Di. 22.05.2001 0900 OZ JAG Hauptquartier Falls Church, Virginia

Transcrição

Di. 22.05.2001 0900 OZ JAG Hauptquartier Falls Church, Virginia
Di. 22.05.2001
0900 OZ
JAG Hauptquartier
Falls Church, Virginia
Admiral A.J. Chegwidden saß an seinem Schreibtisch und beendete gerade ein sehr
aufschlußreiches Gespräch mit dem SECNAV. Er sah nicht sehr glücklich aus, als er
den Hörer auflegte. Der Admiral überlegte kurz und verzog sein Gesicht, dann drückte
er die Taste von der Sprechanlage.
"Tiner, Commander Rabb und Lieutenant Lafayette in mein Büro ASAP," sagte er in die
Sprechanlage. Doch er hörte nur ein Rauschen, "Tiner ?"
Es klopfte und Tiner kam rein. "Die Gegensprechanlage ist kaputt, Sir."
"Funktioniert hier eigentlich irgend etwas?!" schnauzte er.
"Sir?"
"Schon gut, sehen sie zu, daß Commander Rabb und Lieutenant Lafayette hier
erscheinen."
"Ja, Sir." Tiner verließ das Büro des Admirals und ging die beiden suchen.
Der Admiral sah Akten durch, die auf seinem Schreibtisch lagen.
Tiner fand Commander Rabb in seinem Büro. Er klopfte an den Türrahmen. "Sir, der
Admiral will Sie und Lieutenant Lafayette in seinem Büro sprechen" sagte Tiner.
"Ja, in Ordnung," sagte Harm, "ich sage dem Lieutenant Bescheid und wir kommen
dann."
Tiner ging wieder an seinen Schreibtisch.
Harm ging zur Bibliothek um Lieutenant Lafayette zu holen. "Lieutenant Lafayette, der
Admiral will und sehen."
Claire sah ihn an und sagte, "In Ordnung, Sir."
Die Beiden machten sich auf dem Weg zum Büro des Admirals und klopften an.
"Herein" kam von innen.
Harm und Claire traten ein und nahmen vor dem Schreibtisch des Admirals Haltung an.
"Setzen sie sich" sagte Chegwidden.
"Auf der USS Harry S. Truman wird momentan ein neuer Kampfjet auf seine
Tauglichkeit für den Einsatz von Aircraft Carriern aus getestet und seine allgemeine
Einsatz Möglichkeiten. Die Tests laufen soweit ganz gut" erklärte Chegwidden und
weiter, "Allerdings gibt es wie bei jedem Top Secret Projekt Gerüchte. In diesem Fall
sind es Gerüchte über Spionage. Und da kommen sie zwei ins Spiel. Sie werden auf die
Truman gehen und feststellen, ob etwas an den Gerüchten dran ist oder nicht."
"Ja, Sir, wann soll es losgehen?" fragte Harm.
"In drei Stunden wird sie eine Transportmaschine von Andrews aus auf die Truman
bringen" antwortete Chegwidden. "Noch Fragen?"
"Nein, Sir" gab Harm zurück.
"Gut, weggetreten."
"Aye, Sir" bestätigte Harm. Harm und Claire verließen das Büro.
"Ich hole Sie in 45 Minuten ab, sehen Sie zu, dass Sie gepackt haben" sagte Harm.
"Aye, Sir"
1220 OZ
Andrews Airfield
Andrews Air Force Base
Die Transportmaschine stand schon auf dem Rollfeld bereit.
"Kommen Sie, sonst fliegen die noch ohne uns" meinte Harm.
"Keine Panik, Sir. Die paar Minuten, die wir für den Weg bis zum Flugzeug brauchen,
haben die auch noch Zeit" sagte Claire ruhig, sie kannte ja mittlerweile Harms
seltsamen Sinn für Humor.
"Panik? Wer hat denn hier Panik? Ich kann es nur nicht abwarten, mal wieder in einem
Flugzeug zu sitzen" scherzte Harm.
"Verständlich, obwohl es da sicherlich interessanteres gibt, als Transportmaschinen,
Sir."
"Hey, Hauptsache das Ding hat Flügel. Also jetzt mal ran, wir sollten uns auf dem Flug
noch die Unterlagen anschauen, die wir mitbekommen haben" drängte Harm.
"Sofort, Sir, je mehr wir wissen, desto besser."
"Wir haben schon auf sie gewartet, Sir, Ma'am" begrüßte die Beiden einer von der Crew.
"Haben Sie zwischen den Transportkisten noch ein bisschen Platz für uns?" fragte
Harm.
"Ja, Sir, weiter vorne ist genügend Platz."
"Danke" sagte Harm und Claire folgte ihm nach vorn.
Die beiden Offiziere setzen sich auf zwei freie Plätze und schnallten sich an.
1607 OZ
USS Harry S. Truman
Golf von Mexico
"Willkommen an Bord, Sir, Ma'am. Ich bin Ensign Price, falls sie irgend etwas brauchen,
fragen sie ruhig. Der Captain erwartet sie auf der Brücke. Ich werde mich um ihr Gepäck
kümmern" begrüßte sie ein Ensign auf dem Carrier.
"Danke, Ensign," sagte Harm. *Irgendwie erinnert er mich an Bud* dachte er bei sich.
"Geben Sie uns bitte Bescheid, wo sie uns untergebracht haben" bat Harm.
"Für Lieutenant Lafayette habe ich schon eine Unterkunft, Sir, aber für Sie bin ich noch
auf der Suche, wir sind momentan etwas knapp an Betten" erklärte der Ensign, auf dem
Weg zur Brücke.
"Ich habe vollstes Vertrauen in Sie" gab Harm zurück.
"Ich tu mein Bestes, Sir" meinte der Ensign und machte vor der Brücke halt.
"Wir sind da, Sir, Ma'am. Nach ihnen." Harm und Claire betraten die Brücke.
"Commander Rabb und Lieutenant Lafayette melden sich zur Stelle, Sir" sagte Harm
und nahm wie Claire Haltung an.
"Stehen Sie bequem" sagte der Captain und sah beide an.
"Die in Washington glauben also, an den Gerüchten ist was dran?" der Skipper sah
Harm fragend an.
"Zumindest hat man uns deswegen hierher geschickt, Sir", antwortete Harm.
"Ich hoffe zwar, dass es nur Gerüchte sind, aber falls doch etwas dran sein sollte. Will
ich, dass sie herauskriegen wer es ist. Ich möchte über alles informiert werden, was sie
in Erfahrung bringen, Commander" sagte der Captain.
"Aye-aye, Sir."
Ein Seaman beobachtete das Radar. "Sir, Batman1 ist auf dem Schirm.“
"Jetzt schon?“ fragte der Skipper überrascht.
"Ja, Sir.“
Der Skipper nahm das Mikro vom Funk in die Hand. "Batman1 melden.“ Man hörte nur
statisches Rauschen.
"Batman1 verliert schnell an Höhe, Sir" berichtete der Seaman.
"Batman2 kommen" versuchte der Skipper es.
"Hier Batman2."
"Haben sie Sichtkontakt mit Batman1?“
"Positiv. Batman1 ist im Sturzflug.“
"Batman1 kommen" versuchte es der Skipper noch einmal.
"Hier Batman1, bin grade etwas beschäftigt" kam eine nicht ganz so ruhige Stimme aus
dem Lautsprecher.
"Batman1 was ist bei ihnen los?" fragte der Skipper.
"Die Elektronik ist ausgefallen" berichtete die Stimme nüchtern.
"Batman1 ist auf 8.000 Fuß und sinkt weiter, Sir" kam vom Seaman.
"Batman1, aussteigen" bellte der Skipper ins Mikro.
"Negative" bekam er als Antwort.
"Batman1, aussteigen, das ist ein Befehl" brüllte er ins Mikro. Doch er bekam keine
Reaktion mehr, nur statisches Rauschen. "Batman1 melden" befahl der Skipper leicht
besorgt, um seinen Piloten.
"Batman1 verliert nicht mehr an Höhe, Sir. Er steigt wieder" sagte der Seaman
erleichtert.
"Hier Batman1, alles unter Kontrolle" kam die Stimme, diesmal ruhig aus dem
Lautsprecher.
"Batman1 kommen Sie heim mit ihrer Staffel" befahl der Skipper.
"Habe allerdings noch immer keine Instrumente. Die Landung dürfte etwas holprig
werden" bemerkte Batman1 ruhig.
"Wir kümmern uns darum. Batman2, zeigen Sie Batman1 den Heimweg" sagte der
Skipper.
"Kein Problem."
Der Skipper legte das Mikro beiseite und drehte sich zu seinem XO um. "Sorgen sie
dafür, dass Lieutenant Miller umgehend hier erscheint" befahl er.
"Aye, Sir." Der XO ging an ein Mikro und machte eine Durchsage über die
Schiffslautsprecher.
Kurze Zeit später kam Lieutenant Miller auf die Brücke.
"Batman1 ist auf dem Heimweg und bei ihm sind alle Geräte ausgefallen. Ich denke er
braucht ihre Hilfe Lieutenant" erklärte der Skipper kurz.
"Aye, Sir" sagte Miller und übernahm den Platz vom Seaman am Radar.
"Batman1 hier ist Charly. Bitte kommen" fing Sie an.
"Hier Batman1."
"Ich hab gehört du kommst ohne mich da oben nicht klar.“
"Möglich."
"Na dann werde ich dich mal nach Hause bringen.“
Miller gab abwechselnd Flughöhe, Geschwindigkeit, Richtung und Abstand zur Truman
durch an Batman1.
"Habe Sichtkontakt."
Vor dem Carrier tauchte, in weiter ferne, ein schwarzer Jet auf.
"Gut. Alle Werte im grünen Bereich.“
"Na dann parke ich mal.“
"Etwas höher.............gut so. Du bist zu schnell........besser. Fanghaken
raus..............OK.“
Man sah einen schwarzen Jet landen.
"OK. Gute Arbeit Leute" gratulierte der Skipper allen.
Miller nahm die Kopfhörer ab und atmete erst mal tief durch. Sie stand auf und ging zum
Skipper rüber.
"Bitte um Erlaubnis aufs Flugdeck gehen zu dürfen, Sir" bat Miller.
"Erlaubnis erteilt. Ach und Miller. Gut gemacht" antwortete ihr der Skipper.
"Danke, Sir.“
"Sagen Sie MacKay er soll im Besprechungsraum auf mich warten" sagte der Skipper
streng.
"Aye, Sir.“ Sie salutierte und verließ die Brücke.
"Batman2 kehren sie zurück. Batman1 ist sicher" gab der Skipper übers Mikro durch.
"Sind auf dem Heimweg."
Der Skipper drehte sich wieder zu den beiden JAG - Anwälten um. "Wo waren wir?"
fragte der Skipper.
"Ich glaube, Sie wollten uns gerade sagen, dass es sich nur um Gerüchte handelt, Sir"
antwortete Harm.
"Ich hoffe es, Commander, aber falls was dran ist, werden Sie es herausfinden."
"Das werden wir, Sir" sagte Harm.
"Haben Sie irgendwelche Fragen?" wollte der Captain wissen.
"Ist es sinnvoll, wenn wir bei dem Gespräch mit dem Piloten anwesend sind, Sir, der
gerade Probleme hatte?" fragte Harm.
"Wenn Sie sich nicht einmischen, gerne" antwortete der Captain. Der Captain verließ die
Brücke und ging Richtung Besprechungsraum.
Harm und Claire folgten dem Skipper.
Der Skipper betrat den Besprechungsraum der Swordsman. Lieutenant MacKay war
schon da, er nahm Haltung an. Der Skipper ging auf ihn zu und stellte sich ihm direkt
gegenüber.
"Lieutenant MacKay, was haben Sie sich da oben gedacht?" fragte ihn der Skipper
streng.
"Sir?!" MacKay bewegte nicht einen Muskel in seinem Körper und stand absolut still.
"Ich habe Ihnen einen Befehl gegeben. Sie sollten abspringen."
"Ich dachte, ich schaffe es den Vogel abzufangen, Sir" rechtfertigte sich MacKay.
"Und was wäre gewesen, wenn Sie es nicht geschafft hätten?“ fragte der Skipper weiter.
"Ich hatte noch genug Zeit, Sir" meinte MacKay.
"Verdammt, Sie waren schon unter 8.000 Fuß."
"Ich dachte, ich wäre viel höher, Sir" MacKay schluckte, er hatte nicht erwartet so niedrig
gewesen zu sein.
"MacKay, wenn ich Ihnen nächstes mal einen Befehl gebe werden sie den befolgen.
Verstanden?“ bellte der Skipper ihn an.
"Ja, Sir."
"Ich sollte sie wegen Befehlsverweigerung einsperren" stellte der Skipper ernst fest.
"Ja, Sir" stimmte MacKay ihm zu.
"Nur leider sind sie der einzige an Bord der mit dem Vogel umgehen kann. Ich will einen
ausführlichen Bericht, was da oben los war, Lieutenant."
"Ja, Sir" sagte MacKay und hatte sich noch immer nicht nur einen Millimeter bewegt.
"Und zwar bis morgen" ergänzte der Skipper.
"Aye, Sir."
Der Skipper grinste. "Stehen sie bequem."
MacKay veränderte seine Haltung.
Der Skipper klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. "Gut gemacht, Lieutenant"
sagte er freundlich.
"Danke, Sir" MacKay lächelte zurück.
"Aber denken sie nächstes mal daran, dass ihr Leben wertvoller ist als ein Jet" sagte der
Skipper wieder ernst.
"Ja, Sir" antwortete MacKay und sein Grinsen war verschwunden.
Der Captain ging an den beiden JAG Anwälten vorbei und verließ den Raum.
"Sollte der Skipper die Drohung mit der Befehlsverweigerung wahr machen, kennen Sie
ja einen Anwalt, Lieutenant MacKay" sprach Harm MacKay an.
"Ja, Sir, sogar einen guten, aber lausigen Basketballspieler" sagte MacKay grinsend.
Claire lachte.
"Nett, dass Sie mich mal wieder daran erinnern, MacKay! Und herzlichen Glückwunsch
zur Beförderung. Wann ist das denn passiert?"
"Vor zwei Wochen, Sir" antwortete MacKay, "aber was verschlägt sie beide wieder auf
die Truman? Haben wir wieder was angestellt?" wollte MacKay wissen.
"Ich hoffe nicht! Es geht um ihre kleinen Probleme mit dem Flugzeug, dass Sie gerade
eben wieder heil nach Hause gebracht haben" antwortete Harm.
"Will die Navy mich verklagen, weil ich es kaputt gemacht habe, Sir?" scherzte MacKay.
"Wie ist es denn kaputt?" witzelte Harm mit. "Außerdem, ich hätte da immer noch 40 Mio
miese auf dem Bankkonto stehen, wenn ich das auch hätte zurückzahlen müssen."
MacKay grinste kurz. "Ich weiß nicht, ob ich mit Ihnen über die Maschine reden darf, Sir.
Wir sind angewiesen mit niemanden darüber zu reden" sagte MacKay ernst.
"Sie können sich gerne das ok des Captains einholen, MacKay, aber genau deswegen
sind wir hier" wurde nun auch Harm ernst.
"Das wäre mir lieber, Sir. Nicht das ich Ihnen nicht vertraue, aber ich will keinen Ärger
bekommen" sagte MacKay.
"Kein Problem, Lieutenant, ich hätte es auch nicht anders erwartet" sagte Harm.
"Danke, Sir."
"Gehen Sie zum Skipper, Lieutenant, wir warten hier auf sie" sagte Harm.
"Aye, Sir" sagte MacKay, salutierte und verließ den Raum.
MacKay brauchte nicht lange, bis er wieder zurück kam. Er nahm vor Harm Haltung an.
"Lieutenant?" Harm sah in fragend an.
"Ich soll Ihnen ihre Fragen beantworten, Sir. So weit es möglich ist" antwortete MacKay.
"Stehen Sie bequem, Lieutenant, können Sie mir Näheres zu den Problemen erzählen?"
fragte Harm.
"Die Elektronik ist ausgefallen, Sir. Und ich musste auf Sicht landen" sagte MacKay.
"Setzen wir uns. Ist so etwas vorher schon einmal vorgekommen?"
"Nein, Sir. Heute zum ersten mal. Aber es war auch erst der sechste Flug" antwortete
MacKay.
"Gab es zuvor irgendwelche anderen Probleme?" fragte Harm weiter. "Ich meine, dies
ist ein neues Flugzeug, irgendwas gibt es da immer, und wenn es irgendwo ne Klappe
ist, die wackelt."
"Ja, Sir. Die üblichen Kinderkrankheiten halt. Das ein oder andere Teil ging schon
kaputt" sagte MacKay.
"Aber nichts schwerwiegenderes?" wollte Claire wissen.
"Nein, Lieutenant, nichts was die Maschine zum Absturz gebracht hätte" antwortete
MacKay.
"Könnten Sie mir die Probleme näher beschreiben, Lieutenant MacKay?" fragte Harm.
"Nur Kleinigkeiten, Sir. Vor dem fünften Start fiel der Fanghaken ab, zum Glück vor dem
Start und sie konnten ihn wieder festmachen. Mal hat der Verschluss vom Cockpit
geklemmt, Sir. Habe eine Stunde in dem Teil auf dem Flugdeck gehockt" antwortete
MacKay.
"Na, ich hoffe, Sie hatten was gutes zu Lesen dabei!" meinte Harm.
"Leider nicht, Sir, man kommt ja eher selten zum lesen in einem Kampfjet" sagte
MacKay.
"Noch nie was von der Checkliste gehört?" grinste Harm. "Jetzt aber mal im Ernst, gibt
es auch Gerüchte, dass irgendjemand Informationen über den Jet weitergibt?"
"Natürlich, Sir. Aber gibt es die nicht immer, wenn die Navy eine neue Waffe oder einen
Jet testet?" meinte MacKay.
"Aber natürlich. Haben Sie aber auch konkretes darüber gehört?" wollte Harm noch
wissen.
"Nein, Sir. Ich weiß aber nichts, was ihnen weiterhelfen könnte. Ich glaube nicht, dass
etwas an den Gerüchten dran ist" antwortete MacKay ihr.
"Nun, zumindest sind die Gerüchte darüber so deutlich, dass sie nach oben getragen
wurden, ansonsten hätten wir uns diese nette Reise ersparen können" meinte Harm.
"Aber ich will für uns alle hoffen, dass Sie recht haben, Lieutenant."
"Ich hoffe es auch, Sir" meinte MacKay.
"Die Gerüchte, von denen Sie gehört haben, was besagen die?" fragte Harm.
"Nicht viel, Sir. Jemand meinte nur mit den Infos könnte man bestimmt Geldverdienen,
glaube ich mal gehört zu haben. Auf jeden Fall wurden alle Laptops und so
eingesammelt und verschlossen" antwortete MacKay.
"Wer hat die eingesammelt? Und außerdem, sind Sie der einzige Pilot, der diese
Maschine fliegt, oder gibt es auch andere?" fragte Harm.
"Als die Maschine an Bord kam, Sir, wurden alle vom Skipper eingesammelt, es gehört
zu den Sicherheitsvorkehrungen, die getroffen wurden. Ja, ich bin der Einzige, der die
Maschine fliegt, Sir. Und ich wäre sogar dazu in der Lage die Informationen zu
bekommen und zu versenden, was mich wohl zum Hauptverdächtigen macht, Sir" sagte
MacKay ruhig.
"So ist es, MacKay, aber wer sucht schon nach dem Offensichtlichen. Sie sind sicher
nicht der einzige, der Informationen Zusammentragen kann" sagte Harm.
"Würde Ihnen, denn jemand einfallen, der dies ebenfalls könnte?" wollte Claire wissen.
"Jeder mit einer entsprechenden Ausbildung oder den nötigen Computer Kenntnissen"
sagte MacKay.
"Dann halten Sie mal die Ohren offen, wer das sein könnte, Lieutenant" bat Claire ihn.
"Natürlich, Ma'am."
"Halten Sie sich später noch zu unserer Verfügung, MacKay" ergänzte Harm noch.
"Ja, Sir. Ich werde das Schiff so schnell nicht verlassen" meinte MacKay, bevor er den
Raum verließ.
"Ich denke, wir machen uns jetzt erst mal auf die Suche nach unseren Quartieren, der
Ensign wird das ja inzwischen hoffentlich geklärt haben. Und danach sollten wir uns
vielleicht mal trennen, hören Sie sich mal bei den unteren Rängen um, die bekommen
manchmal mehr zu hören, als alle anderen" sagte Harm.
"Gerne, Sir. Vielleicht kann ich dort etwas erreichen" unterstütze Claire seinen
Vorschlag.
"Später sollten wir uns dann noch mal mit dem Skipper unterhalten, der kennt seine
Leute am besten" fügte Harm an.
"Gute Idee, Sir. Vielleicht können wir Ihn dann zu einigen Personen konkreter befragen,
wenn sich was ergeben hat" meinte Claire.
"Genau das was ich meine, Lieutenant. Lassen Sie uns dann jetzt mal nach dem Ensign
suchen", sagte Harm und beide verließen den Raum.
Ensign Price kam ihnen in dem Moment entgegen. "Gut, dass ich sie treffe, Sir, Ma'am.
Ich habe das Problem mit den Quartieren gelöst, hoffentlich" meinte er nicht sehr
begeistert.
"Dann zeigen Sie uns mal, was Sie für uns haben, Ensign" forderte Harm ihn auf.
"Ja, Sir. Wenn sie mir bitte folgen" sagte der Ensign und ging voraus und Harm und
Claire folgten. Er lief ein paar Korridore entlang und stieg die ein oder andere Treppe
hoch, bis er an einem Durchgang stehen blieb und gegen die Wand hämmerte mit der
Faust. "Männliches Personal an Deck" brüllte er.
Kurze Zeit später betrat er den Korridor und ging in das erste Quartier. "Das ist ihrs,
Ma'am" sagte er. Claires Gepäck lag auf dem unterem Bett.
"Danke, Ensign." Dann wandte sie sich Harm zu, "Sir, ist es in Ordnung, wenn wir uns in
2 Stunden in der Messe treffen, und die ersten Ergebnisse vergleichen?"
"Ja, machen wir" verabschiedete sich Harm.
"In Ordnung, Sir. Bis nachher" sagte Claire, aber Harm war schon verschwunden.
Der Ensign ging wieder voraus und Harm folgte. Als sie vor einer Tür ankamen und der
Ensign klopfte, bevor er sie öffnete, glaubte Harm, dass ihm das Quartier irgendwie
bekannt vorkam. Nachdem die Beiden das Quartier betreten hatte und drinnen
Lieutenant MacKay etwas überrascht von Harms auftauchen Haltung annahm, wusste
er auch woher. Es war MacKays Quartier.
"Rühren, Lieutenant. So schnell sieht man sich wieder" begrüßte ihn Harm.
"Es ist das einzige freie Bett auf dem Schiff, Sir. Eigentlich stimmt das nicht ganz, das
einzige freie Bett ist das zweite Bett in Lieutenant Lafayettes Quartier" entschuldigte sich
der Ensign, dass Harm den Raum teilen musste.
"Danke, Ensign, wir werden uns schon vertragen" sagte Harm zu ihm.
"Falls Sie noch etwas brauchen, Sir" meinte der Ensign.
"Werde ich mich bei Ihnen melden, Ensign" sagte Harm.
"Ja, Sir" sagte der Ensign, salutierte und verließ den Raum.
"Sind Sie mit Ihrem Bericht beschäftigt, MacKay?" fragte Harm.
"Ja, Sir" antwortete MacKay.
"Also falls ich es nicht gesagt haben sollte, setzen Sie sich. Wenn Sie schon mit Ihrem
Bericht beschäftigt sind könnten Sie mir eigentlich auch gleich erzählen, was dort oben
genau abgelaufen ist" sagte Harm.
"Die Elektronik ist ausgefallen, Sir, und dann ist die Maschine ein wenig abgesackt"
erklärte MacKay kurz.
"Ein wenig? Das sah aber nach ein bisschen mehr aus. Als die Elektronik ausgefallen
ist, gab es dafür vorher Anzeichen? Ein Flackern, irgendeine Meldung auf den
Anzeigen?" wollte Harm wissen.
"Nein, Sir. Plötzlich war alles weg und die Maschine ging in den Sturzflug" sagte
MacKay.
"Wie ist es Ihnen gelungen, die Maschine wieder abzufangen?"
"Glück, Sir. Ich habe keine Ahnung, aber ich hab sie wieder hoch gezogen bekommen"
meinte MacKay.
"Sind die Computer nach dem Sturzflug wieder angesprungen?" fragte Harm weiter.
"Nein, Sir. Die sind nicht mal bei der Landung wieder angegangen" sagte MacKay.
"Nun, die Stromversorgung kann davon nicht betroffen gewesen sein, ansonsten wäre
Ihnen die Landung gar nicht möglich gewesen. Ist zuvor die Software ausgetauscht oder
verändert worden?"
"Ich glaub nicht, Sir, aber mir wird das nicht unbedingt gesagt. Ich bin 'nur' der Pilot"
meinte MacKay.
"Ich meine ja auch nur, ob Ihnen etwas aufgefallen ist, das man mit Ihnen nicht direkt
darüber spricht ist schon klar. Sagen Sie, wer ist für die Wartung Ihres Flugzeuges
verantwortlich?" wollte Harm dann wissen.
"Die Leute vom Werk, Sir, die an Bord sind."
"Gab es bei den Flügen zuvor schon einmal Probleme mit der Elektronik?" fragte Harm.
"Ja, Sir, aber höchstens mal, dass ich vom Radar erfassbar war, weil die Vorrichtung
ausfiel oder die Anzeigen kurz verschwanden, aber nie ein total Ausfall" antwortete
MacKay.
"Und nie gab es zuvor irgendwelche Anzeichen darauf?" fragte Harm.
"Nein, Sir."
"Gab es Drohungen, oder ist Ihnen jemand aufgefallen, der ein besonderes Interesse an
dem Flugzeug zeigte, abgesehen von den Leuten der Konstruktionsfirma? Und jetzt
sagen Sie nicht, ich würde ein besonderes Interesse zeigen!" MacKay grinste kurz.
"Aufgefallen ist mir niemand, Sir, sind halt alle neugierig. Wäre ich ja auch, wenn ich den
Jet nicht fliegen müsste" meinte MacKay.
"War da jemand, der besonders neugierig war, der mehr Fragen gestellt hat, als andere
vielleicht?" fragte Harm ihn weiter.
"Nein, Sir. Mir stellt keiner dazu Fragen, und wenn, ich darf keine beantworten, über den
Jet."
"Natürlich, das weiß ich doch und würde es von Ihnen nicht anders erwarten. Aber das
bedeutet ja nicht, das es einige Leute nicht versuchen könnten. Wer hat Sie für die
Probeflüge ausgewählt, MacKay, gab es da ein Auswahlverfahren? Ist vielleicht jemand
anders zu kurz gekommen?"
"Wir haben eine Regel an Bord, Sir. Der Pilot mit den meisten Punkten bekommt solche
Jobs angeboten, also muss man sich nur anstrengen" meinte MacKay.
"Sicher, ist mir auch nicht unbekannt und das Sie gut sind, daran zweifle ich auch gar
nicht. Aber gibt es meist jemand, der halt ausfällt, weil er ein paar Punkte weniger hat.
War das hier auch so?"
"Captain Turner, Sir, er hat fast die gleiche Punktzahl, aber es war für Ihn kein Problem,
und spätestens jetzt will so wieso keiner mehr mit mir tauschen" sagte MacKay.
In der Zwischenzeit hatte Harm seine Tasche ausgepackt und seine Sachen in den
freien Spind untergebracht. Dann öffnete er sein Notebook fuhr ihn hoch. "Na, tauschen
möchte ich mit Ihnen jetzt auch nicht. Ich denke, es wäre sinnvoll, wenn ich mich später
einmal mit den Leuten vom Werk unterhalte. Wo sind die untergebracht?" wollte Harm
wissen.
"Weiß nicht, Sir, müssen Sie mal Ensign Price fragen, falls Sie ihn mal erwischen, er ist
etwas im Stress. Ach und damit wäre ich vorsichtig, die haben das momentan nicht so
gern, Sir" meinte MacKay und zeigte auf das Notebook.
"Lassen sie das mal mein Problem sein, MacKay, das gehört zu meinen Ermittlungen.
Und wer genau sollte was dagegen habe? Der Captain hat nichts davon erwähnt"
meinte Harm.
"Die Leute vom Werk, Sir. Nachdem sie den ersten gesehen hatten, ließen sie alle vom
Captain einsammeln und wegschließen" sagte MacKay.
"Dann hätte der Captain etwas in der Richtung mir gegenüber erwähnt, wenn es auch
für uns gelten würde. Diese Leute scheinen sich aber sehr wichtig zu machen, hat
irgendwer schon Probleme mit denen gehabt? Wie reagiert der Captain darauf, dass er
Ihnen Ihr privates Eigentum abnehmen musste?"
"Gefallen hat es Ihm bestimmt nicht, Sir. Aber er will sich mit denen nicht anlegen. Wir
sind halt angewiesen ruhig zu bleiben, die sind ja nicht lange an Bord" meinte MacKay.
"Hat sich irgend jemand dagegen gewehrt, seinen PC abzugeben? Ich meine, für einige
ist es ja fast die einzige Möglichkeit, mit daheim in Kontakt zu bleiben" meinte Harm.
"Privaten Kontakt mit zu Hause, Sir? Noch so etwas was die Herren reglementiert
haben, keine Anrufe oder Briefe, wir sind seit vier Tagen absolut isoliert" meinte MacKay
und klang nicht sehr glücklich darüber.
"Das grenzt ja schon an Zensur. Ich werde mich mal mit dem Captain darüber
unterhalten müssen, das gefährdet die Ermittlungen, die ich hier anstelle. Ich nehme an,
Ihre Freundin wird auch nicht sehr glücklich darüber sein, dass Sie sich nicht melden
können. Wie geht es Captain Turner eigentlich?" fragte Harm.
"So weit ich weiß gut, Sir. Sie würde noch nicht mal merken, wenn ich mich nicht melde,
Sie ist Ausbilderin in Quantico und momentan haben die Feldübung" antwortete
MacKay.
"Ich hoffe, Sie haben nicht wieder versucht, mit Ihrem Bruder zu boxen, MacKay!
Allerdings, wie wäre es später mal mit einer Runde Basketball, oder ist Sport an Bord
jetzt auch verboten?" wollte Harm wissen.
"Das haben sie uns noch nicht verboten, Sir. Aber wenn Sie noch einmal verlieren
möchten, kein Problem" bot MacKay an.
"Na, man tut, was man kann, und vielleicht hab ich ja mal Glück, und erwische Sie in
einem Moment, wenn Sie müde sind" scherzte Harm. In der Zwischenzeit schrieb Harm
eine eMail an Bud und bat ihn um Information über die Herstellerfirma und die
Lebensläufe der an Bord befindlichen Mitarbeiter. Dann baute er über sein
Satellitenhandy eine Verbindung auf und versandte die eMail.
MacKay hatte sich wieder mit Papier und Bleistift an seinen Bericht gemacht.
Anschließend informierte Harm den Admiral noch in einer zweiten Mail über die
bisherigen Ermittlungen und die zustände an Bord.
Als MacKay fertig war steckte er die Blätter in einen großen Umschlag und klebte ein
Siegel drauf. Der Umschlag war nur mit einer sechs gekennzeichnet.
"Ist das ihr sechster Bericht, MacKay? Wer erhält die Berichte eigentlich, nur der
Captain, oder gehen die auch an die Leute vom Werk?" wollte Harm wissen.
"Der sechste Flug und damit der sechste Bericht, Sir. Ich muss nach jedem Flug einen
wertfreien Bericht schreiben, über Flugeigenschaften, Fehler und was sonst noch so
passiert ist. Dann bekommt der Captain den Bericht, ich glaube die vom Werk
bekommen den auch" erklärte MacKay.
"Wann war der erste Flug?" fragte Harm.
"Vor vier Tagen, Sir" antwortete MacKay.
"Und sind die Leute vom Werk auch erst dann angekommen, oder schon vorher?" wollte
Harm noch wissen.
"Wir haben sie und den Jet vor 9 Tagen in Pensacola an Bord genommen, Sir" sagte
MacKay.
"Wie viele Leute sind das eigentlich? Ich meine, wenn ich mir anschaue, wie eng es an
Bord zur Zeit ist."
"Ich bin mir nicht sicher, Sir, aber ich glaube sechs" sagte MacKay.
"Das erklärt mir aber nicht, warum es hier so voll ist. Haben Sie dafür eine Erklärung,
Lieutenant?" fragte Harm.
"Nein, Sir."
"Ja, macht ja nichts, ich finde es halt nur seltsam. Hatten Sie mit den Leuten vom Werk
schon persönlichen Kontakt?" fragte Harm.
"Nein, Sir" antwortete MacKay.
"Was ist eigentlich aus Ihrem Zimmergenossen geworden, oder sind Sie wegen der
Testflüge auch noch allein einquartiert worden?"
"Nein, Sir. Current ist versetzt worden, nach San Diego" antwortete MacKay.
"Oh, gab es einen Grund für seine Versetzung? Wann war denn das?" wollte Harm
wissen.
"Ja, Sir, der Marschbefehl kam keine zwei Stunden, nachdem Sie das Schiff verlassen
hatten im September" sagte MacKay.
"Hatten Sie seither noch Kontakt zu ihm? Ich meine, Sie waren ja eigentlich gute
Freunde, oder?" fragte Harm.
"Ja, Sir. Wie es unsere Zeit zulässt haben wir Kontakt, hauptsächlich per eMail" sagte
MacKay.
"Ist er auf eigenen Wunsch versetzt worden, oder ist es wegen dem Fall damals?" fragte
Harm.
"Der Captain meinte es wäre zu unserem eigenen Besten, Sir. Damit es keine weiteren
Zwischenfälle gibt. Und Admiral Jackson hat sich dann um alles gekümmert" sagte
MacKay.
"Hauptsache, es geht ihm gut. Na, dann geben Sie dem Captain mal Ihren Bericht, wir
wollen ihn ja nicht warten lassen. Ich bin später in der Messe, vielleicht sieht man sich ja
dort" verabschiedete sich Harm und verließ die Kabine.
Harm nahm sich vor, nach dem Treffen mit Lieutenant Lafayette, den Captain noch nach
den Berichten zu fragen und um Einsicht zu bitten.
Zur gleichen Zeit.
Claire verstaute schnell ihre Sachen und machte sich dann an die Arbeit. Sie klopfte an
die Tür vom Nachbar Quartier.
"JA" kam von drinnen.
Claire betrat das Quartier.
Auf dem oberen Bett lag Lieutenant j.g. Miller und lass ein Buch, als Sie Claire sah,
sprang sie runter und nahm Haltung an.
"Rühren, Lieutenant" sagte Claire.
"Lieutenant Lafayette vom JAG Corps, wie Ihnen sicherlich bereits bekannt ist. Ich
würde Ihnen gerne ein paar Fragen stellen" fing Claire an.
"Ja, Ma'am" antwortete Miller.
"Lieutenant, wollen wir uns nicht setzen?" fragte Claire.
"Ja, Ma'am." Die Beiden setzten sich hin.
Claire holte ihren Notizblock hervor und sah den Lieutenant an. "Lieutenant, wer ihrer
Meinung nach, besitzt gute Computerkenntnisse an Bord?"
"Spontan würde mir nur MacKay einfallen, Ma'am" meinte Miller.
"Und bei genauerer Überlegung Lieutenant?" fragte Claire weiter. "Ich weiß nicht so
genau, Ma'am. Wir unterhalten uns selten über Computer" sagte Miller.
"So war die Frage auch nicht gemeint, Lieutenant. Sie sollen einschätzen, entweder
durch Erfahrung mit den Offizieren, oder durch zufällige Beobachtung, wer gut im
Umgang mit Computern ist."
"Dann würde ich sagen, fast jeder, Ma'am. Also eMails kann jeder verschicken, wenn sie
das meinen" antwortete Miller.
"Lieutenant, wer auf diesem Schiff, hat die Möglichkeit, die Flugunterlagen einzusehen,
abgesehen von MacKay und Ihnen?" fragte Claire.
"Meinen Sie die Unterlagen von den Tests, Ma'am?"
"Ja, Lieutenant" antwortete Claire.
"Ich schon mal nicht und MacKay auch nicht, Ma'am. Ich bin zwar MacKays RIO, aber
nicht bei den Tests, die Maschine hat nur einen Sitz. Aber ansonsten, der Captain, der
XO, ich glaub der CAG und dann die Leute von der Konstruktionsfirma" meinte Miller.
Claire notierte sich die genannten Personen. "In Ordnung Lieutenant, aber wer glauben
Sie, könnte einen Nutzen daraus ziehen, dem Ruf der Truman zu schaden? Gibt es zur
Zeit vielleicht Probleme zwischen den Offizieren auf dem Schiff?"
"Keine Ahnung, Ma'am, wem das etwas nutzen würde, aber nein, es gibt keine,
jedenfalls nicht das ich wüsste" meinte Miller.
"Ist Ihnen per Zufall etwas ungewöhnliches aufgefallen, während der Testflüge" fragte
Claire.
"Nein, Ma'am. Nur musste nach oder vor jedem Flug noch irgendwas an der Maschine
eingestellt oder repariert werden, aber nur Kleinigkeiten" antwortete Miller.
"Hat MacKay Ihnen gegenüber vielleicht angedeutet, dass ihm etwas Sorgen bereitet,
oder ihm etwas merkwürdig vorkommt?" wollte Claire weiter wissen.
"Nein, Ma'am. Er darf nicht über die Flüge oder die Maschine mit jemanden reden, also
tut er es nicht" sagte Miller.
"Lieutenant, Sie scheinen ja die Testflüge verfolgt zu haben, wer hat die Flüge noch
beobachtet? Ist ihnen im Besprechungsraum jemand aufgefallen der nicht zum
Flugpersonal gehörte, und trotzdem die Flüge verfolgte?" fragte Claire.
"Natürlich, Ma'am. Die ganze Crew ist neugierig, aber die Meisten kommen nur einmal,
sie dürfen es ja eigentlich nicht" antwortete Miller.
"Wer kommt den öfter, Lieutenant?" hakte Claire nach.
"Weiß nicht, Ma'am. Ich merk mir nicht jeden, tut mir leid" sagte Miller.
"Danke, Lieutenant, bitte halten Sie die Augen offen, falls ihnen noch was auffällt oder
einfällt, wissen sie ja, wo sie mich finden."
"Ja, Ma'am."
