Die kleine Hexenjagd Korrektur oder Zensur 10 Jahre = 50

Transcrição

Die kleine Hexenjagd Korrektur oder Zensur 10 Jahre = 50
ISSN 1864-1725
2/2013
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2/2013
BiblioTheke
Zeitschrift für katholische Bücherei- und Medienarbeit
Die kleine Hexenjagd
Korrektur oder Zensur
10 Jahre = 50 Lesungen
Eine größere Aufgabe
Graffiti – Bunte Bildersprache
Freche Leserezepte
Der Duft des Regens
Literatur-Praxis
2
Inhalt
2/2013
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4
Die kleine Hexenjagd – Kinderbücher überarbeiten
Ulrich Greiner
10
Literatur im Ohr – Kostenlose Lesungen
14
Reise ins Reich der 26 Zauberzeichen
16
10 Jahre = 50 Lesungen in St. Agnes
20
Eine größere Aufgabe – Erfolg und Erfüllung
21
Freche Leserezepte für die Bibliothek
25
Online: Ausprobieren, Ausprobieren, Ausprobieren
29
Eine Herkulesaufgabe, die sich lohnt – Gecko
Gunda Ostermann
31
Graffiti – Die bunte Bildersprache der Straße
Doris Schrötter
36
Praxisberichte
Dorothee Steuer und Helga Schwarze
Kurt Koddenberg
Martina Prüser
KÖB Herz Jesu, Köllerbach
Stadtbibliothek Greven
KÖB St. Marien, Bad Breisig
KÖB St. Sophia, Erbach
- Flaschenpost & Co. – Lesespaß-Aktion
44
Peter Kraus vom Cleff
Brigitte Wenninger
- Entdeckungsreise durch das alte Ägypten
- Salem Aleikum – Diwan-Dinner
Literatur-Praxis: Der Duft des Regens
Liebe Leserin, lieber Leser,
Susanne Emschermann
- Balladen-Trio begeisterte seine Zuhörer
- Der JeB-Club – Ein kurzer Bericht
Ed i t o r i al
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KÖB St. Johannes Baptist, Beverungen
Christoph Holzapfel
am Ende seines Lebens musste
sich Ottfried Preußler mit einer
schwierigen Frage beschäftigen.
Der Thiene­mann Verlag bat ihn um
Zustimmung, in seinem Kin­
der­
­
buchklassiker „Die kleine Hexe“ be­
stimmte Worte, die heute diskri­
minierend verstanden werden
könnten, streichen zu dürfen.
Schweren Herzens hatte der 89jährige Geschichtenerzähler kurz
vor seinem Tod diesen Änderun­
gen zugestimmt. Welche Debatte
damit ausgelöst würde, hatten we­
der sein Verlag noch der Kinder­
buchautor geahnt.
Darf man Kinderbuchklassiker ver­
ändern und dem Zeitgeist anpas­
sen? Sollten diskriminierende Be­
griffe wie "Negerlein" aus Klassi­
kern der Kinderbuchliteratur wie
Jim Knopf und Pippi Langstrumpf
entfernt werden? Anfang des Jah­
res entbrannte nach der Ankündi­
gung des Thienemann Verlages in
der Neuauflage der „Kleinen Hexe“
von Ottfried Preußler das Wort
„Neger“ zu streichen eine intensi­
ve Diskussion. Zensur wurde dem
Verlag in aufgeregten Leser­brie­fen
und heftigen Diskussionen in On­
line-Foren vor­gewor­fen. Auch auf
unserer eigenen Facebook-Seite
gab es in der Frage Gesprächsbe­
darf.
Der Thienemann Verlag erklärte
daraufhin, es gehe darum, aus
heutiger Perspektive diskriminie­
rende Begriffe zu streichen. „Nie­
mand hat Otfried Preußler je Ras­
sismus vorgeworfen. Im Kontext
der Entstehungszeit waren die
frag­
lichen Begriffe neutral, aber
aus heutiger sind sie es eben nicht
mehr“, betont der Verleger Klaus
Willberg, in der Stellungnahme
vom 18. Januar. Textstellen mit Be­
griffen, die Kinder in der heutigen
Zeit nicht mehr verstehen, weil sie
nicht mehr zum Sprachgebrauch
gehören, will Thienemann auf be­
hutsame Weise sprachlich moder­
nisieren. Beispiele sind „verbläu­
en“, sich „dazuhalten“ (beides „Die
kleine Hexe“), Wäsche „schwei­
fen“, „ausbrühen“ (beides „Der
kleine Wassermann“).
Ähnlich verfährt der Oettinger Ver­
lag mit Pippi Langstrumpf bereits
seit Jahren. Bisher hatte davon an­
scheinend niemand Notiz genom­
men. Handelt es sich bei dem Vor­
gehen der Verlage um das Um­
schreiben von Weltliteratur und
Geschichtsverfälschung oder eine
notwendige, pädagogische Anpas­
sung von Kinderliteratur? Dieser
Frage geht Ulrich Greiner in seinem
durchaus kontroversen Text „Die
kleine Hexenjagd“ nach.
Herzliche Grüße,
Gunda
Ostermann
Gunda Ostermann, Jahrgang
1974, lebt mit ihrem Mann
und dem gemeinsamen Sohn
in Venlo.
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© fotolia.com: triocean #39712524
4 Di e An a tom ie de s Ska nda ls
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vierziger Jahre, als der erste Band in Schweden er­
schien, sei der Begriff noch nicht verletzend gewesen,
sagt der Verlag, heutzutage könne man ihn so nicht
stehen lassen. Ein Furor politischer Korrektheit ver­
breitet sich im Land. Die Ministerin Kristina Schröder,
im Interview mit der ZEIT gefragt, wie sie mit dem
„kleinen Neger“ umgehen würde, der gleich zu Beginn
in Michael Endes Roman Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer auftaucht, antwortet, sie würde daraus
beim Vorlesen „ein Baby mit schwarzer Hautfarbe“
machen.
Di e k l e i ne He x e nj ag d
5
Ulrich Greiner, schreibt Feuilleton/Literatur und ist
Kulturkorrespondent für DIE ZEIT. Dieser Artikel entstand unter Mitarbeit von Catalina Schröder und
Kilian Trotier. Urheber und Quelle: © Ulrich Greiner,
DIE ZEIT Ausgabe 4 vom 21.01.2013. www.zeit.de
befrachtet“ und von „Kolonialrassismus“ gezeichnet.
Beweis dessen: Pippi behaupte, alle Menschen im Kon­
go lögen.
Schauen wir uns die Szene an:
Ja, sie sagt das, und es kommt so:
„Die kleine Hexenjagd“
Kinderbücher sollen überarbeitet werden
Ulrich Gr ein er
Aus Kinderbuch-Klassikern sollen Wörter gestrichen werden, die nicht mehr politisch korrekt sind. Das ist gut gemeint, aber ein Vergehen an der Literatur.
Artikel 5 des Grundgesetzes behauptet: „Eine Zensur fin­
det nicht statt.“ Was aber, wenn sie doch stattfindet? In
der menschenfreundlichen Absicht, auf die Gefühle
von Minderheiten Rücksicht zu nehmen? Bekannte
deutsche Verlage haben angekündigt, ihre KinderbuchKlassiker zu überarbeiten und Formulierungen, die als
verletzend empfunden werden könn­ten, durch neutrale
zu ersetzen. Klaus Willberg vom Thienemann Verlag,
der die Bücher von Michael Ende und Otfried Preußler
verlegt, beabsichtigt, „veraltete und politisch nicht
mehr korrekte Begrifflichkeiten“ zu entfernen: Wie an­
ders als Zensur oder Fälschung soll man das nennen?
In Preußlers Buch Die kleine Hexe verkleiden sich Kin­
der als Neger, Chinesenmädchen und Türke. Diese Be­
griffe sollen nach Willbergs Willen verschwinden:
„Die Kinder werden sich als etwas anderes verkleiden.“
Ihre Auswahl schrumpft: Als Indianer, Zigeuner oder
Eskimo können sie auch nicht gehen, das wäre dis­
kriminierend, ein Dornröschen wäre sexistisch, ein
Scheich islamfeindlich. Und Hexe geht ja schon lange
nicht mehr.
Auf der Insel Lummerland, die unter der Regentschaft
von König Alfons dem Viertel-vor-Zwölften von Frau
Waas, Herrn Ärmel und Lukas dem Lokomotivführer
bewohnt wird, kommt eines Tages ein Paket an. Man
öffnet es: „‚Ein Baby!‘, riefen alle überrascht, ‚ein
schwarzes Baby!‘ – ‚Das dürfte vermutlich ein kleiner
Neger sein‘, bemerkte Herr Ärmel und machte ein sehr
gescheites Gesicht.“ Frau Schröder würde übersetzen:
„‚Ein Baby!“, riefen alle überrascht, ‚ein schwarzes
Baby!‘ – ‚Das dürfte vermutlich ein Baby mit schwarzer
Hautfarbe sein‘, bemerkte Herr Ärmel und machte ein
sehr gescheites Gesicht.“
Herr Ärmel ist ein Mann von großer Güte und kleinem
Verstand, aber so blöde dann doch nicht. Und der
Witz der Szene verschwindet. Denn der eigentliche
Schwarze auf Lummerland ist Lukas, der täglich mit
seiner Lokomotive auf der Insel herumfährt und den
Ruß nie ganz von der Haut kriegt, trotz seiner „beson­
deren Lokomotivführerseife“. Er bleibt also schwarz,
„aber wenn er lachte, sah man in seinem Mund präch­
tige weiße Zähne blitzen. Außerdem trug er im linken
Ohrläppchen einen kleinen goldenen Ring.“
Verkleiden? Die Auswahl schrumpft
Ist es Rassismus, wenn Pippi sagt:
„Alle Menschen im Kongo lügen“?
Vielleicht Pirat? Pippis Herzenswunsch ist, Seeräuber
zu werden. Einstweilen ist die Heldin von Astrid Lind­
grens legendärer Trilogie Pippi Langstrumpf lediglich
„Negerprinzessin“. Das heißt, sie war es. Der Oettin­
ger-Verlag hat schon vor Jahren alle „Neger“ entfernt.
Heute ist Pippi „Südseeprinzessin“. Damals, Mitte der
Man sieht: Lukas ist der Karnevalsneger, Jim Knopf ist
der richtige Neger. Wer da mit Korrekturen anfängt,
darf gar nicht mehr aufhören. Das gilt erst recht für
Pippi Langstrumpf. Der Antisemitismus- und Rassis­
musforscher Wolfgang Benz hat vor einiger Zeit ent­
deckt, Astrid Lindgrens Buch sei „mit Ressentiments
Pippi geht eines Tages auf der Straße rückwärts. Von
den Nachbarskindern Thomas und Annika darauf an­
gesprochen, antwortet sie: „Leben wir etwa nicht in
einem freien Land? Darf man nicht gehen, wie man
möchte?“ In Ägypten zum Beispiel, wo sie schon ein­
mal gewesen sei, gingen alle Menschen so, und in Hin­
terindien liefen sie auf den Händen. „‚Jetzt lügst du‘,
sagte Thomas. Pippi überlegte einen Augenblick. ‚Ja,
du hast recht, ich lüge‘, sagte sie traurig. ‚Lügen ist
hässlich‘, sagte Annika. ‚Ja, Lügen ist sehr hässlich‘,
sagte Pippi noch trauriger. ‚Aber ich vergesse es hin
und wieder, weißt du. Und übrigens‘, fuhr sie fort, und
sie strahlte über ihr ganzes sommersprossiges Gesicht,
‚will ich euch sagen, dass es im Kongo keinen einzigen
Menschen gibt, der die Wahrheit sagt. Sie lügen den
ganzen Tag. Sie fangen früh um sieben an und hören
nicht eher auf, als bis die Sonne untergegangen ist.‘“
Sprache ist immer kontaminiert von den Zeitumständen
Selbstverständlich ist es die Aufgabe eines Rassismus­
forschers, Rassismus ausfindig zu machen, aber er
sollte sein Augenmerk vielleicht lieber auf die Realität
richten als auf die Fiktion. Pippi Langstrumpf ist näm­
lich nicht nur ein Kinderbuch, sondern auch ein lite­
rarisches Meisterwerk. Es spielt virtuos mit verschie­
denen Ebenen von Wahrheit und Wirklichkeit. Wenn
Pippi zugibt, dass sie leider oft lüge, und zugleich be­
hauptet, dass alle Kongolesen lögen, erinnert sie an
das von dem britischen Philosophen Bertrand Russell
formulierte berühmte Paradoxon: „Epimenides, der
Kreter, sagte: Alle Kreter sind Lügner.“
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D i e kl e i n e He x e nja gd
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Darauf Fiesco: „Ist die Bestie stolz. Bestie, sprich, wer
hat dich gedungen?“ Vielleicht ist es gut, dass das
Stück heute fast nicht mehr gespielt wird. Andererseits
ist der Begriff Mohr so erkennbar altmodisch, dass
man ihm eine unheilvolle Wirkung kaum noch unter­
stellt. Und schließlich ist Schiller hohe Literatur, da ist
man vorsichtiger.
Bei Kinder- und Jugendbüchern jedoch herrscht
nun der Alarmzustand
Die zahllosen Robinson-, Moby Dick – und Gulliver -Aus­
gaben für Jugendliche wurden schon immer gekürzt
und zensiert. Das spielte insofern keine Rolle, als sich
jeder, wenn er alt genug war, die Originale leicht zu
Gemüte führen konnte. Wie aber steht es jetzt im Fall
von Astrid Lindgren, Otfried Preußler und Michael
Ende? Und womöglich von vielen anderen, deren
Texte längst stillschweigend zensiert wurden? Auch
das sind Werke der Literatur, deren Entstehungszeit ih­
ren Sprachgebrauch und ihr gesamtes Wesen unver­
meidlich geprägt hat. Darf man diese Prägung wegre­
digieren? Und darf man Pippis lügnerisches Volk zu­
erst im Kongo, dann in Nicaragua und schließlich in
Kenia lügen lassen, wo der Verlag es nacheinander an­
gesiedelt hat, während es bei Astrid Lindgren seit je im
Kongo gelogen hat?
© Reinhold Löffler  www.Lr-cartoons.de
… eine haltlos-unschuldige Spielerei
Dem Wegfall der Negerprinzessin haben Lindgrens Er­
ben offenbar zugestimmt. Man will ja keinen Ärger. Es
ist aber sonnenklar, dass Pippis „Neger“ nichts anderes
sind als eine haltlos-unschuldige Spielerei mit jenem
Phantasma des naiven Naturvolks, das schon Gauguin
umgetrieben hat. Pippi fährt ja in die Südsee, wo es
bekanntlich keine Schwarzen gibt, weshalb Kritiker
bemerkt haben, man müsse „Polynesier“ sagen. Das
steht aber nicht bei Lindgren. Da steht „negerprinsessa“, und an einer Stelle sagt Pippi: „Ich werde einen
eigenen Neger haben, der mir jeden Morgen den
ganzen Körper mit Schuhcreme putzt. Damit ich eben­
so schwarz werde wie die anderen Negerkinder. Ich
stelle mich jeden Abend zum Putzen raus, zusammen
mit den Schuhen.“ Das verstehen heute, da in den al­
lermeisten Hotels die Schuhe nicht mehr geputzt oder
gewichst werden, selbst Erwachsene nicht mehr.
Die Bedeutung von „Neger“ hat sich tatsächlich gewan­
delt. Heute ist es ein herabsetzender Begriff, der sich im
respektvollen Umgang verbietet. In einem literarischen
Text aber kann er erlaubt sein, zum Beispiel bei Rollen­
prosa. Aber auch die kann problematisch werden. Der
Schriftsteller Uwe Timm etwa setzt sich in seinem Ro­
man Morenga mit dem deutschen Kolonialismus in Afri­
ka auseinander. Darin heißt es: „Oberveterinär Gott­
schalk wurde von einem Neger an Land getragen.“
Die Verlage fummeln ja nicht allein aus moralischen
Gründen. Klaus Willberg, von der ZEIT dazu befragt,
erklärt, in älteren Büchern gebe es zuweilen Wen­
dungen, die den heutigen Kindern nicht mehr ver­
ständlich seien. Den Ausdruck „Schuhe wichsen“ müs­
se man durch „Schuhe putzen“ ersetzen und das veral­
tete „Handy“ durch das aktuelle „Smartphone“. Es
geht mit anderen Worten darum, die Akzeptanz der
Kinderbuch-Klassiker auf dem gewohnten Verkaufsni­
veau zu halten und die jungen Kunden nicht durch
ein ungewohntes Vokabular abzuschrecken. Aber die­
ser Versuch, eine totale Gegenwärtigkeit herzustellen,
muss bei anspruchsvollen Texten scheitern.
Er sei für diese Formulierung heftig kritisiert worden,
sagt Timm nun gegenüber der ZEIT – übrigens nicht
von Afrikanern, sondern von Deutschen. „Aber diese
Passage wird aus dem Blickwinkel Gottschalks erzählt,
und für den waren die Schwarzen bloß die Neger.“
Man könne den historischen Wortgebrauch nicht ein­
fach übergehen und quasi eine reine Sprache herstel­
len. Das wäre Geschichtsklitterung.
In der Tat: Jeder Sprachgebrauch ist kontaminiert von
den Zeitumständen. In Schillers Drama Die Verschwörung des Fiesco zu Genua tritt ein Schwarzer auf: „Muley
Hassan, Mohr von Tunis. Die Physiognomie eine origi­
nelle Mischung von Spitzbüberei und Laune“. Er ver­
sucht erfolglos, Fiesco zu erdolchen. Für Geld tut er
alles, und für eine höhere Prämie wechselt er auf Fies­
cos Seite. Davor sagt er: „Herr, einen Schurken könnt
Ihr mich schimpfen, aber den Dummkopf verbitt ich.“
© fotolia.com: Nikolai Sorokin #37809885
Für Kinder ist das kein Problem, nur für Erwachsene. Und
die Erwachsenen haben Pippi nie wirklich gemocht. In
Frankreich war das Buch, ohne dass es jemandem auf­
gefallen wäre, mehr als vierzig Jahre lang nur in einer
stark redigierten Fassung zu haben. Alle provozie­
renden Passagen, vor allem Pippis ausgesprochen rot­
zigen Umgang mit den Lehrern, hatte man gestrichen.
Als Astrid Lindgren davon erfuhr, erschien 1995 end­
lich die richtige Fassung. Aber Pippi ist nicht nur rot­
zig, nicht nur eine Anarchistin, sie hat auch einen
scharfen Kopf. Einmal wird sie von der Lehrerin für
eine gute Tat gelobt: „Dazu sind wir ja da, damit wir
gut und freundlich zu anderen Menschen sind.“ Pippi
entgegnet: „Hehe, und wozu sind die anderen Men­
schen da?“
Winston Smith, der Held von George Orwells Roman
1984, ist Angestellter im sogenannten Wahrheitsmini­
sterium. Seine Aufgabe besteht darin, Bücher und Zei­
tungsberichte umzuschreiben, also rückwirkend zu
verfälschen. Seine Freundin Julia ist jünger als er, sie
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ist unter dem Regime des Großen Bruders aufgewach­
sen. Eines Tages sagt er zu ihr: „Ist dir klar, dass die
Vergangenheit tatsächlich ausgelöscht worden ist?
