Rückblick2013 Kommentar
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Rückblick2013 Kommentar
Einführung Kommentar zur Präsentation Folie 1 Im letzten Frühling war ich ein paar Tage in Serres, um mit Klaus Ohlmann einige 1000km in der Stemme zu fliegen. Um es kurz zu machen: das Wetter präsentierte sich eher unterdurchschnittlich und nicht so, wie ich mir das von Südfrankreich gewohnt bin. Wir dümpelten in unserem Flugzeug unter den schönsten Wolken und fanden das Steigen einfach nicht, mehrere Male musste der Motor zu Hilfe genommen werden. Auch Klaus war – zu meiner Überraschung – ziemlich ratlos. Dabei ist doch Segelfliegen sein Beruf! Das bedeutet von Montag bis Freitag: um 10 Uhr gibt es ein kurzes Debriefing des Vortages, dann folgt ein super Wetterbriefing mit Tipps für die Regionen und die Strecken, die heute zu fliegen sein sollten. Wenn er einen zahlenden Gast hat, wird danach das Flugzeug vorbereitet und kurz nach Thermikbeginn ist man in der Luft. Wie alle regelmässig arbeitenden hat er Samstag und Sonntag frei (ausser der Mistral bläst…). So sammeln sich pro Jahr etwa 6 bis 800 Flugstunden an. Völlig klar, dass sich da in –zig-tausend Stunden eine immense Erfahrung angesammelt hat und er bei jeder denkbaren Windrichtung weiss, wo ein Hang zieht wenn er zieht. Wir flogen in 3 Tagen zusammen gut 18 Std und ich hatte ein aha-Erlebnis: wir Segelflieger sind zu 99% Amateure, auch jene mit 80 bis 100Std pro Jahr fliegen gerade mal etwa 10% eines Ohlmann-Pensums. Trotzdem vergleichen wir Amateure unsere Leistungen mit den Spitzensportlern und vergessen dabei manchmal, zu relativieren. Folie 2 Der durchschnittliche Schweizer Segelflieger fliegt knapp 30 Std im Jahr. Ich höre in unserer Fluggruppe immer wieder (und leider immer häufiger), die Klage, dass schon klar sei, dass viel Fliegen und damit ein guter Trainingsstand die Sicherheit fördert. Aber die Belastungen in Beruf und Familie sind einfach so gross, dass mit der Fliegerei zurückgesteckt werden muss. Das würde konsequenterweise bedeuten, dass die wenigen Flüge, die gemacht werden können, besser vorzubereiten sind. Hier sehe ich aber häufig Unerfreuliches. Da wurde beispielsweise im Winter in einigen Flugzeugen ein neuer Navigationscomputer eingebaut. Jetzt sitzt der Pilot im Frühling zum ersten Mal im Flugzeug (das er schon seit Jahren fliegt), macht den Check vor dem Start und stellt mit Blick auf das Instrumentenbrett fest: „ah ja, da ist ja noch der neue Rechner. Kannst du mir kurz zusammenfassen, wie der funktioniert? Ich bin noch nicht dazu gekommen, das Handbuch zu lesen“. Oder ich finde beim Vorbereiten des Flugzeuges den Rechner in einer Konfiguration, die kein Mensch bewusst so wählen würde, wenn er das Gerät genügend kennt… Deaktivierte Luftraumdateien gaukeln dann im Flug eine grenzenlose Freiheit vor und die falschen Zahlen werden in einem Endanflug genau gleich schön angezeigt wie richtige. Mit dem Trend zu immer komplexeren Flugzeugen (z.B. eigenstartfähige Vereinsmaschinen) bewegen wir uns da in eine gefährliche Richtung. Komplexes Gerät und Zeitmangel können eine ganz ungesunde Kombination geben! Hier sind wir gefordert, in der Ausbildung, der Weiterbildung und der persönlichen Haltung. Folie 