Zeittafel 2003-2004

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Zeittafel 2003-2004
1987
1988
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1990
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1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Schnell-Einsatz-Gruppe Wunstorf
Das Jahr 2003
Mein größtes Erlebnis
Während der ganzen Vorbereitungen zum Landeswettkampf 2002
war ich schon sehr unruhig, was aber nicht an der Aufgabe lag (wir
waren ja der Ausrichter auf der Badeinsel in Steinhude), sondern
eher an einer ganz anderen Sache...
Ich hatte genau auf dieser Insel bei einem Einsatz meine jetzige
Frau das erste Mal gesehen. Nach langer Zeit wollte ich ihr nun
endlich die große Frage stellen. Was lag für zwei Johanniter näher,
als dafür eine große Veranstaltung zu nutzen?
Ich fragte also unseren damaligen Regionalvorstand Jens Meier, ob
ich mein Vorhaben im Rahmen der Helferfeier am Freitagabend
angehen könnte. Wer ihn kennt, erahnt auch seine Reaktion: „Das
ist ja wohl selbstverständlich, das bekommen wir hin. Sag mir nur
wann. Dann komme ich mit auf die Bühne.“
Gesagt, getan! Meinen Trauzeugen (natürlich auch ein Johanniter)
eingeweiht, Eltern und Schwiegereltern informiert, ohne alles zu
verraten, und auf den großen Tag gewartet.
Den ganzen Tag über war ich etwas fahrig und angespannt (komisch!).
Dann sollte der große Moment kommen. Was fehlte, waren meine
Eltern. Meine Schwiegereltern wurden langsam nervös („Was sollen
wir hier?“) und es kostete meinen Trauzeugen wirklich Mühe, dass
erstens meine Schwiegereltern dablieben und zweitens meine Frau
nicht noch mehr Fragen stellte wie: „Was machen meine Eltern
hier?“, „Was ist los?“ usw.
Dann waren endlich auch meine nicht eingeweihten Eltern da (nach
der Entschuldigung für die Verspätung gleich die Frage: „Und was
sollen wir hier?“).
Jetzt kam der große Augenblick: Ich ging auf die Bühne und nahm
das Mikro (alles vorher mit der Band abgesprochen). Meine Frau
stand vor meinem Trauzeugen und ahnte langsam, was nun kam,
doch flüchten ging nicht: Ralph, mein Trauzeuge, stand da wie eine
Wand.
Ich erklärte den anwesenden Johannitern, warum ich da nun auf der
Bühne stand und die
Musik aus war und stellte
dann meiner Frau die
Frage: „Willst du meine
Frau werden?“ Die Antwort stand schon in ihrem Gesicht, denn hören
konnte ich sie nicht im
lauten Jubel der anderen.
Die Antwort war: „Ja!“
Und dann gab es erstmal
einen richtig dicken Kuss.
Ein Jahr und einen Monat später heirateten wir
dann in unserem Wohnort Luthe. Womit wir
aber beide nicht gerechnet hatten, waren unsere
Kollegen. Als wir aus der
Kirche traten, erwartete
uns ein Martinshorngedröhn von fast 20 Fahrzeugen. Nicht nur die
Fahrzeuge unserer Einheit, auch aus Langenhagen und von der DLRG
waren welche da. Atemberaubend! Nach der Pflichtreanimation
unter erschwerten Bedingungen (in Handschellen) ging es dann im
großen Autokorso, durch uns im Käfercabrio angeführt, zur Feierstätte.
Das war mein schönstes Erlebnis!
Timo Brüning
Fahrzeuge/Anhänger
Helfer
Dienststunden
SEG Einsätze
11
62
ca. 21.250
4
Im Jahr 2003 wurde die SEG Wunstorf zu zwei Akut-Einsätzen
alarmiert.
Im Mai des Jahres evakuieren die Einsatzkräfte gemeinsam mit zwei
weiteren Schnell-Einsatz-Gruppen der Region Hannover aufgrund eines
Brandes die Bewohner eines Altenheimes in Garbsen. Die Bewohner des
Heimes werden mit Rettungswagen, Behindertentransportern und Mannschaftswagen nach medizinischer Versorgung vor Ort in umliegende Altenheime gebracht. In Einzelfällen ist aber der Transport in ein Krankenhaus nötig. Insgesamt dauert der Einsatz etwas mehr als zwölf Stunden.
