Erfahrungsbericht Studium - Institut für Europäische Kunstgeschichte
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Erfahrungsbericht Studium - Institut für Europäische Kunstgeschichte
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg ZEGK – Institut für Europäische Kunstgeschichte IBK – León, Spanien Erfahrungsbericht León IBK – Erfahrungsbericht Studienaufenthalt im WS 2012/13 an der Universidad de León von Yasemin Yurtsever 3. Semester (BA 75%) Europäische Kunstgeschichte/ Ethnologie Als ich im September 2011 auf der Homepage der Uni Heidelberg auf den Studiengang “Internationaler Bachelor Kunstgeschichte“ aufmerksam wurde, entschied ich mich, Europäische Kunstgeschichte in Heidelberg zu studieren. Vor der Abreise Nachdem ich die Zusage erhalten hatte, traf ich Vorbereitungen für den bevorstehenden Auslandsaufenthalt. Sehr hilfreiche Informationen erhielt ich vor allem im vorbereitenden Blocktutorium. Auf jeden Fall sollte man eine zusätzliche Auslandsversicherung abschließen, z.B. ERV. Ich ließ mich außerdem an der Uni Heidelberg für den Zeitraum des Auslandssemesters beurlauben und bekam dafür von Frau Hagen ein Schreiben, das bestätigt, dass ich am Bachelor-Plus-Programm teilnehme. Wenn man möchte, wird einem von der Universidad de León ein “Padrino“ zugeteilt, der einem vor Ort in allerlei Angelegenheiten hilft und zur Seite steht. Für mich war das sehr hilfreich, weil ich am Anfang die Sprache noch nicht fließend beherrschte. Da der Flughafen in León sehr klein und die Anreise dorthin sehr teuer ist, empfiehlt es sich, von Frankfurt/Main nach Madrid zu fliegen und von Madrid aus mit dem Bus nach León zu fahren. Die einfache Busfahrt kostet ungefähr 25 Euro und dauert ca. vier Stunden (www.alsa.es). Ich bin von Mannheim nach León mit dem Bus gefahren und habe dafür 130 Euro gezahlt. Die Fahrtzeit beträgt zwar 26 Stunden, jedoch kann man mehrere Gepäckstücke mitnehmen (www.eurolines.de bzw. www.mitfahrgelegenheit.de). Unterkunft Ich persönlich fand es besser, schon in Deutschland nach einer Unterkunft zu suchen, so hatte ich, als ich in León ankam, schon ein Zuhause und konnte mich auf anderes konzentrieren. Vor meiner Abreise habe ich zusammen mit einer Kommilitonin, die auch am Bachelor-Plus-Programm teilgenommen hat, eine Wohnung auf der Internetseite www.easypiso.com gefunden. Auf dieser Seite registriert man sich kostenlos und findet günstige Unterkünfte. Der Wohnungsmarkt in León ist sehr günstig, im Schnitt bezahlt man in einer WG 150-250 Euro. Bei der Wohnungssuche sollte man darauf achten, dass es eine funktionsfähige Heizung und luftdichte Fenster gibt, da es in León im Winter sehr kalt sein kann. Ich habe in einer möblierten 4er WG gelebt in dem Stadtviertel “Palomera“, was sehr zentral gelegen ist, weil es zur Uni zu Fuß 15 Minuten und zum Stadtzentrum 10 Minuten entfernt ist. Die Miete betrug 160 Euro und die Nebenkosten (Strom, Heizung, Internet) ungefähr 40 Euro pro Person. Alltag & Freizeit Für mich ist León eine Mischung aus Amsterdam, Heidelberg und Italien, eine Stadt mit kleinen, engen Gassen und bemerkenswerter Architektur. In meiner Freizeit habe ich viel Zeit mit meinen Mitbewohnerinnen verbracht. Zwei meiner Mitbewohnerinnen waren Spanierinnen, was von großem Vorteil war, weil ich so mein Spanisch verbessern konnte. Durch meinen Vermieter habe ich eine junge Spanierin kennen gelernt, der ich