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März 2009 Z e i t u n g für das S a n i e r u n g s g e b i e t W e d e r s t r a ß e Aus dem Rathaus: Gewerbestandort Neubritz Seite 3: StandortWandel • Neubritz: Gewerbestandort zwischen Tradition und Wandel Seite 4 / 5 : Alle Standorte auf einen Blick • Karte Neubritz und Umgebung Seite 5: StartOrt • 2. Neubritzer Bürgermeile Seite 6/7: Standort Juliushof • Standortvorteil Innenstadt • „Wir haben jetzt Planungssicherheit" Liebe Leserin, lieber Leser! Neues Jahr - neues Aussehen Herzlich willkommen in einer völlig neu gestalteten Ausgabe von „leben in Neubritz". Nach zehn Jahren haben wir mit der jetzt vorliegenden zwölften Ausgabe eine gestalterische Überarbeitung der Zeitung durchgeführt. Dabei haben wir Wert darauf gelegt, das Erscheinungsbild zu modernisieren, gleichzeitig aber das Bewährte weiterzuführen und den Wiedererkennungswert zu erhalten. Wir hoffen, dass Ihnen das neue Aussehen gefällt. Schreiben Sie uns doch Ihre Meinung dazu! Seite 8 Standort Bürgerstraße • Neubritzer Mischung: Wohnen und Arbeiten Seite 9: WohnOrt Wederpark • Stadthaus in City-Nähe Wörterbuch der Sanierung einmal zeigt sich, dass Neubritz große Lagevorteile als innenstadtnaher Gewerbestandort hat und von den ansässigen Gewerbetreibenden wegen seiner guten Anbindung, seiner Urbanität und seiner Lebendigkeit geschätzt wird. In der letzten Zeit wird immer wieder vom „Neuen Wohnen in der Stadt" berichtet - Neubritz beweist, dass dieses Stichwort auch für gewerbliche Aktivitäten wieder von Bedeutung ist. Die städtebauliche und planerische Beschäftigung mit dem Thema Gewerbe ist untrennbar auch eine Beschäftigung mit den wirtschaftlichen Belangen der beteiligten und betroffenen Betriebe. Insofern ist die gute Zusammenarbeit zwischen Stadtplanung und Wirtschaftsförderung von entscheidender Bedeutung für den Erfolg. In Neukölln arbeiten die beiden Fachbereiche in den gewerblich geprägten Gebieten schon seit Jahren Hand in Hand. Wir tauschen Informationen schnell und unkompliziert aus. führen Beratungen gemeinsam durch und stimmen unsere Stellungnahmen aufeinander ab. Für die Gewerbetreibenden bedeutet das, im Bezirk Neukölln sofort kompetente Ansprechpartner beider Seiten zu haben und auf eine koordinierte Betreuung im Sinne einer „One-Stop-Agency" vertrauen zu können. Denn: Gewerbeplanung ist immer auch Wirtschaftsförderung! • V...wie Verkehrswert • V...wie Verlagerung Seite 1 0 / 1 1 : Standort Neukölln-Südring • Stadtumbau rund um Bahn und Hafen Seite 11: Standort Hermannstraße • „HermannQuartier" Standort Karl-Marx-Straße • [Aktion! Karl-Marx-Straße] Seite 12: LeerStandOrt ? In diesem Sinne wünschen wir uns allen gemeinsam ein gutes Sanierungsjahr und Ihnen eine anregende Lektüre. • Gewerbe-Leerstand in Neubritz als Potenzial Seite 13: proStandort Rolf Groth • Verein „proNeubritz" gegründet Seite 14: Stand(W)Ort • Eine Kindheit in Neubritz • Baubeginn Zürich-Schule Seite 15: DrehOrt Wederpark • „Filmpark" - Werkstatt für Veränderung 2008 Seite 16: • Kontakte StammOrt • Die aktuelle Glosse Ende in Sicht Das Jahr 2009 wird wahrscheinlich das letzte Sanierungsjahr für Neubritz sein. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat Ende letzten Jahres mitgeteilt, dass die Durchführung der Sanierung inzwischen so weit gediehen ist, dass das Sanierungsgebiet Neukölln-Wederstraße zum Ende dieses Jahres aufgehoben werden kann. Vieles wurde seit 1995 erreicht, es bleibt aber auch noch Einiges zu tun. Jetzt wird eine Abschlussuntersuchung klären, ob die Sanierung tatsächlich beendet werden wird. Also bereiten wir uns gemeinsam auf ein arbeitsreiches Jahr vor! Gewerbeplanung ist Wirtschaftsförderung Einer der bisherigen und künftigen inhaltlichen Hauptpunkte der Sanierung ist das Thema „Gewerbe", dem wir den Schwerpunkt dieser Ausgabe von „leben in Neubritz" gewidmet haben. Wieder Kontakt Wirtschaftsberatung /-förderung: Clemens Mücke Telefon 68 09-23 90 Fax 68 09-32 73 [email protected] Stadtplanung / Stadterneuerung: Rolf Groth Telefon 68 09-33 78 Fax 68 09-24 18 [email protected] Areal der Kornspiritus- und Presshefefabrik, Briefkopfvignette, 1903 >» Neubritz: Gewerbestandort zwischen Tradition und Wandel Das Viertel rund um die Wederstraße, Herz des Stadtteils Neubritz, war von Beginn an durch die Mischung von Wohnen und Gewerbe charakterisiert. In der südlichen Gebietshälfte siedelten sich seit den 1860er Jahren auf Initiative Carl Weders Handwerker und Kleinunternehmer an. Tischler, Bäcker, Schlachter und Fuhrunternehmer erwarben hier kleine Parzellen, um sie mit niedriggeschossigen Wohn- und Gewerbegebäuden zu bebauen. Im Nordteil, wo es teilweise große Grundstücke gab, bildete sich ab ca. 1880 ein kleiner Industriestandort heraus. In der Glasower Straße 2 5 - 3 0 entstand 1889 die Eisengießerei Franz Weeren, die bis 1900 zu einem größeren Fabrikkomplex mit Unternehmervilla erweitert wurde. Im Block zwischen Bruno-Bauer- und Bendastraße, Delbrück- und Glasower Straße entwickelte sich ab 1888 aus den Anfängen einer Fischräucherei das dicht bebaute Areal der Berliner Kornspiritusund Presshefe-Fabrik. 1900 befand sich in der Walterstraße 18/19 die Dachpappen- und Asphalt-Fabrik W. Quandt und auf dem heutigen Grundstück Karl-MarxStraße 275 die Speditionsfirma Oskar Fahrenkrug. Noch heute dokumentieren im Süden kleinteilig bebaute Grundstücke die Siedlung Carl Weders. In der Nordhälfte erinnern an das einstige Industrieviertel der Fabrikbau der ehemaligen Eisengießerei sowie die zum Brauhaus Rixdorf umgebaute Unternehmervilla in der Glasower Straße. Infolge jahrzehntelanger Planungsunsicherheit - die Realisierung der seit 1946 im Bereich der Wederstraße geplanten Autobahntrasse verzögerte sich fortlaufend - war die Gewerbesituation im Stadtteil seit den 1970er Jahren von Stagnation, bald auch von Niedergang geprägt. Anfang der 1990er Jahre war der Handel, damals die am stärksten vertretene Branche im Viertel, von KfZ-Firmen dominiert. Nicht nur in der Wederstraße gab es untergenutzte Gewerbegrundstücke und Brachflächen. Zahlreiche Gewerbebauten im gesamten Viertel waren instandsetzungsbedürftig. Der Bau der Autobahn, die seit 2000 größtenteils in Tunnellage unterhalb der Wederstraße verläuft, und die 1995 erfolgte Festlegung des Viertels als Sanierungsgebiet brachten gravierende Eingriffe, boten aber auch die Chance zur Neuentwicklung des Wohn- und Gewerbestandorts. Etliche Betriebe mussten der Autobahntrasse weichen, konnten größtenteils jedoch entschädigt und umgesiedelt werden. Die jetzt gegebene Planungssicherheit motivierte Gewerbe- treibende zu Instandsetzungsmaßnahmen und zog neue Firmen an. 50 Prozent aller heutigen Betriebe in Neubritz sind erst seit 1996 im Stadtteil ansässig. Ein vorrangiges Sanierungsziel ist seit 1995 der Erhalt der Wohn- und Gewerbemischung im Quartier, allerdings großräumiger strukturiert, als es ursprünglich der Fall war. Der westliche Bereich gewann mit dem Carl-Weder-Park, der 1999/2000 auf dem Autobahntunneldeckel entstand, an Attraktivität und entwickelt sich im Zuge der Stadterneuerung zunehmend zum Wohngebiet. Im östlichen Bereich - im Flächennutzungsplan von 1994 als Gewerbliche Baufläche vorgesehen - entstand ab 2002 der „Juliushof". Das neue Gewerbegebiet zwischen Rungiusstraße, Autobahn und Karl-Marx-Straße - attraktiv durch die Anbindung an das Autobahndreieck Neukölln, die planungsrechtliche Sicherung als Gewerbegebiet und niedrige Grundstückspreise - erwies sich als Erfolgsprojekt. Schnell waren die zehn kleinen, vorwiegend für Handwerks- und Produktionsbetriebe