Reportage: Ein Tag im Leben von Alina

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Reportage: Ein Tag im Leben von Alina
Das Magazin der Lebenshilfe Aachen Werkstätten & Service GmbH
Für Freunde, MITARBEITER und Kunden
Ausgabe 44, MAI 2013
Aufsichtsrat im Interview, Seite 12
Vorgestellt: Sozialer Dienst, Seite 16
Feier für Jubilare, Seite 22
Reportage:
Ein Tag im Leben von
Alina Podborny
Seite 6
EDITORIAL
Aktuell
Kurznachrichten
Warenlager: Auf dem neuesten Stand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Berufsbildungsbereich: Werkstatt erfolgreich zertifiziert . . . . . . . . . . . . . . . 4
CleanCare: Übergänge gestalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Kunstwerkstatt: „willsosein“ im Bundestag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Seite 14: Produktentwicklung
Martina Knauf ist die neue Produktmanagerin
der Werkstatt. Bei einem ihrer ersten Projekte
geht es um Crowdsourcing. Wir erklären, was
das ist.
Menschen
Reportage:
Alina Podborny, 19, ist eine fröhliche junge Frau.
Wir haben die Mitarbeiterin aus unserem Heilpädagogischen Arbeitsbereich
einen Tag lang begleitet. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Kundenporträt: Bei unserem Kunden MVG leitet Ingrid Davis das Marketing
und Produktionsmanagement. Ein Gespräch über Werte im Mittelstand. . . . . . . 10
Interview:
Seit über acht Jahren ist Klaus-Peter Ackermann Vorsitzender
unseres Aufsichtsrates. Zeit für ein paar Fragen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Werkstatt
Produktentwicklung: Für eine gleichmäßige Auslastung werden
Eigenprodukte immer wichtiger. Martina Knauf nutzt die Schwarmintelligenz
im Internet für neue Ideen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Seite 15: Brandschutz
Für die Sicherheit in unseren Betriebsstätten
gibt es ein ausführliches Brandschutzkonzept.
Wir haben bei den Verantwortlichen HansDieter Kratz und Joachim Plum nachgefragt.
Brandschutz: Das tragische Unglück in einer Werkstatt in Titisee-Neustadt
hat alle Verantwortlichen aufgerüttelt. Wir stellen die Sicherheitsvorkehrungen
der Werkstatt vor. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Sozialer Dienst: Die neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sozialen
Dienstes sind für alle persönlichen Belange unserer Beschäftigten da.. . . . . . . . . . 16
Arbeit & mehr
Kurznachrichten
Impressum
Herausgeber:
Lebenshilfe Aachen Werkstätten & Service GmbH,
Neuenhofstr. 170, 52078 Aachen, Tel. 02 41 / 92 81 10
V.i.S.d.P.:
Norbert Zimmermann, Geschäftsführer
Konzeption, Text, Redaktion:
Siegbert Gossen, www.gossen-kommunikation.de
Gestaltung:
Walbert – Visuelle Kommunikation, www.walbert.biz
Fotos:
Werkstätten & Service GmbH, Siegbert Gossen,
Christian Charlier, Stefan Keller, Rohl/MVG
Druck:
Druckerei Ralf Küster, Aachen
Auflage: 2.000
Liebe Leserinnen und Leser,
in dieser Ausgabe unseres Magazins geht es um verschiedene Aspekte von Sicherheit. Im Beitrag auf Seite 15 berichten wir aus einem traurigen Anlass über das Thema
Brandschutz. Gewiss ist Ihnen der verheerende Brand in
einer Werkstatt in Titisee-Neustadt im vergangenen
November noch gut in Erinnerung. Uns alle hat dieses
Ereignis tief erschüttert. Trotz schnellen Einsatzes der
Retter kamen bei dem Unglück vierzehn Menschen ums
Leben, zehn weitere wurden verletzt. Ausgelöst wurde der
Brand durch die fehlerhafte Bedienung eines gasbetriebenen Ofens, eine kleine Unachtsamkeit, die schlimme
Folgen hatte. Wir wissen: Kein Mensch ist vor Fehlern
gefeit, selbst die beste Vorsorge kann nicht alle Eventualitäten vorhersehen, hundertprozentige Sicherheit gibt es
nicht. Dennoch oder vielmehr gerade deshalb tun wir
alles Menschenmögliche, um Unfälle zu vermeiden und,
sollte dennoch etwas passieren, die Beschäftigten unserer
Werkstatt möglichst schnell in Sicherheit zu bringen. Ein
anderer Aspekt von Sicherheit kommt im Beitrag über unseren Sozialen Dienst (Seite 16)
zum Ausdruck, nämlich die soziale Absicherung und das persönliche Wohlergehen unserer
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hierfür leistet das Team von Fachbereichsleiterin
Mariele Storms hervorragende Arbeit. Wie beides zusammenwirkt, Teilhabe am Arbeitsleben und das sichere Gefühl, in der Gruppe aufgehoben zu sein, das zeigt unsere Reportage über Alina Podborny auf Seite 6. Die junge Frau fühlt sich in unserem Heilpädagogischen Arbeitsbereich sehr wohl. Und schließlich der dritte Aspekt: die ökonomische
Sicherheit. Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach einer wirtschaftlich tragfähigen Pers­
pektive für sich und seine Familie. Unsere Aufgabe als Geschäftsleitung ist es, Aufträge
in die Werkstatt zu holen und damit für Arbeit und Einkommen zu sorgen. Um dabei
erfolgreich zu sein, müssen wir wie jedes Unternehmen mit der Zeit gehen (Produktentwicklung durch Crowdsourcing, Seite 14). Bei allen Fragen rund um das Thema Sicherheit
und Zukunft der Werkstatt ist es gut, kompetente und engagierte Persönlichkeiten an der
Seite zu wissen: die Mitglieder in unserem Aufsichtsrat und an seiner Spitze Klaus-Peter
Ackermann (Interview auf Seite 12). Ich wünsche Ihnen Glück und Zuversicht und ein
Lesevergnügen mit unserer neuen „WiB“.
Ihr
Gesundheitsschutz: Vorsorgen ist besser als heilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Sport: Basketball nach Feierabend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Frauenbeauftragte: Tagungen in Aachen und Köln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Metallwerkstatt: Meister Martin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Bilderalbum
Karneval: Janz jeck in Dürwiß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Jubilarfeiern: Alle Jahre wieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Hinweis:
In unseren Texten sind Frauen und Männer stets gleichermaßen gemeint.
Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir jedoch meist die männliche Form.
Norbert Zimmermann,
Geschäftsführer
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Aktuell kurznachrichten
aktuell kurznachrichten
Warenlager
Berufsbildungsbereich
CleanCare
Kunstwerkstatt
Auf dem neuesten Stand
Werkstatt erfolgreich zertifiziert
Übergänge gestalten
„willsosein“ im Bundestag
Nach knapp vier Monaten Bauzeit hat die Werkstatt Anfang des Jahres ihr neues zentrales Warenlager mit 602
Stellplätzen in Betrieb genommen. Die Investition war
notwendig geworden, da vor allem im Verpackungsbereich zusätzliche Aufträge zu bewältigen sind. Die beiden
alten Lager mit insgesamt 420 Stellplätzen platzten
aus allen Nähten. Darüber hinaus ist das Lager mit 800
Quadratmetern Grundfläche nun ausschließlich mit
Stellplätzen für genormte Paletten ausgestattet. Im alten
Lager waren die Regale noch auf die Größen von Paketen
ausgelegt. Alle Zu- und Abgänge im Lagerbestand werden
nun außerdem mit Scannern vollständig elektronisch
gelistet. Dies war eine wesentliche Voraussetzung, um
den gestiegenen Anforderungen der Kunden gerecht zu
werden. Neben dem neuen Lager verfügt die Werkstatt
auch über ein Kühlhaus mit 90 Stellplätzen. Lagerleiter
Boris Dost (Bild: 3. von links), bis zum Sommer letzten
Jahres stellvertretender Lagerleiter eines großen Aachener
Unternehmens, sieht sein Team (v. l. Horst Lange, Leonhard
Jansen, Dirk Fuchs, Ralf Nickoll, Peter Römer) gut gerüstet: „Logistik ist sehr schnelllebig, aber für die nächsten
fünf, sechs Jahre sind wir auf dem neuesten Stand.“ Auch
personell wird aufgestockt: Marcel Schieren, derzeit Auszubildender, wird das Team ab August als Fachkraft für
Lagerlogistik verstärken.
