Fokus Mittelstand Januar 2010 Pharmaindustrie in

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Fokus Mittelstand Januar 2010 Pharmaindustrie in
Fokus Mittelstand
Ausgabe Januar 2010
Die Pharmaindustrie in Mitteldeutschland
Wirtschaftsinformationen aus Mitteldeutschland
Die Pharmaindustrie in Mitteldeutschland:
Eine gesunde Entwicklung
Die Pharmaindustrie in Mitteldeutschland trotzt der Krise. Zwar sind die
Wachstumsraten kleiner geworden,
aber der Pfeil zeigt weiter nach oben.
Die mitteldeutschen Pharmabetriebe
mit über 50 Mitarbeitern konnten ihren
Umsatz von 2007 auf 2008 um über
100 Millionen Euro steigern, die Zahl
der Beschäftigten stieg auf 6.500.
Dieser Erfolg hat mehrere Ursachen.
Da ist der demografische Wandel.
Menschen werden älter, leben länger
und benötigen somit mehr Medizin.
Auch der Export ist ein wichtiger
Faktor. Nach Erhebungen des Bundesverbandes der Pharmazeutischen
Industrie (BPI) ist der Weltmarkt für
Medikamente 2008 um 8,2 Prozent auf
Die mitteldeutsche Pharmabranche ist
klein, modern und innovativ. Seite 3
Keine Chance für Viren & Co
Impfstoff-Hersteller IDT Biologika bringt
Inzwischen haben sich mehrere
Branchen-Zentren gebildet, in Sachsen
etwa Dresden, in Thüringen Jena und
in Sachsen-Anhalt Halle. Hier trifft
Tradition in Produktion und Forschung
auf eine gezielte Förderpolitik. Noch
ist die Entwicklung nicht selbsttragend, zu wenige Unternehmen mit
Stammsitz wirken als Magnet. Aber die
Richtung stimmt.
Statistik für Mitteldeutschland
Die Topthemen
Die Medizin wirkt
773,2 Milliarden US-Dollar gestiegen.
Davon profitiert auch die Pharmaindustrie in Mitteldeutschland-
Anfang 2010 eine Weltneuheit auf den
Markt. Dank Forschung ist das Firmenwachstum ist enorm. Seite 10
Zu wenig Eigenkapital?
TVM Capital finanziert neue Therapien. Seite 14
Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen
Umsatz in Tausend Euro
2007 2008
504.783
Sachsen
448.853
1.132.074
Sachsen-Anhalt
1.114.998
292.801
Thüringen
261.317
Quelle: Statistische Landesämter
Ein Unternehmen der LBBW-Gruppe
Fokus Mittelstand
Seite 2
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
und Editorial
Die Pharmaindustrie in Mitteldeutschland
Editorial
2
Die Medizin wirkt
Die Pharmabranche in Mitteldeutschland ist klein, aber modern
und innovativ
3
Mehrere ErfolgsStandbeine
Serumwerk Bernburg hat Spitzenprodukte für Mensch und Tier
6
Riemser: Wachstum
in der Nische
Verpackt wird im Arzneimittelwerk
Leipzig
8
Keine Chance
für Viren & Co.
IDT Biologika setzt auf Forschung 10
Erfolg durch starke
Tradition
Apogepha hilft weltweit bei
schwacher Blase
11
14
Neues aus der
Sachsen Bank
Mit freundlichen Grüßen,
Dirk Kage,
Abteilungsleiter Unternehmenskunden
16
Die Medizin kommt
per Klick
Online-Apotheke Apodiscounter
wächst rasant
Darüber hinaus hat sich, angekurbelt durch die staatliche Förderung der Biotechnologie, eine hochinnovative Biopharmazie-Szene in Sachsen, Sachsen-Anhalt
und Thüringen entwickelt. Sie hat sich mit dem Finden erster neuer Wirkstoffe
und Wirkprinzipien in der Branche international genauso Anerkennung verdient
wie durch den Aufbau einer qualitativ hochwertigen wissenschaftlichen Landschaft an Universitäten und Instituten.
Das Bestreben der Sachsen Bank ist es, die mitteldeutschen Pharma-Unternehmen auf diesem Weg mit ihren Mitteln zu begleiten. Deshalb entwickeln wir
gemeinsam mit den Firmen spezifische Finanzierungs- und Wachstumsmodelle,
um die weiteren Entwicklungsschritte der Branche erfolgreich zu gestalten.
NOWEDA hat den
Überblick
Großhandel sichert schnelle
Arzneiversorgung
Was im Großen gilt, ist natürlich auch
Dirk Kage
im Kleinen richtig: Die mitteldeutsche
Foto: Sachsen Bank
Pharmabranche ist im bundesweiten Vergleich zwar klein, aber gerade durch den Prozess der Anpassung an die Marktbedingungen nach 1990 sehr flexibel, wettbewerbsorientiert und innovativ.
12
Zu wenig Eigenkapital?
TVM Capital finanziert
neue Therapien
Medikamente sind für unsere Gesellschaft doppelt wichtig: Zum einen
für unsere Gesundheit, zum anderen
aber auch für die Volkswirtschaft.
Neue, moderne Arzneimittel helfen
uns dabei, schneller von Krankheiten
zu genesen oder bislang unheilbare
Krankheiten zu bekämpfen. Zudem
trägt die deutsche Pharmaindustrie in
großem Maße zur Wertschöpfung der
gesamten deutschen Wirtschaft bei.
Mit dem kontinuierlich wachsenden Weltgesundheitsmarkt wachsen die mittelständischen Unternehmen Mitteldeutschlands ebenso wie die hier etablierten
Werke der großen Pharmakonzerne. Und die aufstrebenden Start-ups der Biopharmazie werden sich genauso ihren Platz, ihre Nische erarbeiten.
Vertrieb braucht
Vertrauen
Interview mit Teva-DeutschlandChef Dr. Sven Dethlefs
Sehr geehrte Damen und Herren,
Impressum
17
18
Sachsen Bank
Unselbstständige Anstalt
der Landesbank Baden-Württemberg
Leipzig
Humboldtstraße 25
D-04105 Leipzig
Telefon 0341 220-0
Telefax 0341 220-39608
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Kommunikation - Marketing
Dr. Frank Steinmeyer
Telefon 0341 220 39405
Telefax 0341 220 39401
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nur mit schriftlicher Genehmigung der Sachsen Bank.
Erscheinungsweise: vierteljährlich
Fokus Mittelstand
Die Pharmaindustrie in Mitteldeutschland
Seite 3
Report
Die Medizin wirkt
Die mitteldeutsche Pharmabranche ist klein, aber modern. Gerade die kleinen
und mittelständischen Unternehmen sind besonders innovativ.
Anfang November 2009 elektrisierte eine Meldung die Pharmabranche: Das Hallenser Biopharmazie-Unternehmen Probiodrug AG erhielt eine der weltweit größten Wagniskapitalfinanzierungen des Jahres. Insgesamt 36 Millionen Euro bekam Probiodrug von einem internationalen Investorenkonsortium. Neben der börsennotierten BB Biotech investierten
Edmond de Rothschild Investment Partners sowie Life Sciences Partners und der Venture-Fonds der US-Biotech-Firma
Biogen Idec. Ebenso setzen die langjährigen Investoren IBG
Fonds, TVM Capital, HBM Bioventures und die zur LBBW gehörende Leipziger CFH und von ihr gemanagte Fonds auf
die neuen Alzheimer-Therapien von Probiodrug.
„Bei Alzheimer bilden sich im Gehirn sogenannte Plaques,
giftige Eiweiß-Ablagerungen“, erklärt Hans-Ulrich Demuth,
Gründer und Chef-Wissenschaftler von Probiodrug. „Dies
und weitere Mechanismen beeinträchtigen das Hirn nach
und nach in seiner Funktion, lassen es am Ende schrumpfen.“ Demuth und Kollegen haben ein Enzym ausfindig
gemacht, das die Produktion der Plaques anregt. Ein von
den Hallensern entwickelter Wirkstoff behindert das Enzym.
Erste Tierversuche waren erfolgreich.
Ausgründungen haben Erfolg
Bereits vor fünf Jahren hatte Probiodrug einen erfolgreichen
Therapieansatz entwickelt, damals gegen Diabetes Typ 2.
Für 35 Millionen US-Dollar wurden alle Programme und
Patente an die US-amerikanische OSI Pharmaceuticals Ltd.
verkauft. Das erste Medikament auf Grundlage der sogenannten Dipeptidylpeptidase 4-Technologie kam Ende 2006
auf den Markt.
Aus Universitäten ausgegründete junge und innovative Biopharmazie-Unternehmen wie Probiodrug sowie alteingesessene mittelständische Betriebe mit der Konzernzentrale im
Osten prägen die Struktur der pharmazeutischen Industrie
in Mitteldeutschland. Gerade die Mittelständler hatten hart
zu kämpfen, um die ersten Jahre nach 1989/90 zu überstehen, als die Konkurrenz aus dem Westen auf den Markt
drängte und manch hemdsärmelige Treuhand-Entscheidung
den Neuanfang erschwerte.
Leuchttürme im Blickpunkt
Darüber hinaus wurden einige Traditionsbetriebe von deutschen oder internationalen Global Playern übernommen. Sie
bilden wegen ihrer Größe nach Arbeitsplätzen und Umsatz
die Leuchttürme der hiesigen Pharmaindustrie. Dazu zählt
beispielsweise das Sächsische Serumwerk in Dresden, das
50 Milliarden Tabletten
Pharmahersteller Bayer-Bitterfeld (500 Mitarbeiter) hat Mitte
Juli die 50-milliardste Tablette seit Beginn der Produktion 1995
hergestellt. Bayer hat in diesem Jahr in Bitterfeld auch sieben
Millionen Euro investiert; zum Beispiel in die Verbesserung des
modernen Roboter-Transportsystems.
heute als GSK Biologicals zum GlaxoSmithKline gehört und
mit 850 Mitarbeitern einen Großteil des Schweinegrippe-Serums für den deutschen Markt produziert. Oder auch Bayer
Bitterfeld, wo von 500 Beschäftigten in hochmodernen
Anlagen unter anderem nahezu der gesamte europäische
Aspirin-Bedarf hergestellt wird. Sehr groß ist auch die zu
Sandoz gehörende Hexal-Tochter Salutas Pharma in Barleben, in der 1400 Mitarbeiter für knapp eine Milliarde Euro
Medikamente produzieren.