Claire stand auf nickte dem Lieutenant zu und verließ die Kabine, um sich ihr nächstes
'Befragungsopfer' zu suchen. Claire beschloss sich den nächst besten Unteroffizier auf
dem Gang vorzunehmen. Sie musste auch nicht lange warten, ein gestresst
aussehender weiblicher Ensign lief ihr über den Weg. Nachdem sie sich vorgestellt
hatte, und vorgegeben hatte, den Weg an die frische Luft zu suchen, waren die beiden,
nachdem der Ensign ihre JAG Abzeichen gesehen hatte, ins Gespräch gekommen.
Hierbei hatten sich einige neue interessante Kleinigkeiten in Bezug auf ihren Fall
ergeben.
Claire nahm sich vor öfter ein paar Unteroffiziere zu befragen, als sie ungewollt mit
einem männlichen Lt. in Sportkleidung zusammenstieß. Der junge Herr schien mächtig
aus der Puste zu sein, so dass sie seine Entschuldigungen kaum verstehen konnte.
Nachdem sie gefragt hatte, wo sich der Sportraum befinde, und Claire sich nach seiner
Sportart erkundigt hatte, ergab sich ein kurzes Gespräch währen welchem sie wieder
ein paar neue Einzelheiten herausfinden konnte. Nachdem sie sich verabschiedet hatte,
nahm sie ihr eigentliches Ziel, an die frische Luft zu kommen, wieder auf, und machte
sich draußen noch Notizen, was sie bis jetzt herausgefunden hatte.
Nach einer ruhigen Viertelstunde und als es bereits zu dämmern begann, machte Claire
sich langsam auf den Weg zur Messe. Als sie gerade um die Ecke biegen wollte, hörte
sie von weitem Stimmen, es hörte sich nach einer eifrigen Unterhaltung an, zwar hörten
die beiden Küchengehilfen auf zu diskutieren, als sie sie erblickt hatten, aber sie hatte
genug gehört, um eine weitere Neuigkeit ihrer Liste hinzufügen zu können.
Lt. Lafayette betrat die Messe und nahm an einem Tisch weiter hinten in der Ecke platz
um auf Harm zu warten, mit dem sie sich für 1900 verabredet hatte. Während dieser
Wartezeit, begann sie ihre Notizen zu sortieren, bedacht darauf, dies vorsichtig zu tun,
dass keiner der im Raum anwesenden Offiziere von ihren Erfahrungen Nutzen haben
könnte.
Offiziersmesse
USS Harry S. Truman
Golf von Mexiko
Harm kam um 1905 Uhr in die Messe und traf dort auf Lieutenant Lafayette, die an
einem Tisch in der Ecke saß. "Entschuldigen Sie bitte, Lieutenant, ich habe auf dem
Weg hierher noch den Captain getroffen und ihn um die Flugberichte gebeten"
entschuldigte sich Harm.
"Sir, absolut kein Problem, ich war ohnehin damit beschäftigt meine Notizen
durchzusehen, Hauptsache Sie sind jetzt da" besänftigte Lieutenant Lafayette ihn.
"Ich werde mich erst mal mit was zu Essen und einem Kaffee eindecken" meinte Harm,
"Kann ich Ihnen auch etwas mitbringen?"
"Kaffee, Sir. Sehr gerne, und schauen Sie mal, was sie nahrhaftes auftreiben können"
meinte Claire.
"Gern, Lieutenant, dann werfe ich mal für Sie die Angel aus," meinte Harm mit einem
Grinsen, weil er ja wusste, das Lieutenant Lafayette ebenso wie er auf Fleisch
verzichtete.
"Gut, dann frag ich schon mal nach einem geeigneten Platz für Ihr Gemüsebeet, Sir"
gab Claire zurück und lachte.
Harm kam nach ein paar Minuten mit gefüllten Tellern und Kaffe für beide zurück.
MacKay, Miller und Jackson kamen in die Messe, sie scherzten. MacKay war der
einzige von den dreien, der befördert wurden war. Sie nahmen sich jeder etwas zu
Essen und setzten sich an einen Tisch nicht weit von Harm und Claire.
"OK, wie Ihr wollt, aber nachher nicht jammern, wenn Ihr verliert" meinte MacKay.
"Ich glaube nicht, dass wir verlieren. Hey, zwei gegen einen" scherzte Jackson.
"Klar, in deinen Träumen vielleicht" antwortete MacKay.
"Na, dann erst mal guten Appetit, Lieutenant" sagte Harm.
"Danke, Sir. Ihnen auch" antwortete Claire und nahm ihren Teller entgegen.
Harm und Claire begannen mit dem Essen.
"Haben Sie irgendwas gehört, was uns helfen könnte?" wollte Harm wissen.
"Ja, Sir, eine ganze Menge, wenn auch manchmal eher per Zufall. Wie wollen Sie es
haben, Sir, nach der Reihe?" fragte Claire und blätterte in ihrem Notizblock.
"Dann beginnen Sie einfach mal Lieutenant" forderte Harm sie auf.
"Alles klar, Sir. Das erste was mir erzählt wurde, war, dass es keine Gerüchten gäbe,
was sich aber schnell als unwahr herausstellte, Sir" begann Claire.
"Inwiefern, Lieutenant?" fragte Harm nach.
"Das es übereifrigen Informanten gab, die mir erklärten, jemand würde Daten über die
Testflüge klauen und anschließend verkaufen, Sir. Über die Zahl der Täter waren sie
sich nicht einig, da kam alles zwischen zwei und vier möglichen Tätern zustande"
berichtete Claire. Harm hörte schweigend zu.
"Als nächstes erfuhr ich, dass Kuba und der Irak angeblich Spione an Bord hätten, Sir"
erzählte Claire.
"Kuba?" fragte Harm. "Den Irak kann ich mir ja noch vorstellen, die haben ja damals
schon die F14 kopiert."
"Und dass die Testmaschine sowieso nicht halten würde, was die Firma versprochen
hätte, Sir" meinte Claire weiter.
"Jetzt wird es interessant" meinte Harm.
"So, das war dann auch alles. Auch bei dem Gespräch mit MacKays RIO hat sich nichts
neues ergeben, entweder sie ist wirklich ahnungslos oder sie weiß es gut zu verstecken,
Sir" sagte Claire.
"Gut, dann erzähl ich Ihnen erst mal, was ich gehört und bemerkt habe," begann Harm.
"Ich habe mich eingehen mit Lieutenant MacKay unterhalten, mit dem ich - nicht
wundern - das Quartier teile. Ein paar interessante Dinge gehen vor" meinte Harm.
"Was das Quartierteilen angeht, Sir. Da hätten es Sie schlimmer treffen können, aber
machen Sie weiter, Sir."
"Ja, ich denke, damit komme ich schon klar" meinte Harm. "Aber zurück zum Thema.
Fangen wir erst mal damit an, dass der Skipper auf Anordnung der Mitarbeiter von dem
Werk, das die Maschine hergestellt hat, sämtliche Laptops eingesammelt hat. Des
weiteren herrscht seit vier Tagen, also seit die Test begonnen haben, praktisch
Funkstille. Gespräche und Briefe, ob privater oder geschäftlicher Natur, sind untersagt,
auch auf Anordnung der Leute von der Konstruktionsfirma. Die Leute scheinen mir also
sehr auf Sicherheit bedacht - oder aber sie wollen was vertuschen, nach dem was Sie
mir gerade erzählt haben, dass die Maschine hinter den Erwartungen zurückbleibt, kann
das schon sein."
"Da könnten Sie recht haben, Sir."
"Grund für die heutigen Probleme beim Testflug war ein Komplettausfall der Elektronik,
allem Anschein nach ohne vorherige Vorwarnung. Es gab vorher schon kleinere
Probleme mit der Elektronik, aber nichts so schwerwiegendes," erzählte Harm weiter.
"Das hört sich nicht gut an, Sir" meinte Claire.
"Stimmt" sagte Harm. "Ursprünglich hatte ich vor, den Captain nach dem Essen nach
den Berichten zu fragen, aber wie der Zufall es will hatte ich ihn auf dem Weg getroffen
und gleich darum gebeten. Er meinte zwar, wir könnten damit nichts anfangen, aber Sie
wissen ja, es sind immer die Nebensächlichkeiten, auf die es ankommt." Harm nahm die
Berichte hervor, die er vom Skipper bekommen hatte. "Den Berichten nach zu urteilen,
gab es zu Anfang vor allem Probleme mit dem Tank und der Betankung. Mehrfach
musste die Luftbetankung abgebrochen werden, weil Probleme mit dem Tankstutzen
auftraten" bemerkte Harm.
"Wissen Sie, wer für die Wartung des Flugzeuges, insbesondere der Tankanlage,
zuständig ist, sonst könnten wir vielleicht da nachhaken, Sir" meinte Claire.
"Für die Wartung sind die Leute vom Werk zuständig, das lassen sie sich nicht aus der
Hand nehmen" erwiderte Harm.
"Und wenn die Mechaniker an Bord etwas damit zu tun haben, Sir?" meinte Claire.
"Nicht ganz auszuschließen, ich habe mir daher von Bud die Daten über sämtliche vom
Werk anwesenden Mitarbeiter angefordert, ich hoffe mal, dass wir die heute noch
bekommen" meinte Harm.
"War das Flugzeug eigentlich die ganze Zeit auf dem Carrier, Sir?" fragte Claire.
"Während der Testflüge natürlich nicht, Lieutenant, aber ansonsten soweit ich bisher
weiß, schon" antwortete Harm.
"Also wirklich, Sir. Das hätte ich wirklich nicht erwartet, ich war schon immer der festen
Überzeugung, dass Testflüge im Fitnessraum stattfinden" gab Claire scherzhaft zurück.
"Sehr witzig, Lieutenant. Wer eine solche Frage stellt, muss mit einer solchen Antwort
rechnen" konterte Harm.
"Wird es mir fürs nächste Mal merken, Sir" schmunzelte Claire.
"Jetzt aber wieder zum Thema" sagte Harm," worum es bei den Gerüchten
insbesondere geht ist Spionage, also gibt es Vermutungen, dass irgendwer Daten über
das Flugzeug weitergibt. Haben Sie dazu irgendwas herausbekommen?"
"Da haben Sie recht, Sir. Wie gesagt, die Anzahl der Täter ist unterschiedlich und woher
sie kommen sind die Leute auch verschiedener Meinung."
"Gut, was haben wir jetzt, Lieutenant? Es gibt Gerüchte über Spionage, die den Weg
nach oben gefunden haben, es gibt Probleme mit einem Flugzeug, die meiner Meinung
über die üblichen Kinderkrankheiten hinausgehen, und man vermutet, das Irak oder
Kuba Spion an Bord hat. Wen nehmen wir uns jetzt vor?" sagte Harm.
"Meinen Sie, es gäbe eine Möglichkeit herauszufinden, ob jemand Beziehungen in einer
der beiden Länder hat, Sir?" fragte Claire.
"Natürlich. Ich erwarte die Lebensläufe über die Mitarbeite der Konstruktionsfirma,
ansonsten schauen wir uns noch die der Crew an" meinte Harm.
"Einverstanden, wann ungefähr werden die Akten da sein, sonst beginnen wir vielleicht
erst mal mit der Crew, Sir?" schlug Claire vor.
"Ich denke, ich werde von Bud heute nichts mehr bekommen. Aber vielleicht noch eine
andere Vermutung. Halten Sie es vielleicht auch für möglich, dass diese Gerüchte nur
von den Leuten der Produktionsfirma in die Welt gesetzt wurden, um von den
Problemen des Flugzeuges abzulenken? Wir sollten uns wenn möglich auch die
Konstruktionsberichte des Flugzeuges besorgen, da sind mir ein paar Probleme zuviel"
sagte Harm.
"Das wäre sicherlich eine Möglichkeit, Sir, allerdings, was ist wenn wirklich einer der
Crewmitglieder Geld braucht, und aus diesem Grund die Daten verkauft?" gab Claire zu
bedenken.
"Das ist natürlich auch möglich, aber im Moment drehen wir uns im Kreis, wo setzen wir
jetzt an?" wollte Harm wissen.
"Am besten bei der Crew, die wollten wir doch noch ein wenig unter die Lupe nehmen,
Sir, mit den Akten können wir dann morgen anfangen" schlug Claire vor.
"Gut, dann besorgen Sie sich morgen mal die Unterlagen der Crew beim Captain, ich
setze morgen bei der Firma an, wenn ich die Infos bekomme" sagte Harm.
"Für heute lassen wir es dann jetzt gut sein, heute werden wir wahrscheinlich nichts
mehr ausrichten können."
"Keine Einwände, Sir" sagte Claire. Harm und Claire verließen die Messe.
"Und was machen wir jetzt, Lieutenant?" fragte Harm.
"Sir, da es noch nicht allzu spät ist, wollten Sie mir nicht schon letztes Mal eine Carrier
Tour geben, und es regnete? Können wir das nicht jetzt nachholen?" schlug Claire vor.
"Natürlich können wir das tun, Lieutenant. Was möchten Sie denn sehen?" wollte Harm
wissen.
"Was schlagen Sie denn vor, Sir? Sie kennen sich hier besser aus."
"Gut fangen wir auf Deck an. Haben Sie schon einmal Flugzeuge im Nachteinsatz
gesehen?" fragte Harm.
"Oh, sehr gerne, Sir" antwortete Claire.
2030 OZ
USS Harry S. Truman
Golf von Mexiko
Sie gingen durch mehrer Gänge und kamen dann zum Flugdeck. Leider mussten sie
feststellen, dass es heute keinen Flugbetrieb gab.
"Oh, sieht nicht gut aus" meinte Harm, "Ich fürchte, die Flug-Show fällt heute aus."
"Schade, aber davon geht die Welt auch nicht unter, vielleicht gibt es ein andermal die
Möglichkeit, Sir, wird ja nicht der letzte Auftrag auf einem Carrier sein" erklärte Claire.
"Stimmt, aber vielleicht sollten wir uns mal fragen, warum es heute nichts gibt. Haben
die vom Werk vielleicht auch sämtlichen Flugbetrieb außer Kraft gesetzt?" gab Harm zu
denken.
"Möglich, Sir. Wo könnten wir das herausfinden?"
"Lassen Sie uns mal schauen, ob wir Lieutenant MacKay finden, der kann uns die
Fragen sicher beantworten" meinte Harm.
"Kein Problem, Sir. Das scheint das sinnvollste in diesem Moment zu sein" willigte
Claire ein.
"Wir versuchen es zuerst in seinem Quartier" schlug Harm vor.
"Und sonst beim Sport, oder, Sir?" zwinkerte Claire ihm zu.
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg unter Deck.
Harm führte Lieutenant Lafayette zu MacKays Quartier. MacKay fanden sie dort jedoch
nicht vor. "Na, das wäre auch zu einfach gewesen" meinte Harm.
"Schade, was wäre die nächste Möglichkeit" überlegte Claire.
"Gehen wir zum Fitness-Bereich" sagte Harm.
"Wollen Sie schon mal Ihr Basketballtrikot anziehen, Sir. Vielleicht haben wir das gleiche
Glück wie letztes Mal und Sie müssen sich mit MacKay erst ein Spielchen liefern"
antwortete Claire.
"Netter Scherz, danke, Lieutenant" gab Harm zurück.
"War auch so gemeint, Sir" lachte Claire.
"Weiß ich doch. Okay, dann machen wir uns mal auf den Weg" sagte Harm.
Einige Minuten später erreichten sie den Sport-Dome.
Auf dem Basketballfeld spielten MacKay, Miller und Jackson miteinander.
"Nicht so verkrampft Charly" rief MacKay und fing den Ball, den Miller geworfen hatte,
aber leider nicht den Korb damit traf.
"Na, sieht so aus, als hätten wir gefunden, was wir gesucht haben" sagte Harm zu
Claire. "Lassen Sie uns aber am besten warten, bis sie das Spiel beendet haben."
"In Ordnung, Sir. Basketball, scheint für sie das 2. Leben zu sein, da sollten wir lieber
nicht unterbrechen" sagte Claire.
"Sag ich doch." Harm und Claire begaben sich an den Spielfeldrand und warteten dort.
"Leichter gesagt als getan, du Wunderkind" meinte Miller leicht gereizt.
"OK, ganz einfach, ich zeig es dir noch mal" sagte MacKay und ging zu Miller rüber.
MacKay sah Harm und Claire zusehen. "Suchen Sie etwas, Sir?" wollte MacKay wissen.
"Ja, Sie. Aber spielen Sie ruhig weiter, es hat keine Eile" antwortete Harm.
"Wir spielen nicht, Sir. Ich gebe hier eine Übungsstunde. Sie hätte keine Chance gegen
mich" meinte MacKay grinsend und bekam dafür von Miller den Ellenbogen in die
Rippen. "Aua!"
"Kommt mir irgendwie bekannt vor. Machen Sie sich nichts draus, Lieutenant Miller,
gegen MacKay zu verlieren ist keine Schande!" sagte Harm.
"Das haben Sie letztes Mal ja bewiesen, Sir" scherzte Claire.
MacKay grinste.
"Hey, Sie haben doch kaum was davon gesehen, Lieutenant Lafayette! Meine besten
Einlagen haben Sie verpasst!" gab Harm grinsend zurück.
"Sind Sie der gleichen Meinung, Lieutenant?" fragte Claire.
"Sie können gerne beide mitmachen, Sir, Lieutenant, wenn Sie wollen" bot MacKay an.
"Okay, aber egal wie es ausgeht, wir haben danach noch ein paar Fragen an Sie"
willigte Harm ein, "aber zuerst brauch ich noch meine Shorts."
"Kein Problem, Sir. Falls Sie anschließend noch dazu in der Lage sind" stimmte MacKay
grinsend zu.
"Na Sie kennen mich doch noch nicht gut genug, MacKay" meinte Harm.
"Sir, hab ich doch gesagt, dass Sie bei MacKay immer gleich Sportsachen anhaben
sollten" lachte Claire," aber was das Spiel angeht, ich verfolg das ganze lieber von der
Bank aus. Sie wollen nicht gesehen haben, wie ich Basketball spiele" fügte Claire
schmunzelnd hinzu.
"Keine Angst Lieutenant, Charly kann es auch nicht" meinte MacKay grinsend und
bekam wieder den Ellenbogen von Miller in die Rippen. "Wenn du so weiter machst,
sind die gebrochen" sagte MacKay zu Miller, und rieb sich die Seite.
"Sie verschaffen mir da vielleicht einen kleinen Vorteil, Lieutenant Miller" lachte Harm.
"Okay, wir sind dann gleich zurück."
"Na das werden Sie doch nicht auf sich sitzen lassen, Lieutenant Miller" lachte Claire,
"wissen Sie was, wir Frauen müssen in so was zusammen halten, ich geh mich schnell
umziehen und dann kann es losgehen" beschloss Claire und folgte Harm.
Fünf Minuten später kamen die Beiden in Shorts und T-Shirt zurück.
"OK, wer spielt mit wem?" fragte Jackson in die Runde.
"Ich schlage vor, zunächst spielen MacKay und ich gegen Jackson und die beiden
Damen" sagte Harm.
"Sie wollen nur nicht verlieren, Sir" meinte MacKay grinsend.
"Dann suchen Sie sich wen anders aus, MacKay!" meinte Harm.
"Nein danke, Sir" antwortete MacKay und gab Jackson den Ball.
"Also fangen wir an" sagte Jackson grinsend. Jackson stellte sich dribbelnd mit dem Ball
gegenüber vom Korb auf. Jackson stand dribbelnd mit dem Ball still und blickte in die
Runde.
MacKay hatte sich vor Miller gestellt und Harm vor Claire. Miller machte einen Schritt vor
MacKay und bekam den Ball zugepasst. MacKay deckte sie und schirmte sie so von
ihren beiden Mitspielern ab.
"Sean" rief Sie und Jackson kam nah und nahm den Ball entgegen.
Harm deckte Ihn sofort und Jackson passte Claire den Ball zu. Sie wusste nicht so recht
was sie damit machen sollte, aber MacKay nahm ihr die Entscheidung und den Ball ab.
"Mon dieu" fluchte Claire leise.
Jackson und Miller standen sofort bei Ihm und deckten ihn. MacKay sah sich zu Harm
um, der frei stand und warf ihm den Ball zu. Claire versuchte ihn zu decken, aber er
streckte einfach die Arme hoch und warf, er traf. MacKay nahm den Ball und stellte sich
auf den Punkt, wo Jackson anfangs stand. Jackson versuchte Harm zu decken, Claire
und Miller standen vor MacKay.
"Drei gegen zwei, ist ja eigentlich unfair" meinte MacKay, sprang hoch und passte Harm
den Ball zu. Nach der Landung lief er an den beiden vor sich vorbei und bekam den Ball
von Harm wieder, den er versenkte. Diesmal stellte sich Harm mit dem Ball auf, er
zögerte nicht lange und passte MacKay den Ball zu, der von Jackson und Miller gedeckt
wurde.
MacKay spielte sich frei und machte zwei weitere Punkte. Er fing den Ball wieder und
passte ihn zu Harm, der anfing. Jackson fing diesmal den Pass von Harm an MacKay ab
und dribbelte mit dem Ball aus dem Korbbereich raus. Er passte den Ball Claire zu und
sie passte diesmal direkt zu Miller weiter, die den Ball versenkte. Das Spiel drehte sich
plötzlich vollkommen. MacKay verlor ständig den Ball an Jackson. Der mit Miller
zusammen einen Ball nach dem anderen versenkte.
"14 zu 6, ich glaub wir gewinnen, Sean" sagte Miller grinsend.
"Hey, MacKay, hat der Ball sie gebissen oder warum können Sie ihn nicht mehr halten?"
rief Harm ihm zu.
"Vermutlich nur nicht mein Tag, Sir" antwortete MacKay.
"Das gibt es bei Ihnen nicht, MacKay, selbst an einem schlechten Tag könnten Sie noch
in der Profi-Liga spielen, was ist los mit ihnen?" fragte Harm.
"Nichts, Sir. Und so gut bin ich auch nicht, ehrlich nicht" meinte MacKay.
"Das glauben aber auch nur Sie! Außerdem ging's Ihnen bis gerade noch ganz gut!"
MacKay zuckte nur mit den Schultern.
Turner kam in Sportkleidung dazu. "Ich dachte ihr wolltet warten?" meinte er zu MacKay.
"Wir haben unerwartete Mitspieler bekommen" entschuldigte sich MacKay und zeigte in
Richtung von Harm und Claire.
"Hi Turner. Wenn Sie so gut Basketball spielen wie Sie boxen, sollten wir jetzt besser
gehen!" meinte Harm.
"Keine Angst, Sir. Und ich würde sagen drei gegen drei macht doch viel mehr spaß, falls
ich mich noch anschließen darf?" sagte Turner.
"Aber natürlich. Dann mal ran!" forderte Harm ihn auf.
"OK, wie wäre es dann mit einem Mannschaftswechsel?" schlug MacKay vor.
"Klingt gut" antwortete Miller.
"Wie wäre es wenn Jackson, Miller und ich, gegen Commander Rabb, Lieutenant
Lafayette und Captain Turner spielen?" schlug MacKay vor.
"MacKay, wollen Sie von mir flüchten?" fragte Harm.
"Nein, Sir, ich dachte nur ein Wechsel würde das Spiel wieder interessant machen"
sagte MacKay.
"Fragt sich nur, für wen" meinte Harm, begab sich dann aber mit 'seiner' Mannschaft in
Spielposition.
"Lieutenant Miller, sollen wir das zulassen" antwortete Claire mit einem zwinkern.
"Ich denke, dass wäre nur fair, Ma'am. In jedem Team eine Frau" sagte Miller.
"Und außerdem wäre es unfair, noch einen miesen Spieler in das Team zu stecken"
flüsterte MacKay, wofür er prompt wieder Millers Ellenbogen in die Rippen bekam. "Aua,
das tut weh!" sagte er und rieb sich die Stelle.
"Sollte es auch."
"Recht haben Sie, Lieutenant, und lassen Sie sich nicht unterkriegen, blaue Flecken
wirken Wunder" meinte Claire.
"Wie wäre es wenn wir dann mal anfangen?" fragte Turner in die Runde.
Jackson sah MacKay grinsend an. "Run and gun?" fragte er.
"Was sonst" antwortete MacKay und zwinkerte Miller zu.
"Das wird aber ziemlich unfair, Jungs" sagte Miller.
"Schlägst du was anderes vor, Charly?" wollte MacKay wissen.
"Nein, ich meinte ja nur, es wäre nicht fair, ich hab nicht gesagt, dass ich nicht
mitmache."
MacKay passte Harm den Ball zu. "Sie fangen an, Sir."
Der erste Pass von Harm an Turner, war die letzte erfolgreiche Aktion, danach hatte
Harms Team nicht mal die Chance den Ball noch mal zu berühren. Die drei zogen eine
perfekte Show ab und machten einen Korb nach dem anderen.
"Hey, MacKay, wo ist denn Ihre Müdigkeit von vorhin geblieben?" wollte Harm wissen.
"Ich glaube ich musste mich erst warm spielen, Sir" meinte MacKay.
"Erzählen Sie keine Märchen, MacKay, warm gespielt hatten Sie sich schon vorher. Sie
wollten mich nur auf den Arm nehmen!" meinte Harm.
"Das würde ich mir nie erlauben, Sir" sagte MacKay, sprang ab und verwandelte den
Ball nach einer Drehung in der Luft.
Harm schaffte es zwar anschließend, an den Ball zu kommen, stand aber allein auf
weiter Flur. Der Pass zu Turner misslang und MacKay kam wieder an den Ball und
versenkte ihn direkt im Korb.
Das Spiel dauerte nicht mal zehn Minuten, in denen MacKay und Jackson mit Miller
zusammen zeigten, wie eingespielt die drei waren. Allerdings war der Unterhaltungswert
der Treffer nicht zu verachten. Jackson und MacKay legten ein paar Alley-Oops und
Slam dunks zum neidisch werden hin.
"20 zu 0, noch ein Spiel?" fragte MacKay unschuldig.
"Ohne mich, mir reicht es für Heute" meinte Miller.
Auch Jackson sah nicht so aus, als würde er noch eine Runde spielen wollen, genau
wie Turner. "Klar, ich bin Masochist, warum Spiel ich eigentlich noch mit euch?" wollte
Turner wissen.
"Du verlierst eben zu gerne" sagte MacKay grinsend, "und was ist mit Ihnen, Sir,
Lieutenant?"
"Ich glaube jetzt haben Sie uns eindrucksvoll bewiesen, dass Sie wirklich spielen
können, Lieutenant" bemerkte Claire.
"Ich war ja nicht alleine" meinte MacKay.
"Ich habe auch nicht bezweifelt, dass er spielen kann, trotzdem komme ich mir ein
bisschen vorgeführt vor," meinte Harm, "sind Sie noch bereit zu einem Spiel Mann
gegen Mann, MacKay, wenn die anderen schon keine Lust mehr haben?"
"Wenn Sie glauben noch eins zu schaffen, Sir" antwortete MacKay.
Miller, Jackson und Turner verabschiedeten sich und verließen den Bereich.
"Ja, Sir, machen Sie mal, ich sehe mich zu einem weiteren Spiel nicht in der Lage, dazu
muss ich noch was üben, und lassen Sie sich nicht von ihm unterkriegen, Lieutenant?"
meinte Claire.
"Würde ich nie tun!" sagte Harm zu Claire, "Gute Nacht, Lieutenant. Wenn noch was ist,
wissen Sie ja, wo Sie mich finden, ansonsten sehen wir uns morgen früh um 0700 in der
Messe zum Frühstück."
"In Ordnung, Sir, bis morgen dann beim Frühstück, und übernehmen Sie sich nicht"
fügte Claire hinzu und ging.
"Also dann mal los, Lieutenant, wer gewinnt, darf als erster in die Dusche" scherzte
Harm.
"OK, wollen Sie anfangen, Sir?!" bot MacKay grinsend an und lies den Ball auf seinem
Zeigefinger drehen.
"Schönheit vor Alter" meinte Harm, nahm ihm den Ball ab und versenkte ihn umgehend
im Korb.
MacKay fing den Ball und passte ihn Harm zu. "OK, Sir. Wenn Sie so spielen wollen"
sagte MacKay mit einem ernsten Gesichtsausdruck und stellte sich vor Harm auf.
"Klar, wie sonst? Wollen Sie mir vielleicht Angst machen?" grinste Harm ihn an.
"Nein, Sir" sagte MacKay und nahm Harm den Ball ab.
"Dann ist ja gut, ich hatte schon meine Bedenken" meinte Harm und nahm ihm den Ball
wieder ab.
"Sie sollten an ihrem Dribbling arbeiten, Sir. Es ist zu offen" sagte MacKay, schnappte
sich den Ball und machte einen Korbleger.
Harm wurde von MacKay angespielt und gab den Ball zurück. MacKay begann zu
dribbeln, Harms Angriff war erfolgreich und er nahm ihm den Ball wieder ab. "Danke für
den Tipp" meinte Harm, dribbelte um MacKay herum und versenkte den Ball hinter ihm
im Korb.
Als Harm wieder auf den Korb zu steuerte, blockte ihn MacKay ab. Bei der Aktion verlor
Harm den Ball an MacKay, der wieder raus dribbelte.
"Kein Problem, Sir" sagte MacKay, sah auf den Korb, warf und traf.
"Netter Wurf, MacKay" meinte Harm, nahm ihm beim nächsten Anwurf wieder den Ball
ab, traf aber nur den Rand.
MacKay holte sich den Rebound und lies sich Zeit. "Darf ich mal etwas Fragen, Sir?"
wollte MacKay wissen.
"Was wollen Sie den wissen, Lieutenant?" fragte Harm.
"Sind Sie immer so verbissen, Sir? Ich meine das Spiel, Sie wollen unbedingt gewinnen,
oder?!" fragte MacKay und dribbelte weiter mit dem Ball außerhalb von Harms
Reichweite.
"Ach nein, es macht mir nur Spaß, mal so junges Gemüse zum Schwitzen zu bringen"
scherzte Harm. "Eigentlich waren wir aus einem ganz anderen Grund hier. Wir hatten
nach Ihnen gesucht, weil wir Sie fragen wollten, warum es keinen Flugbetrieb gibt. Und
wo sollten Sie wohl anders sein, als beim Sport!" fügte Harm hinzu.
"Um mir Fragen zustellen, brauchen Sie nicht gegen mich zu verlieren, Sir" meinte
MacKay mit einem Grinsen, "und was den Flugbetrieb angeht, der ist nur eingestellt,
weil das Flugdeck gereinigt werden muss, und wir es Heute nicht mehr geschafft
haben." MacKay zog an Harm vorbei und versenkte den Ball mit einem Slam dunk.
"Ich hab nicht vor, zu verlieren, ich will schließlich zuerst unter die Dusche" gab Harm
zurück und versuchte MacKay wieder den Ball abzunehmen. "Aber warum musste das
Deck denn so gründlich gereinigt werden, das ist doch sonst nur nötig, wenn es einen
Unfall gegeben hat oder ein Reifen geplatzt ist. Und bei Ihrem Anflug heute sind Sie ja
nicht so hart aufgesetzt."
MacKay drehte sich aus Harms enger Manndeckung nach rechts raus, und zog mit links
dribbelnd zum Korb und versenkte. "Das nicht, Sir. Aber der Skipper will sicher gehen,
dass die Maschine nichts verloren hat, auf dem Deck" sagte MacKay nachdem er den
Ball wieder sicher im Griff hatte.
"Was sollte sie verlieren, das Problem lag ja nicht im Anflug sondern in der Software.
Hat denn der Skipper die Reinigung angeordnet oder kam das von der Crew, der
Konstruktionsfirma?" wollte Harm wissen.
"Vom Skipper, Sir" sagte MacKay und versuchte wieder an Harm vorbei zukommen.
Ohne Erfolg allerdings, Harm konnte ihm den Ball abnehmen, dribbelte auf den Korb zu
und konnte den Ball versenken.
"Das erklärt mir aber noch nicht welche Bedenken der Skipper hatte."
MacKay verstärkte seine Deckung an Harm und ließ ihm damit kaum Raum. "Vielleicht
glaubt er, dass die Maschine nicht nur was an der Software hat, sondern auch ein paar
lose Teile, Sir" meinte MacKay.
"Also laut Ihren Flugberichten gibt es außer der Sache mit dem Fanghaken keine
anderen Teile, die mal lose gewesen sind. Sind Ihre Berichte vielleicht nicht voll
ständig?" wollte Harm wissen, dem es mit Mühe gelang sich aus MacKays Deckung zu
befreien. Er machte einen Schritt zurück und warf direkt auf den Korb, MacKay lief zum
Korb, sprang hoch und schlug den Ball weg, bevor er den Ring passierte.
Harm fing den Ball auf, warf noch mal auf den Korb und traf diesmal.
MacKay passte Harm den Ball zu. "So wie es in den Berichten steht, ist jeder Flug
abgelaufen, Sir" sagte er.
"Und warum soll der Skipper dann Bedenken haben, das was abfällt? Gab es denn da
noch andere Gerüchte?" fragte Harm und dribbelte wieder los.
"Nein, Sir, nicht das ich wüsste" sagte MacKay und nahm Harm den Ball ab. "Aber läuft
so ihr normales Verhör ab, Sir?" MacKay machte einen eindrucksvollen Slam dunk.
"Wenn Sie das hier ein Verhör nennen, haben Sie noch keins erlebt, MacKay. Warum
sollte es eins sein?" fragte Harm.
MacKay stand wieder dribbelnd vor Harm. "Glauben Sie mir, Sir, es wäre nicht mein
erstes. Aber warum es eins sein soll? Keine Ahnung, hab halt das Gefühl, dass sie mich
ausfragen, Sir" meinte MacKay und zog wieder an Harm vorbei, diesmal an der anderen
Seite und versenkte auch diesen Ball.
"Machen Sie sich denn Sorgen, dass ich irgendetwas erfahre, dass ich nicht wissen
sollte, MacKay? Es ist halt mein Job, Fragen zu stellen und ich kann halt nicht aus
meiner Haut" meinte Harm und konnte MacKay beim nächsten Anspiel wieder den Ball
abnehmen.
"Nein, Sir. Aber ich bin halt nicht der Typ, der gerne viel redet" sagte MacKay und holte
sich den Ball zurück.
"Deswegen muss ich Ihnen ja jeden Satz einzeln aus der Nase ziehen" gab Harm
zurück und holte sich den Ball wieder. "Kann es vielleicht sein, dass der Skipper nach
was ganz anderem sucht, vielleicht nach einer Person?" fragte Harm dann, sprang
hoch, warf den Ball auf den Korb und traf auch, kam dann aber unglücklich auf den
Boden auf und verdreht sich den Knöchel.
MacKay schnappte ihn, bevor er zu Boden ging und stütze ihn. "Auf keinen Fall
belasten, Sir" riet er Harm. MacKay half Harm bis zu einer Bank, als Harm saß zog er
Ihm den Sportschuh aus und die Socke. Der Knöchel verfärbte sich schon langsam und
wurde dick. "Diesmal bringe ich wohl Sie zur Krankenstation, Sir" meinte MacKay.
"Da komme ich wohl nicht drum herum. Aber ich hätte schon noch gern eine Antwort auf
meine Frage" erinnerte ihn Harm und stützte sich dann bei MacKay auf.
"Wen sollte der Skipper suchen, Sir?" wollte MacKay wissen, auf dem Weg zur
Krankenstation.
"Sie selbst meinten ja, Sie wären der Hauptverdächtige, weil Sie von sich meinten, Sie
wären dazu in der Lage, alle Informationen zu sammeln und zu versenden. Was ich
mich da nur frage ist, wie wäre das möglich, wenn doch absolute Funkstille herrscht? Da
aber offensichtlich irgendwas an den Gerüchten über Spionage dran sein muss, ist auch
dem Skipper klar, dass es da irgend jemanden geben muss, schließlich haben diese
Gerüchte uns ja hierher geführt," meinte Harm und verzog dann das Gesicht, weil er den
Fuß leicht aufgesetzt hatte.
"Ich glaube wir sollten das Gespräch lieber später fortsetzen, Sir, und erst mal sehen,
dass ihr Knöchel versorgt wird" meinte MacKay.
"Ja, schon gut. Sie gehen mir heute ja auch nicht verloren, schließlich gibt es kaum
einen Ausweg aus dem Quartier."
Auf der Krankenstation hatte ein Lieutenant dienst. "Was ist es diesmal, MacKay?"
fragte er.
"Lieutenant Commander Rabb hier, hat sich beim Basketball den Knöchel verstaucht"
erklärte MacKay und half Harm auf den Behandlungstisch.
"Aber den Punkt habe ich noch gemacht!" konterte Harm schon wieder scherzend.
"Ich führe trotzdem, Sir" konterte MacKay.
Der Arzt untersuchte Harms Knöchel. "Sagen Sie mir bitte, wenn es weh tut, Sir" meinte
der Arzt und untersuchte den Knöchel auf Beweglichkeit.
"Autsch! Jetzt zum Beispiel!" gab Harm von sich, als der Arzt den Fuß nach rechts
drehte.
"Und wie ist das, Sir?" fragte er und drehte den Fuß nach links und dann drückte er ihn
hoch.
"Fast erträglich, die andere Richtung war schmerzhafter" meinte Harm.
"Sie haben sich das Außenband gezehrt, Sir. Sie sollten den Fuß in nächster Zeit nicht
sehr belasten" erklärte der Arzt, und suchte Verbandszeug und eine Salbe raus.
"Ich werde mein Bestes tun, Doktor" versprach Harm.
Der Arzt rieb den Knöchel mit Salbe ein und legte einen Stützverband an, danach
reichte er Harm ein paar Krücken.
MacKay hatte sich das ganze ruhig angesehen und stand mit Harms Turnschuh an die
Wand gelehnt da und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
"Das ist doch nicht Ihr Ernst, oder?" meinte Harm zu dem Arzt, als er die Krücken sah.
"Doch, Sir, außer sie möchten am Ende der Woche den Knöchel eingegipst bekommen,
weil es schlimmer geworden ist" sagte der Arzt.
"Ende der Woche bin ich mit etwas Glück schon wieder in Washington und ein paar
Tage Ruhe könnten mir sicher auch nicht schaden" grummelte Harm vor sich hin, nahm
aber folgsam die Krücken.
Der Arzt nahm noch zwei Verbände und reichte sie mit der Salbe zusammen MacKay.
"Sie wissen ja, wie man einen Verband wechselt, MacKay" meinte der Arzt.
MacKay nahm alles und öffnete Harm die Tür. "Klar."
"Danke, Doc" verabschiedete sich Harm von dem Arzt. Er nahm die Krücken und
ging langsam hinter MacKay her.
