PRESSE-INFORMATIONEN
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das sozio-ökologische Konzept – für eine Welt im Gleichgewicht PRESSE-INFORMATIONEN Equilibrismus e. V. Vom Mut eine sozio-ökologische Utopie zu wagen Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] Inhaltsverzeichnis 1 Equilibrismus e. V. auf einen Blick 2 Die Akteure 3 Grundideen des Equilibrismus 4 Unterschiede zwischen dem Equilibrismus und anderen Konzepten 5 Neue Konzepte statt Reformen 6 Die Vision wird fühlbar 7 Aus der Idee wird Realität 8 Häufige Fragen 9 Bisherige Buchpublikationen und Auszeichnungen rund um den Equilibrismus 10 Bleiben Sie auf dem Laufenden 11 Aktuelle Pressemitteilung(en) / Auswahl Pressespiegel Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 1 - Auf einen Blick Equilibrismus e. V. auf einen Blick Equilibrismus ist… … ein sozio-ökologisches Konzept, das bereits vorhandene nachhaltige Lösungsansätze miteinander verbindet. In ihrem Sachbuch „Equilibrismus – Neue Konzepte statt Reformen für eine Welt im Gleichgewicht“ haben Eric Bihl und Volker Freystedt das Konzept ausführlich beschrieben. Das Ziel lautet… … eine moderne Gesellschaft im Einklang mit der Natur, in der es jedem möglich ist, an der Gemeinschaft teil zu haben und seine Fähigkeiten frei zu entfalten. Statt vereinzelter Reformen steht ein vollständiger Paradigmenwechsel im Mittelpunkt. Der Weg dorthin… … führt über eine Modellregion, die als sozial-ökologisches Schaufenster fungiert. Im 2008 erschienenen Roman „Das Tahiti-Projekt“ von Dirk C. Fleck ist der französischpolynesischen Insel Tahiti im Jahr 2022 die vollständige ökologische Wende im Sinne eines praktizierten Equilibrismus geglückt. Nahezu alle beschriebenen Technologien und Konzepte sind bereits heute verfügbar. Mitwirken können… … alle, die sich von der Vision angesprochen fühlen und ihre persönlichen Fähigkeiten einbringen möchten. Gründung Der als gemeinnützig anerkannte Verein wurde durch Eric Bihl 1997 in München gegründet. Seit 2011 gibt es ein Büro in Berlin. Spendenkonto GLS Bank Bankleitzahl 430 609 67 Konto 8212 873 600 IBAN DE 6743 0609 6782 1287 3600 BIC GENO DE M1 GLS Kontakt Equilibrismus e. V. c/o Eric Bihl Seidlhofstraße 13 80639 München Telefon: +49 (0) 89 158 902 60 Telefax: +49 (0) 89 158 902 61 E-Mail: [email protected] Ansprechpartner 01.10.2012 Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil : +49 (0) 178 542 26 92 E-Mail : [email protected] 2 - Die Akteure Die Akteure Entscheidend für den Weg vom Konzept über die Fiktion zur Realität sind die Menschen, die sich tagtäglich dafür einsetzen und deren Unterstützer. Einige davon stellen wir Ihnen an dieser Stelle vor. Eric Bihl: Gründer und erster Vorsitzender Eric hat bereits einige Paradigmenwechsel hinter sich: Der gebürtige Elsässer engagierte sich für die Rettung von Robben und musste feststellen, dass es ein Kampf gegen Windmühlen ist. Zunächst machte eine Banklehre. Später zeigte ihm Helmut Creutz die Konstruktionsfehler des Geldsystems. Nach einem beruflichen Abstecher in Französisch-Polynesien ging Eric nach München, wo er seitdem im Europäischen Patentamt tätig ist. Seine große Sammelleidenschaft – die ökologischen Alternativen – brachte ihn mit Volker Freystedt zusammen. 1997 gründeten sie den Equilibrismus e. V. und entwickelten das gleichnamige Konzept. Seitdem wird Eric nicht müde, mit seinem charmanten französischen Akzent weitere Menschen dafür zu begeistern. Volker Freystedt: Gründer und 2. Vorsitzender Als Sozialpädagoge hatte Volker viel mit der zunehmenden Verschuldung zu tun. Das brachte ihn Anfang der 1990er Jahre dazu, sich mit den Fehlern unseres Geldsystems zu beschäftigten. 1997 lernte er bei einem Kongress Eric Bihl kennen. Das Konzept des Equilibrismus nahm zu dieser Zeit bereits konkrete Formen an und der systemische Ansatz faszinierte Volker. Gemeinsam mit Eric schrieb er das Buch "Equilibrismus - Neue Konzepte statt Reformen für eine Welt im Gleichgewicht", das 2005 veröffentlicht wurde. Die Fehler unseres heutigen Geldsystems wurmen Volker noch immer - doch er kennt Alternativen und macht sie Tag für Tag bekannter. Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 2 - Die Akteure Roti Make: Botschafterin in Polynesien Roti lebt auf Rapa Iti (rund 1.200 Kilometer südlich von Tahiti) und ist ein echtes Multitalent. Sie spricht fünf Sprachen (RapaSprache, Tahitianisch, Französisch, Englisch und Deutsch), ist Modedesignerin und engagiert sich für Frauen, Frieden, Freiheit und ihre Heimat Französisch-Polynesien. 2005 leitete sie den erfolgreichen Wahlkampf für Oscar Temaru, den ersten einheimischen Präsidenten des Inselstaates. Zuvor organisierte sie die Proteste gegen die Atomtests Frankreichs auf Mururoa. Eric Bihl lernte sie 2009 auf seiner Recherchereise kennen, war fasziniert von Erics Engagement und der Idee des Equilibrismus. Seitdem setzt sich Roti für das Modellprojekt ein, knüpft Kontakte in Französisch-Polynesien und weit darüber hinaus. Dirk C. Fleck: Autor Dirk war bis zu ihrer Einstellung Redakteur der "Woche" und arbeitete anschließend als freier Journalist für GEO, Merian, Stern, Spiegel, DIE WELT und die Berliner Morgenpost. 1993 veröffentlichte er seinen Roman "GO! Die Ökodiktatur". Er stellte sich vor, wie wohl ein politischer Notwehrreflex aussieht, wenn die natürlichen Ressourcen erkennbar zu Ende gehen. Kritiker warfen ihm vor, er würde einer Ökodiktatur das Wort reden. Enttäuscht zog sich Dirk aus der umweltpolitischen Debatte zurück, "solange sie nicht die Bereitschaft zur Radikalität erkennen lässt", wie er sagte. Bis Eric Bihl in sein Leben trat. Eric konnte Dirk von einer positiven Zukunftsvision im Sinne des Equilibrismus überzeugen und wieder für das Schreiben begeistern. So entstanden die beiden Equilibrismus-Romane "Das Tahiti-Projekt" und "Maeva!". Am 10. Dezember 2012 erscheint "Maeva!" im Piper Verlag als Taschenbuch unter dem Titel "Das SüdseeVirus". Die Unterstützer Damit möglichst viele Menschen vom Equilibrismus erfahren und das Modellprojekt als sozio-ökologisches Schaufenster entstehen kann, sind Unterstützer unersetzlich. Neben zahlreichen Privatpersonen, die sich für eine Fördermitgliedschaft entschieden haben, fördern vor allem Öko-Unternehmen den gemeinnützigen Verein. Sie haben erkannt, dass neue Schritte gewagt werden müssen und es unsinnig ist, dazu das jetzige Wirtschaftsystem eins zu eins kopieren und mit der Vorsilbe „Öko“ zu versehen. Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 2 - Die Akteure Johannes Gutmann: Gründer und Geschäftsführer von Sonnentor "Equilibrismus ist die Verbindung von Tradition und Moderne für die Zukunft, umweltverträglich und in fairer Form. Diese Werte von Sonnentor, sollten allen wichtig sein, gelebt und unterstützt werden. Damit die Freude und nicht die Sorge wächst!" Die SONNENTOR Kräuterhandels GmbH ist der Biotee- und Kräuterspezialist aus Österreich. 1988 von Johannes Gutmann gegründet, stehen Wirtschaften im Einklang mit der Natur, handwerkliche Sorgfalt und Qualität im Vordergrund. Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 3 - Grundideen des Equilibrismus Grundideen des Equilibrismus Wir als Menschheit stehen vor einer Vielzahl an Herausforderungen: Eine stetig wachsende Bevölkerung muss ernährt werden, wobei zeitgleich die industrielle Landwirtschaft aus ehemals fruchtbaren Böden karge Wüsten macht. Ebenso wie die meisten herkömmlichen Wirtschaftsbereiche hängt die industrielle Landwirtschaft am Ölhahn. Dabei ist es lediglich eine Frage der Zeit, bis kein billiges Erdöl mehr die globale Wirtschaft schmieren kann. Das schwarze Gold ist nicht die einzige Ressource, die der westliche Kapitalismus und sein jetziges Geldsystem verschlingen. Beide sind abhängig vom grenzenlosen (Wirtschafts-)Wachstum bei gleichzeitig endlichen Ressourcen. Regenerative Energiequellen müssen erschlossen, Lebensraum bewahrt und soziale Gerechtigkeit hergestellt werden. Es gibt eine Vielzahl an Organisationen, die sich für den Erhalt der Umwelt einsetzen. Die einen schützen Tiere, die anderen Pflanzen, wieder andere kämpfen allgemein gegen die Zerstörung der Umwelt. Ebenso setzen sich etliche Vereinigungen für Menschenrechte und den Weltfrieden ein. Auch das kapitalistische Wirtschaftssystem in unserer heutigen Form wird angeprangert und eine neue Geldordnung gefordert. Eine, die nicht einer blinden Gesetzmäßigkeit folgend Reichtum durch Armut erzeugt und den Staat damit vor aussichtslose Ausgleichsaufgaben beispielsweise in Form von Sozialleistungen stellt. Während manche Vereine ihre Aktivitäten auf den nationalen Rahmen beschränken, engagieren sich andere global. Das Problem all dieser Initiativen: Sie befassen sich jeweils mit Teilbereichen, die jedoch in der Kausalität mit anderen Bereichen unweigerlich verbunden sind und sich dementsprechend auswirken. Soll die Arbeit dieser Organisationen nachhaltigen Erfolg haben, so müssen sie zumindest miteinander kooperieren. Im Einzelfall funktioniert dies mitunter hervorragend. Jedoch stehen die unterschiedlichen Umweltschutz- und Hilfsorganisationen bezüglich der Spendengelder in einer Konkurrenzsituation. Somit ist es verlockend, eigene Vorzeigeprojekte zu präsentieren, die möglichst im Alleingang entstanden sind. Ob die einzelnen Aktionen im Kontext einen Sinn ergeben, ist leider mitunter zweitrangig. Zudem stehen häufig die Symptome im Fokus der Arbeit und nicht die Ursachen, die wiederum oft systembedingt sind. Wir haben es jedoch nicht mit Fehlern im System, sondern mit einem fehlerhaften System zu tun. Deshalb müssen wir nicht nur einzelne Symptome, sondern die jeweiligen Ursachen in den Mittelpunkt stellen. Dies ist jedoch erst umfassend möglich, wenn wir uns gedanklich vom bestehenden System lösen können und völlig neue Paradigmen zu neuen Handlungsansätzen zusammenfügen. Der Equilibrismus verbindet bereits heute verfügbare nachhaltige Lösungsansätze aus Wirtschaft, Ökologie und Gesellschaft, welche sich übergreifend mit den wichtigsten Problembereichen und deren Ursachen widmen und in Kooperation Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 3 - Grundideen des Equilibrismus verwirklicht werden sollen. Um das Gleichgewicht der Kräfte global zu erreichen, soll nicht weiter an fehlerhaften Systemen herumgebastelt werden. Vielmehr steht ein vollständiger Paradigmenwechsel im Mittelpunkt, der sich schrittweise vollziehen kann. Als Maßstab gilt, dass jeder einzelne Schritt im Einklang mit der Natur sein muss. Die wichtigen Grundsätze dabei sind: Nicht gegen etwas und jemanden kämpfen, sondern sich miteinander für ein Ziel einsetzen. Nicht lediglich auf entstandene Probleme reagieren, sondern im Vorfeld agieren, neue Wege aufzeigen und Mitmenschen inspirieren. Fernab von Strafen: Das Positive soll belohnt und destruktive Energien in kreative Bahnen gelenkt werden. Wettbewerb soll miteinander stattfinden, um Verbesserungen zu erreichen und nicht gegeneinander, um andere zu besiegen. Wir leben alle auf dem gleichen Planeten und haben eine gemeinsame Zukunft. Alle Betätigungen sollten weitgehend im Einklang mit der Natur geschehen. In der Vielfalt liegt die schöpferische Kraft und daher ist sie in allen Bereichen der Monopolisierung vorzuziehen. Wirtschaftliches Handeln soll möglichst auf regionalen Kreisläufen beruhen und dem Wohle der Gemeinschaft dienen. Entscheidungen und Verantwortung liegen in der Hand der jeweils betroffenen Ebene: Ein neuer Spielplatz ist Sache einer Gemeinde, die Entscheidung für eine Amtssprache trifft die Region, die Regelung der Staatsbürgerschaft muss ein Land einheitlich treffen, ein Kernkraftwerk hat globale Auswirkungen. Die größte Stärke des Equilibrismus ist gleichzeitig auch eine Schwäche: Das Konzept ist umfassend, im Prinzip einfach und dennoch komplex. Man muss sich folglich eine Weile damit beschäftigen, um es verinnerlichen zu können. Damit die Dimensionen im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar werden, sind Modellprojekte zum Anfassen als ökologische Schaufenster der nächste Schritt. Sobald der Mensch versteht, dass Alternativen funktionieren können, ist er auch bereit neue Wege zu gehen. Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 4 - Unterschiede zwischen dem Equilibrismus und anderen Konzepten Unterschiede zwischen dem Equilibrismus und anderen Konzepten Der Equilibrismus ist biozentrisch und erkennt somit die Gesetzmäßigkeiten der Natur in ihrer Gesamtheit an. Im Fokus stehen Gesamtproblematiken und deren Ursachen. Das Ziel ist ein Paradigmenwechsel auf allen Ebenen und kein Herumdoktern an fehlerhaften Systemen. Wer renoviert schon mit großem Aufwand eine Besenkammer, wenn das ganze Haus baufällig und zugleich auf Sand gebaut ist? Wir müssen ein neues Haus errichten, bevor das alte einstürzt. Bewährtes kann dabei durchaus übernommen werden – wenn es im Einklang mit der Natur ist und dem Wohle aller dient. Der Equilibrismus beinhaltet ein globales Konzept für eine neue Geld- und Bodenordnung. Vielfach wird erst dadurch ermöglicht, neue Wege zu gehen und sozio-ökologische Alternativen gedeihen zu lassen, die beispielsweise ohne grenzenloses Wachstum für allgemeinen Wohlstand sorgen. Aus wirtschaftlicher Sicht ist der Equilibrismus von der Globalisierung weitgehend unabhängig. Ebenso ist er an keine politische Partei oder Organisation gebunden. Der Bürger wird wieder mündig, bei ihn persönlich betreffenden Entscheidungen agieren zu können. Der Start eines Modellprojekts erfolgt daher mit Einverständnis der Bevölkerung und mit deren Kooperation: Kein Überstülpen nach dem „Käseglockenprinzip“. Da die jeweilige Modellregion einen überschaubaren Wirtschaftsraum vorweist, können zunächst ohne größere globale Auswirkungen die einzelnen sozio-ökologischen Alternativen getestet, deren Zusammenspiel optimiert und bei Bedarf korrigiert werden. Zudem müssen zunächst im kleineren Rahmen auch nur wenige unterschiedliche Interessen in Einklang gebracht werden. Es gilt zu berücksichtigen, dass beim ersten Modellprojekt noch auf kein funktionierendes Pendant verwiesen werden kann und somit die Skepsis ohne dieses Beispiel höher ausfallen kann. Ein Modellprojekt benötigt nur einen Bruchteil der finanziellen Mittel, die ein globales ökologisches Umstruktierungsprogramm à la weltweitem MarshallPlan beanspruchen würde. Zunächst können im überschaubaren Rahmen Erfahrungen gesammelt werden, die später auf andere Regionen übertragbar sind. Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 5 - Neue Konzepte statt Reformen Neue Konzepte statt Reformen Als 16-Jähriger sah der gebürtige Elsässer Eric Bihl einen Dokumentarfilm über Elefanten, die massakriert wurden. Der junge Mann konnte nicht begreifen, warum ein totes Tier wertvoller war, als ein lebendes. „Ich erkannte, dass unser Wertesystem auf dem Kopf steht. Schließlich würde niemand ein Kunstwerk von Vincent van Gogh zerstören, um Einzelteile daraus zu entnehmen.