3 Zum heutigen Programm: Zuerst gibt es den Rückblick auf das vergangene Jahr, danach erhalten wir von Patrik Hofer Informationen aus dem BAZL. Anschliessend erzählt uns Gaby Rossier von den Erfahrungen mit SPOTs in Bex. Vor dem Mittagessen werde ich noch über die Erkenntnisse aus der Umfrage zur Alarmorganisation berichten. Nach dem Mittagessen geht es weiter mit einem Erlebnisbericht von Chregel Thomann. Dann stellt uns Hans Rahmann die Stiftung Mayday vor. Nach der Tageszusammenfassung kommen wir etwa um 1615 Uhr zum Schluss der Veranstaltung. Folie 4 Meine Ziele für heute: ich möchte, dass ihr für eure Kameraden Tipps mit nach Hause nehmen könnt, wie die persönliche Vorbereitung für Notfälle verbessert werden kann. Mit der Stiftung Mayday soll ein Hilfmittel für die Bewältigung von schwierigen Situationen bekannt gemacht werden. Folie 5 Jahresrückblick Im Safety Workshop 2013 haben wir über das Risiko beim Fliegen gesprochen und versucht, ein Mittel zu finden, um Risiken einzuschätzen und idealerweise zu reduzieren. Die Ergebnisse stehen auf der Website zur Verfügung. Aus der Präsentation von Ortungssystemen ergab sich die Idee mit der Alarmorganisation, über die heute noch gesprochen wird. In diesem Zusammenhang steht auch mit der Bericht von Gaby über die Praxiserfahrung mit SPOT in Bex. Folie 6 Im letzten Jahr hatten wir wieder zu viele Unfälle, teilweise tragisch, andere mit scheinbar glücklichem Ausgang. Aber: auch ein Unfall, bei dem in der Statistik „unverletzt“ steht, bleibt vielleicht etwas hängen, dass nicht auf den ersten Blick sichtbar ist. Folie 7 06.06.2013 Ein Ventus kollidiert im Reiseflug mit einer Mooney. Der Pilot des Segelflugzeuges kann sich mit einem Fallschirmabsprung retten. Die Mooney kann schwer beschädigt zurückfliegen und landen. Dieser Fall wird von Christian Thomann im Beitrag „Wenn der Pilot weiter fliegt…“ beschrieben. Kollisionen zwischen Flugzeugen sind trotz Flarm immer noch ein Thema. Wenn die Mooney oder der Ventus mit einem Powerflarm ausgerüstet gewesen wären, dann hätte diese Kollision wahrscheinlich vermieden werden können. Leider wissen viele Motorflieger nicht, dass es solche Kollisionswarngeräte gibt. Ich erlaube mir hier einen kurzen technischen Exkurs: was ist der Unterschied zwischen FLARM und PowerFLARM? Zu kaufen kann gibt es nur noch Powerflarm, das sich vom Ur-Flarm durch eine vergrösserte Reichweite und einen besseren Empfang unterscheidet. Es gibt eine reine FlarmVersion, die heisst „Powerflarm core pure“, sowie die Variante „Powerflarm core“, die zusätzlich einen Transponderempfänger hat. Dieses Powerflarm kann – im Gegensatz zum uns allen bekannten alten FLARM - auch Flugzeuge darstellen, die mit einem Transponder ausgerüstet sind. Die Darstellung erfolgt auf den Movingmaps der Navigationsgeräte oder einer separaten Anzeige. Ein Beispiel: Folie 8 Flugzeuge, die sich in der Nähe befinden und mit FLARM oder ADS-B-Transponder ausgestattet sind, werden als grüne Pfeile unterschiedlicher Größe angezeigt. Im Beispiel befindet sich in 2-Uhr Position ein Flugzeug 300ft höher, es sinkt und fliegt auf uns zu; zwei weiter entfernte Flugzeuge befinden sich in Reichweite, eines tiefer - , eines höher +. Das nächste Flugzeug, das