06. Dezember 2012 - QAIF Der Qualifizierte Aufsichtsrat

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06. Dezember 2012 - QAIF Der Qualifizierte Aufsichtsrat
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Industrie // Dienstleistungen
Bayer erhält Zulassung
für Verhütungsmittel
Bayer kann die Geschäfte mit
Verhütungsmitteln in Europa
ausbauen. Der Pharma- und
Chemiekonzern erhielt in Europa
jetzt die Zulassung für seine Hormonspirale Jaydess, wie Bayer
am Mittwoch in Berlin mitteilte.
Die Hormonspirale soll eine
Langzeitverhütung von bis zu
drei Jahren ermöglichen. Der
Marktstart ist für das zweite
Quartal 2013 geplant. Deutschland soll einer Sprecherin zufolge
zu den ersten Ländern gehören.
Bayer hatte für das Mittel im Dezember 2011 auch in den USA die
Zulassung beantragt. Umsatzziele
für die Spirale nannte Bayer
nicht. Bayer wählte bei Jaydess
das dezentrale Zulassungsverfahren in Europa. Dabei war Schweden das Referenzland, das nun
den Weg frei machte. Die anderen Länder in der EU werden
Bayer zufolge in den nächsten
Wochen und Monaten grünes
Licht geben. REUTERS
TÜV Süd erwartet
starkes Wachstum
Der TÜV Süd steuert in diesem
Jahr auch wegen einer Reihe von
Übernahmen auf einen Rekordumsatz zu und rechnet auch für
2013 mit kräftigem Wachstum.
Im laufenden Jahr erwartet Vorstandschef Axel Stepken ein Umsatzplus von mindestens acht
Prozent auf 1,8 Mrd. Euro. Im
nächsten Jahr will er die Marke
von 2 Mrd. Euro knacken und
weltweit mehr als 1000 neue
Arbeitsplätze schaffen. „Erneut
stehen zahlreiche internationale
Unternehmenskäufe auf unserer
Agenda“, sagte Stepken am Mittwoch in München. Das stärkste
Wachstum erwartet der TÜV Süd
im Geschäft mit der Lebensmittelüberwachung. Der Umsatz in
diesem Bereich soll sich auf
200 Mio. Euro verzehnfachen. DPA
Freeport drängt in
den Energiemarkt
Der US-Bergbaukonzern Freeport-McMoRan Copper & Gold
wagt mit gleich zwei Milliardenübernahmen einen Vorstoß in
den stark umkämpften Energiemarkt. Das Unternehmen kündigte am Mittwoch an, für insgesamt 9 Mrd. Dollar in bar und
Aktien die Firmen Plains Exploration & Production and McMoRan Exploration zu kaufen. Freeport will damit zu einem Branchenriesen aufsteigen, der Gold-,
Öl- und Gasvorkommen auf der
ganzen Welt ausbeutet. Plains
and McMoRan fördern vor allem
in Kalifornien, Texas und im Golf
von Mexiko Öl und Gas zutage.
Freeport, das an beiden Unternehmen schon beteiligt ist, zahlt
für Plains 6,9 Mrd. Dollar und für
McMoRan 2,1 Mrd. Dollar. Die
Freeport-Aktie verlor im frühen
Handel an der Wall Street rund
14 Prozent. REUTERS
Händler Tesco steht vor
Rückzug aus den USA
Der britische Einzelhandelskonzern Tesco will sich aus den USA
zurückziehen. Das Unternehmen
sei zu dem Schluss gekommen,
dass das US-Geschäft Fresh &
Easy in seiner derzeitigen Form
in absehbarer Zeit keine akzeptablen Erträge liefern werde, erklärte Tesco am Mittwoch. „Es ist
wahrscheinlich, aber nicht sicher,
dass sich unsere Präsenz in den
USA dem Ende zuneigt“, sagte
Tesco-Chef Phil Clarke. Wie die
Entscheidung zum US-Geschäft
ausfallen wird, will Tesco im
April mit Vorlage der Jahreszahlen verkünden. Neben der Einstellung der rund 200 Filialen
werde auch ein Verkauf geprüft.
Fresh & Easy-Chef Tim Mason
wird den Angaben nach den Konzern nach 30 Jahren verlassen.
Tesco war 2007 in den heiß umkämpften US-Markt eingestiegen. Das Projekt hat bislang fast
1 Mrd. Pfund (1,2 Mrd. Euro) an
Kapital aufgezehrt, aber keine
schwarzen Zahlen geschafft.