Alle Dokumente sind entweder vernichtet oder ge­
fälscht worden, jedes Buch hat man umgeschrieben,
jedes Gemälde neu gemalt, jedes Denkmal, jede Straße
und jedes Gebäude umbenannt, jedes Datum geän­
dert. Die Historie hat aufgehört zu existieren.“
Die mörderischen Ideen rechter Schläger entstehen
nicht durch fehlgeleitete Lektüre der „Kleinen Hexe“
So weit sind wir glücklicherweise nicht. Es ist nicht
Orwells Großer Bruder, der interveniert, sondern der
Kleine Bruder politische Korrektheit. Dessen rastlose
Tätigkeit sollte man aber nicht unterschätzen. Er reali­
siert sich im Tun jener zahllosen, oftmals staatlich be­
stallten Tugendwächter, die in höherem Auftrag, sei es
Feminismus, Antisemitismus oder Antirassismus, agie­
ren und die mit ideologisch geschärftem Nachtsicht­
gerät dunkle Abweichungen vom Pfad der Gerechten
unverzüglich aufdecken. Wer sucht, der findet. Aber
leider recht selten jene hasserfüllten Schläger, deren
Untat für alle sichtbar ist. Wenn die überhaupt je gele­
sen haben, sind sie auf ihre mörderischen Ideen si­
cherlich nicht durch die fehlgeleitete Lektüre der Kleinen Hexe oder Pippi Langstrumpfs gekommen.
Zweifellos gibt es Rassismus in diesem Land, und es
gibt immer mehr Mitbürger nichtdeutscher Herkunft,
die Wörter wie „Negerkuss“ oder „Mohrenkopf“ nicht
sehr komisch finden und die in der Idee, sich als „Ne­
ger“ oder „Türke“ zu verkleiden, den Ausdruck jenes
„weißen Dominanzdenkens“ erkennen, das Wolfgang
Benz an Astrid Lindgren kritisiert.
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u
s
Zen
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Mekonnen Mesghena zum Beispiel sieht das so. Als
Flüchtling aus Eritrea kam er im Alter von vierzehn Jah­
ren nach Deutschland, machte Abitur, studierte Journa­
listik, war beim WDR und leitet nun das Referat „Migra­
tion & Diversity“ der Heinrich-Böll-Stiftung. Er war es,
der den Thienemann Verlag durch einen „massiven, in
der Sache aber korrekten Beschwerdebrief“, so Willberg,
dazu bewog, die Kleine Hexe zu überarbeiten.
Im Gespräch mit der ZEIT schildert Mesghena die Hürden und Vorurteile, die er im Lauf seines Lebens zu
überwinden hatte. Als er seiner Tochter aus der Kleinen
Hexe vorlas, stieß er auf das Kapitel, in dem sich die
Kinder verkleiden. „Ich geriet ins Stocken. Das hat sie
gemerkt und gefragt: Was ist los? Ich habe gesagt: Das
wimmelt nur so von rassistischen Ausdrücken. Für sie
ist das kein Fremdwort. Sie weiß, dass ich mit dem
Kindergarten gesprochen habe, damit das Wort Neger
dort nicht mehr verwendet wird. Ich habe sofort an den
Verlag geschrieben, dass ich die Ausdrücke rassistisch
finde.“
© fotolia.com: lanych #48826580
Nun könnte man Mesghena entgegnen, er möge be­
denken, dass alles Geschriebene dem Gesetz sprachlichen Altwerdens unterliege. Und dieses Gesetz wer­
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de nicht dadurch beseitigt, dass man Texte umschrei­
be, handele es sich um die Bibel oder um die Kleine
Hexe. Und zweitens könnte man ihm sagen, dass die
von ihm monierten Bücher in der Lesebiografie deut­
scher Kinder, die heute oftmals erwachsen seien, eine
wichtige Rolle gespielt hätten und dass man ihnen
nicht die Erinnerung stehlen dürfe. Damals sei es ein
gewiss unschuldiges Vergnügen gewesen, sich als Tür­
ke oder Neger zu verkleiden. So wie ja auch unter den
Heiligen Drei Königen, die als Sternsinger in die Woh­
nungen kommen, bis heute immer einer sei, der sich
als Mohr verkleide, obwohl der Bibeltext keinen Hin­
weis darauf gebe.
So könnte man sprechen, müsste aber zuvor auf ein
höchst verbreitetes Argument eingehen, das bei Kristi­
na Schröder auftaucht, wenn sie sagt: „Auch ohne
böse Absicht können Worte Schaden anrichten.“ Da­
mit ist gemeint, dass die – ob leichtfertige, ob spiele­
rische – Verwendung des Wortes „Neger“ den Samen
des Rassismus sät, der, einmal in den Boden der kind­
lichen Seele gesenkt, böse Früchte trägt.
Das, mit Verlaub, ist ein naiver Gedanke. Er setzt eine
Art Unschuld des Kindes voraus, die sich dadurch be­
wahren lasse, dass man es vor schädlichen Vokabeln
schütze. Er übersieht den simplen Sachverhalt, dass
keine Erziehungsidee jemals direkt zum Ziel gelangt ist
(zum Glück), denn der Charakter eines Menschen ent­
steht dialektisch, über Figuren der Spiegelung, des Wi­
derspruchs, der Überbietung. Sodass ein Kind, das von
Beginn an gelernt hätte, wie böse es sei, „Neger“ zu
sagen, vielleicht irgendwann von der Lust ergriffen
würde, es endlich zu sagen – und die verächtlichen
Implikationen womöglich für wahr zu halten.
Glaubt im Ernst jemand, man erziehe Astrid-Lind­
gren-Leser zu Rassisten, wenn man den Text nicht rei­
nige? Sollte man die pädagogische Energie nicht besser
auf das Heer jener Illiteraten richten, die von Pippi
Langstrumpf noch nie etwas gehört haben und trotz­
dem genau wissen, wer der Neger ist?
Was eigentlich sagen die jungen Leser selbst dazu?
Die ZEIT hat zwei Hamburger Schulklassen das Pro­
blem vorgelegt. Hier einige Antworten: „Früher dachten
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viele Deutsche, sie seien klüger als Menschen aus an­
deren Ländern. Sie fanden es lustig, sich zum Beispiel
als Türken, Chinesen und Neger zu verkleiden. Meine
Eltern kommen aus Spanien und der Türkei. Deshalb
kann ich über so etwas nicht lachen.“
Oder: „Wenn man jemanden Negerlein nennt, klingt
das wie der Name für ein Haustier. Und das ist gemein!
Wenn solche Wörter in Büchern vorkommen, muss
man die Bücher ändern.“
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Deutscher
Jugendliteraturpreis
Staatspreis für Literatur
Schließlich: „Das Wort Negerkuss darf man heute nicht
mehr sagen, das ist schwarzen Menschen gegenüber
gemein. Deshalb sollte das Wort Neger auf keinen Fall
in einer Geschichte vorkommen.“ So oder ähnlich lau­
teten die allermeisten Antworten.
Was folgt daraus? Wenn das Ergebnis repräsentativ ist
(was wir nicht wissen), so ist es höchst ermutigend. Es
bedeutet nämlich, dass Kinder, die eine gewisse Lese­
praxis haben, in Sachen Wortwahl sehr empfindlich
sind, sodass also die Furcht, sie würden durch ehemals
harmlose und heute kränkende Vokabeln auf Abwege
geführt, unbegründet ist. Diese Kinder müssten dann
nur noch ihre Erfahrungen mit der Geschichtlichkeit
von Texten sammeln, damit sie einsähen, wie wenig
rückwirkendes Umschreiben hilft.
Die Annahme einer harmlosen Kinderseele, die vor
schlimmen Wörtern zu bewahren sei, führt in die Irre.
Vermutlich ist die gegenteilige Annahme richtig: dass
die kindliche Seele keineswegs rein und unschuldig ist,
sondern von früh an gesättigt mit Aggressivität – ein
Wort, das man nur mit Vitalität übersetzen muss, um
es weniger schrecklich zu finden. Der Aggressionstrieb
findet etwa in den Märchen der Brüder Grimm das
Feld, auf dem er sich unschädlich austoben darf. Die
Märchen verstoßen gegen alle Regeln politischer
Korrektheit. Es herrschen dort Mord und Totschlag,
Mütter werden verbrannt und Söhne umgebracht. Das
muss niemanden erschrecken, denn derlei ereignet
sich im Kopf, passiert aber nicht wirklich.
Wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heu­
te. Und wenn nicht, würde es nicht helfen, die Mär­
chen umzuschreiben. Wie überhaupt das Fälschen
noch nie geholfen hat. &
Der Deutsche Jugendliteraturpreis wird als
einziger Staatspreis für Literatur seit 1956
vom Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend gestiftet und jährlich verliehen. Ausgezeichnet werden herausragende
Werke der Kinder- und Jugendliteratur.
Eine Kritikerjury vergibt den Deutschen Jugendliteraturpreis in den Sparten Bilderbuch,
Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch. Parallel dazu verleiht eine unabhängige Jugendjury den Preis der Jugendjury. Sie besteht aus
sechs über die Bundesrepublik verteilten Leseclubs. Die Jurys prüfen die Bücher aus der Produktion des Vorjahres und nominieren davon
sechs Titel pro Sparte. Die Nominierungsliste
wird am Donnerstag, dem 14. März 2013, auf
der Leipziger Buchmesse verkündet.
Mehr Informationen unter
www.djlp.jugendliteratur.org
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© fotolia.com: dmitrimaruta #42181100
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L i t e r at u r i m Ohr
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Kostenlose Lesungen entdecken
Wer hört heute noch Radio? Außer vielleicht beim
Frühstück oder im Auto? Wenn Sie bisher „nur“ Musik
im Radio hören, können Sie nun kostenlose Lesungen
entdecken und sich informieren, was es Neues auf
dem Buchmarkt gibt. Haben Sie Lust auf eine kleine
Deutschlandreise? Ich möchte Sie einladen, einige
Hör­funksender der Republik kennenzulernen und her­
auszufinden, welche Sendungen sich mit Büchern be­
schäftigen. Sie brauchen dafür nur Ihren Lieblingsses­
Marek Walica
Wenn Sie keinen digitalen Radioempfang haben oder
kein Internetradio besitzen, können Sie alle Sen­
dungen online am Computer hören, sich vieles als
Pod­cast auf Ihren PC, MP3-Player oder Smartphone
herunterladen. Sie können sich den Podcast Ihrer
Lieb­lings­sendungen auch abonnieren, z. B. über iTunes.
Wie das genau geht, erfahren Sie zum Beispiel auf der
Homepage des NDR.
Weiter geht es auf unserer Reise zum …
Auf NDR 1 Niedersachsen stellt Margarete von Schwarz­
kopf in der „Bücherwelt“ regelmäßig neue Titel vor, je­
den Dienstagabend um 21.05 Uhr. In 2013 widmet sie
sich zusätzlich einmal im Monat dem Spezialthema
„Autoren im Exil“.
Fangen wir mit unserer Reise im Norden an ...
Der NDR hat eine ganz hervorragende, übersichtliche
Internetseite. Wenn Sie sich über Kultur bis zu Litera­
tur geklickt haben, finden Sie dort u.a. „Wickerts Bü­
cher“. Ulrich Wickert, bekannt als Tagesthemenmode­
rator, stellt an jedem 1. Sonntag im Monat von 13.00
bis 14.00 Uhr auf NDR Kultur Bücher vor, spricht mit
Susanne Emschermann, freie Autorin, Büchereileiterin KÖB St. Dionysius Niederkassel.
© fotolia.com: contrastwerkstatt #46339442
Gehören Sie wie ich noch zur „Generation Radio“? Dann
hat Ihnen Onkel Eduard wahrscheinlich auch Märchen
vorgelesen oder Sie haben bei Astrid Lindgrens „Kalle
Blomquist“ vor Angst auf den Nägeln gekaut. Vielleicht
waren aber auch Tante Jo und Onkel Tobias regelmäßig
zu Gast in Ihrem Wohnzimmer.
sel und das gute alte Radio (oder Computer und MP3Player, Smartphone, etc.).
© fotolia.com:
Die Literatur- und Sprachwissenschaftlerin Annemarie
Stoltenberg empfiehlt jeden Dienstag um 7.20 Uhr ein
Buch. Die Besprechung ist auch online zu finden,
wenn Sie es nicht schaffen, „Stoltenberg liest“ live zu
hören. Was Sie auf gar keinen Fall verpassen dürfen, ist
„Das gemischte Doppel“. Hier stellen Frau Stolten­
berg und Rainer Moritz, der Leiter des Literaturhauses
Hamburg, viermal im Jahr Neuerscheinungen aus al­
len Genres vor. Geistreich und witzig spielen sich die
beiden gekonnt die Bücher zu. Ich verspreche Ihnen,
anschließend möchten Sie sofort in die nächste Buch­
handlung rennen, um sich einige Titel zu besorgen.
Die geplanten Sendetermine für 2013 sind: 19.02./
4.06./ 24.09./ 26.11. jeweils von 10.00–13.00 Uhr auf
NDR Kultur. Wer in Hamburg wohnt, kann die beiden
im Literaturhaus auch live erleben. Morgens um 8.30
Uhr und abends um 22.05 Uhr können Sie sich vorle­
sen lassen. So wird in der 3. Januarwoche z. B. mor­
gens aus dem Roman „Fliehkräfte“ von Stefan Thome
und abends aus den Erzählungen von E.T.A. Hoffmann
gelesen. Die wöchentlichen Programme bietet der Sen­
der im PDF-Format an.
Literatur im Ohr
Susann e E m sch e r m ann
#49581981
Autoren, z. B. mit dem Krimiautor Petros Markaris
über die Finanzkrise in Griechenland oder mit Judith
Schalansky über Buchkunst.
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WDR nach Köln. Jeden Sonntag gibt es von Christine
Westermann oder Antje Deistler einen Buchtipp in der
Westzeit auf WDR 2, nachzuhören und nachzulesen
auf der Homepage. Die vorgeschlagenen Titel sind
durchweg bibliotheksgeeignet (z. B. „Engel und Dämo­
nen“ von Georg Haderer oder „Das Sonnenblumen­
feld“ von Andrej Longo). Ebenfalls sonntags zwischen
18.05 Uhr und 19.00 Uhr gibt es auf WDR 3 einen
Pflichttermin für Literaturliebhaber, „Gutenbergs
Welt“. Das Literaturmagazin spricht mit Autoren,
empfiehlt Romane und Sachbücher. Zum Nachhören
sind die Empfehlungen nicht über die Mediathek zu
finden, sonder über Podcasts. Besser, Sie laden sich
den kostenlosen Radiorecorder des WDR herunter. Da­
mit können Sie Ihre Wunschsendungen programmie­
ren und aufnehmen. Das ist selbst für technisch unbe­
gabte Menschen möglich – ich habe es ausprobiert.
Den Computer oder Laptop müssen Sie natürlich an­
lassen, wenn Sie nicht zu Hause sind. So verpassen Sie
z. B. keine Folge des wöchentlichen Hörspiels, diens­
tags auf WDR 5.
Der Samstagabend ist auf diesem Sender für Buchlieb­
haber reserviert. Um 20.00 Uhr beginnt das WDR 5 –
L i ter a tu r i m O h r
2/2013
Internetadressen:
www.boersenverein.de/de/portal/Buecher_im_Radio/158282
www.br.de/radio/bayern2/inhalt/feuilleton/index.html
www.dradio.de/portale/literatur/sendungen/
www.dradio.de/recorder/999552/
www.hr-online.de/website/radio/hr2/index.jsp?rubrik=13038
www.mdr.de/mdr-figaro/literatur/buendelgruppe2196.html
www.ndr.de/kultur/literatur/index.html
www.sr-online.de/sronline/der_sr/kommunikation/aktuell/21012013_pm_buecherlese100.html
www.swr.de/swr2/literatur/bestenliste/-/id=98456/1fuhjty/index.html
www.swr.de/swr2/programm/sendungen/fortsetzung-folgt/-/id=658902/fys1d2/index.html
www.tobit.com/radiofx/
www.wdr.de/radio/home/radiorecorder/start/index.phtml
www.wdr2.de/kultur/buecher/index.html
www.wdr3.de/literatur/index.html
www.wdr5.de/kultur-literatur.html
Literaturmagazin „Bücher“. Es folgt der „Ohrclip“ –
von 21.05 Uhr bis 23.00 Uhr gibt es Literarisches, gele­
sen von Schauspielern oder vom Autor selber. Auf
meinem Recorder befindet sich z. B. eine Lesung des
Buches „Die Party bei den Jacks“ von Thomas Wolfe.
Der Vorleser ist Matthias Brandt. Am letzten Samstag
im Monat wechseln sich Mundart („Land und Leute“)
und Krimi ab. Krimileser kommen voll auf ihre Ko­
sten, wenn es heißt: Legen Sie nicht auf! „Die telefonische Mord(s)beratung.“ Der Clou sind die Anrufe
von Hörern, die eine ganz persönliche Empfehlung be­
kommen oder geben möchten. Jeder kann mitmachen
unter der kostenfreien Nummer: 08005678555. Schau­
en Sie mal nach, was am kommenden Samstagabend
im Programm ist!
dio“ umfassend über neue Hörbücher: Belletristik und
Sachbücher für Erwachsene, Kinder und Jugendliche.
Es gibt Interviews und Hörproben! Das Magazin orien­
tiert sich an der hr2 – Hörbuchbestenliste.
Etwas weiter südlich schauen wir beim …
Wir bewegen uns ein Stück nach Osten.
SWR vorbei. Bei „Fortsetzung folgt“ bekommen Sie
montags bis freitags von 14.30 Uhr bis 14.55 Uhr ein
ganzes Buch vorgelesen, jeden Tag ein bisschen. Im
Moment wird der Roman „Sunrise – Das Buch Joseph“
von Patrick Roth gelesen. Der Titel war im Mai 2012
das Buch des Monats beim Borromäusverein. Die
nächsten Bücher für das 1. Quartal 2013 sind „Das
dreizehnte Kapitel“ von Martin Walser, „Wovon wir
träumten“ von Julie Otsuka und „Ein Vermächtnis“
von Sibylle Bedford. Alles auf SWR 2.
Beim Kulturradio MDR Figaro besuchen wir das LeseCafé. Jeden zweiten Sonntag im Monat sind dort um
16.05 Uhr Autoren zu Gast und diskutieren über ihre
Bücher. Im Januar sprach der Literaturredakteur Mi­
chael Hametner mit Stefan Thome.
