4. Schnitt - Reader Videoaktivismus

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4. Schnitt - Reader Videoaktivismus
4. Schnitt
Das Hintereinandersetzen einzelner Videoseqenzen wird Videoschnitt oder auch Editing genannt.
Analoger Schnitt
Beim analogen Schnitt werden die Videoaufnahmen mit zwei Videorecordern von einem Tape zum
andern kopiert. Für einen sehr präzisen Schnitt sind hochwertige Videorecorder notwendig, die es
möglich machen, bis auf einen Frame genau zu schneiden (1 Frame entspricht 1/25 Sekunde).
Beim analogen Schnitt wird linear von Anfang bis Ende des zu erstellenden Videos gearbeitet. Es ist
nicht möglich, später am Anfang noch eine Seqenz einzufügen oder z.B. die Länge einer Sequenz zu
verändern. Deswegen ist bei dieser Art von Schnitt, der auch "Linearer Schnitt" genannt wird,
wichtig, vorher genau zu überlegen, welche Sequenzen in welcher Länge und Reihenfolge
hintereinander auf das Mastertape gespielt werden sollen. Für diese Planung ist ein
Schnittprotokoll sehr wichtig.
Digitaler Schnitt
Heutzutage ist es möglich, am normalen PC Video digital zu bearbeiten. Die Rechenleistung, die
notwendig ist, um grosse Datenmengen zu berechnen, ist bezahlbar geworden. Wir konzentrieren
uns in diesem Reader auf den digitalen Schnitt.
Die Videoseqenzen, die für das zu erstellende Video benutzt werden sollen, müssen in den Rechner
geladen werden. Beim Schneiden am Rechner werden die Sequenzen nicht physisch
aneinandergereiht, wie es beim analogen Schnitt der Fall ist. Der Rechner erstellt ein Protokoll,
welche benutzt wird, um das Video, was erstellt wird, wiederzugeben (und um es z.B. auch wieder
aus dem Rechner auszuspielen). Eigentlich ist das Schneiden das Erstellen dieses Protokolls (mit
visueller Unterstützung) im Rechner - der Rechner berechnet danach das Video aus diesem
Protokoll.
Die Szenen können während des Schnitts auf die richtige Länge gebracht und hintereinander gesetzt
werden, es können Titel erstellt und Übergänge oder eine Nachvertonung gemacht werden, d.h.
nachträglicher Kommentar kann eingesprochen oder Musik eingespielt werden. Bei dieser Art von
Schnitt ist es möglich, die Reihenfolge von Szenen, die schon hintereinander gesetzt sind, zu
verändern: eine Szene kann irgendwo zwischengefügt oder entfernt oder die Länge verändert
werden. Durch diesen nicht-linearen Schnitt entsteht eine grössere Flexibilität. Dadurch wird
allerdings auch die Gefahr grösser, dass sich jemand ohne Vorüberlegung an den Rechner setzt und
beliebige Szenen des aufgenommenen Materials in den Rechner zieht und aneinander reiht. Für
kurze Sachen ist das vielleicht nicht so problematisch, aber wenn es um die Produktion einer
längeren Dokumentation geht, macht es Sinn, vorher ein Schnittprotokoll zu erstellen.
Praktische Tips
Bevor wir zum Schnittprotokoll kommen, hier noch ein paar Tips, die zum Teil schon im Kapitel 1.4
Kameraführung genannt worden sind.
Schon während der Aufnahme ist es wichtig, an den späteren Schnitt zu denken. Einige Fehler
können hinterher nicht mehr korrigiert werden.
•
Bevor die Szene anfängt, die aufgenommen werden soll, das Band ca. 5 Sekunden
aufnehmen lassen. Soviel Zeit braucht die Kamera, um absolut ruhig zu laufen. Auch um
Übergänge zwischen zwei Szenen zu schneiden, werden ein paar Extra-Sekunden gebraucht.
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•
Nachdem die Szene abgelaufen ist, das Band noch 5 Sekunden weiterlaufen lassen. Manche
Kameras drehen das Band ein bischen zurück, bevor die nächste Aufnahme anfängt. Die 5
Sekunden sind der "Sicherheitsabstand". Desweiteren werden ein paar Sekunden beim
Schneiden von Übergängen gebraucht.
•
Lieber eine Szene ein paar Mal wiederholen. Die meisten Aufnahmen kann man nachträglich
nicht noch einmal machen, darum lieber einmal zuviel als zuwenig. Beim Sichten kann dann
die beste Aufnahme ausgewählt werden.
•
Zwischendurch immer wieder mal Detail- oder Atmo-Aufnahmen machen. Wenn sich ein
Wackler oder ein Bildsprung eingeschlichen hat, kann man diesen mit so einer Aufnahme
"abdecken".
•
Bildausschnitte aus verschiedenen Perspektiven drehen. Das macht den Schnitt hinterher
einfacher und und das Video interessanter. Aber: ein Schnitt von sehr unterschiedlichen
Einstellungsgrössen (z.B. Totale auf Nahaufnahme) ist ein zu grosser Sprung, der Zuschauer
verliert das Raumgefühl. Lieber in mehreren Zwischenschritten.
•
Nicht in einen Zoom oder Schwenk schneiden! Erst schneiden, wenn die Bewegung
abgeschlossen ist.
•
Viele kurze Schwenks, Zooms, Bildauschnitte hintereinander machen den Film sehr unruhig.
Es wird für den Zuschauer schwierig, die Konzentration zu behalten.
4.1 Schnittprotokoll
Bandprotokoll
Von den Videoaufnahmen sollte ein Bandprotokoll erstellt werden. Am besten kann die Kamera oder
ein anderes Abspielgerät an einen Fernseher (grossen Monitor) angeschlossen werden. Die meisten
Kameras können so eingestellt werden, dass die Aufnahmezeit im Bild wiedergegeben wird. Es ist
praktisch, auf Papier mitzuschreiben, am besten in einer Liste. Diese Liste könnte so aussehen:
Tape #4 : Anti-Bush Demo in Mainz
Timecode Umschreibung
Anmerkung
1
00.20 – 01.05
Fronttransparent aus Froschperspektive
zuviel Menschen laufen durchs Bild
2
- 01.30
Papp-Panzer fährt vorbei, Totale
benutzbar
3
- 02.18
Hüpfende Leute: 1, 2, 3 ....