vorgesehenen Parzellen des Areals verkauft. Als erste Firma zog die Werner Krause Baugeschäft GmbH aus Schöneberg in den „Juliushof". Die Tischlerei Krautzig GmbH aus Karlshorst folgte. Auch ein Betrieb aus dem Sanierungsgebiet, die KfZ-Meisterwerkstatt Schuster, fand im „Juliushof" einen neuen Standort. In Neubritz gibt es heute ca. 245 Unternehmen, angefangen vom Zigarettenladen mit 50 m2 bis hin zum leichtindustriellen Betrieb mit 3.200 m2 Gewerbefläche. Bemerkenswert vielfältig ist das Branchenspektrum. Handwerksbetriebe, schwerpunktmäßig Dachdeckereien, KfZBetriebe und Installationsfirmen bilden den am stärksten vertretenen Wirtschaftszweig. Verschiedenste Dienstleistungsunternehmen, darunter Ingenieurbüros, Computer- und Softwarefirmen, finden sich im Viertel. Gastronomiebetriebe und Einzelhändler sowie medizinische und soziale Einrichtungen vervollständigen das Angebot. Im Stadtteil gibt es mehrere alteingesessene Traditionsbetriebe. Dazu zählen die Dachbahnen- und DachstoffFabrik W. Quandt, die 1868 gegründet wurde, die Waller Wusterhausen GmbH & Co. Bedachungs KG, die 1907 entstand, und die VerwaltungsGmbH W. Schütz, ein Unternehmen für Präzisionswerkzeugbau. Zu den jüngsten Neuansiedlungen gehört unter anderem die Firma WOS, ein Spezialist für Fußbodentechnik und Sportböden. Cornelia Hüge Branchenvielfalt, innerstädtische Lage, Autobahnanschlussstellen an der Buschkrugallee und am Britzer Damm - Neubritz ist heute ein Wohn- und Gewerbequartier mit vielen Qualitäten und besonderem Profil. Der Gewerbestandort Neubritz, der sich mit intensivem Standortmarketing in der Öffentlichkeit präsentiert, hat die besten Chancen, sich auch in Zukunft dynamisch zu entwickeln. Oben: Außenansicht des Produktionsbereichs der ehemaligen Meierei Bolle, Bendastraße 11 c. Die hölzerne Rampe diente der An- und Auslieferung von Milchund Milchprodukten. Unter der Rampe befand sich der Pferdestall. Mitte: Über diese Rampe wurden die Pferde in den Stall geführt. Unten: Hofladen des ehemaligen Bauernhofes im Priesterweg 5 ,\Britzeriror, Britzer Dammj"» 4 Ankündigung 2. Neubritzer Bürgermeile Nach dem Erfolg der 1. Neubritzer Bürgermeile vom vergangenen Sommer findet am 6. und 7. Juni 2009 die zweite Ausgabe des Stadtteilfestes statt. Neben den bereits bekannten Angeboten der Schausteller mit ihren Ständen und Karussells, der Gastronomie und kulturellen Attraktionen wird es dieses Mal auch den Neubritzer Bürgerlauf um den Deuro-Car-Cup geben. Termin des Bürgerlaufs ist Sonntag, der 7. Juni 2009. um 16.00 Uhr. • 10-km-Hauptlauf (Startgeld: 11,00 EUR. bei Anmeldung bis zum 31. Mai 9,00 EUR) • 2-km-Schülerlauf (Startgeld 2,00 EUR) • 500-m-Bambini-Lauf (kostenlos) Anmeldungen können über die Homepage der Neubritzer Bürgermeile erfolgen: www.buergermeile.de Ann-Christin Rolfes-Bursi. BSG mbH Standortvorteil Innenstadt: Standort Juliushof Parzellenanzahl: 9 Parzellengröße: 360-1.760 m2 Konzeptentwicklung: 4/2004 Vermarktungsstart: 10/2006 Neukölln ist ein traditioneller Standort der Industrie und des Handwerks mit einer bunten Mischung von Betrieben unterschiedlicher Größe und Angebote. Mit dem erfolgten Neubau der BAB A 100 und der Fertigstellung der BAB A 113 hat Neukölln hinsichtlich einer überzeugenden Erschließung erheblich an Attraktivität gewonnen. Zusammen mit dem guten ÖPNV-Angebot und der Innenstadtnähe ergibt sich der Standortvorteil einer hervorragenden Verkehrsanbindung. Dies spiegelt sich beim Juliushof auf besondere Weise wider: Autobahnanschluss und U-Bahnhof befinden sich um die Ecke, es sind nur wenige Kilometer bis zur Innenstadt. In ähnlicher Form gilt das für das gesamte Sanierungsgebiet Wederstraße. Insbesondere für kleinere Unternehmen ist die Erreichbarkeit von Kunden ein wesentliches Kriterium bei ihrer Standortwahl. Sie sind auf eine innerstädtische Lage angewiesen. Kontakt Baasner Stadtplaner GmbH Günter Baasner Levetzowstraße 10A 10555 Berlin Telefon 344 50 55 Fax 39 10 55 09 [email protected] Mit einem Bestand von rund 300 Hektar an Gewerbe- und Industriegebieten nimmt der Bezirk Neukölln im Berliner Vergleich einen mittleren Rang ein (zum Vergleich: Tempelhof-Schöneberg verfügt über 650 Hektar). Dabei sind die Neuköllner Gewerbeflächen mit ca. 84% deutlich besser ausgelastet als der Berliner Durchschnitt mit 64 %. Auf den ungenutzten Flächen in Neukölln sind meist nicht sofort bzw. nicht ohne Weiteres gewerbliche Nutzungen zu realisieren, beispielsweise aufgrund vorhandener Altlasten oder wegen der erforderlichen Umsetzung von Auflagen des Denkmalschutzes. Entsprechend sind die verfügbaren Gewerbeflächen in Neukölln knapp, insbesondere für kleine und mittlere Betriebe. Auch vor diesem Hintergrund lässt sich der Erfolg des Projektes Juliushof erklären: Da die Grundstücke mit ihrer Größe zwischen 360 und 1.760 Quadratmetern ungewöhnlich klein für Gewerbegebietsgrundstücke sind, stellen sie für Kleinbetriebe aus Produktion und Handwerk eine bezahlbare Alternative zu Mietflächen dar. Neben dem Konzept der Kleinteiligkeit war die Nachfrage nach den Gewerbeflächen im Juliushof auch aufgrund anderer wichtiger Rahmenbedingungen unerwartet hoch. So konnten die Grundstücke zu einem attraktiven Preis angeboten werden, da im Juliushof die öffentliche Hand als Projektträger tätig war und entsprechende Förderungen umsetzen konnte. Einen weiteren wesentlichen Standortfaktor stellte auch die Infrastruktur dar, die mit der guten ÖPNV-Anbindung und dem Autobahnanschluss in unmittelbarer Nähe überzeugt. Alle diese Standortfaktoren haben den Juliushof sowohl für Betriebe interessant gemacht, die bereits vorher im Sanierungsgebiet Wederstraße ansässig waren, als auch für externe Unternehmer, die aus Kreuzberg, Steglitz. Schöneberg, Marzahn und sogar Schleswig-Holstein nach Neubritz umgesiedelt sind. Der im Juliushof umgesetzte innovative Ansatz eines öffentlich geförderten städtebaulichen Entwicklungsprojektes hat aufgrund seines Erfolges Modellcharakter für ähnliche Vorhaben. Interview: Herr Schoepe, Herr Schuster, wie beurteilen Sie rückblickend Ihre Ansiedelung im Juliushof? Hat sich der Umzug gelohnt? Schoepe: Ja, und zwar in zweierlei Hinsicht: Zum einen haben wir Büro und Lager jetzt an einem Standort, die waren früher getrennt. Zum anderen wissen wir genau, was wir jeden Monat zu zahlen haben. Mietverträge werden oft nur noch für drei Jahre abgeschlossen, und dann muss man mit einer Erhöhung rechnen. Schuster: Wir freuen uns vor allem über unsere neue Werkstatt. Auch die Kunden sind begeistert! Wo war Ihr Betrieb vorher ansässig? Schoepe: Das Baugeschäft Krause war über 100 Jahre lang in Schöneberg ansässig. Unser Lagerplatz befand sich am Priesterweg: dort hätten wir jedoch spätestens Anfang 2008 wegziehen müssen, da das Gelände von einem Investor übernommen wurde. Schuster: Wir waren auf der anderen Seite der Autobahn, an der Wederstraße, und mussten wegen der Schulerweiterung umziehen. Wie haben Sie von dem Projekt Juliushof erfahren? Schoepe: Ich war etwa ein Jahr lang auf der Suche, zunächst wieder nach einer Mietfläche, aber die angebotenen Mietkonditionen waren für uns nicht akzeptabel. In der Zeitschrift der Handwerkskammer habe ich dann vom Projekt Juliushof gelesen und gleich angerufen. Schuster: Schon vor dem Autobahnbau hatte ich über einen Bekannten bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung von der Planung erfahren. Später habe ich dann auch in der Sanierungszeitung ..leben in Neubritz" darüber gelesen. Über welchen Zeitraum erstreckte sich dann Ihre Umsiedelung? Schoepe: Nach dem ersten Kontakt ging es Schlag auf