4. Schnitt - Reader Videoaktivismus
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4. Schnitt - Reader Videoaktivismus
4. Schnitt Das Hintereinandersetzen einzelner Videoseqenzen wird Videoschnitt oder auch Editing genannt. Analoger Schnitt Beim analogen Schnitt werden die Videoaufnahmen mit zwei Videorecordern von einem Tape zum andern kopiert. Für einen sehr präzisen Schnitt sind hochwertige Videorecorder notwendig, die es möglich machen, bis auf einen Frame genau zu schneiden (1 Frame entspricht 1/25 Sekunde). Beim analogen Schnitt wird linear von Anfang bis Ende des zu erstellenden Videos gearbeitet. Es ist nicht möglich, später am Anfang noch eine Seqenz einzufügen oder z.B. die Länge einer Sequenz zu verändern. Deswegen ist bei dieser Art von Schnitt, der auch "Linearer Schnitt" genannt wird, wichtig, vorher genau zu überlegen, welche Sequenzen in welcher Länge und Reihenfolge hintereinander auf das Mastertape gespielt werden sollen. Für diese Planung ist ein Schnittprotokoll sehr wichtig. Digitaler Schnitt Heutzutage ist es möglich, am normalen PC Video digital zu bearbeiten. Die Rechenleistung, die notwendig ist, um grosse Datenmengen zu berechnen, ist bezahlbar geworden. Wir konzentrieren uns in diesem Reader auf den digitalen Schnitt. Die Videoseqenzen, die für das zu erstellende Video benutzt werden sollen, müssen in den Rechner geladen werden. Beim Schneiden am Rechner werden die Sequenzen nicht physisch aneinandergereiht, wie es beim analogen Schnitt der Fall ist. Der Rechner erstellt ein Protokoll, welche benutzt wird, um das Video, was erstellt wird, wiederzugeben (und um es z.B. auch wieder aus dem Rechner auszuspielen). Eigentlich ist das Schneiden das Erstellen dieses Protokolls (mit visueller Unterstützung) im Rechner - der Rechner berechnet danach das Video aus diesem Protokoll. Die Szenen können während des Schnitts auf die richtige Länge gebracht und hintereinander gesetzt werden, es können Titel erstellt und Übergänge oder eine Nachvertonung gemacht werden, d.h. nachträglicher Kommentar kann eingesprochen oder Musik eingespielt werden. Bei dieser Art von Schnitt ist es möglich, die Reihenfolge von Szenen, die schon hintereinander gesetzt sind, zu verändern: eine Szene kann irgendwo zwischengefügt oder entfernt oder die Länge verändert werden. Durch diesen nicht-linearen Schnitt entsteht eine grössere Flexibilität. Dadurch wird allerdings auch die Gefahr grösser, dass sich jemand ohne Vorüberlegung an den Rechner setzt und beliebige Szenen des aufgenommenen Materials in den Rechner zieht und aneinander reiht. Für kurze Sachen ist das vielleicht nicht so problematisch, aber wenn es um die Produktion einer längeren Dokumentation geht, macht es Sinn, vorher ein Schnittprotokoll zu erstellen. Praktische Tips Bevor wir zum Schnittprotokoll kommen, hier noch ein paar Tips, die zum Teil schon im Kapitel 1.4 Kameraführung genannt worden sind. Schon während der Aufnahme ist es wichtig, an den späteren Schnitt zu denken. Einige Fehler können hinterher nicht mehr korrigiert werden. • Bevor die Szene anfängt, die aufgenommen werden soll, das Band ca. 5 Sekunden aufnehmen lassen. Soviel Zeit braucht die Kamera, um absolut ruhig zu laufen. Auch um Übergänge zwischen zwei Szenen zu schneiden, werden ein paar Extra-Sekunden gebraucht. 37 Reader Videoaktivismus – Version • Nachdem die Szene abgelaufen ist, das Band noch 5 Sekunden weiterlaufen lassen. Manche Kameras drehen das Band ein bischen zurück, bevor die nächste Aufnahme anfängt. Die 5 Sekunden sind der "Sicherheitsabstand". Desweiteren werden ein paar Sekunden beim Schneiden von Übergängen gebraucht. • Lieber eine Szene ein paar Mal wiederholen. Die meisten Aufnahmen kann man nachträglich nicht noch einmal machen, darum lieber einmal zuviel als zuwenig. Beim Sichten kann dann die beste Aufnahme ausgewählt werden. • Zwischendurch immer wieder mal Detail- oder Atmo-Aufnahmen machen. Wenn sich ein Wackler oder ein Bildsprung eingeschlichen hat, kann man diesen mit so einer Aufnahme "abdecken". • Bildausschnitte aus verschiedenen Perspektiven drehen. Das macht den Schnitt hinterher einfacher und und das Video interessanter. Aber: ein Schnitt von sehr unterschiedlichen Einstellungsgrössen (z.B. Totale auf Nahaufnahme) ist ein zu grosser Sprung, der Zuschauer verliert das Raumgefühl. Lieber in mehreren Zwischenschritten. • Nicht in einen Zoom oder Schwenk schneiden! Erst schneiden, wenn die Bewegung abgeschlossen ist. • Viele kurze Schwenks, Zooms, Bildauschnitte hintereinander machen den Film sehr unruhig. Es wird für den Zuschauer schwierig, die Konzentration zu behalten. 4.1 Schnittprotokoll Bandprotokoll Von den Videoaufnahmen sollte ein Bandprotokoll erstellt werden. Am besten kann die Kamera oder ein anderes Abspielgerät an einen Fernseher (grossen Monitor) angeschlossen werden. Die meisten Kameras können so eingestellt werden, dass die Aufnahmezeit im Bild wiedergegeben wird. Es ist praktisch, auf Papier mitzuschreiben, am besten in einer Liste. Diese Liste könnte so aussehen: Tape #4 : Anti-Bush Demo in Mainz Timecode Umschreibung Anmerkung 1 00.20 – 01.05 Fronttransparent aus Froschperspektive zuviel Menschen laufen durchs Bild 2 - 01.30 Papp-Panzer fährt vorbei, Totale benutzbar 3 - 02.18 Hüpfende Leute: 1, 2, 3 .... Gute Stimmung 4 - 02.52 Plakate: Kriegsverbrecher Nr. 1 Zentrale Aussage ! 