Defekt! - philipp giselbrecht literature
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Defekt! - philipp giselbrecht literature
Defekt! Unzusammenhängende Aufzeichnungen im literarischen Kontext, ein Erklärungsversuch nach Montaigne Philipp Giselbrecht Erstellungsjahr: 2010 Ich bin gross und lache gern. Mein Augen rollen sich dann immer nach unten. Mein Gesicht wird so breit wie das einer Ente. Zumindest fühle ich mich immer so. Mail or die. Diese Welt ist ein Schein. Ich bewege mich zum Fenster. Betrachte die Lichter der Stadt wie sie so funkeln. Hell, dunkel, hell. Rot und Weiss. Ich sehe ein Licht in den Häuser, was sich wohl da drinnen tun mag. Wer sinniert, wer macht, wer bewegt. Einzelne oder Familien am Werken Ihres Lebens. Ich verstehe es nicht, begreife es nicht. Nichts. Ich bin entrückt in ein Leben voller Subjektivität. Untitled, Jul 2010 Wir müssen diese Welt so sehr schützen. Sie beherbergt Leben. Leben gilt es zu schützen. Lasst uns erLEBEN, erheben, tun, denken, schlafen, träumen, lesen. Menschen bilden Strukturen, machen Prozesse, Ordnen, Jedoch es ist nichts zu ordnen, jeder Ordnungsgedanke ist subjektiv. die Gemeinschaft denkt doch als kollektiv ebenfalls subjektiv, addressiert an alle, postuliert von einigen, und gleichzeitig und schlussendlich an sich selber als immanent nachhaltige Zelle. Unternehmen, Staaten, Rassen, Tiere, alles stirbt, immerwieder, und doch ohne Struktur, und plötzlich, die der Mensch, so rasend, so erbost (so am Leben) plötzlich löst, und vernichtet und errichtet. Als Kollektiv zu leben ist doch verächtlich ... und gleichzeitig nicht möglich, denn jeder ist sich selbst der nächste. das wissen wir doch alle. Ich mag Gemeinschaften nicht. Sie hindern mich am erLeben. Zum Nomaden gemacht, wahrscheinlich. Ja, es fehlt die Kommunikation, die Interaktion ist abhanden, doch das Leben ist gänzlich für mich es nährt mich, ich tue und verrichte, esse und höre, wir leben gemeinsam, ich und mein Leben, ohne Kommentar und Schablone,, Freiheit bleibt singulär und nicht partiell. Der Kampf ist sich zu fügen oder nicht, bitte nicht ... vielleicht als Kompromiss, mehr nicht ... Lasst uns doch einfach leben, denn wir sind am Leben. Anew the prayer, anew the promise I am waiting for the growing of my hair. Soon they are going to cover my face. Recently my mind became so unfocused. I drift, I drown in the vast array of thoughts which I am unable to extract meaning. This deprives me from my present. I am lost in the next second to come. All alone in this vacuum. Sitting on a float unable to figure where land will appear. I am thinking about my philosophy, my hollow spirit, the meaning of all; which I have been acquainted with for such a long time. Is it true, I mean reality, yes or no? Music replenishes me with mood. Emotions which I usually hide. Whispering lyrics, humming to melody, heart beating to bass lines nurture my soul. I am so eclectic. So is my music. So are my feelings. I start to meditate in this infinity. I am looking for the last resort, the endless water, the highest peaks. I am seeking and finding my destiny with the help of god. Awaiting events which flatter me. Surely the gods will carve this face - will let it wither. Will let grow my hair. Will let me find myself - sometimes, but not now. Birds are passing by my window front. I wonder. I whisper silently what a friend of mine has told me recently: Did you know that experts still have not found out why flying is possible? Weg oder ich bin weg oh, du guter geist, dass du nicht weisst, wie ich heiss. begreif ich das all als intervall, meiner zeit. als reiz. meinerseits. papier, ich hier, mein stift, ein gericht, meiner kritik. schrift, ja es betrifft, die fantasie des geists, bereits, als verständnis, als erkenntnis, eines neuen seins, eins, mit mir, hier, für immer fort, mein wort, kein rand, für meinen verstand. Im Flugzeug, während eines Flugs. Auf so eine Weise, meiner Reise, leise, im Schritt, durch's Mutterland, Heinland, ritt, geschwind, ich mit Kraft, bedacht, erwacht, schätze ich Gegebenes, sich ergebendes, bewegendes, meine Dinge, finde, in Harmonie, meiner Manie, beib stehen Moment! Ich weill Ruh, nur, pur, im Gleichschlag meiner Uhr, mein Herz ist still, der Pfad am End, verschwind ich in mir, ohne Wirr, endlich klar, endlich wahr! Schnee macht weiss, auf Geheiss, Vergangenes, banges, und bedeckt, mein Versteck. Untitled Weil ich nicht weiss, wie ich heiss, in einer Bahn, voller Wahn, beweg ich mich, Immer nur als ich, entwich, mein Geist, so feist, in ein eigenes