Tesco ist nach dem US-Konzern
Wal-Mart und Carrefour aus
Frankreich der drittgrößte Einzelhändler der Welt. REUTERS
DONNERSTAG, 6. DEZEMBER 2012
FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND
Die große Angst der Aufsichtsräte
Aus Furcht vor Aktionärsklagen verheddern sich viele Kontrolleure in juristischen Fallstricken – Experten fordern mehr Mut
Jenny Genger, Berlin
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Deutsche Aufsichtsräte sind geradezu paralysiert.
Weil die Regulierung zunimmt, werden viele Kontrolleure ihren eigentlichen Aufgaben kaum noch
gerecht. Sie verbarrikadieren sich mittlerweile hinter juristischen Schutzmauern, was selbst Rechtsexperten als kontraproduktiv erachten. „Die Aufsichtsratsarbeit wird juristisch so überformt, dass
unternehmerische Entscheidungen behindert und
nur noch unter Risikoaspekten geprüft werden“,
sagte Joachim von Falkenhausen, Partner der internationalen Kanzlei Latham & Watkins der FTD.
„Das ist ein echtes Problem.“ Der renommierte Jurist, der Aufsichtsräte vertritt und selbst in einigen
Gremien saß, fordert Kontrolleure auf, mit „mehr
Zeit, Sachkenntnis und Mut zu agieren“.
Mit dem Plädoyer appelliert er an Aufseher, die
dem Anforderungsdruck kaum noch standhalten
können. Verschärft wurde der in den vergangenen
Jahren durch eine Regierungskommission, die den
Deutschen Corporate Governance Kodex aufstellt.
Eigentlich flankieren diese Regeln zur guten Unternehmensführung nur das Aktiengesetz und haben
zumeist lediglich Empfehlungscharakter. Dennoch
ist die öffentliche Aufmerksamkeit gestiegen – und
das Einfallstor für Anfechtungsklagen kritischer
Aktionäre weiter aufgestoßen worden.
Die Regierungskommission stellt den Konzernen explizit frei, vom Kodex abzuweichen und dies
entsprechend im Geschäftsbericht zu begründen.
Das sei jedoch schwierig, da viele Empfehlungen
juristisch nicht eindeutig formuliert seien, kritisiert
Anwalt von Falkenhausen. De facto würden sich gerade große Konzerne dem Kodex nicht widersetzen,
selbst wenn die Regeln Nachteile brächten. Detlev
Riesner, Aufsichtsratschef des Biotechnologieunternehmens Qiagen gehört zu den wenigen Ausnahmen: „Wir sind keine Komplettverweigerer, aber
einige Corporate-Governance-Regeln halten wir für
unsinnig und setzen uns darüber hinweg“, sagte er
der FTD. So sei er selbst entgegen der Vorgaben seit
bald 17 Jahren in seinem Amt. Und auch bei der
Vergütung der Topmanager setze Qiagen entgegen
des Trends auf einen hohen Aktienanteil.
Solche zu mehr Angriffslust ermutigende Vorbilder und Appelle sind bislang rar. Einen ersten Anstoß hatte ein neuformierter kleiner Verband vor
wenigen Tagen gegeben. Die Vereinigung der Aufsichtsräte in Deutschland (VARD) setzt sich dafür
ein, Rechten, Pflichten und vor allem Qualifikatio-
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„Die Aufsichtsratsarbeit
wird juristisch so überformt, dass unternehmerische Entscheidungen behindert werden“
JOACHIM VON FALKENHAUSEN,
Partner der Kanzlei Latham & Watkins
nen von Kontrolleuren genauer zu definieren – und
die Aufsichtsratstätigkeit als Beruf zu verstehen.
Entsprechende Leitlinien, über die die FTD vorab
berichtet hatte, hat die VARD vor knapp zwei Wochen auf einer Konferenz in Düsseldorf vor Aufsichtsräten und internationalen Experten vorgestellt. Die Initiatoren, zu denen unter anderem AirBerlin-Chefkontrolleur Hans-Joachim Körber gehört, sehen sich als Vertreter einer „neuen Generation der Aufsichtsräte“.
Die Zeit, der „Gentleman Amateurs“ oder „Trophy Directors“ – also altgedienter Topmanager, die
sich über ihre Netzwerke mit Mandaten versorgen –
sei vorbei, sagte Trelawny Williams, Corporate-Governance-Experte der mächtigen US-Fondsgesellschaft Fidelity auf der Konferenz. Heutzutage sollte
jedes einzelne Mitglied in einem Aufsichtsrat laut
VARD Fachkenntnisse in Bereichen wie Strategie,
Finanzen, Rechnungslegung, Bilanzen, Compliance
und Risikomanagement nachweisen, um Entscheidungen des Vorstands kompetent beurteilen zu können. Forderungen nach einem Berufsaufsichtsrat
sind indes unter Experten umstritten. Es fehle ein
deutliches Signal, dass sich in Deutschland die Weichen auf Professionalität umgestellt haben, erklärte
VARD-Mitgründer Peter Dehnen.