5 03.33 – 06.45 Redebeitrag am Rathaus Zuviel Nebengeräusche 6 07.13 – 08.10 Demo läuft weiter - Vogelperspektive Schöner Überblick 7 08.15 – 08.48 Interview mit Demoteilnehmerin Starke Aussage Nr. Mit diesem Bandprotokoll können die richtigen Szenen ausgesucht werden, die im Drehbuch oder, weniger ausführlich, im Storyboard beschrieben worden sind. Natürlich kann es auch sein, dass es gar kein Storyboard oder Drehbuch gab. Manchmal ist es dann ganz schwierig, um aus dem aufgenommenen Material ein nettes, informatives oder unterhaltsames Video zusammenzuschneiden. Natürlich ist es nicht immer möglich, vorher alles in einem Drehbuch festzulegen, z.B. beim Filmen von Demonstrationen oder Aktionen. Trotzdem ist es wichtig, vorher 38 Reader Videoaktivismus – Version ein paar Überlegungen zu machen, was auf jeden Fall gefilmt werden soll. Das kann z.B. ein Kurzinterview sein über das was passiert, einige Totalen, um die Grösse der Demo zu zeigen, Detailaufnahmen, um das Ganze ein bischen aufzulockern, Ortschilder, um den Zuschauern eine Orientierungsmöglichkeit zu geben. Es ist auch wichtig, vorher zu überlegen, wer das Zielpublikum sein wird. Anhand dieser Überlegungen und des Bandprotokolls kann dann das Schnittprotokoll gemacht werden. Schnittprotokoll Das Schnittprotokoll ist eine Liste mit den verschiedenen Szenen, aus denen das Video zusammengesetzt werden soll, deren Reihenfolge und Länge. Welche Interview- Teile benutzt werden sollen, ob die InterviewpartnerInnen die ganze Zeit im Bild zu sehen sind oder ob, und wenn ja, welche Bilder über das Interview gelegt werden sollen. Welche Musik benutzt wird und wo, und wie laut die Tonspuren sein sollen. Auch Überblendungen zwischen den Szenen werden aufgelistet, welche benutzt werden sollen und wie schnell sie sind. Titel und Abspann, alles soll drin stehen. Wie ausführlich das Schnittprotokoll ist, ist unterschiedlich. Für eine kurze Reportage kann es ausreichen, nur ein paar Notizen zu machen, für ein längeres Video macht es oft Sinn, mehr aufs Papier zu setzen. Mit einem ganz genauen Schnittprotokoll kann auch jemand schneiden, der/die gar nicht an den Aufnahmen oder dem Ausdenken des Drehbuchs beteiligt war. Wenn die gleiche(n) Person(en) an der ganzen Arbeit beteiligt sind, muss das Protokoll nicht ganz genau sein, am Schnittplatz können bestimmte Sachen dann ausprobiert werden, usw. Anhand des Schnittprotokolls können dann die benötigten Szenen in der Rechner gezogen werden. Auch wenn die Festplatte gross genug ist, ist es besser, nur kurze Szenen in den Rechner zu ziehen. Dadurch muss hinterher nicht endlos in einer Szene gesucht werden nach dem Stück, das benutzt werden soll. Darüberhinaus macht es Sinn, den Szenen nachvollziehbare Namen zu geben. Schneiden in Runden Manchmal ist es sehr nützlich, erst einen Rohschnitt zu machen. Das ist das grobe Gerüst des Videos. In dieser Rohfassung sind alle Hauptbestandteile, die das Video ausmachen. Wenn nicht von Anfang an klar ist, welche Musik für das Video benutzt wird, ist es spätestens nach dem Rohschnitt angesagt, sich zu entscheiden. Der Feinschnitt wird auf den Rhytmus der Musik gemacht. Aber ist das Video auch verständlich für dein Zielpublikum? Zeig es jemandem! Der Final Cut wird erst nach verschieden Runden gemacht. 39 Reader Videoaktivismus – Version 4.2 Schnittprogramme Es gibt verschiedene Programme für den digitalen Videoschnitt. Professionelle Programme sind Final Cut Pro, Avid XPress und Premiere Pro. Wegen der Echtzeitwiedergabe während des Schneidens brauchen sie sehr leistungsstarke Rechner. Mittlerweile hat sich die Hardwaretechnik aber so entwickelt, dass sie im Prinzip auch auf Rechnern für den Hausgebrauch laufen. Nachteil dieser Software ist, dass sie relativ teuer ist. Semi-professionelle Programme sind z.B. MovieDV 6, Let's Edit, Studio Plus v.9, Video Studio 8. Premiere 6.5, der Vorläufer von Premiere Pro, ist ein Programm mit vielen Möglichkeiten. Die meisten Leute werden hiermit auskommen. Nachteil von oben genannter Software ist, dass es keine freie Software ist. Beispiele für freie Software sind Kino 0.7.0 und Cinelerra 1.2.1, die beide unter Linux funktionieren. 4.2.1 Premiere Premiere ist ein einfach zu benutzendes Programm zur Videobearbeitung und bietet viele kreative Möglichkeiten. In diesem Reader werden die Grundlagen erklärt. Folgende Themen werden im Reader behandelt: - Getting started ! - die Premiere-Benutzer-Oberfläche Capture- Video in den Rechner ziehen Schneiden - Szenen auf Timeline ziehen & kürzen Übergänge / Überblenden Color Matte Bildsprung Stills - einen Frame exportieren Titel & Untertitel Ton - bearbeiten & andere Tonquellen Zeitraffer und Zeitlupe Transparenz Motion -- bewegende Bilder Pixeln - Gesichter unkenntlich machen Rechner Für Videoschnitt mit Premiere 6.5 ist ein Rechner mit einem 1.5 GHz Pentium IV Prozessor (mind.), 256 MB Arbeitspeicher und einer Festplatte von mind. 60 GB (7200 rpm) angesagt. Natürlich gilt 'mehr ist besser', weil das Berechnen von Übergängen usw. dann schneller geht. Für das Importieren von digitalem Videomaterial ist ein IEEE-1394-Eingang (firewire) notwendig. Für die Festplatte gilt: 5 Minuten Video brauchen einen Speicherplatz von ca. 1 GB, wobei das Rohmaterial (die Videoschnipsel, aus denen das Video zusammengeschnitten wird) Speicherplatz einnimmt, aber auch das fertige Video, das am Ende berechnet wird. Es ist angesagt, die Festplatte zu partitionieren, d.h. einen Teil mit Programmen zu belegen und einen Teil zu haben, auf dem nur Videofiles gespeichert werden. Partitionen von z.B. 30 GB sind sinnvoll. Es ist wichtig, die Partition, in der ein Projekt angefangen wird, am Anfang zu defragmentieren. Die Videofiles liegen dann nicht verstreut über die ganze Festplatte; dadurch ist ein späterer Zugriff schneller möglich. 