Gute Stimmung
4
- 02.52
Plakate: Kriegsverbrecher Nr. 1
Zentrale Aussage !
5
03.33 – 06.45
Redebeitrag am Rathaus
Zuviel Nebengeräusche
6
07.13 – 08.10
Demo läuft weiter - Vogelperspektive
Schöner Überblick
7
08.15 – 08.48
Interview mit Demoteilnehmerin
Starke Aussage
Nr.
Mit diesem Bandprotokoll können die richtigen Szenen ausgesucht werden, die im Drehbuch oder,
weniger ausführlich, im Storyboard beschrieben worden sind.
Natürlich kann es auch sein, dass es gar kein Storyboard oder Drehbuch gab. Manchmal ist es dann
ganz schwierig, um aus dem aufgenommenen Material ein nettes, informatives oder unterhaltsames
Video zusammenzuschneiden. Natürlich ist es nicht immer möglich, vorher alles in einem Drehbuch
festzulegen, z.B. beim Filmen von Demonstrationen oder Aktionen. Trotzdem ist es wichtig, vorher
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ein paar Überlegungen zu machen, was auf jeden Fall gefilmt werden soll. Das kann z.B. ein
Kurzinterview sein über das was passiert, einige Totalen, um die Grösse der Demo zu zeigen,
Detailaufnahmen, um das Ganze ein bischen aufzulockern, Ortschilder, um den Zuschauern eine
Orientierungsmöglichkeit zu geben. Es ist auch wichtig, vorher zu überlegen, wer das Zielpublikum
sein wird. Anhand dieser Überlegungen und des Bandprotokolls kann dann das Schnittprotokoll
gemacht werden.
Schnittprotokoll
Das Schnittprotokoll ist eine Liste mit den verschiedenen Szenen, aus denen das Video
zusammengesetzt werden soll, deren Reihenfolge und Länge. Welche Interview- Teile benutzt
werden sollen, ob die InterviewpartnerInnen die ganze Zeit im Bild zu sehen sind oder ob, und wenn
ja, welche Bilder über das Interview gelegt werden sollen. Welche Musik benutzt wird und wo, und
wie laut die Tonspuren sein sollen.
Auch Überblendungen zwischen den Szenen werden aufgelistet, welche benutzt werden sollen und
wie schnell sie sind.
Titel und Abspann, alles soll drin stehen.
Wie ausführlich das Schnittprotokoll ist, ist unterschiedlich. Für eine kurze Reportage kann es
ausreichen, nur ein paar Notizen zu machen, für ein längeres Video macht es oft Sinn, mehr aufs
Papier zu setzen. Mit einem ganz genauen Schnittprotokoll kann auch jemand schneiden, der/die gar
nicht an den Aufnahmen oder dem Ausdenken des Drehbuchs beteiligt war. Wenn die gleiche(n)
Person(en) an der ganzen Arbeit beteiligt sind, muss das Protokoll nicht ganz genau sein, am
Schnittplatz können bestimmte Sachen dann ausprobiert werden, usw.
Anhand des Schnittprotokolls können dann die benötigten Szenen in der Rechner gezogen werden.
Auch wenn die Festplatte gross genug ist, ist es besser, nur kurze Szenen in den Rechner zu ziehen.
Dadurch muss hinterher nicht endlos in einer Szene gesucht werden nach dem Stück, das benutzt
werden soll. Darüberhinaus macht es Sinn, den Szenen nachvollziehbare Namen zu geben.
Schneiden in Runden
Manchmal ist es sehr nützlich, erst einen Rohschnitt zu machen. Das ist das grobe Gerüst des
Videos. In dieser Rohfassung sind alle Hauptbestandteile, die das Video ausmachen. Wenn nicht von
Anfang an klar ist, welche Musik für das Video benutzt wird, ist es spätestens nach dem Rohschnitt
angesagt, sich zu entscheiden. Der Feinschnitt wird auf den Rhytmus der Musik gemacht.
Aber ist das Video auch verständlich für dein Zielpublikum? Zeig es jemandem! Der Final Cut wird
erst nach verschieden Runden gemacht.
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4.2 Schnittprogramme
Es gibt verschiedene Programme für den digitalen Videoschnitt. Professionelle Programme sind Final
Cut Pro, Avid XPress und Premiere Pro. Wegen der Echtzeitwiedergabe während des Schneidens
brauchen sie sehr leistungsstarke Rechner. Mittlerweile hat sich die Hardwaretechnik aber so
entwickelt, dass sie im Prinzip auch auf Rechnern für den Hausgebrauch laufen. Nachteil dieser
Software ist, dass sie relativ teuer ist.
Semi-professionelle Programme sind z.B. MovieDV 6, Let's Edit, Studio Plus v.9, Video Studio 8.
Premiere 6.5, der Vorläufer von Premiere Pro, ist ein Programm mit vielen Möglichkeiten. Die
meisten Leute werden hiermit auskommen.
Nachteil von oben genannter Software ist, dass es keine freie Software ist. Beispiele für freie
Software sind Kino 0.7.0 und Cinelerra 1.2.1, die beide unter Linux funktionieren.
4.2.1 Premiere
Premiere ist ein einfach zu benutzendes Programm zur Videobearbeitung und bietet viele kreative
Möglichkeiten. In diesem Reader werden die Grundlagen erklärt.
Folgende Themen werden im Reader behandelt:
-
Getting started ! - die Premiere-Benutzer-Oberfläche
Capture- Video in den Rechner ziehen
Schneiden - Szenen auf Timeline ziehen & kürzen
Übergänge / Überblenden
Color Matte
Bildsprung
Stills - einen Frame exportieren
Titel & Untertitel
Ton - bearbeiten & andere Tonquellen
Zeitraffer und Zeitlupe
Transparenz
Motion -- bewegende Bilder
Pixeln - Gesichter unkenntlich machen
Rechner
Für Videoschnitt mit Premiere 6.5 ist ein Rechner mit einem 1.5 GHz Pentium IV Prozessor (mind.),
256 MB Arbeitspeicher und einer Festplatte von mind. 60 GB (7200 rpm) angesagt. Natürlich gilt
'mehr ist besser', weil das Berechnen von Übergängen usw. dann schneller geht.
