Volkstanz Ausgabe 1/2012 - Deutsche Gesellschaft für Volkstanz eV

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Volkstanz Ausgabe 1/2012 - Deutsche Gesellschaft für Volkstanz eV
1 / 2012
Deutsche Gesellschaft für Volkstanz e.V.
Inhalt
Vorwort
3
Alt und Jung gemeinsam
Von Helga Preuß
Tanzgeschichte
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Jubiläum
5
Porträt
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Geburtsstunde
Nichts hält jünger als ein alter Tanz
Volksmusikberater und Manager
Hundert Jahre „Hoher Meißner“
Volkstanz gehört auf die Straße, sei es bei Vorführungen, bei Mitmachveranstaltungen oder bei Umzügen, wie hier beim Deutschen Trachtenfest am 3. Juni 2012 in Altenburg/Thüringen.
Aus den Ländern
8
Jubiläumstanzfest
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Interview
10
Tanzlehrgang
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Gründungsjubiläum
12
Jubiläumsfeier
12
Nachruf
13
Wochenendlehrgang
14
Jubiläum
15
Mark Brandenburg
15
Geburtstag
25 Jahre „De Blomendaler“
„60 Jahre und kein bisschen altmodisch“
Qual der Wahl
Seit zwanzig Jahren einfach weitergetanzt
Ein gelungenes Fest
Danke Muschi
Mit viel Spaß und neu Gelerntem
In eigener Sache
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Weltkulturerbe
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Herbsttanzfest
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Wechselschritt
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Ankündigung
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Lehrgang
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Ausblick
Bewerber um das Unesco-Gütesiegel stehen Schlange
Kommt wieder nach Berlin
Förderkongress 2013 für Tanzkultur
Einladung zur Mitgliederversammlung
Alte Tänze aus der Heide
Volkstänzer im Himmel
75 Jahre und immer flott dabei
Volkstanz auf der Landwirtschaftsausstellung
35 Jahre in Odenwälder Tracht
Tänze zum Sammeln
24
Walzerkanon
Aus anderen Verbänden
Organisatorisches
16
Trachtentag
17
Buchtipp
25
26
26
27
2
Tracht des Jahres kommt aus dem hohen Norden
„Volkstanz zwischen den Zeiten“
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DGV – Volkstanz
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Vorwort
Alt und Jung gemeinsam
Liebe Tanzfreunde,
Gerade haben wir das 75-jährige Bestehen des „Ring für Heimattanz e.V.“ in
Hamburg gefeiert.
Bei einem fröhlichen Tanzfest konnte man Alt und Jung gemeinsam tanzen
sehen und natürlich konnte jeder mitmachen.
Das ist es, was uns ausmacht: das Miteinander!
Es wird oft angemerkt, dass die Volkstanzgruppen überaltert sind. Aber bei uns
geht’s eben noch, auch wenn man schon älter ist. Regelmäßige Übung hält uns
fit, wenn ein hartes Training nicht mehr möglich ist.
Mal ehrlich – Vortanzen ist doch nicht unsere Hauptaufgabe. Wir tanzen und
es stört uns nicht, wenn jemand dabei zusieht. Lieber ist uns natürlich, wenn
er oder sie dann mitmacht.
Manche bewundernden Blicke werden den Aktiven zuteil, wenn andere sehen,
wie man sich mit achtzig Jahren noch bewegen kann.
Wer allerdings auf die Bühne geht, sollte dort eine ordentliche Darbietung zeigen mit der Information ans Publikum, was dort geboten wird. Es gibt immer
jemanden unter den Zuschauern, den das interessiert und der was davon versteht. Das sollte dann interessant für das Publikum sein und so authentisch
wie möglich.
Neben diesem Miteinander, dieser Bewegung bis ins hohe Alter haben wir aber
noch eine andere Aufgabe: die Pflege unserer Heimatkultur.
Im Landkreis Harburg in Niedersachsen steht der Kultursommer in diesem
Jahr unter dem Thema Heimat. Da dürfen unsere Heimattänze nicht fehlen.
In der Lüneburger Heide gibt es viele davon und wir haben die Gelegenheit, sie
zu präsentieren mit allen Hintergrundinformationen, die wir finden konnten.
Im nächsten Jahr gibt es eine Fachtagung der DGV in Berlin.
Thema: Förderkongress für Tanzkultur.
Also, Kultur und Tradition, Miteinander von Alt und Jung, das sind unsere
Anliegen.
Dafür spielt das Alter keine große Rolle.
Jeder kann dabei sein und mittun.
In diesem Sinne
wünscht einen fröhlichen Tanzsommer
Eure
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DGV – Volkstanz
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Tanzgeschichte
Nichts hält jünger als ein alter Tanz
Jubiläum
In diesem Jahr wäre der große Tanzforscher und Choreograf Karl Heinz Taubert (16. Dezember
1912 bis 3. Januar 1990) hundert Jahre alt geworden.
E
r war es, der die Begeisterung für die
historischen Tänze in Deutschland
weckte. Er konnte viele Tänzer zu
Fachleuten ausbilden und so diese Tanzformen und seine Publikationen den
Menschen näher bringen.
Karl Heinz Taubert wurde 1912 in
Stettin geboren. Dort machte er auch
1931 das Abitur. Danach folgte das
Musikstudium an der Staatlichen
Hochschule für Musik in Berlin
in den Fächern Klavier, Gehörbildung und Rhythmik. Die
Examen machte er in den
Jahren 1933/34. Schon
im Jahr 1934 wurde
er Dozent in den
genannten
Fächern,
und
1937 Leiter des Rhythmikseminars. Bereits
früh war er als Pianist tätig,
woraus sich bis Kriegsende eine
umfangreiche Konzerttätigkeit
ergab.
In den folgenden Jahren
konnte er diese Arbeit fortsetzen, sowie bei vielen Rundfunksendern gastieren.
Historische Tänze
im Fokus
Constanze Beyer hat 1993 im Eigenverlag die „Erinnerungen an Karl Heinz Taubert“ herausgegeben
Bereits im Jahr 1936 besuchte
er das Musikheim in Frankfurt/Oder von Georg Götsch. Hier
wurde er von seiner Art und den englischen Kontratänzen angesteckt. Ab den frühen fünfziger Jahren beschäftigte sich Karl
Heinz Taubert intensiv mit den historischen Tänzen. Er konnte
bis dahin unbekannte Quellen erschließen. Er gründete eine
Tanzgruppe aus Studierenden der Hochschule, das „Ensemble
historischer Tanz Berlin“. Seine Reisen nach Paris, die Kontakte zu den dortigen Forschern (Guilcher), und die Arbeit in
der Bibliotheque Nationale gaben ihm viele Impulse für seine
weitere Arbeit.
Die große Jahrestagung des ATB/DBT fand 1961 in SchwäbischHall statt, hier wurden alle Bereiche des Tanzes gezeigt, so auch
die Tänze der Suite mit Karl Heinz Taubert und seiner Gruppe.
Ein Zitat von ihm zum Volkstanz: „Volkstanz ist mir hochinteressant als Vergleich des europäischen Tanzbereiches und
auch seinen Einfluss auf die großen Gesellschaftstänze oder
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Schriftformen.“ Weiter meint Taubert: „Ich bin stark vom musikalischen Impuls zu den Tanzformen gekommen, denn ich bin
Pianist und konnte dadurch auch immer echte Paargruppen in
meiner Tanzarbeit zusammenfügen.“
Wegweisend für die Tanzarbeit
Weitere Anregungen erhielt er in der Bibliothek von Derra de
Moroda und von ihr persönlich in Salzburg für seine wissenschaftliche Arbeit. Hier arbeitete er viele Sommer lang. Seine
Arbeit fand einen weiteren Höhepunkt in drei Filmen für das
deutsche Fernsehen, die ursprünglich nur von Tänzern des
Opernballetts gezeigt werden sollten, dann aber an den TaubertKreis gegeben wurden.
Aufforderung zum Tanz: I – Renaissance, II – Barock, III – Vom
Hofball zum Reigen.
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DGV – Volkstanz
Tanzgeschichte
Karl Heinz Taubert,
der bekannte Tanzforscher und Choreograf
wäre am 16. Dezember
2012 hundert Jahre alt
geworden
Diese Filme sind wegweisend für die
Tanzarbeit mit historischen Tänzen in
Deutschland.
Viele Treffen in Berlin und Hannover zeigten sein vielfältiges Interesse
an der Tanzszene. Bei einem Besuch
in seinem Haus an der Königsallee
konnte ich viele historische Tanzbücher in seiner Privatbibliothek entdecken. Ohne Zweifel seltene Werke
der Tanzgeschichte. Sie lagern in der
Hochschule der Künste in Berlin.
Ein reiches Lebenswerk
Hier einige Werke von Karl Heinz Taubert:
ππ Höfische Tänze. Schott-Verlag Mainz, 1968
ππ Kontratänze, Tanzhistorische Studien I. Darin Taubert: Portefeuille englischer Tänze. Berlin 1784, von Joseph Lanz, DBT
Berlin-Remscheid, 1981
ππ Die Anglaise; mit Lanz-Portefeuille. pan-Verlag, 1983
ππ Das Menuett. pan-Verlag, 1990
Sein Werkverzeichnis weist eine Vielzahl von Kompositionen,
Texten, Tonträgern, Fachbüchern, Liederbüchern, Gesang- und
Chormusik, Blockflötenmusik, Musik für Blas- und Streichinstrumente, Anthologien und Tanzgeschichte nach.
Mit vielfältigen Begabungen
Ein besonderes Erlebnis war die Matinee im Opernhaus in Hannover 1987
mit dem Opernballett. Man merkte deutlich, wie er die Tänzer
führen konnte und dabei seine historischen Tänze zeigte. Zu vielen Opernhäusern wurde er gerufen, um dort in Mozarts Don
Giovanni die Tänze der Tanzsoziologie Menuett, Contre und
Walzer zu inszenieren.
Karl Heinz Taubert erhielt 1987 das Bundesverdienstkreuz und
er sollte 1990 den deutschen Tanzpreis erhalten. Leider verstarb
der große Tanzmeister am 3. Januar 1990 in Berlin. Seine Begabungen als Pianist, Komponist, Pädagoge und Tanzexperte bleiben unvergessen.
Volker Klotzsche
Quellen
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Volker Klotzsche: Tanzen seit 1945 – Personen, die den Laientanz
maßgeblich beeinflusst haben, S. 92 - 95. Tanzhistorische Studien VI, Deutscher Bundesverband Tanz e.V. Remscheid, 1988
Constanze Beyer (Hrsg.): Erinnerungen an Karl Heinz Taubert.
Eigenverlag, Berlin, 1993
Abfragen bei diversen Suchmaschinen im www.
Volksmusikberater und Manager
Porträt
Ein interessanter Lebenslauf soll hier vorgestellt werden, der
beweist, dass viele in der Folklore tätigen keine gelernten Musiker, Sänger, Tänzer sind: Dr. Erich Sepp – Volksmusikberater
und Manger der Folkloristen in Bayern.
Nun der Reihe nach:
Erich Sepp wurde am 27. November
1944 in Landsberg am Lech geboren. Er
wuchs auf dem Hof seiner Eltern auf und
machte das Abitur. Danach studierte und
promovierte er im Fach Chemie in München und Erlangen. Ab 1978 arbeitete er
bei der Firma MBB in Ottobrunn. Durch
seine vielfältigen Tätigkeiten in der
Volkstumsarbeit hatte er auch Kontakte
zum Landesverein für Heimatpflege in
München. Von dort erhielt er das Angebot, Leiter der Abteilung Volksmusik zu
werden. Er nahm das Angebot an und
vollzog den Berufswechsel.
Von 1982 bis 2008 führte er viele Maßnahmen für Lied, Musik und Tanz in
Bayern durch. Ein wichtiger Punkt ist die
Gründung der Zeitschrift „Volksmusik in
Bayern“ bei der er über 25 Jahre Schriftleiter war.
Mit solider musikalischer
Ausbildung
Erich Sepp erhielt eine solide musikalische Ausbildung, teils gezielt (Geigenunterricht) teils als Autodidakt (Bratsche
und Kontrabass). Somit war er vorbereitet, auch die Leitung einer Kapelle zu
übernehmen. Dies ergab sich 1970 bei
der „Wolpertinger Tanzlmusi“. Hier
spielte er Klarinette und Trompete.
Diese Gruppe nahm für den Kögler-Verlag 1972 „Sudetendeutsche Volkstänze“
auf. 1998 wurde eine CD mit der Volksmusikgruppe „Hohenkirchner Musikanten“, dessen Leiter Erich Sepp ist, aufgenommen.
Diese zehnköpfige Blaskapelle spielte oft
zum Volkstanz auf.
Es wurden die Rundtänze, die die Grundlage der Volkstanzentwicklung in Bayern sind, musiziert. Das sind Walzer,
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Dr. Erich Sepp, der Volksmusikberater und
Manger der Folkloristen in Bayern, wie
man ihn kennt
Schottisch, Polka, Boarischer und Zwiefacher.
Erich Sepp hat sich in der Zeitschrift
mehrfach über die Volkstanzpflege geäußert.
Hier gibt es Besonderheiten, die nicht
unbedingt in anderen Regionen funktionieren müssen.
