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Erfolgreiche Transformation
industrialisierter Flussgebiete in Europa
Endbericht
Forschungsprogramm
Allgemeine Ressortforschung
Projektlaufzeit
Januar 2010 bis Dezember 2010
Aktenzeichen
10.06.03 - 09.105
im Auftrag
des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS)
sowie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
bearbeitet von
Prof. Dr.-Ing. Robert Holländer, Linda Kochmann, Thomas Völkner
Institut für Infrastruktur und Ressourcenmanagement, Universität Leipzig
in Zusammenarbeit mit
Christian Strauß
Institut für Stadtentwicklung und Bauwirtschaft, Universität Leipzig
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
II
Kurzfassung
Hintergrund
Aufgrund der industriellen Entwicklungsgeschichte war das Verhältnis von Stadtbewohnern zu ihren Gewässern in Europa vielerorts lange Zeit empfindlich gestört. Flussabschnitte in urbanen Räumen wurden häufig so verbaut und/oder verschmutzt, dass sie
als Aufenthalts- oder gar Erholungsraum nicht mehr existent waren oder wahrgenommen
wurden.
Seit geraumer Zeit ändert sich dieses Bild, und es kommt zur erneuten Hinwendung zahlreicher Städte zu ihren Gewässern. Die Städte sind zunehmend bestrebt, durch Um- und
Rückbaumaßnahmen die Qualitäten der Gewässer wieder herzustellen und die Flussräume als Aufenthaltsbereiche für ihre Bewohner nutzbar zu machen.
Die Aufwertung von Flussgebieten ist eine komplexe und anspruchsvolle Aufgabe.
Mittlerweile gibt es jedoch in Europa zahlreiche Beispiele für erfolgreiche Entwicklungen
mit unterschiedlichen Zielsetzungen und Rahmenbedingungen. Die Erfahrungen, die bei
den zahlreichen Projekten gemacht wurden, könnten zukünftige Akteure vergleichbarer
Projekte bei der Umsetzung ihrer Vorhaben unterstützen.
Daher beauftragte das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung die
Universität Leipzig von Januar bis Dezember 2010 mit der Bearbeitung des Forschungsprojektes „Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa“. Im
Mittelpunkt der Untersuchungen standen Projekte zur Aufwertung der Landschafts-, Aufenthalts- und Erholungsqualität in urbanen Flussgebieten Europas.
Zielsetzung und Vorgehensweise
Das Forschungsprojekt „Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in
Europa“ zielte gemäß dem raumordnerischen Leitbild 3 „Ressourcen bewahren, Kulturlandschaften gestalten“ darauf ab, verschiedene Planungsebenen sowie weitere relevante
Akteure bei der Aufgabe zu unterstützen, die Lebensqualität in urbanen Flussgebieten zu
steigern.
Hierfür wurden nach der Festlegung der Methodik sowie der Definition der Auswahlkriterien ohne Anspruch auf Vollständigkeit gelungene Beispiele für die Transformation
industrialisierter Flussgebiete im europäischen Ausland identifiziert. Für zwölf ausgewählte Fallbeispiele wurde anhand von persönlichen und telefonischen Interviews ein
Steckbrief erstellt. Trotz detaillierter Recherchen konnten die Informationen zu manchen
Fallbeispielen jedoch nicht vollständig erhoben werden.
Auf der Grundlage der Steckbriefe wurden die Planungs- und Implementierungsprozesse
sowie die Finanzierungs- und Beteiligungsinstrumente analysiert. Die Analysen erfolgten
mit dem Ziel, Faktoren zu identifizieren, die entweder zum Projekterfolg beitrugen oder
den Projektverlauf behinderten. Ferner wurden die Faktoren hinsichtlich ihrer Übertragbarkeit auf Deutschland überprüft.
Basierend auf den ermittelten Erfolgs- und Risikofaktoren erfolgte im Anschluss die
Formulierung eines Entwurfs von Empfehlungen für Projekte im vergleichbaren Kontext.
Nach einer Diskussion dieses Entwurfs mit externen Experten im Rahmen eines Workshops folgte darauf aufbauend die Weiterentwicklung zu aussagekräftigen sowie zielführenden Empfehlungen.
Kurzfassung
II
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
III
Auswahl der Fallbeispiele
Die Studie basiert auf dem qualitativen Forschungsansatz der vergleichenden Fallstudie.
Da die Fallbeispiele ein breites Themenspektrum innerhalb des Bereiches Transformation
industrialisierter Flussgebiete abbilden sollten, wurden sie entsprechend ihrer Ansätze
thematisch typisiert und in Vergleichspaaren einander gegenübergestellt. Grundlage für
das weitere Vorgehen waren die folgenden fünf Themenkomplexe, denen die ausgewählten Fallbeispiele aus acht Ländern bzw. neun Städten Europas paarweise zugeordnet wurden:

Überregionale Transformationsprozesse

Großereignis als Ausgangspunkt

Dienstleistungszentren

Parkanlagen

Flussinseln mit Kulturangebot
Formulierung der Handlungsempfehlungen
Die Handlungsempfehlungen werden zusammenfassend unter Berücksichtigung aller
paarweise erfolgten Vergleiche diskutiert. Im Kern wird dabei auf eine steuerungsbezogene Gliederung zurückgegriffen. Entsprechend werden die Handlungsempfehlungen
zum Prozess in die Elemente Akteure, Ziele und Instrumente gegliedert. Zunächst war
vorgesehen, die ergebnisbezogenen Handlungsempfehlungen in die Abschnitte Städtebau, Ökologie und Integration des Wassers zu unterteilen. Bei der Erarbeitung zeigte sich
jedoch, dass im Sinne einer integrierten Raumentwicklung diese Aufteilung nicht sinnvoll
ist.
Die Auseinandersetzung mit Transformationsprojekten im europäischen Ausland zeigt,
dass jedes Projekt einmalig ist. Eine Übertragung auf andere Projekte ist problematisch,
weil sich die Ausprägungen der Transformation lokalspezifisch jeweils hinsichtlich der
Steuerung, der Beteiligungsformen und des Ergebnisses der Transformation unterscheiden. Dennoch ist es zielführend, Erfolgsmomente der Projekte herauszuarbeiten und
die Möglichkeiten und Grenzen der Übertragbarkeit auf andere Projekte zu diskutieren.
In dem Projekt bilden Fallbeispiele die Grundlage für die Handlungsempfehlungen, die
noch vor der Einführung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie entwickelt und umgesetzt worden sind. Die heutige Reflektion dieser Projekte erfolgt daher vor dem Hintergrund geänderter Rahmenbedingungen, die in aktuellen und zukünftigen Projekten eine
stärkere Einbeziehung des Wassers in den Planungsprozess und die Ergebnisse des
Transformationsprozesses erfordern. Stichworte hierfür sind der integrative Ansatz, der
Hochwasserschutz sowie die Multifunktionalität der Gewässer und Uferflächen. Diese veränderten Rahmenbedingungen beeinflussen die Übertragbarkeit der Forschungsergebnisse.
Daher stand statt einer unmittelbaren Übertragbarkeit vielmehr ein „Lernen aus Beispielen“ im Vordergrund des Projektes. Insbesondere konnten im Projekt Prüfkriterien zur
Entwicklung und Bewertung zukünftiger Transformationsprojekte am Fluss herausgearbeitet werden.
Kurzfassung
III
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
IV
Summary
Initial Situation
Due to the history of industrial development along riversides, the attitude of urban
residents towards their waterside locations has been troubled in Europe. Urban river
spaces have often been so urbanised and industrialised, that they lost almost all
residential or recreational value.
For some time now, a change has been taking place, and numerous cities have begun to
return towards their rivers. By conversion and renaturalisation measures they attempt to
recover the water quality and create public spaces on the riverbanks accessible for their
population.
The upgrading of urbanised and industrialised river spaces is a complex and ambitious
task. However, meanwhile, many different examples of successful developments can be
found throughout Europe. Experience from successful project approaches may support
future initiators or developers of comparable projects in implementing their plans.
Therefore, the German Federal Ministry of Transport, Building and Urban Development
commissioned the University of Leipzig to carry out the research project “Successful
Transformation of Industrialised River Spaces in Europe” from January to December
2010.
The focus of investigations was on projects designed to enhance the ecological,
aesthetical and recreational quality of urban river spaces in Europe.
Objectives and Approach
According to the Third Concept of Spatial Planning “Conservation of Resources, Shaping
of Cultural Landscapes”, the research project “Successful Transformation of Industrialised
River Spaces in Europe” has aimed at supporting different planning levels and further
relevant stakeholders in enhancing the quality of life in urban river spaces.
Therefore, after the specification of the methodology and the definition of the selection
criteria, successful examples for transformation of industrialised river spaces in foreign
European countries have been identified without claiming to be exhaustive. For twelve
selected case examples, an outline was described with the help of personal and phone
interviews. Despite detailed research, information could not be completely collected for
some of the case examples.
The outlines were used to analyse the planning and implementation processes as well as
the financing and participation instruments. The analysis aimed at identifying key factors
of success and obstacles. Furthermore, the factors were revised with regard to their
transferability to comparable projects.
Based on the determined factors of success and obstacles, recommendations for projects
with a similar context were formulated. After a discussion with external experts in the
framework of a workshop, this draft was further developed to future oriented
recommendations.
Selection of the case examples
The research project is based on the comparative case study approach. As the selected
examples were supposed to represent a wide range of topics within the field of upgrading
urbanised and industrialised river spaces, they were thematically structured according to
Summary
IV
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
V
their project approaches and counterposed in pairs. The next steps were based on the
following five topics, to which the selected case examples from eight countries and nine
cities in Europe were assigned in pairs:

Inter-municipal cooperation,

Big event as initial point,

Parks,

Service centers and

Islands with cultural activities.
Results
The recommendations have been discussed by aggregating the pairwise comparisons.
Basically they refer to a classification which concentrates on the elements of
management. Accordingly, the recommendations concerning the transformation process
have been classified into the topics stakeholders, objectives and instruments. Originally it
was planned to divide the recommendations concerning the results of transformation into
the elements urban design, ecology and integration of water, but then the research work
has shown that such a division would not be useful with regard to integrated spatial
development.
The analysis of transformation projects in foreign European countries has shown that
every project is unique. A transfer to other projects is problematic, because the
characteristics of the transformation differ site-specifically concerning the management,
forms of participation and results of transformation. However, it is helpful to work out the
success factors of the projects and to discuss the possibilities and limitations of the
transferability to other projects.
Within the research project, the recommendations are based on case studies which have
been planned and implemented before the introduction of the European Water
Framework Directive. Therefore the current reflection of these projects takes place
against the background of changed conditions which require a better integration of the
water body into the planning process and the results of the transformation process.
Keywords for it are the integrative approach, flood protection and multifunctionality of
the river and the bank. These changed conditions are influencing the transferability of the
research results.
Therefore, the project mainly focused on “learning from examples” rather than on direct
transferability. Finally, particular criteria for the development and evaluation of future
transformation projects at the riverside have been worked out.
The two most important points of the results can be summarised as follows: Concerning
the process of the transformation it is necessary to use new forms of governance.
Especially it is useful to integrate the participation of the inhabitants. This implies a
discussion about suitable instruments for a cooperative and integrated development of
industrialised river spaces. The main focus of the discussion about the results of
transformation is the question how it is possible to integrate rivers into the urban
transformation process. Sustainability requires a basic analysis of the potentials and
restrictions of rivers in the spatial system.
Summary
V
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
VI
Inhaltsverzeichnis
1
2
Einleitung ................................................................................................... 10
1.1
Hintergrund .............................................................................................10
1.2
Ziele .......................................................................................................11
1.3
Arbeitsschritte ..........................................................................................11
1.4
Methodik .................................................................................................12
1.5
Definitionen und Auswahlkriterien ...............................................................13
1.5.1
Definitionen .....................................................................................13
1.5.2
Weitere Auswahlkriterien ...................................................................14
Untersuchung und Darstellung des Sachstands .......................................... 15
2.1
Kurzsteckbriefe der Fallbeispielvorauswahl ...................................................15
2.1.1
Frankreich .......................................................................................15
2.1.2
Großbritannien .................................................................................17
2.1.3
Italien .............................................................................................19
2.1.4
Niederlande .....................................................................................19
2.1.5
Österreich ........................................................................................20
2.1.6
Polen ...............................................................................................21
2.1.7
Portugal...........................................................................................21
2.1.8
Schweiz ...........................................................................................22
2.1.9
Slowakische Republik ........................................................................23
2.1.10
Spanien ...........................................................................................23
2.1.11
Tschechische Republik .......................................................................23
2.1.12
Ungarn ............................................................................................24
2.2
Thementypisierung der Fallbeispiele ............................................................25
2.2.1
Überregionale Transformationsprozesse ...............................................25
2.2.2
Großereignis als Ausgangspunkt .........................................................26
2.2.3
Dienstleistungszentren ......................................................................26
2.2.4
Parkanlagen .....................................................................................27
2.2.5
Flussinseln mit Kulturangebot .............................................................27
2.3
Interviewleitfaden .....................................................................................27
2.4
Steckbriefe der Fallbeispiele .......................................................................27
2.4.1
Überregionale Transformationsprozesse ...............................................28
2.4.2
Großereignis als Ausgangspunkt .........................................................51
2.4.3
Dienstleistungszentren ......................................................................64
Inhaltsverzeichnis
VI
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
3
2.4.4
Parkanlagen .....................................................................................77
2.4.5
Flussinseln mit Kulturangebot .............................................................90
Analyse der Fallbeispiele .......................................................................... 114
3.1
Prozessbezogene Analyse ................................................................ 115
3.1.2
Ergebnisbezogene Analyse ............................................................... 119
3.1.3
Zwischenfazit ................................................................................. 120
Großprojekte als Ausgangspunkt .............................................................. 120
3.2.1
Prozessbezogene Analyse ................................................................ 121
3.2.2
Ergebnisbezogene Analyse ............................................................... 123
3.2.3
Zwischenfazit ................................................................................. 124
3.3
Dienstleistungszentren ............................................................................ 125
3.3.1
Prozessbezogene Analyse ................................................................ 125
3.3.2
Ergebnisbezogene Analyse ............................................................... 127
3.3.3
Zwischenfazit ................................................................................. 129
3.4
Parkanlagen ........................................................................................... 130
3.4.1
Prozessbezogene Analyse ................................................................ 130
3.4.2
Ergebnisbezogene Analyse ............................................................... 132
3.4.3
Zwischenfazit ................................................................................. 134
3.5
Flussinseln mit Kulturangebot................................................................... 134
3.5.1
Prozessbezogene Analyse ................................................................ 135
3.5.2
Ergebnisbezogene Analyse ............................................................... 137
3.5.3
Zwischenfazit ................................................................................. 139
3.6
Ergebnisbezogene Zusammenfassung ....................................................... 139
Ableitung von Strategien und Maßnahmen ............................................... 140
4.1
Prozessbezogene Handlungsempfehlungen................................................. 140
4.1.1
Akteure ......................................................................................... 140
4.1.2
Ziele ............................................................................................. 142
4.1.3
Instrumente ................................................................................... 143
4.2
5
Überregionale Transformationsprozesse..................................................... 114
3.1.1
3.2
4
VII
Ergebnisbezogene Handlungsempfehlungen ............................................... 145
Ergebnisdiskussion und -dokumentation .................................................. 150
5.1
Abstimmungsgespräche ........................................................................... 150
5.2
Workshop zur Übertragbarkeit der Handlungsempfehlungen auf Deutschland . 151
5.3
Internetauftritt ....................................................................................... 152
5.4
Infobriefe .............................................................................................. 152
Inhaltsverzeichnis
VII
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
6
VIII
Quellenverzeichnis ................................................................................... 153
6.1
Interviews ............................................................................................. 153
6.2
Bildnachweis .......................................................................................... 154
6.3
Endnotenverzeichnis ............................................................................... 154
Anhang ........................................................................................................... 155
I
Interviewleitfaden .................................................................................... 156
II
Kontaktdaten der Ansprechpartner zu den Fallbeispielen......................... 165
III Teilnehmerliste des Expertenworkshops .................................................. 168
Inhaltsverzeichnis
VIII
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
IX
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1
Lage der Fallbeispiele in Europa ..............................................25
Abbildung 2
Lage
der
Fallbeispiele
zum
Thema
Überregionale
Transformationsprozesse .......................................................28
Abbildung 3
Lage der Fallbeispiele zum Thema Großereignis als Ausgangspunkt
..........................................................................................51
Abbildung 4
Lage der Fallbeispiele zum Thema Dienstleistungszentren ..........64
Abbildung 5
Lage der Fallbeispiele zum Thema Parkanlagen .........................77
Abbildung 6
Lage der Fallbeispiele zum Thema Flussinseln mit Kulturangebot 90
Abbildung 7
Prozessmatrix ..................................................................... 114
Abbildung 8
Organisations- und Beteiligungsformen in den Fallbeispielen
Mersey Waterfront Regional Park und Ruimte voor de Rivier ..... 115
Abbildung 9
Organisations- und Beteiligungsformen in den Fallbeispielen Speke
and Garston Coastal Reserve und Ruimte voor de Waal ........... 116
Abbildung 10
Organisations- und Beteiligungsformen in den Fallbeispielen
Parque das Nações und Abandoibarra .................................... 121
Abbildung 11
Organisations- und Beteiligungsformen in den Fallbeispielen
Graphisoft Park und Campus Plus .......................................... 125
Abbildung 12
Organisations- und Beteiligungsformen in den Fallbeispielen Quais
jardinés und Lágymányosi Bucht ........................................... 130
Abbildung 13
Organisations- und Beteiligungsformen in den Fallbeispielen
Mühleninsel und L’Ile ........................................................... 135
Abbildung 14
Ergebnismatrix ................................................................... 139
Abbildungsverzeichnis
IX
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
1
10
Einleitung
1.1
Hintergrund1
Die Entwicklungsgeschichte des Verhältnisses der Städte zu ihren Gewässern lässt sich in
drei geschichtliche Abschnitte einteilen: in eine historische Zeit der direkten Beziehung,
einen darauf folgenden Abschnitt der Trennung und schließlich die aktuelle Phase der
Erneuerung der Beziehung.
Das Medium Wasser war bei vielen Siedlungsgründungen ein wichtiger Faktor in der
Standortwahl. Es diente als Transportweg im ökonomischen Geflecht, war
Kommunikationsweg, bot Schutz im fortifikatorischen Sinne, und schließlich bildete es die
Lebensgrundlage für die Ernährung, die Hygiene und das Wohlbefinden der Einwohner.
Im Laufe der Zeit entwickelten die Städte ein eigenes, unverkennbares Gesicht zum Ufer.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts führte die Anpassung von Hafenbetrieben und anderen
industriellen Nutzungen an die technischen Neuerungen zur Trennung der Uferzonen von
der eigentlichen Stadt. Zunächst durch die unterschiedlichen Nutzungen erkennbar,
wurde dies später auch baulich deutlich: So wurden beispielsweise Hafengebiete durch
einen Zaun oder eine Mauer abgetrennt, um die Zollgrenze zu manifestieren. Hinzu kam
die Errichtung von Eisenbahnlinien und, im 20. Jahrhundert, von zum Teil in Hoch- oder
in Dammlage befindlichen Autotrassen zur Bewältigung des Verkehrskollapses der dicht
bebauten Innenstädte. Mit dieser Abtrennung entwichen die Flüsse zunehmend dem
Bewusstsein der ansässigen Bevölkerung. Die Ufer und die Gewässer waren für die Einwohner nicht mehr zugänglich. Die Flüsse wurden, wie im Mittelalter bereits Stadtbäche
und Kanäle, als Abwasserabflüsse genutzt; Brücken statt Fähren verbanden nun die
gegenüberliegenden Ufer miteinander; landseitige Verkehrsmittel, Eisenbahnen und
später Auto und Lkw, ersetzten das Schiff.
In jüngerer Zeit beginnen viele Städte, dieser Trennung entgegenzuwirken und sich ihren
Gewässern erneut hinzuwenden. Sie ersetzen Brachflächen durch Siedlungsgebiete,
machen die Flussufer öffentlich zugänglich und renaturieren kontaminierte und anthropogen überformte Uferzonen.
Unmittelbar an den Uferkanten ergeben sich dabei oft unterschiedliche Spannungsverhältnisse, wie beispielsweise:

Revitalisierung von Uferrändern als nachhaltige Entwicklung vs. vorübergehender
Trend zum Wohnen am Wasser,

Städtebauliche Umnutzung industrialisierter Brachflächen vs. Nachfragerückgang
vor dem Hintergrund des demografischen Wandels,

Umweltschutz und Potentiale für Grünachsen vs. bauliche Verwertungsinteressen
und

Neue Adressen und städtischer Fluss als Rückgrat vs. Sicherheitsabstand als
Hochwasserschutz.
Die Transformation industrialisierter Flussgebiete ist das Ergebnis verschiedener Formen
eines deutlichen Wandels. Neben dem technologisch-ökonomischen Strukturwandel als
direktem Auslöser der Deindustrialisierung sind hier der demografische Wandel vor dem
Hintergrund zurückgehender und sich verändernder Nachfrage, der kulturelle Wandel als
Einleitung
10
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
11
Hintergrund für neue Potentiale zur Revitalisierung sowie der Klimawandel mit hoch- aber
auch niedrigwasserbezogenen Restriktionen zu nennen.
1.2
Ziele
Die Wiedergewinnung der historischen Bedeutung und der Funktion der Gewässer sowie
die stärkere Integration in die Stadtentwicklung sind mittlerweile international Gegenstand planerischer Tätigkeit und Forschung geworden.
Vor diesem Hintergrund zielt das Forschungsprojekt darauf ab, verschiedene Planungsebenen sowie weitere relevante Akteure bei der Aufgabe zu unterstützen, die Lebensqualität in urbanen Flussgebieten zu steigern.
Hierfür werden zunächst Fallbeispiele für die Transformation industrialisierter Flussgebiete im europäischen Raum identifiziert und zusammengestellt, ihre Erfolgsfaktoren
untersucht sowie darauf aufbauend Handlungsempfehlungen formuliert.
Mit der gewählten Vorgehensweise sollen folgende Zielstellungen realisiert werden:

Unterstützung von Maßnahmen zur Steigerung der Lebensqualität in urbanen
Flussgebieten entsprechend dem raumordnerischen Leitbild 3 „Ressourcen bewahren, Kulturlandschaften gestalten“,

Schaffung einer soliden Informationsbasis über eine detaillierte Recherche abgeschlossener und laufender Projekte zur Transformation industrialisierter Flussgebiete im europäischen Raum (u. a. Anfertigung von Projektsteckbriefen),

Ableitung der erfolgsbestimmenden und -hemmenden Faktoren auf den verschiedenen Planungs-, Organisations- und Handlungsebenen über die Auswertung
der erhobenen Informationen,

Gewährleistung einer möglichst objektiven Beurteilung über die Einbeziehung
Projektbeteiligter auf unterschiedlichen Handlungsebenen und mit verschiedenen
Sichtweisen und

Erarbeitung zukunftsweisender Handlungsempfehlungen unter Einbeziehung externer Experten.
1.3
Arbeitsschritte
Der Projektverlauf ist in drei aufeinander aufbauende Arbeitsschritte und einen parallel
verlaufenden vierten Arbeitsschritt gegliedert:

Arbeitspaket 1: Untersuchung und Darstellung des Sachstands

Arbeitspaket 2: Analyse der Fallbeispiele

Arbeitspaket 3: Ableitung von Strategien und Maßnahmen

Arbeitspaket 4: Ergebnisdokumentation und -transfer
Nach der Festlegung der Methodik (vgl. Kapitel 1.4) folgen im ersten Arbeitspaket (vgl.
Kapitel 2) ein Überblick über Flusstransformationsprojekte im europäischen Ausland
sowie die Auswahl der Fallbeispiele. Daran schließen sich die Typisierung der Fallbeispiele
entsprechend zuvor definierter Kriterien und die Aufbereitung der erhobenen
Informationen in Steckbriefen an.
Einleitung
11
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
12
Aufbauend auf den Projektsteckbriefen werden im zweiten Arbeitspaket (vgl. Kapitel 3)
die Planungs-, Implementierungs- und Managementprozesse sowie die Beteiligungs- und
Finanzierungsinstrumente analysiert. Die Analysen erfolgen mit dem Ziel, Faktoren zu
identifizieren, die entweder zum Projekterfolg beitrugen oder den Projektverlauf behinderten.
Im dritten Arbeitspaket (vgl. Kapitel 4) wird zunächst überprüft, inwiefern sich die in der
Analyse ermittelten Faktoren auf Deutschland übertragen lassen. Basierend auf den ermittelten Erfolgs- und Hindernisfaktoren folgt dann die Formulierung eines Entwurfs von
Empfehlungen für Projekte im vergleichbaren Kontext. Nach einer Diskussion dieses Entwurfs mit externen Experten im Rahmen eines Workshops folgt darauf aufbauend die
Weiterentwicklung zu aussagekräftigen sowie zielführenden Empfehlungen.
Parallel zu den genannten Arbeitsschritten ist das vierte Arbeitspaket (vgl. Kapitel 5) der
methodischen und inhaltlichen Dokumentation des Forschungsprojektes gewidmet.
Neben drei Infobriefen zählen hierzu die deutsch- und englischsprachige Projektpräsentation auf den Internetseiten des Auftraggebers, zwei Zwischenberichte, der vorliegende Endbericht sowie ein Handbuch, das Interessierten die Forschungsergebnisse
anschaulich und barrierefrei präsentiert.
1.4
Methodik
Das Forschungsprojekt basiert auf dem qualitativen Forschungsansatz der vergleichenden
Fallstudie.
Zu Beginn wurden die methodischen Rahmenbedingungen konkretisiert. Hierunter fallen
die Eingrenzung der Problem- und Zielstellung (vgl. Kapitel 1.2) und die Definition der
Auswahlkriterien für die Fallbeispiele (vgl. Kapitel 1.5).
Hinsichtlich der Fallauswahl und der Datenerhebung bestanden folgende Vorgaben
seitens der Auftraggeber: Insgesamt sollten zwölf Fallbeispiele miteinander verglichen
und die dafür notwendigen Informationen mittels Inhaltsanalysen sowie telefonischen
und persönlichen Experteninterviews erhoben werden.
Zunächst wurde eine breit angelegte Recherche durchgeführt, um das Spektrum der derzeit in Europa durchgeführten Flusstransformationen bestmöglich abzubilden und damit
eine qualifizierte Entscheidungsgrundlage für die Fallauswahl zu schaffen. Mit Fachpublikationen, Internetbeiträgen, Infobriefen und Faltblättern dienten hauptsächlich
schriftliche Quellen als Grundlage der Recherche. Das Ergebnis sind 28 Fallbeispiele aus
zwölf europäischen Staaten (vgl. Kapitel 2.1).
Da die Fallbeispiele ein breites Themenspektrum innerhalb des Bereiches Transformation
industrialisierter Flussgebiete abbilden sollten, wurden sie entsprechend ihrer Ansätze
thematisch typisiert und in Vergleichspaaren einander gegenübergestellt (vgl. Kapitel 2),
um neben querschnittsorientierten auch themenspezifische Handlungsempfehlungen ableiten zu können.
Nachdem die Auswahl der Fallbeispiele vollzogen war, sah der Forschungsplan zunächst
vor, den Kontakt zu den Projekten herzustellen und mit der Datenerhebung sofort in telefonischen oder persönlichen Interviews zu beginnen. Als Grundlage dafür war ein Interviewleitfaden entworfen worden (vgl. Kapitel 2.3). Im Zuge der Übersetzung des Leitfadens ins Englische und der damit verbundenen nochmaligen intensiven AuseinanderEinleitung
12
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
13
setzung mit den Inhalten wurde von dem ursprünglichen Plan Abstand genommen.
Stattdessen wurden zunächst anhand von schriftlichen Quellen die ersten Entwürfe für
die Steckbriefe der Fallbeispiele erstellt, um erst darauf aufbauend die Befragungen
durchzuführen. Diese Vorgehensweise erwies sich als sehr vorteilhaft, da mit dem entsprechenden Vorwissen gezielter und flexibler auf die Interviewpartner eingegangen
werden konnte.
Die im Anschluss ausgearbeiteten Steckbriefe der Fallbeispiele (vgl. Kapitel 2.4) bildeten
die Grundlage für die weitere Analyse (vgl. Kapitel 3) und die Formulierung der Handlungsempfehlungen (vgl. Kapitel 4).
Es wird jeweils zwischen prozess- und ergebnisbezogener Analyse unterschieden, und die
Fallbeispiele werden paarweise miteinander verglichen. Eine zusammenfassende Analyse
aller untersuchten Fallbeispiele erwies sich vor dem Hintergrund der unterschiedlichen
Ausrichtung der Projekte sowie der differenzierten Fragestellungen nicht als sinnvoll. Die
herausgearbeiteten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Fallbeispielen
bilden die Grundlage für die Handlungsempfehlungen in Kapitel 4.
Die Handlungsempfehlungen werden zusammenfassend diskutiert, indem alle paarweise
erfolgten Vergleiche in die Herausarbeitung der Empfehlungen einfließen. Im Kern wird
bei den Handlungsempfehlungen auf eine steuerungsbezogene Gliederung nach Mayntz
(1987)2 zurückgegriffen. Entsprechend werden die Handlungsempfehlungen zum Prozess
in die Elemente Akteure, Ziele und Instrumente gegliedert. Zunächst war vorgesehen, die
Handlungsempfehlungen zum Ergebnis der Transformation in die Abschnitte Städtebau,
Ökologie und Integration des Wassers zu unterteilen. Bei der Erarbeitung der Handlungsempfehlungen zeigte sich jedoch, dass im Sinne einer integrierten Raumentwicklung
diese Aufteilung nicht sinnvoll ist.
Die vorläufigen Ergebnisse des Projektes wurden an eine interdisziplinär zusammengesetzte Expertenrunde verschickt und auf einem Workshop am 10. September 2010 in
Leipzig diskutiert (vgl. Kapitel 5.2). Dabei wurden zusätzlich drei Kommentatoren um
eine kritische Reflektion gebeten.
Eine weitere Beteiligung der Experten erfolgte durch schriftliche Stellungnahmen zu den
formulierten Handlungsempfehlungen Anfang November 2010.
1.5
Definitionen und Auswahlkriterien
Die zentrale Forschungsfrage des Projektes lautete: Welche Faktoren sind ausschlaggebend für eine erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa? Um
diese Frage anhand der Analyse der auszuwählenden Fallbeispiele beantworten zu
können, war eine Definition der zentralen Begriffe erforderlich.
1.5.1
Definitionen
Erfolgreich
„Erfolgreich“ ist ein Projekt, wenn es implementiert oder zumindest teilweise abgeschlossen ist, wobei der (Teil-)Projektabschluss nicht weiter als bis zum Jahr 2000
zurückliegen soll.
Einleitung
13
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
14
Transformation
„Transformation“ steht für die Aufwertung der Landschafts-, Aufenthalts- und Erholungsqualität, z. B. durch Renaturierungs- und Reaktivierungsmaßnahmen, sowie für die Aufwertung durch städtebauliche Maßnahmen.
Industrialisiert
„Industrialisiert“ steht für stark verbaute und/oder verschmutzte, urbane Flusslandschaften, die in den vergangenen Jahrzehnten vom wirtschaftlichen Strukturwandel betroffen waren.
Flussgebiete in Europa
Die Projekte können sowohl an Flüssen als auch an Kanälen im europäischen Ausland
liegen.
Während die hier gegebenen Definitionen für „Industrialisiert“ und „Flussgebiete“ für alle
untersuchten Fallbeispiele gelten, werden die beiden zentralen Begriffe „Erfolgreich“ und
„Transformation“ in der Analyse der Fallbeispiele weitergehend spezifiziert.
1.5.2
Weitere Auswahlkriterien
Weitere Festlegungen beziehen sich auf die Größe der Projekte und die Nutzungsstrukturen. Hier erfolgt insbesondere eine Abgrenzung zum parallel in Bearbeitung befindlichen BMVBS-Forschungsprojekt zur integrierten Stadtentwicklung am Wasser, das
u. a. kleinere Wohnungsbauprojekte sowie das hochwasserangepasste Bauen untersucht.
Die Projektfläche in den Fallbeispielen soll mindestens 10 ha betragen. In Abgrenzung zu
dem anderen Forschungsprojekt wurden auch großräumigere Projekte untersucht.
Bei der Auswahl der Fallbeispiele wurde Wert darauf gelegt, dass sie dem Medium Wasser
eine zentrale und verbindende Rolle beimessen. Allerdings zeigte sich im Laufe der Analyse, dass die Fallbeispiele nicht in dem Maße auf die Verbesserung des Gewässerzustands eingehen, wie dies in Projekten erfolgt, die seit der Einführung der
Europäischen Wasserrahmenrichtlinie entwickelt und umgesetzt werden.
Einleitung
14
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
2
15
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
Nachfolgend werden die bisherigen Ergebnisse des ersten Arbeitspaketes zusammengefasst. Neben Kurzsteckbriefen der Fallbeispielvorauswahl (vgl. Kapitel 2.1) sind dies
die Fallbeispielthementypisierung (vgl. Kapitel 2.2), der Interviewleitfaden (vgl.
Kapitel 2.3) und die Fallbeispielsteckbriefe (vgl. Kapitel 2.4).
2.1
Kurzsteckbriefe der Fallbeispielvorauswahl
Als erster Schritt wurde im Arbeitspaket 1 eine umfangreiche Recherche durchgeführt,
um einen umfassenden Überblick über themenrelevante Projekte in Europa zu bekommen. Erste Informationen wurden in Kurzsteckbriefen zusammengefasst, die die
Grundlage für die Auswahl der Fallbeispiele bildeten. Die Kurzsteckbriefe werden in den
folgenden Abschnitten nach Ländern sortiert vorgestellt.
2.1.1
Frankreich
Canal de Roubaix, Friche Kuhlmann
Region/Einwohner:
Wattrelos/43.221
Fluss:
Canal de Roubaix
Zeitraum:
2006 - 2010
Fläche/Kosten: 46,6 ha/17 Mio. €
Länge/Einzugsgebiet: 12,4 km/k. A.
Internet:
www.ville-wattrelos.fr
Kurzinfo
Das Projekt beinhaltet die Transformation der kontaminierten Industriebrache (friche) Kuhlmann
am Ufer des Canal de Roubaix in einen naturnahen Erholungsraum mit Aussichtspunkt. Ziel ist
neben der Aufwertung der Brache der Schutz der Trinkwasserressourcen.
Abgesehen von den beiden Chromhalden, die sich noch im Besitz des Konzerns Rhodia befinden
und für deren Sanierung er eine neue Technik testet, wird das Projekt vom Etablissement Public
Foncier (öffentliche Einrichtung zur Finanzierung des Grundstückserwerbes von Gemeinden) der
Region Nord-Pas-de-Calais geleitet.
Das Projekt ist ein Teilprojekt des Interreg III B Projektes Blue Links.
Garonne, Quais jardinés
Region/Einwohner:
Bordeaux/235.000
Zeitraum:
Fluss:
Garonne
Fläche/Kosten: 36 ha/120 Mio. €
2
Länge/Einzugsgebiet: 647 km/1.871 km
Internet:
1997 - 2009
www.lacub.fr,
www.bordeaux.fr
Kurzinfo
Die im Mai 2009 eingeweihten Quais jardinés zählen zu den von der Stadt Bordeaux und der
Communauté Urbaine de Bordeaux initiierten Maßnahmen zur Aufwertung der Uferbereiche der
Garonne. Ziel des Projektes war es, die nach der Verkleinerung des Hafens vernachlässigten
Flächen in einen Aufenthalts- und Erholungsort umzugestalten.
Die Quais jardinés bestehen aus mehreren Park- und Gartenanlagen, die sich im Zentrum von
Bordeaux über eine Länge von 4,5 km an der Garonne entlang aneinanderreihen. In ehemaligen
Hangars befinden sich Ausstellungs- und Konferenzeinrichtungen sowie Einzelhandel und Gastronomie.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
15
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
16
Meurthe, Rives de Meurthe
Region/Einwohner:
Nancy/105.000
Fluss:
Meurthe
Zeitraum:
seit 1987
Fläche/Kosten: 300 ha/k. A.
2
Länge/Einzugsgebiet: 161 km/3.085 km
Internet:
www.eco-grandnancy.com
Kurzinfo
Das Projekt Rives de Meurthe im Ballungsgebiet von Nancy umfasst mehrere Sanierungsgebiete
zwischen der Meurthe und dem Canal de la Marne au Rhin in der Nähe des Stadtzentrums.
Bisher wurden 40 ha saniert. Neben Wohn- und Geschäftsbauten befinden sich seit der Sanierung
in diesem ehemaligen Industriegebiet auch Bildungs-, Gesundheits-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen (einschließlich Wassersport).
Die 1996 eingerichteten Wassergärten im Süden des Gebietes wurden 2003 mit dem französischen
Architekturpreis ausgezeichnet. Im Norden befindet sich auf dem Gelände ehemaliger Schlachthäuser seit 1997 ein Landschaftspark mit einer Wildwasseranlage.
Rhein, Garten der zwei Ufer
Region/Einwohner:
Straßburg/Kehl/307.000
Zeitraum:
Fluss:
Rhein
Fläche/Kosten: 56 ha/23 Mio. €
Länge/Einzugsgebiet: 1.236 km/199.000 km2
Internet:
1995 - 2004
www.strasbourg.fr
Kurzinfo
Vor der Initiierung des Projektes befanden sich an dieser Stelle in Straßburg kaum genutzte
Industrieflächen und in Kehl ungenutzte Anlagen wie eine Kaserne und ein Zollhof.
Der Garten geht auf die Vision eines Straßburger Stadtrats zurück, dem es gelang, Politik und Verwaltung mit seiner Idee anzustecken. Die Planungen erfolgten in grenzüberschreitenden Arbeitskreisen. Herausforderungen während der Planung waren die nötigen finanziellen Mittel und ein
politischer Wechsel in Straßburg, der das Projekt zwischenzeitlich in Frage stellte. Kehl erhielt mit
dem Projekt den Zuschlag für die Landesgartenschau 2004, zu deren Beginn der Garten eingeweiht
wurde. Seitdem ist er für die Öffentlichkeit frei zugänglich.
Rhône, Parc de Gerland
Region/Einwohner:
Lyon/470.000
Fluss:
Rhône
Zeitraum:
1996 - 2006
Fläche/Kosten: 80 ha/4,23 Mio. €
2
Länge/Einzugsgebiet: 812 km/100.000 km
Internet:
www.grandlyon.com
Kurzinfo
Der Parc de Gerland befindet sich auf einem ehemaligen Industriegelände am Ostufer der Rhône.
Der eigentliche Park mit einer Fläche von 18 ha wurde im Jahr 2000 eröffnet. Bis 2006 erfolgte die
Erweiterung u. a. um Sporteinrichtungen, Picknickareale, Spielplätze und ein Vogelhabitat auf seine
gegenwärtige Größe.
Der Parc de Gerland ist Bestandteil des Gesamtkonzeptes für den Stadtteil Gerland, das wiederum
eines der Großprojekte ist, die zur Jahrhundertwende vom Gemeindeverbund im Ballungsgebiet
von Lyon initiiert wurden.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
16
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
17
Seine, Ile Seguin
Region/Einwohner:
BoulogneBillancourt/111.000
Zeitraum:
Fluss:
Seine
Fläche/Kosten: 12 ha/k. A.
2
Länge/Einzugsgebiet: 777 km/75.000 km
Internet:
2000 - 2016
www.ileseguin-rivesdeseine.fr
Kurzinfo
Bis 1992 beherbergte die Insel Produktionsanlagen des Automobilherstellers Renault. Die Transformation findet im Rahmen des Projektes Ile Seguin - Rives de Seine statt, das auch das benachbarte Uferquartier umfasst und in einer der bedeutsamsten öffentlich-privaten Partnerschaften
Frankreichs durchgeführt wird. Im gesamten Projekt wird großer Wert auf Energiesparsamkeit und
Gewässerreinhaltung sowie auf Fußgänger- und Radfahrerfreundlichkeit gelegt.
Der Gestaltungsschwerpunkt der Insel liegt auf Kultur- und Freizeiteinrichtungen. Der zuständige
Architekt wurde im Juli 2009 benannt. Als erster Inselbestandteil wird im Frühjahr 2010 die erste
Hälfte eines 4 ha großen Gartens eingeweiht.
Seine, Parc André Citroën
Region/Einwohner:
Paris/2,2 Mio.
Fluss:
Seine
Zeitraum:
1985 - 1992
Fläche/Kosten: 14 ha/49 Mio. €
2
Länge/Einzugsgebiet: 777 km/75.000 km
Internet:
www.paris.fr
Kurzinfo
Der Parc André Citroën auf dem Gelände der ehemaligen Citroën-Automobilfabrik ist einer der
großen Parks, die in den 1990er Jahren in Paris angelegt wurden, und gegenwärtig ist er der einzige mit direktem Zugang zur Seine.
Seit der Fertigstellung 1992 werden ergänzende Maßnahmen durchgeführt wie z. B. die Pflasterung
des Uferbereiches im Jahr 2000. Von Mitte 2011 bis Mitte 2012 soll der Park für 3,6 Mio. € um
einen Hektar erweitert werden.
2.1.2
Großbritannien
Clyde, Queens Quay Enterprise & Learning District
Region/Einwohner:
Glasgow/581.000
Zeitraum:
Fluss:
Clyde
Fläche/Kosten: 32 ha/k. A.
Länge/Einzugsgebiet: 176 km/k. A.
Internet:
2000 - 2007
www.clydebankrebuilt.co.uk
Kurzinfo
Im Jahr 2000 erwarb das Clydeside Regeneration Konsortium das ehemalige Hafen-/Werftgelände.
2005 bis 2007 wurden unter Aufwendung von 9 Mio. £ die teils stark verunreinigten Areale erfolgreich dekontaminiert und aufbereitet.
Heute beherbergt das Areal mit dem Clydebank College, dem Aurora House und dem Titan
Enterprise Centre sowohl öffentliche als auch private Institutionen. Gleichzeitig laden großzügige
Parkanlagen zum Verweilen am Flussufer ein.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
17
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
18
Mersey, Waterfront Regional Park
Region/Einwohner:
Cheshire County, Ellesmere Zeitraum:
Port,
Halton,
Knowsley,
Liverpool, Neston, Sefton,
St Helens, Vale Royal,
Warrington, Wirral / k. A.
Fluss:
Mersey
Länge/Einzugsgebiet: 112 km/k. A.
2000 - 2011
Fläche/Kosten: k. A./120 Mio. £
Internet:
www.merseywaterfront.com
Kurzinfo
Der Mersey Waterfront Regional Park hat seinen Ursprung in einem Strategiepapier der North West
Development Agency, das die Einrichtung von Regionalparks im Nordwesten Englands vorsah. Als
solcher verfolgt der Mersey Waterfront Regional Park das Ziel, durch die Aufwertung, Vernetzung
und Vermarktung der lokalen Schlüsselressourcen zur weiteren Belebung der Metropolregion Liverpool beizutragen. Im März 2011 wird die Regionalparkinitiative mangels Finanzierung eingestellt.
Mersey, Speke and Garston Coastal Reserve
Region/Einwohner:
Liverpool/448.000
Zeitraum:
Fluss:
Mersey
Fläche/Kosten: 6,1 ha/500.000 £
Länge/Einzugsgebiet: 112 km/k. A.
Internet:
2002 - 2006
www.merseywaterfront.com
Kurzinfo
Nach der Verlagerung des Liverpooler John Lennon Flughafens verkamen die brach gefallenen
Flughafenflächen unweit von Speke und Garston (Bezirke im Südosten von Liverpool) zu illegalen
Müllhalden.
Im Zuge der Renaturierung ist hier in einem innovativen Finanzierungs- und Beteiligungsverfahren
ein Naherholungs- und Schutzgebiet geschaffen worden.
Das Projekt ist räumlich und organisatorisch in das Netzwerk des Mersey Waterfront Regional Park
eingebunden und war zudem Bestandteil des Interreg IIIB-Projektes „Artery - Flusslandschaften
der Zukunft“.
Tyne, From Coal to Culture
Region/Einwohner:
Newcastle/272.000
Zeitraum:
Fluss:
Tyne
Fläche/Kosten: 1.300 ha/k. A.
Länge/Einzugsgebiet: 100 km/k. A.
Internet:
2020
www.tyne-wear.co.uk
Auf der Grundlage eines Masterplans zur Reurbanisierung der Newcastle Quays, den die Tyne &
Wear Development Corporation (TWDC) ausgearbeitet hatte, wurden bereits in den 1990er Jahren
erste innerstädtische Uferabschitte zu Promenaden etc. umgestaltet.
Neben der TWDC sind heute mit der NewcastleGateshead City Development Company
und der NewcastleGateshead Marketing Agency zwei weitere Institutionen im Bereich der
Regionalentwicklung und -vermarktung aktiv.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
18
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
2.1.3
19
Italien
Tiber, Tevereterno
Region/Einwohner:
Rom/2,7 Mio.
Zeitraum:
Fluss:
Tiber
Fläche/Kosten: k. A./k. A.
Länge/Einzugsgebiet: 405 km/k. A.
Internet:
seit 2000
www.tevereterno.it
Kurzinfo
Ziel des Projektes ist es, Künstler und die Öffentlichkeit am Tiber zwischen den Brücken Ponte Sisto
und Ponte Mazzini zusammenzubringen und so ein höheres Umweltbewusstsein im urbanen
Kontext zu erreichen.
2.1.4
Niederlande
Nieuwe Maas, Kop van Zuid
Region/Einwohner:
Rotterdam/585.000
Zeitraum:
Fluss:
Nieuwe Maas
Fläche/Kosten: 125 ha/k. A.
Länge/Einzugsgebiet: 24 km/k. A.
Internet:
1989 - 2012
www.kopvanzuid.info
Kurzinfo
Das Projekt Kop van Zuid - Schwerpunkt der Rotterdamer Stadtplanung - betreibt die Reaktivierung der brach gefallenen Hafenareale am Südufer der Maas.
Die Maßnahmen setzen auf eine Balance zwischen privater und öffentlicher Nutzung sowie ökonomischen und gemeinwohlorientierten Zielen unter Einbeziehung aller Interessengruppen. Derart,
so das Anliegen der Verantwortlichen, sollen auch die angrenzenden Quartiere von den Impulsen
der Reaktivierung profitieren und eine Clusterbildung vermieden werden.
Rhein, Ruimte voor de Rivier
Region/Einwohner:
Verschiedene/k. A.
Zeitraum:
Fluss:
Ijssel, Maas, Rhein,Waal
Fläche/Kosten: 100.000 ha/2,4 Mrd. €
Länge/Einzugsgebiet: 1.236 km/199.000 km2
Internet:
2000 - 2015
www.ruimtevoorderivier.nl
Kurzinfo
Im Dezember 2006 erließen die niederländische Regierung und das Parlament den Planfeststellungsbeschluss „Ruimte voor de Rivier“.
Sein Ziel ist es, dass 2015 eine Abflussmenge von 16.000 qm/s sicher durch die Rheinarme fließen
soll. Die zu diesem Zweck durchzuführenden Maßnahmen sollen neben der Hochwasservorsorge
gleichzeitig zur qualitativen Entwicklung von Stadt- und Landschaftsräumen beitragen.
Das 2006 beschlossene Basispaket sieht insgesamt 39 Einzelmaßnahmen vor, die bis 2015
realisiert werden sollen. Die weiteren Detailplanungen obliegen den Kommunen.
Waal, Ruimte voor de Waal
Region/Einwohner:
Nijmegen/163.000
Zeitraum:
Fluss:
Waal
Fläche/Kosten: 90 ha/365 Mio. €
Länge/Einzugsgebiet: 84 km/k. A.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
Internet:
2000 - 2015
www.nijmegen.nl
19
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
20
Kurzinfo
Das Projekt „Ruimte voor de Waal“ ist Teil des Hochwasserschutzprogramms „Ruimte voor de
Rivier“.
2005/06 fiel die Entscheidung für die Rückverlegung der Deichanlagen mit dem Ergebnis, dass bis
2015 inmitten des Stadtzentrums eine Flussinsel entsteht.
2007 entwarf ein Masterplan drei unterschiedliche Nutzungsszenarien einschließlich Folgebetrachtungen. Seit 2009/10 entwickelt die Kommune einen umsetzungsreifen Flächennutzungsplan, der einen Dreiklang aus Erholung, Wohnen und Natur vorsieht. 2011 soll mit der Umsetzung
des Vorhabens begonnen werden.
2.1.5
Österreich
Donau, Donauauen
Region/Einwohner:
Wien/1,7 Mio.
Fluss:
Donau
Zeitraum:
2007
Fläche/Kosten: 12.400 ha/6,8 Mio. €
2
Länge/Einzugsgebiet: 2.800 km/796.000 km
Internet:
www.donauauen.at
Kurzinfo
In diesem Bereich gab es drei LIFE-NATUR-Projekte mit den Inhalten der Gewässervernetzung und
des Lebensraummanagements Donauauen, der Revitalisierung der Donauufer sowie des Baus und
der Umgestaltung des Nationalparkhauses Lober.
Glan, Restrukturierung der Glan
Region/Einwohner:
Salzburg/148.000
Zeitraum:
Fluss:
Glan
Fläche/Kosten: 0,3 ha/k. A.
2
Länge/Einzugsgebiet: 15 km/50 km
Internet:
2000 - 2009
www.stadt-salzburg.at
Kurzinfo
Nach langjährigem Planverfahren werden zwischen 2008 und 2009 insgesamt 350 m der Salzburger Glan restrukturiert.
Die Motive dafür liegen vor allem im Hochwasser- und Naturschutz: durch die Aufweitung ist der
Gewässerspiegel reduziert worden und die Strukturelemente verbessern die Selbstreinigungskraft
und damit langfristig auch die Gewässergüte.
Mur, Insel
Region/Einwohner:
Graz/255.000
Fluss:
Mur
Zeitraum:
1999 - 2004
Fläche/Kosten: 0,05 ha/k. A.
2
Länge/Einzugsgebiet: 453 km/14.000 km
Internet:
www.inselindermur.at
Kurzinfo
Die Insel in der Mur ist ein schwimmendes Stahl-Glas-Konstrukt verschiedener ineinander übergehender Muschelflächen. Sie beinhaltet ein Café, ein Amphitheater sowie einen Kinderspielplatz
und ist von beiden Murufern aus barrierefrei zugänglich.
Die künstliche Insel wurde im Jahr 2003, als Graz europäische Kulturhauptstadt war, errichtet und
ist seitdem ein Wahrzeichen der Stadt.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
20
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
2.1.6
21
Polen
Brda, Mühleninsel
Region/Einwohner:
Bydgoszcz/358.000
Zeitraum:
Fluss:
Brda
Fläche/Kosten: 6,5 ha/17,7 Mio. €
2
Länge/Einzugsgebiet: 238 km/4.630 km
Internet:
2004 - 2012
www.bydgoszcz.eu
Kurzinfo
Die Mühleninsel liegt in unmittelbarer Nähe der Altstadt. Im Jahr 2004 initiierte die Stadt
Bydgoszcz das Programm „Revitalisierung des Kultur- und Naturerbes auf der Mühleninsel und in
ihrer unmittelbaren Umgebung", um auf der Insel, deren industrielle Nutzung seit Beginn der
1970er Jahre schrittweise eingestellt wurde, ein attraktives Kultur- und Freizeitangebot zu
schaffen.
Die Umsetzung des Programms erfolgt in vier Teilprojekten. Wichtigste Bestandteile sind die
Restaurierung der historischen Gebäude, in denen sich nun bereits ein Beratungszentrum für
Unternehmensgründer und Arbeitssuchende sowie verschiedene Museen befinden, und die Erneuerung eines Kanusportkomplexes.
Weichsel, Young City
Region/Einwohner:
Gdańsk/456.000
Zeitraum:
Fluss:
Weichsel
Fläche/Kosten: 73 ha/k. A.
Länge/Einzugsgebiet: 1.047 km/194.000 km2
Internet:
2019
www.youngcity.pl
Kurzinfo
Young City ist ein Investmentprojekt des Baltic Property Trust Asset Management A/S (Kopenhagen, Dänemark), das 2006 die BPTO Gdansk Development A/S gründete und anschließend begann, Flächen im ehemaligen Danziger Hafen zu erwerben. 2008 wurde damit begonnen, das
Hafengebiet durch eine Zufahrtsstraße (Nowa Walowa Straße) zu erschließen. Seitdem gibt es
jedoch Verzögerungen, zudem befinden sich keine weiteren Einzelprojekte in der Umsetzung.
2.1.7
Portugal
Tejo, Parque das Nações
Region/Einwohner:
Lissabon/518.000
Fluss:
Tejo
Zeitraum:
1993 - 2010
Fläche/Kosten: 340 ha/2,075 Mrd. €
2
Länge/Einzugsgebiet: 1.007 km/80.600 km
Internet:
www.parquedasnacoes.pt,
www.parqueexpo.pt
Kurzinfo
Ausgangspunkt für den Parque das Nações (Park der Nationen) ist die Entscheidung der
portugiesischen Regierung sich mit Lissabon als Veranstaltungsort für die Weltausstellung 1998 zu
bewerben. Das Konzept sah vor, das Expogelände als Ursprung für ein umfassendes Reaktivierungsvorhaben im Osten Lissabons zu nutzen. 1994 erhielt Portugal den Zuschlag des Vergabekomitees.
Vier Jahre später, zur EXPO’98, war mit dem Expogelände das erste Teilprojekt des gesamten Revitalisierungsvorhabens abgeschlossen. Die Fertigstellung war ursprünglich für 2010 geplant, verzögert sich allerdings in Folge der Weltfinanzkrise.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
21
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
2.1.8
22
Schweiz
Birs, BirsVital
Region/Einwohner:
Basel/Birsfelden/170.000
Zeitraum:
Fluss:
Birs
Fläche/Kosten: 1,7 ha/18 Mio. CHF
2
Länge/Einzugsgebiet: 75 km/875 km
Internet:
2004
www.labirse.ch
Kurzinfo
Der Birs-Unterlauf wurde durch starken Siedlungsdruck, Nutzungsansprüche der Landwirtschaft
und aus Gründen des Hochwasserschutzes kanalisiert und stark beeinträchtigt.
In Folge des Siedlungs- und Nutzungsdrucks war die Rückkehr zum ursprünglichen Zustand nicht
möglich. Stattdessen wurde eine „künstliche“ Landschaft mit naturnahen Elementen geschaffen.
Rhein, Campus Plus
Region/Einwohner:
Basel/166.000
Fluss:
Rhein
Zeitraum:
2003 - 2014
Fläche/Kosten: 13 ha/ 156 Mio. CHF
2
Länge/Einzugsgebiet: 1.236 km/199.000 km
Internet:
www.novartis.ch,
www.baselnord.bs.ch
Kurzinfo
Die Neunutzung des Hafens St. Johann - Campus Plus ist ein Gemeinschaftsprojekt der Novartis AG
und des Kantons Basel-Stadt.
Ausgangspunkt ist zum einen die Vision des Kantons Basel-Stadt, die Funktionen des Hafens
St. Johann auf umliegende Häfen zu verlagern und eine weitläufige Uferpromenade am Rhein zu
schaffen. Zum anderen besteht die Vision der Novartis AG, den Standort Basel umzustrukturieren
und einen Campus des Wissens zu gestalten.
2004 trafen die beiden Visionen aufeinander und mündeten am 20. April 2005 in einer Grundsatzvereinbarung, die den Startschuss für das außergewöhnliche Reaktivierungsvorhaben markiert.
Das Projekt wird voraussichtlich 2014 abgeschlossen, aktuell haben die Rückbauarbeiten im ehemaligen Hafenareal St. Johann begonnen.
Rhône, L’Ile
Region/Einwohner:
Genf/190.000
Zeitraum:
Fluss:
Rhône
Fläche/Kosten: k. A./25,7 Mio. CHF
Länge/Einzugsgebiet: 812 km/95.000 km2
Internet:
1995-2009
www.ge.ch, www.ville-ge.ch,
www.mieuxvivresig.ch
Kurzinfo
L’Ile (die Insel) liegt zentral zwischen dem Genfer See und dem Zusammenfluss von Rhône und
Arve. Während der Industrialisierung wurden dort u. a. ein Wasserkraftwerk mit Staudamm und ein
Schlachthaus gebaut.
Seit Ende der 1990er Jahre wurden die ehemaligen Industriebauten auf und an der Insel unter
Bewahrung ihres historischen Charakters für verschiedene kulturelle Nutzungen umgebaut.
Die Umnutzung der Gebäude wird durch die Aufwertung des öffentlichen Raumes entlang der
Rhône ergänzt. Sie steht im Mittelpunkt des Programms „Le Fil du Rhône“, für das die Stadt Genf
im Jahr 2000 den Wakkerpreis des Schweizer Heimatschutzes erhielt.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
22
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
2.1.9
23
Slowakische Republik
Donau, Eurovea
Region/Einwohner:
Bratislava/427.000
Fluss:
Donau
Zeitraum:
seit 2008
Fläche/Kosten: 23 ha/266 Mio. €
2
Länge/Einzugsgebiet: 2.800 km/796.000 km
Internet:
www.eurovea.sk
Kurzinfo
Eurovea ist ein neues multifunktionales Stadtquartier in direkter Nachbarschaft zum Altstadtkern
von Bratislava.
Das Projekt wurde von einer Entwicklungsgesellschaft realisiert. Es reiht sich in eine Kette
mehrerer Projekte zur Revitalisierung industrieller Brachflächen entlang der Donau. Es beinhaltet
die Realisierung einer Nutzungsmischung aus Shopping-Galerie, Büros, Hotels, Luxuswohnungen,
Freizeiteinrichtungen und öffentlichem Raum.
2.1.10 Spanien
Nervión, Abandoibarra
Region/Einwohner:
Bilbao/353.000
Zeitraum:
Fluss:
Nervión
Fläche/Kosten: 35 ha/319 Mio. €
Länge/Einzugsgebiet: 76 km/1.900 km2
Internet:
1992 - 2011
www.bilbaoria2000.org
Kurzinfo
Abandoibarra gehört zu den repräsentativsten Teilprojekten des Revitalisierungsvorhabens entlang
des Nervión in Bilbao, das von Bilbao Ría 2000 durchgeführt wird. Bilbao Ría 2000 ist eine gemeinnützige Entwicklungsgesellschaft, die 1992 mit dem Ziel gegründet wurde, ehemalige Industrieflächen in Bilbao zu revitalisieren.
Das Gebiet Abandoibarra, das früher aufgrund der Hafenanlagen für die Öffentlichkeit nicht zugänglich war, stellt heute mit Mischnutzung eine Ergänzung zum Stadtzentrum dar. Der Grünflächenanteil beträgt 12 ha.
Das Projekt ist noch nicht vollständig abgeschlossen, jedoch gibt es mehrere Abschnitte, die
zwischen 2002 und 2006 fertiggestellt wurden.
2.1.11 Tschechische Republik
Moldau, Prague Marina
Region/Einwohner:
Prag/1,2 Mio.
Zeitraum:
Fluss:
Moldau
Fläche/Kosten: k. A./k. A.
Länge/Einzugsgebiet: 440 km/28.000 km2
Internet:
seit 2005
www.praguemarina.cz
Kurzinfo
Das Projekt Prague Marina liegt am ehemaligen Hafen im Stadtteil Holešovice und beinhaltet in
erster Linie den Bau eines auf dem Prinzip einer Stadt in der Stadt basierenden Luxuswohngebietes. Aufgelockert wird die Bebauung durch einen großen Grünflächenanteil und eine Fußgängerzone. Großer Wert wird auf Hochwasserschutz gelegt, und zwischen den Neubauten soll die
historische Hafenstruktur erhalten bleiben.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
23
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
24
Das Projekt wird von der Prague Marina inc., einem Mitglied der Lighthouse-Gruppe, durchgeführt.
Es besteht eine Kooperation mit dem Unternehmen České přístavy inc.
2.1.12 Ungarn
Donau, Graphisoft Park
Region/Einwohner:
Budapest/1,7 Mio.
Fluss:
Donau
Zeitraum:
seit 1997
Fläche/Kosten: 45 ha/k. A.
2
Länge/Einzugsgebiet: 2.800 km/796.000 km
Internet:
www.graphisoftpark.com
Kurzinfo
Der Graphisoft Park ist eine Ausgliederung des Softwareunternehmens Graphisoft R&D, das dort
1998 auch als erstes einzog. Mittlerweile haben weitere namhafte Softwareunternehmen ihre
ungarischen Niederlassungen im Graphisoft Park angesiedelt. Insgesamt sind an dem Standort ca.
40 Unternehmen tätig.
Es gehört zur Philosophie des Projektes, dass für Neubauten und bei Sanierungen möglichst fortschrittliche Material- und Technologielösungen angewendet werden, um den Energieverbrauch so
gering wie möglich zu halten. Darüber hinaus soll den Angestellten ein attraktives naturnahes
Arbeitsumfeld geboten werden.
Vor dem Graphisoft Park waren die Óbuda Gaswerke auf diesem Areal ansässig.
Donau, Lágymányosi Bucht
Region/Einwohner:
Budapest/1,7 Mio.
Fluss:
Donau
Zeitraum:
seit 2003
Fläche/Kosten: 56 ha/800 Mio. €
2
Länge/Einzugsgebiet: 2.800 km/796.000 km
Internet:
www.obol.hu
Kurzinfo
Die Bucht Lágymányosi im Stadtbezirk Lágymányos wurde Ende des 19. Jahrhunderts künstlich
zum Hochwasserschutz angelegt und dann als Hafen genutzt. 2003 gründet ein ungarischer Investor zusammen mit der Stadtverwaltung Budapest die private Entwicklungsgesellschaft Öböl XI
mit dem Ziel, die seit 1990 brachliegenden Industrie- und Hafenflächen rund um die Bucht aufzuwerten. Vier Jahre später übernehmen portugiesische Investoren die Anteile des ungarischen Investors.
Der Park ist zum jetzigen Zeitpunkt 15 ha groß. Am Ende soll der Grünflächenanteil 20 ha und der
Anteil der bebauten Fläche 26 ha betragen. Die übrigen 10 ha sind Wasserfläche.
Donau, Millennium City Center
Region/Einwohner:
Budapest/1,7 Mio.
Fluss:
Donau
Zeitraum:
2000 - 2011
Fläche/Kosten: 6 ha/500 Mio. €
2
Länge/Einzugsgebiet: 2.800 km/796.000 km
Internet:
www.millenniumcity.hu
Kurzinfo
Das Millennium City Center basiert auf dem Prinzip einer Stadt in der Stadt. Entwickelt wurde es
von Duna Sétány Székház Kft, einer Projektgruppe der Immobiliengruppe TriGranit. Neben Büround Wohngebäuden befinden sich dort auch das neue Nationaltheater und der Kunstpalast, die in
einer öffentlich-privaten Partnerschaft entwickelt wurden.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
24
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
25
Das Projekt auf dem vormals unbebauten Gelände war umstritten, da für die umliegenden Gebiete
eine zusätzliche Luftverschmutzung aufgrund des erhöhten Verkehrsaufkommens sowie der Versiegelungseffekte durch die neuen Gebäude befürchtet wurde.
2.2
Thementypisierung der Fallbeispiele
In den folgenden Abschnitten werden die fünf Themenkomplexe erläutert, die als Grundlage für die weitere Analyse gebildet wurden, und denen die ausgewählten Beispielpaare
zugeordnet sind. In die vergleichende Studie gehen die nachfolgend dargestellten Fallbeispiele aus acht Länder bzw. neun Städten Europas ein.
Abbildung 1
2.2.1
Lage der Fallbeispiele in Europa
Quelle: IIRM, ESRI
Überregionale Transformationsprozesse
In dem Projektansatz „Überregionale Transformationsprozesse“ werden Projekte untersucht, die mithilfe einer Überwindung administrativer Grenzen erfolgreich waren. Im Bereich der Gesamtplanung, aber auch auf dem Gebiet der Fachplanung wird dies immer
bedeutender. Akteure organisieren sich in überörtlichen formellen Entwicklungsgesellschaften oder in institutionalisierten Netzwerken, um das Potential der Flusslandschaft in
der Region für die Region zu erschließen.
In der jüngeren Vergangenheit haben diese Formen der Steuerung insbesondere im Zusammenhang mit dem Flussgebietsmanagement allgemein und speziell dem Hochwasserschutz an Bedeutung gewonnen, aber auch die Entwicklung übergemeindlicher Grün- und
Wegeverbindungen sowie die abgestimmte siedlungsstrukturelle Entwicklung entlang der
Ufer (z. B. die Abstimmung der Errichtung neuer Wohngebiete oder wasserbezogener
Infrastruktur am Fluss) sind hierzu zu zählen. Die Fallbeispiele, die hier zum einen auf
der übergemeindlichen Ebene und zum anderen auf der Ebene eines Einzelprojektes miteinander verglichen werden, sind:
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
25
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
Mersey Waterfront Regional Park
Mersey (UK)
Speke and Garston Coastal Reserve
Mersey, Liverpool (UK)
2.2.2


