zuge des aktuellen Globalisierungsprozesses. So zeigt sich, dass unter den Blair-Regierungen - nicht zuletzt ausgelöst durch die Terroranschläge des 11. September 2001 in den USA und jene in London 2005 - die Verhinderung ethnischer Segregation deutlicher akzentuiert und der nationale Zusammenhalt stärker
gefördert wird. Die Ausführungen zu dieser Feststellung umfassen folgende Punkte: (1) die
arbeitsmarktorientierte Migrationssteuerung (managed migration), (2) restriktive Tendenzen
in der Asylpolitik, (3) Kritik am Multikulturalismus sowie (4) Integration und ziviler Nationalismus. Trotz seiner Hinwendung zur Assimilation, die den britischen Mehrheitsdiskurs inzwischen dominiert, kann das Land noch immer nicht nur auf eine im europäischen Rahmen
vorbildliche Antidiskriminierungspolitik verweisen, sondern auch auf einen im Vergleich zu
deutschen und französischen Kopftuch-Debatten sachlicheren Umgang mit migrationsbedingten kulturellen Konflikten. Dieser relativ pragmatische Umgang mit Fragen der Integration
zeigt sich auch in der Zuwanderungspolitik. Hier mischen sich restriktive mit liberalen Tendenzen: Während die Flüchtlingspolitik in den letzten Jahren entsprechend dem EU-weiten
Trend sukzessive strenger gestaltet wird, haben die New-Labour-Regierungen zwecks Steigerung der globalen Wettbewerbsfähigkeit frühzeitig auf den in Großbritannien gewachsenen
Bedarf an hoch qualifizierten Arbeitskräften reagiert und ohne größere gesellschaftliche oder
politische Konflikte eine Öffnung des Landes für ArbeitnehmerInnen mit gesuchten Qualifikationen sowie für investitionsbereite Unternehmer bewirkt. (ICG2)
[152-L] Becker, Leonhard; Liebig, Thomas; Sousa-Poza, Alfonso:
Migration policy and industry structure in Switzerland, (Diskussionspapiere des Forschungsinstituts für Arbeit und Arbeitsrecht an der Universität St. Gallen, Nr. 104), St. Gallen 2005, 29 S.
(Graue Literatur; URL: http://www.faa.unisg.ch/publikationen/diskussionspapiere/dp104.pdf)
INHALT: "Structural change in OECD countries is directed towards knowledge-based sectors and
has led to an increasing demand for high-skilled labour. One way of meeting this demand is
through a selective immigration policy; however, if immigration policy channels labour into
lowproducing sectors and occupations, it may also hamper structural change. It is often claimed that Switzerland's former policy of channelling foreign workers into so-called seasonal
sectors, a practice abandoned in the early 1990s, contributed to Switzerland's low growth rates. Using data from the Swiss Census of 1990 and 2000, we analyse the amended migration
policy's effects on skill-structure and sectoral allocation of immigration flows to determine
whether the new policy has led to an immigrant inflow more adapted to the processes of
structural change. We find that the share of high-skilled immigrants has increased notably
under the new migration policy. Our analysis also shows an important change in sectoral focus of new arrival inflow: not only have fewer immigrants been entering declining sectors,
but the majority of new arrivals under the new policy regime have been absorbed into growing and knowledge-based sectors, meaning they are employed primarily in service and
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.1 Ausländerpolitik
113
knowledgeintensive sectors. Overall, the analysis provides ample evidence that the current
admission policy has positively contributed to structural change in Switzerland." (author's
abstract)
[153-L] Bossert, Oliver; Korte, Guido:
Organisierte Kriminalität und Ausländerextremismus/ Terrorismus, (Beiträge zur inneren
Sicherheit, Bd. 24), Brühl 2004, 323 S., ISBN: 3-930732-96-3 (Graue Literatur; URL: http://
www.fhbund.de/nn_15672/SharedDocs/Publikationen/50__Veroeffentlichungen/Innere__Sicherhe
it/band__24,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/band_24.pdf)
INHALT: "Mit der Veröffentlichung soll die Organisierte Kriminalität definiert, erläutert und
anhand der wichtigsten Gruppierungen vorgestellt werden. Ergänzend wird die Entwicklung
und die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität durch Polizei- und Sicherheitsbehörden
in Deutschland skizziert. Wegen der Vielfalt der Erscheinungsformen der Organisierten Kriminalität können nicht alle Ursachen und Einflussfaktoren berücksichtigt werden. Bei der
Darstellung wird in erster Linie auf veröffentlichte Berichte der Sicherheitsbehörden zurückgegriffen (BGS, BKA, BND, Verfassungsschutzbehörden, Landeskriminalämter und ZKA).
Daneben dienten Fachliteratur und Untersuchungen anderer Einrichtungen (Stiftungen etc.)
als Quellen. Außerdem wurden Berichte aus Magazinen, Fernsehsendungen und dem Internet
als Hilfe benutzt, wobei beachtet werden muss, dass es sich hier nicht um beweiskräftiges
Material handelt. In einem kurzen historischen Abriss wird die vielgestaltete Entstehungsgeschichte der Organisierten Kriminalität in Europa, Asien sowie Nord- und Südamerika beschrieben. Die jahrelangen Diskussionen in der kriminalistischen Fachliteratur und in den
kriminalpolitischen Bereichen der Bundesrepublik Deutschland um das Vorhandensein des
Phänomens Organisierte Kriminalität in Deutschland einschließlich dem Streit um eine Legaldefinition der Organisierten Kriminalität. Zusätzlich wird die zögerliche gesetzliche Entwicklung skizziert. Die Ursachen, die Delikts- und Kriminalitätsfelder, die Indikatoren sowie
die Strukturen und Methoden der Organisierten Kriminalität werden im dritten Beitrag der
Veröffentlichung ausführlich analysiert. Da die Organisierte Kriminalität heutzutage überwiegend eine 'grenzenlose' Kriminalität darstellt, werden im vierten und fünften Beitrag erstmalig in Deutschland die Organisierte Kriminalität durch den gewalttätigen politischen Extremismus und insbesondere dem internationalen Terrorismus (u.a. Islamismus) sowie ihre
Vernetzung mit der Internationalen Organisierten Kriminalität vorgestellt." (Textauszug)
[154-L] Böttiger, Henrik:
Migration in Deutschland: Analysen und Perspektiven, Göttingen: Sierke 2005, 187 S., ISBN:
3-933893-32-1 (Standort: USB Köln(38)-33A3737)
INHALT: "Das Werk gliedert sich in 4 Unterteile bzw. in 7 Kapitel. Im ersten Kapitel wird ein
historischer Überblick gegeben, um zu verdeutlichen wie und wann sich der Wandel vom
Auswanderungs- zum Einwanderungsland Deutschland vollzogen hat. Das zweite Kapitel bezieht sich auf die Migration und deren Folgen. Infolge des Strukturwandels in den 70er Jahren
haben sich Veränderung auf dem Arbeitsmarkt ergeben. Es wird aufgezeigt wie die Gastarbeiter auf die neue Situation (nicht)reagierten und warum die Wirtschaft angesichts von 5
Millionen Arbeitslosen erneut ausländische Arbeitnehmer fordert. Im dritten Kapitel wird beschrieben, dass Deutschland vor dem Hintergrund einer katastrophalen Geburtenrate, Ein-
114
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.1 Ausländerpolitik
wanderer benötigt, um die Bevölkerungsstruktur zu stabilisieren. Demgegenüber werden aber
auch Alternativen dargestellt. Im vierten Kapitel steht die soziale und kulturelle Integration
im Mittelpunkt. Nur unter der Maßgabe, dass die in Deutschland lebenden Ausländer integriert sind, kann sich Deutschland einen weiteren Zuzug von Migranten erlauben. Im fünften
Kapitel wird die deutsche Ausländer- und Integrationspolitik vorgestellt und wie das Scheitern der Eingliederungsmodelle zur Ungleichheit zwischen der einheimischen Bevölkerung
und den Ausländern beigetragen hat. . Im sechsten Kapitel werden die verschiedenen Problemfelder der Migration dargestellt. Das siebte und letzte Kapitel soll der Anregung dienen,
indem die Einwanderungspolitik anderer Staaten vorgestellt wird." (Textauszug)
[155-L] Bowald, Béatrice:
Prostitutionsmigration: ein unterbelichteter Aspekt der Migrationsbewegungen, in: Ethica :
Wissenschaft und Verantwortung, Jg. 14/2006, H. 2, S. 199-216
INHALT: "Die Prostitutionsmigration ist Teil der Migrationsbewegungen, die in Europa ablaufen
und vermehrt die Form der Pendelmigration annehmen. Die restriktiven Einreisebestimmungen und eine zunehmende Nachfrage nach reproduktiven Arbeiten führen dazu, dass viele
Migrantinnen nur in der Prostitution oder anderen informellen und ungeschützten Arbeitsbereichen ein Auskommen finden können. Da sie sich von ihrem Status her häufig illegal betätigen müssen, sind sie erst recht verwundbar. Auch wenn die Prostitution selbst aus ethischer
Sicht abzulehnen ist, weil sie insbesondere keine Perspektive guten Lebens darstellt und auf
einem von sozialer Ungleichheit geprägten Geschlechterverhältnis basiert und dieses reproduziert, ist dafür zu sorgen, dass die Arbeitbedingungen verbessert werden. Das erfordert eine
entsprechende Anpassung der Einreisebestimmungen sowie weitere Maßnahmen." (Autorenreferat)
[156-L] Butterwegge, Christoph; Hentges, Gudrun (Hrsg.):
Zuwanderung im Zeichen der Globalisierung: Migrations-, Integrations- und Minderheitenpolitik, (Interkulturelle Studien, Bd. 5), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 294 S., ISBN:
3-531-14957-1
INHALT: "Durch den Globalisierungsprozess gewinnt das Phänomen der Migration seit einiger
Zeit an Brisanz. In fast allen Teilen der Welt nehmen die Wanderungsbewegungen zu, sei es,
weil Menschen jenseits der Grenzen ihres Herkunftslandes einen Arbeitsplatz und eine Existenzgrundlage für sich und ihre Familie zu finden hoffen, sei es, weil sie aufgrund politischer
Verfolgung, religiöser, rassistischer bzw. geschlechtsspezifischer Diskriminierung, ökologischer Katastrophen oder vor (Bürger-)Kriegen fliehen müssen. Gleichwohl fand die Zuwanderung in der Diskussion über das Thema 'Globalisierung' bisher wenig Berücksichtigung.
Der Sammelband will in mehrfacher Hinsicht einen Beitrag zu dieser Debatte leisten: Die
Aufsätze im ersten Teil des Buches beleuchten den Zusammenhang zwischen Globalisierung
und Wanderungsbewegungen; die folgenden behandeln den politischen Umgang mit Flucht,
Migration und Minderheiten; der abschließende dritte Teil konzentriert sich auf Fragen der
Integration und die Perspektiven einer multikulturellen Demokratie." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Johan Galtung: Globale Migration (9-21); Franz Nuscheler: Globalisierung
und ihre Folgen: Gerät die Welt in Bewegung? (23-35); Steffen Angenendt: Wanderungsbewegungen und Globalisierung: Zusammenhänge - Probleme - Handlungsmöglichkeiten (37-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.1 Ausländerpolitik
115
53); Christoph Butterwegge: Globalisierung als Spaltpilz und sozialer Sprengsatz: Weltmarktdynamik und "Zuwanderungsdramatik" im postmodernen Wohlfahrtsstaat (55-101);
Annette Treibel: Migration als Form der Emanzipation? Motive und Muster der Wanderung
von Frauen (103-120); Petra Bendel: Neue Chancen für die EU-Migrationspolitik? Die Europäische Union im Spagat zwischen Sicherheits-, Entwicklungs- und Außenpolitik (123-134);
Carolin Reißlandt: Fit für die Globalisierung? Die deutsche Migrations- und Integrationspolitik nach den rot-grünen Reformen (135-161); Sigrid Baringhorst: Nationaler Zusammenhalt
versus kulturelle Vielfalt: Die britische Einwanderungs- und Integrationspolitik zwischen
globalem Wettbewerb und nationaler Identität (163-181); Gudrun Hentges: "Brücken für unser Land in einem neuen Europa"? Minderheiten- und Volksgruppenpolitik in Österreich
(183-226); Dieter Oberndörfer: Das Ende des Nationalstaates als Chance für die offene europäische Republik (229-243); Peter Kühne: Flüchtlinge und der deutsche Arbeitsmarkt: Dauernde staatliche Integrationsverweigerung (245-258); Erol Yildiz: Multikulturalität und Demokratie im Zeitalter der Globalisierung (259-291).
[157-L] Cernota, Dennis:
Der Evaluationsbericht zum Zuwanderungsgesetz, in: Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik, Jg. 26/2006, H. 11/12, S. 388-392 (Standort: UuStB (Köln)38-XF442; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Das Bundesministerium des Innern (BMI) hat die im Koalitionsvertrag vereinbarte
Evaluierung des Zuwanderungsgesetzes abgeschlossen und im Juli 2006, nur eineinhalb Jahre
nach dem In-Kraft-Treten, den Bericht zu seiner Evaluierung vorgelegt. Das BMI kommt darin zu dem Ergebnis, dass sich das Zuwanderungsgesetz grundsätzlich bewährt habe. Optimierungsbedarf bestehe nur punktuell. Im Folgenden werden die wesentlichen Ergebnisse des
Berichts anhand der elf vom BMI untersuchten Schwerpunktbereiche dargestellt." (Autorenreferat)
[158-L] Chiavacci, David:
Japan als starker und schwacher Immigrationsstaat: die Diskrepanz zwischen Anspruch und
Realität der Migrationspolitik, in: Manfred Pohl, Iris Wieczorek (Hrsg.): Japan 2004 : Politik
und Wirtschaft, 2004, S. 47-84, ISBN: 3-88910-309-X (Standort: UB Konstanz(352))
INHALT: Der Autor untersucht die japanische Immigrationspolitik der beiden letzten Jahrzehnte
vor dem Hintergrund eines starken japanischen Entwicklungsstaates. Er bezieht sich dabei auf
neuere Ansätze zur Migrationspolitik und geht der Frage nach, worauf die Diskrepanz zwischen politischer Rhetorik und realer Entwicklung im Bereich der Immigration zurückzuführen ist. Er gibt zunächst eine kurze Übersicht zur Einwanderung nach Japan seit Ende der
1970er Jahre und erläutert das Verständnis des starken (Immigrations-) Staates als Idealtyp.
In Bezug auf die Frage, ob der Souveränitätsverlust des japanischen Staates durch externe
Einflussfaktoren verursacht worden ist, geht er näher auf die Rolle von Menschenrechtsregime und Rechtsschutz, auf die Folgen von wirtschaftlichen Partikularinteressen und transnationalen Verbindungen sowie auf den Einfluss der ultranationale Gegenbewegungen in Japan
ein. Er beleuchtet abschließend den institutionellen Hintergrund der Migrationspolitik und
zieht einige Schlussfolgerungen für zukünftige Herausforderungen. (ICI)
116
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.1 Ausländerpolitik
[159-L] Ette, Andreas:
Germany's immigration policy, 2000-2002: understanding policy change with a political process approach, (Working Paper / Center on Migration, Citizenship and Development -COMCADNo. 3), Bremen 2003, 72 S. (Graue Literatur; URL: http://www.comcad-bielefeld.de/
downloads/workingpaper_3.pdf)
INHALT: "In der deutschen Einwanderungspolitik kam es in den vergangenen zwei Jahren zu
maßgeblichen Veränderungen. Inhalt sind eine Reihe neuer gesetzlicher Regelungen, von denen zwei den Mittelpunkt dieser Arbeit bilden: Erstens wurde die Green Card im August
2000 eingeführt, um die Zuwanderung von 20.000 ausländischen Computerfachkräften zu regeln. Zweitens wurde das Zuwanderungsgesetz im Juni 2002 verabschiedet, das nach seinem
Inkrafttreten im Januar 2003 eine Reihe neuer Instrumente zur Steuerung von Migration nach
Deutschland bietet: Dazu zählt ein Punktesystem, das der Auswahl von Arbeitsmigranten
dient, als auch ein angebotsorientiertes Verfahren, welches Zuwanderung in Abhängigkeit
vom deutschen Arbeitsmarkt steuert. Weiterhin wird Deutschlands bisherige Praxis der zeitlich begrenzten Arbeitsmigration im Bereich der Zuwanderung von Hochqualifizierten beendet: Für Hochqualifizierte besteht zukünftig die Möglichkeit der Gewährung eines Daueraufenthaltes von Anfang an. Die Konsequenz der neuen einwanderungsrechtlichen Regelungen
wird eine deutliche Veränderung der Zusammensetzung und des Umfangs der Zuwanderung
nach Deutschland sein. Die Einwanderungspolitik von Nationalstaaten ist heute einer der entscheidenden Faktoren, die das Ausmaß und das Muster globaler Migrationsströme beeinflussen. Die Geographie hat der staatlichen Migrationspolitik bisher jedoch wenig Bedeutung
beigemessen. Dabei ist für eine umfassendere Theorie der internationalen Migration ein Verständnis dieser Migrationspolitiken unabdingbar. Diese Arbeit versteht sich als Teil eines
Forschungsprogramms, das diesen politischen Aspekten internationaler Migration verstärkt
Bedeutung beimisst. Ihr Ziel ist die Bestimmung maßgeblicher Faktoren, mittels welcher sich
die Veränderungen der deutschen Einwanderungspolitik zwischen den Jahren 2000 und 2002
erklären lassen. Zwei Forschungsfragen leiteten diese Untersuchung: (1) Welchen Einfluss
hatte der Politikprozess auf die Gestaltung einwanderungsrechtlicher Regelungen? (2) Welche Rolle spielten wirtschaftliche Faktoren, sowie die nationale Identität bezüglich der Veränderungen in der deutschen Einwanderungspolitik? Die Untersuchung von Einwanderungspolitiken wird bisher von strukturalistischen, institutionalistischen und pluralistischen Theorien dominiert. Im Gegensatz dazu entwickelt diese Arbeit ein theoretisches Konzept, das seine Aufmerksamkeit auf die Dynamiken und Eventualitäten des politischen Prozesses richtet,
um Veränderungen in den Politikinhalten ('policies') zu erklären. Für die Untersuchung des
Politikprozesses, der zum Wandel in der deutschen Einwanderungspolitik führte, nutzt diese
Arbeit das Konzept politischer Gelegenheitsstrukturen (Political Opportunity Structures) und
des Framings. Ein Ergebnis dieser Arbeit ist, dass der Politikprozess (verstanden als eine bestimmte Struktur von Akteuren, ihren Framingversuchen und Möglichkeiten der politischen
Einflussnahme) einen maßgeblichen Einfluss auf die Veränderungen der deutschen Einwanderungspolitik hatte. Die Dynamiken dieses Prozesses waren für den Wandel in diesem Politikfeld von größerer Bedeutung als wirtschaftliche Faktoren. Letzteren kam als Auslöser dieser Reform eine wichtige Funktion zu. Weiterhin bietet die Analyse des politischen Prozesses
Erklärungen für die untergeordnete Rolle der nationalen Identität in diesem Reformprozess."
(Autorenreferat)
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5.1 Ausländerpolitik
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[160-L] Faist, Thomas:
The migration-security nexus: international migration and security before and after 9/11,
(Working Paper / Center on Migration, Citizenship and Development -COMCAD-, No. 9), Bielefeld 2005, 19 S. (Graue Literatur; URL: http://www.comcad-bielefeld.de/downloads/ workingpaper_9.pdf)
INHALT: Der vorliegende Beitrag untersucht die Verknüpfung von internationaler Migration und
Sicherheit vor und nach dem 11. September. Welche Folgen ergeben sich daraus für Migranten und die Integrationspolitik? Der Autor untersucht zunächst aus einem historischen Blickwinkel, wie es möglich wurde, dass internationale Migration als ein Sicherheitsproblem betrachtet wurden. Besondere Berücksichtigung findet dabei die Zeit nach dem Kalten Krieg.
Der zweite Abschnitt beleuchtet kurz einige Konsequenzen, die sich aus der Verknüpfung
von internationaler Sicherheit und Migration ergeben. Im dritten Abschied widmet sich der
Autor den Konsequenzen für bestimmte Gruppen von Einwanderern, besonders den Muslimen. (ICD)
[161-L] Faist, Thomas:
Protecting domestic vs. foreign workers: the German experience during the 1990s, (Working
Paper / Center on Migration, Citizenship and Development -COMCAD-, No. 1), (Workshop on
Temporary Migration - Assessment and Practical Proposals for Overcoming Protection Gaps,
2003, Genève), Bremen 2003, 10 S. (Graue Literatur; URL: http://www.comcad-bielefeld.de/
downloads/workingpaper_1.pdf)
INHALT: Der vorliegende Beitrag analysiert die temporäre Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer in Deutschland in den 1990er Jahren unter besonderer Berücksichtigung der einheimischen Arbeitskräfte. Der Autor geht von der Annahme aus, dass stark regulierte Arbeitsmärkte anders funktionieren als weniger stark regulierte. Sowohl in Bezug auf die Aushandlung tarifvertraglicher Regelungen, als auch in bezogen auf die unterschiedliche Interessenlage zwischen Herkunfts- und Gastland werden die Konflikte und Problemlagen dargestellt.
Darüber hinaus hat die temporäre Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer auch Einfluss
auf die Arbeitsbeziehungen und die bestehenden Arbeitsstandards. Zum Schutz der Arbeitnehmerrechte von inländischen und Arbeitnehmern könnte ein internationaler Arbeiterrat etabliert werden, der in enger Kooperation die Interessen der Beschäftigten wahrnimmt. (ICD)
[162-L] Feldgen, Dagmar:
Das neue Ausländerbeschäftigungsrecht: Zugang zum Arbeitsmarkt für Drittstaatsangehörige, in: Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik, Jg. 26/2006, H. 5/6, S. 168-184
(Standort: UuStB (Köln)38-XF442; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Zugang von Drittstaatsangehörigen zum Arbeitsmarkt ist ein politisch äußerst
sensibles Thema. Entscheidungen in diesem Bereich berühren unmittelbar gewichtige, aber
widerstreitende Interessen. Der folgende Beitrag stellt die durch das Zuwanderungsgesetz erfolgten Änderungen in diesem Bereich dar." (Autorenreferat)
118
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.1 Ausländerpolitik
[163-L] Fischer-Lescano, Andreas:
Verschärfung des Ausländerrechts unter dem Deckmantel der Umsetzung von EU-Richtlinien, in: Kritische Justiz : Vierteljahresschrift für Recht und Politik, Jg. 39/2006, H. 3, S. 236246 (Standort: USB Köln(38)-XF126; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag zum Ausländerrecht in der Bundesrepublik Deutschland beleuchtet kritisch
den Gesetzentwurf von 2005 zur Umsetzung aufenthalts- und asylrechtlicher Richtlinien der
EU. Der Gesetzentwurf plant eine (weitere) Verschärfung des deutschen Ausländerrechts und
besteht in gewichtigen Teilen aus Restriktionsvorschlägen, für die das Europarecht keine
Veranlassung bietet und die im Gegenteil vielfach nicht europarechtskonform sind. Die Ausführungen skizzieren einige der Vorschläge, die besonderes evident gegen deutsche Grundrechte, europäisches Primärrecht, europäisches Sekundärrecht bzw. europäische Menschenrechtsschutzstandards, wie sie in der EMRK, der Europäischen Grundrechtscharta und der
Genfer Flüchtlingskonvention niedergelegt sind, verstoßen. Dazu gehören: (1) Die Visumspflicht für Familienangehörige von Unionsbürgern, (2) fehlende Ausweitung von Par. 1 FreizügG/EU, (3) Beweislastumkehr zur Verhinderung von Scheinehen, (4) Erschwerung des Ehegattennachzuges, (5) Einschränkung des Richtervorbehalts, (6) Intransparenz von Flüchtlingsrechten sowie (7) die Bestimmung sicherer Dritt- und Herkunftsstaaten. Der Gesetzentwurf ist nicht auf der Höhe europa- und verfassungsrechtlicher Anforderungen, sondern eines
Zeitgeistes, der auf Abschottung und Repression setzt, durch die Gestaltung zweifelhafter Gesinnungsfragebögen neue Hürden für Integrationswillige errichtet und MigrantInnen mit zunehmenden Assimilierungspflichten zu belegen sucht. (ICG2)
[164-L] Fournier, Katharina:
Städtisch, jung und benachteiligt: Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund als
Zielgruppe der neuen Integrationspolitik, in: Jugendhilfe, Bd. 44/2006, H. 2, S. 69-79
INHALT: Staatsangehörigkeitsgesetz, Zuwanderungsgesetz, Integrationskurse und neue Beratungsstellen: Das Jahr 2005 hat verschiedene Weichenstellungen für die Jugendsozialarbeit
mit jungen MigrantInnen mit sich gebracht. Inwiefern die neue Integrationspolitik den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund gerecht wird, ist Gegenstand des folgenden Beitrags. Ausgehend von den Lebenslagen der jungen MigrantInnen
wird dargestellt, dass die bisherigen Regelungen zur Förderung der Integration nur einen
kleinen Teil der Migrantlnnen umfassen. Nicht nur die Nachhaltigkeit der Maßnahmen ist dadurch in Frage gestellt, zugleich ist die Mehrheit der Betroffenen nicht in der gegenwärtigen
Förderung mit eingeschlossen. Abschließend werden die Konsequenzen für die Aufnahmegesellschaft und somit auch für alle beteiligten Einrichtungen aufgezeigt.
[165-L] Franz, Barbara:
Fortress America?: efforts in fence building, controlling migration, and the creation of a new
managed migration system, in: IMIS-Beiträge, 2006, H. 30, S. 23-43
(URL: http://www.imis.uni-osnabrueck.de/pdffiles/imis30.pdf)
INHALT: "Barbara Franz beschäftigt sich mit der aktuellen Diskussion um die Ausrichtung der
Migrationspolitik in den Vereinigten Staaten von Amerika. Sie sieht in den jüngsten Entwicklungen eine Tendenz zur Durchsetzung zunehmend restriktiverer Muster der Steuerung von
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Wanderungsbewegungen, die verstanden werden können als Etappe auf dem Weg zu einer
'Festung Amerika'. Auch die Tatsache, dass Zuwanderung in die USA immer häufiger durch
'Gastarbeiter'-Programme kanalisiert wird, die nur mehr temporäre Aufenthalte sowie geringe
gesellschaftliche und politische Partizipationsmöglichkeiten bieten, ist für Barbara Franz ein
klares Signal für einen grundsätzlichen Wandel des US-amerikanischen Migrationsregimes."
(Autorenreferat)
[166-L] Glättli, Balthasar:
Flüchtlinge und MigrantInnen in der Schweiz: Thesen zu einer anderen Flüchtlings- und
Migrationspolitik, in: Widerspruch : Beiträge zu sozialistischer Politik, Jg. 26/2006, H. 50, S.
135-143 (Standort: FES Bonn(Bo133)-X3504)
INHALT: Thesenartig geht der Beitrag folgenden Fragen nach: An welchen Themen könnten sich
heute Entwürfe einer anderen, fortschrittlichen Migrationspolitik in der Schweiz orientieren?
Welche Kompromisse müssen die Forderungen eingehen? These 1: Der Erfolg der Personenfreizügigkeit entkrampft die Diskussion. Die Politik der Ausweitung der Personenfreizügigkeit gegenüber der EU kann dann - und nur dann - zukunftsweisend sein, wenn sie das Fundament für eine weltweite Freizügigkeit im Personenbereich legt. These 2: Statusunabhängige
Grundrechte für alle erschweren die Ausbeutung. Statt erreichte Privilegien abzusichern, sollte von unten der Zugang zu den Grundrechten aller Migrantinnen eingefordert werden. Allerdings ist das allgemeine Bewusstsein für Grundrechte in der Schweizer Bevölkerung dafür
sehr gering. These 3: Es gilt prinzipiell, gleiche Rechte für alle hier lebenden Menschen zu
schaffen. Eine zukunftsgerichtete Migrationspolitik hat die Gleichbehandlung aller legalen
Migrantinnen in der Schweiz in den Mittelpunkt stellen. (ICA2)
[167-L] Gradstein, Mark; Schiff, Maurice:
The political economy of social exclusion, with implications for immigration policy, in: Journal of population economics : journal of the European Society for Population Economics (ESPE),
Vol. 19/2006, No. 2, S. 327-344
INHALT: Minderheiten, zum Beispiel ethnische Gruppen oder Gruppen von Einwanderern, sind
häufig Opfer sozialer Ausgrenzung, insbesondere durch Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt, durch eine Politik der Segregation der Wohngebiete und Arbeitsplätze, durch eigentumsrechtliche Regelungen für Unternehmen, Einschränkungen der politischen Partizipation
sowie des Zugangs zu öffentlichen Dienstleistungen und vieles mehr. Der Beitrag untersucht
die Dynamik der Ausgrenzung von Minderheiten. Aus der Sicht der herrschenden Mehrheit
stellt die Entscheidung zur Ausgrenzung ein Gleichgewicht her zwischen der Motivation einer Einkommensumverteilung zu ihren Gunsten und dem Interesse, mögliche zivile Unruhen
und sogar gewalttätige Konfrontationen mit der Minderheit zu vermeiden. Die Ergebnisse der
Analyse legen nahe, diese gruppendynamischen Prozesse in der Einwanderungspolitik einzukalkulieren. (IAB)
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[168-L] Hatton, Timothy J.; Williamson, Jeffrey G.:
A dual policy paradox: why have trade and immigration policies always differed in laborscarce economies?, (Discussion Paper / Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No.
2146), Bonn 2006, 39 S. (Graue Literatur; URL: http://ftp.iza.org/dp2146.pdf)
INHALT: "Today's labor-scarce economies have open trade and closed immigration policies,
while a century ago they had just the opposite, open immigration and closed trade policies.
Why the inverse policy correlation, and why has it persisted for almost two centuries? This
paper seeks answers to this dual policy paradox by exploring the fundamentals which have influenced the evolution of policy: the decline in the costs of migration and its impact on immigrant selectivity, a secular switch in the net fiscal impact of trade relative to immigration, and
changes in the median voter. The paper also offers explanations for the between-country variance in voter anti-trade and anti-migration attitude, and links this to the fundamentals pushing
policy." (author's abstract)
[169-L] Hentges, Gudrun:
"Integrationskurse" - Integration?: das Zuwanderungsgesetz und seine Folgen, in: Forum
Wissenschaft, Jg. 23/2006, Nr. 3, S. 10-13
INHALT: "'Integrationskurse' für EinwanderInnen sind in Deutschland jüngst zum wichtigen
Streitpunkt der öffentlichen Debatte geworden. In der Heckwelle der Pisa- und anderer Bildungsdiskussionen manifestiert sich eine neuerliche Pädagogisierung der Herausforderungen
an eine Einwanderungsgesellschaft. Den einen gelten diese Kurse bzw. die Teilnahme an ihnen offenbar als zentraler Indikator für 'gelingende Integration', anderen als eine in mehreren
Hinsichten diskriminierende, Zwangs-, assimilationserheischende bzw. legitimatorische Ersatzmaßnahme für Vernünftigeres. Gudrun Hentges resümiert die Debattenentwicklung."
(Autorenreferat)
[170-L] Heß, Barbara; Sauer, Lenore:
Zuwanderung und Aufenthalt von hoch Qualifizierten und hochrangig Beschäftigten aus
Drittstaaten: die Situation in Deutschland ; Studie im Rahmen des Europäischen Migrationsnetzwerkes Small Scale Study III: Conditions of entry and residence of third country
highly-skilled workers in the EU, Nürnberg 2006, 47 S. (Graue Literatur; URL: http://
emn.eurodyn.com/Downloads/download.do;jsessionid=D297ED8B0EBB6E17ACA71CA64C5B8
01A?fileID=504; http://emn.eurodyn.com/Downloads/download.do;jsessionid=D297ED8B0EBB
6E17ACA71CA64C5B801A?fileID=520)
INHALT: "Die vorliegende small scale study gibt für Deutschland einen Überblick über die gesetzlichen Grundlagen des Zugangs von hoch qualifizierten Drittstaatsangehörigen und ihren
Familienangehörigen. Rechte und Pflichten dieser Zuwanderergruppe sind ebenso Teil dieser
Studie wie Programme und Erfahrungen der Anwerbung. Mit einem ausführlichen statistischen Teil schließt dieser Beitrag." (Textauszug)
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[171-L] Hetfleisch, Gerhard:
Integration von Migrantinnen und Migranten am Prüfstand, in: Manfred Oberlechner (Hrsg.):
Die missglückte Integration? : Wege und Irrwege in Europa, Wien: Braumüller, 2006, S. 57-78,
ISBN: 3-7003-1573-2 (Standort: THB Aachen(82)-Ld549-10)
INHALT: Der Beitrag zu den Möglichkeiten und Grenzen institutioneller Integrationsarbeit beleuchtet die entsprechenden Aktivitäten in Österreich seit den frühen 1980er Jahren. So werden im ersten Schritt zunächst einige Integrations-Erfolgsgeschichten im Überblick vorgestellt. Im Anschluss gilt das Augenmerk der Kehrseite der integrativen Medaille, wobei sich
die Ausführungen in folgende Punkte gliedern: (1) Beginn der österreichischen Integrationspolitik, (2) die Frage, inwieweit es sich hier um eine 'Gastarbeiterpolitik' oder Integrationspolitik handelt. Auf dieser Grundlage liefert der dritte Schritt einige Überlegungen zu Integrationsleitbildern und Integrationskonzepten, und zwar zur Bestimmung des Forschungsgegenstandes 'Integration' und entsprechenden Forschungsansätzen, zum Phänomen Rassismus sowie zur Partizipation. Ferner werden aktuelle Untersuchungsergebnisse zur Ausgestaltung
von Integration und Lebenssituation von MigrantInnen in Österreich vorgestellt. In einem Resümee merkt der Autor an, dass bei Integration von MigrantInnen von einer permanenten Unterschicht als einer 'natürlichen' Gegebenheit und Voraussetzung bürgerlich-kapitalistischer
Gesellschaften auszugehen ist. (ICG2)
[172-L] Hillgruber, Christian:
Mindestalter und sprachliche Integrationsvorleistung - verfassungsgemäße Voraussetzungen
des Ehegattennachzugs?, in: Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik, Jg. 26/2006, H.
9, S. 304-317 (Standort: UuStB (Köln)38-XF442; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Das Bundesinnenministerium strebt eine Verschärfung der Anforderungen an den
Ehegattennachzug gemäß Paragraf 28, 30 AufenthG an. Ein Mindestalter beider Ehegatten
von 21 Jahren soll die Führung von Zwangsehen in Deutschland erheblich erschweren, der
bereits vor dem Nachzug zu erbringende Nachweis einfacher Kenntnisse der deutschen Sprache die Integrationsfähigkeit verbessern. Der nachfolgende Beitrag prüft die Vereinbarkeit
mit Art. 6 I GG." (Autorenreferat)
[173-F] Hostettler, Ueli, Dr.; Achermann, Christin, Lic.phil.; Weber, Jonas Peter, Dr. (Bearbeitung); Wicker, Hans-Rudolf, Prof.Dr. (Leitung):
AusländerInnen im geschlossenen Strafvollzug: Sicherheit und Resozialisierung vor dem
Hintergrund nationaler Gesetzgebungen, fremdenpolizeilicher Maßnahmen und der Zunahme transnationaler Mobilität
INHALT: Hintergrund: In den 1990er Jahren stieg der Anteil von ausländischen Staatsangehörigen in Schweizer Gefängnissen um 40%. Ihr Anteil in geschlossenen Anstalten ist mit ca.
70% überproportional. Diese Entwicklung wirft zahlreiche Fragen auf: Was sind die Hintergründe der wachsenden Anteile von Ausländer/innen im geschlossenen Strafvollzug? Welche
Auswirkungen ergeben sich für die beteiligten Akteur/innen (Insass/innen, Mitarbeitende in
den Anstalten, Entscheidungsträger in Verwaltung und Politik)? Forschungen zu diesen Themen sind bislang in den Sozialwissenschaften ausstehend. Ziel und Vorgehen: Der Themenkomplex wird durch ein interdisziplinäres Vorgehen aus der Perspektive von vier beteiligten
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Gruppen beleuchtet: die ausländischen Strafgefangenen, die Mitarbeiter/innen der Strafanstalten, die kantonalen Behörden (Strafvollzug und Fremdenpolizei). Ausgangspunkt sind die
beiden Strafanstalten Thorberg (Männer) und Hindelbank (Frauen). Datengrundlage sind: Interviews mit ausländischen Strafgefangenen und Angestellten der Strafanstalten sowie der beteiligten Behörden; teilnehmende Beobachtung in den Strafanstalten; quantitative und qualitative Auswertung von Dossiers von Strafgefangenen der vergangenen zehn Jahre; Auswertung
von Daten zum Strafvollzug des BfS (ab 1983); juristische Analysen. Dieses Vorgehen erlaubt eine diachrone Sicht auf die Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte. Bedeutung:
Strafanstalten erweisen sich als nicht nur von innen nach aussen gut verschlossen und gehütet, sondern auch der Zugang von aussen nach innen ist gut bewacht. Diesen besonderen Umständen gilt es Rechnung zu tragen. Das Projekt gibt einer breiten Öffentlichkeit Einblick in
den sensiblen Bereich des Strafvollzugs und insbesondere in die Situation von Ausländer/innen. Es liefert grundlegendes sozialwissenschaftliches Wissen zum Schweizer Strafvollzug und damit die Basis für weiterführende Forschung. Das Projekt trägt auch zur wissenschaftlichen Diskussion der "Ethnologie der Gefängnisse" bei. Die Resultate stehen Entscheidungsträgern im Bereich Strafvollzug als Ressourcen zur Bewältigung der durch Migration
und Globalisierung veränderten Realität zur Verfügung. ZEITRAUM: Schwerpunkt: Gegenwart; mittels Dossieranalysen und statistischer Daten: ca. 1984-2003 GEOGRAPHISCHER
RAUM: Kanton Bern/ Schweiz
METHODE: Methodologically the proposed research project is guided by the set of methods and
research procedures known as "ethnography of institutions" in social and cultural anthropology. In the course of this research methods of triangulation will enable the team to adequately
interconnect data and findings from a juridical study, participant observation, semi-structured
interviewing and file analysis in accordance with grounded theory. DATENGEWINNUNG:
Inhaltsanalyse, offen; Akten- und Dokumentenanalyse, standardisiert; Akten- und Dokumentenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend; Qualitatives Interview; Sekundäranalyse von
Individualdaten.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Achermann, Chr.; Hostettler, U.: AusländerIn ist nicht gleich
AusländerIn: Strafvollzugsalltag und Entlassungsvorbereitung einer vielfältigen Insassengruppe. in: Riklin, Franz (Hrsg.): Straffällige ohne Schweizerpass: Kriminalisieren - Entkriminalisieren - Exportieren? Délinquants sans passeport suisse: Criminaliser, décriminaliser,
exporter?. Luzern: Caritas 2006, S. 21-35.+++Achermann, Chr.; Hostettler, U.: AusländerInnen im geschlossenen Strafvollzug. in: Tsantsa - Zeitschrift der Schweizerischen Ethnologischen Gesellschaft, 2004, 9, S. 105-108.+++Achermann, Chr.; Hostettler, U.; Meier, H.U.;
Vogt, K.-H. (Redaktionsgespräch mit): Migrantinnen und Migranten im Strafvollzug. in: Terra Cognita, Gewalt - Schweizerische Zeitschrift zu Integration und Migration, 2005, 6, S. 1822.
ART: gefördert BEGINN: 2003-09 ENDE: 2006-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
NFP 51 Integration und Ausschluss
INSTITUTION: Universität Bern, Philosophisch-Historische Fakultät, Institut für Sozialanthropologie (Länggassstr. 49a, 3000 Bern, Schweiz)
KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected])
[174-L] Kartal, Celalettin:
The structure of the German immigration act 2005 and its impact an Turkish Muslims: a
controversial law or the new policy to integrate all immigrants?, in: Zeitschrift für Türkeistudien, Jg. 18/2005, Nr. 12, S. 13-33
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INHALT: "Germany is a country inhabited by more than 3.5 million Muslims. Amongst those are
more than 2.6 million Turks, the largest ethnic/religious minority inside the EU. It is an ethnic
group, which has its culture and roots from a different religion than the majority in Germany.
A minority, which is in the eyes of most Germans more connected to the 'remote Anatolia'
than to Germany, is still a big challenge for Germany and its new immigration policy. On the
other hand it is an excellent opportunity for a European country with a Christian-secular culture to integrate people from a Muslim country. Having said this, it is the opinion of the author that to integrate Paragraphold immigrants' (Turkish Muslims) into German society is indispensable to improve their own political and economic situation. In this context I will argue
that every culture is an amalgam of different influences and has evolved, and will continue to
evolve, over time." (author's abstract)
[175-L] Kelek, Necla:
Heirat ist keine Frage oder Kann durch die Einführung eines Mindestalters für den Nachzug
von Ehegatten auf 21 Jahre die 'Zwangsehe' vehindert werden?, in: Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik, Jg. 26/2006, H. 7, S. 232-237 (Standort: UuStB (Köln)38-XF442;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Im Zusammenhang mit der Umsetzung der Familiennachzugsrichtlinie (Richtlinie
2003/86/EG) beabsichtigt das Bundesministerium des Innern, von der in Art. 4 V und Art. 7
II der Familiennachzugsrichtlinie den Mitgliedstaaten eingeräumten Möglichkeit Gebrauch zu
machen, den Ehegattennachzug davon abhängig zu machen, dass beide Ehepartner das 21.
Lebensjahr vollendet haben. Hierdurch sollen in präventiver Weise Zwangsehen verhindert
werden. Der Beitrag versucht, sich dem Phänomen Zwangsehe aus dem Blickwinkel der muslimischen Gesellschaft zu nähern. Die in der Türkei geborene Autorin Necla Kelek setzt sich
gleichermaßen für die Einführung eines Straftatbestandes 'Zwangsehe' und für die Heraufsetzung des Nachzugsalters für Ehepartnerinnen auf das 21. Lebensjahr ein." (Autorenreferat)
[176-L] Kohlhagen, Dominik:
"Illegale" Migration und Rechtskultur: Beobachtungen aus einer Feldforschung in Kamerun und Deutschland, in: Zeitschrift für Rechtssoziologie, Bd. 27/2006, H. 2, S. 239-250 (Standort: USB Köln(38)-XG06262; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Erfahrung von aufenthaltsrechtlicher Illegalität
durch in Deutschland lebende Migranten aus Zentralafrika. Als Reaktion auf ihre gesellschaftliche Ausgrenzung entwickeln die betroffenen Personen spezifische Rechtspraktiken,
die von ihnen weitgehend in eine Kontinuität zur Rechtskultur ihrer Herkunftsregion gestellt
werden. Tatsächlich allerdings sind diese gruppeninternen Regulierungsmechanismen stark
von den Wertungen des Ausländerrechts geprägt, was sich insbesondere an Verschiebungen
in Macht- und Abhängigkeitsverhältnissen ablesen lässt. Das sich so im Kollektiv verändernde Verständnis von Recht und sozialer Ordnung wirkt sich auch auf die individuellen Versuche der Migranten aus, ihre soziale Stellung in der Herkunftsregion neu auszuhandeln. Die
Schwierigkeit, ihre veränderten Vorstellungen mit der sozialen Wirklichkeit in Einklang zu
bringen, führt bei zahlreichen Migranten dazu, ihr ursprüngliches Rückkehrprojekt in Frage
zu stellen." (Autorenreferat)
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[177-L] Kolb, Holger:
Die deutsche "Green Card", (Focus Migration : Kurzdossier, Nr. 3), Hamburg 2005, 3 S. (Graue
Literatur; URL: http://www.focus-migration.de/typo3_upload/groups/3/focus_Migration_Publika
tionen/Kurzdossiers/KD03_Green_Card.pdf; http://www.focus-migration.de/typo3_upload/groups
/3/focus_Migration_Publikationen/Kurzdossiers/PB03_-_Green_Card.pdf)
INHALT: "Die deutsche 'Green Card' wurde im August 2000 mit dem Ziel eingeführt, ausländische Experten auf dem Gebiet der Informations- und Kommunikationstechnologien (IT) auf
eine 'unbürokratische' Weise ins Land zu holen. Auch nach dem Auslaufen der Green Card
Ende 2004 ist der Erfolg der Initiative umstritten. Kritiker nehmen insbesondere die geringe
Inanspruchnahme der Green Card durch die Großkonzerne als Indiz für den Misserfolg der
Initiative. Dieses Kurzdossier weist jedoch bei der Beurteilung über den Erfolg oder Misserfolg der deutschen Green Card darauf hin, dass sowohl ihre Rolle im Rahmen der deutschen
Zuwanderungsdebatte als auch ihr maßgeblicher Einfluss auf den Wettbewerb in der ITBranche berücksichtigt werden sollten." (Autorenreferat)
[178-L] Luff, Johannes:
Meinung - Lage - Wissenschaft: zur Lage tatverdächtiger Aussiedler zwischen öffentlicher
Meinung und empirischer Wissenschaft, in: Polizei & Wissenschaft : unabhängige interdisziplinäre Zeitschrift für Wissenschaft und Polizei, 2005, H. 4, S. 28-39
INHALT: "Aussiedler werden von der Öffentlichkeit als eine äußerst kriminelle Bevölkerungsgruppe wahrgenommen. Demgegenüber belegen die meisten wissenschaftlichen Studien, dass
Aussiedler in einem vergleichbaren Ausmaß mit Kriminalität belastet sind wie einheimische
Deutsche. Zumindest in Bayern haben jedoch die in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS)
registrierten Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit von Aussiedlern
seit 1997 quantitativ massiv zugenommen. Über die Hälfte der im Jahr 2004 in diesem Bundesland polizeilich registrierten Aussiedler stammen aus Kasachstan und Russland." (Autorenreferat)
[179-L] Michalowski, Ines:
Das niederländische Integrationsmodell als Vorbild und die Debatte über sein "Scheitern",
(Focus Migration : Kurzdossier, Nr. 1), Hamburg 2005, 4 S. (Graue Literatur; URL: http://
www.focus-migration.de/typo3_upload/groups/3/focus_Migration_Publikationen/Kurzdossiers/
KD01_NL-Integration.pdf; http://www.focus-migration.de/typo3_upload/groups/3/focus_Migra
tion_Publikationen/Kurzdossiers/PB01_-_Dutch_Integration.pdf)
INHALT: "Die Ermordung des bekannten Regisseurs Theo van Gogh in den Niederlanden im November 2004 hat europaweit heftige Debatten über das 'Scheitern' des multikulturellen Integrationsmodells in den Niederlanden ausgelöst. Lange Jahre galt das niederländische Modell
über die Integration von Zuwanderern als Vorbild. Das Kurzdossier untersucht, worin der
spezifisch niederländische Ansatz bestand, warum er als Vorbild diente und welche Ereignisse dazu führten, dass dieses Konzept in Frage gestellt wurde. Abschließend werden aktuelle
Entwicklungen im Rahmen der Integrationspolitik in den Niederlanden sowie in Deutschland
dargestellt." (Autorenreferat)
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[180-L] Michalowski, Ines:
Vergleich der Strukturen der Integrationsförderung in ausgewählten europäischen Ländern:
Frankreich, Niederlande und Schweden ; Expertise für das Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge, Münster 2005, 72 S. (Graue Literatur; URL: http://www.bamf.de/cln_042/nn_
971400/SharedDocs/Anlagen/DE/Migration/Publikationen/Forschung/externe/michalowskiexpertise.html)
INHALT: Die Expertise vergleicht Frankreich, die Niederlande und Schweden hinsichtlich zentraler Aspekte der Integrationsförderung. Der Fokus liegt auf den prioritären Handlungsfeldern
der Integration (in der Definition des Staates/ anderer Akteure), der Art der Kooperation und
den Abstimmungsmechanismen zwischen den verschiedenen Akteuren, dem Vorhandensein
eines Gesamtkonzeptes und der Einbindung von Migrantenselbstorganisationen und bürgerschaftlichem Engagement in die Integrationsförderung. (BAMF)
[181-L] Motte, Jan; Ohliger, Rainer:
Zwischen Oktroi und staatsbürgerlicher Partizipation: Orientierungskurse und Staatsbürgerschaftstests in Deutschland und Europa, in: DIE-Zeitschrift für Erwachsenenbildung, 2006,
H. 3, S. 49-53 (Standort: USB Köln(38)-EWAZ3216)
INHALT: "Der Beitrag diskutiert den bundesdeutschen 'Orientierungskurs' und Entwürfe für
'Einbürgerungstests' der Bundesländer im Kontext vergleichender Integrationspolitik. Integrationskurse und Staatsbürgerschaftstest sind in verschiedenen Einwanderungsländern zu einer
gezielten integrationspolitischen Maßnahme geworden, die Bildungsfragen aufwirft. Nach einer Darstellung des Kontexts und der Darstellung von Unterrichtsmaterialien der Orientierungskurse deuten die Autoren die deutsche Entwicklung vor europäischem Hintergrund: Unter der Ägide der Innenministerien bilden die untersuchten Kurse nicht die Basis partizipatorischer oder emanzipatorischer Lern- und Bildungsanstrengungen, sondern sie geraten zu
weichen Waffen der traditionellen, auf Ausschluss und Überwachung gerichteten Ausländerpolitik." (Autorenreferat)
[182-L] Oberlechner, Manfred (Hrsg.):
Die missglückte Integration?: Wege und Irrwege in Europa, (Sociologica, Bd. 10), Wien:
Braumüller 2006, 298 S., ISBN: 3-7003-1573-2 (Standort: THB Aachen(82)-Ld549-10)
INHALT: "Österreich glaubt bislang an die Assimilation, die Niederländer verfolgten bis Ende
der 90er-Jahre den multikulturellen Ansatz der Integration unter Beibehaltung der eigenen
Kultur, die Befürworter der französischen Assimilationspolitik sind nach Aufständen in den
Banlieues französischer Großstädte ratlos. Die europäischen Integrationspolitiken stehen vor
einem Kurswechsel: War der multikulturelle Zugang ein Irrtum? Ist der assimilatorische Ansatz gescheitert? Oder lassen sich beide Konzepte reformulieren und verteidigen? Worin besteht die Wende in den Integrationspolitiken? Theorie und Praxis der Integrationsarbeit verknüpfend, stellt dieser Sammelband anstehende Kernfragen zur Integrationspolitik im Ländervergleich." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Teil I: Arbeitsmarkt und Integration:
Margit Öppmayr: Zuzug von MigrantInnen im Wandel - Eine Rückschau auf 20 Jahre VeBBAS (1-16); Siegfried Steinlechner: Salzburgs Arbeitsmarkt seit 1945 - Zuwanderung und Integration als eine Grundlage gesellschaftlicher Entwicklung (17-30); Peter Weis: Gedanken
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zu 25 Jahren Beratung in- und ausländischer Arbeitnehmerinnen (31-41); Teil II: Möglichkeiten und Grenzen institutioneller Integrationsarbeit: Nebahat Yilmaz-Huber: Die Rolle von
MigrantInnenvereinen bei der Integration (45-55); Gerhard Hetfleisch: Integration von
Migrantinnen und Migranten am Prüfstand (57-78); Teil III: Historische und exiltheoretische
Herangehensweisen: Albert Lichtblau: Integration und Desintegration am Beispiel der jüdischen Bevölkerung Österreichs. Innen- und Außenperspektiven (81-100); Siglinde Bolbecher:
Die Rückkehr nach Österreich als ein zweites Exil. Integration aus der Perspektive von Frauen 1934-1945 (101-118); Manfred Oberlechner: "Das gelobte Land" ist anderswo: Jakov Lind
in den Niederlanden als Beispiel einer geglückten literarischen Integration (119-135); Teil IV:
Fallbeispiele nationalstaatlicher Integrationspolitiken: Patrick Duval: Haben die Niederlande
ihre multikulturelle Unschuld verloren? Die Krise der Integration im Lande Pim Fortuyns
(139-168); Bassam Tibi: Wie können MigrantInnen integriert werden? (169-181); Nadine E.
B. Weibel: Integration à la francaise oder wie der laizistische Staat die religiösen Minderheiten betrachtet: Das Beispiel der MuslimInnen (183-192); Claire Extramiana: Sprachliche Integration von erwachsenen Zuwanderern - Frankreich und europäische Staaten im Vergleich
(193-205); Teil V: Demographie- und demokratietheoretische, migrationssoziologische und
sozialphilosophische Perspektiven: Rainer Bauböck: Migration und politische Beteiligung:
Wahlrechte jenseits von Staatsgebiet und Staatsangehörigkeit 209-223); Heinz Fassmann: Der
Integrationsbegriff: missverständlich und allgegenwärtig - eine Erläuterung (225-238); Brunhilde Scheuringer: Transnationale Migration als Entgrenzungsphänomen (239-256); Wolfgang Aschauer: Transnationale Migration: Analyseebenen und mögliche empirische Zugänge
(257-279); Michaela Strasser: Des-Integration (281-294).
[183-L] Perchinig, Bernhard:
Einwanderungs- und Integrationspolitik, in: Emmerich Tálos (Hrsg.): Schwarz - Blau : eine
Bilanz des "Neu-Regierens", Münster: Lit Verl., 2006, S. 295-311, ISBN: 3-8258-9730-3 (Standort: UB Siegen(467)-31PDGE1786)
INHALT: Die Migrations- und Integrationspolitik der Regierung Schüssel war vor allem durch
eine Fortsetzung der von der Großen Koalition ererbten Paradigmen gekennzeichnet: Der
Ausweitung der Saisonbeschäftigung und einer weitgehend "symbolischen Politik" in Hinblick auf verpflichtenden Spracherwerb. Bei der Neukodifizierung des gesamten Fremdenund Staatsbürgerschaftsrechts seit 2005 überwiegt ein restriktiver Zugang, insbesondere
durch die Einschränkung der Neuzuwanderung und der Einschränkungen beim Zugang zum
sicheren Niederlassungsstatus. Der generelle Scheineheverdacht bei Hochzeiten von Österreicherinnen mit Drittstaatsangehörigen, die verlängerten Wartefristen, die erhöhten Kosten für
die Einbürgerung sowie die Ermöglichung der Abschiebung von im Land geborenen und aufgewachsenen Angehörigen der "Zweiten Generation" zeigen, dass Zuwanderung nunmehr vor
allem unter dem Aspekt der Gefährdung der inneren Sicherheit gesehen wird und Einwanderinnen nicht besonders willkommen sind. Verbesserungen in der Stellung der Migrantinnen
beruhen in den letzten fünf Jahren fast ausschließlich auf EU-rechtlichen Vorgaben. Auch die
engagierten Ansätze in manchen Bundesländern können nicht darüber hinwegtäuschen, dass
die Migrationspolitik des Bundes heute vor allem sicherheitspolitische Züge trägt und Integration im Sinne einer rechtlichen und faktischen Gleichstellung von Einwanderinnen kein
vorrangiges politisches Ziel der Bundesregierung ist. (ICA2)
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[184-L] Piguet, Etienne:
Einwanderungsland Schweiz: fünf Jahrzehnte halb geöffnete Grenzen, (Le savoir suisse),
Bern: Haupt 2006, 186 S., ISBN: 3-258-07055-5 (Standort: THB Aachen(82)-Mg1825)
INHALT: Der Band liefert einen Gesamtüberblick über verschiedene Aspekte der Einwanderung
in die Schweiz. Unterschiedliche Phasen der Einwanderungspolitik werden nachgezeichnet:
offene Grenzen für Arbeitskräfte in der unmittelbaren Nachkriegszeit, fremdenfeindliche Impulse in den 1960er Jahren, Erdölkrise und massenhafte Rückwanderung in den 1970er Jahren, neue Einwanderungsschübe in den 1980er Jahren und schließlich die Debatte um die Asylpolitik in den 1990er Jahren. Dabei wird sichtbar, wie Einwanderungspolitik im Spannungsfeld von Wirtschaft, Gesellschaft, internationalen Normen und Öffentlichkeit gestaltet
wird. Abschließend werden künftige Themen der Migrationspolitik angesprochen. Das aktuelle Paradox der Migrationspolitik - Abschottung gegen Einwanderung einerseits, wachsende
Integration der Migranten andererseits - wird auf das widersprüchliche Verhältnis universalistischer und nationalstaatlicher Werte zurückgeführt. (ICE2)
[185-L] Prümm, Kathrin:
Die Rechte türkischer Migranten in Deutschland, (Working Paper / Center on Migration, Citizenship and Development -COMCAD-, No. 2), Bremen 2003, 20 S. (Graue Literatur; URL:
http://www.comcad-bielefeld.de/downloads/workingpaper_2.pdf)
INHALT: "Die Frage, ob die Bundesrepublik Deutschland als Nicht-Einwanderungsland oder ein
Einwanderungsland zu bezeichnen sei, ist seit Jahren umstritten. Tatsächlich stimmt beides
zum Teil: So ist die arbeitsmarktgesteuerte Zuwanderung von Arbeitsmigranten seit dem
Anwerbestopp 1973 nicht mehr möglich. Trotzdem findet Einwanderung nach Deutschland
als Fluchtmigration, als Zuwanderung von (Spät-)Aussiedlern aus dem Osten Europas, als
Immigration von Familienangehörigen ehemaliger Arbeitsmigranten oder auch als illegale
Einwanderung in größeren Zahlen statt. Vor allem aber ist eine sehr weit reichende sozialstaatliche Integration der Arbeitsmigranten und ihrer Familien erfolgt, die in Deutschland eine tatsächliche Einwanderungssituation geschaffen hat. Wenn heutzutage in Deutschland von
Arbeitsmigranten oder Ausländern die Rede ist, so sind damit in der Regel die ehemaligen
türkischen sog. Gastarbeiter und ihre Familienangehörigen gemeint, welche die größte Gruppe der Arbeitsmigranten in Deutschland seit dem 2. Weltkrieg darstellen. Nur bei einem geringen Teil der türkischen Staatsangehörigen, die in der Bundesrepublik Deutschland leben,
handelt es sich um politische Flüchtlinge. Da die Türkei als einziges größeres Anwerbeland
noch kein EU-Mitglied geworden ist, unterliegt die türkische Bevölkerungsgruppe bis heute
einem komplizierten Aufenthaltsrecht für Ausländer. Für den rechtlichen Status der ehemaligen türkischen Arbeitsmigranten und ihrer Familien ist charakteristisch, dass sie trotz auffallender Integrationsprobleme den deutschen Staatsangehörigen sozialrechtlich nahezu gleichgestellt sind. Es fehlen ihnen jedoch vor allem politische Rechte. Während die sozialrechtliche Integration der Einwanderer in großen Teilen unbemerkt verlief, wurden alle politischen
Reformen, die die Integration der Einwanderer hätten fördern sollen, in öffentlichen Debatten
pro und contra Einwanderung bekämpft und verschleppt (Bade/ Bommes 2000). Eine notwendige Modernisierung der Ausländergesetzgebung Deutschlands und das Bekenntnis zur
Einwanderung durch ein modernes Zuwanderungsgesetz stehen bis heute aus." (Textauszug)
128
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.1 Ausländerpolitik
[186-L] Regele, Ludwig Walter:
Immigrations- und Integrationspolitik in Italien, in: Politische Studien : Zweimonatszeitschrift
für Politik und Zeitgeschehen, Jg. 57/2006, H. 409, S. 82-92 (Standort: USB Köln(38)-POL2927;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.hss.de/downloads/PolStudien409_Internet.pdf)
INHALT: In Italien gibt es etwa 2,7 Millionen sesshafte Ausländer. Obwohl die Eingewanderten
zum Teil eine gute Vor- und Ausbildung mitbringen, gelingt ihnen größtenteils kein Einstieg
in eine ihrer Qualifikation entsprechende Berufsausbildung. Ebenso problematisch sind die
gesundheitliche und soziale Fürsorge und Betreuung sowie die schulische Ausbildung der
Kinder, vor allem, wenn sie aus einer Familie kommen, deren Position noch nicht geklärt oder illegal ist. Der vorliegende Beitrag untersucht die Einwanderungs- und Integrationspolitik
in Italien unter besonderer Berücksichtigung der rechtlichen Aspekte. (ICD2)
[187-L] Reißlandt, Carolin:
Fit für die Globalisierung?: die deutsche Migrations- und Integrationspolitik nach den rotgrünen Reformen, in: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): Zuwanderung im Zeichen der Globalisierung : Migrations-, Integrations- und Minderheitenpolitik, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 135-161, ISBN: 3-531-14957-1
INHALT: Der Beitrag leistet einen Überblick über die Migrations- und Integrationspolitik der
Bundesregierung von SPD und Bündnis 90/Die Grünen von 1998 bis 2005 im Zuge des Globalisierungsprozesses. Nach einer Skizzierung der Migrations- und Integrationspolitik bis
1998 gliedern sich die weiteren Ausführungen in die folgenden migrationspolitischen Projekte der 14. und 15. Legislaturperiode: (1) die Reform des Staatsangehörigkeitsrechts 1999/
2000, (2) von der Green Card-Diskussion zum ersten Zuwanderungsgesetz 2000 bis 2002, (3)
die Verabschiedung und Regelungsbereiche des Zuwanderungsgesetzes 2003, (4) das gescheiterte Antidiskriminierungsgesetz 2004 sowie (5) migrationsspezifische Auswirkungen
der Sozial- und Arbeitsmarktreformen 2005 (der Kreis ausländischer Anspruchberechtigter
von SGB-II-Leistungen, Auswirkungen von Hartz IV für verschiedene Zuwanderergruppen).
Die vorhandenen Möglichkeiten, mit einer neu als Querschnittsaufgabe ausgerichteten Migrations- und Integrationspolitik auf durch Globalisierungsprozesse veränderte Rahmenbedingungen in der Mehrheitsgesellschaft und den Migrationsformen zu reagieren, die gesellschaftliche Vielfalt auch mit Blick auf einen oft überzeichneten demografischen Wandel diskriminierungsfrei und chancengleich zu gestalten und sie als Wert schätzen zu lernen, wie das z.B.
die migrantenspezifischen Ergebnisse der PISA-Studie nahe legen, lassen SPD und Bündnis
90/Die Grünen sieben Jahre lang weitgehend ungenutzt verstreichen. (ICG2)
[188-L] Schellenberg, Britta:
Integration ist Integration ist Integration: Deutschlands Einwanderungspolitik ; Bildung ist
der erste Schritt, in: Internationale Politik, Jg. 61/2006, Nr. 11, S. 90-96 (Standort: USB Köln
(38)-LS G 09335; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Schüler mit Migrationshintergrund erbringen deutlich schlechtere Leistungen als ihre
deutschen Altersgenossen. Die Politik muss endlich umfassende Maßnahmen ergreifen, vor
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.1 Ausländerpolitik
129
allem im Grund- und Hauptschulbereich, damit Eingliederung in Berufswelt und Gesellschaft
besser gelingen und Bildung kein Privileg der Bessergestellten bleibt." (Autorenreferat)
[189-L] Schneiders, Thorsten Gerald; Kaddor, Lamya (Hrsg.):
Muslime im Rechtsstaat, (Veröffentlichungen des Centrums für Religiöse Studien, Münster, Bd.
3), Münster: Lit Verl. 2005, 168 S., ISBN: 3-8258-8024-9
INHALT: Der Sammelband enthält die zentralen Beiträge des ersten Forums 'Münsteraner Gespräche der Muslime' welches im März 2004 vom Centrum für Religiöse Studien der Uni
Münster organisiert wurde, das u. a. Lehrer für islamischen Religionsunterricht ausbildet. Das
Forum soll Muslimen die Möglichkeit bieten, vor allem (aber nicht ausschließlich) untereinander auf wissenschaftlichem Niveau über den Islam zu diskutieren und Fragen zu erörtern,
die für Muslime in Europa bedeutsam sind. Die Beiträge des Readers werden durch die zentrale Frage zusammengehalten, wie der Islam Europa verändert und Europa den Islam: Welche
Konflikte bestehen? Wie können europäische Nationalstaaten damit umgehen? Welche Reformansätze gibt es für den Islam, um Integrationsprobleme zu beheben oder zu mildern? Die
Sozial- und Islamwissenschaftler, Juristen und Muslime aus Deutschland und Europa, die in
dem Buch zu Wort kommen, liefern keine neuen Vorschläge oder Thesen; sie bieten jedoch
eine kompakte Übersicht über den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Diskussion zum
Themenkomplex muslimische Einwanderer und europäischer Rechtsstaat. (ZPol, NOMOS).
Inhaltsverzeichnis: Thorsten Gerald Schneiders & Lamya Kaddor: Europäische Muslime zwischen Glaube und Verfassungstreue (7-24); Wolf D. Ahmed Aries: Säkulare Rechtssetzung
und religiöser Status (25-32); Matthias Koenig: Islamische Minderheiten in Westeuropa. Eine
Herausforderung des säkularen Rechtsstaats? (33-46); Muhammad Kalisch: Muslime als religiöse Minderheit. Ein Beitrag zur Notwendigkeit eines neuen igtihad (47-70); Lord Nazir
Ahmed: Notes on the Judicial Situation of Muslims in the United Kingdom (71-78); Anas
Schakfeh: Die rechtliche Situation der Muslime in Österreich (79-88); Mohamed Mestiri: Status of Islam in the West and Challenge of Citizenship. The Situation of Muslims in France
(89-108); Andreas Abu Bakr Rieger: Der Staatsbürger islamischen Glaubens. Einige islamische Überlegungen (109-116); Günter Renner: Deutsche Staatsangehörigkeit und Religionszugehörigkeit (117-130); Janbernd Oebbecke: Der Islam und die Zukunft des Verhältnisses
zwischen Religionsgemeinschaften und Staat in Deutschland (131-144); Murad Wilfried
Hofmann: Religionsfreiheit aus islamischer Perspektive (145-154); Wolfgang Bock: Probleme der Einführung islamischen Religionsunterrichts (155-166).
[190-F] Schwell, Alexandra, M.A. (Bearbeitung); Schröder, Hartmut, Prof.Dr. (Betreuung):
Cooperation and conflict - cultural contact between German and Polish border police
INHALT: The national border, the line where two sovereign states, and thus two cultures, do
directly meet, is paradoxically the place which seems least apt to facilitate unprejudiced cultural contact. European integration and the permeability of borders do not necessarily involve
a loss of national identity. The dismantling of political borders can on the contrary intensify
the perception of mental boundaries. The opening of the borders in the course of the EUenlargement will not at least lead to deciding changes in the observance of duties by both
German and Polish border police. In the micro cosmos of cooperation between Bundesgrenzschutz and Straz Graniczna shall be examined how both institutional conditions and culture
130
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.1 Ausländerpolitik
influence individual action. Proceeding from this concrete case of German-Polish cooperation
the project will lead to general conclusions about the potential of mediative handling and solution of existing conflicts and cleavages in the sphere of intercultural cooperating institutions. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Polen
ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und Forschung
INSTITUTION: Europa-Universität Viadrina, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für
Sprachwissenschaft -Linguistische Kommunikations- und Medienforschung- (Postfach 1786,
15207 Frankfurt an der Oder)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[191-F] Sezgin, Zeynep, M.A. (Bearbeitung); Flam, Helena, Prof.Dr. (Betreuung):
Governmental policies toward the assimilation of immigrants: Turkish immigrant workers
in Germany and in Austria
INHALT: New understandings of membership in the postwar era; Turkish organizations in Germany and Austria; assimilation: a forgotten theory. In the postwar era theories of assimilation
lose their power in governmental policies as a result of new understandings of membership,
dictated by the supranational organizations. Corporation, instead, becomes much more important. Turkish organizations play an important role for the further corporation of immigrants,
while strengthening their cultural, ethnic characteristics. ZEITRAUM: ab 1961 GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland, Österreich
METHODE: focus-group interviews (6-10 Interviews pro Gruppe), Mitglieder türkischer Verbände (türkische Migranten in Deutschland und Österreich) DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview; Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 6-10 pro Gruppe; türkische Migranten in Deutschland und Österreich; Auswahlverfahren: Mitglieder türkischer
Verbände).
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2004-10 ENDE: 2007-08 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutscher Akademischer Austauschdienst -DAADINSTITUTION: Universität Leipzig, Zentrum für Höhere Studien -ZHS- (Emil-Fuchs-Str. 1,
04105 Leipzig)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0341-2293439, e-mail: [email protected])
[192-F] Spindler, Mone, M.A. (Bearbeitung); Christodoulou, Josie, Dipl.-Psych. (Leitung):
Integration of female migrant domestic workers: strategies of employment and civic participation
INHALT: Ziele des Projekts: Die Erhebung politischer Maßnahmen und Strategien im Hinblick
auf die Arbeitsbedingungen und die gesellschaftliche Teilhabe in Haushalten beschäftigter,
außereuropäischer Migrantinnen; Schaffung eines Kontexts für den transnationalen Transfer
von Information, Erfahrungen und Strategien in Bezug auf Methoden und Maßnahmen der Integration; Entwicklung politischer Strategien zur Verbesserung der Chancen auf Beschäftigung und gesellschaftliche Teilhabe von in Haushalten beschäftigten, außereuropäischen Migrantinnen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Zypern, Griechenland, Italien, Spanien, Deutschland
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.1 Ausländerpolitik
131
METHODE: Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse; Leitfadengestützte Interviews (politische Dokumente, Vertreterinnen und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen und Politikerinnen und Politiker im Feld). Feldarbeit durch Mitarbeiter/innen des Projekts.
ART: Auftragsforschung; gefördert BEGINN: 2006-09 ENDE: 2008-02 AUFTRAGGEBER: Mediterranean Institute of Gender Studies, Nicosia, Cyprus FINANZIERER: Generaldirektion
Justiz, Freiheit und Sicherheit
INSTITUTION: ISIS Institut für Soziale Infrastruktur (Kasseler Str. 1a, 60486 Frankfurt am
Main)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 069-26486513, e-mail: [email protected])
[193-L] Steinhardt, Max; Hönekopp, Elmar; Bräuninger, Michael; Radu, Dragos; Straubhaar,
Thomas:
Effekte der Migrationssteuerung bei Erwerbstätigen durch das Zuwanderungsgesetz: Expertise im Auftrag des Bundesministeriums des Innern, Hamburg 2005, V, 97 S. (Graue Literatur;
URL: http://doku.iab.de/externe/2006/k061026f10.pdf)
INHALT: "Ziel der vorliegenden Expertise ist es, zu untersuchen, welche Effekte die Steuerung
der Erwerbsmigration nach Qualifikationskriterien auf einheimische Löhne und Beschäftigung hat. Im Anschluss an die Einleitung werden in Kapitel II die Arbeitsmarkteffekte der
Zuwanderung aus theoretischer Sicht dargestellt. Kapitel III umfasst einen Überblick über die
empirischen Untersuchungen zu den Arbeitsmarktwirkungen der Zuwanderung. Im Anschluss
enthält Kapitel IV eine deskriptive Darstellung der ausländischen Bevölkerung, des Arbeitsmarktes und der Entwicklung der Zuwanderung nach Deutschland. Im ersten Abschnitt von
Kapitel V werden anhand des INFORGE-Modells verschiedene Wanderungsszenarien simuliert und bezüglich ihrer Wirkung auf den Arbeitsmarkt analysiert. Im zweiten Abschnitt des
Kapitels wird auf regionaler Ebene der Zusammenhang zwischen dem Anteil der ausländischen Erwerbstätigen und ausgewählten Arbeitsmarktcharakteristika untersucht. Kapitel VI
hat die Steuerung der Zuwanderung zum Thema und enthält neben einer Darstellung verschiedener Politikoptionen eine einfache Modellierung der Selbstselektion von Migranten.
Die Expertise endet mit Schlussfolgerungen und Politikempfehlungen." (Autorenreferat)
[194-L] Thränhardt, Dietrich:
Migrations- und Integrationspolitik: Ära neuer Sachlichkeit?, in: Roland Sturm, Heinrich
Pehle (Hrsg.): Wege aus der Krise? : die Agenda der zweiten Großen Koalition, Opladen: B.
Budrich, 2006, S. 149-168, ISBN: 3-86649-002-X (Standort: UB Bonn(5)-2006-4413)
INHALT: In einem ersten Schritt wird zunächst die Entwicklung der Einwanderung nach
Deutschland und die damit einher gehende politische Diskussion dargestellt, wobei sich die
Ausführungen in die Phase der erfolgreichen Magnetgesellschaft von 1949 bis 1979 und die
kontroversen Themen Ausländer, Türken, Asyl und Aussiedler zwischen 1980 und 1999 gliedern. Im Anschluss folgt die Betrachtung der innenpolitischen Konsensfindung und die neue
internationale Konkurrenz um Migranten zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Dabei stehen die
Aspekte (1) des Einbürgerungsgesetzes, (2) der Green-Card-Initiative, (3) der Einigung über
das Zuwanderungsgesetz und die Elitenwanderung sowie (4) der Einwanderung in die Sozialsysteme im Mittelpunkt des Interesses. Der dritte Schritt liefert schließlich empirisches Da-
132
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.1 Ausländerpolitik
tenmaterial zur Akzeptanz und sozialen Integration von Migranten in der deutschen Bevölkerung für den Zeitraum 1980 bis 2002. Der vierte Schritt widmet sich der sozialen Gruppe der
Flüchtlingsbevölkerung in Deutschland und ihrer Anerkennung. Auf dieser Grundlage werden im fünften Schritt abschließend die Reformperspektiven der Großen Koalition erörtert. In
diesem Zusammenhang weist der Autor darauf hin, dass die Aussagen des Koalitionsvertrages nicht auf die großen Fragen der Migration der Zukunft eingehen. Vielmehr ist eine migrationspolitische Engführung zu befürchten, die vor allem auf Sicherheit und Abschottung ausgerichtet ist und dadurch die wirtschaftlichen und politischen Chancen Deutschlands nicht
mehrt, sondern mindert. (ICG2)
[195-L] Tibi, Bassam:
Wie können MigrantInnen integriert werden?, in: Manfred Oberlechner (Hrsg.): Die missglückte Integration? : Wege und Irrwege in Europa, Wien: Braumüller, 2006, S. 169-181, ISBN: 37003-1573-2 (Standort: THB Aachen(82)-Ld549-10)
INHALT: In seinem Beitrag zu nationalstaatlichen Integrationspolitiken plädiert der Autor wie
die MultikulturalistInnen für die Öffnung Europas gegenüber Fremden, verbindet dies jedoch
mit dem Appell zur Bewahrung der zivilisatorischen Identität Europas. Kritik am Multikulturalismus bedeutet nicht Ablehnung der Einwanderung, sondern der Wertebeliebigkeit und
Verneinung des Anspruchs auf Freiraum, sprich auf Enklaven für Diaspora-Kulturen. Die
Ausführungen gliedern sich in folgende Punkte: (1) die Regulierung der Migration und die
positiven Folgen für die Integration, (2) der Zwillingsprozess Globalisierung und Migration
und die Frage nach der sinnstiftenden Identität, (3) Multikulturalismus und die Identität Europas, (4) Migration und Ethnizität sowie (5) die politische Steuerung der Migration durch den
Staat. (ICG2)
[196-L] Wagner, Thomas:
Inklusion/ Exklusion: Darstellung einer systemtheoretischen Differenz und ihre Anwendung
auf illegale Migration, Frankfurt am Main: IKO-Verl. f. Interkulturelle Kommunikation 2006,
171 S., ISBN: 3-88939-805-7
INHALT: "Eine Existenz in der Illegalität unterliegt Voraussetzungen, die nicht zuletzt auf der
Definition von Legalität beruhen. Um den Aufenthalt von Personen kontrollieren zu wollen,
müssen politische Systeme diese als Personen beobachten und insofern inkludieren. Was folgt
aber, wenn der Zweck dieser Inklusion nur die Schaffung der Möglichkeit zur Exklusion ist?
Ausgehend von der Luhmann'schen Systemtheorie beleuchtet der Autor die Existenz illegaler
Migranten in Deutschland. Er untersucht, wie sich diese Menschen als Personen außerhalb
politischer Sozialsysteme positionieren. Wie arrangieren sie sich mit den Mechanismen eines
Staates, vor dem sie ihre Existenz verbergen müssen? Wie schaffen sie es, sich der Inklusion
im Sinne einer Erfassung durch staatliche Institutionen zu widersetzen, um gerade dadurch
Inklusion in anderen Bereichen der Gesellschaft zu erfahren?" (Autorenreferat)
[197-F] Walangitang, Oliver T. (Bearbeitung); Münz, Rainer, Prof.Dr. (Betreuung):
Die Migration von Indonesien nach Deutschland in einer sich wandelnden Rechtslage
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5.1 Ausländerpolitik
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INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Indonesien, Bundesrepublik Deutschland
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät III, Institut für Sozialwissenschaften Lehrbereich Bevölkerungswissenschaft (Unter den Linden 6, 10099 Berlin)
KONTAKT: Institution (Tel. 030-2093-1918, e-mail: [email protected])
[198-L] Walther, Harald:
Wettbewerb um die besten Köpfe: aufenthaltsrechtliche Grundlagen für das Studium von
Ausländern in Deutschland, in: Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik, Jg. 26/2006,
H. 10, S. 354-359 (Standort: UuStB (Köln)38-XF442; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Von der Gründung der ersten deutschen Universitäten 1348 (Prag), 1365 (Wien), 1379
(Erfurt), 1385 ( Heidelberg) und Köln (1388) bis zur Blütezeit Preußens auf der Grundlage
des Wissenschafts- und Bildungsbegriff Humboldts entwickelte sich die deutsche Hochschullandschaft zu einem Vorbild für viele Nationen. Die hohe Zahl der Nobelpreisträger deutscher
Herkunft ist ein beredtes Zeugnis dafür. Der harte internationalisierte Wissenschaftswettbewerb der Gegenwart weist andere Fakten auf Vor einer Generation lag Deutschland bei den
Hochschulqualifikationen in der Bevölkerung noch auf Platz zwölf heute auf Platz 24. Ausländische Studierende nehmen im Hochschulbild der Bundesrepublik Deutschland eine zunehmend bedeutendere Stellung ein. Bei einem Anteil der ausländischen Bevölkerung von ca.
8,83% sind an den Hochschulen 12,54% der Studienanfänger nichtdeutscher Herkunft. Die
Entwicklung der Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland kann damit nicht ohne den
Blick auf die ausländischen Studierenden erfolgen. Die seit 1.1.2005 geltenden Neuregelungen in Paragraf 16 AufenthG verstehen sich als Unterstützung des Gesetzgebers zur Sicherung des Wissenschaftsstandorts Deutschland. Der nachstehende Beitrag erläutert die aufenthaltsrechtlichen Grundlagen für das Studium von Ausländern in Deutschland." (Autorenreferat)
[199-F] Wehinger, Frank, M.A. (Bearbeitung); Sadowski, Dieter, Prof.Dr.Dr.h.c. (Betreuung):
Beschäftigung von illegalen Immigranten im Vergleich
INHALT: Der Autor untersucht im Vergleich mehrerer Länder Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei der Beschäftigung illegaler Einwanderer, also Personen ohne aktuell gültige Aufenthaltsberechtigung und geht der Frage nach, weshalb es dieses Phänomen gibt. In einem ersten
Schritt betrachtet er die Regulierungsversuche des Staates und schätzt ihre Effektivität ein.
Dabei identifiziert er verschiedene Instrumente, mit denen versucht wird, die Beschäftigung
illegaler Migranten zu vermindern. In einem weiteren Schritt werden die Gründe betrachtet,
die zu dem identifizierten staatlichen Umgang mit Beschäftigung illegaler Einwanderer führen. Dabei richtet sich das Hauptaugenmerk auf den Einfluss von Interessengruppen und insbesondere die Anreizbedingungen für Arbeitnehmer, illegale Migranten zu beschäftigen, und
illegaler Migranten, eine Beschäftigung aufzunehmen. Ein weiterer wichtiger Faktor, der den
staatlichen Umgang mit dem Untersuchungsgegenstand beeinflusst, ist die öffentliche Meinung. Hier wird untersucht, unter welchen Umständen und wie die Öffentlichkeit bei der Umsetzung der Regulierungsvorschriften zur Beschäftigung illegaler Einwanderer von den staatlichen Akteuren berücksichtigt wird. Die Untersuchung bedient sich halbstandardisierter Interviews mit Experten von Behörden und Interessensgruppen und mit betroffenen Migranten
134
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.1 Ausländerpolitik
(und gegebenenfalls von Arbeitgebern). ZEITRAUM: 90er-heute GEOGRAPHISCHER
RAUM: Bundesrepublik Deutschland, andere europäische Länder
METHODE: qualitative Untersuchung unter Einbezug ökonomischer Theoriebildung staatlicher
Regulierung DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen; Standardisierte Befragung, face to
face; Sekundäranalyse von Individualdaten; Sekundäranalyse von Aggregatdaten.
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2006-10 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Land Rheinland-Pfalz Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und
Kultur
INSTITUTION: Institut für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der Europäischen Gemeinschaft -IAAEG- an der Universität Trier (54286 Trier)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0651-201-4775, e-mail: [email protected])
[200-L] Widmann, Peter:
Gerettet und geduldet: Berliner Vietnamesen und die deutsche Flüchtlings- und Migrationspolitik, in: Wolfgang Benz (Hrsg.): Umgang mit Flüchtlingen : ein humanitäres Problem,
München: Dt. Taschenbuch Verl., 2006, S. 111-131, ISBN: 3-423-34287-0 (Standort: LB Koblenz(929)-2006/2225)
INHALT: In Deutschland lebt die fünftgrößte vietnamesische Diaspora weltweit. Sie setzt sich
aus zwei Gruppen zusammen, den ehemaligen Bootsflüchtlingen im Westen und den ehemaligen Vertragsarbeitern im Osten. In Berlin zeigt sich die Lage beider Gruppen auf engem
Raum. Während die Bedingungen für die ehemaligen Bootsflüchtlinge recht gut sind, ist die
vietnamesische Migrationsgeschichte im Osten geprägt von staatlicher Integrationsverweigerung in den 1980er und staatlicher Integrationsbehinderung in den 1990er Jahren, von Exklusion und Abschiebung. Die im Vergleich zu anderen Gruppen besonders schwierige Situation
der ehemaligen Vertragsarbeiter verschärft auch die bereits in günstiger gelagerten Fällen auftretenden Generationenkonflikte in der Diaspora. (ICE)
5.2
Asylpolitik und Asylrecht, Abschiebung
[201-L] Benz, Wolfgang (Hrsg.):
Umgang mit Flüchtlingen: ein humanitäres Problem, München: Dt. Taschenbuch Verl. 2006,
220 S., ISBN: 3-423-34287-0 (Standort: LB Koblenz(929)-2006/2225)
INHALT: "In vielen Ländern gibt es Krieg und Gewalt, herrschen Armut und Hunger. Viele
Menschen sind daher auf der Flucht, auf der Suche nach Sicherheit und einem Auskommen.
Die Autoren in diesem Buch beschäftigen sich mit den vielfältigen Aspekten des Flüchtlingsproblems und der Asylpolitik vor allem in Europa. Sie zeigen, wie schwierig es ist, zwischen
der grundsätzlichen humanitären Öffnung auf der einen Seite und der Absicherung und Verhinderung von Kriminalität auf der anderen Seite einen gangbaren Weg zu finden. Dieses
Buch geht aus einer Tagung des Zentrums für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin hervor, die im April 2005 in der Vertretung des Saarlandes beim Bund in
Berlin Gast war. Intention ist es, zwei Betrachtungsweisen zusammenzuführen, die zunehmend auseinander gehen: die disziplinäre Unterscheidung zwischen einer Exilforschung ei-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.2 Asylpolitik
135
nerseits, die sich mit der Flucht und Vertreibung von Politikern und Intellektuellen als Regimegegnern und von Juden als Objekten nationalsozialistischen Rassenhasses beschäftigt
und die das Jahr 1945 als Endpunkt betrachtet, und einer Migrationsforschung andererseits,
die sich für historische und ideologische Bezüge weniger interessiert als für demografische
und ökonomische Zusammenhänge. Um diese Spaltung wenn nicht zu überwinden, so doch
wenigstens bewusst zu machen, werden die historischen und aktuellen Dimensionen des Problems der Abwehr von Flüchtlingen, Asylsuchenden, Vertriebenen in den Blick genommen."
(Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Edzard Reuter: Als Flüchtlinge willkommen. Die Aufnahme von Asylbewerbern aus NS-Deutschland in der Türkei (10-26); Fritz Kieffer: Die Flüchtlings-Konferenz von Evian 1938 (27-54); Claudia Curio: Kindeswohl versus Einwanderungskontrolle? Die Kindertransporte 1938/39 und die Situation von Flüchtlingskindern heute (5572); Frank Caestecker: Tradition und Tendenzen europäischer Flüchtlingspolitik (73-92);
Wolfgang Benz: Einwanderungsland Deutschland. Rückblick auf ein halbes Jahrhundert Migration (93-101); Rita Süssmuth: Asylrecht und Zuwanderungsgesetz der Bundesrepublik
Deutschland (102-110); Peter Widmann: Gerettet und geduldet. Berliner Vietnamesen und die
deutsche Flüchtlings- und Migrationspolitik (111-131); Wolfgang Benz: Die Pazifische Lösung. Die Abwehr von Asylbewerbern durch das Einwanderungsland Australien (132-148);
Juliane Wetzel: Italien und die Bootsflüchtlinge aus Afrika (149-166); Axel Kreienbrink:
Spanien - ein Bollwerk Europas gegen unerwünschte Flüchtlinge? (167-191); Rupert Neudeck: Möglichkeiten und Grenzen humanitären Engagements (192-217).
[202-L] Dörig, Harald:
Flüchtlingsschutz in Großbritannien, in: Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik,
Jg. 26/2006, H. 8, S. 272-277 (Standort: UuStB (Köln)38-XF442; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Der nachfolgende Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsaufenthalts beim
britischen Asylum and Immigration Tribunal (AIT) im Mai 2006. Er stellt dar, welche
Rechtsgrundlagen für das Flüchtlingsrecht in Großbritannien gelten und wie das Asylverfahren und der gerichtliche Rechtsschutz ausgestaltet sind. Wertvolle Hinweise gaben der Präsident des AIT, Justice Hodge, die Richterin am House of Lords, Baroness Hale of Richmond,
der Richter am Court of Appeal, Lord Justice Sedley und der Richter am High Court, Justice
Collins." (Autorenreferat)
[203-L] European Migration Network; Europäische Kommission, Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften (Hrsg.):
Reception systems, their capacities and the social situation of asylum applicants within the
reception system in the EU member states, Luxembourg 2006, 21 S. (Graue Literatur; URL:
http://emn.eurodyn.com/Downloads/download.do;jsessionid=D297ED8B0EBB6E17ACA71C464
C5B801A?fileID=421)
INHALT: "The Small Scale Study provides up to date, reliable and comprehensive information
concerning the capacity of accommodation centres for asylum applicants in the 25 Member
States of the European Union, as well as the social situation of such applicants. The European
Migration Network and ten of the EMN National Contact Points (Austria, Belgium, Czech
Republic, Germany, Greece, Ireland, Italy, Sweden, The Netherlands and the United King-
136
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.2 Asylpolitik
dom) cooperated. In this respect, note that comments in this Report refer to these Member
States and specifically the findings from the Country Study's undertaken by these EMN National Contact Points. Two main aspects were addressed: a description of reception facilities
in the Member States, the number, capacities and location of such accommodation centres
and of other accommodation; and an analysis of the social situation of asylum applicants
within the accommodation centres. It was also decided that the study should contain a description of the administrative and legal frameworks of the asylum application procedures."