“ Folglich engagierte sich Bihl im Tierschutz. Sieben Jahre nach seinem Schlüsselerlebnis zog es ihn beruflich nach Deutschland. Er begann sich für eine natürliche Wirtschaftsordnung und für den Schutz von bedrohten Völkern einzusetzen. Schnell erkannte er jedoch, dass er sich in seinem Wirken auf Symptome in Teilbereichen konzentrierte und nicht auf die Ursachen, die wiederum systemisch bedingt sind. Ausschlaggebend dafür war unter anderem eine Begegnung mit dem Wirtschaftsanalytiker Helmut Creutz, welcher Bihl die Fehler im derzeitigen Geld- und Wirtschaftssystem aufzeigte. „Damals verstand ich, dass man viel tiefer graben muss, um an die Wurzeln der heutigen ökologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme zu gelangen.“ Statt weiterhin zu versuchen in einem fehlerhaften System zu agieren, widmete sich Bihl dem Aufbau des sozioökologischen Konzepts Equilibrismus. 1997 gründete er in München den gleichnamigen gemeinnützigen Verein, den er als erster Vorsitzender leitet. Bald darauf stieß der heutige zweite Vorsitzende, Volker Freystedt, hinzu. Gemeinsam veröffentlichten Bihl und Freystedt 2005 das Sachbuch "Equilibrismus Neue Konzepte statt Reformen für eine Welt im Gleichgewicht". Das Werk gibt ausführliche Einblicke in Hintergründe und Möglichkeiten und ist als Konstruktionshilfe für ein Modellprojekt gedacht. Damit sich möglichst viele Menschen in die Vision einfühlen und in eine Welt im Gleichgewicht (Equilibrium) eintauchen können, nahm die Idee eines Romans Gestalt an. Alles was Eric Bihl und seine Mitstreiter benötigten, war ein Autor, der sich begeistern ließ. Ein geeigneter Kandidat war schnell gefunden. Er musste lediglich von einer positiven Zukunftsvision überzeugt werden… Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 6 - Die Vision wird fühlbar Die Vision wird fühlbar Der Hamburger Journalist Maximilian Cording ist es gewohnt von den Krisenherden der Welt zu berichten. Im Jahre 2022 sind Leid, Gewalt und Umweltkatastrophen sein täglich Brot. Das grenzenlose Wirtschaftswachstum verschlingt die letzten grünen Flecken der Erde und die Verteilungskämpfe um die noch verbliebenen natürlichen Ressourcen sind unter den Großkonzernen in vollem Gange. Cordings aktueller Auftrag führt ihn nach Tahiti, dessen Regierung Pressevertreter aus aller Welt eingeladen hat. Was Cording hier erfährt, stellt alles bislang Erlebte in den Schatten. Während die Menschheit ringsherum im Chaos zu versinken droht, ist dem Inselstaat Tahiti die vollständige ökologische Wende im Stile eines gelebten Equilibrismus gelungen. Still und unbemerkt hat sich eine moderne Gesellschaft etabliert, die im Einklang mit der Natur lebt: Tahitis Straßenbild prägen Elektrofahrzeuge aus Pflanzenfasern, sämtliche Energie wird aus regenerativen Quellen gewonnen, Lebensmittel biologisch-dynamisch angebaut und neue Gebäude werden aus Hanfbeton errichtet. Regionale Wirtschaftskreisläufe und das bedingungslose Grundeinkommen haben den allgemeinen Wohlstand deutlich erhöht. Niemand arbeitet mehr aus wirtschaftlichem Zwang, kein Betrieb muss ständig wachsen und deswegen seine Produktion erweitern. Die dadurch frei gewordene Zeit nutzen die Einwohner für den Aufbau einer erweiterten Demokratie und die eigene spirituelle Sinnsuche. So ist es im Roman "Das Tahiti-Projekt" von Dirk C. Fleck zu lesen, der 2008 veröffentlicht wurde. Die Erzählung mag utopisch anmuten, doch in Wahrheit sind alle darin beschriebenen Technologien und Konzepte bereits heute verfügbar – und unter dem Dach des Equilibrismus vereint. Warum ein Roman? Gerade als Eric Bihl und Volker Freystedt gemeinsam am Sachbuch „Equilibrismus Neue Konzepte statt Reformen für eine Welt im Gleichgewicht“ arbeiteten, regte der damalige und leider im Frühjahr 2004 verstorbene Unterstützer Sir Peter Ustinov einen Roman an. Dieser sollte die Vision noch deutlicher spürbar machen und in der Fiktion die Umsetzung des Konzepts vorwegnehmen. Die Idee fand Anklang, doch wer sollte den Roman verfassen? Durch einen Fernsehbeitrag wurde Eric Bihl auf Dirk C. Fleck aufmerksam. Bereits 1993 hatte dieser den Roman "GO! Die Ökodiktatur" veröffentlicht. Darin steht die Welt am Abgrund, bis eine Diktatur an die Macht kommt, um den bevorstehenden Kollaps zu verhindern: Die ökologische Wende wird den Menschen aufgezwungen. Wer sich an der Umwelt versündigt, muss mit drakonischen Strafen rechnen. Die Natur steht an erster Stelle, erst dann kommt der Mensch. Fleck erhielt für sein Werk 1994 den Deutschen Science Fiction Preis. Mit seinem Werk wollte Fleck vor den Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 6 - Die Vision wird fühlbar möglichen negativen Entwicklungen warnen und das Bewusstsein für eine rechtzeitige Wende schärfen. Jedoch wurde dem Autor von Kritikern vielfach vorgeworfen, er sympathisiere insgeheim mit der von ihm erdachten Diktatur. Enttäuscht, derart missverstanden zu werden, zog sich Fleck vollständig aus der ökologischen Diskussion zurück – bis ihn Bihl für eine positive Zukunftsvision und das Schreiben eines neuen Romans begeistern konnte. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Im Jahr 2009 gewann Fleck mit dem ersten Equilibrismus-Roman "Das Tahiti-Projekt" erneut den Deutschen Science Fiction Preis. Seinen Mut, entgegen dem literarischen Trend kein düsteres Endzeitszenario zu skizzieren, sondern einen Ausblick auf eine lebenswerte Zukunft zu zeigen, wurde belohnt. Im März 2011 erschien der viel beachtete Folgeroman "MAEVA!", der ab 10. Dezember 2012 als Taschenbuch unter dem Titel „Das Südsee-Virus“ erhältlich ist – inklusive bislang unveröffentlichter Kapitel. Dank Dirk C. Fleck ist die Vision des Equilibrismus für viele Menschen inzwischen mehr als nur ein ferner Traum. Jetzt ist es an der Zeit, Taten folgen zu lassen. Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 7 - Aus der Idee wird Realität Aus der Idee wird Realität Bei Konzept und Fiktion soll es nicht bleiben. Der nächste Schritt ist ein praktisches Modellprojekt à la Tahiti-Projekt. Mit einem ökologischen Schaufenster soll der Beweis angetreten werden, dass unsere moderne Gesellschaft im Einklang mit der Natur existieren kann, ohne auf Komfort verzichten zu müssen. Das Modellprojekt soll in einem unabhängigen Land realisiert werden, welches beste Voraussetzungen wie einen überschaubaren Wirtschaftsraum, politische und soziale Stabilität bietet, aber auch (ökologische) Probleme hat. Im Vorfeld haben die Equilibristen 43 unabhängige Inselstaaten unter die Lupe genommen. Tahitis Nachbarinsel Moorea war einer der ersten Standorte, die genauer untersucht wurden. Im Jahr 2010 führte Eric Bihl viel versprechende Gespräche, unter anderem mit dem Bürgermeister und hatte bereits ein brachliegendes Areal im Blick. Leider entschieden sich die Verantwortlichen für einen eher herkömmlichen Ansatz, die wirtschaftlichen Probleme der Insel zu lösen: den Neubau eines weiteren Hotels. Bihls Reise war dennoch ein Gewinn: Er lernte Roti Make kennen, die sich seitdem als Equilibrismus-Botschafterin für das Modellprojekt einsetzt. Auf der ebenfalls zu Französisch Polynesien zählenden Insel Rapa Iti sind mit Roti Makes Hilfe die vorbereitenden Schritte derzeit am weitesten gediehen: Die politischen Gremien – der Rat der Weisen, die Hüter der Erde und Bürgermeister Tuanainai Narii – haben sich in offiziellen Schreiben an den Verein für die vollständige ökologische Wende ausgesprochen. Sie möchten das weltweit einzigartige Modellprojekt in ihrer Heimat umsetzen. Ein weiterer möglicher Standort ist der unabhängige Inselstaat Niue, welcher etwa 2.400 Kilometer nordöstlich von Neuseeland liegt. Erste Kontakte mit Premierminister Toke Talagi und Staatssekretär Richard Hipa sind geknüpft. Im Februar 2012 hat ein Vertreter des Equilibrismus e. V. auf einer Recherchereise vor Ort die Möglichkeiten ausgelotet und viel versprechende Gespräche geführt. Für Herbst 2012 ist eine weitere Reise geplant. Auch ein extraterritoriales Gebiet auf Island ist eine Option, ebenso kommen private Inseln in Betracht. Welche sozio-ökologischen Alternativen letztlich zum Einsatz kommen, hängt von den jeweiligen örtlichen Begebenheiten ab. Das Grundgerüst ist jedoch in weiten Teilen stets identisch: Gelebte Kooperation Das Modellprojekt wird gemeinsam mit Einheimischen verwirklicht. Daher setzen die Equilibristen nicht nur die Zustimmung der jeweiligen Regierung voraus, sondern auch das Einverständnis der Bevölkerung – schließlich wird diese aktiv eingebunden. Das traditionelle Wissen bereichert moderne Methoden, zudem sind direkte Demokratie und mündige Bürger wichtige Bestandteile des Equilibrismus. Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 7 - Aus der Idee wird Realität Zusammen mit Experten der einzelnen sozio-ökologischen Alternativen und Studenten verschiedener Universitäten wird der Standort zunächst von möglichen Altlasten befreit, die je nach Beschaffenheit ökologisch verträglich entsorgt werden. Danach steht dem eigentlichen Modellprojekt nichts mehr im Wege: Die fünf Lebensgrundlagen unserer modernen Gesellschaft Energie Behausung Kleidung Nahrung Mobilität entstehen im Einklang mit der Natur und in regional-wirtschaftlichen Kreisläufen. Dabei kann aus einer Vielzahl ökologischer Alternativen gewählt werden, die jeweils passend für die ausgewählte Region des Modellprojekts sind. Sobald diese Grundbedürfnisse befriedigt sind, können politische und gesellschaftliche Reformen in den Bereichen Geld- und Bodenordnung, bedingungsloses Grundeinkommen, Gesundheit, Bildung, ein neues parlamentarisches und kulturelles System folgen. Im Abschnitt „Häufige Fragen“ wird der Start eines Modellprojekts skizziert. Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 8 - Häufige Fragen Häufige Fragen Was ist Equilibrismus und was ist das Ziel des gleichnamigen Vereins? Es ist ein sozio-ökologisches Wirtschaftskonzept, das bereits vorhandene nachhaltige Lösungsansätze aus den Bereichen Wirtschaft, Ökologie und Gesellschaft miteinander verbindet. Equilibrismus bedeutet Gleichgewicht und leitet sich ab vom lateinischen Wort aequilibrium (aequus = gleich, libra = Waage). In ihrem Sachbuch „Equilibrismus – Neue Konzepte statt Reformen für eine Welt im Gleichgewicht“ haben Eric Bihl und Volker Freystedt das Konzept ausführlich beschrieben. 1997 gründete Eric Bihl in München den gleichnamigen gemeinnützigen Verein. Das Ziel ist ein vollständiger Paradigmenwechsel: Eine moderne Gesellschaft im Einklang mit der Natur, in der es jedem möglich ist, an der Gemeinschaft teil zu haben und seine Fähigkeiten frei zu entfalten. Der Mensch versteht sich dabei wieder als Teil eines großen Ganzen, als Teil der Natur. Der Weg dorthin führt über eine Modellregion als ein sozio-ökologisches Schaufenster. Im 2008 erschienenen Roman „Das Tahiti-Projekt“ von Dirk C. Fleck ist der französisch-polynesischen Insel Tahiti im Jahr 2022 die vollständige ökologische Wende im Sinne eines praktizierten Equilibrismus geglückt. Fast alle beschriebenen Technologien und Konzepte sind bereits heute verfügbar. Wie weit ist die konkrete Umsetzung des realen Modellprojekts? Es gibt noch kein Projekt im Stadium des „Anfassens“. Auf der Insel Rapa Iti in Französisch-Polynesien sind die vorbereitenden Schritte derzeit am weitesten gediehen: Die politischen Gremien – der Rat der Weisen, die Hüter der Erde und Bürgermeister Tuanainai Narii – haben sich in offiziellen Schreiben für die vollständige ökologische Wende ausgesprochen. Sie möchten das weltweit einzigartige Modellprojekt in ihrer Heimat umsetzen. Als nächstes wird ein erster Experte entsandt, um vor Ort eine Machbarkeitsstudie zu erstellen. Darüber hinaus sollen alle Einwohner der Insel zum Vorhaben befragt werden. Unterstützung vor Ort gibt es durch Equilibrismus-Botschafterin Roti Make, die teilweise auf Rapa Iti lebt. Ein weiterer möglicher Standort ist der unabhängige Inselstaat Niue, welcher etwa 2.400 Kilometer nordöstlich von Neuseeland liegt. Erste Kontakte mit Premierminister Toke Talagi und Staatssekretär Richard Hipa sind geknüpft. Ende Februar 2012 hat ein Vertreter des Equilibrismus e. V. auf einer Recherchereise vor Ort die Möglichkeiten ausgelotet und viel versprechende Gespräche geführt. Auch ein extraterritoriales Gebiet auf Island ist eine Option, ebenso kommen private Inseln in Betracht. Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 8 - Häufige Fragen Aktuelle Informationen zum Stand des Modellprojekts sind im Equilibrismus-Blog zu finden. Warum soll das Modellprojekt am anderen Ende der Welt umgesetzt werden? Ein Satz von Michael Ende bringt die Begründung für diese ganz bewusste Entscheidung auf den Punkt: „Auf einem Dampfer, der in die falsche Richtung fährt, kann man nicht sehr weit in die richtige Richtung gehen.“ Das betrifft vor allem das derzeitige Wirtschaftssystem, speziell die Geld- und Bodenordnung. Deshalb haben die Equilibristen beschlossen, nach einer Region zu suchen, die weniger stark von der Globalisierung abhängt, die einen vergleichbaren Lebensstandard und ähnliche Probleme wie Europa hat, aber gleichzeitig über genügend Ressourcen verfügt, um eigene Reformen auch durchzustehen. Französisch-Polynesien ist eine mögliche Region, die diese Kriterien erfüllt. Es gibt aber noch einige weitere Regionen. In Europa käme derzeit nach Einschätzung der Equilibristen nur Island infrage. Erste Kontakte sind auch dort bereits vorhanden, allerdings befinden sie sich noch in einem sehr frühen Stadium. Soll die ökologische Wende alleine auf technischen Lösungen beruhen? Der Equilibrismus besteht aus mehr als technischen Lösungen. Entscheidend ist auch, das derzeitige Wirtschaftssystem nicht eins zu eins zu kopieren und mit der Vorsilbe „Öko“ zu versehen. Denn eine ökologische Kreislaufwirtschaft sollte auch ohne Wachstum zum allgemeinen Wohlstand beitragen, um Ressourcen zu schonen und den Energieverbrauch zu senken. Wichtig ist, dass zu jedem Zeitpunkt im Einklang mit der Natur gehandelt und gewirtschaftet wird. Neben den fünf Lebensgrundlagen Energie, Behausung, Kleidung, Nahrung und Mobilität spielen gesellschaftliche und soziale Aspekte eine große Rolle, damit jeder an der Gemeinschaft teilhaben und seine Fähigkeiten frei entfalten kann. Unsere heutige, westlich geprägte Arbeitswelt bietet mitunter dafür nur wenige Freiräume. Daher sind beispielsweise das bedingungslose Grundeinkommen sowie Geld- und Bodenreformen und ein neues Parlamentssystem wichtige Eckpfeiler des Equilibrismus, ebenso eine Bildungsreform, die das traditionelle Wissen in der jeweiligen Modellregion berücksichtigt. Wann kommt eine Region für das Modellprojekt infrage? Der Standort muss über einen überschaubaren Wirtschaftsraum verfügen, welcher es den verschiedenen sozio-ökologischen Alternativen erlaubt, sich frei zu entfalten. Zunächst wirken sich diese Alternativen bewusst noch nicht global aus, so dass verschiedene Ansätze probiert und bei Bedarf korrigiert werden können. Die entscheidende Voraussetzung dafür ist, sich aus dem jetzigen System vorerst weitgehend ausklinken zu können. Außerdem sind politische und soziale Stabilität, Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 8 - Häufige Fragen aber auch nicht erfüllte Bedürfnisse, beispielsweise durch ökologische Probleme, wichtige Aspekte. Entscheidend ist auch, dass die Einwohner und die politischen Verantwortlichen mit dem Vorhaben einverstanden sind, schließlich werden sie