Gasexplosion im Bergwerk
Vier Monate später wird die SEG zu einer
Gasexplosion im Werk von Kali und Salz in
Bokeloh alarmiert. Die SEG-Einsatzkräfte
stehen über fünf Stunden auf dem Werksgelände in Bereitschaft, um die Arbeit der Feuerwehren abzusichern.
Weitere Großeinsätze gibt es für uns erneut
im Bereich der Sanitätsdienste: das Lichterfest
in Steinhude, die Stadtfeste Gehrden und Barsinghausen.
Darüber hinaus gibt es 69 „kleinere“ Sanitätsdienste. Beim Hannover-Marathon und einigen
Großkonzerten wie beispielsweise den Rolling
Stones unterstützen wir die hannoverschen
Kollegen. Besonders positiv für die SEG entwickelt sich die wertvolle
Zusammenarbeit mit dem Fliegerhorst Wunstorf und dem dort ansässigen
Sanitätsleitzentrum 140. Immer häufiger wird die SEG bei ihren Einsätzen
vom medizinischen, insbesondere notärztlichen Personal unterstützt.
„Steinhuder Meer in Flammen“ (SMIF) oder auch „Festliches Wochenende“
Leine-Zeitung, 2. Juli 2003
Wir schreiben August und sind auf dem Weg zum Meer, um dort ein
ganzes Wochenende an der Küste von Steinhude zu verbringen. Dort
haben wir vier große Zelte zum Schlafen, Essen, Kochen und Arbeiten
aufzubauen.
Das ist aber noch nicht alles, denn bekanntlich läuft ja nichts mehr
ohne Strom. Also werden noch einmal zwei Starkstromkabel vom
Minigolfplatz gezogen, und dann kann der große Dienst auch schon
beginnen. Die Zelte und Einsatzfahrzeuge sind nun mit Strom versorgt,
somit heißt es, die Sanitätsstreifen auf große Tour zu schicken und
nebenbei wird der Einsatzplanung von den Führungspersonen noch
der letzte „Schliff“ verpasst.
Zum Erhalt der Motivation werden Kartenspiele ausgegeben oder
man fragt bei den Kollegen vom DLRG mal nach einer kleinen Fahrt
auf dem Meer.
Und auch während des Feuerwerkes wird nicht geruht. Die „Streifen“
laufen durch die Menschenmassen und sind deshalb auch immer
präsent. Und auch unsere Leute
aus dem Techniktrupp bleiben
von der Arbeit nicht verschont,
denn wenn das Feuerwerk beginnt, schließen die Kassen und
die werden mit den Leuchtstoffen
unseres Techniktrupps versorgt.
Am Sonntag ist dann wieder
großes Räumen angesagt, nach
einer meist anstrengenden Nacht
packen dann noch einmal alle
mit an, so dass dann alle in ihr
schon „wartendes“ Bett fallen
können.
Dennis Rhode
1987
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2007
Schnell-Einsatz-Gruppe Wunstorf
Mein schönstes Erlebnis bei der SEG
Im Mai 2004 bin ich mit 16 Jahren in die SEG
eingetreten. Ich hatte damals große Erwartungen,
neue Fähigkeiten zu erlernen, welche für Mädchen eher untypisch sind.
Am Ende der Herbstferien desselben Jahres stand
nun der Einsatz für die Selbständige EvangelischLutherische Kirche (SELK) an: 500 Jugendliche
und ein paar Betreuer wollten von Donnerstag
bis Sonntag dreimal täglich verköstigt werden
- in einer hannoverschen Schule, die keine Kantine besaß! Ich dachte nur: „Na, das kann ja
heiter werden!" Vor allem, weil nur knapp acht
Personen das Ganze bewältigen sollten.
Ich sah mich schon des Nachts aufstehen und
nach Hannover fahren, weshalb ich mich fragte:
„Warum will ich das überhaupt machen in meinen
Ferien?“. Im Endeffekt war ich einfach neugierig.
Eine Sorge wurde mir schon zu Beginn genommen: das frühe Aufstehen. Auch wir bezogen
vor Ort einen Klassenraum (sogar mit einem
Radio!). Da die SEG bereits genügend Feldbetten besaß, mussten wir
nicht auf unbequemen Luftmatratzen schlafen.
Auf dem Schulhof bauten wir nach unserem Eintreffen das Wichtigste
zuerst auf: die zwei Küchenzelte, in denen gekocht werden sollte. Da
ich beim Beladen nicht mit dabei war, bekam ich große Augen beim
Abladen des LKWs. Mich schauten zwei Gefriertruhen und zwei
Kühlschränke an. Ich fragte gleich, ob die hier auch wirklich richtig
seien und wie wir die denn in Betrieb nehmen sollten? Wohlwollend
grinsten mich die anderen an. Aus einem anderen Auto wurde zu
zweit eine riesige, schwere Kiste gehoben. In ihr befanden sich Kabel.