Zwischen Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg
lohnt sich ein Besuch beim Saarländischen Rundfunk. An jedem Samstagnachmittag um kurz nach
drei ist die „Bücherlese“ eine Alternative für Men­
schen, die sich nicht für Fußball interessieren.
Frankfurt am Main ist unser nächstes Reiseziel. Auf
hr2 Kultur informiert das neue Hörbuchmagazin „Au-
Schauen wir nach Süden in den bayerischen Bücher­
himmel. Das Büchermagazin „Diwan“ auf Bayern 2
L i t e r at u r i m Ohr
2/2013
verspricht jeden Samstag um 14.05 Uhr intelligente
Unterhaltung. Hier werden Leser mit Anspruch fün­
dig. Die Empfehlungen sind für kleine Bibliotheken
allerdings nur bedingt tauglich. Die radioTexte infor­
mieren und unterhalten dienstags, samstags und
sonntags mit aktuellen Titeln, aber auch Klassikern.
Zum 20. Todestag von Anna Wimschneider wurde aus
ihrem Buch „Herbstmilch“ vorgelesen. Wenn Sie auf
der Bayern 2 Homepage „Radiotexte“ eingeben, be­
kommen Sie unter „Podcast“ eine Liste der Lesungen,
die noch zur Verfügung stehen.
Zum Schluss geht es zurück nach Köln ...
Kommen wir zu dem Sender, der die Kulturfahne be­
sonders hochhält, zum Deutschlandfunk. Täglich um
16.10 Uhr dürfen Sie über den „Büchermarkt“ flanie­
ren. Samstags werden Bücher für junge Leser bespro­
chen. Das Deutschlandradio Kultur präsentiert
mehrmals täglich in „Kritik“ neue Bücher und wieder­
entdeckte Schätze. Die Redaktion gibt monatliche
Buchempfehlungen, die sie natürlich auch nachlesen
oder -hören dürfen. Das monatliche Programm des
Deu­
tschlandradios mit vielen interessanten Zusatz­
informationen ist ebenso wie das Quartalsheft „Hör­
spielfeature“ auf der Homepage des Senders kostenfrei
zu bestellen.
Statt von jeder Rundfunkanstalt einen Radiorecorder he­
runterzuladen, können Sie auch den des Deutschland­
funks wählen, der Sendungen aus aller Welt aufnehmen
kann. Er hat allerdings den Nachteil, dass er keine gleich­
zeitigen Aufnahmen schafft. Dafür bieten sich kosten­
lose Recorder, z. B. Radio.fx an. Eine Bewertung der Soft­
ware finden Sie im Netz, z. B. bei Computerbild.
Der Börsenverein des deutschen Buchhandels bietet
auf seiner Homepage eine Liste „Bücher im Radio“.
Hier bekommen Sie eine Ahnung von der Vielzahl der
Büchersendungen. Dagegen kommt das Fernsehen
nicht an.
Zum Schluss ein kleiner Tipp für Nostalgiker: Einige
alte Märchenhörspiele sind inzwischen auf CD erhält­
lich; die Audio Factory hat als „Hörspielschätze“ u.a.
zwölf Märchen der Gebrüder Grimm neu aufgelegt
(Hörspielschätze 1: ISBN 978-3939814009). Oder ge­
ben Sie bei youtube mal Eduard Marks ein. Da können
Sie die alten Polydor-Schallplatten Ihrer Kindheit
nachhören!
War Ihre Lieblingssendung nicht dabei? Die Redaktion
freut sich über zusätzliche Tipps! Schreiben Sie bitte
an: [email protected] &
Büchereiarbeit im Krankenhaus
Ein etwas anderer Büchereialltag
Die Fortbildungstagung für Kran­
kenhausbibliotheken 2013 in
Hofgeis­
mar beinhaltet folgendes
Schwer­punktthema: Team – Kommunikation im Team, Rollen und
13
© fotolia.com: Smileus #21562176
12
Funktionen der Einzelnen, Motivation,
Delegation von Aufgaben, Führen und
Leiten. Weitere interessante Impulse
gbt es zur Medizin­
ethik (Sensibilisierung, Leit­linien in Krankenhäusern und
Konsequen­
zen für Krankenhaus­
bibliothe­ken) und zu E-Books.
www.borromaeusverein.de
 Bildung  Büchereipraxis
14
R ei s e i n s R e ic h de r 26 Z a ube rzeichen
2/2013
Reise ins Reich der
26 Zauberzeichen
Fortbildungsveranstaltung der LAG
Doroth e e Steue r
u n d H elg a Sch w a r z e
Die Landesarbeitsgemeinschaft kirchlicher Büchereiarbeit in RheinlandPfalz (LAG) bot diese, im September
2012 in Ludwigshafen, an. 40 ehrenamtl­iche Büchereimitarbeiter/innen aus
28 katholischen und evangelischen öffentlichen Büchereien nahmen an
zahlreichen Ausflügen in die vielseitige Welt der Bilderbücher und Geschichten teil.
Literacy, die Aneignung von Sprachund Lesekompetenz, verbunden mit
Text- und Sinnverständnis wird be­
reits in der frühen Kindheit grund­
gelegt. Voller Neugier und Wissens­
durst wollen Kinder schon früh –
meist lange vor Schulbeginn – sich
Buchstaben erobern. Dass Kinder
in ihren Familien sehr unterschied­
liche Erfahrungen mit der Lese-, Er­
zähl- und Schriftkultur machen, se­
hen Büchereien meist in Kooperati­
on mit Kindertagesstätten und
Schulen. Genau da sehen Büche­
reien eine wichtige Aufgabe, Kin­
der schon sehr früh in der Aneig­
nung von Sprach- und Lesekompe­
tenz zu unterstützen. Dabei bieten
sie häufig ein vielseitiges Angebot
an eigenen Veranstaltungen wie Vor­
lesestunden, Bilderbuchkinos oder
Spiel- und Bastelaktionen an.
Die „Reise ins Reich der 26 Zauberzei­
chen“ bot dementsprechend eine
bunte Palette praxiserprobter und
überaus kreativer Methoden, die
es zukünftig den teilnehmenden
Büchereimitarbeiter/innen ermög­
lichen sollen, diese einfach und
unkompliziert in das eigene Veran­
staltungsangebot zu integrieren.
Da­bei ging es um verblüffend ein­
fache Beispiele, Buchstaben mit al­
len Sinnen ins Spiel zu bringen,
sich kreativ mit Buchstaben, Wör­
tern, mit Reimen und Versen oder
auch mit Bilderbüchern und Ge­
schichten auseinanderzusetzen, um
damit Kindern den Spaß am Lesen
Dorothee Steuer, Fachstelle für
Katholische Büchereiarbeit im
Bistum Trier und Helga Schwarze, Landeskirchliche Büchereifachstelle der Evangelischen
Kirche im Rheinland
Kontakt und Bilder: Dorothee
Steuer, zurzeit Vorsitz der LAG,
Fachstelle für Katholische Büchereiarbeit im Bistum Trier, Hinter
dem Dom 6, 54290 Trier;
Tel.: 0651 7105-471; Fax: 0651
7105-520; Mail: [email protected]
zu vermitteln, Erzähl und Lesefreu­
de zu entwickeln und sie mit spie­
lerischen Mitteln in die Welt des
Alphabetes einzuführen. In Grup­
penarbeit und in verschiedenen
Mitmachaktionen konnten die Teilnehmer/innen das Erlernte selbst
erproben und umsetzen.
Gudrun Rathke, freiberufliche Re­
ferentin für Sprachförderung und
kreative Literaturvermittlung, be­
sonders im Bildungsbereich mit
Kindern aktiv, führte souverän
und äußerst kompetent als Reise­
leitung durch die Tagung. Im Mit­
telpunkt ihrer freiberuflichen Tä­
tigkeit steht neben verschiedenen
Fortbildungsangeboten vor allem
die Leidenschaft für das freie Er­
zählen von Geschichten und Mär­
chen. Folgerichtig gab es dann
auch am Samstagabend einen be­
sonderen Höhepunkt, als sie die
Schatzkiste der Geschichten öff­
nete und einen Einblick in ihre
eindrucksvolle Erzählkunst gab.
Am Ende der Reise war der Koffer
der Teilnehmer/innen voll gepackt
mit einer Vielzahl kleinerer und
größerer Ideenbausteine, um zu­
künftig die Welt zwischen zwei Bil­
derbuchdeckeln für Kindergrup­
pen noch lebendiger werden zu
lassen.
2/2013
Die LAG bietet ihr Seminar einmal
jährlich an wechselnden Orten in
Rheinland-Pfalz, jeweils zu unter­
schiedlichsten Büchereithemen an.
In 2012 fand die Tagung bereits zum
27. Mal statt. In der LAG, sind die
sieben katholischen und evange­
lischen Büchereifachstellen zusam­
men­geschlossen, die zusammenge­
nommen weit über 400 Büchereien
in Rheinland-Pfalz betreuen. Die
katholische und die evangelische
Kirche stellen in Rheinland-Pfalz
somit über 50 % der öffentlichen
Büchereien und leisten damit ei­
nen erheblichen Beitrag für die
Lite­ratur- und Medienversorgung.
Rund 2.900 ehrenamtlich enga­
gierte Männer und Frauen setzen
sich für die Lese- und Literaturför­
derung ein und sprechen mit ih­
ren rund 6.000 Veranstaltungen
R e i s e i ns R e i c h d e r 26 Z au b e r z e i c he n
15
Referentin Gudrun Rathke erzählte Märchen aus der
„Schatzkiste der Geschichten“
pro Jahr jährlich mehr als 570.000 Be­
sucher an. Die LAG vertritt die Interes­
sen der Büchereien im Land und orga­
nisiert unter anderem auch dieses zen­
trale Fortbildungsangebot für die eh­
renamtlichen Büchereiteams. &
2/2013
© fotolia.com: stokkete #42320760
16
2/2013
handlungen, Lit.cologne, Bildungseinrichtungen, Me­
dienanstalten …) ein (kirchen-)gemeindliches Litera­
turprogramm entwickeln und über einen langen Zeit­
raum behaupten? – Die Liste der Autor/innen, die in
mehr als 50 Veranstaltungen zu Gast waren, ist beein­
druckend: Navid Kermani, Norbert Scheuer, Katharina
Hacker, Ulrike Kolb, Jo Lendle, Doris Konradi, Javier
Salinas, Angelika Grunenberg – um einige weitere Na­
men zu nennen, 1. Liga des Literaturbetriebes, könnte
man sagen. Die Gästeliste gereicht jedem Literatur­
haus zur Ehre, jeder Buchhandlung würde sie zu kom­
merziellem Erfolg verhelfen.
10 Jahre = 50 Lesungen
Lesekreis in St. Agnes
Kurt K o d d e n b er g
Prof. Garhammer bringt es in der Predigt des (literarischen) Festgottesdienstes auf den Punkt: Die Gemeinde
kann auf dieses Jubiläum sehr stolz sein, denn 10 Jahre
„Literatur in St. Agnes“ bedeutet nicht nur vielfältige literarische Anregungen und bereichernde Gespräche mit Autor/
innen, sondern auch ein für Theologie, Kirche und Gemeinde
herausfordernder Dialog mit der Kultur und der Welt.
Der Literaturkreis von St. Agnes in der Kölner Innen­
stadt feiert sein Jubiläum seit Ende August 2012 mit
einem umfangreichen Jubiläumsprogramm und bringt
dazu ein eigenes Buch (s.u.) heraus. Das Programm bil­
det noch einmal das beeindruckende Spektrum ab, das
sich in Inhalten und Formen in den vergangenen
Jahren entwickelt hat: Radioveranstaltungen (Prof.
Manemann), Großveranstaltungen in der Kirche (Ulla
Hahn), literarische Führungen durch das Viertel (Hein­
rich Böll und Hilde Domin), Autorenlesungen (Lily
Brett, Esther Kinsky), Kinder – Krimi – Führungen
(Christina Bacher, Ulrich Noller) sowie einem „litera­
rischen“ Festgottesdienst mit anschließendem Empfang.
Weit über 1.000 Buch- und Lesefreunde nehmen – bei
freiem Eintritt – an den Veranstaltungen teil. Die Zei­
tungen und Radiostationen in der Stadt berichten
mehrfach ausführlich. Und das Buch mit dem Titel
„Denn alles Geschriebene ist gegen den Tod ange­
schrieben“(Heinrich Böll, Zitat aus dem Text Rose und
Dynamit, in dem er sich mit der Anforderung nach
christlicher Literatur auseinandersetzt.) ist in Köln
schnell zum Bestseller geworden.
Eine engagierte Initiativgruppe
Wie kann sich in einer Großstadt wie Köln mit fast
täglichen Literaturangeboten (Literaturhaus, Buch­
Was sind die Erfolgsbedingungen für dieses außerge­
wöhnliche gemeindliche Literaturengagement? Wel­
che Anregungen hält diese Erfolgsgeschichte für ande­
re bereit? Die Antwort fällt leicht, da es sich im we­
sentlichen überschaubar um vier Voraussetzungen
handelt, auf die der Erfolg von „Literatur in St. Agnes“
zurückzuführen ist: die richtige Gemeinde, ein pas­
sendes öffentliches Umfeld, eine engagierte Initiativ­
gruppe und interessierte Kooperationspartner. Allein
mit diesen Elementen lässt sich ein beispielhaftes Lite­
raturprojekt entwickeln.
St. Agnes ist in Köln die Kirche, die einem Stadtviertel
den Namen gibt. Die Gemeinde, finanziell eher als
arm zu bezeichnen, ist reich gesegnet mit Ehrenamt­
lichen, die sich mit großer Motivation für das Gemein­
deleben einsetzen. Kulturelle Angebote, die Begeg­
nung mit Kulturschaffenden bilden, seit vielen Jahren
ein Schwerpunkt sind. Die Literatur folgt 2002 der Mu­
sik und den Kunstausstellungen als dritter Teil des kul­
turellen Profils der Gemeinde. Auch die Hauptamt­
lichen fördern das Bestreben um den Dialog mit der
zeitgenössischen Kultur und eröffnen dafür immer
wieder neue Räume. Kunst und Kultur werden im
Selbstverständnis (Leitbild) der Gemeinde als Berei­
cherung des Gemeindelebens, als diakonisches Han­
deln für die Menschen im Viertel gesehen.
Erfolgreich Veranstaltungen entwickeln
Den Auftakt für die Literatur bilden 2002 religiöse
Themen („Das Buch der jüdischen Feste“ von Efrad
Gal Ed und „Magdalena am Grab“ von Patrick Roth).
Es folgen höchst unterschiedliche Lesungen, The­
10 J ahr e = 50 L e s u ng e n
17
Kurt Koddenberg, Erzbistum Köln,
Hauptabteilung Seelsorge, Stabsstelle
Überregionale Projekte und Aufgaben.
men, Autoren, Literaturformen. Eine besondere Rolle
spielen Autoren, die im Viertel beheimatet sind. Wer
lebt im Agnesviertel? Welche Veränderungen in der
Bevölkerungsstruktur lassen sich wahrnehmen und
wie kann die Gemeinde daran anknüpfen (Gentrifi­
zierungsprozesse, demografische Veränderungen,
Perfor­mer-Milieu)? Die berühmtesten, schon verstor­
benen Literaten sind Hilde Domin und Heinrich Böll.
An diese beiden angelehnt lassen sich erfolgreich
Veranstaltungen entwickeln, z. B. anlässlich der Ein­
richtung eines Hilde-Domin-Parks oder der Herausga­
be einer neuen Böll-Biographie in einem Kölner Ver­
lag.
Zugezogene junge Autoren nutzen gern die Gelegen­
heit, sich der Nachbarschaft vorzustellen, einige prä­
sentieren jeweils ihre neuen Werke traditionell bei „Li­
teratur in St. Agnes“. Es scheint, dass es leichter ist, in
einem bereits „kulturell“ arrivierten Viertel Literatur­
veranstaltungen anzubieten – auch wenn sich das An­
gebot in bestimmten Zeiten der Konkurrenz aussetzt
– als in Regionen, in denen bisher nur wenige kultu­
relle „Stützen“ gegeben sind. Das Kölner Agnesviertel
ist ein pulsierender Ort für vielerlei Kulturen und
Künste. Es übt eine große Anziehungskraft auf junge
Leute aus, die auch für ein kirchliches Literaturangebot
offen sind. Was zählt, sind die Qualität der Literatur so­
wie die offene, wertschätzende Atmosphäre der Veran­
staltungen.
Den Literaturkreis St. Agnes bilden zurzeit sechs
Frauen und Männer, alle literaturbegeistert, dem Vier­
tel und der Gemeinde verbunden, sechs sehr unter­
schiedliche Personen mit je eigenen Leseinteressen
und unterschiedlichen persönlichen Hintergründen –
und mit vielen förderlichen Kompetenzen und „Bezie­
hungen“. Der Kreis trifft sich regelmäßig und tauscht
sich über Literaturthemen aus. Im Vordergrund stehen
Leseerfahrungen, eher selten haben alle dasselbe Buch
zeitgleich gelesen. Die anregenden Gespräche dienen
dem Zweck, anderen im Viertel bedeutsame Autoren
18
1 0 J a h r e = 50 Le s un ge n
und ihre Werke vorzustellen: Was passt? Was bewegt
im Moment? Welche Autorin, welcher Autor hat im
Moment etwas zu sagen? In welcher Form und an
welchem Ort könnte der Autor präsentiert werden?
Welche Anknüpfungspunkte bestehen im Viertel?
10 J ahr e = 50 L e s u ng e n
2/2013
2/2013
19
hinbekommen, was sonst nur kommerzielle Unter­
nehmen schaffen: 350 Personen zur Lesung von Lily
Brett, deren englischer Text auf deutsch von der be­
kannten Schauspielerin Anja Leis vorgetragen wird
und die Moderation dazu von einer bekannten Rund­
funkmoderatorin übernommen wird.
Anfang, Ansehen, Routine
Eine besondere Rolle spielen die Institutionen im
Viertel, die sich gelegentlich auch selber mit Veran­
staltungsvorschlägen melden oder die bei der Wer­
bung helfen. Ein besonderer „Umschlagplatz“ ist der
Buchladen im Viertel, dessen Eigentümer selber Mit­
glied im Literaturkreis ist. Über die Buchhandlung ist
Literatur in St. Agnes ständig präsent und ansprech­
bar für Anregungen und Kritik seitens der Bevöl­
kerung. Ein Teil der Werbung läuft z. B. über die
Schaufenster der Agnes-Buchhandlung. Ähnlich eng
ist die Zusammenarbeit mit der gemeindlichen Ka­
tholisch Öffentlichen Bücherei.
