Januar 2008: Primo, Weingut Burg Ravensburg, Sulzfeld

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Januar 2008: Primo, Weingut Burg Ravensburg, Sulzfeld
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MAGAZIN
SAMSTAG, 5. JANUAR 2008
WEINSELIG!
PFORZHEIMER ZEITUNG, NUMMER 4
SEIBELS ANSICHTEN
RÄTSELHAFT
E
s gibt Weinliebhaber, die haben sich
den dritten Donnerstag
im November mit drei
dicken roten Kreuzen
markiert. Dann nämlich kommt der Beaujolais Primeur in den
Handel – der erste Rotwein des Jahrgangs. Es
ist teilweise geradezu zum Kult geworden, die jungen Weine so schnell wie
möglich zu köpfen. Dass die Qualität
der angebotenen Tropfen dabei oft zu
wünschen übrig lässt, geht in dem allgemeinen Trubel gerne unter.
D
oof sein ist von gestern! Und
weil das so ist, stellen wir Ihnen
jede Woche acht Fragen zu Ihrer Allgemeinbildung. Schicken Sie uns die
richtigen acht Antworten unter dem
Stichwort „Rätselhaft“ bis zum kommenden Dienstag zu, entweder per
Post an die
Pforzheimer Zeitung
„Rätselhaft“
Poststraße 5
75172 Pforzheim
oder per E-Mail an
[email protected].
Sie können auch im Internet unter
www.pz-news.de teilnehmen.
Unter den richtigen Einsendungen
verlosen wir jede Woche einen
PZ-Radiowürfel.
Leichter
Jüngling
Wer einen Rotwein derart schnell auf
die Flasche bringen will, nimmt in der
Regel kaum Rücksicht auf Verluste. Die
Lese muss Anfang September erfolgen,
der Reifegrad der Trauben kann da
schon mal in den Hintergrund treten.
Anschließend muss der Wein ratzfatz
vergoren werden. Da ist Wärme zwar
hilfreich, das
geht aber nicht
selten zu Lasten
der Aromatik.
Dass ein Primeur – dem
trotz der Kürze
der Zeit die notwendige Sorgfalt zuteil wurde – viel Spaß
machen kann,
belegt dagegen
der 2007er Primo vom Weingut Ravensburg. Im September wurden
die ersten reifen
Spätburgunder-, Schwarzriesling- und
Portugieser-Trauben gelesen, der Most
schonend und kühl vergoren – und dennoch war der Wein Mitte November im
Handel. Die Nase ist voll von reifen
Himbeer- und Kirsch-Aromen, auf der
Zunge bitzeln Kohlensäure-Reste der
Gärung, der Geschmack erinnert an einen saftig-süßen, reifen Boskop-Apfel.
In Sachen Abgang muss der Jüngling
hingegen passen – das ist in der Tat dem
kurzen Herstellungsprozess geschuldet. Genauso wie die Tatsache, dass
dieser Wein nicht lagerfähig ist. Bis
zum nächsten Primo sollte er getrunken sein – im Sommer übrigens auch
gerne gekühlt – bei leichten 11,5 % Alkohol eine lässliche Sünde.
Holger Knöferl
2007er Primo
11,5 % Alkohol
0,75-Liter-Flasche, 4,99 Euro
Weingut Burg Ravensburg
Hauptstraße 44
75056 Sulzfeld
Telefon (07269) 91410
www.burg-ravensburg.de
Der Wein ist unter anderem im
Famila Weinkontor in Pforzheim
erhältlich.
1. Welcher Menschenaffe lebt in freier
Natur nur auf den Inseln Borneo und
Sumatra?
a) Gorilla
b) Pavian
c) Orang-Utan
2. Was ist ein Backup?
a) Eine Sicherungskopie von Computerdateien
b) Der Auszubildende einer Bäckerei
c) Ein kanadischer Holzfäller
3. Welche dieser Opern stammt nicht
von Mozart?
a) Die Hochzeit des Figaro
b) Cosi fan tutte
c) Aida
4. Welchem Formel-1-Fahrer wurden
1997 alle Punkte aberkannt?
a) Damon Hill
b) Michael Schumacher
c) Jacques Villeneuve
5. Zu welchem Land gehört die Insel
Tasmanien?
a) Indonesien
b) Neuseeland
c) Australien
6. Erinnern Sie sich noch an Schaf
„Dolly“? Warum war es so berühmt?
a) Die Wolle war besonders wertvoll
b) Es verbreitete Schafswahnsinn
c) Es war geklont
7. Wie heißt das mathematische System, das die Grundlage aller Computer-Rechenoperationen ist?
a) Binärcode
b) Oktaeder
c) Binomie
8. Was passiert beim Dekantieren?
a) Ein Pfarrer wird geweiht
b) Rotwein wird umgefüllt
c) Kants Werk wird interpretiert
Viel Spaß und viel Erfolg wünscht
Ihre Pforzheimer Zeitung.
