Abenteuer S-Bahn

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Abenteuer S-Bahn
INDOPENDENT
Dortmunder Campus-Zeitung für UNI | FH | Technopark
Nr. 127 | 05. Februar 2002
Abenteuer
S-Bahn
Campus
Startklar
Der kommende Rektor
Eberhard Becker gibt
im Interview seine
Visitenkarte ab.
Seite 3
Technopark
Schlaflos
Mit „Argusaugen“
durch die Nacht: Der
Wachdienst unterwegs
im Technopark.
Seite 6
Wissenschaft
Studi-frei
Semesterferien: Wenn
der Campus verwaist,
bleibt Zeit für das
Stiefkind Forschung.
Seite 7
Sport
Schläger
Baseball ist in Amerika
top - in Deutschland
kämpft der Sport noch
um Anerkennung.
Seite 10
Computer
Syntax Error?
Foto: Hyun-Ho Cha
D
ie S-Bahn: tägliches Ärgernis
auf dem Weg zur Universität
und nach Hause. Statt an
„Schnellbahnen“ denken leidgeprüfte
S-Bahn-Fahrer an ständige Verspätungen, unfreundliches Personal,
fehlende Informationen und aus-
fallende Züge. Warum diese Störungen
immer wieder passieren und was die
Deutsche Bahn dagegen tun will,
erklärt in dieser Ausgabe NRW-BahnSprecher Manfred Pietschmann. So
soll der S-Bahn-Takt in immerhin drei
Jahren von derzeit 20 auf 15 Minuten
verkürzt werden. Und damit man sich
nicht nur ärgen muss, gibt’s einige
wahre Geschichten aus dem S-BahnAlltag rund um Notrufsäulen,
Nothebel, Taxischeine und begriffsstutzige Kontrolleure.
rr/Seiten 8 + 9
Der Commodore 64
wird 20 Jahre alt.
Erinnerungen an den
alten Brotkasten.
Seite 13
2
Service | Campus | Technopark | Wissenschaft | Dortmund | Kultur | Sport | Computer | InDOaktiv
Mensa
Dienstag, 05.02.02
Tagesgericht
Spaghetti Carbonara
Wahlessen I
Chicken Wings m. Barbecue Dip
Wahlessen II
Sauerbraten m. Rosinensauce
Vegetarisch
Vollkornspaghetti m. Bolognese
Mittwoch, 06.02.02
Heringsstipp „Hausfrauen Art”
Grillschinken m. Rotweinsauce
Schlemmerpfanne „Italia”
Veget. Frikassee m. Spargel
Donnerstag, 07.02.02
Frischer Möhreneintopf
Lammstreifen m. Prinzessbohnen
Hähnchenbrustfilet „Milanese”
ital. Lasagne „Gärtnerin”
Tach!
D
er Kontrolleur will mein Semesterticket sehen. Ich sage,
den Studentenausweis hätte
ich leider nicht dabei. Den wolle er
auch gar nicht sehen. „Ihr Semesterticket, bitte!“ Ich werde unsicher. So
etwas habe ich nicht. Den Studentenausweis halt. Ist doch ein und dasselbe. Oder? „Orange“, beschreibt der
Fachmann mir das Semesterticket.
„Orange und rechteckig“. Ich halte dagegen: „Rosa. Der Studentenausweis
ist rosa.“ Jacke wie Hose. Ob Studentenausweis oder Semesterticket, orange oder rosa - ich habe weder das eine
noch das andere bei mir. Aber die Immatrikulationsbescheinigung. Davon
hat mein Kontrolleur noch nie etwas
gehört. Egal, ich kram' sie raus und
halt' sie ihm hin. Triumphierend. Mittlerweile sind wir an der Uni angelangt.
Müssen aussteigen. Auf dem Bahnsteig geht's weiter. Ich meine: Der Beweis ist erbracht. Ich bin eingeschriebene Studentin. Er meint, ich rede
wirr: Immatrikulationsbescheinigung.
Studentenausweis. Mein Semesterticket will er sehen! Dann meinen Perso. Damit kann ich dienen. Davon habe ich sogar zwei. Einen aktuellen und
einen alten, entwerteten. Dass ich den
noch mit mir rumschleppe, ist pure
Sentimentalität. Mein Kontrolleur aber
vermutet Finsteres. „Was haben wir
denn da“, ruft er. Es klingt wie: „Haben wir Dich!“ Meint wohl, einen ganz
dicken Fisch an Land gezogen zu haben. Doppelte Identität. Ganz suspekt.
Von wegen Studentin. Als Studentin
müsse ich schließlich wissen, wie so
ein Semesterticket aussehe. Meint
mein Kontrolleur. „Warten Sie, ich zeig's Ihnen!“ Er tickt einen Nebenstehenden an. „Könnten Sie der jungen
Dame wohl mal Ihr Semesterticket zeigen?“ Der Studi nickt, kramt und zückt seinen Studentenausweis.
Cornelia Mohr
Nachgefragt: Nach Auskunft der
Bahn wird die Immatrikulationsbescheinigung nicht als Ersatz für den
Studentenausweis akzeptiert. Denn:
Mit Ausweis und Immatrikulationsbescheinigung eines Studenten könnten
zeitgleich zwei Personen auf den
Schienen des VRR unterwegs sein.
Deswegen: Ob rosa oder orange - gültig ist nur der Studentenausweis.
Termine
Dienstag 5.2.
Montag 11.2.
Samstag 16.2.
Freitag, 08.02.02
3 gebr. Fleischklößchen
Frühlingsrolle „Shanghai” m. Curry
Geb. Seehechtfilet m. Kräutermayo
Vollkornpfannkuchen m. Pilzfüllung
Montag, 11.02.02
Gebr. Fleischwurst m. Sauerkraut
Fusilini „Tonno” m. Thunfisch
Zwiebelschnitzel
Poffertjes m. Vanillesauce
Dienstag, 12.02.02
3 Stück Bratheringsfilet
Putenstreifen m. Zwiebeln, Paprika
Glaciertes Kaiserfleisch
Grazer Sojakartoffelgulasch
Mittwoch, 13.02.02
Bushman: Roots Reggae; Live Station
(Hauptbahnhof), 21.00.
Alien Ant Farm: („Smooth Criminal”) +
Color Red + Dredg; Soundgarden (Bremer Str. 16), 20.00
Franfaloon Bus: LoFi-Folkpop + Psychedelic Country; Subrosa (Gneisenaustr. 56), 19.00.
Dienstag 12.2.
Mittwoch 6.2.
Donnerstag 7.2.
Montag 18.2.
Uni Film Club: „Das fünfte Element”,
19.30; „Pitch Black”, 22.00.
Poetry Jam: Thema: Knöpft euch eure
Ideale vor; Subrosa 20.00.
Freitag 8.2.
Schinkenmakkaroni
„Chop Suey”
Paprikahähnchen m. Letscho
Gratinierter Blumenkohl
Impressum
Deine Lakaien: Die dunklen Poeten
präsentieren im Soundgarden (Bremer Str. 26) ihr neues Album „White
Lies”. Schwermütig, voller Selbstzweifel, strahlend. 20.00.
Türkisch Saman: (Ethno Rock); Internationales Kultur Café (KHG-Kellerbar
Ostenbergstr. 107), 21.00.
Donnerstag, 14.02.02
Mittwoch 13.2.
Asiatischer Hühnersuppeneintopf
Bami Goreng
Zigeunerschnitzel
Geb. Käsenudeln m. Tomatensc.
Martin C. Herberg: Gitarre total - unkonventionell interpretierte Klassiker;
Subrosa (Gneisenau 56), 20.00.
Donnerstag 14.2.
Freitag, 15.02.02
Spaghetti m. Fleischsauce
Gyros-Bratwurst m. pikanter Sauce
Kartoffelsuppe
Blattspinat m. Käsemedaillons
Montag, 18.02.02
Grüne Bandnudeln
Fleisch-/Gemüsefrikadelle
Pan. Putenschnitzel “Malaysisch”
Asiatische Gemüsepfanne
Na denn, Guten Appetit!
Ulla Meinecke singt aus ihrem neuen Programm „Kurz nach Acht”;
Dietrich Keuning Haus (Leopold 5058), 19.30.
Samstag 9.2.
Jazz and...Jam: junge Akademiker in
Session; Subrosa (Gneisenaustr. 43),
20.30.
Ruhr Rockerz: m. DJ Mario de Bellis;
Sabotage (Märkische Str. 16), 22.00.
Sonntag 17.2.
Macondito Chico: (Latin); Swabedoo
(Kleine Beurstr.), 20.30.
Calisgan & Heuser: Worldmusic Oriental, Fletch Bizzel (Humboldtstraße 45),
20.30.
Mozart, Bizet + Schubert: Konzert
des Dortmunder Uni-Orchesters (Eintritt frei); Audimax, 20.00.
Anti-Carnevals-Special: Charts + Clubclassics, Funk, Soul, Rock; Dietrich
Keuning Haus, 21.00.
Auf Ochsentour: Ethnokabarett m. d.
Bullemännern; Fletch Bizzel (Humboldstr. 45), 20.30.
Uni Film Club: Drei Engel für Charlie,
19.30 / Final Destination 22.00.
Semester-Abschlusskonzert: Studentenorchester spielt Brahms, Webern +
Bartok (Eintritt frei); Audimax, 20.00.
Freitag 15.2.
So wahr ich Gott helfe! (Comedy)
Wortakrobat Thomas Reis sieht
„Schöpfungsbedarf“. Er will Gott unter
die Arme greifen; Cabarett Queue
(Herrmannstraße. 74), 20.00.
InDOpendent
ist die Dortmunder
Campus-Zeitung für
Universität, Fachhochschule, Musikhochschule und Technologiepark.
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(Münster)
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3
Mathe an der Macht
Ende April rückt Eberhard Becker an die Spitze der
Universität. Der neue Rektor, Nachfolger von Albert
Klein, will der Universität mehr Profil verleihen.
Sich selbst sieht Becker als Mannschaftsspieler.
Mit dem Mathematiker sprachen Nils aus dem
Moore und Daniel Chmielewski.
Z
um ersten Mal wird ein
Mathematiker die Universität
anführen. Macht sich das
bemerkbar?
Höchstens intern. Als Mathematiker
gehe ich die Dinge vielleicht analytischer an als andere. Das ist möglicherweise eine gute Voraussetzung für
einen Rektor. Zwei Fachkollegen aus
Dortmund sind schon vor mir Rektoren
in Aachen und Köln geworden.