40 Reader Videoaktivismus – Version Getting started ! Wenn Premiere hochgefahren wird, müssen zunächst die Einstellungen ausgewählt worden. Normalerweise wird digitales Video im europäsche PAL-Format verarbeitet, deswegen: "DV PAL Real-time Preview, Standard 48kHz" auswählen. Bei Video Settings ist der Compressor dann "Microsoft DV (PAL)", Frame Size "720x576", Pixel Aspect Ratio "D1/DV PAL (1.067)", Frame Rate "25" und Depth "Milions", Quality "100%". Nach 'OK' öffnet sich die Premiere-Benutzer-Oberfläche. Dort gibt es folgende wichtige Fenster: Das Projektfenster: Hier befinden sich die Videoszenen, aus denen das Video zusammengesetzt wird. Die Timeline: Hier werden die Szenen eingefügt und das Video zusammengesetzt. Es besteht aus mehreren Videospuren, wobei Szenen, die in einer höheren Spur liegen, diejenigen, die darunter liegen, abdecken. Für die Tonspuren gilt, dass alle gleichzeitig zu hören sind. Im Reader werden wir das sogenante A/B-Editing erklären: die Video 1-Spur besteht eigentlich aus zwei Spuren mit einer Spur dazwischen für Übergänge (Transitions). Unter 'Window' > 'Workspace' kann das 'A/B-Editing' eingestellt worden. 41 Reader Videoaktivismus – Version Das Monitorfenster: Hier ist eine Vorschau zu sehen, wie das Video aussehen wird. Im rechten Fenster kann eine Vorschau der Timeline angeschaut werden. Im linken Fenster kannst du dir einzelne Video-Szenen aus dem Projekt-Fenster anschauen und einkürzen. Mit den Symbolen in der Mitte kann zwischen den Fenstern gewechselt werden. Neben diesem Fenster gibt es noch ein paar andere, in denen z.B. die Übergange aufgelistet sind. Es macht Sinn, die verschiedene Fenster so anzuordnen, dass sie überschaubar sind und soviel von der Bildschirmoberflache wie möglich benutzt werden kann. Diese Anordnung kann abgespeichert werden unter 'Window' > 'Save Workspace...' Dort kann ein Name eingegeben werden und immer, wenn Premiere hochgefahren wird, kann diese Einstellung dann ausgewählt werden. Beispiel: Weitere Vorschau-Möglichkeiten Neben der Vorschau im Monitor-Fenster kann es beim Schneiden sehr hilfreich sein, die Bilder in einem grösseren Format zu sehen. An die mit Firewire an den Computer angeschlossene Kamera kann über den analogen Ausgang der Kamera auch ein Fernseher oder ein weiterer Monitor angeschlossen werden. An einem Laptop kann auch oft ein zweiter analoger Monitor angeschlossen werden: auf dem Laptop wird die Benutzer-Oberfläche wiedergegeben und auf dem Monitor nur das Vorschaubild. 42 Reader Videoaktivismus – Version Capture Video in den Rechner ziehen Nachdem das aufgenommene Videomaterial gesichtet, ein Timecode gemacht und eine Szenenauswahl getroffen worden ist, kann das Material in den Rechner gezogen werden. Dafür die Kamera mit einem i-Link-(firewire-) Kabel mit dem Rechner verbinden und auf den Abspielmodus ("VCR") stellen. Auf der Oberfläche von Premiere auf 'File' > 'Aufnehmen' > 'Filmaufnahme' klicken. Das Aufnahmefenster öffnet sich. Bei 'Edit' die 'Device Control' (Fernsteuerung der Kamera) anmachen. Dann einen neuen Ordner aufmachen, in dem die aufgenommenen Video- und Audiofiles und die Preview-Files des Videoprojektes gespeichert werden. Damit ist es einfacher, den Überblick zu behalten, und auch einfacher, später das Projekt vom Rechner zu entfernen. Die Kamera kann mit der Device Control angesteuert und die entsprechenden Szenen ausgesucht und aufgenommen werden. Szene für Szene wird dann im Rechner in dem Ordner, den wir dafür ausgewiesen haben, gespeichert. Den einzelnen Files wird ein Namen gegeben, um ihn hinterher gut wiederzufinden. Wegen der Grösse der Datenmenge, aber auch wegen des besseren Überblicks ist es besser, nur kurze Szenen mit 3 bis 5 Sekunden Vor- und Nachlaufzeit in den Rechner reinzuziehen. Nachdem alle Szenen in den Rechner reingezogen sind, das Kabel wieder abmachen. (Sonst laufen die Szenen bei der Wiedergabe abgehackt und es ist kein Ton zu hören.) Die Szenen befinden sich jetzt im Projekt-Fenster: Eine kleine Vorschau und Informationen über die Videoschnipsel sind dort zu finden - die Symbole in der unteren Zeile des Projektfensters geben verschiedene Möglichkeiten an, wie das Projektfenster eingerichtet werden kann.. Das Projekt, in dem wir jetzt arbeiten werden, abspeichern! 