Ernährung bei Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)

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Ernährung bei Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
Klinik für Ernährungsmedizin
Klinikum rechts der Isar, TU München
Uptown München Campus D
Georg-Brauchle-Ring 60/62 München
Direktor: Univ.-Prof. Dr. Hans Hauner
Ernährung bei Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
Eine chronische Niereninsuffizienz ist durch eine kontinuierliche Verschlechterung
der Nierenfunktion gekennzeichnet. Stoffwechselendprodukte wie Harnstoff,
Kreatinin und andere werden unzureichend ausgeschieden und im Körper
angereichert.
Ziele der Ernährungstherapie bei Niereninsuffizienz sind:
- Minimierung von harnpflichtigen Substanzen
- Optimierung / Aufrechterhaltung des Ernährungszustands
- Vermeidung von metabolischen Komplikationen wie renale Osteopathie,
Übersäuerung, Hyperurikämie usw.
- Verlangsamung des Fortschreitens der Erkrankung
Die Ernährungsempfehlungen von Nierenkranken unterscheiden sich sehr von den
Empfehlungen für eine gesunde Ernährung der Allgemeinbevölkerung. Erschwerend
kommt hinzu, dass es keine einheitliche Nierendiät gibt, sondern sich die Empfehlungen an den individuellen Beeinträchtigungen der Nierenfunktion, dem Stadium der
Niereninsuffizienz und den aktuellen Laborwerten orientieren.
Nachfolgende Empfehlungen gelten als Orientierung für Ihre individuelle Lebensmittelauswahl.
1. Empfehlungen zur Flüssigkeitszufuhr:
Zur Ermittlung der Zufuhrmenge an Flüssigkeit gibt es eine einfache Formel:
Ausscheidung + 500ml / Tag
Bei der Getränkeauswahl sollten Sie den Gehalt an Natrium, Kalium und Phosphat
beachten.
Geeignete Getränke: (natrium-, kalium- und phosphatarm)
Früchte- und Kräutertee, grüner und schwarzer Tee, Kaffee (2-3 Tassen/Tag),
Limonade, Sirup, Mineralwasser (<100mg Na/l)
Ungeeignete Getränke: (natrium-, kalium- u./od. phosphatreich)
Cola, Instantgetränke (Nescafe, Capucchino, Zitronentee), Milch, Obst- und
Gemüsesäfte, Wein, Bier (auch alkoholfreies Bier)
Bei Notwendigkeit einer Flüssigkeitsbeschränkung ist außerdem zu beachten:
Der Flüssigkeitsgehalt von festen Nahrungsmitteln, wie Fleisch, Brot, Nudeln,
Reis, Kartoffeln und Gemüse muss nicht als Flüssigkeit berechnet werden.
Der Flüssigkeitsgehalt flüssiger Nahrungsmittel (Suppen, Soßen, Joghurt, Pudding,
Breie, Kompott) muss dagegen zu 100% berücksichtigt werden.
2. Umgang mit natriumreichen Lebensmitteln und Getränken:
Natrium bindet Wasser und fördert somit Wassereinlagerungen im Körper
(Ödembildung). Außerdem verursachen salzreiche Lebensmittel und Speisen
Durst, was die Einhaltung der Flüssigkeitsbeschränkung erschwert.
Nähere Info´s im Info-Blatt „Kochsalzarme Ernährung“!
3. Vorsicht beim Verzehr von kaliumreichen Lebensmitteln:
Bei erhöhten Kaliumwerten im Blut (> 4,8mmol/l) sollten Sie kaliumreiche Getränke
und Lebensmittel nur in sehr kleinen Portionen verzehren bzw. ganz darauf
verzichten; die Menge macht`s!