Für das Importieren von digitalem Videomaterial ist ein IEEE-1394-Eingang (firewire) notwendig.
Für die Festplatte gilt: 5 Minuten Video brauchen einen Speicherplatz von ca. 1 GB, wobei das
Rohmaterial (die Videoschnipsel, aus denen das Video zusammengeschnitten wird) Speicherplatz
einnimmt, aber auch das fertige Video, das am Ende berechnet wird. Es ist angesagt, die Festplatte
zu partitionieren, d.h. einen Teil mit Programmen zu belegen und einen Teil zu haben, auf dem nur
Videofiles gespeichert werden. Partitionen von z.B. 30 GB sind sinnvoll. Es ist wichtig, die Partition,
in der ein Projekt angefangen wird, am Anfang zu defragmentieren. Die Videofiles liegen dann nicht
verstreut über die ganze Festplatte; dadurch ist ein späterer Zugriff schneller möglich.
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Getting started !
Wenn Premiere hochgefahren wird, müssen zunächst die Einstellungen ausgewählt worden.
Normalerweise wird digitales Video im europäsche PAL-Format verarbeitet, deswegen: "DV PAL
Real-time Preview, Standard 48kHz" auswählen. Bei Video Settings ist der Compressor dann
"Microsoft DV (PAL)", Frame Size "720x576", Pixel Aspect Ratio "D1/DV PAL (1.067)", Frame Rate
"25" und Depth "Milions", Quality "100%".
Nach 'OK' öffnet sich die Premiere-Benutzer-Oberfläche. Dort gibt es folgende wichtige Fenster:
Das Projektfenster: Hier befinden sich die Videoszenen, aus denen das Video zusammengesetzt
wird.
Die Timeline: Hier werden die Szenen eingefügt und das Video zusammengesetzt. Es besteht aus
mehreren Videospuren, wobei Szenen, die in einer höheren Spur liegen, diejenigen, die darunter
liegen, abdecken. Für die Tonspuren gilt, dass alle gleichzeitig zu hören sind. Im Reader werden wir
das sogenante A/B-Editing erklären: die Video 1-Spur besteht eigentlich aus zwei Spuren mit einer
Spur dazwischen für Übergänge (Transitions). Unter 'Window' > 'Workspace' kann das 'A/B-Editing'
eingestellt worden.
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Das
Monitorfenster:
Hier ist eine
Vorschau zu sehen,
wie das Video
aussehen wird.
Im rechten Fenster kann eine Vorschau der Timeline angeschaut werden. Im linken Fenster kannst
du dir einzelne Video-Szenen aus dem Projekt-Fenster anschauen und einkürzen. Mit den Symbolen
in der Mitte kann zwischen den Fenstern gewechselt werden.
Neben diesem Fenster gibt es noch ein paar andere, in denen z.B. die Übergange aufgelistet sind. Es
macht Sinn, die verschiedene Fenster so anzuordnen, dass sie überschaubar sind und soviel von der
Bildschirmoberflache wie möglich benutzt werden kann. Diese Anordnung kann abgespeichert
werden unter 'Window' > 'Save Workspace...' Dort kann ein Name eingegeben werden und immer,
wenn Premiere hochgefahren wird, kann diese Einstellung dann ausgewählt werden. Beispiel:
Weitere Vorschau-Möglichkeiten
Neben der Vorschau im Monitor-Fenster kann es beim Schneiden sehr hilfreich sein, die Bilder in
einem grösseren Format zu sehen. An die mit Firewire an den Computer angeschlossene Kamera
kann über den analogen Ausgang der Kamera auch ein Fernseher oder ein weiterer Monitor
angeschlossen werden. An einem Laptop kann auch oft ein zweiter analoger Monitor angeschlossen
werden: auf dem Laptop wird die Benutzer-Oberfläche wiedergegeben und auf dem Monitor nur das
Vorschaubild.
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Capture
Video in den Rechner ziehen
Nachdem das aufgenommene Videomaterial gesichtet, ein Timecode gemacht und eine
Szenenauswahl getroffen worden ist, kann das Material in den Rechner gezogen werden.
Dafür die Kamera mit einem i-Link-(firewire-) Kabel mit dem Rechner verbinden und auf den
Abspielmodus ("VCR") stellen.
Auf der Oberfläche von Premiere auf 'File' > 'Aufnehmen' > 'Filmaufnahme' klicken. Das
Aufnahmefenster öffnet sich.
Bei 'Edit' die 'Device Control' (Fernsteuerung der Kamera) anmachen.
Dann einen neuen Ordner aufmachen, in dem die aufgenommenen Video- und Audiofiles und die
Preview-Files des Videoprojektes gespeichert werden. Damit ist es einfacher, den Überblick zu
behalten, und auch einfacher, später das Projekt vom Rechner zu entfernen.
Die Kamera kann mit der Device Control angesteuert und die entsprechenden Szenen ausgesucht
und aufgenommen werden.
Szene für Szene wird dann im Rechner in dem Ordner, den wir
dafür ausgewiesen haben, gespeichert. Den einzelnen Files wird
ein Namen gegeben, um ihn hinterher gut wiederzufinden.
Wegen der Grösse der Datenmenge, aber auch wegen des
besseren Überblicks ist es besser, nur kurze Szenen mit 3 bis 5
Sekunden Vor- und Nachlaufzeit in den Rechner reinzuziehen.
Nachdem alle Szenen in den Rechner reingezogen sind, das
Kabel wieder abmachen. (Sonst laufen die Szenen bei der
Wiedergabe abgehackt und es ist kein Ton zu hören.)
Die Szenen befinden sich jetzt im Projekt-Fenster:
Eine kleine Vorschau und Informationen über die Videoschnipsel
sind dort zu finden - die Symbole in der unteren Zeile des
Projektfensters geben verschiedene Möglichkeiten an, wie das
Projektfenster eingerichtet werden kann..
Das Projekt, in dem wir jetzt arbeiten werden, abspeichern!
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Schneiden
Szenen auf Timeline ziehen
Die Szenen können in der Reihenfolge des Schnitt-Protokolls über Drag&Drop in die richtige
Reihenfolge auf die Timeline gelegt werden.