(excerpt)
[204-L] Herler, Gregor:
Kirchliches Asylrecht und Kirchenasyl im demokratischen Rechtsstaat, Würzburg 2005, 236
S. (Graue Literatur; URL: http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=974407003&dok_var=d1&
dok_ext=pdf&filename=974407003.pdf)
INHALT: Der Autor nimmt eine rechtliche Einordnung des praktizierten Kirchenasyls vor. Zum
einen fragt er, inwieweit ein kirchliches Asylrecht als eigenständiges Rechtsinstitut existiert
und gelangt dabei zu einem negativen Ergebnis: Es bestehe ein staatliches Asylmonopol,
weshalb die Kirche grundsätzlich kein Asyl gewähren dürfe. Zum anderen untersucht Herler
die Rechtslage hinsichtlich des faktisch ausgeübten Kirchenasyls und zeigt, dass dieses verfassungsmäßig geschützt ist. Es könne als Ausübung der Glaubens- und Gewissensfreiheit
gemäß Art. 4 des Grundgesetzes betrachtet werden, die u. a. Straffreiheit für die Kirchen bedeute. Zudem sei das Asylmonopol des Staates nicht gefährdet. Das Kirchenasyl diene lediglich dazu, unmittelbare Gefahren für Leib und Leben der Flüchtlinge abzuwenden und Zeit zu
gewinnen, um neue Beweise vorzulegen und die Behörden zu einer Überprüfung des Falles
zu veranlassen. Sämtliche Entscheidungen über das Bleiberecht der Betroffenen würden ausschließlich von staatlichen Stellen getroffen. Die Kirchen müssten dies auch dann akzeptieren, wenn es die Abschiebung der Flüchtlinge bedeute. (ZPol, NOMOS)
[205-F] Joss, Andrea (Bearbeitung); Epiney, Astrid, Prof.Dr. (Betreuung):
Terrorismusbekämpfung und Asylrecht in Europa: Beschränkungen der internationalen
Schutzgewährung aufgrund von Sicherheitsbestimmungen
INHALT: Das Dissertationsprojekt will den Einfluss von Massnahmen der Terrorismusbekämpfung auf das europäische Asylrecht untersuchen. Der Inhalt und die (insbesondere menschenrechtlichen) Grenzen der Bestimmung der Qualifikations- bzw. Statusrichtlinie, aufgrund derer eine Beschränkung oder ein Ausschluss der Schutzgewährung zulässig, sollen konkretisiert und auf ihre Wirksamkeit geprüft werden. Im Weiteren werden auch Einschränkungen
aus Sicherheitsbedenken im Asylverfahren auf ihre Kompatibilität mit völkerrechtlichen Vorgaben überprüft. ZEITRAUM: 2005-2008 GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa
ART: Dissertation; Eigenprojekt BEGINN: 2005-03 ENDE: 2008-06 AUFTRAGGEBER: keine
Angabe FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität Fribourg, Rechtswissenschaftliche Fakultät, Institut für Europarecht
(Av. de Beauregard 11, 1700 Fribourg, Schweiz)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.3 Vertriebenen- und Aussiedlerpolitik/recht
5.3
137
Vertriebenen- und Aussiedlerpolitik/recht
[206-F] Sauer, Lenore, Dr. (Bearbeitung); Haug, Sonja, Dr. (Leitung):
Ermittlung und Bewertung der Auswirkungen des Wohnortzuweisungsgesetzes. Zuwanderung und Integration von Spätaussiedlern
INHALT: Forschungsgegenstand sind (1) die Auswirkungen des Wohnortzuweisungsgesetzes
(Gesetz zur zweiten Änderung des Wohnortzuweisungsgesetzes vom 26. Februar 1996) und
(2) der Bekanntheitsgrad und die Inanspruchnahme der im Herbst 2004 eingeführten Härtefallregelung zum Wohnortzuweisungsgesetz. Durch das Projekt sollen die Auswirkungen des
Wohnortzuweisungsgesetzes auf Spätaussiedler und Kommunen ermittelt werden. Fragestellungen bezüglich der Kommunen sind, ob das Wohnortzuweisungsgesetz zu einer gleichmäßigeren Belastung bei der Zahlung von Sozialleistungen im Vergleich der Kommunen untereinander geführt hat und ob eine Entlastung von ursprünglich überdurchschnittlich von Zuwanderung betroffenen Kommunen erreicht wurde. Weiterhin soll ermittelt werden, welche
Konsequenzen sich für die Planung infrastruktureller Aufgaben und für die kommunale Integrationsförderung ergeben. Fragestellungen bezüglich der Spätaussiedler sind die Einschätzung
des Wohnortzuweisungsgesetzes durch Spätaussiedler sowie Auswirkungen der Zuweisung
auf Erwerbstätigkeit, Sprachkenntnisse, Wohnverhältnisse und Partizipation an Vereinen. In
einer Teilstudie wurden qualitative, leitfadengestützte Interviews mit kommunalen Experten
in den Untersuchungsgebieten durchgeführt. In einer zweiten Teilstudie wurde eine schriftliche Befragung unter Aussiedlern und Spätaussiedlern in den Untersuchungsgebieten durchgeführt (quantitative Auswertung). ZEITRAUM: 1989-2006 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Das Projekt beinhaltet eine Evaluation der Konsequenzen des Wohnortzuweisungsgesetzes, wobei die Sicht der Kommunen und die Sicht der Betroffenen gegenübergestellt
werden. Es wurden sowohl qualitative als auch quantitative Methoden der empirischen Sozialforschung angewendet (Expertenbefragung, schriftliche Befragung der Aussiedler und
Spätaussiedler). Zur Durchführung von Vergleichen wurden acht Untersuchungsgebiete ausgewählt, darunter ländliche und städtische Kommunen, Kommunen, die die "Gifhorner Erklärung" initiiert haben, Kommunen in den neuen und alten Bundesländern, Kommunen, in
Bundesländern, innerhalb derer keine Wohnortzuweisung auf kommunaler Ebene erfolgt,
Kommunen, die von geringem oder stärkerem Zuzug betroffen sind. Bei den ausgewählten
Untersuchungsgebieten handelt es sich im Einzelnen um Molbergen/ Landkreis Cloppenburg,
Wolfsburg, Berlin Marzahn, Jena, Karlsruhe, Düsseldorf, Nürnberg und Viernheim/ Landkreis Bergstraße. Die Expertenbefragung wurde von Regionalkoordinatoren des Bundesamtes
für Migration und Flüchtlinge durchgeführt. Die Adressen der Aussiedler und Spätaussiedler
wurden dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge aus den Einwohnermelderegistern der
Kommunen zur Verfügung gestellt. Dabei wurde nach einem vom Amt für Stadtforschung
und Statistik der Stadt Nürnberg entwickelten Verfahren Kriterien wie Geburtsort, Geburtsstaat, zweite Staatsangehörigkeit, Art der deutschen Staatsangehörigkeit und ZuzugsGemeindekennziffer (Friedland etc.) genutzt. Die Stichprobenziehung erfolgte nach einem
Zufallsverfahren. Die Befragung fand optional in deutscher oder russischer Sprache schriftlich statt. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview
(Stichprobe: 42; kommunale Experten). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe:
1.089; Aussiedler/ Spätaussiedler; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/innen des Projekts.
138
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.3 Vertriebenen- und Aussiedlerpolitik/recht
VERÖFFENTLICHUNGEN: Haug, S.; Sauer, L.: Zuwanderung von Spätaussiedlern in
Deutschland. in: Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, Sonderheft Regionale Bevölkerungsentwicklung in Deutschland (erscheint voraussichtlich 2007). ARBEITSPAPIERE:
Haug, S.; Sauer, L.: Zuwanderung und Integration von Spätaussiedlern. Ermittlung und Bewertung der Auswirkungen.
ART: Auftragsforschung; Eigenprojekt BEGINN: 2005-06 ENDE: 2007-04 AUFTRAGGEBER:
Bundesministerium des Innern FINANZIERER: Institution; Auftraggeber
INSTITUTION: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (90343 Nürnberg)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0911-943-4420, e-mail: [email protected])
[207-L] Sebaux, Gwénola:
Migration von Ost nach West: Gewinn oder Verlust?, in: Anton Sterbling (Hrsg.): Migrationsprozesse : Probleme von Abwanderungsregionen ; Identitätsfragen, Hamburg: R. Krämer,
2006, S. 151-165, ISBN: 3-89622-078-0
INHALT: Chancen, Risiken und politische Folgen der Repatriierung von deutschen Volkszugehörigen nach Deutschland seit 1950 werden aus französischer Sicht diskutiert. Die Repatriierung und die Aufnahme, anschließend die Eingliederung der "Volksdeutschen" stellt eines der
ehrgeizigsten nationalen Ziele der Migrationspolitik im 20.Jahrhundert dar. Es ist ein noch
nie dagewesenes Unternehmen, das politisch und wirtschaftlich gewagt, aber demographisch
vielversprechend und menschlich bereichernd erscheint. Für diese Migrationspolitik sind drei
Motive maßgebend: die Berücksichtigung des "nationalen" deutschen Erbes, humanitäre Überlegungen basierend auf einer ethnischen Auffassung von Volkszugehörigkeit sowie politisches Kalkül im Rahmen der Bevölkerungspolitik. Demographische Argumente mischen sich
mit mehr oder weniger offen ausgedrückten ethnokulturellen Überlegungen. Sollte die Integration der Aussiedler gelingen, wäre dies ein Gewinn für die deutsche Gesellschaft. (GB)
[208-L] Senders, Stefan:
Aussiedler repatriation: Rhetoric, reproduction, and demography in the context of the welfare state, in: Zeitschrift für Ethnologie, Bd. 131/2006, H. 1, S. 71-89 (Standort: USB Köln(38)EP8070; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "This paper addresses the repatriation of Aussiedler or 'ethnic Germans' to Germany. It
focuses specifically on the use of the rhetoric of 'demography' and 'reproduction' to show some of the ways in which Aussiedler are symbolically incorporated into German society. The
paper argues that demographic discourse functions as a form of mimetic magic that serves to
symbolically transform immigrants into family members. Such magical discourse, however,
is challenged by German welfare-policy, which grants access to benefits to virtually all immigrants. The paper is based on fieldwork conducted in Berlin in 1994 and 1995." (author's
abstract)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.4 Migrationspolitik im europäischen Rahmen
5.4
139
Migrationspolitik und -recht im europäischen Rahmen
[209-F] Alscher, Stefan, Dipl.-Soz.-Wiss.; Gerdes, Jürgen, Dipl.-Pol. (Bearbeitung); Faist, Thomas, Prof.Ph.D. (Leitung):
Migrationskontrolle und demokratische Legitimation (Teilprojekt B1)
INHALT: Das Erkenntnisinteresse dieser Untersuchung richtet sich auf die Legitimationsprobleme westeuropäischer Immigrationsländer am Beispiel von Migrationskontrolle. Seit den
1970er Jahren reagieren Immigrationsstaaten in Europa zunehmend restriktiver auf Flüsse in
den politisch-administrativ definierten Migrationskategorien Arbeitsmigration, Asyl und
Fluchtmigration. Ein wichtiger Trend ist dabei die Externalisierung von Migrationskontrollen
an externe Grenzen und die Schaffung von Pufferzonen an den Rändern Europas. Dadurch, so
die Vermutung, werden Legitimationsprobleme umgangen bzw. verlagert, die sich bei interner Kontrolle u.a. durch die Notwendigkeit der Beachtung von Grund- und Menschenrechten
ergeben. Durch Internationalisierung von Politikprozessen finden möglicherweise neue Verlagerungsmechanismen Eingang. In diesem für nationalstaatliche Souveränität und Legitimität konstitutiven Politikfeld mehren sich erste Anzeichen einer Supranationalisierung. Die
grundlegende Frage der Untersuchung lautet, wie sich der Prozess der Legitimation von Immigrationspolitik in westeuropäischen DRIS im Rahmen der Konsolidierung nationalstaatlicher Migrationspolitik und der Entwicklung eines europäischen Mehrebenensystems verändert. Immigrationspolitik reagiert nicht nur auf grenzübergreifende Flüsse von Personen, sondern greift in diese mit dem Ziel ein, sie zu verändern und Immigration zu gestalten. Die übergreifende Hypothese lautet, dass durch Mehrebenenpolitik eine schon in der Konvergenz
nationalstaatlicher Immigrationspolitiken angelegte partielle Verlagerung von Kontrollen an
Außengrenzen und auf andere Kollektivakteure wie nicht-staatliche Agenten und Anrainerstaaten der EU weiter verstärkt wird. Das lindert die Legitimationsproblematik für nationale
Immigrationsstaaten, indem eine Verlagerung teilweise auf die EU-Ebene stattfindet. Andererseits verbleiben aufgrund der rudimentären Vergemeinschaftung dieses Querschnittspolitikfelds auf EU-Ebene entscheidende Legitimationsprobleme hinsichtlich interner und externer Kontrolle auf nationalstaatlicher Ebene. ZEITRAUM: ab 1973 GEOGRAPHISCHER
RAUM: Deutschland, Spanien, Schweden, Großbritannien
METHODE: Vergleichende Methode der Politikwissenschaft DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen; Aktenanalyse, offen. Qualitatives Interview. Sekundäranalyse von Aggregatdaten.
Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: gefördert BEGINN: 2003-03 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie, Center on Migration, Citizenship and
Development -COMCAD- (Postfach 100131, 33501 Bielefeld)
[210-L] Bendel, Petra:
Neue Chancen für die EU-Migrationspolitik?: die Europäische Union im Spagat zwischen
Sicherheits-, Entwicklungs- und Außenpolitik, in: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges
(Hrsg.): Zuwanderung im Zeichen der Globalisierung : Migrations-, Integrations- und Minderheitenpolitik, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 123-134, ISBN: 3-531-14957-1
140
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.4 Migrationspolitik im europäischen Rahmen
INHALT: Der Beitrag betrachtet vor den teilweise dramatischen Migrationsereignissen in Südeuropa die Ausrichtung der zukünftigen EU-Migrationspolitik im Kontext der Sicherheits-, Außen- und Entwicklungspolitik, die nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 primär unter dem Vorzeichen der Inneren Sicherheit steht. Hinter den geforderten Maßnahmenkatalogen scheint ein Verständnis von Migrationspolitik als einer komplexen Querschnittspolitik auf, das nicht - wie bisher - weitgehend auf Abwehr und Kontrolle beschränkt bleibt,
sondern auch die Entwicklungszusammenarbeit berücksichtigt. Dabei geht es um die Möglichkeiten eines Wahrnehmungswandels. In einem ersten Schritt wird zunächst geprüft, wie
die Migrationspolitik in der jüngeren Vergangenheit inhaltlich ausgerichtet war. Im Anschluss werden die aktuellen institutionellen Rahmenbedingungen, Akteure und Akteurskonstellationen analysiert. Auf dieser Grundlage werden abschließend vorsichtige Prognosen für
die künftige Ausrichtung der EU-Migrationspolitik formuliert. (ICG2)
[211-L] Berthold, Norbert; Neumann, Michael; Andres, Gerd:
Sollte an den Übergangsbestimmungen zur Arbeitnehmerfreizügigkeit festgehalten werden?,
in: Ifo-Schnelldienst : Wochenberichte, Jg. 59/2006, Nr. 5, S. 3-10 (Standort: USB Köln(38)-FHM
XG1454; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Übergangsregelungen zur Arbeitnehmerfreizügigkeit, die im Beitrittsvertrag 2003
vereinbart wurden, erlauben, dass die Einführung von Teilen der Gemeinschaftsbestimmungen zur Freizügigkeit von osteuropäischen Arbeitnehmern in der erweiterten EU von ihren
Mitgliedstaaten für eine Höchstdauer von sieben Jahren ausgesetzt werden kann. Dieser Zeitraum ist in drei Phasen unterteilt. Die erste Phase der Übergangsregelungen endet jetzt am 30.
April 2006. Norbert Berthold und Michael Neumann, Universität Würzburg, plädieren in ihrem Beitrag für die sofortige Einführung der Freizügigkeit, denn sie wird zu 'Wohlfahrtsgewinne für alle' führen. Im Gegensatz dazu argumentiert Gerd Andres, Parlamentarischer
Staatssekretär beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales, für die Beibehaltung des gesteuerten Zugangs zum deutschen Arbeitsmarkt, da 'Übergangsbestimmungen ein wirksames
Instrument zur schrittweisen Anpassung bei großem wirtschaftlichem und sozialem Gefälle
zwischen unterschiedlichen Staaten sind'." (Autorenreferat)
[212-L] Böhret, Carl; Grunow, Dieter; Wiekow, Jan (Hrsg.):
Der Vorschlag zu einer Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über Dienstleistungen im Binnenmarkt: Regelungsgehalt - Problemfelder - Akteurspositionen, (Speyerer
Forschungsberichte, 241), Speyer 2005, XXII, 370 S., ISBN: 3-932112-79-2 (Standort: IAB-91.....2-70 BS 310; Graue Literatur; URL: http://192.124.238.222/fbpdf/fb-241.pdf)
INHALT: Seit 2004 liegt der Vorschlag der EU-Kommission für eine Richtlinie über Dienstleistungen im Binnenmarkt vor. Mit ihr sollen der europäische Binnenmarkt stärker als bisher
auch für Dienstleistungen geöffnet und vorhandene Barrieren besser abgebaut werden. Das
im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen erstellte Gutachten stützt sich auf Rechtsquellen, Experteninterviews und schriftliche Befragung. Die Analyse der Dienstleistungsrichtlinie bezieht sich auf die Änderungen gegenüber
der bisherigen Rechtslage, die Folgenabschätzung bzw. Umsetzbarkeit sowie die Interessen
der Dienstleistungsanbieter. Letztere verteilen sich auf die Branchen des Baugewerbes, der
Architekten und des Gesundheitswesens. Die Grundkonzeption des Richtlinienvorschlags
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.4 Migrationspolitik im europäischen Rahmen
141
wird beschrieben, und aus verschiedenen wirtschafts- und ordnungspolitischen Blickwinkeln
werden die Vor- und Nachteile der Richtlinie herausgearbeitet. Auf ausgewählte Problemfelder wird eingegangen, die sich auf Dienstleistungserbringer mit und ohne Niederlassung im
Aufnahmemitgliedstaat beziehen und Fragen der Zulassung, Ausführung und Kontrolle berühren. Außerdem wird die elektronische Verfahrensabwicklung und das Konzept des einheitlichen Ansprechpartners (OSS) behandelt. (IAB)
[213-L] Dietrich, Helmut:
Polen: Flüchtlingsnotstand - aber wo sind die Flüchtlinge?, in: Prokla : Zeitschrift für kritische
Sozialwissenschaft, Jg. 35/2005, Nr. 3 = H. 140, S. 379-392 (Standort: USB Köln(38)-XG3381;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Polen hat die Ausländer- und Asylpolitik der EU akzeptiert. Was bedeutet das angesichts der Tatsache, dass die meisten Flüchtlinge sich nicht lange in Polen aufhalten, sondern
zu ihren Familien und Freunden in Westeuropa weiterreisen wollen? Wie funktioniert der Politiktransfer unter ganz anderen Bedingungen, als wir sie in Deutschland und Frankreich vorfinden? Diese Fragen verweisen auf eine dramatische Entwicklung der Flüchtlingssituation in
Polen, wie sie in Gestalt der Notstandsmaßnahmen in Bezug auf die Flüchtlinge aus Tschetschenien sichtbar wird. (ICEÜbers)
[214-F] Dietz, Barbara, Dr.; Nikolaevsky, Valeriy, Prof.; Wallace, Claire, Prof. (Bearbeitung);
Heckmann, Friedrich, Prof.Dr. (Leitung):
Die erweiterte EU und die Ukraine: migrationspolitische Herausforderungen an der neuen
EU-Grenze im Osten
INHALT: Mit der Erweiterung der EU im Jahre 2004 haben sich die Grenzen des vergrößerten
Europa nach Osten geschoben, und es entstanden neue unmittelbare Nachbarschaften mit
Staaten, die vormals Teil der UdSSR waren. So grenzt die erweiterte EU seit dem 1. Mai
2004 an Russland, Weißrussland und die Ukraine. Angesichts der Entstehung neuer Grenzregionen hat die EU bereits im Jahre 2003 ein Konzept für die politische Gestaltung der künftigen EU-Nachbarschaften vorgelegt, die so genannte "Neue Nachbarschaftspolitik". Ein wesentlicher Aspekt bei der Regelung der neuen Nachbarschaftsbeziehungen sind Wanderungsbewegungen zwischen den (östlichen) nicht EU-Staaten und der Europäischen Union. Da sich
die EU-15 und längerfristig auch die EU-25 durch die vollständige Freizügigkeit innerhalb ihrer Grenzen definiert, ist das Management von externen Migrationen für die EU-Staaten nicht
nur von nationalstaatlichem sondern auch von EU-politischem Interesse. Angesichts des Anspruches, mit den (neuen) Nachbarn eine enge politische, sicherheitspolitische und sozioökonomische Zusammenarbeit aufzubauen, gleichwohl aber die Migrationen in die EU aus ökonomisch und politisch weniger stabilen Nachbarländern zu lenken, stehen die EU-Mitgliedsstaaten auf nationaler und supranationaler Ebene vor der Aufgabe, die Regelung grenzüberschreitender Migrationen nachhaltig und im Einklang mit der Neuen Nachbarschaftspolitik zu
gestalten. Angesichts der aktuellen Wanderungsbewegungen und der Migrationspotentiale in
den neuen östlichen Nachbarstaaten der erweiterten EU stellt das Forschungsprojekt folgende
Fragen, die exemplarisch am Beispiel des neuen EU Nachbarstaates Ukraine untersucht werden sollen: Welche Migrationstraditionen bestimmen bisher die Wanderungsbeziehungen
zwischen der Ukraine und den EU Staaten? Welche aktuellen Migrationsbewegungen sind
142
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.4 Migrationspolitik im europäischen Rahmen
beobachtbar und welche Migrationspotentiale entwickeln sich zwischen der Ukraine und den
(von diesen Wanderungen am meisten betroffenen) EU Ländern? Welche migrationspolitischen Zielsetzungen formulieren die EU-Staaten auf nationaler und supranationaler Ebene
gegenüber dem neuen Nachbarland Ukraine? Welche alternativen migrationspolitischen Regelungen gegenüber den neuen östlichen Nachbarn werden in der EU auf supranationaler Ebene formuliert und wie sind diese bezogen auf die Migrationsbewegungen und -potentiale in
der Ukraine zu beurteilen? Anhand dieser Leitfragen will das geplante Forschungsprojekt die
Wanderungstraditionen, -bewegungen und -potentiale zwischen der Ukraine und den EUStaaten einschätzen, die migrationspolitischen Ziele der EU Staaten gegenüber der Ukraine
auf nationaler und supranationaler Ebene darstellen und die gegenwärtig formulierten Regelungen der EU-Migrationspolitik gegenüber der Ukraine untersuchen. GEOGRAPHISCHER
RAUM: Ukraine, Europäische Union
METHODE: Die Fragestellungen des Projektes werden auf der Basis von theoretischer Hypothesenbildung, Literatur-, Daten- und Politikanalysen gearbeitet. Zur empirischen Untersuchung
der Wanderungsbewegungen aus der Ukraine in die EU-25 Staaten stützt sich das Projekt auf
Wanderungsstatistiken, die im Sendeland Ukraine, bei den einzelnen EU-25, von EUROSTAT und SOPEMI erhoben werden. Die Analyse der Wanderungspotentiale geschieht auf
Basis eines Surveys, der von einem EU-INTAS-Projekt durchgeführt wird.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Dietz, B.; Heckmann, T.: Europäisierung im Kontext der EUMigrationspolitik. in: forost Bericht, 2006.+++Dietz, B.: Migrationstrends an den neuen
Grenzen der EU um Osten: das Beispiel Ukraine. München: mimeo Osteuropa-Inst. 2006.
ARBEITSPAPIERE: Zwischenbericht des Forschungsprojekts, eingereicht am 13.11.2006.
ART: gefördert BEGINN: 2006-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Freistaat Bayern Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst
INSTITUTION: Universität München, Forschungsverbund Ost- und Südosteuropa -forost- (Postfach 97, 80539 München); europäisches forum für migrationsstudien -efms- Institut an der
Universität Bamberg (Katharinenstr. 1, 96052 Bamberg); Osteuropa-Institut München (Scheinerstr. 11, 81679 München)
KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected], Tel. 0951-932020-0,
Fax: 0951-932020-20)
[215-F] Eigmüller, Monika, Dr. (Bearbeitung); Vobruba, Georg, Prof.Dr. (Betreuung):
Grenzsicherungspolitik. Funktion und Wirkung der europäischen Außengrenze
INHALT: 1. Entwicklung einer "Soziologie der Grenze" auf Grundlage bestehender Grenztheorien; 2. Analyse der gemeinsamen europäischen Grenzsicherheitspolitik; 3. Wirkung dieser
Politik auf Migrations- und Arbeitsmarktpolitik Spaniens. ZEITRAUM: v.a. 90er Jahre bis
2004 GEOGRAPHISCHER RAUM: Südeuropa, Spanien
METHODE: Grenztheorien; Inhaltsanalyse; Dokumentenanalyse; Interviews; policy-Analyse
DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen; Dokumentenanalyse, offen. Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Grenzsicherungspolitik. Wiesbaden: VS-Verl. 2007. ARBEITSPAPIERE: Arbeitsmigration über die Straße von Gibraltar. Arbeitspapier im Rahmen des 31.
Kongresses der deutschen Gesellschaft für Soziologie. Leipzig 2002.
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2002-10 ENDE: 2005-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Studienstiftung des deutschen Volkes
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.4 Migrationspolitik im europäischen Rahmen
143
INSTITUTION: Universität Leipzig, Fak. für Sozialwissenschaften und Philosophie, Institut für
Soziologie Lehrstuhl Sozialpolitik (Beethovenstr. 15, 04107 Leipzig)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0341-97-35647, e-mail: [email protected])
[216-L] Franz, Mariella:
Familienzusammenführung in der Einwanderungspolitik der Europäischen Union: Rechtsfragen aus dem Europa- und Völkerrecht, in: IMIS-Beiträge, 2006, H. 30, S. 45-68 (URL:
http://www.imis.uni-osnabrueck.de/pdffiles/imis30.pdf)
INHALT: "Mariella Franz fragt vor dem Hintergrund einer zunehmenden Verlagerung von - bis
in die 1990er Jahre noch der nationalstaatlichen Regelungskompetenz vorbehaltenen - zuwanderungspolitischen Grundsatzentscheidungen auf die Ebene der Europäischen Union nach
dem Stellenwert und der Reichweite der EU-Regelungen zur Familienzusammenführung.
Angesichts der seit Jahrzehnten hohen Bedeutung der Familienzusammenführung als dominierender Zuwanderungsform in Europa bilden Regelungen in diesem Feld ein wichtiges Element auf dem Weg zu einem umfassenden Migrationskonzept der EU. Mariella Franz betont die Tatsache, dass die EU-Regelungen im Einklang mit weitreichenden völkerrechtlichen
Standards ein klares Recht auf Familiennachzug definieren, mit dem sich eindeutige Rechtstitel für Einreise und Aufenthalt verbinden. Im Rahmen des Implementationsprozesses werde
sich zeigen, so die Autorin, ob und inwieweit die EU-Mitgliedstaaten sich bereitfinden werden, diese Vorstellungen über eine relativ offene Gestaltung des Familiennachzugs mitzutragen." (Autorenreferat)
[217-L] Friedrich-Ebert-Stiftung e.V. Abt. Wirtschafts- und Sozialpolitik Bereich Wirtschaftspolitik (Hrsg.):
Polen und Deutschland gemeinsam in der EU: auf dem Wege zur vollen Dienstleistungs- und
Arbeitnehmerfreizügigkeit in Europa? ; eine gemeinsame Veranstaltung der FriedrichEbert-Stiftung und der Wirtschafts- und Handelsabteilung des Generalkonsulats der Republik Polen in Köln am 20. Juni 2005, (Europäische Wirtschafts- und Sozialpolitik, Nr. 1), Bonn
2005, 59 S., ISBN: 3-89892-440-8 (Graue Literatur; URL: http://fesportal.fes.de/pls/
portal30/docs/FOLDER/BERATUNGSZENTRUM/WIPO/Hanna/Europa/brosch_1_05.pdf)
INHALT: Die Erweiterung der Europäischen Union am 1. Mai 2004 machte zehn neue Mitgliedstaaten zu einem Teil des Binnenmarktes. Die Auswirkungen der Dienstleistungsfreiheit und
der - noch eingeschränkten - Freizügigkeit von Arbeitnehmern stehen dabei im Fokus der öffentlichen Debatte. Als größtes Beitrittsland und direkter Nachbar Deutschlands spielt Polen
in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle. Die Einschätzung, wie weit die Freizügigkeiten verwirklicht sind und ob die positiven oder negativen Effekte überwiegen, hängt entscheidend vom Blickwinkel des Betrachters ab. Im vorliegenden Beitrag werden die ersten
Erfahrungen auf nationaler politischer Ebene, die Diskussion um protektionistische Schutzräume und illegale Konkurrenz, die ersten Erfahrungen der deutschen Arbeitsverwaltung und
polnischer und deutscher Unternehmer und der Ausblick auf die EU-Dienstleistungsrichtlinie
zusammengefasst. (ICD2)
144
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.4 Migrationspolitik im europäischen Rahmen
[218-L] Gebhardt, Evelyne; Wansleben, Martin; Bräunig, Klaus:
Bietet der Kompromiss zur EU-Dienstleistungsrichtlinie eine akzeptable Lösung?, in: IfoSchnelldienst : Wochenberichte, Jg. 59/2006, H. 6, S. 3-10 (Standort: USB Köln(38)-FHMXG
1454; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die von der Europäischen Kommission vorgeschlagene radikale Öffnung der Dienstleistungsmärkte in Europa ist gescheitert. Das Europäische Parlament einigte sich auf eine
Entschärfung der Richtlinie. Dieser Kompromiss ist für Evelyne Gebhardt, Mitglied des Europäischen Parlaments, '... ein Kompromiss, der als Grundlage für eine faire und sozial ausgewogene Öffnung der Dienstleistungsmärkte dienen kann. Die Freizügigkeit für Dienstleistungen wird sichergestellt. Gleichzeitig bleiben die in den Mitgliedstaaten bestehenden Standards und Bestimmungen bei wichtigen Fragen der Daseinsvorsorge, des Arbeitsrechtes, des
Verbraucher-, Umwelt- und Patientenschutzes gewahrt.' Sie unterstreicht vor allem die besondere Bedeutung des Wegfalls des Herkunftslandprinzips und betont, dass durch den jetzigen Vorschlag 'der Marktzugang erleichtert wird und zugleich die Bestimmungen und Standards des Ziellandes respektiert werden müssen'. Aus Sicht von Martin Wansleben, Deutscher
Industrieund Handelskammertag, bietet der Kompromiss zur Dienstleistungsrichtlinie 'keinen
Anlass zur Freude. Denn die Chance, den Binnenmarkt bei vorübergehenden Dienstleistungserbringungen zu verwirklichen und damit das Wachstum der Mitgliedstaaten zu stärken, wurde der Angst vor Veränderung und dem Misstrauen gegenüber den anderen Mitgliedstaaten
geopfert. ... Mit der starken Verwässerung des Herkunftslandprinzips fallen die positiven ökonomischen Effekte für den europäischen Wirtschaftsraum weitestgehend weg. Hintertüren
für Protektionismus sind nach wie vor vorhanden.' Auch für Klaus Bräunig, Bundesverband
der Deutschen Industrie, ist der Kompromiss nicht 'der erhoffte großen Wurf zur Liberalisierung des europäischen Dienstleistungsmarktes'." (Autorenreferat)
[219-L] Groenendijk, Kees:
Familienzusammenführung als Recht nach Gemeinschaftsrecht, in: Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik, Jg. 26/2006, H. 5/6, S. 191-198 (Standort: UuStB (Köln)38-XF442;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Migration hat sich über die letzten Dekaden hinweg verändert: Aus dem zeitlich
befristeten Zuzug von Arbeitskräften in einige Staaten der EG/ EU wurde eine dauerhafte
Einwanderung, die gemeinsam mit der Familie vollzogen wurde. Eine gemeinsame Politik
der Gemeinschaft zum Recht des Familiennachzugs wurde dennoch erst im September 2003
eingeleitet. Der nachfolgende Beitrag skizziert den Anwendungsbereich der Richtlinie
2003/86/EG und nimmt insbesondere deren Auswirkungen in den Blick." (Autorenreferat)
[220-L] Heinen, Michael; Pegels, Anna:
Die EU-Osterweiterung und die Arbeitnehmerfreizügigkeit: sind längere Zugangsbeschränkungen sinnvoll für Deutschland?, (Focus Migration : Kurzdossier, Nr. 4), Hamburg 2006, 8 S.
(Graue Literatur; URL: http://www.focus-migration.de/typo3_upload/groups/3/focus_Migration_
Publikationen/Kurzdossiers/KD04_freizuegigkeit.pdf;
http://www.focus-migration.de/typo3_up
load/groups/3/focus_Migration_Publikationen/ Kurzdossiers/PB04_free_movement.pdf)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.4 Migrationspolitik im europäischen Rahmen
145
INHALT: "Am 1. Mai 2004 traten acht mittel- und osteuropäische Staaten der Europäischen Union (EU) bei. Als Antwort auf die Befürchtungen einiger Mitgliedstaaten, dass eine 'Flutwelle'
billiger Arbeitskräfte aus den neuen Mitgliedstaaten zu höherer Arbeitslosigkeit und sinkenden Löhne führen würde, führte die EU 'Übergansregelungen' ein, die den Mitgliedstaaten es
erlauben, die Freizügigkeit der Arbeitnehmer aus den neuen Mitgliedstaaten für einen Zeitraum von bis zu sieben Jahren einzuschränken. Nachdem nunmehr zwei Jahre seit der Erweiterung vergangen sind, wird dieses Kurzdossier die Auswirkungen auf die Länder, die sich für
eine Öffnung ihrer Arbeitsmärkte entschieden hatten, genauer betrachten. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Vereinigten Königreich. Im Anschluss daran wird geprüft, ob
eine Fortführung der Beschränkungen für Deutschland Sinn macht." (Autorenreferat)
[221-L] Heinrich Böll Stiftung e.V. (Hrsg.):
Nachbarschaften in Europa: In neuen Grenzen mit gemeinsamen Perspektiven: Arbeitsmigration als Normalität ; Fachtagung, 23. November 2005, FFFZ Tagungshaus Düsseldorf,
Berlin 2006, 98 S. (Graue Literatur; URL: http://doku.iab.de/externe/2006/k060911f01.pdf)
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Elmar Hönekopp: Realisierung der EU-Erweiterung - Herausforderung für den Arbeitsmarkt in Deutschland und für die Integration der hier lebenden Migranten
und Migrantinnen (5-44); Elena Hindemithova: Arbeitsmigration als Normalität in der erweiterten Europäischen Union (45-47); Tatjana Butorac: Welche Konsequenzen ergeben sich aus
der Arbeitsmigration für die Entsender-Nationen? (48-59); Katharina Kanschat: EU-Erweiterung, Chancen für UnternehmerInnen ausländischer Herkunft? (60-68); Jürgen Schröder:
Fördermöglichkeiten für MigrantInnen. Besondere Maßnahmen zur Verbesserung der beruflichen Integration von Personen mit Migrationshintergrund - Aufbau eines bundesweiten Beratungs- und Informationsnetzwerkes "IQ - Integration durch Qualifizierung" und flankierende
Maßnahmen (69-77); Podiumsdiskussion: Was überwiegt? Geht die EU-Erweiterung zu Lasten der Arbeitnehmerschaft durch Sozialabbau und Dumping-Löhne? Oder sichert die EUErweiterung den sozialen Standard und Arbeitsplätze durch mehr Wirtschaftswachstum?
Welche Bedeutung haben hierbei ausländische UnternehmerInnen in Deutschland? Wird noch
vor Vollzug der Freizügigkeit eine Steuerung benötigt, oder regelt sich der Markt selber? (7898).
[222-L] Houwerzijl, Mijke:
Arbeitskräftemobilität in der EU nach der Osterweiterung, in: WSI Mitteilungen : Monatszeitschrift des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-Böckler-Stiftung, Jg.
59/2006, H. 10, S. 553-559 (Standort: USB Köln(38)-Haa964; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Traditionell bestand Arbeitsmigration innerhalb der EU aus einer verhältnismäßig
kleinen Gruppe migrierender Arbeitnehmer und Grenzgänger, die von ihrem Recht auf Freizügigkeit Gebrauch machten. Angesichts des aktuellen Zustroms vor allem temporär migrierender Wanderarbeitnehmer aus den neuen in die alten Mitgliedsstaaten bedarf dieses Bild einer Revision. Der Beitrag befasst sich mit den Entwicklungen der innergemeinschaftlichen
Arbeitskräftemobilität aus dem Blickwinkel einer Niederländerin und Juristin. Dabei kommen
die gesellschaftlichen und die rechtlichen Faktoren zur Sprache, die sich hinter der zunehmend temporären und unter anderem durch Lohnkonkurrenz geförderten Mobilität verbergen,
146
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.4 Migrationspolitik im europäischen Rahmen
sowie die (möglichen) Auswirkungen auf Arbeitnehmer, Gewerkschaften, Unternehmen und
den Sozialstaat." (Autorenreferat)
[223-L] Khalatbari, Babac; Lauterfeld, Marc:
Under full sail in a millennium of migration?: enlargement in the east and "push and pull
factors" in the south, (DIAS-Analyse, No. 9), Düsseldorf 2004, 9 S. (Graue Literatur;
URL: http://www2.dias-online.org/Dokumente/analyse/DIAS-Analysis-9_11.2004.pdf)
INHALT: Der vorliegende Beitrag befasst sich mit den Migrationsbewegungen in Osteuropa und
der Mittelmeerregion (vor allem Nordafrika und Türkei) unter besonderer Berücksichtung der
EU-Politik. Zunächst erfolgt ein statistischer Überblick über die Migrationsrate in den 15 EULändern. Im Anschluss daran werden drei Migrationsphasen beschrieben: die erste bestand in
der Anwerbung von Arbeitskräften, die zweite umfasste die 1970er und 1980er Jahre und die
dritte begann mit dem Zusammenbruch des Sozialismus in Osteuropa. Danach werden zukünftige (demographische) Entwicklungen in den EU-Anrainerstaaten und in Afrika herangezogen, um die Herausforderungen an die europäische Migrationspolitik zu beleuchten. Abschließend werden die Osterweiterung und die Pull- und Push-Faktoren von Migration im
Süden untersucht. (ICD)
[224-F] Kopper, Akos (Bearbeitung); Jachtenfuchs, Markus, Prof.Dr. (Betreuung):
The meaning of sovereignty in immigration-related issues among the EU and its neighbours
INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Europäische Union
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: International University Bremen -IUB-, School of Humanities and Social Sciences, Professorship Political Science Prof.Dr. Jachtenfuchs (Postfach 750561, 28725 Bremen)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0421-200-3035, Fax: 0421-200-3303,
e-mail: [email protected])
[225-L] Kreienbrink, Axel:
Spanien - ein Bollwerk Europas gegen unerwünschte Flüchtlinge?, in: Wolfgang Benz (Hrsg.):
Umgang mit Flüchtlingen : ein humanitäres Problem, München: Dt. Taschenbuch Verl., 2006, S.
167-191, ISBN: 3-423-34287-0 (Standort: LB Koblenz(929)-2006/2225)
INHALT: Erst vor zwei Jahrzehnten hat sich Spanien vom Auswanderungs- zum Einwanderungsland gewandelt. Das Asylrecht findet sich in der spanischen Rechtsordnung erst seit 1978.
Die anfänglich sehr liberalen Rechtsvorschriften zum Asyl wurden später im Zuge der Verschärfung der europäischen Asyl- und Migrationspolitik angepasst. Eine "Schwachstelle" der
"Festung Europa" stellen die spanischen Territorien in Afrika dar. Den heute in Spanien verfolgten Ansatz in der Flüchtlingspolitik mit mehr oder weniger regelmäßigen "Regularisierungskampagnen" kann man als formelle Erfüllung der Kontrolllogik bei gleichzeitigem faktischen Unterlaufen dieser Logik aus hauptsächlich ökonomischen Motiven bezeichnen. (ICE)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.4 Migrationspolitik im europäischen Rahmen
147
[226-L] Maaßen, Hans-Georg:
Zum Stand der Umsetzung von elf aufenthalts- und asylrechtlichen Richtlinien der Europäischen Union, in: Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik, Jg. 26/2006, H. 5/6, S. 161167 (Standort: UuStB (Köln)38-XF442; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Bundesrepublik Deutschland ist verpflichtet, elf im Zeitraum zwischen November
2002 und Dezember 2005 erlassene Richtlinien der Europäischen Union im Bereich des Ausländer- und Asylrechts umzusetzen. In dem nachfolgenden Beitrag wird über den aktuellen
Stand der Gesetzgebung zur Umsetzung dieser Richtlinien ins deutsche Recht berichtet. Dabei wird dargestellt, dass das in Vorbereitung befindliche Richtlinienumsetzungsgesetz in
größerem Umfang das erst am 1.1.2005 in Kraft getretene Aufenthaltsgesetz und Freizügigkeitsgesetz/ EU abändern wird." (Autorenreferat)
[227-L] Mavrodi, Georgia:
"Europeanising" national immigration policy: the case of Greece, (Working Paper / Center on
Migration, Citizenship and Development -COMCAD-, No. 8), Bielefeld 2005, 30 S. (Graue Literatur; URL: http://www.comcad-bielefeld.de/downloads/workingpaper_8.pdf)
INHALT: Der vorliegende Beitrag untersucht die nationale griechische Einwanderungspolitik, die
sich, so die These des Autors, immer mehr europäisiert hat. Zunächst wird auf die Auswirkungen der europäischen Migrationspolitik auf die nationale Politik eingegangen, wobei vor
allem die Rechte von Einwanderern aus Drittstaaten beleuchtet werden. Der Autor konzentriert sich auf die Auswirkungen im administrativen und rechtlichen Bereich. In einem ersten
Schritt wird die griechische Einwanderungspolitik zwischen 1991 und 2005 nachgezeichnet.
Im Anschluss daran werden die vielschichtigen Veränderungen betrachtet, die sich durch die
EU-Mitgliedschaft ergeben haben. (ICD)
[228-L] Miciukiewicz, Konrad:
Fight against illegal migration in Central Eastern Europe: the new EU member states'
implementation of the Schengen Acquis, in: Joanna Dlugosz, Marcin Witkowski (Hrsg.): Perspektiven für Europa - eine neue Öffnung?, Frankfurt am Main: P. Lang, 2006, S. 209-224, ISBN:
3-631-54674-2 (Standort: UB Siegen(467)-31PEN10723)
INHALT: Der Beitrag konzentriert sich auf die sicherheitspolitischen Maßnahmen, vor allem
Grenzkontrollen und Einwanderungspolitik, die in Ostmitteleuropa im Vorfeld des EU-Beitritts der Staaten der Region im Sinne einer Anpassung an den Schengen-Acquis durchgeführt
wurden. Hier geht es um fünf Instrumente: (1) Kontrollen an den Außengrenzen; (2) Kontrollen im Inneren; (3) Schengen-Informationssystem; (4) Visa-Regelungen; (5) "sichere Drittländer" und Rückführungsvereinbarungen. Die Umsetzung der genannten Regelungen hat
sich bei der Bekämpfung der illegalen Migration und der illegalen Beschäftigung, bei der Begrenzung des Zugangs von Ausländern zu sozialen Dienstleistungen und bei der Vermeidung
einer Einreise von Ausländern im Allgemeinen als relativ effektiv erwiesen. (ICE)
148
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.4 Migrationspolitik im europäischen Rahmen
[229-L] Papayannis, Donatos:
Gemeinschaftliche und nationale Einwanderungspolitik am Beispiel Griechenlands, in: Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik, Jg. 26/2006, H. 11/12, S. 399-405 (Standort:
UuStB (Köln)38-XF442; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag stellt die neue griechische Einwanderungspolitik vor und vergleicht sie
mit der gemeinschaftlichen Einwanderungspolitik. Dabei wird von der Prämisse ausgegangen, dass Griechenland der einzige Mitgliedstaat der Europäischen Union, der seine Position
hinsichtlich der Einwanderung plötzlich ändern musste: Das Land, das jahrelang selbst Entsendestaat war, übernahm innerhalb weniger Jahre die Rolle eines Aufnahmestaates und zwar
mit der größten Zuwandererzahl verglichen mit den restlichen Mitgliedsstaaten der EU. Die
Abhandlung stellt zunächst den Acquis Conmmnitaire der gemeinschaftlichen Einwanderungspolitik vor Daran schließt sich eine Beschreibung der neuen griechische Einwanderungspolitik an, wie sie dem kürzlich erlassenen Gesetz 3386/2005 zugrunde liegt." (Autorenreferat)
[230-L] Parkes, Roderick:
Gemeinsame Patrouillen an Europas Südflanke: zur Frage der Kontrolle der afrikanischen
Einwanderung, (SWP-Aktuell, 44), Berlin 2006, 9 S. (Graue Literatur; URL: http://www.swpberlin.org/de/common/get_document.php?asset_id=3301)
INHALT: "Als Reaktion auf die illegale Einwanderungswelle aus Afrika setzte die EU im August
2006 die erste von zwei vorgesehenen gemeinsamen Grenzpatrouillen an ihrer Südflanke ein.
Diese Initiative wird von manchen als weiterer Ausbau der 'Festung Europa' kritisiert, von
anderen als eine wichtige humanitäre Maßnahme verteidigt. Die Patrouillen dürfen nicht isoliert betrachtet, sondern müssen in einem größeren Zusammenhang mit den Kontrollpolitiken
der EU gesehen werden, die sich gegen die afrikanische Süd-Nord-Migration richten. Die EU
hat mehrmals das Ziel proklamiert, die Abwanderung aus Afrika wirksamer zu steuern, ohne
die Rechte von Migranten und die Interessen von Drittländern unilateral zu beschränken.
Meint sie dies ernst, dann sollte sie einen Politikansatz wählen, bei dem die verfügbaren innen- und außenpolitischen Instrumente konsistent genutzt werden und der so eine langfristige
Perspektive öffnet, die auch die Ursachen und mögliche Lösungen der Probleme in den Blick
nimmt." (Autorenreferat)
[231-L] Pohl, Carsten:
Zwei Jahre nach der EU-Osterweiterung: geringe Mobilität von Arbeitskräften aus den
neuen EU-Mitgliedsländern, in: ifo Dresden berichtet, Jg. 13/2006, H. 2, S. 26-32
(URL: http://www.cesifo-group.de/link/ifodb_2006_2_26-32.pdf)
INHALT: "Nach einem Überblick über den Bevölkerungsbestand von EU-Staatsangehörigen in
anderen Mitgliedsländern werden die Regelungen für den Arbeitsmarktzugang von Arbeitskräften aus neuen EU-Mitgliedsländern betrachtet. Dabei zeigt sich, dass Großbritannien und
Irland aufgrund ihrer liberalen Zuwanderungspolitik einen höher als erwarteten Zuwanderungsstrom von Arbeitskräften aus den MOEL-8 verzeichnen konnten. Aufgrund von Netzwerkeffekten in der Migration und dem absehbaren Rückgang der erwerbsfähigen Bevölkerung in der Europäischen Union wird abschließend die Frage diskutiert, inwiefern für
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.4 Migrationspolitik im europäischen Rahmen
149
Deutschland eine sofortige und gezielte Öffnung des Arbeitsmarktes erstrebenswert erscheint." (Autorenreferat)
[232-L] Schneider, Iris:
Ein Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts: Asyl- und Migrationspolitik der Europäischen Union, Nürnberg 2006, 69 S. (Graue Literatur; URL: http://www.bamf.de/cln_
042/nn_971400/SharedDocs/Anlagen/DE/Migration/Publikationen/Sonstige/grundlagenpapier-einraum-der-freiheit.html)
INHALT: Zu den grundlegenden Zielen der Europäischen Union (EU) gehört "die Erhaltung und
Weiterentwicklung der Union als Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts, in dem in
Verbindung mit geeigneten Maßnahmen in Bezug auf die Kontrollen an den Außengrenzen,
das Asyl, die Einwanderung sowie die Verhütung und Bekämpfung der Kriminalität der freie
Personenverkehr gewährleistet ist" (Art. 2 Abs. 1 EU-Vertrag). Als Tatsache gilt, dass diese
Maßnahmen sich häufig unmittelbar auf das nationale Recht auswirken und zunehmend den
Alltag der Bürgerinnen und Bürger bestimmen. Der europäische Integrationsprozess beeinflusst das Handeln der EU-Mitgliedstaaten bis auf die Ebene der Länder und Kommunen. Die
Mitgliedstaaten der Europäischen Union verzeichnen seit langem internationale Migrationsströme. Die Staats- und Regierungschefs der EU haben auf der Sitzung des Europäischen
Rates von Tampere im Oktober 1999 eine konkrete Fünfjahresagenda zur Umsetzung der
Vorgaben von Amsterdam verabschiedet. Die Steuerung der Migrationsströme, die gerechte
Behandlung von Drittstaatsangehörigen und die Annäherung ihres Status an den der Unionsbürger sowie der Aufbau eines auf der Genfer Konvention beruhenden Gemeinsamen Europäischen Asylsystems und die Partnerschaft mit Herkunfts- und Transitländern wurden in Tampere als zentrale Elemente der gemeinsamen Asyl- und Migrationspolitik der EU angekündigt. Die vorliegende Ausarbeitung skizziert wichtige Eckpunkte des bisher zurückgelegten
Weges hin zu einer gemeinsamen Asyl- und Migrationspolitik, führt die wichtigsten Maßnahmen zur Umsetzung dieser Politik auf und stellt ihre Zukunftsperspektiven dar. Abschließend wird in knapper Form die Positionierung des Bundesamtes im Gesamtkontext vorgestellt. (ICD2)
[233-L] Stiegnitz, Peter:
Asyl und EU-Erweiterung: eine Modellstudie der komplexen Relation zwischen Österreich
und Ungarn, in: Michael Wollenschläger, Eckhard Kreßel, Johann Egger, Hans Hablitzel (Hrsg.):
Recht - Wirtschaft - Kultur : Herausforderungen an Staat und Gesellschaft im Zeitalter der Globalisierung ; Festschrift für Hans Hablitzel zum 60. Geburtstag, Berlin: Duncker & Humblot, 2005,
S. 309-323, ISBN: 3-428-11747-6
INHALT: Im Zuge der bevorstehenden EU-Erweiterung verschiebt sich in Österreich die EUAußengrenze an die entsprechenden Grenzen der betreffenden neuen Mitglieder. Während im
gegenwärtigen EU-Bereich das 'Spezielle Migrationspotential' innerstaatliche Kriterien wie
Alter, Bildung und Beruf, Wohnort usw. umfasst, denken die neuen EU-Mitglieder neben den
inner- auch an außerstaatliche Kriterien, wie z.B. Minderheiten in den benachbarten Ländern.
Ein gutes Beispiel für diese Art des außerstaatlichen-geopolitischen Kriteriums ist Ungarn,
das nach dem EU-Beitritt mit einem vermehrten Zuzug migrationswilliger, vor allem junger
Männer aus Serbien-Montenegro, Rumänien und der Ukraine rechnen muss. Vor diesem Hin-
150
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.4 Migrationspolitik im europäischen Rahmen
tergrund beschäftigt sich die Studie zur Migrationsforschung mit den Bereichen der Arbeitsmarktsituation und der Migration in Österreich und Ungarn, wobei der Schwerpunkt auf dem
osteuropäischen Land liegt. Dabei stehen die Fragen nach dem Migrationspotential und der
Sicherung an den 'neuen' EU-Grenzen Ungarns im Mittelpunkt der Untersuchung, die auf statistischem Datenmaterial für den Zeitraum 1989 bis 2003 basieren. Nach einer Beschreibung
der politischen Ausgangssituation wird sodann der Frage nachgegangen, wer insbesondere
nach Ungarn (e)migriert. Im Anschluss wird das ungarische Statusgesetz von 2002 dargestellt, das die Bevorzugung der ungarischen Minderheiten in den angrenzenden Ländern (ausgenommen Österreich) beinhaltet. Angehörige dieser Minderheiten, die über einen so genannten 'Ungarnausweis' verfügen, erhalten einen erleichterten Zugang zum Arbeitsmarkt. In diesem Zusammenhang gilt das weitere Augenmerk den Migrationen ungarischer Minderheiten
aus Rumänien nach Ungarn und Österreich. Nach dem Beitritt Ungarns in die EU muss zunächst Ungarn, aber in der Folge auch Österreich, mit einer vermehrten Arbeitsmigration
rechnen. Der größte Zufluss wird wahrscheinlich aus Serbien und aus Rumänien nach Ungarn
gelangen, daher auch der Wunsch in diesen Ländern nach Doppelstaatsbürgerschaft. (ICG2)
[234-L] Strüver, Anke:
Binnen- und Außengrenzen der EU: zwischen Abgrenzung und Überschreitung, in: Paul
Reuber, Anke Strüver, Günter Wolkersdorfer (Hrsg.): Politische Geographien Europas : Annäherungen an ein umstrittenes Konstrukt, Münster: Lit Verl., 2005, S. 141-152, ISBN: 3-8258-6523-1
(Standort: UB Bochum(294)-SKB4966)
INHALT: Sowohl die Öffnung als auch die Schließung von Grenzen innerhalb Europas stellen
prägnante Beispiele dominanter geopolitischer Diskurse dar, wobei das in mehreren Stufen
etablierte Schengener Abkommen ein Symbol für den Abbau der Binnengrenzen ist und somit für ein "grenzenloses Europa" steht. Durch die gleichzeitig vorgenommenen Änderungen
im deutschen und europäischen Asylrecht und der damit verbundenen Politik nährt es jedoch
auch die Vorstellung einer "Festung Europa". Im vorliegenden Beitrag werden beide Umschreibungen einander gegenüber gestellt, um die sich wandelnden europäischen Grenzregime sowie ihre Funktions- und Wirkungsweisen zu beleuchten. Dies geschieht am Beispiel
der deutsch-polnischen und der deutsch-niederländischen Grenzen, die jeweils langjährige
EU-Außen- bzw. Binnengrenzen repräsentieren. Thematisiert werden dabei vor allem die
Kontroll- und Sicherungsmaßnahmen einerseits sowie die Abgrenzungs- und Überschreitungspraktiken andererseits. Darüber hinaus werden verschiedene "Grenzen im Inneren" vorgestellt und die sich verändernden europäischen Grenzen im politisch-geographischen Kontext wieder zusammengeführt. (ICI2)
[235-L] Thym, Daniel:
Britische Einwanderungs- und Asylpolitik: angelsächsische Impulse für die gemeineuropäische Rechtsentwicklung, in: Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik, Jg. 26/2006, H.
5/6, S. 184-191 (Standort: UuStB (Köln)38-XF442; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Streit um die Ausrichtung der Einwanderungs- und Asylpolitik der EU kann neue
Impulse durch den Blick in andere Rechtsordnungen gewinnen. Der nachfolgende Aufsatz
gewährt einen Einblick in die Rechtsordnung des Vereinigten Königreichs im Teilbereich des
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.4 Migrationspolitik im europäischen Rahmen
151
Ausländerrechts und untersucht dabei insbesondere die dortigen Regelungen zur Wirtschaftsmigration und zum Asylrecht." (Autorenreferat)
[236-L] Walter, Bernd:
Gewährleistung von Grenzsicherheit: Stellenwert und Umsetzung im System der inneren
Sicherheit der Europäischen Union und ihrer Nachbarstaaten, in: Martin H. W. Möllers, Robert Chr. van Ooyen (Hrsg.): Jahrbuch Öffentliche Sicherheit 2002/2003, Frankfurt am Main:
Verl. für Polizeiwiss., 2003, S. 439-462, ISBN: 3-935979-20-7
INHALT: Die Freizügigkeit innerhalb Europas und die mit dem Umbruch und der Öffnung der
Staaten Mittel- und Osteuropas verbundene Liberalisierung haben zu einer für die Innere Sicherheit Deutschlands und Gesamteuropas zunehmend bedrohlicher werdenden Dimension
grenzüberschreitender Kriminalität geführt. Erforderlich ist der effiziente Schutz der Außengrenzen. In Europa müssen moderne, der tatsächlichen Gefährdungslage angepasste flexible
Sicherheitsstrategien zur Anwendung gelangen, die unter Berücksichtigung der gegebenen
rechtlichen, geopolitischen und taktischen Rahmenbedingungen eine effektive polizeiliche
Arbeit der Grenzkontrollbehörden erlauben. (GB)
5.5
Migrationspolitik und -recht im internationalen Rahmen
[237-L] Angenendt, Steffen:
Wanderungsbewegungen und Globalisierung: Zusammenhänge - Probleme - Handlungsmöglichkeiten, in: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): Zuwanderung im Zeichen
der Globalisierung : Migrations-, Integrations- und Minderheitenpolitik, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2006, S. 37-53, ISBN: 3-531-14957-1
INHALT: Der Beitrag betrachtet das Phänomen der Migration bzw. Wanderungsbewegungen und
die damit verbundenen Probleme im Zuge des derzeit zu beobachtenden Globalisierungsprozesses. So wird in einem ersten Schritt zunächst der Begriff 'Globalisierung' präzisiert, sodann
die Migration klassifiziert (Wanderungen in die reichen Industriestaaten, zwischen Staaten
mittleren Reichtums und zwischen den armen Staaten) und nach Weltreligionen unterschieden. In einem zweiten Schritt werden schließlich Handlungsmöglichkeiten zur Eindämmung
der Wanderungsprobleme analysiert, etwa das in den letzten Jahren häufig diskutierte Konzept der 'Global Governance' bzw. die Installierung internationaler Regime für MigrantInnen
und Flüchtlinge. Die entscheidende Frage ist hier, inwieweit die Staaten bereit sind, zur gemeinsamen Steuerung von Wanderungsbewegungen auf nationale Souveränität zu verzichten.
Für die Perspektive einer Global Governance in der Asyl- und Migrationspolitik lassen die
aktuellen Entwicklungen der bestehenden internationalen Regime nur pessimistische Schlussfolgerungen zu: Hinsichtlich der Migrationspolitik achten die Nationalstaaten nachdrücklich
darauf, dass ihre Souveränität, zu entscheiden, wer unter welchen Bedingungen zuwandern
darf, nicht durch völkerrechtliche Verbindlichkeiten eingeschränkt wird. Eine internationale
Kooperation, gar der Aufbau eines entsprechenden internationalen Regimes, wird auf absehbare Zeit nur unter dieser Prämisse stattfinden. (ICG2)
152
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
5.5 Migrationspolitik im internationalen Rahmen
[238-L] Bartelt, Dawid Danilo; Muggenthaler, Ferdinand:
Das Rendition-Programm der USA und die Rolle Europas, in: Aus Politik und Zeitgeschichte :
Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2006, H. 36, S. 31-38 (Standort: USB Köln(38)Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.bpb.de/files/IOG81A.pdf)
INHALT: "Der Artikel untersucht Renditions (außerordentliche Überstellungen) als spezifisches
Instrument des 'Kriegs gegen den Terror' aus völker- und menschenrechtlicher Perspektive
unter besonderer Berücksichtigung der Rolle Europas. Er zeigt, dass Renditions eine neue
Dimension erlangt haben." (Autorenreferat)
[239-L] Liese, Andrea:
Staaten am Pranger: zur Wirkung internationaler Regime auf innerstaatliche Menschenrechtspolitik, (Forschung Politik), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 309 S., ISBN: 38100-4071-1 (Standort: USB Köln(38)-13Y3688)
INHALT: "Das Anprangern von Menschenrechtsverletzungen ist das derzeit gängigste Instrument
zur Durchsetzung von Menschenrechten in der internationalen und transnationalen Politik.
Andrea Liese analysiert, wie sich Nichtregierungsorganisationen und Kontrollorgane im
Menschenrechtsregime der Vereinten Nationen bzw. des Europarats dieses Instruments bedienen und wie es sich auf die Menschenrechtspolitik in liberalen und defekten Demokratien
auswirkt. Anhand von vier Länderstudien zu Ägypten, Israel, Großbritannien und Nordirland
sowie der Türkei in den 1990er Jahren zeigt die Autorin am Beispiel des internationalen Verbots von Folter und Misshandlung auf, welche Veränderungen in der innerstaatlichen Menschenrechtspolitik das Anprangern bewirkt (bzw. nicht bewirkt), durch welche Strategien
Staaten dem Anprangern entgehen und wieso es nicht zu anhaltender Normachtung in der politischen Praxis führt. Zur Erklärung dieser begrenzten Wirkung des Anprangerns nutzt sie einen Brückenschlag zwischen rationalistischer und soziologischer Institutionentheorie." (Autorenreferat)
[240-L] McAdam, Jane:
The Refugee Convention as a rights blueprint for persons in need of international protection,
(New Issues in Refugee Research : Working Paper, No. 125), Genève 2006, 16 S. (Graue Literatur; URL: http://www.unhcr.org/cgi-bin/texis/vtx/research/opendoc.pdf?tbl=RESEARCH&id=
44b7b7162)
INHALT: Der vorliegende Beitrag untersucht die Verbindung zwischen internationaler Flüchtlingsgesetzgebung und Menschenrechtsgesetzen vor dem Hintergrund des Anspruchs, dass
Flüchtlinge vor internationalem Recht eine Gleichbehandlung erfahren sollten. Zunächst werden die Unzulänglichkeiten der Menschenrechtsgesetze diskutiert. Im Anschluss daran wird
auf die historischen Hintergründe der Flüchtlingskonvention eingegangen und der Frage
nachgegangen, wann jemand als Konventionsflüchtling in welchem Land anerkannt wird.
Danach werden die Paragraphen der Konvention beleuchtet, wobei deutlich wird, dass Flüchtlinge je nach Klassifizierung unterschiedliche Unterstützung bekommen. (ICD)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
6 Staatsbürgerschaft und Einbürgerung, Menschen- und Minderheitenrechte
153
6 Staatsbürgerschaft und Einbürgerung, Menschen- und
Minderheitenrechte
[241-L] Alonso, Sonja; Ruiz, Rubén:
Political representation and ethnic conflict in new democracies, (Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Zivilgesellschaft, Konflikte
und Demokratie, Abteilung Demokratie: Strukturen, Leistungsprofil und Herausforderungen,
2005-201), Berlin 2005, 26 S. (Graue Literatur; URL: http://skylla.wz-berlin.de/pdf/2005/iv05201.pdf); Forschungsbericht/Nummer: SP IV 2005-201
INHALT: "Dieses Discussion paper enthält eine explorative Analyse der Wirksamkeit parlamentarischer Repräsentation als Mittel, um ethnische Konflikte in neuen Demokratien abzumildern. Wie viele andere Autoren sind wir der Ansicht, dass die Interessen einer ethnischen Minorität besser gewahrt werden, wenn die Gruppe Zugang zu Entscheidungsträgern hat, eine
für sie nachteilige Politik verhindern kann und Einspruch gegen politische Entscheidungen
erheben kann, die ihr schaden könnten. Die parlamentarische Repräsentation erlaubt jedoch
nicht in jedem Fall eine tatsächliche Repräsentation derjenigen, die nicht an der Regierung
beteiligt sind. Die Beteiligung an der Legislative durch Sitze im Parlament kann wenig Bedeutung haben, wenn die Exekutive den politischen Prozess auf allen Ebenen dominiert. Dieses Papier bezieht sich auf die neuen Demokratien in Osteuropa und der früheren Sowjetunion im Zeitraum von 1990 bis 2000. Wir verwenden die Anzahl der Sitze im Parlament, über
die eine ethnische Minorität verfügt, als die wichtigste unabhängige Variable und nutzen den
'Minorities at Risk'-Index (MAR) zu ethnischem Protest und ethnischen Unruhen für unsere
abhängigen Variablen. Außerdem nutzen wir das Regierungssystem (d.h. parlamentarisches
versus präsidentielles) als Ersatzindikator für das Ausmaß des Einflusses, den parlamentarische Parteien auf politische Entscheidungen haben. Eine Cross-section-time-series-Regressionsanalyse ergibt, dass der positive Effekt der parlamentarischen Repräsentation auf ethnische Konflikte in jenen Legislativen stärker ist, wo die ethnische Gruppe einen wirkungsvollen Einfluss auf politische Entscheidungen hat. Es zeigt sich weiterhin, dass die Repräsentation in nationalen Parlamenten keine positive Wirkung auf gewalttätige Unabhängigkeitskonflikte hat. Wenn die Forderungen einer ethnischen Minderheit zu radikal sind, stellt die parlamentarische Repräsentation kein adäquates Mittel mehr dar." (Autorenreferat)
[242-L] Amir-Moazami, Schirin:
Reaffirming and shifting boundaries: Muslim perspectives on gender and citizenship in
France and Germany, in: Sigrid Nökel, Levent Tezcan (eds.): Yearbook of the sociology of Islam : Vol. 6, Islam and the new Europe - continuities, changes, confrontations, Bielefeld: transcript
Verl., 2005, S. 209-233, ISBN: 3-89942-302-X (Standort: UB Bonn(5)-2006/4621)
INHALT: "France and Germany have often been characterized as exemplary cases of two different models of citizenship traditions, which, in turn, shape two opposed modes of integration
of immigrants-civic inclusion versus ethnic exclusion But through the perspective of 'those
who are concerned' the outcomes of the two opposed nation-state models of France and Germany are more complex than often suggested in the idea of two opposed nation-state models.
The young interviewees in France frequently complain about the exclusionary effects of the
French integration policy, while the German interviewees reproduce the recurrent discourse
154
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
6 Staatsbürgerschaft und Einbürgerung, Menschen- und Minderheitenrechte
of the 'tolerant character' of German society. A closer analysis, however, shows that the women in France articulate their call for participation as Muslims in the name of their French
membership, explicitly extending dominant notions of citizenship (by attempting to show that
Frenchness and Muslimness can be combined). The most significant example for this is their
demand to be publicly committed Muslims through the reference to the principle of laicité
(the French version of secularity), interpreted as an instrument of religious freedom. Meanwhile, the women interviewed in Germany consider themselves as 'outsiders,' deliberately
employing the term Ausländer for describing themselves and never even had the idea of belonging to German society. Although legally or symbolically non-members, in Germany
Muslims seem to have gained niches for expressing religious differences, without, however,
having any significant impact on the wider public sphere. These national differences-so goes
my argument-have to be related to the dominant discourses on laicité/secularity, immigration
and citizenship of both countries." (author's abstract)
[243-F] Argast, Regula, Lic.phil.; Luce, Erika, Lic.phil.; Schafroth, Anina, Lic.phil.; Schwalbach,
Nicole, Lic.phil. (Bearbeitung); Studer, Brigitte, Prof.Dr.; Arlettaz, Gérald, Dr. (Leitung):
Die Staatsbürgerschaft zwischen Konzepten des Nationalen und Ordnung des Sozialen: Aufnahme- und Ausschlusskriterien des "Schweizerbürgerrechts" von 1874 bis zur Gegenwart
INHALT: Das Projekt untersucht die diskursiven und gesetzlichen Normen zum Erwerb und
Verlust des Schweizer Bürgerrechts und deren Anwendung vom ausgehenden 19. Jahrhundert
bis zur Gegenwart. Damit richtet es den Blick auf die markanteste und folgenreichste Einrichtung zur Bestimmung von Zugehörigkeit und Ausschluss im Nationalstaat. Hintergrund,
Problemstellung: Das Bürgerrecht stellt einerseits einen Ort der Auseinandersetzung um Vorstellungen des Nationalen dar, andererseits ist es ein juristisches Instrument zur Regulierung
des Sozialen. Mit der Untersuchung der historisch wechselnden Kriterien zum Erwerb und
Verlust des Schweizer Bürgerrechts soll die Auseinandersetzung um die Definition von Zugehörigkeit und Ausschluss zum Nationalen und um die staatlichen Steuerungsmassnahmen
zur Teilhabe an den Gratifikationen des Staats rekonstruiert werden. Das Projekt fragt danach, wie sich diskursive Deutungsangebote im institutionellen Feld von Staat und Verwaltung zu gesetzlichen Normen transformierten und wie diese in der Praxis angewendet wurden.
Ziele und Vorgehen: Das Ziel ist, durch die historische Untersuchung des schweizerischen,
dreistufigen Bürgerrechts zu einem besseren Verständnis der Mechanismen gesellschaftlicher
Integration und Exklusion in einer national sowie föderal organisierten Gesellschaft zu gelangen. Zu diesem Zweck nimmt das Projekt eine Analyse der gesetzlichen Normen und praktischen Prozeduren, der wirkungsmächtigen Expertendiskurse und des Handelns der sozialen
Akteure im Rahmen des Erwerbs und Verlusts des Bürgerrechts vor. Mehrheitlich stützen wir
uns dabei auf historisch-quellenkritische Methoden, beispielsweise auf einzelne Fallanalysen.
Gleichzeitig werden bei der Auswertung von Einbürgerungsdossiers auch quantitative Verfahren angewendet. Für die Erklärung der Einbürgerungskriterien und ihres Wandels wird ein
historischer Ländervergleich mit Frankreich und Deutschland herangezogen. Bedeutung. In
modernen Einwanderungsgesellschaften bildet nebst der Ausdehnung der politischen Rechte
auf Langzeitniedergelassene die Liberalisierung der Einbürgerungspolitik ein zentrales Instrument zur Integration von Migrantinnen und Migranten sowie zur Demokratisierung der
Gesellschaft. Durch den Fokus auf gesellschaftliche Ausschliessungs- und Integrationsprozesse trägt das Projekt diesem Umstand Rechnung: Mit der historischen Rekonstruktion und
theoretischen Konzeptionalisierung von Zugehörigkeit als einem Prozess, der sich über die
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juristisch-administrative und die politisch-kulturelle Ebene erstreckt, erarbeitet es das notwendige Grundlagenwissen für die Versachlichung der Debatten um das dreistufige Schweizer Bürgerrecht und für eine zeitgemässe - als Integrationspolitik verstandene - Einbürgerungspolitik in der Schweiz. Gleichzeitig leistet das Projekt einen Beitrag zu einer gesellschaftspolitisch höchst aktuellen Thematik im Feld der internationalen Forschung. ZEITRAUM: 1874 bis heute GEOGRAPHISCHER RAUM: Schweiz, vor allem Basel-Stadt, Bern
und Genf
METHODE: a) In der Schweiz besteht das Einbürgerungsverfahren aus drei Teilverfahren (Bund,
Kanton, Gemeinde). Dieses System der Dreistufigkeit ist Ausdruck des föderalistischen Aufbaus der Schweiz und der Gemeindeautonomie. Die Tatsache, dass in der Schweiz zumindest
seit dem Bundesgesetz von 1876 die Einbürgerung von drei Stufen der nationalen Realität
abhängt, impliziert, dass für eine historische Darstellung alle drei Ebenen berücksichtigt werden müssen. Jeder Instanzendurchlauf ist mit materiellen und vor allem symbolischen "Werten" behaftet, welche nicht zwingend identisch sein müssen, die sich aber in Anbetracht der
ausländischen Gesuchsteller kombinieren. Es erweist sich daher als nötig, alle Elemente dieses dreistufigen Einbürgerungssystems in seiner Formation, Evolution, Bedeutung und Anwendung zu berücksichtigen. Wir berücksichtigen daher folgende drei Analyseebenen: 1. Die
Untersuchung der Experten, die insbesondere seit den 1890er Jahren dieses System konzipiert
und später immer wieder adaptiert haben. 2. Die Untersuchung des Bundesstaates und seiner
Verwaltung, welche die Normen und Regeln des Prozesses institutionalisiert haben. 3. Die
Untersuchung der Einbürgerungspraktiken mittels individueller Verfahren auf der Ebene des
Bundes, des Kantons und der Gemeinde. Die zu bearbeitenden Quellen finden sich vornehmlich in den folgenden Archiven: Staatsarchiv Basel, Schweiz; Staatsarchiv Bern, Schweiz; Polizeiarchiv Bern, Schweiz; Burgerarchiv Bern, Schweiz; Amt für Migration und Personenstand des Kantons Bern, Schweiz; Archives d'Etat du Canton et de la République de Genève,
Schweiz; Archives de la Ville de Genève, Schweiz; Service cantonal des naturalisations, Genève, Schweiz; Schweizerisches Bundesarchiv Bern, Schweiz. Weitere Quellen sind in der
Schweizerischen Landesbibliothek zugänglich. Es handelt sich primär um eine qualitative
Forschung.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Argast, Regula: Hat das Gemeindebürgerrecht ausgedient? in:
terra cognita, einbürgern, Schweizerische Zeitschrift zu Integration und Migration, 2004, 4, S.
52-55.+++Argast, Regula: Schweizer Staatsbürgerschaft und gouvernementale Herrschaft
1848-1920: Foucaults Konzept der liberalen Gouvernementalität in der Analyse der Staatsbürgerschaft. in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, 2003, Nr. 4, S. 396-408.+++ Arlettaz, Gérald; Arlettaz, Silvia; Argast, Regula: Citoyenneté, nationalité et formation nationale
en Suisse 1798-1925. in: Etudes et Sources, Nr. 29. Bern 2003, S. 129-160.+++Arlettaz,
Gérald, Arlettaz, Silvia: Les étrangers en Suisse 1848-1933. Lausanne: Ed. Antipodes 2004.
+++Studer, Brigitte: Die "Ausländerfrage" zwischen militärischem Sicherheitsdenken und
rechtsstaatlichen Garantien zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. in: Etudes et Sources, Nr. 29.
Bern 2003, S. 161-187.+++Studer, Brigitte: "Die Ehefrau, die den Ausländer heiratet, soll
sich die Geschichte klar überlegen". Geschlecht, Ehe und nationale Zugehörigkeit im 20.
Jahrhundert in der Schweiz. in: Tsantsa, 2004, 9.+++Arlettaz, Gérald; Arlettaz, Silvia: La Suisse et les étrangers. Immigration et formation nationale 1848-1933. Lausanne: Antipodes,
histoire.ch, 2004.
ART: gefördert BEGINN: 2003-06 ENDE: 2005-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
NFP 51 Integration und Ausschluss
INSTITUTION: Universität Bern, Philosophisch-Historische Fakultät, Historisches Institut
(Länggassstr. 49, 3000 Bern, Schweiz)
156
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KONTAKT: Studer, Brigitte (Prof.Dr. e-mail: [email protected]); Arlettaz, Gérald
(Dr. e-mail: [email protected])
[244-L] Bauböck, Rainer; Münz, Rainer; Waldrauch, Harald:
Integration und Staatsbürgerschaft: ein europäischer Vergleich, in: Yvonne M. Schröter,
Christoph Mengelkamp, Reinhold S. Jäger (Hrsg.): Doppelte Staatsbürgerschaft : ein gesellschaftlicher Diskurs über Mehrstaatigkeit, Landau: Verl. Empir. Pädagogik, 2005, S. 344-359, ISBN: 3937333-02-9 (Standort: UB Bonn(5)-2006-3274)
INHALT: In Europa bestehen historisch gewachsene Unterschiede sowohl bei der Form des Erwerbs und der Weitergabe von Staatsbürgerschaft als auch bei der administrativen Zuständigkeit. Generell gibt es zwei Arten des Erwerbs der Staatsbürgerschaft bei Geburt: jene nach
dem Geburtsland (ius soli) und jene nach der Abstammung (ius sanguinis). Fast die Hälfte aller Staaten Westeuropas verleiht ihre Staatsbürgerschaft automatisch an etliche oder sogar an
einen Großteil der im Land geborenen Kinder ausländischer Abstammung mit zwei ausländischen Eltern. Die "veraltete" deutsche Praxis des ius sanguinis unterscheidet sich in dieser
Hinsicht auch von jener in den USA, wo alle im Inland geborenen Kinder - also selbst Kinder
von illegalen Migranten und Touristen - die amerikanische Staatsangehörigkeit erwerben. Der
vorliegende Vergleich zeigt, dass es in vielen Staaten der EU mit restriktivem Staatsbürgerschaftsrecht zu Vereinfachungen bei der Einbürgerung kam. Außerdem vergrößerte sich in
Westeuropa die Zahl jener Staaten, die ihre Staatsbürgerschaft nach ius soli auch an im Inland
geborene Kinder mit ausländischen Eltern verleihen. Im Gegensatz dazu wurden die beiden
klassischen ius-soli-Länder - nämlich Großbritannien und Irland - bei dieser Form des Erwerbs der Staatsbürgerschaft etwas restriktiver. Man kann daher ungeachtet nach wie vor bestehender erheblicher nationaler Differenzen bei der Entwicklung des Staatsbürgerschaftsrechts von einer europäischen Konvergenz sprechen. (ICA2)
[245-L] Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration; europäisches
forum für migrationsstudien -efms- Institut an der Universität Bamberg (Mitarbeiter) (Hrsg.):
Einbürgerung: Daten - Fakten - Trends, Berlin 2005, 24 S. (Graue Literatur; URL: http://
www.bundesregierung.de/nsc_true/Content/DE/Publikation/IB/Anlagen/einb_C3_BCrgerungen,te
mplateId=raw,property=publicationFile.pdf/einb%FCrgerungen)
INHALT: Der Erhalt der deutschen Staatsangehörigkeit durch Einbürgerung ist für den Antragsteller ein wichtiges und weitreichendes Ereignis. Der deutsche Pass bedeutet volle Gleichberechtigung und verleiht grundlegende Mitgliedschaftsrechte in der politisch-staatlichen Gemeinschaft, der Nation. Hierzu gehören das Recht auf einen sicheren Aufenthalt auf dem
staatlichen Territorium, eine existenzielle Grundsicherung, das Recht auf politische Partizipation, das Recht auf einen existentiellen Schutz sowie im Ausland das Recht auf konsularischen Schutz. Der Vollzug der Einbürgerung stellt für den Einzelnen den Abschluss eines individuellen Entscheidungsprozesses und einen wichtigen biographischen Einschnitt dar. Die
Studie geht zunächst auf die rechtlichen Regelungen ein. Im Anschluss daran wird die Entwicklung der Einbürgerungen dargestellt. Danach werden die Motive der Einbürgerung beleuchtet. Abschließend erläutert der Autor den Begriff und die Ausgestaltung der Einbürgerungskultur. (ICD2)
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[246-L] Bevelander, Pieter; Veenman, Justus:
Naturalisation and socioeconomic integration: the case of the Netherlands, (Discussion Paper
/ Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 2153), Bonn 2006, 28 S. (Graue Literatur;
URL: http://ftp.iza.org/dp2153.pdf)
INHALT: "This paper investigates Dutch immigrants' naturalisation decision and how naturalisation affects their employment chances and wages in the Netherlands. The population under
consideration consists mainly of refugees from Afghanistan, Iran, Iraq, Somalia and former
Yugoslavia, and a minority of immigrants from Turkey and Morocco. The data used come
from the Dutch survey 'Social Position and Use of Public Utilities by Migrants' for the years
2002 and 2003. A multivariate analysis shows that higher educational levels and having obtained an education in the Netherlands positively affects naturalisation. In turn naturalisation
is positively related to the job chances among immigrants and refugees. It is also positively
related to wages among refugees, but not among Mediterranean immigrants who came to the
Netherlands for various reasons." (author's abstract)
[247-L] Bielefeldt, Heiner:
Einbürgerungspolitik in Deutschland: zur Diskussion über Leitkultur und Staatsbürgerschaftstests, (Essay / Deutsches Institut für Menschenrechte, No. 3), Berlin 2006, 15 S., ISBN: 3937714-18-9 (Graue Literatur; URL: http://files.institut-fuer-menschenrechte.de/488/d49_v1_file_
441ea4f1e5abf_IUS-006_DIMR_Essay_Einzelseiten_N.pdf)
INHALT: "Ziel des vorliegenden Essays ist es, zur Diskussion über die Kriterien und Voraussetzungen von Einbürgerung aus der Perspektive der Menschenrechte beizutragen. Der Autor
argumentiert, ausgehend von der Prämisse, dass Staatsbürgerschaftsrechte als mittelbare
Menschenrechte betrachtet werden können, dass staatliche Einbürgerungspolitik einer menschenrechtlichen Bewertung unterliegen muss. In einem freiheitlichen Rechtsstaat müssen
Einbürgerungsverfahren Gesichtspunkten von Transparenz und Rechenschaftspflichtigkeit
genügen." (Autorenreferat)
[248-L] Bielefeldt, Heiner:
Zwangsheirat und multikulturelle Gesellschaft: Anmerkungen zur aktuellen Debatte, (Essay
/ Deutsches Institut für Menschenrechte, No. 2), Berlin 2005, 27 S., ISBN: 3-937714-14-6 (Graue
Literatur; URL: http://files.institut-fuer-menschenrechte.de/488/d43_v1_file_4381a9bb19f6b_
DIMR_Essay_2_Z_EinzelseitenRZ.pdf)
INHALT: "Zwangsheirat stellt per definitionem eine gewaltsame Verweigerung freier Selbstbestimmung und damit eine gravierende Menschenrechtsverletzung dar. Der Autor betont in
seinem Essay, dass Zwangsverheiratungen kein spezifisch islamisches Problem sein, sondern
vor allem Ausdruck eines patriarchalischen Geschlechterverhältnisses. Er warnt vor einer forcierten kulturellen Assimilation und vor einer generellen Abkehr vom Konzept der multikulturellen Gesellschaft als Reaktion auf Phänomene wie Zwangsheiraten. Eine Gesellschaft, die
die Freiheit der Menschenrechte in Fragen religiöser, weltanschaulicher und kultureller
Selbstbestimmung respektiere, werde unter den Bedingungen von Migration immer auch eine
multikulturelle Gesellschaft sein. Gleichzeitig werden Menschenrechte immer auch Grenzen
der Toleranz und die Bereitschaft zur Kritik an autoritären Praktiken wie Zwangsverheiratun-
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gen formulieren. Ziel des Essay ist, das Konzept der Menschenrechte und der multikulturellen
Gesellschaft zusammenzuführen unter der Prämisse, dass ein freiheitliches Konzept von multikultureller Gesellschaft eine bessere Chance zur Überwindung von Zwangsheirat bietet als
eine Politik der forcierten Assimilation." (Autorenreferat)
[249-L] DeVoretz, Don J.; Pivnenko, Sergiy:
The economic causes and consequences of Canadian citizenship, (KMI Working Paper Series,
Nr. 2), Wien 2004, 35 S. (Graue Literatur; URL: http://www.oeaw.ac.at/kmi/Bilder/kmi_WP2.pdf)
INHALT: Ein langfristiges Ziel der kanadischen Einwanderungspolitik ist es, dass die Mehrheit
der im Ausland geboren Einwanderer Staatsbürger werden. Die Entscheidung der Immigranten, ob sie die kanadische Staatsbürgerschaft annehmen, hängt von vielen Faktoren - vor allem auch von wirtschaftlichen - ab. Das Papier analysiert folgende Fragen: Was sind die individuellen bestimmenden Faktoren, die die Entscheidung der Immigranten in den verschiedenen Stadien ihres Lebensweges beeinflussen, die Staatsbürgerschaft anzunehmen? Profitieren Immigranten auf dem öffentlichen oder privaten Arbeitsmarkt ökonomisch von der Erlangung der Staatsbürgerschaft? Welche Wartezeit ist in ökonomischer Hinsicht optimal, bevor
Kanada die Erlangung der Staatsbürgerschaft erlauben sollte? Um diese Fragen zu beantworten, haben die Autoren ein Modell entwickelt, das die Wirkung ökonomischer (Einkommen,
Beschäftigung), sozialer (Familienstand, Haushaltsgröße, Kinder usw.), politischer (Doppelte
Staatsbürgerschaft) und demografischer (Alter, Jahre in Kanada) Variablen auf die Entscheidung der Immigranten, die Staatsbürgerschaft zu erlangen, ebenso abbildet wie die wirtschaftlichen Auswirkungen der Staatsbürgerschaft auf die Beschäftigung und die Einkommen der
Immigranten. (ICDÜbers)
[250-L] Faist, Thomas; Gerdes, Jürgen; Rieple, Beate:
Dual citizenship as a path-dependent process, (Working Paper / Center on Migration, Citizenship and Development -COMCAD-, No. 7), Bremen 2004, 36 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.comcad-bielefeld.de/downloads/workingpaper_7.pdf)
INHALT: "Over the last few decades dual nationalities worldwide have increased rapidly. This is
astonishing when one considers that a few decades ago citizenship and political loyalty to a
national political community were considered inseparable. Overall, there has been a bumpyline trend towards increasing tolerance. Yet, the degree to which dual nationality is tolerated
by states differs. Based on the findings of postnational and national perspectives, the analysis
proposes to view tolerance and resistance towards dual nationality as a path-dependent process. The questions dealt with are: What are the factors encouraging the generally increasing
tolerance towards multiple nationalities? How can cross-national differences regarding de jure and de facto tolerance towards dual nationality be explained? The main tendency over the
past decades has been the growing emphasis on individual rights vis-à-vis state prerogatives
in liberal democracies. The expansion of de jure tolerance towards dual nationality has part of
inter-, supra- and national-level developments, which are connected to diverse factors such as
gender equity, understandings of nationhood, immigrant incorporation and general characteristics of the political systems." (author's abstract)
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[251-L] Fürst, Heiko:
Die Krise Frunda: das Dilemma der ungarischen Rumänen, in: Sicherheit und Frieden : S + F,
Jg. 24/2006, H. 3, S. 143-149
INHALT: Der Beitrag zur politischen Situation in Rumänien beschäftigt sich mit den interethnischen Befindlichkeiten zwischen der Minderheit der ungarischen Rumänen und den Einheimischen. Auslöser der Spannungen ist die Verabschiedung der EU-Resolution 1735, die sich
mit dem Konzept der 'Nation' befasst und Empfehlungen für die Mitgliedstaaten formuliert.
Berichterstatter ist G. Frunda, ethnischer Magyare und Leiter der rumänischen Delegation in
der Parlamentarischen Versammlung. Die verabschiedete Resolution erklärt die Definition
ethnisch-einheitlicher Staaten für unzeitgemäß und fordert die Länder des Europarats dazu
auf, ihre Verfassungen mit europäischen Standards in Einklang zu bringen und den Staat
nicht entlang ethnisch exklusiver Kriterien zu konstruieren. Vor diesem Hintergrund werden
die Charakteristika (politische Gruppierungen usw.) und zentralen Streitfragen, insbesondere
zum Bildungswesen, innerhalb des Verbands der ungarischen Minderheit in Rumänien
(RMDSZ) herausgearbeitet. Angesichts der Entwicklungen der letzten Jahre, geprägt von Polarisierung und Zerfall, liegt ein Fokus der Analyse auf dem Grad an Integrationskraft, die
dem RMDSZ heute noch zugesprochen wird. Diese Fähigkeit kann als entscheidender Indikator der Konfliktträchtigkeit der künftigen interethnischen Beziehungen in Rumänien gelten.
(ICG2)
[252-L] Galbreath, David J.:
Nation-building and minority politics in post-socialist states: interests, influences and identities in Estonia and Latvia, (Soviet and post-soviet politics and society), Stuttgart: Ibidem-Verl.
2005, 329 S., ISBN: 3-89821-467-2 (Standort: ULB Münster Zweigbibl. Sozialwiss.(6A)-MG
59968/5)
INHALT: "Despite socialism's best efforts, ethnic identity remained a salient feature in Central
and Eastern Europe. Not only did ethnonationalism help to bring about the fall of the socialist
regimes in this region, but it also characterised much of the post-socialist politics. NationBuilding and Minority Politics examines the issue of minority politics in post-socialist states
within this dual structure. In particular, it offers an in-depth analysis of post-restoration politics in Estonia and Latvia, covering four issues. First, it looks at the historical context of the
current group relations. Second, the study explores the domestic nature of minority politics in
Estonia and Latvia by looking at domestic politics and policies. Third, it examines the role of
the Russian Federation as an 'external national homeland' through illustrating developments
within Russian foreign policy. Finally, the book analyses the role of three significant European organisations, namely the OSCE, EU and the Council of Europe as agents of 'conditionality'. Overall, this study combines old and new theoretical approaches to nation-building and
minority politics to exhibit the changing nature of the relationship between majority, minority, external national homeland, and international organisations in today's Europe." (author's
abstract)
160
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[253-L] Gawrich, Andrea:
Die EU-Minderheitenpolitik und die Erweiterungsprozesse, in: Zeitschrift für Politikwissenschaft : Journal of Political Science, Jg. 16/2006, H. 2, S. 487-504 (Standort: USB Köln(38)-EWA
Z3338; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die im Mai 2004 vollzogene Erweiterung der EU um zehn neue Mitgliedsländer stellte das größte Projekt seit der Süderweiterung in den 80er-Jahren dar. Zusätzlich zu den Verhandlungen zur Übernahme des gemeinsamen rechtlichen Besitzstandes wurden die Beitrittsstaaten auch hinsichtlich ihres Minderheitenschutzes einem genauen Monitoring unterworfen.
In diesem Beitrag wird die Minderheitenpolitik der EU-Kommission gegenüber den Beitrittsstaaten im bisherigen und aktuellen Erweiterungsprozess analysiert. Zudem werden die Charakteristika des EU-Vorgehens herausgearbeitet und Perspektiven für die künftige Minderheitenpolitik der EU entwickelt. Es zeigt sich, dass die EU in ihren Forderungen gegenüber den
Beitrittsstaaten weit über die nur sehr rudimentären vertraglichen Grundlagen des Minderheitenschutzes innerhalb der EU hinausgegangen ist. Insofern offenbart sich eine Diskrepanz
zwischen innerer und äußerer Minderheitenpolitik (doppelter Standard). Im Zentrum des Interesses stehen und standen Forderungen zum Schutz der Roma. Die Schwächen dieser EUPolitik liegen in den fehlenden Kontrollmechanismen zum Minderheitenschutz nach dem Beitritt und in dem Zwangscharakter der Maßnahmen, die zumeist größerer Legitimität in den
Gesellschaften entbehren." (Autorenreferat)
[254-L] Genov, Nikolai (Hrsg.):
Ethnic relations in South Eastern Europe: problems of social inclusion and exclusion, (Gesellschaftliche Transformationen ; societal transformations, 4), Münster: Lit Verl. 2004, 149 S.,
ISBN: 3-8258-7869-4
INHALT: Die ethnische Vielfalt sei keineswegs der einzige Grund für die Konflikte in den Balkanländern, so der Herausgeber. Die sozialen Spannungen würden sich anhand der ethnischen
Dimension entladen, auch wenn ein Bündel anderer Faktoren die eigentliche Ursache der
Probleme sei. Dazu gehörten vor allem die transformationsbedingten Probleme wie die hohe
Arbeitslosigkeit, Armut und die unzureichende soziale Sicherung in den neu gegründeten
Staaten. In einigen Ländern sei die soziale Ungleichheit zudem mit der ethnischen Zugehörigkeit verknüpft. Ein effektiver Minderheitenschutz, so die allen Beiträgen des Sammelbandes zugrunde liegende These, sei deshalb eine zentrale Bedingung für die dauerhafte Befriedung des Balkans. Allerdings garantiere auch die rechtliche Regulierung oft noch keine wirksame Umsetzung des Minderheitenschutzes. In Länderberichten werden die politischen Entwicklungen und die bislang erreichten (verfassungs)rechtlichen Regelungen dargestellt. Zudem präsentieren Experten Zahlen und Daten zur ethnischen Situation in den jeweiligen Staaten. Betrachtet werden Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Slowenien, Mazedonien,
Rumänien, Serbien-Montenegro und der Kosovo. Der Sammelband dokumentiert eine Konferenz mit dem Titel 'Constitutional Models for Minorities in South East Europe' die im November 2003 in Berlin stattfand. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Nikolai Genov: Introduction: Ethnic Miniorities in South Eastern Europe: Normative Regulations and Social Reality (9-32); Rudolf Bindig: Protection of the Rights of Minorities in international and European Law (33-37); Dragan Ivanovic: Constitutional Position of Minorities in Bosnia and Herzegovina (A Case of No Majority) (38-46); Yantsislav Yanakiev: Public Perceptions of interethnic Relations in Bulgaria (47-65); Mitja Zagar: Ethnic Minorities in Croatia and Slovenia
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161
(66-96); Lidija Petkovska-Hristova: Multi-Culturalism as political Model: The Case of Macedonia (97-116); Poliana Stefanescu: Ethic Minorities in the Romanian Legal and Social Context (117-131); Florian Bieber: Ethnic Minorities in Serbia, Montenegro and Kosovo: Constitutional Norms and Realities (132-149).