Zum „Tanz des Volkes“ machen
Zum Bundesvolkstanztreffen 1987 in
Aachen wurde er als Festredner eingeladen. Sein Thema lautete: „Volkstanz
heute - Tanzpflege oder Breitenarbeit?“
Seine Anregungen sind verhallt, weil
der Text nie gedruckt wurde und nur in
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Tanzgeschichte
Hier einige Beispiele: erfasste Orte,
Altersstruktur, warum zum Volkstanz
gehen, (Hochzeiter schauen), beliebte
Tänze, Beliebtheit der Kapellen, Tanzwünsche, Partnerwahl, Trachten, Tanzmeister, Volkstanzliteratur und viele weitere Details.
Voller Einsatz in Hauptberuf
und Ehrenamt
Dr. Erich Sepp im Kreis seiner „Wolpertinger Tanzlmusi“
Bayern ernst genommen wurde.
Trotzdem sollten wir einige Punkte in
Auszügen nennen, weil diese wegweisend für die Tanzlandschaft in Deutschland sein könnten, denn trotz diverser
Anregungen gibt es immer noch keine
zielgerichtete Strategie für die VolkstanzEntwicklung.
Um den Volkstanz wieder – im Sinn
des Wortes – zum „Tanz des Volkes“ zu
machen, müssen wir alle sich bietenden
Möglichkeiten nutzen.
vielmehr sollten wir eine Zusammenarbeit mit den Tanzschulen anstreben und
damit viele Jugendliche erreichen.“
Tanzabende für jedermann
Entwickelt haben sich in Bayern und
Österreich „Tanzabende für jedermann“,
wo die Gelegenheitstänzer voll auf ihre
Kosten kommen, weil das Programm auf
sie abgestellt wird. Dies ist zu vergleichen
Alle Dinge, die er angeschoben beziehungsweise durchgeführt hat, kann man
hier nicht nennen, aber einige wenige:
ππ die Leitung mehrerer Musikkapellen
und das Spielen vieler Musikinstrumente,
ππ Sänger in mehreren Chören, einschließlich offenes Singen,
ππ Jodel-Singtage, Jodel-Lehrer, Veranstalter von Wirtshausliedersingen,
Seminare für Volksmusik, -lied und
-tanz.
Seine vielen Begabungen hat Erich Sepp
als Volksmusikberater den Menschen
näherbringen können. Solche Persönlichkeiten findet man heute immer weniger.
Sein Einsatz in Hauptberuf und Ehrenamt hat der Volksmusik in Bayern zu
einem besonderen Standard verholfen.
Möge ihm beste Gesundheit und Schaffenskraft und Muße noch lange erhalten
bleiben. Danke für den Einsatz!
Alle Möglichkeiten nutzen
„Erstens müssen wir auf den öffentlichen
Volkstanzabenden dem tänzerischen
Normalverbraucher bessere Chancen
einräumen. Die gemeinsame Basis sind
die Rundtänze. Sicher erfordert dies ein
Umdenken und Toleranz von Seiten der
Volkstänzer, ein Elitedenken wäre hier
fehl am Platz.
Zweitens müssen wir andere Tanzgelegenheiten insbesondere die brauchtümlichen wie Maitanz, Kirchweihtanz
usw., sowie Vereinsbälle in unserem
Sinn beeinflussen. Das beginnt bereits
bei der Wahl der Tanzkapelle, denn diese
sollte zum einen dem heute üblichen
Geschmack entgegenkommen, zum
anderen aber auch in der Lage sein, traditionelle Tanzmelodien zu spielen.
Drittens sollten wir verstärkt Tanzkurse anbieten, und zwar solche, die
ein Grundwissen für den allgemeinen
Tanz vermitteln, das heißt überlieferte
Rundtänze, Grundformen und StandardGesellschaftstänze.
Mit so einem allgemeinen Kurs lassen
sich Jugendliche viel eher ansprechen
als mit verschiedenen Spezialtanzformen. Wir dürfen dieses wichtige Gebiet
nicht allein den Tanzschulen überlassen,
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Volker Klotzsch
Quellen
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Dr. Erich Sepp mit Carl Orff
mit dem „Offenen Tanzen“ beziehungsweise „Tanzhaus“ in vielen deutschen
Landen, wo die Tänze angetanzt gezeigt,
aber nicht exemplarisch eingeübt werden.
Unbedingt erwähnt werden muss die
Befragung, die Erich Sepp in den Jahren
1999 bis 2001 in vier Folgen in der Zeitschrift „Volksmusik in Bayern“ veröffentlichte. So tiefgründig hat noch niemand
die Musik- und Tanzszene analysiert.
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Sonderheft „Dank und Anerkennung
für Dr. Erich Sepp“. in Volksmusik in
Bayern, 25. Jahrgang, München, 2008
Brief an Volker Klotzsche von Erich
Sepp, 12. Januar 2012
Vita Erich Sepp, Skript
Volkstanz heute; Ziele und Möglichkeiten der Breitenarbeit. Volksmusik
in Bayern, 2. Jahrgang, München, 1985,
Heft 1
Volkstanz-Pflege aus unserer Sicht;
Zielsetzung – Maßnahmen – Probleme – Ausblick. in Volksmusik in
Bayern, 4. Jahrgang, München, 1987,
Heft 1
Fragebogen zu Volksmusik in Bayern.
Ergebnisse in 16. Jahrgang, Heft 4,
München, 1999; 17. Jahrgang, Heft 3
und Heft 4, München, 2000; 18. Jahrgang, Heft 1, München, 2001
Tanzgeschichte
Hundert Jahre „Hoher Meißner“
Geburtsstunde
2013 jährt sich zum hundertsten Mal der „Freideutsche Jugendtag“ auf dem Hohen Meißner, der
auch gewissermaßen als die Geburtsstunde der Volkstanzorganisation gilt. Volkstanz und Volkslied gehörten zu Beginn der Jugendbewegung zusammen.
...alles wogte durcheinander, bewegte
sich nach denselben Tanzliedern.
...Am ausdauerndsten beschäftigten sich
nicht nur jüngere Teilnehmer mit Tanzen und Singen.
Verbandsgründung erst 1927
Blick von Orlerode südwestwärts zum Hohen Meißner
D
er „Freideutsche Jugendtag“ 1913
auf dem Hohen Meißner war
die erste große öffentliche Manifestation der damals noch sehr jungen
Jugendbewegung. Er war geplant – ganz
bewusst – als eine Gegenveranstaltung
gegen die üblichen Veranstaltungen zur
hundertsten Wiederkehr der Leipziger
Völkerschlacht. Folgende Meißnerformel
wurde beschlossen:
„Die Freideutsche Jugend will aus eigener Bestimmung vor eigener Verantwortung mit innerer Wahrhaftigkeit ihr
Leben gestalten. Für diese innere Freiheit
tritt sie unter allen Umständen geschlossen ein.
Zur gegenseitigen Verständigung werden Freideutsche Jugendtage abgehalten.
Alle gemeinsamen Veranstaltungen der
Freideutschen Jugend sind alkohol- und
nikotinfrei.“
Singtänze setzten sich durch
Volkstanz und Volkslied gehörten zu
Beginn der Jugendbewegung zusammen.
So war es nicht verwunderlich, dass das
Heft „Tanzspiele und Singtänze“ von
Gertrud Meyer 1907 herausgegeben, eine
so große Verbreitung erreichte.
Die politische Situation verhinderte eine
kontinuierliche Entwicklung, so dass der
Volkstanz noch heute nach Anerkennung
ringt.
Als Beispiel sei nochmal Gertrud Meyer
genannt, die eine Reihe Tanzhefte herausgab. Ihre Freundschaft zum Verleger
Eugen Diederichs und zu dessen SeraKreis in Jena ließen ihre Sammlungen
bekanntwerden. Sie besuchte die Gruppe
mehrfach. Besonders die Singtänze hatten sich bei den Veranstaltungen durchgesetzt.
Es entstand eine Art Rausch bei dem tanzenden „Sing Sang“.
Die Verbandsgründung eines Volkstanzverbandes des „Verbandes deutscher
Tanzkreise“ erfolgte erst 1927, obwohl
die Aktiven schon viele Aktionen und
überregionale Treffen veranstalteten.
Viele neue Tänze wurden geschaffen, die
Jugendtänze, die sich schnell im ganzen
Land durchsetzten.
Wir wollen an das Ereignis im kommenden Jahr erinnern, um der heutigen
Jugend und den Aktiven Informationen
Hoher Meißner von Osten beziehungsweise
Meißner-Weidenhausen
aus
betrachtet
an die Hand zu geben und eventuell eine
neue Tanzbewegung anzuschieben.
Die DGV wird voraussichtlich noch geeignete Maßnahmen für das Jubiläumsjahr
vorbereiten.
Volker Klotzsche
Hoher Meißner
Der Hohe Meißner ist ein bis zu 753,6 Meter hohes Bergmassiv im Naturpark Meißner-Kaufunger Wald im östlichen Teil Nordhessens und zählt zum Fulda-Werra-Bergland im Norden des
Osthessischen Berglandes.
Eine langsame Namensumbenennung erfuhr der Berg durch die Jugendbewegung. Durch den
Ersten Freideutschen Jugendtag am 11. und 12. Oktober 1913 wurde der „Meißner“ als „Hoher
Meißner“ über die deutschen Zeitungen bekannt. Für die Wandervögel war dieser Ort schon vor
1913 ein beliebtes Ziel und mindestens seit 1908 wurde der Berg von ihnen als „Hoher Meißner“ bezeichnet. Diese Namensgebung könnte analog zu dem gern gewählten Ziel der Göttinger
Wandervögel, dem Hohen Hagen, stattgefunden haben. Mit der Zeit wurde immer mehr von
dem Hohen Meißner gesprochen. Ein Gedenkstein mit einer Informationstafel ist am Parkplatz
nahe dem Naturfreundehaus Meißnerhaus zu finden, die auf diese Namensänderung hinweisen.
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Quellen
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Volker Klotzsche (Hrsg.): Der Tanz
in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts
– Volkstanz – Jugendtanz. DBT, Remscheid, 1994.
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Aus den Ländern
25 Jahre „De Blomendaler“
Jubiläumstanzfest
Die Volkstanz- und Trachtengruppe „De Blomendaler“ aus Bremen feiert in diesem Jahr ihren 25. Geburtstag. Das Jubiläum
wird am 22. Juli mit einem Volkstanzfest begangen.
„Volkstanz ist schön!“ Das ist das Motto
der Volkstanzgruppe „De Blomendaler“
aus Bremen-Blumenthal seit der Gründung im März 1987. Die Mitglieder der
Gruppe haben sich nicht nur Spaß und
Freude auf ihre Fahnen geschrieben, sondern auch, den alten deutschen Volkstanz
zu pflegen und zu bewahren. Seit 1988
wird die Gruppe mit großem Erfolg von
dem Ehepaar Brigitte und Dieter Jüchter
geleitet.
rekonstruiert und schließlich mit großem
Aufwand komplett für alle Mitglieder neu
angefertigt. Die genaue Bezeichnung
dieser Tracht lautet „Die sonntägliche
Kirchgangstracht von 1800 bis 1850 aus
dem alten Kirchspiel Blumenthal im bremischen Landgebiet“. Ein besonderes
Merkmal dieser Tracht ist die eigenwillige Hullen-Hube, die von den Frauen
getragen wird.
Brigitte und Dieter Jüchter vor der Burg
Blomendal.
in der näheren Umgebung.
„De Blomendaler“ sind Mitglied im Verein Haus Blomendal, der Deutschen
Gesellschaft für Volkstanz (DGV) und
dem Landestrachtenverband Niedersachsen (LTN).
Bis heute nicht bereut
„De Blomendaler“ feiern in diesem Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum
Zuhause sind „De Blomendaler“ im
Haus Blomendal, einer alten Raubritterburg aus dem Jahre 1354, die heute unter
anderem als kultureller Treffpunkt in
Bremen-Blumenthal genutzt wird.
Mit eigenwilliger Hullen-Haube
Die bremische ländliche Tracht, die
bereits vor über 150 Jahren von den
Bewohnern im bremischen Landgebiet
zugunsten der damaligen Mode aufgegeben worden war, geriet über viele Jahre
fast in Vergessenheit und wurde von
den Mitgliedern der Volkstanzgruppe
„De Blomendaler“ in jahrelanger Arbeit
8
Zum Jubiläum hat Leiter Dieter Jüchter
eine Chronik erstellt. Angefangen hat
alles vor 26 Jahren. Genau am 15. März
1986, beim Scheunenball im Sattelhof.
Die „Sattelhofer“ traten auf und da wurden das Ehepaar Jüchter angesprochen,
ob sie nicht mittanzen wollen. Sie ließen
sich überreden und haben es bis heute
nicht bereut. Genau ein Jahr später gründeten Brigitte und Dieter Jüchter gemeinsam mit einigen anderen Paaren „De Blomendaler“. Auf Burg Blomendal fand die
Gruppe eine Bleibe. Die beiden Jüchters
machten die Tanzleiterausbildung und
die Mitglieder treffen sich auf der Burg
immer dienstags zum Üben. Am Anfang
waren es acht Paare, derzeit sind 13 Paare
dabei.
Vor historischer Kulisse
Einen erfolgreichen Einstieg in die Organisation von Volkstanzfesten hatte die
Gruppe mit dem ersten „Großen Volkstanzfest“ im Burghof von Haus Blomendal anlässlich des zehnjährigen Geburtstages der Gruppe im Juni 1997 mit mehr
als 200 aktiven Volkstänzern aus ganz
Norddeutschland. Nun folgt die fünfte
Auflage zu ihrem 25-jährigen Jubiläum.