Deutschnachhilfe gegeben habe und somit nebenbei etwas Taschengeld verdienen und meine Sprachkenntnisse auffrischen konnte. Abgesehen von der Besichtigung der Sehenswürdigkeiten wie der Kathedrale, Basilika (mein Favorit), San Marcos etc. kann man im Stadtzentrum gemütlich einkaufen und essen gehen. Sehr empfehlenswert ist der Markt am Plaza Mayor (samstags) und am Río Bernesga (sonntags). Dort gibt es unter anderem frisches Obst und Gemüse und Kleidung zu sehr niedrigen Preisen. Am Fluss gibt es einen Park mit kostenlosem Angebot an Fitnessgeräten, so spart man sich das Fitnessstudio. Außerdem gibt es sehr viele China-Läden, die alles für den Haushalt anbieten und sehr günstig sind. Generell öffnet die Mehrheit der Geschäfte um 9:30 Uhr und schließt um 21:30 Uhr. Abgesehen von den Supermärkten machen die meisten Läden zwischen 14 Uhr und 17 Uhr eine Siesta. Ein Tipp von mir ist, sich nicht nur in der Touristenzone aufzuhalten, sondern auch in Seitengassen bzw. versteckte Gassen zu gehen, dort gibt es oft das bessere und günstigere Angebot. Da ich vor Unibeginn in León einen zweiwöchigen Intensivsprachkurs besucht hatte, konnte ich schon gleich am Anfang internationale Kontakte knüpfen. Nach dem Sprachkurs fand eine Vorbereitungswoche der Universidad de León statt, in der wir Informationen rund um die Universität erhalten und kostenlose Ausflüge nach Astorga und Ponferrada gemacht haben. Privat habe ich diverse Orte innerhalb und außerhalb Spaniens besucht, z.B. Picos de Europa, Valporquero und Porto. Diese Orte sind wunderschön und sehenswert. Das Besondere an León ist, wenn man sich in Cafés oder Bars etwas zu trinken bestellt, bekommt man zusätzlich eine Kleinigkeit zu essen, die sogenannten “Tapas“. Die Preise für Essen und Getränke in Bars und Restaurants sind viel niedriger als in Deutschland. Oft erhält man ein DreiGänge-Menü für 10-15 Euro. Ein Glas Wein oder Bier erhält man in Bars für ein bis zwei Euro. Man sollte sich eine spanische Sim-Karte für das Handy kaufen. Ich hatte eine Prepaid Sim-Karte von dem Anbieter “Happy Móvil“, die ich für 20 Euro gekauft habe. Im Großen und Ganzen ist León eine günstige Stadt. Die Lebenshaltungskosten (Lebensmittel, Bekleidung, Weggehen, etc.) betrugen bei mir ungefähr 70 Euro im Monat. Lehrangebot Der Campus der Universidad de León ist sehr groß und nicht zu vergleichen mit Heidelberg. Die Fakultät der Kunstgeschichte “Facultad de Filosofía y Letras“ ist übersichtlich und bietet viele Räume. Als wir schon in Deutschland unsere Kurse auswählen sollten, standen nicht viele zur Auswahl. Aber vor Ort gab es dann doch eine größere Auswahl an Kursen für Studenten der Kunstgeschichte. Angeboten werden Kurse, die jede Epoche und Gattung der Kunst behandeln. Eine Woche vor Veranstaltungsbeginn hat man die Möglichkeit, in die Kurse hineinzuschnuppern, an denen man Interesse hat, um zu entscheiden, ob man sie belegen möchte. Zu den Kursen, die ich belegt habe, gehörten “Artes escénicas“, “Iconografía profana“ und “Español correcto (nicht kunstbezogen)“, die drei- bis viermal pro Woche stattfanden. Die Teilnehmerzahl der Kurse war klein, es waren ungefähr zehn Leute pro Kurs. Eine Anwesenheitspflicht wie in Heidelberg gab es nicht, jedoch ist es von Vorteil für die Note, wenn der/die Dozent/in sieht, dass man regelmäßig anwesend ist. Außer der Klausur musste ich kleine Präsentationen und Kommentare