Im April vergangenen Jahres trat ein neues Gesetz in
Kraft, das die Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt
verbessern soll. Mit der Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung (AZAV) schreibt das Gesetz
unter anderem vor, dass alle Träger von Maßnahmen
der Arbeitsförderung zum Stichtag 1. Januar 2013 eine
Zulassung benötigen – auch die Werkstatt für Menschen
mit Behinderung. Um die Zulassung zu erhalten, müssen
Anbieter der Agentur für Arbeit zum Beispiel nachweisen, dass sie leistungsfähig und effizient sind, dass sie
qualifiziertes Personal einsetzen und ein System zur
Qualitätssicherung anwenden. Die Prüfung und Zertifizierung übernehmen sogenannte fachkundige Stellen. Die
AZAV gilt auch für Maßnahmen der Berufsbildung, die
Werkstätten für Schulabgänger und „Berufseinsteiger“
anbieten. „Vor diesem Hintergrund haben wir im Sommer
die Trägerzulassung beantragt“, erklärt Andrea Barten,
Koordinatorin des Berufsbildungsbereichs unserer Werkstatt. Im Dezember führte die fachkundige Stelle TQCert
GmbH die Prüfung mit Erfolg durch und so erhielten wir
die Zertifizierung gemäß AZAV. Andrea Barten: „Qualitätsmanagement wird in unserer Werkstatt seit jeher großgeschrieben und permanent weiterentwickelt. Nun garantieren wir auch im Eingangsverfahren und im Berufsbildungsbereich ein zuverlässiges System zur Sicherung der
Qualität.“ Das Foto zeigt die zuletzt erfolgreichen Absolventen aus unserem Berufsbildungsbereich (v. l.): Caroline
Rinker, Özlem Kahraman, Sascha Schaffrath, Jaqueline
Britz, Tanja-Petra Görgen, Marco Koolen und Erika Staak.
Seit Anfang März werden die Gebäude an unseren beiden
Standorten von einem besonderen Unternehmen gereinigt: der Lebenshilfe Aachen CleanCare GmbH. Bisher war
eine überregional tätige Dienstleistungsgruppe mit den
Reinigungsarbeiten beauftragt. Das Besondere an CleanCare: Es ist ein gemeinnütziges Integrationsunternehmen,
das von der Lebenshilfe Aachen gegründet wurde und
dessen Geschäftsführung zu gleichen Teilen in den Händen von Norbert Zimmermann und Herbert Frings, dem
Geschäftsführer der Lebenshilfe, liegt. Ziel der Firmengründung ist es, dauerhaft auch Arbeitsplätze für Menschen mit Schwerbehinderung zu schaffen bzw. Übergänge in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Für die
Anerkennung als gemeinnütziges Unternehmen gilt eine
Behindertenquote von 40 Prozent. Derzeit hat CleanCare
elf Mitarbeiter, die in den letzten Monaten mit Hilfe des
Beratungsunternehmens Lattemann & Geiger geschult
wurden. Drei von ihnen kommen aus der Werkstatt bzw.
aus dem Programm Unterstützte Beschäftigung, acht
nichtbehinderte Mitarbeiter wurden neu eingestellt (auf
dem Foto v. l.): Benjamin Alpert, Monika Schröten, Kurt
Buchmüller und Christian Kowalewski). Die Hauswirtschaftsleiterin Maja Mielke koordiniert den Einsatz der
Teams von CleanCare, die aktuell ausschließlich Einrichtungen der Lebenshilfe reinigen. Neben unseren Werkstätten zählen dazu Wohnstätten und Kitas der Lebenshilfe sowie das Lebenshilfe-Haus an der Adenauerallee.
Bei einem positiven Verlauf der Gründungsphase sollen
dann ab 2014 auch Aufträge auf dem freien Markt übernommen und weitere Arbeitsplätze geschaffen werden.
Vom 28. November bis 14. Dezember präsentierte sich unsere Kunstgruppe „willsosein“ erstmals im Paul-Löbe-Haus
des Deutschen Bundestages in Berlin. Gemeinsam mit der
Kunstgruppe „Sirius“ der Lebenshilfe Viersen stellte sie
37 ausgewählte Arbeiten aus den Bereichen freie Malerei,
Kalligraphie und Zeichnung vor. „Tieftaucher und Überflieger“ lautete der Ausstellungstitel. In der Bundeshauptstadt ausstellen zu dürfen machte die Künstlerinnen und
Künstlern und das Team um Beatrix Al-Khadra sehr stolz.
Uwe Schummer und Rudolf Henke, Bundestagsabgeordnete aus Viersen und Aachen, hatten sich nach einer
Besichtigung der Kunstwerkstatt im vergangenen Jahr für
die Ausstellung im Bundestag eingesetzt. Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt, Uwe Schummer sowie
Ulla Schmidt, die neue Bundesvorsitzende der Lebenshilfe,
eröffneten die Ausstellung. Ulla Schmidt sagte, die Ausstellung sei ein gutes Beispiel gelungener Teilhabe behinderter Menschen. „Noch vor wenigen Jahrzehnten fragte
man sich allen Ernstes, ob Menschen mit geistiger Behinderung überhaupt ‚bildungsfähig‘ seien. Heute stehen wir
voller Respekt vor ihren produktiven und künstlerischen
Leistungen, heute lassen wir uns von ihren Werken anregen, lassen wir uns bilden.“ Bei der Vernissage waren alle
Künstler unserer Kunstgruppe vertreten. Zum Programm
ihrer viertägigen Reise zählten außerdem eine Führung
durch den Bundestag, die Besichtigung der Kuppel und die
Teilnahme an einer Debatte im Plenum. Beatrix Al-Khadra:
„Es war ein großes, spannendes Abenteuer für alle.“
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menschen REPORTAGE
menschen REPORTAGE
Ein Tag im Leben
von Alina Podborny
Ihr offenes und freundliches Wesen steckt an, sagt ihre Mutter. Sie hat ein sonniges
Gemüt, meint auch Helmut Heimich, Leiter unseres Heilpädagogischen Arbeitsbereichs
Neuenhofstraße. Und es stimmt: Die 19-jährige Alina Podborny verströmt eine solche Lebensfreude, dass ihr Handicap beinahe zur Nebensache wird. Reporter Siegbert Gossen
(Text und Fotos) hat unsere Mitarbeiterin einen Tag lang begleitet.
7.35 Uhr: Während wir vorsichtig über die weißen
Straßen gefahren werden, bitte ich Alina, mir den Talker
vorzuführen. Doch was ist das? Das Gerät geht nicht
an. Aber es ist doch gerade erst repariert worden? Kein
Lämpchen, kein Blinken, nichts. Wir schauen uns an, sind
beide enttäuscht. Im Vorgespräch hatte ich erfahren,
dass Alina ihren Talker schon viele Jahre hat und sich
damit sehr gut verständigen kann. Schade, sicherlich
hätte sie mir heute gerne mehr über ihr Leben berichtet.
