NICOLES KINDER HABEN DIE KRIPPE ÜBERSPRUNGEN.

Transcrição

NICOLES KINDER HABEN DIE KRIPPE ÜBERSPRUNGEN.
Coverstory
Ciao,
Kleines!
Die erste Außer-Haus-Betreuung des
kleinen Lieblings ist wohl für jede Familie ein
großer Einschnitt. Warum später besser ist
– und wie sanfte Ablösung Ihrem Kind hilft.
Achtung, Zündstoff!
TEXT Mareike Steger und Sylvia Wasshuber-Haas
FOTOS Lydia Stöckl
„MEINE KIDS WAREN
BEIM KINDERGARTENSTART 2,5 – ALLES
VERLIEF ENTSPANNT“
Nicole, Mutter von Matthias (5)
und Marina (2,5)
„Die Eingewöhnung von Matthias ging
ruck, zuck, am dritten Tag ist er schon allein
bis 11.30 Uhr dortgeblieben. Nach ein paar
Wochen hat er in der Früh geweint, hat sich
aber von der Pädagogin schnell beruhigen
lassen und ist spielen gegangen. Mittlerweile gehen wir alle drei jeden Tag in den
Kindergarten Niederhollabrunn – ich
arbeite jetzt als Betreuerin dort. Entsprechend einfach war der Einstieg für Marina.
Meine Kinder sind zwar in meiner Gruppe,
bewegen sich aber frei in unserem offenen
Haus. Da wir keine Krippe haben, sind alle
Kinder beim Start schon 2,5 Jahre alt.
Manche brauchen mehr Zeit für die
Eingewöhnung, manche weniger. Meist
verläuft sie ganz problemlos.“
Vielen Dank an den niederösterreichischen Landeskindergarten Niederhollabrunn!
A
usschließlich Mutter?
Wollte ich nie werden.
Ich arbeite gern und
auch viel. Vor ein paar
Jahren, während meine
Freundinnen mit Anfang 30 ihre Familie gründeten, schaute ich mir deren Vereinbarkeitsmodelle an. Richtig gut gefiel mir nur das von
Evi: Sie, die als Architektin in der
Schweiz arbeitet, hatte ihr Kind nach
vier Monaten in eine spitzenmäßige
Krippe – drei Betreuerinnen für sieben
Kleinkinder! – gebracht. Mit 37 entschied ich mich für ein Kind. Meiner
Chefin versprach ich: „Nach sechs Monaten Karenz bin ich zurück.“
Matthias und Marina haben’s gut: Ihre Mama ist seit Kurzem
auch eine ihrer Kindergartenbetreuerinnen.
ZERREISSPROBE FÜR MAMA
Ich hielt mein Wort. Meine Gefühle in
den ersten Lebensmonaten meines
Sohnes zerrissen mich jedoch fast. Was
ich früher vollmundig postuliert hatte,
schien mir jetzt undenkbar: Nicht eine
Sekunde mehr hätte ich Klein B. in
fremde Hände geben wollen. Nicht weil
ich nicht loslassen kann. Und auch
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WIENERIN mit Kind
11
Coverstory
nicht weil ich anderen Menschen nicht
zutraue, (m)ein Baby gut zu behandeln.
Es war einzig dieser Instinkt, ein Wissen ganz tief in mir drin: „Es ist zu
früh.“ Mein Kind braucht noch eine
ganz enge Bindung an die wichtigsten
Menschen in seinem Leben: mich und,
wenn ich arbeiten bin, seinen Vater.
Der blieb schließlich zu Hause, bis
heute. Jetzt ist B. zwei, in ein paar Mo-
naten werden wir ihn behutsam in eine
Krippe eingewöhnen. Meine Schwägerin zieht mich heute noch mit meinem
Sager von früher auf: „Ich geb mein
Kind früh weg.“ Ja, das dachte ich. Aber
wie hätte ich auch ahnen können, dass
ich als Mutter spüren würde, was gut
für mein Kind ist?