Erfolgreich in der
Alzheimertheraphie:
Unternehmensgründer
Hans-Ulrich Demuth
Foto: US
Fokus Mittelstand
Die Pharmaindustrie in Mitteldeutschland
2006
47.549,32
41.908,34
34.063,16
2005
32.706,83
36.474,52
28.681,63
22.221,42
28.366,72
Im thüringischen Rudolstadt hat die Sandoz-Tochter Aeropharm GmbH im Juli 2009 einen Erweiterungsbau in Betrieb
genommen. In der 47 Millionen Euro Investition werden
künftig neue Asthma-Medikamente hergestellt. Aeropharm
hat rund 200 Beschäftigte. Die Rotop Pharmaka AG begann
im Herbst 2009 in Rossendorf bei Dresden ein neues Produktions- und Bürogebäude zu errichten, da die Firma ex-
25.585,17
31.758,85
Neue Millionen
48
46
44
42
40
38
36
34
32
30
28
26
24
22
20
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
19.327,83
22.230,11
Das hatte auch erfreuliche Folgen in der mitteldeutschen
Branche: Investitionen und die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Nur einige wenige Beispiele aus den letzten zwölf
Monaten: Die Pharma Wernigerode GmbH hat bis Ende
2008 4,5 Millionen Euro in eine neue Produktionsanlage investiert. Damit können im 100 Mitarbeiter beschäftigenden
Unternehmen neben flüssigen Arzneimitteln auch Tabletten, Kapseln und Granulate hergestellt werden.
Ausfuhr und Einfuhr von Pharmazeutika in Deutschland
(in Millionen Euro)
19.284,83
18.835,18
Trotz der Finanz- und Wirtschaftskrise zeigt sich das Pharmageschäft stabil. Zwar sind die Wachstumsraten geringer
geworden, aber immerhin sind es noch steigende Umsatzund auch Beschäftigungszahlen. Was in diesem Falle vor
allem dem Export zu danken ist. So ist nach Erhebungen
des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI)
der Weltmarkt für Medikamente 2008 um 8,2 Prozent auf
773,2 Milliarden US-Dollar gestiegen. Dieses Wachstum
setzte sich 2009 leicht abgeschwächt fort.
Wenn der Patentschutz für einen Arzneimittelwirkstoff abgelaufen ist, dürfen andere Hersteller diesen Wirkstoff ebenfalls produzieren. Die so hergestellten Medikamente werden
Generika genannt. Sie sind qualitativ und quantitativ identisch
mit dem Wirkstoff des Originals und in den allermeisten Fällen
preiswerter als das Original. Etwa 60 Prozent des deutschen
Medikamenten-Verbrauchs wird mit Generika bestritten.
120.478,36
Export ist weiter Motor
Was sind Generika?
12.051,17
Insgesamt ist die Pharmaindustrie in den neuen Ländern
inklusive Berlin West mit 67 Unternehmen mit mehr als 20
Mitarbeitern vertreten. Sie hatten im Jahr 2008 insgesamt
17.633 Beschäftigte und einen kumulierten Umsatz von
7,3 Milliarden Euro. Um diese Zahl richtig einzuordnen:
Allein Berlin mit großen Unternehmen wie Berlin Chemie
oder Bayer-Schering hält nach Angaben des Verbandes der
Chemischen Industrie (VCI), Landesverband Nordost, beim
Umsatz den Löwenanteil von 5,2 Milliarden Euro. Zum Vergleich die deutschen Gesamtzahlen: Deutschlandweit sind
es laut Unternehmensregister 878 Betriebe mit 127.248
Beschäftigten und 42,2 Milliarden Euro Umsatz.
10.353,47
15.177,47
Seite 4
Report
2000 2001
Import
Quelle: BPI
2002 2003
Export
2004
2007
2008
Die Salutas Pharma GmbH
in Barleben bei Magdeburg
Foto: Werk
Fokus Mittelstand
Die Pharmaindustrie in Mitteldeutschland
pandiert. Im Mai 2010 soll die Produktion im 4,5 Millionen
Euro teuren Bau starten. Rotop produziert nichtradioaktive
Bestandteile von Radiopharmaka in über 30 Ländern.
Mitteldeutschland bleibt als Investitionsstandort interessant: Die Octapharma GmbH aus Nordrhein-Westfalen
hat in Dessau ein neues Fertigungs- und Logistikzentrum
eröffnet. Die 6.000 Quadratmeter große Halle umfasst vier
Fertigungslinien, bis Ende 2011 sollen im Unternehmen, das
zurzeit mit 18 Mitarbeitern auf die Herstellung und Entwicklung von Präparaten aus menschlichem Plasma spezialisiert
ist, 32 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Und die bayerische Glucometrix AG plant den Bau einer Pharma-Fabrik
zur Herstellung von Insulin in Potsdam-Golm. Die Firma will
180 bis 200 Millionen Euro investieren, 350 Arbeitsplätze
könnten entstehen. Zurzeit arbeitet Glucometrix in Potsdam
mit 23 Mitarbeitern.
Standortpolitik lohnt sich
Damit machen sich langsam auch die Investitionen der
Länder in ihre biotechnologischen Entwicklungszentren in
Leipzig (Biocity), Dresden (BioInnovationsZentrum), Halle/
Saale (Bio-Zentrum) und Jena (Beutenberg-Campus) bezahlt.
Diese haben sich für Start-ups und junge Unternehmen als
„Innovations-Inkubatoren“ etabliert und bieten für Forschung und Ausbildung beste Bedingungen.
Zentren müssen wachsen
Allein Sachsens Biotechnologie-Firmen haben seit 2006
einen Anstieg der Beschäftigung um ein Viertel auf 1.800
Mitarbeiter zu verbuchen. Und neben den genannten Zentren in Dresden und Leipzig sind mittlerweile mehr als 30
universitäre und nicht-universitäre Forschungseinrichtungen
auf dem Gebiet der roten Biotechnologie tätig. Genauso ist
die Entwicklung in Halle und Jena verlaufen: Es haben sich
Zentren von Biotechnologie und Biomedizin gebildet, die
sich nach und nach zu regionalen Gravitationszentren der
neuen Technologien entwickeln.
Entwicklung der Beschäftigtenzahl in Betrieben der deutschen
pharmazeutischen Industrie
130.000
127.036
127.248
2007
2008
124.235
125.000
120.000
120.678
121.445
2004
2005
115.396
115.000
110.000 109.873
105.000
100.000
2002
2003
Quelle: BPI
2006
Seite 5
Report
Die Farben der Biotechnologie
Biotechnologie ist nicht gleich Biotechnologie. Die OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development) bezeichnet
Biotechnologie als „wissenschaftliche und technische Methoden, die auf lebendige Organismen oder deren Teile, Produkte
und Modelle angewandt werden, um belebte oder unbelebte
Materialien für die Herstellung von Wissen, Gütern und Dienstleistungen zu verändern“. Die unterschiedlichen Methoden und
Anwendungsmöglichkeiten der genetischen Manipulation haben
auch eine grobe Farben-Klassifikation mit sich gebracht.
Rote Biotechnologie befasst sich mit medizinischen Problemen,
die grüne mit der Veränderung von Erbgut und Eigenschaften
von Pflanzen. Weiße Biotechnologie befasst sich mit der Übertragung biologischer in industrielle Prozesse. Die blaue und am
wenigsten bekannte Farbvariante der Biotechnologie forscht an
biologischen Eigenschaften von Meeres-Organismen und deren
Übertragbarkeit in nicht-wassergebundene Umgebungen.
Noch ist die sogenannte „kritische Masse“ an Unternehmen
und wissenschaftlichen Einrichtungen in diesen Zentren
nicht erreicht. Vor allen an großen Unternehmen mit Zentralen vor Ort mangelt es, so dass die Branche vor Ort wie
in Frankfurt/Main oder München stark und international
Anziehungskraft ausübte. Doch die Förder-Saat ist aufgegangen. Bis zur Ernte in Form von selbsttragenden „Leuchttürmen“ der Pharmaindustrie in Mitteldeutschland bedürfen
die Zentren aber noch weiterer Unterstützung.
Internet: www.mitteldeutschland.com
Die Biocity in Leipzig
Foto: UR
Seite 6
Porträt
Fokus Mittelstand
Die Pharmaindustrie in Mitteldeutschland
Der Erfolg hat mehrere Standbeine
Millionen Ferkel auf der Welt verdanken ihr Leben dem Serumwerk Bernburg.
Veterinärmedizin ist aber nur ein Arbeitsfeld der Sachsen-Anhalter.
In den sechseinhalb Minuten, die ein
perfektes Frühstücksei kochen muss,
werden weltweit über 720 Ferkel
behandelt. Mit Ursoferran, einem
Mittel aus dem sachsen-anhaltischen
Bernburg, das ihnen das Leben
ermöglicht. „Bei den heutigen schnell
wachsenden Rassen in der Tierzucht
entsteht das Problem, dass die
Blutbildung der Ferkel nicht hinterher kommt, weil ihnen Eisen für das
Hämoglobin fehlt“, erläutert Dr. Helge
Fänger, Vorsitzender des Vorstands
der Serumwerk Bernburg AG.
Solange die Ferkel gesäugt werden,
gibt es nur eine Abhilfe: Ursoferran.
In dem Veterinär-Medikament wird das
ansonsten für die Ferkel hochtoxische
Eisen chemisch maskiert. Eine geringe
Menge davon wird den neugeborenen
Ferkeln in den Nackenmuskel gespritzt und aus diesem Depot versorgt
sich der Organismus. „Wir verkaufen
dieses Spitzenprodukt international“,
so Fänger. Mittlerweile habe auch
ein großer deutscher Pharmakonzern
Interesse gezeigt, das Medikament
ebenfalls weltweit zu vermarkten. Die
Verhandlungen laufen.
Stark nachgefragte Spitzenprodukte
Ursoferran ist nicht das einzige
Spitzenprodukt, das die Bernburger
entwickelt haben und erfolgreich
verkaufen. Ganz im Gegenteil. Neben
dem breiten Sortiment an Tierarzneien produziert das Unternehmen
inzwischen auch Wirkstoffe, Produkte
der Humanmedizin für Apotheken
und Krankenhäuser sowie Dialyseprodukte. „Eine bewusste Strategie, die
wir mittelfristig umgesetzt haben, um
den Fährnissen der einzelnen Marktsegmente zu entkommen “, verrät
Fänger.
