Fräulein Wunder mit Knuddelfaktor

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Fräulein Wunder mit Knuddelfaktor
16 | DIE WELT AM WOCHENENDE
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Mit gleich drei Titeln unter den
ersten fünf stieg Lena Meyer-Landrut diese Woche in die deutschen
Single-Charts ein. Das, so wurde
uns in zahllosen Medienkommentaren eingeschärft, ist noch nie jemandem gelungen, nicht einmal
den Beatles. Die konnte man damals freilich auch noch nicht
„downloaden“ – in den Genuss ihrer Aufnahmen also nicht kommen,
ohne sich bis zum nächsten Plattenladen in Bewegung zu setzen.
Was uns die PR-Trommel mit
diesem Hinweis auf die Fab Four
suggerieren will, ist aber, dass unsere Lena, die Deutschland mit dem
Titel „Satellite“ im Mai in Oslo
beim Eurovision Song Contest vertreten wird, aus dem Nichts heraus
auf Weltniveau emporgeschossen
sei. Schließlich hätten sich auch
ausländische europäische Kritiker
bereits von ihr angetan gezeigt, in
englischen Wettbüros werde sie
schon als Favoritin auf den Sieg in
Oslo gehandelt. So fiebert sich die
deutsche Song Contest-Gemeinde
in eine Art Fußball-WM-Euphorie
hinein, bei der nach anfänglichen
quälenden Zweifeln an der Leistungskraft unseres Nationalteams
ja auch immer schon feststeht, dass
nur wir Weltmeister werden können. Rückschlüsse auf die tatsächlichen Erfolgschancen beim Song
Contest lässt die deutsche Chartposition eines Wettbewerbssongs erfahrungsgemäß freilich gar nicht zu.
Ganz Deutschland aber scheint
so vernarrt in seine unverhoffte gesangliche Neuentdeckung, dass die
Überzeugung wächst, auch die anderen könnten gar nicht anders, als
sie ebenso zu lieben. Die Nation
schlagartig in derartig helle Verzückung zu versetzen – das hat seit
dem Eisbärenbaby Knut nichts und
niemand mehr geschafft. Tatsächlich hat die Lena-Euphorie mit der
Knut-Mania einige Ähnlichkeit.
Wenn die zierliche, zweifellos
hoch talentierte Sängerin mit dem
niedlichen Puppengesicht und den
mal arglos aufgerissenen, dann wieder schelmisch blitzenden dunklen
Knopfaugen singend in die Kamera
flirtet, dann hört man geradezu den
millionenfachen Aufschrei, der
einst allen entfuhr, die zum ersten
Mal des kleinen tapsigen Pelztieres
ansichtig wurden: „Ooh, wie süüß!“
Lena wirkt zum Knuddeln, unschuldig und lieb. Auf ihrem Video
zu „Satellite“ – einem eher seichten
Song, der sich aber gnadenlos ohrwurmartig ins Gehirn frisst – agiert
sie in einem Habitus, der eher an
den eines aufgeweckten Kindes als
einer jungen Frau gemahnt. Lenas
Tanzbewegungen wirken so spontan und unberechnet, wie man es
von einem Kind kennt, das vom
Rhythmus der Musik ganz einfach
ergriffen wird und sich ihm so überlässt, wie er in seinem Körper hineinschwingt. Bei allem infantilen
Charme findet sich bei ihr aber keine Spur von lolitahaften Anspielungen. Lena ist aus gutem Hause, ein
durch und durch braver und sauberer, asexueller Liebling für die ganze Familie, der im April erst einmal
ordentlich seine Abiturprüfungen
absolvieren wird.
Allerdings weiß die 18-jährige
Hannoveranerin offenbar durchaus, wie gut diese scheinbare kind-
Für die nächsten Monate habe ich
mir vorgenommen, in loser Folge
über Dinge zu berichten, die ich
zum allerersten Mal mache. Obwohl ich bereits 42 Jahre alt bin, ist
nämlich noch einiges zu erledigen,
ich lebe mit erheblichen Erlebnisdefiziten, war zum Beispiel noch
nie auf einer Sonnenbank, habe
noch nie eine Fliege getragen – und
noch nie in meinem ganzen Leben
eine Volksmusiksendung im Fernsehen angeschaut. Bis vergangenen
Samstag. Da kam „Das Frühlingsfest der Volksmusik“, und ich habe
es komplett angesehen.