Warum wollten Sie Rektor werden?
Weil ich mich immer dafür interessiert
habe, wie große Systeme geführt werden und aus ihnen Leistungen erwachsen. Ich will Rahmenbedingungen für
Forschung und Lehre gestalten. Die
neue Satzung der Hochschule gibt
dem Rektorat zum Beispiel eine starke
Stellung bei der Berufung von neuen
Professoren. Es hat großen Einfluss
auf neue Forschungsschwerpunkte.
Wären Sie auch
unter der alten Satzung als Rektor angetreten?
Die Frage ist nicht
fair! (lacht) Es gibt
jetzt mehr Gestaltungsraum, aber ich
hätte mich trotzdem
zur Wahl gestellt. Ich
verstehe mich als
Mannschaftsspieler.
Zum Rektorat gehören vier Prorektoren
und der Kanzler.
Was wollen Sie mit dieser Mannschaft erreichen?
Die Universität muss ihr Profil weiter
schärfen. Dortmund darf kein kleineres Abbild anderer Universitäten sein.
Wir müssen unseren Platz zwischen
reinen Forschungs- und reinen Ausbildungsstätten finden. Mein Ziel: Dortmunds
guten Ruf als Forschungsstandort weiter verbessern.
Denn gute Ausbildung
benötigt gute Forschung.
Eine Universität braucht
Hochschullehrer, die sich
der Forschung verpflichten
und Forscher, die sich der
Lehre verpflichten.
Können Sie ein konkretes
Ziel nennen?
Wir sollten die neue Struktur von Bachelor- und
Masterstudiengängen dazu
nutzen, noch mehr Fach- Eberhard Becker: gegen Studiengebühren, für mehr Kontakt zu den Schulen.
Fotos: adm
kombinationen zwischen
Geisteswissenschaften und
Naturwissenschaften anzubieten. Da
Als Rektor vertreten Sie die UniverAufnahmetests sind ein zweischneidiist bei uns in der Vergangenheit allersität gegenüber der Landesregierung.
ges Schwert. Einerseits können sie
dings auch schon einiges passiert.
Die denkt beim Stichwort Hochschule
homogenere Anfangssemester schafim Moment vor allem an Gebühren.
fen. Andererseits würde diese frühe
Sie auch?
Selektion vielen die Chance nehmen,
Was die Landesregierung macht, ist
sich im Studium zu beweisen und zu
mir zu pauschal. Das Erststudium sollentwickeln. Es muss die Aufgabe der
te gebührenfrei bleiben. Das gilt auch
Hochschule sein, breite Schichten
für Langzeitstudierende. Denn es gibt
auszubilden.
viele - soziale und private - Gründe für
ein langes Studium. Viele Studierende
Welches Fazit würden Sie zum Ende
müssen ein Doppelleben führen: Sie
Ihrer Amtszeit gerne in InDOpendent
studieren und arbeiten parallel im
lesen?
Beruf. Darauf muss die Hochschule
Dass ich mich wirklich eingesetzt
reagieren.
habe. Ich rechne damit, dass mein
Amt in den nächsten Jahren deutlich
Neben Studiengebühren wird zurzeit
mehr als 50 Arbeitsstunden pro
um Aufnahmetests gestritten. Sollten
Woche verlangt. Ich wäre zufrieden,
mehr Studienplätze auf diese Weise
wenn diese Arbeit ein sichtbares
Welche Probleme wollen Sie zur
vergeben werden?
Ergebnis hervorbringen würde.
„Chefsache“ machen?
Die Natur- und Ingenieurwissenschaften leiden unter Nachwuchsmangel.
Dabei reden wir nicht nur über ein
Dortmunder Problem. Auf diesem
Gebiet müssen wir
kreativer sein. Wir
müssen noch mehr in
die Schulen gehen.
Eberhard Becker arbeitet schon
Mitte Januar setzte sich Becker
Ich habe gehört,
seit 1979 als Professor für Algebei der Rektor-Wahl im Senat mit
dass einige Univerbra an der Universität Dortmund.
17:8 Stimmen gegen die Sozialsitäten spezielle VorDer Weg des 58-Jährigen führte
wissenschaftlerin Elisabeth
lesungen für Schüler
über Hamburg und Köln in das
Wacker durch. Der dreifache Famiam
Wochenende
Ruhrgebiet. In der Hansestadt
lienvater wird der sechste Rektor
anbieten. Das ist der
studierte er Mathematik und Phyder Universität sein. Seine Vorrichtige Weg. Außersik, anschließend promovierte er
gänger: Gründungsrektor Martin
dem müssen wir in
dort. Nach seiner Habilitation in
Schmeißer (Chemie), Erich te
der Lehrerausbildung
Köln kam Becker als WissenKaat (Physik), Paul Vesinger
darauf achten, dass
schaftler zu internationalem Anse(Raumplanung), Detlef MüllerPädagogen auch die
hen. Der Mathematiker war zwei
Böling (Wirtschaft), Albert Klein
Begeisterung für
Mal Dekan seines Fachbereichs.
(Literaturwissenschaft).
dc
Naturwissenschaften
vermitteln können.
Vorteil Becker
4
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Gratwanderer
Das Studentenorchester bleibt sich treu: Gespielt wird,
was Spaß macht und schwierig ist. Brahms’ vierte Sinfonie
in e-Moll ist der Schwerpunkt des neuen Programms.
D
as ist eine meiner Leib- und
Magen-Sinfonien“, begründet
Dirigent Holger Ellwanger die
Entscheidung für die vierte Sinfonie
von Johannes Brahms. Das Studentenorchester habe sich schnell für das
Werk begeistert, da es „unheimlich
melodisch“ sei, eine ungewöhnliche
Harmonik enthalte und über eine
spannende Entwicklung verfüge: „Aus
einer ganz kleinen Idee, einem einzigen Intervall, hat Brahms dieses Meisterwerk entwickelt.“
Weil der vierte Satz dieser Sinfonie
eine Passacaglia ist, also aus Variationen über einem stetig wiederholten
Bassthema besteht, hat Ellwanger als
zweites Stück für die Konzerte am Semester-Ende die Passacaglia opus
eins von Anton Webern ausgewählt,
„eines der schwersten Stücke, an die
wir uns je herangewagt haben.“ Den
Schlusspunkt nach diesem Brückenschlag zwischen Romantik und Moder-
ne bildet das Konzert für Bratsche und
Orchester von Béla Bartók, „weil wir
bisher noch kein Solo-Konzert für Bratsche gespielt haben.“
Es ist der Mut zur Interpretation
großer Werke, der dem 1994 gegründeten Studentenorchester eine stetig
wachsende Fangemeinde beschert
hat. Seit Februar 1995 sind seine
Konzerte am Semesterende fester Bestandteil der universitären Kultur. „Wir
wollen für Klassik begeistern und uns
immer wieder neuen Herausforderungen stellen“, formuliert Orchestersprecher Wolfram Schmidt den Anspruch.
Ein hoher, machmal zu hoher Anspruch. Denn das Orchester besteht
nicht aus angehenden Musikern, sondern - zum Großteil - aus künftigen Musiklehrern. Die technischen Fähigkeiten sind begrenzt, die Zeit zum Üben
auch. „Respekt vor dem Mut, ein solches Programm durchzuziehen. Aber
der Mut zum Weniger wäre mehr gewe-
Gemeinsamer Einsatz für Brahms & Co (v.l.): Martin Geck, Astrid Güting, Wolfram
Schmidt, Holger Ellwanger, Peter Marx und Markus Beul.
Foto: adm
bestand nicht nur aus Fingerübungen,
sen“, kritisierte die Westfälische
zehn Orchestermitglieder machten
Rundschau vor einem Jahr.
sich auch theoretisch fit. Sie besuch„Ein Programm, das unsere Mitten ein Seminar des Musikwissenglieder herausfordert und unseren Beschaftlers Professor Martin Geck, in
suchern auch unbekannte Schätze prädem Brahms’ Vierte als Beispiel für
sentiert, ist mir wichtiger als absolute
die Sinfonik im 19. Jahrhundert diskuPerfektion“, bekennt sich Ellwanger
tiert wurde: „Die Studierenden sollten
zur Gratwanderung zwischen der Verdie Entstehungsgeschichte des Werpflichtung gegenüber Werk und Komkes, seine Instrumentation und seine
ponist und dem Spaß am Spiel. Dazu
Bedeutung für die Weiterentwicklung
passt, dass die Orchestermitglieder
der sinfonischen Form analysieren.“
ihren Dirigenten, der im Hauptberuf
Einzelheiten
Musik und Deutsch an
Profis der Dortmunder wollte Geck nicht
einem Essener Gymnasium unterrichtet, zuPhilharmonie haben verraten, denn
die Ergebnisse
gleich als „ehrgeizig“
die Proben unterstützt werden in Form
und „locker“ beschreides Programmben. „Lustig aber anheftes an alle Konzertbesucher verspruchsvoll“ seien die wöchentlichen
teilt. Nur so viel: Brahms habe
Proben.
während der Arbeit an dem Werk mehrIn diesem Semester haben sich
fach verkündet, dass es seine letzte
die 75 Mitglieder des Orchesters erstSinfonie sein werde. Die Komposition
mals mit professioneller Unterstützung
besitze daher einen gewissen „Sog
auf die Konzerte vorbereitet: Der Violizum Untergang“. Dass das Studentennist Peter Marx und der Cellist Markus
orchester diesem Sog erliegen könnte,
Beul, beide Mitglieder der Dortmunder
fürchtet Geck aber nicht. Er bewundert
Philharmoniker, leiteten zahlreiche
den Mut des Ensembles: „Lieber ein
Stimmproben und kamen im Januar
Studentenorchester mit Visionen, als
auch zum „Trainingslager“ am Aasee
ein C-Orchester ohne Illusionen.“
in Münster. „Dieses Orchester zeichNils aus dem Moore
net sich durch sehr motivierte Musiker
und einen ganz tollen Teamgeist aus“,
Termine: Donnerstag, 14. Februar und
zeigt sich Cellist Beul vom Elan der
Freitag, 15. Februar, jeweils 20 Uhr,
Hobbymusiker beeindruckt.
Audimax der Universität, Eintritt frei.
Die Vorbereitung auf die Konzerte
CampusKompakt
Pflege macht Karriere
Bio macht Platz
Tagsüber in der Altenpflege arbeiten
und abends zur Uni. So sieht der Alltag aus im neuen Aufbaustudiengang
Sozialgerontologie. Seit Januar haben
die ersten „Teilzeitstudierenden“ ihre
Examina in der Tasche. An der Uni
qualifizierten sie sich in Soziologie und
Management weiter und haben nun
Aussichten auf Führungspositionen.