7.10 Uhr: Am Vortag hat der Winter erneut eine
Schneedecke über Aachen gelegt. Es ist kalt so früh am
Morgen. Doch Alina, in einen dicken Daunenmantel
gepackt und die Beine mit einer Wolldecke umwickelt,
strahlt. Sie zeigt auf den Talker*, der auf der Ablage
ihres Rollstuhls befestigt ist. Alinas Mutter Stephanie
Orlowski berichtet, das Gerät sei vier Wochen in Reparatur gewesen. „Endlich hat sie ihn zurück“, freut
sie sich auf dem Weg zum Auto. Über die Rampe des
Transporters wird Alina in den Fahrgastraum befördert,
der Rollstuhl wird gesichert und los geht es zur Arbeit.
Die aufgehende Sonne blinzelt durch die Bäume.
* Ein Talker ist eine Kommunikationshilfe für Menschen mit eingeschränkter Lautsprache. Das Gerät arbeitet meist mit
Symbolen oder Bildern, die mit dem Finger angetippt werden. Der jeweilige Begriff bzw. vollständige Sätze werden dann
per Sprachausgabe aktiviert. Alinas Talker hat auch Buchstaben und sie kann damit richtig schreiben.
8.05 Uhr: Ankunft in der Neuenhofstraße. Der Fahrer
übergibt Alina an Sabine Klüppel, Leiterin der Gruppe
2 im Heilpädagogischen Arbeitsbereich. Die 54-jährige
Heilerziehungspflegerin und Alina begrüßen sich freundlich. Erstes Thema ist natürlich der defekte Talker. Auch
Ruby ist schon da. Der schwarze Schäferhund ist der
wichtigste „Mitarbeiter“ bei der tiergestützten Pädagogik, die Sabine Klüppel vor zwei Jahren erfolgreich in der
Gruppe eingeführt hat (vgl. Bericht in WiB, Oktober 2011).
Alina rollt an ihren Platz und fängt sofort mit der Arbeit
an. Mit großer Konzentration greift sie nach dünnen
Holzspänen, die in ihrem Arbeitsbrett liegen. Dann steckt
sie sie einzeln in eine festgeklemmte Papierrolle. Daraus
werden später Kaminanzünder. Nach zwanzig Minuten
ist Alina sichtlich erschöpft. Sie artikuliert einige Wörter,
die ich nicht verstehe. Sabine Klüppel erklärt, Alina freue
sich auf ihren Urlaub bei der Tante in der Lüneburger
Heide. Bei den Begriffen “Tante“ und “Lüneburger Heide“
stößt Alina einen Freudenruf aus. Nach und nach treffen
die anderen aus der Gruppe ein. Bereichsleiter Helmut
Heimich schaut kurz vorbei und berichtet, dass Alina
noch in diesem Monat beim Start eines neuen Projekts
für Menschen aus dem Heilpädagogischen Arbeitsbereich dabei sein wird: Papierschöpfen. Dabei wird Papier
geschreddert, gekocht, gesiebt und gepresst und dann
wiederum in der Kunstwerkstatt verwendet. „Viele kleine
Arbeitsschritte“, erklärt Heimich, „die die Konzentration
und die Auge-Hand-Koordination fördern“. Alina könne
trotz ihrer Spastik viel mit ihren Händen machen.
9.00 Uhr: Frühstückszeit. Alle versammeln sich am
Tisch. Alina frühstückt immer erst in der Werkstatt. Die
Unterstützungskraft Adina Schmidt packt die Brotdose
aus, die Stephanie Orlowski ihrer Tochter mitgegeben
hat. Sie hilft Alina und piekt das klein geschnittene
Wurstbrot, Ei und Apfel mit der Gabel für sie auf. Im
Raum herrscht auffällige Stille. Wer redet, spricht leise.
Sabine Klüppel erklärt: „Das gemeinsame Essen ist sehr
wichtig, es ist mehr als nur Nahrungsaufnahme. Wir nehmen uns Zeit dafür, wir kultivieren es. Freitags machen
wir das Frühstück sogar selbst, wir backen Brötchen,
machen auch mal Avocadocreme und Lachscreme.“ Alina
hat alles aufgegessen. Adina Schmidt reicht ihr den Trink­
becher mit Strohhalm. Dabei unterhalten sie sich über
den Aufdruck auf Alinas T-Shirt.
9.55 Uhr: Alexa Schneider betritt den Raum. Die Logopädin holt Alina zur wöchentlichen Therapiestunde
ab. An anderen Wochentagen bekommt sie zusätzlich
Physiotherapie. Auf dem Weg zum Logopädie-Raum
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menschen REPORTAGE
demonstriert Alina stolz ihre Fahrkünste mit dem
E-Rolli. Die Logopädie dauert 45 Minuten. Alina übt
Schlucken und das Trinken mit Strohhalm, sie macht
Kauübungen und pustet Seifenblasen. Ein anstrengendes Programm, das ihr aber sichtlich Spaß macht
und mit einem Kartenspiel und Sprechübungen endet.
11.20 Uhr: Es duftet nach frisch gebackenem Kuchen.
Nach ihrer Rückkehr in den Gruppenraum hat Alina zunächst Kevin, dem 17-jährigen Schülerpraktikanten der
Parzival-Schule, beim Backen zugeschaut. Für morgen,
den letzten Tag des Praktikums in der Werkstatt, hat
Kevin, auch er ist Rolli-Fahrer, zu Kaffee und Kuchen
eingeladen. Jetzt nimmt sich Alina eine Pause. Von
ihrem Platz aus verfolgt sie aufmerksam das Geschehen im Gruppenraum. Neben ihr arbeitet Christa, 54,
die ein Selbstgespräch führt. Dann schauen sich beide
an, lachen, und Alina legt ihre Hand auf Christas.
12.00 Uhr: Pünktlich bringen Mitarbeiter und Betreuer aus der Gruppe das Mittagessen, das in der
Werkstatt frisch zubereitet wird. Wer kann, hilft beim
Tischdecken und später beim Spülen. Eine große Hilfe sind vor allem Sabrina und Ralf. Beide haben eine
Autismus-Spektrums-Störung und achten sehr auf
Ordnung. Am Tisch nehmen alle Platz und geben sich
die Hand: „Wir wünschen uns einen guten Appetit.“
Wieder herrscht eine fast andächtige Ruhe im Raum,
nur Yunus, 27, der schon den ganzen Tag sehr unruhig
ist, muss von Ili Matuszczyk abgelenkt und beschäftigt
MENSCHEN REPORTAGE
15.20 Uhr: Der Arbeitstag geht zu Ende. Ich frage
Sabine Klüppel nach dem Förderplan für Alina. An
der Eingangstür hängt ein Medikamentenplan, Akti­
vitätsplan, Pflegeplan, Busplan und Förderplan für
jeden Beschäftigten. Bei Alina steht unter anderem:
Botengänge in der Halle. „Alina ist ja noch nicht lange
bei uns“, sagt die Gruppenleiterin. „Dass sie Botengänge macht, ist für ihre Orientierung in der Werkstatt
immer noch wichtig. Der Förderplan wird jedes Jahr
neu geschrieben und dann entwickeln wir neue Ziele.“
Damit alle rechtzeitig abfahrbereit sind, beginnen
Sabine Klüppel und ihre Kolleginnen bereits jetzt mit
der Hilfe beim Anziehen. Alina wird warm eingepackt
und um Punkt vier steht ihr Fahrer an der Tür.
werden. Die FSJlerin macht das mit einer bewundernswerten Geduld. In der Pause nach dem Essen herrscht
ein reges Kommen und Gehen. Beschäftigte aus anderen
Gruppen kommen vorbei, man hält einen Plausch auf
dem Sofa, Alina wird von allen freundlich gegrüßt.
