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JAGUAR F-TYPE
Katzenartiger Angriff auf Porsche
13.02.2013, 13:15 Uhr
In der Branche gilt er als Volltreffer: der Jaguar F-Type. 52 Jahre nach dem
legendären E-Type schicken die Briten wieder einen rassigen Roadster auf die
Straße. Und sein Preis signalisiert Selbstbewusstsein.
von Michael Specht Quelle: MID
Jaguar F-Type auf Testfahrt. Quelle: MID
Gaydon/EnglandIn der Branche gilt er als Volltreffer: der Jaguar F-Type. 52 Jahre nach
dem legendären E-Type schicken die Briten wieder einen rassigen Roadster auf die Straße.
Sie versprechen dabei eine für Jaguar bislang nie erreichte Fahrdynamik. Das definiert die
Wettbewerbssituation eindeutig. Ganz klar: Der F-Type zielt ins Zentrum von Zuffenhausen.
Dies bestätigt auch Chef-Ingenieur Russ Varney: "Unsere Benchmark war der Porsche 911."
Kein Wunder also, dass die Verantwortlichen im Jaguar-Entwicklungszentrum Gaydon alle
Register zogen, um der deutschen Sportwagen-Ikone Paroli bieten zu können.
Leistungsstarke Motoren, leichte Aluminiumkarosserie, klassischer Hinterradantrieb sowie
eine perfekte Gewichtsverteilung von 50:50 sind die Geheimnisse der Rezeptur.
ERSTE BILDER VOM F-TYPE
Jaguars cooles Kätzchen soll neue Zielgruppen
jagen
Unter Beweis stellen möchte Jaguar die Top-Form des Roadsters vorab auf seinem
hermetisch abgeschirmten "Proving Ground", dem Testgelände. Gewöhnlich drehen hier
blickgeschützt geheime Erlkönige ihre Runden. Nun erhalte ich, gut drei Monate vor der
offiziellen Markteinführung, die einmalige Chance, in einem sogenannten „Development
Prototype“ neben dem Entwicklungs-Ingenieur John Barker Platz zu nehmen.
Schon nach der ersten Kurvenkombination wird deutlich: Direkter und knackiger ging noch
kein Jaguar ums Eck. „Wir haben hohen Wert auf präzises Handling gelegt“, verrät Barker
und tritt das Gaspedal nach unten. Der Achtzylinder-Kompressormotor, 364 kW/495 PS
stark, brüllt auf und presst uns in die Sitze.
Am Ende der Geraden zeigt der Tacho 170 Meilen die Stunde an, also gut 270 km/h. "300
schafft der Wagen", sagt Testfahrer Barker, der während der Entwicklung mit dem F-Type
oft genug "on the German Autobahn" und auf der Nordschleife des Nürburgring unterwegs
war. Den Spurt aus dem Stand auf Tempo 100 absolviert der V8 übrigens in 4,3 Sekunden.
Der neue Jaguar-Roadster tritt mit 20-Zoll-Rädern aus Leichtmetall im Carbonlook an. Quelle: MID
Wie auf den sprichwörtlichen Schienen durchzieht der Roadster auch lange schnelle Kurven,
bleibt dabei unbeirrt neutral. Das solide Fahrverhalten des offenen Briten hat seine Ursache
unter anderem in der sehr festen Karosseriestruktur. "Bei der Torsionssteifigkeit überragt der
F-Type beispielsweise den XK um 30 Prozent", sagt Russ Varney.
Alle drei F-Type-Motorisierungen sind mit der Achtgangautomatik von ZF ausgestattet,
deren Gänge sich im manuellen Modus entweder auf der Mittelkonsole oder aber über
Paddels am Lenkrad blitzschnell wechseln lassen.
Serienmäßig an Bord – außer beim Sechszylinder-Basismodell – ist auch der sogenannte
"Dynamic Mode Switch", ein kleiner Kipphebel auf der Mittel-Konsole. Nach hinten gedrückt,
zum Rennflaggen-Symbol, ändert sich der Charakter des Roadsters schlagartig.
Lenkung, Motor und Fahrwerk reagieren jetzt messerscharf, spezielle Klappen im Auspuff
lassen die offene Fahrt zum Ohrenschmaus werden. Doch nur so lange der V8-Kompressor
unter der Haube werkelt. Der Sound des Sechszylinders nervt bei höherer Drehzahl mit
einer eher unschönen Frequenz.
Das sportlich gehaltene Interieur vernachlässigt nicht einen gewissen Komfort und Luxus.
Quelle: MID
Insgesamt jedoch gibt der Jaguar F-Type eine überzeugende Vorstellung ab. Er ist ein
vollwertiger Sportwagen mit exzellentem Handling und einer Top Leistungsentfaltung. Eine
puristische Fahrmaschine auf der einen Seite, ein eleganter Roadster zum Cruisen auf der
anderen.
Ein unmittelbarer Konkurrent ist derzeit nicht in Sicht. Porsche Boxster, Audi TT und BMW
Z4 sind kleiner und schwächer. Auch der Mercedes SLK 55 AMG reicht an die V8-Version
des F-Type nicht heran, fährt zudem in der Größe ein halbes Segment tiefer.
Als Topmodell V8 S kostet der F-Type 99.900 Euro. Der Einstieg (V6, 250 kW/340 PS)
beginnt bei 73.400 Euro. Für die mittlere Version V6 S (280 kW/380 PS) sind 84.900 Euro zu
überweisen. Nicht gerade ein Schnäppchen. Jaguar scheint nach dem Motto zu handeln:
Wer konkurrenzlos in einem neuen Sportwagen-Segment fährt, kann sich auch leisten,
stolze Preise aufrufen.