43 Reader Videoaktivismus – Version Schneiden Szenen auf Timeline ziehen Die Szenen können in der Reihenfolge des Schnitt-Protokolls über Drag&Drop in die richtige Reihenfolge auf die Timeline gelegt werden. Es ist praktisch, die Timeline so einzustellen, dass die Szenen mit kleinen Bildchen wiedergegeben werden. Die Einstellung gibt es unter: 'Window' > 'Window Options' > Timeline window options : Die Timeline kann unten links auf die verschiedenen Zeitwerte eingestellt werden. Grössere Werte verschaffen einen Überblick, kleinere Werte (bis auf einen Frame genau) machen ein sehr präzises Schneiden möglich. Die senkrechte schwarze Linie auf der Timeline gibt die Stelle wieder, die im rechtem Vorschaufenster wiedergegeben wird. Das kleine Dreieck oben an der schwarzen Linie kann mit der Maus hin und her durch das entstehende Video geschoben werden. Mit den Abspieltasten unter dem rechten Vorschaufenster können die Szenen angeguckt werden. Schneiden besteht zum grössten Teil aus dem Ausführen von (kleinen) Veränderungen in den Szenen auf der Timeline und sie immer wieder aufs Neue im Vorschaufenster anschauen, bis mensch zufrieden ist mit dem Resultat. Am besten können die Video-1A- und 1B-Spuren für die Basisszenen benutzt werden, aus denen sich das Video zusammensetzt. Zwischen den Szenen können später auch Übergänge eingefügt werden. Die Szenen, die auf die Videospuren gelegt werden, haben auch einen Audio-Teil - dieser landet automatisch auf den korrespondierenden Audiospuren. Wenn die Szenen bewegt werden, bewegt sich die Audiospur mit, damit Bild und Ton synchron bleiben. Wenn das nicht gewollt ist, müssen sie getrennt werden. Dafür mit rechts auf die Szene klicken und "Unlink" wählen oder auf das Symbol unter der Timeline klicken (Achtung: jetzt wird bei allen Szenen Video und Audio entkoppelt!) : Szene kürzen Es gibt mehere Möglichkeiten, um die Länge von Szenen zu verändern. Bei der ersten Möglichkeit werden Anfang oder Ende einer auf der Timeline liegenden Szene mit der Maus angeklickt und nach rechts oder links gezogen (während des Ziehens entsteht eine roter Klammer). Damit wird die Szene verlängert oder eingekürzt. 44 Reader Videoaktivismus – Version Es ist auch möglich, die Rasierklinge als Arbeitsgerät auszuwählen. Damit auf die Stelle in der Szene klicken, die weggekürzt werden soll. An dieser Stelle wird die Szene dann geteilt. Den Teil, der nicht benötigt wird, anwählen (dafür wieder den Pfeil als Arbeitstool wählen!) und mit der 'backspace'- oder 'delete'-Taste den Teil der Videospur löschen, der nicht benötigt wird. Die dritte Möglichkeit: die Szene vom Projekt-Fenster ins linke Monitorfenster ziehen, abspielen, und an dem Punkt, ab dem die Szene benutzt werden soll, auf die (linke) geschweifte Klammer klicken: "{". An dem Punkt, ab dem die Szene nicht mehr benutzt werden soll, wieder auf die (rechte) geschweifte Klammer klicken: "}". Zwischen den beiden Klammer liegt jetzt ein grüner Balken. Dann die Szene vom linken Fenster auf die Timeline ziehen: nur der ausgewählte Teil der Szene, unter der der grüne Balken liegt, lässt sich auf die Timeline ziehen. Die Szene ist also im linken Monitorfenster schon vor-bearbeitet worden. Der Vorgang kann mehrmals wiederholt werden, wenn von der gleichen Szene später noch andere Ausschnitte gebraucht werden. Wenn nur Bild gebraucht wird, kann das Ton-Symbol angeklickt werden (ein roter Querstreifen entsteht); damit wird die Tonspur ausgeschaltet und nur die Videospur auf die Timeline gezogen. Der grosse Vorteil der letzten Methode ist, dass bei längeren Szenen ganz schnell die richtige Stelle auf die Videospur gelegt werden kann. Wenn ein Videoschnipsel irgendwo zwischen gelegt werden und danach auf die richtige Länge gekürzt werden muss, muss danach das ganze Projekt wieder zurechtgeschoben werden. Das ist bei der letzten Methode nicht nötig. Übergänge Die Videoszenen im Projektfenster werden auf die Videospuren 1A und 1B gelegt; nur die oben liegende Videospur ist zu sehen. Auf der Spur für die Übergänge werden die Überblendungen gelegt (drag&drop). Dazu müssen die Szenen überlappen. Die Länge der Überlappung bestimmt die Geschwindigkeit, mit der die Überblendung ausgeführt wird. Es ist wichtig darauf zu achten, dass die Überblendung in die richtige Richtung ausgeführt wird. Im oben gezeigte Beispiel wird die Szene auf Videospur 1A nach 'unten' zu der Szene auf Videospur 1B übergeblendet. Normalerweise wird die Überblendung automatisch in die richtige Richtung verlaufen, wenn sie zwischen zwei sich überlappenden Szenen gelegt wird, aber es macht Sinn, das ab und zu zu kontrollieren - aber es fällt spätestens in der Vorschau auf, wenn sie nicht in der richtigen Richtung verläuft. Die Richtung der Überblendung kann durch das Anklicken des blauen Pfeils geändert werden. 45 Reader Videoaktivismus – Version Übergänge sind nur in der Preview (Vorschau) zu sehen. Dafür muss die 'work area' berechnet werden. Die 'work area' ist der Bereich, der auf der timeline vom gelben Balken begrenzt wird. Eine andere Möglichkeit, sich eine Vorschau zeigen zu lassen, ist das Drücken der 'enter'-Taste: ab dem Punkt, an dem sich die senkrechte schwarze Linie auf der Timeline befindet, wird das Preview abgespielt. Oder wir drücken die 'alt'-Taste und bewegen den Cursor über die Szene, die wir uns anschauen wollen (dann wird der Ton allerdings nicht wiedergegeben). Gebräuchliche Überblendungen sind: - Cross dissolve: die beiden Szenen gehen fliessend ineinander über - Additive Dissolve: Szenen werden beieinander addiert; hell + hell, dunkel + dunkel Einige der möglichen Übergänge (Transitions): Wirkung der Übergänge Es gibt eine Menge Übergänge, die ganz freaky wirken. Andere erzeugen den Eindruck, dass es sich um ein Familienurlaubsvideo handelt, vor allem, wenn sie wild durcheinander benutzt werden. Natürlich können Übergänge eine gute Wirkung haben: sie können z.B. den Rhytmus des Videos beschleunigen. Wichtig ist, zu