Schlag: Im August 2006 liefen die ersten Gespräche, im September haben wir gekauft, am 1. Oktober war Baubeginn, Anfang 2007 sind wir mit unserem Lagerplatz umgezogen und im Juni schließlich mit dem Büro. Schuster: Die Zusage für ein Grundstück im Juliushof hatten wir schon vor Beginn der Bauarbeiten, da waren wir die ersten. Welche Parzelle wir nehmen, wurde später festgelegt. Mit der Finanzierung ging es leider nicht so schnell, den Kreditvertrag haben wir schließlich im Dezember 2006 unterschrieben. Im Juni/Juli 2007 sind wir dann umgezogen. Waren Sie mit der Betreuung während des Projekts zufrieden? Was hätte besser laufen können? Schoepe: Die Leute vom Bezirksamt Neukölln waren wirklich sehr zuvorkommend, man hat uns geradezu hofiert. Allerdings haben wir später vom Grundstücksverkäufer, dem Liegenschaftsfonds, die Quittung dafür bekommen, dass wir die ersten Käufer waren: Wir mussten deutlich mehr für die Vermessung zahlen als unsere Nachbarn, die später gekauft haben. Hier hätte ich es fair gefunden, die Vermessungskosten gerecht auf alle Eigentümer umzulegen. Schuster: Alle waren wirklich sehr nett und hilfsbereit, auch wenn wir vorab nicht immer korrekte Informationen bekommen haben. So lag die Abwasserleitung nicht wie zugesagt auf dem Grundstück, und wir mussten trotz der Vorstreckung eine hohe Hausanschlussgebühr an die Wasserbetriebe zahlen, das war uns nicht klar. Stellte die Finanzierung ein Problem für Sie dar? Schoepe: Nein. Wegen des günstigen Grundstückspreises hat unsere Bank schon nach wenigen Tagen grünes Licht gegeben, obwohl es einige Auflagen für das Grundstück gab: Wir dürfen es fünf Jahre lang nicht verkaufen und bei Verkauf in den folgenden fünf Jahren mussten wir 70 Prozent des Mehrerlöses abführen. Schuster: Bei uns war es leider nicht so einfach. Unsere Hausbank hat nicht mitgespielt und uns nach einem halben Jahr Prüfungszeit abgesagt. Mit einer anderen Bank hat es dann zum Glück geklappt. Gewerbefinanzierungen sind sowieso schwierig, hinzu kam, dass ich schon über 60 bin. Ohne meine Frau hätte ich den Kredit sicher nicht gekriegt. Würden Ihrer Ansicht nach mehr Kleingewerbe Eigentum erwerben, wenn es mehr kleinteilige Gewerbegebiete wie den Juliushof gäbe? Schoepe: Nach dem, was ich so von Kollegen höre, auf jeden Fall. Denn alle, die ein Grundstück gemietet haben, sitzen seit der Wende auf einem Pulverfass: Jederzeit kann ein Investor kommen und sie vertreiben. Wir haben jetzt Planungssicherheit. Andererseits hätten wir uns die üblichen 200 bis 240 Euro pro Quadratmeter auch nicht leisten können, der Eigentumserwerb war für uns nur aufgrund der speziellen Konditionen möglich. Schuster: Viele kleine Betriebe haben große Probleme mit der Miete und dazu die ständige Sorge, dass sie irgendwann raus müssen. Außerdem werden unverschämte Mieten verlangt - wenn ich gemietet hätte statt zu kaufen, würde ich jetzt monatlich fast das Doppelte zahlen. Das Interview führte Reinhard Huschke für Fromlowitz+Schilling. Heinz Schoepe (Geschäftsführer Werner Krause Baugeschäft GmbH) und Frank Schuster (KFZ-Werkstatt Frank Schuster) waren die ersten, die sich im Juliushof angesiedelt haben. Der gelernte Stahlbetonbaumeister Heinz Schoepe (55) zog mit seinem Baugeschäft von Schöneberg in den Juliushof. Frank Schuster (62) ist der einzige Umsiedler, dessen Betrieb bereits vor dem Umzug im Sanierungsgebiet ansässig war. Neubritzer Mischung: Wohnen und Arbeiten liN traf sich mit dem Geschäftsführer der Firma WOS Fußbodentechnik, Herrn Schmidt, zum Thema „Neubritzer Mischung", also Wohnen und Arbeiten an einem Standort, sowie zu einem Erfahrungsbericht eines neu im Gebiet angesiedelten Betriebes im Umgang mit dem Standort Neubritz. Das Gespräch führte Ann-Christin Rolfes-Bursi von der BSG mbH. Das Grundstück Bürgerstraße 22 grenzt direkt an die Zufahrt zum Britzer Autobahntunnel der BAB A 100. Während zur Bürgerstraße hin Wohnnutzung stattfindet, wird der hintere Grundstücksteil durch einen Lagerhallen-Neubau begrenzt. Dieser schirmt die vordere Wohnnutzung von der Autobahn ab. Herr Schmidt, Geschäftsführer der Firma WOS-Fußbodentechnik, seit 2007 Eigentümer der Bürgerstraße 22 in Neubritz 8 Sie haben dieses Grundstück im Jahr 2007 als neuen Firmensitz für die Firma WOS Fußbodentechnik und Heimtextilvertriebs GmbH erworben. Welche Kriterien haben für Ihre Investitionsentscheidung die entscheidende Rolle gespielt? Die WOS Fußbodentechnik hatte vor ihrem Umzug ihren Firmensitz in Spandau. Aufgrund des großen Liefer- und Einzugsbereiches (u.a. Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern) ist eine gute Verkehrsanbindung in innenstadtnaher Lage sehr wichtig. Dieses bringt Zeitersparnis, finanzielle Einsparungen durch geringeren Spritverbrauch sowie eine Kombination von schneller innerstädtischer Erreichbarkeit und kurzen Wegen ins Umland. Weitere Kriterien waren Lagegunst und prognostizierte Wertsteigerung der Immobilie. Größe des Gewerbegebäudes, Anschaffungssumme und Investitionssumme sowie eine Mischung aus Wohnen und Gewerbe als Schutz gegen Einbrüche, speziell an den Wochenenden. Wir haben in diesem Zusammenhang an unserem vorherigen Standort schlechte Erfahrungen gemacht, da es sich um ein reines Gewerbegebiet ohne Wohnnutzung gehandelt hat. Damals war die Einbruchshäufigkeit extrem hoch. An unserem neuen Standort in Neubritz haben wir vorher mit den dortigen Mietern gesprochen und zur Sicherung u. a. eine Beleuchtungsanlage installiert. Dieses hat sehr zur Sicherheit am neuen Standort beigetragen. Wie schätzen Sie die Verkehrsanbindung des Standortes ein? Als sehr gut! Wie ich bereits erwähnt habe, besteht eine gute Anbindung an die Autobahn, eine gute Verkehrsanbindung an den ÖPNV (U-Bahn, S-Bahn, Busse) sowie eine Vielzahl alternativer Fahrrouten durch die Stadt, wenn es auf dem Stadtring einmal wieder Stau gibt. Was unterscheidet aus Ihrer Sicht innerstädtische Standorte von denen auf der „grünen Wiese"? Neben den bereits genannten Kriterien, wie die gute Erreichbarkeit und die Mischung von Wohnen und Arbeiten, zählt für uns vor allem auch ein Firmensitz innerhalb von Berlin als Standort-Vorteil. Dieses bindet eine andere Käuferstruktur an unser Unternehmen. Unsere Entscheidung für den Unternehmenssitz Berlin passt auch in die momentane Renaissance der Innenstadt - es herrscht eine andere Lebendigkeit und Vielfalt in der Stadt als auf einem monostrukturell ausgelegten Standort auf der „grünen Wiese". Wir haben aber auch Außenstellen in Brandenburg, damit unser Vertrieb nicht ausschließlich zentral aufgestellt ist. Welche Betriebsprozesse finden auf Ihrem Grundstück statt? Verwaltung, Lagerung, Anwendungsund Entwicklungstechnik und Produktion. Unsere Bodenbeläge werden objektbezogen eingekauft und bestellt, so dass kaum Lagerfläche benötigt wird. Bei uns arbeiten Tischler, Fußbodenverleger. Bürokaufleute. Entwickler und Sportwissenschaftler Hand in Hand. Unser Hauptauftraggeber ist die öffentliche Hand, z. B. Krankenhäuser, Schulen und Sporthallen. Unser Grundgedanke beim Sportbodenbau geht von der Reparatur der Böden und nicht vom Neubau aus. Also Sanierung vor Abriss, wenn Sie so wollen. Dabei erreichen wir Kosteneinsparungen von bis zu 40% pro Halle. Wenn der Boden neu aufgebaut ist, geben wir eine Gewährleistungszeit von fünf Jahren. Unsere in Modulbauweise entwickelten Sportböden wurden sogar in abgewandelter Form in Athen bei den Olympischen Spielen 2004 eingebaut. Alle Baustellen werden von unserem eigenen Personal bestückt. Da wir einen hohen Qualitätsanspruch haben, arbeiten wir ohne Subunternehmer. Aus diesem