26
Ruimte voor de Rivier
Rhein und Nebenflüsse (NL)
Ruimte voor de Waal
Waal, Nijmegen (NL)
Großereignis als Ausgangspunkt
Großprojekte in der Stadtentwicklung sind in temporäre Großereignisse, auf deren Gelände eine Nachnutzung umgesetzt wird, sowie in Projekte mit einer öffentlichkeitswirksamen Initialmaßnahme unterscheidbar. Sie werden konzipiert, um bisherige
negative gesellschaftsräumliche und siedlungsstrukturelle Entwicklungstendenzen umzukehren oder bestehende positive Tendenzen zu verstärken. Damit soll Städten oder
Stadtteilen ein neues Gesicht gegeben werden, wobei die Großprojekte als Katalysator
wirken sollen. Derartige Konzepte sind seit längerem in der Diskussion und auch in der
Anwendung. Im internationalen Zusammenhang zählen hierzu Olympische Spiele und
Weltausstellungen. Beispiele auf nationaler Ebene sind hierfür Internationale Bauausstellungen sowie Bundesgartenschauen.
Oft handelt es sich bei Großprojekten um die Revitalisierung brachgefallener Flächen entlang von Flüssen. Bei einer Wiedernutzung von Brachflächen am Wasser kann die Standortgunst genutzt werden, um durch die Verbindung von Investitionen in den Standort
und die durch das Großprojekt unterstützte Adressenbildung einen Paradigmenwechsel in
der Stadt(teil)entwicklung einzuläuten. Die folgenden beiden ausgewählten Beispiele
stehen für diesen Themenkomplex:
Parque das Nações
Tejo, Lissabon (PT)
2.2.3

Abandoibarra
Nervión, Bilbao (ES)
Dienstleistungszentren
Revitalisierte Uferflächen können immobilienwirtschaftlich von besonderer Anziehungskraft sein. Insbesondere im Dienstleistungssektor haben hier neue Standorte Potential.
Sie weisen oft eine hohe Standortgunst auf, weil sie äußerlich gut erschlossen sind,
zentrumsnah liegen und mit der Lage am Fluss eine unverbaubare Aussicht besitzen.
Uferflächen werten das Arbeitsumfeld der Beschäftigten auf. Daher können diese Zentren
zu neuen Adressen der Stadt entwickelt werden. Umgekehrt besteht dabei die Herausforderung, qualitätvolle Architektur zu realisieren, die sich von Investorenarchitektur abhebt. Die Fallbeispiele aus diesem Bereich sind:
Graphisoft Park
Donau, Budapest (HU)

Untersuchung und Darstellung des Sachstands
Campus Plus
Rhein, Basel (CH)
26
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
2.2.4
27
Parkanlagen
Städte präsentieren sich mit ihren Parkanlagen. Innerstädtische Parks dienen der Freizeitgestaltung und Naherholung und werden von den Bewohnern intensiv genutzt.
Gleichzeitig verlaufen sie oft am Flussufer. Dort verbindet sich der grüne Ausgleich zur
bebauten Stadt mit der Wasserlage. Das Wasser wirkt erholsam und belebend zugleich
für die angrenzende Stadt. Uferwege führen von Quartier zu Quartier und bieten eine
Alternative zu immissionsbelasteten Verkehrsstraßen.
Die Uferkante als Übergang zweier Aggregatszustände bedarf neben der Wasserseite
auch an den Uferwegen einer qualitativ hochwertigen Gestaltung. Dann kann sie sich zu
einer guten, auch immobilienwirtschaftlich relevanten Adresse der Stadt entwickeln.
Öffentliche Grünanlagen am Fluss tragen daher in besonderer Weise zur Daseinsvorsorge, zum Wohl der Allgemeinheit und zugleich zur Immobilienpolitik bei. Um dies zu
erreichen, sind die öffentliche Zugänglichkeit des Ufers und die Erlebbarkeit des Flusses
erforderlich.
Zwei Beispiele, wo dies umgesetzt wird, sind:
Quais jardinés
Garonne, Bordeaux (FR)
2.2.5

Lágymányosi Bucht
Donau, Budapest (HU)
Flussinseln mit Kulturangebot
Flussinseln sind außergewöhnliche Orte in der Stadt. Die spezielle Lage im Fluss kann
durch besondere Nutzungen betont werden.
Insbesondere durch kulturelle Infrastruktur kann es gelingen, die außergewöhnliche Lage
in der Stadt zu betonen, den Fluss als das Rückgrat der Siedlungsstruktur zu stärken und
das blaue Netz im Bewusstsein der Bevölkerung zu schärfen. Diesem Thema zuzuordnen
sind:
Mühleninsel
Brda, Bydgoszcz (PL)
2.3

L’Ile
Rhône, Genf (CH)
Interviewleitfaden
Der Interviewleitfaden (vgl. Anhang I) setzt sich aus zwei Teilabschnitten zusammen. Der
Abschnitt „Projektgrundlagen“ eröffnet das Interview mit hauptsächlich allgemeinen, einleitenden Fragen, bevor im zweiten Abschnitt „Projektdetails“ die komplexen Fragen zu
den Planungs-, Organisations- und Umsetzungsprozessen sowie zu den Beteiligungs- und
Finanzierungsinstrumenten folgen.
2.4
Steckbriefe der Fallbeispiele
Im Folgenden werden die Projektsteckbriefe den Themenkomplexen zugeordnet vorgestellt. Die Kontaktdaten der Interviewpartner werden in Anhang II aufgelistet. Die
Steckbriefe unterscheiden sich in ihrem Umfang, da nicht zu jedem Projekt alle
Informationen vollständig vorliegen.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
27
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
2.4.1
28
Überregionale Transformationsprozesse
Abbildung 2
Lage der Fallbeispiele zum Thema Überregionale Transformationsprozesse
Quelle: IIRM, ESRI
Mersey Waterfront Regional Park
Projektgrundlagen
Lage - Zielregionen des britischen Programms Mersey Waterfront Regional Park waren
die folgenden Bezirke bzw. Kommunen:

Sefton,

Liverpool,

Halton,

Warrington,

Vale Royal,

Ellesmere Port and Neston,

Wirral und

Cheshire.
Träger - Der Projektträger ist das Mersey Waterfront Executive Team unter der Leitung
der Mersey Partnership.
Projektdauer - Das
geschlossen.
Revitalisierungsprogramm
begann
2000
und
wird
2011
ab-
Chronologie - Die Meilensteine des Mersey Waterfront Regional Parks sind:
2000 - 2003
04/2003
Planungsphase
Formeller Programmbeginn
2003 - 2007
Einstiegsphase (Phase I)
2007 - 2010
Verlängerungsphase (Phase II)
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
28
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
2010 - 2011
29
Ertragsphase (Phase III)
Fläche - Das Revitalisierungsprogramm bezog sich im Wesentlichen auf das 135 km
lange Mündungs- und Küstengebiet zwischen Southport im Norden, Warrington im Osten
und Wirral im Süden. Für das Binnenland existierten keine scharfen Grenzen, weshalb es
nicht möglich ist, Aussagen zur Größe des Projektgebietes und zur einbezogenen Wasserfläche zu treffen.
Projektkosten - Die Projektkosten betrugen ca. 120 Mio. £.
Projektdetails
Städtebauliche Situation
Räumliche Abschnitte - Angesichts der Größe des Regionalparks ließen sich eine Vielzahl von räumlichen Abschnitten identifizieren, die sich funktional, städtebaulich und bezogen auf die Einbindung des Flusses voneinander unterscheiden. Da ihre Erhebung
jedoch über den Rahmen dieses Forschungsprojektes hinausginge, beschränkte sich das
Interview darauf, grundsätzliche Charakteristika des Parkgebietes zu erheben. Das Parkkonzept unterscheidet diesbezüglich Zielgebiete (destination zones oder auch windows of
the waterfront) und Verknüpfungen (linkages).
Die Zielgebiete fassen die Schlüsselressourcen einzelner Regionen zusammen und vermarkten sie gemeinschaftlich. Im Einzelnen sind dies:

Waterfront window 1: Southport,

Waterfront window 2: Ainsdale on Sea,

Waterfront window 3: Formby Point,

Waterfront window 4: Crosby Coastal Park,

Waterfront window 5: International Waterfront,

Waterfront window 6: Liverpool Riverlands,

Waterfront window 7: Speke Riverside,

Waterfront window 8: Mersey Gateway,

Waterfront window 9: Eastham Country Park und Mouth of Manchester Ship Canal,

Waterfront window 10: Woodside/Hamilton Square,

Waterfront window 11: New Brighton,

Waterfront window 12: Hoylake,

Waterfront window 13: West Kirby und

Waterfront window 14: Wirral Country Park.
Die Verknüpfungen stellen physische und visuelle Verbindungen zwischen den einzelnen
Ressourcen innerhalb der Zielgebiete sowie zwischen den jeweiligen Zielgebieten her.
Darüber hinaus legten die Verantwortlichen Wert auf umweltverträgliche Mobilitätskonzepte. Zu den verbindenden Elementen des Mersey Waterfront Regional Parks zählen:
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
29
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa

30
Der Mersey Way,
Der Mersey Way ist ein vielseitig nutzbarer Rad- und Wanderweg entlang des
Mersey Mündungsgebietes und der Küste, der die einzelnen Attraktionen miteinander vernetzt. Im ländlichen Raum verläuft er als Pfad und im städtischen
Raum als Promenade.

Der öffentliche Personennahverkehr und
Der Regionalpark verfügt über ein gut ausgebautes Personennahverkehrsnetz, vor
allem im Schienenverkehr. Ergänzt wird das Angebot durch Fähren und/oder
Schiffsausflugslinien, die den Gästen die Sehenswürdigkeiten vom Wasser aus
näher bringen.

Aussichtspunkte.
Eine Vielzahl von Aussichtspunkten versprechen einzigartige Aus- und/oder Ansichten im Mersey Waterfront Regional Park.
Bedeutung des Standortes - Die Vielfalt der Landnutzungen entlang des Merseyufers
prägt seinen Charakter und definiert seine Einzigartigkeit. Neben Hafen- und Industrieanlagen finden sich hier erstklassige Golfressorts und international bedeutsame Naturschutzgebiete. Das Herzstück bilden die historischen Docks im Zentrum von Liverpool.
Sie zeugen von Macht und Reichtum der ehemals „Zweiten Stadt des Britischen
Empires“. Heute, als Teil des UNESCO-Weltkulturerbes, sind sie ein Schlüsselfaktor für
die Belebung der Metropolregion Liverpool.
Idee, Vision und Ziele
Vision, Idee - Ziel des Revitalisierungsprogramms war es, dass der Mersey Waterfront
Regional Park ein Alleinstellungsmerkmal der Metropolregion Liverpool wird. Durch die
Belebung und Vernetzung der lokalen Schlüsselressourcen soll ein konkurrenzfähiger
Standort entstehen, der Menschen dazu bewegt, in der Region zu leben, zu arbeiten, in
sie zu investieren oder sie zu besuchen.
Zielspektrum - Das Zielspektrum des Regionalparks wird von der Interviewpartnerin wie
folgt beschrieben:

Die wichtigsten ökologischen Ziele waren der Erhalt, die Verbesserung und die
umweltfreundliche Nutzung der ökologischen Ressourcen, die Einhaltung
existierender Aktionspläne für die Schutzgebiete des Mündungsgebietes und die
Senkung des Ressourcenverbrauchs durch den Einsatz erneuerbarer Energien und
Materialien sowie durch energieeffizientes Bauen.

Das wichtigste ökonomische Ziel war es, die Attraktivität der Metropolregion Liverpool sowohl für Unternehmen und Arbeitnehmer als auch für Einwohner und
Touristen zu steigern.

Das wichtigste städtebauliche Ziel war es, die Region im Mersey Waterfront
Regional Park zu einen.

Das wichtigste soziale Ziel war es, neue Partnerschaften zwischen privaten und
öffentlichen Institutionen entlang der Mersey Waterfront zu etablieren.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
30
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
31
Das soziale Ziel war nach Aussagen der Interviewpartnerin die dominante Zieldimension,
auch wenn bei der Akquise zusätzlicher Finanzmittel die ökonomischen Motive
dominierten.
Rolle des Flusses im Rahmen des Projektes - Das Programm setzte sich aktiv für
den Erhalt des Flussökosystems ein, indem es den Einzelprojekten Umweltstandards vorgab, deren Einhaltung diese für mindestens zehn Jahre gewährleisten mussten. Ferner
entstanden auf der Projektebene vielfältige Nutzungsangebote, die den Fluss und das
Flussufer in den Bereichen Personenschifffahrt und Naherholung integrieren. Nur das
Baden ist im Mündungsgebiet verboten. Ausschlaggebend dafür ist jedoch nicht die
Wasserqualität, sondern sind die von den Gezeiten verursachten gefährlichen
Strömungen.
Projektinitiatoren/„Die treibenden Kräfte“
Die Projektidee wurde von der North West Development Agency entwickelt. Sie ist eine
von neun Regionalentwicklungsagenturen, die 1999 auf der Grundlage des Regional
Development Agencies Act (11/1998) von der britischen Regierung mit dem Auftrag gegründet wurden, die wirtschaftliche Entwicklung Englands zu fördern. Dabei sollen die
Regionalentwicklungsagenturen alle relevanten regionalen Akteure aus dem privaten und
öffentlichen Sektor gleichermaßen einbinden. Finanziert werden die Agenturen aus einem
Regierungsfond, der von sechs Ministerien finanziell getragen wird. Überdies sind sie frei
in der Akquise zusätzlicher privater und öffentlicher Mittel zur Finanzierung ihrer
Strategien und der damit verbundenen Maßnahmen.
im Rahmen eines regionalen Strategiepapiers und eines darauf aufbauenden Aktionsplans. Anschließend griffen die Mersey Basin Campaign und die Mersey Partnership die
Idee auf und entwickelten sie gemeinsam mit anderen Akteuren aus der Region weiter.
Zu diesen Akteuren zählten u. a. Peel Holdings, eines der führenden britischen Logistik-,
Infrastruktur- und Immobilienunternehmen, und Merseytravel, das zusammen mit
anderen privaten Bus- und Bahnunternehmen den öffentlichen Personennahverkehr in
der Metropolregion koordiniert.
Nach dem offiziellen Start des Mersey Waterfront Regional Parks führten das Mersey
Waterfront Board und das Mersey Waterfront Executive Team das Programm gemeinschaftlich fort. Überdies warben sie für den Regionalpark und hielten ihn in den Folgejahren am Leben. Beide Gremien, das Mersey Waterfront Board und das Mersey
Waterfront Executive Team, setzten sich aus Vertretern der beteiligten privaten und
öffentlichen Institutionen zusammen.
Planung und Implementierung
Planungsprozess
Von grundlegender Bedeutung sowohl für den Planungs- als auch für den
Implementierungsprozess war die Grundsatzvereinbarung, die die Partnerschaft zwischen
den beteiligten privaten und öffentlichen Akteuren beschloss und die Verantwortlichkeiten
innerhalb der Partnerschaft vorgab.
Im Programmverlauf trafen die folgenden Akteure die nachstehenden Entscheidungen:

Die North West Development Agency und Wirral MBC fungierten als Kontrollinstanz
bei finanziellen Entscheidungen. Dabei nahm Wirral MBC eine Sonderfunktion ein,
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
31
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
32
denn die Kommune haftete für die Verbindlichkeiten des Regionalparks, bis
Fördergelder eingingen.

Das Mersey Waterfront Board entschied über die Umsetzung der Einzelprojekte
und übernahm die Rolle der Lenkungsgruppe.

Das Mersey Waterfront Executive Team traf die Vorauswahl aus den eingereichten
Förderanträgen und entwickelte diese anschließend gemeinsam mit den Ideengebern bis zur Umsetzungsreife weiter.
Für die Konzeption, Planung und Durchführung waren die folgenden Institutionen verantwortlich:

Auf regionaler Ebene die Mersey Partnership, das Waterfront Board, das Executive
Team und Wirral MBC als haftende Instanz sowie

Auf lokaler Ebene die jeweiligen Einzelprojekte bzw. Antragsteller.
Zum Verhältnis der genannten Institutionen ist anzumerken, dass die Mersey Partnership
das Executive Team bei der Geschäftsführung und -verwaltung unterstützte und des
Weiteren dessen Handlungen mit der übergeordneten Strategie und den parallel
agierenden Revitalisierungsprogrammen abstimmte.
Sofern für die Umsetzung der Einzelprojekte ein Landerwerb erforderlich war, erfolgte er
durch die lokalen Akteure. Der Mersey Waterfront Regional Park selbst erwarb keinen
Grundbesitz.
Der Planungsprozess dauerte ca. drei Jahre und umfasste: die Aufstellung des Businessplans, die Ernennung des Mersey Waterfront Boards und des Executive Teams sowie die
Sicherung der Finanzierung.
Pläne und Dokumente
Die folgenden Arten von Plänen/Dokumenten waren notwendig:

Bewerbungsunterlagen (Businessplan usw.) zur Beantragung der Fördermittel bei
der North West Development Agency und
Der Businessplan beschrieb u. a., was das Programm in der Einstiegs- und in der
Verlängerungsphase wie erreichen wollte und wie die notwendigen Investitionen
finanziert werden sollten.

Antragsunterlagen zur Einwerbung zusätzlicher Fördergelder und/oder Spenden.
Die regionalen Planungs- und Umsetzungsprozesse des Mersey Waterfront Regional Parks
erforderten keine Fachplanung.
Das Revitalisierungsprogramm ist Bestandteil der übergeordneten Regional Economic
Strategy (RES), deren Urheber die North West Development Agency ist. Der Mersey
Waterfront Regional Park war der erste Regionalpark, der aus der Strategie hervorging.
Genehmigungen
Die regionalen Planungs- und Umsetzungsprozesse des Revitalisierungsprogramms erforderten keine gesonderten Genehmigungen.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
32
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
33
Implementierungsprozess
Die Meilensteine des Implementierungsprozesses waren:
2003 - 2007
Einstiegsphase (Phase I)
2007 - 2010
Verlängerungsphase (Phase II)
2010 - 2011
Ertragsphase (Phase III)
In der Ertragsphase werden keine weiteren Einzelprojekte
initiiert, sie dient ausschließlich der Evaluierung.
Das Revitalisierungsprogramm wird am 31. März 2011 praktisch und finanziell abgeschlossen.
Unterhaltung
Der Mersey Waterfront Regional Park erwarb kein Eigentum. Der Unterhalt der Regionalparkprojekte obliegt ausschließlich den lokalen Projektkonsortien, weshalb die Sicherstellung der Wartung und Instandhaltung für mindestens zehn Jahre ein kritischer Faktor
für die Zuteilung der Fördergelder war.
Erfolgsermittlung
Die dritte und letzte Programmphase widmet sich ausschließlich der Evaluierung des
Mersey Waterfront Regional Parks. Da sie zum Zeitpunkt des Interviews noch nicht abgeschlossen war, können keine endgültigen Aussagen zu den Ergebnissen oder zur
Akzeptanz in der Bevölkerung getroffen werden. Vorläufig kann man jedoch davon ausgehen, dass die Einwohner und Touristen die neu geschaffenen Attraktionen annehmen,
da die laufenden Rückmeldungen bisher mehrheitlich positiv ausfielen.
Der Regionalpark wird nach Abschluss der Evaluierung im März 2011 nicht fortgeführt, so
dass es auch keine Schlussfolgerungen bezüglich eines weiteren Engagements geben
wird.
Gegenstand der Evaluierung ist die Fähigkeit des Konsortiums, die vorab gesteckten Ziele
zu erfüllen und den veranschlagten Zeitplan einzuhalten. Erhoben werden u. a. die Sichtbarkeit des Regionalparks bei Unternehmen, Touristen etc. sowie der Beschäftigungseffekt.
Beteiligung
Auf der regionalen Ebene ergaben sich abgesehen von der Zusammensetzung des
Waterfront Boards keine Änderungen in der Akteurskonstellation. Veränderungen in der
Zusammensetzung der lokalen Projektkonsortien sind nicht auszuschließen.
Angesichts der Vielzahl an Einzelprojekten ist es nicht möglich, genaue Aussagen zur Art
und zum Umfang der Stakeholder- und Öffentlichkeitsbeteiligung zu treffen.
Grundsätzlich kann jedoch festgehalten werden, dass die so genannten People Panel das
Fundament der Bürgerbeteiligung bildeten. Sie wurden insgesamt vier Mal in jeder involvierten Kommune abgehalten und dienten dazu, den Verantwortlichen eine Vorstellung
davon zu geben, wie die betroffenen Bürger die aktuelle Situation bewerteten und welche
Erwartungen sie an das Programm knüpften. Im weiteren Programmverlauf fanden die
People Panel auch auf Projektebene Anwendung.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
33
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
34
Die Öffentlichkeitsbeteiligung und -arbeit wurden regional vom Mersey Waterfront
Executive Team und lokal von den jeweiligen Projektverantwortlichen organisiert.
Finanzierung
Die Finanzierung des Programms Mersey Waterfront Regional Park erfolgte überwiegend
aus dem Förderprogramm der North West Development Agency (2003-2007: 8,8 Mio. £;
2007-2010: 10,91 Mio. £), ergänzt durch Zuwendungen aus den Strukturfonds (insbesondere Ziel 1) der Europäischen Union (9 Mio. £). Darüber hinaus waren die Einzelprojekte frei in der Wahl zusätzlicher Förderprogramme.
Die Realisierung des Regionalparks bedurfte keiner öffentlichen Kofinanzierung.
Speke and Garston Coastal Reserve
Projektgrundlagen
Lage - Das Fallbeispiel befindet sich zwischen den Stadtteilen Speke und Garston im
Süden von Liverpool (Großbritannien) unmittelbar an der Mündung des Merseys in die
Irische See.
Träger - Der Projektträger war die Mersey Basin Campaign, die im März 2010 eingestellt
wurde.
Projektlaufzeit - Das Projekt begann 2002 und wurde 2006 abgeschlossen.
Chronologie - Die Meilensteine des Fallbeispiels waren:
2002 - 2004
Planungs- und Bewerbungsphase
2004 - 2006
Implementierungsphase
Fläche - Das Küstenreservat erstreckt sich über ca. 2 km und insgesamt 6,1 ha am
rechten Ufer der Merseymündung.
Projektkosten - Die Projektkosten betrugen ca. 500.000 £. Die Instandsetzungskosten
(~500.000 £) des angrenzenden Klubhauses des Liverpool Sailing Clubs waren nicht Bestandteil des Projektes.
Projektdetails
Städtebauliche Situation
Räumliche Abschnitte – Das Projektgebiet hat die Funktion einer Erholungsfläche,
denn das Schutzgebiet dient ausschließlich Freizeit- und Erholungszwecken.
Städtebaulich besteht das Projektgebiet aus einer 6,1 ha großen Grünfläche.
Bezüglich der Einbindung des Flusses ist zu vermerken, dass das Projektgebiet keinen
direkten Bezug zum Gewässer hat. Da die Wasserfläche der Merseymündung nicht Bestandteil des Projektes war, existieren keine räumlichen Abschnitte mit unmittelbarem
Bezug zum Fluss.
Verflechtungen - Zwischen dem Küstenreservat, der unmittelbaren Umgebung und dem
Stadtzentrum bestehen Verflechtungen der folgenden Art:
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
34
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
35

Physische Verflechtungen - Das Küstenreservat mit seinen zahlreichen Fuß- und
Radwanderwegen bildet das Bindeglied zwischen den umliegenden Nutzungen und
Attraktionen. Dazu zählen neben den Stadteilen Speke und Garston der JohnLennon-Flughafen, das Baudenkmal Speke Hall, das Gewerbegebiet „Liverpool
International“, der Liverpool Sailing Club und das internationale Vogelschutzgebiet
„Mersey Estuary“.

Funktionelle Verflechtungen - Das Küstenreservat ist ein wichtiges Freizeit- und
Naherholungsgebiet im Stadtgebiet Liverpools.

Mentale Verflechtungen - Das Schutzgebiet ist für die Lebensqualität der Einwohner von Speke und Garston bedeutsam sowie ein Standortfaktor für das angrenzende Gewerbegebiet der Peel Holdings.
Bedeutung des Standortes - Das Küstenreservat ist die einzige naturbelassene Küste
im Stadtgebiet Liverpools.
Idee, Vision und Ziele
Vision, Idee - Ziel des Projektes war die Aufwertung der ehemaligen Landebahn des
John-Lennon-Flughafens zum Naherholungsgebiet und zum erweiterten Lebensraum für
das angrenzende Vogelschutzgebiet „Mersey Estuary“. Die im Zuge der Flughafenverlagerung stillgelegte Landebahn war zwischenzeitlich zu einer illegalen Müllhalde verkommen, auf der revoltierende Jugendbanden ihr Unwesen trieben.
Darüber hinaus soll das Küstenreservat als koordinierende Einheit die Attraktionen der
Region - Speke Hall, Liverpool Sailing Club und das Vogelschutzgebiet - miteinander verbinden.
Zielspektrum - Das Zielspektrum des Küstenreservats wird vom Interviewpartner wie
folgt beschrieben:

Das wichtigste ökologische Ziel war die Revitalisierung der Küstenlandschaft, die
gleichzeitig den guten ökologischen Zustand des angrenzenden Vogelschutzgebietes „Mersey Estuary” sichert.

Die wichtigsten ökonomischen Ziele waren die Verbesserung der Attraktivität des
Wirtschaftsstandortes Speke und Garsten sowie die Neuansiedelung von Unternehmen im angrenzenden Gewerbegebiet.

Das wichtigste städtebauliche Ziel war die Entwicklung eines sicheren und naturnahen Naherholungsraumes für die Stadtteile Speke und Garston.

Die wichtigsten sozialen Ziele waren die Verbesserung der Lebensqualität durch
die Erhöhung der Sicherheit und Sauberkeit im angrenzenden Reservat und die
Verbesserung des Images der angrenzenden Stadtteile Speke und Garston.
Die dominante Zieldimension ist nach Aussage des Interviewpartners das städtebauliche
Ziel.
Rolle des Flusses im Rahmen des Projektes – Der Fluss bzw. das Mündungsgebiet
waren zwar nicht Bestandteil des Projektes, aber ein wesentlicher Anlass für seine Umsetzung.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
35
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
36
Projektinitiatoren/„Die treibenden Kräfte“
Die Projektidee entstand in enger Kooperation zwischen dem Liverpool Sailing Club, der
Mersey Basin Campaign und Peel Holdings.
Die Projektumsetzung initiierten die Mersey Basin Campaign und der Mersey Waterfront
Regional Park. Beworben wurde sie durch eine Lenkungsgruppe aus Repräsentanten der
Mersey Basin Campaign, des Mersey Waterfront Regional Parks und des Local People’s
Panel. Diese besagte Lenkungsgruppe unter der Führung der Mersey Basin Campaign
erhielt das Projekt auch am Leben.
Planung und Implementierung
Planungsprozess
Hinsichtlich der rechtlichen Situation ist anzumerken, dass sich das Land vollständig im
privaten Besitz der Peel Holdings befindet, so dass kein Landerwerb erforderlich war.
Peel Holdings verpachtete das Land mit einer Laufzeit von 25 Jahren an die Speke and
Garston Coastal Reserve Management Company, die für den Erhalt des Küstenreservats
verantwortlich zeichnet. Angesichts der Tatsache, dass die Mersey Basin Campaign im
März 2010 eingestellt wurde, ist Peel Holdings mittlerweile einziger Shareholder der Verwaltungsgesellschaft.
Alle Entscheidungen wurden von der Lenkungsgruppe unter der Führung der Mersey
Basin Campaign getroffen. Als Antragsteller war die Mersey Basin Campaign sowohl für
die Konzeption und Planung als auch für die Durchführung des Projektes verantwortlich.
Der Planungsprozess dauerte ca. zwei Jahre.
Pläne und Dokumente
Die folgenden Arten von Plänen waren notwendig:

Bewerbungsunterlagen (Businessplan usw.) zur Beantragung der Fördermittel aus
dem Artery Programm und

Bewerbungsunterlagen (Businessplan usw.) zur Beantragung der Fördermittel aus
dem Mersey Waterfront Regional Park Programm.
Zwischen den jeweiligen Planungsinstanzen gab es keine Abstimmungsprobleme. Der
Grund dafür war, dass Liverpools Bauleitplanung die Fläche bereits als Naherholungsgebiet ausgewiesen hatte.
Keine Art von Fachplanung war notwendig.
Das Projekt ist Bestandteil des Waterfront Window 7 - Riverside, das seinerseits in das
Mersey Waterfront Regional Park Programm eingebunden ist.
Genehmigungen
Die folgenden Arten von Genehmigungen waren notwendig:

Der Planungsbeschluss des Liverpool City Council und

Die Erlaubnis von Peel Holdings, das Land zu benutzen/zu leasen.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
36
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
37
Implementierungsprozess
Die Meilensteine des Implementierungsprozesses waren:
2002 - 2004
Planungs-/Bewerbungsphase
Nach der Etablierung der Kooperation zwischen Mersey Basin
Campaign, Peel Holding und Liverpool Sailing Club, begannen diese,
Fördermittel einzuwerben.
2004 - 2006
Implementierungsphase
Die folgenden Maßnahmen waren Bestandteil der Implementierungsphase:

Der Parkplatz an der Blackburne Street,

Die Fuß- und Radwege von der Blackburne Street zur Cliff Top
und Speke Hall,

Der Mersey Way (ein überregionaler Fuß- und Radwanderweg,
der die einzelnen Attraktionen des Mersey Waterfront Regional
Parks miteinander verbindet) von den Gärten zum Segelklub,
vom Segelklub zum Flughafen und entlang der Oglet Cliff,

Die Landschaftsgestaltung und

Die Errichtung eines Pavillons.
Unterhaltung
Für die Unterhaltung des Küstengebietes ist die Speke and Garston Coastal Reserve
Management Company Ltd. verantwortlich. Anteilseigner der Gesellschaft waren ursprünglich die Peel Holding und die Mersey Basin Campaign. Seit letztere im März 2010
eingestellt wurde, ist die Peel Holding ihr einziger verbleibender Eigentümer. Das Unternehmen gab jedoch bereits im Vorfeld umfangreiche Garantien dafür ab, dass der erzielte
ökologische Zustand des Küstengebietes erhalten bleibt.
Für die Zukunft plant die Managementgesellschaft, die lokalen Interessengruppen
(Unternehmen, Vereine, Bevölkerung etc.) stärker in den Erhalt des Reservats einzubinden.
Erfolgsermittlung
Innerhalb des Mersey Waterfront Programms wurde eine Evaluation vorgenommen, in
deren Mittelpunkt u. a. die Einhaltung des Kosten- und des Zeitplans stand.
Insgesamt kam die Evaluation zu einem positiven Ergebnis. Demnach verbesserte das
Projekt die Zugänglichkeit und das Image der Region und schuf neue Arbeitsplätze im
angrenzenden Gewerbegebiet, dessen Auslastung stieg.
Infolgedessen, dass der Hauptakteur, die Mersey Basin Campaign, nicht mehr existiert,
gibt es kein weiteres Engagement und somit auch keine Schlussfolgerungen für die Zukunft.
Die Bevölkerung nimmt das umgestaltete Küstenreservat an und nutzt es zur Naherholung, wie z. B. zum (Rad-) Wandern.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
37
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
38
Beteiligung
Im Projektverlauf ergaben sich keine Änderungen in der Akteurskonstellation. Allerdings
wurde die Mersey Basin Campaign nach Abschluss des Projektes, in der Nutzungs- und
Unterhaltsphase, eingestellt.
Die folgenden Stakeholder wurden an der Planung und Umsetzung des Projektes beteiligt:

Lenkungsgruppe (Mersey Basin Campaign, Mersey Waterfront Regional Park, Peel
Holding und Repräsentanten des Local People’s Panel),

Fördermittelgeber (Northwest Development Agency, Artery),

Stakeholdergruppe (Ein- und Anwohner, Vereine und andere lokale Organisationen
sowie das Young People’s Panel).
Ziel des Young People’s Panel war es, auch den Jugendlichen aus der Region ein Sprachrohr zu geben. Hierfür ging das Projektkonsortium in die angrenzenden Schulen und befragte die Schüler im Alter zwischen 14 und 16 Jahren nach ihrer Meinung zum Revitalisierungsvorhaben. Insgesamt beteiligten sich 16 Schüler an der Befragung.
Nach der Befragung kehrte das Konsortium in die Schulen zurück, um mit den Jugendlichen das Ergebnis zu diskutieren und gemeinsam Maßnahmen zu finden, die innerhalb
des Projektes und mit den verfügbaren Finanzmitteln umsetzbar waren.
Initiatoren des Young People’s Panel” waren die Mersey Basin Campaign und Mersey
Waterfront Regional Park.
Die Öffentlichkeit wurde im gesamten Projektverlauf beteiligt. Die Öffentlichkeitsbeteiligung wurde von der Mersey Basin Campaign und dem Mersey Waterfront Regional
Park organisiert. Sie gab dem Konsortium eine bessere Vorstellung davon, wie die betroffenen Bürger die aktuelle Situation bewerteten und welche Erwartungen sie an das
Projekt knüpften. Des Weiteren trug die Öffentlichkeitsbeteiligung, insbesondere die Beteiligung der randalierenden Jugendlichen, wesentlich zur Beendigung des Vandalismus
im Küstenreservat bei.
Für die Öffentlichkeitsarbeit war die Mersey Basin Campaign verantwortlich.
Finanzierung
Folgende Kosten entstanden während des Projektes:
Parkplatz
73.620 £
Fuß-/Radwanderwege
44.160 £
Mersey Way
Landschaftsgestaltung
200.513 £
7.390 £
Pavillon
80.000 £
Wartung, Management und Sicherheit
28.000 £
Lohn
50.036 £
Eventualitäten
16.284 £
GESAMT
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
500.003 £
38
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
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Die Finanzierung des Speke und Garston Küstenreservats erfolgte überwiegend aus Zuwendungen aus dem Mersey Waterfront Regional Park Programm und aus Zuwendungen
des INTERREG IIIB - Projektes „Artery - Zukunft der Flusslandschaften“.
Projektkosten, die sich nicht über ein Förderprogramm refinanzieren ließen, wurden zu
gleichen Teilen von der Mersey Basin Campaign und Peer Holdings getragen.
Die Realisierung des Projektes bedurfte keiner öffentlichen Kofinanzierung.
Ruimte voor de Rivier
Projektgrundlagen
Lage - Zielregionen des Revitalisierungsprogramms Ruimte voor de Rivier sind:

Der Rhein einschließlich seiner Nebenflüsse zwischen Lobith und Ketelmeer (Ober/Unterlauf des Rheins, Pannerdens Kanal, Ijssel, Lek, Waal, Merwede,
Neue/Alte Maas, Hollands-Diep-Haringvliet);

Die Maas, ab Hedikhuizen flussabwärts (Bergsche Maas, Amer);

Die Volkerak (Rhein-Maas-Scheldt-Mündung) und

Das Zoommeer und Umgebung.
Die angeführten Zielregionen liegen in den folgenden niederländischen Provinzen:

Gelderland,

Noord Brabant,

Overijssel,

Utrecht,

Zuid-Holland,

Zeeland.
Träger - Der Projektträger ist das Programme Directorate Ruimte voor de Rivier (PDR).
Projektdauer - Das Revitalisierungsprogramm begann 2000 und wird voraussichtlich
2015 abgeschlossen.
Chronologie - Die bisherigen Meilensteine des Programms Ruimte voor de Rivier sind:
2000 - 2006
19.12.2006
Regionalplanungsphase
Erlass des Planungsfeststellungsbeschlusses durch die niederländische Regierung und das niederländische Parlament
2006 - 2009
Kommunalplanungsphase
2009 - 2015
Umsetzungsphase
Nicht alle Einzelprojekte folgen der Chronologie des übergeordneten Programms, so
werden einige Projekte bereits 2014 abgeschlossen und andere erst 2016.
Fläche - Zusammengenommen erstrecken sich die Einzelprojekte über 100.000 ha und
umfassen zwischen 300 und 400 Flusskilometer. Das potentiell überschwemmungsgefährdete Gebiet ist mit insgesamt zwei Millionen Hektar halb so groß wie die Niederlande.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
39
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
40
Projektkosten - Entsprechend der ursprünglichen Pläne werden die Projektkosten
zwischen 1,7 Mrd. und 3,1 Mrd. € liegen. Aktuelle Schätzungen gehen von 2,394 Mrd. €
aus.
Projektdetails
Städtebauliche Situation
Räumliche Abschnitte – Da das Programm Ruimte voor de Rivier abgesehen vom
Projekt Ruimte voor de Waal in Nijmegen hauptsächlich in ländlichen Räumen umgesetzt
wird, überwiegen in diesem Fallbeispiel landschaftsarchitektonische Aspekte gegenüber
städtebaulichen. Angesichts der Größe des Projektgebietes ließe sich eine Vielzahl von
räumlichen Abschnitten identifizieren, die sich funktional, landschaftsarchitektonisch und
bezogen auf die Einbindung des Flusses voneinander unterscheiden. Ihre Erhebung ginge
allerdings über den Rahmen dieses Forschungsprojektes hinaus. Aus diesem Grund beschränkten sich die Interviews darauf, grundsätzliche Charakteristika des Projektgebietes
zu erheben. Diese lassen sich wie folgt beschreiben:

Die einzelnen Projektgebiete dienen heute überwiegend als Wirtschaftsstellen
landwirtschaftlicher Betriebe und werden zukünftig naturnah gestaltet,

Die Mehrzahl der Einzelprojekte befindet sich in einem ländlichen und nur wenige
Projekte in einem städtischen Kontext und

Die einzelnen Projektgebiete weisen mehrheitlich einen unmittelbaren Bezug zum
Fluss auf.
Bedeutung des Standortes - Die unmittelbare Umgebung und der Staat Niederlande
profitieren von dem Projekt in seiner Funktion als

Hochwasserschutzgebiet und
Während des Hochwassers 1995 wurden beispielsweise ein halbe Million Menschen
und eine Million Tiere aus den überschwemmungsgefährdeten Gebieten evakuiert.
Ernsthaft bedroht waren zwischen zwei und vier Millionen Menschen.

Naherholungsgebiet sowie Lebensraum für Flora und Fauna.
Flüsse und Deichvorland sind von besonderer landschaftlicher, kultureller und ökologischer Bedeutung.
Idee, Vision und Ziele
Vision, Idee - Mit dem Programm Ruimte voor de Rivier verfolgen die Niederlande die
Vision, ihren Flüssen mehr Raum zu geben bei gleichzeitiger Verbesserung der landschaftsarchitektonischen Qualität.
Zielspektrum - Das Zielspektrum des Programms Ruimte voor de Rivier wird von den
Interviewpartnern wie folgt beschrieben:

Die wichtigsten ökologischen Ziele sind, dass zum einen der Rhein, die Maas und
ihre Nebenflüsse mehr Raum erhalten und bis 2015 das Abflussvolumen des
Rheins auf 16.000qm/s in Lobith und der Maas auf 3.800qm/s in Borgharen erhöht
wird, und dass zum anderen Flora und Fauna in den Flussgebieten mehr Raum erhalten, so dass die Qualität der Umwelt erhöht wird und die Natura 2000 Schutzgebiete erhalten werden.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
40
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
41

Die wichtigsten ökonomischen Ziele sind der Schutz des Ballungsgebietes
Randstad und die Gewährleistung der Schiffbarkeit der Hauptwasserstraßen für
den Güterverkehr.

Die wichtigsten städtebaulichen Ziele sind die Verbesserung der landschaftsarchitektonischen Qualität und die Verbesserung der Bedingungen für die Personenschifffahrt an und auf den Hauptwasserstraßen.

Das wichtigste soziale Ziel ist der Schutz der niederländischen Bevölkerung.
Die dominante Zieldimension ist nach Aussage der Interviewpartner der Schutz der
niederländischen Bevölkerung bei gleichzeitiger Verbesserung der landschaftsarchitektonischen Qualität.
Rolle des Flusses im Rahmen des Projektes - Die Flüsse stehen im Mittelpunkt des
Programms Ruimte voor de Rivier und spielen in jeder erdenklichen Art (Ökosystem,
Güter-/Personenverkehrsweg, Naherholung sowie Ufernutzung und -gestaltung) eine
Rolle.
Projektinitiatoren/„Die treibenden Kräfte“
Die Projektidee entwickelte Rijkswaterstaat.
Die Projektumsetzung initiierte Rijkswaterstaat gemeinsam mit dem Programme Directorate Ruimte voor de Rivier. Beworben wurde und wird das Programm durch die niederländische Regierung und das niederländische Parlament.
Zusammen mit den niederländischen Provinzen und Gemeinden halten Regierung und
Parlament das Programm auch am Leben.
Planung und Implementierung
Planungsprozess
Dem Planungsprozess liegen die folgenden rechtlichen Regelungen und sonstigen
Rahmenbedingungen zugrunde:

Die Langzeitperspektive der Flusspolitik,
Die innerhalb des Programms Ruimte voor de Rivier implementierten Maßnahmen
müssen mit der langfristigen Flusspolitik korrespondieren (Zeithorizont bis zum
Beginn des 21. Jahrhunderts). So sollen z. B. Redundanzen (kurzfristige Maßnahme ist überflüssig) und Zielkonflikte (kurz- und langfristige Maßnahme
kollidieren) vermieden werden.

Der Planungsfeststellungsbeschluss Ruimte voor de
regionalen/lokalen Planungsfeststellungsbeschlüsse und
Rivier
sowie
die
Das Programm Ruimte voor de Rivier wurde als Planfeststellungsbeschluss vom
niederländischen Parlament beschlossen. Es entfaltet damit die Wirkung eines
Gesetzes und genießt Vorrang vor regionalen/lokalen Planfeststellungsbeschlüssen.
Um Konflikte zwischen den Planungsebenen zu vermeiden, fanden die bestehenden Beschlüsse der betroffenen Provinzen und Kommunen bereits bei der
Ausarbeitung des übergeordneten Programms Ruimte voor de Rivier Berücksichtigung (Regionalplanungsphase). Anschließend kehrten sich die Vorzeichen
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
41
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
42
um. So mussten die lokalen Planungsinstanzen ihren integrierten Detailplänen die
Bestimmungen des nationalen Planfeststellungsbeschlusses zugrunde legen.

Die FFH-Richtlinie und die Vogelschutzrichtlinie.
Alle Maßnahmen wurden gesondert auf ihre Vereinbarkeit mit den Anforderungen
der FFH- und der Vogelschutzrichtlinie überprüft.
Alle wesentlichen Entscheidungen des Programms werden von der niederländischen
Regierung und dem niederländischen Parlament getroffen.
Als Lenkungsgruppe fungiert die National Floodrisk Management Conference. Sie setzt
sich aus Repräsentanten der Regierung, der Provinzen, der Water Boards und der beteiligten Gemeinden zusammen. Unterstützt wird das Gremium von zwei weiteren
Lenkungsgruppen, die auf regionaler Ebene agieren.
Für die Konzeption, Planung und Durchführung sind die folgenden Institutionen verantwortlich:

Auf nationaler Ebene das Ministerie van Infrastructuur en Milieu und das Ministerie
van Economische Zaken, Landbouw en Innovatie,

Als Koordinator zwischen den nationalen, regionalen und lokalen Institutionen das
Programme Directorate Ruimte voor de Rivier (PDR).
Die wesentlichen Aufgaben des PDR’s sind:




Überprüfung/Gewährleistung
der
Vereinbarkeit
von
lokalen
Plänen/Maßnahmen mit den nationalen Plänen/Vorgaben,
Überprüfung/Gewährleistung der Kohärenz der lokalen Pläne/Maßnahmen
und
Förderung des Erfahrungsaustauschs zwischen den 39 Einzelprojekten und
Unterstützung bei der Umsetzung der Einzelmaßnahmen.
Auf lokaler Ebene Rijkswaterstaat,
Rijkswaterstaat ist dem Ministerie van Infrastructuur en Milieu zugehörig und als
solches für den Bau und die Instandhaltung der niederländischen Wasserverkehrswege verantwortlich.
Im Rahmen des Programms ist Rijkswaterstaat zusammen mit den Provinzen, den
Water Boards und den Kommunen für die Planung, Abstimmung und Umsetzung
der Einzelprojekte zuständig.