bedenken, was du mit deiner Überblendung erzeugen willst und es dir dann im Preview anzugucken: Stimmt es so? Ein- & Ausblenden Ein weitere Möglichkeit der Einblendung von Szenen ist, eine Videoszene auf die Video 2-Spur zu legen. Ein Klick auf das kleine Dreieck vor "Video 2" macht die Transparenzlinie auf. Durch das Anklicken der rote Linie kann diese nach unten gezogen worden. Indem du auf die rote Linie klickst, kannst du einen Punkt dort herstellen, von dem aus die rote Linie weiter nach oben oder unten gezogen werden kann, wie ein Gummiband. Ganz oben ist 0% Transparent, ganz unten ist 100% Transparent. Das heisst also, dass das Video in Videospur 2 durchlässig wird und damit auch ein Teil der Szene, die auf der darunterliegenden Spur liegt, zu sehen ist (wenn dort eine liegt). Und auch hier gilt, dass diese Ein- oder Ausblendungen nur mit einer Vorschau zu sehen sind (also: 'alt'-Taste und den Cursor über den Übergang bewegen oder die 'Enter'-Taste drücken). 46 Reader Videoaktivismus – Version Color Matte Ein Schwarzbild wird häufig als Zwischenbild gebraucht oder im Vorspann oder Abspann, jeweils ein paar Sekunden am Anfang und am Ende. Aus dem Schwarzbild wird gerne aufgeblendet in die nächste Szene (mit Additive Dissolve). Die Color Matte ist eine Möglichkeit, um ein Schwarzbild zu herzustellen: unter 'File' > 'New' > 'Color Matte' wählen. Eine Farbe anwählen, in diesem Fall Schwarz, und dem Schwarzbild einen Namen geben. Diese Color Matte kann dann auf eine Videospur gelegt worden. Es gibt verschiede Möglichkeiten, um die Color Matte einzusetzen, z.B. um am Ende eines Video nach Schwarz auszublenden. 47 Reader Videoaktivismus – Version Bildsprung Angenommen, wir haben eine Videoszene, bei der jemand etwas erzählt, aus der wir aber nur ein paar Ausschnitte benutzen wollen. Wir öffnen die reingezogene Videoszene mit drag & drop im linken Fenster: Dort können wir die Szene abspielen. Anfang und Ende des Ausschnittes, den wir benutzen wollen, markieren wir, indem wir auf die geschweiften Klammern "{" und "}" klicken. Unter dem selektierten Teil entsteht eine grüne Linie: 48 Reader Videoaktivismus – Version Wenn wir jetzt die Szene vom linken Fenster auf die Timeline ziehen, nehmen wir nur den selektierten Teil mit: Diesen Vorgang können wir mit der Szene im linken Fenster wiederholen, bis wir alle Ausschnitte, die wir benutzen wollen, gesammelt haben. 49 Reader Videoaktivismus – Version Wenn wir die Ausschnitte auf der Timeline abspielen bekommen wir das Problem, das zwischen den Ausschnitten ein Bildsprung auftritt. Das Problem kann gelöst werden, indem wir den Übergang zwischen den Ausschnitten mit passenden Bildern abdecken. Für solche Situationen ist es immer praktisch, ein paar zusätzliche Aufnahmen gemacht zu haben: Wenn das Audio-Symbol unter dem linken Fenster angeklickt wird, wird die Tonwiedergabe ausgeschaltet. Wenn dann der Ausschnitt auf die Timeline gezogen wird, wird der Ton nicht mitgeschleppt. 50 Reader Videoaktivismus – Version Eine zweite Möglichkeit, um einen Sprung abzudecken, ist das Einfügen eines Schwarzbildes zwischen die beiden Szenen. Dafür muss ein schwarzes Hintergrundbild erstellt werden, eine sogenannte Color Matte die auf Videospur 1B gelegt wird. Links unten auf dem Monitorbild kann jetzt die Zeitskala der Timeline auf 1 Frame gesetzt werden. Dann wird mit der Rasierklinge ein Frame am Anfang des zweiten Ausschnittes weggeschnitten. 51 Reader Videoaktivismus – Version Weil wir nicht wollen, dass eine Tonlücke entsteht, schneiden wir nur ein Video-Frame weg. Dafür müssen Bild und Ton entkoppelt werden: mit der rechten Maustaste auf den losgeschnittenen Frame klicken und 'Unlink Audio and Video' anklicken: Dann kann der Frame entfernt werden, indem man erst das Arbeitsgerät anwählt (der kleine Pfeil), dann den Frame selektiert und daraufhin entfernt. Danach verkürzen wir die Color Matte rechts und links neben der entstandenen Lücke auf drei Frames (z.B. wieder mit der Rasierklinge). Jetzt wählen wir aus der Transition-Liste einen Übergang aus, 'Additive Dissolve' ist hierfür geeignet. Der Übergang mit drag & drop auf die Transition-Spur zwischen der Videospur 1A und 1B ziehen. Meistens passt sich die Länge automatisch an die Länge der beiden Ausschnitte an, die sich überlappen (bzw. hier Ausschnitt und Schwarzbild). Aufpassen, dass die Richtung des Überganges stimmt (erkennbar am Richtungspfeil auf dem Übergang; die Richtung kann durch das Anklicken des blauen Pfeiles im Übergang verändert werden). Es wirkt, als ob die ZuschauerIn einmal mit den Augen zwinkert. 52 Reader Videoaktivismus – Version Eine dritte Möglichkeit, um den Bildsprung zu verwischen, ist das ineinander übergehen lassen von zwei Ausschnitten. Dafür ziehen wir die zweite Szene auf die Video 1B-Spur: Dann verlängern wir den zweiten Ausschnitt ein bischen nach links, so dass ca. 12 frames unter dem ersten Ausschnitt liegen. Das geht, indem mit dem Cursor der linke Rand des Ausschnittes angeklickt wird. Dadurch entsteht eine rote viereckige Klammer '['. Durch Anklicken und gleichzeitig ziehen kann der Ausschnitt verlängert werden. Danach wird ein Übergang zwischen die Ausschnitte gelegt, 'Cross Dissolve' ist hierfür geeignet: Dann muss noch die Audiospur am Anfang des zweiten Ausschnittes, die ja mitverlängert worden ist, entfernt werden. Bild und Ton muss zuerst wieder entkoppelt werden, dann kann mit der Rasierklinge geschnitten werden. 