Grund bilden wir in dem Beruf „Fußbodenleger" selbst unseren Nachwuchs aus. Unsere Azubis werden nach Abschluss ihrer Ausbildung von uns übernommen. Was gefällt Ihnen an am Standort Neubritz besonders gut? Die zentrale Erreichbarkeit durch die gute Anbindung an die Autobahn und den ÖPNV, gute Einkaufsmöglichkeiten sowie die Mischung aus Wohnen und Arbeiten. Wo sehen Sie das Gebiet in zehn Jahren? Ich habe von dem Standort im Immobilienteil einer großen Berliner Tageszeitung gelesen. Vorher war mir Neubritz nicht bekannt. Ich denke, angelehnt an die Rückmeldungen von Kollegen und anderen Firmen, dieser Standort ist aufgrund der bereits genannten Vorteile sowie der vorhandenen Flexibilität zur Umgestaltung am Standort immer wieder vermietbar. Derzeit wird der Bezirk Neukölln in den Medien häufig als Problembezirk mit hohem Ausländeranteil dargestellt. Für meinen Standort erwarte ich mir aber dennoch in Zukunft eine Wertsteigerung, da die Voraussetzungen am Standort ideal sind. Wir blicken positiv in die Zukunft. Was wünschen Sie sich für die weitere Entwicklung des Quartiers? Eine gute wirtschaftliche Entwicklung unter Betonung der extrem günstigen Verkehrslage von Neubritz, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen im stillen Gewerbe. Darüber hinaus sollte das Negativimage des Bezirkes Neukölln als sozialer Problembezirk klar von Neubritz abgegrenzt werden. Vielen Dank für das Gespräch! Direkt vis-a-vis des Carl-Weder-Parks sollen in den nächsten Monaten die Vorbereitungen für die Errichtung von zehn Stadthäusern beginnen. Auf den jeweils ca. 220 m2 großen Grundstücken sollen nach Plänen der O + F Projektmanagement moderne Stadthäuser mit ca. 160 m2 Wohnfläche und einem 140 m2 großen Gartenbereich entstehen. Sollten Sie an weiterführenden Informationen interessiert sein, nehmen Sie bitte Kontakt mit der Sanierungsbeauftragten für Neubritz, der BSG mbH, auf. Die in Anlehnung an die Bauhaustradition der 20er Jahre gegliederten Fassaden der Häuser sind großzügig verglast. Dies schafft Helligkeit im gesamten Haus. Farbliche Akzente werden durch die verschiedenen roten, grauen und ockerfarbenen Fassadenflächen gesetzt. Oben: Die Grundstücke für den Bau der Stadthäuser am Carl-Weder-Park Unten: Stadthausfassaden O+F Projektmanagement Ann-Christin Rolfes-Bursi, BSG mbH Kontakt BSG Brandenburgische Stadterneuerungsgesellschaft mbH Glasower Straße 67 12051 Berlin Telefon 68 59 87 71 Fax 68 59 87 73 [email protected] Ansprechpartner: Alexander Matthes, Ann-Christin Rolfes-Bursi Die Häuser entsprechen den Anforderungen an ein KfW-60 Energiesparhaus und sind u. a. mit einer Fußbodenheizung ausgestattet, die über eine Luftwärmepumpe mit Strombetrieb läuft. Dieses erlaubt den neuen Eigentümern eine relative Unabhängigkeit gegenüber den steigenden Kosten im Energiebereich. V wie... Verkehrswert Ziel jeder Verkehrswertermittlung ist es, einen möglichst marktkonformen Wert des Grundstücks (d.h. den wahrscheinlichsten Kaufpreis im nächsten Kauffall) zu bestimmen. Dieses kann, je nach Situation, anhand von drei verschiedenen Wertermittlungsverfahren durchgeführt werden. 1. Sachwertverfahren Der Sachwert setzt sich zusammen aus Bodenwert und Sachwert der baulichen Anlagen und ist in den § § 2 1 - 2 5 Wertermittlungsverordnung (WertV) gesetzlich geregelt. Der Wert der baulichen Anlagen (Gebäude und bauliche Außenanlagen) wird dabei auf der Grundlage von Herstellungswerten ermittelt. Dabei fließt in die Bewertung ein, was ein vergleichbarer Neubau kosten würde. Der Wert der Außenanlagen (bauliche und sonstige Anlagen) darf dagegen auch pauschal zum Zeitwert geschätzt werden. 2. Ertragswertverfahren Der Ertragswert setzt sich zusammen aus Bodenwert und Ertragswert der baulichen Anlagen, d.h. es wird untersucht, welcher jährliche Ertrag durch Vermietung erzielt wird. Das Verfahren ist in den § § 1 5 - 2 0 WertV gesetzlich geregelt. Der Wert der baulichen Anlagen wird dabei auf Grundlage des Ertrages in Kombination mit einer angesetzten Restnutzungsdauer ermittelt. 3. Vergleichswertverfahren Der Vergleichswert bildet sich aus Kaufpreisen vergleichbarer Objekte und ist in den § § 1 3 - 1 4 WertV gesetzlich geregelt. Die wertbeeinflussenden Eigenschaften werden mit geeigneten Vergleichsfaktoren auf das zu bewertende Objekt bezogen. Jede Gemeinde verfügt über eine Kaufpreissammlung, die von einem Gutachterausschuss geführt wird. Alle abgeschlossenen Kaufverträge werden vom Notar dort eingereicht. V wie... Verlagerung Zur Verlagerung von Betrieben gehören alle Maßnahmen, die aus sanierungsbedingten Gründen erforderlich sind, um einen Betrieb umzusetzen. Eine sanierungsbedingte Verlagerung kommt z. B. in Betracht, wenn der Betrieb im Sinne des geltenden Planungsrechtes (z.B. Bebauungsplan) als nicht zulässig einzustufen ist (Störbetrieb), bzw. die Fläche für die Sicherung von geplanten Infrastruktureinrichtungen (z.B. Kindertagesstätten, Schulen, Spielplätze) benötigt wird. Für den dadurch möglicherweise entstehenden Vermögensnachteil hat die Gemeinde gemäß §95 ff Baugesetzbuch (BauGB) eine finanzielle Entschädigung zu leisten. Die Höhe der Entschädigungsleistung wird durch ein sogenanntes Sachverständigengutachten bestimmt, welches die Höhe der Folgekosten und Folgeschäden im Zusammenhang mit der Verlagerung für den betroffenen Betrieb auf der Grundlage des BauGB prüft und bewertet. Gemäß §96 BauGB ist die Entschädigung unter gerechter Abwägung der Interessen der Allgemeinheit und der Beteiligten festzusetzen. Dabei werden u.a. berücksichtigt: 1. der vorübergehende oder dauernde Verlust, den der bisherige Eigentümer in seiner Erwerbstätigkeit erleidet, jedoch nur bis zu dem Betrag, der erforderlich ist, um ein anderes Grundstück in der gleichen Weise wie das zu enteignende Grundstück zu nutzen; 2. die notwendigen Aufwendungen für den erforderlichen Umzug. Der Umzug setzt gemäß §147 Satz 1 Nr. 2 BauGB neben der Erforderlichkeit des Ortswechsels aus Gründen der Umsetzung der Sanierungskonzeption, die unmittelbare Sanierungsbetroffenheit voraus (vgl. §137 BauGB). Ann-Christin Rolfes-Bursi. BSG mbH Gewerbestandort Neukölln-Südring Das Gebiet zwischen Kiefholzstraße und Karl-MarxStraße sowie S-Bahn-Trasse und Britzer Zweigkanal mit seinen rund 500 ansässigen Betrieben ist einer der wichtigsten Berliner Wirtschaftsstandorte: Mit Anschluss an Industriebahn und Wasserstraßen, S- und U-Bahn, direkter Anbindung an die BAB A 100 sowie mit der Nähe zur Innenstadt und den Berliner Flughäfen verfügt das Gebiet über eine herausragende Standortqualität. Um diese Potenziale noch stärker für Berlin aktivieren zu können, wurde der Standort Neukölln-Südring in das Programm „Stadtumbau West" aufgenommen. Mit zahlreichen Maßnahmen im öffentlichen Raum werden die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und das Bezirksamt Neukölln gemeinsam mit den ansässigen Unternehmen zu einer Aufwertung des Bereichs beitragen. Neukölln Südring Kontakt Unternehmensnetzwerk Neukölln-Südring Geschäftsstelle Wolfgang Gorny Weigandufer 45 12059 Berlin Telefon 2000 586 33 [email protected] Bezirksamt Neukölln Fachbereich Stadtplanung Iris Rogoll Telefon 6809-3511 stadtplanung@ba-nkn. verwalt-berlin.de Links www.stadtumbau-berlin.de www.jahr-der-schoenheit.de www.netzwerk-neukoellnsuedring.de 10 Neukölln-Südring - Logo! Seit zwei Jahren engagieren sich ansässige Unternehmen nun bereits für „ihren" Standort. In Arbeitskreisen befassten sie sich mit der Zukunft von Neukölln-Südring. Sie mischten sich in die Autobahnplanung ein und diskutierten Themen wie Personal oder gemeinsamen