Reich, tief in mir, frier, epochal, ja banal, internal, ganz normal, und doch, erpocht, im Krampf, sanft, wiegend, erschliessend, das kleine ich, so sanft. Philippinnen Als Insel, wie ein Klecks des Pinsel, als blau, als rot, als weiss, wie heiss, auf der Suche nach Kultur, nur, ohne Struktur, die Identität, fehlt, mein Verdacht, es gibt keine Kraft, die Kinder sind doch nicht die Erfinder? die Männer als Ränder, die Frauen erbauen, und doch alle faulen, als Nation, eine Kapitulation, seit Gedenken, am Verwelken, so lass sein die Geschichte, als Geschichte, von Innen raus, erbraust, ein Beginn, beginn! es braucht eine Bildung, ohne Verwindung, es braucht ein Wissen, nicht verbissen, ein Strang, ein Drang, zusammen als Eins, in die neue Zeit, weit, hinein, ja rein Mit Palmen grün, mit Boot rot, mit Meeren tief, mit Sonne hoch, mit Mensch weit - jetzt seid bereit! #Theorie - Asien gleicht sich immer mehr aneinander an, Mai 2009 Egal ob ich mich in Thailand befinde, Singapore oder Tokyo. Alles ist ähnlich. Gemeinesame Werte sind: – Hang zum überschwänglichen Kapitalismus. Unglaubliche Mengen an Waren werden benötigt und ohne zu Hinterfragen konsumiert. – Begrenzter Sinn zur Nachhaltigkeit (jedoch Gedanke der Effizienz bereits vorhanden) – Buddhismus – Werte werden von alten Personen an Junge weitergegeben, kollektivistische Kultur – Kindlichkeit – Primitivität (als Statusgedanke) – Mangelnde Internationalität (mein Volk ist besser als die andere Kultur), kein Indikator vorhanden – Hohe Lautstärke – Keine Rücksichtnahme #Theorie - Schritte verändern die Stadt, Mai 2009 Durch die unterschiedlichen Größen von Europäern treten unterschiedliche Geschwindkeiten auf. Als Hypothese sind die asiatischen so homogen weil sie, die Asiaten, doch alle die gleiche Körpergrösse haben. Daher die europäische Dynamik. Lebensprogramm „Meister seiner Effizienz“, Mai 2009 Nach den Asimov’schen Prinzipien nach einem Programm für die kollektive Programmierens eines gemeinsamen Geistes, lege ich folgende gemeinsame Werte fest. Positiv sowie gleichsam negativ formuliert: 1 positiv) Lebe bewusst Seize the moment Carpe diem 1 negativ) Do not waste time 2 positiv) Enjoy your resources 2 negativ) Do not consume Do not waste money 3 positiv) Consume together 3 negativ) Do not take from others Die Prämisse dieser Grundsätze lautet: Trust in the supply of goods. Yesterday I sat in Singapore. I lived there for some 3+ years. Then I decided to return home. I left my habitat to start life in Europe. Now I am back in Austria. Just here. Viva life! Has to let this go! Aug 2010 Ich lasse vorbeiziehen. Ziehe selbst an Dingen vorbei. Ich gebe zu verstehen, dass ich mich zurücknehme. Es gibt so vieles was nicht meines ist, dass ich nicht erstreben will. Ich denke oft, dass ich nicht nach meiner eigenen oder einer fremden Vorstellungen einer Gesellschaft oder Kultur leben will. Im Moment gibt es niemanden, den ich hören will. Ich habe schlichtweg kein Vertrauen. Es ist diese Verrücktheit (im eigentlichen Sinne), ja Entrücktheit, die mich ausmacht – die mich manchmal zu erdrücken scheint. Es scheint, ich bin frei, weil ich nicht glaube. Ich habe 3,5 Jahre vor mich hin gearbeitet. Was folgt nun, nach der Tätigkeit des Arbeitens? Es braucht den Moment, um nicht zu zerbrechen. (sinngemäss nach Matt Berninger) Es sind die Möglichkeiten, die mich zerbrechen lassen. Jeder kann zusammenbrechen. Und um nicht zusammenzubrechen, dazu braucht's schon ein Mensch. (sinngemäß nach John Steinbeck) Zwischen Himmel und Höhle, genau dort, am Rande des Horizonts, als Zwischenwelt, leuchtet der See golden. Darüber eine Wand an grauen Wolken und genau darunter ihnen ein Film, der nur Regen so zeichnen kann. Glitzernd und mit neuen Farben zeichnet sich eine Landschaft. Grau, Violett und blau in tausend Zwischentönen einer undefinierten Farbpalette. Der Fleck auf dem See, der durch die Wolkendecke dringt, leuchtet so stark. Und lässt vermuten, dass Gott ihn direkt geschickt hat, um die Menschen der Gegend zu erheitern. Sodass sie den Schildbürgern gleich, die Eimer aus den Häusern holen, um das Licht hineinzutragen, in die Stube, Schlaf- und Kinderzimmer. Nur durch dieses kurzfristige Erstrahlen werden die Wellen als solche erkennbar. Die Berge im Hintergrund verleihen dem Fleck noch stärke Bedeutung und vor allem Tiefe. Lass erleuchten unsere Täler und Seen, und erfreuen die Menschen daran, dass die Herrlichkeit so erstrahlt, glitzernd und lustig im leichten Wellengang. Die Wolken geben das Licht frei und nehmen es im nächsten Moment