Die Gruppe hat zudem seit ihrem Bestehen aber auch an vielen weiteren Veranstaltungen teilgenommen, zum Beispiel
am Tag der Niedersachsen sowie an
Volkstanzfesten in Hamburg, Berlin und
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Burg Blomendal
Namensgeber für die Volkstanzgruppe ist
die Burg Blomendal (auch als Hus Blomendal oder Haus Blomendal bekannt). Sie ist
eine mittelalterliche Wasserburg aus dem
Jahr 1354 im Bremer Stadtteil Blumenthal.
Der Name Blomendal ist die niederdeutsche Schreibweise von Blumenthal. Die
Burganlage liegt am Zusammenfluss von
Blumenthaler Aue und Beckedorfer Beeke
und wurde mitsamt dem Nebengebäude
aus dem 19. Jahrhundert 1973 unter Denkmalschutz gestellt.
Aus den Ländern
„60 Jahre und kein bisschen altmodisch“
Interview
oder „Wozu braucht man heutzutage noch einen Heimatpflege-Verband?“. Die Arbeitsgemeinschaft
der Sing-, Tanz- und Spielkreise in Baden-Württemberg e.V. feiert 2012 ihr 60-jähriges Bestehen.
Aus diesem Anlass drucken wir hier ein Gespräch mit dem Vorsitzenden Reinhold Frank ab, das
im „Heimatpfleger“, Heft 1/2012 veröffentlicht wurde. Die Fragen stellte Johannes Frank.
Nehmen wir doch gleich die Frage aus
der Überschrift: Wozu braucht man die
AG?
Ja, da kann man je nach Standpunkt
sagen, „ganz dringend“ oder „gar nicht“.
In unserer heutigen Zeit ist es immer
noch wichtig, dass Menschen nicht
nur arbeiten, mit Computern umgehen lernen und fernsehen, sondern die
Beschäftigung mit Musik und Tanz gibt
dem Zeitgenossen eine Möglichkeit zu
entspannen. Musik wirkt ausgleichend,
Tanz ist gesundheitsfördernd und Geselligkeit fördert das Soziale.
Aber das kann man doch auch mit anderen Tänzen und Liedern erreichen?
Schon, aber unsere Volkstänze sind zum
großen Teil gesellige Tänze, leicht erlernbar, nicht nur auf Effekte aus, sondern
fördern das Wohlbefinden. Unsere Volkslieder sind unser Kulturgut und sie tun
gut, weil sie mit dem zu tun haben, wie
wir sind. Unsere Mundart im Lied lässt
uns uns selbst begegnen, da merken wir,
wir sind daheim!
Die AG ist wiederum in andere Organisationen auf Landes- und Bundesebene
eingebunden und wirkt manchmal unbemerkt für ihre Ziele.
Aber ist das alles nicht doch ein wenig
altmodisch?
Nur, wenn man eine Ideologie draus
macht! Nur die Unsicheren machen aus
einer Tanzbeschreibung einen Bibeltext.
Meiner Meinung nach gibt es nichts
Schlimmeres als den Spruch „Dees hemmer emmer scho so gmacht!“. Wer sich
aber im Volkstanz, im Volkslied auskennt
und Mut hat, kann auch auf altem Boden
mal Neues schaffen. Nicht umsonst
entstehen manchmal neue Lieder oder
Tänze. Auch unsere Vorfahren haben
sich die Sachen „zurechtgesungen“ und
„zurechtgetanzt“. Unsere Volkslieder
sind zwar manchmal von der Sprache
her „altbacken“, haben aber dafür oftmals
Tiefgang und Seele, sind offen schelmisch oder gar versteckt anzüglich. Da
kann man auf ein altes Lied auch mal
einen zeitgemäßen Vers selber dichten.
Wir betreiben also Alles in
Allem „kulturellen Umweltschutz“. Die Notwendigkeit
für die Natur hat man schon
geraume Zeit erkannt, aber
das kleine Flämmchen für
die Kultur dürfen wir am
Leben erhalten. Das macht
Arbeit und Spaß zugleich.
Unsere Volkstänze sind zum
großen Teil gesellige Tänze,
leicht erlernbar, nicht nur
auf Effekte aus, sondern
fördern das Wohlbefinden.
Gut, einverstanden, aber das kann ich
auch ohne AG-Überbau.
Vielleicht ja, aber die AG als Verband
schafft Möglichkeiten, mit Gleichgesinnten zusammen zu kommen. Natürlich
kann jeder Einzelne, jeder Verein für sich
selber was machen, aber die AG als Interessenvertretung, als Anbieter von Kursen
und Freizeiten (sehr oft sind das dann
auch „Freu-Zeiten“) kann viel mehr erreichen als ein Einzelner oder eine lokale
Gruppe.
Und das alles gibt es in der AG?
Die AG hat viele gute Referenten und
Mitarbeiter, die sich ehrenamtlich ungeheuer einsetzen, sich aus- und fortbilden
und wahnsinnig gute Angebote machen.
Zum Beispiel?
Im Bereich Tanz gibt es die Volkstanzwoche, Tanzleiter-Grundausbildungen auf
sagenhaftem Niveau, interessante Fortbildungen, gute Beratung bei den Fachreferenten für Volkstanz, Kindertanz und
Seniorentanz. Wir arbeiten also generationenübergreifend!
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DGV – Volkstanz
Beim Singen gibt es ein ganzes Liederbuch, Singsonntage, eine Singwoche, ein
Advents-Singen und vieles Andere mehr.
Der Arbeitskreis Volksmusik fördert das
Instrumentalspiel, hauptsächlich zum
Tanz und hat noch viele Pfeile im Köcher.
Trachtenberatung,
Fahnenschwingen
und anderes mehr gehören auch dazu.
Viele Hilfen werden den Gruppen angeboten, zum Beispiel die Beantragung von
Zuschüssen, Beratung bei GEMA-Proble-
Reinhold Frank, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz- und Spielkreise in Baden-Württemberg e.V.: „Wir
sind 60 Jahre alt, aber quicklebendig.“
men, Informationen über die Zeitschrift,
Versand von Einladungen zu Veranstaltungen, Vermittlung von Referenten und
Musikern.
Für die Jugend gibt es Freizeiten und
Tanzwochenenden, bei denen man viel
Spaß haben kann.
Überhaupt, die Jugend! Gibt es beim
Volkstanz noch so was?
Auch wir sind da nicht mehr im JugendParadies! Die Zahl der Kinder- und
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Aus den Ländern
Jugendgruppen in den Vereinen hat auch
abgenommen, da dürfen wir uns nichts
vormachen. Und es gibt auch heute
noch ungeschickte Vorstände, die sich
die Jugend vergraulen, weil sie sie nicht
einbinden und sie nicht selbständig an
Aufgaben heranlassen. Das ist jammerschade und wird sich noch bitter rächen.
Es gibt aber auch Gruppen,
die eine hervorragende
Jugendarbeit machen! Da
kann man nur dankbar sein,
weil den Kindern durch das
Musische etwas für ihr ganzes Leben mitgegeben wird.
Momentan denkt man im
Kultusministerium darüber
nach, das Fach Musik in den Schulen
wieder einzuführen und mehr Musiklehrer einzustellen. Musik war ja in dem
Fächerverbund „Mensch, Natur und Kultur“ fast untergegangen, weil den Lehrern die nötige musikalische Ausbildung
oft fehlte. Freuen wir uns, dass hier vielleicht eine Wende eintreten kann.
Ist ein 60-jähriges Bestehen jetzt ein
Grund, zurückzublicken?
Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich ein
etwas gebrochenes Verhältnis zu Chroniken. Meistens liest sie ja doch keiner
ganz durch. Vor zehn Jahren haben wir
zum fünfzigsten eine tolle Broschüre
aufgelegt. Jetzt, 2012, habe ich die Parole
Was wünscht sich ein Vorsitzender für
die Zukunft?
Ich glaube, das alles aufzuzählen würde
die zulässige Seitenzahl des Heftes
sprengen. Vor allem wünsche ich mir
weiterhin eine so gute Vorstands-, Referenten- und Mitarbeiterschar wie seither.
Darauf kann die AG stolz sein. Weiter
wünsche ich mir auch
tolle neue Ideen, wie
wir unser Kulturgut
auch in den nächsten
Jahrzehnten bewahren,
weitergeben und erneuern können. Wir haben
einen Vorteil: wir müssen nicht jeder neuen
Mode nachrennen, sondern haben viel
Erprobtes und Gutes, sind aber jederzeit
frei, Neues, das sich bewährt, mit aufzunehmen. Ich wünsche uns allen auch in
der Zukunft viel Freude an unserer Heimat!
Wir sind 60 Jahre alt, aber quicklebendig.
Wir haben einen Vorteil: wir müssen
nicht jeder neuen Mode nachrennen,
sondern haben viel Erprobtes und
Gutes, sind aber jederzeit frei, Neues,
das sich bewährt, mit aufzunehmen.
ausgegeben: „Schluss mit der Retrospektive, wir schauen nach vorn!“ Wir wollen
darstellen, was die AG heute alles zu bieten hat, wir laden ein zum Lesen dieses
Heftes, zum Kommen und Kennlernen,
zum Teilnehmen und Genießen, zum
Schwitzen und Freuen, zur Mitarbeit und
zur Geselligkeit.
Qual der Wahl
Tanzlehrgang
Am 17. und 18. März führte Martin Ströfer auf Einladung des Oranienburger Volkstanzkreises
Oberhavel einen Wochenendlehrgang mit seinen Tänzen durch.
Quälende Auswahlentscheidungen hatte ganz sicher einer und
zwar der Schöpfer der Tänze, der eine Auswahl für seinen Tanzlehrgang am dritten Märzwochenende treffen musste. Doch
dieses ist Martin Ströfer zur Zufriedenheit aller Teilnehmer ausnahmslos gut gelungen.
Auf Einladung des Oranienburger Volkstanzkreises Oberhavel
haben sich fast vierzig Tänzerinnen und Tänzer im Labsaal im
dörflichen Berliner Ortsteil Lübars eingefunden. Viele bekannte
Gesichter waren unter den Teilnehmern erfreulicherweise
jedoch auch junge Leute, die den Spaß am Volkstanz für sich
erst entdeckt haben oder bisher weniger Kontakt zu den ansässigen Volkstanzgruppen hatten.
Martins Programm war bestens geeignet, denn es war für jeden
etwas dabei. Mit all seiner Erfahrung als Musiker und Komponist zahlreicher, im ganzen Land bekannter, Tanzmelodien verstand er es, die Schrittfolgen seiner Tänze an den Mann und an
die Frau zu bringen. Das alles getragen von einer ausgelassenen
und angenehmen Atmosphäre.
Ein beachtliches Ergebnis
Anforderungen an Körper und Geist. Da die Musik in eigener
Regie des Referenten jederzeit passend aufspielen konnte, fegte
nach wenigen Hilfestellungen eine vergnügte Tanzgemeinschaft
mit dem neu Erlernten über das Parkett. Am Ende des ersten
Lehrgangstages wurden sieben Tänze aus dem Repertoire von
Martins Tänzen absolviert, was für die Dauer eines Nachmittags ein beachtliches Ergebnis war. Leider ist ein Wochenende
schnell vergangen. Am Sonntagmittag mussten wir den Saal leider für die nächste Veranstaltung frei machen.
Schade eigentlich, denn die meisten hätten sich sicher noch
gern mit weiteren Tänzen aus den mittlerweile drei CD-Veröffentlichungen aus Martin Ströfers Feder unter seiner routinierten Anleitung beschäftigt. Mit elf erlernten Tänzen bereichert,
trennte sich die Tanzgemeinschaft. Alle hoch motiviert, die
Tänze in ihre Kreise mitzunehmen und die Tanzfreunde mit
dem Spaß anzustecken.
Der besondere Dank gilt auch dem Tanzkreis Oberhavel. Die
gute Organisation, der wunderschöne Raum und die vielen
selbstgemachten kulinarischen Köstlichkeiten sorgten für den
perfekten Rahmen.
Martins Tänze gehen mit der Zeit. Nicht alles ist in die gleichen Formen gegossen, die der geübte Volkstänzer schon
reflexartig auf das Parkett bringt. Jeder seiner Tänze stellt seine
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1/2012
DGV – Volkstanz
Oliver Schier
Aus den Ländern
Seit zwanzig Jahren einfach weitergetanzt
Gründungsjubiläum
Die Volkstanzgruppe Albachten ist jetzt zwanzig Jahre alt geworden und hat aus diesem Anlass
einen Werbeflyer für neue Mitglieder herausgebracht.
zum Abschluss des
Abends noch einmal aufgespielt, ehe
mit einer kleinen
„Quaterrie“
sich
alle von dem schönen Abend verabschieden.
Tänzerei zum
Belustigen
Die Gruppe hat zu
ihrem
zwanzigjährigen Jubiläum
einen Flyer für die
Mitgliederwerbung
herausgebracht.