Einkauf. Und auch erste konkrete Projekte zur Standortpflege wurden gestartet: Im „Jahr der Schönheit" werden bis zum Frühling 2009 von Unternehmen Fassaden gestrichen, Vorgärten neu gestaltet, Ufer gesäubert und Kunstwerke aufgestellt werden. Ein Fotowettbewerb regte dazu an, die verborgenen Schönheiten des Gebiets Neukölln-Südring zu entdecken die Preisverleihung und die Ausstellung der von einer Jury ausgewählten Bilder erfolgten in der Alten Post in der KarlMarx-Straße. Das bereits vorgestellte erste, über 20 Unternehmen umfassende Leseexemplar des „Branchenbuch Südring" stieß auf so positive Resonanz, dass es nun kontinuierlich erweitert werden wird und noch mehr Betrieben die Möglichkeit geben soll, ihr Leistungsprofil in diesem Rahmen kostenfrei zu präsentieren. Und das neu entwackelte Logo soll dazu beitragen, das Profil von Neukölln- Südring zu schärfen und den Standort bekannt zu machen. Verein(t) für Neukölln-Südring Nach diesen positiven Erfahrungen haben sich zwölf Unternehmerinnen und Unternehmer aufgemacht, den gemeinsamen Aktivitäten eine nachhaltige Struktur zu geben. Sie gründeten am 14. Juli 2008 den Verein „Unternehmensnetzwerk NeuköllnSüdring". Dem Standort angemessen fand die Gründungsveranstaltung im Rahmen einer eindrucksvollen Fahrt über die Gleise der Industriebahn statt. Dazu hatte die Industriebahngesellschaft IGB - eines der Gründungsmitglieder - einen Zug der Heidekrautbahn bereitgestellt. Das Hotel Estrel, ebenfalls im Netzwerk aktiv, sorgte für das leibliche Wohl der Mitglieder und ihrer Gäste, darunter die Staatssekretärin Hella Dunger-Löper sowie der Baustadtrat Thomas Blesing. Mit einem Sektempfang bei der prisma GmbH, bei dem erste Unternehmer die Mitgliedschaft im neuen Verein beantragten, wurde die Veranstaltung abgeschlossen. Wir wünschen den engagierten Unternehmerinnen und Unternehmern viel Erfolg! Uwe Luipold. regioconsult Telefon 78 95 94 51. [email protected] A K T I O N ! Neuköllns Zentrum im Aufbruch Anfang November 2008 wurde direkt am U- und S-Bahnhof Hermannstraße das neue Einkaufszentrum „HermannQuartier" eröffnet. Der Projektentwickler, die Trigon Invest, stellte auf dem etwa 15.000 Quadratmeter großen Gelände auf zwei Ebenen • 7.000 Quadratmeter für Handel, Dienstleistungen und Gastronomie bereit. Die Geschäfte im Untergeschoss sind direkt vom U-Bahnhof zu erreichen. Zu den neuen Mietern gehören u.a. Kaiser's. Plus, Mäc-Geiz, dm-drogerie markt, Wolfsdorff Zeitungen und Tabakwaren, eine Apotheke, Blumen, Ernsting's family, RENO Schuhe, HairExpress. ein Backshop. Burger King und andere gastronomische Einrichtungen. Im zweiten Untergeschoss der Einkaufsgalerie stehen 200 Kundenparkplätze bereit. Ferner ist im ersten Obergeschoss des Gebäudekomplexes ein Ärztezentrum integriert. Etwa zehn Arztpraxen. Allgemeinmediziner und Fachärzte, verteilen sich auf eine Fläche von 750 Quadratmetern. Der Projektentwickler und das Bezirksamt Neukölln versprechen sich von der neuen Einkaufsgalerie eine Aufwertung des Viertels. Die verbesserte Infrastruktur soll die Wohnqualität im Kiez erhöhen. Aus Neubritzer Sicht allerdings bleibt ein Wermutstropfen: Der Kaiser's im „HermannQuartier" ist aus der Glasower Straße durchgehend Delbrückstraße dorthin umgesiedelt. Nicole Yavuzcan. Fromlowitz + Schilling Aktivitäten in Neukölln-Südring im Rahmen von Stadtumbau West Neukölln ans Wasser Öffentliche Zugänge und Wege an den Kanalufern Grünes Wegenetz Öffentliche Fuß- und Radwege durch das Gebiet Straße als Raum Erhöhung der Aufenthaltsqualität in den Straßen Gemeinsam für Südring Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung Die Funktionsfähigkeit der Karl-MarxStraße als Neuköllner Geschäfts-, Verwaltungs- und Kulturzentrum - traditionsreiche Einkaufsstraße und einst drittgrößter Einkaufsbereich des ehemaligen WestBerlins nach dem Zentrenbereich Zoo und der Schloßstraße - ist maßgeblich durch die Strukturveränderungen im Einzelhandel und die Konkurrenz der Einkaufszentren beeinträchtigt. Deshalb sind auf der Grundlage des Leitbildes „jung, bunt, erfolgreich - handeln, begegnen, erleben" vielfältige Maßnahmen zur Revitalisierung dieses Berliner Hauptzentrums vorgesehen. Zentrale Leuchtturmprojekte, die an die Stärken der Karl-Marx-Straße anknüpfen, aber auch die erkannten Defizite reduzieren, wurden vorbereitet, so z.B. der Umbau der Karl-Marx-Straße zur Steigerung der Aufenthaltsqualität, ein Geschäftsstraßenmanagement, die Umnutzung des ehemaligen Hertie-Warenhauses, die Umgestaltung der Kindl-Brauerei als Teil des Zentrums, der Umbau des Platzes der Stadt Hof, das In-Szene-Setzen der KarlMarx-Straße durch ein Lichtkonzept sowie ihre Etablierung als Kulturstandort. Eine Reihe von Aktivitäten wurde aufgrund des Status als Untersuchungsgebiet für die städtebauliche Sanierung bereits entfaltet, wie z. B. die temporäre Wiedereröffnung der Alten Post mit kulturellen Nutzungen und die Umgestaltung des Kulturstandorts Passage. KARL-MARXSTRAßE Kontakt BSG Brandenburgische Stadterneuerungsgesellschaft mbH Projektsteuerung im Untersuchungsgebiet Karl-Marx-Straße Horst Evertz Telefon 68 59 87-71/-72 [email protected] Unter [email protected] kann der Newsletter der [Aktion! Karl-Marx-Straße] kostenlos abonniert werden: Er bietet aktuelle Informationen und interessante Neuigkeiten zur [Aktion! Karl-Marx-Straße] aus erster Hand. Alle bisherigen Newsletter sowie Wissenswertes und Presseartikel rund um die [Aktion! Karl-Marx-Straße] werden unter www.Aktion-KarlMarxStrasse.de laufend aktualisiert. All dies und viel mehr wird ab sofort in der [Aktion! Karl-Marx-Straße] zusammengeführt. Zur Bündelung der Kräfte und des großen Engagements dient die Gründung der Interessengemeinschaft unter gleichem Namen. In der [Aktion! Karl-Marx-Straße] werden Eigentümer, Händler und Gewerbetreibende, Anwohner, Initiativen und Vereine, Künstler und Kulturschaffende, Politik und Verwaltung gemeinsam die Zukunft gestalten. Dornröschenschlaf war gestern heute ist Schlafen sinnlos, wie Besucher der Alten Post im Gästebuch vermerkten. Und auch von offizieller Seite kommt Lob für den neuen Weg, den die [Aktion! Karl-Marx-Straße] einschlägt: Sie hat gewonnen! Als eins von fünf Berliner Stadtzentren wird die Revitalisierung des Hauptzentrums im Ergebnis des Bewerbungsverfahrens der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ab 2009 im neuen Bund-Länder-Programm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren" gefördert. Die dynamische Vielfalt von Herkünften, Zugehörigkeiten und Lebensentwürfen in Neukölln - Wesensmerkmal großer Städte - wird hier als Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung und erfolgreiche Zukunft genutzt. Nicole Yavuzcan. Fromlowitz + Schilling 11 Wer kennt nicht das Verlassenheitsgefühl, das unwillkürlich in einem aufsteigt, wenn man tagsüber durch Straßen und gar ganze Stadtviertel geht, in denen es keine geöffneten Ladengeschäfte mehr gibt? Heruntergelassene Rollläden, meist in Schieflage, eingeworfene Fensterscheiben und mit Brettern zusätzlich gesicherte Eingangsbereiche säumen den Weg. Es gibt nichts, was zum Verweilen und Ansehen einlädt. Hier ist das Phänomen der „Sogwirkung" eingetreten: Leerstände ziehen andere Leerstände nach sich, was u.a. damit zusammenhängt, dass durch mehrere aufeinander folgende Leerstände Passantenströme abgeschnitten werden. Nachgelagerte Objekte verlieren dadurch an Attraktivität und die betroffenen Straßenzüge und Stadtviertel insgesamt an Standortqualität und -ausstrahlung. Ursachen für Leerstände gibt es viele und sie reichen vom „gesunden" Leerstand zwischen