wieder. Sanftmütig, in einer schwebenden Art und Weise. Ein lichtweiser Film am Himmelsstreifen gibt die Umrisse des Nadelwadels zu erkennen. Der Streifen steigt auf, gleich wie andere Himmelskörper. Der Glanz der Sterne leuchtet nunmehr unstet. Der Frühherbst macht sich erkennbar. Die Wiesen sammeln tau. Der Himmel sammelt eine Diesigkeit, hinter der er sich versteckt. Die Berge sind als dunkle Streifen am Ende des Horizonts sichtbar. Durch den Wolkenfilm leuchtet ein Stern. Es ist das Sonnenlicht das auf die Fensterfront eines Gebäudes trifft und spiegelnd zurückgeworfen wird. Ich fahre mit dem Fahrrad den Eschach entlang, dem Glitzern entgegen. Wie im Lichtermeer verschwindet die Landschaft um mich während der Fahrtwind mein Haar zärtlich hebt und streichelt. Die Zärtlichkeit der Natur streichelt meinen Nacken während ich den Kopf auf die Schulter lege. Ich spüre die Temperatur nicht mehr, ich spüre mich nicht mehr, ich spüre nurmehr den Atem dieser Heimat laut und leise schnaufen. Im selben Takt wie mein Atem. Hüsle, Feb 2005 Peter ist alleine. Sie ist nicht einsam. Sie ist auf einer seltsamen Höhe angekommen. In diesem Falle Seehöhe 1700 m - sitzt sie alleine im Bett, sich fest an eine Daunendecke kuschelnd. Es ist mittlerweile 19:00 stellt sich nach prüfendem Blick auf ihre Armbanduhr fest. Sie sitzt im Bett. Es ist kalt saukalt – nicht bitterkalt. Sie befindet sich auf einer Hütte – im Montafonerischem Gätterhüsle genannt. Im Hintergrund surrt der Elektro-Ofen und schmatzt das Feuer zufrieden. Der Tag geht zu Ende – ohne Schall, ohne Rauch. Geredet wurde seit der Ankunft auf der Hütte nicht. 2 Tage sind seither vergangen. Geschwafel gebraucht es hier oben nicht. Hier geht es um Feuer machen, Schnee schaufeln. Wesentliche Aufgaben, die ein einfaches Leben füllen können. Peter mag einfache Leben. „Es ist schon genug schwierig, da muss es das eigene Leben nicht auch noch sein“ sagt sie sich im Nebel sitzend. Warum nachdenken, warum alles in Schubladen sortieren, warum gesagtes bereuen, warum nur? Wo ist das Leben, wo ist der Kern. „Ja zum Spaß“ ist Peter zu einfach, denn Spaß zu erzeugen ist nicht einfach. Kraft entsteht durch Leben – vis ut vivas - steht geritzt in der Mitte des Hüsles. Neben dem Schriftzug befindet sich ein Bild mit einem kleinen Trog platziert auf einer Metallplatte. Dieser ist an die Kastenwand genagelt. Ein Mönch trägt dort ein Kind auf den Schultern. Der Gottgläubige könnte in dieser Hütte wohnen, denkt sie sich. Die Kinder wären dann die Bewohner. Und in den Trog müsste Quellwasser zu Weihwasser werden. Im Hintergrund hört sie stimmen der Vergangenheit, die sie aufschrecken lassen. Sie trinkt die Gedanken des Gewesenen: Menschen im Beruf müssen kommunikativ sein lautet eine Aussage, die sie nun von sich schütteln möchte. Alleine zu sein ist schön, Einsamkeit ist trotzdem der größte Feind des Menschen. Er nagt und zerstört. Leute sehen in anderen Leuten nur sich selber. Solchige Aussagen sind ihrer eigen geworden – Lebensprinzipien, die sich schleichend verinnerlicht haben. Schubladen, die sie jetzt und hier auf 1700 Meter öffnet, sollten geschlossen bleiben. Das Feuer hat aufgehört zu schmatzen. Dann lege ich mal neues Holz nach. So einfach, denkt sie summend. Grazer Zeit, Herbst 2003 Sag es laut, wenn du mich liebst. wer wen wann wie liebt? Liebe, an die ich nicht mehr zu glauben wage und nach der ich mich gleichzeitig sehne. Welche Liebe denn? Eine zarte oder eine fürsorgliche. Passt das zu meiner vorgegebenen Härte und zu meiner offen zur Schau getragenen Unabhängigkeit. Es ist keine Liebe, die mich am Leben hält. Es ist ein Trachten nach mir selbst. Ein ewiges in sich hineinschauen und dann doch nur wieder sich selber finden. Das genügt aber nicht mehr. All die Ablenkungen des Alltags münden in ein notorisches sich selber sein wollen. Doch das ich ist doch schon lange verloren gegangen. War es denn jemals hier? denn mich selber erkannt habe ich doch stets nicht. Verleugnet und verkleinert stehe ich da, grinse in eine gruppe hinein, ziehe mich passend an und versuche mir ein system in den hosentaschen anzugewöhnen, denn das braucht man heutzutage. Ablenkung finde ich keine, denn worauf sollte ich mich denn konzentrieren? Ich bleibe doch stets immer ich bezogen. Das ist zwar wahrhaftig, aber nicht einzigartig, denn so ist doch jeder. Diese andauernde subjektivität sollte niemals objektiv werden, denn objektiv Subjektives sehen geht ja nicht. Die Blickwinkel bleiben gleich, auch wenn sich die Abstände andauernd verändern. Mal schaue ich in die Weite