[255-L] Gerdes, Jürgen; Faist, Thomas:
Von ethnischer zu republikanischer Integration: der Diskurs um die Reform des deutschen
Staatsangehörigkeitsrechts, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 16/2006, H. 3, S. 313-335
(Standort: USB Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Artikel gibt einen Überblick über den politischen Prozess, der zu einem in ländervergleichender Perspektive unüblichen Ergebnis der Reform des deutschen Staatsangehörigkeitsrechts Ende der 1990er Jahre geführt hat. Die Kombination zweier sehr widersprüchlicher Elemente des geltenden deutschen Staatsangehörigkeitsrechts ein außergewöhnlich
weitgehendes und liberales ius soli und die Aufrechterhaltung einer im Vergleich zu anderen
europäischen Immigrationsstaaten äußerst restriktiven Haltung gegenüber doppelten Staatsbürgerschaften muss als ein im Wesentlichen unintendierter Kompromiss zweier politischer
Lager betrachtet werden, die sehr verschiedene Überzeugungen über die Integration von Immigranten und der Gesamtgesellschaft vertreten. In diesem Artikel wird die These vertreten,
dass die Verzögerung und die Gestalt der jüngeren Reform des deutschen Staatsangehörigkeitsrechts nicht zumindest nicht in den letzten etwa 15 Jahren auf die Kontinuität eines ethnischen Nationsverständnisses zurückzuführen ist, wie dies über Jahre zur Erklärung der restriktiven staatsangehörigkeitsrechtlichen Regeln Deutschlands in der Literatur prominent
und wiederkehrend behauptet worden ist. Die deutsche Politik des Staatsangehörigkeitsrechts
erklärt sich vielmehr aus einer persistenten parteipolitischen und ideologischen Konfliktstruktur, die wiederum durch zentrale institutionelle Merkmale des politischen und rechtlichen
Systems gefördert worden ist. Die sich polarisierend gegenüberstehenden, aber innerhalb eines republikanischen Selbstverständnisses zu verortenden Auffassungen beziehen sich auf
sehr unterschiedliche Interpretationen der Funktion der Staatsbürgerschaft und des relativen
Verhältnisses der Aufgaben von Staat und Bürger. Insbesondere wird auf der einen Seite
Bürgerschaft als Aktivität und auf der anderen Seite Staatsbürgerschaft als Rechtsinstitut akzentuiert." (Autorenreferat)
[256-L] Gießmann, Hans J.; Schneider, Patricia (Hrsg.):
Reformen zur Friedenskonsolidierung: Forschungen im Akademischen Netzwerk Südosteuropa 2004/2005, (Hamburger Beiträge zur Friedensforschung und Sicherheitspolitik, H. 144),
Hamburg 2006, 127 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.ifsh.de/pdf/publikationen/hb/hb144.pdf)
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Goran Bandov: Die Implementierung der nationalen Gesetzgebung
und der internationalen Instrumente zum Schutz nationaler Minderheiten im Bildungsbereich
in der Republik Kroatien (10-30); Tanja Rother: Early Warning und Early Action: Potenziale
nichtstaatlicher Akteure der zivilen Konfliktbearbeitung. Das Beispiel der NGO "Schüler helfen Leben" und die Unruhen im März 2004 im Kosovo (31-61); Selma Belshaku: Die Staatspolizei in Albanien - Reformstand und Perspektiven unter Berücksichtigung aktueller EURichtlinien (62-89); Meri Angeleska: Sprache der Minderheit im Bildungssystem der Repu-
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blik Makedonien - Spaltung oder Integration? Fallstudie am Beispiel der albanischen Minderheit (90-108); Meri Angeleska, Goran Bandov, Selma Belshaku, Elena Bittasi, Aron Buzogány, Philip Klever, Julia Niggebrügge, Nick Parrot, Tanja Rother, Hans Sachs: Education and
transformation of society - the case of history textbooks (109-127).
[257-F] Gosewinkel, Dieter, PD Dr.phil. (Bearbeitung):
Staatsbürgerschaft in Europa während des 20. Jahrhunderts
INHALT: Staatsbürgerrechte sind in allen europäischen Ländern des 20. Jahrhunderts politisch
erkämpft und rechtlich gewährleistet wurden. Mit der Behandlung von sechs europäischen
Ländern, je drei aus Ost- und Westeuropa, wird erstmals ein historischer Vergleich der Entwicklung von staatsbürgerlichen Rechten und Systemen der Staatsangehörigkeit in Europa
während des 20. Jahrhunderts unternommen. Fragestellungen: Die Untersuchung stellt zunächst die verbreitete These in Frage, dass es unterschiedliche Entwicklungspfade der Staatsbürgerschaft in West- und Osteuropa gab. Gefragt wird nach dem Verhältnis von Nationsverständnis und Staatsbürgerrechten, nach Mustern der Exklusion gegenüber spezifischen Gruppen und Minderheiten (z.B. Frauen und Juden), nach Transferbeziehungen zwischen den
Vergleichsstaaten und deren Bedeutung im Hinblick auf die Konstruktion einer europäischen
Unionsbürgerschaft. Erste Ergebnisse: Nach vorläufigen Ergebnissen besteht - im Gegensatz
zu einer verbreiteten Auffassung - kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen einem spezifischen Nationsverständnis und rechtlichen Institutionen staatsbürgerlicher Exklusion. Der
historische Wandel politisch-sozialer Rahmenkonstellationen beeinflusst stärker als tradierte
Muster des Nationsverständnisses die Entscheidungen über Inklusion und Exklusion. Geplant
ist eine erste monographische Studie, die im Jahr 2006 abgeschlossen sein soll. ZEITRAUM:
20. Jahrhundert GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa
METHODE: Anhand eines systematischen Vergleichs zwischen normativen Quellen der Vergleichsländer (Verfassungen, Gesetze, Verordnungen), Materialien und Publizistik zu deren
Entstehungsgeschichte werden mit Methoden historischer Kritik Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Entwicklung staatsbürgerlicher Rechte in Europa herausgearbeitet. DATENGEWINNUNG: Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: Eigenprojekt BEGINN: 2005-01 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution
INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie Forschungsgruppe Zivilgesellschaft, Citizenship und Politische Mobilisierung in Europa -ZCM- (Reichpietschufer 50, 10785 Berlin)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 030-25491-531, Fax: 030-25491-553,
e-mail: [email protected])
[258-L] Heinemann-Grüder, Andreas:
Ethnischer Föderalismus in Russland - konfliktreduzierend oder -eskalierend?, in: Georg
Brunner (Hrsg.): Der russische Föderalismus : Bilanz eines Jahrzehnts, Münster: Lit Verl., 2004,
S. 19-42, ISBN: 3-8258-7356-0
INHALT: Der Beitrag zur Entwicklung bzw. zum Entwicklungsstand des Föderalismus in Russland beschäftigt sich mit dem Aspekt des Ethnoföderalismus. Nach einer Einführung in die
kontroversen Bewertungen des russischen Ethnoföderalismus werden drei Fragen behandelt:
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(1) Worin bestehen die spezifischen Ausprägungen des Ethnoföderalismus in Russland? (2)
Worin bestehen Grundkonflikte des russischen Ethnoföderalismus? (3) Welche Vor- und
Nachteile hat eine Beibehaltung des Ethnoföderalismus für die Konfliktreduktion im Vergleich zu denkbaren Alternativen? Die Anerkennung von Vielfalt durch die dominante Gruppe der Russen hat maßgeblichen Einfluss auf den längerfristigen Willen der Nicht-Russen,
sich an Russland zu binden. Von einem Verständnis der Nicht-Russen als staatstragende Völker, nicht nur als Minderheiten, scheint die Mehrheit der Russen noch weit entfernt. Solange
dies der Fall ist, bietet der Ethnoföderalismus Schutz vor Assimilationszwängen und Zentralismus. Solange das liberale Ideal vom freien und gleichen Individuum in der Wirklichkeit
durch Chancenverteilung entlang kollektiver ethnischer Gruppenmerkmale eingeschränkt ist,
trägt Ethnoföderalismus zur Bewahrung kultureller Vielfalt und zur Dämpfung von Assimilationszwängen bei. Der russische Ethnoföderalismus wird sich weiter entwickeln. Denkbar
sind neue territoriale Grenzziehungen - entweder innerhalb der Autonomien oder durch Gebietsteilung - oder auch eine intra-regionale Machtteilung und Konkordanzdemokratie (wie in
Dagestan), die alle relevanten ethnischen Gruppen bei der Verteilung von öffentlichen Posten
berücksichtigt und in 'große Koalitionen' einbindet. Vorstellbar ist auch eine ethnische Kantonalisierung, also die Schaffung von ethnischen Rajons innerhalb der Autonomien, sofern sie
zur Berücksichtigung aller relevanten Minderheiten beiträgt. (ICG2)
[259-L] Hentges, Gudrun:
"Brücken für unser Land in einem neuen Europa"?: Minderheiten- und Volksgruppenpolitik in Österreich, in: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): Zuwanderung im Zeichen
der Globalisierung : Migrations-, Integrations- und Minderheitenpolitik, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2006, S. 183-226, ISBN: 3-531-14957-1
INHALT: Der Beitrag beschreibt die Minderheiten- und Volksgruppenpolitik in Österreich im
Zuge des Globalisierungsprozesses in historischer, rechtlicher und politischer Hinsicht. Dabei
umfassen die Ausführungen folgende Punkte: (1) die völkischen Traditionen Ende des 18.,
Anfang des 19. Jahrhunderts, (2) die Volksgruppen-Propaganda in der Zwischenkriegszeit
und nach 1945, (3) den terminologischen Wandel von Minderheiten zu Volksgruppen, (4) den
Ansatz des Volkstumstheoretikers Th. Veiter, insbesondere die Überlegungen zum Individual- und Gruppenschutz, (5) Volksstämme, Minderheiten und Volksgruppen im österreichischen Recht im 19. und 20. Jahrhundert, (6) die Volksgruppenpolitik nach dem Ende des OstWest-Konflikts, (7) das Memorandum der österreichischen Volksgruppen, (8) die ÖVP/FPÖRegierung 2000/2002 und Volksgruppenschutz als Staatszielbestimmung, (9) die Debatte über den Schutz der Volksgruppen im Österreich-Konvent 2003/2004, (10) autochthone versus
allochthone Minderheiten, (11) einen Exkurs zur Schutzmacht Österreich sowie (12) die
volksgruppenpolitischen Positionen der Parteien FPÖ, ÖVP, Die Grünen und SPÖ. Lässt man
die letzten 140 Jahre Minderheiten- bzw. Volksgruppenschutz in Österreich Revue passieren,
so zeigt sich, dass die Phase des kollektivrechtlichen Minderheitenschutzes nach dem Ersten
Weltkrieg durch individualrechtliche Schutzmechanismen abgelöst wird. Auch die Vereinbarungen im Vertrag zur Wiederherstellung der Souveränität Österreichs (1955) schreiben den
vorrangig individualrechtlichen Minderheitenschutz fest. Ab Mitte der 1970er Jahre setzt sich
der Begriff Volksgruppe zunehmend durch und wird schließlich im 1976 verabschiedeten
Volksgruppengesetz definiert. Kollektivrechtliche Elemente halten Einzug in die gesetzlichen
Bestimmungen und erlangen schließlich 2000 Verfassungsrang. (ICG2)
164
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6 Staatsbürgerschaft und Einbürgerung, Menschen- und Minderheitenrechte
[260-L] Joppke, Christian:
Staatsbürgerschaft und kulturelle Differenz, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S.
797-812, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: Die Erweiterung der Staatsbürgerschaft um eine kulturelle Dimension ist insofern paradox, als sie auf eine Re-Partikularisierung eines inhärent universalistischen Konzepts hinausläuft. In der Theorie lassen sich zwei Varianten der multikulturellen Staatsbürgerschaft unterscheiden: eine radikale Variante, die die universalistischen Bürgerrechte substituieren will,
und eine liberale Variante, der es um eine Ergänzung dieser Rechte geht. In der Praxis gibt es
eine multikulturelle Staatsbürgerschaft in dem Sinne, dass sich die gesamte Bürgerschaft eines Staates als multikulturell begreift, nur in Kanada und Australien. In Europa ist der Multikulturalismus enger an die Minderheitenrechtsagenda gekoppelt. Insbesondere die britischen
und niederländischen Vorzeigemodelle eines europäischen Multikulturalismus sind gegenwärtig auf dem Rückzug. Besonders im Umgang mit islamischen Minderheiten gewinnt die
klassische liberale Haltung der staatlichen Neutralität - wie im Kopftuchstreit - und der Privatisierung von kultureller Differenz erneut an Bedeutung, und sie wird vom liberalen Staat seit
der sich weltweit vollziehenden Politisierung des Islam auch aggressiver gegen die multikulturelle Alternative vorgebracht. (ICE2)
[261-L] Klein, Eckart (Hrsg.):
Globaler demographischer Wandel und Schutz der Menschenrechte: Kolloquium 1.-3. Juli
2004, Potsdam, (Menschenrechtszentrum der Universität Potsdam, 25), Berlin: Berliner Wissenschafts-Verl. 2005, 260 S., ISBN: 3-8305-1013-6
INHALT: Einwanderungsgesellschaft, Rentengerechtigkeit und Steuersystem auf der innenpolitischen, Migrationsströme, Überbevölkerung, Nahrungsmangel und Bürgerkriege auf der außenpolitischen Seite benennen die drängenden Probleme, die Menschenrechte und demografischen Wandel aneinander binden. Ergänzt durch knappe Protokolle der Diskussionen wird in
fünf, jeweils zwei Vorträge umfassenden Blöcken versucht, der interdisziplinären Herausforderung Herr zu werden. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Eckart Klein: Globaler demographischer Wandel und Schutz der Menschenrechte: Einleitende Bemerkungen (9-24); Daniel-Erasmus Khan: Rückwirkungen der demographischen Entwicklung auf die Organisation
der internationalen Gemeinschaft (25-42); Stephan Hobe: Gemeinschaft und Individuum Menschenrechtliche Antworten zur Auflösung eines Spannungsfeldes (43-71); Markus Krajewski: Die Entwicklungspolitik internationaler Organisationen: Antworten auf die Herausforderungen der globalen Bevölkerungsentwicklung? - AIDS-Bekämpfung und Trinkwasserversorgung als Fallstudien (77-106); Otto Lampe: Deutsche Außen- und Sicherheitspolitik im
Lichte der demographischen Erkenntnisse (107-113); Dietmar Rothermund: Demokratische
Strukturen und Bevölkerungswachstum (117-130); Christian Hillgruber: Staaten unter Migrationsdruck: Nationale Identitätswahrung zwischen Fremdenfeindlichkeit und Multikulturalität? (131-150); Siegfried Wiessner: Demographic Change and the Protection of Minorities
(155-185); Ralf Alleweldt: Auswirkungen der globalen Bevölkerungsentwicklung auf den
Schutz von Flüchtlingen (186-200); Meinhard Schröder: Die Freiheit der Familiengründung
und -planung in Staaten mit starkem Bevölkerungswachstum (205-221); Doris König: Die
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
6 Staatsbürgerschaft und Einbürgerung, Menschen- und Minderheitenrechte
165
Auswirkungen des globalen demographischen Wandels auf die Situation von Frauen und
Kindern (222-240); Thomas Klie: Schutz alter Menschen (241-251).
[262-L] Koenig, Matthias:
Islamische Minderheiten in Westeuropa - eine Herausforderung des säkularen Rechtsstaats?, in: Thorsten Gerald Schneiders, Lamya Kaddor (Hrsg.): Muslime im Rechtsstaat, Münster: Lit Verl., 2005, S. 33-46, ISBN: 3-8258-8024-9
INHALT: Der Autor thematisiert die religionsrechtlichen und religionspolitischen Herausforderungen der Präsenz muslimischer Minderheiten in westeuropäischen Staaten. Die politischen
und öffentlichen Reaktionen auf die Anerkennungsforderungen muslimischer Minderheiten
betrachtet er aus einer Forschungsperspektive, die sich erst kürzlich aus der Migrationsforschung und der Religionssoziologie heraus entwickelt hat. Er zeigt vor diesem Hintergrund,
inwiefern muslimische Minderheiten eine Herausforderung für die politisch- rechtlichen Ordnungen westeuropäischer Nationalstaaten und ihre institutionellen Rahmenbedingungen von
Religionspolitik sind. Ausgangspunkt seiner Analyse sind die von Minderheiten öffentlich artikulierten Forderungen nach Anerkennung oder "claims". Diese können sich entweder auf
eine Re-Definition des Politischen, d.h. auf eine veränderte symbolische Grenzziehung zwischen Öffentlichem und Privatem, Säkularem und Religiösem richten oder aber neue Zugänge zum politischen Zentrum fordern. Die eigentliche Herausforderung des europäischen Islam
besteht nach der These des Autors aber darin, dass sich Muslime gleichberechtigt an der kooperativen Grenzziehung zwischen säkularen und religiösen Argumenten im öffentlichen
Raum beteiligen. In diesem Sinne kann der "säkulare Rechtsstaat" nicht abschließend realisiert werden, sondern bleibt weiterhin ein zukunftsoffenes Projekt. (ICI2)
[263-L] Koenig, Matthias:
Konstruktionen muslimischer Identität zwischen nationaler und europäischer Staatsbürgerschaft, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1
und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 2136-2144, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Die aktuellen Kontroversen um das Kopftuchverbot, den islamischen Religionsunterricht und die Anerkennung muslimischer Organisationen als Körperschaften des öffentlichen
Rechts deuten darauf hin, dass die religiösen Identitäten von Migrantinnen und Migranten zu
einem zentralen Thema öffentlicher Diskurse und politischer Praktiken über Integration geworden. Dieser allgemeine integrationspolitische Trend ist für die Bundesrepublik ebenso zu
verzeichnen wie für andere westeuropäische Gesellschaften. Dabei zeigen internationale Vergleichsstudien allerdings, dass sich die Prozesse der Inkorporation von Musliminnen und
Muslimen in einzelnen Gesellschaften gemäß unterschiedlicher institutioneller Varianten nationaler Staatsbürgerschaft vollzogen haben. Insoweit nationale Staatsbürgerschaft, verstanden als das Set institutionalisierter Beziehungen zwischen staatlichen und individuellen Akteuren, neben formaler Staatsangehörigkeit auch organisatorische und symbolische Formen
der Inkorporation von Individuen in die imaginierte Gemeinschaft der Staatsbürger umfasst,
beinhaltet sie auch eine spezifische institutionelle Logik von Religionspolitik. Diese stellt gerade dann einen relevanten institutionellen Rahmen für die Identitätspolitiken von Immigranten dar, wenn Zugänge zu formaler Staatsangehörigkeit bestehen und Ethnizität als Identitäts-
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
6 Staatsbürgerschaft und Einbürgerung, Menschen- und Minderheitenrechte
kategorie an Bedeutung verliert. In diesem Beitrag sollen auf der Grundlage einer komparativen Analyse der Inkorporation muslimischer Immigranten in Frankreich und Deutschland die
religionspolitischen Varianten nationaler Staatsbürgerschaftsregime auf ihre Konsequenzen
für die Konstruktion muslimischer Identitäten hin befragt werden. Dabei soll einerseits geklärt werden, welche unterschiedlichen Formen muslimischer Anerkennungsforderungen die
institutionelle Logik von Religionspolitik einzelner Nationalstaaten erzeugt hat. Andererseits
soll die Frage diskutiert werden, welche Formen der transnationalen Mobilisierung von muslimischen Immigranten durch neue Gelegenheitsstrukturen auf europäischer Ebene geschaffen wurden. Konstruktionen muslimischer Identität, so das Argument, vollziehen sich in Abhängigkeit von einem komplexen Arrangement nationaler und europäischer Inklusionsangebote und Exklusionspraktiken und indizieren damit einen grundlegenden Formwandel von
Staatsbürgerschaft." (Autorenreferat)
[264-L] Lepsius, Oliver:
Die Religionsfreiheit als Minderheitenrecht in Deutschland, Frankreich und den USA, in:
Leviathan : Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Jg. 34/2006, H. 3, S. 321-349 (Standort:
USB Köln(38)-XG01679; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Religiöser Pluralismus und religiös induziertes Verhalten von Minderheiten fordern das
traditionelle Verständnis der verfassungsmäßig garantierten Religionsfreiheit heraus. Der
Verfasser zeichnet das Verständnis von Religionsfreiheit im deutschen, französischen und
amerikanischen Verfassungsrecht nach. Dabei werden signifikante Unterschiede in der rechtlichen Behandlung von religiös bestimmtem Sozialverhalten sichtbar. Hier zeigt sich die
Wirkungsweise von Recht - der Wille der Mehrheit schützt Minderheiten. Recht ist sowohl
Instrument der Demokratie als auch individueller Schutz. Gesellschaft und Individuum teilen
sich in die Freiheit. Die Vorschriften zur Religionsfreiheit sind Ausdruck unterschiedlicher
Bürgerrechtsmodelle in den drei Staaten. Diese Modelle sind Ergebnis unterschiedlicher historischer Entwicklungen und machen so deutlich, dass unser Verständnis der Bürgerrechte
auf deren gesellschaftlicher, politischer und historischer Entwicklung basiert. (ICEÜbers)
[265-L] Leuprecht, Peter:
Human rights as a fundamental guideline in a value system of international politics, in: Wolfgang Hoppenstedt, Ron Pruessen, Oliver Rathkolb (Hrsg.): Global management, Münster: Lit
Verl., 2005, S. 137-142, ISBN: 3-8258-8644-1 (Standort: FHB Gelsenkirchen(1010)-01PEL500)
INHALT: Grundlegende Prinzipien des Menschenrechts sind Solidarität sowie die Universalität
und Unteilbarkeit der Menschenrechte. Auf dieser Basis spricht der Verfasser stichpunktartig
neun Aspekte der Menschenrechtspolitik an: (1) Menschenrechte und Herrschaft; (2) Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit; (3) Menschenrechte und Marktfundamentalismus; (4)
politische Zentralität der Menschenrechte; (5) Menschenrechtsverletzungen durch multinationale Konzerne; (6) Menschenrechtspolitik nichtstaatlicher Organisationen; (7) Menschenrechtspolitik als Friedenspolitik; (8) Menschenrechte und Wertehierarchie; (9) Menschenrechte als Ethik der globalen Polis. (ICE)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
6 Staatsbürgerschaft und Einbürgerung, Menschen- und Minderheitenrechte
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[266-L] Liebich, Andre:
Altneuländer or the vicissitudes of citizenship in the new EU states, (KMI Working Paper
Series, Nr. 5), Wien 2005, 21 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.oeaw.ac.at/kmi/Bilder/kmi_WP5.pdf)
INHALT: Altneuland ist der Titel einer Novelle, die vor mehr als einem Jahrhundert vom Zionistenführer Theodor Herzl geschrieben wurde. Das alt-neue Land, das Herzl im Sinn hatte, war
Palästina, aber die Bezeichnung scheint dem Autor auch für die Länder passend zu sein, mit
denen dieses Papier sich befasst, den ehemaligen kommunistischen Staaten, die sich vor kurzem der Europäischen Union angeschlossen haben. Diese Länder legen eine eigenartige Mischung aus Altertümlichem und Neuem an den Tag. Der Autor schlägt deshalb vor, die Vorbedingungen und Bedingungen der Staatsbürgerschaft in den neuen EU-Mitgliedstaaten durch
das Prisma von "Alt" und "Neu" zu betrachten. Unter Anwendung dieser Begriffe betrachtet
er zuerst die Besonderheiten der ost-mitteleuropäischen Eigenstaatlichkeit. Er betrachtet dann
die Entwicklung der Prinzipien politischer Mitgliedschaft und erörtert schließlich die Bemühungen, die Vergangenheit in die gegenwärtigen Staatsbürgerschaftsbestimmungen zu integrieren. (ICDÜbers)
[267-L] Mackert, Jürgen:
Staatsbürgerschaft: eine Einführung, (Lehrbuch), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006,
152 S., ISBN: 3-531-14626-2
INHALT: "Staatsbürgerschaft (Citizenship) ist zu einer der meist diskutierten politischen Ideen in
westlichen Gesellschaften geworden. Die Zukunft bürgerlicher Freiheitsrechte im Zeitalter
des Terrorismus, die Probleme des Wohlfahrtsstaates, Immigration und Parallelgesellschaften, politische Partizipation auf nationaler und supranationaler Ebene sind nur einige der aktuellen Debatten, die sich im Kern um die Staatsbürgerschaft drehen. Aber was genau ist eigentlich Staatsbürgerschaft? Der Band führt in die Debatten um Citizenship ein und skizziert
zunächst die historische Entstehung der Staatsbürgerschaft; er analysiert ihre Struktur, Funktionsweise und Dynamik; er systematisiert die um sie geführten wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Debatten und fragt nach den Herausforderungen, vor denen Staatsbürgerschaft unter Bedingungen ökonomischer, politischer und kultureller Globalisierung steht."
(Autorenreferat)
[268-F] Maehler, Débora, Dipl.-Psych. (Bearbeitung); Schmidt-Denter, Ulrich, Prof.Dr. (Leitung);
Schmidt-Denter, Ulrich, Prof.Dr. (Betreuung):
Identität und Akkulturation bei eingebürgerten Migranten
INHALT: Die Frage, wie das Zusammenleben gesellschaftlicher Gruppen mit unterschiedlichem
kulturellen und ethnischen Hintergrund zu beiderseitigem Vorteil gestaltet werden kann, ist
immer wieder Gegenstand in der politischen Diskussion. Um angemessen handeln und politisch notwendige Entscheidungen treffen zu können, sind jedoch weitere wissenschaftliche
Erkenntnisse erforderlich, die Aufschluss darüber geben, welche Faktoren eine erfolgreiche
Integration in Deutschland begünstigen. Im Rahmen der Forschungsarbeit wird der Prozess
der Identifizierung eingebürgerter Mitgranten innerhalb der Aufnahmegesellschaft Deutschland untersucht. Um der zentralen Frage nachzugehen, ob die Staatsbürgerschaft Einfluss auf
168
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
6 Staatsbürgerschaft und Einbürgerung, Menschen- und Minderheitenrechte
die Identifikation mit Deutschland mit sich bringt, soll die soziale und personale Identität des
Individuums mit Migrationshintergrund untersucht werden. Es wird überprüft, inwieweit insbesondere individuelle Dispositionen, spezifische Akkulturationsstrategien, der Grad der soziokulturellen Anpassung oder der soziodemografische Hintergrund eine Identifizierung mit
der Aufnahmegesellschaft beeinflussen oder von dieser bedingt werden. Dabei sollen die Besonderheiten unterschiedlicher Migrantengruppen bei diesem Prozess berücksichtigt werden.
GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Theoretischer Ansatz: Strukturmodell der personalen und sozialen Identität; Akkulturationstheorien; methodischer Ansatz: multivariate Analysemethoden. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, schriftlich; Standardisierte Befragung, online (Stichprobe: ca. 500; eingebürgerte Migranten; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: Dissertation BEGINN: 2006-02 ENDE: 2008-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution; Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät, Psychologisches Institut
Lehrstuhl für Entwicklungs- und Erziehungspsychologie (Bernhard-Feilchenfeld-Str. 11,
50969 Köln)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0221-470-5812, e-mail: [email protected])
[269-F] Malloy, Tove H., Dr.; Kirch, Aksel, Prof.; Zepa, Britita, Prof.; Horakova, Milada; Vasecka, Michal, Dr.; Zagar, Mitja, Prof.; Hetzler, Antoinette, Prof.; Grin, Francois, Prof.; Gazzola,
Michele; Mabbett, Deborah, Dr.; Hieronymus, Andreas, Dr. (Bearbeitung):
The aspect of culture in the social inclusion of ethnic minorities: assessing the cultural policies of six member states of the European Union
INHALT: This project proposes to evaluate the cultural policies introduced in National Action
Plans (NAPs) on Social Inclusion under the European Union's Open Method of Coordination
(OMC) by six member states (Estonia, Latvia, Czech Republic, Slovak Republic, Slovenia
and Sweden) in terms of their impact on promoting social inclusion of ethnic minorities, including Roma/ Sinti groups. The specific added value of this evaluation will be the piloting of
a set of Common Inter-Cultural Indicators (CICIs) feasible for cost-effectiveness analyses and
benchmarking within the EU. Although there is widespread agreement that "culture counts,"
there seems less understanding of what it entails to address cultural aspects of social exclusion. However, the evaluation of the success rate of cultural policies raises a number of issues
in terms of the definition of culture. Do we operate with thin or thick definitions? Do we operate with a bracketed definition, or must we take a holistic approach? What areas of cultural
life contribute to the promotion of social inclusion, and which risk exclusion? How do we
link culture to socio-economic exclusion? Do we find the answers in the Gross Domestic
Products, or must we search for different sources? Not only does the complex reality of culture make it difficult to define measuring tools, it has also been almost impossible to map culture with a view to measuring and benchmarking. Defining a common framework of comparable cultural indicators is fraught with problems and there is a general scepticism regarding
the link between culture and social inclusion. The complex reality of culture renders the goal
of seeking comparable indicators virtually unattainable. However, even though precise rankings between member states are not possible, broad comparisons are, and changes over time
can be discerned. There is therefore a dire need to seek to develop a good working framework
of cultural indicators that address the social exclusion of members of ethnic minorities within
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the EU. ZEITRAUM: 1989-2006 GEOGRAPHISCHER RAUM: Estland, Lettland, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Schweden
METHODE: Phase One of the project consists of field research in each of the selected member
states involving sociological and cultural anthropological studies as well as communication
studies that survey local actions and sources with a view to evaluate the extent of intercultural dialogue, exchange and understanding as well as the level of tolerance. Research
tools will include stakeholder focus groups, questionnaires, interviews and seminars. Phase
Two comprises a major comparative study of the results found and includes economic costeffectiveness and benchmarking analyses. Workshop meetings for the consortium of research
teams will be the main transversal activities (February, July and October). A final dissemination conference will introduce the results to the general EU public in Flensburg (October).
VERÖFFENTLICHUNGEN: Horakova, Milada; Bares, Pavel: The aspect of culture in the social inclusion of ethnic minorities, evaluation of the impact of the inclusion policies under the
open method of co-ordination in the European Union: assessing the cultural policies of six
member states: final report - Czech Republic. ECMI Working Papers (ISSN 1435-9812), 29.
2006, 145 p.+++Kirch, Aksel; Tuisk, Tarmo; Talts, Mait: The aspect of culture in the social
inclusion of ethnic minorities, evaluation of the impact of the inclusion policies under the open method of co-ordination in the European Union: assessing the cultural policies of six
member states: final report - Estonia. ECMI Working Papers (ISSN 1435-9812), 30. 2006,
108 p.+++Zepa, Brigita; Lace, Ilza; Klave, Evija; Supule Inese: The aspect of culture in the
social inclusion of ethnic minorities, evaluation of the impact of the inclusion policies under
the open method of co-ordination in the European Union: assessing the cultural policies of six
member states: final report - Latvia". ECMI Working Papers (ISSN 1435-9812), 31. 2006, 91
p.+++Zagar, Mitja; Komac, Miran; Medvesek, Mojca; Bester, Romana: The aspect of culture
in the social inclusion of ethnic minorities, evaluation of the impact of the inclusion policies
under the open method of co-ordination in the European Union: assessing the cultural policies
of six member states: final report - Slovenia". ECMI Working Papers (ISSN 1435-9812), 32.
2006,190 p.+++Hetzler, Antoinette; Persson, Marcus; Lundin, Elin: The aspect of culture in
the social inclusion of ethnic minorities, evaluation of the impact of the inclusion policies under the open method of co-ordination in the European Union: assessing the cultural policies
of six member states: final report - Sweden. ECMI Working Papers (ISSN 1435-9812), 33.
2006, 130 p.+++Vasecka, Michal: The aspect of culture in the social inclusion of ethnic minorities, evaluation of the impact of the inclusion policies under the open method of coordination in the European Union: assessing the cultural policies of six member states: final
report - Slovakia. ECMI Working Papers (ISSN 1435-9812), 34. 2006, 128 p.+++Downloads
unter: http://www.ecmi.de/rubrik/58/working+papers/ .
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2005-12 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Chancengleichheit FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: European Centre for Minority Issues (Schiffbrücke 12, 24939 Flensburg)
KONTAKT: Schmidt, Ulrike (e-mail: [email protected])
[270-L] Müller-Heidelberg, Till; Finckh, Ulrich; Steven, Elke; Habbe, Heiko; Micksch, Jürgen;
Kaleck, Wolfgang; Kutscha, Martin; Gössner, Rolf; Schreiber, Frank (Hrsg.):
Grundrechte-Report 2005: zur Lage der Bürger- und Menschenrechte in Deutschland,
Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verl. 2005, 255 S., ISBN: 3-596-16695-0
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INHALT: Auch in diesem Jahr steht der aktuelle Grundrechte-Report ganz im Zeichen des Antiterrorkampfes und der inneren Sicherheit. Neun deutsche Bürgerrechtsorganisationen - der
Kreis der Herausgeber wurde um die Neue Richtervereinigung und die Internationale Liga für
Menschenrechte erweitert - dokumentieren die Bedrohung von Menschen- und Bürgerrechten
in der Bundesrepublik anhand ausgewählter Beispiele. Themen sind unter anderem das Luftsicherheitsgesetz, die Hamburger Al Kaida-Prozesse, die nachträgliche Sicherheitsverwahrung oder die Abschiebepraxis. Aber auch der Bedrohung von Grundrechten durch Sparzwänge und knappe Kassen ist Aufmerksamkeit zu schenken, wie die Beiträge zur Altenpflege, zu den Hartz IV-Regelungen oder zur Schulbildung zeigen. Der Datenschutz ist ebenfalls
ein weiterhin aktuelles Thema und hier geht die potenzielle Bedrohung nicht allein von staatlichen Stellen, sondern auch vom privaten Sektor aus. Videoüberwachung durch Arbeitgeber
oder RFID-Funketiketten für Konsumgüter sind Beispiele. Die Autorinnen und Autoren zeigen Rechtsverstöße und Demokratiedefizite auf, geben aber auch Beispiele für die Beachtung
und Verteidigung von Grundrechten. (ZPol, NOMOS) Inhaltsverzeichnis: Vorwort der Herausgeber (13-16); Christine Hohmann-Dennhardt: Die Wiederentdeckung der Freiheit unter
den Brücken. Zum Angriff auf den sozialen Gehalt unserer Grundrechte (17-22); Wolfgang
Kaleck: Der internationale Terrorismus und die Geltung des Rechts in der Welt (23-27);
Christian Bommarius: Die neuen Verfassungsfeinde (28-32); Dieter Hummel: Soll der Arbeitgeber alles sehen? (33-36); Sönke Hilbrans: Der Schnüffel-Chip im Warenkorb (37-40);
Martina Kant: Automatisierte Kfz-Kennzeichenerkennung Einstieg in eine neue Überwachungsinfrastruktur (41-44); Wilko Zicht: Fußballfans im Abseits. Zum Zusammenspiel von
staatlichen und privaten Kontroll- und Überwachungsmaßnahmen (45-48); Martin Kutscha:
Eine Lizenz zum Töten Unschuldiger. Das neue Luftsicherheitsgesetz bricht ein fundamentales Tabu (49-52); Helmut Pollähne: Lex Vomica? Das zweite Todesopfer hanseatischer
Brechmittelpolitik (53-56); Bernd Mesovic: Verteilung der Verantwortung in einem "Sauhaufen" - BGS-Beamte wegen Tod von Aamir Ageeb bei der Abschiebung bestraft (57-61); Heiko Habbe: Hauptsache raus - Abschiebepraxis am Beispiel Hamburg (62-65); Tobias Singelnstein: Unerhört eingesperrt. Zu Vorwürfen und Fällen von Misshandlungen in Justizvollzugsanstalten und Abschiebegefängnissen (66-69); Heike Kleffner: Auf dem rechten Auge
blind (70-73); Bernd Schlüter: Altenpflege zwischen Sparzwängen und Menschenwürde (7477); Günter Werner: Recht ist, was Juristen nützt. Das Rechtsberatungsgesetz vor dem Bundesverfassungsgericht (78-81); Thilo Scholle: Das Kopftuchverbot für Lehrerinnen an öffentlichen Schulen (82-86); Rolf Gössner: Anschlagsrelevante Texte? Wie der Verfassungsschutz
kritische Kommentare zu geistiger Brandstiftung erklärt (87-89); Dieter Deiseroth: Wer petzt,
kann gehen. Whistleblowing und Grundrechte (90-94); Helmut Pollähne: "Positiv in Haft"
Grundrechtsschutz für Postsendungen an Gefangene (95-98); Maja Kreßin: Abschied von der
Meinungsvielfalt? Clements Pressekartellrechts-Novelle (99-102); Dagmar Brosey: Rundfunkfreiheit für das Freie Senderkombinat. Ein Einschüchterungsversuch der Staatsgewalt
(103-106); Kai Weber: Wie der Staat Familien zerstört (107-110); Wilhelm Achelpöhler/
Tjark Sauer: Hessen führt Demogebühr ein (111-113); Alain Mundt: Konzept der ausgestreckten Faust - Erster Mai 2004 in Berlin (114-117); Frank Schreiber: Kein Sonderrecht gegen rechtsextreme Demonstrationen Bundesverfassungsgericht zu Bochumer NPDKundgebung (118-121); Rolf Gössner: Aufstand der "Unanständigen"? Oder: Zivilcourage
gegen Nazis strafbar (122-126); Christoph Weinrich: Auch Nervensägen haben Grundrechte Gießener Polizeistrategien (127-131); Wolfgang Kaleck: Pauschale Briefkontrolle in Strafhaft
(132-134); Ulrich Finck: Wenn ein Gericht dem Grundgesetz folgen will ...(135-138); Elke
Steven: Die Rückkehr der Berufsverbote (139-144); Erhard Denninger: "Großer Lauschangriff" - zurechtgestutzt? (145-149); Hubert Heinhold: Kurzes Verfallsdatum: Flüchtlingsstatus
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wird massenhaft widerrufen (150-153); Constantin Hruschka: Das neue Flüchtlingsrecht im
Praxistest Flüchtlingsrechtliche Veränderungen durch das Zuwanderungsgesetz (154-157);
Ulrich Finckh: Ein Volksentscheid entscheidet nichts. Das Hamburgische Verfassungsgericht
entmachtet den Volkssouverän (158-160); Detlef Hensche: Hartz IV - Arbeitszwang statt Berufsfreiheit Fragwürdigkeiten der Sozialreform (161-164); Frank Schreiber: Menschenwürde,
pauschaliert. Die Bemessung der Sozialhilferegelsätze nach dem neuen SGB 12 (165-168);
Gertrud Hovestadt: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Zum Zusammenhang von Schulbildung und sozialer Herkunft (169-173); Stefan Waterkamp/ Edda Weßlau: Die Verletzung des
fairen Verfahrens in den Hamburger Al-Qaida-Prozessen (174-178); Andrea Würdinger: Terrorismusbekämpfung im Ausländerrecht ... praktisch umgesetzt (179-182); Martin Kutscha:
Eine Lanze für die Normenklarheit. Das Bundesverfassungsgericht ermahnt den Gesetzgeber
(183-186); Wolfgang Kaleck: Mit schwarzen Listen gegen Terroristen (187-191Till MüllerHeidelberg: Auch europäische Menschenrechte werden durchgesetzt (192-194); Die Freiheit
der Person kann nur aufgrund eines Gesetzes beschränkt werden (Art. 104 1). Helmut Pollähne: Wenn Patienten in "long stay units" (ver)enden. Zur Debatte um die "humane Verwahrung" in der forensischen Psychiatrie (195-199); Miriam Gruß: Freiheitsberaubung durch das
Bundesverfassungsgericht? Der Streit um die landesgesetzliche nachträgliche Sicherungsverwahrung (200-203); Marei Pelzer: Kindeswohl unter Vorbehalt. Minderjährige kommen in
Abschiebungshaft (204-207).
[271-L] Niedobitek, Matthias:
Minderheitenschutz im europäischen Mehrebenensystem, in: Frank-Lothar Kroll, Matthias
Niedobitek (Hrsg.): Vertreibung und Minderheitenschutz in Europa, Berlin: Duncker & Humblot,
2005, S. 241-278, ISBN: 3-428-11833-2 (Standort: B d. Fridrich-Ebert-Stiftung(Bo133)-6897)
INHALT: Der Verfasser stellt einleitend mögliche Erscheinungsformen minderheitenschützender
Bestimmungen sowie europarechtliche Dimensionen des Minderheitenschutzes dar. Er wendet sich dann dem allgemeinen europarechtlichen Rahmen für den Minderheitenschutz auf
der Ebene der EU-Mitgliedstaaten zu, wobei das Diskriminierungsverbot aus Gründen der
Staatsangehörigkeit sowie die Beschränkungsverbote im Mittelpunkt stehen. Vor diesem Hintergrund wird der Minderheitenschutz in den Außenbeziehungen der EU sowie innerhalb der
Union als Maßstab und Gegenstand der Kompetenzausübung behandelt. Abschließend wird
die Verankerung des Minderheitenschutzes im Verfassungsvertrag thematisiert. Der Beitrag
zeigt, dass der Minderheitenschutz über die EU-Außenpolitik auf die innenpolitische Agenda
der EU gelangt ist. Der Verfassungsvertrag hat den EU-internen Minderheitenschutz deutlich
aufgewertet. (ICE)
[272-L] Nowicka, Magdalena:
Eine für immer?: eine kollektive Netzwerk-Identität in der Gruppe der Hochmobilen, in:
Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des
32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt
am Main: Campus Verl., 2006, S. 2105-2114, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Der Vortrag wird auf der Grundlage von qualitativen Interviews die Frage nachgehen,
wie kollektive Identität und ihre Beziehung zur Staatsbürgerschaft unter den Bedingungen der
Entkoppelung von Nationalstaaten und erhöhter Mobilität gestaltet wird. Im Laufe der Unter-
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6 Staatsbürgerschaft und Einbürgerung, Menschen- und Minderheitenrechte
suchung wurde deutlich, dass die Organisation, in der die interviewten Individuen arbeiten,
einige der Funktionen des Nationalstaat übernimmt, z.B. löst sie von nationalstaatlichen Steuer-, Recht- Renten und Gesundheitssystemen. Außerdem beeinflusst die Arbeit in der Organisation die Lebensführung, z.B. wird oft temporäre Migration und erhöhte Mobilität erforderlich. Lebensstile und die Familie selbst werden internationalisiert. In diesem Kontext wird die
nationalstaatliche und ethnische kollektive Identität in Frage gestellt und andere Fragen werden relevant: Gibt es in dieser Gruppe eine kollektive Identität? Was zeichnet kollektive Identitäten aus, die sich nicht länger auf einen Nationalstaat beziehen? Es zeigt sich, dass die Organisation zwar eine Bindung für die Mitarbeiter schafft, die funktional an die Stelle des Nationalstaats tritt, aber man kann diese Identität nicht mit der nationalstaatlichen Einbindung
vergleichen. Sie zeigt, z.B. keine dauerhafte Kontinuität in der Zeit. Die (National) Staatsbürgerschaft wird oft zu einer leeren, rein rechtlichen Kategorie. Zugleich tauchen nationalstaatliche Bezüge immer wieder auf. Es gibt verschiedene Kontexte, in denen die (private-) kollektive Identität explizit und diskursiv oder selbstverständlich und unartikuliert wird. Man
kann die These wagen, dass sich kollektive Identitäten außerhalb eines nationalstaatlichen
Kontexts individualisieren und mobilisieren. Die kollektive Identität wird aus dem nationalstaatlichen Rahmen enthoben und entterritorialisiert, ohne dass dies die untersuchten Individuen belasten würde. Eher entsteht eine Bedrohung für die Nationalstaaten, die die Konzepte
der Staatsbürgerschaft und ihre Immigrationsgesetze überdenken müssen. Es wäre verfehlt,
eine am Nationalstaat orientierte kollektive Identität auf transnationaler Ebene zu vermuten.
Es sind aber Identitäten zu beobachten, die der nationalstaatlichen ähneln und zugleich den
nationalstaatlichen Bürgerschafts- und Identitätsbegriff in Frage stellen." (Autorenreferat)
[273-F] Opitz, Maximilian, Dipl.-Pol. (Bearbeitung); Stammen, Theo, Prof.Dr. (Betreuung):
Minderheitenpolitik in der erweiterten EU (Arbeitstitel)
INHALT: Entwicklung des Politikfelds Minderheitenschutz in der EU vor dem Hintergrund der
EU-Osterweiterung und der Vertiefung durch den Verfassungsvertrag. GEOGRAPHISCHER
RAUM: Europäische Union
METHODE: Anhand von Theorien der Internationalen Politik sowie der Vergleichenden Systemlehre wird die Entwicklung der EU-Minderheitenpolitik analysiert.
ART: Dissertation BEGINN: 2004-04 ENDE: 2007-02 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Augsburg, Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Politikwissenschaft (Universitätsstr. 10, 86135 Augsburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0821-598-5593, Fax: -5649,
e-mail: [email protected])
[274-L] Pistohlkors, Gert von; Weber, Matthias (Hrsg.):
Staatliche Einheit und nationale Vielfalt im Baltikum: Festschrift für Michael Garleff zum
65. Geburtstag, (Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 26), München: Oldenbourg 2005, 264 S., ISBN: 3-486-57819-7
INHALT: "Im April 2004 fand in Oldenburg ein internationales wissenschaftliches Symposium
statt, dessen Beiträge in diesem Band dokumentiert werden. Michael Garleff hat sich in seinem wissenschaftlichen Wirken intensiv der Geschichte des Ostseeraumes, insbesondere der
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baltischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts gewidmet. Die nach dem Ersten Weltkrieg unabhängig gewordenen Staaten Estland, Lettland und Litauen hatten und haben historisch gewachsene Probleme mit nationalen Minderheiten (Russen, Deutsche, Schweden und
Juden). Hier setzen die Autorinnen und Autoren an, indem sie Lösungen aufzeigen, die von
den Staaten selbst gesucht wurden und werden." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Gert
von Pistohlkors, Matthias Weber: Zu diesem Band (9-12); Gert von Pistohlkors: Ursprung
und Entwicklung ethnischer Minderheiten in der baltischen Region im 19. und beginnenden
20. Jahrhundert (13-34); Dietmar Willoweit: Minderheitenrecht und nationale Autonomie
(35-46); Detlef Henning: Formen kultureller Autonomie in den baltischen Staaten (47-68);
Helena Simkuva: Minderheitenpolitik in Lettland (69-86); Heinrich Wittram: Kirche, Staat
und Minderheiten in Estland und Lettland 1920 -1940 und ihre Bedeutung für die Gegenwart
(87-114); Armin Baron von Ungern-Sternberg: Ankunft in der Bundesrepublik. Archäologie
und Dekonstruktion des kulturellen Erbes: Siegfried von Vegesack (115-152); Tiit Rosenberg: Das Anknüpfen an Geschichtsverständnis und demokratische Traditionen im wieder
unabhängigen Estland (153-166); John Hiden: Die aktuelle Dimension in Paul Schiemanns
Minderheitentheorie und -politik (167-174); Jörg Hackmann: Werner Hasselblatt (18901958). Von der estländischen Kulturautonomie zur nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik (175-206); Michael Garleff: Georg von Rauch und die baltische Geschichtsforschung
(207-224); Gabriele Garleff: Schriftenverzeichnis Michael Garleff 1969-2004 (225-258).
(ZPol, NOMOS)
[275-L] Schmidt, Burghart (Hrsg.):
Menschenrechte und Menschenbilder von der Antike bis zur Gegenwart, (Geistes- und Kulturwissenschaftliche Studien, Bd. 1), Hamburg: DOBU, Wiss. Verl. Dokumentation und Buch
2006, 335 S., ISBN: 3-934632-10-6 (Standort: UB Trier(385)-a/17481)
INHALT: "'Die Unkenntnis, das Vergessen oder die Missachtung der Menschenrechte sind die
alleinigen Ursachen öffentlichen Unglücks', hieß es schon 1789 in der französischen Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte. Mehr als zwei Jahrhunderte später kommt es noch
immer zu schwersten Menschenrechtsverletzungen. Die Massengräber von Srebrenica, die
Toten von Sierra Leone und Ruanda, zahllose Menschen, die sich ohne Anklage oder rechtsstaatliche Verfahren in Haft befinden, Berichte über Folter und Missbrauch aus zwei Dritteln
aller Staaten dieser Welt sprechen eine deutliche Sprache. Das vorliegende Buch steht aus
diesem Grunde im Zentrum einer Debatte, die kaum aktueller sein könnte. Sie impliziert ethische und politische Wertsetzungen, die besonders dann wirkungsmächtig erscheinen, wenn
sie auf einer gründlichen Kenntnis der historischen und kulturellen Rahmenbedingungen
menschlichen Handelns beruhen. Diese Rahmenbedingungen näher zu analysieren, haben
sich 18 Autorinnen und Autoren des Historischen Seminars der Universität Hamburg zur
Aufgabe gemacht. Über verschiedene Epochen und Kulturkreise hinweg spannen sie einen
Bogen von den Rechten des freien Bürgers in der Antike bis zur amerikanischen Bürgerrechts- und afrikanischen Menschenrechtsdiskussion des 20. Jahrhunderts. Den historischen
und kulturellen Besonderheiten Rechnung tragend, analysieren sie die Menschenrechte und
ihre Entstehung und hinterfragen Menschenbilder, die diese Rechte und ihre Umsetzung prägen: das Bild vom Juden, das Völkerbild deutscher Minderheiten, das Menschenbild des Nationalsozialismus. Sie beschäftigten sich mit der Problematik von Krieg und Frieden, mit rassistischen Tendenzen in der Gesellschaft, hinterfragen afroamerikanische Identitätsbildungen
und konservative Menschenbilder in Europa. Vielfach werden auf diese Weise die Wurzeln
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von Entwicklungen sichtbar, die in der Vergangenheit zu Verletzungen elementarer Menschenrechte führten und noch heute führen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Burghart
Schmidt: Menschenrechte und Menschenbilder von der Antike bis zur Gegenwart (7-57); Jürgen Deininger: Eine historische Vorstufe der Menschenrechte: Die Rechte des freien Bürgers
in der Antike (58-71); Hans-Werner Götz: Menschenrechte im Mittelalter? (72-83); Jürgen
Sarnowsky: "Der Friede aber nährt viele Fehler". Das Menschenbild der spätmittelalterlichen
Theorien zu Krieg und Frieden (84-93); Arno Herzig: Das Bild vom Juden in der deutschen
Historiographie und Staatstheorie von der Reformationszeit bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert (94-110); Hans-Gerd Winter: Wir und die Anderen. Aspekte des Judenbildes in der
deutschsprachigen Literatur vom 17. bis 19. Jahrhundert (111-121); Andreas Brämer: Rabbinische Gelehrte als Gegenstand der jüdischen Geschichtsschreibung. Biographisches Erkenntnisinteresse zwischen Wissenschaftsparadigma und Legitimationstechnik (1780-1871)
(122-139); Rainer Hering: Ungleiche Menschen, ungleiche Rechte - Zum Menschenbild des
extremen Nationalismus in Deutschland - 1890 bis 1933 (140-155); Bernd Jürgen Wendt:
Moderner Machbarkeitswahn. Zum Menschenbild des Nationalsozialismus, seinen Wurzeln
und Konsequenzen (156-176); Sabine Bamberger-Stemmann: "(...) mit solch rückständigen
Völkern (...)" gemeinsame Sache machen? Einige Überlegungen zum Völkerbild der deutschen Minderheiten in der Zwischenkriegszeit (177-202); Barbara Vogel: "Gott in der Großstadt": Der 71. Katholikentag 1932 in Essen als Beispiel für die Wirkungsmächtigkeit der
Menschenbilder von Stadt- und Landleben (203-210); Hans-Dieter Loose: Ein politisch tätiger Schriftsteller im Visier nationalsozialistischer Machthaber. Der Hamburger Staatsrat Alexander Zinn (211-219); Axel Schildt: Konservatives Menschenbild - Konstanz und Wandel
(220-229); Frank Otto: Bilder vom Schrecken erregenden Menschen - Muster der Darstellung
von Serienmördern in den Massenmedien (230-239); Jürgen Martschukat: Bürgerrechte, Todesstrafe und Rassismus in den USA (240-254); Johanna Meyer-Lenz/Nina Mackert: Angela
Davis: Zur Konstruktion einer afroamerikanischen politischen Identität im Kontext der 68er
Bewegung (255-276); Leonhard Harding: Menschenbilder und Menschenrechte: Afrikanische
Erfahrungen (277-306); Maren Lorenz: Menschenbilder und historische Erkenntnis. Anmerkungen zur methodischen Verwirrung in der "Körpergeschichte" (307-329).
[276-L] Schreiner, Patrick:
Staat und Sprache in Europa: nationalstaatliche Einsprachigkeit und die Mehrsprachenpolitik der Europäischen Union, (Frankfurter Forschungen zur Kultur- und Sprachwissenschaft, Bd.
11), Frankfurt am Main: P. Lang 2006, 186 S., ISBN: 3-631-54693-9 (Standort: UB Bonn(5)2006/8016)
INHALT: Die Untersuchung arbeitet anhand von fünf sprachenpolitischen Bereichen Elemente
des nationalstaatlichen Verständnisses von Sprache einerseits, Elemente des EU-europäischen
Verständnisses von Sprache andererseits heraus. Untersucht werden Sprachminderheitenpolitik gegenüber Grenzminderheiten, Sprachminderheitenpolitik gegenüber Immigranten, Sprachenverbreitungspolitik sowie Sprachenplanungspolitik. Die Untersuchung macht deutlich,
dass das nationalstaatliche und das EU-europäische Verständnis von Sprache sich auf politischer wie auf struktureller Ebene ergänzen. Abschließend werden mögliche Konsequenzen
für die Diskussion um den Staatscharakter der Europäischen Union angesprochen. (ICE2)
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175
[277-L] Schröter, Yvonne M.; Mengelkamp, Christoph; Jäger, Reinhold S. (Hrsg.):
Doppelte Staatsbürgerschaft: ein gesellschaftlicher Diskurs über Mehrstaatigkeit, Landau:
Verl. Empir. Pädagogik 2005, III, 381 S., ISBN: 3-937333-02-9 (Standort: UB Bonn(5)-20063274)
INHALT: "Wie kann das gesellschaftliche Zusammenleben zwischen Deutschen und Migranten
geregelt werden? Was ist unter einer deutschen 'Leitkultur' zu verstehen? Ist Deutschland ein
Einwanderungsland? Fragestellungen dieser Art beschäftigen die Öffentlichkeit in der Bundesrepublik Deutschland seit vielen Jahren. Ein besonderes politisches und gesellschaftliches
Reizthema ist hierbei der so genannte 'Doppelpass' bzw. die doppelte (mehrfachen) Staatsangehörigkeit. Wichtige Diskussionen um eine neue Einwanderungspolitik wurden Ende der
90er primär auf dem Nebenfeld der Mehrstaatigkeit ausgeführt. Aber nicht nur der Doppelpass, sondern auch die 'Zuwanderungsdebatte' oder neuerdings die 'Türkeidebatte' zeigen in
die gleiche Richtung. Gemeinsam ist diesen Auseinandersetzungen die Frage, wie die deutsche Gesellschaft mit einer grundlegenden Neuorientierung zwischen Einheimischen und
Zuwanderern umgehen soll. Mehrstaatigkeit ist jedoch insbesondere ein soziales Problem.
Weshalb steht dann die Ideologisierung des Phänomens Mehrstaatigkeit so im Vordergrund?
Wodurch ist das Misstrauen gegenüber Mehrstaatigkeit begründet? Stellt man diese Fragestellung in den Kontext von Begriffen, wie Globalisierung und transnationaler Migration, so
wird deutlich, dass existentielle Grundentscheidungen für die Zukunft der deutschen Gesellschaft anstehen. Vor diesem Hintergrund beschreibt das vorliegende Buch den komplexen
Bereich der Mehrstaatigkeit. Es hat zum Ziel, interessierten Lesern einen Überblick über juristische, politische, soziokulturelle, psychologische und pädagogische Aspekte der Mehrstaatigkeit zu vermitteln. Renommierte Experten aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft setzten sich konstruktiv mit der, Mehrstaatigkeit auseinander und skizzieren richtungweisende
Herausforderungen. Erstmals werden mit diesem Buch im deutschsprachigen Raum auch empirische sozialwissenschaftliche und politikwissenschaftliche Forschungsergebnisse zur
Mehrstaatigkeit vorgelegt. Neben dem deutschen Umgang mit Mehrstaatigkeit werden auch
die Perspektiven aus sieben Ländern des europäischen Auslandes dargestellt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Yvonne Schröter und Reinhold S. Jäger: Mehrstaatigkeit in der Bundesrepublik Deutschland - eine Einführung (5-42); Ralf Göbel: Mehrfache Staatsangehörigkeit - ein politisches Reizthema (44-58); Martin Jungnickel: Einbürgerung und Doppelpass Die Mehrstaatigkeitsregelungen in der Praxis (59-67); Ulrich Sarcinelli und Jochen Stopper:
Doppelte Staatsangehörigkeit und Demokratie: zwischen Kulturnation und Verfassungspatriotismus (68-96); Thomas Faist, Jürgen Gerdes und Beate Rieple: Doppelte Staatsbürgerschaft: Determinanten der deutschen Politik des Staatsangehörigkeitsrechts (97-122); Linnea
Sundström: Doppelte Staatsbürgerschaft oder nicht? Das ist hier die Frage! Eine empirische
Untersuchung (123-141); Christoph Mengelkamp und Yvonne Schröter: Elitenbefragung zur
mehrfachen Staatsangehörigkeit in Deutschland (142-170); Hans H. Reich und Francesca
Chillemi Jungmann: Die politische Bildung von Schülern mit doppelter Staatsangehörigkeit
als pädagogische Denkfigur (171-176); Laie Akgün: Die Zeit spielt für den Doppelpass (178182); Reinhard Grindel: Integration ohne Doppelpass (183-191); Ekin Deligöz: Perspektive
Doppelpass: Eine Zwischenbilanz der rot-grünen Staatsangehörigkeitsreform (192-197); Max
Stadler: Perspektiven zur mehrfachen Staatsbürgerschaft aus Sicht der FDP (198-201); Michael Sommer, Volker Roßocha und Nafiz Özbek: Staatsbürgerschaft: Doppelte hält besser
(202-212); Kadriye Aydin: Perspektiven und idealtypische Lösungen zum Thema Mehrstaatigkeit aus der Sicht des Interkulturellen Rates in Deutschland (213-223); Hiltrud StöckerZafari: Die Mehrstaatigkeit - ein nicht zu übersehendes Phänomen (224-231); Faruk Sen:
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Mehrstaatigkeit: Statement des Zentrums für Türkeistudien (ZfT) (232-236); Leif Kalev and
Rein Ruutsoo: Citizenship and Multiple Citizenship in Estonia (238-255); Pirkko Pitkänen,
Jussi Ronkainen and Päivi Harinen: Dual Citizenship in Finland (256-267); Didier Le Saout
and Aïssa Kadri: Dual Citizenship in France: Nationhood and Socialisation (268-283); Konstantinos Tsitselikis: Dual Citizenship Issues in Greece (284-299); Devorah Kalekin-Fishman:
Almost Total Permissiveness: Dual/Multiple Citizenship in Israel (300-308); Maria Ramos
and Manuela Gomes: Dual/Multiple Citizenship in Portugal (309-335); Liz Smith: Some
Implications of Dual Citizenship on British Society (336-343); Rainer Bauböck, Rainer Münz
und Harald Waldrauch: Integration und Staatsbürgerschaft: ein europäischer Vergleich (344359); Konstantinos Tsitselikis: Dual Citizenship in the Light of International Law (360-376).
[278-L] Schubert, Hans-Joachim; Stölting, Erhard:
Ethnische Identität und Staatsbürgerschaft: die Bedeutung türkischer und kurdischer Herkunft und Identität für Studierende (Bildungsinländer) bei der Wahl ihrer Staatsbürgerschaft, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1
und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 2115-2126, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: Die Autoren berichten über erste Ergebnisse aus einem laufenden Forschungsprojekt an
der Universität Potsdam, in welchem sie die Bedeutung von ethnischen Selbst- und Fremdzuschreibungen in der Lebenswelt von Studierenden türkischer und kurdischer Herkunft untersuchen. Sie erforschen den Integrationsprozess von Bildungsaufsteigern der zweiten Generation türkischer Ein- oder Zuwanderer aufgrund widersprüchlicher Signale: Einerseits ist ihr
Bildungsaufstieg buchstäblich ein Zeugnis von sozialer Integration, denn damit ist faktisch
nicht nur ein Bruch mit der ethnischen Gemeinschaft, sondern auch mit der sozialen Herkunft
verbunden; andererseits wird jedoch das Phänomen des Fundamentalismus und der Rückbeziehung auf die ethnische Herkunft bei Studierenden, die aus Ländern mit islamischer Kultur
kommen, in der Öffentlichkeit immer noch kritisch wahrgenommen. Die Darstellung der Autoren konzentriert sich vor allem auf das Verhältnis von Staatsbürgerschaft und ethnischer Identität, wobei folgende Fragen im Mittelpunkt stehen: Aufgrund welcher Handlungsmotive
wurde die jeweilige Staatsbürgerschaft gewählt? Wie und warum werden ethnische Identitäten definiert? Welche Zusammenhänge und Konflikte bestehen zwischen ethnischer Identität
und Staatsbürgerschaft vor dem Hintergrund strategischer, sozialer, kultureller, diskursiver
und reflexiver Handlungsorientierungen und Strukturen? (ICI2)
[279-L] Schüler, Sonja:
Integration durch Demokratisierung: die Minderheitensituation der Roma in Bulgarien seit
1989, (Europäische Hochschulschriften. Reihe 31, Politikwissenschaft, Bd. 521), Frankfurt am
Main: P. Lang 2005, 341 S., ISBN: 3-631-54305-0 (Standort: UB Chemnitz(CH1)-MG88968schu)
INHALT: "Die Arbeit beleuchtet am Beispiel Bulgariens nach 1989/90 Charakteristika und Hintergründe des politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Randgruppenstatus von Roma in postsozialistischen Staaten Osteuropas. Dabei werden Ethnizitäts- und Marginalitätskonzepte auf ihre Anwendbarkeit geprüft und Problemlösungsansätze sowie künftige Entwicklungsperspektiven der Gesamtproblematik aufgezeigt. Breite Segmente der bulgarischen
Roma-Bevölkerung sind gegenwärtig in mehrfacher Hinsicht marginalisiert. Ohne die Schaf-
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6 Staatsbürgerschaft und Einbürgerung, Menschen- und Minderheitenrechte
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fung von Entwicklungsmöglichkeiten und die Bekämpfung von Benachteiligungen werden
die Betroffenen langfristig am sprichwörtlichen Rande eines erweiterten EU-Bereichs
verbleiben - mit weitreichenden sozioökonomischen Folgen." (Autorenreferat)
[280-L] Steele, Tom; Taylor, Richard:
Citizenship and global chaos: education, culture and revolution, in: Danny Wildemeersch,
Veerle Stroobants, Michal Bron Jr. (Hrsg): Active citizenship and multiple identities in Europe : a
learning outlook, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 87-104, ISBN: 0-8204-7750-8 (Standort:
ULB Münster(6)-3F59778)
INHALT: Auf dem Hintergrund zunehmender Globalisierung und der offensichtlichen Vormachtstellung der USA befasst sich der Beitrag mit dem Konzept der Staatsbürgerschaft als notwendige Funktion für eine gesunde und integrative Demokratie. Neben einem historischen
Abriss über klassische Formen und Ursprünge von Staatsbürgerschaft sowie über theoretische
Diskurse von der Renaissance bis zur Gegenwart werden die Rolle des Nationalstaates und
das Völkerrecht unter Globalisierungsbedingungen beleuchtet. An Anlehnung an Habermas
wird hier die Beziehung von "ethnos" und "demos" in der Bildung moderner Nationalstaaten
erörtert. Im abschließenden Teil werden auf der Basis verschiedenster Theorien (Nussbaum,
Hardt und Negri, Bacevich) die Möglichkeiten für globale Staatsbürgerschaft im Rahmen von
kultureller Differenz und Pluralismus untersucht. Darüber hinaus wird für eine neue bürgerliche Erziehung plädiert, die den neuen Realitäten des globalen Migrantenstromes Rechnung
trägt. Am Ende steht die Frage, welche westlichen Vorstellungen von demokratischer Staatsbürgerschaft solche fundamental-religiösen Formen integrieren können, die seitens des islamistischen Fundamentalismus gegen den Westen gerichtet sind. (ICH)
[281-L] Sundström, Linnea:
Doppelte Staatsbürgerschaft oder nicht?: das ist hier die Frage! ; eine empirische Untersuchung, in: Yvonne M. Schröter, Christoph Mengelkamp, Reinhold S. Jäger (Hrsg.): Doppelte
Staatsbürgerschaft : ein gesellschaftlicher Diskurs über Mehrstaatigkeit, Landau: Verl. Empir.
Pädagogik, 2005, S. 123-141, ISBN: 3-937333-02-9 (Standort: UB Bonn(5)-2006-3274)
INHALT: Die BRD hat unter Berufung auf das Nationenverständnis, die Entwicklung des Staatsangehörigkeitsrechts und die Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Doppelstaatigkeit lange
Zeit die Vermeidung von Mehrstaatigkeit propagiert. Das ist auf das in- und exklusive Verständnis von Staatsbürgerschaft zurückzuführen. Mit der Reform im Jahre 2000 hat Deutschland sich von diesem Prinzip ein wenig gelöst, in dem es jetzt vermehrt zur Hinnahme von
Mehrstaatigkeit tendiert. Im Rahmen einer Diplomarbeit, die im vorliegenden Beitrag zusammengefasst wird, wird in Anlehnung an diese Diskussion zum einen die Frage gestellt,
welche Bedeutung der deutsche Staat der Staatsbürgerschaft zuschreibt (Makroebene) und
zum anderen, welche Bedeutung Menschen mit mehrkulturellem Hintergrund der doppelten
Staatsbürgerschaft beimessen (Mikroebene). Damit will die Untersuchung das vorwiegend
aus juristischer Sicht aufgearbeitete Thema der "Mehrstaatigkeit" aus psychologischer Sicht,
d. h. aus Sicht der Betroffenen näher beleuchten. (ICA2)
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[282-L] Wedel, Heidi:
Menschen- und Minderheitenrechte in der Türkei auf dem Weg in die EU, in: Siegfried
Frech, Mehmet Öcal (Hrsg.): Europa und die Türkei, Schwalbach: Wochenschau Verl., 2006, S.
201-229, ISBN: 3-89974-254-0 (Standort: UB Freiburg(25)-GE2006/3549)
INHALT: "Beitrittsgegner definieren Europa häufig als einen 'Hort von Demokratie und Menschenrechten' und sprechen der Türkei das Erreichen europäischer Standards in Bezug auf die
Menschenrechte ab. Dass in der Türkei seit Jahrzehnten Menschenrechte verletzt werden, ist
unbestritten. Gerade deshalb ist der Beitrittsprozess der Türkei zur EU eine historische Chance. Historische Chance deshalb, weil ein möglicher EU-Beitritt die Türkei zu Reformen motiviert. Menschenrechtspolitik ist also keine bloße Rhetorik mehr, sondern eine zwingende
Voraussetzung für das Erreichen der 'Kopenhagener Kriterien'. Tatsächlich hat die Türkei im
Zuge der 'Beitrittspartnerschaft' seit 2001 zahlreiche Reformen verabschiedet, mit denen sie
sich internationalen Menschenrechtsstandards angenähert hat. Diese Erfolge wurden von der
EU-Kommission im Fortschrittsbericht 2004 positiv verbucht. Anhand der einzelnen Menschenrechtsfelder analysiert die Autorin in ihrem Beitrag, inwieweit im Zuge der 'Beitrittspartnerschaft' Menschenrechte verwirklicht wurden, was konkret erreicht wurde und welche
Defizite noch bestehen. Deutlich wird, dass trotz der Reformen noch ein Nachholbedarf - vor
allem bei den Minderheitenrechten - existiert. Und offenkundig ist weiterhin, dass es einer
konstanten Lobbyarbeit von Menschenrechtsorganisationen bedarf, um die türkische Regierung und die EU auf bestehende Missstände und verbleibende Reformen hinzuweisen." (Autorenreferat)
[283-L] Weibel, Nadine E. B.:
Integration à la francaise oder wie der laizistische Staat die religiösen Minderheiten betrachtet: Das Beispiel der MuslimInnen, in: Manfred Oberlechner (Hrsg.): Die missglückte Integration? : Wege und Irrwege in Europa, Wien: Braumüller, 2006, S. 183-192, ISBN: 3-7003-1573-2
(Standort: THB Aachen(82)-Ld549-10)
INHALT: Der Beitrag zu nationalstaatlichen Integrationspolitiken betrachtet die Minderheitenpolitik in Frankreich am Beispiel der MuslimInnen. Dabei gliedern sich die Ausführungen in
folgende Aspekte: (1) die Ignoranz des Minderheitenbegriffs im französischen Recht, auch in
religiöser Hinsicht, (2) die Genese der Laizität, also die Trennung von Kirche und Staat, die
neutrale Haltung des öffentlichen Raumes sowie die Zurückdrängung der Religionsausübung
in die Privatsphäre, (3) die Praxis des Prinzips der Laizität, (4) die Gründung eines Islamrats
als staatliche Initiative, (5) die französische Kopftuch-Problematik sowie (6) die Furcht vor
dem Anderen und Rassismus in Frankreich. Die Autorin weist darauf hin, dass Frankreich ein
großes Problem mit dem sichtbaren Auftreten von Minderheiten in der Öffentlichkeit bzw.
der Akzeptanz der Anderen haben wird. (ICG2)
[284-L] Wheatley, Jonathan:
Implementing the framework convention for the protection of national minorities in Georgia: a feasibility study, (ECMI Working Paper, 28), Flensburg 2006, 64 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.ecmi.de/download/working_paper_28.pdf)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
6 Staatsbürgerschaft und Einbürgerung, Menschen- und Minderheitenrechte
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INHALT: Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Minderheitenpolitik in Georgien. Der erste
Teil gibt einen Überblick über den Prozess, der zur Ratifizierung des Framework Convention
for the Protection of National Minorities (FCNM) führt und analysiert die Gründe, warum
sich die Unterzeichnung verzögert. Im zweiten Teil geht es um die Prioritätensetzung der georgischen Regierung im Kontext des FCNM. Dabei stehen folgende Fragen im Zentrum: (1)
Was ist eine nationale Minderheit? (2) Wie muss mit Minderheiten in der öffentlichen Verwaltung und im Bildungsbereich umgegangen werden? (3) Welche gesetzlichen Bestimmung
müssen erlassen werden, um eine Diskriminierung nationaler Minderheiten zu verhindern?
Abschließend analysiert der Autor die Probleme und Herausforderungen, die sich im Falle der
Ratifizierung für Georgien ergeben. (ICD)
7 Politische und soziale Partizipation von Migranten und
Selbstorganisationen
[285-L] Babka von Gostomski, Christian:
Vertrauen in die Regierung bei jungen Erwachsenen unterschiedlicher Herkunft im Zeitverlauf 2003 bis 2005, in: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, Jg. 1/2006, H. 3, S. 369-386
(Standort: USB Köln(38)-XG 9053; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die 2.599 Befragten des IKG-Jugendpanels verringerten ihr Vertrauen in das Handeln
der Regierung von 2003 auf 2005 kontinuierlich. Ausgehend von dem ParteipräferenzAnsatz, der Deprivationstheorie, dem Performanz-Ansatz und dem Konzept des sozialen Kapitals werden Hypothesen zur Erklärung des Vertrauens in die Regierung im Jahre 2005 entwickelt. Zusammen mit Kontrollvariablen werden diese in nach jungen Erwachsenen mit türkischem Herkunftshintergrund, mit Aussiedlungshintergrund aus den GUS-Staaten oder aus
Polen sowie mit deutschem Herkunftshintergrund differenzierten, multivariaten Modellen überprüft. Gemäß den Annahmen des Deprivationsansatzes zeigt sich, dass insbesondere eine
Wahrnehmung geringer Anerkennung der Eigengruppe in Deutschland mit Misstrauen gegenüber der Regierung einhergeht. Bei Aussiedlern und Deutschen hat zudem die Parteipräferenz für die an der Regierung beteiligten Parteien einen positiven Einfluss auf das Vertrauen.
Zudem zeigen sich Ausstrahlungseffekte zwischen dem Regierungsvertrauen, dem Vertrauen
auf eine rechtsstaatliche Behandlung, auf Absicherung und auf die wirtschaftliche Stabilität in
Deutschland." (Autorenreferat)
[286-L] Bade, Klaus J.:
Erfahrungen: Versäumnisse und Aufgaben in der Einwanderungsgesellschaft, in: Forum
Wissenschaft, Jg. 23/2006, Nr. 3, S. 6-9
INHALT: "Aus unterschiedlichen Gründen fordern neuerlich und heftig entflammte Debatten
über Probleme und Aufgaben, die sich aus Einwanderungsfragen ergeben, einen gelassenen
Rückblick auf historische Normalitäten in Sachen Migration und Integration geradezu heraus.
Klaus J. Bade überblickt Jahrzehnte dieser Diskussionen - der deutschen wie der internationalen. Menetekel wie das vorgeblicher 'Parallelgesellschaften' schrecken ihn nicht; eher stellt er
180
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
7 Politische und soziale Partizipation
sie den Selbstmissverständnissen der (bundes-)deutschen Gesellschaft gegenüber und fordert
sie auf sich ihnen zu stellen." (Autorenreferat)
[287-L] Bauböck, Rainer:
Migration und politische Beteiligung: Wahlrechte jenseits von Staatsgebiet und Staatsangehörigkeit, in: Manfred Oberlechner (Hrsg.): Die missglückte Integration? : Wege und Irrwege in
Europa, Wien: Braumüller, 2006, S. 209-223, ISBN: 3-7003-1573-2 (Standort: THB Aachen(82)Ld549-10)
INHALT: Der Beitrag zu den politischen Partizipationsmöglichkeiten von Migranten beschäftigt
sich mit der Ausgestaltung der Wahlrechte als Kern demokratischer Staatsbürgerschaft. Die
doppelte Beschränkung von Wahlrechten auf BürgerInnen mit festem Wohnsitz im Inland ist
in einer stark angewachsenen Zahl demokratischer Staaten aufgeweicht oder gänzlich aufgegeben worden. Dieser Trend ist symptomatisch für eine breitere Transformation jener territorialen und Mitgliedschaftsgrenzen, welche demokratische Staatsbürgerschaft umschreiben. Im
ersten Schritt wird zunächst das Phänomen zunehmend expansiver Wahlrechte beschrieben
und Gründe für diese Entwicklung angegeben. Dabei werden die beiden Konstellationen (1)
der StaatsbürgerInnen ohne Wohnsitz und (2) der WohnbürgerInnen ohne Staatsbürgerschaft
erörtert. Im zweiten Schritt wird aus normativer Perspektive gefragt, wie die Entwicklung expansiver Wahlrechte zu bewerten ist. Die Betrachtung umfasst die vier Grundpositionen (1)
des klassischen Republikanismus, (2) des ethnischen Nationalismus, (3) der liberalen Prinzipien demokratischer Inklusion und (4) des alternativen liberalen Prinzips der 'betroffenen Ursachen'. (ICG2)
[288-L] Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hrsg.):
Religion - Migration - Integration in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, (Fachtagung
"Religion - Migration - Integration in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft", 2004, Berlin), Berlin 2004, 96 S., ISBN: 3-937619-09-7 (Graue Literatur;
URL: http://www.remid.de/publikationen_tagung2004.html)
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Marieluise Beck: Politische Aspekte einer Integration mit "R" für
Religion (9-11); Gritt Klinkhammer: Religion - Migration - Integration: eine Einführung (1218). Stand und Perspektiven der wissenschaftlichen Diskussion - Martin Baumann: Religion
und ihre Bedeutung für Migranten. Zur Parallelität von "fremd"-religiöser Loyalität und gesellschaftlicher Integration (19-30); Karsten Lehmann: Migration und die dadurch bedingten
religiösen Pluralisierungsprozesse. Zu Stand und Perspektiven der Wissenschaft (31-48).
Praktische Fragen aus Sicht der religiösen Gemeinschaften - Stefan Rech: Handlungsfelder
im Spannungsfeld von Migration und Religion. Wo stehen die Religionsgemeinschaften von
Migranten und Migrantinnen im Integrationsprozess? (49-60). Praxisbeispiel 1: Beratung und
Integrationshilfen durch die Gemeinden - Hannelore Altmann: Treffpunkt "Hatikva" der
Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (61-63); Rudolf Rosenberg: Ehrenamtliche
Betreuung und Beratung von Senioren und Seniorinnen (64-65); Zülfisiah Kaykin: Elternund Familienberatung (66-70). Praxisbeispiel 2: Bau und Umbau religiöser Gebäude - Sri
Paskaran, Navaratnam Jeyakumar: Der Hindu-Tempel Sri Kamadchi Ampal in Hamm (7178). Praxisbeispiel 3: Bestattung in fremder Erde - Tam Vien, Dinh-Tung Nguyen: Bedeutung
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7 Politische und soziale Partizipation
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von Sterben und Tod für die Buddhisten (79-86). Resümee - Steffen Rink: Zusammenfassung
und Ausblick auf das "Netzwerk Migration und Religion" (87-94).
[289-L] Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hrsg.):
Islam einbürgern - auf dem Weg zur Anerkennung muslimischer Vertretungen in Deutschland: Dokumentation der Fachtagung der Beauftragten der Bundesregierung für Migration,
Flüchtlinge und Integration, 25. April 2005, Berlin 2005, 110 S. (Graue Literatur; URL:
http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Publikation/IB/Anlagen/islameinbuergern,property=publicationFile.pdf)
INHALT: "Ein Hauptanliegen von Muslimen in Deutschland und Europa ist es, ihre Religion
privat und öffentlich und frei von ungerechtfertigten Benachteiligungen leben zu können. Eine Vorraussetzung dafür ist die gleichberechtigte Teilhabe ihrer religiösen Vertretungen an
Gesellschaft und Politik. In den organisierten muslimischen Gemeinden besteht Einigkeit über diese Zielsetzung. Unterschiedliche Auffassungen werden aber hinsichtlich des Weges
zur Gleichstellung vertreten. Von Seiten der Politik und der Behörden wiederum besteht ein
großer Bedarf an verlässlichen und legitimierten Ansprechpartnern. Die Fachtagung, die die
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration am 25. April
2005 im Berliner Presse- und Informationsamt veranstaltete, ging der Frage nach, wo politische und rechtliche Rahmenbedingungen weiter ausgeschöpft werden können, um Repräsentanz und Kooperation zu ermöglichen. Neben ausgewählten europäischen Repräsentanzmodellen wurden die in Deutschland derzeit auf Landesebene praktizierten Kooperationsmodelle
und die in der Fachöffentlichkeit zur Debatte stehenden Repräsentanzmodelle aus muslimisch-verbandlicher sowie aus politisch-behördlicher Sicht zur Diskussion gestellt. Die Dokumentation gibt die Beiträge der Referentinnen und Referenten wieder, die in vielen Punkten
kontroverse Ansichten vertreten haben. Der Gewinn der Fachtagung lag in der Möglichkeit,
diese unterschiedlichen Positionen hinsichtlich der rechtlichen und politischen Integration
muslimischer Vertretungen in Deutschland offen zu diskutieren. Gesprächspartner mit sehr
unterschiedlicher institutioneller Einbindung konnten zum Teil erstmals miteinander ins Gespräch gebracht werden. Es hat sich gezeigt, dass ein Dialog nicht nur zwischen Einrichtungen der Mehrheitsgesellschaft und muslimischen Vertretungen sondern auch unter diesen
Vertretungen selbst von großer Bedeutung für ein weiteres Fortkommen bei der Einbürgerung
des Islam in Deutschland ist." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Marieluise Beck: Islam einbürgern - auf dem Weg zur Anerkennung muslimischer Vertretungen in Deutschland (6-9);
Abdul Hadi Christian Hoffmann: Erwartungen von muslimischer Seite (10-13); Nadeem Elyas: Vorhaben von muslimischer Seite (14-18); Matthias Koenig: Repräsentanzmodelle des Islam in europäischen Staaten (19-33); Christian Walter: Die Rahmenbedingungen für die Kooperation von religiösen Vereinigungen und Staat unter dem Grundgesetz (34-41); Avni Altiner: Erfahrungen in der Kooperation am Beispiel des islamischen Religionsunterrichts aus
Sicht des Landesverbandes der Muslime in Niedersachsen (42-47); Gabriele Erpenbeck: Erfahrungen in der Kooperation am Beispiel des islamischen Religionsunterrichts aus Sicht der
Ausländerbeauftragten und der Landesregierung Niedersachsen (48-55); Ulrich Seiser: Der
bayerische Modellversuch "Islamunterricht" - Entstehung und Konzeption (56-61); Remzi
Güneysu: Erfahrungen in der Kooperation beim Modellversuch islamischer Religionsunterricht aus Sicht der islamischen Religionsgemeinschaft Erlangen (62-67); Dybille Haußmann:
Moscheeregister und SCHURA als Repräsentanzmodell (68-78); Podiumsdiskussion: Wie
weiter auf dem Weg zur Gleichberechtigung? (79); Ansgar Hense: Einige Bemerkungen zur
182
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
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flexiblen Kontinuität in der religionsverfassungsrechtlichen Ordnung des Grundgesetzes (8089); Christoph Dahling-Sander: Wie weiter? Die Entwicklung muslimischer Verbände als gesellschaftliche Herausforderung aus christlicher Perspektive (90-97); Avni Altiner: Beitrag
zur Podiumsdiskussion (98-101); Bekir Alboga: Auf dem Weg zur Anerkennung muslimischer Vertretungen in Deutschland (102-108).
[290-L] Behrens, Heidi; Motte, Jan (Hrsg.):
Politische Bildung in der Einwanderungsgesellschaft: Zugänge - Konzepte - Erfahrungen,
(Reihe Politik und Bildung, Bd. 37), Schwalbach: Wochenschau Verl. 2006, 428 S., ISBN: 389974-205-2 (Standort: ULB Düsseldorf(61)-erz/q/100/b421)
INHALT: "Kaum ein Thema wird so kontrovers diskutiert und kaum ein gesellschaftliches Phänomen steht so stark in der politischen Öffentlichkeit wie das der Migration. Denn nichts weniger als das Selbstverständnis der 'Berliner Republik' im vereinten Europa ist mit der Frage
nach der Zugehörigkeit zum Gemeinwesen verknüpft. Auch in der politischen Bildung stößt
'Einwanderung' auf ein gestiegenes Interesse; einige ihrer Träger und Akteure beteiligen sich
bereits seit vielen Jahren an der fachlichen Diskussion und konnten zu einer Versachlichung
des Zuwanderungsdiskurses beitragen. Aber durch die erhöhte gesellschaftliche Aufmerksamkeit, d.h. vor allem im Spannungsfeld von politischen wie bürgerrechtlichen Anforderungen, entwickeln sich nicht nur in traditionellen Bildungseinrichtungen, sondern ebenso in
Migrantenorganisationen neue, auf Integration und Partizipation zielende pädagogisch-didaktische Perspektiven. Der vorliegende Band spiegelt die Diskussion um politische Bildung in
der Einwanderungsgesellschaft aus der Sicht von Mehrheit und Minderheiten wider, er zeigt,
welche Konzepte bereits existieren und möchte dazu anregen, diese sach- und teilnehmerorientiert fortzuschreiben." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Vorwort: Carmen Teixeira:
Vom Einwanderer zum Bürger? Zum Stellenwert der politischen Bildung (9-13); Heidi Behrens und Jan Motte: "... dass aus Immigranten Bürgerinnen und Bürger werden." Ausgangspunkte und Perspektiven politischer Bildung in der Einwanderungsgesellschaft (15-42); Axel
Schulte: Politische Bildung in der Einwanderungsgesellschaft. Pädagogische Aufgaben, sozialwissenschaftliche Grundlagen und Elemente der didaktisch-methodischen Umsetzung (4381); José Sánchez Otero: Die Bedeutung der politischen Bildung für Migrantinnen und
Migranten und ihre Organisationen. Ein Beitrag zum Paradigmenwechsel im Einwanderungsdiskurs (82-104); Veronika Fischer: Chancen und Grenzen der politischen Bildung im interkulturellen Dialog. Reflexionen im Kontext einer Pädagogik der Einwanderungsgesellschaft
(105-127); Sabine Jungk: "Ich habe gelernt, meine Vereinsarbeit effektiver und professioneller zu gestalten ..." Konzepte und Erfahrungen mit der Qualifizierung von Migrantenselbstorganisationen (128-151); Richard Wolf und Tanja Wunderlich: Staatsbürgerliche Bildung und
Integrationskurse: Ein internationaler Vergleich (152-165); Ulrich Steuten: Interkulturelle
Arbeit mit Migranten - Das Projekt Flüchtlingszeitung (166-178); Adelheid Dornseifer-Seitz:
Gesellschaftspolitische Integration von Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern. Das Projekt
Ost-West-Integration (179-193); Angelika Baumann: "Für 50 Mark einen Italiener." Zur Geschichte der Gastarbeiter in München. Ein Ausstellungsprojekt nicht nur zur Migrationsgeschichte Münchens (194-201); Aytac Eryilmaz und Wulf Schade: Auf dem Weg zu einem
Migrationsmuseum. Erinnerungs- und Lernort für die Einwanderungsgesellschaft (202-213);
Corinna Albrecht: "Im Wohnzimmer Grone". Bilder und Erfahrungen als Ansätze politischer
Stadtteilarbeit (214-226); Ralf Piorr: "Zog in die Ferne, ins Paradies, und das liegt irgendwo
bei Herne." Ergebnisse einer Migrationsgeschichte der Städte Herne und Wanne-Eickel (227-
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240); Ulla Kux: Deutsche Geschichte und Erinnerung in der multiethnischen und -religiösen
Gesellschaft. Perspektiven auf interkulturelle historisch-politische Bildung (241-259); Marina
Grasse: Biografisch-historische Zugänge zur politischen Bildungsarbeit in der Einwanderungsgesellschaft. Interkulturelle Biografie- und Geschichtswerkstätten mit russischsprachigen Frauen (260-272); Laura Mestre Vives: Kultur als Zugang zu und Vermittler von politischer Bildung? Über die problematische Trennung von Kultur und Politik (273-287); Erika
Römer und Lioba Schulte: Das Theaterprojekt "Odysseus Schwestern". Migrations-Geschichte(n) auf der Bühne (288-301); Horst Konietzny: Schattenreise - Erinnerungen an die
Zukunft. Theatererfahrungen mit Migrantlnnen (302-312); Tayfun Demir: Türkisch-deutsche
Literaturbeziehungen. Ausdruck kultureller und gesellschaftlicher Anerkennung und Integration? (313-322); Nasrin Amirsedghi: "Kultur von Innen und Außen". Ästhetische Bildung als
Mittel zur Integration (323-333); Ernst Schreckenberg: (Spiel-)Film, Migration und politische
Bildung (334-343); Christoph Müller-Hofstede: Das ,Megathema` Migration und die Arbeit
der Bundeszentrale für politische Bildung (344-354); Hans Wupper-Tewes: Politische Bildung im Land des "Schmelztiegels". Die Bedeutung des Themas Migration für die Arbeit der
Landeszentrale für politische Bildung NRW (355-362); Peter Geiger: Von Migrantlnnen - für
Migrantlnnen. Die politische Bildungsarbeit des Internationalen Begegnungszentrums Friedenshaus in Bielefeld (363-371); Gregor Taxacher: Von Merhaba projesi zu beraberce // gemeinsam. Zielgruppen-Forum und interkultureller Dialog mit Oberstufenschülerinnen und
Studierenden (372-391); Andrea Schmelz: Interkulturelle Ansätze der politischen Bildung in
Ostdeutschland: Ein (Rück-)Blick auf 15 Jahre Praxis (392-407);Ausblick: Klaus-Peter Hufer: Welche politische Bildung braucht die Einwanderungsgesellschaft? (408-415).
[291-F] Faist, Thomas, Prof.Dr. (Leitung):
Integration of third country nationals - preparatory actions
INHALT: The project main purpose is to promote the improvement of network practices at local
and transnational level, aimed at the experimentation and elaboration of joint European interventions for social, cultural and economic integration of third country nationals living in the
EU. ZEITRAUM: 2006/07 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Italien, Sweden, France, Spain
METHODE: identification of best practices; local experimentation of best practices and comparison; evaluation; dissemination
ART: Auftragsforschung AUFTRAGGEBER: Generaldirektion Justiz, Freiheit und Sicherheit
FINANZIERER: Institution; Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie, Transnationalisation and Development Research Center -TDRC- Arbeitsbereich Transnationalisierung und Entwicklung (Postfach 100131, 33501 Bielefeld); Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie, Center on Migration, Citizenship and Development -COMCAD- (Postfach 100131, 33501 Bielefeld)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0521-106-4650, e-mail: [email protected]); Sekretariat
(Tel. 0521-106-6944)
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[292-L] Fonseca, Sara Claro da:
Neue Bürger - neue Kandidaten?: die Parteien im Wettstreit um Migrantenstimmen, in:
WZB-Mitteilungen, 2006, H. 114, S. 32-35 (Standort: USB Köln(38)-XA1592; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.wz-berlin.de/publikation/pdf/wm114/32.pdf)
INHALT: "In Deutschland profitieren vor allem drei Parteien von den Stimmen wahlberechtigter
Migranten: CDU/ CSU von denen der (Spät-)Aussiedler, SPD und Grüne von denen der Eingebürgerten. Die Staatsbürgerschaftsreform 1999 ließ die Zahl dieser Wähler ansteigen und
ihre strategische Bedeutung für die Parteien zunehmen. Die Aufstellung von Bundestagskandidaten mit Migrationshintergrund reflektiert zum Teil den Versuch, in dieser Gruppe neue
Wähler zu mobilisieren." (Autorenreferat)
[293-F] García Bruna, Rubén (Bearbeitung):
Spanien und die Migration: Politik, Rechte, Quality of life und die Entwicklung des Citizenship in einem der neuen Immigrationsländer Europas
INHALT: Die Migrantengruppen ohne politische Rechte stellen eine Herausforderung für die
repräsentativen Demokratien Europas dar. Zwar werden Migranten soziale und zivile Rechte
zuerkannt, aber es stellt sich die Frage, ob diese effektiv sein können, wenn Migranten die
Politik nicht mitbestimmen können. Wegen der Konzentration der Migranten in Städten hat
dieses Problem eine große Bedeutung für die Lokalpolitik. Auf dieser Ebene wurden Sonderinstitutionen für ihre politische Beteiligung gegründet. Hauptsächlich haben sie Beratungsfunktionen und sie sind eine Bühne für die öffentliche Diskussion zwischen Aufnahmegesellschaft und Migranten. An Stelle von politischer Macht besitzen sie Kommunikative Macht.
