Programm - Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin eV

Transcrição

Programm - Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin eV
Entscheiden trotz Unsicherheit
EbM Kongress 2013
15. und 16. März 2013 | Berlin
Programm
Stand: 15.03.2013
14. Jahrestagung
Deutsches Netzwerk
Evidenzbasierte Medizin e. V.
Wir danken unseren Sponsoren für ihre Unterstützung
Impressum
Herausgeber:
Kongressagentur:
Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin
MCI Deutschland GmbH
c/o ÄZQ
Markgrafenstraße 56
TiergartenTower
10117 Berlin
Straße des 17. Juni 106-108
Tel: 030 20459-0
10623 Berlin
Fax: 030 20459-50
Tel: 030 4005-2506
E-Mail: [email protected]
Fax: 030 4005-2555
Bildnachweise:
E-Mail: [email protected]
Titel: © Can Stock Photo Inc./SVLumagraphica
Redaktion und Layout:
Programm ist abrufbar unter:
Karsta Sauder
www.ebm-netzwerk.de
Andrea Haring
© DNEbM 2013
2
Impressum
Wissenschaftliche Leitung und Organisation
Tagungspräsidentin
Dr. med. Monika Lelgemann, MSc
Vorsitzende des DNEbM
Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) e. V.
Veranstalter
Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.
Tagungsorganisation
Karsta Sauder
Geschäftsstelle des DNEbM e. V.
c/o ÄZQ, TiergartenTower
Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin
Tel: 030/4005-2501, Fax: 030/4005-2555
E-Mail: [email protected]
Konferenzmanagement und Registrierung
MCI – Deutschland GmbH
Markgrafenstraße 56, 10117 Berlin
Tel: 030/20459-0, Fax: 030/20459-50
Programmkomitee
Dr. med. Monika Lelgemann, MSc, Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der
Krankenkassen (MDS) e. V., Vorsitzende des DNEbM, Tagungspräsidentin
Prof. Dr. med. Norbert Donner-Banzhoff, MHSc, Philipps Universität Marburg
Dr. rer. medic. Klaus Koch, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
Dr. Eva Rehfuess, BA MA(Oxon) PhD, Ludwig-Maximilians-Universität München
Prof. Dr. Uwe Siebert, MPH, MSc, UMIT in Hall in Tirol, Österreich
Dr. Wolfgang Gaissmaier, PhD, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin
Prof. Dr. med. David Klemperer, Hochschule Regensburg, DNEbM stellv. Vorsitzender
Dipl.-Psych. Jürgen Matzat, Leiter der Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen, Gießen
Prof. Dr. phil. Gabriele Meyer, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät,
Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, DNEbM stellv. Vorsitzende
Prof. Dr. med. Ingrid Mühlhauser, Universität Hamburg
Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. Günter Ollenschläger, Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin
Corinna Schaefer, M.A., Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin
Prof. Dr. Dr. Daniel Strech, Institut für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin, Medizinische
Hochschule Hannover
Prof. Dr. med. Antonius Schneider, Institut für Allgemeinmedizin, Technische Universität München
2
Wissenschaftliche Leitung und Organisation
Inhalt
Impressum .............................................................................................................. 2
Wir danken unseren Sponsoren für ihre Unterstützung ..................................... 2
Wissenschaftliche Leitung und Organisation ...................................................... 2
Inhalt ........................................................................................................................ 3
Grußwort der Tagungspräsidentin ........................................................................ 4
Programm Freitag ................................................................................................... 5
Programm Samstag ...............................................................................................10
Posterpräsentationen ............................................................................................15
Abstracts ................................................................................................................22
Parallelveranstaltung A .................................................................................................. 22
Parallelveranstaltung B .................................................................................................. 29
Parallelveranstaltung C .................................................................................................. 40
Parallelveranstaltung D .................................................................................................. 43
Posterpräsentationen ..................................................................................................... 55
Allgemeine Informationen...................................................................................118
Raumpläne ...........................................................................................................119
3
Inhalt
Grußwort der Tagungspräsidentin
Sehr geehrte Damen und Herren
Unsicherheit ist kein angenehmer Zustand. Trotzdem ist sie in der
Gesundheitsversorgung ein ständiger Begleiter. Täglich treffen
wir Entscheidungen, ohne die Konsequenzen hundertprozentig
sicher vorhersagen zu können.
Die Evidenzbasierte Medizin kann die Unsicherheit nicht völlig
aus der Welt schaffen. Aber sie kann helfen, die Grenze zwischen
gesichertem Wissen und Unsicherheit klarer zu beschreiben, in
Klinik, Praxis und auch auf Systemebene. Gerade die wichtigen Entscheidungen jenseits der
Routine sind oft schwierig: Interessen und ethische Normen widersprechen sich; die
Komplexität der Fragestellung und die Individualität der Personen sträuben sich gegen die
Standardisierung durch Leitlinien oder Behandlungspfade.
Evidenzbasierte Medizin verdeutlicht, wann Unsicherheit auf fehlendem Wissen beruht und
wie sehr Präferenzen unsere Entscheidungen beeinflussen.
Soweit die Theorie. Wie Medizin und Gesundheitsversorgung in der Realität mit Unsicherheit
umgehen und welche Vorschläge es für einen besseren Umgang gibt, will das Netzwerk
Evidenzbasierte Medizin auf seiner Jahrestagung im März 2013 diskutieren.
Themen werden u. a. sein:

Unsicherheit durch Transparenz und informierte Entscheidung bewältigen

Kommunikation von Unsicherheit

Gesundheitssystementscheidungen bei Unsicherheit

Biometrische Techniken des Umgangs mit Unsicherheit

Umgang mit rechtlichen Folgen bei klinischen und Gesundheitssystem-Entscheidungen
unter Unsicherheit
Wir freuen uns auf Ihre Beiträge und den Diskurs mit Ihnen.
Dr. Monika Lelgemann, MSc.
Vorsitzende des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.
4
Grußwort der Tagungspräsidentin
Programm Freitag
Freitag, 15. März 2013
09:30 – 09:45
Begrüßung und Eröffnung
Audimax
09:45 – 10:45
Keynote Lecture
Evidence and decision-making. Guts versus brains, or
both?
Audimax
Benjamin Djulbegovic M.D., Ph.D.
Center for Evidence-Based Medicine and Health Outcomes and Research,
Distinguished Professor of Medicine and Oncology at the University of South
Florida & H. Lee Moffitt Cancer Center & Research Institute, Tampa/FL, USA
The talk describes dual processing theory of human cognition, which
postulates that reasoning and decision-making can be described as a
function of both an intuitive, experiential, affective system (type 1)
and/or an analytical, deliberative (type 2) processing system. It revisits
rationality question by arguing that criteria for rationality should take
into account both formal principles of rationality and human intuitions
about good decisions. The talk also introduces recently developed
formal model of medical decision-making, which can further explain
physicians' behaviors observed in the modern medical practice, while
providing a platform for reconciling two groups of competing dual
processing theories (parallel competitive with default-interventionalist
theories).
10:45 – 11:15
Pause
11:15 – 12:45
Parallelveranstaltung A
11:15 – 12:45
Symposium A1
Audimax
Entscheiden – Unsicherheit – Reue.
A1
Die interdisziplinäre Sichtweise: Medizin – Recht – Psychologie –
Ethnologie
Moderation: N. Donner-Banzhoff (Marburg), M. Lelgemann (Essen)
Klinische Medizin: J. Meerpohl (Universität Freiburg)
Rechtswissenschaft: K. Becker-Schwarze (Hochschule Fulda)
Psychologie: W. Gaissmaier (Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin)
Ethnologie: S. Beck (Institut für Europäische Ethnologie, HumboldtUniversität Berlin)
Wer im Gesundheitswesen tätig ist, setzt nicht einfach nur wissenschaftliche Erkenntnisse um. Die Erwartung des Patienten an eine
plausible Erklärung und schnelle Hilfe, medizinische Tradition und der
Standard des professionellen Kollektivs, Leitlinien, ökonomische
Anreize und die Regelungen des Gesundheitssystems schaffen ein
5
Freitag, den 15. März 2013
komplexes Geflecht von Anforderungen, Widersprüchen und damit
auch Unsicherheiten für die Beteiligten.
Dies sind nicht nur Barrieren gegen die Umsetzung von EbM im negativen Sinne. Vielmehr kommen hier andere Interpretations- und
Handlungsebenen zum Vorschein; diese müssen wir verstehen, wenn
die Evidenz aus klinischen Studien wirksamer werden soll. Dieses
Verständnis wollen wir in diesem interdisziplinären Podium versuchen.
Es gibt Situationen, in denen die Unsicherheit immerhin kalkulierbar
ist („Risiko“). Andere sind jedoch so diffus, dass noch nicht einmal die
Erklärungs- oder Entscheidungs-Alternativen benannt werden können, geschweige denn ihre Wahrscheinlichkeiten. Unklare diagnostische Situationen sind ein solches Beispiel. Wie kann hier eine
Entscheidung unterstützt werden?
Wie offen muss Unsicherheit an den Patienten kommuniziert werden?
Wie lässt sich hier die Sorge um den Patienten und die individualisierte Kommunikation mit der juristischen Forderung nach Transparenz (Aufklärung und Einwilligung) vereinbaren? Welche Rolle
spielen Vertrauen und belastbare Beziehungen?
Warum setzen alle Praktiker, vom Schamanen bis zum über Hochtechnologie verfügenden Arzt des 21. Jahrhunderts immer auf das
Handeln? Warum werden Appelle an Zurückhaltung bei Diagnostik
und Therapie so oft überhört?
An Hand von Fällen bzw. Entscheidungssituationen werden wir diese
Fragen zusammen mit den Teilnehmern diskutieren.
Kursraum 1
Vorträge A2:
11:15 – 12:45
A2
Patienteninformation und evidenzbasierte Praxis
1
Vorsitz: I. Mühlhauser (Hamburg) , K. Koch (Köln)
A2a
• Leitlinie für Patienten oder allgemeine
Krankheitsinformation? Wie viel „Leitlinie“ steckt in
leitlinienbasierten Patienteninformationen?
S. Schwarz (Berlin)
1
6
A2b
•
Partizipative Entscheidungsfindung in der hausärztlichen
Behandlung von Patienten mit Hypertonie. Ergebnisse einer
cluster-randomisierten kontrollierten Studie (cRCT)
I. Tinsel (Freiburg)
A2c
•
Systematischer Meta-Review zu Qualitätskriterien von
Patienteninformationen, Entwicklung eines
Bewertungsinstruments und Bewertung von
Informationsmaterialien zur Krebsfrüherkennung mit
Biomarkern
P. Schnell-Inderst (Hall i. T., Österreich)
Informationen zu Referenten und Workshop-Moderatoren entnehmen Sie den Abstracts.
Freitag, den 15. März 2013
A2d
•
Wirksamkeit und Nutzen der Aktivierung von Personen mit
chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) durch
individualisierte Informationen: erste Ergebnisse einer
randomisierten, kontrollierten Studie unter GKV-Versicherten
A. Hueppe (Lübeck)
A2e
•
Einstellungen Pflegender in deutschen Krankenhäusern zu
einer evidenzbasierten Pflegepraxis
A. Behncke (Lübeck)
A3
Wie selten ist nie? Die Schwierigkeit, angemessen über
unwahrscheinliche oder unmögliche Ereignisse zu
informieren
Kursraum 2
Workshop A 3:
11:15 – 12:45
C. Schaefer (Berlin), C. Weymayr (Herne)
Sem.-raum 2
Workshop A 4:
11:15 – 12:45
A4
Voraussetzungen für die Implementierung eines
Curriculums zur EbM-Kompetenzentwicklung für
Patientenberater und Patientenvertreter
S. Palmowski (Witten/Herdecke), D. Müller (Köln), A. Passon (Köln),
S. Stock (Köln), B. Berger (Witten/Herdecke)
Kursraum 3
Workshop A 5
11:15 – 12:45
A5
Medizinprodukte und Erprobungsregelung im Jahr t0 –
was dürfen wir erwarten?
H. Rosery (Lörrach), M. Perleth (Berlin), N. Clemens (Grünstadt)
12:45 – 13:30
Pause
13:30 – 15:00
Posterpräsentationen I (ab Seite 15)
15:00 – 15:15
7
Foyer im
•
P 2 - Leitlinien I
2. OG
•
P 4 - Methodik I
2. OG
•
P 5 - Methodik II
2. OG
•
P 7 - Ausbildung
2. OG
•
P 8 - EbM Umsetzung I
•
P12 - Patienteninformation
Erdgeschoss
2. OG
Pause
Freitag, den 15. März 2013
Parallelveranstaltungen B
15:15 – 16:45
Audimax
Vorträge B 1:
15:15 – 16:45
B1
Unsicherheit
Vorsitz: U. Siebert (Hall i. T., Österreich) , I. Kopp (Marburg)
B1a
•
Scientabilität – ein Konzept zum Umgang der EbM mit
Homöopathie und anderen Lehren der Glaubensmedizin
C. Weymayr (Herne), N. Heißmann (Hamburg)
B1b
•
Unsichere Zukunft – kann die Szenariotechnik hierfür
Evidenz generieren?
H. C. Vollmar (Düsseldorf)
B1c
•
MANITOO (Meta-Analysis Interpretation Tool): Ein Instrument
zur individuellen Integration wissenschaftlicher Evidenz und
klinischer Expertise bei Unsicherheit in der medizinischen
Entscheidungsfindung
L. Kriston (Hamburg)
B1d
•
Rechts(un)sicherheit von Leitlinienherausgebern?
Konsequenzen aus dem Fall der Nationalen
Versorgungsleitlinie (NVL) Kreuzschmerz
C. Khan (Berlin)
B1e
•
Entscheidung nicht trotz, sondern wegen Unsicherheit:
Indikationsstellung als Aufbau interner Evidenz in der
Begegnung – unter Nutzung externer Evidenz
J. Behrens (Halle)
Kursraum 1
Vorträge B 2:
15:15 – 16:45
B2
Methodik I
Vorsitz: B. Wieseler (Köln), E. Rehfuess (München)
8
B2a
•
DELBI 2.0 – Aktuelle Überarbeitung und Validierung des
deutschen Instruments zur methodischen LeitlinienBewertung
A. Dippmann (Berlin)
B2b
•
Unterschiedliche Ergebnisse Systematischer Reviews zur
gleichen Fragestellung - Eine empirische Studie zu
verschiedenen Blutzuckerzielwerten bei Diabetes mellitus
Typ 2
A. M. Passon (Berlin)
B2c
•
Darstellung von Overlaps bei der Evidenzsynthese auf Basis
von systematischen Reviews
D. Pieper (Witten/Herdecke)
Freitag, den 15. März 2013
B2d
•
Kurzreview als Einstieg zur Priorisierung der Schlüsselfragen
bei der Erstellung klinischer Leitlinien – Ein neues Konzept
H. Raatz (Basel)
B2e
•
Informationsgewinn durch Studienberichte: Liefern öffentlich
verfügbare Quellen vollständige Informationen für die
Erstellung systematischer Übersichten?
N. Wolfram (Köln)
B3
Entscheidungshilfen? – Neue Testverfahren für
Therapieentscheidungen am Beispiel von Biomarkern
beim primären, nichtmetastasierten Mamma-Karzinom
Kursraum 2
Workshop B 3:
15:15 – 16:45
B. Zimmer, A. Heyll (beide Düsseldorf), S. Janatzek, M. Lelgemann
(beide Essen), P. Storz-Pfennig, S. Koch, K. Wolf, D. Bühler (alle
Berlin)
Kursraum 3
Workshop B 4:
15:15 – 16:45
B4
Informationsbeschaffung und -bewertung für
Patientenvertretungen
S. Waffenschmidt, A. Waltering; K. Koch (alle Köln), S. Teupen, M.
Jung (beide Berlin)
Sem.-raum 2
Tutorial B 5:
15:15 – 16:45
B5
Unsicherheit im diagnostischen Prozess modellieren –
Möglichkeiten der Informationstheorie
J. Haasenritter, A. Viniol, N. Donner-Banzhoff (alle Marburg)
16:45 – 17:00
Pause
17:00 – 17:30
Preisverleihung David-Sackett-Preis
und Journalistenpreis des DNEbM
17:30 – 19:00
Mitgliederversammlung DNEbM
Ab 19.00
EbM-Networking & Posterausstellung
9
Freitag, den 15. März 2013
Programm Samstag
Samstag, 16. März 2013
Parallelveranstaltungen C
09:00 – 10:30
Kursraum 2
Workshop C 1
09:00 – 10:30
C1
Pharmazie und Evidenz – Wo stehen wir und wo wollen
wir hin? Betrachtungen aus dem Offizin- und
Klinikalltag.
Moderation: J. Günther (Freiburg), K. Suter (Basel, Schweiz)
Stationsapotheker: Quantität oder Qualität?
C. Langebrake (Hamburg-Eppendorf)
Close the gap – Entlassungsmedikation und Beratung
C. Mildner (Mainz)
Wartest Du noch oder entscheidest Du schon?
J. Wittig (Schleiz)
Dieser Workshop wird angeboten vom Fachbereich
Evidenzbasierte Pharmazie.
Kursraum 1
Workshop C 2
09:00 – 10:30
C2
Medizinprodukte – und der Umgang mit
Entscheidungsunsicherheit
Moderation: M. Eikermann (Köln), D. Lühmann (Hamburg)
Regulation von Medizinprodukten in Europa und
Vorstellung des europäischen Forschungsnetzwerkes
ECRIN.
M. Eikermann (Köln)
Hilfsmittel - Ist für die Regulation eine hohe
Entscheidungsunsicherheit akzeptabel?
M. Lelgemann (Essen)
Chirurgische Implantate - Ist für die Regulation von
Hochrisikoprodukten eine hohe Entscheidungssicherheit
erforderlich?
J. Lauscher (Berlin)
Dieser Workshop wird angeboten von den Fachbereichen
Operative Fächer, HTA und Methodik.
Sem.-raum 3
Workshop C 3
09:00 – 10:30
C3
Evidence-based und Pflege(wissenschaft): Friend or Foe?
G. Langer (Halle) und G. Meyer (Halle)
Dieser Workshop wird angeboten vom Fachbereich Pflege,
Therapieberufe und Hebammenwesen.
10
Samstag, den 16. März 2013
Audimax
Workshop C 4
09:00 – 10:30
C4
Evidenzbasierung und Pluralismus in der Medizin
Moderation: J. Kuhn (München), D. Klemperer (Regensburg)
Evidenzbasierung in der Medizin als Leitschnur der
Wissenschaftlichkeit
C. Weymayr (Herne)
Komplementärmedizinische Ansätze in der Onkologie
zwischen Medizintheorie, Patientenerwartungen und
Evidenzbasierung
J. Hübner (Frankfurt/M.)
Pluralismus in der Medizin als Lösung, (vorläufiger?) modus
vivendi oder medizintheoretischer Anachronismus?
R. Jütte (Stuttgart)
Sem.-raum 2
Workshop C 5
09:00 – 10:30
C5
Strategien von Ärztinnen und Ärzten im Umgang mit
Unsicherheit – Diskussion des Messkonzeptes
A. Schneider (München), J. Kasper (Hamburg)
Kursraum 3
Workshop C6
09:00 – 10:30
C6
Praxis trifft Leitlinie: Was erwarten Leitlinienentwickler
und Praktiker voneinander?
Dieser Workshop ist eine gemeinsame Veranstaltung der
Fachbereiche Leitlinien und Klinik und Praxis.
Erwartungen von Leitlinienerstellern an die Praktiker
I. Kopp (Marburg)
Leitlinien von unten - was braucht der Arzt in der
Primärversorgung?
W. Blank (München), R. Wiedemann (Stuttgart)
10:30 – 11.00
Pause
11:00 – 12:00
Posterpräsentationen II (ab Seite 15)
12:00 – 12:15
11
Foyer
•
P 1 - Unsicherheit
2. OG
•
P 3 - Leitlinien II
2. OG
•
P 6 - Methodik III
2. OG
•
P 9 - EbM Umsetzung II
Erdgeschoss
•
P10 - EbM Umsetzung III
Erdgeschoss
•
P11 - EbM Umsetzung IV
Erdgeschoss
Pause
Samstag, den 16. März 2013
Parallelveranstaltungen D
12:15 – 13:45
Vorträge D 1:
12:15 – 13:45
D1
Kursraum 1
Entscheidungs-Hilfen
Vorsitz: D. Strech (Hannover), G. Antes (Freiburg)
D1a
•
Entwicklung einer Entscheidungshilfe „Organspende nach
dem Tod“ im Spannungsfeld zwischen Evidenz,
Unsicherheit, Ängsten und ethisch-moralischen
Wertvorstellungen
T. Richter / M. Lenz (Hamburg)
D1b
•
Jenseits der Evidenz. Wie informiert man ausgewogen ohne
Evidenzbasis? Am Beispiel „Entscheidungshilfen zur
Organspende“
C. Schaefer (Berlin)
D1c
•
Risikokompetenz von Medizinstudierenden – eine
Querschnittsstudie
H. Friederichs (Münster)
D1d
•
Kommunikation von Unsicherheit in deutschsprachigen
Entscheidungshilfen für Patienten
N. Chernyak (Düsseldorf)
D1e
•
Finanzielle Anreize für die Darmkrebsvorsorge: Erhöhen
oder vermindern sie Unsicherheit?
H. Schmidt (Philadelphia, USA)
D2
Methodik II
Audimax
Vorträge D2:
12:15 – 13:45
Vorsitz: S. Sauerland (Köln), J. Meerpohl (Freiburg)
12
D2a
•
Beeinflusst die Wahl des Bewertungsinstruments für
systematische Reviews das Ergebnis der Evidenzsynthese?
D. Pieper (Witten/Herdecke)
D2b
•
Current experience with applying the GRADE approach to
public health interventions – an empirical study
E. Rehfuess (München)
D2c
•
Benefits and Harms of HPV Primary Screening for Cervical
Cancer in Germany: a Systematic Decision-Analysis
G. Sroczynski (Hall i. T., Österreich)
D2d
•
Die Bewertung und Refundierungsentscheidung
medizinischer Einzelleistungen (MEL) in Österreich
M. Warmuth (Wien, Österreich)
Samstag, den 16. März 2013
D2e
•
D3
Workshop D 3
Empfehlungen aus evidenzbasierten Leitlinien für
Screening-Maßnahmen in der Schwangerschaft
I. Reinsperger (Wien, Österreich)
Sem.-raum 2
Vorgeburtliche und präimplantative Diagnostik: Stößt hier
die Evidenzbasierte Medizin an ihre Grenzen?
T. Krones (Zürich, Schweiz), O. Weingart (Köln), H. Schmidt,
(Philadelphia, USA)
Vier Impulsreferate aus unterschiedlichen Perspektiven geben den
Teilnehmern einen Einblick, vor welchen Problemen gelebte EbM
schon heute steht.
•
Im Markt angekommen, aber keine Erstattung durch die
Kasse? Sozialmedizinische und sozialrechtliche Probleme
O. Weingart (Düsseldorf)
•
Evidenzbewertung der Screeningverfahren (Ersttrimester
nicht-Invasive und invasive PND als Gendiagnostik) methodische Probleme?
F. Scheibler (Köln)
•
Von Zielen, Nutzen und Rechten: Ethische Erwägungen zur
pränatal- und Präimplantationsdiagnostik
T. Krones (Zürich, Schweiz), H. Schmidt (Philadelphia, USA)
•
Neuorganisation des Ultraschallscreenings in der
Schwangerschaft - Hintergrund und Ergebnisse eines
Beratungsverfahrens im Gemeinsamen Bundesausschuss."
M. Mund (Berlin)
Dieser Workshop wird angeboten vom Fachbereich Ethik.
D4
Workshop D 4
Kursraum 2
Unerwünschte Nebenwirkungen der Kommunikation von
Ungewissheiten?
J. Kasper (Hamburg), H.-O. Wagner (Hamburg), A. Schneider
(München)
D5
Workshop/Tutorial D 5
Kursraum 3
When is enough evidence enough? Using systematic
decision analysis and value-of information analysis to
determine the need for further evidence
U. Siebert (Hall i. T., Österreich)
Der Workshop findet auf Englisch statt.
13
Samstag, den 16. März 2013
13:45 – 14:30
Posterpreisverleihung/Verabschiedung
Ab 14:30
Fachbereichs- und Arbeitsgruppensitzungen
•
Offenes Treffen der Fachbereiche Edukation und EbM
im Studium zum Thema Update DNEbM Curriculum
Aus-, Weiter- und Fortbildung
•
Treffen des Fachbereichs Patienteninformation
•
Treffen des Fachbereichs Ethik
Audimax
Die Räume werden am Info-Point bekanntgegeben. Informieren Sie
sich auch, ob weitere Fachbereichssitzungen stattfinden.
14
Samstag, den 16. März 2013
Posterpräsentationen
Postersession 1: Unsicherheit (Samstag, 16.03.2013, 11:00 – 12:00 Uhr)
Moderation: E. Neugebauer (Köln)
P11
“Der Katastrophenfall - Entscheidungen trotz Unsicherheit” Entwicklung eines Verfahrens zur
Evaluation der Katastrophenbereitschaft von Krankenpflegepersonal
R. Kupfer (Hamburg)
P12
Informationsgewinn durch AMNOG: Verbesserte Entscheidungsgrundlage für Patienten
M. Köhler (Köln)
P13
Choosing a Tyrosine Kinase Inhibitor as First-line Therapy for Chronic Myeloid Leukemia under the
Uncertainty of Long-term Effectiveness and Safety
G. Sroczynski (Hall i. T., Österreich)
P14
OptRisk: Optimierung von Risikoberatung durch Darstellung der Veränderbarkeit der individuellen
Lebenserwartung
S. Kürwitz (Marburg) / N. Jegan (Marburg)
P15
Clinical Reasoning – ein Entscheidungskonzept für Hebammenstudierende
R. Schäfers (Bochum)
Postersession 2: Leitlinien I (Freitag, 15.03.2013, 13:30 – 15:00 Uhr)
Moderation: M. Eikermann (Köln)
P21
Angaben zu Interessenkonflikten in S1-Leitlinien
S. Schmutz (Berlin)
P22
Poster zurückgezogen
P23
Bleibt die methodische Qualität von Leitlinien unberücksichtigt? Ein Vorschlag zur Darstellung der
methodischen Leitlinienqualität in Leitliniensynopsen
K. Schenker (Berlin)
P24
Die Konsultationsphase von PatientenLeitlinien: Passen die Vorstellungen von Experten und Patienten
zusammen?
S. Schwarz (Berlin)
P25
Evidenzbasierte Leitlinien für die Selbstmedikation: Anforderungen der Pharmazeuten für den
Apothekenalltag
A. Laven (Düsseldorf)
P26
Was fragen Instrumente zur Bewertung von Leitlinien? Eine systematische Übersicht zu
Qualitätsbewertungsinstrumenten von Leitlinien
U. Siering (Köln)
15
Posterpräsentationen
P27
Unterstützung von Leitlinienempfehlungen durch Pfeilsymbole – Ergebnisse einer explorativen Studie
in Deutschland
A. Jacobs (Berlin)
Postersession 3: Leitlinien II (Samstag, 16.03.2013, 11:00 – 12:00 Uhr)
Moderation: G. Meyer (Halle)
P31
„App-stract“: Nutzung von neuen Medien zur Dissemination von Leitlinien
C. Muche-Borowski (Marburg)
P32
Ist die Stärke von Leitlinienempfehlungen aus unterschiedlichen Leitlinien vergleichbar? – Entwicklung
einer Methode zur Standardisierung unterschiedlicher Systeme zur Graduierung der Stärke von
Leitlinienempfehlungen
S. Ein Waldt (Köln)
P33
Leitlinienbewertung mit AGREE II als Teil einer komplexen Intervention: Entwicklung einer
Entscheidungshilfe zur Geburtseinleitung bei Terminüberschreitung
C. Schwarz (Witten/Herdecke)
P34
Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Berücksichtigung der Lebensqualität in der
Leitlinienentwicklung
F. Fischer (Bielefeld)
P35
Qualitätsindikatoren in der Leitlinienentwicklung – Aktueller Stand und zukünftige Herausforderungen
im deutschen Kontext
F. Fischer (Bielefeld)
P36
Sind Evidenzeinstufungen aus unterschiedlichen Leitlinien vergleichbar? – Erprobung der
Praktikabilität einer Methode zur Standardisierung von Evidenzklassifizierungssystemen in Leitlinien
S. Ein Waldt (Köln)
Postersession 4: Methodik I (Freitag, 15.03.2013, 13:30 – 15:00 Uhr)
Moderation: D. Lühmann (Hamburg)
P41
AHP-gestützte Saldierung von Nutzen- und Schadensaspekten in Nutzenbewertungen
W. Hipp (Roetgen)
P42
Barrieren und fördernde Faktoren in der Umsetzung von Maßnahmen um Publikations-Bias zu
verhindern – eine thematische Analyse
B. Nußbaumer (Krems, Österreich)
P43
Combining evidence for projecting outcomes - validation of a microsimulation model
F. Kühne (Hall i.T, Österreich)
P44
Entwicklung und Evaluation von RCT- und SR-Filter für die Suche nach nicht verschlagworteten
Datensätzen in PubMed
T. Janzen (Köln)
16
Posterpräsentationen
P45
Klinische Forschung in Europa – Vorstellung einer europäischen Infrastruktur: European Clinical
Research Infrastructures Network (ECRIN)
S.-L. Antoine (Köln)
P46
Methoden für systematische Reviews von gesundheitsökonomischen Studien- ein Überblick und
Vergleich
T. Mathes (Witten-Herdecke)
P47
Wie gelangen Leitlinien am besten in die allgemeinmedizinische Praxis?
S. Unverzagt / K. Bretschneider / M. Ömler / A. Klement (Halle-Wittenberg)
Postersession 5: Methodik II (Freitag, 15.03.2013, 13:30 – 15:00 Uhr)
Moderation: A. Gerhardus (Bremen)
P51
Methodenentwicklung einer ökonomischen Analyse im Rahmen von HTAs für den stationären Sektor
in Österreich
S. Fischer (Wien)
P52
Optimizing Prostate Cancer Screening for Individuals - A Decision-Analytic view on Personalized
Benefit-Harm Balance
N. Mühlberger (Hall i. T., Österreich)
P53
Project on a Framework for Rating Evidence in Public Health (PRECEPT): Methods and First Insights
T. Harder (Berlin)
P54
Unterstützen Fachzeitschriften in der Psychiatrie die unverzerrte Translation klinischer Forschung? –
Analyse von Autorenhinweisen und der Einreichungsanforderungen
H. Knüppel (Hannover)
P55
Survey zur Kenntnis und Nutzung von internationalen Publikationsleitlinien in deutschsprachigen
biomedizinischen Fachzeitschriften
B. Lang (Freiburg)
P56
The application of cross-model validation to reduce uncertainty - Experiences from a personalized
breast cancer model
B. Jahn (Hall i. T., Österreich)
P57
Balance of Care – Ein machbares methodisches Vorgehen zur Generierung von Best Practice
Empfehlungen für die Versorgung von Menschen mit Demenz in Europa?‘
A. Stephan (Witten-Herdecke)
Postersession 6: Methodik III (Samstag, 16.03.2013, 11:00 – 12:00 Uhr)
Moderation: D. Eyding (Essen)
P61
17
Risk of bias and the quality of reporting in a Health Technology Assessment (HTA) about health
promotion interventions for health care personel: an appeal for better reporting
B. Buchberger (Essen)
Posterpräsentationen
P62
P63
P64
Verfügbarkeit und Transparenz von Ergebnissen früher HTA-Bewertungen von Arzneimitteln
S. Reken (Köln)
Welchen Mehrwert bringt die Berücksichtigung von Informationen aus der Versorgungsforschung für
die Leitlinienentwicklung? Das Beispiel Kreuzschmerz
S. Conrad (Berlin)
Zeitliche Stabilität von Handlungsempfehlungen: Eine Analyse am Beispiel von sechs Leitlinien zu
chronischen Lungenerkrankungen
L. Fishman (Berlin)
Postersession 7: Ausbildung (Freitag, 15.03.2013, 13:30 – 15:00 Uhr)
Moderation: T. Weberschock (Frankfurt/M.)
P71
Curriculum zur EbM-Kompetenzentwicklung für Patientenberater und Patientenvertreter
S. Palmowski / B. Berger (Witten-Herdecke)
P72
Evidenzbasierte Innovationen in den Gesundheitsfachberufen
S. Voigt-Radloff (Freiburg)
P73
Evidenzbasiertes Lehren: Entwicklung eines Verfahrens zur Erhebung von Kompetenzen Lehrender
zum Umgang mit professionsbezogener Evidenz
S. Heininger (München)
P74
Kritische Gesundheitsbildung im Hamburger Lehramtsstudiengang Berufliche Schulen Gesundheitswissenschaften: eine prospektive Kohortenstudie
A. Steckelberg (Hamburg)
P75
Survey zu Aus-, Weiter- und Fortbildungsangeboten in Evidenzbasierter Medizin – eine
zielgruppenspezifische Auswertung
J. Dörr (Frankfurt)
P76
Systematische Übersicht zu Leitlinien und ähnlichen Dokumenten für die praktische Pflege im
deutschsprachigen Raum
R. Möhler (Witten/Herdecke)
P77
Entwicklung und Pilotierung einer Schulung für BetreuerInnen zu häufigen
Gesundheitsentscheidungen bei Menschen mit Demenz – PRODECIDE (Proxy-decision-making)
T. Richter (Hamburg)
P78
Comparison of component instruments, assessing the quality of RCT, by students after training
sessions in Evidence-based medicine (EbM) - first results
B. Buchberger (Essen)
18
Posterpräsentationen
Postersession 8: EbM Umsetzung I (Freitag, 15.03.2013, 13:30 – 15:00 Uhr)
Moderation: J. Forster (Freiburg)
P81
Effekte von Qualitätsverbesserungs-Maßnahmen in der Gesundheitsversorgung: Diskussionsstand in
der Literatur
B. Pietsch (Berlin)
P82
Steigerung der körperlichen Aktivität als Behandlungsansatz bei Diabetes Typ 2, systematisches
Review
K. Herrmann (Köln)
P83
Klinische Effektivität von DASH-ähnlichen Diäten für Erwachsene mit essentieller Hypertonie – ein
systematisches Review
K. Herrmann (Köln)
P84
Die Wirksamkeit, Sicherheit und Kosteneffektivität von manueller Therapie muskuloskelettaler
Erkrankungen – eine systematische Übersicht systematischer Übersichten
A. Sönnichsen (Witten/Herdecke)
P85
Diskussionen zur europäischen Regulation von Medizinprodukten – Systematische Übersichtsarbeit
und Vergleich zum EU Verordnungsentwurf für Medizinprodukte vom 26.09.2012
M. Eikermann (Köln)
P86
Implementierung von evidenzbasierten Patientensicherheitsmaßnahmen im Rahmen des
Europaprojekts „European Union Network for Patient Safety and Quality of Care“
L. Fishman (Berlin)
P87
Entwicklung einer Liste potenziell inadäquater Medikation für ältere Menschen in Europa
A. Renom-Guiteras (Witten/Herdecke)
P88
Erhebung des Zahlenverständnisses und der Risikokompetenz von Health Professionals in Österreich
N. Haindl (Pinkafeld, Österreich)
Postersession 9: EbM Umsetzung II (Samstag, 16.03.2013, 11:00 – 12:00 Uhr)
Moderation: S. Sänger (Hamburg)
P91
Entwicklung und Pilotierung eines Programms zur evidenzbasierten informierten und geteilten
Entscheidungsfindung zur Herzinfarktprävention bei Typ 2 Diabetes
S. Buhse (Hamburg)
P92
Evidenz zur diagnostischen Genauigkeit der CT-Koronarangiografie versus invasive
Koronarangiografie bei der KHK-Diagnostik
V. Gorenoi (Hannover)
P93
Evidenzbasierte Gesundheitsinformationen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – Welche
Informationen wünschen sich Beschäftigte in Kleintierarztpraxen?
Wegewitz (Berlin)
19
Posterpräsentationen
P94
Haben Kinder, die mit Hilfe von künstlichen Befruchtungsmaßnahmen gezeugt wurden, ein erhöhtes
Fehlbildungsrisiko im Vergleich zu Kindern, die natürlich gezeugt wurden? Eine Metaanalyse
A. Nolting (Berlin)
P95
Economic evaluation of breast cancer test-treatment strategies using OncotypeDX – preliminary
results of a modeling study
B. Jahn (Hall i. T., Österreich)
P96
Poster zurückgezogen
Postersession 10: EbM Umsetzung III (Samstag, 16.03.2013, 11:00 – 12:00 Uhr)
Moderation: A. Herrmann-Frank (Essen)
P101
Die Doppelkontrolle – Eine evidenzbasierte Maßnahme für mehr (Medikations)Sicherheit? Ergebnisse
einer Literaturrecherche
C. Hahnenkamp (Berlin)
P102
Ist Tageschirurgie eine sichere Alternative zur stationären Behandlung? Eine systematische
Übersichtsarbeit
S. Fischer (Wien)
P103
Die Qualität der fachärztlichen Versorgung von Pflegeheimbewohnern: Ist und Soll im Vergleich
K. Balzer (Lübeck)
P104
Modellprojekte zur Verbesserung der fachärztlichen Versorgung von Pflegeheimbewohnern: eine
Bestandsaufnahme
S. Butz (Lübeck)
P105
Sind Bonusprogramme in der GKV ein erfolgreicher Anreiz zur Prävention? Eine ökonomische
Analyse der zweiten Drei-Jahres Evaluation der Barmer GEK
H. Schmidt (Philadelphia, USA)
P106
Steigerung der Adhärenz bei Typ-2-Diabetikern durch Unterstützung eines Apothekers – ein
systematischer Review
S.-L. Antoine (Köln)
Postersession 11: EbM Umsetzung IV (Samstag, 16.03.2013, 11:00 – 12:00 Uhr)
Moderation: W. Blank (München)
P111
Wissen allein ist nicht genug – Einstellungsänderung bei Hausärzten zu Demenzerkrankungen
(Projekt „CADIF“)
H. C. Vollmar (Witten/Herdecke)
P112
Systematic Review of the Clinical Effectiveness of Biomarkers as Cancer Screening Test offered as
Self-Pay Service in Austria and Germany
A. Luzak / P. Schnell-Inderst / S. Bühn / A. Mayer-Zitarosa / U. Siebert (Hall i. T., Österreich)
20
Posterpräsentationen
P113
Wann erscheint ein Heimeinzug von Menschen mit Demenz erforderlich? Antizipierte Gründe aus
Sicht pflegender Angehöriger und professionell Pflegender.
A. Stephan (Witten-Herdecke)
P114
Unzulängliche Datenlage trotz langjähriger Anwendung – Arthroskopische Reparatur der
Rotatorenmanschettenruptur mittels Fadenanker
S. Rieks (Essen)
P115
Vorstellungen von Pflegenden zum Eintritt schwerwiegender Schädigungen bei Bewohnern stationärer
Pflegeeinrichtungen
M. Messer (Bielefeld)
P116
Arzneimitteltherapiesicherheit älterer Patienten - Die Problematik des Evidenzmangels und die
Bedeutung potentiell inadäquater Medikation
B. Wickop (Hamburg)
Postersession 12: Patienteninformation (Freitag, 15.03.2013, 13:30 – 15:00 Uhr)
Moderation: C. Schaefer (Berlin)
P121
Entscheidungshilfen für Patientinnen zur chirurgischen und adjuvanten Primärtherapie des
Mammakarzinoms
B. Berger-Höger (Hamburg)
P122
Entwicklung und Evaluation eines Programms zur Unterstützung der informierten partizipativen
Entscheidungsfindung für Frauen mit Brustkrebs (SPUPEO)
A. Gerlach (Hamburg)
P123
Strategie zur Patientenaufklärung über randomisiert kontrollierte Studien am Beispiel der Deutschen
Prostatakrebsstudie PREFERE – Ein Werkstattbericht
S. Sänger (Hamburg)
P124
Mehr Information - immer ein Gewinn? - Wie bewerten und verarbeiten Nutzer des
Krebsinformationsdienstes die vermittelten Informationen?
A. Gaisser (Heidelberg)
P125
Welchen Einfluss haben Informationsbroschüren auf die Entscheidung von Frauen, am
Mammographie-Screening teilzunehmen?
E. Gummersbach (Düsseldorf)
P126
Wie verlässlich sind internetbasierte Patienteninformationen zur chronisch obstruktiven
Lungenerkrankung (COPD) und zur Neuropathie bei Typ-2-Diabetes?
J. Köpp (Berlin)
P127
Internetforen als Quelle von patientenrelevanten Themen für Gesundheitsinformationen
K. Hentschel (Bremen)
21
Posterpräsentationen
Abstracts
Freitag, 15. März 2013
Parallelveranstaltung A
Vorträge
Patienteninformation und evidenzbasierte Praxis
A2
Vorsitz:
Ingrid Mühlhauser
Gesundheitswissenschaften, Universität Hamburg
Klaus Koch
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Ressorts Gesundheitsinformation,
Köln
A2a
Leitlinie für Patienten oder allgemeine Krankheitsinformation? Wie viel „Leitlinie“ steckt in
leitlinienbasierten Patienteninformationen?
Sabine Schwarz, Svenja Siegert, Corinna Schaefer
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin, Deutschland
Hintergrund: Evidenzbasierte Patienteninformationen (PI) auf der Basis von ärztlichen Leitlinien
spielen eine zunehmende Rolle. So weist das deutsche Instrument zur methodischen
Leitlinienbewertung [1] auf die Notwendigkeit einer Patientenversion hin. Zudem können
Patientenmaterialien die Implementierung von Leitlinien (LL) [2] sowie den Therapieprozess und die
gemeinsame Entscheidung von Patient und Arzt unterstützen [3]. Idealerweise sollten sie mit
Patientenvertretern erarbeitet werden, um Erfahrungen und Präferenzen Betroffener zu
berücksichtigen. Ziel dieser Übersicht ist es, auszuwerten, 1) inwieweit die PI die Empfehlungen der
zugrundeliegenden LL wiedergeben und 2) ob, bei der Erstellung formale methodische Standards
angegeben bzw. erfüllt werden.
Methoden: Grundlage dieser Auswertung sind die PI auf der Webseite "AWMF online“ [4]. Diese
wurden im November 2012 von zwei Gutachtern unabhängig voneinander hinsichtlich ihrer
leitlinienassoziierten Inhalte, Dokumentation des methodischen Vorgehens, Patientenbeteiligung,
Verfahren zur öffentlichen Begutachtung und der Offenlegung von Interessenkonflikten untersucht.
Ergebnisse: Derzeit sind 50 PI von 18 Fachgesellschaften bei der AWMF gelistet (ggf. Präsentation
aktualisierter Ergebnisse auf dem EbM-Kongress 2013). Bei der Umsetzung der LL-Empfehlungen in
eine Patientenversion ergaben sich folgende Unterschiede: Bei 48% der PI wurden die Empfehlungen
„übersetzt“, bei 38% wurde ein Hinweis auf die LL als Basis identifiziert und bei 14% konnte kein
Bezug zur LL gefunden werden. Für 34% der PI fehlten Angaben zum methodischen Vorgehen. Fast
die Hälfte (46%) der PI wurde ausschließlich von Experten erarbeitet, an 42% waren
Patientenvertreter beteiligt. Bei 12% der PI wurden keine Autoren benannt. Für die Mehrheit der PI
konnten (>70%) keine Angaben zu Interessenkonflikten oder Hinweise auf eine öffentliche
Konsultationsphase gefunden werden.
Schlussfolgerung: Durch die Übersetzung von Empfehlungen ärztlicher LL in eine verständliche
Sprache, kann medizinisches Wissen für Patienten verfügbar gemacht werden. Jedoch ergab unsere
Übersicht, dass sich vorhandene leitlinienassoziierte PI hinsichtlich ihrer Formate, Inhalte und
Erstellungsmethodik stark voneinander unterscheiden. Vor diesem Hintergrund sollten formale
Vorgaben bei der Erstellung leitlinienbasierter PI zur Sicherstellung von Qualität, Transparenz und
22
Posterpräsentationen
Nutzerorientierung erarbeitet und Autorenschulungen durchgeführt werden.
Literatur:
[1]
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen
Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Deutsches Instrument zur methodischen Leitlinien-Bewertung
(DELBI). Fassung 2005/2006 + Domäne 8. ÄZQ, AWMF; 2008. Im Internet unter:
http://www.leitlinien.de/leitlinienmethodik/leitlinienbewertung/delbi.
[2]
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ). Handbuch Patientenbeteiligung. Beteiligung am
Programm für Nationale VersorgungsLeitlinien. Berlin: ÄZQ; 2008. Im Internet unter:
http://www.aezq.de/mdb/edocs/pdf/schriftenreihe/schriftenreihe33.pdf.
[3]
Schwarz S, Schaefer C: Patientenleitlinien: Wie werden Empfehlungen laienverständlich übersetzt?. Forum:
das offizielle Magazin der Deutschen Krebsgesellschaft 2012;.27:441-444.
[4]
AWMF online - Patienteninformation: http://www.awmf.org/leitlinien/patienteninformation.html.
Korrespondierender Autor:
Sabine Schwarz, Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Straße des 17. Juni 106-108, 10623
Berlin, Deutschland, [email protected]
A2b
Partizipative Entscheidungsfindung in der hausärztlichen Behandlung von Patienten mit
Hypertonie. Ergebnisse einer cluster-randomisierten kontrollierten Studie (cRCT)
1
1
1
2
3
Iris Tinsel , Achim Siegel , Thorsten Dürk , Karl-Georg Fischer , Anika Buchholz , Werner
4
1
Vach , Wilhelm Niebling
1
Universitätsklinik Freiburg, Lehrbereich Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
Universitätsklinik Freiburg, Abt. Nephrologie, Freiburg, Deutschland
3
Universitätsklinik Freiburg, Studienzentrum Freiburg, Freiburg, Deutschland
4
Universitätsklinik Freiburg, Institut für Biometrische Biometrie und Medizinische Informatik, Freiburg,
Deutschland
2
Einleitung: Patienten mit Hypertonie können ihren Blutdruck durch Lebensstilanpassungen bzw. die
Einnahme von Antihypertensiva verringern [1, 2]. Verschiedene evidenzbasierte Behandlungsoptionen
stehen zur Verfügung, die sich gegenseitig positiv beeinflussen [3]. Für eine erfolgreiche Therapie ist
die aktive Einbeziehung der Patienten unerlässlich. Das Konzept der Partizipativen
Entscheidungsfindung (PEF) soll diesen Prozess unterstützen. Evidenzbasierte Medizin sowie
Präferenzen und Lebenswirklichkeit der Patienten dienen dabei als Basis einer gemeinsamen
Entscheidungsfindung [4].
Fragestellung: Beeinflusst ein Training von Hausärzten in PEF [5] (1) die Beteiligung von Patienten
in der Hypertoniebehandlung und (2) deren Blutdruckeinstellung?
Methode: In 36 Hausarztpraxen wurden 1120 antihypertensiv behandelte Patienten mit nichtkontrollierten Blutdruckwerten im Ambulanten Blutdruckmonitoring (ABDM) bzw. mit kardiovaskulär
relevanten Komorbiditäten eingeschlossen. Nach der Baselineerhebung (T0) erhielten die Ärzte der
Interventionsgruppe (IG) PEF-Training. Die Ärzte der Kontrollgruppe (KG) therapierten wie bisher.
Folgeerhebungen (T1, T2, T3) fanden alle 6 Monate statt. Primäre Endpunkte: Partizipation (PEF-FB9) und syst. 24-Std-Blutdruck. Interventionseffekte wurden mit gemischten Modellen analysiert, die
Zusatzanalysen deskriptiv.
Ergebnisse: Der mittlere PEF-FB-9 Wert (Skala 0-100) betrug nach dem ersten ABDM (T0) 70.7 /
73.0 in KG / IG. Syst. und diast. Blutdruck sanken in der Gesamtstichprobe zwischen T0 und T1 (nach
Therapieanpassung infolge des ersten ABDM) im Mittel um 3,4/2,4 mmHg.. Signifikante
Interventionseffekte in den Folgeerhebungen konnten nicht nachgewiesen werden. Explorative
Analysen zu einzelnen Zeitpunkten zeigten Geschlechterunterschiede bei den Blutdruckänderungen
in Folge der initialen Therapieanpassung zu T0 und einen höheren Anteil an Entscheidungen
zugunsten von Lebensstiländerungen in der IG als in der KG.
Schlussfolgerungen: Es konnte kein Effekt der PEF auf die Endpunkte nachgewiesen werden.
Explorative Analysen weisen auf geschlechtsspezifische Unterschiede in der Reaktion auf die initiale
Therapieanpassung und PEF hin. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach divergierenden
Ansprüchen an die PEF: (1) eine aus medizinischer Sicht erwünschte Verbesserung klinischer
Parameter und (2) eine aus emanzipatorischer Sicht erstrebenswerte selbstbewusste Entscheidung
der Patienten, die jedoch die Effektivität einer Behandlung nicht zwangsläufig erhöht.
23
Posterpräsentationen
Literatur
[1]
Mancia G, Laurent S, Agabiti-Rosei E, Ambrosioni E, Burnier M, Caulfield MJ, et al. Reappraisal of European
guidelines on hypertension management: a European Society of Hypertension Task Force document. Blood
Press (Journal of Hypertension). 2009;18 (27)(6):308-47 (2121-58).
[2]
National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE): Hypertension. The clinical management of
primary hypertension in adults. 2011(Clinical Guideline 127).
US Department of Health and Human Services: The Seventh Report of the Joint National Committee on
Prevention, Detection, Evaluation, and Treatment of High Blood Pressure Complete Report. 2004.
Coulter A, A. Collins. Making shared decision-making a reality. London: The King’s Fund; 2011.
[3]
Bieber C, Loh A, Ringel N, Eich W, Härter M. Patientenbeteiligung bei medizinischen Entscheidungen Manual zur Partizipativen Entscheidungsfindung (Shared Decision-Making);2007.
Korrespondierender Autor:
Iris Tinsel, Universitätsklinik Freiburg, Elsässer Straße 2m, 79110 Freiburg, Deutschland,
[email protected]
A2c
Systematischer Meta-Review zu Qualitätskriterien von Patienteninformationen, Entwicklung
eines Bewertungsinstruments und Bewertung von Informationsmaterialien zur
Krebsfrüherkennung mit Biomarkern
1
1
1
1
2
Stefanie Bühn , Petra Schnell-Inderst , Agnes Luzak , Anja Mayer-Zitarosa , Uwe Siebert
1
2
UMIT/Oncotyrol, Hall i. T./Innsbruck, Österreich
UMIT/Oncotyrol/Havard School of Public Health, Hall i. T./Innsbruck/Boston, Österreich
Hintergrund: Die Bestimmung von Tumormarkern zur Krebsfrüherkennung (KFE) wird als
Selbstzahlerleistung (IGeL) Patienten im ambulanten Bereich angeboten. [1] Um Patienten die
Möglichkeit zu geben, eine informierte Entscheidung in Abwägung ihrer persönlichen Präferenzen
treffen zu können, brauchen sie unabhängige, transparente und vertrauenswürdige Informationen, so
genannte evidenzbasierte Patienteninformationen.(PI) [2, 3]. Ziel dieser Arbeit war es,
Qualitätskriterien zur Bewertung von Patienteninformationen zu identifizieren und diese auf die
speziellen Anforderungen an Screening-Interventionen, die als IGeL zur KFE angeboten werden, zu
adaptieren. Anhand dieses Bewertungsinstruments wurden durch eine Internetrecherche identifizierte
Patienteninformationen zum Thema KFE mit Tumormarkern bewertet.
Methodik: Erstens wurde ein systematischer Review von Übersichtsarbeiten zu Qualitätskriterien zur
Bewertung von PI gemäß den Methoden der evidenzbasierten Medizin durchgeführt. Aus den
eingeschlossenen Dokumenten wurden alle Kriterien extrahiert und ein Bewertungsinstrument erstellt,
das die speziellen Anforderungen an Krebsfrüherkennungsuntersuchungen und IGeL berücksichtigt.
Zweitens wurden durch eine Internetrecherche PI zur Krebsfrüherkennung mit 12 neueren Biomarkern
(AFP, CA125, CA15-3, CA19-9, CEA, Cyfra21-1, ß-HCG, NMP22, M2-PK, NSE, PCA3, Septin9)
gesucht, die im Internet als IGeL angeboten worden waren. Mit Hilfe des Bewertungsinstruments
wurde ihre Qualität evaluiert.
Ergebnisse: Das adaptierte Bewertungsinstrument zur Bewertung der KFE-Informationen enthielt
insgesamt 42 Kriterien. Es wurden 25 PI zu den Biomarkern PCA3, NMP22, M2-PK und Septin 9
gefunden. Vier PI befassen sich allgemein mit dem Thema Biomarker. Bis auf eine
Informationsbroschüre [4], enthielt keine der bewerteten Patienteninformationen Angaben zu
Wahrscheinlichkeiten von Nutzen, Schaden und der zugrunde liegenden (bzw. fehlenden)
wissenschaftlichen Evidenz zu patientenrelevanten Endpunkten (krebsspezifische Mortalität und
Morbidität, gesundheitsbezogene Lebensqualität).
Schlussfolgerung: Die Qualität der in dieser Arbeit gefundenen und bewerteten PI über die
Tumormarker-Bestimmung zur KFE reicht mit Ausnahme einer PI nicht aus, um dem Leser eine
informierte Entscheidung zu ermöglichen. Gerade im Bereich individueller Gesundheitsleistungen sind
unabhängige evidenzbasierte PI aber von großer Wichtigkeit, damit der Patient eine informierte
Entscheidung treffen kann.
Literatur
24
[1]
Schnell-Inderst P, Hunger T, Hintringer K, Schwarzer R, Seifert-Klauss V, Gothe H, et al. Individuelle
Gesundheitsleistungen. Köln: Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information
(DIMDI)2011.
[2]
Steckelberg A, Berger B, Kopke S, Heesen C, Muhlhauser I. Criteria for evidence-based patient information.
Posterpräsentationen
[German]. Zeitschrift fur Ärztliche Fortbildung und Qualitätssicherung. [Review]. 2005;99 (6):343-51.
[3]
Bunge M, Muhlhauser I, Steckelberg A. What constitutes evidence-based patient information? Overview of
discussed criteria. Patient Education and Counseling. 2010 March;78(3):316-28.
[4]
Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS): "Individuelle
Gesundheitsleistungen" (IGeL) - Tumormarker-Bestimmung zur Krebsfrüherkennung. 2008
Korrespondierender Autor:
Petra Schnell-Inderst, UMIT, Rosenbuschstr. 1, 80538 München, Deutschland, [email protected]
A2d
Wirksamkeit und Nutzen der Aktivierung von Personen mit chronisch entzündlichen
Darmerkrankungen (CED) durch individualisierte Informationen: erste Ergebnisse einer
randomisierten, kontrollierten Studie unter GKV-Versicherten
1
2
Angelika Hueppe , Jana Langbrandtner , Heiner Raspe
1
2
2
Institut für Sozialmedizin d. Universität Lübeck, Lübeck, Deutschland
Seniorprofessur Bevölkerungsmedizin Universität Lübeck, Lübeck, Deutschland
Hintergrund: Chronisch Kranke in ihre eigene Versorgung einzubinden gilt als Merkmal eines guten
Versorgungsmanagements [1]. CED wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa konfrontieren die
Betroffenen (und ihre Behandler) mit verschiedenen somatischen, psychischen und sozialen
Problemen [2]; zu ihrer Erfassung wird ein fragebogengestütztes Problem-Assessment vorgeschlagen
[3]. Die Rückmeldung der individuellen Problemprofile zusammen mit maßgeschneiderten
Behandlungsempfehlungen direkt an die Betroffenen zielt auf ihre aktive(re) Beteiligung am
Versorgungsgeschehen. Mit einer randomisierten, kontrollierten Studie wollten wir klären, inwieweit
ein solches Vorgehen patientenbezogene Outcomes positiv beeinflusst.
Methoden: 2500 TK-Versicherte ab 18 Jahren mit mind. 2 Krankenhausaufenthalten oder 2 Fällen
von Arbeitsunfähigkeit in den letzten 2 Jahren mit der ICD-Diagnose K50 oder K51 erhielten auf
Wunsch die Studienunterlagen. Von 790 interessierten Versicherten stimmten 69 % (N=545) der
Teilnahme zu und füllten den Assessmentfragebogen aus. Dieser erfasste 22 somatische und
psychosoziale Problemfelder. 514 Responder wurden zufällig der Interventions- (IG) oder der
Kontrollgruppe (KG) zugeteilt, die IG erhielt eine Rückmeldung ihres Problemprofils mit
Versorgungsempfehlungen. Primäre Zielgrößen waren Lebensqualität (EQ-VAS [4]), Einschränkung
der sozialen Teilhabe (IMET [5]) sowie # Einschränkungstage im letzten Jahr. Zu den sekundären
Outcomes zählten Parameter der Inanspruchnahme. Nach 12 Monaten erfolgte die
Katamnesebefragung.
Ergebnisse: Komplette Daten liegen für 462 Versicherte vor: 55% Frauen, Ø 43 Jahre, 50% MC, Ø 3
aktive Probleme (Drop out 10%). IG und KG unterschieden sich zur Erstbefragung nicht in
soziodemografischen und krankheitsspezifischen Merkmalen. Die IG zeigte in allen drei primären
Outcomes günstigere Verläufe: Δ EQ-VAS in IG +3,8, in KG -1,2, p=.009; Δ IMET in IG +3,4, in KG
+0,1, p=.01; >7 disability days zur Katamnese in IG 23%, in KG 32% , p=0.03. Jedes zweites IGMitglied mit mindestens einem aktiven Problemfeld gab an, die erhaltenen Empfehlungen (teilweise)
umgesetzt zu haben.
Schlussfolgerung: Das gewählte Vorgehen zur Patientenaktivierung zeigt nach einem Jahr positive
Effekte in der Selbstbeschreibung der chronisch Kranken. Inwieweit diese Befunde durch die
Inanspruchnahme spezifischer Versorgungsangebote und/oder durch unspezifische Effekte (z.B.
Zuwachs an Informiertheit) werden Subgruppenanalysen zu klären haben.
Literatur
25
[1]
WHO (2004) General principles of good chronic care.
http://www.who.int/hiv/pub/imai/generalprinciples082004.pdf (13.11.2012)
[2]
Hüppe A, Langbrandtner J, Raspe H. Komplexe psychosoziale Problemlagen bei Morbus Crohn und Colitis
ulcerosa – Fragebogengestütztes Assessment als erster Schritt zur Aktivierung von Patientinnen und
Patienten. Im Druck Z Gastroenterl 2012
[3]
Raspe H, Conrad S, Muche-Borowski C (2009). Evidenzbasierte und interdisziplinär konsentierte
Versorgungspfade für Patientinnen/Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Z Gastronterol 2009;
47: 541-562
[4]
The EuroQol Group. EuroQol - a new facility for the measurement of health-related quality of life. Health
Policy 1990, 16:199-208.
Posterpräsentationen
[5]
Deck, R. Mittag, O., Hüppe, A., Muche-Borowski, C., Raspe, H. Index zur Messung von Einschränkungen der
Teilhabe (IMET) - Erste Ergebnisse eines ICF-orientierten Assessmentinstruments. Praxis Klinische
Verhaltensmedizin und Rehabilitation 2007; 76: 113-120.