Da ist beispielsweise die Mitte 2008
eingeweihte Anlage zur Herstellung
von Hydroxyethylstärke (HES). Das
nach einem selbst entwickelten Verfahren HES wird aus Kartoffelstärke
synthetisiert und dient als Vorprodukt
für die Herstellung so genannter Volumenersatzmittel. In der Notfall-Medizin übernimmt es für kurze Zeit einen
Teil der Funktion des verlorenen Bluts
und stabilisiert den Kreislauf - bis in
der Klinik die passende Blutkonserve
zum Einsatz kommt.
Prämie für den Nachwuchs
Anfang November 2009 haben 80 Pharmaziestudenten ihre Abschluss-Prüfung
an der Universität Halle bestanden. Während einer Feierstunde wurden auch die
besten Abschlussarbeiten ausgezeichnet. Das Serumwerk Bernburg prämierte
die beste Diplomarbeit mit 1000 Euro.
Die gleiche Summe spendierte Bayer
Bitterfeld für die beste Dissertation.
Investition und Expansion
„Nach 14 Monaten Bauzeit und einer
Investition von 10 Millionen Euro war
die Anlage mit einer Kapazität vom
300 Tonnen im Jahr endlich bereit“,
erinnert sich Fänger an den zeitlichen
Stress damals, denn seine Abnehmer
fragten immer wieder nach, ab wann
denn mehr geliefert werden könne.
Ähnlich stark nachgefragt sind hochmoderne Dialyse-Produkte aus dem
Hause, für die man mittlerweile die
komplette Wertschöpfungskette selbst
in der Hand hat und dafür Fabriken in
Tschechien und Pirna errichtete.
Ursoferranherstellung im
Serumwerk Bernburg
Foto: US
Fokus Mittelstand
Seite 7
Porträt
Die Pharmaindustrie in Mitteldeutschland
Damit und mit modernisierten Klassikern wie dem Erkältungsmittel
Pulmotin - übrigens immer noch Nr.1
auf dem ostdeutschen Markt - erwirtschaften die 570 Mitarbeiter aller fünf
Firmen der Serumwerk-Unternehmensgruppe in den letzten Jahren um die
70 Millionen Euro Umsatz im Jahr, Tendenz steigend. Der Gesundheitsmarkt
wächst trotz Krise leicht und wenn sich
das Wachstum in einem Bereich leicht
abschwächt, wie der Export der Arzneimittel zurzeit, dann wird das von
den anderen Unternehmensbereichen
aufgefangen. Damit kann das Serumwerk, eines der wenigen Unternehmen
mit Konzernzentrale im Salzlandkreis,
auch seinen vielfältigen gesellschaftlichen Verpflichtungen wie etwa
Breitensport-Sponsoring oder Jugendförderung vor Ort nachkommen.
Zulassungsbehörden sollen Dienstleister sein
Das ist ein Erfolg der MehrfachStandbein-Philosophie, aber auch der
hauseigenen Forschung und Entwicklung, die immer wieder neue Spitzenprodukte in den Markt bringt. Allerdings, beim Thema Forschung legt
sich Fängers Stirn auch schnell mal in
Falten. Nicht wegen der Forschungsförderung oder fehlender Fachleute für
Produktion und Forschung. Bei beidem
ist die Lage nach Einschätzung des
Serumwerk-Chefs für das Unternehmen
recht passabel. Was ihn erzürnt, ist
das Auftreten von Zulassungsbehörden: „Die Frage ist letztendlich, wie sie
mit Innovationen umgehen.“ Hätten
sie sich in Deutschland nach 2000 als
Dienstleister profiliert, habe sich das
in den letzten Jahren wieder grundlegend gewandelt.
Zwei Beispiele nennt Fänger: „Wir
haben derzeit ein Spitzenprodukt für
den Dialyse-Bereich als Arzneimittel in
der Entwicklung. Wir haben auch versucht, es für Europa mit der deutschen
Behörde als Referenz zuzulassen. Nach
den Erstgesprächen haben wir gemerkt, dass das ganze Prozedere viel
zu lange dauern würde, was wir uns
als Mittelständler nicht leisten können.“ Nun werde die Zulassung Mitte
Serumwerk Bernburg AG
Das Serumwerk Bernburg wurde 1954
gegründet und im Jahr 1992 als Management Buy Out (MBO) zur Aktiengesellschaft privatisiert. In dieser Zeit
entwickelte sich der Betrieb zu einem
weltweit anerkannten Produzenten und
Lieferanten von Arzneimitteln für die
Human- und Veterinärmedizin mit dem
Schwerpunkt kolloidaler Volumenersatzmittel auf der Basis natürlicher Biopolymere (Dextran, Gelatine, Hydroxyethylstärke). Die
570 Mitarbeiter aller fünf Unternehmen der Serumwerk-Unternehmensgruppe werden
2009 voraussichtlich 70 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften.
2010 in Österreich eingereicht mit der
Hoffnung, Ende 2010, Anfang 2011 die
Zulassung für dieses „Weltspitzenprodukt“ zu bekommen.
Das zweite Beispiel betrifft das Thema
Umweltverträglichkeits-Prüfung im
Veterinär-Bereich, die jeweils in der
ganzen EU Gültigkeit hat. „Wir haben
zwei Produkte, die seit zwei Jahren
fast im Ruhezustand sind, weil uns das
Umweltbundesamt blockiert, obwohl
es laut Gesetz dort gar keine Entschei-
Fordert von
Zulassungsbehörden
mehr Dienstleistung:
Dr. Helge Fänger
Bild: US
dungskompetenzen hat“, schüttelt Helge Fänger den Kopf. „Und die deutsche
Zulassungsbehörde selbst wehrt sich
aus unserer Sicht nicht ausreichend
gegen diese Einmischung.“ Nun sei
man dabei, gegen deutsche Behörden
wegen Gesetzesbeugung zu klagen.
Letztlich werde Innovationsförderung
auf diese Weise nur noch ad absurdum
geführt.
Internet: www.serumwerk.com
Seite 8
Porträt
Fokus Mittelstand
Die Pharmaindustrie in Mitteldeutschland
Riemser: Wachstum in der Nische
Das Arzneimittelwerk Leipzig produziert Salben, Gele und Cremes.
Die Riemser-Tochter verpackt auch Medikamente aus der gesamten Gruppe.
Üppiges Grün beherrscht das große Grundstück im Leipziger Osten, am Haupttor fällt der Blick auf ein helles,
klassizistisches Gebäude. Dahinter eine pharmazeutische
Fabrik zu vermuten, fällt schwer. Und doch: Die Fassade
verbirgt das Leipziger Arzneimittelwerk, gebaut im Jahre
1926 vom berühmten Homöopathen Dr. Willmar Schwabe,
als der heutige Ortsteil Paunsdorf noch am Rande der sächsischen Metropole lag.
So gut erhalten wie die historische Substanz des Bauwerks
ist auch das Arzneimittelwerk selbst. An drei modernen
Verpackungsmaschinen-Anlagen wird fleißig gearbeitet. An
der einen wird Hustensaft abgefüllt, in der zweiten bekommen Salbentuben ihre Füllung. Die dritte hingegen arbeitet
an der Verpackung von so genannten Cholecysmon Silberperlen, ein lang bewährtes Mittel, das nach einem üppigen
Mahl die Fettverdauung unterstützt.
Salben, Cremes und Gele
„So vielseitig wie das aktuelle Geschehen in der Verpackungshalle sind auch die Fähigkeiten des Werks und
seiner 200 Mitarbeiter“, berichtet Dr. Martin Erhardt, Leiter
der Qualitätskontrolle, der im Februar 2010 das Werk als
Leiter übernehmen wird. Es ist in der Produktion einerseits spezialisiert auf die Herstellung und Verpackung von
flüssigen und halbfesten Arzneiformen - Salben, Cremes,
Pasten, Gele, Emulsionen und Flüssigkeiten. Als einer
der größten deutschen GMP-gerechten Hersteller solcher
Arzneien hat das Werk auch Kapazitäten in der Lohnherstellung für andere Unternehmen frei. Andererseits werden
hier auch feste Arzneiformen, also Tabletten, Dragees und
Kapseln, verblistert und verpackt.
Riemser Arzneimittel AG
Keimzelle der Riemser Arzneimittel AG ist ein veterinär-medizinisches Unternehmen, das 1992 aus dem Friedrich-Loeffler-Institut Insel Riems (FLI) ausgegliedert wurde. Es entwickelte sich
seitdem zu einem der größten produzierenden und entwickelnden Pharmaunternehmen mit Hauptsitz in Ostdeutschland, das
heute Standorte im Saarland, in Baden-Württemberg, in Sachsen
sowie in den USA, Frankreich und Österreich besitzt. Die Produktpalette ist in den Bereichen Onkologie, Dermatologie, Dentalpräparate, Antiinfektiva sowie Tierimpfstoffen angesiedelt.
Riemser beschäftigt zurzeit über 620 Mitarbeiter und erzielte
2008 einen Umsatz von 85,4 Millionen Euro. Das Unternehmen
exportiert in über 80 Länder, unter anderem nach China, Russland und in die USA. Der Auslandsanteil am Gesamtumsatz wird
2009 auf über 40 Prozent anwachsen.
Darüber hinaus sind die Leipziger Spezialisten für Galenik,
also für die optimale Ermittlung der Zusammensetzung
von in diesem Falle flüssigen und halbfesten Arzneiformen.
Deshalb bietet man die Herstellung von kleinen Mengen
neuer Produkte bis hin zur Überführung in die industrielle
Produktion als Dienstleistung an. „Dazu gehören natürlich
auch die erforderlichen Qualitäts- und Stabilitätsprüfungen,
alle physikalischen, analytischen und mikrobiologischen
Untersuchungen sowie die detaillierte Dokumentation“, unterstreicht Erhardt den Servicecharakter des Standorts, der
für die erforderliche umfangreiche Logistik überdies günstig gelegen ist: Unweit der A 14, nur wenige Autominuten
vom mitteldeutschen Flughafen Leipzig/Halle entfernt.