Zu diesem Instinkt gesellt sich mittlerweile Wissen: Mit 15 oder mehr Kin-
W MYTHEN RUND UM
EINGEWÖHNUNG
Entlarvt von Rüdiger Posth, Kinderarzt und Autor (zuletzt: Gewaltfrei durch
Erziehung, Waxmann-Verlag). Auf rund-ums-baby.de/entwicklung beantwortet
er jeden Montag Elternfragen.
Mythos 1:
Weinen ist normal und gut.
Ohne Tränen geht es nicht, hören viele Eltern. Falsch, sagt Rüdiger
Posth. „Kein Kind muss mit Weinen selbstständig werden. Warum
auch? Selbstständig werden und sich lösen sind eine Art Befreiungsakt, der glücklich macht. Bei der Eingewöhnung geht es auch nicht um
Trauer, sondern um Angst und Verzweiflung durch das Gefühl,
zurückgewiesen und verlassen zu werden. Seltsamerweise spricht man
viel von Kinderrechten und gewaltfreier Erziehung – meint aber, vor
Angst schreiende Kleinkinder, die in fremder Umgebung abgegeben
werden, hätten kein Gewalterlebnis.“ Erlebt ein Kind die Eingewöhnung traumatisch, reagiert es nicht immer mit Weinen beim Abgeben
oder Abholen: Manche verhalten sich erst daheim auffällig – zeigen
etwa Schlafstörungen oder Aggressionen. Dabei klappt Eingewöhnen
ohne Weinen. Der Experte hat dafür den Begriff der „sanften
Ablösung“ geprägt (siehe Mythos 2). Das Vertrauen des Kindes muss,
begleitet von Mama (oder Papa) und viel Zeit, auf die Erzieherin
übergehen – dann funktioniert Trennung ohne Tränen.
Erste Trennungsversuche empfehlen sich schon nach einigen Tagen.
Krippen haben fixe „Fahrpläne“ für die Eingewöhnung. Demnach sollen
Eltern schon nach ein paar Tagen rausgehen. Ein strikter Zeitplan ist für
Rüdiger Posth Makulatur. Entscheidend sei allein die individuelle Reife:
„Je jünger ein Kind ist, desto länger dauert die Eingewöhnung – und
zwar so lange, wie sie das Kind braucht.“ Sanfte Ablösung nimmt daher
folgende Bedingungen zum Maßstab: „Das Kind entfernt sich freiwillig
von der Mutter oder dem Vater. Es zeigt Interesse an dem, was ihm die
Betreuungsperson anbietet, und erkundet die Umgebung ohne Angst.
Und es nimmt freiwillig mit der Betreuungsperson Kontakt auf. Erst
wenn das Kind genügend Vertrauen in die neue Bezugsperson
gewonnen hat und sich von ihr wickeln, füttern, herumtragen und
trösten lässt, dann auch mit ihr spielt, ohne sich ständig bei der Mutter
abzusichern, ist ein Trennungsversuch möglich.“ Manches Kind lässt sich
anfangs vom neuen Geschehen ablenken, bevor es einbricht und weint.
Lassen Sie Ihr Kind daher nie zu früh allein in der Fremdbetreuung!
Mythos 3:
Mythos 4:
Eltern, die wochen-, gar monatelang mit im Krippenraum sitzen? Die
wenigsten Kindergärten wollen das. Denn das störe den Tagesablauf,
heißt es – und letztlich die Eingewöhnung. Denn wie solle ein Kind –
zumal eines, das ängstlich ist – sich je von der Mama trennen können,
wenn diese ständig da ist? Rüdiger Posth kennt solche Meinungen.
