das charisma der ggw
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das charisma der ggw
DAS CHARISMA DER GGW EINLEITUNG – Bild: Baum und Wurzel Aus der Regel von 2007 Artikel 1 „Die Gemeinschaft MiR (GGW) ist aus dem Religionsunterricht für Mittelschulschüler und Studenten entstanden, den Univ. Prof. Dr. Tomislav Ivančić (im folgenden Text: der Gründer) seit 1971 im Kloster der Barmherzigen Schwestern in der Frankopanska-Straße in Zagreb hielt. Aus diesem Religionsunterricht entwickelte sich allmählich eine Art Gemeinschaft, die Ende der 80-er Jahre zur „Zajednica Molitva i Rijec“ (Gemeinschaft Gebet und Wort) (im folgenden Text: GGW) wurde. Die GGW ist eine kirchliche Gemeinschaft, während ihre Tochtervereine (z.B. das Zentrum für geistige Hilfe, das Zentrum für eine bessere Welt und Cura Vitae) Vereine in der Gesellschaft sind. Das Wesen dieses Laiendienstes in der Kirche kommt dadurch zum Ausdruck, dass die Gemeinschaft – und zwar ihr geistliches Leben - in der Kirche verwurzelt ist, während der Bereich ihres Wirkens die Gesellschaft ist (vlg. LG 30-38 und AA 2). Die GGW beruht auf zwei Säulen: - geistliches Leben bzw. Gebetsleben, - Wirken in der Gesellschaft aufgrund dieses geistlichen Lebens. Diese Art von Wirken will dem Gebot Jesu Folge leisten: «Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern.» (Mt 10,27). Sowohl das persönliche, als auch das gemeinsame geistliche Leben und das Gebetsleben der GGW stellt die Hauptvoraussetzung für jede Art von öffentlichem Wirken dar. Nur aus dieser Quelle, in welcher die GGW Jesus begegnet, und durch ihn Gott dem Vater und dem Heiligen Geist, ist das evangelisatorische und therapeutische Apostolat der GGW möglich. Die disziplinierte und radikale Begegnung mit Jesus ermöglicht jede andere Art des Wirkens der GGW. Seit ihrem Anfang haben sich Sinn und Ziel der GGW als Apostolat der Evangelisation und der Therapie der Geistseele herauskristallisiert, was als spezielles Charisma der GGW bezeichnet werden kann.“ Artikel 2 „Das Charisma ist einerseits die Berufung und Sendung durch Gott, anderseits die Lehre und die zur Berufung notwendige Gnade, welche Gott durch eine bestimmte Person für eine Gruppe in Kirche und Gesellschaft vermittelt, damit sie seinen Plan mit der Kirche und den Menschen verwirklicht.“ Artikel 3 „Das Charisma wird erkannt und äußert sich im Leben, in den Werken (Büchern), im Wirken und in der Belehrung, welche der Gründer durch Gottes Führung erhält und an Menschen weitergibt, die Gott zur Gemeinschaft vereinigt.“ 1 Artikel 4 „Die Ursprünglichkeit und Wahrhaftigkeit der GGW wird gemäß den kirchlichen Dokumenten (vgl. II Vatikanisches Konzil, Gaudium et spes 7 und Perfectae caritatis 2,b) und in der Treue gegenüber dem Charisma, das durch den Gründer übermittelt wird, bewahrt und übertragen.“ Artikel 5 „Sinn, Grundlage und Ziel der GGW ist das Leben und Wirken in der Kraft des Charismas, welches hiermit rechtlich formuliert werden soll, um als geistliche Wirklichkeit in unserer materiellen Welt wirken zu können. Dazu sollen auch diese Regeln dienen.“ → Flip Chart T. Ivančić 2008: zum Tag des Charismas (3. August 1975). Predigtreihe in Zagreb, Kaptol 13: 28.07./30.07./31.07./01.08./02.08./03.08. 2008. Was ist das Charisma, was ist es nicht. Der Gründer bekommt es und hat die Verantwortung, es weiterzugeben, auch andere erhalten das Charisma, werden zu diesem Charisma berufen. In der Begegnung mit dem Gründer erkennen die anderen, dass auch sie dieses Charisma empfangen haben. Das Charisma ist Aufgabe und Verantwortung. Seit 1975, aber auch schon vorher. Das Charisma ist nicht ein natürliches Talent, sondern eine besondere Gabe Gottes. Gott gibt nicht von vorneherein, sondern er gibt, sobald du losgehst. „In jener Stunde wird es euch eingegeben...