Rückkehr eines Firmenjägers
Karl Ehlerding ist es gelungen, die einst milliardenschwere Beteiligungsgesellschaft WCM zu
reaktivieren. Ein Wermutstropfen: Ex-Metallgesellschaft-Chef Schimmelbusch ist noch nicht dabei
Briten setzen
auf Gas statt
auf Kernkraft
30 neue Kraftwerke sollen die
Energiewende bringen
Kirsten Bialdiga, Düsseldorf
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Es ist Sympathie auf den ersten Blick.
Als Ex-Firmenjäger Karl Ehlerding
und
Ex-Metallgesellschaft-Chef
Heinz Schimmelbusch 2009 in Frankfurt zum ersten Mal aufeinandertreffen, suchen sie nicht lange nach
Gesprächsstoff. In ihren Lebenswegen gibt es genug Parallelen.
Beide bewegten sich auf den Topetagen der Deutschland AG, beide
erlebten einen jähen Absturz. Ehlerding, nachdem er sich zusammen mit
einigen anderen Investoren an der
Übernahme der Commerzbank verhoben hatte. Schimmelbusch, nachdem
sich der Dax-Konzern Metallgesellschaft (MG) in den 90er-Jahren mit
Termingeschäften
am
Ölmarkt
verspekuliert hatte und am Rande des
Ruins stand. Nun träumen sie von
einem Comeback.
Auf den ersten Blick scheint das
fast unmöglich. Den beiden ist nicht
viel geblieben von ihren Milliardenkonzernen. Der 68-jährige Schimmelbusch konnte sich nur die Rechte am
Namen Metallgesellschaft sichern.
Unter dem Dach der Advanced Metallurgical Group (AMG) investiert er in
Firmen rund um Metall und Rohstoffe. Ehlerding rettete aus der Insolvenz
seiner früheren Beteiligungs- und Immobiliengesellschaft WCM immerhin
den Börsenmantel und einen für
Investoren attraktiven steuerlichen
Verlustvortrag von 272 Mio. Euro. Das
muss genügen, um MG und WCM
wiederauferstehen zu lassen.
„Nach 15 Minuten war das Eis
gebrochen“, erinnert sich Ehlerding im
Gespräch mit der FTD an jenes Treffen
in Frankfurt. Nach kurzem Geplänkel
über gemeinsame Bekannte in den
Vorständen einiger Großbanken sei
schnell ein konkreter Plan entstanden:
Schimmelbusch will seine 74,9-prozentige Beteiligung am Altölrecycler
Puralube als Sacheinlage in die neue
WCM einbringen. Es folgen weitere
Treffen in Berlin, Hamburg und Leipzig. Drei Monate lang sieht es so aus,
als könnte beider Traum wahr werden.
Doch dann macht Schimmelbuschs
Mitgesellschafter bei Puralube, ein
US-Fonds, der Vision ein Ende. Die
Amerikaner ziehen nicht mit.
Ehlerding geht seinen Weg allein
weiter. Drei Jahre später steht jetzt die
WCM vor dem Neustart. Noch im
Januar findet nach FTD-Informationen die erste Hauptversammlung des
neuen Unternehmens in Frankfurt
statt, die auch Voraussetzungen für
eine Reihe von Kapitalmaßnahmen
schaffen soll. „So sind wir gleich
handlungsfähig“, meint IdunahallGeschäftsführer Bernd Günther, der
für den Aufsichtsrat kandidiert. Wie in
früheren Zeiten soll sich die WCM auf
Immobilien spezialisieren.
Aber auch Unternehmensbeteiligungen seien zu einem späteren Zeit-
Katharina Grimm, Hamburg
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FTD/Arnold Morascher
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Treffen unter Freunden: Für das Foto posieren Ex-Metallgesellschaft-Chef Heinz Schimmelbusch, Idunahall-Geschäftsführer
Bernd Günther und WCM-Aktionär Karl Ehlerding (v. l.) hinter dem sitzenden AMG-Geschäftsführer Michael Witzel
punkt wieder denkbar, ergänzt Ehlerding, der einst zu den gefürchtesten
Firmenjägern Deutschlands zählte.