Und widerspricht: „Entscheidend bei der sanften Ablösung ist die
aktive Hinwendung des Kindes zu seiner neuen Bezugsperson. Das
funktioniert, entgegen konventioneller Ansichten, auch in Gegenwart
der Mutter. Denn wie würde sich sonst ein Kind der Großmutter oder
dem Vater zuwenden können?“ Nur wenn die Mutter (oder auch der
Vater) in der Krippe als „sicherer Hafen“ fungiert und das Kind auf
diese Basis vertrauen kann, traut es sich auch: „Dann probiert das Kind
sozusagen die neue Person aus, wie sie reagiert und was bei ihr zu
erwarten ist. Bis es so weit ist, können im Einzelfall Wochen vergehen.“
In seinem Forum hört Rüdiger Posth immer wieder von Sagern aus
Kindergärten wie diesem: „Ein Kind spielt seine Macht aus, wenn es
auch nach Wochen noch immer bei Trennungsversuchen weint.“ Die
zuwendungsbereite Reaktion der Eltern nutzt ein Kind aber nicht aus,
entgegnet der Experte. Wenn es weint, dann allein aus Angst davor,
verlassen zu werden. „Wird das Geschehen auf einen Machtkampf
reduziert, wird den Eltern damit moralischer Druck gemacht, sich
gegen ihr Kind durchzusetzen. Und Erzieherinnen legitimieren sich
damit selber, härtere Maßnahmen durchzuführen. An die Gefühle des
Kindes denkt niemand wirklich. Das Kind, das sich weigert, in den
Kindergarten zu gehen, ist ein lästiger Störfall in unserer Gesellschaft.
Dass es verständliche Gründe für seine Weigerung hat, wird ihm
abgesprochen.“ Ein Kind, das man gegen seinen Widerstand in der
Fremdbetreuung zurücklässt, passt sich irgendwann an. Aber, sagt der
Kinderarzt, dieser Schritt passiere nicht aus Reife und Einsicht – dafür
sei ein Krippenkind viel zu jung. „Diese Kinder geben einfach auf.“
Klammert das Kind, stört die
Mutter bei der Ablösung.
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Mythos 2:
SEPTEMBER 2014
„JONAS SCHLÄFT
SEIT BEGINN DER
KRIPPENZEIT JEDE
NACHT BEI UNS“
Victoria & Dietmar mit
Jonas (2)
„Unser Sohn hat mit 13 Monaten
gemeinsam mit seinem Papa die
Eingewöhnung in der Kinderkrippe
gemacht. Nach drei Tagen ist
Dietmar zum ersten Mal für zehn
Minuten hinausgegangen, Jonas
begann zu weinen. Trotzdem musste
Papa dann jeden Tag für einige Zeit
raus, weil man diesen Schritt nicht
mehr zurücknehmen könne: Es
würde das Kind verwirren, sagte man
uns. Meinem Mann ist es in dieser
Zeit nicht gut gegangen. Ihm wäre
auch lieber gewesen, wenn ich erst
etwas später arbeiten gegangen wäre.
Bei ihm wäre eine mehr als zwei­
monatige Karenz heikel gewesen, da
er damit in der Technikbranche eh
schon fast ein Pionier war.
Jonas ist seit dem Einstieg ständig
krank. Schlafen wurde zum Problem:
In der Krippe musste die Betreuerin
lange stattdessen mit ihm kuscheln.
Zu Hause muss ich ihn jede Nacht zu
uns holen – außer im Urlaub.“
Eingewöhnung ist ein Machtkampf.
Ausführliches Interview mit Kinderarzt Rüdiger Posth zur sanften Ablösung auf wienerin.at
WIENERIN mit Kind
13
Coverstory
SO STELLEN WIR UNS SANFTE EINGEWÖHNUNG VOR
Monika Hruska ist Kinderstubenpädagogin in einem der 160 Kindergärten der Wiener Kinderfreunde. Im Schuljahr 2012/13 traten insgesamt
rund 1100 Kinder neu dort ein, davon waren rund 39 Prozent zwischen einem und zwei, rund 32 Prozent zwischen zwei und drei Jahren alt.
— Wie sieht das Eingewöhnungskonzept der Kinderfreunde in der
Kinderkrippe in der Praxis aus?