Das Q-Team (gegründet 2006) und
Das Q-Team berät als unabhängige Instanz das Ministerie van Infrastructuur en
Milieu einschließlich Rijkswaterstaat hinsichtlich der landschaftsarchitektonischen
Qualität der 39 Einzelprojekte. Im Q-Team sind ein Stadtplaner, ein Ökologe, ein
Limnologe und ein Hydrologe vertreten. Den Vorsitz hat ein Landschaftsarchitekt.
In der Kommunalplanungsphase wurden die 39 Einzelprojekte jeweils viermal
durch das Q-Team beraten. Adressaten und Verbindlichkeit der vom Q-Team
formulierten Empfehlungen unterscheiden sich wie folgt:

Die Empfehlungen der ersten drei Konsultationen gingen in erster Instanz
dem PDR (einschließlich Rijkswaterstaat) zu. Das PDR bat daraufhin die
jeweils verantwortlichen Lokalpolitiker und/oder Projektmanager um eine
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
42
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa


43
formale Stellungnahme, in der sie darlegten, wie sie die Vorschläge des QTeams bewerten und ob bzw. wie sie die Empfehlungen im Planungsprozess
berücksichtigen wollten. Abschließend entschied das PDR, inwieweit die
Empfehlungen für den weiteren Planungsprozess als verbindlich anzusehen
seien.
Die Empfehlungen der vierten und letzten Konsultation gingen in die von
den 39 Einzelprojekten entworfenen Masterpläne ein, auf deren Grundlage
das Ministerie van Infrastructuur en Milieu abschließend über die Umsetzung (Umfang, Budget etc.) befand.
Auf lokaler Ebene die fünf Provinzen, die zwölf Water Boards und die 60
Kommunen.
Insgesamt erfolgen Konzeption, Planung und Durchführung in einer Kombination aus topdown und bottom-up Ansatz. Regierung und Parlament geben mit dem Planfeststellungsbeschluss Ruimte voor de Rivier den grundsätzlichen Rahmen vor und übernehmen
dessen Finanzierung. Provinzen und Kommunen sind für die Detailplanung und Umsetzung verantwortlich. Sie erhalten so die Möglichkeit, ihre eigenen landschaftsarchitektonischen Vorhaben mit dem übergeordneten Programm zu verbinden und zu
finanzieren.
Grundlegend für den Landerwerb waren die geltenden niederländischen Rechtsvorschriften. Sie sehen u. a. vor, dass Flächen, die kurz-, mittel- und/oder langfristig dem
Hochwasserschutz dienen sollen

Von Nutzungen ausgeschlossen werden können, die den geplanten Maßnahmen
entgegen stehen und

Im öffentlichen Interesse durch Enteignung erworben werden können, wenn eine
gütliche Einigung zwischen den Beteiligten nicht erreicht werden kann.
Der Planungsprozess dauerte ca. neun Jahre, wobei die folgenden Planungsphasen in
Regionalplanungsphase (2000 bis 2006) und Kommunalplanungsphase (2006 bis 2009)
zu unterscheiden sind.
Zu den wichtigsten Meilensteinen der Regionalplanungsphase zählen:

Softwaregestützte Analyse der Auswirkungen des geplanten Maßnahmenpaketes;

Landesweite Inventarisierung potentiell geeigneter Flussabschnitte (im Ergebnis
mehr als 600) für die Umsetzung einer oder mehrerer Maßnahmen aus dem
Gesamtpaket;

Besichtigung der Ortslagen und Identifizierung von Schnittstellen zwischen den
potentiellen Hochwasserschutzmaßnahmen und existierenden landschaftsarchitektonischen Vorhaben;

Durchführung einer Designstudie, deren Cluster- und Szenarioanalysen unterschiedliche Strategien und Maßnahmenkombinationen entwarf, die eine gleichermaßen effektive und effiziente Zielerreichung ermöglichen;

Entwurf und Veröffentlichung des nationalen Planfeststellungsbeschlusses Ruimte
voor de Rivier (15. April 2006);
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
43
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
44

Konsultation der Öffentlichkeit sowie weiterer öffentlicher Instanzen wie z. B. des
Environmental Impact Statement Committee, woraufhin weitere Studien notwendig waren (z. T. auch als Reaktion auf Einwände der Öffentlichkeit) und

Verabschiedung des Programms/Planfeststellungsbeschlusses Ruimte voor de
Rivier durch das niederländische Parlament (19. Dezember 2006).
In der anschließenden Kommunalplanungsphase ging die Verantwortung auf die 39
Einzelprojekte über. Sie entwickelten in den Folgejahren in enger Abstimmung mit dem
Q-Team und den jeweiligen nationalen/regionalen Akteuren die Masterpläne zur
Implementierung der beschlossenen Einzelmaßnahmen. Dabei erhielten die lokalen
Planer vielfach Freiräume für die Berücksichtigung örtlicher Gegebenheiten und Besonderheiten. Insbesondere waren sie dazu aufgefordert, ergänzende und/oder alternative Maßnahmen vorzuschlagen, die die Effizienz, Effektivität und/oder landschaftsarchitektonische Qualität erhöhen.
Ferner war auch in der Kommunalplanungsphase die Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung obligatorisch. Derart bekam die Öffentlichkeit wiederholt die Möglichkeit,
sich am Planungsprozess zu beteiligen.
Pläne und Dokumente
Die folgenden Arten von Plänen waren u. a. notwendig:

Planungsfeststellungsbeschlüsse (national/lokal),

Landschaftsarchitektonische Masterpläne,

Flächennutzungspläne und

Umweltverträglichkeitsprüfungen.
Die (sektoralen) Fachplanungen waren integrale Bestandteile der Bearbeitung der landschaftsarchitektonischen Masterpläne.
Das Projekt ist nicht Bestandteil übergeordneter Pläne.
Genehmigungen
Die folgenden Arten von Genehmigungen waren u. a. notwendig:

Genehmigungen zur Umnutzung des Deichvorlandes und

Genehmigung zur Absenkung (Erdaushub) des Deichvorlandes.
Implementierungsprozess
Das Maßnahmenpaket des Revitalisierungsprogramms umfasst die folgenden Maßnahmen, die den jeweiligen Flüssen einzeln oder in Kombination mehr Raum geben
sollen.

Absenkung des Deichvorlandes,

Rückverlegung der Deiche,

Entpolderung,

Vertiefung des Sommerbettes,

Absenkung der Buhnen,

Beseitigung von Hindernissen (Querbauwerken),
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
44
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
45

Nebenrinnen (Bypass) und

Verstärkung der Deiche. Deichverstärkungen sind nur vorgesehen, wenn die zuvor
genannten Maßnahmen ungeeignet sind oder zu teuer wären.
Unterhaltung
Infolge der Revitalisierungsmaßnahmen werden voraussichtlich zusätzliche Instandhaltungskosten i. H. v. 150 Mio. bis 200 Mio. € entstehen. Die jährlich anfallenden Instandhaltungskosten liegen somit bei durchschnittlich 7,3 Mio. €. Ihre Finanzierung ist
allerdings noch offen.
Erfolgsermittlung
Die Evaluierung des Revitalisierungsprogramms obliegt einem eigens dafür gegründeten
Komitee, dem Ruimte voor de Rivier Audit Committee. Dieses Komitee hat einen
Revisionsplan aufgestellt, der nicht nur das Programm einer regelmäßigen Prüfung unterzieht, sondern auch sich selbst.
Außerdem werden in so genannten Re-Audits die Vorgaben vorheriger Projektplanungsphasen wiederholt auf ihre Aktualität und ihr Verbesserungspotential überprüft. So soll
gewährleistet werden, dass z. B. technische Neuerungen schnellstmöglich Berücksichtigung finden, was wiederum die Effektivität und Effizienz der Projektumsetzung
steigern soll.
Darüber hinaus werden auch Meinungen externer Experten hinzugezogen. Dazu gehören
z. B. das Q-Team bei landschaftsarchitektonischen Fragen oder das Forschungsinstitut
Deltares bei gewässerspezifischen Fragen.
Vor dem Hintergrund, dass die Umsetzungsphase erst 2009 begann und noch bis 2015
andauern wird, ist die Akzeptanz der Einzelprojekte in der Bevölkerung nur schwer zu
beurteilen. Insgesamt variieren die Reaktionen zwischen Widerstand und Unterstützung.
Dort, wo sich Widerstand formierte, wurde viel Energie und Zeit aufgewendet, um einvernehmliche Lösungen zu finden.
Beteiligung
Alle 39 Einzelprojekte verfügen über individuelle Projektkonsortien. Veränderungen in der
Zusammensetzung sind nicht auszuschließen.
Die folgenden Stakeholder werden an der Planung und Umsetzung des Programms beteiligt:

Öffentliche Institutionen, wie z. B. die niederländische Regierung und das Parlament, die Provinzen sowie die Kommunen;

NGO’s, wie z. B. Naturschutzorganisationen und

Private Institutionen, wie z. B. Unternehmen die sich lokal engagieren.
Zur Identifizierung der vom Revitalisierungsprogramm betroffenen Personen,
Organisationen und Institutionen wurden zu Beginn der beiden Planungsphasen
(national/lokal) Stakeholderanalysen durchgeführt.
In der Regionalplanungsphase war die niederländische Regierung für die Öffentlichkeitsarbeit und Öffentlichkeitsbeteiligung verantwortlich. Letztere erfolgte vor allem durch die
Veröffentlichung der Entwurfsfassung des nationalen Planungsfeststellungsbeschlusses
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
45
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
46
Ruimte voor de Rivier. Die hieraus hervorgegangenen 2.843 Stellungnahmen fanden im
weiteren Gesetzgebungsverlauf Berücksichtigung.
In den nachgelagerten Phasen geht die Verantwortung auf die regionalen oder lokalen
Instanzen über. Angesichts der Vielzahl an Einzelprojekten fielen die Öffentlichkeitsbeteiligung und ihre Ergebnisse sehr unterschiedlich aus.
Finanzierung
Folgende Kosten entstehen während des Programms:
Planstudien (z. B. Kosten der Regionalplanungsphase)
Kommunalplanungsphase
Umsetzungsphase
57 Mio. €
(5% der Gesamtkosten)
1,779 Mrd. €
Verteilung auf die Bauabschnitte:
Obere Rhein/Waal (bis Nijmegen), Pannerden Kanal,
Untere Rhein (bis Arnheim/Driel) und Ijssel (bis
Autobahnbrücke A12)
414 Mio. €
Waal (von Nijmegen bis Gorinchem)
117 Mio. €
Waal und Nebenflüsse (von Gorinchem und Heusden
bis zur Mündung)
579 Mio. €
Untere Rhein (Arnheim/Driel) und Lek
173 Mio. €
Ijssel
496 Mio. €
Zuzüglich sonstiger Kosten und einer Reserve unvorhersehbare Kosten
558 Mio. €
GESAMT
2,394 Mrd. €
Die Finanzierung des Programms Ruimte voor de Rivier erfolgt überwiegend aus dem
Infrastrukturfond des Ministerie van Infrastructuur en Milieu, ergänzt von Fördermitteln
aus den Strukturfonds der Europäischen Union.
Weiten die verantwortlichen Lokalpolitiker und/oder Projektmanager das im Planfeststellungsbeschluss festgesetzte Maßnahmenpaket aus, müssen sie die dadurch entstehenden Zusatzkosten selbst (öffentlich/privat) kofinanzieren.
Ruimte voor de Waal
Projektgrundlagen
Lage – Das Fallbeispiel Ruimte voor de Waal (Raum für die Waal) konzentriert sich auf
den Abschnitt der Waal zwischen der Stadt Nijmegen und der Gemeinde Lent. Diese
beiden Orte liegen in der niederländischen Provinz Gelderland unweit der deutschniederländischen Grenze.
Träger - Die Projektträger sind die Stadt Nijmegen und das Ministerie van Infrastructuur
en Milieu.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
46
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
47
Projektdauer - Das Revitalisierungsprojekt begann 2000 und wird voraussichtlich 2015
abgeschlossen.
Chronologie - Die bisherigen Meilensteine des Projektes sind:
2000 - 2006
19.12.2006
Regionalplanungsphase
Erlass des Planungsfeststellungsbeschlusses (PFB) durch die
niederländische Regierung und das niederländische Parlament
2007 - 2011
Kommunalplanungsphase
2009 - 2015
Umsetzungsphase
Fläche - Das Projekt erstreckt sich über ca. 3 km und insgesamt 90 ha am rechten Ufer
der Waal. Die einbezogene Wasserfläche umfasst 30 ha.
Projektkosten - Gemäß
ca. 365 Mio. € betragen.
des
aktuellen
Planungsstands
werden
die
Projektkosten
Projektdetails
Städtebauliche Situation
Räumliche Abschnitte - In Abhängigkeit von der Funktion gliedert sich das Projektgebiet in die folgenden räumlichen Abschnitte:

Wohnbauflächen und
Im Zentrum der Insel wird ein Wohngebiet entstehen.

Grün-/Naturschutzfläche.
Der Großteil der Insel ist als Grün- und/oder Naturschutzfläche (Vogel-/FFHSchutzgebiet) ausgewiesen, die siedlungsnah Raum für Freizeit- und Erholungsaktivitäten bietet.
Städtebaulich gliedert sich das Projektgebiet in die folgenden räumlichen Abschnitte:

Baufläche (20 ha),

Grünfläche (70 ha) und

Wasserfläche (30 ha).
Verflechtungen - Zwischen dem Projektgebiet, der unmittelbaren Umgebung und dem
Stadtzentrum bestehen Verflechtungen der folgenden Art:

Physische Verflechtungen - Parallel zum Projekt Ruimte voor de Waal setzt
Nijmegen ein weiteres Stadtentwicklungsvorhaben namens Waalsprong um, in
dessen Rahmen am rechten Waalufer, unmittelbar gegenüber dem aktuellen
Stadtzentrum, ein neuer Stadtteil mit ca. 12.000 Wohneinheiten entstehen soll.
Nach der Fertigstellung beider Projekte wird die Insel zum neuen Zentrum von
Nijmegen mit attraktiven Wohnlagen und Raum für vielfältige Erholungsaktivitäten. Die Insel als neues Stadtzentrum, der neue Stadtteil und das alte Stadtzentrum werden durch zwei Brücken miteinander verbunden und so zu einer
neuen Einheit verflochten.

Soziale Verflechtungen - In der Vergangenheit gab es aufgrund lokaler Handelsbeziehungen immer eine starke Verbindung zwischen der Stadt Nijmegen und der
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
47
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
48
am gegenüberliegenden Ufer gelegenen, ländlich geprägten Gemeinde Lent.
Jedoch blieben auch die allgemein verbreiteten Rivalitäten zwischen Stadt- und
Landbevölkerung nicht aus. Mit dem Zusammenschluss sollen sie endgültig überwunden werden.

Mentale Verflechtungen - Ein Leitspruch der Stadtentwicklung Nijmegens ist:
„Nijmegen umarmt die Waal“. Demnach soll der Fluss ein Teil der Stadt werden
anstatt dessen Grenze.
Bedeutung des Standortes - Derzeit hat die unmittelbare Umgebung der Waal keine
städtebauliche Funktion. Sie dient ausschließlich landwirtschaftlichen Zwecken. Nach der
Transformation wird die Insel mit ihrem Wohngebiet und den multifunktionalen Grünflächen das neue Zentrum der Stadt Nijmegen bilden und deren urbane Qualitäten deutlich erhöhen.
Idee, Vision und Ziele
Vision, Idee - Einleitend ist hier anzumerken, dass die Waal zwischen Nijmegen und
Lent den so genannten Veur-Lent Flaschenhals passieren muss, einen Engpass von lediglich 350 m Breite. Dieser Abschnitt ist dadurch eine kritische Passage im Fließgewässersystem der Niederlande.
Mit dem Projekt Ruimte voor de Waal verfolgt Nijmegen die Vision, der Waal bei gleichzeitiger Verbesserung der städtebaulichen Qualität mehr Raum zu geben. Nijmegens
Vision hebt sich damit kaum vom Leitgedanken des Rahmenprogramms ab. Einen entscheidenden Unterschied gibt es jedoch: Während die nationalen Akteure den Hochwasserschutz dem Städtebau vorziehen, legt Nijmegen seinen Fokus ehr auf den Beitrag
zur städtebaulichen Qualität.
Zielspektrum - Das Zielspektrum des Projektes Ruimte voor de Waal wird von dem
Interviewpartner wie folgt beschrieben:

Das wichtigste ökologische Ziele ist es, dem Ökosystem Waal durch die Verbindung des östlichen und westlichen Flussbettes mehr Raum zu geben.

Das wichtigste ökonomische Ziel ist der Schutz der Stadt Nijmegen vor zukünftigen Hochwasserkatastrophen und ihren ökonomischen Folgen.

Das wichtigste städtebauliche Ziel ist die Schaffung von zusätzlichem öffentlichen
Raum, der zugleich als „Schmelztiegel“ die bisher getrennten nördlichen und südlichen Stadtteile Nijmegens miteinander verbinden soll.

Das wichtigste soziale Ziel ist der Schutz der Bevölkerung.
Die dominante Zieldimension ist nach Aussagen des Interviewpartners der Schutz der
Bevölkerung im Ballungsgebiet von Nijmegen.
Rolle des Flusses im Rahmen des Projektes - Die Waal ist ein wichtiger Binnenschifffahrtsweg für Güter, durch den Deutschland mit den Seehäfen am Rheindelta verbunden
ist. Ein kritischer Faktor des Projektes war es daher, die Schiffbarkeit der Waal weiterhin
zu gewährleisten. Als Personenverkehrsweg ist die Waal von untergeordneter Bedeutung.
Jedoch wird der Hochwasserbypass, der im Rahmen des Projektes angelegt wird, aufgrund seiner geringeren Strömung für alle Wassersportarten nutzbar sein. Ferner werden
durch das Projekt die Grünflächen im Osten Nijmegens mit denen im Westen verbunden.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
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Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
49
Dies kommt dem Uferökosystem zugute und schafft zugleich Raum für naturnahe Freizeitnutzungen.
Projektinitiatoren/„Die treibenden Kräfte“
Die Projektidee entstand in zwei aufeinander aufbauenden Planungsprozessen: Zunächst
entschieden die niederländische Regierung, das Parlament und das Ministerie van
Infrastructuur en Milieu, der Waal durch die Rückverlegung des Deiches bei Lent mehr
Raum zu geben. Basierend auf diesem Beschluss und unter Berücksichtigung der darin
enthaltenen Vorgaben entwarf die Stadt Nijmegen anschließend die Projektidee. Dazu ist
anzumerken, dass die Stadt und ihre Bürger anfangs gegen den Beschluss der Regierung
opponierten. Der Grund dafür war, dass im Zuge der Deichrückverlegung 50 Häuser abgerissen werden müssen.
Die Verantwortung für die Projektumsetzung war zum Zeitpunkt des Interviews noch
Gegenstand von Verhandlungen. Aus deren bisherigen Verlauf schloss der Interviewpartner jedoch, dass wahrscheinlich die Stadt Nijmegen für die Durchführung verantwortlich sein wird. Beworben wird das Projekt ebenfalls durch die Stadt Nijmegen. Zusammen
mit den übergeordneten Instanzen, die den Programmverlauf vorgeben, hält Nijmegen
das Projekt auch am Leben.
Planung und Implementierung
Planungsprozess
Die niederländische Regierung und das Parlament erließen das Programm Ruimte voor de
Rivier als Planungsfeststellungsbeschluss (12/2006). Es entfaltet damit die Wirkung eines
Gesetzes und bildet die rechtliche Grundlage für alle darin vorgesehenen Einzelvorhaben,
so auch für das Projekt Ruimte voor de Waal.
Die Entscheidungen werden von den folgenden Akteuren getroffen:

Der niederländischen Regierung und dem niederländischem Parlament als die verantwortlichen Instanzen für das übergeordnete Revitalisierungsprogramm;

Der Provinz Gelderland als verantwortliche Instanz für regionale Prozesse, z. B. die
Umweltverträglichkeitsprüfung;

Der Wasserbehörde als verantwortliche Instanz für die Deichrückverlegung und

Der Stadt Nijmegen.
Die Lenkungsgruppe des Projektes setzte sich aus Vertretern der vorstehenden Entscheidungsträger zusammen. Gemeinsam stimmten sie ihr Vorgehen ab, diskutierten
strittige Fragen und beschlossen die wichtigsten Planungsentscheidungen. Nach Abschluss der Planungsphase löste sich die Lenkungsgruppe vorerst auf. Die
organisatorische Gestaltung der Umsetzungsphase wird noch verhandelt.
Der Landerwerb erfolgt durch die Stadt Nijmegen, finanziert von der niederländischen
Regierung. Das Verfahren ist identisch mit dem des übergeordneten Programms: Kann
sich die Stadt mit dem Eigentümer nicht auf den Verkauf einigen, wird dieser im
öffentlichen Interesse zwangsenteignet.
Der Planungsprozess (Kommunalplanung) dauerte vier Jahre.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
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Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
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Pläne und Dokumente
Zentrales Planungsdokument ist der städtebauliche Masterplan, dessen Erstellung die
Stadt Nijmegen im Dezember 2007 abschloss.
Maßgeblich für die Projektplanung war der nationale Planungsfeststellungsbeschluss
(12/2006). Eine informelle Planung gab es nicht.
Es war keine Art von Fachplanung notwendig, denn sie ist ein integrativer Bestandteil des
Masterplans.
Das Projekt ist Bestandteil des übergeordneten Programms Ruimte voor de Rivier. Wie
vom Programm beabsichtigt, verknüpft die Stadt Nijmegen das Projekt zudem mit
weiteren Vorhaben der Stadtentwicklung, wie zum Beispiel dem Projekt Waalsprong. Dies
ist eines von mehreren Projekten der aktuellen Stadtentwicklungsstrategie, die unter
dem Motto „Nijmegen umarmt die Waal“ nach Lösungen für das Wachstum der Stadt
suchen.
Genehmigungen
Zu den notwendigen Genehmigungen liegen keine Angaben vor.
Implementierungsprozess
Während der Umsetzungsphase (2011 bis 2015) wird zunächst am rechten Waalufer der
Deich um 350 m landeinwärts verlegt. Anschließend entsteht im neu gewonnen Deichvorland ein Hochwasserbypass. Zusammengenommen bewirken die Maßnahmen die Aufweitung des zuvor stark verengten Abflussquerschnitts und Absenkung des Wasserspiegels, was die Fließgewässer zwischen Pannerden und Nijmegen spürbar entlasten
soll.
Ein wesentlicher Nachteil des Projektes besteht darin, dass seine Realisierung den Abriss
von 50 Häusern erfordert, die teilweise zum kulturellen Erbe der Niederlande zählen.
Unterhaltung
Nach dem Projektende sind die folgenden Akteure für die Unterhaltung zuständig:

Das Ministerie van Infrastructuur en Milieu für die Waal und den Hochwasserbypass,

Die Wasserbehörde für die Deichanlagen,

Die Forstbehörde für die Grün- und Naturschutzflächen und

Die Stadt Nijmegen für die städtebauliche Infrastruktur der Insel.
Erfolgsermittlung
Zum Zeitpunkt des Interviews befand sich das Projekt im Übergang zur Umsetzungsphase. Der bis dahin erzielte Projektfortschritt wurde keiner separaten Evaluierung unterzogen.
Beteiligung
Abgesehen vom Übergang der Planungsverantwortung auf die Kommunen
2006/Anfang 2007 ergaben sich keine Änderungen in der Akteurskonstellation.
Ende
Die folgenden Stakeholder werden an der Projektplanung und -umsetzung beteiligt:
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
50
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa

Die Eigentümer der zum Abriss vorgesehenen Häuser,

Die so genannte „Plattform Lent“ (formelle Beteiligung) und
51
Über die Plattform organisieren sich die Einwohner der Gemeinde Lent. Sie erhalten Zugang zu allen projektbezogenen Informationen und können darüber
hinaus Stellungnahmen zu den einzelnen Projektentscheidungen formulieren.

Einige weitere Organisationen, wie z. B. Wassersportvereine und Umweltschutzgruppen (informelle Beteiligung).
Sie werden über Informationsveranstaltungen, Newsletter, Webseiten etc. am
Projektverlauf beteiligt.
Die Öffentlichkeit wird analog zu den sonstigen Organisationen an allen Projektphasen
beteiligt. Allerdings ließen die engen Vorgaben des nationalen Planungsfeststellungsbeschlusses den lokalen Akteuren nur wenig Gestaltungsspielraum. Der anfängliche
Widerstand gegen das Projekt und den damit verbundenen Abriss von 50 Häusern konnte
durch die Aufklärung der Öffentlichkeit überwunden werden.
Seit Beginn der Kommunalplanungsphase ist die Stadt Nijmegen für die Öffentlichkeitsbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. Zuvor nahm das Ministerie von
Infrastructuur en Milieu diese Aufgaben wahr.
Finanzierung
Die Finanzierung des Projektes Ruimte voor de Waal erfolgt aus dem Infrastrukturfond
des Ministerie van Infrastructuur en Milieu, ergänzt von Fördermitteln aus den Strukturfonds der Europäischen Union. Allerdings stand zum Zeitpunkt des Interviews noch nicht
fest, ob das Ministerie van Infrastructuur en Milieu die Projektkosten tatsächlich im vollen
Umfang übernehmen wird. Ist dies nicht der Fall, muss die Stadt Nijmegen die fehlenden
Mittel unter Umständen öffentlich oder privat kofinanzieren.
2.4.2
Abbildung 3
Großereignis als Ausgangspunkt
Lage der Fallbeispiele zum Thema Großereignis als Ausgangspunkt
Quelle: IIRM, ESRI
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
51
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
52
Parque das Nações
Projektgrundlagen
Lage – Der Parque das Nações (Park der Nationen) liegt zwischen den beiden
portugiesischen Städten Lissabon und Loures am Ufer des Trancão und des Tejo.
Träger - Der Projektträger ist Parque EXPO’98 SA, eine private Entwicklungsgesellschaft,
die in der Metropolregion Lissabon auf dem Gebiet der Stadterneuerung und -entwicklung
tätig ist. Anteilseigner sind der portugiesische Staat als Mehrheitseigner sowie die Städte
Lissabon und Loures.
Projektdauer - Das Projekt begann 1993 und sollte im Jahr 2010 abgeschlossen
werden. Zum Zeitpunkt des Interviews stand jedoch bereits fest, dass die Parque
EXPO’98 den ursprünglichen Zeitplan aufgrund der Auswirkungen der Weltfinanzkrise
nicht einhalten kann.
Chronologie - Die bisherigen Meilensteine des Projektes waren:
1993 - 1998
05/1998 – 09/1998
10/1998
1998 - 2010
Phase vor der Expo
EXPO’98, Weltausstellung in Lissabon
Neueröffnung des
Parque das Nações
Ausstellungsgeländes
als
Bestandteil
des
Phase nach der Expo
Fläche - Der Parque das Nações erstreckt sich über ca. 5 km und insgesamt 340 ha am
rechten Ufer des Tejo. Die involvierte Wasserfläche umfasst 90 ha.
Projektkosten - Entsprechend der ursprünglichen Pläne werden sich die Projektkosten
ca. 2,075 Mrd. € belaufen.
Projektdetails
Städtebauliche Situation
Räumliche Abschnitte - In Abhängigkeit von der Funktion gliedert sich das Projektgebiet in die folgenden räumlichen Abschnitte:

Wohnbauflächen,
Im Norden des Projektgebietes entstanden u. a. soziale Wohneinheiten.

Gewerbeflächen,
Dazu zählen u. a. ein Hotel im Turm Torre Vasco da Gama, ein multifunktionelles
Veranstaltungszentrum im Atlantikpavillon (Pavilhão Atlantico) und das
Ozeanarium (Oceanário).

Verkehrsflächen,
Hierzu gehören neben einigen Verbindungsstraßen auch ein Bahnhof und die
Brücke Ponte Vasco da Gama über den Tejo.

Flächen für den Gemeinbedarf und
Hierzu zählen das Museum für Wissenschaft und Technologie (Pavilhão do
Conhecimento - Ciência Viva) und das Theater Teatro Camões.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
52
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa

53
Sonderflächen, die der Erholung dienen.
Hierzu gehören die öffentlichen Park- und Grünflächen, die die entstandenen Gebäude umgeben.
Bei der Gestaltung des Projektgebietes lag der Fokus auf Multifunktionalität. So entstand
ein Stadtquartier, das mit seinen Wohn-, Dienstleistungs-, Einzelhandels- und Freizeiteinrichtungen alle grundlegenden urbanen Funktionen bereithält. Zudem befinden sich in
der unmittelbaren Umgebung weitläufige Park- und Grünanlagen sowie ein Sport- und
Freizeithafen.
Städtebaulich gliedert sich das Projektgebiet in die folgenden räumlichen Abschnitte:

Baufläche (230 ha),

Grünfläche (110 ha) und

Wasserfläche (90 ha).
In Abhängigkeit von der Einbindung des Flusses gliedert sich das Projektgebiet in die
folgenden räumlichen Abschnitte:

Abschnitte mit unmittelbarem Bezug zum Fluss und
Hierzu gehören der Hafen mit ca. 500 Anlegestellen, die Uferpromenade und die
öffentlichen Park- und Grünflächen.

Abschnitt ohne direkten Bezug zum Fluss.
Hierzu gehören u. a. das Hotel, die Wohngebäude und die Pavillons.
Nicht zuletzt aufgrund des Themas der Weltausstellung „The Oceans, a Heritage for the
Future” war das Medium Wasser von zentraler Bedeutung für das Projekt. Infolgedessen
wurden im Vorfeld der Expo umfangreiche Maßnahmen unternommen, um die Flüsse
Trancão und Tejo zu revitalisieren.
Verflechtungen - Zwischen dem Expogelände, der unmittelbaren Umgebung und dem
Stadtzentrum bestehen Verflechtungen der folgenden Art:

Physische Verflechtungen - Die Brücke Ponte Vasco da Gama, verschiedene Verbindungsstraßen und das Wegenetz des angrenzenden Parque das Nações verbinden das Expogelände mit der unmittelbaren und mittelbaren Umgebung
Lissabons. Ferner ist der Parque das Nações Teil eines erweiterten Grünkorridors,
der sich entlang des Tejos erstreckt.

Soziale Verflechtungen - In unmittelbarer Nachbarschaft zum Expogelände befinden sich Quartiere mit zahlreichen Sozialwohnungen. Ein erklärtes Ziel des
Projektes war es, auch zu diesen Stadtvierteln starke Verbindungen herzustellen
und ihnen einen breiten Zugang zur neu geschaffenen öffentlichen Infrastruktur zu
gewähren.

Funktionale Verflechtungen - Das Expogelände war vor der Projektumsetzung verkehrstechnisch schlecht angebunden und lediglich über eine ungenügend ausgebaute Straße im Süden zu erreichen. Im Norden, Osten und Westen bildeten der
Trancão, der Tejo und Portugals wichtigste Bahntrasse unüberwindbare Barrieren.
Diesen Mangel behoben die Projektverantwortlichen durch den Ausbau des innerstädtischen Straßen- und Bahnnetzes sowie durch den Bau der Brücke Ponte
Vasco da Gama.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
53
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa

54
Mentale Verflechtungen - Auf den funktionalen Wandel folgte ein mentaler Wandel.
So werden das Expogelände und der Parque das Nações seitdem als zweites
Stadtzentrum wahrgenommen, und beide gelten heute als Lissabons modernes
Gesicht.
Bedeutung des Standortes – Als das neue Stadtzentrum im Nordosten Lissabons sind
das Expogelände und der Parque das Nações von hoher Bedeutung. Die neu entstandenen Wohn-, Gewerbe- und Grünflächen werten nicht nur das Stadtquartier und
dessen unmittelbare Umgebung auf, sondern sind ein wesentlicher Beitrag zur gesamten
Stadt- und Regionalentwicklung. Insbesondere im Tourismus setzt das Ausstellungsgelände neue Akzente, wodurch zunehmend auch Touristen aus dem Ausland in die
Region reisen.
Idee, Vision und Ziele
Vision, Idee – Ziel des Projektes war es, die Industriebrache ökologisch und städtebaulich aufzuwerten. Anwohner und Touristen sollten wieder die Möglichkeit erhalten, die
innerstädtischen Ufer des Trancão und des Tejo zu genießen. Gleichzeitig ist das Projekt
ein Beitrag zur Diversifizierung und Stärkung der regionalen Wirtschaftskraft. Ohne die
Weltausstellung als Sprungbrett wäre das Revitalisierungsvorhaben rund um den Parque
das Nações nicht so schnell und umfangreich realisierbar gewesen.
Zielspektrum - Das Zielspektrum des Expogeländes wird von dem Interviewpartner wie
folgt beschrieben:

Das wichtigste ökologische Ziel war es, das Expogelände und seine Infrastruktur
im Einklang mit der Umwelt zu entwickeln. In Abstimmung mit dem Nachhaltigkeitskonzept der Stadt Lissabon entwarf die Parque EXPO 98 einen projekteigenen
Umweltmonitoringplan sowie eine Umweltschutzstrategie. Letztere sah u. a. die
folgenden Maßnahmen vor: Verbesserung der Wasserqualität im TejoEinzugsgebiet, umweltgerechte(r) Abbruch und Sanierung der Brache, Installation
von Lärmschutzvorrichtungen, Errichtung von besonders energieeffizienten Gebäuden und Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs.

Das wichtigste ökonomische Ziel war die Erfüllung der Anforderungen der
portugiesischen Mittelschicht an das Leben in der Stadt mit der EXPO’98 als
Marketinginstrument.

Das wichtigste städtebauliche Ziel war es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es
Lissabon ermöglichen, mit anderen europäischen Großstädten zu konkurrieren.
Neben der verbesserten Verkehrsinfrastruktur beinhaltete dies auch die Entwicklung einer neuen Polyzentralität in der Lissabonner Metropolregion verbunden
mit einer hohen Qualität städtischen Lebens.

Die wichtigsten sozialen Ziele waren die Schaffung von öffentlichen Räumen, die
als Begegnungsstätten dienen, und die Erhöhung des sozialen Standards, um der
seinerzeit zunehmenden Stadtflucht entgegenzuwirken.
Die dominante Zieldimension ist nach Aussagen des Interviewpartners das städtebauliche
Ziel.
Rolle des Flusses im Rahmen des Projektes - Durch die Verbesserung der Wasserqualität trug das Projekt zum Erhalt der angrenzenden Flussökosysteme bei. Aufgrund
der schwierigen Tiefenverhältnisse ist der Tejo als Verkehrsweg für Güter nicht geeignet.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
54
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
55
Das anfängliche Vorhaben, Fährverbindungen einzurichten, ließ sich nicht umsetzen, so
dass der Trancão und der Tejo vorrangig der Freizeit- und Touristenschifffahrt dienen.
Demnach lag der Fokus des Projektes auf der Nutzung und Gestaltung der Uferzonen.
Projektinitiatoren/„Die treibenden Kräfte"
Die Projektidee entwickelten der portugiesische Staat zusammen mit den Städten
Lissabon und Loures. Alle weiteren Aufgaben übernahm die Entwicklungsgesellschaft
Parque EXPO’98.
Planung und Implementierung
Planungsprozess
Die rechtliche Situation prägen u. a. die folgenden Gesetze bzw. Verordnungen mit
Gesetzeskraft:

Beschluss Nr. 15/93: Gründung des Generalkommissariats der Weltausstellung
EXPO’98 (8. März 1993),

Verordnung Nr. 87/93: Klassifizierung und Abgrenzung der Flächennutzung (23.
März 1993),

Verordnung Nr. 88/93: Gründung der Entwicklungsgesellschaft Parque EXPO 98
(23. März 1993),

Verordnung Nr. 207/93: Überschreibung des Grundbesitzes auf die Parque
EXPO 98 (14. Juni 1993);

Verordnung Nr. 289/95: Berechtigung der Parque EXPO 98 zur Durchführung von
Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität des Trancão (10. November
1995).
Alle Entscheidungen, von der Konzeption über die Planung bis hin zur Durchführung,
wurden von der Parque EXPO’98 getroffen.
Eine gesonderte Lenkungsgruppe gab es nicht.
Der Grundbesitz des Parque das Nações verteilte sich auf 14 Privathaushalte und die Anteilseigner der Entwicklungsgesellschaft. Der Landerwerb erfolgte privatwirtschaftlich und
zu marktüblichen Konditionen. Nach Abschluss der Aufwertung bot die Parque EXPO’98
die Immobilien einschließlich Grundbesitz zum Verkauf an.
Der Planungsprozess ist vor der EXPO vergleichsweise schnell abgeschlossen worden.
Nach der Weltausstellung verliefen die Planungsprozesse wieder in den normalen
Bahnen.
Pläne und Dokumente
Zentrales Planungsdokument war der Masterplan, der die Nutzung des Expogeländes und
des Parque das Nações vor und nach der Weltausstellung festschrieb.
Es war keine gesonderte Art von Fachplanung notwendig.
Zunächst ist das Expogelände einer von sechs Detailplänen des Revitalisierungsprojektes
Parque das Nações (Zentrum (DP1), Ausstellungsareal (DP2), Südareal (DP3), Nordareal
(DP4), Sacavém Areal (DP5) sowie Stadtpark Parque do Tejo e Trancão (DP6)). Der
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
55
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
56
Parque das Nações ist seinerseits wiederum Bestandteil der folgenden übergeordneten
Planungsprozesse:

Plano Regional de Ordenamento do Território da Área Metropolitana de Lisboa
(PROTAML),
Portugals Regierung beschloss den PROTAML 1990. Er sah Projekte vor, die einen
signifikanten Beitrag zur positiven Entwicklung der Metropolregion Lissabon leisten
sollten.

Plano Estrategia de Lisboa (PEL, 1992) und Plano Director Municipal (PDM, 1994).
PEL und PDM ergänzen sich gegenseitig und wurden deshalb gleichzeitig verwirklicht. Sie identifizierten als die wichtigsten Herausforderungen der Metropolregion
Lissabon:




Förderung der Zuwanderung und Verjüngung der Bevölkerung,
Verbesserung der lokalen Zugänglichkeit und Mobilität,
Erhöhung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit und
Verbesserung der Attraktivität als Wohn- und Arbeitsort.
Die übergeordneten Planungsprozesse zielten darauf ab, Lissabon zur Atlantikhauptstadt
Europas zu machen. Die Weltausstellung ist nicht nur ein Teil der Stadterneuerung
Lissabons, sondern sie gilt allgemein als ihr Katalysator.
Genehmigungen
Keine zusätzlichen Angaben, außer dass in der Phase vor der Weltausstellung zur Beschleunigung der Planungs- und Implementierungsprozesse Ausnahmegenehmigungen
ergingen.
Implementierungsprozess
Die Meilensteine des Implementierungsprozesses waren:
1993
Einleitende Maßnahmen
Zu den einleitenden Maßnahmen zählten:
1993 - 1998

Einrichtung des Kommissariats der
EXPO’98 in Lissabon im März 1993 und
Weltausstellung

Gründung der Entwicklungsgesellschaft Parque EXPO’98
im März 1993.
Phase vor der Expo
Die Meilensteine der Phase waren:

1993 bis 1995: Herstellung der Bebaubarkeit des Expogeländes durch die Stilllegung und Verlagerung der verbliebenen Industrieanlagen, den Rückbau und Abriss der
vorhandenen Bauwerke sowie die Sanierung der belasteten Böden.

1995 bis 1998: Installation der unter- und oberirdisch
verlaufenden Infrastruktur wie z. B. Abwasserkanäle und
-zuleitungen, Umspannstationen, Bewässerungssysteme
und Straßenbeleuchtungen.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
56
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa

05/1998 - 09/1998
10/1998
1998 - 2010
57
1995 bis 1998: Errichtung der permanenten und
temporären Gebäude, wie z. B. das Ozeanarium und das
Theater Teatro Camões oder die Gastronomie- und die
Sanitäreinrichtungen.
EXPO’98, Weltausstellung in Lissabon
Neueröffnung des Ausstellungsgeländes als Bestandteil des
Parque das Nações
Phase nach der Expo
Unterhaltung
Nach dem Ende des Projektes sind die folgenden Akteure für die Unterhaltung der Anlagen zuständig:

Die Städte Lissabon und Loures für die öffentlichen Flächen einschließlich Infrastruktur und

Die jeweiligen Eigentümer der Grundstücke und/oder Gebäude.
Erfolgsermittlung
Im bisherigen Projektverlauf fand keine Evaluierung statt. Sie ist für das Jahr 2011 vorgesehen und soll per Zensus erfolgen. Vorläufig kann man jedoch davon ausgehen, dass
die Bevölkerung das Expogelände und den Parque das Nações annimmt.
Beteiligung
Im Projektverlauf ergaben sich keine Änderungen in der Akteurskonstellation. Des
Weiteren ist das Revitalisierungsvorhaben ohne nennenswerte Öffentlichkeitsbeteiligung
und Öffentlichkeitsarbeit vollzogen worden.
Die Parque EXPO’98 hat keine der entstandenen Immobilien selbst errichtet. Dies übernahmen private Investoren, die ihrerseits die jeweils relevanten öffentlichen und/oder
privaten Stakeholder beteiligten.
Finanzierung
Die Projektkosten trug die Parque EXPO’98. Refinanziert wurden die Kosten aus den Einnahmen der Weltausstellung und der Immobilienentwicklung, ergänzt durch Zuwendungen aus den Strukturfonds der EU (61 Mio. Contos). Letztere wurden vor allem
für die Sanierung der belasteten Böden und den Ausbau der öffentlichen Infrastruktur
verwandt.
Um die Zeitspanne zwischen den kurzfristig entstanden Kosten und den mittel- bis langfristig erzielbaren Einnahmen zu überbrücken, wurden Anleihen ausgegeben, für deren
Bonität der portugiesische Staat eintrat.
Das Projekt bedurfte grundsätzlich keiner öffentlichen Kofinanzierung. Die Einlagen, die
der Staat und die Städte in Form von Grundbesitz und Stammkapital leisteten, soll die
Parque EXPO’98 durch die genannten Einnahmen vollständig refinanzieren.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
57
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
58
Abandoibarra
Projektgrundlagen
Lage - Das Fallbeispiel befindet sich im Nordwesten Bilbaos (Spanien) unmittelbar
zwischen dem Fluss Nervión und Ensanche, einem Industriegebiet aus den späten 1990er
Jahren des letzten Jahrhunderts.
Träger - Projektträger ist Bilbao Ría 2000, ein gemeinwohlorientiertes, interinstitutionelles Unternehmen, das in der Metropolregion Bilbao auf dem Gebiet der Stadterneuerung
und -entwicklung tätig ist. Folgende Institutionen halten Anteile an dem Unternehmen:

SEPES (25%),
Die SEPES ist eine gemeinwohlorientierte Organisation, die im Auftrag des
Ministerio de Fomento (Ministerium für Inlandsentwicklung) landesweit auf dem
Gebiet der nachhaltigen Strukturförderung (Stadt- und Raumentwicklung) tätig ist.

Autoridad Portuaria de Bilbao (10%),
Die Autoridad Portuaria de Bilbao ist im Auftrag des Ministerio de Fomento für die
hoheitlichen Aufgaben im Hafen von Bilbao zuständig.

Administrador de Infraestructuras Ferroviarias (10%),
Die ADIF ist ein öffentliches Unternehmen, das im Auftrag des Ministerio de
Fomento landesweit auf dem Gebiet der Förderung des Bahnverkehrs tätig ist.

Feve (5%) und
Die Feve ist ein öffentliches Unternehmen, das im Auftrag des Ministerio de Fomento für den Schienenpersonen- und -güterverkehr in Nordspanien zuständig ist.

Folgende baskischen Verwaltungseinheiten:



Die Regierung des Baskenlandes (Gobierno Vasco) mit 15%,
Die Provinzregierung Biskaya (Diputación Foral de Bizkaia) mit 15% und
Die Städte Bilbao (Ayuntamiento de Bilbao) mit 15% und Barakaldo
(Ayuntamiento de Barakaldo) mit 5%.
Ein Hauptgrund für die Gründung des Unternehmens Bilbao Ría 2000 bestand darin, das
Revitalisierungsprogramm aus den politischen Entscheidungsprozessen herauszuhalten.
Projektdauer - Das Projekt begann 1992 und wird voraussichtlich 2011 abgeschlossen.
Chronologie - Die Meilensteine des Projektes waren:
1992 - 1996
Planungsphase
1996 - 2011
Implementierungsphase:

Neugestaltung des Euskalduna Hafens einschließlich Verlagerung der Hafenfunktionen, Rückbau und Altlastensanierung;

Errichtung des Uferparks, der Fußgängerbrücke Puente
de Pedro Arrupe, der Avenida de las Universidades und
des Treppenaufgangs zur Brücke Puente de Deusto bis
2003;
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
58
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
59

Errichtung des Hotels Sol Meliá, der Avenida de
Abandoibarra, der Avenida Lehendakari Leizaola und des
Einkaufszentrums Zubiarte bis 2004;

Bau der Bibliothek der Universität Deusto bis 2009 und

Errichtung der Wohngebäude, des Parque de la Campa de
los Ingleses, der Plaza de Euskadi und der Aula der Universität Baskenland bis 2011
Fläche - Abandoibarra erstreckt sich über ca. 2 km und insgesamt 35 ha am linken Ufer
des Nervión. Die einbezogene Wasserfläche umfasst 6 ha.
Projektkosten - Entsprechend des aktuellen Planungsstands werden die Projektkosten
ca. 319 Mio. € betragen.
Projektdetails
Städtebauliche Situation
Räumliche Abschnitte - In Abhängigkeit von der Funktion gliedert sich das Projektgebiet in die folgenden räumlichen Abschnitte:

Wohnbauflächen,
In unmittelbarer Nachbarschaft zum bereits existierenden Gebäudebestand Bilbaos
entstehen 710 neue Wohneinheiten.

Gewerbeflächen (bzw. Mischgebiet),
Hier entstanden ein Bürokomplex, der seitdem Bilbaos höchstes Gebäude ist, ein
Einkaufszentrum und ein Hotel.

Flächen für den Gemeinbedarf und
Hier entstehen eine Universitätsbibliothek und eine Universitätsaula.

Sonderflächen, die der Erholung dienen.
Die entstanden Gebäude sind mehrheitlich von öffentlichen Park- und Grünflächen
umgeben. Gleichzeitig werden sie über das Wegenetz miteinander verbunden.
Städtebaulich gliedert sich das Projektgebiet in die folgenden räumlichen Abschnitte:

Bauflächen (15 ha),

Grünflächen (20 ha) und

Wasserfläche (6 ha).
In Abhängigkeit von der Einbindung des Flusses gliedert sich das Projektgebiet in die
folgenden räumlichen Abschnitte:

Abschnitte mit unmittelbarem Bezug zum Fluss und
Hierzu gehören die weitläufige Uferpromenade, die das Euskalduna Kongresszentrum mit dem Guggenheim Museum verbindet sowie die Fußgängerbrücke Puente
de Pedro Arrupe und die Parkanlagen.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
59
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa

60
Abschnitte ohne direkten Bezug zum Fluss.
Hierzu gehören u. a. die Universitätsgebäude (Bibliothek und Aula), das Wohngebiet, das Einkaufszentrum und die Verkehrsinfrastruktur.
Verflechtungen - Zwischen Abandoibarra, der unmittelbaren Umgebung und dem
Stadtzentrum bestehen Verflechtungen der folgenden Art:

Physische Verflechtungen - In der Vergangenheit trennten Bahnschienen und ein
Höhenunterschied von ca. zehn Metern das Projektgebiet von der Stadt. Mit der
Verlagerung der Gleise und der Terrassierung der Flächen ist dieser Bruch überwunden worden. Abandoibarra fügt sich nun nahtlos in die bestehende Bausubstanz ein und setzt sie bis zum Ufer des Nervión fort.

Soziale Verflechtungen - Abandoibarra und seine Wohn- und Bürogebäude weisen
einen gehobenen Standard auf und sprechen in erster Linie höhere Einkommensgruppen an. Dadurch steht das Quartier in einem starken Kontrast zum alten,
historischen Bilbao. Aus diesem Grund wird Abandoibarra einerseits als Fremdkörper wahrgenommen. Andererseits bereichert es das Stadtbild und fördert die
Wirtschaft.

Funktionale Verflechtungen - Abandoibarra, Guggenheim und das Euskalduna
Kongresszentrum mit Konzertsaal bilden Bilbaos neues repräsentatives Gesicht.
Ihre Anziehungskraft soll dem Wirtschaftsstandort und Reiseziel Bilbao international zu neuer Bedeutung verhelfen. Grünflächen und Uferpromenade setzen
die bestehenden Strukturen wie z. B. den Parque de Doña Casilda fort und dienen
den Bürgern der Stadt zur Naherholung.

Mentale Verflechtungen - Abandoibarra gilt symbolisch als ein Leuchtturm im
Herzen von Bilbao, wo vorher ein Loch war.
Bedeutung des Standortes - Die Bedeutung Abandoibarras ist eng mit dem so genannten Guggenheimeffekt verbunden, im Zuge dessen Bilbao und das Baskenland die
Aufmerksamkeit der Welt auf sich zogen. Bevor das Guggenheim Museum nach Bilbao
kam, war der Anteil der Stadt am internationalen Tourismus unbedeutend. Heute ist er
ein wichtiger lokaler und regionaler Wirtschaftsfaktor.
Idee, Vision und Ziele
Vision, Idee - Ziel des Projektes Abandoibarra war es, Bilbao im weltweiten Wettbewerb
der Metropolen neu zu positionieren und dadurch den verloren gegangenen Status der
globalisierten Stadt wiederzuerlangen.
Zielspektrum - Das Zielspektrum Abandoibarras wird vom Interviewpartner wie folgt
beschrieben:

Es gab kein ökologisches Ziel. Allerdings waren sich die Akteure einig, dass die bestehenden Umweltverschmutzungen (Boden/Wasser) zu beheben sind.

Das wichtigste ökonomische Ziel war die Diversifizierung der Wirtschaft Bilbaos
und des Baskenlandes, insbesondere im Bereich des Tourismus.

Die wichtigsten städtebaulichen Ziele waren die Bereitstellung von zusätzlichem
öffentlichem Raum und die Überwindung der Trennung zwischen Fluss und Stadt.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
60
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa

61
Das wichtigste soziale Ziel war es, den Bürgern Bilbaos ihren Stolz wiederzugeben,
nachdem in Folge der Deindustrialisierung die Arbeitslosenquote mit entsprechenden Auswirkungen auf die Stimmung der Bevölkerung auf über 30% gestiegen war.
Die dominante Zieldimension ist nach Aussagen des Interviewpartners das ökonomische
Ziel.
Der Nervión war ein offener Abwasserkanal, in den Bilbao und seine Oberlieger ihre ungeklärten Abwässer einleiteten. Die Rolle des Flusses innerhalb des Projektes sollte sich
ursprünglich auf die Nutzung und Gestaltung der Uferzone beschränken. Als die Verantwortlichen jedoch realisierten, dass zur erfolgreichen Uferrevitalisierung auch ein
sauberer Fluss gehört, begannen sie mit einem nicht unerheblichen Aufwand, die
Wasserqualität des Nervión zu verbessern. So investierte die öffentliche Hand insgesamt
ca. 900 Mio. € in den Bau von Abwasserkanälen und -behandlungsanlagen. Die Investition war so erfolgreich, dass die Anschlussrate heute über 90% beträgt und mehr als
60 Fischarten inzwischen wieder in den Fluss zurückgekehrt sind.
Projektinitiatoren/„Die treibenden Kräfte“
Projektinitiatoren waren der Bürgermeister von Bilbao, der Minister des Ministerio de
Fomento sowie einige weitere Personen, die vom Interviewpartner nicht näher benannt
wurden. Alle weiteren Aufgaben übernahm die Entwicklungsgesellschaft Bilbao Ría 2000.
Planung und Implementierung
Planungsprozess
Alle Entscheidungen von der Konzeption über die Planung bis hin zur Durchführung
wurden von Bilbao Ría 2000 bzw. den im Vorstand vertretenen Repräsentanten der oben
genannten Anteilseigner getroffen.
Eine gesonderte Lenkungsgruppe gab es nicht.
Der Landerwerb erfolgte durch Enteignung im öffentlichen Interesse. Da sich jedoch
bereits fast 95% des Baugrundes im Besitz der Anteilseigner befanden, bildete dies die
Ausnahme. Die Anteilseigner überschrieben ihr Land für die Dauer des Projektes der Entwicklungsgesellschaft Bilbao Ría 2000. Sie vollzog die Aufwertung und überließ die Immobilien anschließend entweder dem jeweiligen Anteilseigner oder bot sie am Markt zum
Verkauf an.
Der Planungsprozess dauerte ca. vier Jahre.
Pläne und Dokumente
Die folgenden Arten von Plänen waren notwendig:

Plan General de Ordenación Urbana de Bilbao (PGOUB),
Der PGOUB ist ein rechtlich verbindlicher Masterplan der den Rahmen für die
kulturelle und ökonomische Aufwertung Bilbaos festsetzt. Er wurde 1987 von der
Stadtverwaltung beschlossen.

Plan Especial de Reforma Interior (PERI) de Abandoibarra,
Basierend auf den Vorgaben des PGOUB arrangierte die Stadt Bilbao 1992/93
einen internationalen Architektenwettbewerb zur Gestaltung Abandoibarras.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
61
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
62
Hieraus ging Cesar Pellis Entwurf als Sieger hervor. Nach einigen Modifikationen
entstand in den Folgejahren der PERI de Abandoibarra, dessen erste Fassung die
Stadtverwaltung 1998 verabschiedete. Seitdem ist er mehrfach novelliert worden.
Insgesamt handelt es sich bei dem PERI um ein relativ flexibles, lebendiges
Planungsinstrument, das den Akteuren trotz seines hohen Detaillierungsgrades
einen gewissen Spielraum bei der Auslegung gibt.
Fachplanung war nicht notwendig, denn sie ist ein integrativer Bestandteil des PERI de
Abandoibarra.
Das Projekt ist Bestandteil des PGOUB. Er sieht u. a. die folgenden zusätzlichen Reaktivierungsmaßnahmen für Bilbao vor:

Erweiterung der Kapazitäten im Luft-, Schienen-, Schiffs- und Straßenverkehr und

Errichtung des neuen Kongresszentrums und des ebenfalls neuen Technologieparks (u. a. Sitz des Europäischen Software Instituts).
Genehmigungen
Zu den notwendigen Genehmigungen liegen keine Angaben vor.
Implementierungsprozess
Die Meilensteine des Implementierungsprozesses waren:
o. J.
03/2003
Verlagerung/ Rückbau/ Altlastensanierung des Euskalduna Hafens
Fertigstellung des Uferparks
Der Uferpark erstreckt sich über 800 m und insgesamt 4,8 ha am
linken Ufer des Nervión. Sein Wegesystem komplettiert die Uferpromenade und verbindet das Guggenheim Museum mit dem
Kongresszentrum.
Fertigstellung der Fußgängerbrücke Puente de Pedro Arrupe
Eröffnet wurde die Brücke am 28. März 2003. Ihr auffälligstes Merkmal
ist der visuelle und ästhetische Kontrast zwischen der kalten Außenverkleidung aus Stahl und der warmen Innenverkleidung aus Holz.
Fertigstellung der Avenida de las Universidades, einer Verbindungsstraße
08/2003
Fertigstellung des Treppenaufgangs zur Brücke Puente de Deusto
06/2004
Fertigstellung des Hotels Sol Meliá mit 215 Übernachtungsmöglichkeiten
10/2004
Fertigstellung der Avenida
Lehendakari Leizaola
11/2004
Fertigstellung des Zubiarte Einkaufszentrums
de
Abandoibarra
und
der
Avenida
Das Einkaufszentrum soll dem Stadtquartier Abandoibarra Alltagstauglichkeit verleihen. Es ist ca. 2,5 ha groß und liegt zwischen der Avenida
de Abandoibarra, der Avenida Lehendakari Leizaola und der Brücke
Puente de Deusto. Der Architekt ist Robert Stern.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
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Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
63
01/2009
Fertigstellung der Bibliothek der Universität Deusto
10/2010
Fertigstellung der Aula der Universität Baskenland
03/2011
Geplante Fertigstellung des Plaza de Euskadi
Der Plaza de Euskadi bildet das Zentrum des Entwurfes von Cesar
Pelli. Hier beginnen alle Straßen und Wege, die Abandoibarra mit der
unmittelbaren Umgebung verbinden.
11/2011
Geplante Fertigstellung des Parque de la Campa de los Ingleses
Der Park wird sich über eine Fläche von ca. 2,6 ha erstrecken und die
einzelnen Elemente Abandoibarras miteinander verbinden.
o. J.
Fertigstellung des Wohnkomplexes
Der Wohnkomplex entsteht aus fünf Wohngebäuden mit insgesamt ca.
710 Wohneinheiten.
Unterhaltung
Nach dem Projektende sind die folgenden Akteure für die Unterhaltung der Anlagen zuständig:

Die Stadt Bilbao für die öffentlichen Flächen einschließlich der Infrastruktur und

Die jeweiligen Eigentümer der Grundstücke und/oder Gebäude.
Erfolgsermittlung
Im bisherigen Projektverlauf fand keine Evaluation statt.
Beteiligung
Im Projektverlauf ergaben sich keine Änderungen in der Akteurskonstellation.
Abgesehen von den Anteilseignern wurden keine weiteren
Konzeption, Planung und Umsetzung des Projektes beteiligt.
Stakeholder
an
der
Die Öffentlichkeitsbeteiligung reduzierte sich auf die gesetzlich vorgeschriebenen Beteiligungsformen während der Aufstellung des PERI de Abandoibarra. Sie wurde von der
Stadtverwaltung und der Entwicklungsgesellschaft gemeinsam organisiert und führte zu
keinen nennenswerten Ergebnissen.
Für die Öffentlichkeitsarbeit war die Stadtverwaltung zuständig.
Finanzierung
Die Projektkosten in Höhe von ca. 319 Mio. € lassen sich unterteilen in

202 Mio. € für die Abandoibarra Revitalisierung und
Nicht in den Kosten enthalten sind die öffentlichen Investitionen in die Abwasserinfrastruktur (Sammlung/Behandlung) und private Investitionen.