Es ist praktisch, die Timeline so einzustellen, dass die Szenen mit kleinen Bildchen wiedergegeben
werden. Die Einstellung gibt es unter: 'Window' > 'Window Options' > Timeline window options :
Die Timeline kann unten links auf die verschiedenen Zeitwerte eingestellt werden. Grössere Werte
verschaffen einen Überblick, kleinere Werte (bis auf einen Frame genau) machen ein sehr präzises
Schneiden möglich.
Die senkrechte schwarze Linie auf der Timeline gibt die Stelle wieder, die im rechtem
Vorschaufenster wiedergegeben wird. Das kleine Dreieck oben an der schwarzen Linie kann mit der
Maus hin und her durch das entstehende Video geschoben werden. Mit den Abspieltasten unter dem
rechten Vorschaufenster können die Szenen angeguckt werden. Schneiden besteht zum grössten
Teil aus dem Ausführen von (kleinen) Veränderungen in den Szenen auf der Timeline und sie immer
wieder aufs Neue im Vorschaufenster anschauen, bis mensch zufrieden ist mit dem Resultat.
Am besten können die Video-1A- und 1B-Spuren für die Basisszenen benutzt werden, aus denen
sich das Video zusammensetzt. Zwischen den Szenen können später auch Übergänge eingefügt
werden. Die Szenen, die auf die Videospuren gelegt werden, haben auch einen Audio-Teil - dieser
landet automatisch auf den korrespondierenden Audiospuren. Wenn die Szenen bewegt werden,
bewegt sich die Audiospur mit, damit Bild und Ton synchron bleiben. Wenn das nicht gewollt ist,
müssen sie getrennt werden. Dafür mit rechts auf die Szene klicken und "Unlink" wählen oder auf
das Symbol unter der Timeline klicken (Achtung: jetzt wird bei allen Szenen Video und Audio
entkoppelt!) :
Szene kürzen
Es gibt mehere Möglichkeiten, um die Länge von Szenen zu verändern.
Bei der ersten Möglichkeit werden Anfang oder Ende einer auf der Timeline liegenden Szene mit der
Maus angeklickt und nach rechts oder links gezogen (während des Ziehens entsteht eine roter
Klammer). Damit wird die Szene verlängert oder eingekürzt.
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Es ist auch möglich, die Rasierklinge als Arbeitsgerät auszuwählen. Damit auf die Stelle in der
Szene klicken, die weggekürzt werden soll. An dieser Stelle wird die Szene dann geteilt. Den Teil,
der nicht benötigt wird, anwählen (dafür wieder den Pfeil als Arbeitstool wählen!) und mit der
'backspace'- oder 'delete'-Taste den Teil der Videospur löschen, der nicht benötigt wird.
Die dritte Möglichkeit: die Szene vom Projekt-Fenster ins linke Monitorfenster ziehen, abspielen,
und an dem Punkt, ab dem die Szene benutzt werden soll, auf die (linke) geschweifte Klammer
klicken: "{". An dem Punkt, ab dem die Szene nicht mehr benutzt werden soll, wieder auf die
(rechte) geschweifte Klammer klicken: "}". Zwischen den beiden Klammer liegt jetzt ein grüner
Balken. Dann die Szene vom linken Fenster auf die Timeline ziehen: nur der ausgewählte Teil der
Szene, unter der der grüne Balken liegt, lässt sich auf die Timeline ziehen. Die Szene ist also im
linken Monitorfenster schon vor-bearbeitet worden.
Der Vorgang kann mehrmals wiederholt werden, wenn von der gleichen Szene später noch andere
Ausschnitte gebraucht werden. Wenn nur Bild gebraucht wird, kann das Ton-Symbol angeklickt
werden (ein roter Querstreifen entsteht); damit wird die Tonspur ausgeschaltet und nur die
Videospur auf die Timeline gezogen.
Der grosse Vorteil der letzten Methode ist, dass bei längeren Szenen ganz schnell die richtige Stelle
auf die Videospur gelegt werden kann. Wenn ein Videoschnipsel irgendwo zwischen gelegt werden
und danach auf die richtige Länge gekürzt werden muss, muss danach das ganze Projekt wieder
zurechtgeschoben werden. Das ist bei der letzten Methode nicht nötig.
Übergänge
Die Videoszenen im Projektfenster werden auf die Videospuren 1A und 1B gelegt; nur die oben
liegende Videospur ist zu sehen.
Auf der Spur für die Übergänge werden die Überblendungen gelegt (drag&drop). Dazu müssen die
Szenen überlappen. Die Länge der Überlappung bestimmt die Geschwindigkeit, mit der die
Überblendung ausgeführt wird.
Es ist wichtig darauf zu achten, dass die Überblendung in die richtige Richtung ausgeführt wird. Im
oben gezeigte Beispiel wird die Szene auf Videospur 1A nach 'unten' zu der Szene auf Videospur 1B
übergeblendet. Normalerweise wird die Überblendung automatisch in die richtige Richtung verlaufen,
wenn sie zwischen zwei sich überlappenden Szenen gelegt wird, aber es macht Sinn, das ab und zu
zu kontrollieren - aber es fällt spätestens in der Vorschau auf, wenn sie nicht in der richtigen
Richtung verläuft. Die Richtung der Überblendung kann durch das Anklicken des blauen Pfeils
geändert werden.
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Übergänge sind nur in der Preview (Vorschau) zu sehen. Dafür muss die 'work area' berechnet
werden. Die 'work area' ist der Bereich, der auf der timeline vom gelben Balken begrenzt wird. Eine
andere Möglichkeit, sich eine Vorschau zeigen zu lassen, ist das Drücken der 'enter'-Taste: ab dem
Punkt, an dem sich die senkrechte schwarze Linie auf der Timeline befindet, wird das Preview
abgespielt. Oder wir drücken die 'alt'-Taste und bewegen den Cursor über die Szene, die wir uns
anschauen wollen (dann wird der Ton allerdings nicht wiedergegeben).
Gebräuchliche Überblendungen sind:
- Cross dissolve: die beiden Szenen gehen fliessend
ineinander über
- Additive Dissolve: Szenen werden beieinander addiert; hell
+ hell, dunkel + dunkel
Einige der möglichen
Übergänge (Transitions):
Wirkung der Übergänge
Es gibt eine Menge Übergänge, die ganz freaky wirken.