Lily Brett
Gerade bei großen Veran­
staltungen wie z. B. jüngst
der Lesung von Lily Brett
(„Lola Bensky“) kommt
man nicht ohne Koopera­
tionspartner, die die orga­
nisatorischen und finan­
ziel­
len Risiken mittragen,
aus. Doch mit entspre­
chender Unterstützung von
vielen Seiten lässt sich mit
vereinten Kräften etwas
© fotolia.com: Petair #42691423
Das Zwischenresümee nach 50 Veranstaltungen zeigt,
dass für viele Veranstaltungen, für viele Autor/innen,
vor allem für viele Teilnehmer/innen die Kirche als zu­
meist ungewöhnlicher Ort der Lesung eine bewegende,
herausfordernde, nicht alltägliche Bedeutung hat. Ins­
besondere im kirchlichen Raum stehen die Texte in
einem anderen, nämlich existentiell religiösen Lebensund Erfahrungskontext. Der Raum gibt den Texten eine
andere Wirkkraft, der Stimme einen anderen Klang,
den Worten eine neue Bedeutung. Zahlreiche Autorenund Zuhörerberichte liegen vor, die diesen Zusammen­
hang eindrucksvoll bestätigen. Es ist erfreulich, dass in­
zwischen auch die Auseinandersetzungen der Gemein­
de mit dem Bistum über die Lese-Veranstaltungen in
der St. Agnes Kirche überwunden sind und deshalb „die
Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen
von heute“ aufgeschrieben und erzählt von Autor/in­
nen in der St. Agnes Gemeinde weiterhin ihren freien
Resonanzraum haben können.
Anregendes Buchprojekt
Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums hat der Literatur­
kreis ein anregendes Buchprojekt verwirklicht. Das im
Sommer erschienene Buch mit dem Titel „Denn alles
Geschriebene ist gegen den Tod angeschrieben“ ver­
eint umfangreich Texte der Autoren, die in St. Agnes
gelesen haben, z. B. von Heinrich Böll und Hilde Do­
min, Texte die sich auf das Leben im Viertel beziehen.
Einige theoretische Texte beleuchten den Zusammen­
hang zwischen moderner Literatur und dem christ­
lichen Glauben. Schließlich berichten die Mitglieder
Es geht weiter
Nach dem Jubiläum wird es weitergehen. Schon sind
einige Veranstaltungen geplant. Autoren, die schon
einmal gelesen haben, möchten ihr neues Werk wie­
derum in „Literatur in St. Agnes“ vorstellen. Verlage
schlagen Kooperationen mit ihren neuen Autoren
vor und ins Viertel ziehen neue Künstler und Lite­
raten, zu denen sich das Literatur-Engagement
schnell rumsprechen wird.
der Initiativgruppe aus
den persönlichen Er­
fahrungen mit der Li­
teratur bzw. dem Lite­
raturkreis. Das Buch ist
nur über das Büro der
Pfarrgemeinde St. Agnes,
Neusser Platz 18, 50670
Köln erhältlich und kostet
15 €. &
Für alle literarisch Interessierte
Verschiedene Schwerpunkte
© Foto Lily Brett: Bettina Strauss
Die Planung und Vorbereitung ist seit langem Routine:
Werbung, Raumvorbereitung, Moderation, Finanzie­
rung, Begegnung mit der Autorin/dem Autor nach der
Lesung. Ohne Kooperationspartner hätten die meisten
Lesungen nicht stattfinden können. Am Anfang ist es
schwer, aber wenn man sich ein Ansehen erarbeitet
hat, helfen viele sehr gern: Verlage, die bei den Leserei­
sen ihrer Autoren gern für eine Station bei uns anfra­
gen, städtische Stellen mit ihren Fördergeldern, kirch­
liche Bildungseinrichtungen, die die gemeindliche
Kulturarbeit subsidiär fördern wollen – genauso wie
große Stiftungen, die sich für die Lese- und Litera­
turförderung einsetzen.
Die finanzielle Unterstützung vieler Einrichtungen bil­
det die Basis für die Finanzierung. Die Teilnehmer/in­
nen zahlen keinen Eintritt. Sie werden am Ende der Ver­
anstaltungen um eine Spende zur Kostenbeteiligung
gebeten. Jeder kann dann am Ende für sich bemessen,
wie wichtig der Abend für ihn gewesen ist und was er
wert war. Und wenn sich jemand gar nicht an den Ko­
sten beteiligen will oder kann, dann ist er oder sie erst
recht weiterhin herzlich willkommen.
Für alle literarisch Interessierte wurde proliko® im Auftrag des Borromäusvereins und der mit ihm zusammenarbeitenden Fachstellen für Büchereiarbeit entwickelt. Das Angebot besteht aus unterschiedlichen Angeboten, die verschiedene Schwerpunkte in der Arbeit
über und mit Literatur setzen. Die einzelnen Veranstaltungen sind aufeinander abgestimmt, können aber
vollkommen unabhängig voneinander besucht werden. www.borromaeusverein.de  Bildung 
Literatur
E i n e g r öß ere A uf ga be
2/2013
Eine größere Aufgabe
© Pressefotos: Brigitte Weninger (brigitte-weninger.at)
20
21
2/2013
Vom Unterschied zwischen Erfolg und Erfüllung
P eter K r a us v o m C l e f f
„Für Eile fehlt mir die Zeit“, so titelte
unser Erfolgsautor Horst Evers. Oft erscheint es so, als fehlte es uns allen an
Zeit für alles – umso verblüffter schauen
wir einen Mitmenschen an, wenn dieser
mit oft leuchtenden Augen von seinen
ehrenamtlichen Aktivitäten erzählt.
Es gibt einen erheblichen Unter­
schied zwischen Erfolg und Erfül­
lung. Erfolg kann verstanden wer­
den als messbare Größe (mit Nie­
derschlag in Titel, Status, Gehalt,
Hubraum des Dienstwagens etc.).
Erfüllung hingegen ist schwerer
greifbar, reflektiert – etwas über­
spitzt dargestellt – unseren spiritu­
ellen Hunger, unseren Wunsch, Teil
eines größeren Ganzen zu sein. Er­
füllung erfahren wir also nicht etwa
durch einen (über-)vollen Termin­
kalender, sondern in dem Maße, in
dem wir glauben, uns einer größe­
ren Aufgabe gewidmet zu haben.
Gerade in Zeiten der Krisen, Um­
brüche, Transformationen und
schier unermesslicher Zerstreuungs­
angebote sehnen wir uns nach
Sinn, leidenschaftlichem Miteinan­
der, einem Aussteigen aus dem (oft
selbst geschaffenen) Hamsterrad.
Was uns vom Hamster unterschei­
det, ist, dass wir uns selbst ein Bild
von unserer eigenen Zukunft ma­
chen können. Mit diesem Bild im
Kopf und im Herzen finden wir ne­
ben dem Streben nach Erfolg auch
einen Weg zu unserer Erfüllung.
Mit anderen Worten: Wir sollten
mal den Fernseher ausschalten, das
mobile Kommunikationsgerät aus
der Hand legen, nicht vor der Ruhe
flüchten und nicht das Alleinsein
scheuen.
Fragen sollten wir stattdessen: Was
ist für mich Erfolg? Vor allem aber:
Was erfüllt mich? Bevor Ihnen das
alles zu esoterisch, zu spirituell da­
herkommt, mal eine rein ökono­
mische Frage: Wenn Zeit unser
knappstes, flüchtigstes Gut ist, wie
gehen wir am besten mit ihr um?
Wie investieren oder verschwenden
wir unsere Zeit? Hierbei kann eine
Stunde des Innehaltens, des In-unsLauschens, des versunkenen Lesens,
des intensiven Meinungsaustauschs
mit Freunden, Gleichgesinnten oder
(vermeintlichen) Gegnern eine bes­
sere, langfristigere Rendite bringen,
als atemloses Multitasking, als
gleichzeitiges Klimpern auf allen
Klaviaturen. Andersherum: Erfüllte
Zeit ist wertvolle Zeit, Müdigkeit
nach einer erfüllenden Tätigkeit ist
eine andere, schönere, tiefere Mü­
digkeit als von achtlosem, sinnfrem­
den Tun herrührende Ermattung.
Das ehrenamtliche Engagement
kann ein guter Baustein für Erfül­
lung sein, wenn man sich darauf
einlässt. Es bietet eine Chance, un­
sere Begabungen, Energien, un­
seren inneren Reichtum in ein grö­
ßeres Ganzes einzubringen. Eine
ehrenamtliche Tätigkeit schafft ne­
ben dem beruflichen, professio­
nellen Umfeld eine weitere, zusätz­
liche Möglichkeit, anderen wert­
schätzend, aufgeschlossen, fürsorg­
lich und liebevoll zu begegnen und
somit an horizonterweiternden Er­
fahrungen hinzuzugewinnen. „Der
eine mag gern Senf, der andere grü­
ne Seife“, so brachte Erich Kästner
zum Ausdruck, dass wir nicht im­
mer nachvollziehen können, was
einem anderen an einer bestimm­
ten Angelegenheit begeistert.
Dies gilt gewiss und nicht zuletzt
fürs Ehrenamt. Niemand muss sich
rechtfertigen, wenn er ehrenamt­
lich für den Rassegeflügelverein,
die Nachbarschaftshilfe, die Lese­
paten, das Hospiz, den KundaliniYoga-Zirkel, die St. Pauli-Fangrup­
pe, die Kirchengemeinde oder den
Börsenverein des Deutschen Buch­
handels tätig ist – Hauptsache, es
erfüllt ihn, hilft anderen! &
Peter Kraus vom Cleff, kaufmännischer Geschäftsführer der Rowohlt Verlags GmbH in Reinbek. Sein
Artikel erschien im Börsenblatt 44.2012.
Freche Leserezepte für
die Bibliothek
Basics und Kleinkinder
Brigitte Wenninger
„Nochmal!“ – Dieser winzige Einwort-Satz am Ende einer
Geschichte oder eines Bilderbuches ist in Wahrheit ein Riesen-Kompliment aus Kindermund. Wenn wir ihn in unserer
Bibliothek zu hören bekommen, haben wir gerade etwas
Großes geschafft: Wir haben ein Kind dazu gebracht, dass
es sich weiter mit Büchern beschäftigen möchte.
Wie immer, wenn Menschen etwas als gut und ange­
nehm empfinden, will es nun MEHR davon. Vom lu­
stigen Spiel, von der leckeren Schokolade, von der tol­
len Geschichte. Kein Problem, denn wir haben ja noch
viele wunderbare Bücher in der Bibliothek – und dazu
viele Ideen, wie wir sie Kindern schmackhaft machen
können!
Wir wissen alle, dass nicht jede Bibliothek ideal ausge­
stattet ist. Zu wenig Platz, zu wenig Budget, zu wenig
Zulauf. Doch wenn als Gegengewicht genug Engage­
ment vorhanden ist, kann schon nicht mehr viel
schiefgehen! Es ist nämlich nicht so, dass eine erfolg­
reiche Literacy-Förderung für Kleinkinder, Schul­
kinder, Jugendliche oder Erwachsene mit hohem Auf­
wand verbunden ist. Im Gegenteil. Sobald Sie und Ihr
Team einmal angefangen und die ersten „Nochmals“
eingeheimst haben, wird das Ganze ein Eigenleben
entwickeln. Sie werden für jede Ihrer Ideen den rich­
tigen Platz, finanzielle Unterstützung, helfende Hände
und viele Zuhörer/innen jeden Alters finden. Probie­
ren Sie´s einfach aus. Literacy-Förderung beginnt mit
jedem Buch, das Sie persönlich toll finden und begeis­
tert weiterempfehlen.
F r ec h e L e se re ze pte f ür die Bibliothek
Warum Literacy-Förderung in der Bibliothek? Fragen
Sie mal im Bildungsministerium nach. Die schicken
Ihnen einen Katalog mit Argumenten, Statistiken, Be­
schlüssen und Empfehlungen. Ich nenne Ihnen nur
zwei Gründe:
A) Wer heutzutage nicht gut lesen/schreiben kann, muss
ein Leben lang so tun „Als-Ob“ und ist von vielen wichtigen Bereichen ausgeschlossen.
B) Wir Bibliothekar/innen fördern, weil WIR lesen können
und möchten, dass andere es auch lernen und nicht ausgeschlossen bleiben.
Was Hänschen nicht lernt ...
Allerdings werden nur Gern-Leser richtige Gut-Leser.
Daher sollten wir möglichst früh damit beginnen, Le­
se-Spaß zu vermitteln. Natürlich können wir das nicht
alleine schaffen. Wir brauchen:
• die Unterstützung der Eltern, die begreifen, dass ihr
Kind in seinem Leben nur dann Glück und Erfolg ha­
ben wird, wenn es gut lesen, schreiben und sich aus­
drücken kann.
• die konsequente Sprach- und Literacy-Förderung in
den Kinderkrippen und Kindergärten.
• die Schulen, die Kindern solide Lese-Kompetenzen
vermitteln.
Und zusätzlich brauchen wir noch jemanden, der für
Lese-Motivation und die “Nochmal“-Erfahrungen zu­
ständig ist. Das können Bibliotheken leisten. Aber WIE
sollen die Bibliotheken das vermitteln? WER macht
WO WAS?
Brigitte Weninger, geboren 1960 in Kufstein; arbeitete 20 Jahre als Kleinkind-Pädagogin, bevor sie
sich als Autorin und Journalistin selbstständig
machte. Seither sind 60 Kinder-Bücher erschienen
(in mehr als 30 Sprachen übersetzt). Als Referentin
und Seminarleiterin engagiert sie sich für LiteracyFörderung, Sozialerziehung und Persönlichkeitsbildung; als Naturpädagogin und Bergwanderführerin
leitet sie das Frauen.Berge.Programm „Wilde Kaiserin“ und arbeitet in der Genuss-Buchhandlung
ihres Sohnes mit. www.brigitte-weninger.at
2/2013
2/2013
F re c he L e s e r e z e p t e fü r d i e B i b l i o t he k
Keine Panik. Das erste und wichtigste Leserezept ken­
nen Sie bereits und es heißt: VORLESEN. Seit Men­
schen ums Feuer zusammensitzen und einander Ge­
schichten erzählen wurde noch nichts Besseres erfun­
den. Also lesen Sie bitte vor. Nicht als Event zur Buch­
woche. Sondern regelmäßig, kostenlos, und motivie­
rend. Dabei heißt „regelmäßig“ nicht „jede Woche“.
Sondern einfach so oft, dass Ihre Leser damit rechnen
können und Sie mit Ihrem Team nicht unter Druck
geraten. Vielleicht fangen Sie mit einer fixen VorleseStunde im Monat an. Zum Beispiel an jedem ersten
Mittwoch. Kein Eintritt. Geschichten als Geschenk für
alle. Und dann wechseln Sie nur die Altersgruppen.
Der Besuch wird unterschiedlich hoch sein. Na und?
Wenn Sie keine großen Erwartungen und wenig Orga­
nisations-Stress haben, weil regelmäßige Veranstal­
tungen wesentlich leichter zu bewerben sind als High­
lights, müssen Sie kein Bauchgrimmen haben. Sie und
das Team sind DA und leisten, und die Leute werden
kommen und zuhören wollen.
© fotolia.com: Dan Race #36626131
22
Wo lesen?
Aber zurück zu den Kindern. Prinzipiell sollte jede Bi­
bliotheksveranstaltung in der Bibliothek stattfinden,
damit man die Menschen an diesen wunderbaren Ort
bindet und sie mit seiner Funktion vertraut macht.
Das gilt besonders für Kinder.
Sie befürchten einen zu hohen Andrang? Warum? Es
kann Ihnen gar nichts Besseres passieren als ein rap­
pelvoller Raum, selbst wenn ein paar Leute wegschi­
cken müssen. Dann SPÜRT man endlich, dass in Ihrer
Bibliothek richtig was los ist! Und kommt beim näch­
sten Mal früher. Nur eines ist wichtig: dass man den
Vorleser gut sehen kann. Besonders bei Kinderlesungen
sollte sich sein/ihr Kopf ein wenig höher befinden als
jener der Kinder. Alter Trick der Evolution: Größe =
Status. So schafft man schon vorab Autorität, ohne au­
toritär zu sein und knurren zu müssen.
Wo noch?
Wenn Sie doch einen anderen Lese-Ort wählen, dann
sorgen Sie bitte dafür, dass jeder Anwesende mitbe­
kommt, wer der Veranstalter ist. Haben Sie ein richtig
großes Wimpel-Banner mit dem Bibliotheks-Logo?
Wenn nicht, legen Sie sich eines zu, damit künftig je­
der weiß: Wo das Banner steht, wird gelesen!
Wer liest?
Wenn Sie selbst keine begnadeten Vorleser/innen
sind, kaufen Sie sich ein Lasso. Und dann fangen Sie
jemanden der es kann und gelegentlich Zeit hat. Den
Schuldirektor Ihres Ortes. Eine Schauspielerin der ört­
lichen Volksbühne. Die Kindergärtnerin. Den Feuer­
wehrhauptmann. Denn jeder, der selbst Freude an
Sprache und am Lesen hat, kann den Lesebegeiste­
rungs-Funken überspringen lassen. Nicht nur auf Kin­
der! Das Prinzip wirkt auch bei Erwachsenen. Und
möglicherweise haben Sie bei einer bunt gemischten
Kurzgeschichten-Lesung durch den HeimatbühnenDirektor doppelt so viele Zuhörer/innen als letzthin
beim sündhaft teuren Star-Autor. Dazu Gesprächsstoff
im Ort über die Bibliothek. Und selbstverständlich be­
sitzt die Bibliothek auch sämtliche Bücher, aus denen
der Herr Direktor so schön vorgelesen hat.
23
Wie gut das funktioniert, spüren mein Sohn und ich
besonders in den Sommermonaten. Wenn niemand
Lust hat, sich in eine 30 m2-Mini-Buchhandlung zu
setzen, gehen wir einfach dahin, wo bereits Kinder
und Eltern SIND. Dann stellen wir unser KUFSTEIN
LIEST!-Banner auf, breiten eine große Decke aus und
lesen im Stadtpark neben dem Spielplatz. Lesen Fuß­
ball-Geschichten am Trainingsplatz. Feriengeschich­
ten am Badesee in Stadtnähe. Und unsere Grusel-Le­
sungen im Geheimgang der Festung sind vor allem bei
supercoolen Jungs ein Renner.
Sie haben keinen Platz? Glaube ich nicht. Sie haben
vielleicht zu wenig Raum für 30 Stühle, aber für 10 Ma­
ma-Stühle im Hintergrund und 20 Sitzkissen. Sie ha­
ben keine Sitzkissen und auch kein Budget dafür? Ge­
hen Sie in den Baumarkt, kaufen Sie ein paar Laufme­
ter Isoliermatte und schneiden sie in Stücke. Oder fra­
gen Sie dort nach Teppich-Musterbüchern und zerle­
gen sie das Buch in 30 Teppich-Inseln. Babys und
Kleinkinder kann man wunderbar in Bananen-Kartons
setzen. Das sieht niedlich aus und ist sehr praktisch,
weil die Babys dort bleiben, wo sie sollen.
Die kostenlosen Lesungen werden begeistert und
dankbar angenommen und zeigen deutliche Wirkung:
Kinder WOLLEN weiterlesen. Und manche Eltern
müssen mehr vorlesen ...
Was und wie lesen?
