Beleidigter Nerv und starke Konkurrenz
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Beleidigter Nerv und starke Konkurrenz
Neuö Zürcör Zäitung Donnerstag, 16. Januar 2014 ^ Nr. 12 SPORT 47 Vreni Schneider (Mitte zwischen Christa Kinshofer, links, und Maria Walliser) bleibt Elm treu. KEYSTONE Heini Hemmi (links neben Dumeng Giovanoli) importiert tonnenweise Lachs aus Alaska. Erika Hess organisiert mit ihrem Mann Jacques Reymond Nachwuchs-Camps. KEYSTONE Heidi Zurbriggen führt heute im Hotel ihres Bruders Pirmin einen Kosmetiksalon. KEYSTONE ALESSANDRO DELLA VALLE / KEYSTONE Viele Wege ins «Leben danach» Was die reich dekorierten Schweizer Ski-Ikonen aus den goldenen Zeiten heute so alles unternehmen Viele frühere Skistars haben sich am Sonntag in Adelboden getroffen, teilweise erstmals seit Jahren. Praktisch alle haben bestens ins «Leben danach» gefunden – auf unterschiedlichsten Wegen. Stefan Oswalt Bernhard Russi etwa, der AbfahrtsWeltmeister 1970 und -Olympiasieger 1972, nahm den Schwung der sportlichen Erfolge sofort mit. Schon als Aktiver schleppte der Kolumnist eine Reiseschreibmaschine herum, die da- maligen Sponsoren passen noch heute zu ihm (und umgekehrt). Für neue Partner ist der 65-jährige Co-Kommentator und Pistenbauer weiter attraktiv. Auch für Urs Lehmann war der weitere Weg klar: Er gedenke nicht, ewig im Weltcup zu bleiben, verkündete er 1993 mitten im Jubel über den Abfahrts-WM-Titel. 1997 trat er 28-jährig zurück, studierte und ist CEO eines mittleren Unternehmens und Swiss-Ski-Präsident. Nur die Position auf den Pisten veränderten andere Ehemalige und hielten dem Weltcup als Trainer die Treue. Franz Heinzer, Abfahrts-Weltmeister 1991, tauschte die Arbeit in seinem Sportgeschäft mit dem Job als Europa- cup-Trainer. Und Steve Locher, Olympia- und WM-Dritter 1992 und 1999, führt heute das Slalom-Männerteam. Als Repräsentant seiner Skimarke blieb Peter Lüscher, 1979 der erste Weltcup-Gesamtsieger aus der Schweiz, dem Skisport treu. Er fieberte lange während der Karriere beider Kinder mit, die nach Verletzungen kapitulierten. Erika Hess, sechsfache Weltmeisterin 1982, 1985 und 1987, hofft noch immer mit dem jüngsten Sohn und organisiert mit ihrem Mann Jacques Reymond, einst ihr Konditionstrainer, Nachwuchs-Camps. Rennfieber packte auch Maria Anesini-Walliser wieder: Noemi, die jüngere Tochter der drei- fachen Weltmeisterin, hat ihr Europacup-Debüt hinter sich. Der sechsfache Goldgewinner Pirmin Zurbriggen drückt dem Nachwuchs die Daumen. Vier seiner fünf Kinder hegen RennAmbitionen, Elia und Pirmin jr. kamen in den vom Papa geschaffenen Walliser Strukturen bis jetzt am weitesten, ins Bbzw. C-Kader. Zurbriggen hat zwei Hotels, Schwester Heidi, zweifache WM-Zweite, führt in jenem in Saas Almagell einen Kosmetiksalon. In heimischen Gefilden blieb Vreni Schneider, die sich in Elm um Familie und Geschäfte kümmert – und ihre Sponsoren so zahlreich präsentiert wie damals, als sie zwischen 1987 und 1994 Beleidigter Nerv und starke Konkurrenz Der erste Grand Prix des Jahres ist für den Degenfechter Max Heinzer eine Standortbestimmung jeg. ^ Nun gut, es war ja bloss so etwas wie ein erstes Aufwärmen. Dennoch hat das international ausgeschriebene Turnier für Degenfechter vom vergangenen Samstag in Stockholm bereits wieder gezeigt: Auch 2014 ist die Spitzengruppe gross und kompetitiv. Denn der polnische Sieger Mateusz Nycz ist bloss die Nummer 146 der Welt, und der Weltranglistenzweite Nikolai Nowosjolow, der im letzten August in Budapest zum zweiten Mal Weltmeister geworden war, musste sich mit Rang 17 bescheiden. Vor dem ersten Grand Prix des Jahres, der heute Donnerstag in AdDauha beginnt, ist das Werweissen über den derzeitigen Leistungsstand entsprechend gross – speziell bei Max Heinzer. Im Ranking liegt der Schweizer hinter Ruben Gascon Limardo, dem Olympiasieger von