und dann ist mein Blick wieder an ein Objekt gefesselt. Meine Sensorik wird stets durch Äusserlichkeiten, meine Motorik funktioniert nur intern und mit Ruhe. Eine Stille. Nach der ich mich sehne, dich ich nicht mehr aushalte. Gezwängt sitze ich zwischen Wänden, die sich immer näher zu bewegen scheinen. Ich bin gefangen, vor mir ich, hinter mich ich und wenn ich mich betrachte, wieder ich. Warum immer ich? Warum versuche ich zu gleiten. Mich immer wieder neu zu erfinden, wenn mein spiegelbild sich doch immer gleicht. Abends bin ich bleich, mittags lustlos, nachmittags zu vergessen und abends blicke ich bleich und lustlost in die Weite. Das Weite ist mir näher, denn in der Weite bin ich mir nahe. Doch was entgegnet mein Geist darauf. Er erinnert sich an Sprüche, die klingen und nachhallen lauter als ich sie empfunden habe, als ich sie zum ersten Mal hörte. Sie klingen und besagen: Was ist das Gegenteil von Liebe? Schmerz, Depression, Verachtung. Nein. Gleichgültigkeit. Was ist das gegenteil von Schmerz? Gleichgültigkeit. Und was von Depression? Gleichgültigkeit. Ach es holt mich ein und die Worte scheinen sich zu vertauschen. Was bleibt? Gleichgültigkeit. Es holt mich ein, obschon ich die Geschwindigkeit verändere. Koche schneller, rede schneller, mache Spässe, hastig und unredseelig, geschwind von hier nach dort. Nur wohin? Zwar in Bewegung, doch ohne Ziel, weder, wie es der Ökonom es ausdrücken würden, operativ oder strategisch? Ich bin operativ unstrategisch und oder strategisch unoperativ. Und die Wirtschaft ist genauso geschwind. now it's real i am on my way to mars. leaving twilight zone. after an empty cosmodom. sagt der Pop-Künstler Xavier Naidoo und Radiohead entgegnet gravity kills. Nur was entgegne ich? Gibt es Aussagen, die von meinem Mund kommen und die ich mit Gemach aussprechen kann ohne sie dann wieder zurückzuziehen. Gibt es Dinge, die ich ohne Hintergedanken von mir gebe. Dinge, die frei sind von zuviel Gedanken, die schweben, von Impulsivität und Spontanität getrieben sind. Im Vakuum und nur durch einen Fingerzeig bewegt. Nicht mehr und wenn dann sind sie schon fortgetrieben. Die Unbefangenheit ist vorbei. Willkommen in der Wirklichkeit. Träumereien sind vergessen bevor sie begonnen haben. So als hätten sie den faden Nachgeschmack von Vorvorgestern. Träumereien bringen nichts weiter. Sie sind unoperativ und strategisch nur im Kopf, doch sie verzehren und verdrehen. Sie sind nicht geschwind, sondern nachhaltig. Und eine Aussage kann ich auch nicht mehr finden, denn ich vergesse sie immer mehr. Träume, die ich nicht mehr merke sind vergessen, sobald ich wieder in die Wirklichkeit eintauche. Willkommen! This is not America. America als Metapher meiner Träume. Amerika als Land, nach dem sich die Menschheit gesehnt hat und die so unglücklich verlaufen ist, dass die Träne der Freiheit und Unbegrenztheit mitweint. Es wurde entdeckt, der Traum also wahr. Und dann wurde getötet, geraubt und vernichtet. Es wurde transportiert und transperiert, sodass es sich nicht mehr weiter entwickeln konnte. Die Plünderungen hörten nicht mehr auf. Heute steht dieses goldene america mit plärrendem Uncle Sam, vor all den anderen und predigt eine Vision, denen niemand mehr folgen mag. Gleich wie ich. Ohne Träume und ohne Gefolgschaft stehe ich hier und predige zu mir selbst und bin gulden, doch eigentlich pechschwarz. Und die Träume sind nicht-exsistent. This is not america. Wahrheit und Richtigkeit sind surreal. Sie sind genauso nichtexsistent, denn sie verdienen es nicht mehr in den Vordergrund zu stehen. Gleich wie die Tugenden, die ein Eingliedern in die Gesellschaft möglich machen. Wo sind diese? Nirgends. Wo bin ich? Im Nirgendwo. Und womöglich dort gut angekommen. Neues, nein, Jan 2003 Ruhe im angesichts des Lampenlichts bedeutet mir viel, Selbst die Umrisse meines Schattens bleiben still und lebelos, Schattierungen sind auf der glatten Wand keine. Blitze der Erinnerungen kehren in dieser Ruhe wieder, kehren wieder, nachdem man sie vergessen glaubte, Kreativität sprudelt wieder hervor wird aber gleich wieder vergessen, liegen bleiben, abschalten, vergessen... neuerdings chillen. Ach, Welt lass mich alleine, will keine Bewegung machen, selbst die Augenlieder sollen entweder tagträumerisch oben bleiben, oder sich müde und leicht zuckend schließen und meinem Geist den Weg in die Befreiung und Abgeschiedenheit ebnen. Verschwommen, aber klar. Ja, es ist Nacht. Nicht nur im Kopf. Neues, gibt es nichts. Altes auch nichts. Gestern ist wie heute, wie morgen. Tag ein ist wie Tag