Wir beginnen mit einem Elternabend im Juni für die Kinder, die im
September einsteigen. Schon über den Sommer werden die Eltern mit
ihren Kindern zu Schnuppertagen eingeladen. Sie lernen die Pädagog(inn)en, die anderen Kinder und die neue Umgebung kennen. Und die
Eltern und Pädagog(inn)en können viele offene Fragen besprechen. In
der Eingewöhnungsphase selbst vereinbaren wir die täglichen Termine
– zirka eine Stunde – auch gestaffelt über den Tag verteilt, damit wir
uns für jedes einzelne Kind genügend Zeit nehmen können.
— Wie viele Tage oder Wochen dauert die Eingewöhnung, wie ist sie
zeitlich gestaffelt?
Ab dem ersten Eingewöhnungstag bestimmt das Kind das Tempo. Nach
drei bis vier Tagen versuchen wir, die Bezugsperson zum ersten Mal aus
dem Raum zu schicken. Erst wenn es in Anwesenheit des Elternteils
von der Pädagogin getröstet werden kann, geht die Mutter aus der
Gruppe – zunächst für 10 Minuten in einen Nebenraum. Aufgrund der
Reaktion des Kindes wird dann die weitere Vorgangsweise gemeinsam
mit den Eltern gestaltet.
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SEINE ELTE
dern in der Krippe zu sein bedeutet
Stress für die Kleinsten. Studien vergleichen die Belastung mit der, die Topmanager erleben. Nur: Erwachsene
haben Strategien, dem Stress aktiv
etwas entgegenzusetzen. Kleinkinder
reagieren mit Angst, Tränen oder regressivem Verhalten. Deshalb wird
Klein B. erst einmal nur ein paar Stunden pro Tag zum Krippenkind werden.
LANGFRISTIGE FOLGEN
Wie Langzeitstudien zeigen, gesellen
sich zum akuten Stress der Kleinen
auch Risiken für ihre langfristige körperliche und seelische Gesundheit:
Festgestellt wurde ein direkter Zusammenhang mit Verhaltensauffälligkeiten, psychischen Störungen und sogar
schweren körperlichen Krankheiten.
— Wie darf man sich das vorstellen?
Reagiert das Kind sehr irritiert, muss die Bezugsperson sofort wieder in
SEPTEMBER 2014
— Kann es auch sein, dass Kinder sich gar nicht eingewöhnen können?
Ja, natürlich, das kommt vor. Dann besprechen wir mit den Eltern, ob
sie es etwa in einem Jahr noch einmal versuchen möchten. Für viele
Eltern ist das aber sehr schwierig, da sie ja in den Job zurückkehren
müssen. Wir sagen ihnen schon bei der Anmeldung, dass sie sich für die
Eingewöhnung viel Zeit nehmen sollen. Bei einigen Kindern sind es nur
drei bis vier Wochen, es kann aber auch mehrere Monate dauern.
Fiat mit
RIESIG VIEL
PLATZ.
Das Fazit der daraus abgeleiteten Empfehlungen: Die Qualität der Betreuung
müsse steigen, ihre Dauer sinken – und
die Eltern sollten in ihrem Erziehungsauftrag gestärkt werden.
Die OECD und mit ihr viele Fachgesellschaften geben einen genau berechneten Erzieherin-Kind-Schlüssel
vor, der im Vergleich zur Realität beinahe zynisch anmutet: Bei Kindern
unter zwei Jahren liegt er bei 1:2, bei
Kindern unter drei Jahren bei 1:3 –
Bedingungen, die höchstens manche
Tagesmutter erfüllt.
Aber auch mit Qualität lassen sich
nicht alle Probleme lösen: Selbst bei
I-a-Betreuung sind die kindlichen
Stresspegel besorgniserregend hoch.
Für den deutschen Kinderarzt Rainer
Böhm auch Mitursache von gehäuften
Infektionen, verzögerter Gehirnentwicklung oder immunologischen Störungen wie Neurodermitis.