Blick in die Konfektionierung des Leipziger
Arzneimittelwerks
Foto: Männig
Fokus Mittelstand
Seite 9
Porträt
Die Pharmaindustrie in Mitteldeutschland
Seit dem Jahr 2000 gehört das Arzneimittelwerk Leipzig als
Betriebsstätte zur Riemser Arzneimittel AG mit Hauptsitz
direkt auf der Insel Riems bei Greifswald. Sie übernahm das
Werk - inklusive einer stattlichen Menge eingeführter und
mittlerweile neu zugelassener Medikamente wie Panthenolsalbe, Hepathromb, Rheunervol – von der amerikanischen
Wyeth-Gruppe. Die wiederum hatte das nach der Wende
privatisierte Werk 1992 gekauft und nach und nach über 60
Millionen DM in dessen Modernisierung gesteckt.
Basis für weiteres Wachstum geschaffen
„Übernahmen wie diese waren seither der Kern der Wachstumsphilosophie von Riemser“, verdeutlicht Erhardt, der
2004 von der Ostseeküste nach Leipzig kam. Nach der
Übernahme der Riemser Tierarzneimittel GmbH durch
die Familie Braun wurden im Laufe der Jahre ausgewählte
Pharmazeutika und Betriebe übernommen. Beispielsweise
kaufte Riemser 2007 ein Paket gut eingeführter und in über
40 Ländern zugelassener Medikamente zur Behandlung
kardiovaskulärer Erkrankungen von Hoffmann-La Roche.
Und 2008 übernahm das Unternehmen den Geschäftsbereich Pharma der Familienfirma Rentschler in Laupheim bei
Ulm. Spezialisiert auf die Produktion von festen Arzneimitteln mit gesteuerter Wirkstofffreisetzung heißt die Tochter
heute Riemser Speciality Production GmbH und hat langjährige Kundenbeziehungen zu vielen angesehenen Pharmafirmen in Deutschland und Europa eingebracht.
Good Manufacturing Practice
„Good Manufacturing Practice“ (GMP) ist ein von Behörden
und Industrie erstelltes Regelwerk für die Arznei-Produktion
(gute Herstellungspraxis). Es zielt auf hohe und ständig gleich
bleibende Qualität der Produktionsabläufe und der Produktionsbedingungen in der Herstellung von Arzneimitteln, Wirkstoffen
und Medizinprodukten ab. Der europäische GMP-Leitfaden ist
in Richtlinie 2003/94/EG für die Humanmedizin und Richtlinie
1991/412/EWG für Tierarznei gegliedert. Im Gegensatz dazu
werden in den USA die Richtlinien der „Current Good Manufacturing Practice“ (cGMP) jährlich auf den neusten Stand gebracht.
Quartale im Geschäftsjahr 2009 waren es nicht minder: Der
Umsatz belief sich auf 61,6 Millionen Euro, der EBITDA auf
14,7 Millionen Euro.
„Wir sind optimistisch, das angestrebte Jahresziel zu erreichen und damit die Basis für weiteres Wachstum in den Folgejahren zu schaffen“, kommentiert das Dr. Gordon Guth,
Vorstand Finanzen von Riemser. „Ich bin sehr erfreut über
das bisherige positive Ergebnis in diesem Jahr der Veränderungen bei Riemser, in dem wir das Unternehmen strategisch neu ausrichten, um die weitere Entwicklung in einem
sich wandelnden Gesundheits- und Kapitalmarkt erfolgreich
vorantreiben zu können“, ergänzt Dr. Michael Mehler, seit
1. Juni 2009 Vorsitzender des Vorstands von Riemser.
Internet: www.riemser.de und www.law-riemser.de
Ein weiterer Coup: der Kauf des internationalen Dentalgeschäfts der curasan AG, Kleinostheim. Mit dieser Akquisition konnte der Bereich Dentalmedizin des Unternehmens
zügig ausgebaut werden, da man nun über die weltweiten
Vertriebsrechte des bekannten synthetischen Knochenaufbaumaterials „Cerasorb“ für alle Dentalindikationen
sowie die Patentrechte für das neue Zahnimplantatsystem
„Revois“ verfügt. Auf diese Weise ist über die Jahre eine
erhebliche Strecke auf dem Weg zum spezialisierten,
international aufgestellten Pharmaanbieter zurückgelegt
worden, der sich auf die strategischen Geschäftseinheiten
Onkologie, Dermatologie/Antiinfektiva, Dental und das
Veterinärgeschäft stützt.
35 Prozent Umsatzwachstum
In diesem mittlerweile entstandenen Verbund von spezialisierten Produktionsstätten ist Leipzig ein wichtiges Kettenglied: Während in der Zentrale Vertrieb und Forschung
lokalisiert sind, sind im Arzneimittelwerk neben der Eigenproduktion und der Verpackung der zentrale Einkauf sowie
die größten Teile der Qualitätssicherung angesiedelt. Wie
gut das Modell funktioniert, belegen neben dem Einstieg
von TVM Capital und General Electric Healthcare Financial
Service als Gesellschafter auch die Geschäftszahlen: Das
am 31. Dezember beendete Geschäftsjahr 2008 erwies sich
mit einem Umsatzanstieg um 35,5 Prozent auf 85,4 Millionen Euro als besonders erfolgreich. Und die ersten drei
Leitet die
Qualitätskontrolle:
Dr. Martin Erhardt
Bild: Männig
Seite 10
Porträt
Fokus Mittelstand
Die
Pharmaindustrie
Mitteldeutschland
Automobilindustrie
in in
Mitteldeutschland
IDT Biologika hat nicht nur Schwein
Zehn Jahre haben Forscher bei IDT Biologika in Dessau-Roßlau gearbeitet –
jetzt haben sie einen bahnbrechenden Impfstoff für Schweine-Influenza auf
dem Markt. Und das Unternehmen setzt weiter auf Forschung.
Ausgelöst von „Orthomyxoviren” mit
den wissenschaftlichen Namen H1N1,
H1N2 und H2N3 befällt die Schweineinfluenza einen Bestand sehr schnell,
führt etwa zu Futterverweigerung,
Atemnot und Frühgeburten. Gefährlich
für das Leben der Schweine werden
besonders Sekundärinfektionen, da
die erkranken Tiere extrem geschwächt sind. Mit der neuen Impfprophylaxe von IDT können Komplikationen und wirtschaftliche Verluste der
Landwirte von vornherein vermieden
werden.
Reichlich zehn Jahre harter Forschung
stecken in dem nun zugelassenen Mittel, der wie alle Impfstoffe aus Protein- oder Erbgutbruchstücken abgetöteter oder abgeschwächter Erreger
besteht und das Immunsystem gegen
diese aktivieren. Die Nachfrage war
schon in der Zulassungsphase enorm:
„Die zu Testzwecken mit Ausnahmegenehmigungen versehenen Impfstoffdosen haben uns die Züchter wie die
sprichwörtlichen warmen Semmeln
aus der Hand gerissen“, berichtet
Prof. Dr. Hans-Joachim Selbitz, der
Chefwissenschaftler des Unternehmens.
Forschung hat höchste Priorität
IDT Biologika Firma produziert biotechnologisch hergestellte Impfstoffe
und Pharmazeutika für Human- und
Veterinärmedizin, sogenannte Biologika: Impfstoffe werden dabei einerseits
auf dem klassischen Weg der Zucht
von Zelllinien in Bruteiern hergestellt.
Andererseits beherrscht das einzige
selbstständige Impfstoff-Unternehmen
Deutschlands auch die relativ neue
und effiziente Technik der Vermehrung von Zelllinien in sogenannten
Bioreaktoren.
IDT Biologika arbeitet an exotischen Krankheiten
Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Max-Planck-Gesellschaft in Leipzig und des
Robert-Koch-Instituts arbeitet IDT Biologika an Möglichkeiten, wild lebende Gorillas in
Afrika mit Hilfe von Impfködern gegen Ebola zu immunisieren. Tests im Leipziger Zoo
zeigten, dass der Köder für die Schluckimpfung bunt und süß sein muss. Demnächst
wird der Köder in der freien Wildbahn ausprobiert. Erfahrung auf diesem Gebiet hat das
Unternehmen reichlich: Deutschland ist seit 2008 frei von Fuchstollwut, was größtenteils einem Impfköder von IDT Biologika zu danken ist.
Der Umsatz wuchs seit 2007 von 65
auf rund 90 Millionen Euro im Jahr
2009, die Mitarbeiterzahl stieg von
600 auf 800. Kern des Wachstums ist
der hohe Stellenwert von Forschung
und Entwicklung. „Etwa zwölf Prozent
des Jahresumsatzes stecken wir in die
Forschung“, betont Geschäftsführer
Pfirmann. Im Gegensatz zur Großpharma, in der etwa 20 Anläufe für
den Markteintritt eines neuen Medikaments nötig sind, kann IDT fast jedes
Projekt erfolgreich umsetzen.
Euro sind schon in das Unternehmen,
das zur Klocke-Gruppe gehört, in den
letzten 15 Jahren investiert worden.
Und IDT beabsichtigt, in den nächsten
drei Jahren erneut mehrere zehn Millionen Euro am Standort zu investieren.
Genaues über den Zweck der Investition will Dr. Pfirmann noch nicht
verraten, aber Kernstück sind weitere
Hightech-Produktionsanlagen sowie
Erweiterungen der pharmazeutischen
Infrastruktur.
Internet: www.idt-biologika.de
„Rückblickend betrachtet, ist dafür
auch unser Durchhaltevermögen verantwortlich“, sagt Professor Selbitz.
„Tote Pferde reiten wir zwar auch
nicht, aber wir meistern auch sehr
schwierige Phasen.“ 200 Millionen
Laborantin Susan
Busse prüft am FlüssigChromotographen die
Proteinaufreinigung des
Ausgangsmaterials für
einen Impfstoff
Bild: US
Fokus Mittelstand
Seite 11
Porträt
Die Pharmaindustrie in Mitteldeutschland
Erfolg durch starke Tradition
Der Wirkstoff Propiverin der Dresdner Pharmafirma Apogepha hilft Millionen
Menschen mit schwacher Blase weltweit.
Es ist eine Volkskrankheit, über die
kaum geredet wird: Millionen Deutsche leiden unter Harn-Inkontinenz.
