Hefen in der Lebensmitteltechnologie
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Hefen in der Lebensmitteltechnologie
Großpraktikum Lebensmittelmikrobiologie Titel: Hefen in der Lebensmitteltechnologie Mario Jekle 29.04.2005 Betreuer: Dr.rer.nat. Gudrun Wolf Hefen in der Lebensmitteltechnologie Laktosefreie und –reduzierte Milchprodukte Inhalt 1) Die Hefe 2) Bäckerhefe 3) Bierhefe 4) Weinhefe 5) weitere Anwendungen 6) Lebensmittelverderb durch Hefen Hefen in der Lebensmitteltechnologie Laktosefreie und –reduzierte Milchprodukte Die Hefe Allgemeines • große Bedeutung in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie und Biotechnologie • wichtiger Modellkörper in der Biologie • aber auch Verderber von Nahrungsmitteln und Erreger von Mykosen (Hautpilzen) Zuordnung und Erscheinung • Zugehörigkeit der Hefepilze (Saccharomycetaceae) zur Familie der Schlauchpilze • überwiegend einzellig wachsende Pilze • Durchmesser zwischen 5 und 10 µm Abb.1: Hefekultur Wachstum • fakultativ anaerob Hefen in der Lebensmitteltechnologie Laktosefreie und –reduzierte Milchprodukte Die Hefe - Vermehrung vegetative Vermehrung • durch Sprossung, Knospung • teils auch Querteilung oder Ausbildung von Tochterzellen an kurzen Stielen sexuelle Vermehrung • nach Reduktionsteilung der diploiden Zelle: Bildung eines Ascus mit den haploiden Ascosporen • Kopulation der Ascosporen => nach Karyogamie Entstehung einer diploiden Zygote rein vegetative Vermehrung => Zuordnung zu Fungi imperfecti Abb.2: Sexuelle und asexuelle Vermehrung von Hefe Hefen in der Lebensmitteltechnologie Laktosefreie und –reduzierte Milchprodukte Die Hefe - Stoffwechsel • • Polysaccharide nur von wenigen Hefen verwertbar Verbindungen, die nur veramtet werden können: Zuckeralkohole (Glycerin), Sorbit, org. Säuren (Milch-, Bernstein-, Zitronensäure), aliphatische Alkohole (Methanol, Ethanol), CHs, Aromate (Phenol) • • • • • Gewinnung von Lipiden aus Hefen Herstellung von Glycerin Bildung von höheren Alkoholen Pigmentbildung (zB Carotinoide) N-Quellen: Harnstoff, Ammonium Hefen in der Lebensmitteltechnologie Laktosefreie und –reduzierte Milchprodukte Die Bäckerhefe • • • seit über 2000 Jahren verwendet Weltproduktion etwa 2,5 Mio t/a Pro Kopf Verzehr von ca. 2 kg • Bäckerhefe isoliert aus obergärigen Stämmen von Saccharomyces cerevisiae • Merkmale: starke CO2-Bildung, Hitzebeständigkeit, gute Haltbarkeit, langsames Wachstum, geringes Maß an Kleber-zerstörenden Enzymen • Ziel: Umsetzung des vergärbaren Zuckers zu CO2 und Ethanol unter aeroben Bedingungen => Aufgehen des Teiges bzw. Lockerung von Backwaren (v.a. Weizen- und Weizenmischbrote) Abb.3: Backhefe Hefen in der Lebensmitteltechnologie Laktosefreie und –reduzierte Milchprodukte Die Bäckerhefe • • Gewinnung: Selektion bestimmter Heferassen bzw. derer Eigenschaften und anschließende Vermehrung der Zellen =>Reinzuchthefen (industrielle Vermehrung auf Nährböden aus Melasse und diversen Zusatzstoffen) Handelsformen für Bäckerhefe: Flüssighefe (für Großbäckereien), Presshefe , Aktive Trockenhefe Abb.4: Backhefe Hefen in der Lebensmitteltechnologie Laktosefreie und –reduzierte Milchprodukte