aus. Augen zu, Augen auf. Selbst den Sandmann sehe ich nicht mehr. Allee, Sommer 2010 Zwischen den Bäumen leuchtet das goldene Licht auf einen Schwarm von Mücken, die sich dem Wind nach bewegen. Sie fliegen vorwärts und dann wieder rückwärts gemäß dem vorbeiwehenden Windhauchs. Ein Schwarm Freiheit. Nur sichtbar durch das so goldene Licht. Das Eichblatt wird nur teilweise beleuchtet. Ein kleiner Teil bleibt im Schatten dunkelgrün während der Rest im satten Neongrün erstrahlt. Die Blätter, die jetzt bald von den Bäumen fallen werden, flattern im Rhythmus der Luft. Ich denke dass ich in einer so unwirklichen Welt voller Seifenblasen oder am Grund eines Meeres von einem Schwarm Fischen gefangen bin. So idyllisch und unwirtlich ist die Umgebung in der ich vergnügt manchmal schneller manchmal langsamer in die Pedale des Fahrrads trete um die Allee des Lichts weiter zu befahren. Der Wind streift sanft durch die Haare. Die Augen blinzeln und tränen im Takt der inneren Aufgeregtheit. Die Luft sie riecht nach Frische und Neuheit. Der Mund bleibt trocken. Es schmeckt. Den Bodensee so Nahe, auf Heimatboden, muss ich lachen, nurmehr lachen vor Glück. Mama + Papa, Sommer 2010 Ich schaue so grade wie meine Mutter. Ich verfüge über die gleiche Körperhaltung wie mein Vater. Wie er sitze ich gebeugt, krumm mit dem Kinn in der Hand und dem Ellbogen gestützt auf dem Tisch da. Wähgend und wähnend sitze ich beim Essen, blicke in das Gesicht meines Vaters. Seine Augen blicken mich an. Er sucht sich selbst in mir, ich sehe mich selbst in ihm. Es ist klar. Immer wenn ich Mama besuchen gehe, sitzt sie da – ihre gesamte Aufmerksamkeit ruht dann auf mir. Im Hintergrund, den Essenstisch umrandend, liegen lose Gegenstände in einer sehr eigenen Kontextlosigkeit. Die schönen Wedgewood Tassen im Holzschrank, die Silberkugel auf dem Tisch, Fotos auf dem Fensterbrett und ein Bild, das Obst illustriert und mit der Aufschrift „ Eat more fruit“ versehen ist. Gleichzeitig erfasst sie den Raum mit Schwankungen. Eine Distanz tut sich auf. Meine Mutter lächelt zu Beginn des Gesprächs leer in das Zimmer. Der Kaffee ist voll eingeschenkt. Papa denkt stets mit seinen Fingerspitzen. Er formt die Arme und Hände so, dass sich die Kuppen berühren können. Er murmelt. Wenn er die Lösung entdeckt, dann beginnt er mit Erklärungen und Erläuterungen, die ich nie begreife. Er sieht mich an, spricht unentwegt während er neue, weitere Gedanken fasst. Er weiss es, einfach weil es logisch sei. Klar ist es im Moment geworden. Prompt und unmittelbar. Und jetzt greift er die Sache an. Lärm entsteht, Werkzeuge werden verwendet in voller Bewegung seines Körpers – es wird gemacht. Getan und gefasst, so als sei das Tun, das wofür man ist. Mit Freude am schaffen, still und mit Kraft, klein und geduckt am machen mit Respekt vor dem Material und Dingen. So auch Sprache, so die Welt, so er. Mutter hat immer eine Geschichte. Sie zeigt sich stark interessiert an Anderen. Sie trifft immer jemanden. Sie weint bei Hochzeiten und lacht bei Geburten. Dankbar beginnt sie dann zu schwätzen. Sie lacht lautstark über einen Witz. Bei schweren Schicksalschlägen wird sie gleich leise und zuckt zusammen als befinde sie sich soeben in der selben Situation. Sie lebt, nicht singulär, als eigene Person, sondern mit. Immer mit. Sie ist dabei, lieber als Statist - da fühlt sie sich wohler. Dann geht sie weiter, bis sie wieder jemand trifft. Sie grüsst und schaut freundlich. Dann beginnt sie erneut zu schwätzen. Papa's Augen werden mit dem Alter immer blauer. Der braune Teint hat sich tief in sein Gesicht gebrannt. Die Bewegung sind ruhiger geworden. Er isst auch lieber jetzt. Er wirkt zufrieden als sei sein Werk vollbracht, als wisse er wie der Rest zu lösen sei. Anruf, Sommer 2010 Ich warte auf einen Anruf, er kommt nicht. Ich beginne nachzudenken. Die Nervosität streife ich mit einem Schluck Wasser ab. Warum kommt er denn nicht, ich warte doch so sehr darauf. Liegt es an mir, dass mein Telefon so selten läutet. Ich habe doch selbst letzthin angerufen, und niemand hat abgenommen. Einen Anruf nicht annehmen ist sowieso ungerecht. Es ist, als wenn mich jemand ansprechen würde, und ich schwiege einfach. Ich selbst traue mich das gar nicht. Es würde mich sozusagen nervös machen. Wenn ich mit Personen nicht verkehren mag, dann lass ich sie das sehr direkt spüren. Oder gebe erst gar nicht meine Telefonnummer preis. Ich muss wohl zur Kenntnis nehmen, dass ich nicht angerufen werde. Jetzt habe ich schlechte Laune. A man needs to be driven by spirit. Ode an die Heimat, 