Andere erzeugen den Eindruck, dass es sich um ein
Familienurlaubsvideo handelt, vor allem, wenn sie wild
durcheinander benutzt werden. Natürlich können Übergänge
eine gute Wirkung haben: sie können z.B. den Rhytmus des
Videos beschleunigen. Wichtig ist, zu bedenken, was du mit
deiner Überblendung erzeugen willst und es dir dann im
Preview anzugucken: Stimmt es so?
Ein- & Ausblenden
Ein weitere Möglichkeit der Einblendung von Szenen ist,
eine Videoszene auf die Video 2-Spur zu legen. Ein Klick
auf das kleine Dreieck vor "Video 2" macht die
Transparenzlinie auf. Durch das Anklicken der rote Linie
kann diese nach unten gezogen worden. Indem du auf die
rote Linie klickst, kannst du einen Punkt dort herstellen,
von dem aus die rote Linie weiter nach oben oder unten
gezogen werden kann, wie ein Gummiband. Ganz oben ist
0% Transparent, ganz unten ist 100% Transparent. Das
heisst also, dass das Video in Videospur 2 durchlässig wird
und damit auch ein Teil der Szene, die auf der
darunterliegenden Spur liegt, zu sehen ist (wenn dort eine
liegt). Und auch hier gilt, dass diese Ein- oder
Ausblendungen nur mit einer Vorschau zu sehen sind
(also: 'alt'-Taste und den Cursor über den Übergang
bewegen oder die 'Enter'-Taste drücken).
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Color Matte
Ein Schwarzbild wird häufig als Zwischenbild gebraucht oder im Vorspann oder Abspann, jeweils ein
paar Sekunden am Anfang und am Ende. Aus dem Schwarzbild wird gerne aufgeblendet in die
nächste Szene (mit Additive Dissolve).
Die Color Matte ist eine Möglichkeit, um ein Schwarzbild zu herzustellen: unter 'File' > 'New' > 'Color
Matte' wählen.
Eine Farbe anwählen, in diesem Fall Schwarz, und dem Schwarzbild einen Namen geben.
Diese Color Matte kann dann auf eine Videospur gelegt worden.
Es gibt verschiede Möglichkeiten, um die Color Matte einzusetzen, z.B. um am Ende eines Video
nach Schwarz auszublenden.
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Bildsprung
Angenommen, wir haben eine Videoszene, bei der jemand etwas erzählt, aus der wir aber nur ein
paar Ausschnitte benutzen wollen.
Wir öffnen die reingezogene Videoszene mit drag & drop im linken Fenster:
Dort können wir die Szene abspielen. Anfang und Ende des Ausschnittes, den wir benutzen wollen,
markieren wir, indem wir auf die geschweiften Klammern "{" und "}" klicken. Unter dem
selektierten Teil entsteht eine grüne Linie:
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Wenn wir jetzt die Szene vom linken Fenster auf die Timeline ziehen, nehmen wir nur den
selektierten Teil mit:
Diesen Vorgang können wir mit der Szene im linken Fenster wiederholen, bis wir alle Ausschnitte,
die wir benutzen wollen, gesammelt haben.
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Wenn wir die Ausschnitte auf der Timeline abspielen bekommen wir das Problem, das zwischen den
Ausschnitten ein Bildsprung auftritt.
Das Problem kann gelöst werden, indem wir den Übergang zwischen den Ausschnitten mit
passenden Bildern abdecken. Für solche Situationen ist es immer praktisch, ein paar zusätzliche
Aufnahmen gemacht zu haben:
Wenn das Audio-Symbol unter dem linken Fenster angeklickt wird, wird die Tonwiedergabe
ausgeschaltet. Wenn dann der Ausschnitt auf die Timeline gezogen wird, wird der Ton nicht
mitgeschleppt.
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Eine zweite Möglichkeit, um einen Sprung abzudecken, ist das Einfügen eines Schwarzbildes
zwischen die beiden Szenen. Dafür muss ein schwarzes Hintergrundbild erstellt werden, eine
sogenannte Color Matte die auf Videospur 1B gelegt wird.
Links unten auf dem Monitorbild kann jetzt die Zeitskala der Timeline auf 1 Frame gesetzt werden.
Dann wird mit der Rasierklinge ein Frame am Anfang des zweiten Ausschnittes weggeschnitten.
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Weil wir nicht wollen, dass eine Tonlücke entsteht, schneiden wir nur ein Video-Frame weg. Dafür
müssen Bild und Ton entkoppelt werden: mit der rechten Maustaste auf den losgeschnittenen Frame
klicken und 'Unlink Audio and Video' anklicken:
Dann kann der Frame entfernt werden, indem man erst das Arbeitsgerät anwählt (der kleine Pfeil),
dann den Frame selektiert und daraufhin entfernt.
Danach verkürzen wir die Color Matte rechts und links neben der entstandenen Lücke auf drei
Frames (z.B. wieder mit der Rasierklinge).
Jetzt wählen wir aus der Transition-Liste
einen Übergang aus, 'Additive Dissolve' ist
hierfür geeignet. Der Übergang mit drag &
drop auf die Transition-Spur zwischen der
Videospur 1A und 1B ziehen. Meistens
passt sich die Länge automatisch an die
Länge der beiden Ausschnitte an, die sich
überlappen (bzw. hier Ausschnitt und
Schwarzbild). Aufpassen, dass die Richtung
des Überganges stimmt (erkennbar am
Richtungspfeil auf dem Übergang; die
Richtung kann durch das Anklicken des
blauen Pfeiles im Übergang verändert
werden).
Es wirkt, als ob die ZuschauerIn einmal mit
den Augen zwinkert.
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Eine dritte Möglichkeit, um den Bildsprung zu verwischen, ist das ineinander übergehen lassen
von zwei Ausschnitten. Dafür ziehen wir die zweite Szene auf die Video 1B-Spur:
Dann verlängern wir den zweiten Ausschnitt ein bischen nach links, so dass ca. 12 frames unter dem
ersten Ausschnitt liegen. Das geht, indem mit dem Cursor der linke Rand des Ausschnittes
angeklickt wird. Dadurch entsteht eine rote viereckige Klammer '['. Durch Anklicken und gleichzeitig
ziehen kann der Ausschnitt verlängert werden. Danach wird ein Übergang zwischen die Ausschnitte
gelegt, 'Cross Dissolve' ist hierfür geeignet:
Dann muss noch die Audiospur am Anfang des zweiten Ausschnittes, die ja mitverlängert worden ist,
entfernt werden. Bild und Ton muss zuerst wieder entkoppelt werden, dann kann mit der
Rasierklinge geschnitten werden.