Korrespondierender Autor:
Angelika Hueppe, [email protected]
A2e
Einstellungen Pflegender in deutschen Krankenhäusern zu einer evidenzbasierten
Pflegepraxis
Anja Behncke, Katrin Balzer, Sascha Köpke
Institut für Sozialmedizin, Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege, Universität zu Lübeck,
Lübeck, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Seit geraumer Zeit wird auch für die Pflege eine evidenzbasierte
Praxis (EBP) gefordert. International sind förderliche Faktoren und Barrieren für die Etablierung der
EBP gut belegt. Für den deutschsprachigen Raum liegen dazu bisher nur wenige Daten vor.
Ziel der vorliegenden Studie war es, die Einstellungen Pflegender, die Bedingungen für eine EBP
sowie Aspekte der Akademisierung Pflegender zu erfassen.
Materialien/Methoden: Im März 2012 wurde eine querschnittliche Befragung Pflegender in zufällig
ausgewählten Krankenhäusern in Hamburg und Schleswig-Holstein durchgeführt. International liegen
zum Thema verschiedene Instrumente vor, von denen jedoch keines vollständig auf die Situation in
Deutschland übertragbar war. Daher wurde ein eigener Fragebogen entwickelt, der Teile vorhandener
Instrumente sowie eigene Items enthält.
Ergebnisse: 21 Krankenhäuser haben mit 92 Stationen teilgenommen. Von den angeschriebenen
1.384 Pflegenden haben 1.023 geantwortet (Rücklaufquote 74%). Die Ergebnisse zeigen eine
prinzipiell positive Einstellung Pflegender gegenüber EBP. Zum Beispiel bewerten 65,2% der
Teilnehmer Forschung als relevant für die pflegerische Praxis. Auch wenn grundsätzlich die
Bereitschaft besteht, auf Basis aktueller Erkenntnisse zu arbeiten, wird dies nicht ausreichend
umgesetzt. Zum Beispiel berichten 69,9% der Teilnehmer, dass sie nicht über aktuelle
Forschungsergebnisse informiert sind. Nur 16,8% schätzen Primärliteratur als wichtige Basis ihrer
pflegerischen Praxis ein, wohingegen 90,2% die Informationen aus ihrer Ausbildung als wichtig
einstufen. Wenige Pflegende (34,9%) sind bereit, die Teilnahme an einem Kongress von ihrem
eigenen Geld zu bezahlen, oder planen in naher Zukunft ein pflegewissenschaftliches Studium zu
beginnen (21%). Die Unterstützung durch Vorgesetzte sowie Kollegen werden als wichtige
Voraussetzung einer EBP erachtet.
Schlussfolgerung: Diese repräsentative Erhebung liefert erstmals für den deutschsprachigen Raum
aussagekräftige Daten zur Einstellung Pflegender zu EBP. Pflegende bewerten Forschung als
relevant für die eigene Praxis, es fehlt jedoch an Grundvoraussetzungen, wie der Nutzung aktueller
wissenschaftlicher Fachinformationen, um relevante Forschung zu identifizieren und zu
implementieren. Es wird deutlich, dass die Unterstützung von Führungskräften und die Vermittlung
von Kompetenzen, zum Beispiel. durch eine akademische Ausbildung wichtig sind.
Literatur
[1]
Meyer, G., Köpke, S. (2012). Wie kann der beste pflegewissenschaftliche Kenntnisstand in die Pflegepraxis
gelangen? Pflege und Gesellschaft, 17(1), 36-44.
[2]
Wallin, L.; Bostrom, A; Gustavsson, J. (2012). Capability Beliefs Regarding Evidence-Based Practice are
Associated with Application of EBP and Research Use: Validation of a New Measure. Worldviews Evid Based
Nurs, 9(3), 139-148.
[3]
Flodgren, G.; Rojas-Reyes, M.; Cole, N.; & Foxcroft, D.; (2012). Effectiveness of organisational infrastructures
to promote evidence-based nursing practice. Cochrane Database Syst Rev, 2, CD002212.
Korrespondierender Autor:
Sascha Köpke, [email protected]
26
Posterpräsentationen
Workshops
A3
Wie selten ist nie? Die Schwierigkeit, angemessen über unwahrscheinliche oder unmögliche
Ereignisse zu informieren
1
2
Corinna Schaefer , Christian Weymayr
1
2
ÄZQ, Berlin, Deutschland
freier Journalist / IGeL-Monitor, Herne, Deutschland
Zielgruppe: Experten für Patienteninformationen, Journalisten, Patientenvertreter
Inhalt: Informationen über Ereignisse, die man als unwahrscheinlich oder unmöglich bezeichnen
könnte, da sie selten oder nie eintreten, können vermutlich verunsichern. Wir wollen die dabei
auftretenden Schwierigkeiten anhand von drei Beispielen vorstellen und diskutieren, die auf mehreren
Ebenen unterschiedliche Themen und Aspekte der Gesundheitsversorgung berühren:
•
Schwere Schäden nach HPV-Impfung (Prävention – Frage nach der Kausalität)
Y. Deleré (Berlin)
•
Erwachen nach Hirntoddiagnose (Sicherheit der Diagnose & Definition)
N.N.
•
Nutzen der Kolonhydrotherapie (naturwissenschaftliche Plausibilität)
S. Thomas (Essen)
Am Ende sollen anhand der Beispiele folgende Fragen beantwortet werden: Welche Kriterien können
bei der Bewertung unwahrscheinlicher / seltener oder unmöglicher / nie eintretender Ereignisse eine
Rolle spielen? Wenn man solche Ereignisse benennen möchte, eignen sich dann für die Vermittlung
am besten Zahlenangaben, Begriffe oder Vergleiche? Braucht man ergänzende Angaben, um
Missverständnisse vermeiden? Darf man „nie“ oder „unmöglich“ sagen und wenn ja: wann? Welche
Voraussetzungen müssen dafür gegeben sein?
Ablauf: Das Konzept des Workshops sieht vor, Experten zu den Themen HPV-Impfung, Hirntod und
Kolonhydrotherapie mit Experten für Patienteninformationen zusammenzubringen. Schaefer und
Weymayr führen kurz in das Thema ein und moderieren die Veranstaltung. Zu den drei Themen hält
je ein Experte ein zehnminütiges Impulsreferat, in dem er kurz den Sachverhalt und Erfahrungen mit
Informationen schildert. Anschließend diskutieren die Workshop-Teilnehmer gemeinsam die oben
skizzierten Fragen.
Korrespondierender Autor:
Christian Weymayr, [email protected]
A4
Voraussetzungen für die Implementierung eines Curriculums zur EbM-Kompetenzentwicklung
für Patientenberater und Patientenvertreter
1
2
2
2
1
Stefan Palmowski , Dirk Müller , Anna Passon , Stephanie Stock , Bettina Berger
1
Gerhard Kienle Lehrstuhl für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin, Universität
Witten/Herdecke, Herdecke, Deutschland
2
Institut für Gesundheitsökonomie und klinische Epidemiologie, Köln, Deutschland
Zielsetzung: Nachhaltige Implementierung eines weiterentwickelten Curriculums zur EbM
Kompetenzentwicklung für Patientenberater und Patientenvertreter. Im Rahmen des Workshops
werden die Ergebnisse der Pilotphase vorgestellt, weitere Voraussetzungen für eine nachhaltige
Implementierung diskutiert und vor dem Hintergrund einer Prozessanalyse weitere Maßnahmen zur
Implementierung geplant.
Relevanz: Patientenberater und Patientenvertreter nehmen eine zunehmend wichtigere Rolle im
Gesundheitswesen ein. Patientenvertreter werden in die Erarbeitung von Leitlinien eingebunden und
vertreten in Gremien der gemeinsamen Selbstverwaltung die Interessen der Patienten/innen.
Patientenberater unterstützen bei der Suche nach qualitätsgesicherten Gesundheitsinformationen und
helfen bei der Entscheidungsfindung. Damit sie diese Rolle ausfüllen können, bedarf es umfassender
Qualifizierung, unter anderem in der Methodik der EbM und der Gesundheitskommunikation. Seit
27
Posterpräsentationen
2002 wurden dazu verschiedene Programme und Trainings entwickelt und erprobt [1, 2]. Unter
anderem aufgrund fehlender Strukturen konnten bislang jedoch keine Weiterbildungsmaßnahmen für
diese Zielgruppen nachhaltig umgesetzt werden [3].
Methoden: Theoretischer Rahmen ist die Normalization Process Theory (NPT) [4], mit welcher die
Integration einer Intervention in ein System geplant und bewertet werden kann. Im Hinblick auf die
nachhaltige Implementierung eines Curriculums spielen dabei Schlüsselpersonen potenzieller
Nutzerorganisationen eine wichtige Rolle. Diese wurden innerhalb einer Arbeitsgruppe in die
Weiterentwicklung eingebunden. Dazu gehören u.a. IQWIG, ÄZQ, Patientenbeauftragte NRW,
Careum Stiftung, Karl und Veronica Carstens-Stiftung, DNEbM, UPD, Gesundheitsselbsthilfe NRW,
Harding Center for Risk Literacy, GKV Spitzenverband, VZ-NRW, Barmer GEK. Anhand von drei
Prozessschritten der NPT, kann eine dann sowohl der Grad der Integration überprüft als auch weitere
Integrationsschritte geplant werden. Dimensionen dieses Prozesses sind das Erkennen der
Bedeutung der Intervention, die kognitive Partizipation sowie die kollektive Aktion. Die Prozessanalyse
des Workshops stellt die beiden letzten Aspekte heraus und ermöglicht sowohl die Darstellung des
Fortschritts der Integration als auch eine konkrete Maßnahmenplanung mit den Teilnehmern. Neu
hinzukommende Interessenten erhalten zur Vorbereitung des Workshops das Curriculum und
Hintergrundinformationen zugeschickt.
Literatur
[1]
Berger B, Steckelberg A, Meyer G, et al. Training of patient and consumer representatives in the basic
competencies of evidence-based medicine: a feasibility study. BMC Med Educ 2010;10:16
[2]
Dierks ML, Huth A, Lang B, et al. Curriculum Patientenberatung: Informationen Recherchieren - Bewerten Vermitteln 2004. Available at: http://www.patienten-information.de/patientenbeteiligung/curriculum.pdf
Accessed June 27, 2012
[3]
Mühlhauser I, Meyer G, Steckelberg A. Patients demand informed participation in medical decision making,
but the information data base and structures are not available. Zeitschrift für Allgemeinmedizin ZFA ; Organ
der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) ; Vereinigung der
Hochschullehrer und Lehrbeauftragten für Allgemeinmedizin 2010; 86(11):412–417
[4]
May CR, Mair F, Finch T, et al. Development of a theory of implementation and integration: Normalization
Process Theory. Implement Sci 2009;4:29
Korrespondierender Autor:
Stefan Palmowski, Private Universität Witten/Herdecke gGmbH, Alfred-Herrhausen-Straße 50, 58448
Witten, Deutschland, [email protected]
A5
Medizinprodukte und Erprobungsregelung im Jahr t0 – was dürfen wir erwarten?
1
2
Hubertus Rosery , Matthias Perleth , Norbert Clemens
3
1
AiM GmbH, Lörrach, Deutschland
G-BA, Berlin, Deutschland
3
CRS GmbH, Grünstadt, Deutschland
2
Zielsetzung: Zielsetzung des Workshops ist es, den Spannungsbogen zwischen Notwendigkeit und
Umsetzbarkeit klinischer Medizinproduktestudien aufzuzeigen. Ein Schwerpunkt wird dabei gelegt auf
die Erstellung eines Studienprotokolls, um den Anforderungen für die G-BA Potentialbewertung zu
erfüllen.
Relevanz: Mit der Erprobungsregelung (§ 137e SGB V) hat der G-BA ein gestalterisches Instrument
an die Hand bekommen, die notwendigen Erkenntnisse für die Bewertung des Nutzens einer Methode
zu gewinnen. Hersteller eines Medizinproduktes haben aussagekräftige Unterlagen vorzulegen, aus
denen hervorgeht, dass die Methode hinreichendes Potenzial für eine Erprobung bietet. In den
Antragsunterlagen ist dabei auch einzugehen auf die Studienplanung in Hinblick auf Studientyp,
Zielpopulation, Vergleichsintervention, Endpunkte, Fallzahlabschätzung, sowie Studiendurchführung
und –dauer. Die Finanzierung der Studiendurchführung hat dabei vom Hersteller zu erfolgen, die
Erbringung der Untersuchungs- und Behandlungsmethode geht dabei zulasten der Krankenkassen.
Im Jahr 2013 werden die ersten Antragstellungen an den G-BA eingereicht werden. Die vorgestellten
Studienprotokolle werden dabei andere Maßstäbe erfüllen als das im Rahmen der
Zertifizierungsstudien für ein CE-Zeichen in der Vergangenheit der Fall gewesen ist.
Titel der Einzelbeiträge:
28
Posterpräsentationen
•
Referent: PD Dr. med. Matthias Perleth, MPH, Abteilung Fachberatung Medizin, Gemeinsamer
Bundesausschuss, Berlin
„Erprobungs-Richtlinien nach §137e SGB V: Beleg, Hinweis oder Anhaltspunkt – wie viel
Ergebnissicherheit ist notwendig, um einer Methode ‘Potenzial‘ zu bescheinigen?“
•
Referent: Dr. Norbert Clemens, CRS Andernach, Mannheim
„Entwicklung eines Studienprotokolls für Medizinprodukte und Medikamente – Anspruch und
Wirklichkeit“
•
Referent: Dr. Hubertus Rosery MPH, AiM GmbH, Lörrach
„Konzertierte Aktion in der Erprobungsregelung – welche Kriterien sind für die Industrie wichtig?“
Methoden: Der Workshop soll im Rahmen von drei Impulsvorträgen verdeutlichen, welche
Anforderungen an die Erstellung von Studienprotokollen im Rahmen der Erprobungsregelung gestellt
werden, welche Auswahlkriterien der G-BA heranziehen wird und nach welchen Maßstäben die
Industrie sich für eine Beteiligung entscheiden dürfte. Als Arbeitsmaterial wird das Antragsformular
nach § 137e Abs. 7 des G-BA verwendet.
Korrespondierender Autor:
Hubertus Rosery, AiM GmbH, Assessment-in-Medicine - Research and Consulting, Marie-Curie-Str.
8, 79539 Lörrach, Deutschland, [email protected]
Parallelveranstaltung B
Vorträge
Unsicherheit
B1
Vorsitz:
Uwe Siebert
Department of Public Health, Medical Decision Making and HTA, UMIT, Hall i. T (Hall i. T., Österreich)
Ina Kopp
AWMF, Institut für Medizinisches Wissensmanagement, Marburg
B1a
Scientabilität – ein Konzept zum Umgang der EbM mit Homöopathie und anderen Lehren der
Glaubensmedizin
1
2
Christian Weymayr , Nicole Heißmann
1
2
freier Journalist, Herne, Deutschland
Redakteurin, Hamburg, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Homöopathie ist die wohl beliebteste und verbreitetste dogmatische
Lehre im deutschen Gesundheitswesen. Sie beruht nicht auf naturwissenschaftlichen Grundlagen,
sondern beruft sich überwiegend auf ein 200 Jahre altes Gedankengebäude. Dennoch sichern ihr
Gesetze heute einen Sonderstatus als „besondere Therapierichtung“ zu.
In der Absicht, die Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel zu prüfen, werden seit über 180 Jahren
Studien durchgeführt, von den ersten Doppelblindversuchen im Wirtshaus „Zum roten Hahn“ bis zu
den Reviews von Linde [1] und Shang im The Lancet. Da selbst einige RCTs sowie der Review von
Linde Wirksamkeiten ermitteln, die über dem Placebo-Effekt liegen, wird heute die Wirksamkeit
homöopathischer Arzneimittel – unabhängig von ihrem Verdünnungsgrad – von Anhängern der
Homöopathie als belegt angesehen. Solche Behauptungen verunsichern Ärzten und Patienten und sie
schüren das Misstrauen gegenüber der akademischen Medizin, deren Grundlagen denen der
Homöopathie entgegenstehen.
Die Fragestellung lautet: Wie kann die Methodik der EbM weiterhin der akademischen Medizin zur
kritischen Selbstbewertung dienen, ohne sich dabei von Anhängern der Homöopathie und anderer
29
Posterpräsentationen
Glaubenslehren vereinnahmen und missbrauchen zu lassen?
Material/Methoden: Literaturrecherche
Ergebnisse:
1. Verfechter der EbM erheben den Anspruch, dass ihre Methodik für jede Art von
Wirksamkeitsnachweis geeignet ist.
2. Es gibt zahlreiche Quellen, die die Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel als wissenschaftlich
belegt bezeichnen und sich dabei auf die Methodik der EbM berufen.
3. Selbst die hochwertigsten klinischen Studien sind fehler- und interpretationsanfällig.
4. Vereinzelt wurde darauf hingewiesen, dass die EbM für die Untersuchung von Glaubensmedizin
nicht geeignet ist [2].
Schlussfolgerungen: Die Methodik der EbM ist nicht dazu geeignet, die Wirksamkeit
homöopathischer Arzneimittel zu bestätigen oder zu widerlegen, da sie keine ausreichende
Aussagekraft besitzt, um gesicherte Erkenntnisse der Naturwissenschaft außer Kraft zu setzen. Wir
regen an, vor einer klinischen Untersuchung eines Verfahrens oder einer Arzneisubstanz deren
„Scientabilität“ zu prüfen [3]. Ein Verfahren oder eine Arzneisubstanz ist dann „scientabel“, wenn sie
nicht gegen gesicherte Erkenntnisse der Physik, Chemie, Physiologie und Pharmakologie verstößt. Ist
sie nicht scientabel, soll ihre Wirksamkeit nicht in klinischen Studien untersucht werden.
Literatur
[1]
Linde K, et al.. Are the clinical effects of homoeopathy placebo effects? A meta-analysis of placebo-controlled
trials. The Lancet 1997; 350: 834-43.
[2]
Hall H. Complementary and Alternative Medicine (CAM): Fairy Tale Science and Placebo Medicine. 6th World
Skeptics Congress, Berlin; 2012.
[3]
Weymayr Ch, Heißmann N. Die Homöopathie-Lüge. München: Piper; 2012.
Korrespondierender Autor:
Christian Weymayr, [email protected]
B1b
Unsichere Zukunft – kann die Szenariotechnik hierfür Evidenz generieren?
1
2
2
3
4
Horst Christian Vollmar , Ewa Dönitz , Bernd Beckert , Ines Buscher , Stefan Wilm , Sabine
3
5
Bartholomeyczik , Kerstin Goluchowicz
1
Institut für Allgemeinmedizin der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Deutschland
Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), Karlsruhe, Deutschland
3
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Witten, Deutschland
4
Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin der Universität Witten/Herdecke, Witten,
Deutschland
5
Institut für Technologie und Management, Fachgebiet Innovationsökonomie, Technische Universität,
Berlin, Deutschland
2
Einleitung: Die Szenariotechnik wird in Deutschland vielfach im strategischen Management oder der
Politikberatung eingesetzt, bisher jedoch kaum im Gesundheitsbereich; während sie z.B. in den
Niederlanden seit den 80er Jahren zur systematischen Weiterentwicklung des Gesundheitssystems
genutzt wird [1, 2, 3].
In einem abgeschlossenen Projekt zur Versorgungssituation von Menschen mit Demenz im Jahre
2030 (Sze-Dem) wurde die Szenariotechnik eingesetzt, um den heutigen Akteuren in Forschung und
Politik Handlungsoptionen und Empfehlungen für den Umgang mit der zukünftigen Situation
aufzuzeigen.
Methoden: Die Szenariotechnik wurde in sechs Schritten durchgeführt:
1) Identifizierung relevanter Einflussfelder mittels Literatur- und Internetrecherche
2) Systematische Sammlung der Einflussfaktoren (so genannter Deskriptoren) und ihrer zukünftigen
Ausprägungen.
3) Diskussion und Validierung der Deskriptoren mittels eines multidisziplinären Workshops
30
Posterpräsentationen
4) Verbindung der relevanten Deskriptoren und ihrer Ausprägungen in einer so genannten
Konsistenzmatrix.
5) Software-Einsatz zur Berechnung konsistenter Kombinationen.
6) Erfassung der konsistentesten Szenarienbündel und ausführliche Beschreibung der Rohszenarien.
Ergebnisse: Nach der Literaturrecherche und dem Input der Experten, blieben 25 Deskriptoren mit 79
Projektionen übrig. In der Konsistenzmatrix ergaben sich daraus 3081 Kombinationen. Die
mathematische Analyse von theoretisch über sieben Billionen Möglichkeiten, erbrachte 6527
konsistente Projektionen. Nach einer Reduktion blieben die fünf konsistentesten Szenarien übrig.
Diese wurden ausführlich beschrieben und zeigten neben Negativszenarien (so genannten „Dark
Scenarios“) auch positive Szenarien. Es wurden Empfehlungen für Forschung und Politik formuliert,
die den Weg zu den positiven Szenarien weisen sollen.
Schlussfolgerungen: Der Einsatz der Szenariotechnik zu der Frage, wie die Versorgung Menschen
mit Demenz im Jahre 2030 aussehen könnte, brachte neben den erwarteten „Horrorszenarien“ auch
überraschende und positive Szenarien.
Die Szenariotechnik ist eine sinnvolle aber aufwändige Methode, um zukünftige Problemstellungen in
der Gesundheitsversorgung zu ermitteln und mögliche Lösungsansätze zu erarbeiten. Sie kann für
eine proaktive Gestaltung der unsicheren Zukunft zielführend genutzt werden.
Literatur
[1]
Leufkens, H., F. Haaijer-Ruskamp, et al. (1994). "Scenario analysis of the future of medicines." Bmj 309
(6962): 1137-1140.
[2]
Bierbooms, J. J., I. M. Bongers, et al. (2011). "A scenario analysis of the future residential requirements for
people with mental health problems in Eindhoven." BMC Med Inform Decis Mak 11: 1.
[3]
Population Health Assessment and Scenarios Team (2011). Children and physical activity scenarios project.
Evidence-based visions of the future. Canada, Public Health Agency of Canada: 76.
Korrespondierender Autor:
Horst Christian Vollmar, Institut für Allgemeinmedizin, Heinrich Heine Universität Düsseldorf,
Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf, Deutschland, [email protected]
B1c
MANITOO (Meta-Analysis Interpretation Tool): Ein Instrument zur individuellen Integration
wissenschaftlicher Evidenz und klinischer Expertise bei Unsicherheit in der medizinischen
Entscheidungsfindung
Levente Kriston, Ramona Meister
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Die Interpretation metaanalytischer Ergebnisse bei substantieller
klinischer Heterogenität unter den eingeschlossenen Studien (z.B. aufgrund von Unterschieden
bezüglich der klinischen Merkmale der Patientenpopulation und der Behandlung) kann Unsicherheit
beim Leser, der die Ergebnisse nutzen will, hervorrufen. Das Ausmaß dieser Unsicherheit ist
abhängig von der subjektiv empfundenen Bedeutsamkeit, Qualität und Quantität klinischer
Heterogenität und kann je nach Kontext und persönlicher Überzeugung variieren.
Das Ziel dieser Studie ist es deshalb, ein Tool zu entwickeln, das die Entscheidung über Relevanz
und Ausmaß verschiedener Aspekte klinischer Heterogenität an die Leser übergibt und eine an diese
angepasste metaanalytische Effektschätzung vornimmt.
Material/Methoden: Das vorgestellte Instrument (Meta-Analysis Interpretation Tool, MANITOO)
befähigt den Nutzer verschiedene Aspekte klinischer Heterogenität hinsichtlich Relevanz zu
beurteilen. Zudem kann das Ausmaß angegeben werden, inwieweit die Information aus Studien, die
verschiedene klinische Merkmale aufweisen, für die Schätzung des metaanalytischen Effektes
herangezogen werden soll. In Abhängigkeit der Richtung und Ausprägung der Angaben kann für jede
Studie eine Einschlusswahrscheinlichkeit generiert werden. In Form einer adaptiven Metaanalyse
erfolgt eine multiple Effektschätzung, wobei jede Studie in jede Schätzung mit der vorher definierten
Wahrscheinlichkeit aufgenommen wird. Eine aktuelle Metaanalyse über die Effekte
psychodynamischer Langzeittherapie wird beispielshaft zur Veranschaulichung des Vorgehens
herangezogen.
31
Posterpräsentationen
Ergebnisse: Als Ergebnis erhält der Leser aus MANITOO nicht nur einen adaptierten
durchschnittlichen Effekt sondern auch eine Verteilung der Effektschätzer (und anderer Parameter),
die in Abhängigkeit der Angaben zur klinischen Heterogenität variieren.
Schlussfolgerung: Mit MANITOO wird eine individuelle Passung zwischen unterliegenden
Überzeugungen, Analysestrategie und Interpretation ermöglicht und gleichzeitig werden Hinweise zur
Unsicherheitsreduktion gegeben. Der Leser kann durch Präzisierung seiner Angaben die Range und
damit auch die Unsicherheit des metaanalytischen Ergebnisses reduzieren. Die vorgestellte
Vorgehensweise verbindet die Evidenz aus wissenschaftlichen Studien mit der klinischen Expertise
des Lesers und erweitert damit das Repertoire der Evidenzbasierten Medizin.
Korrespondierender Autor:
Levente Kriston, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Martinistr. 52, 20246 Hamburg,
Deutschland, [email protected]
B1d
Rechts(un)sicherheit von Leitlinienherausgebern? Konsequenzen aus dem Fall der Nationalen
Versorgungsleitlinie (NVL) Kreuzschmerz
1
2
3
1
Carmen Khan , Susanne Weinbrenner , Albrecht Wienke , Susann Conrad , Günter
1
4
Ollenschläger , Ina Kopp
1
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin, Deutschland
Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin, Deutschland
3
Rechtsanwaltskanzlei Wienke & Becker, Köln, Deutschland
4
AWMF-Institut für Medizinisches Wissensmanagement, Marburg, Deutschland
2
Zielsetzung: Mit der wachsenden Bedeutung von Leitlinien im Gesundheitswesen werden deren
Inhalte zunehmend auch von Herstellern von Medizinprodukten oder Arzneimitteln vor dem
Hintergrund möglicher wettbewerblicher Konsequenzen kritisch hinterfragt oder gar der Klageweg
beschritten [1-3]. Aufgrund einer starken Negativempfehlung in der NVL Kreuzschmerz für ein
Arzneimittel wurden 2011 die Träger des NVL-Programms Bundesärztekammer, Kassenärztliche
Bundesvereinigung und Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen
Fachgesellschaften beklagt. Ziel der Projektvorstellung ist es, über aktuelle Entwicklungen der
Diskussion von Leitlinien im rechtlichen Kontext zu informieren und Konsequenzen für
Leitlinienentwickler am Beispiel des NVL-Prozesses zu erarbeiten.
Methoden: Die Vorwürfe lauteten vor allem mangelhafte Sorgfaltspflicht (Objektivität, Neutralität,
Sachkunde), Unzulässigkeit der Empfehlung mit falscher Tatsachengrundlage und wettbewerbsrechtliche Benachteiligung. Das Landgericht Köln hat die Klage zurückgewiesen [2]; ebenso entschied
das Oberlandesgericht Köln bzgl. der Berufung [3]. Die Begründungen bescheinigen, dass es sich bei
den kritisierten Leitlinieninhalten nicht um Tatsachenbehauptungen, sondern um Bewertungen und
Meinungsäußerungen handelt, die nach Art. 5 Abs.1 und 3 GG geschützt sind. Zu dieser Auffassung
kam auch das Landgericht Hamburg in einem ähnlichen Prozess [1]. NVL und andere medizinische
Leitlinien entziehen sich auch wegen ihrer wissenschaftlichen Zielsetzungen einer
wettbewerbsrechtlichen Beurteilung [4]. Die Justiz hat damit die Freiheit von medizinischer
Wissenschaft und Forschung und den ungehinderten wissenschaftlichen Diskurs unter den Beteiligten
bekräftigt. Aus den Ausführungen ist aber auch grundsätzlich abzuleiten, dass:
• Herausgeber von Leitlinien beklagt werden können (Annahme der Passivlegitimation)
• Einhaltung der Sorgfaltspflicht vorausgesetzt wird (sinngemäße Anwendung der WarentestRechtsprechung)
• unrichtige Tatsachenbehauptungen zu Rechtsverletzungen führen können (Abgrenzung zum
Tatbestand einer Kreditgefährdung)
Im Beispielfall bot die NVL-Methodik [5] den notwendigen Schutz. Zusätzliche Hilfen für
Leitlinienentwickler sollen diskutiert werden. Ansatzpunkte sind:
• äußerste Sorgfalt bei der Nennung von Tatsachen („Kernaussagen“ oder „Statements“ zur
Wirksamkeit/Unwirksamkeit) nach Kriterien der Evidenzbasierten Medizin
• bevorzugte Formulierung von Empfehlungen mit abgestufter Wertung - insbesondere bei
Unsicherheit (Empfehlungsgrade).
32
Posterpräsentationen
Literatur:
[1]
LG Hamburg vom 29.3.2010 – 325 O 397/09
[2]
LG Köln , Urteil vom 30.11.2011 – 28 O 523/11
[3]
OLG Köln, Urteil vom 6.11.2012 - 28 O 523/11. Az.: 15 U 221/11
[4]
Wienke A. Medizinische Leitlinien sind wettbewerbsrechtlich nicht justiziabel. GMS Mitt AWMF.
2011;8:Doc30. DOI: 10.3205/awmf000246, URN: urn:nbn:de:0183-awmf0002467
[5]
Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemein-schaft der
Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationales Pro-gramm für
VersorgungsLeitlinien. Methoden-Report 4. Auflage. 2010 [cited: 2012 Mär 12]. Available from:
http://www.versorgungsleitlinien.de/methodik/pdf/nvl_methode_4.aufl.pdf, DOI: 10.6101/AZQ/000061
Korrespondierender Autor:
Carmen Khan, ÄZQ, Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin, Deutschland, [email protected]
B1e
Entscheidung nicht trotz, sondern wegen Unsicherheit: Indikationsstellung als Aufbau interner
Evidence in der Begegnung - unter Nutzung externer Evidence
Johann Behrens
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Gesundheits- und
Pflegewissenschaft, Halle/Saale, Deutschland
Hintergrund: Der Tagungstitel „Entscheidung trotz Unsicherheit“ suggeriert, es seien auch
Entscheidungen bei Sicherheit nötig. Aber bei Sicherheit könnte man sich mit automatisierbaren
Ableitungen aus Studien und bekannten individuellen Präferenzen begnügen. Von Entscheidungen
wäre so wenig zu sprechen. Der Tagungstitel müsste also heißen „Entscheidungen wegen
Unsicherheit“. Sind EbM, EbN und EbP solchen Entscheidungen gewachsen?
Methode: Logik, probabilistische Statistik
Ergebnisse: In der Ökonomie wird seit einem Jahrhundert zwischen „Risiko“ und „Unsicherheit“
unterschieden. Von „Risiko“ sprechen wir, wenn die Wahrscheinlichkeit bzw. die Häufigkeit eines
gefürchteten Ereignisses bekannt ist, von „Unsicherheit“ dagegen, wenn Wahrscheinlichkeit bzw.
Häufigkeit eines Ereignisses nicht bekannt ist. So gehen z.B. Versicherungen davon aus, sie wüssten,
alle wieviel Fahrtkilometer oder alle wieviel Autofahrer- ein schwerer oder sogar tödlicher Unfall
vorkommt. Ebenso sind „numbersneededtotreat“ für viele unserer Behandlungen bekannt. Während
Versicherungen auf dieser Risiko-Kenntnis gut die notwendigen Versicherungsbeiträge errechnen
können, haben sie doch keine Ahnung, wen das versicherte Ereignis „Unfall“ trifft. Der Schluss von
einer statistischen Wahrscheinlichkeit für eine Population auf einen Einzelfall ist logisch
ausgeschlossen. Daher kann man auch nie von einer „numberneededtotreat“, selbst wenn die ihr
zugrundeliegenden Studien von höchster externer Evidence sind, darauf schließen, wer nach einer
Behandlung geheilt wird, wer nicht. Während es für Populationen (und damit für Versicherungen)
mehr Risiken als Unsicherheiten gibt, gibt es für Individuen viel mehr Unsicherheiten als Risiken.
EbM und EbN sind der beschriebenen Situation einer Entscheidung unter Unsicherheit angemessen,
insoweit sie konsequent zwischen der externen Evidence der Häufigkeitsverteilungen einerseits und
dem Aufbau interner Evidence in der Begegnung mit dem je einzigartigen Klienten andererseits
unterscheiden. Wäre eine Entscheidung aus externer Evidence allein ableitbar, könnte ein Automat
(oder ein Therapeut) die richtige Entscheidung ableiten. Da aber eine Entscheidung unter individueller
Unsicherheit zu treffen ist, muss sich der Therapeut seinem Klienten als Gesprächspartner
bereitstellen, damit dieser seine Ziele und Gefühle klären und sich entscheiden kann. Ohne Aufbau
interner Evidence in der Begegnung kann keine Indikation gestellt werden.
Literatur
[1]
Behrens /Langer 2010
Korrespondierender Autor:
Johann Behrens, [email protected]
33
Posterpräsentationen
Methodik I
B2
Vorsitz:
Beate Wieseler
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Ressort Arzneimittelbewertung, Köln
Eva Rehfuess
Institut für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, Ludwig-MaximiliansUniversität München
B2a
DELBI 2.0 – Aktuelle Überarbeitung und Validierung des Deutschen Instruments zur
methodischen Leitlinien-Bewertung
1
2
1
1
Katharina C. Koltermann , Monika Nothacker , Anja K. Dippmann , Susann Conrad , Gabriele
3
4
4
1
5
Meyer , Ulrich Siering , Corinna Ernsting , Günter Ollenschläger , Ina Kopp , DELBI 2.0
6
Expertengruppe
1
ÄZQ, Berlin, Deutschland
AWMF, Berlin, Deutschland
3
Universität Witten-Herdecke, Witten, Deutschland
4
IQWiG, Köln, Deutschland
5
AWMF, Marburg, Deutschland
6
http://www.aezq.de/aezq/uber/organisation/gremie
2
Hintergrund und Fragestellung: Das Deutsche Instrument zur methodischen Leitlinien-Bewertung
(DELBI) ging aus einer Kooperation zwischen AWMF, ÄZQ und Partnern aus Versorgungspraxis,
Wissenschaft und Gesundheitsverwaltung hervor [1]. DELBI ist eine Weiterentwicklung der Checkliste
„Methodische Qualität von Leitlinien“ [2, 3] in Anlehnung an das internationale Bewertungsinstrument
AGREE und weitere methodische Arbeiten, vor allem des G-I-N [4,5]. Die kürzlich publizierte
Neuauflage des AGREE-Instruments, neuere Methodenliteratur sowie Erfahrungen aus der
praktischen Anwendung legen eine grundlegende Überarbeitung von DELBI nahe [6,7].
Übergeordnetes Ziel ist es, DELBI als ein validiertes Instrument zur Bewertung der methodischen
Leitlinienqualität für das deutsche Gesundheitswesen weiter zu etablieren.
Methoden: Die Aktualisierung von DELBI erfolgte durch ein interdisziplinäres, für die
Anwenderzielgruppe repräsentatives Expertengremium aus 24 Experten. Eckpunkte der
Vorgehensweise:
•
Erfassung von Anwendererfahrungen
•
Rückmeldungen der Fokusgruppe (7 Bewerter aus dem Projekt Arztbibliothek
(http://www.arztbibliothek.de))
•
Synopse der Kriterien von DELBI und des aktuellen AGREE-Instruments [6]
•
Abstimmungsprozess inkl. mehrerer Treffen, Telefonkonferenzen und Online-Rückmeldungen im
Expertengremium
•
Konsentierung durch das Expertengremium im schriftlichen Umlaufverfahren
•
Vorstellung der Konsultationsfassung zur öffentlichen Kommentierung.
Die Praktikabilität, Reliabilität, Konstrukt- und Inhaltsvalidität soll nach der Konsultationsphase im
Rahmen einer Validierungsstudie geprüft werden.
Ergebnisse: Überarbeitungsbedarf zeigte sich insbesondere hinsichtlich der Trennschärfe einzelner
Kriterien und der Beurteilung des Erfüllungsgrades der Kriterien (Likert-Skala von 1-4). Zudem wurden
Angleichungen an das aktualisierte AGREE-Instrument vorgenommen, z.B. die Er-gänzung eines
Kriteriums zur Bewertung der Evidenz. Die neue AGREE-Skalierung wurde nicht übernommen, da die
Bewertungsform in DELBI von den Experten als messgenauer erachtet wird und durch klare
Vorgaben für zu erreichende Punktwerte auch edukative Funktion erfüllt. Die Konsultationsfassung
der ersten Aktualisierung liegt inzwischen vor.
Schlussfolgerung: In Deutschland werden derzeit sowohl DELBI als auch AGREE zur
34
Posterpräsentationen
Leitlinienbewertung benutzt. Mit der DELBI Version 2.0 soll den hiesigen Leitlinienanwendern ein
aktualisiertes und für den deutschen Sprachraum validiertes Werkzeug zur Verfügung stehen.
Literatur
[1]
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen
Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Deutsches Instrument zur methodischen Leitlinien-Bewertung
(DELBI). Fassung 2005/2006. ZaeFQ 2005;99(8):468-519. Mit Addendum 2008 verfügbar unter:
http://www.delbi.de (Zugriff: 31.10.2012)
[2]
Ärztliche Zentralstelle für Qualitätssicherung. Checkliste „Methodische Qualität von Leitlinien. Dtsch Ärztebl
2000; 97 (17): A-1170-72.
[3]
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), Ärztliche
Zentralstelle Qualitätssicherung (ÄZQ). Das Leitlinien-Manual von AWMF und ÄZQ. Entwicklung und
Implementierung von Leitlinien in der Medizin. Z Arztl Fortbild Qualitatssich 2001;95(Suppl I):4-84.
[4]
The AGREE Collaboration. Development and validation of an international appraisal instrument for as-sessing
the quality of clinical practice guidelines: the AGREE project. Quality and Safety in Health Care 2003; 12 (1) :
18-23.
[5]
Ollenschläger G, Marshall C, Qureshi S, Rosenbrand K, Burgers J, Mäkelä M, Slutsky J. Improving the quality
of health care: using international collaboration to inform guideline programmes by founding the Guidelines
International Network (G-I-N). Qual Saf Health Care 2004;13(6):455-60.
[6]
AGREE Next Steps Consortium (2009). The AGREE II Instrument [Electronic version]. Verfügbar:
www.agreetrust.org (Zugriff am 30.10.2012)
[7]
Qaseem A, Forland F, Macbeth F, Ollenschläger G, Phillips S, van der Wees P; for the Board of Trus-tees of
the Guidelines International Network (2012). Guidelines International Network: Toward International
Standards for Clinical Practice Guidelines. Ann Intern Med. 156(7):525-31
Korrespondierender Autor:
Katharina C. Koltermann, ÄZQ, Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin, Deutschland,
[email protected]
B2b
Unterschiedliche Ergebnisse Systematischer Reviews zur gleichen Fragestellung - Eine
empirische Studie zu verschiedenen Blutzuckerzielwerten bei Diabetes mellitus Typ 2
1
2
3
Anna Marie Passon , Anna Drabik , Peter Sawicki
1
Gemeinsamer Bundesausschuss, Berlin, Deutschland
Uniklinik Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Hamburg,
Deutschland
3
Institut für Gesundheitsökonomie und klinische Epidemiologie, Köln, Deutschland
2
Hintergrund und Fragestellung: Mehrere Systematische Reviews zu kardiovaskulären Effekten
verschiedener Ziele der Blutzuckersenkung bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 wurden in den
letzten Jahren veröffentlicht. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, Unterschiede zwischen den
Systematischen Reviews hinsichtlich der Ergebnisse und Schlussfolgerungen unter Berücksichtigung
der gewählten Methoden und der Studienqualität aufzuzeigen und zu beurteilen.
Methoden: Es wurde in den Datenbanken Medline, der Cochrane Database of Systematic Reviews
und Embase bis einschließlich 15. Oktober 2011 gesucht. Die Einschlusskriterien umfassten: 1.)
Einschluss von Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2, 2.) systematisches Vorgehen mit metaanalytischen Auswertungen zu mindestens einem kardiovaskulären Outcomeparameter, 3.)
Randomisierung der Patienten zu Gruppen mit intensivem und konventionellem Zielwert der
Blutzuckersenkung. Die quantitativen Ergebnisse der Meta-Analysen und die Schlussfolgerungen der
Systematischen Reviews wurden extrahiert. Die Qualität der eingeschlossenen Studien wurde mit den
Instrumenten OQAQ, AMSTAR und PRISMA evaluiert. Zusätzlich wurde eine Checkliste entwickelt,
die die Vollständigkeit der Daten, die Eignung der in den Systematischen Reviews berücksichtigten
Studien, die Fehlerfreiheit der Datenextraktion und die Wahl der Outcomeparameter abbildet.
Ergebnisse: Von den 16 eingeschlossenen Systematischen Reviews wiesen einige, aber nicht alle,
signifikante Unterschiede zu Gunsten der Gruppe mit intensiver Blutzuckersenkung für nichttödlichen
Herzinfarkt und in den kombinierten Endpunkten makro- und kardiovaskuläre Erkrankungen nach. Die
Qualität der Systematischen Reviews unterschied sich deutlich und war nicht korreliert mit den
Ergebnissen der Checkliste. Zwölf Systematische Reviews schlossen relevante Studien nicht ein und
acht Systematische Reviews schlossen Studien ein, die nicht zur Beantwortung der Studienfrage
geeignet waren.
35
Posterpräsentationen
Schlussfolgerung: Die Bewertung der Qualität Systematischer Reviews mit Hilfe eines oder
mehrerer geeigneter und valider Qualitätsinstrumente ist notwendig, aber nicht hinreichend um die
Vollständigkeit und Fehlerfreiheit Systematischer Reviews zu beurteilen. Vor dem Hintergrund ihrer
großen Bedeutung für Ärzte, Wissenschaftler und Entscheidungsträger im Gesundheitswesen, sollten
die Qualitätsprozesse für Systematische Reviews und Meta-Analysen weiterentwickelt werden.
Korrespondierender Autor:
Anna Marie Passon, Gemeinsamer Bundesausschuss, Wegelystraße 8, 10623 Berlin, Deutschland,
[email protected]
B2c
Darstellung von Overlaps bei der Evidenzsynthese auf Basis von systematischen Reviews
Dawid Pieper, Sunya-Lee Antoine, Michaela Eikermann
Universität Witten/Herdecke, Köln, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Die Erstellung systematischer Reviews (SR) auf Basis von Reviews
(Overviews) nimmt aufgrund einer stets ansteigenden Anzahl an wissenschaftlichen
Veröffentlichungen und dem Wunsch nach einer schnelleren evidenzbasierten Entscheidungsfindung
zu. Dieses Vorgehen bringt jedoch noch methodisch ungelöste Probleme mit sich. Ein Punkt von
besonderer Bedeutung ist hierbei der Umgang mit Primärstudien, die in mehreren SR eingeschlossen
sind (Overlaps). So soll verhindert werden, dass einzelnen Studien eine mehrfache Gewichtung in der
Evidenzsynthese beigemessen wird. Die Studie verfolgt das Ziel, diesbezügliche
Darstellungsmöglichkeiten mit ihren Vor- und Nachteilen zu präsentieren, um Empfehlungen für
Autoren abzuleiten.
Material/Methoden: Es wurde eine systematische Recherche in den Datenbanken Medline, Embase,
CINAHL, Pedro sowie allen über die Cochrane Library verfügbaren Datenbanken nach Overviews
recherchiert. Der Selektions- und Extraktionsprozess wurde unabhängig von zwei Reviewern
durchgeführt. Unstimmigkeiten wurden bis zum Konsens diskutiert. Für alle Overviews wurde der
Umgang (wenn überhaupt) mit Overlaps extrahiert. Dies wird um eigene Ideen zur Darstellung von
Overlaps ergänzt. Vor- und Nachteile der Darstellungsmöglichkeiten werden einander
gegenübergestellt.
Ergebnisse: Es konnten 160 Overviews identifiziert werden, wovon 98 keinerlei für die
Evidenzsynthese relevanten Informationen hinsichtlich Overlaps enthielten. Am häufigsten wurden
Overlaps entweder mit Kreuztabellen oder durch Verbalisierung (Anzahl Studien in Anzahl SR)
dargestellt. Komplexe graphische Darstellungen sind selten anzutreffen. Quantitative analytische
Verfahren konnten nicht identifiziert werden, sind aber möglich.
Schlussfolgerung: Overlaps werden bei der Erstellung von Overviews von fast 66% der Autoren
nicht berichtet. Die mangelnde Berichtsqualität muss verbessert werden, um die Evidenzlage
einschätzen zu können. Hierzu liegen bereits Darstellungsmöglichkeiten vor, die jedoch noch weiter
ausgearbeitet werden sollten. Die (Weiter-)Entwicklung dieser Methoden sollte unter Berücksichtigung
eines sinnvollen Verhältnisses von Informationstiefe, Verständlichkeit und der Möglichkeit einer
kompakten Darstellung betrachtet werden. Hierfür sollte der Fokus auf graphische und quantitative
Methoden gelegt werden. So könnten platzsparende Lösungen angeboten werden, die sich gut für
Journalpublikationen eignen und nicht an Platzbeschränkungen scheitern.
Korrespondierender Autor:
Dawid Pieper, Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Ostmerheimer Str. 200, 51109 Köln,
Deutschland, [email protected]
B2d
Kurzreview als Einstieg zur Priorisierung der Schlüsselfragen bei der Erstellung klinischer
Leitlinien – Ein neues Konzept
1
1
2
2
2
Heike Raatz , Viktoria Gloy , Martin Koch , Anna-Lisa Brandl , Moritz Thomas , Markus
3
1
2,4
Follmann , Heiner Bucher , Matthias W. Beckmann
1
Institut für klinische Epidemiologie und Biostatistik, Universitätsspital Basel, Basel, Schweiz
Universitätsfrauenklinik, Erlangen, Deutschland
3
Leitlinienprogramm Onkologie der AWMF, Berlin, Deutschland
4
S3-Leitlinienkoordinator und Vertreter der Mitglieder der S3-Leitlinie Zervixkarzinom
2
36
Posterpräsentationen
Hintergrund: Leitliniengruppen sollen häufig mit begrenzten Mitteln grosse Fragenkataloge
bearbeiten. Oft reichen die Mittel nicht, um alle Fragen systematisch aufzuarbeiten. Wir haben einen
neuen Ansatz entwickelt, um eine kursorische Übersicht der Evidenz zu liefern um der
Leitliniengruppe die Priorisierung der Fragestellungen zu erleichtern.
Zielsetzung: Es soll gezeigt werden, wie die Abschätzung der Studienlage als Entscheidungshilfe bei
der Leitlinienerstellung dient. Anhand der S3 Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge der
Patientin mit Zervixkarzinom“, werden die Vor-und Nachteile dieses Vorgehens aus Sicht der
Methodiker und der Leitliniengruppe diskutiert. Der Vortrag soll insbesondere Leitliniengruppen mit
limitierten zeitlichen und finanziellen Ressourcen Ideen für eine effizientere Priorisierung der
Schlüsselfragen und eine zielorientierte Planung der Leitlinienerstellung liefern.
Methoden: Schritt 1 war die Konkretisierung der Schlüsselfragen der Leitliniengruppe durch PICOSFragen (Population–Intervention–Comparator–Outcome-Studiendesign). Schritt 2 entsprach der
Entwicklung von Suchstrategien für eine kursorische Suche in EMBASE, die jeweils ähnliche PICOFragen abdeckten. Zusätzlich wurde die Cochrane Library nach systematischen Reviews (SR)
durchsucht. Population, Intervention, Vergleichsintervention, Endpunkt und Studiendesign der PICOSFragen dienten als Ein- und Ausschlusskriterien. Schritt 3 war das Titel-Abstract-Screening durch 1
Reviewer. Das Titel-Abstract-Screening umfasste 1 Suche mit SR-Filter (200 aktuellsten Studien pro
PICO-Frage), 1 Suche mit RCT-Filter und 1 Suche ohne Filter (jeweils 100 aktuellsten Studien pro
PICO-Frage). Trotz der Limitierung wurden bei 26/27 PICO-Fragen alle SR und RCT gescreent.
Schritt 4 war das Volltextscreening. Schritt 5 umfasste die Erstellung eines Berichts mit: 1.
Ergebnisse der Literatursuchen, 2. Aufwandsabschätzung für die SRs, 3. Übersicht der Evidenz in
SRs/RCTs mit a) Zuordnung der Studien zu den PICO-Fragen, b) Übersicht der Studienziele,
Interventionen und Endpunkte.
Anhand dieses Berichtes wird die Leitliniengruppe entscheiden, welche Schlüsselfragen neu anhand
von SRs bearbeitet werden sollen.
Korrespondierender Autor:
Viktoria Gloy, klinische Epidemiologie und Biostatistik Basel, Hebelstasse 10, CH-4031 Basel,
Schweiz, [email protected]
B2e
Informationsgewinn durch Studienberichte: Liefern öffentlich verfügbare Quellen vollständige
Informationen für die Erstellung systematischer Übersichten?
Natalia Wolfram, Marloes Kamphuis, Volker Vervölgyi, Ulrich Grouven, Florina Kerekes, Petra
Kohlepp, Beate Wieseler
IQWiG, Köln, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Zur Vermeidung von Verzerrungen aufgrund unvollständiger
Berichterstattung sollten systematische Übersichtsarbeiten auf einer möglichst vollständigen
Datenbasis beruhen. Studienberichte nach ICH E3 stellen eine wichtige Quelle für die Eliminierung
solcher Verzerrungen dar. Sie sind allerdings in der Regel nicht öffentlich verfügbar. Das Ziel dieser
Untersuchung ist ein Vergleich von Studienberichten mit der kombinierten Betrachtung von öffentlich
verfügbaren Studienregisterberichten und Zeitschriftenpublikationen hinsichtlich der Vollständigkeit
der Informationen zu Ergebnissen patientenrelevanter Endpunkte.
Material/Methoden: In der Analyse wurden Studien betrachtet, die zwischen 2006 und Februar 2011
im IQWiG bewertet wurden und für die dem IQWiG vollständige Studienberichte vorliegen.
Patientenrelevante Endpunkte wurden anhand der Studienberichte identifiziert und für alle 3
Berichtstypen eingeschätzt als „vollständig berichtet“ oder „nicht vollständig berichtet“. Daten in
Studienregisterberichten und Vollpublikationen wurden kombiniert betrachtet. Lagen zu einer Studie
weder eine Vollpublikation noch ein Registerbericht vor, wurden die Daten als „nicht vollständig
berichtet“ kategorisiert. Die statistische Auswertung (ein paarweiser Vergleich der Vollständigkeit
zwischen Studienberichten einerseits und Studienregisterberichten und/oder Vollpublikationen
andererseits) erfolgte mithilfe des McNemar´s Tests.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 100 Studien eingeschlossen, in denen 1415 patientenrelevante
Endpunkte untersucht wurden. Ergebnisse dieser Studien wurden in 49 Studienregisterberichten und
65 Zeitschriftpublikationen veröffentlicht. Für 15% der Studien liegt keine öffentlich verfügbare
Publikation vor, so dass der Studienbericht die einzige Informationsquelle für die Erstellung der
systematischen Übersichten darstellt. Ein Vergleich der Vollständigkeit der Daten zu
37
Posterpräsentationen
patientenrelevanten Endpunkten ergab einen statistisch signifikanten Unterschied (p<0,001):
Ergebnisse zu 44% der patientenrelevanten Endpunkte wurden nur in den Studienberichten
vollständig publiziert.
Schlussfolgerung: Studienberichte stellen eine unverzichtbare Informationsquelle für das
medizinische Fachpublikum und insbesondere für die Ersteller systematischer Übersichten dar. Ein
öffentlicher Zugang zu den Studienberichten wird mehr Transparenz in der klinischen Forschung
ermöglichen und die Sicherheit der Entscheidungen erhöhen.
Korrespondierender Autor:
Natalia Wolfram, IQWiG, Im Mediapark 8, 50670 Köln, Deutschland, [email protected]
Workshops
B3
Entscheidungshilfen? – Neue Testverfahren für Therapieentscheidungen am Beispiel von
Biomarkern beim primären, nichtmetastasierten Mamma-Karzinom
1
1
2
2
3
Barbara Zimmer , Axel Heyll , Sandra Janatzek , Monika Lelgemann , Philipp Storz-Pfennig ,
3
3
3
Katrin Wolf , Sabine Koch , Diedrich Bühler
1
Kompetenz Centrum Onkologie, Medizinischer Dienst Nordrhein, Düsseldorf, Deutschland
Medizinischer Dienst Spitzenverband Bund, Essen, Deutschland
3
GKV-Spitzenverband, Spitzenverband Bund der Krankenkassen, Berlin, Deutschland
2
Zielsetzung: In neue biomarkerbasierte Tests beim primären Mamma-Karzinom werden derzeit
große Erwartungen gesetzt. Diese neuen Tests (u. a. "Femtelle", "Oncotype"), sollen die
Krankheitsprognose abschätzen und anzeigen können, ob eine adjuvante Chemotherapie nach einer
Operation für die Patientinnen sinnvoll ist. Sie werden aktuell angeboten bzw. bereits in die
Versorgung eingeführt. In der Fach- und Laienpresse finden sich sehr unterschiedliche Beiträge, auch
Leitlinien geben aktuell keine einheitlichen Empfehlungen. Die Unsicherheit ob solche Tests, und
wenn ja, welche angewandt werden sollen, geht über die Bewertung ggf. vorliegender Studien hinaus,
da zunächst geklärt werden muss, welche Art von Erkenntnissen überhaupt benötigt wird. Es ergeben
sich Fragen, deren Beantwortung auch für andere Tests von Bedeutung sein wird: 1. Welches
Vorgehen ist als "Standard" (ohne Testanwendung) zur Entscheidungsfindung anzusehen? 2. Welche
Art von Studien u. welche Methoden stehen zur Verfügung, um die Tests beurteilen zu können? 3.
Was wissen wir schon jetzt in Bezug auf bestimmte Tests u. was ist notwendig zu wissen, um
Systementscheidungen treffen zu können?
Relevanz: Die Entwicklung biomarkerbasierter Tests mit der Zielsetzung einer „individuelleren
Therapie“ ist ein offenkundig stark wachsendes Forschungsfeld in der Onkologie, das mit großen
Hoffnungen verbunden ist. Insbes. wenn effektive Therapieverfahren existieren, müssen Änderungen
des therapeutischen Vorgehens allerdings gut abgesichert sein. Es werden verstärkte Anstrengungen
nötig sein, um zur Etablierung tatsächlich evidenzbasierter Bewertungen solcher Tests und deren
Umsetzung in der Versorgung zu kommen. Der GKV-Spitzenverband hatte sich entschlossen, im
Gemeinsamen Bundesausschuss beispielhaft die Beratung eines Brustkrebs-Test (uPA/PAI-Test) zu
beantragen, da die Tests beim Mamma-Karzinom als besonders relevant betrachtet werden. Im
Interesse der Patientinnen ist hier kritisch zu prüfen, ob angewandte Tests die
Entscheidungssicherheit tatsächlich erhöhen oder nicht auch neue Unsicherheiten erzeugen.
Beiträge:
•
Was wissen wir? - Darstellung der derzeitigen Evidenz am Beispiel des Oncotype DX® Tests
(Zimmer)
•
Methodische Anforderungen an Evidenzgenerierung und Studienkonzeption (Janatzek)
•
Viele Fragen - viele Antworten? Wie viele Tests brauchen wir eigentlich und was müssen wir über
sie wissen? (Wolf/Storz-Pfennig/Koch)
Methoden: 3 Vorträge, dann offene Diskussion
Korrespondierender Autor:
Katrin Wolf, GKV-Spitzenverband, Mittelstr. 51, 10117 Berlin, Deutschland, Katrin.Wolf@gkv-
38
Posterpräsentationen
spitzenverband.de
B4
Informationsbeschaffung und -bewertung für Patientenvertretertung
1
1
2
2
Siw Waffenschmidt , Andreas Waltering , Susanne Teupen , Maike Jung , Klaus Koch
1
2
1
IQWiG, Köln, Deutschland
G-BA, Berlin, Deutschland
Zielsetzung: Ziel ist es, für Selbsthilfe- und Patientenvertreter/innen einen praxisnahen EinführungsWorkshop zum Thema Informationsbeschaffung und –bewertung anzubieten, der Wege aufzeigt, sich
in knapper Zeit einen ersten Überblick über vorhandene Studien und deren Qualität der Evidenz zu
verschaffen.
Relevanz: Unabhängige Beratung und Information für Patientinnen und Patienten braucht
evidenzbasierte verlässliche Informationen auf dem aktuellen Stand des Wissens. Der Workshop
unterstützt Selbsthilfe- und Patientenvertreter/innen diesen eigenständig Zugang zur Literatur zu
finden.
Methoden: Inhalt des Workshops ist es, verschiedene Möglichkeiten der (systematischen und
fokussierten) Informationsbeschaffung und –bewertung aufzuzeigen. Einleitend erfolgt eine kurze
Einführung in die Grundlagen der evidenzbasierten Medizin, insbesondere zum Thema Studientypen
und Aussagesicherheit. Auf dieser Basis wird dargestellt, welche Ziele die Informationsbeschaffung
verfolgt und welche Informationen in welchen Quellen zu finden sind. Danach wird die praktische
Durchführung der Informationsbeschaffung anhand einfacher, schneller Recherchen in verschiedenen
Quellen wie bibl. Datenbanken, Studienregistern sowie die Nutzung von Sekundärquellen vorgestellt.
Als nächstes erfolgt die Einschätzung der Rechercheergebnisse.
Korrespondierender Autor:
Siw Waffenschmidt, IQWiG, Im Mediapark 8, 50567 Köln, D, [email protected]
B5
Unsicherheit im diagnostischen Prozess modellieren – Möglichkeiten der Informationstheorie
Jörg Haasenritter, Annette Becker, Stefan Bösner, Annika Viniol, Norbert Donner-Banzhoff
Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin,
Marburg, Deutschland
Zielsetzung: Der Workshop will die Teilnehmer mit Prinzipien und Kernkonzepten der
Informationstheorie vertraut machen, mit deren Hilfe Unsicherheit in der diagnostischen
Entscheidungsfindung modelliert werden kann.(1–3) Sich daraus ergebende Möglichkeiten für die
diagnostische Forschung und Konsequenzen für Studiendesigns und analytische Ansätze werden
beispielhaft dargelegt und zur Diskussion gestellt.
Relevanz: Unsicherheit wird immer wieder als zentrale Erfahrung für die diagnostische Entscheidung
dargestellt. Dies gilt im besonderen Maße für die Primärversorgung. Vor dem Hintergrund einer
Vielzahl möglicher Erkrankungen bei nicht-selektierten Patienten stellt sich die Frage nach der
Wertigkeit unterschiedlicher diagnostischer Informationen (Symptome, Zeichen, Vorerkrankungen
etc). Die Komplexität dieser Entscheidungssituation wird durch klassische Studiendesigns
(diagnostische Genauigkeitsstudie) und Effektgrößen (Sensitivität, Spezifität, Likelihood Ratio) nur
ungenügend berücksichtigt. Die von Shannon und Weaver konzipierte Informationstheorie erlaubt es
eher, diese Situation quantitativ zu erfassen. Mit Hilfe des von ihnen vorgeschlagenen EntropieBegriffs lässt sich die Wirksamkeit diagnostischer Tests umfassender evaluieren als dies mit
klassischen Effektgrößen der Fall ist.
