E-Book: Steuertipps für Selbstständige
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E-Book: Steuertipps für Selbstständige
Die 15 besten Steuertipps für Selbstständige Steuerstrategien, um sich den Steueralltag zu erleichtern oder gezielt Steuern zu sparen Ist der Gewinn Ihrer gewerblichen oder freiberuflichen Tätigkeit höher ausgefallen als erwartet und es drohen hohe Steuernachzahlungen, sollten Sie nach effektiven Steuersparstrategien suchen, um Ihren Gewinn legal klein rechnen zu können. Wenn das oberste Prinzip für Sie nicht die Steuerersparnis ist, gibt es einige Steuervergünstigungen, die Ihnen zumindest die Bewältigung des Steueralltags deutlich erleichtern. Und das Beste daran: Sie müssen nicht stundenlang recherchieren oder Ihren Steuerberater um Hilfe bitten. Die 15 besten Steuerstrategien und Steuervergünstigungen für Selbstständige erhalten Sie in diesem praxisorientierten eBook kompakt auf einen Blick. Finden Sie Gefallen an einer unserer Top-15-Steuerstrategien und sind steuerlich beraten, sollten Sie unbedingt das Gespräch mit Ihrem Steuer- berater suchen. Denn eines ist klar: Steuervergünstigungen kippt das Finanzamt sofort, sollten die steuerlichen Vorgaben nicht exakt erfüllt sein. Haufe-Lexware wünscht eine kurzweilige Lektüre mit 15 Aha-Effekten. 2 Steuertipps| www.lexware.de Strategie 1: Klassiker Investitionsabzugsbetrag Für kleine und mittelständische Unternehmen winkt unter bestimmten Voraussetzungen ein echtes Steuersparmodell. Denn nach § 7g Abs. 1 EStG dürfen Unternehmer – egal ob Gewerbetreibender, Freiberufler, GmbH oder Personengesellschaft – für innerhalb der nächsten drei Jahre geplante Investitionen bereits heute 40% der voraussichtlichen Investitionskosten vom Gewinn abziehen. Eine steuersparende Gewinnminderung, ohne einen Cent dafür ausgeben zu müssen. Beispiel: Einzelunternehmerin Erna Huber plant für ihren Friseursalon im Jahr 2017 den Kauf einer komplett neuen Einrichtung und die Anschaffung moderner Geräte. Kostenpunkt: 100.000 Euro. Folge: Erfüllt Frau Huber die Voraussetzungen für den Investitionsabzugsbetrag, darf sie vom Gewinn 2014 bereits 40.000 Euro abziehen (voraussichtliche Investitionskosten x 40%). Voraussetzungen für die Anwendung des Investitionsabzugsbetrags Der Abzug des Investitionsabzugsbetrags nach § 7g Abs. 1 EStG ist an folgende Voraussetzungen geknüpft: » D ie Investition muss innerhalb der nächsten drei Jahre geplant sein. » Begünstigt sind nur geplante Investitionen ins bewegliche Anlage- » » Praxis – Tipp » Wer tatsächlich keine Investition plant, muss in drei Jahren mit Steuernachzahlungen plus Nachzahlungszinsen rechnen. Das Finanzamt ändert in diesem Fall nämlich den ursprünglichen Steuerbescheid und kippt nachträglich den Investitionsabzugsbetrag. » » 3 vermögen (Pkw, Maschine, Einrichtung, Transporter). Nicht begünstigt sind also geplante Investitionen für unbewegliches Anlagevermögen (Immobilie, Firmenwert, Kundenstamm) und für Waren. Die geplante Investition muss konkret benannt werden. Ist die Bezeichnung zu schwammig – z.B. Fahrzeug –, lässt das Finanzamt den Investitionsabzugsbetrag nicht zum Abzug zu. Denn hier ist nicht klar, ob ein Pkw, ein Bus, ein Kran oder ein Lkw angeschafft werden soll. Bei Selbstständigen, die ihren Gewinn nach der Einnahmen-Überschussrechnung ermitteln, darf der Gewinn vor Abzug des Investitionsabzugsbetrags nicht mehr als 100.000 Euro