aktiv eingebunden. Im Modellprojekt ist das traditionelle Wissen vor Ort eine wichtige Grundlage, die mit modernen Methoden kombiniert wird. Darüber hinaus ist die direkte Demokratie ein Bestandteil des Equilibrismus. Aus diesem Grund haben die Einwohner von Anfang an Mitspracherecht. Lösungen sind erst dann nachhaltig, wenn sie auf Dauer funktionieren können und für alle Beteiligten einen Gewinn darstellen. Das Modellprojekt ist für keine neue Gemeinschaft gedacht, sondern für die jeweils vorhandene Gesellschaft. Bestens geeignet sind daher unabhängige Inselstaaten, deren Bewohner und Regierungen bereit sind, neue Wege zu beschreiten und eine vollständige sozioökologische Wende zu vollziehen. Denkbar wären aber auch extraterritoriale Gebiete größerer Staaten oder private Inseln, wo in Pionierarbeit ein Modell aufgebaut wird. Wie muss der lokale Standort für das Modellprojekt beschaffen sein? Neben der Größe von mindestens 25 Hektar sind freie Transportwege und Trinkwasserquellen entscheidende Merkmale, wobei auch ein Zugang zum Meer wünschenswert ist. Zudem müssen Flächen für den Anbau von Lebensmitteln und Möglichkeiten zum Gewinnen von ausreichend regenerativer Energie vorhanden sein. Einheimische kennen ihr Land bereits seit Generationen und daher ist ihr traditionelles Wissen eine wertvolle Grundlage. Wichtig ist auch, Rücksicht auf kulturelle Stätten oder auf für archäologische Ausgrabungen reserviertes Gebiet zu nehmen. Wie kann ich mir die konkrete Umsetzung des Modellprojekts vorstellen? Die Umsetzung erfolgt in mehreren Stufen. Der Ablauf kann in der Realität flexibel gestaltet werden, wie unser aktuelles Beispiel Rapa Iti zeigt. Da sich die örtlichen Gegebenheiten und die Bedürfnisse der Einwohner teilweise massiv unterscheiden, ist es nahezu unmöglich, sich minutiös an einer starren Checkliste zu orientieren. Schritt 1 Zunächst gilt es, ein geeignetes Land oder einen geeigneten Inselstaat zu finden und dann vor Ort das Gelände und die Möglichkeiten zu erkunden. Finden die Kundschafter geeignete Gebiete, werden die Erstkontakte zur örtlichen Bevölkerung, zur jeweiligen Regierung und Entscheidungsträgern aufgebaut; es kommt zu ersten Treffen. Im Gepäck haben die Kundschafter Informationsmaterial über den Equilibrismus, Muster von ökologischen Produkten und idealerweise auch den Roman „Das Tahiti-Projekt“ in der jeweiligen Landessprache. Darin macht Autor Dirk Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 8 - Häufige Fragen C. Fleck die Vision des Equilibrismus fühlbar, denn: Fast alle darin vorgestellten Alternativen sind bereits heute verfügbar. Den Kundschaftern folgen Experten der fünf im Equilibrismus beschriebenen Lebensgrundlagen Energie, Behausung, Kleidung, Nahrung und Mobilität, die für eine moderne Gesellschaft im Einklang mit der Natur gesichert werden müssen. Zunächst gilt es heraus zu finden, ob dies am ausgewählten Standort möglich ist. Die Experten analysieren beispielsweise Bodenbeschaffenheit, klimatische Verhältnisse, vorhandene Quellen regenerativer Energie, Trinkwasserqualität und welche Altlasten – etwa in Form von Abfällen – vorhanden sind. Schritt 2 Eignet sich das Territorium, kommt es zu einem offiziellen Treffen mit Regierung und örtlichen Entscheidungsträgern. Der Start des Modellprojekts wird jetzt genauer skizziert und die möglichen sozio-ökologischen Alternativen im Detail vorgestellt. Von Anfang an werden die Einwohner eingebunden und es wird auf ihr traditionelles Wissen gebaut. Direkte Demokratie spielt im Equilibrismus eine große Rolle. Aus diesem Grund werden vor dem tatsächlichen Beginn des Modellprojekts alle Bürger zum Vorhaben befragt. Sobald Einwohner und Regierung sich für das Modellprojekt entschieden haben, reisen bis zu zwei Spezialisten für die bereits erwähnten fünf Lebensgrundlagen an. Sie legen die genauen Standorte, etwa für die Wassergewinnung, Äcker für Nutzpflanzen, Wohnraum und dergleichen fest. Dabei wird auch das traditionelle Wissen der Einwohner genutzt, denn sie kennen in der Regel seit vielen Generationen die geeigneten Plätze. Schritt 3 Danach wird mit dem Aufbau des Instituts begonnen, welches sämtliche Aktivitäten vor Ort koordiniert. Darin eingebunden sind Universitäten und Studenten aus der jeweiligen Region und aus Europa. Öko-Unternehmen sind nicht nur mögliche Sponsoren, sondern stellen auch ihr Fachwissen zur Verfügung. Anschließend gilt es, das Gebiet von möglichen Altlasten zu säubern und mit dem eigentlichen Modellprojekt zu beginnen. Sobald die Basis für die fünf Lebensgrundlagen geschaffen ist, können politische und gesellschaftliche Reformen beispielsweise in den Bereichen Geld- und Bodenordnung, bedingungsloses Grundeinkommen, Gesundheit, Bildung, parlamentarisches und kulturelles System folgen. Das Ziel ist ein sozio-ökologisches Schaufenster, welches Menschen weltweit inspiriert und dadurch einen Paradigmenwechsel einleitet. Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 8 - Häufige Fragen Wie kann ich bei der konkreten Umsetzung des Projekts vor Ort mitwirken? Ziel ist, das Equilibrismus-Modellprojekt vor allem mit Einheimischen, Studenten und einigen wenigen Experten zu realisieren. Es soll kein Ökodorf oder dergleichen entstehen, das Menschen aus aller Welt dauerhaft eine neue Heimat schafft. Die Modellregion soll aufzeigen, wie die einzelnen sozio-ökologischen Alternativen im System zusammen wirken und dass ein vollständiger Paradigmenwechsel möglich ist. Dadurch sollen Menschen in anderen Regionen inspiriert werden, jeweils im Rahmen der örtlichen Möglichkeiten neue Wege zu beschreiten: Was bislang vielfach lediglich als theoretisches Konzept oder sehr vereinzelt existiert, wäre dann in der Realität greifbar – auch in Europa. Eine konkrete Mitarbeit vor Ort ist demnach abhängig davon, welche Kenntnisse und Fähigkeiten jeder Einzelne mitbringt und wie er sich sein Wirken vorstellt. Sobald das „Tahiti-Projekt“ konkrete Formen annimmt, gibt der Verein auf seiner Internetseite die Möglichkeiten der aktiven Mitarbeit bekannt. Welche Schwächen hat das Konzept? Die größte Stärke ist gleichzeitig auch eine mögliche Schwäche. Das Konzept ist sehr umfassend, im Prinzip einfach, aber dennoch komplex. Wer es verstehen will, muss sich eine Weile damit auseinandersetzen und sich vor allem gedanklich vom alten System lösen. Es ist leichter, Menschen für schnelle Aktionen zu begeistern. Die Ziele des Equilibrismus sind dagegen langfristig und dadurch etwas schwerer vermittelbar. Es bedarf viel Geduld, diese Ziele über einen längeren Zeitraum engagiert zu verfolgen. Aber die Geduld zahlt sich aus, wie allmählich zu sehen ist. Bei einem vollständigen Paradigmenwechsel prallen die unterschiedlichsten Interessen aufeinander. Wie kann man ihn dennoch friedlich gestalten? Wichtig ist vor allem, dass keinerlei Zwang oder Gewalt ausgeübt wird. Bereits seit Jahren ist ersichtlich, dass wir so wie bisher nicht weitermachen können. Ab einem gewissen Punkt sind beispielsweise die Kapazitäten der Natur erschöpft und Lebensraum geht endgültig verloren. Sobald der Mensch begreift, dass er durch Achtung der Naturgesetze auf lange Sicht gewinnt, ist er auch bereit, neue Wege zu gehen. Dafür muss jedoch zunächst auf breiter Ebene ein Bewusstsein geschaffen werden. Jedes Unternehmen und jede Struktur kann sich an den notwendigen Paradigmenwechsel anpassen. Denn mit der Reparatur von Umweltschäden und dem Aufbau ökologischer Alternativen gibt es genug zu tun. Alle Menschen sind Gewinner, wenn unser Lebensraum erhalten bleibt. Schließlich leben wir alle auf dem gleichen Planeten. Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 8 - Häufige Fragen Wie unterscheidet sich der Equilibrismus e.V. von anderen Organisationen? Es gibt viele Umweltschutz- und gemeinnützige Organisationen, die für sich betrachtet eine hervorragende Arbeit leisten und in ihrem jeweiligen Bereich durchaus Teilerfolge erzielen. Was jedoch häufig fehlt, ist eine übergeordnete und konkrete Vision. Beispielsweise, wenn hier und dort einzelne Tiere oder Pflanzen gerettet werden – an der Gesamtsituation ändert dies meist wenig. Vielfach stehen Symptome im Vordergrund der Arbeit und nicht die Ursachen, die wiederum oft systembedingt sind. Beispielsweise ist das weltweite Finanzsystem abhängig vom grenzenlosen (Wirtschafts-)Wachstum bei gleichzeitig endlichen Ressourcen. In immer kürzeren Abständen müssen stets größere Mengen konsumiert werden, um das Wachstum künstlich am Leben zu halten. Überquellende Müllhalden und schwindende Ressourcen sind die Folge. Wird diese Vorgehensweise beibehalten, ist das Ergebnis ein GAU auf vielen Ebenen. Daher gilt es zunächst, diese Zwänge abzulegen, um neue Wege beschreiten zu können. Beim Equilibrismus stehen daher keine vereinzelten Reformen oder Umweltschutzprojekte, sondern ein vollständiger Paradigmenwechsel im Fokus. Schließlich renoviert niemand mit großem Aufwand eine Besenkammer, wenn das komplette Haus baufällig ist und darüber hinaus auf Sand gebaut ist. Wir müssen ein neues Haus errichten, bevor das alte einstürzt. Dabei kann Bewährtes durchaus übernommen und integriert werden. Alles, was jedoch nicht enkeltauglich ist, wird durch eine entsprechende Alternative ersetzt. Das sozio-ökologische Konzept Equilibrismus vereint solche Alternativen, die bereits heute verfügbar sind und wie Puzzlestücke kombiniert werden können. Ebenso wie beim Puzzlespiel bedarf es einer Vorlage, damit jeder weiß, wie das fertige Bild aussehen soll. Eine solche Vorlage ist der Equilibrismus: Erst wenn feststeht, wohin die Reise gehen soll, können Strategien entwickelt, Kräfte und Expertenwissen gebündelt werden – immer im Bewusstsein, ein Teil des großen Ganzen zu sein. Wie finanziert sich der Verein? Vor allem durch Spenden von Privatpersonen. Weitere Sponsoren sind ÖkoUnternehmen, die sich der Notwendigkeit bewusst sind, neue Wege zu beschreiten. Diese Firmen stellen wir auf unserer Spendenseite vor. Einen wichtigen finanziellen Beitrag leisten auch unsere Fördermitglieder. Darüber hinaus ermöglicht der Verkauf von Büchern und Hörbüchern das gemeinnützige Engagement des Equilibrismus e. V. Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 8 - Häufige Fragen Wie kann ich den Equilibrismus e.V. unterstützen? Mitwirken kann jeder, der sich von der Vision angesprochen fühlt. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Am wichtigsten ist, die Idee weiter zu verbreiten, damit möglichst viele Menschen von den sozio-ökologischen Alternativen erfahren. Geben Sie beispielsweise den Link zu unseren Internetseiten weiter, sprechen Sie mit Freunden oder organisieren Sie einen Vortrag, wenn Sie möchten. Bitte beachten Sie, dass gerade Vorträge für uns einen hohen Arbeits- und Zeitaufwand bedeuten. Daher können nicht alle Wünsche erfüllt werden. Darüber hinaus freuen wir uns über eine aktive Mitarbeit bei Organisation und Kommunikation. Wer will, kann unsere Arbeit auch finanziell in Form einer Spende oder einer Fördermitgliedschaft unterstützen. Warum wurde der Roman „Das Tahiti-Projekt“ geschrieben? Als das Sachbuch zum Equilibrismus in Arbeit war, regte unser damaliger Unterstützer Sir Peter Ustinov an, in einer Fiktion die Umsetzung unseres Konzeptes vorwegzunehmen. Dadurch könnten sich viele Leser besser vorstellen, wie der Alltag in einer sozio-ökologischen Wirtschaftsordnung aussieht. Wie sich jetzt zeigt, traf Sir Peter damit den Nagel auf den Kopf, denn das Interesse ist durch die Romane deutlich gestiegen. In Dirk C. Fleck fanden Eric Bihl und Volker Freystedt den passenden Autor. Schon Jahre zuvor hatte er sich Gedanken über die Zukunft der Menschheit gemacht und diese in der düsteren Roman-Vision „GO! - Die Ökodiktatur“ niedergeschrieben. Basierend auf dem Equilibrismus-Konzept entwickelten die drei gemeinsam die positive Vision, die im Roman „Das Tahiti-Projekt“ zum Tragen kommt. Es folgte die Fortsetzung „MAEVA!“, welche im Dezember 2012 bei Piper als Taschenbuch unter dem Titel „Das Südsee-Virus“ erscheint. Die Romane sollen nicht nur unterhalten, sondern dienen als Vorstufe zum realen Projekt. In der Geschichte sind viele Alternativen im Sinne des Equilibrismus beschrieben und im Glossar genauer erläutert. Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 9 - Bisherige Auszeichnungen und Buchpublikationen rund um den Equilibrismus Bisherige Auszeichnungen und Buchpublikationen rund um den Equilibrismus Auszeichnungen 2011 Projekt Zukunft Gemeinsam mit namhaften Partnern aus den Bereichen Umweltschutz und Forschung präsentiert das Magazin natur + kosmos einmal im Monat ein herausragendes Projekt, welches ökologische, ökonomische und soziale Kriterien gleichermaßen erfüllt. Im April 2011 konnte der Equilibrismus die Jury überzeugen. 2010 UmweltMedienpreis Einmal im Jahr verleiht die Deutsche Umwelthilfe (DUH) den UmweltMedienpreis. In der Kategorie Hörfunk waren Matthias Leitner und seine Kollegen die glücklichen Gewinner: „Die Praxis der Utopisten“ aus der Sendereihe „Zündfunk Generator“ auf Bayern 2 beschäftigte sich intensiv mit dem Equilibrismus. 2009 Deutscher Science Fiction Preis Der Mut eine positive Zukunftsvision entgegen dem Trend düstere Endzeitszenarien zu entwerfen wird belohnt. Dirk C. Fleck erhält für den ersten Equilibrismus-Roman „Das TahitiProjekt“ den begehrten Deutschen Science Fiction Preis, der einmal jährlich vom Deutschen Science Fiction Club vergeben wird. Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 9 - Bisherige Auszeichnungen und Buchpublikationen rund um den Equilibrismus Buchpublikationen 2012 Mittlerweile sind in der Fiktion fünf Jahre vergangen und die Ideen des TahitiProjekts erobern die Welt. Überall entstehen Gemeinschaften, die sich an dem sozio-ökologischen Modell orientieren und die Grundgedanken weiterführen. Kann eine ganze Weltbevölkerung in Frieden und Wohlstand existieren? Roman Dirk C. Fleck Ab 10. Dezember 2012 ist „Das SüdseeVirus“ im Handel erhältlich. Ursprünglich 2011 unter dem Titel „MAEVA!“ erschienen, enthält die neue Ausgabe bislang unveröffentlichte Kapitel. 2008 Im Jahr 2022 droht die Welt im ökologischen Chaos zu versinken. Einzig auf Tahiti ist die vollständige ökologische Wende gelungen. Die Bewohner der Französisch-Polynesischen Insel leben in einer modernen Gesellschaft im Einklang mit der Natur. Ermöglicht wurde dies durch das sozio-ökologische Konzept namens Equilibrismus. Roman Dirk C. Fleck 2005 Als Konstruktionshilfe für einen kompletten Paradigmenwechsel haben die beiden Autoren Eric Bihl und Volker Freystedt verfügbare sozio-ökologische Alternativen unter dem Dach des Equilibrismus versammelt. Das Buch ist derzeit im Handel vergriffen, jedoch als E-Book über den Verein beziehbar. Sachbuch Eric Bihl und Volker Freystedt Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 10 - Bleiben Sie auf dem Laufenden Bleiben Sie auf dem Laufenden Möchten Sie stets über die Neuigkeiten rund um den Equilibrismus und das Modellprojekt informiert werden, so tragen Sie sich in unserem digitalen Pressebereich unter http://www.equilibrismus.org/presse/ in den Verteiler ein. Darüber hinaus haben Sie die Möglichkeit, uns auf Twitter zu folgen. Um wertvolle Ressourcen zu schonen, liegt dieser Pressemappe kein Datenträger bei. Sämtliches digitales Pressematerial finden Sie im bereits oben erwähnten Pressebereich auf unserer Internetseite. Die aktuelle Pressemitteilung sowie ausgewählte Beiträge aus dem Pressespiegel haben wir der Pressemappe beigefügt. Bei allen Fragen rund um den Equilibrismus steht Ihnen Pressesprecher Jens Hakenes gerne zur Verfügung. Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Fax: +49 (0) 30 956 079 91 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 E-Mail: [email protected] Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] 11 - Aktuelle Pressemitteilung(en) / Auswahl Pressespiegel Pressemitteilung Südsee-Insel Rapa Iti will weltweit einzigartige sozial-ökologische Wende einleiten (München, 15.03.2012) In Französisch-Polynesien soll eine Modellregion entstehen, die in allen Lebensbereichen nachhaltige Alternativen nutzt. Wie im Roman "Das Tahiti-Projekt" von Dirk C. Fleck ist auch in der Realität das sozial-ökologische Konzept Equilibrismus die Grundlage. In einem offiziellen Schreiben an den Equilibrismus e. V. hat sich Bürgermeister Tuanainai Narii für eine vollständige ökologische Wende ausgesprochen und Vertreter des gemeinnützigen Vereins eingeladen, die Realisierung des als "Projekt Zukunft" ausgezeichneten Konzepts vorzubereiten. Ebenso haben der Rat der Weisen und die Hüter der Erde als höchste traditionelle Entscheidungsgremien der 1.400 Kilometer südlich von Tahiti gelegenen Insel Rapa Iti zugestimmt. "In den nächsten Wochen wollen wir einen Umweltexperten entsenden, der die Arbeit unserer polynesischen Botschafterin Roti Make vor Ort unterstützt", erläutert Eric Bihl, Gründer und erster Vorsitzender des Equilibrismus e. V. "Außerdem sollen alle Einwohner der Insel zu dem gemeinsamen Vorhaben befragt werden - auch diejenigen, die aus unterschiedlichen Gründen ausgewandert sind. Ebenso wie die ständigen Bewohner sollten sie ein Mitspracherecht haben, was in ihrer Heimat geschieht." Direkte Demokratie ist laut Bihl Teil des Equilibrismus-Konzepts und soll daher von Beginn an eine tragende Rolle spielen. Mögliche Orte für weitere nachhaltige Modellprojekte: Niue und Island Als Standort für ein Modellprojekt ist auch der unabhängige Inselstaat Niue im Gespräch, der etwa 2.400 Kilometer nordöstlich von Neuseeland liegt. Erste Kontakte mit Premierminister Toke Talagi und Staatssekretär Richard Hipa sind geknüpft. Ende Februar hat ein Vertreter des Equilibrismus e. V. vor Ort die Möglichkeiten ausgelotet. Auch ein extraterritoriales Gebiet auf Island ist eine Option, ebenso kommen private Inseln für Modellprojekte in Betracht. Vom Konzept über die Fiktion zur Realität Die Grundlage für die Realisierung nachhaltigen Lebens haben Eric Bihl und Volker Freystedt mit ihrem Sachbuch "Equilibrismus - Neue Konzepte statt Reformen für eine Welt im Gleichgewicht" geschaffen. Durch Dirk C. Flecks preisgekrönten Roman "Das Tahiti-Projekt" und dessen Fortsetzung "MAEVA!" erlangte ein breites Publikum Zugang zur Vision. Das Besondere: In beiden Romanen werden Alternativen vorgestellt, die bereits jetzt vorhanden sind. In der Fiktion ist Tahiti, der Hauptinsel Französisch-Polynesiens, die vollständige ökologische Wende in Form eines praktizierten Equilibrismus gelungen. "Es ist an der Zeit, neue Wege zu beschreiten und zu zeigen, wie eine moderne Gesellschaft im Einklang mit der Natur leben kann", sagt Bihl. In der Realität soll daher mit einem Modellprojekt als ökologisches Schaufenster der nächste Schritt folgen. Equilibrismus e. V. Marienstraße 19/20 10117 Berlin 25.10.2012 Pressekontakt: Jens Hakenes Telefon: +49 (0) 30 956 079 90 Mobil: +49 (0) 178 542 26 92 [email protected] BEGEGNEN Rapa 9 lti: Mit traditio- nellen Techniken und modernen Erkenntnissen soll hier eine Welt im Gleichgewicht entstehen. Auf nach Die Welt ins Lot bringen: gute ldee. Aber wie und wo anfangen? Am besten mit einem neuen Cesellschaftssystem auf einer entlegenen lnsel. Die Equilibristen machen's yor. // Sytvia Meise !t apa lti heißt die Insel. Sie liegt in Französisch-Polyne!*"q;r sien. Deren Präsidentin Roti Make d'Assignies hat il \. ,i.h schon vor zwei Jahren entschieden. Sie setzt sich ii'" seitdem dafür ein, dass ihre Insel das erste ,,Gebiet im Gleichgewicht" wird. DAssignies hat in der Schweiz Modedesign studiert; ihr Großvater war der letzte König der Insel. Nun haben auch der ,,Rat der Weisen" und die ,,Hüter der Erde", die höchsten Gremien der 5oo Einwohner zählenden Insel, grünes Licht gegeben. Jetzt sollen die Insulaner selbst befragt werden. Insgesamt 4ooo. Die meisten jedoch sind weggezogen, um Arbeit zu finden. Nur einmal im Monat kommt man von außen dort hin. Durch die Rückbesinnung auf traditionelle Techniken kombiniert mit hochmodernen Erkenntnissen hofft Eric Bihl, sie zum Teil zurückzugewinnen - und die anderen Inseln, die ganze Welt mit der Idee anzustecken. ,,Die Zeit drängt", sagt der gebürtige Elsässer. ,Wir dürfen nicht länger am alten System herumdoktern, wir müs- sen endlich Neues wagen!" Wenn Eric Bihl über seine Visi- on spricht, lodert er vor Engagement. Vor r5 ]ahren gründete er den Verein Equilibrismus - equilibrium ist lateinisch und heißt Gleichgewicht. Die Devise: Think big und nachhaltig. Die Welt soll umstellen auf ökologische Alternativen, natürliche KreislauiWirtschaftssysteme, nachhaltige Geld- und Bodenordnung und Weltbürgertum. Im Grunde ähnelt das Konzept einem Demeter-Bauernhof - möglichst wenig bis nichts hinzukaufen und alles komplett verwerten. Kein Raubbau der Natur, kein Müll, der sich nicht wieder verwenden lässt. Realisierbarl Das soll das Pilotprojekt Rapa lti zeigen, das natürlich weit über einen Bauernhofhinausgeht. Bihl und rund roo Mit-Equilibristen dachten für den Anfang an ein überschaubares Gebiet. ,,Die Insel ist idea1. Auch ein abgelegenes Stück Land wäre es, denn: wir müssen ja noch lernen." Außer Rapa Iti sind noch zwei Orte im Gespräch: dieInselNiue(naheNeuseeland)odereinTei1Is1ands.> 04 I 2OI2 SCHROT&KORN 75 BEGEGNEN g Einwohner Rapa ltis bei der Ernte; Eric Bihl und sein Verein Equilibrismus wollen mit ihnen ,,Neues wagen". ) Die Inseln rücken das Geschehen sehr weit weg von Euro- pa. Die Abgeschiedenheit hat Nachteile, räumt Bihl ein. Allerdings könne man dort in Ruhe ausprobieren, was am besten funktioniert. Island wäre als Anschauungsobjekt interessanter, doch dort hingen die Menschen noch sehr an einem Lebensstandard, der mit der öko-Vision schlecht harmoniert. Trotz Finanzkrise und Umweltproblemen durch die hochgiftige Aluminiumproduktion seien sie womöglich noch nicht bereit fürs radikale Umdenken, das konsequent auf ökologische Kreisläufe setzt. Dieses Akzeptanzproblem dürfte den Equilibristen fast überall entgegenschlagen. Auch wenn angesichts des Klimawandeis unstrittig ist, dass sich sehr bald sehr viel än- dern muss. Eric Bihl betont, ,,Wir wollen nicht zurück in die Steinzeitl" Als Alternativen zu Asphalt und plastik gäbe es ökologisches Hightech. Hochschulen wollen begleiten Ein nächster Schritt auf Rapa Iti wäre der Bau eines Zukunftsinstituts. Zusammen mit den Einheimischen sollen Experten vor Ort herausfinden, welche Gesellschaftsform am besten passt, welche natürlichen Baustoffe es vor Ort gibt oder wie die Menschen mobil sein wollen. Für alles seien ökologisch vertretbare Lösungen vorhanden. Dass nicht nur Fantasten interessiert sind, zeigt die Auszeichnung durch die Zeitschrift natur+kosmos als ,,projekt der Zuk:uLnft" und die Zusage von Hochschulen sowie ökoPionieren wie Sepp Braun, den Modellversuch zu begleiten. |etzt will der Verein Bio-Firmen als Sponsoren ins Boot holen. Sonnen or und die Bio-Hotelshätten bereits zugesagt. Ob das klappt? Das wirtschaftliche Konzept ist universell denkbar, das politische und finanzielle System dagegen weniger. Mit seinen Vorträgen vermag der Equilibrist zu begeistern. Manche Zuhörer diskutieren danach in Inter- 75 scrRor&roRn 04 t 2ot2 netforen weiter: ,,Zu schön, um wahr werden zu können", heißt es dort oder ,,die Natur des Menschen" stehe dagegen. Andere fragen sich, wie die Macht der Konzerne durch Regiogeld- und Dezentralisierung konterkariert werden soll - aber auch: ,,Und wenn es wirklich funktioniertl" ,,Probieren wir es doch aus!" Eric Bihl findet auf alles Antworten. Auf einem Bauernhof aufgewachsen, Wirtschaft studiert, arbeitet er seit z5 fahren beim europäischen Patentamt in München - der Mann ist kein Spinner oder Öko-Freak. ,,Ohne die Leute, die im bestehenden System Öko-Pionierarbeit geleistet haben, sind wir nichts", betont er mit bayerisch-französischem Zungenschlag. Er brennt darauf, die Puzzieteile alternativer Lösungen auf den Tisch zu legen und zusammenzusetzen. Sein Credo: ,,Es geht nicht darum, die Welt zu retten - die Natur rettet sich selbst -, sondern die Gesellschaft." Und so lange Bihl weiter Leute wie die Inselpräsidentin Roti Make d'Assignies überzeugen kann, ist sein Equitopia nicht gestorben. www.equilibrismus.org ( Schreiben Sie uns über ,,Ihr Bio"! Haben Sie auch ein eigenes ,,Bio-Projekt" auf die Beine gestellt - im Garten, im Haushalt, in Sachen Energiesparenl Dann schreiben Sie uns! Per E-Mail: [email protected] oder per Post Schrot&Korn Redaktion Postfach ro o6 5o 637o4 Aschaffenburg Fax o 6o z't144893 zo 04 I 2OI2 SCHROT&KORN 77 Klimawandel-Roman "Maeva!": Wir sind das Tätervolk - taz.de 1 von 3 http://www.taz.de/Klimawandel-Roman-Maeva/!74358/ 13.07.2011 7 Kommentare KLIMAWANDEL-ROMAN "MAEVA!" Wir sind das Tätervolk Seattle ist überschw emmt und Kalifornien eine fiese Ökodiktatur: Dirk C. Fleck hat den Klimawandel-Roman "Maeva!" geschrieben. Eine Begegnung mit dem Autor. VON PETER UNFRIED Ökodiktatur? Dirk C. Fleck ist trotzdem gerne Zeitzeuge. Bild: photocase.com/bozton BERLIN taz | Gerade hat Dirk C. Fleck mit einer sehr charmanten Dame zu Mittag gegessen. Nun sitzt er in einem Café in der Berliner Rudi-Dutschke-Straße und ist von einer heiteren Entspanntheit. Das mildert angenehm ab, wenn er über die "Tätergeneration" spricht - und nicht mehr die Nazis meint. Sondern uns. Die Nachkriegsgenerationen, sagt er, zerstören mit ihrer Art zu leben und zu wirtschaften die Lebensgrundlagen ihrer Kinder und Enkel. "Und die Jungen haben es noch gar nicht gemerkt." Im Grunde gebe es einen gesellschaftlichen Konsens, dass es keine Rolle spiele, in welchem Zustand man die Welt hinterlasse. "Ökozid" nennt Fleck das vom Menschen herbeigeführte Zusammenbrechen der Natursysteme. Für die bisherigen Anstrengungen und die politischen und gesellschaftlichen Vorstellungen, den Klimawandel erträglich zu gestalten, hat er ein schönes Bild gefunden: "Wir stehen am Strand, ein Tsunami kommt, und wir pusten und denken, wir könnten ihn damit aufhalten." Aber er sagt im gleichen Atemzug auch, er sei "unwahrscheinlich gerne Zeitzeuge". Fleck ist Hanseat, Jahrgang 1943, und hat gerade den Roman "Maeva!" veröffentlicht, der den britischen Literaturgroßmeister Ian McEwan nachdenklich machen sollte. McEwan hatte im Vorjahr den angeblich ersten Klima-Großroman vorgelegt. "Solar" brachte das sich selbst genügende Element des globalen Weltrettungszirkus auf den Punkt. Und war lustig, immerhin. Flecks Roman "Maeva!" ist weitgehend humorfrei - entfaltet aber eine zentrale Qualität: Im Gegensatz zu McEwan zwingt er einen, ernsthaft über das eigene Leben nachzudenken. "Maeva!" ist Flecks vierter Roman über die Erderwärmung und die Fortsetzung von "Das Tahiti-Projekt", von dem nach seinen Angaben fast 40.000 Exemplare verkauft wurden. Es ist die Geschichte einer jungen, polynesischen Politikerin, die Geschichte von Maeva. Sie wird im Jahr 2028 zur Präsidentin einer alternativen UNO gewählt und geht auf Weltreise, um Verbündete zu sammeln für einen globalen Kampf gegen den Klimawandel. Die Zukunft soll nicht primär auf Technologie und Ordnungspolitik beruhen, sondern auf einem radikal anderen, einem ökosozialen Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell, das in Tahiti bereits gelebt wird - mit geschlossenen Kreisläufen und regionaler Selbstversorgung. Postwachstumsökonomie also. "Nichts ist gesponnen" Es ist höchste Zeit. Seattle ist gerade überschwemmt worden, Australien nach Klimakatastrophen zum Ökoland konvertiert, und in den Industriestaaten werden Nato und Militär gegen Klimaflüchtlinge eingesetzt, auch gegen solche aus dem eigenen Land. Aufgrund der mittlerweile häufig hereinbrechenden Katastrophen vom Kaliber New Orleans kann ihnen nicht mehr geholfen werden. Stattdessen werden sie ohne Anklage in Guantánamo-artige Lager weggesperrt, um die "staatliche Ordnung" aufrechtzuerhalten. "Nichts ist gesponnen", sagt Fleck, schon gar nicht das Flüchtlingsszenario. Das sei im Fall der USA längst Teil von geostrategischen und sicherheitspolitischen Szenarien. Er hat die Romanform gewählt, weil die Entwicklungen damit effektiver zu vermitteln seien. Im Grunde hat er sogar die Nuklearkatastrophe von Fukushima in dem bereits fertiggestellten Buch antizipiert: das Warnen der Seismologen, die Behauptungen der Verantwortlichen, das AKW sei "sicher". Fleck volontierte in den 60ern beim Spandauer Volksblatt, einer linken, 02.08.2012 13:40 Klimawandel-Roman "Maeva!": Wir sind das Tätervolk - taz.de 2 von 3 http://www.taz.de/Klimawandel-Roman-Maeva/!74358/ später eingegangenen Tageszeitung. Damals habe er "manchmal vor Glück gesungen", weil er Journalist sein durfte. Sagt er wirklich. Meint er auch wirklich so. Später arbeitete er bei der Hamburger Morgenpost und bei Merian. Dann bei Markus Peichls gern mythisiertem Zeitströmungsmagazin Tempo, das er "das größte Missverständnis meines Lebens" nennt und wo er "nur Fassade" fand. Nach der vierten spontanen Kündigung, diesmal bei der Woche, habe er es dann endlich geschafft, "nicht mehr rückfällig zu werden", sich nicht mehr korrumpieren zu lassen von Status, Eitelkeitsbefriedigung und fünfstelligem (Mark-)Gehalt. Den "gehobenen Journalismus" hat er als "Unterhaltungsindustrie" erlebt. "Qualitätsjournalismus" ist ein Wort, mit dem er nur noch sehr vorsichtig umgeht. Es sei nicht leicht, auf sehr viel weniger Geld umzustellen, aber er wollte "die knapp bemessene Zeit meiner Existenz" nicht länger vergeuden. Sondern nutzen für Dinge, die ihm wichtig sind. Seither ist er mit seinem Thema unterwegs, mit Lesungen, Vorträgen, in Schulen, im Internet. Das Interessante ist, dass bei Fleck Abrechnungen nicht selbstgerecht klingen und Predigten nicht über-ichig. Freunde beschreiben ihn als "uneitel", und so wirkt er auch. Sein Roman-Anti-Held ist jedenfalls nicht zufällig der Exjournalist Cording, der sich von einem vordergründig "kritischen" Umweltmagazin verabschiedet hat, weil es in Wahrheit eine Greenwashing-Maschine für Großkonzerne war, die selbstredend in Wahrheit so weitermachten wie immer. Auf der einen Seite hat Flecks Romanwelt ein ökologisches Momentum aufgenommen. Immer mehr Staaten sagen sich von der ressourcenzerstörenden Art des Wirtschaftens los und schließen sich der neuen Union von Maeva an, die eine "Politik des Herzens" - das heißt, auf Öl, Kohle, Atom und Börsen wird verzichtet - predigt, was dann doch ein bisschen kirchentagsmäßig rüberkommt. Ökodiktatur