Wer zum Sommersemester ins Studium einsteigen will, muss einen akademischen Abschluss ebenso mitbringen
wie 900 Euro Studiengebühr pro Semester. Infos unter 755-2826 und
755-2870.
ala
Zusammenrücken heißt's für die Fachbereiche Biologie und Chemie. Deswegen werden in den Semesterferien in
der Ex-PH die Umzugskisten geschleppt. Die Biologen räumen den
Gebäudeteil D in der vierten Etage. Eine Chance auf die renovierten Räume
haben Drittmittelprojekte mit sicherer
Finanzierung für eine ganze Stelle. Der
Vorteil: „So entlasten wir die Fachbereiche zwölf bis 16, da sie bis jetzt viele dieser Forschungsprojekte in ihren
Räumen beherbergen“, erklärt Wolfgang Schlotmann, technischer Dezernent der Uni.
ala
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5
Prüfungsstress mal zwei
Vor der Klausur steht der Angstschweiß auf
der Stirn, hinterher steigt die Zornesröte
auf die Wangen. Zumindest, wenn das Ergebnis der Arbeit spurlos verschwindet, wie vor
einigen Wochen bei den Sonderpädagogen.
D
ie Ergebnisse einer Klausur
lassen oft auf sich warten,
das lernen Studierende
schnell. Dass man sie aber mitunter
gar nicht erfährt, dürfte auch für die älteren Semester neu sein.
Etwa drei Monate, nachdem sie ihr
erstes Staatsexamen abgelegt hatten,
bekamen drei Sonderpädagogik-Studierende Post. Die Briefe enthielten
nicht die erwarteten Ergebnisse, sondern die Aufforderung, die Klausur in
Blindenpädagogik zehn Tage später
noch einmal zu schreiben. Der Grund:
Die Arbeiten waren schlicht verschwunden.
„Es ist nicht ganz nachzuvollziehen, wo sie hin sind“, gibt der Leiter
des staatlichen Prüfungsamtes Udo J.
Müller zu. Eine Schuldzuweisung hält
er ohne Beweise für ungehörig. Allerdings ist man sich im Staatlichen Prüfungsamt sicher, dass die Klausuren
von dort abgesendet wurden.
Den kurzen Weg zur Empfängerin
scheinen sie dennoch nicht gefunden
zu haben. Die hieß in diesem Fall Renate Walthes und ist Professorin für
Blinden- und Sehbehindertenpädagogik im Fachbereich 13. Ihr Büro liegt
genau wie das Staatliche Prüfungsamt
im Gebäude Emil-Figge-Straße 50.
„Die Klausuren sind nicht bei uns im
Sekretariat angekommen“, sagt die
Professorin. Wo sie stattdessen gelandet sind, hält sie genau wie Prüfungs-
amtsleiter Müller
für „nicht mehr
nachvollziehbar“.
Ein Novum, soweit
sich
Reinhard
Hundt, der Geschäftsführer des
Staatlichen Prüfungsamtes erinnert: „Ich arbeite
seit neun Jahren
hier und in dieser
Zeit ist so was
noch nie vorgekommen.“ Deshalb sehen er und Leiter
Udo J. Müller auch
keinen Grund für eine Änderung des
Transportsystems.
Geschriebene Klau- So ist’s richtig. Die Klausur gehört in den Briefkasten. Pannen gehören erklärt.
Foto: joe
suren werden per
Hauspost zu den Professoren gemuss ich gar nicht eingreifen. Der Beten nicht.
schickt, die sie schließlich korrigieren.
amte vom Prüfungsamt wirft die KlauWo die verschwundenen Klausuren
Ein Versand per Einschreiben wäre bei
suren einfach in den Kasten des Fachabgeblieben sind, werden die drei Son2000 bis 2500 Klausuren pro Prübereichs, der auf dem Gang steht, und
derpädagogen wohl nie erfahren. Es
fungsphase auch gar nicht finanzierdort holt eine Sekretärin sie dann ab“.
dürfte sie auch nicht mehr allzu sehr
bar, glaubt Reinhard Hundt.
Die zuständige Sekretärin allerinteressieren. Sie haben die PrüfunWenn Briefe verschwinden, ist die
dings war krank, ihre Vertretung im Urgen inzwischen ein zweites Mal abgePost Schuld. Die Post heißt in der
laub. Die grünen Postkästen sind nicht
legt und bestanden. „Wir waren überEmil-Figge-Straße 50 Barbara Böttcher.
gerade der sicherste aller Aufbewahrascht, wie gut die Betroffenen mit der
Die Verwaltungsarbeiterin in der Postrungsorte, schließlich haben sie recht
Situation umgegangen sind“, sagt der
stelle weist die Verantwortung für den
große Öffnungen. „Wenn die Post
Prüfungsamtsleiter. Dass den StudieKlausurenschwund klar von sich. „Das
oben stecken bleibt, kann man sie
renden schon rechtlich gar keine andePrüfungsamt und der Fachbereich 13
eventuell rausfischen“, erklärt Barbara
re Wahl blieb, lässt er unerwähnt
sitzen ja in einem Gebäude. Deshalb
Böttcher. Überwacht würden die KäsLisa Seiler
CampusKopf
Kämpfen und Kompromisse machen
Innerhalb von vier
Tagen hat sich Dr.
Ute Zimmermann
zur Kandidatur
entschieden, jetzt
ist sie's: die gewählte Gleichstellungsbeauftragte
der Universität
Dortmund. Ihre
Vorgängerin wurde noch vom Rektor ernannt.
Eine BerufsEmanze
also? Dr. Ute Zimmermann
„Das EmanzenEtikett ist eigentlich ein Kompliment“,
findet die 40-jährige Pädagogin, die
bislang für das Zentrum für Lehrerbildung arbeitete. „Das ist ein Symbol
für selbstbewusstes Auftreten - das
sollte sich doch jeder rausnehmen“.
„Jeder“ heißt:
Frauen genauso
wie
Männer.
Schließlich will sie
sich für Uni-Angestellte beiderlei Geschlechts einsetzen. „Abhängig davon, was Männer
und Frauen jeweils
einfordern."
Ihr
erstes
Ziel: Laternen sollen her. „Wir
müssen dafür sorgen, dass man sich
auch im Dunkeln auf dem Campus sicher fühlt. Wenn man abends zurück
zum Parkplatz geht, ist das recht gruselig.“
Apropos parken: „Der berühmte
Parkplatz, auf den wurde ich schon öfter angesprochen.“ Für die Gleichstellungsbeauftragte ist ein eigener Stellplatz hinter dem Gebäude Emil-FiggeStraße 50 reserviert - ebenso wie viele
neidische Blicke. Die Düsseldorferin
sieht das ganz locker. „Vielleicht brauche ich den gar nicht, ich komme meistens mit der S-Bahn.“ Die Versuchung ist groß, trotz alledem: „Praktisch ist der Parkplatz ja schon, besonders, wenn's mal hektisch wird.“
Doch Parkplätze sind ihr eigentlich
egal. „Gremienarbeit wird ein großer
Schwerpunkt werden“, da ist sich die
Gleichstellungsbeauftragte sicher. Vor
allem, wenn es um Berufungsverfahren geht, will sie in den Beratungen
ihren Einfluss geltend machen. „Frauen müssen aber auch bereit sein, für
Posten zu kandidieren“, fordert Zimmermann. „Wenn Frauen sagen ,Wir
brauchen unsere Position nicht weiter
entwickeln, es ist doch schon alles
da', ärgert mich das schon“, gibt Ute
Zimmermann zu. Aber sie lässt Raum
für Kompromisse. „Junge Frauen dürfen heute genießen, was schon erreicht wurde. Das tue ich auch.“
Erholen kann sich Ute Zimmermann auf dem Fahrradsattel, bei Touren durch das Rheinland. Außerdem
singt sie in einem Frauenchor. Als
Mezzosopranistin - „Die Zwischentöne
sind die Anspruchsvollen.“
Annika Lante
Das Büro der Gleichstellungsbeauftragten ist im Raum 3.507, Emil-FiggeStraße 50. Geöffnet di-fr 8-12 Uhr, Telefon 755-2610 oder 755-2603
6 Technopark | Wissenschaft | Dortmund | Kultur | Sport | Computer | Service | InDOaktiv | Campus
Geschlafen wird später
In jedem zweiten Gang summt ein Kopierer, wenn Kirsten
Macinszeck auf Kontroll-Tour ist. Für den Wachmann der
Firma „Argus“ sind 18 Nachtschichten pro Monat normal.
Eine Freundin hat er nicht - „Das macht keine mit.“
E
inmal, da ist was passiert. Da
hat sich einer nachts in seinem
dunklen Büro eingesperrt und
ist im Internet rumgesurft. Ein teures
Vergnügen. Der Mann musste die Tür
ersetzen, die Kirsten und sein herbeigerufener Kollege eingetreten hatten.
„Wir wussten ja nicht, wer da drin is“,
meint Kirsten Macinszeck und zuckt
entschuldigend mit den Schultern.
Kirsten ist Wachmann und Türen eintreten gehört nicht zu seinen üblichen
Aufgaben. Die meiste Zeit über sitzt
der 26-Jährige mit den widerspenstigen Locken nachts im Auftrag der
Firma „Argus“ hinter dem Empfangstresen des Dortmunder Technologiezentrums. Dort starrt er zwei kleine
schwarze Überwachungsschirme an,
die unspektakuläre Live-Bilder aus der
Tiefgarage übertragen. Oder er passt
auf, dass die Putzfrauen alle
„Wat soll ich denn
zu Hause?“
Schlüssel abgeben und die Stechuhr
richtig betätigen. „Damit uns hier keiner verarscht“, erklärt er.
Von Verarschen hält Kirsten nichts.