Die Auswahl der richtigen Bücher und Geschichten ist
für Bibliothekar/innen ja kein Problem. Wir haben
sehr gute Erfahrungen mit Vorlesestunden gemacht,
bei denen wir mehrere Bücher zu einem Thema anbie­
ten (z. B. Frühling; Bäume; Tiere; Abenteuer...). Für
jüngere Kinder lesen wir die Geschichten immer in
Gänze vor. Schulkinder mögen es, wenn sie nur einen
2/2013
© fotolia.com: contrastwerkstatt #42427683
F r ec h e L e se re ze pte f ür die Bibliothek
© Pressefotos: Brigitte Weninger (brigitte-weninger.at)
24
Vorlesen – laut, lebendig und altersgemäß; ausrei­
chend Zeit zum Betrachten der Bilder geben. Wir ma­
chen manchmal eine Pause, in der junge Kinder mit
ihren Müttern weggehen und die größeren noch eine
„Belohnungsgeschichte“ hören können. Unterbre­
chen Sie auch kurz, wenn Kinder anhaltend quengeln
oder unruhig sind, und nehmen Sie höflich, aber be­
stimmt die Eltern bzw. begleitende Pädagoge/in in die
Pflicht. Denn Sie sind Bibliothekar/in und Vorleser/in
und müssen sich auf Ihre Kernkompetenz konzentrie­
ren. Der Rest des Auditoriums wird Ihnen dafür dank­
bar sein.
Ausklang – erfolgreiches Vorlesen sollte immer einen
Sinn mehr als nur den Gehör- und Sehsinn anspre­
chen. So können Kinder z. B. bei einer HerbstlesungsEinstimmung einen Apfel und eine Birne im Stoffbeu­
tel versteckt ERTASTEN und nach der Lesung dann
SCHMECKEN.
Ausprobieren, Ausprobieren, Ausprobieren
ÖB St. Martin in Rheinbach
Martina Prü s er
Nobody is perfect ...
Wobei wir beim Stichwort „ Neugier“ wären. Die gilt es
nämlich immer wach zu kitzeln. Wir schaffen das mit
einem immer gleichbleibenden Lese-Ritual:
Einstimmung – persönliche Begrüßung, Augen­
kon­
takt, Platzwahl, Ruhe schaffen.
Zentrieren – Vorfreude und Neugier wecken. Kleine
Kinder freuen sich über eine lustige Handpuppe, die
ihnen ein Buch vorstellt. Oder die Bücher in ein Tuch,
Tasche, Köfferchen verpacken und mit großer Geste
enthüllen. Ein Mitbringsel, das zum Thema passt, z. B.
Playmobil-Tiere + Bauernhof-Bücher, ankündigen oder
25
die Ausmalvorlagen des bv. einrollen und (nachher)
verteilen.
Zum Fixprogramm gehört auch unser traditioneller
„Gießkannen-Saft“ (Sirup mit Wasser) der aus einer
quietschbunten 10-Liter-Gießkanne fließt. Dazu gibt
es Plätzchen, die bloß bröseln, aber nicht kleckern,
und manchmal auch eine Mini-Bastelarbeit (z. B.
Papier-Falt-Schiff) oder ein winziges Geschenk
(z. B. Lesezeichen) als Erinnerung.
spannenden Auszug hören und dann das Buch selber
weiterlesen können. Dazu liegen auf einem Extra-Tisch
weitere interessante Bücher bereit.
x
2/2013
Ein tröstlicher Satz. Denn er betrifft alle: Sie selbst, die
Kinder und die Veranstaltung. Bitte werfen Sie jeden
Perfektionsanspruch in den Müll und probieren Sie
Ihre Ideen einfach mal aus. Ich arbeite seit 35 Jahren
mit Kindern und bin in jedes nur denkbare Fettnäpf­
chen getreten. Und wie kommt man wieder raus? Mit
einem Lachen. Hoppla – dumm gelaufen! Also neuer
Versuch. Das vermittelt nicht Inkompetenz, sondern
Lebenserfahrung. Vor allem Eltern mit Kindern wis­
sen das zu schätzen. In Summe besehen braucht jedes
gelungene Leserezept nur drei Grundzutaten: HIRN,
HERZ und HUMOR. Das alles haben Sie bereits in Ih­
rem Vorratsschrank. Also fangen Sie schon mal an. Im
nächsten Artikel verrate ich Ihnen dann ein paar er­
weiternde Rezepte. &
Die Öffentliche Bücherei (ÖB) St. Martin hat bereits seit ungefähr zehn Jahren eine eigene Homepage, die von Anfang
an von einem Team ehrenamtlicher Mitarbeiter in Zusammenarbeit mit der Bibliotheksleitung betreut wurde.
Diese Homepage wurde mit dem Open-CMS-System
des Erzbistums Köln erstellt und enthält neben den üb­
lichen Informationen über Öffnungszeiten, Geschich­
te der Bücherei usw. auch einen Veranstaltungskalen­
der und aktuelle Hinweise. Seit 2009 wurde das On­
line-Angebot durch „Findus Internet-OPAC“, unseren
Online-Katalog, ergänzt. Beide Angebote gehören zum
Web 1.0, die Bücherei liefert Output, der Nutzer liest.
Im Rahmen des NRW-Projektes „Lernort Bibliothek“
erhielt ein Teil des Büchereiteams Fortbildungen zum
Thema Web 2.0, also dem interaktiven Internet. Da
die Träger unserer Bücherei (Stadt Rheinbach und Ka­
tholische Kirchengemeinde St. Martin) eine grund­
sätzliche Zustimmung zur Teilnahme der Bücherei am
Landesprojekt erteilt hatten und die Entwicklung neu­
er Angebote ausdrücklich Projektinhalt war, war es
nicht notwendig, sich jede einzelne Aktivität im Web
2.0 einzeln genehmigen zu lassen. Da unsere EDV in
der Bücherei nicht Teil eines kommunalen IT-Netz­
werks ist, gab es auch keine Konflikte mit kommu­
nalen oder anderen IT-Abteilungen und deren Fire­
wall-Einstellungen und Nutzerfreischaltungen für be­
stimmte Internetseiten wie z. B. Facebook.
Facebook-Statistik nützlich
Die hauptamtlichen Mitarbeiter, die die Schulungen
von Frau Bergmann und Herrn Deeg durchlaufen ha­
A u s p r ob i e re n, A us pro bie re n, Ausprobieren
ben, einigten sich darauf, eine Facebook-Seite für die
Bücherei einzurichten und ein Blog auf Wordpress zu
starten. Von der Einrichtung eines Twitter-Accounts
wurde abgesehen, weil Twitter nur Sinn macht, wenn
man sehr zeitnah und häufig twittert, was durch das
kleine Team, das bisher nicht selbstverständlich den
ganzen Arbeitstag online war, nicht zu leisten war.
Auch die Ausdrucksweise mit Hashtags (Twitter-Tags)
erschien uns zunächst sehr gewöhnungsbedürftig. Da
man ohnehin nicht alles auf einmal machen kann, be­
gannen unsere Web 2.0-Aktivitäten also mit dem Blog,
der direkt in der Schulung gestartet wurde und einer
Facebook-Seite.
Für die Facebook-Seite hat sich eine Mitarbeiterin ei­
nen privaten Facebook-Account eingerichtet und
dann eine Institutions-Seite mit der Kategorie „Lokale
Unternehmen und Orte“ und „Bibliothek“ eingerich­
tet, deren Administrator sie ist. Weitere Administra­
toren können jederzeit hinzugefügt werden, müssen
aber jeweils selbst bei Facebook angemeldet sein. Auf
dieser Seite wurden zunächst einige Sachinformati­
onen auf der Info-Seite eingearbeitet und dann haben
wir versucht, täglich oder zumindest mehrmals wö­
chentlich Beiträge zu posten. Das können Hinweise
auf kommende Veranstaltungen der Bücherei oder an­
derer Kultur- und Bildungseinrichtungen vor Ort sein,
Lese- Film- oder Musiktipps, kurze Berichte von durch­
geführten Veranstaltungen, gerne auch mit Bildern,
Links zu interessanten Seiten im Internet, z. B. Artikel
über Literatur, Kunst, Ausstellungen und anderen The­
men die mit Kultur und Medien zu tun haben. Insbe­
sondere auch Beiträge zum Thema Medienkompetenz
und lebenslanges Lernen eignen sich gut zum Verlinken.
2/2013
© Foto: privat
Au s p ro b i e r e n, Au s p ro b i e r e n, Au s p ro b i e r e n
Auch ein gelegentlicher Gag in Form eines witzigen
Bildes oder Videos wird gut angenommen. Facebook
bietet für die Administratoren einer Seite umfang­
reiche Statistiken im Hintergrund, deren Beobachtung
eine Einschätzung ermöglicht, welche Inhalte gut an­
kommen und welche eher langweilig für die Nutzer
waren. Nach unserer Erfahrung erhält man das meiste
sichtbare Feedback („Gefällt mir“) auf Beiträge, die
eine persönliche Note haben, also z. B. Fotos eigener
Veranstaltungen.
Übungsblogs helfen
Das Büchereiblog bei Wordpress wurde während einer
Schulung begonnen. Wir richteten ein Nutzerkonto bei
Wordpress ein, dazu wählt man einen Nutzernamen,
ein Passwort und gibt eine gültige E-Mailadresse zur Ve­
rifizierung an. Man startet ein Blog, gibt ihm einen Na­
men und sucht sich eins der angebotenen Designs aus,
von denen sehr viele kostenfrei zu nutzen sind. Die De­
sign-Layouts enthalten in der Regel verschiedene optio­
nale Felder, die man nach Bedarf auswählt, wie einen
Kalender, einen Suchschlitz, eine Schlagwortwolke u. a.
Dann folgt das erste Üben mit dem Editor zum Artikel­
schreiben, die Vergabe von Kategorien und Tags, um die
Inhalte später auch sortieren zu können.
Unsere Erfahrung mit dem Einrichten dieser und an­
derer Web 2.0-Angebote für die Bücherei ist vor allem:
ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren. Man kann
eigentlich nicht viel falsch machen, die Seiten gehen
ja nicht kaputt, nur weil man mal falsch geklickt hat.
Speziell beim Blog kann man auch Übungsblogs ein­
richten, die nur intern zu sehen sind, bevor man zum
ersten Mal publiziert.
Dialog eher selten
Text: Martina Prüser
Kontakt: Öffentliche Bücherei
St. Martin, Lindenplatz 4 in
Rheinbach, Tel. 02226 3682,
E-Mail: koeb_st.martin_
[email protected].
Erstver­öffentlichung des
Textes in Prolibris 2/2012.
2/2013
© fotolia.com: visual620 #38161250 + Grafik: mostafa fawzy #49266254
26
Das Hauptmerkmal von Web 2.0 ist die Möglichkeit
der Interaktion mit den Nutzern. Die Homepage kann
dies nicht leisten, das Blog ist ursprünglich als eine Art
Tagebuch gedacht, enthält also auch wieder die In­
halte der Bücherei und nicht die der Nutzer. Im Blog
haben die Leser die Möglichkeit, alle Beiträge und
Kommentare zu kommentieren, was wiederum von
der Bücherei beantwortet werden kann. Ein Dialog ist
also möglich, kommt in der Praxis aber selten vor. Bei
Facebook gibt es ebenfalls Leserkommentare, viel ein­
facher und deshalb auch häufiger ist aber, dass jemand
den „Gefällt mir-Button“ entweder für einen Beitrag
oder ein Foto oder für die ganze Seite anklickt.
Die kontinuierliche Pflege der Seiten, besonders auch
die umgehende Reaktion auf eventuell doch einmal
eintreffende Kommentare, ist zwar auch während der
Arbeitszeit möglich, je nach Anzahl der beteiligten
Mitarbeiter erfolgt vieles dann aber doch auch von zu
Hause aus, wenn man sowieso im Internet unterwegs
ist. Zum Web 2.0 gehört es halt irgendwann auch, täg­
lich selbstverständlich einige Zeit online zu sein. Das
spielerische Ausprobieren neuer Angebote erfordert
viel Zeit und auch ein bisschen Spaß an der Sache. Mit
der Zeit gewöhnt man sich an, beim Surfen immer im
Hinterkopf zu haben, ob sich etwas für die Bücherei­
seiten eignen könnte und es gegebenenfalls schnell
bei Facebook oder im Blog einzustellen.
Unser Büchereiteam besteht aus drei hauptamtlichen
und ca. 40 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Die ehren­
amtlichen Mitarbeiter erfüllen ganz unterschiedliche
Aufgaben, von der Ausleihe über das Wegsortieren der
Medien bis zu Vorleseangeboten für Kinder, der Pflege
der Homepage, Pressearbeit und vieles andere. Ein Teil
dieser Menschen zeigte sich interessiert an den neuen
Bibliotheksangeboten und hat auch einige Schulungs­
27
angebote wahrgenommen oder sich intern schulen
lassen. Die meisten haben aber bisher wenig Interesse
daran, sich aktiv an Web 2.0 zu beteiligen. Viele sind
beeindruckt, wenn man ihnen zeigt, was die Bücherei
zusätzlich zu den Angeboten vor Ort inzwischen alles
anbietet, sind aber nicht motiviert, diese Onlineange­
bote selbst zu nutzen. Manche besitzen keinen Com­
puter, was die Weitergabe der Informationen über die
neuen Angebote an die Kunden natürlich erschwert.
Lerneffekt durch „Findus“
Das zögerliche Mitmachen des Teams scheint sich in
letzter Zeit langsam zu wandeln. Es kommt inzwi­
schen öfter vor, dass jemand aus dem Team sagt, dazu
könnte ich doch einmal einen Blogbeitrag schreiben.
Bis das allerdings tatsächlich geschieht, vergeht in der
Regel noch einige Zeit. Wir sind zuversichtlich, dass
im Lauf dieses Jahres eine ganze Reihe von Mitarbei­
tern sich daran gewöhnen wird, mehr oder weniger
regelmäßig für die Bücherei etwas zu schreiben.
Was dazu auch beiträgt, ist der neueste interaktive Ser­
vice der Bücherei. Im Rahmen des Lernort-Projektes ist
das Katalogangebot erweitert worden. Seit dem 22.
März 2012 ist es für alle Nutzer des Internetkatalogs
„Findus“ möglich, Medien zu bewerten, zu kommen­
tieren oder zu empfehlen. Darüber hinaus werden,
falls vorhanden, andere Ausgaben eines Buches ange­
28
A u s p r ob i e re n, A us pro bie re n, Ausprobieren
Gecko
2/2013
2/2013
29
„Eine Herkulesaufgabe, die sich lohnt“
Gu nda Os termann
© fotolia.com: Ingo Bartussek #40385823
Immer das Miteinander fördern
zeigt, wie z. B. der Titel als Hörbuch. Auch auf andere,
thematisch verwandte Medien wird hingewiesen. Alle
Bewertungen der 25 teilnehmenden Projektbibliothe­
ken werden in einer Datenbank gespeichert. Das be­
deutet eine erweiterte Angebotspalette für alle ange­
schlossenen Bibliotheken, denn die Rezension eines
z. B. in Köln bewerteten Buches kann auch in Rhein­
bach gelesen werden, vorausgesetzt es ist auch im Be­
stand vorhanden. Mit einem gemeinsamen Startter­
min, welcher von der Bezirksregierung Düsseldorf or­
ganisiert wurde, wurden die Benutzer der Bücherei in
Rheinbach auf den neuen Service aufmerksam ge­
macht. Neben Pressemitteilungen wurden auch Kun­
den einzeln angesprochen und der neue Service vorge­
stellt. Besonders auch junge Leser sind von dem neuen
Angebot angetan und schreiben Bewertungen zu Bü­
chern. Nach einer Woche konnten wir 50 Bewertungen
zählen. Diese Möglichkeit, sich unkompliziert und di­
rekt zu bestimmten Büchern oder anderen Medien äu­
ßern zu können, setzt auch für die Mitarbeiter die
Hemmschwelle, sich online zu betätigen, herab, woraus
ein positiver Effekt für die etwas aufwendigeren Beiträ­
ge für den Blog oder Facebook zu erwarten ist.
Keine Frage des Alters
Nach unserer Erfahrung hat übrigens die Motivation,
sich an Web 2.0-Angeboten zu beteiligen, nichts mit
dem Alter zu tun. Sowohl jugendliche Mitarbeiter als
auch Senioren sind ganz nach persönlichen Vorlieben
bereit mitzumachen. Die gewohnte Zusammenarbeit
mit ehrenamtlichen Mitarbeitern hat bei uns dazu ge­
führt, dass wir vereinzelt auch Kunden, die uns moti­
viert erschienen, angesprochen haben, für die Büche­
rei Blogbeiträge zu verfassen, mit Erfolg!
Für interne Zwecke wurden uns in den Schulungen
verschiedene Tools vorgestellt. Da diese nur innerhalb
unseres Hauptamtlichen-Teams überhaupt verpflich­
tend eingeführt werden könnten, haben wir sie bisher
nicht genutzt. Wir denken nach über eine Nutzung
eines Onlinekalenders zur Dienstplan- und Terminpla­
nung. Im Rahmen des Lernortprojektes wird ein Pro­
jektwiki benutzt. Wir werden uns in Kürze eine geeig­
nete Plattform zur Fotoverwaltung aussuchen und für
das ganze Team nutzen, um besser von externen PCs
Beiträge fertigstellen zu können. &
„Bis Eins galoppiert es. Bis Zwei geht
es Trab. Bis Drei rutscht es Jiiihaa!
den Bogen hinab. Tic tac, tic tac,
clock clack.“ In Reimform galoppiert
das Uhrpferd in der Januar-Ausgabe
der Kinderzeitschrift Gecko über
die Ziffern. Eine typische Gecko-Geschichte, die Kindern auf poetische
Art und Weise an das Lesen der Uhr
heranführt.
Gecko hebt sich wohltuend ab
von der Merchandising-Welt einer
„Prin­
zessin Lillifee“ und „Bob der
Baumeister“, die die Masse der
Kinderzeitschriften im Zeitschrif­
tenladen bestimmt. Ganz ohne
Werbung kommen alle zwei Mo­
nate Geschichten aus Ziffernhau­
sen, Experimente aus dem Li-LaBor, oder der Wortsport nach Hau­
se. In jeder Ausgabe gibt es drei ei­
gens illustrierte Vorlesegeschichten
von renommierten Kinderbuchau­
toren und neuen Talenten. Aus ei­
nigen Rubriken sind inzwischen
Bücher geworden, wie z. B. aus dem
„Alphabet querbeet“ von Daniela
Kulot und dem „Philosofisch“ von
Martin Baltscheit und Ulf K.
„Gecko hat das Ziel, Leselust und
Freude am Spiel mit der Sprache zu
wecken“, wie die Herausgeberin
und Redaktionsleiterin Muriel
Rathje betont. Wichtig ist ihr die
hohe Qualität von Texten und Bil­
dern nicht nur im Hinblick auf Le­
seförderung, sondern auch um Au­
toren und Illustratoren in der Zeit­
schrift ein Forum zu bieten.
