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Ausführlicher und glaubhafter Bericht des berüchtigten Langaceiro Lampião Autor(en): Pachêco, José Objekttyp: Article Zeitschrift: Du : die Zeitschrift der Kultur Band (Jahr): 60 (2000) Heft 704: Im Sertão : eine brasilianische Begegnung PDF erstellt am: 02.10.2016 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-300159 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Sogar im Maul!» Joäo Marreca schaute das Tier an, es war mit schwarzen Beulen gesprenkelt, die den Euter, die Beine, den ganzen Körper bedeckten: «Ein paar sehen noch schlimmer aus... Was wir dringend brauchen, ist Zeckenvernichtungsmittel... Und dabei sind die Tiere so schwach...» Vicente klagte: «In diesem endlosen Sommer haben uns die Zecken gerade noch gefehlt. Zum Teufel damit!... Ich hätte Lust, das Vieh lie¬ ber gleich verrecken zu lassen!» «Weil Sie vom Verreckenlassen sprechen... Wussten Sie schon, dass Dona Maroca in Aroeiras Befehl gegeben hat, die Tore der Ställe zu öffnen, wenn es bis zum Josefstag nicht reg¬ net? Und ihre Leute sollen schauen, wie sie weiterkommen... Dort gibt es für niemand mehr Arbeit.» Entsetzt und entrüstet stiess sich Vicente von dem Baum ab, an dem er gelehnt hatte: «Aber ich nicht! Solange noch Juazeiro-Bäume und Mandacaru-Kakteen stehen und Wasser im Teich ist, kümmere ich mich um meine Tiere. Die Alte ist ja verrückt! So viel gutes Vieh sich selbst zu überlassen!» Nach einer Pause, als er einen Wolkenfetzen erblickte, der am endlosen Himmel auftauchte: «Und wenn das Grünfutter ausgeht, dann lasse ich mir etwas anderes einfallen. Ausserdem werde ich meine Leute in so einem Unglück nicht im Stich lassen... Wer das Fleisch isst, muss auch die Knochen abnagen...» Der Vaqueiro klopfte seine Pfeife an einem Baumstamm aus und räusperte sich, um sein Einverständnis anzudeuten. Vicente fuhr fort: «Wer mir nur leid tut, ist ihr Vaqueiro... Armer Chico Bento, zu so einer Zeit das Weite suchen zu müssen, mit einer so gros¬ sen Noch gibt es sie, die Bänkelsänger, die auf den Marktplätzen ihre Lieder und Balladen vortragen, allein oder im improvisierten Wettstreit zu zweit. Als Autoren einer oralen Literatur gelten sie auch als Dichter für Analphabeten, die von Mythen erzählen wie von Aktualität, von Ufos wie vom Mädchen, das mit dem Teufel Lambada tanzt. Die Cantautoren sind auch Verfasser von «Heftchen». Da diese folhetos an einer Schnur zum Verkauf aufgehängt werden, heisst diese Literatur auch literatura de cordel (Literatur von der Schnur). Oft entwerfen die Sänger auch selber die Holzschnitte für die Titelblätter der Heftchen. AUSFÜHRLICHER UND GLAUBHAFTER BERICHT DES BERÜCHTIGTEN LANGACEIRO LAMPIÄO Von José Pachêco cabra de Lampeäo Umpor nome Piläo Deitado von Lampiâos Einer Männern que morreu numa trincheira em certo tempo pasado agora pelo sertäo anda correndo visäo fazendo malassombrado Mit Namen Piläo Deitado Starb einst In einem Schützengraben Seitdem geht im Sertäo Sein Geist Umher und spukt E foi quem trouxe a noticia que viu Lampeäo chegar o inferno nêste dia Familie!...» «Er packt schon seine Sachen. Er sagt, er zieht nach Fortaleza und von dort weiter in den Norden...» Vicente ging zu seinem alten Schecken, und der Vaqueiro fügte hinzu: «Man sieht dem Tier gar nicht an, dass es jeden Tag Mais zu fressen bekommt... Schon so abgemagert!...» Vicente stieg aufs Pferd: «Ihr bleibt so lange hier, bis ihr fertig seid. Ich habe im Haus zu tun.» Er ritt, geschüttelt von der breiten Gangart des Pferdes, schnell davon; das halbgeöffnete Hemd liess seine Haut sehen, die von der Sonne