Methoden: Zunächst werden Kernkonzepte der Informationstheorie dargelegt und Möglichkeiten
aufgezeigt, mit ihrer Hilfe Unsicherheit in Entscheidungssituationen und die Wirksamkeit von Tests zu
quantifizieren. Am Beispiel der 1. Marburger Brustschmerzstudie(4, 5) werden Aspekte des
Studiendesigns und analytische Alternativen dargelegt und diskutiert.
Literatur
39
[1]
Shannon CE, Weaver W. The mathematical theory of communication. Urbana: Univ. of Illinois Press; 1998.
[2]
Benish WA. Intuitive and axiomatic arguments for quantifying diagnostic test performance in units of
information. Methods Inf Med 2009; 48(6):552–7.
Posterpräsentationen
[3]
Benish WA. Mutual information as an index of diagnostic test performance. Methods Inf Med 2003;
42(3):260–4.
[4]
Bösner S, Becker A, Haasenritter J, Abu Hani M, Keller H, Sönnichsen AC, Karatolios K, Schaefer JR, Seitz
G, Baum E, Donner-Banzhoff N. Chest pain in primary care: epidemiology and pre-work-up probabilities. Eur
J Gen Pract 2009; 15(3):141–6.
[5]
Bösner S, Becker A, Abu Hani M, Keller H, Sönnichsen AC, Haasenritter J, Karatolios K, Schaefer JR, Baum
E, Donner-Banzhoff N. Accuracy of symptoms and signs for coronary heart disease assessed in primary care.
Br J Gen Pract 2010; 60(575):e246-57.
Korrespondierender Autor:
Jörg Haasenritter, Philipps-Universität Marburg Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und
Rehabilitative Medizin, Karl-von-Frisch-Str. 4, 35043 Marburg, Deutschland, [email protected]
Samstag, 16. März 2013
Parallelveranstaltung C
Workshops
C1
Workshop "Pharmazie und Evidenz. Wo stehen wir? Wo wollen wir hin? Betrachtungen aus
dem Offizin- und Klinikalltag."
1
2
Moderation: Judith Günther , Katja Suter
1
2
Pharmafacts GmbH, Freiburg
Spital-Pharmazie, Universitätsspital Basel
1.
Stationsapotheker: Quantität oder Qualität?
Claudia Langebrake
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Apotheke und Interdisziplinäre Klinik und Poliklinik für
Stammzelltransplantation
Kurzbeschreibung: Deutschland bildet mit 0,33 Krankenhausapothekern/100 Betten das Schlusslicht
im europäischen Vergleich. Dennoch werden in vielen Kliniken klinisch-pharmazeutische
Dienstleistungen angeboten und wissenschaftlich evaluiert.
In dem Vortrag werden persönliche und strukturelle Voraussetzungen für die klinischpharmazeutische Stationsarbeit, deren Akzeptanz seitens der ärztlichen und pflegerischen Kollegen
sowie deren Nutzen für die Optimierung der Arzneimitteltherapie anhand von Fallbeispielen sowie
strukturierter Untersuchungen gezeigt.
2.
Close the gap - Entlassungsmedikation und Beratung -
Claudia Mildner
Apotheke der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Kurzbeschreibung: Patienten werden an der Schnittstelle stationär - ambulant ungenügend über ihre
Arzneimitteltherapie informiert. Die Medikationsplan-gestützte Beratung der Patienten durch den
Krankenhausapotheker ist eine geeignete Maßnahme, um diese Informationslücken signifikant zu
reduzieren.
3.
40
Wartest Du noch oder entscheidest Du schon?
Posterpräsentationen
Jörg Wittig
Böttger Apotheke, Schleiz
Kurzbeschreibung: Der Alltag in der Offizin ist geprägt von ad-hoc Entscheidungen im Sinne der
Therapie – und Patientensicherheit. Im Spannungsfeld zwischen fixen Klinik-Medikationslisten und
Rabattverträgen, kontroversen Diskussionen über die Austauschbarkeit von Arzneiformen zwischen
Wissenschaft, Industrie und Krankenkassen sowie der oft unklaren oder unvollständig zugänglichen
Datenlage bei OTC-Arzneimitteln bzw. Nahrungsergänzungsmitteln müssen schnell Evidenz
basierende Entscheidungen getroffen werden.
Es werden Probleme im Offizin-Alltag aufgezeigt, Lösungsvorschläge zur Diskussion gestellt und
Wünsche eines Offizin-Apothekers geäußert.
C4
Workshop „Evidenzbasierung und Pluralismus in der Medizin“
1
2
Moderation: Joseph Kuhn , David Klemperer
1
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
2
Hochschule Regensburg
Die Durchsetzung des Ansatzes der Evidenzbasierung in der Medizin ist ein wesentlicher Meilenstein
in der Entwicklung der Medizin, was die Ausrichtung von Behandlungsverfahren am
wissenschaftlichen Sachstand und am Patientennutzen angeht. Mit diesem Ansatz wird der klinischen
Erfahrung externe Evidenz aus Studien zur Seite gestellt, um so gemeinsam mit den Patient/innen
bestmögliche Behandlungsentscheidungen treffen zu können.
Damit scheint eine methodisch gestützte Vereinheitlichung der Bewertung medizinischer
Behandlungen in Sicht, ungeachtet kritischer Diskussionen zu konkreten Verfahrensweisen der
evidenzbasierten Medizin im Einzelnen. Diskussionen über „Pluralismus in der Medizin“ gehen jedoch
über methodische Aspekte hinaus, sie stellen die Frage, inwiefern sich die Medizin überhaupt auf ein
einheitliches Paradigma stützen kann oder ob die Medizin nicht ganz unterschiedlichen und nicht
ohne Weiteres zu vereinbarenden Medizintheorien, -traditionen und -praxen folgt und folgen muss.
Dies kann - es muss nicht - Konsequenzen für die Anwendbarkeit der Methoden der evidenzbasierten
Medizin haben. Als Beispiel kann die Homöopathie dienen, hier gibt es sowohl Forderungen nach
einer stärkeren evidenzbasierten Überprüfung der Verfahren als auch Vorstellungen eines
grundsätzlich anderen Wissenschafts- und Methodenverständnis. Vergleichbare Diskussionen werden
z.B. auch zur Akupunktur oder zur anthroposophischen Medizin geführt.
Der Workshop soll das Spannungsverhältnis zwischen Evidenzbasierung und Pluralismus in der
Medizin thematisieren und die bestehenden Diskussionslinien aufzeigen. Dazu gibt es drei
Impulsvorträge:
1.
Evidenzbasierung in der Medizin als Leitschnur der Wissenschaftlichkeit
Christian Weymayr
IGeL-Monitor
Die evidenzbasierte Medizin steckt in einem Dilemma: Will sie stringent sein, muss sie die Messlatte
für Evidenz so hoch wie möglich legen. Will sie praxisrelevant sein, muss sie die Messlatte im
Einzelfall mehr oder weniger weit absenken. Dieses Dilemma offenbart sich besonders im Umgang
mit der Homöopathie. Legt man die Messlatte auf ein übliches Niveau, existieren sehr wohl RCTs,
Me-taanalysen (1) und Cochrane-Reviews, die homöopathischen Arzneien eine Wirksamkeit
bescheinigen, obwohl die Homöopathie Krankheitsentstehung, Arzneimittelwirkung und
Heilungsverlauf als primär immateriell versteht (2). Als Ausweg aus diesem Dilemma möchte ich die
Überlegungen von Vandenbroucke (3), Hall und Windeler aufgreifen: Arzneimittel und Verfahren
müssen zeigen, dass sie nicht im Widerspruch zu gesicherten naturwissenschaftlichen Erkenntnissen
der Physik, Chemie und Physiologie stehen, bevor sie in klinischen Studien getestet werden. Können
sie das nicht, sind klinische Studien irrelevant und sollen, um einen Missbrauch scheinbar positiver
Ergebnisse auszuschließen, unterbleiben. Ich schlage für diese Eigenschaft der klinischen
Untersuchbarkeit den Begriff „Scientabilität“ vor: Arzneimittel und Verfahren sind dann „scientabel“,
wenn sie nicht im Widerspruch zu gesicherten Erkennt-nissen stehen. Evidenzbasierung in der
Medizin kann nur dann als Leitschnur der Wissenschaftlichkeit dienen, wenn sie die Bedin-gung der
41
Posterpräsentationen
Scientabilität erfüllt.
Literatur
[ 1 ] Linde K, et al. Are the clinical effects of homoeopathy placebo effects? A meta-analysis of placebo-controlled
trials. The Lancet 1997, 350: 834-43 2. Sparenborg-Nolte A. Das Leitbild „Homöopathischer Arzt“. Ärztliche
Homöopathie 2013: 21-22 3. Vandenbroucke JP. Homoeopathy trials: going nowhere. The Lancet 1997; 350:
824
2. Komplementärmedizinische Ansätze in der Onkologie zwischen Medizintheorie,
Patientenerwartungen und Evidenzbasierung
Jutta Hübner
Leiterin der AG Integrative Onkologie J.W. Goethe Universität Frankfurt/M.
Ziele von Tumorpatienten sind eine direkte Wirkung gegen den Tumor, supportive Wirkungen und die
Möglichkeit, eigenständig zu entscheiden und selber aktiv zu werden. Statt einer ideologischen
Auseinandersetzung sollten diese Patientenziele die Diskussion leiten.
Die Onkologie fördert hohe Erwartungen in ihre Möglichkeiten. Wenn der Patient von seinem
betreuenden Onkologen erfährt, dass „nun nichts mehr zu machen sei“(!), kann dies kaum verstanden
werden, zumal die kommunikative Fähigkeiten vieler Ärzte in diesen zentralen Gesprächen versagt.
Ob Tumor- oder supportive Wirkung – es geht um eine Verbesserung einer schwierigen Situation. Um
diesem Patientenwunsch gerecht zu werden müssen wir die Fragen nach Wirkung, Nebenwirkungen,
Wechselwirkungen beantworten.
Dazu brauchen wir gesicherte Ergebnissen (Evidenz) aus klinischen Studien. Der Verweis auf die
Erfahrungsheilkunde ist hier gerade für die Onkologie irreführend.
Traditioneller Einsatz sagt wenig über Nutzen und Risiko aus. Die sichtbare Wirkung im Einzelfall
kann täuschen. Kommt es direkt oder indirekt zu einem Tumorwachstum, so kann der Zeitpunkt, zu
dem dies realisiert wird, bereits zu spät sein.
Patienten geht es um die Möglichkeit einer eigenverantwortlichen Entscheidung und selbständigen
Durchführung. Gerade wegen der nicht bewiesenen Notwendigkeit der Therapie besteht
Handlungsfreiheit. Diese Handlungsfreiheit muss aber von einem hohen Verantwortungs-bewusstsein
seitens des Arztes insbesondere bei Therapieverfahren mit niedriger Evidenz begleitet werden. Die
bekannten ethischen Grundprinzipien stellen die Richtschnur dar. Fehlende Evidenz kann zur
Eminenz-basierten Medizin führen, welche dem 1. Prinzip der Patientenautonomie widerspricht. Damit
grenzt sich verantwortungsbewusste komplementäre Onkologie von paternalis-tischer
Alternativmedizin ab.
3. Pluralismus in der Medizin als Lösung, (vorläufiger?) modus vivendi oder
medizintheoretischer Anachronismus?
Robert Jütte
Robert-Bosch-Stiftung Stuttgart
Als Folge des Professionalisierungsprozesses in der Medizin seit der Mitte des 19. Jahrhunderts
wurde eine Reihe von neuen Heilweisen wie Homöopathie, Wasserheilkunde oder Mesmerisms als
„Quacksalberei“ eingestuft. Als sich der Terminus Komplementärmedizin und Alternativmedizin (CAM)
im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts durchsetzte, änderte sich die Bedeutung des Begriffs
Medizinischer Pluralismus, indem der Kurpfuscher nicht mehr derjenige war, der eine
unkonventionelle medizinische Methode vertrat. Die neue Grenzziehung erfolgte auf Grund ethischer
Kriterien, wie z. B. Kompetenz, Qualifikation, Verhalten, Verantwortung und Professionalität,
unabhängig von der Therapieform. Diese Entwicklung wird auch unter dem Begriff „neuer Pluralismus“
gefasst. Gezeigt werden soll unter anderem, dass der medizinische Pluralismus ein Konzept ist,
welches der Tatsache Rechnung trägt, dass es im Bereich der Gesundheitsversorgung von den Laien
bis zu den professionellen Anbietern verschiedene, darunter auch evidenzbasierte Wahlmöglichkeiten
gibt.
C5
Workshop „Strategien von Ärztinnen und Ärzten im Umgang mit Unsicherheit - Diskussion des
Messkonzeptes“
Antonius Schneider, Jürgen Kasper
42
Posterpräsentationen
Institut für Allgemeinmedizin, Technische Universität München / Klinikum rechts der Isar, München
Zielsetzung / Hintergrund: Insbesondere in der Hausarztpraxis gibt es Faktoren, die eine
diagnostische und therapeutische Unsicherheit bedingen: Hinter einem Symptom können sich viele
Erkrankungen verbergen. Darüber hinaus spielen psychische und soziale Faktoren eine bedeutsame
Rolle bei der Behandlung. Zudem ist die Häufigkeit der einzelnen Erkrankungen in der Praxis relativ
gering und die Variabilität des Spektrums an gesundheitlichen Störungen groß. In dem Workshop soll
geklärt werden, welche Strategien es zum Umgang mit Unsicherheit in diagnostischen bzw.
therapeutischen Situationen gibt.
Relevanz: In komplexen Behandlungssituationen ist eine auf hoher Sicherheit beruhende
medizinische Entscheidungsfindung oft unrealistisch. Dennoch wird täglich mit unsicheren
Situationen erfolgreich umgegangen. Eine Identifikation von Strategien zum Umgang mit Unsicherheit
könnte dazu beitragen, unser ärztliches Handeln und die Bedeutung für die Behandlungsergebnisse
besser zu verstehen. Dies ist nicht nur für Hausärzte, sondern auch für andere Fachgruppen, die mit
komplexen Krankheitsbildern umgehen, relevant.
Methoden: Gemeinsam werden Strategien zum Umgang mit Unsicherheit erarbeitet und diskutiert.
Ein bereits existierender Fragebogen zum Thema (Dealing with Uncertainty Questionnaire) wird
vorgestellt und kritisch diskutiert. Aus den strategischen Ansätzen der Teilnehmer sollen Anregungen
zur Vervollständigung und Weiterentwicklung des Fragebogens gewonnen werden. Im folgenden
Workshop wird erarbeitet und diskutiert, welche Bedeutung die Kommunikation von Ungewissheit für
den Patienten haben kann.
Korrespondierender Autor:
Univ.-Prof. Dr. med. Antonius Schneider, Institut für Allgemeinmedizin, Technische Universität
München / Klinikum rechts der Isar, Orleansstr. 47, 81667 München, Telefon: +49-89-6146589-11
Parallelveranstaltung D
Vorträge
Entscheidungs-Hilfen
D1
Vorsitz:
Daniel Strech
Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
Gerd Antes
Deutsches Cochrane Zentrum, Freiburg
D1a
Entwicklung einer Entscheidungshilfe „Organspende nach dem Tod“ im Spannungsfeld
zwischen Evidenz, Unsicherheit, Ängsten und ethisch-moralischen Wertvorstellungen
Tanja Richter, Susanne Buhse, Anja Gerlach, Ramona Kupfer, Ingrid Mühlhauser, Matthias
Lenz
Universität Hamburg, Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Das novellierte Transplantationsgesetz sieht vor, durch breite
Aufklärung eine individuelle, informierte und unabhängige Entscheidung zur Spendenbereitschaft zu
ermöglichen. Im Auftrag des AOK-Bundesverbandes wurde eine umfassende internetbasierte
Entscheidungshilfe „Organspende nach dem Tod“ entwickelt.
Material/Methoden: Mit einer systematischen Literaturrecherche wurden Bürgerfragen zu den
Themenfeldern Recht, Organisation, Hirntoddiagnostik, Transplantationsmedizin, Angehörige,
Gesellschaft, Menschenwürde und Religion extrahiert und an Experten zur Stellungnahme versandt.
Eine systematische Fundierung der medizinischen Inhalte nach EbM-Kriterien war Rahmen dieses
Projektes nicht realisierbar. Es wurden laienverständliche Sachinhalte generiert, und in 6
Fokusgruppen mit 27 Laien auf fehlende Aspekte und Verständlichkeit geprüft. Mögliche
Beweggründe, sich für oder gegen eine Organspende zu entscheiden, wurden über 15
43
Posterpräsentationen
Einzelinterviews exploriert. Diese wurden per Inhaltsanalyse zu Fallbeispielen operationalisiert, in 4
Fokusgruppen auf Verständlichkeit und Ausgewogenheit evaluiert und in die Entscheidungshilfe
integriert. Eine erste Version der Entscheidungshilfe wurde 4/2012 im Internet veröffentlicht [1]. In
6/2012 wurden 1000 AOK-Versicherte per Email nach weiteren Informationswünschen befragt. Die
Bedienbarkeit der Applikation wurde in 12 Einzelinterviews evaluiert. Zwischen 1/05 und 31/7/2012
wurden Nutzungsdaten analysiert.
Ergebnisse: Alle Inhalte wurden in Form von Frage-Antwort-Komplexen gegliedert. Jeder Nutzer
kann über eine Anklickfunktion festhalten, ob ein Inhalt für ihn von Bedeutung ist und eher für oder
gegen eine Organspende spricht. Zwischen 1/05 und 31/07 2012 wurde 8663-mal auf die Startseite
der Entscheidungshilfe zugegriffen, 6320 (73%) Nutzer navigierten über die Startseite hinaus. In der
Evaluation wurde das Angebot als teilweise unübersichtlich bewertet.
Schlussfolgerung: Die Entscheidungshilfe basiert auf systematischer Erhebung von
Bürgerinteressen. Es ist gelungen, Bürgerinteressen umfassend zu adressieren. Nutzbarkeit und
Vollständigkeit werden weiterhin geprüft und optimiert. Die Wirkung der Fallbeispiele auf die
Wahrnehmung der Sachinhalte wird qualitativ evaluiert. Die Navigation wird in einer usability-Studie
geprüft und optimiert. Die optimierte Version wird voraussichtlich 4/2013 im Internet verfügbar sein.
Zukünftig sind die medizinischen Inhalte nach EbM-Kriterien zu prüfen und ggf. zu revidieren.
Literatur
[ 1 ] AOK Bundesverband (2012). Entscheidungshilfe Organspende.
http://www.aok.de/bundesweit/gesundheit/organspende-startseite-189245.php
Korrespondierender Autor:
Tanja Richter, [email protected]
D1b
Jenseits der Evidenz. Wie informiert man ausgewogen ohne Evidenzbasis? Am Beispiel
„Entscheidungshilfen zur Organspende“
Corinna Schaefer, Sabine Schwarz, Günter Ollenschläger
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin, Deutschland
Hintergrund: Die Gute Praxis Gesundheitsinformation fordert unverzerrte Informationen für die
informierte Entscheidung. Kennzeichnend für Ausgewogenheit ist u.a. die neutrale und vollständige
Kommunikation von Schäden. Diese lassen sich bei medizinischen Interventionen aus Studien
ableiten. Für die seit 1.November 2011 geltende Entscheidungslösung zur Organspende sind Bürger
auch auf ausgewogene Informationen angewiesen. Deren Ausgewogenheit zu beurteilen ist schwer:
die Entscheidung hat eine metaphysische Dimension, deren Bewertung nicht evidenzbasiert
vorgenommen werden kann. Die vorliegende Untersuchung nimmt an, dass eine Bürgerinformation
(BI) zur Organspende als ausgewogen gelten kann, wenn häufig öffentlich diskutierte Kritikpunkte
neutral adressiert werden.
Methoden: Im ersten Schritt wurden in relevanten Medien (Print, Funk, TV) kritische Beiträge zur
Organspende recherchiert. Die drei meistdiskutierten Kritikpunkte wurden extrahiert. Danach wurden
mit den Suchwörtern "(Entscheidungshilfe ODER Entscheidung) UND Organspende" BI in Google
recherchiert. Eingeschlossen wurden nur BI, die explizit als Entscheidungshilfe oder als Unterstützung
bei der Entscheidung bezeichnet wurden. Es wurde geprüft, ob und wie diese BI die extrahierten
Kritikpunkte adressierten.
Ergebnisse: In 42 kritischen Beiträgen wurden folgende drei Aspekte am häufigsten genannt:
1.
Hirntote sind nicht tot, sondern Sterbende (deren Nägel und Haare wachsen, die Kinder
austragen können etc).
2.
Mit dem Argument „Organmangel“ wird moralischer Druck ausgeübt. Menschen sterben nicht an
fehlenden Organen sondern an einer Grunderkrankung. Der Bedarf an Organen könnte auch
nicht gedeckt werden, wenn jeder einen Organspenderausweis besäße.
3.
Die Konsequenzen für Angehörige werden verschwiegen (z.B. Abschiednehmen).
Es wurden drei z.T. nach hochwertiger Methodik erstellte BI identifiziert, die den Einschlusskriterien
entsprachen. Keine der BI adressierte den ersten Kritikpunkt und alle stellten mangelnde
Spendenbereitschaft als Ursache für Todesfälle dar, ohne die Zahl aller Hirntotfälle pro Jahr ins
Verhältnis zum Organ-„Bedarf“ zu setzen. Eine Entscheidungshilfe äußerte sich zu Konsequenzen für
44
Posterpräsentationen
Angehörige.
Schlussfolgerung: Auch in methodisch hochwertigen BI zur Organspende wurden häufig diskutierte
negative Aspekte nicht oder nur teilweise adressiert. Als unverzerrt können sie daher nicht gelten. Es
ist zu fragen, welche Kriterien Ausgewogenheit bei fehlender Evidenzbasis definieren können.
Korrespondierender Autor:
Corinna Schaefer, Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, TiergartenTower, Straße des 17.Juni
106 - 108, 10623 Berlin, Deutschland, [email protected]
D1c
Risikokompetenz von Medizinstudierenden - eine Querschnittsstudie
Hendrik Friederichs, Markus Schölling, Bernhard Marschall
Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten, Münster, Deutschland
Hintergrund: Patienten wollen mitentscheiden, wenn es um Fragen zu Ihrer Gesundheit geht [1].
Insbesondere in der Aufklärung zu Screening-Programmen wird eine adäquate Einbindung der
Patienten für eine informierte Entscheidungsfindung als ein wesentliches Ziel gesehen. Individuelle
Risikobestimmungen sind dabei generell eine effektive Methode der Risikokommunikation und können
die Inanspruchnahme von Screening-Tests erhöhen [2].
Dafür ist eine entsprechende Risikokompetenz der behandelnden Ärzte Voraussetzung. Denn nur
Mediziner, die die zugrunde liegenden Erfolgs- und Misserfolgswahrscheinlichkeiten verstehen,
können diese auch den Patienten verständlich vermitteln. Dabei gibt es nur wenig Daten bezüglich der
Risikokompetenz von Medizinstudierenden.
Methoden: Im Rahmen einer Querschnittsstudie sollte die Risikokompetenz von Medizinstudierenden
vom 1. bis 6. Studienjahr untersucht werden. Als Messinstrument diente der Berlin Numeracy Test
(German Paper & Pencil Version) [3]. Die Studierenden mussten insgesamt vier kurze Fallbeispiele
bearbeiten, in denen Wahrscheinlichkeiten in relativen oder in absoluten Werten dargestellt wurden (0
bis maximal 4 Punkte). Durchschnittlich werden in diesem Testformat 1,6 ±1,21 Punkte erreicht [3].
Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, sich auf dem Fragebogen Notizen (im Sinne eines
Schmierzettels) zu machen.
Ergebnisse: Es konnten 434 vollständige Datensätze in die Datenanalyse einbezogen werden. Das
durchschnittliche Alter betrug 23,6 ±4,1 Jahre, 49,1% der Teilnehmer waren männlich. Im
Durchschnitt wurde von den Teilnehmern ein Score von 2,03 ±1,44 Punkten erreicht. Die männlichen
Teilnehmer schnitten dabei signifikant besser als die weiblichen Teilnehmer ab (2,36 vs. 1,72,
p<0,001). Die Teilnehmer, die sich Notizen auf dem Zettel gemacht haben, schnitten mit einem Score
von 2,45 Punkten (n= 170) ebenfalls signifikant besser als die Teilnehmer ohne Notizen (1,77 Punkte,
n= 264; p<0,001) ab.
Im Verlauf des Studiums ließ sich ein leichter Anstieg des Scores von 2,00 (±1,45) im 1. Studienjahr
bis 2,38 (±1,33) im 6. Studienjahr feststellen. Dieser Anstieg ist aber nicht signifikant.
Schlussfolgerungen: Zusammenfassend zeigen Medizinstudierende überdurchschnittliche Werte
bezüglich ihrer Risikokompetenz. Dabei zeigen sich geschlechtsspezifische Unterschiede.
Bemerkenswert ist, dass die Risikokompetenz im Studienverlauf leider nicht weiter ansteigt. Das
Anfertigen von Notizen könnte die Risikokompetenz verbessern. Zum Nachweis der Kausalität sind
aber weitere Studien nötig.
Literatur
[ 1 ] Kiesler und Auerbach. Optimal matches of patient preferences for information, decision-making and
interpersonal behavior: evidence, models and interventions. Patient Education and Counseling (2006) vol. 61
(3) pp. 319-41
[ 2 ] Edwards et al. Personalised risk communication for informed decision making about taking screening tests.
Cochrane Database Syst Rev (2006) (4) pp. CD001865
[ 3 ] Cokely, E.T., Galesic, M., Schulz, E., Ghazal, S., & Garcia-Retamero, R. (2012). Measuring risk literacy: The
Berlin Numeracy Test. Judgment and Decision Making, 7, 25-47
Korrespondierender Autor:
Hendrik Friederichs, Studienhospital Münster, Malmedyweg 17-19, 48149 Münster, Deutschland,
[email protected]
45
Posterpräsentationen
D1d
Kommunikation von Unsicherheit in deutschsprachigen Entscheidungshilfen für Patienten
1
2
1
1
Nadja Chernyak , Christina Bächle , Tabea Dickmann , Charalabos-Markos Dintsios , Andrea
1
Icks
1
Funktionsbereich Public Health, Center for Health and Society, Medizinische Fakultät, HeinrichHeine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
2
Institut für Biometrie und Epidemiologie, Deutsches Diabetes-Zentrum, Düsseldorf, Düsseldorf,
Deutschland
Hintergrund: Entscheidungshilfen (EH) bzw. evidenz-basierte Patienteninformationen unterstützen
das Patientenverständnis für mögliche Interventionen und binden Patienten in die
Entscheidungsfindung ein. Da jegliche medizinische Entscheidungsfindung mit Unsicherheit behaftet
ist, sollen EH Patienten die Unsicherheit der potenziellen Outcomes vermitteln.
Ziel: Ziel ist die Erstellung einer systematischen Übersicht über die Kommunikation von Unsicherheit
in deutschsprachigen EH.
Methoden: Die Übersicht wurde auf Basis der von Lenz et al. [1] vorgenommenen Bestandsaufnahme
deutschsprachiger EH durchgeführt. Eingeschlossen wurden verfügbare EH, deren Wirksamkeit in
RCTs untersucht wurde. Die Extraktion der Informationen erfolgte in Anlehnung an die Kriterien zur
Bewertung der Wahrscheinlichkeitskommunikation aus dem International Patient Decision Aid
Standards Instrument, IPDASi [2]. Analysiert wurden: 1. die Kommunikation von
Ergebniswahrscheinlichkeiten per se (stochastische Unsicherheit) und 2. die Kommunikation von
Unsicherheiten bzgl. der Ergebniswahrscheinlichkeiten (Unsicherheit zweiter Ordnung).
Ergebnisse: Acht EH wurden in die Analyse eingeschlossen (drei zu Prävention/Screening und fünf
zu Therapie). Bei der Mehrheit der eingeschlossenen EH ist die Kommunikation von
Ergebniswahrscheinlichkeiten per se konform mit den IPDASi Kriterien: (i) Die Populationen
(Zeitspanne), für die Ergebniswahrscheinlichkeiten gelten, wurden in vier (sieben) EH spezifiziert; (ii)
Häufigkeiten der relevanten Outcomes wurden mit dem gleichen Nenner und mit Bezug auf die
gleiche Zeitspanne in den meisten EH angegeben und (iii) die Wahrscheinlichkeiten wurden in
verschiedener Weise (verbal, numerisch, visuell) kommuniziert. Unsicherheiten bzgl. der
Ergebniswahrscheinlichkeiten werden in sechs EH dargestellt (in einer EH graphisch, sonst verbal
oder numerisch).
Schlussfolgerung: Die Kommunikation von Unsicherheit in den evaluierten EH entspricht
überwiegend den von der IPDAS Kollaboration vorgeschlagenen Kriterien. Es besteht jedoch kein
Konsens darüber, ob theoretische Basis und empirische Evidenz die Validität dieser Kriterien
ausreichend unterstützen [3]. Weiterführende Studien sollten daher untersuchen, ob und wie die
Kriterien zum besseren Verständnis für die mit den Ergebnissen von Interventionen verbundene
Unsicherheit beitragen.
Literatur
[1]
Lenz M, Buhse S, Kasper J, Kupfer R, Richter T, Mühlhauser I. Decision aids for patients. Dtsch Arztebl
Int 2012; 109(22–23): 401–8.
[2]
Elwyn G, O'Connor AM, Bennett C, Newcombe RG, Politi M, Durand MA, et al. Assessing the quality of
decision support technologies using the International Patient Decision Aid Standards instrument
(IPDASi). PLoS One. 2009;4(3):e4705
[3]
Mc Donald H, Charles C, Gafni A. Assessing the conceptual clarity and evidence base of quality
criteria/standards developed for evaluating decision aids. Health Expect. 2011 Nov 3. doi:
10.1111/j.1369-7625.2011.00740.x.
Korrespondierender Autor:
Nadja Chernyak, Heinrich Heine Universität Düsseldorf, Moorenstraße 5, 40225 Düsseldorf,
Deutschland, [email protected]
D1e
Finanzielle Anreize für die Darmkrebsvorsorge: Erhöhen oder vermindern sie Unsicherheit?
Harald Schmidt
Department of Medical Ethics and Health Policy, University of Pennsylvania, Philadelphia, Vereinigte
Staaten
Hintergrund und Fragestellung: Anreize wie z.B. Bonusprogramme werden seit 2004 in der GKV
46
Posterpräsentationen
mit unterschiedlichen Zielsetzungen angeboten. Aus der Perspektive der Verhaltensökonomik können
sie helfen, Entscheidungsschwäche, Prokrastination oder Schwierigkeiten, zeitlich entfernte Risiken
angemessen einzuschätzen, zu überwinden. Die Chronikerrichtlinie (SGBV §62) beinhaltete eine
stumpfe und ethisch fragwürdige Anreizform, um der niedrigen dt. Darmkrebsscreening-Nutzung zu
begegnen. Die Revidierung der Richtlinie begrüßend, vertrat eine DNEbM Stellungnahme zum Thema
die Auffassung, dass Versicherte “in ihrer Entscheidungsfindung nicht durch Anreize für oder gegen
eine bestimmte Entscheidung gestört werden” sollten. Das Einladungsverfahren in Kombination mit
evidenzbasierter Information wurde als hinreichend angesehen. Der Ausgangspunkt dieses Beitrags
ist jedoch, dass die Rolle finanzieller Anreize zur Darmkrebsvorsorge empirisch wie auch normativ
unterbestimmt ist, und daher weitaus weniger klar ist. Diese Unsicherheit im Umgang mit Anreizen
muss weiterhin im Zusammenhang gesehen werden, dass Rechtfertigung sowohl für die Nutzung von
Anreizen erforderlich ist, als auch für die nicht-Nutzung: beide Optionen können zu ethisch relevanten
Unsicherheiten bei Versicherten führen.
Methoden: Basierend auf einer Literaturanalyse kontrastiert der Beitrag verschiedene Ansätze,
adäquate Darmkrebscreening-Nutzung zu erreichen: das Empfehlen unterschiedlicher
Darmkrebsvorsorge-Intervention einzeln/in Kombination; Einladungsverfahren; die Nutzung von
Entscheidungshilfen; Entscheidungshilfen in Kombination mit bestrafende und belohnenden Anreizen;
und belohnende Anreize ohne Entscheidungshilfen. Für die jeweiligen Optionen werden, soweit
vorhanden, RCT Daten zur Effektivität bezüglich Wissen über, und Nutzung von Interventionen
analysiert. Weiterhin werden die jeweiligen ethischen Kosten und Nutzen aufgezeigt, Unsicherheit bei
Versicherten zu vermindern.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Interventionen wie Einladungsverfahren und
Entscheidungshilfen sind angemessen für Gesundheitsmündige Versicherte mit Eigeninitiative. Für
weniger privilegierte Versicherte jedoch könnten Anreize hilfreich handlungsleitend wirken, die Vorund Nachteile der Darmkrebsvorsorge zu erwägen. Die empirische Datenlage ist ungenügend, um zu
bestimmen, ob Anreizprogramme geeignet sind, Unsicherheit bzgl. Darmkrebsvorsorge zu vermeiden.
Ebenso ist es verfrüht zu schließen, dass Anreize keine Rolle spielen sollten. Ein Studiendesign wird
vorgestellt, um mehr Klarheit zu gewinnen.
Literatur
[ 1 ] Schmidt, H. 2012. Eigenverantwortung und Darmkrebsvorsorge: warum und wie die Chronikerrichtlinie
revidiert werden sollte. Gesundheits- und Sozialpolitik. 2012 (2) 45-55
[ 2 ] Schmidt, H. 2012. Anreize für Eigenverantwortung: Begriffsbestimmung und Evidenzlage [Incentivizing
personal responsibility: conceptual clarification and evidence] Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen
(ZEFQ). 106 (3). 185-194
[ 3 ] Inadomi JM, Vijan S, Janz NK, et al. Adherence to colorectal cancer screening: a randomized clinical trial of
competing strategies. Arch Intern Med. 2012; 172(7):575-582
[ 4 ] Smith SK, Trevana L, Simpson JM, Barrett A, Nutbeam D, McCaffery KJ. A decision aid to support informed
choices about bowel cancer screening among adults with low education: randomised controlled trial. BMJ
2010;341:c5370.
[ 5 ] Steckelberg A, Hülfenhaus C, Haastert B, Mühlhauser I. Effect of evidence based risk information on
«informed choice» in colorectal cancer screening: randomised controlled trial. BMJ 2011;342:d3193.
[ 6 ] DNEBM 2012 Stellungnahme zum Referentenentwurf Krebsplan-Umsetzungsgesetz vom 02.07.2012,
verfügbar unter: http://www.ebm-netzwerk.de/pdf/stellungnahmen/kpug-stellungnahme-120720
[ 7 ] Loewenstein, G, Brennan, T, Volpp, KG. 2007. Asymmetric paternalism to improve health behaviors. JAMA,
298, 2415-7
[ 8 ] Cryder CE, London AJ, Volpp KG, Loewenstein G. Informative inducement: Study payment as a signal of risk.
Social Science & Medicine. 2010;70(3):455–464.
Korrespondierender Autor:
Harald Schmidt, Center for Health Incentives and Behavioral Economics, University of pennsylvania,
1129 Blockley Hall, 423 Guardian Drive, 19104-6021 Philadelphia, USA,
[email protected]
Methodik II
D2
Vorsitz:
Stefan Sauerland
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Ressort Nichtmedikamentöse
47
Posterpräsentationen
Verfahren, Köln
Jörg Meerpohl
Deutsches Cochrane Zentrum, Freiburg
D2a
Beeinflusst die Wahl des Bewertungsinstruments für systematische Reviews das Ergebnis der
Evidenzsynthese?
Dawid Pieper, Tim Mathes, Michaela Eikermann
Universität Witten/Herdecke, Köln, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Systematische Reviews (SR) sind ein elementarer Bestandteil der
evidenzbasierten Medizin. Im Laufe der Zeit wurden Qualitätsstandards formuliert und eingefordert.
Zur Bewertung der methodischen Qualität liegen mit dem „Overview Quality Assessment
Questionnaire“ (OQAQ) und dem darauf aufbauendem „assessment of multiple systematic reviews“
(AMSTAR) zwei etablierte Instrumente vor. Trotzdem bleibt unklar, ob die Wahl des
Bewertungsinstruments einen Einfluss auf die Beurteilung der methodischen Qualität hat. Dieser
Frage soll im Rahmen eines SR von SR (Overview) nachgegangen werden.
Material/Methoden: Auf Basis für die Analyse wurde ein vom Autorenteam erstellter Overview zum
Zusammenhang zwischen der Leistungsmenge eines Krankenhauses und des Patientenoutcomes in
der Chirurgie verwendet. Die 32 eingeschlossenen SR wurden jeweils unabhängig von zwei
Gutachtern mit vier Instrumenten bewertet: OQAQ, AMSTAR, Rapid Appraisal Protocol (RAP) vom
Joanna Briggs Institut sowie einem neuen Tool des National Center for the Dissemination of
Rehabilitation Research (NCDDR) mit 67 Items. Die beiden letztgenannten Instrumente sind
ausgewählt worden, da sie wesentlich ausführlicher als die beiden etablierten Instrumente sind,
wodurch eine detailliertere Bewertung vermutet werden konnte. Für alle Instrumente lagen
Ausfüllhilfen vor.
Ergebnisse: Die Übereinstimmung zwischen den Reviewern war moderat. Unstimmigkeiten
konzentrierten sich hauptsächlich auf bestimmte Items unabhängig von dem Instrument. Alle vier
Evidenzsynthesen kamen insgesamt betrachtet zu ähnlichen Ergebnissen. Die beiden
umfangreicheren Bewertungsinstrumente RAP und NCDDR begünstigen eine detailliertere Bewertung
einzelner Kriterien, die ansonsten nur unzureichend erfasst werden. Gleichzeitig sind jedoch bei vielen
Items Boden- und Deckeneffekte zu beobachten.
Schlussfolgerung: Das Ergebnis der Evidenzsynthese war nicht maßgeblich von der Wahl des
Bewertungsinstruments abhängig. Es ist unklar in wie weit unser Ergebnis von der Thematik des
Overviews abhängt. Die 32 SR beruhten fast ausschließlich auf Beobachtungsstudien. Der Einsatz
der Instrumente sollte daher auch in anderen Bereichen untersucht werden. Die Ergebnisse der
einzelnen Items und Domänen sollten genauer analysiert werden, um aufzuzeigen, welche Kriterien in
einzelnen Instrumenten sinnvoll ergänzt werden könnten, um die psychometrischen Eigenschaften zu
steigern.
Korrespondierender Autor:
Dawid Pieper, Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Ostmerheimer Str. 200, 51109 Köln,
Deutschland, [email protected]
D2b
Current experience with applying the GRADE approach to public health interventions: an
empirical study
1
Eva A Rehfuess , Elie A Akl
1
2
2
University of Munich, Munich, Germany
American University of Beirut, Beirut, Lebanon
Background: The Grading of Recommendations Assessment, Development and Evaluation
(GRADE) approach has been adopted by more than 70 national and international organisations as a
systematic and transparent framework for evidence-based guideline development. With reference to
an ongoing debate in the literature and within public health organisations, this study reviews current
experience with the GRADE approach in rating the quality of evidence in the field of public health and
identifies challenges encountered.
Methods: We conducted semi-structured interviews with representatives of groups that have applied
48
Posterpräsentationen
GRADE in the context of systematic reviews or guidelines development in the field of public health.
We also interviewed representatives of groups or organisations that decided against its use. We
initially contacted potential participants by email. Responses were obtained by telephone interview or
email, and written interview summaries were validated with participants. We analysed data across
individual interviews to distil common themes and challenges.
Results: We undertook 18 interviews and obtained 15 in-depth responses relating to specific
systematic reviews or guideline projects; a majority of the latter were contributed by groups within the
World Health Organization. All respondents that have used GRADE appreciated the systematic and
transparent process of assessing the quality of the evidence. However, respondents reported a range
of minor and major challenges relating to complexity of public health interventions, choice of outcomes
and outcome measures, ability to discriminate between different types of observational studies, use of
non-epidemiological evidence, GRADE terminology and the GRADE and guideline development
process. Respondents’ suggestions to make the approach more applicable to public health
interventions included revisiting terminology, offering better guidance on how to apply GRADE to
complex interventions and making modifications to the current grading scheme.
Conclusions: Our findings suggest that GRADE principles are applicable to public health and are
well-received but also highlight common challenges. They provide a starting point for exploring options
for improvements and, where applicable, testing these across different types of public health
interventions. Several public health organisations are currently testing GRADE, and the GRADE
Working Group is eager to engage with these groups to find ways to address concerns.
Corresponding author:
Eva A Rehfuess, LMU München, Marchioninistr 15, 81377 München, Deutschland,
[email protected]
D2c
Benefits and Harms of HPV Primary Screening for Cervical Cancer in Germany: a Systematic
Decision - Analysis.
1
2
Gaby Sroczynski , Uwe Siebert
1
Dep. of Public Health and Health Technology Assessment, UMIT - University for Health Sciences,
Medical Informatics and Technology & Division of Public Health Decision Modelling, Health
Technology Assessment and Health Economics, ONCOTYROL Center for Personalized Cancer
Medicine, Hall i. T. & Innsbruck, Austria, Austria
2
Dep. of Public Health and Health Technology Assessment, UMIT - University for Health Sciences,
Medical Informatics and Technology & Division of Public Health Decision Modelling, Health
Technology Assessment and Health Economics, ONCOTYROL Center for Personalized Cancer
Medicine & Harvard School of Public Health/Harvard Medical School, Hall i. T. & Innsbruck, Austria &
Boston, MA, USA, Austria
Introduction: Compared to cytology, HPV testing has the potential to improve the effectiveness by
reducing cervical cancer incidence due to improved early detection and treatment and a higher risk of
overdiagnosis and overtreatment of irrelevant lesions. However, despite the evidence of a benefit in
1
reducing cervical cancer, the benefit-harm relation could not be evaluated from clinical trials, yet. This
is a typical example for a situation in which clinical trials should be complemented by decision-analytic
2
modelling to aid decision making under uncertainty. We performed a clinical decision analysis
evaluating and contrasting the benefits and harms of different strategies for HPV-based primary
cervical cancer screening in the German health care context.
3
Methods: A previously validated and published Markov model for the German health care context
was used to analyze the trade-off between benefits and harms of different screening strategies
differing by length of screening interval and test algorithms including HPV testing alone or in
combination with cytology or with cytological triage for HPV-positive women. We used published
German clinical and epidemiological data as well as test accuracy data from international metaanalyses. Predicted outcomes included reduction in cervical cancer cases (CC) and deaths and
unnecessary treatment (defined as invasive therapy of ≤ CIN 2).
Results: Overall, HPV-based screening was more effective than cytology alone, with 71%-97%
reduction in CC compared to 53%-80% for cytology (depending on screening intervals). The
incremental gain in effectiveness with HPV screening compared to cytology was higher with extended
screening intervals. Compared to annual cytology, which is currently the recommended standard in
Germany, biennial HPV screening was similarly effective (1% lower CC reduction) but reduced
49
Posterpräsentationen
unnecessary treatment by 5-37 % (depending on test and follow-up algorithm). In contrast, annual
HPV primary screening compared to cytology alone reduced CC by an additional 5 %, but increased
unnecessary treatments by 19 %.
Conclusion: Based on our decision model analyses, HPV-based cervical cancer screening is more
effective than cytology alone, but has a higher risk of overtreatment when used in annual screening. In
the German health care context, biennial HPV screening for women aged 30 yrs and older is similarly
effective as annual cytology alone, but with significantly reduced unnecessary treatments.
References
[ 1 ] Institute for Quality and Efficiency in Health Care (IQWiG). Benefit assessment of HPV testing in primary
screening for cervical cancer (Members of the Expert Panel: Siebert U, Sroczynski G, Esteban Guerra E,
Mühlberger N, Schnell-Inderst P). Vol. No. 106. Cologne: IQWiG, 2012;230.
[ 2 ] Siebert U. When should decision-analytic modeling be used in the economic evaluation of health care?
[Editorial]. European Journal of Health Economics 2003;4(3):143-150.
[ 3 ] Sroczynski G, Schnell-Inderst P, Muhlberger N, Lang K, Aidelsburger P, Wasem J, Mittendorf T, Engel J,
Hillemanns P, Petry KU, Kramer A, Siebert U. Cost-effectiveness of primary HPV screening for cervical
cancer in Germany - a decision analysis. Eur J Cancer 2011;47(11):1633-1646.
Corresponding author:
Gaby Sroczynski, UMIT - University for Health Sciences, Medical Informatics and Technology, Eduard
Wallnoefer Center I, A-6060 Hall i. T., Austria, [email protected]
D2d
Die Bewertung und Refundierungsentscheidung medizinischer Einzelleistungen (MEL) in
Österreich
Marisa Warmuth, Philipp Mad, Claudia Wild
Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment, Wien, Österreich
Hintergrund und Fragestellung: Alljährlich werden beim österreichischen Bundesministerium für
Gesundheit (BMG) zahlreiche neue medizinische Interventionen für die Einzelleistungsrefundierung
vorgeschlagen, welche vom Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment (LBI-HTA)
in Bezug auf deren Wirksamkeit und Sicherheit bewertet werden. Diese systematischen
Übersichtsarbeiten dienen als evidenzbasierte Entscheidungsunterstützung für oder gegen eine
Aufnahme von Interventionen in den MEL-Katalog durch Entscheidungsträger der neun
Landesgesundheitsfonds.
Material/Methoden: Seit dem Jahr 2008 werden jährlich zwischen Jänner und März rund zehn
systematische Reviews erstellt, die Qualität der Evidenz anhand der GRADE-Methode beurteilt und
letztlich eine Empfehlung für oder gegen eine Aufnahme der jeweiligen Leistung in den MEL-Katalog
ausgesprochen. Die Qualitätskontrolle wird durch eine Begutachtung durch externe FachexpertInnen
sichergestellt.
Ergebnisse: Insgesamt wurden vom LBI-HTA in den letzten fünf Jahren 52 systematische Reviews
verfasst, davon waren 38 neue Berichte und 14 Updates von früheren Berichten. Während in keinem
Fall eine Aufnahme in den MEL-Katalog empfohlen wurde, wurde in rund einem Drittel der Fälle eine
Aufnahme mit Einschränkung (z.B. Durchführung im Rahmen klinischer Studien) empfohlen sowie in
ca. zwei Drittel der Fälle eine Aufnahme nicht oder derzeit nicht (z.B. bei laufenden Studien)
empfohlen. Hinsichtlich der Entscheidung der Landesgesundheitsfonds für oder gegen eine Aufnahme
in den MEL-Katalog zeigt sich, dass in mehr als der Hälfte der Fälle eine Aufnahme abgelehnt wird,
rund ein Fünftel der Interventionen aufgenommen werden und weniger als ein Viertel zwar
aufgenommen werden, aber genehmigungsplichtig sind.
Schlussfolgerung: Die vorgestellte Methodik konnte in Österreich erfolgreich implementiert werden
und erweist sich als wertvolles Instrument der Entscheidungsunterstützung.
Literatur
[ 1 ] Mad P, Geiger-Gritsch S, Hinterreiter G, Mathis-Edenhofer S, Wild C. Pre-coverage assessments of new
hospital interventions on Austria: methodology and 3 years of experience. International Journal of Technology
Assessment in Health Care. 2012;28(2):171-79.
[ 2 ] LBI-HTA (2012): Bewertung Medizinischer Einzelleistungen (MEL). Verfügbar unter:
http://hta.lbg.ac.at/de/content.php?iMenuID=101
50
Posterpräsentationen
Korrespondierender Autor:
Marisa Warmuth, Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment, Garnisongasse 7/20,
1090 Wien, Österreich, [email protected]
D2e
Empfehlungen aus evidenzbasierten Leitlinien für Screening-Maßnahmen in der
Schwangerschaft
Inanna Reinsperger, Roman Winkler, Brigitte Piso
Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment, Wien, Österreich
Hintergrund und Fragestellung: Im Rahmen des „Eltern-Kind-Vorsorge neu“ Projekts im Auftrag des
österreichischen Gesundheitsministeriums wurden seit 2010 mehrere Berichte mit unterschiedlichen
Schwerpunkten (z.B. Identifikation von Gesundheitsbedrohungen für Schwangere/ Eltern/ Kinder,
internationale Screening-Programme, Finanzierungs- und Organisationsaspekte) erstellt. Vor diesem
Hintergrund beschäftigt sich ein aktueller Projektteil mit „Screening-Empfehlungen aus
evidenzbasierten Leitlinien“, um potentielle Inhalte für eine „Eltern-Kind-Vorsorge neu“ in Österreich
zu definieren. Screening umfasst hierbei sowohl medizinische als auch sozialmedizinische
Belastungsfaktoren (z.B. psychische Erkrankungen, Drogenmissbrauch).
Methoden: Eine systematische Datenbanksuche im „Guidelines International Network“ (GIN) und
„National Guideline Clearinghouse“ (NGC) wurde durch eine Handsuche bei internationalen
Institutionen, die evidenzbasierte Leitlinien erarbeiten (z.B. NICE), ergänzt. Die Guidelines wurden
anhand von Einschlusskriterien ausgewählt, die insbesondere auf Qualitätskriterien fokussierten (z.B.
systematische Literatursuche in mind. 2 Datenbanken, Formulierung von Empfehlungen, die explizit
der zugrunde liegenden Evidenz entsprechen).
Ergebnisse: Die systematische Suche ergab 566 Guidelines, wovon 32 die Einschlusskriterien
erfüllten. Durch die Handsuche wurden weitere 40 Leitlinien für die Schwangerschaft identifiziert. Es
wurden sowohl Guidelines zu einzelnen Gesundheitsbedrohungen (z.B. Adipositas,
Gestationsdiabetes) als auch Übersichts-Leitlinien (z.B. psychosoziale Betreuung in der
Schwangerschaft) identifiziert. Die Datenextraktion fokussierte auf die Screening-Empfehlungen, die 3
unterschiedlichen Empfehlungsgruppen zugeordnet wurden: „Pro-Screening“, „Contra-Screening“ und
„keine Screening-Empfehlung“ aufgrund unzureichender, fehlender oder widersprüchlicher Evidenz.
Zusätzlich wurden Angaben zu Screening-Tests, Therapieoptionen und potentiellen Schäden
extrahiert.
Schlussfolgerung: Die Arbeit soll einen Überblick über empfohlene bzw. nicht empfohlene
Screening-Maßnahmen in der Schwangerschaft aus evidenzbasierten, internationalen Guidelines
bieten. Für eine tatsächliche Aufnahme eines Screenings in eine „Eltern-Kind-Vorsorge neu“ bedarf es
nach der wissenschaftlichen Aufbereitung weiteren Überlegungen (z.B. zu vorhandenen Ressourcen,
zur Prävalenz einer Gesundheitsbedrohung), um letztendlich eine gesundheitspolitische Entscheidung
treffen zu können.
Korrespondierender Autor:
Inanna Reinsperger, Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment, Garnisongasse
7/20, 1090 Wien, Österreich, [email protected]
Workshops
D3
Vorgeburtliche und präimplantative Diagnostik: stößt hier die Evidenzbasierte Medizin an ihre
Grenzen?
1
2
3
Tanja Krones , Olaf Weingart , Fülop Scheibler , Harald Schmidt
4
1
Unispital Zürich, Zürich, Schweiz
MDK Nordrhein, Köln, Deutschland
3
IQWIG, Köln, Deutschland
4
Center for Health Incentives and Behavioral Economics Perelman School of Medicine, Pennsylvania,
Vereinigte Staaten
2
Zielsetzung: Die vorgeburtliche Diagnostik (PND) und deren aktuelle, rechtlich auch in Deutschland
mittlerweile mögliche Erweiterung auf die präimplantative Diagnostik (PID) in besonderen Einzelfällen
wirft aus Sicht der EbM verschiedenste Grundsatzfragen auf. Das Konzept der Unsicherheit ist dabei
51
Posterpräsentationen
einschlägig bezüglich der empirischen Evidenz wie auch der ethischen Rechtfertigung der Nutzung
von PND und PID.
Vier Impulsreferate aus unterschiedlichen Perspektiven geben den Teilnehmern einen Einblick, vor
welchen Problemen gelebte EbM schon heute steht.
Die sich daran anschließende offene Diskussion greift primär die Themen aus den Impulsreferaten
gezielt auf. Die Diskussionspunkte werden im Sinne einer Fragensammlung für die weitere
Aufarbeitung anonym protokolliert.
Die Teilnehmer des Workshops setzen sich mit der Frage auseinander, ob und wie sich das EbMNetzwerk dem Thema künftig fachübergreifend stellen soll, und entscheiden, ob ggf. die Fragen der
Workshopteilnehmer zu Evidenz und Ethik in einem Beitrag zusammengestellt werden können.
1)
Evidenz und Sicherheit: Wie steht es um die diagnostische Güte verschiedener
Screeningmethoden der PND und PID? In welchem Zusammenhang stehen diagnostische Güte
und patientenrelevanter Nutzen? Welche Studiendesigns sollten für die Validierung von
Diagnose- und Screeningverfahren verwendet werden, wo liegen die Verzerrungspotenziale?
2)
Wie lässt sich ein Nutzen bei der PND definieren? Um welchen Nutzen geht es hierbei? Einen
Nutzen für das zukünftige Kind? Das Paar? Die Schwangere? Wenn das Ziel ist, eine
Schwangerschaft abzubrechen- kann, und wenn ja wie- ein Nutzen definiert werden?
3)
Es geht bei PND und PID nicht nur um Nutzen sondern auch um verschiedene Rechte: der
Schwangeren, des Paares und des Kindes. Wie sind diese Rechte ethisch motiviert, wie werden
sie im Rahmen der EbM, der Sozialversicherungen, des Grund- und Strafrechts verstanden? Wie
bilden sich diese Rechte in der „Logik des Nutzens“ ab?
4)
Welche Studien und welche Technikfolgenabschätzungen sind relevant für die
Gesamtbeurteilung von PND und PID?
5)
Was bedeuten diese Erwägungen für eine adäquate Aufklärung und Entscheidungsfindung für die
individuelle Schwangere/das individuelle Paar wie auch die Entscheidungen auf gesellschaftlicher
und politischer Ebene?
Methoden: Nach Impulsreferaten wird mit den Teilnehmern eine offene Diskussion geführt welche
primär der Generierung von Fragestellungen dient. Die Fragen der Evidenz und Ethik sollen in einem
nachfolgenden schriftlichen Beitrag zusammengestellt werden.
Impulsreferate:
•
Im Markt angekommen, aber keine Erstattung durch die Kasse? Sozialmedizinische und
sozialrechtliche Probleme
O. Weingart (MDK-Nordrhein)
•
Evidenzbewertung der Screeningverfahren (Ersttrimester nicht-Invasive und invasive PND als
Gendiagnostik) - methodische Probleme?
F. Scheibler (IQWiG, Köln)
•
Von Zielen, Nutzen und Rechten: Ethische Erwägungen zur pränatal- und
Präimplantationsdiagnostik
T. Krones (USZ, Zürich), H. Schmidt (CHIBE, Philadelphia)
•
Neuorganisation des Ultraschallscreenings in der Schwangerschaft - Hintergrund und Ergebnisse
eines Beratungsverfahrens im Gemeinsamen Bundesausschuss."
M. Mund (KBV, Berlin)
Literatur
[ 1 ] Schmidt. H. Whose dignity? Resolving ambiguities in the scope of “human dignity” in the Universal
Declaration on Bioethics and Human Right. J Med Ethics. 2007 October; 33(10): 578–584.
[ 2 ] Krones T: Aspekte der Präimplantationsdiagnostik. In: Bühl, Achim (Hrsg.): Auf dem Weg zur biomächtigen
Gesellschaft? Chancen und Risiken der Gentechnik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. 2009. S.137-240.
[ 3 ] Landessozialgericht Nordrhein-Westfalen: Kein "Recht auf ein gesundes Kind" LSG NRW (L 5 KR 720/11 ER
vom 16.2.2012
[ 4 ] Nationaler Ethikrat, Stellungnahme Genetische Diagnostik vor und während der Schwangerschaft; Nationaler
Ethikrat, Berlin 2005. Verfügbar: http://www.ethikrat.org/dateien/pdf/Stellungnahme_GenetischeDiagnostik.pdf [Zugriff am 20.11.2012]
52
Posterpräsentationen
Korrespondierender Autor:
Tanja Krones, Universitätsspital Zürich, Gloriastrasse 31, 8091 Zürich, Schweiz, [email protected]
D4
Workshop "Unerwünschte Nebenwirkungen der Kommunikation von Ungewissheiten?"
Jürgen Kasper, Hans-Otto Wagner, Antonius Schneider
Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Hamburg
Zielsetzung / Hintergrund: Der Workshop führt die Thematik des Vorgänger-Workshops (Schneider
Kasper) weiter, indem spezifische Barrieren der Kommunikation von Ungewissheit im Arzt Patient
Gespräch fokussiert werden. Ergebnisse aus Studien zeigen ein Dilemma: Ein großer Teil der
publizierten Maßnahmen zur Förderung der Patientenbeteiligung umschifft das Thema der
Ungewissheit, sodass die erwirkte Beteiligung unter fragwürdigen Voraussetzungen stattfindet. Wird
Ungewissheit aber explizit thematisiert und werden die Kriterien der evidenzbasierten
Patienteninformation berücksichtigt, tendieren Patienten zu weniger Vertrauen, Zufriedenheit und
Beteiligung. Im Workshop werden mögliche Lösungen des Dilemmas erarbeitet. Diese können im
Bereich der Kommunikation selbst und im Bereich struktureller Reformen der Versorgung zu finden
sein
Relevanz: Ungewissheit ist nicht nur eine besondere Komplikation medizinischer Konsultationen
sondern der erster Anlass und Kern der Arzt Patient Kommunikation. Es ist daher naheliegend, dass
die Frage nach der Qualität medizinischer Entscheidungen über die Berücksichtigung von
Ungewissheit als zentrale Anforderung an die beiden Parteien beantwortet werden kann. Das Ziel
erfolgreicher Risikokommunikation, informierten Patientenentscheidungen, bedeutet nicht, dass alle
Ungewissheiten aufgelöst werden können.
Methoden: Im Workshop wechseln Impulsreferate zu relevanten Studien aus dem Feld und eigenen
Studien mit interaktiven Arbeitsphasen ab, in denen Lösungsvorschläge entwickelt und bewertet
werden, die eine barrierefreie explizite Kommunikation von Ungewissheiten fördern. Es werden VideoBeispiele aus der hausärztlichen Beratung gezeigt und Möglichkeiten der Entlastung des ärztlichen
Gesprächs durch Spezialisierung anderer Gesundheitsberufe vorgestellt.
Korrespondierender Autor:
Jürgen Kasper, Dr. phil., Dipl.-Psych., Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg
Eppendorf, Martinistraße 52, 20246 Hamburg, Tel.: 040 7410 57639, Email: [email protected]
D5
When is Enough Evidence Enough? -- Using Systematic Decision Analysis and Value-ofInformation Analysis to Determine the Need for Further Evidence
123
Uwe Siebert
1
Dept. of Public Health and Health Technology Assessment, UMIT - University for Health Sciences,
Medical Informatics and Technology, Hall i.T., Austria,
2
Division of Public Health Decision Modelling, Health Technology Assessment and Health
Economics, ONCOTYROL - Center for Personalized Cancer Medicine, Innsbruck, Austria, Center
for Health Decision Science, Dept. of Health Policy and Management, Harvard School of Public
Health, Boston, MA, USA,
3
Institute for Technology Assessment and Dept. of Radiology, Massachusetts General Hospital,
Harvard Medical School, Boston, MA, USA.