Vor der Tür sagte Harm zu MacKay. "Nehmen Sie dieses Grinsen aus dem Gesicht,
oder es gibt eine unruhige Nacht!"
MacKays Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. "Ja, Sir."
"Schon gut. Danke für Ihre Hilfe, MacKay" entschuldigte Harm sich für seinen Ausbruch.
"Ist OK, Sir. Das mit dem Knöchel tut mir leid" meinte MacKay auf dem Weg zum
Quartier.
"Kein Problem, das gibt sich wieder. Ist ja nicht das erste mal" meinte Harm. "Gibt es
irgendwo Eis, das hilft mir da eigentlich am besten."
MacKay öffnete die Tür zum Quartier und ließ Harm den Vortritt. "Ich geh welches
holen, Sir" sagte MacKay und war schon auf dem Weg.
Kurze Zeit später kam MacKay mit einem Eisbeutel wieder.
Harm hatte sich inzwischen auf MacKays Bett gesetzt und begann, den Verband
abzunehmen.
"Ich glaube der sollte laut Arzt dran bleiben, Sir" meinte MacKay.
"Halten Sie es wirklich für eine gute Idee, wenn ich jetzt aufs Duschen verzichte?" fragte
ihn Harm.
"Nein, Sir. Brauchen Sie Hilfe?" bot MacKay an.
Harm stand auf und humpelte in Richtung dusche. "Also das kann ich schon seit
geraumer Zeit alleine. Aber da oben komme ich heute Nacht nicht hoch" meinte er und
zeigte af das Bett.
"Sie können das untere haben, Sir" sagte MacKay.
"Danke. Ach so, entschuldigen Sie, dass ich mich jetzt bei der Dusche vordrängle"
grinste Harm ihn an, "aber ich hätte doch noch gewonnen!"
"Klar, in Ihren Träumen vielleicht, Sir" sagte MacKay mit einem Grinsen im Gesicht.
"Ach nee, da träum ich doch was anderes!" ging Harm gutmütig auf den Scherz ein und
verschwand schließlich in der Dusche.
MacKay suchte sich, während Harm duschte in Ruhe seine Sachen raus.
Fünf Minuten später kam Harm wieder heraus. "Der nächste Bitte!"
"Ich leg Ihnen gleich den Verband wieder an, Sir" meinte MacKay und verschwand in die
Dusche. MacKay brauchte nicht lange und kam in Boxershorts und T-Shirt zurück in
den Raum.
Harm hatte inzwischen das Eis genommen und begann seinen Fuß zu kühlen.
MacKay nahm sich einen Verband und die Salbe, er setzte sich auf den Stuhl vor Harm.
"Fuß her, Sir" meinte MacKay.
"Zu Befehl!" spottete Harm und streckte den Fuß nach vorn.
MacKay verkniff sich ein Grinsen. "Wie ich Sie einschätze, Sir, werden Sie die Krücken
morgen wohl nicht nutzen, oder?!" fragte MacKay, während er den Verband anlegte.
"Sehe ich vielleicht so aus?" fragte ihn Harm.
"Eher nicht, Sir. Dann werde ich Ihnen morgen früh einen Tapeverband machen, damit
können Sie besser laufen, als nur mit dem hier" erklärte MacKay.
"Danke, Sie scheinen sich ja wirklich ganz gut damit auszukennen" meinte Harm.
MacKay befestigte das Verbandsende mit zwei Klebestreifen, "Fertig! Sollte man, wenn
man Basketball spielt, Sir" sagte MacKay und stellte den Stuhl zurück.
"Wunderschön, wie ein Weihnachtsgeschenk" meinte Harm und legte sich dann ins Bett.
"Sagen Sie, können Sie sich noch an meine Frage von vorhin erinnern, MacKay?
Denken Sie, dass der Captain vielleicht 'jemand' sucht und nicht etwas?" begann er
dann wieder.
"Ich wüsste nicht wie der Skipper einen 'Spion' finden sollte in dem er uns das Deck
nach Kleinteilen absuchen lässt, Sir?" fragte MacKay.
"Nun, es reicht vielleicht, um jemand aus der Reserve zu locken. Es kann natürlich auch
sein, dass sich irgendwo jemand versteckt hält, aber das ist eher weit hergeholt. Fest
steht, gibt es einen Spion braucht er eine Möglichkeit, mit jemand anderem Kontakt
aufzunehmen, und dann muss es irgendwo noch einen PC und einen Sendemöglichkeit
geben." Harm machte eine kurze Pause. "Aber jetzt mal was anderes, was halten Sie
persönlich davon? Glauben Sie, dass es einen Spion gibt, und wenn ja, auf welcher
Seite denken Sie wird er zu finden sein?"
"Ich glaub nicht, dass einer von der Crew ein Spion sein soll, Sir. Und wie meinen Sie
das mit welcher Seite?" wollte MacKay wissen, und wickelte dabei den gebrauchten
Verband auf.
"Nun, haben wir hier einen Fall von Werksspionage, ist es ein anderes Land, das an
dem Flugzeug so interessiert ist, dass es uns jemand in den Pelz gesetzt hat. So was
eben" antwortete Harm.
"Egal was es ist, Sir, wer die Maschine freiwillig will, kann sie von mir aus haben" sagte
MacKay.
"Ja, und genau das ist es. Ich denke, wir suchen hier etwas, das es gar nicht gibt. Aber
ich denke, jetzt ist Schluss für heute. Morgen ist auch noch ein Tag" meinte Harm.
MacKay löschte das Licht und kletterte in das obere Bett. "Jetzt weiß ich wieder warum
ich unten schlafe" sagte er mehr zu sich selber.
"Schon gut, morgen kriegen Sie Ihre Koje wieder" meinte Harm und drehte sich dann
um.
"Nicht nötig, Sir."
Aber das hörte Harm schon nicht mehr. Kaum, dass er sich auf die Seite gedreht hatte,
war der Schlaf auch schon da.
Nächster Morgen
USS Harry S. Truman
Golf von Mexiko
Harm spürte eine Hand auf seiner Schulter und das ihn jemand vorsichtig versuchte
wach zubekommen. "Hey Jason, aufwachen, du hast verschlafen" flüsterte Jackson, der
neben dem Bett hockte.
"Danke für den fröhlichen Guten Morgen, aber versuchen Sie es doch mal ne Etage
höher" gab Harm verschlafen von sich.
"Verzeihung, Sir, ich dachte sie wären jemand anders" sagte Jackson.
MacKays Kopf tauchte von oben auf. "Suchst du wen, Sean?" fragte er Jackson.
"Ja, dich. Du hast verschlafen," meinte Jackson.
"Mist!" sagte MacKay, sprang vom Bett, schnappte seine Sachen und verschwand in der
Dusche.
"Aber du hast noch genug Zeit" sagte Jackson, aber MacKay hatte die Tür schon hinter
sich zu gemacht.
Jackson stand etwas verloren im Raum.
"Wie spät ist es denn?" wollte Harm wissen, der noch immer nicht ganz wach war.
"0530, Sir" antwortete Jackson.
"Ach doch schon. Ich glaube, ich werde mich dann auch gleich mal fertig, ich wird eh
etwas länger brauchen" meinte Harm, als ihm sein Fuß wieder einfiel.
"Tun Sie das, Sir" sagte Jackson.
MacKay kam fertig in Uniform wieder aus der Dusche.
"Du hast noch fast eine halbe Stunde, Jason" meinte Jackson.
"Und dann hetzt du so?"
"Ich will ja nicht, dass du Ärger bekommst" sagte Jackson.
"Oh man, ich komme gleich nach, OK?!" meinte MacKay.
Jackson verließ das Quartier.
Harm setzte sich in seinem Bett auf. "Warum Ärger, worum geht’s?" wollte er wissen.
"Um nichts, Sir. Der CAG hat's nur nicht gern, wenn man zu spät zu seinen
Morgenbesprechungen kommt" erklärte MacKay.
"Na, dann lassen Sie sich mal nicht aufhalten. Wir sehen uns dann später" sagte Harm.
Vorsichtig versuchte er, seinen Fuß aufzusetzen, merkte aber, dass das keine gute Idee
war und setzte sich wieder.
"Und was ist mit Ihrem Knöchel, Sir?" fragte MacKay.
"Lassen Sie das mein Problem sein, ich werde schon selbst fertig damit. Sehen Sie zu,
dass Sie keinen schlechten Eindruck hinterlassen!"
"Die paar Minuten für den Verband hab ich noch, Sir, Und er hat mich eh aufm Kicker"
meinte MacKay.
"Einschließlich Duschen wird das aber sicher noch ein bisschen dauern. Wollen Sie da
wirklich noch warten?" fragte Harm.
"Ja, Sir. Ich bin nicht ganz unschuldig an dem Zustand ihres Knöchels und wenn Sie
noch lange diskutieren schaff ich es nicht ... Sir" sagte MacKay.
"Jaja, ich bin ja schon unterwegs" sagte Harm und humpelte mit seinen Sachen zur
Dusche.
Ein paar Minuten später kam Harm wieder raus und setzte sich auf das Bett. "Also dann,
walten Sie Ihres Amtes!" sagte er zu MacKay und hielt ihm den Fuß hin.
MacKay hatte in der Zwischenzeit schon einen Kasten aus seinem Spinnt geholt, der mit
vielen verschieden farbigen Rollen in unterschiedlicher dicke bestückt war. MacKay
stellte den Kasten neben dem Stuhl auf dem Boden und holte eine blaue Rolle raus und
fing an die um Harms Knöchel und Fuß zu wickeln. "Geht es so, oder ist es zu stramm,
Sir?" fragte er.
"Das ist ok so, machen Sie weiter" forderte Harm ihn auf.
"OK, Sir" sagte MacKay und schnitt die Rolle ab. Dann nahm er eine Rolle in gelb aus
dem Kasten, dies schien eine Art Klebeband zu sein. MacKay schnitt Stücke ab und
klebte sie in einem bestimmten Muster über den blauen Verband.
"Sieht nett aus. Gibt es einen Grund für das Muster? Ansonsten würde mir lilagetupft ja
auch noch gefallen" scherzte Harm.
"Tut mir leid, Sir, die Farbe habe ich nicht. Aber ja es hat einen Grund. Der blaue
Verband dient nur wenig zum stützen, eher dazu, dass ich Ihnen die Klebestreifen nicht
samt Haut und Haaren vom Knöchel wieder ziehen muss. Die gelben sind zum
seitlichen stabilisieren und hier die grünen werden die Bewegungsfreiheit einschränken,
aber Ihre Bänder entlasten" erklärte MacKay, während er noch ein paar grüne
Klebestreifen auf den Verband klebte.
"Ah ja. Also werde ich damit auch halbwegs laufen können?" fragte Harm und sah zu,
wie MacKay seine Arbeit vollendete.
"Das war's, Sir. Schmerzfrei werden Sie nicht laufen können, aber ohne Krücken.
Probieren Sie bitte mal, ob das so OK ist" sagte MacKay und stand auf.
Harm verzog leicht das Gesicht, als er den Fuß aufsetze, lief dann aber doch
probeweise ein paar Schritte. "Ja, es scheint in Ordnung zu sein, danke. Und jetzt sehen
Sie zu, dass Sie den CAG nicht noch mehr verärgern. Aber worum geht es denn bei der
Besprechung, wenn doch der Flugbetrieb eingestellt ist?" wollte Harm noch wissen.
MacKay packte die Rollen wieder in den Kasten und verstaute ihn wieder im Spinnt. "Er
macht die jeden Morgen, Sir. Ist ihm egal ob wir fliegen oder nicht. Und wenn ich Pech
hab, flieg ich heute noch. Aber ich geh lieber mal, bis dann und versuchen Sie sich ein
wenig zu schonen mit dem Knöchel, unendlich hält der Verband nicht" sagte MacKay
und verschwand.
Harm zog sich weiter an und machte sich dann noch ein paar Notizen. Um 0645 verließ
er dann das Quartier und machte sich langsam auf den Weg zur Messe, um sich dort
mit Lieutenant Lafayette zu treffen.
0655 OZ
Offiziersmesse
USS Harry S. Truman
Golf von Mexiko
Als Harm die Messe betrat war Lieutenant Lafayette noch nicht da. Er holte sich einen
Kaffee, einen Donut und einen Orangensaft und setzte sich an einen Tisch in der Ecke.
Claire betrat pünktlich um sieben die Messe und lief schnurstracks auf die
Kaffeemaschine zu. Sie schenkte sich einen großen Becher Kaffee ein und blickte sich
um und sah Harm an einem Tisch sitzen. Sie ging auf ihn zu und setzte sich mit einem
fröhlichen "Guten Morgen, Sir."
"Guten Morgen, Lieutenant. Haben Sie gut geschlafen?" fragte Harm.
"Danke, Sir, traumhaft, und Sie?" wollte Claire wissen.
"Ja, kann nicht klagen. Wie haben Sie denn den gestrigen Abend noch verbracht, oder
haben Sie sich gleich in Ihr Quartier verzogen nach dem Spiel?" fragte er.
"Ich bin gleich schlafen gegangen, Sir, hatte ein wenig Schlaf aufzuholen, und Sie, Sir?
Haben Sie MacKay noch schlagen können?"
"Na, so kann man es nicht sagen. Aber verloren habe ich auch nicht!" antwortete Harm
mit einem Grinsen.
"Was haben Sie denn dann gemacht, Sir? Das Spiel abgebrochen, nachdem beide
Parteien vollkommen ausgelaugt waren?" fragte Claire.
"Nein, das nicht gerade, aber lassen wir jetzt das Thema. Das Thema mit dem
eingestellten Flugbetrieb hat sich geklärt" erklärte Harm.
"Schießen Sie los, Sir" bat Claire neugierig.
"Laut MacKay hatte der Skipper angeordnet, dass das Flugdeck abgesucht werden soll,
nach Teilen, die abgefallen sein könnten."
"Und für wann ist das angeordnet, Sir?" wollte Claire wissen.
"Also da sie es gestern nicht geschafft haben, wird das wohl heute gemacht, der Skipper
lässt den Flugbetrieb nicht unnötig ausfallen, denke ich" antwortete Harm.
"Und wer ist an dieser Untersuchung beteiligt, Sir?" fragte Claire nach.
"Die ist vom Skipper angeordnet, da wird jeder herangezogen, der laufen kann" erklärte
ihr Harm. "Haben Sie schon mal gesehen, wie das abläuft, wenn bei einem Flugzeug ein
Reifen platzt?"
"Nein, Sir. Ich könnte mir vorstellen, es wird nach Ursachen gesucht, die dafür
verantwortlich sind, aber wie genau so etwas abläuft, weiß ich nicht, Sir" antwortete
Claire.
"Nein, das hat mit der Ursache erst einmal nichts zu tun. So etwas kann auch passieren,
ohne das es einen schwerwiegenden Grund gibt, da reicht es schon, wenn jemand
unsanft aufsetzt. Worauf es ankommt, ist das sämtliche Teiler wieder eingesammelt
werden, damit das nicht von einem anderen Flugzeug angesogen werden kann" erklärte
Harm.
"Ah, ich verstehe. Und das ist hier auch der Fall, oder Sir?"
"Genau das weiß ich nicht. MacKay meinte, der Skipper möchte sicher sein, dass die
Maschine nichts verloren hat, aber nichts deutet darauf hin, dass außer dem Fanghaken
vor einem Start irgendwann bei dem Flugzeug mal was abgefallen wäre" sagte Harm.
MacKay kam alleine und nicht gerade glücklich in die Messe und nahm sich ein Glas
Orangensaft und drei Donuts, bevor er sich hinsetzte.
"Hoffentlich gibt die Suche neue Erkenntnisse, Sir" sagte Claire.
"Ja, schauen wir mal" sagte Harm und sah dann zu MacKay rüber, den er beim
Hereinkommen gesehen hatte. Harm stand auf und humpelte zu ihm hinüber. "MacKay,
was ist los mit Ihnen?" fragte er.
"Ich bin vom Aufräumdienst befreit wurden, Sir" meinte MacKay und schien darüber
nicht sehr glücklich.
"Und was ist so schlimm daran? Ich bin schon froh, das ich nicht ganz fit bin, sonst
würden die wahrscheinlich auch mich dazu verdonnern!" meinte Harm.
"Ich würde lieber mit das Deck absuchen, Sir, als wenn die fertig sind noch einen
Testflug machen zu müssen. Da fällt mir ein, sie sollten nicht lange rumstehen, Sir"
meinte MacKay.
"Danke, Schwester, ich werde mich daran halten. Kommen Sie doch zu uns herüber"
meinte Harm.
"Ich will nicht stören, Sir" sagte MacKay.
"Sie stören nicht. Und wenn Sie meinen, ich sollte nicht so lange stehen, wäre es
besser, wenn sie rüberkommen" sagte Harm.
"Ja, Sir" sagte MacKay und folgte ihm mit seinem Frühstück.
Harm ging voraus und setzte sich dann wieder zu Lieutenant Lafayette.
"Guten Morgen, Lieutenant" begrüßte Claire auch MacKay.
"Morgen, Ma'am" sagte MacKay und setzte sich dazu.
"Aber, Sir, was ist denn mit ihnen passiert? Sie humpeln ja" erkundigte sich Claire
besorgt, "Und Lieutenant, Sie sehen auch nicht so glücklich aus, ich hoffe Sie haben
sich nicht auch etwas getan?"
"Sie haben es ihr noch nicht gesagt, Sir?" fragte MacKay mit einem leichten Grinsen.
"Ist das ein Staatsakt, MacKay? Es hat sich noch nicht ergeben, Lieutenant Lafayette ist
noch nicht so lange hier und ich war gerade erst mal dabei, etwas über den gestrigen
Abend zu erzählen, so weit bin ich noch nicht gekommen" sagte Harm zu MacKay.
"Ich dachte nur, Sir, weil selbst der Skipper gefragt hat wie es Ihnen geht" meinte
MacKay.
"Der Skipper? Woher weiß der denn was davon?" wollte Harm wissen.
"Ein Flugzeugträger ist was wie ein Dorf, Sir."
"Mein Fuß hatte eine Auseinandersetzung mit dem Hallenboden und ist unterlegen"
antwortete Harm Lt. Lafayette. "Na wunderbar," sagte er dann, "die Gerüchteküche ist ja
wirklich eine tolle Sache. Kann ich mich denn noch unter die Leute wagen oder ernte ich
nur noch mitleidige Blicke, von wegen, das ist der JAG-Offizier, der über seine eigenen
Füße stolpert? Den Verlauf kennt ja wahrscheinlich keiner, nur das Resultat!"
"Manchmal sind die Gerüchte hier sehr detailliert, Sir. Da fällt mir ein, der Skipper lässt
ihnen noch ausrichten, dass es keine Schande ist gegen mich zu verlieren, Sie hätten
da was mit ihm gemeinsam" sagte MacKay grinsend.
"Na, da bin ich doch fast wieder beruhigt" meinte Harm.
"Sagen Sie, MacKay, warum machen Sie sich eigentlich solche Sorgen wegen des
anstehenden Testflugs? Nach Ihrer Landung gestern hatte ich nicht den Eindruck, als
könnte Sie irgendetwas aus der Ruhe bringen. Hat sich irgendetwas Neues ergeben,
das Sie gestern noch nicht wussten?"
"Das nicht, Sir. Ich hab nur kein gutes Gefühl, das ist alles" meinte MacKay.
"Woher dieser plötzliche Sinneswandel? Liegt es an unserer Anwesenheit an Bord?"
wollte Harm wissen.
"Nur so ein Gefühl, Sir. Aber vermutlich mach ich mir umsonst Sorgen, was soll schon
passieren? Die Maschine wird ja wohl nicht unter mir explodieren" sagte MacKay mit
einem leichten Grinsen.
"Machen Sie nicht solche Scherze, MacKay. Denken Sie daran, im Ernstfall sind Sie
mehr Wert als die Maschine. Steigen Sie rechtzeitig aus und lassen Sie das Ding ins
Meer fallen." empfahl ihm Harm.
"Werde ich, Sir. Habe nicht vor jung zu sterben" meinte MacKay.
"Das will ich auch nicht hoffen, Lieutenant" meinte Claire.
"Ich geh dann mal lieber, damit Sie weiter kommen, bei Ihren Ermittlungen, Sir,
Lieutenant" meinte MacKay und stand auf.
"Machen Sie es gut, MacKay, wir sehen uns dann spätestens heute Abend in 'unserem'
Quartier." verabschiedete ihn Harm.
"Ja, und passen Sie auf sich auf Lieutenant " fügte Claire hinzu.
"Bis dann, Sir, Lieutenant" sagte MacKay und verließ die Messe wieder.
"Dann lassen Sie und mal unsere Ermittlungen fortsetzen, Lieutenant" sagte Harm.
"Ja, Sir. Wo fangen wir an? Wenn Ihnen das herumlaufen allerdings zu viele Probleme
bereitet, tragen Sie mir auf, was ich tun soll" meinte Claire.
"Machen Sie sich mal keinen Gedanken, Lieutenant, das geht schon" erwiderte Harm.
"Ich hatte gestern noch eine Idee, zu der mir MacKay zwar nichts sagen konnte, der wir
aber trotzdem einmal nachgehen sollten."
"OK, Sir, aber sagen Sie trotzdem bescheid, wenn es Ihnen zuviel wird. Was hatten Sie
denn für eine Idee" hakte Claire nach.
"Ich denke, wenn es tatsächlich einen Spion an Bord geben sollte, muss er ja auch die
Möglichkeit haben, seine Nachrichten zu versenden. Da aber der Skipper sämtliche PCs
eingesammelt hat und Telefongespräche untersagt sind, bleiben da nicht mehr viele
Möglichkeiten" antwortete er "wir sollten uns zuerst einmal den Funkraum vornehme. Ich
unterstelle keinem Funker auf dem Carrier böse Absichten, aber vielleicht deutet ja
irgendetwas darauf hin, dass jemand unberechtigt Zutritt verschafft hat."
"Na dann, nichts wie los, hoffentlich ergibt sich etwas. Haben Sie die Akten der Funker
per Zufall angefordert, Sir?" wollte Claire wissen.
"Nein, habe ich nicht, aber ich habe gleich noch vor, nachzusehen, ob Bud sich bereits
gemeldet hat. Möglicherweise bringen uns schon die Personalakten der
Firmenangehörigen weiter" antwortete Harm.
"Gut, dann kucken Sie mal nach Bud, und dann sehen wir mal."
"Im Moment ist es noch zu früh, nachzuschauen, Bud ist noch gar nicht im Büro" sagte
Harm, "und ich möchte nicht unnötig den Laptop benutzen, ich möchte verhindern, dass
es uns auch abgenommen wird."
"OK, Sir."
"Also gehen wir jetzt erst einmal zum Funkraum und schauen weiter," sagte Harm.
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Funkraum, wobei Harm sich bemühte,
mit Claire Schritt zu halten. Dort angekommen trafen sie dort auf drei Matrosen, die
Karten spielten. Und bei Harms und Claires Anblick direkt Haltung annahmen und die
Karten versuchten verschwinden zu lassen.
"Rühren. Guten Morgen, meine Herren. Lassen Sie sich nicht stören, aber ist das ihrer
übliche Beschäftigung im Dienst?" wollte Harm wissen.
"Morgen, Sir. Nein, es ist nur, wir haben momentan hier nichts zu tun, es wird auch nicht
wieder vorkommen" entschuldigte sich einer der drei Anwesenden.
"Schon gut, ich habe nicht vor, Sie deshalb zu verklagen, aber was heißt, es ist nichts
zu tun? Der übliche Funkverkehr ist Ihnen nicht genug?" fragte Harm.
"Wenn Sie 9 Funksprüche in 4 Tagen für viel halten, Sir" meinte der Selbe.
"Wie kommt es, dass so wenig eingeht? Das ist doch nicht normal?" fragte Harm nach.
"Private Funkmeldungen sind momentan verboten, Sir. Und da wir nicht in
Gefechtsbereitschaft sind, kommt da auch nicht viel rein."
"Ah so, das erklärt so einiges. Und dann kommt es wohl vor, dass Sie sich anderweitig
die Zeit vertreiben" sagte Harm. "Kann es dann sein, dass Sie auch mal die Station
verlassen, vielleicht um sich die Beine zu vertreten?"
"Nein, Sir. Es sind immer mindestens zwei Mann im Raum" antwortete der erste wieder.
"Kommt manchmal jemand bei Ihnen vorbei?" wollte Harm dann wissen.
"Der Captain oder der XO mit Funksprüchen, Sir, sonst niemand."
"Niemand? Auch keiner aus der Crew, der nachfragt, ob er nicht vielleicht doch eine
private Nachricht verschicken könnte, oder einer der Zivilisten an Bord?" fragte Harm.
"Nein, Sir" antwortete er.
"Kommen Sie, einer der Leute wird doch sicher seine Freundin vermissen, oder?" hakte
Harm nach.
"Anscheinend nicht, Sir."
"Gibt es von außerhalb des Funkraums eine Möglichkeit eine Nachricht zu versenden,
vielleicht von dem Sender einer der Barkassen?" fragte Harm dann.
"Von jedem Flugzeug oder Hubschrauber aus, Sir, das sich in der Luft befindet" kam die
Antwort. Einer der anwesenden Matrosen, der noch immer die Kopfhörer auf hatte,
setzte sich an das Funkgerät und nahm einen Funkspruch entgegen. Er machte sich
Notizen.
"Gibt es etwas neues?" wollte Harm wissen.
"Nur von einer Transportmaschine, die sich auf dem Weg zu uns befindet, Sir, wenn Sie
mich entschuldigen, Sir, Ma'am, ich muss das zum Captain bringen" sagte der Funker.
"Wird denn jemand erwartet?" fragte Harm den anderen Funker.
"Nein, Sir, nicht das ich wüsste."
"Gut, dann lassen wir Sie jetzt mal wieder allein" verabschiedete sich Harm.
"Kommen Sie, Lieutenant, wir schauen mal, ob wir auf die Brücke kommen, mich würde
ja interessieren, wer da kommt" sagte Harm zu Claire, nachdem sie aus Hörweite des
Funkers waren.
"In Ordnung, Sir, da sind nicht nur sie gespannt."
Die Beiden machten sich auf den Weg zur Brücke und trafen dort auf den Skipper und
nahmen Haltung an. "Lieutenant Commander Rabb und Lieutenant Lafayette, bitten um
Erlaubnis die Brücke zu betreten, Sir" sagte Harm.
"Erlaubnis erteilt, rühren, haben Sie neue Erkenntnisse oder brauchen Sie etwas,
Commander?" fragte der Skipper.
"Wir hoffen auf neue Informationen im Laufe des Vormittags, Sir" antwortete Harm.
"Wir haben eben mitbekommen, dass eine Transportmaschine auf dem Weg sei. Was
für eine Lieferung wird denn erwartet?"
"Das Außenministerium meint, sie müssten auch jemanden an Bord haben, der die
ganze Sache untersucht" meinte der Skipper.
"Das Außenministerium? Darf ich fragen, wer da kommt?" fragte Harm und traute sich
gar nicht darüber nachzudenken. Wenn es tatsächlich der war, an den er dachte, dann
war an den Gerüchten über Spionage mehr dran, als er dachte.
"Ich glaube, Webb war sein Name. Und das gefällt mir gar nicht, Commander, also
sorgen Sie dafür, dass Sie den Täter vor ihm finden" sagte der Skipper.
"Ja, Sir, wann wird er denn erwartet?" wollte Harm wissen.
"In einer halben Stunde" antwortete der Skipper.
"Wir machen uns gleich wieder an die Arbeit, Sir. Erlaubnis wegtreten zu dürfen." sagte
Harm.
"Erlaubnis erteilt."
Harm und Claire verließen die Brücke. "Das gibt es ja nur noch wenig Zeit, Lieutenant.
Wenn wir es wirklich mit Webb zu tun haben, dann ermitteln wir hier nicht gegen ein
Phantom, dann gibt es wirklich jemand an Bord, der Informationen verkauft. Machen wir
uns also wieder auf die Suche nach einer Möglichkeit, Daten von Bord zu senden"
begann Harm. "Die Maschinen müssen nicht unbedingt in der Luft sein, es reicht aus,
wenn eine Stromverbindung besteht, dann kann man von jedem der Hubschrauber oder
Boote an Bord eine Nachricht verschicken. Ich schlage vor, wir trennen uns, hören Sie
sich bei den Leuten im Hangar um, ob es dort vielleicht jemand gab, der dort nicht
hingehörte, oder ob jemand verdächtig oft dort herumlungerte, wo eigentlich gar nichts
zu tun war, also zum Beispiel an den gewarteten und abgestellten Maschinen. Seien Sie
aber vorsichtig, wir wissen nicht, mit wem wir es zu tun haben" warnte Harm sie noch.
"Ja, Sir. Ich bin vorsichtig, aber passen Sie auch auf sich auf. Nicht dass Sie mit ihrem
Fuß noch flüchten müssen!" antwortete Claire und holte einen Notizblock heraus, um
sich einiges zum eben gesagten aufzuschreiben.
"Machen Sie sich da mal keine Gedanken, ich bin ja kein Invalide. Ich versuche in der
Zwischenzeit doch mal, Verbindung mit Washington aufzunehmen. Anschließend suche
ich den CAG auf, er hat ja heute morgen die Leute für den 'Reinigungsauftrag' an Deck
eingewiesen. Vielleicht weiß er ja, ob etwas anderes gesucht wurde, oder ob tatsächlich
bei der Maschine etwas verlorengegangen ist" meinte Harm.
"Gut, Sir. Ach ja, noch etwas, wenn Mr. Webb wirklich in der nächsten Stunde auftaucht,
wie soll ich mich falls ich auf ihn treffen, verhalten?" fragte Claire.
"Wenn er etwas von Ihnen wissen will, bestellen Sie ihm einen schönen Gruß von mir,
er soll sich direkt an mich wenden," antwortete Harm. "Wir treffen uns in einer halben
Stunde hier wieder."
"Einverstanden, also viel Erfolg, Sir!"
"Wir sehen uns" sagte Harm und machte sich dann auf dem Weg zu seinem Quartier,
um seine E-Mails zu checken.
Claire machte sich auf den Weg zum Hangar, als sie diesen betrat sah sie Kampfjets
und Hubschrauber, die von Mechanikern überprüft wurden. In einem Bereich stand der
'Testjet', an dem auch gearbeitet wurde, allerdings hauptsächlich von zivilen Technikern.
Claire ging zielstrebig auf einen der Mechaniker, der zur Navy gehörte. "Entschuldigen
Sie Seaman, haben Sie kurz eine Minute Zeit für mich?" fragte Claire ihn.
Der Seaman nahm Haltung an. "Ja, Ma'am."
"Rühren. Ist Ihnen eine Möglichkeit bekannt, wie man von hier aus Daten versenden
könnte?" fragte Claire Ihn.
"Mit einem Funkgerät aus einer der Maschinen, Ma'am, aber das geht nur wenn die in
der Luft sind, oder mit Stromversorgt werden" antwortete der Seaman.
"Und was ist mit den Personen im Hangar, wer hält sich hier für gewöhnlich auf?" wollte
Claire wissen.
"Mechaniker, Ma'am, ab und an mal ein Pilot oder RIO, der nach 'seiner' Maschine sieht,
und im Moment die Leute von dem Jet da drüben" sagte der Seaman.
"Und irgendwelche anderen Personen, die Ihnen vielleicht in den letzten Tagen
aufgefallen sind, die nicht hierher gehörten, oder für die es ungewöhnlich ist, hier
angetroffen zu werden?" fragte Claire weiter.
"Nein, Ma'am."
"Macht nichts, aber Sie sagten was von Piloten und RIOs. Wer kommt denn hier ab und
an seine Maschine besuchen?" fragte Claire.
"Jeder war schon mal hier, Ma'am. Sie vertrauen uns zwar, aber immerhin geht es um
Ihr Leben in der Luft, da will man ja sicher gehen, dass alles in Ordnung ist mit der
Maschine" erklärte der Seaman.
"Wer ist denn Gestern, in denen kein Flugverkehr stattgefunden hat, da gewesen?"
fragte Claire nach.
"Der CAG war hier, Ma'am, und halt wir."
"Nur der CAG, oder war noch einer der Piloten da?" hakte Claire nach.
"Nur der CAG, Ma'am" sagte der Seaman.
"Wissen Sie noch, was der CAG wollte?" fragte Claire.
"Er kommt jeden Abend, Ma'am, und sieht nach dem Rechten" antwortete der Seaman.
"Ist immer jemand von den Mechanikern anwesend, wenn der CAG da ist, und wer von
den Mechanikern ist für gewöhnlich anwesend?"
"Ja, Ma'am. Wir haben hier ja genug Arbeit, aber es geht für gewöhnlich keiner mit dem
CAG rum," bekam Claire als Antwort.
"Danke, Seaman, aber nur noch eine letzte Frage, ich will sie wirklich nicht weiter von
ihrer Arbeit abhalten, gab es jemanden der Zivilmechaniker der besonderes Interessen
an den Flugzeugen gezeigt hat, oder waren die Zivilmechaniker mal alleine mit den
Flugzeugen?" fragte Claire.
"Nein, Ma'am. Im Grunde ist immer jemand hier" meinte der Seaman.
"Was meinen Sie mit im Grunde, ist es also doch möglich, dass mal jemand für kurze
Zeit alleine ist?" hakte Claire nach.
"Alleine nicht, Ma'am, aber wir haben keine Zeit, jeden zu beobachten."
"Und was ist mit dem CAG, hatte der Zugang zur Testmaschine, die scheint ja, wie ich
sehe, ziemlich abgeriegelt zu sein?" fragte Claire weiter.
"Soweit ich weiß nicht, Ma'am, jedenfalls nicht ohne jemanden von der Werkscrew"
antwortete der Seaman.
"Danke Seaman, dass Sie ihre Zeit für mich geopfert haben" verabschiedete sich Claire.
"Gern geschehen, Ma'am."
Claire drehte sich um, und ging auf einen der Zivilmechaniker weiter hinten im Hangar
zu, wurde aber von einem Marine gestoppt.
"Tut mir leid, Ma'am, hier ist der Zutritt ohne besondere Genehmigung nicht erlaubt"
sagte er.
"Gibt es eine Möglichkeit, dass ich mit dem Mechaniker rede, wenn dies nicht in der
näheren Umgebung des Flugzeuges passiert?" fragte Claire nach.
"Nein, Ma'am, Sie wollen nicht gestört werden, bei der Arbeit" erklärte der Marine.
"Schade, aber nichts zu machen. Können Sie mir aber vielleicht sagen wann die
Mechaniker ihrer Arbeit für gewöhnlich beenden?" wollte Claire wissen.
Ein Petty Officer ging an Claire vorbei, er hatte einen Ausweis an der Uniform gut
sichtbar befestigt.
"Das weiß ich nicht, Ma'am."
"Petty Officer Sanders", sprach Claire ihn an, "hätten sie einen Moment Zeit?"
Sanders drehte sich zu Claire um und nahm Haltung an, "Ja, Ma'am, aber nicht viel"
antwortete er.
"Rühren, kein Problem, es wird nicht lange dauern" sagte Sie, "Sie können mir nicht
zufällig sagen, wie ich an so eine Sondergenehmigung komme, Petty Officer?" wollte
Sie wissen.
"Nein, Ma'am."
"Und warum nicht?" fragte Claire nach.
"Weil ich es nicht weiß, Ma'am" antwortete Sanders.
"Aber Sie müssen doch irgendwoher die Genehmigung bekommen haben" meinte
Claire.
"Ja, Ma'am, aber ich bin Mechaniker und helfe hier" sagte Sanders.
"Und wie kommt es, dass sie als Navy Angehöriger mitarbeiten dürfen?" hakte Claire
nach.
"Weil die Leute vom Werk Hilfe von uns angefordert haben, Ma'am, und diese auch
bekommen" erklärte er.
"Und ihre Aufgabe ist es jetzt, was zu tun?"
"Was gerade anfällt, Ma'am" antwortete Sanders.
"Gut, danke Petty Officer, dass sie Zeit hatten." bedankte Claire sich und drehte sich zu
dem Marine zurück.
"Natürlich, Ma'am" sagte Sanders und ging an seine Arbeit.
"Private Martinez, tut mir leid, dass ich sie noch mal stören muss, bewachen sie das
Flugzeug rund um die Uhr, oder nur während die Arbeiten erledigt werden?" fragte ihn
Claire.
"Rund um die Uhr, Ma'am."
"Und es ist immer jemand von ihnen anwesend?" wollte Claire wissen.
"Ja, Ma'am" antwortete der Marine.
"Danke für ihre Hilfe, Private" fügte Claire hinzu und verließ den Hangar.
Als Claire darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass Sanders etwas nervös schien.
Zur gleichen Zeit
Harm ging zu seinem Quartier und fand dort MacKay vor, der in einem Buch las. Bei
seinem Eintreten wollte MacKay aufspringen, doch Harm stoppte ihn vorher. "Bleiben
Sie sitzen, MacKay, alles in Ordnung."
"Ja, Sir" sagte MacKay und las weiter.
Harm ging zu seinem Spinnt und holte seinen Laptop hervor. Er fuhr den Computer
hoch und öffnete das E-Mail-Programm. Eine Nachricht von Bud hatte er leider nicht
erhalten. Er entschied sich, noch eine weitere Mail an Bud zu schreiben und ihn zu
bitten, ihm noch die Personalakten des CAG und des XO zu schicken. "Und, wann soll
es heute losgehen?" fragte er dann MacKay.
"In zwei Stunden, Sir" antwortete MacKay.
"Was soll heute getestet werden?" wollte Harm wissen.
"Unter Radar Flug, Sir, wie Gestern."
"Na, dann wünsche ich Ihnen mal viel Glück" sagte Harm und stand auf, um das
Quartier wieder zu verlassen.
"Danke, Sir" antwortete MacKay.
Als nächstes wollte Harm den CAG aufsuchen und fand ihn im Briefing-Room vor. Harm
betrat den Raum und nahm vor dem CAG Haltung an.
"Rühren, kann ich Ihnen irgendwie helfen, Commander?" fragte er.
"Das hoffe ich, Sir" sagte Harm. "Bei dem Reinigungsgang heute an Deck, können Sie
mir sagen, was dort genau gesucht wird?"
"Nichts, es ist eine Art Beschäftigungstherapie, damit die Crew nicht auf dumme
Gedanken kommt" antwortete der CAG.
"Und deshalb wird der Flugbetrieb fast zwei Tage aufgehalten? Das halte ich aber für
sehr ungewöhnlich" gab Harm zu bedenken.
"Stammt die Idee von Ihnen?" fragte Harm nach.
"Nein, vom Skipper, außerdem wollte er MacKay eine Pause gönnen, bevor er wieder
einen Testflug absolvieren muss" erklärte der CAG.