Daher bieten sie einen ausgezeichneten Ansatzpunkt für die Beobachtung der Interaktion und
Dynamik zwischen der Aufnahmegesellschaft und den Migranten. Seit den 80er Jahren entstanden Diskussionen, die mehr politische Rechte für Ausländer verlangen. Ein gemeinsamer
Punkt ist die Notwendigkeit, die Beziehung zwischen Politik, Staat und Nationalität neu zu
denken. Dazu ergibt sich die Frage, wie die Migranten politische Rechte bekommen sollen. In
Spanien wurde eine aktive und intensive Forschung in diesem Bereich seit den 90er Jahren
entwickelt, aber diese ist jedoch von juristischen/ normativen Perspektiven stark gekennzeichnet. In diesen Debatten wurden die Analysen der Quality of Life kaum berücksichtigt.
Die übergeordnete Forschungsfrage des Projekts lautet: Wie beeinflussen die politischen
Rechte die Integration, die "Quality of Life", und das Zusammenleben der Migranten in einer
Aufnahmegesellschaft? Die Ausgangshypothese ist, dass die Annäherungen in den Sozialwissenschaften über Citizenship und politische Beteiligung für Migranten keine befriedigende
Antwort geben können, da sie überwiegend entweder auf einer "normativen" Ebene bleiben
oder nur die formalen Voraussetzungen der Citizenship analysieren. Daher ermöglicht ein
erweitertes Konzept von Citizenship, das die "Quality of Life" dieser Personen betrachtet, eine effektivere Integration der Migranten. Hier muss der Begriff Quality of Life eingeschränkt
werden. In Gegensatz zur Darstellung eines messbareren Indexes oder als Produkt von Realeinkommen wird dieser in meiner Arbeit als eine Frage der tatsächlichen Möglichkeiten und
Fähigkeiten jeder Person im Sinn von Amartya Sen verstanden. Damit würden politische
Rechte nicht nur als Besitz betrachtet, sondern auch als die Befähigung, das Leben zu führen,
das die Migranten führen wollen. Da es für viele Migranten nicht die Möglichkeit gibt, politische Rechte auszuüben, sind die Institutionen, an denen sie in der Politik begrenzt teilnehmen können, zu berücksichtigen. Dazu muss noch beantwortet werden, inwiefern die Kom-
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7 Politische und soziale Partizipation
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munikation in diesen Institutionen eine Rolle dabei spielt, dass Migranten eher in eine Position kommen, Rechte in Anspruch zu nehmen/ nehmen zu können, die ihnen später die Fähigkeiten ermöglicht, das von ihnen bestimmte Leben führen zu können. GEOGRAPHISCHER
RAUM: Spanien
METHODE: Das Forschungsprojekt gliedert sich in eine Makroebene und eine Mikroebene. In
der Ersten wird Spanien als Aufnahmeland großer Gruppen von Migranten charakterisiert.
Schwerpunkt sind die Entwicklung der politischen Rechte und die Kennzeichnung der Citizenship in Spanien. In der Zweiten wird empirisch gearbeitet und ein exemplarischer Fall der
politischen Beteiligung an der Lokalpolitik von Migranten in zwei Regionen Spaniens (Madrid und Galizien) analysiert. Die ausgewählte Erhebungsmethode ist die Teilnehmende Beobachtung, da sie eine geplante Wahrnehmung des Verhaltens und der Interaktionen von Personen in komplexen Handlungsfeldern ermöglicht, mit einem minimalen Einfluss auf die natürliche Umgebung. Die Begründung des Forschungsprojekts lässt sich in vier Felder teilen:
Erstens stellt sie eine Analyse Spaniens als Immigrationsland und seiner Migrationspolitik
dar, da sie teilweise in Deutschland unbekannt ist. Zweitens soll sie neue Perspektive in den
Debatten über Citizenship ermöglichen, mit einer Verbindung zwischen Quality of Life und
Citizenship, die die juristischen-formalen und normativen Diskussionen ergänzen wird. Anhand der empirischen Forschung soll die Arbeit darüber hinaus Aussagen treffen, auf was bei
einem erweiterten Citizenship-Konzept geachtet werden soll, um das Zusammenleben in
Aufnahmegesellschaften und die Quality of Life der Migranten zu verbessern. Drittens wird
die Anwendung der interdisziplinären Methodik (d.h. eine Verknüpfung von soziologischer
Vorgehensweise mit einer politologischen Fragestellung und Forschungsobjekt) neue Wege
für die Analyse von Institutionen eröffnen. Letztlich wird der deutsch-spanische Charakter
der Promotion die Beziehungen und die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den spanischen Universitäten verbessern und verbreitern.
ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft; Deutscher Akademischer Austauschdienst -DAADINSTITUTION: Universität Frankfurt, FB 03 Gesellschaftswissenschaften, Internationales Promotions-Centrum Gesellschaftswissenschaften (Robert-Mayer-Str. 5, 60054 Frankfurt am
Main)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[294-L] Hans, Silke:
Migrants in Germany, Sweden and the United Kingdom: patterns of assimilation and welfare, (Potsdamer Beiträge zur Sozialforschung, Nr. 21), Potsdam 2004, 43 S. (Graue Literatur;
URL: http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2006/1124/pdf/Potsdamer_BeitragNr_21.pdf)
INHALT: Ziel dieses Papiers ist, die Auswirkungen der Sozialstruktur, der Einwanderungspolitik
und der unterschiedlichen Assimilationswege auf das Wohlergehen und die soziale Partizipation der Immigranten aufzuzeigen. Die Hauptzielsetzung ist zu erkennen, ob Assimilation eine hinreichende und/oder notwendige Bedingung für das Wohlergehen und die Partizipation
ist. Auf der Basis von Daten aus drei Ländern, die aufgrund möglichst unterschiedlicher Fallanordnung ausgewählt wurden (Deutschland, Schweden und das Vereinigte Königreich), soll
die folgende These evaluiert werden: Je mehr Integrations- und Assimilationsmöglichkeiten
Gesellschaften bieten und je assimilierter die Immigranten sind, desto größer sind ihre Chancen für Partizipation und Wohlergehen. Teil zwei befasst sich mit relevanten theoretischen
Aspekten von Migration und Assimilation. Teil drei präsentiert das Konzept der sozialen Un-
186
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7 Politische und soziale Partizipation
gleichheit und Partizipation, das benutzt wurde, um die Situation der Migranten zu bewerten.
Nach einer Erklärung des Forschungskonzeptes wird ein genauerer Blick auf die Wohlfahrtsund Migrationspolitik der gewählten Länder geworfen. In den empirischen Analysen vergleicht die Autorin die Migranten und die einheimische Bevölkerung in Bezug auf soziale
Partizipation und Wohlfahrt und analysiert Wege der Assimilation der einwandernden Gruppen und die Auswirkungen der Assimilation auf Partizipation und Wohlergehen. (ICDÜbers)
[295-L] Höhne, Roland:
Französische Integrationspolitik - ein neuer Ansatz?: die Institutionalisierung des Islam, in:
Politische Studien : Zweimonatszeitschrift für Politik und Zeitgeschehen, Jg. 57/2006, H. 409, S.
71-81 (Standort: USB Köln(38)-POL2927; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.hss.de/downloads/PolStudien409_Internet.pdf)
INHALT: feierte ganz Frankreich überschwänglich den Erfolg seiner multiethnischen Fußballnationalmannschaft "black-blanc-beurs" nach gewonnener Weltmeisterschaft als Symbol der gelungenen Einwandererintegration. Im November 2005 zeigten die Unruhen arbeitsloser Jugendlicher überwiegend nord- und schwarzafrikanischer Herkunft in den Banlieues, dass die
Realität in den Cités, den multiethnischen Vororten der städtischen Ballungszentren, eine andere ist als die der großen Fußballstadien. Trotz formaler Gleichberechtigung fühlen sich die
Nachkommen der nord- und schwarzafrikanischen Einwanderer marginalisiert. Zu dieser
Entwicklung hat der gegenwärtige Innenminister und potenzielle Präsidentschaftskandidat der
Regierungspartei UMP, Nicolas Sarkozy, einen interessanten Beitrag geleistet. Er vertritt ein
neues Integrationsmodell, in dessen Mittelpunkt die Institutionalisierung des Islam steht.
Durch diese soll aus dem Islam in Frankreich (Islam en France) ein Islam Frankreichs (Islam
de France) werden. Der vorliegende Beitrag stellt dieses neue Integrationsmodell dem republikanischen gegenüber. (ICD2)
[296-L] Karagiannis, Evangelos; Glick Schiller, Nina:
Contesting claims to the land: Pentecostalism as a challenge to migration theory and policy,
in: Sociologus : Zeitschrift für empirische Ethnosoziologie und Ethnopsychologie, Jg. 56/2006, H.
2, S. 137-171 (Standort: USB Köln(38)-BP4430; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der vorliegende Aufsatz untersucht zwei Pfingstgemeinden, die von afrikanischen
Migranten in einer ostdeutschen Stadt gegründet worden sind. Die meisten Mitglieder dieser
Gemeinden sind nach Deutschland als Asylsuchende gekommen. Die Studie zeigt, wie die
Ideologie und Praxis dieser Gemeinden die Grundlagen der deutschen Migrationspolitik und forschung in Frage stellen. Die Mitglieder der Gemeinden reagieren auf die Probleme, mit
denen sie in Deutschland konfrontiert werden, nicht mit reaktiver Ethnizität; eher bietet ihnen
der pfingstliche Glaube ein alternatives Narrativ und eine damit korrespondierende Eingliederungsstrategie. Durch ihre Funktion als soziale Netzwerke und ihre Bemühung, Normalität im
Alltag ihrer Mitglieder herzustellen, versuchen die Kirchen Probleme der Kongreganten, die
im Wesentlichen von der deutschen Asylpolitik verursacht werden, aufzufangen. Des Weiteren verbinden sie ihre Mitglieder mit einer Vielzahl von Personen und Institutionen des
pfingstlichen Netzwerkes in ihrem Standort, in Deutschland und im Ausland, und schreiben
ihnen eine aktive Rolle in der Gestaltung der Zukunft der Stadt, in der sie leben, zu: Möglichst viele Menschen für Gott gewinnen. Die Pfingstgemeinden weisen jede nationalstaatli-
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7 Politische und soziale Partizipation
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che Semantik (und daher jede Migrationspolitik und -forschung, die von dieser Semantik geprägt ist) entschieden zurück, stellen ihre Migration nach Europa als Gottes Willen dar, und
untermauern dies auch biblisch. Die Verfasser definieren diesen Weg der Kirchen, die Beziehungen ihrer Mitglieder mit ihrer neuen Umgebung und deren einheimischen Bevölkerung zu
organisieren, als einen besonderen Eingliederungsweg. Damit nehmen die Verfasser Abstand
von der herrschenden politisch-normativen sowie soziologischen Eingliederungsdebatte in
Deutschland (und anderswo), die den Nationalstaat als Bezugsrahmen der Adaption von
Migranten nehmen, und Eingliederung als unilinearen und unilateralen Prozess (d.h. Aufgabe
der Migranten) konzipieren. Die Studie versucht, ferner, einen empirischen Beitrag zum besseren Verständnis des Verhältnisses von Migration und Religion zu leisten. Kirchen wie die
vorliegenden stellen die These in Frage, dass Religionen von Migranten geschlossene und defensive Ideologien darstellen, die für die psychologische Verarbeitung der (meist traumatischen) Migrationserfahrung ihrer Mitglieder sorgen. Eine fruchtbare Lesart von religiösen
Organisationen von Migranten erfordert, dass Migrationsforscher Theologie ernst nehmen.
Wegen der starken Fokussierung auf die ethnische Gruppe als Analyseeinheit in der Untersuchung von Migranten- und Diasporareligionen wurde das besondere pfingstliche Verhältnis
zum Globalen bzw. Lokalen selbst von Forschern transnationaler Religion fast ignoriert."
(Autorenreferat)
[297-L] Koopmans, Ruud:
Überwiegend friedlich: Migranten und Politik in den 1990er Jahren ; ein europäischer Vergleich, in: WZB-Mitteilungen, 2006, H. 114, S. 36-39 (Standort: USB Köln(38)-XA1592; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.wz-berlin.de/publikation/pdf/wm114/36.pdf)
INHALT: "In einem Vergleich von fünf europäischen Ländern wurden die Auswirkungen individueller und gruppenbezogenen Gleichstellungspolitiken für Zuwanderer auf deren politisches
Engagement untersucht. Formen der Mobilisierung, die für eine gesellschaftliche Integration
förderlich sind, finden sich eher in Staaten, die ein offenes Staatsangehörigkeitsrecht mit einer teilweisen Anerkennung kultureller Differenz verbinden. In diesen Ländern richten sich
Mobilisierungen eher auf die Integration als auf Konflikte im Herkunftsland. Politische Aktivitäten haben häufiger institutionelle und konventionelle Formen als gewalttätige, und
Migranten spielen eine zentralere Rolle in der öffentlichen Debatte um Integration." (Autorenreferat)
[298-L] Lefringhausen, Klaus (Hrsg.):
Integration mit aufrechtem Gang: Wege zum interkulturellen Dialog, Wuppertal: Hammer
2005, 219 S., ISBN: 3-7795-0032-9
INHALT: Knapp 2 Millionen Migranten leben in Nordrhein-Westfalen. Das entspricht einem
Bevölkerungsanteil von 10 Prozent. Die Integration von Zugewanderten ist deshalb eine der
zentralen landespolitischen Aufgaben. In einem vom Integrationsbeauftragten der Landesregierung (und zugleich Herausgeber dieses Bandes) initiierten Integrationskongress wurden in
zwölf Foren Elemente eines Bündnisses für Integration erarbeitet. Diesem Kölner Kongress
vom Juni 2004 ging ein mehrjähriges Konsultationsprogramm mit über 400 Dialogveranstaltungen, verschiedenen Kongressen und zahlreichen Intensivinterviews voraus, an dem Vertreter von Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Medien und Migrantenverbänden teilnahmen. Mit
188
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7 Politische und soziale Partizipation
diesem Band werden die Ergebnisse dieses außergewöhnlichen Projektes einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Er enthält neben einer Zusammenfassung der Ergebnisse Berichte über die Arbeit in den einzelnen Foren, u. a. zu den Themen Grundwerte, Religion, Bildung,
Beschäftigung, Gesundheit, Alter und zur interkulturellen Öffnung der Verwaltung. Ergänzt
wird der als Werkstattbericht zu verstehende Band durch Fotos, Cartoons, hervorgehobene
Zitate und Statements von Teilnehmern. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Klaus Lefringhausen: Das Beispiel (11-20); Der Weg: Klaus Lefringhausen: Der Richtungsimpuls (21-35);
Das Denkmal (36-37); Daniela Milutin: Die Entdeckungsreise (38-44); Agnes Heuvelmann:
Mit den Augen der Eltern (45-53); Helga Kirchner, Chefredakteurin des WDR-Hörfunk im
Gespräch mit Birgit Fischer, ' Integrationsministerin' des Landes Nordrhein-Westfalen: "Wir
müssen im Dialog bleiben" (54-58); Zielangaben: Die Foren und ihre Impulse: Forum 1: Religionen - Integrationsbrücken oder Blockaden? (59-78); Forum 2: Beschäftigung - Tor zur
Integration? (79-84); Forum 3: Bildung und Erziehung - Pfade in die Zukunft? (85-91); Forum 4: Öffnung von Strukturen (92-104); Forum 5: Anerkennung von Bildungsabschlüssen
die große Demütigung? (105-115); Forum 6: Integrationsbiografien - Fremde werden Vertraute (116-121); Forum 7: Medien - dynamische Märkte - mobiles Kapital -selbstgenügsame
Teilgesellschaften negative Genüsslichkeit? (122-125); Forum 8: junge Flüchtlinge - zweite
Chance oder zweite Vertreibung? (126-130); Forum 9: Grundwerte - Dissens mit Tiefgang?
(131-141); Forum 10: Migrantinnen bewegen! (142-150); Forum11: Kommunales Eigeninteresse - vergessener Integrationsfaktor? (151-158); Forum 12: Gesund bleiben und alt werden
(159-166); Ergebnisse: Das Bündnis für Integration (167-180).
[299-L] Linden, Markus:
Die Selbststabilisierung der Demokratie: über Defizite der deutschen Integrationsdebatte, in:
Die Politische Meinung : Monatsschrift zu Fragen der Zeit, Jg. 51/2006, H. 4 = Nr. 437, S. 55-58
(Standort: USB Köln(38)-EP15460; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://
www.kas.de/db_files/dokumente/die_politische_meinung/7_dokument_dok_pdf_8164_1.pdf)
INHALT: Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Integration ausländischer Mitmenschen in
Deutschland. Zunächst geht der Autor auf das demokratische Paradoxon ein, das besagt, dass
der freiheitlich-demokratische Staat von Voraussetzungen lebe, die er selbst nicht garantieren
kann. Im Anschluss daran werden verschiedene Integrationskonzepte (Multikulturalismus,
Leitkultur und Verfassungspatriotismus) beleuchtet. Abschließend verweist der Autor auf die
Integrationsfaktoren, die für Aristoteles für den Zusammenhalt eines Gemeinwesen entscheidend waren. Nach Aristoteles definiert sich der Staatsbürger durch die Teilnahme an den politischen Belangen, sei es in aktiv-partizipierender oder passiv-kommentierender Form. Der
Staat konstituiert sich als Gemeinschaft teilnehmender Bürger, die in ihrer Gesamtheit mit
den Angelegenheiten der Gesamtheit befasst sind und sich gerade deshalb immer wieder als
gemeinsam Zugehörige ausweisen. Die beiden zentralen Integrationsmechanismen einer Demokratie sind demnach Repräsentanz und Partizipation. (ICD)
[300-L] Mantovan, Claudia:
Immigration and citizenship: participation and self-organisation of immigrants in the Veneto
(North Italy), in: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research : Theorien Methoden Anwendungen, Vol. 7/2006, No. 3, 10 S. (URL: http://www.qualitative-re
search.net/fqs-texte/3-06/06-3-4-e.pdf)
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INHALT: "Veränderungen, wie sie durch die Globalisierung und die wachsende Anwesenheit von
Immigrant(inne)en in Westeuropa entstehen, bringen das traditionelle Konzept des Bürgertums in eine Krise: das formale Kriterium der (Staats-)Bürgerschaft ist nicht länger von Bedeutung für die Aufnahme bzw. die Inklusion einer wachsenden Anzahl von Menschen wie
Drittstaatsangehörigen. Ein Forschungsprojekt wie das im Beitrag vorgestellte, das die Forderung von Zuwanderer(inne)n nach (Staats-)Bürgerschaft (Mezzadra 2001) zu untersuchen beabsichtigt, muss sich deshalb an einem pragmatischeren Verständnis von (Staats-) Bürgerschaft orientieren. Teilweise auf der Grundlage der Arbeiten anderer Autor(inne)n, die das
Thema untersucht haben, hat die Verfasserin dieses Beitrags ein multidimensionales Model
zur Analyse der Selbstorganisation und der politischen Teilnahme von Zuwanderer(inne)n in
Italien und im Besonderen in der Veneto-Region entwickelt. Das Model berücksichtigt vier
Faktoren, die großen Einfluss auf die zivilgesellschaftliche und politische Teilnahme von
Immigrant(inne)en ausüben können: 1. der supranationale und nationale Kontext; 2. das lokale Zuwanderungsfeld, 3. die infra-politische Sphäre, den kulturellen Hintergrund, die transnationale Dimension und 4. individuelle Faktoren (wie Geschlecht, Alter, Aufenthaltsdauer
etc.). Die Forschungsresultate zeigen die Wirksamkeit dieser Faktoren und ihre Bedeutung in
der Entwicklung von '(Staats-)Bürgerschaftsforderungen bei Zuwanderern (Mezzadra 2001)
und verdeutlichen, dass für viele Zuwanderer(innen) die formale (Staats-) Bürgerschaft keine
zwingende Voraussetzung für die aktive Teilnahme in der Aufnahmegesellschaft darstellt."
(Autorenreferat)
[301-L] Nikolaidis, Alexandros:
Die griechische Community in Deutschland: von transnationaler Migration zu transnationaler Diaspora ; eine Studie zum Paradigmenwechsel am Fall der griechischen studentischen
Community in Bochum, Bochum 2006, 434, 370 S. (Graue Literatur; URL: http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=981242677&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=981242677.
pdf; http://www-brs.ub.ruhr-uni-bochum.de/netahtml/HSS/Diss/NikolaidisAlexandros/diss.pdf)
INHALT: "Untersuchungsgegenstand ist die griechische Community in Deutschland. Die Beleuchtung des Gründungsprozesses der Community-Strukturen in den sechziger Jahren verdeutlicht die Bedeutsamkeit von transnationalen kommunikativen Prozessen, die von sozialpolitischen Organisationsstrukturen und einzelnen Akteuren initiiert und mitgestaltet wurden.
Daher erfolgt eine Auseinandersetzung mit der Interaktion zwischen den griechischen Communities der Diaspora und dem metropolitanen Zentrum. Sodann kann die Generierung eines
'transnationalen sozialen Raumes' durch die griechische Migrationsbewegung in die BRD erörtert werden. Anschließend kann anhand des Verlaufs der griechischen Studentenbewegung
und der 'Schulproblematik' der griechischen Migrantenkinder der Konstituierungs- und
Wandlungsprozess dieses transnationalen sozialen Raumes, sowie der Community-Strukturen
nachvollzogen werden. Dies wird durch eine Studie am Fall der griechischen studentischen
Community in Bochum untermauert." (Autorenreferat)
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
7 Politische und soziale Partizipation
[302-L] Sánchez Otero, José:
Die Bedeutung der politischen Bildung für Migrantinnen und Migranten und ihre Organisationen: ein Beitrag zum Paradigmenwechsel im Einwanderungsdiskurs, in: Heidi Behrens, Jan
Motte (Hrsg.): Politische Bildung in der Einwanderungsgesellschaft : Zugänge - Konzepte - Erfahrungen, Schwalbach: Wochenschau Verl., 2006, S. 82-104, ISBN: 3-89974205-2 (Standort: ULB
Düsseldorf(61)-erz/q/100/b421)
INHALT: "Der Autor stellt die Forderungen der politischen Bildung in den Kontext seiner praktischen Erfahrungen. Nach über 20 Jahren (politischer) Bildungsarbeit mit Migranten dekliniert
er klassische Felder - Themen wie auch methodische Ansätze - der politischen Bildung in Bezug auf ihre bisherigen Leistungen und zukünftigen Aufgaben durch. Seine politikdidaktische
Position ist dabei eindeutig: Zentral ist für den Autor, dass in den Bildungsprozessen die Erfahrungen und Potenziale der Einwanderer erkannt, gewürdigt und in einen wechselseitigen
Lernprozess integriert werden. Zugleich gilt es, durch Empowerment-Strategien Migrantinnen und Migranten gezielt zu unterstützen und sie in den Stand zu versetzen, in den verschiedenen Arenen und Subsystemen der Gesellschaft als gleichberechtigte und geschulte Kommunikations- und Kooperationspartner aufzutreten. In einer derart gestalteten politischen Bildung sieht der Autor, so der Untertitel seines Beitrages - einen 'Beitrag zum Paradigmenwechsel im Einwanderungsdiskurs'." (Autorenreferat)
[303-L] Schulte, Axel:
Politische Bildung in der Einwanderungsgesellschaft: pädagogische Aufgaben, sozialwissenschaftliche Grundlagen und Elemente der didaktisch-methodischen Umsetzung, in: Heidi
Behrens, Jan Motte (Hrsg.): Politische Bildung in der Einwanderungsgesellschaft : Zugänge Konzepte - Erfahrungen, Schwalbach: Wochenschau Verl., 2006, S. 43-81, ISBN: 3-89974205-2
(Standort: ULB Düsseldorf(61)-erz/q/100/b421)
INHALT: "Der Autor eröffnet eine weite Perspektive auf den politikwissenschaftlichen und demokratietheoretischen Rahmen, auf den sich 'Politische Bildung in der Einwanderungsgesellschaft' beziehen kann und muss. Er beschreibt die pädagogischen Aufgaben, stellt die sozialwissenschaftlichen Grundlagen der politischen Bildung dar und skizziert Elemente für eine
didaktisch-methodische Umsetzung dieser Aufgabe. Eingebettet in die großen Projekte von
Freiheit und Gleichheit sowie die Bedeutung von Staat und Bildung beschreibt der Autor dezidiert die Felder und anstehenden Aufgaben - sowohl auf der Makro- wie auch auf der Mikro-Ebene. Letztlich muss - hier schließt sich der Autor den Forderungen der 'Unabhängigen
Kommission Zuwanderung' an - politische Bildung in der Einwanderungsgesellschaft darauf
abzielen, 'Zuwanderern eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leben unter Respektierung kultureller Vielfalt zu ermöglichen.' Adressaten für die Verwirklichung dieses Zieles sind dabei sowohl die Zuwanderer als
auch die etablierten Teile der deutschen Gesellschaft. Abschließend formuliert der Autor politisch-gesellschaftliche Standards, die gewährleistet sein müssen, damit politische Bildung die
ihr gestellten Aufgaben erfüllen kann." (Autorenreferat)
[304-F] Schütze, Stephanie, Dr. (Bearbeitung):
Transnationale politische Öffentlichkeiten. Die mexikanischen Parteien in den USA
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
7 Politische und soziale Partizipation
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INHALT: Das Habilitationsprojekt befasst sich mit der politischen Partizipation von mexikanischen Migrant/innen, deren transnationalen politischen Beziehungen und fragt insbesondere
nach den Bedingungen und Dynamiken für das Entstehen von transnationalen Öffentlichkeiten. Seit Ende der 1980er Jahre wurden mexikanische Parteien in den USA gegründet, die über die Grenze hinweg politischen Einfluss in ihrem Heimatland suchen. Es handelt sich dabei um die drei großen mexikanischen politischen Parteien: Partido de la Revolución Democrática (PRD), Partido Revolucionario Institucional (PRI) und Partido de Acción Nacional
(PAN). Seit den 1990er Jahren schon kämpften diese um die Anerkennung des Wahlrechtes
der Migrant/innen in ihrem Heimatland, das sie im Jahr der mexikanischen Präsidentschaftswahlen 2006 das erste Mal ausüben dürfen. Darüber hinaus fordern sie das Recht eigene Abgeordnete aus den USA in den mexikanischen Kongress wählen zu können. Das Phänomen
des transnationalen politischen Handelns wird in dem Forschungsprojekt aus einer mikrosoziologischen Perspektive behandelt: Empirisch sollen die transnationalen politischen Beziehungen am Beispiel der mexikanischen Migrantengruppe in Chicago und deren Heimatorten
untersucht werden. Ausgehend von der lokalen Sichtweise - der Migrantengruppe in Chicago
und deren transnationalen Netzwerke - können Rückschlüsse auf die aktuelle Debatte über
transnationale politische Öffentlichkeiten und grenzüberschreitendes Regieren auf einer gesamtgesellschaftlichen Ebene gezogen werden. Durch die grenzüberschreitende Partizipation
staatlich-unabhängiger politischer Akteure entstehen transnationale Öffentlichkeiten (wie z.B.
die aktuelle MigrantInnenbewegung in den USA und die internationale Orientierung der Zapatista-Bewegung im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas gezeigt haben). Im Forschungsprojekt werden folgende zentrale Fragestellungen untersucht: Wie konstituieren sich
transnationale Öffentlichkeiten? Welche Themen werden dort behandelt? Wer sind die politischen Akteur/innen, insbesondere in Bezug auf soziale und geschlechtsspezifische Unterschiede? Welche Kommunikations- und Interaktionsräume entstehen und wer hat Zugang zu
diesen? Des Weiteren soll gefragt werden: Wie verändert sich die gesellschaftliche Position
der mexikanischen Migrant/innen in den USA durch ihre politische Partizipation in den eigenen Parteien? Wie können sie Einfluss auf das politische Geschehen in ihrem Heimatland
nehmen? Welche Bedeutung hat der Grenzraum Mexiko-USA in diesem Zusammenhang?
Welche Rolle spielen die transnationalen Öffentlichkeiten für den mexikanischen Demokratisierungsprozess? GEOGRAPHISCHER RAUM: USA
ART: Habilitation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Freie Universität Berlin, Lateinamerika-Institut Arbeitsbereich Politikwissenschaft (Rüdesheimer Str. 54-56, 14197 Berlin)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 030-838-53020, e-mail: [email protected])
[305-L] Soeffner, Hans-Georg; Zifonun, Darius:
Die soziale Welt des FC Hochstätt Türkspor, in: Sociologia internationalis : Internationale Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung, Bd. 44/2006, H. 1, S. 21-55
(Standort: USB Köln(38)-XG219; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Lässt sich Migrantensport allein in den Kategorien der Migrations- und der Sportsoziologie fassen? Der Beitrag verneint dies und fragt aus der Perspektive einer Allgemeinen
Soziologie nach den Strukturmerkmalen 'ethnischer' Selbstorganisation im Sport. Mittels einer wissenssoziologischen Fallanalyse wird gezeigt, dass und wie ein 'türkischer' Fußballverein charakteristische 'Lösungen' für das - aus der Pluralisierung der sozialen Lebenswelten resultierende - Ordnungsproblem moderner komplexer Gesellschaften aktiviert: Dazu zählt ne-
192
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
7 Politische und soziale Partizipation
ben der Segmentierung in getrennte Handlungsräume der universalistische und integrative
Charakter von Gemeinschaftsideologien, die die Harmonisierung alltagsweltlicher Widersprüche ermöglichen. Des Weiteren wird Stilisierung als Medium kollektiver Selbstbeschreibung interpretiert, durch die die Handelnden ihrer sozialer Position expressiv Ausdruck verleihen. Schließlich sind Prozesse der Legitimation und Delegitimation zu nennen, in denen
um Zugehörigkeit und Anerkennung gerungen wird. Der Beitrag demonstriert überdies das
Potenzial einer Soziologie 'sozialer Welten' für die Analyse jener 'mittleren' gesellschaftlichen
Ebene, die mit Begriffen wie Gruppe oder 'community' kaum adäquat theoretisiert werden
kann." (Autorenreferat)
[306-F] Stahl, Silvester, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Baur, Jürgen, Prof.Dr. (Leitung):
Migrantensportvereine in Deutschland - Integrationsleistungen und Segregationseffekte
INHALT: Im Projekt wird die Rolle von Migrantensportvereinen im Integrationsprozess untersucht. Das weit verbreitete Pauschalurteil, eigenständige Migrantensportvereine würden dem
Integrationsgedanken widersprechen, wird einer kritischen Überprüfung unterzogen. Dazu
sollen auch potenzielle Integrationsleistungen von Zuwanderersportklubs rekonstruiert werden. Durch die Bereitstellung von Basisinformationen und die themenzentrierte Auswertung
von (Fach-)Literatur soll zu einer Substanziierung und Versachlichung der öffentlichen Diskussion beigetragen werden. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Erste Teilstudie: Qualitative Feldforschung (Interviews, Beobachtung, Zeitschriftenanalyse, Internetrecherche); zweite Teilstudie: Reanalyse der Mitgliederstatistik des Deutschen Olympischen Sportbunds für Vereine mit ausländischem Namen (deskriptive Statistik).
Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen; Beobachtung, nicht teilnehmend; Qualitatives Interview; Sekundäranalyse von Individualdaten. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts
ART: Eigenprojekt; gefördert BEGINN: 2006-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Bundesinstitut für Sportwissenschaft
INSTITUTION: Universität Potsdam Campus Golm, Humanwissenschaftliche Fakultät, Institut
für Sportwissenschaft Arbeitsbereich Sportsoziologie, Sportanthropologie (Postfach 601553,
14415 Potsdam)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0331-977-1230, e-mail: [email protected])
[307-L] Tausch, Arno; Bischof, Christian; Kastrun, Tomaz; Mueller, Karl:
Why Europe has to offer a better deal towards its Muslim communities: a quantitative analysis of open international data, Málaga 2006, 453 S., ISBN: 84-690-1558-3 (Graue Literatur;
URL: http://www.eumed.net/entelequia/pdf/b001.pdf)
INHALT: "Our rigorous quantitative results, based on the first systematic use of the Muslim
community data contained in the 'European Social Survey' (ESS), compatible with much of
the rest of current European political economic thinking regarding the future alternatives for
the European Union, and contradict the very extended current alarmist political discourse in
Western Europe. Those give strong support to the hypothesis that passive support for Islamist
radicalism in Europe and the complete distrust in democracy does not exceed 400.000 persons. We also compare our research results with the recent PEW data. By and large, the two
datasets yield the same results. We also find that Muslim economic and social alienation in
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
7 Politische und soziale Partizipation
193
Europe very much corresponds to deficiencies of the implementation of the "Lisbon" process.
We also present a rigorous re-analysis of United States Department of State data on acts of
global terrorism in the framework of Kondratiev cycle waves. Further dispelling irrational
immigration-phobias and Islamophobia in general, the present work also shows that, by and
large, pretty much the same functions of key (positive or negative) UNDP development indicators (y-axis) hold in comparison with purchasing power per capita (x-axis) in the Muslim
world and the non-Muslim countries." (author's abstract)
[308-L] Veit, Winfried:
Was bleibt vom französischen Modell?, (Europäische Politik), Bonn 2006, 11 S., ISBN: 389892-482-3 (Graue Literatur; URL: http://library.fes.de/pdf-files/id/03547.pdf)
INHALT: Der Beitrag erörtert vor dem Hintergrund der sozialen Unruhen in den Vorstädten
Frankreichs 2005 das französische Modell der Integration bzw. das Sozialmodell des Landes
und seine mögliche Infragestellung. So werden in einem ersten Schritt die sozialen Ausmaße
der Aufstände in den Vorstädten beschrieben, deren Hauptakteure Jugendliche mit Migrationshintergrund sind und die integrationspolitischen Maßnahmen beleuchtet. In diesem Zusammenhang wird im zweiten Schritt der Umgang bzw. die Einbettung der Kolonialvergangenheit in die Einwanderungspolitik betrachtet. Der dritte Schritt widmet sich schließlich der
deutlichen Ablehnung des europäischen Verfassungsentwurfs durch die Mehrheit der Franzosen. Der vierte Schritt weist abschließend auf das Versagen der politischen Klasse hin. Für
den Autor steht fest, dass die politische Klasse Frankreichs das Land in den letzten 30 Jahren
in eine Krise geführt hat, deren augenfälligste Merkmale die ständig wachsende Staatsverschuldung und die gescheiterte Integration der Einwanderer und deren Nachkommen sind. Es
ist damit auch das Versagen einer der tragenden Säulen der IV. und V. Republik, der 'grandes
écoles', aus denen fast alle führenden Politiker der letzten Jahrzehnte hervorgegangen sind.
(ICG2)
[309-L] Wiedemann, Claudia:
Politische Partizipation von Migranten und Migrantinnen, in: Beate Hoecker (Hrsg.): Politische Partizipation zwischen Konvention und Protest : eine studienorientierte Einführung, Opladen:
B. Budrich, 2006, S. 261-286, ISBN: 3-938094-33-8 (Standort: UB Bonn(5)-2006-5587)
INHALT: Da politische Beteiligungsrechte und eine aktive Teilnahme am politischen Willenbildungs- und Entscheidungsprozess zweifelsohne zur Integration von MigrantInnen beitragen,
befasst sich der Beitrag mit der Frage, wie es um die politische Partizipation und das politische Interesse der Migranten steht und in welcher Art und Weise sie sich daran beteiligen.
Welche Unterschiede bestehen eventuell zwischen den verschiedenen Zuwanderungsgruppen? Nach Vorstellung von Grundinformationen zur demographischen Struktur von Migranten werden anlehnend an die Einteilung von Uehlinger (1988) folgende Partizipationsformen
in den Mittelpunkt gestellt: Beteiligung an Wahlen, Mitarbeit in Parteien, problemorientierte
Partizipation wie etwa die Mitarbeit an einer Bürgerinitiative, ziviler Ungehorsam, (z.B.
Hausbesetzung) und politische Gewalt gegenüber Personen und Sachen. Hierzu werden statistische Daten geliefert. Der abschließende Ausblick verdeutlicht, dass es Schwankungen des
politischen Interesses unter den Migranten je nach Nationalität, Alter, Geschlecht und Bildung gibt. Detailliertere Forschungen wären sinnvoll, um alle Bestimmungsfaktoren zu unter-
194
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
7 Politische und soziale Partizipation
suchen, die eine stärkere Partizipation von Migranten im Sinne einer stärkeren Integration befördern. (ICH)
[310-L] Wolter, Udo:
Beispiel Al-Quds-Tag: islamistische Netzwerke und Ideologien unter Migrantinnen und
Migranten in Deutschland und Möglichkeiten zivilgesellschaftlicher Intervention, Berlin
2004, 48 S. (Graue Literatur; URL: http://www.gegen-al-quds-tag.de/Material%20und%20Brosch
%FCre/gutachten__Quds.pdf)
INHALT: Im Jahr 1979 rief der iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini zusammen mit
anderen iranischen Klerikern erstmals zum AL-Quds-Tag auf. An diesem Tag sollte nicht nur
weltweit zur Zerstörung Israels aufgerufen werden. Die Konstruktion von Feindbildern diente
darüber hinaus auch zur Bildung einer neuen Staatsideologie im Iran. Außerdem sollte die islamische Revolution als Modell für die Islamisierung der gesamten islamischen Welt exportiert werden. Khomeini forderte dazu die Gründung einer Partei, der Hesbollah, die die Einheit aller Muslime in der Welt realisieren sollte. Der vorliegende Beitrag geht zunächst auf
die Geschichte und internationale Bedeutung des Al-Quds-Tages ein. Im Anschluss daran
werden die islamistischen Netzwerke in Deutschland in Verbindung mit dem Al-Quds-Tag
untersucht. Im Zentrum stehen dabei die iranische Studentenorganisation U.I.S.A. in Deutschland, das Islamische Zentrum Hamburg (IZH) und die Imam-Ali Moschee, die internationale
Ahl-ul-Bait Gesellschaft sowie die Webseiten und Aktivitäten von Yavuz Özouz. Abschließend erfolgt eine zusammenfassende Bewertung der Möglichkeiten zivilgesellschaftlicher Intervention gegen die islamistische Mobilisierung zum Al-Quds-Tag. (ICD)
[311-F] Wüst, Andreas M., Dr. (Bearbeitung); Wüst, Andreas M., Dr. (Leitung):
Migranten als politische Akteure
INHALT: Wie gut sind Bürger mit Migrationshintergrund parlamentarisch repräsentiert? Und
macht ihre politische Repräsentation im politischen Prozess und hinsichtlich politischer Ergebnisse einen Unterschied? Diese Forschungsfragen, die sich mit sozialer und substanzieller
politischer Repräsentation beschäftigen, werden in international-vergleichenden Analysen
behandelt, die sämtliche politische Ebenen (national, regional und lokal) einbeziehen. Es wird
erwartet, dass unterschiedliche Ergebnisse einerseits durch verschiedene Assimilations- und
Adaptionsgrade der Abgeordneten erklärt werden können, andererseits durch Varianz der Ideologien, Politikprofile und Opportunitätsstrukturen der Parteien. GEOGRAPHISCHER
RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Niederlande, Schweden,
USA und Australien
METHODE: qualitative und quantitative Interviews; Analyse von Partei- und Parlamentsdokumenten
VERÖFFENTLICHUNGEN: Wüst, Andreas M.: Wahl-Bürger: eine halbe Million Wahlberechtigte in Baden-Württemberg haben ihre Wurzeln nicht in Deutschland. in: BwWoche, 55,
2006, H. 10, S. 10. ARBEITSPAPIERE: Wüst, Andreas M.: Die politische Integration von
Einwandererminoritäten. 28.-29. April 2006, Vollversammlung der Landesarbeitsgemeinschaft kommunaler Ausländervertretungen Baden-Württemberg, Stuttgart.+++Ders.: Wahlverhalten und politische Repräsentation von Migranten. 8.-10. Februar 2006, "Politische Bildung in der Einwanderungsgesellschaft", Tutzing.
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7 Politische und soziale Partizipation
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ART: gefördert BEGINN: 2006-01 ENDE: 2011-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Volkswagen Stiftung
INSTITUTION: Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung MZES- Arbeitsbereich B Die politischen Systeme Europas und ihre Integration (68131
Mannheim)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0621-181-2811, Fax: 0621-181-2845,
e-mail: [email protected])
[312-L] Yilmaz-Huber, Nebahat:
Die Rolle von MigrantInnenvereinen bei der Integration, in: Manfred Oberlechner (Hrsg.): Die
missglückte Integration? : Wege und Irrwege in Europa, Wien: Braumüller, 2006, S. 45-55, ISBN:
3-7003-1573-2 (Standort: THB Aachen(82)-Ld549-10)
INHALT: Der Beitrag zu den Möglichkeiten und Grenzen institutioneller Integrationsarbeit beleuchtet die Arbeit türkischer MigrantInnenvereine in Österreich, wobei sich die Ausführungen insbesondere auf den Alevitischen Kulturverein in Tirol beziehen. Nach einer Skizzierung von MigrantInnenvereinen in ihren Grundzügen (Programm, soziales Netzwerk usw.)
werden sodann die positiven Einflüsse dieser sozialen Einrichtungen beschrieben. Dazu gehören insbesondere die Funktion der MigrantInnenvereine als Ansprechpartner für Integrationsfragen sowie die sozialen Partizipationsmöglichkeiten der Vereine (Veranstaltung von Festen,
Tag der offenen Tür). Daneben werden aber auch die potenziell negativen Einflüsse genannt,
wie beispielsweise die Verhinderung des Integrationsprozesses durch die Vereinsführung oder der Umstand, dass Vereine manchmal bewusst versuchen, einige ihrer Mitglieder in Unselbständigkeit zu halten. Zusammenfassend stellt die Autorin fest, dass Vereine im Leben
vieler MigrantInnen eine wichtige Rolle spielen. Das Angebot des Vereins ist oft sehr umfassend und schafft quasi ein Ersatzdorf für die MigrantInnen. Wenn notwendig, muss der Staat
über die Vergabe oder Verweigerung von Förderungen auf MigrantInnenvereine dahingehend
einwirken, dass sich diese der Integration nicht verweigern. (ICG2)
8 Staatliche und private Migrations- und Minderheitenarbeit
[313-L] Albert, Martin:
Migration und Soziale Netzwerke: Handlungsmöglichkeiten der professionellen Sozialarbeit
zur Anbindung von Migranten und Migrantinnen im sozialen Gemeinwesen, in: Sozialmagazin : die Zeitschrift für Soziale Arbeit, Jg. 31/2006, H. 10, S. 27-38 (Standort: USB Köln(38)XG3727; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Professionelle Sozialarbeit mit Migranten ist mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, wie 'Fremde' im lokalen Gemeinwesen sozial eingebunden werden können. Für eine
nachhaltige wirtschaftliche, rechtliche und kulturelle Integration sind die sozialen Netzwerke
von zentraler Bedeutung. Soziale Arbeit benötigt in diesem Prozess Schlüsselpersonen, die
einen Zugang in das Gemeinwesen ermöglichen." (Autorenreferat)
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
8 Staatliche und private Migrationsarbeit
[314-L] Baros, Wassilios:
Neo-Assimilation: Das Ende des Konzeptes der Interkulturellen Öffnung?, in: Neue Praxis :
Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik, Sonderheft, 2006, H. 8, S. 61-70
(Standort: USB (Köln)38-HP-LS B218; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag geht der übergeordneten Frage nach, wie Formen der Integration und Assimilation in modernen Migrationsgesellschaften zu fassen sind und welche Rolle die Kategorie der Kultur dabei spielt. In diesem Zusammenhang widmet sich der Autor kritisch der neoassimilationistischen These, nach der Assimilation in modernen Migrationsgesellschaften unhintergehbar ist. Wenn diese These zutreffen würde, wären Konzepte der interkulturellen
Öffnung sozialer Dienste, bei denen es um die Ausrichtung auf die spezifischen Bedarfe der
MigrantInnen geht, obsolet. Die Ausführungen zeigen, dass die Assimilationsperspektive bestenfalls in die ohnehin breit geteilten Forderungen nach der Förderung von Bildungschancen
mündet, schlimmstenfalls aber den Blick weg von den strukturellen Mechanismen der Benachteiligung von MigrantInnen richtet. Die Assimilationsperspektive verhindert die Ausrichtung der Sozialen Arbeit an den Bedürfnissen der Adressaten, weil sie analytisch nicht zwischen den subjektiven Vernünftigkeitskriterien der Akteure einerseits und externen Rationalitätsmaßstäben andererseits unterscheidet. (ICG2)
[315-F] Bibouche, Seddik, Dr. (Bearbeitung); Held, Josef, apl.-Prof.Dr.habil. (Leitung):
Evaluation von Integrationsprojekten in Kommunen
INHALT: Die Tübinger Projektgruppe hat im März 2005 die Aufgabe übernommen von der Landesstiftung Baden-Württemberg aktuell geförderte kommunale Integrationsprojekte wissenschaftlich zu begleiten. Dieses Evaluationsprojekt wurde bis April 2006 durchgeführt. Herr
Josef Held leitete das Projekt, Herr Seddik Bibouche koordiniert die Arbeit, Studierende aus
Projektseminaren zu empirische Methoden waren an der Durchführung beteiligt. Die empirischen Untersuchungen bei den Projektleitern und Projektmitarbeitern sind inzwischen abgeschlossen. Die Untersuchung der Zielgruppen wurde bis Anfang 2006 fortgesetzt. Um entscheiden zu können, welche Integration durch die Projekte gefördert werden sollte bzw. gefördert werden kann, braucht es eine ausgewiesene Klärung des Integrationsbegriffs und seiner Dimensionen. Daraus lassen sich dann die Kriterien für Integration ableiten. Integration
wird von den Forschern - in einem sehr weiten Sinne - verstanden als ein sich Hineinentwickeln in die Gesellschaft mit ihren Möglichkeiten. Da nicht alle den gleichen Zugang zu diesen Möglichkeiten haben, geht es bei Integration auch um einen Ausgleich zwischen Minderheiten und Mehrheiten. Gegenbegriffe zu Integration sind Ausgrenzung, Marginalisierung,
Separation. Integration wird von den Forschern nicht als Zustand verstanden, sondern als
Prozess. Die Kriterien sollten also nicht den Anspruch erheben, eine "gelungene Integration"
nachzuweisen, sondern eher eine "gelingende Integration" im Sinne einer Richtung in diesem
Prozess. Auf dem Weg zu einer "gelingenden Integration" sollten Kriterien in folgenden vier
Dimensionen erfüllt sein: 1. die strukturelle Integration bezieht sich auf den Status einer Person, der ihr einen gleichberechtigten Zugang zu gesellschaftlichen Gütern (z.B. Bildung) und
Positionen (berufliche Stellung) ermöglicht; 2. die kulturelle Integration (auch: Akkulturation) bezieht sich auf die (individuelle) Aneignung der Kompetenzen für die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben (Sprache, Werte, Regeln des Zusammenlebens) und schließt Lernprozesse sowohl bei autochthonen als auch bei allochthonen Bevölkerungsgruppen mit ein; 3. die
soziale Integration bezieht sich auf die Beteiligung von Migranten an privaten und sozialen
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
8 Staatliche und private Migrationsarbeit
197
Aktivitäten von Mitgliedern der Mehrheitsgesellschaft. Sie beinhaltet auch die Wertschätzung, Akzeptanz und Anerkennung, welche Migranten durch die Autochthonen erfahren sollten; 4. die identifikatorische Integration bezieht sich auf das subjektive Zugehörigkeitsgefühl,
das durch interkulturelle Kontakte (neu) konstituiert wird.
METHODE: qualitative und quantitative Methoden: Fragebogen, Leitfadeninterviews, Focus
group
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2005-04 ENDE: 2006-03 AUFTRAGGEBER: Landesstiftung
Baden-Württemberg gGmbH FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Tübingen, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Institut für
Erziehungswissenschaft (Münzgasse 22-30, 72070 Tübingen)
KONTAKT: Leiter (Tel. 07071-29-76893, Fax: 07071-34871,
e-mail: [email protected])
[316-F] Brand, Thomas, Dr. (Bearbeitung); Walter, Michael, Prof.Dr.jur. (Leitung):
Wissenschaftliche Begleitung des Projektes "Aufwind - vernetzte Integrationshilfen für Aussiedler in der JVA Heinsberg vor und nach der Entlassung"
INHALT: Ziel der Evaluation ist die Überprüfung der Leistungsfähigkeit und Qualität der von
dem Projekt "Aufwind" verfolgten Ziele. Die Ziele des Projekts "Aufwind" liegen in der
Implementation von Integrationsmaßnahmen während und nach der Haft von jugendlichen
und heranwachsenden Spätaussiedlern in der JVA Heinsberg. Dazu wurden inhaftierte Spätaussiedler mittels eines standardisierten Fragebogens (in deutsch und russisch) persönlich in
der JVA Heinsberg befragt. Weiterhin wurden Bedienstete der JVA, Kursleiter, Leiter des sozialen Trainings etc. zu ihren Einstellungen und beobachteten Wirkungen des Projekts befragt. Bereits entlassene Spätaussiedler wurden schriftlich zu ihren Erfahrungen mit den angebotenen Maßnahmen interviewt. Eine Kontrollgruppe ist in der JVA Iserlohn ebenfalls interviewt worden. Es sollen u.a. die Hypothesen überprüft werden, inwieweit es gelingt, jugendliche Spätaussiedler zu motivieren, an den im Vollzug angebotenen Maßnahmen teilzunehmen, Auffälligkeiten und Disziplinarverfahren während der Haft zu reduzieren sowie eine
Vernetzung und Koordination mit Diensten, Behörden, Träger freier Wohlfahrtsverbände
aufzubauen, die bei der Begleitung und Unterstützung nach der Haftentlassung mitwirken
können. ZEITRAUM: 2003-2005 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland,
Land Nordrhein-Westfalen
METHODE: Es handelt sich bei dem Forschungsdesign um eine Prozessevaluation. Wirkungen
sollten zumindest auf deskriptivem Weg beschrieben werden. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: ca. 10; Bedienstete der
JVA Heinsberg, Kursleiter etc.; Auswahlverfahren: soweit bereit). Standardisierte Befragung,
face to face (Stichprobe: ca. 30; inhaftierte Spätaussiedler; Auswahlverfahren: total). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: ca. 28; entlassene Spätaussiedler; Auswahlverfahren: wo Adressen vorhanden). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Interner Abschlussbericht.
ART: Auftragsforschung; Eigenprojekt BEGINN: 2005-01 ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER:
Land Nordrhein-Westfalen Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration
FINANZIERER: Institution; Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Köln, Rechtswissenschaftliche Fakultät, Institut für Kriminologie
(Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0221-470-4358, e-mail: [email protected])
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
8 Staatliche und private Migrationsarbeit
[317-F] Esser, Hartmut (Bearbeitung):
Migration, Sprache und Integration
INHALT: Synthese der Forschung, belegbare Evidenz identifizieren, Forschungslücken aufzeigen; Grundlagen bieten für politische Interventionen. GEOGRAPHISCHER RAUM: im wesentlichen Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Sekundäranalyse von empirischen Studien u.a. Literatur DATENGEWINNUNG:
Sekundäranalyse von Individualdaten.
ART: Eigenprojekt BEGINN: 2003-12 ENDE: 2006-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution
INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie Arbeitsstelle Interkulturelle Konflikte und gesellschaftliche
Integration -AKI- (Reichpietschufer 50, 10785 Berlin)
KONTAKT: Söhn, Janina (Tel. 030-25491-303, Fax: 030-25491-308,
e-mail: [email protected])
[318-L] Freise, Josef:
Interkulturelle Soziale Arbeit: theoretische Grundlagen - Handlungsansätze - Übungen zum
Erwerb interkultureller Kompetenz, (Reihe Politik und Bildung, 36), Schwalbach: Wochenschau Verl. 2005, 254 S., ISBN: 3-89974-203-6
INHALT: Der Band vereint die Ergebnisse aus Lehre, Forschung und pädagogischer Praxis des
Autors. Als Handbuch richtet er sich sowohl an Studierende als auch an Sozialarbeiter, Sozialpädagogen und politische Bildner der interkulturellen Arbeit. 'Professionelle interkulturelle
Kompetenz' (11) umfasst nach Ansicht des Autors nicht nur theoretisches und konzeptionelles
Handlungswissen, sondern auch soziale und personale Kompetenzen, die in alltags- und berufspraktischen Situationen erworben und erlernt werden können. Entsprechend gliedert der
Autor den Band in drei Teile. Philosophische, theologische und psychologische Theorieansätze eröffnen Horizonte in der Wahrnehmung des Anderen und zur Dialogfähigkeit mit dem
Anderen. Sozialwissenschaftliche Untersuchungen vergleichen Minderheitengruppen in ihrem Verhältnis zur Dominanzkultur. Die Handlungsansätze im zweiten Teil dokumentieren
die Orientierungen und Perspektiven der Migrationssozialarbeit, aber auch geschlechtsspezifische und rechtliche Aspekte der Jugendhilfe sowie das breite Spektrum der interkulturellen
Pädagogik. Der Überblick beschränkt sich dabei auf wesentliche Punkte und Kerngedanken,
deren ausführliche Behandlung in der angegebenen weiterführenden Literatur zu suchen ist.
Der Band wird abgerundet durch einen ausführlichen Übungsteil, der eine Reihe von Vorschlägen zum Training sozialer und interkultureller Kompetenzen anbietet, die sich sowohl
für den Einsatz in Jugend- und Erwachsenengruppen, für internationale Begegnungen als
auch zur Supervision und Selbstevaluierung von Fachkräften der sozialen und politischen
Bildungsarbeit eignen. (ZPol, NOMOS)
[319-L] Fritz, Florian:
Wartesaal Deutschland?: Flüchtlinge zwischen "freiwilliger Rückkehr", zwangsweiser
Rückführung und die Rolle der Sozialen Arbeit, in: Sozialmagazin : die Zeitschrift für Soziale
Arbeit, Jg. 31/2006, H. 12, S. 46-51 (Standort: USB Köln(38)-XG3727; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
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INHALT: "Die Zahl der Flüchtlinge in Deutschland sinkt unaufhörlich. Seit der Änderung des
Asylrechts im Jahre 1993 hat sich die Anzahl der jährlichen Asylantragsteller von knapp
440.000 auf zuletzt unter 50.000 im Jahre 2005 reduziert. Sichere Herkunftsstaaten, Visumspflicht, Drittstaatenregelung, Aufrüstung der Ostgrenzen, Bekämpfung des Schleusertums,
Asylbewerberleistungsgesetz mit Sachleistungsprinzip und Taschengeldregelung, Residenzpflicht, Ausreisezentren, Abschiebeknäste oder auch bayerisches Asylbewerberaufnahmegesetz mit der Verpflichtung, in Lagern ('Gemeinschaftsunterkünften') zu wohnen - alleine das
Vokabular, das das Leben eines Flüchtlings in Deutschland beschreibt, gibt eine Ahnung davon, wie in diesem Land mit Flüchtlingen verfahren wird: es geht um Reglementierung, Verwahrung, Verwaltung, Kontrolle und Abwehr." (Autorenreferat)
[320-F] Gurny, Ruth, Prof.Dr.; Nef, Rolf (Bearbeitung); Kobi, Sylvie, Lic.phil. (Leitung):
Unterstützungsbedarf älterer Migrantinnen und Migranten - die Sicht der Betroffenen
INHALT: Im Forschungsprojekt "Unterstützungsbedarf älterer MigrantInnen" werden im Sinne
einer Pilotstudie die "service needs" älterer MigrantInnen und von MigrantInnen aus Italien,
Spanien sowie aus Serbien und Montenegro untersucht. Folgende Fragen sind von besonderem Interesse: Wie werden bislang die Institutionen der Altenhilfe, die (noch) keine spezielle
kulturelle Passung aufweisen, von MigrantInnen genutzt? Welches sind Gründe für tiefe/ hohe Inanspruchnahme bestimmter Dienstleistungen? Haben ältere MigrantInnen im Unterschied zur einheimischen Bevölkerung besondere Bedürfnisse in Bezug auf ambulante und
stationäre Unterstützungsleistungen? Gibt es dabei wesentliche Unterschiede zwischen den
verschiedenen Immigrationsgruppen? Sind Genderaspekte wirksam? Welches Unterstützungspotential für ältere Familienmitglieder liegt in den familiären Netzen der MigrantInnen?
Decken sich die Wünsche der SeniorInnen mit den Möglichkeiten und eigenen Wünschen der
diesbezüglich zentral anvisierten Familienmitglieder? Die Studie wird in Zusammenarbeit mit
den beiden Ämtern "Altersheime der Stadt Zürich" und "Pflegezentren der Stadt Zürich"
durchgeführt. Die Ergebnisse sollen den zuständigen Akteuren helfen, ihre ambulanten und
stationären Angebote auf die Bedürfnisse der neuen Klientengruppe hin auszurichten. ZEITRAUM: quantitatives Modul: 1990/2000, qualitatives Modul: 2005/2006 GEOGRAPHISCHER RAUM: Stadt Zürich
METHODE: Die Untersuchung kombiniert quantitative und qualitative Methoden: Mit Hilfe
qualitativer Interviews kommen MigrantInnen (SeniorInnen und deren zentrale Bezugspersonen) sowie VertreterInnen ihrer Organisationen zu Wort. Die kombinierte Analyse der Sichtund Erlebensweisen von zugewanderten SeniorInnen und deren Hauptbezugspersonen ist eine
bisher selten gewählte Strategie. Sie ist jedoch wichtig, um das Unterstützungspotential des
familiären Netzes adäquat zu erfassen. Die Studie konzentriert sich auf MigrantInnen, die
nicht aus dem deutschsprachigen Raum stammen und in der Stadt Zürich leben. Sekundärstatistische Analysen der Volkszählung 2000 dienen der quantitativen Einbettung der Thematik
und einer Bedarfsschätzung für die kommenden Jahre, insbesondere auch bezüglich der Entwicklung in anderen Immigrationsgruppen. Deskriptiv-explorative Studie. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Auswahlverfahren: qualitativer Stichprobenplan bei der Gruppe der "alteingesessenen" MigrantInnen, theoretisches
Sampling bei den "NeuzuzügerInnen"). Sekundäranalyse von Individualdaten (Individuen
und Haushalte - Volkszählungsdaten; Auswahlverfahren: total). Feldarbeit durch Mitarbeiter/innen des Projekts.
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VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Kobi, S.; Nef, R.: DOREProjekt "Unterstützungsbedarf älterer Migrantinnen und Migranten". Bericht zu Modul 1: statistische Analyse der Volkszählungsdaten für die Stadt Zürich. Unveröffentlichter Bericht,
Hochschule für Soziale Arbeit Zürich, Juni 2005.+++Kobi, S.: Unterstützungsbedarf älterer
Migrantinnen und Migranten. Kurzbericht zu den Gesprächen mit Expertinnen und Experten
in Alters- und Migrationsfragen. Unveröffentlichter Bericht, Hochschule für Soziale Arbeit
Zürich, Dez. 2005.
ART: gefördert BEGINN: 2005-04 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung
INSTITUTION: Fachhochschule Zürich Hochschule für Soziale Arbeit (Auenstrasse 10, 8600
Dübendorf, Schweiz)
KONTAKT: Leiterin (e-mail: [email protected])
[321-L] Hamburger, Franz:
Konzept oder Konfusion?: Anmerkungen zur Kulturalisierung der Sozialpädagogik, in:
Neue Praxis : Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik, Sonderheft, 2006, H.
8, S. 178-192 (Standort: USB (Köln)38-HP-LS B218; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Text leistet einen Beitrag zur kritischen Beleuchtung bisheriger Ansätze, Konzepte
und Strategien der Sozialen Arbeit in der Migrationsgesellschaft und zum Entwurf neuer Perspektiven. In diesem Zusammenhang stellt der Autor die historische Entwicklung der Interkulturellen Pädagogik in der Bundesrepublik Deutschland seit den 1950er Jahren dar und
zeigt den Wandel der Problemdefinitionen, Ziele und Programmatiken auf. Am Beispiel der
Jugendhilfe werden die Konzeptbildungen diskutiert und an einer allgemeinen Strukturierung
des sozialpädagogischen Handelns wird deutlich gemacht, dass es praktisch und theoretisch
auf das 'Allgemeine' ankommt. Der Konfusion, die vor allem die Kritik an der Kulturalisierung der Folgen der Migration durch die Interkulturelle Pädagogik selbst ausgelöst hat, wird
der Begriff der reflexiven Interkulturalität entgegengesetzt und in seinen Grundzügen konturiert. Es geht dabei vor allem um die praktische Selbst-Konfrontation mit den nicht intendierten negativen Nebenfolgen interkultureller Kompetenz. Solche Nebenfolgen interkultureller
Kompetenz äußern sich beispielsweise in dem Ignorieren der Einmaligkeit des Subjekts in
Hinblick auf MigrantInnen, wenn etwa versucht wird, den Migrationshintergrund in der Biographie beinahe detektivisch aufzuspüren. Die Rede von Multikulturalität ist nach Ansicht
des Autors als Kampfbegriff gegen ethnischen Nationalismus sehr wohl erforderlich, als
Dauerrede erzeugt sie Überdruss. 'Pluralismus' und 'Toleranz' sind dagegen Selbstbeschreibungen einer Gesellschaft mit demokratischem Anspruch, die nicht verbraucht werden können. (ICG2)
[322-L] Haug, Sonja; Zerger, Fritjhof:
Integrationskurse - erste Erfahrungen und Erkenntnisse einer Teilnehmerbefragung, (Working Paper / Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, 5), Nürnberg 2006, 44 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.bamf.de/cln_042/nn_971186/SharedDocs/Anlagen/DE/Migration/Publikationen/
Forschung/interne/wp5-Integrationskurse,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/wp5Integrationskurse.pdf)
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INHALT: "Das Working Paper stellt die Ergebnisse einer Befragung von Integrationskursteilnehmern dar, die im Rahmen der Migrations- und Integrationsforschung des Bundesamtes im
Jahr 2005 durchgeführt wurde. Hintergrund der Studie ist das Bestreben, die Integrationskurse des Bundesamtes noch besser auf die Bedürfnisse und Wünsche der Teilnehmer abzustimmen. Die ersten Erfahrungen mit dem Integrationskurs, eine Bewertung des aktuellen
Kurses im Hinblick auf die Integration und die Wünsche bezüglich spezieller Kursinhalte oder Zusatzangebote wurden ermittelt. Die Ergebnisse geben Aufschluss über die Besonderheiten spezieller Zielgruppen und dienen der Optimierung des Kurskonzeptes unter besonderer
Berücksichtigung weiblicher und jugendlicher Teilnehmer." (Autorenreferat)
[323-F] Hielen, Manfred; Koc, Güllü (Bearbeitung):
Wege suchen, Wege finden, Wege schaffen. Entwicklung quartiersnaher Handlungskonzepte
für ältere Menschen mit Migrationshintergrund
INHALT: Die vorliegenden Ergebnisse der Erkundungsphase des Projektes "Wege zur Pflege für
Menschen mit Migrationshintergrund" verdeutlichen, dass Zuwanderer der "ersten Generation" zunehmend auf Unterstützungsleistungen der Seniorenarbeit und Altenhilfe angewiesen
sein werden. Diese Tatsache hat sich bislang aber weder in Form einer transkulturellen Öffnung vorhandener noch in der Entwicklung neuer Angebote in den ethnischen Enklaven niedergeschlagen. Mit dem Projekt "Wege suchen, Wege finden, Wege schaffen. Entwicklung
quartiersnaher Handlungskonzepte für ältere Menschen mit Migrationshintergrund" soll in
den Stadtteilen Duisburg-Hochfeld und Duisburg-Hochemmerich jeweils ein ambulantes aufsuchendes Beratungsangebot umgesetzt werden, durch das adäquate bedürfnisorientierte Unterstützungsleistungen für älter werdende Migrantinnen und Migranten entwickelt werden
können. In enger Zusammenarbeit mit vor Ort ansässigen Trägern und Einrichtungen der verschiedenen Arbeitsbereiche und unter Einbeziehung von Migrantenselbstorganisationen sollen die transkulturelle Öffnung befördert und neue Angebotsformen für älter werdende
Migrantinnen und Migranten erprobt werden. Projektziel: Das Projekt verfolgt das Ziel, älter
werdende Migranten und deren Angehörige in der Lebensphase "Alter" zu unterstützen und
zur Lösung entstehender problematischer Lebenssituationen beizutragen. Dies kann nur durch
eine verstärkte Sensibilisierung, Aktivierung, Einbindung und Beteiligung möglichst vieler
Akteure (z.B. Familienmitglieder, Freunde, Bekannte) bzw. Einrichtungen oder Organisationen in dem Stadtteil erreicht werden.Mit den Ansätzen und Methoden der Gemeinwesenarbeit
und der Aktionsforschung werden folgende Ziele verfolgt: a) Analyse der Bedürfnislagen älter werdender Migranten und der strukturellen Voraussetzungen zur Verbesserung der Versorgungslage in den beiden Stadtteilen Duisburg-Hochemmerich und Duisburg-Hochfeld, b)
Umsetzung eines aufsuchenden ambulanten Beratungsangebotes (Einbeziehung der Migrantenselbstorganisationen, Nutzung vorhandener Ressourcen, wie z.B. bestehender Räumlichkeiten) für ältere Migranten einerseits und lokaler Institutionen andererseits, c) Durchführung
und Beförderung von Maßnahmen zur transkulturellen Öffnung der Regeldienste sowie Entwicklung und Erprobung neuer adäquater Angebotsformen. GEOGRAPHISCHER RAUM:
Stadtteilen Duisburg-Hochfeld und Duisburg-Hochemmerich
METHODE: Projektmodule: 03.05.2005-30.06.2005: Konzeptentwicklung eines aufsuchenden
ambulanten Beratungsangebotes Entwicklung eines Konzeptes zur Qualifizierung vor Ort;
Erprobung und Umsetzung eines aufsuchenden, ambulanten Beratungsangebotes für ältere
Migranten und Institutionen; Struktur-, Bedürfnis- und Institutionsanalyse. 01.7.2005-30.
06.2006: Entwicklung und Erprobung neuer Angebotsformen für älter werdende Migranten;
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Qualifizierung vor Ort. 01.07.2006-31.07.2007: Fortführung des aufsuchenden, ambulanten
Beratungsangebotes für ältere Migranten und Institutionen; Entwicklung und Umsetzung von
Maßnahmen zur transkulturellen Orientierung/ Öffnung der Regeldienste; Umsetzung und
Erprobung neuer Angebotsformen für älter werdende Migranten; Qualifizierung vor Ort.
01.08.2007-31.10.2007: Entwicklung eines weiterführenden Handlungskonzeptes zur stadtteilorientierten Arbeit mit und für älter werdende Migranten.
ART: gefördert BEGINN: 2005-05 ENDE: 2007-10 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Land Nordrhein-Westfalen Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales
INSTITUTION: Institut für Sozial- und Kulturforschung e.V. -isk- (Bismarckstr. 67, 47057
Duisburg)
KONTAKT: Hielen, Manfred (Tel. 0203-3177-115, Fax: 0203-3177-129,
e-mail: [email protected]); Koç, Güllü (Tel. 0203-3177-116, Fax: 0203-3177129, e-mail: [email protected])
[324-F] Ivankovic, Ivan (Bearbeitung); Biesinger, Albert, Prof.Dr. (Betreuung):
Analyse der Gemeindekatechese und Erwachsenenbildung mit kroatischen Migranten in
Deutschland
INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Tübingen, Katholisch-Theologische Fakultät, Lehrstuhl für Religionspädagogik (Liebermeisterstr. 12, 72076 Tübingen)
KONTAKT: Betreuer (Tel. 07071-29-74152, e-mail: [email protected])
[325-L] Kersten, Joachim; Coker, Sebastian:
"Guck' Dir mal den 'Neger' an!": Hautfarbe und Diskriminierung im Polizeiberuf, in: Neue
Kriminalpolitik : Forum für Praxis, Recht und Kriminalwissenschaften, Jg. 18/2006, H. 2, S. 65-68
INHALT: Die Studie von 2005 zu Wahrnehmungen im polizeilichen Dienstalltag in Deutschland
befasst sich mit folgender Frage: Gibt es rassistische oder anderweitig diskriminierende Haltungen bei Kollegen und bei den Bürgern, mit denen dunkelhäutige Polizeibeamte zu tun haben? Die Ausführungen basieren auf einer Befragung von 16 dunkelhäutigen Personen, allesamt deutsche Staatsbürger mit jeweiligen familiären Wurzeln in den USA, Eritrea, Nigeria,
in der Karibik oder in Marokko. Ein verwurzelter institutioneller Rassismus gegenüber MitarbeiterInnen mit anderer Hautfarbe lässt sich in den deutschen Polizeiorganisationen nicht
nachweisen. Rassismus scheint auf, spielt unter Umständen auch eine Rolle beim Umgang
mit zu kontrollierenden Personen und hat vermutlich auch eine größere Ausbreitung. Aus der
Kollegenschaft rührende Anfeindungen wegen der anderen Hautfarbe werden von den Befragten lediglich wahrgenommen, aber von ihnen überwiegend souverän 'abgewettert'. Dies
könnte mit der hohen Toleranzschwelle und der sozialen Kompetenz der betreffenden BeamtInnen zusammenhängen. Die langfristigen Erfahrungen der befragten PolizistInnen, sowohl
in der Zusammenarbeit mit Kollegen als auch bei Bürgerkontakten, lassen eine kulturell bedingte Akzeptanz der deutschen Polizei und ihrer 'Kundschaft' gegenüber Menschen mit anderer Hautfarbe in Uniform (oder bei der Kriminalpolizei) auf einem ausbaufähigen Niveau
vermuten. (ICG2)
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[326-L] Leptien, Kai:
Das Osnabrücker Integrationslotsenprojekt: Konzeption, Umsetzung und Ausblick, in: IMISBeiträge, 2006, H. 28, S. 25-58 (URL: http://www.imis.uni-osnabrueck.de/pdffiles/imis28.pdf)
INHALT: "Durch 'Integrationslotsen' soll das Moderationspotential der kommunalen Einrichtungen den sozialen Lebenszusammenhängen der Migranten ebenso näher gebracht werden wie
es damit auch durch die Beteiligung und Aktivierung von Migranten aus diesen Zusammenhängen heraus unter Nutzung ihres Wissens, ihrer Kompetenzen und ihrer sozialen Beziehungen gesteigert werden soll. Eine zentrale Annahme ist also, dass die Teilnehmer dieses Projektes wechselseitig synergetisch voneinander profitieren. Der von Kai Leptien verfasste Evaluationsbericht macht deutlich, dass dies gelingen kann. Aus ihm wird auch ersichtlich, dass
dies kein Automatismus ist, sondern Wissen um und die sorgfältige Beachtung der Strukturprobleme voraussetzt, die mit der Übertragung von Aufgaben der sozialen Integration an ehrenamtliche 'Integrationslotsen' verbunden sein können. Diese betreffen erforderliche Kenntnisse, Kompetenzen und nicht zuletzt die soziale Integration der Lotsen selbst." (Autorenreferat)
[327-L] Lorenz, Walter:
Perspectives on European social work: from the birth of the nation state to the impact of
globalisation, Opladen: B. Budrich 2006, 199 S., ISBN: 3-86649-008-9 (Standort: UB Bonn(5)2006/5857)
INHALT: Der Verfasser legt großteils bereits andernorts publizierte Beiträge vor, die die Bedeutung kultureller Diversität und sozialer Identitätskonstruktion für soziale Prozesse im Allgemeinen und die Sozialarbeit im Besonderen betonen. Ziel ist es, die Komplexität und Vielfalt
sozialpädagogischer Ansätze im Prozess der Europäisierung und Globalisierung darzustellen
und auf ein gemeinsames "rotes Band" hin zu befragen. In diesem Sinne werden im Einzelnen
folgende Themen behandelt: (1) Ursprung und Bedeutung der Diversität der sozialen Berufe
in Europa; (2) Nationalstaat und Sozialarbeit; (3) Wohlfahrtsregime und social citizenship;
(4) Minderheiten und kulturelle Vielfalt als Herausforderungen für den Nationalstaat; (5) Kultur und Identität in der Praxis der Sozialarbeit; (6) interkulturelle Kommunikation in der Sozialarbeit; (7) Sozialpädagogik als hermeneutisches Paradigma der Sozialarbeitswissenschaft;
(8) digitaler Kapitalismus und Globalisierung als Herausforderungen der Sozialarbeit in Europa; (9) Neoliberalismus und die Zukunft der Sozialarbeit. (ICE)
[328-L] Mar Castro Varela, Maria do:
Integrationsregimes und Gouvernementalität: Herausforderungen an interkulturelle/ internationale Soziale Arbeit, in: Neue Praxis : Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik, Sonderheft, 2006, H. 8, S. 152-164 (Standort: USB (Köln)38-HP-LS B218; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag beschäftigt sich mit den diskursiven Praktiken des Rassismus und der Diskriminierung sowie mit Strategien, mit denen Soziale Arbeit dem entgegenzuwirken versucht.
In diesem Kontext wird der anhaltende Integrationsdiskurs in Europa (mit Schwerpunkt
Deutschland), der insbesondere auf MigrantInnen und AussiedlerInnen zielt, auf seine Konsequenzen hin untersucht. Dabei geht es vor allem darum, die Leerstellen und problemati-
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schen professionellen Selbstverständlichkeiten, die in der interkulturellen sozialen Theorie
durchschimmern, offen zu legen. Die Ausführungen gliedern sich dem gemäß in folgende
Aspekte: (1) Aufnahmebereitschaft und Integrationsunfähigkeit, (2) Sozial- und Arbeitsmarktreformen im Lichte des Integrationsdiskurses sowie (3) die europäische Biopolitik und
Migrationsbewegungen als verflochtene Prozesse. Der Aufnahmebereitschaft des Gastlandes
mit seiner begrenzten Aufnahmekapazität wird die Integrationsunfähigkeit der Einwanderer
gegenübergestellt. In diesem diskursiven Zusammenhang haben sich die MigrantInnen den
Assimilationserfordernissen der Normalisierungs- und Disziplinierungsregime zu unterwerfen, in der die völlige Auflösung in die Mehrheitsgesellschaft, also die völlige Unsichtbarkeit
zum Kriterium erfolgreicher Integration wird. Zur kritischen Reflexion solcher Prozesse plädiert die Autorin in Auseinandersetzung mit verschiedenen Strängen des Integrationsdiskurses für eine transkulturelle Perspektive in der Sozialen Arbeit. (ICG2)
[329-L] Matthäi, Ingrid:
Lebenssituation der älteren alleinstehenden Migrantinnen, Berlin 2004, 246 S. (Graue Literatur; URL: http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Abteilung4/Pdf-Anlagen/aeltere-migrantin
nen-langfassung,property=pdf,bereich=,rwb=true.pdf)
INHALT: Ob und inwieweit die für die Situation der durchschnittlichen älteren ausländischen
Bevölkerung prognostizierten kumulativen Problemlagen ebenfalls konstitutiv für die Lebenssituation von alleinstehenden Migrantinnen im Alter sind, beantwortet die vorliegende
Untersuchung, deren differenzierte Befunde ausführlich dargelegt werden. Auch im Hinblick
auf Integrationserfahrungen und -wahrnehmungen unter sich verändernden familiären und sozialen Beziehungen werden die Handlungs- und Bewältigungsstrategien aus der Sicht der Betroffen näher analysiert, um gesellschaftspolitische Handlungsbedarfe zur Erhöhung der Partizipations- und Integrationschancen aufzuzeigen. Der Problemaufriss dokumentiert, dass Bedarfe an konkreteren Informationen über die soziale Lage und die Bedürfnisse von alleinstehenden Migrantinnen im Alter bestehen. Nur wenn die Politik und die Regeleinrichtungen für
die spezifische Problematik und die Bedürfnisse dieser Zielgruppe sensibilisiert werden, kann
es zu bedarfs- und bedürfnisgerechten Angeboten im Versorgungs-, Beratungs- und Altenhilfebereich kommen. Dazu leistet die vorliegende Studie einen Beitrag, indem sie im ersten
Teil der Veröffentlichung aus der Perspektive der Migrantinnen die gesellschaftliche Wirklichkeit ihres Daseins beschreibt und damit tiefgehendere Einblicke in die vielschichtigen
Dimensionen ihrer Lebenslage ermöglicht und entsprechende sozialpolitsche und institutionelle Hilfe- und Unterstützungsbedarfe artikuliert. Im zweiten Teil der Veröffentlichung werden Ergebnisse aus Befragungen von Experten aus Einrichtungen der Migrationsdienste und
Altenhilfe vorgestellt, um aus Sicht der Institutionen mögliche Zugangsprobleme oder Barrieren, die einer Inanspruchnahme durch die Zielgruppe entgegenstehen, zu benennen und
zugleich mögliche Gestaltungs- und Handlungsoptionen für Maßnahmen und Angebote zur
besseren Versorgung der Betroffenen aufzuzeigen. (ICD2)
[330-L] Mercheril, Paul:
Die Unumgänglichkeit und Unmöglichkeit der Angleichung: herrschaftskritische Anmerkungen zur Assimilationsdebatte, in: Neue Praxis : Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik
und Sozialpolitik, Sonderheft, 2006, H. 8, S. 124-140 (Standort: USB (Köln)38-HP-LS B218;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
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INHALT: Der Beitrag beschäftigt sich mit den diskursiven Praktiken des Rassismus und der Diskriminierung sowie mit Strategien, mit denen Soziale Arbeit dem entgegenzuwirken versucht.
Hierzu vertritt der Autor die These, dass das Konzept der Neo-Assimilation der Sozialen Arbeit in diesem Zusammenhang keinen kritischen Orientierungsrahmen bieten kann. Die kritische Auseinandersetzung mit dem Assimilationsdiskurs umfasst drei Aspekte: (1) die Unangemessenheit der rhetorischen Praxis 'Assimilation', (2) die Unangemessenheit einer Migrationsforschung, die auf gesellschaftskritische Reflexionen verzichtet und (3) die Unangemessenheit einer migrationswissenschaftlichen Analyse, die Herrschaft und Macht auf Zwang
und Hinderung reduziert. Oftmals verbergen sich hinter dem Konzept banale Trivialitäten, die
aber aufgrund der diskursiven Nähe zur Vorstellung von der 'Germanisierung' gefährlich
werden können. Wenn empirisch argumentiert wird, dann unterläuft den Hauptvertretern des
Neo-Assimilationismus der affirmative Fehler, von der Häufigkeit des empirischen Vorkommens von 'Assimilationsprozessen' auf die Unhintergehbarkeit von Assimilation schlechthin
zu schließen. Dabei werden die strukturellen Erfordernisse des Arbeitsmarktes, des Wohnungsmarktes, der Bildungsinstitutionen, der Gesundheits- und Pflegesysteme affirmiert. Die
Assimilationsperspektive vernachlässigt solche Machtgefüge, in denen beispielsweise der
'Ausländerhabitus' entsteht, der den MigrantInnen die Angleichung verwehrt. Insgesamt zeigt
der Autor, dass es nicht gelingt zu begründen, warum das Konzept der Assimilation konzeptionell notwendig ist. (ICG2)
[331-L] Otto, Hans-Uwe; Schrödter, Mark:
Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft: von der Assimilation zur Multikulturalität und zurück?, in: Neue Praxis : Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik,
Sonderheft, 2006, H. 8, S. 1-18 (Standort: USB (Köln)38-HP-LS B218; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Einführungsartikel zu der Aufsatzsammlung zum Thema 'Soziale Arbeit in der
Migrationsgesellschaft' beschreibt den Untersuchungsgegenstand in seinen Grundzügen. So
werden in einem ersten Schritt die Ausgestaltungsmöglichkeiten der Migrationspolitik dargestellt. Im Anschluss wird der sozialwissenschaftliche und politische Diskurs über den Umgang mit Migration als gesellschaftlicher Tatsache seit den 1970er Jahren skizziert. Der dritte
Schritt liefert schließlich eine Bestimmung des Schlüsselbegriffs der 'multikulturellen Gesellschaft'. Der vierte Schritt erörtert sodann die Ausrichtung bzw. Aufgaben des Transnationalismus, und zwar die Anerkennung der Differenzen der Kulturen sowie den Anspruch, die
verschiedenen Weltdeutungen zu etwas Neuem zusammenzuführen. Abschließend werden die
Einzelbeiträge zu den Aspekten (1) Multikulturalismus und Assimilation, (2) religiöse Pluralisierung und Segregation, (3) Ausgrenzung in der Migrationsgesellschaft sowie (4) Neuorientierung in der Sozialen Arbeit vorgestellt. (ICG)
[332-F] Röber, Christa, Prof.Dr. (Leitung):
Deutscherwerb mit Migrantinnen - Alphabetisierung von Migrantinnen
INHALT: In zahlreichen Städten Deutschlands hat es sich als eine effektive Methode für die Bildungsarbeit mit Migrantinnen erwiesen, diese den Kindergärten anzugliedern. Alle Materialien, die in diesem Kontext verwendet werden, folgen einem primär bis ausschließlich kommunikativen Ansatz. Die Zweitspracherwerbsforschung der vergangenen Jahre weist jedoch
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immer wieder auf die Notwendigkeit einer struktur- und musterbildenden Vermittlung der
Zweitsprache hin, die an der grammatischen Systematik der Zweitsprache orientiert ist. Entsprechend arbeiten die Studentinnen mit den Müttern nach einer grammatischen Progression,
die sowohl die Syntax als auch die Wortgrammatik des Deutschen als System darstellt. Für
die Alphabetisierung wird die Funktion der Orthographie, phonologische Strukturen zu präsentieren, genutzt. An dem Projekt nahmen bisher 6 Studentinnen teil, die ihre Ergebnisse
teilweise zum Verfassen von Hausarbeiten nutzten. Partnerinstitute: VPAK Osnabrück; Kindergarten "KiTa Violett" Freiburg-Weingarten;
ART: gefördert BEGINN: 2003-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Stadt Osnabrück
INSTITUTION: Pädagogische Hochschule Freiburg, Fak. I, Institut für Erziehungswissenschaft I
(Kunzenweg 21, 79117 Freiburg im Breisgau)
KONTAKT: Leiterin (e-mail: [email protected])
[333-F] Rother, Nina, Dr.; Babka von Gostomski, Christian, Dr. (Bearbeitung); Haug, Sonja, Dr.
(Leitung):
Integrationsverlauf von Integrationskursteilnehmern
INHALT: Ziel ist die Feststellung der sozialstrukturellen Merkmale und der Unterschiede bei den
Bildungsvoraussetzungen der Teilnehmer an Integrationskursen und die Erforschung der
Wirksamkeit und Nachhaltigkeit der Integrationskurse. Dazu werden schriftliche standardisierte Befragungen in einer Stichprobe von Kursen durchgeführt. Die Ergebnisse der 2005
durchgeführten Teilnehmerbefragung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge werden
zum Vergleich herangezogen. Wie in dieser ersten Studie soll eine Beurteilung der Integrationskurse aus der Sicht der Teilnehmer vorgenommen werden. Zusätzlich sollen auch allgemeine Integrationsindikatoren und Einstellungen erhoben werden. Schwerpunkt liegt auf der
Erhebung und Analyse der Entwicklung der Sprachkenntnisse. Langfristiges Ziel ist die Verfolgung von Integrationsverläufen verschiedener Migrantengruppen und eine Beurteilung der
Wirkung des Integrationskurses. Dazu soll eine Befragung zu Beginn und am Ende des Integrationskurses stattfinden (Panelstudie). Zudem ist eine Wiederholungsbefragung ein Jahr nach
Beendigung des Integrationskurses vorgesehen. Es werden alle Teilnehmer aus zufällig ausgewählten Kursen schriftlich befragt. Durch die Wiederholungsbefragung sowie auch die Befragung einer Kontrollgruppe von Nicht-Kursteilnehmern, die von einem externen Befragungsinstitut vorgenommen wird, soll die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit der Integrationskurse ermittelt werden. ZEITRAUM: 2007-2009 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Das Projekt findet im Rahmen der Begleitforschung statt und ist der angewandten
empirischen Sozialforschung zuzuordnen. Es liegt ein quantitativer, quasi-experimenteller
Ansatz zu Grunde. Die Stichprobenziehung erfolgt bei den Kursteilnehmern auf Basis der Integrationskursgeschäftsdatei. In den ausgewählten Kursen findet eine Vollerhebung statt. Dazu wird eine standardisierte schriftliche Befragung mit Hilfe der jeweils für die Kurse zuständigen Regionalkoordinatoren des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge durchgeführt.
Die Fragebögen werden an die ausgewählten Kurse übermittelt und durch die Kursleiter im
Rahmen des Kurses von den Befragten (anonym und freiwillig) ausgefüllt. Bei der Kontrollgruppe der Nicht-Kursteilnehmern erfolgt die Stichprobenziehung voraussichtlich über Melderegister. Die standardisierte face-to-face Befragung wird von einem Erhebungsinstitut
durchgeführt. Die Fragebögen bestehen jeweils aus mehreren Themenblöcken: sozialstruktu-
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relle Merkmale der Befragten, aktueller Integrationskurs, Sprachkenntnisse, Leben in
Deutschland. Er wird ins Englische, Französische, Spanische, Polnische, Arabische, Russische und Türkische übersetzt. Zur Erfassung der Deutschkenntnisse wird eine umfangreiche
Selbstevaluation auf der Basis des Europäischen Sprachenportfolios entwickelt und eingesetzt. Die Auswertung umfasst deskriptive Analysen sowie Subgruppenanalysen (nach Geschlecht, Alter, Bildungsvoraussetzungen, Herkunftsländern, Sprachkenntnissen). Weiterhin
werden Auswertungsmethoden der Evaluationsforschung angewendet. Untersuchungsdesign:
Panel; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe:
4.500; Teilnehmer an Integrationskursen; Auswahlverfahren: Zufall). Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 3.000; Kontrollgruppe - Nichtteilnehmer an Integrationskursen; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts; Feldarbeit
durch ein kommerzielles Umfrageinstitut.
ART: Eigenprojekt BEGINN: 2007-01 ENDE: 2009-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution
INSTITUTION: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (90343 Nürnberg)
KONTAKT: Rother, Nina (Dr. Tel. 0911-943-4402, e-mail: [email protected])
[334-F] Sander, Brunhild; Habermann, Monika, Prof.Dr.; Schnepp, Wilfried, Dr. (Bearbeitung);
Gröning, Katharina, Prof.Dr.; Bauer, Annemarie, Prof.Dr.; Hansel, Monika, Haus Neuland e.V.
(Leitung):
Qualitätsentwicklung im multikulturellen Arbeitszusammenhang Altenpflege. Ein Projekt
zur Praxisentwicklung in Altenhilfeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen
INHALT: 1. Ausgangssituation und Konzept der wissenschaftlichen Begleitung: In Folge von
Personalmangel arbeitet die Altenpflege seit den 60er Jahren mit einem hohen Anteil an
Migrantinnen und Migranten, die vorwiegend als Hilfskräfte eingesetzt werden. Diskurse zur
Qualitätsentwicklung stellen selten einen Bezug zu diesem Aspekt der Personalsituation her.