Deswegen hat er auch noch nie einen
Krankenschein gehabt. Obwohl sein
Hausarzt „Spezialist im Scheine verteilen“ ist. „Wat soll ich denn zu Hause?“, fragt er und zieht die Augenbrauen hoch. Früher hat Kirsten in seiner Freizeit Fußball gespielt oder ist
zum Bodybuilding gegangen. „Früher“,
18 Nachtschichten im Monat sind
für Kirsten normal. Von 20 bis 8 Uhr
sitzt er dann hinter dem Tresen, dreimal durch einen etwa einstündigen
Rundgang unterbrochen. Der führt ihn
durch Unternehmen im Technopark.
das war vor fünf Jahren, ehe er den
Die meisten haben irgendwas mit
Job bei der „Argus“ anrat. 21 war er
Computern zu tun. Was genau, interdamals und seine Eltern haben ihn für
essiert Kirsten nicht. „Ich soll die
„bekloppt“ erklärt, als er ihnen von
Räume überwachen, alles andere geht
der neuen Stelle
mich nichts an.“
erzählte. MittlerAn etwa 3000
weile sagen sie
Türen kommt der
nichts mehr. Nur
Wachmann auf
seine beiden
jeder Tour vorbei,
älteren Brüder
hat er mal gemachen sich hin
zählt. Die Menund wieder über
schen, die tagsüihn lustig, wenn
ber hinter diesen
er am WochenTüren arbeiten,
ende arbeiten
kennt er nicht.
muss. Und das
Ihre Gewohnheikommt oft vor.
ten dafür umso
Kirsten
hat
besser. Da gibt
nichts gegen
es zum Beispiel
Wochenendden Typ aus
schichten. Die
2.041, der nie
bringen Geld
sein Büro abschund das kann er
ließt, wenn er
in seinen Comgeht. Andere lasputer stecken.
sen zusätzlich
Der ist das einden PC an oder
zige Hobby, das
das Licht. Am
ihm geblieben
häufigsten muss
ist. Internet und
Kirsten Kopierer
so. Eine Freunausschalten. In
din hat der
jedem zweiten
Mann mit dem
Gang
summt
blassen Gesicht
einer vor sich
nicht.
„Das
hin. Alles potenziKontrollgang durch sterile Flure
macht
keine
elle Brandherde.
mit. Ich komm
Wenn es da nicht
nach Hause und sie steht auf.“ Eine
Kirsten gäbe. Der marschiert in seiner
Nachtschwester, das wär`s. Aber bis
dunkelblauen Uniform zielsicher durch
jetzt hat er noch keine kennen gelernt.
ein Labyrinth von Gängen, die im grel-
len Neonlicht alle gleich aussehen.
In jeder Firma, die der 26-Jährige
überwacht, hängt irgendwo eine elektronische Stechuhr. Die registriert
genau, ob und wann er da war. Neben
dem Schutz vor Einbrechern gehört
auch die Überwachung der Technik zu
Kirstens Aufgaben. In seinen Augen ist
das alles „nix Großes“. Eine
Lieber Nachtschichten
als Zeitdruck
Ausbildung hat der gebürtige Dortmunder nie gemacht. Ehe er bei „Argus“
anfing, hat er für „DPD“ Pakete durch
die Gegend gefahren. Aber der
Zeitdruck hat ihn fertig gemacht.
Richtig abgemagert ist er damals.
Dann lieber Nachtschichten. An die
gewöhnt man sich, sagt er. Um
gesund zu bleiben isst Kirsten viel
Obst und fährt mit dem Fahrrad. Nur
das Rauchen kann er nicht lassen.
Eine Schachtel „Marlboro“ braucht er
pro Schicht.
Dabei ist ihm seine Gesundheit so
wichtig. Wegen einer Rosenallergie hat
er einst einen Job beim Grünflächenamt aufgegeben. Richtig Spaß
gemacht hat ihm die Arbeit dort. Aber
deswegen Pillen gegen die Allergie zu
schlucken, das kam nicht in Frage.
Man weiß ja nie, was das mal für
Folgeschäden auslösen kann.
Ursprünglich wollte Kirsten nur für
ein Jahr zur Argus, aber „plötzlich
waren`s fünf“. Klar langweilt er sich
hier oft, aber „Job is’ Job". Und vielleicht passiert ja irgendwann mal wieder was. So wie damals, als sie die
Tür eintreten mussten.
Lisa Seiler
„Argus“
Für die Firma Argus arbeiten
rund 150 Menschen als
Gebäudereiniger und Bewachungsdienstleister. Kunden sind
Firmen im Großraum Dortmund, wie das Technologiezentrum, Thyssen Schulte und
das ITC - Dortmund.
Die Preise unterscheiden sich
von Fall zu Fall. Ein Empfangsdienst oder eine Objektüberwachung kostet etwa zwölf Euro
die Stunde, eine „Revierbestreifung“ (will heißen: das
Objekt wird drei mal pro Nacht
angefahren und überprüft)
etwa sieben Euro. Auch
Empfangs- und Telefondienste,
Pfortendienste, und Alarmverfolgung bietet Argus an.
ls
Einmal hat er eine Tür eingetreten. Die meiste Zeit starrt Wachmann Kirsten Macinszeck aber auf Monitore.
Fotos: Hyun-Ho Cha
Dortmund | Kultur | Sport | Computer | Service | InDOaktiv | Campus | Technopark | Wissenschaft 7
Eingespannt: Reibungsloses Funktionieren im Uni-Betrieb.
Zeichnung: Steffi Süper
Freiraum für Forscher
Das Semester geht zu Ende, die heiße Forschungs-Phase
beginnt. Wenn die Studierenden den Campus verlassen,
verlagert sich der Fokus auf die Wissenschaft.
I
vonne Bemerburg steht in den
Startlöchern. Die Diplom-Pädagogin fiebert dem Semesterende
entgegen. Sie will endlich anfangen zu
arbeiten. Natürlich, auch während des
Semesters hat sie an ihrem Forschungsantrag geschrieben. Aber jetzt
wird sie ihn fertig stellen.
Wie viele Wissenschaftler nutzen
auch die Mitarbeiter des Lehrstuhls für
Allgemeine Soziologie die Semesterferien, um Forschungsprojekte voranzubringen, abzuschließen oder eben wie Ivonne Bemerburg - zu beantragen.
Sie will Jugendszenen, wie die Skater-
Ivonne
Bemerburg:
Vorlesungsfreie Zeit
statt
Semesterferien.
Foto: cm
oder die Techno-Szene, befragen. Ihre
Forschungs-Idee: Die Befragung per
Internet durchzuführen, das von
Szene-Mitgliedern stark genutzt wird.
Online-Forschung heißt die noch junge
wissenschaftliche Zunft, die das Internet als Erhebungsinstrument nutzt.
Ziel der Befragung ist, ‘Szene-Affinität’
- so etwas wie Zugehörigkeitsgefühl messbar zu machen.
Kein Zurücklehnen und Durchatmen. Durchstarten, sobald der Pausengong ertönt und die Semesterferien beginnen. „Semesterferien ist der
falsche Begriff“, meint Ivonne Bemerburg. „Ich spreche lieber von vorlesungsfreier Zeit.“ Ferien wird sie keine
machen.
Während des Semesters geht es
den Lehrenden wie den Studierenden:
Veranstaltungen und Sprechstunden
strukturieren den Alltag. Die Semesterferien eröffnen Freiheit. Frei von Pflichten der Pflicht nachkommen zu können. Forschen statt zu lehren. Forschen, um lehren zu können.
Drei Aufgabenbereiche habe ein
Wissenschaftler, erklärt Ivonnes Kollegin Michaela Pfadenhauer. Lehre, Forschung und Administration. In den
Semesterferien verlagert sich der
Schwerpunkt auf die Forschung. Anders gesagt: auf die Arbeit. Denn nach
Ansicht des Phänomenologen Alfred
Schütz - seine Handlungstheorie ist
ein Klassiker der Soziologie - ist Arbeit
nur, was sichtbare Spuren hinterlässt.
Schütz unterteilt menschliches Handeln in drei Bereiche: Denken. Wirken.
Arbeiten.
Michaela Pfadenhauer erklärt’s:
„Denken hinterlässt keine Spuren.
Wirken ist wie Spuren im Sand. Sichtbare Spuren hinterlässt nur die Arbeit.
Und die besteht bei uns Wissenschaftlern vor allem im Schreiben.“
Überspitzt formuliert: Wer als Wissenschaftler nicht schreibt, arbeitet nicht.
Jedenfalls dem Schütz’schen Arbeitsbegriff zufolge.
So gesehen sind die Semesterferien die arbeitsreichste Zeit. „Paradoxerweise haben wir gerade in dieser
Zeit ein Imageproblem“, weiß Michaela Pfadenhauer. Für Außenstehende
ist schwer nachvollziehbar, dass die
vermeintlich ruhigste Phase des UniJahres zugleich die heißeste ist. Projekte werden beantragt, durchgeführt,
abgeschlossen. Berichte geschrieben.
Publikationen herausgebracht.
„Das sind alles Arbeiten, die eine
Unterbrechung nicht gut vertragen.“
Mit Unterbrechung meint Michaela
Pfadenhauer den Semesterbeginn.
Michaela
Pfadenhauer:
Wer als Forscher nicht
schreibt,
arbeitet
nicht.
Foto: cm
„Ich weiß“, sagt sie, „das so zu formulieren ist politisch nicht korrekt“.
Zumal es ja mitunter eine hochwillkommene Unterbrechung sei, sowohl
Last als auch Lust. Aber: „Das Semester folgt einer anderen Logik. Deswegen sind Semesterferien und
Semester nicht problemlos ineinander
überführbar.“ Jedenfalls nicht in dieser
Reihenfolge. Andersherum fällt der
Übergang schon leichter: vom Semester in die Semesterferien. Ivonne
Bemerburg wird sofort losspurten.
Cornelia Mohr
Buchtipp: Schütz, Alfred (1984):
Strukturen der Lebenswelt. Frankfurt
am Main: Suhrkamp
Linktipp: www.hitzler-soziologie.de
8
Dortmund | Kultur | Sport | Computer | Service | InDOaktiv | Campus | Technopark | Wissenschaft
Kultur | Sport | Computer | Service | InDOaktiv | Campus | Technopark | Wissenschaft |
Dortmund
9
Fahr’ mal wieder S-Bahn ... Linie 1!
Manfred Pietschmann ist Sprecher der Deutschen Bahn in
NRW. Der 62-Jährige, der seit 44 Jahren für das Unternehmen
arbeitet, antwortete Ruth Reichstein auf die drängenden
Fragen einer S-Bahn-Fahrerin.
V
iele Studierende haben den
Eindruck, jede zweite S-Bahn
kommt zu spät. Was sagt denn
die Statistik?
Die S1 in Richtung Düsseldorf fährt zu
95,5 Prozent pünktlich, in die
Gegenrichtung zu 93,3 Prozent. Das ist
aber nicht gut genug. Dort, wo wir reinrassig S-Bahn fahren, müssten wir 98
Prozent erreichen, weil die Bahn einen
eigenen Gleiskörper hat und nicht durch
andere Züge gestört werden kann.
schon ihre 20 bis 25 Jahre hinter sich.