betragen. Bilanziert ein Unternehmer, klappt es mit dem Investitionsabzugsbetrag nur, wenn der Wert des Betriebsvermögens im Abzugsjahr nicht über 235.000 Euro liegt. Im Jahr des tatsächlichen Kaufs und im Folgejahr muss der Gegenstand zu mindestens 90% betrieblich genutzt werden. Bei einem Investitionsabzugsbetrag für einen Firmenwagen muss der Nachweis zur 90%igen betrieblichen Nutzung zwingend durch ein Fahrtenbuch erfolgen. Der gewinnmindernde Investitionsabzugsbetrag darf insgesamt maximal 200.000 Euro betragen. Steuertipps| www.lexware.de Wann der Wegfall des Investitionsabzugsbetrags droht Erfüllen Sie die Voraussetzungen für den Abzug eines Investitionsabzugsbetrags, kann es nach Ablauf von drei bis fünf Jahren nach dem Abzugsjahr zur rückwirkenden Versagung des Investitionsabzugsbetrags kommen. Dann nämlich, wenn » nicht innerhalb des Drei-Jahreszeitraums investiert wurde. » aus welchen Gründen auch immer ein anderer als der geplante Gegenstand gekauft wird. » die Anschaffungskosten deutlich geringer ausfallen als ursprünglich geplant (Wegfall des Investitionsabzugsbetrags nur für den unangemessenen hohen Teil). » im Jahr des Kaufs und im Folgejahr nicht nachgewiesen werden kann, dass die betriebliche Nutzung des Gegenstandes mindestens 90% beträgt. Beispiel: Erna Huber aus unserem Eingangsbeispiel investiert bis Ende 2017 nicht. In diesem Fall ändert das Finanzamt rückwirkend den Steuerbescheid 2014. Folge: Frau Huber muss nicht nur die in 2014 durch den Investitionsabzugsbetrag ersparten Steuern zurückzahlen. Es fallen zusätzlich rückwirkende Nachzahlungszinsen ab dem 1.4.2016 in Höhe von 0,5% pro Monat an. 4 Steuertipps| www.lexware.de Strategie 2: Vorsteuerabzug für Privat-Pkws Praxis – Tipp Die Freude über die Vorsteuererstattung wird jedoch getrübt. Denn in den nächsten fünf Jahren muss für die nichtunternehmerische Nutzung Umsatzsteuer ans Finanzamt überwiesen werden. Kaufen Sie sich privat einen Pkw, der nachweislich mindestens zu 10%, aber weniger als 50% für Ihr Unternehmen genutzt wird, gibt es eine besondere Steuerstrategie, die Ihnen Liquiditätsvorteile bei der Finanzierung des Privat-Pkws verschafft. Sind Sie vorsteuerabzugsberechtigt, können Sie den Privat-Pkw dem umsatzsteuerlichen Unternehmensvermögen zuordnen, müssen ihn aber nicht gleichzeitig dem ertragsteuerlichen Betriebs-vermögen zuordnen. Der Vorsteuerabzug für den Privat-Pkw funktioniert nur bei Einzelunternehmern, Mitunternehmern an einer Personengesellschaft und bei Freiberuflern, nicht dagegen bei einer GmbH. Ein ausführliches Infoschreiben des Bundesfinanzministeriums erläutert die Einzelheiten (BMF, Schreiben v. 5.6.2014, Az. IV D 2 – S 7300/10002:001). Die Zuordnung zum umsatzsteuerlichen Unternehmensvermögen bei gleichzeitiger ertragsteuerlicher Einstufung des Pkws als Privatvermögen führt zu folgenden Vorteilen: Vorsteuer Sie erhalten die Vorsteuer aus dem Kaufpreis und aus den laufenden Pkw-Kosten vom Finanzamt erstattet. Dadurch brauchen Sie bei Fremdfinanzierung ein geringeres Darlehen (Liquiditätsvorteil). Gewinnauswirkung Sie müssen bei der Gewinnermittlung keinen Privatanteil versteuern, weil der Pkw ertragsteuerlich zum Privatvermögen gehört. Ohne Fahrtenbuch sind 0,30 Euro je gefahrenem betrieblichem Kilometer als Betriebsausgabe abziehbar. Verkauf Ein Verkaufsgewinn ist dem Gewinn nicht hinzuzurechnen, weil der Pkw ertragsteuerlich zum Privatvermögen gehört. Es ist jedoch wegen des Vorsteuerabzugs die Umsatzsteuer aus dem Verkaufserlös ans Finanzamt abzuführen. 