rot verbrannt war, von der Sonne, die dort oben allein und funkelnd über die aschgraue und ausgedörrte Landschaft ein fast feuerartiges Licht verbreitete. Als er das Haus erreichte, kam ihm sein Vater, der in einer Hängematte auf der Veranda geraucht hatte, langsam entgegen: «Was ist mit dem Grünfutter?» «Alles in Ordnung... Das Vieh hat vorläufig noch zu fressen.» «Und die Zecken?» «Ach, damit sieht es schlimm aus. Hast du die Tiere noch nicht gesehen, die beim eingezäunten See grasen? Sie können einem leid tun! Ich werde noch mehr Zeckenvernichtungsmittel aus Quixadä holen lassen.» faltou pouco pra vira incendiou se o mercado morreu tanto cäo queimado que faz pena até contar Morreu a mäe da Canguinha pai der Forrobodó très netos de Parafuso um cäo chamado Cotó escapuliu Boca Ensôça e um moleca moça quase queimava o totó Es starb die Mutter von o Canguinha Der Vater von Forrobodó Drei Enkel von Parafuso Ein Hund mit Namen Cotó Boca Ensossa entkam Und ein Mädchen Verbrannte sich fast den Popò Moire ram 10 negros velhos que näo trabalhavam mais Es starben zehn alte Neger e um cäo chamado Traz-Ca Vira-Volta e Capataz Tromba-Suja e Bigodeira um por nome de Goteira cunhado de Satanaz 52 Er überbrachte die Nachricht Von der Ankunft Lampiäos In der Hölle. An jenem Tag Herrschte ein heilloses Durcheinander Der Markt stand in Flammen So viele Hunde verbrannten Man kann es kaum beschreiben Die nicht mehr arbeiten konnten Ein Hund namens Traz-ca Vira-Volta und Capataz Tromba-Suja und Bigodeira Und auch Goteira Der Schwager Satans Vamos tratar da chegada quando Lampeäo bateu um moleque ainda moço no portäo apareceu — quem é voce cavalheiro — moleque eu sou cangaceiro Lampeäo lhe respondeu — Moleque näo! sou vigia e näo sou seu pareceiro e voce aqui näo entra sem dizer quem é primeiro — moleque abra o portäo saiba que sou Lampeäo assombro do mundo inteiro Entào èsse tal vigia que trabalha no portäo dâ piza que vôa cinza nâo procura distinçâo o negro escreveu näo leu a macaiba comeu là näo se usa perdäo O vigia disse assim: fique fora que eu entro - vou conversar com o chefe no gabinete do centro por certo eie nâo lhe quer mas conforme o que disser eu levo o senhor pra dentro Doch nun zur Ankunft Lampiäos Als dieser köpfte ans Tor Erschien am Eingang zur Hölle Ein junger Bursche und fragte: Wer seid Ihr, mein Herr? — Moleque, ich bin ein Bandit! Antwortete Lampiäo Lampeäo é um bandido ladräo da honestidade so vem desmoralizar - Bin kein Moleque! Ich bin Disse o vigia: paträo a coisa vai arruinar eu sei que èie se dana - se dou-lhe o ingresso ou näo Näo senhor! Satanaz disse va dizer que va embora — so me chega gente mim eu andò muito caipora estou até com vontade de botar mais da metade dos que tem aqui pra fora - Da rief der Wächter: Chef! Die Sache wird schlimm enden Ich weiss, dass er in Wut gerät Lässt man ihn nicht herein Satan antwortete: Lass nur Ruf meine Leute zusammen Und nimm so viele mit, wie du brauchst Nimm drei Dutzend Neger Männer und Frauen Geh in die Waffenkammer Und hol dir, was du willst Sag' auch den anderen Bescheid virem os negros que tem Sie sollen alle kommen pra Auch mein Freund Lucifer mais compadre Lucifer Leve 3 duzias de negros entre homem a mulher va na loja de ferragem tire as armas que quizer é bom escrever tambem E reuniu-se a negrada primeiro chegou Fuxico com um bacamarte velbo gritando por cäo de bico que trouxesse o pau da prensa chamar Trangensa na casa de Maça e fosse - Der Wächter ging und sagte Zu Satan im Salon: Herr, draussen steht Lampiäo Und will herein Ich komme, um zu fragen Ob er rein darf Oder nicht - quando nâo poder entrar Satanaz disse: isso é nada convide ai a negrada e leve os que precisar Er sagte zu Lampiäo: — Bleibt draussen! Ich gehe und rede mit dem Chef In seinem Arbeitszimmer Er will Euch hier bestimmt nicht Doch wenn er es befiehlt Führ ich Euch zu ihm 0 vigia foi saiba Vossa Senhoria af chegou Lampeäo dizendo que quer entrar e eu vim lhe perguntar procura sarna para me cossar sem haver necessidade Doch dieser Wächter Dort am Tor Verprügelt jeden Egal, wer vor ihm steht Wer nicht hören will Muss fühlen Hier kennt man kein Pardon Darauf Lampiäo: Geh schon! Wer viel redet, verliert viel Zeit Beeil dich und komm gleich e disse e eu näo vou Wächter Und gehöre nicht zu Euresgleichen Hier kommt Ihr nicht rein Ohne zu sagen, wer Ihr seid! — Moleque! Mach das Tor auf! Ich bin Lampiäo Der Schrecken der ganzen Nation Lampeäo disse: va logo quem conversa perde hora va depressa e volte jâ eu quero pouca demora ae näo me derem ingresso eu viro tudo asavesso toco fógo e vou embra a Satanaz no saläo a minha propriedade Lampiäo ist ein Bandit Ein ehrbarer Dieb Der nur gekommen ist Um mich zu ruinieren Doch setz' ich mich Nicht in die Nesseln Wenn's nicht nötig ist — E depois chegou Cambota endireitou o boné zurück Ich will nicht lange warten Und wenn man mich nicht reinlässt Stell ich alles auf den Kopf Leg' Feuer und verschwinde! Formigueiro e Trupizupe e o creoulo Quelé chegou Banzeiro e Pacaia Rabisca e Cordäo de Saia e foram chamar Bazé - - Nein! Kommt nicht in Frage Sag' ihm, er soll verschwinden Nichts als Gesindel kommt zu mir Ich bin vom Pech verfolgt Hätte heute schon die beste Lust Die Hälfte der Leute Von hier fortzujagen 53 Nach und nach versammelten sie sich Der erste war Fuxico Er brachte eine alte Flinte mit Und rief einen namens Cäo de Bico Er solle mit dem Prügel kommen Und Trangença herbeiholen Der sei im Haus von Maçarico Und dann kam Cambota Rückte seinen Hut zurecht Formigueiro und Trupizupe Und der Kreole Quelé Es kamen Banzeiro und Pacaia Rabisca und Cordäo de Saia Und die holten dann noch Bazé Veio uma diaba moça com a calcola de meia puxou a vara da cerca dizendo: a coisa esta feia hoje o negocio se dana e disse: eita baiana agora a ripa vadeia Es kam auch ein tolles Mädchen là vai a tropa armada em direçào do terreiro pistola, faca e facäo clavinote e granadeiro e um negro tambem vinha com a trempe da cozinha e o pau de bater tempero Dann sah man das bewaffnete Heer In Richtung Hof marschieren Pistole, Messer und Machete Schleuder und Karabiner Ein Neger war sogar bewaffnet Mit dem Dreifuss und Mörser Aus der Küche In ihren kurzen Höschen Riss eine Latte vom Zaun Und rief: — Es sieht schlecht aus Heut' geht's rund Los Baiana Schlag zu! Quando Lampeäo deu fé da tropa negra encostada disse: so na Abissinia oh! tropa prêta danada o chefe do butalhäo gritou: as armas na mäo toca lhe fógo negrada Nessa voz ouivu-se tiros que so pipoca no caco Lampeäo pulava tanto que parecia macaco tinha um negro nesse meio que durante o tiroteio brigou tornando tabaeo Acabou-se o tiroteio por falta de muniçao mas o cacete batia negro embolava no chäo pau e pedra que pegavam era o que as mäos achavam sacudiam em Lampeäo Chega traz um armamento assim gritava o vigia traz a pâ de mexer dôce lasca os ganchos de Caria traz o birro de maçau corre vai buscar um pau na cerca da padaria — Lucifer mais Satanaz vieram olhar do terraço todos contra Lampeäo de cacete faca e braco o comandante no grito dizia: briga bonita negrada chega-lhe o aço Als Lampiäo Vor sich sah das schwarze Heer Schrie er: So was gibt's nur in Abessinien! - Verdammtes