Target Group: All Stakeholders involved or interested in how to determine whether or not further
evidence is needed to make decisions.
Background: Decision Analysis and Value-of-Information Analysis (DA-VOI) provide a systematic,
quantitative methodological framework that explicitly considers the uncertainty surrounding the
currently available evidence to guide healthcare decisions. Using best available existing evidence, this
approach focuses on the likelihood of making a wrong decision if the new intervention is adopted. The
value of performing further studies and gathering additional evidence is based on the extent to which
further information will reduce this uncertainty. The quantitatively framework values the additional
information to be generated by further research, and considers the decision maker's objectives and
53
Posterpräsentationen
resource constraints.
Content of the Tutorial:
•
•
•
•
•
Motivation:
In medical decision making under uncertainty, there are two fundamental questions. The first
fundamental question is: "Given the best available evidence (and its uncertainty), which decision
should be made for now?". The second type of question is: "Once the decision has been made for
now, and given the degree of the remaining uncertainty, should we gather further evidence (i.e.,
perform further studies), and if yes, which studies (e.g. efficacy, side effects, quality of life, costs
etc.) with which sample sizes are needed?"
Introduction to the framework of systematic value-of-information analysis to guide further research:
The theoretical foundations and practical methods of decision analysis and value of information
analysis will be explained using simple examples.
Applied case examples in prevention and treatment:
Using applied cases from the published literature in oncology and neurological disorders, results of
value-of-information analysis will be presented. It will also be discussed how the DA-VOI
framework has been used by HTA agencies to guide further research.
Discussion:
Strengths and limitations will be discussed interactively with the audience and questions from the
audience will be answered.
Outlook:
Take-home messages will be derived from the workshop and future challenges will be addressed.
Requirements: none
Workshop Language: English
Reading Material for Preparation:
54
•
Ades AE, Lu G, Claxton K. Expected value of sample information calculations in medical decision
modeling. Med Decis Making 2004;24(2):207-27.
•
Claxton K, Neumann PJ, Araki S, Weinstein MC. Bayesian value-of-information analysis. An
application to a policy model of Alzheimer's disease. Int J Technol Assess Health Care
2001;17(1):38-55.
•
Claxton KP, Sculpher MJ. Using value of information analysis to prioritise health research: some
lessons from recent UK experience. Pharmacoeconomics 2006;24(11):1055-68.
•
Siebert U. When should decision-analytic modeling be used in the economic evaluation of health
care? . Eur J Health Econom 2003;4(3):143-50.
Posterpräsentationen
Posterpräsentationen
Postersession 1: Unsicherheit
P11
“Der Katastrophenfall - Entscheidungen trotz Unsicherheit” Entwicklung eines Verfahrens zur
Evaluation der Katastrophenbereitschaft von Krankenpflegepersonal
Ramona Kupfer, Elisabeth Michalzik, Matthias Lenz
Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
Hintergrund und Ziel: In einer Katastrophensituation sind Gesundheit und Leben vieler Menschen
gefährdet. Oft werden Maßnahmen ergriffen, deren Konsequenzen nicht vorhersagbar sind, denn
Evidenz zur Wirksamkeit von Reaktionsmaßnahmen fehlt oder kann naturbedingt nicht oder kaum
erbracht werden. Welches sind Surrogatparameter für eine effiziente Katastrophenreaktion? Die
Hypothese ist, dass kompetentes Personal die Wahrscheinlichkeit für eine effiziente Reaktion erhöht.
In der CoCEP-Studie (Core Competencies to Assure Public Health Emergency Preparedness) wird
aktuell ein Verfahren zur Evaluation krisenreaktionsrelevanter Kompetenzen bei Pflegenden entwickelt
und validiert. Ziel dieses 1. Projektabschnittes war die Entwicklung eines konzeptionellen Rahmens als
Basis für das Instrument.
Methoden: Relevante Pflegekompetenzen und -fertigkeiten (PK) wurden über eine systematische
Literaturanalyse identifiziert [1]. Die Relevanz für den deutschen Versorgungskontext wurde über ein
Delphi-Verfahren mit Experten aus Pflegewissenschaft und -praxis konsentiert (Cut-Off: Runde 1 und 2
= 75%; Runde 3 = 51%) [2]. Funktions- und Beobachtungsbereiche wurden über 7 halbstrukturierte
Interviews mit Stationsleitungen von Krankenhausnotaufnahmen und Beobachtungen von 3
Katastrophenübungen generiert und von Experten für krisenspezifische Versorgungsstrukturen auf
Vollständigkeit geprüft. Es folgte eine Kategorisierung der PK nach evaluationskritischen Aspekten.
Ergebnisse: Insgesamt wurden in der Literatur 65 PK und 9 Kategorien identifiziert: Eigene Rolle,
Situationsbewusstsein, Kommunikation, Sicherheit, Versorgungskapazitäten, Klinisches Management,
Public Health, Ethik, Recht. Insgesamt 32 von 46 Experten beendeten die Delphi-Studie und erreichten
Konsens über 71 PK. Für das Evaluationsverfahren wurde ein konzeptioneller Rahmen entwickelt, der
ein Strukturmodell funktionsbezogener Beobachtungsbereiche beinhaltet sowie eine Evaluationsmatrix,
die PK bzgl. möglicher Katastrophenszenarien, Beobachtungsbereiche, Übungsphasen und
Beobachtungsperspektiven kategorisiert.
Schlussfolgerung : Auf Basis systematischer Analysen wurde ein konzeptioneller Rahmen entwickelt,
als Grundlage für das Evaluationsverfahren. Dieses wird im Rahmen multipler Katastrophenübungen in
deutschen Krankenhausnotaufnahmen pilotiert und validiert. Langfristig müsste geprüft werden, ob und
inwiefern die Anwendung des Verfahrens Auswirkungen auf die Qualität der Patientenversorgung im
Katastrophenfall hat.
Literatur
[ 1 ] Kupfer R, Lenz M (2012): Systematische Entwicklung eines Kompetenzpools zur Reaktionsfähigkeit von
Krankenpflegepersonal in Notaufnahmen im Rahmen von Katastrophensituationen. Komplexe Interventionen –
Entwicklung durch Austausch. 13. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg,
15.-17.03.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12ebm072
[ 2 ] Kupfer R, Lenz M (2012): Systematic development of a competency set to constitute disaster preparedness of
nurses in German hospital emergency rooms, http://dfg-nsf2012.mit.edu/wpcontent/uploads/2012/09/Conference-brochure.pdf
Korrespondierender Autor:
Ramona Kupfer, Universität Hamburg, Gesundheitswissenschaften, Martin-Luther-King-Platz 6, 20146
Hamburg, Deutschland, [email protected]
P12
Informationsgewinn durch AMNOG: Verbesserte Entscheidungsgrundlage für Patienten
Michael Köhler, Helmut Hörn, Ulrike Seay, Katharina Biester, Gregor Moritz, Kerstin Staeck,
Beate Wieseler
55
Posterpräsentationen
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Köln, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Durch das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) wird der
Zusatznutzen neuer Arzneimittel für verschiedene Patientengruppen untersucht. Das Dossier und der
Bewertungsbericht (= AMNOG-Unterlagen) werden im Zuge des Verfahrens öffentlich verfügbar. Das
Dossier muss alle zum Zeitpunkt des Marktzugangs verfügbaren Informationen zum neuen Arzneimittel
enthalten, darunter auch nicht öffentlich zugängliche Informationen, z.B. Studienberichte.
Ziel der Untersuchung ist es, zu überprüfen, ob es durch AMNOG einen Zugewinn an öffentlich
verfügbaren Informationen gibt.
Material/Methoden: Untersucht werden bis zum 30.06.2012 vom Institut für Qualität und
Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bewertete Dossiers (ohne Orphan Drugs), für die das
IQWiG einen Zusatznutzen bestimmt hat. Die Informationen in den AMNOG-Unterlagen werden mit
denen in anderen öffentlich verfügbaren Dokumenten (Informationen aus Studienregistern,
Publikationen und European Public Assessment Report [EPAR]) verglichen.
Ergebnisse: Bearbeitet wurden 12 Dossierbewertungen. In diesen wurden insgesamt 31 verschiedene
Patientengruppen betrachtet. Für 21 Patientengruppen wurde eine Nutzenbewertung durchgeführt. Für
die übrigen 10 Patientengruppen lagen in den Dossiers keine bewertungsrelevanten Daten vor. Für alle
21 Patientengruppen wurden in die Bestimmung des Zusatznutzens bisher nicht öffentlich verfügbare
Informationen einbezogen und im Verfahren öffentlich gemacht. Diese Informationen werden
beschrieben und klassifiziert.
Schlussfolgerung: Die AMNOG Unterlagen führten für eine Mehrzahl von Patientengruppen zu einem
Informationsgewinn gegenüber öffentlichen Datenquellen. Die frühe Nutzenbewertung verbessert die
Entscheidungsgrundlage für Patienten bezüglich der Behandlung mit neuen Arzneimitteln.
Korrespondierender Autor:
Michael Köhler, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Im Mediapark 8, 50670
Köln, Deutschland, [email protected]
P13
Choosing a Tyrosine Kinase Inhibitor as First-line Therapy for Chronic Myeloid Leukemia under
the Uncertainty of Long-term Effectiveness and Safety
1
1
2
3
4
Ursula Rochau , Gaby Sroczynski , Dominik Wolf , Stefan Schmidt , Annette Conrads-Frank ,
1
5
6
3
7
8
Beate Jahn , Kim Saverno , Diana Brixner , Günther Gastl , Jerry Radich , Uwe Siebert
1
Institute of Public Health, Medical Decision Making and Health Technology Assessment, Department of
Public Health and Health Technology Assessment, UMIT - University for Health Sciences, Medical
Informatics and Technology, Hall i.T., Austria; Division of Public Health Decision Modelling, Health
Technology Assessment and Health Economics, ONCOTYROL - Center for Personalized Cancer
Medicine, Innsbruck, Austria;, Hall in Tirol, Austria
2
Internal Medicine III, University of Bonn, Germany; Internal Medicine V, Hematology and Oncology,
Medical University Innsbruck, Austria;, Bonn, Germany
3
Internal Medicine V, Hematology and Oncology, Medical University Innsbruck, Austria;, Innsbruck,
Austria
4
Institute of Public Health, Medical Decision Making and Health Technology Assessment, Department of
Public Health and Health Technology Assessment, UMIT - University for Health Sciences, Medical
Informatics and Technology, Hall i.T., Austria;, Hall in Tirol, Austria
5
Institute of Public Health, Medical Decision Making and Health Technology Assessment, Department of
Public Health and Health Technology Assessment, UMIT - University for Health Sciences, Medical
Informatics and Technology, Hall i.T., Austria;Department of Pharmacotherapy, University of Utah, Salt
Lake City, Utah, USA;, Hall in Tirol, Austria
6
Department of Pharmacotherapy and Program in Personalized Health Care, University of Utah, Salt
Lake City, Utah, USA; Institute of Public Health, Medical Decision Making and HTA, Dept. of Public
Health and Health Technology Assessment, UMIT - Univ. for Health Sciences, Medical Informatics and
Technology, Hall i.T., Austria; Division of Public Health Decision Modelling, HTA and Health Economics,
ONCOTYROL - Center for Personalized Medicine, Innsbruck, Austria;, Salt Lake City, United States
7
Clinical Research Division, Fred Hutchinson Cancer Research Center, Seattle, WA, USA;, Seattle,
United States
8
Institute of Public Health, Medical Decision Making and HTA, Depart. of Public Health and HTA, UMIT
– Univ. for Health Sciences, Medical Informatics and Technology, Hall i.T., Austria; Division of Public
Health Decision Modelling, HTA and Health Economics, ONCOTYROL - Center for Personalized
56
Posterpräsentationen
Cancer Medicine, Innsbruck, Austria; Center for Health Decision Science, Harvard School of Public
Health, Boston, MA, USA; MGH, Harvard Medical School, Boston, MA, USA;, Hall in Tirol, Austria
Background: The introduction of the tyrosine kinase inhibitor (TKI) imatinib about a decade ago
dramatically extended the life span of chronic myeloid leukemia (CML) patients. Currently, there are
several different TKIs approved for CML treatment. Long-term effectiveness and safety data for secondgeneration TKIs are not yet available. Despite this uncertainty about long-term effects, patients and
physicians have to choose a first-line therapy. The aim of our study is to develop a clinical decisionanalytic model to extrapolate short-term outcomes and to evaluate the comparative long-term
effectiveness of first-line therapy for CML within the Austrian health care context.
Methods: We developed a Markov state-transition model for patients in the chronic-phase of CML
treated with first-line TKI imatinib, dasatinib or nilotinib. Seven different strategies including different
combinations of first and second-generation TKIs as well as chemotherapy or stem cell transplantation
were evaluated. The model was parameterized using published trial data, data from the Austrian CML
registry and from an Austrian CML expert panel (1-11). The model was analyzed as a cohort simulation
over a lifelong time horizon. Health outcomes evaluated were life-years (LYs) gained and qualityadjusted life years (QALYs) gained. Deterministic and structural sensitivity analyses were performed.
Results: Nilotinib followed by dasatinib after failure is the most effective treatment in terms of both LYs
gained (19.7 LY) and QALYs gained (17.1 QALYs). All strategies including a second-line TKI were
superior compared to strategies without second-line TKI. Deterministic sensitivity analyses showed that
the ranking of the strategies was mostly influenced by the duration of first- and second-line therapies. In
a structural sensitivity analysis, where patients move directly from second-line TKI therapy to advanced
stage of disease, strategies without second-line therapy are most effective.
Conclusions: Based on our analyses results, the most clinically effective strategy is nilotinib followed
by dasatinib as second-line therapy. All three TKIs are approved as first-line therapy in Austria. Our
results may support clinicians and patients in their decision making.
References
[1]
(Cervantes et al. Eur J Haematol 1996;57:286-291.
[ 2 ] Dalziel et al. Pharmacoeconomics 2005;23:515-526.
[ 3 ] Hoyle et al. Final NICE Report. Technology Assessment Report commissioned by the NIHR HTA Programme
on behalf of the NICE. 2011:1-252.
[ 4 ] Kantarjian et al. Blood 2007;110:3540-3546.
[ 5 ] Kantarjian et al.Blood 2008; 112:Abstract 3238.
[ 6 ] Kantarjian et al. Cancer 2007;109:1556-1560.
[ 7 ] Lee et al. Ann Intern Med 1997;127:1080-1088.
[ 8 ] Reed et al. Cancer 2004;101:2574-2583.
[ 9 ] Shah et al. J Clin Oncol 2008;26:3204-3212.
[ 1 0 ] Shah et al. Haematologica 2010;95:232-240. (11) Statistik Austria.
http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/demographische_masszahlen/sterbetafeln/index.html.
[last accessed May 30, 2012]. 2012.
Corresponding author:
Ursula Rochau, Oncotyrol, Karl-Kapferer-Straße, 6020 Innsbruck, Österreich, [email protected]
P14
OptRisk: Optimierung von Risikoberatung durch Darstellung der Veränderbarkeit der
individuellen Lebenserwartung
1
1
1
2
2
Sarah Kürwitz , Nikita Jegan , Charles Christian Adarkwah , Felicitas Kühne , Uwe Siebert , Uwe
3
1
Popert , Norbert Donner-Banzhoff
1
Abteilung für Allgemeinmedizin, Philipps-Universität, Marburg, Deutschland
Institute of Public Health, Medical Decision Making and Health Technology Assessment, Department of
Public Health and Health Technology Assessment, UMIT - University for Health Sciences, Medical
Informatics and Technology, Hall i.T., Österreich
3
Abteilung für Allgemeinmedizin, Georg-August-Universität, Göttingen, Deutschland
2
Hintergrund: Entscheidungshilfen sind als akzeptiertes und wirksames Element der
patientenorientierten Betreuung chronisch Kranker in der hausärztlichen Praxis verbreitet. Dabei kommt
57
Posterpräsentationen
der verständlichen und validen Darstellung von Prognose und Interventions-Effekten ein besonderer
Stellenwert zu. Im Bereich kardiovaskulärer Erkrankungen hat sich dabei das Instrument arriba® mit
einer Schätzung der 10-Jahres-Prognose auf Basis individueller Risikofaktoren als wirksam erwiesen.
Ein Kritikpunkt an dieser Methode ist, dass eine 10-Jahres-Prognose bei jüngeren Patienten zum
Übersehen von Hochrisikozuständen jenseits dieses Zeithorizontes führen kann. Aufgrund dieser Kritik
wurden zwei neue Risikodarstellungen entwickelt, die nun aus Sicht betroffener Patienten sowie der
beratenden Ärzte untersucht werden.
Fragestellung: Welche Darstellung von Prognose und therapeutischen Effekten sind in der
Patientenberatung besonders geeignet – absolutes Risiko oder Lebenszeitrisiko?
Methodik: Zunächst wurden in Phase I und Phase II in einer qualitativen und quantitativen Erhebung
fünf verschiedene grafische Risikodarstellungen untersucht. Hieraus wurden die beiden ausgewählt, die
sich für das Arzt-Patientengespräch hinsichtlich der Kriterien zeitlicher Aufwand, Verständnis, und
Motivation als am besten geeignet erwiesen haben. Parallel zu Phase I und II wurde zur Errechnung der
Lebenszeitdarstellung ein Markov Modell erstellt. Schließlich erfolgt in Phase III ein randomisierter
Vergleich der aus Phase I und II resultierenden Darstellungsformen in realen Beratungssituationen.
Primäre Outcomes sind die Kongruenz zwischen Beratungsergebnis und Vorstellungen des Patienten,
die Akzeptanz der Beratung sowie die Adhärenz des Patientenverhaltens. Es werden verschiedene
Erhebungsinstrumente (z.B. die dt. Version der Decision Conflict Scale) sowie Analogskalen zur
Einschätzung des subjektiven Risikos eingesetzt. Drei Monate nach der Beratung erfolgt eine
Befragung der Patienten mittels Telefoninterviews zu ihrem Gesundheitsverhalten.
Ergebnisse: Erste Ergebnisse werden im Rahmen des Kongresses vorgestellt.
Schlussfolgerungen: Ziel dieses Projektes ist eine Verbesserung der Risikoberatung durch eine
Optimierung der Risikodarstellung in arriba®. Dies soll mit einer verbesserten Kongruenz zwischen
Beratungsergebnis und Wertvorstellungen des Patienten einhergehen, was sich möglicherweise in einer
niedrigeren Morbidität und Mortalität verschiedener Risikopopulationen zeigen kann.
Korrespondierender Autor:
Norbert Donner-Banzhoff, [email protected]
P15
Clinical Reasoning – ein Entscheidungskonzept für Hebammenstudierende
Rainhild Schäfers, Nicola Bauer, Monika Kraienhemke
Hochschule für Gesundheit, Bochum, Deutschland
Der geburtshilfliche Alltag in Deutschland ist geprägt von zunehmenden Interventionsraten. Nicht immer
lässt sich die gestellte Indikation für eine Intervention bei der nachträglichen Begutachtung des Falls
aufrechterhalten. So konnte gezeigt werden, dass ein und dieselbe fetale Herztonverlaufskurve von
einer Hebamme zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedlich interpretiert wird [1]. Auch wird das
Risikopotenzial eines Falls je nach institutionellem Hintergrund von Hebammen unterschiedlich bewertet
[2] [3]. Nicht zuletzt weisen Studien auf einen Persönlichkeitsfaktor (physician factor) hin, der die
Interventionsraten beeinflusst ohne dabei eine Verbesserung des geburtshilflichen Outcomes zu
bewirken [4] [5].
Um dieser Problematik entgegen zu wirken wird im Studiengang Hebammenkunde der Hochschule für
Gesundheit in Bochum das Konzept der hypothesengeleiteten Entscheidungsfindung (Clinical
Reasoning) in die Fallorientierte Lehre integriert. Hebammenstudierende sollen sich der Bedeutung des
„ersten Eindrucks“ ebenso wie der für eine Betreuung notwendige Formulierung diagnostischer
Hypothesen bewusst werden. Die anschließende Priorisierung einer Hypothese, die in einer Intervention
mündet, muss nicht nur wissenschaftlich, sondern auch in einem gemeinsamen
Entscheidungsfindungsprozess mit der Frau/dem Paar von den Studentinnen begründet werden.
Methoden wie Mind Map oder der Think aloud Ansatz helfen sowohl bei der Formulierung als auch der
Priorisierung von Hypothesen. In begleitenden Skills-Lab Einheiten wird außerdem der Prozess der
gemeinsamen Entscheidungsfindung geübt.
Mit der Fallbezogenen Lehre und der Hypothesengeleiteten Entscheidungsfindung, die auf ein
komplexes Fallverstehen und eine Metakognition abzielen, weicht der primärqualifizierende
Studiengang Hebammenkunde von der bisher üblichen Fächerbezogenen Lehre in der
Hebammenausbildung ab. In einer Studie zum Konzept Clinical Reasoning (Beginn im Herbst 2013) soll
deshalb die Auswirkung dieses Entscheidungskonzepts evaluiert werden. In der Präsentation wird
beispielhaft dargestellt, wie das Konzept Clinical Reasoning ins Studium der Hebammenkunde integriert
58
Posterpräsentationen
wird.
Literatur
[ 1 ] Devane, D. & Lalor, J. Midwives' visual interpretation of intrapartum cardiotocographs: intra- and inter-observer
agreement. J Adv Nurs, 2005; 52 (2), 133-41.
[ 2 ] Mead, M.M.P. & Kornbrot, D.. The influence of maternity units' intrapartum intervention rates and midwives' risk
perception for women suitable for midwifery-led care. Midwifery, 2004; 20 (1), 61-71.
[ 3 ] Mead, M., Bogaerts, A. & Reyns, M. Midwives' perception of the intrapartum risk of healthy nulliparae in
spontaneous labour, in The Flanders, Belgium. Midwifery, 2007; 23 (4), 361-71.
[ 4 ] Sandmire, H.F. & DeMott, R.K. The Green Bay cesarean section study. IV. The physician factor as a
determinant of cesarean birth rates for the large fetus. Am J Obstet Gynecol, 1996; 174 (5), 1557-64.
[ 5 ] Allen, R.E. & Hanson, R.W.J. Episiotomy in low-risk vaginal deliveries. J Am Board Fam Pract, 2005; 18 (1), 812.
Korrespondierender Autor:
Rainhild Schäfers, Hochschule für Gesundheit Bochum, Universitätsstr. 105, 44789 Bochum,
Deutschland, [email protected]
Postersession 2: Leitlinien I
P21
Angaben zu Interessenkonflikten in S1-Leitlinien
1
2
Stephan Schmutz , Wolf-Dieter Ludwig , Gisela Schott
1
2
2
Berlin School of Public Health an der Charité, Berlin, Deutschland
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Berlin, Deutschland
Hintergrund: Eine Bedingung für die Glaubwürdigkeit von Leitlinien ist ein transparenter Umgang mit
1
Interessenkonflikten der Autoren. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen
2
Fachgesellschaften (AWMF) hat dazu im April 2010 neue Empfehlungen verabschiedet.
Untersuchungen bei S2- und S3-Leitlinien der AWMF haben erhebliche Mängel beim Umgang mit
3
Interessenkonflikten belegt. Die Mehrzahl aller Leitlinien der AWMF sind jedoch S1-Leitlinien. Sie
werden von einer Expertengruppe im informellen Konsens erarbeitet, deshalb ist eine transparente
Darstellung der Interessenkonflikte der Autoren besonders wichtig. Eine Untersuchung zur Angabe von
Interessenkonflikten bei S1-Leitlinienautoren fehlt bislang.
Methoden: Ab Mai 2010 veröffentlichte S1-Leitlinien wurden im Oktober 2012 von der AWMF-Website
heruntergeladen und Angaben zu Interessenkonflikten extrahiert und bewertet (Punkt 6 der AWMFEmpfehlung: „Die Interessenkonflikterklärungen aller Mitwirkenden sind im Leitlinienreport der Leitlinie
im Detail wieder zu geben. Die Langfassung der Leitlinie muss das Verfahren der Erfassung und die
Bewertung von Interessenkonflikten mit Verweis auf den Leitlinienreport beschreiben.“). Bei Deklaration
von Interessenkonflikten wurde außerdem erhoben, um welche es sich handelte sowie ob und welche
Konsequenzen daraus folgten.
Ergebnisse: Es wurden insgesamt 72 S1-Leitlinien untersucht. In 10 % dieser Leitlinien (7/72) fanden
sich keine Angaben zu Interessenkonflikten. 84 % (464/556) der Autoren von Leitlinien, bei denen
entsprechende Angaben zu finden waren, gaben Interessenkonflikte an. Die häufigsten Angaben waren
dabei Mitgliedschaften in Berufsverbänden und Fachgesellschaften sowie Honorare für Vorträge und
Schulungen, gefolgt von Berater- und Gutachtertätigkeiten sowie Drittmittelzuwendungen.
Eigentümerinteresse sowie andere akademische, politische oder persönliche Verflechtungen wurden
seltener genannt. Deklarierte Interessenkonflikte wurden in keinem Fall als relevant bewertet und
Konsequenzen nicht gezogen. Die Empfehlungen der AWMF zum Umgang mit Interessenkonflikten
wurden in keiner der untersuchten Leitlinien vollständig befolgt.
Schlussfolgerungen: Bei der Erstellung von S1-Leitlinien werden die Empfehlungen der AWMF zur
Erklärung von Interessenkonflikten noch nicht ausreichend umgesetzt. Sie müssen in Zukunft befolgt
und Verstöße geahndet werden. Auch der Umgang mit deklarierten Interessenkonflikten sollte klar
geregelt und dokumentiert werden.
Literatur
[ 1 ] Lieb et al. (2011) Interessenkonflikte in der Medizin: Mit Transparenz Vertrauen stärken. Dtsch Arztebl 2011;
108(6): A 256–60
59
Posterpräsentationen
[ 2 ] AWMF (2010) Empfehlungen der AWMF zum Umgang mit Interessenkonflikten bei Fachgesellschaften.
http://www.awmf.org/fileadmin/user_upload/Leitlinien/Werkzeuge/empf-coi.pdf
[ 3 ] Langer et al. (2011) Angaben zu Interessenkonflikten in deutschen Leitlinien. Meeting Abstract. DOI:
10.3205/11ebm18
Korrespondierender Autor:
Stephan Schmutz, Berlin School of Public Health, Schwetzinger Str. 27, 68165 Mannheim, Deutschland,
[email protected]
P23
Bleibt die methodische Qualität von Leitlinien unberücksichtigt? Ein Vorschlag zur Darstellung
der methodischen Leitlinienqualität in Leitliniensynopsen
1
2
2
Kathrin Schenker , Wiebke Hoffmann-Eßer , Alric Rüther , Ulrich Siering
1
2
2
Kassenärztliche Bundesvereinigung, Berlin, Deutschland
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Köln, Deutschland
Hintergrund Leitliniensynopsen – die Zusammenfassung der Empfehlungen systematisch
recherchierter Leitlinien – bilden eine Basis für Entscheidungen im Gesundheitswesen, bspw. bei der
Erstellung von Versorgungsleitlinien oder der Feststellung des Überarbeitungsbedarfs von DMP auf
Basis von IQWiG-Berichten.
Meist erfolgt in den Synopsen eine Bewertung der methodischen Leitlinienqualität mit AGREE oder
DELBI. Diese Bewertung wird aber oft nicht in direkten Bezug zu den Aussagen der Leitlinien zu
einzelnen Versorgungsaspekten gesetzt. Dies kann jedoch bspw. dann von Bedeutung sein, wenn
Leitlinien mit niedriger Qualität starke Empfehlungen zu Versorgungsaspekten abgeben.
Es wurde eine Vorgehensweise entwickelt, die eine zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse der
methodischen Bewertung von Leitlinien mit Aussagen zu einzelnen Versorgungsaspekten ermöglicht
und an einem IQWiG-Bericht erprobt.
Methode Die Domäne 3 des AGREE-Instruments bildet ab, inwieweit bei der Leitlinienerstellung
methodologische Standards umgesetzt wurden. Die dort erzielten Domänenwerte (DW, Wertebereich 0
bis 1) wurden in vier Gruppen unterteilt und diesen 1 bis 4 Punkte zugeteilt (DW 0 bis <0,25: 1 Punkt;
DW 0,25 bis <0,5: 2 Punkte, DW 0,5 bis <0,75: 3 Punkte; DW 0,75 bis 1: 4 Punkte). Anschließend
erfolgte jeweils für die Leitlinien, die Aussagen zu einem Versorgungsaspekt beinhalten, eine
Standardisierung der Punkte auf eine Kennzahl mit Wertebereich zwischen 0 und 1 [(erreichte
Punktezahl-minimal mögliche Punktezahl) / (maximale Punktezahl – minimal mögliche Punktezahl)]. Die
so ermittelte Kennzahl wird gemeinsam mit der Gesamtzahl der Leitlinien, die Aussagen zu einem
Versorgungsaspekt enthalten, dargestellt.
Das Vorgehen wurde an den Empfehlungen eines IQWiG-Berichts (V09-04) erprobt.
Ergebnisse Insgesamt enthält der Bericht Aussagen zu 59 Versorgungsaspekten. Die Anzahl der
Leitlinien mit Aussagen zu den jeweiligen Aspekten lag zwischen 1 und 17 (Durchschnitt 4,7). Die
Kennzahl für die methodische Qualität der Leitlinien mit Aussage zu einem Versorgungsaspekt variierte
zwischen 0,13 und 0,67.
Schlussfolgerungen Die vorgeschlagene Vorgehensweise fasst die methodische Qualität der Leitlinien
mit Aussagen zu einem Versorgungsaspekt in einer Kennzahl zusammen und bildet erfolgreich
Unterschiede in der methodischen Qualität ab. Bei ihrer Interpretation muss aber die zum Teil geringe
Anzahl von Leitlinien berücksichtigt werden. Bisher beruht das Vorgehen nur auf den Werten der
AGREE-Domäne 3. Das Vorgehen soll unter Einbezug zusätzlicher Domänen weiterentwickelt werden.
Korrespondierender Autor:
Kathrin Schenker, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Herbertr-Lewin-Platz 2, 10623 Berlin,
Deutschland, [email protected]
P24
Die Konsultationsphase von PatientenLeitlinien: Passen die Vorstellungen von Experten und
Patienten zusammen?
Sabine Schwarz, Carmen Khan, Anja Dippmann, Günter Ollenschläger, Corinna Schaefer
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin, Deutschland
60
Posterpräsentationen
Hintergrund: PatientenLeitlinien (PL) sind fester Bestandteil des Programms für Nationale
VersorgungsLeitlinien [1]. Sie werden in Form, Inhalte und Länge von 3 - 6 Patientenvertretern unter
Moderation des ÄZQ konzipiert. So wird sichergestellt, dass patientenseitige Erfahrungen und
Bedürfnisse einbezogen werden. Jede PL wird zur öffentlichen Konsultation im Internet bereitgestellt.
Während dieser Zeit können alle Interessierten den Entwurf kommentieren und Vorschläge einbringen.
Diese werden geprüft und ggf. berücksichtigt. Ziel des Beitrags ist es, die Inhalte der eingegangenen
Rückmeldungen zu untersuchen.
Methoden: Für die Analyse wurden die Kommentare zu den PL „Kreuzschmerz“ (PL-K) [2] und
„Nierenerkrankungen bei Diabetes“ (PL-ND) [3] einbezogen. Zunächst wurden die Anzahl der
Einzelkommentare und der Kommentatoren sowie deren Hintergründe erfasst. Um die Inhalte der
Rückmeldungen und ihre Konsequenzen für die PL abzubilden, wurden die Beiträge post-hoc
kategorisiert.
Ergebnisse: Für die PL-K gingen 49 Beiträge von 6 Kommentatoren ein. An der Konsultation der PLND haben sich 7 Kommentatoren mit 17 Rückmeldungen beteiligt. Bei beiden PL zeigte sich, dass vor
allem ärztliche Experten kommentieren. Nur bei der PL-ND haben sich ein Patient und ein Vertreter der
pharmazeutischen Industrie beteiligt. Die Rückmeldungen bezogen sich häufig auf redaktionelle (Anzahl
der Kommentare: PL-K: 19; PL-ND: 5) oder spezifische fachliche Aspekte (Anzahl der Kommentare: PLK: 14; PL-ND: 7). Zudem wurden für die PL-K Streichungen von Textpassagen vorgeschlagen. Die
Experten führten als Kritikpunkte u. a. Länge, Aufbau, Verständlichkeit der Texte, Irrelevanz von
Inhalten für Patienten und die Methodik auf. Bei der PL-K betrafen die meisten Kommentare das Kapitel
zur Erläuterung der Erkrankung (10 Kommentare); während bei der PL-ND die meisten zum Abschnitt
„Behandlung“ (6 Kommentare) eingingen. Die Rückmeldungen führten größtenteils zu keinen oder nur
unwesentlichen Änderungen.
Schlussfolgerung: Die Konsultation ist eine etablierte Maßnahme zur Qualitätssicherung [1]. Jedoch
haben Patientenvertreter, die an der PL-Erstellung beteiligt waren, und die kommentierenden Experten
unterschiedliche Vorstellungen von einer „guten“ Broschüre. Fachkreise sollten mehr als bisher über die
Methodik der PL-Erstellung informiert und hinsichtlich der Informationsbedürfnisse von Betroffenen
sensibilisiert werden. Es ist wünschenswert, dass auch Patienten die Gelegenheit zur Kommentierung
von PL nutzen, damit diese zielgruppenspezifischer gestaltet werden können.
Literatur
[ 1 ] Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ). Handbuch Patientenbeteiligung. Beteiligung am Programm
für Nationale VersorgungsLeitlinien. Berlin: ÄZQ; 2008. Im Internet unter:
http://www.aezq.de/mdb/edocs/pdf/schriftenreihe/schriftenreihe33.pdf.
[ 2 ] Bundesärztekammer (BÄK), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
(AWMF), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). PatientenLeitlinie zur Nationale VersorgungsLeitlinie
Kreuzschmerz. 2011. Im Internet unter: http://www.kreuzschmerz.versorgungsleitlinien.de.
[ 3 ] Bundesärztekammer (BÄK), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
(AWMF), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). PatientenLeitlinie zur Nationale VersorgungsLeitlinie
Nierenerkrankungen bei Diabetes. 2011. Im Internet unter: http://www.kreuzschmerz.versorgungsleitlinien.de.
Korrespondierender Autor:
Sabine Schwarz, Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Straße des 17. Juni 106-108, 10623
Berlin, Deutschland, [email protected]
P25
Evidenzbasierte Leitlinien für die Selbstmedikation: Anforderungen der Pharmazeuten für den
Apothekenalltag
Anna Laven, Stephanie Läer
Heinrich-Heine Universität, Düsseldorf, Deutschland
Aufgrund zunehmender Entlassung vieler Arzneistoffe aus der Verschreibungspflicht erfordert die
Selbstmedikation eine zunehmende Verantwortung des pharmazeutischen Personals. Hier kann die
Anwendung von evidenzbasierten Leitlinien eine sinnvolle Beratungsgrundlage sein. In
evidenzbasierten Leitlinien sind die Tatbestände (die Evidenz) über erwünschte und unerwünschte
Wirkungen von Arzneimitteln in systematischer Weise zusammengetragen und bewertet. Es soll
herausgefunden werden, welches Interesse bei pharmazeutischen Fachkräften an evidenzbasierten
Leitlinien besteht. Des Weiteren müssen die genauen Anforderungen an deren Inhalt, abgeleitet von
den Erfordernissen des Alltags der öffentlichen Apotheke, geklärt werden.
61
Posterpräsentationen
Mit dieser Intention wurden zwischen März und August 2012 drei Umfragen durchgeführt, an denen sich
jeweils 365, 350 bzw. 486 pharmazeutische Fachkräfte aus öffentlichen Apotheken beteiligten. Die
Ergebnisse zeigen einerseits ein großes Interesse an Leitlinien. Darüber hinaus fühlen sich
pharmazeutische Fachkräfte bei der Überprüfung der Eigendiagnose des Kunden, bei der Beachtung
der Selbstmedikationsgrenzen sowie bei der Auswahl des aus eigener Sicht, „richtigen“ Wirkstoffs
sicher.
Als Kriterien für die Auswahl des richtigen Arzneimittels wurden Aspekte angeführt wie persönlich
empfundene Sicherheit in der Beratung, persönlich gemachte Erfahrungen sowie der Wunsch des
Kunden. Gleichzeitig fällt allerdings auf, dass die häufigste Kritik des Apothekenkunden die fehlende
Wirksamkeit des ausgewählten Medikamentes ist. Vor diesem Hintergrund ist möglicherweise nicht das
„richtige“ Medikament ausgewählt worden und die genannten Kriterien als Entscheidungshilfe sollten
einer evidenzbasierten Entscheidung Platz machen. Auch zeigen die Ergebnisse, dass sich die
Teilnehmer in bis zu 49 % der Fälle je nach Indikation in Bezug auf möglicherweise vorhandenen
Wechselwirkungen und/oder Kontraindikationen weniger sicher bis unsicher fühlen. In diesem
Zusammenhang ist es ebenfalls notwendig, vorhandene Daten so praxisnah aufzubereiten, dass die
Offizinapotheke sie unmittelbar einsetzen kann.
Korrespondierender Autor:
Anna Laven, Universität Düsseldorf, Universitätsstrasse 1, 40225 Düsseldorf, Germany,
[email protected]
P26
Was fragen Instrumente zur Bewertung von Leitlinien? Eine systematische Übersicht zu
Qualitätsbewertungsinstrumenten von Leitlinien
1
2
1
1
Ulrich Siering , Michaela Eikermann , Elke Hausner , Wiebke Hoffmann-Eßer , Edmund
2
Neugebauer
1
2
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln, Deutschland
Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Köln, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Leitlinien (LL) sollen Entscheidungen in der medizinischen
Versorgung auf eine rationale Basis stellen, weisen jedoch erhebliche Unterschiede in ihrer Erstellung
und ihren Empfehlungen auf. Damit LL als sichere Basis für Entscheidungen genutzt werden können,
muss deren Qualität gesichert werden. Ziel des Beitrags ist es, Instrumente zur LL-Bewertung
systematisch zu identifizieren, darzustellen und Schlussfolgerungen für die LL-Bewertung zu ziehen.
Methode: Es erfolgte eine systematische Recherche nach ab 1995 veröffentlichten, deutsch- oder
englischsprachigen LL-Bewertungsinstrumenten in MEDLINE, EMBASE und der Cochrane Library.
Zusätzlich wurden die Literaturverzeichnisse der identifizierten relevanten Publikationen geprüft. Aus
den eingeschlossenen Publikationen sowie basierend den Veröffentlichungen von Cluzeau 1999 [1],
Graham 2000 [2] und Vlayen 2005 [3] wurden in einem ersten Schritt Dimensionen der LL-Qualität
identifiziert. In einem zweiten Schritt wurden die Fragen der Bewertungsinstrumente diesen
Dimensionen zugeordnet und synthetisiert.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 40 Bewertungsinstrumente eingeschlossen und auf deren Basis 13
Dimensionen der LL-Qualität identifiziert (Informationsbeschaffung; Evidenz; Perspektiven;
Formulierung der Leitlinienempfehlungen; Übertragbarkeit; Darstellung der LL-Inhalte;
Entscheidungsalternativen; Reliabilität; Geltungsbereich; Unabhängigkeit; Klarheit / Gestaltung;
Aktualisierung; Dissemination / Implementation / Evaluation).
Der inhaltliche Schwerpunkt der Instrumente liegt meist auf der Identifikation, Bewertung und
Darstellung der Evidenz in LL. Selten finden sich Fragen zum Umgang mit Normen und Werten bei der
LL-Erstellung, zur Beteiligung von Patienten, zum Umgang mit Interessenskonflikten, zur Gestaltung der
LL oder zur Umsetzung von LL in die Praxis.
Die Instrumente fragen zudem oft nur nach der Dokumentation von Standards zur LL-Erstellung (z.B.
Darlegung einer Suchstrategie) ohne Anhaltspunkte für eine qualitative Beurteilung des
Erstellungsprozesses (z.B. Angemessenheit der Suchstrategie) und der LL-Inhalte zu geben.
Schlussfolgerungen Dadurch dass in vielen Bewertungsinstrumenten Fragen zu Normen und Werten
sowie möglichen Interessenkonflikte der Leitlinienautoren fehlen, werden wesentliche Aspekte, die die
Zuverlässigkeit einer Leitlinie beeinflussen können, nicht abgefragt. Unberücksichtigt bleibt bei den
meisten LL-Bewertungsinstrumenten zudem die qualitative Bewertung der LL-Erstellung und der LL62
Posterpräsentationen
Inhalte.
Literatur
[ 1 ] Cluzeau FA, Littlejohns P, Grimshaw JM, Feder G, Moran SE. Development and application of a generic
methodology to assess the quality of clinical guidelines. International Journal for Quality in Health Care 1999;
11(1): 21-28.
[ 2 ] Graham ID, Calder LA, Hebert PC, Carter AO, Tetroe JM. A comparison of clinical practice guideline appraisal
instruments. International Journal of Technology Assessment in Health Care 2000; 16(4): 1024-1038.
[ 3 ] Vlayen J, Aertgeerts B, Hannes K, Sermeus W, Ramaekers D. A systematic review of appraisal tools for clinical
practice guidelines: multiple similarities and one common deficit. International Journal for Quality in Health Care
2005; 17(3): 235-242.
Korrespondierender Autor:
Ulrich Siering, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Im Mediapark 8, 50670
Köln, Deutschland, [email protected]
P27
Unterstützung von Leitlinienempfehlungen durch Pfeilsymbole – Ergebnisse einer explorativen
Studie in Deutschland
Birte Sporbeck, Stefanie Rosumeck, Anja Jacobs, Alexander Nast
division of Evidence Based Medicine (dEBM) KLinik für DErmatologie, Charité Universitätsmedizin
Berlin, Berlin, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Leitlinien werden als Hilfsmittel zur Umsetzung einer besseren und
effizienteren Ge-sundheitsversorgung immer wichtiger. Die sprachliche Ausformulierung für
Leitlinienempfehlungen in Deutschland ist bisher wenig standardisiert. Erste Ergebnisse zu häufig
verwendeten Formulierungen liegen mittlerweile vor und zeigen hohe Schwankungen in der
empfundenen Verbindlichkeit von Leitlinienformulierungen. In einer Folgestudie werden die
Formulierungen nun mit graphischen Mitteln (Pfeile) kombiniert und deren Einfluss auf die
Wahrnehmung untersucht.
Methoden: Online Befragung zur empfundenen Verbindlichkeit bzgl. vorgegebener Standardformulierungen aus Leitlinientexten in Kombination mit unterschiedlichen graphischen Symbolen.
Angabe der empfundenen Verbindlichkeit auf einer visuellen Analog Skala.
Ergebnisse: Die Ausgangsstudie ergab eine mögliche Einteilung häufig verwendeter Begriffe in
verschieden Abstufungen hinsichtlich ihrer empfundenen Empfehlungsstärke. Im Bereich der mittleren
Empfehlungsstärke überlappen sich die Werte und eine ausreichende Differenzierung ist nicht möglich.
Es werden hier Ergebnisse einer aktuell noch laufenden Folgestudie präsentiert, bei der die vorher
untersuchten Begriffe mit Pfeilsymbolen kombiniert wurden.
Schlussfolgerung: Erwartet wird eine höhere Präzision in der Wahrnehmung der empfundenen
Empfehlungsstärke durch die Kombination der Formulierungen mit Pfeilsymbolen. Übergeordnetes Ziel
ist die Erstellung eines Sets von Standardformulierungen für alle deutschsprachigen Leitlinien, um
einerseits deren Verständlichkeit zu erhöhen und andererseits es den Entwicklern zu erleichtern, den
Effekt der Empfehlungen zu kalkulieren.
Korrespondierender Autor:
Alexander Nast, [email protected]
Postersession 3: Leitlinien II
P31
„App-stract“: Nutzung von neuen Medien zur Dissemination von Leitlinien
1
Felix Greiner , Cathleen Muche-Borowski
1
2
2
Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP) e. V.
AWMF-Institut für Medizinisches Wissensmanagement, Marburg, Deutschland
Hintergrund: Die Nutzung von Smartphones und Tablet-Computern steigt kontinuierlich.
63
Posterpräsentationen
Zwischenzeitlich besitzen 34% der Bürger ein Smartphone und 13% nutzen einen Tablet-Computer.
Über die dazu verfügbaren Anwendungsprogramme, sogenannte Apps, ergeben sich für die
Dissemination von Leitlinien neue Vertriebswege und weitere Möglichkeiten. Beispielsweise lassen sich
Aktualisierungen zeitnah und anwenderfreundlich einpflegen. Im Leitlinienregister der AWMF sind
derzeit (Stand 19.11.2012) 684 aktuelle Leitlinien gelistet, davon 114 S3-Leitlinien. Ziel dieser
Untersuchung ist eine Analyse, ob dieses neue Medium schon zur Leitlinienverbreitung genutzt wird
und welche Qualität die Umsetzung hat.
Methode: „Systematische“ Suche (19.11.2012) nach deutschsprachigen Leitlinien-Apps in den
Download-Portalen der beiden Betreiber, die mit ihren Betriebssystemen den Markt dominieren (App
Store und Google play). Suchbegriffe z.B.: Leitlinie, Guideline, EbM, Evidenz, S3. Berücksichtigt wurden
nur kostenlose Apps bzw. Leitlinien.
Ergebnisse: Gefunden wurden 7 Apps im App Store, von denen 5 auch bei Google play angeboten
werden. Diese enthielten zum Zeitpunkt der Recherche insgesamt 27 Leitlinien. Von diesen sind 7 im
AWMF-Register zu finden, 14 Praxisempfehlungen „basieren überwiegend auf evidenzbasierten
Leitlinien“ und bei 6 handelt es sich um die Übersetzung europäischer Leitlinien. Fast alle Apps sollen
sukzessive mit weiteren Leitlinien „befüllt“ werden. Die Ausgestaltung ist unterschiedlich: 3 Apps bieten
„interaktive tools“ (beispielsweise Berechnung von Risiko-Scores) an; ebenfalls 3 verlinken auf ihre
Evidenzgrundlage. Nur 4 Anbieter verweisen von ihrer Homepage auf ihre App. Zu Nutzer- und
Downloadzahlen liegen uns keine Angaben vor.
Schlussfolgerung: Weniger als 5% der gelisteten Leitlinien sind in Form einer App erhältlich. Die
Möglichkeiten, welche dieser Vertriebskanal bietet, werden noch kaum genutzt und befinden sich in
einer Test- und Entwicklungsphase. Zu den Wünschen der Nutzer können keine Aussagen gemacht
werden. Für kleine Fachgesellschaften mit wenigen Leitlinien oder seltenen Themen ist der Vertrieb
über eine Universal-App vorstellbar, die mit den entsprechenden Leitlinien gefüllt werden kann. Effizient
wäre eine Lösung, in der die Leitlinie nach Eingabe in eine Datenbank direkt in mehrere Medien (Apps,
Pdf-Dokumente, Internet, Printmedien) konvertiert werden kann. Auch Nutzen und Schaden der
Nutzung dieser neuer Medien sollten zukünftig evaluiert werden.
Korrespondierender Autor:
Felix Greiner, [email protected]
P32
Ist die Stärke von Leitlinienempfehlungen aus unterschiedlichen Leitlinien vergleichbar? –
Entwicklung einer Methode zur Standardisierung unterschiedlicher Systeme zur Graduierung
der Stärke von Leitlinienempfehlungen
Wiebke Hoffmann-Eßer, Robert Großelfinger, Catharina Brockhaus, Nicole Holzmann, Susanne
Ein Waldt, Corinna Ernsting, Alper Yurdakul, Alric Rüther, Ulrich Siering
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Köln, Deutschland
Hintergrund Aktuelle Publikationen zur Erstellung hochwertiger Leitlinien fordern, dass in Leitlinien die
Stärke, mit der eine bestimmte Intervention empfohlen wird (Grade of Recommendation [GoR]),
dargelegt wird [1,2]. Die von den jeweiligen Leitlinienautoren verwendeten Systeme zur
Empfehlungsgraduierungen sind jedoch oftmals sehr unterschiedlich. Um eine Vergleichbarkeit dieser
Systeme zu erreichen, wurde ein Vorgehen zur Standardisierung der GoR entwickelt.
Methoden Um eine Vergleichbarkeit der GoR zu erreichen, werden die verschiedenen GoR eines
Klassifikationssystems einem Referenzstandard zugeordnet. Als Referenzstandard wird das in den
Methoden der Nationalen Versorgungsleitlinien (NVL) beschriebene System zur
Empfehlungsgraduierung genutzt [3]. Die NVL verwendet die Empfehlungskategorien A (hoch, starke
positive bzw. starke negative Empfehlung, Hilfsverb „soll“ bzw. „soll nicht“), B (positive bzw. negative
Empfehlung, Hilfsverb „sollte“ bzw. „sollte nicht“) und 0 (offene Empfehlung, Hilfsverb „kann“).
Ergebnisse Durch die Standardisierung der GoR wird ein von den Leitlinienautoren zu einer
Empfehlung angegebener GoR entweder einer oder mehreren Kategorien des Referenzstandards
zugeordnet. Umgekehrt können auch zwei zu einer Empfehlung angegebene GoR einer Kategorie des
Referenzstandards zugeordnet werden. In spezifischen Fällen besteht die Möglichkeit, dass ein von der
Leitlinie angegebener GoR keiner Kategorie des Referenzstandards zugeordnet werden kann. Bei der
Zuordung entsteht kein Informationsverlust, wenn sich ein von einer Leitlinie angegebener GoR
eindeutig auf eine oder mehrere Kategorien übertragen lässt. Ein eventueller Informationsverlust kann
dann entstehen, wenn mehrere GoR auf eine einzige Kategorie übertragen werden.
64
Posterpräsentationen
Schlussfolgerung/Implikation Durch die beschriebene Methode zur Standardisierung von GoR lassen
sich unterschiedliche Systeme zur Graduierung von Empfehlungen ohne einen wesentlichen
Informationsverlust vereinheitlichen. Die Standardisierung der GoR erleichtert eine Vergleichbarkeit der
Stärke der Leitlinienempfehlungen, die auf unterschiedlichen Graduierungssystemen aufbauen. Die
Praktikabilität dieses Vorgehens wird zur Zeit erprobt.
Literatur
[ 1 ] Graham RM, Mancher M, Miller-Wolman D, Greenfield S, Steinberg E. Clinical practice guidelines we can trust
[online]. 03.2011 [Zugriff: 27.06.2011]. URL: http://www.iom.edu/~/media/Files/Report%20Files/2011/ClinicalPractice-Guidelines-We-Can-Trust/Clinical%20Practice%20Guidelines%202011%20Insert.pdf.
[ 2 ] Qaseem A, Forland F, Macbeth F, Ollenschlager G, Phillips S, van der Wees P et al. Guidelines International
Network: Toward International Standards for Clinical Practice Guidelines. Ann Intern Med 2012; 156(7): 525531.
[ 3 ] Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen
Medizinischen Fachgesellschaften. Methoden-Report: Version 1.0 [online]. 30.07.2010 [Zugriff: 05.04.2012].
URL: http://www.versorgungsleitlinien.de/methodik/pdf/nvl_methode_4.aufl.pdf.
Korrespondierender Autor:
Wiebke Hoffmann-Eßer, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Dillenburger
Straß 27, 51105 Köln, Deutschland, [email protected]
P33
Leitlinienbewertung mit AGREE II als Teil einer komplexen Intervention: Entwicklung einer
Entscheidungshilfe zur Geburtseinleitung bei Terminüberschreitung
1
2
1
Christiane Schwarz , Michaela Michel-Schuldt , Bettina Berger
1
2
Universität Witten/Herdecke, Herdecke, Deutschland
UNFPA, Dhaka, Bangladesch
Hintergrund und Fragestellung: Es gibt Hinweise darauf, dass durch eine Geburtseinleitung bei
gesunden Schwangeren ab der 41+0 Schwangerschaftswoche (SSW) ein Rückgang der perinatalen
Mortalität zu erreichen ist. Diese Vermutung führt in den Leitlinien mehrerer Fachgesellschaften zur
Empfehlung, das allen Schwangeren zu diesem Zeitpunkt anzubieten oder nahe zu legen. Die Beratung
schwangerer Frauen und ihre Unterstützung im Entscheidungsprozess wird dabei möglicherweise
unsystematisch durchgeführt; Zeitpunkt und Methoden der Geburtseinleitung sowie alternative
Vorgehensweisen werden nicht immer ausführlich dargestellt.
Material/Methoden: Eine Arbeitsgruppe der UWH erstellt eine evidenzbasierte Entscheidungshilfe für
schwangere Frauen mit Hilfe des Leitfadens für das Vorgehen bei komplexen Interventionen in
mehreren Arbeitsschritten. Hier wird eine systematische Literaturrecherche und anschließende
Bewertung durch zwei Peers durchgeführt. Wir recherchieren gemäß dem Vorgehen eines rapid
evidence assessment. Dabei suchten wir in den Datenbanken PubMed, The Cochrane Library, GIN,
CINAHL, medpilot, MIDIRS, BMC, uptodate und clinicalkey sowie google scholar nach den
Schlüsselbegriffen „Induction of labo*r“ OR “labo*r, induced” AND „post-term (postterm) pregnancy“ OR
”postmaturity” OR “post-date” OR “postdate” OR “prolonged pregnancy” kombiniert mit „guideline“ OR
„clinical guidance“ OR „recommendation“ OR “best practice”; und in deutscher Sprache nach Einleitung“
ODER „Geburtseinleitung“ ODER „Management“ AND „Terminüberschreitung“ OR „Übertragung“
Leitlinie“ OR „Empfehlung“. Als Bewertungsinstrument benutzten wir das online Tool AGREE II.
Ergebnisse: Wir fanden 22 Dokumente zur Analyse und bewerteten schließlich 12 Leitlinien aus den
Jahren 2001 bis 2012. Die Qualität der Leitlinien im Hinblick auf die Inhalte (Einleiten oder Abwarten;
Methoden und Zeitpunkt der Einleitung), die Methodik (Systematik, Zusammensetzung der
Expertenpanels, Formulierung der Empfehlungen), der Form (Empfehlungen klar erkennbar) und der
Anwendbarkeit (Instrumente zur Implementierung) sowie der Evaluation (Zielkriterien und Monitoring)
war sehr heterogen. Qualitative Aspekte, insbesondere die Sicht der Zielgruppe, wurden nur in wenigen
Leitlinien berücksichtigt.
Schlussfolgerung: Es bestehen Unterschiede zwischen Leitlinien zum Vorgehen nach der 40. SSW.
Schwangere Frauen sollten informiert sein, dass es unterschiedliche Ansichten und Empfehlungen zu
dieser Frage gibt.
Literatur
[ 1 ] Craig P, Dieppe P, Macintyre S,Mitchie S,Nazareth I, Petticrew M. Developing and evaluating complex
65
Posterpräsentationen
interventions: the new Medical Research Council guidance. BMJ 2008:337:a1655
[ 2 ] UK Civil Service. 2009. Rapid Evidence Assessment Toolkit. [Online] 2009. [Zugriff am: 20.11.2012.]
http://www.civilservice.gov.uk/networks/gsr/resources-and-guidance/rapid-evidence-assessment/what-is.
[ 3 ] Brouwers M, Kho ME, Browman GP, Burgers JS, Cluzeau F, Feder G, Fervers B, Graham ID, Grimshaw J,
Hanna S, Littlejohns P, Makarski J, Zitzelsberger L for the AGREE Next Steps Consortium. AGREE II:
Advancing guideline development, reporting and evaluation in healthcare. Can Med Assoc J. 2010. Dec 2010;
182:E839-842; doi:10.1503/090449.
[ 4 ] Knorr D, Furkert K, Berger B. Entscheidungshilfe bei Terminüberschreitung. Deutsche
Hebammenzeitschrift.2012 (1); 36-39.
[ 5 ] Loytved C, Bosch C, Berger B, Gutjahr K. Was meinte Naegele mit seiner Regel? Die Hebamme 2009; 1
(22):142-148.
[ 6 ] Hilder L, Costeloe K, Thzilaganathan B. Prolonged pregnancy: Evaluating gestation-specific risks of fetal and
infant mortality. British Journal of Obstetrics and Gynaecology, 1998 (105): 169 - 173.
Korrespondierender Autor:
Christiane Schwarz, Universität Witten/Herdecke, Feldkakmp 5, 31174 Schellerten, D-Niedersachsen,
[email protected]
P34
Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Berücksichtigung der Lebensqualität in der
Leitlinienentwicklung
1
1
2
Florian Fischer , Alexander Krämer , Kristina Klose
1
Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 2 Bevölkerungsmedizin und
biomedizinische Grundlagen, Bielefeld, Deutschland
2
Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 5 Gesundheitsökonomie und
Gesundheitsmanagement, Bielefeld, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Leitlinien, die sich auf der Schnittmenge zwischen evidenzbasierter
Medizin, Qualitätsmanagement und Versorgungsforschung befinden, sollen bei einer zunehmenden
Komplexität Unterstützung in der ärztlichen Entscheidungsfindung bieten und zudem als Bestandteil von
Qualitätsmanagementprogrammen fungieren [1, 2]. Da sich die gesundheitsbezogene Lebensqualität
immer stärker zu einem anerkannten Outcomeparameter entwickelt [4], stellt sich die Frage, inwieweit
diese auch in der Leitlinienentwicklung (z.B. als Qualitätsindikator oder in den Leitlinien
zugrundeliegenden Primärstudien) berücksichtigt werden kann.
Methodik: Auf Basis eines systematischen Literaturreviews in der Datenbank PubMed (Stand: 01. Juli
2012; n = 1.384) wurden zunächst jene Artikel aus dem deutschen Kontext ausgewählt, in denen
Aspekte beschrieben wurden, die entweder als Qualitätsindikator Anwendung finden und als solcher
genutzt werden können (n = 89). Die Ergebnisse wurden durch Expertenmeinungen im Hinblick auf die
Möglichkeiten und Herausforderungen bei Berücksichtigung der Lebensqualität in Leitlinien ergänzt.
Ergebnisse: In 45 Artikeln wurden Aspekte zur Evaluation der Wirkung der Leitlinie – und nicht nur der
methodischen Qualität – genannt. Davon wurde in 39 Artikeln die Lebensqualität als Faktor zur
Beurteilung der Wirksamkeit von Therapien angeführt. Dabei erfolgte in den meisten Fällen lediglich ein
Hinweis darauf, dass die Verbesserung der Lebensqualität – ebenso wie Morbiditäts- und
Mortalitätsreduktion – ein Outcomeparameter ist und es wurde nicht erwähnt, welche Instrumente zur
Messung der Lebensqualität Anwendung fanden. Insgesamt wurde ersichtlich, dass die Lebensqualität
bislang noch nicht als Qualitätsindikator in der Leitlinienentwicklung berücksichtigt wird.
Schlussfolgerung: Obwohl durch die Berücksichtigung der Lebensqualität patientenrelevante
Endpunkte dargestellt werden können, besteht eine Vielzahl an Herausforderungen im Rahmen der
Anwendung in der Leitlinienentwicklung. So wird die Nutzung als Qualitätsindikator derzeit vor allem
dadurch gehemmt, dass noch nicht bekannt ist, welche Auswirkungen eine leitlinienadhärente
Versorgung auf die Lebensqualität der Patienten hat [3] und sowohl die Leitlinienanwendung als auch
die daraus resultierende Wirkung nicht adäquat abgebildet werden können. Deshalb erscheint eine
Berücksichtigung der Lebensqualität zunächst in den Primärstudien sinnvoll, die die Grundlage für die
Leitlinien bilden.