5 Steuertipps| www.lexware.de Strategie 3: Gewinnneutrale Rücklage bilden Scheidet ein betrieblicher Gegenstand des Anlagevermögens durch höhere Gewalt aus dem Betriebsvermögen aus oder wird unbrauchbar und leistet eine Versicherung eine Entschädigung, müssen hierbei entstehende Gewinne nicht unbedingt sofort versteuert werden. Es darf vielmehr eine gewinnneutrale Rücklage gebildet werden, wenn innerhalb einer bestimmten Zeit ein Ersatzwirtschaftsgut angeschafft werden soll (sog. Rücklage für Ersatzbeschaffung). Beispiel: Ein betrieblicher Pkw mit einem Buchwert in der Bilanz von 1 Euro wird bei einem Hochwasser zerstört. Die Versicherung zahlt für diesen Schaden im Jahr 2014 9.500 Euro. Folge: Normalerweise müssten 2014 die stillen Reserven von 9.499 Euro als Betriebseinnahmen versteuert werden. Ist jedoch im Folgejahr der Kauf eines Ersatz-Pkws geplant, kann auf die Besteuerung der 9.499 Euro in 2014 durch Bildung einer gewinnneutralen Rücklage verzichtet werden. Die Rücklage wird von den späteren Anschaffungskosten des Ersatzwirtschaftsguts abgezogen und nur der Restbetrag darf gewinnmindernd abgeschrieben werden. Voraussetzungen zur Rücklage für Ersatzbeschaffung Eine Rücklage für Ersatzbeschaffung ist unter folgenden Voraussetzungen sowohl bei der Bilanzierung als auch bei der Einnahmen-Überschuss- rechnung möglich: » E in Wirtschaftsgut des Anlagevermögens oder des Umlaufvermögens Praxis – Tipp Die Frist zur Ersatzbeschaffung für bewegliche Gegenstände kann von einem Jahr auf vier Jahre verlängert werden, wenn die Ersatzbeschaffung aus besonderen Gründen nicht innerhalb eines Jahres durchgeführt werden kann (Richtlinie 6.6 Abs. 4 Einkommensteuerrichtlinien). scheidet infolge höherer Gewalt gegen Entschädigung aus dem Betriebsvermögen aus. » H öhere Gewalt liegt in folgenden Fällen vor: Diebstahl, unverschuldeter Unfall, Brand, Sturm, Hochwasser oder andere Elementarereignisse. » E ine Rücklage für Ersatzbeschaffung ist auch infolge oder zur Vermeidung eines behördlichen Eingriffs (z.B. Enteignung) zulässig. » Innerhalb einer bestimmten Frist muss eine Ersatzbeschaffung geplant sein. Bei beweglichen Gegenständen muss die Ersatzbeschaffung bis Ende des Folgejahrs erfolgen, bei Gebäuden innerhalb der nächsten vier Jahre. Wird ein Gebäude neu hergestellt, verlängert sich die Frist zur Ersatzbeschaffung auf sechs Jahre. 6 Steuertipps| www.lexware.de Strategie 4: Beantragung der Besteuerung mit einem Steuersatz von 28,25% Sind Sie Einzelunternehmer oder Mitunternehmer an einer Personengesellschaft und Ihr persönlicher Einkommensteuersatz beträgt 42%, können Sie für nicht entnommene Gewinne die Besteuerung mit einem fixen Einkommensteuersatz von 28,25% beantragen (§ 34a EStG). Beispiel: Einzelunternehmerin Huber erzielt einen Gewinn von 200.000 Euro, davon entnimmt sie 100.000 Euro. Für den nicht entnommenen Gewinn beantragt Frau Huber in Anlage G zur Einkommensteuererklärung die Besteuerung mit 28,25%. Normalerweise unterliegen die Einkünfte von Frau Huber einem Einkommensteuersatz von 42%. Besteuerung des Gewinns ohne begünstigte nicht entnommene Gewinne Besteuerung bei Beantragung des Einkommensteuersatzes von 28,25% Einkommensteuer 42.000 Euro 28.250 Euro Solidaritätszuschlag 2.310 Euro 1.554 Euro Gesamte Steuerbelastung 44.310 Euro 29.804 Euro