„Die globale Zukunft ist’s. Das Fundament:
Vergangenheit und Gegenwart.“
Wir in der Region: Bernhard Jablonski, Industriedesigner, Künstler, ehemaliger FH-Rektor
CD-KRITIK
– ANZ
EIGE –
Radiohead
„In Rainbows“
Es war eines der wichtigsten Vorkommnisse
des Popjahrs 2008:
Thom Yorke und seine
Band hatten offenbar
überhaupt keine Lust
mehr, an den klassischen Mechanismen
der Musikindustrie teilzuhaben und gingen einen radikalen
Weg: Ihr neues Studioalbum „In
Rainbows“ war zunächst ausschließlich als Download über die bandeigene Seite erhältlich. Es wurde angeblich etwa eineinhalb Millionen mal
heruntergeladen – den Preis konnten die Käufer selbst bestimmen, durschnittlich sollen’s drei britische
Pfund gewesen sein. Nach einem luxuriösem Vinyl-Set erscheint erst
jetzt die CD-Auswertung.
Künstler, die es sich leisten können, werden in Zukunft vermehrt ohne kommerzielle Zwänge agieren.
Für den Kauf einer Platte finden sich
immer weniger Argumente, umge-
Die Lösungen der Vorwoche: 1. c; 2.a;
3.a; 4. b; 5.b; 6. a; 7. c; 8.a.
Den Radiowürfel hat Lisa-Marie Köhler aus Straubenhardt gewonnen.
Den Preis senden wir Ihnen zu.
kehrt gilt natürlich: Die
Kunst als ein frei verfügbares Angebot ins
Internet zu stellen, ist
eine reizvolle Idee.
Yorke und seine Mannen setzen auf ein Konstrukt, das sich traditionalistischer
PopVersatzstücke bedient, die – wie etwa
in „Jiggsaw Falling Into Places“ oder
„Reckoner“ – wie eine 2.0-Variante
der Songs von „The Bends“ klingen
und durch Effekte, Verdunkelung
und Strukturverschiebung verfremdet werden. Am überzeugendsten:
„Weird Fishes / Arpeggi“, inhaltlich
sehr assoziativer Postrock mit hübschem Kirchenchor-Crescendo in
der Stimme. Außerdem der Schlusstrack „Videotape“, in dem es nicht
viel mehr braucht als Klavier, Stimme und ein pointiert eingesetztes
Schlagzeug, um aus einem sakralen
Popsong ein unter die Haut gehendes
Düsterstück zu machen.
tsch
DVD-KRITIK
Eminem: „Live From
New York City“
David Mitchell
„Der dreizehnte Monat“
Dass David Mitchell
lierungen anderer JuWeltliteratur schreibt,
gendlicher zu entgehat ihm bereits die
hen – und auch, um die
„Neue Zürcher Zeiständigen Streitereien
tung“ bescheinigt. Sein
seiner Eltern nicht mitjüngster Roman „Der
erleben zu müssen.
dreizehnte
Monat“
Wir schreiben das Jahr
fängt auf unvergleichli1982, der Falklandkrieg
che Weise nicht nur die
tobt und in Jason bro„Der dreizehnte
widersprüchlichen Gedelt es. Mit seinen AuMonat“
fühle seines kleinen
gen erschließt sich dem
494 Seiten
Helden ein, sondern die
Leser die wunderbarPreis: 19,90 Euro
Stimmungen britischer
magische, oft bedrohliRowohlt Verlag
Alltagsmenschen in der
che, manchmal auch
ISBN-13:
Thatcher-Ära
gleich
sehr komische Welt ei978-3-4980-4504-3
mit.
nes Jungen an der
Die Hauptfigur des
Schwelle zur Pubertät.
Buches, Jason Tayler, ist dreizehn
Wenn Mitchell schon im Bestseller
Jahre alt und alles andere als ein „Wolkenatlas“ sein großes erzähleriHeld. Am liebsten wäre er unsicht- sches Talent präsentiert hat, dann
bar, um den Pöbeleien und Drangsa- übertrifft er sich hier noch.
Es war sein letztes Konzert. Mit dem Auftritt
2005
im
Madison
Square Garden verabschiedete sich Eminem
von der Bühne. Es war
ein würdiger Abgang
mit den besten Songs
seiner Karriere, einer
gelungenen Lichtshow
und namhafter Unterstützung von
D12, Obie Trice und Stat Quo.
Bevor Eminem die Bühne betritt,
macht er das Publikum mit einem
schnellen Intro heiß auf seine Präsenz. Kinderfotos, Magazincover
und Videoclipausschnitte ergeben
einen blitzartigen Rückblick auf Eminems vergangene Jahre.
Das Publikum kreischt. Mit viel
„Yo’s“ und „Put ya hands up in da air“
heizt Eminem seine Fans an. Die haben sichtlich Spaß, kennen jede Textzeile und zücken fleißig die Fotohandys. Die Stimmung im Madison
Square Garden springt dank der
Eins-A-Bild- und Tonumsetzung sofort auf
den Zuschauer über.
Eminem rappt sich
durch „Mosh“, „Puke“
und „Like Toy Soldiers“.
Nach einer Pause geht
es weiter mit „Stan“, zu
dem zahlreich die Feuerzeuge gezückt werden. Es folgt
„The Way I Am“, und den Leuten gefällt, wie Eminem drauf ist an diesem
Abend in New York, nämlich in Bestform.
Er verschwindet wieder hinter der
Bühne, greift zu einer Knarre und
hält sie sich an den Kopf. Doch statt
Patronen kommt nur ein Fähnchen
aus der Pistole geschossen. Das Publikum ist außer sich, nicht nur aus
Erleichterung, dass Eminem noch
unter den Lebenden weilt, sondern
weil er erneut die Bühne entert. Mit
„Lose Yourself“ endet eine spektakuläre Abschiedsshow.
tsch

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