Literatur
[ 1 ] Bloch, R./ Lauterbach, K./ Oesingmann, U./ Rienhoff, O./ Schirmer, H. D./ Schwartz, F. W. (1997):
Bekanntmachungen: Beurteilungskriterien für Leitlinien in der medizinischen Versorgung – Beschlüsse der
Vorstände von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung, Juni 1997, in: Deutsches
66
Posterpräsentationen
Ärzteblatt, 94 (33), S. 2154-2155.
[ 2 ] Farin, E./ Glattacker, M./ Jäckel, W. (2011): Leitlinien und Leitlinienforschung – Übersicht und Stand der
Leitlinienimplementierung in der medizinischen Rehabilitation, in: Bundesgesundheitsblatt –
Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, 54 (4), S. 429–435.
[ 3 ] Lindena, G./ Diener, H. C./ Hildebrandt, J./Klinger, R./ Maier, C./ Schöps, P./ Tronnier, V. (2002): Leitlinien zur
Schmerztherapie – Methodische Qualität von Leitlinien zur Therapie von Patienten mit Schmerzen, in: Der
Schmerz, 16 (3), S. 194–204.
[ 4 ] Schöffski, O. (2012): Lebensqualität als Ergebnisparameter in gesundheitsökonomischen Studien, in: Schöffski,
O./ Schulenburg, J.-M. Graf v. d. (Hrsg.): Gesundheitsökonomische Evaluationen, 4. Aufl., Berlin/ Heidelberg:
Springer, S. 327–340.
Korrespondierender Autor:
Florian Fischer, Universität Bielefeld, Postfach 100131, 33501 Bielefeld, Deutschland, [email protected]
P35
Qualitätsindikatoren in der Leitlinienentwicklung – Aktueller Stand und zukünftige
Herausforderungen im deutschen Kontext
1
1
2
Florian Fischer , Alexander Krämer , Kristina Klose
1
Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 2 Bevölkerungsmedizin und
biomedizinische Grundlagen, Bielefeld, Deutschland
2
Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 5 Gesundheitsökonomie und
Gesundheitsmanagement, Bielefeld, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Leitlinien stellen systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für
Leistungserbringer und Patienten über das angemessene Vorgehen bei speziellen
Gesundheitsproblemen dar und können zudem als Bestandteil von Qualitätsmanagementprogrammen
dienen [2, 4, 5]. Durch die Formulierung von Qualitätsindikatoren soll die Implementierung der Leitlinie
gefördert und die Qualitätssicherung sowohl der Leitlinie als auch der Versorgung ermöglicht werden
[6]. Daraus ergibt sich die Frage, welche Qualitätsindikatoren derzeit Anwendung in der
Leitlinienentwicklung finden und welche Herausforderungen für die Formulierung von
Qualitätsindikatoren bestehen.
Methodik: Es wurde ein systematischer Literaturreview unter Nutzung der Datenbank PubMed
vorgenommen (Stand: 01. Juli 2012; n = 1.384). Dabei wurden jene Artikel ausgewählt, in denen
Leitlinien aus dem deutschen Kontext beschrieben bzw. diskutiert wurden und Aspekte aufgeführt
waren, die entweder als Qualitätsindikator bereits Anwendung finden und als solcher genutzt werden
können (n = 89).
Ergebnisse: Bei der Auswertung des Reviews wurde zwischen zwei Ebenen der Qualitätsindikatoren
unterschieden: Zum einen gibt es Qualitätsindikatoren, die die Methodik und allgemeine Aspekte
beschreiben, welche beeinflussende Faktoren für die Implementierung der Leitlinien darstellen und zum
anderen bestehen Qualitätsindikatoren, welche eine Darstellung der Wirkung der Leitlinien (und deren
Empfehlungen) selbst ermöglichen. Der Schwerpunkt der Evaluationen von medizinischen Leitlinien hat
sich über die Zeit von der Evaluation der methodischen Qualität zu einer Evaluation der Wirkung der
Leitlinien gewandelt. Die Indikatoren zur Evaluation der Wirkung beschreiben Qualitätsmerkmale
zunächst auf Prozessebene und lassen dabei sowohl die Struktur- als auch die Ergebnisqualität
weitgehend außen vor.
Schlussfolgerung: Qualitätsindikatoren können zur Evaluation der Effektivität einer Leitlinie und zur
Steigerung der Versorgungsqualität beitragen [1]. Um die Versorgungsqualität messen zu können, sind
die vorhandenen Strukturen zu berücksichtigen und eine Verknüpfung zwischen der Prozess- und
Ergebnisqualität zu erreichen [3]. Insbesondere die fehlende Abprüfbarkeit sowohl der
Leitlinienanwendung als auch der daraus resultierenden Wirkung – die möglichst über die Erfassung der
Mortalität und Morbidität hinausgehen sollte – stellt eine Herausforderung in diesem Zusammenhang
dar.
Literatur
[ 1 ] AQUA (2010): Allgemeine Methoden im Rahmen der sektorenübergreifenden Qualitätssicherung nach § 137a
SGB V, Göttingen: Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen.
[ 2 ] Europarat (2002): Entwicklung einer Methodik für die Ausarbeitung von Leitlinien für optimale medizinische
Praxis, URL: http://www.leitlinien.de/mdb/edocs/pdf/literatur/europaratmethdt.pdf [Stand: 01. November 2012].
67
Posterpräsentationen
[ 3 ] Kopp, I./ Encke, A./ Lorenz, W. (2002): Leitlinien als Instrument der Qualitätssicherung in der Medizin, in:
Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, 45 (3), S. 223–233.
[ 4 ] Muche-Borowski, C./ Kopp, I. (2011): Wie eine Leitlinie entsteht, in: Zeitschrift für Herz-, Thorax- und
Gefäßchirurgie, 25 (4), S. 217–223.
[ 5 ] Ollenschläger, G. (2004): Medizinischer Standard und Leitlinien – Definitionen und Funktionen, in: Zeitschrift für
ärztliche Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen, 98 (3), S. 176–179.
[ 6 ] Weinbrenner, S./ Conrad, S./ Weikert, B./ Kopp, I. (2010): 7 Jahre Nationale VersorgungsLeitlinien (NVL) – Quo
vadis?, in: Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen, 104 (7), S. 533–539.
Korrespondierender Autor:
Florian Fischer, Universität Bielefeld, Postfach 100131, 33501 Bielefeld, Deutschland, [email protected]
P36
Sind Evidenzeinstufungen aus unterschiedlichen Leitlinien vergleichbar? – Erprobung der
Praktikabilität einer Methode zur Standardisierung von Evidenzklassifizierungssystemen in
Leitlinien
Wiebke Hoffmann-Eßer, Robert Großelfinger, Nicole Holzmann, Catharina Brockhaus, Susanne
Ein Waldt, Corinna Ernsting, Alper Yurdakul, Alric Rüther, Ulrich Siering
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Köln, Deutschland
Hintergrund: Um die Vergleichbarkeit von Evidenzeinstufungen (Level of Evidence [LoE]) aus
unterschiedlichen Leitlinien zu vereinfachen wurde 2009 eine Methode zur Standardisierung
unterschiedlicher Evidenzklassifizierungssysteme vorgestellt [1]. Dabei wurden LoE aus den Leitlinien
einem Referenzstandard – dem Evidenzklassifizierungssystem aus der Verfahrensordnung des G-BA
[2] – zugeordnet. Bisher wurde dieses Vorgehen nicht an einer größeren Zahl unterschiedlicher
Klassifikationssysteme aus Leitlinien erprobt.
Methoden: Es erfolgte eine systematische Recherche nach COPD- und Asthmaleitlinien in
Leitliniendatenbanken sowie bei fachübergreifenden und -spezifischen Leitlinienanbietern. Der
Recherchezeitraum umfasste die Monate November 2007 bis Juli 2012. Weitere wesentliche
Einschlusskriterien waren die Evidenzbasierung der Leitlinien, die Publikationssprachen Deutsch oder
Englisch sowie die Verwendung eines Evidenzklassifizierungssystems in den Leitlinien. Anschließend
wurden die, von den Leitlinien angegebenen Level of Evidence (LoE) der Evidenzklassifikation nach der
Verfahrensordnung des G-BA zugeordnet.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 23 Leitlinien zu chronischen Erkrankungen mit 12 verschiedenen
Klassifikationssystemen eingeschlossen. Bis auf zwei Ausnahmen ließen sich alle in den
Klassifikationssystemen verwendeten LoE mindestens einer Kategorie des Referenzstandards
zuordnen. Dabei ließen sich 44-mal die LoE aus den identifizierten Klassifikationssystemen exakt einer
Kategorie des Referenzstandards zuordnen. 72-mal war die Klassifizierung der LoE so weit gefasst,
dass diese mehreren Kategorien des Referenzstandards zugeordnet werden musste. In nur 5 Fällen
wurden mehrere LoE einer Kategorie zugeordnet, was mit einem Informationsverlust einhergehen kann.
Schlussfolgerung/Implikation: Die Erprobung der Methode zur Standardisierung unterschiedlicher
Evidenzklassifizierungssystemen zeigt, dass eine Standardisierung von LoE unter Nutzung eines
Referenzstandards erfolgreich umgesetzt werden kann und so die Vergleichbarkeit der verschiedenen
Systeme deutlich vereinfacht. Die Standardisierung führt dabei nur in wenigen Fällen zu einem
Informationsverlust.
Literatur:
[ 1 ] Holzmann N, Grosselfinger R, Rüther, A. Standardisierung unterschiedlicher Evidenzklassifizierungssysteme in
Leitlinien am Beispiel Adipositas. In: 10. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin; 05.07.03.2009; Berlin
[ 2 ] Gemeinsamer Bundesausschuss. Verfahrensordnung des Gemeinsamen Bundesauschusses [online].
19.01.2012 [Zugriff: 05.04.2012]. URL: http://www.g-ba.de/downloads/62-492-598/VerfO_2012-01-19.pdf.
Korrespondierender Autor:
Wiebke Hoffmann-Eßer, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Dillenburger
Straß 27, 51105 Köln, Deutschland, [email protected]
68
Posterpräsentationen
Postersession 4: Methodik I
P41
AHP-gestützte Saldierung von Nutzen- und Schadensaspekten in Nutzenbewertungen
Wolfgang M. Hipp, Liliana Barros, Petra Hipp,
saproma Healthcare Consulting & Management GbR, Roetgen, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: In Nutzenbewertungen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit
im Gesundheitswesen (IQWiG) beschreiben die Aussagen „Beleg“, „Hinweis“ und „Anhaltspunkt“ die
Beleglage für endpunktbezogene Paarvergleichsurteile zu Therapiealternativen. Während die
Verwendung dieser wertenden Aussagen klar geregelt ist, gibt es noch kein konsentiertes Verfahren zu
ihrer Zusammenführung. Ziel dieses Projektes war die Entwicklung und Anwendung eines Verfahrens
zur Aggregierung verschiedener Nutzen- und Schadensaspekte zu einer kardinalskalierten
Gesamtaussage über den Nettonutzen einer Therapiealternative.
Material/Methoden: Zur Aggregierung der Paarvergleichsurteile wurde gemäß der Methode des
Analytical Hierarchy Process (AHP) für jeden Endpunkt eine Paarvergleichsmatrix erstellt. Input für die
Berechnungen waren die qualitativen Aussagen der IQWiG-Abschlussberichte A05-20A und A05-20C,
jeweils in der Version 1.1, zu Antidepressiva sowie des IQWiG-Abschlussberichts A05-09, Version 1.0,
zu Antihypertensiva. Die Wichtungsfaktoren für die depressionsspezifischen, patientenrelevanten
Endpunkte wurden von Danner et al. (2011) übernommen.
Ergebnisse: Im Falle der Antidepressiva wurden folgende, den Nettonutzen beschreibende Werte in
Abhängigkeit von der Art der Endpunktgewichtung (gleichgewichtet/patientengewichtet) ermittelt:
Venlaflaxin (0,222/0,219), Duloxetin (0,167/0,159), Bupropion (0,162/0,145), Mirtazapin (0,153/0,150)
und Reboxetin (0,148/0,138). Die Auswirkung einer subgruppenspezifischen Betrachtung zeigt das
Beispiel der antihypertensiven Wirkstoffgruppen (alle Patienten/Patienten mit Diabetes): Diuretika
(0,213/0,209), Beta-Blocker (0,192/0,180), ACE-Hemmer (0,198/0,204), Kalziumantagonisten
(0,193/0,185), Angiotensin-II-Antagonisten (0,204/0,220).
Schlussfolgerung: Die beschriebene AHP-gestützte Saldierung von Nutzen- und Schadenaspekten
liefert verlässlich, transparent und nachvollziehbar kardinalskalierte Aussagen zum Nutzen und
Zusatznutzen therapeutischer Interventionen, unabhängig von der Art des Indikationsgebietes, der
Anzahl der Therapiealternativen und der Anzahl der zu betrachtenden Endpunkte. Patientenpräferenzen
können unmittelbar über die Endpunktgewichtung in die Gesamtaussage einfließen. Die AHP-typische
Struktur der Paarvergleichsurteile erlaubt eine unaufwendige Aktualisierung der Nutzenbewertung, wie
sie durch neue Studiendaten, neue Endpunkte oder neue Therapiealternativen erforderlich werden
kann.
Literatur
[ 1 ] Danner M, Hummel JM, Volz F, van Manen JG, Wiegard B, Dintsios CM, Bastian H, Gerber A, Ijzerman MJ.
Integrating patients’ views into health technology assessment: Analytic hierarchy process (AHP) as a method to
elicit patient preferences. Int J Technol Assess Health Care. 2011: 27:4, 1-7.
Korrespondierender Autor:
Wolfgang M. Hipp, saproma Healthcare Consulting & Management, Heidring 9, 52159 Roetgen,
Deutschland, [email protected]
P42
Barrieren und fördernde Faktoren in der Umsetzung von Maßnahmen um Publikations-Bias zu
verhindern – eine thematische Analyse
Barbara Nußbaumer, Kylie Thaler, Megan van Noord, Christina Kien, Ursula Griebler, Gerald
Gartlehner
Donau-Universität Krems, Krems, Österreich
Hintergrund und Fragestellung: Die Nicht-Publikation von klinischen Studien stellt eine
schwerwiegende Bedrohung einer adäquaten Gesundheitsversorgung dar, da eine einseitige Datenlage
zu Fehleinschätzungen bezüglich Nutzen und Schaden von medizinischen Interventionen führen kann
und somit die Unsicherheit bei Entscheidungen erhöht. Bemühungen dem Phänomen des PublikationsBias entgegenzuwirken, wie z.B. prospektive Studienregistrierung waren bis jetzt wenig erfolgreich. So
sind mehr als die Hälfte aller Studien die in ClinicalTrials.gov [1] registriert werden, auch 30 Monate
nach Beendigung der Studie nicht publiziert. Um die Implementierung dieser Maßnahmen in der Praxis
69
Posterpräsentationen
sicherzustellen, ist es von Interesse, über Faktoren, die auf die Umsetzung Einfluss nehmen, Bescheid
zu wissen. Ziel dieser Arbeit ist daher, Barrieren und fördernde Faktoren, welche die Implementierung
dieser Maßnahmen beeinflussen können, zu identifizieren.
Material/Methode: Mittels systematischer Literaturrecherche in den Datenbanken PubMed, Cochrane
Library, EMBASE und CINAHL sowie einer Handsuche wurden insgesamt 2.854 Quellen identifiziert. 42
Artikel erfüllten die Einschlusskriterien und bildeten die Datenbasis für eine induktive thematische
Analyse.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 22 Barrieren und 14 fördernde Faktoren zur Umsetzung von
prospektiver Studienregistrierung, Peer Review, Open Access, Offenlegung von Interessenskonflikten,
Zeitschriften für negative Ergebnisse, verpflichtender Ergebnisberichterstattung sowie Offenlegung aller
Studiendaten, identifiziert. Häufig wurden konkurrierende Interessen von ForscherInnen und Sponsoren
und damit verbunden eine fehlende Bereitschaft zur Publikation sensibler Daten und unerwünschter
Ergebnisse als Barriere identifiziert. Fehlende Ressourcen um Maßnahmen wie Studienregistrierung
oder Peer Review hochwertig umzusetzen, können ebenso als Barriere wirken. Prospektive
Studienregistrierung international einheitlich und rechtlich verbindlich zu gestalten, ebenso wie diese als
Voraussetzung für Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften oder den Erhalt von Fördermitteln
zu verlangen, wurden als fördernd identifiziert.
Schlussfolgerungen: Um Barrieren in der Umsetzung von Maßnahmen zur Vermeidung von
Publikations-Bias entgegenzuwirken, sollte deren Durchführung rechtlich verbindlich sein. Damit solche
Regelungen auch eingehalten werden, müssen Mechanismen zur Überprüfung der adäquaten
Umsetzung installiert werden.
Literatur
[ 1 ] www.clinicaltrials.gov
Korrespondierender Autor:
Barbara Nußbaumer, Donau-Universität Krems, Dr.-Karl-Dorrek Str. 30, 3500 Krems, Österreich,
[email protected]
P43
Combining evidence for projecting outcomes - validation of a microsimulation model
1
2
3
3
Felicitas Kühne , Annette Conrads-Frank , Sarah Kürwitz , Nikita Jegan , Charles Christian
3
4
3
5
Adarkwah , Uwe Popert , Norbert Donner-Banzhoff , Uwe Siebert
1
Institute of Public Health, Medical Decision Making and Health Technology Assessment, Department of
Public Health and Health Technology Assessment, UMIT - University for Health Sciences, Medical
Informatics and Technology; Division of Public Health Decision Modelling, Health Technology
Assessment and Health Economics, ONCOTYROL - Center for Personalized Cancer Medicine,
Innsbruck, Hall i.T., Austria
2
Institute of Public Health, Medical Decision Making and Health Technology Assessment, Department of
Public Health and Health Technology Assessment, UMIT - University for Health Sciences, Medical
Informatics and Technology, Hall i.T., Austria
3
Department of General Practice and Family Medicine, Philipps-University, Marburg, Germany
4
Department of General Practice, Georg-August-University, Göttingen, Germany
5
Institute of Public Health, Medical Decision Making and Health Technology Assessment, Department of
Public Health and Health Technology Assessment, UMIT - University for Health Sciences, Medical
Informatics and Technology; Center for Health Decision Science, Department of Health Policy and
Management, Harvard School of Public Health, Boston, MA, USA; Institute for Technology Assessment
and Department of Radiology, Massachusetts General Hospital, Harvard Medical School, Boston, MA,
USA, Hall i.T., Austria
Background: Communicating the individual risk of a cardiovascular event is a common and important
task of physicians. To improve this communication, a group of researchers of the University of Marburg
developed the ARRIBA tool, which reports the individual 10-year probability of a cardiovascular event.
To include lifetime risk and time-to-event estimates in this tool, a state-transition microsimulation model
(STMM) was developed. This model incorporates evidence from different sources, to project the
individual risk of cardiovascular events. The objective of this study was to estimate the validity of the
model.
Methods: Berry and others [1] used data from 18 US observational cohort studies with a total of
257,384 subjects to estimate the lifetime risk of cardiovascular events. To validate our STMM, we
70
Posterpräsentationen
populated it with 28 cohorts closely matching 7 risk profiles and 4 age groups of the Berry publication to
simulate the observed events. Projected outcomes were proportion experiencing myocardial infarction,
stroke, cardiovascular death, or any cardiovascular event. These outcomes simulated by our model
were compared to the observed outcomes and their 95% confidence intervals (95%CI).
Results: When comparing the estimated lifetime risk of experiencing any cardiovascular event to the
observed data, 15 (men) and 14 (women) of the 28 cohorts were within the 95%CI of the observed
results. The other estimates were within 2.5 times this range. Although the observational study was a
useful source for validation, the validation process was challenging with respect to matching cohorts and
outcomes. One key issue is whether a validation to a US cohort study is suitable for a European model.
Conclusion: Although we had to make some assumptions on the patient mix as well as on the mix of
risk factors within each of the population groups, the external validation increased our confidence in the
microsimulation model and its use for projecting individual lifetime risk.
References
[ 1 ] Berry JD, Dyer A, Cai X, Garside DB, Ning H, Thomas A, Greenland P, Van Horn L, Tracy RP, Lloyd-Jones DM.
Lifetime risks of cardiovascular disease. N Engl J Med 2012;366(4):321-9
Corresponding author:
Felicitas Kühne, UMIT, Eduard Wallnöfer-Zentrum 1, 6060 Hall i.T, Österreich, [email protected]
P44
Entwicklung und Evaluation von RCT- und SR-Filter für die Suche nach nicht verschlagworteten
Datensätzen in PubMed
Tatjana Janzen, Elke Hausner, Siw Waffenschmidt
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Köln, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: PubMed (NLM) umfasst neben MEDLINE weitere
Datenbanksegmente. Darunter fallen PubMed, PubMed – as supplied by publisher, PubMed – in
process und PubMed – OLDMEDLINE. Diese Datenbanksegmente beinhalten neben sehr aktuellen
Datensätzen, auch Datensätze aus Zeitschriften, die nicht in MEDLINE gelistet sind oder die
veröffentlicht wurden, bevor die Zeitschrift in MEDLINE aufgenommen wurde, sowie alte Datensätze in
der Zeit von 1946 bis 1965. Alle diese Datensätze werden von der NLM nicht verschlagwortet und
können somit ausschließlich durch Freitextbegriffe identifiziert werden. Das Ziel der vorliegenden
Untersuchung besteht darin, ein Vorgehen zu entwickeln, nicht verschlagwortete RCTs und SRs in
PubMed zu identifizieren.
Material/Methoden: Für die Suche nach RCTs und SRs wurden die Suchbegriffe gängiger validierter
Filter als Freitextbegriffe an die Feldbezeichnungen in PubMed angepasst. Die Bewertung der
angepassten Filter erfolgte unter Berücksichtigung der Gütemaße (Sensitivität und Präzision). Ein
geeigneter Filter sollte sowohl über eine hohe Sensitivität als auch eine hohe Präzision (geringe
Trefferzahl) verfügen. Zur Ermittlung der Sensitivität der angepassten Filter wurde ein Goldstandard,
bestehend aus relevanten RCTs und SRs abgeschlossener Projekte zu Arzneimitteln und
Nichtmedikamentösen Verfahren des IQWiG, generiert. Die Präzision wurde beispielhaft anhand der
Fragestellung des IQWiG Projektes A05-20C „Selektive Serotonin- und NoradrenalinWiederaufnahmehemmer (SNRI) bei Patienten mit Depressionen“ bestimmt.
Ergebnisse: Der Goldstandard enthielt 803 RCTs und 921 SRs aus insgesamt 52 Projekten des
IQWiG. Die höchste Sensitivität mit 92,8% erreichte der aus der Publikation von Lefebvre [1] adaptierte
sensitive RCT-Filter bei einer Präzision von 10,6%.
Für die Suche nach SRs betrug die Sensitivität des spezifischen Wong-Filters [2] 66,5% bei einer
Präzision von 25,9%, die des optimierten Wong-Filters 76,4% bei einer Präzision von 12,9% (und ca.
48% mehr Treffern).
Schlussfolgerung: Eine ergänzende Suche nach nicht verschlagworteten Datensätzen in PubMed wird
immer empfohlen, um für die Erstellung systematischer Übersichten bspw. auch sehr aktuelle
Datensätze zu identifizieren. Für die Suche nach RCTs eignet sich hierfür der adaptierte sensitive RCTFilter von Lefebvre. Für die gezielte Suche nach SRs (als weitere Suchquelle nach Primärpublikationen)
kann auf den adaptierten spezifischen Wong-Filter zurückgegriffen werden.
Literatur:
[ 1 ] Lefebvre C, Manheimer E, Glanville J. Searching for studies. In: Higgins JPT, Green S (Ed). Cochrane
71
Posterpräsentationen
handbook for systematic reviews of interventions. New York: Wiley; 2008. S. 95-150.
[ 2 ] Wong SSL, Wilczynski NL, Haynes RB. Comparison of top-performing search strategies for detecting clinically
sound treatment studies and systematic reviews in MEDLINE an EMBASE. J Med Libr Assoc 2006; 94(4): 451455.
Korrespondierender Autor:
Tatjana Janzen, Institut für Qualitaet und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Im Mediapark 8,
50670 Köln, Deutschland, [email protected]
P45
Klinische Forschung in Europa – Vorstellung einer europäischen Infrastruktur: European
Clinical Research Infrastructures Network (ECRIN)
Sunya-Lee Antoine, Michaela Eikermann, Edmund Neugebauer
IFOM - Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Köln, Deutschland
Zielsetzung: Durch fragmentierte Gesundheits- und Gesetzgebungssysteme sowie
Finanzierungsquellen in Europa ist die multinationale Zusammenarbeit in der klinischen Forschung auf
europäischer Ebene beeinträchtigt. Die Europäische Union hat den Bedarf für eine europäische
Infrastruktur zur Unterstützung multinationaler klinischer Studien erkannt, indem sie Ressourcen zur
Verfügung gestellt hat, um das European Clinical Research Infrastructures Network (ECRIN) für den
Zeitraum 2004-2015 zu etablieren. ECRIN ist ein nachhaltige, non-for-profit Infrastruktur mit dem Ziel,
den wissenschaftlichen Wettbewerb zu stärken, Europas Attraktivität für industrielle Studien zu
verbessern und Innovation für Patienten zugänglich zu machen. Basierend auf der Vernetzung von
Koordinierungszentren für nationale Netzwerke von klinischen Forschungseinrichtungen stellt ECRIN
Forschern und Sponsoren Informationen sowie Beratungsleistungen bezüglich der Vorbereitung und
Durchführung klinischer Studien zu drei verschiedenen medizinischen Bereichen (seltene Erkranungen,
Medizinprodukten, Ernährung) zur Verfügung.
Das Zentrum für klinische Studien (ZKS-UWH) am Institut für Forschung in der operativen Medizin
(IFOM), Universität Witten-Herdecke, leitet das Arbeitspaket 5 zu Medizinprodukteforschung (WP5).
Zu den strategischen Zielen in diesem Arbeitspaket zählen
- Die Vernetzung von klinischen Forschungszentren und Netzwerken, ECRIN und europäischen
Korrespondenten,
- Die Entwicklung und Anwendung von gemeinsamen Methoden für klinische Forschung und
- Die Vorbereitung und Durchführung multinationaler klinischer Studien zu Medizinprodukten.
Methoden: Zur Erreichung der strategischen Ziele wurden vier Kernaufgaben definiert. Zunächst sollen
Forschungskapazitäten erfasst und ein Hub bestehend aus Forschungseinrichtungen und Netzwerken
zu Medizinprodukten etabliert werden. Des Weiteren werden Daten zu regulatorischen und ethischen
Anforderungen in Medizinproduktestudien gesammelt und ein Schulungs-Toolkit zur Schulung von
klinischen Forschern bzw. Forschungspersonal entwickelt. Gemeinsame Standards zur
Qualitätssicherung und zum Monitoring werden entwickelt. Darüber hinaus wird eine Methoden-TaskForce etabliert, die dabei helfen soll, Kompetenzen, Expertise und Empfehlungen bezüglich klinischen
Forschungsmethoden und –designs zu Medizinprodukten zu entwickeln und teilen.
Erste Arbeitsergebnisse des WP5, die zur Zielerreichung ECRINs beitragen, werden auf dem Kongress
präsentiert.
Korrespondierender Autor:
Sunya-Lee Antoine, IFOM, Ostmerheimstraße 200, Hs 38, 51109 Köln, Deutschland, [email protected]
P46
Methoden für systematische Reviews von gesundheitsökonomischen Studien- ein Überblick und
Vergleich
Tim Mathes, Maren Walgenbach, Sunya-Lee Antoine, Michaela Eikermann
Universität Witten/Herdecke gGmbH, Köln, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Vor dem Hintergrund marginal werdender Effektivitätsunterschiede
neuer alternativer Therapieformen können gesundheitsökonomische Studien einen wichtigen Beitrag
72
Posterpräsentationen
zur Entscheidungshilfe leisten. Die gesundheitsökonomische Literatur wächst stetig an, was mittlerweile
auch für systematische Reviews von gesundheitsökonomischen Studien (GÖ-SR) zutrifft. Das
methodische Vorgehen und die methodische Qualität von GÖ-SR sind jedoch sehr heterogen.
Ziel dieser Arbeit war die Identifikation von Methoden zur Erstellung und Generalisierbarkeit von GÖ-SR
um den aktuellen Wissenstand aufzuzeigen und Unterschiede in den Empfehlungen zu analysieren.
Material/Methoden: Es wurde eine systematische Recherche in den Datenbanken MEDLINE,
EMBASE, HTA, Cochrane methodology register und NHS EED durchgeführt. Darüber hinaus wurden
die Internetseiten aller Mitgliederinstitutionen von INAHTA, HTAi und EUnetHTA durchsucht sowie die
Institutionen angeschrieben. Zusätzlich wurde das Cochrane Handbuch (CH) überprüft [1].
Informationen zu Schritten der Erstellung (Fragestellung, Einschlusskriterien, Literatursuche,
Studienselektion, Datenextraktion, Datensynthese, Generalisierbarkeit) spezifisch für GÖ-SR. wurden
extrahiert und analysiert. Der gesamte Prozess wurde unabhängig von zwei Wissenschaftlern
durchgeführt.
Ergebnisse: Die Literaturrecherche erzielte 2093 Treffer. Nach dem Screeningprozess verblieben
sieben Publikationen. Darüber hinaus wurden 15 Methodenhandbücher von 9 HTA-Agenturen und das
CH eingeschlossen.
Zu jedem Erstellungsschritt eines GÖ-SR wurden Empfehlungen identifiziert. Jedoch war die Detailtiefe
der Beschreibung sehr unterschiedlich. Insbesondere zur Literaturrecherche, -extraktion, -bewertung
und Übertragbarkeit fanden sich detaillierte Angaben. Hingegen werden zur Synthese der Daten kaum
Aussagen getroffen. Trotz diverser Übereinstimmung der Empfehlungen zum Vorgehen existieren
sowohl bezüglich einzelner Schritte als auch zum Gesamtprozess der Erstellung Abweichungen und
teilweise sogar gegensätzliche Aussagen in den Empfehlungen. Dieses trifft insbesondere auf die
Empfehlungen zu Literaturrecherche und -selektion zu.
Schlussfolgerung: Bisher bestehen keine einheitlichen Standards für die Erstellung von GÖ-SR. Um
die Qualität und Transparenz solcher Studien zu erhöhen und somit die Akzeptanz als
Entscheidungshilfe zu stärken ist eine Harmonisierung notwendig. Daher ist die Entwicklung
evidenzbasierter Standards zwingend notwendig.
Literatur
[ 1 ] Shemilt, I., et al., Economics methods in Cochrane systematic reviews of health promotion and public health
related interventions. BMC Med Res Methodol, 2006. 6: p. 55.
Korrespondierender Autor:
Tim Mathes, IFOM- Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Lehrstuhl für Chirurgische
Forschung, Private Universität Witten/Herdecke gGmbH, Ostmerheimerstr. 200, Haus 38, 51109 Köln,
Deutschland, [email protected]
P47
Wie gelangen Leitlinien am besten in die allgemeinmedizinische Praxis?
Susanne Unverzagt, Kristin Bretschneider, Matthias Ömler, Andreas Klement
Institute: Institut für medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik, Universität HalleWittenberg (alle Autoren), Sektion Allgemeinmedizin (Kristin Bretschneider, Matthias Ömler,
Andreas Klement)
Hintergrund und Fragestellung: Kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD) sind eine der häufigsten
Ursachen für Tod bzw. Behinderung und führen zu hohen gesundheitsökonomischen Belastungen [1].
Hausarztpraxen nehmen bei der Vorbeugung, Behandlung und Nachsorge von CVD eine
Schlüsselposition ein. Zu deren wirksamen primären und sekundären Prävention gilt es neuestes
medizinisches Wissen in den Praxisalltag zu überführen. Ein vielversprechender Ansatz für den
Wissenstransfer in die Praxis niedergelassener Hausärzte scheint die Einführung klinischer Leitlinien zu
sein [2]. Ziel unseres Forschungsvorhabens ist die Analyse der Wirksamkeit unterschiedlicher CVDbezogener Implementierungsstrategien zur Erhöhung der ärztlichen Adhärenz in einer systematischen
Übersichtsarbeit.
Methoden: Neben der Wirksamkeitsanalyse (Führt die Implementierung von klinischen Leitlinien zu
einer Steigerung der ärztlichen Adhärenz?) steht die Untersuchung der Effektivität verschiedener
Leitlinienimplementierungsstrategien (z.B. Welche Strategie ist überlegen?) im Vordergrund. Das
erfordert eine Klassifizierung der in den Studien berichteten Maßnahmen in Strategien. Hierzu kam das
Klassifizierungssystem von Shojania (2004) zum Einsatz [3]. Diese beinhaltet neun unterschiedliche
73
Posterpräsentationen
Strategien, von denen acht in den 81 von uns eingeschlossenen clusterrandomisierten Studien
untersucht wurden. Es wurden alle untersuchten multimodalen Implementierungen (OR 1,19; 95% KI
1,04-1,36) und unimodalen Strategien mit Standardimplementierungen verglichen.
Ergebnisse: Eine mittlere Erhöhung der Arztadhärenz konnte durch die Änderungen der
Organisationsstrukturen (OR 2,27; 95% KI 1,71-3,03), Fortbildungen für Ärzte (OR 1,80; 95% KI 1,252,59), Audit und Feedback (OR 1,40; 95% KI 1,13-1,75) und Remindersysteme (OR 1,32; 95% KI 1,172,93) erreicht werden. Patienteninformation wurden in nur einer Studie untersucht (OR 0,83; 95%KI
0,20-3,41). Zusätzlich erfolgte ein Vergleich von multi- und unimodale Strategien (OR 1,26; 95%KI 1,111,44). Vergleiche von multimodalen und unimodalen Strategien untereinander wurden bisher
ausschließlich tabellarisch beschrieben.
Schlussfolgerung: Eine höhere Arztadhärenz wird in der Regel durch den Einsatz höherdimensionalen
Strategien erreicht. Unsicherheit entsteht durch Studien mit geringerer Adhärenz in der
Implementierungsgruppe oder extremen Adhärenzerhöhungen. Diese Studien werden gesondert
diskutiert, wobei Effektgrößen bei patientenrelevanten Endpunkten berücksichtigt werden.
Literatur
[ 1 ] Nichols GA, Wang F, Pedula KL. Comparison of evidence-based versus non-evidence-based pharmacotherapy
on the risk of cardiovascular hospitalization and all-cause mortality among patients with established
cardiovascular disease. Am J Cardiol. 2010; 105(6): 786-91.
[ 2 ] Grol R, Grimshaw JM. From best evidence to best practice: effective implementation of change in patient´s
care. Lancet 2003; 362: 1225-1230.
[ 3 ] Shojania KG, McDonald KM, Wachter RM, Owens DK. Closing The Quality Gap: A critical analyses of quality
improvement strategies, Volume 1 – series overview and methodology. Technical review 9, agency for
healthcare Research and quality 2004.
Postersession 5: Methodik II
P51
Methodenentwicklung einer ökonomischen Analyse im Rahmen von HTAs für den stationären
Sektor in Österreich
Stefan Fischer
Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment, Wien, Österreich
Hintergrund: Alljährlich werden vom Ludwig Boltzmann Institut für HTA Krankenhaustechnologien
bewertet, die als Entscheidungsunterstützung für oder gegen eine Aufnahme in den
Fallpauschalenkatalog herangezogen werden. Vor dem Hintergrund begrenzter finanzieller Ressourcen,
sollten die Technologien nicht nur, wie bisher, auf klinische Outcomes, sondern auch auf ökonomische
Parameter untersucht werden.
Methode: Auf Grundlage internationaler Leitlinien gesundheitsökonomischer Evaluationen wurde eine
standardisierte Fragebogenerhebung unter BerichtsadressatInnen durchgeführt, um Präferenzen
ermittelt, welche ökonomischen Informationen von Wichtigkeit sind. Daraus wurde eine Methodik
entwickelt, wie eine ökonomische Bewertung medizinischer Interventionen im Krankenhaus im Rahmen
von HTAs in Österreich künftig aussehen könnte. Schlussendlich wurde die entwickelte Methodik an
einem Fallbeispiel – der Radiofrequenzablation (RFA) bei Brustkrebs – angewendet.
Ergebnisse: Die Befragung ergab, dass die bisherige Struktur der HTAs beibehalten und zusätzlich zur
bisherigen medizinischen, eine ökonomische Analyse ergänzt werden soll. Es sollen die
Investitionskosten und die direkten medizinischen Kosten der zu bewertenden Technologie mit der
jeweiligen Standardtherapie verglichen werden. Die Kostendaten sollten aus Österreich stammen und
mit denen aus internationalen Studien in Bezug gesetzt werden. Der zu betrachtende Zeitraum, in dem
die anfallenden Kosten erfasst werden, soll von Intervention und Indikation abhängig sein. Eine
Sensitivitätsanalyse sollte in Ansätzen für ausgewählte Kostenparameter und es sollte die Abwägung
der Kosten mit den Outcomes erfolgen.
Bei der Anwendung am Fallbeispiel konnten aufgrund der vorliegenden Evidenz keine gesicherten
Aussagen zur Wirksamkeit und Sicherheit der RFA bei Brustkrebs getroffen werden. Für die
ökonomische Analyse wurden die Investitionskosten der RFA-Generatoren (ca. 14.000 Euro) und
Nadeln (ca. 1.700 Euro) ermittelt. Es wurde näherungsweise bestimmt, dass aus Sicht der öffentlichen
Kostenträger die direkten medizinischen Kosten der RFA mit ca. 2.400 Euro pro Behandlung (ohne
Investitionskosten) geringer als die der Standardtherapie (Operation) mit mindestens ca. 4.000 Euro
74
Posterpräsentationen
sind.
Schussfolgerung: Aufgrund der Ergebnisse des Fallbeispiels ist sichtbar, dass mit der entwickelten
Methodik unter den gegebenen zeitlichen Vorgaben eine zusätzliche ökonomische Bertachtung möglich
ist. Diese entspricht zwar nicht einer vollständigen ökonomischen Evaluation, liefert aber zentrale
Zusatzinformationen.
Korrespondierender Autor:
Stefan Fischer, Ludwig Boltzmann Institut für HTA, Garnisongasse 9, 1090 Wien, Österreich,
[email protected]
P52
Optimizing Prostate Cancer Screening for Individuals - A Decision-Analytic view on Personalized
Benefit-Harm Balance
1
1
2
3
4
Nikolai Mühlberger , Eva Esteban , Eveline A.M. Heijnsdijk , Willi Oberaigner , Gaby Sroczynski ,
1
5
Beate Jahn , Uwe Siebert
1
Institute of Public Health, Medical Decision Making and Health Technology Assessment, Department of
Public Health and Health Technology Assessment, UMIT - University for Health Sciences, Medical
Informatics and Technology, Hall i.T., Austria, and Division of Public Health Decision Modelling, Health
Technology Assessment and Health Economics, ONCOTYROL - Center for Personalized Cancer
Medicine, Innsbruck, Austria, Hall i.T./Innsbruck, Austria
2
Department of Public Health - Erasmus Medical Center, Rotterdam, Netherlands
3
Cancer Registry of Tyrol, Innsbruck, Austria
4
Institute of Public Health, Medical Decision Making and Health Technology Assessment, Department of
Public Health and Health Technology Assessment, UMIT - University for Health Sciences, Medical
Informatics and Technology, Hall i.T., Austria, and Division of Public Health Decision Modelling, Health
Technology Assessment and Health Economics, ONCOTYROL - Center for Personalized Cancer
Medicine, Innsbruck, Austria, Hall i.T., Innsbruck, Austria
5
Dept. Public Health and HTA, UMIT and Oncotyrol, Hall i.T./Innsbruck, Austria, and Harvard School of
Public Health/Harvard Medical School, Boston, MA, USA, Hall i.T./Innsbruck/Boston, Austria
Background and Objective: Prostate cancer is the most frequently diagnosed male malignancy and
the 3rd most frequent cause for male cancer death in Germany. Early detection and treatment is the
only option to reduce prostate cancer mortality, but gains in life expectancy are opposed by losses in
quality of life (QoL) due to overdiagnosis and overtreatment. Therefore, whether a man benefits from
screening or not, might depend on his individual QoL preferences and risk factors. Decision-analytic
models can help to better understand the individual and societal implications of screening and support
decision making. We used the decision-analytic Oncotyrol Prostate Cancer Outcome & Policy Model
(PCOP Model) to investigate the impact of individual QoL preferences on the benefit-harm balance of
screening in order to support individual screening decisions.
Methods: The PCOP Model is a state-transition micro-simulation model that follows men from birth to
death. During their lifetime, men may develop preclinical cancer, which over time progresses in stage
and grade. Preclinical cancer can be detected due to clinical complaints or by screening. Once
detected, cancer can be treated. Treatment can result in cure or not and may cause serious
complications. In case of no cure, cancer continues to progress and eventually kills the patient, if he
does not die from another cause before. Input parameters of the model were retrieved from the literature
and from online databases. Using the model, we simulated and compared the clinical consequences of
five different screening options - (1) no screening, (2, 3, 4) once-in-a lifetime PSA screening at age 55,
65, or 75 and (5) interval PSA screening every 4 years from age 55 to 75. Analytic endpoints were
lifetime risks of clinical events, life expectancy, and quality-adjusted life expectancy. Sensitivity analysis
was used to study the impact of QoL preferences.
Results: Our analyses show that the lifetime risk of prostate cancer diagnosis strongly increases with
age at screening and screening intensity, which to a substantial part is due to overdiagnosis. All
screening strategies save lives and gain additional lifetime. However, if quality of life is considered, we
find that the gains in life expectancy can be outweighed by losses in quality of life. This is especially
true, when screening is performed at old age or with high frequency.
Conclusions: Individual QoL preferences should be considered in personalized screening decisions.
References
[ 1 ] Acknowledgment: This work was supported by the COMET Center ONCOTYROL, which is funded by the
75
Posterpräsentationen
Austrian Federal Ministries BMVIT/BMWFJ (via FFG) and the Tiroler Zukunftsstiftung/Standortagentur Tirol
(SAT)
Corresponding author:
Nikolai Mühlberger, UMIT, Eduard Wallnoefer Center I, 6060 Hall i.T., Österreich,
[email protected]
P53
Project on a Framework for Rating Evidence in Public Health (PRECEPT): Methods and First
Insights
1
1
2
Thomas Harder , Anja Takla , Helena de Carvalho Gomes , PRECEPT team
1
2
Robert Koch Institute, Berlin, Germany
European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC), Stockholm, Sweden
Aims: Public health recommendations should draw on high quality research to inform decisions. Often,
complex interventions or non-interventional population-based studies have to be assessed. Relevant
information frequently comes only from studies which considerably differ from randomized trials in their
design, for instance time series, incidence studies, passive surveillance data and outbreak reports. For
many of them, few established criteria exist for assessing risk of bias and work is needed to enhance
existing frameworks for grading the body of evidence based on such studies. In this context, several
approaches have been discussed. Among them, the system developed by the Grading of
Recommendations Assessment, Development and Evaluation Working Group (GRADE) has already
been applied in the context of public health. GRADE, with further developments and improvements,
might therefore become a core element of an evidence assessment framework for public health. The
Project on a Framework for Rating Evidence in Public Health (PRECEPT) is a collaboration between
European public health agencies, academic institutions and the GRADE working group. It aims to
develop such a methodology for evaluating and grading evidence and strength of recommendations to
be applied in public health, with a special focus on infectious disease prevention and control.
Methods: PRECEPT was initiated and is funded by the European Centre for Disease Prevention and
Control (ECDC). In the first phase (2012-2013), we will identify relevant questions that commonly arise
in the field of public health infectious disease epidemiology; map study designs that may inform those
questions; and identify existing evidence appraisal tools for each of them. This analysis will serve as a
basis for the development of a comprehensive framework methodology (second phase; 2013-1014),
that will be drafted and discussed at an international expert meeting. After considering feedback from
experts, the modified framework will be piloted by applying it to examples from the field of infectious
disease prevention and control (e.g., vaccination recommendations, spread of antimicrobial resistance).
According to pilot results and outcome of additional peer review, the framework will be finalized and
presented to ECDC at the closing meeting, followed by publications of the results. Preliminary results
from the first phase will be presented and discussed on this congress.
Authors act on behalf of the PRECEPT team. Additional members of the PRECEPT Team: Tim
Eckmanns (Robert Koch Institute, Berlin, Germany), Simon Ellis (National Institute for Health and
Clinical Excellence (NICE), London, United Kingdom), Frode Forland (Royal Tropical Institute,
Amsterdam, The Netherlands), Paul Garner (Liverpool School of Tropical Medicine, Liverpool, United
Kingdom), Roberta James (Scottish Intercollegiate Guidelines Network (SIGN), Edinburgh, United
Kingdom), Andreas Jansen (European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC), Stockholm,
Sweden), Gérard Krause (Robert Koch Institute, Berlin, Germany), Dorothea Matysiak-Klose (Robert
Koch Institute, Berlin, Germany), Joerg Meerpohl (German Cochrane Center, Freiburg, Germany),
Antony Morgan (National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE), London, United Kingdom),
Eva Rehfuess (Institute of Medical Informatics, Biometry and Epidemiology, University of Munich,
Germany), Holger Schünemann (University of Freiburg, Germany; McMaster University, Hamilton,
Canada), Ole Wichmann (Robert Koch Institute, Berlin, Germany), Teun Zuederent-Jerak (Institute of
Health Policy and Management, Erasmus University, Rotterdam, The Netherlands)
Corresponding author:
Thomas Harder, [email protected]
P54
76
Unterstützen Fachzeitschriften in der Psychiatrie die unverzerrte Translation klinischer
Forschung? – Analyse von Autorenhinweisen und der Einreichungsanforderungen
Posterpräsentationen
1
1
2
1
Hannes Knüppel , Courtney Metz , Joerg Meerpohl , Daniel Strech
1
2
Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
Deutsches Cochrane Zentrum, Freiburg, Deutschland
Hintergrund: Verzerrte und unvollständige Informationen zu Studienergebnissen beeinflussen die
erfolgreiche Translation von Studienergebnissen in die Versorgung und Patienteninformationen.
Instrumente wie Reporting-Guidelines (RGs) (z.B. CONSORT) sollen die Qualität von Studienberichten
verbessern und Studienregister sollen selektives Publizieren verhindern. Das International Committee of
Medical Journal Editors (ICMJE) unterstützt die breite Anwendung von RGs und Studienregistrierung in
den Uniform requirements (URM). Doch obwohl neben dem ICMJE ein breiter Konsens von
Wissenschaftlern, Ethikern und anderen Akteuren die Berücksichtigung dieser Instrumente einfordert,
zeigen Untersuchungen insbesondere auch in der Psychiatrie deren unzureichende Berücksichtigung
auf. Ob und wie die Herausgeber von Fachzeitschriften der Psychiatrie auf RGs, Studienregistrierung
und die URM verweisen, wurde bisher noch nicht systematisch untersucht.
Methode: Wir haben 130 Fachzeitschriften für Psychiatrie und die Top 7 Zeitschriften für Medizin
allgemein (z.B. NEJM, LANCET) aus dem Journal Citation Report 2011 untersucht. Bei allen
Zeitschriften wurde ein Einreichungsprozess mit einem „Fake“-Artikel begonnen. Erhoben wurde, ob die
RGs, Studienregistrierung und die URM 1) nicht erwähnt, 2) nur unspezifisch erwähnt, 3) deren
Einhaltung empfohlen oder 4) vorgeschrieben wurden. Die Bewertung wurde unabhängig von zwei
Autoren durchgeführt.
Ergebnisse: Die Registrierung von Studien wird von 34% (n=42) erwähnt, wobei bei 25% (n=31) der
Fachzeitschriften eine Studienregistrierung verpflichtend ist. Die prominenteste RG ist CONSORT mit
28% (n=34) Erwähnungen. Die weiteren RGs (PRISMA, STROBE, MOOSE, STARD) wurden jeweils
nur von 7% (n=8) der psychiatrischen Fachzeitschriften genannt. Auf die Vorgaben (URM) der ICMJE
haben 54% (n=66) der Fachzeitschriften verwiesen. Alle sieben Top Journals der Medizin haben die
Einhaltung der URM, Studienregistrierung und CONSORT vorgeschrieben oder empfohlen. Die anderen
RGs wurden von 43% bis 71% der Fachzeitschriften vorgeschrieben oder empfohlen.
Schlussfolgerungen: Die einflussreiche Position von Editoren kann maßgeblich zur Qualitätssicherung
von wissenschaftlichen Artikeln beitragen. Die Ergebnisse zeigen, dass dieser Verantwortung in vielen
Fachzeitschriften der Psychiatrie noch nicht in ausreichendem Maße entsprochen wird. Welche
Hindernisse es bei Editoren gibt, breit konsentierte Qualitätsstandards nicht verbindlich einzufordern,
könnte Gegenstand von weiteren Untersuchungen sein.
Korrespondierender Autor:
Hannes Knüppel, Medizinische Hochschule Hannover, Weißekreuzstraße, 30161 Hannover,
Deutschland, [email protected]
P55
Survey zur Kenntnis und Nutzung von internationalen Publikationsleitlinien in
deutschsprachigen biomedizinischen Fachzeitschriften
1
2
2
Britta Lang , Rebecca Weida , Gerd Antes , Joerg Meerpohl
1
2
2
Deutsches Cochran Zentrum, Freiburg, Deutschland
Deutsches Cochrane Zentrum, Freiburg, Deutschland
Hintergrund: Der Transfer der Ergebnisse klinischer Forschung in die Praxis erfolgt vor allem durch die
Publikation von Studienberichten in biomedizinischen Fachzeitschriften. Die Qualität und Transparenz
dieser Publikationen kann durch die Nutzung von Publikationsleitlinien (z.B. CONSORT Statement)
verbessert werden: als Leitfaden zum Verfassen der Publikation ebenso wie als Checkliste für den
Review Prozess. Das Survey hatte zum Ziel, die Akzeptanz und Nutzung dieser Leitlinien im
deutschsprachigen Publikationswesen zu untersuchen und worin diese begründet sind.
Methoden: Deutschsprachige biomedizinische Zeitschriften wurden in relevanten Datenbanken (ISI
Web of Knowledge, EMBASE, PubMed, Ulrichsweb, Medpilot) identifiziert. Für jede Zeitschrift (n = 332)
wurden die Kontaktdaten von Schriftleitern/ Redakteuren/ Editoren recherchiert und diese via E-Mail zur
Teilnahme an einem webbasierten, vorab pilotierten Survey zu folgenden Aspekten eingeladen:
Kenntnis von Publikationsleitlinien und Studienregistern, Einschätzung der gegenwärtigen Nutzung von
Leitlinien und Problematik des Publikationsbias, Wunsch nach deutschsprachigen Ressourcen.
Ergebnisse: Von den 332 angeschriebenen Personen wurden 312 erfolgreich kontaktiert, davon
nahmen 46 an der Survey teil (Rücklaufquote von 14,4%). Die niedrige Rücklaufquote und ein
77
Posterpräsentationen
möglicher ‚non-response bias‘ (es haben nur Personen an der Umfrage teilgenommen, die diesem
Thema Bedeutung beimessen) schränken die Aussagekraft des Surveys ein. 41 % der Teilnehmer (TN)
nutzen die Leitlinien niemals, obwohl sie diese kennen und 45 % der TN ihnen einen positiven Einfluss
auf die Qualität publizierter Forschung beimisst. Als Gründe für die Nicht-Nutzung wurde vor allem
mangelnde Kenntnis der Existenz dieser Ressourcen (81,1%), Zeitmangel (59,5%), mangelnde
Akzeptanz bei den Autoren (32,4%) sowie die Sprachbarriere (21,6%) genannt. 40 % der TN
befürwortet die Registrierung klinischer Studien ausdrücklich und ist sich der Problematik von
Publikationsbias bewusst (56 %).
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse legen nahe, dass die Bereitstellung von Publikationsleitlinien in
deutscher Sprache sowie von begleitenden Materialien und Workshops die Transparenz der
biomedizinischen Berichterstattung im deutschsprachigen Raum positiv beeinflussen könnte.
Besondere Aufmerksamkeit verdient der Aspekt des praktischen Nutzens der Materialien für die Arbeit
der Zielgruppe.
(Dieses Survey wurde im Rahmen des vom Bundesministerium f. Gesundheit geförderten Projekts
Acting on Knowledge durchgeführt.)
Korrespondierender Autor:
Britta Lang, [email protected]
P56
The application of cross-model validation to reduce uncertainty - Experiences from a
personalized breast cancer model
1
1
1
1
2
Beate Jahn , Ursula Rochau , Christina Kurzthaler , Marjan Arvandi , Kim Saverno , Felicitas
1
1
3
3
4
Kühne , Martina Kluibenschädl , Murray Krahn , Mike Paulden , Uwe Siebert
1
Institute of Public Health, Medical Decision Making and Health Technology Assessment, Department of
Public Health and Health Technology Assessment, UMIT - University for Health Sciences, Medical
Informatics and Technology, Hall i.T., Austria/ Division of Public Health Decision Modelling, Health
Technology Assessment and Health Economics, ONCOTYROL - Center for Personalized Cancer
Medicine, Innsbruck, Austria, Hall in Tyrol, Austria
2
Institute of Public Health, Medical Decision Making and Health Technology Assessment, Department of
Public Health and Health Technology Assessment, UMIT - University for Health Sciences, Medical
Informatics and Technology, Hall i.T., Austria/ Department of Pharmacotherapy, University of Utah, Salt
Lake City, Utah, USA, Hall in Tyrol, Austria
3
Toronto Health Economics and Technology Assessment (THETA) Collaborative, University of Toronto,
ON, Canada, Toronto, Canada
4
Institute of Public Health, Medical Decision Making and Health Technology Assessment, Department of
Public Health and Health Technology Assessment, UMIT - University for Health Sciences, Medical
Informatics and Technology, Hall i.T., Austria/ Division of Public Health Decision Modelling, Health
Technology Assessment and Health Economics, ONCOTYROL - Center for Personalized Cancer
Medicine, Innsbruck, Austria/ Harvard School of Public Health, Boston, USA/ Harvard Medical School,
Boston, USA, Hall in Tyrol, Austria
OBJECTIVES: Decision analytic modeling allows evidence for short and long term benefits, harms and
risks to be synthesized and therefore, can be used to support reimbursement decisions. Validation is an
important step in the modeling process to quantify and reduce uncertainty and hereby building
confidence in the model and results. At the ONCOTYROL Center for Personalized Cancer Medicine, a
Breast Cancer Outcomes & Policy model was developed to evaluate the cost-effectiveness of the new
21-gene assay that supports personalized decisions on adjuvant chemotherapy. The goal of this study
was to validate our ONCOTYROL-model.
METHODS: The 21-gene assay was evaluated by simulating a hypothetical cohort of 50 year old
women over a lifetime time horizon using a discrete event simulation. Main model outcomes were lifeyears gained, quality-adjusted life years (QALYs) and costs. Based on the new ISPOR-SMDM best
practice recommendations, the model was validated. Cross validation between our model and a Markov
model developed by THETA (Toronto Health Economics and Technology Assessment Collaborative)
was our primary focus. Therefore, the ONCOTYROL model was populated with the Canadian THETA
model parameters. Cross validation started with a comparison of the natural history followed by QALYs
and costs.
RESULTS: The relative differences between the results of the two models varied among the model
outcomes, however all differences were smaller than 1.2%. The smallest differences were for costs and
78
Posterpräsentationen
the highest were for QALYs. A comparison of the efficiency frontiers showed that small differences due
to the modeling approach can lead to a different set of non-dominated test-treatment strategies.
The cross model validation involved several challenges: distinguishing between outcomes differences
due to different modeling techniques and errors, determining what constitutes a meaningful difference,
and utilizing various comparison techniques (mean estimates, distributions, multivariate outcomes).
CONCLUSIONS: Cross-model validation was crucial for identifying and correcting modeling errors and
explaining differences in between modeling results. Small differences between models can change costeffectiveness results.
References
[ 1 ] This work was supported by the COMET Center ONCOTYROL, which is funded by the Austrian Federal
Ministries BMVIT/BMWFJ (via FFG) and the Tiroler Zukunftsstiftung/Standortagentur Tirol (SAT).
Corresponding author:
Beate Jahn, Institute of Public Health, Medical Decision Making and HTA, Eduard Wallnöfer-Zentrum 1,
6060 Hall in Tirol, Austria, [email protected]
P57
Balance of Care – Ein machbares methodisches Vorgehen zur Generierung von Best Practice
Empfehlungen für die Versorgung von Menschen mit Demenz in Europa?
Astrid Stephan, Anna Renom-Guiteras, Gabriele Meyer
Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
Zielsetzung: Das EC 7th Framework Projekt RightTimePlaceCare (RTPC) intendiert die Entwicklung
von Best Practice Empfehlungen für die Versorgung von Menschen mit Demenz, die sich in der
Übergangsphase zwischen häuslicher Betreuung und stationärer Versorgung befinden. Im Gegensatz
zu Praxisleitlinien haben Best Practice Empfehlungen eher Implikationen auf politischer Ebene und bei
der strategischen Versorgungsplanung. Best Practice ist jedoch weder verbindlich definiert, noch gibt es
ein validiertes methodisches Vorgehen zur Generierung entsprechender Empfehlungen. Diese sind
häufig konsensbasiert mit unklarer Bezugnahme auf externe Evidenz oder direkte
Handlungsimplikationen fehlen.
Methode: Das RTPC-Konsortium hat sich für den Balance of Care (BoC) Ansatz entschieden. BoC
wurde vom RTPC-Konsortialpartner in UK entwickelt und in Studien in UK (Tucker et al. 2008) und
Kanada erprobt. Ein multinationales BoC-Projekt ist erstmalig. Das methodische Vorgehen umfasst
folgende Schritte: 1) Ermittlung von 14 typischen Fällen aus der Analyse standardisierter Interviews mit
2014 Menschen mit Demenz und ihren pflegenden Angehörigen in 8 EU-Ländern. Dabei war die
Häufigkeitsverteilung folgender definierter Merkmalsausprägungen leitend: kognitiver Status (MMST),
Beeinträchtigung der Aktivitäten des täglichen Lebens (Katz-Index), neuropsychiatrische Symptome
(NPI-Q), Lebenssituation der Person mit Demenz (alleine/nicht alleine) sowie Belastungserleben des
pflegenden Angehörigen (Zarit Burden Index). 2) Übersetzung der typischen Fälle in realistische
Fallvignetten zur Lebenssituation von Menschen mit Demenz in Europa. 3) Erstellung von
Versorgungsplänen zum bestmöglichen Versorgungsarrangement durch Expertenpanels (n≥18 je Land
in 5-6 Kleingruppen). 4) Übersetzung der Ergebnisse ins Englische und Zusammenführung der
Empfehlungen aus den teilnehmenden Ländern. 5) Beurteilung der Umsetzbarkeit durch das RTPCAdvisory Board unter Einbeziehung von Kostenfaktoren auf Länder- und EU-Ebene.
Erarbeitungsstand: Derzeit Durchführung der Expertenpanels in 8 EU-Ländern.
Ausblick: Der BoC-Ansatz stellt eine strukturierte und transparente Methode dar, die empirisch
gewonnene Erkenntnisse mit Expertenkonsens verbindet. Durch eine klar definierte Zielgruppe und
Methodik ergeben sich direkte Handlungsimplikationen auf Systemebene. Die multinationale
Anwendung wird zeigen, inwieweit kulturspezifische Unterschiede von Bedeutung und Empfehlungen im
europäischen Kontext übertragbar sind.