Die Zahl der Betroffenen steigt
aufgrund der Alterung der Gesellschaft. Ein mittelständisches FamilienUnternehmen aus Dresden stellt für
deren Behandlung eines der weltweit
erfolgreichsten Medikamente her. Propiverin heißt der Wirkstoff des Mittels,
das die Apogepha Arzneimittel GmbH
unter den Warenzeichen Mictonom
und Detrunorm weltweit selbst oder in
Lizenz vertreibt.
Der Betrieb, der 1882 gegründet
wurde und heute 168 Mitarbeiter
beschäftigt, hält damit etwa zehn Prozent des Weltmarkts. „Diesen Anteil
am Weltmarkt wollen wir nicht nur
halten, sondern ausbauen“, betont Geschäftsführerin Henriette Starke. Dazu
erschließe man weitere neue Märkte:
„Mittlerweile wird das Medikament in
20 Ländern verschrieben. Mittelfristig
wollen wir die Zulassung in weiteren
Märkten angehen.“
Neustart nach der Reprivatisierung
Propiverin wurde von Dr. Christian
Starke mitentwickelt, dem Vater der
heutigen Geschäftsführerin. Er war
bis 1972 Firmeninhaber, nach der
Verstaatlichung dann Leiter der Forschungsabteilung. Nach der Reprivatisierung 1991 bildete Propiverin die
Basis für den Neustart. Inzwischen
bietet Apogepha 22 Wirkstoffe in etwa
40 Darreichungsformen. Das Angebot, darunter auch das Medikament
Urol für die arztgestützte Selbstmedikation, summiert sich auf rund
100 Packungsvarianten. APOGEPHA
erwirtschaftet heute 97 Prozent ihres
Umsatzes im Therapiegebiet Urologie.
Das Unternehmen bietet Arzneimittel und therapeutischen Service zur
Behandlung von Harninkontinenz
und Blasenschwäche, Einnässen im
Kindesalter, von Prostatabeschwerden
und Harnwegsinfektionen sowie zur
Behandlung urologischer Tumore.
Henriette Starke übernahm 2000 die
Leitung des auf Urologie spezialisierten Unternehmens. Studiert hatte
sie eigentlich Sprachen. Doch 1992
stieg sie bei Apogepha ein, studierte
nebenher Betriebswirtschaft, leitete
dann den Bereich Logistik und absolvierte einige Praxisjahre an der Seite
des Vaters. „Nie und nimmer möchte
ich diese Arbeit missen“, sagt sie. Die
Firmenleitung hat sich als Lebensaufgabe entpuppt. Und sie ist genauso
erfolgreich wie ihre Vorgänger: In
den neun Jahren ihrer Unternehmensleitung hat sich der Umsatz mit
Fertigarzneien und Wirkstoffen auf 38
Millionen Euro verdoppelt.
Plus für Mitarbeiter und Firma
Henriette Starke ist sich bewusst,
dass unternehmerische Erfolge nur
dauerhaft möglich sind, wenn die
Mitarbeiter gern in der Firma arbeiten.
Zahlreiche Maßnahmen zur Förderung
APOGEPHA
Arzneimittel GmbH
Die APOGEPHA Arzneimittel GmbH
investiert jährlich 10-15 Prozent des
Umsatzes in den Produktnachschub. Ca.
30 Mitarbeiter arbeiten in der pharmazeutischen oder klinischen Entwicklung,
in der Arzneimittelsicherheit oder im Bereich Zulassung und im F&E-Projektmanagement. Das Unternehmen setzt dabei
auf internationale wissenschaftliche Kooperationen mit Universitäten, Kliniken,
Instituten und anderen Unternehmen.
der Vereinbarkeit von Familie und
Beruf wie flexible Arbeitszeit- oder
Teilzeit-Modelle sind inzwischen
preisgekrönt. Beim „SAXplus“ 2009
bekam die Apogepha den 2. Platz in
ihrer Unternehmens-Kategorie für ihre
Familienfreundlichkeit. Und natürlich
wird viel Wert auf die betriebliche
Gesundheitsvorsorge gelegt.
Internet: www.apogepha.de
Außenansicht der Apogepha-Produktionsstätte
Dresden Kyffhäuserstraße
Bild: Werk
Seite 12
Interview
Fokus Mittelstand
Die
Pharmaindustrie
Mitteldeutschland
Automobilindustrie
in in
Mitteldeutschland
Vertrieb braucht Vertrauen
Ärzte lassen sich im Allgemeinen nicht durch Außendienstler mit Geschenken
beeindrucken. Pharmavertrieb ist Informations- und Vertrauenssache.
Der israelische Pharmakonzern Teva Pharmaceuticals hat
im Sommer 2009 den Sitz seiner deutschen Vertriebstochter aus den alten in die neuen Bundesländer verlegt. Teva
hatte Ende 2008 infolge der Übernahme des US-Konzerns
Barr auch den Arzneimittelvertrieb AWD.pharma GmbH
& Co.KG in Radebeul übernommen. Im Interview spricht
Geschäftsführer Dr. Sven Dethlefs über den Umzug nach
Sachsen und die Aufgaben eines Pharmavertriebs. AWDpharma und Teva Deutschland beschäftigen zusammen
430 Mitarbeiter, davon rund 200 im Innendienst.
Welchen Grund gab es für Sie, die Deutschland-Zentrale
von Teva nach Radebeul zu verlegen?
Ganz einfach, wir sind hierhergekommen, weil Radebeul
nach der AWD.pharma-Übernahme der größte Standort war.
Deshalb wurden die Standorte im hessischen MörfeldenWalldorf verkleinert, in Kirchzarten im Schwarzwald geschlossen sowie den Mitarbeitern ein Umzug nach Sachsen
angeboten. Es blieb eine kleine Außenstelle in Frankfurt/
Main. Ein zweiter Grund war, dass AWD eine lange Tradition und einen ausgezeichneten Ruf in der Branche besitzt
sowie ein eingespieltes Team. Drittens sind die Verantwortlichen für Wirtschaft in der Region sehr interessiert und
hilfreich: der Landkreis, die Stadt Radebeul und auch der
Freistaat.
Machen Sie sich nun selbst Konkurrenz, indem Sie
Präparate mit gleichem Wirkstoff von verschiedenen
Anbietern vertreiben?
Nein, wir haben die Produktpaletten von AWD Pharma und
Teva abgeglichen. So konnten wir unsere Produktpalette
über Nacht verdoppeln. Die Überlappung war relativ klein.
Zwar ist Teva der weltweit größte Wirkstoffhersteller und
hat die größte Generika-Produktpalette, aber von den
Produkten haben wir nur einen Teil im deutschen Markt.
Insofern war die Übernahme auch lukrativ, weil das Zulassungen erspart. Zulassungen dauern ihre Zeit und sind
auch nicht billig.
Ein Pharmavertreter soll einerseits viel verkaufen, andererseits muss er genau eingrenzen, was ein Medikament
kann. Wie geht das?
Arzneimittelrecht und der Kodex der Pharmaindustrie
regeln sehr genau, worüber der Außendienst mit Ärzten
bzw. Apothekern reden darf. Aggressives Verkaufen mit
dem Hintergedanken, das Produkt ist breit einsetzbar und
er darf das weiter verordnen als das die Zulassung vor-
TEVA Pharmaceutical Industries Ltd.
Die TEVA Pharmaceutical Industries Ltd. mit Hauptsitz in Tel
Aviv entwickelt, produziert und vertreibt Generika, innovative
Arzneimittel sowie pharmazeutische Wirkstoffe. Als eines der
20 größten Pharma-Unternehmen der Welt ist Teva auch die
Nummer 1 unter den Generika-Herstellern. Insgesamt arbeiten
in 60 Ländern mehr als 36.000 Menschen für das Unternehmen.
Der weltweite Umsatz liegt 2009 voraussichtlich bei 14 Milliarden US-Dollar. Die Investitionen in Forschung und Entwicklung
beliefen sich im gesamten Geschäftsjahr 2007 auf sechs Prozent
des Umsatzes.
Internet: www.tevapharm.com
sieht, ist strafbar. Verkaufen funktioniert im Pharmabereich
am besten durch die genaue Information des Arztes und
Ausbildung. Die allermeisten Ärzte lassen sich nicht durch
nette Außendienstler mit Geschenken beeindrucken, sondern durch das Wissen, was ein Medikament im Vergleich
zu anderen mehr leisten kann. Diese Kombination aus
Information und Ausbildung macht am Ende des Tages das
Vertrauen des Arztes zur Firma aus.
Chef des deutschen
TEVA-Vertriebs:
Sven Dethlefs
Bild: AWD.pharma
Fokus Mittelstand
Die Pharmaindustrie in Mitteldeutschland
Dazu zählen dann auch die von der Industrie angebotenen Weiterbildungen?
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) macht den Ärzten
mittels eines Punktesystems Vorgaben zu ihrer Weiterbildung. AWD beispielsweise hat ein extrem gutes und auch
zertifiziertes Fortbildungsprogramm, das Dresdner Kollegium. Es ist eine in der Branche geschätzte hochqualitative
Veranstaltungsreihe mit einem sehr guten wissenschaftlichen und medizinischen Programm. Ich sehe darin nichts
Verwerfliches. Grundsätzlich sponsert die Industrie einen
Großteil der Ärzte-Fortbildung. Die KV könnte das alleine
kaum leisten, zumal die Gelder dann von den Einkommen
der Ärzte abgehen würden.
Seite 13
Interview
Medizin aus der Stadt Radebeul
Medizin aus der Stadt Radebeul ist seit über 100 Jahren am
Markt - ob einst von Madaus oder von Heyden oder aus dem
DDR-Arzneimittelwerk Dresden, das den größten Teil seiner
Produktion auf Radebeuler Flur hatte. Heute sind neben Teva
Deutschland und AWD.pharma mit Arevipharma, Biotie und
Meda weitere Pharma-Firmen vor Ort. Die städtische Wirtschaftsförderung will deshalb ein Medizin-Cluster entwickeln. Dafür
hält die Stadt in unmittelbarer Nähe von Meda und Biotie ein
voll erschlossenes Grundstück von 20.000 Quadratmetern für
die Ansiedlung eines Wissenschafts- und Technologiezentrums
bereit.