“. Der GLAUBE ist das Erste – so wie der kleine David gegen Goliath angetreten ist, nachdem er von Samuel zuvor gesalbt worden war. Unglaube ist: ich bin nicht fähig, ich will nicht, andere sollen das tun. Wer dieses Charisma hat, soll wie verrückt arbeiten, wer es nicht hat, soll gehen. Die Verantwortung für das Charisma wahrnehmen: gesandt für die Gesellschaft. Das Charisma ist eine Gabe, durch die du Gott gehorsam wirst, und es ist eine Gabe, durch die man sehen kann, ob du Gott ungehorsam bist. Es ist wie ein Fußballer, dem es gegeben ist, ein hervorragender Fußballer zu sein: er trainiert, um der beste zu werden! Die eigene Religiosität, fromme Gepflogenheiten aufgeben, wie Paulus..., und sich dem Charisma zur Verfügung stellen. Das Charisma ist Kraft und Fähigkeit. Gott gibt jedem Menschen sein Charisma. Paulus sagt, dass alle Mitglieder der Kirche so wie alle Glieder des Körpers ihre je eigene Aufgabe haben. Und die verborgenen Glieder haben eine intime Aufgabe, sind mächtiger als andere, so wie unsere Geschlechtlichkeit und Erotik, unser innerliches intimes geistliches Leben. Dann gibt es die großen Wirklichkeiten, die nach außen hin sichtbar sind. Verschiedene Dienste in der Kirche, verschiedene sichtbare Tätigkeiten. Charisma ist etwas, was Gott jedem gibt. In der menschlichen Gesellschaft sind alle notwendigen Dienste vorhanden (Dienstleistungen, Gesundheitswesen usw. Gott hat jedem seine Aufgabe gegeben). Ebenso gibt es eine andere Gesellschaft: die Kirche. Die Kirche ist eine neue Nation, Nation aus allen Nationen, Völkern der Erde. D.h. in jedem Volk besteht auch schon das Gottesvolk. Ich bin Kroate, darüber bin ich jedoch nicht 2 in besonderer Weise glücklich; kann ich einfach zu einem Kroaten sagen: Gib mir dies, gib mir das... Ich gehöre auch zum Volk der Kirche. Da ist es anderes. Wo immer ich als Christ hinkomme, besonders als Priester, in die USA, nach Deutschland... da ist ein besonderes Vertrauen von vorneherein vorhanden. Ich bin frei von gewissen nationalen Zwängen. Alle irdischen Nationen sind physische Gebilde. Die Kirche ist geistlicher Natur, ewig, unzerstörbar, göttlich. Jedem von uns Christen hat Gott eine besondere Befähigung gegeben. Und diese Befähigung ist nicht nur etwas Individuelles für mich selber, sondern dadurch gehöre ich zu einer Gemeinschaft (so wie ein Arzt zu einer Ärztevereinigung gehört, ein Landwirt zum Bauernverband). Die Gemeinschaft schützt und kontrolliert die Einzelnen und weist ihnen die Aufgaben zu, sie kümmert sich um deren aus- und Fortbildung. So gibt es Gemeinschaften der gleichen Berufungen, desselben Charismas, z.B. Ordensgemeinschaft. Die Ordensgemeinschaft entsteht nicht durch die gemeinsamen Regeln und Statuten, sondern durch die gleiche Berufung. Ein Charisma versammelt ganz verschiedene Menschen, die aber dieselbe Berufung haben – so auch die Gemeinschaft „Gebet und Wort“. GGW: Gemeinschaft bedeutet nicht, das wir uns versammeln, dass wir Ivančić hören, dass wir miteinander beten. Sondern: Jene, die tief in sich drinnen spüren, dass sie im Apostolat der Evangelisierung und im Apostolat der Hagiotherapie arbeiten wollen – diese bilden die Gemeinschaft; sie tun sich zusammen, um voneinander und miteinander zu lernen und sich dauernd in ihrem Apostolat zu verbessern. Wer diese Berufung nicht hat, soll die Gemeinschaft verlassen. Jemand, der nicht Arzt ist, kann sich nicht