Kinder und Eltern sollen mit guten
Geschichten und herausragenden
Illustrationen zum kontinuier­
lichen Miteinander-Lesen, An­
schauen und Sprechen verführt
werden. Die regelmäßige Erschei­
nungsweise stellt Kontinuität her,
durch die Kindern gemeinsam mit
ihren Eltern das Lesen zur Ge­
wohnheit wird. Die familiäre Er­
zählsituation wird ritualisiert, das
Lesen gehört zum Alltag. Dazu
trägt ebenfalls eine inhaltliche Ori­
entierung an den Jahreszeiten bei.
In Gecko wird die Bandbreite zeit­
genössischer Kinderbuchillustrati­
on deutlich. Es stehen ganz unter­
schiedliche Zeichenstile nebenei­
nander, die das ästhetische Gespür
der Kinder sensibilisieren sollen.
Die üblichen „niedlichen“ Kinder­
zeichnungen sucht man vergeb­
lich. „Wir wollen die Sehgewohn­
heiten schärfen und uns vom
Mainstream abheben, erklärt Muri­
el Rathje. Sie macht die Erfahrung,
dass Kinder viel experimentierfreu­
diger und offener sind als Erwach­
sene häufig denken. Einmal hätten
sie einen ganz schwierigen Text be­
kommen, den sie erst nicht veröf­
fentlichen wollten, weil der zu kaf­
kaesk klang. Als sie dann aber die
witzigen Illustrationen dazu erhal­
ten haben, stand der Text in einem
neuen Zusammenhang und wurde
auf einmal ganz anders gelesen.
„An solchen Erfahrungen merken
o
Team Geck
Worts
po
rt Duc
kstein
bär
Brillen
G ec ko
2/2013
© Foto: Doris Schrötter
30
2/2013
x
x
31
ck
k Kla
chen Zinn
ober
wir immer wieder, dass Bild und
Text ein Gesamtkunstwerk sind“,
erklärt Muriel Raethje.
Neben der ästhetischen Vielfalt va­
riieren die Geschichten auch in­
haltlich: Es gibt Tier- und Alltagsge­
schichten genauso wie Phantasiege­
schichten. Einfache Erzählungen
stehen neben nachdenklichen The­
men oder Quatschgeschichten. Die
Helden sind oft skurrile Charaktere,
die ihre Leser in fantastische Welten
entführen. Mädchen- und Jungenfi­
guren treten dabei gleichermaßen
auf. Wer Gecko in den Händen hält,
wird auch von seiner optischen
Beglückendes Zusammenschaffen
„Das eigentlich Beglückende bei je­
der neuen Gecko-Ausgabe ist das
„Zusammenschaffen“ mit lauter
kreativen, eigensinnigen Men­
schen“, verrät Redaktionsleiterin
Muriel Rathje. Die Medienwissen­
schaftlerin mit französischen Wur­
zeln ist geprägt durch die Vielfalt
und Qualität des französischen
Zeitschriftenmarktes. Als ihr Sohn
in das Vorlesealter kam, vermisste
sie auf dem deutschen Markt eine
gute Vorlesezeitschrift. Nachdem
sie jahrelang in der Marketingab­
teilung von Siemens gearbeitet
hatte, hat sie das Projekt Gecko
selbst in Angriff genommen. In
Anke Elbel (Art-Direktion und Lay­
„Für mich als Quereinsteigerin war
die Gründung von Gecko ein
Sprung ins kalte Wasser“, so Muriel
Rathje. „Und es ist nach wie vor
eine Herkulesaufgabe, etwas so
Hochwertiges unter die Leute zu
bringen. Wir haben ein bisschen
unterschätzt, dass man in Deutsch­
land so wenig Vertrauen in das Me­
dium Zeitschrift hat.“ Mittlerweile
hat Gecko im letzten Sommer sei­
nen fünften Geburtstag gefeiert
und wird in 26 Ländern der Welt
gelesen.
Ach, ja, und warum heißt die Zeit­
schrift eigentlich Gecko? Im Ren­
nen waren auch Namen wie Bril­
lenbär, Frechdachs oder Lesefant;
am Ende hat der Sohn von Muriel
Rathje entschieden wie „Das Baby“
heißen soll. Eine Zeitschrift, der
man viele kleine und große Leser
wünscht. &
Graffiti-Street Art
Die bunte Bildersprache der Straße
Doris Schrötter
Graffitis boomen. In jeder Großstadt, inzwischen auch jedem Dorf, sieht man sie, diese bunten, gesprayten Schriftzüge mit vielerlei figurativen Elementen. Meist im Schutz
der Nacht illegal entstanden, prangen sie an Hausmauern, Betonzäunen oder Zügen.
Gecko Kinderzeitschrift
Lesespaß für Klein und Groß
Gecko ist ein Geschichtenmagazin für Kinder ab vier Jahren bis
ins Schulalter und erscheint 6x
pro Jahr. In jeder Ausgabe werden drei eigens illustrierte Vorlesegeschichten von renommier­
ten Kinderbuchautoren und neu­-
en Talenten vorgestellt. Zu den Gecko-Rubriken gehören der Wortsport
von Stefanie Duckstein, Ziffernhausen von Tom Eigenhufe und das
Fremdwörterraten von Bettina Bexte.
Dazu: Das Experiment im LiLabor,
Lesetipps und Mitmachseiten. Als
Verschenk-Abo, Jahresheft oder
auch Einzelheft bestellbar. Für
Kindergartengruppen und Schul­
klassen gibt es einen Bildungs­
rabatt.
Mehr Infos unter www.geckokinderzeitschrift.de.
hrötter
Eichhörn
out) fand sie eine Gleichgesinnte.
Später kam als dritte Herausgeberin
und kaufmännische Leiterin Petra
Wiedemann hinzu.
Doris Sc
Qualität angetan sein: Der Einband
und das Papier sind fest und somit
auch für die Nutzung in einer Bü­
cherei geeignet. Die Bilder sind
großformatig und der hochwertige
Druck lädt zum Einrahmen der
Lieblingszeichnungen für das Kin­
derzimmer ein.
Vielleicht ist es einfach ein Urinstinkt, sich verewigen
zu wollen, sei es mit dem Handdruck eines Steinzeit­
menschen in einer Höhle oder einer Kritzelei auf einer
Mauer im antiken Pompeji, „ICH WAR HIER“ – Bot­
schaften sind so alt wie die Menschheit selbst.
Der Ursprung der heutigen Graffitis liegt im New
York der 60er Jahre. Wie schon immer und überall,
schrieben auch hier Jugendliche ihre Namen auf
Schulbänke und Wände. Doch erst der Einsatz von
© Foto:
Cloc
Spraydosen ermöglichte die amerikanische Form: grö­
ßer, bunter, auffälliger – eben Graffiti. 1968 begannen
junge Botenträger ihre Pseudonyme TAKI 183 oder JU­
LIO 204 mit Sprühdosen in allen Stadtteilen zu ver­
breiten. Anfang der 70er führte ein Artikel in der New
York Times zu einer rasanten Entwicklung der subur­
Mag. Doris Schrötter aus Graz,
Kunsthistorikerin, Bibliothekarin
und Rezensentin der Bücherei­
nachrichten (bn). Der Artikel
erschien erstmals in bn 4.12
des Österr. Bibliothekswerks
G r a ff i ti - S t re e t A rt
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G raffi t i - St re e t Ar t
2/2013
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© Fotos Graffiti: Doris Schrötter / © Foto: Graffiti-Skelett: Ute Lohner-Urban / © Grafik Spraydosen: beermedia #31596113
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banen Jugendkultur. Die Sprayer nennen sich selbst
„Writer“ und markieren mit ihren „tags“ (NamensEtiketten) ihr Umfeld, um so der Namenslosigkeit der
Stadt zu entkommen. Anfangs wenig gestaltet, werden
die Schriftzüge schon bald größer und flächiger, gerne
auch in Silber, da diese Farbe günstig zu haben ist und
außerdem den Vorteil hat, auch in der Dämmerung
gut lesbar zu sein. Aus „writings“ werden „pieces“ ver­
sehen mit malerischen Elementen, den „characters“
(Charakter, aber auch Merkmal, Kennzeichen) farben­
frohe Figuren aus Comic, der Rap- oder Hip Hop-Szene
etc. machen aus dem simplen Schriftzug ein groß an­
gelegtes Werk, aus dem Namen ein Bild, aus der Spra­
che ein Logo.
„Der Buchstabe will nicht Sklave einer Botschaft sein,
er ist die Botschaft“
schreibt der Street Art-Experte Bernhard van Treeck
und beschreibt damit treffend das Thema der Graffitis,
nämlich das eigene Ich der Sprayer, die damit einen
Weg zur Selbstbestätigung finden können. Natürlich
werden Graffitis nicht von allen gemocht, empörte
Hausbesitzer reagieren meist mit Unverständnis, vor
allem bei sehr simplen Schriftzügen oder Spruch­
graffitis mit eher einfallslosem Inhalt fällt
oft das Wort Vandalismus. Was dazu
führte, dass ein zuvor in einem
„black book“ vorbereiteter groß­
er Entwurf nur maskiert im
nächtlich Verborgenen ausge­
führt werden konnte.
Dennoch – von New York aus­
gehend – traten die Graffitis in
den 80er Jahren einen Siegeszug um die Welt
ein. Und sie traten vielmals aus dem Weg
der Illegalität heraus. Die besten Sprayer,
die „kings“ wurden eingeladen an öffent­
lichen „Hall of Fames“ ihr Können un­
ter Beweis zu stellen. Manche Sprayer
haben auch den Weg in den etablier­
ten Kunstbetrieb geschafft, wie etwa
Keith Haring, Jean-Michel Basquiat
oder Bansky. Von vielen Sprayern
wird der Weg zu „offiziellen“ Graffitis
aber eher abgelehnt, da damit der As­
pekt des Protest gegen das Establishment
wegfallen würde. Handelt es sich
hier doch um eine besondere
Ausdrucksmöglichkeit, eine
eigene kreative Sprache.
Neben den Namensschriftzügen kam von Europa ausge­
hend auch eine besondere
Form von Wandzeichnungen
auf, die auf oft poetische Art
ihre Umwelt, etwa Umspann­
kasten, Verkehrsschilder, Ar­
chitekturelemente,
einbezie­
hen. Die Augentiere, Kopffüssler,
spinnenartige Fabeltiere erinnern
an die Malerei von Miró, Klee oder Picasso, und
bringen eine ästhetische, oft humorvolle Note auf
sonst eher trostlose Flächen. Es ist eine archaische
Bildsprache, die sofort von jedem verstanden werden
kann.
Ursprünglich aus Frankreich kommend sieht man vie­
lerorts Schablonengraffitis, die „Pochoirs“, die einmal
angefertigt es ermöglichen, ein Motiv schnell und wie­
derholt zu verbreiten. Berühmt ist Thomas Baumgärtels
Banane, welche er zunächst an Kunstgalerien anbrachte,
die er für gut befand. Inzwischen freuen sich Galerien
und Museen gleichermaßen über diesen Qualitätssiegel.
Generell kann man von einem Wandel der Street Art
sprechen: Was zunächst als Ärgernis für Hausbesitzer
begann, ist inzwischen fixer Bestandteil einer leben­
digen, ständig wechselnden Alltagskultur geworden.
Street Art Plattformen auf Facebook bringen aufre­
gende Beispiele in die virtuelle Welt. Anonyme
Künstler gestalten ihre Umwelt, machen Kreativität
öffentlich. Manchmal belanglos, manchmal span­
nend und ungemein aufwändig, manchmal poetisch
und berührend, kennt jeder die Sprache dieser ur­
banen Bilder. &
34
ku r z & b ü ndig
Gefordert und gefördert
Diese und weitere zentrale Fragen
wollen wir mit Expert/innen diskutieren. Die Tagung richtet sich an
ehrenamtliche Multiplikator/innen
und an hauptamtlich im Bereich Ehrenamtsförderung Tätige aus Kirchengemeinden, Verbänden, Einrichtungen und Initiativen sowie
weitere am Thema Interessierte. Die
Veranstaltung beginnt, im Maternushaus Köln, am Freitag, den 20.
September 2013 um 10.00 Uhr
und endet am Samstag, den 21.
September gegen 13.00 Uhr. Das
Programm erscheint voraussichtlich
im April.
Veranstaltet wird die ökumenische
Tagung von der Evangelischen Kirche in Deutschland und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken in Abstimmung mit der Deutschen Bischofskonferenz; in Kooperation mit dem Deutschen Caritasverband e.V. und der Diakonie
Deutschland – Evangelischer Bundesverband sowie der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Organisationen Deutschlands und der Konferenz kirchlicher Werke und Verbände in der EKD. www.wir-engagieren-uns.org
Machen Sie mit – es lohnt sich!
© fotolia.com: alphaspirit #42101308
Das Ehrenamt ist in aller Munde.
Aber manchmal lässt das auch aufhorchen. Denn ehrenamtliches Engagement ist in seiner Kreativität
und Gestaltungskraft ohne Frage gerade in den gegenwärtigen Wandlungsprozessen von großer Bedeutung. Zugleich aber ist es in seiner
Selbstbestimmtheit nicht funktionalisierbar, kein „Lückenbüßer“ in
Sparmaßnahmen. Aber wie selbst
verantwortet kann Engagement un-
ter diesen Bedingungen sein? Welche Förderung und Kultur braucht
Engagement, um sich heute entfalten zu können? Und welche Folgen
haben die Veränderungen in Familie
und Beruf, welche Konsequenzen
hat der demografische Wandel? Wie
müssen sich Kirchen und ihre Verbände verändern?
35
Treffpunkt Bibliothek 2013
Wie selbstbestimmt ist ehrenamtliches Engagement?
Was wären unsere Kirchen, was wären Gesellschaft und Demokratie
ohne ehrenamtliches Engagement?
Nicht vorstellbar! Angesichts tief
greifender sozialstaatlicher und
kirchlicher Veränderungen wird der
Ruf nach freiwilligem Einsatz immer
vernehmbarer.
k u rz & b ü nd i g
2/2013
2/2013
Zum sechsten Mal startet der Deutsche Bibliotheksverband eine ein­
wöchige bundesweite Aktionswoche
unter dem Motto „Treffpunkt Bibliothek“. Der diesjährige Untertitel lautet: „Horizonte“. In der Woche vom
24.–31. Oktober 2013 präsentieren
sich die Bibliotheken gemeinsam in
der Öffentlichkeit als Partner für In-
formationskompetenz sowie Bildung
und Weiterbildung. Der dbv unterstützt die Bibliotheken wieder mit
kosten­losen Werbematerialien in einheitlichem Design, mit Pressearbeit
in überregionalen Medien und transportiert die Anliegen der Bibliotheken
auch auf kulturpolitischer Ebene. Die
Materialien kann jede Bücherei beim
DBV in benötigter Menge bestellen. Auf der Kampagnenseite sind
umfangreiche Informationen ebenso wie Ansprechpartner, Bestellmöglichkeit und vieles mehr eingestellt. Auch können Sie sich wieder
im zentralen Veranstaltungskalender eintragen. Infos unter www.
treffpunkt-bibliothek.de
DBV – Leselust to go
E-Books Literatur
Wir für Sie – der Borro stellt sich vor
© fotolia.com: Andres Rodriguez #46944606
Von solchen Zuwächsen können viele Wirtschafts­branchen nur träumen:
E-Books waren vor einigen Jahren noch fast unbekannt. Mittlerweile sind sie bei
deutschen Lesern ein Verkaufsschlager. Millionenfach werden sie derzeit aus
dem Internet heruntergeladen. Denn moderne Endgeräte wie E-Book-Reader,
Tablet-PCs oder Smartphones bieten die technischen Voraussetzungen dafür,
Literatur in elektronischer Form bei sich zu tragen.
Dieser Trend zeigt sich auch in den Bibliotheken. Unabhängig von Ort und
Zeit bedienen sich die Nutzer immer öfter aus deren Online-Beständen. Sie
laden sich Bestseller, Wochenzeitungen oder wissenschaftliche Aufsätze herunter, mehr Infos unter www.bibliotheksverband.de  Presse  Themendienst
Im Netzwerk Büchereiarbeit
Der Borromäusverein e.V. ist
eine Medieneinrichtung der Katholischen Kirche. Er arbeitet eng mit
den diözesanen Büchereifachstellen
der 15 Mitgliedsdiözesen zusammen. Sein Lektorat gibt einen kompetenten Überblick über die Neuerscheinungen des Marktes und spricht
Medienempfehlungen insbesondere
für öffentliche Büchereien aus, publiziert wird das und mehr unter www.
medienprofile.de
Er setzt sich für die Leseförderung
ein und entwickelt entsprechende
Angebote. Weitere Dienstleistun­gen
sind die Bildungsangebote zur Förderung der bibliothekarischen, lite-
rarischen und spirituellen Kompetenz. Er unterstützt die Ehrenamtlichen mit Materialien für die Arbeit
in der Bücherei und informiert online und in der BiblioTheke über
büchereirelevante Themen.
Lesen Sie mehr in den jeweiligen
Rubriken unter www.borromaeusverein.de
dgsgsgsdgsdg
Fachstellen
Profil
Praxisberichte
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Praxisberichte
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Praxisberichte
Das Interessanteste in vielen Zeitschriften
steckt meist eher in den alltäglichen,
lebens- und berufspraktischen Beiträgen
als in den bedeutsamen Grundsatzartikeln. So ist es wohl auch in dieser
Zeitschrift BiblioTheke. Leider mangelt
es der Redaktion immer wieder an
interessanten oder nachahmenswerten
Berichten. Schreiben Sie uns:
[email protected]
Balladen-Trio
Ein kurzer Bericht
Ins herbstlich geschmückte Back­
haus Rittenhofen waren rund 50 Zu­
hörer gekommen. Werner Telke als
Vorsitzender des Dorfvereins und
Rita Barth als Leiterin der KÖB Herz
Jesu Köllerbach begrüßten die Gäste.
Kurt Brausch fesselte mit dramatisch
bewegter und durchdringender Stim­
me: frei rezitierte Texte vom Königs­
paar, das um den toten Sohn trauert
(Gorm Grymme); von zischenden
Füßen im Feuer; vom Knaben im
schaurigen Moor; vom Kapitän, der
sterbend das brennende Schiff ans
Ufer rettet (John Maynard). Dazu ein
Perfektionist an der Gitarre (Arno
Waschbüsch), der ein Requiem sang
und eigens für diesen Abend kompo­
nierte Melodien spielte. Einfühlsam
auch „Herr von Ribbeck auf Ribbeck“
und nachdenklich die Texte von
Kästner. Vom sprachlosen Paar in
„Die sachliche Romanze“ und „Der
Nachahmungstrieb“, wo Kinder ein
anderes zu Tode quälen, Erwachsene
nachspielend. Mit religiösem Ernst
beschwor Brausch im „Kartenspiel“
die Menschen, sich auf das Wesent­
liche zu besinnen, Gott nicht aus den
Augen zu verlieren.