"Haben Sie sich davon überzeugt, dass die Maschinen wieder in Ordnung ist, nachdem
es gestern zu dem Ausfall der Elektronik gekommen ist?" fragte Harm. "Es ist doch nur
eine Maschine an Bord, die getestet wird, oder?"
"Noch nicht, Commander, aber das werde ich bevor der Lieutenant damit das Deck
verlässt. Und ja, es ist die einzige Maschine" sagte er.
"Wissen Sie, worauf das Problem von gestern zurückzuführen ist?" fragte Harm weiter.
"Noch nicht, aber die Techniker arbeiten dran."
"Was halten Sie persönlich von den Gerüchten über Spionage?" wollte Harm dann
wissen.
"Es gibt immer Gerüchte, aber ich glaub nicht, dass was dran ist" meinte der CAG.
"Was denken Sie, wie diese Gerüchte dann aufgekommen sind? Immerhin halten sie
sich so hartnäckig, dass man uns deswegen hierher geschickt hat" meinte Harm.
"Ich weiß es nicht, und ich glaube, dass Sie hier ihre Zeit verschwenden, Commander."
"Nun, ich werde dafür bezahlt, dass ich hier bin, Sir. Ich danke Ihnen für das Gespräch."
sagte Harm.
"Gern geschehen, Commander." Der CAG machte sich wieder an seine Unterlagen.
Harm verließ den Raum. Er blickte auf seine Uhr und stellte fest, dass es Zeit war, sich
wieder mit Lt. Lafayette zu treffen. Er hoffte, innerhalb der nächsten zehn Minuten noch
etwas zu finden, bevor Webb an Bord kam. Harm entschied sich, in der Zwischenzeit
noch mal auf die Brücke zu gehen. "Bitte um Erlaubnis, die Brücke betreten zu dürfen"
meldete Harm.
"Erlaubnis erteilt" sagte der Skipper, "rühren. Haben Sie etwas rausgefunden?"
"Wir gehen einigen Vermutungen nach, Sir, aber haben noch nichts handfestes. Captain
wir waren gestern anwesend, als die Maschine von MacKay Probleme hatte. Hatten Sie
mit so etwas gerechnet?" fragte Harm.
"Vermutungen? Na ja, in so kurzer Zeit kann ich ja wohl noch keine Ergebnisse
erwarten. Was den Flug angeht, wir hatten ja schon die ein oder anderen Probleme mit
dem Jet, aber damit haben wir nicht gerechnet" sagte der Skipper.
"Von wem an Bord hatten Sie das erste Mal was von den Gerüchten gehört?" meinte
Harm.
"Ich weiß was auf meinem Schiff los ist, Commander, jedenfalls habe ich das bis jetzt"
meinte der Captain.
"Das habe ich nicht anders erwartet, Sir, aber mich würde schon interessieren, wer hier
als erstes was über mögliche Spionage erzählt hat." meinte Harm dann.
"Ich weiß es nicht mehr, Commander" sagte der Skipper.
"Wie kommen Sie mit den Leuten von der Konstruktionsfirma klar?" fragte Harm.
"So lange die ihre Arbeit machen und uns unsere habe ich mit denen kein Problem"
meinte der Captain.
"Sir, die Transportmaschine ist im Landeanflug" berichtete einer der Offiziere.
"Danke" sagte der Captain zu ihm und zu Harm, "wollen Sie mit kommen aufs Deck,
Commander?"
In diesem Moment betrat Claire die Brücke und nahm Haltung an. "Commander Rabb,
ich hatte Sie auf dem Gang gehört, und wollte Ihnen entgegen kommen, ich hoffe ich
störe nicht?" fragte Claire.
"Ich komme gern mit aufs Deck, Sir. Lieutenant Lafayette wird uns sicher auch begleiten
wollen" antwortete Harm dem Captain.
"Sehr gern, Sir" meinte Claire zu Harm.
"Rühren, Lieutenant. Na dann mal sehen was dieser Mister Webb hier will" meinte der
Captain und ging voraus. "Kennen Sie eigentlich diesen Webb, Commander?" wollte der
Skipper wissen.
"Ja, Sir, er hat schon das eine oder andere Mal die Hilfe des JAG benötigt." antwortete
Harm.
"Aha, und wie sind Ihrer Erfahrungen mit Ihm?" fragte der Skipper weiter.
"Nun, im großen und ganzen ist er fair, aber wie das mit Agenten so ist, die nehmen
lieber, als dass sie geben wollen." sagte Harm. Claire verkniff sich ein lachen.
"Dann werden wir ja noch viel Spaß mit ihm haben" sagte der Captain leicht genervt.
"So wird es sein, Sir." erwiderte Harm.
"Wo sind eigentlich die Krücken, die Sie nutzen sollten, Commander?" fragte der
Skipper, bevor er das Flugdeck betrat.
"Die passen nicht zu meinem Outfit, Sir, und ich hoffe, der Doc ist nicht so gut über die
Geschehnisse an Bord informiert, wie Sie, Sir." antwortete Harm.
"Ist ihre Gesundheit, Commander" sagte der Captain, der Rest wurde vom Krach, den
die Maschine bei der Landung machten geschluckt.
Nachdem die Maschine endgültig zum stillstand gekommen war, stieg Webb aus. Er
ging auf die drei zu.
"Willkommen an Bord, Mister Webb" begrüßte der Captain ihn.
"Guten Tag, Captain" antwortete Webb.
"Schön, Sie wiederzusehen." sagte Harm und hielt Webb seine Hand entgegen.
"Ganz meinerseits" sagte Webb zu ihm.
"Ich würde gerne mit den Piloten, der Maschine reden" sagte Webb.
"Ich werde es veranlassen, aber ich will dabei sein" sagte der Captain.
"Von mir aus" antwortete Webb.
"Ensign, sagen Sie Lieutenant MacKay, dass wir ihn im kleinen Besprechungsraum
sprechen wollen" sagte der Skipper zu Ensign Price, der dazu gekommen war.
"Aye, Sir" sagte der Ensign und verschwand.
"Captain, ist es Ihnen recht, wenn wir dabei sind?" fragte Harm.
"Von mir aus schon, was ist mit Ihnen Mister Webb?"
"Habe vermutlich keine andere Wahl, oder Rabb?" fragte Webb.
"Wenn Sie mich so fragen..." erwiderte Harm.
"Aber lassen Sie mich in Ruhe meine Arbeit machen, Rabb" sagte Webb und folgte dem
Captain.
"Als wenn ich es jemals gewesen wäre, der ihn gestört hat" murmelte Harm, als er
zusammen mit Claire den beiden folgte.
Sie brauchten nicht lange bis in den Raum, MacKay war noch nicht da.
"Setzen wir uns" meinte der Captain.
Kurze Zeit spät klopfte es an der Tür. Lieutenant MacKay betrat den Raum und nahm
vor dem Tisch Haltung an. "Lieutenant MacKay meldet sich wie befohlen zur Stelle, Sir"
sagte er.
"Setzen Sie sich, MacKay" sagte der Skipper.
MacKay nahm auf dem einzigen noch freien Stuhl am Tischende Platz.
"Was halten Sie von dem neuen Jet, Lieutenant?" fragte Webb.
MacKay zögerte einen Moment.
"Ich möchte Ihre ehrliche Meinung zu der Maschine, Lieutenant" wiederholte Webb noch
einmal.
"Ja, Sir. Ich glaube, dass der Jet noch nicht, wie soll ich sagen, Sir. Das Teil ist noch
nicht so weit" meinte MacKay zaghaft.
"Für was noch nicht so weit, Lieutenant, etwas genauer darf es schon sein" drängte
Webb.
"Darf ich offen sprechen, Sir?" fragte MacKay.
"Ja, Lieutenant" antwortete der Captain, bevor Webb etwas sagen konnte.
"Danke, Sir. Die Maschine ist ihr Geld nicht wert, Sir. Sie ist eine Bedrohung für jeden
Piloten" antwortete MacKay.
"Und wie kommen Sie zu dieser Meinung, Lieutenant?" fragte Webb ruhig.
"Ich wäre beinah gestern mit der Maschine abgestürzt, Sir" sagte MacKay.
"Könnte das vielleicht an Ihnen gelegen haben?" fragte Webb weiter.
"Lieutenant MacKay ist der Beste Pilot an Bord, Mister Webb" unterstütze der Skipper
MacKay.
"Mag ja sein, Captain, aber diese Maschine hat eine Menge Geld gekostet, wäre doch
schade wenn es für nichts und wieder nichts ausgegeben wurde" rechtfertigte sich
Webb.
"Dann lassen Sie doch jemand von Ihren Leuten den Jet fliegen" meinte der Skipper.
"Ich gehe nur jeder Möglichkeit nach" sagte Webb zum Skipper und dann wieder zu
MacKay, "Haben Sie vielleicht eine Ahnung wie es um die Gerüchte steht, Lieutenant?"
"Meinen Sie die Gerüchte wegen der Spionage, Sir?" fragte MacKay nach.
"Ja" kam eine knappe Antwort von Webb.
"Ich glaube nicht, dass etwas dran ist, Sir" meinte MacKay.
"Wäre es Ihrer Meinung nach schwierig an die entsprechenden Daten zu kommen und
diese dann auch von Bord zu bekommen, Lieutenant?" wollte Webb wissen.
"Wenn man sich nicht all zu blöd anstellt, dürfte es kein Problem sein, Sir" sagte
MacKay ruhig.
"Hätten Sie die Möglichkeit dies zu tun?" fragte Webb weiter.
"Ja, Sir" gab MacKay zu, "aber ich habe es nicht getan."
"Welches Land würde Ihrer Meinung nach ein Interesse an dem Jet haben?" fragte
Webb.
"Ich weiß es nicht, Sir. Aber ich würde hoffen, den Maschinen im Luftkampf zu
begegnen, Sir" antwortete MacKay.
"Warum?" wollte Webb wissen.
"Falls sie überhaupt mit den Maschinen vom Boden weg kämen, Sir, würden sie
schneller von alleine abstürzen, als wir sie abschießen könnten, Sir" sagte MacKay.
"Das war es von meiner Seite an Fragen, Lieutenant" sagte Webb leicht unzufrieden,
wie die Befragung abgelaufen war, und sah Harm fragend an.
Harm hatte es vorgezogen, während der Befragung durch Webb nichts einzuwenden,
obwohl ihm das eine oder andere auf der Zunge lag.
"Und wie stehen Sie der Angelegenheit gegenüber, Webb? Wen hat denn Ihre Firma im
Auge?"
"Um mich geht es hier nicht, Rabb. Und das andere ist Classified" sagte Webb.
"Classified. Das liebe ich so an Ihnen, Webb. Gibt es denn irgendetwas, das bei Ihnen
nicht geheim ist?" fragte ihn Harm genervt.
"Ja, Commander, aber ich dachte Sie haben hier Ihre eigenen Ermittlungen angestellt"
sagte Webb leicht sarkastisch.
"Brauchen Sie den Lieutenant noch?" wollte der Skipper wissen.
"Momentan nicht, Captain" antwortete Webb.
"Sie können gehen, Lieutenant" sagte der Captain zu MacKay.
Als MacKay den Raum verlassen wollte, machte sich Webb noch mal bemerkbar.
"Lieutenant, noch eine Frage" meinte Webb.
MacKay drehte sich zu Webb um. "Ja, Sir" sagte MacKay.
"Haben Sie vielleicht Geldprobleme, Lieutenant?" fragte Webb.
"Nein, Sir" antwortete MacKay.
"Webb, jetzt gehen Sie aber wirklich zu weit!" fuhr Harm ihn an.
"Keine Sorgen, ob ihr Verdienst reicht für ein Baby?" wollte Webb wissen.
"Wieso Baby, Sir?" fragte MacKay.
"Sagen Sie jetzt nicht, dass Sie nicht wissen, dass Ihre Freundin schwanger ist" meinte
Webb.
"Schwanger?" fragte MacKay und musste sich erst mal setzen.
"Na, herzlichen Glückwunsch, MacKay, das ist doch mal ne nette Überraschung!" sagte
Harm zu MacKay, nachdem er die Neuigkeit erst einmal verdaut hatte.
Auch Claire beglückwünschte ihn erfreut. "Alles Gute, MacKay."
"Danke, Sir" stotterte MacKay, noch immer überrascht.
"Auch von mir alles gute Lieutenant" meinte der Skipper. "Haben Sie dem Lieutenant
sonst noch etwas mitzuteilen?" fragte der Skipper Webb.
"Nein, jetzt nicht mehr" sagte Webb kalt.
MacKay stand auf, salutierte und verließ den Raum.
"Webb, Sie sind geschmacklos" fuhr Harm ihn an. "Erst verdächtigen Sie ihn der
Spionage, und dann versetzen Sie ihm auch noch einen Schock, obwohl Sie wussten,
dass der Lieutenant noch nichts davon wissen konnte. Und das alles nur, um seine
Reaktion zu sehen. Haben Sie eigentlich überhaupt so was wie Gefühle?"
"Woher sollte ich wissen, dass er es noch nicht wusste?" fragte Webb ruhig.
"Ich soll Ihnen abnehmen, dass Sie etwas nicht wussten, Webb? Erzählen Sie das Ihrer
Großmutter. Oder nein, halt, die war wahrscheinlich auch im Familiengeschäft!" regte
sich Harm über Webb auf, ohne zu beachten, dass der Skipper und Claire noch im
Raum waren.
"Beruhigen Sie sich, Rabb. Sie ist im 8ten Monat, dann darf ich wohl annehmen, dass er
es weiß, oder?!" fragte Webb.
Der Captain sah sich das ganze in Ruhe an.
"Ach ja? Und was denken Sie, wann sich die beiden das letzte Mal gesehen haben?
Das ist nicht etwas dass man mal eben über das Telefon erzählt, und auf keinen Fall
etwas, dass Sie benutzen dürfen!" ließ Harm keine Ruhe. Harm nahm sich aber vor,
MacKay in ruhiger Minute noch nach etwas zu fragen.
"Es ist mir egal, was Sie denken, Rabb. Ich mache hier nur meine Arbeit und lasse mich
nicht von Gefühlen beeinflussen" sagte Webb und stand auf, er wollte den Raum
verlassen.
"Richtig, so was wie Gefühle wird Ihnen bei der Einstellung ja auch gleich
abgenommen!"
"Wenn Sie meinen, Rabb" sagte Webb und ging.
"Entschuldigen Sie bitte den Ausbruch, Sir" wandte sich Harm an den Skipper, nachdem
Webb den Raum verlassen hatte.
"Macht nichts, Commander, ich kann den Typen jetzt schon nicht ausstehen" sagte der
Skipper und stand auch auf. "Wenn dann nichts mehr ist, ich habe einen Testflug
vorzubereiten."
"Ja, Sir. Ist es Ihnen recht, wenn wir später auf die Brücke kommen, um den Flugablauf
zu beobachten?" fragte Harm.
"Natürlich, Commander" antwortete der Captain.
"Danke Sir." sagte auch Claire.
Der Captain verließ den Raum.
"Was haben Sie auf dem Hangar erfahren können, Lieutenant?" fragte Harm.
"Also, Sir. Ich habe mich zuerst mit einem der dort anwesenden uniformierten
Mechaniker unterhalten" fing Claire an. "Dieser erzählte mir dann, dass es durchaus
möglich ist, Daten mit Hilfe des Flugzeugs zu versenden, allerdings muss es dazu
entweder in der Luft sein, oder an ein Stromnetz angeschlossen. Letzteres dürfte kein
Hindernis sein. Zu den Besuchern der Maschine gehören neben Pilot und RIO auch die
zur Zeit anwesenden Mechaniker der Produktionsfirma. Gestern war allerdings noch der
CAG beim Flugzeug."
"Der CAG? Okay, das wundert mich nicht," sagte Harm, "der ist ja mit dafür
verantwortlich, dass die Maschinen auch sicher sind. Ist er denn in irgendeiner Weise
aufgefallen?" fragte Harm.
Claire fuhr fort, "Nein, Sir, er kommt jeden Abend, und wird dabei für gewöhnlich nicht
von den anwesenden Mechanikern betreut, da diese mit der Maschine beschäftigt sind."
"Was ist mit den zivilen Mechanikern?" wollte Harm dann wissen.
"Die sind ebenfalls nicht allein , die Maschine wird rund um die Uhr von Marines
bewacht und allerdings hat die Firma Hilfe von Navy Mechanikern angefordert diese
können dann mit Hilfe eines besonderen Ausweises Zugang zum Flugzeug bekommen
und mithelfen" erklärte Claire.
"Wie viele zivile Techniker sind denn an Bord?" wollte Harm wissen.
"Das ist mir nicht bekannt, Sir. Ist aber sicherlich schnell herauszufinden, Sir."
entschuldigte sich Claire.
"Ich habe leider noch nichts von Bud bekommen, vielleicht später." sagte Harm. "Ist
denn sonst noch wer auf dem Hangar gesehen worden, oder vielleicht auch in der Nähe
des Testflugzeugs?"
"Nein, Sir. nicht das ich wüsste, aber die Leute, die im Hangar anwesend waren, hatten
nicht genug Zeit" meinte Claire.
"Und sonst ist Ihnen dort nichts ungewöhnlich vorgekommen?" hakte Harm weiter nach.
"Ja, Sir, vor allem der Seaman welchen ich dort kurz befragen konnte, schien mir sehr
nervös. Und der Frage, wie er an die besagte Bescheinigung gekommen ist, ist er auch
gekonnt ausgewichen, Sir. Wenn ich mir den Kommentar erlauben darf, Sir. " erklärte
Claire.
"Er war also nervös" sagte Harm. "Hatten Sie denn auch die Möglichkeit, die Zivilisten
zu befragen?"
"Nein, Sir, ich wurde vom Wachpersonal angewiesen, die Mechaniker nicht zu stören,
aber vielleicht ergibt sich später noch etwas" antwortete Claire.
"Der CAG und der Captain sind sich einig, dass an den Gerüchten über Spionage nichts
dran ist, aber seit Webb hier ist, habe ich da meine Bedenken. Vielleicht sollten wir uns
mal auf Webbs Fersen heften, er ist sicher nicht umsonst hier" schlug Harm vor.
"Gute Idee, Sir. Dann nichts wie los" meinte Claire begeistert.
"Und was denken Sie, wo wir es versuchen sollten, Lieutenant?" forderte Harm sie
heraus.
"Ich weiß es nicht, Sir" antwortete Claire.
"Na, spätestens zum Testflug wird er auf der Brücke sein, das lässt er sich nicht
entgehen." erwiderte Harm. "Bis dahin sollten wir schauen, ob wir von Ihrem 'nervösen'
Mechaniker nicht doch noch was erfahren."
"Das ist ein Ansatz, Sir. Der war wirklich merkwürdig", fügte Claire hinzu.
"Dann folge ich Ihnen mal" meinte Harm. Er folgte Claire zum Hangar.
Im Hangar selbst blieb Claire stehen und sah sich um. "Tja, Sir. Sieht so aus, als wäre
unser Spaziergang hierher umsonst gewesen, Petty Officer Sanders scheint nicht
anwesend zu sein. Ich werde mich mal über seinen Verbleib bei einem der Guards
erkundigen, und sonst müssen wir woanders nachfragen" schlug Claire vor.
"Einverstanden, Lieutenant, aber denken Sie daran, seien Sie vorsichtig, Sie wissen
nicht, wen Sie ansprechen" warnte Harm.
"Ich versuche es, Sir" antwortete Claire und ging auf den Guard, den Sie vorhin auch
schon angesprochen hatte zu. "Private Martinez hätten Sie noch mal eine Minute für
mich?" fragte Claire.
Der Private nahm Haltung an, "Natürlich, Ma'am."
"Haben Sie Petty Officer Sanders per Zufall gesehen, oder wohin er gegangen sein
könnte?" wollte Claire wissen.
"Nein, Ma'am" bekam Claire als Antwort. "Und wann er den Hangar verlassen hat,
haben Sie auch nicht gesehen?" fragte Claire weiter.
"Vor ca. 15 Minuten, Ma'am" sagte der Private.
"Danke Private" sagte Claire. Claire nickte dem Private noch einmal zu und ging zu
Harm zurück. "Tut mir leid, Sir, dass ich Sie so lange habe warten lassen. Petty Officer
Sanders hat vor circa einer Viertelstunde den Hangar verlassen, der Private vor der
Maschine konnte mir allerdings nicht sagen, wohin er gegangen ist" erklärte Claire
Harm.
"Macht nichts, Lieutenant, ich hatte auch nicht wirklich erwartet, von ihm eine zu diesem
Zeitpunkt wichtige Information zu erhalten. Da wir im Moment an Webb nicht
rankommen, schlage ich vor, wir gehen an Deck und schauen, ob uns dort nicht jemand
auffällt. Sollte es einen Spion geben, wird der sich sicher auch für die Vorbereitungen
auf den Testflug interessieren." sagte Harm.
"Einverstanden, Sir. Vielleicht haben wir ja Glück."
Die beiden erreichten schließlich das Flugdeck, in diesem Moment wurde das
Testflugzeug und das Begleitflugzeug an Deck gebracht und startklar gemacht. "Also
mir scheint hier niemand verdächtig zu sein. Wo könnte sich jemand aufhalten, wenn er
die Vorbereitungen beobachten, aber nicht auffallen will?" fragte Harm.
"Vielleicht auf der Brücke, Sir. Oder von wo kann man das Deck noch beobachten,"
hakte Claire nach.
"Wenn auf der Brücke viel los ist, wird eine Person mehr oder weniger dort nicht
auffallen, aber im Moment ist es dort noch zu ruhig, nehme ich an." antwortete Harm.
"Auch wahr, Sir, aber sie kennen sich hier besser aus, was für Möglichkeiten gibt es
noch?" meinte Claire.
"Oh, da gibt es einige, aber wir haben nicht genug Zeit, um überall nachzusehen. Aber
ich denke, dieser jemand wird jetzt verstärkt versuchen, eine Verbindung mit der
Außenwelt aufzubauen. Wäre natürlich möglich, dass er versucht, sich eines der
privaten Handys oder der PCs zu besorgen, die der Captain hat einschließen lassen."
"Richtig, Sir" sagte Claire.
"Gut, wer weiß an Bord wohl am ehesten Bescheid, wo der Captain die eingeschlossen
hat, wenn wir den jetzt nicht stören wollen?" fragte Harm. "Mir würde da am ehesten
Ensign Price einfallen, der scheint sich ja überall auszukennen."
"Das wäre einen Versuch wert, Sir" sagte Claire.
Als Harm und Claire das Deck verlassen wollten, kamen Ihnen Turner und MacKay
entgegen.
"Dein Glück, dass ich dich mag" meinte Turner zu MacKay.
"Tag, Sir, Lieutenant" grüßte Turner, als er mit MacKay an den Beiden vorbei ging,
MacKay nickte.
"Meine Herren" meinte Harm, als er die beiden sah.
MacKay und Turner drehten sich zu Harm und Claire um, "Ja, Sir?" sagte sie
gleichzeitig. Turners Unterlippe war aufgeplatzt, blutete aber nicht mehr.
"Was ist denn mit Ihnen passiert, Captain?" wollte Harm wissen.
"Nichts, Sir, bin ihn etwas reingelaufen" antwortete Turner.
"Ah, so nennt man das jetzt" sagte Harm und schaute dann in MacKays Richtung.
MacKay reagierte darauf nicht.
"Muss ja etwas großes gewesen sein, Captain" bemerkte Claire nur nüchtern.
"Eher nicht" meinte Turner mit einem Grinsen.
"Na immerhin können Sie noch lachen, ist schon etwas, dann war es wohl kein großer
Elefant" bemerkt Claire.
"Nein, eher klein und schwach" sagte Turner.
"Wir müssen langsam, ich komme ungern zu meiner eigenen Beerdigung zu spät"
meinte MacKay und stieß Turner mit seinem Helm an.
"Hey, nun sehen Sie mal nicht so schwarz, Lieutenant. Viel Glück!" sagte Harm.
"Von mir ebenfalls viel Glück, Sie machen das schon" sagte Claire.
"Danke, Sir, Lieutenant" sagte MacKay zu den Beiden und zu Turner, "Nach dir."
"Wir müssen leider, Sir, Lieutenant" sagte Turner und ging voraus.
MacKay folgte ihm zu den beiden Kampfjets.
Harm sah den beiden hinterher. "Sie haben recht, Lieutenant, den Elefant würde ich
gern sehen, wäre ein Wunder der Natur, so mit zwei Beinen" sagte er zu Claire,
nachdem Turner und MacKay außer Hörweiter waren.
"Eben, Sir, zumal ich mir habe sagen lassen, dass Elefanten auf Carriern sehr selten
sind" lachte Claire.
"Na, dann lassen Sie uns jetzt mal nach Ensign Price suchen, wir haben nicht mehr viel
Zeit bis zum Testflug" sagte Harm und beide verließen das Deck.
Claire nickte und folgte ihm.
Sie gingen in Richtung Messe, in der Hoffnung, den Ensign auf dem Weg dorthin zu
finden. Ganz umsonst wäre der Weg nicht, der letzte Kaffee vom Frühstück lag schon
etwas länger zurück. Ensign Price fanden sie dort nicht vor. "Das letzte Mal haben wir
ihn gesehen, als wir auf Webb getroffen sind. Lassen Sie uns noch dort nachschauen,
bevor wir uns auf dem Weg zur Brücke machen" sagte Harm.
Die Beiden verließen die Messe und fanden den Ensign schließlich in dem Gang vor der
Brücke. "Ensign, wir hätten Ihnen gern eine Frage gestellt" sprach Harm ihn an.
Price reagierte sofort auf Harm und blieb stehen, er sah ihn an. In einer Hand hatte er
eine Kanne Kaffe und in der anderen einen Stapel Akten. "Fragen Sie, Sir" sagte er.
"Sie wissen doch an Bord sehr gut Bescheid. Können Sie uns sagen, wo genau der
Skipper die privaten PCs eingeschlossen hat, die er eingesammelt hatte?" wollte Harm
wissen.
"Ja, Sir. Die sind in der Brig, er meinte die ist Ein- und Ausbruchssicher" erklärte Price.
"Danke, Ensign. Was bearbeiten Sie gerade?" fragte Harm weiter.
"Nichts, Sir. Das ist für Mister Webb" sagte Price und weiter "brauche Sie noch bei
irgendetwas meine Hilfe, Sir?"
"Für Mister Webb. Na, das ist ja interessant. Was will der Gute denn wissen?" fragte
Harm.
"Mister Webb scheint Sie gut zu kennen, Sir, er hat mir gesagt, dass ich Ihnen etwas
ausrichten soll, falls Sie mich das fragen würden" meinte Price.
"Ach ja? Dann schießen Sie mal los" meinte Harm.
"Sie sollen Ihre eigenen Ermittlungen führen, Sir" sagte Price. "Es tut mir leid, Sir, ich
richte das nur aus" fügte Price noch hinzu.
"Netter Gruß. Sie wissen, Ensign, dass ich Ihnen befehlen könnte, mir zu sagen, was
Sie dort haben" sagte Harm.
"Ja, Sir, dass habe ich Ihm auch gesagt."
"Also, in welche Richtung ermittelt denn der Herr?" fragte Harm.
"Könnten Sie ihn das bitte selber Fragen, Sir? Ich will da nicht zwischen geraten" sagte
Price, man konnte ihm ansehen, dass das sehr unangenehm für ihn war.
"Das bleibt nicht aus, wenn Sie nebenberuflich für Zivilisten arbeiten, Ensign" meinte
Harm, "Nun sagen Sie mir schon, worum es geht."
"Ich mache das nicht freiwillig, Sir, der Skipper hat mir befohlen, Mister Webb zu helfen"
erklärte Price.
"Tja, das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Skipper mir volle
Zusammenarbeit mit der gesamten Besatzung zugesagt hat, und dazu gehören auch
Sie" sagte Harm fest.
"Ja, Sir" seufzte der Ensign, "Mister Webb wollte nur ein paar Akten und Berichte, Sir,
Flugberichte, Testergebnisse und so was" berichtete Price und sah nicht besonders
glücklich dabei aus.
"Na also geht doch. Wollte er auch Akten über die Crew?" fragte Harm.
"Ja, Sir."
"Und welche Leute liegen ihm besonders am Herzen?" wollte Harm wissen.
"Der Testpilot, Lieutenant MacKay, Sir, und die Mechaniker, die bei dem Jet helfen"
sagte Price.
"Fragt sich nur, was er noch über MacKay wissen will, das er nicht schon weiß. Und wo
haben Sie die Akten der Mechaniker her, die sind doch von der Konstruktionsfirma?"
hakte Harm nach.
"Nein, Sir. Unsere Leute, die zusätzlich helfen" erklärte Price.
"Welche Leute sind das genau?" fragte Harm weiter.
"Mechaniker, Sir, die normalerweise an den anderen Maschinen arbeiten" meinte Price.
"Ensign, wir haben jetzt nicht mehr viel Zeit" sagte Harm nach einen Blick auf seine Uhr,
"legen Sie mir die Akten der Mechaniker bitte auch bereit, ich denke zwar, wir wären da
in der falschen Richtung unterwegs, aber schaden kann es nicht."
"Aye, Sir" sagte Price.
"Weitermachen, Ensign" sagte Harm.
"Ja, Sir" sagte Ensign Price und entfernte sich schnellen Schrittes.
Harm und Claire gingen weiter zur Brücke, um den Testflug zu beobachten. Sie betraten
die Brücke und nahmen Haltung an.
"Rühren" sagte der Skipper und weiter, "Sie kommen genau richtig, die
Startvorbereitungen laufen schon."
"Ja, Sir, gab es noch irgendwelche Vorkommnisse?" wollte Harm wissen.
"Nein, Commander" sagte der Skipper und richtete seine Aufmerksamkeit aus dem
Fenster.
"Ich sehe Mr. Webb nicht hier, Sir, wollte der nicht auch dabei sein?" fragte dann Harm.
"Nein, Mr. Webb hat kein Interesse an dem Testflug" antwortete der Skipper.
Der Test-Jet startete und eine Hornet kurz danach. Die beiden Maschinen entfernten
sich vom Carrier und waren bald nur noch auf dem Radar zu sehen.
"Starten Sie" befahl der Captain übers Mikro, und nur Sekunden später war der Testjet
vom Radar verschwunden. "OK, so weit waren wir schon mal" meinte er.
Der Test schien gut zu verlaufen.
"Hier Batman2, Tower bitte melden" kam die nicht ganz ruhige Stimme durch die
Lautsprecher auf der Brücke.
"Hier ist der Tower, Batman2 was ist los bei Ihnen?" wollte der Captain wissen.
"Batman1 ist gerade ausgestiegen und die Maschine ist explodiert, wir brauchen sofort
ein Rettungsteam."
Der Captain reagierte sofort und ließ alles in die Wege leiten. "Ein Team ist unterwegs
Batman 2, bleiben Sie vor Ort" sagte der Captain ins Mikro.
Harm konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. *Das darf doch wohl nicht wahr
sein, und dann will man uns weismachen, das jemand dumm genug ist, die Pläne zu
diesem Schrotthaufen zu stehlen? Und wer muss herhalten? Verdammt!* dachte Harm.
Er schaute Claire an, und sein Blick sprach Bände.
Ein SAR Trupp startete vom Flugdeck.
Claire schaute Harm erschrocken an, "Oh mein Gott."
"Ich will das jedes Teil von diesem verdammten Jet aus dem Wasser geholt wird. Ich will
wissen warum das passiert ist, verstanden?" brüllte der Skipper seinen XO an.
"Ja, Sir!" Der XO verschwand mit dem CAG zusammen von der Brücke, um sich darum
zu kümmern.
"Sir, gibt es ein Notsignal des Piloten?" fragte Harm.
"Ja, Commander, und so wie es aussieht konnte er noch rechtzeitig aussteigen, hoffen
wir das Beste für ihn" meinte der Skipper.
"Das hoffe ich auch, Sir. Gibt es irgendetwas, wobei wir helfen können?" fragte Harm.
"Ja, finden Sie heraus was hier los ist, und warum einer meiner Leute im Meer treibt,
Commander" meinte der Skipper.
"Das haben wir vor, Sir, was mich interessieren würde, wäre, wo sich Mr. Webb gerade
herumtreibt!" gab Harm zurück.
"Das weiß ich nicht, Commander, und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht
sonderlich" meinte der Skipper.
"Mich schon, es würde mich nicht wundern, wenn er alleine durch seine Anwesenheit
jemand aus der Ruhe gebracht hat, der jetzt dafür verantwortlich ist" sagte Harm.
"Hier SAR 1 an Tower, wir haben Ihn" kam eine Stimme über Funk, "lebend," ergänzte
die Stimme nach einer kurzen Pause.
Claire atmete erleichtert auf.
"Für was verantwortlich, Commander?" fragte der Skipper nach.
"Für das, was gerade einem Ihrer besten Piloten zugestoßen ist, Sir" antwortete Harm.
"Wollen Sie damit sagen, ich habe nicht nur einen Spion sondern auch noch einen
Saboteur an Bord, Commander?" fragte der Skipper.
"Möglich wäre es, aber ich befürchte eher, das es sich bei diesem Prototypen einfach
um einen fliegenden Schrotthaufen handelt, Sir" antwortete Harm, "Mit wem von der
Herstellungsfirma könnten wir uns unterhalten?"
"Von mir aus mit jedem, am Besten fragen Sie Ensign Price, der kümmert sich um die
Leute seitdem die an Bord sind. Der kann Ihnen auch sagen, wo sie die Leute finden"
antwortete ihm der Skipper.
Der Rettungshubschrauber kam in Sicht. Harm schaute zu, wie der Hubschrauber auf
dem vorderen Deck landete. Sofort waren Sanitäter mit einer Trage zur Stelle und
brachten MacKay auf die Krankenstation, des Trägers.
"Wir würden uns gerne später auf der Krankenstation nach MacKays Zustand
erkundigen, Sir. Bis dahin werden wir uns auf der Suche nach Ensign Price machen"
sagte Harm.
"Tun Sie das, Commander, weggetreten."
Harm und Claire verließen die Brücke und machten sich mal wieder auf die Suche nach
Ensign Price. Zunächst gingen sie in Richtung Funkraum, anschließend zu den
Offiziersquartieren und landeten schließlich in der Messe. Am Ende versuchten sie es
mal in dem kleinen Besprechungsraum des Carriers. Harm klopfte an. "Ja!"
"Was ist denn?" fragte Webb leicht gereizt ohne von der Akte aufzusehen, als Harm und
Claire eintraten.
"Wir suchen nach Ensign Price" Harm antwortete Webb.
"Rabb, ich dachte sie sehen sich den Testflug an" meinte Webb und sah ihn kurz an.
"Ach, Sie haben es noch nicht gehört?" fragte Harm.
"Was gehört?" fragte Webb nach und blätterte weiter in der Akte.
"Es gibt tatsächlich etwas, das der große Webb noch nicht gehört hat? Und das soll ich
Ihnen glauben?" sagte Harm sarkastisch, "aber in Ordnung, damit Sie es auch wissen,
die Maschine ist abgestürzt. Haben Sie so etwas erwartet, Webb?"
Ensign Price betrat den Raum, mit einer weiteren Kanne Kaffee in der einen Hand und
einem Zettel in der anderen.
"Und hat der Pilot überlebt?" fragte Webb beiläufig und nahm dem Ensign den Zettel
aus der Hand und las ihn.
"Oh, Sie interessieren sich tatsächlich für den Piloten und nicht nur für die Maschine?
Da besteht ja doch noch Hoffnung bei Ihnen!" sagte Harm trocken, "Zu Ihrer Information,
er ist so eben auf die Krankenstation gebracht worden."
"Ich wollte nur höflich sein, Rabb, also von der Maschine ist wohl nicht mehr viel übrig"
fragte Webb.
Claire wanderte langsam im Raum herum, musterte Webb von der Seite und trat hinter
ihm um einen Blick auf den Zettel zu erhaschen, den Webb gerade erhalten hatte.
Webb faltete den Zettel, so das Claire keine Chance hatte etwas zulesen.
"Ich denke, eher nicht, so wie es sich anhörte können wir froh sein, dass der Pilot
gefunden wurde" sagte Harm etwas ruhiger.
"Da kann man nichts machen" meinte Webb.
"Wie mitfühlend, Webb" meinte Harm ironisch.
"Ensign Price, wir waren auf der Suche nach Ihnen" wandte sich Harm nun an den
Ensign.
"Ja, Sir" meinte Price.
"Wir möchten uns gern mit den Mitarbeitern der Konstruktionsfirma unterhalten. Könnten
Sie uns bitte sagen, wo die Leute untergebracht sind?" fragte Harm.
Claire die der Unterhaltung folgte, versuchte zu erkennen, was auf den Akten, die Webb
auf dem Tisch hatte liegen lassen stand. Sie konnte die Akten von ein paar
Mannschaftsangehörigen erkennen und die von MacKay.
Ein Marine Corporal tauchte in der Tür auf, "Mister Webb, Sir, wir haben Ihn gefunden"
sagte er.
"Gut und wo ist er?" fragte Webb und packte die Akten zusammen.
"Nach wen haben Sie denn gesucht, Webb?" wollte Harm wissen.
"Ich dachte Sie haben Ihre eigenen Untersuchungen?" fragte Webb sarkastisch.
"Oh, wir sind mal wieder auf der 'Classified'-Ebene. Aber halten Sie es, wie sie wollen"
gab Harm zurück.
"Das nicht, Rabb" sagte Webb zu Harm und dann zu dem Corporal, "also wo ist er? Und
warum haben Sie ihn nicht direkt mitgebracht?"
"Er ist tot, Sir" antwortete der Corporal.
Webb sah ihn überrascht an. "Tot?"
"Ja, Sir, wir haben ihn im Maschinenraum gefunden, Genickbruch" erklärte der Corporal.
Harm hörte interessiert zu. "Corporal, um wen geht es?" sprach Harm den Marine an,
weil er wusste, dass er von Webb sowieso keine Antwort bekommen würde.
"Petty Officer Sanders, Sir" antwortete der Corporal.
Webb packte seine Sachen zusammen und verschloss seinen Aktenkoffer.
*Da war ja Claires Ahnung darüber, dass der Petty Officer bei der Befragung nervös
war, tatsächlich richtig* dachte Harm bei sich. "Sieht es nach einem Unfall aus, oder gibt
es Anzeichen auf Gewalteinwirkung?" fragte Harm den Corporal. Harm wandte sich kurz
an Claire, "fragen Sie Ensign Price bitte noch mal nach den Mitarbeitern der
Konstruktionsfirma" bat er leise und wartete auf die Antwort des Corporals.