der Ärztevereinigung anschließen – er wird dort stören und zudem nicht das tun, was seine Aufgabe ist. Das Charisma ist eine Befähigung, die dich zu jenen hinführt, die dieselbe Befähigung haben, und so entsteht die Gemeinschaft. Das Charisma also ist Macht und Kraft. Es gibt die persönlichen Charismen, es gibt außerdem auch die größeren Charismen in der Kirche. Ein Charisma ist Wirksamkeit der Macht des Heiligen Geistes, die Kraft von oben. Was bedeutet Macht: Nehmen wir zwei trockene Holzstücke. Ich behaupte, dass in diesen das Feuer ist. Du wirst sagen: Unsinn, was für ein Feuer, das ist Holz. Wenn ich aber beginne, das eine am anderen zu reiben, entsteht Feuer. Oder: Zwei Steine... Wenn da eine kleine Quelle ist, kann ich das Quellgebiet etwas herrichten, es entsteht ein Bächlein, ich kann das Wasser in Flaschen abfüllen, diese verkaufen und viel Geld verdienen. Mit anderen Worten: Dein Charisma ist eine Fähigkeit, die du entdecken musst, öffnen musst, aktivieren musst. Elektrizität war von der Entstehung der Welt an vorhanden, es musste sie aber jemand entdecken, damit sie nutzbar gemacht werden konnte; dazu musst du aber etwas tun: entweder bei einem Gewitter den Blitz einfangen, oder wie im Physikunterricht Zink und Kupfer in Salzsäure stellen – dann gibt es Strom und die Glühbirne leuchtet. Elektrizität war also schon immer vorhanden, und Edison hat den elektrischen Strom nicht gemacht, sondern hat ihn entdeckt. Du kannst entdecken, dass du mit Hilfe zweier Holzstücke Feuer machen kannst; du kannst entdecken, dass du aus einer kleinen Quelle eine große Firma machen kannst; du kannst entdecken, dass du mit Zink, Kupfer und Salzsäure Licht machen kannst. Oder denken wir an die Atomenergie: man muss bloß ein Elektron entsprechend beschleunigen und damit einen Atomkern treffen, und bekommt eine gewaltige Energie. 3 Mit anderen Worten: das Charisma ist eine Kraft, eine Macht, die in dich hineingelegt worden ist. Du musst sie erkennen und wirksam werden lassen. Wie kann man das machen? Wenn wir sagen „Macht“, dann meinen wir eine Kraft für ein bestimmtes Wirken. Wir haben gesagt, dass das Charisma eine Aufgabe ist: evangelisieren und Hagiotherapie ausüben. Die Gemeinschaft hat nichts anderes als das zu tun. Jetzt sagt nicht: wir brauchen jemanden, der putzt, der das Mineralwasser bringt, der die Türe öffnet... Das wäre wie wenn Ordenschwestern Frauen aufnehmen würde, die ihre Wäsche waschen usw. Wenn wir nicht selber die Türe öffnen usw., dann sind wir nicht Gemeinschaft. Sobald wir andere brauchen, die nicht dieses Charisma haben, sind wir nicht mehr Gemeinschaft. Diejenigen, die das Charisma nicht haben, werden uns zerstören, sie werden diejenigen, die das Charisma haben, daran hindern, das Charisma zu leben. Nehmt ein Streichholz: da ist Feuer drin. Ich kann es in meiner Tasche herumtragen. Ich muss es nur an der vorgesehenen Fläche reiben, dann kommt das Feuer heraus. Oder nehmt ein Feuerzeug: da ist Feuer drin, ich muss nur drücken. Die großen Wissenschaftler sind jene, die die verborgenen Kräfte sehen und es verstehen, diese zu entdecken und nutzbar zu machen. Darin liegt ihre Größe. Es handelt sich dabei nicht um eine Technik, sondern das ist Intelligenz. Wissenschaft ist nicht eine Technik, sondern die tiefe Überzeugung, der feste Glaube daran, dass sich da etwas verbirgt, das herausgeholt werden kann. Wissenschaft und Glaube gehen zusammen. Ich kann nämlich aus dem Streichholz kein Feuer machen, wenn ich nicht zuvor glaube, dass das möglich ist. Denn zunächst gibt es kein Feuer. Wenn ich aber glaube, dann werde