London, und Nowosjolow an dritter Stelle. Während aber andere wie Teamkollege Fabian Kauter, der in Budapest als erster Schweizer Degenfechter eine zweite WM-Einzelmedaille gewonnen hatte (abermals Bronze), 2013 noch an den Combat Games in St. Petersburg und am Masters in Paris teilnahmen, stand Heinzer wettkampfmässig nicht mehr auf der grossen Planche. Nach einer anstrengenden Saison war sein Körper zu ausgelaugt, sein kampfbetonter Stil hinterliess an der rechten Fechthand und im linken Fuss schmerzende Spuren. Der 26-jährige Fechter, der bereits sechs Weltcup-Turniere gewann, darunter den Grand Prix de Berne dreimal in Folge, machte nach den Weltmeisterschaften deshalb erstmals Pause, und im Training wurde der Fokus sodann mit Schwimmen oder Velofahren auf Einheiten gelegt, die den lädierten Fuss nur wenig belasteten. «Trotzdem hat sich der Schmerz schleichend in meinem Fuss verbreitet», blickt Heinzer auf den Herbst zurück. Daher unterzog er sich am 13. November in der Schulthess-Klinik in Zürich einer Operation. Heinzer litt seit längerer Zeit an einem Tarsaltunnelsyndrom, an einer durch Druck bedingten, nervlichen Funktionseinschränkung. Zur Behebung des Problems wurde der eingeklemmte Nerv im Fuss freigelegt, und es wurde ihm mehr Platz geschaffen. «Die Narbe ist zwölf Zentimeter lang, doch sie stört mich nicht», sagt Heinzer, der kurz nach dem Eingriff mit einem zweiten Aufbautraining begann, das ihn sehr motivierte. Erstmals seit langem spürte er im Fuss keine Schmerzen mehr. Und er hofft, dass das auch bei höherer Intensität so bleibt. Vor dem Grand Prix in Katar ist für ihn das Werweissen also nicht nur betref- fend des Rendements der starken Konkurrenz gross, sondern auch in Bezug auf den eigenen Körper. «Bei einem Beinbruch weiss man, dass dieser nach einer bestimmten Zeit verheilt ist. Wie lange ein beleidigter Nerv braucht, um wieder funktionstüchtig zu sein, lässt sich aber nicht genau sagen.» Darauf warten, was der Wettkampf bringt, muss übrigens auch der Schweizer Nationaltrainer Angelo Mazzoni. Mit Blick auf die einjährige Qualifikationsphase für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro, die im Frühjahr 2015 beginnt, will er heuer in der Mannschaft den vierten Mann neben Heinzer, Kauter und Benjamin Steffen finden. Bei den Frauen derweil, wo sich in verschiedenen Verbänden ein Generationenwechsel vollzieht, liegt der Fokus auf jungen Fechterinnen, die sich nun gegen die Elite bewähren müssen. Weltcup-Kugeln und Medaillen sammelte. Abseits des Skisports reüssierte Brigitte Oertli. Vor elf Jahren gründete die Abfahrts-Olympiazweite von 1988 in Zürich die Swiss Marketing Academy, die sie mit ihrem Partner zu Erfolg und Anerkennung führte. Und ganz speziell ist das neuste Business Heini Hemmis: Der Riesenslalom-Olympiasieger von 1976 hatte sein Geschäft mit Kippstangen, Sicherheitsnetzen usw. eben verkauft, als er Freunden beim Import von Alaska-Lachs behilflich war – und mit diesem handelt er heute tonnenweise. www.nzz.ch Doch ein Angebot für den Nürburgring F-1-Chef Ecclestone als Käufer? (sda) ^ Der Formel-1-Chef Bernie Ecclestone will den Nürburgring nun doch kaufen und hat ein Angebot vorgelegt. Ihm erwächst jedoch im Ringen um die traditionsreiche deutsche Rennstrecke noch Konkurrenz: «Es gibt einen oder zwei weitere Interessenten», sagte er. Dazu gehört offenbar der im Motorsport aktive Autozulieferer Capricorn aus Düsseldorf. Noch im Sommer hatte Ecclestone beim Nürburgring abgewinkt. Die insolvente Rennstrecke steht zum Verkauf, seit sich das Land Rheinland-Pfalz mit dem Plan vertan hatte, das Areal zu einem Tourismuszentrum mit Hotels und einem Freizeitpark auszubauen. Die EU verbot dem Land weitere finanzielle Unterstützung, der «Ring» erlitt die Pleite. Die Sanierer des Rings erhoffen sich nun einen Kaufpreis von mehr als 100 Millionen Euro.