Deshalb soll in den nächsten Jahren der
gesamte S-Bahn-Verkehr auf Elektrotriebwagen umgestellt werden. Die
haben acht über die gesamte Länge ver-
Besonders ärgerlich ist, wenn die Bahn
zwar kommt, dann aber von Dortmund
direkt nach Bochum durchfährt. Muss das
sein?
Wenn auf der betroffenen Strecke ein Zug
liegengeblieben ist, dann müssen wir ihn
über das Ferngleis umfahren, damit er nicht
ganz ausfällt. Über die Ferngleise kommt
man an den S-Bahnhof nicht ran. So fährt
die Bahn zum Beispiel von Dortmund direkt
nach Bochum, kann dann aber wieder in die
Wieso kommt es denn dann immer wieder zu Verspätungen?
Dafür gibt es mehrere Ursachen. Zum
einen ist die Gleis-Infrastruktur für
Unregelmäßigkeiten zu knapp. Dann ist
zum Beispiel eine verspätete S2 daran
schuld, dass die S1 nicht losfahren
kann. Natürlich gibt es auch immer wieder Unfälle, alle zwei Tage einen
Selbstmord, die den Verkehr für mehrere
Stunden blockieren.
Sind auch veraltete Lokomotiven Grund
für Unpünktlichkeit?
Ja. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in
das System Eisenbahn nur noch sehr
sporadisch investiert. Erst seit der
Privatisierung 1994 hat sich das geändert. Die Bahn hat bisher 50 Milliarden
Euro ausgegeben, und für die
nächsten fünf
Jahre sind 40
Milliarden geplant. Heute
werden die SBahnen von Lokomotiven aus
der ehemaligen
DDR geschoben. Die Steuerwagen
haben
Manfred Pietschmann
S-Bahn-Station Dorstfeld: Wir Ankömmlinge
aus der S4 warten auf die S1 zur Universität.
Die ist seit sieben Minuten überfällig. Keine
Aufklärung per Durchsage. Zum ersten Mal in
meinem Leben drücke ich den Rufknopf der
Info-Säule. Die Leitung räuspert sich, Stimmengewirr wie
im Call-Center breitet sich über dem Bahnsteig aus: „Hier
ist die Deutsche Bahn, bitte warten Sie. Ich habe jemanden auf der anderen Leitung!“ 50 Leute am Kellergleis in
Dorstfeld warten auf das Ende des Telefonats - dann sind
wir dran. „Wo stehen Sie?“- „Dorstfeld“. Schweigen. „Ich
weiß nicht, warum Ihre Bahn nicht pünktlich war.“ „Wissen
Sie denn, wann die nächste kommt?“ Unser Informant bitttet um einen Augeblick Geduld: „Jetzt ist hier eine S1 losgefahren, die müsste gleich bei Ihnen sein.“ „Danke.“ Drei
Minuten später kommt die S1. Wir sind glücklich.
adm
Mehr Service verspricht die Bahn. In der Tat
werden die Fahrgäste mit Informationen an
den S-Bahn-Stationen manchmal überschütttet. Eine erste Durchsage informiert am Bochumer Bahnhof über die zehnminütige Verspätung der S1. Nach zwölf Minuten korrigiert die Bahnsprecherin die Verspätung auf 20 Minuten. Letztlich erreicht die S-Bahn nach über 30 Minuten den Bochumer
Hauptbahnhof.
bub
Warten an der Uni-S-Bahn gehört für viele Studierende zum nervigen Alltag.
teilte Motoren. Wenn da mal einer ausfällt, fährt die Bahn trotzdem weiter.
Außerdem wird 2005 der S-Bahn-Takt
von 20 auf 15 Minuten umgestellt.
Vor allem der Studententakt fällt immer
wieder aus. Woran liegt das?
Die S1 ist nicht den ganzen Tag S1. Sie
fährt aus betriebswirtschaftlichen Gründen auch mal die S5-Strecke. Wenn dort
etwas passiert, steht die S-Bahn auf der
Einserstrecke nicht zur Verfügung. In
anderen Fällen wird die Bahn schon in
Bochum umgedreht, weil die Verspätung
zu groß ist. Also muss sie in Dortmund
ausfallen, damit die Verspätung nicht
den ganzen Tag mitgeschleppt wird.
Foto: Eberhorn
S-Bahn eingeschert werden.
Vieles wäre leichter zu verkraften, wenn
man darüber informiert würde. Oft wartet
man aber vergeblich auf eine Durchsage.
Das ist wirklich schlimm und liegt daran,
dass es immer noch Eisenbahner gibt, die
nicht das Gespür dafür haben, dass da
unten Kunden stehen.
Bezahlt die Bahn bei Verspätungen wenigstens ein Taxi?
Im VRR gibt es eine Mobilitätsgarantie: Ist
die S-Bahn 20 Minuten zu spät, bezahlt die
Deutsche Bahn das Taxi bis zu 50 Mark.
(Das gilt aber nur für Ticket-2000-Kunden,
Anmerkung der Redaktion.)
Gleich steigen sie alle ein, die Wartenden an
der Haltestelle „Universität“. Und dann legt
der alte Mann mit der BVB-Mütze wieder richtig los. Nach Verdächtigen suchend streift er
durch die Waggons und bleibt abrupt stehen.
„Du bist bestimmt Professor“, will er wissen und zeigt mit
dem Finger auf einen Jüngling mit Krawatte. Der ist baff
und sagt nichts. Der Mützenträger wähnt sich in Sicherheit.
„Wir ha'm gerade mal zwei Uhr. Habt ihr eigentlich alle
nichts zu arbeiten, da an der Universität?“ Jetzt blickt er
sie alle nacheinander an. „Ihr kriegt unsere Steuern und
sitzt den ganzen Tag auf dem Arsch!“ Einen gibt es immer,
der sich mit dem Mann anlegt und ihm Vernünftiges erklären will. Aber der ist dann neu in der S1, mittags um 14
Uhr. Alle anderen kennen den Dauerfahrer und schweigen
schmunzelnd.
ck
Die Türen der S-Bahnen im Ruhrgebiet sind automatisch verriegelt. Wenn nachts die letzte
Bahn durchs Ruhrgebiet rauscht und der
Lokführer vergisst, bei den wechselnden
Ausstiegsseiten, die Türen auf der richtigen
Seite zu entriegeln, hilft kein Zerren und Ziehen. Entweder
fährt der Fahrgast weiter, hofft auf den Ausstieg an der
nächsten Station, um sich dann ein Taxi zu nehmen. Oder
er greift zum Nothebel, um die Tür selbst zu öffnen. bub
Traurig ist es, wenn die Liebste 500 Kilometer
entfernt wohnt. Noch trauriger ist es, wenn
man sonntags im Zug zurück zur Uni fährt. Um
dort anzukommen, muss man schon in
Bochum in die S1 umsteigen. Wegen der ICVerspätung klappt das aber nicht immer. „Dann fahren ‘se
bis Dortmund und bekommen am Info-Point ‘nen Taxischein“ kläfft mich der Schaffner an. Pustekuchen: „Dafür
sind wir nicht zuständig, den Taxischein hätten Sie in
Bochum abholen müssen“, so die wasserstoffblondierte
Wahrheit am Info-Point.
Die Nachtbusse sind längst im Betriebshof und die nächste S-Bahn kommt um halb drei. Endlich gleich im Bett!
Doch die S-Bahn rauscht nicht nur durch die Haltestelle
Dorstfeld durch, sondern auch durch Dorstfeld-Süd. Den
NRW-Nachttakt verfluchend, stürze ich zur Fahrertür und
flehe lautstark den Fahrer an, er möge doch bitte an der
Uni anhalten. Ab Oespel wird dem Fahrer das Gejammere
zuviel. Er hält in Dortmund-Kley. Nach 60 Minuten
Fußmarsch bin ich um halb fünf im Bett. Super.
mab
Dienstag morgen, 9.54 Uhr. Die S1 ist rappelvoll. Rucksack tragende Gestalten stieren vor
sich hin, bekannte Gesichter begrüßen sich.
Zwei andere bahnen sich den Weg durch den
Mittelgang. Ein Pärchen Ende Fünfzig im feinen
Zwirn. Er hat keinen Rucksack, dafür einen kleinen Koffer.
Sein Zeigefinger bewegt sich Richtung Waggondecke, wo
der Linienplan hängt. „S1, da sind wir richtig: Dorstfeld,
Kley, Bochum.“ Pause. „Aber guck mal hier: ‘Dortmund
Universität’! Das gibt’s hier? Ist ja 'n Ding!“
ala
Bitte einsteigen! So freundlich sind die Lokführer leider nicht immer. Und
manchmal gehen die Türen auch auf der falschen Seite auf.
Foto: joe
10 Sport | Kultur | Computer | Service | InDOaktiv | Campus | Technopark | Wissenschaft | Dortmund
Der Import-Schläger
Der ehemalige Dortmunder Student Florian Gniech ist Mitgründer eines Baseball-Vereins in Unna. In Amerika ist sein
Traumsport die Nummer Eins - in Deutschland kämpft er
noch um die richtige Anerkennung.
F
Erfolg. Wir sind zurzeit an über 1000
Schulen aktiv“, sagt Stefan Hoffmann,
Direktor für Sport- und Vereinsentwicklung beim DBV. Pro Jahr investiert die
MLB dafür rund 180.000 Euro. Darüber hinaus werden jedes Jahr in dem
Projekt „Envoy Coach“ erfahrene Trainer aus den USA nach Deutschland
geschickt, um die Vereine
zu unterstützen. Sie sind
im Schnitt zwei Monate
in Deutschland und
Foto: DBV
lorian Gniech ist verrückt nach
Baseball! Ob als Spieler, Trainer oder Schiedsrichter, Florian kennt den amerikanischen Volkssport in- und auswendig. Nicht selten
hat sein inzwischen abgeschlossenes
BWL-Studium an der Uni Dortmund
unter dieser Vorliebe gelitten. Angefangen hatte sie 1990 - im Fernsehen.
Nachdem der heute 27-Jährige Spiele
aus der amerikanischen Profiliga
gesehen hatte, ließ ihn Baseball
nicht mehr los. Nur ein Jahr später
war er Mitbegründer der Unna
B.I.E.R.S. „Zu dieser Zeit sind die
Vereine nur so aus dem Boden
geschossen“, erinnert sich Florian.