ich das tun, was notwendig ist, damit Feuer entstehen kann. Was also ist das Charisma der Gemeinschaft „Gebet und Wort“? Jetzt wird es klar: es ist etwas, was in uns verborgen vorhanden ist. Es muss aber engagiert werden, es muss benützt werden, aktiviert werden, es ist latent vorhanden. Stellen wir uns vor: es ist Winter, kalt. Ich habe Streichhölzer in der Tasche, weiß aber nicht, dass ich oder wie ich damit Feuer machen kann, oder ich bin zu faul, ein Streichholz an der Streichfläche zu reiben – das ist die Gemeinschaft „Gebet und Wort“. In ihr wird dir kalt, weil niemand die Kraft hat, das Streichholz zu reiben – entweder zweifeln wir daran, dass es Feuer geben wird, oder wir denken: Wenn wir dann Feuer haben, was sollen wir damit machen? Aber viele Menschen möchten kommen und wünschen, dass wir ihnen dieses Feuer geben, ihnen diesen elektrischen Strom zeigen, ihnen diese Kraft von oben geben. Diese Macht, Kraft ist in dir, du jedoch hast nicht den Mut, das Streichholz zu entzünden. Es ist das, was Jesus meint: ohne die Praxis des Glaubens hast du keinen Zugang zum Himmel. Das ist so klar. Eines ist es, zu wissen, dass es dieses Feuer gibt, ein zweites ist es, darüber nachzudenken, wie man es machen muss, ein drittes ist es, dies zu tun. Viele gibt es, die schon längst die Ausbildung gemacht haben, aber sie TUN es nicht. Nur durch die Praxis können wir die Macht und Kraft des Charismas aktivieren. Anders geht es nicht. Nur praktisch. Jeder/Jede Heilige hat Menschen angezogen, die mitgegangen sind. Was haben die Heiligen getan? Sie haben die Streichholzschachtel aus ihrer Tasche genommen und ständig Streichhölzer entzündet; in ihnen war Feuer. Und alle gehen dorthin, wo das Feuer brennt: da können sie sehen und da wärmen sie sich. 4 Die Heiligen sind ganz gewöhnliche Menschen, die aber den Glauben praktizieren. Sie kaufen Schuhe und gehen dann auch in diesen Schuhen. Wir aber kaufen Schuhe und stellen sie in den Schrank. Sie kaufen sich eine Brille und setzen diese auch auf, damit sie lesen können – wir aber kaufen uns auch eine Brille und sagen: ich habe sie nicht bei mir; oder: es ist gefährlich, die Brille aufzusetzen, denn dann könnte ich ja lesen und wüsste dann, was ich zu tun habe; also ist es besser, dass ich meine Brille nicht bei mir habe. Was nützt ein Lehrer, der den Schülern sagt, dass es elektrischen Strom gibt, ihnen diesen aber nie vorführt? Attraktiv sind nicht so sehr jene Menschen, die wissen, sondern jene, die das Wissen in die Praxis umsetzen. Das Wissen ist notwendig, um dann die Arbeit tun zu können, das Wissen allein aber genügt nicht. Wenn du dein Charisma nicht aktivierst, weil du faul oder gleichgültig bist, dann wirst du frustriert sein und deswegen persönlich Probleme bekommen. Dies meint Frankl: der Mensch hat das, wovon er leben kann, aber es fehlt ihm das, wofür er leben kann, weil er seine Talente, sein Charisma vernachlässigt. Dies ist das Gefährlichste, es ist der Zustand der Selbstmörder. Das sind total verwöhnten Menschen, die sich von ihren Eltern nicht lösen, nicht selbständig werden, keine Entscheidung treffen, nicht heiraten, keinen Beruf ergreifen... wie ein Reisender, der im Zug sitzt und weint, weil er nicht aussteigt, was er schon längst hätte tun müssen... Wer ist der Gründer einer Gemeinschaft? Das ist nicht ein Mensch, aus dem dann Macht und Kraft hervorgehen, die dann auf andere Menschen übergehen. Er ist nur ein Mensch, der begonnen hat, das Streichholz zu entzünden. Und andere haben das bemerkt, gehen zu ihm hin und entdecken, dass sie selber dieses Streichholz auch