Die Sendung wird moderiert
vom früh vergreist wirkenden Florian Silbereisen (angeblich erst 28),
der gleich zu Beginn sein ganzes
Witzpulver verschießt: „Der Winter, der war lang und harsch, jetzt
treten wir ihm in den Hintern.“ Da
lacht ganz Riesa.
In der Folge treten mehr oder
weniger gut abgehangene Schlagerchargen auf und singen zu billig gebasteltem Ballermannsound über
diverse Sehnsüchte und Zärtlichkeit und Augen. Auch Kinder gehören zum Programm. Sie werden, als
Häschen oder Küken oder Schmetterlinge verkleidet, durch die Studiodekoration getrieben, und wenn
das jetzt eine Veranstaltung der katholischen Kirche wäre, würde es
großen Ärger geben, weil das menschenunwürdig ist. Es ist aber eine
Sendung des Mitteldeutschen
Fräulein Wunder
mit Knuddelfaktor
Brennende Herzen,
Amigos und
Alpenföhn
ILLUSTRATION: LARISSA BERTONASCO
Rundfunks, und daher tritt ein
überdrehter minderjähriger Knirps
mit Akkordeon auf, der ein scheußliches Lied übers Küssen vorträgt,
danach 35 Opfer aus dem Saalpublikum abknutscht und noch jemanden grüßen will, doch da dreht ihm
die Regie klugerweise den Ton ab.
Es folgt Stefanie Hertel, die vom
volkstümlichen Schlager zum normalen Schlager umgesattelt hat und
nicht unsympathisch wirkt, obwohl
sie mit dem Trompetendödel Stefan
Mross verheiratet ist.
Bis hierhin ist die Sendung von
einer deprimierenden Schlaffheit,
die gar nicht zur quietschbunten
Ausstattung passen will. Doch nun
bekommt das Grauen ein Gesicht.
Eigentlich bekommt es gleich zwei,
denn jetzt singen die Amigos. Die
sehen aus wie unfallflüchtige Bus-
fahrer, haben aber von ihrem zuletzt entstandenen Album zwei
Millionen Stück verkauft. An wen
bloß? Ich habe noch nie von denen
gehört. Subkultur der Sentimentalität: „Sehnsucht, die wie Feuer
brennt und nur einen Namen kennt,
dann weiß ich, Du fehlst mir so,
denn mein Herz brennt lichterloh.“
Man wünscht sich kurzfristig, dass
sich einer der monumentalen Blütenkelche auf der Bühne erbarmt
und die beiden Amigos mit einem
großen Haps verschlingt. Passiert
aber nicht.
Stattdessen tauchen die Kastelruther Spatzen auf, die ein millionenschweres Bauernschmalzimperium aufgezogen haben und ein
schamlos gereimtes Lied über einen toten Jungen darbieten: „Jonas
war ein Junge, und er war erst sieben, alle Menschen rund um ihn,
konnten ihn nur lieben.“ Ein Glück
war er sieben und nicht acht, denn
darauf reimt sich „ausgelacht.“ Und
wenn er fünf gewesen wäre, gäbe es
das Lied gar nicht, denn darauf
reimt sich überhaupt nichts. Nach
der kurzen, aber angemessen betroffen machenden Nummer meldet sich Pfarrer Brei zum Gesang
und wird von Michael Hirte an der
Mundharmonika begleitet. Hirte
muss dann sehr stark sein, denn Silbereisen hat eine Überraschung für
ihn, auch wenn Hirte darüber nicht
sehr überrascht zu sein scheint. Mit
eher entsetzter Miene nimmt er zur
+
T
T
2 8. M Ä R Z 2 010
verzweifelten Kampf um ihre letzte
Chance inszenieren. Bei Lena muss
man keine Enthüllungen fürchten
wie die über den DSDS-Favoriten
Menowin, der schon mal im Knast
einsaß und drei Kinder mit seiner
Cousine hat. Nie wird man sie auf
dem Klo einer Edeldisco bei Vorbereitungen zum Koksen erwischen,
wie das mit DSDS-Sänger Helmut
der Fall war, der deshalb soeben
spektakulär aus der Show flog.