2010 Die Wiese so grün, der Wald so dicht.Die Kühe so zahm. Gleich den Menschen. Der See schimmert im melancholischen blau, in grün oder violett. Als Spiegelung des Himmels zelebriert er eine unendliche Farbpalette an Stimmungen. Die sich ebengleich im Volke finden lässt. Die Luft ist klar. So geordnet das Leben der Leute. Begrenzt durch Berge treten Täler in Erscheinung. Der See gibt einen unendlichen Horizont frei, versieht das Land mit Weite und Tiefe. Das Wasser zeichnet eine starke Umrandung dieser Gegend. Der Boden ist lehmig. Saftige Wiesen erstrecken sich über die hügelige Ebene. Der Regen ergiesst sich täglich. Die schweren Wolken ziehen langsam und schwer die Berge hinauf. Kurz darauf verschwinden sie vollends im Nichts des Himmels. Mit der Sonne erstrahlt diese Welt. Eine Idylle wird frei. Das Licht zeigt die penible Pflege der Landschaft durch ihre Bewohner. An alle Träumer!, Herbst 2010 Ich träume. Habe immer geträumt. Fliege über Seen, Berge und Länder. Lebe hoch im Himmel und tief unter Wasser – sehr weit weg von allen, allem. Und dies als Zustand immerstet. Oftmals verliere ich die Nähe zur Gegenwart, zum Hier und Jetzt. Stelle keine Fragen mehr wie, was, wofür. Befinde mich im für mich geschlossenem Raum, ohne Zeit, so klar - ohne etwas zu denken, nichts erblickend, nichts erkennend. Drifte also weg. Oder summe eine Melodie vor mich hin, die ich weder kenne noch erfinde. Alles scheint dann fern. Ich habe den Boden zu den Füssen verloren, zu Freunden, zu Dingen, zur Vergangenheit, zu den eigenen Interessen. Habe alles verloren, mich selbst inklusive. Gleite hinweg und verlebe Zeit. Das bin ich mir teils sehr leid. Denn eine weitere Ebene im eigentlichen Sinne gibt es keine. Es ist schlichter Zeitvertreib, das Hobby den Sinn zu verlieren. Oder ihn einfach zu negieren. Tagträumen unendlich. Träumen ist nicht verkehrt, träumt weiter, doch bitte nicht immerstet, vielmehr kontrolliert, auf sich selbst schauend, womöglich gar bewusst. I am from Alaska. Ich sitze in diesem Haus. Seit meiner Kindheit bewege ich mich in ihm. Ich bin die Treppen zum oberen Stock in allen Geschwindigkeiten abgelaufen, mal bin ich gerannt, mal geschlichten, mal auf Zehenspitzen die Stufen aus Buche abgegangen. Es hat mein Vater anhand von Plänen meines Onkels fertiggestellt. Mit eigenen Händen hat er aus den Boden heraufgezogen. Ich bin diesem Gebäude immer treu geblieben. Zwar habe ich in Wohnung oder besser Zimmern von Graz, Bangkok, Mailand und Singapur gehaust, aber seelisch bin ich nur mit diesem Betonwerk eine Verbindung eingegangen. Ich bin gewöhnt ein Zimmer als ein Reich anzusehen. Es ist ein Königtum auf wenigen Quadratmetern. Das Tolle an diesem Raum ist das ich einen Turm sehe. Den Pfänderturm. Es ist eine Nadel als Funkmast erbaut, der weit weg vom Bodensee aus erblickbar ist. Er ist in Rot Weiss, so wie die Landesflagge dieses Landes. Es ist ein technisches Monument, dass den Anfang einer Zeit symbolisierte, und nun als Erinnerung. Life is a happy war. (10/2010) My dad should have told me to foresee when to shut up. I have to prove him wrong. Then I will be free and able to talk what's on my mind. Ich mag monotones Arbeiten. Heute habe ich eine Fuge rund um eines hölzernen Fensterrahmes mit Dämmwolle gestopft. Eine Spachtel hat mir die Arbeit erleichtert. Ich war zufrieden als ich wie wild mit der linken bzw. rechten Spitze der Spachtel die Wolle in den Schlitz quetschte. Ich konzentrierte mich auf die Arbeit während ich teils gedanklich abdriftete. Auf dem Dach unseres Hauses fiel mir das nicht sonderlich schwer. Das gutes Tätig sein kam mir gelegen. Von den glänzenden Menschen oder vom Nichts tun. Es sind zuviele Geschichten um Sie alle erzählen zu wollen. Ein Szenarium als Beruf, 2010 Eine Firma (Größe des Unternehmens > 5000 Mitarbeiter) hat beschlossen die Geschäftstätigkeit der Region in fernem Südostasien zu stärken. Die Geschäfte der überregionalen Verkaufsorganisation in Singapur liefen gut. Steigerungsraten von teilweise über 50 % wurden erzielt. Der dort eingesetzte Filialleiter, der die Tochter aufgebaut hatte und diese seit 10 Jahren betrieb, sollte unterstützt werden. Das Management beschloss dafür in drei Vertriebsregionen (Vietnam, Philippinnen und Indonesien) sogenannte Brandmanager einzusetzen, die einerseits den Verkauf ankurbelten und andererseits für einen geordneten, kaufmännischen Aufbau in Singapur zuständig sind. Das Schulungsprogramm dieser Verkäufer belief sich auf 6 Wochen am Stammwerk in Europa bevor diese in Südostasien eingesetzt werden