Unternehmen wie die Handelskette
Spar, Klöckner-Werke, Maternus-Kliniken oder IVG gehörten zu seinem
Imperium, das in Spitzenzeiten an der
Börse rund 8 Mrd. Euro wert war. Die
Familie des heute 70-Jährigen hält
noch rund acht Prozent der WCM-Anteile. Weitere Großaktionäre sind
Christoph Kroschke, Inhaber des
gleichnamigen Ahrensburger KfzDienstleisters, und Hans-Werner
Maas, Gesellschafter und Geschäfts-
führer der Porsche- und Smart-Autohäuser Raffay in Hamburg. Sie hatten
durch Übernahme unverkäuflicher
Restbestände das Überleben der
WCM ermöglicht. 80 Prozent der
Aktien befinden sich in Streubesitz.
Als Alleinvorstand ist Manfred
Schumann vorgesehen, früherer IGMetall-Vorstand und Vizeaufsichtsratschef der Metallgesellschaft. Er
hatte den Kontakt zwischen Schimmelbusch und Ehlerding eingefädelt.
Zurzeit laufen laut Ehlerding noch
Verhandlungen mit Investoren, die
Immobilien als Sacheinlage im Volu-
men bis zu 100 Mio. Euro einbringen
sollen. Um den Verlustvortrag steuerlich optimal auszunutzen, müsste die
WCM jährlich rund 400 Mio. Euro
Gewinn erzielen.
Neben Immobilien hält der Hamburger Investitionen in Unternehmen
der Windenergiebranche für besonders vielversprechend: „Da haben wir
schon gewisse Vorstöße gemacht.“
Das könnte auch Schimmelbusch
gefallen. So ganz hat Ehlerding die
Hoffnung noch nicht aufgegeben,
dass sein Schicksalsgenosse doch einsteigt: „Dazu kann es noch kommen.“
Großbritannien will in den kommenden 20 Jahren den heimischen Energiemarkt umkrempeln. Bis 2030 sollen 30 Gaskraftwerke gebaut werden.
Insgesamt 26 Gigawatt sollen die Anlagen aufbringen können, so das Ministerium für Energie und Klimaveränderung. Insgesamt 110 Mrd. Pfund
müssen dafür investiert werden. Für
ein erstes Kraftwerk in der Nähe von
Manchester ist die Finanzierung über
rund 750 Mio. Pfund bereits gesichert.
Baubeginn ist Anfang 2013.
Grund für die britische Energiereform ist der enorm hohe CO2-Ausstoß
durch uralte Kohlekraftwerke. Fast ein
Drittel des in Großbritannien erzeugten Stroms entstand 2011 aus Kohle.
Als Chef der „grünsten britischen Regierung aller Zeiten“ hatte der Premierminister David Cameron angekündigt, die CO2-Emissionen bis 2050
um 80 Prozent zu reduzieren. Dafür gehen in den kommenden Jahren die alten Kohlekraftwerke vom Netz. Um die
Versorgungslücke zu schließen, sollen
nun Gaskraftwerke Energie liefern –
noch vor wenigen Jahren hatte die britische Regierung auf eine Renaissance
der Atomenergie gesetzt.
Noch 2009 plante die Regierung in
London insgesamt neun neue Kernkraftwerke. Die Energie sei „unabdingbar, um den Klimawandel zu
bekämpfen“, sagte damals der
Energieminister Ed Miliband. Doch
die erwarteten Neubauten sollten
ohne Subventionen auskommen.
Nach Schätzungen der Citigroup
verteuert sich somit Atomstrom aus
Neubaumeilern um das Dreifache im
Vergleich zu derzeitigen Atomstrompreisen. Die ausbleibende finanzielle
Unterstützung vom Staat macht
Investitionen in Kernkraft unattraktiv – und vergraulte auch deutsche
Energiekonzerne. So zogen sich RWE
und Eon vom britischen Atomenergiemarkt durch den Verkauf der gemeinsamen AKW-Firma Horizon zurück.
Doch Brancheninsider bewerten
die aktuellen Neubaupläne lediglich
als Ergänzung. Die Anlagen seien
nicht der Ausstieg aus der Atomenergie durch die Hintertür, sagt ein
Mitarbeiter eines deutschen Energiekonzerns der FTD, der lange das
Geschäft in England betreut hat. Auch
Kernkraft würde künftig noch eine
Rolle spielen. Gas habe derzeit zwei
klare Vorteile: Zum einen sei Gas derzeit durch neue Abbaumethoden wie
das Fracking im Vergleich zu unsubventionierter Kernkraft sehr günstig.
Zum anderen müsse die britische
Regierung nun schnell handeln, um
die Versorgungssicherheit trotz der
bald abgeschalteten Kohlekraftwerke
zu gewährleisten.