haben. Und sie gesellen sich ihm zu. Es ist wie mit Johannes dem Täufer. Jesus sagte von ihm: Er war ein Licht, das in der Finsternis leuchtete und ihr wolltet euch bei diesem Licht und Feuer erwärmen, ihr wolltet jedoch nicht euer eigenes Feuer entzünden; oder ihr seid wie die fünf Jungfrauen, die kein Öl mitgenommen haben... Das Glück deines Lebens besteht also darin, dass du dein Charisma entdeckst und es zu praktizieren beginnst. Der Gründer einer Gemeinschaft ist also zuerst ein Beispiel: ich sehe, dass da etwas passiert, dass sein Streichholz tatsächlich brennt, sein Wasser fließt, sein Glühbirne leuchtet – ich gehe mit ihm! Zweitens hilft der Gründer, das Ganze zu organisieren (wie in einer Ordensgemeinschaft: Postulat, Noviziat, Juniorat, Vorgesetzte, Magister – Trainer: Der Ordenskandidat hat dieses Charisma, er kommt dorthin und findet Trainer vor. Jeden Tag wird trainiert, damit dieses Charisma aktiv wird; der Kandidat wird in die Praxis eingeführt). Wenn du in die GGW kommst, gibt es da die Leute, die dich trainieren. So ist es auch in einem Fußballverein: der Trainer verlangt, dass du jeden Tag trainierst. In unserer Kirche haben wir viele Leute, die nicht ausreichend trainiert haben bzw. trainieren. Die Gemeinschaft ist also nicht etwas, was eingerichtet wird, sondern etwas, was sich praktisch ereignet. Sie entsteht nicht dadurch, dass wir uns darauf einigen, eine Gemeinschaft zu sein. Das ist Dummheit. Wir können nicht sagen: du hast ein Streichholz, ich habe ein Streichholz, gründen wir also eine StreichholzGemeinschaft. Ich muss es tun, ständig trainieren. Seit 1972 habe ich mit den Stundenten trainiert, 1975 habe ich drei Wochen lang trainiert, dann habe ich vier Jahre lang Exerzitien geleitet, dann hat mich der Erzbischof gerufen: Komm, du bist gut trainiert, in dir ist Macht und Kraft, leite Seminare! 5 Es geht nicht um „Wissen“ – das ist die Tragödie in unserer Kirche: viel zu wenig Leute trainieren, und es fehlen auch die Trainer. Das Charisma also ist eine Fähigkeit in dir drinnen, die darauf wartet, aktiviert zu werden. Und das wird nur geschehen, wenn du anfängst. Dieser Übergang von der Theorie in die Praxis ist das Entscheidende. Wir müssen die Anweisungen des Trainers erst nehmen, oft hindert uns unser Stolz daran („Ich weiß es besser.“). Einer will Fußballspieler werden, der Trainer sagt: Du muss dich so und so warmlaufen – nein... Du muss so und so den Ball 100 Mal an die Wand spielen – nein... er weiß alles „besser“. Wir müssen entschlossen praktizieren. Jesus sagt: jener, der den Willen meines Vaters TUT, baut auf Fels, liebt mich, liebt Gott. Der Stolz hindert uns daran, es zu tun: Wir haben viel Wissen, viel Lebenserfahrung, viele Gewohnheiten, wissen, was Wallfahrten, Sakramente, Frömmigkeit ist – wer will uns da noch etwas sagen; wir wollen gerne sehen und erleben, wie Ivančić leuchtet – selber aber wollen wir nicht Licht werden. Das ist die Falle des Stolzes. Nicht mit Genugtuung dem Papst die Hand küssen, sondern so sein, wie er ist. Zu Pfingsten haben die Apostel und die anderen ihr Charisma erhalten – Petrus redet als erster zu den Menschen (hält ein Seminar, wie Katechumenat) und 3000 lassen sich taufen. Und dann weiter in die ganze Welt. Unserer Kirche krankt daran, dass wir zwar vieles Wissen, dass wir zwar zusammenkommen und etwas Frommes miteinander tun, kaum jemand aber setzt sein Charisma in die Praxis um. Wir müssen diesen Strom, dieses Wasser, dieses Feuer aus uns herausholen. Ohne Anstrengung, Schwitzen, Blasen, Muskelkater geht nichts vorwärts... Training ist etwas sehr präzises; und