als Konsequenz der Politik Auf der anderen Seite ist der aus Kalifornien und Oregon bestehende neue Ökostaat "Ecoca" mit seinen autofreien Städten eben kein gelebtes ökosoziales Paradies, sondern eine Ökodiktatur, in der das Internet geschlossen ist, das Reisen verboten, das Gebären nur auf Gutschein erlaubt ist und die Verantwortlichen der alten Welt in Schauprozessen abgeurteilt werden. Ah, und besonders schön: Wer beim verbotenen Autofahren erwischt wird, muss sich zur Strafe in ein Auto setzen und dann werden die Abgase eingeleitet. Nicht tödlich, aber so, dass der Ökoverbrecher selbst angetan bekommt, was er der Umwelt antut. Welt-Oberökoskeptiker Ulf Poschardt und die Wachstumsfreunde der FAZ, die bereits angesichts des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann vor einer Ökodiktatur warnen, werden es mit Begeisterung lesen: Alles noch viel schlimmer! Flecks Heldin Maeva distanziert sich selbstredend von Ecoca. Aber in der Realität sieht er – nach einem vorübergehenden Faschismusausschlag – eine Ökodiktatur auf uns zukommen, als mittelfristige Konsequenz der Politik von heute. "Wir brocken sie unseren Kindern grade ein." Es sind die Kinder der Tätergeneration, die in seinem Roman die Wende herbeiführen wollen -und dann bei der Durchsetzung ihrer hehren Ziele verhärten und selbst zu Verbrechern werden, wie jenes Kommando junger Umweltaktivisten, das in der Einstiegsszene einen US-General liquidiert, der die Bürgerrechte für Klimaflüchtlinge außer Kraft setzen half. Wer da nicht an die RAF denkt, ist selbst schuld. Gut, die polynesische Utopie kommt ein bisschen utopisch daher, manche Actionszene etwas kolportagehaft, und die Rettung der Welt durch das weibliche Prinzip ("Politik des Herzens") duftet nach dem spirituellen Frauenkreis Tübingen. Dennoch ist "Maeva!" kein folkloristisches Klimarührstück, sondern ein Steinbruch der Inspiration. Fleck positioniert sich mit dem Buch auf der Seite jener, die nicht an eine praktisch-technologische Lösung glauben, sondern die Lösung nur in radikalem Mentalitätswandel und Konsumverzicht sehen. Das "grüne Erwachen" ist ein Placebo Wie viele, die sich intensiv mit dem Thema beschäftigen, ist Dirk C. Fleck hin- und hergerissen zwischen neuer Hoffnung durch die leichte, gesellschaftliche Bewegung der Gegenwart und dem Wissen, dass alles doch zu langsam geht, viel zu wenig ist und der westliche Mensch nicht zu diesem radikalem Mentalitätswandel neigt. Aber hat nicht gerade die CDU/FDP-Bundesregierung den Atomausstieg wiederhergestellt? Fleck lächelt. Und hat nicht der grüne Ministerpräsident in Baden-Württemberg die ökosoziale Wende ausgerufen? "Wenn wir nicht diese Giga-Probleme hätten in der Welt", sagt er, "dann wäre das ein schöner, liberaler, frischer Wind". Aber angesichts der Realität sei selbst das "grüne Erwachen" letztlich nur ein Placebo. Geht alles schlimm aus? Das weiß man nicht, denn "Maeva!" endet mit 02.08.2012 13:40 Klimawandel-Roman "Maeva!": Wir sind das Tätervolk - taz.de 3 von 3 http://www.taz.de/Klimawandel-Roman-Maeva/!74358/ einem Cliffhanger. Dirk C. Fleck: "Maeva!". Greifenverlag, 332 S., 19,90 Euro Mit freundlicher Genehmigung der taz - die tageszeitung verwenden wir diesen Beitrag in unserer Pressemappe. 02.08.2012 13:40 24 Das Tahiti-Projekt ist mehr als ein spannender Öko-Thriller: Es ist eine Vision, die darauf drängt, Realität zu werden. Anknüpfend an die Ideale des Equilibrismus – Gleichgewicht, Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit – soll ein Modellprojekt geschaffen werden: auf einer Südseeinsel oder anderswo »Gute Idee, aber das klappt ja doch nicht«, bekommen kreative Menschen oft zu hören, wenn sie Auswege aus der Sackgasse von Umweltzerstörung und Sozialdumping suchen. Oder: »Der Kapitalismus ist Mist, aber wir haben nun mal nichts Besseres.« Wirklich? Der beste Gegenbeweis wäre eine Alternative, die funktioniert. Von der Theorie über die Fiktion zur Realität September 9/2011 · www.connection.de VON ROlAND ROTTENfUSSER Irgendwo sollte es doch möglich sein, wieder natürlich zu leben. Vielleicht auf Tahiti? Das Tahiti-Projekt VISIONEN FÜR EINE BESSERE WELT PIXELIO.DE © RIKE, PAUL GAUGUIN »BERGE VON TAHITI, MONTAGE: C. V. PUTTKAMER Tahitis Präsident zu www.connection.de · September 9/2011 Auf Dirk C. Flecks Tahiti sind viele der kühnsten Visionen unserer Zeit Wirklichkeit: z.B. ein neues Geldsystem, das die negativen Wirkungen der Zinsdynamik vermeidet. Die Geldscheine tragen besondere Nummerierungen, »die es dem Staat ermöglichten, bestimmte Serien in festgelegten Zeiträumen für ungültig zu erklären und zum Umtausch zurückzurufen. Damit sollte verhindert werden, dass Bargeld dem Kreislauf durch Horten entzogen und das Zahlungsmittel durch diese Verknappung gegenüber Waren und Dienstleistungen unverhältnismäßig aufgewertet wurde.« Realität ist im fiktiven Tahiti auch das Bedingungslose Grundeinkom- Grundeinkommen und Geld mit Verfallsdatum seine Amtseinführung. Der Roman spielt im Jahr 2022. Die Handlung des Romans folgt dem bei positiven Utopien üblichen Muster: Der deutsche Journalist Cording wird von seiner Redaktion beauftragt, ein neuartiges ökologische Experiment in Polynesien zu dokumentieren. Unter der Führung der – natürlich gut aussehenden – Insulanerin Maeva erkundet er die Insel. Für Thriller-Spannung sorgen die Angriffe mächtiger transnationaler Konzerne, die die Idylle bedrohen. Gemeinschaft funktioniert« dass die menschliche überzeugen können, damit Sie sich davon »Wir haben Sie hergebeten, den Pressevertretern: T ahitis Präsident Omai hat Grund zur Zufriedenheit: »Wir haben Sie hergebeten, damit Sie sich davon überzeugen können, dass die menschliche Gemeinschaft funktioniert«, sagt er vor internationalen Pressevertretern. »Dass sie frei sein kann von Missgunst und Vorteilsnahme, dass die Kluft zwischen Arm und Reich nicht zwingend notwendig ist. Die menschliche Gemeinschaft ist unsere Heimat, ebenso wie die Natur unsere Heimat ist. Wir Polynesier begegnen uns im gegenseitigen Respekt und verstehen, dass der Natur das gleiche Recht gebührt.« Leider stammt das Zitat nicht aus einem Sachtext, sondern aus einem utopischen Roman: »Das Tahiti-Projekt« von Dirk C. Fleck. Ein Öko- und Sozialparadies Tahiti, wie es im ersten Zitat beschrieben wird, gibt es jedoch in der Realität nicht.Auch der aufrechte Präsident Omai wartet noch vergeblich auf Auch als kritischer Kommentar zur derzeitigen Weltlage »funktioniert« der Roman bestens: »Der verstörte Homo sapiens ahnte sehr wohl, dass die Aufgaben, denen er sich plötzlich gegenübersah, zu mächtig geworden waren. So urinierte er also munter weiter in sein Wohnzimmer. Anstatt aber seine Lebensweise in Frage zu stellen, zog er es lieber vor, in aller Wissenschaftlichkeit über die Saugfähigkeit des Teppichs zu diskutieren.« In den Passagen, die die Welt außerhalb Tahitis beschreiben, ist der Roman alles andere als idyllisch. Vielmehr zeichnet Dirk C. Fleck bisweilen ein düsteres Bild, und man fragt sich: Ist das Utopie oder eine Beschreibung der Gegenwart? »Die westlichen Demokratien waren zu inhaltsleeren Gebilden verkommen, hinter denen autoritäre Strukturen ans Licht kamen, wie sie nur in Diktaturen möglich schienen. Milliarden Menschen fristeten in dieser hoch technisierten, Der Mensch uriniert in sein Wohnzimmer Die dezentrale Energieversorgung ist ganz auf regenerative Energien abgestimmt. Besteuert wird der Verbrauch von Naturgütern, nicht die Arbeit. Der Individualverkehr ist abgeschafft, stattdessen gibt es ein preiswertes und umweltschonendes Verkehrssystem: die »Reva-Tae« (kleine Gondeln, die der Fahrgast selbst bedienen kann). Alles wird, wo möglich, aus Naturmaterialien hergestellt: Hanfbeton, Lehm oder Bambus. Der Straßenbelag ist aus Reiskleie. Auch politisch ist im Roman-Tahiti einiges anders als im Rest der Welt: Es gibt keine Parteien, stattdessen die direkte Wahl von Personen, die in die vier (!) Parlamente des Landes entsandt werden: das Wirtschaftsparlament, das politische Parlament, das Kulturparlament und das Grundwerteparlament. Auch das Justizsystem der Insel gibt Stoff zum Nachdenken. Es wird auf Wiedergutmachung gesetzt, nicht auf Strafe. Unbescholtene Bürger gestehen in öffentlichen Versammlungen freiwillig (!) ihre Vergehen und bestimmen selbst, welchen Ausgleich sie dafür leisten möchten. Allen voran gibt der Richter selbst seine Untaten zu. Denn nur wer sich seines eigenen Schattens bewusst ist, kann ein gerechter Richter sein. Gondeln statt Autos und Straßenbelag aus Reiskleie men. »Die Empfänger des Geldes waren weder arbeitsscheu noch kriminell, auf der Basis einer gesicherten Existenz gewann jeder Tahitianer genügend Freiraum, um seine speziellen Fähigkeiten in die Gemeinschaft einzubringen.« Außerdem im Angebot: eine Bodenreform, die Privatbesitz an Grund und Boden wieder abschafft und stattdessen nur Pachtverträge zulässt. 25 Als Gründerwerk für das Genre des utopischen Romans gilt Thomas Morus’ »Utopia« von 1516. Das Buch zeichnet das Porträt einer idealen Gesellschaft, die tendenziell demokratisch verfasst ist, über ein Bildungsund Sozialsystem verfügt und religiöse Toleranz übt. Stil prägend war neben dem Buchtitel auch die Tatsache, dass der Autor das Paradies auf einer fernen Insel ansiedelte. Ein modernes Echo auf »Utopia« war Aldous Huxleys 1962 erschienener Roman »Eiland«. Die positive Utopie erschien somit genau 30 Jahre nach Huxleys negativer Zukunftsvision »Schöne neue Welt«. Heute kann man es nicht nur als Vorgriff auf Hippie-Bewegung und Neue Spiritualität lesen, sondern auch als Vorwegnahme politischer Konzepte, deren Bedeutung erst heute klar wird.Auf der tropischen Insel Pala versuchen die Inselbewohner »unsere Nationalökonomie und Technologie dem Menschen anzupassen – nicht unser Volk der Ökonomie.« Als Weg weisende Utopie der 68er-Generation mit weit reichendem Einfluss gilt Ernest Callenbachs 1975 erschienener Roman »Ökotopia«. Er spielt nicht auf einer Insel, sondern geht von der Fiktion aus, dass sich drei Staaten von den USA abgespalten und eine ideale öko-soziale Republik errichtet haben. Man erinnere sich: 1975 waren die Die Klassiker: Morus, Huxley, Callenbach Der Begriff der Utopie hat im 20. Jahrhundert an Anziehungskraft verloren. Denkt man an utopische Romane, fallen einem zuerst die negativen ein. George Orwells »1984«,Aldous Huxleys »Schöne neue Welt« oder José Saramagos »Die Stadt der Blinden«. Utopien waren im 20. Jahrhundert vor allem deshalb aus der Mode gekommen, weil man den Begriff mit den so schrecklich gescheiterten Gesellschaftsentwürfen des Nationalsozialismus und des Staatskommunismus verband. Das Wort »Utopie« steht in der heutigen öffentlichen Debatte für eine ideologisch begründete Maximalforderung, die am wirklichen Leben vorbei geht. Dies allerdings ist nicht das Wesen der Utopie. So wie frühere gesellschaftliche Entwürfe den Menschen überforderten, wird er vom gegenwärtigen politischen Establishment unterfordert. Man reduziert ihn darauf, eine Anpassungsleistung an das Vorgegebene zu vollziehen. Utopien freilich sollen eine bessere Realität nicht ersetzen, sondern ihr vorauseilen. Irre Utopien vernetzten Welt unter dem Diktat multinationaler Konzerne ein elendes Sklavendasein.« Ist es legitim, die Leser mit einer solch geschickten Mischung aus Fiktion und Realität zu verwirren? VISIONEN FÜR EINE BESSERE WELT PAUL GAUGUIN »AREAREA« 26 Von der Erfüllung des ökologischen Traums ist es allerdings nicht weit bis zum Alptraum. Von der Öko-Diktatur zum Öko-Paradies Grünen noch nicht gegründet, ökologisches Denken war alles andere als selbstverständlich. Callenbach hat die grüne Bewegung beeinflusst, nicht umgekehrt, obwohl der Roman einige damals schon als Konzepte vorhandene moderne Techniken beschreibt. Heute gängige Begriffe wie »Nachhaltigkeit«, »Vernetzung«, »Regionalisierung«, »Regenerierbare Energie« und »Technologiefolgenabschätzung« wurden schon in »Ökotopia« thematisiert, wenn auch nicht alle unter diesen Bezeichnungen. Leben vorbei geht forderung, die am wirklichen begründete Maximal- Debatte für eine ideologisch der heutigen öffentlichen Das Wort »Utopie« steht in September 9/2011 · www.connection.de Fortschrittliche Ideen bleiben entweder klein, dann werden sie ignoriert. Oder sie werden größer, dann werden sie von den Profiteuren des alten Systems gnadenlos bekämpft. Wie ist dieses Dilemma zu lösen? Eric Bihl und seine Mitstreiter sehen den Roman nur als einen Zwischenschritt auf dem Weg zu einem realen ökologischen Modellprojekt. Bihl stammt aus dem Elsass und war als französischer Soldat in Polynesien stationiert. Er kennt die Gegend und die Menschen und bereiste verschiedene Inseln des Südpa- Von der Fiktion zur Realität Equilibristen setzen ihre Hoffnung auf ein Experiment im Großen, das über den privaten Rahmen hinausgeht und von allen wichtigen gesellschaftlichen Kräften einer Region unterstützt wird – einschließlich der Behörden. Eine Weltregion (Staat, Teilstaat oder Insel) zu finden, die ein umfassendes equilibristisches Experiment wagt, ist sicher schwerer, als fünf Leute für eine Ökokommune zu begeistern. Dazu ist das Bohren dicker Bretter nötig. Wenn es aber klappt, wäre etwas Großes geleistet: Ein gelungenes großflächiges Experiment wäre der Beweis dafür, dass eine Wirtschaftsordnung jenseits von Kapitalismus und Kommunismus funktionieren kann. Das wäre der Game-Changer, der Einstieg in die postkapitalistische Ära. Niemand könnte hinterher mehr sagen: »Es klappt ja doch nicht«. Eric Bihl: »Ich denke, dass sich die Menschen schnell begeistern lassen, wenn man ihnen funktionierende sozialökologische Alternativen aufzeigt. Daher sehe ich unseren Modellversuch als entscheidend an.« Das Experiment die Visionen des Equilibrismus als bereits verwirklicht dargestellt werden: »Das Tahiti-Projekt«. Die Idee hatte der legendäre Schauspieler und UNESCO-Sonderbotschafter Sir Peter Ustinov. Ein Bestseller mit Thriller-Elementen, so das Kalkül, sollte die neuen Ideen einem breiteren Publikum zugänglich machen. Immerhin rund 40.000 Leser haben die Vision des »Tahiti-Projekts« bisher in sich aufgenommen. Aber wie soll es jetzt weitergehen? Im Paris der 1880er Jahre träumte der Maler Paul Gauguin vom Paradies in der Südsee. Dann fuhr er hin Als Dirk C. Fleck 1993 seine Negativutopie »GO! Die Öko-Diktatur« herausbrachte, hatte sich die Weltlage seit den 70er-Jahren drastisch geändert. Ökologisches Bewusstsein war nun nicht mehr nur ein elitäres Gedankenspiel, sondern erschien überlebenswichtig. In den 90ern war klar: Naturverbrauch und Konsumverhalten der Spezies Mensch führen notwendig zum Kollaps der Biosphäre und zur Auslöschung allen Lebens. Appelle an die Vernunft fruchten (bis heute) wenig. War es da nicht vorstellbar, dass Erdschützer aus einem Überlebensreflex heraus eine Diktatur errichten würden, um zu erzwingen, was die Menschen nicht freiwillig tun? Die bittere Schattenseite: Das Überleben der Erde wäre mit dem Tod der Freiheit erkauft. Kritiker warfen Dirk C. Fleck wegen seines Romans vor, er sympathisiere insgeheim mit der Öko-Diktatur. Verletzt über die ungerechten Vorwürfe, zog sich Fleck eine Weile aus der ökologischen Diskussion zurück. Bis er eines Tages einen Anruf von Eric Bihl erhielt, dem Vorsitzenden des Vereins »Equilibrismus e.V.