Literatur
[ 1 ] Tucker S, Hughes J, Burns A, Challis D. The balance of care: Reconfiguring services for older people with
mental health problems. Aging & Mental Health. 2008;12(1):81-91
Korrespondierender Autor:
Astrid Stephan, Universität Witten/Herdecke, Stockumer Str. 12, 58453 Witten, Deutschland,
79
Posterpräsentationen
[email protected]
Postersession 6: Methodik III
P61
Risk of bias and the quality of reporting in a Health Technology Assessment (HTA) about health
promotion interventions for health care personel: an appeal for better reporting
Barbara Buchberger, Romy Heymann, Hendrik Huppertz, Juergen Wasem
Universität Duisburg-Essen, Essen, Germany
Introduction: Missing or unclear information in publications is leading to considerable doubts
concerning the validity of study results. The reasons may be real methodological flaws in the
performance of studies, but also poor quality of reporting. As a tool for the improvement of reporting
methods and results of RCTs, the Consolidated Standards of Reporting Trials” (CONSORT) were
developed in the mid-nineties as a statement, comprising a checklist with 25 items and a flow diagram.
The checklist items refer to the design, analyses and interpretation of the trials, and the flow diagram
describes the progress of participants through the study. The statement is intended to be used as a
standardised aid for authors.
Our aim was to show the differences between risk of bias and quality of reporting within the context of
an HTA about health promotion interventions for health care personel.
Methods: On behalf of the German Institute of Medical Documentation and Information (DIMDI) we
conducted an HTA according to international standards.
Results: We identified eleven intervention studies and two systematic reviews. Interventions and
populations were completely heterogeneous. Most health programs led to improvements regarding
physical and mental complaints. All studies were affected by methodological flaws with high potential of
bias such as missing or inadequate descriptions of randomisation, allocation concealment and blinding;
in addition further skewing of study results by small sample sizes, high drop-out rates, short study
duration and effect measurements provided by the participants couldn’t be excluded.
Poor reporting necessitated queries to all authors for the comprehension and adequate representation
of interventions, methods, number of participants and survey instruments. We therefore also focused on
aspects differentiating between the assessments of risk of bias and quality of reporting, both influencing
the validity of results.
Conclusion: The goal for adequate reporting and protection against bias must be transparency, which
can be reached only by a shared responsibility of authors, peer-reviewers and editors. The evidence of
a recently published Cochrane review (1) suggests, that the reporting of RCTs still remains sub-optimal.
As a means of calling one of the key movers of the CONSORT initiative Douglas Altman may be cited:
“Good reporting is not an optional extra: it is an essential component of doing good research”.
References:
[ 1 ] Turner L, Shamseer L, Altman DG, Weeks L, Peters J, Kober T, Dias S, Schulz KF, Plint AC, Moher D.
Consolidated standards of reporting trials (CONSORT) and the completeness of reporting of randomised
controlled trials (RCTs) published in medical journals. Cochrane Database of Systematic Reviews 2012, Issue
11. Art. No.: MR000030. DOI: 10.1002/14651858.MR000030.pub2.
Corresponding author:
Barbara Buchberger, Universität Duisburg-Essen, Schützenbahn 70, 45127 Essen, Deutschland,
[email protected]
P62
Verfügbarkeit und Transparenz von Ergebnissen früher HTA-Bewertungen von Arzneimitteln
Cornelia Rüdig, Kerstin Staeck, Stefanie Reken, Anette Minarzyk, Micheal Köhler, Beate Wieseler
IQWiG, Köln, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: In Ländern der EU finden unterschiedliche Verfahren zur frühen
Nutzenbewertung von Arzneimitteln Anwendung. In Deutschland ist seit dem 1.1.2011 für neue
Wirkstoffe eine Bewertung des Zusatznutzens gesetzlich vorgeschrieben. Die Bewertung erfolgt auf
Grundlage von Dossiers der Hersteller. Wesentliche Teile des Dossiers, die Ergebnisse der
80
Posterpräsentationen
Dossierbewertung, die mit Ausnahme der Orphan Drugs i.d.R. durch das IQWiG erfolgt, Unterlagen aus
dem Stellungnahmeverfahren zu dieser Bewertung sowie der Beschluss des G-BA zum Zusatznutzen
werden auf der Webseite des G-BA veröffentlicht. Diese Veröffentlichung dient der Transparenz des
Verfahrens und der Ergebnisse, auf deren Basis Entscheidungen zur Gesundheitsversorgung von
Patienten in Deutschland getroffen werden. Ziel des Projekts ist eine Übersicht darüber, inwieweit HTAInstitutionen in Europa Ergebnisse zur frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln veröffentlichen. So
kann der regelhaft verfügbare Informationsumfang in den verschiedenen Ländern verglichen werden..
Methoden: Zur Beantwortung der Fragestellung wurde eine fokussierte Handsuche der Webseiten
einer Auswahl an HTA-Institutionen in Europa vorgenommen. Ausgewählt wurden Institutionen aus
Ländern, die Mitglied der EU oder EFTA sind und die am EUnetHTA Netzwerk teilnehmen.
Der Fokus der Handsuche wurde auf folgende Aspekte gelegt:
• Bewertungen von Arzneimitteln, die bereits durch das IQWiG bewertet wurden
• Umfang der öffentlich verfügbaren Information (Methodenpapiere, Verfahrensbeschreibung)
• Internationale Zugänglichkeit der Information (hinsichtlich Sprache).
Ergebnisse: In der Mehrzahl der untersuchten 25 Länder und 39 HTA-Institutionen werden Arzneimittel
für die Entscheidung des Markzugangs oder zur Erstattung regelhaft bewertet. In 7 Ländern sind
Kurzberichte oder Zusammenfassungen öffentlich einsehbar. Vollständige Bewertungsergebnisse sind
in England/Wales, Norwegen, Frankreich und den Niederlanden verfügbar. Bis auf eine Ausnahme
(Niederlande) sind die Berichte in der jeweiligen Landessprache verfasst. Zu den 24 Wirkstoffen, die
vom IQWiG zwischen Januar 2011 und Juni 2012 bewertet wurden, lag nur für einen keine weitere
Bewertung vor, die Bewertung eines weiteren Wirkstoffs war in 2 Ländern in Bearbeitung oder
angekündigt. Alle anderen Wirkstoffe wurden auch von anderen Institutionen bewertet.
Schlussfolgerung: Die Verfügbarkeit und Detailtiefe der Informationen zur frühen Nutzenbewertung
von Arzneimitteln variiert zwischen den europäischen Ländern stark.
Korrespondierender Autor:
Anette Minarzyk, IQWiG, Im Mediapark 8, 50670 Köln, Deutschland, [email protected]
P63
Welchen Mehrwert bringt die Berücksichtigung von Informationen aus der
Versorgungsforschung für die Leitlinienentwicklung? Das Beispiel Kreuzschmerz
Susann Conrad, Dana Rütters, Katharina C. Koltermann, Carmen Khan
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Da die Ergebnisse klinischer Studien bislang häufig nicht auf die
konkreten Fragen betroffener Menschen übertragbar sind, bestehen bei den Zielgruppen von Leitlinien
aufgrund der Unsicherheit in Bezug auf die Anwendbarkeit häufig Barrieren für die Umsetzung der
Empfehlungen im Praxisalltag. Studien der Versorgungsforschung hingegen versuchen die
Versorgungsrealität abzubilden. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, zu welchen Themen
können Daten aus der Versorgungsforschung die Informationen der NVL Kreuzschmerz ergänzen?
Material/Methoden: Eine systematische Literaturrecherche zielt auf versorgungsnahe
Veröffentlichungen zu deskriptiven, defizitorientierten, analytischen oder interventionellen
Fragestellungen zu unspezifischem Kreuzschmerz. Gesucht wurden deutschsprachige Originalarbeiten
basierend auf deutschen Daten. Nach einer orientierenden Recherche in Medline wurde eine Suche mit
abgeänderter Strategie in google und google.scholar und eine Handsuche in relevanten Zeitschriften
durchgeführt. Die relevanten Volltexte werden im Hinblick auf die Fragestellung, die angewendete
Methodik und die thematische Übereinstimmung mit NVL-Empfehlungen extrahiert.
Ergebnisse: Für die systematische Suche nach Publikationen zur Versorgung von Menschen mit
Kreuzschmerz in Deutschland ist eine Recherche in Medline nicht ausreichend. Die Suche ergab 135
Treffer, nach der Titel-Abstract-Sichtung wurden 99 Arbeiten ausgeschlossen. Fragen der relativen
Wirksamkeit unter Alltagbedingungen bleiben weitestgehend offen. Dennoch ergänzen die identifizierten
Informationen aus Versorgungsforschungsstudien die Informatio-nen der NVL in Bezug auf
Patienteneigenschaften oder Merkmale der Gesundheitsdienstleistungen. Nur wenige der Treffer
wurden bereits in der NVL zitiert. Bis zum Kongress wird eine vollständige Übersicht zu
Recherchequalität und –quantität sowie zu den Inhalten und Methoden der relevanten Studien
81
Posterpräsentationen
vorliegen.
Schlussfolgerung: Die üblichen Recherchestrategien zu klinischen Fragestellungen sind hier nicht
anwendbar. Durch die ungenaue Abgrenzung von klinischer Forschung und Versorgungsforschung ist
die Analyse erschwert. Die zusätzlich gewonnenen Informationen widersprechen den NVLEmpfehlungen nicht. Die Einbindung der Suche in kommende NVL- sowie andere Leitlinien-Projekte
unter Erweiterung um Veröffentlichungen in Form von Berichten zu Routinedaten oder Registerstudien
erscheint sinnvoll.
Korrespondierender Autor:
Susann Conrad, Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Straße des 17. Juni 106-108, 10623
Berlin, Deutschland, [email protected]
P64
Zeitliche Stabilität von Handlungsempfehlungen: Eine Analyse am Beispiel von sechs Leitlinien
zu chronischen Lungenerkrankungen
Liat Fishman, Günter Ollenschläger
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Medizinische Leitlinien sollen den aktuellen Stand des Wissens
abbilden. Während in den letzten Jahren große Fortschritte zur Methodik der Leitlinienerstellung erzielt
wurden, liegen verhältnismäßig wenige empirische Untersuchungen zur Stabilität von Leitlinien und zu
Fragen der optimalen Sicherstellung der Aktualität von Handlungsempfehlungen vor. Um hierzu neue
Erkenntnisse zu gewinnen, wurde eine Analyse der Änderungen an sechs Leitlinien zu chronischen
Lungenerkrankungen in einem zehnjährigen Zeitraum durchgeführt.
Methoden: Jeweils drei evidenzbasierte, national oder international geltende sowie thematisch
umfassende Leitlinien zu den Erkrankungen Asthma bronchiale und Chronisch Obstruktive
Lungenerkrankung (COPD) wurden für die Analyse ausgewählt und die Empfehlungen aus allen
Versionen dieser Leitlinien, die in den Jahren 2000 bis 2010 publiziert wurden, extrahiert. Die
Empfehlungsänderungen wurden anschließend hinsichtlich ihrer Zuordnung zu einem Themenbereich
(Diagnostik, medikamentöse bzw. nichtmedikamentöse Maßnahmen) sowie ihres Änderungstyps (neue
Empfehlung, Major- bzw. Minor-Änderung) klassifiziert. Die Überlebenszeiten der Empfehlungen der
Ausgangsversionen der Leitlinien, und damit die Wahrscheinlichkeit, dass eine beliebige Empfehlung
nach einer gewissen Zeit noch gültig ist, wurden berechnet.
Ergebnisse: Hinsichtlich der Stabilität der Leitlinienempfehlungen zeigt sich eine hohe Variation; so
schwanken die 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten der Asthma-Leitlinien zwischen 43℅ und 96℅
und diejenigen der COPD-Leitlinien zwischen 63℅ und 100℅. Die Gegenüberstellung der quantitativen
Ergebnisse mit der Aktualisierungsmethodik der jeweiligen Leitliniengruppen lässt erkennen, dass eine
hohe Überlebenswahrscheinlichkeit der Empfehlungen mit einer strengen methodischen
Vorgehensweise bei der Erstellung und Aktualisierung der Leitlinien assoziiert ist. Fast alle Leitlinien
benötigten in Abständen von vier bis sechs Jahren umfassende Änderungen, wobei die AsthmaLeitlinien mehr Änderungen unterworfen waren als die COPD-Leitlinien.
Schlussfolgerung: Eine stringente Herangehensweise bei der Leitlinienerstellung und -pflege ist
förderlich: Leitlinienentwickler müssen längerfristig weniger Korrekturen und Änderungen durchführen
und könnten dadurch Ressourcen sparen; Leitlinienanwender müssen sich mit weniger Änderungen der
Empfehlungen auseinandersetzen, wodurch eine bessere Implementierbarkeit gegeben ist.
Literatur
[ 1 ] Fishman L. Methoden zur Aktualisierung von medizinischen Leitlinien: Eine quantitative und qualitative Analyse.
Berlin: ÄZQ; 2012. (äzq Schriftenreihe; 40)
Korrespondierender Autor:
Liat Fishman, ÄZQ, Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin, Berlin, [email protected]
Postersession 7: Ausbildung
P71
Curriculum zur EbM-Kompetenzentwicklung für Patientenberater und Patientenvertreter
1
2
2
2
1
Stefan Palmowski , Dirk Müller , Anna Passon , Stephanie Stock , Bettina Berger
82
Posterpräsentationen
1
Gerhard Kienle Lehrstuhl für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin, Universität
Witten/Herdecke, Herdecke, Deutschland
2
Institut für Gesundheitsökonomie und klinische Epidemiologie, Köln, Deutschland
Hintergrund: Patientenberater und Patientenvertreter nehmen eine zunehmend wichtigere Rolle im
Gesundheitswesen ein. Patientenvertreter werden in die Erarbeitung von Leitlinien eingebunden und
vertreten in Gremien der gemeinsamen Selbstverwaltung die Interessen der Patienten/innen.
Patientenberater unterstützen bei der Suche nach qualitätsgesicherten Gesundheitsinformationen und
helfen bei der Entscheidungsfindung. Damit sie diese Rolle ausfüllen können, bedarf es umfassender
Qualifizierung unter anderem in der Methodik der EbM und der Gesundheitskommunikation. Seit 2002
wurden dazu verschiedene Programme und Trainings entwickelt [1], [2]. Bislang wurde jedoch keine
Weiterbildung für Nicht-Mediziner nachhaltig umgesetzt.
Zielsetzung:
1)
Weiterentwicklung eines schon bestehenden Curriculums für ein EbM Kompetenztraining.
Entwicklung von Aufbaukursen für Patientenberater und Patientenvertreter.
2)
Entwicklung von Modulen zu den Themenbereichen Gesundheitsökonomie und Integrative Medizin.
3)
Pilotierung und Evaluation des Curriculums.
Methoden:
1) Identifikation von Schlüsselpersonen innerhalb potentieller Nutzerorganisationen und Einbindung in
eine Arbeitsgruppe. Einschlusskriterien für die Auswahl der Organisationen sind: Tätigkeit im Bereich
Qualifizierung im Gesundheitswesen und/oder Interesse an einer (Weiter-)Qualifikation ihrer
Mitglieder/Mitarbeiter und/oder eigene Erstellung von EbM-basierten Patienteninformationen oder
Leitlinien.
2) Die Schlüsselpersonen werden durch ein Delphi-Verfahren [3] in die Weiterentwicklung des
Curriculums eingebunden. Die Datenerhebung erfolgt durch Online-Befragungen und fokussierte
Interviews; inhaltsanalytische Auswertung der qualitativen Daten [4]. Auf der Basis einer didaktischen
Analyse wird dann das Curriculum unter Einbeziehung der Expertenmeinungen weiterentwickelt [5].
3) Pilotierung und Evaluation des Curriculums.
Ergebnisse: Schlüsselpersonen innerhalb relevanter, potentieller Nutzerorganisationen wurden
identifiziert und innerhalb einer Arbeitsgruppe eingebunden. Darunter IQWIG, ÄZQ,
Patientenbeauftragte NRW, Careum Stiftung, Karl und Veronica Carstens-Stiftung, DNEbM, UPD,
Gesundheitsselbsthilfe NRW, Harding Center for Risk Literacy, GKV Spitzenverband, VZ-NRW, Barmer
GEK. Derzeitige Curriculumstruktur: dreigliedrig (ein Basis- / zwei zielgruppenspezifische Aufbaukurse
(jeweils 20h) mit vor- und nachgeschalteten Online-Einheiten. Entwurf der Module
Gesundheitsökonomie und Integrative Medizin.
Literatur
[ 1 ] Berger B, Steckelberg A, Meyer G, et al. Training of patient and consumer representatives in the basic
competencies of evidence-based medicine: a feasibility study. BMC Med Educ 2010;10:16
[ 2 ] Dierks ML, Huth A, Lang B, et al. Curriculum Patientenberatung: Informationen Recherchieren - Bewerten Vermitteln 2004. Available at: http://www.patienten-information.de/patientenbeteiligung/curriculum.pdf Accessed
June 27, 2012
[ 3 ] Häder M. Empirische Sozialforschung: Eine Einführung, 2nd edn. Wiesbaden: VS, Verl. für Sozialwiss. 2010
[ 4 ] Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken, 11th edn. Weinheim: Beltz 2010
[ 5 ] Klafki W. Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik: Zeitgemässe Allgemeinbildung und kritischkonstruktive Didaktik, 6th edn. Weinheim; Basel: Beltz 2007
Korrespondierender Autor:
Stefan Palmowski, Private Universität Witten/Herdecke gGmbH, Alfred-Herrhausen-Straße 50, 58448
Witten, Deutschland, [email protected]
P72
Evidenzbasierte Innovationen in den Gesundheitsfachberufen
Sebastian Voigt-Radloff
Deutsches Cochrane Zentrum, Freiburg, Deutschland
83
Posterpräsentationen
Ziel: Zur wissenschaftlichen Fundierung und Weiterentwicklung der Handlungspraxis und zur
Angleichung an internationale Standards empfahl der Gesundheitsforschungsrat den Auf- und Ausbau
von Forschung in den Gesundheitsfachberufen Pflege, Hebammenwesen, Physiotherapie, Ergotherapie
und Logopädie (http://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/_media/GFREmpfehlung_Gesundheitsfachberufe.pdf). Das hier vorgestellte Projekt soll diese Berufsgruppen darin
unterstützen, durch wissenschaftliche Forschung erfolgreiche Beratungs- und Behandlungsmaßnahmen
zu ermitteln, zu überprüfen und in der Routine zu implementieren.
Methode:
1. Bildung einer Arbeitsgruppe aus autorisierten Vertretern der Berufsgruppen aus den Bereichen
Praxis, Lehre und Forschung und einem Koordinator aus dem Deutschen Cochrane Zentrum.
2. Entwicklung eines konsentierten Leitfadens auf Basis der wissenschaftlichen Literatur (1) zu
komplexen Interventionen, (2) zur systematischen Evidenzermittlung und -bewertung und (3) zur
Methodik von Machbarkeits-, Wirksamkeits- und Implementationsstudien.
3. Entwicklung und Durchführung eines Pilotseminars mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe mit
anschließender Reflektion zur Verbesserung des Seminarkonzeptes und -materials. Die Entwicklung
des Pilotseminars soll im Mai 2013 abgeschlossen sein.
4. Zurverfügungstellung des Leitfadens und des Schulungsmaterials für die Vertreter der Berufsgruppen
zur Schulung insbesondere von forschungsinteressierten Masterstudenten.
5. Aufbau einer Datenbank zur Registrierung der bisherigen und zukünftigen Seminarteilnehmer.
Kommunikationsstrukturen für ein zukünftiges praxisbasiertes Forschungsnetzwerk schaffen.
Literatur:
[ 1 ] Ewers M, Grewe T, Höppner H, Huber W, Sayn-Wittgenstein F, Stemmer R, Voigt-Radloff S, Walkenhorst U
(2012): Forschung in den Gesundheitsfachberufen. Potenziale für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung
in Deutschland. Deutsche Medizinische Wochenschrift 137(S2), 37-73.
[ 2 ] Medical Research Council. Developing and evaluating complex interventions: new guidance. 2008.
www.mrc.ac.uk/complexinterventionsguidance
Korrespondierender Autor:
Sebastian Voigt-Radloff, Deutsches Cochrane Zentrum, Berliner Allee 29, 79110 Freiburg, Deutschland,
[email protected]
P73
Evidenzbasiertes Lehren: Entwicklung eines Verfahrens zur Erhebung von Kompetenzen
Lehrender zum Umgang mit professionsbezogener Evidenz
Susanne Heininger, Johannes Bauer, Manfred Prenzel
TU München, School of Education, München, Deutschland
Hintergrund und Fragestellun: Während Professionen wie Medizin und Pflegewissenschaft auf eine
langjährige Erfahrung mit „Evidence-based Practice“ zurückblicken, existiert in der bisherigen Kultur der
Unterrichtspraxis keine Tradition, unterrichtliches Handeln am besten verfügbaren Wissen – und damit
an empirischer Evidenz – auszurichten (Hargreaves, 2000). Entscheidungen im Berufsalltag von
Lehrenden basieren derzeit meist auf dem Prinzip einer „Common Practice“ (Petty, 2009). Inwieweit
Lehrende in der Lage sind, professionsrelevante Evidenz zu beurteilen und zu nutzen, lässt sich nicht
beantworten, denn es existieren aktuell keine Verfahren, welche die Kompetenzen von Lehrkräften im
Umgang mit Evidenz messen können. Deshalb wird in dieser Studie ein Messinstrument entwickelt,
welches Kompetenzen für die Bewertung und Nutzung von Evidenz im Kontext Unterricht und Schule
erfassen soll.
Material und Methode: In Anlehnung an vergleichbare Testkonzeptionen für die Profession Medizin
sollen die Kompetenzen der kritischen Bewertung sowie des Transfers der Ergebnisse auf den
Berufsalltag erhoben werden. Das geplante Messinstrument konfrontiert die Testpersonen über
Textvignetten mit möglichst authentischen Problemstellungen. Zur Bearbeitung werden Studien mit
fragiler sowie konfligierender Evidenz präsentiert, die bezüglich der Qualität mittels einer
Klassifikationsskala bewertet und anschließend argumentativ genutzt werden sollen. Die Präpilotierung
des Testerfahrens dient der Entwicklung, Pilotierung und Optimierung des Messinstrumentes. Das
Messverfahren wird computergestützt durchgeführt. N=40 Lehramtsstudierende (gymnasiales und
84
Posterpräsentationen
berufliches Lehramt) bearbeiten Aufgaben zu problembasierten alltagsrelevanten, medizinischen sowie
professionsbezogenen, bildungswissenschaftlichen Situationen. N=10 Testpersonen durchlaufen
Cognitive Labs (Wilson, 2005), um relevante Informationen zu Aufgaben und Material zu generieren, die
der Überarbeitung und Weiterentwicklung des Tests dienen.
Ergebnisse und Schlussfolgerun: Die Datenerhebung findet im Dezember 2012 statt. Die Ergebnisse
werden zum Zeitpunkt der Konferenz im März vorliegen und dienen der Optimierung des verwendeten
Testmaterials sowie ersten inhaltsanalytischen Auswertungen. Der vorliegende Beitrag präsentiert und
diskutiert die Konzeption der Evidenzquellen sowie erste Analysen der schriftlichen Explikationen der
Testpersonen.
Literatur:
[ 1 ] Hargreaves, D. (2000). Teaching as a research-based profession: possibilities and prospects. In B. Moon (Ed.),
Leading professional development in education (pp. 200–210). London: RoutledgeFalmer.
[ 2 ] Petty, G. (2009). Evidence-based teaching: A practical approach. Cheltenham: Nelson Thornes.
[ 3 ] Wilson, M. (2005). Constructing measures. New York: Taylor & Francis.
Korrespondierender Autor:
Susanne Heininger, TU München, School of Education, Schellingstraße 33, 80799 München, Germany,
[email protected]
P74
Kritische Gesundheitsbildung im Hamburger Lehramtsstudiengang Berufliche Schulen Gesundheitswissenschaften: eine prospektive Kohortenstudie
Anke Steckelberg
Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
Hintergrund: Die Einführung des Bachelor und Master Systems im Lehramtsstudiengang Berufliche
Schulen - Gesundheitswissenschaften der Universität Hamburg wurde prospektiv evaluiert. Ein
Kernelement des Curriculums ist die systematische Fundierung nach den Methoden der Evidenzbasierten Medizin.
Material und Methoden: Alle Studierende (n=55), die im Wintersemester 2008 und 2009 mit dem
Studium Lehramt Berufliche Schulen- Gesundheitswissenschaften begonnen haben, wurden in die
Evaluation eingeschlossen. Erhoben wurde die Kompetenz kritische Gesundheitsbildung. Das Konstrukt
kritische Gesundheitsbildung umfasst die beiden Konzepte health literacy und Evidenz-basierte Medizin.
Zu vier Messzeitpunkten wurde der validierte Critical Health Competence Test (Skala 0-1000)
eingesetzt: T0 (zu Beginn des Studiums zusammen mit den Basisdaten), T1 (zu Beginn des 3.
Semesters), T2 (zu Beginn des 5. Semesters) und T3 (nach dem Bachelorabschluss). Für die einzelnen
Messzeitpunkte wurden Personenparameter (Mittelwerte (±SD) (Min-Max)) gerechnet. Fehlende Werte
wurden mit der LOCF Methode ersetzt. Der Vergleich der Messzeitpunkte erfolgte mittels t-Test für
gepaarte Stichproben. Die Ergebnisse wurden anderen Vergleichsgruppen deskriptiv gegenübergestellt.
Ergebnisse: Insgesamt haben in den beobachteten Jahrgängen 55 Studierende (mittleres Alter (MinMax) 27 (19-47) Jahre; Frauen n=45) mit dem Studium begonnen. Für die Messzeitpunkte liegen n=54
(T0), n=50 (T1), n=47 (T2) und n=38 (T3) Datensätze vor. Ausgeschieden sind insgesamt 8
Studierende. Für 7 Studierende liegen aufgrund von Studienzeitverlängerungen noch keine T3 Daten
vor.
Die kritische Gesundheitsbildung steigt über die 4 Messzeitpunkte kontinuierlich an. Die
Personenparameter betrugen bei T0: 460 (±56) (336-598); T1: 568 (±76) (404-739); T2: 587 (±67) 452739) und T3: 603 (±68) (452-739). Der Unterschied von T0 zu T3 ist statistisch signifikant (p<0,001).
Ergebnisse von Studierenden der Pflegewissenschaft (n=31), die ein einsemestriges Train-The-Trainer
Seminar zu kritischer Gesundheitsbildung absolvierten, zeigten einen vergleichbaren Kompetenzanstieg
zur T1 Erhebung: 493 (±62) versus 577 (±84). Kompetenztrainings mit Multiplikatoren (Patientenberater,
Verbrauchervertreter in Graz, Österreich) (n=142) zeigten vergleichbare Werte: 466 (±121) versus 574
(±100).
Diskussion: Die gezeigten Unterschiede sind für die Zielgruppe relevant. Die Ergebnisse können zur
Planung von randomisiert-kontrollierten Studien genutzt werden.
Korrespondierender Autor:
85
Posterpräsentationen
Anke Steckelberg, Universität Hamburg, Erdmannstr. 2e, 22765 Hamburg, Deutschland,
[email protected]
P75
Survey zu Aus-, Weiter- und Fortbildungsangeboten in Evidenzbasierter Medizin – eine
zielgruppenspezifische Auswertung
1
1
2
3
4
Joshua Dörr , Arash Valipour , Reinhard Strametz , Gabriele Meyer , Dagmar Lühmann , Johann
5
6
7
8
9
Steurer , Karl Horvath , Norbert Donner-Banzhoff , Johannes Forster , Karsta Sauder , Günter
10
11
Ollenschläger , Tobias Weberschock
1
Arbeitsgruppe Evidenzbasierte Medizin, Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität Frankfurt,
Frankfurt, Deutschland
2
Arbeitsgruppe Evidenzbasierte Medizin, Institut für Allgemeinmedizin; Klinik für Anästhesiologie,
Intensivmedizin und Schmerztherapie, Goethe-Universität Frankfurt, Frankfurt, Deutschland
3
Department für Pflegewissenschaft, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke,
Witten/Herdecke, Deutschland
4
Institut für Sozialmedizin, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck, Lübeck, Deutschland
5
Horten-Zentrum, Universitätsspital Zürich, Schweiz, Zürich, Schweiz, Deutschland
6
EBM Review Center, Universitätsklinik für Innere Medizin, Graz, Österreich, Graz, Österreich,
Deutschland
7
Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Philipps-Universität Marburg,
Marburg, Deutschland
8
Kinderabteilung St. Hedwig, St. Josefskrankenhaus, Freiburg, Freiburg, Deutschland
9
Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin DNEbM e.V., Ärztliches Zentrum für Qualität in der
Medizin, Berlin, Berlin, Deutschland
10
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin, Berlin, Deutschland
11
Arbeitsgruppe Evidenzbasierte Medizin, Institut für Allgemeinmedizin; Klinik für Dermatologie,
Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung : Das Angebot an Veranstaltungen zu Aus-, Weiter- und Fortbildung in
Evidenzbasierter Medizin (EbM) im deutschsprachigen Raum wurde 2011/12 in einem Survey des
Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e.V. (DNEbM) und der Arbeitsgruppe EbM Frankfurt
erhoben. Danach sind die häufigsten Zielgruppen für EbM-Veranstaltungen Studierende, Ärzte sowie
Pflegepraktiker und Angehörige anderer Gesundheitsfachberufe.
In einer gemeinsamen Darstellung werden die Struktur und die Inhalte der EbM Veranstaltungen
zielgruppenspezifisch untersucht und verglichen.
Material/Methoden : Im ersten Schritt des zweiphasigen Surveys wurden in Deutschland, Österreich
und der Schweiz die medizinischen Fakultäten, die Hochschulen, die Ärztekammern, die
Kassenärztlichen Vereinigungen in Deutschland und via Email die Mitglieder der deutschsprachigen
Gesellschaften für Allgemeinmedizin, der Gesellschaft für medizinische Ausbildung und des DNEbM
nach potentiellen Veranstaltern befragt.
Im zweiten Schritt erhielten die identifizierten Veranstalter einen Detailfragebogen mit 36 Items aus den
Bereichen Rahmen und Struktur, Teilnehmerbeschreibung, Inhalte und didaktische Methoden,
Evaluation und Publikation sowie Planung und Bekanntmachung.
Ergebnisse : Von den insgesamt 185 erfassten EbM-Veranstaltungen wenden sich 117 (63,8%) an
Studierende, 70 (37,8%) an Ärzte und 55 (29,7%) an Pflegepraktiker und Angehörige anderer
Gesundheitsfachberufe, wobei Mehrfachnennungen möglich waren.
Strukturell unterscheiden sich die Veranstaltungen für die drei Zielgruppen insbesondere in der höheren
durchschnittlichen Teilnehmerzahl pro Veranstaltung für Studierende (n=38, 95% Konfidenzintervall [KI]
29-47) gegenüber Pflegepraktikern und Angehörigen anderer Gesundheitsfachberufe (n=27; 20-35)
bzw. Ärzten (n=19; 17-22)
Inhaltlich werden in allen Zielgruppen hauptsächlich die ersten drei Schritte nach Sackett (Studierende:
79,5% (95% KI 71-86,4%) / Ärzte: 73,8% (61,5-84%) / Andere: 61,8% (47,7-74,6%)) vermittelt.
Auch eine Evaluation nach Veranstaltungsabschluss wird bei Studenten (88,5%; 81,1-83,7%), Ärzten
(86,6%; 76-93,7%) sowie in der drittgrößten Zielgruppe (90,6%; 79,3-96,9%) erfasst.
Schlussfolgerung: Strukturell unterscheiden sich die Angebote, was sich zumindest teilweise auf die
unterschiedlichen Rahmenbedingungen in Studium und Beruf zurückführen lässt. Die inhaltlichen
86
Posterpräsentationen
Aspekte zeigen aber einen hohen Grad an Übereinstimmung zwischen den verschiedenen Zielgruppen.
Korrespondierender Autor:
Joshua Dörr, Institut für Allgemeinmedizin, Arbeitsgruppe EbM Frankfurt, Goethe Universität Frankfurt,
Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt, Deutschland, [email protected]
P76
Systematische Übersicht zu Leitlinien und ähnlichen Dokumenten für die praktische Pflege im
deutschsprachigen Raum
Ralph Möhler, Cäcilia Krüger, Gabriele Meyer
Department für Pflegewissenschaft, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
Hintergrund/Fragestellung: Zunehmend werden im deutschsprachigen Raum Leitlinien und leitlinienähnliche Dokumente zu pflegerelevanten Fragestellungen und mit überregionaler Reichweite entwickelt.
Die Implementierung dieser Dokumente gilt teilweise als Indikator bei externen Qualitätsprüfungen.
Leitlinien-ähnliche Dokumente sind Expertenstandards, BUKO-QS Qualitätsniveaus oder HTA-Berichte.
Eine systematische Übersicht und methodische Qualitätsbewertung der Dokumente stand aus und war
Ziel des Projektes.
Material/Methoden: Im Mai 2012 wurde eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken
Medline, CINAHL, Heclinet, Gerolit, im Internet (Google) und auf Homepages relevanter
Fachgesellschaften durchgeführt. Die Auswahl der Dokumente erfolgte durch eine Person, bei
Unklarheiten wurde eine zweite Person hinzugezogen. Die Beurteilung der methodischen Qualität der
Leitlinien und Leitlinien-ähnlichen Dokumente erfolgte mittels eines auf Basis von DELBI und AGREE II
erstellten Kriterienkataloges (29 Items in 10 Domänen). HTA-Berichte wurde anhand eines spezifischen
Kriterienkatalogs beurteilt (Perleth & Lühmann, 2007).
Ergebnisse: Die Suche ergab 575 Treffer. 21 Dokumente erfüllten die Einschlusskriterien: 6 Leitlinien,
7 Expertenstandards, 4 HTA-Berichte, 2 BUKO-QS Qualitätsniveaus und 2 Rahmenempfehlungen. 16
Dokumente betrafen die Zielgruppe der Hochbetagten bzw. Personen mit Demenz. Zu den Themen
Dekubitusprophylaxe, Mundpflege und Sturzprophylaxe lagen mehrere Dokumente vor. Bei der
Erstellung der Dokumente wurden formal viele der international diskutierten methodischen
Qualitätskriterien erfüllt, die individuelle Umsetzung unterscheidet sich jedoch maßgeblich. 17
Dokumente wurden monodisziplinär entwickelt; bei 6 Dokumenten wurden Betroffene oder deren
Vertreter in die Entwicklung einbezogen.
Schlussfolgerung: Insgesamt konnten nur wenige Leitlinien und Leitlinien-ähnlichen Dokumente zu
pflegerelevanten Themen identifiziert werden. Die Mehrzahl der Dokumente wurde monodisziplinär
entwickelt, obwohl viele Leitlinienthemen zweifelsohne multidisziplinär sind. Defizite zeigen sich auch
beim Einbezug der Betroffenen oder ihrer Vertreter. Die Dokumente fokussieren überwiegend auf die
Versorgung von Hochaltrigen bzw. Menschen mit Demenz. Für drei Themen liegen mehrere Dokumente
mit teilweise voneinander abweichenden Empfehlungen vor. Zukünftige Leitlinien für die Pflege sollten
multidisziplinär entwickelt werden und weitere Versorgungsbereiche fokussieren.
Literatur
[ 1 ] Finanzierung: Das Projekt wurde von der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege, Berlin in Auftrag gegeben
und finanziert.
Korrespondierender Autor:
Ralph Möhler, Universität Witten/Herdecke, Stockumer Straße 12, 58453 Witten, Deutschland,
[email protected]
P77
Entwicklung und Pilotierung einer Schulung für BetreuerInnen zu häufigen
Gesundheitsentscheidungen bei Menschen mit Demenz – PRODECIDE (Proxy-decision-making)
Tanja Richter, Anja Gerlach
Universität Hamburg, MIN-Fakultät, Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: In Deutschland wurden 2009 ca. 1,3 Millionen Menschen gesetzlich
betreut [1]. Davon ca. 1/3 durch BerufsbetreuerInnen, der Rest durch Angehörige und andere
Ehrenamtliche. In 65% der Erstbestellungen wurde auch der Aufgabenkreis Gesundheitssorge
eingerichtet, Grund für die Bestellung war in 2005 in 20% eine Demenz. Dem gegenüber gibt es weder
87
Posterpräsentationen
für ehrenamtliche noch für BerufsbetreuerInnen derzeit Ausbildungsvoraussetzungen. Der größte Teil
hat keinerlei Vorbildung zu gesundheitsbezogenen Fragestellungen. Bei fortschreitender Demenz
können Symptome wie sogenannte herausfordernde Verhaltensweisen, vermehrte Stürze, Unruhe oder
die Ablehnung von Nahrung und/oder Flüssigkeit zu Entscheidungen im Rahmen der Gesundheitssorge
führen. Hierzu gehören die Verordnung von Neuroleptika, die Frage nach freiheitseinschränkenden
Maßnahmen (FEM) oder die Anlage einer percutanen Ernährungssonde (PEG). Für diese drei
Entscheidungssituationen muss der Nutzen der Maßnahme in Frage gestellt oder den Risiken und
Nebenwirkungen gegenüber gestellt werden. Verschreibungsraten von Neuroleptika in stationären
Altenpflegeeinrichtungen liegen international zwischen 21% und 46% [2]. Es wird eine mäßige
Wirksamkeit, aber bedeutsame Nebenwirkungen beschrieben. Für FEM werden Prävalenzen zwischen
2% und 70% berichtet [3], obwohl deren Anwendung fachliche und ethische Fragen aufwirft. Für die
Anlage einer PEG werden Prävalenzraten von bis zu 34% für Menschen mit fortgeschrittener Demenz
berichtet, obwohl es weder verlässliche Daten zur Frage der Lebensverlängerung noch zur
Verbesserung der Lebensqualität gibt [4]. Ziel der Untersuchung ist die Verbesserung der Versorgung
von Menschen mit Demenz durch Entwicklung und Pilotierung von Schulungsmodulen für
BetreuerInnen zu Entscheidungen zu den Themen Neuroleptika, FEM und PEG.
Methoden: Die Entwicklung und Evaluation erfolgt in 3 Phasen: In Phase 1 werden in Einzelinterviews
(n=36 Betreuer-Betroffenen-Tandems) Inhalte und Faktoren von Entscheidungsfindungsprozessen zu
den beschriebenen Themen generiert. In Phase 2 werden auf Basis der Ergebnissen aus Phase 1
Schulungsmodule zu den drei Entscheidungssituationen entwickelt, in Fokusgruppen auf
Verständlichkeit und Durchführbarkeit evaluiert und erste Schulungen durchgeführt. In Phase 3 wird in
Einzelinterviews mit SchulungsteilnehmerInnen aus Phase 2 die Umsetzung der Schulungsinhalte im
Praxisalltag exploriert.
Projektlaufzeit: 01.01.2012 – 30.06.2013, Förderung: Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.
Literatur
[ 1 ] Amtliche Erhebungen des Bundesamtes für Justiz, der Sozialministerien der Bundesländer, der überörtlichen
Betreuungsbehörden, der Bundesnotarkammer sowie des Statistischen Bundesamtes: Betreuungszahlen 2009.
http://www.bundesanzeiger-verlag.de/ (Zugriff 18.11.2012)
[ 2 ] Mann E, Köpke S, Haastert B, Pitkala K, Meyer G. Psychotropic medication use among nursing home residents
in Austria: a cross-sectional study. BMC Geriatr. 2009; 9:18.
[ 3 ] Feng Z, Hirdes JP, Smith TF, Finne-Soveri H, Chi I, Du Pasquier JN, et al. Use of physical restraints and
antipsychotic medications in nursing homes: a cross-national study. Int J Geriatr Psychiatry. 2009
Oct;24(10):1110-8.
[ 4 ] Sampson EL, Candy B, Jones L. Enteral tube feeding for older people with advanced dementia. Cochrane
Database Syst Rev. 2009(2):CD007209.
Korrespondierender Autor:
Tanja Richter, Universität Hamburg, Martin-Luther-King-Platz 6, 20146 Hamburg, Deutschland,
[email protected]
P78
Comparison of component instruments, assessing the quality of RCT, by students after training
sessions in Evidence-based medicine (EbM) - first results
Barbara Buchberger, Romy Heymann, Hendrik Huppertz, Juergen Wasem
Universität Duisburg-Essen, Essen, Germany
Aims/Background: Based on a Health Technology Assessment (HTA) comparing tools, used for the
assessment of the methodological quality of studies, we started a project for the comparison of
component instruments.
Methods: As a first step, we trained a cohort of students, our future study population, in the methods of
EbM.
Within the framework of a lecture on health economics and epidemiology at our university, we offered
the opportunity to substitute written papers and tutorials to achieve three credit points by visiting four
additional sessions of 90 minutes each in November 2011 and January 2012.
First, we introduced essential terms of EbM theoretically such as validity, single aspects of study quality,
hierarchy of study types, the PICO-scheme and different types of bias. We also demonstrated the
classical structure of publications and therein, the sections containing validity aspects.
88
Posterpräsentationen
In the second session, we intensified the knowledge by interactive exercises, simulating different
methods of randomisation, blinding, stratification, intention-to-treat- and per-protocol analyses.
Furthermore, posters with single aspects of study quality were prepared and presented in groups.
Thereafter, the five component instruments (1,2,3,4,5) mainly written in English, were introduced and
the participants exercised the application of these instruments with randomly selected publications.
In the last session, the students carried out the assessment of studies and their data were collected for
evaluation.
Results: In total 47 students, on average 27 years old and 68% female, were evaluated. Prior
knowledge of the assessment of study quality was stated by eight students, 39 had none, and on
average, the number of master semesters was two out of four.
English language skills correlated weakly but statistically significant with the knowledge gained. The
correlation between two instruments(1,2) with similar items, concerning the assessment of distortion,
was negative (Kendall’s Tau -,442, p<0,002), the research into causes is ongoing.
References
[ 1 ] Hill CL, La Valley MP, Felson DT. Secular changes in the quality of published randomized clinical trials in
rheumatology. Arthritis and Rheumatism 2002; 46(3): 779-84.
[ 2 ] Higgins JPT, Green S. Cochrane Handbook for Systematic Reviews of Interventions 5.0.0. Oxford, UK: The
Cochrane Collaboration; 2008.
[ 3 ] Huwiler-Muentener K et al. Quality of reporting of randomized trials as a measure of methodologic quality.
JAMA 2002; 287(21): 2801-2804.
[ 4 ] Institute for Quality and Efficiency in Healthcare IQWiG 2008. Frueherkennungsuntersuchung von
Sehstoerungen bei Kindern bis zur Vollendung des 6. Lebensjahres. Abschlussbericht 2008. Koeln, IQWiGBerichte, Nr. 32.
[ 5 ] Thomas BH et al. A process for systematic reviewing the literature: providing the research evidence for public
health nursing interventions. Worldviews on evidence-based nursing 2004; 1(3): 176-184.
Corresponding author:
Barbara Buchberger, Universität Duisburg-Essen, Schützenbahn 70, 45127 Essen, Deutschland,
[email protected]
Postersession 8: EbM Umsetzung I
P81
Effekte von Qualitätsverbesserungs-Maßnahmen in der Gesundheitsversorgung:
Diskussionsstand in der Literatur
Barbara Pietsch
Gemeinsamer Bundesausschuss, Berlin, Deutschland
Hintergrund: Qualitätskonzepte in der medizinischen Versorgung haben eine lange Tradition mit
Weiterentwicklungen von klassischen zu managementorientierten Ansätzen. Gesetzliche Vorgaben
haben diese konzeptionellen Entwicklungen aufgegriffen. Qualitätsverbesserungs- (QV) Maßnahmen
und –Instrumente sind heute weitgehend etabliert, akzeptiert und in hohem Maße „politisch korrekt“.
Dennoch sind Umsetzung und Weiterentwicklung von QV-Maßnahmen mit erheblichen Anstrengungen
auf vielen Ebenen verbunden. Unter diesen Aspekten gewinnen Fragen nach „sicherem Wissen“ zu
deren Effekten und Nutzen für die Patientenversorgung zunehmend Bedeutung. Zur Beantwortung
dieser Fragen wird der Diskussionsstand in der Literatur untersucht.
Methoden: In einer systematischen Literaturrecherche der letzten 10 Jahre wurden zunächst 80
Dokumente identifiziert, von denen 30 relevante Publikationen ausgewertet wurden. In 10 Publikationen
wurden Fragen zu Effekten von QV-Maßnahmen untersucht, 20 Publikationen fokussierten auf
Probleme bei der Evaluation und auf Weiterentwicklungsvorschlägen.
Ergebnisse: Die Evidenz im Hinblick auf (kausale) Effekte von QV-Maßnahmen ist aufgrund der
heterogenen Studienlage und widersprüchlicher Ergebnisse gering, was u.a. in der Komplexität der
Interventionen in ebenso komplexen sozialen Kontexten begründet liegt. Zunehmend wird daher
thematisiert, dass Fragen nach direkten Effekten von QV-Interventionen so nicht gestellt und daher
klassische RCTs kaum zu adäquaten Antworten beitragen können. Erfolgreiche QV-Ansätze basieren
auf reflexiven, kontextabhängigen Veränderungs- und Lernprozessen in lokalen, teamorientierten
89
Posterpräsentationen
Organisationen mit ausgeprägter Unternehmenskultur. In der Literatur wird daher vorgeschlagen, den
Fokus auf Fragen zu richten, warum, wann, wo und unter welchen Bedingungen QV-Maßnahmen im
Sinne von Determinanten der Effektivität erfolgreich sind und diese Fragen mit pragmatischen
Evaluationsansätzen und -methoden zu beantworten.
Schlussfolgerungen: Da die Evidenz zu Effekten zu QV-Maßnahmen aus inhärenten Grün-den gering
ist und bleiben wird, stehen zunehmend Fragen nach dem „wie funktionieren QV-Maßnahmen“ und
nicht mehr nach dem „ob“ im Vordergrund. Hierzu wird in der Literatur empfohlen, experimentelle
Methoden um qualitative Ansätze zu ergänzen. Darüber hinaus sollte jede Implementation von QVMaßnahmen von Evaluationselementen im Sinne eines „kontinuierlichen, selbstreflexiven und
autoevaluativen Experiments“ begleitet sein.
Literatur
[ 1 ] Berwick DM. The sience of improvement. JAMA 2008; 299(10): 1182-4.
[ 2 ] Glattacker M, Jäckel WH. Evaluation der Qualitätssicherung: aktuelle Datenlage und Konse-quenzen für die
Forschung. Gesundheitswesen 2007; 69: 277-83.
[ 3 ] Ovretveit J, Gustafson D. Evaluation of quality improvement programmes. In: Grol R, Baker R, Moss F (Eds.):
Quality Improvement Research: Understanding the science of change in health care. London: BMJ Books;
2004; 115-31.
[ 4 ] Simoes E, Boukamp K, Mayer ED, Schmahl FW. Gibt es Belege für den Impact quali-tätssichernder/-fördernder
Verfahren in anderen Ländern? Gesundheitswesen 2004; 66(6): 370-9.
[ 5 ] Walshe K, Freeman T. Effectiveness of quality improvement: learning from evaluations. Qual Saf Health Care
2002; 11: 85-7.
Korrespondierender Autor:
Barbara Pietsch, Gemeinsamer Bundesausschuss, Wegelystr. 8, 10623 Berlin, Deutschland,
[email protected]
P82
Steigerung der körperlichen Aktivität als Behandlungsansatz bei Diatbetes Typ 2,
systematisches Review
1
2
1
3
Kirsten H Herrmann , Thomas Semlitsch , Christoph Schürmann , Klaus Jeitler , Lars G
4
1
5
6
7
Hemkens , Tatjana Janzen , Eva Nagele , Andrea Siebenhofer-Kroitzsch , Karl Horvath
1
IQWiG, Köln, Deutschland
EBM Review Center, Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Universität Graz, Österreich;
HEALTH – Institut für Biomedizin und Gesundheitswissenschaften, Joanneum Research, Graz,
Östereich;, Graz, Österreich
3
EBM Review Center, Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Universität Graz, Österreich;
Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Dokumentation, Medizinische Universität Graz,
Österreich;, Graz, Österreich
4
Basel Institut für klinische Epidemiologie und Biostatistik, Universitäts Hospital Basel, Basel, Schweiz;,
Basel, Schweiz
5
EBM Review Center, Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Universität Graz, Österreich;,
Graz, Österreich
6
EBM Review Center, Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Universität Graz,
Österreich;Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Deutschland;, Graz,
Frankfurt, Österreich
7
EBM Review Center, Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Universität Graz, Österreich;
Klinische Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel , Universitätsklinik für Innere Medizin in Graz,
Österreich;, Graz, Österreich
2
Ziel: Ziel ist die Nutzenbewertung von Interventionen zur Steigerung der körperlichen Aktivität bei
Erwachsenen mit Diabetes mellitus Typ 2.
Methoden: Die Bewertung wurde auf Grundlage von randomisierten kontrollierten Studien (RCTs)
durchgeführt. MEDLINE, EMBASE und die Cochrane Datenbanken wurden in einer systematischen
Literaturrecherche durchsucht nach RCTs und systematischen Reviews (bis Dezember 2010), um
weitere RCTs aufzufinden. Referenzlisten wurden gescreent. Eingeschlossen wurden RCTs mit einem
Follow-up von mindestens 24 Wochen, die Erwachsene mit Typ 2 Diabetes untersuchten. Die zu
prüfende Intervention war gesteigerte körperliche Aktivität im Vergleich zu keiner gesteigerten
körperlichen Aktivität bei ggf. ansonsten gleicher Begleitbehandlung. Prädefinierte Endpunkte waren
Gesamtmortalität, kardiovaskuläre Mortalität und Morbidität, gesundheitsbezogene Lebensqualität
90
Posterpräsentationen
(HRQoL), terminale Niereninsuffzienz, Amputation, Erblindung / visusrelevante Netzhautveränderungen,
schwere Hypoglykämien und unerwünschte Ereignisse. Das Verzerrungspotential wurde entsprechend
der IQWiG-Methoden bewertet.
Ergebnisse: 8 RCTs wurden eingeschlossen und berichteten zu den vorab definierten Endpunkten.
Folgende Interventionen wurden untersucht: Ausdauertraining/Krafttraining oder gemischte
Trainingsprogramme (Ausdauer-/Krafttraining). Insgesamt 1202 Patienten mit einem mittleren Alter von
60 Jahren waren in den Studien eingeschlossen. [1-8]
Nur für die Endpunkte HRQoL und unerwünschte Ergebnisse wurden Ergebnisse gefunden: 4 Studien
analysierten HRQoL, jedoch nutzten alle verschiedene Bewertungsinstrumente. Nur eine Studie
berichtete einen statistisch signifikanten Effekt. 6 Studien präsentierten Daten zu unerwünschten
Ereignissen, 4 davon waren unvollständig, 2 zeigten keinen signifikanten Behandlungseffekt.
Fazit: Trotz vieler Publikationen im Bereich körperliche Aktivität bei Diabetes mellitus Typ 2, konnten
nur 8 Studien eingeschlossen werden. Patientenrelevante Endpunkte wurden selten berichtet, die
meisten Studien fokussierten auf den HbA1c als Endpunkt-Parameter. Ein Effekt von gesteigerter
körperlicher Aktivität bei Erwachsenen mit Diabetes mellitus Typ 2 auf HRQoL oder unerwünschte
Ereignisse kann nicht nachgewiesen werden. Andere Endpunkten konnten nicht beurteilt werden. Daher
besteht ein großer Bedarf an Studien, die patientenrelevante Endpunkte untersuchen.
Literatur:
[ 1 ] Allet L, Armand S, Aminian K, Pataky Z, Golay A, De Bie RA et al. An exercise intervention to improve diabetic
patients' gait in a real-life environment. Gait Posture 2010; 32(2): 185-190. Allet L, Armand S, De Bie RA, Golay
A, Monnin D, Aminian K et al. The gait and balance of patients with diabetes can be improved: a randomised
controlled trial. Diabetologia 2010; 53(3): 458-466.
[ 2 ] Balducci S, Zanuso S, Massarini M, Corigliano G, Nicolucci A, Missori S et al. The Italian Diabetes and Exercise
Study (IDES): design and methods for a prospective Italian multicentre trial of intensive lifestyle intervention in
people with type 2 diabetes and the metabolic syndrome. Nutr Metab Cardiovasc Dis 2008; 18(9): 585-595.
Balducci S, Zanuso S, Nicolucci A, De Feo P, Cavallo S, Cardelli P et al. Effect of an intensive exercise
intervention strategy on modifiable cardiovascular risk factors in subjects with type 2 diabetes mellitus: a
randomized controlled trial: the Italian Diabetes and Exercise Study (IDES). Arch Intern Med 2010; 170(20):
1794-1803.
[ 3 ] Brun JF, Bordenave S, Mercier J, Jaussent A, Picot MC, Prefaut C. Cost-sparing effect of twice-weekly targeted
endurance training in type 2 diabetics: a one-year controlled randomized trial. Diabetes Metab 2008; 34(3): 258265.
[ 4 ] Church TS, Blair SN, Cocreham S, Johannsen N, Johnson W, Kramer K et al. Effects of aerobic and resistance
training on hemoglobin A1c levels in patients with type 2 diabetes: a randomized controlled trial. JAMA 2010;
304(20): 2253-2262.
[ 5 ] Gram B, Christensen R, Christiansen C, Gram J. Effects of nordic walking and exercise in type 2 diabetes
mellitus: a randomized controlled trial. Clin J Sport Med 2010; 20(5): 355-361.
[ 6 ] Ligtenberg PC, Godaert GL, Hillenaar EF, Hoekstra JB. Influence of a physical training program on
psychological well-being in elderly type 2 diabetes patients: psychological well-being, physical training, and type
2 diabetes. Diabetes Care 1998; 21(12): 2196-2197.
[ 7 ] Okada S, Hiuge A, Makino H, Nagumo A, Takaki H, Konishi H et al. Effect of exercise intervention on
endothelial function and incidence of cardiovascular disease in patients with type 2 diabetes. J Atheroscler
Thromb 2010; 17(8): 828-833.
[ 8 ] Wisse W, Rookhuizen MB, De Kruif MD, Van Rossum J, Jordans I, Ten Cate H et al. Prescription of physical
activity is not sufficient to change sedentary behavior and improve glycemic control in type 2 diabetes patients.
Diabetes Res Clin Pract 2010; 88(2): e10-13.
Korrespondierender Autor:
Kirsten H Herrmann, IQWIG, Im Mediapark 8, 50670 Köln, Deutschland, [email protected]
P83
Klinische Effektivität von DASH-ähnlichen Diäten für Erwachsene mit essentieller Hypertonie –
ein systematisches Review
1
2
1
3
4
Kirsten H Herrmann , Thomas Semlitsch , Ulrich Grouven , Klaus Jeitler , Lars G Hemkens ,
1
5
6
7
Tatjana Janzen , Eva Nagele , Andrea Siebenhofer-Kroitzsch , Karl Horvath
1
IQWiG, Köln, Deutschland
EBM Review Center, Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Universität Graz, Österreich;
HEALTH – Institut für Biomedizin und Gesundheitswissenschaften, Joanneum Research, Graz,
Östereich;, Graz, Österreich
2
91
Posterpräsentationen
3
EBM Review Center, Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Universität Graz, Österreich;
Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Dokumentation, Medizinische Universität Graz,
Österreich;, Graz, Österreich
4
Basel Institut für klinische Epidemiologie und Biostatistik, Universitäts Hospital Basel, Basel, Schweiz;,
Basel, Schweiz
5
EBM Review Center, Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Universität Graz, Österreich;,
Graz, Österreich
6
EBM Review Center, Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Universität Graz,
Österreich;Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Deutschland;, Graz,
Frankfurt, Österreich
7
EBM Review Center, Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Universität Graz,
Österreich;Klinische Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel , Universitätsklinik für Innere
Medizin in Graz, Österreich;, Graz, Österreich
Ziel:Ziel dieses systematischen Reviews ist es, die Effektivität einer DASH-ähnlichen Diät zu
untersuchen.
Hintergrund:Leitlinien sehen das Ändern der Ernährungsgewohnheiten als einen zentralen Punkt in der
Behandlung von Hypertonie bei Erwachsenen [1].
Methoden:In MEDLINE, EMBASE, und den Cochrane Datenbanken wurde systematisch nach
randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) und systematischen Reviews (SRs) gesucht (bis März
2011). Die SRs wurden hinsichtlich weiterer relevanter Studien durchsucht. Eingeschlossen wurden
RCTs mit einer Mindestdauer von 24 Wochen, die Erwachsene mit essenzieller Hypertonie
untersuchten. Die zu prüfende Intervention war eine Ernährungsumstellung auf eine DASH-ähnliche
Diät. Bei der Vergleichsbehandlung musste diese Diät fehlen bei sonst gleicher antihypertensiver
Behandlung. Prädefinierte Outcomes waren Gesamtmortalität, kardiovaskuläre Mortalität und
Morbidität, terminale Niereninsuffzienz, gesundheitsbezogene Lebensqualität, unerwünschte
Ereignisse, Blutdruckänderung und Änderung antihypertensiver Medikation. Das Verzerrungspotential
wurde entsprechend der IQWiG Methoden bewertet.
Ergebnisse:Es wurden 12 Publikationen gefunden und konnten einer multizentrischen Studie
zugeordnet werden. Diese erfüllte vollständig alle Einschlusskriterien und lieferte Daten zu einigen
vordefinierten Outcomes. [2-4] In der identifizierten Studie wurden 3 Gruppen in einem nicht
verblindeten RCT verglichen (Gruppe 1: Verhaltensintervention + DASH; Gruppe 2: ausschließlich
Verhaltensintervention). Insgesamt wurden 810 Patienten eingeschlossen (mittleres Alter 50). Gruppe 1
und 2 genügten den Einschlusskriterien des vorliegenden Reviews. Es zeigten sich statistisch
signifikante Unterschiede zwischen Gruppe 1 und 2 hinsichtlich des Surrogatendpunkts Blutdruck (BP)
(mittlere Differenz: systol. BP: +0.4mmHg (95%-KI -2.6; 3.3), diastol. BP: -0.1mmHg (95%-KI -2.1; 1.9)),
und Änderung der antihypertensiven Medikation (Odds Ratio 1.07 (95%-KI 0.74; 1.55)). Keine
Ergebnisse wurden zu patientenrelevanten Outcomes berichtet.
Fazit:Evidenz für die klinische Effektivität einer DASH-ähnlichen Diät bei Erwachsenen mit Hypertonie
hinsichtlich patientenrelevanter Outcomes wird nicht ausreichend berichtet. Stattdessen wird ein
Schwerpunkt auf Surrogat Endpunkte wie Änderungen im Blutdruck oder der Medikation gelegt. Es
besteht großer Bedarf an Studien, die den Fokus auf patientenrelevante Outcomes legen.
Literatur
[ 1 ] Chobanian AV, Bakris GL, Black HR, Cushman WC, Green LA, Izzo JL Jr et al. Seventh report of the Joint
National Committee on Prevention, Detection, Evaluation, and Treatment of High Blood Pressure. Hypertension
2003; 42(6): 1206-1252.
[ 2 ] Appel LJ, Champagne CM, Harsha DW, Cooper LS, Obarzanek E, Elmer PJ et al. Effects of comprehensive
lifestyle modification on blood pressure control: main results of the PREMIER clinical trial. JAMA 2003; 289(16):
2083-2093.