Fazit: Durch die begünstigte Besteuerung nicht entnommener Gewinne spart sich Frau Huber 14.506 Euro Steuern. Voraussetzungen für die begünstigte Besteuerung nicht entnommener Gewinne Die begünstigte Besteuerung von nicht entnommenen Gewinnen ist an die folgenden strengen Voraussetzungen geknüpft: Praxis – Tipp Die begünstigte Besteuerung nicht entnommener Gewinne sollte wegen des später drohenden Zuschlags von 25% nie beantragt werden, nur weil man gerade nicht flüssig genug ist, um seine Steuern zahlen zu können. Hier macht es mehr Sinn, das offene Gespräch mit dem Finanzamt zu suchen und Stundungsvereinbarungen zu treffen. » Der Gewinn muss mittels einer Bilanz ermittelt worden sein. » Handelt es sich bei dem Unternehmer um einen Mitunternehmer an einer Personengesellschaft (OHG, KG, GbR), greift diese steuerliche Vergünstigung nur, wenn er zu mehr als 10% am Gewinn beteiligt ist und sein Gewinnanteil mehr als 10.000 Euro beträgt. Die begünstigte Besteuerung hat jedoch einen Haken: Wird der nicht entnommene Gewinn in späteren Jahren doch für private Zwecke entnommen, muss er mit 25% nachversteuert werden. Unter dem Strich bedeutet das einen Steuersatz von weit mehr als 42%. Diese steuerliche Vergünstigung ist also immer dann empfehlenswert, wenn ein Großteil des Gewinns für langfristige betriebliche Investitionen verwendet werden soll. 7 Steuertipps| www.lexware.de Strategie 5: Vorsteuererstattung mit Pauschalen Praxis – Tipp Bei Existenzgründern, die keine Vorjahresumsätze haben, darf der voraussichtliche Gewinn im Gründungsjahr nicht mehr als 61.356 Euro betragen. Der voraussichtliche Umsatz ist dem Finanzamt im Gründerfragebogen mitzuteilen. Ist ein Unternehmer zum Vorsteuerabzug berechtigt, muss er dem Finanzamt im Zweifel Eingangsrechnungen vorlegen, die alle notwendigen Rechnungsinhalte für den Vorsteuerabzug enthalten. Doch unter bestimmten Voraus- setzungen ist ausnahmsweise die Erstattung pauschaler Vorsteuern möglich. Beispiel: Herr Müller, Inhaber einer Bau- und Möbelschreinerei, erzielte 2013 einen Umsatz von 40.000 Euro. Er ermittelt seinen Gewinn nach der EinnahmenÜberschussrechnung. Im Jahr 2014 musste er nicht viel investieren und kaum Material kaufen. Sein Vorsteuerabzug aus den Eingangsrechnungen beträgt nur 1.200 Euro, sein Netto-Umsatz 2014 liegt bei 90.000 Euro. Folge: Da Herr Müller die Voraussetzungen für die Vorsteuerpauschalierung erfüllt, kann er eine Vorsteuererstattung in Höhe von 8.100 Euro beantragen. Das macht ein Plus an Vorsteuererstattung von 6.900 Euro, weil für Bau- und Möbelschreiner ein pauschaler Vorsteuerabzug von 9% des laufenden Umsatzes möglich ist (90.000 Euro x 9%). Voraussetzungen für die Vorsteuerpauschalierung Die Vorsteuerpauschalierung nach § 23 UStG in Verbindung mit §§ 69, 70 UStDV, ein eher unbekanntes Steuersparmodell, ist unter folgenden Voraussetzungen erlaubt: » D er Unternehmer ist nicht zur Bilanzierung verpflichtet, sondern ermittelt seinen Gewinn nach der Einnahmen-Überschussrechnung. » D er Vorjahresumsatz lag nicht über 61.356 Euro. » F ür die jeweilige Branche ist in der Anlage zu §§ 69, 70 UStDV eine Vorsteuerpauschalierung vorgesehen (z.B. Bau- und Möbelschreiner 9%). 