« Eric Bihl zeigte sich schockiert von der Vision einer Öko-Diktatur und erklärte Dirk C. Fleck, dass er nach wie vor an die Lernfähigkeit der Menschen glaubte. Er überredete den Autor, einen positiven Zukunftsroman zu schreiben, in dem VISIONEN FÜR EINE BESSERE WELT www.connection.de · September 9/2011 Gegenbeispiele (noch) fehlender positiver mangelnder Phantasie und ist nur das Ergebnis Neoliberalen postuliert wird, losigkeit, wie sie von den Die angebliche Alternativ- Dafür gewann Bihl auf Moorea eine einflussreiche Mitstreiterin: Roti Make, Präsidentin der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit in Polynesien. Beiden gelang es, den Ältestenrat sowie viele Menschen auf der kleinen Insel Rapa Iti von dem Projekt zu überzeugen. Die Insel ist mit 520 Einwohnern fast etwas zu klein für ein Experiment mit Signalwirkung.Weit mehr Aufsehen würde ein »Tahiti-Projekt« im kalten Island hervorrufen. Immerhin handelt es sich bei Island um einen souveränen Staat am nördlichen Rand der kapitalistischen Kern- Eine polynesische Insel? Oder Island? zifik, um die Entscheidungsträger für die Idee eines echten Tahiti-Projekts zu begeistern. Das reale Tahiti schied als Schauplatz für das Experiment schnell aus. Mit einem Wirtschaftsraum von 180.000 Menschen ist das Land zu groß. Eric Bihls Plan, es mit der Nachbarinsel Moorea zu versuchen, scheiterte am Widerstand des Insel-Establishments. Auch abseits der selbst ernannten Weltzentren USA, Europa, Japan oder China sind die politischen Strukturen oft verkrustet. Während also das Konzept Equilibrismus nach einem Land sucht, wo es sich ausprobieren kann, suchen im Niedergang begriffene Länder verzweifelt nach einem schlüssigen politischen Konzept jenseits von Kapitalismus und Kommunismus. Die Anzahl der Länder, die vom Kapitalismus in eine Sackgasse geführt wurden, wird weiter anwachsen. Ganze Staaten werden Bankrott gehen und an globale Feudalherren verramscht werden. Künftige Generationen werden für den Schuldendienst pränatal versklavt. Gleichzeitig dürfen sie die Folgen einer schon jetzt eskalierenden Klima- und Umweltkatastrophe ausbaden – natürlich nur dann, wenn keine starke Gegenbewegung dies verhindert. Die braucht aber neben präziser Kritik am Bestehenden vor allem funktionierende positive Beispiele. Mit nur einem Flügel kann der Vogel der Revolution nicht abheben. Immerhin gibt es jetzt – neben anderen – auch diese Hoffnung: Vieles deutet darauf hin, dass das »Tahiti-Projekt« an der Schwelle zu seiner Realisierung steht. Auch Studenten mehrerer Universitäten stehen bereit, als Versuchskaninchen an dem ökosozialen Experiment mitzuwirken. Es wird spannend, den weiteren Verlauf der Ereignisse zu verfolgen. Eine Insel der Seligen al- Ein weiblicher Öko-Messias zone (Europa und Nordamerika). Die Finanzkrise hat das Land an den Rand des Abgrunds gebracht, die Isländer gehen aber kreativer mit der Krise um als die Staaten der europäischen Währungsunion. Reykjawiks Bürgermeister Jon Gnarr ist ein gelernter Komiker. Er bündelt das Protestpotenzial, das sich gegen die etablierten Parteien richtete, sein Projekt droht aber mangels fundierter Inhalte zu scheitern. Der Ältestenrat auf der Insel Rapa Iti in französisch Polynesien stimmte dem ökologischen Modellprojekt zu U-topie heißt, wörtlich übersetzt: »NichtOrt«. Man platziert Utopien gerne ins Nimmerland und auf den St. Nimmerleinstag. Entsorgt man sie ins Schattenreich des Unrealisierbaren, bleibt sie für die Herrschenden ungefährlich. Ganz anders verstehen sich jedoch Utopien von der Art des Tahiti-Projekts. Angebliche Alternativlosigkeit, wie sie von den Neoliberalen von Thatcher bis Merkel gern postuliert wird, ist nur das Ergebnis mangelnder Fantasie und (noch) fehlender positiver Gegenbeispiele.Also gilt es, diese Gegenbilder zu erschaffen – erst in der Fantasie und dann auch in der Realität! Sehr schön drückte es der sozialdemokratische Kulturpolitiker Hilmar Hoffmann aus: »Utopien bleiben solange welche, wie die Anstrengungen fehlen, ihre Realisierung voranzutreiben.« Oder, mit dem Motto aus »Maeva!«: »Es beginnt, wenn wir anfangen zu handeln!« Es beginnt, wenn du handelst lein kann die Welt natürlich nicht retten, wenn ringsherum alles einstürzt. Die Ideen des Tahiti-Projekts müssen sich deshalb überall verbreiten wie ein ansteckender Virus. In der Fiktion hat Autor Dirk C. Fleck diesen Gedanken bereits weiter gesponnen. Im Fortsetzungsroman »Maeva!«, der im März 2011 erschien, bereist Cordings tahitianische Freundin die Welt auf der Suche nach alternativen Lebensmodellen. Sie wird zur Inspiration von Millionen Menschen – eine Art weiblicher Öko-Messias. Dies ruft natürlich mächtige Gegner auf den Plan; die Situation wird für Maeva lebensgefährlich. Am Ende des Romans taucht sie wieder auf Tahiti unter. Dies kann jedoch nicht das letzte Wort gewesen sein, Dirk C. Fleck arbeitet bereits an einem dritten Teil. VISIONEN FÜR EINE BESSERE WELT 27 ROlAND ROTTENfUßER, Jg. 63, Germanist & Romanist (M.A.), war lange freiberuflicher lektor und Journalist mit Themenschwerpunkt Esoterik, lebenshilfe, Gesundheit. Viele Jahre arbeitete er als ConnectionRedakteur, ehe es ihn zum Schweizer Magazin »Zeitpunkt« verschlug. Er schreibt auch für das Konstantin Wecker Projekt: www.hinter-den-schlagzeilen.de. Kontakt: [email protected] Buchtipps: • Dirk C. fleck: Das Tahiti-Projekt. Piper Verlag, 340 S., SC, € 8,95 • Dirk C. fleck: Maeva! Greifen Verlag, 336 S., HC, € 19,95 • Volker freystedt, Eric Bihl: Equilibrismus. Signum Verlag, 335 S. Als pdf-Dokument für € 5 zu bestellen auf der Webseite www.equilibrismus.de ☯ Nachhaltige Ökologie Das Tahiti-Projekt Vom Mut, eine sozialökologische Utopie zu wagen Man muss nicht unbedingt zum Waldmenschen werden, um im Einklang mit der Natur leben zu können. Equilibristen arbeiten seit vierzehn Jahren an einem Paradigmenwechsel hin zu einer ökologischen, sozialen und dennoch modernen Gesellschaft. Gegenwärtig suchen sie einen Ort, an dem sie ihre ebenso visionären wie fortschrittlichen Ideen in der Praxis erproben können. Ein Modellprojekt, das neue Wege ebnen könnte. Von Jens Brehl, Fulda 44 raum&zeit 171/2011 D er Hamburger Journalist Zusammen mit Volker Freystedt ver- Hanf werden wahlweise KleidungsCording ist es gewohnt, fasste er bereits 2005 das Sachbuch stücke, Karosserien für Elektrofahrvon den Krisenherden der „Equilibrismus – Neue Konzepte statt zeuge oder Baumaterial gewonnen. Welt zu berichten. Leid, Gewalt und Reformen für eine Welt im Gleichge- „Abfälle“ liefern wertvolle Biomasse, Ausgangsstoff von Biogas oder KomUmweltkatastrophen bestimmen sei- wicht“. nen beruflichen Alltag. Sein aktueller Den Autoren geht es um einen voll- post. Hanf ist anspruchslos, Dünger Auftrag führt ihn nach Tahiti. Was er ständigen Paradigmenwechsel und und Pestizide werden nicht benötigt. dort erfährt, stellt alles bisher Erlebte weniger um vereinzelte Reformen Reiskleie fällt beim Mahlen von Reis in den Schatten. Während der Pla- oder Umweltschutzprojekte. Die an und wird unter anderem Viehfutnet scheinbar ringsherum im Chaos Menschen müssten sich wieder als ter beigemengt. Mit Naturharzen geversinkt, hat Tahiti die vollständige einen Teil der Natur betrachten. Vie- mischt lässt sich ein wasserdurchökologische Wende vollzogen. Statt lerorts werden Entscheidungen al- lässiger und abriebfester Straßenbelag herstellen, der Verkehrslärm und Abgase prägen leine aus wirtschaftsich leiser befahElektrofahrzeuge aus Pflanzenfa- lichen Interessen ren lässt. Zudem sern das Straßenbild. Gentechnik ist gefällt – das ist nicht könnte man ihn weder auf den Feldern, noch in den nur einseitig, sonsogar elektrisch leitLebensmitteln zu finden: Sie werden dern auch kurzfris- Sämtliche fähig machen, was biologisch-dynamisch angebaut. Re- tig gedacht. Es gibt vorgestellten eine elektronische generative Quellen decken den voll- viele Umweltschutzökologischen Ve r k e h r s l e i t u n g ständigen Energiebedarf. Regionale und gemeinnützige Alternativen ermöglichen würWirtschaftskreisläufe und das bedin- Organisationen, die de. Die mobile gungslose Grundeinkommen haben jeweils für sich be- sind verfügbar. Kommunikation den allgemeinen Wohlstand erhöht. trachtet meist eine kommt ganz nebenStill und heimlich hat sich auf Tahiti hervorragende Arbei mittels G-Com®eine moderne Gesellschaft etabliert, beit leisten. Dendie die Naturgesetze achtet und im noch fehle häufig Technologie ohne Einklang mit der Umwelt lebt. eine übergeordnete und konkrete Vi- Elektrosmog aus, denn sie nutzt die Zugegeben, dieses Szenario ent- sion. „Es werden hier fünf Delphine bereits natürlich vorhandenen stehenspricht nicht der Realität – zumin- gerettet und dort drei Tiger, aber an den Gravitationswellen. (Siehe hierzu dest noch nicht. Es ist die Vision des der Gesamtsituation ändert sich da- auch den Beitrag „Weltweit erste öfAutors Dirk C. Fleck in seinem Ro- durch wenig. Die Ursachen müssen fentliche Demonstration einer Teleman „Das Tahiti Projekt“, der 2009 im Fokus stehen und weniger verein- kommunikation ohne Elektrosmog“, mit dem Deutschen Science Fiction zelte Symptome“, stellt Bihl fest. raum&zeit Ausgabe 115/2002) Preis ausgezeichnet wurde. Bis dato Das Bodenrecht wurde reformiert, machte Fleck mit seinen düsteren Zu- Tahiti, 2022: Die Utopie so dass privater Landbesitz unatkunftsvisionen von sich reden. Nun Auf Dirk Flecks Tahiti wurde bei traktiv ist. Die Regierung kauft Fläinspiriert er seine Leser hoffnungs- den Ursachen angesetzt: Durch tief chen zurück und verpachtet diese. voll auf kommende Zeiten zu bli- greifende soziale und politische Re- Die Höhe der Pacht richtet sich dacken. Mit dem Tahiti Projekt schuf formen konnte die persönliche Frei- bei nach der Nutzungsart, wie LandFleck eine Symbiose aus Roman und heit gestärkt und der Wohlstand al- wirtschaft, Wohn- oder GewerbefläSachbuch, denn sämtliche vorgestell- ler Einwohner erhöht werden. Eine che. Die erzielten Einnahmen fließen ten ökologischen Alternativen und wahrhaftige Permakultur ist ent- in einen gemeinsamen Topf und als Umwelttechnologien sind verfüg- standen, in der alle Lebensbereiche Teil des bedingungslosen Grundeinbar. Stellt sich die Frage, wie ein pes- als System aufgefasst werden. Der kommens an alle Bürger gleichermasimistischer Autor dazu kommt, sei- Mensch steht nicht länger als Krone ßen zurück. Die Bereitstellung des ne Haltung derart zu verändern. Es der Schöpfung im Mittelpunkt, son- Tauschmittels Geld wird als staatist das sozialökologische Konzept na- dern versteht sich als Teil der Natur. liche Dienstleistung angesehen. In mens Equilibrismus, das hinter dem Raubbau und ungezügelter Wachs- festgelegten Zeitintervallen wird eiPerspektivenwechsel steht. tumswahn gehören endgültig der Ver- ne bestimmte Geldmenge zum Umtausch aufgerufen, wobei dafür eine gangenheit an. Equilibrismus Es müssen nicht immer größere Men- Steuer anfällt. Das Horten von Geldgen hergestellt und konsumiert wer- mitteln ist unrentabel, wodurch Wa„Unser sozialökologischer Ansatz ist ein den, um die Illusion des grenzenlosen ren und Dienstleistungen nicht mehr dritter Weg neben Kapitalismus und Sozialismus. Wir streben ein an den Wachstums aufrecht zu erhalten. Alle aufgrund von verknappten GeldmitNaturgesetzen ausgeglichenes Gesell- wirtschaftlichen Einheiten bilden ei- teln aufgewertet werden. Der rege schaftssystem an“, erklärt Eric Bihl, nen regionalen Kreislauf, bei dem die Geldfluss kommt letzten Endes alerster Vorsitzender des 1997 in Mün- Ressourcen optimal eingesetzt wer- len Bürgern zugute. Der Wörgl lässt chen gegründeten Equilibrismus e.V. den. Beispiel Hanf und Reiskleie: Aus grüßen. raum&zeit 171/2011 45 Nachhaltige Ökologie Auf politischer Ebene findet eine Par- München, heute: Die Realität lamentsreform statt, die es den Bür- Mag man Eric Bihl Glauben schengern ermöglicht, direkteren Einfluss ken, so lautet die Antwort ja. auf politische Entscheidungen neh- Ihm zufolge gibt es schon ausreimen zu können. Bisher bündeln Par- chende ökologische Alternativen, teien eine Vielzahl von Themen in die wie Puzzlestücke kombiniert einem einzigen Programm. Für wel- werden könnten. Zuvor müsse man che Ziele genau die Volksvertreter ge- jedoch wissen, wie das fertige Bild wählt werden, bleibt nebulös. Daher ausschauen solle. Eine übergeordwird das bestehende Parlament in nete Vision wie der Equilibrismus vier Bereiche aufgeteilt, dem Grund- könne eine Vorlage sein. Wenn festwerte-, Kultur-, Polistünde, wohin die tik- und WirtschaftsReise geht, könnten parlament. So ergibt St ra te g i e n e n t w i sich eine größere ckelt, Kräf te und Transparenz, wel- Kann unsere Expertenwissen gecher Kandidat für bündelt werden – Gesellschaft welche Themen steht immer im Hinblick, überhaupt im und kompetent ist. ein Teil eines GanEinklang mit der Alle vorgestellten zens zu sein. „Man Konzepte und Tech- Natur existieren? re n ov i e r t s ch l i e ß nologien sind belich nicht mit großreits heute um- und em Aufwand eine einsetzbar – teilweiBesenkammer, wenn se sogar seit Jahrdas ganze Haus bauzehnten. Daher verfügt der Roman fällig und zugleich auf Sand gebaut über ein ausführliches Glossar mit ist“, sagt Bihl. „Wir müssen versueiner Vielzahl von Quellenangaben. chen, ein neues Haus zu errichten, beBleibt die Grundsatzfrage: Kann un- vor das alte einstürzt. Dabei kann Besere moderne Gesellschaft überhaupt währtes durchaus übernommen und im Einklang mit der Natur existieren? integriert werden.“ 46 raum&zeit 171/2011 Umweltschutz mit gebündelter Kraft In der Realität stehen die unterschiedlichen Umweltschutz- und Hilfsorganisationen bezüglich der Spendengelder in Konkurrenz miteinander. Somit ist es verlockend, eigene Vorzeigeprojekte zu präsentieren, die möglichst im Alleingang entstanden sind. Ob die einzelnen Aktionen im Gesamtkontext einen Sinn ergeben, ist leider mitunter zweitrangig. Darüber hinaus erschweren persönliche Eitelkeiten vielfach die Zusammenarbeit. Im Equilibrismus wird das Rad nicht neu erfunden, sondern bereits verfügbare Alternativen in Einklang gebracht. Zudem möchten die Equilibristen agieren und neue Wege aufzeigen, anstatt lediglich auf Umweltschäden und -katastrophen zu reagieren. Um die Idee des Equilibrismus einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und die Möglichkeit zu schaffen, sich aus den heutigen Strukturen heraus zu denken, sollte ein Roman entstehen. Die Leser sollten spüren, wie eine andere Gesellschaft aussehen könnte. Der geeignete Autor war schnell gefunden: Dirk C. Fleck. Dieser veröffentlichte 1993 den apokalyp- tischen Roman „GO! Die Ökodiktatur“. Die Welt steht darin kurz vor dem Abgrund, als eine Diktatur die Macht ergreift, um den drohenden Kollaps zu verhindern. Die ökologische Wende wird den Menschen aufgezwungen, es sind gravierende Einschnitte nötig. Der Mensch steht an zweiter Stelle, die Interessen der Erde gehen vor. Im Jahre 2040 sind freie Medien ebenso abgeschafft wie der Raubtierkapitalismus. Große Teile der Erde sind unbewohnbar geworden, Flüchtlingsströme werden gewaltsam aufgehalten. Es ist ein düsteres Szenario, welches Fleck aufzeigt. Seine Intention war es, vor solch einer möglichen Entwicklung zu warnen und das Bewusstsein für eine rechtzeitige Wende zu schärfen. Kritiker warfen dem Autor vor, er würde mit der beschriebenen Diktatur insgeheim sympathisieren. Fleck war enttäuscht, derart missverstanden zu werden, und zog sich aus der aktiven ökologischen Diskussion zurück. Durch einen Fernsehbeitrag wird Bihl auf die Arbeit von Fleck aufmerksam. Die beiden halten jahrelang sporadisch Kontakt. Schließlich entsteht der 2008 veröffentlichte Roman „Das Tahiti Projekt“. Seit März 2011 steht der Folgeroman „Maeva!