"Das ist noch nicht ganz geklärt, Sir. Der Arzt musste die Untersuchung abbrechen, um
sich um Lieutenant MacKay zu kümmern" erklärte der Corporal.
"Ensign hätten Sie einen Moment für mich" sprach Claire den Ensign an.
"Natürlich, Ma'am" antwortete Price ihr.
Sie trat näher an den Ensign heran, um nicht durch den Raum zu schreien. "Ensign, da
Sie scheinbar noch nicht zur Beantwortung unserer Frage gekommen sind, wo sind die
Mitarbeiter der Konstruktionsfirma untergebracht?" wollte Claire wissen.
"In den Gästequartieren, Ma'am auf Ebene 02" antwortete Price.
"Danke, Ensign."
"Danke, Corporal" sagte Harm und blickte dann zu Webb, "vielleicht sollten wir uns doch
mal in Ruhe unterhalten, Webb"
Webb steckte den gefalteten Zettel in die Innentasche seines Jacketts. "Meinetwegen,
Rabb" sagte er zu Harm. "Sagen Sie mir Bescheid, Corporal, sobald der Arzt etwas
genaueres sagen kann."
"Ja, Sir" sagte der Corporal und verschwand wieder.
"Ensign Price, entschuldigen Sie uns bitte einen Moment?" fragte Harm.
"Ja, Sir" antwortete Price, er nickte kurz und schloss beim raus gehen die Tür hinter
sich.
Harm setzte sich zu Webb. "Gut, Webb, dann lassen wir mal einen Moment unseren
Widerstreit außen vor. Was gibt es, was wir nicht wissen, in welche Richtung gehen
Ihrer Ermittlungen?" fragte Harm ihn.
"Also anscheinend haben wir unseren Spion, besser gesagt einen von Beiden" fing
Webb an, "Petty Officer Sanders war an der ganzen Sache beteiligt, jetzt fehlt uns nur
noch sein Komplize und Mörder."
"Petty Officer Sanders war für die Mitarbeiter der Konstruktionsfirma tätig. Glauben Sie,
dass wir dort den 'zweiten Mann' finden?" fragte Harm.
"Nein, die Leute von der Firma sind alle überprüft wurden. Laut meinen Leute wurden
die Daten vom Testjet aus gesendet, einfach und doch genial. Was nur noch einen
Verdächtigen übrig lässt" erklärte Webb.
"Und der wäre, Webb?" fragte Harm, obwohl er die Antwort schon ahnte.
"Lieutenant MacKay, er hatte die Möglichkeiten" sagte Webb.
"Klar, und dann hat er die Maschine in die Luft gesprengt und ist mal eben so
abgesprungen. Vergessen Sie es, Webb, keiner springt feiwillig aus einer solchen
Maschine!"
"Warum nicht? Damit hat er alle Spuren beseitigt" meinte Webb.
"Sie sind kein Pilot, Webb, Sie haben keine Ahnung, wie so ein Absprung ist" erwiderte
Harm, "selbst um kein Geld der Welt machen sie das freiwillig."
"Wenn haben Sie denn im Verdacht, Rabb?" wollte Webb wissen.
"Lassen Sie uns doch mal logisch an die Sache gehen, Webb" begann Harm, "welches
Motiv sollte MacKay haben?"
"Geld, wie die meisten, die ihr Land verraten" meinte Webb.
"Geld? Dann vergessen Sie das mal ganz schnell wieder, wenn er wollte, könnte er
mehr haben, als wir beiden zusammen" meinte Harm. "Aber darauf legt er es auch gar
nicht an" fügte er noch hinzu.
"Allerdings gibt es Beweise dafür, dass der Lieutenant beteiligt ist" sagte Webb.
"Sehr interessant, wie sollen die denn wohl aussehen?" fragte Harm.
"Die Daten wurden von dem Test-Jet aus, während der Flüge übermittelt" berichtete
Webb.
"Während der Flüge? Ich bezweifle, dass MacKay da Zeit zu hätte. Außerdem kann das
durchaus auch mit einer Zeitverzögerung funktionieren" entkräftete Harm das Argument.
"Warum nehmen Sie den Lieutenant eigentlich so in Schutz, Rabb?" fragte Webb.
"Weil Sie gegen die Wand laufen, wenn Sie ihn in Verdacht haben, Webb" antwortete
Harm.
"Gut, dann sagen Sie mir doch mal wo Sie mit ihren Ermittlungen stehen" forderte Webb
ihn auf.
"Nun, fangen wir mal damit an, wo wir uns einig sind, Webb", meinte Harm.
"Für uns war dies zunächst 'nur' ein Gerücht, wir hatten und haben auch jetzt nichts
wirklich Handfestes. Fest steht, wenn es einen Spion gibt, muss er die Daten auch
übermitteln können, aber alle regulären Verbindungen wurden untersagt. Also gibt es
nur die Möglichkeit, das von einem Hubschrauber, einem Flugzeug oder ähnlichem zu
versenden, und auf die Idee sind Sie ja auch schon gekommen. Also sind die Leute, die
am meisten mit der Maschine zu tun haben, am Verdächtigsten" sagte Harm.
"Also wir sind uns ziemlich sicher, wie die Daten das Schiff verlassen haben, und es
sind keine Gerüchte, Rabb" sagte Webb darauf.
"Dass es keine Gerüchte sind, ist schon klar, Webb, spätestens seit MacKay jetzt
abgestürzt ist. Und wie die Daten weitergegeben wurden, haben Sie mir ja schon gerade
gesagt, fragt sich nur, wer es war. Und fest steht, dass MacKay so ziemlich am
wenigsten Zeit in der Maschine verbringt, halt nur während der Testflüge und da hat er
weiß Gott was anderes zu tun. Also bleiben da die Techniker und die Leute von der
Konstruktionsfirma, um im Gegensatz zu Ihnen bin ich mir da nicht so sicher, dass die
so ganz astrein sind" meinte Harm.
"Wie kommen Sie darauf?" fragte Webb nach.
"Nun, mir sind das ein paar Zufälle zuviel, was die kleinen 'Kinderkrankheiten' der
Maschine betrifft" antwortete Harm.
"Jeder einzelne wurde sorgfältig überprüft, es gab keine Verdachtspunkte. Und die
Maschine funktionierte bei allen anderen Test ohne Beanstandung" erklärte Webb.
"Hier an Bord ist das aber anders, wie die Testberichte zeigen. Nun, die lassen aber laut
unseren Beobachtungen nur ihre eigenen Leute oder aber wenig ausgewählte der Navy
an die Maschine. Gut, da kommt dann Sanders ins Spiel, der einer der wenigen
'Auserwählten war. Haben Sie den bereits vor Ihrem Besuch hier in Verdacht gehabt?"
"Wie Sie schon sagten Rabb, Sanders hatte die Möglichkeit den Jet zu sabotieren, so
das es wie ein Absturz aussieht, als wäre es ein Defekt an der Maschine. Aber Sanders
hat das nicht alleine gemacht, wir haben Ihn überprüft, er war in allem immer nur
mittelmäßig. Das heißt an Bord läuft noch mindestens ein Komplize rum, und vermutlich
auch der Mörder von Sanders, ich glaub nicht an Unfälle" meinte Webb.
Claire beobachtete die beiden genau, *die Beiden scheinen sich wirklich zu mögen, so
wie die sich gegenseitig angehen* dachte Claire.
"Da sind wir uns einig, Webb, alleine hat der das sicher nicht gemacht, und ein Unfall
war der Absturz ganz sicher nicht. Mit wem hatte Sanders denn sonst so Kontakt?"
wollte Harm wissen.
"Was ich bis jetzt erfahren habe, war Sanders nicht sehr beliebt, hielt sich zurück und
redete nicht viel, ein typischer Außenseiter" berichtete Webb.
"Irgendjemand muss ihn aber ausgewählt haben, für die Konstruktionsfirma als Helfer
tätig zu werden. Wer war für die Auswahl zuständig?" wollte Harm wissen.
"Man konnte sich auf eine Liste eintragen, als Freiwilliger, und dann wurde nach
Leistung ausgesucht, jedenfalls sollte es so ablaufen" erklärte Webb.
"Nun, nach dem zu urteilen, was Sie mir gerade über Sanders gesagt hatten, ist das
wohl nicht so abgelaufen, wie?" hakte Harm nach.
"Anscheinend nicht, aber ich habe keine Ahnung wer ihn da wie rein bekommen hat"
gab Webb zu.
"Nun, ich würde jetzt denken, dass einer der Zivilisten da seine Hände mit im Spiel
hatte," vermutete Harm, "die hätten am ehesten die Möglichkeit, eine der Listen zu
manipulieren. Die Frage ist nur, warum sie ausgerechnet Sanders gebraucht haben. Ich
bezweifle, dass der alleine auf die Idee kommen würde, Informationen zu verkaufen."
"Ich glaube auch nicht, dass die Initiative von Sanders ausging" meinte Webb.
"Bevor wir uns weiter darüber unterhalten, wer der Komplize ist, sollten wir vielleicht mal
schauen, ob wir von MacKay etwas erfahren könnten, was genau da oben passiert ist.
Vielleicht hat unser Komplize seine Visitenkarte hinterlasen" schlug Harm vor.
"Dann gehen wir mal zu MacKay, falls er schon ansprechbar ist" meinte Webb.
1140 OZ
Vor der Krankenstation
Während MacKay drinnen noch immer versorgt wurde, warteten Jackson, Miller und
Turner vor der Tür zum Krankenrevier. Alle drei sichtlich angespannt.
"Er kommt durch, Sean, er ist hart im nehmen" versuchte Miller Jackson zu beruhigen
und nahm ihn in den Arm.
"Und wenn nicht?" fragte Jackson, sichtlich fertig.
"Das wird schon" versuchte es Miller weiter.
"Haben Sie schon etwas darüber erfahren, wie es ihm geht?" wandte sich Harm an die
drei.
"Nein, Sir, er wird noch immer versorgt" antwortete Turner.
Der Arzt kam endlich in den Gang zu ihnen. Jackson sah ihn an, er bekam keinen ton
raus.
"Wie geht es ihm?" fragte Turner.
"Er hat ein paar Prellungen und Schnittwunden. Aber das ist alles nicht weiter schlimm
und wird schnell und gut verheilen, was uns noch Probleme machen könnte, ist die
Tatsache, dass er eine Menge Meerwasser geschluckt hat, und seine Körpertemperatur
rapide gesunken war. Wir haben ihm schon den Magen ausgepumpt und hoffen jetzt,
dass er sich nichts eingefangen hat, und seine Augen" erklärte der Arzt.
Harm sah den Arzt besorgt an. "Was ist mit seinen Augen?"
"Er hat Verblitzungen durch die Explosion, und ist Vorübergehend Blind, wir haben seine
Augen bandagiert, damit es nicht schlimmer wird, bis sich das ganze ein Augenarzt
angesehen hat," berichtete der Arzt.
"Verdammt" murmelte Harm und blickte zur Seite.
"Können wir zu ihm?" schaffte es endlich Jackson etwas zu sagen.
"Es können nur zwei zu ihm rein, er braucht jetzt vor allem Ruhe" sagte der Arzt.
"Auf jeden Fall sollten Sie mit rein gehen, Lieutenant Jackson," sagte Webb.
"Meine Sie, er wäre in der Lage, Fragen zu beantworten?" wollte Harm von dem Arzt
wissen und blickte mit einem verwunderten Blick zu Webb. *Woher plötzlich dieses
Mitgefühl, was hat der im Schilde?* fragte er sich.
"Das ist schwer zu sagen, Sir, wenn Sie ihm ja und nein Fragen stellen kann er die
vermutlich beantworten. Viel hat er nicht raus bekommen, als er vorhin kurz wach war"
meinte der Arzt und weiter "wo haben Sie eigentlich Ihre Krücken gelassen, Sir?"
Harm blickte kurz verlegen zur Seite. "Ich weiß schon, es ist meine Gesundheit" sagte er
dann. "Ist denn MacKay im Moment wach?"
"Als ich ging war er noch wach, Sir" antwortete der Arzt.
Harm blickte zu Miller, Turner und Jackson. Die Drei sahen den Arzt und Harm sichtlich
besorgt an. "Lieutenant Jackson, ist es Ihnen recht, wenn ich mit reinkomme?" fragte
Harm.
"Natürlich, Sir" antwortete Jackson.
"Lieutenant Lafayette, vielleicht können Sie und Mr. Webb versuchen, zu ermitteln, wer
zuletzt vor MacKay an der Maschine war" sagte Harm zu Claire und blickte Webb an.
"Ich hoffe, Sie sind einverstanden, Webb?"
Webb sah Harm an, und man konnte das Gefühl bekommen, dass er nicht wollte.
"Natürlich, kein Problem, Rabb" sagte Webb.
"Wunderbar, wir treffen uns dann zum Mittagessen in der Messe, gegen 1300" meinte
Harm und ging dann hinter Jackson und dem Arzt in das Krankenzimmer.
MacKay lag in einem Bett, er hatte einen Verband über den Augen, seine rechte
Schulter, die unter der Bettdecke raus sah, weil an seinem Arm eine Infusion befestigt
wurde, war mit einem Pflaster bedeckt. Der anwesende Seaman befestigte die
Infusionsnadel mit Klebestreifen gut, an MacKays Arm und deckte Ihn dann ganz zu.
MacKay war ganz bleich, über Mund und Nase hatte er eine Sauerstoffmaske.
Der Arzt ging auf die Seite vom Bett, wo die Infusion hing und auch die
Sauerstoffflasche stand. Er entließ den Seaman. "Lieutenant MacKay, sind Sie wach?"
fragte er ruhig. Er bekam von MacKay ein schwaches Nicken und ein paar Huster als
Reaktion. "Sie haben Besuch, Lieutenant. Commander Rabb und Lieutenant Jackson"
informierte der Arzt ihn. "Aber bitte nicht zu lang, Sir. Und noch was, Commander, der
Lieutenant hat eine Menge kaltes Meerwasser geschluckt, was seinen Hals und die
Stimmbänder gereizt hat, der Schlauch zum Magen auspumpen hat die Sache nicht
verbessert. Also bitte die Stimmte nicht strapazieren" warnte der Arzt noch, bevor er
ging.
Jackson stand nur stumm neben dem Bett und sah geschockt und besorgt auf MacKay.
"Hey, MacKay, jetzt haben Sie die Maschine doch kaputtgemacht" versuchte es Harm
mit einem kleinen Scherz und legte MacKay behutsam die Hand auf den Arm.
MacKay drehte den Kopf nur in die Richtung, aus der die Stimme kam, zum spaßen war
ihm nicht zu mute.
"Hier ist noch jemand, der Ihnen etwas sagen möchte" meinte Harm und blickte
aufmunternd zu Jackson.
Der musste erst mal den Kloß in seinem Hals schlucken. "Wie fühlst du dich?" fragte
Jackson, obwohl er wusste wie blöd die Frage war, aber es war alles was ihm einfiel.
MacKay versuchte etwas zu antworten, aber die Sauerstoffmaske störte dabei.
Harm spürte unter seiner Hand, dass der Arm sich bewegte, oder besser gesagt,
versuchte sich zu bewegen. Er nahm die Hand weg und gab so MacKay etwas mehr
Bewegungsfreiheit.
MacKay schaffte es mit etwas Schwierigkeiten, die linke Hand bis an die
Sauerstoffmaske zu bekommen, und versuchte sie abzunehmen.
Harm wusste, das dies keine gute Idee war, aber er half MacKay, die Maske für einen
Moment abzunehmen. "Nur ganz kurz, Jason" sagte er.
MacKay bewegte die Lippen, als die Maske ab war, man konnte zwar nichts verstehen,
aber es war klar, dass es ein Danke war.
"Schon in Ordnung, ich weiß, wie schlimm diese Dinger sind" sagte Harm und sah zu
Jackson hinüber, der ihn nur anschwieg, er war fasst so bleich wie MacKay im Gesicht.
Harm fühlte sich nicht wohl dabei, jetzt Fragen zu stellen, aber er musste wissen, wie es
dazu gekommen ist. "Jason, was ist da oben passiert, gab es irgendein Anzeichen
zuvor?"
MacKay schüttelte leicht mit dem Kopf.
"Ist die Elektronik wieder ausgefallen?" fragte Harm weiter, und ergriff MacKays linke
Hand, die eiskalt war. "Strengen Sie sich nicht so an, drücken Sie meine Hand, einmal
für ja und zweimal für nein."
MacKay drückte die Hand zweimal schwach.
"Gab es eine Bombe an Bord?" vermutete Harm.
MacKay versuchte mit den Schultern zu zucken, was anscheinend recht schmerzhaft
war und er lies es wieder.
"Schon gut, ich habe Sie verstanden" versuchte Harm ihn zu beruhigen. "Ist die
Steuerung ausgefallen?"
Wieder drückte MacKay Harms Hand schwach, zweimal für nein.
"Vor dem großen Knall und bevor Sie mit dem Schleudersitz ausgestiegen sind, gab es
davor schon eine kleine Explosion?"
MacKay schüttelte mit dem Kopf und bewegte die Lippen, man konnte ein leises
Flüstern hören, aber nicht erkennen was er sagte.
Jackson nahm den Becher mit Wasser, der neben dem Bett auf dem Tisch stand. "Trink
was, das hilft vielleicht" sagte er und half MacKay mit dem Becher.
MacKay versuchte es noch mal zu sagen.
Harm beugte sich zu ihm hinunter um besser mitzubekommen, was MacKay sagen
wollte.
"Ich bin nicht ausgestiegen" konnte Harm kaum hörbar verstehen.
Harm sah ihn verwundert an. "Ist der Schleudersitz ohne Ihr Mitwirken ausgelöst
worden?" wollte er wissen.
MacKay nickte schwach und drückte seine Hand einmal.
"Da wollte jemand, dass Sie eine Überlebenschance haben," vermutete Harm. "Ich helfe
Ihnen jetzt, die Maske wieder anzulegen", sagte er dann, "der Arzt wird gleich wieder
hereinkommen, und der ist schon sauer, weil ich meine Krücken nicht benutze."
MacKay versuchte noch mal etwas zu sagen, aber der Husten, der plötzlich anfing
hinderte ihn daran. Als sich der Husten wieder gelegt hatte, fing er noch mal an.
"Funksender" war alles was Harm glaubte verstanden zu haben.
Harm sah ihn verwundert an, entschied dann aber, dass MacKay jetzt Ruhe braucht.
"Ich glaube, wir lassen Sie jetzt wieder allein" sagte er und wollte seine Hand
wegnehmen, aber MacKay hielt sie fest. "Wollen Sie mir noch etwas sagen, Jason?"
fragte Harm.
MacKay nickte, da er Harms Hand noch im Griff hatte.
"Haben Sie jemanden gesehen, der einen Sender angebracht haben könnte?" fragte
Harm.
MacKay schüttelte mit dem Kopf vorsichtig und versuchte etwas zu sagen.
Harm nahm ihm die Sauerstoffmaske noch einmal ab und beugte sich zu ihm hinunter.
"Ich habe vor .... Flug gefragt was die ... Box ist, .... gehört zur Ausrüstung,.....nicht" war
alles was Harm verstand, der Rest war zu leise oder zu undeutlich.
"Wer hat Ihnen das gesagt?" fragte Harm und hoffte, ihn besser verstehen zu können.
Jackson half MacKay noch mal ein paar Schluck zu trinken.
"Ein .... Officer" antwortete MacKay leise.
"Kannten Sie ihn? Haben Sie seinen Namen lesen können?" versuchte Harm es noch
einmal.
"Was mit S" flüsterte MacKay heiser.
"War es vielleicht Sanders?" vermutete Harm.
MacKay drückte Harms Hand einmal schwach und lies dann los.
"Der wird das nicht wieder tun" murmelte Harm vor sich hin. "War noch jemand bei
ihm?" fragte er noch.
MacKay drückte die Hand noch mal schwach.
"Wer war es? Kannten Sie ihn?" fragte Harm.
"Turner und ....... dabei" flüsterte MacKay.
"Wer, Jason?" fragte er noch einmal. "Jackson, haben Sie ihn verstanden?"
"Ich habe nur Turner verstanden, Sir" antwortete Jackson.
"Jason, bitte versuchen Sie es noch einmal" bat Harm.
MacKay versuchte den Namen raus zubekommen, aber Harm verstand ihn nicht.
"Ist schon gut, bleiben Sie ganz ruhig" Harm legte ihm die Maske wieder an. Es hatte
keinen Sinn, jetzt noch weitere Fragen zu stellen, MacKay musste erst einmal wieder zu
Kräften kommen. Vielleicht konnte ihm Captain Turner weiterhelfen und Webb und
Claire hatten hoffentlich auch etwas neues erfahren.
MacKay lies Harms Hand los, seine war nicht viel wärmer geworden.
Harm sah noch einmal besorgt zu MacKay und blickte dann zu Jackson.
"Ich glaube, wir lassen ihn jetzt besser allein, Lieutenant" sagte er zu ihm.
"Jason, sehen Sie zu, dass Sie bald wieder auf die Beine kommen" meinte er dann noch
zu MacKay.
"Du machst das schon Jason", meinte Jackson zu MacKay und drückte kurz seine
Hand.
"Sean" sagte MacKay so laut er konnte, was nicht mehr als ein heiseres Flüstern war
unter der Sauerstoffmaske.
"Ich bin hier" sagte Jackson und klang dabei unverhofft ruhig.
"Bleib" flüsterte MacKay.
"Klar, so lang ich darf" antwortete Jackson und sah Harm an.
"Ich versuche Ihnen den Arzt vom Hals zu halten" sagte er zu Jackson und drückte
MacKay noch einmal die Hand.
"Danke, Sir" sagte Jackson und versuchte ein Lächeln.
Harm lächelte zurück und verließ dann den Raum.
Vor der Tür warteten noch immer Miller und Turner.
"Sir, wie geht es ihm?" fragte Miller noch immer besorgt um MacKay.
"Er wird schon wieder" sagte er mit mehr Zuversicht als er selbst hatte.
"Aber er braucht noch eine Menge Ruhe." Die Beiden schienen etwas von der
Spannung zu verlieren.
"Danke, Sir" sagte Miller.
"Der Arzt ist gerade nicht in der Nähe, vielleicht können Sie ja beide kurz hineingehen"
meinte Harm aufmunternd zu beiden.
"Wir werden es vielleicht versuchen, Sir" meinte Turner.
"Gehen Sie schon einmal hinein, Lieutenant Miller" sagte Harm aufmunternd.
"Captain Turner, ich würde mich gern noch kurz mit Ihnen unterhalten."
Miller ging auf die Krankenstation und schloss die Tür hinter sich.
"Um was geht es, Sir?" fragte Turner Harm.
"Sagen Sie, Turner, Sie waren doch dabei, als die Maschine startklar gemacht wurde.
Ist Ihnen dabei vielleicht aufgefallen, dass MacKay Petty Officer Sanders angesprochen
hat?" fragte Harm.
"Ich glaube schon, Sir" antwortete Turner.
"Wer war sonst noch dabei?" wollte Harm wissen.
"Tut mir leid, Sir, aber ich war mit meinen eigenen Startvorbereitungen beschäftigt, kann
ich ihnen nicht sagen" sagte Turner.
"Haben Sie gehört, was Sanders zu MacKay gesagt hat?" fragte Harm nach.
"Ich glaub irgendwas wegen einer Box, die wohl neu montiert war, oder so was, Sir"
meinte Turner.
"Haben Sie die Box selbst gesehen?" fragte Harm.
"Ja, Sir, eher unscheinbar, das Jason das Teil überhaupt bemerkt hat, hatte mich schon
gewundert, aber ich hab mich dann um meine Hornet gekümmert" erklärte Turner.
"Haben Sie was darüber gehört, wozu die gebraucht wurde?"
"Nein, Sir, hat die Box etwas mit dem Absturz zu tun?" fragte Turner.
"Schon möglich" meinte Harm. "Ist Ihnen sonst irgendetwas bei den Startvorbereitungen
aufgefallen, vielleicht jemand, der dort nicht hingehört oder den Sie dort nicht erwartet
hätten?"
Turner überlegte kurz. "Nein, Sir, nicht das ich mich erinnere, war alles wie immer"
meinte er.
"Wissen Sie, wer außer Petty Officer Sanders noch den Leuten von der
Konstruktionsfirma behilflich war?" fragte Harm weiter.
"Nein, Sir, hat mich nicht interessiert. Aber hätte ich das geahnt, hätte es mich" meinte
Turner.
"Gehen Sie jetzt mal zu MacKay, und machen Sie ihm bald wieder Beine!"
"Lieber nicht, Sir, ich habe Angst vor seiner Freundin" antwortete Turner.
"Na, die wird von ihm ja auch noch was zu hören bekommen?" meinte Harm mit einem
Schmunzeln.
Turner fasste sich an die aufgeplatzte Lippe. "Ich denke jetzt nicht mehr" meinte Turner.
"Wie lange wussten Sie schon davon?" fragte Harm ihn noch.
"Seit gut 6 Monaten, Sir" antwortete Turner.
"Warum hat Ihre Schwester es ihm so lange verheimlicht? Ich meine, es ist schon klar,
er war die ganze Zeit auf See, und am Telefon redet man da auch nicht so gern drüber,
aber wäre es nicht angebracht gewesen?" fragte Harm.
"Sie wusste nicht wie, Sir, und eigentlich wären wir ja nach 6 Monaten wieder in Norfolk
gewesen, wenn dieser Test nicht dazwischen gekommen wäre, sie will es ihm eben
persönlich sagen, und vermutlich hat sie angst davor. Muss man sich mal überlegen,
meine kleine Schwester und Angst vor etwas. Sie könnte mich auf mindestens fünf
verschiedenen Arten mit ihren Händen töten" sagte Turner mit einem Schmunzeln.
"Hört sich mehr nach einem SEAL als nach einem Marine an!" grinste Harm. "Also dann,
passen Sie auf, dass Sie sich nicht noch was einfangen!"
"Keine Angst, Sir, MacKay hat keine Chance gegen mich, und meine Schwester, ist weit
weg" sagte Turner mit einem Grinsen im Gesicht.
"Na, wenn ich mir so anschaue, wer von Ihnen beiden schlimmer aussah, würde ich
sagen, er hat durchaus eine Chance!" meinte Harm.
"Nein, Sir, glauben Sie mir, ich wollte ihm nur nicht wehtun. Und er hatte ja recht, ich
hätte es ihm sagen müssen" sagte Turner, "und jetzt.... Jetzt wird er vielleicht sein Kind
nie sehen können." Turner sah nicht mehr so locker aus, wie noch vor einer Minute.
"Er wird es schaffen, Captain, er ist ein Pilot" meinte Harm aufbauend.
"Ich hoffe es, Sir. Und wenn ich den Verantwortlichen in die Finger kriege, sollte er seine
Knochen vorher durchnummerieren" sagte Turner.
"Ich komme darauf zurück, auf den Menschen bin ich auch nicht gut zu sprechen"
meinte Harm.
"Meinen Sie denn, dass sie ihn kriegen, Sir?" fragte Turner.
"Ich will es doch hoffen", meinte Harm.
"Und nun machen Sie, dass Sie da rein kommen!"
"Ja, Sir, danke" antwortete Turner und ging auf die Krankenstation.
Harm wartete, bis Turner die Tür hinter sich geschlossen hatte und ging dann zum
Nebenraum, in dem er den Arzt vermutete. Er klopfte an und öffnete nach einem
"Herein" die Tür und trat ein.
"Tag Commander, wie geht es ihrem Knöchel?" fragte der Arzt.
"Na, besser als dem Menschen vor Ihnen auf jeden Fall" meinte Harm.
"Das ist auch nicht schwer, Sir, er ist tot" sagte der Arzt.
"Sagen Sie, haben Sie bei der Obduktion schon irgendetwas feststellen können?" wollte
Harm wissen.
"Ein glatter Genickbruch, Sir, keine andere Gewaltanwendung" erklärte der Arzt.
"Sieht es nach einem Unfall aus oder konnten Sie feststellen, ob da jemand
nachgeholfen hat?" fragte Harm weiter.
"Da er keine weiteren Verletzungen hat, Sir, ist er auch nicht gestürzt, damit bleibt
eigentlich nur eine vorsätzliche Tat" meinte der Arzt.
"Ist Ihnen sonst noch etwas an ihm aufgefallen?"
"Nein, Sir, nichts ungewöhnliches, suchen Sie was bestimmtes?" fragte der Arzt.
"Nein. Wie lange ist er bereits tot?" wollte Harm wissen.
"Also von seiner Körpertemperatur ausgehend, Sir, ist er zwischen 1000 und 1100
gestorben" sagte der Arzt.
"Ist er dort gestorben, wo er gefunden wurde?" fragte Harm weiter.
"Ja, Sir" antwortete der Arzt.
"Wo genau wurde er gefunden?"
"Im Maschinen Raum, Sir, in einem ziemlich abgelegenem Teil" sagte der Arzt.
"Ist bekannt, was er dort gemacht hat? Dies ist ja nicht sein üblicher Arbeitsplatz" fragte
Harm.
"Eigentlich hatte er da nichts zu suchen, Sir, aber keiner weiß was er dort wollte"
berichtete der Arzt.
"Hatte er vielleicht etwas bei sich?" wollte Harm wissen.
"Seinen Sicherheitsausweis, Sir, sonst nichts, außer was zu seiner Uniform gehört"
sagte der Arzt.
"Sie meinen den Ausweis, der ihm erlaubt, den Leuten von der Konstruktionsfirma zur
Hand zu gehen, nicht wahr? Kann ich diesen Ausweis sehen? Wer hat ihn ausgestellt?"
"Genau den, Sir, hier, wer die Ausstellt, bin ich mir nicht sicher" meinte der Arzt und
reichte Harm den Ausweis, der in einer Tüte verpackt war.
Auf dem Ausweis sah Harm das Foto, des Toten, so wie seinen Name, Rang und
Dienstnummer, dazu noch die üblichen Sicherheitsmerkmale der Navy, nichts
außergewöhnliches. Ausgestellt war der Ausweis von der Firma Boeing, Datum und
Unterschrift waren unleserlich. Harm nahm sich vor, den Ausweis Webb zu zeigen,
vielleicht konnte der aus der Unterschrift schlau werden, schließlich hatte er ja die Leute
von Boeing überprüft.
"Sir, ich würde mir gerne Ihren Knöchel noch mal ansehen" meinte der Arzt vorsichtig.
"Ja, wenn Sie meinen. Wo soll ich mich setzen?" fragte Harm.
"Hier, Sir" sagte der Arzt und schob seinen Stuhl in Harms Richtung.
Harm setzte sich und öffnete seinen Schuh.
Der Arzt entfernte den Schuh und die Socke, der bunte Verband, den MacKay an dem
Morgen angelegt hatte, war schon ziemlich beansprucht wurden, was man auch sah.
"Wo haben Sie den Verband her, Sir?" fragte der Arzt und sah sich das ganze genau an.
"Lieutenant MacKay scheint sich sehr gut mit so etwas auszukennen." antwortete Harm.
"MacKay, habe ich mir schon gedacht, Sir, was dagegen, wenn ich den entferne und
einen neuen Verband anlege?" fragte der Arzt und nahm schon mal eine
Verbandsschere zur Hand.
"Wenn er genau so gut ist wie der alte, kein Problem, dann tun Sie, was sie nicht lassen
können." kam die Antwort.
"Einen mit dem Sie auch ohne Krücken laufen können, Sir, richtig?" fragte der Arzt.
"Ja, bitte, Lieutenant." antwortete Harm.
"Na gut, Sir, aber wenn es nicht besser wird, machen Sie mich dafür nicht
verantwortlich" sagte der Arzt und schnitt den Verband auf. Darunter kam ein stark
verfärbter Knöchel zum Vorschein.
"Nein, werde ich nicht, ich weiß selbst, was ich hier tue. Wenn ich zurück in Washington
bin, habe ich genug Zeit, das auszukurieren." versicherte Harm.
Der Arzt bewegte den Knöchel versuchshalber.
"Autsch, muss das sein?"
"Ja, Sir" sagte der Arzt und stellte den Fuß Vorsichtig auf den Boden ab. Dann stand er
auf und holte Salbe und Verbandszeug, und dazu noch eine Schiene für den Knöchel.
Er legte den Verband an, nachdem er den Knöchel gut eingecremt hatte, die Salbe
kühlte den Knöchel und brachte so gleich Linderung. Er legte die Schiene am Knöchel
an und zog den Klettverschluss fest. "Ist das so OK, Sir, oder zu eng?" fragte der Arzt.
"Nein, das scheint in Ordnung" meinte Harm und zog Socken und Schuh wieder an.
"Gut, Sir, also wenn es geht, heute Abend den Fuß hoch lagern und kühlen" sagte der
Arzt.
"Ja, ich werde nicht gleich die nächste Runde Basketball einlegen" gab Harm zurück.
"Danke, Lieutenant."
"Gern geschehen, Sir."
"Wenn Ihnen noch irgendwas auffallen sollte, informieren Sie mich bitte" meinte Harm
und ging Richtung Tür.
"Ja, Sir" sagte der Arzt.
"Ich komme spätestens morgen früh wegen des Verbandes noch einmal vorbei"
verabschiedete sich Harm und verließ den Raum und machte sich auf den Weg zur
Messe.
Zur gleichen Zeit
"Also Lieutenant, wo wollen Sie anfangen?" fragte Webb und sah sie an.
"Wenn Sie nicht eine andere Idee haben, würde ich als erstes beim CAG nachfragen,
Sir" meinte Claire.
"Was Sie wollen" antwortete Webb.
"In Ordnung, Sir." Claire ging voran zur Brücke, auf dem Weg dorthin trafen sie auf
Ensign Price.
"Ensign Price, wissen Sie, wo sich der CAG gerade aufhält?" fragte Claire ihn.
"Im Hangar, Ma'am, sie untersuchen die schon gefundenen Wrackteile" antwortete
Price.
"Danke Ensign" sagte Claire.
"Gern geschehen, Ma'am" sagte Price und ging weiter in Richtung Krankenrevier.
"Mr. Webb, wissen Sie zufällig wer heute an der Maschine beschäftigt war?" fragte
Claire während die Beiden sich auf den Weg zum Hangar machten.
"Nein, Lieutenant, aber vermutlich die Leute, die dafür eingeteilt waren, seitdem der
Flieger an Bord war" antwortete Webb.
"Das ist sicherlich richtig, Sir. Aber ist Ihnen bekannt, wer außer Sanders noch von der
Navy mit am Flugzeug gearbeitet hat?" fragte Claire weiter.
"Nein, Lieutenant, ich weiß vermutlich einiges was hier vorgeht, aber ich bin kein
wandelnder Einsatzplan" sagte Webb, leicht genervt von der Tatsache, dass er für Rabb
den Babysitter spielen sollte.
"Entschuldigen Sie, Sir. Ich wollte Sie nicht mit meiner Fragerei belästigen, aber mir ist
auch daran gelegen, das ganze hier möglichst schnell zu beenden, was halten Sie
davon, wenn wir zur Abwechslung zusammenarbeiten, und Sie vielleicht versuchen mir
ein wenig behilflich zu sein?"
"Sie verbringen eindeutig zu viel Zeit mit Rabb. Also gut, lassen Sie uns ihre
Befragungen hinter uns bringen, mal sehen was uns das bringt" meinte Webb und
öffnete die Tür zum Hangar und lies Claire den vortritt.
"Tja, Sir, da könnten Sie recht haben" zwinkerte Claire und ging durch die aufgehaltene
Tür mit einem dankenden nicken.
Im Hangar waren schon die ersten paar Teile des Testjets aufgereiht und wurden
untersucht, der CAG schien das ganze zu überwachen und auch mitzuhelfen.
"Ah, da ist er ja" sagte Claire, und ging raschen Schrittes auf den CAG zu.
"Langsam, Lieutenant, denken Sie daran, dass wir einen Mörder suchen, und wir nicht
wissen wer es ist, also könnte es jeder sein" wies Webb hin und folgte Ihr.
"Da haben Sie recht, Sir. Aber falls es der CAG sein sollte, dann habe ich in Ihnen ja
meinen Bodyguard."
"Lassen Sie es besser darauf nicht ankommen, Lieutenant" meinte Webb.
"Nein, Sir, also wollen wir?" fragte Claire auffordernd.
"Nach Ihnen" antwortete Webb und konnte sich sogar ein leichtes Lächeln abringen.
"Danke, Sir" Claire schmunzelte. Claire ging auf den CAG zu. "Entschuldigen Sir, Sir.
Hätten Sie eventuell einen Moment Zeit für mich und Mr. Webb?" fragte Claire.
"Nicht viel, Lieutenant, also was kann ich für Sie tun?" wollte der CAG wissen.
"Sir, die Sache mit MacKay tut mir sehr leid, ebenso der Zwischenfall mit Sanders.
Wissen Sie, wo ich finden kann, wer für die Reparatur des Flugzeuges eingeteilt war?"
"Lieutenant, dafür gibt es Einsatzpläne, die hängen da drüben an der Wand, sonst noch
was?" meinte der CAG und zeigte auf besagte Wand.
"Danke, Sir. Waren Sie bei den Startvorbereitungen anwesend?" fragte Claire.
"Natürlich, Lieutenant, ich war bei jedem Start anwesend, das ist mein Job" antwortete
der CAG.
"Gab es irgendwelche besonderen Vorkommnisse?" fragte Claire weiter.
Webb sah die ganze Zeit zu und sich ein wenig um.
"Nein, keine" bekam Sie als Antwort.
"In Ordnung, eine letzte Frage, ich möchte Sie nicht länger aufhalten, gab es schon
einen Fund bei den Wrackteilen, der darauf schließen lässt, dass es kein Unfall war,
Sir?" fragte Claire.
"Noch nichts, aber wir sind dran."
"Danke, Sir. Für die Zeit die Sie geopfert haben." An Webb gewandt sprach sie leise,
"haben Sie noch eine Frage?"
Webb sah den CAG an. "Kannten Sie PO Sanders, Commander?" fragte Webb ihn.
"Nicht wirklich" antwortete der CAG.
"Danke für ihre Hilfe, Commander" sagte Webb.
Der CAG ging zurück an seine Arbeit.
"Und wen jetzt, Lieutenant?" Webb sah Claire fragend an.
"Was halten Sie davon, wenn wir erst mal, den Plan da drüben an der Wand in
Augenschein nehmen, vielleicht ergibt sich daraus ja jemand neues?" schlug Claire vor.
"Wäre eine Idee, allerdings glaube ich nicht, dass der Täter und somit auch Komplize in
den Mannschaftsrängen zu finden ist" meinte Webb.