Wie sich herausstellte, waren es nur zwei oder drei. Ich war wirklich
erstaunt, denn die Kabel waren zwei Finger dick und etliche Meter
lang. Diese Kabel haben sich als ganz schön schwer herausgestellt,
so dass man sie nur einzeln über der Schulter tragen konnte. Da in
einem Kühl-LKW einige Lebensmittel waren, welche schnellstmöglich
in die Gefriertruhen und die Kühlschränke mussten, sollten diese
zügig angeschlossen werden.
Ich hatte bis dahin noch nie so viel Milch, Wurst und Käse gesehen.
Für den Abend musste der Aufschnitt auch noch geschnitten werden.
Eine schwierige Aufgabe, aber da es eine Schneidemaschine gab,
wurde kurzer Prozess gemacht. Das Erstaunliche aber war, dass die
ausgehungerte Meute jeden Tag so gut wie alles aufgegessen hat
und wir immer für Nachschub sorgen mussten. Jeden Morgen haben
wir hunderte Brötchen aufgeschnitten, ich dachte der Berg nimmt
nie ein Ende. Die größte Angst hatte ich vor der Zubereitung des
Mittagessens, aber auch das war kein Problem. Ich wusste wirklich
nicht, wer die ganzen Schnitzel, Kartoffeln und Rotkohl essen sollte,
die jeweils zwei, drei Thermen zum Warmhalten füllten. Nach jeder
Mahlzeit war ich glücklich, dass alle satt waren. Es gab einem das
Gefühl, selbst etwas geschafft zu haben.
Am schönsten war jedoch die Gemeinschaft mit den Leuten und
Kollegen aus der SEG. Man hatte den Eindruck, als sei man auf einem
Campingausflug. Es wurde geredet, gekocht, gegessen und auch
miteinander gelacht. Es war, als wäre man eine Familie, die bloß für
ein paar Tage eine hungrige Menschenmenge zu versorgen hatte.
Schade, dass es diesen Einsatz nicht mehr gibt!
Katharina Kentrat
Das Jahr 2004
Fahrzeuge/Anhänger
Helfer
Dienststunden
SEG Einsätze
11
67
ca. 33.500
3
Ortspreis für Schnell-Einsatz-Gruppe
Bürgerinnen und Bürger stehen seit fast zwei Jahrzehnten im Mittelpunkt
der letzten Jahressitzung des Wunstorfer Ortsrates. Für besonderes
Engagement und ehrenamtliches Wirken zum Wohle des Gemeinwesens
werden Ortspreise vergeben.
Während der öffentlichen Sitzung im Saal der Abtei können nun Timo
Brüning und einige Vertreter der Schnell-Einsatz-Gruppe diese Auszeichnung entgegen nehmen. Laudator Siegfried Kröning ehrt die
Schnell-Einsatz-Gruppe der Johanniter unter Leitung von Timo Brüning.
Sie habe den Ortspreis verdient, weil sie selbstlos zum Wohle aller in
Not geratenen Menschen handele. Sie seien ehrenamtlich tätig und
rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr, einsatzbereit: die 65 Frauen
und Männer der Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) der Johanniter-Unfall-
Hilfe (JUH) Wunstorf. Seit ihrer Gründung im Jahre
1987 sind die Helfer der JUH in den unterschiedlichsten
Situationen eingesetzt worden. Alarmiert werden die
Helfer der SEG von der Rettungsleitstelle in Ronnenberg.
Binnen weniger Minuten können sie Rettungsmittel
oder technisches Equipment bereitstellen. Das Aufgabenspektrum umfasst die Unterstützung des Rettungsdienstes bei Einsatzspitzen, den Einsatz von Personal und Material beim Massenunfall mit Verletzten,
Evakuierungsmaßnahmen, technische Hilfeleistungen,
Sanitätsdienste, Schulsanitätsdienste, Koch- sowie Katastropheneinsätze im In- und Ausland. Zu den spektakulärsten Einsätzen der Johanniter zählten die ICEKatastrophe in Eschede sowie das Elbehochwasser.
„Voller Stolz und Freunde habe ich die Entscheidung
des Rates aufgenommen, den Ortspreis unserer SEG
zu verleihen", so der Leiter der SEG Timo Brüning.