53 Reader Videoaktivismus – Version Stills Einen Frame exportieren Vielleicht möchtest du ein Bild aus dem Video, dass du aufgenommen hast (einen Frame), benutzen, z.B. für eine Website oder eine Zeitung. Die senkrechte schwarze Linie wird so plaziert, dass das gewünschte Bild im rechten Vorschaufenster zu sehen ist. Unter 'File' > 'Export Timeline' wird 'Frame' ausgewählt. Der Frame wird in einem extra Fenster aufgemacht. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Frame abzuspeichern (unter "Settings": TIFF, GIF, ..). Wenn wir das Bild anschauen, ist es oft so, dass es aus komischen waagerechten, etwas zueinander versetzten Streifen zusammen gesetzt erscheint. Mit einem Trick kann trotzdem eine passable Qualität erreicht werden. In einem Programm wie z.B. Photoshop kann die Bildgrösse verändert werden: Die Bildgrösse ist normalerweise 720 x 576 Pixel, Breite mal Höhe. Die Höhe halbieren wir auf 288 Pixel, wobei die Breite gleich bleiben muss. Danach wird die Höhe wieder zurück gebracht auf die ursprüngliche Zahl, 576. Der Rechner berechnet die Höhe durch Interpolation wieder zurück. Dadurch fallen die Streifen weg, es gibt allerdings einen kleinen Schärfe-Verlust. 54 Reader Videoaktivismus – Version Der Grund für die waagerechten Streifen ist, dass Video in Halbbildern aufgenommen wird. Eine kleine Verschiebung der Position der Kamera oder des Motivs führt zu diesen Linien im Frame (bei der Wiedergabe von Video ist das natürlich kein Problem). Eine weitere Möglichkeit, einen Frame zu exportieren, gibt es in Photoshop. Unter 'Filter' > 'Video' > 'De-Interlace' auswählen, dann 'Eliminate Odd Field' und 'Create New Field by Interpolation' auswählen. Bedenkt, dass die Auflösung von Video im Vergleich zu Fotos sehr niedrig ist. Für das Abdrucken scharfer Bilder sind 300 dpi (Pixel per Inch) nötig, d.h., ein Videoframe kann mit einer Breite von maximal 6 cm ausgedruckt werden. Für Graustufen und Farbbilder kann eine etwas niedrigere Auflösung von z.B. 200 dpi benutzt werden (9 cm breit). 55 Reader Videoaktivismus – Version Titel Unter 'File' > 'New' > 'Title' können Titel erstellt werden: Anwählbare Möglichkeiten sind still (stillstehender Titel), roll (Titel rollt von oben nach unten durchs Bild) und crawl (Titel rollt von rechts nach links durchs Bild). Im Premiere-Titel-Programm kannst du Text eintippen, einfärben, Linien drumherum legen, mehrere Schrifttypen auswählen, etc. Der Text muss dann gespeichert (als .prtl file) und ins Projekt aufgenommen werden, mit: 'File' > 'Import' > 'File..'. Dieser File wird danach auf Videospur 2 gelegt. Die Länge des Titels kann genau wie die von einer Videoszene variiert werden. Mit der Vorschau (Alt-taste + cursor bewegen oder die Enter-taste drücken) anschauen. Der Text kann ein- und ausgeblendet werden. Dafür die Videospur mit dem Dreieck an der linken Seite der Videospur aufklicken. Dann kann mit dem Cursor die rote Linie runter und wieder raufgezogen werden. Wenn am Titel etwas verändert werden muss, kann er durch einen Doppelklick wieder aufgemacht werden. TitleDeko Ein anderes Programm, welches als Plug-In mit Premiere funktioniert, ist TitleDeko: 'File' > 'New' > 'TitleDeko'. Auch mit diesem Programm können Titel erstellt werden. Beide Programme haben ihre Vorteile. Mit TitleDeko ist es z.B. ganz leicht, Bilder einzufügen. Untertitel Titel werden sehr oft benutzt, um Untertitel zu machen. Titledeko hat den Vorteil, das es mit der 'speichern-unter'-Funktion einfach ist, eine Reihe von Untertitel zu erstellen und danach auf das Video zu legen. 56 Reader Videoaktivismus – Version Ton Ton bearbeiten Im Gegensatz zu den Videospuren, von denen nur die Obere zu sehen ist, wenn das Video abgespielt wird, sind alle Audiospuren zu hören. Es kann aber sein, dass bestimmte Teile nicht gebraucht werden oder lauter oder leiser sein müssen. Wenn der Ton in Premiere bearbeitet werden soll, die Audiospur aufklicken (mit dem Dreieck am linken Rand). Wenn die Timeline auf einen kleinen Wert eingestellt ist (normalerweise 2 Sekunden oder weniger), wird die Lautstärke der Audiospur grafisch durch eine Tonkurve wiedergegeben. Es kann sehr hilfreich sein, die Audiospur beim Schneiden aufgeklappt zu lassen, z.B. bei Interviews: dann ist genau zu sehen, wann ein bestimmter Satz zu Ende ist. Zunächst gibt es mehrere Möglichkeiten, den Ton lauter oder leiser zu machen: • Die rote Linie rauf- und runterziehen, wie bei einem Gummiband. Dadurch wird der Ton einund ausgeblendet oder er fliesst zwischen zwei Szenen ineinander über. • Den Ton mit der 'gain'-Funktion verstärken. Dazu mit der rechten Maustaste die Audiospur anklicken > 'Audio-Options' > 'Audio Gain'. Diese Verstärkung gilt dann für den gesamten Ton der angewählten Szene. Der Maximum-Wert ist 200%, wenn mehr nötig ist, muss das in einem externen Tonbearbeitungsprogramm gemacht werden. Die Gain-Funktion ist praktisch, um die Lautstärke verschiedener Audioschnipsel aneinander anzugleichen. > 57 Reader Videoaktivismus – Version Beim Verstärken des Tons werden Nebengeräusche (wie z.B. das Rauschen des Windes) auch verstärkt. Eine schlechte Audioaufnahme ist kaum zu reparieren. Störende Nebengeräusche können abgeschwächt werden durch das Duplizieren einer Tonspur: auf > 'Audiooptionen' klicken und 'links duplizieren' (oder rechts). Andere Tonquellen Andere Tonquellen (z.B. Musikstücke) können auf die Audiospuren gelegt werden. Dazu müssen sie in Premiere importiert werden: 'File' > 'Import' > 'File...'