Das belegen auch die Statistiken des Deutschen Baseball- und
Softballverbandes (DBV). Zwischen 1990 und 1996 stieg die
Mitgliederzahl von 6000 auf über
23.000. Trotzdem blieb die Europameisterschaft 2001 in
Deutschland eine InsiderVeranstaltung. Die Medien
nahmen von dem Turnier
kaum Notiz.
Florian war dort. Zum
Nationalspieler hat er es
zwar nicht gebracht, die
Luft der ersten Bundesliga
konnte der Diplom-Kaufmann
aber schon schnuppern. Mit
den Holzwickede Joboxers
spielte er in der Saison 2000
in der höchsten deutschen
Spielklasse. Fünf Jahre zuvor hatten sich die Unna B.I.E.R.S. den
Joboxers angeschlossen. In
Holzwickede trainierte Florian immer
unter US- und Südamerikanern:
„Wenn man oben mitspielen will,
braucht man das Know-How dieser erfahrenen Profis.“
Die Amerikaner sind es
auch, die ein immer größeres
Interesse daran haben, dass
Baseball auch in Europa salonfähig wird. Seit 1997 wird die
Major League Baseball (MLB)
in Deutschland durch eine
Marketing-Agentur vertreten,
die eng mit dem DBV zusammenarbeitet. Ihre Mission: Vor allem Jugendliche
vom amerikanischen
Volkssport zu überzeugen. Mit dem Programm
„Pitch, Hit & Run“ (Werfen, Schlagen & Rennen) will der Verband
Baseball in den Schulsport integrieren. „Das
Projekt ist ein voller
deutschen Hochschulen immer angesagter sind.
Softball, die Hobby-, Frauen- und
Kindervariante des Baseball mit leicht
veränderten Regeln und anderer Ausrüstung, wird seit 1993 in den „German College Series“ gespielt. Im vergangenen Jahr gewannen die Dortmund Dragons die Series und damit
die deutsche Hochschulmeisterschaft.
„Unser Softballteam ist eine der größten und stärksten Wettkampftruppen,
die wir haben“, weiß Marcel Meyer,
Wettkampfreferent des Allgemeinen
Hochschulsports.
Trotzdem ist Base- und Softball in
Deutschland noch weit von einem richtigen Durchbruch entfernt. „Es fehlt
der internationale Erfolg. Außerdem
gibt es bisher keinen Deutschen, der
in Amerika ähnlich erfolgreich ist wie
Dirk Nowitzki im Basketball“, nennt
Florian die Gründe. Tatsächlich
spielen momentan gerade einmal
zwei deutsche Baseballer in den
USA - und das auch nur in unteren
Ligen. Zumindest kann man dort
vom Baseball leben, was in
Deutschland nur wenigen Spielern der ersten Liga möglich
ist.
Die meisten deutschen
Vereine stehen oft ohnehin auf
finanziell wackeligen Beinen.
So auch die Joboxers, die kaum
Sponsoren finden. Trotzdem ist
der Verein in Holzwickede eine
feste Größe. „Hier kennt jeder
den Club. Fragt man die Menschen auf der Straße, welche
Sportart die Joboxers ausüben,
gibt es niemanden, der nicht
Baseball sagt“, ist Sylvia Nawrath-Rocks vom Sportamt der
Gemeindeverwaltung ein wenig
stolz. Bei lokalen Sportlerehrungen gehen die Joboxers
dennoch regelmäßig leer
aus. Baseball ist eben bisher eine Rand-sportart.
Johannes Eberhorn,
Sebastian Wagener
bleiben jeweils
zwei Wochen bei den
teilnehmenden Vereinen.
Natürlich tut die MLB das
nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern hofft auch auf
eine Absatzsteigerung ihrer
Merchandising-Artikel außerhalb der USA.
Entgegenkommen wird den
Amerikanern dabei, dass Baseund vor allem Softball zumindest an
Florian Gniech
Foto: Hellweger Anzeiger
Der Ball
ist rund...
... und ein Spiel dauert neun
Innings. Wie Baseball entstanden ist, weiß keiner so genau.
Eine eigens zur Klärung dieser
Frage einberufene Kommission
kam in den USA 1908 zu dem
Ergebnis, dass das Spiel 1839
vom Amerikaner Arthur Doubleday erfunden worden war.
Historiker bezweifeln dieses
Ergebnis allerdings. Wahrscheinlicher ist, dass Baseball
aus dem deutschen Schlagball
und dem englischen Kricket
entstanden ist. Einwanderer
haben die Sportart wohl in den
USA eingeführt. Dort wurde
auch 1871 die erste Profiliga
gegründet.
Seit 1938 werden Weltmeisterschaften, seit 1954 Europameisterschaften der Amateure ausgetragen. 1992 war
Baseball erstmals olympische
Disziplin. Heute spielen 210
Millionen Aktive in über 100
Nationen Baseball. In den USA
und Japan ist das Spiel
Zuschauersport Nummer Eins,
der Deutsche Baseball und
Softball Verband (DBV) hat
etwa 26.000 Mitglieder. Im
Jahr 2001 wurde in Köln, Bonn
und Solingen die EM ausgetragen. Über 25.000 Menschen
sahen die Spiele. Die deutsche
Mannschaft belegte den siebten Platz.
Johannes Eberhorn
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11
Poesie-Box
Poesie kommt heutzutage viel
zu kurz, finden wir. Aber nicht
bei uns! Wir suchen Leserinnen
und Leser, die uns ihre
Gedichte schicken. Paarreim
oder Stabreim, Sonett oder Ode
- wir wollen Ihre Lyrik auf unserer Kulturseite drucken. Also
ran an die Stifte! Einsendungen
an: [email protected] Stichwort: Poesie/Kultur.
LeseTipp
Ein Hauch
von Vanille
Helge Schneider: Nachdenklich und ohne Toupet bewies er auf dem Uni-Jazz-Festival sein Talent am Piano.
Foto: Nils Foltynowicz
Heiße Rhythmen
Zum sechsten Mal ging das Uni-Jazz-Festival über die
Bühne. Fans und Kritiker sind sich einig: Auch diesmal
überzeugte der Stilmix von Profis und Nachwuchstalenten.
K
opfnicker,
Fußtäpper
und Mitsinger
konnten sich beim
sechsten Jazz Festival
der Uni Dortmund so
richtig austoben.
Rund
1200
Musikbegeisterte zog
es am 26. Januar ins
Fritz-Henßler-Haus.
Wer sich nicht vorab
schon um Karten
gekümmert hatte und
spontan zum Jazz
Festival wollte, hatte Stimmgewalt.
keine Chance mehr:
An der Abendkasse waren die Karten
ausverkauft.
Auf drei Bühnen wechselten sich
zehn Gruppen ab und boten, was das
Ohr begehrt: Jazz, Pop, Rock, karibischen Sound, elektronische Klänge,
Soul und Hip-Hop.
Unter dem Motto „Lebende
Legenden“ trat nicht nur die gleichnamige Rap-Funkgruppe aus Dortmund
auf. Auch Helge Schneider begeisterte
das Publikum als Jazzpianist, begleitet
von Pete York am Schlagzeug und
Rocky Knauer am Bass. Dass der
Mülheimer Komiker auch ganz anders
kann, bewies er am Flügel.
Was passt besser in einen
Foto: Alex Gugg
Gartensaal als karibische
Klänge?
Mirta Junco, die
Sängerin der kubanischen Frauengruppe
„Jazminas“, heizte
mit Rhythmen ein,
die auch Tanzmuffel
zu
ungeahnten
Bewegungen inspirierten. Bekannten
Popsongs
wie
„Unbreak my heart“
gab sie ihre eigene
Latinnote.
Im Jugendcafé
war
Interaktion
angesagt.
Das
Vokalquartett
„Stimmrecht“ (drei Männer, eine Frau)
beeindruckte durch Acapella-Songs
von Toto bis Oasis, bei denen das
Publikum aufgefordert war, mit zu singen. Wegen der großen Begeisterung
beim fünften Festival war die Gruppe
Bekannte Popsongs
im Latinostil
„disguise“ auch dieses Jahr wieder
mit von der Partie. Katrin Mickiewicz
und Christina Lagao hielten das
Publikum mit ihrem Mix aus Jazz und
osteuropäischer Folklore in Atem.
Ein gelungenes sechstes Jazz
Festival, das mittlerweile zur
Institution geworden ist. Wir freuen
uns auf das nächste.
Merjam Wakili
Jazz-Festival
Das Uni-Jazz-Festival gibt es seit
1997. Dr. Wilfried Raschke,
Hochschullehrer für Musik, organisiert die Veranstaltung in
Zusammenarbeit mit dem FritzHenßler-Haus. Er etablierte auch
die Jazz- und Popmusik als konstantes Angebot der Lehrerausbildung an der Uni Dortmund. Bis
auf Star-Gäste wie Helge
Schneider
oder
Tommy
Emmanuel haben alle Bands, die
beim Festival auftreten, einen
Uni-Bezug. Entweder sie studieren Musik, sind ehemalige
Absolventen oder nutzen die
Proberäume der Uni, wie die
„bluesberries“.
mewa
Die vorlesungsfreie Zeit
steht vor der Tür. Endlich
Muße für ein gutes Buch.
Hier der Tipp: „Ein Hauch
von Vanille“ von Liina Talvik.
Siris Großmutter hat Krebs und das
macht Siri traurig. Bebes Eltern sind
Alkoholiker und das macht Bebe
wütend und einsam. Siri sucht etwas,
das ihre Oma gesund macht. Bebe
sucht Zweisamkeit. Deshalb will er Siri
für sich gewinnen. Aber wie nur?
Wer einen „Hauch von Vanille“ dort
riecht, wo es gar nicht nach Vanille riechen kann, besitzt die Gabe, Leben zu
retten. Nachdem Bebe Siri dieses
Geheimnis zugeflüstert hat, streut er
Vanille-Pulver unter ihre Schulbank.
Und Siri will ihrer Nase nicht trauen.
Plötzlich hat sie Angst. Was ist, wenn
sie ihre Gabe nicht richtig nutzt? Stirbt
dann die Großmutter? Mit Bebes Hilfe
wagt sie es. Sie trotzt den
Naturgewalten Erde, Feuer, Luft und
Wasser. Bebe fordert sie ständig zu
neuen Mutproben heraus. Und zuerst
geht es der Großmutter tatsächlich
besser .