Frühe und lang dauernde Trennung
von den Eltern und die ungenügende
Bewältigung der Gruppensituation
überforderten Kinder massiv. Die
Quittung dafür gibt es aber erst Jahre
später: Im Alter von 15 Jahren wurden
die gleichen negativen Veränderungen
festgestellt wie bei vernachlässigten
oder misshandelten Kindern.
ARBEITEN UM JEDEN PREIS?
Damit drängt sich eine Grundsatzfrage
auf, die so gar nicht zum Zeitgeist passt:
Müssen wir unsere Kinder wirklich so
früh und umfassend fremdbetreuen
lassen – auch wenn mögliche Konsequenzen bekannt sind?
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den Raum kommen, und weitere Trennungsversuche werden auf
Folgetage verschoben. Reagiert es ruhig, kann die Trennung auf
maximal 20 Minuten ausgedehnt werden.
Nach einiger Zeit geht der Elternteil einmal für maximal 30 Minuten weg, ist aber jederzeit erreichbar und wird geholt, wenn das Kind
das braucht. Als Rückkehrzeitpunkt wird eine für das Kind möglichst
verständliche Situation vereinbart, zum Beispiel nach dem Singen, vor
der Jause, vor dem Mittagessen. Wir erachten das Verabschieden vom
Kind als sehr wichtig, damit es das Vertrauen in seine Bezugsperson
nicht verliert. Wichtig ist auch, dass das Kind, wenn es abgeholt wird,
nach Hause geht, um einen Abholrhythmus zu erfahren. Je nachdem,
wie das Kind mit der Situation zurechtkommt, wird die Zeitspanne
verlängert. So wird nach und nach – über so viel Zeit, wie das Kind
braucht, um sich wohlzufühlen – der Kinderstubenalltag für das Kind
positiv erlebbar.
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Coverstory
dung – und deren Loslösung.“ Beides
fände, dysfunktionale Familien ausgeschlossen, am besten zu Hause statt.
Kollege Rainer Böhm ergänzt: „Die
Gesellschaft muss sich der Tatsache
stellen, dass emotionale Misshandlung
nicht nur in Familien, sondern – unbeabsichtigt – häufig auch im stimulierenden Umfeld einer Krippe geschieht.“
DEM ZEITGEIST VORAUS
„ICH HÖRTE MEIN
KIND DRINNEN
IMMER WEINEN“
Vici, Mama von Lucie
(20 Monate)
... unterstützt Sie während
Schwangerschaft, Stillzeit
und Rückbildung.
KEINE LÖSUNG IN SICHT?
Was also tun? Wir haben bei der Recherche für diese Geschichte auch ordentlich geschluckt. Kinderbetreuung
mit idealem Betreuungsschlüssel ist
nicht in Österreich – und sonst auch fast
nirgends. Die meisten Pädagoginnen
leisten das Maximum dessen, was unter
den aktuellen Bedingungen möglich ist.
Da der Trend derzeit eben in die andere Richtung läuft, ist ein kinderverträgliches Modell noch in weiter Ferne.
Dieses würde laut Experten die Wahlfreiheit der Eltern ermöglichen – also
eine Entscheidung ohne ökonomische
Worauf Sie bei der Auswahl des Kindergartens achten müssen, lesen Sie auf wienerin.at.
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SEPTEMBER 2014
Vici wurde von den Pädagoginnen
vorgeworfen, sich nicht lösen zu
können. „Die Wahrheit ist: Lucie hatte
kein Vertrauen zu ihnen aufgebaut –
und ich ehrlich gestanden auch nicht.“
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Nein, wir propagieren hier keine
Herdprämie und hängen die Verantwortung auch nicht den Müttern allein
um, sondern ausdrücklich auch den
Vätern. Wir kritisieren vielmehr den
Druck, der heute auf Frauen lastet,
nach der Geburt so rasch wie möglich
in den Job zurückzukehren – sei es
weil man akut das Geld braucht, aus
Angst, dass irgendwann der Arbeitsplatz weg ist – Achtung, Karriereknick –, oder sei es, dass man uns glauben macht, dass wir das Sozialverhalten
und die Bildungschancen von erst Einjährigen durch Krippenbesuch fördern
müssten. Kinderarzt Rüdiger Posth
(siehe auch Seite 12): „Erstens kommt
es so früh noch nicht auf Bildung an.