. Die Files, die benutzt werden können, sind z.B. .wav und mp3. Audiomaterial, das zu einem Videoschnipsel gehört, aber nicht gebraucht wird, kann gelöscht werden. Dazu muss Video und Ton entkoppelt werden: rechte Maustaste > 'Unlink Audio und Video'. Achtung: beim Schneiden Video und Audio gekoppelt lassen, weil sich die Spuren sonst schnell gegeneinander verschieben und nicht mehr synchron laufen. Zeitraffer und Zeitlupe Zeitraffer und Zeitlupe können beide mit der Speed-Funktion eingestellt werden. Dazu mit rechts auf die Videoszene klicken, von der die Geschwindigkeit verändert werden soll. Unter 'Speed...' kann eine Prozentzahl eingegeben werden, wodurch die Szene schneller oder langsamer abgespielt wird. Die Audiospur verändert aber auch die Geschwindigkeit ! Grösser als 100% > die Geschwindigkeit nehmt zu (Zeitraffer); kleiner als 100% > die Geschwindigkeit nimmt ab (Zeitlupe). Es ist auch möglich, eine negative Prozentzahl einzustellen, und damit die Bewegung rückwärts abspielen zu lassen. Neben dem Eingeben von Prozenten kann die Geschwindigkeit auch durch das Eingeben der gewünschten Länge der Szene verändert werden. Am besten ist es, damit selber zu experimentieren. Transparenz Videobilder transparent machen Videobildern können ineinander übergeblendet werden. Dazu wird die Video 2-Spur mit dem links davon befindlichen Dreieck geöffnet und die rote Transparenz-Linie wie ein Gummiband nach unten gezogen. 58 Reader Videoaktivismus – Version Motion Bewegende Bilder Manchmal ist es gewünscht, dass sich ein Bild durch eine Szene bewegt. Das kann ein Foto sein, ein Text, eine abstrakte Form, etc. Dafür kann die Motion-Funktion benutzt werden. Dazu wird das Bild, welches wir bewegen wollen, auf die Video 2-Spur gelegt. Danach mit der rechten Maustaste darauf klicken und unter 'Video Options', 'Motion' auswählen. Das Motion-Fenster wird geöffnet: In dem Beispiel haben wir ein jpg-Bild ausgewählt, das wir durch das Video bewegen lassen wollen. Im linken Fenster gibt es eine Vorschau, mit Play- und Pause-Taste. Im rechten Fenster wird die Bewegung des Bildes wiedergegeben, im Standard von links nach rechts durch das sichtbare Gebiet. Diese Positionen lassen sich mit der Maus verändern. Es ist auch möglich, zusätzliche Marker einzufügen. In der Mitte des Fensters gibt es eine relative Zeitlinie. Für jeden Markerpunkt können X- und Y-Koordinaten eingegeben werden, darüber hinaus kann das Bild gedreht und vergrössert werden. Die Füllfarbe (links im Fenster) füllt einen Teil des Bildes mit einer einheitlichen Farbe. Wenn wir blau wählen, was wir auch schon für die Umrandung des jpg-Bildes genommen haben, kann nach dem Verlassen des Motion-Fensters mit der rechten Maustaste die Transparenz auf 'Blue Screen' gestellt werden. Dadurch fällt das Blau weg. 59 Reader Videoaktivismus – Version Pixeln Gesichter unkenntlich machen In bestimmten Situationen ist es nötig, dass Menschen im Video nicht zu erkennen sind. Nicht nur wegen der Repression, auch wegen Stress, den es z.B. mit Nazis geben könnte. Ein weiterer Grund ist natürlich, dass Menschen das sogenannte Recht auf ihr eigenes Bild haben. Ob du die unkenntlich gemachten Bilder trotzdem zeigen willst, ist deine Sache, aber es ist wichtig darüber nachzudenken, ob es einen Mehrwert hat. Denke auch darüber nach, was es für einen Effekt beim Zuschauer erzeugt. Es kann sein, das die Pixel bewirken, dass TeilnehmerInnen einer Demonstration dank der unkenntlich gemachten Gesichter als Verbrecher wahrgenommen werden. Das ist dasselbe Bild, das entsteht, wenn bestimmte Demos durch ein doppeltes Spalier begleitet werden: "Hier laufen Schwerverbrecher, aber auch die dürfen demonstrieren, wir müssen die Bürger nur vor ihnen schützen". Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um solche Ereignisse zu zeigen. Als erstes gilt natürlich, möglichst schon bei den Aufnahmen gar keine Gesichter (oder andere erkennbare Merkmale) aufzunehmen. Z.B. kann die Grösse einer Demo auch von hinten gezeigt werden. Bilder von weit weg haben in der Regel eine so schlechte Auflösung, dass identifizierbare Merkmale nicht mehr wahrnehmbar sind. Bei einem Interview mit einer Person, die nicht erkennbar ins Bild will, kann besser gleich nur Ton aufgenommen werden. Dieser Ton kann im Video dann mit anderen Bildern unterlegt werden. Am Rechner können auch schwarze Balken oder Kreise über die Gesichter gelegt werden. Es ist nicht so schwierig, sie können in 'Title' oder 'TitleDeko' gemacht werden. Wenn sich die Bilder bewegen, ist es wichtig darauf zu achten, dass die Gesichter auch die ganze Zeit abgedeckt sind (ein nicht abgedecktes Frame kann zur Identifikation der Person ausreichen ...). Die Motion-funktion (Bewegingsfunktion) kann benutzt werden, um einen Kreis mitbewegen zu lassen. Schöner ist es, einen Pixelfilter über die Bilder zu legen. Es gibt ein gutes Face-Blur Tutorial (englisch gesprochen) von Wringley Video Productions' tutorials :: http://www.wringleyvideo.com/videotutorial 60 Reader Videoaktivismus – Version 4.3 Video ausspielen auf Tape Wenn uns das Video endlich gefällt und wir es rausspielen wollen, geht das so: Zuerst