Der Flyer beginnt
mit
folgendem
Text:
Jahr
1863
Zwei Musiker und 32 aktive Volkstänzerinnen und Volkstänzer gehören heute, zwanzig Jahre nach der Gründung, Im
beginnt ein Predigzur Gruppe
tauszug mit folgenDie Männer tragen eine schwarze Hose
den Worten
Im Jahr 1992 sollte das 850-jährige Ortsmit weißem Hemd und das typisch Mün„Das leichsinnige Volk glaubte ein
jubiläum von Albachten gefeiert werden.
stersche Halstuch, das unsere Vorfahren
angestrebtes Recht zu haben, sich nach
Der „Plattdütske Krink Albachten“ unter
als Schweißtuch benutzten. Später ließen
Belieben an Sonn- und Feiertagen in
seinem Baas Josef Venschott entschied
die Männer sich von der Textildesignerin
Wirthshäusern, Winkelkneipen, auf den
sich, für das Jubiläumsjahr einige nordMaria Balster Westen nähen. Das StoffScheunen und in den Bauernhäusern
deutsche Volkstänze einzuüben. Es fanmuster gleicht den Arbeitsjacken unserer
durch Tänzerei, Branntweintrinken,
den sich schnell 25 Personen. Mit der
Väter und Großväter.
schlechte Lieder, Geschrei und zuletzt
Volkstanzgruppe „Schlesische Spinndurch Schlägerei zu belustigen.“
stube“ unter der Leitung von Hans ReinUnsere Volkstänze:
hard Wend wurden die ersten Volkstänze
Übungsabende in einer
ππ haben abwechslungsreiche Schrittfolgen
eingeübt und ihre Freude am Volkstanz
alten Bauerndiele
ππ halten das Gedächtnis fit
steckte alle an. Schon bald luden uns
Unsere Übungsleiterin Annelen Schulππ können von Jung und Alt getanzt werden
Josef und Elisabeth Venschott ein, in
ting hat folgendes zu berichten:
ππ gehören zu unserem Kulturerbe
ihrer großen Bauerndiele zu tanzen, so
Freitags um 19:50 Uhr fährt der rote VerDieses haben wir nach den ersten
wie es früher üblich war.
einsbus der VTG Albachten 14-tägig von
Übungsabenden erfahren und uns entDer Gedanke, originale Trachten anzuder Sendener Stiege ab. Mit an Bord sind
schlossen, weiter zu tanzen und dies
schaffen, wie sie von unseren Vorfahren
unsere Musikanten Ernst Homann und
schon zwanzig Jahre mit 32 aktiven Mitgetragen wurden, wurde aus KostengrünStefan Grüter. Pünktlich um 20:00 Uhr
gliedern und zwei Musikern.
den nicht umgesetzt. Es wurden für die
treffen wir in der schönen alten BauernFrauen „Blümchenstoffe“ in blau und
diele auf dem Hof Venschott ein, die wir
rot gekauft. Daraus nähten sie sich ihre
zum Üben nutzen dürfen. Mit einem
Willi Suermann
Röcke und Taftschürzen, die durch eine
passenden Lied zur Jahreszeit stimmen
weiße Bluse mit einem entsprechenden
wir uns auf den Abend ein. Mit KreisSchultertuch ergänzt wurden. Die Hautänzen starten wir. Anschließend geht
Kontakt
ben unserer Frauen wurden nach einem
es weiter mit Kontras. Unsere Tänze
Willi Suermann
Original aus Albachten von ihnen selbst
stammen überwiegend aus dem nordTel.: 0 25 36-65 80
genäht und gestickt. Sie werden bei allen
deutschen Raum und den angrenzenden
E-Mail: [email protected]
Auftritten immer wieder bewundert.
Nachbarländern. Die letzte Polka wird
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DGV – Volkstanz
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Aus den Ländern
Ein gelungenes Fest
Jubiläumsfeier
Am 2. Juni 2012 feierte die Volkstanzgruppe „De Kohlplanters“
aus Lauenburg mit einem bunten Fest ihr vierzigjähriges Jubiläum. Hier ein Bericht der Gruppe.
Am 2. Juni 2012 war es endlich soweit.
Über zwölf Monate vorbereitet und organisiert, feierten wir unser vierzigjähriges
Jubiläum.
Mit fast 200 aktiven Tänzern und Musikern und 48 ehrenamtlichen Helfern,
war es uns gelungen, ein wirklich tolles
Fest zu feiern.
Bereits um 9:00 Uhr kamen die ersten
Gäste angereist, denn den Bürgern der
Stadt Lauenburg wurde auf dem Wochenmarkt ein Vorgeschmack auf unsere Veranstaltung am Nachmittag gegeben.
Gemeinsam mit der Vierländer Trachtengruppe zeigten wir unter freiem Himmel
einige Tänze und den Sprötzer Achterrüm haben wir dann unter viel Applaus
gemeinsam getanzt.
Mit einem Festzug durch die Stadt zogen
wir anschließend gemeinsam zur Veranstaltungshalle. Die geladenen Gäste
waren des Lobes voll und man spürte den
Spaß aller Beteiligen.
Der Beginn mit der Lach-Polonaise war
sicher für einige gewöhnungsbedürftig.
Und demjenigen der den Ausspruch „wer
Danke Muschi
Auch die jüngsten Tänzerinnen hatten viel
Freude und Spaß bei der Jubiläumsveranstaltung
diese Polonaise ausgesucht hat, gehört
erschlagen“ sei gesagt: „De Kohlplanters“
haben ihn gemeinsam ausgesucht.
Sogar unseren Bürgermeister und seine
Frau konnten wir zum Mittanzen gewinnen.
Vielen Dank an alle
Frisch gebackenen Kuchen gab es reichlich und Kaffee wurde ununterbrochen
frisch aufgebrüht.
Nachruf
Anneliese Lübbe aus Winsen an der Luhe ist
von uns gegangen.
„Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel
nichts mit dir anzufangen“. So stand es auf allen Traueranzeigen
für Anneliese, denn Tanzen war ihr Leben. Am 19. April haben
wir uns mit einer großen Trauerfeier in der Winsener NikolaiKirche von Anneliese (Muschi) Lübbe verabschiedet. Die Engel
im Himmel werden kein Problem mit ihr haben, denn Tanzen
war wirklich ihr Leben.
Viele Menschen hat sie zum Tanzen gebracht und damit deren
Leben bereichert. Ob Kinderkreis oder Rheumaliga, ob DRK oder
Landfrauen, für jede Gruppe hatte sie das passende Programm.
Am meisten aber hat ihr wohl der Volkstanzkreis Winsen zu verdanken, dem sie zwei Wochen nach der Gründung 1950 beitrat
12
Auch wenn die Beteiligung der Bürger
etwas zu wünschen übrig lies, tat es dem
super Verlauf der Veranstaltung keinen
Abbruch.
Wir danken allen Gruppen, die den Weg
zu uns gefunden haben, den Musikzügen, die uns begleitet haben und allen
geladenen Gästen, die wirklich viele liebe
und gute Worte für unsere Arbeit der
letzten vierzig Jahre hatten.
Der Vierländer Trachtengruppe danken
wir für einen wunderschönen Abend,
den wir noch gemeinsam feiern konnten, denn sie waren die einzigen, die das
Angebot annahmen, bei uns zu übernachten.
Und ein ganz großes „Danke“ geht an
alle diejenigen, die hinter den Kulissen für uns da waren und unermüdlich
geholfen haben.
Mit dem gemeinsamen Frühstück und
den letzten Aufräumarbeiten endete
unsere Veranstaltung dann am 3. Juni
2012 um 13:30 Uhr.
Auch wenn die Organisation sehr viel
Mühe machte, können wir nur sagen,
es hat sich zu 110 Prozent gelohnt, und
nicht nur weil wir am nächsten Trainingstag bei den Kindern wieder fünf
neue Kinder hatten, die sich unser Training anschauen wollten.
Volkstanz verbindet und macht Spaß –
das haben auch viele Nicht-Tänzer kennenlernen dürfen.
De Kohlplanters
und dem sie zuletzt
als Ehrenmitglied
angehörte.
Hier
hat sie jahrelang
gewirkt – zusammen mit ihrem
Mann Werner.
Noch etwas ist ihr
gut gelungen. Für
alle ihre Tanzgruppen hat sie rechtzeitig
Nachfolger
eingearbeitet.
So
können alle weiter tanzen. Auch
dadurch wird sie
uns allen in guter Erinnerung bleiben.
Danke, Muschi, für viele schöne Tanzstunden und interessante Begegnungen.
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DGV – Volkstanz
Helga Preuß
Anneliese (Muschi)
Lübbe wird der
großen Volkstanzfamilie fehlen
Aus den Ländern
Mit viel Spaß und neu Gelerntem
Wochenendlehrgang
Wie in jedem Frühjahr lädt Werner Wenzel, Tanzleiter des Karlsruher Volkstanzkreises, zu einem
Wochenendlehrgang mit unterschiedlichen Referenten aus nah und fern ein. In diesem Jahr war es
das Wochenende am 17. und 18. März 2012.
Mit unterschiedlichen Tempi
Beim Lehrgang wurden acht Paartänze und ein Vierpaartanz aus den unterschiedlichen
Kantonen der Schweiz gelernt
Der Lehrgang wurde von Felix Mugweyler, einem Referenten aus Chur in der
Schweiz, geleitet.
Es waren etwa fünfzig Teilnehmer aus
Nancy/Frankreich (Partnergruppe des
Karlsruher Volkstanzkreises), Herbley/
Frankreich, Salzgitter Lesse, Siegmundwald/Schwarzwald, Heilbronn, Oberkirch, Buchen, Augsburg, Wehingen/
Schwäbische Alb, Landau und Wörth/
Pfalz und einige andere und natürlich
viele Mitglieder des Karlsruher Volkstanzkreises gekommen.
Ganz schön flott
Am Sonnabendnachmittag ging es dann
mit dem Nagelschmied los, der hier
schon vielen bekannt war, das war‘s dann
aber schon, mit dem was wir aus der
Schweiz kannten.
Natürlich waren alle sehr neugierig,
wie es weitergeht, wir dachten, na ja so
schlimm kann es ja nicht werden, es sind
ja Tänze aus der Schweiz und alle denken
dann an die gemütliche Schweizer Mentalität.
Zu Beginn war es dann auch so, wir starteten mit dem Anneli Walzer, das war ja
noch sehr gemütlich, dann ging es schon
etwas flotter zu, mit dem Klosterser
Schottisch.
Später merkten wir dann, dass die
Schweizer nicht nur gemütlich sind, sondern auch ganz schön flotte Tänze haben.
Es war ein sehr abwechslungsreiches
Programm, das der Felix mit viel Hintergrundwissen und Humor vorgestellt hat.
Am Samstagabend um 19:30 Uhr begann
das, im Zuge des Lehrgangs schon traditionelle Tanzfest im Otto-Hahn-Gymnasium in der Karlsruher Waldstadt. Zum
Tanzfest reisten dann auch noch viele
Freunde des Volkstanzes an.
Zum Tanz spielten abwechselnd die
Musikgruppen Familienmusik Hess und
die Kaisermusikanten aus Stuttgart. Es
war wie immer ein sehr abwechslungsreiches Programm mit den allgemein
bekannten deutschen und den Tänzen
aus dem nahen Ausland.
Bis 24 Uhr wurde begeistert getanzt.
Müde und zufrieden verabschiedeten
sich alle für eine kurze Nacht, denn für
die Lehrgangsteilnehmer ging es ja schon
am nächsten Morgen um 9:30 Uhr weiter.
Bis nachmittags 16:30 Uhr hatten wir
dann acht Paartänze und einen Vierpaartanz aus den unterschiedlichen Kantonen
der Schweiz gelernt.
Felix hat uns dann auch erklärt, dass
die Tänze in den einzelnen Kantonen in
unterschiedlichen Tempi getanzt werden.
In der Gegend um Bern werden fast alle
Tänze langsamer getanzt, was uns dann
am späten Nachmittag sehr willkommen
war. Zwei Tage tanzen macht viel Spaß
aber auch etwas müde.
Das war mal wieder ein schönes Wochenende mit viel Spaß und neu Gelerntem.
Ursula Müller
Zum traditionellen Tanzfest im Otto-Hahn-Gymnasium in der Karlsruher Waldstadt am
Abend kamen viele Freunde des Volkstanzes
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DGV – Volkstanz
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Aus den Ländern
75 Jahre und immer flott dabei
Jubiläum
Der Ring für Heimattanz e.V. aus Hamburg feierte am 11. und 12. Mai sein 75-jähriges Bestehen. Viele
Gäste aus nah und fern waren zur Geburtstagsfeier in die norddeutsche Hafenstadt gekommen.
Blankeneser Fischertracht auf. Diese Trachten wurden um 1830
im damaligen Fischerdorf Blankenese getragen. Im Ring sind
die Alltagstracht, die Sonntagstracht und die Festtagstracht vertreten.
Die Tänzerinnen und Tänzer vom Ring für Heimattanz führten in
ihrer schönen Blankeneser Fischertracht die Eröffnungspolonaise an
Der Ring für Heimattanz e.V. ist am 10. April 1937 gegründet
worden. Er entstand aus dem losen Zusammenschluss Hamburger Volkstanzvereine. Die Aufgaben des Vereins sind die Pflege
und Förderung des Volkstanzes und zwar in erster Linie des Heimattanzes sowie der daraus entwickelten Tänze, die Förderung
der Kinder und Jugendarbeit und der internationale Austausch.
Der Ring hat etwa
170 Mitglieder und
darunter ca. vierzig
Jugendliche
und
Kinder. Der Zweck
der wöchentlichen
Treffen ist das
gemeinsame Tanzen. Neben den
deutschen Volkstänzen
werden Zum Jubiläumstanzfest am 12. Mai war die
Halle voll
auch Tänze aus
anderen Ländern
gelernt und getanzt, so aus Skandinavien, England, Südosteuropa, Israel und Amerika. Auf vielen Auslandsfahrten, wie zum
Beispiel nach Norwegen, Schweden,
Dänemark, Ungarn
und Japan, werden
Kontakte zu anderen Volkstanzgruppen geknüpft und
vertieft.