zwei Nutzungen über schwierige bis hin zu „pathologischen" Formen, denen man in Zeiten tiefgreifenden Strukturwandels mit den herkömmlichen Instrumenten nur noch begrenzt begegnen kann. Letzteres ist auch in Neubritz der Fall. In der Gewerbeleerstandsstudie des Büros BfS aus dem Jahr 2006 wurde für das Sanierungsgebiet Wederstraße eine Leerstandsquote von 2 5 % ermittelt. Dabei drängte sich die Frage auf, warum die Bemühungen der Eigentümer oder der beauftragten Immobilienverwaltungen, Nachmieter zu finden, bislang wenig erfolgreich waren. Eine Antwort darauf war, dass es die Gewerbemieter, die bisher gesucht wurden, aufgrund gesamtwirtschaftlicher Entwicklungen nicht mehr gibt. In den Medien tauchen dafür in den letzten Jahren immer häufiger Begriffe auf wie: Existenzgründer. Kreativwirtschaft, Gründerboom usw. In unmittelbarer Neubritzer Nachbarschaft werden vor dem Hintergrund dieser neuen gesamtwirtschaftlichen Veränderungen seit 2005 erfolgreich innovative Handlungsansätze entwickelt und realisiert: Beginnend mit den Quartiersmanagement-Gebieten Reuterkiez und Schillerpromenade, ist die Zwischennutzungsagentur nun auch in den Quartiersmanagement-Gebieten Flughafenkiez, Körnerkiez und Richardkiez tätig. Dabei ist das dort realisierte Konzept, das sich beispielsweise auch in Förderprogrammen der IHK wieder findet („Gründungsinitiative für Innenstädte" u.a.), so einfach wie schlüssig: Ungenutzte Grundstücke oder Gebäude kosten Geld - ungenutzte Talente auch. Auf den vorhandenen Potenzialen aufbauend wird daher versucht, die Interessenlagen von Immobilienbesitzern und Nutzungsinteressenten anzunähern. In der praktischen Umsetzung sollen flexible Mietvertragsformen geschaffen werden, von denen beide Seiten gleichermaßen profitieren: Nutzungsinteressenten erhalten wertvolle Chancen, die sich ihnen unter normalen Marktbedingungen nicht böten, während die Erdgeschoss- zonen durch die Nutzungen aufgewertet werden. Dieses bewirkt nachhaltige Impulse für die Entwicklung des räumlichen Umfeldes und fördert langfristig die Stabilisierung der Immobilie. Hierfür steht eine breit gefächerte Palette möglicher Ansätze und Konzepte zur Verfügung. Beispielsweise können Unternehmensgründer gefördert werden, indem sie aufgrund niedrigerer Mieten und Kostenzuschüsse für Renovierungen ihre Nutzungen im Probelauf realisieren können. Des Weiteren gibt es die Möglichkeit, interessierten Nutzern so lange Flächen zur Zwischennutzung zur Verfügung zu stellen, bis ein dauerhafter Mieter gefunden wurde. Darüber hinaus können weitere neue Mietermärkte erschlossen werden, z. B. im Bereich kombinierter Lebens- und Arbeitsorte. Auch für Neubritz können diese neuen Win-Win-Situationen für Existenzgründer und Vermieter von Interesse sein: Für Existenzgründer bieten sich hier Potenziale durch kleine Ladenräume, große Eckgewerbe und auch Gewerbegrundstücke. Vorteilhaft wirken sich zudem die sehr gute Verkehrsanbindung mit der Nähe zur Autobahn und zur S- und U-Bahn aus sowie die positive Entwicklung des Juliushofes, in dem sich bereits neue Gewerbe angesiedelt haben und wertvolle Arbeitsplätze entstanden sind. Auch für die Immobilienbesitzer ist das Erschließen neuer Nutzergruppen von großem Vorteil, da Leerstände nicht nur Kosten verursachen, sondern langfristig auch die Bausubstanz gefährden können. Es entstehen Verluste, die derzeit steuerrechtlich abgeschrieben werden können. Doch seitens des Gesetzgebers gibt es bereits Bestrebungen, die Abschreibungsmöglichkeiten für Leerstände zu erschweren. Beim Bundesfinanzhof ist zu einem Urteil des Kölner Finanzgerichts noch ein Revisionsverfahren anhängig. Es soll geklärt werden, welche Aktivitäten ein Vermieter in diesem Zusammenhang unternimmt und wie er diese dokumentieren muss. Hierin liegt einer der Anreize für innovative Vermarktungsstrategien, mit denen nicht nur die unmittelbaren und mittelbaren Leerstands-Kosten vermieden werden können, sondern auch Aufwertungen und Belebungen der Immobilien selbst und der gesamten Nachbarschaft erreicht werden können. Ulrike Stüven, Büro für Sozialplanung. Nicole Yavuzcan. Fromlowitz + Schilling. Ann-Christin Rolfes-Bursi. BSG, mbH Verein proNeubritz gegründet In der 9. Ausgabe von „leben in Neubritz" berichteten wir im Juni 2007 über die Pläne der Betroffenenvertretung, einen Verein zu gründen. Am 12. Dezember 2008 war es dann endlich soweit: Der Verein „proNeubritz" wurde gegründet ! Die elf Gründungsmitglieder wählten Bertil Wewer zum 1. Vorsitzenden. Den stellvertretenden Vorsitz übernahm Ulrike Stüven und zum Schatzmeister wurde Andreas Kämpf bestimmt. Der Vorstand wird sich nun um die Eintragung des Vereins in das Vereinsregister und um die Anerkennung der Gemeinnützigkeit kümmern, „leben in Neubritz" sprach mit dem neu gewählten Vorsitzenden. Glückwunsch, Herr Wewer, jetzt sind Sie nicht nur Sprecher der Betroffenenvertretung, sondern auch noch Vorsitzender des Vereins „proNeubritz"! Wieso haben Sie sich so für die Gründung eines Vereins engagiert? Am 1. März 1994 wurde auf Einladung des Bezirksamtes Neukölln für das Sanierungsgebiet erstmals eine Betroffenenvertretung quasi als „Bürgerinitiative von oben" gewählt. Diese Interessenvertretung der Mieter, Gewerbetreibenden und Hauseigentümer ist seither das Sprachrohr der Menschen vor Ort gegenüber den Akteuren der Sanierung. Aber diese Betroffenenvertretung wird es bald nicht mehr geben. Wieso wird es die Betroffenenvertretung künftig nicht mehr geben? Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat am 25. November 2008 die Brandenburgische Stadterneuerungsgesellschaft beauftragt. Untersuchungen zur - wohl kaum vermeidbaren - Aufhebung des Sanierungsgebietes Ende 2009/Anfang 2010 durchzuführen. Mit dem Ende des Sanierungsgebietes Wederstraße fällt die Legitimation für die Betroffenenvertretung und damit auch unser bescheidener Etat für Öffentlichkeitsarbeit weg. Ist es nicht gut, wenn die Sanierung nach fünfzehn Jahren endlich abgeschlossen werden kann? Seit der förmlichen Festsetzung des Sanierungsgebietes am 25. Oktober 1995 wurde viel erreicht, aber manches ist noch nicht beendet. Fehlende Einrichtungen der offenen Jugendarbeit machen sich zunehmend bemerkbar. Oder die mangelnde Pflege des Carl-Weder-Parks, die wohl immer ein ärgerliches Thema bleiben wird. Zudem verstärkt sich mein Eindruck, dass mit den städtebaulichen Maßnahmen die Menschen nicht genügend erreicht werden konnten. Können Sie uns das näher erläutern ? Über die schlechte Entwicklung der Sozialdaten wurde in letzter Zeit ja viel berichtet. Offenbar kann man mit städtebauliche Maßnahmen allein diesen Pro- blemen nicht ausreichend begegnen. Die Betroffenenvertretung hatte an unseren Bezirksbürgermeister, Herrn Buschkowsky, geschrieben, damit das Sanierungsgebiet um ein Quartiersmanagement-Gebiet ergänzt oder dadurch abgelöst wird, um zusätzliche Mittel aus dem Programm „Soziale Stadt" zu erhalten. Sehen Sie denn Chancen für die baldige Einrichtung eines QuartiersmanagementGebietes? Leider nein! Der Bezirk hat zwar zugesagt, sich intensiv für Neubritz einzusetzen, aber wenn es ums Geld geht, verweist er wie immer auf die zuständige Senatsverwaltung. Diese hat dem „KranoldWederNetz" am 20. Oktober 2008 mitgeteilt, dass „vor dem Hintergrund der finanziell nur begrenzten Möglichkeiten" und „intensiver Prüfung und Abwägung" die Priorität auf andere Gebiete im Norden Neuköllns gelegt wird. Mit anderen Worten: Ein bisschen Flickschusterei im Norden und die „heile Welt" beginnt in Neukölln gleich nach der S-Bahn-Unterführung ! Vor dem Hintergrund der Beträge, die