Internet: www.pharmapark-radebeul.de.
Das Generika-Geschäft hat sich vor einigen Jahren
radikal geändert, weil der Staat gesetzlich Kosten im
Gesundheitswesen sparen will. Wie wirkt sich das aus?
eigene Produktionsanlage benötigt, werden zurzeit die
Entscheidungen getroffen, wo produziert wird. Entweder
machen wir das selber oder mit einem Partner.
Waren früher Arzt und Apotheker unsere Hauptkunden,
sind das heute fast ausschließlich die Krankenkassen, da
sie über Rabattverträge regeln, was ein Versicherter vor Ort
verordnet bekommt bzw. was der Apotheker abgeben darf.
Allerdings muss man auch bei Apotheker und Arzt präsent
sein wegen des genannten Stichworts Vertrauen sowie
wegen der nicht geregelten Medikamente.
Aber wir lassen in der Region produzieren, bei Arevipharma
in Radebeul beispielsweise. Auch bei Menarini Dresden, das
frühere AWD-Werk. Alles in allem ist das pharmazeutische
Netzwerk von Forschung und Produktion in Mitteldeutschland sehr interessant. Es fehlt noch die kritische Masse, wie
etwa im Chipbereich, damit die Pharmabranche vor Ort von
alleine läuft.
Kann man als Unternehmen trotz der Rabattverträge
einen ausreichenden Gewinn machen?
Internet: www.teva-deutschland.de
Es findet ein massiver Profitabilitätstransfer zu den Kassen
statt. Generika-Firmen reagieren, indem sie die Kostenbasis
absenken, anders bleibt man nicht mehr wettbewerbsfähig.
Die Profitabilitätsgrenze ist bei manchen schon erreicht.
Gegensteuern kann mit Größe. Wir haben da eine gute
Position.
Stimmt die oft in der Öffentlichkeit kolportierte Zahl
von 30 Prozent des Umsatzes, die Pharmafirmen für ihr
Marketing ausgeben?
Das hängt von der Firma ab und dem Marktsegment. Es
gibt einen großen Unterschied zwischen Generika und
Original-Medikamenten. Zudem sind im Marketing-Budget
oft Kosten enthalten, die keine Werbekosten sind: etwa
Zulassung, Arzneisicherheit, Qualitätsmanagement, Logistikkosten. Bei Teva sind zum Beispiel nur ein Bruchteil der
Marketingkosten auch Ausgaben für Werbung.
Nutzt Teva Deutschland das Forschungspotenzial der
Region?
Nein. Die Forschung bei Teva ist global verteilt, aber eher
in Israel und den USA angesiedelt. Nehmen wir das Thema
Biopharmaceuticals. In diesem Bereich laufen 2013 die
ersten Patente aus und Teva schaut natürlich, in diesen
Generika-Markt einzusteigen. Da jeder Wirkstoff eine
Der TEVA-Firmensitz in
Radebeul
Bild: Werk
Seite 14
Porträt
Fokus Mittelstand
Die
Pharmaindustrie
Mitteldeutschland
Automobilindustrie
in in
Mitteldeutschland
TVM Capital finanziert neue Therapien
Die drei klinischen Prüfungsphasen
Ist einem potenziellen Wirkstoff ein funktionierender Wirkmechanismus bescheinigt worden und sind auch Dosierung und
Verträglichkeit in etwa geklärt, muss für die Marktzulassung ein
dreiphasiger klinischer Test des Wirkstoffs absolviert werden.
Unabdingbare Voraussetzung dafür: die Begutachtung und Genehmigung durch eine unabhängige Ethikkommission und das
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).
Im sächsischen Radebeul liegt derzeit
die größte Hoffnung für Schizophrenie-Kranke.
Bis zu einem Prozent der Bevölkerung Westeuropas, so der
aktuelle Stand der Forschung, leidet unter unterschiedlich
starken Ausformungen der Krankheit. Den Betroffenen
geht der Bezug zur Realität verloren, aktive Symptome wie
das Hören von Stimmen oder andere Wahnvorstellungen
quälen sie. Daraus folgen zum Beispiel Depressionen und
Bewegungsstörungen. Die üblichen Neuroleptika verringern
zwar die aktiven Symptome, führen aber oft zu starken
Nebenwirkungen wie Krampfanfällen und mangelnder
Konzentration.
Eingriff in die Signalkaskade
In Phase 1 wird der Wirkstoff an einer kleinen Gruppe Gesunder
überprüft. Die richtige Dosierung und der Verlauf der Abbauund Ausscheidungsvorgänge des Wirkstoffs stehen im Fokus.
Während Phase 2 erfolgt die Beobachtung der Wirksamkeit an
erkrankten Patienten und die weitere Optimierung der Dosierung. In Phase 3 werden Tests an einer Vielzahl von Patienten
durchgeführt, alle Studienergebnisse geprüft sowie Feinjustierungen der Dosierung vorgenommen.
Entwicklungskosten für ein neues Arzneimittel
in Millionen Dollar
900
802
800
An der Behandlungs-Alternative arbeiten Forscher der
Biotechnologie-Firma Biotie Therapies in Radebeul. Es
scheint, als ob sie die erste Erfolg versprechende Innovation auf diesem Gebiet seit Jahrzehnten in der Hand haben.
Forschungsleiter Tom Kronbach erklärt: „Schizophrene
nehmen zu viel des Botenstoffs Dopamin auf, der zwischen
den Nervenzellen im Gehirn die Informationen vermittelt.“
700
Die Radebeuler Forscher haben neuartige Moleküle entwickelt, die in diese Signalkaskade eingreifen. Damit werden
nicht nur die aktiven Symptome bei Schizophrenie-Kranken
deutlich gelindert, sondern auch die Folge-Symptome. Und
das, so scheint es bislang, nebenwirkungsfrei. Die Entwicklung, die zurzeit in Kooperation mit dem US-Konzern Pfizer
betrieben wird, ist „relativ weit fortgeschritten“, so Kronbach. Bis zur Markt-Zulassung wird es aber noch einige
Jahre dauern.
0
Ein klassischer Fall
Mehr als Kapital investieren
Forschung wie diese ist natürlich teuer, mit regulatorischen
Hürden gespickt und langwierig. Rund zwölf Jahre und 800
Millionen Euro sind nötig, so die Durchschnittswerte in der
Pharma-Branche, um ein neues Medikament erfolgreich
von der Idee bis in den Markt zu bringen. Schaffen können
diesen aus eigener Kraft eigentlich nur die ganz Großen
wie etwa Pfizer, Bayer, Sanofi oder GlaxoSmithKline.
Denn die größte Innovationskraft im Pharmabereich - so
auch im neuen Feld der Biopharmazie - liegt vor allem bei
den Kleinen, so Schröder: Mittelständische Unternehmen
oder junge und motivierte Wissenschaftler-Teams und ihren
oft frisch aus Universitäten ausgegründeten Firmen mit
flachen Hierarchien und kurzen Entscheidungswegen. Und
genau denen fehlt es an Geld, um den langen Weg zum
Erfolg beschreiten zu können. Zumal von 20 potenziell
erfolgreichen Wirkstoff-Kandidaten am Ende nur einer oder
zwei tatsächlich den Markt erreichen.
„Zu wenig Eigenkapital im Unternehmen, um die Forschung
zu finanzieren, aber viel Potenzial bei den Produkten in der
Entwicklung - der Ausgang des Abenteuers Medikamentenentwicklung ist oft unsicher - das ist ein klassischer Fall für
spezialisierte Eigenkapitalgeber“, weiß Dr. Christoph Schrö-
610
600
500
429
359
400
300
231
200
100
1991
1993
1997
1999
2001
Quelle: VFA (Wirtschaftsverband der forschenden Pharmaunternehmen in
Deutschland)
der, General Partner der Münchner TVM Capital GmbH.
TVM Capital ist eine Partnerschaft von derzeit 35 erfahrenen Spezialisten, die sich mit Venture Capital und Private
Equity seit über 20 Jahren sehr erfolgreich an Firmen der
Biotech-, Pharma- und Medizintechnik-Branche beteiligt.
„Kapital ist aber nicht das einzige, was solchen Unternehmen fehlt“, sagt Schröder, der früher als Topmanager
Fokus Mittelstand
Seite 15
Porträt
Die Pharmaindustrie in Mitteldeutschland
TVM Capital
Die branchenerfahrenen Spezialisten von TVM Capital beteiligen
sich an Unternehmen der Biotech-, Pharma- und MedizintechnikBranche. TVM Capital ist seit über zwanzig Jahren als Eigenkapitalfinanzierer in den deutschsprachigen Ländern, in Europa, an
der amerikanischen Ostküste und zunehmend auch im Nahen
Osten und Asien aktiv. Beteiligungsunternehmen von TVM Capital werden mit wissenschaftlicher und industrieller Expertise
und Geschäftserfahrung wirksam dabei unterstützt, aus internen und externen Kräften systematisch zu wachsen.
Bislang wurden sechs Fondsgenerationen aufgelegt, in die vor
allem institutionelle Anleger investieren. Die Auswahl der Beteiligungen, deren Höhe sowie die Interessenvertretung gegenüber
den unterstützen Firmen obliegt TVM Capital. Im Bereich Life
Sciences bzw. Gesundheitsmarkt werden 500 Beteiligungs-Kandidaten jährlich geprüft.
Knapp drei Jahre dauerte es, dann waren Partner gefunden
- unter anderem auch TVM Capital, die diese Beteiligung in
einem ihrer Fonds platzierte.
Aufgabe für Investitions-Spezialisten wie Christoph Schröder ist es nicht allein, aussichtsreiche Firmen für ein Investment auszusuchen. Ist das einmal vollbracht, wird die Firma
weiter begleitet. So sitzt er auch in den Aufsichtsgremien
der Unternehmen, die er für TVM Capital betreut. Um die
Interessen des Investors zu vertreten, aber auch um den
eigenen Sachverstand und die Branchenkenntnis ins Unternehmen einzubringen. Das beispielsweise war in Radebeul
nötig. Da ein großer Entwicklungspartner von Elbion absprang, musste ein neuer Partner gefunden werden. 2006
war das zunächst die belgische 4AZA Bioscience NV, Ende
2008 schließlich übernahm die finnische Biotie Therapies
den Standort in Radebeul.