Zu den Vorführungen treten die
Hamburger in der
Zu den Gratulanten gehörte auch Helga Preuß, erste Vorsitzende
der DGV. In der Mitte das Ehepaar Preuß, links Martin Aruta,
erster Vorsitzender und rechts Lars Schmidt, zweiter Vorsitzender
des Rings
Tanz für Alt und Jung
Zum Begrüßungsabend in Hamburg-Neugraben am 11. Mai von
18:00 bis 21:30 Uhr waren etwa achtzig Tänzerinnen und Tänzer gekommen, um sich beim gemeinsamen Tanzen und Klönen auf die große Feier am nächsten Tag einzustimmen. Arnold
Bökel führte durch das Tanzprogramm und alle hatten viel Spaß.
Weit über 200 Vereinsmitglieder und Gäste kamen dann am 12.
Mai zum großen Jubiläumstanzfest des Rings für Heimattanz in
die Sporthalle Wegenkamp. Viele Gratulanten von befreundeten
Gruppen fanden sich ein, um ihre Glückwünsche persönlich zu
überbringen und gleich noch das Volkstanzbein zu schwingen.
Zu vielen bekannten Melodien, die die Volkstanzmusik Neugraben und Martin und seine Musikanten in gewohnt beschwingter
Form präsentierten, hatten dann alle Tanzbegeisterten den ganzen Nachmittag über Gelegenheit ihrem Hobby zu frönen.
Auch die jüngsten
Tänzer hatten viel
Spaß beim Tanzen
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DGV – Volkstanz
Aus den Ländern
Volkstanz auf der Landwirtschaftsausstellung
Mark Brandenburg
Am Himmelfahrtstag (17. Mai 2012) fand im Rahmen der Brandenburger Landwirtschaftsausstellung BraLa in Paaren/Glien
das zweite Märkische Volkstanz- und Trachtenfest statt.
Der Mitteldeutsche Heimat- und Trachtenverband (MHTV) hatte sich kürzlich
gegründet und war am 17. Mai 2012 mit
einigen Gruppen Gast beim zweiten Märkischen Volkstanz- und Trachtenfest im
proagro Erlebnismarkt im Rahmen der
22. Brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung BraLa. Die Ausstellung ist
jedes Jahr mit der Präsentation neuester
Technik, Tierschauen mit züchterischen
Spitzenleistungen sowie Wettbewerben
ein Anziehungspunkt für viele Besucher
aus Berlin und Brandenburg und darüber
hinaus.
In diesem Jahr waren der Berliner
Volkstanzkreis, die Pommersche Trachtengruppe, die Flämingda(h)men und
Herren und die Folkloretanzgruppe Berlin-Köpenick zu diesem Fest angereist.
Um 13:00 Uhr eröffnete Sylvia Nöbel,
die Flämingkönigin aus dem Jahr 2001
wieder das Fest und Dr. Lehmann, der
Geschäftsführer der proagro, übermittelte an die Teilnehmer und Besucher
seine Grußworte. Dann zeigten die vier
Gruppen in zwei Programmblöcken vor
vollem Großzelt bis gegen 17:30 Uhr ihr
vielseitiges Programm. Der Beifall des
Das Schlussfoto mit den Gruppen auf der
Bühne bescherte dem Publikum ein buntes Bild und einen schönen Blick auf die
verschiedenen Trachten
aufmerksamen Publikums belohnte die
Tänzerinnen und Tänzer für ihre gelungenen Darbietungen und zum Schluss
hatten die Besucher noch bei einigen Mitmachtänzen Gelegenheit zum Mittun.
Das dritte Märkische Volkstanz- und
Trachtenfest wird voraussichtlich am
9. Mai 2013 als Auftakt des geplanten
Förderkongresses (siehe S. 21) in Berlin
stattfinden.
Bettina Koch
35 Jahre in Odenwälder Tracht
Geburtstag
Die Volkstanzgruppe Langen feiert in diesem
Jahr ihren 35. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch auch von der DGV.
1978 gründeten Roswitha und Wulf Jonen mit Unterstützung
des damaligen Bürgermeisters Hans Kreiling die Volkstanzgruppe Langen. Seitdem wurden in Odenwälder Tracht etwa 300
Veranstaltungen besucht oder durchgeführt.
Höhepunkte waren
Vorführungen in
der Festhalle von
Frankfurt am Main
und im Freilichtmuseum „Hessenpark“. Der Hessische
Rundfunk
zeigte die Gruppe
in einer Sondersendung mit dem Titel
„Bilderbogen“. Auf
der
Naturbühne
der Burg Dreieichenhain
tanzte
Die Tanzpaare der Volkstanzgruppe Langen und spielte die
Wulf Jonen und Günter Berdel beim Fahnenschwingen
Volkstanzgruppe in zehn Theaterstücken mit.
Im Jubiläumsjahr 2013 wird im Kulturhaus
„Altes Amtsgericht“ in Langen (Hessen),
Darmstädter Straße 27, vom 2. September
bis 30. Oktober eine Fotoausstellung „35
Jahre Volkstanzgruppe Langen“ gezeigt,
die mit einer Vernissage am 31. August um
19:00 Uhr beginnt.
Kontakt
Horst
Unger,
der Musiker der
Gruppe
1/2012
DGV – Volkstanz
Volkstanzgruppe Langen
Roswitha und Wulf Jonen
Tel.: 0 61 03-7 21 13
E-Mail: [email protected]
www.volkstanzgruppe-langen.de
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Aus anderen Verbänden
Tracht des Jahres kommt aus dem hohen Norden
Trachtentag
Der Deutsche Trachtenverband (DTV) hatte Ende April die Delegationen der Landesverbände zum
diesjährigen Trachtentag auf die Insel Föhr eingeladen.
Man traf sich um 15:45 Uhr am Fähranleger im Hafen von Dagebüll. Nach einer
guten halben Stunde Fährfahrt erreichten
wir Wyk auf Föhr, wo wir mit Blasmusik
und Gesang und natürlich mit der wunderschönen Föhrer Tracht empfangen
wurden. Nach einem Rundgang durch
Wyk, das Wetter war heiter aber kühl und
sehr windig, wurden wir mit dem Bus
nach Utersum gebracht, wo wir alle gutes
Quartier fanden. Unser zentraler Anlaufpunkt sollte der Gasthof zur Post sein, wo
wir die meisten Mahlzeiten einnahmen.
So auch an dem ersten Abend. Anschließend gab es ein gemütliches Beisammensein und gegenseitiges Kennenlernen.
Eine informative Inseltour
Am nächsten Morgen, nach dem gemeinsamen Frühstück, stand eine Inselrundfahrt mit dem Bus auf dem Programm.
Das Wetter war bedeckt und regnerisch
und die Temperatur lag bei acht Grad
Celsius (gefühlte vier Grad Celsius),
starker Wind kam immer von vorn. Wir
hatten einen gesprächigen Busfahrer,
der uns viel über die Insel und Land und
Leute erzählte. Den Abschluss bildete
eine Besichtigung der Kirche St. Laurenti
in Süderende. Ein Deichspaziergang war
wetterbedingt nicht möglich. Nach dem
gemeinsamen Mittagessen fand die Mitgliederversammlung zum Trachtentag
im Tarepshüs in Utersum statt. Nach der
Die Teilnehmer des „Deutschen Trachtentages“ wurden auf der Insel Föhr von den Gastgebern zünftig in Tracht begrüßt. Die Föhrer Frauentracht ist „Die Tracht des Jahres 2012“
Begrüßungsansprache des Stellvertretenden Vorsitzenden folgten einige Grußadressen. Es wurde unter anderem über
das anstehende Trachtenfest in Altenburg gesprochen. 2013 soll die Europeade
in Gotha stattfinden.
Ein neues Mitglied
Charles Koppehele, der Vorsitzende des
neu gegründeten Vereins, stellte den
Antrag, den Mitteldeutschen Trachtenund Heimatverband (MHTV) in den DTV
aufzunehmen. Dem wurde stattgegeben.
Das nächste Jugendtrachtenfest findet in
Bensheim an der Bergstraße statt. Zum
nächsten „Deutschen Trachtentag“ wird
vom 12. bis 14. April 2013 nach Lübbenau
eingeladen. 2016 soll im Hohenloher
Land in Öhringen, gleichzeitig mit der
Landesgartenschau,
Der
langjährige nach Altenburg in
Ministerpräsident
diesem Jahr (1. bis
Schleswig-Holsteins, Peter Harry 3. Juni 2012), vom
Carstensen,
im 26. bis 29. Mai
Gespräch mit dem 2016 das nächste
Vizepräsidenten des „Deutsche TrachDTV, Gunter Dlabal
tenfest“ stattfinden.
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1/2012
DGV – Volkstanz
Danach wurde die Tracht des Jahres 2012
kurz vorgestellt. Es ist die Föhrer Frauentracht.
Der eine Woche vor der Wahl noch
amtierende langjährige Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, Peter Harry
Carstensen, ließ es sich nicht nehmen,
die Trachtenträger mit seinem Besuch zu
beehren.
Feierlicher Trachtengottesdienst
Das Abendessen und den restlichen
Abend verbrachten wir im Gasthof Knudsen. Hier wurde uns die Föhrer Tracht
noch einmal ausführlich vorgestellt. Die
Frauengruppe zeigte uns einige Tänze
und der Männergesangsverein lockerte
das Programm mit einigen Liedern auf.
Ab 22:00 Uhr spielte eine Kapelle zum
Tanz auf, so dass auch wir die inzwischen
steifen Knochen lockern konnten.
Am Sonntag nach dem Frühstück wanderten wir nach Süderende zur Kirche
St. Laurentius. Hier fand ein feierlicher
Trachtengottesdienst statt. Die Frauen
der Föhrer Trachtengruppe übernahmen
Teile der Liturgie auf Friesisch. Auch der
Aus anderen Verbänden
Auch die jüngsten Föhrer Trachtenträgerinnen ließen es sich nicht nehmen, den Teilnehmern des „Deutschen Trachtentages“ einige
Tänze zu zeigen
Ministerpräsident nahm am Gottesdienst
teil.
Um die Mittagszeit wurden wir mit dem
Bus zum Hafen nach Wyk gebracht,
wo uns die Fähre wieder aufs Festland
brachte. Wir haben alle die große Gastfreundschaft genossen und es waren eindrucksvolle Tage auf der Insel. Schade,
dass der Erste Vorsitzende des DTV,
Knut Kreuch, aus beruflichen Gründen
(er wurde mit großer Mehrheit zum
Obermeister der Stadt Gotha wiedergewählt) nicht mit uns sein konnte.
Horst Badura
Buchtipp
Volkstanz zwischen den Zeiten
Ein großes und über mehrere Jahre gelaufenes Projekt der Bundesarbeitsgemeinschaft Österreichischer Volkstanz mit dem Arbeitstitel „Kulturgeschichte des Volkstanzes in Österreich und Südtirol“ ist nun abgeschlossen worden. 33 Autoren haben 41 Beiträge und viele bisher unveröffentlichte
Fotos geliefert und sich in sehr unterschiedlicher Weise dem bisher interdisziplinär sehr wenig erforschten Thema „Volkstanz“ angenähert.
Das Ergebnis ist ein großformatiges Buch von 285 Seiten mit den Kurzfassungen der Beiträge. Die Langfassungen mit Fußnoten und Quellenhinweisen sowie zusätzliches Bild-, Film- und Tonmaterial befinden sich auf einer DVD, die dem Buch beigelegt wird.
Das gesamte Werk wird im Rahmen der Sommerakademie des Österreichischen Volksliedwerkes, die von 22. bis 25. August 2012 in Weyregg am
Attersee stattfinden wird, der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Ab diesem Zeitpunkt kann es zum Preis von 39,90 Euro plus Versandkosten erworben werden. Bestellt werden kann schon heute bei:
Bundesarbeitsgemeinschaft Österreichischer Volkstanz
A-8010 Graz
Sporgasse 23
Tel.: 0 04 36 99-11 35 01 51
E-Mail: [email protected]
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DGV – Volkstanz
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In eigener Sache
Bewerber um das Unesco-Gütesiegel stehen Schlange
Weltkulturerbe
Im vorigen Heft hatten wir berichtet, dass im März 2011 die „Österreichische Volkstanzbewegung“
in das von der österreichischen Unesco-Kommission geführte nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen wurde. Passend zum Thema drucken wir hier einen
Artikel von Arnold Rieger aus den Stuttgarter Nachrichten ab, der sich mit den Hintergründen und
dem Für und Wider der Eintragung in die Unesco-Liste des Weltkulturerbes beschäftigt und der
zur Diskussion anregt:
Über die Schwierigkeit, eine Liste
wichtiger Bräuche aufzustellen
Die Unesco klebt ihr Siegel Weltkulturerbe nicht nur an Steine, sondern auch
an immaterielles Kulturgut wie etwa
Bräuche. Über hundert Länder machen
sich das zunutze, Deutschland jedoch
noch nicht. Dabei gäbe es heiße Kandidaten – zum Beispiel die Fasnet.
Brauch – für Großstadtmenschen müffelt
das Wort nach Mottenpulver. Doch was
macht die urbane Schickeria im nächsten Herbst? Donnert sich trachtenmäßig
auf, um in Cannstatt oder München das
pralle Leben zu genießen. Und das seit
200 Jahren. Auch so sehen Bräuche aus.
Die Wasen und Wiesn Gaudi ist so ausgeprägt, dass der Schaustellerbund auf
die Idee kam, den Volksfesten den Titel
Weltkulturerbe zu verleihen. So weit hergeholt ist das gar nicht, denn die Unesco
zeichnet nicht nur Kirchen und Schlösser
aus, sondern auch immaterielle Kultur.
Deutschlands Nachbarn betrachten ihre
Festkalender deshalb intensiv mit dieser
Lupe: Belgien etwa ließ seinen Houtem
Jahrmarkt adeln.