sollten. Der ursprungliche Plan sah vor diese Brandmanager (alle im Alter zwischen 25-30 Jahre) für 1 Jahr in Singapur einzusetzen bevor sie in ihr Absatzgebiet gesendet werden. Nach 2 weiteren Jahren im Verkaufsgebiet sollten sie in die Zentrale nach Europa zurückkehren, so eine mündliche Vereinbarung. Im Bewerbungsgespräch hat man erfragt ob ein ein Einsatz von 5 Jahre im Ausland möglich ist. Schriftlich wurde nichts mit dem Arbeitnehmer ausgemacht. Die Märkte zogen weiter an und so beschloss man im Management den ersten Brandmanager nach Vietnam zu senden. Dieser Markt hatte in der Region das größte Potenzial und erste Erfolge mit neuen Kunden konnten erzielt werden. Der Brandmanager hatte die Aufgabe ein Büro zu sichten und dieses den Vorgaben entsprechend auszustatten und mit vietnamnesischen Personal zu besetzen. Nach einem Jahr und 9 Monaten erfolgte der Abflug. Meetings zum Zwecke einer Abstimmung am regionalen Standort sollten jeden 3 Monat abgehalten werden. Die anderen Brandmanager führten ihren Job weiter gut aus. So konnten Singapurianer rekrutiert werden, die immer mehr die Aufgaben der Brandmanager übernahmen und so zu einem fortschreiden Wachstum beitragen. Es verging ein Zeitraum von 1.5 Jahren. Die Situation in Vietnam erwiess sich als schwierig, doch die Verkaufszahlen sprachen eine klare Sprache: Bleiben und neue Geschäfte abschliessen. Brandmanager 1 machte einen guten Job. Der zuletzt angeworbene Brandmanager, Nummer 3,beschloss nach 2 Jahren das Weite zu suchen und heuerte bei einer Bank in Singapur an. Er kündigte mündlich an einem Freitag. Kurz nachdem dieser seine Entscheidung bekannt gegeben hatte, zitierte der Filialleiter seinen anderen Brandmanager ins Büro und bot ihm an, seine Geschäftstätigkeit weiter so zu betreiben und den Markt des ausscheidenden Mitarbeiters, Indonesien, zu übernehmen. Das Wochenende begann und es fand sich Zeit über Optionen nachzudenken: a) Der Brandmanager 2 war ein Kind der Freude. Er entschloss immer spontan das zu machen was ihm als günstig und logisch erschien. Klarerweise übernahm er den Job und machte ihn weiter so, eben wie es ihm aufgetragen wurde. Er wartete auf das Vergehen von Zeit, automatisch würde er dann in eine aussichtsreiche Position kommen. b) Der Verkaufsleiter 2 fühlte sich bei dieser Angelegenheit nicht wohl. Neben der Baustelle philippinischer Markt sollte er weiters den indonesischen Markt übernehmen. Mehr unterwegs sein schien ihm nicht sehr vielversprechend. Er überzeugte den Filialleiter doch einen lokalen Verkäufer einzusetzen und so die Möglichkeit eines Organisationsaufbaus in Singapur zuzulassen, sprich nicht nur Personen kaukasischer Abstammung einzufliegen, sondern Personen aus Singapur die Chance zu geben. c) Brandmanager 2 drehte durch. Er hatte sowieso innerlich schon gekündigt. Aus seinem Einsatz in Manila macht er sich nichts mehr. Er hat da sowieso nach 2.,3. Reisen nicht mehr hingewollt. Leben dort niemals. Er wollte diese Nachricht nurmehr seinem Boss mitteilen. Der andere Brandmanager mit dem er gut kollegenhaft umgehen konnte, hat ja bereits schon das Weite gesucht. Er beschloss jetzt ist genug von Versprechungen und Ungeregeltheiten, er nahm das „verdiente“ Geld und ging zurück nach Europa. Asien war für ihn eh nur ein Übergang gewesen Aufgabenstellung: 1) Geben Sie Lösungen bekannt, wie Option C bereits von Beginn an vermieden werden kann? Was kann ein Unternehmen präventiv machen um den Filialleiter und sich selbst zu schützen, eben auch in Ländern, die schwierig zu betreuen sind. 2) Wie kann man die lokalen Märkte vor solch großen personellen Veränderungen aus dem Sichtpunkt der Organisation schützen? 3) Was ist Brandmanager 2 zu raten? Wie soll er sich verhalten? Welche Lösungen kommen für ihn in Frage, geben Sie ihm einen Ratschlag für die Zukunft? Wie ist mit einer solche einem Einschnitt umzugehen? 4) Was ist im Auswahlverfahren der betreffenden Personen zu berücksichtigen bzw. welcher Typ Mensch kommt als Brandmanager in Frage? 