13.15 Uhr: Schäfer­
hund Ruby hat seinen Ein­satz. Je nach Zeit und Anlass dürfen die Mitarbeiter
dem Tier Leckerchen geben.
Sabine Klüppel drückt Alina das Futter in die Hand,
und das Spiel mit Ruby
beginnt. Ganz von alleine
stärkt dies ihre motorischen
Fähigkeiten, die Körperwahrnehmung und die
Fähigkeiten zur Interaktion.
14.10 Uhr: Nach der kurzen Therapieeinheit braucht
Alina wieder eine Ruhephase. Anschließend holt Ili
Matuszczyk das Bastelmaterial für die Osterdekoration
aus dem Regal. Bereits gestern hat Alina blau bemalte
Hasenfiguren aus Holz mit Korkabdrücken verschönert.
Während die beiden dann mit der Hand Kügelchen
aus Filzwolle rollen und auf ein Holzschäfchen kleben,
erklärt mir Ili Matuszczyk, dass Alina nicht nur gut mit
dem Talker umgehen kann. „Sie versteht alles, was
man sagt, und sie kann lesen. Sie schreibt sogar auf
dem Computer und sendet mir Nachrichten auf Face­
book.“ Alina hört aufmerksam zu und bestätigt die
Aussage abschließend mit einem freudigen Jauchzer.
Zur Person
Alina Podborny wurde am 6. Juli 1993 in Aachen geboren.
Schwangerschaft und Geburt verliefen normal, doch im
Alter von zehn Monaten stellten die Ärzte bei ihr Entwicklungsverzögerungen fest, die auf eine Hirnfehlbildung zurückzuführen sind. In der Frühförderung der Lebenshilfe fand
Alina erste therapeutische Hilfe. Sie besuchte die integrative
Kita des VKM in der Talbotstraße und wechselte dann zur
Viktor-Frankl-Schule. Seit September 2011 ist die 19-Jährige im
Heilpädagogischen Arbeitsbereich (HPA) unserer Werkstatt
in der Neuenhofstraße. Alina lebt bei ihrer Mutter Stephanie
Orlowski in Walheim. Zuhause sitzt sie gerne am Computer.
Samstags trifft sie meistens ihre Freunde beim Familienentlastenden Dienst (FeD) der Lebenshilfe. Aktuell bereitet die
Familie Alinas Auszug in die eigenen vier Wände vor. Stephanie
Orlowski ist auf der Suche nach einem Wohnheim-Platz.
Stichwort:
Heilpädagogischer Arbeitsbereich
Der Heilpädagogische Arbeitsbereich (HPA) ist ein besonderes Angebot der Werkstatt für meist schwer mehrfachbehinderte Menschen. Am Standort Haaren beschäftigen wir 49 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in fünf
Gruppen, am Standort Neuenhofstraße 57 Menschen,
ebenfalls in fünf Gruppen. Viele Mitarbeiter im HPA haben gleich mehrere Handicaps und brauchen Hilfe
beim Essen, Trinken und bei der Körperpflege. Häufig
sind auch herausfordernde Verhaltensweisen. Die Arbeit
besteht aus augenscheinlich sehr einfachen Tätigkeiten.
Für die Betroffenen sind sie jedoch mit meist großer Anstrengung verbunden und enorm wichtig für ihr Selbstwertgefühl.
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menschen KUNDENPORTRÄT
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genannten Erstversand von Renovabis sind kurz nach Ostern
vom Hof gefahren“, berichtet Projektmanager Werner Rekers,
„Hier hat die Werkstatt rund 58.000 Sendungen gefertigt.“
Für den Erstversand von Misereor mit insgesamt 91.000
Aussendungen habe die Werkstatt vor Weihnachten 57.000
Sendungen übernommen. In der Regel liefert die MVG die
Einzelteile wie Anschreiben, Mappen oder Prospekte an. In
der Werkstatt werden dann die Sendungen nach Vorgabe in
Handarbeit zusammengestellt, im Fall Misereor für verschiedene Zielgruppen mit bis zu neun unterschiedlichen Teilen.
Zum Schluss werden die Sendungen auf Paletten sortiert
und von der Post abgeholt.
» Die MVG ist ein Medien- und Versandunternehmen mit
einem breiten Leistungsspektrum und einer ethisch motivierten Zielsetzung.
«
„Mit der Abwicklung durch die Werkstatt sind wir sehr zufrieden“, betont Ingrid Davis. Zum einen werde zuverlässig und
termingerecht gearbeitet, zum anderen sei die Fehlerquote
trotz der komplexen Aufgabe minimal. „Was die Lebenshilfe-
Werkstatt leistet, ist ein gutes Beispiel, wie professionell ein
soziales Unternehmen sein kann“, stellt Rekers fest. Externe
Dienstleister wählt die MVG ganz gezielt aus. Dabei geht es
nicht allein um Preis und Qualität, sondern auch um soziale
Verantwortung. Als Mitglied der Initiative „Ethics in Business“
setzt sich das Unternehmen für faires, verantwortungsvolles
und nachhaltiges Wirtschaften ein. „Stärke und wirtschaftlicher Erfolg sind deshalb für uns kein Selbstzweck“, sagt
Ingrid Davis. „Wir haben eine ethische Grundausrichtung. Gewinne schütten wir nicht aus, sondern setzen sie ausschließlich für die Weiterentwicklung des Unternehmens und die
Umsetzung der ethischen Ziele ein.“ Belohnt wurde dieses
Engagement durch den 3. Platz beim Fairtrade-Award 2012 in
der Kategorie Handel und kürzlich durch die Nominierung für
den Corporate-Social-Responsibility-Preis (CSR-Preis) durch
das Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
„Ein gutes Beispiel,
wie professionell das sein kann“
Vor rund drei Jahren hat uns die MVG erstmals einen Auftrag erteilt. Seither entwickelt
sich die Zusammenarbeit ausgesprochen positiv. Grund genug, unseren Kunden einmal
ausführlich vorzustellen.
Ein altes Fabrikgelände in einem Hinterhof am Aachener
Boxgraben: Hier hat die MVG, die vor über 30 Jahren vom
Hilfswerk Misereor gegründet wurde, ihren Sitz. Die vollständige Firmenbezeichnung lautet MVG Medienproduktion
und Vertriebsgesellschaft mbH. Damit ist die Tätigkeit
des Unternehmens schon weitgehend beschrieben: Die
Angebotspalette umfasst vor allem Medienproduktion und
Versanddienstleistungen, aber auch Grafik oder Redaktion
und Schaltung von Zeitungsbeilagen. Die Kunden kommen
vor allem aus dem Nonprofit-Bereich. 2012 erzielte die MVG
mit 25 Beschäftigten einen Umsatz von rund 6 Millionen
Euro. Ingrid Davis, Leiterin Marketing und Produktionsmanagement: „Wir arbeiten vor allem für Auftraggeber aus
dem kirchlichen Bereich, zum Beispiel Misereor, das Kindermissionswerk oder den Weltgebetstag der Frauen.“ Bei den
Versanddienstleistungen für Misereor und Renovabis, das
Osteuropa-Hilfswerk der Katholischen Kirche, kommt dann
auch die Werkstatt ins Spiel. „Die Aussendungen für den so-
Ingrid Davis, 43, verheiratet, ist seit 1999 bei der
MVG und leitet den Bereich Marketing und Produktionsmanagement. An der University of Leicester
(England) hat Davis den Abschluss Master of Business
Administration (MBA) erworben, zurzeit schreibt sie
ihre Doktorarbeit über das Thema „Marketing und
CSR“. Ihre Hobbys sind Reisen, Literatur und Film.