Die Altenpflege befindet sich diesbezüglich in einer schwierigen Situation: Einerseits fordern
gesetzliche Vorgaben Qualitätsmanagement und die Bereitstellung von geeignetem Personal
für eine aktivierende, an Bedürfnissen und Ressourcen von Pflegebedürftigen orientierte
Pflege. Andererseits lässt sich der Bedarf an Fachkräften kaum noch decken, so dass der Beschäftigungsanteil von Migrantinnen und Migranten steigt. Sie werden zunehmend zu examinierten Fachkräften ausgebildet oder nach Schmalspurausbildungen für "bescheidene Tätigkeiten" eingesetzt. Heute arbeiten in der Altenhilfe vor allem Aussiedlerinnen und Migrantinnen aus Ost- und Südeuropa. Aktualität erhält das Faktum der multikulturellen Zusammenarbeit durch Pläne, den Personalnotstand durch die Anwerbung ausländischer Pflegekräfte zu
beheben. Der hohe Beschäftigungsanteil von Migranten und Migrantinnen bringt Sprach- und
Verständigungsprobleme mit sich. Eine gesicherte Kommunikation zwischen Pflegekräften,
Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen gilt neben Pflegeplanung und -dokumentation als
ein wesentliches Kriterium qualitätsgerechter Pflege. Lösungen, um Qualitätsentwicklung
und zunehmende Beschäftigung von Migrantinnen und Migranten in Einklang zu bringen,
können nicht nur so aussehen, zugewanderte Pflegekräfte durch Sprachkurse und technisch
orientierte Schulungen an den professionellen Diskurs anzuschließen. Unterschwellige Angst
vor Fremden, unterschwelliger Rassismus, die Beziehung zwischen Angehörigen unterschiedlicher Ethnien im Pflegeteam, aber auch die Beziehungen zwischen ausländischen Pflegekräften und Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen als Teil des "kulturellen Systems" Deutschland müssen mitberücksichtigt werden. Pflegekräfte mit Migrationshintergrund bringen wich-
208
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8 Staatliche und private Migrationsarbeit
tige Schlüsselqualifikationen und Potenziale in die Institutionen ein. Probleme und Chancen
der Zusammenarbeit im multikulturellen Arbeitszusammenhang und damit einhergehende
spezifische Fragen der Personalentwicklung und -führung stehen im Mittelpunkt des Modellvorhabens. Ziele des Projektes sind: a) Erarbeitung von Konzepten zur interkulturellen Personal- und Teamentwicklung und von Einarbeitungsprogrammen für multiethnische Arbeitszusammenhänge; b) Ausbildung von Handlungskompetenzen zur reflexiven, kommunikativen
Lösung von Problemen und zum interkulturellen Konfliktmanagement; c) Befähigung von
Leitungskräften zur interkulturellen Personalführung und für eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit gegenüber Bewohnern/ Patienten und ihren Angehörigen. GEOGRAPHISCHER
RAUM: Nordrhein-Westfalen
METHODE: Das Konzept zur wissenschaftlichen Begleitung der Praxisentwicklung umfasst: a)
eine explorative Bestandsaufnahme der Praxiserfahrungen und Systematisierung des Erfahrungswissens; b) fünf Fachtagungen, die aufgrund der konstatierten Forschungslücken einen
sukzessiven und oszillierenden Theorie-Praxis-Transfer zum Ziel haben; c) sechs Praxisentwicklungsworkshops, die die Erkenntnisse der Fachtagungen über Projektentwicklungen in
die Praxis transferieren; d) Entwicklung und Erprobung eines Konzeptes für Sprachkurse; e)
zwei soziometrische Teamanalysen zur Erarbeitung eines diagnostischen Instruments für interkulturelle Teamentwicklungen; f) die Dokumentation der Ergebnisse und ihre Aufbereitung in Handreichungen für die Praxis.
ART: gefördert BEGINN: 2001-12 ENDE: 2004-04 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Stiftung des Landes Nordrhein-Westfalen für Wohlfahrtspflege
INSTITUTION: Universität Bielefeld, Fak. für Pädagogik, Arbeitsgruppe 07 Pädagogische Diagnose und Beratung (Postfach 100131, 33501 Bielefeld); Heimvolkshochschule Haus Neuland
e.V. (Postfach 110343, 33663 Bielefeld); Evangelische Fachhochschule Darmstadt (Zweifalltorweg 12, 64293 Darmstadt); Hochschule Bremen, FB 08 Sozialwesen, Zentrum für Pflegeforschung und Beratung -ZePB- (Neustadtswall 30, 28199 Bremen); Universität WittenHerdecke (58448 Witten)
KONTAKT: Gröning, Katharina (Prof.Dr. 0521-106-3140, Fax: 0521-106-8043,
e-mail: [email protected])
[335-F] Seveker, Marine, Dr.; Svensson, Jörgen, Dr. (Bearbeitung); Thränhardt, Dietrich, Prof.Dr.
(Leitung):
Zuwanderer knüpfen Kontakte
INHALT: Die Untersuchung ist eine qualitative Zusatzstudie, die unabhängig von den 2004 und
2005 in Münster und Enschede durchgeführten und 2006 fortgeführten quantitativen Studien
zur Integration von Neuzuwanderern bzw. der Evaluation der Wirksamkeit der beiden integrationspolitischen Maßnahmen durchgeführt wird. Dabei sollen die Integrationsentwicklungen bei den untersuchten Personen beschrieben werden, und zwar aus der Perspektive der
Migranten selbst. Es wird exemplarisch aufgezeigt, wo die Migranten ihre Chancen auf Integration infolge von staatlichen und lokalen politischen Maßnahmen oder unabhängig davon
wahrnehmen und welche Rolle dabei die Kontaktaufnahme zu Einheimischen spielt. Ergänzend dazu wird die Sicht der Integrationslotsin in Münster und des Trajectbegeleiders in Enschede herangezogen. Mit der Studie wird die Frage danach aufgegriffen, wer einen Integrationserfolg hat, warum dies der Fall ist und wer die Migranten dabei unterstützt hat und was
für sie dabei wichtig war. Ziel der Studie ist es, einen Einblick in die Orientierungen und Integrationsentwicklungen der Neuzuwanderer zu erhalten und somit analytische Aufschlüsse
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
8 Staatliche und private Migrationsarbeit
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zur Einschätzung und Erklärung der Integrationserfolge der Zuwanderer zu bieten. Im Ergebnis der Studie sollen relevante Einschätzungen sowie Ausgangs- und Zugehörigkeitsorientierungen der Neuzuwanderer in Ausschnitten vorgestellt werden. Jeweils drei Lebensprojekte
der Neuzuwanderer in Münster und in Enschede werden zunächst als beispielhafte Einzelfälle
beschrieben. Projekt im Rahmen des EU-Programms Euregio INTERREG III A. ZEITRAUM:
2004-2006 GEOGRAPHISCHER RAUM: Münster (Westf.), Enschede (Niederlande)
METHODE: Mit den ausgewählten Migranten, die 2004/ 2005 von der Teilnahme an kommunalen integrationspolitischen Maßnahmen in Münster und in Enschede profitiert haben, werden
qualitative Gespräche durchgeführt. Grundlage dafür bildet ein Leitfaden, der flexibel eingesetzt wird und einerseits eine Vergleichbarkeit sicherstellt und andererseits die Besonderheiten der entsprechenden politischen Maßnahmen berücksichtigen soll. Es handelt sich hierbei
um jeweils elf bzw. zwölf leitfadengestützte Interviews. Auch die Integrationslotsin in Münster und ein Trajectbegeleider in Enschede werden mittels eines speziell entwickelten Leitfadens ergänzend befragt. Diese kommunikativ erhobenen Daten werden zunächst als Informationsquellen im Hinblick auf Integration von Zuwanderern benutzt. DATENGEWINNUNG:
Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Seveker, Marina; Svensson,
Jörgen; Thränhardt Dietrich: Qualitative Zusatzstudie "Zuwanderer knüpfen Kontakte". Bericht. Enschede, Münster 2006
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2006-06 ENDE: 2006-11 AUFTRAGGEBER: Stadt Münster;
Europäische Union FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften,
Institut für Politikwissenschaft Abt. B Vergleichende Politikwissenschaft (Scharnhorststr.
100, 48151 Münster)
KONTAKT: Schwickert, Dominic (Tel. 0251-83-24835, e-mail: [email protected])
[336-L] Staub-Bernasconi, Silvia:
Erfolgreich scheiternde Integration?: Soziale Arbeit zwischen Säkularität und religösem
Fundamentalismus, in: Neue Praxis : Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik, Sonderheft, 2006, H. 8, S. 112-123 (Standort: USB (Köln)38-HP-LS B218; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Text leistet einen Beitrag zu der Debatte um die Säkularisierung der Moderne und
dem religiösen Fundamentalismus und seinen Fragen der gesellschaftlichen Integration von
MigrantInnen mit nicht-christlichen religiösen Zugehörigkeiten. Vor dem Hintergrund eines
systemischen Bezugsrahmens werden hier verschiedene Dimensionen der Integration expliziert und die gesellschaftlichen Bedingungen und Konfliktfelder aufgezeigt, mit denen Integrationspolitiken umzugehen haben. So hat die Politik durch die Kulturalisierung des Armutsproblems der Entstehung islamischer Fundamentalismen Vorschub geleistet. Emanzipatorische politische Bewegungen der Muslime müssen unter diesen Bedingungen in dem Spannungsfeld von Religion, Geschlechterverhältnissen und säkularisierter Moderne agieren und
neue Wege des Dialogs finden. Grundlage der Ausführungen bildet das Buch 'Weder Huren
noch Unterworfene' (dt. 2005) von Fadela Amara über die islamische Bevölkerung in Frankreich und gliedern sich in folgende Aspekte: (1) städtische Segregation, (2) Geschlechterverhältnis und Gewalt gegenüber Frauen, (3) das Tragen von Kopftüchern unter muslimischen
Mädchen, (4) der Rückzug des Sozial- und Rechtsstaates und seine Folgen sowie (5) das
Aufkommen eines neuen, obskurantistisch-politischen Islam. Anhand von aktuellen sozialen
210
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
8 Staatliche und private Migrationsarbeit
Bewegungen in Deutschland und Frankreich wird abschließend beispielhaft gezeigt, was eine
dialogische Sozialarbeit auf mehreren Ebenen, die über bloße Einzelfallarbeit hinaus integrationspolitisch und sozialräumlich handelt, konkret bedeuten kann. (ICG2)
[337-L] Zeman, Peter:
Kultursensible Altenhilfe und "nachholende" Integration: zur Lebenssituation älterer Migrantinnen und Migranten, in: Archiv für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit : Vierteljahreshefte zur Förderung von Sozial-, Jugend- und Gesundheitshilfe, Jg. 37/2006, Nr. 2, S. 78-89
(Standort: USB Köln(38)-XG1981; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Obwohl die Bundesrepublik seit Jahrzehnten durch Einwanderung geprägt ist, waren
Fragen der Integration bis vor kurzem kein systematisch bearbeitetes politisches Thema. Nur
durch Zugeständnisse an die Gegner/innen einer interkulturellen Öffnung der Gesellschaft
konnte im Januar 2005 ein Zuwanderungsgesetz in Kraft treten. Noch im Vorfeld der Gesetzgebung wurden wiederholt Ängste vor Arbeitsmarktkonkurrenz, kultureller 'Überfremdung'
und interkulturellen Konflikten parteipolitisch instrumentalisiert (vgl. Meier-Braun 2002). Integrationspolitisch kann das neue Gesetz als ein Fortschritt gewertet werden, denn erstmalig
gibt es nun überhaupt eine bundeseinheitliche gesetzliche Regelung zur Integration von Ausländer/innen und Spätaussiedler/innen. Da die integrationsfördernden Maßnahmen des Zuwanderungsgesetzes - obligatorische Sprach- und Orientierungskurse - deutlich auf die Steuerung von Neuzuwanderung gerichtet sind, werden sie allerdings mehr dazu beitragen, Fehler
der Vergangenheit in Zukunft zu vermeiden als sie nachholend zu kompensieren. Lange zurück liegende integrationspolitische Versäumnisse und Fehleinschätzungen wirken sich jedoch bis heute auf die Lebenssituation der Arbeitsmigrant/innen der ersten Generation aus,
und sie schlagen mittlerweile bis in die kommunale Altenhilfepolitik durch. Die Versorgungsstrukturen sind zunehmend mit einer Klientel schwach integrierter älterer Migrant/innen
konfrontiert, ohne darauf angemessen vorbereitet zu sein." (Autorenreferat)
[338-F] Zerger, Frithjof, Dr. (Bearbeitung); Haug, Sonja, Dr. (Leitung):
Teilnehmerbefragung in Integrationskursen
INHALT: Inhalt der Teilnehmerbefragung in den Integrationskursen war eine Bestandsaufnahme
und Bedarfsermittlung. Die bundesweiten Integrationskurse werden seit 2005 durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge konzeptualisiert und von Sprachkursträgern durchgeführt. Das Konzept der Integrationskurse sollte für spezielle Zielgruppen ausgebaut werden.
Ziel des Projekts war es, den Bedarf für zielgruppenspezifische Kurse für Frauen und Jugendliche und deren gewünschte Ausgestaltung zu ermitteln. Darauf aufbauend sollte ein Konzept
für die Weiterentwicklung der bundesweiten Integrationskurse des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge erstellt werden. ZEITRAUM: 2005 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Das Projekt fand im Rahmen der Begleitforschung statt und ist der angewandten
empirischen Sozialforschung zuzuordnen. Es liegt ein quantitativer Ansatz zu Grunde. Aus
einer Liste der zum Zeitpunkt der Stichprobenziehung (Juni 2005) bundesweit laufenden
2.623 Integrationskurse wurden nach einem Zufallsverfahren 100 Kurse ausgewählt. Innerhalb der ausgewählten Kurse fand eine Vollerhebung statt. Dazu wurde eine standardisierte
schriftliche Befragung mit Hilfe der jeweils für die Kurse zuständigen Regionalkoordinatoren
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
8 Staatliche und private Migrationsarbeit
211
des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge durchgeführt. Der Fragebogen wurde an die
ausgewählten Kurse übermittelt und durch die Kursleiter im Rahmen des Kurses von den Befragten (anonym und freiwillig) ausgefüllt. Der Fragebogen bestand aus drei Themenblöcken:
sozialstrukturelle Merkmale der Befragten, aktueller Integrationskurs, Wünsche und Bedürfnisse. Er wurde ins Englische, Russische und Türkische übersetzt. Die Auswertung umfasst
deskriptive Analysen sowie Subgruppenanalysen der männlichen und weiblichen sowie der
jugendlichen und älteren Kursteilnehmer. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 1.304; Teilnehmer in Integrationskursen; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Haug, Sonja: Frauen in Integrationskursen. Ergebnisse einer Teilnehmerbefragung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. in: Deutsch als Zweitsprache, 2006, H. 1, S. 8-12.
ART: Eigenprojekt BEGINN: 2005-06 ENDE: 2006-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution
INSTITUTION: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (90343 Nürnberg)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0911-943-4420, e-mail: [email protected])
9 Migration im kommunalen Kontext
[339-F] Bach, Claudia (Bearbeitung); Friedrichs, Jürgen, Prof.Dr. (Betreuung):
Ethnische Segregation in Amsterdam
INHALT: Ziel der Arbeit war es zu testen, ob größere ethnische Minoritäten ehr segregiert sind
als kleinere ethnische Gruppen. Außerdem sollte getestet werden, ob größere ethnische Minderheiten eine größere räumliche und soziale Distanz zur Bevölkerungsmehrheit haben. Ergebnisse: Gruppengröße und Segregation bzw. räumliche und soziale Distanz hängen nicht
linear miteinander zusammen. Jedoch sind bestimmte Gruppen segregierter als andere.
GEOGRAPHISCHER RAUM: Amsterdam (Niederlande)
METHODE: Segregation von Gruppierung in einem bestimmten Gebiet, z.B. einer Stadt, kann
als Ausdruck sozialer Ungleichheit verstanden werden. DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Aggregatdaten (ethnische Gruppen in den Stadtteilen Amsterdams -insgesamt in
2005-, Herkunft der Daten: Centraal Bureau voor de Statistiek -CBS- und Gemeente Amsterdam, Dienst Onderzoek en Statistiek -O+S-; Auswahlverfahren: total).
ART: Magister BEGINN: 2005-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftlerin
INSTITUTION: Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für
Angewandte Sozialforschung -IfAS- (Greinstr. 2, 50939 Köln)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0221-965-9404, 01637952369, e-mail: [email protected])
[340-F] Glasauer, Herbert, Dr.; Weichler, Holger, Dipl.-Ing.; Debik, Johanna, Dipl.-Ing. (Bearbeitung); Ipsen, Detlev, Prof.Dr. (Leitung):
Offene Stadt - Migration als Ressource der Stadtentwicklung. Räumliche Bedingungen für
einen produktiven Umgang mit Zuwanderung
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
9 Migration im kommunalen Kontext
INHALT: Angesichts der demografischen Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten - abnehmende Bevölkerung und überproportionale Alterung - ist in Deutschland die Entwicklung einer
aktiven Einwanderungspolitik ein denkbarer Lösungsansatz, um damit verbundene Probleme
der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung abzufedern. Während die Diskussion über die
Migrationspolitik auf nationaler und europäischer Ebene explizit auf den Beitrag der Migration zur ökonomischen und sozialen Entwicklung zielt, findet sich eine entsprechende Diskussion und Planung auf der Ebene der Städte erst in Form einzelner Ansätze. Mit der verstärkten Zuwanderung von Menschen aus anderen Ländern wird sich die kulturelle Komplexität
auch in Deutschland deutlich erhöhen. Das Forschungsvorhaben möchte einen Beitrag dazu
leisten, die Bedingungen des Stadtraums herauszuarbeiten, die in der Politik und Planung der
Städte geeignet sind, diese Komplexität nicht einseitig als Belastung zu begreifen, sondern als
Ressource für die Entwicklung der Stadt zu nutzen. In ausgewählten Städten traditioneller
Einwanderungsländer sollen dazu geeignete Handlungsansätze untersucht werden. Auf der
Grundlage der in diesen Städten praktizierten Migrationspolitik können so Szenarien für eine
Modellstadt in Deutschland entwickelt werden.
METHODE: Beobachtungen, Begehungen, Raumanalyse, Ortsanalysen, semiotische Analysen,
Workshops DATENGEWINNUNG: Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Ipsen, Detlev; Häussermann, Hartmut: Die Produktivität kultureller Komplexität. Migration und die Perspektive der Städte. in: Kommune - Politik, Ökonomie, Kultur, 2004, H. 5, S. XI-XIII.+++Ipsen, Detlev; Debik, Johanna; Glasauer, Herbert;
Mussel, Christine; Weichler, Holger (Hrsg.): Toronto: Migration als Ressource der Stadtentwicklung. Arbeitsberichte des Fachbereichs Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung,
H. 160. Kassel 2005, 139 S. ISBN 3-89117-152-8.
ART: gefördert BEGINN: 2004-09 ENDE: 2007-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Kassel, FB 06 Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung,
Fachgebiet Stadt- und Regionalsoziologie Arbeitsgruppe Empirische Planungsforschung AEP- (Georg-Forster-Str. 7, 34109 Kassel)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0561-804-3554, Fax: 0561-804-2485, e-mail: [email protected])
[341-L] Gögercin, Süleyman:
Integration von Migranten im Rahmen des Bund-Länder-Programms "Soziale Stadt", in:
Soziale Arbeit : Zeitschrift für soziale und sozialverwandte Gebiete, Jg. 55/2006, H. 9, S. 322-330
(Standort: UuStB Köln (38)-Haa1082; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Trotz der positiven Entwicklungen der Integration hält bei Migranten und Migrantinnen in Deutschland die Unterschichtung weiterhin an. Im Rahmen des Bund-Länder-Programms 'Soziale Stadt' ist Integration eines der tragenden Elemente der Handlungskonzepte
der Stadtteilprojekte. Die wenigsten Städte haben ein Gesamtkonzept zur Integration von
Migranten und Migrantinnen, Kriterien für eine erfolgreiche Integrationsarbeit in Stadtteilprojekten oder die Voraussetzungen dafür geschaffen. Dabei hat eine Stadtteilarbeit, deren
Kriterien und Voraussetzungen geklärt sind, bei der konsequenten Umsetzung ein enormes
Integrationsvermögen." (Autorenreferat)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
9 Migration im kommunalen Kontext
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[342-L] Günther, Petra; Rodenstein, Marianne:
Mobilisierung von Migrantinnen für ihre Interessen am Stadtraum, in: Marianne Rodenstein
(Hrsg.): Das räumliche Arrangement der Geschlechter : kulturelle Differenzen und Konflikte,
Berlin: Trafo Verl. Weist, 2005, S. 85-97, ISBN: 3-89626-551-2 (Standort: HUB Berlin(11)MS2900R687)
INHALT: Auf dem Hintergrund, dass Stadtplanung und Wohnungswesen zwar um die Bedeutung
der Wohnbedingungen von Migranten wissen, sich jedoch der Frage nach den kulturellen Differenzen im Geschlechterverhältnis kaum widmen, stellt der Beitrag ein von der Stadt Dietzenberg initiiertes Forschungsprojekt vor, in dem es darum ging, bei den Bürgern, Deutschen
und Migranten, Interesse an der Stadt und der Stadtplanung zu wecken und damit auch Partizipationswünsche zu erzeugen. Er schildert die Partizipation von Migrantinnen und zeigt,
welche räumlichen Bedürfnisse und Unzufriedenheiten sie über die Gestaltung ihrer sozialen
Räume äußerten. Unter anderem wird auf den Partizipationserfolg am Beispiel des Projektes
zur Schaffung spezieller Frauenräume (internationale Gärten) für die muslimischen Frauen
hingewiesen. Als Resümee wird festgehalten, dass das Forschungsprojekt Dietzenbach 2030
die Defizite an halböffentlichen Räumen zum Ausdruck gebracht hat, die verhindern, dass unter den betroffenen Frauen wichtige soziale Kontakte entstehen können, auf die sie in einem
fremden Kulturkreis stärker angewiesen sind, um sich zu unterstützen. Es ist auch ein Beweis
für die Notwendigkeit für die Stadtplanung, räumliche Arrangements der Geschlechterkulturen von Migranten mit in ihre Konzepte einzubeziehen. (ICH)
[343-L] Häußermann, Hartmut:
Die Krise der "sozialen Stadt": warum der sozialräumliche Wandel der Städte eine eigenständige Ursache für Ausgrenzung ist, in: Heinz Bude, Andreas Willisch (Hrsg.): Das Problem
der Exklusion : Ausgegrenzte, Entbehrliche, Überflüssige, Hamburg: Hamburger Ed., 2006, S.
294-313, ISBN: 3-936096-69-4
INHALT: Die Herausbildung neuer Ungleichheitsstrukturen ist zu beobachten, bei denen die
räumliche Konfiguration der Stadt eine Rolle spielt, und die mit Begriffen wie "Spaltung der
Stadt" oder "Ausgrenzung" bezeichnet werden. Durch selektive Migration und durch die Verarmung der Bewohner kann in einem Quartier eine kumulativ sich selbst verstärkende Abwärtsspirale in Gang kommen. Es bildet sich ein Milieu der Benachteiligung heraus: die
Verwahrlosung von Gebäuden, Straßen und Plätzen und die Degradierung der Versorgungsinfrastruktur haben auch eine Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls der Bewohner zur Folge und verstärken die Neigung zu Resignation und Rückzug. Sozial und strukturell sind die
Bewohner mit ihren Quartieren ausgegrenzt, wenn nicht die solidarische Stadtgesellschaft
Prozesse der sozialen Stabilisierung einleitet und die Reintegration dauerhaft unterstützt.(GB)
[344-F] Höbel, Regina, Dipl.-Ing.; Kloth, Melanie, Dipl.-Ing.; Schuleri-Hartje, Ulla-Kristina,
Dipl.-Volksw.; Reimann, Bettina, Dr.rer.soc. (Bearbeitung):
Zuwanderer in der Stadt
INHALT: Inhaltliche Ziele: Im Zentrum des Forschungsprojektes "Zuwanderer in der Stadt" standen mehrere Fragen: Wie gelingt die Integration von Zuwanderern vor Ort? Wie kann in
Stadtteilen mit hohem Zuwandereranteil eine soziale Stabilität erreicht werden? Was können
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
9 Migration im kommunalen Kontext
Kommunen und Wohnungsunternehmen tun, um zur sozialen und räumlichen Integration von
Migranten beizutragen? Ziel war die Ermittlung und Bewertung kommunaler Handlungserfordernisse sowie die Umsetzbarkeit praktischer Maßnahmen zur Integration auf Stadtteilebene. Das Projekt war in zwei Phasen gegliedert. Zunächst erarbeitete ein Expertenforum aus
Wissenschaftlern und Praktikern aus der Kommunalverwaltung und Wohnungsunternehmen
auf Basis von Begehungen, Anhörungen und wissenschaftlichen Expertisen Handlungsempfehlungen für die Akteure in den Städten. Diese Empfehlungen wurden in acht Großstädten
auf die lokalen Zusammenhange übertragen und vor Ort erprobt, um die kommunale und
wohnungswirtschaftliche Praxis der stadträumlichen Integration von Zuwanderern weiter zu
entwickeln. Hierfür setzten die beteiligten Städte Maßnahmen in ausgewählten Handlungsfeldern der stadträumlichen Integrationspolitik um. Ergebnisse: In fast allen Städten wurden
durch die Diskussion der Empfehlungen des Projektes eine Reihe neuer Maßnahmen zur Förderung der stadträumlichen Integration angestoßen. Diese stellten eine Erweiterung zu der bereits praktizierten Integrationsarbeit in den Städten dar. Die Handlungsfelder, in denen die beteiligten Akteure aktiv wurden, umfassten in der Summe fast alle in den Empfehlungen benannten Bereiche (z.B. "Bildung und Spracherwerb vor Ort", "Freiräume", "Migrantenökonomie" und "Teilhabe- und Mitwirkungsmöglichkeiten"). Bei zwei Drittel der neu initiierten
Maßnahmen werden mehrere Handlungsfelder verknüpft, wodurch Synergieeffekte erzielt
werden können. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, insb. Hamburg,
Nürnberg, Berlin, München, Essen, Hannover, Mannheim, Frankfurt am Main
METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen. Dokumentenanalyse,
offen. Gruppendiskussion. Qualitatives Interview. Sekundäranalyse von Aggregatdaten.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Schader Stiftung: Städteräumliche Integrationspolitik. Umsetzung
und Empfehlungen des Projektes "Zuwanderer in der Stadt". Darmstadt 2006.+++Schader
Stiftung: Voneinander lernen. Gute-Praxis-Beispiele stadträumlicher Integrationspolitik.
Darmstadt 2006.+++Deutscher Städtetag; GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und
Immobilienunternehmen; Deutsches Institut für Urbanistik; Institut für Wohnungswesen,
Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung, GmbH an der Ruhr-Universität Bochum; Schader Stiftung (Hrsg.): Zuwanderer in der Stadt. Empfehlungen zur stadträumlichen
Integrationspolitik. Darmstadt 2005.+++Schader Foundation; German Association of Cities;
German Head Federation of Housing and Real Estate Associations; German Institute of Urban Affairs; Institute for Housing, Real Estate, Urban and Regional Development at RuhrUniversity Bochum (publ.): Immigrants in the city. Recommendations for urban integration
policy. Darmstadt 2005.
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2004-01 ENDE: 2006-09 AUFTRAGGEBER: Bundesministerium für Bildung und Forschung FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung GmbH -InWIS- an der Universität Bochum (Springorumallee 20, 44795 Bochum);
Deutsches Institut für Urbanistik -Difu- (Str. des 17. Juni 112, 10623 Berlin)
KONTAKT: Höbel, Regina (Tel. 0234-9447-720, e-mail: [email protected])
[345-F] Husseini, Shadia, Dipl.-Geogr.; Jörg, Verena (Bearbeitung); Reuber, Paul, Prof.Dr. (Leitung):
Integration im Stadtteil. Eine sozialgeographische Untersuchung des Integrationspotenzials
Münsterscher Quartiere am Beispiel von Gremmendorf, Erpho und Coerde
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9 Migration im kommunalen Kontext
215
INHALT: Zentrale Ziele: Ermittlung von sozialräumlichen Integrationspotenzialen und –hemmnissen in unterschiedlich strukturierten Stadtteilen (urban - suburban; gemischt - segregiert).
GEOGRAPHISCHER RAUM: Münster, Gremmendorf, Erpho, Coerde
METHODE: Theoretischer Hintergrund: Handlungstheorie; methodische Herangehensweise:
themenzentrierte Leitfadeninterviews. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 35). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2005-05 ENDE: 2006-10 AUFTRAGGEBER: Stadt Münster
Koordinierungsstelle für Aussiedler, Flüchtlings- und Asylbewerberangelegenheiten FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Münster, FB 14 Geowissenschaften, Institut für Geographie Abt.
Sozialgeographie, Politische Geographie (Robert-Koch-Str. 26, 48149 Münster)
KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected])
[346-L] Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen des Landes Nordrhein-Westfalen -ILS-NRW- (Hrsg.):
Wohnbedürfnisse von Migrantinnen und Migranten: Erfahrungen, Ansätze, Strategien ;
Dokumentation des Expertenworkshops "Wohnbedürfnisse von Migrantinnen und Migranten" vom 13. November 2003 im ILS NRW in Dortmund, (ILS-NRW-Arbeitspapiere), Dortmund 2005, 77 S. (Graue Literatur; URL: http://www.ils-shop.nrw.de/down/wohnbedarf-migr.pdf)
INHALT: "Eine zunehmende Zahl von Wohnungsunternehmen in NRW sieht sich mit Leerstandsproblematiken konfrontiert, die sich angesichts der demographischen Entwicklung in
bestimmten Regionen weiter verschärfen werden. Das 'Weniger werden' bedeutet für die
Wohnungswirtschaft eine Verschärfung der Wettbewerbsbedingungen im Allgemeinen und
ein Rückgang von in erster Linie deutschen Mietern im Besonderen. Migrantinnen und
Migranten sind dagegen eine stetig größer werdende Zielgruppe auf die es sich für Wohnungsunternehmen auch aus ökonomischer Sicht einzugehen lohnt. Allerdings haben Haushalte mit Migrationshintergrund immer noch Schwierigkeiten, sich mit Wohnraum zu versorgen, der ihren Bedürfnissen entspricht. Die Gründe hierfür sind nicht allein im Einkommen
oder der Haushaltsgröße zu suchen. Dies wirft die Frage auf, wie die Anbieter ihre Strategien
auf diese immer bedeutender werdende Nachfragergruppe abstimmen können - im Bestand
und auch im Neubaubereich - und welche neuen Qualitäten in Wohnung und Wohnumfeld
hier entstehen könnten. Im Rahmen eines Expertenworkshops 'Wohnbedürfnisse von Migrantinnen und Migranten' im ILS NRW in Dortmund haben Experten unter anderem aus der
Wohnungswirtschaft, den Kommunen, der Wissenschaft und der Gemeinwesenarbeit mit verschiedenen Perspektiven und Interessenlagen ihre Erfahrungen ausgetauscht und diskutiert.
Neben der besonderen Bedeutung von Migrantinnen und Migranten für die kommunalen
Wohnungsmärkte, die Wohnungswirtschaft und die Wohnungspolitik wurde deutlich, dass
die Wohnbedürfnisse von Migrantenhaushalten noch zu wenig Berücksichtigung finden. Architektonische Lösungen alleine greifen zu kurz. Nur durch das Zusammenspiel einer auf die
heutigen Wohnbedürfnisse von Migrantinnen und Migranten abgestimmten Architektur und
begleitenden partizipativen und sozialen Maßnahmen kann eine nachhaltige Verbesserung der
Wohn- und Lebensverhältnisse von Migrantinnen und Migranten erreicht werden." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Manfred Morgenstern: Einführung - Hintergrund und Leitfragen
zum Workshop (6-9); Burghard Schneider: Zukunftsicheres WohnLeben - Wohnbedürfnisse
von Migrantinnen und Migranten aus Sicht der Wohnungswirtschaft (10-12); Martina Sauer,
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
9 Migration im kommunalen Kontext
Dirk Halm: Perspektiven der Integration der türkischstämmigen Migrantinnen und Migranten
in Nordrhein-Westfalen (13-17); Marc Gottwald: Wohnbedürfnisse von Migrantinnen und
Migranten - Erkenntnisse aus Praxis und Forschung (18-23); Heiderose Semeria: Migrantinnen und Migranten als Kunden von Wohnungsunternehmen - Begleit- und Belegungsstrategien (24-29); Heike Hanhörster: Potenziale der Wohneigentumsbildung von Migrantinnen
und Migranten in benachteiligten Stadtteilen (30-36). Projekt Stiftungsdorf BremenGröpelingen - Seniorinnen und Senioren mit Migrationshintergrund als wichtige Zielgruppe
im Wohnungsbau - Sabine Schöbel: Projektbeschreibung aus der Sicht der Projektleiterin (3739); Ulrich Tilgner: Projektbeschreibung aus Sicht des Architekten (40-44); Peter Hansen:
Habitat - ein Beispiel für internationales Stadtleben (45-56). Diskussionsergebnisse (57-60).
Projektsteckbriefe weiterer Praxisbeispiele (61-77).
[347-L] Janßen, Andrea; Polat, Ayca:
Zu benachteiligenden Effekten in Migrantenvierteln, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S.
2948-2957, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Der Vortrag beschäftigt sich auf theoretischer und empirischer Ebene mit der Frage,
inwieweit das Wohnen in typischen Migrantenquartieren benachteiligende Effekte auf die
Lebenssituation türkischer Migranten hat. Theoretisch können benachteiligende Effekte von
Wohnquartieren in vier Dimensionen auftreten: in der materiellen Dimension etwa durch Infrastrukturen, die soziale Kontakte und Alltagsorganisation erschweren, in der sozialen Dimension durch die Herausbildung eines subkulturellen Milieus, in der symbolischen Dimension durch Stigmatisierung und in der politischen Dimension durch fehlende Repräsentanz
auf Quartiers- und Stadtebene. Empirisch stützt sich der Vortrag auf Ergebnisse eines Forschungsprojekts, das Integrations- und Ausgrenzungsverläufe türkischer Migranten der zweiten Generation untersucht. Dazu wurden Interviews mit Migranten aus zwei typischen Migrantenquartieren durchgeführt: einer Großsiedlung des sozialen Wohnungsbaus und einem
funktional gemischten, innenstadtnahen Altbauquartier. Ein Schwerpunkt dieser Interviews
war die Integration in den Wohnungsmarkt und der Einfluss des Quartiers auf Integrationsund Ausgrenzungsverläufe. Außerdem wurden Gatekeeper interviewt, d.h. Personen, die über
Zugang und Positionierung von Bewerbern auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt entscheiden. Sie wurden u.a. nach Image und Stigmatisierung der beiden Quartiere befragt und nach
deren Folgen für die Bewohner. Überprüft man die Quartierseffekte anhand dieses Materials,
lassen sich folgende Thesen formulieren: Ausschlaggebend für benachteiligende Effekte ist
das soziale, nicht das ethnische Milieu. Somit stellt die soziale und nicht die ethnische Segregation den entscheidenden Faktor für die Stabilität im Quartier dar. Neben der sozialen wirkt
sich die funktionale Mischung des Quartiers positiv auf Qualität und Quantität der sozialen
Netzwerke aus. Benachteiligt fühlen sich die Migranten in der Großsiedlung nicht durch ihre
materielle Ausstattung, sondern durch die Stigmatisierung des Quartiers, die sie im Alltag erfahren. Sie führt zu einem Gefühl der Ausgrenzung innerhalb der Stadtgesellschaft." (Autorenreferat)
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9 Migration im kommunalen Kontext
217
[348-L] Kast, Alexandra:
Gesellschaftliche Teilhabe sichern: Partizipation von Migrantinnen und Migranten in der
"Sozialen Stadt" Berlin, Berlin 2006, 58 S., ISBN: 3-89892-480-7 (Graue Literatur;
URL: http://library.fes.de/pdf-files/bueros/berlin/50202.pdf)
INHALT: "Zunächst wird der Anspruch des Programms Soziale Stadt hinsichtlich der Bürgerbeteiligung und Partizipation von MigrantInnen erläutert. Dabei geht es auch um die begriffliche Klärung von 'Aktivierung' und 'Beteiligung'. Daran anschließend wird die aktuelle Einschätzung des Erfolgs der Partizipation von MigrantInnen anhand der Programmevaluationen
dargelegt. Der Problemaufriss endet mit einem kurzen Überblick über die Sozialstruktur der
untersuchten Quartiere und die daraus folgenden Prognosen für den Erfolg von Partizipationsstrategien. Das zweite Kapitel stellt die empirischen Ergebnisse der Untersuchung vor.
Dabei werden jeweils anhand von möglichen Partizipationsebenen erfolgreiche Beispiele aus
der Praxis beschrieben, aber auch die auftretenden Schwierigkeiten benannt. Das dritte Kapitel analysiert die Partizipationsmuster und -bedürfnisse ausgewählter Gruppen. Es werden
MigrantInnen mit islamischem Hintergrund, AussiedlerInnen sowie geschlechtsspezifische
Partizipationsmuster untersucht. Im abschließenden Fazit wird nicht zuletzt die gängige Auffassung von Partizipation sowie die Überbewertung der Quartiersebene als zentralem Handlungsraum einer kritischen Betrachtung unterzogen. Zum Abschluss werden konkrete Handlungsempfehlungen gegeben, wie die Partizipation von MigrantInnen auf der Quartiersebene
zu fördern ist." (Textauszug)
[349-L] Keller, Carsten:
Soziale Exklusion in Plattenbausiedlungen: Quartierseffekte und Alltagsstrategien, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32.
Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am
Main: Campus Verl., 2006, S. 2958-2966, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Eine neue Sichtbarkeit von Armut in den Städten wird in dem Vortrag an der Entwicklung der randstädtischen Plattenbausiedlungen Ostdeutschlands diagnostiziert. Obwohl Objekt umfangreicher Förderungen, sind die Siedlungen nach dem Fall der Mauer von einem
Abstiegsprozess erfasst worden, der sie zwar nicht als ganze betrifft, in Zuge dessen sich jedoch Teilbereiche gebildet haben, in denen bauliche Vernachlässigung und soziale Deprivationen kumulieren. In dem Vortrag wird zuerst dieser Abstiegs- und interne Segregationsprozess beschrieben, bei denen sich die drei Hauptmilieus der etablierten Älteren, der MigrantInnen sowie der Armut und Prekarität in den Siedlungen herausbilden. Ehemals Orte einer fordistischen Integration, haben sich die Siedlungen auf diese Weise in Orte der Exklusion verwandelt. Das bedeutet nicht nur, dass sich zunehmend eine Gruppe an materiell, sozial und
kulturell deprivierten BewohnerInnen hier konzentriert, sondern auch, dass die Siedlungen
selber benachteiligende Effekte auf die BewohnerInnen ausüben. Wie gezeigt werden soll,
treffen die benachteiligenden Effekte vor allem bereits materiell deprivierte Haushalte, darüber hinaus sind aber auch Haushalte mit fragilen Nahbeziehungen und mit formalen Alltagsstrategien für Exklusionseffekte des Quartiers anfällig. Unter Rückgriff auf eine soziographische Studie in zwei Siedlungen, bei denen (77) ExpertInnen und (81) Bewohnerhaushalte interviewt und teilnehmende Beobachtungen durchgeführt wurden, werden vier Typen der Exklusion vorgestellt: Haushalte, bei denen sich eine multiple Deprivation der Lebenslage mit
einer Exklusionsdynamik verbindet. Auf der Folie dieser Typen werden dann die Bedeutung
218
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
9 Migration im kommunalen Kontext
von Quartierseffekten und von Effekten der Lage und Praktiken der Hauhalte bei der sozialen
Exklusion diskutiert." (Autorenreferat)
[350-L] Klus, Sebastian:
Zwischen Ausgrenzung, Germanisierung und multikultureller Vielfalt: kommunale Konzepte und Strategien zur Integration von Migrant(inn)en, (Berichte aus der Sozialwissenschaft),
Aachen: Shaker 2005, 143 S., ISBN: 3-8322-4528-6 (Standort: USB Köln(38)-33A3664)
INHALT: "Grundsätzlich geht es in der gegenwärtigen Auseinandersetzung nicht allein um die
Frage nach einer verbesserten Integration einer bestimmten Migrantengruppe. Es geht vor allem um die Frage, was für ein gesellschaftspolitisches Leitbild die Bundesrepublik Deutschland prägen und welches Gesicht dieses Land in Zukunft haben soll. Von einem bestimmten
Gesellschaftsbild ausgehend, werden Diskussionen über den Umgang mit Migrant(inn)en geführt. Hierbei geht es vor allem darum, wodurch die Integration der Zuwanderer erreicht werden kann. Vielfältige Vorschläge werden gemacht. Durch den Erwerb der deutschen Sprache?
Durch das Auflösen der 'Parallelgesellschaften' in den deutschen Großstädten? Oder vielleicht
durch einen Eid, der auf die deutsche Verfassung abgelegt wird? Sollen die Menschen in diesem Land in multikultureller Vielfalt zusammenleben oder sich doch eher alle an einer "deutschen Leitkultur" orientieren? Welche Rolle spielen Prozesse der Ausgrenzung in diesem Zusammenhang? Von Integration reden viele, aber es scheint so, als meine jeder etwas anderes.
Ich möchte in meiner Arbeit der Frage nachgehen, was sich überhaupt hinter dem Begriff der
Integration verbirgt. Da offensichtlich sehr unterschiedliche Vorstellungen von Integration
bestehen, stellt sich die Frage, wie Integrationskonzepte überhaupt zustande kommen, wie
diese konstruiert werden. Welche Gesellschaftsbeschreibungen liegen den verschiedenen
Auffassungen zugrunde? Von diesen Überlegungen ausgehend soll durchdacht werden, ob
und mit welchen Verfahren eine gemeinsame, konsensbasierte Vorstellung von Integration
entwickelt werden kann, die sowohl von Migrant(inn)en als auch von den Mitgliedern der
aufnehmenden Gesellschaft geteilt wird." (Textauszug)
[351-L] Krampen, Cornelia:
Zuwanderung aus Polen und die katholische Kirche in Bremen: Migration und Religion in
der modernen Gesellschaft, (Studien zur Migrationsforschung, Bd. 4), Hamburg: Kovac 2005,
277 S., ISBN: 3-8300-1959-9 (Standort: SB München(12)-2006.23008)
INHALT: Die Verfasserin setzt sich zunächst in theoretischer Perspektive mit Kirche, Religion
und Ethnizität in der modernen Gesellschaft auseinander. Sie umreißt im Folgenden den historisch-kulturellen Rahmen des deutschen und des polnischen Katholizismus und der polnischen Einwanderung nach Deutschland, für die die katholischen Gemeinden ein Sammelbecken bildeten. Vor diesem Hintergrund werden Ergebnisse einer qualitativ angelegten empirischen Fallstudie vorgestellt, in deren Mittelpunkt die Bremer Gemeinde St. Hedwig/St. Laurentius steht, die sich zwischen 1980 und 1995 unter teilweise dramatischen Auseinandersetzungen zwischen polnischen Zuwanderern und Mitgliedern der Ursprungsgemeinde von einer
bundesweit bekannt progressiven Gemeinde zu einer "ganz normalen" katholischen Ortsgemeinde entwickelte. Dabei vertritt die Verfasserin die These, dass die Konflikte in der Gemeinde überlagert waren von einer Interpretation des Geschehens in einem Modernisierungsparadigma, das bestimmte Handlungsweisen und Ansichten legitimierte, andere entlegitimier-
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9 Migration im kommunalen Kontext
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te und auf die "zu modernisierenden" Zuwanderer einen enormen Anpassungsdruck ausübte,
dem diese sich teilweise massiv widersetzten. (ICE2)
[352-L] Lang, Susanne:
Zum Verhältnis von Raumkonzepten und Ethnizität: eine Annäherung an ein Modell sozialräumlicher Differenzierung, in: Susanne Lang, Wolfgang Mack, Christian Reutlinger, Franziska
Wächter (Hrsg.): Grenzen des Sozialraums : Kritik eines Konzepts ; Perspektiven für Soziale Arbeit, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 205-222, ISBN: 3-8100-4021-5 (Standort: UB
Siegen(467)-21IBE7311)
INHALT: Die Segregation von Migranten, die auch als "ethnische" Segregation bezeichnet wird,
ist nach der Definition von Häußermann/Siebel ein "Ergebnis kumulativer, sich teilweise gegenseitig verstärkender, teilweise auch kompensierender Prozesse in der ökonomischen, der
politischen, der kulturellen und sozialen Dimension". In diesem Zusammenhang sind vor allem zwei Aspekte relevant: Zum einen die verschärfte sozialstrukturelle Lage der MigrantInnen, denn ihre Arbeitsmarktposition ist im Vergleich zu den Einheimischen deutlich schwächer. In Bezug auf die "residentielle" Segregation stellt sich zum anderen die Frage, in welcher Weise ihre sozioökonomische Lage und ihre spezifischen sozialen Repräsentationsformen bewertet werden. Die Autorin zeichnet in ihrem Beitrag die Argumentationen von segregationswissenschaftlichen Zugängen nach, z.B. das Integrations- und Desintegrationstheorem,
und entwickelt einige kritische Überlegungen zur Vermischung von Ethnizität, kultureller Identität und Raum. Sie diskutiert ferner die Bedeutung der Sozialräumlichkeit als horizontale
Differenzierungskategorie sowie den Stellenwert sozialräumlicher Differenzierung bei der
Untersuchung von Jugend im urbanen Kontext. (ICI)
[353-L] Luft, Stefan:
Deutsche Großstädte zwischen Parallelgesellschaft und Integration, in: Politische Studien :
Zweimonatszeitschrift für Politik und Zeitgeschehen, Jg. 57/2006, H. 409, S. 60-70 (Standort:
USB Köln(38)-POL2927; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.hss.de/downloads/PolStudien409_Internet.pdf)
INHALT: "Ethnische Kolonien", "Parallelgesellschaften" in deutschen Städten sind wieder einmal
in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt. Ein Blick zurück in die Geschichte der Zuwanderung in die Bundesrepublik Deutschland lässt deutlich werden, dass sich die Entwicklung seit Jahrzehnten abzeichnet. Seit mehr als 30 Jahren wird die Segregation in deutschen
Großstädten beschrieben und beklagt. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Situation
in deutschen Großstädten und geht der Frage nach, ob eine erfolgreiche Integration gelungen
ist. Nach einem kurzen historischen Abriss wird die aktuelle Lage beleuchtet. Im Anschluss
daran geht der Autor auf die türkische "ethno-religiöse Subnation" ein. Danach wird das
Thema Stadt und Segregation untersucht und der Frage nachgegangen, ob sich Parallelgesellschaften herausgebildet haben. Abschließend werden einige Wege aus der Krise aufgezeigt.
(ICD2)
[354-F] Lüken-Klaßen, Doris (Bearbeitung); Bosswick, Wolfgang, Dipl.-Sozialwirt (Leitung):
Cities for Local Integration Policies (CLIP)
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
9 Migration im kommunalen Kontext
INHALT: Austausch, Diskussion und Evaluierung kommunaler Integrationspolitiken (u.a. in den
Bereichen Wohnen, Diversity Management) verschiedener Städte Europas. ZEITRAUM:
1996-2008 GEOGRAPHISCHER RAUM: europäische Städte
METHODE: politikbezogene Aktionsforschung. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen; Aktenanalyse, offen; Dokumentenanalyse, offen;
Beobachtung, teilnehmend; Qualitatives Interview; Sekundäranalyse von Aggregatdaten; Experteninterviews (Stichprobe: 20; Städte, Kommunalverwaltung; Auswahlverfahren: Selbstrekrutierung). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Bosswick, Wolfgang; Heckmann, Friedrich: Integration of immigrants: contribution of local and regional authorities.
See: http://eurofound.europa.eu/pubdocs/2006/22/en/1/ef0622en.pdf .
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2006-07 ENDE: 2008-07 AUFTRAGGEBER: European
Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions FINANZIERER: Institution; Auftraggeber
INSTITUTION: europäisches forum für migrationsstudien -efms- Institut an der Universität
Bamberg (Katharinenstr. 1, 96052 Bamberg)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0951-93202013)
[355-F] Mattissek, Annika, Dipl.-Geogr. (Bearbeitung); Gebhardt, Hans, Prof.Dr. (Leitung):
Diskursanalyse Internationalität und Multikulturalität. Internationalität und Multikulturalität als Komponenten des Imagemarketings von Städten im Kontext globalisierter Wirtschaftsbedingungen
INHALT: Im Zuge globalisierter Wirtschaftsbedingungen und gewandelter Standortfaktoren
spielen Stadtimages heute eine wichtige Rolle für die Wettbewerbsfähigkeit von Städten. Da
die Konkurrenzen nicht mehr nur im regionalen, sondern zunehmend auch im nationalen und
internationalen Kontext liegen, müssen diese Images international verständlich und anschlussfähig sein. In der Folge kommt es zu einer Uniformierung von Stadtimages, die vor allem durch die zwei Diskurse um Internationalität und Multikulturalität getragen wird. Diese
Diskurse stoßen in einzelnen Städten auf sehr unterschiedliche Voraussetzungen - sie können
nicht überall gleichermaßen an die gewachsenen Images lokaler und regionaler Eigenständigkeit und Identifikation "andocken". Im Rahmen des Forschungsprojekts soll die Frage beantwortet werden, in welches Wechselverhältnis neue und alte Deutungsweisen eintreten. Insbesondere soll untersucht werden, welche gesellschaftlichen Themen sich in den neuen Diskurselementen überlagern und wie deren unterschiedliche Wirkungen und Interpretationen die
bestehenden Stadtimages verändern. Neben dem Verhältnis zwischen alten und neuen Imagekomponenten stellt sich die Frage, inwieweit die neuen symbolischen Belegungen in der Lage
sind, den heterogenen und durch Migrationsprozesse auf verschiedensten Ebenen geprägten
postmodernen Stadtgesellschaften - sowohl den entankerten Eliten der globalisierten Wirtschaft wie den Heimat suchenden einfachen Zuwanderern und Asylanten - neue Identifikationspotentiale anzubieten, bzw. inwieweit sie eingesetzt werden, um unerwünschte Migrantengruppen auszugrenzen oder zu vertreiben. ZEITRAUM: ca. 1995-2005 GEOGRAPHISCHER RAUM: Frankfurt am Main, Köln, Leipzig
METHODE: Poststrukturalismus; Diskursanalyse DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview
(Experten, Schlüsselakteure). Medienanalyse (mit lexikometrischen Verfahren und Verfahren
der qualitativen Inhaltsanalyse). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
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9 Migration im kommunalen Kontext
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ART: gefördert BEGINN: 2005-02 ENDE: 2007-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Heidelberg, Fak. für Chemie und Geowissenschaften, Geographisches Institut Lehrstuhl Anthropogeographie (Berliner Str. 48, 69120 Heidelberg)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected], Tel. 06221-544536)
[356-F] Salentin, Kurt, Dr.; Stichs, Anja, Dr. (Bearbeitung); Heitmeyer, Wilhelm, Prof.Dr. (Leitung):
Immigrants and ethnic minorities in European cities: life-courses and quality of life in a
world of limitations
INHALT: Analyse von Migrantenbiographien und Integrationsverläufen, insb. in Bezug auf Sozialkontakte, Arbeitsmarkt, Wohnumfeld. ZEITRAUM: ca. 1955 bis 2004 GEOGRAPHISCHER RAUM: Portugal, Österreich, Schweden, Niederlande, Deutschland
METHODE: Quantitative Lebenslaufforschung; standardisierte Erhebung; Vergleich zwischen
Herkunftsgruppen; Vergleich zwischen Aufnahmeländern. Untersuchungsdesign: retrospektive Lebenslauferhebung DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, face to face
(Stichprobe: je 600 in 5 Ländern; Migranten der ersten Generation aus der Türkei und aus Jugoslawien in der Bundesrepublik Deutschland, in Portugal, Österreich, den Niederlanden,
Schweden -jeweils Hauptimmigrantengruppen-; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch
Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Siehe: http://www.limits-net.org . ARBEITSPAPIERE: Siehe:
http://www.limits-net.org .
ART: gefördert BEGINN: 2002-10 ENDE: 2006-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Europäische Kommission
INSTITUTION: Universität Bielefeld, Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (Postfach 100131, 33501 Bielefeld)
KONTAKT: Stichs, Anja (Dr. e-mail: [email protected])
[357-F] Schönwälder, Karen, Dr.; Söhn, Janina, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Häußermann, Hartmut,
Prof.Dr. (Leitung):
Segregation und Integration
INHALT: Ausmaß und Muster der sozialräumlichen ethnischen Segregation, vor allem im westlichen Teil der Bundesrepublik; Auswirkung der ethnischen Siedlungsstruktur auf Integrationsprozesse von Migrantinnen und Migranten, hier auch internationale Forschung. GEOGRAPHISCHER RAUM: primär Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Literaturauswertung; Sekundäranalysen (deskriptiv). Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Aggregatdaten (Stichprobe: 40; Städte innerstädtische Raumbeobachtung).
ART: Eigenprojekt BEGINN: 2005-10 ENDE: 2007-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution
INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie Arbeitsstelle Interkulturelle Konflikte und gesellschaftliche
Integration -AKI- (Reichpietschufer 50, 10785 Berlin)
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
9 Migration im kommunalen Kontext
KONTAKT: Schönwälder, Karen (Dr. Tel. 030-25491-350,
e-mail: [email protected])
[358-L] Schönwälder, Karen:
Bunter als die Politik behauptet: Abschottungstendenzen von Migranten werden überschätzt, in: WZB-Mitteilungen, 2006, H. 113, S. 20-25 (Standort: USB Köln(38)-XA1592; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.wz-berlin.de/publikation/pdf/wm113/2024.pdf)
INHALT: "Dass Einwandererviertel ein Problem darstellen und Abschottungstendenzen signalisieren, gilt politisch als ausgemacht. Wissenschaftlich aber wird diese Annahme keineswegs
eindeutig bestätigt. Wie Analysen der Arbeitsstelle Interkulturelle Konflikte und gesellschaftliche Integration zeigen, ist in Deutschland insgesamt die räumliche Segregation moderat.
Multiethnische Stadtviertel sind typischer als Siedlungskonzentrationen einzelner Nationalitäten. Auch in anderen europäischen Ländern ist eine allgemeine Tendenz zum Rückzug in
Migrantenviertel nicht erkennbar. Ob sich das Leben in stark von Landsleuten bevölkerten
Vierteln negativ auf Sprachkenntnisse, soziale Netzwerke, Bildungs- und Arbeitsmarktchancen auswirkt, bleibt umstritten. Hier sind weitere Forschungen notwendig. Momentan ist vor
einer Überschätzung der eigenständigen Effekte ethnischer Konzentration zu warnen." (Autorenreferat)
[359-L] Sever, Yasin:
Integration als Zukunftsaufgabe: Visionen für die Stadt ; Bericht zur Arbeitsmarkt- und
Sozialintegration der Migrantenbevölkerung in Bielefeld, Bielefeld 2006, 126 S. (Standort:
IAB-96-400-30 BS 628; Graue Literatur; URL: http://www.rege-mbh.de/download/Integration
%20als%20Zukunftsaufgabe%20-Bielefeld.pdf)
INHALT: "In der Region Ostwestfalen-Lippe und besonders in Bielefeld erleben wir eine zunehmende Verschärfung der Bildungs- und Arbeitsmarktsituation von Menschen mit Migrationshintergrund. Die Arbeit bietet anhand aktueller Daten einen Überblick über die Situation der
in Bielefeld lebenden Migranten. Den Schwerpunkt bilden die Bereiche Arbeitsmarkt und
Bildung. Auf Grundlage dieser Bestandsaufnahme zur Arbeitsmarkt- und Sozialintegration
fand ein intensiver Austauschprozess mit lokalen Akteuren und Experten statt. Darüber hinaus wurden Befragungen in der Bevölkerung durchgeführt, die im Text in Form von exemplarischen Zitaten berücksichtigt wurden. Es resultierten daraus konkrete Handlungsempfehlungen, die unterstreichen, dass Integration als eine gesamtgesellschaftliche Zukunftsaufgabe zu
betrachten ist." (Autorenreferat)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
10 Migration und Gesundheit
10
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Migration und Gesundheit
[360-F] Berendt, Ulrike, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Migration und Sucht. Bestandaufnahme und Analyse vorhandener suchtpräventiver Maßnahmen und angrenzender Praxisprojekte
INHALT: Eine Studie in Kooperation mit dem Ethno-Sozialmedizinischen Zentrum Duisburg.
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2003-01 ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER: Bundesverband
der Betriebskrankenkassen -BKK BV- FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Politikwissenschaft Prof.Dr. Berendt (Lotharstr. 65, 47057 Duisburg)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0203-379-2572, Fax: 0203-379-1776,
e-mail: [email protected])
[361-L] Eeuwijk, Peter van; Obrist, Brigit (Hrsg.):
Vulnerabilität, Migration und Altern: medizinethnologische Ansätze im Spannungsfeld von
Theorie und Praxis, Zürich: Seismo Verl. 2006, 284 S., ISBN: 3-03777-001-5 (Standort: ZB
Med. Köln(38M)-2006A4852)
INHALT: "Die Medizinethnologie steht permanent in einem Spannungsfeld von Theorie und
Praxis, da sie ihre Bedeutung und Inhalte einerseits aus der Entwicklung neuer theoretischer
Konzepte und Ansätze und andererseits aus der Anwendungsorientierung schöpft. Dies wird
am Beispiel von drei eng miteinander verbundenen Themen aufgezeigt, die gerade in einer
von schnellem Wandel, Konflikten und Krisen geprägten Zeit gesellschaftlich besonders relevant sind: Vulnerabilität, Migration und Altern. Die Beiträge zu Vulnerabilität beziehungsweise Verwundbarkeit und dem darin implizierten Begriff der Widerstandsfähigkeit ('resilience') beschäftigen sich mit Gesundheitserhaltung, Kräftemobilisierung und Krisenbewältigung. Im Zusammenhang von Migration und Gesundheit werden sowohl soziales Leiden als
auch Ressourcennutzung der Betroffenen diskutiert. Beim Thema Altern stehen der Umgang
mit Gesundheit, Krankheit und Sterben aus der Sicht von älteren Leuten und aus einer politischen Perspektive sowie die globalen Dimensionen von Altern und damit verbundene Transformationen im Vordergrund." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Peter van Eeuwijk und
Brigit Obrist: Vorwort (7-9); Brigit Obrist und Peter van Eeuwijk: Einleitung (10-24); Regula
Weiss: Vulnerabilität und Resilienz aus transdisziplinärer Sicht (25-47); Laurence Ossipow et
Letizia Toscani: Vulnérabilité héroisation et résilience: l'exemple de quinze récueillis à Genéve en policlinique de médecine communautaire (48-66); Martine Verwey: Vulnerabilität und
Spannkraft: Gesundheitsförderung mit von organisierter Gewalt betroffenen Flüchtlingen (6796); Brigit Obrist: Risiko, Vulnerabilität und Resilienz in einer afrikanischen Stadt: alltägliches Gesundheitshandeln in Dar es Salaam, Tansania (97-118); Marcel Tanner (Discussant):
Risiko, Vulnerabilität und Resilienz (119-123); Doris Nyfeler: Biomedizin als Ressource und
Mittel des Widerstands: Beispiele aus Madagaskar und aus der Schweiz (124-133); Catherine
Moser: Der Aufnahmekontext und die Bewältigung von Folter- und Kriegstraumatisierung:
bosnische Flüchtlinge in der Schweiz (134-148); Heinrich Kläui: Medikalisierung sozialen
Leidens: Erfahrungen aus der Praxis (149-165); Marzio Sabbioni und Corina Salis Gross: Die
migrationsspezifische Anamnese (166-201); Sandro Cattacin (Discussant) et Joelle Moret:
Migration - pouvoir - santé (202-206); Alex Schwank: "Memento mori" - Nur wer in Würde
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
10 Migration und Gesundheit
lebt, kann auch in Würde sterben. Anmerkungen zur Euthanasiedebatte in der Schweiz (207217); Peter van Eeuwijk: Altern im städtischen Kontext Indonesiens (218-240); Astrid Stuckelberger (Discussant): Vieillissement de la population: défi de sociéré, défi de santé publique (241-280).
[362-L] Geene, Raimund; Steinkühler, Judith (Hrsg.):
Strategien und Erfahrungen: mehr Gesundheit für alle ; die BKK-Initiative als ein Modell
für soziallagenbezogene Gesundheitsforschung, (Gesundheitsförderung und Selbsthilfe, Nr. 14),
Bremerhaven: Wirtschaftsverl. NW 2005, IV, 310 S., ISBN: 3-86509-374-4 (Standort: FHB Neubrandenburg(519)-46:OSD/225)
INHALT: "Bereits im zweiten Jahr trafen sich am 2. Dezember 2004 rund 250 Experten/innen der
Gesundheitsförderung aus dem gesamten Bundesgebiet im Berliner Rathaus Schöneberg zu
dieser Veranstaltung, um die Fragen zu klären: Wie kann die Gesundheit sozial benachteiligter Menschen verbessert werden, wie kann die Prävention die wirklich Bedürftigen erreichen
und zu 'Mehr Gesundheit für alle' führen? Vor diesem Hintergrund wurden Ansätze und Erfahrungen der vom BKK Bundesverband ins Leben gerufenen Initiative 'Mehr Gesundheit für
alle' diskutiert. Die vorliegende Veröffentlichung stellt verschiedene Ansätze und Strategien
zur Gesundheitsförderung sozial Benachteiligter anhand konkreter Projekterfahrungen aus der
Initiative 'Mehr Gesundheit für alle' dar, die sich als umsetzbar und wirksam erwiesen haben."
(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Raimund Geene, Judith Steinkühler: Vorwort: "Mehr
Gesundheit für alle" - Strategien und Erfahrungen (1-6); K.-Dieter Voß: Mehr Gesundheit für
alle (9-17); Raimund Geene: Gesundheitsförderung als Schlüsselstrategie (19-24); Rolf Rosenbrock: Primärprävention für sozial Benachteiligte (25-42); Alf Trojan: Selbsthilfe im Kontext sozialer Ungleichheit (43-58); Monika Hommes: Aktuelle und zukünftige Rahmenbedingungen der Primärprävention (59-65); Michael Bellwinkel: Die Initiative "Mehr Gesundheit
für alle" - Erfahrungen und Zukunftsperspektiven des BKK-Modells (67-76); Frank Lehmann, Jürgen Töppich: Kampagnen als integrierte Aktivität der Gesundheitsförderung (7988); Margot Wehmhöner: Strategisch relevante Erfahrungen beim Wettbewerb "Fit von klein
auf" (89-92); Gudrun Wibork: "Be Smart - Don't Start": Ein Programm zur universellen Prävention des Rauchens in der Schule (93-96); Bernd Woischnik: "Food Fun Fantasy" - Wettbewerb Jugend und Gesundheit (97-100); Martina Stickan-Verfürth: Multiplikator/innen und
Mediator/innen als Schlüsselpersonen erfolgreicher Prävention (103-113); Björn Menkhaus,
Ramazan Salman: "Mit Migranten für Migranten (MiMi)" - Interkulturelle Gesundheit in
Deutschland (115-135); Tülin Duman: Migrantinnen als Gesundheitsmanagerinnen der Familie (137-140); Dieter König, Joachim Körkel, Uli Gehring, Arno Drinkmann: Prävention des
Alkoholmissbrauchs (141-152); Ingrid Papies-Winkler: Kiezdetektive - Kinderbeteiligung für
eine gesunde Stadt (153-160); Stephan Koesling: Vernetzung als Schlüsselstrategie bei Gesundheitsförderung und Prävention (163-164); Barbara Leykamm: Gesundheitsförderung bei
sozial Benachteiligten - Knoten zur regionalen Koordinierung (165-167); Kerstin Gebauer:
Gesundheitskompetenzförderung zur Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitssuchenden in NRW (169-171); Andreas Hemme: Konferenz "Mehr Gesundheit für alle im
sozial benachteiligten Stadtteil" (173-174); Margrit Schlankardt: Gesundheitliche Chancengleichheit durch Veränderung des Lebensumfeldes (177-180); Rainer Schwarz: Aktivitäten
der BMFSFJ Programmplattform "Entwicklung und Chancen junger Menschen in sozialen
Brennpunkten" (E&C) (181-197); Birgit Müller, Carsten Rumpeltin: Gesunde Kindergärten
im Rhein-Kreis Neuss (199-215); Carsten Gräf: Gesund älter werden im Stadtteil (217-228);
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
10 Migration und Gesundheit
225
Jan-Frederik Prüßmann: Gesundheitsorientierte Selbstmanagementberatung in Veränderungsprozessen (229-235); Michael Bellwinkel, Bettina Prothmann: Selbsthilfeförderung bei sozial
Benachteiligten als innovative BKK-Strategie (239-243); Alf Trojan: Entwurf eines explorativen Entwicklungsprojekts zur Aktivierung von Selbsthilfe-Potenzialen bei sozial Benachteiligten (245-265); Bernhard Borgetto: Gesundheitsorientiertes Selbstmanagement in Arbeitsloseninitiativen - ein Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitschancen sozial Benachteiligter?
(267-276).
[363-F] Jeannin, André; Dubois-Arber, Françoise (Bearbeitung); Meystre-Agustoni, Giovanna;
Kessler Bodiang, Claudia (Leitung):
Système de suivi de la stratégie de lutte contre le VIH/ sida en Suisse (2004-2008): monitoring migrants
INHALT: Contexte: Des lacunes subsistent en ce qui concerne la connaissance des risques sanitaires encourus par les migrants vivant en Suisse et la manière dont ils tirent parti du dispositif de santé. Dans le domaine du VIH/sida, l'évolution épidémiologique montre qu'une grande
partie des nouveaux cas de VIH par transmission hétérosexuelle sont rapportés chez des personnes d'origine subsaharienne ou chez des partenaires de ces personnes. Dans ce contexte,
l'idée de mettre sur pied un dispositif de récolte d'observations complétant les informations
recueillies au moyen d'instruments tels que les déclarations obligatoires (nouvelles infections,
nouveaux cas de sida) ou les enquêtes couvrant la population générale (EPSS, ESS) a été avancée. Le contrat passé entre l'OFSP et l'IUMSP évoque à ce sujet la mise sur pied d'un
"système d'alerte" fondé sur l'analyse des données provenant de diverses sources ainsi que
d'un panel d'experts. Il évoque aussi - si la situation (selon les experts) l'exige - le lancement
d'études de comportements concernant tel ou tel segment de la population migrante. Populations concernées: Trois groupes de migrants retiennent plus particulièrement l'attention: 1) les
Subsahariens; 2) les clandestins et 3) les ressortissants des pays de l'ex-Yougoslavie. L'étude
comprend deux volets: I. Volet "Suisse romande": concerne les Subsahariens et les clandestins. S'agissant des Africains originaires de la zone subsaharienne, le problème par rapport au
VIH est avéré et l'interrogation porte sur la nécessité de mettre en place un système de surveillance de 2ème génération qui combine surveillance épidémiologique et études comportementales. On connaît en revanche peu de choses au sujet des clandestins. On pressent qu'ils
sont confrontés à un problème d'exposition au risque car ils n'ont probablement pas - du fait
de leur manque d'intégration - le même accès aux soins (et à la prévention) que la population
générale. Se pose donc une question d'équité en matière d'accès à la prévention et aux soins.
II. Volet "Suisse alémanique": concerne les personnes provenant des pays de l'ex-Yougoslavie dont on veut explorer la situation qu'on ne connaît pas. Objectifs 1. Contribuer à
combler les lacunes existant actuellement dans la connaissance de l'exposition au risque de
certains groupes de migrants: en dressant un état des connaissances concernant les segments
de population en cause(données publiées) et en identifiant les lacunes; en consultant des informateurs proches des groupes de migrants concernés (intervenants sanitaires et sociaux,
membres des groupes concernés, etc.) au sujet de leur perception de la situation actuelle (identification des problèmes existants) et des problèmes émergents2. Analyser les données récoltés et déterminer: si les données à disposition sont suffisantes pour se prononcer sur la situation et pour agir si nécessaire (mettre sur pied des actions); si les données demeurent insuffisantes et s'il convient de procéder à des études de population plus approfondies.
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10 Migration und Gesundheit
GEOGRAPHISCHER RAUM: Suisse romande (Vaud et Genève), Suisse alémanique (Bâle
ville et Bâle campagne)
METHODE: Déroulement du projet: Le projet se déroule en trois phases: 1. Phase exploratoire
entretiens avec une série d'informateurs clé; collecte de données non publiées sur les groupes
concernés; sélection du panel d'experts. 2. Premier panel d'experts (2004/2005) sur la base
d'une synthèse de l'information rassemblée durant la phase exploratoire et envoyée aux panélistes, organisation d'une séance et d'une discussion; synthèse de l'information récoltée lors du
panel; feed-back au panel d'experts et rapport au mandant (OFSP). 3. Deuxième panel d'experts (2006) afin de suivre l'évolution de la situation (identique à la phase 2 ci-dessus). DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen; Akten- und Dokumentenanalyse, offen; Gruppendiskussion; Standardisierte Befragung, telefonisch.
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2004-05 ENDE: 2005-08 AUFTRAGGEBER: Bundesamt für
Gesundheit -BAG- FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Université de Lausanne, Faculté de Biologie et de Médecine -FBM-, Institut
Universitaire de Médecine Sociale et Préventive (17 Rue du Bugnon, 1005 Lausanne,
Schweiz); Schweizerisches Tropeninstitut Schweizerisches Zentrum für Internationale Gesundheit (Socinstr. 57, 4002 Basel, Schweiz)
[364-L] Parla, Fatma:
Migration und Drogenabhängigkeit: eine vergleichende Studie von türkischen Jugendlichen
in Deutschland und in der Türkei, Köln 2006, 237 S. (Graue Literatur; URL: http:// deposit.
ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=980392659&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=980392659.pdf;
http://kups.ub.uni-koeln.de/volltexte/2006/1785/pdf/Doktorarbeit_ von_Fatma_Parla.pdf)
INHALT: "Die vorliegende Arbeit setzt sich mit der Drogenproblematik und der Lebenssituation
von jungen türkischen Drogenabhängigen in der Türkei und in Deutschland auseinander. Untersucht werden die Fragen: Inwieweit ist Migration ein Risikofaktor, der zum Drogenkonsum führt? Sind durch Binnenmigration verursachte Kultur- und Generationskonflikte bei
türkischen Jugendlichen vergleichbar mit Konflikten, die durch die Migration nach Deutschland verursacht wurden? Bestehen neben den Generations- und Kulturkonflikten noch weitere
sich ähnelnde Lebensbedingungen bei drogenabhängigen Jugendlichen in Deutschland und in
der Türkei, wie z.B. schlechte Wohnverhältnisse und schulische Bedingungen, erschwerte
Arbeits- und Ausbildungsbedingungen sowie eine für sie mit Problemen behaftete rechtliche
Lage? Für diese empirische Untersuchung wurden 100 problemzentrierte Interviews mit jungen türkischen Drogenabhängigen in beiden Ländern durchgeführt. Die Lebenssituationen
von 50 jungen Drogenabhängigen im Alter zwischen 14-21 Jahren in Deutschland und 50 in
der Türkei wurden vergleichend dargestellt. Schwerpunkt der Arbeit ist der Vergleich von
Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen sich in Therapie befindenden 20 Jugendlichen
in Deutschland und der Türkei. Außerdem wurden insgesamt 9 Experteninterviews zum
Thema Drogenproblematik in beiden Ländern durchgeführt, um festzustellen, wie die Experten diese Drogenproblematik betrachten und damit umgehen." (Autorenreferat)
[365-L] Pupavac, Vanessa:
Refugees in the 'sick role': stereotyping refugees and eroding refugee rights, (New Issues in
Refugee Research : Working Paper, No. 128), Genève 2006, 24 S. (Graue Literatur; URL: http://
www.unhcr.org/cgi-bin/texis/vtx/research/opendoc.pdf?tbl=RESEARCH&id=44e198712)
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10 Migration und Gesundheit
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INHALT: Der vorliegende Beitrag untersucht, wie Flüchtlinge als entpolitisierte Subjekte innerhalb eines Gesundheitsparadigmas konstruiert werden und warum die medizinische Interessenvertretung schädlich für die Verteidigung der Flüchtlingsrechte in Großbritannien und international ist. Die Autorin bezieht sich in ihrer Analyse auf Hannah Arendt und Talcott Parsons. Zunächst wird das Problem der Staatenlosigkeit untersucht und die Schwierigkeiten von
Flüchtlingen als entpolitisierte Subjekte bei der Durchsetzung ihrer Rechte werden beleuchtet.
Im Anschluss daran wird dargelegt, wie eine Identifikation mit der Sache der Flüchtlinge mit
Politikverdrossenheit zusammenhängt. Um das westliche kulturelle Verhalten gegenüber
Flüchtlingen zu zeigen, wird ein fiktionaler Zugang über den Roman Fleshmarket Close von
Ian Rankin geschaffen. Abschließend wird das Gesundheitsparadigma vorgestellt, um die Bedingungen der Flüchtlinge zu verstehen und den Zusammenhang zur rechtlichen Situation zu
verdeutlichen. (ICD)
[366-L] Razum, Oliver:
Migration, Mortalität und der Healthy-migrant-Effekt, in: Matthias Richter, Klaus Hurrelmann (Hrsg.): Gesundheitliche Ungleichheit : Grundlagen, Probleme, Perspektiven, Wiesbaden:
VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 255-270, ISBN: 3-531-14984-9
INHALT: Internationale Studien zeigen, dass erwachsene Migranten trotz niedrigem sozioökonomischem Status häufig einen Mortalitätsvorteil gegenüber der Allgemeinbevölkerung
des Ziellandes aufweisen. Dies wird als "healthy-migrant-Effekt" bezeichnet. Mehrere Erklärungsmöglichkeiten für dieses Phänomen werden diskutiert und in ein neues Erklärungsmodell überführt. Dabei werden auch Konsequenzen für die epidemiologische Forschung und für
gesundheitspolitische Maßnahmen diskutiert. (GB)
[367-F] Rommel, A.; Weilandt, C. (Bearbeitung):
Gesundheitliche Situation von Migrantinnen in Nordrhein-Westfalen
INHALT: Ausgehend von den Methoden und Ergebnissen des Sonderberichtes zur Gesundheit
von Zuwanderern in Nordrhein-Westfalen (s.h. Projekt: Gesundheit von Zuwanderern in
Nordrhein-Westfalen), wurde hier ein Vorhaben realisiert, das dazu diente, die gesundheitliche Lage von Migrantinnen geschlechtsspezifisch zu untersuchen. Besondere Bedeutung kam
hierbei der Aufarbeitung von Befragungsdatensätzen zu, die es einerseits erlaubten Migrantinnen (und Migranten) als weitgehend repräsentativ vertretene Befragtengruppe zu identifizieren und die gleichzeitig Informationen zur Gesundheit enthielten. Erweitert wurden diese
Analysen um verfügbare amtliche und verbandliche Statistiken, die sich aus der bisherigen
Erfahrung als lohnende Informationsquellen erwiesen hatten. Die abgedeckten Themenbereiche umfassen verschiedene Facetten des Inanspruchnahmeverhaltens ebenso, wie weitere gesundheitsförderliche oder -schädigende Verhaltensweisen, diverse Aspekte des Gesundheitsstatus von Migrantinnen und Krankheitsfolgen wie Arbeitsunfähigkeit oder Erwerbsunfähigkeit. GEOGRAPHISCHER RAUM: Nordrhein-Westfalen
VERÖFFENTLICHUNGEN: Rommel, A.; Weilandt, C.: Gesundheit und Versorgung von
Migranten. Ergebnisse der Gesundheitsberichterstattung für das Land Nordrhein-Westfalen.
in: lögd (Hrsg.): Migration und öffentlicher Gesundheitsdienst. 7. Jahrestagung des lögd 25.
und 26. März 2004. Bielefeld: lögd 2005. ARBEITSPAPIERE: Weilandt, C.; Rommel, A.:
Analysen zur Gesundheit von Migrantinnen in Nordrhein-Westfalen. Abschlussbericht im
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10 Migration und Gesundheit
Auftrag des Ministeriums für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes NordrheinWestfalen. Bonn: WIAD 2004.
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2001-01 ENDE: 2004-12 AUFTRAGGEBER: Land Nordrhein-Westfalen Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit FINANZIERER:
Auftraggeber
INSTITUTION: Wissenschaftliches Institut der Ärzte Deutschlands e.V. -WIAD- (Ubierstr. 78,
53173 Bonn)
[368-F] Rommel, C.; Weilandt, C.; Eckert, J. (Bearbeitung):
Gesundheitsmonitoring der schweizerischen Migrationsbevölkerung (GMM)
INHALT: Das "Gesundheitsmonitoring der schweizerischen Migrationsbevölkerung" (GMM) ist
darauf angelegt, den Gesundheitsstatus von Migrantinnen und Migranten mit den Methoden
zu erfassen und zu beschreiben, wie sie sich im Rahmen der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB) bewährt haben. Ziel ist es hierbei, eine die SGB ergänzende, gesundheitsbezogene Befragung derjenigen Migrantengruppen zu konzipieren und durchzuführen, die aufgrund sprachlicher Beschränkungen in der Stichprobe der SGB bislang nicht hinreichend berücksichtigt werden konnten. Das GMM ist modular aufgebaut. In der SGB sind unter den
Migranten und Migrantinnen nur jene Personen adäquat repräsentiert, die in der Lage sind,
sich in einer der drei Landessprachen hinreichend zu verständigen. In Modul I des GMM
werden dementsprechend auf Basis der SGB nur diese Migrantengruppen zur Analyse heran
gezogen (v.a. Italiener). Modul II stellt demgegenüber eine zusätzliche muttersprachlich
durchgeführte Befragung unter den verbleibenden quantitativ bedeutsamen nicht schweizerischen Nationalitäten dar (Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien, Portugiesen, Türken
und Tamilen). Modul III umfasst die Befragung einer Gruppe von Personen des Asylbereiches. Als Befragungsinstrumentarium kommen in den Modulen II & III neben dem gekürzten
Programm der SGB Indikatoren zum Einsatz, die den Lebenshintergrund von Migrantinnen
und Migranten sowie deren gesundheitliche Problemlagen spezifisch beschreiben.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Eckert, J.; Rommel, A.; Weilandt, C.: Gesundheitliche Lage und
Gesundheitsverhalten in der Migration. Ergebnisse des Gesundheitsmonitorings der schweizerischen Migrationsbevölkerung (GMM). in: Bundesamt für Gesundheit (Hrsg.): Forschung
Migration und Gesundheit im Rahmen der Bundesstrategie "Migration und Gesundheit 20022007". Bern: BAG 2006.+++Weilandt, C.; Rommel, A.; Eckert, J.; Gall Azmat, R.: Gesundheitsmonitoring der Migrationsbevölkerung der Schweiz. in: Bundesgesundheitsblatt, 49,
2006, 9, S. 866-872.+++Rommel, A.; Schenk, L.: Migration und Surveyforschung - Stichprobenziehung und transkulturelle Äquivalenz. in: Public Health Forum, 13, 2005, 47, S. 8-10.
+++Rommel, A.; Weilandt, C.: Health Monitoring of the swiss migrant population (HMS
MP). Methodology and preliminary results. in: Ethnicity and Health, 9, 2004, 1 S. ARBEITSPAPIERE: Rommel, A.; Weilandt, C.; Eckert, J.: Gesundheitsmonitoring der schweizerischen
Migrationsbevölkerung. Endbericht an das Bundesamt für Gesundheit und das Bundesamt für
Migration. Bonn 2006.
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2003-01 ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER: Bundesamt für
Gesundheit -BAG-; Bundesamt für Flüchtlinge -BFF- FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Wissenschaftliches Institut der Ärzte Deutschlands e.V. -WIAD- (Ubierstr. 78,
53173 Bonn); LINK Institut für Markt- und Sozialforschung (Spannortstr. 7-9, 6000 Luzern,
Schweiz)
KONTAKT: Institution (Tel. 0228-8104-172, Fax: 0228-8104-1736, e-mail: [email protected])
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
10 Migration und Gesundheit
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[369-L] Salman, Ramazan:
Männliche Migranten im Zwiespalt - über die klippenreiche Reise zu neuen Männlichkeiten
und zur Notwendigkeit interkultureller Suchthilfe, in: Jutta Jacob, Heino Stöver (Hrsg.): Sucht
und Männlichkeiten : Entwicklungen in Theorie und Praxis der Suchtarbeit, Wiesbaden: VS Verl.
für Sozialwiss., 2006, S. 143-151, ISBN: 3-531-14849-4 (Standort: UB Siegen(467)-21HVR
I10455)
INHALT: Der Autor thematisiert in seinem Beitrag die engen Zusammenhänge zwischen Geschlechterrollen, Männlichkeit und Migration und plädiert für eine interkulturelle Suchthilfe.
Die Aufgabe einer professionellen Arbeit mit männlichen Migranten besteht seines Erachtens
vor allem darin, die Prozesse der Integration, Adaptation und Individualisierung zu reflektieren und zu fördern. Er diskutiert einige Annäherungen und Probleme, die auch innerkulturell
und zwischen den Geschlechtern von Bedeutung sind, und weist auf bewährte Strategien für
die Einbeziehung von MigrantInnen in die Suchthilfe hin. Diese kann jedoch nur dann erfolgreich realisiert werden, wenn MigrantInnen selbst in die Regelangebote der Suchthilfe integriert werden können. Der Autor gibt daher abschließend einige Hinweise für die beraterische
und therapeutische Arbeit mit MigrantInnen. (ICI2)
[370-L] Schulze, Heidrun:
Migrieren - Arbeiten - Krankwerden: eine biographietheoretische Untersuchung, Bielefeld:
transcript Verl. 2006, 280 S., ISBN: 3-89942-495-6 (Standort: ULB Münster Zweigbibl. Sozialwiss.(6A)-MS3550/946)
INHALT: "Wird über Krankheit von Migranten und Migrantinnen gesprochen, so werden schnell
Kategorisierungen von Kulturdifferenz und Fremdheitserfahrung herangezogen. Um kulturalistische und verallgemeinernde Objektivierungen zu überwinden, werden in dieser Studie
anhand biographisch narrativer Interviews seelische, körperliche und sozialweltliche Phänomene im Kontext von Migrationserfahrungen untersucht. Als 'medizinische Fälle' diagnostizierte türkische Menschen wurden gebeten, ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Diese biographischen Alltagserzählungen mit ihren Interpretationen der Migrationserfahrungen und des
Krankwerdens in Deutschland stehen im Zentrum der Analyse. Die eigene Lebenspraxis wird
als biographische Arbeit bei der Balancierung lebens- und familiengeschichtlicher Erfahrungen und von gesellschaftlichen Anforderungen gewürdigt. Folgenden Fragen geht die Studie
nach: In welche lebensgeschichtliche und gesellschaftliche Konstellation sind die Erfahrungen von Krankheit eingebettet? Welche Rolle spielt die individuelle Migrationsgeschichte?
Wie sprechen Menschen über ihr eigenes Leben und die Welt und wie wird dieses Sprechen
durch die Einflüsse im Herkunfts- sowie im Migrationsland beeinflusst?" (Autorenreferat)
[371-L] Srur, Nadya; Meinhardt, Rolf; Tielking, Knut:
Streetwork und Case Management in der Suchthilfe für Aussiedlerjugendliche, (Schriftenreihe des Interdisziplinären Zentrums für Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen
(IBKM) an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Nr. 17), Oldenburg: Bibliotheks- u.
Informationssystem d. Univ. Oldenburg 2005, 235 S., ISBN: 3-8142-0950-8
INHALT: "Die Einwanderung nach Deutschland zieht für jugendliche AussiedlerInnen grundlegende Einschnitte in allen Lebensbereichen nach sich. Schwierigkeiten entstehen insbesonde-
230
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
10 Migration und Gesundheit
re durch den Verlust des vertrauten sozialen Umfelds und durch die Herausforderungen, die
das Bildungs- und Ausbildungssystem an sie stellt. Unzureichende Integrationsangebote sowohl im sozialen als auch sprachlichen Bereich begrenzen die Jugendlichen im Ausschöpfen
ihrer Potenziale, in ihren Lebensgestaltungsmöglichkeiten und aktiver gesellschaftlicher Partizipation. Gleichzeitig ist festzustellen, dass insbesondere männliche jugendliche Aussiedler
einen überproportional hohen Hartdrogenkonsum aufweisen, häufig um Misserfolgserfahrungen und migrationsspezifische Problematiken zu kompensieren. Die AutorInnen untersuchen
am Beispiel eines Bundesmodellprojekts, das durch die Cloppenburger Drogenberatungsstelle
Drobs realisiert wurde, neue Ansätze in der Suchthilfe für AussiedlerInnen. Im Mittelpunkt
steht die Frage, ob sich Konzepte von Streetwork und Case Management eignen, um die Zugangsbarrieren jugendlicher AussiedlerInnen und ihrer Familien zu Suchthilfeangeboten zu
minimieren und zielgruppengerechte Beratungsangebote zu entwickeln. Ziel ist es, frühzeitig
über die Gefahren des Drogenkonsums zu informieren, Missbrauch und Abhängigkeit zu verhindern, Wege aus der Abhängigkeit aufzuzeigen sowie adäquate Therapiemöglichkeiten anzubieten. Auf der Basis des aktuellen Forschungsstands sowie umfangreicher quantitativer
und qualitativer empirischer Daten werden spezifische Erkenntnisse für die Optimierung der
aussiedlerInnenspezifischen Drogenarbeit in der Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention
vorgestellt. Die Studie bietet darüber hinaus Einblicke in die Lebenssituation jugendlicher
AussiedlerInnen mit Drogenproblemen und ihrer Familien in Deutschland." (Autorenreferat)
[372-L] Trabert, Brigitte:
Patienten jüdischen Glaubens und die Krankenpflege in deutschen Kliniken: soziale Repräsentationen pflegerischen Handelns, Münster: Lit Verl. 2005, 133 S., ISBN: 3-8258-9105-4
(Standort: FHB Fulda(823)-21Med475.9Pat02)
INHALT: Die Verfasserin setzt sich zunächst auf der Basis einer Literaturstudie mit dem deutschen Judentums und jüdischer Krankenpflege in Vergangenheit und Gegenwart auseinander.
Vor diesem Hintergrund werden Ergebnisse von acht qualitativen Einzelinterviews vorgelegt,
die einen Einblick in die sozialen Repräsentationen von Patienten jüdischen Glaubens geben.
Im Mittelpunkt stehen zehn Kategorien, die Besonderheiten jüdischen Lebens - vor allem in
Bezug auf Kranksein und Krankenpflege - fassbar machen sollen: (1) Religiosität (Essen und
Trinken, Gebete, Sabbat); (2) Kultur (Sprache, Alterität, psychische Belastung); (3) Angst;
(4) Besuche; (5) Berührung, Körperpflege, Kleidung, Hygiene; (6) Krankheitsverständnis; (7)
therapeutische und pflegerische Maßnahmen; (8) soziale Beziehungen (Nähe, Würde, Vertrauen, Autonomie, Gespräche, Menschlichkeit, Humor, Empathie); (9) Geburt; (10) Sterben.
(ICE)
[373-F] Weilandt, C.; Rommel, A. (Bearbeitung):
Gutachten zur psychischen Gesundheit und Versorgung von Migrantinnen in NordrheinWestfalen
INHALT: Die bislang vorliegenden Informationen zur psychischen Gesundheit und Versorgung
von Migrantinnen (und Migranten) sind überaus lückenhaft. Das vorliegende Gutachten ist
Ergebnis eines Projektes, bei dem die verfügbaren Informationen zusammen geführt wurden
um ein möglichst vollständiges Bild zu erhalten. Neben der Auswertung von Befragungsdatensätzen sowie amtlicher und verbandlicher Statistiken wurde eine Literaturreview erstellt,
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
10 Migration und Gesundheit
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Round-Table-Gespräche mit Experten dokumentiert und ausgewertet, eine schriftliche Befragung von Institutionen der psychosozialen Versorgung realisiert und eine Recherche nach
modellhaften Ansätzen einer kultursensiblen Versorgung durchgeführt. Über die so erhaltenen Ergebnisse hinaus werden Defizite in Forschung und Praxis identifiziert und Handlungsempfehlungen formuliert. GEOGRAPHISCHER RAUM: Nordrhein-Westfalen
VERÖFFENTLICHUNGEN: Landtag Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Zukunft einer frauengerechten Gesundheitsversorgung in NRW. Bericht der Enquetekommission des Landtags
Nordrhein-Westfalen. Gutachten in Auszügen. Wiesbaden: VS Verl. 2004. ARBEITSPAPIERE: Weilandt, C.; Rommel, A.; Raven, U.: Gutachten zur psychischen, psychosozialen und
psychosomatischen Gesundheit und Versorgung von Migrantinnen in NRW, im Auftrag der
Enquetekommission des Landtages NRW "Zukunft einer frauengerechten Gesundheitsversorgung in NRW". Abschlussbericht. Bonn 2003.
ART: Auftragsforschung; Gutachten BEGINN: 2002-01 AUFTRAGGEBER: Land NordrheinWestfalen Landtag Enquête-Kommission "Zukunft einer frauengerechten Gesundheitsversorgung in NRW" FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Wissenschaftliches Institut der Ärzte Deutschlands e.V. -WIAD- (Ubierstr. 78,
53173 Bonn)
11
Sozialisation junger Migranten
[374-F] Acar, Meral, Dr. (Bearbeitung); Röhner, Charlotte, Prof.Dr.phil.habil. (Leitung):
Sprachverwendung und Schriftkultur in türkischen Migrantenfamilien. Qualitative Studie
zu Bedingungen bilingualen Aufwachsens in Deutschland
INHALT: Die Lesesozialisation in der Familie hat einen zentralen Einfluss beim Erwerb der
Sprache und dem Zugang zur Schrift. Family-Literacy stellt nach dem internationalen Forschungsstand die Grundlage für die Entwicklung basaler Literalität im Vorschul- und Grundschulalter dar. Der Handlungszusammenhang des Vorlesens stellt im Kontext einer Vielzahl
anderer literarisch orientierter Aktivitäten der Familie einen Kristallisationspunkt in der vorschulischen Lesesozialisation des Kindes. Das Forschungsprojekt will analysieren, welchen
Formen von Literalität die Kinder in türkischen Familien begegnen. Die Eltern sollen dazu
befragt werden, welche Bücher und andere schriftliche Erzeugnisse sie den Kindern vorlesen.
Die Besonderheiten dieser Bücher und schriftlichen Materialien werden an einigen auszuwählenden Beispielen analysiert, d.h. schriftsprachliche Merkmale der türkischen und deutschen
Werke werden herausgearbeitet. Im Hinblick auf die Untersuchung der türkischen Texte stellt
dieses Vorhaben eine Innovation dar, da eine solche Arbeit bisher nicht durchgeführt wurde.