aufgrund der Finanzkrise plötzlich für die Zocker in den Banken und die ewig PS-vernarrten Lenker der Autokonzerne locker gemacht werden können, klingt das wie Hohn! Wie wird es Ihrer Meinung nach im Sanierungsgebiet Wederstraße weiter gehen? In absehbarer Zeit wird das Sanierungsgebiet förmlich aufgehoben und die hauptberuflichen Akteure ziehen sich nach und nach zurück. Dann kommt es ganz wesentlich auf die Menschen an, die sich schon jetzt freiwillig und ehrenamtlich für unser Quartier einsetzen. Allen diesen Initiativen und Einzelpersonen will der Verein „proNeubritz" einen organisatorischen Rahmen geben, wobei die inhaltliche Arbeit im Beirat, also bei den Mitgliedern verbleibt. Vielleicht gelingt es uns allen gemeinsam, politischen Druck auszuüben, damit unser Gebiet nach der Sanierung nicht „vergessen" wird. Wer weiß, vielleicht ist „proNeubritz" eines Tages Träger eines QuartiersmanagementGebietes, so wie es einmal der Verein „Morus 14 e.V." für das Rollbergviertel war?! Im Sanierungsgebiet Wederstraße hat sich am 12.12.2008 der Verein „proNeubritz" gegründet. Der Einzugsbereich des neuen Neubritzer Vereins umfasst das Gebiet zwischen Hermannstraße/Britzer Damm im Westen, Karl-Marx-Straße/ Buschkrugallee im Osten, der Ringbahn im Norden und dem Teltowkanal im Süden. Die Gründung des Vereins zielt darauf ab, die Interessen der Neubritzer Bürger nach der offiziellen Aufhebung des Sanierungsgebiets Wederstraße zu vertreten und auch über die Themen der baulichen Erneuerung hinaus Ansprechpartner zu sein. Daher gehören neben Bewohnern auch Institutionen der Kinder- und Jugendarbeit zum Verein. Der Verein will sich den Herausforderungen stellen, die sich aus den Problemen in Neubritz ergeben, und mit Hilfe bereits aktiver Akteure, Projekte und Initiativen die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner verbessern. Dabei soll besonderer Wert auf soziale Integration und Bildung von Kindern und Jugendlichen gelegt werden. Wesentliche Aufgabe aber wird es sein, möglichst viele Menschen dazu zu motivieren, sich in ihrem sozialen Umfeld zu engagieren. Die bislang elf Vereinsmitglieder suchen noch Mitstreiter, die sich für die Verbesserung des Wohnumfeldes und der sozialen Situation in Neubritz einsetzen möchten. oben: Die Gründungsmitglieder (4. von links Bertil Wewer) Kontakt 1. Vorsitzender Bertil Wewer Bruno-Bauer-Straße 17 12051 Berlin [email protected] 13 Monika Bister von der BSG mbH traf Frau Siehl, eine ehemalige Bewohnerin der Wederstraße 5 5 / 5 7 , im September 2008 und befragte sie zur Geschichte der im Jahr 2007 für den Erweiterungsbau der ZürichSchule abgerissenen ehemaligen „Fleischerei Wiesner". Frau Siehls Vater hat 1928 das Haus in der Wederstraße 5 5 gekauft, weil es für die Fleischerei, die er dort später betrieb, einen günstigen Anbau hatte. Er hat noch selbst geschlachtet und somit war dieses Grundstück für die Familie und den Betrieb perfekt. Sie hatten vorher in der Jahnstraße gewohnt. Frau Siehl war damals vier Jahre alt und ist natürlich auch in die heutige ZürichSchule gegangen. Leider durfte sie nie über die Wederstraße in die Schule gehen, sondern musste immer den Umweg über die Rungiusstraße machen. Nur nach Schulschluss ist sie durch irgendein Loch im Zaun entwischt. Mit dem Wechsel auf eine höhere Schule musste sie dann mit der schon damals vorhandenen U-Bahn fahren. Sie stieg an der Endstation Grenzallee ein und fuhr bis zur Kochstraße, um dort ins Gymnasium zu gehen. Die Grenzallee lag genau auf der Grenze zu Neukölln und ab der Wederstraße befand man sich in Britz, worauf Frau Siehl immer sehr viel Wert gelegthat. Frau Siehl ist zwar ein Einzelkind gewe sen, aber langweilig war es war es bei ihr zu Hause nie. In dem großen Betrieb ihres Vaters waren immer viele Angestellte um sie herum. Sie hatte viele Freunde in der Umgebung, und sie durfte und musste als Mädchen mit 18 Jahren im Jahr 1942 den Führerschein machen. Dies führte dann auch zu einer seltsamen Verwechslung, als sie an jenem Morgen verspätet in die Schule kam und der Lehrerin sagte: „Entschuldigen Sie meine Verspätung, Frau Doktor, ich habe den Führerschein gemacht." Worauf die Lehrerin antwortete: „Oh, Sie sind BDM-Führerin geworden?" In dieser Zeit waren die Mädchen im „Bund Deutscher Mädel" (BDM) vereint. Aber selten machte ein 18-jähriges Mädchen den Autoführerschein in dieser Zeit, was aber durchaus seinen Sinn machte. Da die ganzen männlichen Angestellten der Fleischerei eingezogen waren, war der Vater darauf angewiesen, eine/n zusätzliche/n Fahrer/in zu bekommen. 14 Frau Siehl ist nach dem Abitur aber nicht in den Fleischerbetrieb ihres Vaters eingestiegen, sondern hat angefangen Medizin zu studieren, einen Arzt geheiratet und. nach der Geburt des zweiten von drei Kindern, das Studium leider aufgeben müssen. Aber immer noch haben alle in der Wederstraße zusammen gewohnt. Der Vater hatte inzwischen auch noch das Nachbarhaus gekauft und untervermietet und auch im eigenen Haus an- und umgebaut. Schon 1974 wurde der Familie mitgeteilt, dass die Grundstücke an der Wederstraße für den geplanten Autobahnbau durch das Land Berlin aufgekauft werden, und so entschloss sich die Familie nicht lange zu warten, sondern gleich mit der Suche nach einem neuen Zuhause zu beginnen. Wir haben Frau Siehl bei einer Führung von Frau Bach kennengelernt. Sie war auch vorher schon öfter mal mit ihrem Auto gucken gefahren, wie sich ihre alte Heimat entwickelt hatte. Aber nun, da ihr Haus abgerissen ist und dem Schulerweiterungsbau weichen musste, ist ihr doch mulmig im Bauch. Ihr Sohn konnte sich das „W" der alten Außenreklame der „Fleischerei Wiesner" noch vor dem Abriss sichern, auch er ist in der Wederstraße aufgewachsen. Baubeginn an der Zürich-Schule Nach der Durchführung des architektonischen Realisierungswettbewerbes Ende 2007 begannen fast ein Jahr später endlich die Bauarbeiten. Wegen des nahe gelegenen Autobahntunnels mussten zuerst 71 zehn Meter lange und 31 vier Meter lange Teilverdrängungspfähle im Boden versenkt werden, da ansonsten die statische Last auf den Tunnel drücken würde. Diese Arbeiten begannen im Dezember 2008 und dauerten bis Jahresende. Sobald die Witterung es erlaubt, wird es mit den Flachgründungen, Wänden und Decken weitergehen. Im Herbst des Jahres 2009 wird bei plangemäßem Bauablauf mit der Abdichtung des Daches begonnen werden, so dass die Hülle dann fertig ist. Der Innenausbau wird bis Mitte 2010 andauern. Mit der Fertigstellung der Zürich-Schule ist dann das letzte große Infrastrukturprojekt im Sanierungsgebiet Wederstraße innerhalb des Sanierungszeitraums vollendet. Dieses Vorhaben wird unter anderem mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert. Alexander Matthes. BSG mbH Am 15. August eröffnete die Werkstatt für Veränderung die Aktion 2008 unter dem Titel „Filmpark". Der Park entlang der Wederstraße wurde drei Wochen lang Schauplatz für einen Film über den Ort und seine Besucher. Diese waren eingeladen, Inhalte und Bilder mit zu gestalten. Man konnte zum Casting kommen und im Film eine Rolle spielen. Verschiedene Kameras lagen bereit, um eigene Bilder und Sequenzen aufzunehmen. Es gab ein Separee für konzentrierte und ungestörte Meinungsäußerungen vor der Kamera. Höhepunkte waren die sechs Drehtage mit dem professionellen Kameramann und Filmemacher Daniel Kunle. der zuvor geübte Szenen professionell aufnahm. Über eine Ortsbeschreibung hinaus sollte der Film auch von verborgenen Potenzialen der Grünanlage handeln, von der Möglichkeit, sie zu verwandeln und ihr neue Bedeutungen zu geben. Dazu wurden