Kleidung und Stoffe aus Nord
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Kleidung und Stoffe aus Nord
Djellaba, Boubou, Bogolan Kleidung und Stoffe aus Nord- und Westafrika vom 22. Januar 2012 bis 13. Mai 2012 Klare Linien und kräftige Farben kennzeichnen viele afrikanische Stoffe und Textilien - weite wollene Umhänge aus dem Norden des Kontinents, kühle Baumwollstoffe und seltene Seidengewänder aus Westafrika sind in diesen Tagen in den Räumen des Naturhistorischen Museums am Marientorgraben zu sehen. Eine kleine, feine Sonderausstellung zeigt Stoffe und Kleidungsstücke aus Nord- und Westafrika, die im Laufe der vergangenen Jahre in die Sammlungen gelangten - mitgebracht als Erinnerungsstücke von Reisen Nürnberger Bürger oder gezielt angekauft, um den Sammlungsbestand zu ergänzen. Diesen jüngeren Textilien, die oft erstmals der Öffentlichkeit zugänglich sind, stehen einige Prachtstücke aus dem Magazin der Abteilung für Völkerkunde gegenüber: Ein weites magentafarbiges und besticktes Gewand (ein Boubou) stammt aus dem 19. Jahrhundert, genauso wie ein Jagdrock, dessen Amulette den Jäger oder Krieger vor unglücklichen Begegnungen schützen sollen. Auch Besucher können sich an der Ausstellung beteiligen: Handspindeln laden ein, aus Baumwolle (brauchbare?) Fäden zu produzieren. Auch die alte Technik der Bandweberei können die Besucherinnen und Besucher an einem Webstuhl-Nachbau selbst ausprobieren. Adresse: Marientorgraben 8 (Norishalle) 90402 Nürnberg Telefon: 0911 / 227970 FAX: 0911 / 2447441 E-Mail: [email protected] Internet: www.nhg-nuernberg.de www.naturhistorischesmuseumnuernberg.de Öffnungszeiten Sonntag – Donnerstag 10.00 – 17.00 Uhr Freitag 10.00 – 21.00 Uhr Samstag geschlossen ebenfalls geschlossen: Faschingsdienstag, Karfreitag. Eintritt Erwachsene Ermäßigt (Nürnberg-Pass) Kinder/Jugendliche (6 – 17 Jahre) Familienkarte Gruppen ab 10 Personen p.P. Schulklassen/Kindergruppen p.P. 3,50 € 2,00 € 2,00 € 8,00 € 2,00 € 1,50 € Eröffnung: Sonntag, 22. 01.2012, 11.00 Uhr Die Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, den 22.1., wird musikalisch von Seyni Cissoko begleitet mit der Kora, der Harfenlaute, mit der die westafrikanischen Griots die Geschichte und Geschichten ihres Landes weitergaben. Führungen an folgenden Sonntagen: 22.01.2012, 15.00 Uhr 18.03.2012, 14.00 Uhr 19.02.2012, 14.00 Uhr 25.03.2012, 14.00 Uhr 26.02.2012, 14.00 Uhr 15.04.2012, 14.00 Uhr oder nach Anmeldung. 22.04.2012, 14.00 Uhr 06.05.2012, 14.00 Uhr Begleitprogramm: • Mittwoch, 29.02.2012, 19.30 Uhr Bogolan – Stoffgeschichten aus Ségou ein Film von Anna Deutschmann, Melanie Gärtner, Petra Lueken Filmvortrag im Katharinensaal Sie verwandeln Erde in Farbe und machen Stoffe zu Kunst – die Textilhandwerker im westafrikanischen Mali wandeln auf mythischen Spuren und folgen den Überlieferungen des traditionellen Kunsthandwerks. Petra Lueken, eine der Filmemacherinnen, wird anwesend sein. • Freitag, 16.03.2012, 19.30 Uhr Das Museumsgespräch: Weißes Gold - gewebte Träume - Baumwolle global Naturhistorisches Museum in der Norishalle Afrikanische Stoffe faszinieren uns, sie wecken unsere Sehnsucht nach exotischen Ländern. Aber kommen die Stoffe wirklich aus Afrika? Zwar wird Baumwolle, das weiße Gold, in Westafrika von Kleinbauern angebaut, aber sie ist ein globales Produkt und kann uns viel über Gewinner und Verlierer des Welthandels erzählen. Mehr Information zum Thema Die Sonderausstellung zeigt einige schöne und typische, alte und neue, traditionelle und moderne Beispiele