8 Steuertipps| www.lexware.de Strategie 6: Riester-Zulage auch für Selbstständige Normalerweise erhält ein Selbstständiger keine staatliche Zulage, wenn er einen Riester-Vertrag abschließt. Denn es fehlt an der gesetzlichen Rentenversicherungspflicht. Doch ist ein Unternehmer mit einem rentenversicherungspflichtigen Ehegatten verheiratet oder lebt ein Unternehmer in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft mit einem rentenversicherungspflichtigen Partner, stehen dem Unternehmer unter bestimmten Voraussetzungen die staatlichen RiesterZulagen auch zu (sog. abgeleiteter Riester-Anspruch). Über den nach § 79 Satz 2 EStG abgeleiteten Riester-Anspruch kann sich der Unternehmer über folgende jährliche Riester-Zulagen freuen: » G rundzulage: 154 Euro » K inderzulage: 185 Euro je Kind (bei Geburt ab 2008: 300 Euro) Praxis – Tipp Diese Strategie kann auch gezielt herbeigeführt werden, indem der Unternehmer seinen Ehegatten in seinem Unternehmen als Minijobber anstellt. Seit 2013 sind solche Minijobber gesetzlich rentenversicherungspflichtig und somit bei Riester-Verträgen begünstigt. Voraussetzungen für den Anspruch auf Riester-Zulagen für Selbstständige Verheiratete Unternehmer oder Unternehmer, die in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft leben, erhalten über einen abgeleiteten Anspruch nach § 79 Satz 2 EStG Riester-Zulagen, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind: » D er gesetzlich rentenversicherungspflichtige Ehegatte schließt einen Riester-Vertrag ab. » E r zahlt in diesen Riester-Vertrag seine Mindestbeiträge ein. » D er Unternehmer schließt ebenfalls einen Riester-Vertrag ab. » E r zahlt seinen Mindestbeitrag von 60 Euro im Jahr ein. 9 Steuertipps| www.lexware.de Strategie 7: Wechsel der Gewinnermittlungsmetmode – Verteilung des Übergangsgewinns Fordert das Finanzamt Sie zum Wechsel von der Gewinnermittlung nach der Einnahmen-Überschussrechnung zur Bilanzierung auf, müssen Sie wegen der unterschiedlichen Spielregeln dieser beiden Gewinnermittlungsarten Korrekturen vornehmen, die in aller Regel zu einem Übergangsgewinn führen. Dieser Übergangsgewinn kann auf Antrag auf drei Jahre verteilt besteuert werden. Das bringt nicht nur Liquiditätsvorteile, sondern Sie mindern dadurch auch die Steuerbelastung für den Übergangsgewinn. Beispiel: Herr Becker, ledig, wechselt zum 1.1.2014 von der Einnahmen-Überschussrechnung zur Bilanzierung. Weil er noch von vielen Kunden Geld bekommt, entsteht ein Übergangsgewinn von 120.000 Euro. Diesen Übergangsgewinn kann Becker entweder sofort im Jahr 2014 versteuern oder auf Antrag in den Jahren 2014, 2015 und 2016 jeweils 40.000 Euro. Folge: Je nachdem, für welche Methode sich Herr Becker entscheidet, sind folgende Steuerzahlungen innerhalb dieses Dreijahreszeitraums fällig: Keine Verteilung des Übergangsgewinns Verteilung des Übergangsgewinns auf 3 Jahre Zu versteuern bisher 50.000 30.000 30.000 50.000 30.000 30.000 Übergangsgewinn 120.000 0 0 40.000 40.000 40.000 Zu versteuern neu 170.000 0 0 90.000 70.000 70.000 Steuerbelastung (ESt, SoliZ) 66.635 5.864 5.864 31.187 22.325 22.325 Gesamte Steuerbelastung 78.363 75.837 Praxis – Tipp Die Verteilung des Übergangsgewinns bei Wechsel der Gewinnermittlungsmethode auf drei Jahre ist in Richtlinie 4.6 Abs. 1 Satz 4 der Einkommensteuerrichtlinien geregelt. Herr Becker spart durch den Antrag auf Verteilung des Übergangsgewinns 2.526 Euro Steuern und muss diese über drei Jahre verteilt aufbringen und ans Finanzamt überweisen und nicht sofort im ersten Jahr. 10 Steuertipps| www.lexware.de Strategie 8: Dauerfristverlängerung bei der Umsatzsteuer beantragen Die