Liina Talvik schreibt leise, klar und
realistisch. Enttäuschung, Trauer, Wut
und Ungerechtigkeit gehören zu ihrem
Buch, wie sie zum Leben gehören.
Streng schematisch und konzentriert
erzählt die Schwedin von Siri und
Bebe. Nur die aufkeimende
Freundschaft, die heimlichen Ängste,
die verworrenen Gedanken beleuchtet
Liina Talvik. Alles andere bleibt im
Schatten. Ein Buch, das nicht nur
Jugendliche für ein paar Momente versunken in Gedanken an die Liebe
zurücklässt - ursprünglicher Liebe zur
Großmutter, zarter Liebe zu neuen
Freunden und der lebenslangen
Aufgabe, das Leben zu lieben.
Christina Katz
Liina Talvik - „Ein Hauch von Vanille“
128 Seiten, 9,90 Euro
Verlag Friedrich Oetinger
12 Computer | Service | InDOaktiv | Campus | Technopark | Wissenschaft | Dortmund | Kultur | Sport
InDOnesien online
Indopendent gibt’s nicht nur in Dortmund,
sondern auch in Indonesien.
Statt Uni-Neuigkeiten verbreitet unser
Online-Namensvetter „einzigartige Kochrezepte“.
A
Indopendent: Hier findet man so nützliche Infos wie den Weg zum Yogyakarta-Center.
Screenshot: www.geocities.com/thetropics/cabana/4531/places.html
m Anfang stand die Frage:
Wie nennen wir uns? Einzigartig sollte er sein, der Name
unserer Campus-Zeitung. Wir entschieden uns für Indopendent, so einen
abgefahrenen Namen gibt’s schließlich nur einmal. Wirklich? Von wegen!
Ein Blick ins Internet beweist: Auch im
Ausland gibt’s Indopendent. Mit dem
Unterschied allerdings, dass unser
Namensvetter anstatt über Dortmund
lieber über Indonesien berichtet.
„The unique topics about Indonesia“ - so lautet der Untertitel des
Magazins, das ausschließlich im Internet erscheint. Die Adresse lautet
www.geocities.com/thetropics/cabana/4531/.
Betreiber der Homepage sind Arya
Sidharta, Andy Darmawan und Weldy
Safitri.
„The unique topics“ - das ist
neben ein paar touristischen Infos vor
allem ein Kochrezept: Madura Chicken
Satay, „the most popular food in Indonesia - cheap, healthy and tasty“. Das
war’s dann aber auch schon fast. Vielmehr darf der Surfer nicht erwarten,
denn anscheinend ist den Autoren
bereits vor längerer Zeit die Lust am
Schreiben ausgegangen. Zwar versprechen sie im Menü Infos zu Kultur,
Ereignissen, Natur, Bildung und zu traditionellen Heilmethoden und übernatürlichen Phänomenen, all diese
Unterseiten sind aber „under construction“ - und das bereits seit 1998, wie
ein Autorenvermerk beweist.
Aber immerhin: Es gibt eine zweite
Indopendent! In diesem Sinne ein
herzliches „Glück auf“ von Dortmund
nach Indonesien!
Marcel Maack
Quiz-Spielen. Schade nur, dass der
Moderator nicht wie Günther Jauch,
sondern wie Tom Hanks klingt. EIDOS
Interactive.
Stronghold: Auch wenn der PC nur in
einer Einzimmer-Studentenbude steht,
hier wird jeder zum Burgherrn. Ein
eigenes Schloss bauen, übers Internet
die Festungen der Gegenspieler
erobern - das Computer-Mittelalter
erfordert hohe Verteidigungs-Künste.
SoftwareTipps
Virtuell Quidditch mit Harry spielen,
mit Tempo 200 über die PC-Autobahn
jagen und Cyber-Burgen bauen im
Mittelalter. Diese Games bringen
Leben in den Computer. InDOpendent
hat sich auf dem Software-Markt
umgesehen - hier ein paar SpieleTipps:
auf ihre Kosten. Electronic Arts.
RTL Skispringen 2002: Tolle 3D-Grafik, 20 neue Schanzen, unterschiedliche Wetterverhältnisse und ein 16-Personen-Multiplayer-Modus - das sind
nur einige der Features dieses Spiels.
Suchtgefahr garantiert! THQ Entertainment.
Harry Potter und der Stein der Weisen: Zaubersprüche lernen, Quidditch
spielen - das Spiel erinnert an die
Buchgeschichten. Die Bedienung ist
einfach, auch PC-Neulinge kommen
Wer wird Millionär 2: 1000 neue Fragen, ein moderneres Studio und
applaudierendes Publikum - die neueste Version des Millionär-Spiels garantiert noch mehr Live-Atmosphäre beim
Anzeige
ALPHA-SPORTZENTRUM
BODYBUILDING
FITNESSTRAINING
KRAFTTRAINING
FIGURKORREKTUR
KARATE
www.alphasportzentrum.de
Öffnungszeiten:
MO-FR: 9.15 - 22.15 Uhr
SA: 10.00 - 18.00 Uhr
SO: 9.30 - 18.00
KINDERKARATE
AEROBIC
Inhaber:
Dipl.-Sportlehrer
H. Schröder
Flight Simulator 2 Professional: Eigene Flugzeuge bauen, im Internet mit
Gleichgesinnten trainieren - die Professional-Ausgabe hat einiges mehr zu
bieten als die Standard-Version. Für
beide Varianten gilt: bessere Landschaften als bisher, viele kleine
Details und jede Menge Optionen.
Microsoft.
Train Simulator: Einmal Lokführer
sein, dieser Traum wird jetzt wahr.
Egal ob Dampf-, Diesel- oder Hochgeschwindigkeits-Lokomotive, hier
kommt jeder Eisenbahn-Fan auf seine
Kosten. Die Strecken führen durch
Österreich, Japan und die USA. Microsoft.
Autobahn Raser 3 - Die Polizei
schlägt zurück: Mit Vollgas durch den
Hamburger Hafen, mit quietschenden
Reifen zum Frankfurter Airport - in diesem Spiel sind Tempo und PS gefragt.
Warum viel Geld für einen Mercedes
SLK ausgeben, wenn man ihn auch virtuell fahren kann! Koch Media.
Take 2.
Myst III: Exile: Das Heimatland ist zerstört, und so etwas erfordert Rache.
Das Adventure-Game bietet 3D-Spaß,
sogar eine 360-Grad-Rundumsicht ist
bei den Feldzügen dabei. Ubi Soft.
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Empire Earth: „Von der Steinzeitkeule
zum Hightech-Laser“ - so lautet das
Motto dieses Echtzeit-Strategie-Spiels.
Aufgabe ist es, eine Zivilisation durch
500.000 Jahre zu steuern. Vivendi
Universal Interactive.
Sim City 3000 Classic: Häuser,
Straßen, Stromversorgung - seit jeher
ist Sim City das ultimative Spiel für
alle Möchtegern-Stadtplaner. In seiner
neuesten Version präsentiert sich die
Software mit verbesserter Grafik. Electronic Arts.
Marcel Maack
Service | InDOaktiv | Campus | Technopark | Wissenschaft | Dortmund | Kultur | Sport | Computer 13
Grobe
Pixel, aber
durchaus
schön:
Giana
hüpft
über ihre
Felsblöcke.
Screenshots:
Maack
SurfTipps
Der C64 lebt! Im Internet gibt’s
unzählige Seiten, die sich mit dem
Brotkasten beschäftigen. InDOpendent hat sich umgesehen:
Es erscheint noch immer eine C64Zeitschrift. Die heißt „GO64“, und sie
enthält sogar eine Diskette.
www.go64.de
Auch das alte Magazin „64er“ ist noch
im Netz vertreten:
www.amiga-magazin.de/64er/
Die C64-Bedienungsanleitung auf Englisch: www.funet.fi/pub/cbm/
c64/manuals/c64-manual.txt.gz
Ein guter C64-Emulator ist FRODO.
Wer Giana & Co. auf dem PC spielen
will, klickt www.uni-mainz.de/~bauec
002/FRMain.html
Kennen Sie Bubble Bobble? http://
home.ptd.net/~glisman/bubble/
Brotkasten-Kult
Eine Legende feiert Geburtstag:
Vor 20 Jahren brachte Computer-Hersteller
Commodore den ersten C64 auf den Markt.
Zu den Spiele-Helden zählte die kleine Giana.
G
iana rennt, was das Zeug
hält. Um Zeit zu sparen,
macht sie einen Level-Warp.
Der Joystick glüht, die Hände schwitzen, plötzlich ist Giana tot. Diskettenwechsel. Jetzt ist Frogger an der
Reihe. Drücken wir dem Frosch die
Daumen, dass er nicht wieder von
einem Auto plattgefahren wird. Ach ja,
das waren noch Zeiten: am Commodore 64 sitzen und daddeln bis zum
Abwinken. Jetzt feiert der C64
Geburtstag: Genau 20 Jahre ist es
her, dass der Brotkasten von Amerika
aus seinen Siegeszug antrat - seinen
liebevollen Kosenamen verdankt er
übrigens dem Design des Gehäuses.
Kein Zweifel: Der C64 war das
Erfolgreichste, was Commodore je
gebaut hat. Hinter dem Unternehmen
steckte ein Mann, der nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA ausgewandert
war: Jack Tramiel, polnischer Jude,
hatte Auschwitz überlebt, war zum
amerikanischen Militär gegangen,
hatte dort Schreibmaschinen repariert
und sich schließlich selbstständig
gemacht. 1958 zog er nach Kanada,
übernahm eine Büromöbel- sowie eine
Schreibmaschinenfirma und begann
mit dem Bau von Addiermaschinen. In
den 70ern produzierte Commodore
Taschenrechner und entging nur knapp
der Pleite. 1977 folgte mit dem „Personal Electric Transactor“ der erste
„computer for the masses, not the
classes“. 1981 entstand der VC20,
das Vorgängermodell des C64.
„Ich denke, dass die RaubkopiererSzene den C64 zu dem gemacht hat,
was er heute darstellt", sagt Kerninformatik-Student Oliver Rapp. Heißt konkret: Der C64 ist ein echtes Kultobjekt. PC hin, Playstation her - wer sich
in die Daddelkiste von einst verliebt
hat, kommt von ihr nicht wieder los.
Zwar hat Oliver seinen Commodore
aus Platzmangel eingemottet, aber
zum Glück gibt es ja Emulatoren, mit
denen sich alte C64-Games auf dem
PC spielen lassen.