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Stills
Einen Frame exportieren
Vielleicht möchtest du ein Bild aus dem Video, dass du aufgenommen hast (einen Frame), benutzen,
z.B. für eine Website oder eine Zeitung. Die senkrechte schwarze Linie wird so plaziert, dass das
gewünschte Bild im rechten Vorschaufenster zu sehen ist. Unter 'File' > 'Export Timeline' wird
'Frame' ausgewählt. Der Frame wird in einem extra Fenster aufgemacht. Es gibt verschiedene
Möglichkeiten, den Frame abzuspeichern (unter "Settings": TIFF, GIF, ..).
Wenn wir das Bild anschauen, ist es oft so, dass es aus komischen waagerechten, etwas zueinander
versetzten Streifen zusammen gesetzt erscheint. Mit einem Trick kann trotzdem eine passable
Qualität erreicht werden.
In einem Programm wie z.B. Photoshop kann die Bildgrösse verändert werden:
Die Bildgrösse ist normalerweise 720 x 576 Pixel, Breite mal Höhe. Die Höhe halbieren wir auf 288
Pixel, wobei die Breite gleich bleiben muss. Danach wird die Höhe wieder zurück gebracht auf die
ursprüngliche Zahl, 576. Der Rechner berechnet die Höhe durch Interpolation wieder zurück.
Dadurch fallen die Streifen weg, es gibt allerdings einen kleinen Schärfe-Verlust.
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Der Grund für die waagerechten Streifen ist, dass Video in Halbbildern aufgenommen wird. Eine
kleine Verschiebung der Position der Kamera oder des Motivs führt zu diesen Linien im Frame (bei
der Wiedergabe von Video ist das natürlich kein Problem).
Eine weitere Möglichkeit, einen Frame zu exportieren, gibt es in Photoshop. Unter 'Filter' > 'Video' >
'De-Interlace' auswählen, dann 'Eliminate Odd Field' und 'Create New Field by Interpolation'
auswählen.
Bedenkt, dass die Auflösung von Video im Vergleich zu Fotos sehr niedrig ist. Für das Abdrucken
scharfer Bilder sind 300 dpi (Pixel per Inch) nötig, d.h., ein Videoframe kann mit einer Breite von
maximal 6 cm ausgedruckt werden.
Für Graustufen und Farbbilder kann eine etwas niedrigere Auflösung von z.B. 200 dpi benutzt
werden (9 cm breit).
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Titel
Unter 'File' > 'New' > 'Title' können Titel erstellt werden:
Anwählbare Möglichkeiten sind still (stillstehender Titel), roll (Titel rollt von oben nach unten durchs
Bild) und crawl (Titel rollt von rechts nach links durchs Bild).
Im Premiere-Titel-Programm kannst du Text eintippen, einfärben, Linien drumherum legen, mehrere
Schrifttypen auswählen, etc.
Der Text muss dann gespeichert (als .prtl file) und ins Projekt aufgenommen werden, mit: 'File' >
'Import' > 'File..'.
Dieser File wird danach auf Videospur 2 gelegt. Die Länge des Titels kann genau wie die von einer
Videoszene variiert werden. Mit der Vorschau (Alt-taste + cursor bewegen oder die Enter-taste
drücken) anschauen.
Der Text kann ein- und ausgeblendet werden. Dafür die Videospur mit dem Dreieck an der linken
Seite der Videospur aufklicken. Dann kann mit dem Cursor die rote Linie runter und wieder
raufgezogen werden.
Wenn am Titel etwas verändert werden muss, kann er durch einen Doppelklick wieder aufgemacht
werden.
TitleDeko
Ein anderes Programm, welches als Plug-In
mit Premiere funktioniert, ist TitleDeko:
'File' > 'New' > 'TitleDeko'.
Auch mit diesem Programm können Titel
erstellt werden. Beide Programme haben
ihre Vorteile. Mit TitleDeko ist es z.B. ganz
leicht, Bilder einzufügen.
Untertitel
Titel werden sehr oft benutzt, um Untertitel
zu machen. Titledeko hat den Vorteil, das
es mit der 'speichern-unter'-Funktion
einfach ist, eine Reihe von Untertitel zu
erstellen und danach auf das Video zu
legen.
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Ton
Ton bearbeiten
Im Gegensatz zu den Videospuren, von denen nur die Obere zu sehen ist, wenn das Video abgespielt
wird, sind alle Audiospuren zu hören. Es kann aber sein, dass bestimmte Teile nicht gebraucht
werden oder lauter oder leiser sein müssen. Wenn der Ton in Premiere bearbeitet werden soll, die
Audiospur aufklicken (mit dem Dreieck am linken Rand). Wenn die Timeline auf einen kleinen Wert
eingestellt ist (normalerweise 2 Sekunden oder weniger), wird die Lautstärke der Audiospur grafisch
durch eine Tonkurve wiedergegeben.
Es kann sehr hilfreich sein, die Audiospur beim Schneiden aufgeklappt zu lassen, z.B. bei Interviews:
dann ist genau zu sehen, wann ein bestimmter Satz zu Ende ist.
Zunächst gibt es mehrere Möglichkeiten, den Ton lauter oder leiser zu machen:
•
Die rote Linie rauf- und runterziehen, wie bei einem Gummiband. Dadurch wird der Ton einund ausgeblendet oder er fliesst zwischen zwei Szenen ineinander über.
•
Den Ton mit der 'gain'-Funktion verstärken. Dazu mit der rechten Maustaste die Audiospur
anklicken > 'Audio-Options' > 'Audio Gain'. Diese Verstärkung gilt dann für den gesamten
Ton der angewählten Szene. Der Maximum-Wert ist 200%, wenn mehr nötig ist, muss das in
einem externen Tonbearbeitungsprogramm gemacht werden. Die Gain-Funktion ist praktisch,
um die Lautstärke verschiedener Audioschnipsel aneinander anzugleichen.
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Beim Verstärken des Tons werden Nebengeräusche (wie z.B. das Rauschen des Windes) auch
verstärkt. Eine schlechte Audioaufnahme ist kaum zu reparieren. Störende Nebengeräusche können
abgeschwächt werden durch das Duplizieren einer Tonspur: auf > 'Audiooptionen' klicken und 'links
duplizieren' (oder rechts).