Heike Lippert brachte Texte über die
zauberhaft schöne Loreley (Brenta­
no, Heine) und von Erich Kästner:
ein Turner übt auf dem Felsen einen
Handstand – denkt an das Lied von
Heine, stürzt ab und bricht sich die
Gebeine. Dann blitzte ihr Schau­
spieltalent durch, in den Balladen
von Nixen und Hexen. Höhepunkt
war „Der Zauberlehrling“ von Goe­
the; man konnte fast den/die Besen
ums Wasser rennen sehen, bis end­
lich der Meister die alte Ordnung
wieder herstellte.
Uwe Barth hatte nachdenkliche
Texte ausgewählt: wo auch der
kleinste Brotkrümel bewahrt wird
(„Jung gewohnt, alt getan“ von
Gottfried Keller); ein verarmter Ad­
liger tritt bei einer Zecherrunde auf
und rettet mit einem „Meister­
trunk“ sterbend seine verlorene
Burg für Weib und Kind. Als Hom­
mage auf alle Frauen, die sich im Le­
ben – meist ohne technische Hilfs­
mittel – ihren Unterhalt verdienten
und alleinstehend ihre Kinder groß­
ziehen mussten, verstand Barth
„Die alte Waschfrau“ von Adalbert
Chamisso. „Des Sängers Fluch“ be­
wegte die Herzen, als der alte Sän­
ger mit seinem vom hartherzigen
König ermordeten Sohn die Stätte
des Gräuels verlies, mit einem Fluch
über Schloss und Bewohner. „Das
Hobellied“, gesungen von Uwe
Barth, erzählt aus dem Märchen
„Der Verschwender“, dass Reich­
tum oft verschleudert wird, am
Schluss aber durch Hilfe anderer die
Läuterung steht.
Langer Beifall belohnte die vier Ak­
teure. Man sah und spürte, dass die
Texte oft leise mitgesprochen wur­
den und die Gäste saßen noch lan­
ge bei angeregten Gesprächen zu­
sammen.
Kontakt, Text und Bilder:
Rita und Uwe Barth, KÖB Herz
Jesu, Strassersbergstr. 16,
66346 Püttlingen
P r ax i s b e ri c ht e
2/2013
37
Der JeB-Club der Stadtbibliothek Greven
Ein kurzer Bericht
Im Herbst 2011 startete zum drit­
ten Mal der „Jungen empfehlen
Bücher“-Club in der Stadtbiblio­
thek Greven. Hervorgegangen ist
die Idee dazu während des Pro­
jekts „Jungen“ in 2007. Teilneh­
men konnten Jungen von 10–14
Jahren, die Spaß am Lesen und an
Büchern haben und dies auch öf­
fentlich zeigen möchten.
2011/2012 waren es 14 Jungen, die
sich einmal im Monat trafen und
über Medien redeten. Beim ersten
Treffen im November 2011 ging es
darum, sich kennenzulernen und
zu klären, was ein gutes Buch aus­
macht (Seitenanzahl, Inhalt, Gen­
re), woher sie Büchertipps bekom­
men und welche Bücher die Jungs
gerne mögen. „Star Wars“ stand
nicht nur bei den gedruckten Me­
dien ganz oben auf der Liste ...
Im Dezember war Frank Sommer
von eventilator zu Gast. Hier beka­
men die Jungs nicht nur Buchtipps,
sondern auch ein paar Profitricks
gezeigt, wie man anderen ein Buch
präsentiert und z. B. eine passende
Lesestelle auswählt. Einige Jungen
durften das gerade Erlernte dann
auch sofort ausprobieren und ein
mitgebrachtes Buch den anderen
Teilnehmern vorstellen.
Beim dritten Treffen kürten die
Jungen „Germanys next Top Book“.
Jeder der Teilnehmer hatte im Vor­
feld ein Buch genannt, das für ihn
zurzeit eins der besten ist. Bewertet
wurden die Bücher nach verschie­
denen Kriterien: bibliographische
Angaben (Seitenanzahl, Preis...), Ti­
tel, erster Satz und Cover. Die mei­
sten Punkte bekam am Ende der
erste Teil von „Eragon“.
„Kaufrausch“ war das Motte des
vierten Treffens. Die Teilnehmer
durften in einer Buchhandlung Bü­
cher für die Bibliothek kaufen. Die
Jungen bekamen einen bestimm­
ten Betrag, der nicht überschritten
werden durfte. 28 Jugendbücher
haben die Jungs ausgesucht und
beim nächsten Treffen direkt tech­
nisch bearbeitet. Außerdem haben
sie ein Plakat zum JeB-Club erstellt.
Beim sechsten und letzten Treffen
im April 2012 fuhren wir mit zwölf
38
P r a x i s b e r i ch te
2/2013
Entdeckungsreise durch
das alte Ägypten
St. Marien in Bad Breisig
Teilnehmern nach Rheine zum Lo­
kalradiosender RST. Hier konnten
die Jungs die Redaktion besichti­
gen, den Nachrichtensprecher live
erleben und einige Ton-Aufnah­
men machen.
Das feedback der Jungs zum JeBClub war überwiegend positiv und
einige fanden es sehr schade, dass
man nur ein Jahr mitmachen
kann. Bereits vor dem Start im
Herbst 2011 wurde ein Weblog ein­
gerichtet, in dem parallel über alle
Aktivitäten während der Treffen
berichtet wurde.
Infos zum JeB-Club unter
www.greven.net/bildung_
soziales_generationen/bildung/
stadtbibliothek/jeb_club.php
Der Link zum JeB-Blog
www.jebclub.wordpress.com
Kontakt, Text und Bild:
Dipl.-Bibl. Anne Thiemann,
Stellv. Leiterin, Stadtbibliothek
Greven, Kirchstr. 3, Greven,
E-Mail: [email protected], www.greven.net/
stadtbibliothek
Unsere Bücherei hat sich in den
letzten Jahren verstärkt um eine in­
tensive Vernetzung mit anderen
Einrichtungen unserer Verbandsge­
meinde bemüht. Als für alle Beteili­
gten besonders bereichernd hat
sich die Zusammenarbeit mit der
Jugendpflege unseres Ortes im Rah­
men des örtlichen Sommerferien­
programms erwiesen: Die Jugend­
pflege übernimmt die Pressearbeit,
das Anmeldeverfahren, die Versi­
cherung der Veranstaltung sowie
deren Finanzierung. Wir als Büche­
rei-Team können unsere gesamte
Energie in die Planung und Durch­
führung der jeweiligen Veranstal­
tung legen.
In diesem Jahr luden wir zu Beginn
der Sommerferien zu einer dreitä­
gigen Entdeckungsreise durch das
alte Ägypten ein und erwarteten 22
Kinder zwischen sechs und zwölf
Jahren in der Grundschule mit vie­
len kreativen Angeboten, Spiel,
Spaß und Abenteuer.
Nach einer kurzen Begrüßung auf
dem Schulhof stimmten sich Kin­
der und Betreuer zunächst mit
einem Film auf das alte Ägypten ein
und machten sich mit dem Thema
der kommenden Tage vertraut. Die
Kinder nahmen die im wahrsten
Sinne des Wortes anschaulichen In­
formationen über das Leben der al­
ten Ägypter, deren Glauben und To­
tenkult begeistert auf und nutzen
ihr Wissen für die anschließenden
kreativen Angebote.
Für diese teilten sich die Kinder ei­
genständig in zwei Gruppen ein
und durchliefen im Anschluss
gruppenweise einen WorkshopParcours. Dieser bestand aus fünf
Stationen, an denen jedes Kind
sein Wissen über das alte Ägypten
vertiefen und kreativ umsetzen
konnte. So hatten die Kinder die
Möglichkeit, sich ihre eigene Mu­
mie im Sarkophag zu basteln. Hier­
zu wurde aus Heu und Draht eine
Grundfigur gebastelt, die anschlie­
ßend mit Gipsbinden (eine freund­
liche Spende unseres Apothekers)
fachgerecht als Mumie einge­
wickelt wurde. Der dazugehörige
Sarkophag wurde aus Fotokarton
gefertigt und anschließend mit
Gips verstärkt. Dabei machte den
Kindern besonders der Umgang
mit den unterschiedlichen Materi­
8042547
: ocipalla #2
© fotolia.com
P r ax i s b e ri c ht e
2/2013
39
alien Spaß und jeder war konzen­
triert und ausdauernd bei der Sa­
che. Obwohl ein hohes Maß an
handwerklichem Geschick erfor­
derlich war, konnte sich das Ergeb­
nis sehen lassen: Am Ende lagen 22
Mumien und 22 Sarkophage zum
Trocknen in der Sonne – jedes ein
Unikat!
In einem zweiten Workshop wur­
den die Kinder in die Welt der altä­
gyptischen Schriftzeichen, den Hi­
eroglyphen, eingeführt. Mithilfe
einer
mitgebrachten
PapyrusPflanze wurde zunächst erklärt, wie
die Ägypter hieraus Papier herstell­
ten. Anschließend erhielt jedes
Kind eine Hieroglyphen-Mappe
mit Übungen zu den einzelnen
Schriftzeichen. Schon nach ei­
nigem Üben konnten die Kinder
ihren Namen auf „hieroglyphisch“
schreiben und sogar knifflige Le­
serätsel lösen. Wir waren erstaunt
über die schnelle Auffassungsgabe
der Kinder. Selbst die Jüngsten
konnten sich in Windeseile die
Vielzahl an Schriftzeichen merken
und freihändig schreiben.
Im dritten Workshop „Archäologie
im Sandkasten“ wurde den Kin­
dern die Arbeit der
Archäologen näher­
gebracht. Wir haben
hierzu ein Ausgra­
bungsfeld im Schul­
hof
nachgestellt:
mit Hieroglyphen
versehene
Ton­
töpfe wurden zer­
schlagen und im
Sand vergraben.
Aufgabe der Kin­
der war es nun,
die Einzelteile zu
bergen, sie zusammenzusetzen und
die darauf geschriebenen Hierogly­
phen zu entziffern. Dies taten sie
auch voller Eifer: Mit Schaufel, Pin­
sel und Eimer machten sie sich ans
Werk. Das Auffinden der Tonscher­
ben verlangte den Nachwuchsar­
chäologen viel Ausdauer ab und
war bei wolkenfreiem Himmel an­
strengender und schweißtreibender
als erwartet.
Der vierte Workshop beinhaltete ei­
nen Ausflug in die Welt altägyp­
tischer Götter und Mythen. Die al­
ten Ägypter glaubten an die Macht
von Glücksbringern, die sie nicht
nur zu Lebzeiten trugen, sondern
auch ihren Toten mit ins Grab ga­
Text und Bilder:
Sylvia Steinbach für die KÖB St.
Marien, 53498 Bad Breisig
ben. Ein beliebter Glücksbringer
war der Skarabäus oder Mistkäfer.
Wir erzählten den Kindern, wie es
hierzu kam: Die Ägypter glaubten,
dass der Gott Chepren jeden Mor­
gen in Gestalt des Käfers am öst­
lichen Horizont aufstieg und die
Sonne – ähnlich der Käfer seine
Dungkugel – vor sich herschob. Zur
Erinnerung durfte jedes Kind aus
Modelliermasse
Skarabäen
als
Schmuckanhänger formen und
ver­
zieren und anschließend an
einem Halsband befestigen.
Der fünfte Workshop diente der
Freiarbeit. Wir hatten hierfür eine
Vielzahl an Beschäftigungsmöglich­
keiten vorbereitet, unter denen die
Kinder wählen und die Beschäfti­
gungsdauer selbst bestimmen durf­
ten. Neben Malvorlagen gab es ver­
schiedene Leserätsel zum Thema
Ägypten sowie die Möglichkeit, sich
zusammen mit einem Partner an
dem altägyptischen Brettspiel „Se­
net“ zu üben. Natürlich durfte auch
nicht ein „ägyptischer“ Büchertisch
fehlen, sodass die Kinder zwischen­
durch die Möglichkeit hatten, sich
40
P r a x i s b e r i ch te
mit einem Buch bewaffnet zum
Schmökern zurückzuziehen.
Für jeden beendeten Workshop er­
hielten die Kinder eine Perle, die sie
an einer Schnur sammeln konnten.
Am Ende des Workshop-Parcours
konnten die Perlen gegen kleine
Preise (Süßigkeiten, Stifte, Radier­
gummis, kleine Deko-Artikel etc.)
eingetauscht werden. Krönender
Abschluss war ein Besuch des Ägyp­
tischen Museums in Bonn am drit­
ten Veranstaltungstag. Nach einer
aufregenden Fahrt mit dem Zug er­
hielten wir eine fast einstündige
Führung, bei der die Ausstellung
kind­
gerecht erklärt wurde und es
viel Neues zu erfahren gab.
So viel Geduld und Ausdauer bei
einem Museumsbesuch musste
natürlich auch belohnt werden:
Bei sonnigem Wetter verbrachten
wir alle einen lustigen Rest-Nach­
mittag auf dem großzügigen
Spielplatz im Hofgarten Bonn. Es
wurde nach Herzenslust gespielt,
gelacht und das Ganze mit einem
leckeren Eis zum Abschluss ge­
krönt.
Alle – Kinder und das BüchereiTeam – waren sich am Ende einig:
Die Reise in die Zeit des alten
Ägyptens war gelungen und wird
allen Beteiligten lange in Erinne­
rung bleiben. Geschichte kann ja
so spannend sein!
Mezzo-Sachen. Seien Sie gespannt
und nehmen Sie schon mal Platz!
Wenn an einem Samstagabend
mitten in Erbach eine Bücherei sei­
ne Gäste im Schein bunter Fackeln
begrüßt, hat das Team von St. So­
phia eingeladen. Das diesjährige
Motto „Diwan“ versprach nicht
nur einen Gaumengenuss nach ori­
entalischem Geschmack, sondern
auch ein entsprechendes Tanzver­
gnügen und gute Unterhaltung auf
dem Sofa.
Salem Aleikum – Diwan-Dinner
© fotolia.com: Brosche: BEAUTYofLIFE #22798980
Kulinarisch-literarisches Ereignis
Der Diwan ist so vielfältig wie das
Wort geheimnisvoll. Mindestens
zwei können darauf sitzen aber un­
endlich viele können darin stehen.
Man konnte auf den Rat warten
oder sich als solcher darauf nieder­
lassen. Lesen ist sowohl darin wie
auch darauf möglich. Wir holen
den west-östlichen Diwan hervor
und umrahmen ihn mit Hafis' ori­
entalischem und des Sofas moder­
nem Flair, auf dass ein kulinarischliterarisches Ereignis der DiwanKlasse entstehe. – Diesmal gibt es
dazu eingängige Speisen, sicher
Mezze aber keinesfalls machen wir
P rax i s b e ri c ht e
2/2013
2/2013
Um Missverständnissen vorzubeu­
gen: Trotz „Salem Aleikum"-Begrü­
ßung stellte Bibliotheksmann Willi
Weiers eingangs klar, dass das Pro­
gramm „den Bogen vom west- zum
östlichen Diwan spannen" werde –
was auch die Begrüßungshäppchen
und Potato-Chips erklärten. Mit et­
was Fantasie finde ein jeder mindes­
tens ein halbes Dutzend Bezeich­
nungen für die bequeme Sitzgele­
genheit, vom Kanapee über die Ot­
tomane bis zum Chaiselongue.
Bis die Geschmacksnerven mit Ko­
riander, Kardamom und glatter Pe­
tersilie in Berührung kommen
durften, übten sich die in bunten
Kafkas gehüllten Büchereimitarbei­
terinnen der KÖB St. Sophia zu­
nächst als Fremdenführerinnen
durch die Weihrauch-Schwaden.
Im Saal angekommen, entpuppte
sich dieser als ein gastlich herge­
richtetes Nomadenzelt, an dessen
Wände der Gebetsteppich ebenso
wenig fehlen durfte wie die Wasser­
pfeife auf den Tischen. Ob Vorspei­
se, Hauptgang oder Dessert: Die
Gäste hatten eine reichhaltige Aus­
wahl von je mindestens einem hal­
ben Dutzend Leckereien. Die Mezze
reichte vom Hummus (Kichererb­
sen-Püree) bis zu mit Reis gefüllten
Weinblättern. Biriyani und Raita
(Hähnchengericht mit Joghurt)
und Fisch-Spieße mit Tarator domi­
nierten beim Hauptgericht, beglei­
tet von allerlei mit Honigdressing
gesüßten Salaten. Passend zum ara­
bischen Mokka und vorgesüßten
Teesorten fand das Schlemmen des
kulinarisch-literarischen
Abends
mit Baklava (Gebäck) und Atayef
(arabische Pfannkuchen) zu vorge­
rückter Stunde seinen Abschluss.
Was den Gaumen erfreute, war für
die Augen und Ohren ein nicht
minderer Genuss. Ein Höhepunkt
bildete zweifelsohne der Auftritt
der beiden Tänzerinnen Gesa Hei­
mann und Anna Frenzel, bekannt
als „Duo Mirage". Ganz wie im
Türkei-Urlaub: Den Damen wollte
keiner widerstehen, den sie an der
Kunst des Bauchtanzes teilhaben
ließen. Wer es mit den schwin­
genden Hüften nicht so drauf hat­
te, durfte sich als Gast bei Gabi Fi­
scher (alias Willi Weiers) auf der
41
blauen Couch versuchen. Die Ehre,
auf dem einzigen Sofa im Raum
Platz nehmen zu dürfen, kam au­
ßer dem Programmleiter sonst nur
noch seiner Ehefrau Ursula zuteil.
Aus dem orientalischen Diwan
wurde flugs ein Sofa im deutschen
Wohnzimmer. Was lag es da näher,
als beliebte Sketche von Loriot
nachzuspielen wie den „Fernseha­
bend" oder „Feierabend"? Für die
literarischen
Zwischeneinlagen
hatte Willi Weiers dieses Mal zu
Goethe und Karl May ins Bücherre­
gal gegriffen und Zeitungen aus
dem Orient einfliegen lassen. Mit
der bekannten Liebe fürs Detail,
die sich von der Kochkunst über
die Dekoration bis zur Programm­
abfolge erstreckte, hatten die Ver­
anstalter wieder einmal bewiesen,
wie schön und abwechslungsreich
ehrenamtliche Büchereiarbeit sein
kann. Und sollte jemand bei dem
mehrstündigen Ausflug in den öst­
lichen
Mittelmeerraum
einen
Schlangenbeschwörer vermisst ha­
ben, wird ihn zumindest der Blick
auf die Eintrittskarte dafür entschä­
digen.
Text, Kontakt und Bilder:
Willi Weiers, KÖB St. Sophia
Hauptstraße 42, 64711 Erbach,
E-Mail: [email protected],
www.KoebErbach.de
42
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M. Clausen; K. Tebbenhoff
u. M. Cordes
Möwe, Strand
und Flaschenpost
MedienNr.: 306 927
Flaschenpost & Co.