Doch es geht nicht nur um Feste. Die
Schweiz sichtet gerade ihr komplettes
Inventar an kulturellen Bräuchen, Fähigkeiten und Ausdrucksformen. Von der
Aarauer Bachfischeter bis zum Zürcher
Zwänzgerle haben die Kantone insgesamt 387 „lebendige Traditionen“ gemeldet. Bern wählt daraus nun jene aus, die
sich in Paris um den Eintrag in die Welterbeliste bewerben.
Das alles hat natürlich einen touristischen Hintergrund, denn mit dem Welterbe Siegel lässt sich Geld verdienen.
Aber nicht nur.
Seit die Schweiz 2008 die Unesco-Konvention unterzeichnet hat, diskutiert man
zwischen Basel und Bellinzona intensiv
darüber, was das Land eigentlich kulturell ausmacht. Und welche Folgen diese
Nabelschau hat. Positive, meint das
18
Berner Bundesamt für Kultur, denn das
Bewusstsein um die Traditionen stärke
den Zusammenhalt.
In Deutschland sieht man das genauso
– zumindest im Prinzip. Nach langer
Abstinenz hat sich der Bundestag im vergangenen Dezember zu einem Bekenntnis zur Unesco-Konvention durchgerungen. Außerdem soll die Regierung bei
den Bundesländern um Zustimmung
werben. Die zeigen sich durchaus aufge-
Beispiel jene, wie man Kulturerbe überhaupt definiert.
Die Grimm’schen Märchen gehören
wohl dazu. Aber auch der Schuhplattler?
Oder gar das Kopftuch? Und wer soll die
nationale Liste überhaupt festlegen?
Ein „qualitätssicherndes, einheitliches
und bundesweit standardisiertes Bewerbungsverfahren“ sei notwendig, heißt es
dazu im Stuttgarter Kunstministerium.
Die Auswahl solle „ein ehrenamtliches,
Immaterielles Kulturerbe
ππ
ππ
ππ
Die Konvention will das Bewusstsein für Bräuche, Fertigkeiten und andere nichtstoffliche Kulturäußerungen fördern und so die Vielfalt stärken. Die Unesco reagierte damit
ursprünglich auf das europäische Übergewicht bei den Denkmal-Einträgen.
143 Staaten sind dem Übereinkommen mittlerweile beigetreten. Deutschland verhandelt
noch. Eine der Voraussetzung ist, dass jedes Land ein nationales Inventar seines Kulturerbes erstellt. Daraus können die Länder dann Vorschläge für die drei internationalen Listen
machen.
Die „Repräsentative Liste“ ist die wichtigste. Sie umfasst derzeit mehr als 230 Ausdrucksformen aus allen Weltregionen. Aus Europa zählen dazu zum Beispiel die Aufführung
baltischer Lieder (Lettland, Litauen, Estland), der Flamenco (Spanien), die französische
Esskultur und der Fado (Portugal). Daneben gibt es eine Liste des Kulturerbes, das eines
dringenden Schutzes bedarf. (ari)
schlossen: Auch die Kultusministerkonferenz plädiert für die Ratifizierung.
Trotzdem kommt die Sache nur schleppend voran. Das liegt auch daran, dass
es für die Verhandlungen keine Frist
gibt. SPD und Grüne kamen mit ihrem
Antrag, der Konvention bis Ende 2012
beizutreten, nicht durch.
Wo liegt das Problem? Es gibt ein paar
Fragen, die man in Deutschland intensiver diskutiert als andernorts. Zum
Aufruf der DGV
Das geht uns an!
unabhängiges
Nominierungskomitee
treffen, das von der deutschen UnescoKommission unterstützt wird“.
Diese rechnet immerhin damit, dass die
Verhandlungen noch 2012 beendet sind.
Ein wichtiger Faktor ist das Geld. Es gebe
noch offene Finanzierungsfragen, teilt
das Ministerium auf Anfrage mit. Dem
Vernehmen nach geht es bundesweit um
etwa 200.000 Euro.
Auch wir Volkstänzer pflegen ein immaterielles Kulturerbe. Hier bei uns in der Heide haben wir
uns zum Beispiel um die typischen alten Tänze gekümmert und versucht, Dokumente und Aufzeichnungen darüber zu finden. Das geht zurück bis zum Ende des 18. Jahrhunderts (etwa 1795).
Diese Tänze zu finden und zu dokumentieren, eventuell mit ihren Veränderungen im Laufe der
Zeit, das ist unsere Aufgabe.
Alle, die diese Möglichkeit haben, sind aufgerufen, daran mitzuarbeiten. Ein bis drei Tänze
aus den verschiedenen Regionen, etwas darüber, wann, wo und zu welchen Gelegenheiten sie
getanzt wurden, das könnte schon weiterhelfen.
Also, frisch ans Werk und Ergebnisse werden gern bei mir gesammelt, schriftlich per E Mail oder
Post: Helga Preuß, Habichtweg 9, 21 244 Buchholz. E-Mail: [email protected].
1/2012
DGV – Volkstanz
In eigener Sache
„Eine Beteiligung der Länder an den
Kosten der nationalen Koordinierungsstelle und am deutschen Mitgliedsbeitrag
zum Übereinkommen wird aufgrund
des eigenen administrativen Beitrags
ausgeschlossen“, stellt das Ministerium
klar. Eva Maria Seng, Professorin am
Paderborner Lehrstuhl für materielles
und immaterielles Kulturerbe, kann das
Zögern nicht nachvollziehen.
Sie habe das Gefühl, dass man immer
dann zurückschrecke, wenn die Ratifizierung kurz bevorstehe, sagt sie. Vielleicht
liegt das daran, dass manche Wissenschaftler die Stirn in Falten legen angesichts des Unesco-Hype.
Sie fragen sich zum Beispiel, ob man
gelebte Traditionen zum Fossil machen
soll. Und ob man Bräuche wie die Fasnacht noch verändern darf, wenn sie
einmal das Gütesiegel tragen. Oder verändern sie sich gar automatisch, wenn
man sie ins Museum stellt? Fragen über
Fragen.
„Ich sehe das sehr skeptisch“, sagt der
Tübinger Ethnologe Hermann Bausinger. Das Ausland geht sorgloser damit
um. Im belgischen Binche zum Beispiel
steht die Fasnacht schon seit Jahren
unter Unesco-Schutz – und lockt Tausende Touristen an.
Der ökonomische Aspekt steht denn auch
für deutsche Interessenvertreter im Vordergrund ihres Unesco Eifers.
Es vergeht kein Jahr, in dem nicht ein
Lobbyist die schnelle Ratifizierung der
Konvention verlangt – wie jüngst das
Deutsche Bäckerhandwerk: „Wir stehen
sozusagen in den Startlöchern, um den
Status für die deutsche Brotvielfalt zu
beantragen“, sagt der Verbandschef.
Auch das Deutsche Institut für reines
Bier meldet sich. Ebenso der nordfriesische Kreistag (wegen der sprachlichen
Vielfalt der Region). Und der Schwäbische Albverein (wegen der Maibäume).
Und die Fasnachter sowieso. „Das ist
auf jeden Fall ein schützenswertes Kulturgut“, meint Roland Wehrle, Präsident
der Vereinigung Schwäbisch Alemannischer Narrenzünfte. Nicht, dass man den
Federahannes schützen müsste.
Aber das Unesco-Siegel würde seine
Wertigkeit hervorheben, meint Wehrle:
„Manche Unternehmen sträuben sich
ja bereits, den Rosenmontag freizugeben.“ Auch die Landesregierung bekennt
freimütig: „Aus Sicht des Ministeriums
für Wissenschaft, Forschung und Kunst
dürfte die Fasnet im Lande in allen ihren
Ausprägungen eintragungsfähig sein.“
An geeigneten Kandidaten fehlt es also
nicht.
Doch wäre das wirklich Deutschlands
immaterielles Inventar? Kulturerbe Professorin Seng verspürt bei diesem Vorgehen Unbehagen. Sie plädiert für eine
Bestandsaufnahme, an der nicht nur
Fachleute, sondern alle Bürger teilnehmen – zum Beispiel via Internet. Verknüpft mit einer Expertenliste erhalte
Deutschland so ein realistisches Bild seiner Bräuche, Traditionen und Symbole.
Arnold Rieger
„Die Bürger zum Kulturerbe fragen“
Kulturwissenschaftlerin Eva-Maria Seng schlägt eine Bestandsaufnahme der Bräuche und Rituale via Internet vor. Arnold Rieger befragte die Inhaberin des Lehrstuhls für Unesco-Kulturerbe
an der Uni Paderborn.
Frau Professorin Seng, Bräuche wie Fasnacht leben. Wozu muss man sie schützen?
Die Frage ist legitim. Vor allem, weil Bräuche meist mündlich überliefert werden. Eine Generation
gibt den Brauch an die nächste weiter, und wenn das nicht mehr stattfindet, erlischt er eben.
Doch manche Rituale und Symbole sind der Gesellschaft so wichtig, dass sie diese in jedem Fall
schützen will.
Auch dann, wenn man sie nicht praktiziert?
Ich glaube, das hängt mit dem starken Veränderungsdruck in unserer globalisierten Welt zusammen. Es ist eine Art Gegenbewegung und hat mit der Suche nach Identität und Selbstvergewisserung zu tun.
Erstarrt ein Brauch wie die Fasnacht nicht, wenn man ihn konserviert?
Er verändert sich jedenfalls, wenn man ihn in eine Liste einschreibt und quasi ausstellt. Das
weiß man zum Beispiel vom Karneval von Binche in Belgien. Der wurde vor einigen Jahren in die
Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes eingetragen.
Was ist dann passiert?
Man hat zum Beispiel versucht, Dinge wie die Maskengestaltung, die zuvor im Fluss waren, stärker zu fixieren. Das widerspricht eigentlich dem Geist der vollzogenen Listung eines „lebenden“
Kulturerbes.
Hat das Etikett immaterielles Kulturerbe auch materielle Folgen?
Nicht in dem Sinn, dass die Unesco Geld gäbe. Aber das Interesse der Medien, der Politik und
der Tourismuswirtschaft wächst. Wenn man anfängt, etwas zu vermarkten, verändert es sich.
Wie sollte man also vorgehen?
Ich frage mich, ob man vor einer offiziellen Bewerbung nicht einen Blick auf unsere kulturellen
Äußerungen insgesamt werfen sollte. Man könnte eine Bestandsaufnahme dessen machen, was
heute interessant und relevant in der Kulturlandschaft ist. Vielleicht gibt es unter der Überschrift
immaterielles Kulturerbe ja Dinge, die uns noch gar nicht so bewusst, aber sehr wohl relevant
sind. Vielleicht mindestens so relevant wie die Fasnacht. Vielleicht sind das Phänomene, die erst
wenige Jahrzehnte alt sind.
Woran denken Sie?
Zum Beispiel an alternative Formen des Theaters wie Poetry Slam, das ist ein Vortragswettbewerb mit selbst geschriebenen Texten. Oder an neue Formen der Popkultur.
Manche Verbände haben aber schon klare Vorstellungen, wer das Etikett erhalten soll.
An mich wird vieles herangetragen: Feste zum Beispiel wie die Landshuter Hochzeit. Das ist alles
in Ordnung. Dennoch meine ich, dass man die Phänomene zunächst sichten sollte, ehe man
Anträge von Interessenvertretern entgegennimmt. Solche Vorschläge könnten aus der Bevölkerung kommen: Was halten die Menschen für eintragenswert?
Also eine Bürgerbefragung zum Kulturerbe?
Ja. Man nennt das heute Crowd Sourcing, wenn man eine Frage von einer größeren Gruppe
beantworten lässt, zum Beispiel über das Internet. Parallel dazu könnte man Wissenschaftler
auffordern, darüber zu forschen, welche Bräuche, Symbole, Rituale etc. als immaterielles Kulturerbe gelten können. Diese Ergebnisse müssten in den aktuellen Diskurs über mögliche Listungskandidaten eingebracht werden.
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DGV – Volkstanz
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In eigener Sache
Kommt wieder nach Berlin
Herbsttanzfest
Vom 14. bis 16. September 2012 laden die Folkloretanzgruppe Berlin-Köpenick, die Deutsche
Gesellschaft für Volkstanz (DGV) und die Berliner Tanzgruppen wieder alle begeisterten Volkstänzer aus nah und fern zum diesmal 38. Volkstanztreffen, Herbsttanzfest in Berlin-Brandenburg, ein.
Beim großen Tanzfest in der Sporthalle in Großbeeren können alle Tänzerinnen und Tänzer mitmachen
250 Volktänzerinnen und Volkstänzer waren vor zwei Jahren zur
37. Auflage des Volkstanzfestes nach Berlin gekommen, um sich
hier zu treffen, gemeinsam zu tanzen, zu singen und fröhlich
zu feiern. Bis zum 31. Mai hatten sich in diesem Jahr schon 170
Tänzerinnen und Tänzer angemeldet. Mit dabei werden auch
internationale Tanzgruppen aus Ungarn, Österreich, Finnland
und Schweden sein.
Am Freitagabend wird das Tanzfest wieder mit einem bunten
Bühnenprogramm aller teilnehmenden Tanzgruppen im FEZBerlin (in der Wulheide, Berlin-Köpenick) eröffnet. Die musikalische Begleitung des Herbsttanzfestes wird in bewährter Art
und Weise Martin Ströfer mit seinen Musikern übernehmen.
Am Samstagvormittag tanzen die Gruppen dann in der Öffentlichkeit. Die Zuschauer werden auch wieder Gelegenheit zum
Mittun haben.