Das Ziel ist es herauszufinden, welche schriftsprachlichen Besonderheiten den zweisprachigen Kindern vermittelt werden und welche Voraussetzungen für die Entwicklung von Literalität in der Familie vor Eintritt in die Schule dadurch erworben werden. Studien zur Lesesozialisation in Migrationsfamilien stellen eine Forschungslücke dar, die mit dieser Untersuchung
für die Gruppe türkischsprachiger Migranten geschlossen werden soll. GEOGRAPHISCHER
RAUM: Bundesrepublik Deutschland
ART: keine Angabe BEGINN: 2005-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
11 Sozialisation junger Migranten
INSTITUTION: Universität Wuppertal, FB G Bildungs- und Sozialwissenschaften, Fach Pädagogik Lehrstuhl für Pädagogik der frühen Kindheit und der Primarstufe (Gaußstr. 20, 42097
Wuppertal)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0202-439-2313, Fax: 0202-439-3486,
e-mail: [email protected])
[375-L] Ammann, Lillemore:
Gewalt durch Jugendliche im Kanton Zürich in den Jahren 1995 bis 2000: eine Vollerhebung, Zürich 2006, 166 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.dissertationen.unizh.ch/2006/ammann/diss.pdf)
INHALT: "Seit 1995 werden im Kanton Zürich sozialstatistische Daten über gewalttätige Jugendliche erhoben. Die Daten der Jahre 1995-2000 bilden die Grundlage für die vorliegende Dissertation. Anhand anomie-, familien- und migrationssoziologischer Theorien werden verschiedene Hypothesen bezüglich der Ursachen der Entstehung von Jugendgewalt formuliert
und empirisch überprüft. (Grundlage für die Untersuchung sind Indikatoren für Gewaltdelinquenz, die zusammen mit einer Arbeitsgruppe von Jugendanwälten erarbeitet wurden.) Ziel
der Dissertation ist es, ein möglichst vollständiges und differenziertes Bild von Jugendgewalt
Kanton Zürich aufzuzeigen und die verschiedenen Risikolagen zu analysieren. Die Dissertation besteht aus zwei Teilen. Im quantitativen Teil werden primär die demographischen Strukturvariablen dieser Population von Jugendlichen analysiert. Dabei werden die verschiedenen
Faktoren anhand geeigneter Indikatoren überprüft. Die empirische Analyse identifiziert die
Faktoren Bildung und Integration als entscheidend. Der qualitative Teil beruht auf Anomie-,
Familien- und Migrationssoziologie. Die empirischen Daten dieses zweiten Teils wurden in
narrativen Interviews erhoben, in welchen Jugendlichen aus dem früheren Jugoslawien über
ihre Verhaltensgewohnheiten in Konfliktsituationen berichteten. Die Arbeit bietet damit eine
empirische Grundlage für mögliche künftige Ansätze von Gewaltprävention bei Jugendlichen." (Autorenreferat)
[376-F] Aslan, Sema; Cindark, Ibrahim; Ceylan, Necmiye; Sirim, Emran (Bearbeitung); Kallmeyer, Werner, Prof.Dr.; Keim, Inken, PD Dr. (Leitung); Kallmeyer, Werner, Prof.Dr.; Keim, Inken,
PD Dr. (Betreuung):
Deutsch-türkische Sprachvariationen und die Herausbildung kommunikativer Stile in jugendlichen Migrantengruppen in Mannheim
INHALT: Herausbildung von Jugendgruppenstilen; code-switching und code-mixing; ethnolektale Formen. Struktur und Funktion von Sprachvariationen. Bezug von Gruppenstil und Lebensraum der Gruppe, ihren Zielen und Aktivitäten. GEOGRAPHISCHER RAUM: Mannheim
METHODE: Ethnographisch-soziolinguistisch (teilnehmende Beobachtung); ethnographische
Interviews; Analyse des aufgezeichneten Interviews: gesprächsanalytisch-linguistische Untersuchung des aufgezeichneten natürlichen Gesprächsmaterials; 3. Datenerhebung: teilnehmende Beobachtung mit Ton- und Videoaufnahmen, ethnographische Interviews. Untersuchungsdesign: Panel; Trend, Zeitreihe DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen (Stichprobe: 70;
ethnologische Interviews, Funktionsträger und Betroffene -Migranten, Familien- des untersuchten Stadtgebiets). Aktenanalyse, offen. Dokumentenanalyse, offen. Beobachtung, teilneh-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
11 Sozialisation junger Migranten
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mend (Stichprobe: 3; jugendliche Migrationsgruppen, Gruppengespräch: je 20-25 Teilnehmer
des Stadtgebiets). Gruppendiskussion (Stichprobe: 3; jugendliche Migrationsgruppen, in allen
Gruppen mit allen Gruppenmitgliedern, den Familien und Betreuenden/ Lehrenden). Qualitatives Interview. Linguistische Gesprächsanalyse. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Liste der Veröffentlichungen unter: http://www.ids-mannheim.
de/prag/soziostilistik/tuerkisch.html#publikationen. ARBEITSPAPIERE: Magisterarbeiten,
Germanistische Linguistik. Mannheim: Universität Mannheim.+++Dissertation. Germanistische Linguistik. Mannheim: Universität Mannheim (im Erscheinen).
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2000-01 ENDE: 2004-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Institut für Deutsche Sprache -IDS- (Postfach 101621, 68016 Mannheim)
KONTAKT: Keim, Inken (Dr. e-mail: [email protected]); Kallmeyer, Werner (Prof.Dr.
e-mail: [email protected])
[377-F] Aygün, Adem, M.A. (Bearbeitung); Streib, Heinz, Prof.Ph.D. (Betreuung):
Vergleich der religiösen Sozialisation und Entwicklung von christlichen und muslimischen
Jugendlichen in der Türkei und in Deutschland
INHALT: Ziel dieses Dissertationsprojekts ist die vergleichende Rekonstruktion der religiösen
Sozialisation und Entwicklung von muslimischen und christlichen Jugendlichen in Deutschland und muslimischen Jugendlichen in der Türkei. Die in beiden Kulturräumen bestehende
Vielfalt religiöser Orientierungen und Gruppierungen soll dabei als Sozialisationsfaktor ebenso berücksichtigt werden wie der familiale und soziale Kontext sowie die religiöse Unterweisung bzw. der Religionsunterricht. Zentraler Fokus der Untersuchung jedoch ist die religiöse
Entwicklung, die mithilfe des Faith Development Interviews analysiert und mit Persönlichkeitsmerkmale der Jugendlichen korreliert werden soll. GEOGRAPHISCHER RAUM: Türkei,
Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Methodisch wird das klassische Untersuchungsinstrument gemäß dem Manual for
Research in Faith Development (1993) zugrunde gelegt; es sollen jedoch nicht allein strukturelle Merkmale Berücksichtigung finden (wie besonders in der strukturgenetischen Forschungstradition vorgezeichnet), sondern ebenso Inhaltsebenen der religiösen Vorstellungen
wie z.B. Gottesvorstellung und Weltbild, die im Vergleich zwischen christlichen und muslimischen Jugendlichen vermutlich große Unterschiede aufweist. Feldforschung ist sowohl in
Deutschland als auch in der Türkei geplant. Aus dem Vergleich der beiden islamischen Samples (in Deutschland; in der Türkei) eröffnet sich eine Perspektive darauf, wie sich Glaube,
Gottesvorstellung und islamische Religiosität insgesamt in unterschiedlichen kulturellen Kontexten entwickelt (Modernisierung von Religion in der Immigrantensituation). Der Vergleich
zwischen christlichen und islamischen Jugendlichen in Deutschland eröffnet Einblicke in die
multireligiöse Sozialisationssituation, die etwa für die Analyse und Konzeption von Religionsunterricht in der Schule von großer Bedeutung ist.
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Bielefeld, Fak. für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, Abteilung Theologie Forschungsstelle biographische Religionsforschung (Postfach
100131, 33501 Bielefeld)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0163-2433227, e-mail: [email protected])
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
11 Sozialisation junger Migranten
[378-F] Becker, Birgit, Dipl.-Soz.; Biedinger, Nicole, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Esser, Hartmut,
Prof.Dr. (Leitung):
Erwerb von sprachlichen und kulturellen Kompetenzen von Migrantenkindern in der Vorschulzeit
INHALT: Das Hauptziel dieses Projektes ist die Erklärung des ethnischen Unterschiedes im Erwerb von kulturellen und sprachlichen Kompetenzen im Vorschulalter. Das ist eine zentrale
Fragestellung, weil es sich dabei um Schlüsselkompetenzen für den späteren Bildungserfolg
handelt. Ein zweites Ziel dieses Projektes ist die detaillierte Untersuchung der Determinanten
des Kompetenzerwerbs, ihr relativer Einfluss und ihre Beziehungen untereinander. Weiterhin
soll ein theoretisches Modell vorschulischer Bildungsinvestition entwickelt und empirisch getestet werden. Schließlich sollen die Rolle und die Effekte des Vorschulbesuchs untersucht
werden. Verschiedene Studien zur ethnischen Bildungsungleichheit haben ergeben, dass
Migrantenkinder selbst bei Berücksichtigung der sozialen Herkunft und der Migrationsbiografie im deutschen Bildungssystem deutlich benachteiligte Positionen einnehmen. Dies
kann vor allem auf den Mangel an bildungsrelevanten sprachlichen und kulturellen Kompetenzen zurückgeführt werden. Da bereits zu Beginn der Grundschulzeit deutliche Unterschiede zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund festgestellt werden und diese sich
offenbar dann noch kumulativ verstärken, muss eine Erklärung dieser Startnachteile, neben
den recht gut untersuchten Einflüssen der Familien- und Migrationsbiografie, bereits in der
Vorschulzeit ansetzen. Zur Erklärung der ethnischen Kompetenzunterschiede im Vorschulalter bietet sich, wie für die Bildungsbeteiligung insgesamt, eine humankapitaltheoretische Modellierung des Kompetenzerwerbs und dessen Folgen an. Die Aneignung von Humankapital
im Vorschulalter kann als Investition der Familie aufgefasst werden, die jedoch weitgehend
den über Familien- und Migrationsbiografie bestimmten Vorgaben, darunter besonders die
Ausstattung mit kulturellem Kapital, und den in der Wohnumgebung vorgefundenen Möglichkeiten, folgt. Vor diesem Hintergrund wird der Kindergartenbesuch als eine derart strukturierte vorschulische Bildungsentscheidung der Eltern verstanden. Für die empirische Untersuchung der Bestimmungsgründe und der (längerfristigen bildungsrelevanten) Folgen speziell
des Kindergartengartenbesuchs (im Vergleich zu den anderen Einflüssen) ist ein Panel mit
türkischen und deutschen Familien geplant, wobei zu zwei Zeitpunkten eine Befragung der
Eltern und die Durchführung eines standardisierten Tests der kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten mit dem Kind erfolgen sollen. Informationen über den Wohnkontext sowie die
Merkmale des Kindergartens sollen diesen Daten zugespielt werden. ZEITRAUM: 2007-2008
GEOGRAPHISCHER RAUM: Großraum Rhein-Neckar
METHODE: Es wird ein Panel (2 Meßzeitpunkte) im Großraum Rhein-Neckar durchgeführt bei
dem 500 deutsche und 500 türkische Eltern befragt und deren Kinder getestet werden. Untersuchungsdesign: Panel DATENGEWINNUNG: Psychologischer Test; Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 1.000; deutsche und türkische Kinder der befragten Familien
-je 500-, Herkunft der Daten: Einwohnermeldeamt; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit
durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: gefördert BEGINN: 2006-04 ENDE: 2009-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung MZES- Arbeitsbereich A Die Europäischen Gesellschaften und ihre Integration (68131
Mannheim)
KONTAKT: Becker, Birgit (Tel. 0621-181-2817,
e-mail: [email protected])
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[379-F] Bibudis, Alekos, Dipl.-Soz.; Clauß, Susanne, Dipl.-Soz.; Rudolf, Carolin, Dipl.-Soz.;
Titzmann, Peter, Dr.; Lokhande, Mohini, Dipl.-Psych.; Nieder, Timo, Dipl.-Psych.; SagiSchwartz, Avi, Prof.; Lavee, Yoav, Prof. (Bearbeitung); Nauck, Bernhard, Prof.Dr.; Steinbach,
Anja, Dr.; Silbereisen, Rainer K., Prof.Dr. (Leitung):
Entwicklungsregulierung von Statusübergängen im Akkulturationsprozess der zweiten
Migrantengeneration in Deutschland und Israel
INHALT: Ziel des Forschungsverbundes "Migration und gesellschaftliche Integration" ist, die
Akkulturation und ihre Folgen für die psychosoziale Anpassung bei Diaspora-Migranten zu
untersuchen. In diesem Teilprojekt, der Universität Jena und der TU Chemnitz, soll die Entwicklungsregulierung an wichtigen Statusübergängen im Kindes- und Jugendalter bei
Migranten, ethnischen Minderheiten und der einheimischen Bevölkerung in Deutschland und
Israel untersucht werden. Quantitativ und längsschnittlich werden Kinder/ Jugendliche und
deren Eltern vor und nach den Statusübergängen befragt. Diese Übergänge sind formell (in
den Kindergarten und die Schule) oder informell (der Übergang in erste romantische Beziehungen und die Ehe). In Deutschland werden Aussiedler und Juden aus der ehemaligen Sowjetunion sowie Türken; in Israel Juden aus der ehemaligen Sowjetunion und israelische Araber herangezogen. Weiterhin wird jeweils eine einheimische Referenzgruppe befragt. Der
Vergleich der verschiedenen Migrantengruppen, ethnischen Minderheiten und Einheimischen
bietet Möglichkeiten, den Einfluss individueller Ressourcen und Kontextmerkmale auf die
Bewältigung von Entwicklungsherausforderungen zu analysieren. Besondere Beachtung sollen Regulationsstrategien im Umgang mit Anforderungen des Übergangs und die Konzentration auf positive Entwicklungsergebnisse finden. Kooperationspartner: Universität Haifa.
ZEITRAUM: 2007-2008 GEOGRAPHISCHER RAUM: Israel, Bundesrepublik Deutschland,
insb. Düsseldorf, Frankfurt am Main
METHODE: Typologie der Sozialintegration als genereller Rahmen (Esser 2000); Strukturmodell
der Akkulturation nach Berry (1997). Interviews vor und nach dem jeweiligen Statusübergang im Abstand von einem Jahr; Vergleich der Bedingungen in Israel und Deutschland,
Vergleich verschiedener Migrantengruppen (Deutschland: Aussiedler, Juden aus der ehemaligen Sowjetunion, Türken; Israel: Juden aus der ehemaligen Sowjetunion, israelische Araber)
und Einheimischer. Untersuchungsdesign: Panel DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: insgesamt 8.000, 4.000 -1. Erhebungswelle-; Statusübergänge Kindergarten, Schule, Dating, Ehe. Stichprobe: 4.000 -2. Erhebungswelle-; Ethnien
Türken, russische Juden, (Spät-)aussiedler, Deutsche). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen
des Projekts; Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut.
ART: gefördert BEGINN: 2006-04 ENDE: 2009-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Bundesministerium für Bildung und Forschung
INSTITUTION: Technische Universität Chemnitz, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Professur für Allgemeine Soziologie I (09107 Chemnitz); Universität Jena, Center for
Applied Developmental Science (Semmelweisstr. 12, 07743 Jena)
KONTAKT: Clauß, Susanne (Tel. 0371-531-35874,
e-mail: [email protected]); Titzmann, Peter (Dr. 03641-945220,
e-mail: [email protected]); Steinbach, Anja
(Dr. e-mail: [email protected])
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[380-F] Bull, Heike, Dipl.-Psych.; Kulisch, Riccardo; Stief, Claudia; Brose, Annette; Goslar,
Madeleine; Wegel, J. (Bearbeitung); Soellner, Renate, Prof.Dr.; Scheithauer, Herbert,
Prof.Dr. (Leitung):
Coole Kids starten durch (CKSD)
INHALT: Evaluation eines Präventionsprogramms zur Verhinderung jugendlicher Intensivtäterschaft. "Coole Kids starten durch (CKSD)" ist ein Präventionsprojekt der Berliner Polizei für
gefährdete männliche Kinder (12 bis 14 Jahre) mit Migrantenhintergrund. Es handelt sich um
eine Frühintervention (Dauer 6 Monate) zur Verhinderung krimineller Karrieren und jugendlichen Intensivtätern. Das Projekt wird hinsichtlich seiner Implementation sowie seiner Wirksamkeit evaluiert. GEOGRAPHISCHER RAUM: Berlin
METHODE: Evaluationsforschung: explorativ, deskriptiv, vergleichend, prä-post-Design. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe DATENGEWINNUNG: Psychologischer Test; Beobachtung, teilnehmend; Standardisierte Befragung, face to face; Standardisierte Befragung,
schriftlich; Sekundäranalyse von Individualdaten (Stichprobe: 15). Qualitatives Interview
(Stichprobe: 4). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2005-07 ENDE: 2006-04 AUFTRAGGEBER: Berliner Polizei, Platz der Luftbrücke 6, 12101 Berlin FINANZIERER: Institution; Auftraggeber
INSTITUTION: Freie Universität Berlin, FB Erziehungswissenschaft und Psychologie, Wissenschaftsbereich Psychologie Arbeitsbereich Evaluation, Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement in Erziehungswissenschaft und Psychologie (Habelschwerdter Allee 45, 14195
Berlin); Freie Universität Berlin, FB Erziehungswissenschaft und Psychologie, Wissenschaftsbereich Psychologie Arbeitsbereich Entwicklungswissenschaft und Angewandte Entwicklungspsychologie (Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin)
KONTAKT: Jäger, Helga (Tel. 030-83855207, e-mail: [email protected])
[381-F] Burrmann, Ulrike, Dr.phil.; Nobis, Tina, Dipl.-Soz.; Fussan, Nancy, Dipl.-Psych. (Bearbeitung); Baur, Jürgen, Prof.Dr. (Leitung):
Soziale Integration von Sportvereinsjugendlichen
INHALT: Unter der Forschungsleitenden Frage nach der sozialen Integration sportvereinsorganisierter Jugendlicher wird im wesentlichen zwei zentralen Fragestellungen nachgegangen: 1.
Soziale Integration in Gleichaltrigengruppen: Wird über die Mitgliedschaft in Sportvereinen
die soziale Integration der Heranwachsenden in Gleichaltrigengruppierungen und in die Kultur der Gleichaltrigen gefördert? 2. Gesellschaftliche Integration: Leisten die Sportvereine einen Beitrag zur gesellschaftlichen Integration, indem sie die Heranwachsenden zu freiwilligem Engagement anregen und politische Integrations- und Sozialisationsprozesse begünstigen? In Anbetracht der aktuellen gesellschaftlichen und sozialen Relevanz der "Migrationsund Integrationsthematik", die auch den Bereich des organisierten Sports betrifft, erfolgte zudem eine Erweiterung des Forschungsprojektes um vier Fragestellungen: 1. In welchem Umfang sind junge Menschen mit Migrationshintergrund am vereinsorganisierten Sport beteiligt
und wie gestalten sie ihre Sportvereinsengagements? 2. Inwiefern fördert die Beteiligung Jugendlicher mit Migrationshintergrund am vereinsorganisierten Sport deren Einbindung in die
Gleichaltrigenkultur bzw. in Peer-Netzwerke? 3. Fördern Sportvereine darüber hinaus die gesellschaftliche Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, indem sie politische
Interessen, demokratische Orientierungen und Bürgersinn fördern? 4. Sind Jugendliche, die in
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Sportvereinen organisiert sind, weniger fremden- und ausländerfeindlich als nicht sportvereinsgebundene Jugendliche?
METHODE: Die Fragestellungen werden auf der Grundlage von Sekundäranalysen der Daten
vorliegender Jugend(sport)surveys bearbeitet. DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von
Aggregatdaten (Jugendliche zwischen 12 und 29 Jahren deutscher Herkunft).
VERÖFFENTLICHUNGEN: Fussan, N.: Qualität der Peerbeziehungen von Jugendlichen:
Sportvereinsmitglieder und Nicht-Mitglieder im Vergleich. in: Sport und Gesellschaft, 3,
2006, 4 (in Druck).+++Nobis, T.: Jugend und Politik: politische Integrationsleistungen von
Sportvereinen. Tagungsband zur Tagung der Sektion Sportsoziologie im September 2006 (in
Vorbereitung).
ART: Auftragsforschung; gefördert BEGINN: 2004-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: Bundesinstitut für Sportwissenschaft FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Potsdam Campus Golm, Humanwissenschaftliche Fakultät, Institut
für Sportwissenschaft Arbeitsbereich Sportsoziologie, Sportanthropologie (Postfach 601553,
14415 Potsdam)
KONTAKT: Nobis, Tina (Tel. 0331-977-1052, e-mail: [email protected]); Fussan, Nancy
(Tel. 0331-977-1052, e-mail: [email protected])
[382-F] Coleman-Senghor, Robert, Prof.; Koch, Sarah (Bearbeitung); Held, Josef, apl.Prof.Dr.habil. (Leitung):
"Wie" - Wege der Integration im Erziehungs- und Bildungsprozess
INHALT: Die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund stellt einen
komplizierten lebensgeschichtlichen Prozess dar, bei dem Familie und Schule einen zentralen
Stellenwert einnehmen. In dem geplanten Projekt soll der Integrationsprozess als Interaktion
zwischen Kindern/ Jugendlichen auf der einen Seite und Familie und Schule auf der anderen
Seite untersucht werden. Beide Seiten haben ihren Anteil am Gelingen (oder Misslingen) dieses Prozesses. Kinder und Jugendliche können erfolgreich in die Gesellschaft hineinwachsen
trotz oder wegen Familie und Schule. Die Forscher interessiert in dem Projekt, wie es jungen
Migranten gelingt einen Erfolg versprechenden Weg der Integration einzuschlagen.
METHODE: Quantitative Befragung durch Fragebogenumfrage; qualitative Befragung durch
Interviews. In einem ersten Forschungsschritt werden Teilnehmer von Integrationsprojekten
mit einem Fragebogen befragt. Ziel dieser Umfragen ist es, erste Hinweise auf aktive Integrationsbemühungen zu bekommen. In einem zweiten Forschungsschritt sollen dann diejenigen
ermittelt werden, die als Beispiele für gelingende Integration in Frage kommen. Mit diesen
werden Fallanalysen durchgeführt, in deren Zentrum biographische Leitfadeninterviews stehen. Beispielhafte Verläufe werden analysiert und dokumentiert.
ART: keine Angabe BEGINN: 2006-04 ENDE: 2009-04 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Tübingen, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Institut für
Erziehungswissenschaft (Münzgasse 22-30, 72070 Tübingen)
KONTAKT: Leiter (Tel. 07071-29-76893, Fax: 07071-34871,
e-mail: [email protected])
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[383-L] Degni, Filio; Pöntinen, Seppo; Mölsa, Mulki:
Somali parents' experiences of bringing up children in Finland: exploring social-cultural
change within migrant households, in: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative
Social Research : Theorien Methoden Anwendungen, Vol. 7/2006, No. 3, k. A.
(URL: http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/3-06/06-3-8-e.pdf)
INHALT: "Im Zeitraum von 1990 bis 1995 immigrierten ungefähr 5.000 bis 6.000 Somalis über
Russland nach Finnland; Ende des 20. Jahrhunderts befanden sich etwas mehr als 8.000 somalische Staatsbürger(innen) im Land. Diese Daten basieren auf einer Umfrage aus den Jahren 1998-1999, die in den finnischen Städten Helsinki und Turku durchgeführt wurde. In der
Befragung wurde anhand von 117 verheirateten Somalis der Gebrauch von Verhütungsmittel
erforscht. Der vorliegende Beitrag ist auf einen Aspekt dieser Erhebung fokussiert: Die Autoren ermittelten 21 somalische Eltern (elf Frauen und zehn Männer), um die Erfahrungen somalischer Zuwanderer(innen) in der Erziehung ihrer Kinder in Finnland qualitativ zu untersuchen. In der Familie jedes/ jeder Befragten lebten zum Zeitpunkt der Interviews mehr als fünf
Kinder. Die Interviewpartner(innen) wurden hinsichtlich ihrer Erfahrungen mit der Erziehung
ihrer Kinder in Finnland sowie generell zum Aufbau und Erhalt von Familienstrukturen befragt. Im Gegensatz zu Somalia ist die Kinderbetreuung in solch großen Familien (nach westlichen Standards) in Finnland keine Kollektivaufgabe; stattdessen wird es den biologischen
Eltern selbst überlassen, ihren Familienalltag zu managen. Damit ist ein tief greifender Wandel der Familiennormen verbunden, der eine große Anzahl an neuen Herausforderungen mit
sich bringt: er führt zur Notwendigkeit, die Kontrolle über das eigene Leben in einer fremden
Umwelt wieder zu erlangen, und birgt intergeneratives Konfliktpotenzial zwischen erwachsenen Zuwanderer(inne)n und ihren heranwachsenden Kindern. Die Forschungsresultate zeigen,
dass die somalischen Erfahrungen mit der Kindererziehung in Finnland, ihre Verhaltensweisen als somalische Eltern, die Beziehung unter den Geschlechtern sowie generell die Familienstrukturen des Zuwandererhaushalts beeinflussen. Diese Erkenntnis ist relevant, denn sie
impliziert, dass die Lebenserfahrungen im Aufnahmeland sehr stark die Dynamik des Migrant(inn)enhaushalts beeinflussen." (Autorenreferat)
[384-L] Eberlein, Klaus D.:
Jüdische Identität und ihre Entwicklung: was ist Jüdischkeit? ; mit den Ergebnissen einer
Meinungsumfrage unter jüdischen Jugendlichen in Israel und in Deutschland, Berlin: Frieling 2006, 623 S., ISBN: 3-8280-2304-5 (Standort: PHB Schwäbisch Gmünd(752)-Eem-Eber05)
INHALT: Der Untersuchung vorangestellt ist eine Zeittafel, die die wichtigsten Ereignisse der
Geschichte des Judentums seit etwa 2000 vor unserer Zeitrechnung zusammenfasst. Ausführlicher werden diese Ereignisse im folgenden Kapitel über "Stationen jüdischer Geschichte"
dargestellt. Ihre Bedeutung für historische Entwicklung, Mentalität und Identität des Judentums wird unter soziologischen und psychologischen Gesichtspunkten diskutiert, um schließlich eine Skizze der gegenwärtigen Situation des Judentums in Israel wie in der Diaspora
zeichnen zu können. Vor diesem Hintergrund werden Ergebnisse einer empirischen Untersuchung vorgelegt, für die 2003/2004 insgesamt 141 Jugendliche in Haifa, Berlin und Düsseldorf befragt wurden. Erhoben wurden Einstellungen zur Religion, zur Abgrenzung des Judentums, zu religiösen Detailfragen, zum Einfluss "der Religiösen" und zum Verhältnis Israels zu
den Diaspora-Juden. Die Untersuchung macht den hohen Einfluss der Erinnerung an die Geschichte, an die Verfolgungen und an die Überlebenskunst und den Überlebenswillen des jü-
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dischen Volkes für die sich zunehmend säkularisierende jüdische Gemeinschaft sichtbar. (ICE2)
[385-L] Feng-Bing:
Deconstructing ethnic identity of Chinese children in Northern Ireland, in: Forum Qualitative
Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research : Theorien Methoden Anwendungen, Vol.
7/2006, No. 4, 17 S. (URL: http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/4-06/06-4-29-e.pdf)
INHALT: "Dieser Beitrag beschäftigt sich mit zwei Gruppen subethnischer chinesischer Kinder,
die zum einen aus dem chinesischen Mutterland, zum anderen aus Hongkong stammend nach
Nordirland migrierten. Untersucht werden kulturelle Narrative über das Herkunftsland und
über die nordirische Aufnahmegesellschaft. Dabei geht es nicht nur um die Narrative selbst,
sondern auch um deren jeweilige soziale, kulturelle und politische Entstehungskontexte. Zur
Analyse der Narrative wird theoretisch auf Bourdieu's Habitus-Konzept zugegriffen; methodologisch kommen Tiefeninterviews und zusätzlich Beobachtungen zum Einsatz mit dem
Ziel, einen objektiveren und umfassenderen Zugang zum Verstehen dieser kulturellen Narrative zu eröffnen." (Autorenreferat)
[386-L] Fritzsche, Sylke; Wiezorek, Christine:
Interethnische Kontakte und Ausländerstereotype von Jugendlichen, in: Diskurs Kindheitsund Jugendforschung, Jg. 1/2006, H. 1, S. 59-74 (Standort: USB Köln(38)-XG 9053; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen, welcher Zusammenhang zwischen
fremdenfeindlichen Stereotypisierungen unter Jugendlichen und interethnischen Kontakten in
der Lebenswelt Schule besteht. Hierbei nehmen wir eine triangulierende Perspektive ein, die
von einem komplementären Verhältnis des quantitativen und des qualitativen Forschungszugangs zueinander ausgeht. Zunächst werden zentrale quantitative Ergebnisse zum Einfluss
von Kontaktmöglichkeiten zu sowie von Kontakterfahrungen mit Migranten auf fremdenfeindliche Einstellungen deutscher Jugendlicher vorgestellt. Insbesondere der Qualität der
Kontakterfahrungen zwischen deutschen Jugendlichen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund kommt große Bedeutung zu. Dies bildet den Ausgangspunkt, um aus qualitativer
Perspektive exemplarisch eine Interaktion von Jugendlichen auf diese Kontaktqualität hin anzuschauen, und herauszuarbeiten, welcher Stellenwert ihr hinsichtlich des Umgangs mit der
fremdenfeindlichen Äußerung einer Mitschülerin zukommt. Abschließend werden die Ergebnisse der beiden Teilstudien zusammenfassend aufeinander bezogen." (Autorenreferat)
[387-F] Haab, Katharina (Bearbeitung); Riedi, Anna Maria, Prof.Dr.phil. (Leitung):
Jugendliche aus dem Balkan: eine Herausforderung für die Zürcher Jugendhilfe?
INHALT: Im Kanton Zürich müssen sich Jugendhilfeagenturen vermehrt mit einer neuen Klientschaft, Jugendlichen aus dem Balkan, befassen. Die Studie widmet sich der Frage, wie die
Einrichtungen der Jugendhilfe die spezifische Situation dieser neuen Klientinnen und Klienten bearbeiten und welchen organisationellen und interventionsbezogenen Rahmenbedingungen sie sich gegenüber gestellt sehen. Parallel dazu wird erfasst, wie die Jugendlichen selber
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die Interventionen der Jugendhilfeagenturen erleben und interpretieren. Ziel des Projektes ist
es, empiriegestützte Ergebnisse zu liefern für die Theorie- resp. Konzeptentwicklung in der
Jugendhilfe für Migrantenjugendliche. Dabei liegt der Fokus auf Jugendlichen aus dem Balkan. Insgesamt soll die geplante Studie eine vertiefte Reflexion der Rahmenbedingungen,
Konzepte und Arbeitsweise der Professionellen der Jugendhilfe im Interesse der Qualitätsentwicklung ermöglichen. Indem die Haltungen und Interpretationen der Jugendlichen aus
dem Balkan erfasst werden, wird den Professionellen ein Bezugspunkt zur Reflexion ihrer
Arbeit zur Verfügung gestellt und partizipativen Ansätzen Rechnung getragen. Modul I: Das
Forschungsprojekt besteht aus zwei Modulen. Das erste Modul, welches im Februar 2004 abgeschlossen wurde, widmete sich der statistischen Umfeldanalyse und dem Erstellen einer
generellen Übersicht über die institutionellen Rahmenbedingungen der Jugendhilfeleistungen
von Jugendanwaltschaften und Jugend- und Familienberatungsstellen für Migrantinnen und
Migranten im Kanton Zürich. Diese Ergebnisse bieten wichtige Hinweise für das weitere
Vorgehen in Modul II, welches eine qualitative Vertiefung der Fragestellung in einzelnen Bezirken des Kantons Zürich vorsieht. Modul I wurde durch die Unterstützung der Zürcher Jugendstaatsanwaltschaft, des Amtes für Jugend- und Berufsberatung des Kantons Zürich sowie
den Jugendanwaltschaften und Jugend- und Familienberatungsstellen der Bezirke des Kantons Zürich ermöglicht. Modul II: Während sich das erste Modul der überblicksartigen Beschreibung der Situation im Kanton Zürich mit Fokus auf die Strukturqualität des Angebots
für Migrantenjugendliche widmete, ist eine vertiefende Analyse, Gegenstand im zweiten Modul, wobei die Prozess- und Ergebnisqualität in den Blickwinkel rücken. Im Sinne einer exemplarischen Auswahl werden die Jugend- und Familienberatungsstellen sowie die Jugendanwaltschaften der Bezirke Winterthur, Uster und Affoltern und ihre Klientinnen und Klienten befragt. Mit dieser Auswahl werden drei Bezirke, die mit unterschiedlichen Entwicklungen betreffend Bevölkerungsentwicklung und Immigration konfrontiert sind, in die Analyse
aufgenommen. Angesichts der Tatsache, dass Soziale Arbeit eine spezielle Form personenbezogener sozialer Dienstleistung darstellt, bei der die Qualität der Intervention maßgeblich von
der Mitarbeit der Klientinnen und Klienten abhängt, ist die Passung zwischen den Anbietenden und der Kundschaft von besonderer Relevanz für die Qualität der Interventionen. Diesem
Spezifikum wird in der Studie Rechnung getragen, indem folgende zwei Fragestellungen parallel bearbeitet werden: Einerseits, wie gestaltet sich die Jugendhilfe mit Jugendlichen aus
dem Balkan in Theorie und Praxis? Andererseits, wie erleben die Jugendlichen aus dem Balkan die Angebote und Maßnahmen der Jugendhilfe? Primäres Ziel der Untersuchung ist es,
einen Beitrag innerhalb des wissenschaftlichen Diskurses zu Jugendhilfe mit und für Migrantinnen und Migranten zu leisten. Der Beitrag soll insbesondere empiriegestützte Ergebnisse
für die Theorie- resp. Konzeptentwicklung liefern. Die zu erwartenden Forschungsergebnisse
sollen aber auch in geeigneter Form aufbereitet werden, damit sie für die Lehre resp. Ausbildung in Sozialer Arbeit genutzt werden können. GEOGRAPHISCHER RAUM: Kanton Zürich
METHODE: Es werden Interviews mit Professionellen der Jugendhilfe und mit neu immigrierten
Jugendlichen aus dem Balkan durchgeführt. Es wird nach der Methode des problemzentrierten Interviews vorgegangen; dies hat den Vorteil, dass die Interviewten durch einen Interviewleitfaden auf eine bestimmte Fragestellung hingelenkt werden, aber gleichzeitig frei sind,
ohne Antwortvorgaben zu reagieren und die Beantwortung somit auf den von der interviewten Person selbst formulierten subjektiven Bedeutungen basiert. Zum anderen wurden Daten
aus sekundärstatistischen Analysen der Volkszählung 2000, der Statistik des Bundesamtes für
Migration, der Bildungsstatistik des Kantons Zürich und der Schweizerischen Jugendstrafurteilsstatistik gewonnen. Erhebung Juni 2004 und Juni 2005. DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview; Sekundäranalyse von Aggregatdaten (Stichprobe: 12; Jugendanwaltschaften
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der Bezirke Kanton Zürich, Jugend- und Familienberatungsstellen der Jugendsekretariate
Kanton Zürich. Stichprobe: 14; Jugendliche, welche bei der Jugendanwaltschaft oder einer
Jugend- und Familienberatungsstelle anhängig sind/ waren; Auswahlverfahren: Repräsentanz
der Fälle, theoretical sampling). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Riedi, A.M.; Haab, K.; Werner, K.: Jugendliche aus dem Balkan:
Fakten, Konzepte und institutionelle Ressourcen der Jugendhilfe im Kanton Zürich. in: Hochschule für Soziale Arbeit Zürich (Hrsg.): Zürcher Beiträge zur Theorie und Praxis Sozialer
Arbeit (Informationsstelle des Zürcher Sozialwesens), Vol. 8, 2004, S. 1-69.+++Haab, K.:
Kommentierte Bibliographie: Jugendhilfe und Migrantenjugendliche. in: Hochschule für Soziale Arbeit Zürich (Hrsg.): Zürcher Beiträge zur Theorie und Praxis Sozialer Arbeit, Vol. 8,
2004, S. 71-125.
ART: Auftragsforschung; gefördert BEGINN: 2004-10 ENDE: 2006-03 AUFTRAGGEBER: Kanton Zürich Bildungsdirektion Amt für Jugend und Berufsberatung FINANZIERER: Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung
INSTITUTION: Fachhochschule Zürich Hochschule für Soziale Arbeit (Auenstrasse 10, 8600
Dübendorf, Schweiz)
KONTAKT: Leiterin (e-mail: [email protected])
[388-L] Helbig, Muriel Kim:
To be, or not to be ... German, Russian, or ethnic German: ethnic self-labeling among adolescent ethnic German immigrants, Jena 2006, 329 S. (Graue Literatur; URL: http://deposit.
ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=981993923&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=981993923.pdf;
http://www.db-thueringen.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-8914/dissmuriel1.pdf)
INHALT: "Immigration ist ein zentrales Lebensereignis. Immigration während des Jugendalters
ist eine zusätzliche Herausforderung für die Betroffenen, da sie sich schon von vornherein in
einer kritischen Lebensphase befinden, in der sich Jugendliche üblicherweise die Frage beschäftigt, wer sie sind und wer sie sein wollen (ethnische Selbstbezeichnung). Ziel dieser Dissertation war es, die folgenden Fragen zu beantworten: Erstens, welche individuellen und
kontextbezogenen Faktoren korrelieren mit der Wahl der ethnischen Selbstbezeichnung? Und
zweitens, stehen diese ethnischen Selbstbezeichnungen in Beziehung zu depressiven Symptomen und delinquentem Verhalten? Insgesamt wurden 968 jugendliche Aussiedler der ersten Generation im Alter von zwölf bis 19 Jahren per Fragebogen befragt. Jugendliche mit höheren Werten auf den sich auf erfolgreiche Immigration beziehenden Variablen wählten eher
ethnische Selbstbezeichnungen, die die deutsche Kategorie beinhalten ('Deutscher', 'DeutschRusse' und 'Deutsch-Aussiedler'). Jugendliche, die sich als 'Russe', 'Deutsch-Russe' oder 'Keine der drei' betrachten, berichteten von weniger elterlichem Wissen über ihre Freizeitaktivitäten, welches als Zeichen für missglückte Immigration interpretiert wurde. Interessanterweise
fanden sich keine Effekte für wahrgenommene Diskriminierung und nur schwache für Aufenthaltsdauer. Jugendliche, die sich als 'Deutsch' bezeichneten, berichteten von weniger depressiven Symptomen und weniger delinquentem Verhalten als andere. Jugendliche, die hingegen keine der Kategorien wählten, hatten die höchsten Werte in Bezug auf depressive
Symptome; solche, die sich als 'Russe' sahen, berichteten das meiste delinquente Verhalten.
Die Ergebnisse dieser Dissertation belegen die Bedeutung des Zugehörigkeitsgefühls zu
Deutschland für jugendliche Aussiedler." (Autorenreferat)
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[389-F] Holzbrecher, Alfred, Prof.Dr.; Albert, Marie-Theres, Prof.Dr.; Dibie, Pascal, Prof.; Colin,
Lucette, Prof.; Délory-Momberger, Christine, Prof.; Saupe, Volker, Dipl.-Päd. (Bearbeitung):
Das Globale und das Lokale. Lebensbedingungen und Lernchancen von Jugendlichen aus
benachteiligten Stadtvierteln in Deutschland und Frankreich
INHALT: Auf der Basis ethnographischer Studien zu sozial benachteiligten Stadtvierteln und
Jugendlichen in Deutschland und Frankreich (exemplarisch: Berlin-Marzahn/ Hellersdorf und
Paris/ St. Dénis/ Franc Moisin) werden perspektivisch Möglichkeiten interkulturellen Lernens
gesucht, um diese Zielgruppe für die Arbeit des Deutsch-Französischen Jugendwerks zu erschließen. Partnerinstitute: Univ. Paris VIII; Univ. Paris XIII. GEOGRAPHISCHER RAUM:
Bundesrepublik Deutschland (Berlin-Marzahn/ Hellersdorf), Frankreich (Paris, St. Dénis,
Franc Moisin)
VERÖFFENTLICHUNGEN: Holzbrecher, A.: Globalisierung, Krisenwahrnehmung und Lernchancen. in: Höffer-Mehlmer, M. (Hrsg.): Bildung. Wege zum Subjekt. Hohengehren,
Schneider 2003, S. 167-171.
ART: gefördert BEGINN: 2001-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Deutsch-Französisches Jugendwerk
INSTITUTION: Pädagogische Hochschule Freiburg, Fak. I, Institut für Erziehungswissenschaft I
(Kunzenweg 21, 79117 Freiburg im Breisgau); Technische Universität Cottbus, Fak. 03 Maschinenbau, Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen, Institut für Arbeits- und Sozialwissenschaften Lehrstuhl Interkulturalität (Postfach 101344, 03013 Cottbus); Freie Universität Berlin (Kaiserswerther Straße 16-18, 14195 Berlin)
KONTAKT: Holzbrecher, Alfred (Prof.Dr. e-mail: [email protected]); Albert, MarieTheres (Prof.Dr. e-mail: [email protected])
[390-L] Hungerland, Beatrice; Liebel, Manfred:
Bedeutungen von Arbeit bei Kindern mit und ohne Migrationshintergrund, in: Karl-Siegbert
Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main:
Campus Verl., 2006, S. 765-779, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Neben der Arbeit im Haushalt geht eine Vielzahl von Kindern bezahlten oder unbezahlten Tätigkeiten nach, die als Arbeit definiert werden müssen. Das Selbstverständnis von
arbeitenden Kindern unterscheidet sich vor allem nach Schicht und Herkunft. Von deutschen
Kindern wird bezahlte Arbeit n der Regel unter dem Etikett 'Hobby' bzw. Freizeitgestaltung
angesehen, das neben Geld vor allem die Möglichkeit zur Entwicklung eines hohen Selbstwertgefühls durch Verantwortungsübernahme bietet. Vor allem in aufstiegs- und bildungsorientierten Familien wird der Lernaspekt bei der Arbeit in den Vordergrund gerückt. Die meisten Migrantenkinder dagegen begreifen ihre Arbeit als selbstverständlichen Beitrag zur Familienökonomie, der auf vielfältige Weise erbracht wird: durch die Übernahme von Pflichten im
Haushalt, die Betreuung und Versorgung kleiner Geschwister, aber auch durch Mithilfe bei
der Erwerbsarbeit der Eltern (z. B. Mithilfe im elterlichen Betrieb). Soziale Ungleichheiten
reproduzieren sich durch die Art der ausgeübten Arbeiten, vor allem durch die unterschiedlichen Zugangschancen zu formalisierter oder nicht formalisierter, mehr oder weniger gut oder
gar nicht bezahlter Arbeit. Die Kompetenzen, die bei der bzw. aus der Arbeit heraus entwickelt werden, finden im Schulsystem keine Berücksichtigung. Im Gegenteil erfahren Kinder
ausländischer Herkunft häufig kulturelle Vorurteile seitens der Lehrkräfte, ihre Arbeitsleis-
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tung wird nach eigener Aussage eher als negativ wahrgenommen. Zwar werden die durch die
Arbeit erworbenen Kompetenzen von den Migrantenkindern selber als Kulturkapital und die
entstehenden Arbeitsbeziehungen als Sozialkapital wahrgenommen, von welchen sie sich einen Transfer für eine berufliche Zukunft erhoffen. Da diese Kinder aus verschiedenen Gründen schlechtere Bildungsabschlüsse erzielen, der formelle Arbeitsmarkt jedoch über Schulabschlüsse definiert wird, ist anzunehmen, dass dies als eine Alternativstrategie zum zukünftigen Zugang zu bezahlter Arbeit genutzt wird. Der Vortrag stützt sich auf die Auswertung
qualitativer Interviews mit Kindern und Jugendlichen zwischen 9 und 15 Jahren, die im Rahmen des DFG - Projekts 'Die Bedeutung der Arbeit für Kinder unter besonderer Berücksichtigung ihrer gesellschaftlichen Partizipation und ihres Kompetenzerwerbs' geführt wurden."
(Autorenreferat)
[391-F] Kotthoff, Helga, Prof.Dr. (Leitung):
Über Formen der Kommunikation von Liebeskummer unter deutschen, russischen und ukrainischen Jugendlichen (Teilprojekt im Rahmen des Gesamtprojekts:"Intersubjektive Konstruktion und sprachliche Kodierung von Schmerz")
INHALT: Im Zentrum des Interesses dieses Pilotprojekts steht die Kommunikation von psychischem Schmerz (Liebeskummer) unter deutschen Jugendlichen und solchen aus der ehemaligen Sowjetunion, die im deutschsprachigen Raum leben. Die Leiterin geht davon aus, dass
sich im Umgang mit ersten Paarbildungen kulturelle und gender-assoziierte Differenzen zeigen, die eine sprach- und gesprächsanalytische Studie erhellen kann. Im Vergleich deutscher
und russischer/ ukrainischer face-toface-Kommunikation und medienvermittelter Kommunikation von Jugendlichen soll uns vor allem das sprachliche und diskursive Repertoire des
Austauschs über psychischen Schmerz unter FreundInnen beschäftigen. In diesen Austausch
schreibt sich Identitätspolitik ein. In der Kulturbegegnung kann die Kommunikation von Emotionen für Inklusion und Exklusion genutzt werden. Die sozial-interaktive und semantischmetaphorische Ökologie der Gefühlskommunikation der Jugendlichen werden analysiert.
Dem Antrag liegt die Annahme zugrunde, dass in Deutschland stärker als in Russland und in
der Ukraine Jugendliche sich in wechselnde Verliebtheiten hineinsteigern. Fernsehsendungen
wie "Abschlussklasse" (Pro 7) und internet-chats nehmen an der Relevantsetzung einer Gefühlspolitik teil, deren Implikationen erhellt werden sollen.
ART: gefördert BEGINN: 2005-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Universität Freiburg
INSTITUTION: Pädagogische Hochschule Freiburg, Fak. I, Institut für Erziehungswissenschaft
II (Kunzenweg 21, 79117 Freiburg im Breisgau)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0761-682-156, e-mail: [email protected])
[392-L] Kucukcan, Talip:
Symbolic religiosity among the Turkish youth in Britain, in: Manuel Franzmann, Christel
Gärtner, Nicole Köck (Hrsg.): Religiosität in der säkularisierten Welt : theoretische und empirische Beiträge zur Säkularisierungsdebatte in der Religionssoziologie, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2006, S. 333-356, ISBN: 3-8100-4039-8 (Standort: UB Bonn(5)-2006-5344)
INHALT: "In Europa leben schätzungsweise drei Millionen türkische Moslems. Die türkische
Identität ist eng mit der Zugehörigkeit zum Islam verknüpft. Dieser Beitrag untersucht, wie
244
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
11 Sozialisation junger Migranten
sich die Zugehörigkeit zum Islam angesichts eines nicht-islamischen Umfeldes gestaltet und
insbesondere welchen Stellenwert die Religion einnimmt. Dem Beitrag liegt eine Untersuchung mit qualitativen und quantitativen Elementen zugrunde, die bei Jugendlichen im Alter
von 12 bis 18 Jahren mit türkischem Migrationshintergrund in London durchgeführt wurde.
Diese Jugendlichen wurden entsprechend den religiösen Dimensionen Glauben an Gott, religiöses Wissen, Glaubenspraxis und religiöse Erfahrung befragt. Während sie noch an basale
Prinzipien des Islam glauben und sich diesem zugehörig fühlen, scheint ihnen doch die Religion nur oberflächlich bekannt zu sein. Das religiöse Unwissen ist, so wird argumentiert, die
Folge davon, dass an den englischen Schulen wenig über den Islam unterrichtet wird und dass
viele islamische Einrichtungen kein jüngeres Publikum aufgrund veralteter Lehrmethoden
mehr binden können. Was bleibt, ist schließlich eine eher symbolische Religiosität als Bestandteil der Migrantenidentität in einem säkularisierten britischen Umfeld." (Autorenreferat)
[393-L] Liakova, Marina; Halm, Dirk:
Geschichtsbewusstsein von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, in: IMIS-Beiträge, 2006,
H. 30, S. 95-122 (URL: http://www.imis.uni-osnabrueck.de/pdffiles/imis30.pdf)
INHALT: "Marina Liakova und Dirk Halm geht es in ihrem Beitrag um das Geschichtsbewusstsein von Jugendlichen der zweiten und dritten Einwanderergeneration in der Bundesrepublik
Deutschland. Die weiterhin ausgeprägte generelle nationalstaatliche Orientierung von Geschichtsschreibung und Geschichtsunterricht sei ein zentraler Hintergrund für die Tatsache,
dass historisches Bewusstsein in der Regel ebenfalls national geprägt bleibe. Marina Liakova
und Dirk Halm fragen zum einen danach, welchen Stellenwert die Integration einer großen
Zahl von Einwanderern für die Weiterentwicklung eines nationalstaatlich orientierten kollektiven Gedächtnisses hat. Zum anderen verfolgen sie Entwicklungsmuster des Geschichtsbewusstseins von Einwanderern und ihrer Nachkommen in einer Gesellschaft, in der die Diskussion um das kollektive Gedächtnis an zentraler Stelle auch eine Diskussion um kollektive
Schuld ist." (Autorenreferat)
[394-L] Mayer, Simone:
Akkulturation und intergenerationale Transmission von Gewalt in türkischen Migrantenfamilien: eine longitudinale Mehrebenenanalyse, Magdeburg 2006, 244 S. (Graue Literatur; URL:
http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=980581184&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=980
581184.pdf; http://diglib.uni-magdeburg.de/Dissertationen/2006/simmayer.pdf)
INHALT: "Physische Gewaltanwendung ist insbesondere durch körperliche Gewalterfahrungen
von Seiten der Eltern mitbestimmt und kann über Generationen tradiert werden. Dabei haben
sich in bisherigen Untersuchungen Unterschiede in der intergenerationalen Transmission von
Gewalt zwischen denen in einem Land lebenden kulturellen Gruppen gezeigt. Bei diesem
Vergleich wurde jedoch nicht untersucht, inwieweit sich die individuelle Verarbeitung der
Kulturkontaktsituation auf die Familie und die Transmission von Gewalt auswirkt. Gerade
angesichts von ca. 2,5 Mio. türkischen Migrantinnen und Migranten in Deutschland und aufgrund bisheriger Befunde zu erhöhten Gewaltraten in Familien türkischer Herkunft ist jedoch
zu fragen, wie diese die Aufgabe lösen, sich zwischen Herkunfts- und Aufnahmekultur zurechtzufinden, und im Prozess der Akkulturation mögliche Generationskonflikte innerhalb
der Familie bewältigen. Vor dem Hintergrund bisheriger Befunde zu verstärkter intergenera-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
11 Sozialisation junger Migranten
245
tionaler Transmission von Werten und Verhaltensweisen in Familien türkischer Herkunft
wird angenommen, dass sich Erfahrungen elterlicher Gewalt auf die Gewaltanwendung der
nächsten Generation ganz besonders in türkischen Familien zeigen. Zudem wird davon ausgegangen, dass elterliche Akkulturationsorientierungen den Prozess der Gewalttransmission
in türkischen Familien moderieren, da mögliche Belastungsfaktoren nicht unabhängig, sondern ergänzend auf Gewaltverhalten wirken. Dabei können im Prozess der Akkulturation generell vier verschiedene Strategien differenziert werden, wobei in dieser Untersuchung nur
Integration und Assimilation einbezogen werden. Bisherige Studien zeigen dabei, dass Integration sowohl hinsichtlich individueller Akkulturationsergebnisse als auch in familiärer Hinsicht als erfolgreiche Akkulturationsstrategie gesehen werden kann. Dementsprechend gilt elterliche Integration für Kinder als vorteilhafte Passung zwischen den Entwicklungsnischen
Familie und Gesellschaft. In Zusammenhang mit Assimilation liegen zwar zum Teil positive
Akkulturationsergebnisse vor, sie erweist sich jedoch insbesondere hinsichtlich von Gewalt
als unvorteilhaft und kann zudem für Kinder als ungünstige Vermittlungsstrategie zwischen
der Herkunftskultur der Eltern und der Aufnahmegesellschaft gelten. Demnach wird angenommen, dass die inter-generative Gewalttransmission jeweils durch niedrige elterliche Integration und hohe elterliche Assimilation verstärkt wird. In der vorliegenden LängsschnittStudie wurden im ersten Querschnitt 206 Berliner Jugendliche türkischer Herkunft und 236
Berliner Jugendliche deutscher Herkunft im Alter von durchschnittlich 13.8 Jahren und zudem 135 Mütter und 117 Väter türkischer Herkunft sowie 179 Mütter und 152 Väter deutscher Herkunft befragt, während der zweite Querschnitt nicht untersucht wurde. Der Längsschnitt mit jugendlichen Teilnehmern aus dem ersten und zweiten Querschnitt und Eltern aus
dem ersten Querschnitt ergibt Daten von 153 Jugendlichen türkischer Herkunft und von 199
deutschen Jugendlichen sowie von 107 Müttern und 94 Vätern türkischer Herkunft und von
154 Müttern und 131 Vätern deutscher Herkunft. Dabei wurden neben unverzichtbaren soziodemographischen Daten elterliche Gewalterfahrungen der Eltern in ihrer Kindheit, elterliche Gewalterfahrungen der Jugendlichen, Gewaltanwendung der Jugendlichen und Akkulturationsorientierungen der Eltern erfasst. In den Analysen wurden jeweils Mutter-KindDyaden oder Vater-Kind-Dyaden herangezogen. Es wurden statistische Auswertungsverfahren zum Vergleich der zentralen Tendenz, Rangkorrelationen, Signifikanzvergleiche für Korrelationen, Strukturgleichungsmodelle und Regressionsrechnungen, unter anderem mit Interaktionstermen aus kontinuierlichen Variablen, gerechnet. Die Ergebnisse werden im Lichte
der Akkulturations- und Gewaltforschung gedeutet. So kann Integration auch aufgrund eines
größeren Repertoires an sozialen und kulturellen Ressourcen als vorteilhafte Akkulturationsstrategie gelten. Abschließend werden in der Diskussion Möglichkeiten der Intervention
diskutiert und es wird ein Ausblick auf zukünftige Forschungsfragen skizziert." (Textauszug)
[395-L] Mierendorff, Johanna:
Die Bedeutung familialer Allokationsprozesse und kinderkultureller Praxen für die migrationsbezogene Reproduktion sozialer Ungleichheit in sich ethnisch differenzierenden Gesellschaften - Einleitung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 733-736, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: Aufgrund der hohen Differenziertheit der Benachteiligung innerhalb ausländischer
Bevölkerungsgruppen ist die These der durch kulturelle Unterschiede bedingten Benachteiligung als primärer Erklärungsansatz nicht aufrecht zu erhalten. Die drei Beiträge des Plenums
246
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
11 Sozialisation junger Migranten
XI des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (2004) erweitern den auf
kulturelle Unterschiede gerichteten Fokus um die Dimensionen der familialen, kinderkulturellen und schulischen Praxen. Dabei kommt dem Merkmal Bildung, wie sich zeigt, ein zentraler Stellenwert zu. (ICE2)
[396-F] Müller, Annette (Bearbeitung); Allemann-Ghionda, Cristina, Prof.Dr. (Leitung):
Die sexuelle Sozialisation in der weiblichen Adoleszenz: Mädchen und junge Frauen deutscher und türkischer Herkunft im Vergleich
INHALT: keine Angaben
METHODE: qualitative Untersuchung
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Konrad-Adenauer-Stiftung
e.V.
INSTITUTION: Universität Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät, Pädagogisches Seminar
Professur Allgemeine Pädagogik, insb. international vergleichende und interkulturelle Erziehungswissenschaft (Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0221-470-4025 od. -2452, Fax: 0221-470-6707,
e-mail: [email protected])
[397-F] Otyakmaz, Berrin Özlem, Dipl.-Psych. (Bearbeitung):
Interkulturelles Inventar zur Untersuchung des Einflusses des häuslichen Umfeldes auf die
kindliche Entwicklung
INHALT: Kooperationspartner: Universität Bochum; Medizinisches Institut zur Umwelthygiene,
Düsseldorf.
ART: Auftragsforschung AUFTRAGGEBER: Landesumweltamt Nordrhein-Westfalen FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Essen, FB Bildungswissenschaften, Abt.
Erziehungswissenschaften Arbeitsgruppe Interkulturelle Pädagogik (Universitätsstr. 11,
45117 Essen)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0201-183-4416, Fax: 0201-183-4309,
e-mail: [email protected])
[398-F] Pleiger, Doris; Lembeck, Hans-Josef; Behn, Sabine; Schaffranke, Dorte; Kügler, Nicolle;
Wink, Stefan (Bearbeitung):
Konfliktbearbeitung in interkulturellen Kontexten in Jugendhilfe und Schule
INHALT: Das Projekt "Konfliktbearbeitung in interkulturellen Kontexten" setzt sich als Ziel,
vorhandene Konzepte und Erfahrungsmodelle in diesem Bereich zu bewerten und auf dieser
Grundlage Zukunftsmodelle zu entwickeln, wie interkulturelle und interethnische Konflikte
in unterschiedlichen Feldern der Jugendhilfe und insbesondere an der Schnittstelle zur Schule
und im Rahmen von Ganztagsschulen bearbeitet werden können. Denn die Veränderungen
der Lebenswelten und -perspektiven von Jugendlichen verlangen nach Innovationen. Neue
Handlungs-/ Problemfelder erfordern allerdings nicht immer neue Arbeitsansätze, sondern
häufig können bewährte Konzepte auf die neue Situation hin modifiziert, weiterentwickelt
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
11 Sozialisation junger Migranten
247
und neu kombiniert werden. Thema des Forschungsvorhabens ist Konfliktbearbeitung in interkulturellen Kontexten. Interkulturelle Kontexte definieren wir als soziale Situationen im
Rahmen von Institutionen oder außerhalb von Institutionen, in denen Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zusammentreffen. Kultureller Hintergrund wird dabei
nicht als feststehende, unveränderliche Größe verstanden, sondern - gerade in Einwanderungsgesellschaften - als sich ständig verändernde und je nach Situation unterschiedlich identitätsrelevante Zugehörigkeit, die sich an nationalen oder ethnischen Kriterien orientiert. Mit
dem Projekt soll ein Beitrag geleistet werden, die gegenseitige Toleranz zu fördern und auf
der Grundlage der Vielfalt von kulturellen, ethnischen und religiösen Lebensformen Modelle
für ein Miteinander von Jugendlichen deutscher und nichtdeutscher Herkunft zu entwickeln.
Wichtige Aspekte hierbei sind die Stärkung des Elements der Praxisentwicklung, die Stärkung des Vernetzungs- und Multiplikationsgedankens und die Stärkung der Jugendhilfe in
Kooperationen und an Schnittstellen vor allem zur Schule.Im Einzelnen werden bei der
Durchführung des Forschungsvorhabens folgende Ziele verfolgt: Gewinnung eines Überblicks über Projekte, Konzepte und Erfahrungswissen zu Konfliktbearbeitung in interkulturellen Kontexten in Deutschland und im europäischen Ausland; differenzierte Beschreibung und
Bewertung ausgewählter Modelle im Sinne einer "Good Practice"; Entwicklung von Zukunftsmodellen zur Bearbeitung von Konflikten in interkulturellen Kontexten für Jugendhilfe
und Schule; Beratung und Begleitung des Implementierungsprozesses dieser Modelle in interessierten Einrichtungen; Evaluation des Implementierungsprozesses; Entwicklung von Qualitätsstandards für die interkulturelle Konfliktbearbeitung in Jugendhilfe und Schule; Rückspiegelung der Ergebnisse in die Praxis mittels Fachtagung, Workshops und Internetplattform. GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland und europäisches Ausland
METHODE: Es wird auf verschiedene anerkannte Methoden der empirischen Sozialforschung
zurückgegriffen, wobei qualitative und quantitative Verfahren miteinander verknüpft werden.
Dabei dienen die quantitativen Verfahren eher zur Gewinnung von generellen Basisinformationen, während die qualitativen tiefergehenden Aufschlüsse über strukturelle Zusammenhänge und Wirkungsweisen von Konzepten ermöglichen. Neben der Aufbereitung der vorhandenen Daten bilden standardisierte Befragungen und qualitative leitfadengestützte Interviews
die Basis des Praxisforschungsvorhabens. Der Schwerpunkt liegt dabei auf qualitativen Herangehensweisen. Das Forschungsprojekt soll in verschiedenen Schritten bearbeitet werden:
Erste Forschungsphase: Recherche, Gewinnung eines Überblicks und Bewertung der vorhandenen Konzepte. Zweite Forschungsphase: Entwicklung von Zukunftsmodellen in enger Zusammenarbeit mit Praktiker/innen. Dritte Forschungsphase: Begleitung und Evaluation des
Umsetzungsprozesses von gemeinsam entwickelten Zukunftsmodellen/ Zukunftskonzepten.
Vierte Forschungsphase: Intensiver Transfer der Ergebnisse. Untersuchungsdesign: Feldforschung DATENGEWINNUNG: Beobachtung, teilnehmend; Gruppendiskussion; Qualitatives
Interview; Standardisierte Befragung, face to face; Standardisierte Befragung, telefonisch;
Standardisierte Befragung, online. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2005-11 ENDE: 2008-10 AUFTRAGGEBER: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Institut des Rauhen Hauses für Soziale Praxis gGmbH (Horner Weg 170, 22111
Hamburg); Camino - Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen
Bereich gGmbH (Scharnhorststr. 5, 10115 Berlin); Institut für Sozialpädagogische Forschung
Mainz e.V. -ism- (Kaiserstr. 31, 55116 Mainz)
KONTAKT: Pleiger, Doris (Tel. 040-65591-292, e-mail: [email protected])
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[399-L] Pörnbacher, Ulrike:
Integration als Aufgabe der Offenen Jugendarbeit: eine wissenssoziologische Betrachtung,
in: Zeitschrift für Sozialpädagogik, Jg. 5/2007, H. 1, S. 70-85
INHALT: "Im Folgenden werden die Ergebnisse einer qualitativen Teilstudie, die im Rahmen
eines von der VW-Stiftung finanzierten Drittmittelprojekts zur Ethnisierung von Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit entstanden ist, vorgestellt. Dabei steht die Rekonstruktion von
Alltagstheorien von Sozialpädagoginnen zur Integration als Aufgabe der Offenen Jugendarbeit im Vordergrund. Der Zugang zu den Alltagstheorien erfolgt über Narrationen von Sozialpädagoginnen an einem Jugendzentrum. Auf der Grundlage einer vertiefenden Analyse dieser Narrationen wird dargestellt, dass die Wahrnehmung und Deutung der Integration von
dem Dilemma des Widerspruches zwischen dem pädagogisch-normativem Anspruch und der
beruflichen Praxis gekennzeichnet ist." (Autorenreferat)
[400-L] Reinders, Heinz; Greb, Karina; Grimm, Corinna:
Entstehung, Gestalt und Auswirkungen interethnischer Freundschaften im Jugendalter: eine
Längsschnittstudie, in: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, Jg. 1/2006, H. 1, S. 39-57
(Standort: USB Köln(38)-XG 9053; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In diesem Beitrag steht die Frage im Mittelpunkt, unter welchen Bedingungen interethnische Freundschaften im Jugendalter entstehen, welche Gestalt diese Freundschaften
aufweisen und welche Auswirkungen sie mit sich bringen. Theoretisch wird argumentiert,
dass interethnische Freundschaften vor allem in öffentlichen Sozialräumen entstehen und gepflegt werden, dass sich die Qualität zwischen interethnischen und intraethnischen Freundschaften nicht unterscheidet, und dass sich durch dauerhafte interethnische Freundschaften
die kulturelle Offenheit Jugendlicher erhöht. Empirisch werden diese Annahmen durch eine
Längsschnittstudie bei Hauptschuljugendlichen (N=237) deutscher Herkunft geprüft. Die Befunde ergeben, dass die theoretischen Annahmen im Kern zutreffend sind, jedoch auch einigen Beschränkungen unterliegen, die in der abschließenden Diskussion kritisch aufgegriffen
werden." (Autorenreferat)
[401-L] Reinders, Heinz:
Interethnische Beziehungen im Lebenslauf: Einführung in den Schwerpunkt, in: Diskurs
Kindheits- und Jugendforschung, Jg. 1/2006, H. 1, S. 7-20 (Standort: USB Köln(38)-XG 9053;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Verfasser stellt zunächst die Idee der Ko-Kulturation vor, um vor diesem Hintergrund zwei Perspektiven der Migrationsforschung zu erörtern: (1) Die jetzige Generation von
Kindern und Jugendlichen ist die erste Migrantengeneration, die mehrheitlich durchgängig in
Deutschland aufwächst und mit höherer Wahrscheinlichkeit auch in Deutschland bleiben
wird. Dies macht eine biographische Perspektive notwendig. (2) Fragen der Chancen und Risiken einer zunehmenden Migration für Migranten und Nicht-Migranten müssen stärker als
wechselseitig bedingt und nicht als isolierte Phänomene betrachtet werden. Der Verfasser gibt
einen Überblick über die Einzelbeiträge zu diesem Themenschwerpunkt und zieht abschließend eine kritische Bilanz des Forschungsstands. (ICE2)
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[402-L] Renken, Azita:
Identitätsentwicklung zwischen zwei Kulturen: Darstellung adoleszenter Entwicklungsverläufe am Beispiel zentraler Lebensthemen einer jungen Frau iranischer Herkunft, in: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 23/2005, H. 4, S. 86-96 (Standort: USB
Köln(38)-FHM XG6137; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die Verfasserin stellt in ihrer Fallstudie eine vierundzwanzigjährige Migrantin iranischer Herkunft vor, die seit ihrer Kindheit in der Bundesrepublik Deutschland lebt. Sie gibt
einen Überblick über die Biographie der Befragten und berichtet dann ausführlicher über deren Kindheit im Krieg, Freundschaften in der Adoleszenz und Fragen von Religion und Moral. So werden Brüche und Kontinuitäten im Prozess einer weiblichen Identitätsentwicklung
deutlich, die sich in der Auseinandersetzung mit kulturellen Differenzen und Zugehörigkeiten
vollzieht. Jenseits aller kulturellen Zuschreibungen bildet sich eine eigene Persönlichkeit heraus, die ihre Bikulturalität positiv für ihre persönliche Entfaltung umgesetzt hat. (ICE2)
[403-F] Schwarz, Melissa, Dipl.-Päd.; Lübcke, Claudia, Dipl.-Päd.; Schäfer, Franziska, Dipl.-Päd.
(Bearbeitung); Wensierski, Hans-Jürgen von, Prof.Dr. (Leitung):
Adoleszenz zwischen den Kulturen - Jugendbiographien und jugendkulturelle Szenen von
Muslimen in Deutschland
INHALT: Die Studie soll die besondere Gestalt der Jugendphase und die Prozessverläufe der
Jugendbiographien junger Muslime in Deutschland untersuchen. Das Ziel ist die Herausarbeitung einer Typologie charakteristischer Biographieverläufe aus verschiedenen muslimischen
Gruppierungen und Milieus. Zusätzlich sollen die Erscheinungsformen, die sozialen Strukturen und die Bedeutung muslimischer Jugendszenen untersucht werden. Dazu soll eine qualitative Studie durchgeführt werden, die auf der Basis biographischer Methoden die Lebensgeschichten junger Muslime verschiedener ethnischer Gruppen im Alter zwischen 20 und 30
Jahren rekonstruiert. Die Studie geht über die bestehende Forschung hinaus, da sie sowohl
männliche wie weibliche Jugendliche einbezieht und dabei die Zielgruppe weder als bloßes
Migrationsphänomen versteht, noch die Muslime theoretisch auf den Fokus muslimischer Religiositätskonzepte reduziert. Im Anschluss an eine modernisierungstheoretische und interaktionistische Jugendforschung ist der Untersuchungsgegenstand vielmehr das gesamte Spektrum muslimischer Biographieverläufe, Lebensstile und Jugendkulturen im Kontext ihrer Alltags- und Lebenswelten. GEOGRAPHISCHER RAUM: deutsche Großstädte, insb. Berlin,
Hamburg, Hannover, Ruhrgebiet
METHODE: Das Projekt ist als qualitative Studie auf der Basis von Biografienanalysen geplant.
Dabei geht es um die biographischen Erfahrungen und biographischen Prozessverläufe junger
Muslime in Deutschland. Dazu sollen 50 biographische Interviews mit Hilfe des Verfahrens
des Narrativen Interviews erhoben und ausgewertet werden. Zielgruppe sind junge Muslime
(männlich und weiblich) im Alter zwischen 20 und 30 Jahren verschiedener Nationen und
muslimischer Religionsgruppen. Zentralgegenstand der Studie sind die Prozessstruktur der
Jugendphase und die Verlaufsformen der Jugendbiographien junger Muslime. Die gewählte
Altersgruppe soll es möglich machen, retrospektiv die Jugendphase der Interviewpartner zu
rekonstruieren und zwar sowohl die Statuspassage Kindheit - Jugendphase wie auch die Statuspassage von der Jugendphase ins Erwachsenenalter. Mit der Altersgruppe der 2030jährigen lassen sich sowohl die Varianten einer frühen Integration in die Erwachsenenphase (kurze Jugendphase), als auch potenziell der Typus einer (muslimischen) Postadoleszenz
250
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11 Sozialisation junger Migranten
erfassen. Die biographische Rekonstruktion ermöglicht somit die Analyse des Prozessverlaufs
der gesamten Jugendphase bzw. Jugendbiographie. Gegenüber den vorhandenen Studien
zeichnet sich das Arbeitsprogramm der Forscher vor allem durch die parallele Berücksichtigung beider Geschlechter sowie durch die Einbeziehung multiethnischer Gruppierungen
(Türken, Araber) aus. Die Interviewpartner sollen mindestens seit der Kindheit in Deutschland leben oder hier geboren sein - sie repräsentieren also die sog. Zweite Generation. Dieses
Kriterium soll sicherstellen, dass auch die gesamte Jugendphase in Deutschland erlebt wurde,
zudem sichert es vermutlich die notwendigen deutschen Sprachkenntnisse für ein narratives
Interview. Zum Islam konvertierte deutsche Muslime sollen nicht berücksichtigt werden, da
diese Gruppe einen Sonderfall muslimischer Sozialisation darstellt. DATENGEWINNUNG:
Qualitatives Interview (Stichprobe: 50; Muslime in Deutschland, 20 bis 30 Jahre, männlich
und weiblich; Auswahlverfahren: Kombination). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: gefördert BEGINN: 2006-10 ENDE: 2008-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Rostock, Philosophische Fakultät, Institut für Allgemeine Pädagogik
und Sozialpädagogik (August-Bebel-Str. 28, 18051 Rostock)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0381-4982699, e-mail: [email protected])
[404-L] Selensky, Leo:
Aspekte gelingender und misslingender Anpassung bei männlichen jugendlichen Aussiedlern, (Theorie und Forschung, Bd. 813), Regensburg: Roderer 2004, 331 S., ISBN: 3-89783-437-5
(Standort: UB Trier(385)-lb42757)
INHALT: "In einer explorativ angelegten Untersuchung wurden Aspekte gelingender und misslingender Anpassung männlicher Jugendlicher Aussiedler untersucht. Ziel der Arbeit war es,
die Lebenssituation, Persönlichkeitseigenschaften, das soziale Umfeld, Einstellungen, Überzeugungen und verschiedene Verhaltensweisen von jungen Aussiedlern zu erfassen und mögliche Zusammenhänge mit Delinquenz, mit der Anpassung an die neue Lebenswelt und mit
dem adaptiven Umgang mit emotionaler Belastung aufzuzeigen. Zum anderen sollten mögliche Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten, mit einer deutschen Vergleichsgruppe eruiert
werden. Die Stichprobe bestand aus 52 männlichen Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren, die überwiegend eine Hauptschule besucht haben. Davon waren 30 Jugendliche Aussiedler, 22 von ihnen stammten aus der GUS, und 22 'Einheimische', die nach Alter, Schultyp und
sozialem Status der Eltern vergleichbar waren. Zentrales Instrument der Datenerhebung war
ein halbstrukturiertes Interview, das die Bereiche Freunde, Freizeit, Schule, Eltern, Umgang
mit verschiedenen emotional belastenden Situationen und aussiedlerspezifische Fragen thematisierte. Bei der Auswertung der Interviews wurde in Anlehnung an bindungstheoretische
und kriminologische Ergebnisse und aktuelle Untersuchungen zur Akkulturation von Aussiedlern versucht, wichtige Merkmale, wie Adaptivität im Umgang mit emotionaler Belastung
und Inkohärenz sprachlicher Darstellung, und Korrelate von Intemalen Arbeitsmodellen, von
Delinquenz und von Anpassung an die neue Lebenswelt zu erfassen. Zudem wurden Persönlichkeitseigenschaften und Identitätsdimensionen anhand des California Adult-Q-Sort, Copingstrategien, Kompetenz- und Kontrollüberzeugungen und delinquentes Verhalten erhoben.
Die gefundenen Ergebnisse belegen, dass sich männliche jugendliche Aussiedler von einheimischen Jugendlichen in den untersuchten Variablen nicht oder nur geringfügig unterscheiden. Es zeigt sich, dass Delinquenz bei Aussiedlern im Zusammenhang mit elterlichen Ein-
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flüssen, Einflüssen des delinquenten Umfeldes, mit Persönlichkeitseigenschaften, wie Selbstkontrolle und Hilflosigkeit, mit Identität und mit der Fähigkeit, adaptiv mit emotionaler Belastung umzugehen, steht. Bei Aussiedlern stellt sich Delinquenz stärker als bei Einheimischen als Ausdruck von Ohnmacht dar und sie war eher bei solchen zu finden, die sich als
'Russen' sahen. Junge Aussiedler kamen mit Zunahme von Adaptivität und Abnahme von
sprachlicher Inkohärenz besser mit ihrem Umfeld klar, sie erschienen weniger hilflos und
feindselig, gingen Problemen weniger aus dem Weg und hatten geringere fatalistische Kontrollüberzeugungen. Es zeigte aber auch, dass Adaptivität und Inkohärenz sehr viel mit Identität zu tun hat. Eine weitergehende Anpassung die neue Lebenswelt fand sich mit Zunahme
der Aufenthaltsdauer. Daneben zeigten sich Einflüsse der Aufnahmegemeinschaft, der empfundenen ethnische Zugehörigkeit bereits im Herkunftsland und Zusammenhänge mit Fähigkeiten in emotional belastenden Situationen resilient, adaptiv und mit internalen Kontrollüberzeugungen an die Anpassungssituation heran zu gehen. Es zeigten sich nur geringe direkte elterliche Einflüsse auf Anpassung, jedoch starke negative Zusammenhänge mit dem Drogenkonsum. Zudem fand sich eine sog. separatistische Anpassung bei Jugendlichen, die sich
abgelehnt fühlten, negative Beziehungen zu Lehrern hatten, die ängstlicher, introvertierter
und kontrollierter waren sowie höhere Fähigkeiten zur Motivklärung und auch stärkere externale Kontrollüberzeugungen aufwiesen." (Autorenreferat)
[405-L] Strohmeier, Dagmar; Nestler, Dunja; Spiel, Christiane:
Freundschaftsmuster, Freundschaftsqualität und aggressives Verhalten von Immigrantenkindern in der Grundschule, in: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, Jg. 1/2006, H. 1, S.
21-37 (Standort: USB Köln(38)-XG 9053; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Das Aufwachsen in einer multikulturellen Gesellschaft sowie der positive Umgang
mit kultureller Vielfalt stellt eine neue Entwicklungsaufgabe für Kinder und Jugendliche dar.
Kinder stehen insbesondere in der Schule vor der Herausforderung, positive interkulturelle
Beziehungen (z. B. Freundschaften) zu entwickeln und mit negativen Verhaltensweisen (z. B.
Aggression) konstruktiv umzugehen. Hauptanliegen der vorliegenden Studie ist die Analyse
von Freundschaftsmustern und aggressivem Verhalten von 204 Grundschulkindern (114
Mädchen und 90 Jungen) verschiedener kultureller Zugehörigkeiten. Die Kinder wurden gebeten mit Hilfe einer Freundesliste Name, Geschlecht, Schulklassenzugehörigkeit und Muttersprache aller Freunde anzugeben, die beste Freundin/den besten Freund aus dieser Liste
auszuwählen, sowie die Qualität der besten Freundschaft einzuschätzen. Zusätzlich wurde das
aggressive Verhalten der Kinder mittels Selbsteinschätzungen erfasst. Die Analyse der
Freundschaftsmuster geben Einblicke hinsichtlich der sozialen Integration von Immigrantenkindern und belegen, dass Kinder mit deutscher Muttersprache eine vergleichsweise starke
homophily aufweisen. Homphily hinsichtlich der besten Freundschaften konnte in Bezug auf
das Geschlecht, nicht jedoch in Bezug auf die Muttersprache der Kinder nachgewiesen werden. Mädchendyaden wiesen eine höhere Freundschaftsqualität auf als Jungendyaden, es fanden sich nur geringe Qualitätsunterschiede zwischen intra- und interethnischer Freundschaften. Auch hinsichtlich des aggressiven Verhaltens zeigten sich Geschlechtseffekte. Kinder
verschiedener kultureller Gruppen unterschieden sich hinsichtlich ihres offen aggressiven
Verhaltens." (Autorenreferat)
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[406-L] Tietze, Nikola:
Ausgrenzung als Erfahrung: Islamisierung des Selbst als Sinnkonstruktion in der Prekarität,
in: Heinz Bude, Andreas Willisch (Hrsg.): Das Problem der Exklusion : Ausgegrenzte, Entbehrliche, Überflüssige, Hamburg: Hamburger Ed., 2006, S. 147-173, ISBN: 3-936096-69-4
INHALT: Das Ineinandergreifen subjektiver Beschreibung von Ausgrenzung und die Herausbildung von Subjektivität wird am Beispiel der Islamisierung des Selbst unter jungen Männern
der zweiten Generation der türkischen Einwanderer beschrieben. Die individuellen Erfahrungen einer sozial prekären Lage werden rekonstruiert und die typischen Verschränkungen verschiedener Exklusionsdimensionen aufgezeigt. Die Schilderungen der eigenen Situation sind
als Sinnkonstruktionen in Bezug auf die Position innerhalb der Gesellschaft zu verstehen und
gehen mit dem Versuch der jungen Erwachsenen einher, eine Distanz zu den sozialen Bedingungen einzunehmen und diese als gesellschaftliches Problem zu formulieren. Die Identifikation mit dem Islam kann in diesem Prozess zu einer Ressource werden, die der Komplexität
der Ausgrenzungserfahrung entgegengehalten wird. Die Darstellung beruht auf einer Studie,
die zwischen 1995 und 1998 über muslimische Religionsformen im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg durchgeführt worden ist. Das empirische Material wurde aus semidirektiven Interviews und verschiedenen Phasen teilnehmender Beobachtung gewonnen. (GB)
[407-F] Universität Duisburg-Essen Campus Essen:
Quantitative Erhebung der Lebenssituation und Lebensorientierungen von Mädchen und
jungen Frauen nicht-deutscher Herkunft sowie junger Aussiedlerinnen (Mädchenprojekt)
INHALT: keine Angaben
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Essen, FB Bildungswissenschaften, Abt.
Erziehungswissenschaften Arbeitsgruppe Interkulturelle Pädagogik (Universitätsstr. 11,
45117 Essen)
KONTAKT: Sekretariat (Tel. 0201-183-2238, Fax: 0201-183-4309,
e-mail: [email protected])
[408-F] Wang, Yafang, M.A. (Bearbeitung):
Informelle Bildung von Jugendlichen MigrantInnen in Soziokulturellen Netzwerken im virtuellen Raum
INHALT: keine Angaben
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2003-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Bielefeld, Fak. für Pädagogik, Arbeitsgruppe 08 Sozialarbeit und
Sozialpädagogik Graduiertenkolleg "Jugendhilfe im Wandel" (Postfach 100131, 33501 Bielefeld)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0521-1063160, Fax: 0521-1068047,
e-mail: [email protected])
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
11 Sozialisation junger Migranten
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[409-F] Wenzler-Cremer, Hildegard, Dr. (Leitung):
Bikulturelle Sozialisation
INHALT: Angesichts zunehmender Mobilität nimmt auch die Zahl der Menschen zu, die in bikulturellen Familien aufwachsen. Die Sozialisation in einer Familie, in der das Zusammentreffen
von zwei Kulturen zum privaten Leben gehört, ist eine spezielle Herausforderung für Kinder
und Jugendliche. Die Kernfragen des vorliegenden Projekts sind, wie junge Frauen aus
deutsch-indonesischen Familien diese Situation erlebt haben, welche Strategien sie verwenden und wie sie ihre Identität konstruieren.
METHODE: In der Studie wurden 21 themenzentrierte Interviews ausgewertet. Basierend auf der
Grounded Theory wurde ein Kategoriennetz entwickelt und zudem wurden zahlreiche Interviewpassagen textanalytisch ausgewertet.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Wenzler-Cremer, H.: Bikulturelle Sozialisation als Herausforderung und Chance. Eine qualitative Studie über Identitätskonstruktionen und Lebensentwürfe
am Beispiel junger deutsch-indonesischer Frauen. 2006.
ART: Eigenprojekt BEGINN: 2003-01 ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Pädagogische Hochschule Freiburg, Fak. I, Institut für Psychologie (Kunzenweg
21, 79117 Freiburg im Breisgau)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0761-682-503, Fax: 0761-682-480, e-mail: [email protected])
[410-L] Wiebke, Gisela:
Ähnlichkeit oder Differenz - was bestimmt heute das Zusammenleben von türkischen und
deutschen Jugendlichen?, in: Helmut Bremer, Andrea Lange-Vester: Soziale Milieus und Wandel der Sozialstruktur : die gesellschaftlichen Herausforderungen und die Strategien der sozialen
Gruppen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 360-384, ISBN: 3-531-14679-3
INHALT: Die Ergebnisse einer standardisierten Befragung von deutschen und türkischen Jugendlichen werden mitgeteilt und diskutiert. In die Stichprobe aufgenommen wurden 2.577 Jugendliche deutscher Herkunft und 926 Jugendliche türkischer Herkunft, die im Jahr 2002 die
10.Jahrgangsstufe von Schulen in NRW besuchten. Theoretische Grundlage ist der von Michael Vester entwickelte Ansatz der "sozialen Milieus", der die Möglichkeit eröffnet, Orientierungen, Ziele und Lebensentwürfe von Jugendlichen unterschiedlicher ethnischer Herkunft
zu vergleichen. Dabei wird berücksichtigt, dass alltagskulturelle Unterschiede nicht ohne eine
Rückbindung an vertikale Ungleichheiten unterschiedlicher sozialer Lagen zu verstehen sind.
Mit Hilfe dieses Konzepts kann gezeigt werden, wie sich die Verschränkung von alltagskultureller Differenzierung und vertikalen Ungleichheiten für türkische und deutsche Jugendliche
im Vergleich darstellt und welche Auswirkungen sich daraus auf das Zusammenleben von
Jugendlichen ergeben. Die Analyse der Daten erbringt eine Typologie von acht Alltagskulturen, von denen drei deutsch, zwei türkisch und drei ethnisch gemischt sind. Fast drei Viertel
der türkischen Jugendlichen gehören Alltagskulturen an, die den deutschen ähnlich sind. Ein
gutes Viertel verarbeitet dagegen seine Lage unter Rückgriff auf ethnische Muster. Hier liegt
ein nicht zu unterschätzendes Konfliktpotential, zumal auffällt, dass in den oberen Zonen des
sozialen Raumes fast ausschließlich deutsche Jugendliche, in den unteren dagegen mehr türkische als deutsche Jugendliche positioniert sind. (GB)
254
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
11 Sozialisation junger Migranten
[411-F] Wolf, Richard, Dipl.-Soz. (Bearbeitung):
Spielend lernen in Familie und Stadtteil
INHALT: In dem Modellprojekt "Spielend lernen in Familie und Stadtteil" soll die Förderung von
benachteiligten Kindern in Nürnberg im Alter von 0 bis 11 Jahren, überwiegend mit Migrationshintergrund, in einem innovativen Ansatz realisiert und optimiert werden. Das Konzept
des dreijährigen Pilotprojekts integriert Sprachförderung, soziale Beratung und Betreuung
sowie Förderung der gesellschaftlichen Integration. Von besonderer Bedeutung sind dabei die
Elternarbeit und die Einbindung von Ehrenamtlichen für die interkulturelle Arbeit in den beiden ausgewählten Stadtteilen. Das Projekt wird durch eine Evaluation begleitet, die folgende
Ziele anstrebt: erstens die Analyse und qualitative Verbesserung des Verlaufs der Projektmaßnahmen; zweitens die methodisch kontrollierte Beurteilung, ob die durchgeführten Maßnahmen tatsächlich zum Erreichen der angestrebten Zielvorstellungen beigetragen haben;
drittens soll die Ausarbeitung der regelmäßigen Berichte der Projektgruppe an den Stadtrat
unterstützt werden, in dem die Ergebnisse und Erfahrungen des Projekts der Fachöffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Die Durchführung der Evaluation wird sich auf die folgenden Bereiche konzentrieren: gemeinwesenorientierte Beratung und Betreuung, Eltern- und
Familienarbeit, Sprachförderung, interkulturelle Erziehung, gesellschaftliche Integration.
GEOGRAPHISCHER RAUM: Nürnberg, Modellstadtteile Langwasser und St. Leonhard/
Schweinau
METHODE: 2 Erhebungswellen; qualitativer und quantitativer Ansatz; Netzwerkanalyse. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe DATENGEWINNUNG: Gruppendiskussion; Qualitatives
Interview (Koordinatoren des Projekts). Standardisierte Befragung, schriftlich (Projektbeteiligte; Auswahlverfahren: total). Sekundäranalyse von Aggregatdaten (Statistiken der Stadt
Nürnberg). Sprachstandsdiagnose. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Evaluationsbericht nach der
ersten Erhebungswelle.
ART: gefördert BEGINN: 2005-01 ENDE: 2007-06 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
INSTITUTION: europäisches forum für migrationsstudien -efms- Institut an der Universität
Bamberg (Katharinenstr. 1, 96052 Bamberg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0951-932020-12, e-mail: [email protected])
[412-L] Yada, Sevinc:
Zum Vergleich der Erziehungsmilieus deutscher und türkischer Familien und ihrer Bedeutung für die Schule, Stuttgart: Ibidem-Verl. 2005, 144 S., ISBN: 3-89821-461-3 (Standort: UB
Duisburg-Essen(464)-OCK43425)
INHALT: "Familie als Erziehungs- und Sozialisationsinstanz erfüllt - unter anderem - in Hinblick
auf die Bildungschancen der Kinder eine wichtige Funktion. Insbesondere für den Schulerfolg von Schülern mit Migrationshintergrund scheint dieser Funktion eine außerordentlich
große Bedeutung zuzukommen. Den ersten Teil dieser Arbeit bestreitet ein Überblick zur familiären Erziehung und Sozialisation, ebenso der Einfluss, der von gesellschaftlichen Bedingungen auf die Familie ausgeht. Im zweiten Teil werden die Migration und die Auswirkungen, die von dieser auf die Familie einwirken, im Vordergrund der Betrachtungen stehen. Dazu gehören auch die politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen der Migrationspolitik, denn
diese hatten einen prägenden Einfluss auf das Leben des einzelnen und folglich auch auf die
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
11 Sozialisation junger Migranten
255
Gestaltung des Familienlebens insgesamt. Dabei ist von besonderer Relevanz, dass der
Migrationsprozess und seine Auswirkungen einen großen Teil der persönlichen Geschichte
nicht nur der Angehörigen der ersten Generation ausmachen, sondern auch die Lebensgestaltung der nachfolgenden Generationen nachhaltig prägen können. Im dritten Teil wird nach einer eingehenden Darstellung der Situation der türkischen Migrantenfamilien, der Aspekt Familie in der Türkei thematisiert. Dieser Exkurs soll aufzeigen, ob und wieweit sich hier lebende Migranten türkischer Herkunft am Familienbild der Herkunftsgesellschaft orientieren
und helfen, mögliche Diskrepanzen bzw. Übereinstimmungen bei der Erziehung der Kinder
und dem Gestalten des Familienlebens aufzuzeigen. Des Weiteren werden vorliegende empirische Studien zur familiären Erziehung und Sozialisation analysiert. Anschließend werden
eigene Untersuchungen, die das Erziehungsmilieu in türkischen Familien darstellen, vorgestellt, mit den Ergebnissen der Literaturanalyse verglichen und kritisch diskutiert. Den Abschluss dieser Arbeit bildet der Versuch, die Bedeutung der Erziehungs- und Sozialisationsmilieus in türkischen Migrantenfamilien für die Schule aufzuzeigen." (Textauszug)
[413-F] Yildiz, Yalcin, Dipl.-Päd. (Bearbeitung); Hamburger, Franz, Prof.Dr. (Betreuung):
Migration - Generation - Alter: Generationsbeziehungen unter Bedingungen der Migration.