schwarzes Pack! Der Anführer gab Zum Angriff Befehl: — Auf Männer! Macht ihm die Hölle heiss! Knüppel Ein Neger wälzte sich am Boden Mit Stöcken und mit Steinen Mit allem, was sie finden konnten Schlugen sie auf Lampiäo ein Da schrie der Wächter: Holt mir Waffen! Bringt den Holzlöffel aus der Küche Reisst eine Astgabel entzwei Her mit dem Stock von Macào Lauft und holt mir eine Latte Vom Zaun der Bäckerei Lucifer und Satan Auf der Terrasse Verfolgten den Kampf Aller gegen Lampiäo Mit Fäusten Stöcken und Messern Der Anführer rief: — Tolle Schlägerei Macht ihn fertig, Leute! Der Kampf war in vollem Gange Schon mehr als eine Stunde Eine Staubwolke hing über dem Platz Ein Neger wälzte sich und stöhnte Lampiäo jedoch Dank seiner Ausdauer War noch immer unverletzt Der Stein zertrümmerte Das Fenster auf dem Hof Heraus kamen bläuliche Flammen Markt und Baumwolllager Gerieten in Brand Als Satan sah, dass es brannte Blies er zum Rückzug Alle, die sich geprügelt hatten Rannten nun davon Lampeäo pegou olhar näo viu mais com quem Als Lampiäo keinen Gegner brigar tambem foi se retirando Mit dem er kämpfen musste Zog auch er sich zurück Houve grande prejuizo no inferno nesse dia queimou-se todo dinheiro que Satanaz possuia queimou-se o livro dos pontos perderam seiscento contos somente em mercadorias Der Schaden war gross An jenem Tag in der Hölle Es verbrannten mehr sah Das ganze Geld Satans Und die Bücher Allein an Waren Verlor man sechshundert Contos Satan klagte: Schlimmer kann es nicht werden Erst die schlechten Erntejahre Jetzt noch diese Schlägerei Und wenn's nicht bald Einen kalten Winter gibt Kauft nicht mal jemand ein Hemd — — Leitores vou terminar tratando de Lampeäo muito embora que näo posso vos dar a resoluçao no inferno nâo ficou no céu também näo chegou por carto està no sertäo Hier endet, liebe Freunde Quem duvidar nessa história pensar que näo foi assim qnerer zombar do meu sèrio näo acreditando em mim va comprar papel moderno Wer diese Geschichte nicht escrova para o inferno maude saber de Caim 54 Er griff einen Kiesel Warf ihn nach einem Hund os que estavam brigando Reclamava Satanaz horror maior näo precisa os anos ruim de safra e mais agora essa pisa se näo houver bom inverno tao cedo aqui no inferno ninguem compra uma camisa — Estava a luta travada negro embolava e gemia porém Lampeäo ferido ainda näo tinha sido devido a sua energia Satanaz com èsse incendio tocou um büzio chamando correram todos os negros Die Schiesserei nahm ein Ende Aus Mangel an Munition Doch noch hatten sie die Lampiäo bekam zu fassen den Schädel eines Rinds Und warf ihn einem an den Kopf Der sagte nur noch: Ah! Rannte noch einige Meter Fiel und hatte die Hosen voll Doch möcht ich nicht sagen womit a poeira cobria tudo e o armazem de algodäo Dann fielen Schüsse Es knallte wie Puffmais im Topf Lampiäo machte Sprünge Dass er einem Affen glich Während der ganzen Schiesserei Prügelte sich ein Neger Und schnupfte Tabak dabei Lampeäo poude apanhar uma caveira de boi sacudiu na testa dum èie so fez dizer: oi! ainda correu 10 braças e caiu enchendo as calças mas eu näo sei de que foi jâ mais de hora fazia Lampeäo pegou um checho e o rebolou num cäo e pedrada arrebentou a vidraça do oitäo saiu nm fógo azulado incendiou-se o mercado FIM Die Geschichte von Lampiäo Wenn ich auch nicht sagen kann Was aus ihm geworden ist In der Hölle blieb er nicht In den Himmel kam er nicht Er ist bestimmt im Sertäo glaubt Oder denkt, es war nicht so Wer über mich spottet Dem, was ich erzählte misstraut Soll gehn und sich Papier kaufen Und an die Hölle schreiben Sich dort bei Kain erkundigen