Zweitens steht vor der Bildung die Bin-
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DIE NOTBR OGEN.
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Alles sah so gut aus: Wir hatten für
die 14 Monate alte Lucie einen Platz
in einer privaten Montessori-Krippe
ergattert. Am Anfang blieb ich
immer mit ihr gemeinsam eine
Stunde dort. In der fünften Woche
gab es den ersten Trennungsversuch
– ein großer Fehler, da Lucie noch
kein Vertrauen zur Betreuerin
aufgebaut hatte. Ich stand vor der
Tür und hörte sie weinen. Daheim
durfte ich nicht einmal duschen
gehen, so ist sie an mir geklebt.
Das ging ein paar Tage so weiter. Mir
wurde dann vorgeworfen, mich nicht
lösen zu können. Kurz darauf wurden
wir quasi rausgeworfen.
Für eine sanfte Eingewöhnung fehlte
anscheinend Zeit und Geduld. So war
es schwer für Lucie, eine sichere Bindung zu den Pädagoginnen
aufzubauen. Ich hätte selbst nach
einer Woche abbrechen sollen.
Zwischenzeitlich haben wir uns dank
Oma aus Graz und Kindermädchen
ganz gut organisieren können.“
All das mag uns unvorbereitet treffen
und für viele auch vorgestrig klingen.
Schließlich wird gerade allerorts die
Krippenoffensive ausgerufen. Rüdiger
Posth entgegnet Vorwürfen, er vertrete
konservative Ansichten: „Ich vertrete
die Ansicht von übermorgen!“
Und nicht nur das: Posth betrachtet
das Krippenthema als „Anwalt des Kindes“, sprich: konsequent aus dessen Perspektive. Leider zähle heute (noch) nicht
die Beobachtung von Pädagogen, sondern das Wort der Marktwirtschaftler
und Finanztechnokraten: „Die verstehen zwar nichts von Kindern, aber viel
vom Fortbestand der sozialen Marktwirtschaft und dem Nutzen für sie.“
Posth tritt sehr wohl für außerhäusliche Betreuung ein – entscheidend sei
aber die individuelle Reife des Kindes,
die meist erst ab drei Jahren da sei.
Eltern rät er zur „sanften Ablösung“ im
Kindergarten: Erst wenn das Kind
einer fixen Bezugserzieherin sicher
vertraut und sie als Ersatzbindungsperson ansieht, wird es Mama ohne
Tränen verabschieden. Ja, diese Form
der Eingewöhnung dauert – und erfordert eine „Erziehungspartnerschaft“
zwischen Eltern und Erzieherinnen.
Zwänge, längere Väterkarenz und so
weiter. Bis dahin können wir versuchen, die Betreuungszeit in Großgruppen kurz zu halten – je weniger Stunden Stress, umso besser. Vielleicht
springt Oma oder eine andere Mama
am Nachmittag ein? Oder die Eltern
arbeiten abwechselnd Teilzeit – allen
Karrierenachteilen zum Trotz? Auch
eine privat organisierte Betreuungsrunde ist denkbar. Wenn der frühe Einstieg in die Krippe unvermeidbar ist,
dann wählen Sie lieber wenige Stunden an mehreren Tagen als viele
Stunden an wenigen Tagen – also
lieber drei Stunden an fünf Tagen
pro Woche als umgekehrt.
Keine Kompromisse sollten
wir bei der sanften Ablösung
mehr machen: Sehen Sie viel Zeit
dafür vor (mindestens acht Wochen!), und klären Sie vorab mit der
Krippe, ob sich Ihre Vorstellungen
umsetzen lassen. Und haben Sie einen
Plan B, wenn es nicht klappt. Das sind
wir unseren Kindern schuldig, oder?
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WIENERIN mit Kind
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