Die Enkelin eines hohen deutschen Diplomaten ist das wohlbehütete einzige Kind einer gut situierten bürgerlichen Familie, und ihre Beteuerungen, keine Ambitionen
auf eine Popstar-Laufbahn zu hegen, wirken daher stets ein wenig
wie die Koketterie einer höheren
Tochter, die derlei tatsächlich nicht
nötig hat. Wenn sie mit überdeutlich artikuliertem Hochdeutsch
über ihren Sieg sagt, das alles sei total „krass“ und „fett“, dann klingen
diese Vokabeln aus der Sprache der
jugendlichen Straßenkultur so weit
weg von ihrer Lebenswirklichkeit,
als habe sie zuvor die Sprache
jugendlicher Straßenkultur im
Deutsch-Leistungskurs durchgenommen. Wenn sie nach ihrem Sieg
Interviews zurückweist, weil sie
jetzt erst mal „zu meiner Mama“
flüchten müsse, dann brechen sich
in unzähligen Elternherzen intensive Beschützerinstinkte Bahn, die
das Talent unbedingt vor dem gierigen Zugriff eben jener gefräßigen
medialen Öffentlichkeit schützen
wollen, mit der Lena doch andererseits erstaunlich spielerisch-souverän umzugehen versteht.
Indem Deutschland in Oslo mit
einer Reinheit und Arglosigkeit
ausstrahlenden Kindchenfigur antritt, setzt es im Prinzip auf dasselbe Erfolgrezept, das vor 28 Jahren
der damals 16-jährigen Nicole und
ihrem zur Klampfe geträllerten
Lied „Ein bisschen Frieden“ den
bisher einzigen deutschen GrandPrix-Sieg bescherte. Gegenüber der
in ein hochgeschlossenes Rüschenkleid gehüllten engelsblonden Bardin von 1982 ist Lena freilich eine
radikal modernisierte Version des
netten Mädchens von nebenan. Damals, kurz vor dem Anbruch der
Ära Kohl, heischte Deutschland
noch vorsichtig tastend nach internationaler Beglaubigung seiner neu
errungenen unbedingten Friedfertigkeit, die man dem Ausland nun
auch nicht zu auftrumpfend präsentieren wollte. So beschränkte sich
die junge Naive mit der Gitarre damals auf die gemäßigte Forderung
nach „ein bisschen“ Frieden, um
nicht den Eindruck zu erwecken,
wir Deutsche wollten schon wieder
alles auf einmal, und sei es nur das
Gute.
Gleichwohl transportierte der
damalige Siegerhit eine Botschaft,
in der noch das inzwischen zum allgemeinen Kulturgut abgesunkene
Love-and-Peace-Pathos der Hippiegeneration nachschwang. Die
Botschaft von Lena hingegen ist
Lena selbst. Zwischen Nicole und
ihr liegt die Epoche der Postmoderne und ihre Schule der Ironisierung
selbst des vermeintlich Authentischen. Mit Lena und ihrem in eigenartig imitiertem britischem Akzent vorgetragenen englischen Titel
rufen wir Deutschen Europa zu: Ihr
könnt uns ruhig wählen. Wir wollen
nur spielen.
Kenntnis, dass er mit der neuen Fernsehballetts des MitteldeutElbphilharmonie Riesa „Time to schen Rundfunks kurz ein und verSay Goodbye“ spielen soll. Zum passe auch den Song von Brunner
Glück für ihn und mich findet dies und Brunner zur Hälfte. Im anerst am Ende der Sendung statt.
schließenden Interview verspreZuvor will noch allerhand durch- chen die beiden haarigen Herren,
gestanden sein, zum Beispiel der ihre Karriere am 16. Oktober dieses
Auftritt der Original Zillertaler Jahres zu beenden. Das gibt mir
Hey Mann! Band, die eiKraft für die letzten 45
ne morsche Brücke zwiMinuten der Sendung.
schen der Ästhetik des
Es treten nun auf: KaJan Weiler
Heavy Metal und ödem
rel Gott und DJ Ötzi.
Volksmusikgemumpfe
Das ist ein österreierrichtet hat, über die
chischer Bierzelt-Matasich der inzwischen mit
dor, dessen Fontanelle
einem Akkordeon benur von einer als Mütze
wehrte Silbereisen wagt
getarnten Gipskartonaund tollkühn sein Haar
ge zusammengehalten
zum Zillertaler Hochwird und der deswegen
zeitsmarsch schüttelt. Da
immer irgendwie frisch
ist erst eine Stunde rum.
operiert, aber eben auch
Aber ich muss da durch.
hirngeschädigt aussieht.