[ 3 ] Elmer PJ, Obarzanek E, Vollmer WM, Simons-Morton D, Stevens VJ, Young DR et al. Effects of comprehensive
lifestyle modification on diet, weight, physical fitness, and blood pressure control: 18-month results of a
randomized trial. Ann Intern Med 2006; 144(7): 485-495.
[ 4 ] Svetkey LP, Harsha DW, Vollmer WM, Stevens VJ, Obarzanek E, Elmer PJ et al. Premier: a clinical trial of
comprehensive lifestyle modification for blood pressure control: rationale, design and baseline characteristics.
Ann Epidemiol 2003; 13(6): 462-471.
Korrespondierender Autor:
Kirsten H Herrmann, IQWIG, Im Mediapark 8, 50670 Köln, Deutschland, [email protected]
92
Posterpräsentationen
P84
Die Wirksamkeit, Sicherheit und Kosteneffektivität von manueller Therapie muskuloskelettaler
Erkrankungen – eine systematische Übersicht systematischer Übersichten
1
2
2
3
Andreas Sönnichsen , Hansbauer Bernhard , Enthaler Nina , Vögele Anna , Mahlknecht
2
2
Angelika , Tim Johansson
1
Institut für Allgemeinmedizin, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
Institut für Allgemeinmedizin, Paracelsus Universität, Salzburg, Österreich
3
nstitut für Allgemeinmedizin, Paracelsus Universität, Salzburg, Österreich
2
Hintergrund:: Muskuloskelettale Beschwerden sind ein häufiger Beratungsanlass in der
primärmedizinischen Versorgung. Die manuelle Therapie stellt eine mögliche Therapieoption dar, aber
Kosteneffektivität und Nutzen für den Patienten sind nicht gesichert. Mit diesem Review soll es Arzt und
Patient auch bei insgesamt unsicherer Datenlage ermöglicht werden, eine individuelle informierte
Therapieentscheidung zu treffen.
PICO-Fragestellung: :Führt die Durchführung manueller Therapie bei Patienten mit muskuloskelettalen
Schmerzen im Vergleich zu Placebo, anderen physiotherapeutischen Anwendungen, medikamentöser
Therapie oder keiner Therapie zu einer Reduktion der Schmerzen, Verbesserung der Funktion,
Kosteneinsparung oder Schädigung?
Methode: :Systematische Übersichtsarbeit systematischer Übersichten. Die medizinischen
Datenbanken Medline und die Cochrane Database of Systematic Reviews wurden von ihrer Entstehung
bis Jänner 2012 auf relevante systematische Reviews durchsucht. Zusätzlich erfolgten eine Handsuche
und eine Update-Suche nach aktuellen RCTs, die in keine der systematischen Übersichtsarbeiten
inkludiert wurden.
Ergebnisse: :Die Datenbanksuche identifizierte 277 Arbeiten, von denen 77 die Einschlusskriterien
erfüllten. Über die Handsuche wurden weitere 46 Arbeiten sowie 11 RCTs inkludiert. Die Evidenzlage
für die Wirksamkeit manueller Therapie bei muskuloskelettalen Beschwerden ist aufgrund des Mangels
an qualitativ hochwertigen Studien eingeschränkt. Ein belastbarer Nachweis für einen klinisch
relevanten Nutzen aus validen RCTs oder Metaanalysen liegt nicht vor. Lediglich aus einzelnen
kontrollierten Studien mit eingeschränkter Validität lässt sich ein möglicher Nutzen bei Kopfschmerzen,
Nackenschmerzen, Kreuzschmerzen, Impingement Syndrom, Gonarthrose, Hallux valgus und plantarer
Fasziitis ableiten, dessen klinische Relevanz aber unklar ist. Die Betrachtung der Literatur lässt eine
ideologische Spaltung in Befürworter und Gegner erkennen, die jeweils die Studienergebnisse in ihrem
Sinne interpretieren. Vor einer generellen Empfehlung müssten die vorliegenden positiven Ergebnisse
in qualitativ hochwertigen RCTs bestätigt werden. Das Risiko der manuellen Therapie für
schwerwiegende Komplikationen ist gering, aber in Anbetracht des fraglichen Nutzens zu beachten.
Schlussfolgerung: :Bei fehlenden Alternativen oder Versagen der Standardtherapie (hausärztliche
Beratung, Bewegungstherapie) erscheint eine Entscheidung für manuelle Therapie im individuellen Fall
trotz des Fehlens belastbarer Studienevidenz vertretbar.
Korrespondierender Autor:
Andreas Sönnichsen, Universität Witten/Herdecke, Alfred-Herrhausen-Straße 50, 58448 Witten,
Deutschland, [email protected]
P85
Diskussionen zur europäischen Regulation von Medizinprodukten –Systematische
Übersichtsarbeit und Vergleich zum EU Verordnungsentwurf für Medizinprodukte vom
26.09.2012
Michaela Eikermann, Sunya-Lee Antoine, Dawid Pieper, Edmund Neugebauer
IFOM - Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Köln, Deutschland
Hintergrund: Die Regulationsprozesse zu Medizinprodukten (medical devices, MD) der EU werden von
zahlreichen methodischen wie klinischen Experten als unzureichend angesehen, um eine sichere und
effektive Patientenversorgung zu gewährleisten. Verschiedene Skandale Nicht-Zulassungen und
Marktrücknahmen haben zu der Forderung geführt, eine Änderung des Regulationsprozesses
durchzuführen. Aus diesem Grund hat die Europäische Kommission am 26.09.2012 einen
Verordnungsentwurf [1] mit dem Ziel veröffentlicht, auf einem hohen Niveau die Sicherheit und
Gesundheit der Patienten zu garantieren.
93
Posterpräsentationen
Ziel des Projektes ist:
1. Kritik und Diskussionspunkte am bestehenden Regulationsprozess zu identifizieren und zu
analysieren
2. Den aktuellen EU Verordnungsentwurf dahingehend zu analysieren, welche Kritik- und
Diskussionspunkte adressiert werden und wie diese umgesetzt werden sollen.
Methoden:
1. Wir führten eine systematische Recherche nach Publikationen in den Datenbanken Medline und
EMBASE durch, in denen eine Diskussion, Meinungsäußerung, Kritik etc. zum europäischen MD
Regulationsprozess stattgefunden hat. Eingeschlossen wurden Publikationen der letzten 5 Jahre in
Englisch oder Deutsch.
Analysefragen waren:
- Auf welchen Prozessschritt der MD Regulation bezog sich die Publikation?
- Was wurde diskutiert/kritisiert?
- Wer hat kritisiert/diskutiert?
- Was war der Auslöser für die Diskussion/Kritik?
- Welche Lösungsvorschläge wurden von den Autoren gemacht?
2. Der aktuelle EU Verordnungsentwurf wurde analysiert und mit den bestehenden Regelungen
verglichen. Es wurde überprüft, ob die im ersten Teil des Projektes identifizierten Kritik- und
Diskussionspunkte in dem aktuellen Dokument aufgenommen bzw. nicht aufgenommen wurden und wie
dies begründet wurde.
Ergebnisse: Durch die systematische Recherche konnten 7318 Treffer identifiziert werden. Bei den in
die Analyse eingeschlossenen Publikationen handelt es sich größtenteils um Publikationen im Kontext
von Marktrücknahmen, die zuweilen als Skandale betitelt werden. In der Regel bezogen sich die
Publikationen auf Medizinprodukte der Klassen IIb und III. Eine Hauptforderung für eine neue Regelung
ist eine mit dem US-amerikanischen System vergleichbare Nutzenbewertung als Bestandteil des
Zulassungsprozesses.
Die Analyse wird aktuell noch weiter bearbeitet. Die vollständigen Ergebnisse sowie der Vergleich der
Umsetzung im EU Verordnungsentwurf werden auf dem Kongress präsentiert.
Literatur
[ 1 ] European Commission. Proposal for a regulation of the European parliament and of the council on medical
devices, and amending Directive 2001/83/EC, Regulation (EC) No 178/2002 and Regulation (EC) No
1223/2009, Brüssel 2012.
Korrespondierender Autor:
Michaela Eikermann, IFOM (Institut für Forschung in der Operativen Medizin), Ostmerheimer Str. 200 ,
Haus 38, 51109 Köln, Deutschland, [email protected]
P86
Implementierung von evidenzbasierten Patientensicherheitsmaßnahmen im Rahmen des
Europaprojekts „European Union Network for Patient Safety and Quality of Care“
Liat Fishman, Lena Mehrmann, Christian Thomeczek
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Das „European Union Network for Patient Safety and Quality of Care“
(PaSQ) hat zum Ziel, die Zusammenarbeit zwischen den europäischen Mitgliedsstaaten in den
Bereichen Patientensicherheit und Qualität in der Gesundheitsversorgung zu fördern. Eine wesentliche
Projektaktivität bildet dabei die Implementierung von evidenzbasierten lokalen
Patientensicherheitsmaßnahmen in Gesundheitseinrichtungen der Mitgliedsstaaten. Dieser Beitrag
beschreibt die Methoden für die Auswahl der Maßnahmen und stellt erste Ergebnisse dar.
Methoden: Es wurden fünf wesentliche Kriterien für die Auswahl der Patientensicherheitsmaßnahmen
festgelegt: 1) Wirksamkeit hinsichtlich der Verbesserung der Patientensicherheit; 2) Übertragbarkeit auf
andere Gesundheitssysteme und Bereiche der Gesundheitsversorgung oder medizinische Fachgebiete;
94
Posterpräsentationen
3) Umsetzbarkeit in PaSQ; 4) bestehende Implementierungshilfen; 5) Einbeziehung von Patienten. Für
Kriterium 1) wurden obligatorische sowie präferierte Merkmale der notwendigen zugrundeliegenden
Studien definiert. Obligatorisch ist z. B. das Vorliegen eines prä-post Vergleichs oder eines
Kontrollgruppenstudiendesigns. Als präferierte Merkmale gelten z. B. die Multizentrizität der Studien
oder das Vorliegen eines systematischen Reviews. Im September 2012 wurde eine systematische
Literaturrecherche in verschiedenen Datenbanken durchgeführt, um Maßnahmen zu erfassen, welche
den fünf Auswahlkriterien entsprechen.
Ergebnisse: Im Rahmen der Literaturrecherche wurden fünf Patientensicherheitsmaßnahmen
identifiziert: Medikationsabgleich; Verbesserung der Sicherheit von operativen Eingriffen durch die
Einführung von Checklisten; Einführung eines medizinischen Notfallteams; multimodale Intervention zur
Verbesserung der Handhygiene; vorrangiger Einsatz von suprapubischen Blasenkathetern. Am Beispiel
des Medikationsabgleichs wird die Studienlage hinsichtlich der Wirksamkeit von
Patientensicherheitsmaßnahmen exemplarisch dargestellt. Die Mehrheit der Wirksamkeitsstudien
besteht aus prospektiven Beobachtungsstudien. Als Endpunkte werden häufig Surrogatparameter wie
Medikationsfehler eingesetzt.
Schlussfolgerung: Anhand der Intervention des Medikationsabgleichs wird exemplarisch gezeigt, dass
die Studienlage für die Wirksamkeit von Patientensicherheitsmaßnahmen verbesserungswürdig ist. Es
besteht ein Mangel an RCTs und patientenrelevanten Outcomes. Die Entwicklung über die Zeit zeigt
diesbezüglich jedoch wünschenswerte Tendenzen an.
Korrespondierender Autor:
Liat Fishman, ÄZQ, Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin, Berlin, [email protected]
P87
Entwicklung einer Liste potenziell inadäquater Medikation für ältere Menschen in Europa
1
2
2
2
Anna Renom-Guiteras , Petra A Thürmann , Simone Bernard , Stefanie Holt-Noreiks , Gabriele
1
Meyer
1
2
Department für Pflegewissenschaft, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
Department für Medizin, Witten/Herdecke Universität, Witten, Deutschland
Hintergrund: Einige Arzneimittel haben bei älteren Personen das Potenzial, vermehrt unerwünschte
Arzneimittelwirkungen hervorzurufen. Diese so genannten potenziell inadäquaten Medikamente (PIM)
sind oft durch andere Medikamente ersetzbar. PIM-Listen wurden in einigen Ländern erstellt, so auch in
Deutschland mit der PRISCUS-Liste (1). Die internationale Vergleichbarkeit der Listen ist aufgrund der
unterschiedlichen Arzneimittelmärkte und Verordnungsgewohnheiten erschwert.
Ziel des Projektes ist 1) die Entwicklung und Konsentierung einer europäischen PIM-Liste und 2) die
Validierung der PIM-Liste anhand der kürzlich erhobenen Medikamentendaten aus acht europäischen
Ländern im Rahmen des EC 7th Framework RightTimePlaceCare (RTPC) Projekts.
Methode: Eine vorläufige PIM-Liste wurde erstellt basierend auf der PRISCUS Liste, weiteren
internationalen PIM-Listen und einer systematischen Literaturrecherche. 35 Experten für klinische
Pharmakologie und Pharmazie, Geriatrie, Allgemeinmedizin u.a. aus Estland, Finnland, Frankreich,
Niederlande, Spanien, Schweden wurden rekrutiert; 14 dieser Experten wurden gebeten, weitere
Vorschläge für die vorläufige PIM-Liste zu unterbreiten; 27 Experten nehmen derzeit teil an dem
zweistufigen Delphi Survey zur Bewertung der Angemessenheit der Arzneimittel der vorläufigen PIMListe. Es werden auch Therapiealternativen und zusätzliche Medikationsempfehlungen dokumentiert.
Zu erwartende Ergebnisse: Der Delphi Survey wird im März 2013 abgeschlossen sein, die finale PIMListe wird im Juli 2013 vorliegen. Es folgt die Validierung der PIM-Liste anhand der
Verschreibungsdaten im RTPC Sample mit ca. 2000 älteren Menschen mit Demenz.
Diskussion: Eine europäische PIM-Liste wird den Vergleich der Verschreibungsmuster zwischen den
EU-Ländern ermöglichen (2). Die Liste basiert auf externer Evidenz und Delphi Konsensus, der die
externe Evidenz nicht konterkarieren, sondern Evidenzlücken überbrücken soll, aber auch die
Akzeptanz der Liste bei den Anwendern steigern soll. Obwohl das Ziel der Liste die Ermittlung von PIM
und nicht das individuelle Medikamentenassessment ist, kann die vorgeschlagene Liste mit ihren
Therapiealternativen und Dosisanpassungen hilfreich bei der klinischen Entscheidungsfindung sein. Der
klinische Impact von PIM-Listen auf die Verschreibungspraxis und Patienten-relevante Ergebnisse ist
jedoch bislang unklar (3).
95
Posterpräsentationen
Literatur
[ 1 ] Holt S, Schmiedl S, Thürmann PA. Potentially inappropriate medications in the elderly: the PRISCUS list. Dtsch
Aerztebl Int. 2010;107:543-51.
[ 2 ] Fialová D, Topinková E, Gambassi G, Finne-Soveri H, Jäonsson PV, Carpenter I, Schroll M, Onder G, Sørbye
LW, Wagner C, Reissigová J, Bernabei R, for the AdHOC Project Research Group. Potentially inappropriate
medication use among elderly home care patients in Europe. JAMA 2005;293:1348-58.
[ 3 ] Fiß T. Dreier A, Meinke C, van den Berg N, Ritter CA, Hoffmann W. Frequency of inappropriate drugs in primary
care – analysis of a sample of immobile patients who received periodic home visits. Age Aging 2011;40:66-73.
Korrespondierender Autor:
Anna Renom-Guiteras, Universität Witten-Herdecke, Stockumerstr. 12, 58453 Witten, NordrheinWestfalen, [email protected]
P88
Erhebung des Zahlenverständnisses und der Risikokompetenz von Health Professionals in
Österreich
1
2
Nicole Haindl , Martin Sprenger
1
2
FH Pinkafeld/Studiengang Management im Gesundheitswesen, Bad Sauerbrunn, Österreich
Medizinische Universität Graz/Studiengang Public Health, Graz, Österreich
Zielsetzung: Zielsetzung dieser Projektidee ist es, das Zahlenverständnis von Health Professionals in
Österreich zu erheben. Dies erfolgt durch eine Erhebung des statistischen Zahlenverständnisses sowie
der Risikokompetenz mittels des Berlin Numeracy Test (BNT).
Zahlen haben in der Medizin und im Gesundheitswesen eine hohe Bedeutung, definieren Krankheiten
numerisch über Grenzwerte, helfen beim Umgang mit Unsicherheiten und unterstützen aktiv informierte
Entscheidungen. Medizinische Publikationen berichten häufig über das Unverständnis von Patienten,
Risiken korrekt zu verstehen. Weitaus weniger Bedeutung wird jedoch dem mangelhaften
Zahlenverständnis von Professionellen selbst beigemessen. Eine jahrzehntelange vernachlässigte
numerische Aus- und Weiterbildung hat entschieden dazu beigetragen, dass Zahlenblindheit im
Gesundheitswesen weit verbreitet ist und negative Folgen mit sich bringt².
Obwohl international betrachtet bereits einige Erhebungen zum Thema in einzelnen
Gesundheitsberufen durchgeführt wurden, existiert bis dato jedoch weder eine Erhebung des
Zahlenvermögens von Health Professionals in Österreich, noch eine vergleichbare Arbeit, welche
verschiedene Berufsgruppen im Gesundheitswesen betrachtet. Diese Idee soll dazu beitragen, die
bestehende Lücke in der Forschung zu schließen, Mängel in der numerischen Aus- und Weiterbildung
aufzudecken und das Thema Zahlenblindheit in der Medizin bzw. im gesamten Gesundheitswesen zu
thematisieren.
Methoden: Die Methodik umfasst die Erhebung des statistischen Zahlenverständnisses sowie der
Risikokompetenz österreichischer Health Professionals mittels des BNT, einem Erhebungsinstrument
des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung.
Der Test stellt das aussagekräftigste Erhebungsinstrument zur Messung von Zahlenverständnis und
Risikokompetenz dar und erzielt im Vergleich gehaltvollere Ergebnisse als andere numerische
Erhebungsinstrumente¹.
Als Setting der Befragung dient ein Weiterbildungszentrum für medizinisch-tätige Berufsgruppen in
Wien, deren Kontaktdatenbank insgesamt über 4300 Personen aus 17 unterschiedlichen Berufsgruppen
umfasst. Mittels elektronischer Version des BNT werden statistisches Zahlenverständnis sowie
Risikokompetenz der Berufsgruppen in einem ca. fünfminütigen elektronischen Fragebogen überprüft.
Der BNT wird mittels eines Links per E-Mail an sämtliche Kontakte der Einrichtung versendet. Durch
zusätzlich umfassende Information vorab und aktives Marketing wird eine hohe Beteiligung angestrebt.
Literatur:
[ 1 ] Cokely E, Galesic M, Schulz E, Ghazahl S, Garcia-Retamero R. Measuring Risk Literacy: The Berlin Numeracy
Test. Judgment and Decision Making. 2012; 7 (1):25-47.
[ 2 ] Wegwarth O, Gigerenzer G. Risiken und Unsicherheiten richtig verstehen lernen: Risikokommunikation.
Deutsches Ärzteblatt. 2011; 108 (9):448-451.
Korrespondierender Autor:
96
Posterpräsentationen
Nicole Haindl, FH Pinkafeld, Eisenstädterstraße 33, A-7202 Bad Sauerbrunn, Österreich,
[email protected]
Postersession 9: EbM Umsetzung II
P91
Entwicklung und Pilotierung eines Programms zur evidenzbasierten informierten und geteilten
Entscheidungsfindung zur Herzinfarktprävention bei Typ 2 Diabetes
Susanne Buhse, Frauke Hoffmann, Jürgen Kasper, Elisabeth Michalzik, Ingrid Mühlhauser,
Matthias Lenz
Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
Hintergrund: Zur Herzinfarktvorbeugung bei Typ 2 Diabetes gibt es eine Vielzahl Empfehlungen.
Patienten haben ein Recht auf evidenzbasierte Informationen und wollen verstärkt in Entscheidungen
einbezogen werden. In Kooperation mit der Uniklinik Jena wird ein Programm zur informierten
Entscheidungsfindung im Sinne komplexer Interventionen entwickelt und in zwei randomisiertkontrollierten Studien evaluiert. Ziel des aktuellen Teilprojekts war die Erstellung und Pilotierung des
Programms.
Methoden: Auf Basis einer evidenzbasierten Entscheidungshilfe zur Herzinfarktprävention [1] wurden
ein Patientenschulungsmodul, ein Verständnistest und ein Train-the-Trainer-Modul für Anbieter (z.B.
Diabetesberaterinnen) entwickelt.
Das Schulungsmodul wurde so strukturiert, dass es in bestehende Patientenschulungen integriert
werden kann. Durchführbarkeit und Verständlichkeit wurden über 4 Testschulungen mit 24 Patienten
und Fokusgruppeninterviews evaluiert. Der Verständnistest dient zur Kontrolle des Lernerfolgs und
erfasst neben der Reproduktion das Verstehen von Inhalten. Die Pilotierung beinhaltete Interviews mit
12 Patienten (Verständlichkeit), 21 Testanalysen (Itemschwierigkeit) nach den Testschulungen und
iterative Optimierung. Auch das Train-the-Trainer-Programm wird im Anwendungskontext pilotiert.
Ergebnisse: Insgesamt wurde das Patientenschulungsmodul als „sehr informativ“, „verständlich“ und
„interessant“ beschrieben. Manche Patienten signalisierten, die Informationen bei Entscheidungen mit
dem Arzt heranziehen zu wollen. Ohne Schulungsmodul (nach üblicher Schulung) überschätzten alle
Patienten ihr eigenes Herzinfarktrisiko deutlich. Mit Schulungsmodul konnten alle ihr Risiko richtig
schätzen und zeigten sich zum Teil überrascht über das niedrigere Risiko. Die meisten Patienten mit
Schulungsmodul erklärten den Risikobegriff richtig, was sich auch im Verständnistest widerspiegelte.
Auch konnten sie gemeinsam mit der Beraterin ihren persönlichen Nutzen der Statineinnahme richtig
berechnen. Die Übertragung auf ein fiktives Beispiel im Verständnistest gelang jedoch nur wenigen
Teilnehmern.
Schlussfolgerung: Der Umgang mit Risikoinformationen war für die Zielgruppe der Patienten mit Typ 2
Diabetes neu und ungewohnt. Das Schulungsmodul ist geeignet, solche Inhalte der Entscheidungshilfe
zu verstehen. Methoden zur Quantifizierung von Verständnis müssen weiter entwickelt und validiert
werden.
Literatur:
[ 1 ] Lenz M, Kasper J, Mühlhauser I. Development of a patient decision aid for prevention of myocardial infarction in
type 2 diabetes - rationale, design and pilot testing. Psychosoc Med. 2009;6: Doc05.
Korrespondierender Autor:
Susanne Buhse, Universität Hamburg, Martin-Luther-King-Platz 6, 20146 Hamburg, Deutschland,
[email protected]
P92
Evidenz zur diagnostischen Genauigkeit der CT-Koronarangiografie versus invasive
Koronarangiografie bei der KHK-Diagnostik
Vitali Gorenoi, Matthias P. Schönermark, Anja Hagen
Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung. Medizinische Hochschule
Hannover, Hannover, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Die invasive Koronarangiografie und die computertomografische (CT)
Koronarangiografie werden zur Diagnose der koronaren Herzkrankheit (KHK) eingesetzt. Die Arbeit
97
Posterpräsentationen
vergleicht die diagnostische Genauigkeit der beiden Verfahren.
Methodik: Eine systematische Literaturrecherche wurde im Oktober 2010 in elektronischen
Datenbanken (MEDLINE, EMBASE etc.) für Publikationen ab 2006 durchgeführt und durch eine
Handsuche ergänzt. Zwei unabhängige Reviewer waren an der Selektion der relevanten Publikationen
beteiligt.
Die Analyse schließt die systematischen Übersichten diagnostischer Studien mit dem Referenzstandard
invasive Koronarangiografie (Identifikation/Ausschluss obstruktiver Stenosen) sowie diagnostische
Studien mit dem Referenzstandard intrakoronare Druckmessung (Identifikation/Ausschluss funktionell
relevanter Stenosen) ein. Studienergebnisse wurden mittels einer Metaanalyse auf dem 95 %Konfidenzintervall (CI) zusammengefasst. Es wurden ausschließlich Daten zu mindestens 64-ZeilenCT-Geräten betrachtet.
Ergebnisse: Insgesamt 15 systematische Übersichten mit Daten aus 44 diagnostischen Studien
bezogen auf den Referenzstandard invasive Koronarangiografie und zwei diagnostische Studien
bezogen auf den Referenzstandard intrakoronare Druckmessung wurden in die Analyse einbezogen.
Die Sensitivität für die CT-Koronarangiografie bezogen auf den Referenzstandard invasive
Koronarangiografie beträgt 96 % (95 % CI: 93 % bis 98 %), die Spezifität 86 % (95 % CI: 83 % bis 89
%), die positive Likelihood-Ratio 6,38 (95 % CI: 5,18 bis 7,87) und die negative Likelihood-Ratio 0,06
(95 % CI: 0,03 bis 0,10).
Die Sensitivität der CT-Koronarangiografie vs. invasive Koronarangiografie bezogen auf den
Referenzstandard intrakoronare Druckmessung beträgt entsprechend 80 % (95 % CI: 61 % bis 92 %)
vs. 67 % (95 % CI: 51 % bis 78 %), die Spezifität 67 % (95 % CI: 47 % bis 83 %) vs. 75 % (95 % CI: 60
% bis 86 %), die durchschnittliche positive Likelihood-Ratio 2,3 vs. 2,6 und die durchschnittliche
negative Likelihood-Ratio 0,3 vs. 0,4.
Schlussfolgerungen: Zum Ausschluss obstruktiver Koronarstenosen ist die CT-Koronarangiografie als
Vorschaltetest zur Vermeidung einer unangemessenen invasiven Koronarangiografie bei Patienten mit
mittlerer Prätestwahrscheinlichkeit für KHK zu empfehlen. Zur Identifikation bzw. zum Ausschluss
funktionell relevanter Koronarstenosen können beide Verfahren als alleinige Diagnostik nicht empfohlen
werden. Die Evidenzstärke ist niedrig.
Korrespondierender Autor:
Vitali Gorenoi, MHH, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, CarlNeuberg-Str. 1, 30625 Hannover, Germany, [email protected]
P93
Evidenzbasierte Gesundheitsinformationen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – Welche
Informationen wünschen sich Beschäftigte in Kleintierarztpraxen?
Uta Wegewitz, Melanie Held
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Viele ArbeitnehmerInnen haben Fragen zur Sicherheit und
Gesundheit am Arbeitsplatz, die jedoch häufig unbeantwortet bleiben [1]. Weiterhin ist die Qualität
vorhandener Informationen für die Beschäftigten oft nicht erkennbar. Daher hat es sich die
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zum Ziel gesetzt, evidenzbasierte
Gesundheitsinformationen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu entwickeln. Im Pilotprojekt
werden Gesundheitsinformationen für Beschäftigte in Kleintierarztpraxen erstellt.
Methoden: Um den Informationsbedarf der Berufsgruppe zu ermitteln, wurden leitfadengestützte
Interviews mit vier InhaberInnen von Kleintierarztpraxen und acht MitarbeiterInnen durchgeführt. Die
InterviewpartnerInnen wurden unter anderem gebeten, über den Arbeitsschutz und die
arbeitsmedizinische Vorsorge im Praxisalltag zu berichten und Wünsche bezüglich des Inhalts, der Art
und der Form von Gesundheitsinformationen zu äußern.
Die Auswertung der Interviews erfolgte durch Analyse der Hörprotokolle und Transkriptionen mithilfe
einer Kombination aus quantitativer Inhaltsanalyse nach Lamnek [2] und qualitativer Inhaltsanalyse
nach Mayring [3].
Ergebnisse: Ein Großteil der InterviewpartnerInnen berichtete, dass für Beschäftigte in der
Kleintiermedizin kaum berufsspezifische Informationen zur arbeitsplatzbezogenen Gesundheit
existieren bzw. derartige Informationen nicht bekannt sind. Informationsbedürfnisse bestehen
98
Posterpräsentationen
beispielsweise zu den Themen Zoonosen/Impfungen, Röntgen, Stress am Arbeitsplatz oder hinsichtlich
der Arbeitsgestaltung zur Verhinderung von Tierbissen und anderen Arbeitsunfällen. Bezüglich der Art
und Form von Gesundheitsinformationen wurden kurze, prägnante Darstellungen favorisiert sowie eine
ansprechende visuelle Aufbereitung. Die Befragten wünschen sich die Informationen in Form von
Broschüren und Postern, aber auch filmische Darstellungen. Weiterhin wurde angeregt,
Gesundheitsinformationen im Rahmen von Schulungsmaßnahmen zu vermitteln.
Schlussfolgerung: Es besteht der Bedarf für berufsgruppenspezifische Gesundheitsinformationen für
ArbeitnehmerInnen in Kleintierarztpraxen. Diese sollten insbesondere dem Praxisalltag der
Beschäftigten gerecht werden.
Literatur
[ 1 ] Rhebergen MD, Lenderink AF, van Dijk FJ, et al (2012). Am J Ind Med. 55(3):250-259.
[ 2 ] Lamnek S (2010). Qualitative Sozialforschung. Basel. S. 448-454.
[ 3 ] Mayring P (2008). Qualitative Inhaltsanalyse. Weinheim, Basel. S. 59-63.
Korrespondierender Autor:
Uta Wegewitz, BAuA, Nöldnerstr. 40-42, 10317 Berlin, Deutschland, [email protected]
P94
Haben Kinder, die mit Hilfe von künstlichen Befruchtungsmaßnahmen gezeugt wurden, ein
erhöhtes Fehlbildungsrisiko im Vergleich zu Kindern, die natürlich gezeugt wurden? Eine
Metaanalyse.
1
2
3
Alexandra Nolting , Hilke Bertelsmann , Maria Blettner
1
Gemeinsamer Bundesausschuss, Berlin, Deutschland
Fachhochschule der Diakonie, Bielefeld, Deutschland
3
IMBEI Uni Mainz, Mainz, Deutschland
2
Hintergrund: Rund 1% aller Lebendgeburten des Jahres 2010 in Deutschland resultierten aus
reproduktionsmedizinischen Maßnahmen. Studienergebnisse zu einem möglicherweise erhöhten
Fehlbildungsrisiko für so gezeugte Kinder waren bislang inkonsistent. Daher führten wir einen
systematischen Review mit Meta-Analyse durch, um zu bewerten, ob Kinder, die nach künstlicher
Befruchtung geboren wurden, ein höheres Risiko für große Fehlbildungen haben als natürlich gezeugte
Kinder.
Methoden: Wir führten eine systematische Literaturrecherche (ohne zeitliche Begrenzung) durch und
identifizierten relevante Veröffentlichungen in englischer und deutscher Sprache. Es wurden nur Studien
berücksichtigt, in denen ein Odds Ratio für große Fehlbildungen angegeben oder berechenbar war und
die Daten zu Einlingen berichteten. Mit Hilfe der identifizierten Studien wurde sowohl ein gemeinsamer
Schätzer für das Fehlbildungsrisiko durch künstliche Befruchtung ermittelt als auch in
Sensitivitätsanalysen die Robustheit dieses Schätzers hinsichtlich relevanter Einflussfaktoren überprüft.
Ergebnisse: Die Recherche ergab 1.865 Treffer. Nach Überprüfung der Abstrakts wurden für 64
Publikationen die Volltexte gelesen; es verblieben 14 Studien für die Auswertung im Rahmen der
Metaanalyse. Alle Studien waren prospektiv- oder retrospektiv-vergleichenden Kohortenstudien. Der
gepoolte Effektschätzer für das Auftreten einer großen Fehlbildung lag im Random-Effects-Modell bei
OR = 1,54 (95%KI 1,33-1,78). Daneben wurden Sensitivitätsanalysen mit einem Teil der Studien
durchgeführt, in denen nach Alter der Mutter gematcht wurde, die Daten totgeborener und abortierter
Kinder berücksichtigt wurden oder in welchen die Fehlbildungserhebung durch einen Pädiater erfolgte.
Auch in diesen Analysen ergaben sich statistisch signifikante Effektschätzer, die ein um mindestens
30% erhöhtes relatives Risiko für eine große Fehlbildung bei Kindern nach künstlicher Befruchtung im
Vergleich zu natürlicher Zeugung bestätigen.
Schlussfolgerung: Erstmals wurde unter Berücksichtigung relevanter Einflussfaktoren auf die
Prävalenz großer Fehlbildungen im Rahmen einer Metaanalyse aus bisher publizierten Studien eine
statistisch signifikante Risikoerhöhung für große Fehlbildungen bei Kindern nach künstlicher
Befruchtung ermittelt. Inwieweit diese auf die Anwendung der Befruchtungsmethoden selbst oder auf
die zugrundeliegende Infertilität der Eltern zurückgeht bleibt weiterhin unklar.
Korrespondierender Autor:
Alexandra Nolting, Gemeinsamer Bundesausschuss, Wegelystr. 8, 10623 Berlin, Deutschland,
[email protected]
99
Posterpräsentationen
P95
Economic evaluation of breast cancer test-treatment strategies using OncotypeDX – preliminary
results of a modeling study
1
1
1
1
2
Beate Jahn , Ursula Rochau , Christina Kurzthaler , Marjan Arvandi , Kim Saverno , Felicitas
1
1
3
3
4
Kühne , Martina Kluibenschädl , Murray Krahn , Mike Paulden , Uwe Siebert
1
Institute of Public Health, Medical Decision Making and Health Technology Assessment, Department of
Public Health and Health Technology Assessment, UMIT - University for Health Sciences, Medical
Informatics and Technology, Hall i.T., Austria/ Division of Public Health Decision Modelling, Health
Technology Assessment and Health Economics, ONCOTYROL - Center for Personalized Cancer
Medicine, Innsbruck, Austria, Hall in Tyrol, Austria
2
Institute of Public Health, Medical Decision Making and Health Technology Assessment, Department of
Public Health and Health Technology Assessment, UMIT - University for Health Sciences, Medical
Informatics and Technology, Hall i.T., Austria/ Department of Pharmacotherapy, University of Utah, Salt
Lake City, Utah, USA, Hall in Tyrol, Austria
3
Toronto Health Economics and Technology Assessment (THETA) Collaborative, University of Toronto,
ON, Canada, Toronto, Canada
4
Institute of Public Health, Medical Decision Making and Health Technology Assessment, Department of
Public Health and Health Technology Assessment, UMIT - University for Health Sciences, Medical
Informatics and Technology, Hall i.T., Austria/ Division of Public Health Decision Modelling, Health
Technology Assessment and Health Economics, ONCOTYROL - Center for Personalized Cancer
Medicine, Innsbruck, Austria/ Harvard School of Public Health, Boston, USA/ Harvard Medical School,
Boston, USA, Hall in Tyrol, Austria
OBJECTIVES: Breast cancer is the most common malignant disease in Western women. At the
ONCOTYROL research center, a Breast Cancer Outcomes & Policy model was developed to evaluate
the cost effectiveness of personalized test-treatment strategies in the Austrian context. The goal of this
study was to evaluate the cost effectiveness of the new 21-gene assay (OncotypeDX) when it is applied
in addition to the Adjuvant! Online (AOL) decision aid to supports personalized decisions on adjuvant
chemotherapy.
METHODS: We simulated a hypothetical cohort of 50 year old women over a lifetime time horizon using
a discrete event simulation. The main model outcomes were life-years gained, quality-adjusted lifeyears (QALYs), costs and cost effectiveness. Based on the new ISPOR-SMDM modelling
recommendations, the model was validated using face, internal and cross-model validation. Eight testtreatment strategies were evaluated. Each strategy was defined by three letters. The first letter indicates
whether patients with a low risk according to AOL were tested using Oncotype DX (Y-yes; N-no), the
second and the third letters provide this information for AOL intermediate and high risk patients,
respectively. Robustness of the results was tested in a sensitivity analysis. Results were compared to a
Canadian analysis by the Toronto Health Economics and Technology Assessment Collaborative
(THETA).
RESULTS: Five out of eight strategies were dominated (i.e. more costly and less effective: NNY, NYN,
YNN, YNY, YYN). The base-case analysis shows that only the strategies in which OncotypeDX is
provided to patients with an intermediate or high AOL risk (ICER NYY 1,600 EUR/QALY) and where all
patients get OncotypeDX (ICER YYY 15,700 EUR/QALY) are cost effective. These results are sensitive
to changes in the probabilities of distant recurrence, age, and costs of chemo. These changes lead to
further strategies that are not dominated (NYN and NNY). However, the absolute values of the ICER
remain lower than 25,000 EUR/QALY in almost all strategies. The base case analysis was comparable
to the THETA results.
CONCLUSIONS: Our simulation study showed that the genetic test, OncotypeDX, when used in
addition to the AOL, is cost effective in two test-treatment strategies (NYY, NNN) in the Austrian context.
Our simulation tool provides the flexibility to evaluate combinations of two or more tests and respective
treatment. This is important because tests such as OncotypeDX and the AOL decision aid can
complement each other.
References
[ 1 ] This work was supported by the COMET Center ONCOTYROL, which is funded by the Austrian Federal
Ministries BMVIT/BMWFJ (via FFG) and the Tiroler Zukunftsstiftung/Standortagentur Tirol (SAT).
Corresponding author:
Beate Jahn, Institute of Public Health, Medical Decision Making and HTA, Eduard Wallnöfer-Zentrum 1,
100
Posterpräsentationen
6060 Hall in Tirol, Austria, [email protected]
Postersession 10: EbM Umsetzung III
P101
Die Doppelkontrolle – Eine evidenzbasierte Maßnahme für mehr (Medikations)Sicherheit?
Ergebnisse einer Literaturrecherche
1
1
2
1
Christine Hahnenkamp , Julia Rohe , Tina Dichtjar , Christian Thomeczek , Alexander
2
Schleppers
1
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin, Deutschland
Berufsverband Deutscher Anästhesisten e.V. (BDA) Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und
Intensivmedizin e.V. (DGAI), Nürnberg, Deutschland
2
Hintergrund: Medikationsfehler zählen zu den häufigsten Behandlungsfehlern im Gesundheitswesen
[1]. Patientensicherheitsexperten empfehlen zur Verbesserung der Medikationssicherheit u.a. die
„Doppelkontrolle“ als effektive Maßnahme. Darunter versteht man, dass zwei qualifizierte, medizinische
Fachkräfte, unabhängig voneinander die Medikamente eines Patienten überprüfen, bevor sie appliziert
werden. Ungeachtet der verbreiteten Empfehlung von Doppelkontrollen in der Arzneimittelversorgung
gibt es bislang kaum Untersuchungen zur Effektivität dieser Maßnahme.
Methoden: Ein Literatur-Review wurde in PubMed mit folgenden Suchbegriffen durchgeführt: "double
checking", "double check", "double checks", "two-person checking", "double-checking", "double-check"
und "double-checks". Die identifizierten Publikationen wurden nach Aktualität (2002-2012) und
Relevanz ausgewählt. Es verblieben acht Studien, die um drei weitere aus der Handsuche ergänzt
wurden. Bei den 11 Publikationen handelt es sich um vier Übersichten (zwei systematische, zwei
narrative), zwei quantitative und fünf qualitative Studien.
Ergebnisse: In der aktuellen Fachliteratur gibt es nur wenige Studien, welche die
Verbesserungsmaßnahme Doppelkontrolle evidenzbasiert bewerten.
Primär untersuchten die qualitativen Studien die Akzeptanz und Bedingungen für die Durchführbarkeit
von Doppelkontrollen in der Arzneimittelversorgung im Krankenhaus. Sie zeigen, dass medizinische
Fachkräfte, meistens das Pflegepersonal, die Doppelkontrolle als effektive Maßnahme zur Identifikation
und Reduktion von Medikations-fehlern auffassen. Der Prozess „Doppelkontrolle“ ist dabei aber nicht
immer klar definiert. Als Barrieren für die Durchführbarkeit von Doppelkontrollen wurden u.a. fehlendes
Fehlerbewusstsein, Autoritätsgefälle und die knappen Ressourcen im Krankenhaus wie Zeit und
Personal identifiziert [2-6]. Weitere Studien zeigen, dass durch die Einführung der Doppelkontrolle
Medikationsfehler reduziert werden können [7-10]. Für eine übergreifende Empfehlung zur
Durchführung der Doppelkontrolle reicht die Evidenzgrundlage jedoch zum jetzigen Zeitpunkt noch
nicht aus.
Schlussfolgerung: Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass vor einer flächendeckenden
Implementierung im Gesundheitswesen genauer erforscht werden sollte, bei welchen Arbeitsabläufen,
unter welchen Bedingungen und im welchem Ausmaß eine Doppelkontrolle zur Vermeidung von
Medikationsfehlern wirksam sein kann.
Literatur:
[ 1 ] Landrigan CP, Parry GJ, Bones CB, Hackbarth AD, Goldmann DA, Sharek PJ. Temporal trends in rates of
patient harm resulting from medical care. N Engl J Med 2010;363:2124-2134.
[ 2 ] Henneman EA, Gawlinski A, Blank FS, Henneman PL, Jordan D, McKenzie JB. Strategies Used by Critical
Care Nurses to Identify, Interrupt, and Correct Medical Errors. Am J Crit Care 2010;19:500-509.
[ 3 ] Dickinson A, McCall E, Twomey B, James N. Paediatric nurses’ understanding of the pro-cess and procedure
of double-checking medications. Journal of Clinical Nursing 2010;19:728-735.
[ 4 ] Armitage G. Double checking medicines: defence against error or contributory factor? J Eval Clin Pract
2008;14(4):513-9.
[ 5 ] Elder NC, Brungs SM, Nagy M, Kudel I, Render ML. Intensive care units nurses‘ perceptions of safety after a
highly specific safety intervention. Qual Saf Health Care 2008;17:25-30.
[ 6 ] Evley R, Russell J, Mathew D, Hall R, Gemmell L, Mahajan RP. Confirming the drugs administered during
anaesthesia: a feasibility study in the pilot National Health Service sites, UK. Br J Anaesth 2010;105(3):289-96.
[ 7 ] Alsulami Z, Conroy S, Choonara I. Double checking the administration of medicines: what is the evidence? A
systematic review. Arch Dis Child 2012;97:833-837.
[ 8 ] Jensen LS, Merry AF, Webster CS, Weller J, Larsson L. Evidence-based strategies for preventing drug
101
Posterpräsentationen
administration errors during anaesthesia. Anaesthesia 2004;59(5):493-504.
[ 9 ] Ross LM, Wallace J, Paton JY. Medication errors in a paediatric teaching hospital in the UK: five years
operational experience. Arch Dis Child 2000;83(6):492-7.
[ 1 0 ] Meyer-Massetti C, Conen D. Erfassung, Häufigkeit, Ursachen und Prävention von mediaktionsfehlern – eine
kritische Analyse. Therapeutische Umschau 2012; 69(6):347-352.
Korrespondierender Autor:
Christine Hahnenkamp, Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), TiergartenTower, Straße
des 17. Juni 106-108, 10245 Berlin, Deutschland, [email protected]
P102
Ist Tageschirurgie eine sichere Alternative zur stationären Behandlung? Eine systematische
Übersichtsarbeit
Stefan Fischer, Ingrid Zechmeister-Koss
Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment, Wien, Österreich
Hintergrund: Während in zahlreichen Ländern (z.B. USA, UK oder Skandinavien) in einigen
Indikationsbereichen fast ausschließlich tageschirurgisch behandelt wird, ist dies in anderen Ländern
(z.B. Österreich, Deutschland) wesentlich seltener der Fall. Die Ursachen liegen vor allem in fehlenden
finanziellen Anreizsystemen, systemischen Strukturen und weniger umfangreichen Wartelisten für
Operationen.
Ziel der systematischen Übersichtsarbeit war es, Evidenz aus klinischen Studien zu sammeln, um
Aussagen über die Wirksamkeit und Sicherheit tageschirurgisch erbrachter Operationen treffen zu
können.
Methodik: Es erfolgte eine Beschränkung auf die in Österreich am häufigsten durchgeführten
Operationen, die laut internationalem Länderüberblick prinzipiell auch tageschirurgisch erfolgen
können: Kataraktoperation, Curretage, Arthroskopische Operation am Kniegelenk, Varizenentfernung,
Cholezystektomie, Adenotomie, Parazentese, Karpal-Tunnel-Dekompression, Verschluss Inguinaloder Femoralhernie, Entfernung von Osteosynthesematerial und Appendektomie.
Zu diesen Indikationen wurde eine systematische Literatursuche in verschiedenen Datenbanken
durchgeführt. Insgesamt wurden 31 Studien für eine Datenextraktion ausgewählt.
Ergebnisse: Anhand der extrahierten Studien lässt sich ableiten, dass folgende Operationen sicher
(und wirksam) sowohl tagesklinisch wie auch stationär für PatientInnen, die die Kriterien für einen
tageschirurgischen Eingriff erfüllen, durchführbar sind: Kataraktoperationen, Arthroskopische OP am
Kniegelenk (zumindest für vorderes Kreuzband), Varizenoperatinen (zumindest für Stripping),
Cholezystektomie (laparoskopisch), Adenotomie und Verschluss einer Inguinalhernie.
Für die Entfernung von Osteosynthesematerial, Dekompression des Nervus medianus, Curretage,
Paracentese und Appendektomie benötigt es weitere, insbesondere (randomisierte) kontrollierte,
Studien oder große Beobachtungsstudien, um gesicherte Aussagen über die Sicherheit (und
Wirksamkeit) eines tageschirurgischen Eingriffs treffen zu können, wenngleich sie in anderen Ländern
durchaus häufig tageschirurgisch durchgeführt werden.
Es fehlen zusätzliche Studien zur für einen gesicherten Kostenvergleich zwischen tageschirurgischer
und stationärer Operationen für alle elf betrachteten Leistungen.
Schlussfolgerungen: Auf Basis der Ergebnisse ist zu empfehlen, die tageschirurgischen Eingriffe für
die genannten Indikationen in Ländern mit derzeit geringem Niveau an tageschirurgischen Leistungen
zu forcieren.
Korrespondierender Autor:
Stefan Fischer, Ludwig Boltzmann Institut für HTA, Garnisongasse 9, 1090 Wien, Österreich,
[email protected]
P103
Die Qualität der fachärztlichen Versorgung von Pflegeheimbewohnern: Ist und Soll im Vergleich
Katrin Balzer, Stefanie Butz, Jenny Bentzel, Dalila Boulkhemair, Dagmar Lühmann
Institut für Sozialmedizin, Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Seit einigen Jahren steht die Qualität der ärztlichen Versorgung von
102
Posterpräsentationen
Pflegeheimbewohnern in der Diskussion [1, 2]. Im Rahmen eines HTA, beauftragt durch das DIMDI,
sollte überprüft werden, inwieweit es Belege für eine inadäquate fachärztliche Versorgung von
Heimbewohnern in Deutschland gibt. Die zu untersuchende Forschungsfrage lautete: Inwieweit
entspricht die Inanspruchnahme fachärztlicher Leistungen (Ist) den Anforderungen an die fachärztliche
Versorgung laut evidenzbasierten Konsensusleitlinien (Soll)?
Material/Methoden: Die Beantwortung der Frage erfolgte mittels einer systematischen
Literaturübersicht, inklusive kritischer Bewertung eingeschlossener Arbeiten [3, 4] und strukturiertnarrativer Informationssynthese. Zur Darstellung der Inanspruchnahme fachärztlicher Leistungen
wurden Querschnitt- und prospektive Studien sowie Sekundärdatenanalysen mit Daten aus den Jahren
2000 bis 2011 eingeschlossen. Der Vergleich mit Leitlinienempfehlungen erfolgte beispielhaft für die
Krankheitsbilder Demenz und Diabetes mellitus. Die empirischen Befunde wurden relevanten
Empfehlungen gegenübergestellt.
Ergebnisse: Zum Versorgungs-Ist wurden Daten von 40 Kohorten ausgewertet. Ein oft hohes oder
unklares Confounding-Risiko sowie statistische Unsicherheiten limitieren die Aussagekraft dieser
Daten. Evidenzbasierte Empfehlungen für die fachärztliche Versorgung stammen aus sechs Leitlinien.
Im Vergleich zu den Empfehlungen stellt sich die (fach-)ärztliche Versorgung von Bewohnern mit
Demenz in folgenden Bereichen als defizitär dar: ungenaue Demenzdiagnostik, Fehlversorgung mit
Psychopharmaka (insbesondere Neuroleptika), Unterversorgung mit Antidementiva und mit Heilmitteln.
Für Heimbewohner mit Diabetes mellitus wurde eine Unterversorgung hinsichtlich der
Augenarztkontakte identifiziert.
Schlussfolgerung: Durch das gewählte Vorgehen konnten Bereiche der (fach-)ärztlichen Unter- oder
Fehlversorgung ermittelt werden. Eine nähere Quantifizierung identifizierter Defizite oder die
Bestimmung gesundheitlicher Folgen war nicht möglich, ebenso nicht eine genaue Trennung zwischen
haus- und fachärztlicher Versorgung. Die gesichteten, auf ein Krankheitsbild ausgerichteten Leitlinien
erwiesen sich nur begrenzt als Referenzgröße geeignet. Evidenzbasierte Qualitätsindikatoren, die die
Besonderheiten multimorbider Populationen berücksichtigen, sowie aussagekräftigere
versorgungsepidemiologische Daten sind für eine valide Bewertungsgrundlage erforderlich.
Literatur:
[ 1 ] Hallauer J, Bienstein C, Lehr U, Rönsch H. SÄVIP – Studie zur ärztlichen Versorgung in Pflegeheimen.
Hannover: Vincentz Network Marketing Service; 2005. www.zukunftsforum-demenz.de/broschueren/index.html
(23.10.2010).
[ 2 ] Rothgang H, Borchert L, Müller R, Unger R. GEK-Pflegereport 2008. Schwerpunktthema: Medizinische
Versorgung in Pflegeheimen. Sankt Augustin: Asgard-Verlag; 2008. www.zes.unibremen.de/GAZESse/200901/GEK-Pflegereport-2008.pdf (23.10.2010).
[ 3 ] Scottish Intercollegiate Guidelines Network (SIGN). Methodology Checklist 3: Cohort studies. Edinburgh. 2004.
http://www.sign.ac.uk/methodology/checklists.html (25.02.2011).
[ 4 ] The AGREE Collaboration. Development and validation of an International Appraisal Instrument for assessing
the quality of clinical practice guidelines: the AGREE Project. Quality and Safety in Health Care 2003a; 12 (1):
18-23.
Korrespondierender Autor:
Katrin Balzer, Institut für Sozialmedizin, Universität zu Lübeck, Ratzeburger Allee 158, 23538 Lübeck,
Deutschland, [email protected]
P104
Modellprojekte zur Verbesserung der fachärztlichen Versorgung von Pflegeheimbewohnern:
eine Bestandsaufnahme
Stefanie Butz, Katrin Balzer, Jenny Bentzel, Dalila Boulkhemair, Dagmar Lühmann
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland
Hintergrund: Mehrere Studien [1,2] dokumentieren, dass Bewohner von Pflegeeinrichtungen weniger
fachärztliche Versorgung in Anspruch nehmen als angesichts ihrer Morbidität zu erwarten wäre. Seither
wurde in einer Anzahl von Studien und Modellprojekten versucht, die als defizitär wahrgenommene
fachärztliche Versorgung zu optimieren. Im Rahmen eines vom DIMDI beauftragten HTA-Projektes
sollte eine Bestandsaufnahme dieser Projekte vorgenommen und ihre Erfolge bewertet werden.
Methoden: Für die Projektbeschreibungen wurde eine systematische Recherche in
Literaturdatenbanken, Zeitschriften und spezifischen Webseiten von Kosten- und Einrichtungsträgern
103
Posterpräsentationen
nach Fachpublikationen und grauer Literatur durchgeführt. Die Projekte wurden beschrieben nach
Hintergrund und Zielsetzung, Trägerschaft, rechtlichen Rahmenbedingungen, Umsetzung/Verlauf und
Evaluations(ergebnissen). Für wissenschaftliche Projekte wurden außerdem Fragestellung,
Studiendesign, Datenerhebung, Ergebnisse und methodische Qualität dokumentiert.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 128 Publikationen zu 19 verschiedenen Modellprojekten identifiziert.
Zwei wissenschaftliche Projekte zielen auf die leitlinienbasierte Optimierung der Versorgung von
Pflegeheimbewohnern mit Demenz. Ein weiteres Projekt befasst sich mit der zahnärztlichen
Versorgung von Pflegeheimbewohnern. Alle drei wissenschaftlichen Projekte berichten positive
Ergebnisse im Sinne ihrer Studienfragestellungen, allerdings sind die Ergebnisse dieser Arbeiten
wegen methodischer Schwächen unter Vorbehalt zu werten. Die 16 übrigen Projekte basieren auf
Initiativen und Kooperationen von Kostenträgern und Leistungserbringern bzw. deren Körperschaften.
Informationen zu diesen Vorhaben liegen ausschließlich aus nichtwissenschaftlichen Publikationen vor.
Vereinzelt werden positive Effekte auf prozedurale bzw. wirtschaftliche versorgungsrelevante
Ergebnisindikatoren berichtet. Vor dem Hintergrund fehlender Evaluations- oder Ergebnisberichte ist es
nicht möglich, die Validität der Aussagen zu prüfen.
Schlussfolgerung: In Deutschland existiert eine ganze Reihe von Modellprojekten zur Optimierung
der (fach-)ärztlichen Versorgung von Pflegeheimbewohnern, die zum Teil vielversprechende Erfolge,
aber auch indifferente Ergebnisse berichten. Aufgrund von Intransparenz, mangelnder Studienqualität
und unvollständiger Berichterstattung lassen sich aus ihren Ergebnissen keine evidenzbasierten und
verallgemeinerbaren Schlussfolgerungen für die Versorgung ziehen.
Literatur
[ 1 ] Hallauer J, Bienstein C, Lehr U, Rönsch H. SÄVIP - Studie zur ärztlichen Versorgung in Pflegeheimen.
Hannover; Vincentz Networks Marketing Service; 2005.
[ 2 ] Rothgang H, Borchert L, Müller R, Unger R. GEK-Pflegereport 2008. Schwerpunktthema: Medizinische
Versorgung in Pflegeheimen. St. Augustin: Asgard-Verlag; 2008.
Korrespondierender Autor:
Dagmar Lühmann, [email protected]
P105
Sind Bonusprogramme in der GKV ein erfolgreicher Anreiz zur Prävention? Eine ökonomische
Analyse der zweiten Drei-Jahres Evaluation der Barmer GEK
1
1
2
3
1
Stephanie Stock , Lisa Borsi , Harald Schmidt , Klaus Möhlendick , Markus Lüngen , Guido
1
Büscher
1
Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE), Universität Köln, Köln,
Deutschland
2
Department of Medical Ethics and Health Policy, University of Pennsylvania, Philadelphia, Vereinigte
Staaten
3
Barmer BEK, Wuppertal, Deutschland
Hintergrund und Zielsetzung: Seit 2004 können die GKV nach § 65a SGB V für die regelmäßige
Teilnahme an gesundheitsfördernden Maßnahmen, Mitgliedern einen Bonus gewähren. BonusZahlungen müssen aus Einsparungen und Effizienzsteigerungen finanziert werden, die sich aus den
Programmen ergeben. Bonusprogramme können gesundheitsfördernd wirken und GKV weiterhin als
Mittel der Wettbewerbs-Differenzierung dienen.
Diese Studie analysiert das Programm „aktiv pluspunkten“ der BARMER GEK. Bonuspunkte wurden
u.a. für gesundheitsfördernde Maßnahmen wie Impfungen, Früherkennungsuntersuchungen,
Teilnahme an Präventionskursen oder den Nachweis sportlicher Leistungen gewährt. Im ersten
Evaluationszeitraum (2003-06) konnte aufgezeigt werden, dass derartige Bonusprogramme prinzipiell
geeignet sind, Ausgaben zu senken und das gesetzlich geforderte Einsparungs-Kriterium zu erfüllen.
Diese Studie suchte zu ermitteln, ob der Trend auch in den drei folgenden Jahren gegeben war.
Methoden: In einer retrospektiven Studie wurden die Kosten von 271.252 Bonusprogramm-Nutzern mit
einer Kontrollgruppe über 3 Jahre verglichen. Matchingkriterien waren Alter, Geschlecht, Region,
Versichertenstatus sowie Kostenkategorien (Krankenhaus, Arzneimittel, Krankengeldzahlungen,
Präventionsleistungen, Rehabilitationsleistungen und Heilmittel).Kostendifferenzen zwischen den
beiden Gruppen wurden mittels des Zweistichproben t-tests analysiert.
Ergebnisse: In der Interventionsgruppe ergab sich ein signifikanter Rückgang der Gesamtausgaben:
104
Posterpräsentationen
Der Zuwachs der Leistungsausgaben für das Evaluationsjahr 2010 lag gegenüber dem Basisjahr 2007
signifikant unter dem analogen Wert der Kontrollgruppe (145,49 € pro Person; 90% KI:[125,51;165,46];
p<0,001). Selbst nach Berücksichtigung der Kosten des Bonusprogramms ließen sich durchschnittlich
114,54 € pro Person in der Interventionsgruppe für das Jahr 2010 einsparen.
Schlussfolgerungen / Diskussion:: Auch für den zweiten Evaluationszeitraum konnte gezeigt
werden, dass Bonusprogramme geeignet sind, Ausgaben zu senken. Die Einsparungen waren zudem
groß genug, um die Programmkosten zu tragen. Längere Laufzeiten der Bonusprogramme könnten
ggf. auch zu höheren Einsparungen führen, da bestimmte biomedizinische Effekte erst nach ca. 10 bis
15 Jahren ihre volle Auswirkung zeigen dürften. Die Interpretation der Ergebnisse sollte jedoch
behutsam erfolgen, da es bei Programmen, die auf einer freiwilligen Einschreibung beruhen, durch
einen Selektionsbias zu Verzerrungen kommen kann.
Literatur:
[ 1 ] Büscher G, Stock S, Lüngen M (2008). Evaluation des Bonusprogramms „aktiv pluspunkten” der BarmerErsatzkasse (Wuppertal) nach $ 65a SGB. Köln
[ 2 ] Stock, S., Schmidt, H., G. Buscher, A., Gerber, A., Drabik, C., Graf, M., Lungen, M., Stollenwerk, B. 2010.
Financial incentives in the German Statutory Health Insurance: new findings, new questions. Health Policy 96
(1):51-6
[ 3 ] Schmidt, H., A. Gerber, and S. Stock. 2009. What can we learn from German health incentive schemes? British
Medical Journal 339:b3504
Korrespondierender Autor:
Stephanie Stock, [email protected]
P106
Steigerung der Adhärenz bei Typ-2-Diabetikern durch Unterstützung eines Apothekers – ein
systematischer Review
Sunya-Lee Antoine, Dawid Pieper, Tim Mathes, Michaela Eikermann
IFOM - Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Köln, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Die orale Therapie bei Typ-2-Diabetikern spielt eine wichtige Rolle in
der Diabetesversorgung. Allerdings ist die Adhärenz der Patienten oftmals suboptimal und mit
schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen bzw. mit einer erhöhten Mortalität verbunden. Gründe für
Nichtadhärenz sind u.a. ein komplexes Medikamentenregime, die Nebenwirkungen der Medikation
sowie unzureichende, schwer verständliche bzw. verunsichernde Informationen oder Instruktionen des
Arztes.
Multidisziplinäre Ansätze können dabei helfen, die Adhärenz erfolgreich zu beeinflussen und die
Diabetesversorgung effektiver zu gestalten. Ein Ansatz beinhaltet die Einbeziehung eines Apothekers
in der Diabetesversorgung.