Werner Rekers, 51, verheiratet, ein Sohn, ist
Diplom-Kaufmann und arbeitet seit 1992 bei der
MVG, aktuell als Projektmanager für Versanddienstleis­
tungen. Privat singt er in einem Chor und engagiert
sich in der Eine-Welt-Arbeit seiner Pfarrgemeinde.
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menschen INTERVIEW
menschen INTERVIEW
„Sie müssen Realist
und Spinner zugleich sein“
Ein Aufsichtsrat beaufsichtigt – aber was bedeutet das in der Praxis? Ein Gespräch mit Klaus-Peter Ackermann, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats unserer Werkstatt.
Zur Person
Klaus-Peter Ackermann, geboren 1938 in Berlin, aufgewachsen in Oberbayern, schlug eine Polizeilaufbahn ein
und war bei seiner Pensionierung im Jahr 1996 Polizeidirektor und Leiter des Führungsstabs im Polizeipräsidium
Aachen. Er ist verheiratet mit Waltraud Ackermann und
hat zwei Söhne. Stefan arbeitet seit über 20 Jahren im
Metallbereich der Werkstatt. Thomas, der jüngere Sohn,
wechselte nach einer Banklehre zur Sonderpädagogik
und ist heute Lehrer an der Roda-Schule Herzogenrath.
Nachdem Klaus-Peter Ackermann bereits drei Jahre
stellvertretender Vorsitzender der Lebenshilfe Aachen
war, übernahm er von 1997 bis 2003 den Vorsitz. An
der Spitze des Aufsichtsrats der Werkstatt steht er seit
Mai 2005. In seiner Freizeit ist er gerne in der Natur
unterwegs und sieht – als in Bayern aufgewachsener ExPolizist – am liebsten die TV-Serie „Rosenheim-Cops“.
Herr Ackermann, wie ist der Aufsichtsrat zusammengesetzt
und welche Aufgaben hat er?
Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen hat die
Werkstatt nur einen Gesellschafter, die Lebenshilfe
Aachen. Insofern bestimmt allein sie die Mitglieder des
Aufsichtsrates der Werkstatt. Dazu gehören qua Amt der
jeweilige Vorstandsvorsitzende und der Schatzmeister
der Lebenshilfe. Weiterhin beruft die Lebenshilfe Elternvertreter und Fachleute in das Gremium. Die gesetzlich
geregelte Aufgabe des Aufsichtsrats lautet ganz einfach:
Kontrolle des Geschäftsführers. Im Fall der Werkstatt hat
dies zwei Aspekte. Zum einen die wirtschaftliche Situation, dass wir also darauf achten, dass das Unternehmen
nicht in die Pleite laviert. Zum anderen, und das ist genauso wichtig: Der soziale Auftrag. Der Träger hat bestimmte
Vorstellungen, wie mit Menschen mit Behinderung im
Arbeitsleben umgegangen werden soll.
Welche Fähigkeiten braucht ein Mitglied des Aufsichtsrats?
Man muss vom Schicksal der Menschen, die hier arbeiten,
betroffen sein. Damit meine ich nicht zwangsläufig
Betroffenheit als Angehöriger. Sie müssen Perspektiven
erkennen und einordnen können: Wie entwickeln sich die
Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung, wie entwickelt sich die Gesellschaft, die Finanzierung der Werkstatt?
Sie müssen ein Spinner und zugleich gnadenloser Realist
sein, kurz gesagt: bescheuert (lacht). Wenn die Werkstatt
nicht mindestens eine schwarze Null schreibt, stehen tausend Menschen auf der Straße.
Manche Aufsichtsräte von Konzernen sind wegen unzureichender Kontrolle der Geschäftsführung zuletzt stark in die
Kritik geraten. Wie arbeitet der Aufsichtsrat der Werkstatt?
Wir mischen uns nicht in das Tagesgeschäft ein. Es läuft so
ab: Die Geschäftsleitung stellt einen Wirtschaftsplan auf
und wir drehen ihn auf links. Jeder von uns bringt dabei
seine Stärken ein. So ist etwa Herr Drewes ein ausgewiesener Wirtschaftsfachmann und Frau Klein-Schmeink
erkennt einen Bilanzfehler schon an der Tür. Frau Hahn
als Mutter eines Mitarbeiters und ich, wir sehen mehr die
sozialen Aspekte. Bei unseren vier Sitzungen pro Jahr gibt
der Geschäftsführer einen Zwischenbericht und da gibt es
teilweise schon sehr kritische Diskussionen. Die eine oder
andere Investition haben wir auch abgelehnt.
Weggefährten: Klaus-Peter Ackermann und Dr. Manfred Fuchs, ebenfalls lange Jahre Vorsitzender des Aufsichtsrats, haben die Geschicke der Lebenshilfe wesentlich mitgestaltet. Das Foto entstand bei unserem Sommerfest 2012.
Acht Jahre nehmen Sie das Ehrenamt nun bereits wahr.
Was war die wichtigste Entscheidung, die Sie in dieser Zeit
zu treffen hatten?
Das war 2007, als wir den neuen Geschäftsführer zu bestimmen hatten. An dieser Position hängt fast alles und so
haben wir uns für Bewerbungsgespräche viel Zeit genommen und bei der Auswahl sehr viel Mühe gegeben. Und
ich muss sagen: Es war eine gute Entscheidung. Wir haben
uns nicht geirrt.
Welche Erwartungen oder Hoffnungen verbinden Sie mit
dem derzeit alles überragenden Stichwort Inklusion? Wie
sollte die Werkstatt sich dieser Aufgabe stellen?
Meine große Hoffnung ist, dass Inklusion nicht zur Ideologie verkommt.
Wie meinen Sie das?
Man muss genau hinschauen: Jeder Mensch mit Behinderung, der sein Leben nicht ohne Unterstützung bewältigen
kann, soll jede erdenkliche Hilfe erhalten. Aber man muss
einsehen, dass nicht alles machbar ist. Nehmen Sie einen
Menschen mit Kinderlähmung. Mit Rollstuhl, Aufzug und
Rampen kann man diesen Menschen weit bringen und
auch einen Arbeitsplatz optimal für ihn einrichten. Dass er
durch Vorurteile ausgegrenzt wird, auch das ist änderbar.
Aber nun nehmen Sie einen Menschen mit einer schweren
geistigen Behinderung. Wo setzt man da an? Sie haben ja
schon Schwierigkeiten herauszufinden, was er überhaupt
möchte. Mit der Inklusion wird das Problem umbenannt,
aber nicht gelöst.
Was folgt daraus für die Werkstatt?
Inklusion würde ja bedeuten, dass wir alle Beschäftigten
auf Außenarbeitsplätzen bei Firmen in der Region, in Integrationsunternehmen oder im Qualifizierungsprogramm
der Unterstützten Beschäftigung unterbringen. Das wird
nicht gelingen. Ich meine, wir brauchen auch zukünftig
Einrichtungen – unter welchem Namen auch immer –, in
denen vor allem Menschen mit schweren Behinderungen
eine Aufgabe haben. Das funktioniert bei uns im Heilpädagogischen Arbeitsbereich hervorragend, und ich finde es
enorm wichtig, dass die ganze Belegschaft solidarisch für
sie Geld mit erwirtschaftet.