“ in den Verkaufsregalen. Es sind fünf Jahre vergangen und die Ideen des Tahiti-Projekts erobern die Welt. Überall entstehen Gemeinschaften, die sich nach dem sozialökologischen Modell richten und die Grundgedanken weiterführen. Doch die Mächtigen in Politik und Wirtschaft geben sich nicht kampflos geschlagen. Vom Konzept über die Fiktion zur Realität? Bei Theorie und Fiktion soll es nicht bleiben, sondern eine Modellregion à la Tahiti Projekt als ökologisches Schaufenster entstehen. Bihl ist überzeugt, dass sich Menschen leichter inspirieren lassen, wenn ökologische Alternativen in Natura präsentiert werden können. „Sobald der Mensch begreift, dass er Naturgesetze achten und befolgen muss, ist er auch bereit, neue Wege zu beschreiten.“ Bihl und seine Mitstreiter begaben sich auf die Suche nach einem unabhängigen Land, welches die besten Vorraussetzungen wie Die Suche geht weiter einem überschaubaren Wirtschafts- Es existiert dennoch ein polyneraum, politische und soziale Stabi- sischer Hoffnungsfunke auf der Insel lität bietet, aber auch (ökologische) Rapa Iti, die zwar politisch zu FranProbleme hat. Insgesamt wurden 43 zösisch Polynesien gehört, aber geounabhängige Inselstaaten unter die graphisch zu den Austral-Inseln geLupe genommen. Tahiti war zwar zählt wird. Sie liegt 1 200 Kilometer die erste Wahl, jedoch ist der Wirt- südlich von Tahiti und ist die Heischaftsraum mit insgesamt 180 000 mat von 520 Einwohnern. Ein eigener Einwohnern für einen Modellversuch Flughafen ist nicht vorhanden, wobei zu groß, wie Bihl bei seinem Besuch sich die Abgeschiedenheit durchaus der Insel 2006 feststellen musste. Da- als Vorteil erweisen könnte. Ausgeher rückte die Nachbarinsel Moorea rüstet mit Videos und Mustern von in den Fokus. Hier leben 18 000 Men- ökologischen Produkten wie Brennschen, zudem ist ein seit über einem nesselstoffe und Hanfbeton – welJahrzehnt ungenutztes Areal vorhan- cher herkömmlichem Beton überleden. Hier sollte ein extraterritoriales gen und zudem vollständig biologisch Gebiet entstehen, welches Studenten abbaubar ist – setzt sich die Polyneunterschiedlicher Universitäten aus sierin Roti Make für einen equilibrisFranzösisch Polynesien und Euro- tischen Modellversuch auf Rapa Iti pa zunächst von ökologischen Altlas- ein. Make ist Chefin der Organisation ten befreien sollten. Danach würde Oparo und Präsidentin der polyneder eigentliche Modellversuch gestar- sischen Sektion der Internationalen tet: Die fünf Lebensgrundlagen un- Frauenliga für Frieden und Freiheit serer modernen Zivilisation, Ener- in Personalunion. Sie lernte Bihl bei gie, Mobilität, Behausung, Kleidung seinem Besuch 2010 kennen. und Nahrung sollten wie im Roman Die weltweite Signalwirkung eiin Einklang mit der Natur geschaf- ner funktionierenden sozialökolofen werden. Sobald diese Grundbe- gischen Modellregion in Französisch dürfnisse befriedigt wären, könnten Polynesien wäre beachtlich, denn es politische und gesellschaftliche Re- sind giftige Altlasten vorhanden. Von formen in den Bereichen Gesundheit, 1966 bis 1996 missbrauchte FrankBildung, bedingungsloses Grundein- reich die Insel Mururoa für nuklekommen, Spiritualität, Geld- und Bo- are Waffentests. In dreißig Jahren denordnung folgen. wurden insgesamt 193 AtombomBei seinem Besuch 2010 auf Moo- ben gezündet, 46 davon oberirdisch. rea bemerkte Bihl, dass die Möglich- „Nach den unterirdischen Atomversukeiten, Überzeugungsarbeit zu leisten, stark eingeschränkt waren – obwohl der Bürgermeister der Insel durchaus angetan war. Leider sind selbst im entfernten Französisch Polynesien politische und wirtschaftliche Strukturen verkrustet. Seit über 200 Jahren stehen die Inseln unter europäischem Einfluss. Das Bewusstsein für Veränderungen ist bei manch einem Entscheidungsträger noch nicht vorhanden. Die wirtschaftlichen und ökologischen Probleme sind ihnen zwar bekannt, aber dennoch suchen sie die Lösung in herkömmlichen Französisch Polynesien ist westlichen Wirtschaftsmodellen. So für das Tahitiwerden alte Wege eingeschlagen; Projekt geeigneue Hotels und Golfplätze sollen net - trotz der den Tourismus und damit die WirtAtomwaffentests schaft ankurbeln. Tief greifende Alauf der Insel Mururoa. ternativen sehen anders aus. raum&zeit 171/2011 47 Nachhaltige Ökologie Wird Island – hier im Bild die Hauptstadt Reykjavik – die Insel des Tahiti-Projekts? Wann wagen wir einen neuen Weg? E ric Bihl, der Gründer des Equilibrismus-Vereins, im Gespräch mit Jens Brehl über seine Hoffnung und seine Geduld. Jens Brehl: Wenn sich der Equilibrismus weltweit durchsetzt, werden globale Konzerne sowie Strukturen, die unbegrenzten Wirtschaftswachstum und Raubtierkapitalismus als Basis haben, die Verlierer sein. Wer lässt sich so etwas gefallen? Eric Bihl: Das Wort „Verlierer“ impliziert einen Kampf, aus dem einzelne Sieger hervorgehen. Dies möchte ich gerne vermeiden, denn im Equilibrismus sind viele Ideen aus dem Aikido enthalten. Aikido ist eine Verteidigungstechnik mit dem Ziel, Konfrontationen nach Möglichkeit zu umgehen. Jedes Unternehmen und jede Struktur hat die Chance, sich neu auszurichten, denn mit der Reparatur von Umweltschäden und dem Aufbau von ökologischen Alternativen gibt es genug zu tun. Alle Menschen sind Gewinner, wenn unser Lebensraum erhalten bleibt. Schließlich leben wir auf dem gleichen Planeten. Brehl: Bei einem Paradigmenwechsel prallen die unterschiedlichsten Interessen aufeinander. Wie kann man ihn friedlich gestalten? Bihl: Wichtig ist es meiner Ansicht nach, dass keinerlei Zwang ausgeübt wird. Bereits heute ist es mit einem gesunden Menschenverstand offensichtlich, dass wir so wie bisher nicht weitermachen können. Als Teil der Natur müssen wir uns nach deren Gesetzmäßigkeiten orientieren. Der maßlose Wachstumswahn bedroht unsere Lebensgrundlagen immer stärker. Ich denke, dass sich die Menschen schnell begeistern lassen, wenn man ihnen funktionierende sozialökologische Alternativen aufzeigt. Daher sehe ich unseren Modellversuch als entscheidend an. Brehl: Werden Sie den Durchbruch des Equilibrismus noch erleben? Bihl: In meinem Kopf habe ich ihn schon lange vollzogen. Ich lebe daher in zwei Welten: Einerseits in der Realität und andererseits in der Welt, wie sie sein könnte. Gerne würde ich zu meinen Lebzeiten feststellen, dass der Equilibrismus sich durchsetzt. Jedoch mache Eric Bihl ich mir in dieser Hinsicht keinerlei Druck. Ich hege die große Hoffnung, dass Menschen bereit sind, sich zu verändern. Entscheidend ist die persönliche Leidensfähigkeit eines jeden Einzelnen, ab wann er bereit ist, neue Wege zu gehen und Alternativen zu wagen. Brehl: Was kann jeder Einzelne tun, um die ökologische Wende zu unterstützen? Bihl: Das Wichtigste ist, mit allen Möglichkeiten die Idee zu verbreiten, damit möglichst viele Menschen von den sozialökologischen Alternativen erfahren. Wer mag, kann unsere Arbeit auch in finanzieller Sicht unterstützen. Darüber hinaus ist es die Aufgabe der Medien, von Visionen und neuen Möglichkeiten zu berichten, um sie der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ein Großteil der Presse reagiert lediglich auf bereits Geschehenes, doch der Blick in eine lebenswerte Zukunft ist essentiell. Es wäre durchaus erfreulich, wenn die Courage vorhanden wäre, positive Nachrichten stärker zu gewichten. Brehl: Welche Schwächen hat das Konzept? Bihl: Die größte Stärke ist gleichzeitig auch eine Schwäche. Unser Konzept ist sehr umfassend, im Prinzip einfach und dennoch komplex. Man muss sich eine Weile damit auseinandersetzen. Es ist leichter, Menschen für eine schnelle Aktion zu begeistern. Wenn ich also sage, morgen pflanzen wir Bäume, sind rasch viele Helfer gewonnen. Doch es werden im gleichen Atemzug weltweit mehr Bäume gefällt, als wir anpflanzen können. Manch einer nutzt vereinzelte Aktivitäten als Alibifunktion, um zu untermauern, wie ökologisch er doch handelt. Die Ziele des Equilibrismus sind langfristig und dadurch schwerer vermittelbar. Es bedarf Geduld, diese über einen längeren Zeitraum engagiert zu verfolgen. chen gleicht das Mururoa-Atoll einem Schweizer Käse. Wir fürchten, dass langfristig Radioaktivität aus diesem gigantischen Atommüll-Endlager austreten wird“, erklärt Ulrich Delius, Ozeanien-Experte der Gesellschaft für bedrohte Völker. „Dringend müs- 48 raum&zeit 171/2011 sen die Folgen der radioaktiven Strahlung für Natur und Ureinwohner von unabhängigen Sachverständigen untersucht werden.“ Die Equilibristen sind offen für Standortalternativen, wie etwa die kanarische Insel El Hierro, auf der es ein UN-Biosphärenreservat gibt. Sie ist jedoch Teil der Europäischen Union und daher bereits in einem starren System integriert. Aus Bihls Sicht wäre das vor wenigen Jahren noch viertreichste Land der Welt pro Einwohner bestens geeignet: Island. Durch Gier und die internationale Finanzkrise an den Rand des Abgrunds gebracht, sind die Isländer offen für Neues. Schlicht und einfach aus dem Grund, weil kein Weg an alternativen Lösungen vorbeiführt. Dabei bewahren die Isländer Ruhe und prüfen mit Neugier frische Ideen. Korrupte Politiker, Banker und auch unaufrichtige Journalisten wurden auf sanfte Art von ihren Posten entfernt, um sich auf breiter Basis neu orientieren zu können. Island ist zwar hoch verschuldet, verfügt jedoch über eine eigene Währung. Das alles sind ideale Bedingungen. Öffnet sich die Tür für die Equilibristen? Unendliche Diskussionen à la Klimawandel als Bremsklotz Letzten Endes ist der Grund für den Vollzug einer sozialökologischen Wende trivial. Ob der Klimawandel in der propagierten Form existiert oder nicht, ist eine Diskussion, die noch Jahrzehnte geführt werden kann. Fakt ist, dass bei begrenzten Ressourcen ein unendliches (Wirtschafts-)Wachstum unmöglich ist. Weiterhin steht fest, dass wir durch unkluge Entscheidungen unseren Lebensraum massiv gefährden. Daher ist es an der Zeit, sich auf Gemeinsamkeiten zu besin- Buchtipps: Dirk C. Fleck: „Das Tahiti Projekt“, brosch., 343 S.,Piper Verlag, München, 2010, 8,95 E, ISBN 978-3-492-25362-8 Dirk C. Fleck: „MAEVA!“, geb, ca. 350 S., Greifenverlag, 2011, 19,95 E, ISBN 978-3-86939-009-3 Beide Bücher sind erhältlich im raum&zeit Bücherservice, Geltinger Straße 14e, 82515 Wolfratshausen, Telefon 08171/41 84-60, Fax: -66, E-Mail: [email protected], www.raum-und-zeit.com nen, auf Eitelkeiten zu verzichten und die Ärmel hoch zu krempeln. Inwieweit das sozialökologische Konzept des Equilibrismus tragfähig ist, kann nur in der Praxis endgültig bewiesen werden. Es kommt auf den Versuch Matthias Leitner: „Die Praxis der Utopisten“, Radiosendung über den Equilibrismus und das TahitiProjekt, welche von der Deutschen Umwelthilfe mit dem UmweltMedienpreis 2010 ausgezeichnet wurde, Internetadressen und weiterführende Informationen http://www.equilibrismus.de Internetseite Equilibrismus e.V. an und es wäre verrückt, ihn nicht zu wagen. Wir haben nichts zu verlieren und daher alles zu gewinnen. n Bayern 2, Sendereihe Zündfunk, 30.5.2010, http://www.br-online.de/bayern2/ zuendfunk/zuendfunk-wochenendegenerator-ID1274888132849.xml Ute Scheub: „Schwundgeld und Tahiti-Virus“, Interview mit Eric Bihl und Roti Make, taz.de, 19.3.2010, http://www.taz.de/1/ zukunft/umwelt/artikel/1/schwundgeldund-tahiti-virus/ Anzeige WISSENSCHAFT Dimensi on der Wiss 2011 enschaft ng: forschu Vakuum 10,90 (F) € 10,20 (Be NeLux) der Unabhä Der Preis raum & 29. 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Jahrg 8,80 (D) € 10,00 (A) CHF 16, ngigkeit So klingt de r Wassersto ff lebt von der DISKUSSION raum&zeit ✔ informiert über das, was (lebens-)wichtig ist. ✔ informiert über eine angstfreie Zukunft. ✔ informiert über das, was die (anzeigen-)abhängigen Medien verschweigen müssen. ✔ informiert über Wege zum Selbstvertrauen. ✔ informiert über Hintergründe, die er/sie aus den Massenmedien nie erfährt. ✔ informiert über eine lebens- und menschenfreundliche Wissenschaft. Neugierig geworden? Dann gleich kostenloses Probeheft bestellen: Fax: 08171/418466, mail: [email protected], www.raum-und-zeit.com, Tel.:08171/418460 ehlers verlag gmbh, Kennwort: Kryon, Geltinger Str.14e, 82515 Wolfratshausen raum&zeit damit sie besser informiert sind! raum&zeit 171/2011 49 14 Seligen Insel der natur+kosmos 04/2011 R 씮 apa Iti ist umgeben von der Weisen“ darüber, dass alles auf der schier unendlichen Wasser- Insel von allen gemeinsam genutzt wüste des Pazifik. „Diese In- werden kann. Und die „Hüter des sellage ist ideal, um ein völlig neues Bodens“ entscheiden über konkrete Wirtschaftsmodell zu verwirklichen“, Vorhaben. sagt Eric Bihl. „Denn dadurch ist In Zukunft soll das ganze Leben der Einfluss von außen relativ ge- im Einklang mit der Natur geregelt ring.