Eine narrativ-problemzentrierte Studie über die Familienwirklichkeiten, Modernisierungsprozesse und Bewältigungsressourcen türkischer Männer der 1. Generation in Deutschland
INHALT: Das allgemeine Bild über die Erziehung in türkischen Migrantenfamilien, wie es in
sozial- und erziehungswissenschaftlicher Literatur dargestellt wird, ist geprägt von der Auffassung, dass türkische Familien auch in der Migration weitgehend an traditionellen Erziehungsmustern festhalten. Während seiner sozialpädagogischen Arbeit mit türkischen Familien
und insbesondere älteren Türken gewann der Autor Einblick in die gegenwärtigen Erziehungsvorstellungen von Migranten, was ihn in der Annahme einer verdeckten Modernisierung der Menschen bestärkte. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stehen die familiale
Beziehungen von älteren Türken in Deutschland. Neben einer fundierten Ausarbeitung des
allgemeinen Forschungsanliegens, der (sozial-)pädagogischen Relevanz der Thematik und
des aktuellen Migrationsforschungsstandes soll im Rahmen eines lebensweltlichen Ansatzes
ein Untersuchungsziel angestrebt werden, in der die Komplexität und die unendlichen Facetten der Generationsbeziehungen aufgedeckt werden können, um somit auch die Bedingungen
zu schaffen, dass die Probanden als aktive Experten ihre Kompetenzen und Fähigkeiten und
vor allem ihre Ressourcen hervorbringen können. Im Gegensatz zu deduktiven Forschungsarbeiten soll keine strenge Hypothesenprüfung abgearbeitet werden, da diese den Betrachtungshorizont oft verschließen und die inhaltliche Schwerpunktsetzung seitens der Probanden
meist verhindern. Es geht vor allen Dingen darum, bislang maßgebende "Realitäten" der Migrationsforschung in Frage zu stellen und innovative und konstruktive Perspektiven auch für
künftige Forschungen und praktische Handlungsfelder zu schaffen. Auf der anderen Seite soll
das Ziel der Arbeit aber auch nicht eine reine biographische Rekonstruktion des Lebenslaufs
der Befragten sein, sondern vielmehr die Herstellung eines Forums für die Darbietung der Erfahrungen und Meinungen der Probanden. Das Dissertationsprojekt möchte sich grundsätzlich als eine genuin erziehungswissenschaftliche Forschungsintention verstehen, in der es um
die Lebenssituation älterer türkischer Väter hinsichtlich ihrer Familienbeziehungen bzw. individuell-persönlichen Beziehungen zu ihren Kindern geht, wobei die pädagogischen Bezüge
zu den Folgegenerationen (Enkelkinder) nicht ausgeschlossen, sondern vielmehr in die ganzheitliche Betrachtungsweise mitintegriert werden sollen. Einem ressourcenorientierten und
256
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
11 Sozialisation junger Migranten
ganzheitlichen Ansatz nach sind die leitenden Grundannahmen folgende: 1. Generationsbeziehungen können nicht getrennt von der allgemeinen Lebenssituation (unter besonderer Berücksichtigung des Altseins und der Familienstruktur) und der individuell einzigartigen
Migrationsgenese gesehen werden und stehen vielmehr in einem komplexen Wechselwirkungszusammenhang. 2. Ältere Türken verfügen im Rahmen einer Modernisierung von traditionellen Lebensformen und unter dem Einfluss des Erlebens und Verarbeitens von pädagogischen Zusammenhängen über gelernte Handlungskapazitäten, die für den aktiven und reflexiven Umgang mit veränderten Familienstrukturen und den damit verbundenen migrationsbedingten Problemen auch eingesetzt werden können. Im Rahmen eines handlungstheoretischen
Forschungskonzepts sollen mögliche Anzeichen einer aktiv pädagogischen Beteiligung der
Individuen am gesellschaftlichen und insbesondere familiären Wandlungsprozess herausgestellt werden. Die Untersuchungsgruppe soll trotz gesellschaftsstruktureller Unterdrückung
als selbstständige und eigenverantwortliche Individuen hervorgestellt werden. Zusammenfassend soll untersucht werden, wie ältere Pioniermigranten aus der Türkei ihre Familienwirklichkeiten konstruieren, welchen Transformationsprozessen sie im Kontext von Modernisierung und Migration begegnen und wie sie mit diesen familienspezifischen Erfahrungen umgehen. ZEITRAUM: 1955-2007 GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland
METHODE: Um die Komplexität der sozialen Wirklichkeit in all ihren Facetten zu betrachten,
soll hier im Rahmen der Qualitativen Sozialforschung eine Integration und Kombination verschiedener qualitativer Ansätze zum Einsatz kommen. Besondere Leitmotive der Untersuchungsmethoden sollen hierbei die thematische Offenheit und die methodische Transparenz
sein, um während der Untersuchung auch paradoxe Phänomene zu entdecken. Dabei soll der
Forschungsprozess als Lernprozess angesehen werden, in dessen Verlauf Forschungskonzepte
und -methoden sich generieren können. Das forschungsmethodisch relativ offene und induktive Vorgehen und die Strukturierung des Gesprächs durch die individuelle Schwerpunktsetzung des Probanden soll durch das Vorgespräch und die theoretisch fundierten, rogativen Sequenzen sowohl im Erzähl- als auch Nachfrageteil relativiert werden. Hierzu gehören z.B.
neben allgemeinen Fragen zur persönlichen und familiären Migrationsgenese und Lebenssituation (Gesundheit, Berentung/ Beruf, Rückkehrabsichten etc.) auch spezifisch pädagogische
Fragen zu kritischen Lebensereignissen, Erziehungsvorstellungen und Beziehungen zu den
eigenen Eltern, Kindern, Enkelkindern und zur Ehefrau. Da im Rahmen eines individualistisch-lebensweltlichen Forschungsgedankens der Subjektstandpunkt des Probanden im Mittelpunkt der Forschungsbemühungen steht, wird als qualitative Erhebungsmethode das narrative Interview nach Schütze mit thematisch bedingten Modifikationen zum Einsatz kommen
(z.B. die Relativierung des biographischen Ansatzes). Für einen ganzheitlichen Erkenntnisgewinn sollen sich die Probanden in kritischer Auseinandersetzung selbst verorten können.
Forschungsleitend sind vor allem die Fragen, wie sie ihre Erziehungswelt und die Gesamtzusammenhänge in denen sie leben, sehen und inwieweit eine komplexe Dimensionalität erkennbar ist. Das angestrebte Untersuchungsziel ist das Aufdecken der Pluralität der Generationsbeziehungen. Die notwendige Flexibilität und die thematisch unerlässliche Zielgerichtetheit sollen durch den kombinierten Einsatz des sog. narrativen und problemzentrierten Interviews nach Schütze und Witzel gewährleistet werden. Das narrative Interview hängt eng mit
der Biographieforschung zusammen, wobei der Verlauf des Interviews völlig offen ist. Beim
problemzentrierten Interview stehen Erfahrungen, Wahrnehmungen und Reflexionen zu einem bestimmten Thema bzw. Problem im Mittelpunkt. Leitfragen sollen Impulse für freie Erzählungen (Narrationen) geben, gleichzeitig aber auch ermöglichen, an die Narrationen des
Interviewpartners anzuknöpfen und auf das Problem zu beziehen. Durch den qualitativen Forschungsansatz soll insb. eine individuelle Schwerpunktsetzung des Probanden ermöglicht
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
11 Sozialisation junger Migranten
257
werden, wobei als qualitatives Design die Einzelfallstudie zum Einsatz kommen soll. Bei der
Einzelfallstudie handelt es sich um den elementaren empirischen Zugang des interpretativen
Paradigmas der sozialen Wirklichkeit, der die Einzelpersonen in ihrer Totalität ins Zentrum
der Untersuchung zu stellen trachtet. Nach der allgemeinen Transkriptionsarbeit soll als allgemeines Interpretationsvorgehen der Ansatz der Narrationsanalyse biographischer Selbstpräsentation zum Einsatz kommen. Beim Interpretieren wird die Erzählung unter zwei Hauptaspekten untersucht: 1. nach dem Inhalt (biographischer Abschnitt aus dem Leben) - Was wird
erzählt? 2. Nach dem Selbst/ den Wahrnehmungs- und Deutungsmustern - Wie wird erzählt?
Exploriert werden also mit dem Interview sowohl die Fakten eines Ereignisses als auch dessen Darstellung und Bewertung durch den Erlebnisträger im Gespräch. In der Interpretationsebene soll eine Kurzbiographie und eine paraphrasierende Sequenzanalyse mit thematischer
Schwerpunktsetzung erstellt werden. Auf der Basis der nachfolgenden Detailanalyse soll der
empirische Teil schließlich mit einer kohorteninternen Typenbildung (durch Fallvergleich
und Fallkontrastierung) abgeschlossen werden. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 6; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit
durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Yildiz, Y.: Psychopathologie der Turkophobie - eine deviante
Betrachtung der Abnormalität der Normalität in türkischen und deutschen "türkischen" Familien. Von traditionalistischen Vätern, opportunistischen Müttern, fundamentalistischen Söhnen, modernen Töchtern und ketzerischen Schülern. Die Fatalität der derzeitigen Polemik über Zwangsheirat, Heiratszwang und Türkenproblematik. in: Die Brücke - Forum für antirassistische Politik und Kultur, Bd. 4/24, 2005, H. 138, S. 28-36.+++Yildiz, Y.: Türkische Biozönosen in der Migration. Forschungskritische und diskursanalytische Darstellung der "Migrantenfamilie" und der Dynamik und Komplexität von intergenerationellen Beziehungen im
Kontext von Immigration-Remigration und Integration-Segregation am Beispiel der türkischen Arbeitsmigranten der 1. Generation. in: Interkulturell und Global-Forum für Interkulturelle Kommunikation, Erziehung und Bildung, 2006, H. 1/2, S. 39-54.
ART: Dissertation BEGINN: 2002-06 ENDE: 2007-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Mainz, FB 02 Sozialwissenschaften, Medien und Sport, Pädagogisches Institut Arbeitsgruppe Sozialpädagogik (55099 Mainz)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected], Tel. 0611-8809298 od. 017629057173)
12 Vorschulische, schulische und berufliche Bildung junger
Migranten und Weiterbildung
[414-F] Acar, Meral, Dr.; Oliva, Andres, Dipl.-Psych. (Bearbeitung); Röhner, Charlotte,
Prof.Dr.phil.habil. (Leitung):
Sprachentwicklung und Sprachkompetenz und Handlungsfähigkeit von Migrantenkindern
im Übergang vom Elementar- zum Primarbereich. Langzeitstudie an Wuppertaler Kindergärten und Grundschulen
INHALT: Im Forschungsprojekt werden drei Kohorten von je 50 Vorschulkindern aus Migrationsfamilien in ihrem sprachlichen Entwicklungsprozessen bis in die Grundschulzeit (Ende 2.
258
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
12 Bildung junger Migranten
Schuljahrs) in einer Langzeitstudie mehrdimensional untersucht. Ziel ist es, die sprachliche
Entwicklung und Handlungsfähigkeit in Gesprächssituationen des kindlichen Alltags im Kindergarten und im institutionellen Kontext schulischen Lernens zu erfassen und zu analysieren.
Eine systematische Forschung zur Entwicklung der sprachlichen Handlungsfähigkeit von
Migrantenkindern ist in der Bundesrepublik Deutschland erst in Ansätzen entwickelt. Sprachliche Handlungsfähigkeit umfasst mehrere Basisqualifikationen, die im Verbund miteinander
sprachliche Kompetenz ergeben. Neben der Progression in der Grammatik der Zweitsprache
sollen in der Studie pragmatische, diskursive und literale Basisqualifikationen in ihrer Entwicklung untersucht. In biographischen Fallstudien der Sprachentwicklung sollen vertiefte
Einsichten in die Komplexität sprachlicher Lern- und Entwicklungsprozesse von Migrantenkindern im Übergang vom Elementar- zum Primarbereich gewonnen und unterstützende und
erschwerende Bedingungen des Spracherwerbs identifiziert werden. Da die Sprachfähigkeit
in der Familie entsteht und in den sozialen Bezugssystemen wie Kindergarten und Schule
weiterentwickelt wird, kann man in einer ökosystemischen Perspektive Sprachlernen auch als
das Produkt unterschiedlicher systemischer Einflussfaktoren verstehen. Sprachfähigkeit ist
davon abhängig, inwieweit das System Familie und die gesellschaftlichen Systeme des Kindergartens und der Schule auf das Sprach(en)lernen des Kindes einwirken. In der Studie soll
die Bedeutung unterschiedlicher systemischer Kontexte auf die Sprach(en)entwicklung von
Migrantenkindern untersucht werden, wie sie sich den Fallbiographien zeigen. In einer Teilstudie sollen die familialen Einflussfaktoren auf die Sprachentwicklung von Kindern in türkischen Einwandererfamilien exemplarisch untersucht werden und Erscheinungsformen und
mögliche Wirkungen von family literacy/ preliteracy erhoben und analysiert werden. GEOGRAPHISCHER RAUM: Wuppertal
VERÖFFENTLICHUNGEN: Röhner, Ch. (Hrsg.): Erziehungsziel Mehrsprachigkeit. Diagnose
von Sprachentwicklung und Förderung von Deutsch als Zweitsprache. Weinheim u.a.: Juventa 2005, 255 S. ISBN 3-7799-1682-7.+++Röhner, Ch.: Mehrsprachigkeit anerkennen und
fördern. Eine programmatische Einführung. in: Röhner, Ch. (Hrsg.): Erziehungsziel Mehrsprachigkeit. Diagnose von Sprachentwicklung und Förderung von Deutsch als Zweitsprache.
Weinheim u.a.: Juventa 2005, 7 S. ISBN 3-7799-1682-7.+++Röhner, Ch.: "Ein schwarzer
Kevin, so wie ich". Identitäts- und Sprachentwicklungsprozesse von Kindern aus Migrantenfamilien - ein Fallbeispiel. in: Röhner, Ch. (Hrsg.): Erziehungsziel Mehrsprachigkeit. Diagnose von Sprachentwicklung und Förderung von Deutsch als Zweitsprache. Weinheim u.a.:
Juventa 2005, S. 65-76. ISBN 3-7799-1682-7.+++Uysal, T.; Röhner, Ch.: Diagnose von
Sprachverhalten und Sprachkompetenzen von Migrantenkindern mit SISMIK und CITO. Eine vergleichende Analyse in Fallbeispielen. in: Röhner, Ch. (Hrsg.): Erziehungsziel Mehrsprachigkeit. Diagnose von Sprachentwicklung und Förderung von Deutsch als Zweitsprache.
Weinheim u.a.: Juventa 2005, S. 105-124. ISBN 3-7799-1682-7.+++Röhner, Ch.: Bilinguale
Sprachentwicklungsprozesse im Kindergarten. Kontrastive biographische Fallstudien. in:
Röhner, Ch. (Hrsg.): Erziehungsziel Mehrsprachigkeit. Diagnose von Sprachentwicklung und
Förderung von Deutsch als Zweitsprache. Weinheim u.a.: Juventa 2005, S. 161-184. ISBN 37799-1682-7.
ART: keine Angabe BEGINN: 2003-01 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Wuppertal, FB G Bildungs- und Sozialwissenschaften, Fach Pädagogik Lehrstuhl für Pädagogik der frühen Kindheit und der Primarstufe (Gaußstr. 20, 42097
Wuppertal)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0202-439-2313, Fax: 0202-439-3486,
e-mail: [email protected])
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
12 Bildung junger Migranten
259
[415-F] Alexander, Kira; Bangs, Ralph, Prof.; Schauenburg, Barbara, Dr. (Bearbeitung); Schofield, Janet, Prof. (Leitung):
Migrationshintergrund, Minderheitenzugehörigkeit und Bildungserfolg. Forschungsergebnisse der pädagogischen, Entwicklungs- und Sozialpsychologie
INHALT: Diese Forschungsbilanz wertet insbesondere Arbeiten aus den Bereichen der Sozial-,
Entwicklungs- und pädagogischen Psychologie aus, die für das Verständnis der Unterschiede
in den Bildungsleistungen und -laufbahnen von Schülerinnen mit und ohne Migrationshintergrund und für die Entwicklung von Strategien zur Reduzierung dieser Unterschiede bedeutsam sind. Indem diese Bilanz in Deutschland wenig bekannte Forschungsergebnisse vorstellt, will sie unser Wissen über Faktoren, die für die unterschiedlichen schulischen Leistungen und Bildungsverläufe von Schülerinnen mit bzw. ohne Migrationshintergrund verantwortlich sind, erweitern. Darüber hinaus kann sie zu einem umfassenderen Verständnis der
Art und Weise, in der etwa der sozio-ökonomische Status den Bildungserfolg beeinflusst, beitragen. Die drei Hauptthemen sind Stereotype Threat (die Bedrohung durch negative Stereotype), Erwartungseffekte und die sich aus der Zusammensetzung von Lerngruppen nach Leistung ergebenden Effekte.
METHODE: Die Forschungsbilanz stützt sich auf empirische (oft experimentelle) Forschungsarbeiten, die zumeist in den USA durchgeführt wurden, sowie auf vorliegende Forschungsberichte und Metaanalysen.
ART: Eigenprojekt BEGINN: 2005-06 ENDE: 2006-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution
INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie Arbeitsstelle Interkulturelle Konflikte und gesellschaftliche
Integration -AKI- (Reichpietschufer 50, 10785 Berlin)
KONTAKT: Schönwälder, Karen (Dr. Tel. 030-25491-350,
e-mail: [email protected])
[416-L] Auernheimer, Georg (Hrsg.):
Schieflagen im Bildungssystem: die Benachteiligung der Migrantenkinder, (Interkulturelle
Studien, Bd. 16), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 230 S., ISBN: 3-531-15011-1
INHALT: "Die PISA-Studien haben unübersehbar verdeutlicht, wie selektiv das deutsche Bildungssystem ist und wie stark es soziale Ungleichheit reproduziert. Kinder mit schlechten
Startbedingungen, insbesondere Migrantenkinder, werden nicht ausreichend gefördert, wie
der Leistungsstand von 15-Jährigen zeigt. Die 'Schieflagen im Bildungssystem', Interpretationen der PISA-Studien und bildungspolitische Schlussfolgerungen, werden in dieser überarbeiteten und aktualisierten Textsammlung diskutiert. Vor allem die Bildungssituation von
Migrantenkindern wird ergänzend beleuchtet und verschiedene Erklärungsansätze geboten,
um bildungspolitische und pädagogische Handlungsalternativen aufzuzeigen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: 1. Die PISA-Studien: Herausforderung und Chance - Anne Ratzki:
Skandinavische Bildungssysteme - Schule in Deutschland. Ein provokanter Vergleich (2331); Ingrid Gogolin: Chancen und Risiken nach PISA - über die Bildungsbeteiligung von
Migrantenkindern und Reformvorschläge (33-50); Uwe Hunger, Dietrich Thränhardt: Der
Bildungserfolg von Einwanderericindern in den westdeutschen Bundesländern. Diskrepanzen
zwischen der PISA-Studie und den amtlichen Schulstatistiken (51-67). 2. Strukturelle Aspekte der Bildungssituation von Migrationskindern - Reimer Kornmann: Die Überrepräsentation
260
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
12 Bildung junger Migranten
ausländischer Kinder und Jugendlicher in Sonderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen (7185); Mechthild Gomolla: Fördern und Fordern allein genügt nicht! Mechanismen institutioneller Diskriminierung von Migrantenkindern im deutschen Schulsystem (87-102); Mona
Granato: Zunehmende Chancenungleichheit für junge Menschen mit Migrationshintergrund
auch in der beruflichen Bildung? (103-121). 3. Über Schul- und Unterrichtsqualität, Sprachund Lesekompetenz - Rainer Peek, Astrid Neumann: Schulische und unterrichtliche Prozessvariablen in internationalen Schulleistungsstudien (125-143); Gesa Siebert-Ott: Mehrsprachigkeit und Bildungserfolg (145-159); Bettina Hurrelmann: Ein erweitertes Konzept von Lesekompetenz und Konsequenzen für die Leseförderung (161-176). 4. Bildungsbeteiligung und
Förderung von jungen Migranten in Fallstudien - Karin Weiß: Ausländische Schüler in den
neuen Bundesländern: eine Erfolgsstory (179-191); Erika Schulze, Eva-Maria Soja: Verschlungene Bildungspfade. Über die Bildungskarrieren von Jugendlichen mit Migrationshintergrund (193-205); Dorothea Bender-Szymanski: Unzureichend gefördert? Eine Analyse der
Bildungs- und Förderbedingungen für Migrantenkinder an Frankfurter Schulen (207-227).
[417-L] Avenarius, Hermann; Baethge, Martin; Döbert, Hans; Hetmeier, Heinz-Werner; Klieme,
Eckhard; Meister-Scheufelen, Gisela; Rauschenbach, Thomas; Wolter, Andrä:
Bildung in Deutschland: ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Bildung und
Migration, Bielefeld: Bertelsmann 2006, 330 S., ISBN: 3-7639-3535-5
INHALT: "Der Bericht wird durch Kapitel A eröffnet, das Bildung in den Kontext veränderter
gesellschaftlicher und ökonomischer Rahmenbedingungen stellt. Es beschreibt grundlegende
Veränderungstendenzen in Gesellschaft und Ökonomie ('Megatrends'): den demographischen
Wandel, die wirtschaftliche Entwicklung und die Finanzsituation der öffentlichen Haushalte,
die Folgen von Internationalisierung und Globalisierung für Arbeit und Bildung, die Veränderungen der Sozialstruktur, der Arbeitswelt sowie der Familienund anderen Lebensformen. Im
Zentrum stehen die Indikatoren der Kapitel B bis G. Nach einem bildungsbereichsübergreifenden Kapitel mit Grundinformationen zum Bildungsstand der Bevölkerung, zu Bildungsteilnehmerinnen und -teilnehmern sowie zu Bildungsausgaben (B) werden - mit unterschiedlicher Gewichtung - Indikatoren für die verschiedenen Bildungsbereiche behandelt (Kapitel C
bis G). Jedes Kapitel wird durch Aussagen zur bildungspolitischen Bedeutung der Indikatoren
eingeleitet; danach werden die Ergebnisse zu den einzelnen Indikatoren analysiert und graphisch veranschaulicht. In den 'Perspektiven' am Ende eines jeden Kapitels werden Bezüge zu
aktuellen, noch nicht in Indikatoren darstellbaren Entwicklungen aufgezeigt. In den Kapiteln
C bis G werden im Einzelnen folgende Bereiche behandelt: Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung (Kapitel C); Allgemein bildende Schule und non-formale Lernwelten im
Schulalter (Kapitel D); Berufliche Ausbildung (Kapitel E); Hochschule (Kapitel F); Weiterbildung und Lernen im Erwachsenenalter (Kapitel G). Im Anschluss an den Hauptteil des Berichts befasst sich Kapitel H auf der Grundlage von Daten und Forschungsbefunden mit dem
Schwerpunktthema 'Migration'. Kapitel I stellt sodann in datengestützter Analyse beispielhaft
Wirkungen und Erträge von Bildung quer zu den Bildungsbereichen dar. Diese beziehen sich
vor allem auf berufliche und außerberufliche Bildungserträge, auf den Zusammenhang von
Bildung und Lebensformen sowie auf die Entgrenzung und Kumulation von Bildung. Gerade
mit diesem Kapitel wird der Bildungsbericht seinem integrativen und bilanzierenden Auftrag
gerecht. Eine Zusammenfassung schließt den Bericht ab." (Autorenreferat)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
12 Bildung junger Migranten
261
[418-F] Barlage, Hella, Dr.phil.; Rakhkochkine, Anatoli, Dr.; Rechter, Yvonne; Wedekind, U.;
Querimaj, E. (Bearbeitung); Jaumann-Graumann, Olga, Prof.Dr. (Leitung):
Förderunterricht für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund (Teilprojekt im
Rahmen des Gesamtprojekts "Individuelle Lernförderung" -IFL-)
INHALT: Die Stiftung Mercator aus Essen unterstützt bundesweit Initiativen zur Verbesserung
der sprachlichen und fachlichen Fähigkeiten von jungen Migranten durch außerschulischen
Förderunterricht. Mangelnde Kenntnisse der deutschen Sprache erschwert Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund vielfach den Zugang zum deutschen Bildungssystem.
Ziel des Projektes ist es, für diese Zielgruppe die Bildungschancen und die Chancen auf dem
Arbeitsmarkt zu erhöhen. Der Förderunterricht wird von Studierenden durchgeführt, die hierbei zusätzliche praktische Lehrerfahrungen sammeln können. Die Universität Hildesheim
wird für ihr Projekt "Förderung für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund" 3
Jahren lang Fördergelder von der Stiftung erhalten. Das Projekt wird von weiteren Sponsoren
unterstützt, z.B. der Bürgerstiftung Hildesheim. Die Universität leistet in dem Projekt die Koordination aller Projektbeteiligten, die Datenverwaltung, die Betreuung der Studierenden und
die Projektevaluation. Asyl e.V. unterstützt die Universität bei der Verwaltungsarbeit und ist
auch Ansprechpartner für alle Interessierten. Die Studierenden, die bereit sind, in diesem Projekt mitzuarbeiten, werden auf die Fördertätigkeit in entsprechenden Seminaren bzw.
Workshops vorbereitet und während der Förderung betreut. Die Studierenden fördern eine
Gruppe von 3 bis 6 Schüler/innen mit Migrationshintergrund der Sekundarstufe mindestens
ein halbes Jahr zweimal wöchentlich. Der von der Universität Hildesheim initialisierte Förderunterricht zielt auf die Verbesserung von sprachlichen und fachlichen Leistungen. Neben
dieser Zielsetzung steht gleichwertig die soziale und emotionale Zuwendung zu den Jugendlichen. Jugendliche mit Migrationshintergrund befinden sich vielfach in einer eher isolierten
Situation. Die Kontaktaufnahme mit anderen ist durch sprachliche Defizite erschwert und die
Eltern sind mit der Organisation des Alltags ausgelastet. Den Lehrkräften in den Schulen ist
es aufgrund der Klassenstärken und ihren umfangreichen Aufgaben nicht möglich, sich jedem
Jugendlichen intensiv mit viel Zeit zuzuwenden. In diesem Sinne soll der Förderunterricht
auch ein Raum sein, in dem über persönliche Anliegen, Interessen und Wünsche gesprochen
wird. Die beschriebenen Ziele zeigen, dass es in dem Projekt nicht wie klassischen Nachhilfeunterricht um die Aufarbeitung von Defiziten in einzelnen Schulfächern geht. Vielmehr
wählen die Förderlehrkräfte überschaubare Förderbereiche aus, für die sie fachliche Übungen
vorbereiten und schaffen Sprechanlässe, in denen die sprachliche Förderung mit Gesellschaftsspielen, Freizeitaktionen u.ä. verknüpft wird.
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Stiftung Mercator
INSTITUTION: Universität Hildesheim, FB I Erziehungs- und Sozialwissenschaften, Institut für
Erziehungswissenschaft Abt. Angewandte Erziehungswissenschaft (Marienburger Platz 22,
31141 Hildesheim)
KONTAKT: Institution (e-mail: [email protected])
[419-F] Baumert, Jürgen, Prof.Dr.; Segeritz, Michael (Bearbeitung); Stanat, Petra, Prof.Ph.D.;
Christensen, Gayle, Ph.D. (Leitung):
Schulischer Erfolg von Jugendlichen mit Migrationshintergrund im internationalen Vergleich
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
12 Bildung junger Migranten
INHALT: Internationale Schulleistungsstudien haben gezeigt, dass die Leistungsnachteile von
Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund in Deutschland besonders ausgeprägt
sind. In dem Projekt wird die Situation von Jugendlichen aus zugewanderten Familien in 17
PISA-Teilnehmerstaaten vertiefend analysiert. Befunde der Analysen weisen darauf hin, dass
die geringen schulischen Leistungen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu einem
erheblichen Teil auf die im internationalen Vergleich weniger günstigen Bildungsvoraussetzungen der Migrantenpopulation in Deutschland zurückzuführen sind. Gleichzeitig wird anhand von Ergebnissen einer Zusatzerhebung aber auch deutlich, dass Deutschland zu den
Ländern gehört, in denen Maßnahmen der Zweitsprachförderung kaum systematisch umgesetzt werden. Erfolgreichere Staaten wie Australien, Kanada oder Schweden verfügen dagegen seit geraumer Zeit über klar strukturierte Programme der Zweitsprachförderung, die explizite Standards und Verfahren der Erfolgskontrolle beinhalten.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Stanat, P.; Christensen, G.: Schulischer Erfolg von Jugendlichen
mit Migrationshintergrund: international vergleichende Analysen im Rahmen von PISA 2003
(Arbeitstitel). Berlin: BMBF (in Vorbereitung).
ART: gefördert BEGINN: 2005-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Organisation for Economic Co-operation and Development -OECD-; Bundesministerium für Bildung und Forschung
INSTITUTION: Universität Erlangen-Nürnberg, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Zentralinstitut für Lehr- und Lernforschung (Regensburger Str. 160, 90478 Nürnberg); Urban Institute (2100 M. Street NW, DC 20037 Washington, Vereinigte Staaten von Amerika); MaxPlanck-Institut für Bildungsforschung (Lentzeallee 94, 14195 Berlin)
KONTAKT: Stanat, Petra (Prof.Ph.D. Tel. 0911-5302-565 o. -570, Fax: 0911-5302-166,
e-mail: [email protected])
[420-L] Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration; europäisches
forum für migrationsstudien -efms- Institut an der Universität Bamberg (Mitarbeiter) (Hrsg.):
Bildung und Ausbildung: Daten - Fakten - Trends, Berlin 2005, 37 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.bundesregierung.de/nsc_true/Content/DE/Publikation/IB/Anlagen/bildung-undausbildung,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/bildung-und-ausbildung)
INHALT: "Zugang zur Bildung und Erfolge im Bildungssystem sind Grundbedingungen der
Integration von Migranten im Generationenverlauf. Will man Bildungsbeteiligung und Bildungserfolge von Kindern mit Migrationshintergrund anhand der deutschen Bildungsstatistiken erfassen, muss man zunächst auf bestimmte Grenzen der Statistiken hinweisen. Die amtlichen Bildungsstatistiken erfassen lediglich das Merkmal 'Staatsangehörigkeit' und unterschätzen aus diesem Grund den Anteil von Kindern und Jugendlichen aus Familien mit
Migrationshintergrund im Bildungssystem: Kinder von Spätaussiedlern und von eingebürgerten Personen sind deutsche Staatsangehörige. Ein direkter Vergleich der Bildungsdaten von
Deutschen und Ausländern ist ferner sowohl aufgrund unterschiedlicher Bildungsvoraussetzungen (Bildungsstand der Eltern), als auch aufgrund wechselnder Zusammensetzung der
Schülerschaft aus Migrantenfamilien (Zu- und Abwanderungen, 'Seiteneinsteiger') problematisch. Der Bildungsfortschritt vieler Jugendlicher mit Migrationshintergrund wird systematisch unterschätzt: Bildungserfolge der zweiten Generation werden z.B. durch Einbeziehung
von 'Seiteneinsteigern' in die Statistik (wie Kinder von Bürgerkriegsflüchtlingen in den
1990er Jahren) in die amtliche Statistik nicht angemessen sichtbar. 'Seiteneinsteiger' haben
üblicherweise Anfangsschwierigkeiten beim Wechsel in ein anderes nationales Bildungssys-
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12 Bildung junger Migranten
263
tem und 'drücken' statistisch das Niveau der Leistungen nach unten. Zwei weitere Phänomene
sind verantwortlich für die Verzerrung der Darstellung der Bildungswege von Schülern mit
Migrationshintergrund: Eingebürgerte gehen als Deutsche in die Statistik ein. Da es sich bei
eingebürgerten Personen aufgrund der Einbürgerungsvoraussetzungen (langer Aufenthalt,
Sprachkenntnisse) vor allem um Kinder und Jugendliche aus Familien handelt, die tendenziell
größere Bildungserfolge erzielen als Schüler mit ausländischer Staatsangehörigkeit, könnte es
sich somit um eher bessere Schüler handeln. Der Bildungserfolg von Schülern mit Migrationshintergrund würde dadurch eher unterschätzt. Auf der anderen Seite steigen viele jugendliche Spätaussiedler, die ebenfalls Zuwanderer sind, aber als Deutsche in die Statistik eingehen, häufig erst in relativ fortgeschrittenem Alter in das deutsche Bildungssystem ein und erreichen vermutlich schlechtere Bildungsabschlüsse als die einheimischen Deutschen. Im Folgenden wird nach einem Blick auf den vorschulischen Bereich der Besuch ausländischer
Schüler an allgemein bildenden Schulen dargestellt. Berufliche Schulen und berufliche Ausbildung bilden einen weiteren Analysebereich. Im Anschluss daran werden ausländische Studierende in Deutschland betrachtet, und abschließend wird die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen von Ausländern und deutschen Staatsangehörigen vergleichend dargestellt." (Textauszug)
[421-L] Becker, Birgit; Biedinger, Nicole:
Ethnische Bildungsungleichheit zu Schulbeginn, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 58/2006, H. 4, S. 660-684 (Standort: USB Köln(38)-Haa00277-b; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Ziel des vorliegenden Beitrags ist die Erklärung ethnischer Bildungsungleichheit zu
Schulbeginn am Beispiel der Schulfähigkeit, wobei besonders der Kindergartenbesuch als Erklärungsfaktor fokussiert wird. Es wird angenommen, dass der Start der Schulkarriere durch
die in der Vorschulzeit erworbenen Kompetenzen der Kinder geprägt wird. Mit den Daten der
Osnabrücker Schuleingangsuntersuchung der Jahrgänge 2000 bis 2005 lassen sich ethnische
Unterschiede am Ende der Vorschulzeit nachweisen. Diese bleiben auch bei Kontrolle des
Familienhintergrunds bestehen. Unter Berücksichtigung der Kindergartenbesuchsdauer wird
der Effekt der ethnischen Herkunft auf die Schulfähigkeit reduziert und verschwindet vollständig bei zusätzlicher Kontrolle der kognitiven und sprachlichen Kompetenzen. Weitergehende Analysen zeigen, dass der Kindergartenbesuch sowohl direkt als auch indirekt (über
die kognitiven und sprachlichen Kompetenzen) auf die Schulfähigkeit wirkt. Die Ergebnisse
stellen die zentrale Bedeutung des Kindergartenbesuchs im Rahmen der vorschulischen Bildung heraus." (Autorenreferat)
[422-L] Beck-Gernsheim, Elisabeth:
Migranten im Bildungsbereich: warum ihre Leistungen unsichtbar bleiben, in: Handlung,
Kultur, Interpretation : Zeitschrift für Sozial- und Kulturwissenschaften, Jg. 14/2005, H. 1, S. 4855
INHALT: Die Autorin beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit den Bildungschancen und Bildungsbemühungen von Migrantenjugendlichen und geht der Frage nach, inwieweit die vorhandenen Daten der Bildungsstatistik ein angemessenes Bild vermitteln. Denn in diesen wird regelmäßig auf Bildungsdefizite hingewiesen und die Bildungsleistungen vieler Migrantenju-
264
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12 Bildung junger Migranten
gendlichen werden oftmals unterschätzt bzw. nicht anerkannt. Nach Einschätzung der Autorin
ergeben die amtlichen Zahlen kein vollständiges und ausgewogenes Bild der Bildungsbemühungen von Migrantenkindern, sondern enthalten vielmehr eine Reihe systematischer Verzerrungseffekte. Sie erläutert dies anhand von vier Thesen: (1) Die eingebürgerten Migranten
werden in der amtlichen Bildungsstatistik unsichtbar. (2) Die Seiteneinsteiger im Bildungssystem werden nicht als eigene Gruppe berücksichtigt. (3) Die amtliche Bildungsstatistik
fragt nicht nach Selektionseffekten, die von den Lehrern an der Schule ausgehen. (4) Die amtlichen Daten lassen die Bildungsfortschritte im Generationenverlauf außer Acht. (ICI2)
[423-F] Bekerman, Zvi, Prof. (Bearbeitung); Feininger, Bernd, Prof.Dr.; Wolff-Jontofsohn, Ulrike, Dr. (Leitung):
Interkulturelle und Interreligiöse Aushandlungsprozesse im Kontext von Schulentwicklungsprozessen
INHALT: Das international vergleichende Forschungsprojekt befasst sich mit Konzepten interkultureller und interreligiöser Bildung als Bestandteil von Schulentwicklungsprozessen und
den Möglichkeiten der Adaptierung von Fortbildungskonzepten und Unterrichtsmaterialien.
Die israelische Partneruniversität in Jerusalem betreut die einzigen vier integrativen jüdischarabischen Schulen in Israel. Im Rahmen dieser wissenschaftlichen Betreuung finden Lehrerfortbildungen und Supervisionen in den Modellschulen statt. Ein Schwerpunkt der Schulentwicklung liegt auf den Aushandlungsprozessen von Ritualen, Feiertagen und Gedenktagen.
Zusammen mit den israelischen Kollegen sollen Konzepte, Bedingungen und Möglichkeiten
interreligiöser und interkultureller Verständigung erforscht werden.
ART: Eigenprojekt BEGINN: 2004-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Pädagogische Hochschule Freiburg, Zentrum für Weiterbildung und Hochschuldidaktik (Kunzenweg 21, 79117 Freiburg im Breisgau); Hebrew University of Jerusalem (43
Jabotinski Street, 91040 Jerusalem, Israel)
KONTAKT: Feiniger, Bernd (Prof.Dr. e-mail: [email protected]); Wolff-Jontofsohn,
Ulrike (Dr. Tel. 0761-682-544, e-mail: [email protected])
[424-L] Bilger, Frauke:
Migranten und Migrantinnen - eine weitgehend unbekannte Zielgruppe in der Weiterbildung: empirische Erkenntnisse und methodische Herausforderungen, in: Report : Zeitschrift
für Weiterbildungsforschung : wissenschaftliche Zeitschrift mit Dokumentation der Jahrestagungen der Sektion Erwachsenenbildung der DGfE, 2006, Nr. 2, S. 21-31 (Standort: USB Köln(38)EWA-LS-Bal/18)
INHALT: "Eine an den Teilnehmerbedürfnissen und -interessen orientierte Angebotsplanung von
Weiterbildungsveranstaltungen setzt empirisch abgesichertes Datenmaterial voraus. Die Datenlage zu Weiterbildungsverhalten und -interessen von Migrant/inn/en in Deutschland ist
diesbezüglich allerdings dürftig. Dies ist zum einen auf das Definitionsproblem von Konstrukten wie 'Weiterbildung' und 'Personen mit Migrationshintergrund' und auf die damit verbunden Schwierigkeiten der Operationalisierung zurückzuführen. Zum anderen ist die Datenerhebung in diesem Themenbereich aufwändig. Auf der Grundlage von Daten des Berichts-
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12 Bildung junger Migranten
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systems Weiterbildung (BSW) und des Sozioökonomischen Panels (SOEP) erfolgt in diesem
Beitrag eine Annäherung an die Zielgruppe." (Autorenreferat)
[425-L] Boos-Nünning, Ursula:
Jugendliche mit Migrationshintergrund: der immer noch schwierige Übergang in eine berufliche Ausbildung, in: Berufsbildung : Zeitschrift für Praxis und Theorie in Betrieb und Schule, Jg.
60/2006, H. 3, S. 3-7 (Standort: USB Köln(38)-MXG00347; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag unternimmt eine Bestandsaufnahme der beruflichen Ausbildungssituation
von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, differenziert nach Jugendlichen mit ausländischem Pass und solchen mit einem deutschen Pass. Jugendliche mit Migrationshintergrund
und einem deutschen Pass schneiden tendenziell besser ab als solche mit einem ausländischen
Pass, aber auch bei dieser Gruppe bleibt der Abstand zu deutschen Jugendlichen groß. Auch
innerhalb der Gruppe der Jugendlichen mit ausländischer Staatsangehörigkeit gibt es Unterschiede je nach nationalem Hintergrund (Ausbildungsquote von Jugendlichen mit spanischem
Pass: 60 Prozent, von Jugendlichen mit türkischem Pass: 38 Prozent). Junge Frauen haben in
allen Gruppen eine geringere Ausbildungsquote. Zur Erklärung der Schwierigkeiten von Jugendlichen mit Migrationshintergrund beim Übergang in berufliche Ausbildung werden drei
theoretische Ansätze diskutiert: der Humankapitalansatz, die Arbeitsmarktdiskriminierung
und der Einfluss der Arbeitsmarktsegmentation. Um Bedingungen zu schaffen, die jungen
Menschen mit Migrationshintergrund den Zugang zu qualifizierten Berufen in gleicher Weise
sichern wie deutschen Jugendlichen, werden Vorschläge zur Bekämpfung der Benachteiligung auf verschiedenen Ebenen entwickelt, unter anderem die Verbesserung der schulischen
Voraussetzungen, Hilfen für Marktbenachteiligte, die interkulturelle Öffnung zur Vermeidung ethnischer Diskriminierung sowie die nachhaltige Aufarbeitung von Benachteiligung
durch Nachqualifizierung. (IAB)
[426-L] Bouras, Khatima:
Mehrsprachigkeit und Schulerfolg bei Migrantenkindern: soziolinguistische Untersuchungen zur Bildungslaufbahn und mündlichen Sprachkompetenz am Beispiel von Kindern marokkanischer Migranten, (Studien zur Migrationsforschung, Bd. 5), Hamburg: Kovac 2006, 323
S., ISBN: 3-8300-2152-6 (Standort: UB Siegen(467)-11BGC3057)
INHALT: "Maghrebinische Migranten bilden eine der größten ausländischen Minderheitengruppen in der Europäischen Union. Charakteristisch für die Mitbürger marokkanischen Ursprungs in der Bundesrepublik ist ihre Mehrsprachigkeit. Diese empirische Studie untersucht
die Bildungslaufbahn junger Erwachsener in ihrem Zusammenhang mit soziokulturellen Einflüssen und sucht Lösungswege aufzuzeigen. Dabei kommt den mündlichen Sprachkenntnissen der bilingualen oder trilingualen Migrantenkinder im Deutschen, Arabischen und Berberischen (Tamasirt) besondere Bedeutung zu. Im ersten Teil dieser Arbeit werden zur Einführung in den gesellschaftlichen Hintergrund zunächst die sprachliche Situation der Bevölkerung in Marokko, die Migration in die Bundesrepublik sowie die soziokulturelle Lage der marokkanischen Immigranten und ihrer Kinder kurz dargestellt. Dem schließt sich die Präsentation des ausgehend vom aktuellen Forschungsstand und ergänzt durch eigene Studien entwickelten anthropozentrischen Multivariablenmodells zur Makrountersuchung des Schulerfolgs
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in Zusammenhang mit der Mehrsprachigkeit und sozialpsychologischen Einflussfaktoren an.
Für die Mikroanalyse der Kompetenzen in der Erst-, Zweit- und Drittsprache wurde in Anlehnung an den Test Deutsch als Fremdsprache sowie das Modell zur kommunikativen Kompetenz nach Bachman und Palmer ein Niveaustufenmodell konzipiert. Den empirischen
Hauptteil leitet eine Vorstellung der verwendeten Untersuchungsmethoden und fair diese Forschungsarbeit entworfenen Erhebungsinstrumente in Form von Fragebögen für die Gesamtgruppe sowie Sprachtests im Deutschen, Arabischen und Berberischen zur Detailuntersuchung ausgewählter Probanden ein. Dem folgen die Analyse der erhobenen empirischen Daten und die Diskussion festgestellter Abhängigkeiten zwischen dem Schulerfolg, der Mehrsprachigkeit und außersprachlichen Faktoren. Abgeschlossen wird die Studie durch eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse und einen Ausblick." (Textauszug)
[427-F] Braun, Heike, M.A. (Bearbeitung); Geißler, Rainer, Prof.Dr. (Betreuung):
Bildungserfolgreiche junge Menschen mit Migrationshintergrund am Beispiel von Studienanfänger/innen türkischer und italienischer Herkunft
INHALT: Bildung ist der Schlüssel für die Integration der Migranten im modernen Einwanderungsland Deutschland. Das Projekt will einen Beitrag zu diesem gesellschaftspolitisch hoch
relevanten Problem liefern. Es geht nicht, wie es die meisten Studien zur Bildungssituation
von Migrantenkindern vorrangig tun, den Bildungsdefiziten dieser Gruppen und deren Ursachen nach, sondern es analysiert die Bedingungen für erfolgreiche Bildungsverläufe von StudienanfängerInnen türkischer und italienischer Herkunft. Mittels biografisch-narrativer Interviews werden für den Bildungserfolg förderliche und hinderliche Umstände im familiären
Umfeld, in der Schule und im außerschulischen Bereich analysiert; zugleich wird untersucht,
welche Ressourcen und Strategien von den Befragten mobilisiert wurden, um eventuell auftretende Schwierigkeiten zu bewältigen. Mögliche Unterschiede nach Ethnie, Geschlecht und
sozialer Herkunft finden hierbei Berücksichtigung. Somit wird der Blick auf individuelle Bildungswege von jungen Menschen mit Migrationshintergrund gelenkt und deren spezifischen
Besonderheiten ebenso Aufmerksamkeit geschenkt wie erkennbaren Parallelen und Unterschieden zwischen verschiedenen Bildungswegen und deren Ursachen. GEOGRAPHISCHER
RAUM: Siegen (Universität Siegen)
METHODE: Das Projekt knüpft im Wesentlichen an drei theoretische Ansätze an: 1. an Pierre
Bourdieus 'Theorie der Kapitalien' bei der Analyse des familialen Einflusses (vgl. Bourdieu
1982); 2. an den Ansatz der 'institutionellen Diskriminierung' bei der Analyse der schulischen
Einflüsse (vgl. Gomolla/ Radtke 2002) und 3. an die 'Resilienzforschung' bei der Analyse der
Bewältigungsstrategien (vgl. Opp 1999). Untersuchungsdesign: qualitatives Sample DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: derzeit 52; biografisch-narrative Interviews). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: Dissertation BEGINN: 2004-01 ENDE: 2007-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Siegen, FB 01 Sozialwissenschaften, Philosophie, Theologie, Geschichte, Geographie, Fach Soziologie Lehrstuhl für Soziologie Prof.Dr. Geißler (57068 Siegen)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0271-760-4772, e-mail: [email protected])
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[428-F] Büchel, Helga (Bearbeitung); Rabkin, Gabriele, Dr.; Akkaya, Erkan (Leitung):
"Family Literacy"
INHALT: 1. Ausgangssituation: Das Hamburgische Schulgesetz in der Fassung vom 27.06.03
sieht für das Einschulungsverfahren neben der Berücksichtigung der geistigen, seelischen und
körperlichen Entwicklung des Kindes auch die Berücksichtigung des sprachlichen Entwicklungsstandes vor. Darüber hinaus wurde die vorschulischen Sprachförderung im Regierungsprogramm 2004 zum zentralen Vorhaben erklärt. Dieser Entwicklung tragen die folgenden
bereits in diesem Bereich in Angriff genommenen Maßnahmen Rechnung: Vorstellung aller
Viereinhalbjährigen eineinhalb Jahre vor Schulbeginn, Entwicklung des Hamburger Verfahrens zur Analyse des Sprachstands Fünfjähriger (HAVAS 5: Hamburger Verfahren zur Analyse des Sprachstands Fünfjähriger), Einsatz von Grundschullehrkräften in Kindertagesheimen, Qualifizierungs- bzw. Fortbildungsmaßnahmen für Kita- und Vorschulklassen-Kräfte
(VSK), Mütter-Sprachkurse, Umsteuerung des Ressourceneinsatzes (geplant). 2. Das Projekt:
Parallel zu "HAVAS 5" werden im Teilprojekt "Family Literacy" Eltern mit Migrationshintergrund in die vorschulische und im Anschluss daran auch schulische Sprachförderung einbezogen und die Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule/ Kitas gestärkt. "Family
Literacy" verbindet familiale Spracherziehung und institutionelle Sprachbildung (Modul 4).
In den "Family Literacy"-Lerngruppen sollen Erkenntnisse aus HAVAS 5 Anwendung finden: Eltern sollen in die (Schrift)Sprachförderung ihrer Kinder aktiv einbezogen werden und
Unterstützung erhalten, um zuhause mit den Kindern weiterzuarbeiten. Die Zusammenarbeit
zwischen Elternhaus und Schule soll insgesamt gestärkt, Kooperation mit anderen sozialen
Einrichtungen angebahnt werden. Parallel dazu erfolgt ein Austausch mit inhaltlich internationalen "Family Literacy"-Projekten durch das UNESCO-Institut für Pädagogik. GEOGRAPHISCHER RAUM: Hamburg
ART: gefördert BEGINN: 2004-09 ENDE: 2009-08 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und Forschung; Land Freie und Hansestadt Hamburg
INSTITUTION: Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (Felix-Dahn-Str. 3,
20357 Hamburg); Land Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Bildung und Sport Amt
für Bildung (Postfach 761048, 22060 Hamburg)
KONTAKT: Rabkin, Gabriele (Tel. 040-42801-2304, Fax: 040-42801-2799,
e-mail: [email protected])
[429-L] Bundesministerium für Bildung und Forschung (Urheber); Deutscher Bundestag Fraktion
der GRÜNEN (Urheber):
Ausbildungssituation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten und der Fraktion Die Linke - Drucksache
16/1733, in: Verhandlungen des Deutschen Bundestages / Drucksachen, 2006, Dr. 16/1848, 12 S.
(Standort: USB Köln(38)-LS R932; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://dip.bundestag.de/btd/16/018/1601848.pdf)
INHALT: Ausgehend von der Tatsache, dass die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jahr 2005 den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung erreicht hat, richtet sich
die Anfrage der Fraktion Die Linke auf die besondere Situation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Die Bundesregierung bezieht sich in ihrer Antwort auf den Bericht 'Bildung
in Deutschland', der eine gesonderte Analyse zu Bildung und Migration enthält und sich auf
268
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Daten des Mikrozensus 2005 stützt. Demnach haben ca. sechs Millionen Jugendliche und
junge Erwachsene in der Bundesrepublik einen Migrationshintergrund. In der Altersgruppe
der 25- bis 30-Jährigen verfügen 41 Prozent der Migranten über keinen Ausbildungsabschluss. 'Diese Zahlen verdeutlichen die Größe und Wichtigkeit berufs-/ bildungspolitischer
Integrationsförderung als Zukunftsinvestition.' Die Anzahl der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz für die Jahre 2000 bis 2005 wird dargestellt, wobei keine Aussagen zu einem eventuellen Migrationshintergrund gemacht werden können. Weitere Aussagen betreffen den
Erfolg des Ausbildungspaktes und geplanten Maßnahmen der Bundesregierung zur Ausbildungsförderung. Positiv bewertet wird das Ausbildungsstrukturprogramm KAUSA (Koordinierungsstelle Ausbildung in Ausländischen Unternehmen). (IAB)
[430-F] Caprez-Krompak, Edina (Bearbeitung); Allemann-Ghionda, Cristina, Prof.Dr. (Leitung):
Entwicklung der Erst- und Zweitsprache im interkulturellen Kontext. Eine empirische Untersuchung
INHALT: keine Angaben
METHODE: Empirische, qualitative Untersuchung über den Einfluss des Unterrichts in heimatlicher Sprache und Kultur (in D: muttersprachlicher Ergänzungsunterricht) auf die Sprachentwicklung der Migrantenkinder.
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung
INSTITUTION: Universität Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät, Pädagogisches Seminar
Professur Allgemeine Pädagogik, insb. international vergleichende und interkulturelle Erziehungswissenschaft (Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0221-470-4025 od. -2452, Fax: 0221-470-6707,
e-mail: [email protected])
[431-L] Damelang, Andreas; Haas, Anette:
Arbeitsmarkteinstieg nach dualer Berufsausbildung: Migranten und Deutsche im Vergleich,
(IAB Forschungsbericht : Ergebnisse aus der Projektarbeit des Instituts für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung, Nr. 17/2006), Nürnberg 2006, 42 S. (Graue Literatur;
URL: http://doku.iab.de/forschungsbericht/2006/fb1706.pdf)
INHALT: "In der Debatte über Integrationspolitik für Personen mit Migrationshintergrund kommt
der Teilnahme am Arbeitsmarkt eine Schlüsselrolle zu. Der Einstieg über die duale Berufsausbildung stellt für Jugendliche allgemein - aber insbesondere für Migranten, die in den höheren Bildungsabschlüssen unterrepräsentiert sind - eine wichtige Zugangsvoraussetzung dar.
In dem Beitrag wird der Berufseinstieg von Migranten und Deutschen untersucht, die eine
Ausbildung im dualen Ausbildungssystem in Deutschland erfolgreich abgeschlossen haben.
Diese Erwerbsphase ist deshalb von besonderer Relevanz, da sie für den weiteren Berufsverlauf stark prägend ist. Auf Basis der Abschlusskohorte 2002 wird sowohl der erfolgreiche
Einstieg nach der Ausbildung untersucht, als auch die Nachhaltigkeit mittels der Dauer der
ersten Beschäftigungsphase analysiert. Dazu werden theoretische Erklärungsmuster erläutert,
die Bildungs- und Arbeitsmarktbeteiligung von Ausländern in den letzten Jahren thematisiert
und nach Ausbildungsberufen unterschieden. Die Ergebnisse zeigen für Türken ein deutlich
erhöhtes Arbeitslosigkeitsrisiko beim Einstieg, während für sonstige Migranten der Arbeits-
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markteintritt zwar häufiger mit einer Teilzeitbeschäftigung erfolgt, aber im Vergleich zu
Deutschen nur ein leicht höheres Arbeitslosigkeitsrisiko vorliegt. Für die Nachhaltigkeit der
ersten Beschäftigungsphase für diejenigen Absolventen, die direkt im Anschluss an ihre Ausbildung eine Beschäftigung gefunden haben, zeigen sich keine nationenspezifischen Unterschiede." (Autorenreferat)
[432-L] Deeke, Axel:
Die Vermittlung berufsbezogener Deutschkenntnisse für Arbeitslose mit Migrationshintergrund: Förderansatz und Umsetzung im ESF-BA-Programm bis Ende 2005, (IABProjektbericht, 10-534), Nürnberg 2006, 50 S. (Standort: IAB-90-0DE0-309000 BS 688; Graue
Literatur)
INHALT: "Seit Herbst 2004 zunächst nur im westdeutschen Ziel 1-Gebiet und ab 2005 bundesweit, aber jetzt eingegrenzt auf Bezieher und Bezieherinnen von Arbeitslosengeld nach dem
SGB III, kann die berufsbezogene Sprachkompetenz von Personen mit Migrationshintergrund
in Form von dreimonatigen Maßnahmen zur Vermittlung von Deutschkenntnissen aus Mitteln
des ESF-BA-Programms gefördert werden. Damit stand die seit Herbst 2000 laufende Begleitforschung zum Programm vor einer unerwarteten neuen Aufgabe. Im hier vorgelegten
ersten Bericht zur Evaluation des neuen Förderansatzes werden die arbeitsmarktpolitische
Begründung und die institutionelle Konkretisierung der berufsbezogenen Sprachförderung
unter Berücksichtigung des einschlägigen Forschungsstandes diskutiert, es werden die darauf
bezogenen Fragstellungen zur Evaluation begründet und es werden erste Informationen zur
bisherigen Umsetzung der Sprachkurse und zu ihren Ergebnissen gegeben." (Autorenreferat)
[433-L] Deutsches Institut für Erwachsenenbildung -DIE- e.V. (Hrsg.):
Zuwanderung und Migration, in: Report : Zeitschrift für Weiterbildungsforschung : wissenschaftliche Zeitschrift mit Dokumentation der Jahrestagungen der Sektion Erwachsenenbildung
der DGfE, 2006, Nr. 2, 64 S. (Standort: USB Köln(38)-EWA-LS-Bal/18)
INHALT: "Angesichts von etwa 14 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland haben sich das Bildungssystem und damit auch die Erwachsenenbildung auf die Heterogenität ihrer jetzigen und künftigen Klientel einzustellen. Allerdings gibt es wenig Daten über
die Anzahl und Zusammensetzung der nichtdeutschen Teilnehmenden an Weiterbildungsveranstaltungen und auch die Forschung zum Themenfeld Migration und Erwachsenenbildung
ist eher spärlich gesät. Das Schwerpunktheft greift das Thema Migration und Zuwanderung
mit der Intention auf, diesen in der Weiterbildung eher randständigen Bereich in seiner Vielschichtigkeit darzustellen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Karin Dollhausen: Integrationsförderung als Herausforderung für Weiterbildungsorganisationen (9-20); Frauke Bilger:
Migranten und Migrantinnen - eine weitgehend unbekannte Zielgruppe in der Weiterbildung.
Empirische Erkenntnisse und methodische Herausforderungen (21-31); Bernhard Schmidt,
Rudolf Tippelt: Bildungsberatung für Migrantinnen und Migranten (32-42); Gerhild Brüning:
Weiterbildung für Migrantinnen und Migranten - Tradition ohne Nachhaltigkeit (43-54); Josef Freise: Interkulturelle Bildung in der Einwanderungsgesellschaft (55-64).
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[434-L] Dornette, Johanna; Jacob, Marita:
Zielgruppenerreichung und Teilnehmerstruktur des Jugendsofortprogramms JUMP, (IAB
Forschungsbericht : Ergebnisse aus der Projektarbeit des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nr. 16/2006), Nürnberg 2006, 48 S. (Graue Literatur;
URL: http://doku.iab.de/forschungsbericht/2006/fb1606.pdf)
INHALT: "Im Jahr 1999 wurde das Jugendsofortprogramm der damaligen rot-grünen Bundesregierung zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit initiiert und mehrere Jahre fortgeführt. Im
Rahmen des Sofortprogramms 'Jugend mit Perspektive' wurden bis zum Jahr 2003 zahlreiche
Maßnahmen angeboten, die danach zum Teil in den Katalog der Regelförderung übernommen wurden. Der Bericht präsentiert Ergebnisse aus der JUMP-Begleitforschung zu dem Umfang unterschiedlicher Förderangebote während der fünfjährigen Programmlaufzeit sowie deren regionalen und maßnahmebezogenen Schwerpunkten und der Struktur der Teilnehmer.
Darüber hinaus diskutieren wir die Ergebnisse zahlreicher Analysen zu Zuweisungsmustern
und deren Veränderungen zwischen 1999 und 2003 sowie zur Erreichung der Zielgruppen des
Programms. Die meisten Eintritte in das Jugendsofortprogramm konnten 1999 im ersten Jahr
der Laufzeit beobachtet werden. Sowohl der quantitative Umfang als auch der Einsatz unterschiedlicher Maßnahmen veränderten sich im Förderzeitraum: Während 1999 relativ häufiger
ausbildungs- und qualifizierungsbezogene Maßnahmen eingesetzt wurden, stand seit 2000 die
Förderung arbeitsloser Jugendlicher mit Lohnkostenzuschüssen und Qualifizierungs-ABM im
Vordergrund. Etwa 40 Prozent aller JUMP-Maßnahmen wurden in Ostdeutschland durchgeführt. Hier beobachten wir vergleichsweise viele beschäftigungsschaffende Maßnahmen,
während in Westdeutschland berufliche Fort- und Weiterbildung sowie Berufsvorbereitung
und Erstausbildung Schwerpunkte bildeten. Die Zuweisung von Jugendlichen zu den Maßnahmen des Jugendsofortprogramms erfolgte i. d. R. gemäß den Vorgaben durch die Richtlinien zum Jugendsofortprogramm und mit einer Ausnahme wurden die in den Richtlinien definierten Zielgruppen entsprechend ihren Anteilen an allen arbeitslosen Jugendlichen erreicht.
Jugendliche mit Migrationshintergrund wurden in geringerem Umfang als beabsichtigt gefördert. Es traten auch über die Zeit relativ konstante Zuweisungsmuster zu den JUMPMaßnahmen auf. Behinderte nahmen im gesamten Förderzeitraum mit hoher Wahrscheinlichkeit an AQJ-Maßnahmen und Qualifizierungs-ABM teil; Benachteiligte wiesen ebenfalls
eine erhöhte Förderwahrscheinlichkeit in Qualifizierungs-ABM auf. Migranten nahmen mit
hoher Wahrscheinlichkeit an beschäftigungsbegleitenden Hilfen teil, in deren Rahmen auch
Sprachunterricht angeboten wurde und sie wurden häufig sozialpädagogisch betreut." (Autorenreferat)
[435-L] Entorf, Horst; Lauk, Martina:
Peer effects, social multipliers and migrants at school: an international comparison, (Darmstadt Discussion Papers in Economics, Nr. 164), Darmstadt 2006, 25 S. (Graue Literatur; URL:
http://www.bwl.tu-darmstadt.de/vwl/forsch/veroeff/papers/ddpie_164.pdf; http://www.hwwi.org/
fileadmin/hwwi/Publikationen/Research/Paper/Migration/HWWI_Research_Paper_3-3.pdf)
INHALT: "This article analyses the school performance of migrants dependent on peer groups in
different international schooling environments. Using data from the international OECD PISA test, we consider social interaction within and between groups of natives and migrants.
Results based on social multipliers (Glaeser et al. 2000, 2003) suggest that both native-tonative and migrant-to-migrant peer effects are higher in ability-differencing school systems
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than in comprehensive schools. Thus, non-comprehensive school systems seem to magnify
the prevailing educational inequality between students with a low parental socioeconomic
migration background and children from more privileged families." (author's abstract)
[436-L] Esser, Hartmut:
Ethnische Ressourcen: das Beispiel der Bilingualität, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd.
16/2006, H. 4, S. 525-543 (Standort: USB Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "In dem Beitrag wird am Beispiel der Bilingualität die Hypothese behandelt, wonach
die ethnischen Ressourcen für die Integration von Migranten von einer besonderen Bedeutung
seien, so wie es im Zuge neuerer Konzepte der Migrationssoziologie, etwa im Konzept der
'segmented assimilation', vermutet wird. Vier Bereiche werden hierbei angesprochen: die Bedeutung muttersprachlicher Fertigkeiten für die schulischen Leistungen, die Wirkungen muttersprachlicher Unterrichtsprogramme, die Effekte muttersprachlicher Kompetenzen für den
Arbeitsmarkterfolg allgemein und dann speziell für Kanada als oft genanntes Beispiel für eine
'angemessene' Sprach- und Integrationspolitik. Es zeigt sich, dass in so gut wie keinem Fall
die muttersprachlichen Kompetenzen (wie die binnenethnischen Beziehungen) einen empirisch belegbaren Effekt für den Bildungs- und Arbeitsmarkterfolg haben. Zumindest in Hinsicht auf die Prozesse des Spracherwerbs und dessen Folgen ist das Konzept der intergenerationalen Absorption durch (sprachliche) Akkulturation nach wie vor gültig, auch in Kanada."
(Autorenreferat)
[437-L] Fiechter, Ursula; Kappus, Elke-Nicole:
Soziale Ungleichheit und kulturelle Differenz: zur Bedeutung von Sprache im Schulalltag, in:
Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des
32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt
am Main: Campus Verl., 2006, S. 1629-1637, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Im Zuge weltweiter Mobilisierungsschübe sehen sich Schulen in den durch Migration
geprägten Landschaft städtischer Agglomerationen zunehmend mit dem Phänomen der 'Multikulturalität' konfrontiert. Während sich vornehmlich die Erziehungswissenschaften in den
vergangenen Jahrzehnten theoretisch mit der Herausforderung der 'multikulturellen Schulen'
auseinandergesetzt haben, ist die Praxis bis heute nur ungenügend reflektiert. Das Referat
präsentiert Ergebnisse einer Forschung in Bern-West, die an dieser Diskrepanz von Theorie
und Praxis ansetzt: Einerseits werden die diskursiven Formationen von Politik und interkultureller Pädagogik zu Multikulturalität und Schule in der Schweiz präsentiert, andererseits wird
die anhand der ethnographischen Methode erhobene Praxis in Bern West analysiert. Es interessiert, welche Konzepte und Begrifflichkeiten von kultureller Differenz, Multikultur,
Hybridität, Integration, Assimilation usw. in unterschiedlichen Diskursgemeinschaften auftauchen und wie sie von verschiedenen AkteurInnen verwendet und strategisch eingesetzt
werden. Die Frage nach der Relation von sozialer Ungleichheit und kultureller Identität ist
dabei von besonderem Interesse." (Autorenreferat)
272
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
12 Bildung junger Migranten
[438-L] Gebel, Christa:
Sprachförderlichkeit von Medienarbeit im Kindergarten- und Vorschulalter, in: Medien und
Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 50/2006, H. 1, S. 39-43
INHALT: "Eine Verbindung von Medienarbeit und Sprachförderung liegt aus theoretischer wie
praktischer Sicht nahe, denn Medienarbeit bietet auf unterschiedlichen Ebenen ausbaufähige
sprachförderliche Potenziale. Eine systematische Verknüpfung erfordert die Entwicklung und
Evaluation von Konzepten, die aus medienpädagogischer wie linguistischer Perspektive auf
den Elementarbereich zugeschnitten sind. Entsprechende Ideen ergeben sich aus einer Analyse von 30 Projekten rezeptiver und aktiver Medienarbeit." Der Beitrag beruht auf einem Projekt vom JFF München und dem Medienzentrum Parabol in Nürnberg, in dem sprachförderliche Potentiale der Medienarbeit in Kindertagesstätten untersucht wurden. (PT2)
[439-L] Granato, Mona; Degen, Ulrich (Hrsg.):
Berufliche Bildung von Frauen, (Berichte zur beruflichen Bildung, Bd. 278), Bielefeld: Bertelsmann 2006, 269 S., ISBN: 3-7639-1078-6
INHALT: "Der Sammelband gibt einen umfassenden Überblick über die unterschiedlichen Forschungsperspektiven und Forschungsergebnisse zur beruflichen Bildung von Frauen. Die Beiträge spannen einen Bogen von der Politik des Gender Mainstreaming, die auch die EU als
Initiative zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der beruflichen Aus- und Weiterbildung aufgegriffen hat, bis zu den Ungleichgewichten bei den Aus-, Weiterbildungs- und den
Berufschancen von Männern und Frauen in Ost- und Westdeutschland. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Möglichkeiten der Eröffnung neuer Beschäftigungsfelder für Frauen durch berufliche Weiterbildung." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Neue Perspektiven in der Berufsbildung - Angelika Puhlmann: Genderkompetenz in der Aus- und Weiterbildung: Strategien, Nutzen, Umsetzung (7-13); Dorothea Schemme: Genderperspektiven in der beruflichen
Bildung (14-27). Berufsorientierung und Ausbildung - Angelika Puhlmann: Welche Rolle
spielt das Geschlecht bei der Berufswahl? (28-36); Joachim Gerd Ulrich: Berufskonzepte von
Mädchen und Jungen (37-60); Hannelore Paulinei-Schlottau: Verbesserte Chancen für Frauen
durch die Neuordnung der Einzelhandelsberufe (61-72); Marlies Dorsch-Schweizer: Modernisierung der kaufmännischen Berufe - eine Chance für Frauen? (73-79); Britta Reitz: Förderperspektiven von benachteiligten Mädchen und jungen Frauen (80-92); Angelika Puhlmann: Junge Mütter in Ausbildung und Beruf (93-97); Mona Granato: Junge Frauen mit
Migrationshintergrund - wenig Aussichten auf eine berufliche Ausbildung? (98-114); Mona
Granato: Chancengleichheit in der beruflichen Ausbildung für die bestgebildete Generation
junger Frauen in Deutschland? (115-135); Mona Granato: Junge Frauen an der ersten Schwelle im Ost-West-Vergleich (136-150); Ursula Beicht: Ausbildungsvergütungen junger Frauen
und Männer (151-164); Mona Granato, Ralf Dorau: Junge Frauen und Männer an der zweiten
Schwelle ein Vergleich dualer Ausbildungsabsolventen (163-181). Berufliche Weiterbildung
- Gisela Pravda: Kriterien für frauengerechtes Lehren und Lernen (182-197); Ursula Rettke,
Charlotte Dorn: Woman Entrepreneurship - innovative Ansätze der beruflichen Weiterbildung für Frauen (198-212; Ursula Beicht: Berufliche Weiterbildung von Frauen und Männern
(213-225); Dudrun Schönfeld; Dick Moraal: Beteiligung von Frauen an betrieblicher Weiterbildung im internationalen Vergleich - Ergebnisse der zweiten europäischen Weiterbildungserhebung (226-244). Ausblick - Günther Schmid: Ein neuer Geschlechtervertrag? Wie
Gleichheit und Effizienz zusammenspielen könnten (245-269).
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
12 Bildung junger Migranten
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[440-F] Gürber, Susan (Bearbeitung); Leemann, Regula Julia, Dr. (Leitung):
Evaluation Vorbereitungsjahr "Log in". Vorbereitungsjahr für junge Migrantinnen und
Migranten
INHALT: Die Schweizerische Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten hat das Vorbereitungsjahr "Log in" im Rahmen des Lehrstellenbeschlusses 2 entwickelt. Log in startete im Sommer
2003 erstmals im Kanton Zürich als Bildungsangebot des Ergänzenden Arbeitsmarktes
(EAM). Sein Angebot richtet sich an junge Frauen und Männer, die erst vor wenigen Jahren
aus nicht deutschsprachigen Ländern in die Schweiz immigriert sind, gute kognitive Kompetenzen mitbringen und eine für die Schweiz geschlechtsuntypische Berufsausbildung ergreifen wollen (technische, naturwissenschaftliche oder informationstechnologische Richtung für
Frauen; pflegerische und soziale Richtung für Männer). Während eines Jahres bereiten sich
die jungen Frauen und Männer auf eine Lehre im entsprechenden Berufsfeld vor. Sie erarbeiten sich dazu die dafür notwendigen praktischen und theoretischen Grundfertigkeiten, schließen schulische Lücken in Bereichen wie Deutsch, Mathematik, Arbeitsmethodik etc. und
werden bei der Lehrstellensuche unterstützt. Evaluiert wurden während des ersten Projektjahres die geschlechtergerechte Unterrichtspraxis zur Erhaltung und Stärkung von Selbstvertrauen, Motivation und Kompetenzen für die berufliche Ausbildung in einem für die Schweiz
geschlechtsuntypischen Berufsfeld. Im weiteren wurde der Frage nachgegangen, welche
strukturellen Voraussetzungen nötig sind, um ein ähnlich/ gleich gelagertes Projekt in anderen Kantonen innerhalb einer bestehenden Ausbildungsstätte zu initiieren. ZEITRAUM: 20032004 GEOGRAPHISCHER RAUM: Stadt Zürich
METHODE: Prozessevaluation mit zwei Erhebungszeitpunkten (zu Beginn und am Ende des ersten Projektjahres) DATENGEWINNUNG: Akten- und Dokumentenanalyse, offen. Beobachtung, teilnehmend; Gruppendiskussion; Qualitatives Interview (Stichprobe: 10 Frauen, 7
Männer; alle teilnehmenden Jugendlichen. Stichprobe: N=5; alle Lehrpersonen. Stichprobe:
N=5; alle weiteren Projektbeteiligten. Stichprobe: N=3; Projektbeteiligte Log in Basel).
VERÖFFENTLICHUNGEN: Leemann, R.J.; Gürber, S.: Evaluation Vorbereitungsjahr "Log in"
- Vorbereitungsjahr für junge Migrantinnen und Migranten. Zürich: Pädagogische Hochschule 2004. Download unter: http://www.phzh.ch/webautor-data/220/SchlussberichtLogin.pdf
(Schlussbericht kann auch bei der Autorin angefordert werden).
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2003-08 ENDE: 2004-07 AUFTRAGGEBER: Kanton Zürich
Direktion der Justiz und des Innern Fachstelle für Gleichberechtigungsfragen -FFG-; Schweizerische Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Pädagogische Hochschule Zürich, Departement Forschung und Entwicklung
(Hirschengraben 28, 8090 Zürich, Schweiz)
KONTAKT: Leiterin (e-mail: [email protected])
[441-F] Haenni Hoti, Andrea, Dr.des.; Shkurtaj, Gjovalin, Prof.Dr. (Bearbeitung); Schader, Basil,
Prof.Dr. (Leitung):
Sprachkompetenzen, sprachliche Orientierung und Schulerfolg albanischsprachiger Schülerinnen und Schüler des 5. bis 9. Schuljahrs in der Schweiz
INHALT: Mit Blick auf die im Titel angegebenen Aspekte untersucht das Projekt albanische
Kinder und Jugendliche; diese gehören zur zahlenmäßig in vielen Kantonen größten, bislang
aber schwach erforschten Gruppe der neueren Migration. Die Untersuchung basiert auf einer
breiten Befragung von 1084 albanischsprachigen Schülerinnen und Schülern in der Schweiz
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12 Bildung junger Migranten
und auf diversen Nachuntersuchungen. Das Erkenntnisinteresse richtet sich sowohl auf linguistische wie auf schulerfolgsbezogene Fragestellungen (Schwerpunkte: Hintergründe zur albanischen Migration in der Schweiz; Sprachvergleich Albanisch - Deutsch; Orientierung der
Befragten zwischen Albanisch und Deutsch, Kompetenzen in den beiden Sprachen; albanisch-deutsches Code-Switching; Einfluss des Besuchs des muttersprachlichen Unterrichts
und weiterer Determinanten (HSK) auf den Schulerfolg etc.). Die Studie soll gesicherte Daten
zu den genannten Bereichen liefern und zugleich Perspektiven für ein besseres Verständnis
und eine bessere schulische und schulpolitische Integration der untersuchten Gruppe führen.
ZEITRAUM: gegenwartsbezogen (Datenerhebung: 2001) GEOGRAPHISCHER RAUM: Albanische Diaspora in der Deutschschweiz
METHODE: Teiluntersuchungsbezogen kommen verschiedene qualitative und quantitative Verfahren zum Einsatz. Die statistischen Berechnungen erfolgten mit SPSS. DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen; Akten- und Dokumentenanalyse, offen; Standardisierte Befragung, schriftlich; Sekundäranalyse von Aggregatdaten; Sprachtests.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Schader, B.: Albanisch - kann bald jeder Zweite. in: NZZ vom
26.3.2003 (Bildung und Erziehung).+++Schader, B.: Albanisch - kann doch jede/r Zweite.
Ergebnisse einer Untersuchung zum informellen Albanisch-Erwerb von nicht-albanischsprachigen Oberstufen-SchülerInnen. in: Albanische Hefte, 2003, 1, S. 19-25.+++Schader, B.:
Mesimi plotesues i shqipes - me efekt pozitiv edhe per suksesin ne shkollen zvicerane (Interview). in: Fakti, 5. Juni 2003, S. 20-21.+++Schader, B.: Schwiizerdütsch oder Hochdeutsch.
Sprachliche Orientierungskompetenz. in: zlv-Magazin, 2003, 3/03, S. 8-13.+++ Schader, B.:
Albanisch - kann an Thurgauer Oberstufen jede/r Zweite! in: Schulblatt Thurgau/ Schaffhausen, 2003, 7/8, S. 62-64.+++Schader, B.: Zur Orientierungskompetenz zwischen Dialekt und
Standardsprache: Befunde aus zwei aktuellen Untersuchungen. in: Swiss Academy for Development/ Forum du bilinguisme (Hrsg.): Integration an Kultur- und Sprachgrenzen. Tagungsbericht zum Kolloquium. Biel 2003. Auch in: Interkulturell und Global, 2003, 1/2, S. 16-31.
+++Schader, B.: Bashkejetesa shqiptaro-zvicerane. in: Univers, 2003, 4, S. 275-294.+++
Schader, B.: Ku qendron rendesia e mesimit plotesues? Rezultatet e nje hulumtimi shkencor
(Wo liegt die Bedeutung des Ergänzungsunterrichts? Ergebnisse einer wissenschaftlichen Untersuchung). in: FAKTI, 8 nentor 2003.+++Schader, B.: Mesimi plotesues shqip - me rendesi
te madhe. in: Shkendija, nentor 2003, S. 8 ff.+++Schader, B.: Perhapja e çuditshme e shqipes
ne shkollat zvicerane. in: Instituti i studimeve pedagogjike (ed.): Kurrikula dhe shkolla, 2003,
4, S. 5-23.+++Schader, B.: Albanische SchülerInnen zwischen Dialekt und Standardsprache.
in: Babylonia, 2004, 1, S. 57-60.+++Schader, B.: Paragjykimet i kane ndjekur pas shqiptaret.
Interviste dhene shkrimtarit Agim Shehu. in: Albania, 10.08.2004, S. 16-17.+++Schader, B.:
Shqyrtime gjuhesore rreth kontaktit midis shqipes dhe gjermanishtes ne Zvicer. Tirane (shtepia botuese Kristallina K-H) 2005.+++Schader, B.: Hulumtime gjuhesore rreth kod-suiçingut
shqip-gjermanisht ne Zvicren gjermanofolese. in: Akademia e shkencave dhe e arteve e Kosoves (ed.): Studime, 2004, 11. Prishtine 2005, S. 135-154.+++Schader, B.: Who's "mixing"
the languages? Statistical-sociolinguistic analyses of differently developed bilingual practice
of Albanian-speaking school pupils in German-speaking Switzerland. in: IJSL, 178, 2006, pp.
75-91.+++Schader, B.: Schwiizerdütsch - der Cervelat der sprachlichen Integration? Zur Rolle der Mundart bei der Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. in: Forum
Helveticum (Hrsg.): Dialekt in der (Deutsch)Schweiz - zwischen lokaler Identität und nationaler Kohäsion. Schriftenreihe des Forum Helveticum, Nr. 15. Lenzburg 2005, S. 131-136.
Modifiziert in: Interkulturell und Global, 2005, 3/4, S. 223-230.+++Schader, B.; Haenni Hoti,
A.: Potenziale mit Entwicklungsbedarf. Zu den verborgenen Früchten des albanischdeutschen Sprachkontakts und zu Determinanten des Schulerfolgs albanischsprachiger Schü-
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lerinnen und Schüler. in: Sprachenvielfalt in den Schweizer Schulen - ein wichtiges Potenzial.
vpod Bildungspolitik/ Babylonia/ InterDialogos, 2004, Sonderh. 04, S. 20-27.+++Haenni
Hoti, A.; Schader, B.: The ignored potential of Albanian-speaking minority children in Swiss
schools: determinative contextual factors for school success and the impact of teacher's assessments. in: International Journal of Learning, 2006, 12.+++Schader, B.; Haenni Hoti, A.:
Albanischsprachige Kinder und Jugendliche in der Schweiz. Hintergründe, sprach- und
schulbezogene Untersuchungen. Zürich: Verl. Pestalozzianum 2006.+++Schader, B.: Zwischen Erst- und Zweitsprache: zur Situation albanischsprachiger Schüler/innen. in: Interdialogos.+++Schader, B.: Ist Mundartsprechen die Wurst, um die es beim Schweizersein geht?
Zur Rolle der Mundart bei der Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. in:
Interkulturell und Global.
ART: Eigenprojekt; gefördert BEGINN: 2001-03 ENDE: 2006-03 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Kanton Zürich Bildungsdirektion
INSTITUTION: Pädagogische Hochschule Zürich, FB Deutsch und Deutsch als Zweitsprache
(Rämistrasse 59, 8090 Zürich, Schweiz)
KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected])
[442-L] Herrmann, Ulrich:
Migranten in Bildungssystemen: ein explorativer Blick auf ausgewählte Länder, in: Die
Deutsche Schule : Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, Bildungspolitik und pädagogische Praxis, Jg. 98/2006, H. 1, S. 61-76 (Standort: USB Köln(38)-BP8050; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: Die PISA-Studie 2003 hat bestätigt, dass Schüler ausländischer Herkunft über die
Grenzen der Bundesrepublik Deutschland hinaus überproportional schwächere Schulleistungen als ihre Altersgenossen ohne Migrationshintergrund zeigen. Der Beitrag untersucht Ursachen des erfolgreichen Abschneidens von Kindern mit Migrationshintergrund anderer PISALänder, wie England, Frankreich, die Niederlande, Schweden, Finnland und Kanada. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen ergänzende Perspektiven der Vergleichenden Erziehungswissenschaft, wobei besonderes Augenmerk auf die Erläuterung historisch gewachsener
Migrationsstrukturen und darauf bezogener nationaler Integrationskonzepte gelegt wird. Die
länderspezifische Situation wird zunächst deskriptiv nebeneinander gestellt und dann verglichen. Dabei werden die demografische Ausgangslage der Migranten sowie die schulischen
Kompetenzen skizziert. Diesen Ausgangsbedingungen werden zentrale institutionelle und pädagogische Förderansätze gegenübergestellt. Abschließend werden Hypothesen zum Zusammenhang von Migrationsstrukturen, Interventionsstrategien und Kompetenzerwerb formuliert. Fazit: Angesichts der einsetzenden Alterung und Schrumpfung der deutschen Bevölkerung und trotz hoher Arbeitslosenzahlen benötigt Deutschland vor allem hoch qualifizierte
Arbeitskräfte aus dem Ausland. Die in Deutschland lebenden Ausländer müssen besser in die
Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt integriert werden. Gefordert wird ein Gesamtkonzept
zur Steuerung der Zuwanderung, wie es Kanada erfolgreich praktiziert. (IAB)
[443-L] Herzog-Punzenberger, Barbara (Hrsg.):
Bildungsbe/nach/teiligung in Österreich und im internationalen Vergleich, (KMI Working
Paper Series, Nr. 10), Wien 2006, 92 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.oeaw.ac.at/kmi/Bilder/kmi_WP10.pdf)
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12 Bildung junger Migranten
INHALT: Der vorliegende Beitrag dokumentiert die Beiträge der Tagung "Bildungsbe/nach
/teiligung und Migration - in Österreich und im internationalen Vergleich", die am 6. Dezember 2006 abgehaltenen wurde. Die hier versammelten Beiträge stellen eine Auswahl dar, die
weniger inhaltlich als organisationstechnisch ist. Es geht um die Forschungslage in Österreich
und um die Hintergründe der Bildungsbenachteiligung von MigrantInnen in Österreich. Die
Studien dazu zielen auf die Fragen, welche soziale Position MigrantInnen im Vergleich zu
der einheimischen Wiener Bevölkerung einnehmen und welche soziale Position die zweite
Generation gegenüber der ersten Generation einnimmt (mit Berufssituation als zentraler Dimension). Die Bildungsbeteiligung der zweiten Generation sowie die Bildungsabschlüsse der
ersten im Vergleich zur zweiten Generation bilden dabei den Schwerpunkt der Betrachtung.
Als empirische Grundlage wird der Datensatz "Leben und Lebensqualität in Wien II" aus dem
Jahr 2003 herangezogen, der es ermöglicht, nach Zuwanderungsgenerationen zu unterscheiden. Zur Beantwortung der oben formulierten Fragen werden Gruppenvergleiche vorgenommen; die Analyse konzentriert sich insbesondere auf Unterscheidungen nach Zuwanderungsgeneration und ethnischer Herkunft. Darüber hinaus werden Probleme, die bei der Analyse
insbesondere der Bildungsbeteiligung bzw. Bildungsabschlüsse aufgetreten sind, thematisiert.
So soll beispielsweise der Vergleichbarkeit und Angemessenheit der Bildungsindikatoren
nachgegangen sowie mögliche Lösungen vorgestellt werden. (ICD2)
[444-L] Kalter, Frank:
Auf der Suche nach einer Erklärung für die spezifischen Arbeitsmarktnachteile Jugendlicher türkischer Herkunft: zugleich eine Replik auf den Beitrag von Holger Seibert und Heike Solga: "Gleiche Chancen dank einer abgeschlossenen Ausbildung?" (ZfS 5/2005), in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 35/2006, H. 2, S. 144-160 (Standort: USB Köln(38)-XG01232; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Zahlreiche Studien haben für den deutschen Arbeitsmarkt mittlerweile belegt, dass die
Gruppe der Türken innerhalb der zweiten Generation eine gewisse Sonderrolle einzunehmen
scheint: Während die schlechteren Positionierungen der Nachkommen anderer ehemaliger
Arbeitsmigranten weitgehend durch formale Bildungsqualifikationen zu erklären sind, bleiben für die türkischen Jugendlichen auch unter deren Kontrolle in der Regel erhebliche
Nachteile bestehen. Dies haben Holger Seibert und Heike Solga jüngst in dieser Zeitschrift
noch einmal bestätigt. Wie viele andere Autoren führen sie letztlich eine spezifische Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt als Erklärung an. Dagegen wird in diesem Beitrag argumentiert, dass daneben noch weitere potenzielle Ursachen des spezifisch türkischen Nachteils
denkbar sind, die theoretisch nicht weniger plausibel sind. Insbesondere ist hier der Mangel
an hilfreichen Ressourcen zu nennen, etwa Unterstützungsleistungen seitens der Eltern oder
vor allem auch Aufnahmeland-spezifische Kapitalien. Mit Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) wird gezeigt, dass sich die von Seibert und Solga berichteten spezifisch türkischen Nachteile in der Tat schon weitgehend durch die ethnische Zusammensetzung der
Freundschaftsnetzwerke und vor allem durch unzureichende deutsche Sprachkenntnisse erklären lassen. Dieser Befund hat auch vor strengeren kausalanalytischen Betrachtungen Bestand, die durch den Längsschnittcharakter der Daten möglich sind." (Autorenreferat)
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[445-L] Karatas, Meral:
Zwischen Anpassung und Widerstand: Bedingungsfaktoren für den Schulerfolg und intergenerative Transferbeziehungen türkischer Migranten in Berlin, Berlin 2006, 213 S. (Graue
Literatur; URL: http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=980906024; http://www.diss.fu-berlin.
de/cgi-bin/zip.cgi/2006/359/Fub-diss2006359.zip)
INHALT: "In der Bundesrepublik Deutschland sind die Arbeiten zur interkulturellen Erziehung in
Zyklen erschienen. Die Frage des Schulerfolgs ist ein Thema, das diesem Zyklus unterliegt.
Anfänglich wurde darauf verwiesen, dass der Schulerfolg von Kindern mit Migrationshintergrund innerhalb des deutschen Schulsystems unbefriedigend sei. Wenig später wurde diese
Aussage durch eine andere ersetzt, indem die ethnische Gruppe, hier Differenzen zwischen
verschiedenen Ethnien, als Hauptursache identifiziert wurde. Seit dem gibt es ein Problem,
das mit der türkischen Minorität verknüpft ist. Nach PISA und IGLU ist dann die Fragestellung des Schulerfolgs von Kindern mit Migrationshintergrund wieder mehr ins Zentrum gerückt. Anhand der Daten des Forschungsprojektes 'Individuation und soziale Identität türkischer Jugendlicher in Berlin', welches von Februar 1999 bis Februar 2001 an der Freien Universität Berlin im Arbeitsbereich Empirische Erziehungswissenschaften durchgeführt wurde,
wurde in dieser Arbeit versucht, die Einflussfaktoren der verschiedenen Mikrosysteme im
Zusammenhang mit dem Schulerfolg zu erfassen. Als forschungsleitender Ansatz wurde das
Modell von Bronfenbrenner (1981) gewählt, in dem die Akteursperspektive der Jugendlichen
mit in die Überlegungen einbezogen wurde. In diesem Modell lassen sich zum einen die unterschiedlichen Mikrosysteme Familie und Schule aufeinander beziehen und zum anderen
können bikulturelle Sozialisation und Transmission als forschungsleitende Fragestellungen
entwickelt werden." (Autorenreferat)
[446-F] Kassis-Filippakou, Alma (Bearbeitung); Allemann-Ghionda, Cristina, Prof.Dr. (Leitung):
Zweisprachigkeit und Leistungsbeurteilung in der Schule
INHALT: Eine qualitative Analyse zur Erfassung von subjektiven Bedeutungen der Beurteilung
und Förderung der deutschen Sprache seitens Jugendlicher mit Migrationshintergrund und deren Lehrpersonen.
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät, Pädagogisches Seminar
Professur Allgemeine Pädagogik, insb. international vergleichende und interkulturelle Erziehungswissenschaft (Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0221-470-4025 od. -2452, Fax: 0221-470-6707,
e-mail: [email protected])
[447-F] Koch, Babette, Dipl.-Psych.; Grimm, Thomas, Dr. (Bearbeitung); Stark, Robin, Prof.Dr.;
Gutenberg, Norbert, Prof.Dr.; Götze, Lutz, Prof.Dr. (Leitung):
"Lesen, Reden, Schreiben" - Leseverstehen, Hörverstehen, mündliches und schriftliches
Formulieren bei Hauptschulabsolvent/inn/en deutscher und nicht deutscher Muttersprache:
Leistungstests - Förderprogramm - Evaluation
INHALT: Problemstellung: Die PISA-Studie hat gezeigt, dass deutsche Schülerinnen und Schüler
nur unzureichend in der Lage sind, Gebrauchstexte zu verstehen und kompetent zu nutzen.
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2007/1
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Das trifft in verstärktem Maße vor allem für Schülerinnen und Schüler mit nicht-deutscher
Muttersprache zu. Was für das Leseverstehen gilt, dürfte in noch größerem Ausmaß für das
Hörverstehen (z.B. von Texten in Hörfunk und Fernsehen) zutreffen. Der Bedarf an Maßnahmen, die diese grundlegenden Fähigkeiten und Fertigkeiten schulen, ist groß. Zudem
wünschen sich Wirtschaft und Gesellschaft seit Jahren mehr Professionalität im gesamten Bereich der sprachlich-sprecherischen Kommunikation als einer der entscheidenden Schlüsselqualifikationen. Für den Bereich Lesen liegen bewährte PISA-Testverfahren vor. Für die Bereiche Hören, Reden und Schreiben ist dies nicht der Fall. Spezielle Trainings in diesen Bereichen sind rar und wurden bislang kaum systematisch untersucht; insbesondere über die
Wirksamkeit von Trainingsmaßnahmen bei Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund ist wenig bekannt. Ziele: Konzeption und Erprobung von Testverfahren in den genannten Bereichen; Diagnose von Defiziten bei Hauptschülerinnen und Hauptschülern mit
und ohne Migrationshintergrund; Entwicklung, Erprobung und Evaluation spezieller Trainingsverfahren zur Kompensation diagnostizierter Defizite.
METHODE: Expertenbefragung zur Konzeption der zu untersuchenden Bereiche und zur Generierung geeigneter Testitems, Testkonstruktion; Feldstudien an Hauptschulen zur Erprobung
und Evaluation der Tests bzw. Defizit-Diagnostik; Expertenbefragung zur Konzeption spezieller Trainingsmaßnahmen; Feldstudien an Hauptschulen zur Erprobung und Evaluation der
Maßnahmen
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Microsoft Deutschland "Bildungsnetzwerk WissensWert"; Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände e.V.