117 Mio. € für die Verlagerung der Bahngleise aus Abandoibarra in die Innenstadt
Bilbaos.
Sie werden von der Entwicklungsgesellschaft Bilbao Ría 2000 getragen und aus den Einnahmen der Immobilienentwicklung und -verwaltung refinanziert.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
63
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
64
Abandoibarra wird einen Überschuss von ca. 21 Mio. € erwirtschaften. Dieser kam bereits
sozialen Projekten (z. B. Schulen) aus der unmittelbaren Umgebung zugute.
Die Kosten einzelner Komponenten lassen sich wie folgt aufschlüsseln, wobei in der Übersicht auch Privatinvestitionen enthalten sind, die entsprechend nicht von Bilbao Ría 2000
getragen werden.
Verlagerung/Rückbau/Altlastensanierung
kalduna Hafens
des
Eus-
k. A.
Bibliothek der Universität Deusto
Avenida de las Universidades
36 Mio. €
3,8 Mio. €
Hotel Sol Meliá
24 Mio. €
Einkaufszentrum Zubiarte
90 Mio. €
Avenida de Abandoibarra und Avenida Lehendakari
Leizaola
9 Mio. €
Wohngebiet
k. A.
Aufgang zur Brücke Puente de Deusto
0,6 Mio. €
Aula der Universität Baskenland
18 Mio. €
Parque de la Campa de los Ingleses und Plaza de
Euskadi
4 Mio. €
Uferpark
11 Mio. €
Fußgängerbrücke Puente de Pedro Arrupe
7,4 Mio. €
Zur Realisierung des Projektes Abandoibarra wurden keine Förderprogramme in Anspruch
genommen, und es bedurfte ebenfalls keiner öffentlichen Kofinanzierung.
2.4.3
Abbildung 4
Dienstleistungszentren
Lage der Fallbeispiele zum Thema Dienstleistungszentren
Quelle: IIRM, ESRI
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
64
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
65
Graphisoft Park
Projektgrundlagen
Lage - Das Fallbeispiel befindet sich in Budapest (Ungarn) im Stadtbezirk Óbuda, einem
der ältesten Stadtbezirke von Budapest.
Träger - Der Projektträger ist die Graphisoft Park AG, eine Immobilienentwicklungs- und
Verwaltungsgesellschaft,
die im
August 2006
aus
dem
Softwareproduzenten
Graphisoft AG hervorging.
Projektlaufzeit - Das Projekt begann 1996. Zum Projektende können keine Aussagen
getroffen werden, weil die Betreibergesellschaft das Areal kontinuierlich weiterentwickelt.
Chronologie - Die bisherigen Meilensteine des Fallbeispiels sind:
1996
1997 - 1998
seit 1998
2006
seit 2007
Landerwerb
Errichtung des Unternehmenssitzes der Graphisoft AG
Entwicklung und Verwaltung des Graphisoft Parks
Ausgründung der Graphisoft Park AG
Errichtung des Aquincum Instituts für Technologie (AIT Budapest)
einschließlich Campus
Fläche - Der Graphisoft Park erstreckt sich über ca. 300 m und insgesamt 45 ha am
rechten Ufer der Donau.
Projektkosten - Keine Angaben, denn nach Aussagen der Graphisoft Park AG handelt es
sich hierbei um wettbewerbsrelevante und somit sensible Informationen.
Projektdetails
Städtebauliche Situation
Räumliche Abschnitte - In Abhängigkeit von der Funktion gliedert sich das Projektgebiet in die folgenden räumlichen Abschnitte:

Gewerbeflächen und
Die Gewerbeflächen beherbergen die Geschäfts- und Bürogebäude der ansässigen
Unternehmen sowie die Verwaltungsgebäude der Graphisoft Park AG. Hinzu
kommen die Strukturen des AIT Budapest, die sich derzeit noch im Bau befinden.

Sonderflächen, die der Erholung dienen.
Die weitläufigen Grünflächen umfassen ca. 550 Bäume, 600 m Hecke sowie 4 ha
Rasenfläche. Sie sind ein erfolgskritischer Standortfaktor und verkörpern das
Umweltbewusstsein des Graphisoft Parks.
Städtebaulich gliedert sich das Projektgebiet in die folgenden räumlichen Abschnitte:

Baufläche und

Grünfläche.
Die Donau und das Donauufer sind bei der Gestaltung des Graphisoft Parks konzeptionell
nicht eingebunden worden. Das Gegenteil ist der Fall: Durch die Bepflanzung wird eine
scharfe Trennung zwischen Fluss und Park vollzogen.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
65
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
66
Verflechtungen - Die Perspektive des Graphisoft Parks richtet sich mehr nach innen als
nach außen. Infolgedessen existieren, abgesehen von der sehr guten Verkehrsanbindung,
nur wenige Anknüpfungspunkte mit der Umgebung des Projektgebietes.
Bedeutung des Standortes - Die unmittelbare Umgebung und die Stadt Budapest
profitieren vom Graphisoft Park in seiner Funktion als:

Wirtschafts- und Bildungsstandort und
Der Graphisoft Park ist Unternehmenssitz von ca. 40 Software- und Biotechnologieunternehmen (u. a. Microsoft, SAP und Canon). Als Bildungseinrichtung wirbt
das AIT Budapest um talentierte Informatik- und Softwaretechnikstudenten aus
aller Welt und bietet ihnen an, ihr(e) Auslandssemester am Standort absolvieren.

Öffentliche Parkanlage.
Obwohl der Graphisoft Park öffentlich zugänglich ist, wird er von den Einwohnern
aus der unmittelbaren Umgebung des Standortes jedoch nur selten zu Freizeitund Erholungszwecken genutzt.
Idee, Vision und Ziele
Vision, Idee - Das erklärte Ziel des Graphisoft Parks ist es, Talente für den Softwareund Biotechnologiestandort zu begeistern, sie zu fördern und an den Standort zu binden.
Die hochwertigen Standort- und Arbeitsbedingungen sind Faktoren, die hierzu beitragen
sollen.
Zielspektrum - Das Zielspektrum des Graphisoft Parks wird vom Interviewpartner wie
folgt beschrieben:

Das wichtigste ökologische Ziel ist, dass die Infrastruktur des Standortes die
höchsten Umweltstandards erfüllt.

Das wichtigste ökonomische Ziel ist, dass die Entwicklung und Verwaltung des
Standortes dauerhaft Gewinn erwirtschaftet.

Das wichtigste städtebauliche Ziel ist, dass die älteren und jüngeren historischen
Strukturen des Standortes erhalten bleiben. Dazu zählen Siedlungsreste der
römischen Antike sowie die Gebäude der Óbuda Gaswerke aus den Jahren 1912
bis 1984.

Eine gesondert hervorzuhebende soziale Zielvorstellung gibt es nicht.
Die dominante Zieldimension ist nach Aussage des Interviewpartners die Gewinnerzielungsabsicht.
Rolle des Flusses im Rahmen des Projektes - Das angrenzende Donauufer dient den
Angestellten sowie den Passanten als Rad- und Fußweg.
Projektinitiatoren/„Die treibenden Kräfte“
Projektinitiator war der ungarische Softwareproduzent Graphisoft, der das ehemalige
Werksgelände der Óbuda Gaswerke 1996 mit der Absicht erwarb, dort seinen Unternehmenssitz zu errichten. Begleitet von weiteren Unternehmensansiedelungen gestaltete
Graphisoft das Areal in den Folgejahren nach dem Vorbild amerikanischer Softwareparks
um. 2006 gliederte Graphisoft die bis dahin kontinuierlich gewachsene ImmobilienUntersuchung und Darstellung des Sachstands
66
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
67
abteilung aus. Sie firmiert seitdem unter dem Namen Graphisoft Park und treibt die Entwicklung des Standortes weiter voran.
Planung und Implementierung
Planungsprozess
Alle Entscheidungen werden vom Softwareproduzenten Graphisoft bzw. vom Immobilienentwickler und -verwalter Graphisoft Park getroffen. Es gab im Rahmen des Projektes
keine Lenkungsgruppe.
Die anfänglichen Planungen zur Errichtung des Unternehmenssitzes der Graphisoft AG
dauerten ca. ein halbes Jahr.
Pläne und Dokumente
Voraussetzung für die Umsetzung des ursprünglichen Vorhabens war ein zoning plan.
Das Projekt ist nicht Bestandteil übergeordneter Pläne.
Implementierungsprozess
Die Meilensteine des Implementierungsprozesses waren:
1997 - 1998
seit 1998
Errichtung
des
Graphisoft AG
Unternehmenssitzes
des
Softwareproduzenten
Entwicklung und Ausbau des Graphisoft Parks
Seit 1998 hat sich der Graphisoft Park von einem exklusiven Unternehmenssitz des Softwareproduzenten zu einem diversifizierten Software- und Biotechnologiestandort entwickelt. Derzeit befinden sich auf
dem Areal neun Geschäftsgebäude, ein Lagerhaus, zwei Restaurants
und ein Verwaltungsgebäude.
Die aktuellen Pläne sehen vor, dass bis 2014 die Büroflächen von
aktuell 45.000 m2 auf 100.000 m2 ausgebaut werden sollen.
2006
seit 2007
Ausgründung der Graphisoft Park AG
Errichtung des
(AIT Budapest)
Aquincum
Institut
für
Technologie
in
Budapest
Das AIT Budapest wurde 2007 von Gábor Bojár (Gründer und ehemaliger Eigentümer der Graphisoft AG) gegründet. Das Areal in unmittelbarer Nachbarschaft des Graphisoft Parks gliedert sich in:

3,6 ha Baufläche mit historischem Gebäudebestand, der für die
Beherbergung der Bildungseinrichtungen vorgesehen ist und

3,8 ha zur freien baulichen Nutzung für zusätzliche Geschäftsund Bürogebäude.
Unterhaltung
Zuständig für die Unterhaltung der entstandenen Anlagen sind die Graphisoft Park AG
und ihre Tochtergesellschaften.
Erfolgsermittlung
Im bisherigen Projektverlauf fand keine Evaluation statt.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
67
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
68
Beteiligung
Die Ausgründung der Graphisoft Park AG im August 2006 stellt die einzige Veränderung
der Akteurskonstellation dar.
Folgende Stakeholder wurden bisher an der Gestaltung des Graphisoft Parks beteiligt:

Die Stadt Budapest im Rahmen der Erarbeitung/Genehmigung des zoning plan;

Die Pächter im Rahmen der Entwicklung/Verwaltung ihrer Gebäude und Anlagen;

Das Historische Museum Budapest als Berater für Archäologie;

Das AIT Budapest im Rahmen der Entwicklung des parkeigenen Instituts/Campus.
Die Öffentlichkeit wurde an der Planung und Umsetzung des Graphisoft Parks nicht beteiligt.
Finanzierung
Die Realisierung des Graphisoft Parks erfolgte/erfolgt durch
Graphisoft AG/Graphisoft Park AG sowie durch Fremdkapital aus
Banken.
Eigenkapital der
Krediten privater
Die Projektkosten trug/trägt die Graphisoft Park AG. Refinanziert wurden/werden die
Kosten aus den Einnahmen der Immobilienentwicklung und -verwaltung.
Zur Realisierung des Graphisoft Parks wurden keine Förderprogramme in Anspruch genommen. Es bedurfte ebenfalls keiner öffentlichen Kofinanzierung.
Campus Plus
Projektgrundlagen
Lage - Das Fallbeispiel befindet sich in Basel (Schweiz) im Quartier St. Johann.
Träger - Die Projektträger sind die Novartis AG und der Kanton Basel-Stadt.
Projektdauer - Das Projekt begann 2003 und wird voraussichtlich 2014 abgeschlossen.
Chronologie - Die bisherigen Meilensteine des Projektes sind:
2003 - 2006
Planungsphase
2006 - 2007
Verkehrsmaßnahmen Quartier St. Johann
2006 - 2013
Neugestaltung des Hafens St. Johann (einschließlich Verlagerung,
Rückbau und Altlastensanierung)
2006 - 2014
Errichtung von Wohnraum im Areal Schoren
offen
Hochschulcampus
Fläche - Das Projekt erstreckt sich über ca. 730 m und insgesamt 13 ha am linken Ufer
des Rheins.
Projektkosten - Der Ratschlag „Neunutzung Hafen St. Johann - Campus Plus“
(09/2005) beziffert die Projektkosten mit 156 Mio. CHF. Demgegenüber steht die Einmalzahlung der Novartis AG an den Kanton Basel-Stadt für den Erwerb des Hafens
St. Johann, der Wohnareale Elsässer-/Hüningerstraße und der Hüningerstraße in Höhe
von 100Mio. CHF. Ausgenommen vom Verkauf sind das unmittelbare Rheinufer zwischen
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
68
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
69
der Landesgrenze und der Dreirosen-Brücke sowie die 8.500 m2 am Brückenkopf der
Dreirosen-Brücke. Die Flächen sind für das Projekt Campus Plus vorgesehen.
Wie hoch die Kosten tatsächlich sind, kann man erst nach Abschluss des Projektes sagen.
Projektdetails
Städtebauliche Situation
Räumliche Abschnitte - In Abhängigkeit von der Funktion gliedert sich das Projektgebiet in die folgenden räumlichen Abschnitte:

Industrie-/Gewerbefläche des angrenzenden Novartis Campus (nicht Gegenstand
der Betrachtung),

Wohnbauflächen im Areal Schoren,

Flächen für den Gemeinbedarf und
Ob der geplante Hochschulcampus „Dreirosen-Brückenkopf“ realisiert werden
kann, ist unsicher. Aussagen zur endgültigen Funktion können deshalb nicht getroffen werden.

Sonderflächen, die der Erholung dienen (Promenade am Rheinufer).
Für die Erholungsfläche sind die folgenden Nutzungen vorgesehen:





Fuß-/Radverkehr unter Einhaltung der entsprechenden nationalen Vorschriften und Errichtung von Begegnungs- und Aufenthaltsmöglichkeiten
etc.;
Flussschwimmen durch Errichtung von Ein- und Ausstiegshilfen sowie
Duschen, Toiletten etc.;
Personenschifffahrt durch Errichtung von Anlegestellen für Rheintaxis und
private Kleinboote;
Fischerei durch Aufhebung des Angelverbotes und
Ökologie durch die naturnahe Ufergestaltung, die der vielfältigen Tierwelt
als Lebensraum dienen kann.
Städtebaulich gliedert sich das Projektgebiet in die folgenden räumlichen Abschnitte:

Baufläche und

Grünfläche.
In Abhängigkeit von der Einbindung des Flusses gliedert sich das Projektgebiet in die
folgenden räumlichen Abschnitte:

Abschnitte mit unmittelbarem Bezug zum Fluss und
Hierzu gehören die Anlegestellen, die Ein- und Ausstiegshilfen für Flussschwimmer, das naturnah gestaltete Ufer und die Rheinpromenade.

Abschnitt ohne direkten Bezug zum Fluss.
Hierzu gehören die Industrie-/Gewerbefläche des Novartis Campus, die Wohnfläche des Schoren Areals und die Hochschulfläche.
Verflechtungen - Die Verflechtung beschränkt sich nicht nur auf den durchgängigen
Fuß-/Rad(wander)weg sowie die Erweiterung der Flussschwimmpassagen. Auch das
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
69
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
70
Quartier St. Johann und das Werksgelände der Novartis AG gewinnen neue Zugänge zum
Rheinufer und erleben dadurch eine Aufwertung.
Bedeutung des Standortes - Die unmittelbare Umgebung, die Stadt Basel und die
Agglomeration profitieren von dem Projekt in seiner Funktion als:

Ökosystem durch die Renaturierung des Rheinufers,

Personenverkehrsweg
Personenschifffahrt,

Flussschwimmpassage und
durch
die
Förderung
der
öffentlichen
und
privaten
Die Erweiterung der gesetzlich erlaubten Schwimmstrecke wird zukünftig durchgängiges Flussschwimmen vom Großbasler Ufer bis zur Landesgrenze ermöglichen.

Fuß-/Rad(wander)weg.
Die Promenade ist eine Pendler- und Freizeitverbindung von kantonaler Bedeutung. Ferner wird die Promenade in Frankreich (separates Projekt) in das bestehende Wegenetz integriert, so dass ein durchgehender Fuß-/Radwanderweg
von Basel über Hüningen bis nach Weil a. Rhein entsteht (zusätzlich ca. 1,8 km).
Des Weiteren ist das Projekt sowohl in Basel, Hüningen als auch in Weil a. Rhein ein
Startschuss für die (Stadt-/Raum-)Entwicklung der verbliebenen Industrieflächen
zwischen Dreirosen- und Dreiländerbrücke. Somit wird nicht nur das Quartier St. Johann,
sondern die gesamte Bevölkerung im Dreiländereck Basel vom Projekt Campus Plus
profitieren.
Idee, Vision und Ziele
Vision, Idee - Überregional ist das Projekt als eine Initialzündung zur Überwindung der
Grenzen im Dreiländereck Deutschland, Frankreich und Schweiz anzusehen, denn bisher
verhielten sich die Anrainerstaaten derart, dass sie unansehnliche Nutzungen wie z. B.
Hafenanlagen, Müllverbrennungsanlagen oder Schlachthöfe in die Grenzregion verlagerten, dadurch die Landesgrenzen manifestierten und sich von den Nachbarstaaten
abwandten.
Regional bietet das Projekt eine außergewöhnliche Chance, regionale wirtschaftliche und
städtebauliche Ziele gleichzeitig, zügig und finanziell tragbar zu realisieren. Die städtebaulichen Ziele des Kantons treffen auf die Vision von Novartis, einen Campus des
Wissens, der Innovation und der Begegnung zu realisieren.
Zielspektrum - Das Zielspektrum des Projektes wird von den Interviewpartnern wie
folgt beschrieben:

Die wichtigsten ökologischen Ziele sind die Revitalisierung des Hafens St. Johann
und die Renaturierung des Hafenufers. Nach der Sanierung der Altlasten entstehen
zusätzliche Grün- und Freiflächen, die u. a. auch das Rheinufer in seiner Funktion
als Wanderkorridor für Pflanzen und Tiere aufwerten.

Die wichtigsten ökonomischen Ziele sind die Steigerung der Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Basel im Allgemeinen und die Förderung des Life Science Standortes Basel im Speziellen. Die (langfristige) Standortentscheidung der Novartis AG
wird neue Unternehmen aus der Life Science- und Pharmaindustrie sowie aus vor-
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
70
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
71
und/oder nachgelagerten Branchen anziehen. So will Novartis am Standort Basel
mittelfristig die Anzahl der Arbeitsplätze auf 10.000 verdoppeln. Des Weiteren will
die Stadt Basel mit dem Um-/Ausbau des Novartis Hauptsitzes seine Spitzenposition als Standort für Life Sciences ausbauen.

Die wichtigsten städtebaulichen Ziele sind die Öffnung des Quartiers St. Johann
zum Rhein und der Erhalt der großstädtischen Skyline im Norden Basels. Durch die
Verlegung und den Rückbau des Hafens St. Johann entstehen neue Grünflächen,
weitläufige Fuß-/Radwege am und zum Rheinufer sowie attraktive Wohnlagen, die
das Quartier insgesamt aufwerten. Gleichzeitig droht durch den Abriss der Hafensilos eine Lücke in der großstädtischen Skyline Basels zu entstehen. Dies soll die
Hochhauszone des Novartis Campus verhindern und dadurch die unverwechselbare großstädtische Skyline sowie auch den scharfen Kontrast zur historischen
Skyline Kleinbasels erhalten.

Das wichtigste soziale Ziel ist die urbane Vitalisierung des bisher vernachlässigten
Stadtquartiers St. Johann.
Das ökonomische Ziel und die damit verbundene Vitalisierung des Stadtquartiers ist nach
Aussagen des Interviewpartners die dominante Zieldimension.
Rolle des Flusses im Rahmen des Projektes - Grundsätzlich war der Rhein nicht Bestandteil des Projektes. Allerdings integrieren die geplanten Anlegestellen für Flusstaxis
und Kleinboote den Fluss in seiner Funktion als Personenverkehrsweg.
Mit der Verlagerung des Hafens St. Johann wird auch dessen Sperrzone (die ersten 30 m
ab Uferkante) aufgehoben. Zukünftig wird somit das linke Rheinufer zwischen Großbasel
und dem Dreiländereck durchgängig als Flussschwimmpassage nutzbar, wodurch die
Freizeitnutzung des Rheins zusätzlich aufgewertet wird. Dasselbe gilt für das unmittelbare Gewässerumfeld. Die naturnahe Uferstruktur und der Fuß-/Rad(wander)weg setzen
das bestehende Wegenetz fort und machen dadurch die weitläufige Umgehung des
Hafen- und Werkareals überflüssig.
Projektinitiatoren/„Die treibenden Kräfte“
Projektinitiatoren waren die Novartis AG und der Kanton Basel-Stadt. Alle weiteren Aufgaben übernimmt die gemeinsam getragene Projektorganisation Campus Plus, deren
Gremien sie sowohl auf der Gesamtsteuerungsebene als auch auf der Teilprojektebene
paritätisch besetzen.
Planung und Implementierung
Planungsprozess
Hinsichtlich der rechtlichen Situation ist anzumerken, dass durch die Einheit von Stadt
und Kanton alle Kompetenzen in einer Instanz vereint sind. So entfallen die ansonsten
notwendigen Absprachen zwischen Stadt und Kanton. Eine weitere Besonderheit des
Planungsprozesses war, dass der Rhein im Stadtgebiet (ab der mittleren Brücke flussaufwärts bis Rotterdam) als Hochseeschifffahrtsstrecke gilt. Da jedoch keine Veränderungen an der Sohlenstruktur etc. vorgenommen wurden, gab es hier ebenfalls
keinen weiteren Abstimmungsbedarf mit der europäischen Rheinschifffahrtsbehörde.
Alle Entscheidungen werden von der besagten Projektorganisation Campus Plus getroffen. In der Projektorganisation waren vier der sieben Regierungsräte vertreten
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
71
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
72
(aktuell noch zwei). Somit war in der Planungsphase gewährleistet, dass die Entscheidungen, die in der Projektorganisation getroffen wurden, auch im Regierungsrat
eine Mehrheit hatten.
Die Projektorganisation Campus Plus ist sowohl für die Konzeption als auch für die
Planung des Projektes verantwortlich. Die Durchführung obliegt jeweils der Partei, die das
jeweilige Einzelprojekt mehrheitlich finanziert, wobei die Novartis AG über ein grundsätzliches Vetorecht verfügt. Insgesamt wurde die Projektorganisation trotz der Komplexität
des Planungsvorhabens bewusst schlank gehalten. Eine gesonderte Lenkungsgruppe gab
es nicht.
Das Hafenareal befand sich im Besitz des Kantons Basel-Stadt, so dass kein Landerwerb
erforderlich war. Im Gegenteil, die Veräußerung der rückwärtigen Hafenabschnitte, der
Wohnareale Elsässer-/Hüningerstraße und der Hüningerstraße an die Novartis AG trägt
zur teilweisen Refinanzierung der Projektkosten bei. Grundsätzlich sind in Basel
öffentliche Flächen Teil des Verwaltungsvermögens und können nicht veräußert werden.
Um eine öffentliche Fläche dennoch veräußern zu können, muss sie zunächst in das
Finanzvermögen transferiert werden. Hierzu bedarf es der Genehmigung des Großen
Rates. Im Fall des Projektes Campus Plus erteilte der Große Rat die Genehmigung mit
dem Beschluss vom 18. Januar 2006 im Grundsatz.
Der offizielle Planungsprozess dauerte ca. drei Jahre. Inoffiziell begannen die Planungen
zum Projekt in den Jahren 2001/02, denn 2001 entschied die Novartis AG, ihren Basler
Hauptsitz zu einem Campus des Wissens um- und auszubauen. Darin sah der Kanton
Basel-Stadt wiederum eine Chance, die Stadtteilentwicklung St. Johann voranzutreiben
und begann seinerseits, Konzepte zur Umgestaltung des Quartiers zu entwickeln. Ende
2003 stellten die beiden Parteien erste gemeinsame Planungen an, die im
November 2004 mit dem 100 Mio. CHF Angebot der Novartis AG ihren Wendepunkt erreichten und nur kurze Zeit später am 20. April 2005 mit der Grundsatzvereinbarung abgeschlossen wurden.
Pläne und Dokumente
Die für den Planungsprozess notwendigen Pläne und Instrumente waren im Wesentlichen
die Standardpläne und -planungsinstrumente, wie z. B.:

Richtpläne bzw. -planung,

Zonenänderungspläne und

Bebauungspläne.
Das Projekt ist bei beiden Projektträgern Bestandteil übergeordneter Pläne bzw. Vorhaben: der Campus des Wissens bei Novartis und die Stadtteilentwicklung St. Johann
beim Kanton Basel-Stadt.
Genehmigungen
Die grundlegenden Genehmigungen sind die Ratsbeschlüsse des Großen Rates des
Kantons Basel-Stadt. Den Ausgangspunkt markierte der Großratsbeschluss (oder auch
Grundsatzratschlag) vom 18. Januar 2006, wobei für jedes Teilprojekt jeweils ein neuer
Beschluss notwendig ist.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
72
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
73
Implementierungsprozess
Die Meilensteine des Implementierungsprozesses waren:
2006 - 2007
Verkehrsmaßnahmen Quartier St. Johann
Hauptgegenstand der Verkehrsmaßnahmen war die Aufhebung der
öffentlichen Verbindungsstraße zwischen Basel und Hüningen
(Hüningerstraße), die bis dato durch das Areal verlief und es zerschnitt. Die Überwindung der Zweiteilung war ein Grundstein für den
seitens der Novartis AG geplanten Campus des Wissens. Die Infrastrukturmaßnahmen umfassten:
2006 - 2013

Ersatzverbindung Hüningerstraße (Verlagerung von Schwerund Privatverkehr und Integration der Hüningerstraße in den
Campus),

Integration Schiffmühlestraße in den Novartis Campus,

Neugestaltung der Elsässer-/Hüningerstraße und

Ein gemeinsames Entwässerungskonzept.
Neugestaltung des Hafens St. Johann
Die Neugestaltung des Hafens St. Johann beinhaltet die folgenden
Arbeitsschritte:

Verhandlung und Entschädigung der ansässigen Firmen (v. a.
Coop, Credit Suisse und Ultra-Brag AG),
Als die Entscheidung zur Verlagerung des Hafens St. Johann getroffen wurde, war der Hafen zu 100% in Betrieb. Die ansässigen Firmen gingen zunächst in Opposition, konnten aber
im Verlauf von der Vorteilhaftigkeit der Standortverlagerung
(z. B. Erneuerung der z. T. veralteten Infrastruktur) überzeugt
werden.
Weiterhin besaßen die ansässigen Firmen Baurechte im Hafen
St. Johann bis 2026 (Süd) und 2041 (Nord), weshalb der
Kanton den betroffenen Firmen eine Entschädigung i. H. v.
50 Mio. CHF zahlte.

Großratsbeschluss,
Im Januar 2006 schuf der Große Rat die notwendigen Grundlagen für die archäologischen Grabungen, den Rückbau, die
Sanierung und die Neugestaltung des Hafens St. Johann sowie
den Verkauf der vereinbarten Parzellen.

Verlegung der Hafenfunktionen,

Wettbewerbs- und Planverfahren,
Anfang 2006 schrieb die Projektorganisation den zweistufigen
Wettbewerb zur Neugestaltung der Rheinpromenade aus.
Im November 2006 wählte ein Ausschuss 15 Teams (von 59)
für die Teilnahme am Wettbewerb aus.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
73
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
74
Im September 2007 prämierte ein Komitee das Projekt „Undine“
als Siegerprojekt. Die Kosten für das Wettbewerbsverfahren
trug die Novartis AG.
Anschließend, im Januar 2008, begann das iterative Planungsverfahren.

Rückbau, Sanierung und Ausgrabung und
Im Juni 2009 begannen die archäologischen Ausgrabungen.
Die Hafenfirmen gaben die Liegenschaften vertragsgemäß im
Januar 2010 für den Rückbau frei. Nach anfänglichen Verzögerungen durch ein Widerspruchsverfahren (Rekurs zur Auftragsvergabe) können die Abrissarbeiten voraussichtlich bis
Ende 2011 abgeschlossen werden.

Neugestaltung des Hafens St. Johann.
Die zentralen Bestandteile der Neugestaltung sind die Grün- und
Freiraumverbindung von der Voltamatte zum Rhein sowie die
Uferpromenade entlang des Rheins.
Baubeginn ist voraussichtlich nicht vor 2012, so dass bei einer
geschätzten Bauzeit von ca. zwei Jahren die Fertigstellung bis
Mitte 2014 denkbar ist.
2006 - 2014
Errichtung von Wohnraum im Areal Schoren
Im Zuge der weitläufigen Neugestaltung gingen insgesamt sieben
Wohnhäuser (mit 70 Zwei- bis Vierraumwohnungen) verloren.
Allerdings waren deren Mietverhältnisse aufgrund statischer Mängel
(Einsturzgefahr) unabhängig vom Projekt ohnehin auf Ende März 2006
begrenzt. Als Kompensation bot Novartis dem Kanton das Areal
Schoren zum Kauf an. Hier sollen 200 neue Wohnungen entstehen.
Die Planungen zur Errichtung des Wohnraums begannen ebenfalls im
Jahr 2006. Als Meilensteine sind seitdem Studienaufträge und der Erlass sowie die Rechtskräftigkeit des Bebauungsplans zu benennen. Den
derzeitigen Plänen entsprechend sollen die Baufelder A und C bis 2011
und das Baufeld B bis 2014 fertiggestellt werden.
offen
Hochschulcampus ‚Dreirosen-Brückenkopf‘
Die ursprünglichen Pläne sahen vor, im Zuge der ‚Universitätsgesamtraumstrategie‘ auf dem Areal am Kopf der Dreirosen-Brücke Teile der
ETH Zürich, des Friedrich Miescher Instituts und der Universität Basel
anzusiedeln.
Im daraufhin teilweise kontrovers geführten Dialog stellte sich heraus,
dass beispielsweise die ETH Zürich derzeit nicht plant, die in Basel
vorhanden Kapazitäten zu erweitern. Zur Zeit des Interviews wurden
deshalb alternative akademische Nutzungen sondiert. Lassen sie sich
bis Ende 2010 nicht konkretisieren, wird Novartis der Bereich für
eigenen Zwecke überlassen. Baubeginn ist voraussichtlich 2013/14.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
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Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
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Unterhaltung
Nach dem Projektende sind die Novartis AG und der Kanton Basel-Stadt für die Unterhaltung der Anlagen zuständig. Maßgeblich für die Unterhaltspflicht ist der Verlauf der
Eigentumsgrenzen. Diese werden allerdings erst endgültig festgelegt, wenn die Gestaltung des Dreirosen-Brückenkopfes und der Verlauf der Grün- und Freiraumverbindungen zum Rhein feststehen.
Unabhängig davon ist der Kanton Basel-Stadt für die Wartung und Instandhaltung der
neuen Rheinpromenade (einschließlich der wasserseitigen Böschungen und der kantonseigenen Infrastrukturen wie Abfalleimer, Toilettenanlagen, Duschen etc.) verantwortlich.
Ihm obliegt ebenfalls die Wartung der Stützmauern zwischen Rheinpromenade und
Novartis Campus, deren Instandsetzung hingegen die Novartis AG gewährleisten wird.
Erfolgsermittlung
Im bisherigen Projektverlauf fand keine Evaluierung statt. Allerdings ist zu erwarten,
dass zum Projektende der Große Rat des Kantons Basel-Stadt einen Abschlussbericht
einfordern wird.
Beteiligung
Im Projektverlauf ergaben sich keine Änderungen in der Akteurskonstellation.
Die folgenden Stakeholder wurden an den nachstehenden Projektphasen beteiligt:

An den Verkehrsmaßnahmen im Quartier St. Johann wurden die Kommunen
Hüningen und Saint Louis sowie die Anwohner und ansässigen Firmen beteiligt;

An der Neugestaltung des Hafens St. Johann wurden die Schweizerischen Rheinhäfen in ihrer Funktion als Hafenplanungsamt, die ansässigen Hafenfirmen Coop,
Credit Suisse und Ultra-Brag AG beteiligt. Darüber hinaus wurden Basler Archäologen einbezogen, da sich im Bereich des Hafens eine ehemalige Keltensiedlung
befindet, die eine Ausgrabungsstätte von nationaler Bedeutung ist.

An der Entscheidungsfindung zum Hochschulcampus ‚Dreirosen-Brückenkopf‘
wurden der Bund (Schweiz), der Kanton Basel-Land, die ETH Zürich und das Friedrich Miescher Institut beteiligt.

An der Errichtung des Wohnraums im Areal Schoren wurden die Credit Suisse als
Mitnutzer und -besitzer sowie das Erziehungsdepartment, die ansässigen Wohnbau-Genossenschaften und die Quartiervertreter beteiligt.
Die Öffentlichkeit wird einmal pro Jahr in einer allgemeinen Informationsveranstaltung
über die aktuellen Planungen und den Verlauf des Projektes informiert. Zusätzlich werden
zu den einzelnen Detailprojekten separate Informationsveranstaltungen abgehalten.
Abgesehen davon gilt in der Schweiz das Direktdemokratische Prinzip, wonach Bebauungspläne etc. öffentlich aufgelegt werden und jedermann Stellungnahmen bzw. Betroffene Einsprachen formulieren können. Ferner hat die Basler Bevölkerung per Verfassung (gem. § 55) das Recht, Anhörungen zu verlangen. Hiervon machten die Anwohner und die Wohnbau-Genossenschaft bei der Errichtung des Wohnraums im Areal
Schoren Gebrauch, mit dem Ergebnis, dass der Kanton Basel-Stadt das Baufeld B erwarb
und darauf eine neue Schule erstellen wird und den Rest der Parzelle der WohnbauGenossenschaften überlässt.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
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Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
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Die Öffentlichkeitsbeteiligung und -arbeit wurde von der Novartis AG und dem Kanton
Basel-Stadt im Rahmen der gemeinsamen Projektorganisation Campus Plus organisiert.
Hauptverantwortlich sind die jeweiligen Pressesprecher und/oder Leiter der Einzelprojekte.
Finanzierung
Folgende Kosten entstehen während des Projektes:
Verkehrsmaßnahmen Quartier St. Johann
k. A.
Ersatzstraße zwischen Basel und Hüningen
k. A.
Sonstige
Verkehrsbauten
wässerungskonzept)
(einschließlich
Ent-
Neugestaltung des Hafens St. Johann
19,85 Mio. CHF
122 Mio. CHF
Entschädigung
50 Mio. CHF
Rückbau
21 Mio. CHF
Bodensanierung
Archäologie
Neugestaltung
20,4 Mio. CHF
2,6 Mio. CHF
28 Mio. CHF
Hochschulcampus ‚Dreirosen-Brückenkopf‘
0,4 Mio. CHF
Errichtung von Wohnraum im Areal Schoren
6,7 Mio. CHF
GESAMT
ca. 156 Mio. CHF
Die Finanzierung erfolgt unter der Beteiligung der folgenden Akteure und Verwendung
der nachstehenden Förderprogramme:

Verkehrsmaßnahmen Quartier St. Johann,
Die Errichtung der Ersatzstraße zwischen Basel und Hüningen finanzierte die
Novartis AG.
Die restlichen Verkehrsbauten (einschließlich Entwässerungskonzept) finanzierte
der Kanton Basel-Stadt (u. a. mit einem Zuschuss der Novartis AG i. H. v.
13,5 Mio. CHF).

Neugestaltung Hafen St. Johann,
Die Entschädigung, den Rückbau und die Altlastensanierung finanziert der Kanton
Basel-Stadt mit den Einnahmen (100 Mio. CHF) aus dem Verkauf der Hafen- und
Quartiersparzellen an die Novartis AG.
Den Neubau finanziert der Kanton Basel-Stadt (u. a. mit einem Zuschuss des
Bundes aus dem Agglomerationsfond i. H. v. 4 Mio. CHF).

Hochschulcampus ‚Dreirosen-Brückenkopf‘ und
Kostenteilung zwischen Bund, den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Land sowie
evtl. Drittmitteln.

Errichtung von Wohnraum im Areal Schoren.
Die Errichtung der öffentlichen Schule trägt der Kanton Basel-Stadt.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
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Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
77
Die Errichtung der Wohnhäuser finanzieren die Wohnbaugenossenschaften und die
beteiligten Drittunternehmen.
Die Umsetzung der Projekte Campus des Wissens und Campus Plus führen direkt und
indirekt zu jährlichen Steuermehreinnahmen von ca. 10 Mio. CHF. Der Kanton BaselStadt kann so innerhalb weniger Jahre die zusätzlich entstandenen Kosten kompensieren.
2.4.4
Parkanlagen
Abbildung 5
Lage der Fallbeispiele zum Thema Parkanlagen
Quelle: IIRM, ESRI
Quais jardinés
Projektgrundlagen
Lage – Die Quais jardinés (Ufergärten) wurden in Bordeaux (Frankreich) am linken Ufer
der Garonne zwischen den Stadtteilen Bacalan und Belcourt angelegt. Sie befinden sich
in unmittelbarer Nähe zur Altstadt.
Träger – Die Leitung des Projektes lag bei der Communauté Urbaine de Bordeaux (CUB)
in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Bordeaux. Die CUB ist ein Kommunalverband
bestehend aus der Stadt Bordeaux und 26 umliegenden Gemeinden.
Projektlaufzeit – Ab 1997 wurde das umgesetzte Projekt geplant, und am 20. Mai 2009
wurden die umgestalteten Quais mit der Eröffnung des Sportparks Saint-Michel offiziell
eingeweiht.
Chronologie - Die Meilensteine des Fallbeispiels waren:
1980 - 2000
1999
2000 - 2009
05/2009
Abriss der Hangars
Start des Wettbewerbs zur Neugestaltung der Quais
Implementierungsphase
Einweihung der Quais jardinés
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
77
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
78
Fläche - Die Quais jardinés sind 36 ha groß und erstrecken sich über 4,5 km am linken
Ufer der Garonne.
Projektkosten – Die Projektkosten betrugen 120 Mio. €.
Projektdetails
Städtebauliche Situation
Räumliche Abschnitte - In Abhängigkeit von der Funktion gliedert sich das Projektgebiet in die folgenden räumlichen Abschnitte:

Verkehrsfläche,
Die Verkehrsfläche setzt sich aus dem Boulevard mit zweimal zwei Spuren, dem
Straßenbahnsystem sowie Fuß- und Radwegen zusammen.

Gewerbeflächen und
Die Gewerbeflächen umfassen Einzelhandel, Gastronomie sowie Ausstellungs- und
Konferenzeinrichtungen.

Sonderflächen, die der Erholung dienen.
Neben den Park- und Gartenanlagen gibt es einen Sportpark, einen Spielplatz und
einen Skatepark.
Städtebaulich gliedert sich das Projektgebiet in die folgenden räumlichen Abschnitte:

Baufläche und

Grünfläche.
Bezüglich der Einbindung des Flusses besteht das Projektgebiet aus

Abschnitten mit unmittelbarem Bezug zum Fluss und
Hierzu zählen die natürlichen und die naturnah gestalteten Ufer, Stege für Angler,
Spaziergänger und zum Anlegen der Boote und die Plätze, von denen aus die Aussicht auf den Fluss genossen werden kann.

Abschnitten ohne direkten Bezug zum Fluss.
Hierzu zählen der Sportpark, der Spielplatz und der Skatepark. Darüber hinaus
wurde ein großer, nur wenige Zentimeter tiefer Wasserspiegel auf dem Dach eines
unterirdischen Hangars angelegt, an dem aus Düsen zeitweise Nebel aufsteigt und
so einen Wasservorhangeffekt erzeugt. Die Wasserfläche soll daran erinnern, dass
die Garonne früher, vor der Errichtung der Quais, viel dichter an die Gebäude
heranreichte.
Verflechtungen – Zwischen dem Projektgebiet, der unmittelbaren Umgebung und dem
Stadtzentrum bestehen Verflechtungen der folgenden Art:

Physische Verflechtungen - Das Projektgebiet ist mit dem rechten Garonneufer
über die Brücken Pont de Pierre sowie Pont de Saint-Jean verbunden, und bis Ende
2012 wird eine Hubbrücke zwischen den Stadtteilen Bacalan und Bastide gebaut.
Für die Überquerung des zwischen der Altstadt und dem Garonneufer liegenden
Boulevards wurden im Rahmen des Projektes zahlreiche neue Möglichkeiten geschaffen.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
78
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
79

Funktionale Verflechtungen - Die Grünflächen der Quais jardinés schaffen einen
Ausgleich zu den dicht bebauten Quartieren.

Mentale Verflechtungen - Durch das Projekt sind die Ufer der Garonne zu einem
wahren Anziehungspunkt geworden, und es macht aus der Garonne eine
strukturierende Achse in der Raumordnung der Stadt.
Bedeutung des Standortes – Die Ufer der Garonne gehören zu den beliebtesten (Ausflugs-) Zielen der Einwohner von Bordeaux, der umliegenden Orte und von Besuchern.
Sie sind der größte Gesellschaftsraum der Stadt, wo alle möglichen Bevölkerungsgruppen
zusammenkommen. Schon jetzt ist zu erkennen, dass die räumliche Gestaltung der
Quais eine Art Zugpferd für die Stadt selbst und für ihre Agglomeration darstellt.
Idee, Vision und Ziele
Vision, Idee – Sowohl der Hafen als auch die Hangars entlang der Quais waren Ende
des 20. Jahrhunderts verwahrlost. Es gab dort schmutzige Ecken, überall ungeordnetes
Parken und den Boulevard mit zweimal fünf Spuren. Die dem Projekt zugrunde liegende
Idee war, diese Zustände zu ändern, dem Fluss wieder die ihm gebührende Ehre zukommen zu lassen und eine Wiederaneignung der Quais und ihres unmittelbaren Umfelds
durch die Bevölkerung zu ermöglichen.
Zielspektrum - Das Zielspektrum der Quais jardinés wird wie folgt beschrieben:

Die wichtigsten ökologische Ziele sind die Aufwertung und Verbindung der natürlichen Räume sowie die Förderung des auto-unabhängigen Verkehrs entlang des
Flusses.

Das wichtigste ökonomische Ziel ist
brachgefallenen Industrie- und Hafenflächen.

Die wichtigsten städtebaulichen Ziele sind die Gestaltung der Quais zu einem
Garten zwischen den Häuserfronten und dem Fluss sowie die Schaffung einer
urbanen Silhouette, deren bebaute Front durch das System von Parks eine gewisse Porosität besitzt und zahlreiche Konstellationen zwischen dem Siedlungsraum und den Landschaftsräumen bietet.

Die wichtigsten sozialen Ziele sind die Förderung des öffentlichen Zugangs zum
Fluss und die Rückgabe der Quais und des Flusses an die Bevölkerung.
die
Wiedernutzbarmachung
der
Die dominante Zieldimension ist die soziale, der an zweiter Stelle die städtebauliche Zieldimension folgt.
Rolle des Flusses im Rahmen des Projektes – Die Garonne ist in Bordeaux extrem
mit Kohlenwasserstoffen und manchmal mit noch gefährlicheren chemischen Substanzen
verschmutzt. Dennoch ist sie als Ökosystem wichtig, da es dort Fische gibt, die Besonderheiten der Region sind, wie z. B. der europäische Stör, der große Maifisch und das
Meerneunauge.
Der Güterverkehr ist auf der Garonne vollständig verschwunden, und eine Flussfähre gibt
es auch nicht mehr. Manchmal verkehren Ausflugsschiffe.
Für Freizeitnutzungen hat die Garonne keine große Bedeutung, weil sie mit sehr starken
Strömungen und einem enormen Tidenhub, bei dem der Wasserstand während der Gezeiten um 5 bis 6 Meter steigen bzw. sinken kann, ein sehr gefährlicher Fluss ist.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
79
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
80
Projektinitiatoren/„Die treibenden Kräfte“
Entwickelt wurde die Projektidee von Politikern, wie dem Bürgermeister, von Architekturund Stadtplanungsfachleuten, wie dem Verein Arc en Rêve, und von Vereinen, die sich
mit der Stadt beschäftigen. Die Projektumsetzung wurde von der Stadt und der CUB
initiiert. Vorangebracht und beworben wurde das Projekt von der Stadt und der CUB,
dem Verein Arc en Rêve und der Agence d’Urbanisme „L’a-urba“. Unter einer Agence
d’Urbanisme versteht man einen Zusammenschluss der an der Stadtentwicklung beteiligten öffentlichen Akteure unter Einbeziehung des Staates. Es gibt in Frankreich 52
Agences d’Urbanisme.
Planung und Implementierung
Planungsprozess
Die Flächen des Projektgebietes gehörten dem Hafen. Voraussetzung für die Umgestaltung der Quais war, dass die CUB die Flächen dem Hafen für eine beträchtliche
Summe abkaufen musste. Der Transfer erfolgte 1992.
Für die Konzeption, Planung und Durchführung war die CUB zuständig, aber die Entscheidungen wurden von der CUB und dem Bürgermeister von Bordeaux gemeinsam getroffen. Es gab eine Lenkungsgruppe.
Die Dauer des Planungsprozesses betrug 7 bis 8 Jahre.
Pläne und Dokumente
Zu den notwendigen Plänen liegen keine Angaben vor.
Das Projekt ist Bestandteil des im Jahr 2000 vom Stadtrat verabschiedeten
Orientierungsschemas „Plan Garonne“ und des Stadtentwicklungskonzeptes „Projet
Urbain“, das den Bau von drei Straßenbahnlinien und die Aufwertung des öffentlichen
Raumes vorsieht.
Genehmigungen
Zu den notwendigen Genehmigungen liegen keine Angaben vor.
Implementierungsprozess
Das Projektgebiet ist in fünf Bauabschnitte unterteilt, die zwischen den folgenden Straßen
liegen:

Abschnitt 1: rue Peyronnet - cours Alsace-Lorraine

Abschnitt 2: cours Alsace-Lorraine - allées d'Orléans

Abschnitt 3: allées d'Orléans - cours Xavier Arnozan

Abschnitt 4: cours Xavier Arnozan - cours du Médoc

Abschnitt 5: cours du Médoc - rue Lucien Faure
Die Meilensteine des Implementierungsprozesses waren:
03/2000 – 06/2002
Aufenthaltsbereich und Boulevard im Abschnitt 4
01/2002 – 12/2003
Boulevard in den Abschnitten 1 und 2
07/2003 – 06/2005
Aufenthaltsbereich in den Abschnitten 1 und 2
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
80
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
81
01/2004 – 09/2004
Plateau/Ufer im Abschnitt 5
04/2004 – 10/2004
Boulevard im Abschnitt 3
09/2004 – 04/2006
Plateau/Ufer im Abschnitt 4
05/2005 – 07/2006
Künstliche Wasserfläche im Abschnitt 2
06/2005 – 05/2006
Boulevard im Abschnitt 5
12/2005 – 06/2007
Plateau/Ufer im Abschnitt 3
06/2006 – 06/2007
Plateau/Ufer im Abschnitt 2 und Aufenthaltsbereich im Abschnitt 3
10/2006 – 12/2007
Aufenthaltsbereich im Abschnitt 5
10/2006 – 04/2009
Plateau/Ufer im Abschnitt 1
Unterhaltung
Die folgenden Akteure sind für die Unterhaltung der Anlagen zuständig:

Die Stadt Bordeaux für die laufende Unterhaltung, wie z. B. Reinigung, Grünanlagenpflege und Beleuchtung und

Die CUB für große Instandhaltungsmaßnahmen.
Die Bewässerung der Quais jardinés ist in mehrere Abschnitte unterteilt, die den Bauabschnitten entsprechen. Sie erfolgt entweder tröpfchenweise, über Düsen oder über
Sprenger und wird zentral gesteuert: eine Wetterstation, die sich an der Straße cours
Xavier Arnozan befindet, analysiert die Niederschlags- und Verdunstungsdaten und
programmiert die Bewässerung bedarfsgerecht. Darüber hinaus kann die Bewässerung
auch manuell über per Mobiltelefon übertragene Codes ausgelöst werden.
Erfolgsermittlung
Für das Projekt gab es finanzielle und technische Evaluationen, zu denen keine weiteren
Angaben vorliegen.
Die politische Evaluation wurde von der Bevölkerung durchgeführt, indem sie sich den
Raum sofort wiederaneignete. Im Vorfeld der Bauarbeiten wurden die Quais von der
Stadt und der CUB ins Reine gebracht und so organisiert, dass sie sicherer und ansehnlicher wurden. Ab diesem Moment, noch bevor die Bauarbeiten begannen, haben die Bewohner die Quais für sich eingenommen, und der Bürgermeister hat die Anlieger dazu
verpflichtet, ihre Gebäude entlang der Quais zu renovieren und zu restaurieren.
Die umgestalteten Quais werden von den Einwohnern gut angenommen, es gibt dort
immer viele Leute.
Die Eigentümer der Häuser und Wohnungen, deren Front auf die Quais zeigt, sind sehr
zufrieden, da sich ihr Umfeld komplett gewandelt hat. Vorher befanden sich die Häuser
an einer Stadtautobahn, wo Millionen von Autos entlangfuhren, und heute ist dort ein mit
Hunderten Bäumen bepflanzter Stadtboulevard. Sie haben die Straßenbahn und Grünanlagen zum Spazierengehen vor ihrer Haustür. Vorher gab es nicht sehr viele Bewohner
entlang der Quais, weil die Mehrzahl der Häuser verlassen war. Heute werden die Gebäude sehr geschätzt, und man findet dort keine einzige Wohnung, die zu verkaufen oder
zu vermieten ist. Das Gebiet ist ein sehr moderner Ort geworden, wo viele Menschen
hinziehen möchten.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
81
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
82
Im Jahr 2007 wurde die Altstadt von Bordeaux, die aufgrund ihrer Sichelform entlang der
Garonnekurve auch Port de la Lune (Mondhafen) genannt wird, zum UNESCOWeltkulturerbe erklärt, wozu die Neugestaltung der Quais auch einen Beitrag geleistet
hat.
Im Jahr 2008 erhielt die Stadt Bordeaux für die Gestaltung der Quais von der Zeitschrift
Le Moniteur die Auszeichnung Trophée de l’Aménagement Urbain in der Kategorie der
Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern.
Beteiligung
Die Akteurskonstellation hat sich im Laufe der Zeit geändert, bestand jedoch während
des gesamten Projektes aus der Dreierkonstellation der folgenden Gruppen:

Techniker der CUB und der Stadt

Abgeordnete (der Bürgermeister und seine Stellvertreter)

Einwohner und Geschäftsleute.
Die Stakeholder waren im Wesentlichen die Geschäftsleute und Anlieger sowie die Verkehrsteilnehmer, hauptsächlich Fußgänger und Radfahrer, weniger Autofahrer. Mit den
Stakeholdern fanden sehr häufig Versammlungen statt, entweder in Form von Plenarsitzungen mit der Gesamtheit der Akteure oder in Form von sehr spezifischen Versammlungen mit wenigen Personen. Manchmal, mindestens einmal im Monat, kam der
Bürgermeister dazu. Darüber hinaus gab es jede Woche Baustellenversammlungen mit
zwanzig bis dreißig Personen. An diesen Versammlungen nahmen die Abgeordneten, die
Techniker und die Anlieger teil, um die jeweils laufenden Bauarbeiten zu reflektieren.
Die Öffentlichkeit wurde von Anfang an über sehr viele Informationsveranstaltungen
sowie über Präsentationen der Pläne und die Präsentation des Projektes durch den Architekten einbezogen. Darüber hinaus gab es zu jeder Gelegenheit Abstimmungen.
Die Organisation der Beteiligung lag bei der CUB und der Stadt Bordeaux. Die Beteiligung
war sehr stark, und die Bauarbeiten verliefen im Gegensatz zu denen für die Straßenbahnlinie im Stadtzentrum unter sehr guten Bedingungen. Abgesehen von ein paar sehr
spezifischen Nachbarschaftsproblemen gab es keine starken Widerstände. Dies könnte
jedoch auch daran gelegen haben, dass es zu Beginn des Projektes nicht sehr viele Anlieger gab. Erst im Laufe der Bauarbeiten siedelten sich Hunderte Bewohner und
Dutzende Geschäftsleute an. Sie kamen im Zuge der von der Quairenovierung ausgehenden Dynamik und haben sich dem Projekt kaum bzw. gar nicht widersetzt. Sie
waren der Vorgehensweise gegenüber sehr aufgeschlossen und hatten großes Interesse
an dem Projekt.
Für die Öffentlichkeitsarbeit waren die Kommunikationsabteilungen der CUB und der
Stadt Bordeaux zuständig.
Finanzierung
Die folgenden Kosten entstanden während des Projektes:
Bauarbeiten
Management
GESAMT
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
110 Mio. €
10 Mio. €
120 Mio. €
82
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
83
Von den Baukosten wurden 88,3 Mio. € von der CUB, 16,7 Mio. € von der Stadt Bordeaux
und etwas mehr als 5 Mio. € aus EU-Fördermitteln finanziert.
Lágymányosi Bucht
Projektgrundlagen
Lage - Das Fallbeispiel befindet sich in Budapest (Ungarn) im Stadtbezirk Lágymányos,
dem größten Stadtbezirk Budapests.
Träger - Der Projektträger ist die portugiesische Investorengruppe Öböl XI Invest Ltd.,
an der die nachstehenden Unternehmen beteiligt sind:

Estia - Immobilienentwickler, beteiligt mit 25%;

Lestinvest - Tochter der ebenfalls portugiesischen Investment- und Vermögensverwaltungsgesellschaft Finibanco SA, beteiligt mit 45%;

Mota-Engil - Bauunternehmen, beteiligt mit 30%.
Projektlaufzeit - Das Projekt begann 2003. Zum Projektende können derzeit keine Aussagen getroffen werden, da durch die Weltfinanzkrise die ursprünglich geplante
Finanzierung nicht mehr in vollem Umfang realisierbar ist.
Chronologie - Die bisherigen Meilensteine des Fallbeispiels sind:
2003 - 2007
Landerwerb
2006 - 2007
Revitalisierung
seit 2006
2007
Entwicklung der öffentlichen Parkanlage
Übernahme Öböls durch die portugiesische Investorengruppe
Fläche - Die Lágymányosi Bucht erstreckt sich über ca. 1 km und insgesamt 56 ha am
rechten Ufer der Donau. Die einbezogene Wasserfläche umfasst 10 ha.
Projektkosten - Entsprechend der derzeitigen Pläne werden sich die Projektkosten auf
ca. 800 Mio. € belaufen.
Projektdetails
Städtebauliche Situation
Räumliche Abschnitte - In Abhängigkeit von der Funktion gliedert sich das Projektgebiet in die folgenden räumlichen Abschnitte:

Gewerbe-, Wohnbau- und Mischflächen,
Der aktuelle Masterplan sieht vor, das Projektgebiet in elf Teilabschnitte mit unterschiedlichen Nutzungsoptionen zu gliedern.

Sonderflächen, die der Erholung dienen, und
Der Lágymányosi Park bietet Raum für vielfältige Freizeit- und Erholungsaktivitäten (Strände, Wiesen zum Erholen und Sonnenbaden, Kinderspielplätze, Rundwege zum Spazieren, Laufen oder Radfahren etc.). Lediglich das Baden und
Angeln ist aufgrund der ungenügenden Wasserqualität der Donau nicht erlaubt.
Infolge des gestiegenen Anschlussgrades der Bevölkerung und Unternehmen an
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
83
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
84
die Kanalisation und der gestiegenen Anzahl von Kläranlagen hat sich die Wasserqualität jedoch erheblich verbessert, so dass die Bucht zukünftig auch als Badestätte dienen wird.

Hafen.
Öböl XI Ltd. ist Inhaber einer internationalen Hafenlizenz, die ihr gestattet, einen
Hafen an der Donau zu betreiben. Die dazu notwendigen Baumaßnahmen sind
bereits abgeschlossen. Genutzt wird der Hafen derzeit von der Budapester
Wasserpolizei, die eine Polizeistation auf dem Grundstück der portugiesischen Investorengruppe unterhält. Zukünftig sollen auch Donau-Kreuzfahrtschiffe den
Hafen anlaufen. Ergänzt wird dieser Hafen durch einen Jachthafen einschließlich
Klub im Inneren der Bucht.
Städtebaulich gliedert sich das Projektgebiet in die folgenden räumlichen Abschnitte:

Baufläche (26 ha),

Grünfläche (20 ha) und

Wasserfläche (10 ha).
Bezüglich der Einbindung des Flusses gliedert sich das Projektgebiet in die folgenden
räumlichen Abschnitte:

Abschnitte mit unmittelbarem Bezug zum Fluss und
Hierzu gehören die Häfen, die Strände (8.200 m2) sowie das abgestufte und begrünte Ufer.