"Da haben Sie sicherlich recht, Sir. Fällt Ihnen im Moment noch jemand wichtiges ein,
den wir, abgesehen vom Einteilungsplan noch befragen könnten?" fragte Claire.
"Es wäre vielleicht ratsam erst mal raus zubekommen, wer alles jederzeit unbemerkt an
die Maschine konnte" sagte Webb.
"Stimmt" antwortete Claire, "also doch erst zum Plan?"
Webb atmete tief durch. "Schaden kann es vermutlich nicht" meinte er und ging voran.
Webb und Claire sahen sich den Plan an, es standen eine ganze Reihe von
Mechanikern der Navy drauf, die geholfen hatten bei dem Jet, auch Sanders. "Mit denen
habe ich schon gesprochen, keiner auch nur verdächtig, alle Akten sind lupenrein"
meinte Webb.
"Also wieder eine Sackgasse" seufzte Claire, "sollten wir mit den Mechanikern der Firma
mal reden?"
"Wird uns auch nichts helfen, die sind wie gesagt von meinen Leuten schon überprüft
wurden. Und von denen ist nie jemand alleine an der Maschine" erklärte Webb.
"Aber, Sir. Ist es nicht merkwürdig, dass alle Akten so einwandfrei sind?" wandte Claire
ein.
"Sind Sie aber, Lieutenant, und es wäre einfacher gewesen, für die Mitarbeiter die
Spionage auf dem Festland zu betrieben, als an Bord" meinte Webb.
"Da haben Sie recht, Sir. Hätten Sie eine andere Idee?"
"Nein, Lieutenant, Sie und Rabb wollten rum laufen und Fragen stellen" meinte Webb.
"Aber ich brauch jetzt einen Kaffee, was ist mit Ihnen Lieutenant?"
"Sehr gerne, Sir" sagte Claire.
1240 OZ
Offiziersmesse
USS Harry S. Truman
Golf von Mexiko
Webb hatte sich zu seinen Kaffee noch ein Glas Wasser genommen und setzte sich mit
Claire zusammen an einen Tisch. Er zog eine kleine Dose aus der Jackentasche,
entnahm ihr zwei Tabletten und schluckte sie und trank das ganze Glas Wasser auf
einmal.
"Geht es Ihnen nicht gut, Mr. Webb?"
"Alles Bestens" meinte Webb kurz.
"Das sah aber gerade nicht so aus."
"Lassen Sie das meine Sorge sein, Lieutenant" versuchte Webb sie davon abzubringen
weiter zu fragen.
"Lassen Sie mich wissen, wenn ich Ihnen behilflich sein kann."
"Keine Sorge, werde ich" meinte Webb. Sein Handy klingelte und er nahm das
Gespräch entgegen. "Webb!" Er hörte kurz zu und sagte dann, "einen Moment bitte,
Lieutenant."
Claire nickte.
Webb widmete sich wieder seinem Gespräch, wobei er nicht mehr als 'ja' oder 'nein'
sagte in sein Handy.
Claire sah sich in der Messe um und stand schließlich auf um einen Kaffee zu holen.
Zehn Minuten später, als Webb gerade sein Gespräch beendet hatte, kam Harm leicht
hinkend in die Messe und ging auf den Tisch zu. "Hallo, ich hoffe, ich komme nicht zu
spät" begrüßte er die Beiden.
"Nein, Sir. Keine Panik."
"Genau richtig, Rabb" sagte Webb.
Claire schmunzelte.
"Webb, was ist los mit Ihnen, geht es Ihnen nicht gut?" fragte Harm.
"Nicht Sie auch noch, Rabb. Mir geht's gut" sagte Webb leicht genervt.
"Ganz wie Sie meinen, Webb. Haben Ihre Befragungen noch etwas gebracht?" wollte
Harm wissen.
"Wieso meine Befragung? Ich war nur Zuschauer" meinte Webb.
"Lieutenant?" wandte Harm sich an Claire.
"Nein, Sir, leider nicht viel neues, der CAG war nicht sehr gesprächig, die Arbeiter der
Maschine waren auf dem Board angeschlagen, aber deren Akten sind sauber."
"Oh, Sie haben die Akten erhalten?" fragte Harm überrascht.
Webb hätte sich beinah an seinem Kaffee verschluckt.
"Nein, Sir. Ich rede von den Akten der Navy-Mechaniker. Mr. Webb hat diese überprüft"
antwortete Claire.
Webb sah von Harm zu Claire und zurück.
"Sehr interessant, Lieutenant. Wurden bereits irgendwelche aufschlussreichen
Wrackteile aus dem Meer gefischt?" fragte Harm.
"Nein, Sir. Sie arbeiten noch dran" meinte Claire.
Webb stand auf und holte sich was zu essen.
Harm folgte ihm. "Wirklich alles in Ordnung mit Ihnen, Webb?"
"Ja" kam genervt von Webb, "wieso fragen Sie mich das? Sie humpeln hier rum."
"Wenn Sie mich jetzt auch noch nach Krücken fragen, Webb, bekommen Sie ein ernstes
Problem" drohte Harm.
"Ist doch Ihre Gesundheit, Rabb" sagte Webb, als die Beiden mit ihrem essen zurück an
den Tisch kamen.
"Mein Reden, Webb. Sagen Sie, haben Sie die Akten des CAG und des XO auch schon
überprüft?"
"Nein, warum sollte ich?" fragte Webb nach.
"Lieutenant, möchten Sie nichts essen?" fragte Harm Claire.
"Ja, Sir. Ich bin schon auf dem Weg, lassen Sie es sich schmecken" Claire stand auf
und ging sich ebenfalls etwas zu essen holen.
Webb stocherte mehr in seinem Essen rum, als davon zu essen.
"Sie sehen mir ja sehr begeistert aus."
Webb warf ihm einen bösen Blick zu. "Da fällt mir ein, Rabb, Sie haben noch gar nicht
meine Frage beantwortet, wen Sie denn verdächtigen."
Harm überlegte einen Moment. "Ich will mich da noch nicht festlegen, aber ich denke,
der CAG spielt eine nicht unbedeutende Rolle in dem Spiel."
Claire war inzwischen wieder an den Tisch zurückgehrt und lauschte dem Gespräch
zwischen Webb und Harm.
"Interessant" meinte Webb nur.
"Haben Sie vielleicht noch einen besseren Vorschlag?" fragte Harm.
"Bis jetzt noch nicht, wobei ich MacKay noch nicht von der Liste streichen würde."
"Na, gegen den haben Sie wohl wirklich was, wie? Den würden Sie nicht mal vom
Haken lassen, wenn Ihnen Ihr Chef persönlich mitteilen würde, dass er sauber ist"
meinte Harm.
"Ich habe seine Akte gelesen" meinte Webb lapidar.
"Wie schön, und ich kenne ihn persönlich. Eine Akte kann man leicht manipulieren."
"Wenn Sie meinen, Rabb. Aber wer sollte die manipulieren und warum?"
"Ach, das braucht man nicht, bei der CIA würde selbst die Akte des Papstes aussehen,
wie die eines Schwerverbrechers" entgegnete Harm.
"Glauben Sie was Sie wollen, Rabb" meinte Webb und stand auf.
"Tu ich doch immer, Webb. Aber vielleicht können wir später doch noch mal unsere
Ergebnisse vergleichen."
"Falls Sie mal was in Erfahrung bringen, Rabb" sagte Webb.
"Im Gegensatz zu Ihnen habe ich bereits mit MacKay gesprochen, Webb" erwiderte
Harm.
"War bestimmt sehr aufschlussreich."
"Stimmt" meinte Harm und widmete sich dann ganz seinem Essen.
Webb zögerte kurz, sein Stolz verlangte, dass er ging, aber seine Neugier gewann.
"Und was hat er erzählt?" fragte Webb nach, als er sich wieder setzte.
Harm warf Webb einen abschätzenden Blick zu, entschied sich dann aber doch, ihm zu
sagen, was er gehört hatte. "Erst mal eines, was gegen Ihre Theorie von wegen
Abspringen, um Beweise zu zerstören, spricht" begann Harm. "Er ist nicht freiwillig
abgesprungen" ergänzte er.
"Wie sonst, wenn nicht freiwillig?" fragte Webb nach.
"Nicht freiwillig bedeutet, er hat den Schleudersitz nicht selbst ausgelöst, Webb. So wie
es aussieht, gab es wohl eine Fernsteuerung."
"Die ja dann wohl auch nicht mehr aufzufinden sein wird, jedenfalls nicht der
Empfänger" meinte Webb.
"Mir ist im Moment nicht so wichtig, wo das Teil ist, ich würde lieber gern wissen, wer
auf den Knopf gedrückt hat!" meinte Harm.
"Hat der Lieutenant sonst noch was gesagt, Rabb?" wollte Webb weiter wissen.
"Er hatte einen ihm unbekannten kleinen Kasten bemerkt und nachgefragt, was das sein
könnte. Und jetzt raten Sie mal, wen er danach gefragt hat..."
"Sanders?" fragte Webb.
"So wie es aussieht, ja. Und es stand noch jemand anders dabei, aber leider konnte ich
MacKay nicht verstehen, wer das war. Es fällt ihm im Moment noch sehr schwer zu
sprechen" erklärte Harm.
"Das heißt, wir müssen nur warten bis MacKay seine Stimme wieder hat, und der Fall ist
gelöst? Wäre schön, wenn es so einfach wäre" meinte Webb sarkastisch.
"Das habe ich nicht gesagt, Webb, nicht jeder, der am Flugzeug ist, ist auch gleich
verdächtig" konterte Harm. "Aber Sie sollten langsam wirklich MacKay von Ihrer Liste
streichen und mal ein bisschen darüber nachdenken, wer sonst noch in Frage kommt."
"Haben Sie sonst noch etwas raus bekommen, Rabb?"
"Sanders ist dort gestorben, wo er aufgefunden wurde. Bleibt zu fragen, was er gerade
im Maschinenraum getan hat."
"Vielleicht hat sein Mörder ihn unter einen Vorwand dahin gelockt, um ihn los zu werden,
vermutlich ist Sanders nervös geworden und drohte alles auffliegen zulassen" vermutete
Webb.
"Das denke ich auch, Webb. Ich hab den Ausweis von Boeing gesehen, den Sanders
bei sich hatte. Sagen Sie, wer hat diese Ausweise eigentlich ausgestellt? Datum und
Unterschrift auf dem Ausweis waren unleserlich."
"Die werden von der Navy ausgestellt und ich glaube, dann von der Firma
gegengezeichnet, oder anders rum" meinte Webb und erweckte den Anschein, dass es
ihm nicht gut ging.
"Und ein unleserlicher Part deutet darauf hin, dass der Ausweis gefälscht ist, damit
Sanders sich unbemerkt in der Nähe der Maschine aufhalten konnte" äußerte Harm
seine Vermutung. "Webb, Sie sehen gar nicht gut aus, was ist los mit Ihnen?"
"Wissen Sie schon wann Sanders ermodert wurde?" versuchte Webb abzulenken.
"Der Arzt meint, ausgehend von der Körpertemperatur müsste er zwischen 1000 und
1100 gestorben sein."
"Das ist ja schon mal ein Anfang" meinte Webb und stand auf. "Wir sehen uns
vermutlich später noch."
"Moment, Webb, in welche Richtungen gehen jetzt Ihre Ermittlungen?" wollte Harm noch
wissen.
"Mal sehen was sich ergibt, Rabb. Erst mal sehe ich mir jetzt das Video von dem
Testflug an" sagte Webb und brachte sein Tablett weg.
"Was erhoffen Sie sich auf dem Video zu sehen, Webb, oder ist das Video einschließlich
der Startvorbereitungen an Deck?"
"Das werde ich ja dann sehen, Rabb" sagte Webb leicht genervt, als er sich noch mal
kurz umdrehte.
Harm schaute Webb hinterher, aus dem was wirklich Brauchbares herauszubekommen,
würde schon an ein Wunder grenzen. "Ich denke, wir machen uns dann mal wieder
allein an die Arbeit, Lieutenant" sagte er dann zu Claire.
"Einverstanden, Sir."
"Wo sollten wir jetzt ansetzen, Lieutenant?" bat Harm Claire um ihre Meinung.
"Nun, Sir. Irgendwo, wo wir Mr. Webb erst mal nicht über den Weg laufen" schlug Claire
vor.
"Sie mögen ihn wohl nicht, wie?" meinte Harm mit einem Augenzwinkern.
"Na ja, Sir. Sagen wir so, mit Ihnen ist es wesentlich angenehmer zusammen zu
arbeiten, aber vielleicht schätze ich Mr. Webb auch falsch ein."
"Nun, er hat auch seine guten Seiten, man muss sie nur finden" scherzte Harm.
"Dazu muss man ihn wahrscheinlich ein wenig länger kennen, oder Sir?"
"OK, wir sollten nicht so hart über ihn urteilen, das bringt sein Beruf einfach mit sich"
meinte Harm verständnisvoll. "Aber wie gehen wir jetzt weiter vor? Wir haben einen
Mörder an Bord, und den gilt es jetzt zu finden."
"Richtig Sir, aber möglichst ohne den Täter irgendwie zu reizen" meinte Claire.
"Vielleicht sollten wir aber genau das tun, Lieutenant. Wir müssen erst mal wissen, wer
es ist, das heißt, wir müssen ihn aus der Reserve locken."
„Und wie stellen Sie sich das vor, Sir?“ fragte Claire nach.
„Wir sollten doch mal schauen, was Webb so macht, vielleicht ergibt sich ja auf dem
Video etwas Interessantes“ sagte Harm.
Als Harm und Claire wenig später zur Tür zum kleinen Besprechungsraum kamen, stand
diese offen und drinnen half ein Seaman Webb dabei vom Boden aufzustehen, er hatte
Blut an seiner Hand und schien aus einer Kopfwunde zu bluten. Auf dem Tisch stand
der tragbare TV mit eingebauten VCR, den der Seaman gebracht hatte.
"Was ist hier passiert?" fragte Harm den Seaman.
"Ich weiß nicht, Sir, als ich rein kam war er bewusstlos" antwortete er und
half Webb auf einen Stuhl.
"Webb, was ist los?"
"ich bin niedergeschlagen wurden, Rabb, und nein ich habe nicht gesehen wer
es war" sagte Webb schnippig.
"soll ich einen Arzt holen, Sir?" fragte Claire
"Nein, Lieutenant, hier kann der Arzt nichts ausrichten, wir bringen ihn
dort hin" sagte Harm
"Das ist nicht nötig" meinte Webb.
"Ist es wohl, mit Kopfwunden ist nicht zu spassen. Und nun zieren Sie sich
nicht so."
Webb fügte sich, da sein Kopf weh tat, er ließ sich von Harm und Claire zum
Arzt begleiten.
"Was kann ich diesmal für Sie tun, Commander" fragte der Arzt, als Harm in
Begleitung von Claire und Webb in den Behandlungsraum kamen.
"Für mich nichts, Lieutenant, aber irgendjemand schien etwas gegen Mr. Webb
zu haben" sagte Harm.
Webb nahm wortlos auf dem Behandlungstisch platz.
"Das ist die arbeitsreichste Woche für mich, Sir" meinte der Arzt zu Harm,
als er Webbs Kopf untersuchte.
"Jetzt sagen Sie nicht, ich sei Schuld dran!" meinte Harm mit gespielter
Entrüstung.
"Haben Sie Kopfschmerzen, Sir?" fragte er Webb.
"Ja."
"Schwindelgefühle und Übelkeit?" fragte er weiter.
"Nein."
Der Arzt drückte eine Kompresse auf die Wunde. "Halten Sie das bitte fest, Sir" sagte
der Arzt und suchte alles raus, um die Wunde zu versorgen. "Ich werde das nähen
müssen" erklärte er.
Aus dem Nachbarraum, in dem MacKay lag, war ein klirrendes Geräusch zu hören und
andere leise Geräusche.
"Was war das?" fragte Harm und war schon auf dem Weg zur Tür.
"Was, Sir?" fragte der Arzt, der alles was er braucht in eine Blechschale legte.
Aber Harm hörte ihn schon nicht mehr, sondern öffnete die Tür zum Nebenraum.
Als Harm in den Raum kam, versuchte der CAG MacKay mit einem Kissen zu ersticken,
MacKay wehrte sich nicht mehr. Die Bettdecke war fast runter gerutscht, anscheinend
hatte er sich heftig gewehrt. Blut fing an sich durch die Pflaster abzuzeichnen.
Harm sprang auf den CAG zu und riss ihn vom Bett weg. "Verdammt, ich wusste, dass
Sie es sind!" brüllte er ihn an und versetzte ihm einen Treffer ins Gesicht.
Der CAG versuchte sich zu wehren, doch bevor er nur einen Schlag ausführen konnte,
hatte Harm ein zweites mal zugeschlagen und er ging zu Boden.
Der Arzt war Harm gefolgt, als er ihn brüllen hörte, genau wie Webb und Claire.
"Oh mein Gott, Sir, geht es Ihnen gut?" fragte Claire besorgt.
"Sorry, Lieutenant, ich glaub, ich habe Ihnen jetzt noch ein bisschen mehr Arbeit
verschafft" meinte Harm zu dem Arzt. "Kümmern Sie sich aber bitte erst einmal um
MacKay."
Der Arzt überprüfte seine Atmung und seinen Puls. "Er atmet" meinte er zu den
Anwesenden. "MacKay, aufwachen, Lieutenant können Sie mich hören"
versuchte der Arzt ihn wach zu bekommen.
MacKay bewegte langsam den Kopf und stöhnte.
"Atmen Sie ruhig und gleichmäßig, Lieutenant" sagte der Arzt.
MacKay versuchte einen tiefen Atemzug und musste husten.
"Flach atmen, Lieutenant und ganz ruhig" sagte der Arzt.
MacKays Atmung wurde langsam wieder kräftiger. "Ich muss die Schnittwunden neu
verbinden, das wird jetzt etwas weh tun" warnte der Arzt ihn vor und fing an die Pflaster
abzuziehen. Er versorgte die paar Schnittwunden schnell, sie waren zwar alle nicht sehr
tief, aber bluteten trotzdem stark.
Nachdem alle Wunden wieder versorgt waren, deckte der Arzt ihn wieder zu.
"Das war's schon" sagte er.
Derweil hatte Harm den CAG ergriffen und zum Aufstehen gezwungen. "Ich denke, den
bringen wir jetzt erst einmal in die Brig, wenn Sie nichts dagegen haben" meinte Harm
zum Arzt und verdrehte dem CAG die Arme auf dem Rücken und erklärte ihm seine
Rechte.
"Gerne, Sir, ich habe hier eh noch was zu erledigen" meinte der Arzt und sah Webb an,
der noch immer die Kompresse festhielt und nicht ganz fit aussah.
"Lieutenant, Mr. Webb ist im Moment anderweitig beschäftigt, würden Sie mich bitte
begleiten, wenn ich diesen Herrn dorthin bringe, wo er hingehört?" sprach Harm Claire
an.
"Aber natürlich, Sir."
"Lieutenant Carter, wir kommen später noch einmal zurück" sagte Harm noch zum Arzt.
"Und mit Ihnen würde ich gern auch noch reden, Webb."
"Ja, Sir."
"Wenns sein muss" meinte Webb nur.
Der Arzt begleitete Webb wieder in den anderen Raum und versorgte erst mal die
Kopfwunde in Ruhe.
Einige Minuten später erreichten sie die Brigg und gaben den CAG ins Gewahrsam der
anwesenden Wache. "Kümmern Sie sich um ihn, Corporal, der Skipper wird Sie später
informieren, was genau mit ihm geschieht" sagte Harm.
"Ja, Sir" sagte der Corporal und schloss die Tür zu den Zellen auf.
Ensign Price kam mit einem Karton aus der Brig. "Tag, Sir" sagte er überrascht.
"Ensign, was tun Sie hier?" wollte Harm wissen.
"Die Sachen der Crew wieder abholen, Sir, Auftrag vom Captain" erklärte Price.
"Weitermachen, Ensign. Bitte informieren Sie den Captain, dass ich Ihn gleich dringend
sprechen müsste."
"Ja, Sir" sagte Price und verschwand mit dem Karton.
Harm wandte sich an den CAG, der mittlerweile hinter Gittern saß. "Sagen Sie mir eins,
Sir. Warum?"
Der sah ihn nur stumm an.
"Wer war außer Sanders und Ihnen noch daran beteiligt?" fragte Harm weiter.
Aber dieser zog es vor weiterhin nicht zu antworten.
"Ich weise Sie darauf hin, dass es sich strafmildernd auswirken kann, wenn Sie mir
Rede und Antwort stehen" belehrte Harm ihn.
Doch er schwieg weiter.
"Wie Sie wollen" sagte Harm zum CAG. "Corporal, lassen Sie ihn nicht aus den Augen
und informieren Sie mich, wenn er irgendetwas sagen sollte."
"Aye, Sir."
Harm verließ, gefolgt von Claire die Brig.
Kurz darauf betraten sie die Brücke und nahmen vor dem Captain Haltung an.
"Rühren" befahl der Skipper.
"Sir, wir sollten Sie doch informieren, sobald wir den Täter gefunden haben. Wir haben
so eben jemanden festgenommen, der einen Zeugen beseitigen wollte" informierte
Harm ihn.
"Und wer wäre der Täter?" fragte der Skipper.
"Wir konnten den CAG so eben davon abhalten MacKay zu ersticken, Sir."
"Ist er der einzige Täter?"
"Wir vermuten, dass Sanders auch darin verwickelt war, Sir, aber der CAG ist nicht sehr
gesprächig."
"Und was ist jetzt mit der Maschine, Commander, Sabotage oder Schrott?"
"Wahrscheinlich etwas von Beidem, Sir. Nach MacKays Angaben hatte der
Schleudersitz ohne sein zutun gezündet" erklärte Harm.
"Wie war das möglich, Commander?"
"Das werden die weiteren Ermittlungen zeigen, Sir. Mich würde eher interessieren, ob
es noch andere Beteiligte gibt. Hätten Sie einen Verdacht, wer aus dem Umfeld des
CAG noch beteiligt gewesen sein kann?"
"Tut mir leid, da kann ich Ihnen nicht weiter helfen, Commander!"
"Wissen Sie, ob sich bei der Untersuchung der Wrackteile schon etwas neues ergeben
hat?"
"Da müssen Sie den XO, Commander Collins fragen, der überwacht die Untersuchung
und Bergung der Teile."
"Wo finden wir den, Sir?"
"Ich schätze mal im Hangar, Commander."
Harm und Claire nahmen wieder Haltung an. "Bitte um Erlaubnis, die Brücke verlassen
zu dürfen" sagte Harm für beide.
"Erlaubnis erteilt."
Harm und Claire verließen die Brücke und machten sich auf den Weg zum Hangar.
"Was denken Sie, Lieutenant, könnte noch jemand mit von der Partie sein? Für welche
Seite könnte der CAG gearbeitet haben?"
"Also Sir, für wen er gearbeitet hat, kann ich nicht sagen, aber geschadet hat er
sicherlich beiden Seiten, sowohl der Navy als auch der Konstruktionsfirma" antwortete
Claire.
"Ja, natürlich, aber was wir jetzt wissen müssen, ist, warum er es getan hat und für wen.
Was fällt Ihnen dazu ein?" meinte Harm.
"Mhhm, vielleicht hat er für ein anderes Land spioniert? Aus Geldgründen, oder Rache?"
schlug Claire vor.
"Gründe gibt es genug, wir müssen jetzt nur noch wissen, welcher hier zutrifft. Was gab
es an Anhaltspunkten in der Richtung?"
"Nun Sir, da wäre einmal das Gerücht, dass Spione an Bord seien, die für den Irak oder
Kuba arbeiten."
"Sehen Sie irgendeine Beziehung zwischen dem CAG und Kuba?"
"Gibt es da vielleicht irgendwelche Ereignisse in der Vergangenheit, die darauf
hindeuten könnten?"
"Wie soll ich das wissen, ich hab die Personalakte bis jetzt noch nicht bekommen."
"Wäre es denn möglich , diese noch anzufordern, Sir?"
"Hab ich doch schon, bei Bud. Aber ich denke, wir suchen jetzt erst einmal den XO auf,
bevor wir uns eine Internetverbindung suchen" meinte Harm.
"In Ordnung, Sir."
Mittlerweile waren sie am Hangar angekommen. Die Untersuchung der Wrackteile
erfolgte noch. Sie gingen auf den XO zu, der die Untersuchungen überwachte.
"Commander, gibt es schon neue Anhaltspunkte, wie es dazu gekommen ist?" wollte
Harm wissen.
"Wir sind uns noch nicht sicher, Commander. Es ist nicht besonders viel übriggeblieben
von der Maschine, nachdem sie explodiert ist" meinte der XO.
"Was war vor dem Start, ist Ihnen da an der Maschine etwas aufgefallen, oder haben
Sie von Drohungen gehört?"
"Nein, für die Maschine war der CAG zuständig. Fragen Sie ihn doch einfach" schlug der
XO vor.
"Werde ich zu einem geeigneten Zeitpunkt tun" meinte Harm. "Aber gab es vielleicht
Gerüchte, die Ihnen zu Ohren gekommen sind?"
"Nicht so richtig, Commander, bin aber auch mit Arbeit eingedeckt, seit dem die Tests
laufen und schon davor" sagte er.
"Wie sieht Ihre Arbeit für die Testphase aus?"
"Ich habe die Arbeitseinsätze der Crew koordiniert und wir mussten einiges umräumen,
damit die Leute von der Firma mit ihrem Zeug untergebracht werden konnten" erklärte
der XO.
"Was musste denn umgeräumt werden, Sir?" fragte Claire
"Sachen halt, wie Ersatzteile, Wäsche und so was" erklärte er.
"Ist Ihnen an den Teilen, die Sie bisher rausgefischt haben, irgendetwas aufgefallen?"
fragte Harm.
"Viel haben wir zwar nicht gefunden, aber die Blackbox, und die wird gerade
ausgewertet."
"Ich hätte gern schnellstmöglich eine Abschrift der Aufnahme" bat Harm.
"Natürlich, Commander, bekommen Sie" sagte der XO.
"Vielen Dank erst mal für Ihre Hilfe. Wir sehen uns später" verabschiedete sich Harm.
"Commander?" fragte der XO.
"Ja? Kann ich Ihnen helfen?"
"Wissen Sie, wie es MacKay geht? Ich bin hier seit dem Unfall noch nicht
weggekommen" wollte er wissen.
Harm warf einen kurzen Blick zu Claire und schaute dann wieder zum XO. "Ich denke, in
ein paar Tagen wird es ihm wieder ganz gut gehen, aber genaueres kann nur der Arzt
sagen."
Claire nickte.
"Danke!"
Harm und Claire verließen den Hangar. "Ich denke, wir schauen jetzt erst mal nach
Webb, vielleicht möchte er uns zum CAG begleiten" schlug Harm vor, als sie aus
Hörweite waren.
"Einverstanden, und Sir, gut dass Sie dem XO nichts wegen dem CAG gesagt haben."
"Sprechen Sie ruhig weiter, Lieutenant" forderte Harm sie auf.
"Na ja, Sir, ich bin der Meinung, dass geht den XO noch nichts an, wer weiß, was da
noch alles rauskommt, und er könnte ebenso verwickelt sein."
"Guter Gedanke. Dann lassen Sie uns jetzt erst einmal zum Doc gehen, vielleicht ist
Webb ja noch dort" sagte Harm.
"Gut, Sir. Hoffentlich finden wir Webb."
"Ist schon wieder was passiert, Sir?" fragte der Arzt überrascht, als Harm und Claire in
den Behandlungsraum kamen.
"Nein, diesmal nicht. Ist Mr. Webb noch in der Nähe?"
"Nein, Sir, er wollte in sein Quartier. Er hört auch nicht auf meine Ratschläge.... Sir"
sagte der Arzt.
"Tja, dann müssen Sie vielleicht daran arbeiten" meinte Harm mit einem Grinsen. "Wie
geht es Lieutenant MacKay?" wollte er noch wissen.
"Den Umständen entsprechend, Sir. Er hat die Attacke ohne weitere Verletzungen
überstanden."
"Das ist gut zu hören. Danke für die Information."
"Und wie hat ihr Knöchel die Sache überstanden, Sir?" fragte der Arzt leicht besorgt.
"Nett, dass Sie mich wieder daran erinnern, ich glaub, ich komme später noch mal zu
Ihnen. Aber jetzt müssen wir uns erst noch mit Mr. Webb unterhalten" lenkte Harm ab.
"Ist Ihre Gesundheit, Sir. Dann bis später, oder ist noch was?"
"Sagen Sie, können Sie uns vielleicht noch sagen, wo Mr. Webb untergebracht ist?"
fragte Harm noch.
"Im Admirals Nest, Sir, ich hoffe er hat sich hingelegt" sagte der Arzt.
"Danke. Bis später!"
"Danke" sagte auch Claire und folgte Harm.
Harm und Claire machten sich auf den Weg zum Admiral's Nest. Dort angelangt klopften
sie an die Tür.
Webb öffnete die Tür, er sah nicht besonders fit aus. "Ja?"
"Oh je, Mr. Webb, geht es ihnen noch nicht besser? Kann ich vielleicht irgendwie
helfen?" fragte Claire.
"Nein, alles bestens, Lieutenant" meinte Webb und machte Platz, damit Harm und Claire
rein kommen konnten. Er schloss die Tür hinter ihnen.
"Wir wollten den CAG jetzt näher befragen, haben Sie Interesse, uns zu begleiten?"
fragte Harm.
"Sicher, Rabb" sagte Webb und zog seine Krawatte wieder zurecht.
"Gut, dann kommen Sie." Harm ging voran in Richtung Brigg.
Vor der Brigg nahm der Corporal Haltung an, als die Drei auftauchten.
"Wir möchten zum CAG" sprach Harm die Wache an.
"Ja, Sir" antwortete die Wach und ließ sie in den Zellenbereich.
Harm ging gefolgt von Webb und Claire auf die Zelle zu, in der der CAG saß.
"Sind Sie nun bereit, uns was zu erzählen?" fragte er.
"Was springt für mich dabei raus?" wollte der CAG wissen.
"Kommt darauf an, was Sie uns bieten können" meinte Harm.
"Was wollen Sie wissen?".
"Für wen arbeiten Sie?"
"Mr. Tau" war alles was er sagte.
Webb sah ihn überrascht an, und in seinem Kopf war noch immer dieses hämmern.
"Sagt Ihnen der Name was, Webb?" fragte Harm.
"Nein" antwortete Webb.
"Wer ist dieser Mr. Tau?" wollte Harm von dem CAG wissen.
"Ich weiß es nicht, ich kenne nur seinen Namen."
"Wer ist noch an daran beteiligt?"
"Niemand."
"Niemand? Und Sanders war auch ein Niemand, nehme ich an, wie?"
Der CAG schwieg dazu.
"Wie bleiben Sie mit diesem Mr. Tau in Kontakt?"
"Das kann ich Ihnen nicht sagen" meinte der CAG.
"Wie genau sind Sie an Mr. Tau gekommen?" wollte Claire jetzt wissen.
"Verdammt, die haben meine Frau und meine Tochter," brüllte der CAG sie an und
schlug mit der Hand gegen das Gitter.
"Wer ist DIE?" fragte Harm.
"Jetzt aber langsam Sir, ich kann auch nichts, dafür." erklärte Claire. "Sie geben also
Informationen preis, im Gegenzug für Ihre Familie?"
"Was würden Sie denn an meiner Stelle tun, Lieutenant?" fragte er.
"Nicht zum Verräter werden" warf Webb ein.
"Richtig, Mr. Webb" stimmte Claire zu.
"Also, wer sind DIE?" fragte Harm nochmals.
"Ich kann nicht, die bringen sie um, wenn ich was sage."
"Von hier aus können Sie Ihrer Familie auch nicht helfen, ausser, Sie sagen uns, wer die
sind, dann könnten wir zusehen, wie wir Ihre Familie da rausbekommen" erklärte Harm.
"Und wie?"
"Indem Sie uns alles sagen, was Sie wissen, dann werden wir hoffentlich auch wissen,
wo wir Ihre Familie finden" erwiderte Harm.
"Das hat doch keinen Sinn" meinte der CAG resigniert.
"Aufgeben aber auch nicht" erwiderte Claire.
"Und Sie meinen, es hat einen Sinn, hier zu sitzen und nichts zu sagen?" fragte Harm.
"Reden Sie, wenn sich meine Leute darum kümmern?" mischte sich Webb plötzlich ein.
"Und wer soll das sein?"
"Vertrauen Sie mir einfach, wir regeln das" meinte Webb.
"Warum sollte ich?" fragte der CAG.
"Sie können ihm wirklich vertrauen" versicherte Harm. "Unter der Voraussetzung, dass
Sie uns alles sagen, was Sie wissen."
Der CAG erzählte, wie Mr. Tau an ihn ran getreten ist, als er sich weigerte seine Familie
entführte und ihn unter druckt setzte. Wie und wann die Daten übermittelt wurden und
was Sanders in der Sache zu tun hatte. Auch das Sanders alles auffliegen lassen wollte,
weil er Panik bekommen hatte, als Harm und Claire an Bord kamen. Mr. Tau hatte ihm
gedroht, dass sie seiner Tochter etwas antun würden, wenn er Sanders nicht aus den
Weg räumt. Er hatte zuerst versuch Sanders zu beruhigen und das sein Tot ein Unfall
war, er wollte es nicht. Dann erzählte er noch, dass Sanders und er den Jet sabotiert
hatten, damit keiner nur auf die Idee der Spionage käme, sondern einfach glauben
würde das Teil wäre Schrott.
Webb dagegen versprach seine Hälfte der Vereinbarung einzuhalten und die Frau und
Tochter zu befreien. Aber wegen Totschlags würde der CAG sich verantworten müssen,
machte ihm Harm noch klar.
"Also ich kümmere mich dann mal um ein paar Sachen" meinte Webb, als sie den
Zellenbereich wieder verlassen hatten.
"Geht in Ordnung, und halten Sie uns auf dem Laufenden, was die Familie des CAG
betrifft" bat Harm.
"Werde ich, Rabb" meinte Webb und wollte Richtung Funkraum gehen.
"Wir werden inzwischen den Skipper informieren und veranlassen, dass der CAG
morgen früh mit uns ausgeflogen wird. Um eine Anklage wird er nicht herumkommen"
informierte ihn Harm noch.
"Das ist jetzt Ihre Sache, Rabb, viel Spaß" sagte Webb.
"Wünsche ich Ihnen auch" meinte Harm noch, als er mit Claire Richtung Brücke ging.
Harm und Claire suchten den Skipper auf und informierten ihn über das Geständnis des
CAG, seinem Motiv und dass es voraussichtlich keine weiteren Personen an Bord gab,
die in dem Fall verwickelt wären.
Dieser war erleichtert, dass es endlich vorbei war und geklärt war, warum alles passiert
war, aber auch geschockt, dass es der CAG war, das hatte er nicht erwartet.
"Als nächstes informieren wir den Admiral" meinte Harm, als er und Claire die Brücke
verließen.
Sie begaben sich in Richtung Funkraum, um von dort aus ihren CO über die
Geschehnisse an Bord in Kenntnis zu setzen. Als sie im Funkraum ankamen trafen sie
dort auf Webb.
"Grüssen Sie den Admiral von mir, Rabb" sagte Webb, als er an Harm und Claire vorbei
ging und den Raum verließ.
Harm ließ sich mit dem JAG HQ verbinden. Nachdem er mit dem Admiral gesprochen
hatte, verließen er und Claire wieder den Funkraum.
"Sir, wäre es für Sie in Ordnung, wenn wir vor dem Abendessen noch schnell zu
MacKay gehen würden, schließlich sollte er erfahren warum er auf der Krankenstation
liegt" meinte Claire.
"Ob es für mich in Ordnung ist? Ich hatte nicht vor, MacKay das vorzuenthalten. Na, und
außerdem denke ich, sollte ich den Arzt sowieso noch einen Blick auf meinen Fuß
gönnen" meinte Harm, der seinen Knöchel deutlich spürte.
"Ja, Sir. Sie rennen sowieso schon viel zu lange damit rum."
"Sollte ich vielleicht warten, bis sich der Fall von selbst aufklärt?" sagte er, grinste aber
dabei.
Claire lachte, und schüttelte ihren Kopf.
Als Claire und Harm den Raum betraten, saß Miller auf dem Bett, mit dem Rücken zur
Tür und einem halbvollen Teller aus der Messe in der einen Hand und einer Gabel in der
anderen. "Komm schon, Jason" forderte sie ihn auf.
Jason drehte seine Kopf zur anderen Seite, weg von ihr.
"Jason" versuchte sie es noch mal. "Na gut, vielleicht später noch was" gab sie auf und
stellte den Teller auf den Tisch neben dem Bett. Sie nahm den Becher mit Wasser und
hielt ihm diesen an die Lippen. "Trink" forderte sie ihn auf und Jason gehorchte. Sie
stellte auch den Becher wieder auf den Tisch. "So schlimm war es doch gar nicht"
meinte sie beruhigend.
Jason versuchte die Bettdeck höher zu ziehen, was ihm nicht ganz gelang, da Miller auf
der Decke noch saß.
Sie stand auf und zog die Bettdecke hoch, in die sich MacKay fast verkroch. "Dir ist wohl
noch immer kalt" sagte sie besorgt.
"Es geht" flüsterte MacKay heißer.
"Vielleicht geht es ihm besser, wenn er erfährt, was wir ihm zu sagen haben" meinte
Harm, der das ganze beobachtet hatte.
"Sir" sagte Miller überrascht und nahm Haltung an.
"Das glaube ich auch, Sir. Zumal er sich dann sicher fühlen kann."
"Rühren, Lieutenant" sagte Harm zu Miller.
"Was, Sir?" fragte MacKay leise.
"Nun, wer Sie angegriffen hat, ahnen Sie ja schon, aber wir können Ihnen jetzt auch
sagen, warum" begann Harm.
"Soll ich solange draußen warten, Sir?" bot Miller an.
"Nein, nicht nötig, Sie werden es auch so erfahren" erwiderte er.
"Also wer und warum, Sir?" wollte MacKay wissen.
"Commander Collins. Er ist mit dem Leben seiner Familie erpresst worden" informierte
ihn Harm. "Er ist geständig, wird sich aber für Totschlag und versuchtem Totschlag
verantworten müssen."
"Verstehe, Sir. Und wer will diesen Schrotthaufen haben?" fragte MacKay nach und
musste husten.
"Für wen genau die Hintermänner arbeiten, werden wir erst erfahren, wenn Mr. Webb
dafür gesorgt hat, dass die Familie des CAG freikommt und die beteiligten Personen
befragt hat" antwortete Harm.
„Und das alles nur, für einen Jet, der sowieso nicht fliegt, Sir?“ fragte Miller nach.