monatliche Übermittlung der Umsatzsteuervoranmeldung kann richtig in Stress ausarten. Die Voranmeldung muss spätestens bis zum 10. des Folgemonats übermittelt werden. Wer einen Monat länger Zeit haben möchte, kann beim Finanzamt einen Antrag auf Dauerfristverlängerung stellen. Stimmt das Finanzamt zu, ist die Voranmeldung immer erst einen Monat später als gesetzlich vorgeschrieben ans Finanzamt zu übermitteln. Voraussetzung bei monatlicher Abgabeverpflichtung Damit weniger Stress in der Firma aufkommt und Sie immer einen Monat länger Zeit mit der Übermittlung der Umsatzsteuervoranmeldung haben, sind folgende Voraussetzungen einzuhalten: » Der Antrag auf Dauerfristverlängerung muss spätestens bis zum 10.2. in elektronischer Form ans Finanzamt übermittelt werden. » Auch am 10.2. ist die Überweisung einer Sondervorauszahlung in Höhe von 1/11 der Vorjahresumsatzsteuerzahlungen fällig. Praxis – Tipp Bei einer vierteljährlichen Verpflichtung zur Übermittlung der Umsatzsteuervoranmeldungen reicht die elektronische Antragstellung bis 10. April. Eine Sondervorauszahlung ist nicht zu leisten. Diese Sondervorauszahlung bekommen Unternehmer auf die Umsatzsteuerzahlung für Dezember angerechnet. Beispiel: Im Vorjahr haben Sie 8.000 Euro Umsatzsteuer ans Finanzamt bezahlt und 3.000 Euro Vorsteuern erstattet bekommen. Aus dem Saldo von 5.000 Euro ermitteln Sie die Sondervorauszahlung, hier also 454,55 Euro. 11 Steuertipps| www.lexware.de Strategie 9: Liquiditätsvorteile durch Istversteuerung Erbringt ein gewerblicher Unternehmer umsatzsteuerpflichtige Umsätze, greift umsatzsteuerlich grundsätzlich die Sollversteuerung. Das bedeutet im Klartext: Die Umsatzsteuer wird bereits mit Ausführung der Leistung fällig. Wann die Rechnung gestellt wird und wann der Kunde bezahlt, spielt keine Rolle. Bei der Sollbesteuerung muss ein Unternehmer also Umsatzsteuer ans Finanzamt überweisen, obwohl er noch keinen Cent bekommen hat. Um diese Liquiditätsnachteile zu vermeiden, lohnt sich ein Antrag auf die umsatzsteuerliche Istversteuerung. Bei der Istversteuerung wird die Umsatzsteuer erst fällig, wenn der Kunde seine Rechnung begleicht. Beispiel: Unternehmerin Gerda Wohlgemut erbringt im Mai eine Leistung. Sie stellt im Juni die Rechnung, die der Kunde nach einigen Mahnungen endlich im September bezahlt. Frau Wohlgemut erfüllt die Voraussetzungen zur Istversteuerung. Folge: Je nachdem, ob Frau Wohlgemut die Umsatzsteuer nach der Sollbesteuerung oder nach der Istversteuerung ermittelt, muss die Umsatzsteuer mit folgenden Voranmeldungen angezeigt und ans Finanzamt überwiesen werden. Überweisung der Umsatzsteuer ans Sollbesteuerung Istversteuerung 10. Juni 10. Oktober Fazit: Frau Wohlgemut hat bei der Istversteuerung vier Monate länger Zeit, um die Umsatzsteuer ans Finanzamt abzuführen. Praxis – Tipp Freiberufler müssen die Istversteuerung nicht extra beantragen. Ihnen steht die Istversteuerung automatisch zu. Voraussetzungen für die Anwendung der Istversteuerung Das Finanzamt wird die Beantragung der umsatzsteuerlichen Istversteuerung akzeptieren, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind: » Der Vorjahresumsatz darf bei gewerblichen Unternehmern nicht mehr als 500.000 Euro betragen haben. » Es muss beim Finanzamt ein Antrag auf Istversteuerung gestellt werden. » Das Finanzamt muss die Istversteuerung genehmigt haben. 