Andere Tonquellen
Andere Tonquellen (z.B. Musikstücke) können auf die Audiospuren gelegt werden. Dazu müssen sie
in Premiere importiert werden: 'File' > 'Import' > 'File...'. Die Files, die benutzt werden können, sind
z.B. .wav und mp3.
Audiomaterial, das zu einem Videoschnipsel gehört, aber nicht gebraucht wird, kann gelöscht
werden. Dazu muss Video und Ton entkoppelt werden: rechte Maustaste > 'Unlink Audio und Video'.
Achtung: beim Schneiden Video und Audio gekoppelt lassen, weil sich die Spuren sonst schnell
gegeneinander verschieben und nicht mehr synchron laufen.
Zeitraffer und Zeitlupe
Zeitraffer und Zeitlupe können beide mit der Speed-Funktion eingestellt werden. Dazu mit rechts auf
die Videoszene klicken, von der die Geschwindigkeit verändert werden soll. Unter 'Speed...' kann
eine Prozentzahl eingegeben werden, wodurch die Szene schneller oder langsamer abgespielt wird.
Die Audiospur verändert aber auch die Geschwindigkeit !
Grösser als 100% > die Geschwindigkeit nehmt zu (Zeitraffer); kleiner als 100% > die
Geschwindigkeit nimmt ab (Zeitlupe). Es ist auch möglich, eine negative Prozentzahl einzustellen,
und damit die Bewegung rückwärts abspielen zu lassen.
Neben dem Eingeben von Prozenten kann die Geschwindigkeit auch durch das Eingeben der
gewünschten Länge der Szene verändert werden. Am besten ist es, damit selber zu
experimentieren.
Transparenz
Videobilder transparent machen
Videobildern können ineinander übergeblendet werden. Dazu wird die Video 2-Spur mit dem links
davon befindlichen Dreieck geöffnet und die rote Transparenz-Linie wie ein Gummiband nach unten
gezogen.
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Motion
Bewegende Bilder
Manchmal ist es gewünscht, dass sich ein Bild durch eine Szene bewegt. Das kann ein Foto sein, ein
Text, eine abstrakte Form, etc. Dafür kann die Motion-Funktion benutzt werden. Dazu wird das Bild,
welches wir bewegen wollen, auf die Video 2-Spur gelegt. Danach mit der rechten Maustaste darauf
klicken und unter 'Video Options', 'Motion' auswählen.
Das Motion-Fenster wird geöffnet:
In dem Beispiel haben wir ein jpg-Bild ausgewählt, das wir durch das Video bewegen lassen wollen.
Im linken Fenster gibt es eine Vorschau, mit Play- und Pause-Taste. Im rechten Fenster wird die
Bewegung des Bildes wiedergegeben, im Standard von links nach rechts durch das sichtbare Gebiet.
Diese Positionen lassen sich mit der Maus verändern. Es ist auch möglich, zusätzliche Marker
einzufügen. In der Mitte des Fensters gibt es eine relative Zeitlinie. Für jeden Markerpunkt können
X- und Y-Koordinaten eingegeben werden, darüber hinaus kann das Bild gedreht und vergrössert
werden. Die Füllfarbe (links im Fenster) füllt einen Teil des Bildes mit einer einheitlichen Farbe.
Wenn wir blau wählen, was wir auch schon für die Umrandung des jpg-Bildes genommen haben,
kann nach dem Verlassen des Motion-Fensters mit der rechten Maustaste die Transparenz auf 'Blue
Screen' gestellt werden. Dadurch fällt das Blau weg.
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Pixeln
Gesichter unkenntlich machen
In bestimmten Situationen ist es nötig, dass Menschen im Video nicht zu erkennen sind. Nicht nur
wegen der Repression, auch wegen Stress, den es z.B. mit Nazis geben könnte. Ein weiterer Grund
ist natürlich, dass Menschen das sogenannte Recht auf ihr eigenes Bild haben.
Ob du die unkenntlich gemachten Bilder trotzdem zeigen willst, ist deine Sache, aber es ist wichtig
darüber nachzudenken, ob es einen Mehrwert hat. Denke auch darüber nach, was es für einen Effekt
beim Zuschauer erzeugt. Es kann sein, das die Pixel bewirken, dass TeilnehmerInnen einer
Demonstration dank der unkenntlich gemachten Gesichter als Verbrecher wahrgenommen werden.
Das ist dasselbe Bild, das entsteht, wenn bestimmte Demos durch ein doppeltes Spalier begleitet
werden: "Hier laufen Schwerverbrecher, aber auch die dürfen demonstrieren, wir müssen die Bürger
nur vor ihnen schützen".
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um solche Ereignisse zu zeigen. Als erstes gilt natürlich,
möglichst schon bei den Aufnahmen gar keine Gesichter (oder andere erkennbare Merkmale)
aufzunehmen. Z.B. kann die Grösse einer Demo auch von hinten gezeigt werden. Bilder von weit
weg haben in der Regel eine so schlechte Auflösung, dass identifizierbare Merkmale nicht mehr
wahrnehmbar sind. Bei einem Interview mit einer Person, die nicht erkennbar ins Bild will, kann
besser gleich nur Ton aufgenommen werden. Dieser Ton kann im Video dann mit anderen Bildern
unterlegt werden.
Am Rechner können auch schwarze Balken oder Kreise über die Gesichter gelegt werden. Es ist nicht
so schwierig, sie können in 'Title' oder 'TitleDeko' gemacht werden.
Wenn sich die Bilder bewegen, ist es wichtig darauf zu achten, dass die Gesichter auch die ganze
Zeit abgedeckt sind (ein nicht abgedecktes Frame kann zur Identifikation der Person ausreichen ...).
Die Motion-funktion (Bewegingsfunktion) kann benutzt werden, um einen Kreis mitbewegen zu
lassen.