Auszüge aus der Laudatio des Ortsrates Siegfried Kröning anlässlich der Verleihung
des Ortspreises der Stadt Wunstorf an die SEG Wunstorf
„Wer ist die SEG, die Schnell-Einsatz-Gruppe, die immer dann in
Erscheinung tritt, wenn Menschen in Not sind, die ihren Dienst
versieht bei Katastrophen, Unfällen, Feuer, Evakuierungen, auch bei
Mordfällen?
Die Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) ist eine ehrenamtlich wirkende
Einheit der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. des Ortsverbandes WunstorfSteinhuder Meer, dem als Ortsbeauftragter Harald Brandes vorsteht
und die ihre Dienststelle unter Leitung von Bernd Stühmann im Oktober 2003 von der Nonnenwiese in den Düendorfer Weg 9a verlegt
hat. Die Leitung der ehrenamtlichen Abteilung, also der SEG, liegt
seit dem Jahre 2003 in den Händen von Timo Brüning. Die Einheit
umfasst rund 70 aktive Helferinnen und Helfer aus dem Raum Wunstorf, Neustadt, Schaumburg und ist seit 1987 vornehmlich unter
Thomas Silbermann aufgebaut worden.
Die ehrenamtlich arbeitenden Mitglieder sind eingesetzt im Sanitätsdienst, im technischen Bereich, bei der Wartung von Fahrzeugen. Sie
übernehmen Betreuungsdienste und können sich auch der Verwaltungsarbeit nicht entziehen. Zur Verfügung steht ein Fuhrpark mit
zwölf Einsatzwagen, einer Feldküche sowie einem Einsatzleitfahrzeug.
Wesentliche Einsatzbereiche sind der Katastrophenschutz, Sanitätsdienste, „Stromeinsätze“. Den Einsatz regelt die Feuerwehr- und
Rettungsleitstelle der Region Hannover. (...)
Übergeordnetes Ziel der
„Wir haben alles, was Du brauchst.
Schnell-Einsatz-Gruppe der
Was wir nicht haben, brauchst Du
Johanniter ist es, mit huauch nicht!"
manitärer Hilfe die Not von
Menschen zu lindern. Als
Timo Brüning
im Juni 1998 auf dem Weg
ins spanische Toledo 254
Kinder aus Weißrussland in der Raststätte Garbsen Zwischenstation
machen, weil sie an der weißrussischpolnischen Grenze zwölf Stunden
aufgehalten worden sind, versorgen die engagierten Mitglieder der
SEG die ausgehungerten und durstigen
Kinder mit Erbsensuppe, Milchreis und
warmen Getränken.
Die kompetente Hilfe der ausgebildeten Helfer ist immer dann gefordert,
wenn mit umfangreicher technischer
Ausstattung gearbeitet werden muss
oder absehbar ist, dass die Arbeit mit
technischen Mitteln längere Zeit in
Anspruch nimmt. Deshalb ist es von Timo Brüning und
großer Wichtigkeit, dass möglichst Thomas Silbermann
viele Helfer im Laufe der Mitgliedschaft
eine Ausbildung zum Rettungssanitäter
durchlaufen, um bei Großeinsätzen wie dem Zugunglück in Eschede
möglichst kompetente Hilfe leisten zu können.
So ist es unabdingbar, dass die Verantwortlichen der SEG permanent
ein Aus-, Fort- und Weiterbildungsprogramm vorhalten müssen. Diese
Programme sollen motivieren, immer bessere Qualifikationen zu erreichen,
aber sie sind für die Bewältigung der anfallenden Aufgaben auch
zwingend notwendig. (...)
Mit der Schnell-Einsatz-Gruppe der Johanniter besitzt Wunstorf einen
engagierten Kreis ehrenamtlich tätiger Menschen, der immer dann in
Erscheinung tritt, wenn Hilfe, von welcher Art auch immer, benötigt
wird. Timo Brüning fasst das Leitmotiv der SEG wie folgt zusammen:
„Wir Johanniter der SEG stehen für unsere Mitmenschen jederzeit rund
um die Uhr ein mit unserer Kraft und unserem Können." (...)
Es wird deutlich: Die Schnell-Einsatz-Gruppe des Johanniter unter
Leitung von Timo Brüning hat den Ortspreis des Ortsrates der Stadt
Wunstorf verdient, weil sie selbstlos zum Wohle aller in Not geratenen
Menschen handelt und sich damit der Hilfeleistungen für die Gemeinschaft der Menschen nicht verschließt.“