Ziel ist es, die Effektivität von adhärenzsteigernden Interventionen unter Einbeziehung eines
Apothekers bei der oralen Typ-2-Diabetikesversorgung zu analysieren.
Methoden: Eine systematische Recherche nach relevanten Publikationen wurde in bibliografischen
Datenbanken durchgeführt (Medline, Embase und Central). Eingeschlossen wurden RCT/Cluster-RCT
zu Interventionen unter Einbezug eines Apothekers zur Verbesserung der Patientenadhärenz bei der
oralen pharmakologischen Therapie des Typ-2-Diabetes. Zwei unabhängige Gutachter selektierten die
Literatur, bewerteten die Qualität der eingeschlossenen Studien, extrahierten und analysierten die
Ergebnisse. Bei Unstimmigkeiten wurde ein dritter Reviewer herangezogen.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 1906 Treffen erzielt. Nach Titel-, Abstract- und Volltextscreening
konnten sechs relevante Publikationen identifiziert werden. Zu den untersuchten Interventionen zählten
u.a. edukative Interventionen zur korrekten Medikamenteneinnahme sowie Erinnerungsmaßnahmen
und Beratungsangebote. In den meisten Studien ist kein signifikanter Einfluss auf die Adhärenz
festgestellt worden. Lediglich eine Studie zeigt eine signifikante Verbesserung der Adhärenz. Darüber
hinaus weisen die Studien qualitative Mängel auf.
Schlussfolgerung: Insgesamt zeigte eine Studie einen Einfluss auf die Adhärenz bei der oralen Typ-2Diabetestherapie. Die eingeschlossenen Studien umfassen jedoch zum Teil heterogene
Patientenkollektive sowie unterschiedliche Methoden zur Messung und Operationalisierung der
Adhärenz. Qualitativ hochwertige Studien sind notwendig, die die Effektivität von adhärenzsteigernden
105
Posterpräsentationen
Interventionen unter Einbeziehung eines Apothekers bei Typ-2-Diabetikern untersuchen.
Korrespondierender Autor:
Sunya-Lee Antoine, IFOM, Ostmerheimstraße 200, Hs 38, 51109 Köln, Deutschland, [email protected]
Postersession 11: EbM Umsetzung IV
P111
Wissen allein ist nicht genug – Einstellungsänderung bei Hausärzten zu Demenzerkrankungen
(Projekt „CADIF“)
1
2
3
3
2
Horst Christian Vollmar , Verena Leve , Silke Kuske , Franziska Gallrach , Stefan Wilm , Michael
2
Pentzek
1
Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin der Universität Witten/Herdecke, Witten,
Deutschland
2
Institut für Allgemeinmedizin der Heinrich Heine Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
3
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Witten, Deutschland
Hintergrund: Hausärzte spielen eine zentrale Rolle bei der Versorgung von Menschen mit
Demenzerkrankungen. Studien legen jedoch nahe, dass bei deren Erkennung und in der
Versorgungspraxis Unsi-cherheiten und Defizite auftreten [1]. Bisherige Bemühungen zur
Implementierung entsprechend wirksamer Interventionen fokussierten meist einseitig auf Wissen,
obwohl die Bedeutung von Einstellungsänderungen bereits lange bekannt ist [2].Das CADIF-Projekt
(Changing Attitudes towards Dementia In Family Practice), ein Teilprojekt des Kompetenznetzes
Degenerative Demenzen (KNDD), hat daher zum Ziel, eine Intervention zu entwickeln und zu testen,
die auf einem umfassenden Verständnis der hausärztlichen Einstellungen zu Demenzen basiert.
Methode: In zwei systematischen Literaturrecherchen mit Unterstützung der Düsseldorfer Cochrane
Group wurden sowohl bereits bestehende Interventionsansätze (Review) als auch hausärztliche
Einstellungen ermittelt (Metasynthese). Die Suche erfolgte in acht großen und mehreren kleineren
Datenbanken und umfasst Publikationen, die bis November 2012 erfasst wurden. Forschergruppen
identifizierter Interventionsstudien wurden angeschrieben, um deren Interventionsmaterialien
ergänzend in die Analyse aufzunehmen.
Ergebnisse: Insgesamt begutachtete und bewertete ein interdisziplinäres Projektteam knapp 16000 Titel/Abstracts in einem mehrstufigen Verfahren. Für das Review wurden rund 100 Artikel im Volltext
mittels einer Checkliste ausgewertet. Von 41 angeschriebenen Forschergruppen schickten 29 ihre
Materialien (Stand 5.11.12). Die Wissensvermittlung stand bei den meisten Arbeiten im Fokus; Hinweise auf eine Einstellungsänderung ergaben sich insbesondere bei „Peer Visits“ und „Academic
Detailing“.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse des systematischen Reviews und der Metasynthese dienen als
Basis für die Entwick-lung eines Einstellungsmodelles sowie einer daraus abgeleiteten Intervention.
Diese werden in einem nächsten Schritt in der hausärztlichen Versorgungspraxis erprobt.
Literatur
[ 1 ] Koch, T. and S. Iliffe (2011). "Dementia diagnosis and management: a narrative review of changing practice."
Br J Gen Pract 61(589): e513-525.
[ 2 ] Cabana, M. D., C. S. Rand, et al. (1999). "Why don't physicians follow clinical practice guidelines? A framework
for improvement." Jama 282(15): 1458-1465.
Korrespondierender Autor:
Horst Christian Vollmar, Institut für Allgemeinmedizin, Heinrich Heine Universität Düsseldorf, Moorenstr.
5, 40225 Düsseldorf, Deutschland, [email protected]
P112
Systematic Review of the Clinical Effectiveness of Biomarkers as Cancer Screening Test offered
as Self-Pay Service in Austria and Germany
1
1
1
1
2
Agnes Luzak , Petra Schnell-Inderst , Stefanie Bühn , Anja Mayer-Zitarosa , Uwe Siebert
1
106
UMIT/Oncotyrol, Hall i.T./Innsbruck, Austria
Posterpräsentationen
2
UMIT/Oncotyrol/Harvard School of Public Health, Hall i.T./Innsbruck/Boston, Austria
Background: Individual health services (IGeL) are medical self-pay services that are not under the
liability of the German statutory health insurance. Up to 14% of IGeL are blood or laboratory and cancer
screening tests, which are offered to asymptomatic individuals [1]. The aim was to investigate the
clinical effectiveness of eleven biomarkers that are the most often offered biomarkers for cancer
screening by physicians and laboratories on the internet in Germany (i.e., AFP, CA125, CA15-3, CA199, CEA, Cyfra21-1, β-HCG, NMP22, M2-PK, NSE and PCA3).
Research Question: What is the benefit-harm-balance regarding patient relevant outcomes (mortality,
morbidity, quality of life) for using these biomarkers as cancer screening test in comparison to usual
care?
Methods: Firstly, searches for Health Technology Assessment (HTA) reports and systematic reviews
(SR) were performed in three different databases in spring 2012. Secondly, randomized controlled trials
(RCT) that were published after the end of the research period of the most recent included secondary
study were searched. We included publications in English or German which compared cancer
screening with one of these biomarkers in asymptomatic persons to unscreened controls. References
were independently screened by two reviewers. One reviewer extracted relevant characteristics from
full text and evaluated the quality of included studies.
Results: Five HTA or SR dealing with CA125 (4) or NMP22 (1) and 2 RCTs (CA125) were included.
For ten biomarkers, incl. NMP22, no direct evidence on patient relevant outcomes was available. One
RCT combining CA125 and vaginal ultrasound for ovarian cancer screening provided results of interest
[2]. Screening compared with usual care did not reduce ovarian cancer mortality (RR, 1.18; 95% CI,
0.82-1.71) [2]. Harms occurred through overdiagnosis and false-positive results, e.g., 20.6
complications occurred per 100 surgical procedures in women who underwent surgery after a falsepositive result [2]. About 4.5 surgeries were performed per one case of invasive cancer identified
through CA125 screening [3].
Conclusion: While ovarian cancer screening with CA125 showed no survival benefit, false-positive
tests, overdiagnosis and -treatment resulted in harm. For ten biomarkers no sufficient evidence was
available. When IGeL are offered, patients should get comprehensive information about the lack of
evidence on patient-relevant outcomes and potential harm caused by biomarker screening.
References:
[ 1 ] Schnell-Inderst P, Hunger T, Hintringer K, et al. Individuelle Gesundheitsleistungen. Schriftenreihe Health
Technol Assess VOL: 113 (1. Auflage). Köln. 2011.
[ 2 ] Buys SS, Partridge E, Black A et al. Effect of screening on ovarian cancer mortality: The Prostate, Lung,
Colorectal and Ovarian (PLCO) cancer screening randomized controlled trial. JAMA. 2011;305(22):2295-302.
[ 3 ] Partridge E, Kreimer AR, Greenlee RT et al. Results from four rounds of ovarian cancer screening in a
randomized trial. Obstet Gynecol. 2009;113(4):775-82.
Corresponding author:
Agnes Luzak, UMIT - University for Health Sciences, Medical Informatics and Technology, Eduard
Wallnoefer Center I, 6060 Hall in Tirol, Österreich, [email protected]
P113
Wann erscheint ein Heimeinzug von Menschen mit Demenz erforderlich? Antizipierte Gründe
aus Sicht pflegender Angehöriger und professionell Pflegender.
Astrid Stephan, Anna Renom-Guiteras, Gabriele Meyer
Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
Fragestellung: Menschen mit Demenz und ihre Familien erleben den Umzug in ein Pflegeheim oft als
schweren Einschnitt. Daher unterstützen viele Einrichtungen die Familien während der Einzugsphase.
Beratung und Unterstützung scheint jedoch schon vorher geboten, da die Entscheidung für einen
Heimeinzug für die Angehörigen häufig mit Zweifeln und Schuldgefühlen verbunden ist. Bisher ist
unklar, wie sich der Entscheidungsprozess gestaltet und ob pflegende Angehörige und professionell
Pflegende die Notwendigkeit eines Heimeinzugs in vergleichbarer Weise wahrnehmen.
Methoden : Im Rahmen der prospektiven Beobachtungsstudie im EC 7th Framework Projekt
RightTimePlaceCare wurden in Nordrhein-Westfalen 113 Dyaden professionell Pflegender und
pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz in der Häuslichkeit gefragt, aus welchen Gründen
107
Posterpräsentationen
sie einen Heimeinzug für notwendig halten. Geschulte Interviewer führten die offene Befragung durch
und dokumentierten die Antworten (Zeitraum: 01/2011 bis 01/2012). Die Auswertung erfolgte mittels
induktiver Inhaltsanalyse. Mehrfachantworten waren möglich. Die gleiche Befragung wurde in 8
weiteren EU-Ländern durchgeführt.
Ergebnisse: Ein Kategoriensystem mit 25 Haupt- und jeweils mehreren Subkategorien wurde
generiert. Professionell Pflegende benennen als häufigste Gründe Belastung des pflegenden
Angehörigen (n=49; 43%) und deren Unvermögen, die Pflegesituation aufrecht zu erhalten (n=39;
35%), Verschlechterung des Allgemeinzustandes der Person mit Demenz (n=25; 22%), Abhängigkeit
bei Aktivitäten des täglichen Lebens und Gefahrensituationen (je n=19; 17%). Demgegenüber
beschreiben pflegende Angehörige am häufigsten ihr eigenes Unvermögen, die Pflegesituation
aufrecht zu erhalten (n=45; 40%), meist aus gesundheitlichen oder Altersgründen, eingeschränkte
Mobilität der Person mit Demenz (n=29; 26%), Verschlechterung des Allgemeinzustandes (n=23; 20%),
Abhängigkeit bei Aktivitäten des täglichen Lebens und neuropsychiatrische Symptome (je n=17; 15%).
Nur 9% der Angehörigen benennen eigene Belastung als mögliche Ursache (n=10).
Schlussfolgerung: Während professionell Pflegende am häufigsten Belastung der Angehörigen als
mögliche Ursache für einen Heimeinzug benennen, nehmen pflegende Angehörige dies nicht wahr
oder sprechen es nicht aus. Beratung und Begleitung bedürfen jedoch einer gemeinsamen - auch
sprachlichen - Basis. Zurzeit werden die Ergebnisse der einzelnen Länder miteinander verglichen und
die Subkategorien analysiert.
Korrespondierender Autor:
Astrid Stephan, Universität Witten/Herdecke, Stockumer Str. 12, 58453 Witten, Deutschland,
[email protected]
P114
Unzulängliche Datenlage trotz langjähriger Anwendung – Arthroskopische Reparatur der
Rotatorenmanschettenruptur mittels Fadenanker
1
1
2
1
Sigrun Most-Ehrlein , Stephan Rieks , Petra Steinebach , Corina Preuß , Annegret Herrmann1
Frank
1
2
MDS, Essen, Deutschland
MDK Nordrhein, Köln, Deutschland
Hintergrund: Eine Ruptur der Rotatorenmanschette (RM) kann konservativ oder operativ behandelt
werden. Bei der operativen Therapie kommen sowohl die offene, die Mini-open als auch die
arthroskopische RM-Rekonstruktion (aRM-R) zum Einsatz. Vor allem beim arthroskopischen Eingriff
werden auf Grund der Operationstechnik i. d. R. sogenannte Fadenanker zur Fixation der RM an den
Knochen verwendet. Mit der Einführung entsprechender Fadenankersysteme hat sich die aRM-R
zunehmend etabliert und die offene RM-R, die lange Zeit als Goldstandard galt, zum Teil abgelöst.
Methoden: Ziel der Untersuchung war die Bewertung der aRM-R mit Fadenankern gegenüber anderen
operativen Verfahren. Darüber hinaus sollten verschiedene Fadenankersysteme miteinander verglichen
werden. Dabei wurden patientenrelevante Zielgrößen wie Heilungsgrad, Bewegungsgrad, Stabilität
sowie operationsbedingte und Fadenanker-assoziierte Komplikationen berücksichtigt. Neben
randomisierten Studien (RCTs) wurden auch prospektive klinische Studien mit paralleler Kontrollgruppe
in die Nutzenbewertung einbezogen. Die systematische Literaturrecherche wurde im Mai 2012 in
folgenden Datenbanken durchgeführt: Medline, EMBASE, EMBSE Alert, Cochrane Library sowie NHS
CRD (HTA und DARE).
Ergebnisse: Lediglich eine Studie erfüllte die für diese Untersuchung definierten Einschlusskriterien.
Der RCT schloss 110 Patienten ein und verglich die aRM-R unter Verwendung von metallenen
Fadenankern mit der mit bioresorbierbaren Fadenankern [1]. Bezogen auf den DASH- und ConstantMurley Score (zur Beurteilung der Schulterfunktion) zeigten sich nach einer Nachbeobachtungszeit von
ca. 2 Jahren keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen. Eine
Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Fadenanker (als die in der Studie verwendeten) ist nicht
ohne Weiteres möglich. Die Studie lieferte keine Aussagen zu weiteren patientenrelevanten
Endpunkten wie etwaigen Komplikationen.
Diskussion: Trotz fast 10-jähriger Anwendung der Fadenankersysteme und steigender Fallzahlen
wurden keine Studien höherer Evidenz im Vergleich zum Goldstandard (offene RM-R) gefunden. Nur
eine Studie wurde identifiziert, die verschiedene Fadenankersysteme miteinander verglich und keine
signifikanten Unterschiede zwischen den Systemen zeigte. Weitere relevante laufende Studien wurden
108
Posterpräsentationen
nicht gefunden. Die Datenlage liefert daher keine ausreichende Sicherheit, um die Verwendung von
Fadenankersystemen bei der aRM-R zu beurteilen.
Literatur:
[ 1 ] Milano G, Grasso A, Salvatore M, Saccomanno MF, Deriu L, Fabbriciani C Arthroscopic rotator cuff repair with
metal and biodegradable suture anchors: a prospective randomized study. Arthroscopy 2010; 26 (9
Suppl):s112-s119.
Korrespondierender Autor:
Annegret Herrmann-Frank, MDS, Theodor-Althoff-Srtraße 47, 45133 Essen, Deutschland, [email protected]
P115
Vorstellungen von Pflegenden zum Eintritt schwerwiegender Schädigungen bei Bewohnern
stationärer Pflegeeinrichtungen
Melanie Messer, Henning Cramer, Klaus Wingenfeld
Institut für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland
Hintergrund/ Fragestellung: Die Vermeidung schwerwiegender Schädigungen wie bspw.
Dekubitalgeschwüren gehört zu den zentralen Aufgaben von Pflegenden in der stationären Altenpflege.
Trotzdem kommt es immer wieder zu solch unerwünschten Ereignissen. Wie erklären sich Pflegende
den Eintritt von Schädigungen im Einzelfall? Welche Faktoren halten sie für relevant? Worin bestehen
aus ihrer Sicht Handlungsoptionen?
Material/Methoden: Die Datenbasis der Analyse bilden Interviews mit examinierten Pflegenden im
Rahmen des Projekts „Arbeitshilfe Qualitätsmanagement für die stationäre Langzeitpflege“. Fünf
Wohnbereiche aus verschiedenen stationären Einrichtungen werden über sechs Monate begleitet. Die
für die Analyse relevanten Schädigungsarten wurden vorab definiert. Bei Eintritt einer Schädigung
erfolgen zeitnah leitfadengestützte Interviews mit der für die Versorgung des Bewohners zuständigen
Pflegenden. Die Studie umfasst circa 10-15 Interviews. Die fallübergreifend vorgenommene
Auswertung stützt sich auf inhaltsanalytische Methoden.
Ergebnisse: Die bislang vorliegenden Ergebnisse lassen verschiedene Deutungsmuster erkennen, die
Pflegende bei der Interpretation des Eintritts von Schädigungen nutzen. Das bestehende Risiko einer
besonderen Gefährdung des Bewohners wurde in jedem der bisher analysierten Fälle vor Eintritt der
Schädigung dezidiert beschrieben. Die eigenen Handlungsmöglichkeiten, die ein Eintreten der
Schädigung hätten verhindern können, werden aber als sehr begrenzt wahrgenommen. Ein bewusstes
Abwägen, welches z.B. die Vor- und Nachteile einer Vorgehensweise in den Fokus nimmt, findet dabei
kaum statt.
Schlussfolgerung: Die Untersuchung liefert erste Hinweise, wie sich der Eintritt von Schädigungen bei
Bewohnern aus Sicht von Pflegenden darstellt. Dies bildet einen wichtigen Ansatzpunkt für die
zukünftige Gestaltung von Instrumenten, Arbeitsabläufen und Qualifizierungsmaßnahmen, die die
hohen Anforderungen an die Vermeidung von Schädigungen von Bewohnern stationärer
Pflegeeinrichtungen mit einschließt.
Korrespondierender Autor:
Melanie Messer, Institut für Pflegewissenschaft, Universität Bielefeld, Universitätsstraße 25, 33615
Bielefeld, Deutschland, [email protected]
P116
Arzneimitteltherapiesicherheit älterer Patienten - Die Problematik des Evidenzmangels und die
Bedeutung potentiell inadäquater Medikation
Beate Wickop, Steffen Härterich, Michael Baehr, Claudia Langebrake
Apotheke Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
Zielsetzung: Die aufgrund des demographischen Wandels wachsende Gruppe älterer Patienten über
65 Jahre ist die bedeutendste Zielgruppe der Pharmakotherapie. Jedoch werden ausgerechnet diese
älteren Patienten aus Studien häufig ausgeschlossen. Eine an Leitlinien orientierte und korrekt
erscheinende Pharmakotherapie birgt bei multimorbiden Patienten ein nicht zu unterschätzendes
Gefährdungspotential.
Wegen ihrer pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Eigenschaften gelten zahlreiche
109
Posterpräsentationen
Medikamente für ältere Menschen als potentiell inadäquate Medikation (PIM). Mit der PRISCUS-Liste
[1] (lat. altehrwürdig), der FORTA-Einteilung [2] (fit for the aged) und den STOPP-Kriterien [3]
(Screening Tool of Older Persons’ potentially inappropriate Prescriptions) stehen zum Bewerten von
PIM drei unterschiedliche Kataloge zur Verfügung, die verschiedene Entstehungsgeschichten und
Schwerpunkte haben.
Ziele der Untersuchung sind herauszufinden, (1) welche PIM wie häufig angewendet werden, (2) wie
während des stationären Aufenthaltes am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) mit den PIM
verfahren wird, (3) welche Bedeutung und Folgen ihr Einsatz hat bzw. welche PIM schwerwiegende
Auswirkungen haben, (4) ob ein Zusammenhang zwischen den PIM nach PRISCUS, FORTA oder
STOPP und der Aufnahmediagnose zu vermuten ist und (5) wie der Einsatz von PIM reduziert werden
kann.
Methoden: Im Rahmen einer retrospektiven Erhebung, die im März 2012 nach Erteilen eines positiven
Ethikvotums begonnen hat, sollen in mehreren Punktprävalenzanalysen am UKE 200 ältere Patienten
bzw. mindestens 50 Patienten, die PIM erhalten, in die Untersuchung eingeschlossen werden. Die
Medikation wird bei Aufnahme und Entlassung sowie während des stationären Aufenthaltes anhand der
drei Kataloge PRISCUS, FORTA und STOPP analysiert. Darüber hinaus werden der Aufnahmegrund,
alle Diagnosen sowie Daten zu Aufenthaltsdauer, Nierenfunktion und bisheriger Wohnsituation der
Patienten erhoben. Die Daten werden pseudonymisiert in einer eigens erstellten Datenbank erfasst und
deskriptiv ausgewertet.
Anhand der durch die Studie gewonnenen Informationen soll ein praxistaugliches Tool entwickelt
werden, mit dessen Hilfe der Einsatz von PIM am UKE minimiert werden kann.
Literatur
[ 1 ] Holt S, Schmiedl S, Thürmann PA. Potenziell inadäquate Medikation für ältere Menschen: Die PRISCUS-Liste.
Dtsch Arztebl Int 2010;107(31-32):543-51.
[ 2 ] Wehling M, Burkhardt H. Arzneitherapie für Ältere. 2. Auflage. Berlin Heidelberg: Springer; 2011.
[ 3 ] Gallagher P, Ryan C, Byrne S, Kennedy J, O'Mahony D. STOPP (Screening Tool of Older Person's
Prescriptions) and START (Screening Tool to Alert doctors to Right Treatment). Consensus validation. Int J
Clin Pharmacol Ther. 2008;46(2):72-83.
Korrespondierender Autor:
Beate Wickop, Apotheke Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Martinistr. 52, 20246 Hamburg,
Deutschland, [email protected]
Postersession 12: Patienteninformation
P121
Entscheidungshilfen für Patientinnen zur chirurgischen und adjuvanten Primärtherapie des
Mammakarzinoms
Birte Berger-Höger, Anja Gerlach
Universität Hamburg, MIN-Fakultät, Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Entscheidungen zur chirurgischen und adjuvanten Primärtherapie
des Mammakarzinoms sollen unter Einbeziehung der persönlichen Werte der Patientinnen getroffen
werden [1, 2]. Zur Unterstützung der informierten partizipativen Entscheidungsfindung können
Entscheidungshilfen (DA) eingesetzt werden. Ziel war die systematische Recherche und
Qualitätsbewertung von DA im internationalen Raum.
Material und Methoden: Zunächst wurden DA mit der Entität Mammakarzinom in den Reviews von
Stacey et al. 2012 [1] und Lenz et al. 2012 [3] identifiziert. Es folgte eine systematische Recherche in
Medline, Embase, Psychinfo und Cinahl sowie bei einschlägigen Institutionen. Die Qualitätsbewertung
der DA erfolgte unabhängig voneinander durch die Autorinnen. Grundlage waren die IPDASi Kriterien
[4] und ergänzend die Kriterien für evidenzbasierte Patienteninformationen (EBPI) [5].
Ergebnisse: Insgesamt wurden 29 DA zur Primärtherapie des Mammakarzinoms identifiziert. Zur
Qualitätsbewertung lagen den Autorinnen 27 DA vor, von denen 7 in randomisiert kontrollierten Studien
evaluiert wurden. 6 DA lagen in deutscher Sprache vor. Es gab sowohl DA, die im Arzt-PatientinnenGespräch (n = 9) eingesetzt werden, als auch solche, die von der Patientin allein verwendet werden
können (n = 18). Die DA waren in digitaler Form (n = 11), Broschüre (n = 7), Entscheidungstafel (n = 5)
oder in Kombination von mehreren Medien (n = 4) verfügbar. Die Qualität der DA war hinsichtlich der
110
Posterpräsentationen
definierten Kriterien sehr heterogen. DA geringerer Qualität fehlte die ausgeglichene und umfassende
Kommunikation von Nutzen und Schaden der Optionen einschließlich deren angemessenen
Darstellung nach EBPI-Kriterien [4-6]. Während die Häufigkeiten zum Nutzen der Therapien in vielen
DA kommuniziert wurden, fehlten die Angaben zu möglichen Schäden. Die Option „keine
therapeutische Intervention durchzuführen“ wurde in 10 DA genannt. Es konnten 4 DA identifiziert
werden, die nahezu alle Kriterien erfüllten [7-10].
Schlussfolgerung: Es gab nur wenige DA, die Patientinnen umfassend nach den EBPI-Kriterien
informieren und gleichzeitig die Möglichkeit zur Klärung der persönlichen Werte bieten. Eine valide
Qualitätsbewertung von DA ist kaum möglich. Das Vorliegen eines Wirksamkeitsnachweises lässt
keine Aussage über die inhaltliche Qualität der DA zu. Informationen zur Evidenzbasierung der Inhalte,
Entwicklung, Wirksamkeit und Implementierung sind ohne weitere systematische Recherche nicht
identifizierbar.
Literatur
[ 1 ] Stacey D, Bennett CL, Barry MJ, Col NF, Eden KB, Holmes-Rovner M, Llewellyn-Thomas H, Lyddiatt A, Légaré
F, Thomson R. (2012): "Decision aids for people facing health treatment or screening decisions." Cochrane
Database Syst Rev(10): CD001431.
[ 2 ] Elwyn, G, Frosch D, Rollnick S. (2009): "Dual equipoise shared decision making: definitions for decision and
behaviour support interventions." Implement Sci 4: 75.
[ 3 ] Lenz M; Buhse S; KasperJ; Kupfer R; Richter T; Mühlhauser I. (2012): "Decision AIDS for patients." Dtsch
Arztebl Int 109(22-23): 401-408.
[ 4 ] Elwyn G, O'Connor A M, Benett C, Newcombe R G, Politi M, Durand MA, Drake E, Joseph-Williams N,
Khangura S, Saarimaki A, Sivell S, Stiel M,. Bernstein SJ, Col N, Coulter A, Eden K, Härter M, Holmes Rovner
M, Moumjid N, Stacey D, Thomson R, Whelan T, van der Weijden T, Edwards A. (2009): "Assessing the quality
of decision support technologies using the International Patient Decision Aid Standards instrument (IPDASi)."
PLoS One 4(3): e4705.
[ 5 ] Bunge M, Mühlhauser I, Steckelberg A (2010). "What constitutes evidence-based patient information?
Overview of discussed criteria." Patient Educ Couns 78(3): 316-328.
[ 6 ] Steckelberg A, Berger B, Köpke S, Heesen C, Mühlhauser I. (2005): "[Criteria for evidence-based patient
information]." Z Arztl Fortbild Qualitatssich 99(6): 343-351.
[ 7 ] Health Dialog (2003-2011): “Ductal carcinoma in situ - Choosing your treatment. A shared-decision-making
program.” Foundation for Informed Medical Decision Making.
[ 8 ] Health Dialog (2003-2009): “Breast Reconstruction - Is it right for you? - A shared-decision making program.”
Foundation for Informed Medical Decision Making.
[ 9 ] Health Dialog (2002-2009): “Early-stage breast cancer. Choosing your sugery. A shared decison making
program.” Foundation for Informed Medical Decision Making.
[ 1 0 ] Health Dialog (1992-2010): “Hormone Therapy And Chemotherapy - Are they right for you? A shared-decision
making program.” Foundation for Informed Medical Decision Making.
Korrespondierender Autor:
Birte Berger-Höger, Universität Hamburg, MIN-Fakultät, Gesundheitswissenschaften, Martin-LutherKing-Platz 6, 20146 Hamburg, Deutschland, [email protected]
P122
Entwicklung und Evaluation eines Programms zur Unterstützung der informierten partizipativen
Entscheidungsfindung für Frauen mit Brustkrebs (SPUPEO)
Anja Gerlach, Birte Berger-Höger, Ingrid Mühlhauser
Universität Hamburg, MIN-Fakultät, Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland
Zielsetzung: Shared Decision Making (SDM) ist für Tumorerkrankungen wie Brustkrebs besonders
relevant, weil hier komplexe Behandlungsalternativen mit stark variablen Kurz- und
Langzeitnebenwirkungen sowie bedeutsame Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patientinnen
bestehen [1]. SDM ist gekennzeichnet durch Interaktion, gegenseitige Information, gemeinsames
Abwägen und Entscheiden [2]. Voraussetzung hierfür ist die umfassende Information über die
anstehende Entscheidung und mögliche Behandlungsoptionen z.B. mit Hilfe von evidenzbasierten
Entscheidungshilfen. Für viele medizinische Entscheidungen sind die Informationen so komplex und
umfangreich, dass die notwendigen Aspekte nicht alle im Arzt-Patientinnen Gespräch thematisiert
werden können. Qualifizierte Angehörige von Gesundheitsfachberufen sollten in die
Informationsvermittlung und die Vor- und Nachbereitung des Arztgesprächs einbezogen werden [1].
Ziel dieser Studie ist die Entwicklung und Evaluation eines Programms zur Unterstützung von SDM für
111
Posterpräsentationen
Frauen mit einem neu-diagnostizierten Brustkrebs und die damit einhergehende Optimierung
bestehender Versorgungsstrukturen in der Onkologie/Senologie durch den Einsatz speziell geschulter
Pflegefachpersonen.
Methoden: Die Entwicklung und Evaluation des Programms erfolgt in Anlehnung an das MRC [3]: In
Phase 1 und 2 wird das SPUPEO-Schulungsprogramm entwickelt und pilotiert. Die Hauptzielgruppe
der Schulung sind spezialisierte Pflegefachkräfte. In Phase 3 wird das modularisierte Programm in
einer randomisiert-kontrollierten Studie (RCT) mit der Standardversorgung in zertifizierten Brustzentren
verglichen. Nach Randomisierung erhalten die Patientinnen der Interventionsgruppe (N = 252)
Beratungen durch die geschulten Pflegefachkräfte. Die Patientinnen der Kontrollgruppe (N = 252)
erhalten keine Intervention, d.h. sie erhalten die übliche Aufklärung durch Ärzte. Parallel zum RCT wird
eine qualitative Prozessevaluation durchgeführt. Es wird erwartet, dass die Implementierung des
Programms zu mehr informierten Entscheidungen, wahrgenommener Einbeziehung der Patientinnen
und zu mehr Entscheidungszufriedenheit bei allen Beteiligten sowie zu mehr partizipativen
Entscheidungsprozessen führt. Als weiteres Ergebnis wird eine Reduktion von Entscheidungskonflikten
erwartet. Das SPUPEO Programm hat einen prototypischen Charakter und soll in die bestehenden
Strukturen der Senologie integriert werden.
Projektlaufzeit: 01.03.2012 – 28.02.2015, Förderung: Bundesministerium für Gesundheit
Literatur
[ 1 ] Stacey D, Samant R, Bennett C. (2008a): Decision making in oncology: a review of patient decision aids to
support patient participation. CA Cancer J Clin. 58(5):293-304
[ 2 ] Légaré F, Ratté S, Stacey D. et al. (2010): Interventions for improving the adoption of shared decision making
by healthcare professionals. Cochrane Database Syst Rev 12(5):CD006732
[ 3 ] Craig P, Dieppe P, Macintyre S, Michie S, Nazareth I, Petticrew M. (2008): Developing an evaluation complex
interventions: the new Medical Research Council Guidance. BMJ 337:379-383.
Korrespondierender Autor:
Anja Gerlach, Universität Hamburg, MIN Fakultät, Gesundheitswissenschaften, Martin-Luther-KingPlatz 6, 20146 Hamburg, Deutschland, [email protected]
P123
Strategie zur Patientenaufklärung über randomisiert kontrollierte Studien am Beispiel der
Deutschen Prostatakrebsstudie PREFERE – Ein Werkstattbericht
Sylvia Sänger, Corinna Bergelt, Martin Härter
Institut für Medizinische Psychologie, UKE, Hamburg, Deutschland
Hintergrund: Wesentliche Faktoren der Entscheidung von Patienten zur Teilnahme an randomisierten
Studien sind das Vertrauen des Patienten in den Arzt [Jenkins et a. (2002)], die Einstellung der Ärzte
gegenüber klinischen Studien [Fallowfield et al. (1997), Ford et al. (2011)], die Darstellung des
Randomisierungsvorganges [Jenkins et al. (1999), Jenkins et a. (2002)], die Einstellung und das
Informationsbedürfnis der Patienten [(Bevan et al. (1993), Udrea et al. (2009), Fallowfield et al. (1998),
Jenkins et al. (2012)] und die Qualität der Informationen und Entscheidungshilfen [Behrendt et al.
(2011)].
Zielsetzung: PREFERE ist eine randomisiert kontrollierte, präferenzbasierte Studie, die für das lokal
begrenzte PCA vier in der S3 Leitlinie empfohlene Strategien untersucht. Über vier Jahre werden 7600
Patienten rekrutiert und für mindestens 13 Jahre nachbeobachtet. Ziel war es eine
Patientenaufklärungsstrategie und Materialien zu erarbeiten, die den betroffenen Männern ein hohes
Maß an Information und Entscheidungsunterstützung bezüglich der Studienteilnahme bietet und dazu
beiträgt, dass sich möglichst viele Männer präferenzbasiert (Ausschluss von max. 2 Optionen)
randomisieren lassen.
Methoden: Für die Patientenaufklärung in der PREFERE-Studie wurde ein „Dreisäulen-Modell“
entwickelt: (1) Gesprächshilfen und Unterstützung der Arztinformation \'7bVertrauensebene\'7d, (2)
Patientenbroschüre mit Entscheidungshilfen \'7bSachebene\'7d und (3) einem Patientenvideo
\'7bemotionale Ebene\'7d. Auf der Grundlage einer Literaturrecherche zu Erklärungsmustern für RCT,
Entscheidungshilfen und Informationen zu Prostatakrebs sowie des Studienprotokolls von PREFERE
wurden alle Materialien erarbeitet und durch Laien- und Expertenfokusgruppen intensiv gestestet. Eine
Kurzschulung für niedergelassene Urologen und Prüfzentren wurde ebenfalls entwickelt.
Diskussion: Um Patienten zur Teilnahme an RCT zu gewinnen, reichen Sachinformationen nicht aus.
112
Posterpräsentationen
Patienten müssen sowohl auf der Sachebene als auch auf der emotionalen Ebene angesprochen und
unterstützt werden. Die Informationsstrategie muss auch die Schulung und Unterstützung der Health
Professionals in Bezug auf die Kommunikation klinischer Studien einschließen [Goelz et al. (2011)].
Wenn durch eine regelmäßige Befragung der rekrutierten Patienten im Rahmen der PREFERE-Studie
der Nachweis zur Wirksamkeit des „Dreisäulen-Modells“ erbracht ist, kann diese Aufklärungsstrategie
für jedes RCT angewendet werden.
Literatur
[ 1 ] Behrendt C. et al. What do our patients understand about their trial participation? assessing patients
understanding of their informed consent consultat6ion about randomised clinical trials. J Med Ethics 2011; 37:
pp 74-80
[ 2 ] Bevan EG. et al. Patient’s attitudes to participation in clinical trials. Br. J. clin. Pharmac. (1993) 35, pp 204-207
[ 3 ] Fallowfield L et al. Clinicians Attitudes to Clinical Trials of Cancer Therapie. European Journal of Cancer. Vol
33 Nr.13, (1997) pp 2221-2229
[ 4 ] Fallowfield LJ. et al. Attitudes of Patients to Randomised Clinical Trials of Cancer Therapie. European Journal
of Cancer. Vol 34 No. 10 (1998), pp 1554-1559
[ 5 ] Ford E et al. Clinician’s attitudes toward clinical trials of cancer therapy. British Journal of Cancer (2011) 104,
pp 1535-1543
[ 6 ] Goelz T, Wuensch A, Stubenrauch S, Ihorst G, de Figueiredo M, Bertz H, Wirsching M, Fritzsche K. Specific
training program improves oncologists' palliative care communication skills in a randomized controlled trial. J
Clin Oncol. 2011 Sep 1;29(25):3402-7. Epub 2011 Aug 8.
[ 7 ] Jenkins V. The attitudes of 1066 patients with cancer towards participation in randomised clinical trials. British
Journal of Cancer (2012) 103, pp 1801-1807
[ 8 ] Jenkins V. How Do Doctors Explain Randomised Clinical Trials to their Patients?. European Journal of Cancer.
Vol 35. No 8 (1999), pp 1187-1193
[ 9 ] Jenkins V. Describing randomisation: patients and the public‘s preferences with clinicians practice. British
Journal of Cancer (2002)87, pp 854-858
[ 1 0 ] Udrea G. et al. Patient’s perspectives and motivators to participate in clinical trials with novel therapies for
rheumatoid arthritis. Journal of Medicine and Life Vol 2. Nr.2 (2009) pp 227-231
Korrespondierender Autor:
Sylvia Sänger, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum HamburgEppendorf, Martinistraße 52, 20246 Hamburg, Deutschland, [email protected]
P124
Mehr Information - immer ein Gewinn? - Wie bewerten und verarbeiten Nutzer des
Krebsinformationsdienstes die vermittelten Informationen?
Andrea Gaisser, Regine Hagmann
Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Die Arbeit des Krebsinformationsdienstes (KID) basiert auf der
empirisch gestützten Annahme, dass evidenzbasierte, individuell relevante und verständlich vermittelte
Informationen in Übereinstimmung mit der „Guten Praxis Gesundheitsinformation“ (1) überwiegend
günstige Effekte v.a. auf Krankheitsbewältigung und Selbstkompetenz haben und die Beteiligung von
(Krebs)patienten in medizinischen Entscheidungen fördern können (2,3,4,5 u.a). Im Rahmen einer
Befragung von Nutzern des telefonischen Beratungsdiensteswurde neben der Zufriedenheit mit dem
„Output“ des Dienstes der „Impact“ des Gesprächs erhoben. Die vorgestellte deskriptive Auswertung
geht der Frage nach, wer im Sinne von Selbstkompetenz subjektiv von den vermittelten Informationen
profitiert.
Methoden: Von April bis September 2011 beteiligten sich 3658 Anrufer des KID an der schriftlichen
Befragung, darunter 1997 Krebsbetroffene. Erhoben wurden neben dem Wunsch nach
krankheitsbezogenen Informationen und nach Beteiligung in medizinischen Entscheidungen u.a. die
Zufriedenheit mit dem Gespräch sowie dessen subjektiver Impact. Hier werden für die Patienten im
Kollektiv speziell die Ergebnisse in den Items Verstehen der Optionen, Einordnung von
(Vor)information, Orientierung und gefühlte Sicherheit betrachtet.
Ergebnisse: Das Informations- und Beteiligungsinteresse der Befragten ist mit 87 bzw. 84%
Vollzustimmung („möglichst alles wissen“ und „Beteiligung in medizinischen Entscheidungen“) sehr
ausgeprägt. Nach den Kriterien Verständlichkeit und Zuschnitt auf den individuellen Bedarf wurden die
vermittelten Informationen in 85% bzw. 67% gut bewertet. In den Items Orientierung zur Versorgung
113
Posterpräsentationen
(61%), Verständnis der Optionen (62%) und Einordnung von Vorinformation (62%) werteten jeweils
über 60% positiv. 48% gaben einen Zuwachs an gefühlter Sicherheit hinsichtlich ihrer medizinischen
Versorgung an. Maximal 15% urteilten in den genannten Items negativ. Analysen auch dieser Gruppen
nach persönlichem Anliegen, Phase der Erkrankung, Alter und Bildungsstand werden vorgestellt.
Schlussfolgerung: Im nach Alter, Bildung und Informationsverhalten selektierten Kollektiv der
Patienten, die sich telefonisch an den KID wenden (jünger als in der epidemiologischen Realität,
höherer Bildungsstand, informationsaktiver), werden die vermittelten Informationen überwiegend als
hilfreich wahrgenommen und verarbeitet. Differenzierte Analysen charakterisieren den subjektiven
Nutzen in Subgruppen.
Literatur
[ 1 ] Klemperer D, Lang B, Koch K, Bastian H, Brunsmann F, Burkhardt M et al. Die ,Gute Praxis
Gesundheitsinformation'. Z Evid Fortbild Qual Gesundh wesen 2010;104(1):66-68
[ 2 ] Rutten LJ, Arora NK, Bakos AD, Aziz N, Rowland J. Information needs and sources of information among
cancer patients: a systematic review of research (1980-2003). Patient Educ Couns 2005; 57(3):250-61
[ 3 ] Mills ME, Sullivan K. The importance of information giving for patients newly diagnosed with cancer: a review of
the literature. J Clin Nurs 199 8(6):631-42
[ 4 ] Jefferson M, Tattersall MH. Informing and involving cancer patients in their own care. The Lancet Oncology
2002; 3(10):629–637
[ 5 ] Bunge M, Mühlhauser I, Steckelberg A. What constitutes evidence-based patient information? Overview of
discussed criteria. Patient Educ Couns 2010; 78(3):316-28
Korrespondierender Autor:
Andrea Gaisser, Deutsches Krebsforschungszentrum, Im Neuenheimer Feld 280, 69120 Heidelberg,
Deutschland, [email protected]
P125
Welchen Einfluss haben Informationsbroschüren auf die Entscheidung von Frauen, am
Mammographie-Screening teilzunehmen?
1
1
1
2
Elisabeth Gummersbach , Jürgen in der Schmitten , Heinz-Harald Abholz , Karl Wegscheider ,
1
Michael Pentzek
1
Institut für Allgemeinmedizin, Medizinsche Fakultät der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf,
Deutschland
2
Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Hamburg-Eppendorf, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Um eine informierte Entscheidung für oder gegen die Teilnahme am
Mammographie-Screening-Programm treffen zu können, benötigen Frauen Informationen über Fakten
zu Nutzen und Risiken des Screenings, andererseits wird befürchtet, dass zu viel Informationen von
der Teilnahme am Screening abhalten könnte. Seit September 2010 erhalten Frauen in Deutschland
mit dem Einladungsschreiben zum Mammographie-Screening eine Informationsbroschüre, die deutlich
mehr relevante Informationen enthält als die bis dahin verschickte Broschüre und die so eine bessere
Grundlage für eine informierte Entscheidung bietet.
Methode: Es handelt sich um eine kontrollierte zweiarmige Fragebogenstudie, die die Teilnahmebereitschaft, das Wissen und Einstellungen von Frauen im Alter von 48-49 Jahren zum
Mammographie-Screening nach dem Lesen der alten gegen die neue Broschüre vergleicht. Die
Teilnehmerinnen werden über Hausarztpraxen rekrutiert und in Gruppe A (neue Broschüre) und
Gruppe B (alte Broschüre) randomisiert. Alle Frauen erhalten einen Fragebogen zu
Teilnahmebereitschaft, Wissen und Einstellung zum Screening, andere Einflussfaktoren für oder gegen
das Screening und sozialer Status. Der primäre Endpunkt ist der Prozentsatz der geäußerten
Teilnahmebereitschaft im Vergleich der Gruppe A gegenüber Gruppe B. Die Power ist auf einen
Unterschied der Teilnahmebereitschaft um 15% festgelegt, hieraus ergibt sich eine Fallzahl von 346.
Ergebnisse: Bisher haben wir ca. die Hälfte der erforderlichen Fragebögen zurück erhalten, die
Rekrutierung ist voraussichtlich im Januar abgeschlossen. Erste Ergebnisse zeigen, dass in beiden
Gruppen die Teilnahmebereitschaft am Mammographie-Screening hoch ist, hierin lässt sich in beiden
Gruppen kein Unterschied nachweisen. Beide Broschüren werden von 60% der Frauen als hilfreich für
die Entscheidung angesehen, allerdings folgen Frauen eher der Empfehlung ihres Arztes. Frauen, die
den Fragebogen zurückgeschickt haben, haben zu 80% Realschulabschluss oder Abitur.
Schlussfolgerungen: Für die Entscheidung, am Mammographie-Screening teilzunehmen, scheint der
Informationsgehalt von Broschüren keine Rolle zu spielen. Ein Bias unserer Studie liegt darin, dass in
114
Posterpräsentationen
erster Linie Frauen mit einem höheren Bildungsstand den Fragebogen ausgefüllt haben. Frauen sind
bereit am Programm teilzunehmen und folgen dabei eher der Empfehlung ihres Arztes. Die neue
Broschüre kann im Patientengespräch eine Grundlage für eine informierte Entscheidung sein.
Literatur
[ 1 ] Gummersbach E, Abholz HH. Neues Merkblatt für Mammografie-Screening in Deutschland: Hilfe zur
Meinungsbildung der Eingeladenen. Z Allg Med 2011; 87 (1): 21-25
[ 2 ] Steckelberg A, Hülfenhaus C, Haastert B, Mühlhauser I. Effect of evidence based risk information on “informed
choice” in colorectal cancer screening: randomised controlled trial. BMJ 2011;342:d3193
[ 3 ] Mathieu E, Barratt A, Davey HM, PhD; et al. Informed Choice inMammography Screening. A Randomized Trial
of a Decision Aid for 70-Year-Old Women. Arch Intern Med. 2007;167(19):2039-2046.
Korrespondierender Autor:
Elisabeth Gummersbach, Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät der Heinrich-HeineUniversität Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf, Deutschland,
[email protected]
P126
Wie verlässlich sind internetbasierte Patienteninformationen zur chronisch obstruktiven
Lungenerkrankung (COPD) und zur Neuropathie bei Typ-2-Diabetes?
Julia Köpp, Andrea Haring, Svenja Siegert, Christine Hahnenkamp, Sabine Schwarz, Corinna
Schaefer
ÄZQ, Berlin, Deutschland
Zielsetzung: Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen hat im
Sondergutachten 2012 die Bedeutung von internetbasierten Patienteninformationen (PI)
hervorgehoben: Die Nutzerkompetenz soll gestärkt, Unabhängigkeit, Evidenzbasierung und
Nutzerfreundlichkeit sollen verbessert werden (1,2). Auch in methodischen Papieren zur Entwicklung
von guten PI werden diese Merkmale betont (3-6). Aufgrund der hohen Prävalenz von vielen
chronischen Erkrankungen ist anzunehmen, dass die Unsicherheit und der daraus resultierende
Informationsbedarf von Patienten hoch sind. Bislang werden jedoch vorrangig PI zu onkologischen
Erkrankungen gezielt gefördert (7,8). Es ist fraglich, wie verlässlich PI zu weniger
„öffentlichkeitswirksamen“ Volkserkrankungen sind. Unser Ziel ist es, die Quantität und Qualität von
internetbasierten PI zu COPD und Neuropathie bei Typ-2-Diabetes beispielhaft zu untersuchen.
Methoden: Im ersten Schritt wurde eine systematische Internetrecherche nach deutschsprachigen PI
in Google durchgeführt. Zur COPD recherchierten wir wie folgt: (COPD OR „chronisch obstruktive
Lungenkrankheit“) AND (Patienteninformation OR Patienten-Information OR Patienten-broschüre OR
Patienten-Broschüre OR Patientenleitlinie OR Patienten-Leitlinie). Um PI zur Neuropathie zu finden,
ersetzten wir den ersten Teil der Recherchestrategie für COPD durch („Diabetischer Nervenschaden“
OR „diabetische Nervenschäden“ OR „diabetische Nervenschädigung“ OR „diabetische Neuropathie“
OR „diabetische Polyneuropathie“). Zusätzlich wurde eine Handsuche auf den Internetseiten der
Organisationen durchgeführt, die die „Gute Praxis Gesundheitsinformation“ unterzeichnet und sich
deren Anforderungen an hochwertige PI verpflichtet haben. Die jeweils ersten 50 Treffer sollen
gesichtet und geprüft werden.
Im zweiten Schritt werden alle relevanten PI auf Transparenz, Unabhängigkeit und Evidenzbasierung
geprüft (unabhängige Doppelbewertung). Diese Merkmale stellen aus unserer Sicht
Basisanforderungen an verlässliche PI dar, da sie in relevanten Publikationen adressiert werden [3-5,810]. Dazu wird untersucht, ob, und wenn ja, welche Angaben zu Finanzierung und redaktioneller
Unabhängigkeit, Interessenkonflikten, Quellenangaben, Recherchestrategien und Studienbewertung
sowie zur Methodendokumentation in der PI gemacht werden. Diese werden neutral, nachvollziehbar
und reproduzierbar überprüft. Bis zum Kongress wird eine Übersicht zu Quantität und Qualität der PI
vorliegen.
Literatur
[ 1 ] Wettbewerb an der Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Gesundheitsversorgung.
Sondergutachten 2012. Im Internet unter: www.svrgesundheit.de/fileadmin/user_upload/Gutachten/2012/GA2012_Langfassung.pdf (Abruf am 21.11.12, 10:14
Uhr)
[ 2 ] Krüger-Brand, HE. Navigieren durchs Gesundheits-Web: Angebote zum Thema Gesundheit gibt es zuhauf im
Netz. Die Recherche vertrauenswürdiger Informationen wird für die Patienten dadurch aber nicht einfacher.
115
Posterpräsentationen
Eine Bestandsaufnahme. Deutsches Ärzteblatt, Jg. 109, Heft 39:28. September 2012. Im Internet unter:
http://www.aerzteblatt.de/archiv/131153/Patienteninformation-Navigieren-durchs-Gesundheits-Web (Abruf am
21.11.12, 10:16 Uhr)
[ 3 ] Klemperer D, Lang B, Koch K. et al. Gute Praxis Gesundheitsinformation. Februar 2010. Im Internet unter:
http://www.ebm-netzwerk.de/pdf/publikationen/gpgi.pdf (Abruf am 21.11.12, 10:20 Uhr)
[ 4 ] Sänger S, Lang B, Klemperer D, et al. Manual Patienteninformation Empfehlungen zur Erstellung
evidenzbasierter Patienteninformationen. Berlin, 2006. ÄZQ Schriftenreihe Bd. 25. Im Internet unter:
http://www.aezq.de/aezq/publikationen/resolveUid/9293282aa4af2d3359574e0d41ad1daf (Abruf am 21.11.12,
10:25 Uhr)
[ 5 ] DICSERN-Instrument. Im Internet unter: http://www.discern.de/ (Abruf am 21.11.12, 10:30 Uhr)
[ 6 ] G-I-N PUBLIC Toolkit: Patient and Public Involvement in Guidelines. Im Internet unter: http://www.g-in.net/activities/gin-public/toolkit (Abruf am 21.11.12, 10:35 Uhr)
[ 7 ] Krebsinformationsdienst (2012) Bedarf an Krebsinformation in der Bevölkerung - Analyse des
Informationsverhaltens von Ratsuchenden. Im Internet unter:
http://www.krebsinformationsdienst.de/wegweiser/iblatt/krebsinformationsbedarf-2012-bevoelkerung.pdf. (Abruf
am 21.11.12, 10:40 Uhr)
[ 8 ] Nationaler Krebsplan. Handlungsfelder, Ziele und Umsetzungsempfehlungen Im Internet unter:
http://www.bmg.bund.de/fileadmin/dateien/Publikationen/Praevention/Broschueren/Broschuere_Nationaler_Kre
bsplan_-_Handlungsfelder__Ziele_und_Umsetzungsempfehlungen.pdf (Abruf am 21.11.12, 10:45 Uhr)
[ 9 ] Steckelberg A, Berger B, Köpke S, et al. Kriterien für evidenzbasierte Patienteninformationen. Z ärztl Fortbild
Qual Gesundhwes 2005;99:343–51.
[ 1 0 ] Bunge M, Mühlhauser I, Steckelberg A. What constitutes evidence-based patient information? Overview of
discussed criteria. Patient Education and Counselling 2010;78:316–28. Im Internet unter:
http://www.chemie.uni-hamburg.de/igtw/Gesundheit/images/pdf/Bunge_patientinformation.pdf (Abruf am
21.11.12, 10:50 Uhr)
Korrespondierender Autor:
Julia Köpp, ÄZQ, Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin, Deutschland, [email protected]
P127
Internetforen als Quelle von patientenrelevanten Themen für Gesundheitsinformationen
Karen Hentschel
Universität Bremen Institut für Public Health und Pflegeforschung, Bremen, Deutschland
Zielsetzung: Menschen brauchen zuverlässige und verständliche Informationen, um
gesundheitsrelevante Entscheidungen treffen zu können [1,2,3]. Gute Informationen schaffen es alle
relevanten Aspekte in einem angemessenen Umfang darzustellen. Damit Betroffene alle Alternativen
für ihre eigene Situation erfassen können, müssen Informationen nicht nur evidenzbasiert sein, sondern
auch die Interessen und Werte der Betroffenen mit in den Blick nehmen [4]. Nur so sind die gelieferten
Informationen auch relevant für die Nutzer. Ansonsten bestehen Probleme wissenschaftliche
Informationen auf die eigene Situation zu beziehen [5]. Um die Patientenorientierung und Relevanz in
ihrer Information sicherzustellen, beziehen die Ersteller von Gesundheitsinformationen die Zielgruppen
in den Erstellungsprozess ein [6]. Erste Recherche-Ergebnisse im Rahmen dieses Projektes haben
gezeigt, dass dennoch möglicherweise nicht alle wichtigen Aspekte erhoben werden können.
Im Internet hat man nicht nur Zugriff auf ausgearbeitete Informationen verschiedener Anbieter (z.B.
IQWiG, ÄZQ,UHH), sondern auch auf Online-Netzwerke zum Austausch von Informationen. Die Nutzer
von erkrankungsspezifischen Foren haben oft einander ähnelnde Lebenswelten und Alltagsporbleme
auf die sich die dortigen Informationen direkt beziehen [8]. Die Korrektheit der Auskünfte ist allerdings
nicht zuverlässig.
Ziel der Arbeit ist es, die Patientenorientierung und Alltagsbezogenheit von erkrankungsspezifischen
Foren und die Zuverlässigkeit evidenzbasierter Patienteninformationen miteinander zu verbinden. Es
wird geprüft, ob sich relevante Themen aus Patientenforen generieren lassen, die in evidenzbasierten
Patienteninformationen aufbereitet werden sollten. So trägt diese Arbeit zu einer besseren
Patienteninformation bei.
Methode: Im ersten Teil werden zwei, in möglichst vielerlei Hinsicht stark unterschiedliche
Erkrankungen analysiert, um eventuelle Unterschiede in der Anwendbarkeit der Methode offen zu
legen. Zu den Erkrankungen werden evidenzbasierte Informationen und erkrankungsspezifische Foren
ausgewählt. Aus diesem Material werden alle Themen herausgearbeitet. Im zweiten Teil wird geprüft,
ob Themen in Foren aufgetaucht sind, die sich nicht in den Patienteninformationen wiederfinden. Der
zweite Teil der Arbeit untersucht, ob diese neuen Themen tatsächlich für eine evidenzbasierte
116
Posterpräsentationen
Information relevant sind. Die bestmöglichen Methoden dazu (Fokusgruppen, Fragebögen, etc.) sollen
auf dem Kongress zur Diskussion gestellt werden.
Literatur
[ 1 ] Mühlhauser I, Steckelberg A. Evidenzbasierte Patienteninformation. Wünsche der Betroffenen. Dtsch Arztebl.
2009;106:51-52
[ 2 ] Stavri PZ, Freeman DJ, Burroughs CM. Perception of Quality and Trustworthiness of Internet Ressources by
Personal Health Information Seekers. AMIA Annu Symp Proc. 2003: 629–633
[ 3 ] Bunge M, Mühlhauser I, Steckelberg. What constitutes evidence-based patient information? Overview of
discussed criteria. Patient Educ Couns. 2010;78(3):316-28
[ 4 ] Bastian H. Health literacy and patient information: Developing the methodology for a national evidence-based
health website.Patient Educ Couns. 2008;73(3):551-6
[ 5 ] Müller VE, Schmacke N, Kolip P, Berger B. Erwünscht, ungewohnt und kommunikationsbedürftig – Die
evidenzbasierte Entscheidungshilfe des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen
(IQWiG). ZEFQ. 2012;106 (4):290-4
[ 6 ] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Allgemeine Methoden. Version 4,0. Köln: 2011
[ 7 ] Eysenbach, G. Medicine 2.0: Social Networking, Collaboration, Participation, Apomediation, and Openness. J
Med Internet Res. 2008;10(3):e22
Korrespondierender Autor:
Karen Hentschel, Universität Bremen, Institut für Public Health und Pflegeforschung, Grazer Straße 4,
28359 Bremen, Deutschland, [email protected]
117
Posterpräsentationen
Allgemeine Informationen
Veranstaltungsort:
Charité Campus Virchow-Klinikum
Lehrgebäude Forum 3
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
Kongressunterlagen:
Namensschilder und Kongressunterlagen werden Ihnen bei Ankunft am Tagungsbüro ausgehändigt.
Fortbildungspunkte:
Der EbM-Kongress 2013 wurde von der Ärztekammer Berlin für die ärztliche Fortbildung mit
insgesamt 12 Punkten zertifiziert (6 Punkte pro Kongresstag). Bitte tragen Sie sich auf den
ausliegenden Teilnehmerlisten mit Angabe Ihres Barcodes ein.
Abstracts:
Alle Abstracts werden auf dem Portal GMS German Medical Science veröffentlicht
(http://www.egms.de). Außerdem sind alle Abstracts im Programm auf der Kongresshomepage
www.ebm-kongress.de aufgeführt.
Poster- & Vortragshinweise:
Poster- und Vortragshinweise werden ausführlich auf der Kongresshomepage beschrieben
(www.ebm-kongress.de  Downloads).
Posterpreise:
Die drei besten Poster werden während der Posterpräsentation auf dem Kongress von der Jury
Posterpreis ausgewählt und bei der Abschluss-Session (Samstag, den 16.03.2012, 13.45 Uhr im
Audimax) ausgezeichnet.
Die Poster werden wie folgt prämiert:
1. Preis: 500 Euro
2. Preis: 250 Euro
3. Preis: 150 Euro
Für Fragen stehen Ihnen die Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle während der Jahrestagung
am Info-Point des DNEbM gern zur Verfügung.
118
Allgemeine Informationen
Raumpläne
Im Erdgeschoss befinden sich
•
•
•
•
•
119
das Tagungsbüro,
der Info-Stand des DNEbM,
Audimax (in der Skizze
Hörsaal 1 und Hörsaal 2),
Catering
Ausstellung der Poster zu den
Sessions „EbM-Umsetzung“.
Raumpläne
Im ersten Obergeschoss befinden
sich
•
•
120
Seminarraum 2,
Seminarraum 3.
Raumpläne
Im zweiten Obergeschoss befinden
sich
•
•
•
•
121
Kursraum 1,
Kursraum 2,
Kursraum 3,
Posterausstellung der
Postersession 1 bis 7 und 12.
Raumpläne
Deutsches Netzwerk
Evidenzbasierte Medizin e. V.
Geschäftsstelle des DNEbM e. V.
c/o ÄZQ, TiergartenTower
Straße des 17. Juni 106-108
10623 Berlin
Telefon: 030 4005 2501
Fax: 030 4005 2555
E-Mail: [email protected]
www.ebm-netzwerk.de
www.ebm-netzwerk.at
www.ebm-kongress.de

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