Gute Aussichten
Indikationsgebiete der 31 Medikamente mit neuen Wirkstoffen
(2008 auf dem Markt gebracht)
Augen -1
Blutarmut - 1
urologische
Erkrankungen - 1
Immunsystem - 2
Stoffwechsel - 3
Nervensystem - 5
Krebs - 7
Herz-Kreislauf6
Infektionen - 5
Quelle: VFA (Wirtschaftsverband der forschenden Pharmaunternehmen in
Deutschland)
für BASF Pharma unterwegs war. Oftmals mangele es an
nationalen oder auch internationalen Branchenbeziehungen,
um gehaltvolle Partnerschaften einzugehen. Manchmal sei
es z.B. auch betriebswirtschaftlich sinnvoller, die Forschung
stärker zu spezialisieren oder strenger auf ein Produkt
zu fokussieren. Oder es muss weitere wissenschaftliche
Unterstützung eingebunden werden. Auch beim Finden der
richtigen Wachstumsstrategie ist das Spezialistennetzwerk
von TVM Capital behilflich.
Vom MBO zur AG
In die heutige Biotie Radebeul ist TVM Capital 2005
eingestiegen. Deren neuere Geschichte begann mit einem
vergleichsweise kleinen Kapitalstock und Erfolg versprechenden Forschungen auf dem Felde neurologischer und
immunologischer Erkrankungen im Jahre 2002. Etwa 100
Mitarbeiter arbeiteten in der damaligen Elbion GmbH, die
als Management Buy Out (MBO) aus der Degussa-Gruppe
entstand. Auf den üblichen Road-Shows stellte sich Elbion potenziellen Investoren vor, gründete sich zur AG um.
Das Unternehmen, jetzt mit 45 Mitarbeitern in Radebeul
und 35 am Stammsitz in Turku, ist nun spezialisiert auf die
Entwicklung für Medikamente gegen Erkrankungen des zentralen Nervensystems und Entzündungen. In Fachkreisen ist
man sich sicher, dass das Unternehmen auf seinen Entwicklungsfeldern bald eine führende Rolle im europäischen
Raum einnehmen kann.
Neben dem Schizophrenie-Medikament sind weitere medizinisch und kommerziell interessante Entwicklungen, etwa
gegen Raucherlunge oder Alkoholismus, in Projekten mit
großen Pharma-Konzernen wie Lundbeck, Hoffmann La
Roche und Seikagaku ebenfalls recht weit gediehen.
Beste Aussichten also für das Unternehmen. Aber auch für
den Investor TVM Capital, aus dem eingesetzten Kapital am
Ende des gemeinsamen Weges einen Gewinn zu erzielen.
Internet: www.biotie.com und www.tvm-capital.de
Biotie-Mitarbeiter Dr.
Hubert Schupke arbeitet
am Massenspektrometer
Bild: Werk
Seite 16
Porträt
Fokus Mittelstand
Die
Pharmaindustrie
Mitteldeutschland
Automobilindustrie
in in
Mitteldeutschland
NOWEDA hat den
Überblick
Würde es bei Elke Werrmann piepen,
hätte sie etwas falsch gemacht. Doch
der Handy-Scanner an ihrem Unterarm schlägt fast nie Alarm.
„Gelernt ist gelernt“, schmunzelt die Mitarbeiterin der Apothekergenossenschaft NOWEDA in Taucha vor den Toren
Leipzigs. Per Scanner vergleicht Elke Werrmann die BarCodes auf der Bestellliste mit denen auf den Verpackungen.
Wenn genau das in dem blauen Plastikbehälter ist, was die
einzelne Apotheke bestellt hat, bleibt der Piep aus – der
Behälter läuft auf dem Förderband weiter zur nächsten
Station. Rund 4.000 Bestellungen täglich werden für die
Kunden zusammen gestellt und ausgeliefert. Dabei wird
der Weg jeder Medikamentenpackung aus Sicherheitsgründen komplett protokolliert.
NOWEDA e.G.
Die NOWEDA ist ein apothekereigenes Wirtschaftsunternehmen
mit 14 Niederlassungen bundesweit. Eigentümer der NOWEDA
sind über 7.000 Apothekerinnen und Apotheker. Die komplette
Wertschöpfung fließt an sie zurück – entweder als Leistung
oder in Form von Vorteilen oder Dividenden. Mit einem Gesamtumsatz von über drei Milliarden Euro deckt die NOWEDA rund
15 Prozent des deutschen Marktes ab. Neben der Arzneimittellogistik bietet die NOWEDA ihren Mitglieder-Apotheken ein
umfangreiches Service- und Dienstleistungspaket an.
Verbraucherbewertung der Attraktivität von Orten für den Arzneimittelkauf
Apotheken
Arztpraxis/Klinik
Reformhaus
Internet
Supermarkt
Katalog
4,2
3,42
2,45
2,03
1,86
1,69
1
2
3
gar nicht attraktiv
4
5
sehr attraktiv
Quelle: ABDA, Horizont (39/2008)
Bereitschaft rund um die Uhr
„Tempo und Sicherheit verstehen sich in unserem Geschäft
von selbst“, sagt Oliver Wackernagel, Leiter der NOWEDANiederlassung Taucha. „Vom Eintreffen der Bestellung bis
zum Verladen ins Lieferfahrzeug vergehen 30 Minuten.“
Maximal zweieinhalb Stunden später sind die Medikamente
in der Apotheke – in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder OstThüringen. Taucha ist Teil eines bundesweiten LogistikNetzes. Die Zentrale der NOWEDA sitzt in Essen; insgesamt
beschäftigt sie in ihren Lagern quer durch die Republik
1.600 Vollzeit-Mitarbeiter. In Taucha sind es aktuell 223,
hinzu kommen 165 Fahrer.
„Als vollsortierter Pharma-Großhandel hat Noweda insgesamt 160.000 Produkte im Sortiment“, berichtet Wackernagel. Jedes Haus hat rund 120.000 Artikel und übernimmt
die Zentrallager-Funktion für eine Reihe von Produkten.
Werden die aus anderen Regionen geordert, macht sich ein
Kurier auf den Weg, damit keiner lange auf seine Medikamente warten muss. Dies gilt auch für Notfälle. Wird
dringend eine Arznei benötigt, springt sofort die komplexe
Logistik-Maschine an. Die Lager sind deshalb auch nachts
besetzt.
„Der Vertriebsweg zur Apotheke ist rein nachfrageinduziert“, erläutert Wackernagel. Apotheker halten aufgrund
ihrer Erfahrung ein gewisses Sortiment vor – zwischen
zehn- bis fünfzehntausend Artikel. Bei der Abgabe registrieren die Kassen jedoch nicht nur Preise, sondern auch
die Anzahl der im Lager noch befindlichen Packungen. Ist
der Sicherheitsbestand unterschritten, wird nach Prüfung
durch die Apotheke per serieller Datenfernübertragung
eine Neubestellung ausgelöst. „Das passiert in der Regel zu
fest vereinbarten Zeiten“, so Wackernagel: „Dann ruft aus
Taucha ein Wählcomputer an und holt sich alle mittlerweile
aufgelaufenen Bestellungen.“
Mitarbeiter denken mit
Über zehn Jahre leitet Wackernagel schon den Standort,
kann seine Leute alle mit dem Namen grüßen. Das ist einfach, denn die Fluktuation hier ist gering. „Die Mitarbeiter
sind alle sehr erfahren und engagiert“, sagt Wackernagel.
Als Beispiel nennt er eine Kollegin, die den Arbeitsfluss
im Lager verbesserte: „Statt mit Tablett sammeln wir die
Artikel nun in einer von ihr entworfenen Gürteltasche.“ Freihändig geht’s schneller. Der Vorschlag wurde denn auch
mit einer Prämie dotiert.
Internet: www.noweda.de
NOWEDA-Mitarbeiterin Elke
Werrmann bei der Konfektionierung der Bestellungen
Bild: Männig
Fokus Mittelstand
Seite 17
Porträt
Die Pharmaindustrie in Mitteldeutschland
Die Medizin
kommt per
Klick
Neben dem Wort „Dauerniedrigpreis“ fällt auf
der Internetseite apodiscounter.de sofort das
Logo „Trusted-ShopsGuarantee“ ins Auge.
„Das ist die Versicherung für Kunden,
dass im Fall der Reklamation das Geld
zurückerstattet wird“, erklärt Robert
Kudraß, Pressesprecher der Leipziger
Online-Apotheke. „Noch wichtiger - als
Zeichen unserer Seriosität - ist das
Prüfsiegel des Deutschen Instituts
für Medizinische Dokumentation und
Information (DIMDI).“ Mit einem Klick
ist man auf der DIMDI-Website, wo alle
relevanten Daten der Versandapotheke eingesehen werden können.
Vom Versuch zum Überflieger
2004 ist Apodiscounter gegründet
worden. Damals war das Apothekenrecht gelockert und der Medikamenten-Versand freigegeben worden.
Zudem waren nun auch rezeptfreie
Medikamente in der Preisgestaltung
frei. Eine Chance für Neues, die von
der Apothekerfamilie Fritsch ergriffen wurde: Gemeinsam mit einem
Team junger Leute, die ihr Studium
abgeschlossen hatten, richteten die
Inhaber ihre Online-Apotheke ein.
Eine Website entstand, ein Raum der
„Apotheke im Kaufland“ im Leipziger
Paunsdorf Center wurde für den Versand gemäß den rechtlichen Vorgaben
aufgebaut.
Das Startup entwickelte sich dank
ausgeklügeltem Online-Marketing
und Mehrsprachigkeit rasch: Pro Tag
verlassen heute mehrere Tausend
Pakete das große Logistikzentrum, an
der Autobahn und direkt neben dem
Frachtdrehkreuz des Logistikpartners
DHL gelegen. Die jährlichen Wachstumsraten des Unternehmens mit heute etwa 50 Beschäftigten liegen seit
der Gründung im Schnitt bei 170 Prozent. „Auch für die kommenden Jahre
erwarten wir trotz Wirtschaftskrise
deutliches Wachstum“, so Kudraß.
Kontrolliert wird ständig
Das Logistikkonzept spart Zeit
und Geld, denn ein Großteil der
Prozesse ist automatisiert und auf
dem modernsten Stand der Technik.