Der eigentliche Höhepunkt des Tanzfestes ist dann am Samstag
der große Tanznachmittag in der Sporthalle Großbeeren (14 979
Großbeeren, Teltower Straße 1).
Am Sonntagvormittag wird es dann ein offenes Tanzen geben
und evtl. weitere Auftritte in der Öffentlichkeit.
Hier das Programm:
Freitag, 14. September 2012
18:30 bis 21:00 Uhr
Begrüßungsveranstaltung im großen Saal des FEZ-Berlin
Samstag, 15. September 2012
12:00 bis 14:00 Uhr
Tanzvorführungen der Gruppen in Köpenick
14:00 bis 17:00 Uhr
zur freien Verfügung
17:00 bis 21:30 Uhr
Großes Volkstanzfest in der Sporthalle Großbeeren
Sonntag, 16. September 2012
Angebot
10:00 bis 12:00 Uhr
Offenes Tanzen (Emmaus-Kirche, Lausitzer Platz 8a, 10 997
Berlin)
ab 13:00 Uhr
Auftrittsmöglichkeit der Gruppen in Köpenick.
Weitere Infos und Anmeldung: Anita und Wolfgang Berk (Tel.
0 30-6 56 80 16, E-Mail: [email protected])
Ω www.folkloretanzgruppe-koepenick.de
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DGV – Volkstanz
In eigener Sache
Förderkongress 2013 für Tanzkultur
Wechselschritt
Unter dem Titel „Wechselschritt – Der traditionelle deutsche
Tanz und seine Generationen“ lädt die Deutsche Gesellschaft für
Volkstanz am 10. und 11. Mai 2013 alle Interessierten zum Förderkongress für Tanzkultur nach Berlin ein.
Eingeladen sind Tanzleiter, Lehrer, Erfahrungsträger und Tanzbegeisterte sowie
Verantwortliche aus Organisationen, Verbänden, Vereinen und der Politik.
Zu folgenden Themenbereichen wollen
wir uns austauschen, voneinander lernen, gemeinsam nach vorn schauen:
ππ Schule, Tanz und Generationen
ππ Volkstanz attraktiv – Macht´s der
Mix?
ππ Kulturen, Tradition & Politik
Natürlich wollen wir auch gemeinsam
tanzen!
Hier einige Fragen und Anregungen
über die zu den Themenschwerpunkten
diskutiert werden soll:
Schule, Tanz und Generationen
ππ
ππ
ππ
Alt & Jung: Wie generationsübergreifend ist der regionale traditionelle Tanz heute?
„Tanz in der Schule (TidSch)“: Deutsche Tanztradition als Teil europäischer Geschichte!?
Was wissen unsere Wissensvermittler über deutsche Volkstänze?
Volkstanz attraktiv –
Macht´s der Mix?
ππ
ππ
Wie präsent ist der traditionelle Tanz
in der Gesellschaft? (neue Medien,
Netzwerke für Gruppen, Verbände
und Institutionen)
Wie findet man Tradition? Angebote, Events, Feste und Lehrgänge
ππ Information
ist alles; Portale der
neuen Welt,
ππ Musik
und
Leute: Macht´s die
Mischung?
Neue
Klänge?
Kulturen,
Tradition
& Politik
Der Förderkongress 2013 findet im Willy-Brandt-Haus statt
ππ Schau mal da:
Traditionelles Tanzen bei unseren
Nachbarn in Europa,
ππ Erhaltung
eines Kulturerbes;
staatliche
Aufgabe im privatgesellschaftlichen
Bereich,
Berührungen,
Chancen, Aufgaben
und Zuständigkeiten,
ππ Tanz & Politik: Kultur & Spaß
contra Propaganda
ππ Was
machst
Du? Erfahrungen,
Ideen, Berichte und
Konzepte.
1/2012
DGV – Volkstanz
Folgendes Programm ist für das verlängerte Wochenende in Berlin geplant:
Donnerstag, 9. Mai 2013 (Christi Himmelfahrt)
10:00 bis 18:00 Uhr
Treffen Sie Tanzgruppen aus der Region
beim Besuch des 3. Märkischen Trachten& Volkstanzfestes auf der BraLa in Paaren (Glien)
(Anreise und Eintritt nicht Bestandteil
des Förderkongresses)
ab ca. 20:00 Uhr
Nach individueller Anreise treffen sich
die Teilnehmer in gemütlicher Runde.
Zeit zum Wiedersehen, Kennenlernen
und zum ersten zwanglosen Gedankenaustausch ohne Agenda.
Freitag, 10. Mai 2013
10:30 bis 17:00 Uhr
Kongress, Teil 1:
WECHSELSCHRITT
ππ Schule, Tanz und Generationen
ππ Volkstanz attraktiv: Macht´s der
Mix?
ππ Kulturen, Traditionen & Politik
Wissenswertes, Innovatives und Gruppenarbeit.
ab 20:00 Uhr
offenes Tanzen:
ππ alte & neue Tänze aus den verschiedenen Regionen Deutschlands
ππ lebendige Traditionspflege
ππ Mitmachen, Spaß haben, Tänze lernen
Samstag, 11. Mai 2013
9:30 bis 15:00 Uhr
Kongress, Teil 2:
KONZEPTE IDEEN PLÄNE
ππ Schule, Tanz und Generationen
ππ Volkstanz attraktiv: Macht´s der
Mix?
ππ Kulturen, Traditionen & Politik.
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In eigener Sache
Wissenswertes, Innovatives und Gruppenarbeit.
Für Anreise, Unterkunft und Verpflegung ist jeder Teilnehmer selbst verantwortlich und trägt die damit verbundenen
Kosten selbst.
Für die Teilnahme am Förderkongress
am 10. und 11. Mai 2013 wird ein pauschaler Unkostenbeitrag in Höhe von
50,00 Euro pro Teilnehmer erhoben.
Technik, Ausstattung sowie Tagungsgetränke und Snacks sind in der Pauschale
enthalten. Die Teilnahmegebühr wird
mit Zugang der Anmeldebestätigung fällig. Frühbucher erhalten bei Anmeldung
bis zum 15. Oktober 2012 einen Rabatt
von zehn Prozent.
Rückfragen und Anmeldung:
ππ Claudia und Oliver O. & C. Schier,
Lessingstraße 43, 13 158 Berlin, Tel.:
0 30-4 72 56 74, Fax.: 030-91 69 04 12,
E-Mail: [email protected].
ππ Deutsche Gesellschaft für Volkstanz
e.V., Helga Preuß (1. Vorsitzende),
Habichtweg 9, 21 244 Buchholz, Tel.:
0 41 81-66 76, Fax.: 0 41 81-29 46 70.
Einladung zur Mitgliederversammlung
Ankündigung
Am 11. Mai 2013 um 14:30 Uhr führt die Deutsche Gesellschaft für Volkstanz
(DGV) in Berlin (Willy-Brandt-Haus, Wilhelmstraße 140/Stresemannstraße 28,
10 963 Berlin-Kreuzberg, Info Tel.: 0 30-6 11 60 47) ihr turnusmäßige Mitgliederversammlung mit Wahlen durch.
Alle Mitglieder sind herzlich zu dieser
Versammlung eingeladen.
Tagesordnung:
1. Begrüßung
2. Genehmigung der Tagesordnung
3. Genehmigung des Protokolls der Mitgliederversammlung vom 20.02.2011 in
Lengede
4. Rechenschaftsbericht des Vorstandes
5. Aussprache über den Rechenschaftsbericht
6. Kassenbericht für die Jahre 2011 und
2012
7. Aussprache über den Kassenbericht
8. Kassenprüfungsbericht
9. Entlastung des Vorstandes
10. Neuwahlen
11. Satzungsänderung
12. Erhöhung der Mitgliedsbeiträge
13. zukünftige Arbeit
14. Verschiedenes
Anni Herrmann
Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Volkstanz e.V.
Auszüge aus der Satzung:
1. In der Mitgliederversammlung haben
ordentliche Mitglieder einfaches Stimmrecht. Mitgliedergruppen haben zweifaches und der DGV angeschlossene
Verbände vierfaches Stimmrecht. Jede
Person hat nur eine Stimme.
2. Soweit Anträge für die Mitgliederversammlung bis drei Wochen vor der
Zusammenkunft beim Vorstand eingehen, hat der Vorstand sie noch in die
Tagesordnung aufzunehmen.
Alte Tänze aus der Heide
Lehrgang
Zweimal im Jahr, jeweils im Frühjahr und im Herbst, treffen sich interessierte Tanzleiter und
Tänzerinnen und Tänzer des Arbeitskreises Jugendtanz und neue Tänze in Lengede, wo sie ein
Wochenende mit Tanzen und Tanzerarbeitung verbringen.
Musikalische Begleitung und Unterstützung leistet seit vielen
Jahren (wie auch diesmal) in bewährter Art und Weise Martin
Ströfer.
Diesmal hatte Helga Preuß alte Tanzbeschreibungen aus der
Heide mitgebracht. Die Teilnehmer versuchten sie nach heutigem Verständnis zu einem Tanz zu formen, was auch gut gelang.
Es wurde aber festgestellt, dass früher wesentlich langsamer
22
getanzt wurde. Sonst waren Zeit-, Figur- und Taktangaben nicht
unter einen Hut zu bringen.
Da die meisten Mitglieder des DGV-Vorstandes anwesend
waren, wurden auch einige organisatorische Dinge besprochen.
1/2012
DGV – Volkstanz
Horst Badura
In eigener Sache
Volkstänzer im Himmel
Ausblick
Die Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Tanz Berlin, Dr. Ingrid Krause, hat sich mit einem
Augenzwinkern Gedanken über das „Leben nach dem Tode“ der Volkstänzer gemacht. Hier einige
interessante Ideen, was sie im Himmel so anrichten könnten.
Die Vorstellungen über das Leben nach dem Tod sind ja sehr
verschwommen und es gibt keine authentischen Berichte darüber. Wie ich jetzt weiß, kommen alle Tänzer in den Himmel!
antworten auf ein Rhythmusmuster von Fred, er plattelt zwischen den Buam und, Sie werden es nicht glauben, für den
Ländler holt sich Fred Eleanor Powell und nicht Ginger Rodgers.
Volkstänzer zu den Bühnentänzern
Enttäuschung nicht zu ertragen
Weil ihnen eine gewisse Menschenkenntnis unterstellt wird,
wechseln sich die Pförtner großer Unternehmen am Punkt ohne
Wiederkehr ab. Für sie ist ein Volkstänzer auch ein Tänzer,
genauso wie ein Trabbi ein Auto ist. Demzufolge schicken sie die
Volkstänzer in den Himmel zu den Bühnentänzern. Lange Zeit
bleibt diese, aus Sicht der Künstler, ungebührliche Vermischung
unbemerkt. Volkstänzer in größerer Anzahl fallen jedoch auf, da
sie beim Exercise Blödsinn machen und schwatzen. An das Bussigeben reihum gewöhnen sie sich schnell.
Nach der Bussirunde werden alle von den Ballettmeistern aufgefordert zum Exercise zu kommen. Die alteingesessenen Künstler
müssen dann angeblich eine neue Produktion besprechen und
die Volkstänzer verdrücken sich in die „Umkleide“. In Wirklichkeit monologisieren die Männer und Frauen der Kunst über ihre
irdischen Erfolge, während die Volkstänzer ihre Vereins-Hemden gegenseitig bewundern und darüber sofort in Kontakt kommen. Nach kurzer Zeit bringen sich die Volkstänzer in kleinen
Gruppen neue Tänze bei und organisieren Fortbildungsseminare damit möglichst viele mittanzen können.
Die Künstler wollen sich nun auch mal eine Tanzparty organisieren. Sie stellen eine Liste der Hits aus dem Opernabonnement
auf, können aber schon die vier Schwäne nicht zusammen tanzen, da die einen immer nach rechts und die anderen immer
nach links angefangen haben. Ein Choreograf soll Ordnung in
das Tanzen bringen. Aber angeblich sind alle gerade in Produktion.
Dann will Mary Wigmann ihre „Indische Suite“, in der viele
Volkstanzelemente sind, mit den Künstlern einstudieren. Die
Modern Dancer verstehen sie nicht, weil bei ihr die Musik das
Grundgerüst der Choreografie ist. Bei innovativem „Modern“
muss der Zuschauer die akustischen und die visuellen Eindrücke
getrennt verarbeiten. Der dramaturgische Kniff zur Ablenkung
der Zuschauer ist es, Tomatensoße auf den nackten Körper zu
schütten. Aber Tomatensoße hält nicht auf dem Astralleib.
Die Volkstänzer können die Enttäuschung der Künstler nicht
mehr ertragen.
Bei Volkstänzern ist immer was los
Das Verbot CD abzuspielen, stört sie nicht weiter, die Volkstänzer singen zum Tanzen oder schlagen den Rhythmus auf den
zurückgelassenen Utensilien von Werbeaufnahmen. Die Körperperkussion klingt ein bisschen hohl, ist aber trotzdem hilfreich beim Tanzen. Zum Musikspielen dürfen sie sich gelegentlich an Werktagen die himmlischen Schalmeien ausborgen. In
der kleinen, unbeheizten Wolke der Volkstänzer ist immer was
los, es wird gesungen, getanzt, gelacht und gekichert.
Die Bühnentänzer, die das Geschehen kritisch beobachten,
stellen fest, dass diese körperlich so unterschiedlichen Trampel zusätzlich zu ihrer Bewegungsfreude ein erhebliches Bewegungspotential haben.