Abschnitte ohne direkten Bezug zum Fluss.
Hierzu gehören die Bauflächen, deren Gebäudebestand so angeordnet/abgestuft
werden soll, dass die Bewohner einen weitgehend unverbauten Blick auf die
Bucht/Donau genießen können.
Verflechtungen - Öböl XI Ltd. verfolgt bei der Gestaltung der Lágymányosi Bucht die
Vision, eine in sich geschlossene, multifunktionelle Stadt innerhalb Budapests zu errichten. Infolgedessen ist die Perspektive der Betreiber mehr nach innen als nach außen
gerichtet. Neben der hervorragenden Verkehrsanbindung existieren deshalb nur wenige
physische, soziale und mentale Anknüpfungspunkte zum Umfeld des Projektes.
Bedeutung des Standortes - Die unmittelbare Umgebung und die Stadt Budapest
profitieren von dem Projekt in seiner Funktion als

Öffentliche Parkanlage und
Der Lágymányosi Park ist Budapests einziger Park, der sich in privatem Besitz befindet und dennoch für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Hafen.
In Budapest gibt es nur wenige Anlaufmöglichkeiten für Passagierschiffe, insbesondere Donau-Kreuzfahrtschiffe. Die Stadt kennt das Problem und ist bemüht,
es zu lösen. Insofern ist der geplante Hafen ein Beitrag zur Überwindung dieses
Engpasses.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
84
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
85
Idee, Vision und Ziele
Vision, Idee - Die Gestaltung der Lágymányosi Bucht beruht auf der Vision, eine in sich
geschlossene, multifunktionelle Stadt innerhalb Budapests zu errichten, die sich zum
einen durch ihre Nähe zum Stadtzentrum und zum anderen durch ihre ruhige Lage am
Wasser auszeichnet.
Die Parkanlage verkörpert das neue Gesicht der Bucht und soll potentiellen Kunden einen
realen Eindruck von der Vision und der Philosophie des Projektes geben.
Zielspektrum - Das Zielspektrum der Lágymányosi Bucht wird von den Interviewpartnern wie folgt beschrieben:

Die wichtigsten ökologische Ziele sind der Erhalt und die Verbesserung des sich
erholenden Ökosystems Lágymányosi Bucht, sowie der Einsatz erneuerbarer
Energieträger zur Versorgung der Büro- und Wohngebäude.

Das wichtigste ökonomische Ziel ist, dass die Entwicklung und Verwaltung des
Standortes dauerhaft Gewinn erwirtschaftet.

Das wichtigste städtebauliche Ziel ist die Errichtung einer multifunktionalen Stadt,
die für ihre Einwohner alle Güter und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs in
unmittelbarer Nachbarschaft bereithält.

Das wichtigste soziale Ziel ist die Schaffung einer öffentlichen Parkanlage, die
nicht nur die Lágymányosi Bucht, sondern den ganzen Stadtteil aufwertet.
Die dominante Zieldimension ist nach Aussagen der Interviewpartner die Gewinnerzielungsabsicht.
Rolle des Flusses im Rahmen des Projektes - Die Donau bzw. die
Lágymányosi Bucht spielt als Verkehrsweg für Güter keine Rolle, denn keiner der beiden
Häfen ist für den Güterverkehr ausgelegt. Hingegen integrieren die Häfen den Fluss in
seiner Funktion als Personenverkehrsweg.
Seit ihrer Revitalisierung diente die Lágymányosi Bucht bereits mehrfach als Austragungsort für nationale und internationale Sportveranstaltungen (z. B. Drachenbootoder Triathlon-Wettbewerb). Die dauerhafte Freizeitnutzung ist aufgrund der nicht einwandfreien Wasserqualität der Donau derzeit jedoch noch nicht möglich.
Die Uferzone von Fluss und Bucht wird von ausgedehnten, naturnah gestalteten Grünflächen mit kleineren Strandabschnitten geprägt. Sie dienen überwiegend als Liegeflächen.
Die Lágymányosi Bucht selbst dient nicht mehr dem Hochwasserschutz als Retentionsfläche, sondern lediglich der Deich, auf dem sich der Park erstreckt.
Projektinitiatoren/„Die treibenden Kräfte“
Projektinitiator war ein nicht näher benannter ungarischer Investor in Kooperation mit
der Stadt Budapest. Nach der Übernahme durch die portugiesischen Investoren setzen
diese als Öböl XI Ltd. die Entwicklung der Bucht fort.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
85
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
86
Planung und Implementierung
Planungsprozess
Voraussetzung für jede Art der baulichen Nutzung von Flächen in Ungarn ist ein so genannter zoning plan. Dieser wird von den zuständigen Behörden in Absprache mit dem
Grundeigentümer erstellt und abschließend genehmigt. Die Pläne der Lágymányosi Bucht
bedurften der Zustimmung des Chefarchitekten des Stadtbezirkes Lágymányos sowie des
Chefarchitekten der Stadt Budapest. Basierend auf dem zoning plan entwarf die
portugiesische Investorengruppe ihren Masterplan.
Seit der Übernahme durch die portugiesische Investorengruppe werden alle Entscheidungen von der Öböl XI Ltd. getroffen. Der zoning plan ist allerdings noch in Absprache mit dem Investor erstellt worden. Im Rahmen des Projektes gab es keine
Lenkungsgruppe.
Der Landerwerb erfolgte privatwirtschaftlich und zu marktüblichen Konditionen.
Pläne und Dokumente
Die folgenden Arten von Plänen waren notwendig:

Zoning plan (formell) und
Der zoning plan legt u. a. Lage, Art und Maß der Nutzung der Bauflächen sowie die
Lage, Größe und Nutzung öffentlicher Flächen (Grün-/Verkehrsflächen) fest.

Masterplan (informell).
Das Projekt ist nicht Bestandteil übergeordneter Pläne.
Genehmigungen
Zusätzlich zum genannten zoning plan waren zahlreiche Einzelgenehmigungen notwendig, u. a. Brandschutzgutachten und die Genehmigung zur Entnahme von Grundwasser.
Implementierungsprozess
Die Meilensteine des Implementierungsprozesses waren:
2003 - 2007
Landerwerb
2003 gründeten die Stadt Budapest und ein privater ungarischer Investor das Gemeinschaftsunternehmen Öböl, dessen Anteile sie zu
gleichen Teilen hielten. Ihr Ziel war es, den Grundbesitz rund um die
Lágymányosi Bucht zu vereinen, um den Baugrund anschließend aufzuwerten und zu vermarkten. Im Fortgang des Landerwerbs waren
mehrere Kapitalerhöhungen notwendig. Die Stadt Budapest war außerstande, zusätzliches Kapital in die Unternehmung einzubringen.
Deshalb sank ihre Beteiligung bis zum Abschluss des Landerwerbs auf
1%.
2007 schloss Öböl den Landerwerb ab. Noch im selben Jahr genehmigten die Bezirks- und die Stadtverwaltung den beantragten
zoning plan.
2006 - 2008
Revitalisierung
Im Verlauf der Revitalisierung rissen die Investoren den Großteil der
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
86
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
87
Industrieruinen ab und bereinigten Bucht und Ufer von ihren Altlasten.
Parallel dazu entwickelten sie den Masterplan einschließlich der Detailpläne für die insgesamt elf Bauabschnitte der Lágymányosi Bucht.
seit 2006
Entwicklung der öffentlichen Parkanlage (Bauabschnitt IX)
Zum Zeitpunkt des Interviews waren 70% der geplanten Grün- und
Parkflächen fertiggestellt. Die verbleibenden 30% werden zusammen
mit den übrigen Bauabschnitten umgesetzt.
Eröffnet wurde der Park bereits im August 2007. Verantwortlich für die
Unterhaltung ist der Investor.
2007
Übernahme Öböls durch die portugiesische Investorengruppe
Nachdem 2007 der zoning plan genehmigt wurde, übernahm die
portugiesische Investorengruppe das Gemeinschaftsunternehmen, indem es die Anteile des ungarischen Investors erwarb.
o. J.
Immobilienentwicklung (Wohn-, Geschäftsgebäude etc.)
Bestandteil der Immobilienentwicklung sind die nachstehenden elf
Bauabschnitte:

Baufeld I (41.132 m2),
Baufeld I liegt im Norden des Baugrundes. Angrenzend liegen
die Dombovari Straße im Norden, die Donau im Osten, die
Lágymányosi Bucht im Süden und das Baufeld II im Westen.
Die derzeitigen Pläne sehen vor, hier ein Hotel sowie Geschäftsund Bürogebäude (80.000 m2) zu errichten. Für das Hotel
existieren bereits Vereinbarungen mit Courtyard, einer Hotelmarke des Marriott Konzerns. Die Eröffnung ist für 2012 geplant.

Baufeld II (3.000 m2),
Baufeld II liegt ebenfalls unmittelbar an der Dombovari Straße.
Das hier geplante Geschäfts- und Bürogebäude soll eine
funktionale Einheit mit den angrenzenden Geschäfts- und Bürogebäuden der Baufelder I und X bilden.

Baufeld III (13.402 m2),
Baufeld III markiert den Mittelpunkt des Baugrundes
direktem Zugang zum Strand der Lágymányosi Bucht.
mit
Bis 2013 werden hier vier Wohngebäude entstehen, wobei eines
der Gebäude die insgesamt erlaubte Bebauungshöhe von 55 m
ausreizen soll.

Baufeld IV (5.746 m2),
Baufeld IV ist genauso zentral gelegen wie Baufeld III, ebenfalls
mit unmittelbarem Zugang zur Bucht.
Hier sollen in maximal zweigeschossigen Gebäuden Wellness-,
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
87
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
88
Fitness- und Gesundheitsdienstleistungen angesiedelt werden.

Baufeld V (38.256 m2),
Baufeld V liegt unmittelbar gegenüber der Parkanlage, zwischen
den Baufeldern IV und VI.
Hier werden insgesamt zehn Wohngebäude mit jeweils ca.
80 Apartments entstehen. Die Ausrichtung und Form der Gebäude soll einen möglichst unverbauten Blick auf die Donau und
die Stadt gewährleisten. Der Baubeginn ist noch für 2010 vorgesehen.

Baufeld VI (25.374 m2),
Baufeld VI liegt im Südosten
Budafoki Straße und Baufeld V.
des
Baugrundes
zwischen
Hier sollen überwiegend Bürogebäude entstehen. Eines von
ihnen, das ÖBÖL ONYX, ist bereits im Bau.

Baufeld VII (18.460 m2),
Baufeld VII liegt im Süden direkt oberhalb der Mündung der
Lágymányosi Bucht.
Auf dem Baufeld befinden sich zwei brachgefallene, jedoch
industriekulturell bedeutende Gebäude des angrenzenden Elektrizitätswerkes. Sie sollen erhalten bleiben und werden um ein
drittes Gebäude ergänzt. Insgesamt soll hier eine Mischung aus
Geschäfts- und Büroflächen sowie Wohn- und Freizeitflächen
entstehen.

Baufeld VIII (8.947 m2),
Für dieses Baufeld existierten zum Zeitpunkt des Interviews
keine aktuellen Pläne.

Baufeld IX,
Baufeld IX ist gleichzusetzen mit den Grün- und Parkanlagen,
die auf dem gesamten Baugrund entstehen bzw. schon entstanden sind.

Baufeld X (38.617 m2),
Baufeld X befindet sich an der Kreuzung Dombovari und
Budafoki Straße im Nordwesten des Baugrundes.
Hier sollen Einzelhandels-, Geschäfts- und Bürogebäude sowie
Wohngebäude entstehen.

Baufeld XI (23.349 m2),
Baufeld XI verbindet die Baufelder VI und
Budafoki Straße.
X entlang der
Die derzeitigen Pläne sehen vor, hier Gebäude für gewerbliche
Nutzungen zu errichten.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
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Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
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Zum Zeitpunkt des Interviews befand sich die bauliche Entwicklung in den Anfängen.
Öböl XI Ltd. wird aufgrund der Weltfinanzkrise auch künftig gezwungen sein, sie auf ein
Minimum zu reduzieren. Vor diesem Hintergrund vermochten die Interviewpartner nicht
vorherzusagen, wie lange der Implementierungsprozess dauern wird. Mehr als 20 Jahre
hielten sie jedoch für sehr wahrscheinlich.
Unterhaltung
Nach dem Projektende sind die folgenden Akteure für die Anlagenunterhaltung zuständig:

Öböl XI Ltd. und
Die Öböl XI Ltd. ist Eigentümerin des Parks und deshalb auch nach der Beendigung des Projektes für seine Unterhaltung verantwortlich. Aus diesem Grund
errichtete sie innerhalb des Parks kleine Pavillons, die Geschäfts- und Büroräume
beherbergen können und deren Mieteinnahmen die jährlich anfallenden Kosten
decken sollen. Alternativ wäre denkbar, dass Öböl XI Ltd. nach Abschluss der Immobilienentwicklung den Park unentgeltlich in öffentliches Eigentum überführt.

die zukünftigen Eigentümer der Grundstücke und/oder Gebäude.
Verantwortlich für die Unterhaltung der entwickelten Grundstücke und Gebäude
sind deren zukünftige Eigentümer. Die Pläne sehen vor, dass Öböl XI Ltd. nach
Abschluss der baulichen Entwicklung lediglich als Verwalter und im Auftrag der
Eigentümer agiert.
Erfolgsermittlung
Im bisherigen Projektverlauf fand keine Evaluation statt.
Beteiligung
Bisher ergaben sich die folgenden Änderungen in der Akteurskonstellation:

Die Reduzierung des Stimmrechts der Stadt Budapest auf 1% und

Der Eigentümerwechsel bei der Öböl XI Ltd., bei dem die portugiesische Investorengruppe die Anteile des ungarischen Investors erwarb.
Als Teilhaber der Öböl XI Ltd. wurde bisher lediglich Budapests Bezirks- und Stadtverwaltung an der Projektplanung und -implementierung beteiligt. Aufgrund des bestehenden Stimmrechtsverhältnisses hat die Stadt jedoch kein Mitspracherecht, sondern
fungiert ausschließlich als Berater in öffentlichen Genehmigungs- und Lizenzverfahren.
Öböl XI Ltd. versteht die Öffentlichkeit als Kunden, weshalb das Unternehmen auch die
entsprechenden Instrumente nutzt, um mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Dazu
gehören u. a. Markt- und Nachfrageanalysen sowie ein Beschwerdemanagement. Die
Öffentlichkeitsbeteiligung wird von Öböl XI Ltd. organisiert. Sie übernimmt auch die
Öffentlichkeitsarbeit.
Finanzierung
Die Finanzierung der Lágymányosi Bucht erfolgt durch Eigenkapital der Öböl XI Ltd.
sowie durch Fremdkapital aus Krediten privater Banken.
Die Projektkosten trägt die Öböl XI Ltd. Die Kosten sollen aus den Einnahmen der Immobilienentwicklung refinanziert werden.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
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Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
90
Die Öböl XI Ltd. gilt nicht als Public Private Partnership, weshalb ihr der Zugang zu
europäischen Förderprogrammen bisher verwehrt geblieben ist. Die Realisierung des
Projektes bedurfte bisher keiner öffentlichen Kofinanzierung.
2.4.5
Flussinseln mit Kulturangebot
Abbildung 6
Lage der Fallbeispiele zum Thema Flussinseln mit Kulturangebot
Quelle: IIRM, ESRI
Mühleninsel
Projektgrundlagen
Lage – Die Mühleninsel (Wyspa Młyńska) liegt im Zentrum von Bydgoszcz (Polen). Sie
wird von der Brda und deren Seitenarm Młynówki umgeben.
Träger – Der Projektträger ist die Stadtverwaltung Bydgoszcz.
Projektlaufzeit – Die Planung des Projektes begann 2004, und es wird voraussichtlich
2012 abgeschlossen sein.
Chronologie - Die Meilensteine des Fallbeispiels sind:
2006 - 2007
Teilprojekt 1: Revitalisierung der Mühleninsel zur Unternehmensförderung
2007 - 2009
Teilprojekt 2: Sanierung des kulturellen Erbes auf der Mühleninsel
2008 - 2010
Teilprojekt 3: Einrichtung von Freizeitinfrastruktur auf der Mühleninsel und in ihrer unmittelbaren Umgebung
2010 - 2012
Teilprojekt 4: Revitalisierung der Sportanlagen auf der Mühleninsel
Fläche - Die Mühleninsel ist 6,5 ha groß, und die Uferlänge beträgt ca. 2,3 km. Die
Wasserfläche der geplanten Marina wird ca. 1.000 m2 groß sein, und der die Insel durchquerende rekonstruierte Międzywozie Kanal ist 130 m lang und 50 cm tief.
Projektkosten – Die Projektkosten betragen 17.652.794 €.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
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Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
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Projektdetails
Städtebauliche Situation
Räumliche Abschnitte - In Abhängigkeit von der Funktion gliedert sich das Projektgebiet in die folgenden räumlichen Abschnitte:

Flächen für den Gemeinbedarf,
Hierzu zählen die Museen und das Beratungszentrum für Unternehmensgründer
und Arbeitssuchende.

Gewerbeflächen und
Zu den Gewerbeflächen zählt eine Beherbergungseinrichtung.

Sonderflächen, die der Erholung dienen.
Zu den Erholungsflächen zählen die für Freizeitaktivitäten angelegten Freiräume,
die Sportanlagen und die Museen.
Städtebaulich gliedert sich das Projektgebiet in die folgenden räumlichen Abschnitte:

Baufläche,

Grünfläche und

Wasserfläche.
Bezüglich der Einbindung des Flusses besteht das Projektgebiet aus

Abschnitten mit unmittelbarem Bezug zum Fluss und
Hierzu zählen der Kanusportkomplex, die geplante Marina, die Sanierung der
Ufermauern und die Nachbildung des historischen Międzywodzie Kanals.

Abschnitten ohne direkten Bezug zum Fluss.
Hierzu zählen das Beratungszentrum für Unternehmensgründer und Arbeitssuchende, die Museen, das Amphitheater und der Spielplatz.
Verflechtungen – Zwischen dem Projektgebiet, der unmittelbaren Umgebung und dem
Stadtzentrum bestehen Verflechtungen der folgenden Art:

Physische Verflechtungen - Die Insel ist mit der Landseite über drei Fußgängerbrücken verbunden: eine an der Nordseite zur Neuen Oper, eine an der Westseite
zur Straße ul. Św. Trójcy und eine an der Südseite zum Wełniany Rynek. Darüber
hinaus gibt es eine für Autos zugängliche Brücke, die bereits vor Projektbeginn
existierte, und auf der Insel stehen auch ein paar Parkplätze zur Verfügung.

Funktionale Verflechtungen - Die Insel dient als Bildungs- und Erholungsort.

Mentale Verflechtungen - Durch das Projekt steht die Insel im Fokus des
Interesses der Einheimischen.
Bedeutung des Standortes –Seit der Durchführung des Projektes ist die Mühleninsel
ein der Öffentlichkeit zugänglicher Ort für Kultur, Bildung, Natur und Freizeit. Darüber
hinaus trägt die Revitalisierung der Insel selbst auch zur Aufwertung ihrer unmittelbaren
Umgebung bei.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
91
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
92
Idee, Vision und Ziele
Vision, Idee – Früher war die Insel als Sitz der königlichen Münzprägeanstalt und als
Zentrum der Mühlenindustrie ein bedeutsames Unternehmenszentrum, das die Entwicklung der Stadt Bydgoszcz beeinflusste. Diese beiden Gewerbe befanden sich jeweils
auf einer Inselhälfte. Geteilt wurde die Insel durch den Międzywozie Kanal. Nachdem die
Mühleninsel seit Beginn der 1970er Jahre nicht mehr industriell genutzt wurde, war sie
ein verfallener unsicherer Ort. Nur ein kleiner Seitenteil wurde vom Sportverein ZAWISZA
für den Kanusport genutzt. Daher war es an der Zeit, die Rolle der Insel zu ändern und
unter Bewahrung ihres historischen Charakters einen Ort für Kultur, Natur und Freizeit zu
schaffen. Das Projekt zielt darauf ab, die Insel zu rekonstruieren und ihr durch die Transformation der heruntergekommenen post-industriellen Fläche neue urbane Funktionen zu
verleihen.
Zielspektrum - Das Zielspektrum der Mühleninsel wird von den Interviewpartnerinnen
wie folgt beschrieben:

Das wichtigste ökologische Ziel ist die Verbesserung der Wasserqualität über die
Sanierung der Ufermauern, da sie die Beseitigung zwei illegaler Abwasserrohre beinhaltet. Darüber hinaus gibt es keine spezifischen ökologischen Ziele, jedoch wird
während des gesamten Prozesses sichergestellt, dass sich das Projekt auf der
Insel nicht negativ auf die sie umgebenden Gewässer auswirkt.

Das wichtigste ökonomische Ziel ist die Schaffung eines Schlüsselprodukts im Bereich des Kulturtourismus, das die Attraktivität der Stadt wesentlich verbessert.

Die wichtigsten städtebaulichen Ziele sind der Schutz und die Aufwertung einzigartiger historischer Gebäude auf der Insel sowie die Anpassung des jeweiligen
Designs der neuen Fußgängerbrücken an den auf der entsprechenden Landseite
vorherrschenden Baustil.

Die wichtigsten sozialen Ziele sind die Nutzung der Potentiale der Insel in den Bereichen Kultur, Bildung, Tourismus und Freizeit sowie die Schaffung einer sicheren
Zugänglichkeit zur Insel für die Öffentlichkeit. Darüber hinaus gilt es, die Qualität
der kulturellen Infrastruktur zu verbessern und Sicherheit sowohl für Personen als
auch für die Museumskollektionen zu gewährleisten.
Die dominante Zieldimension ist nach Aussage der Interviewpartnerinnen die soziale,
nach der die Insel für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird und gute Freizeitangebote geschaffen werden.
Rolle des Flusses im Rahmen des Projektes – Zur Personenbeförderung gibt es auf
der Brda eine so genannte Wassertram. Es war nicht Bestandteil des Projektes, eine
Haltestelle direkt an der Insel zu planen, aber die Stadtverwaltung zieht diese Möglichkeit
in Betracht.
Die Brda wird zum Kanu fahren genutzt, und es ist geplant, durch den Bau einer Marina
Wassertouristen anzuziehen. Da sich momentan zu viele Pflanzen im Wasser befinden,
erfordert dies eine Reinigung und darüber hinaus auch eine Vertiefung des Flusses. Es
wird sichergestellt, dass dies keine starken negativen ökologischen Auswirkungen hat.
Für die Ufernutzung spielt der Fluss als attraktives Landschaftselement eine große Rolle.
Daher werden dort Fuß- und Radwege angelegt, und für die nächsten Sommer wird geplant, einen zeitlich begrenzten Strand auf der Insel anzulegen.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
92
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
93
Projektinitiatoren/„Die treibenden Kräfte“
Sowohl die Entwicklung der Projektidee als auch die Projektumsetzung gehen auf die
Stadt Bydgoszcz zurück.
Planung und Implementierung
Planungsprozess
In Bydgoszcz gibt es keine Behörde, die speziell für Gewässer zuständig ist. Es gibt nur
eine für Stadtentwicklung allgemein.
Die Entscheidungen werden vom Präsidenten der Stadt Bydgoszcz und den Vizepräsidenten getroffen. Es gibt keine Lenkungsgruppe.
Für die Konzeption, Planung und Durchführung gibt es eine enge Zusammenarbeit
zwischen den verschiedenen Abteilungen der Stadtverwaltung, wie z. B. den Abteilungen
für Ökologie, für Bau, für Ausschreibungen, für Europäische Fördermittel und der Pressestelle.
Ein Landerwerb war nicht notwendig.
Der Planungsprozess begann 2004 mit der Initiierung des Programms „Revitalisierung
des Kultur- und Naturerbes auf der Mühleninsel und in ihrer unmittelbaren Umgebung“
durch die Stadt Bydgoszcz und lief bis 2006.
Pläne und Dokumente
Die folgenden Arten von Plänen waren notwendig:

Örtlicher
Raumbewirtschaftungsplan
przestrzennego)
(miejscowy
plan
zagospodarowania
Ein örtlicher Raumbewirtschaftungsplan liegt noch nicht für alle Flächen in Polen
vor. Die ausstehenden Pläne werden noch erarbeitet.

Bescheid über Bebauungsbedingungen (warunki zabudowy)
Entscheidung der Bauverwaltungsabteilung in der Stadtverwaltung, die für alle
Flächen nötig ist, für die noch kein örtlicher Raumbewirtschaftungsplan vorliegt, so
auch für die Mühleninsel.

Aus dem Entwicklungsplan von Bydgoszcz für die Jahre 2009 bis 2014: Programm
Nr. 9 - Leben in Bydgoszcz, Programm Nr. 10 - Grün in Bydgoszcz und Programm
Nr. 11 - Grenzenlose Kultur
Das Projekt ist Bestandteil des Revitalisierungs- und Entwicklungsprogramms für das
Wasserzentrum Bydgoszcz (Program Rewitalizacji i Rozwoju Bydgoskiego Wezła
Wodnego).
Genehmigungen
Es war eine Genehmigung der Regionalen Wasserwirtschaftsverwaltung (RZGW) Gdansk
für die Sanierung der Ufermauer in Teilprojekt 3 sowie für die Planung der Marina und die
Vertiefung des Flusses in Teilprojekt 4 notwendig.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
93
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
94
Implementierungsprozess
Die Meilensteine des Implementierungsprozesses sind:
2006 – 2007
Bau
von
drei
Fußgängerbrücken,
Nachbildung
des
historischen Międzywodzie Kanals und Renovierung eines
historischen Gebäudes einschließlich Anpassung an die
Nutzung als Unternehmensförderungszentrum (Teilprojekt 1)
07/2007 – 02/2009
Restaurierung von fünf historischen Gebäuden auf der Insel
und Anpassung an die Nutzung als Museen (Teilprojekt 2)
06/2008 – 10/2008
Aufbau einer Wasserversorgung, eines Abwasserkanalnetzes
und eines Energieversorgungsnetzes (Teilprojekt 2)
2008 – 2010
Bau eines Amphitheaters und eines Spielplatzes, Entwicklung
von Grünflächen und Sanierung der Ufermauern (Teilprojekt 3)
08/2010 – 2012
Abriss des bestehenden Gebäudes des Sportvereins
ZAWISZA, Sanierung der technischen Infrastruktur und Bau
eines neuen Gebäudes für den Sportverein ZAWISZA verbunden mit einer Beherbergungseinrichtung (Teilprojekt 4)
Unterhaltung
Nach dem Projektende sind die folgenden Akteure für die Unterhaltung der Anlagen zuständig:

Die Stadt Bydgoszcz für das Unternehmensförderungszentrum,

Das Leon Wyczółkowski Bezirksmuseum für die Museen,

Die Stadt Bydgoszcz, Abteilung für kommunale Versorgung und Umweltschutz für
das Amphitheater, die sanitären Anlagen, den Spielplatz und die Grünflächen und

Der Sportverein ZAWISZA für das Sportvereinsgebäude, die Beherbergungseinrichtung und die Marina.
Erfolgsermittlung
Nach jedem Programmteil wird eine zusammenfassende Evaluation durchgeführt.
Diese Evaluationen zeigten bisher, dass es keine Probleme gab, die zu einem Abbruch
des Programms führen könnten.
Die neue Mühleninsel wird sehr gut angenommen, und 2007 wurde die Stadt Bydgoszcz
vom Bauminister für ihre interdisziplinäre Forschungsarbeit zugunsten der Revitalisierung
und Entwicklung des Wasserzentrums Bydgoszcz mit dem ersten Preis ausgezeichnet.
Beteiligung
Die Akteurskonstellation hat sich im Laufe der Zeit nicht geändert.
Die Stakeholder, mit denen es Treffen gab, waren der Sportverein ZAWISZA und das
Leon Wyczółkowski Bezirksmuseum, das teilweise mit der Stadt verbunden ist.
Zu Beginn des Projektes gab es mehrere Treffen mit der Öffentlichkeit, in denen der Plan
diskutiert wurde. So wurden zunächst die Pläne für die Teilprojekte 1, 2 und 3 und dann
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
94
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
95
auch die für das Teilprojekt 4 angenommen. Später hatte die Öffentlichkeit die Möglichkeit, basierend auf den im Internet veröffentlichten Informationen Einspruch zu erheben.
Die Organisation der Beteiligung lag bei der Abteilung der Stadtverwaltung, die dafür
zuständig ist, den Präsidenten von Bydgoszcz bei organisatorischen Aufgaben zu unterstützen. Für die Öffentlichkeitsarbeit ist die Pressestelle der Stadt Bydgoszcz zuständig.
Finanzierung
Die folgenden Kosten entstehen während des Projektes:
Teilprojekt 1
3.034.797 €
Teilprojekt 2
5.422.296 €
Teilprojekt 3
6.187.805 €
Teilprojekt 4
3.007.896 €
GESAMT
17.652.794 €
Ausgewählte Kostenkomponenten lassen sich folgendermaßen aufschlüsseln:
Vorbereitung der Bebaubarkeit in Teilprojekt 3
Werbung in Teilprojekt 2
Nachbildung des historischen Międzywodzie Kanals
in Teilprojekt 1
Unterhaltung der Grünflächen pro Jahr
5.374.333 €
47.963 €
701.842 €
ca. 90.000 €
Das Projekt wird mithilfe der folgenden Förderprogramme durchgeführt:

Teilprojekt 1:
Europäischer Fond für regionale Entwicklung (EFRE) mit dem „Integrierten
Operationellen Programm für Regionalentwicklung“

Teilprojekt 2:
European Economic Area Financial Mechanism (EEA FM)

Teilprojekte 3 und 4:
Regionalny Program Operacyjny Wojowództwa Kujawsko-Pomorskiego (RPO K-P)
Folgendermaßen werden die Kosten verteilt:

Teilprojekt 1:
ERDF: 693.922 €, Stadt Bydgoszcz: 2.340.878 €

Teilprojekt 2:
EEA FM: 2.392.371 €, Stadt Bydgoszcz: 3.029.925 €

Teilprojekt 3:
RPO K-P: 4.022.074 €, Stadt Bydgoszcz: 2.165.731 €

Teilprojekt 4:
RPO K-P: 1.503.948 €, Stadt Bydgoszcz: 1.503.948 €
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
95
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
96
L’Ile
Gegenstand der Betrachtung ist an dieser Stelle kein geschlossenes Gesamtprojekt und
nicht die Gesamtheit der Insel L’Ile. Stattdessen stehen im Fokus die folgenden Einzelmaßnahmen auf und an der Insel L’Ile:

Projekt 1: Bâtiment des Forces Motrices - Transformation des ehemaligen Pumpwerks Coulouvrenière in ein Theater (vgl. S. 96)

Projekt 2: Halles de l’Ile - Transformation des Südflügels der Halles (ursprünglich
Schlachthaus, später Markthallen) in eine Brasserie mit Konzerten (vgl. S. 99)

Projekt 3: Promenade des Lavandières - Aufwertung des öffentlichen Raums auf
dem Deich zwischen Bâtiment des Forces Motrices und Halles de l’Ile (vgl. S. 102)

Projekt 4: Bâtiment du Pont de la Machine - Transformation eines Teils des ehemaligen Wasserkraftwerks und späteren Verwaltungsgebäude der Stadtwerke in
Ausstellungsräume (vgl. S. 105)

Projekt 5 : Pont de la Machine und Plattform - Restaurierung der Brücke am ehemaligen Wasserkraftwerk und Konstruktion einer Plattform auf dem Wasser
(S. 108)
Lage – Die Insel L’Ile liegt in der Rhône in Genf (Schweiz) zwischen dem Genfer See und
dem Zusammenfluss von Rhône und Arve. Projekt 1 befindet sich im Stadtteil La
Coulouvrenière und die Projekte 2, 3, 4 und 5 zwischen dem Stadtzentrum und Saint
Gervais.
Projekt 1: Bâtiment des Forces Motrices
Projektgrundlagen
Träger – Der Projektträger war die Republik und Kanton Genf (im Folgenden kurz als
Kanton bezeichnet), Département des constructions et des technologies de l’information
(DCTI).
Projektlaufzeit und Chronologie – Die Meilensteine des Projektes waren:
1995
Planungsbeginn
1996 - 1997
Implementierungsphase
09/1997
Abschluss des Projektes
Fläche - Das Bâtiment des Forces Motrices hat eine Fläche von 3.000 m2, und seine
Außenlänge entlang der Rhône beträgt 2 x 23 m.
Projektkosten – Die Projektkosten betrugen 8,6 Mio. CHF.
Projektdetails
Städtebauliche Situation
Räumliche Abschnitte - In Abhängigkeit von der Funktion besteht das Projektgebiet
aus Flächen für den Gemeinbedarf, dem als Theater genutzten Bâtiment des Forces
Motrices.
Städtebaulich besteht das Projektgebiet aus einem Gebäude.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
96
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
97
Die Rhône fließt zwar unter dem Gebäude hindurch, war jedoch nicht Bestandteil des
Projektes.
Verflechtungen – Zwischen dem Projektgebiet, der unmittelbaren Umgebung und dem
Stadtzentrum bestehen Verflechtungen der folgenden Art:

Physische Verflechtungen - Um das Gebäude herum führt ein Fußgängersteg, es
gibt eine Fußgängerbrücke zur Landseite, und das Gebäude grenzt an die
Promenade des Lavandières (Projekt 3).

Funktionale Verflechtungen - Das Gebäude steht der Öffentlichkeit als Kultureinrichtung für Ballett- und Theateraufführungen sowie für Privatveranstaltungen
offen.
Bedeutung des Standortes – Das Bâtiment des Forces Motrices ist ein historisches
Gebäude, dessen Charakter bei der Transformation erhalten wurde.
Idee, Vision und Ziele
Vision, Idee – Das Pumpwerk Coulouvrenière war bis 1990 in Betrieb und befand sich
im Eigentum der SIG. Danach stand es leer, bis es 1996 in den Besitz des Kantons überging.
Das Opernhaus Grand Théâtre musste in der Saison 1997/98 aufgrund technischer Instandsetzungsmaßnahmen schließen und suchte für diese Zeit einen Aufführungsort, auf
den es ausweichen konnte. Diesen sollte es im Bâtiment des Forces Motrices finden.
Zielspektrum - Das Zielspektrum des Bâtiment des Forces Motrices wird von den Interviewpartnern wie folgt beschrieben:

Ein vorrangiges ökologisches Ziel gab es in diesem Projekt nicht.

Das wichtigste ökonomische Ziel war die Einrichtung eines provisorischen Saals
mit ca. 1.000 Plätzen als Ausweichstandort für das Grand Théâtre für die Saison
1997/98.

Das wichtigste städtebauliche Ziel war eine gute Erreichbarkeit.

Das wichtigste soziale Ziel war die Öffnung eines vormals unzugänglichen Ortes
für die Öffentlichkeit.
Die dominante Zieldimension war nach Aussage der Interviewpartner die ökonomische.
Rolle des Flusses im Rahmen des Projektes – An dieser Stelle spielt die Rhône keine
Rolle für die Personenbeförderung, denn weder die Fähren noch die Ausflugsschiffe legen
dort an.
Projektinitiatoren/„Die treibenden Kräfte“
Die Entwicklung der Projektidee geht auf Philippe Joye, Abgeordneter im DCTI, und den
Kantonsbaumeister Emmanuel Catanier zurück. Die Projektumsetzung wurde durch den
Architekten Bernard Picenni initiiert. Beworben wurde das Projekt durch Philippe Joye und
Emmanuel Catanier sowie vom Präsidenten der Fondation du Grand Théâtre, Guy
Demole. Das Grand Théâtre, insbesondere vertreten durch Guy Demole und die
Direktorin Renée Auphan, hielt das Projekt am Leben.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
97
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
98
Planung und Implementierung
Planungsprozess
In diesem Projekt gab es keinen Unterschied zwischen Fachplanung und Gesamtplanung.
Die Entscheidungen trafen der Kanton und das Grand Théâtre. Es gab keine Lenkungsgruppe, die Koordination erfolgte durch den Architekten und das DCTI.
Für die Konzeption, Planung und Durchführung waren der Kanton und der Architekt zuständig.
Ein Landerwerb war nicht notwendig.
Der Planungsprozess dauerte sieben Monate.
Pläne und Dokumente
Es waren eine normale Ausschreibung,
Visualisierungen und Simulationen notwendig.
Ausführungsunterlagen,
ein
EDV-Plan,
Der Umbau des Gebäudes ist nicht Bestandteil übergeordneter Pläne, aber der Fußgängersteg, der bei dieser Gelegenheit um das Gebäude herum angelegt wurde, ist wie
die Promenade des Lavandières (Projekt 3) und die Plattform an der Brücke Pont de la
Machine (Projekt 5) Bestandteil des Konzeptes „Le Fil du Rhône“.
Genehmigungen
Es waren eine Baugenehmigung und Sicherheitszulassungen notwendig.
Implementierungsprozess
Der Implementierungsprozess lässt sich wie folgt beschreiben:
07/1996 - 08/1997
Transformation des ehemaligen Pumpwerks in ein Theater
Unterhaltung
Die folgenden Akteure sind für die Unterhaltung der Anlagen zuständig:

Kanton und Republik Genf für das Gebäude,

Die Stadt Genf für den Fußgängersteg und

Arfluvial SA für den Innenraum.
Erfolgsermittlung
Die Idee, das ehemalige Pumpwerk in ein Theater umzuwandeln, war originell, und das
Gebäude fügt sich gut in seine Umgebung ein.
Beteiligung
Die Akteurskonstellation hat sich im Laufe der Zeit nicht geändert.
Die Stakeholder, die einbezogen wurden, waren die verschiedenen Abteilungen des
Grand Théâtre.
Finanzierung
Die Projektkosten betrugen 8,6 Mio. CHF. Ausgewählte Kostenkomponenten lassen sich
folgendermaßen aufschlüsseln:
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
98
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
Ausräumen des Gebäudes
Innenumbau des Gebäudes
99
37.000 CHF
6 Mio. CHF
Bau des Fußgängerstegs um das Gebäude herum
270.000 CHF
Betriebsausstattung
1,2 Mio. CHF
In diesem Projekt wirkte der Präsident der Fondation du Grand Théâtre, Guy Demole, als
Mäzen. Er übernahm zwei Drittel der Kosten. Zu einem Drittel wurde das Projekt vom
Kanton finanziert.
Projekt 2: Halles de l’Ile
Projektgrundlagen
Träger – Der Projektträger war die Stadt Genf, Département des constructions et de
l’aménagement, Service d’architecture.
Projektlaufzeit und Chronologie – Die Meilensteine des Projektes waren:
2002
Planungsbeginn
2008 - 2009
Implementierungsphase
05/2009
Abschluss des Projektes
Fläche - Die Fläche der Halles de l’Ile beträgt 923 m2.
Projektkosten – Die Projektkosten betrugen 1.872.717 CHF.
Projektdetails
Städtebauliche Situation
Räumliche Abschnitte - In Abhängigkeit von der Funktion besteht das Projektgebiet
aus Gewerbeflächen, dem für Gastronomie und Veranstaltungen genutzten Südflügel der
Halles de l’Ile.
Städtebaulich besteht das Projektgebiet aus einem Gebäude.
Das Gebäude grenzt zwar an drei Seiten unmittelbar an die Rhône, der Fluss war jedoch
nicht Bestandteil des Projektes.
Verflechtungen – Zwischen dem Projektgebiet, der unmittelbaren Umgebung und dem
Stadtzentrum bestehen Verflechtungen der folgenden Art:

Physische Verflechtungen - Auf der einen Seite des Gebäudes befindet sich die
Brücke Pont de l’Ile, und auf der anderen Seite besteht Anschluss für Fußgänger
und Radfahrer zur Promenade des Lavandières (Projekt 3). Darüber hinaus ist eine
kleine Metallüberquerung auf dem linken Arm der Rhône geplant, damit Radfahrer
nicht mehr den kleinen Durchgang mitten durch das Gebäude passieren, sondern
entsprechend dem Konzept „Le Fil du Rhône“ außen entlang am Gebäude vorbeifahren können.

Funktionale Verflechtungen - Die Brasserie steht allen Gästen an 365 Tagen im
Jahr offen und basiert auf einem besonderen sozialen Konzept.
Bedeutung des Standortes – Die Halles de l’Ile sind ein kultureller Ort im Herzen der
Stadt, der an 365 Tagen im Jahr geöffnet hat.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
99
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
100
Idee, Vision und Ziele
Vision, Idee – Nach umfangreichen Baumaßnahmen Anfang der 1980er Jahre waren
zahlreiche Projekte erarbeitet worden, ohne dass sie umgesetzt wurden. Seitdem war das
Potential des Ortes nicht ausgeschöpft worden, es war nicht viel Betrieb. Die Idee des
Projektes war, über die Einrichtung einer Brasserie die Belebtheit und Attraktivität der
Halles zu verbessern.
Zielspektrum - Das Zielspektrum der Halles de l’Ile wird von der Interviewpartnerin wie
folgt beschrieben:

Ein vorrangiges ökologisches Ziel gab es in diesem Projekt nicht.

Das wichtigste ökonomische Ziel bestand darin, der Bevölkerung einen populären
Treffpunkt mit bezahlbaren Preisen anbieten können.

Ein vorrangiges städtebauliches Ziel gab es in diesem Projekt nicht.

Die wichtigsten sozialen Ziele waren das Zusammenbringen der Bevölkerung durch
ein verbindendes Projekt und die Schaffung eines für die Öffentlichkeit zugänglichen Kultur- und Treffpunktes.
Die dominante Zieldimension war nach Aussage der Interviewpartnerin die soziale.
Rolle des Flusses im Rahmen des Projektes – Zur Personenbeförderung befindet sich
an dem Platz vor dem Gebäude eine Anlegestelle für Ausflugsschiffe, was für die
Brasserie interessant sein könnte.
Darüber hinaus spielt der Fluss eine ästhetische Rolle. Daher ist die Terrasse der
Brasserie zum Fluss hin ausgerichtet.
Projektinitiatoren/„Die treibenden Kräfte“
Das Projekt war ein Thema der politischen Kampagne des Grünen-Abgeordneten Patrice
Mugny für seine Wahl zum Conseiller administratif der Stadt Genf. Sein ursprüngliches
Ziel war eine Brasserie der fünf Kontinente im gesamten Gebäude. Da dies jedoch zu
groß geworden wäre, hat man sich auf den Südflügel beschränkt. Weiterverfolgt wurde
die Projektidee dank der Menschen, die Patrice Mugny gewählt haben, und des Stadtrats,
der die Gelder bewilligt hat.
Vor der Umsetzung wurde das Projekt politisch, insbesondere von Patrice Mugny, beworben, und danach von der Betreiberin Helen Calle-Lin.
Am Leben gehalten wird das Projekt durch die Betreiberin.
Planung und Implementierung
Planungsprozess
Die Entscheidungen wurden vom Stadtrat getroffen. Es gab eine Lenkungsgruppe. Sie
bestand aus der Leiterin des Département de la culture, für das Patrice Mugny verantwortlich ist, und der Leiterin des Service d’architecture.
Für die Konzeption, Planung und Durchführung war der Service d’architecture zuständig.
Das Gelände gehörte bereits der Stadt, jedoch gab es Vormieter, mit denen verhandelt
werden musste. Dazu gehörte ein Restaurantbesitzer, der Einspruch einlegte und vor
Gericht ging, so dass das Projekt für mehrere Jahre stillstand.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
100
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
101
Die Meilensteine des Planungsprozesses waren:
01/2002
Bewilligung des Stadtrats für die Finanzierung einer Studie
06/2003
Beginn einer Studie über die Einrichtung einer Brasserie in den Halles
de l’Ile
09/2005
Baugenehmigung
11/2006
Bewilligung des Stadtrats für die Baufinanzierung
05/2008
Baubeginn
Pläne und Dokumente
Es gab kein übergeordnetes Konzept. Das Projekt war sehr punktuell und hatte Priorität.
Genehmigungen
Es waren eine Baugenehmigung, eine Genehmigung für das Betreiben eines Restaurants
und Sicherheitszulassungen notwendig. Den Bestimmungen für die Genehmigungen
nachzukommen, war relativ einfach, da es sich um einen Innenausbau, und nicht um
einen Neubau handelte.
Implementierungsprozess
Der Implementierungsprozess lässt sich wie folgt beschreiben:
05/2008 – 04/2009
Sanierung der Halles de l’Ile
Es gab eine Verzögerung von drei Monaten, da es sich anfangs um ein rein theoretisches
Projekt handelte. Die Betreiberin stand erst im November 2008 nach der öffentlichen
Ausschreibung fest. Sie ließ vieles ändern, da ihr Konzept sonst unter den Gegebenheiten
ökonomisch nicht funktioniert hätte. So befindet sich heute z. B. dort, wo ursprünglich
die Küche war, ein Weinladen, in dem junge Winzer der Region Verkostungen anbieten.
Darüber hinaus wollte die Betreiberin keine feststehende Bar und ein Podium, sondern
eine Bar auf Rädern, die sich verschieben lässt, falls die Größe einer Veranstaltung dies
erfordert. Sowohl die Projektverantwortlichen der Stadt als auch der Stadtrat waren mit
diesen Änderungen einverstanden. Die drei Monate Verzögerung stellten kein Problem
dar, und darüber hinaus wurde trotzdem das Budget eingehalten.
Unterhaltung
Die folgenden Akteure sind für die Unterhaltung der Anlagen zuständig:

Die Stadt Genf für das Gebäude und

Die Betreiberin für den Innenraum.
Erfolgsermittlung
Es gab bisher keine Evaluation, aber wahrscheinlich wird das Département de la culture
zu einem späteren Zeitpunkt eine durchführen, da die Miete, die die Betreiberin zahlt,
prozentual von ihrem Umsatz abhängt. Es gibt ein Minimum, das erwirtschaftet werden
muss, jedoch ist der von ihr zu zahlende Prozentsatz niedriger als anderswo, weil sie die
ihr gestellten Bedingungen erfüllen muss, an 365 Jahren im Jahr geöffnet zu haben und
ein Tagesgericht für maximal 14 CHF anzubieten. Darüber hinaus ist vereinbart, dass sie
Kulturveranstaltungen anbieten muss, die keine Gewinne erwirtschaften, damit diese
Lokalität wirklich für alle offen ist, auch für die ärmeren Teile der Bevölkerung. Dann ist
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
101
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
102
der Eintritt für die Konzerte frei, und die Gewinne müssen über den Getränkeverkauf erwirtschaftet werden.
Dieser Ort ist zentral gelegen und daher sehr begehrt. So wollten die benachbarten
Banken, dass die Stadt ihnen das Gebäude überlässt, da sie dort einen Wellnessbereich
für ihre Führungskräfte einrichten wollten. Sie haben die rechte Minderheit im Stadtrat
dazu bewegt, gegen das Projekt zu stimmen. Darüber hinaus gab es z. B. eine Initiative
für die Einrichtung einer Krippe. Heute finden an dem Ort nun überwiegend Konzerte
statt.
Beteiligung
Die Akteurskonstellation hat sich im Laufe der Zeit nicht geändert.
Es wurde mit dem Verein „Les Bains des Pâquis“ diskutiert, da er an einem Strand des
Genfer Sees einen Imbiss betreibt, der sich ebenfalls in städtischem Besitz befindet, und
der nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert wie das, das Patrice Mugny für die
Brasserie vorsah. Dieser Verein half dabei, das Programm für die Brasserie aufzustellen
und zu zeigen, dass das Projekt wirtschaftlich funktionieren könne. Dies aufzuzeigen war
wichtig, denn jeder konventionelle Restaurantbetreiber in Genf hält die Auflage, ein
Tagesgericht für 14 CHF anzubieten, für unmöglich.
Die Öffentlichkeit wurde nicht beteiligt.
Nachdem das Projekt gestartet war, hat die Betreiberin viel zur Verkaufsförderung unternommen.
Finanzierung
Die folgenden Kosten entstanden während des Projektes:
Innenumbau des Gebäudes
Studie
1,34 Mio. CHF
532.717 CHF
GESAMT
1.872.717 CHF
Die Projektkosten wurden von der Stadt Genf getragen. Die Betreiberin hat sich mit ca.
500.000 CHF für die Betriebsausstattung beteiligt.
Projekt 3: Promenade des Lavandières
Projektgrundlagen
Träger – Der Projektträger war die Stadt Genf, Département des constructions et de
l’aménagement, Service de l’aménagement urbain et de la mobilité.
Projektlaufzeit und Chronologie – Die Meilensteine des Projektes waren:
1995
Planungsbeginn
1997
Implementierungsphase
Fläche - Die Promenade des Lavandières hat eine Fläche von 1.000 m2.
Projektkosten – Die Projektkosten betrugen 500.000 CHF.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
102
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
103
Projektdetails
Städtebauliche Situation
Räumliche Abschnitte - In Abhängigkeit von der Funktion besteht das Projektgebiet
aus Sonderflächen, die der Erholung dienen, der Promenade des Lavandières.
Städtebaulich besteht das Projektgebiet aus einer öffentliche Grün- und Freifläche.
Im Rahmen des Projektes wurden an der Promenade des Lavandières Stufen angelegt,
um einen direkten Kontakt mit der Rhône herzustellen.
Verflechtungen – Zwischen dem Projektgebiet, der unmittelbaren Umgebung und dem
Stadtzentrum bestehen Verflechtungen der folgenden Art:

Physische Verflechtungen - Es gibt eine Fußgängerbrücke am Bâtiment des Forces
Motrices (Projekt 1), die Brücke Pont de l’Ile und eine Treppe, die die Promenade
des Lavandières mit der Brücke Pont de la Coulouvrenière verbindet

Funktionale Verflechtungen - Die Promenade des Lavandières dient als zentrumsnaher Erholungsraum inmitten der Rhône, der öffentlich zugänglich ist.
Bedeutung des Standortes – Die Promenade des Lavandières ist ein grüner, im
Sommer sehr angesagter Platz inmitten der Rhône mit einem Imbisswagen, Liegestühlen
etc.
Idee, Vision und Ziele
Vision, Idee – Die Promenade des Lavandières ist Bestandteil des Konzeptes „Le Fil du
Rhône“ (Entlang der Rhône) aus dem Jahr 1991. Dieses Konzept ist eine Initiative des
Architekten Julien Descombes mit der Idee, den urbanen Abschnitt entlang der Rhône,
der, wie in anderen Städten auch, zu einem technischen Bestandteil der Stadt verbaut
wurde (z. B. als Lagerplatz und für große Straßen) in einen Stadtpark umzugestalten.
Dafür schlug er eine Reihe von Maßnahmen vor, die darauf abzielen, den öffentlichen
Raum aufzuwerten und dort, wo sie nicht vorhanden ist, Durchgängigkeit zu schaffen.
Die Promenade des Lavandières war ursprünglich ein Deich zwischen den Halles de l’Ile
und dem Bâtiment des Forces Motrices, der die Rhône in den eigentlichen Fluss und den
Kanal zum Pumpwerk teilte. Vor der Aufwertung war es ein verlassener Ort. Im Rahmen
des Konzeptes „Le Fil du Rhône“ sollte der Deich in einen lebendigen Ort umgestaltet
werden, der zum Spazieren und Verweilen einlädt und über ein paar Stufen Zugänglichkeit zum Fluss bietet. Die Nähe zum Fluss sollte gleichzeitig über die Einrichtung eines
Fußgängersteges rund um das Bâtiment des Forces Motrices betont werden.
Zielspektrum - Das Zielspektrum der Promenade des Lavandières wird vom Interviewpartner wie folgt beschrieben:

Das wichtigste ökologische Ziel war die Aufwertung des nicht motorisierten
Individualverkehrs.

Das wichtigste ökonomische Ziel bestand darin, einen Beitrag zum Stadtmarketing
zu leisten.

Ein vorrangiges städtebauliches Ziel gab es in diesem Projekt nicht.

Das wichtigste soziale Ziel war es, einen neuen Erholungsraum anzubieten.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
103
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
104
Die dominante Zieldimension war nach Aussage des Interviewpartners die soziale.
Rolle des Flusses im Rahmen des Projektes – Es gibt immer mehr Menschen, die in
der Rhône baden. Beispielsweise gibt es Leute, die von der Brücke aus ins Wasser
springen und ein Stück weiter an den Stufen der Promenade des Lavandières wieder
herauskommen. Dieses Projekt begünstigt das Baden.
Die Aufwertung der Promenade des Lavandières hat dazu geführt, dass sie nun ein beliebter Picknickplatz z. B. für die Mittagspause ist.
Projektinitiatoren/„Die treibenden Kräfte“
Das Projekt ist Bestandteil des Konzeptes „Le Fil du Rhône“, und die Idee dafür geht auf
den Architekten Julien Descombes zurück.
Die Stadt finanzierte die Erstellung einer Broschüre, um das Konzept „Le Fil du Rhône“ zu
formalisieren und hat dann die Umsetzung der Teilprojekte an verschiedene Architekten
vergeben. Neben der Plattform an der Brücke Pont de la Machine wurde auch die
Promenade des Lavandières von Julien Descombes selbst gestaltet.
Die Stadt Genf bewarb das Projekt im Internet und bei der Einweihung. Außerdem hat
das Konzept „Le Fil du Rhône“ den Wakkerpreis des Schweizer Heimatschutzes bekommen, was ebenfalls zur Werbung beigetragen hat.
Planung und Implementierung
Planungsprozess
Der Fluss, das Gelände der Promenade des Lavandières und das Gebäude Bâtiment des
Forces Motrices gehören dem Kanton. Die Stadt hat das Land nicht erworben, es blieb
Eigentum des Kantons. Es war also ein kommunales Projekt, das auf kantonalem Eigentum durchgeführt wurde und daher eine Zusammenarbeit erforderte.
Die Entscheidungen wurden kollektiv auf politischer Ebene getroffen.
Die Leitung des Projektes lag beim Service de l’aménagement urbain et de la mobilité,
ohne dass dieses Referat Befugnisse über andere Referate hatte. Die Lenkungsrolle bestand darin, einen Konsens zu schaffen. Dies ließ sich nur in Zusammenarbeit mit allen
betroffenen Referaten erreichen und erforderte viel Zeit.
Für die Konzeption, Planung und Durchführung war der Service de l’aménagement urbain
et de la mobilité zuständig.
Der Planungsprozess verlief sehr schnell in 15 bis 18 Monaten. Er wurde durch die guten
Beziehungen zwischen Kanton und Stadt erleichtert und dadurch, dass es keine privaten
Akteure gab.
Pläne und Dokumente
Das Projekt ist Bestandteil des Konzeptes „Le Fil du Rhône“. Darüber hinaus gibt es einen
so genannten plan de site. Das ist ein kantonaler Schutzplan, dessen Ziel es ist, bestimmte Orte zu erhalten. Das Projekt musste selbstverständlich mit diesem plan de site
kompatibel sein.
Genehmigungen
Es war eine Baugenehmigung notwendig.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
104
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
105
Implementierungsprozess
Der Implementierungsprozess lässt sich wie folgt beschreiben:
12/1997
Umgestaltung der Promenade des Lavandières und Bau des
Fußgängerstegs um das Gebäude Bâtiment des Forces
Motrices herum
Unterhaltung
Die Zuständigkeit für die Unterhaltung der Anlagen liegt bei der Stadt Genf, Département
de la cohésion sociale, de la jeunesse et des sports, Service des espaces verts.
Auf der Promenade des Lavandières befindet sich seit 2005 ein zu einem Getränkeausschank umfunktionierter Wohnwagen. Er geht auf die Initiative der zum städtischen
Département de la cohésion sociale, de la jeunesse et des sports gehörenden Délégation
à la jeunesse zurück und wird in der Zwischenzeit vom Verein „La Barje“ betrieben.
Erfolgsermittlung
Es wurde keine Evaluation durchgeführt.
Die Aufwertung der Promenade des Lavandières ist für alle ein voller Erfolg. Darüber
hinaus hat die Stadt Genf vom Schweizer Heimatschutz den Wakkerpreis, der im Jahr
2000 dem Thema Bauen am Wasser gewidmet war, für die Aufwertung des öffentlichen
Raums entlang der Rhône, und insbesondere für das Konzept „Le Fil du Rhône“ bekommen.
Beteiligung
Es gab keine Konflikte, und daher erfolgte die Projektumsetzung sehr schnell.
Finanzierung
Die folgenden Kosten entstanden während des Projektes:
Baukosten
500.000 CHF
Die Unterhaltungskosten werden als sehr gering eingeschätzt.
Finanziert wurde das Projekt vollständig von der Stadt Genf.
Projekt 4: Bâtiment du Pont de la Machine
Projektgrundlagen
Träger – Der Projektträger waren die Services Industriels de Genève (SIG).
Projektlaufzeit und Chronologie – Die Meilensteine des Projektes waren:
2004
2005 - 2006
Planungsbeginn
Implementierungsphase
Fläche - Die Fläche des Bâtiment du Pont de la Machine setzt sich folgendermaßen zusammen:

Projektbestandteil: 170 m2 linker Flügel (1 Etage) und
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
105
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa

106
Übrige Gebäudeteile: 1.000 m2 zentraler Gebäudeteil (3 Etagen) und 170 m2
rechter Flügel (1 Etage)
Die Länge des gesamten Gebäudes entlang der Rhône beträgt 18 m in der Breite und
50 m in der Länge.
Projektkosten – Die Projektkosten lagen zwischen 250.000 und 300.000 CHF.
Projektdetails
Städtebauliche Situation
Räumliche Abschnitte - In Abhängigkeit von der Funktion besteht das Projektgebiet
aus Flächen für den Gemeinbedarf, dem Ausstellungs- und Informationsraum der SIG im
Bâtiment du Pont de la Machine.
Städtebaulich besteht das Projektgebiet aus einem Gebäude.
Die Rhône war nicht Bestandteil des Projektes.
Verflechtungen – Zwischen dem Projektgebiet, der unmittelbaren Umgebung und dem
Stadtzentrum bestehen Verflechtungen der folgenden Art:

Physische Verflechtungen - Vor dem Gebäude befindet sich die Brücke Pont de la
Machine (Projekt 5), und an den Seiten des Gebäudes haben Fußgänger Zugang
zum sich dahinter befindenden Quai de l’Ile.