Die Bestellungen werden im Lager
konfektioniert und nebenan bei DHL
abgegeben. In einem Lieferradius von
etwa 500 Kilometer ist eine bis 16 Uhr
abgegebene Order am nächsten Tag
beim Besteller. Die niedrigen Preise
der Online-Apotheke ergeben sich aus
der Masse der Bestellungen. So kann
Apodiscounter beim Produzenten oder
im Pharmagroßhandel günstigere Lieferpreise aushandeln als eine einzelne
Apotheke.
Apo-Discounter
Apo-Discounter gehört zu den größten
deutschen Versandapotheken. Leiterin,
Gründerin und verantwortliche Apothekerin der Leipziger „Apotheke im Kaufland
e. K.“ ist Kirsten Fritsch. Anfang 2007
ist ein neugebautes Logistikzentrum mit
einer Fläche von 2.800 Quadratmetern
direkt am europäischen Drehkreuz von
Partner DHL in Leipzig bezogen worden.
Bei Nachfragen erreichen die Kunden
einen pharmazeutischen Mitarbeiter - wie in jeder anderen Apotheke - sowohl per Telefon als auch
per E-Mail. Und damit wirklich nur
verschickt wird, was bestellt wurde,
wird ständig kontrolliert. Schon beim
Wareneingang, aber auch während
der Konfektionierung: „Zum Beispiel
wissen wir von jedem Medikament das
Gewicht und auch die Abmessungen
der Packungen und können so das
Gesamtgewicht des jeweiligen Kartons
und das Sollgewicht errechnen“, sagt
Kudraß. Weichen Soll und Ist voneinander ab, wird erneut kontrolliert.
Unterstützt und ausgeweitet wird die
pharmazeutische Endprüfung durch
mehrere technische Kontrollmodule.
Kunden können bei Apodiscounter
auch rezeptpflichtige Medikamente
bestellen. Ein Brief mit dem gültigen
Rezeptformular löst die Bestellung
aus.
Internet: www.apodiscounter.de
Die Halle des Pharmaversands Apodiscounter
Bild: Werk
Fokus Mittelstand
Seite 18
Meldungen aus der Sachsen Bank
Die Pharmaindustrie in Mitteldeutschland
Die Startchancen von Kindern verbessern
Drei Spendenschecks in Höhe von insgesamt 15.000 Euro
konnten Vertreter der Sachsen Bank wenige Tage vor
Weihnachten an Kinderhilfsprojekte in den Landesdirektionen Chemnitz, Dresden und Leipzig überreichen. Die
Spenden kommen Vereinen und Initiativen zugute, die
sich in unterschiedlicher Weise für die Verbesserung der
Startchancen von Kindern und Jugendlichen insbesondere
aus sozial benachteiligten Familien einsetzen. „Bildung
und Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Leben
entscheiden über die Zukunfts­perspektiven unserer
Kinder. Die von uns geförderten Projekte leisten einen
wichtigen Beitrag dazu, allen Kindern diese Teilhabe zu
ermöglichen“, begründet Vorstandsmitglied Andreas Fohrmann das Engagement der Sachsen Bank.
Weitere Infos: www.stadtelternrat-chemnitz.de
www.sn.schule.de/~fz-sprache-dd/
www.kinderreich-leipzig.de
(von links nach rechts)
Frank Heinicke, Abteilungsleiter Unternehmenskunden
der Sachsen Bank
Constanze Schwegler, solaris
Förderzentrum für Jugend
und Umwelt gGmbH
Sachsen (FZU)
Heidemarie Lüth, Sozialbürgermeisterin Chemnitz
Ralf Hiltenkamp,
Personalvorstand enviaM
Foto: enviaM
Im Regierungsbezirk Chemnitz gehen die Fördermittel an
den im Juli vergangenen Jahres gegründeten „Chemnitzer
Kinder- und Familienfonds“, der sich die Linderung der
Kinderarmut in der Kommune zum Ziel gesetzt hat.
Das Förderzentrum Sprache in Dresden erhält die Unterstützung der Sachsen Bank, um Kindern mit einem
sprachlichen Handicap durch eine individuelle Förderung
eine schnelle Wiedereingliederung in die Regelschule zu
ermöglichen.
Die Spende für den Verein KinderReich Leipzig e.V. wird
für das Projekt „Kein Kind ohne Mahlzeit“ eingesetzt.
Jurypreis für Thomas Moecker
Der Preisträger der Leipziger Jahresausstellung 2009
heißt Thomas Moecker. In seiner raumgreifenden Installation „When the sun never sets“ überzeugte der Absolvent
der Hochschule für Bildende Künste Dresden die Jury vor
allem durch seine formale Stringenz. Die Entscheidung für
Moecker sei trotz langen Ringens an Ende recht eindeutig
gefallen, betonte der Vorsitzende des Vereins Leipziger
Jahresausstellung, Prof. Rainer Schade, bei der Preisverleihung. Der von der Sachsen Bank gestiftete Preis der
Leipziger Jahresausstellung ist mit 2.500 Euro dotiert und
mit einer Personalausstellung verbunden.
„Wir danken der Sachsen Bank, die uns in unserem Anliegen, aktuelle Kunst zu präsentieren und auch zu fördern,
kontinuierlich zur Seite steht, ausdrücklich für ihr großzügiges Engagement“, sagte Schade. Seit der Wiedergründung des Vereins Leipziger Jahresausstellung im Jahr
1992 wird der Preis bereits zum elften Mal vergeben.
Preisträger Thomas Moecker
überzeugte die Jury
Foto: privat
Seite 19
Meldungen aus der Sachsen Bank
Fokus Mittelstand
Die
Pharmaindustrie
Mitteldeutschland
Automobilindustrie
in in
Mitteldeutschland
Finanzierungsschub für Brennstoffzellen
Eine erste Finanzierungsrunde für die weitere Entwicklung
ihrer patentierten Brennstoffzellentechnologie konnte
im Dezember die in Dresden ansässige eZelleron GmbH
erfolgreich abschließen. Gemeinsam mit den Investoren
eCapital und Fraunhofer Venture beteiligte sich der
Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS) im Rahmen der
Finanzierungsrunde mit einem Gesamtvolumen in Höhe
von 2,4 Mio. EUR an der Gesellschaft. Der TGFS ist ein
Wagniskapitalfonds mit einem Volumen von 60 Millionen
Euro und investiert ausschließlich in junge Hochtechnologie-Firmen. Er investiert Mittel des Freistaats Sachsen,
unterstützt unter anderem von den Sparkassen in Leipzig,
Chemnitz, Dresden sowie der LBBW.
Die eZelleron GmbH entwickelt und vertreibt mobile
Stromversorgung auf Basis von Brennstoffzellentechnologie. Die Brennstoffzellen können in andere Systeme
integriert oder als externe Ladegeräte verwendet werden.
Das Unternehmen ist in der Lage, seinen Kunden eine
hocheffiziente Energiequelle zur Verfügung zu stellen, die
eine mobile Stromversorgung ermöglicht. Mit sehr leichten Kartuschen (z. B. Feuerzeugen) können u. a. portable
Geräte wie Laptops dauerhaft unabhängig vom Stromnetz
betrieben werden.
Weitere Infos: http://www.ezelleron.eu/de
Erfahrungsaustausch für Unternehmer
Auf die große Bedeutung einer soliden Hausbankverbindung hat der Vorstandsvorsitzende der Sachsen Bank,
Harald R. Pfab, beim 6. Mitteldeutschen Unternehmertag
in Leipzig hingewiesen. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten profitierten Unternehmen von einer über
Jahre gewachsenen Kunde-Bank-Beziehung. Von einer
generellen Kreditklemme könne deshalb auch nicht
gesprochen werden. Vielmehr seien Unternehmer heute
stärker gefordert, die Nachhaltigkeit ihres Geschäftsmodells gegenüber der Bank deutlich zu machen, betonte
Pfab vor über 200 mittelständischen Unternehmerinnen
und Unternehmern aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Sachsen Bank war ebenso wie die zur LBBWGruppe gehörende CFH-Beteiligungsgesellschaft einer der
Hauptsponsoren und Mitveranstalter der Fachtagung.
Blick ins gut gefüllte
Plenum des Mitteldeutschen
Unternehmertages
Praktische Fragen mittelständischer Unternehmen standen
dann im Mittelpunkt von acht Fachforen zu Themen wie
optimierter Fördermitteleinsatz, steuerrechtliche und
finanztechnische Fragestellungen beim Erschließen neuer
Märkte oder auch M&A-Transaktionen in einem volatilen
Marktumfeld. Peter Kröger, Bereichsleiter Unternehmenskunden der Sachsen Bank, der gemeinsam mit CFHGeschäftsführer Christian Vogel und Dr. Thomas Gitzel,
Senior Economist Bond Research/Economics der LBBW,
über „Strategien für erfolgreiche Unternehmer“ diskutierte, zog am Ende ein positives Fazit der Veranstaltung.
„Die praxisnahen Themen und der direkte Dialog mit
den Experten kommen bei den Teilnehmern gut an. Der
Mitteldeutsche Unternehmertag hat sich als der Treff des
Mittelstandes in unserem Geschäftsgebiet etabliert.“
Harald R. Pfab, Vorstandsvorsitzender der Sachsen
Bank, begrüßte über 200
Unternehmerinnen und
Unternehmer beim 6. Mitteldeutschen Unternehmertag
Milchschokolade
Erfinder: Gottfried Heinrich Jordan
und August Friedrich Timaeus
Deutschland, Dresden, 1839
Passende Zutaten. Made in Germany.
Für den Mittelstand in Mitteldeutschland.
Aus einer genialen Idee und den richtigen Zutaten entstand in
Dresden einst die erste Milchschokolade. Für die richtigen Zutaten
bei ganzheitlichen Finanzlösungen sorgt die Sachsen Bank. Als
Unternehmen der LBBW-Gruppe bieten wir speziell dem Mittelstand
Ein Unternehmen
Unternehmen der
der LBBW-Gruppe
LBBW-Gruppe
in unserer Region das umfassende Leistungsspektrum eines erfahrenen, flexiblen Finanzdienstleisters, verbunden mit der individuellen Kundenbetreuung einer eigenständig agierenden Regionalbank.
Weitere Informationen unter www.sachsenbank.de