„Mein
Leben
Weiter!
Das Publikum, die soals Mensch“ genannte schweigende
Mary Roos beklagt
sich darüber, dass ihr
Mehrheit des deutschen
Sohn ausgezogen sei, woVolkes,
steht
auf,
bei der Grund für dessen Flucht im klatscht und brüllt. Hoffentlich seDunkeln bleibt. Vier weiß gekleide- hen dies die Außerirdischen nicht,
te Eintänzer mit dem Bandnamen draußen im Weltall. Die Aliens
„Die Capuccinos“ schwurbeln: könnten sonst glauben, dass die
„Auch wenn ich kein König bin, will Erdbevölkerung nur aus durchdreich Dich zur Königin.“ Dudel-du- henden Sachsen in bunten Pullodel, holper-holper, eier-eier. Schla- vern besteht – und den ganzen Plagerstar Michelle wird als traurige neten vor Schreck in die Luft jagen.
Verliererin präsentiert, die sich
Apropos in die Luft jagen: Nun
wieder mal den falschen Mann ge- wird eine junge Frau in eine Kanoangelt hat und in Trennung lebt. ne gesteckt und sagenhafte 25,87
Wie immer nur Pech mit den Män- Meter durch die Halle geschossen.
nern. Dann döse ich während des Schade. Mich hätten die ballisti-
schen Eigenschaften von Karel
Gott viel mehr interessiert.
Die Bude wackelt, das Blut
kocht, Hansi Hinterseer kommt,
das Bolzenschussgerät der deutschen Seele! Beim Anblick seiner
Frisur bekommt der Begriff Alpenföhn eine völlig neue Dimension. Er
steigert die Doofheit der bisher
vorgetragenen Liedtexte ins Unüberbietbare: „Viva, oh viva Tirol,
Lederhosen, Dirndl, Hände an den
Po!“ So, so. Das kommt dermaßen
gut an, dass er es gleich zweimal
singen muss. Dann folgen die Hörner und noch einmal der deprimierte Hirte mit seiner Mundharmonika. Silbereisen fährt mit einem
Monstertruck über drei Autos, und
endlich ist nach zweieinhalb Stunden Feierabend. Uff. Geschafft. Silbereisen ruft: „Ich hoffe, wir haben
mit dieser Show den Winter endlich vertrieben.“ Und ich antworte
matt: „Nicht nur den Winter, Florian, nicht nur den Winter.“
Fazit dieses Experimentes: Die
Sendung sorgt durchaus für eine
unheimliche Konträrfaszination,
ähnlich wie ein schwerer Verkehrsunfall. Man kann einfach nicht weggucken. In diesem Fall haben sechseinhalb Millionen Deutsche nicht
weggeguckt. Gern nehme ich übrigens den Vorwurf der Intoleranz
entgegen. Ja, ich bin intolerant.
Aber ich habe für diesen infantilen
Quatsch schließlich auch bezahlt.
Ich darf das.
Lena Meyer-Landrut, unsere Kandidatin beim Eurovision Song Contest in
Oslo, versetzt die Nation in helle Verzückung. Sie ist so, wie sich das heutige
Deutschland gerne selbst sehen möchte: arglos, aufgeschlossen, moralisch
integer – und dabei doch ein ganz klein wenig verrückt
Zieht frech eine Schnute: Lena Meyer-Landrut eroberte die Herzen so schnell wie einst nur Eisbär Knut
T
liche Einfalt beim Publikum ankommt und nutzt dieses Wissen.
Sie bricht ihre ansonsten schmucklosen Darbietungen durch kleine
Überraschungs- und Irritationsmomente – abrupte, gegen die Erwartung gebürstete Gesten oder mimische Gimmicks, die bis hart an die
Grenze der Alberei reichen. Mal
verzieht sie das Mündchen spöttisch oder keck, um im nächsten
Moment wieder zu strahlen, als gehöre ihr alles Glück der Welt ganz
allein. Seht her, scheint sie dem Publikum zuzurufen, es macht mir einfach Riesenspaß, hier zu stehen und
euch ab und zu gar ein bisschen an
der Nase herumzuführen, denn ich
nehme das alles nicht allzu ernst.