ich muss ständig trainieren, praktizieren. Paulus 1 Kor 11: Er tadelt die Zusammenkünfte in Korinth ... Jesus: Ohne Kreuz, ohne Anstrengung kann man im Leben nichts erreichen, ohne mich könnt ihr nichts tun (d.h. geh mit mir, fliehe nicht vor dem Kreuz). Es ist notwendig, das Kostbare vom Wertlosen zu unterscheiden. Was machst du mit deinem Leben? Motivieren dich Ambitionen? Du machst dir oft selber etwas vor, redest dir ein, wie gut du bist, dass du dies und jenes tust... Entscheide dich für dein Charisma, entwickle dein Charisma! Du wirst groß sein, unzählige werden dir dankbar sein! Du wirst meine Stimme sein! Schau immer auf Jesus, schau nicht auf jene, die dir folgen! Du musst ganz Gottes sein!... Zwei Mal täglich 20 Min. knien. Der Schatz ist in dir verborgen! Jesus sagt: Ich bin mit dir, nicht du! Alles verkaufen und die Perle kaufen – das ist anstrengende Arbeit; das Charisma lebt nicht ohne anstrengende Arbeit, täglich! Dann wird man dich schätzen, denn alle werden sehen, dass du von Gott erfüllt bist. Liebt euch selber, verlasst das eigene „Haus“... Bekehrt euch, das Reich Gottes ist nahe! Vergesst nicht denjenigen, der sein Talent vergraben hat... (wird in den Feuerofen geworfen). Das Charisma ist Lebensberufung und Weg des persönlichen Heiles. Ablehnung des Charismas führt ins Verderben. „Alles zur größeren Ehre Gottes“ – die Ehre Gottes ist ein erlöster, befreiter, glücklicher Mensch, der wie von Natur aus Gott loben und preisen will. Gott will nur die Gesundheit des Menschen – zuerst die geistige, dann auch die ganzheitliche Gesundheit. 6 Jeder hat sein Talent bekommen, eine Fähigkeit für andere Menschen. Arzt, Busfahrer, Wasserwerke... könnte die Gesellschaft überleben, wenn nicht jeder seine Berufung annehmen würde? Das Bild vom Leib...; Paulus 1 Kor 12; Klemens I. schreibt von dem Aufstand in Korinth und sagt, wie jeder einzelne sein Talent hat, und wenn er dieses zur Geltung bringt, dann ist er im Willen Gottes, sonst nicht. Jeremias 18,1-6: Gott ist Töpfer und gestaltet das Gefäß... Niemand hat sich selber gemacht, hat sich selber seine Talente gegeben. Es gibt Charismen in der Welt und Charismen in der Kirche, die Kirche aber ist für die Welt. Unsere Berufung sind Evangelisierung und Hagiotherapie; wenn wir sie praktizieren, ändern sich einzelne Menschen (moralisch, intellektuell, physisch...) und damit ändert sich auch die Gesellschaft; es geht hier nicht um einen „frommen“ Dienst, sondern um einen Weltdienst. Ein Arzt kann nicht zuhause beten, Gott möge seine Patienten heilen, sondern er muss ins Krankenhaus gehen und sie behandeln. Hast du tatsächlich diese Berufung? „Ihr seid in meiner Hand wie die Tonerde in der Hand des Töpfers“. Warum ist das Charisma der Weg des eigenen Heiles? Jesus sagt: Wer mit seinem Talent nicht arbeitet, geht ins Verderben. Wer jedoch damit arbeitet, der wird noch mehr bekommen1. Das Charisma ist unser Reichtum – wir arbeiten nicht, um reich zu werden. Der Mensch ist Geist und Körper: der Körper braucht das Seine, aber alles Materielle rettet ihn nicht. Wenn der Mensch vom Geist her lebt, kreativ ist, dann wird er auch das nötige Materielle haben. „Die Existenz sichern“ bedeutet, vom Geist her leben, nicht zuerst alles Materielle lösen. Gott ist derjenige, der rettet. Die Medizin kann den Tod des Menschen nicht verhindern. Deine erste Sorge muss es sein, geistig gesund zu sein. Berufung und Beruf unterscheiden. Der Beruf ist für das tägliche Brot, für den Lohn: damit wirst du nicht besser, damit erwirbst du nicht das ewige Leben. Deine Berufung ist dein Dienst für die