müssen wir alle Previews berechnen lassen. Dazu klicken wir auf 'Projekt' > 'Berechnen des Arbeitsbereichs' ('Render Work Area') . Der Arbeitsbereich ist der Bereich auf der Timeline, der durch den gelben Balken festgelegt wird. (Wenn wir die Position des gelben Balkens verändern, müssen wir diese Veränderung speichern!). Danach müssen wir das Projekt wieder speichern, damit die berechneten Previews gespeichert sind. Das Berechnen der Previews ist nicht absolut notwendig, aber das Berechnen des Films geht damit schneller. Auserdem kann nach dem Berechnen aller Previews nochmal probegeschaut werden. Dann lassen wir einen Film berechnen. Dazu klicken wir 'File' > 'Export Timeline' > 'Movie' ('Film'). Wenn der Film fertig berechnet ist, öffnet sich ein neues Fenster, in dem wir uns den fertigen Film anschauen können. Als nächstes öffnen wir ein neues Projekt und importieren das fertige Filmchen und legen es auf der Timeline. Das Projekt speichern. Dann die Kamera anschliessen und auf VCR stellen. Wenn wir 'File' > 'Export Timeline' > 'Export to Tape' klicken, spielt der Rechner den Film auf das Tape in der Kamera (bei der Kamera auf 'Aufnehmen' drücken!). Die Zwischenschritte sind notwendig, um eine möglichst fehlerfreie Version des Clips zu bekommen. Der Rechner kann den File als Ganzes von der Festplatte lesen und muss nicht die Teile, aus denen das Video zusammengesetzt ist, 'suchen' oder Übergange berechnen. als Mpeg oder Real Eine andere Möglichkeit, das Video auszuspielen, ist es auf mpeg1- oder real-Format zu komprimieren. Dazu klicken wir 'File' > 'Export Timeline' > 'Adobe MPEG Encoder' oder 'Adobe RealMedia Export'. Mpeg1 ist von der Datenmenge grösser als das Real-Format und deswegen nur für InternetbenutzerInnen mit einem relativ schnellen Internetzugang geeignet. Der Vorteil von Mpeg1 ist, dass es auch möglich ist, es sich Fullscreen anzugucken, z.B. auch mit einem Beamer. Wegen der Komprimierung ist es natürlich schlechter, pixeliger als das Orginal. Mpeg1 ist eine einfache Möglichkeit, um Video auf CD zu verbreiten. Der Encoder ist Teil von Premiere 6.5. Er produziert eine relative gute Bildqualität bei folgenden Einstellungen: VCD ist ein Standard Mpeg1-Format, mit einem frame size von 352 x 288 Pixel (ein Viertel des Orginals), einer Video bitrate von 1150 kbps und einer Audio bitrate von 224 kbps (44,1 kHz). Darüberhinaus können viele Einzeleinstellungen variiert werden, die Standardeinstellung liefert aber eine gute Qualität. 61 Reader Videoaktivismus – Version Real-Format ist geeignet fürs Internet. Am besten können verschiedene Versionen bereit gestellt werden, z.B. eine Modem- und eine DSL-Version. Es ist auch möglich, eine sogenannte MultistreamVersion zu machen, aber die muss dann auf einem speziellen Server abgelegt werden. Die Person, die sich das Video angucken will, wird dann bedient mit einer auf ihren Internetzugang abgestimmten Version. Für die Corporate LAN, eine Verbindung mit einer 150 kbps Datenübertragung, ist folgende Einstellung angesagt: frame size von 240 x 192 Pixel (ein Neuntel des Originals!), Preferences: General: Allow recording, allow download; Surestream: emphasize Video; Video Filter: high quality resize; Video Codec: 2-pass encoding, variable biterate encoding; Target audience setting: single rate real Videos; audio, Target audience: Corporate LAN; Video: 18 Frames, Target bitrate: 150. RealMedia Clip Settings: Audio Format: Stereo Music, Video Quality: Normal Motion Video Preferences: General: Allow Recording und Allow Download, SureStream: RealPlayer G2 und Emphasize Audio, Video Filter: Noise Filter off, Resize Filter High Quality Resize und De-Interlace Filter, VideoCodec: RealVideo 8.0 und 2-pass Encoding, Advanced: 15 seconds und 10000 miliseconds, Target Audience Settings: Single-rate • • Für Modem-Version: 28K Modems, RealAudio: 28K Modem und Audio Only, RealVideo: Video: 28K Modem, Target Bitrate: 28K Modem Für DSL-Version: 256K DSL/Cable Modem: RealAudio: 256K DSL/Cable Modem und Audio Only, RealVideo: Audio: 256K DSL/Cable Modem, Video: 256K DSL/Cable Modem, Target Bitrate: 256K DSL/Cable Modem Export Range: Work Area, Width: 240 & Height: 192, Maintain Aspect Ratio: on auf VHS oder DVD Das fertig berechnete Video (.avi), kann mit Hilfe eines speziellen Programms in eine DVD umgewandelt werden. Diese Programme sind oft so ausgerichtet, dass der/die BenutzerIn Schritt für Schritt hindurch geleitet wird. Es ist möglich ein Menü zu machen, ein Anfangsbild und einen Titel zu erstellen. Es ist auch möglich, mehrere anwählbare Tonspuren auf die DVD zu legen und auch verschiedene Untertitel zu erstellen. Vorteile von DVD gegenüber VHS: - Sie sind billiger zu verschicken. - Sie sind schneller herzustellen, weil das Brennen schneller geht als die reale Laufzeit, die ein Video hat. 62 Reader Videoaktivismus – Version - Die oben genante Menü-Funktion macht es möglich, schnell zu einer bestimmte Stelle im Video zu springen. Die Bildqualität von VHS ist im Prinzip besser, weil DVD eine Kompression der Bildinformation ist. Die Qualität von VHS wird aber von Kopie zu Kopie schlechter, die von DVD bleibt gleich. Beide Formate haben aber keine ewige Lebensdauer: VHS verliert langsam an Qualität wegen der Entmagnetisierung der Bänder, eine DVD ist einfach irgendwann nicht mehr lesbar. 63 Reader Videoaktivismus – Version