Das Studiopublikum bei der von
Stefan Raab dirigierten Ausscheidungs-Castingshow „Unser Star für
Oslo“ (USFO) war von dieser eigenartigen Kombination aus fast streberhafter Konzentration auf die eigene Leistung und nervöser Zappeligkeit, von drolliger
Harmlosigkeit und einem winzigen Hauch
MEINE MUSIK
punkiger Verrücktheit
Es war nachts um vier. Ich konnte
bis zum Anschlag hingenicht schlafen, machte den Fernrissen. Wenn etwa Lena
seher an, schnuckelte durch die
auf Raabs ironische BeKanäle. Und blieb bei einem Konmerkung, sie habe eine
zert hängen, das auf 3sat lief:
geradezu abenteuerliche
Jamie Cullum live in Manchester.
Atemtechnik, erwiderte:
Normalerweise finde ich solche
„Ich habe überhaupt keiTV-Mitschnitte grausam, aber in
ne“, hielt es die Leute
dem Fall war ich gleich hin und
vor kicherndem Entzüweg. Die Liebe und Inbrunst, mit
cken kaum auf den Sitder Jamie Cullum seine Musik
zen. Die Illusion ihrer
präsentiert, begeistern mich!
unverstellten NatürlichDeshalb begleitet mich sein Alkeit und Authentizität ist
bum „Catching Tales“ derzeit.
für die Vermarktung des
Früher war ich der absolute MusikProdukts Lena zentral,
Rowdy und habe meine Mutter
wie auch die Suggestion,
tagelang mit „Fette Fete!“ von den
hier ginge es gar nicht
Schlümpfen gequält. Aber heute
um ein großes Geschäft
gibt es so viele Sachen, die mir
für die Musikindustrie,
gefallen: Techno und Minimal,
sondern nur um die
elektronisch angehauchter Pop,
Förderung jugendlicher
Singer-Songwriter, Miles Davis,
Sangeskunst. Lena wurXavier Naidoo, auch mal afrikade nicht müde zu beteunische Volksmusik. Eben habe ich
ern, wie sehr sie allem
die Sängerin Hindi Zarah entdeckt
äußeren Tand und Star– unglaublich toll! Meine Freunde
rummel um ihre Person
und ich hören oft gemeinsam CDs,
abhold sei, da sie nichts
weisen uns auf verborgene Schätanderes wolle als singen
ze hin. Technisch gehöre ich vielund dabei „sie selbst“ zu
leicht zur Download-Generation,
sein. Selbst jedes Konaber ich bin viel zu blöd, um mir
kurrenzgefühl und allen
Sachen aus dem Netz runterSiegesehrgeiz demenzuladen. Dabei kann selbst ein
tierte sie beharrlich in
behämmertes Après-Ski-Lied wie
zunehmend routiniert
„Da hat das rote Pferd sich einfach
aufgesagten Sätzen: „Ich
umgekehrt“ – wenn auch nicht für
habe hier schon so viel
mich – zu einer so emotionalen
gewonnen, dass es für
Sache werden, dass die Masse
mich gar kein Problem
komplett ausrastet. Warum? Vielwäre, rauszufliegen.“
leicht sind das die einfachen UrtöLena ist das idealine, die den Neandertaler im Mensierte Gegenbild jener
schen wecken. Die Metalband
unheimlichen, moralisch
Lordi hat es 2006 beim Eurovision
verwildernden Jugend,
Song Contest ja auch geschafft,
die den verängstigten
das Publikum so zu begeisterten,
älteren Generationen in
dass sie gewinnen konnte. Ich
Horrorberichten über
kann mit ihrer Musik nichts anentfesselt
prügelnde,
fangen, aber diese Leistung bewenn nicht gar um sich
wundere ich.
schießende oder zuminAufgezeichnet von Joachim Hentschel. Aus
dest zum Komasaufen
der Aprilausgabe des „Rolling Stone“
entschlossene Youngster
entgegentritt. Sie hat
auch nichts gemein mit
jenen Prekariatssprösslingen aus
Dieter
Bohlens
trashigem
„Deutschland sucht den Superstar“
(DSDS), wo vorbestrafte oder in
jungen Jahren bereits von Suizidgedanken heimgesuchte Kandidaten
ihren Weg zur Popstar-Karriere als
PA/DPA
Von Richard Herzinger
W E LT A M S O N N TAG N R . 13

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