Mitglieder des Aufsichtsrats
Aktuell besteht der Aufsichtsrat aus folgenden Mitgliedern: Klaus-Peter Ackermann (Vorsitzender), Dr. Friedel
Erlenkämper (stv. Vorsitzender), Prof. Dr. Ing. Gerd
Ascheid (Vorstandsvorsitzender Lebenshilfe Aachen e. V.),
Gerhard Bach (Schatzmeister Lebenshilfe Aachen e. V.),
Annlen Hahn, Elisabeth Klein-Schmeink (Sparkasse
Aachen), Rainer Handlos (Rechtsanwalt) sowie Jürgen
Drewes (ehemaliger Hauptgeschäftsführer IHK Aachen).
Beratendes Mitglied ohne Stimmrecht ist Herbert
Frings (Geschäftsführer Lebenshilfe Aachen e. V.).
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WERKSTATT PRODUKTENTWICKLUNG
WERKSTATT BRANDSCHUTZ
Besondere Angebote
von besonderen Menschen
Welche neuen Produkte und Dienstleistungen kann die Werkstatt der Lebenshilfe
Aachen anbieten? Antworten auf diese Fragen suchen wir seit Mitte April auf der
Internetplattform atizo.com
„Tun, was man tun kann“
Der verheerende Brand mit 14 Todesopfern in der Caritas-Werkstatt in Titisee-Neustadt
im November hat bundesweit große Betroffenheit ausgelöst. Wir berichten, welche
Maßnahmen die Werkstatt beim Brandschutz ergreift.
Eine weitere organisatorische Maßnahme ist die Brandschau durch die Berufsfeuerwehr. Alle vier Jahre besichtigt
sie unsere Betriebsstätten und kontrolliert ihren aktuellen
brandschutztechnischen Zustand. Und nicht zuletzt nimmt
unser Fachpersonal regelmäßig an Unterweisungen und
Fortbildungen teil.
Die Werkstatt folgt mit der Plattform dem modernen
Trend des Crowdsourcing. Die Methode, die sich aus den
englischen Begriffen Crowd (Masse) und Outsourcing
(Auslagerung) zusammensetzt, ermöglicht, eine buntgemischte Gruppe an Menschen über das Internet aktiv
an Innovationsprozessen zu beteiligen und so zahlreiche
Ideen zu bestimmten Fragestellungen zu erhalten.
Die Werkstatt macht sich
diesen Trend zunutze, um
Ideen für innovative Produkte
und Dienstleistungen zu
finden, die unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
zukünftig herstellen und
anbieten können. Auf
der Plattform atizo.com
wetteifern angemeldete
Nutzer um die besten Ideen – bei mehr
als 16.000 registrierten Mitgliedern entstehen hier
viele neuartige und unterschiedliche Ansätze. Unter dem
Titel „Besondere Angebote von besonderen Menschen
– welche neuen Produkt- und Dienstleis­tungsideen hast
Du für die Werkstatt der Lebenshilfe Aachen?“ sind die
Nutzer bis zum 15. Mai 2013 aufgefordert, Ideen für die
Werkstatt zu entwickeln. Die besten zehn Einfälle werden am Ende mit einem Preisgeld belohnt. Schon in den
ersten beiden Wochen sind über 270 Ideen eingegangen.
Aber nicht nur die bislang registrierten Mitglieder können
Ideen eingeben – jeder kann sich kostenlos auf atizo.com
anmelden und seine Einfälle einbringen. Die Aachener
Ideenschmiede Nufari unterstützt uns bei dem Projekt,
indem sie den Prozess moderiert und am Ende die gesammelten Ideen mit uns ordnet, bewertet und für eine
mögliche Umsetzung aufbereitet. Das CrowdsourcingProjekt bietet der Werkstatt viele Vorteile, sagt Geschäftsführer Norbert Zimmermann: „Mit neuen Ideen können
wir neue Kunden als Auftraggeber gewinnen, unsere Kapazitäten besser auslasten und noch mehr Menschen mit
Behinderung eine Teilhabe am Arbeitsleben ermöglichen.“
Brände in der Werkstatt gab es bisher selten. Menschen
kamen dabei zum Glück nicht zu Schaden. Den größten
Brand gab es 1997 in der Neuenhofstraße, als eine Lagerhalle
abbrannte. Die Ursache war Brandstiftung. Im Hergelsmühlenweg brannten im Januar 2006 und im Juni 2012 Handtuchhalter im Waschraum.
Workshop bei der Aachener Ideenschmiede Nufari, links:
Geschäftsführer Norbert Zimmermann und Produktmanagerin Martina Knauf.
Zur Person
Das CrowdsourcingProjekt wird von Martina
Knauf betreut. Die Diplom-Betriebswirtin hat im
September 2012 die neue
Stabsstelle Produktmanagement übernommen
und berichtet direkt an
die Geschäftsführung.
Zuletzt war sie bei der
deutschen Niederlassung
des weltweit agierenden
Multi-Technologiekon­
zerns 3M tätig. „Ich
bin Idealistin“, sagt die dreifache Mutter. Ihre Tochter
Linda hat das Down-Syndrom und besucht derzeit die
Gesamtschule Brand. „Mein betriebswirtschaftliches
Know how kann ich in der Werkstatt gut mit meinem
sozialen Engagement verbinden.“ Kontakt: Telefon:
02 41 / 96 77 -204; E-Mail: [email protected].
Die gesetzlichen Vorschriften für den Brandschutz sind für
alle Unternehmen gleich. „Das gilt natürlich auch für unsere
beiden Betriebsstätten“, erläutert Hans-Dieter Kratz (Bild,
rechts), in der Geschäftsleitung für Qualitätsmanagement
und Arbeitsschutz zuständig. „Wir beugen auf drei Ebenen
vor. Zum einen gibt es bauliche Vorkehrungen.“ Als Beispiel
nennt Kratz, dass alle Rollstuhlfahrer auf die Produktionsgruppen im Erdgeschoss verteilt wurden, als die Werkstatt
das zweistöckige Gebäude an der Neuenhofstraße 2008
um einen Anbau erweiterte. Der zweite Bereich ist der
technische Brandschutz. Dazu zählen die Installation und regelmäßige Wartung von Brandmeldern, Rauchabzügen und
Feuerlöschern. Zum dritten Bereich gehören eine Vielzahl
von organisatorischen Maßnahmen, vor allem regelmäßige
Räumungsübungen.
„Gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr Aachen führen wir
jedes Jahr eine solche Übung durch“, sagt Joachim Plum
(Bild, links). Er ist Hausmeister in der Neuenhofstraße und
als Fachkraft für Arbeitssicherheit unser Ansprechpartner
für die Feuerwehr. Die letzten Übungen fanden am 19. September in der Neuenhofstraße und am 26. September im
Werk Haaren statt. „Jede Übung“, so Plum, „werten wir mit
der Feuerwehr auch schriftlich aus.“ Neben dieser jährlichen
Übung für die ganze Betriebsstätte gibt es alle sechs Monate
Übungen jeder Arbeitsgruppe in den einzelnen Produktionsbereichen.
Auch bei Geschäftsführer Norbert Zimmermann saß der
Schock über die 14 Toten in Titisee-Neustadt tief. „Wir tun,
was wir tun können. Gleich in der ersten Aufsichtsratssitzung nach dem Ereignis haben wir unser Brandschutzkonzept auf den Prüfstand gestellt.“ Zimmermann weiß, dass
es keine hundertprozentige Sicherheit gibt. Gegenüber den
Aachener Nachrichten erklärte er zwei Tage nach dem Brand
in Titisee: „Wir könnten es uns wohl nie verzeihen, wenn
ein Unglück passiert, das hätte vermieden werden können.
Schließlich geht es um die Sicherheit von Menschen. Und
in unserem Fall von Menschen, die einer ganz besonderen
Fürsorge bedürfen.“
Räumungsübung im September 2012: Bei einem Brandalarm
verlassen alle Mitarbeiter unverzüglich das Gebäude und begeben sich zum vorgegebenen Sammelplatz.