INSTITUTION: Universität Saarbrücken, Fak. 05 Empirische Humanwissenschaften, FR 5.1
Erziehungswissenschaft (Postfach 151150, 66041 Saarbrücken); Universität Saarbrücken,
Fak. 04 Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften, FR 4.1 Germanistik Lehrstuhl für
Deutsch als Fremdsprache (Postfach 151150, 66041 Saarbrücken)
KONTAKT: Stark, Robin (Prof.Dr. Tel. 0681-302-4111, Fax: 0681-302-4373,
e-mail: [email protected]); Koch, Babette (e-mail: [email protected])
[448-F] Kogan, Irena, Dr.; Kristen, Cornelia, Dr.; Shavit, Yossi, Prof.Dr.; Lewin-Epstein, Noah,
Prof.Dr.; Steinmetz, Stephanie, Dipl.-Soz.Wiss.; Jahn, Judith, Dipl.-Soz.; Bartels, Patrick, M.A.;
Adler, Irit (Bearbeitung); Kalter, Frank, Prof.Dr. (Leitung):
Junge Migranten im deutschen und israelischen Bildungssystem
INHALT: Die Studie untersucht den Erfolg von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen
mit Migrationshintergrund in den Bildungssystemen von Deutschland und Israel. Im Kern der
Untersuchung in Deutschland stehen 4 ethnische Gruppen (Aussiedler aus der früheren Sowjetunion -SU-, jüdische Zuwanderer aus der früheren SU, Kinder und Jugendliche mit türkischem Migrationshintergrund und eine Referenzgruppe von Deutschen). Diese werden an drei
wichtigen Übergängen im Bildungsverlauf untersucht. Es wird vermutet, dass sich ethnische
Ungleichheit an den zentralen Verzweigungspunkten im Bildungssystem reproduziert. Ziel ist
der Analyse von zentralen Mechanismen der ethnischen Ungleichheit. GEOGRAPHISCHER
RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Israel
METHODE: Allgemeiner theoretischer Ansatz: ressourcenbasierter Investitionsansatz - Mechanismen von sozialem Kapital, Humankapital, kulturellem Kapital und Investitionsentscheidungen der Individuen: Primärerhebungen quantitativer Daten mittels persönlichen standardisierten Interviews. Untersuchungsdesign: Panel; Querschnitt; 2-Wellen-Erhebung DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 4.200 -gesamt-; in
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Deutschland -2.400-, in Israel -1.800-, Deutsche, Türken, Aussiedler aus früherer Sowjetunion, jüdische Zuwanderer aus früherer Sowjetunion: Schüler in Bildungsübergängen -4. Klasse, 9./10. Klasse, 12. Klasse/ Berufsschüler-; Auswahlverfahren: Quota). Sekundäranalyse
von Aggregatdaten (Stichprobe: 8.400; 2-Wellen-Erhebung in Deutschland).
ART: gefördert BEGINN: 2006-04 ENDE: 2009-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Bundesministerium für Bildung und Forschung
INSTITUTION: Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung MZES- Arbeitsbereich A Die Europäischen Gesellschaften und ihre Integration (68131
Mannheim); Universität Leipzig, Fak. für Sozialwissenschaften und Philosophie, Institut für
Soziologie Lehrstuhl Soziologie und Methodenlehre (Beethovenstr. 15, 04107 Leipzig); Tel
Aviv University (Ramat-Aviv, 69978 Tel Aviv, Israel)
KONTAKT: Jahn, Judith (Tel. 0341-97-35634, e-mail: [email protected])
[449-F] Kristen, Cornelia, Dr.; Dollmann, Jörg, Dipl.-Soz.Wiss. (Bearbeitung); Esser, Hartmut,
Prof.Dr. (Leitung):
Bildungsentscheidungen in Migrantenfamilien
INHALT: Ziel des Projekts ist die Erklärung der ungleichen Bildungsbeteiligung verschiedener
ethnischer Gruppen im deutschen Bildungssystem. Über die Erklärung des Zustandekommens
von Bildungsentscheidungen soll gezeigt werden, wie es zu systematischen Unterschieden im
Bildungsverhalten verschiedener Bevölkerungsgruppen kommen kann und wie hieraus Bildungsungleichheiten entstehen. Bildungsentscheidungen stellen einen zentralen Punkt der
Weichenstellung im Leben von Migrantenkindern dar: Es geht um die Wahl zwischen einer
kalkulierbaren, "sicheren" Option, die sich am ethnischen Kontext orientiert und damit auf
den Verbleib in den traditionell von Immigranten dominierten Berufsfeldern hinausläuft, und
einer langfristig ertragreicheren Investition in Bildungsabschlüsse, die weitreichendere Perspektiven verbunden mit Aufstiegsmöglichkeiten in der Aufnahmegesellschaft eröffnet. Im
Projekt wird zu untersuchen sein, inwieweit sich verschiedene Migrantengruppen bei der
Wahl ihrer Handlungsoption systematisch von deutschen Familien unterscheiden. Den Ausgangspunkt der Untersuchung bildet eine allgemeine theoretische Modellierung zur Erklärung
von Bildungsentscheidungen. Das eigentliche Kernstück des Projekts liegt dann in der empirischen Überprüfung des Erklärungsmodells. Hierfür werden geeignete Mikrodaten benötigt,
die es erlauben, Bildungsentscheidungen in Migrantenfamilien und in deutschen Familien zu
verfolgen. Im deutschen Bildungssystem bietet es sich an, den ersten Bildungsübergang von
der Grundschule in eine der weiterführenden Schulformen zu untersuchen, da hier die entscheidenden Weichen für den weiteren Verlauf des Bildungswegs gestellt werden. Als Beispiel einer typischen Migrantengruppe werden türkische Familien herausgegriffen und deutschen Familien verschiedener Schichtzugehörigkeit gegenüber gestellt. Außerdem soll durch
das Einbeziehen zweier exemplarischer Bundesländer die Bedeutung ausgewählter institutioneller Regelungen in der Übergangssituation kontrolliert werden. Neben der Ausstattung der
Familien mit materiellen, kulturellen und sozialen Ressourcen, wird insbesondere den Bildungsaspirationen, also den Bildungswünschen und -zielen, der Familien besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Um ein möglichst genaues Bild von den ablaufenden Prozessen zu
gewinnen, sollen in den Erhebungen unterschiedliche Informationsquellen verknüpft werden.
Es ist geplant, Familienbefragungen im Vorfeld und zum Zeitpunkt der Bildungsentscheidung
mit Informationen aus einer Lehrerbefragung, mit den Ergebnissen standardisierter Leistungsmessungen und Sprachstandserhebungen sowie mit Kontextmerkmalen des Schul- und
280
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Wohnumfeldes zu kombinieren. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland,
Köln, Stuttgart
METHODE: Primärerhebung. Untersuchungsdesign: Panel DATENGEWINNUNG: Psychologischer Test (Stichprobe: 5.500; Schulleistungs- und kognitive Fähigkeitstests mit Kindern der
vierten Klassenstufe in den ausgewählten Schulen in Köln. Sprachstandsmessungen innerhalb
der türkischen Familien -Kinder und ein Elternteil- in türkischer und deutscher Sprache -CTest. -2. Erhebung/ Anfang Klasse 4-; Auswahlverfahren: total). Standardisierte Befragung,
face to face (Stichprobe: 1.400; Befragung von Eltern, deren Kind sich am Ende der dritten
Klasse befindet -1. Erhebung/ Ende Klasse 3-; Auswahlverfahren: Zufall). Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: 1.400; Wiederholungsbefragung der Eltern nach Erhalt der
Bildungsempfehlung -3. Erhebung/ Mitte Klasse 4-; Auswahlverfahren: total). Standardisierte
Befragung, face to face (Stichprobe: 270; Befragung der Klassenlehrer und Klassenlehrerinnen der Kinder in Klasse 4 -Befragung während der Durchführung der Leistungstests-; Auswahlverfahren: total). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Kristen, Cornelia: School choice and ethnic school segregation.
Primary school selection in Germany. Münster: Waxmann 2005.+++Dies.: Migranten im
deutschen Schulsystem. Zu den Ursachen ethnischer Unterschiede. in: Recht der Jugend und
des Bildungswesens, 2004, 52, 1, S. 11-22.+++Dies.: Duitsland: Schoolkeuzes in Immigrantengezinnen. in: Management en Organisatie, 2002, 56, 3, S. 78-79.+++Kristen, Cornelia:
Ethnische Diskriminierung im deutschen Schulsystem? Theoretische Überlegungen und empirische Ergebnisse. WZB Discussion Paper SP IV 2006-601. Berlin: Arbeitsstelle für Interkulturelle Konflikte und gesellschaftliche Integration 2006.+++Kristen, Cornelia: Schulwahlentscheidungen und ethnische Schulsegregation. Grundschulwahl in türkischen Familien. in:
Wohlrab-Sahr, Monika; Tezcan, Levent (Hrsg.): Konfliktfeld Islam. Soziale Welt, Sonderbd.
17. München: Nomos 2007.
ART: gefördert BEGINN: 2000-10 ENDE: 2007-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung MZES- Arbeitsbereich A Die Europäischen Gesellschaften und ihre Integration (68131
Mannheim)
KONTAKT: Dollmann, Jörg (Tel. 0621-181-2851,
e-mail: [email protected])
[450-L] Kristen, Cornelia:
Ethnische Diskriminierung im deutschen Schulsystem?: theoretische Überlegungen und
empirische Ergebnisse, (Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung,
Forschungsschwerpunkt Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie, Arbeitsstelle Interkulturelle
Konflikte und gesellschaftliche Integration, 2006-601), Berlin 2006, V, 41 S. (Graue Literatur;
URL: http://skylla.wz-berlin.de/pdf/2006/iv06-601.pdf); Forschungsbericht/Nummer: SP IV 2006601
INHALT: "In diesem Bericht wird der Frage nachgegangen, ob und gegebenenfalls in welchem
Ausmaß ethnische Diskriminierungen im deutschen Schulsystem praktiziert werden und welche Bedeutung dem Phänomen in einer Erklärung ethnischer Bildungsungleichheit im Vergleich zu anderen Einflussgrößen zukommen könnte. Nach einer Beschreibung verschiedener
theoretischer Perspektiven und einer knappen Diskussion des Problems der geeigneten Messung folgt ein Überblick zum derzeit bestehenden, empirisch belastbaren Wissens zur ethni-
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12 Bildung junger Migranten
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schen Diskriminierung in den Leistungsbeurteilungen der Lehrkräfte im deutschen Grundschulsystem. Es wird gezeigt, dass sich derzeit keine Hinweise auf eine Schlechterstellung
von Kindern aus Zuwandererfamilien aufgrund von Diskriminierungen bei den Leistungseinschätzungen finden lassen. Mit Blick auf die empirische Relevanz des Phänomens im Vergleich zu anderen Größen lässt sich anhand weiterer Studien belegen, dass die in der Bundesrepublik zu beobachtenden ethnischen Ungleichheiten im Bildungssystem in erster Linie sozioökonomischer Art sind. Ethnische Diskriminierungen spielen demnach keine Schlüsselrolle bei der Erklärung der bestehenden Bildungsunterschiede." (Autorenreferat)
[451-F] Küffner, Anne; Partsch, Jochen; Wolf, Susanne; Rützel, Josef, Prof.Dr.; Basel, Dirk,
M.A.; Laubersheimer, Jürgen; Otte, Monika; Rausch, Georg; Ludwig, Klaus; Braun, Beate; Martin, Niko; Blumör, Marion; Richter-Ebel, Peter (Bearbeitung); Jakob, Wolfgang (Leitung):
Optimierung beruflicher Integration von Migrant/innen durch durchlässige Ausbildung OPTIMA- (im Rahmen der Europäischen Gemeinschaftsinitiative "Equal")
INHALT: Der Hintergrund zur Darmstädter Entwicklungspartnerschaft: Die Integration von Mirgantinnen und Migranten in den Arbeitsmarkt stellt ein großes Zukunftsproblem für viele Regionen Deutschlands dar. In Darmstadt sind 16,2% der Bevölkerung Migrantinnen und
Migranten. In der Altersklasse der 15- bis 25-jährigen beträgt der Anteil 25,3%. Migrationsjugendliche haben besonders große Probleme einen Arbeitsplatz zu finden. Gründe hierfür
sind mangelnde Vorbildung oder Probleme bei der Anerkennung von im Heimatland erworbenen Berufs- und Schulabschlüssen, sowie sprachliche und sozio-kulturelle Probleme. Jugendliche mit Migrationshintergrund begegnen Vorurteilen Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt. Sie werden an 'fehlenden deutschen Sprachkenntnissen', 'unzureichende Qualifikation' oder 'unzureichender Aufenthaltsdokumente' festgemacht. Die Ausbildungsplätze in
Südhessen werden durchschnittlich jährlich um ca. 9 bis 10% abgebaut. Dadurch gelingt die
Integration von Migrationsjugendlichen im dualen Berufsbildungssystem immer weniger. So
haben Jugendliche mit Migrationshintergrund insgesamt ein erhöhtes Risiko, keine guten
Schulabschlüsse zu erlagen, keine Lehrstelle zu finden, oder arbeitslos zu sein. Die Entwicklungspartnerschaft 'Optimierung beruflicher Integration von Migrant/innen durch durchlässige
Ausbildung'. Dem Werkhof e.V. ist es im Januar 2005 gelungen, zusammen mit den Partnern
Deutsche Bahn AG, BAFF - Verein für Bildung und berufliche Förderung von Mädchen und
Frauen e.V., RADAR - Radio Darmstadt e.V., F+U Darmstadt Gemeinnützige Bildungseinrichtung gGmbH, Kulturbund des DGB e.V sowie der Erasmus-Kittler-Berufsschule und der
vhs-Rüsselsheim, eine Zusage bei der EU-Gemeinschaftsinitiative EQUAL zu erhalten. Ziel
der Entwicklungspartnerschaft "Optimierung beruflicher Integration von Migrant/innen durch
durchlässige Ausbildung" ist es, ein Kooperationsnetzwerk zu installieren, das die berufliche
Integration der Migrant/innen verbessert. Die Zusammenarbeit der Darmstädter und Rüsselheimer Trägerorganisationen konzentriert sich auf das Ziel eine bessere Durchlässigkeit zwischen verschiedenen Berufsbildern zu schaffen. Durchlässigkeit bedeutet einen möglichst unkomplizierten Wechsel in verwandte Berufsbilder oder in Berufsbilder mit höherer Qualifikation zu eröffnen. Erreicht werden soll das Ziel durch die Förderung der Zielgruppe in den folgenden Punkten: die Motivation zu lebenslangem Lernen zu wecken; Sprachkompetenzförderung; Förderung in Informations- und Kommunikationstechnologien; Existenzgründungsförderung durch Übungs- und Ausbildungsbetrieb; Erprobung von Produktionsmodulen. Übergreifend werden auch: Aktivitäten zur Erhöhung der Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern; Aktivitäten gegen Fremdenfeindlichkeit durch interkulturelles Lernen, durchge-
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führt. Die Arbeit von OPTIMA wird von einer Arbeitsgruppe von Berufspädagogen der TU
Darmstadt evaluiert. Es werden eine Totalerhebung aller Teilnehmenden, eine qualitative Ergebnisbewertung und eine kontinuierlicheProzessbegleitung erfolgen.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Projektflyer. Unter: http://
www.werkhof-darmstadt.de/Downloads/Dokumente/Flyer%20OPTIMA.pdf abrufbar.
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Chancengleichheit -Europäischer Sozialfonds-; Bundesministerium für
Wirtschaft und Arbeit
INSTITUTION: Technische Universität Darmstadt, FB 03 Humanwissenschaften, Institut für
Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik Arbeitsbereich Berufspädagogik, insb. Didaktik,
besondere Gruppen, Berufsbildungsreform und Systementwicklung (Alexanderstr. 6, 64283
Darmstadt)
KONTAKT: Rützel, Josef (Prof.Dr. Tel. 06151-16-3607, e-mail: [email protected])
[452-F] Liebig, Sabine, Prof.Dr. (Bearbeitung):
TAU - Transatlantic University
INHALT: 1. Warum das Thema Migration als Angebot in der Hochschullehre im Fach Geschichte? 2. Warum das Thema Migration in Kooperation mit Universitäten in den USA? 1. Vor allem in den Grund-, Haupt- und Realschulen sitzen viele Migrantenkinder und die Lehrkräfte
müssen mit den dazu gehörigen Problemen und Chancen umgehen. Es gibt wenig Konzepte
und jede Schule bzw. jedes Kollegium versucht im Alleingang irgendwie mit den ausländischen Kindern und Jugendlichen, ihren Sprachschwierigkeiten, ihren Kulturen, Religionen
und ihrer Geschichte umzugehen. An den Hochschulen wird darauf kaum vorbereitet, bzw. es
werden Konzepte von Leuten erarbeitet, die entweder noch nie oder schon lange nicht mehr und vor allem nicht an den betroffenen Schularten - unterrichtet haben. Deshalb sollen neue
Wege in der LehrerInnenausbildung beschritten werden. Durch die Verknüpfung von Theorie
und Praxis erhalten die Studierenden Einblicke in die Thematik. Sie lernen sowohl den historischen Hintergrund der Migration kennen, beschäftigen sich mit den Ländern und der Geschichte, aus denen die Migranten kommen, machen kleinere empirische Studien zum Umgang mit Migration an Schulen, setzen sich mit der rechtlichen Lage von Migrantinnen und
Migranten in Deutschland auseinander und damit, wie die Bundesrepublik mit Migration umgeht. Ferner untersuchen sie Konzepte und Vorschläge zum Umgang mit Migrantinnen und
Migranten und überlegen sich, welchen Beitrag (u.a. historische Identität und Fremdverstehen) der Geschichtsunterricht dazu in der Schule leisten kann. 2. Der Austausch mit Universitäten aus den USA dient dazu, die Studierenden in einen interkulturellen Dialog treten zu lassen, einen Perspektivenwechsel vorzunehmen und neue Konzepte im Umgang mit Migration
kennen zu lernen. Die USA bietet sich deshalb für das Projekt an, weil kein anderes Land so
von Migration geprägt ist und schon lange Konzepte für den Umgang damit entwickelt hat.
Darüber hinaus ist es gerade in Zeiten von Krisen (wie sie jetzt durch den Irak-Konflikt aufbrechen) wichtig, dass durch partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Ländern klar
wird, dass sich die Bevölkerung nicht durch die Politik - mit der sie u.U. nicht einmal konform geht - vom transatlantischen Austausch abhalten lässt. Durch den Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnologien lernen die Studierenden gleichzeitig den Umgang
damit und können ihre Kenntnisse in der Schule gewinnbringend einsetzen. Ziel ist es, Lehrende so auszubilden, dass sie in der Praxis mit Fremdheit und Anderssein umgehen und Integration fördern können; Wahrnehmung schärfen; Strategien zum Umgang mit Erscheinun-
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gen von Migration entwickeln; Reflexion über die aktuelle Situation von Migranten (historisch-politische Bildung). Aus diesem Projekt entstand das Konzept für eine transatlantische
Fortbildung für Lehrkräfte in Deutschland und den USA.
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Schulen ans Netz e.V.; Land
Niedersachsen Kultusministerium
INSTITUTION: Universität Hannover, Philosophische Fakultät, Zentrum für die Didaktik der
Natur- und Sozialwissenschaften -ZDNS- Institut für Didaktik der Sozialwissenschaften
(Bismarckstr. 2, 30173 Hannover)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0721-925-4632, e-mail: [email protected])
[453-F] Lüddecke, Julian, Dr.; Ohlms, Ulla (Bearbeitung); Bainski, Christiane; Köditz, Jagoda
(Leitung):
Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund -FÖRMIG- Nordrhein-Westfalen
INHALT: Das Vorhaben orientiert sich an den Modulen Sprachstandsfeststellung (Modul 1),
Sprachförderung als Baustein von Ganztagsangeboten (Modul 5), Konzepte der Mehrsprachigkeit (Modul 6) und Sprache in der beruflichen Qualifikation (Modul 7). Zum Teil beziehen sich die Schwerpunkte des Vorhabens auch auf weitere Module des Gesamtprogramms.
Die vier Schwerpunkte setzen an den biografischen Schnittstellen im Bildungswesen an und
konzentrieren sich auf ausgewählte Regionen: Schwerpunkt 1 befasst sich mit Sprachbeobachtungsverfahren im Elementarbereich und Verfahren der Sprachstandsfeststellung vor und
in der Grundschule sowie beim Übergang in die Sek I (Modul 1). Drei Verfahren sollen in
Verbindung mit Sprachförderkonzepten erprobt und bewertet werden: SISMIK (Wuppertal,
Remscheid und Solingen), der bereits in NRW erprobte CITO-Test (Duisburg) sowie das
Hamburger Verfahren HAVAS 5 (Mönchengladbach und Neuss). Die Wirksamkeit von
Sprachfördermaßnahmen soll durch Erhebung von Sprachentwicklungsbiographien über vier
Jahre überprüft werden.Außerdem werden Maßnahmen des "Kompetenzzentrums Sprachförderung" in Köln eingebunden: die "Koordinierte Alphabetisierung im Anfangsunterricht"
(KOALA) und Sprachförderung in der Sek I bis hin zum Übergang in den Beruf. Schwerpunkt 2 (Dortmund, Bochum und Herne) befasst sich mit Sprachförderung als Baustein von
Ganztagsangeboten (Modul 5). Es geht um den Stellenwert von Sprachförderung und interkulturellem Lernen im offenen Ganztag und um die Optimierung einer gezielten Sprachförderung am Nachmittag. Dazu soll mit Partnern der Jugendhilfe kooperiert und die Kinder bei
Hausaufgaben unterstützt werden, um durch außerunterrichtliche Sprach- und Sprechanlässe
(z.B. im musisch-kulturellen Bereich, Sport oder Freizeit) eine gezielte Sprachförderung am
Nachmittag zu optimieren. Der Zusammenarbeit mit den Eltern kommt dabei eine entscheidende Bedeutung zu. Der Schwerpunkt liegt im Übergang vom Kindergarten in die Ganztagsgrundschule. Eine Erweiterung um beispielhafte Ganztagesangebote aus der Sek I und
das innovative Vorhaben der "Sprachcamps" ist geplant. Schwerpunkt 3 (Duisburg, Essen)
befasst sich mit Sprachförderprogrammen in Deutsch bzw. den Herkunftssprachen und den
Fremdsprachen (Module 1 und 6). Dazu wird beobachtet, was unterschiedliche Fächer zur
Entwicklung der sprachlichen Gesamtkompetenz und zur Kontinuität in der Förderung beitragen. Es soll geprüft werden, durch welche Instrumente sich Sprachstände bei Schülerinnen
und Schülern angemessen dokumentieren lassen. Für Klasse 5 soll eine Sprachstandserhebung entwickelt und erprobt werden sowie Unterrichtsmodule, die die Schülerinnen und
Schüler mit dem Verfahren der Selbstevaluation vertraut machen. Schwerpunkt 4 (Düssel-
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dorf, Bielefeld und Herford) befasst sich mit Sprache in der beruflichen Qualifizierung und
regionalen Ausbildungsverbünden (Modul 7). An der Schnittstelle Sekundarstufe/ Berufsausbildung sollen Konzepte und pädagogische Ansätze entwickelt werden. Die Stärken migrierter Jugendlicher auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt sollen zur Geltung gebracht werden
(Modul 8), Schwächen durch Sprachförderung, Berufsorientierungshilfen und Unterstützung
im Bewerbungsverfahren kompensiert werden. Kooperationspartner sind u.a. Agenturen für
Arbeit, die Industrie- und Handelskammer, die Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk und das Berufliche Qualifizierungsnetzwerk für Migrantinnen und Migranten. Ausführliche Informationen zu FÖRMIG Nordrhein-Westfalen sind über die landeseigene Website:
http://www.foermig-nrw.de beziehbar. GEOGRAPHISCHER RAUM: Nordrhein-Westfalen
METHODE: sozialräumlicher, an den sozio-kulturellen Hintergründen, am Alter, an der Biographie der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund orientierter Ansatz; Mehrebenenanalyse (Person, didaktische Methodik, Gestaltung und Öffnung der Einrichtungen Kita/
Schule) DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, standardisiert; Dokumentenanalyse, standardisiert (Stichprobe: 75 Institutionen; Zielvereinbarungen und Netzwerkprotokolle der Schulen;
Auswahlverfahren: total). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 75 Institutionen;
Fragebogen zur Dokumentation der Vorgehensweisen an den Schulen -Austausch/ Förderung/
Leitbild etc.-; Auswahlverfahren: total). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Lüddecke, Julian: Vielfalt der Sprachen - Gleichheit der Chancen:
innovative Sprachförderung für Migrantenkinder und -jugendliche. in: neue deutsche schule Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft GEW in NRW, 10, 2005, S. 22-23.+++Lüddecke, Julian: Die sprachliche Bildung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund fördern: das BLK-Programm "Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund (FörMig)" - aktuelle Entwicklung in Nordrhein-Westfalen. in: SchulVerwaltung
NRW, Nr. 1, 2006, S. 23-25.+++Lüddecke, Julian: Sprachförderung muss durchgängig sein:
aktuelle Entwicklung des Landesprojekts FörMig NRW. in: neue deutsche schule - Zeitschrift
der Bildungsgewerkschaft GEW in NRW, 10, 2006, S. 16-17. ARBEITSPAPIERE: Flyer
FÖRMIG Nordrhein-Westfalen. Unter: http://www.blk-foermig.uni-hamburg.de/cosmea/core/
corebase/mediabase/foermig/laender/Foermig_NRW_Flyer.pdf abrufbar.
ART: gefördert BEGINN: 2004-09 ENDE: 2009-08 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und Forschung; Land Nordrhein-Westfalen
INSTITUTION: Landesinstitut für Schule - Qualitätsagentur Nordrhein-Westfalen (Paradieser
Weg 64, 59494 Soest); RAA Essen - Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und
Jugendlichen aus Zuwandererfamilien Büro für interkulturelle Arbeit (Tiegelstr. 27, 45141
Essen); Land Nordrhein-Westfalen Ministerium für Schule und Weiterbildung (Völklinger
Str. 49, 40221 Düsseldorf)
KONTAKT: Bainski, Christiane (Tel. 0201-8328-301 o. -309, Fax: 0201-8328-333,
e-mail: [email protected]); Köditz, Jagoda (Tel. 02921-683-280, Fax: 02921-683228, e-mail: [email protected])
[454-F] Mottet, Genève (Bearbeitung); Bolzman, Claudio (Leitung):
Les enjeux de l'"interculturalité": discours et usages sociaux dans le milieu scolaire genevois
INHALT: S'inscrivant dans le prolongement de certaines études (de Hutmacher, 1993, 1994;
Poiret, 1996; Thin, 1998, Van Zanten, 2001) qui s'interrogent sur les représentations des enseignants par rapport aux élèves en difficulté(s), et sur certaines réflexions portées sur les potentialités et les dangers de l'approche interculturelle dans l'action sociale (Bolzman, 2002),
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cette recherche vise à mieux explorer les facteurs qui participent et qui témoignent du processus de constitution de l'interculturel en tant que problématique sociale. Elle étudie comment a
progressivement émergé cette nouvelle manière de voir les élèves, d'expliquer leurs
problèmes et de les traiter. D'autre part, il s'agit de mieux comprendre comment cette nouvelle
sensibilité collective se reflète dans les pratiques et dans les discours d'un certain nombre de
professionnels de l'éducation, aujourd'hui. Cette recherche poursuit 2 objectifs au niveau
théorique. D'une part, elle entend étudier dans une perspective historique les discours politiques et les mesures prises par le DIP (Département de l'instruction publique du canton de Genève) concernant l'intégration des élèves d'origine étrangère et des élèves migrants dans les
écoles genevoises. Dans cette perspective, elle établira une comparaison entre l'état des réflexions et des mesures existantes au début des années 1960-1970 et au début des années 2000, à
travers d'une analyse de type documentaire. D'autre part, elle vise à cerner au mieux les
représentations de différents acteurs du milieu scolaire genevois portant sur les élèves en difficultés scolaires. Notre objectif étant de tenter - grâce à ces discours - d'établir un "tableau"
des représentations d'une catégorie d'acteurs pédagogiques de la société sur la perception
qu'ils se font de leur rôle social professionnel, à savoir quelles sont les normes intériorisées
par ces acteurs du champ social qui donnent un sens à ce qu'ils font. Autrement dit, la porte
d'entrée que nous avons choisie pour mieux cerner les représentations qu'ont les professionnels de l'éducation sur l'"élève migrant" est celle de l'"échec scolaire". Cette partie sera abordé
à partir principalement à partir des entretiens semi-directifs auprès d'une quinzaine d'enseignant-e-s de différentes structures de l'école primaire genevoise. Outre une meilleure connaissance de la place qu'occupe le facteur ethnique dans les représentations que se font les enseignants de l'échec scolaire, une meilleure compréhension de la construction de l'interculturel" en tant qu'objet normatif, et l'intérêt purement heuristique de notre projet, cette recherche à également une portée pratique pour nos trois partenaires de terrain Ainsi, le Département de l'instruction publique (DIP), et en particulier pour son Service de la scolarité, notre
travail amènera des propositions qui nourriront une réflexion en cours visant l'amélioration
des mesures, voire des structures mises en place dans l'enseignement primaire, dans le but
d'une démocratisation des études plus effective, ainsi que des thématiques de réflexion concernant la formation des enseignants. Pour le CCSI genevois, acteur majeur depuis fort longtemps de la problématique du droit à l'éducation pour tous les enfants, cette étude sera l'occasion de faire un bilan historique sur son intervention dans ce domaine et d'actualiser ses
modes de participation au débat sur le thème, à travers la réactivation du groupe de travail
"école". Enfin, pour le SMP, "partenaire" important des enseignants en ce qui concerne les
élèves en difficulté(s), ce travail donnera un éclairage utile sur les représentations des enseignants de l'"échec scolaire", notamment de la part qu'ils attribuent à des causes psychologisantes et médicalisantes. Par ailleurs, les résultats de cette recherche sur les représentations de
l'interculturel dans le champ scolaire pourront, de par leur caractère novateur, être utiles pour
des études ultérieures dans le domaine social et celui de la santé. ZEITRAUM: 1970-2005
GEOGRAPHISCHER RAUM: principalement Genève et la Suisse romande
METHODE: Analyse sociohistorique de type documentaire de l'émergence et l'évolution de la
question de la "diversité culturelle", en comparant deux périodes: 1970-1975 et 2000-2005.
Pour cette perspective historique on aura recours à l'examen de sources écrites de divers types, par exemple les Rapports de gestion du Conseil d'Etat genevois, les articles de la revue
l'Educateur, les documents de la CDIP (Conférence suisse des directeurs cantonaux de l'instruction publique), ou encore les archives du CCSI de Genève (Centre de contact SuisseImmigrés). Nous enrichirons aussi notre analyse d'entretiens qui seront effectués de manière
semi-directive auprès de quelques personnes ayant eu un rôle dans la "production" ou dans le
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développement de cette sensibilité collective à l'interculturel. Pour la partie "actuelle": à ce
niveau, on envisage de comparer les perceptions de quatre catégories d'enseignants de l'école
primaire: les titulaires de classe, les GNTs (généralistes non titulaires, travaillant spécifiquement avec les élèves en difficultés scolaires), les STACCs (structures d'accueil) s'occupant
des élèves allophones peu ou pas scolarisés, ainsi que les enseignants de classes spécialisées.
Sur ce point, nous souhaitons nous centrer sur deux écoles regroupant tous ces professionnels.
Dans cette optique, nous avons opté pour une approche compréhensive qui revêt une grande
valeur heuristique, et c'est par cette démarche qualitative que nous allons essayer de cerner les
enjeux de l'"interculturalité". DATENGEWINNUNG: Akten- und Dokumentenanalyse, offen;
Qualitaives Interview (Stichprobe: 14-20; enseignants - univers de référence: pour la partie
interviews, enseignants de l'école primaire genevoise; Auswahlverfahren: 4 types d'enseignants).
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Bolzman, Claudio; Mottet,
Geneviève: Les enjeux de l'"interculturalité": discours et usages sociaux dans le milieu scolaire genevois. Genève: Centre de recherche sociale.
ART: gefördert BEGINN: 2005-06 ENDE: 2006-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung
INSTITUTION: Haute école de Genève -HEG- Haute école de travail social -HETS-, Institut
d'Etudes Sociales -INTEREC- Centre de recherche sociale -CERES- (Rue Prevost Martin 28,
1211 Genève, Schweiz)
[455-F] Müller, Andrea G., M.A. (Bearbeitung); Stanat, Petra, Prof.Ph.D.; Baumert, Jürgen,
Prof.Dr. (Leitung):
Förderung von deutschen Sprachkompetenzen bei Kindern aus zugewanderten und sozial
benachteiligten Familien: das Jacobs-Sommercamp Projekt
INHALT: Befunde aus internationalen Schulleistungsstudien weisen darauf hin, dass es in
Deutschland weniger gut gelingt als in anderen Staaten, Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund zu fördern. Obwohl in deutschen Schulen vereinzelt Maßnahmen der Förderung von Deutsch als Zweitsprache (DaZ) umgesetzt werden, ist die Effektivität dieser Ansätze bislang nicht systematisch geprüft worden. Eine erste belastbare Analyse von Effekten eines DaZ-Programms ist das Jacobs-Sommercamp Projekt, bei dem im Rahmen eines experimentellen Forschungsdesigns eine Gruppe von fast 150 Drittklässlern aus zugewanderten und
sozial benachteiligten Familien an einem Ferienprogramm mit verschiedenen Förderkomponenten teilgenommen hat. Befunde der Studie weisen darauf hin, dass mit einer Kombination
aus impliziten und expliziten Förderansätzen erhebliche Lernerfolge erzielt werden können.
GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
VERÖFFENTLICHUNGEN: Stanat, P.; Baumert, J.; Müller, A.G.: Förderung von deutschen
Sprachkompetenzen bei Kindern aus zugewanderten und sozial benachteiligten Familien: Evaluationskonzept für das Jacobs-Sommercamp Projekt. in: Zeitschrift für Pädagogik, 51,
2005, S. 856-875.+++Stanat, P.; Müller, A.G.: Förderung von Schülerinnen und Schülern mit
Migrationshintergrund. in: Bartnitzky, H.; Speck-Hamdan, A.: Deutsch als Zweitsprache lernen. Frankfurt am Main: Grundschulverband 2005, S. 20-32.
ART: gefördert BEGINN: 2004-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Jacobs Foundation
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INSTITUTION: Universität Erlangen-Nürnberg, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Zentralinstitut für Lehr- und Lernforschung (Regensburger Str. 160, 90478 Nürnberg); Max-PlanckInstitut für Bildungsforschung (Lentzeallee 94, 14195 Berlin)
KONTAKT: Stanat, Petra (Prof.Ph.D. Tel. 0911-5302-565 o. -570, Fax: 0911-5302-166,
e-mail: [email protected]); Baumert, Jürgen (Prof.Dr. Tel. 030-82406-303 o.
-304, e-mail: [email protected])
[456-F] Nassal, Ralf (Bearbeitung); Biesinger, Albert, Prof.Dr. (Betreuung):
Religionsunterricht in BVJ-Klassen mit jugendlichen Migranten als Identitätsbildung
INHALT: keine Angaben
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Tübingen, Katholisch-Theologische Fakultät, Lehrstuhl für Religionspädagogik (Liebermeisterstr. 12, 72076 Tübingen)
KONTAKT: Betreuer (Tel. 07071-29-74152, e-mail: [email protected])
[457-F] Neuhaus, Janine, Dipl.-Psych.; Rau, Melanie, Dipl.-Psych.; Zander, Lysann, Dipl.-Psych.;
Wolfgramm, Christine, Dipl.-Psych. (Bearbeitung); Hannover, Bettina, Prof.Dr.; Morf, Carolyn,
Prof.Dr.; Hoff, Gerd, Prof. (Leitung):
Migration und Bildung - individuelle Integrationsbemühungen und gesellschaftliche Integrationsvoraussetzungen ausländischer Jugendlicher in Deutschland und der Schweiz
INHALT: Das Projekt beschäftigt sich mit den Integrationsprozessen Jugendlicher verschiedener
ausländischer Herkunft in Deutschland und der Schweiz. Um der häufig vorherrschenden negativen Sicht auf Angehörige der zweiten Generation von Zuwanderern entgegenzuwirken,
werden die Denk- und Handlungsstrategien der Jugendlichen, ihre Identitätsentwicklung und
damit verbundene Potentiale und Chancen in den Mittelpunkt gerückt. Das Zusammenwirken
sozio-struktureller Bedingungen und individueller Merkmale und Fähigkeiten im Integrationsprozess soll analysiert werden, indem Hypothesen der Theorie der sozialen Identität mit
Befunden aus der Deprivations-, Stereotypen- und Selbstkonzeptforschung verknüpft werden.
Die Untersuchung zielt darauf, differenzierte Informationen über den Integrationsprozess Jugendlicher ausländischer Herkunft zu gewinnen und Konsequenzen für die politische und pädagogische Praxis aufzuzeigen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland,
Schweiz
METHODE: Hypothesen der Theorie der sozialen Identität werden mit Befunden aus der Deprivations-, Stereotypen- und Selbstkonzeptforschung verknüpft. Zum Einsatz kommen sowohl
qualitative (Interviews) als auch quantitative Methoden (Mehrebenenanalyse, Diskriminanzanalyse etc.). Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen
(Stichprobe: 16; Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 500; SchülerInnen der 9. Klassen von Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien in 7 Bundesländern mit und ohne Migrationshintergrund. Stichprobe:
1.600; SchülerInnen der 9. Klassen von Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien in 7 Bundesländern mit und ohne Migrationshintergrund). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des
Projekts.
ART: gefördert BEGINN: 2005-03 ENDE: 2008-02 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Volkswagen Stiftung
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12 Bildung junger Migranten
INSTITUTION: Freie Universität Berlin, FB Erziehungswissenschaft und Psychologie, Wissenschaftsbereich Erziehungswissenschaft und Grundschulpädagogik Arbeitsbereich Schulpädagogik, Schul- und Unterrichtsforschung (Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin)
KONTAKT: Hannover, Bettina (Prof.Dr. e-mail: [email protected])
[458-F] Oliva, Andres, Dipl.-Psych.; Butzin, Corinna (Bearbeitung); Röhner, Charlotte,
Prof.Dr.phil.habil. (Leitung):
Förderunterricht für Schülerinnen und Schülern aus Migrationskontext (Sekundarstufe I)
INHALT: An deutschen Schulen sind Schülerinnen und Schüler, die im Alltag neben der deutschen noch eine oder sogar mehrere andere Sprachen sprechen, inzwischen häufig anzutreffen. Viele dieser Kinder haben allerdings mit einem gemeinsamen Problem zu kämpfen:
Mangelnde hochsprachliche Kenntnisse der deutschen Sprache erschweren ihnen den Zugang
zum deutschen Bildungssystem. Gerade in den Klassen 5-10 (Sekundarstufe I) können sich
derartige Schwierigkeiten fatal auf die Bildungskarriere der Betroffenen auswirken, werden in
dieser Zeit doch die Weichen für den späteren Schulabschluss gestellt. Der "Förderunterricht
für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund" setzt an genau diesem Problempunkt an. Er hat das Ziel, Chancengleichheit und Bildungsbeteiligung von Zuwandererkindern zu verbessern und ihren Anteil an qualifizierten Schulabschlüssen zu erhöhen. Dazu
werden Schüler und Schülerinnen der Sekundarstufe I in Kleingruppen von Lehramtstudenten/innen deutsche Sprachkenntnisse vermittelt und darüber hinaus, in Ergänzung des Regelunterrichts, in individuellen "Problemfächern" gefördert. Das Projekt wird im Rahmen einer
Prozessevaluation wissenschaftlich begleitet. Zu Beginn des Projektes steht dabei die Identifizierung von sprachlichen Teilfertigkeiten im Vordergrund, in denen, differenziert nach den
gegebenen Leistungs- und Altersstufen, positive Veränderung in Folge eines Förderunterrichts in der Kleingruppe möglich erscheinen. Im weiteren Verlauf des Projektes sollen dann
für die wichtigsten Fertigkeiten 'best-practice' Beschreibungen einer wirksamen Sprachförderung herausgearbeitet werden. Kooperationspartner: Regionale Arbeitsstelle zur Förderung
von Kindern- und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien -RAA- Wuppertal, Stadt Wuppertal.
ART: gefördert BEGINN: 2005-09 ENDE: 2008-06 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Stiftung Mercator
INSTITUTION: Universität Wuppertal, FB G Bildungs- und Sozialwissenschaften, Fach Pädagogik Lehrstuhl für Pädagogik der frühen Kindheit und der Primarstufe (Gaußstr. 20, 42097
Wuppertal)
KONTAKT: Leiterin (Tel.0202-439-2313, Fax: 0202-439-3486,
e-mail: [email protected])
[459-L] Oswald, Hans; Krappmann, Lothar:
Soziale Herkunft, Ungleichheit in der Schulklasse und Schulerfolg - unter besonderer Berücksichtigung von Kindern ausländischer Eltern, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale
Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S.
752-764, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "In einer Untersuchung an Berliner Grundschulen (zehn Schulklassen der 3. und 5.
Jahrgangstufe, N=232) konnte gezeigt werden, dass es einen Zusammenhang zwischen der
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12 Bildung junger Migranten
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unter Kindern in Schulklassen entstehenden Ungleichheit in Beliebtheit und Einfluss und dem
Notenerfolg gibt. Dieser Zusammenhang bleibt erhalten, wenn man für den unter anderem in
der PISA-Studie festgestellten Einfluss des Familienhintergrundes einschließlich des Migrationshintergrundes auf den Schulerfolg kontrolliert. Die soziale Ungleichheit der Familien einschließlich der ethnischen Herkunft und die von den Kindern selbst erzeugte Ungleichheit in
der Kinderwelt wirken sich in gleicher Richtung auf die Chancen der Kinder in der Schule
und damit auch auf die zukünftigen Lebenschancen aus. Geht man in die Einzelheiten für die
Ausländerkinder, dann zeigt sich, dass die Familien mit ausländischen Eltern signifikant weniger Bücher besitzen und dass die Kinder mehr fernsehen und über mehr Taschengeld verfügen als die Kinder mit deutschen Eltern. Was die Ungleichheit in der Schulklasse anbetrifft,
so sind Ausländerkinder im Durchschnitt weniger beliebt und haben weniger Einfluss. Außerdem werden ihnen von ihren Klassenkameraden seltener gute Ideen zugetraut. Die Benachteiligung der Ausländerkinder liegt demnach nach unseren Ergebnissen weniger an den
Schul- und Berufsabschlüssen der Eltern und am Einkommen als an der fehlenden (deutschen) Literalität und an Aspekten des Erziehungsstils. Bedeutsamer scheint uns noch zu sein,
dass die Kinder ausländischer Eltern in der Welt der Gleichaltrigen geringere Chancen auf
Anerkennung haben. Die Gründe für diese Zusammenhänge zwischen Migrationshintergrund,
Peerakzeptanz und Schulerfolg werden diskutiert." (Autorenreferat)
[460-F] Pantke, Nadine (Bearbeitung); Allemann-Ghionda, Cristina, Prof.Dr. (Leitung):
Kulturelle Vielfalt als Bedingung und Ressource pädagogischen Handelns. Ein empirischer
Vergleich zum Umgang mit kultureller Differenz in deutschen und kanadischen Schulen
INHALT: keine Angaben
METHODE: Empirisch qualitative, vergleichende Untersuchung; Bildungspolitik und Schulpraxis, Curriculumforschung
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Deutscher Akademischer
Austauschdienst -DAADINSTITUTION: Universität Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät, Pädagogisches Seminar
Professur Allgemeine Pädagogik, insb. international vergleichende und interkulturelle Erziehungswissenschaft (Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0221-470-4025 od. -2452, Fax: 0221-470-6707,
e-mail: [email protected]); Bearbeiterin
(e-mail: [email protected])
[461-F] Pfeiffer, Saskia (Bearbeitung); Allemann-Ghionda, Cristina, Prof.Dr. (Leitung):
Interkulturelle Kommunikation und Kooperation zwischen Lehrpersonen und Eltern mit
Migrationshintergrund an deutschen und französischen Schulen
INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Frankreich
ART: Eigenprojekt AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät, Pädagogisches Seminar
Professur Allgemeine Pädagogik, insb. international vergleichende und interkulturelle Erziehungswissenschaft (Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0221-470-4025 od. -2452, Fax: 0221-470-6707,
e-mail: [email protected])
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[462-F] Piontek, Regina (Bearbeitung):
Förderung von Sprachkompetenz und Selbstwirksamkeit (FÖRMIG SuS) - Verbesserung
der Zugangschancen zur Berufsbildung für Jugendliche mit Migrationshintergrund (im
Rahmen des BLK-Programms "Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund" -FÖRMIG-)
INHALT: 1. Ausgangssituation: Bremen hat von allen Bundesländern den höchsten Anteil von
Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Die Zahl der Schüler mit Migrationshintergrund liegt laut PISA (2001) für die Gruppe der 15-Jährigen im Land Bremen bei 41%.
Zur Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund in der Grundschule werden so
genannte Vorkurse von freien Trägern (z.B. AWO, Bremische evangelische Kirche u.a.)
schulübergreifend durchgeführt. Die Vorkurse werden systematisch evaluiert. Qualifizierungsmaßnahmen für Lehrkräfte finden parallel statt und sollen dazu beitragen, Diagnosekompetenzen und zeitgemäße didaktisch-methodische Ansätze zu erwerben. Zur Senkung
von Wiederholerquoten werden in den Ferien "Sommercamps" durchgeführt (2004 für Drittklässler). Es handelte sich dabei um ein Forschungs- und Förderprojekt des Max-PlanckInstituts für Bildungsforschung, an dem auch die Jacobs-Stiftung beteiligt war. Das Bremer
Aktionsprogramm "Schule macht sich stark - Wege aus der Krise" zielt im Kern auf die Förderung und Sicherung von Basiskompetenzen (u.a. Sprach- und Leseverständnis) sowie auf
Selbständigkeit und Verantwortungsübernahme. Es soll dazu beitragen, schulische Leistungen gerade auch von Migrantenkindern zu verbessern und Voraussetzungen zu schaffen,
Wiederholungsquoten zu senken und Schulabschlüsse zu gewährleisten. 2. Das Projekt will
Jugendlichen mit Migrationshintergrund den Übergang in die Berufsbildung erleichtern und
bei dem erfolgreichen Abschluss einer Berufsausbildung unterstützen. Schwerpunkt und Ziel
ist es, den Spracherwerb in der beruflichen Qualifizierung vorzubereiten und zu sichern (Modul 7). Die Unterstützungsangebote sollen die Jugendlichen stärken, sich ihrer vorhandenen
Kompetenzen bewusst zu werden (Modul 8). In Verbindung mit bereits bestehenden Ansätzen der Förderung im Deutschunterricht und in Fördergruppen werden schulbezogene Beratungs- und Unterstützungsangebote entwickelt, die das selbständige Lernen und die Verantwortung für den eigenen Lernprozess stärken. Die Unterstützungsangebote sollen einerseits
differenzierte und modularisierte Sprachlernmöglichkeiten bieten und andererseits den Jugendlichen Raum geben, auf dem Hintergrund der spezifischen Migrationssituation den eigenen Lebensweg zu reflektieren und zu planen. Hierfür soll mit Peer-Konzepten gearbeitet
werden. Berufsorientierung wird in diesem Projekt als Teil der Identitätsentwicklung gesehen. Ziel ist die Stärkung der Selbstwirksamkeit und die Entwicklung von ersten Strategien
für lebenslanges Lernen. Wichtige Kooperationspartner für den Aufbau dieses Unterstützungssystems sind Institutionen der Berufsbildung, insbesondere berufliche Schulen und
Migrantenorganisationen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bremen
ART: gefördert BEGINN: 2005-08 ENDE: 2008-08 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und Forschung; Land Freie Hansestadt Bremen
INSTITUTION: Landesinstitut für Schule Bremen (Am Weidendamm 20, 28215 Bremen)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[463-F] Pixner, Johann, Dipl.-Psych.; Kolb, Monika (Bearbeitung); Schüpbach, Heinz, Prof.Dr.;
Kraus, Michael (Leitung):
Vernetzung von IT-gestütztem Monitoring und Mentoring für internationale Studierende
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INHALT: Aufbau einer Analyse-, Informations- und Beratungsstruktur für internationale Studierende und Studieninteressierte zur Sicherung des Studienerfolgs und Verbesserung der Vorbereitung auf das Studium an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Ziele der wissenschaftlichen Begleitforschung: Planung, Durchführung und Auswertung einer Anforderungsanalyse, wissenschaftliche Unterstützung bei der Entwicklung des Online Beratungs- und Informationsangebots, Entwicklung eines Kennzahlensystems für das Studienverlaufsmonitoring, Projektevaluation. GEOGRAPHISCHER RAUM: Freiburg im Breisgau
METHODE: Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Gruppendiskussion
(Stichprobe: 30; Auswahlverfahren: Zufall). Aktenanalyse, standardisiert (Stichprobe: 3.000;
Auswahlverfahren: total). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: Auftragsforschung; gefördert BEGINN: 2006-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER:
Deutscher Akademischer Austauschdienst -DAAD- FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Freiburg, Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaftliche Fakultät,
Institut für Psychologie Arbeitsgruppe Arbeits- und Organisationspsychologie (Engelbergerstr. 41, 79085 Freiburg im Breisgau)
KONTAKT: Schüpbach, Heinz (Prof.Dr. Tel. 0761-2035686,
e-mail: [email protected])
[464-F] Racherbäumer, Kathrin, Dipl.-Päd. (Bearbeitung):
Kinder im Übergang vom Kindergarten in die Grundschule
INHALT: Die Entwicklung spezifischer Fertigkeiten des Lesens, Schreibens und Rechnens von
Kindern im Vorschulalter gewinnt nach der Einführung der Schuleingangsstufe in NRW im
Schuljahr 2004/05 eine besondere Bedeutung. In einer Längsschnittstudie wird die Entwicklung dieser Fertigkeiten analysiert und deren Bedeutung für die weitere Schullaufbahn abgeleitet. Die Studie berücksichtigt dabei besonders die individuellen Voraussetzungen (Geschlecht, soziale Herkunft, Migrationshintergrund) von Kindern. GEOGRAPHISCHER
RAUM: Nordrhein-Westfalen
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Essen, FB Bildungswissenschaften, Abt.
Erziehungswissenschaften Arbeitsgruppe Schulpädagogik (Universitätsstr. 12, 45117 Essen)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0201-183-2165, e-mail: [email protected])
[465-L] Radtke, Frank-Olaf:
Politiknah und praxisverträglich: der Beitrag der westdeutschen Erziehungswissenschaften
zur Modellierung des Migrationsproblems, in: Neue Praxis : Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik, Sonderheft, 2006, H. 8, S. 201-213 (Standort: USB (Köln)38-HP-LS
B218; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Text leistet einen Beitrag zur kritischen Beleuchtung bisheriger Ansätze, Konzepte
und Strategien der Sozialen Arbeit in der Migrationsgesellschaft und zum Entwurf neuer Perspektiven. In diesem Zusammenhang beleuchtet der Autor den Stellenwert der erziehungswissenschaftlichen Migrationsforschung in Westdeutschland im Umgang mit dem Migrationsproblem. Die Betrachtung beschränkt sich exemplarisch auf ein Thema, das in der Diskussion nach der ersten PISA-Studie 2000/2001, die Anlass für die Pädagogenschelte ist, eine
prominente Rolle spielt: die Herkunftsabhängigkeit des Bildungserfolgs bei Kindern mit
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Migrationshintergrund. Die These lautet, dass eine Betrachtung vorliegender Untersuchungen
zur Bildungsbeteiligung von Migrantenkindern aus den letzten 30 Jahren nicht Politik- und
Praxisferne, sondern eine große Nähe der erziehungswissenschaftlichen Forschung zu der
Problemmodellierung ergeben würde, welche die Akteure in Politik und Praxis vornehmen.
Anhand verschiedener Diskursstränge, etwa der 'Gastarbeiterbetreuung' durch die großen
Wohlfahrtsverbände, den kompensatorischen Maßnahmen, der Entstehung von sogenannten
ethnischen 'Parallelschulen' und des Problems der migrationsbedingten Bildungsungleichheit
wird die wechselseitige Verflechtung von Wissenschaft, Profession sowie politischer und
medialer Öffentlichkeit demonstriert. (ICG2)
[466-F] Reich, Hans H., Prof.em.Dr.; Otten, Matthias, Dr. (Leitung):
Interkulturelle Kommunikations- und Handlungskompetenzen aus der Perspektive der Interkulturellen Pädagogik. Modelle und Strategien für die kontextspezifische Aneignung und
Vermittlung
INHALT: Die Erforschung interkultureller Kompetenzen wurde bislang von Versuchen einer
allgemeinen Basisdefinition interkultureller Kompetenz oder normativ akzentuierter Bildungsziele wie in der frühen Interkulturellen Pädagogik dominiert. Ansätze einer organisationalen und institutionellen Kontextualisierung sind erst seit wenigen Jahren im Entstehen.
Derzeit existiert noch kein verbindender oder gar interdisziplinär etablierter Theorie- und Methodenfundus, mit dessen Hilfe das Verhältnis von allgemeinen interkulturellen Kommunikations-, Handlungs- und Kompetenztheorien und den kontext-spezifischen Anforderungen im
Hinblick auf kompetentes interkulturelles Handeln innerhalb bestimmter Berufsfelder geklärt
werden kann. Das vorgeschlagene Forschungsprojekt soll zur Lösung dieses Problems der interkulturellen Forschung beitragen.
METHODE: In der Pilotphase (1. Jahr) soll durch eine Metaanalyse vorliegender empirischer
Studien und theoretischer Modelle über interkulturelle Kommunikations- und Handlungskompetenzen eine systematisch vergleichende Bestandsaufnahme nach theoretischen, forschungsmethodischen und praxisbezogenen Kriterien erfolgen. Das Ziel ist eine theorie- und
methodenvergleichende Übersicht über Diagnose- und Evaluationsverfahren (einschließlich
der Instrumente) sowie der daraus abgeleiteten Qualifizierungskonzepte zur Vermittlung interkultureller Kompetenzen. Auf der Grundlage dieser, in (a) näher skizzierten Vorhaben sollen im weiteren Projektverlauf (b) die Aneignung und die Vermittlung interkultureller Kompetenzen empirisch in ausgewählten Berufskontexten untersucht werden. Besonders interessiert dabei, inwieweit interkulturelle Kompetenzen eher deduktiv aus einschlägigen (Fach)Theorien abgeleitet werden, oder eher induktiv aus den jeweiligen Handlungsanforderungen
der Berufspraxis, z.B. in der Krankenpflege, der Berufsberatung oder der Lehrtätigkeit in
Schulen formuliert werden. Im Hinblick auf die Konzeptualisierung soll durch die Analyse
bestehender Kompetenzmodelle und Forschungsansätze ein heuristisches Kriterienraster erarbeitet werden, mit dessen Hilfe eine qualitative Beschreibung von interkulturellen Kompetenzdimensionen für bestimmte professionelle Lern- und Handlungskontexte möglich ist, die
sich von allgemeinen Fach- und Berufskompetenzen unterscheiden. m Hinblick auf Diagnostik (z.B. psychometrische Kompetenzmessung oder Sprachstandsdiagnostik bei Mehrsprachigkeit) und Evaluation (z.B. Wirkungsforschung interkultureller pädagogischer Maßnahmen) soll das Kriterienraster die Grundlage für die Entwicklung eigener Erhebungs- und Analyseinstrumente liefern. Dabei wird eine enge Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Methoden, Diagnostik und Evaluation und den anderen Teilprojekten angestrebt. Mit Blick auf die
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Kompetenzentwicklung soll die Analyse erste Anregungen für die interkulturell-pädagogische und didaktische Praxis liefern. Das betrifft z.B. die genauere, kontextzentrierte Klärung von individuellen und kollektiven Lernzielen (möglichst auf der Grundlage solider
Kompetenzdiagnosen) oder die Entwicklung und Auswahl von interkulturellen Methoden (interkulturelle Lehr- und Lernformen, Trainings).
ART: keine Angabe BEGINN: 2005-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Koblenz-Landau Campus Landau, FB 05 Erziehungswissenschaften,
Institut für Bildung im Kindes- und Jugendalter Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung (Thomas-Nast-Str. 44, 76829 Landau)
KONTAKT: Otten, Matthias (Dr. Tel. 06341-990-251, e-mail: [email protected])
[467-L] Ro, Hea-Kyung:
Zufriedenheit ausländischer Studierender an deutschen Hochschulen: eine empirische Untersuchung am Beispiel ostasiatischer Studierender, (Schriften zur Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie, Bd. 23), Hamburg: Kovac 2006, XVII, 273 S., ISBN: 3-8300-2447-9
(Standort: USB Köln(38)-33A7795)
INHALT: "Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Zufriedenheit ausländischer Studierender
an deutschen Hochschulen. Diese wurde im deutschsprachigen Raum bislang wenig erforscht.
Vor allem sollten durch die vorliegende Arbeit die Determinanten und Funktionsweisen der
Studienzufriedenheit ermittelt werden. Die Zielpopulation umfasste ausländische Studierende,
die an einer der deutschen Universitäten immatrikuliert sind. Die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit der Zielpopulation bezüglich der Studienzufriedenheit ergibt sich zuerst in
der dank der intensiven Internationalisierungsbemühungen deutscher Hochschulen stets
wachsenden Anzahl ausländischer Studierender in Deutschland, daneben in der auffallend
hohen Schwundquote ausländischer Studierender nach einem Jahr sowie einer sehr geringen
Absolventenquote (25 Prozent) nach acht Jahren (DAAD, 2004b). Eine systematische Problemanalyse für diese Zielgruppe schien daher dringend notwendig. Die empirischen Fragestellungen der vorliegenden Studie beinhalten die Identifikation der personinternen und externen Determinanten der Studienzufriedenheit, die Überprüfung der Existenz verschiedener Formen der Studienzufriedenheit und das Auffinden der funktionalen Zusammenhänge
der untersuchten Variablen. Neben der Untersuchung der Studienzufriedenheit, der Identifizierung ihrer Determinanten und der Feststellung der Beziehungen zwischen den beteiligten
Einflussvariablen für einzelne Zufriedenheitsformen besteht der wesentliche Beitrag der vorliegenden Arbeit darin, dass das bisher in der Forschung vernachlässigte Thema der Studienzufriedenheit ausländischer Studierender aufgegriffen wurde. Das Ausländerstudium als Forschungsgegenstand besitzt nach wie vor eine besondere Relevanz nicht nur für die betreffenden ausländischen Studierenden, sondern auch für die Hochschulinstitutionen oder -personen,
die sich viel mit ausländischen Studierenden beschäftigen. Aus den Ergebnissen wurden konkrete Vorschläge für die Gestaltung verbesserter Studienbedingungen abgeleitet, die sowohl
die Hochschulinstitution, deren Personal als auch ausländische Studierende selbst betreffen.
Da die vorliegende Studie aufgrund der Vielfältigkeit der ausländischen Studierenden lediglich eine begrenzte Gruppe als Zielpopulation untersucht hat, sollte das Thema Studienzufriedenheit in weiteren Studien weiterverfolgt werden." (Textauszug)
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[468-F] Röber, Christa, Prof.Dr. (Leitung):
Qualifizierung von Multiplikatorinnen im Rahmen des Projektes "Sprachförderung im Vorschulalter"
INHALT: Das Projekt zielt auf die Qualifizierung von 8 Erzieherinnen, 6 Sozialpädagoginnen
und 6 Lehrerinnen ab, zukünftig Fortbildungskurse für Erzieherinnen, die Sprachförderung in
Kindergärten machen, zu leiten. Es umfasste 15 Tage. Inhalt dieser Fortbildungen war es, die
sprachliche Förderung insbesondere von Migrantenkindern zu optimieren. Im Mittelpunkt der
Arbeit stand entsprechend die Erweiterung des sprachlichen Wissens der Teilnehmerinnen in
Bezug auf die Strukturen der deutschen Hochsprache, die die gesprochenensprachliche Basis
für die Schrift darstellt. Die theoretische Information stand im Zusammenhang mit der Darstellung und Erprobung von Fördermaterialien, die von den ForscherInnen im Zusammenhang anderer Projekte erstellt worden waren. Andere Themenbereiche des Projektes waren:
Spracherwerb, Schrifterwerb, Deutsch als Zweitsprache, Kooperation mit Eltern und Migration. Zusätzlich erhielten die Teilnehmerinnen durch ein Coaching eine Vorbereitung auf ihre
zukünftige Tätigkeit als Kursleiterinnen. Die Arbeit in der PH wurde durch praktische Erprobungen begleitet, deren Ergebnisse an den Kurstagen diskutiert wurden.
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Landesstiftung BadenWürttemberg gGmbH
INSTITUTION: Pädagogische Hochschule Freiburg, Fak. I, Institut für Erziehungswissenschaft I
(Kunzenweg 21, 79117 Freiburg im Breisgau)
KONTAKT: Leiterin (e-mail: [email protected]); Institution (Tel. 0761-682-424)
[469-F] Rüesch, Peter; Wegener, Robert (Bearbeitung); Häfeli, Kurt; Landert, Charles; Sardi,
Massimo (Leitung):
LSB 2 (Lehrstellenbeschluss 2): Vertiefungsstudie zu den Projekten mit Schwerpunkt auf
niederschwelligen Angeboten
INHALT: Diese fünfte und letzte Vertiefungsstudie im Rahmen des LSB2 (vgl. die Informationen
04:067-069 und 05:21) fusst auf einer Erhebung zu den Angeboten im Bereich der niederschwelligen Berufsbildung (gemeint sind damit Angebote im berufspraktischen Bereich oder
Brückenangebot oder Projekte, die sich explizit an Jugendliche mit Integrationsschwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt wendeten). Gesamtschweizerisch lassen sich ein Fünftel der im
Rahmen des zweiten Lehrstellenbeschlusses finanzierten Projekte diesem Bereich zuordnen,
und für sie ist ein Sechstel der LSB2-Mittel aufgewendet worden. Die Autoren unterstreichen
die Vielfalt der Projekte, bezeichnen andererseits aber die Häufung von Projekten als auffällig, welche die Problematik durch Massnahmen im Bereich der Person oder des Verhaltens
der betroffenen Jugendlichen anzugehen suchen. Die Hauptzielgruppe der niederschwelligen
Angebote sind Jugendliche mit Migrationshintergrund; die Hälfte der Angebote werden von
ihnen genutzt. Bei den Jugendlichen in niederschwelligen Ausbildungen handelt es sich zudem grösstenteils um junge Männer; die Frauen machen nur gerade einen Anteil von etwa 10
Prozent aus. Die Projektleitenden schätzen ihre Angebote als relativ erfolgreich ein, indem
die gesetzten Ziele grossenteils erreicht wurden. Eher kritisch wird der Projekterfolg in einigen, allerdings zentralen Verhaltensbereichen der jugendlichen Klientel beurteilt, etwa beim
Arbeitsverhalten, beim sozialen Verhalten, bei den sprachlichen oder den schulischen Kompetenzen. Evaluation und Controlling der Projekte müssen jedoch als lückenhaft bezeichnet
werden; nur die Hälfte der Anbieter haben ihre eigene Arbeit evaluiert. Rund ein Fünftel der
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Projektleitenden vermochten auch keine genauen Angaben über die Projektfinanzen zu machen. Neben der Übersicht beinhaltet die Studie verschiedene Porträts von beispielhaften Projekten, Schlussfolgerungen und Empfehlungen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Schweiz
METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Dokumentanalyse; Qualitatives Interview.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Häfeli, Kurt; Rüesch, Peter;
Landert, Charles; Sardi, Massimo; Wegener, Robert: Lehrstellenbeschluss 2: niederschwellige Angebote: Vertiefungsstudie. Bern: BBT; Koordinationsstelle Weiterbildung der Universität Bern 2004, 114 S.+++Häfeli, Kurt; Rüesch, Peter; Landert, Charles; Sardi, Massimo; Wegener, Robert: 2e arrêté fédéral sur les places d'apprentissage: offres de formation moins exigeante: étude approfondie. Berne:Berne: OFFT; CCFC 2004, 119 p.+++Rüesch, Peter: Wie
bringen wir gefährdete Jugendliche zu Arbeit und Beruf?In: Forschung in der Heilpädagogik.
Luzern: Schweizerische Zentralstelle für Heilpädagogik 2005, S. 65-80 (Edition SZH).
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2002-01 ENDE: 2004-12 AUFTRAGGEBER: Bundesamt für
Berufsbildung und Technologie -BBT- FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Hochschule für Heilpädagogik Zürich (Schaffhauserstrasse 239, 8057 Zürich,
Schweiz); Landert Farago & Partner - Partner für Sozialforschung, Evaluation, Konzepte
(Grossmünsterplatz 6, 8001 Zürich, Schweiz); érasm - Forschungsinstitut für Marketing und
angewandte Sozialforschung (Rue de la Gabelle 6, 1227 Carouge, Schweiz)
[470-F] Sauer, Karin; Rose, Christoph (Bearbeitung); Held, Josef, apl.-Prof.Dr.habil. (Leitung):
Integration von Migrantenkindern in Baden-Württemberg und Kalifornien
INHALT: Das Projekt will in der pädagogischen Ausbildung Studierende mit Migrantenkindern
zusammenbringen und so die Probleme und Lösungsstrategien für die Integration nahe bringen. Die Integration von Migrantenkindern hat kulturelle, soziale und gesellschaftliche Voraussetzungen, die in einem international vergleichenden Projekt besonders gut erfahren und
untersucht werden können. Der Kern der Projektidee liegt vor allem darin, dass durch den internationalen Vergleich der Integrationssituation in Baden-Württemberg und Kalifornien sowohl bei Studierenden als auch bei Migrantenkindern neue Einsichten und Perspektiven entstehen. Die Studierenden führen mit Migrantenkindern ein Videoprojekt zur Integrationssituation in Schule und Stadtteil und zu Integrationsstrategien durch und erforschen diese dabei.
Ergebnis des Lehr-Forschungsprojekts sind audiovisuelle und schriftliche Materialien für die
Integrationsarbeit und die pädagogische Ausbildung. Kooperationspartner: Sonoma State Univ., California. GEOGRAPHISCHER RAUM: Baden-Württemberg, Kalifornien
METHODE: Quantitative und qualitative Befragungen anhand von Fragebögen und Interviews.
Das geplante innovative Lehr-Forschungsprojekt richtet sich nach dem Ansatz der Cultural
Studies, der sowohl in Tübingen als auch in Sonoma (Kalifornien) bei Projekten in Stadtteilen
und Schulen verfolgt wird. Durch die Verbindung von Forschung und Praxis dient es sowohl
der Verbesserung der Qualifizierung von Studierenden als auch der Verbesserung der pädagogischen Praxis. Als hochschuldidaktisches Modell gibt es Anregungen für die Lehrerbildung, als Forschungs- und Entwicklungsprojekt liefert es Erkenntnisse und Materialien, die
für die Integrationspraxis unmittelbar genutzt werden können.
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2004-01 ENDE: 2006-09 AUFTRAGGEBER: Deutscher Akademischer Austauschdienst -DAAD-; Land Baden-Württemberg Ministerium für Justiz FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Tübingen, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Institut für
Erziehungswissenschaft (Münzgasse 22-30, 72070 Tübingen)
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12 Bildung junger Migranten
KONTAKT: Leiter (Tel. 07071-29-76893, Fax: 07071-34871,
e-mail: [email protected])
[471-F] Schakib-Ekbatan, Karin, B.A.; Hasselbach, Petra, Dr. (Bearbeitung); Schöler, Hermann,
Prof.; Roos, Jeanette, Prof. (Betreuung):
Evaluation von Sprachfördermaßnahmen bei Vorschulkindern (EVAS)
INHALT: Fragestellung: Welche Effekte haben spezifische Sprachfördermaßnahmen im Rahmen
des Kindertagesstättenbesuchs im Vergleich zu unspezifischer Sprachförderung in den Kindertagesstätten insbesondere bei Kindern mit Migrationshintergrund? Evaluiert werden spezifische Sprachförderprogramme, die im Rahmen des Projektes "Sag mal was - Sprachförderung für Vorschulkinder" der Landesstiftung Baden-Württemberg in Kindertageseinrichtungen der Städte Mannheim und Heidelberg eingesetzt und von der Landesstiftung BadenWürttemberg finanziert werden. Es handelt sich hierbei um Sprachförderprogramme nach
Kaltenbacher und Klages (1), Tracy (2) und Penner (3). Hintergrund: Viele Vorschul- und
Schulkinder mit Migrationshintergrund verfügen über keine oder unzureichende Deutschkenntnisse. Zur Teilhabe am deutschen Bildungssystem sind jedoch ausreichende sprachliche
Kompetenzen erforderlich. Erfahrungsgemäß kann Schule mangelnde Sprachkenntnisse kaum
kompensieren, daher müssen Förderungen zwingend vor dem Schuleintritt erfolgen. Derzeit
liegen zum einen nur wenige Sprachförderprogramme vor, zum anderen sind diese hinsichtlich ihrer Wirksamkeit nicht evaluiert. Im Auftrag der Landesstiftung Baden-Württemberg
und in Zusammenarbeit mit dem Kinder- und Jugendamt der Stadt Heidelberg, dem Fachbereich Bildung der Stadt Mannheim, dem Seminar für Deutsch als Fremdsprachenphilologie
(SDF) der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg sowie der Reimann-Dubbers-Stiftung (Heidelberg) und der Dürr-Stiftung (Hamburg) sollen im Zeitraum 2005-2008 diese spezifischen
Sprachfördermaßnahmen im vorschulischen Bereich auf ihre Effekte hinsichtlich der sprachlichen sowie schulischen Entwicklung der Kinder überprüft werden. GEOGRAPHISCHER
RAUM: Heidelberg, Mannheim
METHODE: Design: Die Stichprobe setzt sich ausschließlich aus Kindern zusammen, die im
Sommer 2006 eingeschult werden. Im Rahmen des längsschnittlichen Designs der Studie
wurde der Förderbedarf der Kinder und somit ggf. deren Aufnahme in spezifische Sprachfördergruppen im Mai 2005 über ein Screening zur Erfassung von Risikokindern für Sprach- und
Schriftspracherwerbsschwierigkeiten (HASE, Brunner & Schöler, 2001/2002) sowie über
Einschätzungen der Erzieher/-innen ermittelt. Vor Beginn der Förderung werden individuelle
Merkmale anhand standardisierter Verfahren zum Sprachentwicklungsstand (Subtests zu
morpho-syntaktischen Strukturformen und zu semantischen Aspekten aus dem H-S-E-T,
Grimm & Schöler, 1991) und zur kognitiven Leistungsfähigkeit (CPM, Raven, 2002) erfasst.
Familiäre Hintergrundinformationen werden durch einen Elternfragebogen erhoben. Förderinhalte und methodische Vorgehensweisen bei den spezifischen Sprachförderungen werden
durch ein teilstrukturiertes Interview mit den Sprachförderkräften sowie eine kontinuierliche
Dokumentation erhoben. Nach Abschluss der Förderprogramme erfolgt die erneute Feststellung des Sprachentwicklungsstandes anhand standardisierter Verfahren (Subtests aus H-S-ET, Grimm & Schöler, 1991; AWST-R, Kiese-Himmel, 2005). Zur Überprüfung, ob die Förderprogramme nachhaltig zur Teilhabe am Bildungsprozess beigetragen haben, werden am
Ende der 1. und 2. Grundschulklasse Leistungsbeurteilungen der Lehrkräfte eingeholt und am
Ende der 2. Klasse die Leistungsentwicklung im Lesen, Rechtschreiben und Rechnen sowie
die Selbstkonzeptentwicklung (hinsichtlich Sprache) und die Entwicklung der Leistungsmoti-
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vation durch standardisierte Verfahren untersucht. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe
DATENGEWINNUNG: Experiment; Psychologischer Test (Stichprobe: 553; Vorschulkinder
im letzten Kindergartenjahr). Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 36; Sprachförderkräfte). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 458; Eltern). Feldarbeit
durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2005-04 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: Landesstiftung
Baden-Württemberg gGmbH FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Pädagogische Hochschule Heidelberg, Fak. I Erziehungs- und Sozialwissenschaftliche Fakultät einschließl. Sonderpädagogik, Fach Pädagogische Psychologie
(Keplerstr. 87, 69120 Heidelberg); Pädagogische Hochschule Heidelberg, Fak. I Erziehungsund Sozialwissenschaftliche Fakultät einschließl. Sonderpädagogik, Institut für Sonderpädagogik (Keplerstr. 87, 69120 Heidelberg); Universität Heidelberg, Neuphilologische Fakultät,
Institut für Allgemeine und Angewandte Sprachwissenschaft Seminar für Deutsch als Fremdsprachenphilologie (Ploeck 55, 69117 Heidelberg)
KONTAKT: Schöler, Hermann (Prof. Tel. 06221-477-426, e-mail: [email protected]); Roos, Jeanette (Prof. Tel. 06221-477-532, e-mail: [email protected])
[472-F] Scharlibbe, Suzanna; Bormann, Katrin (Bearbeitung):
Mentoring und Interkulturalität - Meduse für Studentinnen mit Migrationshintergrund
INHALT: Dieses Projekt im Rahmen der Ziel- und Leistungsvereinbarung wurde in enger Kooperation mit dem Mentoring-Programm MEDUSE der Universität Duisburg-Essen, Campus Essen durchgeführt.
ART: keine Angabe BEGINN: 2002-01 ENDE: 2004-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Essen, FB Bildungswissenschaften, Abt.
Erziehungswissenschaften Arbeitsgruppe Schulpädagogik (Universitätsstr. 12, 45117 Essen)
KONTAKT: Sekretariat (Tel. 0201-183-2213, Fax: 0201-183-4267,
e-mail: [email protected])
[473-L] Schittenhelm, Karin:
Kulturelle Faktoren in der Analyse sozialer Ungleichheit: junge Migrantinnen und ihr Zugang zu beruflicher Bildung und Beschäftigung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale
Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S.
2560-2569, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Neuere Diskussionen in der soziologischen Ungleichheitsforschung, die neben der
sozialen Klasse das Geschlecht und ethnisch definierte Zugehörigkeiten zur Kenntnis nahmen, rückten auch kulturelle Dimensionen ins Blickfeld der Analyse. Inwieweit führte eine
Erweiterung bisheriger Perspektiven zu Forschungsansätzen, die 'Kultur' auf eine theoretisch
und empirisch fundierte Weise berücksichtigen? Der Beitrag diskutiert diese Frage, indem er
sich thematisch auf die Stellung junger Migrantinnen in der beruflichen Bildung bezieht. Die
ungleiche Beteiligung junger Frauen mit Migrationshintergrund in der beruflichen Bildung ist
bekannt. Die damit einhergehenden Selektionsprozesse wurden wenig empirisch analysiert
und Erklärungsansätze führten nicht selten zu fragwürdigen Konstruktionen kultureller Unter-
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schiede. Indem er sich auf die Arbeiten Bourdieus sowie sozialkonstruktivistischer Autor/innen bezieht, diskutiert der Beitrag theoretische Ansätze, die kulturelle Faktoren in der Analyse sozialer Ungleichheiten berücksichtigen. Ihre empirische Umsetzung behandelt er auf der
Grundlage einer qualitativen Untersuchung des Ausbildungseinstiegs junger Migrantinnen
und einheimischer junger Frauen. Eine Rekonstruktion der Perspektive der jungen Frauen
weist dabei auf strategische Umgangsformen mit ihren Lebensverhältnissen hin, die nicht
immer auf einer Zustimmung zu diesen beruhen. Auch kulturelle Zuschreibungen werden von
den jungen Frauen nicht notwendigerweise übernommen. In der vergleichenden Analyse wird
außerdem deutlich, dass einheimische und eingewanderte Gruppen durchaus parallele Formen
gefunden haben, den Ausbildungseinstieg angesichts der Gelegenheiten und Einschränkungen
eines lokalen Arbeitsmarktes zu bewältigen." (Autorenreferat)
[474-F] Schönknecht, Gudrun, Prof.Dr.; Lang, Eva, Dr. (Leitung):
Lernen und Unterricht an der Deutschen Schule Thessaloniki aus der Sicht von Grundschulkindern, Eltern und LehrerInnen
INHALT: Ziel ist es, Schülervorstellungen von Lernen und Unterricht in unterschiedlichen kulturellen Zusammenhängen zu erheben. An der deutschen Schule Thessaloniki versammeln sich
sowohl in mono- und binationalen Familien als auch in einer deutschgriechisch gemischten
Schule (Kinder, Lehrer) verschiedene Unterrichtskulturen. Untersucht wird, wie Kinder diese
Unterrichtskulturen wahrnehmen, welche Vorstellungen von Lernen sie entwickeln und wie
diese auch das Unterrichten der Lehrerinnen beeinflussen. In einer Vorstudie (Sept.-Dez.
2005) wurden mit 10 Kindern der 5. Jahrgangsstufe, Lehrern sowie Eltern Interviews geführt,
der überarbeitete Leitfaden wird in der Hauptstudie (Feb.-Juni 2006) eingesetzt. GEOGRAPHISCHER RAUM: Thessaloniki
ART: keine Angabe BEGINN: 2005-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Pädagogische Hochschule Freiburg, Fak. I, Institut für Erziehungswissenschaft I
(Kunzenweg 21, 79117 Freiburg im Breisgau)
KONTAKT: Schönknecht, Gudrun (Prof.Dr. e-mail: [email protected])
[475-F] Schründer-Lenzen, Agi, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Förderung und Evaluation von Mehrsprachigkeit und Literalität an Brandenburger Grundschulen (im Rahmen des BLK-Programms "Förderung von Kindern und Jugendlichen mit
Migrationshintergrund -FÖRMIG-)
INHALT: Der Problemdruck durch migrationsbedingte Disparitäten im Bildungsbereich scheint
rein quantitativ in den neuen Bundesländern gegenwärtig noch nicht so hoch zu sein wie in
den alten Bundesländern. Gleichwohl hat sich der Anteil 'ausländischer' Kinder in den letzten
zehn Jahren verdoppelt. Die Bildungsstatistiken bilden die Lage der zugewanderten Schüler/innen aber nicht zuverlässig ab. Die gegenwärtig benutzten Erfassungskategorien geben
bezüglich der Bildungssituation aller Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund
nur über diejenigen Aufschluss, die keinen deutschen Pass besitzen. Auch strukturell unterscheidet sich die Ausgangssituation in den neuen Bundesländern von der in den alten: In
Brandenburg liegt der Anteil deutscher Schüler, die dem Förderschwerpunkt Lernen zugeordnet werden, doppelt so hoch wie der der Migrantenkinder. Selbst im Gymnasialbereich der
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Sekundarstufe ist das Schulwahlverhalten zwischen deutschen und ausländischen Jugendlichen relativ ausgewogen. Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund kann sich dementsprechend in Brandenburg auf die offensichtlichen Leistungsressourcen dieser Gruppe von
Schülern konzentrieren und zur Steigerung ihrer Exzellenz beitragen, um sie gezielt für den
Erwerb hochqualifizierender Bildungsgänge (Gymnasialbereich) vorzubereiten. Das Brandenburger Vorhaben konzentriert sich auf die Themenschwerpunkte "Sprachförderung auf der
Basis individueller Sprachstandsfeststellung" und "Durchgängige Sprachförderung". Dabei ist
die Entwicklung, Implementierung und Evaluation von Lernangeboten zentral, die auf eine
institutionenübergreifende Sprachförderung von Grundschulkindern mit Migrationshintergrund zielen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Brandenburg
METHODE: Realisiert werden soll das Ziel durch Adaption und Entwicklung von Modellen der
Kooperation von Eltern, Schule und Hort zur Förderung von Mehrsprachigkeit und schriftsprachlicher Kompetenzentwicklung in den Klassen 1-4 der Brandenburger Grundschule.
Ausgangspunkt hierfür ist die Lernprozess begleitende Analyse der literalen Kompetenzentwicklung der Migrantenkinder. Diese Entwicklungsanalyse soll in einer Kombination interner
und externer Evaluation erhoben und in ein neues Rückmeldeformat gebracht werden, das
auch für Eltern, Hortnerinnen und Lehrer informativ ist. Damit wird eine förderdiagnostische
Ressource geschaffen, die institutionenübergreifend als Sprachförderinstrument genutzt werden soll. Das für Brandenburg typische mehrsprachige Unterrichtsangebot (begegnungssprachliche Konzepte ab Klasse 1 und herkunftssprachlicher Unterricht in Russisch und Polnisch) soll besondere Beachtung finden.
ART: gefördert BEGINN: 2004-09 ENDE: 2009-08 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und Forschung; Land Brandenburg
INSTITUTION: Universität Potsdam Campus Golm, Humanwissenschaftliche Fakultät, Institut
für Grundschulpädagogik LS für Allgemeine Grundschulpädagogik und -didaktik (Postfach
601553, 14415 Potsdam)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0331-977-2447, Fax: 0331-977-2716,
e-mail: [email protected])
[476-L] Schründer-Lenzen, Agi (Hrsg.):
Risikofaktoren kindlicher Entwicklung: Migration, Leistungsangst und Schulübergang,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 240 S., ISBN: 3-531-14844-3 (Standort: UB d. Fernuniv. Hagen(708)-ICAF/SCRR)
INHALT: "In diesem Band werden Risikofaktoren kindlicher Entwicklung mit aktuellen Schwerpunktsetzungen thematisiert und empirisch fundiert zur Diskussion gestellt: Im Zentrum steht
die Schulleistungsentwicklung von Kindern mit Migrationshintergrund, die seit den Befunden
von PISA und IGLU als die Schülergruppe mit dem höchsten Risikopotential innerhalb des
deutschen Bildungssystems gilt. Von besonderem Interesse ist dabei die schriftsprachliche
Kompetenzentwicklung in sprachlich-kulturell heterogenen Klassen, wobei auch die emotionalen und persönlichkeitsbezogenen Aspekte der Kompetenzentwicklung einbezogen werden.
Der Übergang von der Grundschule zu den weiterführenden Schulen wird als 'kritisches Lebensereignis' gesehen, für das unterschiedliche personale und soziale Ressourcen der Kinder
als Schutzfaktoren aktiviert werden können. In fast allen Beiträgen dieses Bandes wird ein
längsschnittliches Design realisiert, um die Entwicklung von Kindern unter den ausgewählten
Belastungsfaktoren zu analysieren. Der Band bietet einen fundierten Einblick in den gegenwärtigen Forschungsstand zu zentralen Problemlagen kindlicher Entwicklung im Grund-
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schulalter." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Agi Schründer-Lenzen/Hans Merkens: Differenzen schriftsprachlicher Kompetenzentwicklung bei Kindern mit und ohne Migrationshintergrund (15-44); Isabelle Zöller/Jeannette Ross/Hermann Schöler: Einfluss soziokultureller Faktoren auf den Schriftspracherwerb im Grundschulalter (45-65); Carola LindnerMüller/Karl-Heinz Arnold/Jana Chudaske: Soziale Kompetenz in multilingualen Grundschulklassen (66-86); Stephan Mücke: Vorhersagestabilität von Kontextbedingungen auf die basalen Leseleistungen (87-108); Rainer Lehmann: Zur Bedeutung der kognitiven Heterogenität
von Schulklassen für den Lernstand am Ende der Klassenstufe 4 (109-121); Sabine Martschinke/Gisela Kammermeyer: Selbstkonzept, Lernfreude und Leistungsangst und ihr Zusammenspiel im Anfangsunterricht (125-139); Gisela Kammermeyer/Sabine Martschinke/Kerstin Drechsler: Zur Entwicklung von Risiko- und Sorgenkindern in der Grundschule
(140-155); Angela Frank: Personale und soziale Ressourcen von Grundschulkindern bei
schultypischen Problemen (156-176); Horst Zeinz/Olaf Keiner: Noten, soziale Vergleiche
und Selbstkonzepte in der Grundschule (177-190); Elfriede Billmann-Mahecha/Joachim Tiedemann: Übergangsempfehlung als kritisches Lebensereignis: Migration, Übergangsempfehlung und Fähigkeitsselbstkonzepte von Grundschulkindern (193-207); Bea Harazd/Sina Schürer: Veränderungen der Schulfreude von der Grundschule zur weiterführenden Schule (208222); Stefanie van Ophuysen: Erlebte Unterstützung im Elternhaus und die emotionale Qualität der Übergangserwartung von Grundschülern (223-239).
[477-L] Schubert, Hans-Joachim:
Integration, Ethnizität und Bildung: die Definition ethnischer Identität Studierender türkischer Herkunft, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 16/2006, H. 3, S. 291-312 (Standort:
USB Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Integration von Bildungsaufsteigern mit türkischem Migrationshintergrund wird
nicht durch die Assimilation an deutsche bei gleichzeitiger Aufgabe kultureller Orientierungen der Herkunft begleitet. Bildungsaufstieg motiviert die individuell-strategische Integration
deutscher und türkischer Identitätsmerkmale, weil neue diversity managment-Konzepte internationaler Organisationen Berufschancen eröffnen. Auch Prozesse sozial-emotionaler Integration verlaufen 'selektiv', weil die Sozialisation in deutschen Bildungsinstanzen zu emotionaler Distanz von ethnischen Herkunftsgemeinschaften führt, während der soziale Anschluss an
Gemeinschaften 'Deutscher' nur unvollständig gelingt. Diese starken Individualisierungsanforderungen führen zu Fragen kulturell-authentischer Integration, die jenseits sozialer Klasse
und ethnischer Gemeinschaft in einer neuen Immigrantenkultur beantwortet werden. Solche
öffentlichen Diskurse motivieren Distanzen zu deutschen und türkischen Lebenswelten zugunsten kommunikativer Integration und Bindung an Verfahren. Bildungsaufsteiger lehnen
essenzialistische Zuschreibungen ab, konstruieren hingegen im Prozess projektiver Integration hybride Identitäten, posttraditionale Gemeinschaften und aktive Vertrauensbeziehungen."
(Autorenreferat)
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[478-L] Seibert, Holger:
Foreign background still matters: ethnic differences in the transition process from training
to work in Germany ; refereed paper presented to the "Transition and Risk: New Directions
in Social Policy" Conference, Centre for Public Policy, University of Melbourne, 23-25 February, 2005, Berlin 2005, 22 S. (Graue Literatur;
URL: http://doku.iab.de/externe/2006/k060726f06.pdf)
INHALT: "The article contributes new empirical results about the transition from vocational
training to work in Germany. It compares labour market outcomes of native and migrant youth in Germany who have completed vocational training within a firm. Considerable differences in the labour market performance of those young adults with and without vocational
training have long been observed. Thus, we ask whether a successfully completed apprenticeship could dispel or at least weaken the disadvantages of young migrants vis-a-vis natives. Do
young migrants and native Germans who have been trained reach the same labour market positions in respect to the quality level of their jobs as well as to the occupational match between job and training? With occupational registry data from the Employment Study of the
Federal Institute for Employment Research ('IAB') in Nuremberg we can show that young
migrants holding a vocational degree do indeed reach similar labour market positions as natives do - except for Turkish men. They are less able to find appropriate jobs or enter the labour market in the occupation trained for in comparison with Germans. These findings refer
to ethnically differentiated recruitment patterns of the firms who hire graduates of apprenticeship programs." (author's abstract)
[479-F] Siegert, Manuel, Dipl.-Soz. (Bearbeitung):
Förderunterricht für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund (Wissenschaftliche
Begleitung)
INHALT: Im Rahmen des von der Stiftung Mercator geförderten Projekts "Förderunterricht"
werden Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund der Klassenstufen fünf bis zehn
(Sekundarstufe I) in außerschulischem Unterricht zwei bis vier Stunden pro Woche sprachlich
und fachlich gefördert. Ziel des außerschulischen Unterrichts ist es, die Bildungschancen der
Jugendlichen zu verbessern und sie zu besseren bzw. höheren Bildungsabschlüssen zu führen.
Dabei beschreitet das Projekt "Förderunterricht" neue Wege: der Förderunterricht wird durch
Lehramtsstudenten erteilt, die durch das Projekt intensive Praxiserfahrungen im Umgang mit
mehrsprachigen, bikulturellen Kindern und Jugendlichen sammeln und sich dadurch besser
auf ihre berufliche Zukunft vorbereiten können. Somit profitieren nicht nur die ausländischen
Kinder und Jugendlichen, sondern auch die den Förderunterricht erteilenden Studierenden.
Das Konzept des Förderunterrichts wurde bereits vor mehr als 30 Jahren an der Universität
Essen entwickelt und dort erfolgreich etabliert. Seit dem Jahr 2000 wird es durch die Stiftung
Mercator unterstützt, die sich im Juni 2004 dazu entschloss, das Projekt bundesweit auszuschreiben. Mittlerweile werden an insgesamt 35 Standorten Projekte gefördert, die sich am
Essener Modell orientieren. 2006 hat das efms die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation des Projekts übernommen. Dabei sollen durch die Evaluation zentral folgende Ziele verfolgt werden: 1. einen Überblick über die Struktur des Gesamtprojekts schaffen: wer nimmt
warum am Förderunterricht teil; 2. untersuchen, ob das Förderunterrichtskonzept die schulischen und sprachlichen Leistungen der Schüler und somit ihre Bildungschancen verbessert; 3.
untersuchen, ob die Förderlehrer/innen vom Halten des Förderunterrichts profitieren. Können
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Sie die wichtigen Praxiserfahrungen sammeln und sich so auf den späteren Arbeitsalltag vorbereiten? 4. Darstellen, welche individuellen Projektkonzeptionen es in den Standorten gibt.
Welche Good Practice-Beispiele können identifiziert werden? ZEITRAUM: 2006-2008
GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Untersuchungsdesign: Panel DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen; Dokumentenanalyse, offen (Auswahlverfahren: total). Qualitatives Interview (Stichprobe: 8; Förderlehrer/innen -6-, Förderschüler/innen -2-; Auswahlverfahren: Zufall). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 585; Förderlehrer/innen. Stichprobe: 2.826; Förderschüler/innen; Auswahlverfahren: total). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2006-01 ENDE: 2008-05 AUFTRAGGEBER: Stiftung Mercator FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: europäisches forum für migrationsstudien -efms- Institut an der Universität
Bamberg (Katharinenstr. 1, 96052 Bamberg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0951-932020-12, e-mail: [email protected])
[480-F] Söhn, Janina, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Solga, Heike, Prof.Dr. (Betreuung):
Der Einfluss staatlicher Interventionen auf die schulische Integration von MigrantInnen:
Aussiedler und ausländische Zuwanderer im V

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