Wetten, dass es gelingen kann, mit
nur drei Büchern Kinder in den
Sommerferien in die Bücherei zu
locken und mit ihnen ein abwechs­
lungsreiches, tagesfüllendes Pro­
gramm zu bestreiten?
Kein Problem für die Mitarbeite­
rinnen der Katholisch(en) öffent­
lichen Bücherei (KÖB) St. Johannes
Baptist in Beverungen. Denn sie
veranstalten regelmäßig einmal im
Monat sog. „Lesespaß-Aktionen“,
bei denen Kinder im Kindergartenund/oder Grundschulalter nach
dem gemeinsamen Betrachten
eines Buches in einem zweiten Teil
seinen Inhalt kreativ aufarbeiten.
Der örtliche Kinderschutzbund
war wieder an uns herangetreten
mit der Bitte, eine Aktion im Rah­
men
ihres
Sommerferienpro­
gramms anzubieten. Da wir zwei
Jahre zuvor schon mit einer ersten
Lesenacht im Kinderferienpro­
gramm vertreten waren, die allen
Beteiligten noch gut in Erinnerung
ist, sagten wir gerne wieder zu. Auf
der Suche nach einem geeigneten
Thema für die Sieben- bis Zehn­
jährigen stießen wir auf das groß­
formatige Bilderbuch „Flaschen­
post“ (MedienNr.: 308348), dessen
Mischung aus einer anrührenden
Geschichte um den Verbleib einer
Flaschenpost
angereichert
mit
kurzen, gezielt platzierten Sachin­
formationen rund um die Seefahrt
genug Stoff für eine ganztägige Lese­
spaß-Aktion passend zur Sommerfe­
rienzeit bietet. So wie die Hauptper­
son des Buches wollten wir mit den
Kindern auch eine Flaschenpost ver­
senken und die kleinen Landratten
in das Morsealphabet einweihen.
Bei der Sichtung der Neuerschei­
nungen dieses Jahres fielen uns
noch zwei weitere Bücher auf, die
unsere ganztägige Aktion, der wir
den Namen „Flaschenpost & Co.“
gegeben hatten, komplettieren soll­
ten. Die Vorlesegeschichten in dem
Buch „Schokolade am Meer“ (Medi­
enNr.: 307149) eignen sich hervor­
ragend zum Seemannsgarnspinnen.
Nikla lässt sich von ihrem Vater bei
ihren sonntäglichen Treffen immer
wieder von seinen neuen unglaub­
lichen Geschichten in den Bann zie­
hen. So könnte es auch gelingen,
mit Hilfe einer Geschichten-Erfin­
der-Truhe, in der ein Sammelsurium
an ausgemustertem Kinderspielzeug
gesammelt war, von den Kindern ei­
gene Geschichten reihum entwi­
ckeln zu lassen. Das dritte Buch
„Möwe, Strand und Flaschenpost“
(MedienNr.: 306927), das dazu bei­
tragen sollte, unsere Wette zu ge­
winnen, ist prall gefüllt mit ausführ­
lichem, kindgerecht verpacktem
und bebildertem Wissenswerten
Antonia Michaelis
Schokolade am Meer
MedienNr.: 307 149
rund um das Thema Meer und Kü­
ste. Darüber hinaus bietet das
„Buch vom Meer“, wie es im Un­
tertitel heißt, einige vielverspre­
chende Ideen für Spiele und Ba­
stelaktionen. So planten wir –
nach Anleitung des Buches – ein
Strand-Mühle-Spiel, Buddelschiffe
und Flatterbälle als weitere Ba­
stelaktionen anzubieten.
Der Prototyp eines Flatterballes
sollte auch bei der Kennenlern­
runde schon eingesetzt werden,
bei der dieser zwischen den Teil­
nehmern hin- und hergeworfen
werden sollte, bis jeder die Namen
aller Beteiligten kennt. Somit hat­
ten wir ein Spiel-Mittel, mit dem
wir – wie auch im Buch beschrie­
ben – einige Spiele draußen durch­
führen konnten. Das letzte Kapitel
dieses informativen Buches, beti­
telt mit „Meere brauchen Schutz“
Kontakt und Text:
Beate Menge, KÖB St. Johannes
Baptist, An der Kirche 9, 37688
Beverungen, [email protected],
www.koeb-beverungen.de
brachte uns auf die Idee, nicht von
jedem Kind eine Flaschenpost ins
Wasser werfen zu lassen, sondern
alle jeweils einen Brief schreiben
zu lassen, und diese dann auf vier
Flaschen zu verteilen. Natürlich
durfte bei unserer ganztägigen Le­
sespaß-Aktion auch eine stilechte
Verpflegung nicht fehlen: Zum Mit­
tagessen standen in der Kombüse
des benachbarten Pfarrheims Fisch­
stäbchen, Pellkartoffeln, Zwie­
back
und Trockenobst auf dem Speisen­
plan. Den Abschluss sollte eine
Seemannsprüfung bilden, bei der
es galt einen Morsespruch zu ent­
rätseln, einen Seemannsknoten
fachgerecht zu binden, mit den Fü­
ßen zu angeln, Seemannsgarn zu
spinnen und ein Schiff aus Zei­
tungspapier zu basteln. Gerade
Letzteres sollte manche Landratte
vor ungeahnte Schwierigkeiten
stellen.
Lore Leher u.
Astrid Krömer
Flaschenpost
MedienNr.: 308 348
Nachlese: Allen Beteiligten, auch
uns Betreuerinnen (!), hat unsere
ganztägige Lesespaß-Aktion viel
Spaß bereitet, und es wird bestimmt
nicht die letzte sein. Die Kinder gin­
gen ausgestattet mit einer Urkunde,
die ihre Seemannstauglichkeit tes­
tierte, und einem Schuhkarton, ge­
füllt mit einigen selbst fabrizierten
Spiel-Mitteln, die vielleicht in den
folgenden Ferienwochen Dienste
leisten können, von Bord des Bü­
chereischiffes. Das Motto hat si­
cherlich bei den Kindern, die in den
Sommerferien gar nicht wegfahren
können, wenigstens via Bücher ei­
nen Hauch von Strand und Meer
aufkommen lassen.
Da wir im Vorfeld nicht ahnen
konnten, dass der Stoff unserer aus­
gewählten Bücher wirklich tages­
füllend sein könnte, hatten wir
noch eine ausgearbeitete Weser-
Rallye in der Hinterhand. Doch
unsere Sorge erwies sich als völlig
unbegründet. Überhaupt war es er­
freulich zu sehen, dass einige zwi­
schendurch sich ein Buch aus dem
Regal nahmen und sich in eine stil­
le Ecke zum Schmökern verzogen.
Auch das Seemannsgarnspinnen
bereitete den Kindern einen un­
bändigen Spaß und bewies wieder
einmal, wie viel Erzählfreude doch
in ihnen steckt. Das Highlight für
alle überhaupt war sicherlich die
Flaschenpost. Bereits beim Schrei­
ben der Post machten sie sich viele
Gedanken, und auf dem Weg zum
Versenken in der Weser wollte je­
der noch einmal eine Flasche tra­
gen. Einige hätten am liebsten so­
fort ihre wieder herausgefischt und
hoffen jetzt, dass sie nicht wie der
Erzähler in dem Bilderbuch „Fla­
schenpost“ elf Jahre auf Antwort
warten müssen.
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Seemannsnachwuchs bei Lesespaß-Aktion
44
L i ter a tu r - P ra x is
2/2013
Der Duft
des Regens
Frances Greenslade
Der Duft des Regens
Mareverlag 2012
MedienNr.: 366 167
Christoph Holzapfel
Borro-Rezension
… Gemeinsam mit seiner Frau Irene und den beiden
Töchtern lebt Patrick Dillon in einer … Hütte und ar­
beitet in einer Holzfällerkolonne. Als er tödlich verun­
glückt, gerät die Familie in finanzielle Schwierigkeiten.
Dass sich die zwölfjährige Maggie und die ein Jahr äl­
tere Jenny trotz des tragischen Verlustes geborgen füh­
len, verdanken sie ihrer „Mom“. Doch dann geschieht
das Unfassbare. Irenes Verhalten verändert sich, sie
wirkt distanziert und lässt die Töchter bei Bekannten
zurück. … Erst drei Jahre später werden Maggie und
Jenny erfahren, dass Irene ein Doppelleben geführt
hat … Mit dieser bitteren Wahrheit konfrontiert, füh­
len die Mädchen tiefe Enttäuschung, Verzweiflung,
aber auch Wut. … Obwohl die aus der rückblickenden
Sicht Maggies erzählte Geschichte Redundanzen auf­
weist, mitunter konstruiert wirkt und zum Sentimen­
talen tendiert, fasziniert der Debütroman durch sinn­
lich erfahrbare Naturschilderungen. Ein breites Leser­
publikum ist ihm trotz der Einwände zu wünschen.
Rezensentin: Kirsten Sturm
Baby. Mit dem Baby könnt ihr nicht per Anhalter fa­
hren.’“ Widerspruch lässt er keinen zu. (281) Wie wirkt
Onkel Leslie auf Sie? Welche Sehnsüchte weckt er in
Ihnen? Sind Sie solch einem Menschen schon einmal
begegnet? Die Autorin schreibt auf ihrer Webseite, Les­
lie und Vern seien grob zwei Menschen nachempfun­
den, die sie einmal kannte. Ändert das Ihre Bewertung?
Die Natur als Schutz
Maggie …
ist zehn Jahre alt, als ihr Vater bei einem Arbeitsunfall
ums Leben kommt. Sie selbst bezeichnet sich als „Sor­
genmacherin“. Sie fragt sich mehrfach, ob sie mit ih­
ren ständigen Sorgen das Unglück nicht heraufbe­
schworen hat. Ihr Vater schien sie zu bevorzugen, im­
mer wieder zog er mit ihr alleine los und zeigte ihr,
wie man einen Unterschlupf baut und lehrte sie das
Überleben in der Wildnis. (30)
Sie ist kein Stadtmensch wie ihre Schwester Jenny. Bei
den Edwards in Williams Lake, wo ihre Mutter sie zu­
rückließ, nutzte sie jede Gelegenheit, um hinauszu­
kommen. „Morgens, wenn ich das Haus der Edwards
verließ, war die frische Luft wie Balsam und das Nie­
mandsland zwischen Haus und Schule eine Schutzzo­
ne aus Erde, Gras und Wind.“ (121)
Maggie wird also als ein ernsthafter, von Sorgen ge­
plagter Mensch gezeichnet. Können Sie diese Le­
benseinstellung nachvollziehen? Wie wirkt Maggie
auf Sie?
Leslie George, Verns Onkel
Zur Arbeit mit dem Buch
Sammeln Sie zu Beginn die Lektüreeindrücke der Teil­
nehmer/innen. Als Einstieg können Sie z. B. den vor­
letzten Satz aus Kirsten Sturms Rezension verwenden,
sie legt die Finger auf die Schwachstellen des Romans.
Spiegelt das auch Ihren Lektüreeindruck wider? Was
hat Ihnen an dem Roman gefallen – und was nicht?
Gibt es eine Textstelle oder eine Figur, die Sie noch be­
schäftigt? Mit welcher Figur aus dem Buch würden Sie
gerne mal einen Kaffee (oder Tee) trinken? Warum?
Nehmen wir zwei der Figuren näher in Augenschein:
Maggie, die Ich-Erzählerin, und Leslie, den Onkel von
Maggies Freund Vern.
2/2013
Onkel Leslie ist der Engel dieses Romans, der Retter in
der Not. Er schließt Maggie schnell in sein Herz. Au­
ßerdem scheint er zu einer ganz entspannten Sorte
Mensch zu gehören, denn auch wenn sie und Vern
über die Stränge schlagen, macht er ihnen keine Vor­
würfe, sondern unterstützt wie, wo er nur kann (162–
170). Als Maggie sich auf den Weg macht, um ihre
Mutter zu suchen, taucht er genau im richtigen Mo­
ment auf. Auf eine ganz selbstverständliche Weise
hilft er ihr: „Ich frage mal ein bisschen herum, wenn
du nichts dagegen hast“. (272) Er findet Irenes Auto
und kauft es: „Ich habe ihn für dich gekauft, Maggie.
Ihr werdet ein Auto brauchen, du und Jenny und das
Man könnte den Roman fast als Outdoor-Roman be­
zeichnen, denn ein großer Teil der Handlung spielt
sich draußen ab. Es steigt einem förmlich der „Duft
des Regens“ in die Nase, der Geruch von frisch ge­
schlagenem Holz, von Tannennadeln und feuchtem
Laub. Welche Gefühle verbinden Sie mit diesen Land­
schaftsbeschreibungen?
Besser als der deutsche beschreibt der englische Origi­
naltitel „Shelter“ Maggies Verhältnis zur Natur, das
Wort hat einen großen Bedeutungsumfang: Zufluchts­
ort, Unterschlupf, Schutzhütte, Bunker. Wie sehr Mag­
gie die Natur als Zufluchtsort betrachtet, lässt sich an
verschiedenen Stellen ablesen: Eines Tages hält sie es
bei den Edwards im Haus nicht mehr aus. Obwohl
draußen ein Schneesturm tobt, geht sie hinaus. „Auf
dem verlassenen Highway, wo der Wind mir den Atem
entriss, ging ich geradewegs dem Unwetter entgegen.
Ich dachte, Dad würde verstehen, dass ich nicht etwa
den Schutzraum verließ, sondern einen suchte.“ (129)
Ein weiteres Beispiel, ist das Weihnachtsfest, das Mag­
gie allein in einer selbst gebauten Schneehöhle ver­
bringt. (248)
Welche Erfahrungen haben Sie mit der Natur ge­
macht? Können Sie sich die Natur als Schutzraum vor­
stellen? Wenn nicht, was wäre dann Ihr Schutzraum?
Mutterschaft
Zwei Mütter stehen im Mittelpunkt der Handlung:
Irene und Jenny. Maggie beschreibt Irene als ideale
Mutter. Sie war Hausfrau, kümmerte sich um den Gar­
ten und sorgte für die Kinder. Sie schienen ihre erste
Priorität zu sein. So oft sich ihr die Gelegenheit bot,
unternahm sie Ausflüge mit ihren Töchtern. „Ich
schätzte mich glücklich, eine Mutter zu haben, die
mit uns zelten fuhr, keine Angst vor Bären hatte ... Sie
war die Konstante in unserem Leben, die Sicherheit
L i t e r at u r- P r ax i s
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und der Trost.“ (13/14) Welche Gefühle löst dieses
Mutterbild in Ihnen aus?
Nachdem Irenes Mann gestorben war, veränderte sie
sich. Der Grund dafür war nicht nur Trauer, offen­
sichtlich traf Irene sich mit einem anderen Mann (z.
B. 75/76). Am Ende des Romans klärt sich die Identi­
tät des Mannes. Wie bewerten Sie Irenes Verhalten?
Welche Gründe könnte Sie für die Heimlichkeiten Ih­
ren Töchtern gegenüber gehabt haben?
In Maggies Schilderungen schien Irene ganz in ihrer
Mutterrolle aufzugehen, aber es gab noch eine andere
Seite an ihr, sie beschreibt das so: „Mom erschien mir
wie ein See, an dessen Oberfläche Jenny und ich he­
rumschwammen, ohne die geringste Ahnung, welche
grünen Tiefen unter uns lagen.“ (298) Haben Sie diese
Erfahrung mit Ihrer Mutter auch gemacht? Und trifft
das vielleicht auch Ihr eigenes Leben, falls Sie selbst
Mutter sind?
Wenn Sie sich die Geschichte von Irene vor Augen
führen, wie beurteilen Sie ihr Verhalten? Was spricht
für sie, was gegen sie? Sie können diese Diskussion als
eine Art Gerichtsverhandlung gestalten. Eine Gruppe
trägt die Anklagepunkte vor und belegt sie mit den
Verhaltensweisen, die gegen Irene sprechen, eine
zweite Gruppe übernimmt ihre Verteidigung und eine
dritte bildet die Jury. Oder entwickeln Sie eine Alter­
nativgeschichte: Was wäre, wenn Irene ihre Töchter
zu sich geholt hätte? Und an welchem Punkt in der
Geschichte hätte sie das tun können?
Jenny ist die zweite Mutter, sie wird – wie ihre eigene
Mutter – früh und ungewollt schwanger. Sie ent­
schließt sich, ihre Tochter nicht zur Adoption freizu­
geben. Welche Motive dürfte sie dafür gehabt haben?
Was meinen Sie, hat sie die richtige Wahl getroffen?
Wenn Sie sich die verschiedenen Mutterschicksale vor
Augen führen – welches Bild von Mutterschaft zeich­
net die Autorin? Und wie passt das zu Ihrer eigenen
Erfahrung – als Mutter oder als Sohn/Tochter? &
Dipl. Theol. Christoph Holzapfel arbeitet im Lektorat des Borromäusverein e. V. Bonn.
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Der Internet-Tipp
Die Seite empfiehlt Kinder- und Jugendliteratur nach Kriterien einer genrespe­
zifischen und leserorientierten Literaturkritik. Die Zielgruppe sind erwachsene Literaturvermittler und Leseförderer in Schulen, Bibliotheken und Medien, im Buchhandel sowie Eltern. Die Macher sind ein Team rund um die renommierte Literaturwissenschaftlerin Prof. Christine Garbe, Uni Köln. Sie forscht seit Jahrzehnten zum Thema Gender & Lesen. Sie weiß, dass Lehrer und Eltern oft nicht mit dem Geschmack
der jungen Leser vertraut sind. Die Seite möchte Leseförderer deshalb mit beliebten
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förderung unter „Aktuelles“. Besonders wichtig – Buchempfehlungen: Hier gibt es
Buchtipps für Jungen ab sechs Der Bereich ist noch ausbaufähig, jede(r) ist aufgerufen sich als Rezensent/in zu beteiligen. Bisher sind Klassiker der Jungenliteratur wie
Gregs Tagebuch und Eragon besprochen worden. Die Leseempfehlungen orien­
tieren sich in erster Linie an noch unerfahrenen jungen Lesern. Um deren Anspruch
auf ein vielfältiges Angebot einfacher Lesestoffe gerecht zu werden, gilt die spezielle
Aufmerksamkeit der populären Kinder- und Jugendliteratur.
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D i ö z e s ane B ü c he r e i fac hs t e l l e n
2/2013
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wird nicht mehr sein. Ich meine mit Ehrenamtlichkeit freilich nicht allein die auch bisher bekannte, ja unentbehrliche Mitarbeit Nicht-Hauptamtlicher. Ich meine Ehrenamtlichkeit in voller, eigenständiger Verantwortung, soweit das unser kirchliches Selbstverständnis zulässt. Ich meine Ehrenamtlichkeit, die sich selbst zur Seelsorge am Mitchristen berufen weiß."
Bischof Dr. Joachim Wanke, aus Christ in der Gegenwart 2009
Rundlauf