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werkstatt SOZIALER DIENST
WERKSTATT SOZIALER DIENST
von Konzepten für den Übergang in den Ruhestand.“
Zwischen Einstieg und Ausscheiden aus der Werkstatt
obliegen dem Dienst sämtliche Aufgaben, die mit sozial­
rechtlichen, gesundheitlichen und Bildungsfragen der
Werkstattbeschäftigten zu tun haben. „Wenn es um soziale Belange eines Mitarbeiters mit Behinderung geht“,
so Storms, „stehen die Kollegen im Kontakt mit den
Fachkräften zur Arbeits- und Berufsförderung, den Eltern
oder Betreuern, den Mitarbeitern der Wohnstätten oder
des betreuten Wohnens und häufig auch den Kostenträgern.“ Zu Letzteren gehören die Agentur für Arbeit,
der Landschaftsverband Rheinland sowie der Rentenversicherungsträger. Nach einigen Personalwechseln im
vergangenen Jahr ist die Werkstatt im Kompetenzteam
Soziale Arbeit wieder gut aufgestellt.
Aufgaben im Überblick
Wer hilft bei was?
Für Eltern, Angehörige, rechtliche Betreuer
Allgemeine Fragen beantworten Ihnen gerne alle Mitarbeiter des Sozialen Dienstes, bei speziellen Themen stehen Ihnen folgende Ansprechpartner zur Verfügung:
• Der Soziale Dienst informiert über das Aufnahmeverfahren und organisiert Besichtigungen der Werkstatt.
• Er hält den Kontakt zu Eltern und Schulen und vermittelt Schülerpraktika und Hospitationen.
• Er bereitet Entscheidungsfindung im Fachausschuss
vor und nimmt an den Sitzungen teil.
» Unsere Ansprechpartner für alle pädagogischen und sozialen Fragen (v. l.):
Beatrix Al- Khadra, Andrea Barten, Helmut Heimich, Sarah Isenrath, Anna Gasch,
Mariele Storms, Cornelia Quast, Jennifer Menzlaff, Björn Spangenberg, Erhard Ripp
«
Vorgestellt:
Das Kompetenzteam Soziale Arbeit
Neben den Produktions- und Dienstleistungsbereichen, der Verwaltung und dem Pflegedienst gibt es in der Werkstatt einen Arbeitsbereich, der vor allem für die Erfüllung
unseres sozialen Auftrags wesentlich ist: der Soziale Dienst.
Die neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sozialen
Dienstes übernehmen eine Vielfalt von Aufgaben. „Der
Soziale Dienst ist Ansprechpartner für alle und alles, was
nicht unmittelbar mit der Produktion zu tun hat“, sagt
Mariele Storms, Fachbereichsleiterin für Mitarbeiterentwicklung, Bildung und Soziales (kl. Foto). „Das reicht von
der Beratung der Eltern, die wegen eines Schülerpraktikums in der Werkstatt anfragen, bis hin zur Entwicklung
Für Beschäftigte
• Der Soziale Dienst informiert die Beschäftigten, ihre
Angehörigen und gesetzlichen Betreuer über aktuelle
Themen, und engagiert sich bei der konzeptionellen
Weiterentwicklung der Werkstatt.
• Er begleitet die Beschäftigten auf dem Weg in ausgelagerte Arbeitsplätze und unterstützt den Übergang
auf den ersten Arbeitsmarkt.
Werk Neuenhofstraße:
• Praktika, Eingangsverfahren, Berufsbildungsbereich:
Andrea Barten, Telefon 02 41 / 9 28 11 - 147
• Betriebsintegrierte Arbeitsplätze, Hilfeplankonferenz:
Anna Gasch, Telefon 02 41 / 9 28 11 - 122
• Heilpädagogischer Arbeitsbereich,
Feste und Feiern, Sportverein:
Helmut Heimich, Telefon 02 41 / 9 28 11 - 119
• Freiwilliges Soziales Jahr, Bundesfreiwilligendienst:
Jennifer Menzlaff, Telefon 02 41 / 9 28 11 - 130
Werk Hergelsmühlenweg:
• Er setzt arbeitsbegleitende Maßnahmen um, zum
Beispiel Lese-Rechtschreib-Kurse oder Mobilitäts­
trainings.
• Kompetenzzentrum Berufsorientierte Förderung,
Kunstwerkstatt: Beatrix Al- Khadra,
Telefon: 02 41 / 96 77 - 260
• Er unterstützt die Arbeit des Werkstattrats, des
Eltern­beirat und der Frauenbeauftragten.
• Frauenbeauftragte, Werkstattrat:
Sarah Isenrath, Telefon 02 41 / 96 77 - 234
• Der Soziale Dienst organisiert Feste und Feiern.
• Integrationsunternehmen „CleanCare GmbH“:
Cornelia Quast, Telefon 02 41 / 96 77 - 203
Für Fachkreise
• Urlaubsreisen:
Björn Spangenberg, Telefon 02 41 / 96 77 - 239
• Der Soziale Dienst ist in verschiedenen regionalen
Arbeitskreisen aktiv und legt Wert auf vernetztes
Arbeiten, unter anderem durch die Teilnahme bei der
Hilfeplankonferenz, den Kontakten mit der Arbeitsagentur, mit dem Konsulententeam, dem Autismuszentrum, mit der KoKoBe und dem Integrationsfachdienst.
• Heilpädagogischer Arbeitsbereich,
Jubilarfeiern, Benchmarking:
Erhard Ripp, Telefon 02 41 / 96 77 - 233
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arbeit & mehr kurznachrichten
arbeit & mehr kurznachrichten
Gesundheitsschutz
Sport
Frauenbeauftragte
Metallwerkstatt
Vorsorgen ist besser als heilen
Basketball nach Feierabend
Tagungen in Aachen und Köln
Meister Martin
Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit – dafür
zu sorgen ist jedes Unternehmen in Deutschland gesetz­
lich verpflichtet. In unserer Werkstatt übernehmen dabei
der Pflegedienst (im Bild: Birgit Hermann beim Blutdruckmessen), die Fachkräfte für Arbeitssicherheit, die
Sportlehrer und der Betriebsarzt eine wichtige Rolle. Neue
Betriebsärztin der Werkstatt ist seit Anfang des Jahres
Dr. Maria Mäurer. Die Fachärztin für Arbeitsmedizin arbeitet in der Praxis von Dr. Michael Suchodoll, die nur wenige
hundert Meter von unserem Standort Neuenhofstraße
entfernt liegt. Die wichtigste Aufgabe von Dr. Maria
Mäurer ist der ganze Bereich der Gesundheitsvorsorge.
Dazu zählt zum einen die Untersuchung der Mitarbeiter
bei regelmäßigen Terminen in der Werkstatt oder in der
Praxis, zum Beispiel bei Seh- und Hörtests, Blutuntersuchungen und Messungen der Lungenfunktion. Zum anderen berät sie unsere Mitarbeiter zu gesundheitlichen
Risiken, etwa im Bereich Garten- und Landschaftsbau
über den Schutz vor Zeckenbissen. Auch bei Fragen der
Arbeitszeit und der Pausenregelung, der Gestaltung
der Arbeitsplätze oder der Organisation der „Ersten
Hilfe“ im Betrieb redet die Betriebsärztin mit. Um
das Bewusstsein für die Gesundheitsvorsorge und
Arbeitssicherheit in der Werkstatt weiter zu fördern,
bereiten der Qualitätsmanagement-Beauftragte HansDieter Kratz und das Sportlehrer-Team zurzeit einen
Gesundheitstag vor. Er soll an zwei Tagen im Herbst
an beiden Standorten der Werkstatt stattfinden.