12 Steuertipps| www.lexware.de Strategie 10: Betriebsausgabenplus durch Archivraum oder Lager im Privathaushalt Praxis – Tipp Bei Eigenheimbesitzern sollte darauf geachtet werden, dass der betrieblich genutzte Raum zu Hause Nutzt ein Unternehmer nach Feierabend zu Hause ein berufliches Arbeitszimmer, dürfen die Kosten für diesen Raum in der Regel nicht als Betriebsausgaben abgezogen werden, weil der Unternehmer meist auch in seinen betrieblichen Räumen einen Arbeitsplatz nutzt. Dennoch können Raumkosten als Betriebsausgaben geltend gemacht werden. Dann nämlich, wenn » ein Raum als Lager oder Archivraum für betriebliche Waren genutzt wird und dieser Raum weder mit Schreibtisch noch mit Stuhl und PC ausgerüstet ist. » In diesem Fall liegt kein Arbeitszimmer vor, sondern eben ein beruflich genutzter Raum, für den die Abzugsbeschränkungen zum Arbeitszimmer nicht gelten. Beispiel: Sie nutzen einen Raum zu Hause zur Lagerung der Buchhaltungsunterlagen, weil in der Firma dafür kein Platz ist. Die Kosten für diesen Raum (anteilige Miete, Strom, Heizung) betragen 1.300 Euro. Folge: Diese Kosten sind in voller Höhe als Betriebsausgaben abziehbar. » nicht mehr als 20% des Gesamtwerts der Immobilie ausmacht und » nicht mehr als 20.500 Euro wert ist. Andernfalls wird dieser Raum notwendiges Betriebsvermögen. Bei Aufgabe der betrieblichen Nutzung könnte das Finanzamt dann die Wertsteigerung dieses Raums zur Besteuerung heranziehen (§ 8 EStDV). 13 Steuertipps| www.lexware.de Strategie 11: Umsatzsteuer sparen mit Differenzbesteuerung Verkaufserlös Verkauft ein Unternehmer Waren, die er vorher ohne Vorsteuerabzug von Privatleuten gekauft hat, genießt er umsatzsteuerlich ein Privileg. Er kann als Wiederverkäufer die Umsatzsteuer nach der Differenzbesteuerung gemäß § 25a UStG ermitteln. Beispiel: Händler Huber verkauft über eBay Elektrogeräte für 10.000 Euro, die er zuvor für 5.000 Euro ohne Vorsteuerabzug von Privatleuten gekauft hat. Je nachdem, ob er die Umsatzsteuer normal ausweist oder auf die Differenzbesteuerung zurückgreift, muss er für die Verkäufe in folgender Höhe Umsatzsteuer ans Finanzamt überweisen: Normalbesteuerung Differenzbesteuerung 10.000 Euro 10.000 Euro Einkaufspreis -5.000 Euro Bemessungsgrundlage für Umsatzsteuer 10.000 Euro 5.000 Euro Ans Finanzamt zu überweisende Umsatzsteuer 1.900 Euro (aufzuschlagen; 10.000 Euro x 19%) 798,31 Euro (herauszurechnen; 5.000 Euro x19/119) Praxis – Tipp Bei der Differenzbesteuerung ist stets der 19%ige Umsatzsteuersatz anzuwenden, selbst wenn bei der Normalbesteuerung für die Lieferungen nur 7% Umsatzsteuer fällig werden würden. Voraussetzungen für Differenzbesteuerung Die günstige Differenzbesteuerung darf angewandt werden, wenn der Unternehmer folgende Voraussetzungen erfüllt: » Der verkaufende Unternehmer muss ein Wiederverkäufer sein. » Der Verkäufer hatte beim Einkauf keinen Vorsteuerabzug. » Es handelt sich nicht um Edelsteine und nicht um Edelmetalle. 14 Steuertipps| www.lexware.de Strategie 12: Anstellung des Ehegatten als Minijobber Möchte ein Unternehmer seinen Ehegatten im Betrieb anstellen und dabei den höchstmöglichen Steuervorteil mitnehmen, muss er den Ehegatten als Minijobber anstellen. Denn sämtliche Gehaltszahlungen an den MinijobberEhegatten stellen gewinnmindernde Betriebsausgaben dar und der angestellte Ehegatte muss dieses Gehalt nicht mehr versteuern. Beispiel: Ein Selbstständiger stellt seinen Ehegatten im Betrieb für 450 Euro pro Monat als Minijobber