vorbereiten, die fast die Hälfte der Endnote ausgemacht haben. Das war eine gute Möglichkeit, um gute Noten zu bekommen und die Sprache zu verbessern. In dem Kurs “Artes escénicas“ informierte die Dozentin uns regelmäßig über Exkursionen, z.B. Theaterstücke, für die wir teilweise Freikarten erhalten haben. Da der Studiengang Ethnologie nicht angeboten wurde, konnte ich mein Nebenfach in León nicht fortsetzen. Die meisten Dozenten sind sehr nett und waren bei Fragen trotz der anfänglichen Sprachprobleme immer geduldig. Die Klausuren fanden Mitte bis Ende Januar statt und als ausländischer Student durfte ich ein Wörterbuch während der Klausuren benutzen. Während der Veranstaltungen werden zwar viele Bilder mittels PowerPoint gezeigt, aber nicht die Titel der Bilder, was mir das Lernen erschwert hat. Wie auch in Heidelberg wird in León die Lernplattform Moodle verwendet. Meine spanischen Kommilitonen waren sehr hilfsbereit und haben mir ihre Aufschriebe gegeben, so konnte ich mich besser auf die Klausuren vorbereiten. Des Weiteren bietet die Universidad de León verschiedene Sportkurse an. Pro Kurs zahlt man ungefähr 65 Euro für einen Zeitraum von drei bis vier Monaten. Ich habe einen Kickbox-Kurs besucht, der zweimal die Woche stattfand und als Ausgleich sehr abwechslungsreich war. Wertung Für mich war das Auslandsprogramm in León eine meiner besten Erfahrungen. Ich habe viel dazugelernt, nicht nur was mein Studium angeht, vor allem was mein persönliches Leben betrifft. Wenn man sein Leben mit wertvollen Erfahrungen bereichern möchte, ist das die optimale Chance. Mir war der Auslandsaufenthalt sehr hilfreich, um die Kunstgeschichte besser zu verstehen und mich mit den verschiedenen Bereichen der Kunst auseinanderzusetzen. Ich lernte verschiedene Ansichten und Vorgehensweisen in der Universität kennen, was mir die Unterschiede zwischen der deutschen und der spanischen Universität zeigten. Zum Beispiel haben alle meiner Dozentinnen in León ihren Unterricht frei vorgetragen ohne jegliche Unterlagen, während hingegen die Dozenten in Heidelberg teilweise ihre Skripte vorlesen. Zudem hat man an der Universidad de León als Student einen näheren Bezug zu seinen Dozenten, z.B. spricht man sich mit Vornamen an und duzt sich. So hatte ich die Möglichkeit, eine andere Variante der Unterrichtsform kennen zu lernen, was mir persönlich mehr Spaß gemacht hat. Der Auslandsaufenthalt in León ist ein toller Ausgleich zum Leben in Deutschland. Dank dieser Erfahrung konnte ich mich persönlich weiterentwickeln und bin dadurch offener, selbstsicherer und selbständiger geworden. Ich habe sehr gute Freunde gewonnen, die ich trotz der Entfernung wieder sehen werde. Ich habe ein Leben kennen gelernt, in dem Menschen viel weniger besitzen und trotzdem glücklich sind. Mich hat die Lebensfreude der Spanier und ihre Gelassenheit sehr begeistert. Es sind offene, warmherzige Menschen, die oft und gerne helfen. Diese Möglichkeit im Ausland zu leben, hat dazu beigetragen, dass ich meine Sprachkenntnisse vertieft, mein Wissen erweitert und ich an persönlicher Weiterentwicklung gewonnen habe. Die Zeit in León ist eine sehr große Bereicherung für mich. Ich empfehle jedem, der sein Leben mit wertvollen Erfahrungen füllen möchte, diese Gelegenheit im Ausland zu studieren, zu nutzen. Bei Fragen zögert bitte nicht, mich zu kontaktieren (y.yurtsever[at]yahoo.de) Yasemin Yurtsever