nur mit einem Mode-C oder-S-Transponder ausgerüstet ist, wird mit dem hellgrünen Kreis symbolisiert. Zu den mit Transpondern ausgerüsteten Flugzeugen gibt es gewisse Einschränkungen. Ohne ADS-B kann das Flarm nur die Distanz, nicht aber die genaue Position des anderen Flugzeuges anzeigen. Im Beispiel hier ist dieses in irgendeiner Richtung etwa 3 NM entfernt und 2400ft tiefer. Da das Powerflarm selbst nicht aktiv mit den anderen Geräten kommuniziert, werden die mit Transponder ausgerüsteten Flugzeuge nur dargestellt, wenn eine Abfrage durch eine andere Station (z.B. eine Bodenstation), erfolgt. Eine Warnung erfolgt wie beim konventionellen FLARM bei kritischen Annäherungen; das gefährliche Objekt erkennen und ausweichen muss der Pilot selber. Genau gleich wie das alte Flarm liefert auch Powerflarm nur eine Verkehrsdarstellung, also keine Ausweichanweisung und es kommuniziert auch nicht mit den Kollisionswarnsystemen TCAS. Meine Bitte an euch: sprecht alle euch bekannten Motorpiloten darauf an, erklärt ihnen, was Powerflarm ist und motiviert sie, ihre Flugzeuge damit auszurüsten. Die REGA hat ihre Helis ausgerüstet, alle Sphairflugzeuge werden damit bestückt, es kommt langsam. Speziell erwähnen möchte ich die Absetzflugzeuge der Fallschirmspringer. Mit geeigneter Antennenanordnung können Segelflugzeuge (…und andere…), die in der Absetzzone fliegen, erkannt werden. Auf dem Flugplatz Cap in den französischen Alpen befindet sich ein grosses Fallschirmspringerzentrum und es findet auch viel Segelflugbetrieb statt. Sie haben ihre schlechten Erfahrungen gemacht mit Fallschirmspringern, die im freien Fall mit Segelflugzeugen kollidiert sind. Dort sind alle Absetzflugzeuge mit Powerflarm ausgerüstet. Man muss aber nicht unbedingt warten, bis es knallt… Auch besteht bei einem entsprechenden Antrag eine gute Chance, dass der Kauf und die Installation mit Mitteln der Spezialfinanzierung Luftverkehr unterstützt werden. Noch ein Wort zu Militärflugzeugen und - Helikoptern: Abgesehen von einigen Versuchen mit mobilen Geräten in einigen Helikoptern und Trainingsflugzeugen sind die Militärflugzeuge und – Helis nicht mit Flarm oder Powerflarm ausgerüstet und deshalb für unsere Flarms nicht sichtbar! Sie haben Transponder und wären eventuell mit einem Powerflarm zu sehen. Leider hat die Luftwaffe andere Prioritäten, immer zu wenig Geld und die militärischen Anforderungen an die Technik sind anders als im Segelflug, deshalb bin ich nicht sehr zuversichtlich, dass sich das bald ändert. Für uns bedeutet das: weiterhin gut hinausschauen. Folie 9 17.06.2013 Die DG400 erleidet kurz nach dem Start einen Motorausfall und kann auf einem Acker notlanden. Der Pilot bleibt unverletzt, in der Zeitung heisst es manchmal „der Pilot kam mit dem Schrecken davon“… Folie 10 25.06.2013 Die DG800B startet in Südfrankreich zu einem Lokalflug und wird kurz nach dem Start vermisst, weil sich der Pilot nicht mehr meldet. Er hatte alle empfohlenen Hilfsmittel dabei – 406-ELT, SPOT, Handy, theoretisch optimale Voraussetzungen, um schnell gefunden zu werden. In der Praxis läuft es manchmal anders: - Dank dem Notsignal des ELT wird bei SAR Alarm ausgelöst. - das Handysignal kann lokalisiert werden, es hat nördlich vom