„Ob der nicht fliegt wird sich noch herausstellen, so wie es aussieht, liegt hier nicht nur
ein Fall von Spionage, sondern auch ein Fall von Sabotage vor“ erklärte Harm.
„Und warum wollte der CAG mich umbringen, Sir?“ kam leise von MacKay.
„Wir vermuten, dass er Sie als Zeugen ansah und deswegen töten wollte“ sagte Claire.
„War der CAG, die zweite Person an den Maschinen, MacKay?“ fragte Harm.
„Ja, Sir“ antwortete MacKay.
„Dann scheinen wir ja richtig zu liegen“ fügte Claire hinzu, „aber genaueres werden wir
erst wisse, wenn die Familie des CAGs wirklich in Sicherheit ist. Aber Lieutenant, wir
möchten Sie nicht in Ihrer Genesungsphase stören.“
„“Wenn Sie mich jetzt einen Moment entschuldigen, ich würde gern noch kurz den Arzt
aufsuchen“ meldete sich Harm zu Wort.
„Tun Sie dass, Sir. Ich werd Sie begleiten, dann kann ich uns in der Messe noch einen
Kaffee reservieren. Außerdem fallen wir so dem Lt. nicht auf die Nerven, Sie brauchen
schließlich ruhe“ fügte Claire in Richtung MacKay an.
"Etwa Gesundheitliche Probleme, Sir?" fragte Miller.
MacKay konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
"So kann man das auch ausdrücken, nicht wahr, Lieutenant MacKay?" meinte Harm
leicht grinsend.
„Ich bin daran vollkommen unschuldig, Sir“ sagte MacKay.
„Ich habe auch nicht gesagt, dass Sie schuld haben!“ meinte Harm und ging in Richtung
Nebenraum.
„Sir?“ sagte MacKay.
„Ja, Lieutenant?“
„Danke, Sir, dass Sie mir das Leben gerettet haben" sagte MacKay und streckte seine
linke Hand unter der Bettdecke hervor, da an seiner rechten ein Tropf hing.
Harms Gesicht wurde ernst, er ging zu dem Bett. „Jederzeit wieder, Lieutenant“ meinte
er und ergriff MacKays Hand.
„Ich hoffe es wird nicht nötig sein, Sir.“
„Das hoffe ich auch. Also dann, ich komme später noch einmal vorbei“ sagte Harm.
„Bis dann, Sir.“
„Gute Besserung, Lieutenant, und Miller, passen Sie gut auf ihn auf“ sagte Claire.
„Werde ich, Ma'am.“
Claire nickte den Beiden zum Abschied noch einmal zu und folgte Harm nach draußen.
Harm und Claire betraten den Nebenraum. „Lieutenant?“
„Kann man hier nicht mal in Ruhe einen Bericht schreiben?“ kam leicht genervt von
Lieutenant Carter, der an seinem Schreibtisch saß und schrieb.
"Sir, soll ich draußen warten, ich könnte auch schon einen Platz in der Messe freihalten
gehen?“ schlug Claire vor.
Lieutenant Carter reagierte sofort, er drehte sich um und nahm Haltung an, als er Harm
sah. „Tut mir leid, Sir, es ist nur etwas stressig im Moment.“
"Lieutenant Lafayette, wir sehen uns dann später in der Messe" wandte Harm sich an
Claire und dann zu dem Arzt, "Rühren, Lieutenant. Kein Problem, ich wollte Sie nicht
weiter stören, aber könnten Sie sich meinen Knöchel vielleicht doch noch einmal
anschauen?"
„Bis dann, Sir, und lassen Sie sich Zeit“ Claire verließ den Raum und machte sich
langsam auf den Weg zur Messe.
"Natürlich, Sir, wenn Sie sich einmal auf den Behandlungstisch setzten würden" sagte
der Arzt.
Harm setzte sich und begann seinen Schuh auszuziehen.
Lieutenant Carter wusch sich die Hände und nahm eine Verbandsschere in die Hand.
Er schnitt den Verband an Harms Knöchel vorsichtig auf.
Harm verzog das Gesicht, aber sagte nichts.
"Das sieht gar nicht gut aus, Sir" meinte Carter und sah sich den Fuß vorsichtig von
allen Seiten an. "Bewegen Sie bitte mal Ihre Zehen, Sir."
Harm tat wie befohlen, aber man sah, dass es schmerzhaft war.
"Sie haben zwei Möglichkeiten, Sir" fing Carter an und ließ vorsichtig von Harms Fuß ab.
"Die Erste ist, dass ich den Fuß jetzt gründlich untersuche und ihn vermutlich eingipsen
muss."
„Und die zweite?“
„Sie gehen morgen sofort zum Arzt, sobald Sie wieder an Land sind, Sir, und lassen den
Knöchel gründlich untersuchen und versorgen" erklärte der Arzt mit einem ernsten Blick.
"Nur keinen Gips, bitte! Ich weiß zwar noch nicht genau, wann wir morgen zurück in DC
sind, aber ich verspreche Ihnen, dass ich dann sofort einen Kollegen von Ihnen
aufsuche" sagte Harm.
"Tun Sie das aber auch, Sir, ärztlichen Anordnung" meinte Carter.
"Ja, werde ich, versprochen, ich will heute nur noch was essen, und wenn nichts
anderes mehr dazwischenkommt, verlassen wir morgen das Schiff" sagte Harm.
"Gut, Sir, dann werde ich Sie für Heute noch mal verarzten und morgenfrüh auch noch,
aber wenn Sie länger bleiben, werde ich den Knöchel ruhig stellen" sagte der Arzt und
fing an Harm wieder einen stabilen Verband anzulegen, mit dem er auch einigermaßen
laufen konnte.
"Ja, in Ordnung" sagte Harm etwas verlegen.
"OK, das war's, Sir, versuchen Sie vorsichtig aufzutreten" meinte der Arzt, als er fertig
war und stellte sich so hin, dass er Harm zur Not fangen konnte.
"Danke" sagte Harm, nachdem er aufgestanden war. "Ich komme dann morgen früh
noch einmal vorbei."
"Ja, Sir, und nicht mehr belasten, als nötig" sagte der Arzt noch mal.
"Ja, mache ich" versprach Harm, er verließ den Raum und ging in Richtung Messe.
Am nächsten Morgen suchte Harm, wie versprochen, noch einmal den Arzt auf. Dieser
erklärte nach einer letzten Untersuchung auch MacKay für transportfähig. MacKay
wurde auf einer Trage in das Flugzeug gebracht, mit dem auch Harm und Claire das
Schiff verließen. Begleitet wurden Sie von Webb und dem CAG, der während des
Fluges von zwei MPs bewacht wurde. Nach der Rückkehr nach Washington erstatteten
sie noch Bericht beim Admiral.
Später Nachmittag
Freitag 25. Mai 2001
Navy Krankenhaus
Bethesda, MD.
Harm betrat das Krankenhaus. Nach seiner Rückkehr vom Träger war sein Knöchel
noch nicht besser geworden, aber damit war ja auch nicht zu rechnen gewesen. Er
schaute auf die Uhr, bis zu seinem Termin mit Dr. Engels waren es noch zehn Minuten,
aber er zog es vor, sofort hinzugehen. Er klopfte an die Tür und hörte ein „Herein“ von
innen.
„Sie sind bestimmt Commander Rabb“ begrüßte die Ärztin ihn, sie hatte den gleichen
Rang wie Harm.
„Ja, Commander, der bin ich.“
„Sie sind zu früh“ meinte sie und weiter ohne auf eine Antwort von ihm zu warten, „Also
wie ist das genau passiert mit Ihrem Knöchel?“ fragte sie mit Anspielung auf die
Tatsache, dass Harm humpelte.
„Lieutenant Carter von der Truman hat mir diese Unterlagen mitgegeben, ich denke,
daraus müssten Sie alles erfahren“ meinte Harm und überreichte die Mappe.
Die Ärztin öffnete die Akte, als sie sich damit an ihren Schreibtisch setzte. „Setzen Sie
sich ruhig hin.“
„Danke“ sagte Harm und nahm auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz.
„Mehrfach verstaucht, innerhalb kurzer Zeit. Was haben Sie gemacht? Ah, ich seh
schon, der Empfehlung Krücken zu benutzen sind Sie nicht nach gekommen und haben
sich auch nicht weiter geschont, das erklärt einiges“ sagte sie, als sie aufstand und zu
Harm rüber ging. „Dann werde ich mir das mal ansehen. Einmal auf den
Behandlungstisch. Bitte legen, Commander.“
„Ja, Ma’am“ meinte Harm und legte sich dann wie befohlen auf den Tisch.
Sie zog ihm den Schuh und die Socke aus, danach entfernte sie den Verband, darunter
kam ein noch immer kräftig verfärbter Knöchel zum Vorschein. „Das sieht nicht gut aus“
meinte sie und fing an, den Knöchel vorsichtig zu bewegen. „Sagen Sie, wenn es
schmerzt.“
„Jetzt“ sagte er, als sie den Fuß nach rechts drehte und verzog schmerzhaft das
Gesicht.
„Das werden wir röntgen müssen“ sagte sie und gab Harm Socke und Schuh zurück.
Sie ging ans Telefon und veranlasste, dass Harm zum röntgen gebracht wurde.
Einige Zeit später brachte ihn eine Krankenschwester zurück in den Behandlungsraum
und gab der Ärztin die Aufnahmen, bevor sie wieder den Raum verliess und die Tür
hinter sich schloss.
Harm fühlte sich in dem Rollstuhl, in dem er saß, sichtlich unwohl und rutschte ein wenig
hin und her.
Die Ärztin sah sich in Ruhe die Aufnahmen von Harms Knöchel an. „Nichts gebrochen,
aber Ihre Bänder sind stark überdehnt“ sagte sie ihm.
„Wie lange wird es dauern, bis ich wieder laufen kann?“ wollte Harm wissen.
„Kommt drauf an, Commander.“
„Worauf?“ fragte er zurück.
„Mit Krücken nicht so lange, wie ohne“ sagte sie.
Harm verdrehte die Augen. „Na, da hab ich wohl keine andere Wahl“ meinte er, „der
Admiral wird sich freuen.“
„Ich könnte Ihnen auch einen Rollstuhl anbieten, wenn Sie mit Krücken nicht klar
kommen“ sagte sie zuvorkommend.
„Dann nehm ich doch lieber die Krücken“ meinte Harm mit einem Grummeln.
Kurze Zeit später verließ Harm den Behandlungsraum mit einer stabilen Schiene am
Knöchel und ein paar Krücken, dazu war er noch bis einschließlich Mittwoch
krankgeschrieben wurden. Er entschied sich, bevor er nach DC zurückfahren wollte,
noch nach Lieutenant MacKay zu schauen und ging zur Information um zu erfahren, wo
er zu finden sei.
Anschließend fuhr er mit dem Aufzug zum dritten Stock, er ging zu Zimmer 317. Er
klopfte an und betrat das Zimmer.
MacKay lag noch immer mit bandagierten Augen im Bett, daneben stand ein Mann
mittleren Alters und auf dem Bett bei MacKay saß eine Frau, die seine Hand hielt.
„Entschuldigen Sie, ich wollte nicht stören.....“ begann Harm.
„Sie stören nicht, Sir“ sagte MacKay, der Harm an der Stimme erkannt hatte.
„Wie geht es Ihnen MacKay?“ fragte Harm und ging ans Bett.
„Schon besser, Sir“ antwortete MacKay. „Darf ich vorstellen, Commander Rabb, dass
sind Admiral Jackson und seine Frau“ meinte MacKay und versuchte in etwa mit der
Hand in die richtige Richtung zu zeigen.
„Seine Eltern“ berichtigte Mrs. Jackson ihn.
„Mrs. Jackson“ Harm verlagerte das Gewicht auf eine Seite und hielt ihr die Hand hin,
„Guten Tag, Admiral, schön, Sie einmal kennenzulernen.“
„Was ist mit Ihnen denn passiert?“ fragte der Admiral.
„Ein Sportunfall“ meinte Harm verlegen.
Mrs. Jackson schmunzelte. „Jason, wir müssen jetzt los“ sagte sie und drückte seine
Hand fest.
„Ich hoffe, Sie gehen nicht wegen mir?“ fragte Harm.
„Nein, wir haben noch eine Menge zu erledigen“ erklärte sie.
Mrs Jackson gab Jason noch einen Kuss zum Abschied auf die Wange und stieß dann
ihren Mann an, und gab ihm einen entsprechenden Blick.
„Jason hat erzählt, dass Sie ihm das Leben gerettet haben, Commander,“ fing der
Admiral an. „Danke.“ Er gab Harm die Hand.
„Das war selbstverständlich, Sir“ sagte Harm und ergriff die Hand.
„Wir müssen jetzt los“ drängte Mrs Jackson ihren Mann. „Bis Morgen, Jason“ sagten
Beide noch, bevor sie den Raum verließen.
Harm setzte sich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand. „Hi MacKay“ meinte er, „wie
geht es Ihnen wirklich?“
„Besser, aber noch nicht so gut, Sir“ gab MacKay zu.
„Was sagen die Ärzte zu Ihren Augen?“
„Angeblich soll in ein paar Tagen alles wieder so sein wie vor dem Unfall, Sir.“
„Na, das hört sich doch schon besser an. Haben Sie schon mit Ihrer Zukünftigen
gesprochen?“ fragte Harm.
„Ja, habe ich, sie war keine Stunde nachdem ich in dem Bett lag hier, Sir“ meinte
MacKay.
„Ist zwischen Ihnen beiden alles in Ordnung?“ wollte Harm wissen.
„Ja, Sir. Ich habe sie gefragt, ob sie mich heiratet und sie hat ja gesagt.“
„Herzlichen Glückwunsch!“ meinte Harm und ergriff MacKays Hand.
„Danke, Sir“ sagte MacKay.
„Das freut mich wirklich für Sie“ meinte Harm. „Und warum hat sie es Ihnen nicht schon
früher gesagt?“
„Sie wollte es mir sagen, wenn wir wieder in Norfolk sind, Sir, dann kam der Test
dazwischen und sie konnte es nicht mehr. Sie wusste einfach nicht wie. Aber ist OK, so
muss ich mich nicht so lange gedulden, bis mein Kind auf die Welt kommt“ meinte
MacKay und lächelte.
„So kann man das auch sehen!“ meinte Harm und grinste zurück, obwohl er ja wusste,
das MacKay ihn nicht sehen konnte. „Wissen Sie schon, was es wird?“ wollte er wissen.
„Neugierig, Sir?“
„Ja“ gab Harm zu.
„Tut mir leid, Sir, wenn ich das preisgebe, bekomme ich ärger“ sagte MacKay.
„Okay, aber ich will der erste sein, der es nach der Geburt erfährt!“ meinte Harm
scherzhaft. „Nach Ihren Eltern natürlich“ fügte er noch hinzu.
„Und meinen zukünftigen Schwiegereltern, Sir“ sagte MacKay.
„Aber sicher doch. Was hält der Admiral eigentlich davon, dass Sie in eine Familie von
Jarheads hineinheiraten?“ scherzte Harm.
„Genau soviel, oder eher wenig, wie der Colonel, Sir“ sagte MacKay ernst.
„Oh“ meinte Harm. „Aber deswegen wird es doch keine Probleme geben, oder?“
„Sagen wir es so, meine Mutter hat den Admiral im Griff, und sie mag Jenn, und nun ja,
Jenn kann sich zuhause ganz gut durchsetzen“ meinte MacKay.
„Dann wird ja hoffentlich alles ins reine kommen. Lassen Sie sich nur niemanden
verbieten, nur weil sie aus der falschen Familie kommt“ sagte Harm.
„Keine Sorge, Sir. Ich weiß was ich will“ sagte MacKay. „Wie geht es eigentlich Ihrem
Knöchel?“
„Nun, sagen wir mal so, wenn es nach der Ärztin hier im Krankenhaus geht, wird mich
mein Admiral in den nächsten drei Tagen nicht sehen“ antwortete Harm. „Und sie will,
dass ich die Krücken benutze“ fügte er noch hinzu, und man merkte seiner Stimme an,
dass ihm das gar nicht recht war.
„Sie können wenigstens alleine überall hingehen, Sir. Ich komme mir vor wie ein
Kleinkind, egal wo ich hin will, ich bin auf fremde Hilfe angewiesen, und werde dann
auch noch jedesmal in einen Rollstuhl gesetzt“ sagte MacKay und klang genau so wenig
begeistert von seiner Situation.
„Das ändert sich aber bald wieder“ versicherte Harm. „Aber ich werde diese Dinger noch
mindestens zwei Wochen benutzen müssen.“
„Und was ist, wenn meine Augen nicht wieder....“ fing MacKay an.
„Das wird schon, machen Sie sich mal keine Gedanken“ beruhigte Harm ihn, „die Ärzte
wissen schon, was Sie ihnen sagen.“
„Ich hoffe, Sir“ sagte MacKay nicht gerade überzeugt.
„Glauben Sie dran“ versicherte Harm ihn noch mal. „Wie sieht es aus, steht schon ein
Termin für die Hochzeit?“ lenkte er MacKay ab.
„Mir wird ständig gesagt, ich soll mir deswegen keine Gedanken machen, Sir, also für
einen Termin fragen Sie lieber jemand anders“ sagte MacKay gleichgültig.
„Das werde ich dann wohl müssen. Gibt es irgendetwas, das ich für Sie tun kann?“
„Mich hier rausholen, Sir.“
„Sorry, aber ich fürchte, das kann ich nicht, ich komme ja kaum selbst hieraus. Und nun
sehen sie nicht alles so schwarz, als Pessimisten kenne ich Sie ja gar nicht.“
„Ich weiß, Sir, aber ich mag keine Krankenhäuser.“
„Fragen Sie mich mal“ meinte Harm.
MacKay grinste. „Kann ich mir vorstellen.“
„Sieht wohl aus, als wären wir beide nicht die besten Patienten.“
„Vermutlich nicht, Sir“ sagte MacKay.
„Sir, wegen meinem Vater vorhin, ich meine der Admiral, er ist manchmal etwas wie soll
ich sagen, nicht gerade gesprächig“ meinte MacKay.
„Das ist kein Problem, MacKay, es gibt nicht viel, über das wir zu sprechen hatten.“
„Das wird es gewesen sein, Sir“ sagte MacKay nur.
„Ihre Mutter scheint mir eine sehr nette Frau zu sein“ nahm Harm das Gespräch nach
einer kurzen Pause wieder auf.
„Ist sie auch, ich glaube ohne sie wäre mein Leben anders verlaufen, Sir.“
„Wie meinen Sie das?“
„Sie hat sich um mich gekümmert, Sir, als ich damals aus dem Krankenhaus kam, sie
hat mich kaum aus den Augen gelassen, die ersten Tage. Aber nie gedrängt, dass ich
mich entscheiden soll, sie war einfach nur da für mich“ sagte MacKay und lächelte dabei
leicht.
„Und sie hat sich dann auch weiter um Sie gekümmert, als Sie in dem Heim in LaJolla
waren?“
„Da war ich nicht lange, Sir, ich habe nicht ganz die Wahrheit gesagt“ antwortete
MacKay.
„Und wie lange waren Sie dort?“
„Nicht ganz sechs Wochen, Sir“ sagte MacKay und man konnte ihm anmerken, dass es
ihm unangenehm war.
„Und dann sind Sie bei den Jacksons aufgewachsen? Ich hatte mich schon gewundert,
wie Sie sonst so viel Zeit mit Sean verbringen konnten“ sagte Harm und man merkte ihm
an, das es ihm nichts ausmachte, nicht ganz die Wahrheit gehört zu haben.
„Nun ja, Sir, sie haben mich adoptiert“ sagte MacKay, „ich weiß, ich hätte Ihnen alles
sagen sollen.“
„Nein, hätten Sie nicht, und ich finde es schön, dass Sie so viel Vertrauen zu mir haben,
mit mir überhaupt darüber zu reden.“
„Liegt wohl daran, Sir, dass Sie vielleicht gar nicht so ein schlechter Basketballspieler
sind, wie ich behauptet habe. Sie haben mich wirklich gefordert“ gab MacKay zu.
„Nett gesagt, aber gegen Sie werde ich nie eine wirkliche Chance haben. Aber wir
sollten es noch mal versuchen, wenn wir beide wieder fit sind!“ meinte Harm.
„Jederzeit, Sir, aber vielleicht sollten wir mal was anderes probieren“ schlug MacKay
vor.
„Was denn, Hallenhalma vielleicht?“ meinte Harm scherzhaft.
„Ist das nicht zu gefährlich, ich meine wegen ihrem Knöchel.....Sir?“
„Ach, das wird schon wieder, ich hatte schon härtere Landungen“ meinte Harm „und ich
hatte ja nicht vor, mit Krücken zu spielen!“
„Dabei hätten Sie jetzt vermutlich sogar die Chance Ihres Lebens, gegen mich zu
gewinnen, Sir, ich seh nicht mal den Ball“ scherzte MacKay.
„Ja, und danach tragen Sie uns beide vom Spielfeld, Sie, weil Sie gegen die nächste
Wand gesprungen sind, und mich, weil ich die Krücken verloren habe!“ ging Harm
darauf ein.
„Sie, ja, Sir, mich, vielleicht“ sagte MacKay und griff zielsicher nach seinem Glas
Wasser, was auf dem Tisch neben seinem Bett stand und trank.
„Wie ist das Essen hier?“ fragte Harm und wechselte mal wieder das Thema.
„Also riechen und schmecken tut es gar nicht mal so schlecht, Sir, aussehen, kann ich
nicht beurteilen.“
„Seien Sie froh, dass Sie es nicht sehen können, dann würde es Ihnen sicher nicht mehr
schmecken!“
MacKay lachte.
„Na, so gefallen Sie mir schon wieder besser.“
Es klopfte an der Tür und Jennifer kam rein. MacKay lächelte direkt. „Hy, Jenn“
begrüßte er sie, bevor sie etwas gesagt hatte.
„Mein Stichwort“ meinte Harm „Ich muss sowieso langsam wieder los. Guten Tag,
Captain Turner“ begrüßte er den neuen Besucher, „ich hoffe, es geht Ihnen gut?“
„Tag, Sir, Sie müssen meinetwegen nicht gehen, ich habe nur kurz Zeit, komme gerade
von einer Routineuntersuchung. Und uns zwei geht es prima“ sagte sie und rieb mit
einer Hand über ihren Bauch. „So gut es einem halt geht im 8ten Monat“ ergänzte sie.
„Das freut mich“ meinte Harm „ nein, ich gehe nicht wegen Ihnen, ich muss nur langsam
wieder zurück. Er wollte mir leider nicht sagen, was es wird“ meinte Harm und blickte in
Richtung MacKay.
Sie begrüßte MacKay mit einem liebevollen Kuss. „Gut, Sir, er darf es auch nicht“
meinte sie mit einem Lächeln und strich MacKay durch die Haare.
„Schade, ein Versuch war es wert“ meinte Harm mit einem Grinsen.
„Es weiß keiner, Sir, außer uns zwei“ beruhigte sie Harm.
„Schon gut, aber der Termin für die Hochzeit ist doch kein Geheimnis, oder?“
Sie sah Harm überrascht an, dann MacKay und wieder Harm mit einem Blick, der sagte
nicht hier und nicht jetzt.
„Vergessen Sie es, Sir, in meiner Gegenwart werden Sie nie was erfahren. Ich habe es
schon dran gegeben“ sagte MacKay resigniert.
Harm lächelte Jenn verlegen an. „ich sag ja, MacKay, versuchen kann man es!“
„Ich will doch nur, dass du dich in Ruhe erholst, Jason“ versuchte Jenn Jason zu
besänftigen und gab ihm noch einen Kuss.
„Als wenn er noch an irgend etwas anderes denken könnte“ meinte Harm im Scherz.
„Aber ich muss jetzt wirklich“ sagte er nach einem Blick auf die Uhr.
„Danke für Ihren Besuch, Sir, vielleicht sieht man sich ja noch mal“ sagte MacKay.
„Bestimmt. Ich muss anfang der Woche sowieso noch mal hierhin, vielleicht schaue ich
dann noch mal vorbei“ sagte Harm beim Hinausgehen.
„Wenn ich dann noch hier bin, Sir.“
„ich werde es sehen. Und ansonsten würde ich mich freuen, wenn Sie sich mal bei mir
melden, Sie haben ja meine Nummer.“
„Mach ich bestimmt, Sir.“
„Schön. Captain Turner, ich wünsche Ihnen alles Gute“ sagte er noch.
„Wiedersehen, Sir“ sagte Jenn noch bevor Harm endgültig gegangen war.
Harm verließ das Krankenhaus und fuhr zurück nach DC.
Freitag 01. Juni 2001
Harm's Apartment
North of Union Station, Washington DC.
Als Harm nachhause kam, stand ein schwarzer SUV da, wo er normalerweise parkte,
mit Virginia Nummernschild und einem Marine Corps Rahmen um diesem.
Er parkte auf dem letzten freien Parkplatz und stieg aus. Als er näher an den Wagen
kam, sah er, dass jemand hinterm Steuer saß und eine Zeitschrift las, MacKay.
Harm klopfte an die Scheibe.
MacKay sah auf, er legte die Zeitschrift weg und öffnete die Wagentür. "Tag, Sir."
"Was machen Sie hier?" wollte Harm wissen.
„Ich musste einfach mal raus, Sir, ich hoffe, ich störe nicht, sonst kann ich auch ....." fing
MacKay an.
"Nein, Sie stören nicht, kommen Sie mit rauf."
MacKay stieg aus und schloss den Wagen ab, bevor er Harm folgte.
"Jetzt erzählen Sie mir erst mal was lost ist" sagte Harm, als sie sein Apartment
betraten.
"Ich darf nichts machen, nur rum sitzen, oder besser noch im Bett bleiben, als wäre ich
aus Glas und würde kaputt gehen, wenn man mich nur anpustet" meinte MacKay.
"Das Gefühl kenne ich. Lassen Sie sich doch einfach mal ein bisschen pflegen, die
meinen es doch nur gut mit Ihnen" beschwichtigte Harm ihn.
"Sechs Leute, die einem ständig alles abnehmen oder verbieten, Sir, ich fühl mich als
wäre ich wieder zehn" seufzte MacKay.
"Also wenn es Ihnen lieber ist, können Sie gern mein Apartment putzen" scherzte Harm,
wurde dann aber wieder ernst "Glauben Sie mir, sie wollen doch nur, dass es Ihnen gut
geht, wie lange ist es jetzt her, dass Ihre Augen wieder in Ordnung sind?"
"Seit Dienstag, Sir," sagte MacKay, "Aber es geht mir gut, wirklich."
Harm schaute seine Post durch und öffnete einen Brief, der scheinbar auf edlerem
Papier gedruckt war. "Ich glaube Ihnen ja auch, dass es Ihnen gut geht, aber Sie wissen
ja, wenn ein Arzt sagt, Sie sollen sich schonen, werden die Leute um Ihnen, die
Sie mögen, alles tun, um das durchzusetzen. Aber wenn Sie möchten, rede ich gern mit
Ihren Eltern" meinte Harm und las den Brief. "Wer ist denn sonst noch bei Ihnen im
Moment zu Hause?" wollte er noch wissen.
"Da Jenn schon vom Dienst freigestellt ist, wohnen wir momentan bei ihren Eltern, dann
sind meine Eltern noch da und Jenns jüngere Schwester, Sir" antwortete MacKay.
"Möchten Sie, dass ich einmal mit Ihnen rede? Dann kann ich mich auch gleich
hierfür bedanken, ich werde gern kommen" meinte Harm und deutete auf den
Brief.
"Nicht nötig, Sir, ich werde es überleben. So lange ich noch Freigang habe geht's es ja.
Ihr Vater hat mir sogar seinen Wagen geliehen, nur damit ich nicht mit dem Motorrad
rumfahre. Wofür bedanken?" fragte MacKay nach.
"Oh, ich wusste nicht, dass man Sie überraschen wollte" meinte Harm und hielt MacKay
den Brief entgegen.
"Wohl eher schonen, Sir, unsere Mütter haben das in die Hand genommen" sagte
MacKay, als er las um was es ging. "Ich frag mich nur wo, die Ihre Adresse her haben,
Sir" fügte MacKay hinzu.
"Ich denke, der Admiral hat da so seine Quellen" meinte Harm und dachte an den Anruf,
den Chegwidden einmal von Admiral Jackson erhalten hatte, als er vor einem halben
Jahr auf der Truman ermittelt hatte.
"Vermutlich, Sir. Wie geht es eigentlich Ihrem Knöchel?" fragte MacKay unauffällig.
"Schon wieder ganz gut. Ich bin vorhin endlich die Krücken losgeworden."
"Na dann wird wohl nichts aus einem Spiel, Sir" meinte MacKay.
"Ich fürchte, dafür ist es noch etwas zu früh, die Ärztin bringt es fertig und setzt mich
doch noch in den Stuhl, wenn ich nachher wieder mit einem lädierten Fuß
vorbeikomme" sagte Harm bedauernd. "Obwohl..."
"Obwohl was, Sir?" hakte MacKay nach.
"Nein, es geht nicht, mein CO war von dem Krankenschein in dieser Woche schon nicht
gerade begeistert..." Man merkte, dass Harm mit sich kämpfte.
"Ist schon gut, Sir, ich will ja nicht, dass Sie Ärger bekommen" sagte MacKay.
"Ich bekomme keinen Ärger wegen Ihnen, MacKay, sondern weil ich meinen Kopf
durchsetze. Und jetzt essen wir erst mal etwas und dann sehen wir, ob wir nicht doch
eine Sporthalle finden, in der zwei Halbinvaliden eine Runde spielen können."
"Also ich bin wieder fit, Sir, ich darf nur keine Tomcats fliegen, aber ansonsten bin ich ab
Montag wieder Dienst tauglich. Was mich an meine Tätigkeit für die nächsten zwei
Wochen erinnert" sagte MacKay nicht gerade begeistert.
"Wie sieht die aus?" wollte Harm wissen.
"Ich soll mit einem anderen zusammen, der Trottel hat sich allerdings freiwillig dazu
gemeldet, Sir, irgendwelche Vorträge halten übers Fliegen und die Navy oder so, habe
noch nicht so ganz raus was das genau sein soll" erklärte MacKay.
"Sie meinen, eine PR-Aufgabe? Oh, da hab ich so meine Erfahrung mit..."
"Nein, Sir, ich glaube nicht PR, irgend so ein Programm" meinte MacKay.
"Was für ein Programm soll das sein? Wem sollen Sie denn einen Vortrag halten?"
fragte Harm.
"Ich glaub irgendwas mit Cadets oder so, habe die Unterlagen heute erst bekommen
und noch nicht rein gesehen" gab MacKay zu.
"Cadets? Das hört sich doch nett an, das sind die Piloten von morgen!"
"Ich kann so was aber nicht, Sir. Was soll ich da denn erzählen? Warum
erwischt mich immer so was" seufzte MacKay.
"Was Sie erzählen sollen? Seien Sie einfach nur Sie selbst! Erzählen Sie, was die Navy
Ihnen bedeutet, warum es für Sie die richtige Wahl war. Wenn Sie möchten, können wir
gern an einen Vortrag arbeiten, das ist nicht viel anders, als ein Plädoyer vor Gericht"
bot Harm an.
"Nein, danke, Sir. Das wird schon, irgendwie" lehnte MacKay dankend ab.
In der Zwischenzeit schob Harm einen Auflauf in den Ofen, den er bereits vorbereitet
hatte. "Natürlich wird das was, da habe ich keine Bedenken. Ich hoffe, Sie mögen
vegetarische Lasagne."
"Klar, Sir, ich hätte anrufen sollen" meinte MacKay entschuldigend, "Sie hatten doch
bestimmt was vor."
"Nein, hatte ich nicht, ich hab im Moment kein sehr ausgefülltes Gesellschaftsleben"
meinte Harm bedauernd.
"Tut mir leid, Sir."
"Jetzt hören Sie auf, sich ständig bei mir zu entschuldigen, und lassen Sie das Sir weg,
außer Dienst bin ich Harm. Machen Sie sich mal nützlich und decken Sie den Tisch, das
Geschirr finden Sie in dem Schrank dort drüben"
"Aye, Sir" scherzte MacKay und fing an den Tisch zu decken.
"Haben Sie eigentlich Ihr Sportzeug dabei?" fragte Harm einige Minuten später als er die
Lasagne aus dem Ofen holte.
"Nein, hab ich nicht" sagte MacKay. "Dann war es das mit dem Spiel, schade."
"Na, das können wir ändern, Sie haben ja fast meine Größe, da werden wir schon was
finden, wenn Sie gleich immer noch spielen wollen. Und Turnschuhe tragen Sie ja
bereits"
"Klar, will ich, endlich mal was anderes als fernsehen oder lesen. Aber sagen Sie, das
bitte nicht meinen Eltern oder Jenn."
"Und Sie nicht meiner Ärztin, dann sind wir quitt. Und jetzt setzen Sie sich erst mal,
dann können wir essen."
Nach dem Essen holte Harm für sich und MacKay Sportzeug und die beiden
fuhren gemeinsam zur nächsten Sporthalle.
"Passt" sagte MacKay und zog einen ganzes Stück von der Kordel am Bund der
Shorts raus, er machte einen Knoten rein.
Harm grinste ihn an und zog dann auch seine Sportkleidung an.
Als MacKay das T-Shirt wechselte sah man noch ganz deutlich die letzten Zeichen von
dem Unfall auf seinem Brustkorb.
"Sind Sie sicher, dass Sie in Ordnung sind?" fragte Harm nach, der die blauen Flecken
sah.
"Meinen Sie wegen der paar blauen Flecken?" begann MacKay und zog das T-Shirt
noch mal kurz hoch. "Die tun gar nicht mehr weh. Außerdem habe ich schon mit ganz
anderem Verletzungen Ball gespielt" ergänzte er mit einem Grinsen im Gesicht.
"Okay, dann mal los" meinte Harm, konnte aber ein leichtes Hinken nicht ganz
verhindern.
"Allerdings, Ihr Knöchel macht keinen stabilen Eindruck" erwähnte MacKay, als er Harm
mit dem Ball in der Hand folgte. "Vielleicht doch Hallenhalma?"
"Nein, danke, so alt bin ich auch noch nicht."
"Mit Ihrem Alter hat das auch nichts zu tun, höchstens mit Ihren Gebrechen" meinte
MacKay.
"Das hört sich fast genauso schlimm an. Und jetzt reden Sie nicht lange, sondern
spielen Sie" forderte Harm ihn auf "ich melde mich dann, wenn ich ein Problem habe.
Das gleiche gilt aber auch für Sie."
"OK" sagte MacKay und dribbelte mit dem Ball vor Harm. "Bis wie viel?"
"Ich glaube, wir haben da noch ein Spiel zu beenden. Wo waren wir doch gleich stehen
geblieben?"
"7 zu 5, für mich" sagte MacKay, "falls wir Ihren letzten Treffer zählen." Er grinste übers
ganze Gesicht.
"Na, dass will ich doch wohl meinen, der war hart erkämpft!" meinte Harm und grinste
ebenfalls.
"Dann sind Sie am Ball" sagte MacKay, passte Harm den Ball zu und wechselte den
Platz mit ihm.
"Okay." Harm dribbelte um ihn herum, schaffte es, sich aus seiner Deckung zu befreien
und warf auf den Korb.
MacKay holte sich den Rebound. "Gar nicht mal so gut" meinte MacKay und dribbelte
mit dem Ball raus, um direkt wieder durch zu ziehen, an Harm vorbei und den Ball per
slam dunk zu versenken.
"Das gebe ich gern zurück" gab Harm zurück und nahm MacKay den Ball in der
nächsten Runde wieder ab.
MacKay deckte Harm gut, aber nicht gut genug.
Harm warf auf den Korb und traf. "Wollen Sie mir wieder ein Geschenk machen?"
"Wären Sie dann sauer?" fragte MacKay nach, als er Harm so deckte, dass er einfach
nicht zu einer Wurfchance kam.
"Warum sollte ich sauer sein, ein Erfolgserlebnis ist doch auch mal was schönes" meinte
Harm und versuchte erfolglos, sich aus MacKays Deckung zu befreien.
"Und wie sieht es aus, wenn Sie verlieren?" fragte MacKay weiter, ohne Harm nur einen
Zentimeter mehr Raum zu geben.
"Na und, meinen Sie, ich hätte nicht schon einmal verloren?" sagte Harm und versuchte
nach hinten auszuweichen.
"OK" sagte MacKay nur und nahm Harm den Ball ab, ohne sich viel dabei anstrengen zu
müssen, anschließend versenkte er diesen.
"Aber im Moment sieht es nicht so aus" meinte Harm optimistisch, nahm ihm in der
nachfolgenden Runde den Ball wieder ab und traf den Korb.
"Liegt wohl an der langen Pause" konterte MacKay und hatte schneller wieder den Ball,
als Harm reagieren konnte. MacKay versenkte drei Bälle kurz hinter einander und kam
dann langsam dribbelnd zurück zum Anwurf Punkt.
"Ihre Pause war nicht länger als meine" gab Harm zurück, doch bevor er MacKay
angreifen konnte, ließ dieser den Ball los und lief an Harm vorbei in Richtung
Umkleideraum, wo auch die Toiletten waren.
Harm lief hinter ihm her. "Was ist los mit Ihnen?" fragte er, als er ihn erreichte. Er hörte,
wie MacKay sich auf der Toilette übergab.
Es dauerte nicht lange, bis er wieder raus kam. "Geht schon wieder" sagte MacKay,
nachdem er seinen Mund ausgespült hatte.
"Ich glaub, wir lassen das jetzt erst einmal wieder, ich kann nicht mehr" meinte Harm
und hinkte auffällig, als er auf MacKay zuging.
"Ist schon gut, Sie brauchen nicht... ich weiß ja, dass es eine schlechte Idee war" sagte
MacKay und ging an Harm vorbei in den Umkleideraum.
"Was brauche ich nicht, MacKay, zugeben, dass ich meinen Fuß zu sehr belaste?
Machen Sie sich nicht immer meinen Kopf, ich denke, wir wollten uns nur beide etwas
beweisen" meinte Harm, der MacKay gefolgt war und jetzt auf der Bank seinen Schuh
auszog.
"Nein, ich hätte nicht her kommen sollen und Sie nicht zu einem Spiel überreden.
Langsam müsste ich es wissen" sagte MacKay, als er sich auf die Bank setzte.
"Was soll das? Ich lasse mich zu nichts überreden, dass ich nicht selbst will. Verdammt,
werden Sie mal wieder etwas lockerer, Sie wissen doch, dass Sie immer zu mir kommen
können."