Woher haben sie das? Welcher Choreograf hat mit ihnen gearbeitet? Und überhaupt, warum können Sie beim Tanzen lachen?
Fred Astaire macht bei den Balkantänzern mit
Fred Astaire traut sich als erster sie nach dem Choreografen zu
fragen. Aber eigentlich will er den gar nicht wissen, sondern bei
den Balkantänzern mitmachen. Die Musik und die Rhythmen
machen ihn an. Die Bulgaren und Makedonier lassen ihn am
Ende der Reihe gewähren. Zu „Take Five“ bringt er ihnen dann
ein Stepptanzmuster bei, das sie begeistert immer wieder mit
ihm tanzen. Das rhythmische Klappern zieht die Schuhplattler mit ihren Tänzerinnen an. Die Wolke ist nun gefüllt mit
verschiedenen Stampf- und Klopfmustern. Die Schuhplattler
Teil der großen Tanzparty
Ein Bassist unter den Volkstänzern fängt an den Bolero von
Ravel zu klopfen, die Volkstänzer summen dazu und beginnen
die Choreografie von Bejart an einem Wölkchen stehend. Die
Künstler kommen neugierig näher, fassen auch einen Zipfel
der kleinen Wolke und tanzen zusammen mit den Volkstänzern. Endlich sind die Bühnentänzer Teil der großen Tanzparty
und umarmen am Ende des Bolero die Volkstänzer mit einem
Lachen.
Als dann zufällig die Fischer-Chöre im Sängerhimmel vor Übermut so laut „Tulpen aus Amsterdam“ singen, dass nebenan die
Volkstänzer dazu eine spontane Sitz-Tanz-Gaudi machen, sind
die Künstler sofort wieder dabei.
Die Ballettmeister und Choreografen setzen daraufhin regelmäßige Fürbitte-Stunden mit den Bühnentänzern an, damit endlich Politiker mit ausreichenden Fördermitteln für den TanzHimmel abberufen werden.
Aber Politiker werden in die Hölle geschickt!
Außer Henning Scherff, der landet im Sängerhimmel!
Und die Moral von der Geschichte:
Volkstänzer, auf Erden missachtet, werden im Himmel
gebraucht, damit Balletttänzer endlich glücklich werden können!
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DGV – Volkstanz
Dr. Ingrid Krause
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Hrsg. und Bearbeitung
Deutsche Gesellschaft für Volkstanz e.V.
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1/2012
DGV – Volkstanz – www.volkstanz.de
Walzerkanon
Quelle: Volkhard Jähnert
Hrsg. und Bearbeitung
Deutsche Gesellschaft für Volkstanz e.V.
1/2012
DGV – Volkstanz – www.volkstanz.de
Walzerkanon
Quelle: Volkhard Jähnert
Tänze zum Sammeln
Organisatorisches
Antrag auf Mitgliedschaft
in der Deutechen Gesellschaft für Volkstanz e.V.
Hiermit beantrage(n) ich/wir die Mitgliedschaft als
∏ Einzelperson
∏ Gruppe
∏ Ehepaar
∏ Verband
∏ Gruppe im Verband
30,00 e
35,00 e
45,00 e
62,00 e
150,00e
Beitragssätze pro Jahr
Einzelpersonen
Ehepaare
Gruppen Verbände Gruppen in einem
Mitgl.-Verband Geburtsdatum
____________________________________________________________________________________
Name der Gruppe oder des Verbandes*)
Vorname
____________________________________________________________________________________
Name
Fax-Nr.
PLZ, Ort
____________________________________________________________________________________
Straße
Telefon-Nr.
____________________________________________________________________________________
Bundesland
Datum/Unterschrift
____________________________________________________________________________________
E-Mail
*) Nur bei Gruppen- oder Verbandsmitgliedschaft angeben.
An die Deutsche Gesellschaft für Volkstanz e.V.
Wolfgang Preuß, Habichtweg 9, 21 244 Buchholz/Nordheide
Ermächtigung zum Einzug von Forderungen mittels Lastschrift
____________________________________________________________________________________
Name des Auftraggebers und Kontoinhabers
____________________________________________________________________________________
PLZ | Wohnort | Straße | Hausnummer
Hiermit ermächtige(n) ich/wir die Deutsche Gesellschaft für Volkstanz e.V. widerruflich, die von mir/
uns zu entrichtenden Beitragszahlungen bei Fälligkeit zu Lasten meines/unseres nachfolgenden Kontos mittels Lastschrift bzw. im Datenträgeraustausch einzuziehen.
Kontoführendes Kreditinstitut__________________________________________________________________
Einzug zu Lasten Konto-Nr.______________________________Bankleltzahl______________________________
Wenn mein/unser Konto die erforderliche Deckung nicht aufweist, besteht seitens
des kontoführenden Kreditinstituts keine Verpflichtung zur Einlösung.
Unterschrift des Kontoinhabers
____________________________________________________________________________________
Ort und Datum
Umzug und Namensänderung
DGV-Mitglieder, deren Anschrift oder Namen sich geändert hat, werden gebeten, dieses so schnell wie
möglich der Deutschen Gesellschaft für Volkstanz e.V. mitzuteilen.
Geburtsdatum
Mitgliedsnummer
Bitte ausfüllen und einsenden an:
DGV-Versand Wolfgang Preuß, Habichtweg 9, 21 244 Buchholz/Nordheide
Bitte unbedingt eintragen;
ohne diese Angabe ist eine
Bearbeitung leider nicht möglich.
Alte Anschrift / Bankverbindung
____________________________________________________________________________________
Name | Vorname
____________________________________________________________________________________
Straße | Nr.
____________________________________________________________________________________
PLZ | Wohnort
____________________________________________________________________________________
Kontoführendes Kreditinstitut
BLZ
____________________________________________________________________________________
Lastenkonto-Nr.
Neue Anschrift / Bankverbindung
____________________________________________________________________________________
Name | Vorname
____________________________________________________________________________________
Straße | Nr.
____________________________________________________________________________________
PLZ | Wohnort
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Kontoführendes Kreditinstitut
BLZ
____________________________________________________________________________________
Lastenkonto-Nr.
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Impressum
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und Sektionen
Die Deutsche Gesellschaft für Volkstanz e.V. hat
folgende Sektionen:
Sektionen
Nordamerika: American Federation of German
Folk Dance Groups
c/o Karin P. Gottier, Tolland CT 06 084
48 Hilltop Rd.,Tel. 0 01-8 60-8 75 35 59
Sibirien: Russland-Deutsches Haus,
Novosibirsk, Irina Petrowa
Brasilien: Haus der Jugend
Caixa Postal 43, 95 670-000 Gramado
Die DGV ist Mitglied bei folgenden Verbänden
Deutscher Bundesverband Tanz e.V.
Küppelstein 34, 42 857 Remscheid
Tel. 0 21 91-79 42 41, Fax 79 42 92
Internationale Organisation für
Volkskunst in Deutschland e.V. (IOV)
c/o Hans-Jörg Brenner
Erbastraße 6, 70 736 Fellbach
Tel. 07 11-51 90 95
Fax 07 11-5 17 45 45
Bitte eure Veranstaltungstermine an:
Anni Herrmann
Paul-Lincke-Ufer 25
10 999 Berlin, Tel. 0 30-6 11 60 47
www.volkstanz.de „Terminkalender“
Die Zeitschrift „Volkstanz“ ist offizielles Organ
der Deutschen Gesellschaft für Volkstanz
e.V. und wird von dieser herausgegeben. Diese erscheint zweimal im Jahr und befasst sich
überregional mit der Volkstanzpflege und
Volkstanzforschung.
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.
Der Bezugspreis beträgt jährlich einschließlich
Versandkosten 15,00 r. Für Mitglieder ist die
Zeitschrift kostenlos.
Kontakte
Vorstand
1. Vorsitzende:
Helga Preuß
Habichtweg 9, 21 244 Buchholz/Nordheide
Tel. 0 41 81-66 76, Fax 0 41 81-29 46 70
[email protected]
2. Vorsitzender:
Reinhold Frank
Böblinger Straße 475, 70 569 Stuttgart
Tel. 07 11-68 19 17, Telefax 07 11-6 87 51 54
[email protected]
Geschäftsführerin:
Anni Herrmann
Paul-Lincke-Ufer 25, 10 999 Berlin
Tel. 0 30-6 11 60 47
[email protected]
Stellvertretender Geschäftsführer:
Jörg Dombrowski
Semliner Straße 50, 12 555 Berlin
Tel. 0 30-65 07 05 20, Fax 0 30-65 07 05 22
[email protected]
Schatzmeisterin:
Elke Lindemann
Am Staugraben 13, 28 865 Lilienthal
Tel. 0 42 98-4 14 41, Fax 0 42 98-4 14 17
[email protected]
Beisitzer:
Horst Badura
Eichhofstraße 4
36 251 Bad Hersfeld
Tel./Fax 0 66 21-1 34 57
[email protected]
Referenten
Volkstanz:
Helga Preuß (Bereich Nord)
Habichtweg 9, 21 244 Buchholz /Nordheide
Tel. 0 41 81-66 76, Fax 0 41 81-29 46 70
[email protected]
Redaktionsschluss für die Ausgabe im Dezember 2012:
10. November 2012
C21078F ISSN-Nr. 0178-5176
www.volkstanz.de
26
Konto der DGV:
Sparkasse Harburg-Buxtehude
(BLZ 207 500 00)
Konto-Nr. 3 044 443
1/2012
DGV – Volkstanz
Fotos
Titel: DGV
AG S. 9; Badura S. 16 oben; Bergmann S. 14
rechts; Berk S. 20; Boltze S. 14 links; DGV
Rest; Hartmann-Skilandat S. 16 unten, S. 17;
Jung S. 7 oben; Jüchter S. 8 unten; Klotzsche
S. 4-6; Koch S. 15 oben; Schweiß S. 7; Müller
S. 13; Roth S. 8 oben; VTG Langen S. 15 unten
Tracht:
Helga Palmer
Corneliusstraße 2, 72 581 Dettingen/Erms
Tel./Fax 0 71 23-76 55
[email protected]
Gerda Pfeiffer
Nachtigallenweg 3
21 360 Vögelsen
Tel. 0 41 31-6 27 67
Volkstanz für Ältere:
Ursula Brenner
Waiblingerstraße 12, 74 074 Heilbronn
Tel./Fax 0 71 31-17 58 74
Kindertanz:
Ingrid Mertens
Dorfstraße 7, 21 407 Deutsch-Evern
Tel. 0 41 31-79 14 71
Fax 0 41 31-85 54 19
www.ingridmertens.de
[email protected]
Musik: Dr. Wolfgang Schlüter
Klaus-Groth-Straße 34
24 790 Schacht-Audorf
Tel. 0 43 31-9 12 51, Fax 0 43 31-94 99 70
[email protected]
Tanzgeschichte / Tanzforschung:
Volker Klotzsche
Mozartstraße 13 A, 30 173 Hannover
Tel./Fax 05 11-88 47 91
[email protected]
Zeitschrift: Jörg Dombrowski
Semliner Straße 50, 12 555 Berlin
Tel. 0 30-65 07 05 20, Fax 0 30-65 07 05 22
[email protected]
Mitgliederpflege / Versand:
Wolfgang Preuß
Habichtweg 9, 21 244 Buchholz
Tel. 0 41 81-66 76, Fax 0 41 81-29 46 70
[email protected]
Organisatorisches
Termine
2. Dezember
2012
11.-15. Juli 2012 Europeade
Padova (Italien)
Info: www.europeade.eu
Salzgitter
13.-15. Juli 2012 Tag der Niedersachsen
Duderstadt
14.-16. September 2012
Berlin
21. Oktober
2012
KarlsruheBulach
27.-28. Oktober 2012
Lengede
3. November
2012
Berlin
Info: Tel. 0 55 27-84 11 80, [email protected],
www.tdn-duderstadt.de
38. Herbsttanztreffen in Berlin
Info: Anita und Wolfgang Berk,
Tel. 0 30-65 66 80 16, [email protected]
Lengede
[email protected]
10.-11. Mai
2013
Förderkongress für Tanzkultur
11. Mai 2013
Mitgliederversammlung
Offenes Tanzen für jedermann
Berlin
Arbeitskreis Jugendtanz und neue Tänze
Info: Anni Herrmann, Tel. 0 30-6 11 60 47,
[email protected]
160. Tanzfest des Berliner Volkstanzkreises
Info: Erika Hagemann, Tel. 0 53 41-5 04 82,
[email protected]
23.-24. Februar Arbeitskreis Jugendtanz und neue Tänze
Info: Anni Herrmann, Tel. 0 30-6 11 60 47,
2013
Berlin
15:00-18:00 Uhr (Danz Regional) Alter Rathaussaal
Info: Werner Wenzel, Tel. 07 21-86 10 86,
[email protected]
Adventstanzen
„Wechselschritt – Der traditionelle deutsche Tanz
und seine Generationen“
Info: Claudia und Oliver Schier, 0 30-4 72 56 74, [email protected]
der Deutschen Gesellschaft für Volkstanz
(DGV) um 14:30 Uhr
Info: Anni Herrmann, Paul-Lincke-Ufer 25, 10999
Berlin, Tel. 0 30-6 11 60 47,
[email protected]
Anmeldung und weitere Terminmeldungen:
Anni Herrmann, Paul-Lincke-Ufer 25, 10 999 Berlin,
Info: Claudia und Oliver Schier, Tel. 0 30-4 72 56 74,
[email protected]
Tel. 0 30-6 11 60 47, E-Mail: [email protected]
1/2012
DGV – Volkstanz
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