“ Dem Vorstand des Vereins werden: Häuser beispielsweise solder Equilibristen schwebt nichts len nur noch mit Holz, Lehm und weniger als eine soziale und öko- verschiedenen Pflanzenfasern gelogische Modellregion vor, in der baut werden – aus Materialien, die die Menschen von und mit dem der Natur ohne Raubbau entnomleben, was die Natur ihnen gibt. men werden können. Auf den FelEine wesentliche Voraussetzung dern sind Pflanzenschutzmittel und für eine solch schöne neue Welt ist Kunstdünger tabu. Der Strom soll auf Rapa Iti bereits gegeben: Es gibt nicht mehr von Dieselgeneratoren keinen Landbesitz und keinerlei stammen, sondern mithilfe regeneMöglichkeit, Land zu verpachten rativer Quellen erzeugt werden. oder zu vermieten. Denn die 40 Qua- Selbst die Teerdecke der einzigen dratkilometer große Insel gehört Straße, die es auf Rapa Iti gibt, soll allen gemeinsam: den etwas mehr als weggerissen und durch einen Belag 500 Menschen, die heute noch auf aus Reisspelzen ersetzt werden. der Insel leben, und weiteren 2500 Das klingt auf den ersten Blick Personen, die von der Insel stammen. eher nach der Idee einiger AussteiAn das römische Besitzrecht, das ger, die sich auf einer Insel eine heile die Franzosen Ende des 18. Jahr- Welt schaffen wollen. Aber dahinter hunderts offiziell eingeführt hatten, steckt weit mehr: Damit auf Rapa hält sich hier niemand. Stattdessen Iti auch wirklich die besten Ideen wacht der sogenannte „Rat der entwickelt werden, sind die Equi- Auf Rapa Iti im Südpazifik soll eine Vision Wirklichkeit werden: ein Leben im Einklang mit der Natur. Die Insulaner wollen damit der ganzen Welt zeigen, wie eine nachhaltige Gesellschaft funktioniert. Z U K U N F T P R O J E K T Foto: Poema du Prel/Tahiti-Pacifique Magazine Die Insel Rapa Iti mit ihrem 650 Meter hohen Mont Perau. Im Vordergrund das Dorf Ahurei. Der deutsche Equilibrismus e.V. pflegt seit Jahren enge Kontakte nach Polynesien. In einem Modellprojekt auf Rapa Iti will der Verein demonstrieren, wie auf allen Ebenen eine Gesellschaft funktioniert, ohne die Umwelt zu zerstören. Rohstoffe, die wieder an die Natur zurückgegeben werden können, ohne Schaden anzurichten, bestimmen den Alltag. Grund und Boden werden von den Bewohnern bereits gemeinsam bewirtschaftet und verwaltet. Privateigentum gibt es nur bei Alltagsgegenständen. Und die Macht des Geldes soll durch eine Regionalwährung gebrochen werden. Rapa Iti könnte zu einem Lehrstück für die Welt werden. Das Projekt 16 natur+kosmos 04/2011 Rapa Iti liegt einsam im Süd-Pazifik. Die nächst gelegene Insel ist 100 Kilometer weit weg. libristen – der Begriff ist aus dem lateinischen aequus (gleich) und libra (Waage) zusammengesetzt und bedeutet Gleichgewicht – mit verschiedenen Institutionen und Unternehmen im Kontakt, die auf ihrem Gebiet zu den jeweils führenden in Sachen Nachhaltigkeit gehören. Mit der ägyptischen Sekem-Initiative beispielsweise, der es mit Methoden des Bio-Landbaus gelungen ist, nordöstlich von Kairo in der Wüste blühende Gärten anzulegen. Oder mit der deutschen Organisation Eurosolar, die mit Rapa Iti gehört zu FranzösischPolynesien und ist eine der insgesamt 118 Inseln und Atolle. Die Inseln genießen weitgehende Autonomie von Frankreich und haben eine eigene Währung, den Franc Polynesien. Einwohner auf Rapa Iti: derzeit 520, früher mehrere 1000. Erste Besiedelung: um 1200. Erste Europäer auf Rapa Iti: 1791. Größe: 40 km². Der Equlibrismus e.V. wurde 1997 gegründet. Mitteleinsatz für Studien, Seminare und literarische Umsetzung: 150 000 €. Kennzahlen ihren Konzepten einer regionalen solaren Energieversorgung die ganze Welt infiziert hat. Und mit gleich 13 Hochschulen, die allesamt bereit sind, an dem wegweisenden Gesellschaftsmodell mitzuarbeiten. „Ein solches Vorhaben ist schon allein deshalb sehr begrüßenswert, weil es etwas bietet, was die wenigsten bieten können, die etwas verändern wollen: Anschaulichkeit“, betont Harald Welzer, Professor für Sozialpsychologie an der Universität Witten/Herdecke. „Wir können nur etwas verändern, wenn wir konkret politik + wirtschaft zeigen, wie das geht. Dann können andere es nachmachen.“ Genau darin liege der Charme dieses SüdseeProjekts. Zwei Wissenschaftler mit dem Spezialgebiet „Erneuerbare Energien“ von der schottischen Universität Dundee und der Schweizer Fachhochschule Nordhausen waren bereits in der Südsee und haben eine Machbarkeitsstudie erstellt. Die gilt es jetzt umzusetzen. „Wir wollen nicht in die Steinzeit zurück“, sagt Roti Make d'Assignies, die Präsidentin der Organisation Oparo, in der sich alle Menschen zusammengeschlossen haben, die dem Stamm der Rapa angehören (s. Interview rechts). „Wir wollen die modernsten Materialien und Methoden nutzen, mit denen wir unser Leben gestalten können. Allerdings darf nichts auf Kosten der Natur gemacht werden. Das ist der entscheidende Unterschied zu dem, was die industrialisierten Staaten machen.“ Den Impuls zu diesem Denken hat sie von Eric Bihl. Der Elsässer hat Anfang der 80er Jahre seinen Militärdienst in Polynesien abgeleistet und ist erneut auf die Region gestoßen, als er auf der Suche nach einer Insel war, auf der die Vision der Equilibristen verwirklicht werden könnte. In Roti Make d'Assignies hat er eine ideale Mitstreiterin Bilder einer Insel: die Hänge auf Rapa Iti sind fruchtbar und können mehrere tausend Menschen ernähren. Karte: Sonja Heller, Fotos: Poema du Prel/Tahiti-Pacifique Magazine (5), privat politik + wirtschaft Instituts ein Touristen-Ressort zu bauen. Ich dagegen bin total begeistert davon und habe sofort gesagt: Lass uns das bei uns machen! Und was heißt das? Ich werbe seither bei den Menschen auf Rapa für ein Leben im Einklang mit der Natur. Die Männer sind zum Beispiel davon beeindruckt, dass sie mit vollkommen natürlichen Materialien wie Lehm und Hanf-Ziegelsteinen bauen können, oder dass in Zukunft nur noch Elektro-Autos auf unserer Insel fahren. Ich habe den Rat der Weisen überzeugt, den katholischen Pfarrer und die evangelische Diakonin. Sie alle unterstützen das Ziel, aus Rapa eine Insel zu machen, die der www.natur.de 04/2011 ganzen Welt zum Vorbild wird. Und Sie halten das tatsächlich für möglich? Wir haben auf unserer Insel ein verlassenes Tal, das Tal der Lichtgeister. Es ist eine sehr reine Landschaft mit einem kleinen Fluss, zwei Wasserfällen und Pflanzungen, die aufgegeben worden sind. Das ist ein idealer Ort für das auf Moorea abgelehnte Institut. Studenten aus Polynesien und aus aller Welt könnten gemeinsam forschen und der Welt zeigen, wie ein Leben im Einklang mit der Natur funktioniert. Noch ist das aber Zukunftsmusik? Aber eine, die wir schon sehr konkret komponieren. Wie aus der Südsee-Insel Rapa Iti ein kleines Paradies werden kann. 씮 blemlos in Deutsch. „Wenn wir uns Als nächstes soll eine Art Regioauf ein Leben mit der Natur zu- nalgeld eingeführt werden, das die rückbesinnen, stellen wir uns eine Entwicklung der ganzen Insel voranGesellschaft vor, in der Gerechtig- bringt – und nicht den Reichtum keit, Glück und Kreativität zu den Einzelner vermehrt. Wer sein Geld entscheidenden Werten gehören. hortet, bekommt keine Zinsen, Alle Menschen sollen die gleichen sondern schmälert sogar seinen Rechte und Pflichten haben.“ Wert. Diese neue Währung soll „Wir wollen der ganzen Welt zum Vorbild werden“ Frau d'Assignies, Sie wollen aus Rapa Iti eine Roti Make 100 Prozent d'Assignies ist Präsidentin von ökologische Oparo – so der Insel machen ursprüngliche Naund arbeiten me von Rapa Iti. dabei mit dem Equilibrismus e.V. zusammen. Wie kam es dazu? Eric Bihl, der Vorsitzende des Vereins, wollte das Projekt eigentlich auf Moorea verwirklichen, der Nachbarinsel von Tahiti. Damit ist er aber gescheitert, weil die Verantwortlichen auf Moorea letztes Jahr entschieden haben, anstelle eines zukunftsweisenden Forschungs- INTERVIEW gefunden. Einerseits ist sie in ihrer Heimat verwurzelt, andererseits kennt sie westliches Denken und Wirtschaften: Ihr Großvater war Norweger, ihr Vater Franzose. Sie selbst hat in der Schweiz Bildende Kunst und Haute Couture studiert und kommuniziert deshalb pro- Drei Generationen: Auf Rapa Iti setzen Jung und Alt auf eine gemeinsame Zukunft. 17 18 Welche Staatsform ist dafür am besten geeignet und welche Verwaltung? Und ganz konkret: Sollen Häuser nur noch mit Materialien gebaut werden, die es auf der Insel gibt? Oder ist auch die Einfuhr von anderen Inseln sinnvoll? Wie lässt sich der Energiebedarf langfristig decken, ohne die Natur zu belasten und das Landschaftsbild zu zerstören – durch kleine Windräder und natur+kosmos 04/2011 Auf literarischer Ebene ist das Nachhaltigkeits-Virus längst freigesetzt. Mit seinem Öko-Thriller „Das Tahiti Projekt“ hat der Science-Fiction Autor Dirk C. Fleck vor rund drei Jahren das Modell-Projekt in der Südsee als eine Art Auftragsarbeit der Equilibristen beschrieben: Im Roman ist all das Wirklichkeit geworden, was sich auf Rapa Iti erst langsam entwickeln muss: alternative Energien, sanfte Mobilität, Permakultur. Die Fortsetzung des Bestsellers ist gerade erschienen: „Maeva!“. Im Angesicht der globalen Ökokrise wird Maeva, die junge Präsidentin von Tahiti, zur Hoffnungsträgerin von Millionen. Die Heldin begibt sich auf eine abenteuerliche Reise rund um den Erdball. Von Polynesien reist sie nach Australien, von dort nach China, weiter nach Deutschland, Nordafrika und Kalifornien. Sie hilft verschiedenen Gruppen der Zivilgesellschaft, die sich daran machen, aus dem bestehenden Wirtschaftssystem auszubrechen. Dirk C. Fleck: Maeva! Greifenverlag, 350 Seiten, 19,95 €; Das Tahiti-Projekt. Piper, 343 Seiten, 8,95 €. Volker Freystedt, Eric Bihl: Equilibrismus. 336 Seiten, für 5,– € als pdf unter www.equilibrismus.de Die literarische Wirklichkeit ständig im Umlauf bleiben und allen Bewohnern der Insel ein angenehmes Leben garantieren (zu Regionalwährungen siehe Wohlstand im Armenhaus, natur+kosmos 11/2010). Vor allem aber soll auf Rapa Iti eine Universität errichtet werden, an der Studenten aus der ganzen Welt forschen können, wie ein zukunftsfähiges Gesellschaftsmodell am sinnvollsten ausgestaltet werden kann: Mitstreiter: Die evangelische Kirche unterstützt den Wandel auf Rapa Iti. politik + wirtschaft www.natur.de, Stichwort: Rapa Iti LINKS: Internettipps unter HORST HAMM Wellenkraftwerke? Oder sind doch Photovoltaik-Anlagen die bessere Lösung? Kleidung, Ernährung, Mobilität – all das soll unter der Vorgabe einer natürlichen Kreislaufwirtschaft erforscht werden. „Wir wissen, dass Rapa Iti letztlich zu klein ist, als dass man dort bereits alles verwirklichen kann, was die Welt braucht“, gesteht Eric Bihl freimütig ein. „Aber ihre Abgeschiedenheit hilft den Insulanern, ohne Einflüsse von außen Neues auszuprobieren. Und ich hoffe, dass das, was auf Rapa Iti beginnt, auf andere Inseln überspringt – und von dort die restliche Welt beeinflusst.“ Immer mehr Menschen sollen innehalten und sich neu besinnen. Das ist letztlich die Vision der Equilibristen. Ganz im Sinne Albert Einsteins. Der hat einmal treffend gesagt: „Wir können Probleme nicht mit Denkmustern lösen, die zu ihnen geführt haben.“ Auf der kleinen Südsee-Insel Rapa Iti wird jedenfalls schon völlig neu gedacht. ragendes Projekt, das ökologische, ökonomische und soziale Kriterien gleichermaßen erfüllt. Die Auswahl der Projekte erfolgt weltweit und in Zusammenarbeit mit: Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.), BUND, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA), Care e.V., Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG), Deutscher Naturschutzring (DNR), dokeo GmbH, econsense – Forum Nachhaltige Entwicklungder Deutschen Wirtschaft, fechnerMEDIA, Global Nature Fund (GNF), Institut für MarktUmwelt-Gesellschaft (IMUG), KfW Entwicklungsbank, NatureLife-International, Öko-Institut, Right Livelihood Award Foundation (Alternativer Nobelpreis), Schweisfurth-Stiftung, Stiftung Europäisches Naturerbe (Euronatur), World Wildlife Fund (WWF), Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. natur+kosmos präsentiert jeden Monat ein heraus- UNSERE PARTNER Foto: Poema du Prel/Tahiti-Pacifique Magazine leserbriefe Gerne lese ich natur+kosmos – vor allem auch, weil mir die sachliche und wissenschaftlich orientierte Darstellung der Themen gefällt. So auch im Heft März 2011 mit dem Artikel „Der neue Goldrausch“, der aber an einer Stelle einem wenig hilfreichen populistischem Trend folgt, nämlich der Unart, Zahlen in teilweise unsinnigen Vergleichsgrößen darzustellen. Wenn dem Leser schon unterstellt wird, dass er sich 80 Mio. Tonnen Eisen nicht vorstellen kann, dann ist es wenig hilf- „Der neue Goldrausch“ natur+kosmos, Nr. 3/2011 Sinnvoller vergleichen T. Mauksch, per E-Mail Da sich die Themen dieser Zeitschrift mit der Natur, dem Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit befassen, wäre es wünschenswert, wenn die Abo-Prämien auch danach ausgewählt würden. Der Apple-Konzern zum Beispiel wird immer wieder für sein mangelndes ökologisches Bewusstsein und Handeln gerügt. Dennoch gibt es als Top-Prämie für ein Abonnement einen iPod touch 8GB. Ansonsten großes Lob, das Magazin ist sehr lesenswert mit stets aktuellen Themen unserer Zeit. „Abo-Prämien“ natur+kosmos, Nr. 3/2011 Nachhaltiger auswählen Arme Dänen Rainer Bussjaeger, per E-Mail Seit Januar 2011gibt es den NaturAktien-Index (NAI) nicht mehr in Ihrem Heft - als Natur(+Kosmos)Abonnent „der ersten Stunde“ vermisse ich diese Kurzübersicht bei meiner monatlichen Lektüre sehr! Es war dieser Artikel, der uns veranlasste, (Kleinst-)Anleger im GreenEffects-Fond zu werden, der auf Unternehmen basiert, die im NAI gelistet sind. Und die Infos sind deshalb auch noch nach einigen Wochen lesenswert. Einer Zeitschrift, die sich Ökologie, Umwelt und Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben hat, steht es a) gut an, über ein dazu existierendes Element wie den NAI regelmäßig zu berichten und sollte b) als seinerzeitige (Mit-)Initatorin dieses Instruments hierauf schon ein bisschen stolz sein, und es nicht durch Nichtdrucken gegenüber den „bösen“ großen Aktien-Indices quasi verleugnen. Es wäre schön, wenn Sie den NAI-Artikel wieder drucken würden! „Magazin: Natur-Aktien-Index“ Wo bleibt der NAI? reich, diese Menge mit der Zahl von 20 Billionen Handys zu verdeutlichen (in denen je 4 Gramm Eisen enthalten ist). Ich glaube, wer mit der Zahl 80 000 000 überfordert ist, dem ist nicht geholfen, wenn 6 weitere Nullen angehängt werden und die führende Zahl durch 4 geteilt wird. Wenn überhaupt nötig, wäre eine Umrechnung auf „Eiffeltürme“ (8000 Stück) verständlicher gewesen. Vertrauen Sie ruhig weiter darauf, dass Leser Ihrer Zeitschrift mit den Zahlen- und Mengenangaben in den Artikeln zurechtkommen. Peter Faude, Lehrte-Hämelerwald 19 Sie können Kritik, Lob und Diskussionsbeiträge zu unseren Artikeln auch auf unserer Internetseite www.natur.de unter der Rubrik „Leserbriefe“ direkt in eine Maske schreiben. Zudem finden Sie dort Leserbriefe, die hier im Heft keinen Platz mehr hatten. Leserbriefe bitte an: natur+kosmos, Bretonischer Ring 13, 85630 Grasbrunn, Fax (089) 45616-3 00, E-Mail: redaktion-natur@ konradin.de, Internet: www.natur.de Gold DR. W. ULBRICH HANNOVER Silber IRENE GRÖPPEL WILLEBADESSEN ERHARD THIESEN HILDESHEIM natur+kosmos zeichnet Leserinnen und Leser für ihre Treue aus: Silber für 25 Jahre, Gold für 50 Jahre und Platin für 60 Jahre. Schreiben Sie uns, wenn Sie auch schon so lange dabei sind. AUSZEICHNUNGEN FÜR TREUE LESER www.natur.de 04/2011 In letzter Zeit verstärkt sich bei mir der Eindruck, dass die heutige natur+kosmos nicht mehr viel mit den Zeitschriften gemeinsam hat, aus denen sie hervorgegangen ist. Gefühlsmäßig scheint mir zunehmend ein Titel wie „Mensch & Umwelt“ passender, weil die Natur selbst anscheinend immer weniger vorkommt – fast nur noch als schön fotografierte Garnierung. Um die Natur wieder in den Mittelpunkt zu stellen, sollte in jedem Heft eine Pflanzenart, eine Tierart (oder Artengruppe) und ein bestimmter Lebensraum (z.B. Heide, Bruchwald) und/oder eine bestimmte Landschaft (z.B. Eifel, Lüneburger Heide) in Bild und (fachlich fundiertem) Text portraitiert werden. Auch die „Reisen Mehr Natur Angelika Schmidt, Oberursel Im Interview mit Laurence C. Smith lese ich Folgendes über die Länder des Nordens, zu denen ausdrücklich auch Dänemark gehören soll: „Bislang übten diese nördlichen Breiten auf Siedler aus dem Süden nie eine besondere Anziehungskraft aus. Der Sommer dort ist zwar warm, ja sogar ziemlich heiß. Der Winter ist jedoch ein frostiges Ungeheuer. Laubbäume sterben ab, bei minus 40 Grad läuft kein Kompressor, Handarbeit wird unmöglich.“ Ich habe Dänemark zwar anders erlebt, aber wenn das ein Professor sagt, wird's schon stimmen. Die armen Dänen und auch die armen Schweden und Norweger! Hoffentlich bleibt ihnen wenigsten die „enorme Besiedlungswelle“ erspart. „Viele werden sich Richtung Norden aufmachen“ natur+kosmos, Nr. 3/2011 Wir behalten uns das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. briefe an die redaktion