"Das meine ich nicht."
"Was meinen Sie dann?"
"Haben Sie schon mal ein komplettes Basketballspiel mit zwei angeknacksten Rippen
durch gehalten, oder mit einer Grippe?" MacKay lehnte sich zurück gegen die Wand
hinter sich und starrte an die Decke.
"Ich war auch schon mal krank während eines Spiels, ja, aber das ist schon
etwas länger her" meinte Harm "Was ist los mit Ihnen, reden Sie schon."
"Der Arzt hatte mich gewarnt, wenn ich mich zu sehr anstrenge könnte es passieren,
dass es mir wieder schlechter geht. Meinem Körper gefiel das ganze Meerwasser nicht,
das ich geschluckt hatte. Sind die Nachwirkungen" erklärte MacKay ruhig. "Aber ich bin
kein Mensch, der krank ist oder gar im Krankenhaus liegt."
"Ich könnte ja jetzt sagen, das hätte ich Ihnen auch vorher sagen können, aber ich
wollte Sie nicht bremsen. Nun, mich auch nicht" gab Harm zu und begann, sich
umzuziehen. "Jetzt fahren wir erst mal wieder zu mir zurück und erholen uns beide
etwas. Und dann rufen wir bei Ihnen zu Hause an und lassen Ihre Leute wissen, wo Sie
sind, sie machen sich sicher schon Sorgen."
MacKay brauchte nicht lange, um sich umzuziehen.
Sie fuhren zurück zu Harms Apartment und Harm gab MacKay eine Hose und ein Shirt.
"Dort ist die Dusche, bis gleich dann."
MacKay nahm die Sachen, aber zögerte einen Moment. "Ich fahr am Besten direkt nach
Hause."
"Jetzt bleiben Sie erst mal, ich rufe bei Ihnen zu Hause an und sage Bescheid, dass Sie
hier sind. Nun aber ab unter die Dusche!"
MacKay traute sich nicht weiter zu diskutieren und ging duschen.
Harm rief unterdessen die Nummer an, die er auf dem Umschlag mit der Einladung
gefunden hatte, und teilte Jenn mit, dass MacKay bei ihm sei und es ihm gut ginge. Er
sagte ihr auch noch, dass MacKay wohl besser heute nacht bei ihm bleiben würde, weil
er ihn ungern im Dunkeln zurückfahren lassen wollte, schließlich seien seine Augen
gerade erst wieder verheilt. Jenn bedankte sich bei ihm und bat ihn, darauf zu achten,
dass MacKay sich nicht anstrengt, und vor allem kein Basketball spielen dürfe. Harm
versicherte ihr, auf ihn aufzupassen und verabschiedete sich dann von ihr.
Kurze Zeit später kam MacKay frisch geduscht zurück. Er trug das T-Shirt, was Harm
ihm gegeben hatte und die Jogginghose, aber er zog noch die Kordel zurecht und
machte wieder einen Knoten.
"Alles okay, Sie bleiben heute nacht hier. Setzen Sie sich auf die Couch" sagte Harm
und holte dann auch für sich Hose und Shirt.
"Sie haben angerufen? Ich..." fing MacKay an.
"Was? Es ist alles in Ordnung, sagte ich doch."
"OK" sagte MacKay nur und setzte sich auf die Couch, er sah etwas blass aus.
Harm kam fünf Minuten später wieder zurück. "Möchten Sie vielleicht einen Tee?"
"Nein, danke."
"Irgendetwas anderes, das ich Ihnen antun kann?" versuchte Harm die Stimmung
aufzulockern.
"Nein, alles Bestens. Was hat Jenn gesagt?" fragte MacKay.
"Dass man Sie bereits vermisst hätte und dass auch sie es für besser halten würden,
wenn Sie über Nacht hier bleiben würden und..."
"Und was?"
"Na ja, dass ich darauf achten sollten, dass Sie nicht Basketball spielen" setzte Harm
verlegen fort.
"Sie haben Ihr nichts gesagt? Ich meine von dem Spiel und was passiert ist?" fragte
MacKay nach.
"Sind Sie wahnsinnig? Das bleibt unter uns!" lächelte Harm ihn an.
"Danke!"
"Kein Problem. So, was machen wir zwei leicht Versehrte jetzt noch?"
"Keine Ahnung, ich wohn hier nicht" sagte MacKay, der langsam wieder Farbe
im Gesicht bekam. "Aber auf Espn laufen die NCAA Spiele, falls Sie so was interessiert"
schlug MacKay vor.
"Klar, gerne" sagte Harm und schaltete den Fernsehen ein.
Eine gute Stunde später merkte Harm, dass MacKay eingeschlafen war. Vorsichtig
stand er auf, schaltete den Fernseher aus, holte eine Decke und deckte MacKay zu,
nachdem er seine Füße hochgelegt hatte. Anschließend verschwand Harm im Bad und
dann in seinen Schlafzimmer.
Nach einem Frühstück am nächsten Morgen, bei dem MacKay wieder etwas besser
aussah, verabschiedete er sich von Harm und machte sich auf den Weg nach
Hampton.
Montag Morgen
JAG Hauptquartier
Falls Church, VA.
Nach der üblichen Einsatzbesprechung saßen Harm und Claire in Harms Büro.
"Lieutenant Lafayette, haben Sie in zwei Wochen Sonntag schon etwas vor?" fragte
Harm vorsichtig nach.
"Nein, Sir. Hab ich nicht. Warum?"
"Haben Sie Lust, mich zur Hochzeit von Lieutenant MacKay zu begleiten? Ich habe eine
Einladung bekommen, und würde Sie gern mitnehmen" sagte Harm.
"Unheimlich gerne."
"Wunderbar, dann wäre das ja geregelt, ich werde Sie dann am Sonntag um 07:30
abholen, wenn nichts dazwischenkommt" meinte Harm.
"Einverstanden, gibt es eine besondere Kleiderordnung?"
"Für mich ist das ganz einfach, aber was die Damen betrifft, da muss ich passen.
Vielleicht sollten Sie sich mal mit der zukünftigen Braut darüber unterhalten" schlug
Harm vor. "Ich geben Ihnen gern die Telefonnummer."
"Das wäre nett, so viele Hochzeiten habe ich noch nicht mitgemacht" lachte Claire.
Harm reichte ihr die Karte. "Aber jetzt wenden wir uns besser erst mal der Arbeit zu, der
Admiral hat uns ganz gut eingedeckt" meinte er und deutete auf den Stapel vor ihm.
Mittwoch 13. Juni 2001
Abend 1920 EST
Harms Apartment
4 Tage vor der Hochzeit
Harm war gerade dabei, sein Wohnzimmer aufzuräumen, als das Telefon klingelte
"Rabb?" meldete er sich.
"Tag, Sir, MacKay hier."
"Hi, MacKay, was gibt es?"
"Ich wollte Fragen, ob Sie am Samstag schon was vor haben, Sir."
"Bis jetzt noch nicht, gibt es etwas, bei dem ich Ihnen helfen kann?"
"Das nicht, Sir. Die Jungs wollen einen Junggesellenabschied geben, und ich dachte Sie
hätte vielleicht Lust auch zu kommen."
"Sehr gern! Wo soll ich hinkommen?"
"Kitty's, Sir, das ist eine kleine Bar in Norfolk, ich kann Ihnen dann auch gerne eine
Übernachtungsmöglichkeit besorgen."
"Gut, ich weiß, wo das ist. Das mit der Übernachtung wäre keine schlechte Idee, bis
nach Hause wäre es ja gut zwei Stunden."
"OK, Sir, Sie bringen dann auch am Besten schon alles mit, was Sie auf der Hochzeit
anziehen wollen, außer Sie wollen vorher noch mal bis nach DC fahren."
"Geht in Ordnung, ich kann es ja im Auto lassen. Um wie viel Uhr soll ich da sein?"
"20 Uhr, Sir"
"In Ordnung, ich werde da sein. Gibt es irgendetwas, auf das ich mich gefasst machen
sollte?"
"Ich hoffe nicht, Sir."
"Gut, dann sehen wir uns also Samstag. Bis dann."
"Bis Samstag, Sir."
Samstag Abend
Kitty's Bar
Norfolk, VA.
Harm kam gegen 1945 an der Bar an und fand Turner, Jackson und den zukünftigen
Ehemann bereits vor.
"Abend, Sir" sagten die Drei.
"Und ich dachte immer, die Navy wäre nie pünktlich" meinte Turner mit einem Grinsen.
"Immer diese Vorurteile" meinte Harm. "Guten abend, meine Herren."
"Was heißt hier Vorurteile, Sir, das sind Beobachtungen."
"Was wollen Sie trinken, Sir?" ging MacKay dazwischen.
"Ja klar, aber sicher sind die Beobachter voreingenommen. Ich nehme erst mal ein
Wasser, im Moment bin ich einfach nur durstig."
"Kein Problem, Sir" meinte MacKay und besorgte Harm sein Wasser. Turner und
Jackson hatten jeder ein Bier in der Hand, aber MacKay eine Cola.
"Danke. Und, welche netten Sachen haben Sie für heute Abend geplant?" wollte Harm
von Turner und Jackson wissen.
"Das übliche, Sir" sagte Jackson mit einem breiten Grinsen.
"Na, das sagt alles" meinte Harm. "Ich hoffe nur, ich lande anschließend nicht wieder in
einer Zelle..."
"Sir?" MacKay sah ihn fragend an.
"Ah, vergessen Sie es einfach. Ich hab nichts gesagt!"
"Ach kommen Sie schon, Sir, das klingt interessant" forderte Turner ihn auf.
"Nun, nach dem letzten Junggesellenabschied saß ich zusammen mit meinem CO und
dem Bräutigam die Nacht hinter schwedischen Gardinen" gab Harm zu.
"Oh, und wie sind Sie da noch rechtzeitig zur Trauung rausgekommen, Sir?" fragte
Turner weiter.
"Wie soll ich sagen, die Marines waren zur Stelle" bekannte Harm mit einem Blick auf
Turner.
Turner grinste.
"Meine Partnerin hatte die Ehre, uns am Morgen wieder rauszuholen. Und die ist ein
Marine."
"OK, Jungs, egal was ihr vorhabt, wenn wir dafür im Knast landen, bringt Jenn nicht nur
mich um" meinte MacKay ernst.
"Hey, keine Angst, wir passen schon auf dich auf, Jason" sagte Turner.
"Ich habe auch nicht vor, es so weit kommen zu lassen" warf Harm ein. "Einmal reicht."
"Für irgendwas sind Marines doch gut, ich wusste es" meinte Jackson nur.
"Ja, so ist es. Wer wird denn noch erwartet?" wollte Harm wissen.
"Sämtliche Piloten von der Truman, Sir, und noch ein paar andere Offiziere," meinte
Jackson.
"Aber ich denke nicht, dass alle kommen werden" fügte Turner hinzu.
"Hört sich gut an. Und für den heutigen Abend lassen Sie bitte das Sir weg, OK?"
"Wir werden es versuchen" meinte MacKay grinsend.
"Besser als nichts. Dann lassen Sie uns doch mal schauen, dass wir diesen Herrn hier
offiziell verabschieden" meinte Harm an die anderen gewandt.
"Werden wir, immerhin ist das der letzte Abend in Freiheit" sagte Jackson.
"Sehen Sie das mal nicht so schwarz, er hat es doch wirklich gut erwischt" meinte Harm.
"Erfahrungswerte" meinte Turner. Er und Jackson zeigten Harm jeweils den Finger mit
dem Ehering dran.
"Oh, da bin ich hier wohl in der Unterzahl. Aber ich bleibe bei meiner Meinung."
"Wie Sie wollen, aber sobald das erste Kind da ist, wird es nicht besser" meinte Jackson
und klopfte MacKay auf die Schulter.
"Danke, Jungs, echt aufbauend. Passen Sie bloß auf, gleich zücken die sämtliche
Kinderfotos, die sie dabei haben" sagte MacKay und ließ die Drei stehen, er ging an die
frische Luft.
"Moment, ich bin gleich wieder da." Harm stellte sein Glas auf den Tisch und ging hinter
MacKay her. "Warten Sie" sagte er, als er ihn erreichte.
"Ja?" fragte MacKay, aber ging trotzdem weiter.
"Bleiben Sie stehen, Jason."
"Was ist?" fragte MacKay, er blieb stehen und sah Harm an.
"Lassen Sie sich nicht ärgern. Oder gibt es irgendein Problem?"
"Die ärgern mich damit nicht, es ist nur ...." fing MacKay an.
"Was ist es, raus mit der Sprache?"
"Nein, ich glaub langsam, mit Ihnen rede ich nur über irgendwelche Probleme. Tut mir
leid."
"Ich hab Ihnen schon einmal gesagt, Sie sollen sich nicht ständig entschuldigen. Ich bin
halt zufälligerweise zu Stelle. Ich kann ja so was wie Ihr großer Bruder sein, wenn Ihnen
das hilft" meinte Harm mit einem Grinsen.
"Großer Bruder lieber nicht, mir reicht mein Kleiner" meinte MacKay mit einem Lachen.
"So gefallen Sie mir schon wieder besser. Okay, aber der Onkel bin ich nicht!" lachte
Harm mit.
"Vielleicht sollten wir wieder rein gehen" meinte MacKay nicht ganz überzeugend.
"Ja, das sollten wir. Kommen Sie, zeigen Sie denen, dass man Sie nicht so einfach
reizen kann" ermunterte Harm ihn.
MacKay atmete tief durch und ging nicht gerade begeistert wieder auf die Tür zu. Er
mischte sich unter die Gäste.
Harm ging an die Bar und holte sich eine Cola. Er wollte erst mal nüchtern bleiben um
zu sehen, was der Abend noch so brachte.
Später am Abend trat dann auch die bestellte Stripperin auf, allerdings konnte Harm
MacKay unter den Anwesenden nicht entdecken. Harm schaute sich das Schauspiel
eine Weile an und blickte sich dann suchend nach MacKay um, den er allerdings
nirgends erblicken konnte. Jackson, Turner und die anderen Jungs waren hell auf
begeistert.
Harm ging vor die Tür und traf dort wie erwartet auf MacKay, der dort mit einer Cola in
der Hand stand. "Warum sind Sie nicht bei den anderen?"
"Ich brauchte was frische Luft" sagte MacKay.
"Ja natürlich" sagte Harm, machte aber keine Anstalten, wieder zu gehen.
"Und Sie?"
"Ich weiß nicht, ich fühle mich wohl etwas Fehl am Platze. Für mich wird wohl nie
jemand so was machen" meinte er, und blickte auf seine Cola.
"Sagen Sie das nicht, ich dachte auch nie, dass ich mal heirate. So irrt man sich."
"Ja, sicher, aber ich bin auch etwa 10 Jahre älter als Sie, und da ist der Zug schon fast
abgefahren."
MacKay schwieg und drehte das Glas zwischen seinen Händen.
"Jason, warum so betreten? Jenn ist das beste, was einem Mann passieren kann, sie
wird eine wunderbare Frau sein."
"Daran zweifle ich auch nicht" meinte MacKay.
"Was ist es dann?"
"Ich habe Angst, dass ich als Vater versage."
"Das werden Sie nicht, da habe ich gar keine Bedenken" meinte Harm und blickte ihn
an. "Der Admiral war Ihnen ein guter Vater, Sie haben das richtige Vorbild."
"Und was ist, wenn ich ihn irgendwann mal schlage?" fragte MacKay und starrte nur auf
sein Glas.
"Sie meinen geschlagene Kinder werden schlagende Väter? Nein, vergessen Sie das
Vorurteil, ein guter Freund von mir hatte dieselben Bedenken vor der Hochzeit, und
mittlerweile ist er stolzer Vater eines Jungen, und er würde ihn nie schlagen" erzählte
ihm Harm.
"Ich hoffe es, ich würde es mir nie verzeihen" sagte MacKay.
"Glauben Sie es mir. Und wenn es irgendwas gibt, haben Sie genügend Freunde, die
Ihnen zur Seite stehen oder Sie notfalls zusammenstauchen" erwiderte Harm.
"Ich habe schon überlegt, ob ich mich versetzen lasse. An Land, damit ich öfter zuhause
bin und irgendwohin, wo es weniger gefährlich ist."
"Und was schwebt Ihnen da vor?"
"Ich weiß es nicht, bis jetzt bin ich immer nur geflogen" sagte MacKay und klang
unentschlossen.
"Es gibt eine Menge Dinge in der Navy außer der Fliegerei, die man machen kann,
vielleicht kann Ihnen der Admiral da einen Rat geben" entgegnete Harm.
" Aber was anderes, Sie sagten gerade 'ihn', haben Sie mir da was gesagt, dass ich
eigentlich gar nicht erfahren sollte?" meinte Harm mit einem Augenzwinkern und
versuchte MacKay abzulenken.
"Wenn ich Ihnen jetzt sage, dass das nichts zu bedeuten hat, würden Sie mir
das glauben?" fragte MacKay nach.
"Nein" meinte Harm. "Aber bald werden wir es ja sowieso wissen."
"Bitte kein Wort, zu Niemanden" bat MacKay.
"Keine Sorge, ich kann ein Geheimnis bewahren" versicherte ihm Harm.
"Danke!"
"Sollten wir nicht mal wieder reingehen? Der Ehrengast kann nicht die ganze
Zeit vor der Tür stehen!"
"Wenn's sein muss" meinte MacKay.
"Nun sehen Sie das doch nicht immer so schlimm, das sind Ihre Freunde, die
veranstalten das für Sie"
"Klar. Vollkommen uneigennützig" meinte MacKay und musste grinsen.
"Ja, sicher, wer es glaubt... Und nun kommen Sie schon!"
"OK" sagte MacKay und folgte Harm wieder in die Bar.
"Was wollen Sie trinken?" fragte Harm.
"Cola."
Harm gab dem Barkeeper ein Zeichen. Der stellt ihm zwei Bier in Flaschen hin.
"Warten Sie, können Sie uns bitte zwei Cola geben?" fragte Harm. Doch der Barkeeper
war schon wieder weg. "Na, wunderbar. Warten Sie einen Moment, ich bin gleich wieder
da" meinte Harm und wollte dem Barkeeper folgen.
"Klar" antwortete MacKay. "Ich setzt mich dann mal da drüben hin."
Ein paar Minuten später kam Harm mit den Getränken zum Tisch.
"Danke. Ich hoffe Sie trinken jetzt nicht nur Cola, weil ich kein Bier trinke" meinte
MacKay und nahm sein Glas entgegen.
"Nein, ich muss ja noch meine Begleitung abholen" meinte Harm.
"Daran habe ich gar nicht gedacht, ich wusste nicht, dass Sie wieder eine Freundin
haben" meinte MacKay mit einem Grinsen.
"Lassen Sie sich überraschen! Nein, im Ernst, ich habe Lieutenant Lafayette gefragt"
gab Harm zu.
"Der Lieutenant ist doch nett."
"Ist sie, ohne Frage, aber wir arbeiten zusammen, da wird nie was draus" meinte Harm.
"Wie Sie meinen, aber das wird sehr spät, wenn Sie die ganze Strecke heute Nacht
noch fahren wollen."
"Machen Sie sich keine Gedanken, ich werde morgen früh um 1000 wieder zurück sein."
"Wenn Sie sagen, Sie schaffen das, glaub ich Ihnen das" sagte MacKay und nahm
einen Schluck von der Cola.
"Danke für Ihr Vertrauen" erwiderte Harm.
"Immer wieder gern."
"Eigentlich wollte ich den Lieutenant ja abholen, aber ich denke, wenn ich jetzt noch
zurückfahre, ist es sicherer, wenn sie morgen früh bei mir vorbeikommt, dann hab ich
noch eine Stunde mehr Schlaf. Ich rufe sie mal eben an."
"Wäre wohl besser" meinte MacKay.
Harm verließ kurz die Bar und griff nach seinem Handy.
"Claire Lafayette" meldete sich Claire am anderen Ende.
"Rabb hier. Lieutenant, ich würde Sie gern um eine Änderung für morgen bitten. Wäre
es Ihnen möglich, morgen früh zu mir zu kommen. Ich weiß, ich wollte ursprünglich sie
abholen, aber bei mir wird es heute Abend noch etwas später" bat Harm.
"Nein, ist nicht schlimm. Bin dann wie besprochen um 0730 bei Ihnen, oder soll ich
später kommen?"
"Nein, 0730 ist in Ordnung, wir brauchen gut zwei Stunden bis Norfolk" sagte Harm.
"Gut, ich werde da sein, soll ich noch etwas Proviant einpacken? Oder etwas
besonderes für die Hochzeit?"
"Haben Sie an das Geschenk gedacht?" fragte Harm.
"Aber sicher, steht gut verpackt auf dem Flurtisch und wartet auf die Abreise" lachte
Claire.
"Wunderbar, was würde ich ohne Sie tun?" scherzte Harm. "Also, wir sehen uns morgen
früh!"
"Daran will ich gar nicht denken, lachte auch Claire. Bis morgen dann, bye."
Harm schmunzelte, schaltete sein Handy aus und ging wieder hinein. Er beobachtete
das Treiben um sich herum. Die Stripperin war mittlerweile wieder gegangen, aber das
schien der Stimmung keinen Abbruch zu tun. Die Gäste, nur Männer unterhielten sich
ausgelassen.
Jackson und Turner kamen auf den Tisch zu. "Tut uns leid, aber wir bräuchten mal
Jason" meinte Jackson.
"Na, mich brauchen Sie nicht um Erlaubnis zu fragen" entgegnete Harm, erhob sich
dann aber auch, um zu sehen, was die Jungs vorhatten.
"Also, gehen wir" meinte Turner und griff nach Jasons Arm.
Jason sah ihn an, er ahnte was jetzt passieren würde, aber ließ sich ohne Gegenwehr
nach draußen vor die Bar bringen. Gefolgt von allen Anwesenden.
Vor der Bar hatten sich alles versammelt. Am Wasser lag ein Brett, zehn Zentimeter
breit und drei Meter lang, das eine Ende war auf dem Land sicher befestigt und das
andere lag auf einem Pfahl mitten im Wasser. Und dort stand ein Karton. "OK, Jason,
du kennst das Spiel, aber ich erklär es noch mal" fing Turner an. "Du musst darüber und
den Karton holen, wenn es dir gelingt, bleibst du trocken."
"Sieht ja nicht besonders schwierig aus" meinte MacKay und ging auf den schmalen
Steg. Als er den Karton in der Hand hatte und sich umdrehte, um zurück zu balancieren,
stand Turner auch auf dem Steg, allerdings mit einem gepolsterten Stock in der Hand.
"Hey, das gehört aber nicht zum Spiel" meinte MacKay.
"Wir dachten, bei deinen Fähigkeiten, ist es mehr als fair" erklärte Turner und versuchte
ihn mit dem Stock vom Steg zu stoßen.
MacKay wich ohne Probleme aus, nur der Karton segelte ins Wasser. Doch Turner gab
nicht auf. MacKay bekam ein Ende von dem Stock zu fassen und zog dran, Turner
rutschte überrascht vom Steg ins Wasser, samt Stock. "Tja, das war wohl dann nichts"
meinte MacKay und ging vom Steg aufs Festland zurück.
Jackson und ein paar Andere halfen Turner aus dem Wasser.
"Ich hab dir gleich gesagt, wir hätten Schmierseife nehmen sollen" meinte Jackson und
gab Turner ein Handtuch.
Harm stand dabei und musste darüber grinsen, wie Turner aus dem Wasser gezogen
wurde.
"Also soll ich noch mal?" fragte MacKay, "ich meine, will noch wer nass werden?" Er
grinste übers ganze Gesicht.
Turner stieß Jackson an. "Du bist dran."
"Warum ich?" wehrte Jackson ab.
"Erstens, du bist trocken und zweitens ich bin ranghöher, also los" forderte Turner ihn
auf.
"Marines" murmelte Jackson und nahm den Stock entgegen, den einer aus dem Wasser
gefischt hatte. "Nach dir, Jason."
MacKay grinste und ging wieder an das Ende des Stegs, dass auf dem Pfahl im
Wasser lag.
Auch diesmal wich er dem Stock aus, aber bekam ihn nicht zu fassen. Was aber auch
nicht nötig war, da Jackson sich mit einem zu kräftigen Schwung, selber aus dem
Gleichgewicht brachte und ins Wasser fiel.
MacKay blieb auf dem Steg stehen. "Noch jemand?" forderte er heraus.
"Wie wäre es mit Ihnen, Commander?" fragte Turner und sah Harm an.
Jackson war mittlerweile wieder aus dem Wasser und hatte den Stock noch in
der Hand.
"Ich? Warum sollte ich das tun, ich bin doch selbst Junggeselle, ich hab nicht vor, ihn
von der einen oder anderen Sache zu überzeugen?" fragte Harm. "Aber ok, ich war
noch nie ein Feigling." Er nahm den Stock, den Jackson hielt, entgegen und ging auf
den Steg zu, auf dessen hinteren Ende noch immer MacKay stand. Harm versuchte
MacKay mit dem Stock vom Steg zu stoßen, aber schaffte es nicht ihn zu treffen. Als
Harm etwas energischer in seinen Versuchen wurde, erwischte er zwar MacKay, aber
dieser hielt den Stock fest und zog dran. Harm brachte dies aber nicht so sehr aus dem
Gleichgewicht, wie Turner.
MacKay versuchte Harm den Stock abzunehmen, was ihm auch gelang und Harm
landete im Wasser. MacKay warf den Stock an Land und machte mitten auf dem Steg
einen Handstand. Plötzlich hörte er ein knackendes Geräusch und der Steg brach
durch. Er fiel zu Harm ins Wasser.
"Schön, dass Sie mir Gesellschaft leisten!" meinte Harm und versuchte an Land zu
krabbeln.
"Glauben Sie mir, nicht freiwillig" sagte MacKay und zog sich an Land.
Sie bekamen Beide ein trockenes Handtuch.
"Haben Sie trockene Sachen mit?" fragte MacKay ihn.
Die restlichen Gäste, bis auf Turner und Jackson gingen wieder in die Bar.
"Ja, Jogginghose und T-Shirt sind im Kofferraum, und notfalls hab ich ja noch meine
Dress Whites" Harm grinste MacKay an. "Und wie sieht es mit Ihnen aus?"
"Wir haben Sachen mit, vielleicht passt Ihnen ja was davon" bot MacKay an.
"Danke."
Harm bekam eine Jeans von Turner, die sogar einigermaßen passte und ein
T-Shirt von MacKay. Die nassen Sachen packten sie bei Turner in den Kofferraum, er
hatte extra einen Wäschekorb mitgebracht.
"Sie haben ja an fast alles gedacht" meinte Harm.
"Wieso fast?" fragte Turner nach.
"Sie hätten mich ruhig vorwarnen können, dann hätte ich was in meiner Größe mit"
meinte Harm mit Blick auf seine etwas zu kurzen Hosen.
"Die sind doch nur minimal zu kurz" meinte MacKay grinsend.
"Ansichtssache!"
"Vielleicht sollten wir wieder rein gehen" schlug Jackson vor und ging wieder in die Bar,
gefolgt von den anderen.
0730 OZ
Sonntag 17. Juni 2001
Harms Apartment
North of Union Station, Washington DC.
Claire klopfte an die Tür.
Harm öffnete die Tür. Er war zwar bereits angezogen, sah aber noch reichlich müde
aus. "Morgen, Lieutenant. Kommen Sie kurz herein" sagte Harm.
"Guten Morgen" grüßte Claire und trat ein.
"Möchten Sie noch einen Kaffee, bevor wir fahren?" fragte er.
"Gerne, aber nur wenn Sie sowieso schon welchen gemacht haben."
"Ja, kein Problem, in der Kanne ist noch welcher" sagte er.
"Super, danke, zu Hause war leider keine Zeit mehr dafür" gestand Claire.
Harm holte eine weitere Tasse aus dem Schrank und goss für Claire und auch für sich
noch einen Kaffee ein. "Bitte" sagte er und gab ihr eine Tasse.
Claire nickte dankend, bevor sie sich dem Kaffee widmete.
"Wir müssen dann jetzt los" sagte Harm nach fünf Minuten und griff nach seiner Jacke.
Seine Ausgehuniform nahm er auf einem Bügel mit.
"Warten Sie einen Moment, ich hab das Geschenk noch auf dem Beifahrersitz."
erinnerte Claire, als die Beiden die Treppe runter gingen. Vor dem Haus holte sie
schnell das Geschenk und stieg zu Harm in seinen SUV.
Nachdem sich beide angeschnallt hatten fuhr Harm auf den Freeway in Richtung
Norfolk. Die Fahrt war ruhig, an diesem Sonntag war glücklicherweise nicht viel Verkehr.
Gegen 0945 kamen sie in Norfolk an.
Harm nahm seine Ausgehuniform und das Geschenk und ging zusammen mit Claire auf
MacKay zu, den sie in der Nähe gesehen hatten.
"Tag, Sir, Lieutenant. Wie ich sehe, hat alles geklappt" meinte MacKay schmunzelnd.
"Natürlich, habe ich doch gesagt, oder?" grinste Harm. "Das hier ist unser
Hochzeitsgeschenk." Er reichte ihm das Packet.
"Danke!" meinte MacKay.
"Ich glaube allerdings, das Brautpaar wird nicht viel damit anfangen können." Harm
schaute zu Claire und lächelte vielsagend.
"Verstehe, Sir, damit muss man wohl rechnen, wenn die Hochzeit keine zwei Wochen
vor der Geburt des ersten Kindes ist" sagte MacKay grinsend.
"Kann ich mich irgendwo umziehen?" fragte Harm.
"Klar, da drüben, Sir" sagte MacKay und zeigte auf eins der Gebäude, "der erste Raum
auf der linken Seite. Werden Sie es finden?"
"Aber sicher doch, ich werd mich schon nicht verlaufen" erwiderte Harm und ging auf
das Gebäude zu.
"Was ist hier drin?" fragte Jason neugierig und drehte das Geschenk vorsichtig.
"Machen Sie es auf, Lt, verraten wird nichts" zwinkerte Claire.
"Dann werde ich wohl noch warten müssen."
"Na, Sie haben doch bestimmt schon viele Geschenke aufmachen dürfen, oder?"
"Noch kein einziges" grinste Jason.
"Das sind aber strenge Sitten hier, wer hat denn das Verbot verhängt?"
"Irgendjemand meinte, die werden erst nach der Trauung geöffnet" erklärte MacKay.
"Hat der Commander heute Morgen irgendwas wegen Gestern gesagt?"
"Nein, hätte er denn?"
"Nein, ich war nur neugierig" meinte MacKay mit einem Grinsen im Gesicht.
"Na jetzt haben Sie mich aber neugierig gemacht"
"Ich glaube, da fragen Sie den Commander lieber selber drüber aus."
"Einverstanden, seine Müdigkeit hat mit "gestern" nichts zu tun, oder?" versuchte es
Claire auf einem anderen Weg
"Also ohne meinen Anwalt sage ich jetzt wohl besser nichts mehr" meinte MacKay
grinsend.
"Was haben Sie schon wieder angestellt, Lieutenant MacKay?" fragte Harm, der gerade
zurückkam, grinsend.
Claire lachte.
"Ich? Nichts, Sir!" antwortete MacKay.
"Wozu sollten Sie wohl sonst einen Anwalt brauchen?" Harm lachte und schloss den
letzten Kragenknopf.
"Jason, deine Mutter sucht nach dir" sagte ein vier Sterne Admiral, der plötzlich neben
ihnen auftauchte.
"Und wo genau?" wollte Jason wissen.
"In der Kirche, irgendwas wegen der Blumen, ich habe es nicht ganz verstanden" meinte
der Admiral.
"Ich kümmere mich drum" sagte Jason und ging.
"Tag, Commander, wer ist den Ihre charmante Begleitung?" versuchte der Admiral ein
Gespräch.
"Das ist Lieutenant Lafayette, meine Kollegin bei JAG" stellte Harm sie vor. "Und das ist
Admiral Jackson" sagte er dann zu Claire.
"Angenehm" lächelte Claire und streckte ihm die Hand hin.
Der Admiral schüttelte ihre Hand und sah Harm etwas skeptisch an.
Harm blickte zurück, sagte aber nichts.
"Jason hat gesagt, dass Sie gestern noch die ganze Strecke nach DC zurück gefahren
sind, Commander."
"Ja, Sir, ich hatte Lieutenant Lafayette versprochen, mit ihr zusammen hierhin zu
kommen" sagte Harm.
"Wir sehen uns ja bestimmt noch" meinte der Admiral und lies die Beiden stehen.
"Aber Sie hätten doch nicht wegen mir so einen Umstand machen müssen, dann wäre
ich allein hier hochgefahren."
"Kein Problem, Lieutenant, mir machte es nichts aus" entgegnete Harm.
"Was haben Sie denn überhaupt gestern gemacht, wenn ich mir die Frage erlauben
darf?"
"Tut mir leid, aber da konnte ich Sie nicht mitnehmen" meinte Harm, "das war der
Junggesellenabschied von Lieutenant MacKay."
Claire lachte, " das erklärt Ihre Müdigkeit heute morgen, war es denn wenigstens
schön?"
"Es war erfrischend" meinte Harm grinsend.
"Na dann" Claire grinste
"Jetzt sollten wir uns aber mal unter die Leute mischen" schlug Harm vor.
Claire nickte.
1125 OZ
Raum in der Kapelle
NS Norfolk, VA.
"Es läuft alles schief, das wird ein kompletter Reinfall" meinte MacKay.
"Ganz ruhig Jason, es wird schon alles klappen" versuchte Jackson ihn zu beruhigen.
"Du wirst doch wohl jetzt keine kalten Füße bekommen?" wollte Turner wissen.
"Das meine ich nicht, ich ......." fing MacKay an, er war sichtlich nervös. MacKay stand
vor dem Spiegel und starrte sein eigenes Spiegelbild an.
"Ich bin gleich zurück" sagte Jackson und verließ den Raum.
Kurze Zeit später kam Jackson mit Harm im Schlepptau wieder rein. "Ich habe einen
Freiwilligen gefunden, der für Cal einspringt" informierte er MacKay.
"Toll" seufzte MacKay und starrte weiter in den Spiegel.
"Ein bisschen mehr Begeisterung wäre ganz nett" tat Harm beleidigt.
"Sie, Sir?" fragte MacKay und drehte sich überrascht zu Harm um.
"Ich kann auch wieder gehen" bot Harm an.
"Nein, Sie bleiben ... Sir" sagte MacKay schnell.
"Gut, gibt es sonst noch ein Problem?" wollte Harm wissen.
"Bis jetzt noch nicht, Sir" meinte MacKay, "außer Sie haben ein Problem damit, dass ein
Marine bei der Ehrengarde das Sagen hat" fügte MacKay hinzu, mit einem kurzen Blick
in Richtung Turner.
Turner grinste.
"Kein Problem!"
Eine junge Frau mit einem kleinen Jungen auf dem Arm, der bitterlich weinte und einem
etwas älteren Jungen an der Hand kam in den Raum.
"Hey, was ist denn los, Tommy?" fragte Jackson und nahm seinen Sohn aus den Armen
seiner Frau.
"Jessica hat ihn geschubst" erklärte sie ihm.
Der andere Junge grinste übers ganze Gesicht.
"Daniel, das ist nicht witzig" sagte Turner und hob ihn hoch.
"Kann ich die Beiden bei euch lassen?" fragte sie.
"Natürlich" antwortete Jackson.
Sie verabschiedete sich wieder und verließ den Raum.
Der Kleine legte seinen Kopf auf die Schulter von seinem Vater und hörte auf zu weinen.
"Kann ich irgendwie helfen?" fragte Harm in die Runde.
"Nein, jetzt müssen wir nur noch warten, dass die Frauen fertig werden" meinte MacKay
nüchtern.
Nach der Trauung begaben sich die Hochzeitsgäste vor die Kirche und die Ehrengarde
nahm Aufstellung.
"Offiziere, Zieht ... Säbel!" befahl Turner.
"Präsentiert Säbel!"
"Die Klingen zum Wind!"
"Wir präsentieren zum ersten Mal in der Öffentlichkeit Lieutenant und Mrs. Jason
MacKay" sagte Turner.
Das Brautpaar durchschritt Gasse.
"Semper Fi" sagte Turner, als die Beiden ans Ende der Gasse kamen und schlug
MacKay mit dem Säbel auf den Hintern.
Gleichzeitig sagte Jackson, "go Navy" und schlug Jenn ebenfalls mit dem Säbel.
"Säbel ab."
"Achtung!"
"Und wegtreten!"
Die Hochzeitsgäste beglückwünschten das Paar.
„Was meinst du mit, da will noch jemand mit aufs Foto?“ fragte Jason leicht panisch, als
sich langsam alle für die Hochzeitsfotos aufstellten.
„Das ich gleich dein Kind kriege, also bring mich in ein Krankenhaus, und zwar sofort!“
brüllte Jennifer.
„Oh Gott, jetzt schon? Es ist zu früh“ bemerkte Jason.
„Hol den Wagen“ brüllte sie ihn an.
Jason wollte sie aber nicht loslassen, da sie ja schon Wehen hatte. „Ich brauche einen
Freiwilligen, mit Auto“ rief Jason.
„Ich würd ja,“ bot Jackson an, „aber mich hat ein Vollidiot mit einem SUV zu geparkt.“
„Dann sieht es wohl aus, als würde ich fahren, ich bin der Vollidiot“ bot Harm an.
„Ich... tut mir leid, Sir, es ist nur ....“ stotterte Jackson.
„Danke, Sir“ unterbrach MacKay ihn einfach und half Jennifer in Harms SUV.
"Wo ist Nic, ohne sie fahr ich nicht" sagte Jenn.
"Hier, wir können los" sagte eine junge Frau und setzte sich mit einer Sporttasche auf
den Beifahrersitz.
Die fahrt zum Stützpunkt Krankenhaus dauerte nicht lange und Jenn wurde in den
Kreissaal gebracht. MacKay folgte, nachdem er sich bei Harm noch bedankt hatte. Ein
teil der restlichen Hochzeitsgäste war mit Autos gefolgt und fanden sich mit und mit vor
dem Kreissaal ein.
Nach über einer Stunde kam MacKay mit einem kleinen Bündel auf dem Arm aus dem
Zimmer. Er strahlte übers ganze Gesicht.
"Onkel Jason" rief Tommy durch den Flur, als er MacKay sah und wollte auf ihn zu
laufen, aber sein Vater schnappte ihn vorher. "Runter! Lass mich runter!"
"Tommy, ganz langsam" sagte Jackson ihm und nahm ihn in den Arm.
"Und was ist es?" wollte der Admiral wissen.
"Ein Junge, Daniel James MacKay" verkündete MacKay glücklich.
*Ende*

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