Seit einigen Monaten bieten wir für unsere Beschäftigten
Basketball nach Feierabend an – und zwar in einer „richtigen“ Halle mit hohen Decken und hochhängenden Körben. Das Sportamt der Stadt Aachen stellt uns hierfür einmal wöchentlich die Sporthalle in der Elsass-Straße in der
Nähe des Kennedyparks zur Verfügung. Die Spielzeiten
sind immer mittwochs von 16.30 Uhr bis 18 Uhr. In den
Schulferien können wir die Halle allerdings nicht nutzen.
Mit dem neuen Angebot geht der Wunsch einiger unserer
Sportler in Erfüllung, einmal in einer normalen Sporthalle
in einen Basketballkorb werfen zu können. Außerdem haben wir mit Günter Meeßen einen neuen Trainier gewinnen können. Er ist sehr engagiert und setzt sich dafür ein,
wöchentlich ein gutes Training durchzuführen und den
Teilnehmern etwas beizubringen. Für die Gruppe sucht
Sportlehrerin Andrea Moritz noch Teilnehmer, die gerne
mitspielen möchten. Sie freut sich auf neue Mitspieler,
die sich für dieses Spiel begeistern können. Wer ein gutes
Ballgefühl und Verständnis für Spielregeln hat und gerne
seine Freizeit mit Sport verbringt, der ist herzlich willkommen. Weitere Informationen und Anmeldungen gibt es
unter der Telefonnummer 02 41 / 9 28 11 -148. Interessierte
sollten verkehrssicher sein oder nach dem Sport abgeholt
werden können. Bei der Hinfahrt können die Spieler aus
der Neuenhofstraße mitgenommen werden.
Andrea Bongard (Foto, 3. v. r.), Frauenbeauftragte unserer
Werkstatt, war Ende letzten Jahres bei zwei wichtigen
Veranstaltungen aktiv. Zunächst kamen im Oktober fünf
der 14 Frauenbeauftragten, die es derzeit in allen Werkstätten bundesweit gibt, zu einer zweitägigen Tagung
nach Aachen. Die Frauen und ihre Unterstützerinnen
tauschten sich über die Arbeit in den Einrichtungen
aus. Diskutiert wurde etwa die Frage, wie sie besser für
ihre Angebote werben und Sprechstunden gestalten
können. Einig waren sich die Teilnehmerinnen, dass es
in mehr Werkstätten Frauenbeauftragte geben und
deren Ausbildung finanziert werden muss. In einem
Papier an politische Parteien und Verbände der Behindertenarbeit wollen sie in Kürze die Verankerung der
Position der Frauenbeaufragten in der WerkstättenMitwirkungsverordnung und dem Heimbeiratsgesetz
fordern. Die zweite Tagung fand im November beim LVR
in Köln zum Thema „Prävention und Schutz vor Gewalt
für Frauen mit Behinderung“ statt. Andrea Bongard
stellte ihre Arbeit vor und berichtete, dass ihr das Thema Gewalt auch in ihren Sprechstunden begegnet. So
habe sie bereits einmal eine Frau zu einem Frauennotruf
begleitet. Bei der abschließenden Podiumsdiskussion
nutzte Andrea Bongard die Gelegenheit, die Forderungen
der Frauenbeauftragten vorzustellen. Sprechstunde von
Andrea Bongard ist jeden Donnerstag von 14 bis 15 Uhr
in ihrem Büro im Werk Haaren. In dringenden Fällen ist
sie telefonisch zu erreichen unter 02 41 / 9 28 11 -140.
Martin Hannott, seit 2008 Gruppenleiter in unserer Metallwerkstatt, hat im Januar die Prüfung zum Feinwerkmechanikermeister vor der Aachener Handwerkskammer
bestanden. „Gefeiert habe ich nicht viel, wir waren nur
im Familienkreis abends essen“, berichtet der 30-Jährige
nüchtern. Die berufliche Weiterbildung nach der Handwerksordnung ist bundesweit einheitlich geregelt und
befähigt die Teilnehmer unter anderem, Leitungsaufgaben in den Bereichen Technik, Betriebswirtschaft und
Personalführung wahrzunehmen und Lehrlinge auszubilden. Hannott hat die Vorbereitungskurse auf die Meisterprüfung in knapp zwei Jahren in Teilzeit absolviert.
Nun wird er im Team von Bereichsleiter Frank Velten als
Produktionskoordinator mehr Verantwortung übernehmen. „Ich überwache zum Beispiel Aufträge und kümmere mich um die Einhaltung von Terminen“, so Hannott.
Mit den Kollegen Ulrich Kestermann und Anita Petzold
betreut er 16 Mitarbeiter mit Behinderung sowie einen
Auszubildenden. Der Beruf und der Weg in die Werkstatt
wurden ihm in die Wiege gelegt: Schon Vater Ludolf
Hannott war von 1971 bis zum Renteneintritt im Jahr 2005
in unserer Metallwerkstatt tätig (s. Bericht über das Traktorprojekt in der letzten Ausgabe). Für Martin Hannott
besteht der „Nervenkitzel“ seiner Aufgabe darin, eine
CNC-Maschine so zu programmieren, dass die Mitarbeiter
sie bedienen können und zugleich ein anspruchsvolles
Werkstück nach dem Wunsch des Kunden herauskommt.
„Es ist einfach schön, wenn wir am Ende des Tages ein
vernünftiges Produkt gemeinsam hergestellt haben.“
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arbeit & mehr bilderalbum
arbeit & mehr bilderalbum
Janz jeck in Dürwiß
Karneval 2013: Die fünfte Jahreszeit feierten wir der Tradition gemäß im herrlich geschmückten
Festsaal in Dürwiß. Und wie jedes Jahr war die Stimmung prima (Fotos: Helmut Heimich).
Wer hat das schönste Kostüm?
Wieder dabei: Die Narrengilde.
Geschäftsführer Norbert Zimmermann
begrüßt die Moderatoren Didi & Uschi.
Uli Knehr:
Der wilde Wikinger.
Die Öcher Prente:
Immer lecker anzusehen.
Viele Köche verderben den Brei.
Ordensverleihung
durch die Öcher Prente.
Immer für
ein Liedchen
zu haben:
DJ Ted Harald
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arbeit & mehr bilderalbum
arbeit & mehr bilderalbum
Dank und Anerkennung
Im Rahmen von zwei stimmungsvollen Feiern haben wir Ende letzten Jahres erneut unsere Jubilare
geehrt und verdiente Mitarbeiter in den Ruhestand verabschiedet. Bei Kaffee und Kuchen, Musik und
Tanz waren insgesamt 105 Jubilare und drei Rentner zu ehren. Jeder Jubilar und jeder Rentner erhielt
als besondere Erinnerung und Dank eine Urkunde sowie ein persönliches Geschenk.
Seit 1967 in der Werkstatt:
Karl-Heinz Kraut, im Bildhintergrund:
Gruppenleitung Nelli Gutsch.
Die Hände zum Himmel mit HaPe Jonen.
In freudiger Erwartung auf das große Fest:
Severin mit Eltern.
Illustre Gäste: Jubilar Klaus Heemann und Begleitung.
Fachbereitsleiterin Mariele Storms und
Geschäftsführer Norbert Zimmermann:
Bestens aufgelegt für einen tollen Anlass.
Olli Göbbels liebt
Glückwünsche auf Öcher Platt.
Jubilar mit Handicap: Dirk Vomend
Ein schöner Abschluss
des Arbeitslebens:
Jubilar Ulli Bayer geht
in den Ruhestand.
Die zwei verstehen sich:
Mirella Haberland und
Geschäftsführer
Norbert Zimmermann.
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