Manchmal hakte
die Datasette
Ein C64-Rechner kostete rund 700
Mark, für ein Floppy-Drive musste noch
mal das Gleiche auf den Tisch geblättert werden. Bis zum eigenen Disketten-Laufwerk musste Oliver aber kräftig sparen und solange auf eine Datasette ausweichen: „Ich kann mich
noch gut an die endlosen Ladezeiten
erinnern. Ärgerlich war, wenn sich der
Tonkopf mal wieder verstellt hatte und
die Software gar nicht geladen werden
konnte. Dann war es immer eine sehr
fummelige Angelegenheit, den Kopf
neu zu justieren.“
Die Floppy, die er sich mit 14 Jahren kaufte, war übrigens nicht grau,
sondern weiß - wie sein 64er. Denn
als Oliver in die C64-Zeit startete,
hatte Commodore die Geräte bereits
einer Schönheitskur unterzogen.
Technisch konnte sich der C64
durchaus sehen lassen: Mit seinen 64
KB war er den meisten Konkurrenten
speichermäßig überlegen, dazu kam
eine Taktrate von 0,985 MHz, und der
eingebaute SID-Chip stellte einen dreistimmigen Mono-Synthesizer mit
sechs Oktaven dar.
„Besonders gereizt hat mich schon
damals die Programmierung. Ich war
stolzer Besitzer eines Fischer-TechnikComputer-Interfaces. Mit dem Interface konnte man Roboterarme mit dem
Computer steuern“, erinnert sich Oliver. Noch pfiffiger war Norbert Morawietz, heute Mitarbeiter des Hochschulrechenzentrums: Er kontrollierte
mit dem C64 die Heizung der Eltern.
Was viele Fans bedauern: Vom oft
angekündigten Nachfolgemodell, dem
C65, kamen lediglich ein paar Prototypen auf den Markt. Zwar folgten der
C128 und der Amiga, keinem von
ihnen gelang es jedoch, an das Flair
des C64 ranzukommen. Commodore
versuchte sich darauf als PC-Hersteller, geriet jedoch immer stärker in
Geldnöte. 1993 verloren die Helden
von einst 357 Millionen US-Dollar, im
Jahr darauf schloss die Computerschmiede ihre Türen - für immer.
Jack Tramiel dürfte das egal gewesen sein: Bereits 1984 hatte ihn die
Konzernführung aus dem Unternehmen verstoßen. Grund: Commodore
war seit vielen Jahren eine Aktiengesellschaft, doch der knallharte
Geschäftsmann regierte wie ein Alleinherrscher. Beim Versuch, seine Söhne
in die Firmenleitung zu hieven, verlor
er den Präsidenten-Posten. Tramiel
stieß daraufhin seine letzten Aktien ab
- und kaufte den Erzrivalen Atari auf!
Marcel Maack
Hunderte C64-Spiele zum Download:
http://hermes.spaceports.com/~cus
/gc.htm
3.000 Screenshots von 91 verschiedenen C64-Spielen warten auf
http://screenmania.retrogames.com
/c64/c64.html
Schöne
POKECodes, damit der
gute alte Frogger
unsterblich wird:
www.gamewinners.com/
C64/Frogger.htm
Justage-Tipps für den Fall, dass die
Datasette
mal
streikt:
http://arnold.c64.org/~minstrel/arti
cles/justage.html
Mit dem C64 ins Web? Hier gibt's den
Browser: www.ia4u.net/~maurice/
Diese Online-Radios spielen ständig
C64-Sounds: www.live365.com/stations/237967 und www.live365.com/
stations/263049
Marcel Maack
Chickin Chase - Hühner auf dem C64.
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Die SV Eintracht Grumme (Bochum) sucht
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Viel Glück für die Zwischenprüfung wünschen dir deine sechs Persönlichkeiten!
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Hallo Knuddel!
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Alles Gute zu deinem Geburtstag wünscht
dir die Nervensäge Nummer zwei. Grüße
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Da sich eure Uni-Zeit dem Ende neigt, wünschen wir euch alles Gute fürs Examen. Wir
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Hallo Sebastian,
danke, dass es dich gibt. Du bedeutest mir
so viel.
Küsschen, Benedikt
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Du bist der allerliebste Schlunz, den ich
kenne. Jetzt stehst du endlich mal in der
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Unglaublich - er ist gekrabbelt!
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haben wir alle mal angefangen.
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Warum? Darum!
Im Sekundentakt
Warum bleiben die Sekundenzeiger der Bahnhofsuhren beim Erreichen der vollen Minute kurz stehen?
B
öse Zungen behaupten,
bei der S-Bahn sei die Zeit
stehen geblieben. Ihre
Pünktlichkeit lässt zu wünschen
übrig (s. Seite 8 u. 9). Fakt ist: Auf
Bahnhofsuhren bleiben die Sekundenanzeiger beim Erreichen der vollen Minute immer kurz stehen. Warum das so ist, ist in einem Buch
mit dem Titel „Wo kommen die
Löcher im Käse her?“ (München
1993) nachzulesen: „Bahnhofsuhren S-Bahn zu spät? An der Uhr am Bahnsteig liegt es nicht.
werden von der Atomuhr in
Braunschweig funkgesteuert.
Diese Steuerung gibt aber
nur Minutenimpulse. Für die
Sekundenanzeige ist ein
extra Motor nötig, der nicht
funkgesteuert wird. Dieser
Motor macht in 59 Sekunden
60 Schritte. Der Sekundenzeiger ist also nach 59
Sekunden wieder oben und
wartet, bis der Minutenzeiger
seinen Impuls aus Braunschweig bekommt. Die Sekunde, in der der Sekundenzeiger auf das Umspringen
des Minutenzeigers wartet,
heißt Schleppsekunde.“ sun
LeserBriefe
Die nächste InDOpendent erscheint am 30.
April 2002.
bedeutet dies: Wenn Studierende von
diesem Werk Besitz ergreifen, sei es
als Sitzgelegenheit indem sie es besitzen oder als Liegestatt belegen, verleihen sie der Materie eine humane
Aura. Wann immer Studierende das
Stein-Buch in Beschlag nehmen, tun
sie dies mit Zustimmung der Künstler!
Dr. Wolfgang Rinke, Kunsthistoriker,
FB Kunst
Frage: Fritzi weiß,
dass grün aus einer
Mischung von blau
und gelb entsteht. Er
setzt sich ein Doppelfenster mit gelbem Glas außen und
blauem innen ein. Kann er nun die
Außenwelt grün sehen?
Lösung: Die Mischungsregel blau + gelb =
grün stimmt nur für die substraktive Mischung
von Malfarben. Da ein blaues Glas nur den
blauen und ein gelbes Glas nur den gelben
Anteil des einfallenden Lichtes durchlässt,
wird von beiden Scheiben alles Licht absorbiert. Fritzi würde also schwarz sehen.
d’Aosta, Nord-Italien. Für einen Preis
von damals 27 500 Mark wurde das
Buch erworben. Die Ästhetik der Plastik wird nicht nur durch optische, sondern auch haptische Erlebnisse mitgeprägt. Denn im Gegensatz zum
gewohnten Umgang mit einem Buch,
wird ein steinernes Buch „von den
Augen gehalten und mit den Händen
gelesen“, sagt die Künstlerin. In praxi
Post: InDOpendent, c/o
Institut für Journalistik,
44221 Dortmund
Telefon: 0231/2866231
Fax:
0231/2866230
Mail: [email protected]
InDO-Briefkästen: an den
Verteilboxen in Hauptmensa, Ex-PH, Foyer FH Sonnenstraße
GeistesBlitz
Humane Aura aus Stein
Zum Artikel „Das Buch auf der
Brücke“- InDOpendent 126: Es
stimmt nachdenklich, wenn sich nach
rund 20 Jahren niemand erinnert, von
wem das „Steinerne Buch“ auf der
Mensabrücke stammt. Es wurde von
dem Künstler-Ehepaar Anna Maria und
Wolfgang Kubach-Wilmsen aus Bad
Münster am Stein geschaffen.
Das Material stammt aus dem Valle
So sind wir zu
erreichen
Kinder, Arbeit, Studium
Viel Lob
Zum Artikel „Konto gegen die Ewigkeit“- InDOpendent 126: Ich bin 28
Jahre alt und studiere im 18. Semester Statistik. Damit würde ich ab dem
nächsten Semester Studiengebühren
zahlen müssen. Warum studiere ich
so lange? An meinen kognitiven Fähigkeiten oder meiner Einsatzbereitschaft
oder meiner Art zu arbeiten liegt es
ganz sicher nicht. Woran dann? Die
ersten vier Semester habe ich damit
Zur InDOpendent im laufenden Semester: Den Mitarbeitern der InDOpendent möchte ich ein Lob aussprechen.
Früher nutzte ich Eure Zeitung lediglich, um auf den Mensaplan zu
gucken. Aber mittlerweile lese ich von
der ersten bis zur letzten Seite fast
alles. Macht weiter so! Ein Tipp für die
besonders spannenden Seminare: Wie
wäre es mal mit einem Kreuzworträtsel?
Alex Rigo, Lehramtsstudentin
zugebracht, die finanzielle Grundlage
für mein Studium zu sichern. Das war
mit sehr viel Nerven- und Energieverlust verbunden. Dann habe ich (blöd
wie ich bin) auch noch im 9. Semester
ein Kind bekommen und um dem
ganzen noch die Krone aufzusetzen,
im 13. Semester noch eins. Und weil
Kinder nicht immer studienkompatibel
sind, konnte ich meinen ursprünglichen Plan, immer noch ein bisschen
was fürs Studium zu tun, nicht umsetzen. Zusätzlich arbeite ich noch ehrenamtlich. Ich habe nicht das Gefühl,
dass mir diese Reform gerecht wird.
Grundsätzlich steht für mich hinter dieser Reform, dass Studenten, die „zu
lange“ studieren, anscheinend irgend
etwas Verwerfliches tun, für das sie
dann zahlen sollen. Aber wem schadet
es, wenn Menschen länger studieren?
Barbara Bredner, FB Statistik
Der Kleinanzeigen-Coupon
So einfach geht’s:
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InDOpendent, Institut für Journalistik, 44221 Dortmund, oder einwerfen in einen der InDO-Kästen:
Mensa-Foyer, Campus Nord/Süd,
Rubriken (bitte unterstreichen): Ankäufe, Verkäufe, Wohnen, Mitfahren, Dies+Das, Jobs.
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Private Kleinanzeigen sind kostenlos (keine Chiffreanzeigen). Kein Anspruch auf Veröffentlichung.
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