Gesellschaft, die anderen: damit andere zu Gott finden, damit andere überleben, damit andere erkennen, dass das Gewissen das Wichtigste ist. Über Beruf und Familie hinaus (auch Tiere kümmern sich um ihren Nachwuchs, beschaffen gutes Futter, legen sich schlafen und stehen auf) gibt es die Berufung: Warum hat sich die Medizin derart entwickelt, die Technik, die Biologie usw.? – Weil es geniale Menschen gibt, Wissenschaftler, die nicht nur ihren Beruf ausüben, sondern es als ihre Berufung ansehen, zu forschen und zu entwickeln. Unterscheide also deine Berufung (du bist das Gefäß, das Gott macht und benötigt) von deinem Beruf, wie ihn alle Menschen ausüben. Warum haben die Menschen nur wenige Kinder? – Nicht, weil sie arm sind, weil sich nicht haben, wovon leben können, sondern weil sie oberflächlich sind, weil ihnen der Sinn fehlt, das wofür fehlt! Sie haben „panem et circenses“. Der Geist ist kreativ, fähig zum Verzicht, zur Liebe, engagiert sich zum Wohl der Menschen. Zum Charisma gehört auch wesentlich Kreativität, ohne Kreativität wird der Geist unzufrieden. Das Charisma befreit den Geist zum Engagement: Evangelisierung (erste Verkündigung, Gotteserfahrung) und Hagiotherapie. Stepinac, von Galen, Bonhoeffer – wofür setzt DU dein Leben ein? Wenn du auf die Menschen Rücksicht nimmst, bist du Sklave – wenn du auf Gott schaust, bist du frei. Lebe für die Freiheit, lebe für den Himmel! Gott beschützt dich: Die Wächter wachen umsonst, wenn nicht der Herr das Haus bewacht. 1 Ergänzung von W. Klein: Begegnung Jesu mit dem reichen Mann, Mt 19,16-21. 7 Das Charisma ist der Wille Gottes für dich. Das ist auch ein Kreuz, weil du auf Widerstand stößt: dein Körper stellt sich dagegen, der Satan stellt sich dagegen, es packt dich Angst. Das Charisma – das bist du. Wir sind alle voneinander getrennt, es fehlt uns das Gemeinsame – jede und jeder tut das Seine. Wir müssen einander helfen. Du kannst selber nicht sehen, wo dein tiefer Schmerz liegt, wo deine tiefe Sinnlosigkeit ist, wo in dir Verwundung und Trauma sind – ein anderer muss dir helfen. Was bedeutet „gemeinsam“, was verbindet uns?: a) Evangelisierung und Hagiotherapie, b) Gott, wir haben uns alle für Gott entschieden, c) weil wir diese sind, sind wir auch füreinander wichtig; niemand ist im geistigen Bereich vollkommen gesund und niemand kann sich im geistigen Bereich selber vollständige Gesundheit vermitteln. Prof. Häring: dein größter Schmerz besteht darin, dass du weißt, was du tun sollst, aber du tust es nicht. Wir müssen also diese Demut haben, uns helfen zu lassen, einander zu helfen (das ist Teil der vorläufigen Erlaubnis für HT). „Gemeinschaft“ bedeutet nicht, nach der hl. Messe miteinander Kaffee zu trinken, sondern: Morgen treffen wir zwei uns und helfen einander, heilen einander. Dann werden wir wachsen. Der Satan ist sehr hinterhältig und versucht, uns vom Charisma abzuhalten: a) er zieht uns in irgendwelche lügnerische Genüsse, b) er weckt in uns Angst. Geht, seid kreativ, führt Menschen zur Glaubenserfahrung. Beginnt mit ein, zwei Personen, die ihr zu euch nach hause einladet; mit vier Personen in der Sakristei usw. Wenn du einen Arbeitskollegen hast, der flucht, lügt usw., dann tue für ihn das Folgende: verzeihe ihm, bitte ihn um Verzeihung, liebe ihn, danke Gott für ihn – und dies so lange, bis er ein anderer Mensch wird. Das Charisma brennt in dir wie ein Feuer und verlangt deine Umkehr. Machen wir einen Strich unter unser bisheriges Leben, wenden wir das Blatt, blättern wir um. Unternehmt etwas! Es gibt so viel zu tun in unserem Volk, für die Menschen, die Kultur. 8