von Alltagskleidung und/oder Textilkunst aus Nord- und Westafrika. Aber es muss uns bewusst sein, dass wir in Original oder Bild nur einen kleinen Ausschnitt aus der Variationsbreite von Mode und Handwerk auf dem afrikanischen Kontinent sehen. Die Gegenüberstellung von alt und neu ermöglicht interessante Vergleiche. Viele Formen blieben gleich, auch wenn sich Farben und Materialien geändert haben. Die Traditionen sind lebendig und entwickeln sich weiter. In Nordafrika, im Maghreb, bestanden schon lange Beziehungen zu Europa und dem Nahen Osten. So ist die heute vorherrschende Kleidung eine europäisch-arabische Mischform. Auch in Westafrika hat die Weberei eine lange Geschichte, wenn auch nicht in gleichem Maße archäologisch oder durch schriftliche Quellen dokumentiert. In der Tschadseeregion Nigerias wurden Spinnwirtel aus der Zeit zwischen 700 und 1050 gefunden. Arabische Reisende beschrieben schon vor 1000 Jahren den für Westafrika typischen Schmalbandwebstuhl. Die ältesten Stoffe aus Wolle und Baumwolle fand man in Begräbnisstätten der Tellem, einer Bevölkerungsgruppe, die in den Steilhängen von Bandiagara in Mali lebte. Die Textilreste stammen aus dem 11. bis 15. Jahrhundert und zeigen noch heute verwendete Techniken und Motive. Stoffe aus dem Bast der Raphiapalme und aus Baumwolle existierten auf jeden Fall schon vor dem 13. Jahrhundert im alten Königreich Benin im heutigen Nigeria. Das alles heißt nicht, dass nicht schon lange vorher Textilien hergestellt wurden. Westafrikanische Stoffe wurden in europäischen Reiseberichten des 17. und 18. Jahrhunderts als qualitativ sehr hochwertig beschrieben. Ab Ende des 17. Jahrhunderts begann der Import indischer, indonesischer, britischer und holländischer Textilien in großem Umfang und nahm stetig zu. Europäische Fabrikware war nach der Mechanisierung von Spinnerei und Weberei im ausgehenden 18. Jahrhundert unschlagbar günstig. Auch wenn mancherorts solche Importe die einheimische Produktion verdrängt haben, wurde die "Billigware" längst nicht immer akzeptiert. Qualität und Design der Stoffe entsprachen oft nicht den Wünschen der afrikanischen Kunden. Bis heute übrigens haben handgewebte Stoffe in Westafrika ein großes Prestige und sind sehr teuer. Die Herstellung der handgewebten Stoffe ist aufwendig. Typisch ist bis heute der so genannte Schmalbandwebstuhl. Die Weber selbst waren und sind eine hoch spezialisierte Gruppe. Bei den Fulbe, einer teils nomadischen, teils sesshaften Bevölkerung, die in vielen westafrikanischen Ländern zu Hause ist, waren die Weber zugleich Griots, das heißt Historiker, Sänger und Geschichtenerzähler. Die langen, schmalen Stoffstreifen, die auf solchen Webstühlen entstehen, werden zu großen Tüchern zusammengenäht. Dann beginnt die Veredelung durch Färbung oder Stoffgestaltung. Bogolanfini nennt sich beispielsweise eine sehr arbeitsintensive und künstlerisch ausdrucksstarke Art, Stoffe mit Schlammmalerei zu gestalten. In Mali entwickeln viele Werkstätten auf der Basis traditionellen Handwerks neue Muster, neue Techniken und neue Mode. Mit Schlamm bemalt oder ins Farbbad getaucht entstehen kunstvolle Stoffe und ausladende Gewänder. Auch farbenprächtige Batiken und Drucke, die das gegenwärtige Straßenbild prägen, sind in der Ausstellung zu sehen. Nach viel Theorie gibt es dann auch etwas Praxis: Handspindeln laden ein, aus Baumwolle (brauchbare?) Fäden zu produzieren. Auch die alte Technik der Bandweberei können die Besucherinnen und Besucher an einem Webstuhl-Nachbau selbst ausprobieren.