Funktionale Verflechtungen - Der linke Flügel des Gebäudes dient als Ausstellungsund Informationsraum. Er ist für alle Einwohner und Touristen zugänglich.
Bedeutung des Standortes – Das Bâtiment du Pont de la Machine ist ein historisches
Monument, das im „Plan de site“ des Kantons unter der Kategorie „zu erhaltendes Gebäude“ steht. Das bedeutet, dass sein Äußeres nicht verändert werden kann.
Idee, Vision und Ziele
Vision, Idee – Von 1840 bis 1892 beinhaltete das Gebäude Bâtiment du Pont de la
Machine eine Maschine zum Abpumpen des Wassers der Rhône. 1892 wurde das Pumpwerk Coulouvrenière (siehe Projekt 1) gebaut, das diese Maschine fortan ersetzte. 1887
wurden von der Société d’appareillage électrique Generatoren für die Stadtbeleuchtung
installiert. 1933 richteten die SIG dort ihre Verwaltung (u. a. Direktion, Kassenschalter
und Archive) ein. Seit ca. 10 Jahren wird der rechte Flügel des Gebäudes an die Stadt
vermietet, die dort einen Informationspunkt eingerichtet hat, und der zentrale Teil des
Gebäudes wird seit 5-6 Jahren an die Swatch Group SA vermietet. Dort befinden sich ein
Restaurant sowie Ausstellungs- und Verkaufsräume. Den linken Flügel des Gebäudes
nutzten die SIG selbst zuletzt als Kundenzentrum. Da es nicht sehr gut besucht war,
wurde beschlossen, es in einen Ausstellungsraum und Treffpunkt umzugestalten.
Zielspektrum - Das Zielspektrum der Projekte wird von den Interviewpartnern wie folgt
beschrieben:

Das wichtigste ökologische Ziel war die Förderung der nachhaltigen Entwicklung.

Das wichtigste ökonomische Ziel war eine Reduzierung des Stromverbrauchs durch
die Nutzung von Energiesparlampen und durch die Deckung des Strombedarfs für
das gesamte Gebäude über die ausschließliche Nutzung von Solarenergie.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
106
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
107

Ein vorrangiges städtebauliches Ziel gab es in diesem Projekt nicht.

Das wichtigste soziale Ziel war ein Angebot kostenloser, für alle zugänglicher Ausstellungen über alle Achsen nachhaltiger Entwicklung.
Die dominanten Zieldimensionen waren nach Aussage der Interviewpartner die soziale
und die ökologische.
Rolle des Flusses im Rahmen des Projektes – Die Rhône ist nicht Bestandteil des
Projektes.
Projektinitiatoren/„Die treibenden Kräfte“
Die Entwicklung der Projektidee geht auf den Pôle Clients der SIG zurück. Die Projektumsetzung initiierten die SIG, und am Leben gehalten wird das Projekt von verschiedenen Abteilungen der SIG.
Planung und Implementierung
Planungsprozess
Die Entscheidungen wurden vom Pôle Clients und den Services partagés in Zusammenarbeit mit den Architekten und den Projektleitern getroffen. Es gab eine Lenkungsgruppe.
Für die Konzeption, Planung und Durchführung waren die Services partagés zuständig.
Ein Landerwerb war nicht notwendig.
Pläne und Dokumente
Zu den notwendigen Plänen liegen keine Angaben vor.
Genehmigungen
Es war die für den Innenumbau eines Gebäudes klassischen Genehmigungen notwendig.
Implementierungsprozess
Der Implementierungsprozess lässt sich wie folgt beschreiben:
12 Monate
(2005/2006)
Umgestaltung des Kundenzentrums in einen Ausstellungsraum
Unterhaltung
Für die Unterhaltung sind die Services partagés der SIG zuständig.
Erfolgsermittlung
Es wurde keine Evaluation durchgeführt.
Dieser Ort ist der Genfer Bevölkerung sehr wichtig.
Beteiligung
Eine Stakeholder- und Öffentlichkeitsbeteiligung war nicht notwendig.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
107
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
108
Finanzierung
Als die Firma Swatch den Mittelteil des Gebäudes anmietete, bezahlte sie den Umzug der
SIG in den linken Flügel des Gebäudes und die Umgestaltung. Die SIG trugen die Kosten
für die Inneneinrichtung.
Projekt 5: Pont de la Machine und Plattform
Projektgrundlagen
Träger – Der Projektträger war die Stadt Genf, Département des constructions et de
l’aménagement, Service de l’aménagement urbain et de la mobilité.
Projektlaufzeit und Chronologie – Die Meilensteine des Projektes waren:
1996
Planungsbeginn
2007 - 2009
Implementierungsphase
10/2009
Abschluss des Projektes
Fläche - Die Fläche des Projektgebietes beträgt 1.308 m2 und setzt sich folgendermaßen
zusammen:

730 m2 Brücke und

578 m2 Plattform.
Projektkosten – Die Projektkosten betrugen 14.440.000 CHF.
Projektdetails
Städtebauliche Situation
Räumliche Abschnitte - In Abhängigkeit von der Funktion gliedert sich das Projektgebiet in die folgenden räumlichen Abschnitte:

Verkehrsfläche und
Als Verkehrsfläche einzuordnen ist die Fußgängerbrücke Pont de la Machine.

Sonderfläche, die der Erholung dient.
Hierzu gehört die Plattform auf dem Wasser.
Städtebaulich besteht das Projektgebiet aus einer öffentlichen Freifläche.
In Bezug auf die Einbindung der Rhône hat die Stadt von Anfang an in Zusammenarbeit
mit dem Kanton an der Plattform eine Anlegestelle für die Fähren „Mouettes genevoises“
geplant. Im Rahmen des Projektes wurden die baulichen Vorbereitungen getroffen,
jedoch wird mit einer Inbetriebnahme nicht vor 2012 gerechnet, da u. a. ein Bogen der
Brücke Pont des Bergues erhöht werden muss. Darüber hinaus benötigt die Schifffahrtsgesellschaft, die vom Kanton subventioniert wird, ein zusätzliches Boot. Da die Einrichtung dieser neuen Fährlinie eine große Investition erfordert und die Finanzierung dem
Kanton obliegt, ist dort zunächst eine Gesamtreflexion über die Rolle der Fähren im
Öffentlichen Personennahverkehr erforderlich.
Verflechtungen – Zwischen dem Projektgebiet, der unmittelbaren Umgebung und dem
Stadtzentrum bestehen Verflechtungen der folgenden Art:
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
108
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
109

Physische Verflechtungen - Verbindungen zur Landseite sind die Fußgängerbrücke
Pont de la Machine und der ehemalige Staudammwartungszugang, der die Plattform mit dem Quai des Bergues verbindet.

Funktionale Verflechtungen - Die Brücke Pont de la Machine ist für Fußgänger eine
der Hauptüberquerungen zwischen dem rechten und dem linken Rhôneufer. Die
Fußgängernutzung der Brücke ist so stark, dass während der Bauarbeiten parallel
eine provisorische Brücke angelegt wurde.
Bedeutung des Standortes – Die Brücke Pont de la Machine, ein ehemaliges
hydraulische Bauwerk, das dem Abpumpen und der Verteilung des Wassers der Rhône
diente, zählt zu den ältesten Ingenieurbauwerken der Stadt, denn es ist das einzige, was
bisher noch nicht neu wiederaufgebaut wurde. Es ist ein richtiges Erbstück, das von allen
als solches anerkannt wird. Auch wenn es teurer war, die Brücke zu reparieren als sie
abzureißen und wiederaufzubauen, kam letzteres nicht in Frage.
Idee, Vision und Ziele
Vision, Idee – Die Plattform an der Brücke Pont de la Machine ist wie die Promenade
des Lavandières Bestandteil des oben beschriebenen Konzeptes „Le Fil du Rhône“
(Entlang der Rhône) aus dem Jahr 1991.
Die Brücke Pont de la Machine war überaltert und bedurfte einer umfassenden
Restaurierung, die gleichzeitig eine gute Gelegenheit war, um den Ort im Rahmen des
Konzeptes „Le Fil du Rhône“ über die Bereitstellung eines neuen öffentlichen Platzes aufzuwerten: die Plattform auf dem Wasser. Darüber hinaus befand sich an der Brücke ein
Staudamm aus „Vorhangrollladen“, die mit einer Kautschukschicht bezogen waren, um
das Wasser nicht durchzulassen. Über ihn wurde der Wasserstand des Genfer Sees geregelt. 1995 wurde der Staudamm abgebaut und durch den Staudamm Barrage du
Seujet ersetzt. Die Rollläden wurden zwischengelagert und sollten entsorgt werden. Zwei
davon wollte jedoch die Künstlerin Ellen Versluis vor der Plattform in Szene setzen.
Zielspektrum - Das Zielspektrum der Projekte wird vom Interviewpartner wie folgt beschrieben:

Ein vorrangiges ökologisches Ziel gab es in diesem Projekt nicht.

Ein vorrangiges ökonomische Ziel gab es in diesem Projekt ebenfalls nicht.

Die wichtigsten städtebaulichen Ziele waren die Restaurierung der Brücke unter
Berücksichtigung ihres historischen Charakters durch strenge Einhaltung der
historischen Formen, Techniken, Details und Materialien sowie der Schutz des
historischen Erbes und eine gleichzeitige Dialogherstellung mit zeitgenössischen
Bauwerken wie die Plattform auf dem Wasser.

Die wichtigsten sozialen Ziele waren eine barrierefreie Zugänglichkeit und das Angebot eines Erholungsraums mitten in der Rhône.
Die dominante Zieldimension war nach Aussage des Interviewpartners die städtebauliche.
Rolle des Flusses im Rahmen des Projektes – Für die Personenbeförderung ist, wie
oben beschrieben, eine Fähranlegestelle geplant.
An dieser Stelle beschränkt sich die Freizeitnutzung auf den Anblick des Wassers. Das
Baden ist zu gefährlich, weil die Strömung sehr stark ist, Schiffe entlang fahren und dort
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
109
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
110
Wasserleitungen liegen. Darüber hinaus sind nach den Bauarbeiten ein paar Pfeiler im
Wasser verblieben, an denen sich die Badenden stoßen könnten.
Die Plattform ist ein beliebter Treffpunkt, auf dem man auch gut entspannen kann, denn
darauf ist man dem Wasser sehr nah, und das ist ein angenehmes Gefühl.
Projektinitiatoren/„Die treibenden Kräfte“
Das Projekt ist Bestandteil des Konzeptes „Le Fil du Rhône“, und die Idee dafür geht auf
den Architekten Julien Descombes zurück.
Die Stadt finanzierte die Erstellung einer Broschüre, um das Konzept „Le Fil du Rhône“ zu
formalisieren und hat dann die Umsetzung der Teilprojekte an verschiedene Architekten
vergeben. Neben der Promenade des Lavandières wurde auch die Plattform an der
Brücke Pont de la Machine von Julien Descombes selbst gestaltet.
Die Stadt Genf bewarb das Projekt im Internet und bei der Einweihung. Außerdem hat
das Konzept „Le Fil du Rhône“ den Wakkerpreis des Schweizer Heimatschutzes bekommen, was ebenfalls zur Werbung beigetragen hat.
Planung und Implementierung
Planungsprozess
Die Brücke gehört der Stadt und der Fluss dem Kanton.
Die Entscheidungen wurden kollektiv auf politischer Ebene getroffen.
Die Leitung des Projektes lag beim Service de l’aménagement urbain et de la mobilité,
ohne dass dieses Referat Befugnisse über andere Referate hatte. Die Lenkungsrolle bestand darin, einen Konsens zu schaffen. Dies ließ sich nur in Zusammenarbeit mit allen
betroffenen Referaten erreichen und erforderte viel Zeit.
Für die Konzeption, Planung und Durchführung war der Service de l’aménagement urbain
et de la mobilité zuständig.
Ein Landerwerb war nicht nötig.
Die Meilensteine des Planungsprozesses waren:
11/1996
Bewilligung des Stadtrats für die Finanzierung einer Studie
07/2001
Erteilung der Baugenehmigung
09/2005 und
05/2008
Bewilligung des Stadtrats für die Baufinanzierung
Die Gesamtdauer des Projektes von 1996 bis 2009 war sehr lang, weil es viele Hindernisse gab. Die Baugenehmigung gilt für zwei Jahre. Aufgrund der Verzögerungen durch
die verschiedenen Einsprüche musste sie zweimal beantragt werden.
Pläne und Dokumente
Die folgenden Arten von Plänen waren notwendig:

Eine hydrologische Studie und

Zweimal die Planungsunterlagen für die Baugenehmigung.
Das Projekt ist Bestandteil des Konzeptes „Le Fil du Rhône“. Darüber hinaus ist die
Brücke Pont de la Machine im Rahmen des plan de site de la rade de Genève geschützt.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
110
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
111
Genehmigungen
Es war eine Baugenehmigung notwendig.
Implementierungsprozess
Zunächst musste der schlammige Boden stabilisiert werden, in dem bis zu 30 m tief die
Pfeiler für die Plattform eingelassen wurden.
Von Juni 2007 bis Oktober 2009 erfolgten dann die Sanierung der Brücke Pont de la
Machine, der Bau der Plattform auf dem Wasser und die Kunstinszenierung der Rollläden
des ehemaligen Staudamms.
Die Künstlerin Ellen Versluis setzte zwei Teile der Rollläden des ehemaligen Staudamms
an der Brücke Pont de la Machine in Szene, indem sie auf einer Metallstruktur vor der
Plattform befestigt wurden. Je nach variierendem Wasserstand befinden sie sich über
oder unter dem Wasser.
In Planung ist darüber hinaus eine Fähranlegestelle.
Unterhaltung
Für die Unterhaltung der Anlagen ist die Stadt Genf zuständig.
Erfolgsermittlung
Es gab keine formelle Evaluation, aber die beste Einschätzung war, dass 10 Minuten
nachdem die Baustellenabsperrung beseitigt worden war, schon alles voller Menschen
war. Ein weiteres Beispiel ist, dass das zuständige Referat drei oder vier Monate
brauchte, um Mülleimer aufzustellen. In dieser Zeit war die Plattform voller Müll, weil sich
die Leute mittags ein Sandwich kaufen und nicht wussten, wo sie ihre Verpackung entsorgen sollten. Dann wurden zwei Mülleimer aufgestellt, die sofort überfüllt waren, so
dass zwei weitere ergänzt wurden. Das Projekt ist also ein voller Erfolg.
Der Erfolg ermutigt die Stadt, das Konzept „Le Fil du Rhône“ weiter umzusetzen.
Das Projekt ist ein Erfolg für die Einwohner und Besucher. Nur das Restaurant in dem von
Swatch genutzten Teil des Gebäudes Bâtiment du Pont de la Machine hat sich beklagt.
Dass die Betreiber während der Bauarbeiten verärgert waren, ist normal, aber auch
danach kamen sie gleich wieder auf die Stadt zu, u. a. weil ihre kleinen vorgelagerten
Rampen beseitigt wurden und auch nicht wiederaufgebaut werden dürfen.
Die Stadt Genf bekam vom Schweizer Heimatschutz den Wakkerpreis, der im Jahr 2000
dem Thema Bauen am Wasser gewidmet war, für die Aufwertung des öffentlichen Raums
entlang der Rhône, und insbesondere für das Konzept „Le Fil du Rhône“.
Beteiligung
Geändert hat sich während des Projektes die Konstellation der Stakeholder, so dass jedes
Mal alles neu erklärt werden musste. Der Projektleiter hat 1999 schon gewechselt. Es
war ein Glück, dass danach die gleiche Person bis zum Schluss die Projektleitung innehatte, denn bei all den Hindernissen, die während der Projektlaufzeit auftraten, hätte es
mit jedem Projektleiterwechsel einen Energieverlust gegeben. Um das Projekt voranzubringen, war jemand erforderlich, der die ganze Geschichte des Projekts kannte und auf
alle Fragen sachbezogen antworten konnte, der sich daran erinnern konnte, wer das
Projekt blockierte und wer nicht. Wie oben beschrieben, hatte die Projektleitung keine
Befugnisse, musste jedoch das Projekt voranbringen.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
111
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
112
Die Plattform auf der Rhône ist etwas Neues, und ihre Nähe zum Wasser widerspricht
etwas der Geschichte von Genf, als sich die Stadt vielmehr vor dem Fluss schützen
musste. Daher war eine gewisse Überzeugungsarbeit nötig:

Es gab einen Einwand der SIG, die den Staudamm betreiben, da das Einsetzen
von Pfeilern in die Rhône ihre Kapazität einschränkt. Daher haben sie sich gegen
das Projekt ausgesprochen, und die Stadt musste eine hydrologische Studie
durchführen, um zu zeigen, dass die Kapazität der Rhône nicht oder nur minimal
eingeschränkt wird. Dies kostete Zeit und Geld.

Die benachbarten Hotels widersprachen dem Projekt, da sie befürchteten, dass es
auf der Plattform laut werden und ihre Gäste stören würde. Sie sind vor Gericht
gegangen, aber ihre Klage wurde abgewiesen, und das Projekt konnte fortgesetzt
werden. Dieser Widerstand hat den Projektverlauf um zwei Jahre verzögert.

Einen guten Einwand gab es von den Denkmalschützern, als die Unterlagen für die
Baugenehmigung vorgelegt wurden. Die erste Version des Projektes hatte den
Makel, dass verdeckt wurde, dass die Rhône unter dem Gebäude Bâtiment du Pont
de la Machine hindurchfließt, und dass es dort dunkel und weiter hinten wieder
hell wird. Daraufhin musste das Projekt angepasst werden, und nun sieht man
diese Struktur.

Im Zusammenhang mit der Problematik der Fähranlegestelle für die „Mouettes
Genevoises“ musste getestet werden, ob die Fähren problemlos anlegen können,
denn wenn z. B. der Motor ausfällt, besteht angesichts der starken Strömung die
Gefahr, dass sie schnell irgendwo anstoßen, da wenig Zeit zum Reagieren bleibt.

Darüber hinaus gab es politischen Widerstand, da der für den Bau zuständige
Magistrat ein Linker war und die Rechte im Stadtrat deshalb nicht die Finanzierung
bewilligen wollte. Daraufhin wurde verhandelt, und die Finanzierung für das
Projekt wurde zu Lasten der benachbarten Brücke Pont des Bergues bewilligt, die
sich in einem schlechten Zustand befindet und ebenfalls saniert werden sollte.

Außerdem musste das Projekt von der kantonalen Fischereikommission genehmigt
werden. Im Fluss gab es eine an Pfeilern befestigte Wasserleitung mit einem
Durchmesser von 1,20 m, die nicht mehr genutzt wurde. Diese Leitung war zu
einem Unterschlupf für die Fische geworden, die stromaufwärts schwimmen und
sich zwischendurch ausruhen müssen. Sie versteckten sich hinter den Pfeilern, und
nachdem sie wieder Kraft geschöpft hatten, schwammen sie weiter. Damit die
Fähren „Mouettes genevoises“ eines Tage an der Plattform anlegen können,
musste die Wasserleitung entfernt werden. Da die Wasserleitung die Strömung
beeinträchtigte, wurde diese Entscheidung von der zuständigen Abteilung des
Kantons gutgeheißen. Die für Naturschutz zuständige Abteilung des Kantons sowie
die kantonale Fischereikommission hingegen widersprachen. Daraufhin wurde eine
Studie erstellt, in der untersucht wurde, durch welche Maßnahmen dieses Fischschutzsystem ersetzt werden könnte. Es wurde entschieden, 1 m3 große Felsen in
mehreren Dreiergruppen rechts und links in der Rhône anzulegen, wo die Fische
entlang schwimmen, da die Strömung dort nicht so stark ist wie in der Mitte, und
wo die Felsen die Strömung nicht so beeinträchtigen wie in der Mitte.
Es gab keine Öffentlichkeitsbeteiligung in dem Sinne, dass eine Diskussion eröffnet
wurde. Dies wurde nicht als nötig erachtet, da die Öffentlichkeit eine funktionierende
Brücke wollte. Als Vertreter der Öffentlichkeit haben sich z. B. die Denkmalschützer und
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
112
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
113
die kantonale Fischereikommission eingebracht, und mit diesen Interessensvertretern
gab es in allen Projektphasen Zusammenkünfte.
Das außerordentliche Ergebnis der Beteiligung ist, dass das Projekt erfolgreich umgesetzt
wurde.
Zur Öffentlichkeitsarbeit lässt sich anmerken, dass die Stadt Genf zum Zeitpunkt der
Projektumsetzung noch keine eigene Pressestelle wie heute die Unité Infocom, die für die
Verbreitung der Informationen aus dem Département des constructions et de
l’aménagement zuständig ist. Darüber hinaus geht es auf die kalvinistische Tradition in
Genf zurück, dass es keinen Informationsdrang gibt, wie er in anderen Städten oder
Ländern zu finden ist, obwohl er ein tragendes Element für ein solches Projekt ist.
Finanzierung
Die folgenden Kosten entstanden während des Projektes:
Sanierung der Brücke
Bau der Plattform auf dem Wasser
11.034.600 CHF
2.822.000 CHF
Studie
383.400 CHF
Beseitigung einer Wasserleitung und Anlage von
Felsgruppen für Fische
200.000 CHF
GESAMT
14,44 Mio. CHF
Das gesamte Projekt wurde von der Stadt Genf finanziert.
Untersuchung und Darstellung des Sachstands
113
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
3
114
Analyse der Fallbeispiele
Die Fallbeispiele werden paarweise miteinander verglichen. Eine zusammenfassende Analyse aller untersuchten Fallbeispiele ist vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Ausrichtung der Projekte sowie der differenzierten Fragestellungen nicht sinnvoll.
Zu Beginn jedes paarweisen Vergleiches werden die Begriffe „Transformation“ und
„erfolgreich“ spezifiziert, die der Analyse des jeweiligen Themenkomplexes zugrunde
liegen.
Für jedes Fallbeispielpaar erfolgt die Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Dabei wird jeweils zwischen prozess- und ergebnisbezogener Analyse unterschieden. Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Fallbeispielen werden
grafisch in Matrizenform verdeutlicht.
Die Prozessmatrix skizziert den Entwicklungspfad des jeweiligen Fallbeispielpaares. Dazu
werden für die auf der horizontalen Achse abgebildeten Projektphasen auf der vertikalen
Achse die Akteure eingetragen, die sich an der Leistungserstellung beteiligten bzw. mit
einbezogen wurden. Darüber hinaus wird gekennzeichnet, ob und in welcher Phase eine
Stakeholderbeteiligung stattfand.
Abbildung 7
3.1
Prozessmatrix
Quelle: IIRM
Überregionale Transformationsprozesse
In dem Projektansatz „Überregionale Transformationsprozesse“ werden Projekte untersucht, die erfolgreich administrative Grenzen überwinden (vgl. Kapitel 2.2.1). Überkommunale Aufgaben entziehen sich einerseits der rein gemeindlichen Kompetenz.
Andererseits sind die Gemeinden im Rahmen ihrer Selbstverwaltungsautonomie für die
örtliche Gesamtplanung verantwortlich. Daher steht insbesondere die vertikale Abstimmung zwischen überörtlicher und gemeindlicher Ebene im Mittelpunkt der Analyse.
„Transformation“ steht in diesem Zusammenhang für die Bewältigung einer regionalen
Aufgabenstellung zur nachhaltigen Entwicklung eines Flussgebietes.
Analyse der Fallbeispiele
114
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
115
„Erfolgreich“ ist ein Projekt, wenn Lösungen identifiziert und umgesetzt werden, die
sowohl für die regionale als auch für die gemeindliche Ebene tragfähig sind.
Die Fallbeispiele, die hier zum einen auf der überörtlichen Ebene und zum anderen auf
der Ebene eines Einzelprojektes miteinander verglichen werden, sind:
Mersey Waterfront Regional Park
Mersey (UK)
Speke and Garston Coastal Reserve
Mersey, Liverpool (UK)
3.1.1


Ruimte voor de Rivier
Ijssel, Maas, Rhein, Waal (NL)
Ruimte voor de Waal, Nijmegen
Waal, Nijmegen (NL)
Prozessbezogene Analyse
Akteure
Regionale Ebene
Abbildung 8
Organisations- und Beteiligungsformen in den Fallbeispielen Mersey Waterfront
Regional Park und Ruimte voor de Rivier
Quelle: IIRM
Während sich das Programm Ruimte voor de Rivier noch in der Umsetzungsphase befindet, ist das Programm Mersey Waterfront Regional Park bereits beendet und wird nach
abschließender Evaluation aufgrund fehlender Finanzierung im März 2011 eingestellt.
Für die Planung und Umsetzung des Programms Ruimte voor de Rivier ist die niederländische Regierung mit den verantwortlichen Ministerien und Behörden zuständig, insbesondere Rijkswaterstaat und Programme Directorate Ruimte voor de Rivier. In welcher
Form die folgenden Projektphasen organisiert werden, ist noch nicht abschließend entschieden. Die möglichen Optionen sind, dass die Vollzugsverantwortung entweder bei den
nationalen Akteuren verbleibt oder aber auf die beteiligten Gemeinden, Bürger und/oder
Unternehmen übergeht. Das Programm Mersey Waterfront Regional Park basiert auf
einer öffentlich-privaten Partnerschaft, die sich ausschließlich der Auswahl und
Finanzierung zielführender Einzelmaßnahmen widmete und weder Land noch Immobilien
besitzt. Die Nutzung und Unterhaltung erfolgen ausschließlich auf lokaler Ebene.
Analyse der Fallbeispiele
115
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
116
Sowohl das britische als auch das niederländische Fallbeispiel führten bzw. führen eine
Stakeholderbeteiligung durch. Während sie im Programm Mersey Waterfront Regional
Park grundsätzlich dadurch gewährleistet war, dass sich die beteiligten Organisationen
aus mehreren Stakeholdern zusammensetzten, erfolgte die Beteiligung im Programm
Ruimte voor de Rivier in der Planungsphase über eine Stakeholderanalyse.
In beiden untersuchten Beispielen war bzw. ist jeweils eine institutionelle Besonderheit
vorhanden: das People’s Panel (Mersey Waterfront Regional Park) und das Q-Team
(Ruimte voor de Rivier).
Das People’s Panel basiert auf dem bereits länger bestehenden Citizen Jury Model. Es
wurde in jeder beteiligten Gemeinde des regionalen Projektes viermal abgehalten. Ziel
war die Einbeziehung der Bürger in die Planung sowie die Ermittlung ihrer Bedürfnisse im
Bereich der Lebens- und Arbeitsumwelt.
Das Q-Team (für Kwaliteitsteam) ist eine unabhängige Gruppe, die die Programmdirektion und die lokalen Akteure berät und zwischen ihnen vermittelt. Sie setzt sich aus
Experten aus den Bereichen Landschaftsarchitektur, Ökologie, Gewässerkunde und
Hydrologie zusammen. Den Vorsitz hat ein Landschaftsarchitekt. Das Q-Team bewertet
jedes Einzelprojekt insgesamt viermal in der Planungsphase. Dabei ist die vierte Bewertung formell. Darin wird dem zuständigen niederländischen Ministerium berichtet, ob
die Projektumsetzung vom Q-Team befürwortet wird oder nicht. Diese Aussage fließt in
die Entscheidung des Ministeriums über die Förderfähigkeit der Einzelprojekte mit ein.
Lokale Ebene
Abbildung 9
Organisations- und Beteiligungsformen in den Fallbeispielen Speke and Garston
Coastal Reserve und Ruimte voor de Waal
Quelle: IIRM
Das Projekt Ruimte voor de Waal wurde von der Stadt Nijmegen innerhalb der engen
Vorgaben des Planungsfeststellungsbeschlusses der Regierung geplant. Die Umsetzung
steht noch aus, wobei auch hier noch offen ist, wer die Vollzugsverantwortung übernehmen wird. Die Gewährleistungs- und die Finanzierungsverantwortung liegen jedoch in
jedem Fall bei der Regierung.
Demgegenüber wurde das Projekt Speke and Garston Coastal Reserve in öffentlichprivater Partnerschaft zwischen der Mersey Basin Campaign, dem Immobilienentwickler
Peer Holdings und dem Liverpool Sailing Club geplant und umgesetzt. Für die Unterhaltung gründeten die Mersey Basin Campaign und Peer Holdings die Speke and Garston
Analyse der Fallbeispiele
116
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
117
Coastal Reserve Management Company. Seit die Mersey Basin Campaign im März 2010
eingestellt wurde, obliegt die Unterhaltung allein Peer Holdings. Das Unternehmen gab
jedoch bereits im Vorfeld umfangreiche Garantien dafür ab, dass der erzielte ökologische
Zustand des Küstengebietes erhalten bleibt. Für die Zukunft plant die Managementgesellschaft, die lokalen Interessengruppen (Unternehmen, Vereine, Bevölkerung) stärker in
den Erhalt des Reservats einzubinden.
Sowohl im niederländischen als auch im britischen Fallbeispiel mussten die Organisatoren
zunächst Widerstände in der Bevölkerung überwinden: In Nijmegen opponierten die Einwohner gegen den von der Regierung bestimmten Abriss von ca. 50 Häusern, und in
Liverpool randalierten Jugendbanden vor und während der Transformation im Küstenreservat. In beiden Fallbeispielen gelang es den Akteuren durch Öffentlichkeitsarbeit bzw.
Beteiligung der Interessengruppen, die betroffenen Bürger letztendlich von der Notwendigkeit des Projektes überzeugen.
In den Liverpooler Stadtteilen Speke und Garston kam dabei ebenfalls das People’s Panel
zum Einsatz, allerdings in leicht abgewandelter Form als Young People’s Panel: Nach
einer einführenden Befragung arrangierte die Projektleitung Diskussionsrunden in den
angrenzenden Schulen, um gemeinsam mit den Jugendlichen nach Ursachen und
Lösungen für das Problem zu suchen. Gleichzeitig forderten sie die SchülerInnen dazu
auf, ihre eigenen Ideen zur Gestaltung des Küstenreservats einzubringen. So gelang es
den Verantwortlichen, die Jugendlichen für das Projekt zu sensibilisieren und sie aktiv an
der Planung und Umsetzung zu beteiligen.
Ziele
Beim Mersey Waterfront Regional Park standen soziale Ziele im Vordergrund. Das
Gesamtprojekt will die Schlüsselressourcen der Metropolregion Liverpool beleben, vernetzen und gemeinsam vermarkten, so dass Menschen dazu bewegt werden, in der
Region zu leben, zu arbeiten, in sie zu investieren oder sie zu besuchen. Das Einzelprojekt Speke and Garston Coastal Reserve entsprach diesem Oberziel, setzte jedoch
zugleich einen Schwerpunkt auf die räumliche Entwicklung.
Vor dem Hintergrund vergangener Hochwasserkatastrophen und den zu erwartenden
hydrologischen Auswirkungen des Klimawandels verfolgt das Programm Ruimte voor de
Rivier im Wortsinne das Ziel, dem Fluss mehr Raum zu geben. Gleichzeitigen sollen die
geplanten Maßnahmen einen Beitrag zur Verbesserung der landschaftsarchitektonischen
Qualität leisten. Hinsichtlich der Zielstellung unterscheiden sich Gesamt- und Einzelprojekt lediglich in der Wahl des Schwerpunktes. Während das Programm die Hochwasservorsorge dem Städtebau vorzieht, legt das Einzelprojekt den Fokus auf den Beitrag zur städtebaulichen Qualität.
Die Evaluierung des britischen Regionalparkprogramms befand sich zum Zeitpunkt der
Untersuchung im Fortgang, während sie im untersuchten Einzelbeispiel bereits abgeschlossen war. Die Evaluierung des Speke and Garston Coastal Reserve kam insgesamt
zu einem positiven Ergebnis, das Küstenreservat verbesserte das Image der Region und
schuf im angrenzenden Gewerbegebiet neue Arbeitsplätze. Das niederländische Hochwasserschutzprogramm sieht eine erste Evaluierung für das Jahr 2011 vor.
Analyse der Fallbeispiele
117
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
118
Instrumente
Steuerung
Zur nachhaltigen regionalen Transformation von Flussgebieten sind Formen der ebenenübergreifenden Planung erforderlich. Dies kann grundsätzlich sowohl in hoheitlicher als
auch in kooperativer vertikaler Form erfolgen. Aufgrund des Politikfeldes „Transformation
am Wasser“ und der Erheblichkeit der Entscheidung ist allerdings davon auszugehen,
dass eine rein kooperative Vorgehensweise nicht ausreicht. Insbesondere erfordern
ordnungspolitische und Förderinstrumente die hoheitliche Vorgehensweise des überörtlichen Akteurs. Auch ist z. B. der Hochwasserschutz hoheitlich. Die in einem regionalen
Kontext formulierten Ziele und Maßnahmen müssen auf lokaler Ebene von den Gemeinden, Bürgern und Unternehmen umgesetzt werden. Dies zeigt erneut, dass eine
intensive Beteiligungskultur wichtig ist. Die Abstimmungsprozesse schließen Kooperationen zwischen den Gemeinden sowie zwischen Gesamt- und Fachplanung ein.
In beiden Projekten zeigt sich, dass Governancestrukturen großräumige Projekte nicht
behindern, sondern im Gegenteil befördern, weil sie Zielkonflikte mindern, Synergien
aufzeigen und den Vollzug der Planung erleichtern. Wichtig ist hierbei nicht nur eine
horizontale, sondern auch eine vertikale Kooperationsform.
Im Projekt Ruimte voor de Rivier erfolgt die Steuerung durch eine Mischung aus topdown- und bottom-up-Strukturen. Der regionale Planungsträger entscheidet nicht allein
über die Ausgestaltung der Einzelprojekte. Vielmehr wird eine grundständige Einbeziehung der Gemeinden und ihrer Zielstellungen erreicht. Im Gegenstromprinzip wird
eine sinnvoll aufeinander abgestimmte Gesamtplanung der Flussgebietsentwicklung gewährleistet.
Im Projekt Mersey Waterfront Regional Park erfolgt die Steuerung interkommunal durch
den öffentlichen Sektor. Dabei wird jedoch eine Vielzahl privater und öffentlicher Akteure
eingebunden, um am Ende ein von allen Gruppen akzeptiertes nachhaltiges Ergebnis zu
erreichen. Dies gilt für alle Steuerungsebenen in horizontaler wie in vertikaler Richtung.
Finanzierung
Im Rahmen des Programms Mersey Waterfront Regional Park werden neben öffentlichen
auch ganz gezielt private Mittel eingeworben.
Im Gegensatz dazu finanziert das Programm Ruimte voor de Rivier seine Projekte grundsätzlich mit öffentlichen Mitteln. Dies entspricht der gegenüber dem Projekt Mersey Waterfront Regional Park unterschiedlichen übergeordneten Zielstellung des Hochwasserschutzes. Nur in Ausnahmefällen, wenn landschaftsarchitektonische Ziele gegenüber dem
Hochwasserschutz überwiegen, werden kommunale und unter Umständen auch private
Mittel eingefordert.
Beiden untersuchten Programmen gelingt es trotz der großen Spannbreite der einbezogenen Akteure, in relativ kurzer Zeit eine Vielzahl von Einzelprojekten umzusetzen.
Dies liegt an der großen politischen Dimension der Großprojekte und an den ausgeprägten und etablierten Formen der Zusammenarbeit.
Analyse der Fallbeispiele
118
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
3.1.2
119
Ergebnisbezogene Analyse
Städtebauliche Aspekte
Das Programm Ruimte voor de Rivier zielt darauf ab, den Hochwasserschutz mit landschaftsarchitektonischen Zielvorstellungen zu verbinden. Es ist aus der landschaftsarchitektonischen Perspektive in zweierlei Hinsicht bemerkenswert: zum einen durch die Verbindung von Hochwasserschutz und Landschaftsarchitektur, und zum anderen durch die
Interpretation des Hochwasserschutzes, nämlich nicht die Deiche zu erhöhen, sondern
den Flüssen mehr Raum zu geben.
Als Besonderheit im Programm Mersey Waterfront Regional Park ist der Wettbewerb anzusehen, bei dem sich die Gemeinden um die Förderung von Einzelprojekten bewarben.
Ein reiner Wettbewerb ohne Gesamtzielstellung für eine Region würde die Gesamtqualität
eines überregionalen Projektes schmälern. Auf die in diesem Programm gewählte Weise
kann jedoch die Qualität der einzelnen Projekte erhöht und zugleich die Qualität des
Gesamtprogramms gewahrt werden. Nicht jedes Einzelprojekt, das von den Gemeinden
bei den überörtlichen Einrichtungen eingereicht wird, wird auch umgesetzt, die Auswahl
der förderfähigen Projekte korrespondiert mit den übergeordneten Zielvorstellungen.
Damit werden auch Effizienz- und Koordinationsziele erreicht. Im Ergebnis der Transformation können mithilfe des Steuerungsmodells Zielvorstellungen gemeindlicher und
übergeordneter Institutionen sowie der Bürger gleichermaßen erreicht werden.
Ökologische Aspekte
Die ökologischen Qualitäten stehen im Programm Ruimte voor de Rivier im Mittelpunkt.
Neben der Zielstellung, dem Rhein und seinen Nebenflüssen mehr Raum zu geben, soll
auch der Natur mehr Raum zurückgegeben werden. Dabei sollen Natura 2000 Schutzgebiete geschützt werden. Diese ökologischen Schwerpunkte finden sich analog im
Einzelprojekt wieder.
Das Programm Mersey Waterfront Regional Park verfolgt verschiedene ökologische Ziele.
Die Naturräume an der Uferküste sollen geschützt, ihre ökologische Wertigkeit erhöht
und die Zugänglichkeit auf sensible Weise hergestellt werden. Dabei sollen Flora und
Fauna geschützt werden. Auch im Teilprojekt findet sich diese Zielstellung wieder, insbesondere der Erhalt des Lebensraumes für Vögel bei gleichzeitiger Nutzung des Gebietes
für Erholungszwecke. Spezifische Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung des Flusses
werden nicht finanziert.
Soziale Aspekte
Im Programm Mersey Waterfront Regional Park stehen die sozialen Zielvorstellungen im
Vordergrund. Dabei werden neben räumlichen auch institutionelle Grenzen überwunden.
Das Stakeholdermodell verfolgt zudem das Ziel, entwickelte Partnerschaften langfristig
zu erhalten.
Auch das Programm Ruimte voor de Rivier fokussiert auf soziale Aspekte. Hier steht der
Schutz der Bevölkerung vor Hochwasserkatastrophen im Vordergrund.
Analyse der Fallbeispiele
119
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
120
Integration des Wassers
Im Programm Mersey Waterfront Regional Park werden verschiedene Formen der Integration aufgeführt, wenn auch im Vergleich zu dem niederländischen Beispiel das Wasser
nicht im Mittelpunkt steht. Der Fluss Mersey dient nicht als Gütertransportweg. In den
Einzelprojekten werden Maßnahmen für den Personenverkehr, für Erholungsfunktionen
sowie zur Aufwertung der Uferküste getroffen. Baden ist nicht erlaubt. Dies begründet
sich nicht in der Wasserqualität, die gut ist, sondern im erheblichen Tidenhub. Im untersuchten Einzelprojekt werden keine spezifischen Maßnahmen zur Integration des Wassers
aufgeführt.
Das Programm Ruimte voor de Rivier verfolgt im Kern die (Re-)Integration des Wassers
in eine bestehende regionale Siedlungsstruktur. Dies erfolgt insbesondere zur Erreichung
der Hochwasserschutzziele. Die kommerzielle Schifffahrt soll durch die Maßnahmen nicht
behindert, die Freizeitschifffahrt gestärkt werden, beide aber ohne finanzielle Mittel durch
das Gesamtprogramm. Im untersuchten Teilprojekt wird neben den ökologischen
Aspekten die Erhaltung der Waal als Gütertransportweg, die Anlage von Uferwegen und
Sondernutzflächen sowie in geringerem Umfang die Nutzung der Waal für Personenschifffahrt aufgeführt.
3.1.3
Zwischenfazit
Aus den Beispielen ist zu entnehmen, dass sich die Bürger intensiver beteiligen, je
konkreter das Projekt formuliert ist. Darüber hinaus zeigen die neuen Ansätze Q-Team
und People’s Panel, dass neue Formen der Akteurskonstellation bzw. der Öffentlichkeitsbeteiligung, die über die formellen Planungsverfahren hinausgehen, sinnvoll sind.
Institutionsübergreifende Kooperationen befördern großräumige Projekte. Sie mindern
Zielkonflikte, zeigen Synergien auf und erleichtern den Vollzug. Wichtig sind horizontale
und vertikale Formen der Kooperation. Beide ersetzen jedoch das hoheitliche Handeln
nicht, das insbesondere in der Ordnungs- und in der Förderpolitik zum Tragen kommt.
Als zielführend zur Steigerung der Qualität in Einzelprojekten hat sich der Wettbewerb
zwischen Gemeinden erwiesen, der die Qualität einzelner Projekte erhöht und zugleich
die Zielstellung des Gesamtprojektes wahrt.
Ein schwerwiegendes Problem stellt die Reduzierung oder sogar Streichung der
finanziellen Mittel dar, wodurch sowohl die Mersey Waterfront als auch die Mersey Basin
Campaign eingestellt werden. Dadurch gehen der Region zwei der größten Revitalisierungsinitiativen verloren.
3.2
Großprojekte als Ausgangspunkt
Oft handelt es sich bei Großprojekten um die Revitalisierung brachgefallener Flächen entlang von Flüssen (vgl. Kapitel 2.2.2). Die Ausstrahlung eines Großprojektes kann positiv
auf die nachfolgende bzw. umgebende Nutzung des Areals wirken. Bei temporären Ereignissen kann sich so ein durch das Ereignis initiierter positiver Entwicklungstrend verstetigen.
„Transformation“ steht im Zusammenhang mit Großprojekten für die Umnutzung
industrieller Brachflächen mithilfe eines katalytisch wirkenden Projektes.
Analyse der Fallbeispiele
120
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
121
„Erfolgreich“ ist das Projekt, wenn das temporäre bzw. das Initialprojekt auf nachhaltige
Entwicklung angelegt ist, indem es Fehlinvestitionen vermeidet und eine neue Nachfrage
nach dem Standort bewirkt.
Die beiden untersuchten Beispiele sind:
Parque das Nações
Tejo, Lissabon (PT)

Abandoibarra
Nervión, Bilbao (ES)
Dabei ist das Projekt Parque das Nações dem Subtypus temporäres Großereignis zuzuordnen, während es sich bei dem Projekt Abandoibarra um den Subtypus Projekt mit
einer öffentlichkeitswirksamen Initialmaßnahme handelt.
3.2.1
Prozessbezogene Analyse
Akteure
Abbildung 10
Organisations- und Beteiligungsformen in den Fallbeispielen Parque das Nações
und Abandoibarra
Quelle: IIRM
Die Initiative zur Entwicklung und Planung des Projektes ging bei beiden Fallbeispielen
von öffentlichen Akteuren aus. Nachdem Basel als Standort der ersten europäischen
Guggenheimfiliale ausfiel, begab sich die Guggenheimstiftung erneut auf die Suche nach
einer geeigneten Stätte und fand in der Stadt Bilbao den dafür notwendigen Partner.
Auch in Lissabon ging die Initiative zur Revitalisierung der Uferflächen und zur Bewerbung für die Ausrichtung der Expo’98 von der Stadt Lissabon aus. Ferner erhielten
beide Städte Unterstützung von staatlichen Institutionen.
Für die Durchführung und Umsetzung der Projekte setzten sowohl Bilbao als auch
Lissabon auf einen treuhänderischen Entwicklungsträger mit mehrheitlich öffentlichen
Anteilseignern. Auf diese Weise wollten sie gewährleisten, dass der Entwicklungsträger
mit einem gewissen Abstand zu politischen Entscheidungsträgern operieren kann.
Bilbao und Lissabon beschränkten die Bürgerbeteiligung auf das gesetzlich vorgesehene
Minimum und alle weitergehenden Formen des Dialogs mit den Bürgern entfielen. So
fehlten umfassende Beteiligungsformen, z. B. zu frühen Phasen der Projektentwicklung,
in denen in informellen und offenen Planungsschritten die Perspektiven und Belange der
Analyse der Fallbeispiele
121
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
122
Bürger hätten aufgenommen werden können. Dabei hätten die Entwicklungsträger auf
die bestehenden Netzwerke zurückgreifen können, um die Beteiligung quantitativ und
qualitativ zufriedenstellend zu realisieren.
Im Gegensatz dazu fanden in beiden Projekten intensive Abstimmungsprozesse mit den
anderen beteiligten Institutionen statt. Zudem bezog Lissabon die Nachbargemeinde
Loures in die Entwicklung ein, so dass auch diesem Fallbeispiel eine zwischengemeindliche horizontale Kooperation zugrunde liegt.
Ziele
In der Zielstellung unterscheiden sich die untersuchten Beispiele. Das Projekt
Abandoibarra zielte darauf ab, die Stadt Bilbao (wieder) in den internationalen Wettbewerb der Städte und Regionen um neue Investoren und Nutzungen zu bringen. Initialprojekt war hierfür die Errichtung des Guggenheim Museums, die den sprichwörtlichen
„Guggenheim-Effekt“ in der Stadt ausgelöst hat und zum Vorbild für andere Städte
wurde. Daher standen insbesondere ökonomische Ziele im Vordergrund, mit denen auch
stadtstrategische Ziele der öffentlichen Hand verbunden waren.
Das Projekt Parque das Nações verfolgte insbesondere die komplexe Erneuerung des
nordöstlichen Stadtgebietes von Lissabon. Das Projekt sollte auch genutzt werden, um
Familien aus der Mittelschicht von einer Abwanderung in das suburbane Umland abzuhalten. Dabei wurde eine Nutzungsmischung innerhalb des neuen Stadtteils realisiert, mit
der insgesamt die sozioökonomisch schwächeren Quartiere in der Umgebung stabilisiert
werden sollen. Initialprojekt für das Großprojekt war die Expo’98.
Insbesondere am Beispiel Abandoibarra zeigt sich, dass die Ziele der beiden Fallbeispiele
durch ein (überdies von außen kommendes) Initialprojekt geprägt worden sind und nicht
etwa durch den Standort. Trotz der Lage am Fluss (und auch z. B. der Ausrichtung der
Expo’98 auf das Thema „Ozeane“) hat die Lage am Fluss nur eine geringe Bedeutung für
die Transformation.
Großprojekte, die auch eine Umnutzung großer Flächen mit sich führen, sind mit großen
Risiken und entsprechenden Kritiken verbunden. Für beide untersuchten Fallbeispiele ist
festzustellen, dass nicht alle, aber die Mehrheit der Maßnahmen innerhalb des Großprojektes erfolgreich waren.
Instrumente
Steuerung
Für die Steuerung komplexer Entwicklungsaufgaben am Wasser haben sich Entwicklungsträger bewährt.3 Wie dies oft der Fall ist, sind sie auch in den beiden untersuchten Fallbeispielen nicht nur für das temporäre bzw. das Initialprojekt beauftragt worden sondern
bis heute im Einsatz.
Entwicklungsgesellschaften sind der politischen Willensbildung untergeordnet. Dabei ist
eine Gratwanderung zu gewährleisten zwischen der vermeintlichen Eigenständigkeit der
Entwicklungsgesellschaft und der Verpflichtung, bei der Abwägung von Entscheidungen
treuhänderisch für die Politik das Wohl der Allgemeinheit zu verfolgen. Insbesondere bei
öffentlichen Aufgaben dürfen Verwaltung und Politik das Verfahren nicht vollständig an
einen Dritten übergeben. Umgekehrt ist die Politik letztlich für die Entscheidung über eine
Analyse der Fallbeispiele
122
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
123
städtebauliche Planung verantwortlich. Dadurch werden städtebauliche Projekte rechtlich
abgesichert.
Neben treuhänderischen Entwicklungsgesellschaften bieten sich jedoch auch andere
Organisationsformen an, um das Projektmanagement zu gewährleisten. Insbesondere bei
temporäreren Ereignissen können auch andere Steuerungsformen gefunden werden.
Zielführend sind in Deutschland z. B. städtebauliche Verträge und Entwicklungsmaßnahmen nach dem Besonderen Städtebaurecht.
Für den Erfolg des Steuerungsprozesses ist das Zusammenwirken formeller und informeller Instrumente von Bedeutung. Dennoch muss darauf geachtet werden, dass ein
straffes Management eingesetzt wird, um ein Projekt in einem vorgesehenen bzw.
fixierten Zeitraum zu realisieren.
Finanzierung
Die Projekte Abandoibarra und Parque das Nações kommen beide ohne öffentliche
Förderung aus: Lissabon refinanziert die Maßnahmen aus den Einnahmen der Weltausstellung und der Immobilienentwicklung ergänzt von Zuwendungen aus den Strukturfonds der Europäischen Union. In Bilbao wird der Entwicklungsträger bis zum Abschluss
der Revitalisierung sogar einen Überschuss von 21 Mio. € erwirtschaften, der bereits
sozialen Projekt aus der unmittelbaren Nachbarschaft Abandoibarras zugute kam.
3.2.2
Ergebnisbezogene Analyse
Städtebauliche Aspekte
Lage, Größe und inhaltliche Ausrichtung der Großprojekte sollten zur Stadt und den Bedürfnissen ihrer Bürger passen. Beide untersuchten Projekte zeigen, dass ein Großprojekt
als Katalysator für eine umfassende städtebauliche Entwicklung funktionieren kann.
Dabei wurde zunächst auf prestigeträchtige Maßnahmen abgezielt, die weit über die
Stadtgrenze und auch über die Staatsgrenze hinaus wirken. Zugleich versuchen beide
Projekte, negative gesamtstädtische wie teilräumliche Entwicklungstendenzen abzumildern. Neben der Revitalisierung industrieller Brachflächen sind die Aufwertung des
Umfeldes und die Verbindung der neuen und alten Quartiere untereinander beabsichtigt.
Trotz der ökonomischen Schwerpunkte wurden mit den städtebaulichen Erneuerungsmaßnahmen auch soziale und ökologische und somit insgesamt nachhaltige Maßnahmen
umgesetzt.
Das Guggenheim Museum ist heute ein Wahrzeichen der Stadt Bilbao, das neue Lissabon
wird mit der Expo’98 und dem Ostbahnhof verbunden. Dies zeigt, wie sehr eine städtebauliche Entwicklung von Großprojekten mit hoher Ausstrahlungskraft abhängig ist.
Zugleich zeigen die Nutzungen im Umfeld des Guggenheim Museums sowie die erfolgreiche Nachnutzung des Expogeländes in Lissabon, dass ein Großprojekt nachhaltig das
Ergebnis der Transformation prägen kann.
Ökologische Aspekte
Im Projekt Parque das Nações wurde eine eigene Strategie zur ökologischen Intervention
entwickelt, die sich wiederum auf das in der Stadt vorhandene Nachhaltigkeitskonzept
stützt. Die hierbei formulierten Ziele und Maßnahmen sind weit gefasst, u. a. beinhalten
Analyse der Fallbeispiele
123
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
124
sie die Dekontamination der industriellen Brachflächen sowie die Sanierung und
Säuberung des verschmutzten Flusses im Bereich des Projektgebietes.
Auch in Bilbao sind die Verschmutzungen des Gewässers und des Bodens beseitigt
worden. Diese Maßnahmen wurden im Zusammenhang mit dem Stadterneuerungsprojekt
als selbstverständlich angesehen. Daher wurden sie nicht gesondert als ökologische Ziele
fixiert. Ebenso wenig waren sie der Beweggrund für die Entwicklung des Projektes.
Integration des Wassers
Obwohl beide Großprojekte an einem Fluss liegen, wurde das Gewässer nur in geringem
Umfang in die Projektentwicklung integriert. In Bilbao war der Fluss Nervión kein direkter
Bestandteil des Projektes Abandoibarra. Jedoch hat die Stadtverwaltung außerhalb des
Großprojektes Maßnahmen ergriffen, um die Wasserqualität des ehemals als offener Abwasservorfluter genutzten Gewässers zu erhöhen. Insgesamt wurden ca. 900 Mio. € investiert, um u. a. neue Kläranlagen zu errichten. Ziel war dabei, die Aufenthaltsqualität
der neu gestalteten Ufer zu verbessern und den Lebensraum Fluss für die Flora und
Fauna wiederherzustellen.
In Lissabon wird der Fluss Tejo nur in geringem Umfang genutzt. So ist es z. B. nicht
gelungen, dort einen wassergebundenen ÖPNV einzurichten. Positiv zu bewerten ist als
inszenierte Annäherung an das Gelände von Seiten des Flusses der Neubau der Brücke
Ponte Vasco da Gama.
3.2.3
Zwischenfazit
In beiden Projekten wird deutlich, dass Großprojekte entscheidende Einflussgrößen für
die Entwicklung einer Stadt sind und katalytisch für die Stadtentwicklung wirken können.
Zudem zeigen die Fallbeispiele, dass die dauerhafte Beauftragung einer Entwicklungsgesellschaft zur Bündelung und Beschleunigung des Planungsprozesses auch über das
temporäre oder das Initialprojekt hinaus sinnvoll ist.
Dagegen ist weder dem spanischen noch dem portugiesischen Entwicklungsträger eine
ausreichende Bürgerbeteiligung gelungen. Dies erklärt sich durch die notwendige
Dynamik und den Charakter als entscheidungsorientierte Planungsform. Demgegenüber
erfolgte eine umfassende Beteiligung der öffentlichen Akteure, da sie für die Umsetzung
des Projektes erforderlich ist.
In beiden Projekten zeigt sich nach der Weltfinanzkrise, dass es den Entwicklungsprozess
verzögern kann, wenn sich zu sehr auf den Wert des Baulands verlassen wird.
Analyse der Fallbeispiele
124
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
3.3
125
Dienstleistungszentren
Bei Dienstleistungszentren besteht eine enge Verzahnung zwischen öffentlichen
Planungen und privaten Investitionen (vgl. Kapitel 2.2.3). Zugängliche Uferflächen
werten das Arbeitsumfeld der Beschäftigten auf, und Investitionen in die Beräumung,
Dekontamination und in die erforderliche Infrastruktur rechnen sich. Durch ökologische,
soziale und kulturelle Inwertsetzungsprozesse werden beschäftigungswirksame Effekte
erzielt und marktfähige Lagen generiert.
Auf die Potentiale für neue Wohnstandorte wird in dieser Studie nicht näher eingegangen.
Dafür sei auf das parallele BBSR-Forschungsprojekt „Integrierte Stadtquartiersentwicklung am Wasser“ verwiesen.
„Transformation“ steht im Themenfeld Dienstleistungszentren
industrieller Brachflächen durch neue Dienstleistungsimmobilien.
für
die Umnutzung
„Erfolgreich“ ist ein Projekt dabei, wenn es ein Angebot schafft, das nachfrageorientiert
ist und zugleich die gesellschaftlichen Belange einer nachhaltigen Stadtentwicklung einbezieht.
Für das Themenfeld wurden die folgenden Beispiele miteinander verglichen:
Graphisoft Park
Donau, Budapest (HU)
3.3.1