Die Bierhefe • Maltose -> Ethanol, CO2, Energie untergärige Hefen – setzt sich am Gärbottich ab – Gärdauer 8 bis 10 Tage – Temperaturoptimum: 4-9°C Saccharomyces carlsbergensis Abb.3: Backhefe Abb.5: Saccharomyces carlsbergensis obergärige Hefen – – – – – im Verlauf des Gärprozesses Bildung von Sprossverbände setzt sich oben ab Fehlen des Enzyms Melibiase Gärdauer 4 bis 6 Tage Temperaturoptimum: 15-20°C Saccharomyces cerevisiae • Die Bierhefe ist nach Reinigung wieder verwendbar Abb.6: Saccharomyces cerevisiae Hefen in der Lebensmitteltechnologie Laktosefreie und –reduzierte Milchprodukte Die Bierhefe • je nach gewählter Hefesorte Unterscheidung in: – untergäriges Bier (helles/ dunkles Lager, Export, Pils, Märzen) – obergäriges Bier (Weiß- oder Weizenbier, Roggen- oder Dinkelbier, regionale Sorten wie Kölsch oder Altbier) • Waschen der Hefe nach jedem Gärvorgang (der Brauer spricht von "Führung") und kühle Aufbewahrung • Durch die vegetative Weitervermehrung des Hefepilzes v.a. bei untergärigen Hefen Gefahr einer Degeneration und Infektion. => Austausch der untergärigen Hefe nach 5 bis 7 Führungen Abb.7: Bier Hefen in der Lebensmitteltechnologie Laktosefreie und –reduzierte Milchprodukte Die Weinhefe • • • • • • • wilde Weinhefe: Saccharomyces ellipsoides Heute häufig Verwendung von Zuchthefen => kalkulierbares Verhalten z.T. starke Unterschiede der Weinheferassen der Art Saccharomyces ellipsoides in Bezug auf Gärvermögen und Aromabildung Bildung von Aromakomponenten, wie Acetaldehyd, Glycerol, Aldehyde, Ketone, Ester Absterben der Weinhefen erst bei einem Alkoholgehalt von etwa 12%, teils erst 17% Zusätzlich spezielle Hefen für die hochprozentige Gärung von Sherry oder Portwein: Kloeckera oder Hansenula Hefe-Schnaps aus restlichem Bodensatz, der bei der Weingärung übrig bleibt Abb.8: Weinfass Hefen in der Lebensmitteltechnologie Laktosefreie und –reduzierte Milchprodukte weitere Anwendungen • Torulahefe - Züchtung auf bei Herstellung von Zellstoff anfallenden Sulfitablaugen; - Gärwirkung verhältnismäßig gering; - für biologische Eiweißsynthese von Bedeutung • Futterhefe - Vermehrung auf industriellen Nebenprodukten (zB Molke) z.B. Nahrungsergänzung für Sportpferde Abb.9: Futterhefe • Asiatische Hefen - in Sake: Saccharomyces sake - Soja-Soße • Hefen in der Biotechnologie Bsp: Herstellung von Chymosin durch Kluyveromyces lactis durch Rekombinationstechnik mit sog. Plasmidvektoren - Vorteil von Gärungshefen in der Biotechnologie: GRAS Status Hefen in der Lebensmitteltechnologie Laktosefreie und –reduzierte Milchprodukte Lebensmittelverderb durch Hefen • Problem Abbau der zum Schutz der LM zugesetzten Säuren und teils sogar Konservierungsstoffe • keine LMvergiftung durch Wachstum von Hefen • Bekannte Verderbsorganismen – osmophile bzw. osmotolerante Hefen: Zygosaccharomyces rouxii, Z. mellis – halophile bzw. halotolerante Hefen: Hansenula subpelliculosa, Candida krusei – mit Früchten assoziierte Hefen: Saccharomyces, Torulopsis cantarellii – in CO2-haltigen Getränken: Brettanomyces abstinens – stärkehaltige Produkte: Endomyces fibuligera • kaum Verderb von Fetten und Ölen Abb.3: Backhefe