Schöner ist es, einen Pixelfilter über die Bilder zu legen. Es gibt ein gutes Face-Blur Tutorial
(englisch gesprochen) von Wringley Video Productions' tutorials ::
http://www.wringleyvideo.com/videotutorial
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4.3 Video ausspielen
auf Tape
Wenn uns das Video endlich gefällt und wir es rausspielen wollen, geht das so:
Zuerst müssen wir alle Previews berechnen lassen. Dazu klicken wir auf 'Projekt' > 'Berechnen des
Arbeitsbereichs' ('Render Work Area') . Der Arbeitsbereich ist der Bereich auf der Timeline, der
durch den gelben Balken festgelegt wird. (Wenn wir die Position des gelben Balkens verändern,
müssen wir diese Veränderung speichern!). Danach müssen wir das Projekt wieder speichern, damit
die berechneten Previews gespeichert sind. Das Berechnen der Previews ist nicht absolut notwendig,
aber das Berechnen des Films geht damit schneller. Auserdem kann nach dem Berechnen aller
Previews nochmal probegeschaut werden.
Dann lassen wir einen Film berechnen. Dazu klicken wir 'File' > 'Export Timeline' > 'Movie' ('Film').
Wenn der Film fertig berechnet ist, öffnet sich ein neues Fenster, in dem wir uns den fertigen Film
anschauen können.
Als nächstes öffnen wir ein neues Projekt und importieren das fertige Filmchen und legen es auf der
Timeline. Das Projekt speichern. Dann die Kamera anschliessen und auf VCR stellen.
Wenn wir 'File' > 'Export Timeline' > 'Export to Tape' klicken, spielt der Rechner den Film auf das
Tape in der Kamera (bei der Kamera auf 'Aufnehmen' drücken!).
Die Zwischenschritte sind notwendig, um eine möglichst fehlerfreie Version des Clips zu bekommen.
Der Rechner kann den File als Ganzes von der Festplatte lesen und muss nicht die Teile, aus denen
das Video zusammengesetzt ist, 'suchen' oder Übergange berechnen.
als Mpeg oder Real
Eine andere Möglichkeit, das Video auszuspielen, ist es auf mpeg1- oder real-Format zu
komprimieren. Dazu klicken wir 'File' > 'Export Timeline' > 'Adobe MPEG Encoder' oder 'Adobe
RealMedia Export'.
Mpeg1 ist von der Datenmenge grösser als das Real-Format und deswegen nur für
InternetbenutzerInnen mit einem relativ schnellen Internetzugang geeignet. Der Vorteil von Mpeg1
ist, dass es auch möglich ist, es sich Fullscreen anzugucken, z.B. auch mit einem Beamer. Wegen
der Komprimierung ist es natürlich schlechter, pixeliger als das Orginal. Mpeg1 ist eine einfache
Möglichkeit, um Video auf CD zu verbreiten.
Der Encoder ist Teil von Premiere 6.5.
Er produziert eine relative gute
Bildqualität bei folgenden
Einstellungen:
VCD ist ein Standard Mpeg1-Format,
mit einem frame size von 352 x 288
Pixel (ein Viertel des Orginals), einer
Video bitrate von 1150 kbps und einer
Audio bitrate von 224 kbps (44,1 kHz).
Darüberhinaus können viele
Einzeleinstellungen variiert werden, die
Standardeinstellung liefert aber eine
gute Qualität.
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Real-Format ist geeignet fürs Internet. Am besten können verschiedene Versionen bereit gestellt
werden, z.B. eine Modem- und eine DSL-Version. Es ist auch möglich, eine sogenannte MultistreamVersion zu machen, aber die muss dann auf einem speziellen Server abgelegt werden. Die Person,
die sich das Video angucken will, wird dann bedient mit einer auf ihren Internetzugang
abgestimmten Version.
Für die Corporate LAN, eine
Verbindung mit einer 150 kbps
Datenübertragung, ist folgende
Einstellung angesagt: frame size von
240 x 192 Pixel (ein Neuntel des
Originals!), Preferences: General:
Allow recording, allow download;
Surestream: emphasize Video; Video
Filter: high quality resize; Video
Codec: 2-pass encoding, variable
biterate encoding; Target audience
setting: single rate real Videos; audio,
Target audience: Corporate LAN;
Video: 18 Frames, Target bitrate: 150.
RealMedia Clip Settings:
Audio Format: Stereo Music, Video Quality: Normal Motion Video
Preferences:
General: Allow Recording und Allow Download, SureStream: RealPlayer G2 und Emphasize Audio,
Video Filter: Noise Filter off, Resize Filter High Quality Resize und De-Interlace Filter, VideoCodec:
RealVideo 8.0 und 2-pass Encoding, Advanced: 15 seconds und 10000 miliseconds, Target Audience
Settings: Single-rate
•
•
Für Modem-Version: 28K Modems, RealAudio: 28K Modem und Audio Only, RealVideo: Video:
28K Modem, Target Bitrate: 28K Modem
Für DSL-Version: 256K DSL/Cable Modem: RealAudio: 256K DSL/Cable Modem und Audio
Only, RealVideo: Audio: 256K DSL/Cable Modem, Video: 256K DSL/Cable Modem, Target
Bitrate: 256K DSL/Cable Modem
Export Range: Work Area, Width: 240 & Height: 192, Maintain Aspect Ratio: on
auf VHS oder DVD
Das fertig berechnete Video (.avi), kann mit Hilfe eines speziellen Programms in eine DVD
umgewandelt werden. Diese Programme sind oft so ausgerichtet, dass der/die BenutzerIn Schritt für
Schritt hindurch geleitet wird. Es ist möglich ein Menü zu machen, ein Anfangsbild und einen Titel zu
erstellen. Es ist auch möglich, mehrere anwählbare Tonspuren auf die DVD zu legen und auch
verschiedene Untertitel zu erstellen.
Vorteile von DVD gegenüber VHS:
- Sie sind billiger zu verschicken.
- Sie sind schneller herzustellen, weil das Brennen schneller geht als die reale Laufzeit, die ein
Video hat.
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- Die oben genante Menü-Funktion macht es möglich, schnell zu einer bestimmte Stelle im Video zu
springen.
Die Bildqualität von VHS ist im Prinzip besser, weil DVD eine Kompression der Bildinformation ist.
Die Qualität von VHS wird aber von Kopie zu Kopie schlechter, die von DVD bleibt gleich. Beide
Formate haben aber keine ewige Lebensdauer: VHS verliert langsam an Qualität wegen der
Entmagnetisierung der Bänder, eine DVD ist einfach irgendwann nicht mehr lesbar.
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