Campus Plus
Rhein, Basel (CH)
Prozessbezogene Analyse
Akteure
Abbildung 11
Organisations- und Beteiligungsformen in den Fallbeispielen Graphisoft Park und
Campus Plus
Quelle: IIRM
Bei der Entwicklung von Dienstleistungsstandorten am Wasser besteht eine enge Verzahnung zwischen öffentlicher Planungsvorstellung und privater Projektentwicklung.
Daher sind neue Akteurskonstellationen und Kooperationen zwischen den Akteuren sinnvoll.
Analyse der Fallbeispiele
125
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
126
Im Fall des Campus Plus Projektes gelang dies durch die Bildung einer informellen
Projektorganisation, deren Gremien auf allen Planungs- und Projektebenen paritätisch
besetzt waren bzw. weiterhin sind. Die Wartung und Instandhaltung der neu entstandenen bzw. noch geplanten Anlagen wird jeweils einer der beiden Akteure eigenverantwortlich übernehmen, wobei hierüber erst entschieden wird, wenn die Eigentumsgrenzen am Projektende endgültig feststehen.
Demgegenüber
ist
die
Immobilienentwicklungsund
-verwaltungsgesellschaft
Graphisoft Park AG der maßgebliche Akteur am gleichnamigen Dienstleistungsstandort.
Sie entwickelt die Flächen und Gebäude, stattet sie aus und hält sie Instand. Selbst
Sondernutzungen der Mieter wie z. B. ein biotechnisches Labor werden zentral von der
Firma konzipiert und umgesetzt. Insgesamt ist das Projekt daher durch eine zentrale
Steuerung eines einzelnen privaten Akteurs geprägt. Weitere Akteure wie z. B. die Einwohner angrenzender Quartiere werden nicht beteiligt.
Unterdessen setzen die Novartis AG und der Kanton Basel-Stadt auf eine breite Stakeholder- und Öffentlichkeitsbeteiligung, obwohl die Schweizer Bevölkerung aufgrund des
Direktdemokratischen Prinzips ohnehin über umfassende Anhörungs- und Mitspracherechte verfügt. So werden sowohl auf der Gesamtprojektebene als auch maßnahmenbezogen Informationsveranstaltungen organisiert, um die Bürger über die Planungen
bzw. den Verlauf des Projektes Campus Plus zu informieren.
Die Beteiligungsformen in beiden Projekten weisen Unterschiede auf. Im direkten Vergleich zeigt sich, dass das in Basel gewählte Beteiligungsmodell sinnvoller erscheint, weil
es verschiedene Perspektiven und Belange integriert. Die verschiedenen Akteursgruppen
sollten bereits während der Planungs- und Entwicklungsphase einbezogen werden. Dies
ist besonders hilfreich, um ein Projekt mit dem übrigen Stadtgebiet zu vernetzen, und
um von verschiedenen Bevölkerungsgruppen akzeptiert zu werden.
Ziele
In der Zielstellung zur Entwicklung neuer Dienstleistungsstandorte besteht potentiell die
Möglichkeit, öffentliche und privatwirtschaftliche Zielvorstellungen zu verbinden. Beispielsweise werten begrünte Uferflächen sowie eine auf die Dienstleistungen abgestimmte Infrastruktur, wie z. B. Tagesgastronomie, das Arbeitsumfeld der Beschäftigten auf und tragen zur Akzeptanz neuer Standorte bei. Zu beachten ist jedoch,
dass die Zielstellung ausgewogen ist. Privatwirtschaftliche Ziele, hinter denen Investitionen und neue Arbeitsplätze stehen, haben nicht von vornherein Vorrang gegenüber gesellschaftlichen Zielen. Sinnvoll ist es, in einem Dialog zwischen Planung, Privatwirtschaft und Bürgern Synergien und Zielkonflikte herauszuarbeiten. Dabei gilt es zu
ermitteln, welche spezifischen öffentlichen Interessen bei der immobilienwirtschaftlichen
Verwertung von Siedlungsflächen am Wasser bestehen, und welche Konsequenzen diese
Interessen für die privaten Projekte haben. In diesem Abwägungsprozess an der Uferkante sollte vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit auch ökologischen Zielstellungen
Gewicht verliehen werden. Dementsprechend legen die Novartis AG und der Kanton
Basel-Stadt ihrem Projekt nahezu gleichberechtigt ökonomische, ökologische und soziale
Ziele (Stärkung des Life Science Standortes Basel, Anlage eines unterbrechungsfreien
Wanderkorridors für Flora und Fauna sowie Öffnung des Quartiers zum Wasser) zugrunde
und entsprechen damit annährend dem Ideal der nachhaltigen Stadtentwicklung. So entstehen gleichermaßen auch positive Rückwirkungen für die private Projektentwicklung.
Analyse der Fallbeispiele
126
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
127
Demgegenüber dominieren in der Entwicklung des Graphisoft Parks vornehmlich ökonomische Zielvorstellungen. Folglich unterliegen auch dessen Einzelmaßnahmen, wie
z. B. die Anlage von Grünflächen diesen wirtschaftlichen Prämissen und können bei entsprechender Änderung der Ziele angepasst werden.
Eine Evaluierung hat in beiden Projekten nicht stattgefunden.
Instrumente
Steuerung
Trotz des Institutionen übergreifenden Ansatzes des Projektes Campus Plus setzen die
Novartis AG und der Kanton Basel-Stadt auf informelle und flexible Steuerungsstrukturen
und -prozesse, ohne dabei einzelne Anspruchsgruppen auszugrenzen oder gar zu benachteiligen. Grundsatzvereinbarung und Projektorganisation wurden absichtlich schlank
gehalten, so dass alle notwendigen Entscheidungen schnell und flexibel getroffen werden
können. Auch im Fall des Graphisoft Parks zeigt sich, dass eine kleine Organisationsstruktur den Planungs- und Umsetzungsprozess beschleunigen kann. In diesem Fall ist
der Erfolg jedoch nicht auf das besonders innovative institutionelle Arrangement zurückzuführen, sondern vielmehr auf die Dominanz der ökonomischen Zielstellungen und der
fehlenden Beteiligung externer Anspruchsgruppen.
Finanzierung
Der Campus Plus wird zum überwiegenden Teil aus öffentlichen Mitteln des Kantons
Basel-Stadt sowie anteilig aus zuvor vereinbarten Zuschüssen der Novartis AG und
Fördermitteln des Bundes finanziert. Zur Refinanzierung tragen zum einen der Verkauf
der Hafen- und Quartiersparzellen an die Novartis AG (100 Mio. CHF) und zum anderen
die aus dem Ausbau des Novartis-Standortes erwarteten Steuermehreinnahmen von
etwa 10 Mio. CHF jährlich bei.
Demgegenüber werden der Graphisoft Park und alle damit in Verbindung stehenden
Maßnahmen ausschließlich durch den privaten Betreiber finanziert. Dementsprechend ist
dieser auch angehalten, die entstandenen Kosten durch die Projekteinnahmen zu refinanzieren.
In den unterschiedlichen Finanzierungsmodellen spiegeln sich die unterschiedlichen
Akteurskonstellationen und damit die unterschiedlichen Prämissen der beiden Projekte
wieder. In dem Projekt Campus Plus ist es aufgrund der anteiligen öffentlichen
Finanzierung möglich und notwendig, Maßnahmen zur Verfolgung öffentlicher Ziele umzusetzen. Daher ist es im Sinne nachhaltiger Stadtentwicklung sinnvoll, Steuerung in
öffentlicher Verantwortung zu halten.
3.3.2
Ergebnisbezogene Analyse
Städtebauliche Aspekte
Dienstleistungsprojekte am Wasser haben mehr als Projekte an anderen begünstigten
Standorten (etwa an einer Parkanlage) das Potential für eine hohe Nachfrage. Dabei
handelt es sich jedoch lediglich um eine vergleichsweise höhere Nachfragegunst. Eine
Analyse der Fallbeispiele
127
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
128
Adresse „am Wasser“ ist gegenwärtig attraktiver als eine Adresse „am Park“. Diese
Präferenz unterliegt auch Moden.
Projekte passen sich der Nachfrage an. Die Adresse am Wasser ist daher eher als Standortfaktor relevant als zur Nutzung. Nur noch selten werden an der Uferkante wasserbezogene Dienstleistungen realisiert. Daher entsprechen die städtebaulichen Maßgaben
guter Projektentwicklung am Wasser im Wesentlichen den Maßgaben für Projekte am
Rande von Grünanlagen.
Nicht jedes Dienstleistungszentrum am Wasser ist sinnvoll. Im Sinne einer nachhaltigen
städtebaulichen Entwicklung sind die Lage des Projektes in der Stadt sowie die
Nutzungsmischung zu beachten. Eine isolierte Projektentwicklung ohne Vernetzung und
ÖPNV-Anbindung ist nicht nachhaltig. In dem Transformationskonzept sollte daher beachtet werden, dass sich viele industrielle Brachflächen nicht in integrierter Lage der
Stadt befinden, weshalb dort eine Umnutzung mit hoher Nachfrage zu vermeiden ist.
Demgegenüber ist es an integrierten Standorten möglich, bestehende Verkehrsnetze zu
nutzen. Beide untersuchten Projekte liegen innerhalb der Stadt und erfüllen daher die
Maßgabe der integrierten Entwicklung.
Eine ausschließlich gewerbliche (d. h. monofunktionale) Projektentwicklung ist ebenfalls
nicht nachhaltig. Der Begriff Dienstleistungszentren ist daher nicht im Sinne einer monofunktionalen Nutzungsstruktur zu verstehen, sondern sollte immer eine Funktionsmischung beinhalten4. Erforderlich ist die Herausbildung eines Quartiers mit Nachbarschaften, einer Vernetzung mit der Umgebung, einer Abfolge öffentlicher und privater
Räume, einer Baukörperkonfiguration, die möglichst vielen Nutzern den Bezug zur
Wasserlage ermöglicht, sowie mit einer Nutzungsmischung von Wohnen und Arbeiten.
Diese Maßgaben werden in dem Projekt Campus Plus eher erfüllt als im Graphisoft Park.
Letzterer ist eher isoliert. Eine Vernetzung des Graphisoft Parks mit der Umgebung ist
auch deshalb nicht zustande gekommen, weil die Steuerungsform ausschließlich auf die
Optimierung des Projektes nach innen ausgerichtet ist.
Für die städtebauliche Analyse sind folgende Fragestellungen relevant:

Bedeutung der Wasserlage für das Projekt,

Verhältnis zwischen bebauter Fläche und Freiraum,

Verhältnis zwischen gewerblichen und sonstigen baulichen Nutzungen,

Bedeutung überragender gewerblicher Einrichtungen mit Ausstrahlungskraft für
die Gesamtstadt, die Region oder darüber hinaus sowie

Anteil an Versorgungseinrichtungen für das Quartier und die Umgebung.
In beiden Projekten überwiegen die ökonomischen Zielstellungen eines großen privaten
Akteurs, der jeweils intensiv in den Stadtentwicklungsprozess einbezogen war oder
diesen initiierte. Im Projekt Graphisoft Park beherrscht die Nachfrage das Projekt. Sind
Nachfrageverschiebungen erkennbar, wird das Angebot angepasst. Ist z. B. die Grünfläche für die Nutzer der Gewerbeimmobilien nicht mehr von Bedeutung, wird sie umgestaltet oder umgenutzt.
Auch das Projekt Campus Plus unterliegt Nachfrageveränderungen und -schwankungen.
Anstelle einer ursprünglich geplanten Hochschulzone wird nun zunächst ein Park geschaffen. Sobald die Nachfrage sich wieder positiv entwickelt, sollen an dieser Stelle
Hochhäuser entstehen.
Analyse der Fallbeispiele
128
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
129
Ökologische Aspekte
Die ökologischen Aspekte stehen bei beiden Projekten nicht im Mittelpunkt. Dennoch
leistet die Umnutzung des Hafens St. Johann, die die Sanierung der Altlasten, die Renaturierung des Hafenufers, die Minimierung der Versiegelung sowie die Schaffung von
Grün- und Freiflächen umfasst, auch einen Beitrag zur ökologischen Stadtentwicklung.
Zudem soll der Rhein wieder als Wanderkorridor für Pflanzen und Tiere dienen.
In Budapest wird als ökologisches Ziel die Einhaltung der aktuellen Umweltstandards,
unter anderem zur Energieeffizienz, genannt, was aber nicht weiter ausgeführt wird.
Integration des Wassers
In beiden Projekten konzentriert sich die Projektentwicklung vor allem auf die Schaffung
neuer Adressen am Wasser. Dennoch sind vor allem am Campus Plus auch wasserbezogene Nutzungen vorgesehen. Als Besonderheit soll die bereits heute am Rhein vorhandene gesetzlich erlaubt Schwimmstreckte erweitert werden. Auch die Personenschifffahrt im gewerblichen und privaten Bereich soll gefördert werden.
Die Donau ist nicht Teil des Konzeptes für den Graphisoft Park, sondern es handelt sich
lediglich um eine Projektentwicklung am Wasser, die sich durch die raumbegrenzende
Bepflanzung (Hecke) entlang der historischen Ufermauer eher vom Fluss abwendet, als
sich ihm zu öffnen.
Es zeigt sich, dass in den untersuchten Projekten dem Fluss als Dienstleister, der
wichtige Funktionen für die Stadt übernimmt, keine besondere Bedeutung zukommt.
Lediglich die Lage am Fluss wird als besonderes Standortkriterium für die Immobilienentwicklung genutzt.
3.3.3
Zwischenfazit
Dienstleistungsprojekte am Wasser sind trotz des hohen privatwirtschaftlichen Interesses
der Projektentwicklung nicht insulär zu betrachten. Es gilt, ein Konzept zu entwickeln,
das zwischen der neuen Adresse am Ufer und dem bisherigen, vom Ufer abgetrennten
Stadtgebiet vermittelt. Die Vernetzung mit der Umgebung erfordert daher auch die Einbeziehung der verschiedenen Akteursgruppen in die Planung. Dies unterscheidet Projekte
am Wasser nicht wesentlich von anderen Stadtentwicklungsprojekten mit hohem privatwirtschaftlichem Anteil sowie von Projekten an öffentlichen Grünflächen. Als Besonderheit
stellt sich jedoch die Herausforderung, neue Nutzungen am Wasser so zu planen, dass
keine nachbarschaftlichen Konflikte zu den bestehenden Gebieten entstehen.
Die Entwicklung von Dienstleistungszentren am Wasser ermöglicht, Synergien zwischen
öffentlichen und privaten Zielen zu vereinen. Dabei können private Aktivitäten zur Entwicklung neuer Adressen genutzt werden. Dennoch muss die öffentliche Hand die
Planungshoheit behalten. Auch darf beim Finanzierungsmodell nicht das privatwirtschaftliche Interesse dazu führen, dass gesellschaftliche Zielvorstellungen zugunsten der notwendigen privatwirtschaftlichen Verwertung aufgegeben werden.
Auch bei immobilienwirtschaftlich dominierten Projekten kann dem Fluss als Dienstleister
gestalterisch und funktional, unter Wahrung der ökologischen Maßgaben, eine wichtige
Bedeutung zukommen. Dies Potential sollte stärker diskutiert und genutzt werden.
Analyse der Fallbeispiele
129
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
3.4
130
Parkanlagen
Parkanlagen dienen der Freizeitgestaltung und Naherholung, und sie sind besonders reizvoll, wenn sie am Fluss liegen (vgl. Kapitel 2.2.4). Gelingt es, mit Parkanlagen diese besondere Zone der Stadt gestalterisch und funktional aufzuwerten und hier einen Erholungsraum für die Bevölkerung zu schaffen, wird eine neue Adresse am Wasser mit
dem historischen und wiederauflebenden Geist des Ortes verknüpft.
„Transformation“ bezieht sich bei Parkanlagen auf die Aufwertung bestehender sowie die
Anlage neuer Parkanlagen. Diese Aufwertung dient der nachhaltigen Stadtentwicklung.
„Erfolgreich“ ist ein Projekt, wenn es eine nachhaltige
implementiert oder zumindest teilweise abgeschlossen hat.
Freiflächenentwicklung
Der folgenden Analyse sind die beiden Fallbeispiele zugeordnet:
Quais jardinés
Garonne, Bordeaux (FR)
3.4.1

Lágymányosi Bucht
Donau, Budapest (HU)
Prozessbezogene Analyse
Akteure
Abbildung 12
Organisations- und Beteiligungsformen in den Fallbeispielen Quais jardinés und
Lágymányosi Bucht
Quelle: IIRM
Die Akteurskonstellation im Projekt Quais jardinés hat sich insofern während der Laufzeit
nicht verändert, dass sie immer aus der Gruppen der Techniker (sowohl der
Communauté Urbaine de Bordeaux als auch der Stadt Bordeaux), der Gruppe der Abgeordneten sowie der Gruppe der Einwohner und Geschäftsleute bestand. Diese drei
Gruppen trafen sich sehr häufig zu Versammlungen, an denen entweder die Gesamtheit
der Akteure teilnahm, oder, wenn es um spezifische Fragestellungen ging, nur ein jeweils
relevanter Teil. Auch die breite Öffentlichkeit wurde von Anfang an über Informationsveranstaltungen und Präsentationen einbezogen.
Der bisherige Verlauf des Projektes Lágymányosi Bucht ist von einigen Veränderungen in
der Akteurkonstellation geprägt. Das Projekt begann als Gemeinschaftsunternehmen
Analyse der Fallbeispiele
130
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
131
namens Öböl XI, dessen Anteile ein ungarischer Investor und die Stadt Budapest zu
gleichen Teilen hielten. Bereits in der Planungsphase reduzierten sich die Stimmanteile
der Stadt Budapest auf lediglich ein Prozent, da sie außerstande war, bei den für den
Landerwerb notwendigen Kapitalerhöhungen mitzugehen. Seither dominieren privatwirtschaftliche Interessen das Projekt und die Stadt wird lediglich bei öffentlichen Verwaltungsakten beratend hinzugezogen. 2007 übernahmen portugiesische Investoren die
nunmehr private Entwicklungsgesellschaft Öböl XI und führen seitdem die Planung und
Umsetzung des Projektes fort. Auch für die Zukunft sind weitere Veränderungen in der
Akteurszusammensetzung nicht auszuschließen. Zum einen war zum Zeitpunkt der
Untersuchung noch offen, wer nach Abschluss der Immobilienentwicklung für den Unterhalt der Parkanlage verantwortlich sein wird. Zum anderen bedrohten die Auswirkungen
der Weltfinanzkrise den Fortgang des Lágymányosi Projektes. Infolge der Dominanz der
ökonomischen Zielstellung ist die Bevölkerung der angrenzenden Quartiere bisher zu
keinem Zeitpunkt bemerkenswert an der Planung und Umsetzung des Projektes beteiligt
worden. Dies liegt möglicherweise auch an den geringeren Erfahrungen mit Bürgerbeteiligung in Mittel- und Osteuropa.
Die gewählten Beteiligungsformen reflektieren die materiellen Herausforderungen bei den
beiden Projekten (öffentliche Aufgabe – privatwirtschaftliches Projekt). Im Sinne der
Pfadabhängigkeit der Planungskulturen dokumentieren sie jedoch auch die Erfahrungen
in der Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Hand und privaten Investoren bzw. den
Bürgern.
Ziele
Übergeordnete Zielstellung in Bordeaux war es, den Fluss wieder als Rückgrat der Stadt
anzuerkennen. Schlüsselelemente dabei waren die Wiederherstellung der Zugänglichkeit
der Quais, die Reduzierung des mobilisierten Individualverkehrs sowie die Verbindung der
Stadtteile mit den Ufern. Sie reflektieren alle die übergeordnete öffentliche Zielstellung
des Projektes. Um zu vermeiden, dass die Umsetzung der Zielstellungen an den
Nutzungsbedingungen und den Kapazitäten der Stadt zur Unterhaltung der Anlagen
vorbeigehen, war der kontinuierliche Dialog zwischen dem Landschaftsarchitekten und
den zuständigen Abteilungen der Stadt von zentraler Bedeutung.
Das Projekt Lágymányosi Bucht wird von der Vision getragen, ein multifunktionales
Quartier zu schaffen, das einerseits als Standortvorteil die Nähe zum Budapester Stadtzentrum nutzt, andererseits aber Qualitäten der Lage am Fluss entfaltet. Für die Verwirklichung dieser Vision ist die Errichtung der Parkanlage von zentraler Bedeutung.
Entsprechend ist sie als eine der ersten Maßnahmen umgesetzt worden, um so
potentielle Investoren und Nutzer der Immobilien vom Standort überzeugen zu können.
Folglich stand der Uferpark nicht im Mittelpunkt der Zielstellung, sondern ist lediglich ein
Mittel zur Erreichung des privatwirtschaftlich intendierten Zwecks.
Die Maßnahmen in Bordeaux wurden mit einem positiven Ergebnis evaluiert. Auf Grundlage dieses Erfolges werden für die Zukunft weitere Maßnahmen geplant. Demgegenüber
fand im Projekt Lágymányosi Bucht noch keine Evaluation statt.
Analyse der Fallbeispiele
131
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
132
Steuerung
Das Projekt Quais jardinés umfasst sowohl Zuständigkeiten des Kommunalverbands
Communauté Urbaine de Bordeaux als auch der Stadt Bordeaux. Zur Realisierung des
Projektes übertrug die Stadt dem Kreis sämtliche Kompetenzen für das Projekt, um Zuständigkeitskonflikte zu vermeiden. Dennoch erfolgte die Umsetzung des Projektes in
enger Abstimmung zwischen Stadt und Kommunalverband. Dies erfolgte individuell nach
der jeweiligen Aufgabenstellung. Es zeigt sich, dass eine Kooperation zwischen unterschiedlichen Handlungsebenen, die individuell ausgestaltet werden kann, sehr sinnvoll
ist. Der Erfolg des Projektes begründet sich insbesondere mit dieser intensiven Zusammenarbeit.
Die maßgebliche Entwicklung des Projektes durch einen privaten Akteur erleichtert wie
beim Projekt Lágymányosi Bucht die realitätsnahe Konzeption und damit auch die Umsetzung von Maßnahmen, solange es keine konjunkturellen Probleme gibt. Es entstehen
auch neue Betriebsmodelle wie etwa die Refinanzierung von Investitions- und Betriebskosten für die Grüninfrastruktur durch angrenzende wirtschaftliche Nutzungen.
Am Beispiel Lágymányosi Bucht zeigt sich aber auch die Anfälligkeit dieser Steuerungsformen in wirtschaftlichen Krisenzeiten. Insbesondere die dauerhafte Finanzierung des
Betriebes durch einen privaten Akteur ist nicht sicher. Steht ein Investor in der Pflicht der
Nachsorge, bleibt unklar, wer diese Aufgabe übernimmt, wenn er nicht mehr zahlungsfähig ist. Daher sollte die übergeordnete Verantwortung bei der öffentlichen Hand verbleiben.
Finanzierung
Bei der Umsetzung des Projektes Quais jardinés entstanden erhebliche Kosten. Die Baukosten wurden zu 80% von der Communauté Urbaine de Bordeaux, zu 15% von der
Stadt Bordeaux und zu 5% aus EU-Fördermitteln finanziert.
Das Projekt Lágymányosi Bucht wurden hingegen ausschließlich privat finanziert. Die
Refinanzierung erfolgt aus der Immobilienentwicklung.
3.4.2
Ergebnisbezogene Analyse
Städtebauliche Aspekte
Mit der Anlage der Quais jardinés erfolgte eine Konversion von Industrie- und Verkehrsflächen in öffentliche Park- und Gartenanlagen. Dabei sind neue städtebauliche Qualitäten erreicht worden, die über das eigentliche Projektgebiet ausstrahlen und die Stadt
insgesamt aufwerten. Hierzu trägt auch die Vernetzung mit der angrenzenden Altstadt
bei, indem die zum Fluss führenden Gassen neue Querungsmöglichkeiten an der Uferstraße erhielten. Die Wertsteigerung bei den Häuserzeilen entlang des Nordufers zeigen,
dass sich eine Investition in den öffentlichen Raum am Fluss lohnt. Die Errichtung von
Gärten hat einen hohen Wiedererkennungseffekt, und zudem wurden bei der Freiraumgestaltung die Sichtachsen historischer Gebäude zum Fluss beachtet.
Das Projekt in der Lágymányosi Bucht formuliert zwar die Errichtung eines neuen multifunktionalen Quartiers. Jedoch bezieht sich dies nur auf die Nutzungsmischung innerhalb
Analyse der Fallbeispiele
132
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
133
des eigenen Projektes. Eine Mischung und Vernetzung mit den angrenzenden Quartieren
ist nicht vorgesehen. Es handelt sich vielmehr um eine introvertierte Planung. So werden
die Uferwege nicht nach Norden in Richtung Innenstadt verlängert. Die Anlage eines
neuen Parks, ist nur Mittel zum Zweck der Immobilienentwicklung.
An stadtweit bedeutenden Stellen wie an der Garonne in Bordeaux ist es sinnvoll, die
Ufer öffentlich zugänglich zu halten. Eine Öffentlichkeit der Ufer entspricht einem demokratischen Verständnis in der Nutzung der Stadt, da die erholsame Wirkung des Wassers
allen Bewohnern zuteil werden soll. An anderen Abschnitten der Flussufer können jedoch
auch ökologische Ziele überwiegen; daher ist es nicht sinnvoll, überall eine öffentliche
Uferpromenade anzulegen. Einer öffentlichen Zugänglichkeit sollte jedoch der Vorrang
gegenüber privaten Freiräumen am Wasser eingeräumt werden. Die Stadt ist vom
Wasser aus anders erlebbar als von der Landseite aus. Daher kommt auch der Qualität
der Parkanlage im Sinne von Landschaftsarchitektur eine hohe Bedeutung zu.
Entsprechend sind trotz der privatwirtschaftlichen Verwertungsinteressen im Budapester
Beispiel die Parkanlagen in der Bucht für alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen zugänglich.
Zusammenfassend zeigt sich insbesondere am französischen Beispiel, dass Investitionen
in den öffentlichen Raum am Wasser und die Gewährleistung der Öffentlichkeit der Ufer
zu positiven städtebaulichen Effekten, als wertsteigernde Effekte auch für die angrenzenden privaten Immobilien, führt.
Ökologische Aspekte
In Budapest wurde eine Dekontamination und Reinigung der angrenzenden Fließgewässer
durchgeführt, allerdings stand sie nicht im Mittelpunkt der Transformation. Das Projekt
Quais jardinés beinhaltete keine Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität. Hier
stand vielmehr die Förderung des auto-unabhängigen Verkehrs und die Aufwertung und
Verbindung der natürlichen Räume im Vordergrund. Beide Projekte haben gemeinsam,
dass die ökologischen Aspekte nicht die größte Rolle spielen. Während in Bordeaux
soziale Ziele als Schwerpunkt angeführt wurden, verfolgten die Akteure in Budapest insbesondere eine ökonomische Verwertung des Areals.
Integration des Wassers
In Bordeaux bestehen zahlreiche historische Brücken, mit denen die neue Parkanlage
erreicht wird. Eine ergänzende neue Hubbrücke ist in Planung. Die gestalterische Einbindung des Flusses in die Parkplanung ist unter anderem durch Freihalten der Sichtachsen gelungen, aber eine stärkere funktionale Einbeziehung des Wassers in das Projekt
wäre sinnvoll. So hat der Fluss für den Güterverkehr keine Bedeutung mehr. Im
Personenverkehr sind nur wenige Ausflugsschiffe unterwegs, während regelmäßige Fährverbindungen fehlen. Auch fehlen Freizeitnutzungen auf und in dem Gewässer. Hierbei ist
zu berücksichtigen, dass es sich bei der Garonne um einen gefährlichen Fluss handelt,
dessen Tidenhub während der Gezeiten um 5 bis 6 Meter steigen bzw. sinken kann.
Demgegenüber sollen in Budapest insbesondere die Nutzungen auf und in der Donau
zum zentralen Bestandteil der Naherholung rund um die Lágymányosi Bucht werden.
Allein aufgrund der zeitweise ungenügenden Wasserqualität des Flusses ist das Baden in
der Lágymányosi Bucht bisher noch nicht dauerhaft möglich. Für Einzelveranstaltungen
Analyse der Fallbeispiele
133
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
134
wie z. B. der Drachenboot- und Triathlon-Weltmeisterschaft erhielten die Veranstalter
allerdings bereits Ausnahmegenehmigungen seitens der verantwortlichen Behörden.
Ferner integrieren der Jachthafen in der Bucht und der Kreuzschifffahrtshafen an der
Donau den Fluss in seiner Funktion als Personenverkehrsweg. Insofern ist dem Budapester Fallbeispiel grundsätzlich eine umfassende gestalterische und funktionale Einbindung des Wassers gelungen.
3.4.3
Zwischenfazit
Die Kooperationen zwischen unterschiedlichen Akteuren und Handlungsebenen führen bei
Parkanlagen zu nachhaltigen Ergebnissen. Der mehrdimensionale Blick und die Beteiligung der Bürger gewährleisten, dass diese den Park nach der Umsetzung annehmen.
Parkanlagen sind Gegenstand öffentlicher Daseinsvorsorge. Es ist zwar möglich, privates
Engagement einzubinden, um Parks zu errichten und sie zu pflegen. Die öffentliche Hand
muss jedoch dafür sorgen, dass Pflege und Betrieb der Parkanlage dauerhaft gewährleistet werden. Die öffentliche Hand ist in der Pflicht, bei der Entwicklung von Parkanlagen am Wasser das Allgemeinwohl zu wahren und es gegenüber privaten Interessen
zu verteidigen.
Investitionen in den öffentlichen Raum am Wasser lohnen sich für die Gesellschaft und
die angrenzenden Grundstücksbesitzer. Als Beitrag nachhaltiger Stadtentwicklung sind
die Uferzonen an stadtweit bedeutenden Stellen öffentlich zugänglich zu halten. Neue
Grünräume am Wasser erfordern eine Multifunktionalität, die zwischen städtebaulichen
und ökologischen Zielstellungen vermittelt. Daher sollten eine gesellschaftliche Nutzung
sowie der Hochwasserschutz gleichermaßen möglich sein. Entlang des Flusses sollte zudem eine grüne Vernetzung mit den angrenzenden Quartieren entstehen.
3.5
Flussinseln mit Kulturangebot
Die Transformation einer Flussinsel erfordert besondere Aufmerksamkeit, die es sinnvoll
erscheinen lässt, eine öffentlichkeitsorientierte Nutzung vorzusehen (vgl. Kapitel 2.2.4).
Sowohl in der Steuerung als auch in der Nutzung kommt der öffentlichen Hand daher
eine besondere Aufgabe zu.
„Transformation“ bezieht sich hinsichtlich der Flussinseln mit Kulturangebot auf die Umnutzung von Flussinseln für kulturelle Zwecke. Es werden öffentlichkeitsorientierte
Nutzungen am Fluss geschaffen, die auch für den Flussraum in der Stadt insgesamt eine
positive Ausstrahlung entwickeln können. Sie steigern damit die Aufenthaltsqualität und
leisten zudem einen Beitrag zu einem positiven Image des Projektgebietes.
„Erfolgreich“ ist ein Projekt zur Entwicklung einer Kulturinsel, wenn es gelingt, eine neue
kulturelle Nutzung anzusiedeln, die dem Geist des Ortes gerecht wird, eine hohe
öffentliche Aufmerksamkeit erreicht und sich hinsichtlich ihrer Inhaltlichkeit und langfristigen Finanzierbarkeit dauerhaft trägt.
Die untersuchten Beispiele sind:
Mühleninsel
Brda, Bydgoszcz (PL)
Analyse der Fallbeispiele

