Neues Rauchverbot zeigt seine Wirkung in Bonn

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Neues Rauchverbot zeigt seine Wirkung in Bonn
Neues Rauchverbot zeigt seine Wirkung in Bonn
Von Rolf Kleinfeld und Benjamin O'Daniel
Die meisten Wirte stellen die Aschenbecher weg, einige gründen aber
Raucherclubs - Dank des guten Wetters nehmen Qualmer neue Regelung mit
Humor - Grüppchenbildung vor Kneipentür
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Foto: Barbara Frommann
Bonn. Einsam steht Rainer Weber hinter dem Tresen der Kneipe
"Pawlow". Der Zapfhahn gluckst, Musik läuft, von draußen hört man
vergnügte Stimmen. Kein einziger Gast möchte bei dem warmen
Wetter drinnen sitzen.
Einen besseren Tag für die Einführung des Rauchverbotes hätten sich
die Politiker nicht wünschen können: Denn wer ärgert sich schon,
dass er fürs Rauchen aus der Kneipe gehen muss, wenn er gar nicht
erst reingeht?
Vor der Tür machen Thomas Meisinger und Uli Kotthoff es sich auf
dem Fenstersims gemütlich. Mit Pils stoßen sie an und stecken sich
erst einmal eine Zigarette an. Das Rauchverbot nehmen sie mit Humor:
"Wir brauchen hier noch einen Blumenkübel. Und einen Raucherbaum,
unter den wir uns bei Regen stellen können", sagt Thomas Meisinger
und lacht.
Die Szene im Pawlow ist an diesem Abend kein Einzelfall: Fast alle
Bonner machen es sich bei dem guten Wetter draußen gemütlich und
spüren deswegen vom Rauchverbot kaum etwas. Zum Stadtgespräch
reicht die Einführung des Verbots natürlich trotzdem.
Vielen Gaststätten-Inhabern bleibt auch nichts anderes übrig, als das
Rauchverbot konsequent umzusetzen: Sie können ihre Schankräume
nicht unterteilen und für Raucher einen abgeschlossenen Raum
reservieren. "Wir ziehen das Rauchverbot zu 100 Prozent durch", sagt
etwa Rolf Hiller ("Sudhaus"). Sonja Reul ("Sonja's") hat Mitleid, dass
ihre rauchenden Gäste jetzt vor die Tür müssen. "Ich finde es hart und
bin heilfroh, dass das Rauchverbot für Gaststätten nicht schon im
Januar begonnen hat."
In der Tat gilt das Nichtraucherschutzgesetz schon seit Jahresanfang,
nur die Gastronomie bekam eine Schonfrist, um Umbauten
durchzuführen. Aber nicht alle Wirte setzen auf rauchfrei: Acht Kneipen
in der Altstadt wollen "Raucherclubs" werden, auch in der "Ewigen
Lampe" in der Bonngasse kündet davon ein Schild im Fenster.
Andere reservieren spezielle Räume: Falk Brandau ("Em Höttche")
bietet 40 Raucherplätze in der Remise, im Winter darf auch im "Bonner
Stüvje" im Keller geraucht werden. Trotzdem wird auch ein Stehtisch
mit Ascher vor die Tür gestellt.
"Ich habe schon früher 70 Prozent Nichtraucher-Plätze gehabt", sagt
Brandau. Auch im "Fiddlers" in Endenich wird weiter geraucht, aber nur
im Wintergarten in der ersten Etage. "Ich glaube aber nicht, dass viele
Gäste das machen werden", meint Manager Raymond Searson.
Aber es gibt auch Lokale, in denen es weiter geht wie gehabt: Die
"Zwitscherstube" auf der Rheinallee in Bad Godesberg ist so eins,
erklärt Ralf Hagedorn, Wirt und gleichzeitig Chef des "Hotels
Rheinland".
"Wir haben 100 Sitzplätze für Essen und Trinken im Hotel und als
untergeordneten Raucherbereich die "Zwitscherstube" mit 50 Plätzen
im Keller." Alles völlig legal. Ohnehin findet Hagedorn das Rauchverbot
übertrieben. "Ich weiß nicht, wie lange sich erwachsene Menschen
nach draußen schicken lassen."
Wer nur noch auf der Straße und im eigenen Wohnzimmer rauchen
darf, im Fußballstadion und zu Karneval, wird womöglich auf den
Kneipenbesuch künftig ganz verzichten. Das ist die große Unbekannte
und gleichzeitig die Sorge der Gastronomen. In Bayern beklagten
einige Wirte bereits Umsatzrückgänge von bis zu 35 Prozent.
Und die Bonner Kneipen? Für Thomas Meisinger, der sein Bier im
Pawlow trinkt, steht die Sache schon fest. "Ich komme aus Kiel, dort
herrscht schon seit Januar völliges Rauchverbot. Da geht man abends
einfach nicht mehr weg."
Antworten auf die wichtigsten Fragen zum
Nichtraucherschutzgesetz
Artikel vom 02.07.2008
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