4. November 2010, 16:18 Uhr Lieber Philipp, Besten Dank für die Zustellung Deiner Bewerbungsunterlagen, das Interesse an xxx und unserer offenen Position. Nach sorgfältiger Prüfung Deiner Unterlagen müssen wir Dir leider mitteilen, dass wir Deine Kandidatur nicht in das weitere Selektionsverfahren einbeziehen können, da wir über Bewerbungen verfügen, welche dem gewünschten Anforderungsprofil noch etwas besser entsprechen. Wir wissen, dass eine Absage nie positiv verpackt werden kann. Mit jeder Bewerbung sind Wünsche und Hoffnungen verbunden, die leider nicht immer erfüllt werden können. Wir sind jedoch überzeugt davon, dass Du eine Stelle finden wirst die Deinen Wünschen und Vorstellungen entspricht. Für die Zukunft wünschen wir Dir alles Gute und viel Erfolg. Mit besten Grüssen Eine Orgie in Beige. Wien, Cafe Drechsler, Dez 13 2010 Christoph kommt in wenigen Minuten. Ich sitze bereits in einem dunklen Cafe am Naschmarkt und warte. Mit einer sicheren Bestimmtheit hat er mich dort hin gelotst. Vermutlich verbindet er mit der Örtlichkeit etwas. Das kann ich nur annehmen. Vielleicht ist es die Kellnerin, die mich eben nett angelächelt hat. Ich spüre meine roten Backen. Er hat etwas Verspätung. 8 Uhr war ausgemacht. 8 Uhr 10 Minuten haben wir bereits. Vielleicht bringt er noch einen anderen Freund mit. Vielleicht hat er eine Überraschung für mich. Ich kann es nur vermuten. Normalerweise mag ich das Warten nicht, jetzt ist es gerade spannend. Ich freue mich auf ihn, die Geschichten, die er erzählen wird, seine Art halt - Christoph halt. Und das Leben, das er so vor sich hin trägt. Er betritt den Raum. Bregenz, Dez 2010 und Jan 2011 Also, Elvira ist mir wirklich sehr ans Herz gewachsen. Ich mag ihre offene Art. Sie ist am Pfänderhang im obersten Haus gross geworden. Jetzt hat sie sich in einer Wohnung in der nicht unnobleren Bregenzer Innenstadt besorgt. Wir besuchten gemeinsam für 4 Jahre das Unterstufen-Bundesrealgymnasium Gallusstrasse Bregenz. Beim Cafe oder Wein, redet sie immer von anderen Typen, dem Ex-Freund oder irgendeinen anderen Stecher aus Dornbirn – zugegeben stört mich das. Ich empfinde es als ungalant. Ich denke seit längerem darüber nach, ob das mit uns noch was werden könnte oder nicht. Es wäre besser es mit ihr persönlich zu besprechen, nur es fehlt mir am Mut. Grundsätzlich glaube ich nicht mehr daran. Wenn ich mir das Profilbild im Gesichtbuch ansehe, bemerke ich den grossen Unterschied. In ihrem zeigt sie sich hüpfend vor einem Felsblock, der im Meer steht. Die Arme weit in den Himmel gestreckt. Die Haare lose fliegend. Ein Lachen im Gesicht. Das Bild stammt aus Australien. In meinem, sitze ich in einem Cafe in Wien. Der Raum ist stark abgedunkelt. Man sieht die Umrisse meines Gesichts. Ich habe eine leicht angedeutes Lächeln auf den Lippen. Man sieht eigentlich nix von mir. Ich bin ein Hauch. Die Servierin flizt im Hintergrund vorbei. Bewusst will ich mich nicht zeigen. Niemand soll sehen wie ich wirklich aussehe. Wir haben eine Art Beziehung, wie ich sie mir wünsche. Wir gehen gemeinsam an warmen Sonnentagen zum Baden ins Bad Schachen bei Lindau. Wir fahren einfach darauf los, nach Berlin. Ein Ort an dem die Elvira studiert hat, was ihr Diplom belegt. Wir feiern gemeinsam Geburtstag. Elvira hat ihren 30iger. Wild und heiter will sie ihn feiern. So findet sich eine Art Schar in der Rathausstrasse ein. Sie serviert neben Sushi, Apfelkuchen, neben lokalen Bier, Rioja, neben Minestronne, thailändische Hühnersuppe. Sie selbst ganz bleich, weil sie doch so viel gearbeitet hat in letzter Zeit und dann noch die Party. Sie trägt rot, sie wirkt wie eine Christbaumkugel, während ich in einem grau-weissen Tweed Sakko und weisser Hose erscheine. Nobel mit Hemd habe ich mich gekleidet. Das erste Mal in Hemd. Ich fühle mich nicht wohl. Es ist mir alles zu übertrieben. Dann beginne ich zu essen, was sonst soll man den sonst auf Parties machen. Man kann ja doch nichts weiter mit dem anderen machen, als feiern, reden, ja. She says it is only in my head. Als ich meinen ersten Arbeitstag begann geschah es wieder. Ich irgendwo auf dem Parkplatz parkend, kurz vor meinem Eintritt ins Gebäude, wurde angesimst. Ich erhielt innerlich erregt eine Nachricht: Guten morgen! Fingers crossed for the new job! Viel erfolg für den ersten tag. Kuesse Elvira. Eine Nachricht, die mich sehr erfreute. Alsgleich sass sie mit einem anderen Freund im Auto nach Amsterdam. All das sind Stunden, wo sich eine Welt für öffnet. Stunden, wo meine verinnerlichte Welt still steht, und ich mich konzentriere auf das was es noch ausserhalb von mir gibt. So viel. Sie tänzelt vor sich hin, das Licht ein- und ausknipsend. Es sind diese echten Momente, die ich mit Zeilen nachjage. Die mich bedrücken und doch so stark machen, es zu finden, dass was ich bin, dass für was ich stehe und immer gestanden habe, auch als ich es nicht wusste, wofür. Es ist ein Ton, eine Melodie, die mich trägt, hinfort, mit Wellen im Einklang, mit allem eins, zitternd und fürchtend untergehend und gleichzeitig erneuernd, ein Hauch, ein ich, es gibt eine Seele. Ich hab die Kraft.