Choreographien mit Maskenbild. Kostümen und Kulissen entwickelt. Es gab zum Beispiel eine grüne Oase, dauerhafter farbiger Blickpunkt und Schauplatz für verschiedene Szenen. Ein Klettergerüst wurde mit Stoffen, Matten und Kissen zum Strandhaus und zum Set für einen Drehbuch-Workshop. Andere Orte verwandelten sich, indem die Choreografin Jo Parkes sie als Kulissen in Tanzszenen einbezog: Das Atrium, auch das grüne Klassenzimmer genannt, wurde durch den Planschtanz zum Bassin. Der Platz unter der Brücke enthüllte im Zusammenhang mit den vielfarbig gekleideten Tänzern sein Potenzial als großstädtischer Spielplatz. So entstand ein 35-minütiger Film, der viele verschiedene Perspektiven auf den Park zeigt. Lothar Wittichs Blick vom Balkon beschreibt die Veränderungen des Ortes über mehrere Jahrzehnte, der sechzehnjährige Mohamed el Moustapha erklärt, wie er und seine Freunde den Park benutzen um Spaß zu machen, der anderen manchmal wie Ernst erscheint. Iris Rogoll, Mitarbeiterin des Fachbereichs Stadtplanung, berichtet über das Bemühen und die begrenzten Möglichkeiten des Bezirks bezüglich der Pflege des Parks. Armin Hartwig erzählt, wie die von ihm angelegte kleine Oase entgegen seinen Befürchtungen unbeschädigt blieb. Besucher äußern Wünsche nach Rittersporn und anderen Blumen, nach hundefreien Zonen, und geben Tipps zur Umgestaltung der Anlage. In den Tanz- und Spielszenen zeigt sich der Park als Bühne und Kulisse, als Aktionsraum und Schauplatz für Fantasie, Energie und Möglichkeiten kollektiven Handelns. Den Rohschnitt des Materials gab es bereits zum Abschluss der Projektwochen im Park beim Open-Air-Kino mit Popcorn zu sehen. Inzwischen wurde der Feinschnitt gemacht und eine eigene Filmmusik komponiert. Das Ergebnis wird in einer limitierten Auflage hergestellt und steht ab Februar 2009 interessierten Anwohnern bei der BSG mbH zur Ansicht zur Verfügung. Seraphina Lenz Mitwirkende Khaled Chetwieh, King Momo, Mohamed El-Moustapha, Fatma El-Moustapha, Assem El-Moustapha, Nico Adelberger, Angelique Marinkovic, Denny Marinkovic, Diana Radosavlyevic, Jaklina Adelberger, Tina Radosavlyevic, Jasmina Radosavlyevic, Maryana Radosavlyevic, Jennifer Marinkovic, Gordana Marinkovic, Jovan Marinkovic, Leon Marinkovic, Mina Marinkovic, Seren Ozer, Slobodan Marinkovic, Ebru Düzyurd, Khaled El-Ali Essam Özer, Nina-Celine Wiedmer, Rascha El-Nassar, Khaled Mahawech, Amra Omar, Anas Habiboo, Emre, Hussein, Ibo, Ahmed, Junis Abobecks, Mahmud, Marco Kühne, Nabil Okingo, Dercan Seroo, Ahmed Cakir, Alaa, Bahar Cakir, Ömer Cakir, Samira, Sarah, Bettina, Sandy, Melanie, Jesim, Julie Trappett, Michael Bause, Jennifer Bozzo, Lothar Wittig, Armin Hartwig, Jo Parkes, Luisa Stock, Luicia Baruelli, Claudia Becker, Annemargret Behrens, Herr Engelmann, Alexander Rockinger, GertJan Akerboom, Hirofumi Matsuzaki, Johannes Hille, Michael Baumann Dank an das Kulturamt Neukölln, die Arabische Gemeinde, die Zürich-Schule, Stockwerk e.V., Girasole, Gangway • ••••• Kontakt Werkstatt für Veränderung Seraphina Lenz c/o BSG mbH Glasower Straße 67 12051 Berlin Telefon 68 59 87-71 /-72 [email protected] 15 Impressum Adressen Glosse Herausgeber: Bezirksamt Neukölln von Berlin, Amt für Planen, Bauordnung und Vermessung, Fachbereich Stadtplanung Bezirksamt Neukölln Amt für Planen, Bauordnung und Vermessung Fachbereich Stadtplanung Karl-Marx-Straße 83, 12040 Berlin Telefon 6809-3512 Fax 6809-2418 Det kannste Dir ja nich vorstelln, wat da ma een riesijer Marcht uff n Kranoldplatz jewesen is. Sojar in die benachbartn Schausseen ham die Buden jestandn. Da jabs beim Schrippnarchitektn Kirn Sechser Schustajungs und Knüppl und die Äpplfrau jab die Jören eene Järtnerwurst* für lau. Tante Tille, die ihre Pinte war gerammelt voll mit Bohnenstangn und abjebrochne Jungs, die ne kühle Blonde jezischt und für een paar Zerquetschte Pellkartoffeln mit Weißkäse einjekachelt habn. Und wenn et zu ville nach Damendiesel jestunken hat, denn meinte olle Atze: „Wenn eener eene jerne hat und kann se jut vaknusen, und wenn se ooch 'n Buckel hat, er denkt, det is der Busen." Von all det sind nur noch die Klamotten uff n Kranoldplatz jebliebn, wat an'ne Marchtfraun erinnern tut. Det is ebent keene Jejend für Jemüsefritzen! Eene Flitzpiepe hat in Jas, Wasser, Schiete gemacht. Da war ick ma drinne inne Bude: Da wurdn Moorhühner abjeballert, det die Federn nur so jeflojen sind. Den Laden jibts nich mehr, aber dafür jibts hier inne Jejend ooch keene Moorhühner! Eenmal hat eene Ische een Teeladen uffjemacht. Aber det is nischt für die Jejend. so etepetete. Selbst „Feinkost-Albrecht" hat hier nischt vadient und is wieda wech. Und wat soll ick sajn: Nu brat mir eener een Storch, aber die Beene recht knusprich, nu is olle Kaiser's wech jezogn und Plus ooch noch. Jetzt musste für die Fressalien bis zu die Elektrische in die Hermannstraße loofen. War'n Se ma drinne in det najelneue Schoppingzenta ? Ick will ja nich nölen, aber det sieht schon von außen aus wie'n Knast, mit die wenige Fenster. Und innen drinne is doof wie Stulle: Keen Tageslicht und so wat von schnarchlangweilig, da jibts ooch keene Bänke oder Jrünzeugs, weil det so unjemütlich is, da bleibste sowieso nich kleb'n: Det is Bummeln jehn für Arme in Neukölln! Und da ziehn denn ooch die letzten juten Läden ein. Sojar ne Bank, die vorher eijene Wände hatte, zahlt hier ooch noch Miete. Olle icke muss det nicht verstehn. Aber wenn det so weiter jeht mit die janzen Läden hier, denn juute Nacht Marie! Wat hier looft is det Jeschäft mit die Nuckelpinnen. Dreimal am Tach steckt 'n Zettel anner Karre, obste se nicht zu Penunse machen willst. Und det ollste Jewerbe von die janze Welt hat ooch immer Konjunktur, denn eener alleene ist nich scheene, aba eener mit eene und denne alleene - det is scheene. Redaktionsteam: Rolf Groth, Sabine Krutzsch. Roswitha Marx-Gedies, Sabine Klopfleisch. Alexander Matthes, Iris Rogoll, Ann-Christin RolfesBursi, Holger Schilling Koordination: Fromlowitz + Schilling, Öffentlichkeitsarbeit im Städtbau | Standort- und Projektmarketing Grafische Konzeption und Gestaltung: Sabine Klopfleisch, dl 7 Corporate Media Design Abbildungen: Titel: Archiv Fromlowitz + Schilling, Neubritz-Logo: Arbeitsgemeinschaft Rother und Rathmann; S.2: Bezirksamt Neukölln/ R. Urbanke, fotolia / Marius Hasnik: S. 3: Bezirksamt Neukölln, Bauaktenarchiv (2), Archiv BSG (2); S.4: Landeskartenwerk, Karte von Berlin 1:5000, Hrsg. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: Archiv Fromlowitz + Schilling, O + F Projektmanagement, L.M. Peter, B. Wewer, BSG; S. 5: BSG. WOS Fußbodentechnik, Archiv Fromlowitz + Schilling, eckedesign, regioconsult, Fotolia/ Emmanuelle Guillou; S. 6: Plangrundlage: Baasner, Möller & Langwald, Archiv Fromlowitz+ Schilling, BSG: S. 7: Archiv Fromlowitz + Schilling; S.8: WOS Fußbodentechnik. BSG/A.-C. RolfesBursi, Fotolia /ProfphotoXL, Fotolia/UMA: S.9: J. Schaller, O + F Projektmanagement; S. 10: regioconsult, Logo: dl7. Karte: Planergemeinschaft: S. 11: Archiv Fromlowitz + Schilling, Fotolia/ demarco. Logo: eckedesign; S. 12: BfS/Ulrike Stüven, Fotolia/ fewerton: S. 13: BSG, Fotolia/ objectsforall: S. 14: B. Wewer, BSG/M. Bister; S. 15: S. Lenz (2), S. Liefländer (1). L.M. Peter (1). M. 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Die Beratung ist kostenlos und auch in türkischer Sprache möglich. Sanierungsbeauftragte BSG Brandenburgische Stadterneuerungsgesellschaft mbH Alexander Matthes, Ann-Christin Rolfes-Bursi Glasower Straße 67, 12051 Berlin Telefon 68 59 87-71/-72 Fax 68 59 87-73 sg. [email protected] www.neubritz.de Bertil Wewer 16