Flugplatz in einer Zelle eingeloggt. Deshalb wird mit der Suche zuerst in dieser Region angefangen. Es dauert schliesslich mehr als eine Woche, bis das Wrack südlich vom Platz an einem steilen Hang im Wald gefunden wird. Der SPOT lief nicht, wahrscheinlich hat in der Pilot vor dem Start aus- anstatt eingeschaltet. Folie 11 Die Auswertung der im LX8000 gespeicherten Daten zeigt, dass er kurz nach dem Abstellen des Motors in den Wald abgestürzt ist – Strömungsabriss am Hang…? Folie 12 25.07.2013 Nach dem Start in Münster stürzt die LS-8 kurz nach dem Klinken am Hang ab. Gleiche Unfallursache wie beim vorderen Fall – Strömungsabriss beim Hangfliegen? (Fragezeichen) Folie 13 03.08.2013 Bei einem Schulungsflug können im Final die Bremsklappen der DG1000 nicht mehr eingefahren werden. Vor der Piste kollidiert sie mit Hindernissen und liegt nach einem Überschlag auf dem Rücken in einem Bach. Auch hier hatten die beiden Piloten viel Glück und kamen mit leichten Verletzungen davon. Folie 14 Beim Bremsklappengestänge wurde in diesem Fall offenbar ein Rechts- in ein Linksgewinde gedreht und diese Verbindung ist gerissen. Folie 15 Am 04.09.2013 schmiert eine Silent2 Targa in geringer Höhe im Reiseflug ab – Strömungsabriss in Hangnähe…? (Fragezeichen) Mir fällt auf, dass wir wieder 3 Unfälle hatten, bei welchen vermutlich ein Strömungsabriss in Bodennähe zum Absturz geführt hat. Letztes Jahr an der Podiumsdiskussion hat Markus Gäumann für eine Aktion „Stallwarnung“ plädiert. Für mich ist das immer noch eine dringende Pendenz. Es gibt technische Lösungen, die aber eher zögerlich genutzt werden. Ich muss gestehen, dass ich auch keine Erfahrung damit habe. Vielfach wird befürchtet, dass das Ding beim Kreisen dauernd lospiepst, deshalb mehr stört und in dem Fall, wo es ernst gilt, nicht mehr als Warnung wahrgenommen wird. Trotzdem – vermutlich hat keiner der oben erwähnten Piloten den Strömungsabriss absichtlich produziert. Ich träume jetzt ein wenig und bitte alle Physiker und Ingenieure darum, allfällige Ungenauigkeiten zu entschuldigen: Idealerweise sollten wir im Segelflugzeug ein System haben, dass unseren Flugstatus, d.h. Geschwindigkeit, Masse, Querlage und Anstellwinkel misst und in Relation zur Böigkeit der Luft – das wären z.B. kurzfristige Anstellwinkeländerungen - eine Sicherheitsmarge berechnen kann. Wenn wir diese Marge verletzen, dann gibt es eine Warnung. Diese Warnung müsste aus meiner Sicht eher ein vibrierender Steuerknüppel sein als ein zusätzlicher Piepser. Wie sähe die perfekte Lösung aus? Da haben wir noch Stoff für einen zukünftigen Workshop. Für Erfahrungsberichte und Ideen bin ich jederzeit empfänglich! weitere erwähnenswerte Vorfälle: Folie 16 08.05.2013 Ein Gleitschirmpilot fliegt durch die TMA ZRH 6 und hat innerhalb ca. 20 Minuten 4 nahe Begegnungen mit Linienflugzeugen. Auch dieser Fall wird vom SUST untersucht. Folie 17 13.07.2013 Bei einem Rückschlepp aus einem Lager kreuzt die ASK21 kurz nach dem Klinken die Flugbahn eines Businessjets. Der Pilot dieses Jets erhält eine Warnung von seinem Kollisionswarngerät TCAS, sieht die ASK, erschrickt und macht eine Ausweichbewegung. Die Warnung wurde ausgelöst durch den Transponder des Robin, der die ASK geschleppt hat.