Besonders kaliumreich sind:
Obst- und Gemüsesäfte, Wein, Milch, Trockenobst (Datteln, Feigen, Rosinen),
Banane, Aprikosen, Honigmelone, Avocado, Kartoffeln (Pellkartoffeln) und
Kartoffelerzeugnisse (Püree, Kroketten, Pommes frites, Chips), Marzipan,
Schokolade, Kakao, Schokoladenprodukte (Kakaogetränke, Schokopudding,
Schokokuchen…), Müsli, Nüsse
Nähere Info´s im Info-Blatt „Kaliumarme Ernährung“!
3. Meiden von besonders phosphatreichen Lebensmitteln:
Phosphat ist in fast allen Lebensmitteln enthalten. Mit abnehmender Nierenfunktion
wird Phosphat unzureichend ausgeschieden. Die Phosphatspiegel im Blut beginnen zu steigen.
Besonders phosphatreich sind:
Schmelzkäse (Streichkäse und Scheibletten), Hartkäse, Milchpulver, Kondensmilch, Eigelb, Eipulver, Hülsenfrüchte, Nüsse, Pilze, Wurst mit Phosphatzusatz,
Fisch, Backpulver, Kakao / Schokolade, Kleie, Hefe
Außerdem enthalten Lebensmittel und Getränke mit Phosphatzusätzen reichlich
Phosphat wie Colagetränke, Instant-Getränke, Fertigprodukte (Instanterzeugnisse,
Püree- und Knödelpulver, Soßenpulver etc.) Backmischungen
Nähere Info´s im Info-Blatt „Phosphatarme Ernährung“!
4. Empfehlungen zur Eiweißzufuhr:
Die Eiweißzufuhr (Protein) richtet sich nach der Höhe des Serumkreatinins und /
oder der glomerulären Filtrationsrate (GFR). Ab einer mittelgradigen Einschränkung
der Nierenfunktion sollte eine Proteinbegrenzung erfolgen. Eine kontrollierte
Eiweißzufuhr kann das Fortschreiten der Niereninsuffizienz verzögern und eine
Dialysetherapie aufschieben. Ein weiterer erwünschter Effekt ist die damit verbundene Senkung der Phosphataufnahme und die Verbesserung der Übersäuerung (Azidose).
Bei einer Eiweißbegrenzung ist auf eine ausreichende Energiezufuhr und auf die
Auswahl von Proteinen mit hoher biologischer Wertigkeit zu achten. D.h. die
Eiweißträger sollten zu 2/3 tierischer und zu 1/3 pflanzlicher Herkunft sein.
Eine eiweißarme Ernährung ist nur sinnvoll, solange keine Dialysebehandlung
durchgeführt wird!
Nähere Info´s im Info-Blatt „Eiweißarme Ernährung für Nierenkranke“.
5. Tipps zur Fettauswahl:
Eine chronische Niereninsuffizienz ist auch schon bei milder Ausprägung mit einem
deutlich erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko verbunden. Fettstoffwechselstörungen mit
erhöhten Serum-Triglyceriden und verringerter HDL-Cholesterin-Konzentration
stellen den größten Risikofaktor für arteriosklerotische Veränderungen dar.
Durch die Auswahl fettarmer Produkte und Bevorzugung von pflanzlichen Fetten im
Austausch mit tierischen Fetten können Sie die Blutfette günstig beeinflussen.
Nähere Info´s im Info-Blatt „Essen und Trinken bei Fettstoffwechselstörungen“.
Adressen von Selbsthilfegruppen:
Regionalgruppe München und Umland
Für Nierenkranke, Dialysepatienten und Transplantierte
Netzerstr. 43
80992 München
Tel.: 089 / 3161254 (Mittwoch von 11-14.30 Uhr)
Interessengemeinschaft der Dialysepatienten und Nierentransplantierten
in Bayern e.V.
Frankfurter Str. 82A
97082 Würzburg
Tel.: 0931 / 886764
Bundesverband Dialysepatienten Deutschland e.V. (DD)
Weberstr. 2
55130 Mainz
Tel.: 06131 / 85152
Stand: Juni 2010