an. Zusammen mit den pauschalen Abgaben an die Minijobzentrale und einem Gehaltsextra (Kindergartenzuschuss) summieren sich die Gehaltszahlungen auf 6.700 Euro pro Jahr. Folge: Bei einem Steuersatz von 35% winken Steuererstattungen von 2.345 Euro. Praxis – Tipp Führen Sie Tagesnachweise über erbrachte Leistungen des angestellten Ehegatten und bewahren Sie diese bei den Lohnunterlagen auf. Fehlende Aufzeichnungen könnten das Arbeitsverhältnis steuerlich zu Fall bringen. Voraussetzungen für ein wirksames Ehegatten-Arbeitsverhältnis Damit das Finanzamt davon überzeugt werden kann, dass das MinijobArbeitsverhältnis mit dem angestellten Ehegatten nicht nur auf dem Papier besteht, sind folgende Voraussetzungen einzuhalten: » Es sollte ein schriftlicher Arbeitsvertrag abgeschlossen werden. » Die Vereinbarungen müssen nachweislich von beiden Parteien eingehalten werden. » Das vereinbarte Minijobgehalt und die Gehaltsextras müssen angemessen und üblich sein. 15 Steuertipps| www.lexware.de Strategien 13 bis 15 im Kurzüberblick Praxis – Tipp Haben Sie privat betriebliche Ausgaben bezahlt und machen diese als Betriebsausgaben geltend, sollte auf einem Extrablatt der betriebliche Zusammenhang mit der Zahlung detailliert begründet und für eventuelle Rückfragen des Finanzamts aufbewahrt werden. Hier noch drei weitere besonders effektive Steuerstrategien für Unternehmer, deren Beachtung die Steuerlast noch einmal gezielt mindern könnte. Strategie 13: Mitarbeiter-Motivation Stellen Sie Ihrem Mitarbeiter einen Dienstwagen zur Verfügung und lassen Sie anstatt der Rücksitze Regale für den Material- oder Werkzeugtransport anbringen, muss kein Privatgebrauch lohnversteuert werden. Solche „Werkstattautos“ eignen sich nach Ansicht der Finanzämter nämlich nicht für eine Privatnutzung. Strategie 14: Betriebsausgaben aus privaten Kosten Betriebsausgaben müssen nicht zwingend über das betriebliche Girokonto laufen. Abziehbar sind auch privat bezahlte Ausgaben, die aber im Zusammenhang mit der betrieblichen Tätigkeit angefallen sind. Das sind insbesondere folgende Ausgaben: » Privat-Pkw: Bei betrieblichen Fahrten mit dem Privat-Pkw winken Betriebsausgaben von 0,30 Euro je betrieblich gefahrenem Kilometer. » Telefonkosten: Ohne Aufzeichnungen erkennt das Finanzamt monatlich 20 Euro Telefonkosten für betriebliche Telefonate von privaten Telefonanschlüssen als Betriebsausgaben an. » Urlaub: Ist eine Reise teilweise privat und teilweise betrieblich veranlasst, dürfen je nach Zeitanteilen die auf den betrieblichen Zeitanteil entfallenden Kosten als Betriebsausgaben abgezogen werden. Strategie 15: Rückstellung für Betriebsprüfung Ist Ihr Unternehmen beim Finanzamt als Groß-Betrieb registriert, dürfen Sie für künftige Betriebsprüfungen bereits vor Beginn der Prüfung gewinnmindernde Rückstellungen für mögliche Kosten bilanzieren. Eine Rückstellung ist für folgende Kosten denkbar: » Steuerberatungskosten » Kosten für Raummiete » Kosten für extra angestelltes Personal für die Betreuung des Prüfers 16 Steuertipps| www.lexware.de Impressum Haufe-Lexware GmbH & Co. KG Small Business & Consumer – M. Reinert Munzinger Straße 9 79111 Freiburg E-Mail: [email protected] Web: www.lexware.de verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: CONTENTmanufaktur GmbH, München Elisabeth Matejka, Eric Kubitz E-Mail: [email protected] Web: www.contentmanufaktur.net 17 Steuertipps| www.lexware.de