L’Ile
Rhône, Genf (CH)
134
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
3.5.1
135
Prozessbezogene Analyse
Akteure
Abbildung 13
Organisations- und Beteiligungsformen in den Fallbeispielen Mühleninsel und
L’Ile
Quelle: IIRM
Bei beiden Fallbeispielen übernahmen öffentliche Akteure die Planung und Umsetzung der
Revitalisierungsmaßnahmen. Für die Mühleninsel in Bydgoszcz tat dies die Stadt
Bydgoszcz, wobei eine enge Abstimmung zwischen vielen verschiedenen Abteilungen der
Stadtverwaltung erfolgte.
In Genf führte der Kanton den Umbau des Bâtiment des Forces Motrices in ein Theater
durch. Die Stadt Genf realisierte den Umbau der Halles de l’Ile in eine Brasserie und im
Rahmen des Konzeptes „Le Fil du Rhône“ die Aufwertung der Promenade des Lavandières
sowie die Restaurierung der Brücke Pont de la Machine und den Bau der Plattform auf
dem Wasser. Der Umbau eines Gebäudeteils des Bâtiment du Pont de la Machine geht
auf die Services Industriels de Genève zurück.
In Bydgoszcz wurden in den jeweiligen Planungsphasen die Pläne für die vier Teilprojekte
zur Mühleninsel den Bürgern vermittelt. Dadurch wurde eine Zustimmung der Bürger zu
den geplanten Maßnahmen erreicht. Darüber hinaus gab es auch später noch die
Möglichkeit zum Einspruch auf der Grundlage im Internet veröffentlichter Informationen.
Darüber hinaus gab es Treffen mit den Stakeholdern, dem Leon Wyczółkowski Bezirksmuseum und dem Sportverein ZAWISZA.
In Genf wurde eine Öffentlichkeitsbeteiligung in keinem der fünf Projekte als notwendig
erachtet. Hingegen wurden in jedem Fall relevante Stakeholder einbezogen. Für den Umbau des Bâtiment des Forces Motrices war dies das Grand Théâtre, für die Restaurierung
der Brücke Pont de la Machine und Plattform auf der Rhône waren dies v. a. die Services
Industriels de Genève als Betreiber des Staudamms, die benachbarten Hotels, die
Denkmalschützer und die kantonale Fischereikommission, und für die Halles de l’Ile
waren dies die spätere Betreiberin und ein Verein, der mit einem ähnlichen Gastronomiekonzept arbeitet und daher nützliche Hinweise zur Umsetzbarkeit geben konnte. Bei der
Promenade des Lavandières und dem Bâtiment du Pont de la Machine gab es keine
Stakeholder.
Analyse der Fallbeispiele
135
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
136
Die Plattform auf der Rhône war die umstrittenste Maßnahme, die eine sehr umfangreiche und langwierige Stakeholderbeteiligung erforderte. In diesem Fall wird die Notwendigkeit einer konstanten Personalkonstellation auf der Seite des Projektträgers deutlich, da so ein Projekt leicht in seiner Umsetzung gefährdet sein kann, wenn es nicht eine
Konstante gibt, die die Geschichte des Projektes und die Interessen der einzelnen Stakeholder verinnerlicht hat und stringent damit umzugehen weiß.
Auch beim Umbau des Südflügels der Halles de l’Ile in eine Brasserie gab es Einwände,
die den Planungsprozess verzögerten. Darüber hinaus wird an diesem Projekt deutlich,
wie wichtig es ist, den späteren Betreiber bereits frühzeitig festzulegen und einzubeziehen, da so doppelte Umbauarbeiten hätten vermieden werden können.
Ziele
Bei der Einrichtung und dem Betrieb kultureller Infrastruktur und der Aufwertung der
umliegenden Freiflächen handelt es sich um eine überwiegend öffentliche Zielstellung.
Dies kommt auch in den Fallbeispielen in Bydgoszcz und Genf zum Ausdruck.
In Bydgoszcz wurden als Hauptziel die Zugänglichkeit der Insel für die Bürger sowie das
Angebot guter Freizeitmöglichkeiten genannt. In Genf zielten die einzelnen Maßnahmen
auf die Einrichtung eines Theaters (Bâtiment des Forces Motrices), auf die Schaffung
eines für die Öffentlichkeit zugänglichen Kultur- und Treffpunkts (Halles de l’Ile) sowie
eines neuen Erholungsraums (Promenade des Lavandières und Plattform auf der Rhône)
und das Angebot für alle zugänglicher Ausstellungen über alle Achsen nachhaltiger Entwicklung. Diese sozialen Schwerpunktsetzungen folgen dem Anspruch, auf der Insel
öffentlichkeitsorientierte Nutzungen einzurichten.
Bei der Mühleninsel wurde jedes Teilprojekt evaluiert. Im Ergebnis zeigte sich jeweils,
dass die formulierten Ziele erreicht worden sind und die neuen Nutzungen von der Bevölkerung angenommen werden. Auch wenn es bisher für keine der Maßnahmen in Genf
eine formelle Evaluation gab, lässt sich ihr Erfolg daran ablesen, dass die neu geschaffenen Räume zur allgemeinen Zufriedenheit rege genutzt werden.
Instrumente
Steuerung
Bis zum aktuellen Stand wurde die Transformation der Mühleninsel in vier Phasen von
der Stadtverwaltung durchgeführt. Es gibt der Insel ein Grundstück, das aufgrund der
Größe des darauf befindlichen Gebäudekomplexes von der Stadt veräußert wurde und
daher nicht Bestandteil des Projektes ist. In dem historischen Gebäudekomplex soll ein
Hotel errichtet werden. Jedoch hat das Gelände aufgrund der Wirtschaftskrise bereits
mehrmals den Besitzer gewechselt.
Gegenstand der Untersuchung der Insel L’Ile ist nicht die gesamte Insel, sondern nur
ehemalige industriell genutzte Gebäude an und auf der Insel sowie die sie verbindenden
öffentlichen Räume. Während letztere durch das Konzept „Le Fil du Rhône“ entwickelt
wurden, ist dies für die Gebäude nicht der Fall. Die Aufwertung der öffentlichen Räume
wird von der Stadtverwaltung koordiniert. Die Transformation der Gebäude obliegt dem
jeweiligen Besitzer. Das Bâtiment des Forces Motrices gehört dem Kanton, das Gebäude
Analyse der Fallbeispiele
136
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
137
Halles de l’Ile gehört der Stadt und das Bâtiment du Pont de la Machine gehört den
Stadtwerken.
Finanzierung
Die Finanzierung der Maßnahmen auf der Mühleninsel erfolgt überwiegend durch
öffentliche Mittel, insbesondere durch europäische Fördermittel, wobei der Kofinanzierungsanteil durch die Stadt Bydgoszcz in den vier Teilprojekten mit 77%, 56%,
35% und 50% unterschiedlich hoch ist. Ohne diese öffentliche Förderung hätte das
Projekt nicht umgesetzt werden können.
In Genf wurden die durch die Stadt umgesetzten Maßnahmen aus dem kommunalen
Haushalt finanziert. Bemerkenswert ist bei der Transformation des Bâtiment des Forces
Motrices in ein Theater, dass 2/3 der Kosten von einem Mäzen übernommen wurden, was
zumindest in diesem Umfang zum ersten Mal der Fall war. Anzumerken ist, dass der
Mäzen zum einen dem Grand Théâtre sehr verbunden ist, und zum anderen ist er ein
Urenkel von Théodore Turrettini, der das ehemalige Pumpwerk erbaute und nach dem
auch der neue Theatersaal benannt ist. Das übrige Drittel des Gebäudeumbaus wurde
vom Kanton finanziert, der Besitzer des Gebäudes ist.
Der Umbau des Ausstellungs- und Informationsraums im linken Flügel des Bâtiment du
Pont de la Machine wurde von der Firma Swatch finanziert, als sie den Mittelteil des Gebäudes von den Services Industriels de Genève anmietete.
3.5.2
Ergebnisbezogene Analyse
Städtebauliche Aspekte
In beiden Fallbeispielen ist die stadtentwicklungspolitische Chance ergriffen worden, mit
der städtebaulichen Aufwertung eines besonderen Ortes in der Stadt positive Impulse für
die Entwicklung der Stadt insgesamt zu setzen, indem historische Inselgebäude umgenutzt worden sind.
Auf beiden untersuchten Flussinseln ist eine Nutzungsmischung öffentlichkeitsorientierter
Einrichtungen realisiert worden. In Bydgoszcz wurde die städtebauliche Entwicklung in
einzelne Teilprojekte unterteilt wodurch es möglich war, gezielt über einzelne Projekte zu
diskutieren, tragfähige Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Dadurch wurden die
Erfolge der Transformation schneller sichtbar. Dieser Vorteil trifft ebenfalls auf Genf zu,
auch wenn es dort keine bewusste Unterteilung in Teilprojekte gab, sondern die Maßnahmen unabhängig voneinander von den unterschiedlichen Projektträgern entwickelt
und umgesetzt wurden. Den einzigen Zusammenhang gibt es zwischen den Maßnahmen
zur Aufwertung des öffentlichen Raums, die sich im Konzept „Le Fil du Rhône“ wiederfinden.
Von Bedeutung in der Entwicklung sowohl der Mühleninsel als auch der Insel in der
Rhône ist die Lage innerhalb des Stadtgebietes: Beide liegen sehr zentral. In Bydgoszcz
befindet sich zudem das Operngebäude direkt auf der gegenüberliegenden Uferseite,
wodurch ein Teil der Insel auch am Abend belebt ist. In Genf findet sich ebenfalls teilweise eine abendliche Nutzung, die u. a. auf die Brasserie und das Bâtiment des Forces
Motrice zurückzuführen ist. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die nächsten
Analyse der Fallbeispiele
137
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
138
Hauptstraßen weit genug von den jeweiligen Orten entfernt sind, um nicht den Erholungseffekt zu mindern.
Mit dem Bau neuer Brücken wurde die Erreichbarkeit der Mühleninsel in Bydgoszcz verbessert. Hierbei handelt es sich um drei Fußgängerbrücken. Zugleich ist jedoch auch die
Erreichbarkeit für den motorisierten Verkehr über eine zuvor bereits bestehende Brücke
gewährleistet. Die Insel in Genf wird von mehreren Hauptstraßen gequert, so dass die
Stadt Genf im Rahmen des Konzeptes „Le Fil du Rhône“ darauf abzielt, den nicht
motorisierten Verkehr zu fördern. Zu den bereits an der Insel umgesetzten Maßnahmen
zählen die Restaurierung der sehr stark frequentierten Fußgängerbrücke Pont de la
Machine, die Aufwertung der Promenade des Lavandières und die Konstruktion eines
Fußgängerstegs entlang des Bâtiment des Forces Motrices.
Ökologische Aspekte
Im Projekt Mühleninsel wurden Maßnahmen getroffen, mit denen eine weitere Verschmutzung des Flusses verhindert werden soll. Da der Fluss zukünftig stärker für Freizeitzwecke und den Wassertourismus genutzt werden soll, sind Maßnahmen zur
Reinigung, zur Reduzierung des Uferbewuchses und zur Vertiefung der Sohle vorgesehen.
Während die Umweltauflagen bei der Umsetzung eingehalten wurden, standen keine
spezifischen ökologischen Ziele im Vordergrund. Abgesehen von Bildungsaspekten zum
Thema Nachhaltigkeit, auf die die Ausstellungen im Bâtiment du Pont de la Machine abzielen, und die Aufwertung des nicht motorisierten Verkehrs verfolgte keine der untersuchten Maßnahmen ökologische Ziele. Jedoch spielte die Ökologie eine Rolle bei dem
Bau der Plattform auf der Rhône, denn dort mussten Felsgruppen in der Rhône als Ersatz
für die beseitigte ehemalige Wasserleitung angelegt werden, da diese den Fischen als
Ruheort beim stromaufwärts Schwimmen gedient hatte.
Integration des Wassers
In Bydgoszcz wird der Fluss in mehrerer Hinsicht in das Projekt einbezogen. Das Projekt
ist Bestandteil eines größeren Maßnahmenprogramms zu Stärkung des Wassertourismus
auf der Brda. Ein Sportkomplex beherbergt die Kanuten, nach der Vertiefung des Flusses
an einer Stelle ist eine Marina geplant. Darüber hinaus ist ein temporärer Strand vorgesehen.
In Genf wurden an der Promenade des Lavandières Stufen zur Rhône angelegt, die u. a.
von den Flussschwimmern als Ausstieg genutzt werden.
Eine Besonderheit stellt in Bydgoszcz eine „Wasserstraßenbahn“ dar, für die an der
Mühleninsel über eine „Haltestelle“ diskutiert wird. Allerdings war diese kein Bestandteil
des Projektes. Ähnlich verhält es sich in Genf mit den Fähren, den „Mouettes
Genevoises“. Es wurden bereits von der Stadt Genf beim Bau der Plattform auf der Rhône
erste Vorbereitungen für eine neue Anlegestelle getroffen, die jedoch nicht Bestandteil
des Projektes ist, da zunächst weitere Planungen und Maßnahmen für den Betrieb einer
neuen Fährlinie notwendig sind.
Den Brücken kommt in beiden Projekten sowohl hinsichtlich ihrer Funktion als auch Gestaltung eine besondere Bedeutung zu. Dadurch wird der Übergang inszeniert, und zugleich wird dem Besucher verdeutlicht, dass er eine Insel und damit einen besonderen
Analyse der Fallbeispiele
138
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
139
Ort betritt. Als Erfolgsmoment ist zudem die Erhaltung öffentlich begehbarer Ufer zu
zählen.
Allerdings ist der Wasserbezug, den die historischen Nutzungen aufwiesen, durch die
kulturelle Umnutzung verloren gegangen. Daher stellt sich die Frage, ob bei einer
kulturellen Transformation von Flussinseln alternativ Nutzungen mit Wasserbezug stärker
einbezogen werden könnten.
3.5.3
Zwischenfazit
Flussinseln sind besondere Orte in der Stadt. Die Erhaltung öffentlicher Ufer, Sicherung
historischer Gebäude und deren Umnutzung sowie die Inszenierung der Übergänge sind
wichtige Qualitätskriterien.
Die kulturelle Entwicklung einer Flussinsel ist eine wichtige öffentliche Aufgabe, da sie die
Überplanung eines besonderen Standortes mit einer anspruchsvollen Nutzung verknüpft.
Es handelt sich daher um eine Aufgabenstellung mit hoher gesellschaftlicher Bedeutung.
Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass die öffentliche Hand für die städtebauliche
Ordnung und Entwicklung verantwortlich zeichnet. Entsprechend überwiegen in den
untersuchten Fallbeispielen Investitionen durch die öffentliche Hand. Wenn die Möglichkeit besteht und die Verfolgung öffentlicher Ziele gewahrt bleibt, sollte aber auch privates
und privatwirtschaftliches Engagement eingebunden werden. Entsprechend können
privatwirtschaftliche Betreibermodelle eingesetzt werden.
3.6
Ergebnisbezogene Zusammenfassung
Die Ergebnismatrix bildet eine Zusammenfassung der Projektergebnisse ab. Dafür erfasst
sie auf der horizontalen Achse die ökologische und auf der vertikalen Achse die städtebauliche Dimension aller Fallbeispiele. An der Stärke der Kreuze ist abzulesen, dass der
Schwerpunkt aller Projekte auf der Landseite lag. Demgegenüber spielten die Gestaltung
des Ufers und die Qualitätsverbesserung des Gewässers selbst eine untergeordnete Rolle.
Abbildung 14
Ergebnismatrix
Quelle: IIRM
Analyse der Fallbeispiele
139
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
4
140
Ableitung von Strategien und Maßnahmen
Im Folgenden werden nach ein paar einleitenden Anmerkungen zur Übertragbarkeit der
Fallbeispiele auf andere Projekte bzw. auf Deutschland die Handlungsempfehlungen dargelegt. Es handelt sich um die Schlussfolgerungen über erfolgreiche Transformationen,
die aus den analytischen Erkenntnissen über die Fallbeispiele abgeleitet wurden. Die Auseinandersetzung mit Transformationsprojekten im europäischen Ausland zeigt, dass
jedes Projekt einmalig ist. Eine allgemeingültige Übertragung guter Beispiele auf andere
Projekte bzw. auf Deutschland ist problematisch, weil sich die Ausprägungen der Transformation lokalspezifisch jeweils hinsichtlich der Ausgangslage, der Steuerung, der Beteiligungsformen sowie der Zielsetzung der Transformation unterscheiden. Beispielsweise
sind in jedem Staat andere rechtliche Rahmenbedingungen gegeben. Zusätzlich bestehen
Unterschiede in den räumlichen und akteursspezifischen Rahmenbedingungen.
Dennoch ist es zielführend, Erfolgsmomente der Projekte herauszuarbeiten und die
Möglichkeiten und Grenzen der Übertragbarkeit auf Projekte in Deutschland zu diskutieren. Gerade wegen bestimmter Unterschiede, die zwischen den Steuerungsformen in
Deutschland und anderen Staaten bestehen, kann der Vergleich Impulse geben. Zudem
wurde im Forschungsprojekt ein Kompendium von Fallbeispielen zusammengestellt (vgl.
Kapitel 2.4), in dem Akteure gute Ideen und Anregungen, die jeweils zu ihrem Projekt
passen, finden können.
In dem Projekt wurden Fallbeispiele untersucht und zur Grundlage für die Handlungsempfehlungen gemacht, die noch vor der Einführung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie entwickelt und umgesetzt wurden. Die heutige Reflektion dieser Projekte erfolgt
daher vor dem Hintergrund geänderter Rahmenbedingungen, die gegenwärtig und zukünftig eine stärkere Einbeziehung des Wassers in den Planungsprozess und die Ergebnisse des Transformationsprozesses erfordern. Stichworte hierfür sind der integrative
Ansatz, der Hochwasserschutz sowie die Multifunktionalität der Gewässer und Uferflächen. Diese veränderten Rahmenbedingungen beeinflussen die Übertragbarkeit der
Forschungsergebnisse. Daher steht nicht die unmittelbare Übertragbarkeit im Vordergrund des Projektes, sondern vielmehr wird ein „Lernen aus Beispielen“ möglich.
Insbesondere ist es möglich, Prüfkriterien zur Entwicklung und Bewertung zukünftiger
Transformationsprojekte am Fluss herauszuarbeiten. Mit diesem Anspruch wurden die
folgenden Handlungsempfehlungen formuliert.
4.1
Prozessbezogene Handlungsempfehlungen
Aus den obigen Kapiteln geht hervor, dass es sich in den untersuchten Beispielen vor
allem um innergemeindliche Steuerungsprozesse handelt, und dass sich lediglich ein
Paarvergleich auf überregionale Steuerungsvorgänge bezieht. Die Aussagen zu letzteren
werden in den Handlungsempfehlungen entsprechend gekennzeichnet.
4.1.1
Akteure
Für das Handlungsfeld Wasser andere Formen der Bürgerbeteiligung
entwickeln
Das Handlungsfeld Wasser ermöglicht (leichter als viele andere Umweltressourcen wie
z. B. Energie und Boden) eine emotionale Ansprache der Bürger („Wasser ist Leben“). An
Ableitung von Strategien und Maßnahmen
140
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
141
der Wasserlage sind neue Formen der aktiven Bürgeransprache zu entwickeln, insbesondere da die Komplexität des Übergangs vom Wasser auf die Stadt verdeutlicht
werden muss.
Bürgerbeteiligung ist zwar in förmlichen Verfahren gesetzlich vorgeschrieben. Sie fängt
jedoch bereits mit einer umfassenden Informationspolitik an. Dabei reicht es nicht aus,
Informationen zusammenzustellen, sondern diese müssen zielgruppenspezifisch aufbereitet und ebenso spezifisch kommuniziert werden. Zugleich ist es möglich, das im
Raum gebundene Wissen frühzeitig zu erfassen und in den Planungsprozess zu
integrieren. Damit kommt auch den Bürgern die Rolle als Experten zu.
Zur frühzeitigen Einbindung sind neue, offene Verfahren sinnvoll, denn dadurch können
auch überörtliche sowie abstrakte Themen mit den Bürgern diskutiert werden. Eine frühzeitige Einbindung verhindert, dass ein bereits konkret geplantes Projekt boykottiert
wird, weil sich die Bürger nicht einbezogen fühlten. Die frühe Einbindung kann jedoch
auch dazu führen, dass sich ein Planungszeitraum verlängert und aufwändiger wird.
Bürgerbeteiligung auch institutionalisiert vorsehen
Sinnvoll ist es, gezielt auf bestehenden Netzwerken aufzubauen. Expertengruppen, in
denen sich das Wissen vor Ort bündelt, sollten herangezogen oder neu gegründet
werden. Diesen Gruppen kommt die Funktion eines Beirats zu, der über die Qualität der
Projekte am Wasser urteilt.
Darüber hinaus sollten benachteiligte Gruppen durch eine Institutionalisierung einbezogen werden. Dies gewährleistet, dass Projekte am Wasser sich nicht nur an Zielen
zur Neuentwicklung von Nutzungen orientieren, sondern auch die bestehenden Bedürfnisse der Bevölkerung vor Ort umfassend berücksichtigen. Durch diese Einbeziehung in
institutionalisierter Weise können benachteiligte Gruppen die Fähigkeit zur Artikulation
ihrer Belange besser entfalten. Die Einbindung sozial benachteiligter Gruppen ist dann
erfolgreich, wenn sich die Ansprache auf eine definierte Gruppe bezieht und ihr die
Intention vermittelt wird, dass gemeinsame Problemlösungen gefunden und umgesetzt
werden sollen.
Alternativen zur hoheitlichen Steuerung nutzen
Bei Projekten am Wasser, insbesondere wenn es sich um Großprojekte handelt, ist eine
Bündelung der Verantwortlichkeiten sinnvoll. Dabei sind verschiedene Steuerungs- und
Organisationsmodelle denkbar. Neben städtebaulichen Verträgen und Entwicklungsmaßnahmen hat sich insbesondere die Beauftragung eines treuhänderischen Entwicklungsträgers bewährt. Sie ermöglicht die Einführung von Managementprozessen in die städtebauliche Entwicklung sowie die Bündelung von Verantwortlichkeiten. Der treuhänderische
Entwicklungsträger sollte über die Umsetzung des temporären bzw. Initialprojektes
hinaus beauftragt werden und die Dauerhaftigkeit der Projektentwicklung gewährleisten.
Trotz der Beauftragung Dritter mit dem Planungs- und Implementierungsprozess zeichnet
die öffentliche Hand für den Planungsprozess verantwortlich und muss das Wohl der Allgemeinheit gewährleisten.
Die Nutzung alternativer Steuerungsmodelle zur traditionellen Gesamtplanung bezieht
sich nicht nur auf die Transformation am Wasser, sondern ist auch an anderen Standorten erprobt. Allerdings ist bei der Bündelung der Verantwortlichkeiten eine erweiterte
Aufgabenstellung erforderlich, weil sie gesamtplanerische mit fachplanerischen HandAbleitung von Strategien und Maßnahmen
141
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
142
lungsfeldern vereint. Dies begründet sich mit der Komplexität der Aufgabenstellung am
Wasser sowie mit der Heterogenität der Zuständigkeiten.
Investition und Betrieb öffentlicher Infrastruktur als öffentliche Verantwortung
Die öffentliche Hand muss die öffentliche Daseinsvorsorge gewährleisten. Dennoch ist
grundsätzlich die Beteiligung der Privatwirtschaft an öffentlicher Infrastruktur (Parkanlagen und Gebäude) denkbar. Allerdings ist die langfristige Sicherung des Betriebs, vor
allem auch der dauerhaften Finanzierung, zu gewährleisten.
Am Wasser kommt gegenüber anderen Standorten ein zusätzlicher Aufwand für die Investition und Pflege der Infrastruktur hinzu, insbesondere im Uferbereich und bei der
Unterhaltung der Gewässer. Dabei handelt es sich um Kosten, die häufig nur schwer
durch privatwirtschaftliches Engagement refinanzierbar sind. Die ökologische Transformation von Flussgebieten ist daher eine öffentliche Aufgabe, die ggf. die dauerhafte
Bereitstellung öffentlicher Haushaltsmittel erfordert. Ziehen private Akteure wie z. B. die
angrenzenden Grundstücksbesitzer aus der ökologischen Transformation einen hohen
Nutzen, sollte jedoch auch geprüft werden, inwieweit sie an den Kosten, z. B. für die
Pflegemaßnahmen, beteiligt werden können.
4.1.2
Ziele
Zielkonflikte
arbeiten
aufzeigen
und
gemeinsame
Zielvorstellungen
heraus-
An Gewässern überlagern sich verschiedene Zielvorstellungen, die einander ergänzen
können, häufig jedoch zu Konflikten führen. Insbesondere zwischen der gesamtplanerischen städtebaulichen Umnutzung von Uferrandbereichen und dem fachplanerischen wasserbehördlichen Umbau des Gewässers können Zielkonflikte entstehen.
Weitere Konflikte ergeben sich durch das Oberlieger-Unterlieger-Problem zwischen
Grundstückseigentümern oder auch Gebietskörperschaften.
Daher gilt es, sich zunächst der verschiedenen Zielvorstellungen für die Entwicklung der
Wasser-, Ufer- und Landseite bewusst zu werden und sie einander aufzuzeigen. Darauf
aufbauend müssen Synergien und Konflikte herausgearbeitet werden. Auf dieser Grundlage sind optimierte Ziele festzulegen und Maßnahmen daraus abzuleiten. Die Herausarbeitung gemeinsamer Ziele hat Auswirkungen auf den Planungsvollzug, da dabei entweder die Überwindung institutioneller Grenzen und die Schaffung neuer Organisationsformen oder die klare Arbeitsteilung zur Umsetzung auf der Land- und der Wasserseite
erforderlich ist.
Herausarbeitung
Organisation
gemeinsamer
Ziele
durch
eine
übergeordnete
Das Konzept der Herausarbeitung von Zielvorstellungen und Maßnahmen, die von den
unterschiedlichen Akteuren mitgetragen werden, impliziert die Frage nach der zuständigen Organisation. Auf gemeindlicher Ebene ist hier die örtliche Planungsbehörde in
Verbindung mit dem politischen Entscheidungsträger verantwortlich. Überörtlich kommt
diese Aufgabe der Planungsregion zu. Allerdings handelt es sich dabei nicht um die
hoheitliche Abwägung, sondern vielmehr um einen offenen Dialog.
Ableitung von Strategien und Maßnahmen
142
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
143
Beauftragte externe Planungsträger können als Dienstleister die Herausarbeitung gemeinsamer Ziele übernehmen, wobei allerdings auch in diesem Fall die Abwägung bei
den politisch legitimierten Organen verbleiben muss.
Das Allgemeinwohl gegenüber privaten Zielen als vorrangig ansehen
Die Transformation industrialisierter Flussgebiete erfordert die Formulierung zusätzlicher
Qualitätsziele. So sind u. a. neben städtebaulichen Zielstellungen Umweltqualitätsziele
zur Wiederherstellung nachhaltiger Gewässerstrukturen erforderlich, da eine nachhaltige
Stadtentwicklung am Wasser nur bei einer guten Wasserqualität möglich ist.
Es ist sinnvoll, Ziele zu formulieren, die öffentliche und private Zielvorstellungen vereinen. Dies kann im Sinne einer Vorgehensweise erfolgen, die die Verfolgung eines Zieles
ermöglicht, ohne die Verfolgung eines anderen Zieles auszuschließen. Insbesondere in
vertikalen Abstimmungsprozessen zwischen der regionalen und der gemeindlichen Handlungsebene bietet sich diese Vorgehensweise an.
Die Wahrung des Allgemeinwohls hat bei der Projektentwicklung am Wasser Vorrang.
Private Ziele sind nicht vorrangig zu behandeln, auch wenn es sich um große privatwirtschaftliche Investitionen, z. B. im Sinne von Großprojekten oder der Neuerrichtung von
Dienstleistungsstandorten, handelt.
Das Allgemeinwohl basiert am Flussufer oft auf einer sozialen Stabilisierung. Quartiere im
Umfeld brachgefallener Industrieflächen am Ufer weisen im gesamtstädtischen und
regionalen Vergleich oft soziökonomische Nachteile auf. Daher überlagern sich an Flussräumen oft Konflikte. Ziel muss entsprechend zum einen eine soziale Stabilisierung
dieser rückwärtigen Quartiere sein, und zum anderen dürfen die neuen Nutzungen an
den Uferflächen nicht zu neuen Konflikten mit den bestehenden Nutzungen oder zu erheblichen Verdrängungseffekten führen.
Am Flussufer bestehen oftmals Gemengelagen. Durch die Transformation industrieller
Brachflächen können Konflikte zwischen der verbleibenden industriellen und gewerblichen
sowie der Wohn- und Freizeitnutzung verschärft werden oder neu entstehen. Hier muss
eine neue Form der Toleranz diskutiert werden, da die Stadt am Wasser immer ein Ort
der Verbindung von Wohnen und Arbeiten war. Die Gemengelage kleinerer Logistikstandorte, Häfen und Gewerbebetriebe ist nicht von vornherein ein Hindernis für eine
Siedlungsentwicklung in der Umgebung. Sie sollte vielmehr als neue Qualität einer flussbezogenen Urbanität anerkannt werden.
4.1.3
Instrumente
Komplexität der Steuerungsprozesse am Wasser berücksichtigen
Die umfassende Integration des Wassers in die Planung erfordert eine komplexe
Steuerung. Die planerische Herausforderung am Fluss besteht darin, dass Wasser über
verschiedene institutionelle Grenzen hinweg fließt: über die Grenzen zwischen Fach- und
Gesamtplanung, zwischen öffentlichem und privatem Engagement, zwischen benachbarten Gemeinden sowie zwischen der gemeindlichen und der regionalen Zuständigkeit
für Planungsaufgaben.
Der Dialog zwischen den Beteiligten muss daher intensiviert werden, um anstelle einer
gegenseitig konkurrierenden Planung und der sektoralen Betrachtung zu einem
Ableitung von Strategien und Maßnahmen
143
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
144
interdisziplinären Ansatz zu gelangen. Dabei sind ebenso die Bürger zu beteiligen, um
ihre Belange größtmöglich zu erfassen.
Kooperative und hoheitliche Formen der Steuerung vorsehen
Aufgrund der vielfältigen Interessenlagen und der verteilten Kompetenzen am Flussufer
sind neue kooperative Steuerungsformen in Ergänzung zum hierarchischen Vorgehen der
öffentlichen Hand zielführend. Dies bezieht sich auf die Kooperation zwischen Gemeinden
in einem Flussraum, zwischen Gemeinden und dem regionalen Planungsträger sowie
zwischen Gemeinden und privaten, privatwirtschaftlichen und sonstigen Akteuren.
Dadurch ist es möglich, Lösungen bei Konflikten zwischen Konkurrenten (z. B. zwischen
Oberlieger und Unterlieger) zu entwickeln und umzusetzen. Kooperationen eignen sich
als Steuerungsform, wenn sich gleichrangige Akteure gegenüberstehen und sich durch
ein gemeinsames Vorgehen sowohl der einzelne als auch der übergeordnete Nutzen erhöhen. Die konsensorientierte Vorgehensweise ist daher der Vorteil der kooperativen
Steuerung.
Demgegenüber werden Kooperationen erschwert, wenn sich der Nutzen nicht für alle
Akteure gleichermaßen erhöht oder wenn trotz Kooperationen einzelner Akteure die
übergeordnete Zielstellung nicht gewahrt wird. Dies umfasst die Nachteile kooperativer
Steuerung: Der Prozess wird verlangsamt und beeinträchtigt, die Zielerreichung erschwert oder nicht erfüllt.
Die neuen, auf Konsens zielenden Steuerungsformen entbinden die öffentliche Hand
daher nicht von ihrer Verantwortung der Ordnungs- und Entwicklungspolitik und der Verfolgung des Allgemeinwohls. Sie sollte auch weiterhin auf entsprechende hierarchische
Steuerungsformen zurückgreifen. Die zur Verfügung stehenden ordnungspolitischen und
Anreizinstrumente sollten herangezogen werden, um ggf. das öffentliche gegenüber
individuellen Interessen zu wahren. Daher verbleibt die öffentliche Hand bei öffentlichprivaten Kooperationen als besonderer Akteur im Mittelpunkt der Netzwerke.
Nicht nur Investitionen, sondern auch laufende Instandhaltung dauerhaft sichern
Die Transformation industrieller Flussgebiete erfordert die Finanzierung von Maßnahmen
zur Beräumung, Dekontamination und Umnutzung der Brachflächen und Gewässerabschnitte, zum Um- oder Neubau von Infrastruktur sowie zur Neuerrichtung baulicher
und sonstiger Anlagen. Aufgrund der hohen Standortgunst können viele Investitionskosten refinanziert werden. Daher sind auch neue Formen der Finanzierung von Infrastrukturmaßnahmen durch privatwirtschaftliche Akteure tragfähig. Allerdings müssen in
diesen Konzepten auch die Kosten für die dauerhafte Pflege der Infrastruktur und der
Gewässer berücksichtigt werden.
Die Einbindung privatwirtschaftlicher Akteure auch bei laufenden Kosten ist denkbar. Sie
birgt allerdings die Gefahr, dass die Finanzierung der Maßnahmen nicht mehr sichergestellt ist, wenn der Akteur seinen Pflichten nicht mehr nachkommt (etwa wenn er Insolvenz anmeldet). Daher ist insbesondere bei laufenden Kosten die öffentliche Hand in
der Verantwortung der Pflege und deren Finanzierung, und sie muss über vertragliche
oder sonstige Regelungen das dauerhafte Engagement der privaten Akteure absichern.
Ableitung von Strategien und Maßnahmen
144
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
145
Wettbewerbe
Wettbewerbe eignen sich in besonderer Weise, um die städtebauliche Qualität, aber auch
die Umweltqualität von Projekten zu gewährleisten bzw. zu verbessern. Auf der gemeindlichen Ebene sind städtebauliche Wettbewerbsverfahren seit langem etabliert. Sinnvoll
erscheint ein Wettbewerb jedoch auch auf regionaler Ebene. Zielführend ist nicht ein
völlig freier Wettbewerb, sondern vielmehr sind zunächst auf regionaler Ebene das
Gesamtziel und Restriktionen der gemeindlichen Entwicklung zu formulieren. Innerhalb
dieser Rahmenbedingungen können sich Gemeinden der Region um Fördergelder bewerben.
Ein regionaler Wettbewerb eignet sich jedoch nur innerhalb eines beschränkten Handlungsspielraumes, der durch die gemeindliche Selbstverwaltungsautonomie, Pflichtaufgaben der Gemeinden und ordnungspolitischen regionalen Aufgaben wie dem Hochwasserschutz begrenzt wird.
Projekte in Abschnitte unterteilen und dadurch Flexibilität wahren
Stadtentwicklungsprojekte am Fluss erfordern ein ganzheitliches und integriertes Vorgehen, das alle Belange berücksichtigt und einen Ausgleich zwischen Zielkonflikten vermittelt. Dabei handelt es sich um eine strategische Ausrichtung, die durch ein lokalspezifisches Leitbild untermauert werden muss.
Auf der operativen Ebene empfiehlt es sich, Projekte am Fluss in einzelne räumliche Abschnitte zu unterteilen. Dies gilt insbesondere bei größeren Projekten. Eine Unterteilung
erreicht drei Vorteile: Zunächst sind kleinere Projektabschnitte leichter kommunizierbar.
Darüber hinaus ist es sinnvoll, die Abschnitte zeitlich nacheinander zu realisieren, um in
verhältnismäßig kurzer Zeit lebenswerte Quartiere zu erhalten. Schließlich ermöglicht es
die Realisierung in Abschnitten, die realisierten Maßnahmen zu evaluieren, die Gesamtplanung kritisch zu reflektieren und bei den folgenden Abschnitten ggf. eine Änderung
der Planungen vorzunehmen.
Entsprechend sind bei Großprojekten Masterpläne als übergreifende Konzepte sinnvoll,
die jedoch zugleich für eine Nachjustierung oder Verfeinerung offen sind. Masterpläne
sollten daher keine detaillierte Planung für alle Entwicklungsabschnitte beinhalten.
Größere Projekte am Flussufer sind folglich als lernende Projekte auszugestalten. Hierfür
ist auch eine kontinuierliche Evaluierung erforderlich.
4.2
Ergebnisbezogene Handlungsempfehlungen
Die integrierte Formulierung der ergebnisbezogenen Handlungsempfehlungen vereint die
städtebaulichen und ökologischen Aspekte. Die ergebnisbezogenen Handlungsempfehlungen basieren auf der Auswertung der fünf Themenkomplexe (vgl. Kapitel 3).
Beziehen sie sich nur auf einen bestimmten Typus (z. B. Dienstleistungszentren), wird
dies gesondert erwähnt.
Stadtentwicklung mit dem Wasser anstelle eines Städtebaus am Wasser
Die Gewässer sind in den Städten in den vielfältigsten Formen in die Stadtentwicklung
und das gestalterische Netz integrierbar. Jedoch ist ein Städtebau am Wasser, der seine
Bezüge zum Wasser nur durch eine Erholungsnutzung sowie eine Freizeitnutzung auf den
Flüssen und Seen herzustellen versucht, nicht ausreichend. Zielführend ist eine weitergehende Stadtentwicklung mit dem Wasser, die die Aspekte Ressource, Verkehr, Nutzung
Ableitung von Strategien und Maßnahmen
145
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
146
und Gestaltung der Uferränder und Ufer sowie Gestaltung und Nutzung der Landseite
gleichermaßen einbezieht. Stadtentwicklung mit dem Wasser berücksichtigt demnach
gleichberechtigt zum Städtebau die funktionalen und gestalterischen Potentiale und
Restriktionen, die ein Fluss in der Stadt mit sich führt. Daher handelt es sich bei der
Stadtentwicklung mit dem Wasser um ein Oberziel, das operationalisierbar ist. Zugleich
hat die Zielstellung („mit dem Wasser“) eine strategische Bedeutung, der sich andere
Belange unterordnen.
Bei der Stadtentwicklung mit dem Wasser fungiert der Fluss zum einen als Dienstleister
für die Stadtentwicklung. Zum anderen unterliegt er als Umweltressource jedoch auch
einem bestimmten Schutz. Diese Ambivalenz ist bei dem Drang der Städte zum Fluss zu
diskutieren, und lokalspezifisch ist dabei ein nachhaltiges Gleichgewicht zwischen Schutz
und städtebaulicher Entwicklung zu erzielen. Eine Stadtentwicklung mit dem Fluss beinhaltet auch, dass eine gute Wasserqualität angestrebt wird.
Den Fluss als Rückgrat und vernetzendes Element in der Stadt nutzen
Der Fluss ist der „blaue Faden“ durch die Stadt und die Region, das Rückgrat und die
(potentielle) mental map: Er verbindet alle anliegenden Orte miteinander, auch wenn
diese unterschiedlicher Ausprägung sind. Bestehende trennende Wirkungen im Flussraum, z. B. aufgrund fehlender Querungsmöglichkeiten, sind zu überwinden.
Flächen nach stadträumlicher Lage und funktionalen Besonderheiten
unterscheiden
Industrielle Brachflächen am Fluss sind hinsichtlich ihrer stadträumlichen Lage zu unterscheiden. Nicht alle ehemaligen Industrieflächen befinden sich in integrierter Lage, teilweise wurden sie (auch aus immissionsschutzrechtlichen Gründen) an peripheren Standorten angelegt. Nicht integrierte Standorte sollten jedoch nicht städtebaulich verwertet,
sondern vorrangig renaturiert werden, um eine nachhaltige Siedlungsentwicklung sicherzustellen.
Weitere stadträumliche Besonderheiten in der Bewertung industrieller Brachflächen beziehen sich auf die Vorhaltung für Industrie- und Gewerbebetriebe, die einen Wasseranschluss für den Umschlag benötigen (darunter auch Erweiterungsflächen bestehender
Firmen), auf die Schutzzonen der Wasserschutzgebiete sowie auf durch Hafenstandorte
und den damit zusammenhängenden landseitigen Ziel- und Quellverkehren immissionsbelastete Flächen.
Die Städte zum Wasser öffnen
Industrielle Flächen am Fluss waren in der Vergangenheit oft baulich, funktional und
mental von ihrer Umgebung abgegrenzt. Daher gilt es, Verbindungen zwischen den bestehenden und den neu entstehenden Stadtquartieren herzustellen, so dass die Stadt
neue öffentliche Zugänge zum Wasser erhält, und auch umgekehrt vom Ufer aus bestehende Quartiere neu erreicht werden. Die Bevölkerung wird damit zum Fluss geführt
und kann sich mit ihm auf neue Weise identifizieren. Auch für den Personenverkehr auf
dem Wasser ist die neue Zugänglichkeit von großer Bedeutung. Die Herstellung neuer
Verbindungen zwischen der bestehenden Stadt und dem Ufer stärkt demnach den Verkehr auf dem Wasser.
Daher ist es auch erforderlich, an den Haltestellen des gewerblichen und öffentlichen
Personenverkehrs auf dem Wasser attraktive städtebauliche und architektonische
Ableitung von Strategien und Maßnahmen
146
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
147
Lösungen umzusetzen. Die Standorte dienen so als neue wasserbezogene Portale zur
Stadt. Zudem sind die Uferbereiche, an denen neue Verbindungen zwischen der Stadt
und dem Fluss hergestellt werden, öffentlichen Nutzungen zu widmen. Eine hochwertige
Gestaltung muss darüber hinaus eine Robustheit gegenüber Hochwasser aufweisen.
Ufer an stadtstrukturell bedeutenden Stellen öffentlich zugänglich
machen
Uferwege sollten weitestgehend durchgängig sein, wenngleich hier naturräumliche und
privatrechtliche Belange sowie bestehende Sondernutzungen (wie z. B. Hafenflächen) zu
beachten sind. Um private oder sondergenutzte Grundstücke zu umgehen, sollten gegebenenfalls Stege vorgelagert werden.
An stadtstrukturell bedeutenden Standorten sind öffentlich zugängliche Uferstreifen sowie
Parkanlagen zu errichten, die als nutzungsintensive und -gemischte Flächen ausgestaltet
und unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zur Verfügung gestellt werden. Zum einen
kann es durch die Anlage eines öffentlichen Raumes gelingen, den Fluss als identitätsstiftendes und imageförderndes Element in der Stadt zu stärken. Zum anderen kann
durch die Lenkung intensiver Nutzungen auf abgegrenzte Standorte der naturräumliche
Schutz anderer Stellen am Fluss erzielt werden.
Errichtung von Parkanlagen und Renaturierung der Uferränder
Bei der Entwicklung neuer Parkanlagen sind Hochwasserschutz- und Renaturierungsziele
in die Freiraumplanung zu integrieren. Zugleich ist auf die unterschiedlichen Nutzergruppen in Parkanlagen zu achten. Die Multifunktionalität von Parkanlagen bezieht sich
schließlich auf die Überlagerung verschiedener siedlungsstruktureller und ökologischer
Funktionen (insbesondere Hochwasserretention, Freizeit, Erholung, Öffentlicher Raum,
Vernetzung).
Uferränder sind so zu gestalten und zu nutzen, dass die ökologischen Funktionen des
Flussraumes soweit wie möglich gestärkt werden. Die ökologische Aufwertung bezieht
sich auch auf die Böschung und die Sohle.
Vorhandene Optionen zur Vernetzung von Grünflächen entlang des Flussufers sind aus
ökologischen Gründen umzusetzen, weil sie sich positiv auf das Mikroklima auswirkt und
die Ausbildung eines Biotopverbundes gewährt.
Attraktive neue Adressen bilden
Die Transformation industrieller Flussgebiete bietet die Chance, neue attraktive Adressen
der Stadt und der Region auszubilden. An diesen Adressen ist eine Ergänzung des vor Ort
bestehenden Immobilienangebotes durch neue Wohn- und Gewerbeflächen möglich.
Allerdings sind eine städtebauliche Nutzungsmischung sowie eine sozioökonomische
Durchmischung der neuen Adressen anzustreben.
Eine Adressenbildung erfordert eine hohe städtebauliche und architektonische Qualität
sowie zudem eine hohe Gewässerqualität. Sie ist daher hinsichtlich der Investition und
der Unterhaltung kostenintensiv. Jedoch ermöglicht sie auch einen höheren Gewinn.
Daher nutzt sie sowohl dem Privaten (z. B. Investor, Betreiber, Nutzer, Bewohner) als
auch der Gesellschaft, die mit neuen Adressen eine Aufwertung des Quartiers und der
Stadt insgesamt erlebt.
Ableitung von Strategien und Maßnahmen
147
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
148
Die Stadt am Wasser ist kein privatwirtschaftliches Produkt. Hier steht die öffentliche
Hand in der Verpflichtung, eine geordnete städtebauliche Entwicklung unter Abwägung
aller Belange herbeizuführen. Unter dem Vorzeichen schwacher Immobilienmärkte sollten
private Investoren, die sich auf den Konversionsflächen engagieren, durch Investitionen
der öffentlichen Hand unterstützt werden, insbesondere in qualitativ hochwertiger Weise
bei der Investition in den öffentlichen Raum. Demgegenüber sollten bei einem hohen
Nachfragedruck öffentliche Investitionen durch Abschöpfung des Planungsgewinns auf
privaten Flächen refinanziert werden.
Historisches Erbe am Fluss erhalten und neu nutzen
Bauliche Zeugen der ehemaligen Hafennutzung leisten einen identitätsstiftenden Beitrag
auch nach dem Transformationsprozess. Sie sollten erhalten bleiben, auch wenn dies mit
Kosten für die Sanierung und dauerhafte Erhaltung verbunden ist.
Von besonderem Reiz ist es, nicht nur gestalterisch an die industrielle Geschichte des
Flussraumes anzuknüpfen, sondern auch Nutzungen zu finden, die einen Bezug zum
Flussufer haben (z. B. schiffs-, fisch- und hafenbezogene Gewerbe, Handels- und Dienstleistungsbetriebe).
Die Sicherung industriegeschichtlicher Spuren bezieht sich auch auf den Erhalt von Umschlaggeräten innerhalb der neu angelegten Uferpromenaden, von historischen
Quaimauern, Anlegestellen und Liegeplätzen.
Mit geeigneten Bautypen die Lage am Wasser ausnutzen
Die Lage am Wasser sollte bautypologisch nicht nur für die erste Reihe der Häuser an der
Uferpromenade ein Standortvorteil sein. Mithilfe von Punkt-, Zeilen-, U- und Kammstrukturen ist es vielmehr möglich, nicht nur in das erste, sondern auch in die weiteren
Baufelder hinein die Sichtbeziehungen zum Fluss zu bewahren. Durch weitere Elemente
wie z. B. Oberflächenabflüsse, die zum Fluss leiten, wird in den Baufeldern zudem die
besondere Lage am Fluss funktional, gestalterisch und mental verdeutlicht.
Zugleich ist es sinnvoll, neue lokale Wasserkreisläufe zu initiieren. In den neuen
Quartieren am Fluss sollte vorbildhaft ein nachhaltiges Wassermanagement realisiert und
dadurch der Wasser- und der Nährstoffkreislauf weitestgehend wiederhergestellt werden.
Hierfür ist ein Maßnahmenkatalog zu entwickeln, nach dem Bauprojekte abgeprüft und
entsprechend genehmigt werden sollen.
Nutzungsmischung auch sozioökonomisch und soziokulturell verstehen
Die Stadt am Wasser muss von verschiedenen Bevölkerungsgruppen genutzt werden. Die
im Beteiligungsverfahren differenzierten Akteursgruppen müssen sich daher auch im
städtebaulichen Ergebnis wiederfinden. Im Kern ist daher eine Nutzungsmischung zu erreichen, die nicht nur nach der Art der baulichen Nutzung, sondern auch nach der
sozialen Aneignungsmöglichkeit der neuen Standorte am Fluss differenziert.
Demgegenüber sind monofunktionale sowie sozioökonomisch bzw. soziokulturell einseitig
ausgeprägte Quartiere zu vermeiden.
Großprojekte als Katalysator nutzen
Großprojekte müssen eine nachhaltige Stadtentwicklung am Wasser verfolgen. Sie sind
im besten Falle ein Katalysator für die nachhaltige Stadtentwicklung. Daher müssen sie
Ableitung von Strategien und Maßnahmen
148
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
149
an die Bedürfnisse einer Stadt bzw. einer Region angepasst werden. Die Nachhaltigkeit
des Großprojektes bezieht sich auch auf die Nachhaltigkeit des temporären bzw. Initialprojektes.
Um Fehlinvestitionen zu vermeiden, sollte daher im Sinne einer Marktanalyse die dauerhafte Nachfrage einer ausreichend hohen Zielgruppe festgestellt werden. Ebenso sind
monofunktionale Projekte zu vermeiden.
Inseln als „Besondere Orte im Fluss“ strategisch entwickeln
Flussinseln sind besondere Orte in der Stadt. Insbesondere Flussinseln im historischen
Zentrum stellen Knotenpunkte in einem funktionalen Sinne und bezogen auf die Wahrnehmung im gesamtstädtischen Kontext dar. Folgerichtig sind sie mit einer hochwertigen
Gestaltung und Nutzung, etwa einer öffentlichkeitsorientierten Funktion, auszustatten.
Die Entwicklungsstrategie für Flussinseln ist allerdings abhängig von der Lage der Insel
sowie der Anzahl der Flussinseln in einer Stadt oder Region. Während für zentrale und
historisch bedeutende Inseln eine Nutzung mit hoher öffentlichkeitsorientierter Aufmerksamkeit sinnvoll ist, sollten für andere, insbesondere für periphere Standorte keine
öffentlichkeitsorientierte Nutzungen geplant werden. Dort sind weniger öffentlichkeitsorientierte Nutzungen, wie z. B. Wohnstandorte, oder Renaturierungsmaßnahmen vorzuziehen.
Zudem ist die verkehrliche Erreichbarkeit der Insel zu berücksichtigen, vor allem wenn
eine öffentliche Nutzung mit hohen Besucherzahlen geplant ist.
Die Erreichbarkeit der Flussinseln kann durch den Bau neuer Brücken sowie andere
Formen der Übergänge (Fähren etc.) verbessert werden. Zugleich ist dabei eine Inszenierung der Querung möglich, die zur Identitätssteigerung des Ortes beiträgt.
Ableitung von Strategien und Maßnahmen
149
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
5
150
Ergebnisdiskussion und -dokumentation
Parallel zu den anderen Arbeitsschritten war das vierte Arbeitspaket der methodischen
und inhaltlichen Dokumentation des Forschungsprojektes gewidmet.
5.1
Abstimmungsgespräche
Am 1. Februar 2010 fand im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
das erste Abstimmungsgespräch zum Forschungsvorhaben statt. In diesem Gespräch
wurden die Zielstellungen des Projektes (vgl. Kapitel 1.2), die Kriterien zur Auswahl der
Fallbeispiele (vgl. Kapitel 1.5) und ein Entwurf zur späteren ergebnis- und prozessorientierten Typisierung der Fallbeispiele besprochen (vgl. Kapitel 3). Ferner wurden in
dem Gespräch erste Beispiele transformierter Flussgebiete in Europa ergebnisoffen diskutiert. Daraufhin folgte der Beschluss, bis zum zweiten Abstimmungsgespräch eine
weiter gefasste Auswahl an Projektbeispielen (ca. 30) mit kurzem Steckbrief zu erstellen
(vgl. Kapitel 2.1). Den Abschluss des ersten Abstimmungsgespräches bildeten die Entwurfsfassungen des Steckbriefes und die Leitfragen für die Inhaltsanalyse (vgl.
Kapitel 2.3). Beide Dokumente fanden die Zustimmung der Auftraggeber.
Das zweite Abstimmungsgespräch fand am 10. März 2010 ebenfalls im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung in Berlin statt. Ziel war es, die zwölf
zu analysierenden Fallbeispiele zusammenzustellen. Aus dem Pool von 28 Fallbeispielen
aus zwölf europäischen Ländern (vgl. Kapitel 2.1) wählten die Auftraggeber in Absprache
mit den Auftragnehmern zehn Fallbeispiele. In der Nachbereitung des Gespräches wurde
die Auswahl mit zwei weiteren Fallbeispielen vervollständigt. Die Fallbeispiele wurden
entsprechend ihrer Ansätze thematisch typisiert und in Vergleichspaaren einander
gegenübergestellt (vgl. Kapitel 2.2). Für den Fall, dass im Verlauf der vertiefenden
Recherchen Schwierigkeiten entstehen, sollten in Absprache mit den Auftraggebern
Ersatzprojekte herangezogen werden. Alle weiteren Fallbeispiele aus der weitgreifenden
Recherche wurden von der weiteren Untersuchung ausgeschlossen. Darüber hinaus
wurden die Matrizen (vgl. Kapitel 3) mit dem Ergebnis besprochen, dass die Ergebnismatrix unverändert bleiben und die Prozessmatrix um die Komponente Öffentlichkeitsbeteiligung erweitert werden sollte. Die Prozessmatrix war für jedes Beispielprojekt separat
auszufüllen, um jeweils den Entwicklungspfad der Projektorganisation leicht nachvollziehbar grafisch darzustellen.
Das dritte Abstimmungsgespräch fand am 9. Juni 2010 per Videokonferenz statt. Im
Mittelpunkt standen dabei die Auswertung des Arbeitsstands und die Planung der
nächsten Meilensteine: die Aktualisierung des Internetauftritts (vgl. Kapitel 5.3) und die
Workshopvorbereitung (vgl. Kapitel 5.2). Darüber hinaus erfolgten Anregungen durch die
Auftraggeber für den zweiten Zwischenbericht. Die Gliederung für den Endbericht und
das Layout für die Länderkarten wurden abgestimmt, und der Überarbeitungsbedarf des
ersten Infobriefes (vgl. Kapitel 5.4) wurde besprochen.
Gegenstand des vierten Abstimmungsgespräches, das am 16. September 2010 per
Videokonferenz stattfand, war die Nachbesprechung des Workshops vom 10. September
2010 (vgl. Kapitel 5.2). Die Anmerkungen zu den Fallbeispielen und den Thesen wurden
diskutiert, um die Beiträge der Experten möglichst optimal in die Formulierung der Handlungsempfehlungen einfließen zu lassen.
Ergebnisdiskussion und -dokumentation
150
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
151
Darüber hinaus gab es ein fünftes Abstimmungsgespräch am 11. November 2010 und ein
sechstes am 7. Dezember 2010. Beide Gespräche fanden per Videokonferenz statt und
beinhalteten die weitere Abstimmung des Endberichts und des Handbuchs.
5.2
Workshop zur Übertragbarkeit
empfehlungen auf Deutschland
der
Handlungs-
Im Rahmen des Forschungsprojektes veranstalteten das BMVBS, das BBSR und die Universität Leipzig einen Expertenworkshop „Erfolgreiche Transformation industrialisierter
Flussgebiete in Europa – Möglichkeiten und Grenzen der Übertragbarkeit auf Deutschland“. Der Workshop fand am 10. September 2010 an der Universität Leipzig statt. Die
26 Teilnehmer der Veranstaltung setzten sich interdisziplinär aus deutschen Expertinnen
und Experten aus der Praxis und der Wissenschaft zusammen. Ziel des Workshops war
es, die Projektempfehlungen zu präsentieren und sie mit ausgewählten Expertinnen und
Experten hinsichtlich der Übertragbarkeit auf Deutschland zu diskutieren.
Nach der Begrüßung durch Prof. Dr.-Ing. Robert Holländer (Universität Leipzig) und der
Einführung in den Workshop durch Gina Siegel (BMVBS) präsentierten Linda Kochmann
und Thomas Völkner (Universität Leipzig) die Ergebnisse der bisherigen Analyse der Fallbeispiele. Dabei wurden Erfolgsfaktoren und -hindernisse insbesondere für die verschiedenen Organisations- und Beteiligungsformen abgeleitet. Dies erfolgte anhand einer
paarweisen Gegenüberstellung der ausgewählten Referenzprojekte in den Themenfeldern
 Überregionale Transformationsprozesse
 Großereignis als Ausgangspunkt
 Parkanlagen
 Dienstleistungszentren
 Inseln mit Kulturangebot
Im Anschluss stellte Christian Strauß (Universität Leipzig) die vorläufigen, mitunter
kontroversen Thesen vor. Die Thesen bezogen sich jeweils auf die Steuerung der Transformation, die Beteiligungsformen und das Ergebnis der Transformation. Sie wurden zunächst von drei Kommentatoren kritisch reflektiert. Prof. Dr. Kurt Faßbender (Universität
Leipzig) diskutierte die Aussagen insbesondere aus planungsrechtlicher Sicht, Dr. Gérard
Hutter (Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V.) reflektierte die Thesen
hinsichtlich der Beteiligungsprozesse, und Stefan Heinig (Stadt Leipzig) kommentierte die
Projektergebnisse im Bezug auf das Steuerungsergebnis. Die Thesen und die
Kommentare bildeten die Grundlage für die anschließende Diskussion mit den weiteren
Workshopteilnehmern. Die Heterogenität der Diskussionsgruppe erwies sich dabei als
Vorteil, weil realitätsnah Probleme der Transformation beleuchtet und Lösungsmöglichkeiten diskutiert werden konnten.
Der im Projekt entwickelte Ansatz des paarweisen Vergleiches hat sich auch im Workshop
als tragfähig erwiesen. Es zeigte sich zudem, dass auch die übergeordnete Diskussion
bestimmter Themenfelder sinnvoll ist. Zum einen ist es von Bedeutung, die Möglichkeiten
und Grenzen der Übertragbarkeit ausländischer Projekterfahrungen auf das deutsche
Planungssystem herauszuarbeiten. Die Vielseitigkeit der ausgewählten Projekte ermöglicht ein „Lernen von Beispielen“. Zum anderen wurde die Bedeutung des Flusses für die
Ergebnisdiskussion und -dokumentation
151
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
152
Stadtentwicklung hervorgehoben. Die Experten kamen überein, dass nicht ein „Städtebau
am Wasser“, sondern eine „Stadtentwicklung mit dem Wasser“ nachhaltig ist.
Zum Abschluss des Workshops führte Frau Zábojník von der Stadt Leipzig die
Expertinnen und Experten zu ausgewählten Projekten der Wasserstadt Leipzig.
Die auf dem Workshop erfolgte Kommentierung sowie die Diskussionen lieferten wertvolle Beiträge zur weiteren Analyse des vorhandenen Materials der ausländischen
Projekte und zur Erarbeitung der Handlungsempfehlungen für Deutschland. Im Nachgang
zu dem Workshop wurden daher die Inhalte der Kommentare und die Ergebnisse der Diskussionsrunden protokolliert. Sie bildeten die Grundlage für die kritische Reflexion und
Ergänzung der Analyse. Zudem wurde damit die Grundlage für die anschließende Ableitung der Handlungsempfehlungen geschaffen (vgl. Kapitel 4).
5.3
Internetauftritt
Für den Internetauftritt des Bundesinstitutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung
wurden die wesentlichen Inhalte des Forschungsprojektes in deutscher und englischer
Sprache wie folgt aufbereitet:

Deutsch
www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/FP/ReFo/Raumordnung/2010/Flusstransformation/01__Star
t.html

Englisch
www.bbsr.bund.de/BBSR/EN/RP/GeneralDepartmentalResearch/SpatialPlaning/RiverTran
sformation/01__Start.html
5.4
Infobriefe
Im Laufe des Projektes wurden drei Infobriefe in einer deutschen und einer englischen
Version veröffentlicht. Der erste informierte über die Ziele des Projektes und die Auswahl
der Fallbeispiele, im zweiten Infobrief wurde über den Expertenworkshop berichtet, und
nach Fertigstellung des Endberichts und des Handbuchs wird ein dritter Infobrief herausgegeben, in dem auf die Projektergebnisse und Publikationen aufmerksam gemacht wird.
Ergebnisdiskussion und -dokumentation
152
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
6
6.1
153
Quellenverzeichnis
Interviews
Mersey Waterfront Regional Park
Mersey Waterfront – Telefoninterview am 17.08.2010
Speke and Garston Coastal Reserve
Mersey Waterfront – Telefoninterview am 17.08.2010
Mersey Basin Campaign – Telefoninterview am 02.09.2010
Ruimte voor de Rivier
H+N+S Landschaftsarchitekten/Q-Team – Telefoninterview am 07.09.2010
Rijkswaterstaat – Telefoninterview/Schriftverkehr am/seit 04.10.2010
Ruimte voor de Waal
Stadt Nijmegen – Telefoninterview am 08.09.2010
Parque das Nações
Parque Expo – Telefoninterview am 01.09.2010
Abandoibarra
Bilbao Ría 2000 – Telefoninterview am 07.10.2010
Graphisoft-Park
Graphisoft Park SE – Interview am 15.07.2010
Campus Plus
Novartis AG – Interview am 07.07.2010 und
Kanton Basel Stadt - Interview am 08.07.2010
Quais jardinés
Mairie de Bordeaux – Interview am 28.06.2010
Lágymányosi Bucht
Öböl XI Ltd. – Interview am 14.07.2010
Mühleninsel
Urząd Miasta Bydgoszczy – Interview am 27.07.2010
L’Ile
Etat de Genève – Interview am 06.09.2010
Services industriels de Genève – Interview am 07.09.2010
Ville de Genève– Interviews am 08.09.2010
Quellenverzeichnis
153
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
6.2
154
Bildnachweis
S. 25, 28, 51, 64, 77, 90
Institut für Infrastruktur und Ressourcenmanagement der Universität Leipzig (IIRM),
ESRI Data and Maps/ AND Data Solutions, B. V.
S. 114, 115, 116, 121, 125, 130,
135, 139
6.3
Institut für Infrastruktur und Ressourcenmanagement der Universität Leipzig (IIRM)
Endnotenverzeichnis
1
Zusammenfassende Ausführungen aus Strauß, Christian (2001): Amphibische Stadtentwicklung – Wasser im Lebensraum Stadt. Berlin: Leue.
2
Vgl. Mayntz, Renate (1987): Politische Steuerung und gesellschaftliche Steuerungsprobleme. In: dies. (Hrsg.) (1997): Soziale Dynamik und politische Steuerung.
Theoretische und methodologische Überlegungen. Schriften des Max-Planck-Instituts
für Gesellschaftsforschung Köln, Band 29. Frankfurt/Main, New York: Campus Verlag,
S. 186-208.
3
Vgl. Wasserstadt GmbH (Hrsg.) (2000): Wasser in der Stadt. Perspektiven einer neuen
Urbanität. Berlin: Transit Buchverlag, S. 194.
4
Ebd.
Quellenverzeichnis
154
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
155
Anhang
Anhang
155
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
I
156
Interviewleitfaden
Projektgrundlagen
Projektname
Steckbrief
1.1 Lage

In welcher Stadt, in welchem Stadtteil
liegt das Projekt?
1.2 Träger/Investor(en)

Wer ist der/sind
Projektes?
1.3 Beginn, Ende
Bitte beschreiben Sie kurz die Projektchronologie:
(und ggf. Meilensteine)
1.4 Fläche
Interviewleitfaden
die
Träger
des

Wann begannen die Planungen für
das Projekt?

Was waren die wesentlichen Meilensteine im Projektverlauf? (z. B. Baubeginn, Bauende etc.)

Wann wurde/wird das Projekt abgeschlossen?
Bitte beschreiben Sie, die Dimensionen
des Projektgebietes:
156
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
1.5 Kosten
1.6 Informationsquellen
157

Gesamtfläche ohne Wasseranteil

Insgesamt einbezogene Wasserfläche

Länge entlang des Flussufers

Wie hoch sind die Projektkosten insgesamt?

Wie verteilen sich die Kosten auf die
wesentlichen
Meilensteine/Projektphasen?
Bitte benennen Sie, falls vorhanden,
weitere
Informationsquellen,
wie
Projektwebseite etc.
Projektdetails
Städtebauliche Ausgangssituation
2.1 Räumliche Abschnitte
Interviewleitfaden
In welche verschiedenen Abschnitte kann
das Projekt eingeteilt werden, die sich
funktional, städtebaulich und bezogen
auf die Einbindung des Wassers voneinander unterscheiden?
157
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
158
2.2 Verflechtungen
Welche physisch- und gesellschaftsräumlichen, funktionalen und ggf. mentalen
Verbindungen bestehen zu anderen
Quartieren und zum Stadtzentrum?
2.3 Bedeutung des Standortes
Welche Bedeutung hat der Standort für
das unmittelbare Umfeld, die Stadt und
die Agglomeration?
Vision, Idee und Ziele
3.1 Vision, Idee
Bitte benennen Sie die Auslöser für die
Initiierung des Projektes:

Was ist die Idee hinter dem Projekt?

Was waren die wesentlichen Motive
für die Entstehung des Projektes?
3.2 Projektziele
Ökologische Ziele
Bitten beschreiben Sie in maximal drei
Sätzen die wesentlichen ökologischen
Ziele des Projektes.
Ökonomischen Ziele
Bitten beschreiben Sie in maximal drei
Sätzen die wesentlichen ökonomischen
Ziele des Projektes.
Interviewleitfaden
158
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
159
Städtebauliche Ziele
Bitten beschreiben Sie in maximal drei
Sätzen die wesentlichen städtebaulichen
Ziele des Projektes.
Soziale Ziele
Bitten beschreiben Sie in maximal drei
Sätzen die wesentlichen sozialen Ziele
des Projektes.
Hauptziel
Bitte wählen Sie aus den oben genannten
Zielkategorien die für das Projekt
wichtigste aus.
3.3 Rolle des Flusses im
Rahmen des Projektes
Interviewleitfaden
Welche Bedeutung hat der Fluss hinsichtlich folgender Aspekte:

Gewässer als Ökosystem

Gewässer als Verkehrsweg für Güter

Gewässer als Personenverkehrsweg

Freizeitnutzungen des Gewässers

Ausbildung der Nutzung
staltung der Uferzone

Schlussfolgerungen zur Einbeziehung
des Wassers in die Nutzungen und
Gestaltung der Landseite
und
Ge-
159
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
160
Projektinitiatoren/„Die treibenden Kräfte“
4.1 Projektinitiator(en)/

Welche(r) Akteur(e)
die Projektidee?

Welche(r) Akteur(e) initiierte(n) die
Projektumsetzung?

Welche(r) Akteur(e) warb(en) für das
Projekt?

Welche(r) Akteur(e)
Projekt am Leben?
„Die treibenden Kräfte”
entwickelte(n)
hielt(en)
das
Planung und Implementierung
5.1 Planungsprozess
Interviewleitfaden
Planungsprozessbeschreibung von der
Initialisierung zur Realisierung (politische
Entscheidungen, Landerwerb, Zeitplan):

Wie sah die rechtliche Situation aus?

Wie sah der Zusammenhang zwischen
der Fachplanung (verantwortliche Behörden für das Gewässer) und der
Gesamtplanung (verantwortliche Einrichtungen für den Städtebau) aus?

Wer traf die Entscheidungen?

Gab es eine Lenkungsgruppe?

Wer war jeweils für die Konzeption,
160
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
161
Planung und Durchführung zuständig?
5.2 Pläne und Dokumente

Wie konnte ggf. der
durchgeführt werden?

Wie lange
prozess?

Welche Art(en) von Plänen war(en)
notwendig?

Welche Planungsinstrumente wurden
angewendet: In welchem Verhältnis
standen informelle und formelle
Planung zueinander?

Welche Art(en) von
war(en) notwendig?

War die Planung Bestandteil übergeordneter Pläne?
dauerte
Landerwerb
der
Planungs-
Fachplanung
5.3 Genehmigungen
Welche Genehmigungen
wendig?
5.4 Implementierungsprozess

Welche Maßnahmen
gesetzt?

Wie lang waren die Zeiträume der
Projektumsetzung/die Bauzeit?
Interviewleitfaden
waren
not-
wurden
um-
161
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
162
5.5 Unterhaltung
Wer ist nach dem Abschluss des
Projektes für die Unterhaltung der Anlage(n) zuständig?
5.6 Erfolgsermittlung

Wurde
eine
Evaluation
vorgenommen? Wenn ja, mit welchen
Ergebnissen?

Welche Schlussfolgerungen für das
weitere Engagement ziehen die verantwortlichen Akteure?

Wie wird das Gebiet von der Bevölkerung
angenommen
(Grundstückseigentümer,
Bewohner/Beschäftigte/Nutzer,
Besucher)?

Hat sich die Akteurskonstellation im
Laufe der Zeit geändert?

Welche
Stakeholder
wurden
in
welcher Phase, in welchem Umfang
und auf welche Art beteiligt?

In welcher Phase, in welchem Umfang
und auf welche Art wurde die
Öffentlichkeit beteiligt?
Beteiligung
6.1 Beteiligung der
Interessengruppen,
Öffentlichkeitsarbeit
Interviewleitfaden
162
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
163

Wer organisierte die Beteiligung?

Zu welchen Ergebnissen führte die
Beteiligung?

Wer war für die Öffentlichkeitsarbeit
zuständig?

Wie viel kosteten die Teilprojekte/Bitte
Bauabschnitte/Meilensteine?
unterscheiden Sie zwischen:
Finanzierung
7.1 Finanzierung

Kosten für die Vorbereitung der
Bebaubarkeit
(Baufreimachung,
ggf. Dekontamination, ggf. Umverlegung von Infrastruktur)

Kosten
für
die
Bebauung
(Ge-
bäude, Infrastruktur),

Kosten
für
Projektentwicklung,
Projektmanagement,
Planungs-
kosten, Informationsmanagement

Kosten für die Einbeziehung/Renaturierung des Gewässers (falls
entstanden)

Interviewleitfaden
Kosten für die Unterhaltung (falls
163
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
164
entstanden)

Wie konnte die Finanzierung realisiert
werden?

Wie wurden die Kosten auf die Beteiligten verteilt?

Welche Förderprogramme
genutzt werden?

Welche öffentliche Kofinanzierung war
nötig?
konnten
Fotos und Grafiken
8.1
Fotos und Grafiken
Interviewleitfaden
Falls verfügbar: Luftbild, Fußgängerperspektive, Umgebungsplan, Maßstäblicher Gebietsplan
164
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
165
II Kontaktdaten der Ansprechpartner zu den Fallbeispielen
Projekt
Anrede
Name
Vorname
Institution
Funktion
Telefonnummer
Mersey Waterfront
Regional Park (UK)
Frau
Elwin
Cathy
Mersey Waterfront
Projektmanager
+441512373947
Speke and Garston
Coastal Reserve
Liverpool (UK)
Herr
-
+441514892234
Speke and Garston
Coastal Reserve
Liverpool (UK)
Herr
Chief Executive Officer
+447736351024
Ruimte voor de Rivier
(NL)
Herr
Leiter des Q-Teams
+31334328036
Ruimte voor de Rivier
(NL)
Frau
Clustercoordinator
Ruimtelijke kwaliteit
+31652596884
-
-
Omgevingsmanager
Ruimte voor de Waal
+31622548516
Nucleo de Comunicação e
Assessoria Mediática
+351218919020
(http://www.parqueexpo.pt)
Bilbao Ría 2000
-
+34946613500
Head of Communication
and External Relations
+34946613515
Development Planning
Director
+34946613524
(http://www.bilbaoria2000.org)
Graphisoft Park SE
CEO
+3618153425
(http://www.merseywaterfront.com)
Workman
Thomas
Liverpool Sailing Club
(http://www.liverpoolsailingclub.org)
Menzies
Walter
Mersey Basin Campaign
(http://www.merseybasin.org.uk)
Sijmons
Dirk
H+N+S Landscape Architects
(http://www.hnsland.nl)
Havinga
Regina
Programmadirectie Ruimte voor de Rivier/
Rijkwaaterstat
(http://www.ruimtevoorderivier.nl)
Ruimte voor de Rivier
(NL)
Frau
Marije
Tilstra
Programmadirectie Ruimte voor de Rivier/
Rijkwaaterstat
(http://www.ruimtevoorderivier.nl)
Ruimte voor de Waal
Nijmegen (NL)
Herr
Parque das Nações
Lissabon (PT)
Herr
Abandoibarra
Bilbao (ES)
Frau
Abandoibarra
Bilbao (ES)
Herr
Abandoibarra
Bilbao (ES)
Herr
Graphisoft Park
Budapest (HU)
Herr
Nijssen
Pim
Nijmegen
(http://www2.nijmegen.nl)
Loff
de la Madrid
Paolo
Susana
Parque Expo
(http://www.bilbaoria2000.org)
Duque Gurrutxaga
Iñaki
Bilbao Ría 2000
(http://www.bilbaoria2000.org)
Álvaro Alayo
Azcarate
Juan
Kocsány
János
Kontaktdaten der Ansprechpartner zu den Fallbeispielen
Bilbao Ría 2000
(http://www.graphisoftpark.hu)
165
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
166
Projekt
Anrede
Name
Vorname
Institution
Funktion
Telefonnummer
Campus Plus
Basel (CH)
Herr
Eugster
Christian
Novartis AG
Project Leader Novartis
Corporate Learning Center
& Special Projects
+41613245327
Campus Plus
Basel (CH)
Herr
Gesamtprojektkoordination
Campus Plus/Basel Nord
+41612676745
Quais jardinés
Bordeaux (FR)
Herr
Adjoint au Maire,
Vice Président de la CUB
+33556102279
(http://www.bordeaux.fr)
Quais jardinés
Bordeaux (FR)
Frau
Mairie de Bordeaux
Communication Presse
+330556102171
Quais jardinés
Bordeaux (FR)
Herr
Adjoint au Directeur des
Parcs et Jardins
-
Lágymányosi Bucht
Budapest (HU)
Frau
Sales and Marketing
Director
+3612034850
(http://www.obol.hu)
Lágymányosi Bucht
Budapest (HU)
Herr
Öböl XI Ltd.
Chief Financial Officer
+3612034850
Mühleninsel
Bydgoszcz (PL)
Frau
–
+48525858215
Mühleninsel
Bydgoszcz (PL)
Frau
–
+48525858073
Chef de projets
+41225466222
Architecte
+41228401919
(http://www.novartis.ch)
Waltert
Thomas
Kanton Basel Stadt
(http://www.bs.ch)
Duchène
Fruauff
Michel
Maryvonne
Mairie de Bordeaux
(http://www.bordeaux.fr)
Pesme
Eric
Mairie de Bordeaux
(http://www.bordeaux.fr)
Szörcsök
Melykuti Bence
Gabriella
Nagy
Öböl XI Ltd.
(http://www.obol.hu)
Drostek
Jolanta
Urząd Miasta Bydgoszczy - Wydział Inwestycji
(http://www.bydgoszcz.eu)
Pawłowska
Bożena
Urząd Miasta Bydgoszczy - Referat
Rewitalizacji i Europejskich Projektów
Inwestycyjnych - Wydział Rozwoju i Strategii
Miasta
(http://www.bydgoszcz.eu)
Bâtiment des Forces
Motrices
Genf (CH)
Herr
Perroud
Pierre
Etat de Genève - Département des
constructions et des technologies de
l'information - Office des bâtiments
(http://www.ge.ch)
Bâtiment des Forces
Motrices
Genf (CH)
Herr
Picenni
Bernard
Kontaktdaten der Ansprechpartner zu den Fallbeispielen
Atelier d’architecture Bernard Picenni
166
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
167
Projekt
Anrede
Name
Vorname
Institution
Funktion
Telefonnummer
Halles de l’Ile
Genf (CH)
Frau
Payeras
Isis
Ville de Genève - Département des
constructions et de l'aménagement - Service
d’architecture
Cheffe de service
–
Adjoint à la cheffe de
service
+41224182078
Chargé de communication
+41224207572
Responsable Sites et
Patrimoine
–
(http://www.ville-geneve.ch)
Promenade des
Lavandières, Pont de
la Machine
Genf (CH)
Herr
Bâtiment du Pont de
la Machine
Genf (CH)
Herr
Bâtiment du Pont de
la Machine
Genf (CH)
Herr
Matthey
Dominique
Ville de Genève - Département des
constructions et de l'aménagement - Service
de l’aménagement urbain et de la mobilité
(http://www.ville-geneve.ch)
Abdilah
Taufiq
Services industriels de Genève
(http://www.sig-ge.ch)
Roberto
Multari
Kontaktdaten der Ansprechpartner zu den Fallbeispielen
Services industriels de Genève
(http://www.sig-ge.ch)
167
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
168
III Teilnehmerliste des Expertenworkshops
Titel
Prof. Dr.
Dr.
Dr.
Dr.
Name
Vorname
Institution
Bürgow
Grit
aquatectura - studio Berlin c/o „TU Berlin Fak. VI Planen-Bauen-Umwelt“
Faßbender
Kurt
Universität Leipzig, Lehrstuhl für öffentliches Recht, insbesondere für Umwelt- und Planungsrecht
Fehr
Rolf
Innenstadt Duisburg Entwicklungsgesellschaft mbH
Gailing
Ludger
IRS Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung e.V.
Galler
Carolin
Leibniz Universität Hannover, Institut für Umweltplanung
Hartz
Andrea
Planungsgruppe agl
Heinig
Stefan
Stadt Leipzig, Stadtplanungsamt
Hofmann
Aljoscha
TU Berlin, Institut für Soziologie, FG Planungs- und Architektursoziologie
Hutter
Gerard
Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V.
Klama
Katrin
Regionaler Planungsverband Westsachsen, Regionale Planungsstelle Leipzig
Krüger
Helga
bgmr Becker Giseke Mohren Richard, Landschaftsarchitekten
Pieper
Thomas
Landeshauptstadt Dresden, Stadtplanungsamt Abteilung, Stadterneuerung
Schaufuß
Daniela
Landeshauptstadt München, Baureferat Tiefbau, Abt. Ingenieurbauwerke und Gewässer
Steeg
Ralf
LURI.watersystems.GmbH
Steglich
Anja
topoment // landscapes
Wilhelm
Falk
Architekt
Witzenhausen
Nicole
Universität Leipzig
Zábojník
Angela
Stadt Leipzig, Amt für Stadtgrün und Gewässer, Abt. Wasserwirtschaft/Flächenmanagement
Timmerhaus
Simone
Emschergenossenschaft/Lippeverband
Teilnehmerliste des Expertenworkshops
168
Erfolgreiche Transformation industrialisierter Flussgebiete in Europa
Prof. Dr.-Ing.
Beckmann
Gisela
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
Siegel
Gina
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Holländer
Robert
Universität Leipzig, Institut für Infrastruktur und Ressourcenmanagement
Kochmann
Linda
Universität Leipzig, Institut für Infrastruktur und Ressourcenmanagement
Völkner
Thomas
Universität Leipzig, Institut für Infrastruktur und Ressourcenmanagement
Strauß
Christian
Universität Leipzig, Institut für Stadtentwicklung und Bauwirtschaft
Schade
André
Universität Leipzig, Institut für Stadtentwicklung und Bauwirtschaft
Teilnehmerliste des Expertenworkshops
169
169